a glimpse of life von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: ----------- **a glimpse of life** Die Dunkelheit fühlte sich gut an, sie gab ihm ein Gefühl der Sicherheit und der Ruhe Ein Gefühl, dass er tagsüber nicht sehr oft verspürte. Nur Nachts, wenn jeder Schatten in den verwinkelten Straßen ein eigenes Leben zu haben schien, sich bewegte und nach einem zu greifen versuchte. So beunruhigend und beängstigend die Nacht für die meisten der Menschen war, für ihn bedeutete sie Heimat. Er kannte sie, sie war seine treue Gefährtin, sein Schutz. Nachts konnte er sich frei bewegen, als das was er war, als das zu dem er verdammt war. Ein kaum wahrnehmbares Lächeln huschte über sein Gesicht als er endlich am anderen Ende der engen Gasse einen Umriss sehen konnte, der langsam und torkelnd näher kam. Eine Katze wurde aufgescheucht, als der Schatten gegen eine leere Mülltonne stieß, diese laut scheppernd zu Boden fiel und ein Stückchen rollte. Der Mann fluchte leise, setzte dann seinen Weg langsam und unkoordiniert fort. Genau in seine Richtung. Der junge Mann leckte sich genüsslich über die Lippen, gleich würde er endlich seinen Durst stillen können, das Verlangen das er bereits seit Tagen mit sich herum schleppte und das immer schlimmer geworden war würde gleich Befriedigung finden. Noch wenige Meter trennten sein Opfer von ihm, das so bereitwillig in seine Arme lief. Gleich war es so weit... "Guten Abend....so spät noch hier unterwegs?" Der Betrunkene sah ihn verwirrt an, stützte sich an der Wand ab und machte eine schwerfällige Handbewegung. "Was geht dich das an Junge? Und jetzt lass mich durch sonst..." "Sonst was? Meinst du etwa, du könntest mir etwas tun, alter Mann?" Es gab nichts schöneres als Menschen zu reizen... "Werd nicht frech Junge!" "Und wenn doch, du versoffener Penner?" "Ich warne dich, halt dein Maul du Halbstarker!" Er konnte den Atem des Mannes bis hierher riechen. Er musste höllisch betrunken sein, hoffentlich war er kein Gewohnheitstrinker, sonst würde sein Blut mehr als scheußlich schmecken. Es gab nur einen Weg um das heraus zu finden... Es war nicht der erste Betrunkene, der am nächsten morgen tot aufgefunden wurde. Offenbar hatte ihm ein Taschendieb die Kehle aufgeschlitzt. Weder die Tatwaffe noch Blutspuren wurden am Tatort gefunden. ~~+**+~~ "Du bist schon wieder zu spät! Kauf dir mal nen Wecker." "Entschuldigt bitte....hatte Nachtschicht!" Die selbe Entschuldigung wie jedes Mal. You bekam es einfach nicht auf die Reihe pünktlich zu den Proben zu kommen wenn er die Nacht davor gearbeitet hatte. Genervt verdrehte Camui, der sich von seinen Freunden nur Gackt nennen ließ, den Kopf und nahm seine Gitarre. Die anderen griffen ebenfalls zu ihren Instrumenten, Ryu nahm hinter seinem Drumset Platz. Einen Moment diskutierten sie mit welchem Stück sie beginnen sollten, doch der selbst ernannte Leader beendete die Diskussion relativ schnell, indem er einfach eine Reihenfolge festlegte. Typisch Gackt. Aber niemand nahm es ihm übel. Lange spielten sie allerdings nicht, denn bereits nach den ersten Stücken stellte sich heraus, dass ein bestimmtes Mitglied sich einfach zu oft verspielte... "You-kun, nimm es nicht persönlich aber du spielst heute echt wie der erste Mensch." "Gackt, wenn das mal nicht persönlich ist dann weiß ich es nicht..." "Chacha, halt dich da raus!" "Oha, jawohl