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Streit vor dem Finale

Kaum, dass ich aus dem Hubschrauber gesprungen war, hatte ich auch schon Mokuba am Hals, der mich gar nicht mehr loslassen wollte. Ich lächelte und legte dem kleinen Frechdachs die Arme um den Rücken.
 

„Das war sooooo cool. Wie du Weevil vorgeführt hast. Wahnsinn!“, plapperte er in einer Tour, während ich mit dem Kaiba-Bündel in den Armen in die Villa hineinging. Dort wurde ich auch schon von meinen Freunden, bestehend aus Yugi, Joey und Tristan erwartet. Zweiterem verpasste ich einen Kuss und ließ mich dann aufs Sofa fallen, nachdem ich Mokuba abgeladen hatte.
 

„Wie geht es dir?“, erkundigte ich mich besorgt.
 

„Ach, ich bin nicht kleinzukriegen. Wir sind im Finale, ist dir das klar?!“ Joeys Euphorie stand ihm ins Gesicht geschrieben.
 

„Ist mir durchaus bewusst“, schmunzelte ich und sah zu Yugi. „Du hast also auch noch ein Duell gepackt?“
 

„Natürlich“, nickte er mir lächelnd zu.
 

„Toll, ihr hattet alle Spaß, während ich Joey die Hand halten durfte“, maulte Tristan grinsend und wurde gleich verbal von seinem besten Freund angegangen, was ich aber ausblendete. Wenn Joey sich mit ihm fetzen konnte, war er wirklich nicht sonderlich angeschlagen.
 

„Yugi – tut mir leid, mir wäre irgendwie wohler gewesen, wenn ich es Weevil irgendwie heimzahlen hätte können, dafür, dass er dir die Exodia-Karten deines Großvaters genommen hat.“ Ich wollte noch etwas anfügen, als Mokuba mir meinen Milchshake vor die Nase hielt. Der Geschmack war himmlisch. Ich bedankte mich, wurde vom kleinen Kaiba mit einer weiteren Umarmung belohnt, bevor er sich wieder aus dem Staub machte.
 

„Wofür denn?“, lächelte Yugi und sah zu Tür, aus der sein Großvater trat.
 

„Es war mutiger, ihn gehen zu lassen, als ihn seiner gerechten Strafe zuzuführen. Vielleicht beginnt Weevil Underwood ja jetzt sein Leben zu überdenken? Wer immer mit dem Kopf durch die Wand will, der kann nicht erwarten, dass andere sich ändern.“
 

Der alte Mann ließ sich neben mir auf dem Sofa nieder und murrte leise etwas von „alter Knochen“.
 

„Aber Herr Muto“, protestierte ich. „Dieser kleine Mistkerl hat betrogen, sie mehr oder weniger bestohlen…“
 

„Ich gräme ihm aber deswegen nicht mehr, oder wie sagt ihr jungen Leute heute? Ich bin nicht mehr sauer…“
 

Ich schüttelte den Kopf und nippte wieder an meinem Milchshake. Dann musste ich unweigerlich grinsen und schaute wieder zu dem alten Mann hinüber.
 

„Haben Sie wenigstens die Nummer der Verkäuferin ergattern können?“
 

„David!“, rief Yugi entsetzt und lief knallrot im Gesicht an.
 

„Oh, na das…“, grinste Herr Muto zurück und griff in seine Hosentasche. Das war mir Antwort genug.
 

Bevor ich noch etwas erwidern konnte, hatte mich Joey am Arm gepackt und zog mich hinter sich her. „Hey, mein Milchshake“ maulte ich noch, aber es war zwecklos. Amüsiert schauten mir Tristan, Yugi und Herr Muto hinterher.
 

Kaum, dass wir in meinem Zimmer waren, sperrte mein Freund die Tür hinter uns ab und zog mich fest in seine Arme. Ich blinzelte perplex, erwiderte dann aber die Umarmung. Ehe ich es mich versah, hatte mir Joey auch schon die Lippen mit einem Kuss versiegelt. Einen Moment lang stockte ich, dann ließ ich mich fallen und lächelte dabei selig. Bei meinem letzten Kuss hatte ich schon geglaubt, es würde mein letzter sein. Das hier war eine Belohnung, noch befriedigender als Obelisk wieder in den Händen zu halten.
 

