I only wish my dream to come true von talakurai (Otherwise I'll break apart) ================================================================================ Kapitel 0: Can we meet again? ----------------------------- I only wish my dream to come true A Subaru Sumeragi Story Chapter I Can we meet again? Dark Subaru Schwarz. Deine Lieblingsfarbe. Wolltest du nicht schon immer einmal, dass ich schwarz trage? Du warst überzeugt davon, dass es mir stehen würde. Damals, als du mir vorschlugst, ich solle mir ebenfalls einen schwarzen Mantel zulegen, wollte ich nicht. Ich wollte mich nicht völlig schwarz kleiden. Schwarze Hose, schwarzer Pullover. Diese schwarzen Sachen trug ich, weil ich trauerte. Um einen lieben Menschen, um eine wichtige Person, um einen guten Freund, um meine Schwester. Ein schwarzer Mantel würde mich nur noch trauriger aussehen lassen. Und ich wollte nicht, dass man mir meine tiefe Trauer ansehen konnte. Es war schwer genug. Und jetzt? Tja, jetzt stehe ich hier, auf dem Dach eines Tokioter Hochhauses, mitten in der Nacht, in einem schwarzen Mantel gekleidet. Ganz in schwarz. Weil ich trauere. Weil meine Trauer keine Grenzen mehr kennt, sich nicht unter Kontrolle bringen lässt, sich nicht unter Kontrolle bringen lassen will. Ich möchte nicht aufhören, um euch zu trauern. Um dich zu trauern. Ich bin an diesem Punkt angekommen, an dem ich nicht anders kann, als zu trauern, als Tränen zu vergießen, die niemals zu trocknen scheinen. Was bleibt mir noch, außer um euch, um dich zu weinen? Für dich vergieße ich meine kostbaren Tränen. Aber du bist es mir allemal wert, sie zu vergießen. Nur für dich weine ich Tag für Tag. Kann nicht aufhören, will es nicht. Ich bin verloren, habe mein Herz, meine Seele und selbst meinen Körper an dich verloren. Du hast alles, was mich ausmachte, mit dir in den Tod genommen, mich zu einer leeren Hülle gemacht, zu einem Schatten meiner Selbst. Doch auch ohne mein Herz, dass ganz allein nur für dich all die Jahre in meiner Brust geschlagen hat, fühle ich den Schmerz. Den Schmerz, den du in mir verursachst hast, verursachen wolltest. Du besitzt es, hast es wohl schon immer besessen. Dessen bin ich mir jetzt endlich bewusst geworden. Ich habe dich schon immer geliebt, Seishiro. Und auch jetzt, nach all der Zeit, nach allem, was geschehen ist, liebe ich dich. Das ist absurd! Ich weiß es selbst. Wie krank muss ich sein? Wie krank, wenn ich den Menschen liebe, der meine geliebte Schwester tötete und mich Stück für Stück zerbrach, mein Herz zerschmetterte?! Ich begriff es nicht! Wie konnte ich? Warum konnte ich ihn nicht hassen? Ich konnte mir diese Frage so lange nicht beantworten, tappte im Dunkeln umher, wurde beinahe wahnsinnig, weil ich keine Antwort fand! Letztendlich....... bekam ich die Antwort. Sie lag die ganze Zeit vor mir, eher gesagt in mir, in meinem Herzen. Mein langer, pechschwarzer Mantel wiegt sich im Wind, der kalt von Norden hierher weht. Meine Haare geben dem Wind ebenfalls nach. Ich neige meinen Kopf nach unten, meine Augen überblicken die Straßen und Häuser Tokios, all die aufleuchtenden Lichter der Neonreklamen, Ampeln und Autos. Es ist wie immer eine sehr belebte Nacht. All die Menschen gehen ihren Tätigkeiten nach, wissen nicht, in welcher Gefahr sie doch unwiderruflich schweben. Wie sollten sie es auch wissen? Wie sollen sie wissen, dass das Ende der Welt kurz bevorsteht? Niemand weiß von dem Kampf zwischen Himmelsdrachen und Erdrachen. Am Liebsten wäre es mir, ich würde davon ebenfalls nicht wissen, ich wünschte, ich wäre keiner dieser Drachen und mir wäre dieses schlimme Schicksal niemals aufgebürgt worden. Warum wurde ich ausgewählt? Ich empfinde nichts weiter, wenn ich so auf die Masse von Menschen herab schaue. Ich empfinde nichts. Sie tun mir nicht leid. Das Schicksal dieser Erde ist mir egal, völlig egal. Soll sie doch untergehen. Und ich mit ihr. Mein sehnlichster Wunsch wurde nicht erfüllt. Was soll ich dann noch in dieser Welt? Es gibt niemanden, den ich noch beschützen muss, niemanden. Jetzt bin ich ganz allein. Am Liebsten würde ich sterben. Ja, wirklich. Ich wünschte mir, dir in den Tod zu folgen. Es war mein Wunsch, nachdem ich dich verloren hatte. Aber dann, mir wurde plötzlich bewusst, dass ich nicht einfach streben könnte. Ich habe deinen Platz eingenommen. Bin Sakurazukamori geworden. So wolltest du es. Es war dein Wunsch. Derjenige, der dich tötet, würde nächster Sakurazukamori. Und ich tötete dich. Somit bin ich jetzt Sakurazukamori. Und dieses Amt möchte ich nicht einfach aufgeben. Kann deswegen nicht einfach sterben. Du hast es mir auferlegt. Du hast mich auserwählt. Und ich will dir deinen letzten Wunsch erfüllen. Aber nicht nur den Part als Mörder habe ich übernommen. Ich bin auch Erddrache geworden. Für dich. Ich dachte, so würde ich dir nahe sein. Zumindest näher, als wenn ich weiterhin als Himmelsdrache agiere. Ein wenig näher fühle ich mich dir schon. Aber nicht nah genug. Du fehlst mir, Seishiro. Ich vermisse dich! Du hast aus mir eine leere Hülle gemacht. Hinterließt ein riesiges Loch, dass sich niemals wieder schließen wird. Bin hohl von innen. Mein Wunsch? Ich kann nicht sterben. Aber ich kann auch nicht ohne dich leben. Also was ist mein Wunsch? Ganz einfach. Ich will dich sehen. Noch ein letztes, ein allerletztes Mal sehen. Um dir zu sagen, was ich fühle. Was ich all die Jahre fühlte. Für dich. Eine letzte Begegnung. Das wünsche ich mir. Seishiro. " Subaru." Ich fahre hoch. Blicke direkt in zwei rote Augen. Sie glänzen nicht mehr. Sie haben ihren Glanz wohl verloren, weil du ein Erddrache geworden bist. Du kommst langsamen Schrittes auf mich zu. Bist ebenfalls ganz in schwarz gekleidet. Aber nicht etwa weil du trauerst. Das unterscheidet uns voneinander. Nur dieser eine Tatsache. Ansonsten bin ich nicht anders als du. Nicht mehr. " Was willst du, Fuuma?", frage ich ohne meiner Stimme irgendeinen Ausdruck zu verleihen. Ein höhnisches Grinsen legt sich auf deine Lippen. Du schaust mir unverhalten in die Augen. Ich breche den Blickkontakt jedoch ab. " Du fragst, was ich will?" Ich schließe die Augen. Und wünsche mir, dass Fuuma bald wieder verschwinden würde. Will allein sein. Nur allein. " Nun, seit dem Tod des Sakurazukamori hast du dich ziemlich zurückgezogen von dem ganzen Geschehen. Ich weiß, woher deine Trauer rührt. Dennoch. Vergiss nicht, du bist ein Erddrache." Er kommt näher auf mich zu. " Deine Aufgabe ist es, all die auszumerzen, die die Erde quälen. Damit sie sich wieder regenerieren kann. All die unbedeutenden Menschen, die diesen Planeten bevölkern, müssen ausgerottet werden. Sie sind es nicht wert, nicht im Geringsten, sich auf diesem Planeten aufhalten zu dürfen. Sie haben keine Daseinsberechtigung. Sie haben sich einfach etwas genommen, was nicht ihnen gehört. Dafür müssen sie zahlen. Dafür kämpfen wir, die Erddrachen. Für die Wiedergeburt der Erde. Für eine menschenleere Welt." Ich folge seinen Worten. Sehe wieder herab auf die Stadt Tokio. All die Menschen da unten, sie werden einer nach dem andern abgeschlachtet. Sie haben keine Chance, uns Erddrachen zu entkommen. Aber.......auch das ist mir eigentlich ganz egal. Was interessiert mich schon meine Aufgabe als Erddrache? Ich töte allein, weil es Seishiros Wunsch war. Allein deswegen. Mein Schicksal hat sich eh schon längst erfüllt. Ich bin zum Leben verdammt, während ich liebend gern gestorben wäre. Doch mein Wunsch wurde nicht erfüllt. Ich bin nicht gestorben und dennoch zerbrochen. Ich drehe meinen Kopf, sodass ich ihn ansehen kann. Auch der Glanz in meinen Augen ist verschwunden. Nicht, weil ich ein Erddrache geworden bin, nein. Weil ich tot bin, im Herzen. " Ich habe bereits drei weitere Himmelsdrachen getötet. Was soll ich noch tun? Hunderte unschuldige Menschen sind durch meine Hand gestorben. In bin Sakurazukamori. Ich lebe, um zu töten. Kamui hasst mich. Was wollt ihr noch?", frage ich. Wir blicken uns in die Augen, versuchen in die Seele des jeweils anderen einzudringen. Das bringt dir nichts. Ich besitze keine Seele mehr. Jener Mann hat sie mir damals entrissen und mit sich in den Tod genommen. " Karen Kasumi, Seiichiro Aoki, Sorata Arisugawa. Diese drei Himmelsdrachen hast du umgebracht. Und zudem hundert andere Menschen. Aber in letzter Zeit hast du niemanden mehr getötet. Du bist Sakurazukamori. Du lebst, um zu töten. Warum tust du es dann nicht mehr? Ist Töten nicht der einzige Lebensinhalt der dir noch geblieben ist? Ist dieses Amt nicht das einzige, was dir von ihm geblieben ist?" Bei dem Wörtchen >ihm< zucke ich kurz zusammen. Du hast recht. Nur das ist mir von ihm geblieben. Das vage Echo einer Erinnerung. Sonst nichts. Es tut weh, dies einsehen zu müssen. Aber in letzter Zeit fühle ich wieder diese schreckliche Einsamkeit. Ich will verdammt noch mal nicht einsehen, dass ich ohne ihn leben muss! " Im Augenblick...............ist mir nicht nach töten. Tut mir leid. Um mich herum ist es schwarz. Ich sehe nichts mehr. Kann der Finsternis nicht entkommen. Ich bin erstarrt, unfähig mich zu bewegen." Dein Grinsen wird breiter. Aber es kümmert mich nicht. " Willst du trauern, bis du stirbst? Willst ertrinken in deiner Trauer? Wenn es für dich so unerträglich ist, ohne ihn zu leben, warum bringst du dich dann nicht einfach um, Subaru?" Wie kannst du es wagen?! Du hast keine Ahnung! Du verstehst nicht! Du weißt nichts von meinen Gefühlen! Du kannst nicht nachvollziehen, wie ich leide! Wie könnte ich mich umbringen? " Ich kann nicht.", murmle ich so leise, dass Fuum es beinahe nicht gehört hätte. Aber er hat es gehört und will eine Antwort. Eine plausible, eine logische Antwort. Aber die gibt es nicht. Ich schließe betrübt meine Augen, spüre wie die Trauer mich wieder einmal übermannen will. Ich will die Tränen zurückhalten. " Ich habe seinen Platz eingenommen. Ich bin ER. Es war sein letzter Wunsch. Wenn ich jetzt sterbe, würde dieser nicht erfüllt. In meinem jetzigen Leben ist mir nichts wichtiger, als seinen Wunsch zu erfüllen. Er hat für die Wiedergeburt der Erde gekämpft. Dafür kämpfe ich nun auch, an seiner Stelle. Außerdem hat er mir sein linkes Auge gegeben. Er wollte, dass ich die Welt, diese kaputte, armselige Welt mit seinem Auge sehe, sie betrachte mit dem Auge eines wahren Sakurazukamori. Ich möchte ihm all das erfüllen. Das gibt meinem Leben wenigstens einen Sinn. Nur dafür lebe ich. Allein dafür." " Und für deinen Wunsch." Ich schrecke hoch. Mein Wunsch? Wie weiß er davon? " Ich sehe, du hast noch einen Wunsch, Subaru." Er kommt meinem Gesicht mit dem seinem so nah, dass sich unsere Wangen berühren. Wieder schaut er mir in die Augen. Mit diesem Blick. Diesem durchdringenden Blick, der mich durchdringt, mich nackt vorkommen lässt in seiner Gegenwart. Vor ihm kann man nichts verbergen. Kann ich nichts verbergen. Er ließt meine Gedanken, weiß, was mein sehnlichster Wunsch ist. Er weiß es. " Aber, lass mich dir sagen, dieser Wunsch wird dir nie erfüllt werden." Mein Blick wird ängstlich. Warum das? Glaube ich etwa, dass er recht hat? Ich will es nicht glauben. Darf es nicht glauben. Es ist der letzte Wunsch, der einzige, der mir noch geblieben ist. Und ich werde alles, wirklich alles tun, damit mir wenigstens dieser eine erfüllt wird. " Das ist unmöglich. Keine Magie kann dir diesen Herzenswunsch erfüllen. Egal, was du versuchst, es wird dir nicht nützen. Jemand, der gestorben ist, bleibt tot. Das ist das Gesetz der Natur. Entweder du findest dich damit ab oder....." Er berührt zart meine Lippen mit seinen und haucht mir zart die folgenden Worte entgegen: " Es ist dein Untergang." Keine Sekunde später entfernt er sich wieder von mir. Er geht an die Brüstung des Daches, wirft mir wieder dieses Grinsen zu, bis er dann anschließend in der Dunkelheit der Nacht verschwunden ist. Etwas verwirt stehe ich da. Aber ich bin nicht wegen dem, was er gesagt hat, verwirrt. Diese doch harten Worte, sie schmerzen mich, aber deswegen bin ich nicht verstört. " Fuuma!........Du....Arschloch!", ich verfluche dich. Ich verfluche mich. Das war......mein erster Kuss! Mein allererster! Und diesen allerersten Kuss habe ich doch Seishiro versprochen! Verdammt! Warum muss man mir alles nehmen? Was habe ich getan? Wofür werde ich bestraft? Weil ich einen Mörder liebe? Darf ich ihm deswegen nicht meinen ersten Kuss schenken? So grausam. Dabei habe ich doch selbst gemordet. Ich sinke auf die Knie. Mein Leben. Was ist es schon wert? Was ist es noch wert? Subaru Sumeragi. Diesen Jungen, diesen Mann, diesen Jemand gibt es nicht mehr. Er ist damals mit deinem Tod gestorben, Seishiro. Was übrig blieb, ist nichts als ein Häufchen Elend. Ein Etwas, welches nicht aufhören kann, um dich zu weinen. Wie lange kann ich noch weinen? Hat ein Mensch irgendwann keine Tränen mehr, die er vergießen kann? Und wenn ich nicht mehr weinen kann - was bleibt mir dann noch? Die bittere Erinnerung daran, wie du alles in mir zerstört hast, was mich ausmachte. Und auch diese Erinnerung muss irgendwann schwinden. Ich kann es nicht aufhalten. Bis alles zerbricht. Ich will nicht leben, ohne die Erinnerung an dich. Deswegen wünsche ich mir, dich zu sehen, ein letztes Mal. Ist das zu viel verlangt? Das ist das einzige, was ich will. Bitte. Lass mich zu dir. Lass mich dich sehen. Mach es wahr. Erfüll mir meinen Wunsch. Seishiro. Kapitel 1: Don't leave me behind without a light ------------------------------------------------ A Subaru Sumeragi Story Chapter II Don't leave me behind without a light Want hope Was ist das für ein Licht? Es strahlt so hell. Kommt es auf mich zu? Es wirkt so, als würde es zu mir kommen. Ein Licht in der Dunkelheit. Wer bist du? Was willst du? Ich will kein Licht. Es bedeutet leben. Ich will nicht leben. DU weißt es doch. Ich möchte zu gern sterben. Dennoch, ich stehe jeden Morgen auf, um weiterzuleben. Ich stehe dort, umgeben von völliger Dunkelheit. Ich weiß, das ich träume. Das ist nicht real. Ich träume das nur. Es ist ein Traum. Nur hier gibt es dieses Licht. In diesem Traum, den ich Nacht für Nacht träume, schweben zartrosa Kirschblüten umher. Sie sind überall. Sie erinnern mich an dich. Mit dir verbinde ich immer diese zartrosa Kirschblüten. Ich liebe diese Kirschblüten. Und ich liebe dich. Aber immer, wenn ich von diesen Kirschblüten träume, und das jede Nacht, bin ich umhüllt von Finsternis. Es ist meine Trauer, meine tiefe Trauer, die mich selbst in meinen Träumen einholt. Und nun dieses Licht. Wo kommt es her? Wie hat es in dieser Dunkelheit zu mir gefunden? " Wer bist du?" , schreie ich dem näher kommenden Licht entgegen. Es erscheint mir so wertvoll dieses Licht. Geh nicht. Bleib. Scheine mir in meine Dunkelheit, die mich überwältigt hat. Es kommt immer näher. Das Licht schwindet nicht. Irgendwie erleichtert mich das. Ich frage noch mal: " Wer bist du?" Dann sehe ich, dass dieses wunderbare Licht jemanden umhüllt. Das Licht umhüllt diese Person, wie mich die Dunkelheit umhüllt. Ich erkenne langes, goldig schimmerndes Haar. Und goldene Augen. Dieses Wesen, anders kann ich es nicht beschreiben, kommt langsam auf mich zu, bis es gänzlich vor mir steht und wir uns gegenseitig in die Augen sehen können. " Du bist Hokutos Bruder, nicht wahr?", fragt mich dieses Wesen. Dieses Wesen, es ist ein Mensch. Kaum zu glauben. Ein Mann, mit langen Haaren und goldenen Augen. Ich bringe nicht mehr als ein Nicken aus mir heraus. Dieser Mann sieht unglücklich aus. Traurige Augen. Sie glänzen nicht. Gebrochene Seele? Er leidet genau wie ich. Doch er hat das Licht auf seiner Seite. Wurde nicht von Finsternis verschluckt. " Ich bin der Traumseher der Erddrachen, Kakyu." Ich horche auf. Traumseher? " Fuuma schickt mich. Ich solle dir helfen deinen Wunsch zu erfüllen. Ich spinne dir einen Traum, in dem du ihn sehen kannst." Ihn? Meint der etwa.........Seishiro? " Ich versteh nicht.", gebe ich etwas verunsichert zurück. Kakyu erhebt seine Hand, hält sie mir entgegen. Fordert mich stumm auf, sie in meine zu nehmen. Was würde passieren? Kann ich ihm vertrauen? Bringt er mich tatsächlich zu ihm? " Dein Wunsch ist es, Seishiro Sakurazuka zu sehen, ein letztes Mal. So sagte mir Fuuma. Ich bin ein Traumseher. Ich wandere durch Träume, spinne sie für andere, damit sie die Zukunft der Erde sehen können, so wie ich sie sehe. Ich bringe dich in den Traum des gefallenen Sakurazukamori. Nimm meine Hand." Er bringt mich zu ihm. Seishiro. Ich werde dich sehen. Endlich sehen. Wir sehen uns wieder. Aber ist es nur das, was ich will? Ist das mein Wunsch? Ich weiß nicht, ob ich es geschehen lassen soll. Aber ich verspüre auf einmal dieses Verlangen in mir. Ich glaube, man nennt es Sehnsucht. Ich will dich sehen. So sehr. Meine Hand zittert. Dennoch. Ich umschließe Kakyus Hand und sofort sind wir beide von gleißendem Licht umgeben. Ich fühle das Licht, wie es mich einhüllt, alles von mir. Es ist angenehm. Ich vermisse das Licht. Eigentlich gehöre ich nicht in die Dunkelheit, oder? Aber ich habe mich für dich entschieden, Seishiro. Deswegen muss ich die Dunkelheit in Kauf nehmen. Die Kirschblüten zischen an uns vorbei, ich kann fast nichts mehr wahrnehmen. Und dann hat das Licht uns gänzlich eingehüllt. Als es langsam schwindet, muss ich mich erst wieder an die Dunkelheit gewöhnen, die mir ins Gesicht schlägt. Dann, in weiter Entfernung kann ich Umrisse einer Person erkennen. Seishiro? " Dies ist der Traum des gefallenen Sakurazukamori, den er im Augenblick seines Todes geträumt hat. In diesen Traum ist sein Geist geflohen. Hier sind die letzten Überreste seiner toten Seele. Seine letzten Gedanken und Empfindungen. Sein Traum ist dunkel, ausgefüllt von Finsternis. Allein die zartrosa Kirschblüten geben diesem Traum etwas Warmes." Ich folge den Worten des Traumsehers und schaue dabei in die Richtung, wo ich den Umriss sah. Jetzt, wo sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben, kann ich ihn wirklich erkennen. Es ist Seishiro. Tatsächlich. " SEISHIRO!!!" Ich schreie seinen Namen. Voller