großer Meister!" Der Blonde verdrehte die Augen und wandte sich zu Ryu um, der ihm eine Zigarette anbot. Wenn Gackt einmal angefangen hatte zu wettern dann konnte das eine Weile dauern, für eine Kippe würde es allemal reichen. Mit einem mitleidigen Lächeln hörten die anderen Members der Standpredigt zu, die sich der Violinist nun anhören musste. Doch es schien den schlanken jungen Mann nicht sonderlich zu beeindrucken, You war immer die Ruhe in Person, selbst wenn der gefürchtete Zorn des Gacktes über ihn hereinbrach. "...verstanden? Ich will dass der Gig am Mittwoch perfekt wird, du weißt genau dass das ne riesen Chance für uns ist! Wenn wir da gut sind dann bekommen wir vielleicht nen Plattenvertrag! Ich will nicht ewig als so eine billige Indieband rumkrebsen, wir haben echt was drauf! Also streng dich gefälligst an! Und wenn du das mit deinem bescheuerten Job nicht auf die Reihe bekommst dann such dir eben nen neuen." Ein Nicken, mehr Reaktion bekam er nicht auf seinen Ausbruch. Und es gab nichts was ihn mehr auf die Palme brachte! Er wünschte sich nur ein Mal von You Widerworte! Warum konnte der Typ nicht einfach mal sauer werden? Ihn anbrüllen? Sich rechtfertigen? Oder wenigstens schmollen oder beleidigt sein? Warum war der immer so....so.... ja, wie denn überhaupt? Nicht kalt, nicht gefühllos oder abweisend, aber auch nicht teilnahmslos oder treudoof... irgendwas dazwischen. Frustriert gab Gackt auf, er würde es auch dieses Mal nicht schaffen den hoch gewachsenen jungen Mann aus der Ruhe zu bringen. "Also gut, weiter geht's..." Die Probe verlief nicht sonderlich besser als vor Gackts Predigt, aber niemand sagte etwas. Sie alle wussten dass es immer dann perfekt lief, wenn es wirklich darauf ankam. Das war bisher immer so, selbst Songs die sie nur wenig geprobt hatten waren auf Gigs und kleinen Auftritten immer super gewesen, meistens sogar noch besser als sie sich jemals erträumt hätten. Der Sänger wusste das zwar auch, aber er wollte dass sich das änderte. Er wollte, dass es von Anfang an perfekt war! Sein Blick huschte immer wieder zu You, der mahnende Gesichtsausdruck war dabei aber nur Tarnung. Eigentlich war er ihm für jeden Fehler dankbar, denn er gab ihm einen kleinen Moment lang die Möglichkeit seinen besten Freund legal dabei zu beobachten wie er Geige spielte. Einen schöneren Anblick gab es nicht... seine Bewegungen, sein Gesichtsausdruck... Gackt drehte den Kopf wieder weg damit niemand das leichte Lächeln sah dass sich auf seine Lippen stahl, weil er You einen Moment zu lange beobachtete. Doch auch ein anderes Augenpaar wanderte immer wieder zu einer bestimmten Person... nur kurz, unauffällig. Hungrig. Oder in diesem Fall wohl eher... Durstig. ~~+**+~~ Immer schneller fuhr er, die Lichter der Stadt rasten an ihm vorbei und verschwammen zu langen dünnen Streifen vor großen eckigen Umrissen, leblosen Betonklötzen die tausende von Menschen ihr Heim nannten. Das laute Dröhnen des Motors bildete ein konstantes Hintergrundgeräusch, doch seine sonst so empfindlichen Ohren nahmen es schon lange nicht mehr wahr. Der starre Blick wich nicht von der Straße, eine Hand ruhte locker auf dem Lenkrad, das Gaspedal bis zum Anschlag durchgetreten. Langsam wurden die Lichter schwächer, die Häuser kleiner und der Verkehr weniger. Je weiter er sich von der Stadt entfernte desto besser fühlte er