The Saga - Blossom of Eternity von Pansy ================================================================================ Kapitel 19: Chapter 19: Unfair Game ----------------------------------- Chapter 19: Unfair Game „Stop! Nein! Du darfst nicht hier sein! Nicht bei mir!“ Widerwillig legte Kiara ihre Hände auf Jakes Brust und schob ihn von sich weg. Mit von ihm gewandtem Gesicht fügte sie noch etwas hinzu, was aber so leise war, dass Jake es nicht verstehen konnte. Er wiederum sah sie verwirrt, erschrocken, und wie vor den Kopf gestoßen zugleich an. Als er seine Rechte nach ihr ausstrecken wollte, erhob sie erneut strikt die Stimme. „Jake, nein!“ „Sieh mich an und sag mir, was das soll. Ich habe mich stundenlang durch diesen Wald gequält zu dir. Und nun werde ich schon wieder abgewiesen? Allmählich begreif ich gar nichts mehr.“ „Und ich möchte es nicht.“ „Aber du kannst mir sagen, warum du mich von dir fernhältst.“ „Weil…“ Den Rest des Satzes verschluckte Kiara. Sie brachte es nicht übers Herz ihm zu sagen, dass er das Böse in ihr dazu verleitete, Besitz über ihren Körper zu ergreifen. Kiara hatte von der Kreatur in ihr genug erfahren, um eins und eins zusammenzuzählen: dieses Etwas möchte Kiara den Freund rauben, damit sie sich geschlagen gibt und sich ins tiefste Unterbewusstsein zurückzieht, um ihm eine Hülle zu gewähren, die es braucht, um an der Seite von IHM herrschen zu können. Doch Kiara wollte nicht zulassen, dass es jemals so weit kam. Selbst in der Situation, der anderen Stimme in ihr schutzlos ausgeliefert zu sein, hatte sie einen Weg gefunden, sie zu überlisten. Und nun stand Jake vor ihr, gekränkt und leidend. Wie gern hätte sie ihn wieder in die Arme genommen, ihn zu sich gezogen, ihn geküsst, gespürt, aber sie durfte nicht. Sie durfte das nicht zulassen. Um ihrer beider willen. Schweren Herzens ging sie einen Schritt zurück und fasste sich an die Brust. Den schnellen Schlag spürend verkrampften sich ihre Finger in dem Stoff der Kleidung. „Jake…? Es tut mir wirklich leid, aber… ich…“ Mit tränenübersätem Gesicht sah sie auf, blickte in seine blauen Tiefen, schluckte schwer. „Ich möchte dich nicht verlieren, Jake. Aber ich darf doch nicht mehr bei dir sein, ich DARF es NICHT.“ Weinend wandte sie sich wieder von ihm ab und lief ein paar Schritte, wurde aber sofort von ihm eingeholt und in seine Arme geschlossen. Dankbar, wirklich dankbar, lehnte sie sich gegen seine starken Schultern und sog seinen Duft ein. Ein schmerzvolles Lächeln legte sich auf ihre Lippen, dann sog sie noch einmal tief seinen Geruch ein und hauchte einen Kuss auf seine blutende Hand, die sich zittrig auf ihrer Schulter befand. „Ich liebe dich!“ Diese drei Worte waren nicht mal ganz bei ihm angekommen, da hatte sie sich schon aus seiner Umarmung gelöst. Mit einem letzten Blick auf Jake, der benommen dastand, lief sie aus dem Wald, am Sacrament of Live vorbei und wagte erst dann wieder stehen zu bleiben, als sie sich weit genug von ihm entfernt wusste. Was war geschehen? Hatte er geträumt? War dies die Wirklichkeit? Bitte lass es nur ein Alptraum gewesen sein… Ein Traum, der wie eine Seifenblase zerplatzt, wenn man wieder erwacht. Ein Traum, der nur eine Halluzination ist, eine Einbildung… lediglich die Angst vor etwas Schrecklichem, das sich aber nicht bewahrheitet. Ja ein Traum… wie schön das doch gewesen wäre. Dann wäre dieser Schmerz nicht so groß. Dieses klaffende Loch im Herzen. Die unendliche Traurigkeit und Einsamkeit. Träume warnen einen manchmal; sind ein Signal, das man nicht leichtfertig übergehen