The Saga - Blossom of Eternity von Pansy ================================================================================ Kapitel 21: Chapter 21: Dungeon ------------------------------- Chapter 21: Dungeon „Unnar, ich verlasse mich auf dich.“ Der Untergegebene nickte und wandte sich mit ernstem Gesicht von seinem Herrn ab. Vor ihm lag eine große Felsspalte, die er Remiks Befehl zu Folge zu überspringen hatte. Der Sprung konnte alles zwischen Leben und Tod bedeuten. /Zögere nicht zu lange, sonst wirst du nach Erin meine Beute sein./ Remik steckte voller Ungeduld. Er konnte förmlich spüren, wie nah er seinem Widersacher war, alles in ihm sehnte sich nach einem Wiedersehen. /Insbesondere mit dieser Last im Rücken…/ Mit der Handfläche strich er ein paar Strähnen seines fettigen Haares nach hinten und blickte ruhelos Unnar an. Dieser nahm Anlauf und drückte sich so fest wie nur irgend möglich vom Boden ab. Die Sekundenbruchteile seines Flugs ließen Remik das Herz fast stehen bleiben. Zunächst sah es aus, als ob Unnar versagen und in die Tiefe stürzen würde, doch am Ende landete er auf festem Untergrund und warf seinem Herrn einen triumphalen Blick zu. Bevor Remik auch nur ein Wort hinüber auf die andere Seite rufen konnte, machte sich Unnar schon auf, um zu sehen, was hinter der etwa vier Meter langen Schlucht lag. „Wenn er nicht bald zurück ist, bist du dran.“ Attilus sah seinem Herrn entschlossen in die Augen. „Selbstverständlich.“ Schweren Schrittes lief Remik einige Minuten hin und her, den Blick unablässig über die Schlucht hinweg gewandt. Gerade als er seinen treu ergebenen Diener befehligen wollte, rückte Unnar in sein Blickfeld. „Herr!“, rief dieser außer Atem. „Ein steiler Aufstieg steht uns bevor. Ich konnte in der kurzen Zeit nicht ganz hinauf und muss daher zu meinem Missvergnügen mitteilen, dass ich nicht weiß, was danach kommt.“ Unnars Stimme drang leise, aber tief an Remiks Ohren, und mit jedem einzelnen Wort wurde er missmutiger. „Attilus?“ „Hier, Herr.“ „Nimm meine schweren Kleider und gib sie mir wohlbehalten auf der anderen Seite zurück.“ Bevor Attilus etwas erwidern konnte, hielt er schon den langen Mantel seines Herrn in den Händen, dessen unangenehmer Geruch in seine Nase kroch. Remik entledigte sich noch seiner Hose, die er sich vor etwa einem Jahr aus dem besten Büffelleder hat anfertigen lassen. „Ich werde euch nicht enttäuschen, Herr“, sprach Attilus und verneigte sich. Remik indes war damit beschäftigt, seine Aufregung und ja, seine Angst, vor seinem Untergebenen zu verbergen. Heimlich würgte er einen dicken Kloß im Hals hinunter, kehrte nach außen hin aber seine dominante, herrschsüchtige Miene. Er nahm so viel Anlauf, wie er sich zumutete zu rennen. Während er einen Fuß sprintend vor den anderen setzte, verfluchte er die Völlerei, die er in den vergangenen Monaten betrieben hatte. Als er sich kräftig vom festen Boden abdrückte, wünschte er sich, am Morgen weniger gegessen zu haben. Für ihn folgte ein Flug, der aufregender nicht sein konnte. Mit jeder Zehntelsekunde näherte er sich dem ersehnten Halt unter den Füßen, doch als er mit dem Rechten auf diesem landete, rutschte er aus und er drohte das Gleichgewicht zu verlieren und nach hinten in die unendliche Leere zu kippen. Kräftig wurde er am Hemd gepackt und von der Schlucht weggezogen. „Finger weg!“, schnauzte er Unnar an, als dieser das Hemd seines Herrn wieder glatt streichen wollte. Falls er mit einem ‚Danke’ gerechnet haben sollte, dann war dieses Wort bei Remik vergebens zu erhoffen. Unnar verneigte sich und hörte, Attilus einen Meter entfernt unsanft auf dem Untergrund aufschlagen. Eilig half er ihm auf die Beine und reichte Remik seine Kleidung. „Trödelt nicht herum! Los, hoch da!