sich. Das ewige Pochen und Rauschen, das er immer in den Ohren hatte und im Kopf spüren konnte wenn er in der Nähe von vielen Menschen war, wurde leiser und langsam immer weniger. Dafür wurden seine Gedanken immer lauter, übertönten die tausend Herzschläge die in seinem Kopf wiederhallten und ließen das laute Motorengeräusch zu einem unwichtigen Summen verkommen. Er würde heute Nacht nicht trinken müssen, und doch war er durstig. Ein Durst den er seit einiger Zeit verspürte und der ihn quälte, ganz gleich wie viel Blut er trank. Der brennende Durst der ihn in den Wahnsinn trieb war nicht mit Blut zu stillen, er kam von etwas ganz anderem... Irgendwie musste er sich ablenken, Tag für Tag fiel es ihm schwerer sich zu beherrschen. Er wollte nicht irgendwelches Blut, er wollte nicht irgendwen beißen, er wollte nicht die Haut von irgendeinem Fremden durchbohren und er wollte auch nicht einen x-beliebigen Puls unter den Lippen spüren. Nein, er wollte eine ganz bestimmte Person haben... Sein Blut kosten, ihn sein eigen nennen können. Es war eigentlich gar nicht so schwer, ein einziger Biss würde reichen. Er würde ihm nur nach der Probe auflauern müssen, oder er ging einfach zu ihm nach hause... er würde ihn festhalten und seine scharfen Zähne einfach in seinem Hals versenken. Dann würde er nur noch das süße Blut trinken müssen, Schluck um Schluck, bis sein Opfer nur noch Kraft zum Atmen haben würde... und dann würde er ihn zu seinem Eigentum machen. Er würde sein Blut mit ihm tauschen und ihn so zu einem Vampir machen, zu seinem Gefährten... Und gleichzeitig würde er ihn dazu verdammen das Leben eines Monsters zu führen. Seufzend griff er nach dem Päckchen Zigaretten und zog mit den Lippen eine Kippe heraus. Er hatte schon so oft darüber nach gedacht, über diese verlockende Möglichkeit. Er würde dann nicht mehr alleine sein, würde den Rest der Ewigkeit mit ihm verbringen können... aber die Frage war ob er das überhaupt wollte. Er wollte ihn für sich haben, aber... ganz legal und freiwillig. Wenn das überhaupt möglich war. ~~+**+~~ Gackts Rat sich einen neuen Job zu suchen, hatte You etwas zu wörtlich genommen. Noch in der selben Woche kündigte er seine alte Arbeit. Leider hatte er im Moment aber keinen anderen Beruf... Und ohne Geld ist es verhältnismäßig schwierig Miete zu bezahlen. Er würde sich schnellstmöglich etwas neues suchen müssen, sonst hatte er ernsthafte Schwierigkeiten. Zu seinen Eltern würde er nicht gehen können, von ihnen bekam er schon seit Jahren keine Unterstützung mehr, und er hasste es sich bei Freunden Geld zu leihen. Doch der Leader von "Lu:Na" hatte auch für dieses Problem eine Lösung. "Du ziehst einfach bei mir ein, und wenn du wieder einen neuen Job hast dann teilen wir uns eben die Miete. Okay? Dafür musst du aber ab und zu Hausarbeit machen, putzen und so, das hasse ich nämlich... und ich würde mich freuen wenn ich von Zeit zu Zeit in den Genuss deiner berühmten Kochkünste kommen würde, okay?" Mehr als okay... You nahm das Angebot gern an. Sehr gerne sogar! Er freute sich darauf endlich nicht mehr alleine wohnen zu müssen, und er wusste dass es seinem besten Freund auch so ging. Sie beide hassten Einsamkeit, und gerade in letzter Zeit war dieses Gefühl immer schlimmer geworden... Lachend klopfte Gackt seinem Freund auf die Schulter und dieser schenkte ihm eines seiner berühmten