Das Schicksal der Erbin von -Maru- (*ABBRUCH DER FF MIT ERKLÄRUNG*) ================================================================================ Kapitel 8: 8. Mariahs größtes Geheimnis --------------------------------------- 8. Mariahs größtes Geheimnis Jedermann in diesem Saal glaubte schon, die Tatsache, dass Lucius Malfoy seine Ehefrau öfters vergewaltigt und sogar beinahe seinen eigenen Sohn umgebracht hatte, wäre die schrecklichste Enthüllung an diesem Tag gewesen. Doch Lauras Worte schockierten die Menschen hinter ihr so sehr, dass einige Frauen schluchzend in Ohnmacht fielen. Mariah schloss zitternd ihre Augen. Sie wollte es nicht sehen. Sie wollte nicht die mitleidigen und entsetzten Blicke der Wissenden sehen. Auch wollte sie nicht das Aufkeuchen und Weinen hören, doch bevor sie sich die geschundenen Ohren zuhalten konnte, spürte sie auf einmal Harrys Arme, die sie umklammerten und an seinen warmen und schützenden Körper drückten. Mariah krallte sich an ihn fest und schluchzte leise. Weinen wollte sie nun auf keinen Fall, sie wollte nicht noch mehr Schwäche zeigen. Einzig Harry konnte nun auch die entgeisterten Gesichter von Ron und Hermione sehen. "Harry ...", flüsterte Ron, wobei seine Stimme so seltsam fremd klang, "Hast du davon gewusst?" Harry schwieg und ließ Mariah nicht los. Mit seinen ausdruckslosen grünen Augen sah er nach vorne und bekam mit, wie Redstone seine nächste Frage stellte. "An wen genau hat Mr. Reason sie verliehen?", wollte er ganz genau wissen und somit machte nun auch Laura Bekanntschaft mit diesem unheimlichen, gierigen Blick. "... Ich weiß es nicht genau, wer alles unter den Schweinen war. Jedoch gehörte vor allem Nott" (Nott wurde promt käsebleich) "zu den 'Stammkunden'. Bei ihm war sie auch an dem Tag, an dem meine Mutter sie zu uns genommen hat." "Könnten Sie uns diesen Zusammenhang bitte genauer erläutern, inwiefern Ihre Mutter Miss Riddle zu Ihnen bringen konnte?", bat Miss Clutterbuck. "Meine Mutter erzählte mir, sie hätte schon lange vorgehabt, Mariah irgendwie zu helfen. Daher folgte sie Nott an diesem einen Tag, als er mit Mariah auf dem Weg zu seinem Anwesen war. Sie griff ihn an und nahm Mariah an sich. Und sie drohte ihm, wenn er jemanden erzählen würde, dass Mariah bei uns ist, würde er das bitter bereuen. Es wäre nämlich viel zu gefährlich gewesen, wenn Reason und die anderen davon erfahren hätten, dass meine Mutter ihnen den 'Spaß' versaute. Zum Glück lief es gut und jeder, dem meine Mutter auflauerte, hielt den Mund, denn meine Mutter wusste es, ihre Zauberkraft einzusetzen." Das Kratzen der Feder von Mrs. Womplish wurde nun sehr unangenehm, da sie außergewöhnlich schnell alles aufschrieb. "Wo Sie gerade die Zauberkraft Ihrer Mutter ansprechen ... Sie war doch eine Halbdruidin, oder?" Redstones Gesicht zierte einen Hauch von Spott, als er sie dies fragte, was Lauras Blut für einen kurzen Moment zum Kochen brachte. "Ja, war sie. Ich als Vierteldruidin besitze ebenfalls die Kraft dieses Volkes", antwortete sie und tat dies auch mit viel Stolz in ihren Augen und in ihrer Stimme. Erneut brodelte es in ihr, als sie hinter sich verstohlenes Getuschel wahrnahm. "Eine Druidin? Ich dachte, die gibt es hier in England nicht mehr -" "Da sollte man wohl doch eher aufpassen, ob dieses Mädchen die Wahrheit sagt -" "Seit wann lässt das Ministerium so jemanden denn hier rein?" Lauras Fingernägel bohrten sich in ihre Handflächen, als sie solche Sätze vernahm. Zum Glück konnte der zeternde Kobold verhindern, dass sie nun auch noch aufstehen und die Leute hinter ihr anschreien würde. "Lehrte Ihre Mutter Sie die Magie der Druiden?", fragte Mundungus. "Sie brachte mir alles bei, was sie davon wusste. Vor allem den Umgang mit Heilkräutern, Heilzaubersprüchen und auch einige Bannzaubersprüche." "Hat sie auch Mariah Riddle dies beigebracht?" "Nachdem Mariah das erste Mal bei uns gewesen war, brachte meine Mutter sie regelmäßig zu uns. Sie versuchte immer so gut wie möglich, sie vor ihren 'Käufern' zu schützen und behielt sie dann, bis sie wieder zu den Reasons musste, bei uns. Oft blieb sie auch über Nacht. Meine Mutter lehrte mich auch erst so in diesem Alter und so lernte natürlich Mariah auch fast alles. Die Reasons brachten ihr natürlich nicht bei zu zaubern, da sie sich dann natürlich hätte wehren können." "Druiden ist es doch aber - nach deren Gesetzen - nicht gestattet, ihre Zauber und Bräuche an Fremde weiterzugeben. Sondern nur an Familienmitgliedern", erwähnte Redstone, der diese Information gerade von einem Pergament aus Mrs. Womplishs Hand abgelesen hatte. "Mariah war wie ein zweites Kind für sie; sie gehörte praktisch zu Familie", war Lauras schlichte Antwort. "Sie brachte Ihnen beiden auch das Zaubern ohne Zauberstab bei - eine unglaublich schwere Art, Magie anzuwenden. Doch so, wie es aussieht, beherrschen Sie dies gut genug, als würden Sie mit einem Zauberstab zaubern. Wie kommt das?" "Mich hat das Druidenblut gefördert. Druiden zaubern immer ohne Zauberstab und sind daher ja enorm im Vorteil. Sie erlernen dies schneller, als andere Hexen und Zauberer, da sie eine bessere Kontrolle über Körper und Geist haben. Mariah brauchte daher viel länger als ich. Doch da wir ihr keinen Zauberstab besorgen konnten und die Magie mit der Hand wirklich nützlicher ist, brachte meine Mutter es auch ihr bei. Nach jahrelanger Lehre gelang es ihr dann schließlich." "Hat sie Sie auch in die schwarze Magie eingeführt?" Lauras Blick wurde erneut dunkler. Es war doch so offensichtlich, dass Redstone so eine Frage stellen würde. "Sie hat uns alles beigebracht, was sie wusste und für nützlich hielt, doch sie hat uns nie die Unverzeihlichen Flüche, noch sonst etwas in der Richtung beigebracht", antwortete sie. "Was brachte sie Ihnen beiden noch bei?", fragte Mundungus. "Sie sagte uns immer, dass wir uns nie voll und ganz auf Magie verlassen dürfen, sollten wir in großer Gefahr sein. Daher brachte sie uns auch bei, körperlich zu kämpfen. Wir lernten durch sie gezielte Tritte, Schläge, Rollen, schnelle Reaktion und so weiter." "Das ist ja alles schön und gut, Miss Laison", säuselte Redstone lächelnd, "doch hat Miss Riddle jemals all dies angewendet, um sich gegen die Angeklagten oder Peiniger, wie Sie sie eher nennen würden, zu wehren?" Laura versteifte sich kurz. Ihr wurde auf einmal sehr warm, vor allem, als die Ketten plötzlichl ganz leise, gerade mal für sie hörbar, rasselten. "Nein", sagte sie. Ihr Blick huschte augenblicklich zu den Todessern, von denen einige leise auflachten. Auch grinsten diese sie scheinheilig an. Redstone grinste ebenfalls breit und näherte sich ihr. "Ihre Mutter hat Sie beide Selbstverteidigung so wie auch Zauber für den Kampf gelehrt und doch hat Miss Riddle diese nie gegen jemanden, der ihr zu nahe kam, eingesetzt?" Zu Lauras Glück, schien er das leise Rasseln der Kette nicht zu hören. Auch ihr Herz, welches nun sehr laut hämmerte, schien sie nicht zu verraten. "Meine Mutter sagte dies zwar nie zu ihr ... aber hätte Mariah diese Magie angewandt, hätten die Todesser erfahren, dass ihr jemand das Zaubern beigebracht hat. Und dann hätten sie uns die Tür eingerannt und uns getötet. Mariah wollte das nicht riskieren", antwortete sie mit einem festen Blick. "Sie wollte ihre Schutzengel nicht in Gefahr bringen", fasste Redstone spöttisch zusammen. "Hat Ihnen das kein schlechtes Gewissen eingebracht? Dass Ihre Freundin missbraucht wird und sich nicht einmal wehren kann, nur damit Sie weiterhin ein schönes Leben führen konnten?" Zum ersten Mal hatte Laura Mühe, sich zu beherrschen. Sie wusste, dass Redstone sie nur verunsichern wollte, doch ging diese Anschuldigung keineswegs spurlos an ihr vorbei. Natürlich hate sie immer ein schlechtes Gewissen gehabt. Immer hatte sie ihre Mutter angefleht, dass sie Mariah ganz befreien würden, da sie doch eigentlich mächtig genug gegen die Todesser gewesen waren. Doch Lara hatte das immer wieder bestritten, hatte auch erwidert, dass es einfach keinen besseren Weg gab, um Mariah wenigstens ein paar Lichtblicke des Lebens zu bescherren. "Ich wollte sie vollkommen von diesen Schweinen befreien", antwortete sie und konnte es einfach nicht verhindern, dass ihre Stimme leicht zitterte. "Meine Mutter aber meinte, wir hätten keine Chance gegen alle Todesser. Ich konnte nichts tun." Redstone ließ Lauras Hilflosigkeit, welche nun auf dem Gesicht des Mädchens zu sehen war, kalt. "Sie behaupteten, Mariah Riddle wäre für Ihre Mutter wie eine zweite Tochter gewesen. Hat Sie das denn nicht gestört? Ihre Mutter bringt ein fremdes Kind mit zu Ihnen und schenkt ihr die volle Aufmerksam -" "Ich habe nie", unterbrach ihn Laura, die nun sehr gereizt klang, "ich wiederhole, nie Eifersucht oder Neid für sie empfunden. Meine Mutter hat uns, wenn Mariah bei uns war, gleich behandelt; sie hat keine von uns bevorzugt." Im nächsten Moment konnte sie einfach nicht glauben, was sie soeben getan hatte. Sie hatte sich doch tatsächlich dazu hinreißen lassen, auf so eine unwichtige Frage zu antworten, obwohl diese gar nicht zur Verhandlung gehörte. Sie sah auf zu Redstone, der diesen kurzen Ausfall wohl als einen kleinen Sieg betrachtete. "Wie Sie meinen, Miss Laison", erwiderte er mit sanfter Stimme und begab sich wieder auf seinen Platz. Mundungus führte die Befragung fort. "Miss Laison, wie haben Sie den Tag erlebt, an dem der Unnennbare zurückgekehrt ist?" Lauras Antwort folgte erst nach mehreren Sekunden, da sie versuchte, sich an diesen schicksalhaften Tag zu erinnern. "Es war am frühen Abend", murmelte sie, erhob jedoch bei den nächsten Worten ein wenig ihre Stimme, um genau gehört zu werden, "und meine Mutter machte uns gerade Abendessen. Dann plötzlich durchzog ein unheimlich heftiger Schmerz meinen linken Unterarm und ich stürzte zu Boden. Ich hörte meine Mutter laut aufschreien, bevor ich vor Schmerz fast in Ohnmacht fiel ... Doch meine Mutter packte mich auf einmal am Arm und hielt mich so davon ab ..." "Was tat sie dann?" "Sie ... sie zeigte mir ihr Mal und es leuchtete blutrot auf. Daher besah ich auch meines, welches genauso aussah. Auf einmal übermannte mich dieser Schmerz wieder so sehr, dass ich nach einem Küchenmesser griff. Ich wollte ... es mir rausschneiden, ich hielt es einfach nicht mehr aus ..." Hinter ihr keuchten einige Leute erschrocken auf. " ... Doch meine Mutter hielt mich davon ab und sah mir lange ernst in die Augen ... Schließlich wurde es mir klar und ich sagte zu ihr: 'Er ist wieder da' ..." Ihren Worten folgte eine kurze Stille, bevor Redstone sie fragte, warum sie sich denn da so sicher gewesen wäre. "Unsere Male schmerzten schon