Zum Inhalt der Seite

Ein Austausch mit Folgen

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Auftritt der Finalisten

Das Mittagessen war erstaunlich gesittet abgelaufen. Kaiba und Joey hatten sich zurückgehalten während Yugi und Mahad mich jeweils zu beruhigen versuchten. Nun war es also so weit: Das Finale stand an. Ich hatte Obelisk in Aktion gesehen und war mir sicher in der Endrunde zu stehen, doch meine etwaigen Gegner bereiteten mir Sorgen. Dass ich mich eventuell mit Joey duellieren musste schob ich einmal beiseite. Gemeinsam bestiegen wir alle den Hubschrauber der uns zum Austragungsort bringen sollte. Ich war ehrlich gesagt froh, dass uns unsere Freunde, alle bis auf Bakura, begleiteten. Die Erinnerungen an das letzte Battle City Turnier schmerzten Bakura wohl noch zu sehr, als dass er sich beteiligten wollte.
 

„Du bist ja ganz grün im Gesicht“, meinte Tea, die sich neben mich gesetzt hatte.
 

„Erinnerst du dich noch, Tea, als ich mich das erste Mal mit Kaiba duelliert habe?“, fragte ich und rieb mir mit dem Handrücken über meine Nase.
 

„Als wäre es erst gestern gewesen“, lächelte sie.
 

„Damals war der Weiße Drache etwas Furchterregendes. Er stellte die Spitze der Evolution dar. Als Kaiba ihn gerufen hat, da habe ich mir fast in die Hosen gemacht. Ich weiß nicht, ob mir das nicht lieber hätte sein sollen. Was ich heute mache, das ist den Traum anderer leben; ich stehe an der Spitze der Top-Duellanten, mit einem Monster in meinem Deck, das die Erde erzittern lässt. Der Ring an meiner Brust beherbergt einen Geist, der mir Selbstvertrauen geschenkt hat. An meiner Seite stehen Freunde wie ich sie noch nie hatte. Warum bin ich denn dann nervös?“
 

Ich konnte erkennen wie Tea schmunzelte, bevor sie mir mit der Hand die Haare zerstrubbelte.
 

„Was ist nur aus dem schüchternen, zurückhaltenden David geworden?“, gluckste sie.
 

„Wie meinst du das?“
 

„Du hast Recht: Als wir dich kennenlernten, da warst du einfach ein liebenswerter, aber etwas zurückhaltender Junge. Heute, da haben wir es mit einem echten Freund zu tun. Keiner von uns wird vergessen, was du für Joey getan hast. Du bist Yugis bester Freund und hast sogar Seto Kaiba ein wenig handzahm gemacht. Du duellierst dich heute ja nicht nur mit Fremden, sondern auch mit deinen Freunden. Egal wie das ausgeht, wir werden hinter dir stehen.“
 

Ich musste unweigerlich lächeln. Tea war immer so etwas wie die gute Seele der Truppe gewesen. Sie schimpfte zwar, aber am Ende hatte sie die richtigen Worte parat. Kein Wunder, dass Yugi (ich glaubte noch immer daran) für sie schwärmte.
 

„Dabei hat alles mit Joeys großer Klappe angefangen“, grinste ich.
 

„Wenn ich eines gelernt habe, dann, dass es so etwas wie Schicksal gibt. Es war kein Zufall, dass wir uns kennengelernt haben. Wir haben dich gebraucht und du uns. Yugi freut sich schon darauf an deiner Seite kämpfen zu dürfen. Das hat er mir selbst erzählt. Ich glaube sogar Kaiba würde dich im Team wissen wollen. So habe ich ihn noch nie erlebt.“
 

„Wie meinst du das?“, fragte ich und legte den Kopf ein wenig schräg.
 

„Diese Euphorie, das Zucken seiner Finger, während er so unbeteiligt aus dem Fenster schaut. Die Geschichte scheint sich einfach zu wiederholen, aber mit einer Komponente, die alles verändert: Dir.“
 

„Und wenn ich es versaue?“ Ich klang dabei bedrückt.
 

„Wirst du nicht. Du bist so weit gekommen, David. Ich habe gesehen was du mit Weevil angestellt hast, du hast sogar Pegasus besiegt. Das ist bisher nur Yugi gelungen; hör endlich auf dir so viele Gedanken zu machen. Ich kann es zwar nicht so ganz nachvollziehen, aber, Yugi und Joey geht es beim Duellieren vorwiegend um den Spaß. Ist das bei dir nicht so?“
 

Ich dachte nach. Das hier war kein stupides Kartenspiel mehr: Es ging um so viel mehr. Ich musste kämpfen und durfte mir keine Fehler erlauben. Machte aber nicht erst das den Reiz von Duel Monsters aus? Mich als risikofreudigen Spieler zu bezeichnen wäre falsch gewesen, aber als jemand der die Herausforderung scheute konnte ich mich auch nicht mehr ansehen. Mir beugte sich eine der mächtigsten Karten in Duel Monsters, ich hatte bisher fast nie verloren und war umgeben von Freunden und Vertrauten. Was also sollte wirklich schiefgehen?
 