“ Remik deutete auf die Felswand, die sich ihnen darbot. Alle drei kletterten mühevoll an den unregelmäßig hervorstehenden Felsbrocken hinauf, blickten kein einziges Mal zurück. In Gedanken verfluchte Remik immer und immer wieder Erin. /Du armselige Ratte! Bald werde ich ’Inauguration’ in den Händen halten und enorme Macht erben… und dann hat auch mein Bruder keine Gewalt mehr über mich…/ Der große, recht magere Mann rannte seit Stunden keuchend über den felsigen Grund. Sich immer wieder vergewissernd, dass das braune Bündel noch in seinem Besitz war, eilte Erin unter der kalten Sonne über hartes Gestein, setzte einen Fuß vor den anderen und war damit bemüht, das Gleichgewicht zu bewahren. Die Tage in der kleinen Hütte mit all der Aufopferung für die unbekannten Zeichen hatten sehr an seiner Physis gezehrt. Er wunderte sich, dass er sich überhaupt so schnell fortbewegen konnte, doch er tat solche Gedanken sofort wieder ab, denn eine Erklärung half ihm in seiner Situation auch nicht. Remik im Rücken wissend war Grund genug, sich nicht mit Belanglosigkeiten abzugeben. Als sich ein tiefer Schmerz in seiner Brust auszubreiten begann, musste er dann doch einmal stehen bleiben. Widerwillig verharrte Erin ein paar Minuten und sah zurück auf den Weg, den er gekommen war. Die Felswände spiegelten die Sonnenstrahlen glanzlos wider und Erin konnte nichts weiter erblicken als diese groben, hoch ragenden Wälle. Kaum beruhigt atmete er tief ein und aus, versuchte, den stechenden Schmerz loszuwerden. Obwohl ihm das nicht so recht gelingen wollte, verweilte er nicht länger auf unsicherem Boden, vermied es jedoch erneut zu rennen. Mit jedem Schritt wünschte er sich seine Leichtfüßigkeit aus vergangenen Tagen zurück und er vernahm den Hall des Trittes seiner Füße mit großem Unbehagen. /Mühelos hatte ich ihm ’Inauguration’ abluchsen können und nun mag er es zurück haben. Seit vielen Tagen bin ich bemüht herauszufinden, was es mit diesem Buch genau auf sich hat, was diese seltsame Schrift in sich birgt, und habe bis heute keinen wirklichen Erfolg verbuchen können. Und nun befinde ich mich auf der Flucht vor Remik… Weiß er etwa… mehr als ich?/ Dunkle Stimmen machten sich hinter Erin bemerkbar und Erin blieb fast das Herz stehen. Entsetzt sah er zurück, nach vorne und zur Seite. Sollte er davonrennen und sich der Gefahr aussetzen, in die Tiefe zu stürzen, da der Weg vor ihm zu schmal war, um einen Fehltritt zu riskieren? Sollte er tatenlos hier verharren und auf den unausweichlichen Tod warten? Wie er sich auch entscheiden würde, nichts barg Hoffnung in sich. Doch für das Warten auf den Tod befand er sich noch zu jung und entschied sich für das Davonlaufen. Jeden Schritt nahm er mit bebendem Herzen, glaubend, dass es sein letzter gewesen sein könnte. „Da vorne ist er!“, vernahm Erin mit aussetzendem Herzschlag. Nicht wagend, auch nur einmal zu seinen Feinden über die Schulter zu blicken, bewegte er sich so hastig wie es ging fort, spürte fast schon den warmen Atem der Untergebenen Remiks im Nacken. Feine Gänsehaut legte sich auf seine Haut, die nicht nur durch die körperliche Anstrengung, sondern insbesondere durch die eben hervorgerufene Angst schweißnass war. Die unausweichliche Bedrohung kam immer näher, drohte ihn bereits im Verstand zu vernichten. All seine Gedanken drehten sich um dieses Buch, das schwer in seiner Tasche hin- und herschaukelte. /Er darf es nicht bekommen, niemals… darf es wieder in seine Hände-/ Hart wurde er von etwas Hartem am Kopf getroffen und er sank ohnmächtig zu Boden. Als Erin endlich wieder zu Bewusstsein kam, spürte er sogleich bittere Kälte in sich empor schleichen. Er