Das Schicksal der Erbin von -Maru- (*ABBRUCH DER FF MIT ERKLÄRUNG*) ================================================================================ Kapitel 5: 5. Die Verhandlung ----------------------------- 5. Die Verhandlung Durch das zarte Zwitschern von Vögeln und dem angenehmen Geruch von Kakao erwachte Mariah aus ihrem kurzen Schlaf. Sofort wanderte ihr müder Blick zu Harry, der sie warm anlächelte. "Guten Morgen", sagte er sanft. Mariah setzte sich langsam auf und rieb sich die Augen. "Morgen", murmelte sie. "Wie spät ist es?" "Genau acht Uhr. Hier, Remus hat dir heiße Schokolade gemacht." Erst jetzt sah Mariah, dass Harry eine Tasse bei sich hatte, in der heißer Kakao dampfte. "Pass aber auf, es ist heiß." Mariah bedankte sich, nahm ihm vorsichtig die Tasse ab und nahm einen kleinen Schluck. Schlagartig fühlte sie in ihrem gesamten Körper eine angenehme Wärme und ihre Müdigkeit verschwand wie von selbst. "Hmm", seufzte Mariah und leckte sich die Lippen, "Ist das lecker. Irgendwie fühl ich mich auf einmal, als könnte ich Bäume ausreißen." "Das liegt daran, dass die Schokolade, die da drin ist, einen wieder zu Kräften kommen lässt", erklärte Harry. Mariah lächelte und nahm erneut ein paar Schlucke zu sich. "Mariah?" "Hm?" "Was hast du letzte Nacht geträumt?" Vor Schreck verschluckte sich Mariah und hustete laut. Nachdem sie sich beruhigt hatte, sah sie mit einem ängstlichen Blick in Harrys ernste Augen. Ihr Körper sank etwas in sich zusammen und ihre Hände begannen so stark zu zittern, so dass der Kakao beinahe aus der Tasse schwappte. Überrascht, sah sie auf, als Harry ihr auf einmal die Tasse abnahm, diese auf den Nachttisch abstellte und dann ihre Hand umfasste. "Mariah", sagte er sanft, "du musst es mir nicht erzählen, wenn es dir so unangenehm ist. Aber du solltest bereits wissen, dass du mir alles erzählen kannst und ich immer alles versuche, um dir zu helfen. Ich weiß, wie fertig einen schlimme Träume machen können und ich schwöre dir, das Beste, was du machen kannst, ist mit jemanden darüber zu reden." Mariah sah ihn noch immer sehr verunsichert an. Sie war gerührt von seinen Worten und natürlich wusste sie, dass er sie in dieser Situation am allerbesten verstehen konnte. Immerhin hatte er selbst schon oft Träume gehabt, in denen der Anblick von Leichen noch das Harmloseste von allem gewesen war. Nur leider waren das fast nie Träume gewesen, sondern Visionen. "Blut", brachte sie mit einem Schlucken heraus, "überall war Blut ... der Boden, die Wände, die Decke ..." Gebannt hörte Harry ihr zu und drückte nun ihre Hand. "Überall um mich herum lagen Leichen", schluchzte Mariah. "Remus, Sirius, Laura, Draco, Ron, Hermione, Dumbledore ... und ... du ..." Nun brach sie in Tränen aus, wodurch Harry sie in eine innige Umarmung schloss. In seinen Armen ließ Mariah ihren Gefühlen nun freien Lauf. Unzählige Tränen vergoss sie und immer mehr abgehackte Wörter kamen aus ihr heraus. "Ich bin es gewesen! M-meine Hände - sie - waren voller Blut! Ich habe euch ermordet! Ich bin eine Mörderin!", schrie sie verzweifelt. Augenblicklich umfasste Harry ihr tränenverschmiertes Gesicht und sah ihr direkt in die geröteten Augen. "Du irrst dich! Siehst du mich nicht? Ich bin hier bei dir und lebe! Du hast niemanden umgebracht! Sirius und Remus sind unten in der Küche und auch den anderen geht's gut. Du hast nichts getan!" Mariah starrte ihn an. Sie war völlig durch den Wind. Noch immer liefen Tränen über ihre Wangen, die Harry ihr aber sofort mit den Daumen wegwischte. "Es war nur ein Traum, Mariah, du hast keinem etwas angetan", sagte er sanft. Mariah seufzte erschöpft und schloss die Augen. "Aber ... es wirkte alles so real ... Das viele Blut ... eure aufgerissenen Augen, die mich einfach nur angestarrt haben ..." "Aber nichts davon war real", flüsterte Harry. Mariah nickte leicht und küsste seine Wange. "Danke", hauchte sie. "Wofür?", fragte er ein wenig verwundert. "Dass du mir trotz allem immer vertraut hast ... Vor allem während des großen Angriffs ... Wie du da die ganze Zeit zu mir gehalten hast ... Ohne dich hätte ich das alles gar nicht durchgestanden." Harry sah sie zuerst etwas überrumpelt an, doch dann breitete sich die Wärme, die sein Herz nun umhüllte, auch auf seinem Gesicht in der Form eines Lächelns aus. "Ich werde auch heute und mein ganzes Leben lang zu dir halten und dich beschützen", sagte er. Nun lächelte Mariah auch, doch dieser schöne Anblick verschwand sofort wieder. "Ich habe große Angst", gestand sie. "Vor der Verhandlung, hm?" Mariah nickte. "Das brauchst du nicht. Ich und die anderen sind bei dir. Außerdem hast du nichts Schlimmes getan." Mariah nickte erneut und wischte sich nun die letzten Tränen von den Wangen. "Am besten gehst du jetzt erstmal ins Bad und machst dich fertig. Dann frühstücken wir in Ruhe mit den anderen und machen uns dann rechtzeitig auf den Weg", schlug Harry vor. "Ja. Sind Laura und Draco schon wach?" "Unten waren sie zumindest nicht." "Gehst du sie dann mal bitte wecken?" "Ja klar", antwortete Harry und erhob sich. Er ging zur Tür und drehte sich noch einmal zu ihr um. "Mariah?" "Ja?", fragte sie. "Wir schaffen das, okay?" Zögernd nickte Mariah und er verließ das Zimmer. Seufzend lehnte er sich gegen die Wand. Es bereitete ihm Schmerzen, dass Mariah so sehr litt. Mehr als alles andere wünschte er sich, er könnte ihr diese schrecklichen Alpträume und ihre Angst nehmen. Lustlos, schleppte er sich den Flur entlang, bis er vor dem Gästezimmer stand. Er klopfte an und rief: "Aufstehen! In einer halben Stunde gibt es Frühstück!" Er wartete etwas ab, um vielleicht eine Antwort zu bekommen, doch nichts war zu hören. 'Sind sie vielleicht doch schon nach unten gegangen?', fragte er sich und öffnete die Tür. Er errötete, als er bemerkte, dass Laura und Draco aneinander gekuschelt im Bett lagen. Erst langsam realisierte er, dass beide nackt waren und zu seinem Glück bis zur Hüfte mit der grünen Bettdecke zugedeckt waren. Langsam glitt Harrys Blick zu der friedlich schlafenden Laura und blieb unfreiwillig an ihrer entblößten Oberweite hängen, die er erst jetzt bemerkte. Knallrot wurde er bei diesem Anblick und zu seinem Pech regte sich auf einmal Draco und öffnete langsam die Augen. Als er Harry in der Tür stehen sah, setzte er einen empörten Blick auf und wollte ihn gerade anschreien, doch Harry schloss noch rechtzeitig die Zimmertür, um dem vorerst zu entgehen. Mit rasendem Herzen und glühendem Gesicht wich Harry von der Tür zurück und atmete erstmal tief durch. "Hast wohl auch 'nen Sonnenbrand, ne?" Verwundert, sah Harry auf und blickte nun in die Augen eines Zauberers auf einem der Wandgemälde. Dieser stand mit einem Fächer am Strand und war ganz rot im Gesicht. Harry erschrak heftig, als auf einmal die Tür des Gästezimmers aufgerissen wurde und ein sehr wütender Draco Malfoy vor ihm stand. In der Eile hatte sich dieser eine Hose angezogen. "Was hast du alles von ihr gesehen?", flüsterte er gefährlich leise. "Äh, w-was?", stotterte Harry völlig panisch. Draco ging einen bedrohlichen Schritt auf ihn zu. "Du hast meine Freundin begafft, Potter!" "H-hab ich nicht!" "Hast du eigentlich noch nie was von Anklopfen gehört?!" "I-ich habe angeklopft!" "Und? Hat jemand geantwortet?!" "Nein, aber -" "Wenn niemand antwortet, bleibt man draußen! Kapiert, Potter?!" "Draco?", erklang Lauras müde Stimme aus dem Gästezimmer. "Ja, Süße?", rief Draco. "Müssen wir schon aufstehen?" "Ja, wenn es dir nichts ausmacht, geh ich zuerst ins Bad." "Meinetwegen." Draco warf Harry noch einmal einen bösen Blick zu, dann schloss er die Gästezimmertür und ging ins Bad. Vollkommen überfordert mit dieser soeben geschehenen Szene, schluckte Harry noch einmal und ging zurück in sein Zimmer. Dort setzte er sich an den Tisch und versuchte erstmal Lauras, ihm nicht so gewohnten, Anblick wieder aus seinem Kopf zu kriegen. 'Oh Mann', dachte er seufzend, 'wenn ich ihr jetzt begegne, werde ich bestimmt nur noch diesen Anblick vor meinen inneren Augen haben. Bei Merlin, ist das peinlich!' Er konnte jedoch von Glück reden, dass Laura nichts davon mitbekommen hatte. Sicher wäre es auch ihr sehr unangenehm gewesen. Vorausgesetzt, Draco würde seine große Klappe halten. Er sah auf, als sich die Badezimmertür öffnete und Mariah mit offenen nassen Haaren auf ihn zuging. "Oh Mann, ich kann es kaum erwarten, bis ich siebzehn bin. Dann darf ich endlich wieder immer dann zaubern, wenn ich es will. Nicht einmal die Haare darf man sich trocknen", murrte sie. "Wahrscheinlich befürchtet man, du könntest sie aus Versehen in Brand setzen", kommentierte Harry mit einem Grinsen. Mariah sah ihn etwas beleidigt an. "Das ist mir noch nie passiert und das wird es auch nie!" Harrys Grinsen wurde breiter. Aber zugleich wurde sein Blick irgendwie traurig, während er sie dabei beobachtete, wie sie versuchte, ihre Haare mit einem Handtuch richtig trocken zu reiben. Er kannte es schon von Mariah, dass sie sich bei ihm gerne über beinahe unwichtige Kleinigkeiten ausließ, aber das machte sie fast nur dann, wenn sie im Moment ein viel schlimmeres Problem hatte. Mit dem kleinen Rumgezicke versuchte sie sich wohl davon abzulenken, oder vielleicht eher von 'sich' abzulenken. Sie war nämlich genau wie er. Sie beiden mochten nicht gerne ihre Schwächen zeigen und lächelten vor anderen lieber tapfer, als zu weinen und zu jammern. "Gehen wir runter?", fragte er. Mariah nickte, ließ das Handtuch auf einen der Stühle fallen und verließ mit ihm das Zimmer. Gerade wollten sie die Treppe runtergehen, als sie von Lauras Stimme aufgehalten wurden. "Guten Morgen, ihr zwei!", sagte sie gutgelaunt und ging mit Draco auf die beiden zu. Sofort wurde Harry rot, als er an eine ganz bestimmte, wie Schnee schimmernde, weiße Haut dachte, und tat so, als würde er das Gemälde mit einem dreiköpfigen Hirsch begutachten. Draco durchbohrte ihn mit einem vernichtenden Blick. "Wie geht es deinem Arm, Laura?", fragte Mariah und betrachtete besorgt Lauras Verband. "Schon besser. Wir machen uns ja direkt nach dem Frühstück auf den Weg, oder?", wollte Laura wissen. Mariah nickte. "Gut." Nun wandte sich Laura ihrem Freund zu. "Gehst du mit Harry bitte schon mal nach unten? Ich möchte noch kurz mit Mariah reden." Draco nickte und ging die Treppe runter. Harry folgte ihm sogleich. Mariah, die nun mit Laura allein im Flur stand, sah ihre beste Freundin verwundert an. "Was willst du denn mit mir bereden?", fragte sie. Laura sah sie lange stumm an, was sie unheimlich nervös machte. Dann schloss die junge Slytherin kurz die Augen und seufzte. "Ich werde heute in der Verhandlung etwas aussagen ... und ich möchte nicht, dass du erst so davon erfährst", murmelte sie. Nach diesen Worten sah Mariah sie etwas ängstlich an. "Laura ... was soll ich nicht erst