When fire and ice collide von -Raven- ================================================================================ Kapitel 3: Der Panther Part II ------------------------------ 3: DER PANTHER PT.II OTTERY ST. CATCHPOLE Splitter wirbelten durch die Luft, rissen Harrys Wange auf und prallten von seiner Brille ab. Hermine stieß ein zittriges "Oh - mein - Gott" hervor, Mael fluchte in einer Harry unbekannten Sprache, jemand lachte schrill... Harry konnte gerade noch zwei vermummte Gestalten ausmachen, bevor er hart zu Boden gestoßen wurde und unsanft auf der bereits liegenden Hermine landete. Hilflos tastete er nach seiner Brille, die er bei dem Sturz verloren hatte. Seine Narbe schmerzte höllisch. "Harry", wimmerte Hermine, "das sind Todesser!" Ach nein. Tatsächlich? Aufgrund der Situation sparte er sich jedoch einen bissigen Kommentar. "Zurück, Duguay. Wir wollen nur den Jungen." Diese Stimme hätte Harry unter tausend anderen wiedererkannt; der Sprecher war niemand anders als Walden Macnair, der Scharfrichter des Zaubereiministeriums. "Vergiss' es", grollte Mael. Es klang mehr wie das gereizte Knurren eines in die Enge getriebenen Tieres. Die Frau neben Macnair lachte schrill. "Du hast keine Chance!" "Lasst euch doch bitte mal neue Sprüche einfallen." "Wir müssen..." Ehe Hermine ihren Satz beendet hatte, zischte Mael bereits: "Bleibt, wo ihr seid!" Ob das nun an die Jugendlichen oder an die Todesser gewandt war, wurde nicht ganz klar. In jedem Fall war es eine sehr deutliche und nicht unbedingt freundliche Aufforderung. Endlich fand Harry seine Sehhilfe wieder; er setzte sie auf und griff nach seinem Zauberstab. "Was ist hier los?" Arthur Weasley stürmte in den Raum, in einen karierten Bademantel gehüllt und das rote Haar nach allen Seiten hin abstehend. "Stupor!" "Glace¹!" Maels Attacke kam etwa eine halbe Sekunde zu spät. Rons Vater fiel wie vom Blitz getroffen zu Boden, während die verhüllte Frau zu Eis zu werden schien. Es knirschte und knackte - dumpfe, irgendwie ekelerregende Geräusche - bevor sie erstarrte. "Verdammt!" Macnair riß seinen Stab hoch und brüllte: "Crucio!" Nur den Bruchteil eines Augenblicks, bevor der Fluch ihn traf, kreuzte Mael die Arme vor der Brust und sagte ruhig: "Reflecto." Der verbotene Zauber prallte von einem Schild aus silbernem Licht ab, raste als Querschläger durch den Raum und durchschlug die Wand. "Muraille²!" "Expelliarmus! ... Stupor! ...Imperio...!" Lächelnd beobachtete Mael, wie der langsam nervös werdende Todesser diverse Flüche gegen seinen - diesmal aus blauem Nebel bestehenden - Schutzpanzer schleuderte. Harry gefiel der Gesichtsausdruck des großen Franzosen gar nicht. Das scheinbare Lächeln war in Wirklichkeit eher ein verzerrtes Grinsen, und in seinem gesunden Auge sprühte ein irres Licht. "Mach' ruhig weiter. Du kommst nicht an mir vorbei." "Elementar-Bastard!" Der Henker schien nun vollends die Beherrschung zu verlieren: er spuckte auf den Boden und stieß wie von Sinnen Beleidigungen aus. "Eure Zeit ist schon lange vorbei, Duguay! Du wirst genau so enden wie die läufige Hündin, die du Mutter genannt hast!" "HALT DEN MUND!" Etwas großes, dunkles schien sich um Mael herum zusammenzuballen. Ein Blitz zerriss den finsteren Himmel und warf sein gespenstisches