„Ich hatte so Schiss da draußen“, murmelte Joey leise, als er sich widerstrebend von mir löste.
 

„Nicht nur du“, hauchte ich zurück. „Das war mir fast eine Nummer zu groß. Du hast gut gespielt, weißt du das eigentlich?“
 

„Klappe“, murrte Joey halbernst und küsste mich erneut, wobei er mich aufs Bett bugsierte. Dort angekommen drehte er mich herum, zog mich in seine Arme und lehnte sich mit dem Rücken gegen das Bettgeländer. Ich erschauderte, als er mir mit den Lippen über den Nacken strich, zum Ohr hin. Sanft knabberte er an meinem Ohrläppchen.
 

„Joey, das…“, begann ich, wurde aber sogleich unterbrochen, als er mir einen Finger auf die Lippen legte.
 

„Keine Angst, ich will gerade nicht mit dir schlafen, falls du das meinst. Es geht nur darum, deine Nähe zu spüren. Das geht niemanden etwas an, außer dich und mich. Ich schäme mich nicht für dich, im Gegenteil, ich bin stolz auf dich, stolz darauf, dein Freund sein zu dürfen, und auch, dass wir gemeinsam gekämpft haben. Die anderen sollen uns aber nicht stören. Außerdem schäme ich mich, wenn mir jemand dabei zusieht, wie ich eventuell flenne.“
 

Ich seufzte innerlich, nickte dann aber. Joey hatte noch immer das Gefühl, dass er mich beschützen musste, oder so ähnlich, dabei war das eigentlich mein Part. Ich lehnte mich einfach gegen ihn und schloss die Augen, wobei ich ihm über die Oberarme strich.
 

„Hast du Angst?“, fragte er mich nach einer Weile, in der ich es einfach genossen hatte, ihn bei mir zu haben.
 

„Ja“, antwortete ich ohne zu zögern.
 

„Das musst du nicht“, hauchte er mir entgegen und ich konnte dabei heraushören, wie er lächelte. Einer seiner Arme löste sich aus meiner Streichelbehandlung und wanderte nach oben, um mir durchs Haar zu wandern. „Du bist mutig, stark und selbstsicher. Ich habe keine Sekunde daran gezweifelt, dass wir gewinnen würden.“
 

„Du bist ein schlechter Lügner“, schmunzelte ich und schmiegte mich an seine Halsbeuge. „Du hast genauso geglaubt zu verlieren, als Umbra Obelisk aufs Feld gerufen hat.“
 

„Nein“, erwiderte Joey fest. „Nicht eine Sekunde.“
 

„Warum?“, fragte ich und öffnete die Augen.
 

„Weil ich denke, dass es an der Zeit ist, dir etwas zu gestehen.“ Joeys rehbraune Augen sahen auf mich herab und ich konnte ein gewisses Maß an Schuld darin erkennen.
 

„Was?“
 

„Du erinnerst dich doch nach daran, dass ich wusste, was meine Mutter alles über mich erzählt und gedacht hat? Genauso wie über dich?“
 

„Ja?“, fragte ich vorsichtig nach.
 

„Das liegt daran, dass ich auch ein Schmuckstück habe“, begann er langsam. „Yugi hat sie mir gegeben…“
 

Ich zuckte mit dem rechten Auge ein wenig, bevor ich mich aus Joeys Umarmung befreite und mich ihm gegenüber hinsetzte.
 

„Du hast was?“, fuhr ich ihn an.
 

„Ich habe auch einen Milleniumsgegenstand“, murmelte mein Freund und wurde unter meinem wütenden Blick immer kleiner.
 

„Das war ein Umstand, den du nicht für wichtig genug erachtet hast, um ihn mir mitzuteilen?“, schnaubte ich aufgebracht.
 

„Schon, aber… mir hat es doch auch nicht gefallen dich zu belügen. Wobei ich dich ja nicht einmal belogen habe. Außerdem war es Yugi, der…“
 

„Lenk jetzt ja nicht dein eigenes Unvermögen, mir die Wahrheit zu sagen, auf Yugi. Warum hast du es mir nicht gesagt?“ Meine Stimme bebte. Ich wusste nicht einmal, warum ich so sauer auf Joey war. Fühlte ich mich hintergangen? Verraten?
 