sollte. Selbst Träume können einen zum Weinen bringen, einen in der Nacht zum Schreien bringen. Doch wäre das nicht nur eine Nichtigkeit??? Jake zitterte am ganzen Körper. Sein Blick heftete sich starr auf seine Arme, die noch vor wenigen Augenblicken Kiara gehalten hatten. War sie wirklich hier gewesen? Hatte er sich alles nur eingebildet? Was hatte sie gesagt? Sie darf sich nicht bei ihm aufhalten? DARF nicht??? Was soll das denn heißen? Warum sollte sie nicht dürfen? Sein Herz bebte. Kurz glaubte er nicht mehr atmen zu können, am Ende zu hyperventilieren. Mühselig zwang er sich, seinen Atmen wieder abzuflachen. Mit schmerzender Brust wendete er seine verletzte Hand vor seinen Augen hin und her. Zweifelnd, dass ihre Lippen sie tatsächlich berührt hatten, betrachtete er sie. /Voller Wehmut hast du dich von mir abgewendet. Ohnmächtig einer Gegenwehr ließ ich dich gehen. Noch immer weiß ich nicht, was eigentlich geschehen ist. Ich kann es nicht fassen,… jeder klare Gedanke geht mir abhanden, reizt mich vorher, schwebt vor mir, verlockt mich, doch um letztendlich spurlos zu entrinnen. Was hat dich veranlasst zu gehen? Dich so zu quälen?... Frederic wollte mich ebenfalls zurückhalten, doch… ich ließ es nicht zu. Psalm 21… hatte er bestätigt. Mom? Dad? Musstet ihr wirklich auf diesen Psalm zugreifen? … Ist dies aber wirklich der alleinige Grund? – Gewiss nicht! – Ich trage ja die Schuld. Trottel, Dummkopf sind noch zu harmlose Beschreibungen für mich. Auch tausend Entschuldigungen können keine Vergebung erhoffen…/ „Komm mit nach Hause, Jake.“ Eine warme Stimme riss Jake aus seinen Gedanken, ließ ihn zusammenzucken. Verworren blickte er in die fast schwarzen Augen seines langjährigen Freundes. „Lass uns gehen, wir sind hier nicht sicher.“ Liebevoll legte Frederic dem Jüngeren einen Arm um die Schultern, drückte ihn kurz, aber fest an sich. „Ihr wird es gut gehen“, flüsterte er hauchzart in Jakes Ohr, was diesem eine Gänsehaut bescherte. „Komm, du brauchst eine warme Mahlzeit und dann ein wenig Schlaf“, fuhr jener gelassen fort, als er durch den Wald schreitend Jake hinter sich herzog. „Erst einmal werde ich dir eine Suppe kochen, eine kräftige Kartoffelsuppe; sie wird deinen leeren Magen füllen und… auch wenn ich deinen bösen Blick im Rücken spüren kann, du wirst was essen. Da wird es keine Widerrede geben! Du musst wieder zu Kräften kommen. Sieh nur deine Hände an, sie bedürfen Heilung. Und Heilung kann ohne körperliches Wohlbefinden nicht stattfinden. Für heute Abend wirst du dich ganz und gar in meine Obhut begeben, ohne wenn und aber.“ Jake hörte Frederic gar nicht richtig zu. Zu sehr hing er seinen Gedanken nach, die sich natürlich vollkommen um Kiara drehten. Er wusste seinen Gefühlszustand nicht zu beschreiben. Enttäuschung, Irritation, Sorge, Niedergeschlagenheit, Freudlosigkeit… irgendwie passte alles und nichts. Vor einigen Minuten noch hatte er Kiara in den Armen gehalten, sie sogar geküsst. Hatte er sie wirklich geküsst? Zu fern schien ihm das. Schließlich wurde er alsbald verstoßen. Er darf sie nicht berühren… er verstand das einfach immer noch nicht. Was hatte dies nur zu bedeuten? Vielleicht sollte er sich über Psalm 21 näher informieren… Unwissentlich nickte Jake vor sich hin und fiebriger Glanz zeichnete sich in seinen Augen ab. Die darauf folgende Stunde rann an Jake vorbei. Er vernahm Frederics fürsorgliche Handlungen nur sehr verschwommen. Viel zu sehr hing er in seinem selbst geschaffenen psychischen Loch fest, das aus reinen Selbstzweifeln und –vorwürfen bestand. Erst als Frederic sich daran machte, Jakes Bandagen zu wechseln und Jakes linke Hand reinigte, kehrte dieser in die reale Welt zurück. „Ahhh“, presste er gequält zwischen den Lippen hervor. „Muss das sein?