„So gefällst du mir schon mehr.“ Tea schenkte mir ein strahlendes Lächeln.
 

„Weißt du Tea, wäre ich nicht mit Joey zusammen…“, grinste ich und entlockte meiner Freundin eine dezente Röte im Gesicht.
 

„Lass ihn das bloß nicht hören oder er dreht durch“, schmunzelte sie.
 

„Tea?“, fragte ich so leise, dass es fast im Geräusch der Hubschrauberrotoren unterging.
 

„Hm?“
 

„Bleiben du, Tristan und Duke in unserer Nähe?“
 

„Natürlich.“ Sie nahm meine Hand und drückte sie fest. „Wir sind schließlich Freunde.“
 

„Danke“, nickte ich und starrte aus dem Fenster.
 

Der Helikopter setzte uns in einem riesigen Stadion ab. Das Gebäude erinnerte stark an die Arena aus Kaibas Trainingsraum. Der CEO stellte sich neben mich und verschränkte die Arme vor der Brust. Seine Finger trippelten unruhig auf den Oberarmen herum. Tea hatte Recht gehabt: Er war wirklich nervös. Neben mir erschienen Yugi und Joey.
 

„Worauf warten wir?“, wollte ich wissen.
 

„Auf die restlichen Finalisten“, klärte mich Kaiba auf.
 

„Und warum sind die noch nicht da?“
 

„Weil sie jetzt auftauchen.“
 

Wir wandten uns alle dem Nordeingang zu. Tatsächlich schälten sich Leute aus dem Schatten. Das waren Gestalten, die ich zum größten Teil nicht in meiner Nähe haben wollte. Ein Hüne mit blasser Haut, verschlagenem Gesicht, dazu einer albern wirkenden Mütze, die sein Haar ähnlich wirken ließ wie das eines Clowns und dunkler Kleidung fixierte sofort Yugi, der ein betretenes Gesicht machte.
 

„Ein Freund von dir?“, fragte ich und nahm Kaibas Haltung ein.
 

„Das ist Panik. Ich habe ihn damals im Königreich der Duellanten besiegt, nachdem er Mai unfair aus dem Turnier befördert hat. Eigentlich dürfte er gar nicht mehr herumlaufen: Der Pharao hat seinen bösen Geist zersplittert.“
 

„Das klingt ja bezaubernd“, hob ich die Mundwinkel an und stellte mich demonstrativ neben meinen besten Freund.
 

„Panik mache ich dieses Mal fertig, Yugi. An dem musst du dir nicht die Finger schmutzig machen“, meldete sich Joey zu Wort und tat es mir gleich. Der König der Spiele wurde jetzt von seinen besten Freunden flankiert, was ihm ein wenig Mut zu machen schien.
 

Der nächste Teilnehmer war ein Typ mit Maske, was bei mir sofort die Alarmglocken läuten ließ: Raritätenjäger! Er trug einen orange-roten Anzug, samt Zylinder und schwarzen Lackschuhen. Das weiße, aufgeknöpfte Hemd ragte unter dem Sakko hervor. Auch er fixierte Yugi sogleich.
 

„Und das ist?“, erkundigte ich mich.
 

„Arkana – den hat Marik benutzt, um sich mit mir gefahrlos zu duellieren“, erklärte Yugi.
 

Das Duo wurde durch einen dritten Mann komplettiert: Schmutzige, blonde Haare, die unter einem Bandana in den Farben der amerikanischen Flagge, hervorlugten, dazu Bartstoppeln und eine Sonnenbrille. Auch ohne Lederjacke, sandfarbene Cargo-Shorts und Armeestiefel hätte ich ihn erkannt: Das war Bandit Keith, einst ein begnadeter Duellant, bis Pegasus ihn vorgeführt hatte.
 

„Na sieh mal an – der Lackaffe, Yugi und Kaibas neuestes Spielzeug. Wie nett. Auf den Kleinen freue ich mich besonders.“
 

Keith grinste breit und bedachte mich mit einem geringschätzigen Blick. Panik indes lächelte boshaft. Einzig Arkana hielt sich zurück, die Hände in die Hosentaschen geschoben.
 

„Ich habe dich schon einmal fertig gemacht, Keith, also nimm den Mund nicht zu voll“, brauste Joey auf und ballte die Hände zu Fäusten.
 

