Das Schicksal der Erbin von -Maru- (*ABBRUCH DER FF MIT ERKLÄRUNG*) ================================================================================ Kapitel 7: 7. Enthüllungen -------------------------- 7. Enthüllungen Sein langer, schwarzer Umhang wurde über die Stufen gezogen, als Severus Snape sich erhob und dem Verhörstuhl näherte. Dabei ging er an Hermione vorbei, die ihn, wie alle anderen, verwundert ansah. Denn kaum einer hatte tatsächlich erwartet, dass er aufgerufen werden würde. Schon deswegen, da auch er keine Vorladung erhalten hatte. Snape ignorierte seine Schülerin und auch die Blicke der anderen, bis er endlich vor dem Richtertisch ankam und auf dem Stuhl Platz nahm. Die Ketten rasselten kurz aber laut, doch sie blieben liegen. "Mr. Professor Severus Snape, Sie sind sechsunddreißig Jahre alt, sind Zaubertranklehrer auf Hogwarts, der Schule für Hexerei und Zauberei", las Fudge vor und Snape nickte. "Ihr Wohnsitz ist noch immer das Haus Nummer siebenundzwanzig im Dorf Hogsmeade?" "Ja". Während auch er belehrt und auf seinen Stand als Gelegenheitszeuge hingewiesen wurde, sah er kurz zu Redstone, der ihn mit einem abfälligen, aber doch sehr gierigen Blick musterte. Diesem kam es auch gerade recht, dass er mit dem Verhör beginnen konnte. "Ach ja, unser bekannter Giftmischer", säuselte er, "Sie sitzen ja nicht zum ersten Mal auf diesem Stuhl, nicht?" Snapes Gesicht zeigte keine Regung. Dies veranlaste Redstone zu einem Grinsen. "Vor fünfzehn Jahren saßen Sie schon hier mit Ihresgleichen und sind auch den Mauern Azkabans entkommen. Sie haben sich genau so rausgewindet wie all Ihre Gefährten, die nun auf der Anglagebank sitzen." Snape sagte nichts. Warum sollte er auch? Ihm wurde noch keine Frage gestellt und er sah auch keinen Grund, sich zu verteidigen. "Jedoch ist Professor Dumbledore ja damals für Sie in die Bresche gesprungen, nicht wahr?" Redstone stand nun auf und langsam fragte sich Harry, ob dieser Mann eine Hummel im Hintern hatte, denn Redstone konnte einen auch ohne aufzustehen nervös genug machen. "Er hat damals behauptet, Sie wären schon ein halbes Jahr vor dem Untergang des Dunklen Lordes auf die gute Seite gewechselt und hätten für ihn weiterhin bei den Todessern spioniert. So war es doch, oder?" Ein aufgeregtes Raunen erfüllte die Todessermenge nach diesen Worten. "Ruhe!", polterte Fudge und die Todesser verstummten schlagartig, nahmen jedoch nicht ihre wütenden Blicke von Snape. Dieser jedoch sah nur Redstone an, der den Blickkontakt ebenfalls für keine Sekunde unterbrochen hatte. "Dafür, dass Sie damals nur Praktikant in dieser Abteilung waren, scheinen Sie sich ja gut an diese Verhandlung von damals zu erinnern", kommentierte Snape mit ruhiger, aber doch amüsierter Stimme. Redstones Grinsen verschwand abrupt, doch seine Fassung blieb. "Er kennt ihn von seiner ersten Verhandlung?", flüsterte Harry verwundert. "Ja", murmelte Sirius ihm zu, da er ihn gut gehört hatte. "Redstone war damals im ersten Jahr in Hogwarts, als wir unseren Abschluss machten. Bei der Verhandlung gegen die Todesser nach Voldemorts Sturz war er Praktikant in der Abteilung der höchststehenden magischen Justiz." Von der Neugier angestachelt, wollte Harry gerade nachfragen, ob Redstone in Slytherin gewesen war, doch als er bemerkte, dass der Kobold unten schon wieder nach den Unruhestiftern suchte, unterließ er dies und schaute wieder nach vorn. Redstones Grinsen war inzwischen zurückgekehrt. "Ja, Snape, ich erinnere mich an diese Verhandlung", sagte er mit schneidender Stimme. "Ich erinnere mich, wie Sie - mit Schuld besudelt - auf diesem Stuhl saßen und förmlich um Gnade gewinselt haben. Die hätte der Rat Ihnen niemals gewährt, wenn man durch Sie nicht noch zwanzig andere Todesser erwischt hätte." "VERRÄTER!", rief auf einmal einer der Todesser, der vor ungefähr zweieinhalb Stunden mit dem Namen Rogers aufgerufen worden war. "Du hast uns also verraten!! Ich wusste es!!" "Ruhe da drüben!", kam es von Fudge. Rogers war nicht der Einzige, der ermahnt wurde, viele andere Angeklagte stießen Beschimpfungen aus, doch als die Auroren ihnen die Zauberstäbe gegen die Hälse hielten, verstummte jeder. "Wow", gab Redstone zu, "Die Herrschaften sind ja nicht gerade gut auf Sie zu sprechen. Erzählen Sie uns doch einmal, wie Sie zum Todesser wurden." Snapes Gesichtszüge verhärteten sich auf einmal. "Diese Frage hat mir der Rat schon vor fünfzehn Jahren gestellt und ich habe ausreichend geantwortet", sagte er. "Beantworten Sie diese Frage noch einmal", sagte Fudge, wobei es sich regelrecht nach einem Befehl anhörte. Snapes Blick verdunkelte sich kurz, beinahe flüchtig, doch dann begann er zu sprechen. "Meine Eltern sind dem Dunklen Lord schon früh beigetreten. Kurz vor ihrem ... Tod trat auch ich in den Kreis der Todesser ein." "Wie alt waren Sie da nochmal?" "Achtzehn oder ... neunzehn, ich bin mir nicht mehr sicher." "Warum sind Sie dem Unnennbaren beigetreten?" Snapes Augen verengten sich erneut. "Sie wissen genau, warum ich es tat", zischte er leise. "Auch ich habe ab und zu ein schlechtes Gedächtnis", erwiderte Redstone, "Also sagen Sie es uns noch einmal." "Ich wollte Macht und Respekt", presste Snape aus seinen zusammengedrückten Lippen hervor. "Ach", sagte Redstone und klang dabei so, als würde er zum ersten Mal davon hören. "Und was mussten Sie für Macht und Respekt tun?" Snapes Blick wurde ausdruckslos. "Kaum etwas anderes, was in den Anklagen der Herrschaften auf der Anglagebank steht." "DU GEHÖRST AUF DIE ANKLAGEBANK!", schrie nun wieder einer der Todesser. "NICHT WIR!" "Wenn Sie sich jetzt nicht sofort zurücknehmen, erteilen wir Ihnen sofort ohne Beratung eine lebenslange Haft in Azkaban! Das gilt für Sie alle!" Fudges Worte erzielten sofort ihre Wirkung. "Nun zählen Sie uns doch mal alles auf, was in Ihrer damaligen Anklage stand, Professor." Redstones Stimme war sanft und durchdrungen von Hohn. Snapes Blick wies noch immer keine Gefühlsregung auf. "Hochverrat an das Zaubereiministerium in Form von Übergang auf die dunkle Seite und Beitritt der Gefolgschaft des Unnennbaren; Angriff auf Muggel, Hexen und Zauberer - zumal mit Verletzungsfolge in vierhunderteinundachtzig Fällen und Todesfolge in dreiundvierzig Fällen; geplanter Mord an drei Muggelfamilien und Anheuerung von jungen Hexen und Zauberern für die Gefolgschaft des Unnennbaren", zählte er auf, als würde diese Anklage lesebereit vor ihm liegen. Harry, Ron, Hermione und Mariah sahen flüchtig zu Laura rüber. Ihre Augen waren so unendlich dunkel, beinahe schwarz. Ihre Hand, die nur ganz zart zitterte, wurde von Dracos gehalten. "Sehr gut, Professor", sagte Redstone, und wirkte nun auf eine seltsame Weise gut gelaunt. "Doch die meisten Taten, die Sie als Todesser begangen haben, wurden ja nicht von Ihnen allein ausgeführt, nicht wahr?" Snapes Augen weiteten sich ein wenig, sonst änderte sich nichts an seiner Haltung. "Professor Snape", begann Mrs. Womplish und klang nun schon sehr gelangweilt. "In Ihrer Verhandlung vor fünfzehn Jahren haben Sie ausgesagt, Sie wären während Ihrer Zeit als Todesser mit Lara Laison liiert gewesen, die vor einem Jahr tot in einem Haus in England aufgefunden wurde. Ihr Körper war mit einem Antiverwesungszauber belegt. Ein zusätzlicher Zauber verhinderte, dass man sie berühren konnte. Können Sie uns vielleicht sagen, wer sie getötet haben könnte?" Laura musste sich beherrschen, nicht zu schluchzen. Sie konnte einfach nicht glauben, mit was für einer eiskalten Gleichgültigkeit diese alte Frau diese Frage gestellt hatte. Snape jedoch antwortete, ohne lange zu fackeln: "Lucius Malfoy hat sie getötet." Nur, weil der Kobold die Zuschauer böse musterte, wagte es keiner mit seinem Banknachbar ein Wort zu wechseln. "Und woher ...", Mr. Adary erhob sich, "... wissen Sie das so genau?" Obwohl Harry diesen Mann nicht ausstehen konnte, da er Malfoy verteidigte, fand er es doch sehr erstaunlich, dass Adary noch immer um die Freiheit seines Mandanten kämpfte, obwohl Redstone ihm mit den schärfsten Beweisen diese schon förmlich entzogen hatte. "Meine Tochter, die selbst dabei war, hat es mir erzählt", antwortete Snape. "Ach ja, Ihre Tochter", flüsterte Redstone und sah für einen kurzen Moment hoch zu Laura. "Ihre und Lara Laisons Tochter ... Sie ist ja direkt in der Blütezeit Ihrer ... 