Sehnsucht. Voller Hoffnung. Er regt sich nicht. Er steht in weiter Entfernung. Hört mich nicht? Ich will nach ihm greifen. Aber kann ihn nicht erreichen. Seishiro! " Er kann uns weder sehen noch hören." Nein. Seishiro. Ich will dich berühren. Will, dass du mich ansiehst. Will, dass du mich hörst. Mich siehst. Siehst, wie glücklich es mich macht, dich wieder zusehen. Und wie traurig es mich macht, dich unter solchen Umständen wieder zusehen. Warum quälst du mich so, Fuuma? Wieso befiehlst du deinem Traumseher mich hierher zu bringen wo du genau weißt, dass mir sehen allein nichts bringt!? Dass es mir weh tut. Sehr weh. " Diejenigen, die durch Träume anderer wandern, sind für die, die jenen Traum träumen, unsichtbar. Du kannst ihn sehen, er dich jedoch nicht." Nein! Ich will zu dir. Ich bin dir so nah... Und doch....fühle ich mich meilenweit von dir entfernt. Ich bin hier. Warum siehst du mich nicht? Seishiro. Ich blicke voller Sehnsucht und bitterer Erkenntnis zu dir. Ich habe dich wieder gesehen. Doch du hast mich nicht gesehen. Was bringt mir das? Es soll ein Wiedersehen für uns beide sein. Das habe ich mir gewünscht. Dass wir uns beide in die Augen blicken können und ich die Liebe sehe, die du doch für mich zu empfinden scheinst. Das war es, was ich wollte. Jetzt, wo ich weiß, dass du mich auch liebst, will ich es sehen, spüren. Zeig mir, dass du mich liebst, Seishiro. Ich will es sehen. Ich will es spüren. So sehr. Deswegen wollte ich dich wieder sehen. Um Bestätigung zu finden. Um die Wahrheit aus deinen Worten heraus zu hören. Sie zu finden. Ihr glauben zu können. Wir lieben einander. Nicht wahr? Sag es. Sag es mir. Bitte. Ich will hören, wie du es sagst. Mit deiner Stimme, die ich als so angenehm empfinde. Schau mir dabei in meine Augen. Lass mich fühlen, wie ernst du es meinst. Beteure, dass du es ernst meinst. Dass es die reine Wahrheit ist. Kein Spiel. Beteure, dass es kein Spiel ist. Dass es nicht zu deinem Spiel gehört, welches du vor langer Zeit einmal begonnen hast. Das Spiel ist vorbei, nicht wahr? Dieses grausige Spiel. Ich will es bestätigt haben. Ich weiß, dass du es schon beendet hast. Du hast es beendet. Bin mir sicher. Das war keine Lüge. Dennoch. Bestätige es mir. Seishiro. Ich brauche deine Bestätigung. " Ich sehe, wie du vor Sehnsucht nach ihm zerfließt." Ich schrecke kurz auf, als ich zaghaft Kakyus Stimme neben mir wahrnehme. Ich neige mich zu ihm, schaue ihn an. " Ich liebe ihn.", gebe ich -wie selbstverständlich- zurück. Und in der Tat: es ist selbstverständlich. Jetzt schon. Kakyu schließt für einen minimalen Augenblick seine goldenen Augen, öffnet sie anschließend wieder. " Das weiß ich. Ich habe eure Zukunft voraussehen können. Ich wusste, dass du denjenigen töten wirst, den du über alles andere auf der Welt liebst. Ich wusste, dass es dich tot unglücklich machen wird. Ich wusste alles." Ich bemerkte den Hauch von Schmerz, der in seiner Stimme mitschwingt. Es muss unerträglich sein, die Zukunft zu sehen, sie aber nicht ändern zu können. Dieses Schicksal, er hat es sich gewiss nicht ausgesucht, doch er trägt es tapfer. Wie lang noch, bis er gänzlich daran zerbricht? " Du leidest genauso wie ich." Ich schaue ihm in die Augen. Ich verstehe ihn. Nur zu gut. Er schaut zu mir auf, schweigt für einige Sekunden. Dann wendet er seinen Kopf ab, senkt ihn. " Beide mussten wir ein schlimmes Schicksal auf uns nehmen. Uns blieb keine Wahl. Wir leiden beide. Zerbrechen beide an den Qualen, die es uns zufügt. Und doch unterscheidet sich unser Leid von einander." Er macht eine Pause. " Ich kann die Zukunft nicht ändern. Sehe sie, aber bin nicht fähig sie zu ändern. Du hingegen.....hast die Kraft dein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Dieses Mädchen mit den langen, lockigen Haaren - Kamuis Freundin - sie sagte mir, die Zukunft sei noch nicht entschieden. Ich wollte so sehr daran glauben. Ich will es glauben." Wieder pausiert er. Ich bemerke seine vereinzelten Tränen, die eine nach der anderen von seinem Kinn hinunter tropft und in der Dunkelheit verschwindet. " Ich glaube, nicht nur Kamui kann sein Schicksal ändern. Ich glaube, jeder kann sein Schicksal ändern, sei er nur stark genug. Glaube daran und es geschieht, wie du es dir wünschst. Lass mich an die Willenskraft in dir glauben. Du kannst dein Schicksal ändern. Ich sehe deutlich, wie die vorherbestimmte Vision deines Schicksal verschwimmt, sich umformt. Da ist noch eine andere Vision. Eine andere Zukunft!" " Kakyu...." " Du kannst deinen Schmerz lindern! Wähle den Weg, der dir Erleichterung bringt. Der dir Liebe bringt. Der dir das Leid, deine schwere Last von den Schultern nimmt. Damit du deine Flügel ausbreiten kannst. Damit du die Dunkelheit aus deinem Herzen verbannen kannst. Du kannst ihr entfliehen. Wähle den richtigen Weg......für die richtige Zukunft." Ich schweige einige Minuten. Mein Blick....ist kalt. Eine andere Zukunft? Die richtige Zukunft? Meine Zukunft ist längst eingetreten. Und sie ist falsch. Einfach falsch. Völlig falsch. Ich brauche nicht zu kämpfen. Nicht für meine Zukunft. Nicht mehr. Sie ist längst zur Vergangenheit geworden. In dem Augenblick, indem Seishiro starb, zerbrach meine Zukunft wie ein Spiegel in tausend Scherben zerbricht. Wozu soll ich versuchen meine Zukunft zu ändern, wenn ich keine Zukunft habe? Ich bin stehen geblieben. Ebenso die Räder der Zeit. Keine Zukunft. Es regt sich nichts mehr. Ich bin erstarrt, in der Vergangenheit hängen geblieben. Für immer. Ich will mich nicht aus der Starre lösen. Was würde es mir bringen? " Für mich gibt es keine Zukunft mehr. Keine Zukunft. Ich brauche nicht zu wählen." Kakyu sieht mich an. Mit seinem Tränenüberströmten Gesicht und den rot untermalten Augen. Setzt all seine Hoffnung in mich. In ein Etwas, das keine Zukunft besitzt. Ich kann es ihm ansehen, dieses Verlangen, diesen Wunsch, dass ich versuchen soll mein Schicksal zu verändern. Er will mir diese Hoffnung aufbürgen. Doch ich weigere mich. Denn ich weiß, dass es für mich keine Zukunft gibt. Kakyu, du bist doch ein Traumseher. Siehst du nicht diese endlose Schwärze, die meine "Zukunft" darstellt? Ich habe nicht die Kraft meine Zukunft zu ändern. Es gibt keine. Nicht für mich. Denn die Räder der Zeit sind stehen geblieben. Du weißt es doch. Du weißt alles. Hast immer alles gewusst. Dann ist dir doch klar, dass es mit mir sinnlos ist. " So schau doch in dich hinein!" Der Traumseher erfasst meine Arme, krallt sich förmlich in diese hinein. Aber ich spüre keinen Schmerz. Nur den einen, wahren Schmerz, der immer da sein wird. Unvergänglich ist. Er ist völlig aufgebracht. Seine Augen, sie fordern mich auf, aufzuwachen aus meiner Starre. Mich zu befreien. Doch ich bin gefangen. Kann mich nicht losreißen. Nein. " Da ist noch etwas!" Was soll da noch sein? Was denn? Ich fühle nichts. Bin taub. Unzugänglich für irgendwelche Gefühle, außer Trauer. " Da ist noch etwas! Dein Wunsch! Er ist der Grund, der dich dazu antreibt, dein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Er ist dir so wichtig, dass du deine Zukunft wieder klar vor Augen siehst. Deine Bestimmung. Sieh doch nur! Lass es zu! Wehr dich nicht! Ich will, dass wir beide eine andere Zukunft sehen, kristallklar. Ich will an die Worte des Mädchens glauben. Glaube auch du daran, Subaru! Du kannst deine Zukunft ändern, denn du hast noch eine!" Ich bin wirklich etwas erschrocken, als Kakyu mich so eindringlich ansieht und mich regelrecht anfleht, an seine Worte und auch an mich selbst zu glauben. " Aber versteh doch, ich habe mich selbst längst aufgegeben. Ich bin zusammen mit Seishiro gestorben." " Nein, du lebst! Du lebst, dein Herz schlägt. Spürst du es nicht!? Du lebst!" Er legt seine Hand auf meine Brust und so wie er spüre auch ich den regelmäßigen Herzschlag meines Herzens. " Hörst du nicht? Das schlagende Herz in deiner Brust beweißt, dass du nicht tot bist." Ich schließe meine Augen, seufze einmal. " Was ist schon ein schlagendes Herz, wenn darin keine Gefühle mehr vorhanden sind? Dieses Herz in meiner Brust schlägt immer weiter, erhält mich am leben. Aber was bedeutet schon leben? Wann lebt man? Und wann ist man tot? Ein schlagendes Herz beweißt nichts. Wenn es leer ist, ist es das selbe, als wäre man tot. Ich bin tot." Auch Kayku schließt seine Augen. Ist enttäuscht. Gib es auf. Mich kannst du nicht ins Leben zurück holen. Gib es endlich auf. Meine Zukunft ist meine Vergangenheit, ebenso meine Gegenwart. Bin gefesselt. Für immer an diesem Ort, an dieser Stelle. Sieh es ein. " Du hast doch einen Wunsch oder?" Seine Tränen verstummen. Er spricht in einem ruhigen Ton. " Mein Wunsch....." , ich zögere. " Ich habe einen Wunsch. Erst dachte ich, es wäre mein Wunsch Seishiro-san einfach nur zu sehen." Ich lasse meinen Kopf zu der Gestalt gleiten, die mir so nah und doch so fern ist. Mit einem wehleidigen Blick betrachte ich sie. Mir wird nochmals bewusst, dass ich Seishiro-san, der durch meine Hand gestorben ist, nicht erreichen kann. Nie. " Aber jetzt, wo ich ihn sehe, wünsche ich mir, ihn auch berühren zu können und mit ihm zu sprechen. Ich wünsche mir, dass wir beide lebendig sind, dass wir uns als Lebende, als lebendige Menschen wieder begegnen. Einfach, dass wir beide wiedergeboren werden." Ich weine. Die Tränen bahnen sich ihren Weg aus meinen Augen über meine Wangen. Unaufhaltsam. Kann sie nicht unterdrücken. Das ist mein Wunsch. Der wahre. Der einzige. Mein letzter. Erfüllt ihn mir. Bitte. Kraftlos lehne ich meinen Kopf an Kakyus Schulter. Krampfe mich unter meiner Trauer und den Tränen. Was soll das alles? Wozu habe ich diesen Wunsch? Er kann mir nicht erfüllt werden. Seishiro ist tot. Ich ebenso. Wir beide starben. Sind gefallene Menschen. Abgestürzt. >Jemand, der gestorben ist, bleibt tot. Das ist das Gesetz der Natur.< Fuuma. Wieso? Es ist mein einziger Wunsch! Erfüllt ihn mir bitte! Unmöglich. Dieser Wunsch kann nicht erfüllt werden. Tote kehren nicht ins Leben zurück. Deshalb will ich mich nicht aus meiner Starre lösen. Es bringt nichts. Mein Wunsch bleibt unerfüllt. Seishiro bleibt tot. Ich auch. Deshalb glaube ich nicht an meine Zukunft. Deshalb bleibe ich stehen. >Aber, lass mich dir sagen, dieser Wunsch wird dir nie erfüllt werden.< Ich weiß! Ich weiß es doch. Du hast so recht. Ich bin machtlos. >Das ist unmöglich. Keine Magie kann dir diesen Herzenswunsch erfüllen. Egal, was du versuchst, es wird dir nicht nützen.< Völlig machtlos! Ich sehe es ein. >Entweder du findest dich damit ab oder....es ist dein Untergang!< Es ist mein Untergang. Mein absoluter Untergang. Der letzte Rest von mir zerbricht. Auf ewig. " Ich sehe dich jeden Tag weinen. Und ich sehe dich jede Nacht weinen. Du weinst um den Sakurazukamori und du weinst auch um euer gemeinsames Schicksal." Kakyu drückt mich fest an sich. Ich kann seinem Herzschlag folgen. In regelmäßigen Amständen. Er leidet. Und doch lebt er und will nicht sterben. Beneidenswert. Ich schmiege mich eng an ihn. Brauche Wärme. Geborgenheit. Alles. Grausam. Eine kaputte Welt. Unheilbar. Ein zerstörter Mensch. Ein zerstörtes Herz. Eine zerstörte Seele. Unheilbar. " Und du weinst auch, weil es dir unmöglich erscheint, deinen wahren Wunsch zu erfüllen." Ein mattes Lächeln stiehlt sich auf seine Lippen. " Du sagst, du hast keine Zukunft? Weil du dich selbst aufgibst. Weil der Sakurazukamori nicht mehr lebt. Du willst dich nicht lösen aus deiner Starre. Willst nicht noch mehr leiden." Er schweigt für wenige Minuten. Fährt dann fort: " Lass mich dir sagen, du hast noch eine Zukunft. Eine Unbestimmte. Du entscheidest, wie sie aussehen wird. Du allein. Sie ist nicht vorherbestimmt. Auch wenn ich immer so dachte. Ich glaube, es ist falsch. So darf man nicht denken. Stellt dein Wunsch nicht die Zukunft dar?" Ich schrecke hoch. " Du hast doch einen Wunsch. Du wünschst dir etwas, was in der Zukunft in Erfüllung gehen soll. Somit blickst du mit Hoffnung auf die Zukunft, nicht wahr?" Ja. Das stimmt. Ich blicke auf die Zukunft. Hoffe so sehr. Wünsche mir so sehr. Mein Wunsch. Mein Wunsch weist mir den Weg in die Zukunft. Ich blicke Kakyu etwas überrascht an. Es ist so, als ob er in mich hineinhorchen könne. Als sehe er genau, was in mir vorgeht. Als verstünde er, was ich nicht auszudrücken vermag. Er versteht, was mein blutendes Herz flüstert. " Dein Wunsch ist die Zukunft, die du dir wünschst. Du hast noch eine." Er lächelt mich an. Er selbst ist auch sichtlich froh darüber. Er schöpft wieder neue Hoffnung. Aber übertrag sich nicht auf mich. Bitte. Denn ich würde dich nur enttäuschen. Auch wenn ich nun weiß, dass ich meine Zukunft nicht verloren habe, so kann ich ihren Verlauf jedoch nicht vorherbestimmen. Kann die Zukunft, so wie ich sie mir wünsche, nicht Wirklichkeit werden lassen. Ich habe einen Wunsch. Eine Zukunft. Wenigstens das. Vage Vorstellungen. Doch erfüllt wird mein Wunsch nicht. Unmöglich. Wie gesagt, ich möchte, dass Seishiro und ich wiedergeboren werden und leben........als normale Menschen. In diesem Leben. Ich will nicht warten. Denn ich habe furchtbare Angst, dass wir uns in unserem nächsten Leben nicht begegnen werden. Er ist tot. Ich bin erstarrt. Ohne ein Licht finde ich nicht aus der Dunkelheit. Ohne ein Zeichen, dass mir einen winzigen Hoffnungsschimmer gibt, brauche ich mich nicht zu rühren. Aber einen Hoffnungsschimmer gibt es nicht. Wir bleiben tot. Mein Wunsch bleibt unerfüllt. Du, Seishiro-san, hast mich zurückgelassen. In der Dunkelheit. Ohne Licht. ____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________Ende Chapter II Kapitel 2: Calling you ---------------------- A Subaru Sumeragi Story Chapter III Calling you Eyeless Schwarz. Nichts als endlose Schwärze. Meinem Herzen gleich. Wir verweilen in der Dunkelheit. In der Dunkelheit deines Traumes, Seishiro-san. Kakyu und ich, wir stehen hier. Von deinen pechschwarzen Erinnerungen umgeben. Umhüllt von völliger Finsternis. Sehe dich. Wie du dort hinten stehst. Um dich tanzen zartrosa Kirschblüten. Dieses Bild. Immer kommt es mir sofort in den Sinn, wenn ich an dich denken muss. Die Sakura sind dein Markenzeichen. Sie gehören zu dir. Sowie auch ich. Gehöre dir. Bin dein. Auf ewig. Fühle mich so machtlos. Sehe dich, wie du mir den Rücken zukehrst. Du siehst mich nicht. Kannst mich weder hören, noch spüren. Es ist nur ein Tarum. Ein Traum, in dem es mir unmöglich ist, dich zu berühren. Es erdrückt mich. Zerfetzt mein Herz. Dieses Gefühl von Einsamkeit. Auf einmal spüre ich Hände, Arme, die sich sanft um meinen Körper legen. Kakyu. Er zeiht mich in eine leichte Umarmung. Ich lass es geschehen. Bin einsam. Bin voll Trauer. Allein. "Subaru-kun." Er flüstert meinen Namen. Aber ich reagiere nicht, gebe keine Antwort. Bleibe stumm. Sonst muss ich mich ergeben. Muss den Tränen weichen, die wieder aus meinen Augen herausquellen wollen. Will nicht weinen müssen. Nicht schon wieder. Doch kann nichts tun. Zum Weinen verdammt. "Subaru-kun. Sprich deine Beschwörung. Weck deine Kräfte. Rufe die Magie der Sumeragi und wende sie an. Jetzt." Ich verstehe nicht. Was soll das? Yin-Yang-Magie? Wozu? Auch wenn ich fragen will, bringe ich kein Wort über meine Lippen. Bin immer noch erschüttert darüber, dass ich meinen Geliebten nicht berühren darf, es nicht kann. Nie. Ohne Zukunft. In diesem Augenblick hebt Kakyu seinen Kopf, blickt zu mir herauf. Sein Blick durchdringt mich wieder. Sieht alles, was in mir verborgen ist. Da ist nichts mehr, außer Trauer. Sieh es ein. Lass es gut sein. "Subaru-kun! Sprich die Formel, mit denen du die Geister der Toten herbeirufen kannst." Herbeirufen? Tote? Geister? Ja, ich kann Geister rufen. Von Menschen, die einst gestorben sind. Ich kann sie rufen. Mit ihnen sprechen. Dennoch. Nicht mit ihm. Seishiro. Nicht mit ihm. Er weigert sich zu kommen, wenn ich ihn rufe. Ich habe es schon so oft versucht. So oft meine Magie angewandt, um ihn herbeizurufen. Doch er kommt nicht. Meine Rufe verhallen. Er ignoriert mein Flehen. Zerbricht meine Hoffnung auf ein Wiedersehen. Will nicht kommen. Nicht von mir geholt werden. Er kommt nicht. Lässt mich allein. "Nein." , sanft drücke ich Kakyu von mir. Diese Umarmung. Ich will sie nicht. Von niemandem will ich je in den Arm genommen werden. Von keinem, außer von ihm. Also tu mir bitte diesen Gefallen. Umarme mich nicht. Ich schaue ihn an. Ohne Ausdruck in den Augen. Er sagt nichts, verhält sich stumm, wartet nur ab. "Du willst, dass ich ihn rufe. Seinen Geist rufe, um mit ihm sprechen zu können." Kakyu nickt zaghaft. "Das habe ich bereits versucht. Tausend Mal. Millionen Mal. Er kommt nicht. Er will mich nicht sehen. Mich nicht wieder sehen. Er weigert sich. Und ich kann ihn nicht zwingen." Ich schließe meine Augen. Die Erinnerung tut weh. Ich erinnere mich gut daran, wie enttäuscht ich war, als ich merkte, dass er nicht kommen wollte. Wie traurig ich war. Wie ich auf Knien am Boden saß und weinte. Die ganze Zeit weinte. Weil er mich ignorierte. Weitere Stiche, die mein Herz betäubten. Durchbohren. Immer und immer wieder. Ohne Gnade. Kein Ende. Wieder kämpfe ich gegen die Tränen an. Es hat keinen Sinn. Ergebe mich ihnen. Es ist einfacher. "Aber hier bist du in seinem Traum." Sofort reiße ich meine Augen auf. In seinem Traum? Ja. In seinem Traum. Und? Kakyu bemerkt, dass ich ihm nicht recht folgen kann. "Wir sind hier in seinem Traum. Hier kann er deiner Magie nicht entkommen. Damals, als du versuchtest, ihn zu rufen, versteckte er sich in seinem Traum. Hier ist sein Zufluchtsort. Und nun bist du hier, im Zentrum seines Traumes. Wenn du ihn jetzt rufst, kann er sich nicht verstecken. Er ist dir ausgeliefert, kann sich nicht dagegen wehren, zu dir gerufen zu werden. Er wird und muss dir gehorchen." Er lächelt mich an. Es ist nur ein sanftes Lächeln, doch er lächelt. Er weiß, was mir seine Worte bedeuten, wie wertvoll sie für mich sind. Er sagt mir, ich kann ihn rufen. Werde ihn sehen und mit ihm reden können. Und vor allem, wird er mich sehen können. Oh, Seishiro. "Ich.....kann....", stottere