Überall loderte das Feuer. Überall lag Rauch in der Luft, das Knistern des Brandes war immer noch zu verspüren und doch war es zu diesem Zeitpunkt bereits zu spät.
„Sag mal…“, murmelte er dann leise. „Woher wusstest du, dass es besser ist, die Übergabe zu verlegen? Du konntest doch nicht wissen, dass der Schnüffler mich verfolgt.“
Akais Kopf dröhnte und seine Glieder schmerzten. Er hatte zudem Probleme beim Atmen. Seit langer Zeit fühlte sich sein Körper träge an. Und auch wenn er es nie laut aussprechen würde, er wollte zurück in sein Bett. Nur mit Mühe war er überhaupt aufgestanden.
Vermouth saß in ihrem schwarzen Wagen und beobachtete argwöhnisch das Haus der Familie Starling. Sie krallte sich mit der rechten Hand in das Lenkrad und betrachtete dabei das Foto des Agenten, welches an ihrem Rückspiegel hin.
Shuichi Akai arbeitete bereits seit etwas mehr als zwei Jahren für das FBI. Sein Einstieg verlief relativ unspektakulär. Es gab keinen Fall an den er gesetzt wurde und auch sein damaliger Partner musste ihn erst noch auf den Boden der Tatsachen zurückholen.
Was hatte sich der FBI Agent nur dabei gedacht? Er handelte doch sonst nicht so spontan. Doch auch für Shuichi war die Situation alles andere als normal gewesen. Er hatte seine kleine Schwester Masumi seit mehr als zehn Jahren nicht mehr gesehen.
Sie hatten wirklich großes Glück gehabt. Einen Kopfschuss überlebt nicht jeder, hörte Jodie auch Wochen später die Worte ihres Arztes. Es war schon lange her, seitdem Jodie an jenem Tag überfallen wurde.
Versteckt in der Dunkelheit beobachtete Vermouth in ihrem schwarzen Wagen argwöhnisch das Haus der Familie Starling. Während sie das Foto des Agenten, welches an ihrem Rückspiegel hing, betrachtete, krallte sie sich mit den Händen in das Lenkrad.
Hätte Jodie kein Problem und würde sie nicht zwingend Shuichis Hilfe brauchen, hätte sie ihn nicht angerufen. Glücklicherweise war er direkt ans Telefon gegangen und hatte ihr ruhig zugehört. „Wo bist du?“, wollte er von seiner Kollegin wissen.
Nimm es dir nicht so sehr zu Herzen. Du hast versucht einem Menschen zu helfen und wolltest es nicht schlimmer machen. Es war keine Absicht gewesen und das weiß er sicherlich auch schon. Jeder der dich kennt, weiß, dass du niemanden schaden willst.
Wach auf.
Wach auf.
Wach auf.
Die Stimme. Fern. Bekannt. Nah.
Wach endlich auf.
Wieder diese Stimme.
Wach doch bitte auf.
Er hörte sie.
Mach die Augen auf.
Seine Augenlider zuckten.
Shuichi.
Lauter.
Wenn es schief ging, dann richtig. Die letzten Tage waren eine Katastrophe gewesen. Und es traf nicht nur Jodie. Auch Camel, James und Shuichi hatten mit ihren Problemen zu kämpfen.
„Shuichi, ich liebe dich“, noch immer hallten diese vier Worte durch den Gehörgang des jungen FBI Agenten.
Immer und immer wiederholte es sich. Er lag nachts im Bett und hörte ihre Stimme. Er arbeitete und hörte ihre Stimme. Er langweilte sich und hörte ihre Stimme.
Jodies Hand zitterte beim Lesen des Blattes Papier. Ihr Gesicht war binnen weniger Sekunden kreidebleich geworden.
„Jodie?“
Die Agentin reagierte nicht.
„Jodie?“, fragte Akai erneut und griff anschließend nach dem Zettel in ihrer Hand.
Auch wenn er als Conan, eigentlich sogar als Shinichi, bei ihr war, wusste er, dass dieser Abschied möglicherweise für immer gewesen war. Shinichi würde so bald nicht wieder in Rans Leben auftauchen.
Welches Mädchen liebte keine Pferde oder Ponys? Selbst die härtesten Frauen zeigten als Kinder ihre weiche Seite. Auch Jodie liebte Pferde und freute sich immer, wenn ihr Vater sie zum Ponyhof mitnahm. Es gab sogar ein paar Bilder von ihr auf einem Pferd.
Feuer. Es loderte überall. Die Flammen schlugen höher und höher. Es roch nach Verbranntem. Fleisch. Plastik. Überall spürte sie die sengende Hitze. Es war kaum auszuhalten.
Sie lief und lief. Immer weiter. Die Treppen nach unten, links, den Flur entlang zur Tür.
Als sich Jodie und Shuichi an jenem Morgen zur Lagebesprechung mit James begaben, hatten sie nicht damit gerechnet, wie das Treffen enden würde. James aß gern in einem American Diner und lud seine Agenten auch häufig dorthin ein.
Immer in Eile. Immer unter Beobachtungen. Nur wenig Freiraum und trotzdem ist dies derzeit mein Leben. Ein Leben, mit dem ich schon seit einigen Jahren klarkommen muss.
Nun war es so weit, die Organisation würde zum letzten Schlag ausholen..einen Schlag, den das FBI nicht mehr vergessen würde...noch war es die Ruhe vor dem Sturm.