“ „Ja!“, entgegnete Frederic steif. Mitgefühl erachtete er in diesem Moment als völlig fehl am Platze. Wenn er zu viel Mitleid zeigen würde, würde sich Jake nur weiterhin in seinen dunklen Sphären wiegen. „Sonst bist du auch nicht so wehleidig. Beiß die Zähne zusammen und steh das wie ein Mann durch.“ „Du hast gut Reden.“ „Wer hat denn nicht auf mich gehört?“ „Wärst du ihr nicht nachgelaufen?“ Nach kurzem Zögern räusperte sich Frederic und setzte zu einem erneuten verbalen Schlag an, doch hielt sich in letzter Sekunde davon ab. Stattdessen wickelte er mit aller Vorsicht und Fürsorglichkeit weißen Mull um Jakes verletzte Hand und befestigte am Ende eine kleine Klammer daran, die ihn zusammenhalten sollte. „Nun gräme dich nicht weiter. Jake, es bringt weder dir noch ihr was, wenn du wie ein ausgesetzter Hund hier sitzt.“ Verdrossen legte Jake seinen Kopf schief und starrte den Teller an, der vor ihm auf dem Tisch stand. Mit der Rechten griff er nach dem Löffel und stocherte in der Suppe herum, die mittlerweile kalt war. „Was ist mein Leben schon ohne sie wert? Wie kann ich unbeschwert sein, wenn ich sie nicht in meinen Armen halten darf? Wie kann ich denn lachen, wenn mir ihre Anwesenheit nicht zuteil werden darf?“ Frederic griff nach Jakes Kinn und drehte dessen Kopf bestimmend in seine Richtung. Ernst sah er ihm in die Augen. „Du hörst mir jetzt gut zu: Wenn du jetzt tatenlos bist und dich selbst aufgibst, dann zerstörst du damit alles. Kiara braucht dich! Selbst wenn ihr nun getrennt sein müsst, wird sie deine Stärke und deine Liebe spüren können. Du hast von ihr jahrelang geträumt und ihre Wärme vernommen, bevor ihr euch überhaupt das erste Mal gesehen habt. Glaubst du denn, dass diese Verbindung einfach so abbricht? NEIN, natürlich nicht. Sie muss nun DEINE Wärme weiterhin vernehmen dürfen, damit sie die Kraft aufbringen kann, die dunklen Mächte zu bezwingen. Nur Vertrauen und das Gefühl, dass jemand für sie da ist, der sie liebt, können sie beschützen! Also, Jake, gib nicht einfach auf, sondern kämpfe für sie, für dich, für euch und die ganze Welt!“ Eisern sah Frederic weiterhin in Jakes matte Augen, die den Kummer und das Leid nur allzu sehr widerspiegelten. Jake indessen zog sich geistig für einen Augenblick zurück und rief sich das Bild, das im Wohnzimmer der Ladeurs hing, ins Gedächtnis. Er dachte wehmütig an das strahlende Lächeln des Mädchens, das sein Herz so fest im Griff hatte. War er bereit, sich aufzugeben, um vielleicht am Ende alles zu verlieren, wofür unter anderem seine Eltern so hart gekämpft haben? Reuevoll schüttelte er den Kopf, schloss die Lider. „Danke Frederic!“ Nach einem Moment der Stille wurde seine Stimme fester: „Du hast recht mit allem. Ich darf jetzt nicht einfach den Kopf hängen lassen, denn Kiara braucht mich. Wenn wir schon nicht körperlich in Berührung treten dürfen, dann werde ich sie wenigstens imaginär unterstützen. Ich werde in meine Gedanken so viel Kraft und Mut legen, dass sie sie spüren kann, egal wo sie ist.“ Freundschaftlich legte Frederic seine Hände auf die Schultern des Jüngeren und griff fest zu. „Genau so kenne und schätze ich dich.