The Saint von -Az- (Manus sanguinea) ================================================================================ Kapitel 1: Prolog ----------------- "In nomine patris et filii et spiritu sancti..." Er sprach diese Worte mit leiser und ruhiger Stimme, wie schon so viele Male zuvor. Sie waren wie eine Rechtfertigung, eine Rechtfertigung vor Gott. Sie ließen ihn nachts ruhiger schlafen und auch die Träume kamen so nur selten. Er ließ den leblosen Körper der Frau behutsam zu Boden gleiten und bettete ihren Kopf auf ihren roten Samtschal. Dann holte er selbst ein weißes Tuch aus der Tasche und zog den linken Träger ihres Kleides ein wenig herunter. Er entblößte ihre Schulter, ihre Brust und auch eine Wunde, sie war nicht groß, ein einzelnes kleines Loch genau über ihrem Herzen. Nicht groß, aber absolut tödlich. Er wischte vorsichtig das Blut von ihrer Haut und tupfte die Wunde ab, welche bereits mit dem letzten Schlag ihres Herzens aufgehört hatte zu bluten. Er schob ihr Kleid wieder hoch und verdeckte die Wunde, dann legte er ihr behutsam seine Hand auf die Augen und schloss sie für immer. "Möge deine Seele gereinigt werden und in Frieden ruhen..." Seine Finger berührten das kalte Metall der Waffe. Es hatte nicht lange gedauert. Wahrscheinlich hatte sie nicht einmal etwas gemerkt, hatte nicht einmal gemerkt, wie der glühende Stahl der Kugel ihr Herz durchbohrte und ihr Leben für immer auslöschte. Er nahm ihre leblosen Hände in Seine. Sie waren wie die Hände einer Elfe, zart wie Glas und ebenso zerbrechlich. Am linken Ringfinger trug sie einen einzelnen silbernen Ring, der mit einem Diamanten besetzt war, welcher im blassen Mondlicht wie ein einsamer Stern funkelte. Er hauchte einen Kuss auf ihre zarte Haut und faltete diese wundervollen Hände sachte über ihrer Brust und stand auf. Noch eine Weile betrachtete er die Frau, wie sie reglos und starr am Boden in der kleinen dunklen Gasse lag. Es hatte leise zu regnen begonnen und das Geräusch der auf den Asphalt fallenden Tropfen gab ihm Frieden. Das Wasser perlte auf ihrer Haut. Einzelne Tropfen vereinigten sich mit Andren und liefen ihre Lippen entlang und an ihrem makellosen Hals herunter. Sie war sehr schön gewesen. Ihre Augen waren von einem strahlenden Blau gewesen und ihre Lippen voll und geschwungen. Diese Schönheit hatte sie auch im Tode noch bewahrt, und die dünne dunkelrote Blutspur, die von ihrem Mundwinkel ihr Kinn hinablief verlieh ihr etwas magisches. Ihre weiße Haut glänzte im Mondlicht und ihr Haar war wie fließendes Gold, dass ihr Gesicht umrandete. Ihre Züge waren weich, nur um die Augen lag ein trauriger Ausdruck, ein Ausdruck, der sich im Moment ihres Todes dort eingegraben hatte und ewig dort bleiben würde. Nur mit Mühe konnte er sich von dem Anblick losreißen. Er schlug den Kragen seines Mantels hoch und drehte sich um. Sie war nur eine von vielen, aber jede für sich war einzigartig. Ehe er die Gasse verließ, schloss er die Augen und atmete tief durch. Seine Hand suchte den Rosenkranz, den er um den Hals trug und schloss sich fest darum. Er gab ihm Sicherheit und Kraft. Aus einer entfernten Kneipe war Musik zu hören, nur leise, aber sie war nicht zu ignorieren. Er lauschte einige zeit lang still und völlig reglos, so reglos wie sie. Dann blickte er in den wolkenverhangenen Himmel. "Verzeih mir, Herr, und gib ihrer Seele Frieden. Amen." Er warf einen letzten Blick zurück auf ihren Körper und verschwand dann im Schatten der Nacht, die ihn wie ein gieriges Raubtier verschlang und alle seine Spuren verwischte. Die Polizei würde nichts finden...nur eine einsame