Alone I Break von purayoga ================================================================================ Kapitel 2: Towards Dead End --------------------------- Ich weiss wirklich nicht, was ich mir dabei denke. Vermutlich rein gar nichts, aber es fühlt sich gut an, weil mein Gegenüber den Kuss sofort erwidert. Nicht nur das, ich spüre eine Sekunde später seine Hand in meinem Nacken, wie sie mich näher an ihn zieht und den Kuss intensiviert. Oh wie ich darum bete, dass du anstelle seiner wärst. Aber als ich die Augen öffne, ist es nur Heath, der vor mir sitzt und ohne, dass ich etwas sagen oder tun muss, weiss er, dass wir zu weit gegangen sind. Er rappelt sich auf, zieht mich ebenfalls auf die Beine und ich staune nicht schlecht als er in weniger als einer halben Minute seine Zimmertür aufschliesst. Wir lassen uns aufs Bett fallen und kaum, dass wir liegen, fangen wir auch schon wieder an zu lachen. Ich weiss nicht, warum er es tut, aber ich für meinen Teil muss lachen, damit ich nicht in Tränen ausbreche. So sehr ich Heath´s Reaktion auf meinen Kuss genossen habe, umso mehr hat er mir gezeigt, dass mein Herz nur allein für dich schlägt. Nachdem ich mich ein zweites Mal beruhigt habe, stehe ich auf. Heath liegt noch immer, aber auch sein Lachen klingt langsam ab. Ich beuge mich kurz über ihn und gebe ihm einen freundschaftlichen Kuss auf die Stirn. Dann verlasse ich sein Zimmer, um 2 Türen weiter das Unsere zu betreten. Erstaunt stelle ich fest, dass du wach bist. Du sitzt auf dem Bettrand, mit dem Rücken zu mir. Ein kleiner Hoffnungsschimmer keimt in mir auf, dass du doch nicht ohne mich schlafen kannst und so klettere ich aufs Bett, um 2 Sekunden später meine Arme von hinten um dich zu schlingen. Doch sofort stösst du mich von dir weg und erhebst dich. Genauso schnell wie er da war, ist mein Hoffnungsfetzen schon wieder weg und ich kann dich nur aus traurigen Augen anschauen. Du zögerst einen Moment und drehst dich dann zu mir. Ein Grinsen ziert dein Gesicht und es ist so fehl am Platz wie Hundekot in einer Vitrine. Bevor ich mich über diesen lächerlichen Vergleich selbst schalten kann, tust du es. Auf deine Weise. "Na, hast du dich gut amüsiert?" Würde ich nicht dein Gesicht sehen und den übertriebenen Klang in deiner Stimme hören, würde ich mir bei dieser Frage nicht das Geringste denken. Aber war das nicht eben ein Vorwurf? Wahrscheinlich nicht mal von dir beabsichtigt. Oder doch? Etwas verwirrt brauche ich einen Moment, um dir antworten zu können. Noch immer stört mich dieses falsche Lächeln auf deinen Lippen. "Was meinst du?" Du siehst mich an. Dein Lächeln erstirbt und deine Augen sind kalt. So kalt, dass ich das Gefühl habe, mein Herz würde mit einem Blick gefrieren. Ein Kopfschütteln folgt und ein verächtliches leises Lachen. Meine Verwirrung wächst von Sekunde zu Sekunde. "Tu doch nicht so! Vögelst dich fröhlich durch die ganze Band und benutzt uns, wie es dir gerade in den Kram passt." ... Ich brauche gerade sämtliche Kraft, um meine Kinnlade nicht runterklappen zu lassen. Das hat er jetzt nicht gesagt, oder? Wie kommt er auf diese selten bescheuerte Idee? Meine Gedanken überschlagen sich. Yoshiki? Seit Jahren kursiert das Gerücht, ich hätte was mit ihm am Laufen und wohin wir auch kommen, immer wieder werden wir damit konfrontiert. Aber du weißt so gut wie ich, dass es nur ein dummes Gerücht ist. Du glaubst doch nicht ernsthaft, wir könnten so etwas vor dir verheimlichen? Oder meinst du Heath? Hast du uns auf dem Flur gesehen und ich habe es nicht bemerkt? Mein Herz macht mal wieder einen Aussetzer und obwohl ich dir dafür wohl eine Erklärung schulde, sehe ich für mich keinen Grund, dir etwas zu erklären. Hat es mir doch rein gar nichts bedeutet und gebührt ihm kein weiterer Gedanke daran. Stattdessen stehe ich vor Wut schnaubend auf, trete dir gegenüber und verpasse