When fire and ice collide von -Raven- ================================================================================ Kapitel 19: Light in the window ------------------------------- 19: LIGHT IN THE WINDOW Keep a light on in the window Say a prayer for me, my friend Keep a light on in the window Don't give up on me - don't give up ("Light in the window", Doro Pesch) Mael... Wie gerne hätte sie ihm geglaubt. Wie gerne hätte sie sich jetzt einfach in seine Arme geworfen, sich bei ihm entschuldigt und seine Wunden versorgt. Statt dessen fasste Morgaine ihren Zauberstab fester und zwang sich, jegliche Emotion aus ihrer Stimme zu verbannen. "Und das soll ich dir glauben?" Ein geisterhaftes Lächeln flog über sein schmales Gesicht. "Das wäre nett von dir. Aber ich kann dir nicht übel nehmen, dass du es nicht tust." Sei nicht immer so ekelhaft verständnisvoll! Warum machst du mir keine Vorwürfe? Es wäre dein gutes Recht, wenn du wirklich die Wahrheit gesagt hast. Warum bist du nicht wütend auf mich? "Weil ich dich verstehen kann. An deiner Stelle würde ich nicht anders handeln." "Du hast mich noch nie belogen..." "Warum sollte er also jetzt damit anfangen? Manchmal stehst du echt auf der Leitung, um es mal mit den Muggeln zu sagen." Scátach warf ihr einen tadelnden Blick zu und fuhr dann fort, Deirdres Wunden zu lecken. Ja, auch Maels Schutzgeist war verletzt - ein deutliches Zeichen ihrer engen Verbundenheit. Zögernd senkte Morgaine ihren Stab. Wenn der Wolfsgeist Mael vertraute, sollte sie es auch tun; sein Instinkt irrte sich niemals. "Okay... Ich höre." "Mir ist schon vor einiger Zeit aufgefallen, dass Aidan sich seltsam verhält. Ich konnte nur nicht genau sagen, warum. Er hatte sich verändert, aber ich sagte mir, dass ich einfach überreizt und gestresst sei. Dann fing er an, nachts das Haus zu verlassen. Oft kam er erst bei Morgengrauen zurück; einmal war er erst nach zwei Tagen wieder da. Das wäre an sich nichts ungewöhnliches gewesen - wenn er es erklärt hätte." Allerdings. In einer angespannten Situation wie dieser hätte Aidan sich zumindest abmelden müssen, damit sich die Wachhabenden darauf einstellen konnten. "Er war zwei Tage weg und hat kein Wort darüber verloren?" "Richtig." "War das zu dem Zeitpunkt, als du mir den Brief geschrieben hast?" "Ja." 'Freue dich nicht zu sehr auf das Wiedersehen mit deinem alten Freund; er hat seit neuestem einige seltsame Angewohnheiten.' Natürlich hatte Mael nicht deutlicher werden können - immerhin musste man mittlerweile damit rechnen, dass die Eulenpost überwacht wurde. "Und das Gift? Ich habe deine Schwingungen an dem Glas gespürt..." "Das liegt daran, dass ich genau dieses Glas kurz vor ihm benutzt habe. Er hat es in die Küche mitgenommen, angeblich, weil er es spülen wollte. Der Hauself war ja wieder mal unauffindbar." Das machte Sinn. Benutze das Glas von jemand anderem, und schon sieht es so aus, als hätte er dir das Gift untergejubelt. Dadurch hatte er ihr Misstrauen auf Mael gelenkt und konnte unentdeckt weiter seinem verräterischen Plan nachgehen... "Wann hast du Kreacher eigentlich zum letzten Mal gesehen?" "Ist schon eine Weile her... Ich habe ihn auch seit einiger Zeit nicht mehr gespürt." Vermutlich hatte Aidan den Hauselfen beseitigt, damit dieser ihm nicht in die Quere kommen konnte. Bei aller Abneigung gegen Sirius konnte es dem ekelhaften Elfenvieh nicht recht gewesen sein, dass eine Horde Todesser das Haus seiner über alles geliebten Herrin verwüstete. "Aber... warum? Was für einen Grund hätte Aidan..." Morgaine unterbrach sich. Die Antwort war mehr als klar. Verbünde dich mit mir, und ich sorge dafür, dass dich nie wieder jemand in Fesseln legt. Nie wieder wird