ich. Ich glaube es einfach nicht. Ich kann ihn rufen. Zu mir rufen. Wieso um alles in der Welt sagst du mir das erst jetzt, Kakyu?! Warum quälst du mich so? Du hättest es weiß Gott nicht so lang hinaus zögern müssen! Aber ich bin froh. Glücklich. Es gibt eine Möglichkeit. Ich löse mich aus meiner Starre. Langsam. Ganz langsam. Es ist der erste Schritt. Es ist ein Anfang. Ich kann ihn rufen. Vom Gefühl des Glückes und der Vorfreude überflutet drehe ich mich zu der Gestallt Seishiros in weiter Ferne. Ein Lächeln stielt sich auf meine Lippen. Ein sehr, sehr zaghaftes Lächeln. Ich habe so lange nicht mehr gelächelt. Wagte es nicht. Brauchte es nicht. Doch nun, der Augenblick ist gekommen, indem ein Lächeln von mir gefordert wird. Und ich lächle gern. Wir werden uns gegenüberstehen. Gegenseitig wieder sehen. Endlich. Nach so langer Zeit. Ohne auch nur noch eine zehntel Sekunde zu warten, verhake ich meine Finger ineinander und beginne die Worte der Beschwörung zu murmeln. Dann werde ich immer lauter, schreie fast. Schreie die Worte aus mir heraus, um dir den Weg zu weisen. Den Weg zu mir. Komm her. Komm zu mir. Ignorier mich nicht. Versteck dich nicht. Folge meinem Ruf. Komm zu mir. "Omm, abokya makabodara mani haraparitaya un!" Ich schreie, ich schreie die Worte aus mir heraus! Folge ihnen. Finde den Weg zu mir. Lass dich führen. Komm zu mir. Ich sehe, während meiner Beschwörung, wie du dich in jede Richtung wendest. Hörst du meine Stimme? Kannst du sie hören? Wie sie dich ruft? Ich glaube, du bist erschreckt. Erschreckt darüber, dass ich dich rufe, es noch immer nicht aufgegeben habe. Suchst du nach einem Versteck? Unnötig. Diesmal entkommst du mir nicht. Ich hole dich zu mir. Seishiro-san. Merkst du, dass meine Kräfte stärker auf dich wirken? Merkst du, dass du dich nicht wehren kannst? Ich bin in deinem Zentrum. Wir sind beide am gleichen Ort. In deinem Traum. Hier verstärken sich meine Kräfte und du bist machtlos. Kannst nicht davon laufen und meine Rufe ignorieren. Sie sind überall. Lass es zu. Komm zu mir. Lass dir den Weg weisen. Ergebe dich mir. Seishiro. Noch bist du nicht in der Lage, mich wahrzunehmen. Uns trennen die Dimensionen. Die der Lebenden und der Toten. Doch diese Trennung, diese Entfernung, die mich seelisch fertig macht, ich werde sie sogleich überbrücken. Ich zerschlage das unsichtbare Tor, die einzige Tür, die unsere Welten voneinander trennt. Raum und Zeit. Ich werde alles überwinden. Alles hinter mir lassen. Ich breche die Tür auf, sodass du in meine Welt gelangst. Folge meiner Stimme. Lass dir den Weg weisen. Von mir. Zu mir. Komm. "Omm, abokya haraparitaya un!" Lass es zu. Lass dich leiten. Ich werde dich in meine Arme schließen. Ganz fest. Dich niemals wieder loslassen. Möchte nicht. Will nicht müssen. Dein imaginärer Körper, er beginnt sich aufzulösen. Sich in eine durchsichtige Geisterform zu verwandeln. Du schwebst empor. Hebst vom Boden ab. Fühlst du dich frei? Wind ist aufgekommen. All die Kirschblüten wehen mit ihm. Werden durch die Lüfte geschleudert. Hin und her. Langsam und stockend kommst du in meine Richtung. Immer ein Stückchen näher auf mich zu. Ja, komm her! Ich bin hier. Warte auf dich. Gefolgt von neonähnlichem Geisterschein schwebst du durch die Schwärze deines Traumes. Versuchst, die Richtung auszumachen, woher meine Stimme kommen mag. Folge ihr und du wirst mich finden. Komm! Immer näher. Du kommst immer näher auf mich zu. Jetzt endlich vermag ich deutlich deine Gesichtszüge erkennen zu können. Du lachst nicht. Schaust nicht. Hast deine Augen geschlossen. Hast deine Lippen in einer geraden Linie aufeinander gepresst. Kein Ausdruck. Leer. Dennoch. Ich lächle. Und das immer mehr, je näher du mir kommst und ich deine imaginäre Wärme wahrnehmen kann. "...." Was sagst du? Ich kann dich nicht verstehen. Noch bist du zu weit entfernt, als dass ich schon hören könne, was du sagst. Du musst näher kommen! Der Wind wird stärker. Ich habe Schwierigkeiten meine Konzentration beizubehalten. Kirschblüten behindern meine Sicht. Ich sehe dich nicht mehr deutlich genug. Verschwommen. Das ohrenbetäubende Geräusch des Windes beeinträchtigt meine Hörkraft. Kann dich nicht hören. Taub. Wie damals. >>Lass uns eine Wette abschließen.<< Nein! >>Wenn wir uns eines Tages wieder sehen...<< Hört auf! >>Was sagen Sie?<< Verschwindet! >>Verzeihung. Ich kann Sie nicht verstehen.<< Lasst mich in Frieden! >>Der Wind ist zu laut.<< Geht weg! >>Deswegen lasse ich die heute davon kommen.<< Stopp! Schnell verdränge ich die schmerzlichen Erinnerungen meiner Vergangenheit. Will mich nicht daran erinnern. Nicht an jene Wette. An jenen Ort. An jenen Tag. An alles eben. Will nicht. So lasst mich. Ich sehe, wie du dich nicht weiter bewegst. Verweilst auf einer Stelle. Mein Rufen ist verstummt. Wegen der plötzlichen Erinnerungen, die in mir aufgekeimt sind. Meine Konzentration war unterbrochen. Meine Stimme. Kannst ihr nicht mehr folgen. "Omm, abokya haraparitaya un!" Ich werde nicht aufgeben! Nicht jetzt. Nicht, wo ich schon so weit gekommen bin. Nicht, wo ich kurz davor bin, dich über die Schwelle unserer beider Welten zu führen. Ich gebe nicht auf! Ich schließe meine Augen. Presse sie fest aufeinander. Muss mich stärker konzentrieren. Muss lauter schreien. Muss dich führen. Verdränge die Vergangenheit. Für einen einzigen Augenblick. Das Hier und Jetzt zählt. Lass mich fallen. Frei. Als ich meine Augen wieder ein wenig öffne, wegen des starken Windes, sehe ich, wie du dich erneut in Bewegung gesetzt hast. Du folgst wieder meinen Rufen. "Omm, abokya haraparitaya un batarei ya sowaka!" Ja, komm her. Zu mir. Ich warte. Seishiro. Wenige Sekunden. Und dann. Auf einmal lässt der Wind schlagartig nach. Meine Augen, sie sehen wieder klar. Meine Ohren, sie hören wieder deutlich. Du stehst vor mir. In voller Lebensgröße. Wahrhaftig. Seishiro Sakurazuka. Der Mann, der einst mein Herz stahl. "Subaru-kun." Es brennt. Das Zeichen des umgedrehten fünfzackigen Sternes auf meiner beiden Hände. Das Zeichen des Sakurazukamori, welches deine Opfer kennzeichnete. Du spürst, dass ich hier bin. "Du hast mich doch gerufen, Subaru-kun?" Und deine Stimme. Wie damals. Sie fesselt mich. Ich liebe deine Stimme! So sehr. Ich liebe dich so sehr! Im ersten Moment bin ich stumm. Gebannt von deiner Erscheinung. Du weißt gar nicht, wie sehr du mich in deinen Bann ziehst! Alles an dir. "Seishiro-san..." Meine Stimme. So zaghaft. So, als müsse ich seinen Namen so vorsichtig wie nur eben möglich aussprechen, damit er sich nicht im nächsten Moment in Luft auflöst. Wie kindisch. Habe ich doch nicht alles verloren, was mich einst ausmachte? Ich dachte, ich war mir sicher, dass ich mich verändert hätte. In der Tat, das habe ich auch. Gewiss. Doch naiv scheine ich dennoch zu sein. Irgendwo. Tief in mir. Es scheint mir fast, als lassest du Subaru Sumeragi wieder aufleben. >>Wiedergeboren.<< Ein Grinsen überzieht deine Lippen. Dein übliches Grinsen, welches du in vergangen Tagen immer auflegtest. Ich habe es vermisst. Obwohl es nur gespielt war. Obwohl es höhnisch war. Obwohl es falsch war. Ich liebe es. Und daran wird sich nie etwas ändern. Dann liebe ich eben ein unehrliches Grinsen. Na und? Es hat mich all die Jahre gepeinigt. All die Jahre gedemütigt. All die Jahre begleitet. Mittlerweile habe ich verstanden, dass es mir viel bedeutet. Selbst, wenn es falsch ist, für mich ist es richtig. Wieder diese kranke Art zu denken. Was ist aus mir geworden? Was hast du aus mir gemacht, Seishiro-san? "Du bist also in meinen letzten Traum eingedrungen und hast meinen Geist zu dir befohlen, hm? Was tust du nicht alles, um mich zu sehen." Dein Grinsen wird breiter. Dennoch. Du öffnest deine Augen nicht. Was ist es? Was ist es, dass ich in deinem einen Auge lesen könnte? Etwa was anderes als... Liebe? Warum zeigst du mir dein Auge nicht? "Dabei dachte ich, du hättest es endlich aufgegeben. Hast du nicht gemerkt, dass ich nicht kommen wollte, Subaru-kun?" Ich trete etwas näher an dich heran. Überbrücke weitere Distanzen zwischen uns. Am Liebsten würde ich dich umarmen. Ich wünsche es mir in diesem Augenblick mehr als alles andere. So sehr. Doch bin ich mir bewusst, du bist nur eine Illusion. Du bist nichts weiter als ein Geist. Unmöglich für einen Lebenden, dich zu berühren. Mit meiner Magie habe ich es ermöglicht, dass wir uns wenigstens gegenseitig sehen und miteinander sprechen können. Wenigstens das. "Doch." Ich wirke bedrückt. Wieso sagst du mir so direkt ins Gesicht, dass du nicht kommen wolltest? So hart. Immer noch der eiskalte Sakurazukamori, hm? Unwillkürlich muss ich lächeln. Doch. Ich weiß, du hast dich geändert. Ein Bisschen. Und das reicht mir. "Aber es war mir letztendlich egal, ob du wolltest oder nicht. Ich wollte es." Ich schaue zu dir hinauf. Sehe dein Gesicht. Dein Grinsen. Deine geschlossenen Augen. Öffne sie! Bitte! Was soll denn das? Was verbirgst du hinter ihnen? Willst du mich denn gar nicht sehen? Seishiro... Du schweigst einige Zeit. Woran denkst du? "Seit wann sind dir deine eigenen Wünsche wichtiger als die der anderen? Das sieht dir aber gar nicht ähnlich, Subaru-kun. Seit wann so egoistisch?" Zu Anfang scheinst du doch ziemlich verwundert zu sein. Doch dann spielt ein Hauch von Sarkasmus in deinem Satz mit. Egoistisch? Ich? Hat lang genug gedauert, bis ich auch mal egoistisch sein wollte, oder? "Habe ich denn nicht lang genug meine Wünsche zurückgestellt? Habe ich mich nicht oft genug selbst damit verletzt? Ich kann nicht mehr. Jetzt bin ich dran." Ja. Jetzt bin ich auch endlich mal dran. Immer stellte ich meine Wünsche hinten an. Die Wünsche der anderen waren mir wichtiger. Damals. Heute ist nur noch mein Wunsch wichtig. Er allein zählt. Ich wünsche mir, dass mein Traum, mein einziger, in Erfüllung gehen wird. Sonst zerbreche ich gänzlich. Ich musste meine Wünsche zurückstellen. Ich tat es für das Wohlergehen anderer. Ich brachte dieses Opfer gern. Doch nun muss ich für mich etwas tun. Jetzt ist es für mich an der Zeit, egoistisch zu werden. Für meinen Wunsch, meinen einzigen, gehe ich brutal meinen Weg. Und nehme keine Rücksicht auf andere. Auf niemanden. Und auf niemandes Wunsch. Jetzt bin ich dran. Ich gehe meinen Weg. Bin egoistisch. "Soso. Nun Subaru-kun, du hast mich hierher gezerrt. Was ist dir so wichtig, dass du meinen Geist rufen musst?" Ungehalten pruste ich drauf los: "Riechst du das Blut, welches an meinen Händen klebt? Siehst du den eiskalten Blick, wenn ich töte? Siehst du den Sakurazukamori, der vor dir steht?" Stille. Vorerst keine Reaktion von dir. Doch dann: "Obwohl ich nur ein Geist bin, rieche ich das Blut deiner Opfer, welches an deinen Händen klebt." Du pausierst. In mir brodelt es. Ich habe so das Verlangen nach dir. Sag etwas. Mach es mir nicht so unerträglich. Und sieh mich endlich an! "Doch kann ich mir keinen eiskalten Blick vorstellen, den du haben sollst, wenn du tötest. Ich weiß zu gut, deine Augen können nicht eiskalt sein, Subaru-kun." Du lächelst. Wieso? Ich kann dich nicht verstehen. Es tut mir weh. Ich will dich doch verstehen. Zu gern. Alles an dir verstehen. Mach es mir möglich. Lass mich in deinen Augen lesen. Öffne sie! Bitte! "Du bist dir da so sicher. Willst du dich nicht überzeugen? Mach deine Augen auf und sieh deinen Nachfolger, wie leer seine Augen sind und wie tot er scheint." Keine Reaktion. Seishiro. Verstehst du denn nicht, worauf ich hinaus will? Deine Augen. Ich möchte sie sehen. Mich in ihnen verlieren. Wenigstens in dem einen, welches dir geblieben ist. Ungeduldig. Ich will nicht abwarten. Unerträgliche Stille. "Nein, Subaru-kun. Nein." Nein? Was nein? Seishiro! Ich warte ab. Auch, wenn es mir unerträglich ist. Drängen kann ich dich ohnehin nicht. "Ich will mich nicht überzeugen. Ich bin überzeugt. Auch wenn du es -mir zu Liebe- sein möchtest, dieser Mörder mit eiskaltem Blick. Du willst Ich sein... Du bist es nicht." Bin sprachlos. Was? Ich bin nicht der Mörder für den ich mich gehalten habe? Bin nicht wie du? Bin nicht DU? Du hältst mich für nicht würdig? Nicht würdig, dein Amt zu tragen? Bin ich nicht gut genug? Bin ich es nicht wert? "Und darüber bin ich doch sehr froh." Deine geschlossenen Augen lachen diesmal mit. Meinst du es ernst? Bist du froh darüber? Aber froh über was? Dass ich nicht würdig bin, ein Mörder zu sein? Dass ich es nicht wert bin, wie du sein zu wollen? Oder vielleicht, dass... ich immer noch der liebenswürdige und naive Junge von damals und mir selbst treu geblieben bin? Bist du darüber froh? Dass Subaru Sumeragi nicht verloren ist? Oh, Seishiro! Du hast keine Ahnung! Dieser Jemand ist schon längst gestorben! Zusammen mit dir. Hast du es denn nicht gemerkt? Hast du nicht gemerkt, wie dich sein Herz begleitet hat auf dem Weg in den Tod? Nichts? Schon wieder Schmerzen. Schon wieder Tränen. Sinnlos. Ich wollte es ändern. Alles ändern. "Sag, bin ich dir egal?" Ich muss es wissen! Sag es mir! Und nichts als die Wahrheit! "Bin ich dir egal?!" So aufgebracht! Ich bin so aufgebracht. Du stehst vor mir. Und noch immer lässt du deine Maske nicht fallen. Und wieso nicht? Ist denn jetzt nicht alles egal? Alles andere egal geworden? Seishiro! Ich dachte, die Mauer, die du vor dir aufgebaut hattest, all die Jahre, sei eingestürzt. Ich dachte, ich hätte sie zum Einsturz gebracht. Ist dem nicht so? Habe ich nicht hinter deine Maske geblickt? Lag hinter dieser noch eine weitere Maske? Sag es mir, Seishiro! Mein Körper, er zittert. All diese Gefühle, all die Eindrücke und Emotionen, sie wirken auf mich ein, erdrücken mich förmlich. Ein Chaos herrscht in meinem Inneren. Hilf mir. Ich gehe unter, wenn du mir nicht endlich die Wahrheit sagst. Werde ertrinken. Willst du das? Soll ich ertrinken? Unter gehen in all diesen schrecklichen Gefühlen? "Egal?" Ja, egal!? Bin ich dir egal? Empfindest du keine Liebe? Keine Zuneigung? Nichts? "Egal bist du mir nicht, Subaru-kun. Ganz und gar nicht." "Nicht egal, aber trotzdem nichts wert? Seishiro-san! Sag es!" Ich fordere dich auf. Sag mir, was du empfindest. Für mich. Ehrliche Gefühle. Ich möchte ehrliche Gefühle. "Ah, jetzt weiß ich, worauf du hinaus willst, Subaru-kun." Wieder dieses Grinsen. "Meine Worte in dem Augenblick, in dem ich starb, nicht wahr? Du willst diese Worte hören oder? Oh, Subaru-kun. Sind sie dir denn so wichtig? Was bringt es dir, wenn du sie noch mal hörst? Es ändert doch nichts. Unsere Situation bleibt die gleiche. Außerdem, du weißt doch, was ich sagen wollte." Kurze Pause. "Ich bin tot. Gestorben durch deine Hand. Auch wenn ich dir jetzt sage, was ich damals sagen wollte, es ändert nichts. Also belass es einfach dabei." "Nein! Wie könnte ich?! Sag mir, was du damals nicht zu ende bringen konntest! Ich will es hören! Ich habe dich gerufen, damit du es mir sagen kannst. Also tu es gefälligst auch!" Ich bin so aufgebracht. Du behandelst mich, als sei ich dir nicht mehr wert, als andere Menschen. Bin ich dir nicht mehr wert? Bin ich nicht einzigartig für dich? Bin ich dir nicht wichtig? "Seit wann erteilst du Befehle, Subaru-kun?" Lass diese Witze! Wechsle nicht das Thema. Drück dich nicht vor einer Antwort. Einer ehrlichen. "Seishiro-san..." Ich klinge so flehend. Dabei wollte ich vor dir doch stark sein. Damit du mich für würdig siehst, deinen Part als Mörder übernommen zu haben. Wollte keine Schwäche zeigen. Du kennst sie sowieso. Aber ich wollte mich vor dir behaupten. Dir ebenbürtig sein. Nicht als Opfer vor dir stehen. Sondern als ein Mensch. Der dich liebt, Seishiro. "Hör zu, Subaru-kun, der Grund, weshalb ich deine Rufe immer wieder ignoriert habe... ich wollte dich nicht wieder sehen." So hart. Als würde ein Pfeil meine Brust durchbohren. Seishiro! "Ich wollte nicht sehen, wie gebrochen du bist. Ich wollte keinen >falschen< Subaru vor mir sehen. Ich weiß, den Subaru-kun von damals, den gibt es nicht mehr. Ich habe ihn ausgelöscht. Einfach ausradiert. Ich wollte, dass du mir allein gehörst. Du warst mein Opfer, meine Beute, mein Eigentum. Ich musste dich zerbrechen, damit du mir verfällst. Auf ewig. Doch wollte ich deinen liebenswürdigen Geist nicht zerstören. Aber ich glaube, auch ihn habe ich zerstört. Alles an dir und alles in dir. Ich habe dich völlig zerstört. Mit Leib und Seele." Ich muss einmal kräftig schlucken. Zu hören, wie du über mich denkst. Es mir tut weh. Sag mir endlich die Wahrheit. Ist da noch mehr? "Ich wollte dich nicht völlig zerstören, Subaru-kun. Nicht mehr, als ich eingesehen habe, dass nicht du mein Opfer warst. Sondern ich deines." Was? Was sagst du da? Mein Opfer? Du? Seishiro! Ich versteh dich nicht! Quäl mich nicht so! Reiß die alten Wunden nicht wieder auf. Sie werde niemals heilen. "Als ich mir letztendlich eingestanden habe, dass du mir mehr bedeutest, als ich anfangs zu glauben wagte, sah ich dich, wie verstört du warst. Sah ich, wie ich dich zugerichtet hatte. Einerseits brachte mir der Anblick eines gebrochenen Subaru ein wunderbares Gefühl. Ich hatte grenzenlose Macht über dich. Du gehörtest mir. Mir allein. Doch auf der anderen Seite spürte ich etwas, dass mich traurig zu machen schien. Und dass mich etwas traurig machen konnte, wollte ich nicht einsehen. Und schon gar nicht, dass eines meiner Opfer mich traurig machte." "Du hattest also Mitleid mit einem armen, kleinen, naiven Jungen?! Kam ich dir so armselig vor?" Noch nicht einmal ein Opfer konnte ich sein. Kein würdiges Opfer, dass es wert war, getötet zu werden. "Nein. Mitleid hatte ich nicht mit dir. Keineswegs. Ich glaube, ich war traurig, dass du dein Lächeln verloren hast, Subaru-kun. Ja, etwas in mir wollte nicht, dass der lächelnde Subaru verschwand. Doch es war bereits zu spät. Dein Geist war ebenfalls zerstört. Du hattest dein Lächeln verloren. Und da wollte ich..." Ja? Was wolltest du? Bring den Satz zu ende! Zögere nicht. Quäl mich nicht. "Da wollte ich, dass du wieder lächelst." Du wolltest, dass ich lächle? Seishiro... "Deswegen wollte ich dir noch sagen, was ich für die