When fire and ice collide von -Raven- ================================================================================ Kapitel 13: What was lost ------------------------- 13: WHAT WAS LOST I sing what was lost and dread what was won, I walk in a battle fought over again, My king a lost king, and lost soldiers my men; Feet to the Rising and Setting may run, They always beat on the same small stone. (William B. Yeats) "Was? Sie kann doch nicht schon in der ersten Woche ausfallen!" "Doch. Ginny hat mir erzählt, dass sie ihren Einstufungstest in Verteidigung bei Professor Sinistra geschrieben hat. Professor LaMort ist angeblich in einer wichtigen Angelegenheit für das Ministerium unterwegs." Ron platzte beinahe vor Stolz; endlich wusste er einmal etwas besser als Hermine, auch wenn es sich lediglich um ein Gerücht handelte. Die Musterschülerin rümpfte nur die Nase und vertiefte sich wieder in ihr Buch über Dämonen und ihre Kulte. Offenbar wurmte es sie ziemlich, dass sie bei dem Test nicht die volle Punktzahl erreicht hatte, jedenfalls machte sie sich eifrig Notizen über den Quimbanda-Kult. "Irgendwie unterrichten nur merkwürdige Typen Verteidigung," bemerkte Harry unvorsichtigerweise. Sein Freund protestierte sofort. "Morgaine... äh, ich meine, Professor LaMort ist nicht merkwürdig!" Bitte nicht. Genügt es nicht, dass Sirius wegen der LaMort am Rad dreht? Muss Ron jetzt auch noch mitmachen? So toll ist sie doch nun wirklich nicht... "Natürlich nicht. Es ist völlig normal, seinen gesamten Vorrat an Suppenknochen in den Haaren spazieren zu tragen." Hermine sah nicht einmal mehr von ihrer Lektüre auf. "Du hast absolut keine Ahnung!", entrüstete Ron sich. "Das sind keine Suppenknochen! Sie haben kultische Bedeutung." "Seit wann kennst du dich denn mit so was aus?" "Seit ich mir in der Bibliothek ein Buch über Elementarmagie ausgeliehen habe." Diese Äußerung wurde mit einem ungläubigen Lachen quittiert. "Du hast dir ein Buch ausgeliehen?" "Ja", erklärte Ron gekränkt. "Und ich werde jetzt weiter darin lesen, es ist nämlich hochinteressant." Autsch! Ein solcher Eifer ist nun wirklich nicht mehr normal. "Hem hem..." Dolores Umbridge, heute mit einer besonders grässlichen Haarschleife bewaffnet, trat ans Pult und räusperte sich auf ihre übliche, nervtötende Weise. "Da die eigentlich zuständige Lehrkraft... hem... anderweitig beschäftigt ist, übernehme ich heute diesen Unterricht. Schlagen Sie bitte Ihre Exemplare von Astrius' 'Lehre von der Verteidigung gegen die Dunklen Künste' auf Seite 15 auf." Die Schüler wechselten vielsagende Blicke, doch niemand außer Hermine brachte den Mut auf, sich zu melden. "Gibt es ein Problem, Miss... hem...?" "Granger. Madam Umbridge, wir haben unsere Bücher nicht dabei." Die Ministeriumsangestellte hob ihre kaum sichtbaren Augenbrauen, bis diese unter ihren unsäglichen Stirnlocken zu verschwinden schienen. "Und warum nicht?" "Professor LaMort sagte uns, wir würden sie nicht brauchen." Umbridges Schweinsäuglein begannen zu funkeln. "So, sagte sie das... Wie überaus interessant..." Mit einer gezierten Bewegung ihres Zauberstabs ließ sie den betreffenden Text an der Tafel erscheinen. "Nun, ich hoffe, dass wenigstens Sie lesen können, wenn es ...hem, hem... Professor LaMort schon nicht kann." Lavender und Parvati steckten kichernd die