weiße Lilie in den kalten, weißen Händen der Toten... Kapitel 2: ----------- Es war das grausamste Geräusch, dass Connor kannte: das penetrante Piepsen des Weckers um halb sieben am morgen. Murrend zog er sich die Decke über dem Kopf und drehte sich um. Schon wieder aufstehen...das war doch unmöglich!Aber die Bestätigung schneite genau in diesem Moment herein.Ihm wurde die Decke weggerissen und die Vorhänge vor den Fenstern wurden aufgezogen. Das Sonnenlicht stach mit unbarmherziger Helligkeit in seine Augen und er musste blinzeln. Es dauerte eine Weile, bis sich seine Augen an das Licht gewöhnt hatten und dafür offenbarte sich ihm ein wunderschöner Anblick.Connor grinste. "Guten Morgen, meine Süße!" sagte er und betrachtete Claire, die vor dem Fenster stand...nur mit einem Nachthemd bekleidet. Das Licht gab ihr einen goldenen Glanz und ihr Haar leuchtete wie Gold. "Gott, du bist so was von wunderschön!"Auch sie grinste anzüglich und kam zu ihm herüber. "na Großer? Ausgeschlafen?" Sie legte sich neben ihn und spielte mit einer Strähne seines Haares.Connor zog einen Schmollmund. "wie denn? in der kurzen Zeit..."! dann beugte er sich über Claire und küsste sie sanft. Im ersten Moment erwiderte sie seinen Kuss, doch dann drückte sie ihn weg. "Die Arbeit ruft, Schatz!" flötete sie in ihrer süßesten Stimme und sprang aus dem Bett.Connor murrte, stand dann aber auch auf. Er ging ins Bad und zog sich an. Die Nacht war wieder viel zu kurz gewesen. Das sagte ihm auch sein Spiegelbild...Ein gutes Frühstück und etwa zwanzig Minuten später saßen Claire und Connor in einem Taxi Richtung Innenstadt.So war es jeden Morgen. Auf der Fahrt hörten sie Nachrichten oder Musik oder unterhielten sich. "Es ist schon das siebte Opfer in den letzten zwei Monaten. Die Polizei vermutet, dass es eine Verbindung zwischen den Morden gibt, da der Täter bei jeder Leiche eine weiße Lilie hinterlässt." sagte der Sprecher im Radio gerade. " Ansonsten fehlt jedoch jede Spur. Die Frau im Alter von 28 Jahren war gestern gegen 0.35 Uhr durch einen einzigen, jedoch äußerst präzisen Schuss ins Herz getötet und in einer Gasse liegen gelassen worden. Über die Identität der Toten besteht Klarheit aber der Grund ihrer Ermordung liegt im Dunkeln.Zum Sport..."fuhr er fort.Weiter hörte Connor nicht zu. "unglaublich...wie können Menschen so etwas tun?" Claire hatte entsetzt zugehört und starrte ihn nun an. Connor zuckte mit den Schultern. "Unbegreiflich, da hast du Recht...da kann man sich nachts nicht mehr auf die Straße trauen..." stimmte er seiner Freundin zu. "und das die Polizei noch keine Spur von dem Täter hat, das trägt auch nicht unbedingt zur Beruhigung bei..." fügte er hinzu. Claire nickte. "ich hoffe sie finden den Kerl...schon sieben Tote...unglaublich! Irgendwann muss er doch einen Fehler machen! Schließlich ist er auch nur ein Mensch!" Connor legte ihr einen Arm um die Schulter und grinste. "na, ich pass schon auf meine Maus auf!" meinte er und küsste sie auf die Wange. Claire kicherte. "oh ja! Der große starke unbesiegbare Connor Michaelis! Mein Held!" Sie stupse ihn in die Seite und lachte. Es war dieses Lachen, was Connor so sehr an ihr liebte. Es war unglaublich ansteckend und es dauerte nicht lange und sie kicherten beide über Dinge, die entweder total stupide oder einfach nicht lustig waren. Das ging die ganze Fahrt über so weiter und am Ende gab Connor dem Taxifahrer etwas mehr Trinkgeld als sonst, weil er offensichtlich genervt war.Den ganzen Weg bis zum Büro lachten die zwei über alles mögliche und als sie am Eingang angekommen waren, mussten sie erst