empfand. Ich dachte, dann würdest du wieder lächeln. Bevor ich starb wollte ich dir sagen, was ich fühlte. Denn am Ende hast du es dann doch geschafft, Subaru-kun. Du hast meine Mauer eingerissen und hinter meine Maske geblickt." Du lächelst. Ist das ein ehrliches Lächeln? Ich möchte, dass du es ehrlich meinst. Bitte. "Hat es dir die Sprache verschlagen, Subaru-kun? Erschreckt es dich, all das zu hören? Aus meinem Munde? Das alles wolltest du doch hören oder nicht? Die Wahrheit. Du wolltest nichts als die Wahrheit hören. Und ich sage sie dir." Seishiro! "Aber...ich konnte es dir nicht mehr sagen, starb, bevor ich dein Lächeln sehen konnte. Das klingt komisch, stimmts? Nun, ich dachte, dass dich meine ehrliche Aussage etwas glücklicher machen könnte. Du wolltest mich nicht töten ...und hast es doch getan. Ich habe den Fluch deiner Schwester ausgelöst, damit ich auf jeden Fall getötet wurde. Von dir. Da du mich nicht töten wolltest, da du von meiner Hand den Tod erfahren wolltest, da ich dir diesen Wunsch verwehrte, wollte ich dir noch meine Gefühle mitteilen, meine aufrichtigen Gefühle. Aber du hast nicht gelächelt." "Seishiro!" Dieses ganze Gespräch, es macht mich so unendlich traurig. All die schmerzlichen Erinnerungen kommen zurück, überfluten mich. Die Wahrheit. Die Wahrheit ist so grausam. Wieder flehe ich dich an. Flehe dich an, mir die ganze Wahrheit zu erzählen. Ich nehme alles in Kauf. Ich will diese Schmerzen ertragen. Wenn ich nur endlich die ganze Wahrheit weiß! Egal, ob grausam oder nicht. Ich will alles wissen. "Seishiro-san! Wie kommst du nur darauf, dass ich lächeln könnte, wenn der Mensch, den ich am meisten liebe, in meinen Armen stirbt? Wenn ich ihn gerade getötet habe?" Heiße Tränen überströmen meine Wangen. Alles ist so dermaßen krank. Ich bin kein Mörder. Nicht so einer wie du. Kein Profi. Kein eiskalter Killer. Ich kann meine Opfer, die Menschen, die durch mich ihren Tod gefunden haben, denen ich das Leben einfach entrissen habe, nicht anlächeln. Nicht im Augenblick ihres Todes. Du hast immer gelächelt, wenn du wieder jemanden getötet hast, ich weiß. Du bist skrupellos. Du bist ein gewissensloser Killer. Ich bin nicht wie du. Nein. Ich bin nicht so pervers. Wie könnte ich jemals die Menschen anlächeln, die ich tötete. Ohne Grund tötete? Welchen Grund hätte ich zu lächeln? Warum hast du immer gelächelt? Aber warte. Sag es nicht. Ich will es nicht erfahren. Deine Gründe. Woher dein Lächeln rührt. Ich könnte es nicht ertragen. "Ach, Subaru-kun. Immer noch der brave, kleine Junge, der niemals den Genuss des Tötens erfahren wird." Seishiro! Dieses Grinsen, welches du gerade auflegst, es ist so voller Hohn. Du verhöhnst all deine unschuldigen Opfer. Ergötzt dich an ihren wehleidigen Blicken, die sie haben, wenn sie ihren letzten Atemzug tun. Du genießt es richtig, anderer Menschen Leben auszulöschen. Ich weiß zu gut, du bist ein echter Profikiller. Hast keine Gefühle währen du tötest. Empfindest nichts. Versiegelst jegliche Emotionen. Du machst keinen Unterschied zwischen Lebewesen und Dingen. So jemanden liebe ich? Einen skrupellosen Profikiller, der Lebewesen und Dinge gleichsetzt? Ja. Ich liebe ihn. Mehr als alles andere. Mehr als alles andere liebe ich ihn. Haltet mich für verrückt. Geisteskrank oder sonstiges. Es ist mir egal geworden. Kein anderer versteht meine Gefühle. Kein anderer kann sie nachvollziehen. Nicht mal ansatzweise. Ich liebe ihn. "Du hast recht, Seishiro-san. In den Genuss werde ich wohl niemals kommen. Ich bin Sakurazukamori, ich töte Menschen ohne Grund, einfach nur wegen eines Auftrages. Aber ich bin nicht der richtige für diesen Job. Niemals könnte ich lächeln, wenn ich in die leeren Augen meiner Opfer sehen würde. Ich bin nicht wie du. Aber... sieh mich deswegen bitte nicht als unwürdig an." Das ist mir sehr wichtig. Sieh mich nicht als unwürdig an, dein Amt übernommen zu haben. Ich gebe mir Mühe. Aber verlange nicht von mir, meine Opfer anlächeln zu müssen. Ich könnte es nicht. Nicht einmal dir zu liebe. Bitte, verlang dies nicht von mir. "Unwürdig, hm?" Erneut setzt du dein übliches Grinsen auf. "Ich weiß, Subaru-kun, du gibst dir alle Mühe, den Job richtig zu machen. Ich weiß sehr wohl, du bist nicht so wie ich. Wirst es auch niemals sein. Du kannst nicht skrupellos sein und wirst niemals den Genuss, welcher dir das Töten bringt, erfahren. Du tötest. Zeigst keinerlei Gefühle. Im Inneren jedoch, und das weiß ich zu 100 Prozent, bist du einfach nur unermesslich traurig, so dermaßen, dass du an deiner Trauer ersticken könntest." Du weißt einfach alles. Ich habe das Gefühl, dass du alles weist, was mich angeht. Und du weißt alles. Alles über mich. Deswegen steht es dir auch zu, über mich richten zu können. Dann tu es. Richte über mich. "Allein, weil du es versuchst und dir alle Mühe gibst, bist du würdig. Du tötest immer weiter, obwohl es gegen deinen Selbstwillen geht. Obwohl du mit all den Opfern mitfühlst, so wie du es schon immer getan hast, obwohl du ihre Angst und ihr Leid spüren kannst, weil sie einen Teil auf dich übertragen, obwohl ein Teil von dir mit deinen Opfern stirbt, tötest du weiter. Du hörst nicht auf die Stimme deines Herzens, wie sie dich davon abringen will zu töten. Allein, weil du grausam deinen Weg gehst, weil du mordest ohne Reue zu bekennen, bist du es wert, mein Amt als Sakurazukamori übernommen zu haben, Subaru-kun." "Ja, in einem Punkt hast du recht, Seishiro-san. Ich höre nicht auf die Stimme meines Herzens." Ich unterbreche meinen Satz. Kommst du nicht selbst darauf? Wieso ich nicht auf die Stimme meines Herzens höre? "Denn ich habe keines mehr." Hör genau hin, was ich sage! "Du hast es mir damals entrissen und als du starbst hast du es mit dir in den Tod genommen. Ich habe kein Herz mehr.... Du hast es, Seishiro-san!" Hörst du es? Du hast mir mein Herz gestohlen. Jetzt ist es für immer bei dir. Ohne, dass du es jemals wieder loswerden würdest! Verflucht. Von mir. Von meinem Herzen begleitet. Verfolgt. Für immer. Mein Herz gehört für alle Zeit dir. "Subaru-kun..." Was ist? Hat es dir jetzt etwa die Sprache verschlagen? Das ist die Wahrheit. Und nichts als die Wahrheit. Glaub ihr. Denn so ist es. Genauso, wie ich sagte. Mein Herz gehört dir. Ist für immer an dir festgewachsen. Du kannst es nicht abreißen. Du bist dazu verdammt, mein Herz zu behalten. Also behüte es. Oder trete es mit deinen Füßen. Egal. Hauptsache, du besitzt es. Und das für die Ewigkeit. "Willst du denjenigen nicht sehen, dem du das Herz gestohlen hast? Willst du denjenigen nicht sehen, der für dich tötet und seine Freunde verraten hat? Willst du denjenigen nicht sehen, der dich über alles liebt? Sag, Seishiro-san." Ich stehe direkt vor. Nur wenige Zentimeter trennen unsere Körper voneinander. Ich sehe dich an. Will sehen, was hinter deinen geschlossenen Augen vorgeht. Was denkst du? Sag es. Und öffne deine Augen. Lass mich in ihnen lesen. Wie du dich fühlst. Was du empfindest. Bitte. Ich hebe meine Hand, führe sie zu deinem Gesicht Ich weiß, du bist nur ein Geist, existierst nur als Vorstellung in diesem Traum. Doch, auch wenn es für mich unmöglich ist, ich will dich berühren. Ein einziges Mal. Hier und jetzt. Dich, wie du mit geschlossen Augen vor mir stehst. Will deine Haut streicheln. So unsagbar gern. Meine Augen. Wie viele Tränen bergen sie noch? Wann habe ich wohl meine letzte Träne geweint? Kann meine Tränen nicht unterdrücken. Schaffe es nicht. So lasse ich sie laufen. Mein Gesicht überströmen. Zum Glück, siehst du nicht wie ich weine. Schwäche zeige vor dir. Wie ich um dich weine. Doch öffne deine Augen. Selbst wenn du mich für schwach hältst. Öffne deine Augen. Sieh mich endlich an. Bitte. Meine Finger berühren deine Wange. Doch spüren sie keine feste Masse, greifen ins Nichts. Ich kann dich nicht berühren. "Ich bin nur ein Geist, Subaru-kun. Du weißt selbst, du kannst mich nicht berühren." Ja, ich weiß es doch! Ich weiß! Trotzdem habe ich dieses Verlangen in mir. Trotzdem wünsche ich es mir. Trotzdem möchte ich es jetzt. Zu gern. Keine Chance. Körperlichen Kontakt zwischen uns kann es nicht geben. So grausam. So hart. Ich beginne zu zittern. Ich krampfe mich unter meinen Schmerzen im Inneren. Alles, aber auch alles wird mir verwehrt. Warum bist du gestorben? Warum musstest du mich allein lassen? Wieso bist du so grausam? Warum hast du mich damals nicht getötet? All das hier hättest du mir ersparen können! Seishiro! "Wenn ich dich schon nicht berühren darf, dann sieh mich doch wenigstens einmal an! Ich will deine Augen sehen! Bitte! Seishiro-san!" Das Zittern. Es hört nicht auf. Will nicht verschwinden. Ich verkrampfe mich weiter. "Nein" Ich fahre hoch. Nein? Alles wird mir verwehrt. Quäl mich weiter. Immer weiter. "Das wäre nicht gut für dich. Glaub mir, Subaru-kun." "Was gut ist oder nicht entscheide immer noch ich, nicht wahr?! Mach deine Augen auf, Seishiro-san!" Du schweigst wieder. Zeigst keine Reaktion. "Auch wenn dich der Anblick meiner Augen noch mehr verletzt?" Verletzt? Wieso sollten mich deine Augen verletzen? Ich liebe deine Augen. Ich liebe die Augen eines Mörders. Sie verletzen mich nicht. Sie verzaubern mich. Deswegen will ich sie doch sehen. Zeig sie mir. "Deine Augen können mich nicht verletzen, Seishiro-san. Denn ich liebe sie." Erwartungsvoll schaue ich in dein Gesicht. Warte nur darauf, dass du endlich deine Lider auftust, damit ich deine wunderschönen Augen sehen kann. Ich will mich in ihnen verlieren. So wie früher. Öffne sie. Und tatsächlich. Deine Lider zucken. Beginnen sich langsam zu öffnen. Ja, öffne sie. Ganz. Und dann... deine Augen, du hast sie gänzlich geöffnet. Wie ein gleißender Blitz durchfährt es meinen Körper. Der Anblick, der sich mir bietet, ich ertrage ihn nicht. Bin geschockt, von dem was ich sehe. Ich zittere wie noch nie zuvor, krampfe mich stark. Kann nicht mehr. Ich falle auf die Knie. Schlinge meine Arme um meinen bebenden Körper. Ertrage deinen Anblick nicht. Seishiro! "Nicht meine Augen verletzen dich, sondern ihr Anblick." "Sei...shi...ro...sa...n" Ich stottere. Das Zittern überzieht meinen gesamten Körper. Macht es mir unmöglich einen normalen Satz zustande zu bringen. In meinem Inneren, alles krampft sich zusammen. Etwas schnürt mir die Luft ab. Ich kann nicht mehr atmen. Erdrückt. Zerschmettert. Kalt. So kalt. Eine gewaltige Kälte überzieht meinen Körper. Erfroren. Seishiro-san! Ich schreie! Ich schreie so laut wie noch nie. Schreie den Schmerz aus mir heraus! Alles schreie ich aus mir heraus. Alles will raus. Alles. Alles. Dann sehe ich, wie du in Abermillionen von Scherben zerberstest, dich in der Dunkelheit deines Traumes auflöst. Alles zerbricht, wie ein Spiegel. Der Traum, er zerbricht. Alles zerbricht. Ich will nicht mehr. Will raus. Alles zerbricht. Schwärze ist alles was bleibt. Schweißgebadet schrecke ich hoch. Schaue mich um, völlig verstört. Atme schnell. Stoßweise. Ich muss mich beruhigen. Ganz ruhig. Nach einigen Minuten, mein Atmen normalisiert sich wieder. Ich komme langsam wieder zur Besinnung und kann klar denken. Es war ein Traum. Ich habe geträumt. Kakyu. Er hat mich in seinen Traum gebracht. Auch wenn es ein Traum war. Es war Realität. Ich habe ihn tatsächlich getroffen. Seishiro. Ich habe ihn tatsächlich gesehen. Wir haben wirklich mit einander gesprochen. Aber eine Antwort auf meine Frage habe ich dennoch nicht. Ich balle meine Hände zu Fäusten. So fest, dass die Knochen weiß hervortreten. Er hat mir keine Antwort gegeben, wollte mir keine geben. Seishiro! Du kannst einfach nicht aufhören, mich zu quälen, hm? Und dann, deine Augen. Mir läuft jetzt noch ein kalter Schauer über den Rücken, wenn ich daran denke. Deine Augen. Ich habe es völlig vergessen, völlig verdrängt. Deine Augen, beide sind... erblindet. Verdammt! Ja, natürlich! Beide deiner Augen sind blind. Als ich sah, wie leer deine Augen waren... zog sich alles in mir zusammen. Eiskalt. Beide deiner Augen lagen tot ihn ihren Höhlen. Dieser Anblick! Schrecklich! Seishiro! Es tut mir leid! Ich bin schuld, dass du deine Augen hergegeben hast. Ich habe dich blind gemacht. Ich fasse mir an mein rechtes Auge. Dein Auge. Du hast es mir geschenkt, mir nach deinem Tod überlassen. Ich bin der Grund, weshalb du dein Augenlicht für immer verloren hast. Es tut mir leid! So unendlich leid! Verzeih! Verzeih mir! Seishiro! Seishiro-san! Bitte, verzeih mir! Wieder schreie ich. Den Schmerz aus mir heraus. Auch versuche ich mit aller Kraft meine Schuldgefühle aus mir heraus zu schreien. Doch werde ich sie nicht los. Sie sind tief in mir. Ich trage für immer die Schuld daran. Werde mich für immer schuldig fühlen. Wolltest du mich deshalb nicht ansehen? Wolltest du nicht, dass ich sehe, was ich aus dir gemacht habe? Oh, Seishiro! Schuldgefühle zerfressen mich. Und ich fühle mich verpflichtet. Ich bin verpflichtet. Ich bringe dir dein Augenlicht zurück! Mein Wunsch. Jetzt sehe ich ihn klar und deutlich. Ich habe eine Zukunft. Eine unbestimmte. Sie ist nicht vorherbestimmt. Ich kann sie so gestalten, wie ich es mir wünsche. Und das werde ich. Nach diesem Treffen habe ich gemerkt, was mein eigentlicher Wunsch ist. Ich wollte dich nicht >nur< wieder sehen und deine Erinnerung lieben, Seishiro. Nein. Das reicht mir nicht. Ich will dich. Ich will dich als Menschen. Ich möchte, dass wir beide wiedergeboren werden. In diesem Leben. Und dafür werde ich sorgen. Ich werde alles, aber auch wirklich alles tun, damit mir dieser Wunsch erfüllt wird! >Jemand, der gestorben ist, bleibt tot. Das ist das Gesetzt der Natur.< Soll es das Gesetz der Natur sein. Ich werde es widerlegen. Ich werde es brechen. Es unwirksam machen. Für meinen Wunsch werde ich alles hinter mir lassen. Raum und Zeit. Einfach alles. Ihr werdet sehen. Du wirst sehen, Seishiro-san. Wir beide werden wiedergeboren. Weil es mein Wunsch ist. Und ich gebe ihn nicht auf. Koste es, was es wolle. Ich gebe alles, was ich habe. Ich selbst gebe mich dafür hin. Ich opfere mich. Zu gern. Mein Wunsch, er wird sich erfüllen. Gegen alle Macht der Welt erhebe ich mich. Für meinen Traum. Damit er in Erfüllung geht. Kapitel 3: Death & Rebirth -------------------------- A Subaru Sumeragi Story Chapter IV Death & Rebirth Entering life Vollmond. Nicht eine einzige Wolke am Himmelszelt. Endlose Schwärze am Firmament. In dieser sternenklaren Nacht erstreckt sich der weiße Mond über die Häuser, legt seinen silbernen Schleier um die gesamte Stadt. Hüllt alles ein. Wie eine neblige Kuppel. Sie lebt. Schlaflos. Die Stadt ist in Aufruhr, all die Menschen die in ihr leben, sie amüsieren sich des nachts. Die Leute gehen in Casinos, Discos, Nachtclubs, zum Karaoke, sie spielen, singen, tanzen, werfen ihr wohlverdientes Geld zum Fenster hinaus, haben Spaß. Die Stadt lebt. Schläft nie. Tokio. Es lebt. Es ist die einzige Stadt.... Die einzige Stadt auf der Welt, die sich amüsiert, während sie untergeht. Tag und Nacht. Ich erinnere mich... Wie recht du damals hattest, Seishiro-san. Du hattest stets recht, mit allem, was du je gesagt hast. Ja, mit allem. >>Warum ich Tokio liebe?<< Ich fragte dich einst, weshalb du diese Stadt so bewunderst. >>Ich liebe Tokio, weil es die einzige Stadt der Welt ist, die sich amüsiert, während sie untergeht.<< Dies sagtest du mit einem Lächeln. Wie hätte ich damals auch nur ahnen können, dass dunkle Gedanken im Spiel waren? Wie hätte ich wissen könnrn, dass dein Lächeln nicht einem Scherz galt, sondern der puren Wahrheit? Du wusstest anscheinend schon damals, dass Tokio eines Tages tatsächlich untergehen würde, oder? Jetzt ist es soweit. Genau dieser Tag nähert sich... unaufhaltsam. Bald werden wir aufwachen... und es ist Tag X. Der Tag des Versprechens. Dann beginnt er. Der letzte Kampf. Um das Schicksal der Erde. Und dennoch... Tokio verschließt die Augen davor. Tut so, als könne es nicht aufwachen. Nicht an jenem Tag. Weil es nicht zu schlafen scheint... Doch das ist nur Maskerade, eine perfekte Täuschung. Auch dem angeblich schlaflosen Tokio werden in Anbetracht der sich näheren Stille die Augen geöffnet. Aufgerissen! Und die Menschen amüsieren sich, wissen nicht, dass ihr Leben schon in Kürze ein Ende finden wird. Sie werden alle sterben. Alle. Ausnahmslos alle werden sterben. Ermordet. Von uns. Von mir. Die Menschen, sie alle werden untergehen. Die Stadt, mitsamt ihrer Anmut wird sie untergehen. In einen ewig währenden Schlaf fallen und nicht in der Lage sein, die Augen je wieder auftun zu können. Genau. So wie in dem Märchen von der göttlichen Schönheit, mit Haar, so golden schimmernd wie der Glaube an Gott, mit Augen, so blau wie der strahlend schöne Himmel, mit einer Stimme, so herzlich und klar, wie Gottes Atmen, von diesem göttlichen Wesen, welches in einen tiefen Schlaf fiel und hundert Jahre in ihren Träumen gefangen gehalten werden sollte. Ich glaube, es hieß Dornröschen oder? Dieses Mädchen, das eigentlich für immer schlafen sollte, doch durch einen Kuss ihres Liebsten geweckt und zurück ins Leben gefunden hatte. Wirklich total überzogen das Ganze. Ziemlich schnulzig, muss ich sagen. Nicht mein Geschmack. Das Mädchen heiratete den Prinzen und wurde glücklich bis an ihr Lebensende. Ja.... Es gab ein gutes Ende. Typisch für Märchen eben. Immer dieses "Happy end", welches an jeden Schluss gestellt wird. In der Wirklichkeit gibt es so etwas nur selten. Und in diesem Falle gar nicht. Tokio wird schlafen, ohne, dass es einmal aufwachen würde. Keine Chance. 100-jähriger Schlaf. 