'Todesserkarriere' geboren, nicht wahr?" "Ja", antwortete Snape trocken, "Am dreiundzwanzigsten Juli 1980." "Unter Todessern war es Tradition, die eigenen Kinder einige Tage nach der Geburt zu Sie-wissen-schon-wem zu bringen, damit dieser ihnen das Dunkle Mal verpassen konnte. Dies galt vor allem für die treuesten Anhänger von ihm. Bekam auch Ihre Tochter in diesem Alter das Dunkle Mal?", fragte Miss Clutterbuck. Snapes linke Faust ballte sich für ein paar Sekunden, bevor er mit einem schwachen 'Ja' antwortete. "War Ihnen damals auch klar, dass durch so etwas schon viele Kinder ihr Leben ließen?" Nach diesen Worten sah Redstone kurz zur Anklagebank und grinste böse, da einige der wenigen Frauen mit Bestürzung den Kopf senkten. "Ja ... aber wir hatten keine andere Wahl ... Wir konnten entweder zwischen der Hoffnung, dass sie es doch überleben würde, oder den sofortigen Tod durch die Hand des Dunklen Lords wählen ..." "Sie haben Ihre Tochter damit zu einer Todesserin und Sklavin des Unnennbaren gemacht, Severus", murmelte Mundungus. Es war kein Hohn, aber doch irgendwie ein Vorwurf gewesen. Snape zeigte sich deswegen nicht wütend und schwieg. "War sie schließlich der endgültige Auslöser für Ihre Entscheidung, Dumbledores Spion zu werden?" "Nein ... Schon lange vorher bekam ich Bedenken ... Lara wurde immer abhängiger von der schwarzen Magie. Als der Dunkle Lord mir schließlich mitteilte, dass es ihn freuen würde, wenn wir noch einen Todesser für ihn zeugen würden, ging ich zu Dumbledore und bat ihn um Hilfe." Laura bekam vor Überraschung große Augen. Ihre Eltern sollten für Voldemort noch ein Kind bekommen? "Was hat er Ihnen denn versprochen, wenn Sie für ihn spionieren würden?", wollte Redstone wissen. "Er versprach mir, dass Lara und ich nicht nach Azkaban kommen würden ... Auch, dass uns Laura nicht weggenommen werden würde." "Lara Laison war jedoch wohl nicht ganz mit Ihrer Idee einverstanden, wieder zur guten Seite überzugehen", bemerkte Redstone beiläufig. Snape setzte einen Blick auf, der normalerweise jeden anderem Menschen - vor allem Schülern - das Fürchten gelehrt hätte, doch Redstone grinste nur überheblich. "Später haben Sie doch versucht, Miss Laison und Ihre Tochter zu finden, oder?", erkundigte sich Miss Clutterbuck, woraufhin Snape nickte. "Können Sie sich erklären, warum Sie sie nicht finden konnten?" "Malfoy hat zum einen die Briefe abgefangen, die Lara und ich uns schrieben." Snape sah verstohlen zu Lucius Malfoy, der ihn ebenfalls abfällig musterte. "Laura hat es mir erzählt", erklärte Snape, da Adary wieder nach der Quelle dieser Ausfrage fragen wollte. "Ich denke auch, dass Lara ihr Haus mit einem bestimmten Zauber belegt hat, damit ich sie nicht finden konnte." "Dieser Zauber scheint wohl seit einiger Zeit wieder aufgehoben zu sein, denn vor einem Monat sind Sie ja mit Ihrer Tochter in diesem Haus gewesen, oder?" Zum ersten Mal sah Snape Redstone überrascht an. Er vermied es, zu fragen, woher dieser Mann das wusste, um seine Unsicherheit nicht preiszugeben, doch sein Gesicht übernahm dies sofort. "Im Sommer 1995 ...", erklärte Redstone und wandte sich nun abwechselnd den Zuschauern und dem Zaubereiminister zu, "... nahmen Angestellte der Abteilung für schwarzmagische Gegenstände eine äußerst große Anzahl von gefährlichen schwarzmagischen Gegenständen in einem Haus in Schottland war, von dem Jahre lang zufuhr noch keine Kenntnis genommen wurde. Es wurden Auroren - unter anderem Arabella Figg, die Mutter der verstorbenen Lara Laison - zu diesem Haus geschickt, wo sie ihre Leiche und die gesuchten Gegenstände fanden. Im Haus wurde auch ein Zimmer gefunden, welches sie darauf schließen ließ, dass auch ein Kind dort gelebt haben muss. Als ihnen dann schließlich vor einem Monat der Zusammenhang klar wurde, dass die in Hogwarts aufgetauchte Laura Snape dieses Kind gewesen sein musste, wurde erneut ein Auror zum Haus geschickt, um noch mal alles bis ins kleinste Detail zu untersuchen. Als er das Haus gerade verlassen hatte, sah er, wie Sie -" Nun sah Redstone wieder Snape an. "- und Ihre Tochter das Haus betreten haben. Was wollten Sie da?" Snape, noch immer gefesselt von seiner Überraschung, fasste sich schnell wieder. "In diesem Haus waren noch ein paar Sachen von Laura, die sie damals bei ihrer Flucht nach Hogwarts nicht mitnehmen konnte. Außerdem ... wollte ich Lara ein letztes Mal sehen." "Sie haben das Haus dann unter der Erde verschwinden lassen", las Mrs. Womplish von ihrem Blatt ab. "Wollten Sie so irgendwelche weiteren Beweise vertuschen?" "Ich wollte nichts vertuschen. Ich wollte wie Laura, dass ihre Mutter nun von keinem mehr in ihrer Ruhe gestört werden würde." "Wie haben sie eigentlich rausgefunden, dass Laura Snape Ihre Tochter ist?", fragte Redstone interessiert nach und sah dabei wieder kurz zu Laura hoch. "Gleich, als ich sie zum ersten Mal in Hogwarts sah, hatte ich das Gefühl, dass sie nicht diejenige ist, die sie zu sein schien. Sie sah ihrer Mutter so ähnlich ... Schließlich sprach ich sie darauf an und sie erzählte mir alles." 'Von wegen, er sprach mich an', dachte Laura mit rollenden Augen, 'Er hat mich in sein Büro geschleppt, an die Wand gepresst und mir mit Veritaserum gedroht.' "Alles?", hakte Redstone nach. "Hat sie Ihnen auch von Mariah Riddle erzählt?" "Ja", sagte Snape geradeaus. Harry und Mariah schnappten leise nach Luft und sahen nervös zu Dumbledore. Doch dieser schaute gelassen und ruhig zu seinem Schützling nach vorne. "Mit anderen Worten", sagte Redstone und sah so aus, als würde er sehr zufrieden sein, "Sie wussten von Ihrer wahren Identität? Dann sind Sie doch sicher sofort zum Schulleiter geeilt und haben ihm alles brühwarm -" "Nein." Redstone sah ihn eindringlich an. "Sie haben ihn nicht in solchen Dingen eingeweiht, obwohl er Sie damals vor Azkaban geschützt hat?" "Bevor Laura mir alles erzählte, musste ich ihr versprechen, dass ich niemandem, vor allem nicht Professor Dumbledore, davon erzählen würde. Und dieses Versprechen zu brechen, lag mir immer mehr als fern." Redstone biss sich mit zuerst knirschenden Zähnen auf die Unterlippe. "Was hat sie Ihnen alles erzählt?" "Fragen Sie sie selbst", war Snapes sachliche und letzte Antwort. Zum dritten Mal warf Redstone einen Blick zu der Tochter des Zaubertrankmeisters, bevor er sich von Snape abwandte und Fudge zunickte. "Gut, Professor, zurück zu Ihrem Platz!" Abrupt stand Snape auf und begab sich wieder nach oben, zu seinem Platz neben Laura. Diese starrte ihn mit einem verunsicherten Blick an, während er sich wieder neben ihr niederließ und, ohne auf sie und die anderen zu achten, wieder