Köpfe zusammen, was die Umbridge mit einem zufriedenen Zwinkern quittierte. "Miss Granger, lesen Sie bitte den ersten Abschnitt vor." Das Mädchen begann, wenn auch widerwillig: "Die so genannte 'Verteidigung gegen die Dunklen Künste' ist als solche..." Bereits nach dem dritten Satz konnte Harry sich nicht mehr beherrschen. "Entschuldigen Sie, Madam Umbridge." "Haben Sie etwas nicht verstanden?" "Nein. Aber wie soll uns das hier gegen die Dunklen Künste helfen?" Ein trügerisch sanftes Lächeln verzog das breite Krötengesicht. "Sie sind Mister Potter, nicht wahr? Bitte verschonen Sie uns mit Ihren... hem, hem... Gruselgeschichten." "Gruselgeschichten?", platzte Ron heraus, bevor ihn jemand daran hindern konnte. "Er ist Sie-wissen-schon-wem selbst begegnet!" "Mister Weasley..." Die Stimme der Umbridge war nun gefährlich leise und bar jeder falschen Freundlichkeit, "eine solche Person hat nie existiert." Aufgeregtes Stimmengewirr erhob sich. Harry sah, dass Neville Longbottom dunkelrot anlief. "RUHE! Was... hem... erlauben Sie sich?" "Wenn es Sie-wissen-schon-wen nicht gegeben hat, vor wem hatten dann damals alle Angst?," rief Dean Thomas. "Und wer hat alle diese Zauberer und Muggel getötet? Was ist mit Cedric Diggory passiert?" Mittlerweile zitterte Neville so heftig, dass seine Zähne hörbar aufeinander schlugen. Hermine versuchte erfolglos, ihn zu beruhigen. "Die bedauerlichen Taten... hem, hem... krimineller Subjekte. So etwas hat es zu allen Zeiten gegeben. Leute wie Mister Potter hier und natürlich auch die besagten Kriminellen selbst haben durch Halbwahrheiten und glatte Lügen die allgemeine Hysterie geschürt - und schon hatten wir das Märchen vom 'Dunklen Lord'. Gerade einfache Gemüter neigen bekanntlich dazu, sich Feindbilder zu schaffen. Fahren wir fort." "Aber..." "MISTER POTTER! Es reicht! Fünfzig Punkte Abzug für Gryffindor!" Seamus Finnegan öffnete den Mund zum Protest, schloss ihn jedoch wieder, als die Umbridge lächelnd bemerkte: "Noch ein Wort, und Sie werden alle nachsitzen." Zorniges Schweigen erfüllte das Klassenzimmer. "Miss Granger, würden Sie dann bitte weiterlesen?" Sie stand auf dem Hügel, an den Sockel der Statue gelehnt, und sah auf die nächtliche Stadt hinunter. "Es ist eine Unverschämtheit, Scátach. Erst bestellt er mich ausgerechnet hierher, und dann verspätet er sich auch noch. Am liebsten würde ich ihm..." Die Aurorin verschluckte den Rest ihrer gewalttätigen Äußerung und sah hinauf zu dem Denkmal. "Leih' mir deine Geduld, Großer König der hundert Schlachten", murmelte sie auf Bretonisch, während sie unwillkürlich den Griff ihres Schwertes noch fester in ihre verletzte Hand nahm. Jenes Schwert, das dem des Standbilds verblüffend glich... Die Waffe war nicht die einzige Ähnlichkeit zwischen dem bronzenen Krieger und der jungen Frau; einem aufmerksamen Beobachter wären wohl die nahezu identischen kantigen Kieferknochen und der energische Zug um den Mund aufgefallen. "Sei mir gegrüßt, Morgaine LaMort." Beinahe gewaltsam riss sie sich aus ihren Gedanken. "Gwalchmai. Ich dachte schon, du hättest unser kleines Rendez-vous vergessen." Der große, irgendwie verwittert wirkende Mann mit dem eisengrauen Haar verbeugte sich spöttisch. "Wie könnte ich, oh Schrecken von Finistère?" "Sehr witzig. Was soll das? Warum hast du mich ausgerechnet