1000-jähriger Schlaf. Ewig währender Schlaf. Alles wird schlafen. Alles geht unter. Ich weiß es genau. Zuerst fällt Tokio. Dann die gesamte Welt. Die Erddrachen werden den Himmelsdrachen überlegen sein. Ganz sicher. Ich habe nichts dagegen einzuwenden. Soll Tokio, soll die Welt untergehen. Noch habe ich etwas Zeit. Noch lebe ich. Um meinen Wunsch erfüllen zu können. Tja, und wenn dann alles in sich zusammenbricht, dieser armselige Planet, dann werde auch ich mit all den anderen sterben. Dann hat endlich alles ein Ende. Vielleicht ...werde ich schon vorher sterben. Möglich ist es. Vielleicht erlebe ich dieses grausige Schicksal nicht mehr. Den Untergang der gesamten Zivilisation dieses Planeten. Vielleicht muss ich nicht hinsehen. Vielleicht nicht. Vielleicht... komme ich schon früher zu dir. Seishiro... Der sanfte Wind streift an mir vorbei. Mein pechschwarzer Mantel wiegt sich in jeder aufkommenden Brise. Es ist angenehm. Niemand ist hier, bin ganz allein. Ich befinde mich außerhalb der Stadt. Nur gedämpfte Geräusche hallen von dort hierher. Ich bin weitgehend ungestört. Und das ist gut so. Ich drücke meine Zigarette aus. Schaue mich um. Kannst du dich an diesen Ort erinnern? Erinnerst du dich an jenen Ort, an dem ich meine Hand in deine Brust bohrte? An diesem Ort, an genau dieser Stelle tötete ich dich. Seishiro-san... Sicher erinnerst du dich. An die Rainbow-Bridge? Wie könntest du es jemals vergessen. Ich knie mich hin, ertaste mit den Fingerspitzen den kalten Asphaltboden. Genau hier starbst du. In meinen Armen. Mir ist, als sehe ich noch dein Blut am Boden kleben. Hier bist du gestorben. Ich halte kurz inne, erinnere mich an den einen Augenblick, indem eine unsichtbare Kraft meine Bewegungen steuerte und meine Hand durch dein Fleisch direkt in dein Herz bohrte. Ich habe das nicht gewollt. Es war der Fluch. Hokuto-chan's Fluch, der mich dazu brachte, dich zu töten. Ich wollte das nicht. Trauer überkommt mich. So oft ich auch an das Vergangene denke, immer überkommt mich ein gewaltiger Schwall von Traurigkeit. Kann nichts dagegen tun. Bin emotional berührt. Ergebe mich. Wie schon so oft. Mein Blick schweift zu dem Etwas, das neben mir liegt. Regungslos. Ohne Atemzug. Deine Leiche. Vor wenigen Stunden habe ich deinen leblosen Körper aus deinem Grab geholt. Dein Grab, unter einem Kirschbaum. Ich dachte mir, du wolltest dort begraben werden, wo du auch all deine Opfer immer begrubst. Es war dir doch recht, oder? Und stell dir vor, der Kirschbaum, unter dem du lagst, er blühte in voller Schönheit. Der Baum blühte, wie keiner neben ihm, stellte alle anderen in den Schatten. Weil er dein Blut trank. Weil dein Blut die Blüten nährte und ihnen die Farbe zartrosa gab. Nur wegen dir blühte er so wunderschön. Hörst du, Seishiro-san? Es war sicher nicht in deinem Sinne, dass ich dich von deinem Baum trennte. Doch ich musste es tun. Ich brauche deinen Körper für diesen Akt. Für mein Vorhaben. Für meinen Wunsch. Ohne deine Leiche geht es nicht. Das musst du verstehen. Später, wenn du zurück musst, wenn ich dich zurück lasse in deine Welt, für immer, dann begrabe ich dich wieder unter deinem Kirschbaum, auf dass er aufs Neue so schön erblüht. Ich lächle. Und wenn du für immer die Welt der Lebenden verlassen musst, dann warte auf mich, nimm mich mit dir. Das nächste Mal werde ich dich begleiten. Lass mich nicht wieder allein hier zurück. Lass mich bei dir sein, ganz nah. Auf ewig vereint. "Lachhaft..." Ja, ich lache über mich selbst. Höhnisches Grinsen. Jeder andere würde mich für verrückt erklären. Kein Zweifel. Und es ist ja auch verrückt. Alles. Alles ist so dermaßen verrückt, dass ich es manchmal selbst nicht glauben kann. Doch es ist wahr. Und ich bin die Witzfigur in dieser Komödie. Es ist wahr. Abscheulich! Ich muss wahrhaftig geistesgestört sein. Eben total verrückt. Erst grabe ich deine Leiche aus und nun freut es mich auch noch, dass der Kirschbaum unter dem du ein paar Monate gelegen hast, so schön erblüht?! Normal ist das nicht. Ich bin ja schon richtig pervers. Voll mit kranken Gedanken. Dennoch, für mich sind sie das einzige, was mich noch am Leben erhält. Nicht normal. Ein normaler Mensch kann das nicht nachvollziehen, wird es wohl nie können. Ich bin kein normaler Mensch mehr, ich nicht. Aber was ist schon normal? Was verstehen die Menschen darunter? Wie definieren sie es? Normal? Was ist denn schon normal? Für andere bin ich krank. Sie können sich nicht in mich hineinversetzen, niemals meine inneren Wunden sehen und mitfühlen, was ich durchmachen muss. Keiner kann das. Die Menschen können nicht verstehen, sich nicht erklären, warum ich so handle, wie ich nun mal handle. All die Menschen, dich mich lieben, mich beschützen wollen, sie können nicht verstehen, weshalb ich mich aufgegeben habe. Warum ich weine. Tag für Tag. Nacht für Nacht. Warum ich töte. Tag für Tag. Nacht für Nacht. Warum ich mich so in mein Innerstes zurückgezogen habe. Warum ich mich selbst vor dem ganzen Geschehen, vor der Realität verschließe, mich abzuschotten versuche. Die ganze Zeit. Niemand versteht mich. Und deswegen bin ich für sie ganz einfach nicht normal, bin krank für sie. Aber es ist mir so was von egal. Oh, Gott. Wie oft ich das Wort >egal< schon benutzt habe. Aber wie soll ich es umschreiben? Es ist mir nun mal egal. Alles. Alles ist egal. Ich berühre sanft deine Haut, streichle über deine blasse Wange, dann deine ebenso blassen Lippen. Außer dir. Wie eine Puppe aus Glas. So kommst du mir vor. So zerbrechlich. Wirkst eiskalt. Keine Wärme, die von dir ausgeht. Bist tot. Eine leere Hülle. Dein Geist ist aus dir gewichen. Hast deine Seele verloren. Um dich wieder zusehen, dich als lebendigen Menschen spüren zu können, dafür mache ich all die Dinge, die mich für andere krank machen. Ich tue alles für den, den ich liebe. Tut man das nicht? Ist das immer eine Lüge gewesen? Die Menschen, sie alle reden doch immer von der wahren Liebe. Sie alle behaupten doch immer, sich für den Geliebten aufopfern zu wollen und alles zu tun, was in ihrer Macht stünde. War das nur dummes Gerede? Eine Lüge? Ich tue alles für den, den ich liebe Warum bin ich krank für sie? Warum? Etwa, weil ich über meine Grenzen und die, des normalen Menschen hinausgehe? Etwa, weil ich nicht nur im Reich der Sterblichen, sondern auch im Reich der Toten meinen Spielraum habe? Etwa, weil ich mich mit dem Leben allein nicht zufrieden gebe? Weil ich einen Toten liebe? Ist das der Grund, weshalb ich unnormal bin? Wie töricht! Egal, ob sie mich für krank halten oder nicht. Ich liebe Seishiro. Ich liebe ihn. Ich liebe einen Toten. Gebe mich damit jedoch nicht zufrieden! Nicht im Geringsten. Ich konnte niemals Liebe erfahren. Man hat uns diese Chance auf Zweisamkeit einfach entrissen, gestohlen! Und das sehe ich nicht ein. Ich will auch die Liebe spüren, die du mir entgegenbringst. Ich will auch in den Armen meines Geliebten liegen. Ich will mich in seinen Augen verlieren. Ich will von seiner Stimme bezaubert sein. Ich will von seinem Anblick gefesselt sein. Von seiner Vollkommenheit. Seiner Schönheit. Ich will ihn spüren. An mir... und in mir. Eins werden. Ich will ihn halten und an mich pressen. Seinen Körper. Seine Wärme. Alles. Ich will das alles auch. Ist das denn so schwer zu verstehen? Ist es das? Das sind doch die normalsten Gefühle der Welt. Ich möchte sie auch empfinden. So unheimlich gern. Nur um all das auch spüren zu können, um all diese schönen Gefühle zu erfahren, handle ich so, auf diese Weise. Ich möchte ihn lebendig machen. Um ihn lieben zu können. Kann man das nicht nachvollziehen? Der Schlag einer Turmuhr holt mich aus meinen Gedanken zurück. Ich erhebe mich wieder. Gleich Mitternacht. Geisterstunde. Bei diesem Gedanken muss ich unwillkürlich lächeln. Wie passend dieser Ausdruck doch ist. Gleich werde ich einen Geist sehen. Ihn rufen. Und ihn lebendig machen. Ja, lebendig. Glaubt es oder nicht. Ich werde einen Geist lebendig machen. Es ist eine Art Wiedergeburt. Vor Kurzem bin ich darauf gestoßen, durch Zufall... oder Schicksal? In einem uralten Buch habe ich darüber gelesen. Über die Macht Geister zurück ins Leben zuholen und sie ihren Besitzern wieder einzuflößen. Auf dass er lebendig wird. Für 24 Stunden. Einen Tag. Für einen ganzen Tag. Als ich darüber gelesen habe, konnte ich spüren, wie ein paar Emotionen den dunklen Weg zurück in mein totes Herz fanden und es wieder zu einem menschlichen Herz formten. Ich bekam Gefühle. Ich fühlte wieder etwas. Ich fühlte so etwas wie Freude. Diese Veränderung hast du in mir bewirkt, Seishiro-san. Nur der alleinige Gedanke an dich. Eigentlich unglaublich... Ich habe mir vorgestellt, wie es wohl ist, wenn du wieder lebst. Was aus uns wird, wie wir miteinander umgehen. Was in Zukunft mit uns sein wird. Ob ich dir verzeihen kann...so richtig. Das nennt man wohl Ironie des Schicksals, hm? Dass jener Mann mir meine Gefühle zurück bringt, der sie mir vor langer Zeit ohne mit der Wimper zu zucken entrissen hat. Ohne Reue zu bekennen. Du wirst leben. Das ist deine zweite Geburt. Dafür stehe ich hier. Deswegen. Dann wird auch dein Wunsch erfüllt. Wenn du von den Toten auferstehst werde ich da sein und du wirst mein Lächeln sehen. So, wie du es wolltest. Ja, das habe ich mir vorgenommen. Ich werde lächeln. Versuche es auf jeden Fall. Aber ich bin mir sicher, du bringst auch mein Lächeln zu mir zurück. Ich mache dich wieder lebendig, Seishiro. Ich bin des Opfers bewusst, welches ich für deine Wiederbelebung bringen muss. Aber ich gebe alles, was ich habe. Das habe ich dir doch geschworen, oder? Alles was ich tun kann, tue ich. Alles was ich geben kann, gebe ich. Alles was nötig ist, erledige ich. Alles was gefordert wird, erfülle ich. Ich gebe mich völlig hin. Um die Macht zu beschwören, die dich zu mir bringt. Gleich ist es soweit. Die Turmuhr schlägt in wenigen Minuten zum zwölften Mal. Dann beginnt der Zauber. Dann entfaltet er seine Macht. Auf der Brücke habe ich ein Pentagramm gemalt. Einen umgedrehten fünfzackigen Stern, der sich über die gesamte Breite der Brücke erstreckt. Der Stern steht diesmal jedoch nicht für den Sakurazukamori, sondern für Schwarze Magie. Diese Magie, die ich jetzt anwende, sie ist illegal. Verboten. Eigentlich versiegelt. Doch sind mir Versiegelungen und auch Verbote völlig egal. Nichts kann mich hindern. Nichts kann mich aufhalten. Nichts kann mir gefährlich werden. Ich bin ein Meister und beherrsche die Magie, jegliche Arten, egal welcher Seite. Ob schwarz oder weiß. Egal. Ich bemächtige mich jeder Magie, wenn ich mit ihr nur meinen Wunsch in Erfüllung gehen lassen kann. Ich scheue vor nichts zurück. Nehme alle Risiken in Kauf. Es interessiert mich nicht, was mir widerfahren mag. Ich nehme alles in Kauf. Bringe jedes Opfer. Ich stehe an der Stelle, wo ich dich vor kurzem tötete. In Mitten des Pentagramms. In seinem Zentrum. Ich habe diesen Ort gewählt, weil du hier getötet wurdest. Ich wählte genau diese Stelle als zentralen Punkt, damit du dort auferstehst, wo du einst starbst. An jeder Spitze des Sternes sind magische Schriftzeichen geschrieben. Unter mir, im Zentrum des Pentagramms, steht das Zeichen für "Wiedergeburt". Alles ist vorbereitet. Ich warte nur noch auf den richtigen Augenblick. Der zehnte Schlag der Uhr. Ich verhake meine Finger ineinander. "Omm, abokya haraparitaya un!" Die Formel meiner Geisterbeschwörung. Zuerst muss ich deinen Geist zu mir rufen, damit ich ihn deinem Körper einflößen kann. Ich konzentriere mich. Ich sende ein Licht, zwar ein mattes, aber es wird dir den Weg in meine Welt weisen. Dieses matte Licht begleitet dich auf deinem Weg durch die Dunkelheit. Es führt dich über die Schwelle unserer Welten. Entschuldige, dass ich dir kein helleres Licht senden kann. Das Licht in meinem Inneren ist erloschen. Deswegen musst du dich wohl oder übel mit diesem Bruchteil zufrieden geben. Aber lass dich nicht beirren, wenn du dich konzentrierst, kann dir auch jener kleine Lichtanteil ein Wegweiser sein. Lass dich leiten. Finde den Weg zu mir. Bitte, wehre dich nicht. Nicht dieses Mal. Lass es einfach geschehen. Bitte, höre auf mich. Ignorier meine Rufe nicht. Nicht dieses Mal. Um mich herum bildet sich ein schwacher Lichtschein. Er hüllt mich gänzlich ein. Es ist meine spirituelle Kraft. Sie öffnet sich. Entfaltet sich langsam. Komm! Seishiro. Komm zu mir. Ich will dich lebendig machen. "Omm, abokya haraparitaya un!" Ich spüre es. Ja! Du kommst tatsächlich! Du näherst dich mir. Seishiro-san... Ich kann deinen imaginären Geist wahrnehmen. Du bist hier, ganz nah. Bereits in dieser Welt. Noch kann ich dich nicht ausmachen. Noch kann ich dich nicht sehen. Aber ich weiß, du bist da. Ich konzentriere mich stärker. Nähere mich langsam aber sicher der Endphase. Ich benötige all meine Kraft. Ich darf nicht versagen! Nun vermag ich deutlich deinen Körperumriss und deine Gesichtskonturen erkennen zu können. Du schwebst über mir. Hast du deinen leblosen Körper schon bemerkt? Ahnst du, was ich vorhabe? "Omm, abokya haraparitaya un batarei ya sowaka!" Da bist du! Jetzt bist du vollständig vor mir erschienen, in voller Lebensgröße. Du trägst die schwarzen Sachen, die du auch am Tag deines Todes getragen hast. Natürlich. Ich öffne meine Augen, doch meine Finger bleiben weiterhin ineinander verhakt. "Schön, dass du gekommen bist, Seishiro-san." Ich klinge nicht froh oder glücklich, nein. Ohne jegliche Emotionen spreche ich zu dir. Ich kann meinen Gefühlen noch nicht nachgeben. Ich sehe dich vor mir. Dein gesamtes Wesen. Jener Mann. Wieder mit diesem emotionslosen Ausdruck und den geschlossenen Augen. Aber öffne sie nicht, jetzt noch nicht. Ich möchte dir noch etwas geben. Etwas sehr wichtiges zurück geben. Zwei Dinge, die dich wieder zu demjenigen machen, der du einst gewesen bist. Seishiro Sakurazuka. "Hm...Etwas ist diesmal anders." Was? Wie meinst du das? Weißt du, weshalb ich dich rief? Bist du dir etwa bewusst, dass du neu geboren wirst? Willst du das womöglich und bist deshalb freiwillig gekommen? "Deine Stimme, Subaru-kun. Die Stimme, der ich folgte, um hier her zu finden, sie klang diesmal nicht flehend und sie zitterte nicht so wie sonst immer, wenn du mich riefst. Und zudem war dieses schwache Licht, welches du mir sandtest, auf irgendeine, mir noch unbeschreibliche Weise, furchtbar hell. Heller als alles andere. Das hat mich dazu veranlasst, dir nachzugeben und hier her zu kommen." Ach ja? Meine Stimme also. Nein, dieses Mal klang sie nicht flehend. Denn ich weiß, dass ich dich dieses Mal nicht wieder gehen lassen muss. Die Tatsache, dass du dieses Mal bleibst, hat mir ein wenig Zuversicht gegeben und meine Stimme klang deswegen wahrscheinlich viel ernster. Umso besser. Wenn du deswegen kamst, ist es gut so. "Und du selbst wirkst entschlossener auf mich. Du hast dich verändert, Subaru-kun. Du scheinst nicht mehr so verloren. Was ist es, das dich so entschlossen macht? Warum hast du mich dieses Mal gerufen?" "Warte es einfach ab, es handelt sich nur noch um Sekunden." Ich trete näher an dich heran. Ganz nah. Deine Leiche liegt zu meiner Linken. Du hast sie anscheinend noch nicht bemerkt. Wie könntest du auch? Du hast deine Augen zu. Ich schaue dich an. Ein letztes Mal, bevor ich fortfahre mit meinem Ritual, schaue ich deinen Geist an. Bald ist es soweit. Du wirst auferstehen. Wieder als Mensch vor mir stehen. "Konzentriere dich jetzt bitte nur auf mich, okay, Seishiro-san?! Allein auf mich." "Sub-" "Still!", ich unterbreche dich. Sprich jetzt nicht. Die Zeit schwindet. Die Zeiger drehen sich weiter. Unaufhaltsam. Ich will die wertvolle Zeit nicht verschwenden. Bleib still. "Ich sagte, du sollst dich konzentrieren." Meine Stimme klingt bestimmend. Du erwiderst daraufhin nichts, bleibst stumm. Gut so. Konzentriere dich, sonst klappt es nicht. Ich knie mich zu deinem leblosen Körper hinunter. Schließe meine Augen, lege eine Hand auf deine Brust, dort, wo dein Herz geschlagen hat. Die andere Hand lege ich auf meine eigene Brust, ebenfalls auf Herzhöhe. Genau so. Dann beginne ich: "Amara baku honu balla rekishei mirena ahn ubaru katana ayazu omi yo taku mono ime!" Stärker. Ich muss mich noch stärker konzentrieren. Dieses Ritual ist äußerst kräftezehrend. Ein einziger Fehler und alles wäre sofort vorbei. Umsonst! "Ich beschwöre euch, ihr schwarzen Mächte!" Meine Stimme raunt durch die Stille der Nacht. Und es erklingt der elfte Schlag der Uhr. "Ich rufe die dunkle Magie zu mir herauf, auf dass sie mir meinen Wunsch erfüllt!" Das gleißende Licht, welches mich noch immer umhüllt, wird heller. Meine Kräfte bündeln sich, entfalten sich zusehends. Mein Körper. Er ist außer Kontrolle! Kann ihn nicht steuern. Ich zittere. Meine Gliedmaßen machen, was sie wollen. Keine Kontrolle. Aber ich muss stark bleiben. Nicht nachgeben. Darf nicht weichen. Meine Handflächen müssen auf unseren Herzen ruhen. Sie müssen! "Amara baku honu balla rekishei mirena ahn ubaru katana ayazu omi yo taku mono ime!" Diese Beschwörung. Ich habe sie tausendmal vor mich hin gemurmelt, so oft geübt, ich kann sie in- und auswendig. Es muss gelingen! Das Zittern geht nicht vorüber! Schon gut. Alles okay. Darüber habe ich auch gelesen. Ich bin mir über die Risiken bewusst. Durchaus. Ich stehe es durch. Keine Angst. Ich gebe nicht auf. Auf einmal spüre ich, wie mein Herz regelrecht zusammengezogen wird. Feuer! Ich spüre Feuer in meiner Brust. Es brennt. Heiß! So furchtbar heiß. Schmerz verzerrt mein Gesicht. Ich kneife meine Augenlider fest aufeinander. Es tut so weh! Mein Herz! Als würde jemand daran herumreißen. Es zusammendrücken und dann wieder lang ziehen. Endlos lang. Und diese Hitze. Furchtbar! Das Zittern überzieht meinen gesamten Körper, mein Kopf, ich kann ihn nicht still halten. Meine Hände beben, wollen nicht auf einer Stelle verweilen. Doch sie müssen! Sie müssen auf unsere Herzen gelegt sein, sonst wirkt der Zauber nicht! Hin und her. Einem epileptischen Anfall gleich. Mein Körper reagiert nicht auf meine Befehle, macht was er will. Außer Kontrolle. Doch mit aller Willenskraft, die ich in diesem Augenblick aufbringen kann, zwinge ich meine Hände auf besagten Stellen zu bleiben. Ich halte dagegen! Ein kehliger Schrei des Schmerzes entweicht meinen Lippen. Es tut so weh! Ich vermag es kaum auszuhalten. Doch ich werde! Keine Angst. Ich bleibe stark. Wie spitze Pfeile die mein Herz durchbohren, hundert Mal. Tausend Mal! Wie Abermillionen Nadelstiche, die gleichzeitig auf mein blutendes Herz einstechen. Wie scharfe Messer, die mein Herz zerhacken, immer und immer wieder darauf einschlagen. Wie jemand, der es zerbeißt, seine gierigen Reißzähne in den lebenswichtigen Muskel stößt! Es tut so weh! Ich will um Hilfe schreien. Doch außer Schmerzesschreie presse ich nichts hervor. Ich ziehe das jetzt durch! Ohne Rücksicht auf Verluste! Ohne Gnade! "Amara.... baku honu.... balla reki...shei mirena ahn.... ubaru katana ayazu omi.... yo taku mono... ime!" Ich stottere. Nein! Konzentriere dich, Subaru! Mach jetzt keinen Fehler! Gib alles, was du hast! "Amara baku honu balla rekishei mirena ahn ubaru katana ayazu omi yo taku mono ime..." Meine Stimme, sie wird immer leiser. Ich habe keine Kraft mehr. Sie schwindet. Ich spüre deutlich, wie ich langsam immer schwächer werde. Meine Energie, meine Lebensenergie, sie fließet aus meinem Körper. Ich kann es spüren. Mir fällt es mit jeder Sekunde, die verstreicht, schwerer zu atmen. Ich keuche nur noch. Bekomme beinahe keine Luft mehr. Bin erschöpft, müde. Aber das Ritual ist noch nicht vollendet. Mach weiter, Subaru! "Amara baku honu balla rekishei mirena ahn ubaru katana ayazu omi yo taku mono ime..." Das Zittern! Oh Gott! Es ist so heftig, dass ich kaum noch irgendwas wahrnehmen kann. Es benebelt meine Sinne. Ich sehe alles verschwommen. Scheine taub zu sein. Mir ist schwindelig. Die Turmuhr... hat sie gerade zum zwölften Mal geschlagen? Ich höre so gut wie nichts mehr. Ist es Mitternacht? Um mich herum nehme ich gerade eben noch einen starken Luftzug wahr. Und dann breche ich endgültig auf seiner Brust zusammen. Meine Lider schließen sich. Mein Atem stockt, geht nur noch stoßweise. Das Zittern ist vorüber. Gott sei Dank. Ich habe überlebt. Habe es geschafft. Wirklich? Zu erschöpft, um mich zu bewegen. Ich bin so dermaßen müde. Ich möchte schlafen. Plötzlich schrecke ich auf. Doch mein Kopf ruht weiterhin auf seinem Oberkörper und meine Augen bleiben geschlossen. Habe nicht mal mehr die Kraft, sie zu öffnen. Aber was höre ich da? Kann das sein? Kann das wirklich sein? Wahrhaftig? Ist das Realität? Oder träume ich schon? Ich höre das Herz schlagen. >DoDomm Dodomm... Dodomm Dodomm...