nach vorn sah. Dort ging Redstone auf einmal zu Fudge und flüsterte ihm irgendetwas zu. Dabei winkte er die restlichen Ratmitglieder zu sich, wobei sich diese erhoben und zu ihm und den Zaubereiminister rüberbeugten. Leises, verunsichertes Gerede begann unter den Zuschauern, die jedoch sofort wieder verstummten, als Fudge aufsah. "Der Rat der höchststehenden magischen Justiz wird sich zu einer kurzen Beratung zurückziehen! Bleiben Sie alle auf Ihren Plätzen und haben Sie bitte etwas Geduld!", verkündete er und sofort erhoben sich Redstone, Mrs. Womplish, Miss Clutterbuck und Mundungus. Harry konnte noch den angespannten Ausdruck auf Mundungus' altem Gesicht sehen, bevor dieser mit dem Rat disapperierte. Der alte Kobold musste prompt Ermahnungen am laufenden Meter ausrufen, da nun viele Zuschauer zu diskutieren anfingen. Auch Harry, Ron, Mariah und Hermione steckten die Köpfe zusammen. "Was besprechen die bloß?", sprach Ron seine wichtigste Frage aus. "Wahrscheinlich waren Ihnen manche Informationen zu neu", vermutete Hermione, "und nun müssen sie eine neue Taktik anwenden." "Wer, denkt ihr, kommt als nächstes ran?", murmelte Harry, wodurch er kurz in Mariahs blasses Gesicht sah. "Vielleicht noch ein Gelegenheitszeuge?" "Nein", meinte Hermione zu Ron, "schaut auf die Sanduhr." Aufs Wort sahen die vier Freunde nach unten und bemerkten nun, dass nur noch wenig Sand in der oberen Glaskugel war. "Die Zeit ist bald um. Sie werden sicher nur noch die letzten offiziellen Zeugen befragen." Im selben Moment ertönte ein leiser Knall und die vier Ratmitglieder waren zurück. Ihre Gemütszustände, so ausdrucksstark auf ihren Gesichtern, konnten nicht unterschiedlicher sein. Mundungus wirkte erschöpft, doch zugleich auch erleichtert. Mrs. Womplish machte den Eindruck, als hätte sie wichtige Lebenszeit für etwas Unnützes verschwendet. Miss Clutterbuck schien etwas durch den Wind zu sein und Redstone ... Irrte sich Harry oder sah dieser Mann tatsächlich so aus, als wäre er für einen kurzen Moment aus der Haut gefahren? Sein noch so jung ausschauendes Gesicht war leicht gerötet und seine Mundwinkel zitterten unmerklich. Ein irgendwie ungewöhnlicher Anblick für alle Beteiligten. Die Ratmitglieder setzten sich wieder und Fudge erhob sich kurz und verkündete dabei, die Verhandlung würde fortgesetzt. "Draco Lucius Malfoy, bitte in den Zeugenstand!" Wie schon sein Vater, bewegte sich auch Draco mit fast schon angeborener Eleganz nach vorn und setzte sich auf den Stuhl. Obwohl er die Ketten leise rasseln hörte, sah er stumm und mit seinen kalten, grauen Augen nach vorn. Während jedoch seine persönlichen Angaben und auch seine Belehrung folgten, sah er - gerade mal für zwei Sekunden - zur rechten Anklagebank. Obwohl dort ungefähr vierzig Personen saßen, konnte er seltsamerweise nur seinen Vater wirklich sehen, der ihn mit einem abfälligen und unvorstellbar eiskalten Blick musterte. Im selben Moment, als Fudge mit seiner Belehrung endete, versuchte Draco, den Blick seines Vaters aus seinen Augen und aus seinem Kopf zu verbannen. "Mr. Malfoy, da Sie sich ja schon bereits vorhin ohne Aufforderung zu Ihrem Vater geäußert haben, möchten wir Ihnen doch auch gleich über ihn einige Fragen stellen", begann Miss Clutterbuck und bekam von Mrs. Womplish ein Blatt Pergament überreicht. "Sind Sie selbst der Ansicht, dass Ihr Vater ein Todesser ist?" "Ja", antwortete Draco sofort mit fester Stimme, was die anwesenden Zuschauer doch irgendwie erschreckte. "Warum sind Sie der Ansicht, Mr. Malfoy?" Draco sah die junge Frau an, als würde er es für einen schlechten Witz halten, dass sie das wirklich wissen wollte. "Er besaß bis zu seiner Verhaftung schwarze Zauberbücher und Gegenstände, die in ganz 'Malfoy Manor' verteilt waren. Auch finanzierte er viele Partys mit mehreren Todessern oder veranstaltete sie auch in unserem Anwesen. Er ist dem Ruf des Dunklen Lords vor einem Jahr gefolgt, hat den Krawall bei der Quidditch-Weltmeisterschaft geplant, hat der jungen Weasley das Tagebuch vom Dunklen Lord untergeschoben ... und er besitzt das Dunkle Mal", endete er. Er hätte noch so vieles gerne aufgezählt, doch dafür würde er noch Gelegenheit genug haben. Redstone sah ihn für einige Sekunden stumm an, bis er auf einmal das Wort erhob. "Sie dementieren damit also all die Aussagen Ihres Vaters, Mr. Malfoy?" Draco nickte. "Hierbei gibt es doch aber ein kleines Problem, oder nicht?" Mit diesen Worten erhob sich Redstone und näherte sich dem eher gefassten Slytherin. "Sie tragen ebenfalls das Dunkle Mal, nicht wahr? Somit sind Sie doch ebenfalls ein Todesser." Draco umfasste beinahe grob seinen linken Unterarm. "Ich trage das Dunkle Mal ... doch ein Todesser bin und war ich nie", sagte er mit eisiger Stimme. "Warum tragen Sie es dann?" Diese Frage hatte Redstone in so einem herausfordernden Ton gesprochen, als wollte er damit testen, wann Draco wohl aus der Haut fahren würde. "Am Tag nach dem Dementorenangriff im Verbotenen Wald bekam ich einen Brief von meinem Vater. Darin schrieb er mir, ich solle am selben Tag um Mitternacht auf der großen Lichtung im Verbotenen Wald erscheinen. Dort würde ein Anhänger des Dunklen Lords auf mich warten und mich zum Riddle-Haus, dem Hauptquartier des Dunklen Lords bringen. Dieser würde mir dann das Dunkle Mal einbrennen, damit ich nun ein vollständiges Mitglied in seinem Kreise sein würde." "Mit anderen Worten, Ihr Vater wollte alles in die Wege leiten, dass sie ein vollwertiger Todesser werden?", fragte Redstone noch einmal nach, woraufhin Draco nickte. "Warum gerade jetzt?" Überrascht, blickte Draco Mundungus an. "Warum hat er Ihnen nicht schon im Säuglingsalter das Dunkle Mal einbrennen lassen? Nach all unseren Recherchen dürfte Ihr Vater ja wohl kaum weniger Vertrauen vom Dunkle Lord genossen haben als Professor Snape." Draco hielt inne. Und das nur, um sich an die für ihn so unvergesslichen Worte seines Vaters an diesem einen Abend im Riddle-Haus zu erinnern. "Nachdem ..." Dracos Hand verkrampfte sich und verstärkte so den Griff um den linken Unterarm. "... der Dunkle Lord mir das Mal eingebrannt hat, nannte mir mein Vater den Grund dafür. Meine Mutter soll angeblich so lange gebettelt haben, ich solle bloß nicht das Dunkle Mal erhalten. Mir ist das schleierhaft, dass sie das nur durch Betteln geschafft haben soll, doch andererseits hat sie so auch verhindert, dass mich mein Vater nach Durmstrang geschickt hätte." "Er hatte vor, Sie nach Durmstrang zu schicken?" "Ja." "Was waren seine Beweggründe?" "Die Erziehung ist dort streng und die Bildung bezieht sich vor allem auf schwarze Magie. Eben so, wie mein Leben bis dahin ohnehin schon aussah." Dracos Stimme war nun bitter. "Hat Ihr Vater Sie die schwarze Magie persönlich gelehrt?", fragte Redstone und sah dabei zu Lucius, dessen Blick jedoch auf seinen Sohn gerichtet war. "Ja ... Er gab mir Bücher über die schwarze Magie schon in die Hände, als ich lesen gelernt hatte. Er übte mit mir einige verbotene Zauber, als ich meinen ersten Zauberstab mit neun bekam. Die Nokturngasse besuchte ich mit ihm das erste Mal, als ich sechs war -" "Hat er Ihnen die Unverzeihlichen Flüche beigebracht?", unterbrach Redstone ihn, als wäre er mit seiner vorigen Frage nur darauf aus gewesen. "Na ja, er versuchte es stufenweise", war Dracos beiläufige Antwort, wobei er eher zum Schrecken mancher Zuhörer so klang, als würde er vom Erlernen des Rollschulaufens oder Besenfliegens reden. "Wie meinen Sie das ... 