dir eine schallende Ohrfeige, so dass mir die Hand weh tut. Schon komisch, aber es ist befreiend. Wie lange wollte ich dir schon mal so meine Gefühle entgegen bringen. Nicht, dass auch nur 1% meiner Gefühle für dich aus Gewalttätigkeiten bestehen würde ... "Der einzige, der mich vögeln darf, bist DU, Pata! Und wenn ich mich bisher nicht klar genug ausgedrückt habe, wiederhole ich es gern noch einmal. ICH . LIEBE . DICH!" Die letzten 3 Worte schreie ich ihm nahezu ins Gesicht. Gut, ich bin vielleicht nicht ganz nüchtern, aber ein Vorschlaghammer hätte es ihm in diesem Moment auch nicht deutlicher machen können. Als du dein Gesicht wieder zu mir drehst, umspielt deine Lippen weder ein Lächeln, ob falsch oder echt, noch spiegeln deine Augen die Kälte wider, die sich zuvor in mein Herz gebohrt hatte. Würde ich genau hinschauen, würde ich vielleicht wachsende Erkenntnis in deiner Miene sehen, doch ich bin in diesem Augenblick zu wütend und verletzt. Du stehst nur da, sagst kein Wort mehr und hältst dir die Wange. Einen Moment lang kämpfe ich gegen einen neuerlichen Lachanfall an. Ich weiss, er würde in Hysterie und bitteren Tränen enden. Darum schlucke in den Kloss in meinem Hals hart runter, gehe an dir vorbei zur Tür und öffne sie. "Ich liebe dich." wiederhole ich leise und nun kann ich die Tränen, die in mir aufsteigen, nicht mehr unterdrücken. "Also wer benutzt hier wen?" Bevor sie den Weg über meine glühenden Wangen finden, schliesse ich die Zimmertür hinter mir und flüchte. Nächster Tag, nächstes Hotel und wahrlich das nächste Übel als wir an der Rezeption stehen und ich mich nach einem Einzelzimmer erkundige. Wie übel diese Idee von mir war, sollte ich erst später feststellen. Vorerst ignoriere ich Yoshiki´s fragenden Blick und als er dich auf die gleiche Weise anschaut, kann ich mir bildlich vorstellen, wie du nur schulterzuckend hinter mir stehst. Ja, im Drücken vor Antworten warst du schon immer Weltklasse und als mir die Empfangsdame den Schlüssel meines Zimmers vor die Nase hält, verdrücke nun ich mich in eben jenes. Es hatte ja eh keinen Sinn. Du hattest mich seit dem Vorfall der letzten Nacht mit dem Arsch nicht angesehen, geschweige denn, ein Wort mit mir gewechselt. Ich sollte mich wohl an den Gedanken gewöhnen, dass ich nicht nur deine Liebe nicht bekommen würde, sondern auch unsere nächtlichen Zweisamkeiten in den Wind schiessen konnte. Die Hoffnung stirbt zuletzt, das ich nicht lache. Mein neu entfachter Hoffnungsfunken ist seit heute morgen auf und davon, seit wir uns gegenüberstanden und ich Gebete gen Himmel sandte, du würdest mich auf unseren Streit ansprechen oder mir einfach mit einem deiner Blicke klarmachen, dass nichts zwischen uns stand. Doch wie immer blieben meine Gebete unerhört. So ist meine Hoffnung elendig krepiert, was man von meinem Herz nicht behaupten kann. Es schlägt nach wie vor in meiner Brust und obwohl ich jedes Mal davon ausgehe, es müsste augenblicklich aufhören, Blut durch meinen Körper zu pumpen, wenn ich nur an dich denke, schlägt es, wenn auch nicht immer in gesunden Abständen, weiter. Ich frage mich, wie lange ich den Wunsch, dem Abhilfe zu schaffen, unterdrücken kann ... Als ich mich am späten Abend ins Bett fallen lasse, weiss ich, dass ich die Nacht kein Auge zutun werde. Du bist nicht bei mir und ohne deine Nähe kann ich einfach nicht mehr schlafen. Allerdings versuche ich mir einzureden, dass ich aufgrund des fehlenden Alkoholkonsums und der relativ frühen Uhrzeit zu munter zum Pennen bin. Die Jungs mussten mich für krank gehalten haben, als ich mich direkt nach Eintreffen im Hotel verabschiedet habe. Doch würden sie wissen, dass Alkohol die beschissene Ursache für mein beschissenes Problem war, würden sie es verstehen. Aber sie wussten es ja nicht und trotz meiner Sehnsucht nach einer Schulter, an der ich mich einfach mal ausheulen