hierher bestellt?" Er lächelte dünn. "Ich hielt es für passend. Immerhin gedenkt man hier deinem Ahnherrn, dem großen..." "Wag' es nicht, seinen Namen zu nennen! Nicht an dem Ort, an dem er seine letzte Schlacht verloren hat!" "Faszinierend, dein Stolz auf deine Abstammung. Wenn man bedenkt, dass er sich nicht gerade mit Ruhm bekleckert hat..." "Jedenfalls hat er sich nicht vor seinen Feinden versteckt. Er hat für das gekämpft, was ihm am Herzen lag - Clanführer." "Deine Zunge ist wie immer deine stärkste Waffe." "Sei dir da nicht zu sicher." Der Elementarmagier war noch nicht einmal fünf Minuten hier, und schon hatte sie das Bedürfnis, ihn ins Jenseits zu befördern. "Wo hast du deinen Coven gelassen? Gehen deine Speichellecker inzwischen eigene Wege?" "Meine Kampfgefährten haben anderweitig zu tun. Außerdem war vereinbart, dass wir uns allein treffen." "Erstaunlich. Immerhin läuft Maelgwyn dir sonst nach wie ein Hund..." "Du musst es ja am besten beurteilen können." Grüne Augen trafen auf graue; Blicke bohrten sich ineinander und fochten einen stummen Kampf aus. Es war Gwalchmai, der schließlich zur Seite sah. "Was willst du von mir? Warum dieses Treffen? Ich dachte, ich hätte mich beim letzten Mal klar ausgedrückt." "Natürlich. Wenn es nach mir ginge, hätten sich unsere Wege nie wieder gekreuzt. Ich bin im Auftrag von Albus Dumbledore hier." Nur ein Zucken seiner Mundwinkel verriet seine Überraschung. "Dumbledore? Du erledigst Botengänge für einen von Ihnen?" "Es geht nicht um Botengänge. Du weißt, dass Voldemort zurückgekehrt ist." "Das interessiert mich nicht." Mühsam verbiss Morgaine sich eine Reihe von Unhöflichkeiten. "Es sollte dich aber interessieren." "Mein Clan wird sich nicht in diesen Konflikt einmischen." Die junge Hexe lachte humorlos. "Der Dunkle Lord wird davon sicherlich sehr beeindruckt sein. Wenn er erst die Macht übernommen hat, kann sich keiner mehr Neutralität leisten. Dieses Mal wirst du ihm nur noch folgen können - oder sterben." Gwalchmai straffte seine beeindruckende Gestalt. "Wir unterwerfen uns niemandem." "Dann sterbt." Sie konnte förmlich sehen, wie es hinter seiner Stirn arbeitete. "Warum sollen wir den Anderen helfen? Sie behandeln uns wie Dreck. Selbst du, die letzte der Ur-Blutlinie - die Letztgeborene unseres Volkes - bist zu einem Kettenhund des Ministeriums geworden. Du befolgst Ihre Befehle, verrätst, was du bist..." "SCHWEIG!" Tief durchatmen. Sag' ihm die Meinung - aber tu es so, dass er dich auch weiterhin respektiert. Schließlich bist du eine LaMort... "Ich bin Aurorin, wie viele Andere auch. Ich werde nicht anders behandelt als die Anderen, und..." "Bis auf die Tatsache, dass Sie dir ein Bannsigillum angelegt haben, das nicht nur deine Kräfte einschränkt, sondern auch deinen Schoß so unfruchtbar macht wie den Boden in Ihren Städten." Er hat Nerven, mir ausgerechnet das zum Vorwurf zu machen! Mit einem vielsagenden Blick auf seine Hand bemerkte sie: "Auch du trägst dieses Sigillum. Wir alle tragen es." Wieder blitzte Zorn in seinen hellen Augen auf. "Ja. Doch du störst dich nicht daran..." "Wer sagt dir, dass ich das nicht tue? Aber momentan ist Ihr Kampf auch unser Kampf. Wenn Voldemort besiegt ist, können wir unsere Sache effektiver vertreten. Die Anderen müssen erkennen, dass wir keine Bedrohung für sie