When fire and ice collide von -Raven- ================================================================================ Kapitel 20: Wolfstraum Pt.I --------------------------- Vor dem Fenster die Tiere Schrien mit heiserer Kehle Und mit blutigen Pfoten Streiften sie umher (...) Wovon die Wölfe träumen Will ich heut nacht erfahr'n Will zwischen ihren Leibern Vergessen, wer ich war ("Wolfstraum", Subway to Sally) 20: WOLFSTRAUM Pt. I LONDON Sie vermisste Scátachs körperliche Präsenz, und sie vermisste ihr Schwert. Natürlich wären sowohl der Wolf als auch die Waffe in dem noblen Londoner Vorort viel zu sehr aufgefallen. Schon Morgaine selbst erregte trotz ihres Versuchs, sich unauffällig zu kleiden und zu verhalten, erschreckend viel Aufmerksamkeit. Vielleicht hätte sie doch auf die enge Lederhose und das bauchfreie Top verzichten und sich mit Jeans und T-Shirt zufrieden geben sollen... Aber das wäre irgendwie viel zu langweilig gewesen; außerdem wollte sie es Magnus nicht zu leicht machen. Leise seufzend durchquerte die junge Hexe den parkartigen Vorgarten, ignorierte die gekieste Auffahrt und nahm die Abkürzung schräg über den Rasen, um zur Haustür zu gelangen. Schön zu sehen, dass der snobistische Mistkerl sogar noch reicher geworden ist. Ohne auch nur den geringsten Anflug von schlechtem Gewissen lehnte sie sich auf den Klingelknopf. Wenn er sich jetzt auch noch einen Butler zugelegt hat, fange ich an, zu schreien. "Sind Sie wahnsinnig?" Eine zugegeben hübsche Blondine etwa in ihrem Alter riss die Tür auf und funkelte ihr rothaariges Gegenüber böse an. Schau an. Daddy hat ein neues Spielzeug. Wahrscheinlich sogar selbst gestaltet. Was es wohl bei ihr war? Die Brüste? Die Nase? Gerade noch rechtzeitig verbiss sie sich die entsprechende Frage. "Vielleicht. Ist Magnus da?" Das Möchtegern-Supermodel rümpfte ihr perfektes Stupsnäschen. "Was wollen Sie denn von meinem Verlobten?" Ich wusste es! Es war nur eine Frage der Zeit, bis er dumm genug ist, sich fest an eins von seinen Püppchen zu binden. Jetzt musste Morgaine doch lachen; der raue, heisere Laut kam ihr selbst fremdartig vor. "Sie sind mit ihm verlobt? Mein Beileid. Wenn Sie mich schon nicht hereinbitten wollen - was ich im übrigen ziemlich unverschämt finde, ich bin nämlich hier zu Hause - dann sagen Sie Magnus wenigstens, dass ich hier bin." Eine sorgfältig in Form gezupfte Augenbraue wanderte in die Höhe. "Und was meinen Sie mit ,Sie sind hier zu Hause'?" "Das lassen Sie sich bitte von Magnus erklären. Er wird seine Gründe gehabt haben, Ihnen nichts von mir zu erzählen." Es machte der Rothaarigen einen Heidenspaß, die andere zu verwirren. Hoffentlich machte sie dem Silikonmetzger gleich eine schöne Szene dafür... "Also, Miss...?" "Xenia Du Teissier. Und Sie sind?" Aha. Mary Sue Miller aus Devonshire. "Morgaine LaMort." Lächelnd erwiderte sie die giftigen Blicke der anderen Frau - und genoss das Wissen, dass sie dieser Schnepfe notfalls mit einer Hand das Genick brechen konnte. Vielleicht hätte sie das sogar ausprobiert, wenn nicht in diesem Moment der Grund ihres Besuchs die Szenerie betreten hätte. "Liebling, was ist denn... Morgaine?" "Hallo, Magnus." Ehe sie es verhindern konnte, hatte ihr Erzeuger sie bereits in eine atemluftraubende Umarmung gezogen. "Wie geht es dir, mein Schatz?" Mary Xenia räusperte sich indigniert, was Magnus jedoch gar nicht aufzufallen schien. "Was verschlägt dich nach London? Die Arbeit, nehme ich an. Du siehst müde aus. Komm erst mal rein. Xenia, koch uns doch bitte einen Kaffee." Püppchen drohte, jeden Moment vor Wut zu platzen. Offenbar war sie es nicht gewohnt, von ihrem Herzallerliebsten zuerst ignoriert und dann zu niederen Tätigkeiten aufgefordert zu werden. "Schwubbelchen? Möchtest du mir die... Dame nicht erst