einmal durchatmen und sich wieder beruhigen. "wir sind schon unmöglich, weißt du das?" Connor grinste. "ja, weiß ich!" erwiderte Claire als wäre es völlig normal. Auch sie grinste und dieses Grinsen verschwand nicht, bis sie sich vor Connors Büro trennten und er die Tür hinter sich schloss.Connor ging zu seinem Schreibtisch und setzte sich. Vor ihm türmten sich unerledigte Aufträge auf und wollten bearbeitet werden. Und das würde einige Stunden dauern...Nach etwa dreien von diesen "einigen" Stunden klopfte es an der Bürotür. "ja?" rief Connor und widmete sich ohne aufzublicken seiner Arbeit. "Mal sehen, wie viel Post ich heute habe..." dachte er resignierend. Und tatsächlich: Es war sein Sekretär und unter dem Arm trug er einen dicken Stapel Briefe. "Die Post, Sir!" sagte er gut gelaunt und ließ die Briefe auf Connors Schreibtisch krachen. "toll...danke Edwards..." knurrte Connor griesgrämig und entließ den Sekretär mit einer Handbewegung. Wieder allein seufzte er und machte sich an Post. Es war wie immer das gleiche...Werbung, Rechnungen und son Kram. Sein Blick wurde immer düsterer aber das war nun mal sein Job. Er ließ die meisten Briefe ungeöffnet in ein Fach verschwinden...sollten sich diejenigen drum kümmern, die für den Finanzkram zuständig waren. Die Werbung verschwand in den tiefsten tiefen seines Mülleimers und einen Brief steckte er in seine Jackentasche...ungeöffnet...Mit einem zufriedenen grinsen wandte sich Connor wieder seiner Arbeit zu. Jetzt hatte er einen Lichtblick am Horizont gesehen.Um 17.30 Uhr hatte Connor dennoch die Schnauze voll...er ließ den Haufen Papier einen Haufen Papier sein und verließ das Büro. Claire war schon zu Hause, sie arbeitete nur halbtags.Er nahm sich ein Taxi und wies den Fahrer an, auf direktem Weg zu ihm zu fahren. Connor schaute gedankenverloren aus dem Fenster und ihm fielen die gelben Absperrbänder der Polizei auf, die in einer Gasse den Passanten den Zugang verwehrten. Er runzelte die Stirn, als der Taxifahrer meinte: "Da is letzte Nacht eine um die Ecke gebracht worden...grausame Sache das...und man hat keine Spur von dem Mörder! Ein Unding! Is schon die siebte arme Seele, die es erwischt..." Connor murmelte irgendwas Zustimmendes. Er erinnerte sich an den Radiobeitrag, den er heute morgen mit Claire zusammen gesehen hatte. Mit einem Mal wollte er so schnell es ging nach Hause. Was bedeutete, dass er eine halbe Stunde später den Schlüssel im Schloss herumdrehte und die Wohnung betrat. "Schatz? Ich bin wieder da!" Aber es kam keine Antwort. Beunruhigt blieb Connor in der Tür stehen. „Claire?“ rief er noch einmal, ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen und ging langsam in den Flur. „Claire, wo bist du?!“ Seine Stimme klang eindeutig leicht panisch. Er lief ins Schlafzimmer- nichts. Im Wohnzimmer- auch nichts! Wo war sie, verdammt? Er kam aus dem Bad und fuhr sich nervös durch die Haare. Warum kam ihm dieser Beitrag auf einmal so...nah vor? Waren es wirklich nur noch sieben Tote? Oder womöglich schon acht? Er lief in der Wohnung umher wie ein Tiger im Käfig, nervös und vollkommen durcheinander. dann fiel ihm etwas ein. Connor ging zum Telefon und rief Claire auf ihrem Handy an. Nichts...nur die Mailbox. Gut, vielleicht war sie noch auf der Arbeit?! Doch hier bekam er nur die Auskunft, dass Claire schon vor einiger Zeit gegangen war. „Verdammt...Claire!