“ Die Nacht umwob Jakes Silhouette und spann sie in seidene Fäden. Silbrig glänzte der Mond am Himmel und wurde alsbald wieder von den schweren Wolken verschluckt. Ausdruckslos sah Jake empor, gebührte dem Schauspiel der Natur aber keinen Gedanken. Sein Antlitz wirkte steif und zeichnete sich kaum merklich von der Dunkelheit ab. /Kiara, ich würde gerne wissen, wo du dich gerade aufhältst, was du genau in diesem Augenblick machst. Spürst du ebenfalls diesen Schmerz in der linken Brust, der dich zu zerreißen droht? Dir den letzten Atem raubt!? Ja, sicherlich ergeht es dir nicht besser als mir. Nein gewiss noch schlechter… denn wegen mir trägst du dieses Dunkel in dir…/ Jakes Augenlider begannen zu zucken. Er wandte seinen Kopf zur Seite, so dass Frederic seine Tränen nicht sehen konnte. Zu genau wusste er, dass sein Bediensteter ihn beobachtete. /Das Zeugnis meiner Schuld sollst du nicht sehen. Bitte, lass mich allein. Bitte, geh, damit ich Herr über meine Lage werden kann. Vielleicht muss ich einsam sein, um zu erkennen, wie ich meine Torheit wieder gut machen kann. Aber ich danke dir, dass du hinter mir stehst, dass du immer für mich da bist, wenn ich dich brauche…/ „Bitte geh“, sagte Jake leise, aber bestimmt. Er konnte sachte Schritte vernehmen, die sich von ihm entfernten. Mit zwei Fingern seiner Linken wischte er sich das Nass von den Wangen und bettete anschließend sein Gesicht gänzlich in sie. „Sind Sie bereit, diesen Eid zu besiegeln?“ „Ja Herr.“ Frederic tauchte seine Hand in das rundliche Gefäß, das ihm Jeffrey hinhielt, und bekreuzigte sich mit der zähen bläulichen Flüssigkeit. /Hätte ich damals gewusst, welches Leid Jake widerfahren wird, könnte ich heute nicht mit Sicherheit sagen, ob ich diesen Eid geleistet hätte…/ Gequält saß Frederic auf einem Stuhl in der Küche und ließ eine Gabel ständig aufs Neue durch seine Finger gleiten. Seit dem Tag, an dem er den Dienst für die Familie Antawa angetreten war, fühlte er immer mit Jake mit. Wenn Jake lachte, dann lachte auch er. Wenn Jake weinte, dann standen auch ihm die Tränen in den Augen. Der Junge hatte sein Herz von Anfang an gewärmt. Aufgrund seiner Stellung war es ihm nie möglich gewesen, eine eigene Familie zu gründen. Doch was sah er wirklich in Jake? /Einen Sohn!/ Diese zwei Worte hallten so laut in seinem Kopf, dass er schmerzvoll die Zähne aufeinander biss. Die Gabel fiel geräuschvoll auf den Tisch. Erschrocken riss Frederic seine Augen weit auf und offenbarte die fast schwarzen Iris’. „Er ist wie ein Sohn für mich“, presste er zwischen den Lippen hervor. „Nicht mehr und nicht weniger!“ /Bist du dir da noch sicher?/ Frederic wirkte plötzlich wie versteinert. Was dachte er da nur!? Nach einer Weile schlug er mit der Faust auf das harte Holz. „Ich habe die Aufgabe ihn zu beschützen. Und diese tue ich aus zwei Gründen. Erstens, weil ich dazu verpflichtet bin, und zweitens, was wesentlich wichtiger ist, weil ich ihn wie einen Sohn verehre.“ Seine Stimme brach unsicher an den Wänden. Glaubt er denn noch, was er da sprach? – Er musste! „Frederic, nun darf ich Ihnen das Wohl meines Sohnes in Ihre Hand legen. Als Sie unser Haus das erste Mal betraten, wusste ich, dass nur Sie in Frage kommen, der Jake den richtigen Weg weisen kann.“ /Ich habe das Vertrauen seiner Eltern missbraucht. Ich ließ ihn ziehen und wurde Zeuge vom Unvorstellbaren… Ich sah es in Kiaras Augen./ Frederic zerknüllte eine Serviette und warf sie weit von sich fort. Mit einem dumpfen Rascheln kullerte sie über den Boden, stieß an die Wand und blieb kurz darauf liegen. Der Bedienstete stand auf, hob das Papier auf und warf es in den Mülleimer. /Ich werde mich bemühen, dass Jake und Kiara ihre Chance bekommen werden!/ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)