A new generation von -Raven- ================================================================================ Kapitel 11: Phase 11: Fall for me again --------------------------------------- Hallo zusammen! Ich möchte mich an dieser Stelle einfach mal bedanken -bei allen, die mich mit ihren Kommentaren ermutigen, und natürlich bei allen, die "nur" lesen. *Umarmungen austeilt* Natürlich werde ich mir auch weiterhin alle Mühe geben. Immerhin ist diese Story mein "Baby" *lacht* Dann bis bald... und viel Spaß mit einem weiteren "grausamen" Kapitel.^^ Phase 11: Fall for me again NERV-HAUPTQUARTIER, KONFERENZRAUM 2 "Ich sehe, Sie haben das Problem erfasst, Dr. Wegener." Ritsuko warf dem jungen Wissenschaftler einen beiläufigen Blick über ihre Notizen hinweg zu. "Ich bin Ihnen wirklich sehr dankbar, dass Sie so kurzfristig herkommen konnten. Ich dachte, es sei sinnvoll, zwei Spezialisten hinzuzuziehen." Wegener, ein überaus gut aussehender dunkelblonder Deutscher, musterte sie überrascht. "Zwei?" "Ja. Bitte seien Sie nicht zu überrascht, wenn unsere Kollegin gleich eintrifft. Sie ist zwar noch sehr jung, aber trotzdem eine ernstzunehmende Expertin Ihres Fachgebiets." Als wäre dies sein Stichwort gewesen, betrat Kaji den Raum, Tia in einem Rollstuhl vor sich her schiebend. Wegener verschluckte sich prompt an seinem Kaffee, was von Tia mit einem unergründlichen Blick quittiert, aber erstaunlicherweise nicht kommentiert wurde. "Sergeant, darf ich Ihnen Dr. Tobias Wegener von der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Neu-Hamburg vorstellen? Dr. Wegener, dies ist UN-Sergeant Tiaiel Langley, Pilotin von EVA-07 und Mikrobiologin." Der Deutsche hustete ein letztes Mal. "AKI?", würgte er hervor. "Hallo, Tobias", erwiderte das Mädchen ruhig. "Sie kennen sich?" Ritsuko wusste nicht ganz, was sie davon halten sollte. Ihre "geniale" Idee könnte ungeahnte Ausmaße annehmen, wenn die beiden Probleme miteinander hatten. "Ich habe in Hamburg studiert, und Tobias hat das Laborpraktikum im letzten Semester betreut." Dr. Akagi zwang sich zu einem Lächeln. Roter Alarm... "Oh, das ist ja ein netter Zufall." Wohl kaum, dachte Tia mit einem Seitenblick auf ihren Ex-Beinahe-Verlobten; rein prophylaktisch schenkte sie sich eine Tasse Kaffee ein, an der sie sich festhalten konnte, um ihre Unsicherheit zu überspielen. "Dr. Akagi, Sie hatten das Ebola-Virus in Verbindung mit dem Engel erwähnt?" "Richtig. EVA-04 hatte etwas Gewebe des Engels in der Hand. Von daher haben wir die Möglichkeit, einen Krankheitserreger speziell auf die DNA des Engels abzustimmen." "Hm..." So weit, so gut. Es ist sehr nett von mir, dass sie es so aussehen lässt, als käme der Einwand jetzt tatsächlich von mir. Natürlich ist ihr das alles mehr als klar... Verwundert begriff das Mädchen, dass die Japanerin ihr offenbar Gelegenheit geben wollte, sich als Wissenschaftlerin zu profilieren. Ein verlockender Gedanke, vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass es sich bei dem anwesenden Fachmann um Tobias "Ich genial, du nicht" Wegener handelte... "Wäre da ein nekrotisches Bakterium nicht besser geeignet?" Ritsuko lächelte anerkennend. "Das wäre ein zu erwägender Faktor, da haben Sie Recht." Etwas in Tia machte leise "klick"; der analytisch-akademische Teil ihres Selbst rieb sich glücklich lächelnd die