wollte sich aufrichten, doch seine Glieder fühlten sich taub an und gehorchten ihm nicht im Geringsten. Mit vernebeltem Verstand schlug er seine Augen auf und sah zugleich in eine dunkle Wand aus muffiger Luft, die ihm die Kehle zuschnürte. Heftigst begann er zu husten und spuckte ein schleimiges Bündel Blut aus. Entsetzt und mit schmerzverzerrtem Gesicht sah er auf den roten Klumpen, wovon ihm ganz übel wurde. Allmählich realisierte er die heißen Stellen auf seinem Rücken, die dermaßen konträr zur Kälte im Rest seines Körpers waren, dass sie ihm nicht wirklich erschienen und doch so glühend waren, dass sie wie kleine Nadeln in seine Nerven stachen. /Was… Wo…?/ Erin war nicht imstande, klar zu denken. Die Fragen überschlugen sich in seinem Kopf, so dass keine einzige auch nur annähernd vollständig in seinem Verstand zusammenkam. Mit zusammengekniffenen Augen versuchte er sich, an das Letzte zu erinnern, bevor er hier aufwachte. Die unerträgliche Qual, die von seinem Körper ausging, erschwerte es ihm jedoch ungemein, ein Bild, das ihm weiterhelfen könnte, vor seinem inneren Auge hervorzurufen. Die stickige Luft kroch unablässig in seine Atemwege und drohte ihn ein weiteres Mal halb zu ersticken. Viele kurze Atemausstöße bewahrten ihn vor einem erneuten Hustenanfall, der vermutlich weitere Innereien zu Tage befördert hätte. Minuten vergingen, in denen Erin den Versuch unternahm, den Schmerz zu verdrängen und die Erinnerung an die Zeit vor hier wiederzuerlangen. Obwohl er es nicht schaffte, das starke Pulsieren seines Rückens zu vergessen oder das Kribbeln der Taubheit seiner Arme und Beine, regte sich etwas Warmes in ihm, etwas Sinnliches, das ihn auf eine schöne Art und Weise schweben ließ. Dieses neue Gefühl in ihm war so rein und besänftigend, dass er sich schon halb im Himmel glaubte. Zunächst sah er in grelles weißes Licht, das nach und nach verblasste und ein Wesen formte, das, wie er fand, einem Engel glich. Er wollte seine Arme nach ihm ausstrecken, doch sie rührten sich keinen einzigen Millimeter. Mit aller Kraft, die er aufwenden konnte, wollte er diese engelsgleiche Gestalt berühren, aber seine Glieder bewegten sich immer noch nicht. Alles, was er unternahm, brachte ihn seinem Ziel nicht näher. Seine Unfähigkeit ließ ihn zur Verzweiflung bringen, die ihn am Ende so verrückt machte, dass er wild seinen Kopf hin und her schlug. Plötzlich blieb er stocksteif liegen und sah starr nach vorne. Direkt auf diesen wunderschönen Engel, der eine Hand auf seine Wange bettete. Zärtlich hauchte er einen Kuss auf seine Stirn, was sich wie nichts weiter als ein Luftzug anfühlte, doch gleichzeitig so betörend war, dass Erin alles um sich herum vergaß. Im Rausch seiner Sinne entschwebte der Engel seines Blickfeldes wieder und Erin blieb nichts anderes übrig, als ihn ziehen zu lassen. Auch wenn er sich hätte bewegen, hätte er ihn nicht aufhalten können… Partout konnte Erin nicht einschätzen, wie viel Zeit vergangen war, seitdem ihn diese sinnesraubende Gestalt verlassen hatte, doch seitdem wusste er zumindest wieder, was ihn in dieses dunstige Loch gebracht hatte. Überzeugt davon, dass diese betäubende Silhouette Kira gewesen war, die ihm durch ihren Kuss sein Gedächtnis zurückbrachte, schlich sich ein sanftes Lächeln auf sein Gesicht. Ein Lächeln, das so froh und vergnügt aussah, dass man hätte meinen können, er leide nicht unter diesen physischen Qualen, die von Minute zu Minute schlimmer wurden und seinen Körper einem zerfetzten Tier, das grausam von seinen Angreifern zerfleischt wurde, ähneln ließ. So benommen Erin von der Erscheinung auch war, spannen sich nun wieder Bilder aus seiner jüngsten Vergangenheit in seine Gedanken ein. Als ein großes schweres Buch sein Geistesgut streifte, weiteten sich seine Augen mit einem Mal und er begann zu zittern, sofern es sein Zustand zuließ. „Es ist meins!