bei der Verhandlung erfahren?" Ihre Stimme zitterte aus Angst vor dem, was Laura ihr sagen wollte. Ganz langsam öffnete Laura wieder ihre Augen. In ihnen glänzten Tränen. "Du erinnerst dich doch daran, dass Lucius Draco, Dad und mich eingesperrt hat ..." Mariah nickte langsam. "Mich hat er in eine Kerkerzelle weit weg von den andern beiden gebracht ... und ..." Laura schluckte heftig. "... Und dann wollte er mich vergewaltigen ..." Wie vom Blitz getroffen, starrte Mariah sie an. Ihre Augen waren weit aufgerissen vor Schock und ihre Lippen zitterten. Sie versuchte, etwas zu sagen, doch genau dieses Zittern ermöglichte es ihr nicht. Keuchend hielt sie sich die Hand, die ebenfalls zitterte, vor den Mund. "Oh Gott ... Laura ... er hat es gewagt, dich ...", flüsterte sie und die Tränen liefen ihr über die nun blassen Wangen. "Ich ... Was bin ich nur für eine Freundin? Ich hätte es wissen müssen ... Shit ... du hast all die ganze Zeit gelitten und ich habe dir nicht beigestanden ..." "Hey", sagte Laura und legte ihre Hände auf Mariahs Schultern, "sag das bitte nicht. Du hattest damals doch selbst Probleme und ich wollte dir das nicht auch noch antun." "Mir antun?!" Nun wurde Mariah hysterisch. "Laura, Lucius hat dich vergewaltigt! Und ausgerechnet ich habe es dir in den letzten Wochen nicht einmal ansehen können!" "Er hat mich nicht vergewaltigt, Mariah, er hat es nur versucht. Draco, Dad und Dobby haben mich noch rechtzeitig gerettet", versuchte Laura sie zu beruhigen. "Aber schon allein der Versuch ... ist einfach nur schrecklich ...", schluchzte Mariah und versuchte, nicht schon wieder zu weinen. Sie legte die Arme um Laura und drückte sie an sich. Mariah spürte, wie sie die Umarmung erwiderte und nun ebenfalls leise schluchzte. "Ja ... das war es auch", hauchte sie. Dann schwiegen beide kurz, ohne die Umarmung zu unterbrechen. Doch dann durchbrach Mariahs zitternde Stimme die Stille. "Laura ... als Draco und ich damals nach Beweisen dafür gesucht haben, dass Snape dich nicht vergiftet hat, haben wir beide etwas rausgefunden ... Und zwar ... dass Lucius Lara -" "- geliebt hat, ich weiß", unterbrach Laura sie. Verwundert, löste sich Mariah von ihr. "Woher weißt du das?" "Lucius hat es mir ... 'währenddessen' erzählt", sagte Laura angeekelt. "Außerdem hat er die ganzen Jahre dafür gesorgt, dass Mum und Dad nicht ihre gegenseitig zugeschickten Briefe bekommen haben." Mariah erblasste. "Dieses Schwein", murmelte sie und sah unsicher in Lauras dunkle, grüne Augen. "Und du willst dem Gericht wirklich davon erzählen?" "Ja", antwortete Laura. Mariah umarmte sie erneut. "Wenn du jemals darüber reden willst ... Ich bin für dich da ...", flüsterte sie. Laura schwieg kurz und drückte ihre beste Freundin sanft von sich weg. "Danke", sagte sie, "aber ... abgesehen von heute, möchte ich nie mehr darüber reden oder nachdenken." Mariah nickte. Sie verstand Laura absolut. "Ist okay." Laura lächelte dankbar und sah Mariah im nächsten Moment eindringlich an. "Und du wirst dem Gericht auch alles erzählen?" Mariah sah sie ein wenig erschrocken an. Schon wieder wurde ihr bei dem Gedanken schlecht, heute alles vor all den vielen Zuhörern erzählen zu müssen. "Ich versuche es", sagte sie zitternd. Laura lächelte warm. Ihr war klar, dass Mariah es nicht versprechen konnte. "Wirst du ihnen auch dein größtes Geheimnis erzählen?", fragte sie auf einmal. Nun war Mariah zutiefst verwundert. "Welches Geheimnis?", wollte sie wissen. Sie bekam eine Gänsehaut, da Laura sie nun mit einem seltsamen Blick durchbohrte. "Es wirkt also immer noch", wisperte sie geistesabwesend. "Aber sicher wird sich das bald ändern ..." Noch immer völlig konfus, starrte Mariah sie an. "Wovon zum Teufel sprichst du?" Auf einmal lächelte Laura, was Mariah nur noch mehr irritierte. "Ach vergiss es ... Komm, gehen wir endlich frühstücken", sagte Laura gutgelaunt, ging an ihr vorbei und dann die Treppe runter. 'Was war das denn jetzt?', fragte sich Mariah und sah ihr einfach nur angespannt hinterher. Ohne, dass der unsichere Ausdruck aus ihrem Gesicht verschwand, folgte sie Laura nach unten in die Küche und saß schließlich mit den anderen am Tisch. Während des Frühstücks wurden nur wenige Worte gewechselt. Draco und Harry warfen sich immer wieder feindselige Blicke zu, unterließen es aber, sich anzugiften. Remus lockerte die nervöse und angespannte Stimmung öfters mit ein paar aufmunternden Worten auf und Sirius sah in Gedanken versunken aus dem Fenster, während er seinen Kaffee trank. Mariah schluckte krampfhaft ihr Essen runter und sah die ganze Zeit Laura an, die gegenüber von ihr saß. Immer wieder versuchte Mariah, Augenkontakt mit ihr aufzunehmen, doch Laura sah noch nicht einmal in ihre Richtung. Beinahe so, als würde sie Mariah mit Absicht ignorieren. Mit Ausnahme einiger Unterbrechungen, wo jemand Mariah um das Glas Marmelade neben ihr bat, war sie vollkommen in Gedanken versunken und versuchte, sich an dieses 'Geheimnis' zu erinnern. Doch je mehr sie sich anstrengte, desto aussichtsloser kam ihr dieser Versuch, sich zu erinnern, vor. Nach ungefähr einer halben Stunde wurde der Tisch abgeräumt und alle zusammen standen schließlich, mit einer Prise Flohpulver in jeder Hand, vor dem Kamin. "'Zaubereiministerium'!", rief Remus, warf als erster das Flohpulver in den Kamin und sprang ins Feuer. Ein kleines giftgrünes Inferno entbrannte und er war verschwunden. Als nächstes kam Harry dran. Mit Unbehagen erinnerte er sich an die paar Male, wo er auf diese Art gereist war. Er hasste es, mit Flohpulver zu reisen. Er schloss die Augen, als er in einem gewaltigen Sog nach oben in den Kamin gezogen wurde und sich mehrere Male um sich selbst drehte. Schon bald spürte er zu seiner Erleichterung, dass er fiel und aus einem Kamin raus stolperte. Dabei rempelte er jemanden an, von dem er dachte, es sei Remus. Doch als Harry seine Augen öffnete, bemerkte er, dass er einem völlig fremden Zauberer gegenüber stand, der ihn sehr empört ansah. Harry entschuldigte sich hastig, doch der Zauberer hörte gar nicht hin, ging an ihm vorbei und näherte sich dem Kamin. "Nein, warten Sie, da kommen noch welche", sagte Harry. Nun setzte der fremde Zauberer eine noch säuerlichere Miene auf, doch als er Harry nun genauer im Augenschein nahm, traf ihn förmlich der Schlag. "Ha-Harry Potter!", stotterte er und zeigte mit dem Finger auf ihn. Sofort verstummten die Stimmen um sie herum, die Harry erst soeben wahrgenommen hatte. Ihm wurde nun auch bewusst, dass er in einer riesigen Halle mit Mahagoniholzwänden und einer gewaltigen Glaskuppel, die das Tageslicht einließ, stand. Überall standen Hexen und Zauberer, die vor den vielen anderen Kaminen anstanden oder aus ihnen heraus sprangen und diese starrten ihn nun mit offenen Mündern an. Auf einmal ertönte ein lautes Grollen aus dem Kamin, aus dem Harry soeben gekommen war und in wenigen Sekunden standen Mariah und die anderen vor ihm. "Oh Mann, ich hasse es, mit Flohpulver zu reisen", murmelte Mariah und musste durch den starken Ruß niesen. Im selben Moment keuchte der Zauberer, mit dem Harry zusammengestoßen war, so laut, als ob er einen Herzinfarkt bekommen würde. Nun wechselten alle Blicke in der Halle von Harry zu Mariah, die sich nun auch dieser ungewollten Aufmerksamkeit bewusst wurde. Auch Draco und Laura wurden angestarrt. Augenblicklich wichen viele Leute, die in ihrer Nähe standen, zurück und fingen an, miteinander zu tuscheln. Dabei warfen sie vor allem Harry und Mariah ängstliche und verständnislose Blicke zu. "Kommt, gehen wir", sagten Remus und Sirius beinahe gemeinsam und schoben die Jugendlichen voran. Während sie an den vielen Menschen vorbei gingen, hörten sie noch immer das ganze Tuscheln. "Das ist sie!", flüsterte eine alte Hexe mit einer riesigen Hornbrille. "Wie können sie diese Satansbrut nur ins Ministerium lassen?", sagte ein hagerer Mann. Eine junge Hexe, an der sie ganz nah vorbei gingen, zog ihr Kind zurück und zischte ihm leise zu: "Komm ihr bloß nicht zu nah!" Mariah biss sich auf die Lippen und fing an zu zittern, doch als Harry auf einmal ihre Hand nahm, verging das ein wenig. "Die sind doch tatsächlich zusammen!", wisperte jemand in der Menge. "Wie konnte er sich nur auf sie einlassen?" "Sicher hat sie ihn verhext!" "Ganz bestimmt mit dem Imperius-Fluch!" Harry war nun kurz davor, seinen Zauberstab zu zücken, doch Sirius, der das schon vorausgeahnt hatte, hinderte ihn daran. "Lass es lieber, die sind es nicht wert, dass du dir unnötigen Ärger einhandelst." Harry nickte wütend. Er sah auf, als sich eine große Tür vor ihnen öffnete und sie nun in einem breiten Raum mit mehreren käfigartigen Aufzügen standen. Sie betraten einen von ihnen und das goldene Gitter schloss sich. "Erster Stock, Gerichtssäle!", rief Remus und mit einem Ruck fuhr der Fahrstuhl nach oben. Sekundenlang herrschte Stille. Nur das Rattern des Aufzugs war zu hören. Harry hielt noch immer Mariahs Hand. Sie musste währenddessen die ganze Zeit an diese widerlichen Äußerungen denken. "Ihr könnt noch froh sein über solche Sprüche", sagte Draco auf einmal. Alle sahen ungläubig zu ihm. Er sah jedoch nicht zu ihnen und lehnte nur mit verschränkten Armen an der Wand. "Das war sicher noch harmlos im Gegensatz zu dem, was euch in Hogwarts erwarten wird." Erneut folgte eine Stille, die dieses Mal jedoch um einiges bedrückender war. "Die Slytherins werden dich aber auch nicht mit offenen Armen empfangen", stellte Sirius fest. Draco zuckte nur mit den Schultern. Und schon hielt der Aufzug an und öffnete sich. Nun gingen die Sechs einen Gang entlang, der in einer leichten Wendung nach rechts führte. Dabei gingen sie an einigen Türen vorbei, an denen 'Abteilung für höchststehende magische Justiz', 'Abteilung für unbefugte Zauberei', 'Abteilung für alle Verhandlungen von 455 bis heute', 'Abteilung für die Rechte von Hexen, Zauberern und magischen Tierwesen', 'Abteilung für Strafe, Folter und Verfolgung' und schließlich auch 'Abteilung für ungelöste Fälle' stand. Ganz am Ende des Ganges begann eine von Licht durchtränkte, kleine Halle, die auf der einen Seite riesige Fenster und auf der anderen ein geschlossenes Portal besaß. Vor dem Portal standen eine Menge Leute, die wohl darauf warteten, dass es sich öffnete. Unter ihnen befanden sich auch Mr. Weasley, Ron, Hermione und zu Harrys und Mariahs Überraschung auch Snape und Mrs. Figg. Ron war der erste, der auf die Neuankömmlinge aufmerksam wurde und wollte gerade nach ihnen rufen, als auf einmal Hermione seinen Mund mit ihrer Hand zuhielt und ihn ansah, als ob er verrückt wäre. "Was macht sie denn da?", fragte Mariah sehr verwundert. "Na was schon, sie will verhindern, dass er uns ruft und die anderen Leute somit auf uns aufmerksam machen würde und dann noch mehr verbale Attacken