'stufenweise'?", erkundigte sich Mrs. Womplish genauer. "Es fing klein an. Zuerst sollte ich alle Unverzeihlichen Flüche an den kleinsten Lebewesen ausprobieren. Es fing mit Ameisen an. Dann folgten Fliegen, Spinnen, Schmetterlinge ..." Draco zählte weiterhin auf, bis er beim Fuchs als größtes Versuchstier endete. "Und an all diesen Tieren haben Sie die Flüche geübt? Haben Sie auch die gewünschte Wirkung erzielt?" "Den Imperius konnte ich bei allen Tieren mit der Zeit anwenden. Mit dem Folterfluch kam ich bis heute nur bis zum Kaninchen. Und den Todesfluch konnte ich nur vollkommen bei einem Vogel anwenden." "Und Sie haben diese Flüche nie bei Menschen angewendet?" "Nein." "Also wollen Sie mit all diesen Aussagen, ohne diese zu dementieren, standhaft behaupten, dass mein Mandant, ihr Vater", betonte Adary, "ein Todesser ist und auch Sie zu so einem machen wollte?" Draco sah Adary ausdruckslos an. Dabei wanderte sein Blick auch schon wieder zu seinem Vater, deren Augen das Gleiche ausdrückten, was sie ihm schon im Kindesalter eingeräumt hatten. Das Schweigen. Doch dann grinste Draco. Noch nie hatte er Macht und Triumph über seinen Vater empfunden. Über den Mann, der ihn und seine Mutter, wie auch seine Geliebte so gequält hatte. Doch nun war endlich dieser langersehnte Zeitpunkt. Und dieser wurde genossen von Draco; und das in vollen Zügen. "Ein Todesser ist ein Diener des Dunklen Lords. Einer, der ihm bedingungslos gehorcht und ihm sein Leben - mit allem, was dazu gehört - verschreibt. Dafür wurde ich geboren. Doch nach dem ersten Untergang des Dunklen Lordes war mein ... Lebenszweck nur noch auf das Erbe meiner Famile fixiert. Doch die Nachfahren der Familie Malfoy haben nie ohne die schwarze Magie und vor allem nie ohne strenge Erziehung gelebt. Der perfekte Sohn, der perfekte Schüler, der perfekte Quidditchspieler, der perfekte Erbe ... Das alles wollte mein Vater aus mir machen. Doch als der Dunkle Lord vor einem Jahr zurückkehrte, sollte ich auch zum perfekten Todesser gemacht werden. Die Ausbildung dazu - die bis dahin nie wirklich geendet hat - wurde wieder vollständig fortgeführt." Adary war verwirrt über diese kleine Rede, beschloss aber dennoch folgendes: "Sie haben die Frage nicht beantwortet, Mr. Malfoy." "Doch, Mr. Adary. Ich glaube, das habe ich." Dracos Bemerkung duldete keine Widerworte und auch Adary konnte nun seltsamerweise auch nichts mehr einwenden. "Hat Ihr Vater Treffen mit den restlichen Angeklagten besucht oder auch selbst in seinem Anwesen organisiert?" "Ja, er selbst wurde oft von den Familien Crabbe, Goyle, Nott und Parkinson eingeladen. Auch waren vor allem diese bei großen Partys in unserem Anwesen dabei. Ich dürfte gelegentlich nur zu Beginn der Festlichkeiten anwesend sein, doch dann wurde ich in mein Zimmer geschickt. Angeblich, da zum Ende Dinge besprochen werden sollten, die nichts für mich waren", beantwortete Draco Redstones Frage. "Was für Dinge waren das?" "Ich weiß es nicht. Jedoch bin ich mir sicher, dass es um Angriffe auf Muggel ging und auch um den Handel schwarzmagischer Gegenstände und neue gefährliche Flüche. Denn binnen weniger als einer Woche nach so einem Treffen folgten mysteriöse Angriffe auf Muggel. Ich glaube schon, dass sie dafür verantwortlich waren." "Das sind ganz schön waghalsige Anschuldigungen, Mr. Malfoy", gab Adary zu. "Was ist mit der Quidditch-Weltmeisterschaft vor zwei Jahren? Wie Sie es wohl selbst vernommen haben, sagte Mr. Potter aus, sie wären ihm und seinen Freunden während diesem Anschlag begegnet und hätten ihren Vater indirekt als einen der Täter genannt. Untermauern Sie diese Aussage?" Draco grinste spöttisch. "Er und seine Freunde haben es wohl so aufgefasst. Sie meinten, mein Vater wäre einer von den Maskierten. Ich gab es nicht zu, doch auch verneinte ich es nicht. So wahsinnig wäre ich damals nie gewesen, meinen Vater zu verraten. Er war wirklich einer der Maskierten. Kurz bevor das Chaos dort ausbrach, wurde ich von meiner Mutter geweckt, die mir sagte, wir sollten schnell in den Wald rennen. Ich sah währenddessen, wie mein Vater sein Gesicht mit einer Maske bedeckte. Da wusste ich schon, was kommen würde. Ich zog mich schnell an und meine Mutter und ich gingen raus. Wir taten so, als würden wir einen nächtlichen Spaziergang machen, denn es wäre zu auffällig gewesen, wenn wir allzu schnell verschwunden wären. Als es schließlich hinter uns knallte und brannte und auch bald die ersten Schreie zu hören waren, rannten wir in den Wald. Leider verlor ich sie dann auf einmal und traf dann auf Potter, Weasley und Granger." "Wann fanden Sie Ihre Eltern wieder?" "Meine Mutter fand ich, als das Dunkle Mal am Himmel erschien. Sie schluchzte, wegen der Schmerzen in ihrem Unterarm. Ich half ihr hoch und rannte mit ihr zurück zum Zeltplatz, denn Vater sollte mit uns schnell disapperieren. Wir fanden ihn dann in unserem Zelt. Er war selbst sehr erschrocken über das Auftauchen des Dunklen Mals." "Und was passierte in der Nacht, als der Unnennbare wieder auferstand?", fragte Mundungus. "Ich selbst habe davon eigentlich nicht so viel mitgekriegt", begann Draco, als er versuchte, sich an diesen Tag zu erinnern. "Ich schaute mir wie alle anderen Schüler die letzte Trimagische Aufgabe an. Es passierte, nachdem alle Champions das Labyrinth betreten hatten, kaum etwas Besonderes. Bis über diesem auf einmal rote Funken als Zeichen von Gefahr zu sehen waren. Einige Lehrer machten sich sofort auf den Weg dorthin und nach ein paar Minuten gab man Bescheid, dass Potter und Diggory verschwunden wären. Leichte Panik brach aus und dann so nach einer Dreiviertelstunde tauchte Potter auf einmal mit dem Trimagischen Pokal und Diggorys Leiche wieder auf." "Was hat Ihr Vater in dieser Nacht getan?" "Ihn sah ich erst am Ende des Schuljahres wieder. Ich wollte natürlich wissen, ob der Dunkle Lord tatsächlich zurück war, was vom Schulleiter ja damals behauptet wurde. Mein Vater bestätigte dies. Er war aufgelöst und doch zufrieden." "Denken Sie, er hat gewusst, dass sein ehemaliger Meister zurückkehren würde?", fragte Miss Clutterbuck. "Eher geahnt und gefürchtet. Als ich in meinem vierten Jahr in den Ferien nach Hause fuhr, sah ich ihm deutlich an, dass sein Unterarm schmerzte. Auch wirkte er sehr krank und ängstlich. Er traf sich immer öfters mit einigen der Angeklagten und sie beredeten die Wahrscheinlichkeit einer Rückkehr des Dunklen Lords." "Sie meinten gerade", erinnerte sich Redstone, "er wäre auch zufrieden über die Rückkehr des Unnennbaren gewesen. Wie meinten Sie das?" "Na ja, der Aufruhr bei der Quidditch-Weltmeisterschaft ist allein auf seinen Mist gewachsen, doch als der Dunkle Lord zurückkehrte, konnte mein Vater nun weiterhin seine Untaten verüben, ohne, dass er vollkommen die Schuld hätte. Er wäre da von den Auroren nur als eine Marionette gesehen worden." Mrs. Womplish schrieb all seine Worte geschwind auf, während sich Redstone wieder dem Jungen näherte. "Nun haben wir ja genug von Ihrem Vater gehört ... Doch nun wollen wir doch noch etwas mehr über Sie hören ..." Zum ersten Mal während diesem Verhör wurde Draco nervös. Er hatte kein Blatt vor dem Mund genommen, wenn er über seinen Vater ausgepackt hatte, aber nun ging es um ihn selbst. "Sie erzählten uns, Ihr Vater hätte angeordnet, dass Sie am besagten Tag zu Ihrer Maleinrennung kommen sollten. Hatten Sie denn eigene ... Motive, diesem Befehl zu folgen?" Redstone wollte also auch ihm irgendetwas entlocken, was