sind, sondern ihre Verbündeten..." Noch bevor sie reagieren konnte, hatte er ihr bereits vor die Füße gespuckt. "Was ist aus dir geworden, la mort rouge¹? Das sind nicht die Worte eines Kriegers, es sind die Worte eines Feiglings! Sieh dich doch an! Du bist zu einem Schatten deiner selbst geworden, fühlst dich nur noch lebendig, wenn du tötest und bringst es nicht einmal mehr fertig, deine Freunde auch als solche zu bezeichnen. Deine Seele hat bereits zu sterben begonnen, weil du dich von unserem Weg abgewandt hast. Was wirst du tun, wenn du Voldemort getötet hast? Wen wirst du dann hassen?" Die Kälte in ihrem Inneren stieg bis zu ihren Haarwurzeln auf, ließ ihre Zähne schmerzen und ihre Augen brennen. Sie schlug Gwalchmai so hart ins Gesicht, dass er zwei Schritte zurücktaumelte. "Wie kannst du es wagen, mich einen Feigling zu nennen? Ausgerechnet du? Verkriech' dich wieder in deiner Höhle, halte weiter an uraltem Unsinn fest und bete zu deinen toten Göttern! Aber lass' deine Leute selbst entscheiden. Gib' mir die Gelegenheit, mit ihnen zu sprechen..." "Nein! Du wirst meinen Clan nicht aufhetzen!" Du bist als Unterhändlerin hier. Halt dich an die Regeln. Keine Gewalttätigkeiten, sonst haben sie endlich eine Möglichkeit, dich zu offiziell zu verstoßen... Es fiel ihr unendlich schwer, doch statt wüst zu fluchen und Gwalchmai wirklich weh zu tun, stieß sie nur den Atem durch die Zähne und nickte langsam. "In Ordnung. Dann haben wir uns nichts mehr zu sagen." Erst, als sie bereits fast aus dem Lichtkreis der Statue herausgetreten war, räusperte Gwalchmai sich. "Ich kann dich zwar nicht ausstehen, Morgaine - aber bitte pass' trotzdem auf dich auf." Nervös sah Harry sich um. Zwar hatte er die anderen selbst in die Schlafsäle gehen sehen, doch was war, wenn jemand etwas vergessen hatte ? Er konnte es sich wirklich nicht erlauben, jetzt erwischt zu werden... Wieder sah er auf den zerknüllten Zettel in seiner Hand. Heute um Mitternacht im Aufenthaltsraum. S. Natürlich freute er sich auf das Gespräch mit seinem Paten, doch ungefährlich war das ganze bestimmt nicht. Erstaunlich, dass Tonks, Mael, Aidan, Mad-Eye und Kingsley eine solche Kontaktaufnahme überhaupt zuließen... Pünktlich erschien Sirius' Kopf im niederbrennenden Kaminfeuer. "Hallo, Harry", begrüßte er seinen Patensohn. "Sirius! Wie geht es dir?" "Ich langweile mich zu Tode. Wenn die Herrschaften Auroren könnten, würden sie mich wohl an die Kette legen." Wäre vielleicht nicht die schlechteste Idee. "Na ja... Du kannst schließlich nicht so einfach durch die Winkelgasse spazieren..." Blacks Augen wurden schmal. "Schon klar", zischte er entnervt. "Ich wusste, dass du das selbe sagen würdest wie dieser Aushilfs-Gallier." Derartig missgünstig hatte Harry seinen Paten nur einmal erlebt, und zwar Peter Pettigrew gegenüber. "Aushilfs...?" "Vergiss' es. Erzähl' mir lieber, wie es bei dir läuft. Lässt Snivellus dich in Ruhe?" Klatschnass und denkbar schlecht gelaunt landete Morgaine schließlich einige Minuten vor Mitternacht auf dem Astronomieturm. Fehlt nur noch, dass diese Trottel die Tür abgeschlossen haben. Versuchsweise berührte sie die Klinke. Manchmal hasse ich es wirklich, Recht zu haben! Das war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. "BOMB SHELL!" Die Tür flog (unter schauerlichem Lärm) mitsamt