seit Monaten und meine Mutter sagte mir, dass sie es fühlen könnte, dass 'Er' zurückkehren würde. Auch hörten wir von dem Auftauchen des Dunklen Males bei der Quidditch-Weltmeisterschaft", war Lauras Antwort. "Was passierte dann?" "Sie fragte mich, ob ich dem Ruf folgen wolle. Sie erzählte mir, die Schmerzen würden nachlassen, wenn ich dies tun würde." "Was haben Sie darauf geantwortet?" Lauras Gesicht verzog sich, als sie in diesen Augen des Mannes wieder so eine Gier erkannte. "Ich wollte, dass die Schmerzen aufhören und wäre daher wohl auch diesem Ruf gefolgt, wenn meine Mutter nicht weitergesprochen hätte ... Sie sagte: 'Es ist deine Entscheidung. Wenn du dem Ruf folgen willst, dann werde ich dies auch tun. Aber dann gibt es kein Zurück mehr. Es wird alles wieder so werden wie vor seinem Untergang. Du musst dann für ihn Menschen foltern und töten ... vielleicht auch irgendwann mich oder auch ich dich ... Oder du hältst diesen Schmerz mit mir durch und wir werden nicht zu seinen Sklaven.'" "Und Sie haben sich dafür entschieden, dem Ruf nicht zu folgen", schlussfolgerte Mundungus. Laura nickte knapp. "Was passierte dann in den Tagen, bis Ihre Mutter getötet wurde?", fragte Miss Clutterbuck. Laura senkte leicht ihren Blick. "In diesen Tagen verließen wir kaum noch das Haus. Es gab kaum eine Minute, in der unsere Male nicht brannten. Bald hatten wir auch kaum noch etwas zu essen; ich fürchtete, wir würden durch unseren Trotz sterben. Auch konnte es jeden Tag soweit sein, dass die Todesser oder gar der Dunkle Lord persönlich bei uns auftauchen und uns töten würden." "Dies traf ja auch schließlich ein, nicht wahr?", meinte Redstone mit desinteressierter Stimme. Laura sah ihn zornig an und konnte es einfach nicht fassen, dass dieser Mann so leicht daher redete. "Miss Laison", sprach er weiter, "erzählen Sie uns doch bitte von diesem Tag, an dem Ihre Mutter ermordet wurde. Ihr Vater sagte ja bereits aus, Lucius Malfoy wäre es gewesen. Stimmen Sie ihm in diesem Punkt zu?" Zum ersten Mal, seitdem sie in der Großen Halle mit einem Messer über ihm gestanden und vorgehabt hatte, ihn damit zu töten, sah Laura in das von Azkaban gezeichnete Gesicht Lucius Malfoys. All die Monate hatte sie sich davor gefürchtet, wieder in diese eiskalten Augen sehen zu müssen, doch zu ihrer Verwunderung empfand sie in diesem Augenblick keine Angst. Sondern nur Wut und Entschlossenheit. "Da meine Mutter und ich nicht zu den Todessertreffen erschienen, waren wir für den Dunklen Lord Verräter", begann Laura, "Deshalb vergab er Lucius Malfoy den Auftrag, uns zu beseitigen. Irgendwann Anfang Juli brach er bei uns die Tür auf ... Meine Mutter hatte mich nur wenige Sekunden vorher, als er angeklopft hatte, ins Schlafzimmer geschickt ..." "Hat sie Ihnen irgendwas gesagt, bevor sie Sie ins Schlafzimmer geschickt hat?", wollte Mundungus wissen. Lauras Hände, welche die ganze Zeit auf ihrem Schoß gelegen hatten, verkrampften sich nun leicht. "Sie sagte mir, ich soll ins Schlafzimmer gehen und ruhig sein ... egal, was ich auch hören würde ... und ... sie sagte, Mariah und ich sollen nach Hogwarts, um einen Weg zu finden, den Dunklen Lord für immer zu besiegen ..." Sie sah etwas unsicher auf, da nach einer halben Minute noch immer keine neue Frage erklungen war. Alle Ratsmitglieder sahen sie eindringlich an und sogar Mrs. Womplishs Blick klebte nicht mehr auf ihrem Pergament. "Fahren Sie fort", forderte Redstone sie auf. Sein Ton, der zum ersten Mal weder Spott noch Amüsanz besaß, verunsicherte sie etwas, jedoch folgte sie seiner Anweisung. "Kaum hatte ich die Tür hinter mir geschlossen, da hörte ich, wie die Tür aufgebrochen wurde ... Dann hörte ich Malfoys Stimme ... Er fing an, sich mit meiner Mutter zu streiten ..." "Worüber stritten sie?" "Ich weiß es nicht mehr genau ... Doch Malfoy wollte wissen, wo ich bin. Meine Mutter sagte ihm, sie wüsste es nicht, was er ihr natürlich nicht glaubte. Sie stritten weiter und immer lauter ... Dann erklang aus Malfoys Mund der Todesfluch ..." Laura erschrak, als sie die Tränen spürte, welche sich in ihren dunklen, grünen Augen sammelten. Aus Angst, der Rat würde dies bemerken und sie würde es auch noch hinbekommen, bei dieser Verhandlung zu weinen wie ein kleines Kind, sah sie hastig zu Boden, atmete tief durch und drängte die Trauer wieder in die tiefsten Ebenen ihres Herzens zurück. "Was haben Sie dann gemacht?" Als sie sicher war, dass keine Tränen mehr in ihren Augen glitzerten, sah Laura auf. "Ich stand auf und öffnete die Tür." Sie stoppte kurz, denn ihre Antwort war wohl das, was die Ratsmitglieder nicht erwartet hatten. Laura verstand auch, warum, denn wer trat bitteschön dem gegenüber, der vor wenigen Minuten seine Mutter umgebracht hatte? Daher begann sie, ihre Gründe zu diesem Schritt zu nennen: "Meine Mutter sagte mir auch, ich sollte überleben ... Hätte Malfoy mich, versteckt im Raum nebenan, gefunden, hätte er auch mich umgebracht. Doch ich trat ihm gegenüber und behauptete, ich wäre froh, dass sie tot wäre." Einige Frauen keuchten hinter ihr bestürzt auf. "Ich sagte auch, sie wäre für mich nur noch nützlich gewesen, um mir Druidenzaubereien zu verraten und beizubringen. Er sollte glauben, ich wäre heimlich zu einer Anhängerin des Dunklen Lords geworden. Ich war wohl eine ausgezeichete Lügnerin, denn er kaufte mir das tatsächlich ab", lachte Laura amüsiert, nahm sich jedoch schnell wieder zusammen. "Er war jedoch natürlich misstrauisch. Deswegen ging er auf mich zu, packte mich am Kinn und sah mir in die Augen ... Er meinte, in ihnen könnte er meine Gier nach der schwarzen Magie erkennen. Das gab ihm den Anlass, mir zu glauben ... Er hat mich dann losgelassen und erzählte mir, in drei Tagen würde das nächste Todessertreffen im ehemaligen Anwesen der Familie des Dunklen Lords stattfinden und er würde mich dort erwarten. Ich stimmte zu und er verschwand." Erst jetzt hörte sie wieder das Kratzen von Mrs. Womplishs Feder. "Sind Sie zu diesem Treffen erschienen?", fragte sie sogleich. "Ja." "Wer war noch dabei?" "Außer Karkaroff, dem Ehepaar Brances und den jungen Männern in der zweiten Reihe rechts waren alle angeklagten Todesser anwesend." "Wie lief dieses Treffen ab?" "Ich wurde von Malfoy eingelassen. Er nahm mir meinen Umhang ab und führte mich in einen großen Raum im zweiten Stock des Hauses. Er meinte, der Dunkle Lord würde mich bereits erwarten ..." "Sie sind an diesem Tag also dem Unnennbaren begegnet?" "Ja ... Malfoy führte mich, wie schon erwähnt, in den Salon. Dort waren alle möglichen Todesser und inmitten von ihnen stand der Dunkle Lord. Als er mich sah, befahl er mir, mich ihm zu nähern. Die Todesser machten mir den Weg frei und ich ging auf ihn zu. Ich verbeugte mich vor ihm und er wies mich an, mich vorzustellen. Er wusste mit Sicherheit, wer ich bin, doch nannte ich ihm meinen Namen und dass ich seine treue Dienerin sei." "Und das glaubte er Ihnen?", fragte Fudge ungläubig. "Er wies mich an, aufzustehen. Dann packte er meinen linken Arm, zog den Ärmel hoch und betrachtete mein Dunkles Mal. Es pulsierte regelrecht in seiner Gegenwart." Laura überfiel ein eiskalter Schauer, als sie sich daran erinnerte. "Diese Reaktion schien ihm wohl genug. Auch erinnerte er sich wohl da erst richtig daran, wie er mir vor sechszehn Jahren das Mal eingebrannt hat. Er musterte mich dann und meinte auf einmal, dass ich dasselbe Alter hätte wie seine Tochter. Da wurde ich natürlich sofort hellhörig." "Wann haben Sie Miss Riddle vor diesem Treffen das letzte Mal gesehen?" "Fünf Wochen davor etwa." "Dann hat doch sicher auch ihr Dunkles Mal geschmerzt, oder?", fragte Redstone interessiert, worauf Laura nickte. "Haben Sie beide über eine mögliche Rückkehr des Dunklen Lords geredet?" "Wir redeten nicht davon, doch spürten wir es von Tag zu Tag mehr." "Waren Sie der Ansicht, dass Miss Riddle sich sogar die Rückkehr ihres Vaters wünschte?" Laura schwieg das Ratsmitglied mit einem trotzigen Blick an und verschränkte auch noch zusätzlich die Arme vor der Brust. Redstone lächelte böse. "Wie ging das Gespräch zwischen Ihnen und dem Unnennbaren weiter?", fragte nun Mundungus. "Er unterbreitete mir den Auftrag, ich solle so etwas wie ihre Unterhalterin oder Spielkameradin werden. Ich ergriff sofort diese Chance und bat um eine erste Begegnung mit ihr. Er stimmte zu und ordnete an, dass ich ihm folge. Wurmschwanz - verzeihen Sie - Pettigrew ging mit uns als Schlusslicht. Der Dunkle Lord führte mich durch mehrere Gänge und wir blieben schließlich vor einer Tür stehen. Er öffnete sie und wir traten ein. Mariah stand am Fenster und sah zu uns, als sie uns bemerkte -" "Wie wirkte Miss Riddle auf Sie?", wollte Miss Clutterbuck wissen. "Als sie noch aus dem Fenster sah, wirkte sie verträumt, doch als sie mich sah, war sie ganz schön überrascht. Ich sah sie warnend an und so wechselte sie ihren Blick auf Gleichgültigkeit und fragte den Dunklen Lord mit Höflichkeit, was er denn von ihr möchte. Er stellte mich dann als ihre eigene Gesellschaftlerin vor und meinte, er würde uns zehn Minuten zum Kennenlernen geben. Er verließ dann ohne weitere Worte das Zimmer und schloss die Tür hinter mir ab - Er hat die Tür immer magisch verschlossen und Pettigrew als Wachposten davor aufgestellt." "Was passierte in diesen zehn Minuten?" "Zwei davon schwiegen wir uns nur an, bis Mariah mich fragte, was ich in diesem Haus und vor allem bei diesem Treffen tun würde. Ich erzählte ihr von der Ermordung meiner Mutter und meiner spontanen Tarnung Malfoy gegenüber. Ich fragte sie dann über ihre Erlebnisse während der Rückkehr ihres Vaters aus und sie erzählte mir, er würde wollen, dass sie seine Nachfolgerin wird." "Und? Wollte sie seine Nachfolgerin werden?", fragte Mr. Redstone. "Nein", antwortete Laura mit einem bösen Blick, "Sie sagte mir, sie würde lieber sterben, als das zu tun." Sie spürte nun förmlich, wie die Blicke, die die ganze Zeit auf sie gelegen hatten, sich trafen und sich somit Unglaube und Verwunderung austauschten. "Wann haben Sie Miss Riddle in den Wunsch Ihrer Mutter eingeweiht?", kam es von Mundungus. "Erst bei dem nächsten Treffen. Dies war nach drei Tagen. Mariah verlangte nach mir und so ließ mich der Dunkle Lord zu ihr. Ich nahm zu jedem Treffen den alten Zauberstab meiner Mutter mit, denn den sollte ich immer Pettigrew übergeben, bevor ich in Mariahs Zimmer dürfte. Der Dunkle Lord wusste nicht, dass ich mit der Hand zaubern kann. Mariah stimmte meinem Plan zu, dass wir am 16. Juli fliehen würden ..." So erzählte Laura von den Vorbereitungen für diesen Tag und natürlich auch von der Flucht selbst. Genauso erfuhren die