Hände. "Außerdem müssen wir seine Struktur so verändern, dass es außerhalb des Engels keinen Schaden mehr anrichten kann. Meiner Ansicht nach kommt nur ein Bakterium in Frage. Bakterien sind wesentlich anfälliger als Viren und haben zum größten Teil mehr Schwierigkeiten, außerhalb eines Wirtsorganismus zu überleben." "Ein gutes Argument." Akagi machte sich eifrig Notizen, und auch in Tobias erwachte der Forscher. Es dauerte nicht lange, bis die drei Wissenschaftler in eine intensive Fachsimpelei vertieft waren, von der ein Außenstehender wohl höchstens "Virus" und "Bakterium" verstanden hätte. NERV-HAUPTQUARTIER, KONFERENZRAUM 2, drei Stunden später "Wo wollte Dr. Akagi nun genau hin?" "Geheimhaltungsstufe 3. Mit anderen Worten: ich darf dir keine Auskunft geben." Tia war nicht begeistert davon, dass Ritsuko sich mit einem kryptischen Hinweis auf die EVAs verabschiedet hatte - schließlich bedeutete das, dass sie mit Tobias allein war. Sie konnte sich schöneres vorstellen... einen Atomkrieg, zum Beispiel. Gezwungen lächelnd sammelte sie ihre Notizen ein. "Für die erste Besprechung sind wir heute ziemlich weit gekommen. Ich denke, spätestens übermorgen können wir ins Labor gehen." "Aki..." "Ich persönlich plädiere immer noch für ein Bakterium. Die Lagerung, bis wir es in den Körper des Engels einbringen können, ist natürlich heikel, aber wenn es unter einer gewissen Außentemperatur abstirbt, können wir eine Mutation - und damit eine Epidemie - ausschließen." "Ähm, Aki..." "Wobei ein Virus sich natürlich wesentlich leichter spezialisieren lässt." "Aki, BITTE!" Wenn ich ihn noch länger ignoriere, platzt er. Eine verlockende Aussicht. Sie sah auf und runzelte die Stirn. "Ja?" "Ich... ähm... Du siehst... gut aus." Wow. Er ist immer noch genau so kreativ, wie ich ihn in Erinnerung hatte. Ein schräges Grinsen schlich sich in ihre Mundwinkel. "Wohl kaum." Ihr Gesicht war noch immer mit Schrammen und Blutergüssen bedeckt; die Platzwunde an der Stirn war zwar genäht worden, bot aber trotzdem noch keinen besonders appetitlichen Anblick. "Ich meinte..." "Ich weiß, was du sagen wolltest, Tobias. Danke." Er fuhr sich nervös durch seinen wirren blonden Schopf. "Du hast mir gefehlt, weißt du?" Klar. Die anderen Weiber haben alle zu viele Widerworte gegeben, nicht wahr? Tia schluckte. "Ich glaube nicht, dass wir wieder damit anfangen sollten. Was gesagt werden musste, ist gesagt worden. Belassen wir es dabei." Ich habe dir nicht mal die Hälfte von dem an den Kopf geknallt, was ich zu sagen gehabt hätte. Aber du hättest dir sowieso nichts davon angenommen. Tief in ihr erwachte ein pochender Schmerz, und sie war sich ziemlich sicher, dass er keine organische Ursache hatte. Unbeholfen versuchte sie, aufzustehen, sich sicherheitshalber an der Tischkante festhaltend. Sofort sprang Tobias auf. "Solltest du nicht lieber im Rollstuhl sitzen bleiben? Ich könnte..." "Es geht schon." Er lächelte - auf die Art und Weise, die ihr früher immer heißkalte Schauer über den Rücken gejagt hatte. Das ist unfair! "Noch immer so tough wie früher, hm ?" Betont kühl zuckte sie mit den Schultern. "Was hast du erwartet?" Ein sanfter Blick mit schräggelegtem Kopf. Hör sofort auf ! Das ist biologische Kriegsführung! Es ist nicht fair, meine eigenen Hormone gegen mich einzusetzen! "Zumindest ein