jemand auf dich herabsehen. Du wirst dich an jenen rächen können, die dich mit Verachtung behandelt haben. Du wirst frei sein - und mächtig. "Wie konnte ich nur so blöd sein?" Fluchend feuerte die Elementarhexe ihren Zauberstab in die Ecke. "Ich war so blauäugig... Ich hätte es wissen müssen! So war er schon immer!" Unruhig begann sie, im Zimmer auf- und abzulaufen. "Ich hätte ihn im Auge behalten müssen. Wie oft hatten wir diese Diskussion schon? Ich hätte..." "Hey." Sanft, aber bestimmt umfasste Mael ihre Schultern und zwang sie so, stehenzubleiben. "Genau so gut könntest du mir Vorwürfe machen. Immerhin ist er mein Lehrbruder; ich kenne ihn schon um einiges länger als du. Wenn jemandem etwas hätte auffallen müssen, bin ich das. Du musst nicht immer sofort 'hier' schreien, wenn es eine Schuld zu vergeben gibt." In seinem Blick lag eine unglaubliche Zärtlichkeit, als er sie an sich zog. Was ist, wenn ich einen Fehler mache? Wenn er mir etwas vormacht? Wenn er Aidan beseitigt hat? Scátach knurrte vorwurfsvoll. "Hör mit dem Blödsinn auf. Er hat Zeugen. Und du solltest ihn wirklich besser kennen." "Ja, du hast recht. Ich sollte ihn besser kennen." Erschöpft legte sie den Kopf an Maels Brust, schloß die Augen und konzentrierte sich auf seinen ruhigen, regelmäßigen Herzschlag. "Es tut mir leid, Mael", murmelte sie zerknirscht. "Es tut mir so leid..." Jemand hämmerte an die Tür; ehe Morgaine überhaupt dazu kam, 'Herein' zu sagen, stürmten bereits Albus Dumbledore und Alastor Moody ins Zimmer. "Morgaine, es ist..." "Ich glaube, wir stören, Albus." Hastig löste Morgaine sich von ihrem Seelenbruder. Alles, bloß nicht schon wieder das! "Ihr stört nicht", widersprach sie eine Spur zu heftig. Die beiden alten Männer tauschten einen amüsierten Blick. "Offensichtlich doch", stichelte der Auror. "Nein. Ich... also, wir... Mael, sag' doch auch mal was!" Der große Bretone grinste schief. "Besser nicht. Sie würden es sowieso falsch verstehen." Mit einem bösen Fluch trat die Elementarhexe ihm vor das Schienbein. "Vielen Dank für deine Unterstützung", maulte sie. "Im Moment solltet ihr wirklich andere Dinge im Kopf haben! Wie ist die Lage, Alastor?" "Hm... Dafür, dass wir nicht stören, regst du dich aber ziemlich auf..." Schluss jetzt! "Zwei Worte, Alastor: Arabella Figg." Abwehrend hob ihr Mentor die Hände. "Schon gut. Du hast recht, das ist eine ernste Angelegenheit. Ich nehme an, Mael hat dir das wichtigste bereits gesagt?" "Ja. Todesser im Hauptquartier, Orden auf der Flucht, Tonks, Cavanaugh und MacCool verletzt, Fletcher und Shacklebolt tot." Ein schmerzhafter Stich durchfuhr sie, als sie die Namen des alten Säufers und des ernsten, gelassenen Auroren aussprach. Ein großer Verlust, nicht nur für den Orden. "Richtig. Wir müssen unsere nächsten Schritte mit Bedacht wählen - sie werden uns jagen." "Dann drehen wir den Spieß doch einfach um. Jagen wir sie." Kämpferisch schüttelte Morgaine ihre rote Mähne in den Nacken; Zorn war noch immer das beste Mittel gegen Erschöpfungszustände. "Das ist keine gute Idee. Wir müssen zusammenbleiben und unsere Kräfte sammeln. Harry ist noch lange nicht so weit, wie er sein sollte, und..." Potter. Immer wieder lief alles auf diesen verdammten Jungen hinaus. "In Ordnung. Ich kümmere mich um ihn. Wir haben nicht mehr viel Zeit." Die anderen sahen sie überrascht an, nur Mael nickte kaum merklich. "Ich verstehe nicht ganz. Die Sonnenfinsternis, von der die Prophezeiung spricht, wird erst im nächsten Frühling stattfinden." Auch Albus Dumbledore ist also nicht allwissend. "Wer sagt denn, dass von einer Sonnenfinsternis die Rede ist? Es..." Ein leises Klopfen unterbrach ihren Erklärungsansatz. "Mist. Ist es