folgen", erwiderte Laura. Sie hatte mittlerweile Augenkontakt zu ihrem Vater aufgenommen und lächelte ihm zu. Dasselbe wollte sie auch bei ihrer Großmutter Arabella Figg tun, doch diese stand sehr abseits von den anderen und würdigte ihre Enkelin keines Blickes. Laura war sich jedoch sehr sicher, dass ihre Großmutter sie schon bemerkt hatte. Mit einem leichten Stich im Herz erinnerte sich die junge Slytherin an den letzten Schultag, an dem sie sich hatte entscheiden müssen, bei wem sie nun leben wollte. Als sie sich schließlich für ihren Vater entschieden hatte, war Arabella regelrecht ausgerastet. Laura hatte ihr in den Ferien einige Briefe geschrieben, doch Arabella hatte ihr nie geantwortet. Nun sah sie zu Ron und Hermione, die sich so ruhig und unauffällig wie möglich den anderen näherten und sie erfreut anlächelten. "Na, ihr, geht's einigermaßen?", fragte Ron leise an Harry und Mariah gewandt. Diese nickten, doch ihre nervösen Gesichtausdrücke verneinten seine Frage regelrecht. "Die dort drüben haben schon ganz schön über euch abgelästert", erzählte Hermione niedergeschlagen und sah zu den anderen Leuten, die Harry und Mariah zum Glück noch immer nicht bemerkt hatten. "Wir wurden in der Eingangshalle auch schon auf freudige Art empfangen", kam es verbittert von Harry. Hermione sah ihn traurig an. "Hey, ich bin das ja schon teilweise gewöhnt", sagte er, als er ihren Blick bemerkte und legte ein falsches Lächeln auf. Er lag damit leider nicht ganz so falsch. Schon im vierten Schuljahr hatte er viel Spott und Beschimpfungen einstecken müssen, da alle gedacht hatten, er hätte sich ins Trimagische Tunier geschummelt. Plötzlich ertönten hinter Harry und den anderen lautes Fußgetrappel und aufgeregte Stimmen. Überrascht, drehte Harry sich um und zuckte augenblicklich zusammen. "Au nein!", zischte er und stellte sich vor Mariah. "Da ist die Kimmkorn!" Sofort blickten Ron und Hermione sich um und entdeckten nun auch die Masse an Reportern und Fotografen, die vorne regelrecht von Rita Kimmkorn angeführt wurden. Die hatte schon ihre flinke Schreibfeder in der Hand, die bereits irgendetwas auf einer langen Pergamentrolle schrieb. Nun stellten sich auch die anderen vor Mariah, die nur völlig verunsichert zurückwich. "Sag bloß kein Wort!", wurde sie von Harry gewarnt, wodurch sie nur zögerlich nickte. "Miss Riddle!", rief Rita Kimmkorn aufgeregt und versuchte, sie so gut wie möglich in Augenschein zu nehmen. "Bitte schildern Sie uns, was es für ein Gefühl ist, die leibliche Tochter des ehemaligen brutalsten und gefürchtetsten Magiers zu sein und ihn sogar selbst umgebracht zu haben!" "Lassen Sie sie in Ruhe!", fauchte Harry sie an, wodurch nun alle Kameras klickten und blitzten. "Oh, Harry Potter! Haben Sie sich sehr verraten gefühlt, als Sie Miss Riddles wahre Identität erfahren haben?? Wie sind Sie überhaupt zusammen gekommen?? War es Liebe auf dem ersten Blick???" "Das geht Sie gar nichts an!" Rita Kimmkorn war jedoch nicht derselben Meinung, genau wie all die anderen Reporter und Fotografen, die sich gegen Harry und die anderen drängten, um an Mariah heranzukommen. "Jetzt reicht es!", schnauzte Sirius wütend. "Hören Sie auf, die beiden zu belästigen! Sie sind nur hier, um ihre Aussage zu machen und nicht, um mit Ihnen Interviews für die nächste 'Hexenwoche' zu machen!" Auf seinen Worten folgend, rückte nun die Hälfte der Sensationsgierigen zu ihm rüber und sie hielten Kamera und Schreibfeder bereit. "Mr. Sirius Black! Wie haben Sie es so lange unschuldig hinter Azkabans Mauern ausgehalten??" "Wünschen Sie Peter Pettigrew den Kuss der Dementoren??" "Wie sind Sie damals geflohen??" "Ist es tatsächlich wahr, dass Sie jetzt zusammen mit Harry Potter und Mariah Riddle in einem Haus leben??" "Haben Sie von ihrer wahren Identität gewusst??" All diese und noch mehr nervende Fragen donnerten regelrecht auf ihn ein. Doch nicht nur er wurde nun noch zusätzlich von ihnen bedrängt. Auch Laura, die sich ebenfalls vor Mariah gestellt hatte, wurde ordentlich ausgefragt und fotografiert. "Miss Snape! Sind Sie tatsächlich die beste Freundin von Mariah Riddle?" "Haben Sie jemals Angst vor ihr gehabt?" "Wollten Sie Lucius Malfoy wirklich mit einem Messer erstechen??" "Warten Sie doch die Verhandlung ab, dann wissen Sie es!!", fuhr Laura die Fragenden an. Mit aller Kraft, kämpfte sich die kleine Menge nun bis zu der ängstlichen Mariah durch und bombardierte sie mit Blitzlichtern. "Nur ein Foto, Miss Riddle!", sagte einer von ihnen aufgeregt, doch Mariah hielt schützend die Hand vor ihr Gesicht. Durch die Blendung der Kameras kniff sie die Augen zu und torkelte zurück, bis sie plötzlich stolperte und nach hinten fiel. Erschrocken, drehten sich ihre Freunde zu ihr um und noch mehr Fotografien wurden von ihr gemacht. Schnell trat Harry vor und streckte seine Hand nach ihr aus, doch bevor sie seine ergreifen konnte, fühlte sie, wie sie jemand von hinten auffing. Dieser Jemand zog sie wieder sanft auf ihre Beine und sofort drehte sich Mariah zu ihm um, um ihren 'Retter' zu betrachten. Doch dessen Gesicht war von der Kapuze seines schwarzen Umhanges fast vollkommen bedeckt. "D-danke", stotterte Mariah, immer noch erschrocken durch den Sturz. Als der Fremde ihr kurz zunickte und sich schließlich von ihr abwandte, erkannte sie an seinem Umhang eine silberne Brosche, auf der ein stark verschnörkeltes 'F' abgebildet war. Auf einmal spürte Mariah ein heftiges Stechen im Kopf, woraufhin sie sich die Stirn hielt. "Mariah", sagte Harry, ging auf sie zu und legte seine Hand auf ihre Schulter, "alles in Ordnung?" Obwohl das Stechen in ihrem Kopf unerträglich wurde und einfach nicht verschwand, nickte Mariah. Im selben Moment öffnete sich das Portal mit einem lauten Knarren und ein kleiner Kobold mit grimmigem Gesicht kam aus dem Gerichtssaal. "Die Verhandlung beginnt in zehn Minuten! Bitte treten Sie ein und nehmen Sie Platz! Die Reporter und Fotografen lassen sich bitte auf den hintersten Plätzen nieder! Fotografieren ist während der Verhandlung verboten!", verkündete er und ging wieder zurück in den Saal. Sofort folgten ihm all die Leute, die vor dem Portal gewartet und soeben noch dem Treiben der Journalisten gefolgt hatten. Als diese auch wieder drauf und dran waren, sich Mariah erneut zu nähern, setzten sich auch Harry, Mariah und die anderen in Bewegung und betraten schließlich den Saal. Dieser war überwältigend und beinahe prunkvoll. Überhaupt nicht wie dieser Kerker, den Harry damals in Dumbledores Denkarium gesehen hatte. Die Sitzreihen waren wie in einem Amphitheater angeordnet, ganz unten in der Mitte ein kleiner Stuhl mit Ketten und Handschellen und davor ein langer Tisch mit mehreren hohen Stühlen. An den Seiten führten lange Sitzbänke in Form von Tribünen wie Treppenstufen nach oben. Wie befohlen, setzten sich Rita Kimmkorn und die restlichen Journalisten auf die hintersten Sitzreihen. Harry und die anderen nahmen auf der rechten Seite, ungefähr in der Mitte Platz. Gebannt, starrten sie zu der kleinen Tür, die neben der Tribüne auf der rechten Seite war. In wenigen Minuten würde diese aufgehen und die Todesser und ihre Anwälte würden eintreten. Fieberhaft, überlegte Mariah auch, wann sie wohl dran sein würde. Etwa gleich zum Anfang? Oder würde man sie sich schön für den Schluss aufheben? Laura dagegen hatte gerade andere Sorgen. Sie beobachtete Draco, der sich flüchtig, aber auffällig oft im Saal umsah. Auch draußen in der Halle hatte er alles mit einem hoffnungsvollen Blick abgesucht, bevor die nervtötenden Reporter gekommen waren. Laura war sich irgendwie sicher, dass er nach seiner Mutter suchte. Sie hatte im Gegensatz zu ihm keine Vorladung bekommen und war somit nicht dazu verpflichtet zu kommen. Draco hatte ihr zwar gesagt, dass seine Mutter auch mit Vorladung sicher nicht kommen würde ... dass sie einfach zu viel Angst hätte. Doch anscheinend hatte er trotzdem gehofft, dass sie kommen würde. Nun schaute sie sich ebenfalls um und sah nun zu ihrem Vater, der in ihrer Nähe saß und ebenfalls mit einem leicht versteckten, nervösen Blick nach vorne sah. Dieser Blick irritierte sie irgendwie. Wie auch bei Narzissa Malfoy, war es nicht vorgesehen, dass er aussagen sollte. Warum also sah er so nervös aus? In den nächsten Minuten füllte sich der Saal mit immer mehr Leuten, bis schließlich kein Platz mehr unbesetzt war. Unter ihnen waren auch viele von denen, die vorhin noch in der großen Eingangshalle gewesen waren und unterließen es auch dieses Mal nicht, Mariah und Harry ununterbrochen anzustarren. Bald wurden die Freunde auch auf mindestens fünfzig Männer aufmerksam, die feine, saubere, schwarze oder dunkelblaue Umhänge trugen und sich auf die zwei Tribünen niederließen. Mit Sicherheit waren dass die Anwälte, die ihnen in den nächsten Stunden die Hölle heiß machen würden. Nach genau zehn Minuten erhob der kleine Kobold von vorhin auf einmal die winzige Hand und rief laut: "Bitte erheben Sie sich vor dem Zaubereiminister Cornelius Fudge und dem Rat der höchststehenden magischen Justiz, Cordelia Womplish, Laurence Redstone, Mary Clutterbuck und Mundungus Fletcher!" Wie auf Knopfdruck, erhoben sich alle und sahen stumm zu, wie die Angekündigten eintraten und sich auf die fünf hohen Stühle hinter dem langen Tisch, der eher einer langen Bartheke glich, niederließen. Die Herren setzten ihre Hüte ab und sahen auf. "Setzen Sie sich bitte!", bat Fudge und alle setzten sich wieder. Daraufhin ließ sich auch der Minister mitsamt dem Rat nieder. "Die Angeklagten mögen bitte reingeführt werden!" Einige hatten diesen Moment gefürchtet, andere herbeigesehnt, als sich nun die kleine Tür öffnete. Zuerst kamen alle jungen Slytherinschüler der Hogwartsschule herein. Um sie herum kreisten Zauberer, bewaffnet mit Zauberstäben. Sie führten die Schüler zu der linken Tribüne und setzten sich auf die äußersten Plätze, ohne die Zauberstäbe nieder zu nehmen oder die jungen Menschen aus den Augen zu lassen. Alle Slytherins waren unglaublich blass und leicht abgemagert. Am schlimmsten sahen die Elf - und Zwölfklässler aus. Sie glichen mehr Gespenstern als Menschen. Mariah empfand schon beinahe Mitleid für sie und hoffte innerlich, auch wenn sie diesen Wunsch energisch zu unterdrücken versuchte, dass sie noch gut davonkommen würden. Immerhin hatten diese jungen Menschen ja kaum eine andere Wahl gehabt. Ihre Eltern waren Todesser und somit waren sie von Geburt an verpflichtet gewesen, dem Dunklen Lord zu dienen. Sie waren von Anfang an dazu verdammt gewesen ... Genau wie Draco, Laura und sie selbst... Sie hielt die Luft an, als nun die restlichen Angeklagten den Saal betraten. Sie wurden von doppelt so vielen Auroren bewacht, wie die eben eingetretenen Jugendlichen. Angeführt wurde die Menge, die aus mindestens vierzig Leuten - darunter zweiundzwanzig Frauen - bestand, von Lucius Malfoy. Seine Hände waren, wie auch die der anderen, mit massiven Eisenketten gefesselt. Seine Haut war nun nicht mehr nur blass, sondern gräulich, schmutzig und fahl. Seine langen, blonden, leicht verfilzten Haare hingen ihm strähnig über die breiten Schultern und sein Blick war kalt und leer. Direkt hinter ihm lief Wurmschwanz, dessen Gestalt nun nicht mehr so pummelig wie vor einigen Monaten war. Mariah entdeckte auch ihre Adoptiveltern, die Reasons, unter den Todessern, deren Anblick sie mächtig erzittern ließ. Die gleiche Reaktion folgte, als auch Avery, Nott, Goyle und noch einige andere eintraten, an deren Namen sie sich zwar nicht erinnern konnte, aber dafür an das, was sie ihr angetan hatten. Jedoch waren auch einige dabei, die sie vorher noch nie gesehen hatte. Laut schleiften ihre aschgrauen Azkabanumhänge über den Holzboden, als sie zu der anderen noch freien Tribüne geführt wurden und sich schließlich auf ihr niederließen. Als jeder auf seinem Platz saß, trat zuerst eine lange Stille ein, bis Cornelius Fudge folgendes von sich gab: "Ich eröffne hiermit die Verhandlung gegen die Angeklagten Lucius Malfoy, Peter Pettigrew, Andrew Avery, Aron Nott, sowie seinen Sohn Theodor Nott, Geoffrey Goyle, sowie seine Frau Delores Goyle und deren Sohn Greggory Goyle, Derek Crabbe, sowie seinen Sohn Vincent Crabbe, Raven Reason und seine Frau Regina Reason, Alain Flint, seine Frau Linda Flint und deren Sohn Marcus Flint, Patricia Parkinson und ihre Tochter Pansy Parkinson, Ben Bullstrode, seine Tochter Millicent Bullstrode und seine Lebensgefährtin Claire Jennings, Neil Pucey und seinen Sohn Adrian Pucey, Igor Karkaroff ..." Nun zuckten Harry, Hermione und Ron heftig zusammen. Aufgeregt, durchsuchten sie die rechte Tribüne und konnten dann endlich Karkaroffs markantes, eingefallenes, und den anderen Todessern doch so ähnliches Gesicht erkennen. Die drei Freunde erinnerten sich, dass der ehemalige Schulleiter von der bulgarischen Zauberschule Durmstrang vor ungefähr einem Jahr vor Lord Voldemort geflohen und seitdem nicht mehr aufgetaucht war. Da sie über seine Anwesenheit in diesem Saal so überrascht waren, bekamen sie kaum noch die Namen der restlichen Angeklagten mit, die Fudge weiter vorlas. Doch als schließlich der erste Angeklagte zum Verhör aufgerufen wurde, spitzte das Trio wieder die Ohren. "Lucius Malfoy, bitte in den Zeugenstand!" Obwohl er durch seinen Aufenthalt in Azkaban so heruntergekommen wie nie aussah, erhob sich Lucius Malfoy mit so einer Eleganz, als würde es ihm an nichts fehlen. Zwei Auroren begleiteten ihn zum Stuhl in der Mitte und drückten ihn darauf nieder. Augenblicklich rasselten die Ketten und fesselten Lucius' Oberkörper an die Stuhllehne. Der Todesser wehrte sich dagegen jedoch nicht, sondern starrte nur nach vorne zu dem Zaubereiminister. "Ihr Name ist Lucius Malfoy, Sie sind achtunddreißig Jahre alt, Wohnort: Ihr Anwesen Malfoy Manor in Wiltshire, seit drei Monaten sind Sie jedoch verwahrt in Azkaban. Richtig soweit?", fragte er zur Sicherheit. Lucius nickte. "Vor Ihrer Verhaftung haben Sie im Zaubereiministerium in der Abteilung für Finanzen der Zaubererwelt gearbeitet, wurden aber kurz nach Ihrer Verhaftung entlassen. Außerdem waren Sie einst Mitglied im Schulrat von Hogwarts, wurden aber vor drei Jahren entlassen." Fudge machte eine Pause, was Lucius wieder dazu veranlasste, zu nicken. "Seit dem fünfzehnten August 1979 sind Sie mit Narzissa Malfoy verheiratet und Sie haben einen gemeinsamen Sohn mit dem Namen Draco Malfoy. Stimmen all diese Angaben?" "Ja, alle Angaben sind richtig", sagte Lucius mit tiefer Stimme. Fudge wandte sich nun der ungefähr fünfundvierzigjährigen Frau neben ihm zu. "Mrs. Womplish, bitte verlesen Sie die Anklagepunkte." Die Frau nickte, zückte ein Pergament und erhob sich. "Der Angeklagte Lucius Malfoy wird wegen folgender Vergehen beschuldigt: Hochverrat an das Zaubereiministerium in Form von Übergang auf die dunkle Seite und Beitritt der Gefolgschaft des Unnennbaren; Angriff auf den Zaubereiminster, Ministeriumsbeamte, Lehrer und Schüler von Hogwarts, der Zaubererschule für Hexerei und Zauberei; Freiheitsberaubung; unbefugte Beseitigung eines magischen Tierwesens; versuchter Mord an eine Minderjährige und Unterspielen eines gefährlichen, schwarzen Gegenstandes an eine Minderjährige", las sie vor und setzte sich wieder. Ein leises Tuscheln ging durch die Sitzreihen und die Schreibfedern von Rita Kimmkorn und den anderen kratzten auf Pergament. Harry wunderte sich währenddessen über den letzten Anklagepunkt. Mit dem 'gefährlichen, schwarzen Gegenstand' war doch bestimmt Tom Riddles Tagebuch gemeint, welches Lucius Malfoy damals vor vier Jahren Ginny untergeschoben hatte. Nur woher wusste das Ministerium so genau davon? "Mr. Malfoy, bekennen Sie sich schuldig, betreffend der soeben genannten Anklagepunkte?", fragte Fudge und sofort verstummten alle Zeugen dieser Verhandlung. Lucius Malfoy, der keine Miene verzog, ließ sich Zeit für seine Antwort. "Mit Ausnahme, dass mir der Übergang zur dunklen Seite vorgeworfen wird und dass ich Sie-wissen-schon-wem gedient haben und irgendjemandem was untergeschoben haben soll, bekenne ich mich in allen anderen Anklagepunkten schuldig", sagte er laut und deutlich, soweit das mit seiner etwas heiseren Stimme ging. Auch dieses Mal erfüllte ein Raunen den Saal, nur dieses Mal viel lauter, voller Spott und Verwunderung. "Ruhe bitte!", rief Fudge und die Zuhörer wurden wieder still. "Was wollen Sie damit sagen, Mr. Malfoy?" Auch dieses Mal dauerte es ein wenig, bis er antwortete. "Ich will damit sagen, dass ich nicht freiwillig zu einem Diener von Sie-wissen-schon-wem geworden bin." Gerade wollte Fudge noch einmal genauer darauf eingehen, doch bevor er dies tun konnte, erhob sich auf einmal einer der Männer mit den dunkelblauen Umhängen. "Mein Mandant, Mr. Malfoy, will damit nur zum Ausdruck bringen, dass er zu der Zeit, als all diese Vorwürfe eintraten, unter dem Imperius-Fluch stand", behauptete er. "Sie haben sich mal wieder den teuersten Anwalt beschafft, nicht wahr, Malfoy?", kommentierte Mundungus Fletcher mit einem spöttischen Grinsen. Zugleich erhob sich der Mann neben ihm und ging auf Malfoy zu. "So, so, Lucius Malfoy", sagte er ruhig, "Sie wollen es also auch heute wieder bei Ihrer beliebtesten Version belassen. Der Unnennbare hat Sie also dem Imperius-Fluch ausgesetzt und Sie waren somit gezwungen, all diese Taten durchzuführen?" "Ja, so war es", antwortete Lucius. "Ach ja? Finden Sie nicht, dass er sich da ein bisschen zu viel zugemutet hat? Ein Imperius-Fluch hält nicht ewig, das wissen Sie sehr wohl. Wenn also jeder der Angeklagten hier wie auch angeblich Sie unter dem Fluch gestanden hat, dann hätte der Unnennbare ganz schön viel zu tun gehabt, den Fluch immer wieder zu erneuern. Oder irre ich mich da?" "Sie-wissen-schon-wer hatte große Macht", meinte Lucius nur dazu. "Da haben Sie Recht. Er hatte große Macht. Und das nur, weil solche Schleimbolzen wie Sie ihm die Stiefel geleckt haben -" "Mr. Redstone! Ich verbitte mir, dass Sie meinen Mandanten derartig beleidigen!", empörte sich Malfoys Anwalt, der sich während der ganzen Zeit nicht wieder auf seinen Platz gesetzt hatte. Mr. Redstone rümpfte die Nase, warf Lucius noch einen kalten Blick zu und begab sich wieder auf seinen Platz. "Sie behaupten also, Sie wären nie freiwillig zu Sie-wissen-schon-wem übergegangen?", fragte nun die zweite Frau des Rates. "Ja." "Nicht mal dann, wenn Sie-wissen-schon-wer Sie und Ihre Familie bedroht hätte?" "Auch dann nicht." "Tse, seine Familie war ihm doch immer scheißegal." Dies war soeben von Draco gekommen, der das alles mit völliger Verachtung betrachtete. Da es soeben sehr ruhig gewesen war, hatte jeder, der in diesem Saal anwesend war, seine Äußerung gehört und starrte ihn an. "Halten Sie sich mit Ihren Äußerungen zurück, solange Sie nicht selbst hier unten sitzen!", ermahnte Fudge ihn. Draco presste die Lippen zusammen und schwieg. "Aufgrund einiger Informationen", fuhr die eine Frau fort, "ist uns bekannt, dass Sie in der Nacht, in der Sie-wissen-schon-wer wieder auferstanden ist, seinem Ruf gefolgt sind, als er seine alten Anhänger wieder um sich scharrte. Waren Sie dort?" "Wahrscheinlich standen Sie da wieder unter dem Imperius-Fluch, nicht?", bemerkte Mr. Redstone verächtlich. "Ja, ich war dort", antwortete Lucius. "Denn wäre ich seinem Ruf nicht gefolgt, hätte er mich umgebracht." "Sie hätten das Ministerium benachrichtigen können. Die Auroren hätten Sie-wissen-schon-wen dann sofort ausfindig machen können." "Innerhalb des Ministeriums gab es zu viele Anhänger von Sie-wissen-schon-wem. Sie hätten mich ihm dann ausgeliefert." "Oh, oh ... Böser Fehler, Malfoy", murmelte Mundungus." Sie beschuldigen Ihre alten Mitstreiter hier des mutwilligen Beitritts der Gefolgschaft des Unnennbaren. Es stimmt also, Todesser halten nie zusammen. Sie retten lieber ihre eigene stinkende Haut. Ich bin mir sicher, dass Sie in Azkaban dann mehr Ihre Mitgefangenen fürchten werden als die Dementoren." "Halten Sie sich bitte etwas zurück, Mr. Fletcher. Das Urteil ist immerhin noch nicht gesprochen", sagte Fudge. Der sah nun wieder zu Malfoy, der ihm ebenfalls mit leerem Blick begegnete. "Was haben Sie denn zu dem Vorwurf zu sagen, Sie hätten Miss Virginia Weasley ein Tagebuch untergeschoben, welches dem Unnennbaren gehört haben soll?", wurde Lucius von dem Zaubereiminister gefragt. Zum ersten Mal zeigte sich eine Regung in Lucius' Gesichtszügen. Sein Blick wirkte, als hätte man ihn in eine Falle tappen lassen. Lange starrte er den Minister an, bevor er eine Antwort gab. "Ich habe ihr nichts untergeschoben und ich war niemals im Besitz eines solchen Tagebuchs." "Ach ja, Malfoy?", sagte Redstone fies grinsend. "Da hat uns Miss Weasley aber etwas ganz anderes erzählt." Nur das leichte Heben seiner Augenbrauen wies auf Lucius' Überraschung hin. "Herr Minister, dürfte ich bitte den ersten Beweis für die Schuld Malfoys vorführen?", bat Redstone. Der Minister nickte, worauf sich das Mitglied des Rates der höchststehenden magischen Justiz erhob und eine walnussgroße Kristallkugel aus einem Koffer hervor holte und diese dann in die Höhe hielt. Schnell zückte er seinen Zauberstab und stupste mit dessen Spitze die Kugel an, die daraufhin ein helles Licht aussendete. Sie begann wie ein riesiges Glühwürmchen zu leuchten und wuchs langsam bis auf die achtzigfache Größe an. Viele Verhandlungsanwesende, die so aussahen, als hätten sie noch nie so etwas gesehen, öffneten ihre Münder vor Erstaunen. "Was soll das bitte werden, Mr. Redstone? Wollen Sie die Zeugin außerhalb dieser Verhandlung befragen? Solche Zeugen sind hier nicht zugelassen", warf Malfoys Anwalt ein. "Dürfte ich diesen Beweis bitte kurz erklären, Herr Minister?", bat Redstone schon beinahe übertrieben höflich. Fudge nickte und wies Malfoys Anwalt an, sich nun doch endlich wieder zu setzen. Dieser folgte der Aufforderung mit einem säuerlichen Gesichtsausdruck. "Also", setzte Redstone an und räusperte sich kurz, "Am vierundzwanzigten Juli diesen Sommers besuchten Ratmitglied Miss Mary Clutterbuck und ich die Hogwartsschülerin Virginia Weasley im St.