„An dir bin ich nicht interessiert, Lackaffe. Nur der Kleine von Kaiba…“
 

„Ich habe Erstens einen Namen und Zweitens denke ich nicht, dass du eine Herausforderung darstellst, Keith, zumindest nicht, wenn du fair spielst. Nicht, dass es notwendig wäre – drittklassige Duellanten sind kein Hindernis für die Weltspitze.“ Ich musste mir ein Grinsen verkneifen, denn Keiths Grinsen wurde zu einer wütenden Fratze.
 

„Nimm den Mund mal nicht zu voll, Hosenscheißer. Was du über Duel Monsters glaubst zu wissen, das habe ich schon längst wieder vergessen.“
 

„Mir schlottern die Knie“, spottete ich.
 

„Du kleiner mieser…“, begann er loszuschimpfen, wurde aber unter Kaibas strengem Blick äußerst kleinlaut.
 

„Reg dich ab, Keith – das Großmaul übernehme ich.“ Panik hatte eine dunkle, rauchige Stimme. Er war deutlich größer und breiter als ich und sein Gesichtsausdruck zeugte von Sadismus und Grausamkeit. „Angst im Dunkeln, Kleiner?“
 

„Schade, dass die Partnerduelle erst fürs Finale gedacht sind. Euch zwei hätte ich alleine fertig gemacht.“
 

Joey lachte schallend und Yugi zog mich vorsichtig am Arm, während ich mich verbal mit unseren neuen Freunden duellierte.
 

„So kleine Kinder fertigzumachen war mir immer eine besondere Freude. Sie schreien so schön, wenn der Schatten sie verschlingt“, konterte Panik höhnisch.
 

„Wünsch dir die Dunkelheit nicht herbei.“ Ich zog die Augenbrauen zusammen und schaute auf den Milleniumsring an meiner Brust. Panik schreckte tatsächlich zurück.
 

„Woher hast du so ein Ding?“
 

„Das finden wir im Finale heraus. Dich zu zerlegen wird mir besonders viel Freude bereiten, Panik. Solche Menschen wie du, die sich im Elend anderer suhlen, die widern mich an. Hoffentlich sind wir das erste Pairing. Mal sehen was ich so mit dir anstellen kann.“ Ich hob die Mundwinkel amüsiert an, als der Riese vor mir nach hinten stolperte. „Schlechte Erfahrungen gemacht, was?“
 

Unser verbaler Schlagabtausch wurde von einer jungen Frau unterbrochen: Lange, blonde Haare, roter Lippenstift und ein dazu passendes, modisches Outfit.
 

„Mai!“, rief Joey glücklich und winkte fröhlich.
 

„Das war ja klar, dass du es auch ins Finale geschafft hast.“
 

Das musste Mai Valentine sein. Meine Freunde hatten mir viel von ihr erzählt. Sie sei zwar anstrengend, aber habe das Herz am rechten Fleck. Außerdem hat sie Joey im Königreich der Duellanten die Zugangskarte geschenkt, nachdem Keith seine geklaut hatte.
 

„Hey, Mai!“ Tea lief auf sie zu und fiel ihr sogleich um den Hals.
 

„Auch schön dich zu sehen, Tea“, lächelte die Blondine und tätschelte ihr den Rücken.
 

Ich sah zu Joey, der Mai förmlich anglühte. Mein Blick wanderte zu der Frau. Sie war hübsch, das eindeutig, aber kein Fall für mich: Zu wenig natürlich, geschminkt und aufgetakelt. Meine Finger krallten sich in meine Pulliärmel, als auch Joey ihr um den Hals fiel. Das wirkte so vertraut, fast schon ein wenig verliebt, zumindest von Seiten meines Freundes. Was war das für ein komisches Gefühl in meiner Magengegend? Eifersucht? Bevor ich etwas sagen konnte, lösten sie sich auch schon voneinander und zwei weitere Finalisten betraten die Arena.
 

Einer von ihnen war klein, mit einer roten Mütze, braunen Haaren und ich konnte ihn sofort als Weevils Anhängsel identifizieren: Rex Raptor, der Dino-Duellant. Seine Begleitung stellte sich als ein Junge mit türkisen Haaren heraus, der entgegen seines Partners einen freundlichen Eindruck machte. Er winkte Joey fröhlich zu und dieser erwiderte die Geste. Yugi flüsterte mir ins Ohr, dass es sich dabei um Espa Roba handelte, einen Bekannten. Rex wurde einfach übergangen.
 