Lächeln. Das beste an der ganzen Sache war, dass er mit der Person zusammen wohnen würde der er mehr als irgendjemandem sonst vertraute, die einzige Person die ihn kennen durfte. Und ganz nebenbei würden sie sicher das ein oder andere Mal genügend Zeit haben um zusammen Musik zu machen, zusätzlich zu den Bandproben. Nur sie beide, Klavier und Violine. Beinahe schon verträumt seufzte You und stieg auf sein Motorrad. Gackt winkte ihm kurz zu und fuhr dann los, in die Richtung in der auch Yous baldiges Zuhause lag. Er konnte nicht aufhören zu lächeln als er sich den Helm anzog und die Handschuhe überstreifte. Bald schon würde er mit ihm zusammen wohnen, dann würde er endlich... Ein Schauer breitete sich plötzlich auf seinem Rücken aus... mit ängstlichem Blick sah er sich um, ließ unruhige Augen die Straße entlang huschen, versuchte im Halbdunkeln zu sehen ob sich etwas in der kleinen Gasse neben dem Tonstudio verbarg... er hatte das Gefühl als würde ihn jemand beobachten... nein, nicht jemand, etwas. Irgendetwas war dort im Dunkeln, verbarg sich im Schatten und starrte ihn an. Er konnte es nicht sehen aber er spürte es, mit jeder Faser seines Körpers. Alles in ihm schrie danach abzuhauen, nur weg von dieser Bedrohung die im Dunkeln lauerte... so weit weg wie möglich. Selbst seine sonst so rationalen Gedanken drängten ihn dazu diesen Ort zu verlassen, er wusste dass da nichts sein konnte, aber... auf der anderen Seite war er sicher, dass da etwas war. Und das beunruhigende daran war... Er wusste genau was es wollte... Ihn. Schaudernd startete er die Maschine und fuhr davon, den Blick die ganze Zeit über auf den Rückspiegel geheftet, so als würde er halb erwarten, dass hinter ihm ein Monster oder irgend ein Ungeheuer aus der Dunkelheit schießen und hinter ihm herjagen würde. Natürlich geschah nichts dergleichen und das Motorrad verschwand unbeschadet im Dunkeln. Als das Geräusch des Motors verstummt war trat ein dunkler Schatten aus der finsteren Gasse, ein leichtes Lächeln auf den Lippen. Schlanke Hände hielten ein Feuerzeug und mit einer eleganten Bewegung wurde eine dünne Zigarette entzündet. Wachsame Augen beobachteten den grau bläulichen Rauch, der in geschwungenen Figuren in die Luft stieg und sich dort langsam auflöste, zum Nichts zurückkehrte. Der Durst war eben so stark gewesen wie schon lange nicht mehr... beängstigend stark. Er hatte all seine Kraft gebraucht um nicht einfach aus dem besänftigenden Schatten zu treten und sich endlich das zu nehmen, was er schon so lange haben wollte. Er war so nah dran gewesen... nur ein paar Meter hatten ihn von der Person getrennt, die sein Verlangen endlich stillen würde. Aber er hatte sich beherrschen können, er hatte es wieder einmal geschafft sich zurück zu halten und sein Verlangen zu zügeln. Er wusste nur nicht genau ob er das noch oft schaffen würde, der Durst wurde immer schlimmer...es musste etwas geschehen. ~~+**+~~ Konzentriert schloss er die Augen, ließ seine Gedanken kurz wild durch seinen Geist schweben und ordnete sie dann. Filterte nur diejenigen heraus die wichtig waren, sortierte sie und ließ sie dann über seine Lippen perlen, mit weicher und tiefer Stimme, so dass sie perfekt zu der Musik passten. Die verwirrten Blicke seiner Bandkollegen nahm er kaum wahr als er einfach sang was ihm in den Sinn kam, den eigentlichen Text vollkommen