-Mungo- Hospital. Es erreichten uns nämlich die Aussagen sämtlicher Mitschüler, die besagen, Miss Weasley hätte vor drei Jahren irgendetwas mit dem Dunklen Lord zu tun gehabt. Somit sprachen wir mit den Heilern, die für Miss Weasleys Aufenthalt in St. Mungo verantwortlich waren. Nach langer Diskussion mit ihnen konnten wir einen Besuchstermin und ein ungefähr fünfzehnminütiges Verhör erzielen." "Nach meinen Informationen ist Miss Weasley aber schon vor einem Monat entlassen worden", unterbrach Malfoys Anwalt, blieb diesmal aber sitzen. "Warum haben Sie ihr also keine Vorladung für diese Verhandlung hier geschickt? Vielleicht, weil sie nichts aussagen will oder gar nichts auszusagen hat?" Redstone grinste ihn nur scheinheilig an und sagte: "Glauben Sie mir, Adary, die junge Zeugin hatte sehr viel zu sagen." "Ginny wurde in St. Mungo vom Ministerium verhört?", flüsterte Harry Ron leise zu. Der sah jedoch auch nicht weniger überrascht aus "Ich höre davon auch zum ersten Mal. Dad, wusstest du davon?" Mr. Weasley schüttelte den Kopf. "Aber Dad, du arbeitest doch im Ministerium! Irgendwas muss da doch zu dir durchgesickert sein!", fauchte Ron unter vorgehaltener Hand. Er konnte es nicht glauben, dass Leute aus dem Ministerium einfach so Ginny ausgequetscht hatten, ohne dass ihre Eltern informiert worden waren. "Ihre Arbeitsweisen und Aufträge halten die Mitglieder des Rates streng geheim. Nichts darf nach außen an fremde Ohren gelangen", erklärte Mr. Weasley. Da hatte Harry aber ein anderes Bild von Mundungus Fletcher, der ja ebenfalls zum Rat gehörte und in diesem Moment auch am Richtertisch saß. Er hatte sie ja vor den anderen Mitgliedern gewarnt. Er, Ron und Mr. Weasley sahen sofort wieder nach vorne, als Redstone eine schnelle Bewegung mit seinem Zauberstab vollzog. Sofort verging das starke Leuchten und innerhalb der Kugel tobte nun ein starker, rauchartiger Nebel, der sich jedoch bald wieder auflöste. Etwas undeutlich, tauchte dort nun ein Mädchen auf, welches auf einem Bett mit weißem Laken, Bettdecke und Kissen saß. Sie selbst trug, ebenfalls ganz in Weiß, ein langes Nachthemd. Ihre langen, fuchsroten Haare hingen glatt und gepflegt über ihre Schultern und ein Teil davon verbarg ihr Gesicht. Ihre langen, dürren Beine hingen über der Bettkante nach unten und wippten sanft hin und her. Und zwar in dem Takt von dem Lied, welches sie ganz leise und sanft summte. "Hallo, Miss Weasley", ertönte auf einmal Redstones Stimme, hallend wie aus einer anderen Welt. Ginny sah nicht auf, sondern starrte nur zu Boden und summte weiter ihr Lied. Nun traten auch Redstone und Mary Clutterbuck ins Bild der Kugel. Jeder zog sich einen Stuhl heran und beide saßen nun vor Ginny. "Ich bin Laurence Redstone und das ist Mary Clutterbuck. Wir sind Mitglieder des Rates der höchststehenden magischen Justiz im Ministerium." Noch immer folgte keine Reaktion. "Ihr Vater arbeitet auch im Ministerium, nicht wahr?", fragte Miss Clutterbuck freundlich. Nach mindestens fünf Sekunden nickte Ginny, ohne das Summen zu beenden. Miss Clutterbuck nickte Redstone zu, der nun wieder zu Ginny sah. "Miss Weasley, wir sind hier, um mit Ihnen über jemanden zu sprechen", sagte er. "Über Tom." In genau diesem Moment verstummte das Lied und die Beine wurden bewegungslos. Ginny starrte noch immer auf den Boden. "Tom Riddle... ", murmelte sie mit düsterer Stimme. Redstone nickte. "Ja, Tom Riddle ... Bei uns jedoch mehr als 'der Dunkle Lord' bekannt", meinte er. Nun nickte Ginny wieder. "Sie kannten ihn, oder nicht?", wollte Redstone wissen. "Jeder kannte ihn", erwiderte Ginny emotionslos. "Gewiss ... Aber er kannte Sie auch." Ginny zuckte leicht zusammen und ein Zittern suchte ihren Körper heim. Jedoch schien sie sich nach ein paar Sekunden wieder beruhigt zu haben, denn sie hob ihren Blick, wobei nun ihr gesamtes Gesicht zu sehen war. Es hätte von einer Leiche sein können, so blass und leblos sah ihr Gesicht aus. Ihre sonst so schönen hellgrünen Augen waren beinahe gelb und ihre Pupillen waren so klein, als würde blankes Sonnenlicht auf sie scheinen. Genau so hatte sie ausgesehen, als sie zum St.-Mungo-Hospital gebracht worden war. Nur das unheimliche Lachen war nicht vorhanden. "Ja ... er kannte mich", wisperte Ginny und starrte Redstone an, der das Mädchen ebenfalls gebannt anstarrte. "Er kannte alles von mir ... Meine Gefühle ... meine Ängste ... meine Geheimnisse ..." "Warum kannte er all das?" "Weil ich es ihm geschrieben habe ..." "Geschrieben? Per Eule?", fragte Miss Clutterbuck. "Nein ... Durch ein Tagebuch ... Er lebte dort drin ..." "Woher hatten Sie dieses Tagebuch?" Nun senkte Ginny wieder leicht den Kopf. "Ich ... Kurz vor meinem ersten Jahr in Hogwarts ... da war ich mit meiner Familie und zwei Freunden in der Winkelgasse. In 'Flourish & Blotts' begegneten wir Lucius Malfoy ... Er machte sich über meine Schulsachen lustig, weil sie alle schon gebraucht waren ..." Nun glitzerten Tränen in Ginnys Augen. "Er nahm eines meiner Bücher und dann haben er und mein Vater sich geprügelt." Plötzlich kicherte Ginny. Fast jeder im Gerichtssaal bekam eine Gänsehaut, so schaurig klang es. "Wer hat denn gewonnen?", fragte Miss Clutterbuck sehr interessiert, woraufhin Redstone sie etwas säuerlich musterte. "Niemand", erwiderte Ginny, die noch immer kicherte. "Hagrid kam und hat die beiden auseinander gerissen ..." "Und was geschah dann?", fragte Redstone geduldig und ruhig. Langsam erholte sich Ginny von ihrem Kicheranfall und ihr Blick wurde wieder ausdruckslos. "Mr. Malfoy gab mir mein Buch zurück ... Später bemerkte ich dann, dass in meinem Kessel ein Buch lag, das ich gar nicht gekauft habe ..." "Das Tagebuch?" Ginny nickte. "War es erst drin, nachdem Mr. Malfoy Ihnen Ihr Buch zurückgegeben hat?" "Ich ... weiß nicht ... Ich habe es erst zu Hause bemerkt ..." "Glauben Sie, dass Mr. Malfoy Ihnen das Tagebuch zugesteckt hat?" "Harry sagte, er hat es getan ...", sagte Ginny schlicht. "Harry Potter?" "Ja ..." "Er sagte Ihnen, Mr. Malfoy hätte Ihnen das Tagebuch untergejubelt?" "Ja ..." "Hat er es gesehen?" "Keine Ahnung ... er erzählte es mir nur ... Aber ich glaube auch, dass Mr. Malfoy es war ..." "Warum glauben Sie das?" "Weil er ein Todesser ist ... und Tom helfen wollte ..." "Wie genau war Ihre Beziehung zu Tom?", fragte Miss Clutterbuck. "Er und ich ... wir wurden Freunde ... Ich schrieb ihm all meine Geheimnisse ins Tagebuch ... Er schrieb immer zurück ... Er hörte mir zu und ... fragte mich über Harry aus ... Ich schrieb ihm nämlich fast nur von Harry", sagte sie und wurde ein wenig rot. "Doch irgendwann wurde ich immer müder ... bald bekam ich Gedächtnislücken ... Rote Schriften tauchten an den Wänden auf und Schüler wurden angegriffen ..." "Haben Sie keine Angst vor Tom gehabt?", kam die Frage von Redstone. "Als all diese Dinge passierten, bekam ich Angst ... Tom wurde mir unheimlich ... nachts träumte ich davon, dass er das Tagebuch verlässt und mich holt ... Also ... wollte ich das Tagebuch loswerden ..." "Wie?" "Ich schmiss es in die Mädchentoilette ..." "Aber das Tagebuch suchte Sie wieder heim?" "Nein .. ich suchte es heim ... Eines Morgens ... sah ich, dass Harry es hatte ..." "Harry Potter war im Besitz des Tagebuchs? Wie das?" "Ich weiß nicht ... Ich bekam Panik, davor, dass er es lesen würde und Tom ihm all meine Geheimnisse verraten würde ... Also bin ich in Harrys Schlafsaal geschlichen und habe mir das Tagebuch zurückgeholt ... Da merkte ich auch, dass ich Tom vermisst habe ... Ich entschuldigte mich bei ihm dafür, dass ich ihn weggeschmissen habe und schrieb ihm wieder ..." "Und irgendwann kam er aus dem Tagebuch raus?" Nun fing Ginny wieder an zu zittern. "Ja ... Ich war völlig schwach und konnte nicht mal mehr stehen ... Wie ein Geist kam er heraus und grinste mich böse an ... 'Danke, kleine Ginny', hat er gesagt und ... dann bin ich ohnmächtig geworden ..." "Wer hat Sie vor ihm gerettet?" "Harry ... Er war da, als ich aufwachte ... und Tom war weg ..." "Haben Sie für Tom etwas getan?" Ginny riss ihre noch eben verträumten Augen auf und starrte Redstone an. "Hat er Sie gebeten, Botschaften mit Blut an die Wände zu schreiben?" Ginny umfasste mit ihren dürren Armen ihren Oberkörper und fing wieder an zu zittern. "Sollten Sie Hähne erdrosseln? Für ihn?" Tränen liefen über Ginnys Wangen. "Sollten Sie Schlammblüter und andere ohne reines Blut töten?" Nach dieser Frage kniff Ginny die Augen zu und schrie aus Leibeskräften. Ihr Körper zuckte vor Krämpfen und krümmte sich. Miss Clutterbuck wich zurück, doch Redstone betrachtete sie nur stillschweigend. "Jetzt reicht es!", rief plötzlich die Stimme einer jungen Frau, die nun auch in der Kugel auftauchte und Ginny festhielt. Eine zweite Frau kam hinzu und half ihr dabei, Ginny zu beruhigen. "Verschwinden Sie endlich!", fuhr sie die beiden Mitglieder des Rates an. "Sie hatten Ihre fünfzehn Minuten!" In genau diesem Moment lösten sich die Figuren im Rauch auf, welcher nun wieder als ein kleiner Sturm in der Kristallkugel tobte. Währenddessen schrumpfte sie wieder auf ihre normale Größe und fiel direkt nach unten in Redstones Hand. Dieser grinste siegessicher und genoss den grimmigen Ausdruck auf Lucius' verdrecktem Gesicht. Dann wandte er sich wieder dem Zaubereiminister zu. "Nun, Herr Minister, ich denke, aus diesem Verhör konnten Sie mehr als deutlich entnehmen, dass es doch wohl eindeutig ist, dass Lucius Malfoy einem unschuldigen Mädchen einen so gefährlichen Gegenstand untergeschoben hat", meinte das Ratmitglied. "Das sehe ich nicht so, Herr Minister", beteuerte Mr. Adary, der nun wieder aufstand. "Wollen Sie wirklich einem Mädchen Glauben schenken, welches so was von psychisch labil ist und behauptet, sie hätte ein Jahr lang mit dem Unnennbaren kommuniziert? Wenn ja, dann ist dieses Gericht hier einfach nicht mehr normal -" "Ich glaube nicht, dass es Ihnen zusteht, sich hier über meine Einschätzungsfähigkeit zu äußern, Mr. Adary", erwiderte Fudge mit einem kalten Blick, welcher den Anwalt dazu veranlasste, sich sofort wieder hinzusetzen. "Dürfte ich mich vielleicht zu Mr. Adarys Einwand äußern, Herr Minister?", bat Redstone. Fudge nickte. "Danke, Herr Minister. Wie Sie alle zweifellos sehen konnten, war Miss Weasley zum Zeitpunkt dieses Verhörs tatsächlich in einem psychisch sehr labilen Zustand. Der