ihn doch als Todesser hinstellen würde. Draco war darüber natürlich nicht sonderlich überrascht. Und das nicht nur wegen Mundungus' Warnung. "Ja", sagte Draco und hielt Redstones festem Blick noch immer stand. "Ich wollte auch rausfinden, was die Todesser als nächstes vorhaben." "Und? Haben Sie das?" "Ich fand heraus, dass sie Vielsafttrank gebraut haben. Deswegen schrieb ich noch in derselben Nacht, in der ich das Mal bekam, einen Brief an Laura Laison." Einige Todesser sahen nun sehr verwundert aus. Offenbar war es für sie unmöglich, dass Draco in seinem zugegitterten Zimmer einen Brief hatte verschicken können. "Und Miss Mariah Riddle hat Ihnen nicht befohlen, bei den Todessern zu spionieren?" In Redstones Augen glitzerte zaghaft der Hunger nach einer Zustimmung dieser Frage, was Draco keinesfalls entging. "Nein. Im Gegenteil, sie hat mich davor gewarnt, dass ich sterben könnte wegen der Nebenwirkungen der schweren Maleinbrennung." Draco war nun verwundert darüber, dass dieses Glitzern blieb. "Aber sie hat Sie auch nicht davon abgehalten, oder?", bemerkte Redstone fies grinsend. "... Nein", gab Draco zu. "Wie haben Sie denn von ihrer wahren Identität erfahren?" "Ich wusste es ab Oktober letzten Jahres. Mein Vater schickte mir einen Brief, in dem er mir berichtete, die leibliche Tochter des Dunklen Lords und die Tochter einer beseitigten Verräterin wären weggelaufen und vielleicht sogar in Hogwarts. Ich sollte mir die neuen Mädchen genauer ansehen und sie mit den Angaben meines Vaters vergleichen. Sie stimmten überein und das wollte ich auch in einem Brief schreiben, doch ich änderte meine Meinung und schloss mich Mariah und Laura an." "Die beiden Damen haben Sie wohl gut überzeugt, was?" Dracos Blick, der noch immer auf seinen Befrager gerichtet war, verdunkelte sich leicht vor Zorn. Doch dieser Blick erhielt von Redstone keine weitere Beachtung, da sich dieser nun umdrehte und sich wieder auf seinen Platz setzte. "Gut, noch Fragen an den Zeugen?", fragte Fudge, der allmählich schon müde aussah. "Minister!", entfuhr es Draco auf einmal, weswegen sofort alle Augen wieder auf ihn gerichtet wurden. "Ja, Mr. Malfoy?", fragte Fudge. Er war es nicht gewohnt, dass nach der Standardfrage noch ein Angeklagter oder ein Zeuge ein Wort erhob. "Ich ..." Dracos Stimme war nun sehr gebrochen. Seine Fassung war weg, als hätte ein plötzlicher Wind sie mit sich getragen. "Ich möchte ... noch etwas zu den Taten meines Vaters hinzufügen." Seit Hermiones genauem Bericht über die Zeireise war es nicht mehr so still gewesen wie in genau diesem Moment. Auch war das Glitzern in Redstones Augen nun noch stärker und bedrohlicher. "Ach, wollen Sie das, Mr. Malfoy?", hakte er nach. Dabei sah er interessiert zu Lucius Malfoy, dessen Gesicht von einem zarten, aber dennoch vorhandenen Schreck gezeichnet war. "Ja ... das will ich." Redstone stand abrupt auf, ging um den langen Tisch herum und lehnte sich, mit dem Blick zu Draco und den Armen vor der Brust verschränkt, dagegen. "Wie Sie wollen, Mr. Malfoy", sagte er. "Dann schießen Sie mal los." Draco nickte und versuchte, sich zu sammeln. Wie sollte er beginnen? Wie weit konnte er überhaupt gehen? Wie konnte er das Grauen, welches sein Leben lang hinter den großen Toren des Anwesens 'Malfoy Manor' gewütet hatte, in Worte fassen? Noch einmal wagte er es, zu seinem Vater zu sehen. Es lief ihm eiskalt den Rücken runter, so verachtend wurde er von diesem nun angesehen. Noch vor ungefähr einem Jahr war er unter diesem Blick erzittert und hatte alles getan, was sein Vater von ihm verlangt hatte. Doch dieses Mal erzielte der eiskalte Blick Lucius Malfoys genau das Gegenteil. Er trieb Draco nun dazu an, endlich den Mund aufzumachen und endlich das zu beenden, was sein Leben erst so schrecklich werden ließ. "Es ..." Seine Stimme war noch immer leise, deswegen räusperte er sich kurz. "Es hat nicht wirklich was mit seinen Taten als Todesser zu tun, doch ... es gab Dinge, für die hätte er schon längst in Azkaban sitzen müssen." Wie eine heranrauschende Welle brach nun das leise Murmeln hinter ihm aus. Gerücht um Gerücht wanderte in der Zuschauermenge von Ohr zu Ohr. Selbst der Kobold vergaß für ein paar Sekunden, diese Störung mit einem Machtwort zu räumen, da auch er nun sehr erstaunt über Dracos Aussage war. "Was für Dinge hätten uns denn die Arbeit leichter gemacht, Mr. Malfoy?", wollte Redstone wissen; sein gieriger Blick war noch immer fest auf Draco gerichtet. Dieser biss sich noch einmal auf die Unterlippe, um all die Erinnerungen, die nun aus den dunkelsten Ecken seines Gedächtnis hervorgekrochen kamen, irgendwie zu einer gescheiten und treffenden Aussage zu formen. "Was hat Ihr Vater getan?", fragte nun auch Mundungus. Draco sah wieder, diesmal mit demselben kalten Blick, zu seinem Vater. "Er hat mich, als ich acht Jahre alt war, beinahe mit eigenen Händen umgebracht", sagte er mit bebender Stimme. Noch nie hatte ihn etwas so sehr befriedigt, wie der Anblick des nun noch blasseren Gesichtes seines Vaters. Dieser war erschrocken, sichtlich erschrocken darüber, dass sein Sohn es gewagt hatte, dieses so behütete Geheimnis auszusprechen. Er war jedoch nicht der Einzige, denn einige Frauen im Publikum hatten nach Dracos Enthüllung vor Schreck kurz aufgeschrien und das Murmeln wurde fortgesetzt und vom Kobold sofort wieder unterbrochen. "Sie reden wohl vom fünften März 1988, Mr. Malfoy", gab Adary auf einmal an. Draco, der etwas überrascht über Adarys genaue Kenntnis über das Datum der Tat war, bejahte. "Aber an diesem Tag wurden Sie doch von einem Ihrer Hauselfen angegriffen. Und zwar mit einem Speer von einer der Statuen in den Gängen Ihres Anwesens, den dieser Hauself Ihnen in den Leib gebohrt hat." Erneut schrien einige Frauen vor Schreck auf und entsetzte Blicke trafen sich. "Das war eine Lüge", sagte Draco mit beherrschter Stimme. Er erinnerte sich an den Hauselfen, der ihn ins St.-Mungo-Hospital gebracht und somit das Leben gerettet hatte. "Dieser Hauself, den sie als Schuldigen sehen, hat mich gerettet, nachdem mein Vater mir seinen Gehstock in die Brust gerammt hat. Er war mal wieder sturzbetrunken und hat seine Wut mit dreifacher Kraft an mir ausgelassen." Draco begriff selbst nicht, warum er noch immer dem Blick seines Vaters standhalten und überhaupt seine Stimme so ruhig halten konnte. Das Tuscheln hinter seinem Rücken spornte ihn noch zusätzlich an, weiterzumachen. "Und als er dann am nächsten Tag nach seinem üblichen Kater erfuhr, dass ich durch seine Hände in St. Mungo gelandet bin, hat er eilig alle unsere Hauselfen zu sich gerufen. Die meisten von ihnen waren noch von meinem Blut besuddelt und den dreckigsten von allen hat er sich dann rausgepickt und zum Ministerium gebracht. Dann wurde dieser schuldig gesprochen und hingerichtet." "Meine Güte", wisperte Hermione leise mit den Händen vor den zitternden Lippen. Harry sah zu ihr und erkannte in ihren wässrigen Augen nicht nur Mitleid für den ermordeten Hauselfen, sondern natürlich auch für Draco. "Aber wie Sie schon sagten, Mr. Malfoy, war Ihr Vater zu diesem Zeitpunkt nicht bei Sinnen, sondern geblendet vom Alkohol", spielte Adary all das runter. Wenn er schon keine Beweise mehr für die Unschuld seines Madanten bezüglich der Rolle eines Todessers aufweisen konnte, so wollte er dessen Namen wenigstens von so einer Anschuldigung reinwaschen. "Er war bei Sinnen, das kann ich Ihnen versprechen." Langsam passte sich Dracos Ton dem Inhalt seiner