Ratmitglieder und sämtliche andere Zeugen dieser Verhandlung von den Wochen, in denen Laura und Mariah Tag und Nacht vor den Todessern wegrennen und sich verstecken mussten und schließlich in London angekommen waren. Als sie nun auch von der Begegnung mit Malfoy in der Winkelgasse erzählen wollte, unterbrach Redstone sie auf einmal und näherte sich ihr wieder soweit, wie es Laura sofort schon unangenehm wurde. Er sah sie lange mit seinen kalten Augen an und erlangte mit seinem heimtückischen Grinsen wieder ein beinahe dämonenhaftes Antlitz. Laura spürte es bereits, dass nun sicher die Fragen auf sie zukommen würden, bei denen es ihr am schwersten fallen würde, vernünftig und mit ihrer gewohnt starken Fassade darauf zu antworten. "Sie wollen uns doch sicher auch irgendetwas Interessantes erzählen, oder, Miss Laison?" Laura war sprachlos. Sie war auf irgendeine unmoralische Frage gefasst gewesen, aber nicht auf so etwas. Wusste Redstone denn etwa von dem, was Lucius Malfoy ihr beinahe angetan hätte? Doch woher? Vielleicht durch die Tatsache, dass so jemand, der seine eigene Frau vergewaltigt und den gemeinsamen Sohn fast umgebracht hatte, auch vor so etwas nicht zurückschrecken würde? "Sie brennen doch schon die ganze Zeit darauf, uns etwas mitzuteilen", meinte Redstone amüsiert. "Als Sie uns vorhin von Miss Riddles Kindheitserlebnissen berichteten, dachte ich bereits, das wäre es gewesen, was so an Ihnen nagt. Doch da gibt es doch noch etwas, oder irre ich mich da?" Obwohl sie nicht zu den Schweinen auf der Anklagebank gehörte und so gut wie nichts zu befürchten hatte, fühlte Laura sich nun wie ein Tier, welches in die Enge getrieben worden war. Ihr war klar, dass Redstone wusste, was sie noch auszusagen hatte. Und genau diese Tatsache ließ sie aus einem unerfindlichen Grund zögern. Würde sich dieser herzlose Zauberer denn nicht daran ergötzen, wie sie vor ihm von diesen schrecklichen Minuten im verschlossenen Kerker in Hogwarts erzählen und sich dabei vor Ekel und Scham fast übergeben würde? Oh ja, das würde er, da war Laura sich ganz sicher. Jedoch wäre es ihr nie, auch in diesem Moment, in den Sinn gekommen, alleine deswegen nicht alles zu sagen. Sie musste das jetzt einfach hinter sich bringen. "Sie haben an diesem Tag des großen Angriffs in Hogwarts doch versucht, Mr. Malfoy mit einem Messer zu erstechen", sagte Redstone trocken. Lauras Hände ballten sich erneut zu Fäusten. Redstone hielt dieses Gespräch wie stramme Zügel in seinen Händen, denn gerade eben hatte sie anfangen wollen, von Malfoys widerlicher Tat zu erzählen, da war ihr das Ratsmitglied mal wieder zuvorgekommen. Er wollte, dass sie aussagte, doch genauso sehr wollte er sie noch quälen wegen ihrem Trotz und ihrer Respektlosigkeit ihm gegenüber. "Es ist ja nachvollziehbar, immerhin hat er Ihre Mutter getötet, die Briefe Ihrer Eltern abgefangen, Sie dem Unnennbaren vor die Füße geworfen und diesen Hauselfen, der sie beschützte, getötet. Doch war das schon alles?" Er kam ihr wieder näher, versuchte mit seinen drängenden Worten auch immer mehr in ihr gepeinigtes Inneres zu gelangen, doch Laura ließ das nicht zu. "Nein, war es nicht", presste sie hervor. "Nachdem die Todesser alle Schüler und Lehrer in die Kerker gebracht haben, wurde ich von Malfoy weit weg in ein anderes Verlies gebracht. Dort fesselte er mich und nachdem er auch seinen Sohn und meinen Vater irgendwo eingesperrt hat, kam er zurück ..." 'Verdammt', dachte sie wütend. Sie hatte sich selbst doch tatsächlich eingeredet, ohne große Umschweife alles erzählen zu können, doch jeder Satz kam so schwer über ihre Lippen, als müsste sie erst um jeden kämpfen, um ihn dann endlich aussprechen zu können. " ... Er flößte mir mit Gewalt einen Trank ein. Mein Hals war im Inneren immer noch verletzt von dem Viridus, welches mir Pettigrew noch am selben Tag untergejubelt hat. Dann erzählte er mir irgendwas und drückte mich dann zu Boden ... und ..." Zum ersten Mal in ihrem Leben wünschte sich Laura, eine Gabe zu besitzen, die sie allein von Mariah kannte. Die Gabe, alles über sich ergehen zu lassen oder zu tun, ohne seelische und körperliche Schmerzen dabei zu empfinden... "Und, Miss Laison?", fragte Redstone. "Er ... fing an, mich zu küssen und zu entkleiden. Er wollte mich vergewaltigen, bevor er mich töten würde." Dieser Satz war in einem Rutsch aus ihrem Mund gekommen. Zeitgleich verschwand dieses flaue unausstehliche Gefühl in ihrem Bauch und stattdessen entfachte ein Feuer in ihr. Eines, was so stark brannte wie ihr Mut, der wieder zurückkehrte. Ihre Hemmschwelle war gebrochen. Nun konnte der alte Kobold endlich wieder seine Arbeit aufnehmen, denn Lauras Aussage löste eine erneute Welle der Unruhe - bestehend aus Entsetzen und Wut - aus. Auch Harry, Ron und Hermione konnten einfach nicht glauben, was sie soeben gehört hatten. Sie hätten Lucius Malfoy fast alles zugetraut, doch weder eine Vergewaltigung an der eigenen Frau, noch an eine Minderjährige und vor allem an ihre Freundin Laura. Harrys Schreck verschwand jedoch zuerst, da er sich wunderte, dass sich Mariah in seinen Armen kein bisschen regte. Weder war sie zusammengezuckt, noch hatte sie sonst irgendeine Reaktion erkennbar werden lassen, die darauf hinwies, dass auch sie zum ersten Mal von diesem schrecklichen Vorfall erfuhr. Laura machte sich nun auf die ins Detail gehenden Fragen von Redstone bereit, doch nicht seine Stimme erklang zuerst, nachdem die Zuhörer verstummt waren, sondern die von Adary. "Sie scheinen den Sohn meines Mandanten ja sehr zu lieben, dass Sie hier vor dem Rat solche Lügen verbreiten", meinte er mit verschränkten Armen vor der Brust. Lauras dunkle Augen verengten sich. "Ich erzähle hier sicher keine Lügen und ich brauche das auch nicht zu tun, um Draco zu unterstützen und Ihren Mandanten zu überführen." Adary grinste selbstgefällig. "Offenbar mutieren hier Vergewaltigung und Missbrauch langsam zu den beliebtesten Aussagen der Zeugen - mit Ihnen eingenommen. Kaum wird mein Mandant von seinem eigenem Sohn beschuldigt, die eigene Frau vergewaltigt zu haben, da kommen Sie gleich wieder mit der Behauptung, er hätte versucht, auch Sie zu vergewaltigen. Mag sein, dass er Sie nur festgehalten hat, weil Sie versucht haben, sich von Ihren Fesseln zu befreien und überbewerten all das nur, um ihm den Kuss der Dementoren zu sichern." Laura sah ihn nach diesen unverschämten Beschuldigungen eindringlich an und sagte kalt: "Glauben Sie mir, Mr. Adary, ich hätte auch lieber gerne auf diese Erlebnisse verzichtet, um sie Ihnen heute nicht nacherzählen zu müssen. Jedoch ist alles so geschehen, wie ich es Ihnen hier schildere und ich werde auch sicher kein Wort zurücknehmen. Und zu ihrer Ansicht, ich hätte von Malfoys Berührungen irgendwas falsch verstanden ... Er riss mir fast die gesamte Kleidung vom Leib und war mit seiner widerlichen Hand schon in meinem Slip, als mich Draco und mein Vater vor ihm retteten." Laura konnte nicht verstehen, wie sie den letzten Satz so einfach und ohne Bedeutung hatte ausprechen können, obwohl sie bei der Nennung der eigentlich Tat so viel Scham verspürt hatte. Doch das war nun egal, denn ihre Worte hatten ihre Wirkung nicht verfehlt. Adarys Gesicht bestand nämlich nur noch aus entgleisten Zügen, als er sich wieder setzte. Nun meldete sich auch Redstone wieder zu Wort, der wohl sehr zufrieden darüber war, die Aussage bekommen zu haben, die er hatte hören wollen. "Vielen Dank für Ihren Mut, Miss Laison ..." Sein Ton war so amüsiert, so dass Laura mit ihren Fingernägeln erneut ihre Wut an sich selbst, nämlich an ihren Handballen auslassen musste. "Wie konnten denn Ihre beiden Retter fliehen, um Sie aus dieser misslichen Lage befreien zu können?" "Dobby, der Hauself, hat sie aus ihrem Kerker befreit. Die drei haben dann nach mir gesucht und mich schließlich gerettet. Draco schlug Lucius mit seinem Gehstock nieder und wir schlichen uns nach oben und gingen dann schließlich in die Große Halle -" "- wo Sie ja schließlich, nachdem er wieder zu sich gekommen war, Lucius Malfoy mit ihrer Druidenmagie beinahe umgebracht haben. Erklären Sie uns bitte, was das für Symbole auf Ihrem Körper waren und was für eine Auswirkung Ihre Kräfte wirklich erzielen können", wurde sie von Zaubereiminister Fudge gebeten. Doch Laura schwieg, weswegen sie von ihm seltsam angesehen wurde. "Sie wird Ihnen darauf nicht antworten, Herr Minister", kommentierte Redstone, dessen kaltes Lächeln Laura gewidmet war, "sie antwortet nicht auf Fragen, die ihr unwürdig erscheinen, darauf zu antworten." "Da diese Frage, die sich auf ihre Herkunft und Magie bezieht, auch nicht wirklich was mit den Inhalten dieser Verhandlung zu tun hat, kann ich das auch sehr gut nachempfinden, Mr. Redstone", kam es nun von Mundungus, der wie Laura schon nun Bekanntschaft mit Redstones bösem Lächeln machte. "Wie Sie meinen, Mr. Fletcher ... Dann stellen Sie ihr doch eine passendere Frage." Mundungus knirschte kurz mit seinen alten Zähnen, unter denen einige sogar vergoldet waren und wandte sich Laura zu. "Miss Laison, hat der Unnennbare Mr. Malfoy den Auftrag gegeben, Sie zu töten und zu ... vergewaltigen?" "Es bestand der Auftrag, mich zu töten. Mich vergewaltigen wollte Malfoy jedoch nur aus eigenem Vergnügen. Er sagte mir zumindest nichts davon, dass dies ein Befehl des Dunklen Lords wäre", antwortete Laura. Dies war die letzte Antwort, die von Mrs. Womplish notiert wurde, denn im nächsten Moment forderte Fudge Laura dazu auf, wieder ihren Sitzplatz unter den Zuhörern aufzusuchen. Dieser Aufforderung ging sie auch eilig nach, denn sie wollte nicht noch länger dem stechenden Blick von Redstone ausgesetzt sein. Außerdem sollte Mariahs Verhör so schnell wie möglich beginnen, um ebenso schnell wieder zu enden. Als Laura bei ihrem Sitzplatz ankam und sich darauf niederließ, sah sie sofort zu ihrer besten Freundin, die sich noch immer in der schützenden Umarmung Harrys befand. "Miss Mariah Riddle, bitte in den Zeugenstand!" Die alten hölzernen Sitzbänke in jeder Reihe knarrten laut, als sich in diesem Moment jeder Einzelne zu der Aufgerufenen umdrehte. Harry glaubte, Mariah nun mit sanfter Gewalt von sich lösen zu müssen, doch zu seiner Überraschung befreite sie sich augenblicklich von selbst aus der Umarmung und erhob sich. Sofort sah Harry, wie heftig ihre Beine dabei zitterten und drückte noch einmal ihre kalte Hand, bevor sie sich in Bewegung setzte und die Stufen nach unten ging. Ihre Schritte begangen sicher und gleichmäßig, doch wurden sie plötzlich wieder langsamer, als sich Mariah noch einmal unsicher zu ihren Freunden umsah. Diese nickten ihr zuversichtlich