Lächeln." "Tobias..." "Aki, ich liebe dich immer noch, und ich möchte dich nach wie vor heiraten. Man hat mir einen Lehrstuhl in Berlin angeboten; der Verdienst ist entsprechend. Komm mit mir. Ich würde dir jeden Wunsch erfüllen..." Klar. So lange er nicht mit deinen Interessen kollidiert. "Das kannst du nicht", entgegnete sie ruhig. "Vielleicht doch." "Nein." "Lassen wir es doch auf einen Versuch ankommen." Sie lachte humorlos und sah ihm fest in die Augen. "Dann sorg' dafür, dass Riley aus dem Koma aufwacht." NERV-HAUPTQUARTIER, KONTROLLRAUM "Testsequenz für EVA-07 wird vorbereitet!" "System wird auf Rei Ayanami umgeschrieben!" "Entry-Plug wird eingeführt!" Gebannt beobachtete Ritsuko, wie der Entry-Plug in EVA-07 eindrang. "Verbindungen herstellen!" Wenn dieser EVANGELION tatsächlich in der Lage war, eigenständig Entscheidungen zu treffen, dann war Rei mit ihrer größeren Erfahrung sicherlich die geeignetere Pilotin für ihn... "Schwerer Systemfehler!" "EVA-07 hat die Verbindungen verweigert und Auto-Eject eingeleitet!" "Auto-Eject wird ausgeführt!" Die Kapsel schoss aus dem Körper des Humanoiden und landete nicht gerade sanft in der LCL, die den Cage größtenteils anfüllte; EVA-07 hatte sie nicht, wie vorgesehen, aufgefangen. "Verdammt!" Die Wissenschaftlerin glaubte es einfach nicht. Nicht nur, dass EVA-07 die Zusammenarbeit mit Rei Ayanami verweigert hatte - er hatte den Halbengel auch noch abgestoßen. "Na schön", knirschte sie. "Schreiben Sie das System auf Pilot Ryan um. Wir machen einen zweiten Versuch." Zwanzig Minuten später gab die sonst so beherrschte Japanerin einige Flüche von sich, die eine Dame eigentlich nicht gebrauchen sollte. Zwar stieß EVA-07 David nicht ab, aber er verweigerte kategorisch jede Zusammenarbeit. "Auto-Eject einleiten", ordnete sie seufzend an. "Sehen Sie zu, dass EVA-05 so weit wie möglich instandgesetzt wird. Ich werde EVA-07 mit Sicherheit nicht wieder einsetzen, bevor ich nicht ganz genau weiß, was er sich dabei denkt." Denken? War die Situation tatsächlich bereits derartig entgleist, dass Einheit 07 DACHTE und selbstständig handelte? Aber das hätte theoretisch völlig unmöglich sein müssen... NERV-HAUPTQUARTIER, KONFERENZRAUM 2 "Wer ist Riley?" Tja... Das kratzt deinen Stolz an, was? "Riley Matthew Thornton. Der Pilot von EVA-05." "Was bedeutet er dir, Aki?" Wenn ich das wüsste! Außerdem könnte er ruhig mal aufhören, mich Aki zu nennen. "Er ist... ein Freund." "Du hast ihn gern, oder?" "Ja", gab sie zu. "Bist du... in ihn verliebt?" "Nein. Ich möchte einfach nur, dass er wieder aufwacht, das ist alles." Tobias betrachtete sie forschend. "Was macht ihn so besonders? Er ist doch nur ein unreifer, pubertierender Fünfzehnjähriger." Tia starrte ihn wütend an. "Erstens ist Riley sechzehn, und zweitens ist er mit Sicherheit nicht unreif. Er ist einer der vernünftigsten Menschen, die mir je begegnet sind. Er ist mutig, hat Verstand und kann ein Mitochondrium von einem Endoplasmatischen Retikulum unterscheiden." "Das qualifiziert ihn natürlich ungemein." "Ja. Er ist nämlich bereit, mich so zu akzeptieren, wie ich bin." Im Gegensatz zu dir. Ich bin doch keine Puppe! "Aki..." "Hör endlich auf, mich Aki zu nennen, verdammt noch mal! Mein Name ist Tia!" "Aki... Tia, bitte..." Etwas riß an ihrem Innersten... Sie zuckte zusammen, als sei sie plötzlich