außer acht lassend. Jedes Wort das nun in wunderbare Töne gekleidet seine Seele verließ, passte für ihn ganz genau zu der Musik, zeigte wie er gerade in diesem Moment fühlte... Glücklich, vollkommen, sorglos. Seit You bei ihm eingezogen war lächelte Gackt öfter, er war häufig guter Dinge, scherzte und war nicht mehr ganz so streng bei den Proben. You bewirkte wie immer dass er ruhiger war, mehr noch, er war zufrieden. Ein Gefühl das er recht selten hatte. Lächelnd sang er, den Blick auf die Menschen gerichtet die sich in dem kleinen Livehouse eng aneinander drängten um ihnen zu lauschen. Einige merkten dass der Text anders war als sonst, aber niemand schien es ihm übel zu nehmen. Er zweifelte zwar daran dass irgend jemand von denen die seinen Worten zuhörten verstanden was er hier überhaupt sang, er glaubte nicht, dass auch nur eine einzige Person unter ihren Zuhörern war die auch nur ansatzweise verstand was er fühlte wenn er diese Worte sang, aber es machte ihm nichts aus. Er sang für sich selbst, einfach so aus Glück und Zufriedenheit, und aus Dankbarkeit dafür, dass er jemanden wie You hatte... Der Violinist lächelt leicht als er den Text hörte. Er hatte keinen Schimmer dass er der Grund für diese spontane Änderung war, aber es kümmerte ihn auch nicht warum es seinem Freund in letzter Zeit so gut ging. Er war nur froh darüber dass er öfter lächelte und dass er glücklich zu sein schien. Denn das war alles was er wollte... So viele taube Ohren sich auch an den Worten erfreuten, so viele geistlose Lippen den Refrain mitsangen und ihm Bedeutung raubten, es gab eine Person im Raum die den Text verstand. Und jedes Wort war wie ein Stich mit einem glühenden Messer, traf immer und immer wieder sein Herz und verfehlte sein zerbrechliches Ziel kein einziges Mal. Immer wieder aufs neue wurde ihm mit der süßesten Melodie ins Gedächtnis gerufen, dass er noch Meilen von seinem Ziel entfernt war, dass er noch nicht nah genug an ihm dran war, dass er ihn noch nicht besaß und sein Durst noch immer nicht gestillt war sondern immer schlimmer wurde. Wut breitete sich in ihm aus, unbändiger Zorn auf den Sänger, der ihm seinen Schatz geraubt hatte, und auf You, der ihn mit jedem Herzschlag verführte und seine Selbstbeherrschung immer wieder auf die Probe stellte. Er wusste zwar, dass der schlanke Violinist das nicht mit Absicht tat, dass er nicht einmal wusste was er mit seiner bloßen Anwesenheit anrichtete, aber die Wut war trotzdem da. Es dauerte einen Moment bis er verstand, dass er nur wütend auf sich selbst war. Frustriert verzog er das Gesicht und begnügte sich damit aus der Ferne den Duft von Yous Blut riechen zu können das überraschend ruhig und stetig durch seine Adern floss. Unter dem exstatischen Rauschen das all die anderen Menschen, die aufgeregt mitsangen erzeugten, ging das schöne Geräusch seines Blutes beinahe unter... aber in seinen Ohren war es das einzige was wichtig genug war um beachtet zu werden, zusammen mit dem starken Herzschlag der von dem jungen Mann kam und den Durst mit jedem lauten Klopfen noch zu steigern schien. Er musste sich zwingen den Blick von ihm zu nehmen und sich auf die Musik zu konzentrieren. Er schaltete diesen dummen Text einfach aus und überhörte ihn, dann steigerte sich seine Wut zumindest nicht. Er schloss die Augen und reagierte sich einfach an seinem geliebten Instrument