zu, so dass es ihr etwas leichter ums Herz wurde. Sie wollte sich nun wieder umdrehen, um endlich ihren Befragern entgegenzutreten, doch plötzlich fiel ihr Blick dabei auf eine finstere Ecke des Gerichtssaals. Dort stand, an der Wand gelehnt, eine vermummte Person und als sie diese seltsame silberne Brosche an deren Umhang sah, erinnerte sie sich wieder an ihren mysteriösen Retter von vorhin und sofort machte sich wieder ein leichter dröhneneder Schmerz in ihrem Kopf breit. Obwohl sein Gesicht von der Umhangskapuze und der zarten Dunkelheit bedeckt war, spürte sie dort ein Augenpaar, welches fest auf sie gerichtet war... "Miss Riddle!", ertönte auf einmal die ungeduldige Stimme des Zaubereiministers, weswegen sich Mariah erschrocken umdrehte und erst jetzt wieder begriff, in welcher Situation sie sich befand. "Verzeihung", sagte sie verlegen und ging nun mit geröteten Wangen flink die letzten Stufen runter. Mit ängstlichen Augen betrachtete sie zuerst die schweren Ketten um den Stuhl, bevor sie sich auf diesem niederließ. Ein Zusammenzucken fast aller Beteiligten folgte, da die Ketten auf einmal in solcher einer Lautstärke zu rasseln begannen, wie sie es nur bei den potenziell gefährlichten Angeklagten getan hatten. Jedoch umschlangen sie Mariah nicht, was sie aber keineswegs ruhiger stimmte, denn der blanke Schreck war in ihren grauen Augen zu sehen, als die Ratsmitglieder in ihr Gesicht sahen. Sie erblickte Redstone, den sie schon jetzt so sehr fürchtete und schluckte, als sich ein triumphales Grinsen auf seinem Gesicht stahl. Mundungus wirkte äußerst nervös, Mrs. Womplish zückte erwartungsvoll ihre Feder und Miss Clutterbucks rosa Wangen nahmen ein auffälliges Rot an. Und auch Cornelius Fudges Gesicht zeigte eine gewisse Regung. "Miss Mariah Aurora Riddle", begann er, nachdem die Ketten endlich wieder reglos über den Stuhllehnen hingen, "Sie sind fünfzehn Jahre alt, gehen ab dem morgigen ersten September in die sechste Gryffindorklasse und leben seit zwei Monaten im Haus von Remus Lupin mit ihm selbst, Sirius Black und Harry Potter. Sind Ihre Fakten korrekt?" "J-ja", antwortete Mariah. "Sie sind auch die letzte Hauptzeugin und sind daher verpflichtet, auf alle Fragen, die Ihnen gestellt werden, wahrheitsgetreu zu antworten. Werden Sie ihrer Pflicht nachgehen?" "J-ja." "Würden Sie uns bitte Ihr Geburtsdatum nennen?" "Ähm, der einunddreizigste Oktober 1980", antwortete Mariah. Diese Information wurde sogleich in ihre Akten eingetragen. "Wie passend", meinte Redstone grinsend. "An Halloween und auch noch am Todestag der Potters ..." Mariah wusste nicht, wie sie auf diese seltsame Anspielung reagieren sollte und sah unsicher zu den restlichen Ratmitgliedern, von denen Miss Clutterbuck das Wort erhob. "Miss Riddle, Sie selbst haben sich vor etwa drei Monaten, an dem Tag, an dem der Unnennbare Hogwarts angriff, mit seiner persönlichen Aufforderung dazu bekannt, seine leibliche Tochter und Erbin zu sein. Entspricht dies wirklich der Wahrheit?" "Ja", antwortete Mariah und senkte etwas beschämt den Blick. "Können Sie uns etwas zu dem Tag Ihrer Geburt sagen?" Wie auch bei der Bemerkung betreffend ihres Geburtstages wusste Mariah auch diesmal nicht, was sie antworten sollte. "Ich ... ich wurde im ehemaligen Anwesen der Familie Voldemorts geboren. Danach kam ich direkt in seine Obhut, bis er ein Jahr später verschwand ..." "Und daraufhin wurden Sie von Regina und Raven Reason aufgezogen?" Mariah bejahte. "Hat Ihr Vater es so gewollt, dass sie Sie im Falle seines Ablebens bei sich aufnehmen würden?", fragte Mundungus. "Ich weiß es nicht. Sie haben zumindest nie etwas in dieser Hinsicht erwähnt. Jedoch ... machte Raven mir immer wieder klar, dass ich ihnen ... 'gehören' würde und so auch immer gehorchen sollte ..." Für einen kurzen Augenblick wagte Mariah es, zu der rechten Anklagebank und direkt in die dunklen Augen des Mannes zu sehen, der sie im jungen Alter gebrochen hatte. Sofort wandte sie sich wieder von ihm ab. Jedoch nicht aus Angst vor diesen grausamen kalten Augen, sondern wegen dem nahenden Gefühl der Rache und Genugtuung, welches das blasse und verängstigte Gesicht Ravens in ihr auszulösen vermochte. Dieses Gefühl war fast weitaus schrecklicher... "Sie haben also bis zu der Widerauferstehung des Unnennbaren bei den Reasons gelebt? Wie haben diese Sie behandelt?" Mariah presste ihre Ellenbogen gegen ihre Hüften und umfasste dabei schützend ihre Oberarme. "... Seit ich mich zurückerinnern kann, musste ich mit den Hauselfen im Haus arbeiten ... Als ich noch sehr klein war, dachte ich, es wäre völlig normal, als Kind hart zu arbeiten; ich kannte es ja nicht anders. Jedoch ... ab einem bestimmten Tag wurde auch mir klar ... dass ich nicht unter normalen Umständen lebte ..." "Sie reden sicher von dem Tag, von dem Ihre Freundin Miss Laison sprach, oder?" Langsam sah Mariah zu Redstone, nachdem er dies gesagt hatte. "Von dem Tag, an dem Raven Reason Ihnen Ihre Unschuld raubte ...", setzte dieser mit weicher Stimme fort. Mariahs Finger umklammerten ihre Oberarme nun wie feste Zangen und sie begann leicht zu zittern. "Ja ...", erwiderte sie. "Hat er -" "Wollen Sie, dass wir die Angeklagten rausschicken, Miss Riddle?", wurde Redstone auf einmal von Mundungus unterbrochen. Dafür erntete er nun viele überraschte und teils auch erschrockene Blicke. Auch Mariah war nun völlig verwundert. "Ähm ..." "Warum, Mr. Fletcher, bieten Sie der Zeugin an, die Angeklagten rauszuschicken?", erkundigte sich Redstone, der Mundungus sehr gefährlich, beinahe zornig ansah, da dieser es gewagt hatte, ihn zu unterbrechen. "Damit sie ohne Angst und vor allem in allen Einzelheiten aussagen kann, ohne, dass seitens der Angeklagten irgendwelche Bemerkungen oder sonstige Einflüsse auf sie treffen", begründete Mundungus mit ruhiger Stimme sein Vorhaben. "Ich kann mich nicht erinnern, dass irgendeiner der Angeklagten sich bis jetzt bezüglich Miss Riddles Aussagen geäußert hat. Daher sehe ich es auch nicht ein, diesen Saal um irgendeine anwesende Person zu leeren." "Nun ja", mischte sich nun Miss Clutterbuck mit ihrer schüchternen Art ein, "ich teile Mr. Fletchers Meinung in der Hinsicht, dass die Zeugin durch die ihr bedrohliche Anwesenheit der Angeklagten sicherlich stark in ihrer Aussage beeinflusst ist und wird." Redstone tracktierte die junge Frau mit einem bösen Blick, wodurch sie abrupt etwas blasser um die Stupsnase wurde. Nun gab auch Mrs. Womplish ihre Meinung in einem gelangweilten Ton ab: "Ich meine dazu, wir sollten die Verhandlung wieder fortsetzen. Sollten die Angeklagten die Zeugin in irgendeiner Art massiv beeinflussen, werden sie aus der Verhandlung entlassen." Damit schienen Fudge und auch die Ratsmitglieder zufrieden zu sein, denn nun wandten sie sich wieder Mariah zu, die der Diskussion nur mit einem unsicheren Blick beigewohnt hatte. "Miss Riddle", begann Redstone erneut, "Hat Mr. Reason Sie öfters missbraucht?" "J-ja ... Pro Woche kam er mindestens viermal in mein Zimmer ... und hat es erst im Morgengrauen verlassen ..." "Sind Sie fähig, uns zu schildern, was er in diesen Stunden alles mit Ihnen angestellt hat?", fragte Miss Clutterbuck behutsam. Mariah kamen nun langsam die Tränen, doch sie verhinderte mit viel Beherrschung, dass diese den Weg über ihre glühenden Wangen fanden. Sie wollte es durchstehen und vor allem ohne zu weinen. Mit einem knappen Nicken antwortete sie: "Zuerst ... kam er nur rein ... und vergewaltigte mich ... Doch ... nach ungefähr zwei Wochen zwang er mich ... selbst aktiv zu werden ..." "Zwang ... Hat er Sie mit dem Imperius dazu gezwungen?", wollte Mundungus wissen. "Ja ... doch bald reichte ihm das nicht mehr ... Ich sollte es von mich aus tun und dazu brachte er mich schließlich mit der Anwendung des Cruciatus ..." "Zu was genau hat er sie gezwungen?" 'Warum will er das hören?', dachte Mariah verzweifelt, nachdem Redstone diese Frage gestellt hatte. 'Reicht ihm nicht meine Aussage, dass es passiert ist? Ist es nicht egal, wie es war?!' "Ich ... ich sollte ihn mit ... meinem Mund verwöhnen ..." Jetzt musste Mariah ihre Augen zukneifen, um ihre Tränen zurückzuhalten, da dies mit eiserner Beherrschung nun nicht mehr möglich war. Sie wunderte sich über diese Totenstille um sie herum, denn niemand hinter ihr wagte es zu tuscheln oder sich sonst irgendwie mit dem Banknachbarn auszutauschen. Doch dies wäre ihr, so wurde es Mariah augenblicklich klar, viel lieber gewesen, als diese grausige Stille. Zugleich kam auch ein gewaltiger Brechreiz in ihr hoch, als sie sich an diese widerlichen Momente erinnerte, von denen sie soeben erzählte. Sie hörte beiläufig, wie Mundungus sich räusperte und auch seine nächste Frage stellte: "Hat ... Mrs. Reason sie ebenfalls in irgendeiner Weise misshandelt?" "Ich ... nun ja, sie hat mich, wie auch Raven, geschlagen, wenn ich angeblich frech wurde ..." "Hat sie auch nichts gegen die Vergewaltigungen unternommen?" "... Sie hat zwar nie etwas dagegen getan oder gesagt, aber mir schien es immer so zu sein, dass sie es nicht wollte ... Ich vermute, sie war eifersüchtig, da sich ihr Mann lieber mit mir ... 