vom Blitz getroffen worden. "Seven..." Ohne ein Wort der Erklärung humpelte sie zur Tür und ließ den verdutzten Tobias Wegener einfach stehen. Auf dem Gang kam ihr bereits Ritsuko entgegen. "Sergeant Langley! Sie sollten noch nicht alleine herumlaufen! Ihre Wunden sind noch lange nicht verheilt!" Die Soldatin hätte schreien mögen; sie war so unglaublich wütend... Man setzte ihr diesen Mistkerl vor die Nase, zwang sie zu einer Zusammenarbeit mit ihm - und jetzt auch noch das? "Was haben Sie mit Seven gemacht?" "Seven?" "EVA-07!" "Oh, wir... wir haben einige Tests gemacht..." "MIT WEM?" "Nun, wir dachten, Rei..." "AYANAMI? Ihr habt Ayanami in meinen EVA gesetzt?" "Sergeant, EVA-07 ist bis zum Kampf mit Sicherheit noch nicht wieder voll einsatzfähig. Deswegen dachten wir, Sie sollten EVA-05 nehmen, während Rei EVA-07 steuert. Immerhin hat sie mehr Erfahrung und kommt deshalb vielleicht besser mit einem beschädigten EVA zurecht..." Die? Besser mit meinem EVA zurechtkommen? Ich glaube, ich stehe im Wald und höre die Handgranaten husten! "Soll sie mir jetzt auch noch Seven wegnehmen?" "Bitte beruhigen Sie sich, Sergeant. Er hat sie abgestoßen und sich nicht einmal die Mühe gemacht, den Entry-Plug aufzufangen." "Herzlichen Glückwunsch! Wenigstens er ist auf meiner Seite!" "Sergeant..." Es war der denkbar ungünstigste Augenblick - aber Rei Ayanami musste ausgerechnet jetzt auftauchen. "Hallo, Tiaiel." Ich bringe dich um, du Miststück! "Versuchen Sie nie wieder, mir meinem EVA wegzunehmen." "Ich hatte nicht vor..." "Hören Sie auf! Genügt es Ihnen denn nicht, dass Sie Asukas Leben zerstört haben? Müssen Sie mich jetzt auch noch heimsuchen?" "Ich verstehe nicht..." Warum bleibt sie so abartig ruhig? Steht sie unter Valium? "SIE sind schuld am Tod meiner Mutter!" Ritsuko schaltete sich mit dem verzweifelten Versuch ein, eine Katastrophe zu verhindern. "Sergeant, ich glaube nicht, dass Rei..." Tia dachte gar nicht daran, sich jetzt noch bremsen zu lassen. "Oh doch. Wenn sie sich nicht an Shinji - ihren Halbbruder - rangeschmissen hätte, wäre Asuka niemals nach Deutschland gegangen. Neo-Tokyo war wesentlich besser auf einen Angriff vorbereitet als Neu-Hamburg. Wahrscheinlich hätte sie hier überlebt. Aber dank Ihnen, Ayanami, ist sie qualvoll unter den Trümmern unseres Hauses an ihrem eigenen Blut erstickt - und hat Sie mit jedem Atemzug verflucht." Die roten Augen weiteten sich kaum merklich. "Ich wollte nicht..." "SIE sind schuld, dass ich keinen Vater habe. Vielleicht hätte ich ihn kennengelernt, wenn Asuka nicht so verbittert gewesen wäre!" Jetzt wirkte das Halbengel-Ding ernsthaft betroffen. "Du verstehst nicht... Die Situation damals... Und Asuka..." "SIE verstehen nicht, wie sehr Asuka gelitten hat. Ihnen war sie vielleicht gleichgültig, aber ich habe sie geliebt - auch wenn sie mich nicht geliebt hat. Das habe ich wohl auch Ihnen zu verdanken. Sie hat an alles in Japan nur mit Hass zurückgedacht, also auch an meinen Vater und somit an mich. Ich..." Die Rothaarige schluckte; mittlerweile zitterte sie am ganzen Körper. "Ich werde nicht zulassen, dass Sie mir auch noch meinen EVA wegnehmen, nachdem Sie mir schon alles andere weggenommen haben. Früher konnte ich es nicht - aber um EVA-07 werde ich bis aufs Blut kämpfen. Und ich glaube nicht, dass ich dabei den Kürzeren