einmal vorstellen?" Die "Dame" unterdrückte den Wunsch, Xenia an den Haaren zu packen und mit ihr die Eingangshalle zu wischen; statt dessen lächelte sie enigmatisch-kühl. "Das solltest du wirklich tun - Schwubbelchen." Errötend zerrte Magnus die Aurorin ins Haus und schloss die Tür, vermutlich, damit der Gärtner keinen falschen Eindruck bekam. "Xenia - das ist Morgaine. Meine Tochter." Sturmwarnung. "Morgaine - Xenia, meine Verlobte." "T...T...T...Tochter...?", quetschte das intellektuelle Hohlmantelgeschoß mühsam hervor. "Tochter", bestätigte Morgaine fröhlich. "Du weißt schon: Magnus hat meine Mutter geschwängert, und neun Monate später kam ich zur Welt." "Morgaine, bitte..." "Äääääh..." "Wo wir schon dabei sind: wenn du Magnus heiratest... darf ich dann 'Mama' zu dir sagen?" Interessant, wie schnell sie die Gesichtsfarbe wechseln kann. Und das ist mal eine wirklich hübsche Grünschattierung. "NEIN!" Energisch trat der Chirurg zwischen die beiden Frauen, nicht ganz zu Unrecht eine Eskalation befürchtend. "Morgaine, warum gehst du nicht schon mal vor? Ich komme gleich nach." "In Ordnung, Schwubbelchen." Nach einem mehr als viertelstündigen Streit in der Küche betrat das schwarze Schaf der ehrwürdigen Zaubererfamilie Snape schließlich das Wohnzimmer. Morgaine hatte es sich inzwischen auf der Couch gemütlich gemacht; sie missbrauchte die Designer-Vase aus Muranoglas als Aschenbecher für ihre selbstgedrehten Nelken-Zigaretten. "Schön, dass du dich hier so wohl fühlst", bemerkte ihr "Vater" mit einem angesäuerten Blick auf ihre auf dem Tisch liegenden Füße. "Hm", machte die Aurorin zustimmend und nahm ihre Kaffeetasse entgegen. Wenigstens hat er sich daran erinnert, dass ich den Kaffee schwarz trinke. Das ist doch schon mal was. Magnus ließ sich ihr gegenüber in einem Sessel nieder und musterte sie - etwas zu intensiv für ihren Geschmack. Wetten, dass...? "Du siehst mitgenommen aus." "Die Arbeit." Peinliches Schweigen. Dann: "Ich wünschte wirklich, du würdest mich deine Nase richten und deine Narben mit dem Laser behandeln lassen..." "Nein." Damit liegt er mir doch schon seit Jahren in den Ohren. Langsam sollte selbst er es begriffen haben. "Ganz wie du willst, Schatz... Wie geht es... wie hieß er doch gleich? Marcel?" Nein, ich werde nicht schreien. Nein, ich werde nicht schreien... "Sein Name ist Mael. Es geht ihm gut." Hoffe ich. "Oh... Mael, also. Tut mir leid." Von wegen. "Und... was machst du sonst so?" "Ich arbeite momentan als Lehrerin in Hogwarts." Dass er sich nicht an seinem Kaffee verschluckte, war aber auch alles. "Du...?" "Ja. Ich unterrichte Verteidigung gegen die Dunklen Künste." "Heißt das, du hast der Jagd auf Schwarzmagier abgeschworen?" Freu dich nicht zu früh. "Nein. Ich arbeite gewissermaßen 'undercover'." Er verzog missbilligend das Gesicht. Kein Wunder - wäre es nach seiner Planung gegangen, wäre sie jetzt Studentin der Medizin. "Und hinter wem bist du her?" "Voldemort." Seine Tasse zersplitterte auf den teuren Marmorfliesen des Fußbodens. "Das ist nicht dein Ernst...!" "Doch. Du kennst die Prophezeiung, nehme ich an?" "Das Gewäsch alter Weiber, die..." "Nenn meine Lehrmeister nicht 'alte Weiber'. Nur weil Avalon nicht mehr existiert, heißt das nicht, dass du abfällig darüber reden kannst." Überrascht nahm er seine Brille ab und begann, daran herumzupolieren. "Avalon existiert nicht mehr?" "Nicht mehr als das, was es einst war. Meine Brüder und Schwestern sind auf die andere Seite gegangen." "Sie haben sich also vor dem Kampf gedrückt." Bastard! "Nein. Ihre Magie erlosch. Und du bist der letzte, der das Recht hat, sie für ihre Entscheidung zu verurteilen." Betont ruhig stellte Morgaine ihren Kaffeebecher ab. "Was ich wissen will, ist: wirst du mit uns kämpfen? Oder ziehst du es vor, dich