Zustand trat ein, da sie vor über zwei Monaten wieder dem begegnete, der ihr das erste Jahr in Hogwarts als ein Jahr voll grausiger Erinnerungen beschert hat. Als sie ihn sah, kamen all diese Erinnerungen, die sie in sich verschlossen hatte, zurück. Genau so frisch und lebhaft wie vor vier Jahren. Mit anderen Worten, sie war damals im besten Zustand, uns haargenau zu erzählen, was damals passiert war. Hätten wir sie heute, nach der Therapie verhört, hätten wir niemals solche Antworten bekommen, an deren Größe von Wahrheit ich keineswegs zweifle." Ein erstauntes und anerkennendes Schweigen folgte seiner Erklärung. Redstone schien diese Sekunden sehr zu genießen, denn er fing wieder an zu grinsen. "Aber falls Sie, Adary", sagte er und drehte sich langsam und beinahe anmutig in die Richtung des Anwalts, "anderer Meinung sind, dann berücksichtigen wir das alle voll und ganz." Es war wohl so, dass dieser soeben vorgeführte Beweis nicht nur Lucius Malfoy den Strick noch enger gezogen hatte. Denn Adary saß völlig sprachlos und gedemütigt wie ein Häufchen Elend auf seinem Platz. Denn so vor dem Minister und den Zuhörern bloßgestellt zu werden, hatte ihn heftig getroffen. Er sah auch nicht einmal auf, als Redstone sich dem Stuhl näherte, auf dem Lucius saß. "Was sagen Sie denn nun dazu, Malfoy?", fragte Redstone im überheblichen Ton. Lucius sah ihn kalt an und schwieg verbissen. Redstone grinste mit einem Gesichtsausdruck, als würde er sich sehr auf etwas freuen. "Sie schweigen ab jetzt also, ja? Das ist wohl auch besser so, denn wir haben noch mehr interessante Dinge über Sie erfahren. Mrs. Womplish?" Damit gab er weiter an die Frau, die noch vor ungefähr zwanzig Minuten die Anklagepunkte vorgelesen hatte. "Mr. Malfoy, vor zwei Jahren fand am fünfzehnten August eine Quidditch-Weltmeisterschaft hier in England statt und an dem Abend des Tages, an dem Bulgarien gegen Irland spielte, tauchte das Dunkle Mal am Himmel auf. Außerdem wüteten auf dem nahe gelegten Zeltplatz dort vermummte Todesser und ließen vier wehrlose Muggel in der Luft schweben. Zwei von ihnen kamen mit schweren Verrenkungen und Knochenbrüchen davon. Etwa zweihundertvierzehn Zelte wurden zerstört und ein Schaden von genau dreihunderttausendsechsundsiebzig Galleonen, einhundertfünfundzwanzig Sickeln und drei Knuts entstand. Es wurden ungefähr zweiundzwanzig Todesser bei diesen schweren Vergehen gesichtet. Durch einige Indizien sind wir mittlerweile zu dem Verdacht gekommen, dass Sie daran beteiligt waren", sagte sie mit scharfer Stimme. Lucius' Blick, der nun an ihr haftete, war unverändert. Doch dann erwiderte er auf einmal: "Und welche Indizien sollen dass sein?" Fast jeder schaute nun kurz zu Adary, da dieser soeben laut gekeucht hatte vor Schreck. Mit Sicherheit war es nicht geplant gewesen, dass Malfoy in so einer Situation selbst das Wort ergreifen würde. Mrs. Womplish ließ sich davon jeder nicht ablenken und antwortete auf die Frage. "Dass Sie bei der Weltmeisterschaft anwesend waren, können und werden Sie ja wohl kaum abstreiten. Ihre Karte ist verwahrt worden." Sie hob ein längliches, goldenes Stück Papier hoch, auf dem einige Buchstaben schwach tanzten. "Außerdem hat der Zaubereiminister Ihnen und Ihrer Familie Ehrenplätze beschafft und sie dort selbst empfangen. Zudem wurde nach dem Angriff auf dem Zeltplatz festgestellt, dass ihr Zelt inmitten der Zerstörung beinahe unbeschädigt war." "Es ist wohl sehr teuer gewesen und für Sie viel zu schade, dass es während Ihrer Aktion zerstört wird", bemerkte Redstone hämisch, der sich wieder auf seinem Platz niederließ. Lucius' graue Augen wurden zu Schlitzen. "Waren Sie nun an der Misshandlung der Muggel und der Zerstörung des Zeltplatzes beteiligt?", fragte Mrs. Womplish. Angespannt, wartete jeder auf die Antwort. Harry sah kurz zu Draco, der mit Hass und Verachtung zu seinem Vater runterschaute. Harry spürte, dass der Slytherin am liebsten gerufen hätte: 'Ja, er war dabei! Er hat sogar die Idee gehabt, die Muggel in der Luft schweben zu lassen!' Doch er musste sich zusammenreißen und konnte erst alles erzählen, wenn er selbst auf dem Stuhl da unten saß. Und irgendwie konnte Harry es selber gar nicht erwarten, endlich auf diesem Stuhl Platz zu nehmen und zu erzählen, welch widerliche Dinge all diese Leute, die auf den Anklagebänken saßen, getan hatten. "Nein", sagte Lucius. Mrs. Womplish zog ihre Augenbrauen hoch und notierte sich die Antwort. Ein ungläubiges Raunen erfüllte den Saal, welches jedoch durch Mr. Adarys Räuspern sofort wieder verstummte. "Ich bitte die Mitglieder des Rats, doch noch einmal die Tatsachen zu bedenken", sagte er nun wieder etwas sicherer. "Damals wurde niemand festgenommen und es gab auch keine Beweise dafür, dass die Täter Todesser gewesen waren. Mit Sicherheit waren es einfach nur irgendwelche Verrückten, die zu tief ins Glas geschaut haben -" "Mr. Adary", begann Mundungus Fletcher mit einem spöttischen Gesichtsausdruck, "Die Täter haben sich daran ergötzt, eine wehrlose Muggelfamilie in der Luft hin und her fliegen zu lassen, wobei ein fünfjähriges Muggelkind eine schwere Halswirbelverletzung erlitten hat. Dann ließ jemand das Dunkle Mal am Himmel erscheinen und sofort sind die Täter verschwunden. Warum sind sie wohl geflüchtet? Weil sie die Rückkehr des Dunklen Lords fürchteten, da sie ihre Gefolgschaft ihm gegenüber damals vor fünfzehn Jahren geleugnet haben und er ihnen das nicht so schnell verziehen hätte. Sind das keine Beweise dafür, dass es sich bei den Tätern um Todesser handelte, Mr. Adary?" Mr. Adary sank erneut auf seinem Platz zusammen und presste die Lippen zu einer schmalen Linie. Harry konnte sich gut vorstellen, dass dieser Mann nun nichts mehr einwenden würde. Auch Malfoy sah nun zu Boden. Sein Blick wirkte nun etwas müde und erschöpft. "Wir verdächtigen Sie nicht ohne Grund, ein Todesser zu sein, Mr. Malfoy", bemerkte Miss Clutterbuck. "Sämtliche Angestellte aus der Abteilung für schwarzmagische Gegenstände haben Ihr Anwesen vor zwei Monaten durchsucht und haben unter dem Fußboden Ihres Salons eine Kammer gefunden. Dort fanden sie sämtliche verbotene Gifte, alle möglichen schwarzmagischen Hilfsmittel für Spionage, Einbruch und Verfluchung, Folterinstrumente und Todesamulette. Und in Ihrem Arbeitszimmer waren unzählige Bücher der schwarzen Magie, getarnt als gewöhnliche Zauberbücher. Können Sie uns das erklären?" Lucius ließ den Kopf sinken, gerade so, als wollte er Mitleid erregen. So verzweifelt schien er schon zu sein. "Ich denke, unser Vogel singt nicht mehr", sagte Redstone etwas gelangweilt. "So sehe ich das auch. Mr. Adary, wollen Sie Ihren Mandanten selber noch etwas fragen oder noch etwas sagen?", erkundigte sich Fudge. "Nein, Herr Minister", murmelte Adary mit schwerer Stimme. "Gut. Zurück mit Mr. Malfoy auf die Anklagebank!" Sofort ließen die Ketten von Lucius ab und die Auroren zogen ihn grob auf die Beine. Dann zerrten sie ihn zu seinem Platz zurück, wo er sich wieder niederließ. "Peter Pettigrew, bitte in den Zeugenstand!" Der Aufgerufene wimmerte wie ein kleines Kind, als erneut zwei Auroren sich erhoben und Wurmschwanz zum Stuhl schleppten. Wie ein schwerer Kartoffelsack rutschte er darauf, als die Auroren seine Arme losließen. Auch dieses Mal rasselten die Ketten und fesselten den Sitzenden. Der wimmerte noch immer und sah ängstlich zum Zaubereiminister und zum Rat. "Mr. Peter Pettigrew, Sie sind siebenunddreißig Jahre alt und sind am ersten November 1981 verschwunden und wurden ab da für tot gehalten. Stimmen diese Fakten?" Wurmschwanz nickte heftig. Erneut erhob sich Mrs. Womplish und las die Zeilen auf der Pergamentrolle vor. "Der Angeklagte Peter Pettigrew wird wegen folgender Vergehen beschuldigt: Hochverrat an das Zaubereiministerium in Form von Übergang auf die dunkle Seite und Beitritt der Gefolgschaft des Unnennbaren, Beteiligung an der Wiederauferstehung des Unnennbaren, Mord an zwölf Muggel, Mord an einen jungen Zauberer, versuchter Mord an zwei Minderjährigen, Körperverletzung und Freiheitsberaubung eines Minderjährigen, mutmaßliche falsche Verdächtigung einer Tat bezüglich Sirius Black, Verrat eines magischen Ehepaares und einer Hexe an den Unnennbaren, unbefugtes Anlernen des Animaguszaubers ohne Registrierung im Zaubereiministerium, Körperverletzung eines magischen Tierwesens und unbefugtes Verpfuschen von magischen Tränken." Bei jeder weiteren Aufzählung einer Straftat war Wurmschwanz immer mehr auf dem Stuhl zusammen gesunken. "Wow, eine ganz schön fette Strafakte, Pettigrew. Für einen Toten haben Sie ja eine Menge Arbeit hinter sich", kommentierte Redstone hämisch. Wurmschwanz zitterte leicht. "Nun Mr. Pettigrew", begann Miss Clutterbuck, wodurch er etwas erschrocken zu ihr sah, "Unseren Informationen nach waren Sie ein Freund von James und Lily Potter und auch von Sirius Black, ist es so?" Wurmschwanz zögerte erst, doch dann nickte er. "Obwohl Sie aber nicht der engste Freund der Potters waren, haben diese Sie zu ihrem Geheimniswahrer ernannt. Und zwar, weil Sie-wissen-schon-wer nie auf Sie gekommen wäre, oder?" Wurmschwanz zögerte diesmal sehr lange, bevor er schließlich erneut nickte. "Dann wissen Sie ja wohl auch sicher, wie der Fidelius-Zauber abläuft, nicht wahr, Pettigrew?" Diese Frage war diesmal von Redstone gekommen. Wurmschwanz schluckte. Man sah ihm deutlich die Angst vor dem Ratmitglied an. "J-Ja ... Der Fidelius-Zauber bewirkt, dass ... niemand anderes den Aufenthaltsort oder die Person selbst finden kann, welches nur der Geheimniswahrer weiß. Nur, wenn er das Geheimnis jemanden ... verrät, kann dieser den Ort finden", stotterte Wurmschwanz unsicher. "Ganz genau", hauchte Redstone und erhob sich wieder, wodurch nun jeder den Atem anhielt. Denn jeder wusste, jetzt würde Redstone wieder in Höchstform aufsteigen. "Wenn das Geheimnis einem Uneingeweihten verraten wird, kann dieser den Fidelius-Zauber umgehen. Und genau das ist dem Dunklen Lord gelungen, nicht wahr?", fragte er und blieb direkt vor Wurmschwanz stehen. Dieser schwitzte nun vor Angst und Nervosität. "Und das konnte doch nur geschehen, weil Sie es ihm verraten haben. So ist es doch gewesen, Peter Pettigrew. So ist es doch gewesen!" Den letzten Satz zischte er laut und aggressiv. Wurmschwanz zuckte heftig zusammen, genau wie all die Leute auf den Plätzen, die diesem Verhör beiwohnten. "I-Ich -" "Beantworten Sie bitte die Frage, Mr. Pettigrew", bat Fudge, der nun schon sehr ungeduldig war. Kein Wunder, denn durch ein Verhör mit Veritaserum, bei dem er vor ungefähr drei Monaten dabei gewesen war, wusste er bereits all das, was Pettigrew verbrochen hatte. "I-ich hatte keine andere Wahl! Der Schwarze Lord hätte mich sonst umgebracht!", kreischte er vor Verzweiflung. "Tragen Sie das als Geständnis