ziehe, Ayanami. EVA-07 und ich gehören zusammen." "Er hat mich abgestoßen..." "Ich weiß. Und er hatte damit verdammt recht - Engel." "Aber..." "Hören Sie auf. Gehen Sie mir aus den Augen. Ich verachte Sie nicht nur, Ayanami, ich verabscheue Sie sogar, und zwar abgrundtief. Gehen Sie, ehe ich die Kontrolle über meine niedrigsten Instinkte verliere und ein Brathühnchen aus Ihnen mache." Ayanami warf ihr einen traurigen Blick zu, entfernte sich jedoch, vermutlich, um sich bei Kommandant Ikari auszuweinen. Bitte, wenn es ihr Spaß macht... NERV-HAUPTQUARTIER, RITSUKO AKAGIS BÜRO "Nein, ich werde nicht mit Ihnen über diese Person diskutieren. Ich denke, ich habe mich deutlich genug ausgedrückt." Demonstrativ zündete Tia sich eine Zigarette an, was jedoch nicht den gewünschten Provokationseffekt hatte; Ritsuko schüttelte nur mißbilligend den Kopf. "Sie wären also nicht bereit, mit Rei Ayanami als Partner dem Engel entgegenzutreten?" "Negativ." Frustriert klopfte die Wissenschaftlerin mit den Fingern auf den Tisch. "Es wäre ohnehin hoffnungslos. EVA-05 und EVA-06 reagieren zwar auf Rei, aber die Synchronisation ist minimal." "Ayanami ist eben ein veraltetes Modell." "Also bitte!" "Fällt Ihnen eine passendere Umschreibung ein? Die EVAs vor zwanzig Jahren waren nach ganz anderen Steuerungsgesichtspunkten konstruiert." "Ganz anders würde ich nicht sagen..." Nicht zum ersten Mal wünschte Ritsuko sich, zumindest einen der ersten EVANGELIONs zur Verfügung zu haben, Wenn dieser verfluchte Angriff nicht gewesen wäre... "Asuka konnte EVA-07 auch nicht steuern", bemerkte die junge Soldatin beinahe beiläufig. "Das muss sie ziemlich geärgert haben." "Und ob." Täuschte sie sich, oder erschauerte das Mädchen tatsächlich bei der Erinnerung an die Tobsuchtsanfälle ihrer Mutter? "Warum kann ich nicht mit EVA-07 kämpfen?" "Er hat Unstimmigkeiten im System, und bevor ich die nicht hinreichend ergründet habe, wird keiner von Ihnen ihm zu nahe kommen." "Er würde sowieso nicht auf jemand anderen reagieren." "Warum nicht?" Ritsuko war verblüfft; kannte das Mädchen ihren EVANGELION etwa besser, als man bisher angenommen hatte? Wusste sie mehr, als sie eigentlich wissen durfte? "Wir sind Freunde. Er würde mich nicht im Stich lassen." "Und wenn Sie ihn darum bitten würden?" "Selbst wenn ich ihn darum bitten würde, mit Ayanami zu kooperieren - was ich mit Sicherheit nicht tun werde - würde er es nicht tun." "Aber warum..." "Er mag Ayanami nicht. Sie ist ein Engel." "Ein Halbengel." "Das läuft auf das selbe hinaus." "Sergeant... Beim letzten Kampf... Als Sie diesen Feuerball geschleudert haben, da hat EVA-07 die Verbindungen zu Ihnen unterbrochen. Haben Sie das veranlasst?" "Nein. Das war seine Entscheidung." "WIE BITTE? Ist... ist so etwas schon öfter passiert?" "Ich habe doch gesagt, er ist mein Freund. Er beschützt mich." Sie schwiegen eine Weile, bis Tia sich nüchtern erkundigte: "Warum soll ich EVA-05 nehmen?" "Weil er - im Gegensatz zu seinem Piloten - wieder intakt ist. EVA-07 regeneriert sich nicht so schnell, wie zu erwarten war. Und Sie würden mit Ihren Wunden doch auch noch keinen Marathonlauf machen wollen, oder?" "Nein. Aber warum sollte Ayanami dann mit ihm raus?" "Ich dachte, sie könnte Ihnen vielleicht Feuerschutz geben. Nun, das können wir ja wohl vergessen." "Hm. Was ist eigentlich