Worte an. "Der Alkohol hat seinen Groll gegen uns nur zusätzlich gesteigert. Und obwohl er nach jedem Rausch wusste, was er uns angetan hat, hörte er damit nicht auf. Er quälte uns bewusst!" "Uns, Mr. Malfoy?" Redstone hob eine Augenbraue. "Wen meinen Sie denn noch, wenn Sie von 'uns' reden?" Erneut hielt Draco inne, während er noch immer trotzig seinen Vater ansah. Er überlegte nun noch einmal genau, ob er hier nicht aufhören und bekannt geben sollte, dass er alles gesagt hatte. Lucius' warnender und wissender Blick förderte diesen Gedanken in keinster Weise. Nein, etwas anderes übernahm dies bereits. Es war nicht die Scham, die Draco normalerweise für sich selbst empfand, dass ausgerechnet ihm so etwas wiederfahren musste und er sich nicht dagegen hatte wehren können. Er dachte an die Person, die eigentlich hier sitzen müsste, um dieses Geheimnis preiszugeben und die ihm wohl sicher niemals verzeihen würde, dass er selbst dies tat. Vor allem, da nicht einmal diese Person etwas sagen würde; es für immer geheimhalten würde. "Mr. Malfoy?" Draco überlegte noch immer und ließ sich von Fudge auch nicht unterbrechen. Sein Vater würde nach Azkaban kommen; das war sicher. Vielleicht würde er sogar den Kuss der Dementoren bekommen. Doch wenn es so kommen würde, dann sollte wenigstens alles, wirklich alles enthüllt werden. Es gab keinen Grund mehr, diesen Mann zu schützen. Es gab keine Familie mehr, für die es noch zu kämpfen gab, hatte es nie gegeben. Endlich zerbrach diese Illusion in seinem verbitterten Herzen und machte Platz für die versteckte Wut und die Wahrheit. "Mit 'uns' meine ich meine Mutter und mich", sagte er klar und deutlich und sah noch immer in die eisblauen Augen seines Vaters. Er wollte in ihnen sehen, wie dieser Mann sein Gesicht verlor und genoss diesen Anblick mehr als alles andere. "Seit ich mich zurückerinnern kann, hat er uns ständig geschlagen, verflucht und eingesperrt. Und meine Mutter hat er nach jedem Saufabend vergewaltigt!" Er schrie den letzten Satz mit aller Wut seinem Vater entgegen. Dracos Ohren begannen im nächsten Moment von dem lauten Raunen hinter ihm zu schmerzen. Da er mit dem Rücken zu den Zuschauern saß, bemerkte er nicht, dass einige vor Schock und Empörung aufstanden, doch die verschiedensten und schlimmsten Verwünschungen gegen Lucius Malfoy vernahm er um so mehr. "Lebenslang!", schrie einer. "Sperrt dieses Monster weg!", kam es von einem anderen. "Bringt ihn den Dementoren!" "RUHE!" Doch die Menge verstummte erst, als sich auf einmal wieder Adary erhob und zu einem Widerspruch ansetzte. "Wagen Sie es nicht!", fuhr Draco, der nun plötzlich aufsprang, diesen sofort an und zeigte mit dem Finger auf ihn. Adary erbleichte und zuckte vor Schreck heftig zusammen, denn in Dracos Gesicht spiegelte sich die blanke Wut wieder. "Sie verteidigen einen Mörder, Todesser und Vergewaltiger! Und das werden Sie heute nicht nur von mir hören!" "Ja!" "Mörder! Todesser! Vergewaltiger!", widerholten viele der Zuschauer gemeinsam immer wieder und auch die Ermahnungen vom Kobold, der schon fast heiser wurde, kamen nicht gegen das Wutgeschrei an. Umso mehr war es verwunderlich, dass erst das Erheben der Hand Redtones dies vollbrachte. Als es endlich mucksmäuschenstill war, ließ Redstone seine Hand wieder sinken und musterte Draco nun mit einem ungewöhnlich ruhigen Blick. "Setzen Sie sich wieder, Mr. Malfoy", wies er an und Draco ließ sich mit zitternden Knien wieder auf den Stuhl nieder. "Ihr Vater hat Sie und Ihre Mutter also Ihr Leben lang misshandelt? Und Ihre Mutter sogar vergewaltigt?", fragte Redstone noch einmal gelassen nach. Draco zitterte noch immer leicht von seinem Wutanfall und beruhigte sich nur langsam wieder. "Ja." Mrs. Womplish notierte sich diese Bestätigung. Dies war durch das Kratzen der Feder gut zu hören, denn nun war es wieder vollkommen still im Saal. Vermutlich waren alle Anwesenden sich sicher, dass noch weitere schockierende Enthüllungen ans Tageslicht kommen würden. "Wollen Sie noch etwas zu den Taten Ihres Vaters hinzufügen?" Draco biss sich auf die nun sehr trockene Unterlippe und kämpfte mal wieder innerlich mit sich. Obwohl er nun wieder einigermaßen von seinem höchsten Wutpegel runter war, hielt er sich noch für stark genug, noch mehr Dinge zu nennen, von denen er ganz genau wusste. Von dem Mord an Lauras Mutter und davon, welches ihm jedes Mal ein unerträglich schlechtes Gewissen einbrachte, wenn er seine Geliebte zu berühren begann... "Nein", gab er leise zu. "Doch Sie werden sicher noch mehr zu hören bekommen." Die Ratmitglieder verstanden schnell und nickten nacheinander. "Gut, Mr. Malfoy, Sie können auf Ihren Platz zurück", gab Fudge bekannt; diesmal in einem eher erschöpften Ton, als es bei den vorigen Angeklagten und Zeugen gewesen war. Mit Genugtuung warf er seinem Vater noch ein letztes Mal einen kalten Blick zu, bevor sich Draco mit immer noch leicht zitternden Knien wieder erhob und die Stufen zu seiner Sitzreihe nach oben stieg. Alle Zuschauer beobachteten ihn mit einem Gemisch aus unzähligen Emotionen in den Augen. "Miss Laura Snape, bitte in den Zeugenstand!" Weder beeilte sie sich, noch trödelte Laura, als sie sich von ihrem Platz erhob und an Draco vorbei die Treppe runterging. Dabei streiften sich sanft und flüchtig die Hände der beiden und Laura durchfloß ein Gefühl von Kraft und Beistand. Mit einem ernsten und dunklen Blick ließ sie sich auf dem Stuhl nieder und wie auch nur bei Dumbledore blieb die Kette regungslos am Boden liegen. Fudge biss sich kurz mit einem etwas grimmigen Gesichtsaussdruck auf die trockene Unterlippe, bevor er Lauras Lebensdaten vorlas. "Miss Laura Snape, Sie sind sechszehn Jahre alt, werden ab dem morgigen Tag die sechste Slytherinklasse beginnen und leben seit zwei Monaten bei Ihrem Vater Professor Severus Snape in Hogsmeade. Trifft all dies auf Sie zu?" "Nein", sagte Laura deutlich, wodurch Fudge sie stutzig ansah, da bis jetzt alle Daten von den vorigen Zeugen und Angeklagten gestimmt hatten. "Obwohl ich jetzt bei meinem Vater lebe, trage ich auf eigenem Wunsch hin weiterhin den Namen meiner Mutter. Deswegen wäre es mir lieber, sie würden mich bitte mit 'Miss Laison' ansprechen", erklärte die junge Slytherin. "Ähm, gut", erwiderte Fudge, korrigierte seine Aufzeichnungen und sah wieder in Lauras Gesicht. "Wie Sie ja wissen, Miss Laison, sind auch Sie eine Hauptzeugin und sind daher verpflichtet, auf alle Fragen, die Ihnen gestellt werden, wahrheitsgetreu zu antworten. Werden Sie ihrer Pflicht nachgehen?" Laura starrte ihn ausdruckslos an. "Nein." Erneut begann ein lautes Raunen im Saal. Lauras Antwort, so kurz und pregnant sie doch gewesen war, hatte gerade jeden Anwesenden vor den Kopf gestoßen. Ganz besonders den Zaubereiminister. "Wie bitte, Miss Laison?", sagte er ungläubig. Das war ihm ja wohl noch nie unterkommen. Unzählige Angeklagte hatten auf seine Erwähnung der Antwortspflicht geschwiegen, aber niemand hatte bisher widersprochen. "Ich werde auf alle Fragen wahrheitsgetreu antworten", setzte Laura nach, ohne sich von der Überraschung und Empörung der anderen verwirren zu lassen, "solange diese Fragen sich auch einzig und allein auf die Taten der Todesser beziehen. Und nicht auf Mariah Riddle oder sonst wen." Mariahs Augen weiteten sich. Sie kannte es von Laura, dass sie ausschließlich das tat, was sie für richtig hielt und ihr da auch nie jemand reinreden sollte. Auch wusste sie, wie sehr ihre beste Freundin sie immer