“ hauchte er und mittlerweile klang er ehrlich verzweifelt. Sollte er die Polizei anrufen? Oder warten? Connor spielte nervös mit dem Telefonhörer. Nach weiteren zehn Minuten ohne Claire wählte er schließlich doch den Notruf. Es dauerte eine Weile, bis jemand abnahm. Connor tippte nervös mit den Finger auf die Komode im Flur. Dann endlich meldete sich eine Frauenstimme und fragte nach, was er für ein Problem hätte und warum er den Notruf gewählt hatte. Er wollte Claire gerade als vermisst melden, als ihm jemand auf die Schulter klopfte. Connor fuhr entsetzt zusammen und drehte sich um und eine Welle der Erleichterung durchflutete ihn.Claire sah ihn strahlend an. "Hi! Wie war dein Tag?" Connor sagte nichts, dafür war er fiel zu froh sie zu sehen. Stattdessen nahm er sie fest in die Arme und küsste sie zärtlich." Ich bin froh, dass es dir gut geht!" Sie sah ihn verdutzt an." Was is denn mit dir los? Du tust ja grad so als sei ich verschollen gewesen! Warum sollte es mir schlecht gehen?" Er zuckte mit den Schultern. "Ach...ich hab Paranoia! Du hast doch von den Morden gehört, die in der Gegend verübt worden sind...ich weiß auch nicht...ich hab mir halt Sorgen gemacht!" Er grinste verlegen. Claire sah ihn noch einen Moment mit einem undeutbaren Gesichtsausdruck an, dann lachte sie schallend auf und gab ihm einen Klaps auf den Hintern." Du kannst dir ja Sachen einbilden! Ich war auf dem Balkon...der einzige Ort, an dem du nicht nachgesehen hast! Also, wie war dein Tag? Außer, dass du irgendwelche Anwandlungen hattest und gemeint hast, ein Mörder würde in unser Haus schleichen und versuchen mir die Kehle durchschneiden?" "Nein, dich zu erschießen...mitten ins Herz..."murmelte er leise und als Claire ihn misstrauisch ansah, rette er sich in ein schiefes Lächeln." Irgendein Trottel schafft es nicht, meinen Schreibtisch von den Papierbergen zu befreien...und jetzt muss ich das machen und der Berg wird einfach nicht kleiner..." "Och mein armer schatz!" flötete Claire und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. "Dafür gibt es aber für den fleißigen Papierbergsteiger und besorgten Geliebten auch nett was zu essen!" Sie grinste und verschwand mit Connor im Schlepptau in der Küche, wo ein prächtiges Brathähnchen auf ihn wartete.So, oder so in etwa sah Connors Tag aus, und es machte ihm Spaß. Morgen hatte er frei, dann würde er ans Meer gehen und sich mit seinen Kumpels zum Surfen treffen. Ja, dass war ein guter Plan...aber jetzt verspeiste er genüsslich das Hähnchen." Das schmeckt ganz ausgezeichnet, Liebling! Einfach wundervoll!" Claire lächelte. "So? freut mich, dass es dir schmeckt!" Sie grinste. "Nach dem Essen habe ich noch eine kleine Überraschung in unserem Schlafzimmer. Ihr anzügliches Grinsen machte klar, was die "Überraschung" sein würde. Connor grinste ebenfalls. "Dann sollte ich mit dem essen beeilen!" Claire lachte und nachdem sie abgedeckt und abgewaschen hatten verschwanden sie im Schlafzimmer. Der Fernseher würde wohl heute ausbleiben... Kapitel 3: ----------- Die Nacht war ungewöhnlich kühl für diese Jahreszeit und er zog seinen Mantel enger. Die Schatten waren tief und man konnte meinen, dass sie sich bewegten. Aber das störte ihn nicht. Die Nacht war seine Gefährtin und der Schatten er selbst. Mit einer tödlichen Zielstrebigkeit ging er durch die nächtlichen Straßen, ohne jemandem aufzufallen. Er wusste genau, wo er hinwollte und auch warum. Deswegen dauerte es auch nicht lange bis er vor einer kleinen Baracke stand, vor der sich einige leichte Damen lümmelten und ihm verführerische Blicke zuwarfen. Aber dafür hatte er jetzt keine Zeit... Die Neonschrift des "Come Inn" beleuchtete den Eingang der Kneipe mit einem grünen Licht. Hier war er richtig. Er betrat die schäbige Absteige und sah sich um. Trotz der späten Stunde waren noch viele Leute hier, zumeist betrunken und mit irgendwelchen schwerwiegenden Problemen, die sie im Alkohol zu ertränken versuchten. Was ihnen nicht gelingen würde...Es war keine Lösung...Eine Lösung für so manches Problem kostete Geld, aber das war das letzte, was die Kerle hier hatten. Sie trugen ausnahmslos schäbige Kleidung und passten ganz wunderbar in das Ambiente des Pubs. Zigarettenrauch hüllte sie ein und vor ihnen standen bereits eine ganze Reihe leerer Gläser. In einer Ecke hing ein Mann, zusammengesunken und offenbar am Schlafen...die Wodkaflasche erklärte auch warum... Er grinste. Was sie wohl ausgerechnet in dieser Kneipe wollte...Vielleicht würde er es noch erfahren, wenn nicht, dann eben nicht... Er ließ sich an einem Tisch in einer schlecht beleuchteten Ecke nieder, bestellte einen Drink und wartete...Wartete wie ein Raubtier auf seine Beute. Und er musste geduld beweisen, aber davon mangelte es ihm nicht. Er sah immer wieder auf die Uhr. Gleich eins...lange konnte es nicht mehr dauern... Eine junge Frau betrat den Pub,in ihrer Begleitung zwei junge Kerle,die allem Anschein nach auch nicht mehr ganz nüchtern waren. Die Frau war eine wahre Schönheit, die in dieser Kaschemme recht fehl am Platze wirkte. Sie hatte langes, lockiges und pechschwarzes Haar, was ihr leicht um die Schultern fiel. Ihre recht blasse Haut ließ die roten Lippen noch stärker leuchten und ihr rotes Kleid vervollständigte das Bild noch. Er betrachtete sie lange. Wirklich wunderschön... Sie setzte sich mit den beiden Männern an einen Tisch in seiner Nähe, ohne ihn eines Blickes zu würdigen. Ausgelassen feixten die drei und lachten über die lahmsten Witze. Die beiden Männer hingen wie gebannt an ihren Lippen und spendierten ihr einen Drink nach dem anderen. Eine ganze Weile ging dass so weiter, doch dann meinte die Frau: "Hey! Jungs! Ich geh grad Eine rauchen! Ihr haltet hier die Stellung und bestellt mir noch etwas nettes!" meinte sie und stand auf. Die beiden lachten glucksend über die Formulierung, welche die Frau gewählt hatte, um ihnen zu sagen sie sollten sitzen bleiben, gehorchten aber wie einfältige Hunde. Sie zwinkerte den beiden zu und ging zum Ausgang. Was sie nicht bemerkte, war der Schatten, der ihr folgte. Draußen war der Hof vollkommen verlassen. Die Damen hatten sich getrollt und suchten nun woanders ihr Glück. "hm...diese Idioten..." murmelte Camilla und zog an ihrer Zigarette. "Glauben doch ernsthaft, dass sie mich ins bett kriegen würden..." Sie lachte leise bei dem Gedanken an die zwei Trottel drinnen in der Bar. Ihr Blick wanderte zum Himmel und sie blickte die Sterne an. "Eine wunderschöne Nacht heute, nicht wahr?" fragte eine Stimme hinter ihr dicht an ihrem Ohr. Camilla fuhr zusammen und sprang zur Seite. "Was zum..." Sie starrte in ein paar wundervoller Augen und vergaß sofort, was sie sagen wollte. "Wer sind sie?" fragte sie leise und ein Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht. Der fremde war recht groß, gut gebaut und irgendwie geheimnisvoll...Er lächelte. "Ein Name spielt keine Rolle...nicht bei einer so wunderschönen Frau wie sie es sind!" sagte er mit leiser und betörender Stimme... Camilla lachte leise. "Nun, Fremder...wenn Sie meinen..." Sie sah ihn an. Er war faszinierend! "Was führt Sie in eine Kneipe wie diese?" fragte sie lächelnd. Er seufzte traurig. "Die Einsamkeit eines Mannes...eines Mannes, der sich nach etwas sehnt, was er vor vielen Jahren verloren hat..." Er blickte zu den Sternen und wusste, dass sie angebissen hatte. Camilla kam langsam auf ihn zu. "Nun...vielleicht kann man da Abhilfe schaffen?" Die beiden Trottel hatte sie vollkommen vergessen...Dieser Mann...er war einfach der Wahnsinn! Sie lächelte ihn kokett an und kam noch näher. Er seufzte und drehte sich ein wenig weg. "Nicht..." murmelte er leise, aber so, dass es nicht nach Widerstand klang. Sie legte eine Hand auf seine Schulter und säuselte ihm ins Ohr: " Warum so schüchtern? Ich dachte Sie sind einsam, Fremder!" Er sagte nichts, ließ sie aber machen. Camilla drehte ihn jetzt zu sich und sah ihm tief in die Augen. Er erwiderte ihren Blick und wenige Augenblicke später schlossen sich ihre Lippen zu einem leidenschaftlichen Kuss. Der kalte Stahl fuhr sanft in ihr Herz. Camilla versteifte sich, aber ihr entfuhr nicht der geringste Laut. Als ihre Arme runtersanken, löste er den Kuss ,hielt sie aber weiter fest. Ihr Blick war verwirrt und eine Mischung aus Angst und Schmerz standen darin geschrieben. Ihre Dunklen Augen hefteten sich in die seinen und er lächelte. "Es ist gleich vorbei..." murmelte er beruhigend. "Was..." Ihr Blick erlosch und sie sank mit einem beinahe erlösend klingenden Seufzen zusammen. Erst jetzt zog er das Messer aus ihrer Brust und ließ sie sanft zu Boden gleiten. Er ging neben ihr in die Knie und schloss ihr sanft die Augen. Mögest du in Frieden ruhen...In nomine patris et filii et spiritu sancti. Amen. » Er hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn, faltete ihre Hände und säuberte ihre Wunde. Wieder sah sie aus, als würde sie schlafen. Der Mond beschien ihre ebenen Gesichtszüge und ihre Lippen glänzten in seinem Licht. Er steckte das kleine silberne Messer wieder ein, faltete die Hände um seinen Rosenkranz und betete leise für die junge Frau, die nun kalt und leer neben ihm lag. Wenige Augenblicke später deutete nichts mehr auf die Anwesenheit des Mannes hin. Camilla hielt in ihren Händen eine einzige weiße Lilie, deren Blütenblätter sich sanft an ihr Kinn schmiegten. Ihr Gesicht sah friedlich aus und nur die kleine Stichwunde über ihrem Herzen und das mit Blut gezeichnete Kreuz auf ihrer Stirn verriet der Polizei, die am nächsten Morgen eintraf, dass sie es mit Mord zu tun hatten. Claire wachte mitten in der Nacht auf. ihr war, als hätte sie etwas gehört. Reglos lag sie wach und lauschte. War da nicht ein Geräusch? „Connor!“ flüsterte sie, bekam aber keine Antwort. Sie drehte den Kopf und runzelte die Stirn. Er lag nicht neben ihr...Sein Bett war aufgewühlte, aber leer. Noch einen Moment lag sie still, dann stand sie leise auf, zog sich ihren Morgenmantel über und schlich zur Tür, die, wie ihr jetzt auffiel, offen stand. Claire schlich leise in den Flur. Die Geräusche schienen aus der Küche zu kommen. merkwürdig. Sie schluckte und schlich weiter. Auch die Tür der Küche stand einen Spalt breit offen und helles, weißes Mondlicht fiel durch den Spalt. Sie blickte hindurch und was sie sah, verwunderte Claire. Sie schob die Tür auf und betrat die Küche. Irgendetwas störte sie an dem Bild. „Connor?“ fragte sie und blickte ihren Freund an, der am Küchentisch saß, in Mondlicht getaucht, und scheinbar gedankenverloren aus dem Fenster starrte. Er fuhr leicht zusammen und drehte sich um. „Claire! Du bist wach?“ fragte er und wirkte ehrlich überrascht. „Es ist halb vier morgens!“ Sie lachte leise, aber vollkommen humorlos. „Dasselbe kann, glaube ich, auch ich dich fragen, oder?“ Sie musterte ihn. „Connor? Warum bist du angezogen?“ Jetzt, wo sie es ausgesprochen hatte, fiel ihr auch auf, was sie an seinem Erscheinungsbild gestört hatte. Er saß da, eine Flasche Whiskey auf dem Tisch und ein Glas, in dem sich noch ein Schluck des Getränkes befand, in der Hand. Connor trug seine Lederjacke, hatte eine Jeans an und sogar noch seine Schuhe. Man konnte meinen er wäre gerade erst nach Hause gekommen. Als er auch nach einer geschlagenen Minute nicht antwortete, wurde sie misstrauisch. „Connor! was ist los mit dir?“ Sie kam nicht näher, sondern blieb auf Distanz. irgendetwas stimmte nicht mit ihrem Connor. Er seufzte und fuhr sich mit der Hand über die Augen, nachdem er das Glas abgestellt hatte. „Claire...ich...konnte nicht schlafen und bin einmal um den Block gegangen...“Es klang selbst in seinen Augen wie eine billige Ausrede. „Es ist die Arbeit...im Moment habe ich einfach...so viel zu tun!“ Er blickte sie müde an. „Ich glaube ich brauche Urlaub...“ Sie sah ihn weiter an. „Ich glaube, du solltest dich jetzt ganz schnell wieder hinlegen und noch ein wenig schlafen! Wolltest du nicht morgen mit Sean und Jake surfen gehen?“ Er lächelte. „Ja...willst du mit?“ fragte er nach, aber sie schüttelte den Kopf. „Nein...nutz die Zeit mit deinen Freunden...ich bin nicht so der Surfertyp, dass weißt du.“ Sie hatte beschlossen, ihm erst mal zu glauben, was er sagte. Manchmal hatte er eine Eigenart an sich, dass er Dinge tat, die sie nicht verstand. Aber sie hatte aufgegeben zu sehr nachzufragen, da er dann meistens gereizt reagierte und der Tag dann gelaufen war. und solche Situationen konnte sie nicht ertragen. Sie ging nun doch zu ihm und legte ihre Arme um seinen Hals. „Komm, Schatz...du musst schlafen...“ hauchte sie in sein Ohr und küsste ihn auf die Wange. Dann löste sie sich wieder von ihm, nahm Flasche und Glas und räumte beides weg. „Dass du immer noch dieses widerliche zeug trinken musst...“ Claire schüttelte den Kopf. Sie verabscheute Whiskey und Alkohol überhaupt. Connor seufzte und stand auf. „Na schön...wenn Missy das meint, dann will ich mal nicht so sein...“ Er war unübersehbar froh, dass sie nicht weiter nachfragte. Gemeinsam verschwanden sie im Schlafzimmer und Connor bekam immerhin noch vier Stunden, wenn auch unruhigen, Schlaf. Der nächste Morgen kam nicht so grausam, wie der vorherige. Die Strahlen der Morgensonne kitzelten Connors Nase und als Claire ihm einen sanften Kuss auf selbige warf, schlug er die Augen auf. „Morgen, mein Engel!“ meinte er lächelnd und strich ihr eine Strähne hinters Ohr. Sie erwiderte sein Lächeln aufrichtig. „Guten Morgen, Süßer!“ Sie gab ihn noch einen innigen Kuss, diesmal auf seine Lippen, löste sich dann aber von ihm. „Was hältst du von Frühstück?“ fragte sie ihn grinsend. Connor lachte leise. „Du bist mir also wieder zuvorgekommen! Irgendwann wird ich dir auch mal Frühstück machen!“ Sie lachte hell. „Nein! Solange du dich nachts sonst wo rumtreibst, wird das wohl nie passieren!“ meinte sie scherzhaft. Dann piekste sie ihn in die Seite. „komm schon, ich hab extra Croissants geholt!“ Er setzte sich auf und rieb sich den Schlaf aus den Augen. Claire war schon aufgestanden und lief gut gelaunt in die Küche. Connor blickte zum Fenster raus. Was war nur wieder los gewesen... Schließlich stand er auf und genoss mit Claire zusammen ein herrliches Frühstück auf ihrer Terrasse. Es war ein perfekter Tag zum Surfen. Es ging ein leichter Wind. Die Wellen würden schön groß sein! Schade, dass Claire nicht so gerne zum Surfen ging. das hätte den Tag noch perfekter gemacht. Aber er hatte es versucht, hatte sie immer wieder mit hingeschleppt, aber sie wollte es nicht und er wollte sie zu nichts zwingen. Nach dem Frühstück zog er sich an und kramte seine Sachen zusammen. Claire half ihm, da er wie immer den Überblick schon nach wenigen Minuten verloren hatte. Sie alberten rum und vertrödelten so noch mehr Zeit. Aber schließlich verabschiedete sich Connor mit einem Kuss von ihr. „Viel Spaß, Schatz!“ meinte sie noch und sah ihm nach, wie er sich in den Taxi setzte und zum Strand runterfahren ließ – inklusive Brett, was etwas schwierig war, aber mit ein wenig mehr Trinkgeld für den Fahrer dann doch ging. Dann schloss sie die Tür wieder und setzte sich wieder an den Küchentisch. Dort schmierte sie sich ein weiteres Brötchen und stellte das Radio an. „...gefunden. keine weiteren Spuren wurden am Tatort hinterlassen. So, wie auch bei den anderen Morden. Die Polizei tappt weiterhin im Dunkeln und bittet die Bevölkerung um Hinweise auf einen möglichen Täter. Außerdem werden besonders junge Frauen gebeten, gut auf sich aufzupassen, da alle Opfer des Mörders zwischen 20 und 30 Jahre alt und weiblich waren. New York...“fuhr der Sprecher fort. Claire blickte nachdenklich über die Dächer der Stadt. Schon wieder ein Mord. Die wievielte war es? Die Siebte? Oder Achte? Sie konnte es nicht glauben, dass sie noch immer keine Spur von dem Mörder gefunden hatten. Irgendwann musste er doch einen Fehler machen! Schließlich war er sicher auch nur ein Mensch! Sie stellte das Radio wieder ab, stand dann auf, um sich ebenfalls anzuziehen. Sie hatte sich heute mit einer Freundin verabredet, um für Connor ein Geburtstaggeschenk zu kaufen, da er in einer Woche 28 wurde. Ein halbe Stunde später verließ sie die Wohnung, schloss ab und machte sich, diesmal zu Fuß, auf den Weg in die Innenstadt. Der Weg war nicht weit und sie ging ihn gern. Er führte durch den Park an einem kleinen See oder eher Teich entlang. Man konnte zwar auch wesentlich schneller zu der Einkaufsmeile gelangen, aber so war es einfach schöner. So lief Claire auch heute wieder den gewohnten Weg entlang. Die Sonne schien herrlich warm auf ihre haut. Es war nicht viel los und nach etwa zwanzig Minuten erreichte sie den Treffpunkt, den sie mit ihrer Freundin ausgemacht hatte. Anna wartete auch bereits und gemeinsam machten sie sich also auf, einzukaufen. Ihr weg führte sie auch an einer etwas abgelegeneren Ecke vorbei. Dort gab es einen versteckten kleinen Laden, in dem man aber wunderschöne Accessoires kaufen konnte. „Lass uns da hingehen!“ meinte Claire und Anna stimmte zu. Als sie den laden erreicht hatten, viel Claire etwas auf. Sie blieb stehen und blickte den Gegenstand an, der in der Ecke lag und ihr fast nicht aufgefallen wäre. Es handelte sich um eine Blume. Claire ging näher heran, bückte sich und hob die schneeweiße Lilie auf, die dort im Straßendreck lag. „Was hast du da?“ fragte Anna und kam ebenfalls näher. Ihr Gesicht hellte sich auf. „Wow! Die sieht ja toll aus!“ meinte sie und strich über die Blütenblätter der Blume. Das tat sie wirklich. Die Farbe war makellos weiß und schien in der Sonne ein wenig zu glitzern. Auch das grün des Stängels war frisch und kräftig. Die musste erst vor kurzer zeit jemand hier verloren haben. „Die nehm ich mit!“ meinte Claire grinsend. Da die beiden so ziemlich alles gefunden hatten, was sie heute hatten kaufen wollen, machten sie sich auf den Rückweg. Claire verabschiedete sich von Anna und ging, die Lilie in der Hand nach Hause. Dort stellte sie die Blume in eine Vase mit Wasser und diese auf den Tisch im Wohnzimmer. Sie machte sich wirklich gut! Gut gelaunt widmete sie sich dem restlichen Tageswerk. Die Bedeutung der Blume schien vollkommen belanglos zu sein und Claire dachte nicht weiter drüber nach. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)