„Ich wollte halt auch etwas haben, weil ich Schiss davor hatte, dass du böse wirst wie Bakura“, murmelte Joey kleinklaut und knickte vollends ein.
 

„Bitte?“ Mir entglitten die Gesichtszüge, als der Blondschopf mir das ins Gesicht sagte. „Du glaubst also noch immer, ich wäre böse, oder würde böse werden?“
 

„Nein, ich…“, stammelte Joey vor sich hin. „Versteh mich doch! Wir alle haben so viel mit Bakura mitgemacht. Dazu ist die Situation so ähnlich der, wie damals. Außerdem wollte ich dich nicht verlieren.“
 

„Du vertraust mir nicht“, stellte ich fest. „Du glaubst, ich kann den Ring nicht bändigen.“ Mahad wollte sich gerade mental melden, aber das unterdrückte ich gekonnt. Ich war in Rage. Mein Freund glaubte nicht an mich, vertraute mir nicht.
 

„Doch, natürlich!“, rief Joey bestürzt. „Ich habe mich nur schlecht gefühlt, weil alles an Yugi hängen blieb.“
 

„Was blieb an Yugi hängen?“, fauchte ich.
 

„Wenn du durchgedreht wärst, hätte er dich besänftigen müssen.“
 

„Wenn ich durchgedreht hätte? Sag mal Joey, hörst du dir selbst zu?“ Meine Finger krümmten sich nach innen und ich rutschte ein wenig von ihm weg. Das tat verdammt weh.
 

„Was hätte ich denn machen sollen?“, schrie er mich verzweifelt an. „Wenn du auch böse geworden wärst, das hätte ich nicht ertragen. Du kannst die gleichen Sachen wie Bakura – der Ring kann dich leiten, du kannst Duel Monsters in die Realität holen…“
 

„Und? Ich esse genauso wie Bakura es muss, oder schlafe, oder keine Ahnung was. Das hat dir als Grund gereicht, eine Art Rückversicherung zu brauchen, um mich zu gängeln, oder was?“
 

„Jetzt hör mir doch bitte einmal zu“, flehte Joey.
 

„Was kommt denn noch alles? Willst du mir eventuell noch was unterstellen? Dass ich mit Kaiba was hatte, oder mit Yugi?“
 

„Mach dich doch nicht lächerlich.“ Joeys Augen verengten sich und auch er wurde langsam wütend.
 

„Ich mich lächerlich machen? Wer von uns hat dem anderen unterstellt, er wäre ein geisteskranker Wahnsinniger, der alsbald rumläuft und Leute mittels Duel Monsterskarten vermöbelt?“
 

„Das habe ich doch gar nicht gesagt!“ Mein Freund sprang auf und ging händeringend im Zimmer umher. „Du weißt nicht, wie das war, im Reich der Schatten zu sein. Als Bakura unsere Seelen in Duel Monsters Karten gesperrt hat, oder, als er sich mit Yugi duellierte. Wie Marik mit Mai umgegangen ist – außerdem, warum bist du eigentlich nur auf mich sauer, und nicht auf Yugi?“
 

Meine Augen wurden allmählich zu Schlitzen und ich ballte die Hände zu Fäusten.
 

„Weil ich mir von meinem Freund“, wobei ich das Wort Freund extra betonte, „etwas anderes erwarte als von meinem besten Freund. Du hast eine ganz andere Seite von mir gesehen, als Yugi. Bei dir war ich verletzlicher, schwächer.“
 

„Ich doch bei dir auch!“ Joey warf die Hände hilflos in die Höhe.
 

„Habe ich deswegen angefangen dir zu misstrauen? Weißt du eigentlich wie verdammt weh das gerade tut?“ Ich starrte auf den Ring an meiner Brust. „War es das, warum du später bei mir schlafen konntest, ohne dass du dich dauernd am Ring gestört hast? Die Kette? Was kann das Ding überhaupt?“
 

„In die Zukunft sehen, wie auch in die Vergangenheit“, murmelte Joey kleinlaut.
 

„Du hast sie auch benutzt, oder?“
 

„Ja“, gestand er ein.
 