< Ich höre sein Herz schlagen! Es schlägt! Es schlägt wirklich! Seishiros Herz schlägt! Er lebt! Er lebt! Ich habe es geschafft! Er lebt! Seishiro-san lebt! Ich kriege unter Schmerzen noch eben ein mattes Lächeln zustande. Und wieder quellen sich einige Tränen aus meinen geschlossenen Augen, laufen über meine blasse Wange. Dann ist alles schwarz. ~ einige Zeit später ~ Meine Lider sind schwer, als ich versuche sie aufzutun. Mir entweicht ein leises Stöhnen. Mein Kopf brummt. Mein ganzer Körper ist völlig taub. Ich kann mich keinen Zentimeter bewegen. Na super... Einen kleinen Schlitz vermag ich eines meiner Augen zu öffnen, weiter komme ich nicht. Das rechte Auge bleibt geschlossen, bin nicht in der Lage es zu öffnen. Warum nicht? Ich versuche es erneut, ohne Erfolg. Meine rechte Kopfhälfte schmerzt. Besonders der Bereich um mein Auge. Was ist das? Was hat das zu bedeuten? Aua.... Ich kann ein dumpfes Stöhnen nicht unterdrücken. Bin ziemlich geschafft. Was ist passiert? Wo bin ich? Grelles Licht strahlt mir entgegen, macht mich zunächst blind. Nur langsam gewöhnt sich mein Auge an die Helligkeit, sodass ich es anschließend ein Stückchen weiter öffnen kann. Es bedarf etwas Zeit, bis sich das eine Auge seiner vollständigen Sehkraft bemächtig hat. Ich sehe eine weiße Decke. Alles weiß. Wo bin ich hier? Ich versuche mich aufzurichten, doch mein Körper gehorcht mir nicht, falle wieder zurück in die Kissen. Kissen? Wo bin ich denn nur? Verdammt! Ah.... Fühle mich irgendwie ausgelaugt. Ohne Energie. "Bist du aufgewacht, Subaru-kun?" Was? Wer spricht da? Wer bist du? Ich kenne diese Stimme. Doch fällt mir nicht ein, zu wem sie gehören könnte. Ich versuche meinen Kopf nach links zu neigen. Dorthin, wo ich diese Stimme ausmachte. Will sehen, wer da steht. Ich komme nur langsam voran. Aber jetzt sehe ich meine Umgebung endlich. Weiße Wände, weißer Fußboden. Alles ist weiß. Selbst meine Bettdecke. Ja, sieht ganz so aus, als läge ich in einem Bett. Deswegen auch die Kissen. Langsam fügt sich alles zu einen klaren Bild zusammen. Dieser Geruch, der mir in die Nase steigt.... Ja, er ist typisch für ein Krankenhaus. Ich bin also im Krankenhaus. Wie bin ich hier her gekommen? Und warum bin ich hier? "Alles in Ordnung? Hey, Subaru-kun..." Wieder diese Stimme. Wer bist du? "Ah...." Wieder spüre ich einen stechenden Schmerz in meinem Kopf. Ich fasse mir an die Stirn, um zu merken, dass wohl ein Verband meinen Kopf ziert. Deswegen also kann ich mein rechtes Auge nicht öffnen, der Verband verhindert es. Kein Wunder. Aber habe ich mich denn am Auge verletzt? Ich weiß noch immer nicht, weshalb ich im Krankenhaus bin. Aber es wird sich sicher alles nach einander aufklären. Zunächst möchte ich einfach nur sehen, wer da neben meinem Bett steht und mit der mir so vertrauten Stimme sanft meinen Namen ruft. Im ersten Moment vermag ich wieder nichts erkennen zu können. Die Person muss vor einem Fenster stehen, durch das grelles Sonnenlicht herein strömt und mir die klare Sicht erschwert. Wie aus reinem Reflex heraus, lege ich meinen Arm auf meine Stirn, um meinen Augen etwas Schatten zu spenden. Auch ziehe ich meine Augen zu kleinen Schlitzen zusammen. Angestrengt versuche ich, das Gesicht der Person zu erkennen. Mein Gegenüber scheint bemerkt zu haben, dass ich geblendet werde und zieht die Vorhänge zu. Ja, das ist schon viel besser. Ich seufze einmal und rutsche etwas höher in die Kissen, so, dass ich beinahe aufrecht im Bett sitze. Ich zwinkere ein paar Mal mit meinem Auge. Nun endlich vermag ich klar sehen zu können. Das unscharfe Bild wird deutlich. Ich hebe meinen Kopf, um der Person in die Augen sehen zu können. Diese Statur... Diese Haltung... Ich... ich kenn sie. Und dann... diese Gesichtsform. "AH! Seishiro?!" Total von seiner Anwesenheit erschrocken, stoße ich einen überraschten Schrei aus. Stille erfüllt den Raum. Ich starre wie gebannt auf ihn, die ganze Zeit, ohne auch nur einmal zu blinzeln. Steht er da wirklich vor mir? Ist das kein Traum? Ist er das wirklich?? Seishiro? Mein Seishiro-san? Du bist wieder lebendig?! "Hast du gut geschlafen?", fragst du mich in genau dem Tonfall, mit dem du früher immer mit mir geredet hast, so sanft und ehrlich... so kommt es mir vor. Aber ob es wirklich so gemeint ist, werde ich wohl nie erfahren. Du wirst es mir niemals sagen oder? Nein, ich denke nicht. Aber was soll's. Damit habe ich mich abgefunden. Schon längst. Ich sehe dich jetzt mit anderen Augen. Und ich belass es dabei. Ganz einfach. Als ich dich vor mir stehen sehe, ich weiß nicht, ich kann es nicht beschreiben, was ich gerade fühle. Ich bin überwältigt. Genau! Völlig überwältigt. Dass du da bist. Einfach so wieder da bist. Als wärst du nie weg gewesen. Und auch die Erinnerungen an die vergangene Nacht sind wieder gegenwärtig. Ja, ich erinnere mich. Ich weiß wieder, was passiert ist. Was ich letzte Nacht getan habe. Ich habe dich lebendig gemacht. Den stechenden Schmerz ignorierend beuge ich mich vor, dir entgegen. Ich will dich berühren, zeig mir, dass du aus Fleisch und Blut bist! Zeige es mir! Seishiro! Du scheinst zu verstehen, worauf ich hinaus will und kommst ein Stückchen näher auf mich zu, streckst deine Hand aus, auf dass ich sie ergreife. Und das tue ich auch. Wie ein gieriger Pyrannhia, der wie ausgehungert nach seiner Beute schnappt, so schnappe ich nach deiner Hand, und als ich sie endlich spüre, deine warme Haut, presse ich sie gegen meine Brust, direkt an mein Herz, dränge mich ihr so sehnsüchtig entgehen und kann ein Schluchzen und die aufkommenden Tränen nicht unterdrücken. Ich bin so glücklich! Ich lasse die heißen Tränen mein blasses Gesicht überströmen. Ich geben mich meinem Schluchzen hin und weine einfach. Wozu soll ich es verbergen? Meine Freude und meine Erleichterung. Ich bin so froh, dass du da bist! Ich presse meine Lider aufeinander, versuche mich unter Kontrolle zu halten. Wie gesagt, ich bin schlicht und ergreifend überwältigt. Es ist so irreal. Ich würde es nicht glauben, wenn ich nicht hundertprozentig wüsste, dass es wahr, dass es tatsächlich wahr ist. Es ist wahr! Es ist Wirklichkeit. Du bist lebendig. Ich fühle deine Körperwärme, ich fühle, wie das Blut durch deine Adern gepumpt wird und höre, wie du atmest. Du lebst! Ich möchte dir so vieles sagen, so gern etwas mitteilen, dir sagen, was ich fühle, aber in diesen Momenten würde ich nicht mehr, als wirres Zeug hervorbringen und sicherlich ununterbrochen stottern. Darum lasse ich es. Es hat noch keinen Sinn. Ich hebe es mir für später auf, wenn ich mich wieder etwas beruhigt habe. "Na na, ganz ruhig, Subaru-kun. Es ist alles gut." Ich spüre, wie du lächelst. Ich mache mir einfach vor, es wäre ehrlich gemeint. Denn so kann ich es ertragen. Und so lächle ich ebenfalls. Ganz ehrlich. Voller Freude. Die Tränen verschleiern meinen Blick, ich sehe wieder alles verschwommen. Aber trotzdem merke ich, wie du dich auf die Kante meines Bettest setzt. Du drückst meine Hand, hältst sie ganz fest. Und ich tue es dir gleich. Wir halten uns gegenseitig. Am Liebsten für immer. Nach und nach verstummen meine Schluchzer und auch meine Tränen werden weniger, doch vereinzelt finden sie noch den Weg hinaus ins Freie. "Sei... shiro, ich... ich...", ich stottere. So gut, wie ich mich auch schon wieder unter Kontrolle zu haben scheine, bringe ich dennoch keinen vernünftigen Satz zustande. Noch immer habe ich nicht den Mut dir ins Gesicht zu sehen. Zwar habe ich gerade kurz hineingeschaut, doch genauso schnell wieder weggesehen. Der Schock, den ich damals bekommen habe, als ich in deinen Traum eingedrungen war, ich brauchte lange, um ihn zu verarbeiten. Dich zu sehen, ohne deine nussbraunen Augen... Nein, das warst einfach nicht du! Das bist nicht du! Nein. Deswegen fällt es mir schwer, nun den Kopf zu heben und in deine Augen zu blicken. Will nicht diesen leeren Augapfel und diese hohle Augenhöhle sehen , die einst deine Augen darstellten. Nein, das will ich nicht. Noch nicht. Ich will dir etwas zurück geben. Zwei Dinge, die dich wieder zu demjenigen machen, der du einst gewesen bist. Seishiro Sakurazuka. Nämlich zum Einen deine Augen.... Und erst, wenn du sie wieder bekommen hast, erst dann, werde ich in der Lage sein, dich anzusehen. Erst dann, will ich es. Tut mir leid. Bei diesen schrecklichen Gedanken an unsere damalige Begegnung muss ich erneut laut aufschluchzen. "Scht." Du legst einen Finger auf meine trockenen Lippen. Und ich bin auf Anhieb still. Zu schön ist dieses Gefühl, welches die zarte Berührung deines Fingers in mir auslöst. "Leg dich hin, Subaru-kun. Du bist noch sehr schwach. Schlaf ein weinig, das wird dir gut tun, hm?" Ohne eine Antwort von mir abzuwarten, drückst du mich auch schon sanft zurück in eine liegende Position. Ich schließe mein Auge, vermeide den Blickkontakt mit dir. Noch kann ich es nicht. Will noch nicht. "So ist gut. Ruh dich aus. Wie sage ich immer? Schlaf ist die beste Medizin." Ein herzhaftes Lachen erfüllt den Raum. Wie schön deine Stimme doch ist. Ich liebe sie. Wie alles an dir. Und ich möchte es dir sagen, alles sagen, was ich empfinde. Aber lass mir noch etwas Zeit, um die richtigen Worte zu finden. Ein leises, gequältes Stöhnen entweicht meinen Lippen, als ich mich ein wenig auf der Matratze zurecht rücken will. Meine Gliedmaßen gehorchen mir noch nicht einwandfrei. Und auch der Rest meines Körpers scheint wie eingeschlafen zu sein. Kaum ist es mir möglich, einen Arm zu heben, ohne dabei Schmerzen zu verursachen. Und ich bin total verspannt. Es ist wirklich anstrengend, das eine Auge offen zu halten. Ich bin wirklich total erledigt. Und dass, obwohl ich gerade doch noch geschlafen habe. Wie lange wohl? Ich senke meine Lider, kann sie nicht länger aufhalten. "Wie... wie lange habe ich geschlafen?" Sag mir, wie lang ich hier gelegen und nicht bemerkt habe, dass du da bist. Und über mich wachst. Ich weiß, du tust es. Du wachst über mich. Du hast es immer getan. Du sitzt derweil noch immer auf der Bettkante. Du musterst mich, ich spüre es. "Jetzt haben wir's kurz vor halb vier Uhr nachmittags. Du hast ziemlich lange geschlafen... und bist immer noch total erledigt... Was machst du auch für Sachen?!" War deine Stimme zu Anfang doch recht sanft, hatte sie am Schluss einen herben Unterton. Was soll das bedeuten? Was willst du mir damit sagen? Jedoch kümmert mich die Veränderung in deiner Stimme wenig, im Angesicht der schwindenden Zeit, dich ich doch so gut wie möglich nutzen wollte. "So ein verdammter Mist!", presse ich zwischen aufeinander gepressten Zähnen hervor. Nein! Das ist doch nicht wahr! Ich habe mir all die Mühe gemacht! Alles getan habe ich! Dafür. Damit wir beide zusammen sein können. Und was mache ich? Ich verschlafe fast die ganze gemeinsame Zeit! Verdammt! Aber was soll ich tun? Ich bin schwach. So unendlich schwach. Kann mich kaum rühren. Das konnte ich doch nicht wissen. Nein, so etwas konnte ich nicht vorhersehen. Schon, ich wusste, dass ich einen Teil meiner eigenen Lebensenergie an Seishiro abgeben musste. Und ich wusste auch, dass mich das sehr viel Kraft kosten würde, das lag auf der Hand. Aber dass ich völlig kraftlos im Bett liegen würde, das habe ich nicht wissen können. Dass es mir dermaßen viel Energie abverlangt, war mir nicht im Geringsten bewusst. Wie sollte es auch? Ich hab das schließlich zum ersten Mals gemacht. Ah... Ich fühl mich so ausgelaugt. Aber ehrlich. Nein, ich will nicht. Ich will nicht hier rum liegen, während du ebenfalls im Diesseits verweilst. Ich will mit dir etwas unternehmen. Deswegen habe ich dich doch überhaupt gerufen und zurück geholt. Ja, deswegen. Damit wir ganz einfach zusammen sind. Wir beide. Auf einmal spüre ich eine warme Fingerkuppe auf meiner Stirn. Einen kleinen Schlitz öffne ich mein Auge. Seishiro? "Nicht, Subaru-kun. Hör auf." Es kommt mir unheimlich zärtlich vor, wie du mit deinem Finger ein paar Haarsträhnen aus meinen verschwitzen Gesicht streichst. Eine sanfte Berührung. Danach habe ich mich gesehnt. So sehr. Ja, so sehr, dass ich halb wahnsinnig wurde. Ich will mehr davon! Bitte, gib mir mehr. Noch viel mehr. Hör nicht auf. Bitte... Deine Hand fährt meine Wange entlang, umrahmt sie. Und ich lege mich in diese sanften Berührungen, zeige dir, wie sehr ich sie genieße. Mach weiter. "Hör auf, ok?" Was meinst du denn? Ich versteh nicht. "Mach das nicht noch mal. So einen riskanten Zauber anzuwenden hätte dich das Leben kosten können! Wage es noch einmal und ich werde dir jeden deiner Knochen einzeln brechen! Vielleicht sogar zwei oder drei Mal! Verstanden!?" Ja, das ist er. Seishiro Sakurazuka. Jener Mörder, der meine Schwester tötete und mir mein Herz raubte. Raubte und es so dermaßen quälte, dass ich vor Leiden beinahe daran zu Grunde gegangen wäre. Ich lächle ganz schwach. Zu mehr bin ich nicht in der Lage. Deine starke Stimme. So bestimmt und kalt. Die Stimme eines Mörders. Jetzt weiß ich, du bist es wirklich. Nein, natürlich habe ich nicht daran gezweifelt, dass du es bist. Du bist es. Keine Frage. Du bist Seishiro. Aber bis gerade eben fehlte mir diese andere Seite an dir. Deine Schattenseite. Die, die dich zu der gespaltenen Persönlichkeit machte, die du warst. Du bist es immer noch. Jetzt sehe ich es. Du bist Seishiro-san. "Ich... ich wollte dich un... unbedingt... wieder sehen... Sei...", es ist nur ein Hauchen, was über meine Lippen kommt. Meine Stimme hat an Stärke verloren. "Du bist lebensmüde!", du unterbrichst mich sofort, klingst ein bisschen aufgebracht. Ich frage mich noch immer wieso eigentlich? Ich bringe mich doch andauernd in Lebensgefahr. Als einer der Drachen bleibt es mir nun mal nicht erspart. Das weißt du doch. Also, was regst du dich so auf? "Wegen mir machst du das nicht noch mal! Nicht meinetwegen! Hast du mich verstanden!? Ich warne dich, Subaru-kun." Du drohst mir? Auch, wenn ich deine Augen nicht sehe, so merke ich doch, wie du mich mit ihnen anfunkelst. Warum bist du so aufgebracht? Warum drohst du mir? Geht es dir so nah? Seishiro... "Ich habe wohl keine andere Wahl..." Wie? Was nuschelst du da? "Ich meine, wenn du mich das nächste Mal rufst, und davon gehe ich schwer aus, dass du das tust, dann...", du erhebst dich, bist im Begriff, dich von meinem Bett zu entfernen. "Dann werde ich wohl oder übel kommen müssen. Andernfalls würdest du sicher wieder diesen irren Zauber anwenden, der mich für einen Tag lebendig macht, nicht wahr? Nein, nein. Darauf verzichte ich, dass kann...." Ich handle blitzschnell und greife nach dem Zipfel deines Hemdes, welcher gerade zufällig aus deiner Hose lugt und halte ihn fest. Ganz fest, so, dass du abrupt stehen bleibst und dich verwundert umsiehst. Ich lasse nicht los. Ich lasse dich nicht gehen. Nein. Bleib doch. Bleib. Bitte. Wozu habe ich dich gerufen? Warum habe ich mein Leben eingesetzt? Weil ich wollte, dass du bei mir bist! Ich will bei dir sein. Also bleib gefälligst! Bleib bei mir. Geh nicht. Bitte. Ich flehe dich an... "Subaru-kun, was eh...?" Ich unterbreche dich, auch wenn ich meine Stimme aus mir heraus pressen muss, weil sie nicht mehr als ein Keuchen ist. "Nicht... Bleib hier... Ich... ich... will, dass du bleibst... bitte..." Ich habe meinen Kopf gesenkt. Ich kann und will dir noch immer nicht in die Augen sehen, obwohl dass jetzt angebracht wäre. Denn dann würdest du sehen, wie meine Augen dich anflehen würden. Dann könntest du sehen, wie viel mir deine Nähe bedeutet. Bleib bitte... ich tue alles dafür. "Nur dafür habe ich mich aufgeopfert... Seishiro-san... hierfür... Damit wir beide..." Verstehst du nicht, was ich sagen will? "... wir beide zusammen sein können..." Stille. Wir beide schweigen. Kein Wort entrinnt unseren Lippen. Doch dann entziehst du dich plötzlich meinem Griff, drehst dich zu mir um. Schritte, sie kommen auf mich zu. Du näherst dich mir. Seishiro... Ich fühle wieder deine