“, wollte er schreien, doch nichts weiter als ein klägliches Ächzen verließ seine raue, brennende Kehle. „Seid Ihr doch noch aufgewacht.“ Dumpfe Schritte näherten sich dem Bündel, das erschrocken an die Decke blickte. „Wie ich sehe, habt Ihr meine kleine Folter überlebt. Schade eigentlich. Obwohl…“, Remik konnte sich ein gebieterisches Lachen nicht unterdrücken, wollte es auch gar nicht, „ich habe andere Pläne mit Euch vor, Erin Ashantis.“ Erin, der noch immer reglos am Boden lag, wurde mit jedem Wort wütender und verfluchte zunehmend seine missliche Lage. Zu gern hätte er sich diesen Halsaufschneider vorgeknöpft und ihm seine Meinung mit seinen Fäusten gesagt, sich zuguterletzt triumphierend `Inauguration` zurückgeholt, Remik das Buch vor seine blutende Nase gehalten und ihn dann sterbend zurückgelassen. Doch umso mehr sich Erin solche Dinge vorstellte, umso bewusster wurde ihm, dass er kampflos dalag und nicht mal eine Spur einer Chance hatte, sich zu wehren. Er war zu einer Marionette geworden, die seinem Erzfeind als Unterhaltung diente, deren Fäden dieser mit Wollust führte. „Mist-“, Erin begann mit roher Gewalt seine Stimmbänder in Schwingung zu versetzen, „kerl!“ Remik dankte es ihm mit einem festen Tritt, der ihn aufschreien und ihn Sterne sehen ließ. Funkelnde kleine Perlen schimmerten vor Erins Augen und drohten, ihn erneut in die Tiefen der Schwärze zu ziehen. /Du elender Feigling! Nach einem, der am Boden liegt, zu treten ist einfach nur… feige./ Der immer größer werdende Zorn bewahrte Erin vor einem Bewusstseinsverlust, im Gegenteil, brachte sogar sein Blut zum Kochen, belebte ihn auf eine kuriose Weise, dass er sich auf seine Ellbogen stützen konnte. Lodernd sah er Remik ins Gesicht und brachte ihm ein spöttisches Grinsen entgegen. „Ihr seid jämmerlich.“ Erins plötzlicher Kraftakt irritierte Remik dermaßen, dass er nicht imstande war, etwas zu erwidern. Stattdessen wandte er dem Hohn den Rücken zu, brüllte einen seiner Bediensteten an „Gebt ihm Wasser!“ und verschwand. /Das wirst du mir büßen. Mich so bloßzustellen wirst du noch bereuen, zumal ich diese Strapazen auf mich genommen hatte. Der Sprung über die Schlucht hätte mir das Leben kosten können, die kantigen Felsen haben mir meinen linken Arm geschändet, und mein Mantel…/ Erzürnt streifte er über den langen Riss. /Daher wirst du mir einen Gefallen tun,… einen, der dir sicherlich niemals gefallen würde. Und wenn du nicht spurst, wirst du nicht nur wie dieses Mal meine Peitsche fühlen, nein du wirst dann mit meiner Eisenstange vorlieb nehmen müssen, die sich sanft in deinen Bauch bohrt./ „Wenn du ihn weiter so peinigst, wird er dir keine große Hilfe sein, mein Bruder.“ Diese kühle Stimme zog Remik jäh aus seinen Gedanken, brachte ihn fast zum Erzaudern. „Das ist meine Angelegenheit“, erwiderte er ebenso distanziert. „Du scheinst immer noch nicht recht begriffen zu haben, um was es hier geht.“ Sachte berührte Reiks den Jüngeren an der Wange. „Vermassle dies und du wirst auf ewig mein Sklave sein… Shhht, keine Widerworte, denke an dein Versprechen, das du mir vor zwei Tagen gabst. Ohne mich hättest du ihn nie gefunden.“ Remik biss sich auf die Zunge und schmeckte kurz darauf warme eisenhaltige Flüssigkeit, die ihm unangenehm war. Doch da Reiks sein Gesicht nun grob festhielt und ihn eiskalt anblickte, schluckte er das Blut hinunter anstatt es auszuspucken. /Dich würde ich auch gerne meine Eisenstange spüren lassen./ „Solche Gedanken bekommen dir nicht.