schon so spät?" "Die Sonne geht unter." "Zeit für Potters Training. Wir sehen uns später." Obwohl Morgaine LaMort hastig die Tür hinter sich schloss, erhaschte Harry noch einen Blick auf die drei Männer in ihrem Schlafzimmer. Das konnte man jetzt durchaus falsch verstehen... "Denken Sie nicht mal dran, Potter." Nicht schon wieder. "Professor... Könnten Sie bitte aufhören, meine Gedanken zu lesen?" Sie musterte ihn mit einem stählernen Blick. "Nein." Obwohl er das Gefühl hatte, einen gewaltigen Fehler zu machen, hakte der Teenager nach. "Warum nicht?" "Weil Voldemort mit Sicherheit auch nicht aufhören wird, wenn Sie ihn darum bitten. Ich werde erst dann zufrieden sein, wenn Sie sich mental von mir abschirmen können. So einfach ist das." Sie hatte nicht einmal einen Wutanfall bekommen... Gerade, als er aufatmen wollte, setzte sie bösartig hinzu: "Bis jetzt scheint der Unterricht bei Professor Snape ja noch nichts bewirkt zu haben." Warum ist sie bloß immer so... "Unfair? Das liegt in meiner Natur. Das Leben ist schließlich auch nicht fair. Und jetzt kommen Sie - ich habe keine Lust, mir wegen Ihnen die Nacht um die Ohren zu schlagen." Apropos... "Können wir nicht eine oder zwei Stunden später anfangen? Morgen ist das erste Quidditch-Spiel in diesem Schuljahr, und..." "Und Sie wollen trainieren. Einem dämlichen, flatternden Ball hinterherzujagen ist Ihnen wichtiger als die Vorbereitung auf den Kampf gegen den Dunklen Lord." Sachlich. Eiskalt. "Nein, aber... Meine Mannschaft verlässt sich auf mich, und... die Slytherins..." "Na schön. Sie haben zwei Stunden zum Trainieren. Danach erwarte ich Sie wieder hier. Wenn Sie nicht pünktlich sind, können Sie das Spiel morgen vergessen. Und jammern Sie mir nichts vor. Ich will nicht von Ihnen hören, dass Sie müde sind und sich nicht mehr konzentrieren können." "Nein, Professor LaMort. Vielen Dank." "Hauen Sie schon ab... Ah... Überwacht ein Lehrer Ihr Training?" "Madam Hooch ist dabei." Sie nickte knapp; ihre rote Mähne verwirrte sich noch etwas mehr. "Gut. Wir sehen uns also in zwei Stunden." Ich bin viel zu gutmütig. Normalerweise sollte er Verteidigungs- und Angriffszauber lernen, bis ihm die Ohren bluten. Andererseits ist es auch nicht schlecht, wenn er lernt, im Team zu arbeiten... Abgesehen davon verstand sie sehr gut, wie es war, so begeistert von etwas zu sein. "Da bin ich wieder." Die drei Männer sahen sie erstaunt an. "Was ist mit..." "In zwei Stunden. Nach dem Quidditch-Training." Schwungvoll ließ sie sich neben Deirdre aufs Bett fallen, sorgfältig darauf bedacht, den Schutzgeist nicht zu streifen. Den Panther zu berühren käme einer Berührung von Maels Seele gleich... und das war nichts, was man leichtfertig tun sollte. Aus diesem Grund würde Scátach auch jeden beißen, der ihm ohne Morgaines Erlaubnis zu nahe kam... Etwas weiches, warmes an ihrem Arm riß sie aus ihren Gedanken. Deirdre? Die große Raubkatze kuschelte sich wie beiläufig an ihren Arm. Mael mußte also ziemlich am Ende sein. Ein Blick in Richtung des hellhaarigen Auroren bestätigte ihre Vermutung. "Geh zu Madam Pomfrey. Oder ist es dir lieber, wenn ich deine Wunden versorge?" Er nickte erschöpft. "Wenn du das tun würdest." "Selbstverständlich." Fast unmerklich verfiel sie ins Bretonische; das Band der Vertrautheit, das ihr in letzter Zeit so dünn und brüchig erschienen war, hatte seine alte Kraft zurückerlangt. Mehr noch - es war stärker geworden. Mael hatte ihr die Zweifel an ihm verziehen, trug ihr nichts nach... Mit einem Mal war ihr Herz leicht wie eine Feder; trotz der furchtbaren Ereignisse hätte sie singen mögen. "Wir lassen euch dann mal wieder allein", lächelte Alastor. "Ihr habt euch ja scheinbar Dinge