warmen Hände, wie sie sich sanft um mein Gesicht legen und es leicht ein wenig anheben. Ich lasse es geschehen. Mein Herz schlägt schnell, es hämmert wie wild gegen meine Brust. Eine leichte Gänsehaut überzieht meinen schwachen Körper. Diese sanften Berührungen... Sie sind so fremd und immer habe ich sie so herbeigesehnt, dass es mir nun alle Sinne raubt, wenn du mich so berührst, wie du es gerade tust. Seishiro... Mittlerweile bist mir mit deinem Gesicht so nah, dass dein Atem meine Wange streift. Ich schließe meine Augen. Zum einen, weil ich deinem Blick ausweichen will, zum anderen, weil ich diese Zärtlichkeiten so sehr genieße. Mir wird allmählich heiß... "Ich bin doch gerade bei dir..." Ja, das bist du! Gerade jetzt bist du bei mir. Und ich will verdammt noch mal, dass es immer so ist. Genauso wie jetzt! Ganz nah. Verstehst du? Mit zittriger Stimme stammle ich ganz leise: "Aber du bist aufgestanden..." Ich spüre genau, dass du leicht lächelst. Was ist daran bitte schön zum Lachen? "Subaru-kun, du bist...", du wartest ab. Und damit bringst du mich zum Verrücktwerden! Rede doch endlich! Ich halte das nicht mehr aus! Immer sprichst du in Rätseln. Langsam habe ich das satt. "Ja?" Auf diese Weise versuche ich dich aufzufordern, weiter zu reden. Und du tust es auch. "Du bist süß." Anstatt mir jetzt das zu geben, was ich mir so erhofft habe, erhebst du dich wieder und gehst in Richtung Fenster, lehnst dich dagegen. Gott, du bist so grausam! Du wusstest genau, was ich fühle! Du Mistkerl! Ich hasse dich! Und wie! Nämlich so sehr, dass ich dich liebe. Ohje, diese kranken Gedanken schon wieder. Erschöpft lehne ich mich zurück in die Kissen. Jetzt erst spüre ich wieder diese unendlich betäubende Müdigkeit, dich mich just wieder übermannen will. Ich gebe mich ihr hin. Diesmal entkomme ich ihr nicht. Bin zu schwach. Ergebe mich. Ich schlafe ein. *# Ich weiß nicht... Ich weiß nicht, ob ich das nur träume. Vielleicht ist es eine Einbildung. Eine Halluzination, die ich spüre... Vielleicht ist das nicht wahr. Aber es fühlt sich so wahr an. Als wäre es real. So zärtliche Lippen... Ganz sanfte Berührung. Ein Hauch von Wärme. Ich spüre sinnliche Lippen auf meinen. Ein Kuss... So unsagbar zärtlich. Schüchtern. Zaghaft. Und doch entfacht dieser das Feuer in mir. Mir wird heiß. Als würde mein Körper brennen. Ich weiß nicht... Ich weiß nicht, ob das jetzt gerade wirklich passiert. Aber ich will diesen Augenblick nicht zu ende gehen lassen. Er soll für immer wehren. Für die Ewigkeit. Es fühlt sich gut an... So gut. Bitte, gib mir mehr. Hör nicht auf. Geh nicht fort. Hebe deine Lippen nicht. Lass sie gesenkt... Auf meinen. Damit wir vereint sind. Lass und vereint bleiben. Nur ein bisschen länger. Dieser Kuss... Er macht mich furchtbar glücklich. Wirklich. Er macht mich so unendlich glücklich, dass sich in meinem Augenwinkel eine winzige Träne bildet. Ein Zeichen meiner Freude. Ich liebe dich. Ich weiß nicht... Wenn dies jetzt gerade kein Traum ist, wenn ich nicht träume, wenn du mich tatsächlich küsst, während ich so völlig geschwächt in diesem Bett liege, dann fühle ich es. Dann kann ich es spüren. Ganz genau. Deine Zuneigung. Ob es Liebe ist, weiß ich nicht. Aber da ist etwas. Das spüre ich. Und ich halte es. Lasse es nicht gehen, nicht verschwinden. Jenes Gefühl, welches du mir gegenüber hegst, es soll bleiben. Ich will es immer dann spüren, wenn du mir so nah bist, wie jetzt. Ich weiß, du magst mich. Irgendwie. Auf deine Art... Und du zeigst es mir auf deine Weise... Ich weiß es. Und bitte, lass dies kein Traum sein. Küss mich in der Wirklichkeit. Dann weiß ich, du bist ins Leben zurückgekehrt. Ende Chapter IV Thanks to LeS ^_~ dankööö fürs betan *knuff* to be countinued... Kapitel 4: I'll never let you close ----------------------------------- A Subaru Sumeragi Story Chapter V I’ll never let you near Of wishes and hopes * “Wo bist du?” Wohin bist du gegangen? Verschwunden? Ich kann dich nicht sehen. Nichts. Meine Augen suchen alles ab. Ängstlich suchen sie nach dir. Doch finden sie nichts. Nichts als endlose Schwärze. Alles... Alles ist schwarz. Wo bist du? Es scheint, als wäre alles mit schwarzer Farbe übermalt. Alles was das Leben darbietet. Einfach alles. Die Welt wurde gänzlich in Finsternis getaucht. Nicht einmal ein winziger Lichtschimmer wurde gelassen... Für mich. Nichts als Dunkelheit bleibt... Für mich. Nur diesen Mantel, aus schwarzer Dunkelheit und Alpträumen gewoben, hast du mir hinterlassen. Umgelegt. An unserer ersten Begegnung. Seit damals trage ich ihn mit mir. Er wurde mir umgelegt, ohne dass ich ihn oder das Umlegen selbst bemerkte. Mit der Zeit wurde er immer schwerer. Immer mehr Dunkelheit lud ich auf mich. Immer mehr Dunkles speicherte er in seinen schwarzen Fasern. Ich trug die Dunkelheit von jenem Tag an ständig mit mir. Bis ich ihn endlich bemerkte. Egal, wo hin ich ging Egal, wo ich nun hingehe. Immer umhüllt von Finsternis. Kein Entkommen. Sie klebt an mir... Eisige Dunkelheit. „Wo bist du?“ Ich trage diesen Mantel, diese Dunkelheit, diese schlimmen Alpträume, diese schreckliche Einsamkeit mit mir herum. Für Dich. Das weißt du doch? Ich trage sie für dich. Durch dich. Aber wo bist du? Warum lässt du mich hier allein? Ich stehe hier... verlassen. Stehe allein in der Dunkelheit... ohne dich. Dabei nehme ich all das auf mich. Alles nehme ich auf mich. Alles will ich ertragen. Für Dich. Ich trage tapfer diesen Mantel aus Dunkelheit. Alles an mir... und in mir... es gehört Dir. Alles. Wo bist du? Ohne dich habe ich Angst. Furchtbare Angst hier allein in Dunkelheit zu stehen und zu warten... Ohne zu wissen, wann du zurückkehrst. Zu mir. Wo bist du? Lass mich nicht allein! „Ich bin hier!“ Ich schreie, um dir den Weg zu weisen. Hier bin ich. Ich presse den von Finsternis durchtränkten Mantel enger an meinen bebenden Körper. Fürchte mich... Vor der völligen Einsamkeit. Natürlich... Ja, es wäre so einfach! Ich könnte den Mantel um Gottes Willen ausziehen, ihn mir einfach vom Leib reißen, um frei zu sein. Gewiss. Wenn ich es täte, könnte ich das Licht wieder sehen, nachdem ich mich sehne. Doch ich weigere mich! Mit all meiner Kraft. Mit Leib und Seele. Ich rühre mich nicht. Ich will nicht. Es wäre sowieso zwecklos. Denn ich habe so hart dafür gekämpft von deiner Dunkelheit verschlungen zu werden. Ich hätte nicht mehr die Kraft dazu, mich bis zum Licht vor zu kämpfen. Du würdest mich auch nicht gehen lassen. Jetzt bin ich bereit, mich deiner Finsternis völlig hinzugeben. Deine Finsternis, die von mir mehr und mehr Besitz ergriff, seit wir uns das erste Mal begegneten. Ich könnte ihr nicht mehr entkommen. Ich will es nicht. Deshalb wäre ein Kampf um das Licht zwecklos. Ich habe mich entschieden. Für deine Dunkelheit. Du selbst hast mir den Mantel gegeben. Er ist mir wichtig. ZU wichtig, um ihn herzugeben. Ich hänge zu sehr an ihm. Er ist schließlich ein Teil von Dir. Nein, ich gebe ihn nicht her. So sehr ich das Licht auch vermisse, so sehr ich mich nach ihm sehne, es ist nichts im Vergleich zu der Sehnsucht nach Dir. Diese Sehnsucht nach dem einem ganz bestimmten Menschen, die einen fast wahnsinnig zu machen scheint, ist stärker als die Sehnsucht nach alles andere. Sogar nach Licht. Ich spüre, wie der Mantel meinen kalten, beinahe völlig tauben Körper wärmt. Ich kann es nur zu deutlich fühlen. Und ich spüre es... Jenes Feuer... Dieser Mantel hat ein wenig von deiner Wärme absorbiert und gespeichert. Ja, dieses Feuer, das tief in der Hölle deines Herzens lodert, ich spüre es. Es wärmt mich. Halte mich warm. Solang, bis Du zurückkehrst und mich in deine Arme schließt. Und ich nicht mehr frieren muss. „Komm her!“ Hörst du meine Rufe? Ich schreie so laut ich kann. Ich rufe nach Dir. Ich schreie hinaus in die Dunkelheit. Irgendwo da draußen bist Du. Komm zu mir zurück. Ich rufe nach dir. Ich rufe dich. Jetzt endlich habe ich den Mut laut nach Dir zu schreien... Ich verschlinge die Worte nicht länger, welche dich erreichen können. Ich habe mich nie getraut, sie auszusprechen, weil sie genau das waren, was du hören wolltest. Doch nun, ich will sie immer wieder schreien, bis dass du zu mir zurückkehrst. Ich gebe dir die Genugtuung, die du immer haben wolltest. Weil ich dich brauche. Bin abhängig von Dir. Und ich schreie nach Dir, rufe dich. Komm zurück... Vielleicht verhallen meine Rufe... Du hörst sie vielleicht gar nicht. Vielleicht werden meine Rufe von der Finsternis verschluckt. Vielleicht erreichen sie dich gar nicht. Aber das ist mir egal. Ich hoffe darauf. Du hörst mich. Du hörst mich sicher. Du willst mich hören. Wie ich deinen Namen rufe. Voller Sehnsucht. Verzweifelt. Das ist es, was du willst. Ich weiß es. Und ich rufe nach dir. So laut ich kann. Sehnsüchtig und verzweifelt warte ich. Komm bitte zurück! „Seishirou!“ * “….un!” Was? “..ru-kun!?” Irgendwer… ruft nach mir. Ich höre eine Stimme. Schwach und verzerrt. Sie ruft mich. „Hey, Subaru-kun!“ Langsam schlage ich mein Lid auf. Etwas packt mich an meinen Schultern, rüttelt mich. Ich öffne mein Auge einen Spalt breit. Bin noch zu verschlafen, um klar zu sehen. Das Bild, welches ich sehe, ist verschwommen. „Bist du wach?“ Dann hört das Rütteln auf. Nur der Druck auf meinen Schultern ist noch zu spüren. Wer hält mich da? „Alles in Ordnung, Subaru-kun? Hattest wohl einen Alptraum, hm?“ Als ich diese Stimme vernehme und endlich zu ordnen kann, schlage ich mein Lid sofort ganz auf. „Seishirou...!.“, keuche ich erstaunt. Meine Stimme ist noch sehr schwach, sie zittert. Und dann... Ich kann nichts dagegen tun, mein Arm schnellt wie automatisch hervor in deine Richtung – obwohl ich deutlich diese stechenden Schmerzen spüre- und mit meiner Hand versuche ich dich zu greifen. Meine Finger krallen sich in dein dunkles Hemd, halten es ganz fest. „Du bist noch da....!“ Innerlich stoße ich einen erleichterten Seufzer aus. Ich bin so froh! Ich hatte schon die Befürchtung, der Traum wolle mir die Realität zeigen. Die Realität, in der ich wieder ohne dich bin. Ich habe Angst davor. Auf einmal spüre ich eine zarte Berührung. Du streichst mir einige zerschwitze Haarsträhnen aus den Augen. Im ersten Moment weiche ich erschrocken zurück. Mein Herz macht einen kurzen Aussetzer. So zarte Berührungen von dir bin ich nicht gewöhnt. Doch nicht lange danach und ich kann nicht mehr anders, als meine Augen kurz zu schließen und diesen Moment zu genießen. Ich sehne mich so sehr nach dir. „War ich in deinem Traum nicht da, Subaru-kun?“ Das Bett knarrt, als du dich auf dessen Kante setzt. Ich lasse dich widerwillig los – es kommt mir doch ein wenig kindisch vor – und lehne mich anschließend gegen das große, weiße Kissen hinter mir. „Nein.“, gebe ich kurz als Antwort. Ich will nicht darüber reden. Denn ich will nicht, dass du gehst. Ich will nicht, dass du mich hier allein zurück lässt. Ich will nicht ohne dich sein. Nicht in der Wirklichkeit. „In der Realität bleiben mir noch knappe zwei einhalb Stunden.“, bemerkst du beinahe beiläufig, wie mir scheint, als sei es dir gar nicht wirklich wichtig. Erst jetzt bemerke ich, dass es draußen längst dunkel geworden ist, als ich durch das große Fenster nach draußen schaue. Mond und Sterne bedecken den pechschwarzen Nachthimmel und mein Krankenzimmer wird durch die Neonlampe an der Decke erhellt. Verdammt! Verzweifelt und auch aus Enttäuschung kralle ich meine Finger in das weiße Bettlaken, beiße meine Zähne aufeinander. Nein! So sollte es nicht sein! Nicht so! Es sollte ganz anders ablaufen! Unsere zweite Begegnung... Ganz anders! Was wollte ich mit dir alles machen? Ich hatte so sehr gehofft... Ich und du... Wir beide... Nein! Nicht so! Nicht so! Es sollte uns beide glücklich machen! Verdammt! Ich kann es nicht verhindern. Tränen bahnen sich den Weg aus meinen Augenwinkeln und quellen ungehalten hervor, überströmen meine fahlen Wangen. Ich habe längst aufgegeben, gegen die Tränen anzukämpfen. Mein Leben besteht nur noch aus Trauer und Tränen. Sie sind das einzige, was mich noch ausmacht. Oder nicht? Das, was mich menschlich macht. Denn ein Herz habe ich nicht mehr. „So ist es besser, Subaru-kun.“ Das Bett knarrt erneut. Du erhebst dich. Entfernst dich ein paar Schritte von mir. ...Geh nicht... Was ist das? Tropft hier irgendetwas? „Ich darf nicht hier sein. Ich bin tot, du musst dich damit abfinden, Subaru-kun.“ Geh nicht... Du redest so, als bedeute dir diese zweite Chance überhaupt nichts. Als wäre sie dir eine qualvolle Last, die du so schnell wie möglich ablegen möchtest. Fühlst du gar nichts? Bedeutet dir das hier wirklich gar nichts? Seishirou? „Dir ist doch klar, dass Tote nicht einfach so auferstehen können, oder? Auch durch Magie-Anwendung gibt es keinen Weg, der das Gesetz der Natur beeinflussen kann. Der Kreislauf von Leben und Tod ist unerschütterlich. Niemand kann ihn durchbrechen. Du nicht, Subaru-kun.“ „Aber ich....!“ Ich unterbreche dich, kann einfach nicht an mich halten und rede drauflos. „Seishirou-san, ich möchte....“, versuche ich mich dir verständlich zu machen. Wie kann ich dir mitteilen, was ich will? Du weißt es doch! „Was du möchtest, Subaru-kun, kann dir niemand geben.“ Nein! „Dann gebe ich es mir selbst!“ Ich kann es! Ich habe es geschafft. Ich habe dich lebendig gemacht, Seishirou. Ist das nichts? Da siehst du doch, dass ich es kann. Ich kann es. Siehst du nicht? Innerlich zerrissen. Das Chaos regiert meine Gefühlswelt. Alles steht Kopf. Warum unterstützt du mich nicht? Was habe ich wieder falsch gemacht? Seishirou...? „Und zu welchem Preis? Sieh dich an! Du hast nichts davon! Das ist doch nicht das, was du wolltest, oder?“ Nein... Ich wusste doch nicht, dass ich schwach ans Bett gefesselt sein würde. Das konnte ich nicht wissen! „Sieh es ein, Subaru-kun, du kannst nichts dagegen tun. Du bist nicht in der Lage, dir deinen Wunsch zu erfüllen. Werde dir dessen endlich bewusst und hör auf, deine Zeit zu vergeuden. Du hast dein Leben noch vor dir.“ Dein Lachen erfüllt den Raum. Ist es diesmal ehrlich? Wie damals? Wohl kaum. Du verhöhnst mich. Du machst dich über mich lustig. Vor meinen Augen. Du verspottest meinen armseligen Wunsch, den ich mir in deinen Augen nie erfüllen kann. Du sagst, ich hätte mein Leben noch vor mir, dabei weißt du genau, du hast es mit deinem eigenem Tod beendet. Ich bin mit dir gestorben, Seishirou. Ich lebe nicht mehr. Mein Herz ist tot. Durch dich. Warum verhöhnst du mich auch jetzt? Wo ich doch alles für dein zweites Leben getan habe, was ich tun konnte. Ich verstehe dich nicht. Willst du nicht bei mir sein? Hast du kein Verlangen danach? Bitte, Seishirou, habe ich falsch gehandelt? Bin ich töricht? Kindisch? Ein elender Träumer? Was habe ich falsch gemacht, dass ich jetzt so von dir fertig gemacht werde? Wie früher... Was habe ich getan, Seishirou-san? Das einzige, was ich wollte, war dein Leben. Mein Leben für deines. Ich wollte mit dir zusammensein. So unsagbar gern. Ich senke meinen Kopf, lasse die Milliarden Tränen auf die Bettdecke fallen, unaufhaltsam. Mein Körper bebt. Ich kann die verzweifelten Schluchzer nicht unterdrücken. Bin enttäuscht. Am liebsten würde ich schreien. Ich will deinen Namen aus mir heraus schreien und allen mitteilen, wie sehr ich dich hasse, Seishirou-san. Du hast mich enttäuscht. Wieder einmal. Obwohl ich es kommen gesehen habe. Ich wollte es dennoch versuchen. Doch du lässt immer mehr Enttäuschung in mir aufkeimen und fütterst die Blume des Hasses, welche tief in mir verborgen Boden gefunden hat. Ich hasse dich aus tiefstem Herzen. „Sei nicht traurig, Subaru-kun.“ Ich ignoriere es. Jenes gespieltes Mitgefühl von dir. „Ah, und noch etwas: Ich habe mir das Auge wieder entfernt.“ Ich stocke. Auge? Entfernt? Wieder? Ich verstehe nicht... Meine Schluchzer verstummen für einen Moment. Fragend hebe ich meinen Kopf. Du verstehst meinen verwirrten Blick. „Hast du es etwa vergessen? Welch Ironie.“ Lass dieses höhnische Grinsen. „Ich weiß zwar nicht, wie du so vorrausschauend planen konntest, aber anscheinend hast du diesem Krankenhaus hier aufgetragen, mir ein >neues< Auge einzusetzen. Wie niedlich du bist, Subaru-kun. Du hast dir mein Auge wieder entnehmen und es mir wieder einsetzen lassen. Mich wundert es, dass dieses Krankenhaus das einfach so befolgt hat. Ist wohl nicht gerade eines der angesehensten, was? Wahrscheinlich betreiben sie hier auch illegale Geschäfte. Wenn ich mir das hier so ansehe, merkt man das gleich. Du...-“, ich unterbreche dich prompt: „Seishirou-san!!“ Du hebst deinen Kopf, wartest, dass ich weiterrede. Ja, ich erinnere mich. Ich habe dieses Krankenhaus aufgesucht, aus besagtem Grund. Du hast recht. Sie betreiben hier illegalen Organhandel und sicher auch sonstige illegalen Geschäfte. Es ist daher auch nicht wirklich angesehen, wie du richtig vermutet hast. ...Aber nur hier.... Ich wollte dich hierher bringen, um dir dein Auge zurückzugeben. Hier würden sie es machen, versprach man mir. Natürlich hatte das seinen Preis, doch ich war bereit ihn zu zahlen. Ich habe dir doch versprochen, dass ich dir zwei Dinge zurück gebe, die dich wieder zu dem machen, der du einst warst. Zum einen deine Augen – wobei es nur ein Auge geworden ist. Aber das ist in Ordnung. Das andere sollte blind bleiben. Denn so habe ich dich lieben gelernt. „Willst du mir sagen, du hast es dir wieder entfernen lassen?“ Was habe ich falsch gemacht, dass du mir all meine Hoffnungen nimmst? Ich wollte dir deine Identität, deine Persönlichkeit zurück geben. Doch du zerstörst alles! „Nein.“ Ein winziger Hoffnungsschimmer.... „Ich meinte, ich habe es mir ausgerissen.“ ...zerberstet wie das Glas eines Spiegels. „Seishirou-san...?