“ Reiks spürte mit Wohlwollen, wie sich Remik versteifte. „Ein noch so winziger Fehltritt von dir und du wirst es bedauern.“ Als Reiks seinen Bruder ängstlich genug wusste, ließ er ihn allein, nahm es sich aber vorher nicht, ihm ein „Ich beobachte dich!“ ins Ohr zu hauchen. Da seine zittrigen Beine ihn nicht länger tragen wollten, sank Remik in die Knie und erschauerte noch immer, wenn er an die Worte Reiks´ dachte. Es stimmte, Reiks hatte ihm den Hinweis mit Werther von Dunkolm gegeben, und nur so hatte er herausfinden können, wo sich Erin aufhielt. Und es ist wahr, dass Reiks ihm ein Versprechen abverlangt hatte, das ihn möglicherweise in die unterste Schicht verweisen konnte. /Nein schlimmer noch… Reiks Diener zu werden wäre schlimmer als glühende Eisenstangen, als jedwede Schändung, als jede Folter… als dem niedersten Abschaum des Volkes anzugehören, das seinem eigenen Bruder in allem unterlegen ist./ Doch Remik hatte keine andere Wahl gehabt, denn seine Habsucht und seine Neugierde hätten nie zugelassen, irgendeine Chance auszulassen, sie einfach für nichtig zu erklären. Seine Besessenheit, einmal über Reiks zu stehen, hatte ihn sogar so weit gebracht, sich auf dessen schmutziges Abkommen einzulassen. ********************** „Habt ihr ihn immer noch nicht gefunden?“ „Herr, wir haben unser bestmögliches gegeben. Erin scheint wie vom Erdboden verschluckt; wir sind allen Fährten gefolgt, die sich uns auftaten, doch jede mit demselben vernichteten Resultat.“ Attilus, zur Rechten Remiks, wies die Untergebenen an zu verschwinden, die sich reumütig verbeugend entfernten, verbeugte sich anschließend selbst vor seinem Herrn. „Kann ich für Euch noch etwas-“ Mitten im Satz weiteten sich seine Augen und er brachte kein Wort mehr über seine Lippen. Angsterstarrt verfolgte er, wie sich ein starker Arm gewaltsam um Remiks Hals legte und ihn nach hinten zog. Remiks Aufschrei ließ ihn sein Messer zücken. Gerade als Attilus auf den Feind zustürmen wollte, zeigte dieser sich und er blieb abrupt stehen, ließ seine Waffe fallen. „Was machst du denn, Attilus?“, krächzte Remik, dessen Kehle stark gequetscht wurde. „Töte ihn!“ Remik wand sich, versuchte um sich zu treten und zu schlagen, doch er wurde so geschickt festgehalten, dass alle Mühe vergebens war. „Attilus!“ Boshaft stierte er seinen Diener an, war wütend und irritiert zugleich. Attilus war ihm bis jetzt doch immer treu ergeben gewesen, hatte einen Befehl niemals missachtet. /Wer vermag seine Treue zu brechen?.../ „Lass uns allein!“, wurde Attilus von Remiks Angreifer angewiesen. „Bleib! Töte diesen Mistkerl!“, schrie Remik aufgebracht. Wenn ihn nun auch noch sein loyalster Untergebener verlassen würde, würde er seinem Feind schutzlos ausgeliefert sein. /Diese Stimme… aber…/ Allmählich entspannte sich Remiks Körper und seine erzürnte Miene wich einem misstrauischen Blick. „Reiks?“ „Ich muss schon sagen, mein Bruder, dass du schon lange tot wärst, wenn ich wirklich dein Feind wäre.“ /Bist du denn keiner?/ „Deine Diener sind sehr unachtsam, ich konnte mich mühelos hierein schleichen. Und du hattest nicht mal den Hauch einer Möglichkeit dich zu wehren. Hahaha, wie schwach von dir.“ Remik verbiss sich im Stoff Reiks´ Kleidung, schnappte eigentlich nach dem Arm, der ihn festhielt, bekam aber lediglich das raue Leinen zu fassen. „Wie ein wildes Tier, das in der Falle sitzt.“ Und dann entwich Remik tatsächlich ein Knurren. „Attilus, geh.“ Remiks Stimme klang resigniert und flehend, und Attilus sah seinen Herrn zum ersten Mal so, wie er ihn sich schon immer vorgestellt hatte. /Als Kinder hatte Reiks meinen Herrn sicher des Öfteren schikaniert, ihm gezeigt, wer der Stärkere ist./ Wortlos verließ Attilus den großen Bibliothekssaal von Breth und ließ die beiden Brüder unter sich verweilen. „Was willst du, Reiks?