mit dem Engel passiert? Wo ist er jetzt?" "Die UN hat ihn mit einer N2- Mine ins Meer getrieben und bemüht sich, ihn in der Bucht von Tokyo festzuhalten. Deswegen müssen wir uns ja auch so sehr beeilen." "Gibt es keine Möglichkeit, ihn mit Waffengewalt zu eliminieren?" Frustriert schüttelte die Wissenschaftlerin den Kopf. "Nein. Er absorbiert die Geschosse und benutzt deren Energie, um sich zu regenerieren. Und wir können schlecht die ganze Stadt in Schutt und Asche legen." Apropos... "Wird die Stadt evakuiert?" "Ja, so weit wie möglich." Die Ältere zögerte. "Ich möchte Sie um einen Gefallen bitten, Sergeant. Wenn es Ihnen eben möglich ist, dann gehen Sie wieder zur Schule. Das könnte dazu beitragen, eine Panik zu vermeiden." "Verstehe. Die Pilotin von EVA-07 als politisch - sozialer Bluff." "Wenn Sie es so sehen möchtest..." "Gut. Unter einer Bedingung." "Und die wäre?" "Sie beantworten meine Frage." "Welche Frage?" "Warum hat die UN die Menschen beim letzten Mal nicht rechtzeitig gewarnt ?" Ritsuko sah sie lange an und sagte schließlich mit belegter Stimme: "Sie wollten wissen, ob der Engel es tatsächlich auf Menschen abgesehen hat." Entsetzen stieg in Tia auf und raubte ihr beinahe den Atem. "Das ist..." "Gewissenlos? Grausam? Nein, Sergeant. Das ist Krieg." Das Mädchen schüttelte fassungslos den Kopf. "Wie viel Zeit bleibt uns voraussichtlich?" "Maximal drei Tage." "Gut. Dann mache ich jetzt einen Test mit EVA-05, und danach gehen wir sofort wieder an die Arbeit und denken uns einen netten Krankheitserreger aus." NERV-HAUPTQUARTIER, KONTROLLRAUM "Synchro-Rate bei 30%!" "Das ist eine Katastrophe!", klagte Ritsuko. "Sergeant, Sie müssen... Sergeant?" "Sie hat die Kommunikation unterbrochen!", meldete Maya Ibuki. "Was heißt unterbrochen?" "Sie hat wieder mal einfach abgeschaltet." "Das darf doch nicht wahr sein! Nicht schon wieder!" NERV-HAUPTQUARTIER, EVA-CAGE 4 Tia schloss die Augen und suchte Kontakt zu dem Giganten, in dessen Innerem sie sich befand. "EVA-05 ? Hörst du mich?" Schweigen. Dann: "Was willst du?" "Ich bin Tiaiel Akane Langley. Ich weiß, dass du mich nicht kennst, aber ich brauche deine Hilfe." "Täusche dich nicht... Ich erinnere mich an dich. Wo ist Riley?" "Im NERV- Krankenhaus. Er ist sehr schwer verletzt. Deswegen bin ich jetzt auch hier. Ich bin die Pilotin von EVA-07, aber er ist auch noch nicht wieder funktionsfähig." "Wird Riley sterben?" Sie zögerte. "Ich weiß es nicht. Aber ich will dem Engel, der ihm das angetan hat, die Hölle heiß machen. Hilfst du mir?" "Du bist verletzt." "Ja." "Ihr Menschen seid so zerbrechlich." "Wir haben ja auch keine Tri-Polymer-Titanium-Panzerung." EVA-05 schien sie einen Augenblick lang psychisch kritisch zu mustern. Schließlich berührte etwas ihren Geist wie eine freundliche Umarmung. "Willkommen... Tiaiel." NERV-HAUPTQUARTIER, KONTROLLRAUM "Synchro-Rate bei 93,64%, steigend!" "EVA-05 bewegt sich!" Ritsuko schüttelte müde den Kopf. "Mich wundert langsam gar nichts mehr." Sie wollte noch etwas hinzufügen, als Tias Stimme aus dem Headset ertönte; sie klang reichlich genervt. "Können wir jetzt mit den Tests anfangen? Wir haben nicht viel Zeit, wie Sie wissen." Die Wissenschaftlerin straffte sich. "Sie haben es gehört, Herrschaften! Testprogramm starten!" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)