zu erzählen, die uns nichts angehen." Morgaine spürte, wie ihr die Röte in die Wangen stieg. "Nein... Entschuldigt. Es ist..." "Gewohnheit, ich weiß." Seine Zuneigung für die junge Hexe war in diesem Moment fast greifbar. "Komm, Albus - gehen wir einen trinken. Ich habe einen höllischen Distelbrand destilliert..." Lachend (und nicht ohne den beiden jüngeren Magiern noch einmal zuzuzwinkern) verließen die beiden alten Männer das Zimmer. "Ich befürchte, sie denken immer noch, dass wir..." "Wäre das wirklich so schlimm?" Maels Stimme war ruhig, doch Morgaine kannte ihn lange genug, um den mitklingenden Schmerz wahrzunehmen. "Mael, bitte. Du weisst doch..." Sehr sanft nahm er ihre Hände in seine. "Ja, ich weiss. Aber du darfst mir nicht übelnehmen, dass ich mir wünsche, es wäre anders." Sie schluckte hart. "Es tut mir leid." Sachte schüttelte er den Kopf. "Das braucht es nicht." Wieder schmiegte sie sich an ihn, wohl wissend, wie grausam diese Geste war... doch er hielt sie fest. So fest, als sei ich sein letzter Halt. "Didostait, bughel... ar serr-noz hag goulou deiz... roit kalon din-me.. Aon'm eus rak hon dazont.¹" Morgaine wurde kalt; sie verstand. "Bitte... Tu das nicht." Sein schöner, breiter Mund verzog sich zu einem traurigen Lächeln. "Ich muß. Er hat diesen Verrat direkt unter meiner Nase begangen. Ich habe versagt, Morgaine. Ich kann es nicht wieder gut machen - ich kann nur unsere Freunde rächen." Das ist Wahnsinn! Wieder dieses herzzerreissende halbe Lächeln. "Natürlich ist es das. Aber du würdest an meiner Stelle nicht anders handeln, oder?" Ein humorloses Lachen entrang sich Morgaines schmerzender Kehle. "Selbstverständlich nicht. Ich würde nicht eher ruhen, bis ich die Augen dieses Mistkerls den Krähen zum Fraß vorgeworfen hätte." Ja, sie verstand ihn nur zu gut. Es ging um seinen verletzten Stolz, seine befleckte Ehre, um Rache... und seinen Schmerz darüber, von einem Freund verraten worden zu sein. Aber Mael war erschöpft und verwundet... "Lass' mich für dich gehen", stieß sie hervor. Erneut schüttelte er den Kopf. "Nein." Von draußen hörte man den begeisterten Lärm des Gryffindor-Quidditch-Teams, wie aus einer anderen Welt. "Damit diese andere Welt weiter existieren kann, muss ich gehen. Aidan im Endkampf auf Voldemorts Seite stehen zu haben, würde unsere Chancen verschlechtern. Wir müssen ihn vorher unschädlich machen." Dass die Aurorin all das wusste, machte es nicht besser. "Lass' mich wenigstens vorher deine Wunden versorgen." Mit einer eleganten Geste neigte er den Kopf. "Es wird mir eine Ehre sein, Mylady." Bereits eine Stunde später standen sie auf dem Astronomieturm. Keiner von beiden wollte etwas sagen; sie hielten einander bei den Händen wie verängstigte Kinder. "Du weißt, wo ihr die anderen finden werdet?", fragte Mael schließlich, scheinbar völlig deplatziert. "Ja." Morgaine grinste schief. "Es ist so unvernünftig, dass es tatsächlich funktionieren könnte. Direkt unter den Augen dieser Ministeriumsschnepfe..." Ein leises, hysterisches Lachen entrang sich ihrer Brust. Das darf doch alles nicht wahr sein... "Hey." Maels Hand in ihrem Haar, sein warmer Atem auf ihrer Haut. "Ganz ruhig. Nôtre chemin est déjà tracé, tu sais ça. Et l'avenir nous donnera raison.²" Sie nickte unglücklich. "Oui. Je sais.