weiterhin feige zu verkriechen?" Mit einer überaus theatralischen Geste fuhr Magnus sich durch seinen dichten schwarzen Haarschopf. "Morgaine... Du musst mich verstehen... Ich habe mir eine Existenz aufgebaut, und..." "Ich verstehe." Sie hätte damit rechnen müssen - immerhin hatte man von ihm nichts anderes erwarten können - aber es tat trotzdem weh. Provozierend schnippte sie ihre Zigarettenkippe in die Vase. "Das war alles, was ich wissen wollte. Viel Glück mit deinem... Spielzeug. Aber vergiss bitte nicht, Nimoue wenigstens zu Weihnachten zu besuchen." Zu behaupten, dass Magnus erbleichte, wäre die Untertreibung des Jahrhunderts gewesen. "Du... du weißt es noch nicht...?", stammelte er. Das klingt nicht gut... Ich will es nicht erfahren. "Was weiß ich noch nicht?" "Deine Mutter... Sie ist aus St. Mungo's verschwunden. Bis jetzt haben die Ermittler noch keine Spur von ihr finden können." HOGWARTS Das Wetter war mörderisch - es ging doch nichts über ein gepflegtes Spätsommergewitter. Jedenfalls nicht, wenn man es aus dem Trockenen heraus durchs Fenster beobachten und dabei ein heißes Butterbier trinken konnte. Wenn man allerdings mitten darin Quidditch spielen musste, sah die ganze Sache etwas anders aus. Fluchend schüttelte Harry sich zum wiederholten Male das Wasser aus den Haaren. Eine regenabweisende Brille war schön und gut, schützte einen aber nicht vor aus den Haaren direkt in die Augen laufendem Wasser... Windböen erschwerten die Steuerung des Besens beträchtlich, und dann war da auch noch... Sie sieht toll aus! Cho Chang war permanent an seiner Seite, kopierte jedes seiner Manöver und schien fest entschlossen, ihm den Schnatz vor der Nase wegzufangen. Das kann sie gerne mal versuchen. Hübsch oder nicht - immerhin stand die Ehre des Gryffindor-Teams auf dem Spiel. Und Harry würde den Teufel tun, sich wegen eines Mädchens später verbale Prügel von seinen Mannschaftskameraden abzuholen. Angelina konnte in ihrer Wortwahl gelegentlich ausgesprochen drastisch werden... Trotzdem konnte er sich einen Seitenblick auf die Ravenclaw-Sucherin nicht verkneifen. Wow... Er hatte gerade den Bruchteil einer Sekunde Zeit, sich über den Schatten zu wundern, der plötzlich auf ihn zuraste, als Cho auch schon gellend aufschrie und etwas mit unglaublicher Wucht seine Schulter traf. Ein Klatscher? Aber George und Fred haben doch... Der Feuerblitz geriet ins Trudeln, und nur die Tatsache, dass Harry sich geistesgegenwärtig am Besenstiel festklammerte, rettete ihn vor einem sehr langen Sturz. Was...? Ein schrilles Kreischen drohte seine Trommelfelle zu zerfetzen, und ein pestilenzartiger Verwesungsgestank brachte seinen Magen dazu, sich einmal um die eigene Achse zu drehen. Entweder hatte Cho sich sehr verändert (und benutzte neuerdings ein absolut perverses Parfum), oder... Ein weiterer Schlag traf ihn mitten im Gesicht und fegte ihm die Brille von der Nase; er spürte Federn auf seiner Haut, sah langes, verklebtes Haar, mörderische Schnäbel... Irgendwo hatte er so etwas doch schon einmal gesehen. Wenn er bloß gewusst hätte... Die Erkenntnis traf ihn wie ein Tritt in die Magengrube. Harpyien? Hat Voldemort jetzt schon mythologische Monstrositäten auf seiner Seite? Links und rechts von ihm flüchteten kopflose, zum Teil hysterisch schreiende Spieler; Harry selbst sah sich plötzlich von fünf der geflügelten Ungeheuer umringt. "Potter!" Das unirdisch schrille Geheul hätte wohl selbst einem Golem Kopfschmerzen bereitet. Für den jungen Zauberer war es nahezu unerträglich. Mit letzter Kraft tastete er nach seinem Zauberstab und schleuderte den Harpyien den ersten Fluch entgegen, der ihm einfiel. "Ignis1!" Ein Feuerball löste sich von der Stabspitze und verwandelte eine der fliegenden Damen in ein überdimensionales Grillwürstchen. Während