Licht auf den rotblonden Hünen und seinen Gegner. "Weißt du, dass dein Vater um Gnade gewinselt hat, noch bevor der Dunkle Lord zum ersten Mal den Cruciatus-Fluch angewendet hat? Er hat geheult wie ein altes Waschweib!" "Ist Macnair nicht ganz bei Trost? Er kann gar nichts gegen ihn ausrichten - und dann provoziert er ihn auch noch?" Hermine schien, hinter dem Sofa zusammengekauert und nur durch einen gefährlich wirkenden, unrasierten Franzosen von einem der skrupellosesten Todesser abgeschirmt, von ihrer Logik verlassen worden zu sein. Andererseits war das eine vollkommen normale Reaktion... Als Harry in sich hinein horchte, fand er nur einen Schimmer der Furcht, die er hätte fühlen sollen. "Macnair versucht, ihn abzulenken. Ich vermute, dass man sich für diesen Abwehrzauber sehr stark konzentrieren muss." "LASS' MEINE FAMILIE AUS DEM SPIEL." "Und was glaubst du, wie deine kleine Freundin reagieren wird, wenn wir ihren Schutzgeist..." "DAS REICHT!" Durch die zerbrochenen Fenster pfiff ein eisiger Wind; Blitze tanzten in Maels Haar, als er die hohle Hand hob und hineinblies. "Das... das ist unmöglich. Das kann nicht funktionieren... Das ist nur ein Märchen..." Harry packte das zitternde Mädchen neben sich bei den Schultern und schüttelte sie sanft, so weit das in ihrer jetzigen Lage möglich war. "Hör' auf, Hermine! Werd' jetzt bloß nicht hysterisch!" So sehr hat sie noch nie die Beherrschung verloren... Eine Windhose taumelte auf Macnair zu, erfasste ihn und schleuderte ihn hart gegen eine Wand, wo er benommen in sich zusammensackte. Mael trat mit erhobenem Zauberstab auf ihn zu, ein zorniger Gott im Zentrum des Sturms. "Das ist für meinen Vater", fauchte er hasserfüllt. "Avada..." "NEIN!" Ehe Harry sie zurückhalten konnte, stürzte Hermine aus ihrer Deckung hervor und klammerte sich an den Arm des Mannes. Warum kommt sie so einfach durch seinen Schutzschild? "Das dürfen Sie nicht!" Er sah auf sie herab, noch immer dieses kalte Funkeln im Auge. "Ich darf nicht? Er hat meinen Vater getötet." "Das ist kein Grund! Dieser Fluch ist verboten!" Mit einem saftigen Fluch stieß er sie beiseite, doch es war zu spät: Macnair hatte die Gelegenheit genutzt und war disappariert. "Merde³! Du dumme Gans, weißt du eigentlich, was du angerichtet hast? Wie kann man so dämlich sein?" Wieder eine Premiere: Harrys Wissen nach hatte noch nie jemand Hermine im Ernst als 'dämlich' bezeichnet. Für sie jedenfalls schien das recht heilsam zu sein - ihr Zittern verflog, und sie baute sich energisch vor dem wesentlich größeren Mann auf. "'Avada Kedavra' ist einer der so genannten Unverzeihlichen Flüche. Jeder, der ihn anwendet, muß damit rechnen, vom Obersten Zauberergerichtshof verurteilt zu werden..." Ein Stöhnen zeigte an, dass Mr Weasley langsam wieder zu sich kam. Harry ging zu ihm hinüber, um ihm aufzuhelfen. "Und was denkst du, was mit besserwisserischen Gören passiert, die einen Auroren bei der Arbeit behindern?" Plötzlich war Maels Stimme sehr ruhig und sehr leise; Harry wünschte sich beinahe, dass er wieder zu schreien begann. "Sie sind ein Auror? Sie haben sich benommen wie ein..." "Vorsicht. Die Beleidigung eines Auroren ist ebenfalls strafbar. Ja, ich bin lizensierter Auror des französischen Zaubereiministeriums." "Das