ab, er spielte mit Leidenschaft und legte all den Zorn und das brennende Verlangen in sein Spiel, und nach einiger Zeit gelang es ihm sich vollkommen in der Musik zu verlieren und sich abzulenken. Aber er wusste, dass das nicht von langer Dauer sein würde... ~~+**+~~ "Hey Gackto-man, was war das denn für eine Show?" Ryuichi lachte laut und spendierte eine Runde Zigaretten, wartete aber offensichtlich auf seine Antwort die auch die anderen Bandmembers brennend interessierte. "Keine Ahnung, hab den Text irgendwie verpeilt und dann einfach improvisiert. War das okay?" "Klar, ich finde den Text besser als den alten, wir sollten den so lassen!" Chachas Grinsen war mal wieder Rekordverdächtig und kurz wunderte sich Gackt, dass ihm bei diesem Lachen nicht die Kippe aus dem Mund fiel. You und Masa waren damit beschäftigt ihre Instrumente weg zu räumen, doch beide lachten ebenfalls und eine nicht zu unterschätzende Erleichterung spiegelte sich in ihren Augen wieder. "Ich fand es ja sehr geil, aber ich bin froh dass es zu ende ist...ich war noch nie so nervös!" Masas Geständnis fand zumindest bei Ren Zustimmung, der bereits seine zweite Zigarette nach dem Auftritt in Rekordzeit zu Ende geraucht hatte. "Okay, ich denk ich lad euch jetzt alle ein, ich hab gestern Geld von meiner Ma geschickt bekommen und ich geb einen aus. Ich denk mal, dass ich das ja sowieso wieder bekomme wenn wir die größte Mainstreamband in ganz Japan sind, nicht wahr Gackto-sama?" Jedes Wort war so typisch für Ren dass Gackt sich kurz fragte ob sich der kleine Hampelmann jemals ändern würde. Er hoffte es jedenfalls nicht. Gemeinsam gingen sie die paar Straßen zu ihrer kleinen Stammkneipe, einer ruhigen und billigen Bar in einer kleinen Gasse in der Nähe des Kinos. Der Besitzer begrüßte die kleine Gruppe freundlich und brachte ihnen beinahe sofort die üblichen Getränke an den Tisch, lediglich Ren machte sich einen Spaß daraus aus Protest etwas anderes haben zu wollen als sonst immer. Ein heiterer lustiger Abend, Grund zu feiern, Zufriedenheit, Sorglosigkeit.... Für eine Person traf das nicht zu. Doch er ließ es sich nicht anmerken. Mehrere hundert Jahre Versteckspielen waren ein besseres Schauspieltraining als man denken mochte... "Ich glaub ich geh lieber, ich muss morgen früh raus... Außerdem hab ich eh das Gefühl, dass ihr mich abfüllen wollt!" Masas Ausruf hatte allgemeines Gelächter zu Folge und Ren ließ das Glas Whiskey, den er unbemerkt in Masas Getränk gekippt hatte, ertappt sinken. Mist, dabei hatte er doch gedacht es wäre unbemerkt geblieben... "Ren-kun, es gibt niemanden der so auffällig ist wie du! Selbst You hätte das besser gekonnt!" "Was soll das denn bitte heißen?" "Nichts, dorky boy!" ".......was heißt das?" "Sowas wie... besonders liebenswert, You-kun... und ich werde jetzt echt gehen, ich bin müde... also wir sehen uns Samstag, ne? Trinkt nicht mehr zu viel, kommt gut nach hause und benutzt nen Gummi." Der letzte Teil des Satzes war an Gackt und You gerichtet, seit die beiden zusammen wohnten waren sie immer öfter die bevorzugten Opfer von Masa und Ren, die beide felsenfest davon überzeugt waren dass ,da was lief'. Kichernd wich Masa fliegenden Bierdeckeln und Strohhalmen aus und verschwand nach draußen in die kühle Nacht. Lange blieb der Rest auch nicht mehr, Rens großzügige Einladung hing leider von seinem Budget