konnte, würde ich mich auch hüten, irgendetwas über meine derzeit ebenfalls beschissene Lage verlauten zu lassen. So liege ich hier allein in diesem unpersönlichen Raum, verfluche mich für meine dämliche Idee, mir ein Einzelzimmer genommen und mich somit meiner nächtlichen Wärme- und Schutzquelle und vielleicht gar einem klärenden Gespräch beraubt zu haben. Als mein Blick dann auch noch auf den Nachttisch fällt und meine Augen eine Flasche Sake entdecken, brennt eine kleine Sicherung in meinem Schaltkasten durch. Ich springe wütend auf, packe die Flasche und schleudere sie geradewegs in den riesigen, sicherlich extrem teuren Spiegel, dessen geborstenes Glas sich einen Moment später über den halben Raum verteilt. Während ich die kleinen und grossen Scherben um mich herum betrachte, erwacht wieder der Gedanke in mir, mit den Händen zu tun, was mein Hirn nicht selbst erledigen wollte. Meinem schreienden Herzen endlich erlösende Ruhe zu gönnen. Was mich letztendlich davon abgehalten hat, weiss ich nicht und kann ich auch Tage später nicht mehr nachvollziehen. Du hattest dich, nach meiner grandiosen Glanzleistung, mich von dir abzukapseln, selbst in Einzelzimmer einquartiert. Mit jeder Nacht, die ich allein verbrachte, stieg mein Selbsthass und ich erinnerte mich wieder an den Gedanken, nur eine Hure für dich gewesen zu sein. Denn würde dir wenigstens an einer Freundschaft noch etwas liegen, würdest du dich dann nicht mit mir aussprechen wollen? Die Erkenntnis wuchs, meine Laune fiel, sofern es tiefer noch gehen konnte. Ich beging stündlich geistigen Suizid und es war nur eine Frage der Zeit bis das nicht nur meine Psyche, sondern auch meine Physis betraf. Mit Letzterem war eh nicht mehr viel anzufangen, da ich weder Hunger noch Durst verspürte und mich statt der lebensnotwendigen Nahrung fast nur noch dem übermässigen Tabakgenuss widmete. Nicht, dass ich nicht vorher schon zuviel geraucht hätte, aber bevor mich Lungenkrebs oder ein Magengeschwür dahinraffen konnte, war ich sicher schon verhungert oder verdurstet oder hätte auf andere Weise mein Herz zum Schweigen gebracht. Ich wusste, was ich mit meinem Verhalten riskierte, aber zum ersten war es mir schlichtweg egal, zum zweiten hoffte ich wohl, wenigstens mit einem Zusammenbruch deine Aufmerksamkeit wieder auf mich lenken zu können und zum dritten ... nun ja, in guter Kombination mit meiner Schlaflosigkeit war es doch auch eine Art, sich das Leben zu nehmen oder? Selbst unser Workaholic Yoshiki hatte mittlerweile gerafft, dass wir uns nicht einfach nur verkracht hatten. Keine Meisterleitung, wenn man bedenkt, dass wir bei Streitigkeiten meist Minuten, selten wenige Stunden später wieder aufeinander hingen. Umso mehr war sein Interesse geweckt und auch seine Muttergefühle. Neben unserem Befinden ging es ihm natürlich auch um das der Band, seinem Baby, seinem Traum. Nun sitzt er hier und labert mich seit annähernd 2 Stunden dicht, nachdem ich heute Abend mal wieder nicht zum nächtlichen Besäufnis angetreten war. Ich habe in dieser Zeit nicht ein einziges Wort von mir gegeben, aber das scheint ihn nicht zu stören. Erschreckenderweise muss ich feststellen, dass er mehr weiss als ich dachte und als er nun wieder mit einem aufmunternden Lächeln geht, lässt er mich mit einem Gedanken zurück, auf den ich selbst in all den letzten niederschmetternden Tagen hätte kommen können. Wieder einmal stelle ich fest, dass ich dumm bin. Statt die Zügel in die Hand zu nehmen oder wenigstens das Beste aus der Situation zu machen, bemitleide ich mich die ganze Zeit selbst und lösche quälend langsam meinen eigenen Lebenshauch aus. Erbärmlich, dass ich erst durch jemand anderen darauf aufmerksam gemacht werden musste. Doch nun weiss ich, was ich zu tun habe. Die Frage ist nur, ob ich es durchziehen kann. ~tbc~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)