“ Remiks linker Arm wurde grob gepackt und nach oben gerissen. Seine Finger wurden langsam über Reiks Gesicht geführt, so dass die Kuppen sachte die große Narbe entlang strichen. „Dies zeugt von Überlebenswillen! Nicht diese kleinen Diener, die nicht mal imstande sind, diesen Saal hier zu bewachen.“ /Willst du mich noch mehr bloßstellen?/ „Grrr, was willst du?“ Eine starke Hand Reiks´ glitt über Remiks Wange, griff nach seinem Kinn und drehte es unsanft, wodurch Remik schmerzlich aufstöhnte. Mit verschleierten Augen, die gekränkt funkelten, blickte Remik nun Reiks an. „Ich weiß, wer dir sagen kann, wo Erin steckt“, begann Reiks leise und beobachtete vergnügt grinsend, wie Remiks Blick neugierig wurde. „Doch meine Hilfe gibt es nicht ohne Gegenleistung. Wenn ich dir den Namen preisgebe, dann wirst du allen meiner Befehle Folge leisten, ohne jedwede Widerrede oder Gegenwehr.“ Reiks lachte verächtlich auf. „Nun kommt das Beste.“ Völlig kühl sah er den Jüngeren in die mittlerweile argwöhnischen Augen. „Sobald ich auch nur einmal das Gefühl haben werde, dass du mir nicht gehorchst, dann wirst du auf Lebzeit mein Untergebener sein. Du wirst meine Füße küssen, mein Anwesen mit deiner Zunge säubern, wenn es mir beliebt, dich für mich schänden, dich als mein Spielzeug bereitstellen, wann immer ich es will.“ „…“ „Du bebst ja unter meinen Armen. Mute ich dir etwa zu viel zu? Ha, und wenn, du hast es nicht anders verdient. Außerdem… wenn du mir jetzt schon aufs Wort gehorchst, dann wird es nicht so weit kommen.“ Die Fingernägel von Reiks Hand, die noch immer Remiks Kinn festhielt, verkrampften sich in Remiks Haut. „Du hast die Wahl, mein Bruder. Entweder du irrst weiterhin ziellos Erin hinterher und verpasst deine fabelhafte Chance, ihn zu schnappen und an das Buch zu gelangen, oder du gibst mir ein Versprechen, das ihn dir unwiderruflich ausliefern wird.“ Unwirsch stieß Reiks seinen Bruder von sich, so dass dieser zu Fall kam. Remik spürte ein feines Rinnsal über seine Wange laufen und verfluchte innerlich Reiks. Hin- und hergerissen zwischen Rache und Gehorsam verweilte er eine Weile auf dem Boden kauernd, starrte auf den kalten Untergrund. /Wenn ich seinen Vorschlag ablehne, wird er sich `Inauguration` selbst holen… wenn ich nur wüsste, was es damit auf sich hat… umsonst ist er nicht so besessen darauf… ich kann es ihm nicht überlassen, das ginge gegen meinen Stolz… Kann ich mich denn auf seine Worte verlassen?/ „Gut. Gib mir den Namen des Mannes preis, der mich zu Erin führen wird.“ Erhaben lächelte Reiks ihn an und nahm sich mit Genugtuung dessen Versprechen. ********************** Kraftlos rammte Remik seine Faust gegen die kalte Mauer seines Anwesens, verzog sein Gesicht zu einer pikierten Grimasse und verfluchte stumm seinen Bruder. Attilus, der seinen Herrn eine Weile lang beobachtet hatte, schritt leise zu ihm und zerrte ihn auf die Beine. Dann sah er ihn lange geduldig an, ließ eine tiefe Verbeugung folgen. „Herr. Beweist eurem Bruder, was in euch steckt.“ /… was in mir steckt…/ Unerwidert ließ Remik seinen Untergebenen stehen, floh in seinen geliebten Bibliothekssaal, versunken in wirren Gefilden seines Ichs. Aeneus splendidus sanguis sublunaris claris. Pugnae, caedes! Facta crudela sine dubio... Vulna ita calida ut occidens ruber, insidia et perduellio loco voluptas cara... ************************************************************************* Anm.: Keine Sorge, die Übersetzung der letzten Zeilen folgt noch im Laufe der Geschichte .. bis dahin wünsch ich euch was *^_~*! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)