'befasste' als mit ihr ..." Aus irgendeinem Grund befiel Mariah nun das Bedürfnis in das Gesicht dieser Frau zu sehen und als sie dies auch tat, entdeckte sie da nur ein gedemütigtes Häufchen Elend. "Und Raven Reason hat Sie an andere Leute für Geld verliehen?", fragte Redstone. "... Ja." "Wann und an wen zum ersten Mal?" "... Als ich sieben war ... es war ... irgendjemand, der Menson oder Mensen hieß ..." "Menkson. Er wurde von Auroren getötet", las Mrs. Womplish von einer Liste mit vielen Namen vor. "Ja, Menkson hieß er", bestätigte Mariah, "Er war ein enger Bekannter von Raven." "Was hat er mit Ihnen gemacht?", wollte Redstone erneut wissen. "Kaum etwas anderes als Raven", wimmelte Mariah ab. "Wie viel hat er für Sie bezahlt?" "Keine Ahnung", meinte Mariah und ehrlich gesagt war es ihr auch egal, wie viel Geld man dafür bezahlt hatte, um sie quälen zu dürfen. "An wen hat Mr. Reason Sie noch verliehen?", fragte Mundungus. Mariahs ängstlicher Blick huschte flüchtig zu ihren Peinigern, welche ebenfalls unruhig zu ihr sahen. "I-ich weiß nicht - Ich - ich kann mich auch nicht an alle erinnern -", stotterte Mariah und sah krampfhaft auf den Boden. "Nennen Sie bitte diejenigen, an die Sie sich erinnern können", wurde sie von Mundungus gebeten, "Keiner hier wird Ihnen was tun." Mariah nickte einsichtig und begann, ohne ihren Blick vom Steinboden zu nehmen, die Namen aufzuzählen, die ihr am besten in Erinnerung geblieben waren: "Nott ... Goyle ... Avery ... Flint -" In diesem Moment ertönte ein lautes Klatschen und alle Blicke wanderten blitzschnell zur rechten Tribüne, wo sich Flints wütende Ehefrau soeben neben ihrem Mann erhoben hatte. Auf seiner fahlen Wange war eine rötliche Färbung zu sehen. "Du mieses Schwein!", wurde er von seiner Frau angefaucht. "Wie kontest du -" Doch augenblicklich wurde sie von einem der Auroren mit einem Schockzauber belegt und sie blieb mitten in ihrer Beschimpfung stumm und unbeweglich. Fudge bedankte sich für die schnelle Reaktion des Aurors und bat Mariah darum, fortzufahren. Diese zählte aber nur noch fast Namen von Todessern auf, welche entweder bereits in Azkaban saßen, von Auroren getötet wurden oder gar nicht bei dieser Verhandlung anwesend waren. "Und Miss Lara Laison hat Sie also eines Tages vor Aron Nott gerettet und zu sich genommen?" Mariah nickte auf Redstones Frage. "Haben Sie das nicht als seltsam empfunden, dass eine fremde Frau sie plötzlich wie eine Mutter umsorgt?" "Ich war überrascht ... aber ich war wohl zu glücklich, um mir großartig einen Kopf zu machen. Lara hat mich so oft, wie sie konnte, zu sich genommen, hat sich um mich gekümmert und mir vieles beigebracht", erzählte Mariah. "Miss Riddle", sagte Miss Clutterbuck, "Haben auch Sie den Feierlichkeiten der Todesser mit den Reasons beigewohnt?" "Ja ... dort wurde ich sozusagen zur Schau gestellt ... wie auch all die anderen ...", murmelte Mariah mit belegter Stimme. "Die anderen? Wen meinen Sie damit?", fragte Fudge mit gerunzelter Stirn. "Die Kindersklaven der Todesser ..." Es folgte eine kurze Stille, als Mrs. Womplish auf einmal wie verrückt in ihren Aufzeichnungen rumwühlte, dabei ein Stück Pergament aus dem Stapel vor ihr fischte und es an Redstone überreichte, der sich nun inzwischen zu Mariahs Schreck erhoben hatte. Redstone warf einen kurzen Blick auf das Pergament und ließ diesen folgend auf Mariah verweilen. "Reden Sie von den so genannten 'Lämmern'?", fragte er. Mariah nickte zurückhaltend. "Lämmer?", flüsterte Ron unwissend. Harry, der inzwischen wie alle anderen ebenfalls wie gebannt das Verhör mitverfolgt und dabei alle möglichen Empfindungen durchgemacht hatte, war nun auch mehr als verwirrt. Ron und er sahen abrupt zu Sirius, der ihnen leise eine Antwort gab. "Als Lämmer werden Kinder bezeichnet, welche von Todessern als Sklaven gehalten werden. Diese Kinder haben sie entweder aus Muggel- oder Zauberer - vor allem Aurorenfamilien verschleppt. Bei einem Angriff auf einer Todesserfeier wurden viele dieser Kinder dort gefunden. Jedes von ihnen besaß an irgendeiner Stelle des Körpers ein Zeichen in der Form eines Lammkopfes. Daher nennt man sie Lämmer. Das Zeichen soll angeblich das Symbol der vollkommenen Unterwerfung sein." "Wie ein Brandmerkmal bei einem Stück Vieh", wisperte Hermione, bei der mittlerweile unzählige Tränen geflossen waren. Harry nahm tröstend ihre Hand und bemerkte dabei nicht den finsteren Blick Rons, der auf die beiden gerichtet war... "Nun fragen wir auch Sie, Miss Riddle, können sie uns etwas über den neunten September 1985 erzählen?", bat Miss Clutterbuck. Mariah ging in sich. "Nun ja ... An diesem Tag war wohl wieder so eine Feier, wenn Sie darauf ansprechen ..." "Ja, an diesem Tag gab es so eine Feier, die aber von Auroren des Ministeriums gestürmt wurde. Waren Sie dabei?" "Ich glaube ja ...", versuchte Mariah sich daran zu erinnern, "Ja, alles war wie immer ... Die Gäste liefen mit den Lämmern rum und präsentierten sie stolz und ... auf einmal schmetterte die Tür auf und fremde Männer schossen auf sie los ... Sie trafen die Lämmer und diese fielen tot zu Boden ..." "Was haben Sie getan?" "Raven nahm mich an die Hand und zerrte mich zum Hintereingang hinaus, wo er dann mit mir apparierte." "Mehr können Sie uns nicht zu diesem Tag sagen?" "Nein, tut mir Leid. Es ist ja auch mehr als zehn Jahre her ..." "Dann erzählen Sie uns doch, was genau mit den Lämmern gemacht wurde auf solchen Feiern", forderte Redstone auf, der seinen Platz noch immer nicht wieder eingenommen hatte. Mariahs musste bei ihren Erinnerungen leise schlucken, wobei sie mit ihrer einen Hand dabei zum Ansatz ihres Halses wanderte. "Sie ... wir wurden in die schönsten Kleider gesteckt und wie teuere Puppen vorgeführt ... Und wenn ... ein paar Stunden vergangen sind und die Erwachsenen schon angetrunken waren ... da hat sich so mancher schon an Ort und Stelle geholt, wofür er bezahlt hatte ... Einmal ... da war ein Mädchen ... Sie war die Älteste von uns allen und kümmerte sich auf solchen Treffen etwas um uns, wenn sie konnte. Diese Treffen waren die einzigen Momente, wo wir uns alle sahen ... Jedenfalls ... sollte sie an einem Abend ihren Käufer vor allen anderen ... mit dem Mund befriedigen ... doch sie weigerte sich und ihr ... 'Herr' hat ihr sofort die Kehle durchgeschhnitten ..." Nun konnte Mariah es nicht mehr verhindern; sie weinte. Trauer und Wut überkamen sie und gaben ihren aufgewühlten Gefühlen den letzten Schub. Sie erschrak leicht, als auf einmal ein Taschentuch vor ihr auftauchte und auf ihrem Schoß landete. Wie aus Reflex sah sie auf zu Mundungus, dessen Zauberstab in der Hand zart leuchtete. Mariah dankte ihm mit einem zögerlichen Lächeln und wischte sich mit dem Taschentuch die Wangen trocken. "Wer war es, Miss Riddle?", fragte Mundungus mit behutsamer Stimme. Mariah wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, doch plötzlich stockte sie. Sie wusste es nicht. Obwohl sie diese widerliche Hinrichtung noch so gut vor Augen hatte, als wäre sie soeben erst geschehen, wusste sie es nicht. Und je mehr sie sich zu erinnern versuchte, desto stärker wurde der Schmerz in ihrem Kopf, der seit dem Vorfall in der Eingangshalle nicht verflogen war. "Ich weiß es nicht", gestand sie. Die Ratmitglieder tauschten sich nun verwunderte Blicke aus. Doch Redstone starrte Mariah wie schon die ganze Zeit lang eindringlich an. "Könnte es sein, dass dieser Mann nicht mehr lebt?", fragte er ruhig. Nun hielt sich Mariah den Kopf. "Es könnte sein", antwortete sie knapp. Auf einmal erklang auf beiden Tribünen der Angeklagten ein lautes Flüstern. "Ruhe!", rief der Kobold und das Flüstern endete abrupt. Mariah, die nun sehr unsicher wegen dem Geflüster links und rechts von ihr war, sah nun in Redstones ergründende Augen, die ihr mit seinen Schritten langsam näher kamen. "Kommen wir ... nun doch zu Ihrem Vater, Miss Riddle ... Was haben Sie vor seiner Wiederauferstehung über ihn erfahren?" "Ich ... eigentlich habe ich immer nur flüchtig die Bezeichnung 'Dunkler Lord' im Haus der Reasons gehört ... Erst durch Lara erfuhr ich, wer der Dunkle Lord war ... und was ich mit ihm zu tun hatte ..." "Wie haben Sie denn darauf reagiert, dass Sie die Tochter des gefährlichsten Zauberers seit Grindelwald sind?" "Ich ..." "Haben Sie sich gewünscht, dass er zurückkehren würde, um Sie aus ihrem grausamen Leben zu befreien?" "Ich .. ja das habe ich ..." "Obwohl er Tausende von Muggeln, Hexen und Zauberer auf dem Gewissen hat?", fragte Redstone im verächtlichen Ton. "Nein - doch - ich ... ich hoffte einfach, er würde nicht so sein, sollte er wieder zurückkehren ... Raven und seine Bekannten meinten immer wieder, er würde nie wieder zurückkehren ... Doch Lara meinte immer das Gegenteil ... dass er Macht genug hätte, zurückzukehren, da er selbst als toter Zauberer genug Macht hätte ..." "Hat auch Ihr Mal gebrannt, als der Unnennbare alles in die Wege leitete, um zurückzukehren?" "Ja ... Auch bei Raven und Regina ... In der Zeit nahmen sie sich auch sehr zurück, mir irgendwas anzutun ..." "Wie war denn schließlich Ihre erste Begegnung mit Ihrem Vater?", fragte Fudge hochinteressiert. Mariah schloss kurz die Augen, um sich an diesen Tag zu erinnern, der ihr Leben, wie auch die Begegnung mit Laura und ihrer Mutter, drastisch verändert hatte... Rückblick am 24. Juni 1995: "Aaaah!" Schreiend ließ Mariah das Tablett mit der warmen Suppe fallen und stürzte zu Boden. Dabei besuddelte die heiße und fettige Flüssigkeit das rosa Rüschenkleid, welches sie an diesem Abend trug. Doch viel mehr kümmerte sie ihr linker Unterarm, der so schmerzvoll brannte, als hätte sie diesen in ein Flammenmeer getaucht. "Du dummes, verschlamptes Gör! Sieh an, was du - Arrgh!" Denselben Schmerz verspürte nun auch Raven Reason, der somit seinen linken Unterarm krampfhaft umfasste und sich auf seinem Stuhl am großen Esstisch vor Pein wandte. Auch seine Frau Regina Reason schrie vor Schmerzen und als sie sich erheben wollte, stürzte sie neben Mariah direkt zu Boden. "Er ist zurück, Raven! Der Dunkle Lord ist zurück!", schrie die Frau panisch. Obwohl die Schmerzen beinahe alle ihre Sinne lähmten, horchte Mariah verwundert auf. Der Dunkle Lord war zurück? Ihr leiblicher Vater, von dem es immer hieß, er wäre vollständig von einem kleinen Jungen namens Harry Potter besiegt worden? "Red keinen Unsinn!", keifte Raven seine Frau an. "Aber unsere Male!! Und sogar ihres -" Mit diesen Worten packte sie Mariahs linken Unterram und streckte ihn ihrem Mann entgegen. Angewidert, starrte er auf das Dunkle Mal, welches wie auch seins feuerrot leuchtete. "Er ist zurück, Raven!", wiederholte Regina und begann zu schluchzen und zu weinen. "Er wird uns umbringen für all das, was wir mit ihr gemacht haben! Er wird uns -" "Halt endlich den Mund und lass mich nachdenken!" Doch die Schmerzen in seinem Unterarm, die immer unerträglicher wurden und das laute Wimmern von Mariah und Regina ließen ihm kaum diese Gelegenheit. "Er ruft uns", wisperte Regina, "Bitte, Raven, folge dem Ruf ... Er wird uns sowieso finden, egal wie lange wir uns verstecken ... Wir haben seine Tochter und er wird nicht eher ruhen, bis er sie bei sich hat ... Oh bitte, ziehe nicht noch mehr von seinem Zorn auf uns, ich bitte dich!" Raven sah sie nachdenklich an und nach einigen ruhigen Sekunden erhob er sich taumelnd und verließ für kurze Zeit den Saal. Als er wieder zurückkam, trug er einen schwarzen Umhang und hatte eine seltsame weiße Maske in der Hand. "Bringe sie in ihr Zimmer und krümme ihr kein Haar", ordnete er an und setzte sich die Maske auf. "Bitte sei vorsichtig, Liebling", sagte Regina, doch Raven war bereits disappariert. Regina schluchzte noch einmal herzergreifend, bevor sie sich zu Mariah umdrehte, die noch immer inmitten der verschütteten Suppe und mit schmerzendem Unterarm hockte. "Steh auf", wurde sie von Regina so nett wie noch nie aufgefordert, weswegen sie sich sofort erhob. Daraufhin geleitete sie Mariah zum Badezimmer, wo sich das vierzehnjährige Mädchen wusch, und dann in ihr kerkerartiges Zimmer. "Leg dich hin und schlaf", sagte Regina nur und verschloss magisch die Tür. Vor