ein, Mrs. Womplish", ordnete Redstone mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck an, bevor er Wurmschwanz wieder in die Mangel nahm. "Keine Wahl, ja? Sie haben Ihre Freunde also lieber in den Tod geschickt, um sich selbst zu retten?", fragte er verachtend. "Sie ... Sie hätten es doch sicher auch so gemacht, wenn Ihnen der Schwarze Lord gedroht hätte!", warf Wurmschwanz ihm vor. Ein geschocktes Raunen vernahm er hinter sich. Auch er begriff nun leider zu spät, dass er soeben zu weit gegangen war. Er schluckte schwer, als er dem dunklen und eiskalten Blick Redstones begegnete. "So feige schätze ich mich nicht ein, Pettigrew", flüsterte er gefährlich leise, aber laut genug, so dass es jeder hören konnte. Nun entfernte sich Redstone wieder ein wenig von dem Angeklagten. "Sie waren es dann also, der die Potters verraten hat, und nicht Sirius Black", fasste er zusammen. "Er war also all die Jahre unschuldig." "Hä-Hätte er nicht vorgeschlagen, dass James mich zum Geheimniswahrer ernennt ... dann wäre es nicht so weit gekommen!" Harry und seine Freunde musterten nun Sirius, der mit geballten Fäusten da saß und vor unterdrückter Wut zitterte. "Pettigrew", sagte Mundungus, "Sie wollen doch damit nicht etwa sagen, dass Mr. Black dafür verantwortlich ist, dass Sie Ihre Freunde aus Feigheit verraten haben. Dass ist nicht nur absurd, sondern auch einfach nur widerlich." Wurmschwanz warf ihm einen gereizten Blick zu. Mundungus war noch nicht fertig. "Und da Mr. Black noch als Einziger wusste, dass Sie, und nicht er, der Geheimniswahrer der Potters gewesen waren, wollten sie ihm die Schuld anhängen. Also haben Sie ihn auf offener Straße beschimpft und hinter Ihnen zwölf Muggel in die Luft gesprengt. Zwölf unschuldige Menschen. Männer, Frauen und Kinder. Wegen Ihnen sind Familien zerbrochen, so wie die Potters. Und das alles nur, weil Sie so feige gewesen sind." Wurmschwanz presste die Lippen zusammen und sah zum ersten Mal schuldbewusst aus. "Danach sind Sie ja geschickt untergetaucht, nicht wahr?", fragte Redstone und näherte sich ihm wieder ein wenig. "Und zwar als Ratte. Als ein Tier, welches Ihnen nicht ähnlicher sein könnte." Wurmschwanz war nun verärgert und zeigte das auch deutlich durch einen bösen Blick. "Sie sind also ein Animagus. Und dazu noch ein nicht gemeldeter. Schon das kann ihnen ein halbes Jahr Azkaban einbringen." "Sirius Black ist auch ein Animagus und James Potter war es auch!", verteidigte sich Wurmschwanz, wobei er kräftig an den Ketten zog, die ihn aber sofort wieder enger umwickelten. "Sie haben mich die ganze Zeit unter Druck gesetzt, damit ich es auch lerne!" "Diese miese Ratte!", zischte Harry wütend. Wie konnte dieser Bastard nur so über seinen Vater reden? Und das auch noch vor Gericht? "Na ja, ich muss zugeben, da hat der Feigling nicht ganz so Unrecht", gab Sirius grimmig zu. Harry sah ihn verwundert an. "Ich und James haben ihn wirklich förmlich dazu gezwungen, mitzumachen. Immerhin waren wir doch alle Remus' Freunde und da wollten wir ihn natürlich alle unterstützen." "Aber deswegen hat er noch lange nicht das Recht, euch dafür die Schuld für alles zu geben." "Ruhe da oben!", ermahnte der Kobold, der noch immer da unten stand, beide. Harry und Sirius unterbrachen sofort ihre kleine Unterhaltung. "James Potter können wir dank Ihnen nun leider schwer für etwas bestrafen. Und was Sirius Black angeht, mit ihm wurde schon darüber gesprochen und der Rat hat sich geeinigt, dass er lang genug in Azkaban gesessen hat. Somit musste er nur eine Buße von dreihundert Galleonen zahlen", erklärte Redstone sachlich. Nun umkreiste er den Stuhl. "Kommen wir doch ... zur Wideraufstehung Ihres ehemaligen Meisters", sagte er. Wurmschwanz folgte seinen Schritten mit ängstlichen Augen. "Aufgrund der Aussagen, die Sie unter Veritaserum in der Gegenwart des Zaubereiministers gemacht haben, wissen wir, dass Sie dem Dunklen Lord geholfen haben, wieder seinen alten Körper zu erlangen. Aber dazu brauchten Sie Harry Potter ... Und den holten Sie sich auch. Doch er war nicht alleine ... Der Hogwartsschüler Cedric Diggory war bei ihm. Und da er Ihnen und Ihrem Vorhaben im Weg war, haben Sie ihn umgebracht." Redstones Stimme hörte sich an wie eine böse Beschwörung. "I-Ich - ich musste es tun! Der Schwarze Lord hat es mir befohlen!", wimmerte Wurmschwanz. "SIE WAREN ES ALSO!!" Erschrocken durch die hysterische, laute Stimme, sahen nun alle zu einem Mann, der von seinem Platz aufgesprungen war und mit wutverzerrtem Gesicht und zitterndem Zeigefinger auf Wurmschwanz zeigte. Harry traf fast der Schlag, als er den Mann erkannte. Es war Amos Diggory. Der Vater des verstorbenen Cedric Diggory. "SIE! SIE HABEN MEINEN SOHN GETÖTET!! MEINEN SOHN!!", schrie er wie ein Irrer. "Mr. Diggory! Setzen Sie sich gefälligst wieder hin und beruhigen Sie sich sofort!", befahl Fudge. "DIESE RATTE IST EIN MÖRDER!!! WARUM QUATSCHEN SIE HIER SO LANGE RUM UND SCHICKEN IHN NICHT ENDLICH NACH AZKABAN??!!" Alle Fotografen zückten ihre Apparate und schossen Fotos und innerhalb weniger Sekunden hatte Rita Kimmkorns flotte Schreibfeder über zwei Blatt Pergament geschrieben. "Ich ermahne Sie ein letztes Mal, Amos, setzen Sie sich wieder!" "WENN SIE NICHT FÄHIG SIND, DIESEN MÖRDER RICHTIG ZU BESTRAFEN, WERDE ICH DAS EBEN TUN!!!", drohte Mr. Diggory und holte auf einmal seinen Zauberstab hervor. Kaum eine Sekunde später, stand jeweils links und rechts von ihm ein Auror. Sie waren appariert. Einer entnahm ihm den Zauberstab durch 'Expelliarmus', der andere setzte ihn durch einen Schockzauber außer Gefecht. "Gute Arbeit", lobte Fudge. "Bringen Sie ihn ins Verlies nebenan. Ich befasse mich später mit ihm." Die Auroren nickten, umfassten Mr. Diggorys Arme und disapperierten mit ihm. Ein erleichtertes Seufzen brach aus und einige hielten sich an die Stelle ihres Herzens. Auch Harry war immer noch sehr erschrocken. Fudge hatte gerade so gewirkt, als würde es zur Verhandlung gehören, dass jemand ausrastete, und dann weggebracht wurde. Ron, der Harrys Gedanken regelrecht von dessen Gesicht ablesen konnte, flüsterte ihm zu: "Das eben war nur voraussehbar. Dad meinte mal, dass es keine normale Gerichtsverhandlung wäre, wenn nicht wenigstens einer in Rage geraten würde." Ihre zusammen gesteckten Köpfe fuhren prompt auseinander, als der Kobold schon wieder eine Ermahnung ausrief, nachdem er auch die restlichen Zuhörer um Ruhe gebeten hatte. Nachdem sich jede Aufregung gelegt hatte, umkreiste Redstone wieder den Stuhl. "So, so, Pettigrew ... Sie haben es getan, weil es Ihnen befohlen wurde? Und die zwölf Muggel? War auch das ein Befehl?", wollte er wissen. Wurmschwanz schwieg. Er war noch immer sehr schockiert darüber, dass gerade eben jemand vorgehabt hatte, ihn umzubringen. Redstone wartete noch ein wenig, doch es folgte keine Antwort. Somit zückte der Mann erneut seinen Zauberstab und ließ durch einen Wink eine Art Bild aus Rauch an der Spitze erscheinen. "Kennen Sie diese Frau?", fragte Redstone. In diesem Augenblick begann das Bild aus Rauch Gestalt anzunehmen. Wurmschwanz starrte nun auf eine junge blonde Frau, die ein kleines Mädchen auf dem Arm hielt. Es war das Hologram eines Fotos, welches von Muggeln war, da es sich nicht bewegte. Wurmschwanz schüttelte den Kopf. "Nein?", hakte Redstone nach. "Seltsam, das müssten Sie aber. Soll ich Ihnen verraten, wer das ist? Das ist Anne Shue, eine Muggel. Sie ist am ersten November 1981 in London gestorben - Ja, jetzt geht uns ein Licht auf, oder?" Allerdings, denn Wurmschwanz wurde sofort kreidebleich. "Ja, Pettigrew. Sie war eine der Muggel, die Sie getötet haben. Hier, sehen Sie." Er machte erneut eine Bewegung mit dem Zauberstab und das Bild verschwand, wurde aber sofort wieder durch ein neues ersetzt. Es war ein bewegliches Bild. Eine verstümmelte Leiche, bei der man durch das viele Blut nur noch knapp einige blonde Haarsträhnen erkennen konnte, lag auf einer zerstörten Straße. Regen fiel auf sie hinab und spülte das Blut und den Schmutz weg. Viele Leute im Saal keuchten entsetzt auf, sogar einige Todesser konnten kaum hinsehen. Einer der Slytherinschüler wurde käsebleich, und sah aus, als müsste er sich gleich übergeben. Wurmschwanz drehte den beinahe kahlen Kopf zur Seite und kniff die Augen zu, als ob er dadurch alles verdrängen wollte. Redstone schnaubte verächtlich und ließ das Bild wieder verschwinden. "Erinnern Sie sich an das Mädchen auf ihrem Arm, Pettigrew? Das war ihre damals vierjährige Tochter Madeleine. Sie lebte ab da in einem Waisenhaus, da sie außer ihrer Mutter niemand anderes hatte. Sie ist jetzt ganz alleine, und das alles, weil Sie Befehle befolgen mussten?" Er stellte die Frage nicht wütend, sondern ruhig. Gerade so, als ob er es wirklich wissen wollte. Wurmschwanz schwieg jedoch immer noch und sah auf den Boden. Redstone schnaubte erneut, wandte sich von ihm ab und setzte sich wieder auf seinen Platz. Ein langes Schweigen folgte. Einige tuschelten, andere schluckten öfters, bei dem Gedanken an dem Anblick der verstümmelten Leiche. Doch dann räusperte sich Miss Clutterbuck und sah auf eine Pergamentrolle. "Was wissen Sie über Bertha Jorkins, Mr. Pettigrew?", fragte sie. Wurmschwanz hob seinen Blick. "Sie ... sie war eine Mitschülerin von mir", wimmerte er. "Mehr wissen Sie nicht?" "N-nein." "Sie wurde vor ungefähr einem halben Jahr tot in Albanien aufgefunden. Dort, wo Sie-wissen-schon-wer vor seiner Rückkehr gewesen sein soll. Zeugen haben bestätigt, Sie vor zwei Jahren in einer albanischen Kneipe mit Mrs. Jorkins gesehen zu haben. Das war zur Zeit ihres Verschwindens", stellte Miss Clutterbuck fest. Wurmschwanz' Gesicht war nun wieder sehr blass. "Haben Sie sie umgebracht? Im Auftrag Ihres Meisters?", kam es von Redstone, der entspannt und zurückgelehnt auf seinem Stuhl saß. "NEIN!", schrie Wurmschwanz. "Der Schwarze Lord war es!!" "Aber Sie haben sie zu ihm gebracht, oder?" Wurmschwanz schloss sofort wieder den Mund und sah nun auf einmal Hilfe suchend zu der Bank, auf der er gesessen hatte. "Warum haben Sie Bertha Jorkins zu ihm gebracht?", wollte Mrs. Womplish wissen. "Wollte er etwas Bestimmtes von ihr wissen?" "Er ...", keuchte Wurmschwanz und sah wieder nach vorne, "Er hat sie unter Imperio einige Sachen über das Ministerium gefragt. Sie ... erzählte ihm von dem Trimagischen Turnier. Danach hat er sie getötet." Mal wieder hob Mrs. Womplisch ihre Augenbrauen in die Höhe, wobei sich ihre Mundwinkel betrachtlich nach unten zogen, und schrieb wieder etwas auf das Pergament vor ihr. "Was ist mit Ihren Vergehen nach der Wiederauferstehung des Dunklen Lords?" Mundungus legte die Fingerkuppen aneinander. "Die Befehle von ihm ..." Wurmschwanz biss sich auf die vertrockneten, schmalen Lippen und schwieg. "Sie haben doch versucht, Miss Mariah Riddle und