einem Stück der sie umgebenden Mauer die Treppe hinunter. Grinsend schwebte die Elementarhexe die Treppe hinunter - und landete beinahe auf Argus Filch, der gleichzeitig versuchte zu jammern und nach Peeves zu kreischen. Dabei war der dieses Mal nun wirklich völlig unschuldig... Aus einem anderen Gang brüllte jemand: "Potter! Dieses Mal fliegst du wirklich von der Schule! Selbst Dumbledore kann dir jetzt nicht mehr helfen!" Gegen ihren Willen musste Morgaine lachen. "Sorry, Onkel Severus. Ich bin es nur." "Oh... Hallo, Kleines." Es war schon ein besonderes Erlebnis, Snape lächeln zu sehen, wenn man nicht zufällig bei ihm aufgewachsen war; Filch jedenfalls betrachtete diesen Anblick mit heruntergeklapptem Unterkiefer. Da er Harry jetzt doch nicht der Schule verweisen konnte, vergnügte Snape sich ersatzweise damit, den Hausmeister zusammenzustauchen. "Was stehen Sie hier noch herum? Kümmern Sie sich lieber darum, dass der Schaden behoben wird! Und überhaupt: Hatte ich Sie nicht ausdrücklich angewiesen, diese Tür nicht zu verschließen?" "Äh... Aber..." "Was heißt hier ,aber'? Tun Sie gefälligst Ihre Arbeit ! Sie sind doch der Hausmeister hier, oder?" Filch richtete sich zu seiner (nicht besonders beeindruckenden) vollen Größe auf. "Natürlich", verkündete er mit stolzgeschwellter Brust. "Wenn Sie so weitermachen, sind Sie es nicht mehr lange", würgte Snape ihn barsch ab. "Vielleicht sollte ich Dumbledore vorschlagen, Sie zur Hauselfe zu degradieren." Damit nahm er ausgesprochen charmant Morgaines Arm und führte sie in Richtung der Küche. "Ich habe die Hauselfen angewiesen, dir etwas zum Essen aufzubewahren." "Danke. Das ist lieb von dir." Urplötzlich blieb er stehen. Morgaine war etwas irritiert; sie wusste ja, dass er nicht gerne Gefühle zeigte, aber eine solche Reaktion auf eine einfache Feststellung ihrerseits... Den Bruchteil einer Sekunde später dämmerte ihr, dass es gar nichts mit ihrer Aussage zu tun hatte. "Ich nehme an, du spürst das selbe wie ich?" Ihr Onkel nickte. "Dieser Idiot! Ich kümmere mich darum." Mit diesen Worten stürmte sie in Richtung Gryffindor-Turm. "Und dann hat Neville..." Erschrocken brach Harry ab. Es klang beinahe so, als würde die fette Dame lautstark mit jemandem diskutieren. "Sirius! Da kommt jemand!" Er fuhr zur Tür herum und konnte seinen Paten gerade noch mit einem leisen 'Plopp' verschwinden hören, als eine triefend nasse Morgaine LaMort hereinpolterte. "Potter! Sind Sie eigentlich völlig übergeschnappt?" "Pro... Professor..." "Sparen Sie sich den Schnickschnack und irgendwelche blöden Ausreden! Ich weiß, mit wem Sie gerade gesprochen haben!" Wütend riss sie ihm den Zettel aus der Hand und schnippte ihn ins Feuer. "Wenigstens für so intelligent hätte ich Sie gehalten... Ist Ihnen denn nicht klar, dass das Ministerium sowohl die Eulenpost als auch sämtliche Kamine überwachen lässt? Wollen Sie ihn unbedingt zurück nach Askaban bringen?" Betreten sah Harry zu Boden. "Ich... dachte..." Er brach ab, doch die Aurorin tat ihm nicht den Gefallen, seine Verlegenheit zu übergehen und ihn weiter anzuschreien. Statt dessen beobachtete sie ihn unverwandt mit leicht schräg gelegtem Kopf. Als er es endlich über sich brachte, sie anzusehen, fand er zu seinem Erstaunen keine Bosheit und keinen Zorn in ihrem harten Gesicht, nur leise