dieser blieb Mariah unzählige Minuten unschlüssig stehen und versuchte zu begreifen, was da im Speisesaal passiert war. Auch bemerkte sie nach einer Weile, dass der Schmerz in ihrem Unterarm immer mehr nachließ, jedoch nicht völlig verschwand. Langsam drehte sie sich von der Tür weg und krabbelte auf ihr Bett. Während sie sich in das dünne Laken kuschelte, starrte sie zu dem winzigen vergitterten Fenster hinaus zu dem Vollmond. Ihr Herz klopfte vor Aufregung und hinderte sie vorerst am Einschlafen. Ihr Vater war zurück... Zumindest hatten dies Raven und Regina behauptet, und selbst Raven, der allein eine Überlegung darüber ständig abgewiesen hatte, sah dies wohl so. Wohin war er sonst appariert, wenn nicht zu ihm? Auch hatten ihre Male fast ein ganzes Jahr lang geschmerzt, doch nie war es so schrecklich gewesen wie an diesem Abend... Erst jetzt begriff Mariah wirklich, was all dies zu bedeuten hatte. Wenn ihr Vater tatsächlich wieder da war ... würde er sie dann nicht zu sich nehmen? Weg von den Reasons? Weg von all den Qualen und Demütigungen? Doch würde sie bei ihm vielleicht genau so ein Leben verbringen wie bei den Reasons? Nach Laras vielen Erzählungen von ihm vor seinem angeblichen Untergang konnte dies nur so sein. Während sie über all diese Dinge nachdachte, fiel sie in einen leichten Schlaf, aus dem sie schon nach wenigen Stunden wieder geweckt wurde... "Wach auf!" Mariah blinzelte benommen und öffnete ihre Augen. Sofort schreckte sie zurück, als sie in die ihr so vertrauten dunklen Augen Ravens sah und rutschte mit ihrem Rücken an die Wand am Kopfende ihres Bettes. "Zieh das an!", blaffte er und warf ihr ein schwarzes, langes Kleid aufs Bett. "In einer Viertelstunde sehe dich in der Eingangshalle!" Damit verließ er mit eiligen Schritten das Zimmer. Mariah starrte auf das Kleid auf ihrem Bett und mit einem Blick hinaus aus dem Fenster stellte sie fest, dass die Nacht noch nicht vorbei war. Sie stand eilig auf und schlüpfte in das Kleid, welches sehr eng an ihrem jungen Körper anlag. Sie verlor keine Zeit und rannte nach oben direkt in die Eingangshalle. Dort warteten Raven und Regina auf sie. Regina trug nun auch eine weiße Maske und einen langen, schwarzen Umhang. "Komm", sagte sie und schob Mariah mit sanfter Gewalt durch die große Tür raus in den Garten. Dort umfassten ihre Adoptiveltern ihre Arme und schon fühlte Mariah dieses bekannte Ziehen in ihrem Bauchnabel. Der Garten um sie herum verschwand in einem riesigen Farbstrudel und nach wenigen Sekunden verdunkelte sich alles immer mehr, bis sie sich wieder auf festem Boden befanden. Mariah sah sich völlig verunsichert um, als ihr klar wurde, dass sie sich auf einem Friedhof befanden. Auf diesem waren mehrere Grabsteine beschädigt oder vollkommen zerstört. Inmitten der Trümmer befand sich außerdem ein umgestoßener Kessel und rundherum lagen die steinernden Flügel eines riesigen Marmorengels, dessen gesamtes Antlitz schrecklich entstellt war. "Wo sind wir?", wagte Mariah zu fragen. Normalerweise stand es ihr nicht zu, einfach zu sprechen und schon gar nicht, irgendwelche Fragen zu stellen. Jedoch folgte statt einer Beschimpfung eine Antwort. "Little Hangleton; der Geburtsort des Dunklen Lords. Er wünscht, dich zu sehen." Abrupt schnellten Mariahs ungläubge Augen zu Raven und erst jetzt bemerkte sie die vielen Schnittwunden und Hämatome in seinem langen Gesicht. Auch fiel ihr erst jetzt sein zerrissener Umhang ins Auge. "Los, der Dunkle Lord wartet nicht gerne", meinte Raven und setzte sich seine weiße Maske auf. Gemeinsam schritten sie durch den modrig riechenden Friedhof und als langsam die Sonne aufging, standen sie vor dem zweistöckigen großen Haus, das Mariah schon vom Friedhof aus auf einem Hügel erblickt hatte. Raven klopfte laut gegen die alte Tür, die dadurch heftig erzitterte und ein pummliger Mann mit einer silbernen Hand öffnete sie. "Oh", ertönte es kratzig aus seiner Kehle, als er Mariah erblickte. Auch nahm er sich Zeit, sie genauestens zu begutachten. "Lass uns rein, Pettigrew! Sonst erfährt der Meister, dass du uns hier aufgehalten hast!", zischte Raven voller Ungeduld und sofort wurden sie von Peter Pettigrew eingelassen und nach oben geführt. Innerhalb des Hauses war praktisch alles verfallen. Die wenigen Möbel waren von einer dicken Staubschicht bedeckt und von Termiten und Motten zerfressen. Im oberen Stock gingen sie einen langen Flur mit sehr vielen Türen entlang. Vor einer von diesen blieben sie letztendlich stehen. In genau diesem Moment befiel Mariah der starke Drang, so schnell wie möglich wegzulaufen und dieses Haus zu verlassen. Laras Stimme, die in ihrem Kopf ertönte, sprach vergangene Worte aus: 'Er hat unzählige Muggel, Zauberer und Hexen getötet ... Nur wegen einem Fehler hat er seine Untergebenen gefoltert und beseitigt ... Auch deine Mutter hat er getötet ...' Doch zugleich empfand sie unbändige Neugier und die fast schon naive Hoffnung, hinter dieser Tür würde ein Vater auf sie warten, der sie nach so langen Jahren der Trennung in seine Arme nehmen und sie von den Reasons wegholen würde. Ohne, dass einer ihrer drei Begleiter die Klinke berührte, öffnete sich die Tür langsam und mit einem lauten Knarren. Sie traten in einen Raum ein, der von dem Licht der aufgehenden Sonne, welche durch ein riesiges Fenster hinein schien, durchflutet war. Um sie herum standen maskierte Personen, zu denen sich auch sofort die Reasons und Pettigrew gesellten. Mariah blickte nach vorn und direkt auf eine vermummte Gestalt, auf die mittlerweile alle Augen gerichtet waren. Sie saß auf einem großen Stuhl, der einem Thron gleich war. Die Gestalt strich zart über ihren linken Unterarm und augenblicklich krampfte sich Mariah zusammen, als auf ihrem ein unsagbarer Schmerz entflammte. Von den Leuten um sie herum ertönte ein einstimmiges Keuchen und Wimmern. Ein lautes Zischen ließ Mariah erzittern und mit vor Schmerz tränenden Augen sah sie wieder nach vorne. "Tritt näher", wies sie sie an mit einer Stimme, die dem Zischen einer Schlange ähnelte. Mariah schluckte laut vor Angst und wollte der Anweisung nachgehen, doch ihre Beine zitterten so stark, so dass ihr dies erst nach einigen Versuchen gelang und sie sich ihrem Gegenüber um fünf Schritte näherte. "Noch näher", ertönte es unter dem schwarzen Gewand, welches die Gestalt verhüllte. Mariah gehorchte und somit trennte sie kaum noch ein Meter von dem Thron, von welchem sich das zischelnde Etwas auf einmal erhob und leicht die Arme ausbreitete. "Ah ... du, meine einzige Erbin Mariah Aurora hast tatsächlich die Jahre meiner Abwesenheit überlebt ..." Mariah erzitterte heftig. Nun war es also sicher. Sie stand wahrlich vor ihrem Vater. Er war wirklich zurück. "Und doch", fuhr er leise fort, "bin ich enttäuscht darüber, was ich hier sehe ..." Mariah hütete sich nun davor, sich zu bewegen, als ihr Vater die seltsame langfingrige Hand nach ihr ausstreckte und so unglaublich liebevoll über ihre blasse und doch heiße Wange strich. "... Ich hatte gehofft, ich müsste nicht noch einmal in genau dieses Gesicht blicken ..." Er zog seine Hand wieder zurück und schwieg für wenige Sekunden, als würde er nachdenken. "Doch du wünschst, mein Gesicht zu sehen, oder nicht?" Verwirrt darüber, dass er soeben ihre Gedanken ausgesprochen hatte, nickte Mariah zaghaft. Erwartungsvoll, sah sie zu ihm auf, als er quälend langsam die Kapuze seines Umhangs runterzog. Ein Aufschrei des Entsetzens entfiel ihr bei dem Anblick, der sich ihr nun darbot. Mit aufgerissenen Augen starrte sie in ein weißes Gesicht, dessen Nase nur aus zwei schmalen Schlitzen bestand und in rot glühende Augen, welche das zurückgeschreckte Mädchen fixerten. Mariah konnte es nicht glauben. 'Das' sollte ihr Vater sein? Dieses 'Etwas', was äußerlich und nach den Dingen, die sie von ihm gehört hatte auch seelisch nichts Menschliches besaß, sollte ihr Vater sein? Sie stolperte zurück, als er erneut seine Hände hob und ihr Gesicht umfasste. Auch dieses Mal war diese Berührung sanft und vorsichtig. "Du hast Angst vor mir ...", flüsterte er. Diese Worte kamen jedoch, so vernahmen es Mariahs Ohren zumindest, ohne Bedauern über die weißen, schmalen Lippen. Eine Eiseskälte erfüllte sie und verstärkte das Zittern, als ihr Vater anfing zu lächeln. Doch das Lächeln war weder liebevoll noch fürsorglich, sondern boshaft. "Das solltest du auch", fuhr er fort, "Denn jeder soll Lord Voldemort fürchten ... auch du ..." Spätestens jetzt war Mariah nicht mehr in der Lage, irgendetwas zu erwidern. Das Fünkchen Hoffnung, welches noch wie eine Blume vor der Tür geblüht hatte, war nun verwelkt. Sie war in einem weiteren Alptraum gefangen, bevor sie aus ihrem alten überhaupt aufgewacht war. So vollkommen vor den Kopf gestoßen und versunken in ihrer aufkeimenden Verzweiflung, bemerkte sie nicht, wie ihr Vater Lord Voldemort sie genaustens von Kopf bis Fuß hin musterte. Doch seine plötzlich laute Stimme zog wieder ihre volle Aufmerksamkeit auf ihn. "REASON!" Noch nie hatte Mariah ihren Adoptivvater wimmern hören, noch nie war ihr dieser Moment der Genugtuung, dass diesmal er sich vor etwas fürchtete, vergönnt gewesen. Doch nun wurde sie Zeuge bei so einer Situation, in der sich Raven und seine Frau mit schlotternden Leibern und haspelnden Stimmen zu ihrem Meister begaben. "Sagt wir sofort, warum meine Erbin - mein Eigentum - 'dieses' Zeichen auf ihrem Körper trägt!", donnerte der Dunkle Lord drauf los und streckte einen seiner langen Zeigefinger der erschrockenen Mariah entgegen. 'Welches Zeichen?', fragte sie sich. 