beschützt hatte, doch selten hatte sie so eine Entschlossenheit in deren Stimme gehört. Sie besah kurz die Gesichter ihrer Banknachbarn, die nicht weniger verdattert nach unten sahen. Mit Ausnahme von Snape; der grinste zufrieden. "Ja aber -", haspelte Fudge nun völlig durcheinander. "Das tut uns ja sehr Leid, Miss Laison", sprach Redstone auf einmal, der Laura so ansah, als hätte er sie bereits völlig durchschaut. "Jedoch wird es sich wohl nicht vermeiden lassen, dass wir ab und zu Ihre beste Freundin oder andere Personen in unsere Fragen einbauen werden. Immerhin müssen wir erst noch etwas über Ihre Vergangenheit erfahren, um uns ein richtiges Bild von Ihrem Leben mit den Todessern zu machen und somit auch die Wahrheit Ihrer Aussagen zu prüfen." Laura schenkte ihm einen scharfen Blick und eine schnelle Antwort. "Nun denn ... Sie werden es bemerken, wenn mir Ihre Fragen zu unpassend werden." Redstone nickte. "Miss Laison", begann Miss Clutterbuck mit ihrer gewohnt freundlichen Stimme, "Sie sind, wie heute schon erwähnt wurde, die Tochter von der verstorbenen Lara Laison und Professor Severus Snape. Doch den Großteil Ihres Lebens lebten Sie unseren Recherchen nach allein mit Ihrer Mutter in dem Haus, in dem ihre Leiche gefunden wurde. Wie ist Ihr Leben mit Ihrer Mutter zu sehen?" "Während meinem ersten Lebensjahr lebte mein Vater noch bei uns. Die Jahre darauf bis zum Sommer 1995 lebte ich, wie Sie schon sagten, mit meiner Mutter allein. Wir führten ein abgeschottetes Leben, ich bekam außer sie und wenige andere Menschen, darunter auch ab und zu Muggel, kaum zu Gesicht." "Wussten Sie schon als Kind, dass Ihre Mutter eine Todesserin gewesen ist?" Laura war äußerst verärgert über diese direkte Frage und machte dies Redstone auch mit ihrem Blick deutlich. "Meine Mutter erklärte mir schon, als ich ein Kleinkind war, dass sie einst schlimme Sachen gemacht hat. Dass sie Menschen wehgetan hat ... Dass sie Menschen getötet hat. Jedoch fügte sie auch hinzu, wie sehr ihr das Leid täte und dass sie nie aus freiem Willen so etwas getan hat", antwortete sie. "Sie hat Ihnen also auch vom Unnennbaren erzählt, der ja, als Sie ein Jahr alt waren, gefallen ist?", fragte Miss Clutterbuck. "Ja, so erfuhr ich auch, wer mir das Dunkle Mal verabreicht hat." "Wo ist Ihr Dunkles Mal?" Redstone besah Lauras linken Unterarm, auf dem jedoch nichts zu sehen war. Draco trug einen Pullover, daher hatte er sich bei diesem nicht nach dem vorhandenen Dunklen Mal erkundigt. "Es ist mit einem Tarnungszauber verdeckt. Da ich ja vorerst nicht außerhalb der Hogwartsschule zaubern kann, legt mein Vater ihn alle drei Tage neu." "Wieso verstecken Sie Ihr Dunkles Mal?", fragte Redstone mit einem gemeinen Lächeln. "Fürchten Sie sich davor, dass Ihre Mitmenschen Sie als Todesserin erkennen?" Laura schwieg mit einem kalten Blick und machte dem Ratmitglied so klar, dass diese Frage unpassend und auch seine Vermutung ganz und gar falsch war. "Gut, Miss Laison", seufzte Redstone mit einem plötzlich eher sanften Lächeln. "Es war Ihnen also klar, was Ihre Mutter getan hat. Wie gingen Sie damit um?" "Wie soll ich damit umgegangen sein? Ich nahm es hin, was hätte ich machen sollen? Ich verstand am Anfang nicht genau, was sie mir alles erzählte; erst im Laufe der Jahre. Ich sah meine Mutter nicht als eine Mörderin. Jedoch machte sie mir immer wieder klar, dass sie eine wäre und sie widerholte auch immer wieder, dass es das Schlimmste ist, Menschen zu töten; egal, wie grausam diese sind. Ich genoss also eine gute Erziehung." "Zu einer wirklich guten Erziehung müsste auch ein Vater beitragen. Was erzählte Ihnen Ihre Mutter, warum Ihr Vater verschwunden ist?" "Sie erzählte mir, er wäre einfach so, ohne an uns zu denken, abgehauen. Vor einem halben Jahr dennoch erfuhr ich von meinem Vater, dass eher meine Mutter abgehauen ist. Sie wollte nicht zurück in ihr Leben vor ihrer Todesserzeit." "Warum, denken Sie, wollte sie das nicht?" "Vermutlich fürchtete sie, Sie würden sie nach Azkaban verfrachten und mich ihr wegnehmen." "Wie konnten Sie sich beide denn all die Jahre über Wasser halten? Hat Ihre Mutter gearbeitet?", erkundigte sich Mrs. Womplish, wobei sich ihre Unhöflichkeit erneut dadurch bewies, dass sie nur auf ihre Pergamentrolle stierte. "Durch ihre Zeit als Todesserin waren wir im Besitz seltener schwarzmagischer Gegenstände und auch wertvollen Gewändern. Voldemort brachte seinen Anhängern durch ihre Dienste viel Reichtum - Ein weiteres Lockmittel für Anhänger und auch kein unübersehbares. Meine Mutter verkaufte im Laufe der Jahre all diese Dinge, nachdem ihr Gold aus der Kriegszeit ausgegeben war. Auch standen uns die Hauselfen aus den Haushalten sämtlicher Hexen und Zauberer zur Seite." "Hauselfen?", wiederholte Mundungus mit einem Stirnrunzeln. "Ja. Eines Tages, ich war wohl drei oder vier, da brachte meine Mutter einen schwerverletzten Hauselfen mit nach Hause. Er gehörte der Familie Pucey und wurde von deren Oberhaupt übel zugerichtet, weil er das Abendessen vollkommen versaut hat. Meine Mutter versorgte seine Wunden und bevor sie ihn wieder gehen ließ, bat sie ihn, allen Hauselfen, die er kennt, mitzuteilen, sie mögen doch bitte im Falle einer schweren Verletzung zu ihr kommen. Dieses Angebot sprach sich schnell um und schon bald gingen hunderte Hauselfen bei uns ein und aus." Lauras leicht tiefer Stimme entnahm man eine gewisse Heiterkeit bei diesen Worten. "Was hatte Ihre Mutter mit der Familie Pucey zu tun?", wollte Redstone doch zu gerne wissen. "An sie verkaufte meine Mutter ihre ersten Utensilien. Daher blieb sie auch manchmal zum Essen und da lernte sie auch diesen Hauselfen kennen." "Und sie ließ Sie in Ihrem jungen Alter allein zu Hause?" "Sie brachte mich erst ins Bett und ging nur raus, wenn ich schlief. Sie verließ das Haus auch nur im äußersten Notfall und sie konnte mich nicht immer mitnehmen. Sie wollte auch nicht, dass ich einen zu engen Kontakt zu ihren 'alten Leuten' pflege. Als sie sich jedoch mit den Hauselfen anfreundete, kümmerten sich diese, wenn sie Zeit hatten, sehr intensiv um mich und passten auch oft die Nacht über auf mich und das Haus auf. So konnte meine Mutter auch öfters raus, um Geld für uns zu bekommen. Wenn das Geld jedoch sehr knapp wurde, brachten uns auch die Hauselfen ab und zu etwas zu Essen." "Welche Hauselfen von welchen Familien kamen zu Ihnen?" "Von all den Familien auf der Anklagebank, soweit ich mich erinnere. Wie Sie an deren Gesichtern ablesen können, wussten sie nichts davon." Laura setzte ein spöttisches Lächeln auf, denn sämtliche Angeklagte bekamen tatsächlich sehr verwirrte Gesichter. "Sie sagten", erinnerte sich Redstone, seinem Ton nach beiläufig, "Ihre Mutter hätte Sie nicht immer mitnehmen können. Wohin hat sie Sie denn mitgenommen?" "Vor allem zu einigen Treffen von Todessern -" Sie sah sofort, wie die Ratsmitglieder die Ohren spitzten und auf einmal sehr stramm saßen beziehungsweise standen. "- Die Todesser trafen sich mehrmals, um Geschäfte miteinander zu machen, da man ja unter all diesen Leuten seinen Favoriten fand. Außerdem versicherte man sich auch so regelmäßig, dass auch jeder noch dem Ministerium gegenüber den Mund hielt, wegen der Vergangenheit. Meine Mutter musste somit zu diesen Treffen erscheinen, sonst wäre man ihr aufgelauert. Und da alle Hauselfen bei diesen Treffen für das Essen und alles andere anwesend sein mussten, war keiner da, um auf mich aufzupassen und so nahm sie mich dann auch