ist wahr, Hermine", mischte sich Mr Weasley ein, noch während er reichlich wacklig auf sie und ihren Kontrahenten zuging. "Vielen herzlichen Dank, Mael. Wenn Sie nicht gewesen wären..." "Ich bin sicher, Miss Granger wäre hervorragend alleine zurechtgekommen", entgegnete der Franzose säuerlich. Besagte Person funkelte ihn böse und ziemlich trotzig an. "Eigentlich dürfte es Sie sowieso nicht geben!" Mr Weasley und Harry hielten synchron den Atem an. "Ach nein? Und warum nicht?" "Laut der 'Geschichte der Magie' gibt es schon seit fünfzig Jahren keine Elementarmagier mehr." Um Maels Mundwinkel zuckte es; offenbar verbiss er sich nur mit größter Mühe das Lachen. "Dafür, dass es mich nicht gibt, fühle ich mich recht lebendig. Und Bücher sind auch nicht allwissend." Bevor Hermine jedoch eine weitere Diskussion anfangen konnte, brach er stöhnend in die Knie; sein Hemd färbte sich im Bereich seiner verletzten Schulter hellrot. Jemand polterte lautstark die Treppe hinunter, und dann stürmte Mrs Weasley durch den Raum. "Ist jemand verletzt?" Sie prüfte alle Anwesenden mit einem raschen Blick. "Um Himmels Willen, Mael...!" Der Auror lächelte gezwungen; er war reichlich blass um die Nase. "Es geht schon, Molly. Vielen Dank." Trotz dieser sanften Abfuhr ließ sie es sich nicht nehmen, ihm auf die Beine zu helfen. "Zurück in eure Betten", raunzte sie Ron und Ginny an, die, gefolgt von Percy und den Zwillingen, nun ebenfalls hereinkamen. "Das gilt auch für euch", fügte sie, wesentlich sanfter, an Harry und Hermine gewandt hinzu. Ohne auf eine Antwort zu warten, nahm sie Maels Arm, um ihn in die Küche zu führen. Als sie an der gefrorenen Hexe vorbeigingen, zwinkerte der Auror Hermine böswillig, beinahe schon gehässig zu - und verpasste der Statue einen beiläufigen Tritt. Sie schlug auf dem Boden auf und zerplatzte zu einer Myriarde feiner Splitter. "Was war denn los? Mum wollte uns nicht mal bis zur Treppe lassen!" "Nicht einmal mich", betonte Percy indigniert. "Dabei ist es als Mitarbeiter des Ministeriums meine Pflicht..." "Halt's Maul, Percy", unterbrach Fred ihn liebenswürdig. Ron, Ginny, die Zwillinge und Percy hatten sich in Rons Zimmer versammelt und sahen Hermine und Harry nun erwartungsvoll an. "Zwei Todesser haben versucht, mich umzubringen, und Mael hat mit ihnen gekämpft", erläuterte Harry müde. "Und? Was ist mit den Details? Du weißt schon: Crash! Boom! Und so weiter." Hermine musterte George missbilligend. "Mael ist ein Auror und außerdem ein Elementarmagier. Er hat die Frau getötet, und er hätte ohne Bedenken 'Avada Kedavra' gegen Walden Macnair verwendet, wenn ich ihn nicht daran gehindert hätte..." "Was er dir übrigens sehr übel genommen hat." Gähnend streckte Harry sich auf seinem Bett aus. "Können wir nicht morgen darüber reden? Ich bin hundemüde." "Ich verstehe dich manchmal wirklich nicht", ereiferte sich Hermine, "jemand wollte dich umbringen, und du willst schlafen?" Er hatte absolut keine Lust, darüber zu streiten - schon gar nicht jetzt. "Ja." Bevor sie explodieren konnte, warf Ginny betont unschuldig ein: "Was ist eigentlich ein Elementarmagier?" Diese Frage kam der Musterschülerin nun wieder sehr gelegen, gab sie ihr doch die Möglichkeit, zu dozieren. "Elementarmagier bedienen sich, wie der Name