'Meint er etwa ... Aber wie konnte er es sehen?' "M-Meister -", stotterte Raven, während Regina an seiner Seite zu weinen begann. "Was erlaubt ihr euch, sie zu eurem Eigentum zu machen?! Mein Eigen Fleisch und Blut zu beschmutzen?!! CRUCIO!!" Mariah sprang zur Seite, als das Ehepaar schreiend neben ihr zu Boden fiel und sich vor Qualen krümmte. Diese Qualen konnte sie sich nur allzu gut ausmalen, da dieser Fluch schon so oft auf sie gehetzt worden war... Die beiden Gefolterten schrieen sich die Seele aus dem Leib und ihre Gesichter waren schon bald ziegelrot und hässlich verzehrt. Ein Gefühl überfiel Mariah wie ein Rausch, welches als Genugtuung und Rache am oberflächlichsten zu bezeichnen wäre. Es erfüllte sie mit Freude, über diesen beiden Menschen zu stehen, die ihr immer das Gefühl gegeben hatten, das minderwertigste Wesen auf der gesamten, ihr allzu beschränkt bekannten Welt zu sein. Je höher die Schreie wurden und nach Erlösung flehten, desto mehr hoben sich die zugleich zitternden Mundwinkel des Mädchens zu einem zufriedenen Lächeln. "Es gefällt dir, nicht wahr?" Sofort verschwand das Lächeln, als sie die zischelnde Stimme ihres Vaters wahrnahm, der sie die ganze Zeit beobachtete hatte. Mit dem Verschwinden des Genusses der Folter, waren auch ihre grauen Augen zu ihm gehuscht und erkannten dasselbe boshafte Lächeln von vor wenigen Minuten. "Du liebst es, sie leiden zu sehen", sagte er und ging auf sie zu. Noch immer standen die Reasons unter dem Folterfluch und inzwischen hatten sie sogar keine Kraft mehr zu schreien. "Soll ich aufhören und den Fluch von ihnen nehmen? Oder willst du es gar ... vollenden?" Mariah starrte ihn einfach nur an. Er wollte sie allen Ernstes über das Leben von zwei Menschen entscheiden lassen? Ihr Wort sollte bestimmen, ob sie unter dem Cruciatus bis zum Wahnsinn oder gar Tod weiter leiden sollten? Und schlussendlich auch noch von ihr 'erlöst' werden? Noch einmal sah sie zu Raven und Regina Reason, die direkt vor ihren Füßen lagen und sich weiter wandten vor Schmerzen. Ab hier konnte selbst Mariah nicht mehr wissen, was sie im Moment durchmachten, denn nie hatte jemand sie selbst so lange verflucht. Sie suchte in ihrem Inneren nach diesem seltsamen neuen Gefühl, welches sie soeben heimgesucht hatte, doch fand sie nur noch Mitleid und Unsicherheit vor. Sie kniff ihre Augen zusammen und drehte sich weg. Sie konnte das nicht. Sie konnte nicht so eine Entscheidung treffen. Egal, was man ihr angetan hatte, das konnte sie einfach nicht. Sie zuckte heftig zusammen, als ihr Vater ein lautes Zischen von sich gab und erneut das Wort 'Crucio' ausstieß. Es folgte fast eine Minute, in der nichts als Stille herrschte, doch dann ertönte das leise gequälte Schluchzen und Ächzen der bestraften Todesser. Mariah wagte es nicht, sich umzudrehen. Einerseits aus Angst vor dem Wiederaufkeimen des Rachegefühls, andererseits aus Furcht vor ihrem Vater, dessen kalte Hand sie im nächsten Moment auf ihrer Schulter spürte. "Du wirst schon noch lernen, diejenigen zu bestrafen, die es verdienen", flüsterte er, "... als meine Erbin wirst du durch mich den Tod beherrschen und die Gnade in deinem Herzen ersticken ... Du wirst deinem Schicksal folgen ..." Mariah senkte den Kopf und Tränen liefen über ihre Wangen. Ende vom Rückblick "Was passierte dann in den folgenden Tagen?", fragte Mundungus. "Es wurden weitere Treffen abgehalten und bei jedem sollte ich dabei sein. Ich sollte meine ... 'Untergebenen' allesamt kennen lernen und sie mich. Immer wenn einer von ihnen bestraft werden sollte, fragte er zuerst mich, ob ich die Strafe nicht ausführen wolle ..." "Haben Sie das Angebot auch einmal angenommen?" "Nein, nie!", antwortete Mariah hastig auf Redstones Frage. "Aber damit haben Sie sich Ihrem Vater doch zugleich widersetzt", meinte er. "Voldemort hat mich nie dazu gezwungen, die Unverzeihlichen Flüche anzuwenden, jedoch ließ er es mich schon spüren, wenn er es nicht guthieß. Er wurde auch immer ungeduldiger, da ich einfach keine Gewalt bei den Todessern einsetzen wollte." Daraufhin blieb Redstones nun sehr eindringlicher Blick lange an ihr haften. Davon wurde sie jedoch durch Mundungus' nächste Frage abgelenkt. "Miss Laison hat uns ja bereits Ihre gemeinsame Flucht ausreichend geschildert. Könnten Sie uns vielleicht Ihre eigenen Beweggründe nennen, warum Sie nach Hogwarts flüchteten?" "Wie Laura schon sagte ... wir wollten einen Weg finden, Voldemort für immer zu besiegen ..." "Und diesen Weg hofften Sie in Hogwarts zu finden?" "Ja ... Da er auch dort Schüler war und somit einen Großteil seiner Macht aus seinem dort erlangtem Wissen bezog. Zum anderen auch war Hogwarts für uns der beste Schutz, da Albus Dumbledore ja bekanntlich immer einzig derjenige war, vor dem Voldemort sich fürchtete. Und auch ..." Mariah ließ nun eine beträchtliche Pause folgen, bis Redstone mit einem hämischen Unterton ihren Satz beendete: "... weil Harry Potter dort war." Die junge Gryffindor sah wieder zu ihm, wirkte nach diesen Worten jedoch so seltsam ruhig und gefasst. "Ja ...", gestand sie, "... auch wegen Harry Potter." Unzählige Augenpaare wanderten zu Harry, doch er sah einzig mit ruhigem Blick nach unten zu Mariah. Wohl kaum einer hätte es für möglich gehalten, Redstones Grinsen könnte noch breiter werden, doch genau dies geschah nach Mariahs Worten. "Ach", sagte er, "Harry Potter war ebenso ein Grund, nach Hogwarts zu gehen?" Den größten Mut, den Mariah während ihrem gesamten Verhör aufbrachte, zeigte sich in ihrem nun dunkler werdenden Blick und ihrer scharfen Stimme, als sie antwortete: "Ja, war er. Jedoch nicht, um ihn angeblich im Auftrag von Voldemort um den Finger zu wickeln und dann zu töten." Redstones Grinsen nahm nun ein wenig an Überheblichkeit ab, verblieb jedoch auf dem Gesicht des Ratmitglieds. "So? Was wollten Sie denn dann von ihm?" Die zarte Dunkelheit in Mariahs grauen Augen verzog sich langsam wieder wie ein morgendlicher Nebel. "Schon als kleines Kind hörte ich von ihm ... von Harry Potter, dem Junge, der überlebte. Derjenige, der als Baby Voldemort besiegte ... In ihm sah ich die ganze Zeit lang diesen Weg, um Voldemort ein weiteres und wohl auch endgültiges Mal zu besiegen. Auch erzählte er mir viel über Harry in der Zeit bis zu meiner Flucht." "Was erzählte Ihr Vater Ihnen?", fragte Miss Clutterbuck. "Voldemort erzählte mir, dass die Potters, zumindest väterlicherseits, von Godric Grffindor abstammten. Somit also auch, dass Harry Gryffindors Erbe ist und er ihn nicht töten konnte, da er von seiner Mutter, weil sie sich für ihn geopfert hat, geschützt wurde." "Sie erzählten", sagte Mrs. Womplisch und las aus dem Protokoll von Mariahs Verhör, "er hätte Ihnen gesagt, Sie würden noch Ihrem Schicksal folgen. Was meinte er damit?" "Das Wort 'Schicksal' ..." Mariah brach im Satz ab und musste sich schlagartig an das lächelnde Gesicht des jungen Tom Ridddles erinnern, nachdem sie und Harry ihm jeweils ein Schwert in den Leib gerammt hatten... "Er redete eher selten von Schicksal ... Aber er meinte, ich wäre einzig dafür geboren, um sein Werk weiterzuführen. Und genau das wollte ich nicht." Ein spöttisches 'Pfff' zwängte sich zwischen Redstones blassen Lippen hervor und auch Fudge sah misstrauisch auf Mariah herab. Noch einmal befiel sie dieser Mut, doch blieben dabei ihre Augen hell und klar. "Auch wenn Sie mir nicht glauben", sagte sie mit gefasster Stimme, "der 'Tagesprophet' verschwendet bloß unnötig Tinte dabei, mir irgendetwas in der Art zu unterstellen ... und Sie Ihre Zeit." Dabei huschte ihr Blick flüchtig zu der riesigen Sanduhr, wo nur noch wenig braune Körner in der oberen Hälfte waren. Sofort sah sie wieder zu Fudge, der sich nun auf seinem Stuhl mit nach oben gezogenen Augenbrauen zurück gelehnt hatte. Als sie Redstones kühle Stimme hörte, wandte sie sich von dem Zauberereiminister ab. "Ob wir unsere Zeit mit solchen Fragen verschwenden, können wir sicher noch selbst entscheiden, Miss Riddle." Mariah wusste nun, dass sie sich mit ihrer Rechtfertigung etwas erlaubt hatte, was noch Folgen mit sich bringen würde und schluckte bei dieser Tatsache. "Also hatten Sie vor, Harry Potter dazu zu benutzen, um Ihren Vater zu besiegen?", wollte Miss Clutterbuck wissen. "Nein, Laura und ich wollten ihn beschützen. Daher habe ich mir, als der Sprechende Hut mich einteilen sollte, gewünscht, nach Gryffindor zu kommen. Laura selbst wollte nach Slytherin, um die Kinder der Todesser im Auge zu behalten." "Doch haben Sie Ihren Liebsten so doch noch mehr in das Visier Ihres Vaters gelenkt", meinte Redstone gehässig. "Selbst wenn Harry und ich nicht zusammen gekommen wären, hätte Voldemort ihn umbringen wollen", erwiderte Mariah trocken und sah zum ersten Mal nicht zu Redstone, während einer Antwort. Denn bei diesem Thema war sie mittlerweile selbstbewusst genug, um sich nicht mehr verunsichern zu lassen. Denn sie liebte Harry und er liebte sie. Und daran war rein gar nichts falsch. Doch sich selbst das einzugestehen, war für sie vor allem während der Zeit der bösen Schlagzeilen des 'Tagespropheten' sehr schwer gewesen. "Miss Riddle", sagte Mundungus, "was hat es denn mit diesem Buch auf sich, welches der Unnennbare zu diesem uminösen Ritual mit Ihnen und Mr. Potter verwendete?" "Dieses Buch wurde vor tausend Jahren von jemanden verfasst, der mit den vier Gründern von Hogwarts bekannt war -" "Woher kannten Sie es?", erkundigte sich Redstone nun auch mit Interesse. Mariah konnte es sich auch schon denken, warum, denn das Buch hatte sie, Laura und Draco zu nicht gerade vorbildlichen Handlungen verführt und das konnte Redstone sicher geradezu riechen. Doch sie folgte Mundungus' Rat vom vergangenen Nachmittag, indem sie auspackte. "In Hogwarts erfuhren Laura und ich von einer verbotenen Abteilung in der Bibliothek. Da sicher auch Voldemort dort gelesen und vielleicht auch einen Teil seiner Macht daraus bezogen hat, wollten wir solche Bücher suchen. Wir schlichen uns in der Nacht rein, doch Draco - er war damals noch nicht auf unserer Seite - erwischte uns und schmiss uns raus. Beim zweiten Mal aber stand er für uns Schmiere und wir fanden durch einen bestimmten Genzauber das Buch 'Blutrituale'. Dem Zauber nach hat Voldemort es sehr oft in der Hand gehabt -" "Was genau stand in dem Buch?" "Es war selbst voller Blut, so war nicht viel lesbar. Doch konnte ich lesen, dass der Verfasser versucht hat, das Blut aller Gründer zu trinken, um der mächtigste Zauberer zu werden. Doch da er mit keinem der Gründer verwandt war, ist es misslungen und er hat es wohl nicht überlebt -" "Und dieses Ritual hat Ihr Vater dann mit Ihnen und Mr. Potter durchführen wollen?" "Ja", antwortete Mariah und erinnerte sich mit Ekel an die Bloodgoblins, welche sich in ihre Arme festgebissen hatten, um ihr Blut auszusaugen... "Und das, weil Sie nicht nur Slytherins Blut in sich tragen, sondern auch das von Ravenclaw und Hufflepuff", bemerkte Redstone. "Ja ..." "Wo wir schon mal dabei sind", redete Redstone weiter, "was können Sie uns denn über Ihre Mutter sagen?" Mariahs Augen weiteten sich, doch als sich zeitgleich wieder ein fieses Lächeln auf das Gesicht ihres Gegenübers bildete, versuchte sie, sich zu sammeln und gut zu überlegen. Sollte sie nun sagen, dass sie nichts von ihrer Mutter wusste? Nein, denn immerhin hatte ganz Hogwarts damals durch eine Kristallkugel zuhören dürfen, dass sie ihre Mutter schon in manchen Dingen kannte und so einiges über sie wusste. Ihre lange Auseinandersetzung mit Tom Riddle hatte dies gezeigt... Doch wie viel konnte sie sagen? Immerhin würde sie bei nur einem Wort zu viel verraten, dass Dumbledore sehr wohl über ihre Identität Bescheid gewusst hatte... "Ich kenne nur ihren Namen