sie klagend in die Tiefe stürzte, formierten sich ihre Schwestern neu. "Er beherrscht Wilde Magie! Zerreisst ihn2!" Irgendwie war Harry nicht gewillt, ihnen die Gelegenheit zu geben, ihr Vorhaben auszuführen. Kurze Zeit später musste er feststellen, dass es eng wurde. Verdammt eng. Warum hilft mir niemand? Schlafen die da unten alle? Harry flog einen weiteren Looping, sich verzweifelt an seinem Besen festhaltend. Er konnte die Harpyien nur als verschwommene Umrisse wahrnehmen, und sie bewegten sich verteufelt schnell... "Glace!" Mal was neues - Harpyien-Eis am Stiel. Blieben noch drei... und ihm war so schwindelig... "Brouillard3!" Der plötzlich aufkommende Nebel war so dicht, dass Harry nicht mehr wusste, wo oben und unten war. Den mythischen Schreckgestalten schien es ähnlich zu gehen; sie zeterten ohrenbetäubend. "Éclair en boule4!" Ein grelles Licht raste an dem Teenager vorbei, zerriss den Nebel und traf auf die Stelle, an der sich die Vogelfrauen aufzuhalten schienen. "Rétracte5!" Augenblicklich wurde die Sicht wieder klar; ein penetranter Gestank nach verbrannten Federn erfüllte die Luft. "Gute Arbeit, Kleiner. Morgaine wäre stolz auf dich." Blinzelnd drehte Harry den Kopf zur Seite. Neben ihm flog jemand. "Brauchst du einen Fluglotsen? Halt dich einfach an meine Borsten." Damit tauchte der andere bereits in einen halsbrecherischen Sturzflug ab. Benommen folgte der junge Zauberer ihm. "Keine Panik. Wenn du fällst, fängt Pol dich ab!", ertönte es von unten. Es dauerte einen Moment, bis Harry begriff, dass der Fremde keineswegs von sich selbst in der dritten Person sprach, sondern dass er nicht allein war; hinter dem Jungen flog eine weitere unscharfe Gestalt. Freunde von Professor LaMort... Das kann ja heiter werden... Er schaffte es gerade noch, den Gedanken zu beenden, bevor er ohnmächtig wurde. LONDON "...Wie bitte...?" "Es tut mir leid. Normalerweise müsste die Klinik dich schon längst verständigt haben." Morgaines Kehle fühlte sich an, als habe sie jemand mit Stacheldraht zusammengeschnürt. "Gibt es keine Hinweise?" "Nein. Es tut mir sehr leid, Morgaine... Ich habe persönlich dafür gesorgt, dass die besten Ermittler sich darum kümmern. Ich verstehe nur nicht, warum dich niemand verständigt hat." Da war sie wieder, diese blinde, lodernde Wut, die alle anderen Gefühle in den Hintergrund drängte. "Warum hast du mich denn nicht verständigt? Meinst du nicht, das wäre ein Grund gewesen, dich bei mir zu melden? Oder bin ich dir inzwischen noch peinlicher als Nimoue?" Plötzlich war Magnus sehr am Zustand seiner Fingernägel interessiert. "Du bist mir nicht peinlich, Schatz." "Nein. Deswegen hast du mich auch deiner wandelnden Gummipuppe gegenüber mit keinem Wort erwähnt, nicht wahr? Deswegen meldest du dich auch nur zu Weihnachten bei mir und vergisst regelmäßig meinen Geburtstag. Du warst weder bei meiner Initiation noch bei der Feier meiner Ernennung zur Aurorin. Du warst nicht da, als ich den Orden des Merlin verliehen bekommen habe. Ich bin doch bloß ein Störfaktor in deinem unglaublich perfekten Leben, und..." Sie brach ab, als Magnus mit der flachen Hand auf den Tisch schlug. "Das ist nicht wahr! Du warst doch immer diejenige, die keinen Kontakt zu mir haben wollte. Du hast keine Gelegenheit ausgelassen, mir deutlich zu machen, wie sehr du mich verachtest. Was gibt dir das, Morgaine? Fühlst du dich dadurch besser? Macht es dich etwas weniger unglücklich? Wenn ja: dann mach weiter. Tu dir keinen Zwang an. Ich weiß, wie es ist, verachtet und zurückgewiesen zu werden. Glaubst du vielleicht, es ist einfach, Chirurg werden zu wollen, wenn man aus einer Dynastie mächtiger Schwarzmagier stammt?" Moment mal... "Ich bin nicht unglücklich." Ein bitteres Lachen. "Nein? Dann sieh mir jetzt in die