Mir kamen dutzend Möglichkeiten in den Sinn. Joey hätte mein ganzes Leben sehen können, Dinge die mir peinlich waren, sogar private, intime Dinge.
 

„Hast du völlig den Verstand verloren?“, tobte ich. „Bist du noch ganz dicht?“
 

„Das war nur ganz selten und…“, begann Joey, wurde aber sogleich von mir unterbrochen.
 

„Du hast mein ganzes Leben sehen können? Alles von mir. Ohne mich zu fragen. Das ist ja fast noch schlimmer, als hättest du mit jemand anderem geschlafen.“
 

„Das kann ich mir wohl kaum auf die Kappe schreiben, eher du.“
 

Ich brauchte einen Moment um zu begreifen, was er damit meinte. Meine Emotionen schwappten über. Anstatt laut zu werden und zu toben, senkten sich nur meine Augenbrauen nach unten und ich sprach, mit erstaunlich leiser Stimme: „Dafür, dass ich meinen Kopf hingehalten habe, wirfst du es mir vor?“
 

Joeys Augen weiteten sich. Er hatte wohl kapiert, was er mir gerade unterstellt hatte.
 

„Das ist dein Ernst, oder?“, fuhr ich fort und stand auf. „Bist du eifersüchtig, weil du nicht mein Erster warst?“ Ich verschränkte die Arme vor der Brust. „Halt jetzt ja die Klappe, Joey. Zur Abwechslung bin mal ich dran.“
 

Mein Freund zuckte zusammen wie ein getretener Hund.
 

„Ich war es, der bei Kaiba zu Kreuze kriechen durfte, dass er dir hilft. Meine Wenigkeit hat sich verkauft an den Menschen, den du so abgrundtief hasst. Ich habe dich nie bedrängt, ich wollte nie wissen, wer dein Erster war, und es interessiert mich auch heute nicht. Deine Probleme mit deinem Vater habe ich aus dem Weg geräumt, mit Kaibas Hilfe. Ich habe dieses lächerliche Spielchen mit „Ich darf mich nicht outen“ mitgespielt. Ich bin in die VR gegangen und habe dich da herausgeholt. Ich war sogar so krank im Kopf, und habe mit einer fremden Psychopathin geschlafen, damit sie dein Geheimnis nicht verrät. Du willst mir ernsthaft vorwerfen, dass ich mit Mei geschlafen habe? Wirklich?“
 

Meine Stimme zitterte.
 

„Du bist eifersüchtig, stimmts? Rasend eifersüchtig. Ich wette, du glaubst wahrscheinlich sogar, ich würde mit Kaiba ins Bett steigen, oder?“
 

„Das, nein…“ Joey warf seinen Kopf hin und her und vermied es, mir in die Augen zu sehen.
 

„Hat dich deine Kette nicht davor gewarnt, dass ich auszucken würde? Was hat sie dir noch gezeigt? Was ich denke? Was ich fühle? Vielleicht lache ich mir ja Yugi an…“ Ich tippte mir gespielt nachdenklich ans Kinn. „Nein, Kaiba ist die bessere Wahl. Der hat mehr Kohle.“
 

„Hör auf!“, schrie Joey und hielt sich die Hände an die Ohren. „Ich will das nicht mehr hören!“
 

„Sicher? Vielleicht…“ Ich schluckte den Rest hinunter und schüttelte den Kopf. Das wäre unfair gewesen. Stattdessen ging ich zur Tür, entsperrte sie, riss sie auf und marschierte aus dem Zimmer. Mahads Versuche, mich zu bremsen, ignorierte ich gekonnt. Ich war nicht einmal wirklich sauer auf Joey, sondern einfach nur enttäuscht. Er glaubte, ich sei ein Monster, oder würde es werden. Ich hatte mich ihm anvertraut, ihm meine verletzlichste Seite gezeigt, und das war der Dank dafür. Er brauchte mir fürs Erste nicht unter die Augen zu treten. Kurz überlegte ich noch, ob ich Yugi zusammenfalten sollte, aber, irgendetwas hinderte mich daran. Ich war zwar auch von meinem besten Freund enttäuscht, aber so wie ich ihn einschätzte, hatte er sich nur um Joey gesorgt. Yugi und der Pharao glaubten daran, dass Mahad und ich in der Lage waren, das Böse im Ring in Schach zu halten.



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