und ihr Ende", antwortete sie schließlich. "Sie hieß Marianne Maleika und wurde von Voldemort gefangen gehalten. Kurz nach meiner Geburt brachte er sie um." "Maleika", wiederholte Redstone langsam und wechselte kurz einen Blick mit Fudge, bevor er sich wieder zu Mariah umdrehte. "Und mehr wissen Sie nicht?" "Nein", sagte Mariah ruhig. Redstones Blick haftete nun felsenfest an ihr, doch zum Glück stellte Mundungus die nächste Frage. "Zurück zu dem Buch, Miss Riddle. Wie kam es in den Besitz Ihres Vaters?" "Draco, Laura und ich wollten es aus der Bibliothek entfernen, da wir uns sicher waren, dass Voldemort es doch noch irgendwann durchführen würde. Laura ... ging dann zu Professor Snape und erlog sich von ihm eine schriftlche Erlaubnis, das Buch ausleihen zu dürfen. Doch Madame Pince hatte es bereits in die Winkelgasse geschickt, da es zu stark beschädigt war ..." Und so erzählte Mariah davon, wie sie, Laura und Draco der Spur des Buches bis in die Nocturngasse gefolgt waren. Auch schilderte sie, wie Lucius Malfoy und viele andere Todesser sie dort erwischt und durch die Nocturngasse gejagt hatten. Fudge bekam große Augen, als er dann auch schließlich erfuhr, dass es derselbe Tag gewesen war, als er mit den drei Schülern, sowie auch Severus Snape und Narzissa Malfoy in der Winkelstraße zusammen gestoßen war. Natürlich erzählte Mariah auch, wie ihnen das Buch wieder entglitten war, indem Voldemorts Schlange Nagini sie gebissen hatte und mit dem Buch wie ein Portschlüssel in irgendeiner Art disappariert war. "Wo Sie gerade diese Schlange erwähnen", griff Redstone auf, "Sie beherrschen doch wie Ihr Vater einst auch Parsel, oder?" Mariah nickte vorsichtig. "Wann haben Sie das denn erfahren?" "Als ich noch klein war und im Garten der Reasons arbeitete, habe ich mich ständig mit kleinen Nattern dort unterhalten. Irgendwann haben die beiden das mitbekommen und Regina hat dann ängstlich geflüstert, ich könnte Parsel." "An diesem Tag, als Sie Hogwarts beinahe zum Schweben brachten, da haben Sie auch Parsel gesprochen. Können Sie uns diese Verbindung erläutern?", bat Miss Clutterbuck höflich. "Ich habe eigentlich nur in Gedanken, wie Professor Flittwick es wollte, den Schwebezauber aufgesagt und irgendwann ... ich weiß nicht, ich konnte nicht mehr aufhören ... Ich kann das nicht so recht erklären ...", war Mariahs etwas kleinlaute Antwort. "Sie selbst haben, nach den Ministeriumsbeamten, welche zu dem Angriff des Unnennbaren anwesend waren, angeblich keine Kenntnis drüber besessen, dass Sie eine Nachfolgerin von Ravenclaw und Hufflepuff sind ...", las Mrs. Womplish wieder einmal von irgendeinem Pergament ab. "Das tat ich auch nicht", bestätigte Mariah, "Voldemort hat mich vorher auch nie eingeweiht. Wahrscheinlich wollte er nicht, dass ich mich größer als er fühle." "Warum nennen Sie ihn immer 'Voldemort' und nicht als Ihren Vater?", fragte Redstone auf einmal. Mariah presste die Lippen zusammen. "Für mich war er nicht mein Vater", antwortete sie mit einer dunklen Stimme, welche nicht so recht zu ihr passte. Dies heimste ihr somit wieder einen eindringlichen Blick des gefürchteten Ratmitglieds ein. "Aber er hat Sie doch sehr gut behandelt ..." Als Mariah ihn empört ansah, fuhr er mit ungewöhnlich sanfter Stimme fort. "Er hat Sie von Ihren, sagen wir mal, Adoptiveltern weggeholt und hat Ihnen die Chance gegeben, sich an Ihre Peiniger, die durch ihn zu Ihren Untergebenen wurden, zu rächen ..." "Aber -" "Sie erzählten uns, Sie hätten abgelehnt, Todesser oder sonst wen zu foltern ... doch haben sie anstatt des Cruciatus vielleicht Avada Kedavra ange -" "Nein!", schrie Mariah mit hoher Stimme. "Ich habe nie einen von ihnen getötet!" Auf einmal ertönte ein belustigtes Lachen von der Tribüne, auf der die Todesser auf ihr Urteil warteten. Sofort wanderten alle Blicke zu demjenigen, der solch ein Vergnügen und solch eine Rücksichtslosigkeit besaß und erkannten so Avery. Er schien sich gar nicht mehr beruhigen zu können vor Lachen. Selbst, als die Auroren links und rechts von ihm die Zauberstäbe gegen ihn erhoben, hörte er damit nicht auf. "Seien Sie gefälligst still, Avery!", wurde er von Fudge ermahnt, doch sein Lachen verstummte nicht. "Was bereitet Ihnen denn auf einmal so viel Vergnügen, Mr. Avery?", fragte Redstone neugierig. Avery hielt sich den Bauch und beruhigte sich langsam wieder. Doch nun sah er mit einem bösen Lächeln zu Mariah, die dadurch leichenblass wurde. "Dieses Miststück lügt!", rief er und zeigte mit dem Finger auf das geschockte Mädchen. Stiller als still konnte es sicher niemals sein, doch die Sekunden oder wohl eher Minuten die nun folgten, waren erfüllt von solch einer unglaublichen Stille. "I-ich -", nuschelte Mariah ängstlich, "- ich lüge nicht - ich habe nie -" "Ach!", keifte auf einmal Nott los, "Und was war mit Archibald Allmewa?!" Die Stille wich wieder dahin, denn nun begann erneut ein ohrenbetäubendes Tuscheln zwischen den Zuschauern und auch diesmal war der Kobold zu perplex über diese Geschenisse auf der Anklagebank, um seines Amtes nachzugehen. Auch bei Harry und den anderen brach Unruhe aus. "Was geht da nur vor?", fragte Harry und war kurz davor, aufzustehen und zu Mariah zu laufen, doch Hermione hielt ihn fest. "Nicht, Harry, sonst bekommst du nur Schwierigkeiten!" "Ja aber Mariah -" "Hermione hat Recht, Harry", pflichtete Sirius bei. "Bleib sitzen und überlass das Mundungus." Der erwähnte alte Zauberer erhob sich auch in diesem Moment und ordnete an: "Die Angeklagten mögen rausgeführt werden! Sie beeinflussen die Zeugin!" "Von wegen, Mr. Fletcher", meinte Redstone fies grinsend, "Sie geben uns gerade Auskunft über etwas, was uns die Zeugin wohl verschweigen wollte." "Herr Minister!", wandte sich Mundungus an Fudge. "Ich als Ratmitglied gehe auf die Einigung ein, die Angeklagten rausschicken zu lassen -" Doch Fudge schüttelte nur den Kopf und sah zu Mariah, deren Körper nun mächtig zitterte. "Kannten Sie Archibald Allmewa?", fragte er sie. "Ich - nein -", sagte Mariah und hielt sich nun wieder die Stirn. Denn auf einmal machten sich wieder diese rätselhaften Schmerzen in ihrem Kopf bemerkbar. "Klar kannte sie ihn!", kreischte nun Mr. Rogers, der das letzte Mal sein Wort gegen Snape erhoben hatte. "Was werden wir hier eigentlich als Verbrecher hingestellt, wo doch dort eine sitzt?! Sie hat Archibald Allmewa auf bestialische Art getötet!" Der Schmerz verschlimmerte sich noch mehr, sowie der Druck in den Ohren, als hinter Mariah ein lautes Raunen ertönte. Diesem Raunen verhalfen auch Harry, Ron und Hermione mit ihren Aufschreien des Entsetzens bei. "Was heißt hier getötet?! Sie hat ihn abgeschlachtet, diese Mistgeburt!!", schrie ein weiterer Todesser. "Ist das wahr, Miss Riddle?", wollte Redstone wissen und starrte auf die Ketten, welche jedoch reglos über den Stuhllehnen hingen. "N-nein!", presste Mariah hervor, vor deren Augen nun plötzlich alles leicht verschwommen wirkte. Auch die Stimmen um sie herum verzehrten sich irgendwie. Konnte nicht endlich dieser unvorstellbare Schmerz verschwinden, der sie langsam wahnsinnig machte? "LÜGNERIN!", schimpften auf einmal mehrere Todesser und zeigten wie schon Avery auf sie. "Lügen Sie uns hier an, Miss Riddle? Wenn ja, dann richten Sie sich gegen Ihre Pflicht, hier wahheitsgemäß ..." Doch die überhebliche Stimme des Zaubereiministers verschwand für sie in weiter Ferne, und stattdessen wurde das Dröhnen in ihrem Kopf immer lauter und ihr Augenlicht undeutlicher ... bis sie auf einmal ein giftgrünes Licht vor sich sah. Sie stockte und erhob sich auf einmal von ihrem Stuhl. Sofort zogen alle vor Überraschung die Luft ein und die Todesser stoppten damit, sie zu beschimpfen, doch all das nahm sie nicht wahr. Nur Schmerzen ... höllische Schmerzen. "Was ist mit Ihnen, Miss Riddle?", fragte Mundungus besorgt, doch Mariah hörte ihn nicht. Denn auf einmal überfiel sie eine Welle der schrecklichsten Qualen, die ein Mensch wohl je erlebt hatte und vor ihren Augen flogen verschiedene Bilder vorbei ... Ein riesiges Bett ... seltsame spitze Gegenstände ... ein kräftiger, teuflisch grinsender Mann ... Blut ... sehr viel Blut ... In dem Augenblick schien ihr Kopf zu explodieren und es entwich all der Schmerz ihren Lippen in einem lauten Schrei. Dann brach sie auf dem Boden direkt vor Redstones Füßen zusammen. ********************************* Ja, hier endet das Kapitel^^. Ihr könnt mir Morddrohungen oder Briefbomben schicken, ihr werdet erst im nächsten Kapitel erfahren, wie es weitergeht. Dieses wird übrigens 'Endstation' heißen. Wow, ich bin in ungefähr drei Monaten fertig geworden. Eigentlich eine Bestzeit für mich, nach den letzten Malen, oder^^'? Ich hoffe, ich konnte Mariah als ein Missbrauchsopfer einigermaßen glaubhaft rüberbringen. Es fragen sich sicher einige, warum ich es außerdem gewählt habe, dass sie missbraucht wurde. Ich bin mir sicher, dass die Todesser auch ohne Voldemort einfach schreckliche Dinge anstellen. Ein Beispiel dafür war ja das Chaos bei der Quidditch-Weltmeisterschaft. Dazu hat Voldemort sie ja nicht befehligt. Und ich kann mir schon vorstellen, dass sie Muggel missbrauchen und ein kleinen Mädchen wie Mariah, das ohne Schutz lebt, erst recht. Dazu kommt noch, dass einige Todesser ihren 'Meister' eigentlich doch verabscheuen, dass er ihr Leben bestimmt und Mariah war für sie wohl die Gelegenheit, sich für alle Folterungen und Demütigungen indirekt zu rächen. Ich möchte keinem Missbrauchsopfer mit Mariahs Schicksal auf die Füße treten. Sollte ich das getan haben, so tut mir das Leid und ich will sagen, dass es in dem Falle nicht beabsichtigt war. Ich mag den Rückblick sehr. Es war befreiend für mich, endlich mal wieder was anderes als Befragungen zu schreiben. Zum Glück ist diese große Verhandlung im nächsten Kapitel vorbei. Nun gut, eigentlich schon mit diesem hier, aber da kommen ja noch einige Urteile^^. Ja, die Stunde der Wahrheit! Besonders mag ich auch die Tatsache, dass Mariah erst weint, als Voldemort ihr ihre Zukunft prophezeiht. Falls jemand an dem Datum des Rückblicks zweifelt, ich habe mir extra eine elenlange Tabelle mit den wichtigsten Daten der Handlungen in den Büchern ausgedruckt und da war der 24. Juni 1995 eindeutig als Tag für Voldemorts Rückkehr eingetragen. Ich möchte auch so schnell wie möglich ein richtiges Datum für den damaligen Angriff auf Hogwarts festlegen und werde das bald eingeben. So, ich hoffe, euch hat das Kapitel gefallen. Bitte schickt mir Kommentare und erwähnt eure Lieblingsszenen (sollten welche dabei sein^^). Bis zum nächsten Kapitel, eure Maru ^-°! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)