Augen und sag mir, dass du mit deinem Leben zufrieden bist." "Was soll das, Magnus?" "Na los. Wenn alles so perfekt läuft, wie du immer behauptest, solltest du damit keine Probleme haben. Bitte - ich warte." Verwirrt wickelte die junge Hexe eine Haarsträhne um ihren Zeigefinger. Bin ich zufrieden? Es geht ihn nichts an... "Es könnte wesentlich schlimmer sein." Er lächelte schief, und vielleicht zum ersten Mal fühlte sie sich mit diesem Fremden verbunden. "Das war nicht das, was ich hören wollte, Morgaine. Sag mir: bist du glücklich? Warst du es jemals?" Gute Frage. "Früher..." Ja, sie war einmal glücklich gewesen. Die Zeit, in der sie zusammen mit ihrer Mutter und ihrer Großmutter in dem Haus auf der Klippe gelebt hatte, war wohl die schönste ihres Lebens gewesen... Selbst das Leben auf Snape Manor, das Umherstreifen in den umgebenden Wäldern - es war nicht mehr so unbeschwert gewesen wie damals. Bereits als Fünfjährige war sie zu ernst gewesen, zu verschlossen... seit jenem Ereignis. Es hing mit dem Zustand ihrer Mutter zusammen... aber was war passiert? "Früher, hm? Kleines, du..." "Nein. Komm mir jetzt nicht mit der Mitleidstour. Ich bin, wer und was ich bin. Daran kann ich nichts mehr ändern. Es bringt nichts, der Vergangenheit nachzuhängen." "Weise Worte." Achselzuckend zündete die Elementarhexe sich eine neue Zigarette an. "Das erklärt noch immer nicht dein Desinteresse." Demonstrativ wedelte ihr Vater den Rauch fort. "Du hattest doch Severus", erwiderte er gallig. Hört er damit denn nie auf? "Es ist nicht seine Schuld, dass er mir ein besserer Vater war, als du es je sein konntest." Wieder dieses hohle, traurige Lachen. "War er das, ja? Erstaunlich, dass du ihn nach allem, was er getan hat, noch immer so vergöttern kannst. Ausgerechnet du, die strenge und selbstgerechte Aurorin..." "Selbstgerecht? Und das wirfst ausgerechnet du mir vor? Das nennt man dann wohl 'mit zweierlei Maß messen', findest du nicht? Und was bitte soll Onkel Severus getan haben?" Jetzt schien sie Magnus wirklich aus der Fassung gebracht zu haben. "Er hat es dir nicht erzählt...", hauchte er entgeistert. "Was hat er mir nicht erzählt?" HOGWARTS Mein Kopf... Zögernd schlug Harry die Augen auf und tastete gewohnheitsmäßig nach seiner Brille, die ihm auch prompt in die Hand gedrückt wurde. "Danke." Einen Moment später wurde ihm klar, wie ungewöhnlich das war. "Hermine hat sie repariert. Ein tolles Mädchen." "Was...?" "Ganz ruhig. Du bist auf der Krankenstation." "K..Krankenstation...?" "Ja. Du bist nach dem Kampf zusammengeklappt. Kein Wunder - du bist es nicht gewohnt, Wilde Magie anzuwenden. Dafür hast du dich aber ziemlich gut gehalten. Warte nur, bis ich Morgaine davon erzähle." Mühsam setzte der Teenager sich auf und musterte den an seinem Bett sitzenden Mann. Er war groß - nicht so groß wie Mael, aber doch größer als der Durchschnitt. Glattes braunes Haar fiel in ein hübsches, wenn auch etwas naiv wirkendes Gesicht mit freundlichen dunklen Augen. "Ich bin übrigens Alain Bertrand." "Sind Sie... ein Freund von Professor LaMort?" Seine Augen verdunkelten sich beinahe unmerklich. "Es gehört einiges dazu, von ihr ,Freund' genannt zu werden. Sagen wir... wir sind Kampfgefährten." Der altmodische Ausdruck verwunderte Harry, schien aber irgendwie zu Morgaine und ihrem Umfeld zu passen. "Was ist denn passiert?" "Du bist von ein paar Harpyien angegriffen worden. Hast sie gut abgewehrt. Wie gesagt - Morgaine wird stolz auf dich sein." Davon habe ich doch schon immer geträumt. "Woher kamen diese... Dinger?" Alain biss die Zähne zusammen. "Jemand hat sie gerufen." "Wer?" Musste man diesen Leuten denn alles einzeln aus der Nase ziehen? "Severus Snape. Mein Bruder, Pol, verhört ihn gerade." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)