“ Erst jetzt. Erst jetzt wage ich den ersten Blick in dein Gesicht. Habe mich zuvor immer bemüht, es nicht erblicken zu müssen. Hatte immer dein Gesicht vor mir, wie ich es vor kurzem in deinem Traum sehen musste – wo du beide Augen verloren hattest, wo du völlig erblindet warst. Das war ungeheuerlich schrecklich! Ich befürchtete, dass mir der Anblick ein weiteres Mal wiederfahren könnte – obwohl ich mich wieder an den Deal mit der Augenoperation erinnern kann. Doch jetzt, ich muss sehen, was du getan hast, was du dir angetan hast. Was du mir damit antust... Ich hebe langsam meinen Kopf, fast wie in Zeitlupe. Angst steigt in mir auf, überflutet meinen Körper. Dann vernimmt mein Auge deine Gestalt, deine Statur. Wandert deinen Körper hinauf. Deine Beine. Deinen Bauch. Dann deine breiten Schultern. Und ich wage mich, in dein Gesicht zu schauen. In jenem Moment wünschte ich, ich hätte es nicht getan! Seishirou!? Ich bin erstarrt vor Entsetzen! Vermag es nicht, meinen Blick von dem sich mir bietenden Anblick abzutun. Bin wie gefesselt. Meine Glieder so schwer, als hätte man sie einbetoniert. Mein Herz macht einen Aussetzer, bevor es weiter schlägt. Gänsehaut überzieht meinen Körper. Bin wie gelähmt. Mein Atem stockt. Habe das Gefühl, als würde man mir die Kehle zuschnüren. Was hast du getan?! „So überrascht?“ Ich ignoriere deine gespielte Unschuld ein weiteres Mal. Schaffe es dann endlich meinen Blick abzuwenden. Welch schreckliches Bild du mir bietest! Ich drehe meinen Kopf weg von dir, schließe meine Augen, um schneller vergessen zu können. Doch hat sich jenes Bild bereits tief in mein Herz gebrannt. Du, wie du vor mir stehst mit deinem gewohnten Lächeln. Dein rechtest Auge, blind wie eh und je. Auch du trägst einen Verband um deinen Kopf, der über das linke Auge hinweggeht. Doch ist dieser nicht mehr weiß... Sondern blutrot. Es tropf herunter, verschmiert den säuberlich gereinigten Fußboden. Das Blut, welches aus deiner linken Augenhöhle quillt. Das habe ich also vorhin tropfen gehört.... Anscheinend hast du dir das Auge herausgerissen, mit Gewalt, und anschließend den Verband wieder herum gewickelt. Du hast die Wunde nicht desinfizieren lassen. Lässt es bluten und auf den Fußboden tropfen. Besudelst sogar ein Krankenhaus. Nun kann ich nicht länger an mich halten. Ich breche in einen Heulkrampf aus, der mich die Kontrolle über mich selbst verlieren lässt. Schreie deinen Namen. Unter Tränen. Winde mich. Unter Schmerzen – im Inneren. Fühle mich leer. Wohin ist mein Herz verschwunden? Schreie. Weine. Schreie abermals. Weine wieder. Kann nicht aufhören. Du hast mir alles genommen. Wie soll ich meinen Traum jemals Wirklichkeit werden lassen? Wie, wenn du alles zerstörst, wofür ich mich aufopfere? Wie? Was muss ich tun? Was habe ich falsch gemacht? Was? Sag es mir, Seishirou! Bitte... „Hm, du solltest mir dankbar sein, Subaru-kun.“ Mein Schluchzen und Schreien verstummt nicht, dennoch werde ich für einen Moment ruhiger, will dir Gehör schenken. Wofür sollte ich dir danken, der du meinen letzten Hoffnungsschimmer brutal unter deinen Füßen zertrittst, ihn zerschmetterst?! Reiße ihn auseinander! Vergewaltige ihn! Töte ihn ab! Zerstöre all meine Hoffnung, auf ewig! Auf dass ich niemals wieder hoffen muss. Ich könnte es nicht mehr ertragen. Nimm und töte ihn! Töte ihn! Hörst du? Töte ihn.... Ist es nicht eine Ironie, dass du dein zweites Augenlicht in einem Krankenhaus „verlierst“, wo du es zum ersten mal auch verloren hast? „Dadurch lernst du, dass man nicht mit dem Leben und schon gar nicht mit dem Tod spielen sollte und es auch niemals können wird. Es ist nicht machbar. Du musst einsehen, dass nicht alle Dinge veränderlich sind, die einst geschahen und die man ungeschehen machen möchte. Es liegt nicht alles in der Hand des Menschen, wie du merkst. Hiermit hast du deine Lektion hoffentlich gelernt, Subaru-kun. Ich habe kein Recht mehr darauf zu leben. Ich bin bereits gestorben. Durch deine Hand, wie du dich vielleicht erinnerst. Mir steht kein Atemzug mehr zu. Ich bin gestorben, Subaru, tot. Mir ist es nicht länger vergönnt, im Diesseits zu verweilen, auch nicht, durch einen Zauber. Er wird nichts nützen. In weniger als drei Stunden bin ich verschwunden. Dann ist alles so, als wäre ich nie ein zweites Mal hier gewesen. Welch Ironie, hm? Du hättest es wissen müssen, Subaru-kun. Du warst zu sehr benebelt von deinem Wunsch, dass du alles daran gesetzt hast – und alles so schmerzhaft verlieren musst. Es ist deine eigene Schuld. Lerne daraus.“ Deine Worte... sie machen mich so unglaublich rasend! „Du Elender! Du weißt nicht worauf ich hinaus will, oder?!“ Ich habe den Mut, dich noch mal anzusehen, dir ins Gesicht zu blicken, welches gerade ziemliche Überraschung ausdrückt – auch wenn deine Augen nicht sprechen können. Hör mir jetzt gut zu! „DU musst einsehen, nicht ich! DU musst einsehen, dass dies hier dein zweites Leben, deine zweite Geburt ist! Du hast die Chance ein neues Leben zu beginnen! DU lebst in diesem Augenblick! Verstehst du, dein Herz schlägt, dein Blut wird durch deinen Körper gepumpt, weil er lebendig ist. Du bist keine lebende Leiche, sondern ein lebender Mensch! Ist dir das überhaupt bewusst?!“ Ich bin so aufgebracht. So wütend! „Aber das einzige was du machst, ist darauf warten, dass du erneut stirbst! Du ergibst dich einfach! Das wollte ich um Himmels Willen nicht!“ Nein, genau das wollte ich vermeiden. Ich wollte dich lebendig machen. „Ich habe dich lebendig gemacht, damit du leben kannst, es genießt zu leben und so lebst, wie du es immer wolltest, aber nie konntest beziehungsweise durftest! Du lebst jetzt, verstehst du!? DU LEBST! Also lebe gefälligst, Seishirou-san! Lebe richtig, lebe nach deinen Wünschen, nach deinen Zielen! Du hattest 24 Stunden zeit...“, meine Stimme bebt und zittert, doch bleibt sie energisch. Ich habe dir ein zweites Leben auf dieser Erde ermöglicht. Wollte dir zeigen, wie es ist zu leben... Denn wir brauchen einander... Oder etwa nicht? Wir beide zusammen hätten für ein kleinen Moment ein einziges Mal richtig leben können. Das war mein Wunsch... Wir beide zusammen...lebendig und am Leben in dieser Welt. „Es tut mir leid, dass ich schwach in diesem Bett liegen muss, all die kostbare Zeit über, aber wenigstens DU hättest tun können, was du wolltest! Du lebst! Nutze dein zweites Leben! Ich weiß nicht, ob ich dich ein weiteres Mal lebendig machen kann....“ Ich wollte, das du unbeschwert leben kannst. Ganz ohne deine Bestimmung als Sakurazukamori und ohne die Pflicht morden zu müssen und mich zu verfolgen. In diesem Leben sollte dir die Last von vornherein abgenommen werden. Du solltest frei sein in diesem Leben. Aber du sträubst dich.... Warum?! Endlich erhebst du deine Stimme. Sie klingt unbeirrt und klar... „Ein zweites Leben ist unnötig für mich. Mein vergangenes Leben bot mir all das, was ich zum Leben brauchte.“ „Und was ist mit Liebe?“, schreie ich dir sofort entgegen. Was ist mit Liebe??! Was ist mit mir? Du wendest dein Gesicht ab, weichst mir aus. Ist das ein Grinsen auf deinen Lippen? Willst dun mir ein Lächeln vorspielen? Ich glaube dir nicht, dass du wirklich grinst.... Irgendwie... fühle ich, dass du es nicht tust, sondern es nur vortäuschst. „Ich liebe nicht. Nichts und niemanden.“ Hör auf damit! Du hast diese Verpflichtung nicht länger. Du kannst frei entscheiden. Du kannst endlich „du selbst“ sein! Du kannst endlich Mensch sein. Und glaub mir, jeder Mensch fühlt etwas! Also auch du. Du musst nur einsehen und zugeben, dass du ein Mensch bist, Seishirou-san. Ich wollte dir mit dieser weiteren Chance helfen, das zu endlich verstehen... „Würdest du mich küssen?“ Ich nehme all meinen Mut zusammen! Erschrocken fährst du herum, wendest dich mir erneut zu. „Bitte?“ Erstaunt es dich, so etwas von mir zuhören? Ja – selbst mich erstaunt es zu tiefst. Auch ich sehe ein, dass ich ein Mensch mit Bedürfnissen bin. Und dieses Mal möchte ich dafür Sorgen, diese auch zu bekommen. Sonst bliebe ich für immer leer im Inneren... Das habe ich endlich verstanden. „Würdest du mich küssen, wenn ich dich darum bitte?“, frage ich direkt. Standhaft versuche ich der verlegene Röte, die sich auf meine Wangen zu schleichen versucht, die Stirn zu bieten. Ich muss stark bleiben und darf meiner Unsicherheit nicht nachgeben! Auch wenn es mir auf eine Art doch peinlich ist, dich das so direkt heraus ins Gesicht zu fragen. „Hm, ja, das würde ich.“, ist deine knappe Antwort. Mein Herz beginnt auf Mal wie wild gegen meinen Brustkorb zu schlagen, ich werde plötzlich so aufgeregt.... Es fällt mir zwar etwas schwer, da ich nicht der direkte Typ bin und mich eher schüchtern zurückhalte, doch wenn ich gerade schon dabei bin und dich soweit habe, darf ich nicht aufgeben! Ich bemühe mich um einen ernsten Klang in meiner Stimme. „Dann bitte, küss mich, Seishirou-san.“ Oh Gott, ist das peinlich! Am liebsten hätte ich mich unter die Bettdecke verkrochen! Aber ich zwinge mich, dir weiterhin ins Gesicht zu schauen, und zu ignorieren, dass du derweil immer noch stark am Bluten bist. Dagegen kann ich gerade nichts tun – du würdest mich auch gar nichts tun lassen. „Wozu?“ „Du hast gesagt, wenn ich dich darum bitte, tust du es. Also?“ Was tust du wohl jetzt? Gibst du mir nach? Oder bleibst du stur? Was, wenn....? Doch bevor ich den nächsten Gedanken fassen kann, bewegst du dich auf mich zu, ziehst unsanft an meinem Hemdkragen, damit ich meinen Oberkörper etwas in die Höhe hebe, um dass es dir leichter fällt, unsere Gesichter näher zueinander zu führen. Wir blicken uns nur kurz in die Augen, du verlierst keine Zeit und versiegelst meine Lippen mit den deinigen. Auch wenn es nur ein ganz flüchtiger, unsanfter und mehr gefühlloser Kuss ist, hat er doch die Kraft, mein Herz zu erblühen, es schneller zum Schlagen zu bringen, sodass warmes Blut durch meinen geschwächten Körper gepumpt wird, welcher daraufhin mit kurzen wohligen Schauern übersäht wird - und das alles nur, weil du mich küsst! Wahnsinn!! Dieses Gefühl, auch wenn es nur von kurzer Dauer ist, es ist so angenehm... Ich war noch nie so glücklich! Jenes kurzweilige Glücksgefühl schafft es, dass eine winzige Träne meinen Augenwinkeln entrinnt... Ich fühle mich, als würde ich schweben, so frei...so glücklich. Es war nicht lange, dass unsere Lippen miteinander verschmolzen waren, du erhebst dich nach wenigen Sekunden wieder, entfernst dich von mir. Tut mir leid, aber mir bedeutet das eine ganze Menge! Es bedeutet mir alles. In den ersten Minuten nach unserem ersten Kuss, bin ich wie weggetreten, das alles hat mich gerade ziemlich überwältigt... Und das bei nur einem Kuss! – Welcher mein erster sein sollte. Ich bin glücklich, dass ich ihn mit dir teilen konnte... Haltet mich für kindisch, aber ich bin unsagbar glücklich! Das Blut, welches bei unserer zarten Berührung aus deiner Wunde auf meine Wange getropft ist, bemerke ich nicht. „Seishirou-san...ich...“ Ich möchte dir etwas sagen, doch finde ich nicht die richtigen Worte. „....Seishirou-san, sag, warum hast du es zugelassen?“ Stattdessen frage ich dich das. Um ehrlich zu sein, hätte ich nicht im Traum daran gedacht, dass du es wirklich tun würdest! „Warum nicht, wenn es mir nichts bedeutet? Warum wolltest du, dass ich dich küsse, Subaru-kun?“ Ich werde rot, kann es dieses Mal nicht verhindern. Verlegen schaue ich nach unten, weiche dir aus. „Frag nicht, du weißt es doch selbst...“ Natürlich tust du es! Du willst mich nur auf die Probe stellen, mich verwirren. Treibst wieder eines deiner perversen Spielchen mit mir. Es tut weh, Seishirou. Dann kann ich nicht anders, ich muss dich einfach fragen, um selbst Erlösung zu finden und die Antworten, dich verzweifelt suchte. Sag es mir ins Gesicht! Schüchtern beginne ich: „W-Wolltest du es nicht auch... v-von dir aus?“ Ich weiß nicht, warum ich das jetzt frage. Ich habe nur in mir dieses brennende Verlangen danach eine Antwort darauf zu finden. Obwohl mir diese eigentlich längst bekannt ist. „Nein.“ Nein, ich bin nicht enttäuscht, diese Antwort musste kommen. Du hast dich noch nicht von dem Sakurazukamori losgerissen. Du lebst immer noch dein altes Leben. Lebst in Erinnerungen. Deshalb muss ich dich zwingen, es zu beenden und dich deinem jetzigen Leben zuzuwenden und dieses vollends zu leben. „Wirklich nicht?“, hake ich nach. „Nein.“, bleibt deine Antwort. Diesmal bist du derjenige, der sich abwendet. Ist dir diese Unterhaltung, dieses Thema unangenehm, Seishirou? „Und warum nicht?“ „Warum sollte ich es denn wollen?“, kommt sofort deine Gegenfrage. Früher hätte ich sicher keine Antwort darauf gewusst, doch heute brauche ich nicht lange, um dir eine geben zu können – denn sie ist klar, es ist mir endlich bewusst geworden in all den Jahren. „Weil ich dir etwas bedeute.“, sage ich dir so sicher, dass ich selbst darüber erstaunt bin. Doch du lässt nicht locker: „Wer sagt das?“ Und wieder ist meine Antwort klar: „Ich weiß es.“ „Ja, in der Tat.“, auf Mal klingst du wieder sicherer. Was ist passiert? „Du weißt, was du für mich bist, Subaru-kun, du weißt es ganz genau. Du bist nichts weiter als jemand, den ich als mein Opfer auserwählt habe. Du bist besonders, aber nicht auf die Weise, wie du es gerne hättest. Vermische nicht dein Wunschdenken mit der Wirklichkeit.“ Von wegen! Ich vermische gar nichts! Der einzige, der vermischt, bist du, Seishirou. Denn ich weiß, was ich für dich bin, dass ich mehr bin als nur dein Opfer. ...Inzwischen bin ich alles, was du noch hast... „Verdrehe du nicht die Tatsachen, wie sie nun mal sind, Seishirou-san.“ „Die da wären?“, möchtest du fast ungeduldig wissen, wie es mir vorkommt. „Das ich ganz einfach besonders bin für dich. Genauso, wie ich denke.“ Ein leises Lächeln umspielt meine Mundwinkel, so als wenn ich spüren könnte, dass mein ganzer Körper für dich wichtig wäre, als würdest du alles an mir und in mir begehren... Welch ein schönes Gefühl... „Behauptest du. Lass gut sein, Subaru-kun, du kennst die Wahrheit...Und die Realität, in der du leben musst. “ Leider... Die Realität ist grausam! Sie hat uns voneinander getrennt, bevor wir uns finden konnten. Findest du das nicht auch furchtbar ungerecht? Deshalb wollte ich nur für uns eine neue Wirklichkeit schaffen, in der wir erneut die Chance bekommen, uns zu finden und uns zu lieben. Deshalb habe ich dich lebendig gemacht. Jetzt musst auch du in der Realität leben... also lass uns uns gegenseitig finden, Seishirou-san. Bitte.... „Es ist nun auch deine Realität, Seishirou-san, vergiss das nicht. Und zudem weiß ich, was ich dir bedeute.“ Du machst eine fahrige Bewegung und verschränkst die Arme vor deiner Brust, baust eine unsichtbare Mauer um dich herum... „Du träumst. Außerdem geht meine „Wirklichkeit“ lediglich bis Mitternacht, dann ist dieser Spuk endgültig vorbei.“ Das einzige, was du erwiderst. Ich schüttle leicht den Kopf: „Nein, ich kann das spüren. Und bis Mitternacht ist noch etwas Zeit...“ Glaube ja nicht, dass unsere Wirklichkeit um Mitternacht endet....! Ich finde einen Weg, dass dieser Zauber ewig wehrt! „Du spürst, dass du für mich besonders wärst? Wie kann man das spüren?“ Du machst dich lustig über mich, nicht wahr? Ich kann das deiner Stimme entnehmen... Du glaubst, ich hätte den Verstand verloren.... In der Tat, das habe ich auch...DU hast mich um meinen Verstand gebracht! Ich antworte dir zuerst nicht per Stimme, sondern lasse eine Geste sprechen. Ich lege meine Hand auf meinen Brustkorb, auf Herzhöhe. Schaue dir dabei direkt ins Gesicht, du spürst meinen Blick. „Im Herzen.“, sage ich leise, da du nichts sehen kannst. „Ich habe kein Herz.“, erwiderst du prompt. Wieder schüttle ich den Kopf: „Du versteckst es doch nur.“ „Glaubst du zu wissen.“ „Ja.“, gebe ich mit sicherer Stimme zurück. Denn ich bin mir sicher. „Was macht dich so sicher?“ „Ich habe es nach so langer Zeit endlich gefunden.“ „Du bist so niedlich, Subaru-kun! Haha! Sehr amüsant! Nur beachte eins: Ich bin der Sakurazukamori, ich empfinde nichts. Nichts für Dinge...und nichts für Lebewesen. Und schon gar nichts für Menschen. Verstricke dich nicht in irgendwelche Herzenswünsche und Sehnsüchte! Das bekommt dir nicht. Du wirst auf diese Weise nur noch mehr leiden müssen. Du wirst daran zerbrechen!“ Du kommst schnellen Schrittes auf mich zu, drückst mich brutal in das Kissen. „Aber du weißt, Subaru-kun, du kannst nicht sterben. Du wirst auf ewig leiden müssen! Der Einzige, der in der Lage ist einen Sakurazukamori zu töten , ist die Person, die er von allen am meisten liebt. Du konntest mich töten, weil du er einzige für mich bist... aber wer tötet dich? Die Person, die du am meisten liebst, der einzige, der dich töten kann, bin ich!“ Du drückst mir die Kehle zu! Ich bekomme keine Luft! Ersticke! Willst du mich töten, mich erlösen? Seishirou?! „Soll ich dich jetzt töten, Subaru-kun? Willst du, dass ich dich umbringe? Dass meine Hand dich erstickt? Willst du sterben? Nur ich kann dich töten... willst du, dass ich die Gelegenheit nutze?“ Ich kriege keine Luft mehr! Vor meinen Augen verschwimmt alles! Tu es jetzt! Bring es zu ende.... Seishirou! Töte mich! „Ich muss dich enttäuschen, Subaru-kun. Ich werde dir den Wunsch nicht erfüllen.“ Du lässt mich prompt los und ich falle röchelnd aufs Bett zurück. Du Elender! Warum quälst du mich so? Ich will von dir getötet werden! „Denkst du etwa, ich mache es dir so einfach? Wolltest du mich nur deshalb lebendig machen, um dass ich dich töte?“ Ich gebe dir keine Antwort darauf – ich weiß sie selbst nicht.....! „Du bist Sakurazuka Subaru, der gegenwärtige Sakurazukamori. Du bist an den einen Kirschbaum gefesselt, unter dem all die Leichen derer liegen, die die Sakurazukamori töteten und dort vergruben. Der einzige, der dich töten kann, bin ich, der vergangene Sakurazukamori. Die Ironie gefällt mir! Haha! Logischerweise kommt man zu folgendem Schluss: Dich kann niemand töten! Derjenige, der dich töten könnte, ist bereits tot. Du lebst ewig, mein kleiner Subaru-kun.“ Zart streichst du mir über mein schwarzes Haar, lächelst. „Du bist unsterblich.“ Hart presst du deine Lippen auf meine, stiehlst mir einen unsanften Kuss. Du hast gewonnen, Seishirou. Wiedereinmal. _____________________________________________________________________________________________________________________ ENDE CHAPTER V Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)