schon sagt, der Kraft der vier Elemente. Sie verwenden eine völlig andere Art von Magie, und es heißt, sie seien unberechenbar..." "Aber natürlich. Außerdem fressen wir Kinder und bringen unseren Göttern regelmäßig Blutopfer. Wir hausen im Wald, vorzugsweise in Höhlen, und wir beschwören böse Geister. Wir sind für alles Übel auf dieser Welt verantwortlich, für Unwetter, Naturkatastrophen, Seuchen, schlechte Quidditch-Mannschaften..." Mael lehnte im Türrahmen, grinsend wie eine Hyäne. Seine Schulter war frisch verbunden; sein nackter, beeindruckend muskulöser Oberkörper war narbenbedeckt. "Von 'anklopfen' haben Sie auch noch nie etwas gehört, oder?", schnappte Hermine. "Nein", entgegnete er lächelnd. "Schließlich bin ich ein Elementarmagier." "Sie sind ein Mörder." Das Lächeln verblasste. "Ja, das bin ich." Diese ruhige Zustimmung verblüffte das Mädchen dann doch. "Äh... Sie hätten die Frau nicht töten müssen. Sie war kampfunfähig..." Der große Auror seufzte. "Ihr Name war übrigens Jezebel McIan. Sie war... Molly wird mir die Hölle heißmachen, wenn ich euch das erzähle. Sagen wir, sie hatte den Tod verdient." "Wie können Sie darüber urteilen?" "Ich mache nur meinen Job." Nachdenklich strich er sich eine Haarsträhne hinter das rechte Ohr. "Seid ihr unverletzt?" "Ja", sagte Harry schnell, bevor seine Klassenkameradin noch eine bissige Bemerkung anbringen konnte. "Und... danke." Der Mann zuckte mit den Schultern. "Wie ich schon sagte: das ist mein Job. Gute Nacht zusammen." "Warten Sie!" Er drehte sich um und zog fragend eine Augenbraue hoch. "Warum haben Sie mich beobachtet? Der Panther, das waren doch Sie, oder?" "Man hat mich darum gebeten, auf dich aufzupassen. Mehr brauchst du im Moment nicht zu wissen." Aus dem Hintergrund kam ein spitzes: "Jemand, auf den Sie aufpassen, braucht eigentlich keine Feinde mehr." Mit einem Lächeln, das eher ein Zähnefletschen war, musterte Mael seine Kritikerin. "Meine besten Wünsche für alle, die mit deiner Gegenwart geschlagen sind, Hermine Granger." Sie starrten sich an, als würden sie sich jeden Moment an die Kehle gehen. "Sie sind ein ungehobelter, moralisch verkommener, primitiver..." "Was ist denn jetzt schon wieder?" Dank ihres ausgeprägten mütterlichen Instinkts erschien Mrs Weasley genau im richtigen Moment. "Mael, mein Lieber, Sie sollten sich hinlegen. Sie brauchen jetzt viel Ruhe." "Molly, ich weiß Ihre Besorgnis wirklich zu schätzen, aber..." "Kein Aber. Aidan ist gerade angekommen, also haben Sie keine Ausrede mehr. Begrüßen können Sie ihn auch morgen noch. Und jetzt ab ins Bett. Nein, keine Widerrede. Gute Nacht." Ihm blieb nur, perplex "Gute Nacht" zu murmeln und sich zu entfernen. Ehe einer der Jugendlichen etwas dazu sagen konnte, warf Molly Weasley ihnen bereits einen strengen Blick zu. "Und ihr werdet jetzt auch schlafen gehen. Sofort." "Ich muss in aller Form protestieren..." "Du, mein lieber Percy, musst morgen arbeiten. Schluss jetzt." Energisch scheuchte sie die anderen aus dem Zimmer. Dankbar schloss Harry die Augen; noch während Ron gleichzeitig über seine Mutter schimpfte und sich wunderte, wer wohl 'Aidan' sei, schlief er bereits ein. ¹: "glace" - Eis ²: "muraille" - Mauer ³: "merde" - Sch... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)