³" Er beugte sich zu ihr hinunter, legte seine Stirn an ihre. "Versprich mir etwas", murmelte er. In diesem Moment hätte sie ihm alles versprochen. Na ja - fast alles. "Wenn mir etwas passiert... gib nicht auf. Niemals." "Rede keinen Blödsinn, Duguay. Ich bin eine LaMort. Wir geben erst auf, wenn wir tot sind - frühestens." Lachend strich er ihr durchs Haar, bevor er sich von ihr löste. "Wir sehen uns wieder. In diesem oder im nächsten Leben." Sein gesundes Auge verdunkelte sich, und sein markantes Gesicht wurde weich. "Da garan°, Morgaine." Bevor sie noch etwas erwidern konnte, schwang er sich auf seinen Besen und flog davon, ohne sich umzusehen. Die rothaarige Hexe blieb fröstelnd zurück; dieses Mal kämpfte sie nicht gegen ihre Tränen. "In diesem oder im nächsten Leben, Mael." Völlig zerschlagen schleppte Harry sich die Treppen zu Morgaine LaMorts Turm hoch. Wer Angelina Johnson als Teamcaptain hatte, brauchte keine Feinde mehr - aber er würde den Teufel tun und zugeben, dass er nichts weiter wollte als schlafen. Die Bretonin war mehr als fair gewesen, als sie ihm zu trainieren erlaubt hatte. Wenn sie ihm zutraute, nach dem Training noch zur Kampfmagie fähig zu sein, würde er sein Bestes geben. Wahrscheinlich war genau das ihre Absicht. Es war gar nicht mal so unwahrscheinlich, wenn er genauer darüber nachdachte. Grinsend streckte er die Hand aus, um an die Tür zu klopfen. "Kommen Sie herein, Potter." Sie stand am Fenster, ein Glas mit einem bläulich flackernden Feenlicht darin in der Hand. Im Dämmerlicht des Turmzimmers schienen ihre schmalen Schultern zu zittern wie Espenlaub. "Professor...?" "Einen Moment noch." Ihre Stimme klang erstickt. Sie weint, erkannte der Junge erschrocken. Warum nur hatte er in letzter Zeit so viel mit weinenden Frauen zu tun? "Kann ich... irgendetwas für Sie tun?" Langsam drehte sie sich um, sichtlich überrascht. "Nein... Trotzdem danke." Sorgfältig platzierte sie das Glas auf dem Fensterbrett und wischte sich mit einer fahrigen Bewegung die letzten Tränen vom Gesicht. "Ist es wegen Mael?" Er rechnete mit einer giftigen Antwort und dem Verweis, er solle sich um seine eigenen Angelegenheiten kümmern. Statt dessen nickte die französische Aurorin. "Ich denke, Sie haben ein Recht darauf, es zu erfahren. Aidan hat uns verraten. Das Hauptquartier des Phönixordens wurde entdeckt." "Aidan...?" Harry konnte es nicht fassen. Der freundliche Ire mit dem koboldhaften Lächeln sollte... Ein weiterer Gedanke ließ eine solche Angst in ihm aufsteigen, dass ihm beinahe übel wurde. "Und Sirius? Ist er...?" "Er ist unverletzt entkommen. Aber wir haben Fletcher und Shacklebolt verloren." Ungläubig starrte er sie an. "Mundungus und Kingsley sind..." "Tot, ja. Und Mael ist jetzt auf der Suche nach Aidan, bevor dieser H... Sohn einer Dame zweifelhafter Profession noch größeren Schaden anrichten kann." Deswegen hatte sie also geweint... Nur allzu deutlich erinnerte Harry sich an den Tag im Fuchsbau, an dem Mael ihm die Vergangenheit gezeigt hatte. Der Mensch, der den fehlenden Teil deiner Seele in sich trägt... Beinahe sanft erklärte die Rothaarige: "Wenn sich ein geliebter Mensch in Gefahr begibt, stellen wir ein Licht ins Fenster, damit er wieder nach Hause findet. Er - oder seine Seele." Ihre Augen waren tief, unauslotbar wie das Meer. Gerne hätte Harry sie getröstet, aber alle Worte wären doch nur hohle Phrasen gewesen. Nichts konnte ihr die Angst nehmen, und nichts konnte ihren Zorn beschwichtigen. Offenbar war es sehr schwierig, erwachsen und noch dazu ein Auror zu sein. "In Ordnung, Mister Potter." Schon hatte die Hexe ihre kühle Fassade wieder aufgebaut. "Beginnen wir mit einem einfachen Defensivzauber..." ¹:Didostait, bughel (...)- bret.: "Kommt näher, Kind der Dämmerung und der Morgenröte; gebt meinem Herzen Mut, denn ich fürchte mich vor der Zukunft." ²: Nôtre chemin (...) - frz.: "Unser Weg ist bereits vorgezeichnet, das weisst du. Und die Zukunft wird uns recht geben." ³: Oui. Je sais. - frz.: "Ja. Ich weiß." º: Da garan - bret.: "Ich liebe dich" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)