mit. Sie erzählte mir dort auch oft die wichtigsten Dinge über jeden, so dass ich über jeden zumindest ein bisschen Bescheid wusste. Natürlich nutzte sie die Treffen ebenfalls, um Geschäfte zu machen. Ansonsten jedoch hat sie den Kontakt mit ihnen immer gemieden." Als sie endete, sah sie sofort, wie nach jeder Antwort, in Redstones Gesicht, denn auf ihn musste sie besonders Acht geben und versuchen, durch seinen Gesichtsausdruck irgendwie die nächste Frage zu erraten, um ihm mehr als einen Sprung voraus zu sein. Diesmal sah der Mann sie an, als würde er es sich genau überlegen, ob er die nächste Frage nun stellen sollte oder nicht. "Auf diese Treffen beziehend ... Sagt Ihnen der neunte September 1985 etwas?" So eine Frage hatte Laura nun nicht erwartet. Dementsprechend musste sie kurz in sich gehen, um sich erst einmal an dieses Datum zu erinnern, den Sinn dieses Tages zu erfassen und auch eine Antwort daraus zu basteln. Als ihr jedoch endlich klar wurde, was für eine Erinnerung dieses Datum ihr hinterlassen hatte, weiteten sich ihre Augen etwas und ihr Herz begann schneller zu schlagen. "Ja", wisperte sie, "Am Abend dieses Tages waren meine Mutter und ich auf einem dieser Treffen. Alles war wie immer, doch dann wurde der Saal auf einmal von Auroren gestürmt ..." Als ihr immer mehr Einzelheiten einfielen, schluckte Laura leise. "An diesem Abend sind viele Todesser und Auroren umgekommen. Vor allem Kinder ...", setzte sie fort und wollte noch mehr sagen, doch im selben Moment, als sie sich doch umentschied, sagte Miss Clutterbuck: "Gut, Miss Laison, nun möchten wir jedoch gerne von Ihnen erfahren, wie Sie Miss Mariah Riddle zum ersten Mal begegnet sind." Laura sah die junge Frau ungläubig an. Hatte sie sich denn nicht klar genug ausgedrückt in der Ansicht, dass sie nicht über Mariah sprechen würde? Natürlich schwieg sie, um noch einmal auf ihre Bedingung hinzuweisen. Doch auf einmal setzte Redstone sich in Bewegung und stand schließlich direkt vor ihr. Zu allem Überfluß beugte er sich noch ein wenig zu ihr runter, weswegen Laura sich mit dem Rücken schon beinahe schmerzhaft gegen die harte Stuhllehne drückte. Zu ihrem Glück beließ er es bei einer Entfernung ihrer Gesichter von fünfundzwanzig Zentimetern, jedoch konnte sie von ihm den imensen Geruch von altem Pergament wahrnehmen. "Sie müssen bedenken, Miss Laison, wenn Sie uns diese Fragen nicht beantworten, werden wir diese eben Ihrer besten Freundin stellen und ihr Verhör umso länger und unerträglicher machen. Möchten Sie wirklich, dass sie sich länger als nötig mit uns rumschlagen muss?", flüsterte er mit einem hinterhältigen Grinsen. Laura atmete vor Zorn tief ein, wodurch der Pergamentgeruch unanmgenehm in ihrer Nase kribbelte. Ihr war klar, dass nur sie seine Worte gehört hatte, daher wäre es äußerst unpassend von ihr gewesen, jetzt einen Aufstand wegen dieser Unmoral zu machen. Sie nickte knapp, wodurch er sich endlich wieder von ihr entfernte, sie jedoch immer noch erwartend musterte. "Wir beide waren sieben, als wir uns zum ersten Mal trafen", sagte Laura trocken. "Ich war wieder mit den Hauselfen alleine zu Hause und als meine Mutter wiederkam, hatte sie Mariah dabei. Sie schickte sie in mein Zimmer, um mich kennen zu lernen. Ich erkannte Mariah sofort, denn meine Mutter hat mir natürlich auch von ihr erzählt." "Was hat Ihre Mutter über sie erzählt?" "Dass sie die Tochter des Dunklen Lords ist und nach seinem Sturz bei einem Todesserpaar landete und bei denen aufwuchs." Nun sah Laura mit einem todbringenden Blick zu diesem gemeinten Paar, welches nun synchron an gesunder Gesichtsfarbe verlor. "Um wen handelte es sich?" "Um Raven und Regina Reason." Augenblicklich schrumpfte das Eheppar Reason unter den Blicken aller Beteiligten heftig auf der Bank zusammen. "Sie haben sie mehr oder weniger aufgezogen", fuhr Laura mit kalter Stimme fort, ohne den Blick von diesen, nach ihrer Meinung lebensunwürdigen, Monstern zu nehmen. "Sie haben Mariah wie einen Hauselfen behandelt - Alle schwierigen Arbeiten dürfte sie in deren Anwesen verrichten." "Hat Miss Riddle Ihnen das so erzählt?", fragte Miss Clutterbuck. "Sie musste mir das gar nicht erzählen ... Von meiner Mutter wusste ich dies bereits - alle wussten davon, die dort sitzen. Doch das war ihnen egal und hat sie nicht von ihren Perversitäten abgehalten ..." "Perversitäten, Miss Laison?", fragte Redstone hochinteressiert. "Ja", erwiderte diese, wobei ihre Stimme auf einmal leicht zitterte, während sie in die ängstlichen Gesichter der Todesser sah. "Von was für Perversitäten sprechen Sie?", hakte Redstone erneut nach und kam ihr wieder ein Stück näher. Er wollte diese Antwort, die wohl nun folgen würde, auf jeden Fall. Laura schwieg mit zusammengepressten Lippen. Am liebsten hätte sie sich zu Mariah umgedreht, um in ihrem Gesicht die Zustimmung für diese Enthüllung zu finden. Doch Laura wusste, dass, selbst wenn sie dies tun würde, sie diesen Ausdruck niemals auf Mariahs Gesicht sehen würde. Sondern nur Angst, Scham und der bittere Wunsch, endlich zu vergessen und deswegen für immer zu schweigen. Doch war dies nicht einfach nur egoistisch? War es nicht egoistisch, Mariah mit diesen Schmerz für immer allein zu lassen? Und war es nicht egoistisch, all diese Schweine davonkommen zu lassen? Vor allem, da es auf der Welt, so vermutete Laura, noch immer andere Seelen gab, die gequält nach Vergeltung schrien? "Miss Laison", sagte nun Mundungus, der sie nun auch sehr eindringlich ansah, "Was wurde Ihrer besten Freundin angetan?" Laura schloss kurz die Augen und atmete tief durch. Es tut mir Leid, Mariah. "Raven Reason, dieses Schwein, hat Mariah schon im Alter von sechs Jahren vergewaltigt und später auch an andere Todesser für Geld verliehen." ******************************************* Mich würde es wundern, wenn auch nur einer meiner alten Leser dieses Kapitel noch lesen würde. Denn immerhin habe ich für die paar Zeilen da oben so lange gebraucht, dass man meine FF wohl sicher bereits vergessen hat. Ich erhoffe mir jedoch natürlich das Gegenteil^^'. Ich entschuldige mich auch noch einmal dafür bei jedem und bedanke mich bei all denen, die so standhaft waren und immer nachgefragt haben, wann es denn nun mit Harry, Mariah und den anderen weitergeht. Nun ja, jetzt wisst ihr es und müsst bis zum nächsten Kapitel weiterfiebern. Denn in diesem wird endlich Mariah aussagen und daher wird das nächste Kapitel so heißen: 'Mariahs größtes Geheimnis' Ich will hier ehrlich zugeben, dass ich an manchen Tagen in den letzten Monaten tatsächlich daran gedacht habe, aufzuhören. Nicht weil ich zu viel zu tun hatte, sondern weil irgendwie die Lust dazu fehlte und ich auch keinen Zugang mehr zu meinen Charakteren finden konnte. Doch zum Glück habe ich mich vor einer Woche mal richtig zusammengerissen und mal fleißig in die Tasten gehauen. Das nächste Kapitel habe ich bereits mehr oder weniger angefangen, da ich aus diesem hier einen kleinen Teil rausgenommen habe. Nun möchte ich zum Ende hin gerne eine kleine Umfrage beginnen. Und zwar möchte ich wissen, welche Figur aus meiner FF ihr am liebsten mögt. Damit sind natürlich nicht nur meine eigenen gemeint, sondern natürlich auch die Buchcharaktere. Denn ich möchte ja gerne wssen, ob ich sie gut umgesetzt habe ^-^. Gut, ich hoffe, euch gefällt das Kapitel und ihr hinterlasst mir ein umfangreiches Statement. Bis zum nächsten Kapitel! Eure Maru ^-° Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)