Meine Laune sank erst wirklich, als die letzten zwei Duellanten die Arena betraten. Einer von ihnen war offenkundig ein Raritätenjäger: Eine schwarze Kutte verdeckte seine Körpermaße, die Kapuze war tief ins Gesicht gezogen und man konnte einzig eine rot-schwarze Maske mehr schlecht als recht erkennen. Auf seine Kapuze war ein Drache mit fünf Köpfen eingestickt. Er schritt erhaben, gemächlich, fast schon ein wenig edel neben seinem Partner her.

Der war ein Mann Mitte der 40er: Rabenschwarzes Haar, gepflegter Schnauzbart, Seitenscheitel und in einen schwarzen Anzug samt Krawatte und weißem Hemd gekleidet. Er wirkte auch nicht als wäre mit ihm gut Kirschen essen. Dieser stechende Blick aus den rehbraunen Augen fixierte zuerst Kaiba, dann mich.
 

„Das muss der Raritätenjägerheini sein! Kaiba, disqualifiziere ihn!“, rief Joey und deutete auf den vermummten Fremden.
 

„Wheeler, du solltest vorsichtig sein, mir Befehle zu erteilen, sonst wirst gleich du disqualifiziert. Ohne Yugi und David hättest du es nicht einmal ins Finale geschafft, also halte die Klappe“, entgegnete Kaiba leise.
 

Stumm bildete das fremde Duo in gehörigem Abstand zu uns die letzte Gruppe. Ich schaute abwartend zu Kaiba, der mir zunickte. Damit waren wir wohl vollzählig. Zu meiner großen Überraschung reckten alle ihre Köpfe in die Höhe: Quasi aus dem Nichts schälte sich ein Zeppelin.
 

„Was?“, fragte ich ungläubig.
 

„Mir hat der Luftschiffkampf das letzte Mal sehr gut gefallen“, sagte Kaiba.
 

„Und die Arena hier?“
 

„Ein kleines Spektakel, mehr nicht. Vielleicht für das nächste Turnier.“
 

Der Zeppelin landete und Roland, begleitet von einer ganzen Heerschar an Anzugträgern, kamen heraus. Kaibas rechte Hand trug wie immer eine Sonnenbrille. Er räusperte sich lautstark.
 

„Damit wir sichergehen können, dass Sie sich alle ordnungsgemäß zum Finale des Battle City Turnier Finales qualifiziert haben, bitte ich Sie nun Ihre Lokalisierungskarten in die Höhe zu halten!“
 

Ich griff in meine Hosentasche und hielt die Karten in die Höhe, wie auch der Rest von uns. Roland kontrollierte die Anzahl bei jedem von uns bis er schlussendlich zufrieden nickte.
 

„Ich gratuliere Ihnen allen damit recht herzlich. Die Finalpairings werden auf dem Luftschiff bekannt gegeben. Für Ihr leibliches Wohl ist gesorgt. Wenn ich Sie dann bitten dürfte…“ Roland deutete einladend auf den Zeppelin.
 

„Moment Mal“, mischte sich Keith ein. „Und was macht die Zirkustruppe da?“ Er deutete auf Duke, Tea und Tristan.
 

„Die Zirkustruppe, wie du sie nennst, sind unsere Freunde“, schnaubte ich.
 

„Und darum dürfen sie mit? Ich verlange…“
 

„Was du verlangst, ist unerheblich. Die einzigen beiden Personen die bestimmen dürfen sind Kaiba und ich. Wenn dir etwas nicht passt gehst du nach Hause, haben wir uns verstanden?“
 

Ich warf dem CEO einen Seitenblick zu, dessen Mundwinkel nach oben wanderten. Ich hatte meine Befugnis und wohl auch meine Grenzen nicht überschritten. Das, oder… Den Gedanken wollte ich gar nicht zu Ende führen.
 

„Was bildest du dir ein?“ Keith ballte die rechte Hand zur Faust.
 

„Die Frage stellt sich mir auch gerade. Halt den Mund, Keith, das ist das Beste für alle.“
 

Damit wandte ich mich ab und folgte Kaiba, gemeinsam mit meinen Freunden. Irgendwie war es ein verdammt gutes Gefühl, zur Abwechslung einmal die Zügel in der Hand zu halten. Vielleicht hatte es doch einen Vorteil an Kaibas Firma beteiligt zu sein? Nicht, dass ich in seinem Schatten stehen wollte, aber ich war ähnlich unantastbar wie er und Yugi. Das gute Gefühl verschwand schlagartig, als sich der Raritätenjäger in mein Sichtfeld drängte. Das war also die große Herausforderung, die Yugi und ich bestreiten mussten. Der Kloß in meinem Hals, der sich gebildet hatte, wollte auch nach mehrmaligem Schlucken nicht verschwinden. Jetzt gab es kein Zurück mehr!



Fanfic-Anzeigeoptionen
Blättern mit der linken / rechten Pfeiltaste möglich
Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück