Vampire von Rasp (Schrecken der Nacht) ================================================================================ Kapitel 12: Warnungen sollte man ernst nehmen --------------------------------------------- Warnungen sollte man ernst nehmen Eine Woche war nun vergangen, seit Vale versucht hatte, Mika zu beißen. Seitdem hatte sie sich keinen Zentimeter mehr aus dem Haus bewegt. Dazu hatte sie zuviel Angst. Noch am selben Tag, an dem sie ihm, dank ihrer Mutter, knapp durch die Lappen gegangen war, hatte sie sich mit Frankie in Verbindung gesetzt. Dieser war froh, dass ihr nichts weiter zugestoßen war. Außerdem hatte er ihr versprochen, den Vampir beobachten zu lassen. Er war es auch, der ihr geraten hatte, vorerst das Haus nicht mehr zu verlassen. Josh hatte sie nicht benachrichtigt, denn sie wollte ihn nicht unnötig beunruhigen, damit er seinen restlichen Urlaub ungestört genießen konnte. Sieben Tage lang hatte sie sich an die Anordnung von Frankenstein gehalten. Weder er noch Josh hatten sich in dieser Zeit wieder gemeldet und langsam hatte sie keine Lust mehr, bei dem schönem Wetter im Haus zu hocken. Das Einzige was sie machen konnte war vor dem Fernseher sitzen, Musik hören, lesen oder am Computer arbeiten. Das alles hing ihr schon zum Hals raus. Also hatte sie angefangen, die Leute auf der Straße zu beobachten. Es war doch irgendwie spannend, den Leuten draußen zuzusehen, wie sie ihren Weg gingen. Es machte ihr Spaß, sich auszumalen, was diese Leute wohl schon alles erlebt hatten, oder was sie wohl als nächstes tun könnten. Am liebsten beobachtete sie aber einen kleinen Jungen mit blonden Haaren, der jeden Tag auf der Straße mit einem Ball spielte. Aber auch diese Beschäftigung wurde mit der Zeit langweilig. Alles was sie wollte, war, aus diesem Haus raus zu kommen. Noch einmal schaltete sie ihren PC an, um zu sehen, ob Frankie sich endlich gemeldet hätte. Und wirklich, es war eine Mail von ihm angekommen: Weiße Dame, heute Abend wird Phantom bei dir sein. Ich rate dir auch jetzt noch, dass Haus bis dahin nicht zu verlassen. Wir haben den Vampir von unserem Gnom überwachen lassen. Dabei ist herausgekommen, dass er dich auch die ganze Woche überwacht hat. Ich bitte dich also noch auf Phantom zu warten und dich auch dann so gut es geht von diesem Vampir fernzuhalten. Dein Frankenstein "Der hat gut reden", murrte Mika angesäuert. "Der muss ja auch nicht die ganze Zeit im Haus sitzen. Der kann wenigstens raus und was unternehmen." Mika schaltete den Computer aus und dachte nach. Sie freute sich auf Josh. Endlich hatte sie dann wieder jemand um sich, mit dem man etwas unternehmen konnte. Aber eigentlich, was sollte ihr denn in der Stadt passieren? Da waren so viele Leute. Das Risiko, dort auf Vale zu treffen, war sehr gering. Außerdem wollte sie endlich mal wieder Leute sehen. Vielleicht sollte sie ins Tomis gehen. Ein paar Leute aus ihrer Klasse würde sie dort bestimmt finden. Also machte sie sich auf den Weg. Vorher schrieb sie noch einen Zettel für ihre Mutter, steckte das Handy der OfUP in die Tasche und ging dann, zum ersten Mal seit sieben Tagen, wieder an die frische Luft. Draußen atmete sie ganz tief durch, bevor sie sich auf den Weg in die Stadt machte. Es tat gut, sich mal wieder zu bewegen und die Leute nicht nur von ihrem Fenster aus zu beobachten. Der kleine blonde Junge spielte auch heute mit seinem Ball. Langsam spazierte sie Richtung Innenstadt und kümmerte sich nicht mehr um das, was um sie herum geschah. Der kleine Junge hörte auf, mit seinem Ball zu spielen. Schnell folgte er Mika. In der nächsten dunklen Ecke, an der keine Menschen zu sehen waren, verwandelte er sich zurück in Vale. Die Woche warten hatte sich also gelohnt. Jetzt war Mika ungeschützt und allein. Dieser Gnom von der OfUP konnte nichts gegen ihn unternehmen, denn dieser lag bewusstlos in einem seiner Geheimräume. Dieser Gnom war sogar sehr hilfreich gewesen, denn Vale konnte sich die technische Ausrüstung der OfUP einmal genau ansehen. Jeden Tag schickte er im Namen des Gnoms die Meldung, dass nichts Außergewöhnliches passiert sei. Wie konnten sie denken, dass ihr Vorhaben, ihn zu beschatten nicht auffliegen würde. Schon am ersten Tag hatte er die Gestalt im Gebüsch bemerkt, die ihm dann gefolgt war. Drei Tage hatte er sich das angesehen, dann hatte er gehandelt. Vale hatte ihm aufgelauert und betäubt. Aussaugen wollte er ihn nicht, dazu sah er ihm zu ungesund aus. Nun verfolgte er also Mika. Einen Plan hatte er sich auch schon zurechtgelegt, um sie zu sich nach Hause zu bekommen. Es war seine erste und letzte Chance, an sie heranzukommen, denn ab Morgen würde dieser Josh wieder in ihrer Nähe sein. Also verfolgt er Mika bis kurz vors Tomis. Dort stellte er sich ihr in den Weg. "Na Mika wie geht's denn so?", fragte er in einem, für ihn unüblichen Tonfall. Mika stand wie angewurzelt. Es verwirrte sie, gleich diesem Vampir zu begegnen. Hätte sie doch auf Frankie hören sollen? "Nein", beantwortete sie sich die Frage selbst. Außerdem irritierte sie die Freundlichkeit, mit der Vale mit ihr sprach. "Es tut mir ehrlich leid, was da letzte Woche bei dir zu Hause geschehen ist." Mika musterte seine Gesichtszüge. Sogar diese drückten Schuldbewusstsein aus. Doch mehr als nicken konnte sie nicht. Der Schock, ihm zu begegnen steckte ihr noch in den Knochen. "Kann ich dich auf ein Eis einladen Mika?", wollte Vale jetzt von ihr wissen. Diese Frage hatte Mika noch weniger erwartet, als die vorherigen. "Na - Natürlich kannst du das", brachte sie zögernd hervor. Das "das steht mir auch zu nach deinem Angriff auf mich" sagte sie lieber nicht. Also betrat Mika nun mit Vale das Tomis. Entgegen ihren Erwartungen war keiner aus ihrer Klasse zu sehen. Erleichtert ging sie zu ihrem Lieblingsplatz am Fenster und Vale setzte sich ihr gegenüber. Kaum saßen beide, kam Davis angewuselt, doch als er sah, dass Mika nicht mit Josh an einem Tisch saß, wunderte er sich wirklich. "Hallo Mika", begrüßte er sie trotzdem fröhlich. "Wo hast du denn Josh gelassen, oder ist er das in einem Kostüm?" "Nein Davis, Josh ist in der Toskana", erklärte sie dem Chef des Tomis. "Das hier ist Vale. Ein ähm Klassenkamerad. Vale, das ist Davis. Ihm gehört das Tomis", stellte sie die beiden vor. "Guten Tag Vale, freut mich, dich kennen zu lernen. Bist du neu hier?" "Ja, bin erst vor ein paar Wochen hergezogen", erklärte Vale Davis. Doch der hörte schon gar nicht mehr richtig zu. "Nimmst du wieder einen Schokobecher?", wollte er von Mika wissen. Diese nickte. Davis wandte sich nun an Vale: "Und was darf ich dir bringen?" Nun war Mika gespannt wie ein Flitzebogen. Es hatte sie schon immer interessiert, ob Vampire auch normale Sachen essen können. Gespannt schaute sie zu Vale hinüber. "Kannst du mir zwei Kugeln Blutorange bringen?" "Sicher, einen Schokobecher und zwei Kugeln Blutorange, kommt sofort". Schnell verschwand er hinter den Tresen, um die Eiswünsche zusammenzustellen. "Wusste gar nicht, das Vampire auch Eis essen", versuchte Mika ein Gespräch mit Vale anzufangen. "Eigentlich brauchen wir nichts zu essen. Es ist mir auch egal, welche Eissorte ich verdrücke. Wir schmecken nämlich nichts außer Blut." Davon war Mika überrascht. "Sag mal, Mika", fragte nun Vale mit einer sanften Stimme, "habe ich dir an diesem Tag eigentlich einen großen Schrecken eingejagt?" Wieder einmal konnte Mika nur ungläubig zu ihm hinübersehen. Sie konnte einfach nicht glauben, dass dieser Vampir auch eine nette Seite zu bieten hatte. Wenn sie das Josh erzählen würde, der würde glatt aus den Latschen kippen, wenn er das hört. "Nein, eigentlich nicht. Aber Angst hatte ich trotzdem", setzte Mika noch schnell hinzu, damit Vale nicht auf blöde Gedanken kam. "Ich fand die erste Nacht, in der du in meinem Zimmer standest, viel schlimmer." "Das tut mir auch Leid, aber ich musste doch die Leute kennen lernen, die die OfUP auf meine Spur gesetzt hatte." Mika verstand das. Sie wäre auch neugierig geworden. Das Gespräch wurde für einen kurzen Moment unterbrochen, da Davis mit dem Eis an den Tisch kam. "Dann lasst es euch mal schmecken!" Kaum war Davis vom Tisch verschwunden, hatte Mika endlich genug Mut geschöpft, um Vale ihre Fragen zu stellen. "Sag mal Vale, wie hast du rausgefunden, wo ich wohne, oder das ich mit Josh befreundet bin und vor allem, das wir zur OfUP gehören?" "Na ja, zuviel sollte ich dir noch nicht sagen. Ich sags mal so, ich habe da meine kleinen technischen Feinheiten." Er begann vor sich hin zu grinsen. "Dass Josh und du befreundet seid, habe ich an dem Tag gesehen, als Josh an meiner Tür gestanden hat und was über meine Villa wissen wollte. Ich habe euch nämlich vorher durch ein Fenster beobachtet. Ein Frage habe ich aber auch an dich: Wie bist du an meine Adresse gekommen?" Nun begann Mika zu grinsen. "Also, die habe ich durch meinen Onkel erfahren. Der arbeitet in der Immobilienfirma, bei der du die Villa gekauft hast." Vale blickte sie nur fragend an. "Natürlich habe ich ihm nicht gesagt, dass ich einen Vampir suche", setzte sie noch schnell hinzu. Damit gab sich Vale zufrieden. Er seufzte und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Sein Eis löffelte er ohne große Begeisterung, während Mika ihr Schokoeis richtig genoss. Das Gespräch wurde eingestellt, bis beide mit ihrem Eis fertig waren. Sie hatten sich die ganze Zeit nicht aus den Augen gelassen. "Sag mal, schläfst du wirklich in einem Sarg?", nahm Mika das Gespräch wieder auf. "Natürlich schlafe ich in einem Sarg. Ein Bett wäre für uns zu weich, außerdem erholen wir uns in einem Sarg schneller." Für Vale war das genau die Frage, mit der er sein Vorhaben in die Tat umsetzen konnte. "Willst du ihn mal sehen?", fragte er Mika scheinheilig und wartete gespannt auf ihre Antwort, denn von dieser hing soviel ab. Mika brauchte eine Weile zum Überlegen. Ihr kam die Warnung von Frankenstein in den Sinn, doch was wusste der schon. Vielmehr überwog jetzt ihre Neugier. Wann hatte sie schon mal die Gelegenheit, den Sarg eines Vampirs aus der Nähe zu betrachten. Und schon war die Warnung Frankensteins vergessen, also ließ sie alle Vorsicht fahren und antwortete: "Sicher, das würde ich echt gerne!" Mika dachte nicht einmal mehr daran, dass sie sich ins Haus eines Vampirs begab. Es interessierte sie einfach nicht mehr, außerdem fand sie ihn nach den Entschuldigungen schon gar nicht mehr so schlimm. Nein, sie fand ihn sogar äußerst nett. "Also, können wir dann los?", fragte Vale, nachdem sie das Eis bezahlt hatten. "Aber immer doch." Auch jetzt schien Mika nicht die geringsten Bedenken zu haben. Sie spazierte neben Vale durch die Stadt und freute sich fast wie ein Schneekönig. Den ganzen Weg ins Villenviertel der Stadt unterhielten sie sich nicht. Mika war einfach zu aufgeregt und Vale hoffte nur, dass der Spruch auch gelingen würde. Endlich kamen sie bei der alten Villa an, die Mika so gefiel. "Ich find dein Haus echt super", musste sie Vale noch einmal bekunden. Er führte sie in die Eingangshalle. Diese war sehr geräumig, doch nur karg möbliert. Eine Treppe aus Eichenholz führte ins obere Stockwerk, doch Vale führte Mika zu einer kleinen Tür, die den Eingang zu den Kerkern verschloss. Auch diese war aus Eichenholz gefertigt und mit Schnitzereien verziert. "Warte bitte einen Moment hier", sagte Vale und verschwand in den Keller. Nun hatte Mika noch ein wenig Zeit, sich alles genau anzusehen. "Wenn Josh doch nur hier wäre", seufzte sie. "Ich glaub ihm hätte diese Villa auch gefallen. Doch Josh war nicht hier. Sie schaute hinauf zur Decke und konnte dort einige Malereien und Fresken aus dem vorigen Jahrhundert ausmachen. Jedoch zeigten diese nicht wie sonst die Geburt Christi oder sonstige Szenen aus der Bibel. Nein, diese Fresken zeigten den Teufel in Person, umgeben von verbrannten Menschen und Feuer. Mika bekam eine Gänsehaut. Schnell schaute sie in eine andere Richtung, um diese scheußliche Bild nicht mehr sehen zu müssen. "Dieser Vampir ist ja noch langsamer als Josh", kam es ihr in den Sinn, während sie sich weiter in der Halle umsah. Durch eine Tür, welche offen stand, konnte sie in einen geräumigen Wohnraum sehen, der allerdings tief verstaubt war. Auch die restlichen Räume hier unten schienen nicht benutzt zu werden, denn auch sie waren nicht minder verstaubt. Mika wollte sich auch noch die Treppe hochstehlen, als sie ein gedämpftes Geräusch hörte. Es schien aus einer der Wände zu kommen. Mika blieb stehen und lauschte. Das Geräusch war nicht mehr zu hören. "Hab ich mir wohl alles nur eingebildet", sagte sie leise, doch kaum bewegte sie sich wieder, hörte sie dieses Geräusch erneut. Was konnte das denn sein? Langsam und ohne jegliches Geräusch bewegte sie sich in die Halle zurück. Hier konnte man das Geräusch nun als wimmern identifizieren. Weiter und weiter schlich Mika, bis sie in dem eingestaubten Wohnzimmer stand. Nun konnte man es ganz deutlich hören. Es war kein wimmern mehr, es waren Hilferufe, und sie kamen aus diesem Zimmer. Nur, wo sollte hier jemand sein. Schnell sah sich Mika im Zimmer um. Nichts außer verdreckten Möbeln und einem schönen, doch auch verstaubten, Kronleuchter gab es hier. Vorsichtig sah Mika noch einmal in die Halle, ob Vale vielleicht schon wieder nach oben gekommen war. Doch niemand war da. Also konnte sie sich das Zimmer etwas genauer ansehen. Noch immer waren die Hilferufe zu hören. Mika ging an der Wand entlang und versuchte herauszufinden, wo diese am lautesten zu hören waren. Ungefähr einen Meter rechts neben dem Kamin blieb sie stehen. Ja sie war sich sicher, hier waren die Rufe am lautesten. Nur, was sollte sie jetzt machen? Laut rufen? Nein! Das würde ja Vale auf den Plan rufen, und den konnte sie jetzt nicht gebrauchen. Nur was dann? Mika entschied sich, erst einmal sachte an die Wand zu klopfen. Erst traute sie sich nicht richtig und tupfte nur mit den Fingerspitzen an die Wand. "Mika, das hörst nicht mal du selber. Wie soll das dann einer hören, der hinter einer Mauer sitzt", schalt sie sich selber. Nun klopfte sie lauter und siehe da, das Rufen hinter der Wand hörte auf. Noch einmal machte sie sich durch Klopfen bemerkbar. Diesmal erwiderte derjenige ihr Klopfzeichen. Das machte Mika Mut und nun versuchte sie, mit der Kreatur hinter der Wand zu sprechen. Erst nur ganz leise, doch als keine Reaktion von der anderen Seite kam, etwas lauter. "Wer bist du, und wie bist du da hingekommen?", wollte sie wissen. Schnell legte sie ihr Ohr an die Wand und wartete, ob nun eine Antwort kam. "Der Vampir hat mich hier eingesperrt", kam es ganz leise zurück, doch die Stimme klang hoffnungsvoll. "Mein Name ist Mika. Kann ich dir irgendwie helfen?", Mika war nun Feuer und Flamme, jemandem aus einer brenzligen Lage zu helfen. "Mein Name Thadeus Hops", kam es von der anderen Seite. "Kannst du den Schalter für die Tür hier suchen, dann könnte ich raus!" Doch zu einer Antwort kam Mika schon nicht mehr, denn sie spürte eine Hand auf ihrer Schulter. Langsam drehte sie sich um und sah Vale genau ins Gesicht. "Wolltest du nicht in der Halle warten?", fragte er mit seiner kalten Stimme. "J...Ja. Eigent...lich schon", stotterte Mika, doch dann fing sie sich wieder, "Aber dein Haus ist so faszinierend, dass ich es mir noch ein wenig anschauen wollte." Mika wusste nicht, ob Vale ihr glaubte oder nicht, denn er verzog keine Miene. Sacht, aber bestimmt, schob er sie wieder in die Halle. "Sag mal, was hast du denn da hinter der Wand?", wollte sie jetzt wissen. "Das erzähle ich dir später", war seine knappe Antwort. "Ich dachte, du wolltest dir meinen Sarg ansehen?" Mika nickte. Er führte sie durch die Tür, die in den Keller führte. Dann eine steinerne Treppe hinunter in ein modrig riechendes Gewölbe. Sie gingen einen schmalen Gang entlang, bis zu einer Tür ganz am Ende. Vale ging nun voraus und öffnete diese. Langsam kam Mika näher und fühlte, wie sie eine Gänsehaut bekam. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)