ab, welches nicht besonders üppig ausfiel, außerdem war Masa nicht der einzige, der am nächsten Morgen pünktlich zur Arbeit erscheinen musste. Ren und Ryuichi teilten sich ein Taxi, Chachas Wohnung lag in der Nähe und er würde zu Fuß gehen, genau wie You und Gackt, die als letzte noch vor der Kneipe standen und dem davon fahrenden Taxi nachsahen. "Okay, gehen wir? Ich bin so was von hundemüde..." "Klar. Uhm, Gac-chan, ich wollte dich noch fragen... ist mein Spiel so schlecht gewesen wie..." "Nein. Es war perfekt, wie erwartet!" "Ah, dann bin ich froh... ich hab mir Sorgen gemacht, dass ich dich enttäuschen würde..." "Du kannst mich gar nicht enttäuschen, You-chan..." Ein Lächeln, ein wunderschönes Lächeln zog sich über Gackts Gesicht und er trat etwas näher an seinen Freund heran. Vielleicht sollte er es einfach wagen, vielleicht war das gerade der richtige Zeitpunkt um... Der Violinist erstarrte plötzlich. Das Gefühl, es war wieder da... das Gefühl beobachtet zu werden, das kalte Brennen in seinem Nacken, das die feinen Härchen dazu brachte sich kitzelnd aufzustellen. Ruckartig drehte er sich um, den Blick nervös umherhuschen lassend. "You-chan?" "Da... da ist was... da ist jemand...." Stirnrunzelnd lugte er an seinem Freund vorbei in die dunkle Gasse, doch er konnte nichts entdecken. You hatte sicher zu viel getrunken... Seufzend griff er nach Yous Arm und zog ihn mit sich in Richtung ihrer Wohnung. So viel also zum richtigen Augenblick... "Da ist nichts... komm wir gehen!" Den ganzen Rückweg lang sah sich der groß gewachsene Mann immer wieder nervös um, das Gefühl verfolgt zu werden von etwas, das er nicht greifen konnte, wurde mit jedem Schritt schlimmer. Er hatte nicht viel getrunken, er wusste dass er beinahe nichts vertrug und er wusste, dass seine Freunde nur Scheiße im Kopf hatten wenn sie angetrunken waren, die Erfahrung einmal in Frauenklamotten auf zu wachen hatte ihn gelehrt in ihrer Gegenwart besser aufzupassen. Nein, er war nicht angetrunken... er bildete sich das nicht ein! Da war etwas... und es kam näher. Immer näher.... ~~+**+~~ Auf der einen Seite war er erleichtert, er hatte Schlimmeres verhindern können, auf der anderen Seite war ihm gerade klar geworden dass er keine Zeit mehr hatte... Er hatte den Blick in Gackts Augen sofort erkannt. Er war kurz davor gewesen You etwas sehr bedeutendes zu sagen, etwas dass seine ohnehin schon mikroskopische Chance vollkommen zunichte machen würde. You hatte es nicht gemerkt, typisch für ihn. Man hätte mit einem pinken ,You ich liebe dich!' Shirt vor ihm herum tanzen können, er würde sich höchstens über die Farbe wundern. Dabei war der Sänger so verdammt offensichtlich... Seufzend lehnte er sich gegen die kalte Mauer und sah den beiden nach, wie sie im Hauseingang verschwanden. Ein paar Mal hatte er gefürchtet, You könnte ihn sehen. Aber die Kurzsichtigkeit des Violinisten kam ihm mal wieder sehr gelegen. Die Zigarette hing lose zwischen seinen Lippen, seine Gedanken stiegen mit dem bläulichen Rauch unbeachtet in den Nachthimmel und verschwanden dort. Ein Entschluss wurde in dieser Nacht gefällt, ein Entschluss der mindestens zwei Leben vollkommen verändern würde. Wenn Leben nicht ohnehin das falsche Wort war... ~~~~ ende des ersten Kapitels. Irgendwelche Kommentare? Danke fürs lesen! Sue Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)