Trauer. "Hören Sie, es tut mir leid. Ich habe nicht nachgedacht, okay ?" Sie nickte. "Ich nehme an, Sie werden diesen Fehler nicht wiederholen." "Nein, Professor." Eine besänftigende Handbewegung in Richtung des Kamins ließ das Feuer erlöschen. "Gute Nacht, Mister Potter." "Ähm... Gute Nacht, Professor." Warum immer ich? Ich hätte Onkel Severus den Vortritt lassen sollen... Was weitere Punktabzüge für Gryffindor bedeutet hätte. Man konnte doch nicht ein ganzes Haus für die Dummheit eines einzelnen bestrafen! Außerdem verstand sie den Jungen sogar bis zu einem gewissen Punkt. Es war hart, keine Familie zu haben... Seufzend warf sie die Tür zu ihrem Schlafzimmer hinter sich zu und warf sich auf das riesige Bett. "Mael?" Keine Reaktion. "Aidan?" Wiederum keine Antwort. Wenn sie beide schlafen, können sie was erleben! Vor ihrem inneren Auge ließ Morgaine das Haus am Grimmauldplatz erstehen und suchte darin nach den Schwingungen ihrer Freunde. Aidan schlief tatsächlich; sie konnte verschwommene Traumfetzen empfangen. Aber wo ist Mael? Sie fand ihn schließlich in der Bibliothek, wo er auf dem Boden sitzend meditierte. Auch das noch! Zwar hatten Mael und sie die nun erforderliche Prozedur schon einige Male durchgeführt, doch es war eine anstrengende Angelegenheit und damit genau das, was Morgaine jetzt überhaupt nicht mehr brauchen konnte. Böse grummelnd versuchte sie, sich auf die Frequenz seines Geistes einzustellen... ...und fand sich in einem uralten Wald wieder. Einige Eichhörnchen beobachteten sie neugierig, als sie sich durch das Unterholz kämpfte. Kann der Mann nicht einen Strand als innere Landschaft haben? Oder wie wäre es mit einem Park? Warum ausgerechnet dieser verdammte Wald? Das ist doch pure Bosheit! Das Plätschern von Wasser riss sie aus ihren unwirschen Gedanken; sie war an einem Bach angelangt. Sie folgte ihm bis zu seiner Quelle - einem dunklen, stillen Teich, an dessen Ufer sie Mael fand. "Morgaine", begrüßte er sie ruhig. "Bist du noch ganz bei Trost? Weißt du eigentlich, dass Black gerade per Kaminfeuer mit Potter gesprochen hat? Was meinst du, wäre passiert, wenn jemand davon Wind bekommen hätte?" "Ich sehe, du hattest einen harten Tag." "Gwalchmai, dieser Sohn eines räudigen Blaubeerbuschs... Verflucht, lenk' mich gefälligst nicht ab!" Er lächelte und schüttelte sich eine Strähne seines offenen, rotblonden Haars aus dem Gesicht. "Ich habe mich darauf verlassen, dass Aidan Wache hält." Morgaine schnaubte. "Aidan." "Ja." Nicht, dass sie an Maels Worten zweifelte; dafür kannte sie ihn zu lange. Und er würde seine Wache niemals aufgeben, wenn er nicht völlig sicher war, dass ein anderer seinen Posten übernommen hatte. "Aidan schläft." Auf seiner Stirn bildete sich eine steile Falte. "Er schläft?" "Hm." "Ich kümmere mich darum." "Gut. Und sag' ihm, er soll sich warm anziehen, ich werde nämlich am Wochenende vorbeikommen und ihn mir persönlich vorknöpfen." Der große Bretone nickte. "Wie du willst." "Ach, Mael?" "Ja?" "Behaltet um der Götter Willen Black im Auge. Und wenn ihr ihn im Keller einsperren müsst - so etwas darf nicht noch einmal vorkommen." Es besänftigte sie nur unwesentlich, dass er ihr für den Rückweg einen Pfad durch die Dornbüsche schuf. ¹: "la mort rouge" - der rote Tod Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)