Miss Laura Snape zu töten. Ihnen ist wohl kein anderes Leben wertvoller, als ihr eigenes, nicht wahr?" Mundungus' Stimme war voller Verachtung. Doch Wurmschwanz sagte nichts mehr. "Noch Fragen an den Angeklagten?", stellte Fudge sicher. Alle Ratmitglieder verneinten. "Mr. Chester?", fragte Fudge und sah zur Anklagebank. "Nein, Herr Minister", antwortete ein schlaksiger Mann im schwarzen Umhang. Erst jetzt fiel Harry auf, dass während der ganzen Zeit kein Anwalt Wurmschwanz' das Verhör unterbrochen hatte. Es wunderte ihn auch, dass dieser Mann einen schwarzen Umhang trug und nicht so einen elegant blauen wie Mr. Adary. Vermutlich war er Wurmschwanz' Pflichtverteidiger und diese trugen schwarze Umhänge. "Gut, zurück mit Mr. Pettigrew auf die Anklagebank!" Beinahe erleichtert über das ersehnte Ende dieser Vernehmung, seufzte Wurmschwanz, als die Ketten von ihm herab fielen und die Auroren ihn zur Anklagebank zurück führten. In den nächsten Stunden wurde jeder einzelne, der auf der rechten Tribüne saß, bis ins kleinste Detail vernommen. Von ihnen kam jedoch kaum etwas Neues. Fast alle behaupteten, wie auch Lucius Malfoy unter dem Imperius-Fluch gestanden und gehandelt zu haben. Einige meinten auch, Voldemort hätte ihnen ebenfalls gedroht. Zwischendurch standen auch einige Anwälte auf und sprachen, um ihre Mandanten zu unterstützen. Doch es waren nur diejenigen, die einen blauen Umhang trugen. Sie gehörten auch nur zu Todessern, die sehr viel Geld besaßen. Zu denen zählten zum Beispiel die Goyles, die Crabbes, die Parkinsons und die Notts. Die Reasons jedoch wurden von einem Pflichtverteidiger durch die Verhandlung begleitet, was Harry mit Zufriedenheit erlebte. Diese Schweine sollten dafür verrotten, für all das, was sie Mariah angetan hatten. Immer wieder sah er während der Verhöre zu ihr. Sie verfolgte jedes Wort, welches vorne gesprochen wurde, mit Spannung und Angst. Immer wieder nahm er zärtlich ihre Hand, wodurch sie ihn mit einem gezwungenen Lächeln ansah. Nach ungefähr drei Stunden sah Harry auf seine Uhr, da er sich fragte, ob nicht irgendwann mal eine Pause eingelegt werden würde. Er stutzte, als er auf seine Uhr sah. Wie konnte das denn sein? Es war gerade mal eine halbe Stunde nach zehn. Was ging denn hier vor? War seine Uhr denn kaputt? "Mariah?" Überrascht, wandte sie sich ihm zu. "Kannst du mir sagen, wie spät es ist?" Verwundert, nickte sie und sah auf ihre Sternenuhr. Nun wurden auch ihre Augen groß. "Es ... es ist halb elf ... Aber wie -" "Hier drin herrscht ein Zeitzauber", sagte Hermione und zeigte nach unten in die Richtung des Kobolds, der noch immer neben dem Richtertisch stand. Links von ihm stand eine riesige Sanduhr. "Diese Sanduhr, lässt die Zeit hier drin anders für uns laufen. Der Zauber ist nötig, damit sie heute alle Angeklagten und Zeugen schaffen. Wenn wir diesen Saal verlassen, wird die Zeit draußen dieselbe auf unseren Uhren betragen -" "Ruhe, verdammt nochmal!", rief der Kobold wütend. Es dauerte für sie fast noch eine Stunde, bis endlich alle Angeklagten verhört waren und die Ratmitglieder ihre Akten über deren Aussagen auf einen Stapel legten. Dann nahmen sie sich neue Pergamentrollen zur Hand und wandten sich mit ihren Blicken nun der linken Tribüne zu. "Mr. Maximilian Brances, bitte in den Zeugenstand!" Nun wurde einer der Erstklässler aus Slytherin nach vorne gebracht. Er schlotterte am ganzen Körper, als die Auroren seine dünnen Arme umfassten und ihn auf den Stuhl beförderten. Hier rasselten die Ketten nur laut, umschlangen den Jungen jedoch nicht. "Ihr Name ist Maxilmilian Brances und Sie sind zwölf Jahre alt?" Maxilmilian nickte. "Dürfen wir Sie dann aufgrund Ihres Alters beim Vornamen nennen und duzen?" "J-ja." "Gut. Du bist seit einem Jahr Schüler der Hogwartsschule für Hexerei und Zauberei, gehörst dem Hause Slytherin an und bist der Sohn von Adam und Emily Brances. Stimmen diese Angaben?" "J-ja." "Die Anklagepunkte, Mrs. Womplisch." "Der minderjährige Hogwartsschüler Maxilmilian Brances wird wegen dem Vergehen beschuldigt, sich der Gefolgschaft des Unnennbaren angeschlossen zu haben", las sie vor. Die Ratmitglieder und Fudge musterten Maximilian lange, bevor Mundungus mit dem Verhör begann. "Also, Maximilian, du weißt, warum du, warum ihr alle hier seid." Der Junge nickte unsicher. "Wie du hören konntest, sind die Beweise gegen deine Eltern erdrückend und deswegen hegen wir keinen Zweifel, dass sie dem Dunklen Lord gedient haben. Wusstest du davon, dass sie Todesser sind?" "Es-es ist nicht bewiesen worden", sagte Maximilian. "Meine Eltern sind keine Todesser." Ein mitleidiges Raunen erklang. "Der arme Junge", murmelte eine ältere Frau, die in der Reihe vor Harry und den anderen saß. "Kann nicht einsehen, dass seine Eltern solche Verbrecher sind, der arme Junge." "Deine Eltern sind aber bei dem Angriff auf Hogwarts dabei gewesen. Sie haben deine Mitschüler und Lehrer gefangen genommen. Sag, standen sie unter dem Imperius-Fluch?" Diese Frage war keineswegs sarkastisch gemeint wie bei den Erwachsenen. Maximilian sah flüchtig zur rechten Anklagebank. Dann wurde sein Blick trotzig und er sah wieder zu Mundungus. "Nein", antwortete er. Mundungus war überrascht, wie auch alle anderen. Diese Antwort hatten sie nicht erwartet. Selbst Redstones Gesicht zeigte etwas Verblüffung. "Diese dumme Ausrede", sagte Maximilian, sein Atem ging stockend, "wird doch nur von Feiglingen benutzt, die Dreck am Stecken haben. Doch ich und meine Eltern gehören nicht zu ihnen." "Zu welchen denn dann?", wollte Redstone nur allzu gerne wissen. "Zu den ehrenwerten Todessern, wie zum Beispiel die Lestranges, die für ihren Lord nach Azkaban gegangen sind?" "Nein ... Wir sind keine Todesser ... In Slytherin ist es so ... dass jeder neue Schüler von den älteren angesprochen und dem Dunklen Lord als Anhänger vorgeschlagen wird. Auch meine Eltern kamen ins Visier der Todesser. Diese sagten: 'Für einen Slytherin ist es die größte Ehre, dem Erben Salazar Slytherins zu dienen.' Aus Angst ... traten wir dem Dunklen Lord bei ...", brachte der junge Slytherin hervor. "Aus Angst, ja?", sagte Redstone ungläubig. "Junge, gib es auf, wir wissen doch alle, auch du, dass da mehr als Angst im Spiel war." Maximilian schluckte. "Jetzt sag uns doch bitte mal", begann Fudge, der ja nur selten selber das Wort ergriff, "was es damit auf sich hat, dass du und deine Klassenkameraden meinen Neffen Daniel Fudge entführt, verprügelt und zu Du-weißt-schon-wem gebracht habt?" Blasser als eine Wasserleiche wurde der Junge nun. Unsicher, sah er zu seinen Klassenkameraden aus Slytherin, welche ihn, vor allem die älteren, mit einem warnenden Blick betrachteten. "Ich ... ich kann mich nur dran erinnern ... dass einige am ersten Schultag zu uns in den Gemeinschaftsraum kamen und ihn mit rein schleppten ..." "ELENDER VERRÄTER!!", brüllte Marcus Flint auf einmal mit erhobener Faust. "Ruhe, Mr. Flint! Sonst lassen wir Sie gleich nach Azkaban bringen!", ermahnte Fudge ihn, woraufhin er noch einmal böse zu Maximilian sah und dann schwieg. "Was wurde mit ihm gemacht?", fragte Fudge, während sein strenger Blick auf dem Jungen lag. "Er ... er wurde von ihnen vor unseren Augen verprügelt ... Am meisten traten sie ihm ins Gesicht ... Und einer ... wollte sogar den Cruciatus-Fluch auf ihn hetzen ... Aber die anderen haben ihn davon abgehalten, da dann in Hogwarts die Alarmglocken losgegangen wären ..." "Wer? Wer wollte diesen Fluch auf ihn hetzen?" Maximilian biss sich auf die Unterlippe, sah noch einmal flüchtig zu seinen Mitschülern und holte tief Luft. "Marcus Flint." "ICH BRING DICH UM, DU ZWERG!", schrie der Genannte. "Mr. Flint, wenn Sie jetzt nicht sofort Ruhe geben und die Vernehmung weiter stören, dann sind Ihnen fünf Tage in Azkaban schon mal sicher!" Marcus Flint knirschte mit seinen schiefen Zähnen und schwieg nun endgültig. "Marcus Flint, ja?", fragte Fudge noch einmal nach. Maximilian nickte mit bleichem Gesicht. "Was geschah dann mit Daniel?" "Als ... ich so um neun Uhr ins Bett ging, haben sie ihn noch beschimpft. Ich glaube, er war da schon längst ohnmächtig. Am nächsten Morgen war er jedoch nicht mehr in unserem Gemeinschaftsraum. Ich ... hoffte schon, dass das alles nur ein Traum gewesen wär. Später sah ich Daniel dann vollkommen unverletzt in der Großen Halle. Er schien sich wohl auch an nichts zu erinnern. Später hörte ich dann, dass man ihn in der Nacht zum Dunklen Lord gebracht hatte", erzählte er. "Weißt du, was er genau von ihm wollte?" "Nein ... Nur, dass er ihn als Spion benutzen wollte ..." Fudge nickte langsam und Mrs. Womplisch neben ihm machte sich Notizen. "Am Tag des Angriffs auf Hogwarts", sagte Redstone, "hast du nicht geholfen, als mehrere Schüler von einer riesigen Weide erschlagen wurden. Und du bist vor dem Dunklen Lord auf die Knie gegangen. Und zwar aus Angst?" Maximilians Gesichtsausdruck war nun bedauernd. "Hätte ich eine Szene gemacht, hätte ich meinen Eltern Schwierigkeiten gemacht", antwortete er knapp. "Hast du davon gewusst, dass der Dunkle Lord an genau diesem Tag angreifen würde?" Maximilian schüttelte energisch den Kopf. "Nein ... Man hatte mir aber gesagt, dass es ungefähr in dieser Woche sein sollte. Als dann die Peitschende Weide in die Große Halle krachte, wusste ich, dass es soweit war." "Du bleibst also dabei, dass du und deine Familie nicht aus Machtgier für Du-weißt-schon-wem gedient habt?", fragte Miss Clutterbuck. Maximilian nickte. "Gut, noch Fragen?" Die Ratmitglieder verneinten. Auch wieder wurde der Pflichtverteidiger gefragt. Dieser verneinte ebenfalls. "Zurück mit ihm auf die Anklagebank!", befahl Fudge. Maximilian wurde wieder zu seinem Platz gebracht. Natürlich war es Marcus Flint, der als nächstes verhört wurde. Auch diesmal blieben seine Wutausbrüche nicht aus, welche vor allem durch Redstones direkte Fragen verursacht wurden. Er beteuerte jedoch, dass er und seine Familie unter dem Imperius-Fluch gestanden hatten. Genau dieses Spiel zogen auch die meisten anderen Slytherins durch, doch einige, wobei es sich nur um Erst-und Zweitklässler handelte, schwiegen völlig. In wenigen Fällen übernahmen fast nur die Anwälte das Sprechen. Es dauerte, ohne auf den Zauber der Sanduhr zu achten, ungefähr zwei Stunden, bis jeder einzelne Slytherin einmal auf dem Stuhl gesessen hatte. Erneut wurden die Akten wieder ordentlich gestapelt und neue, unbeschriebene Pergamentrollen wurden erneut auf dem Tisch ausgebreitet. Harry und Mariah bekamen nun eine Gänsehaut. Alle Angeklagten waren nun angehört worden. Das hieß, dass nun sie und ihre Bekannten nach vorne müssten. Doch wer würde der oder die Erste sein? "Harry Potter, bitte in den Zeugenstand!" ************************************ Hi, an alle, die mich noch kennen^^! Ich weiß, dass ich ein Monster bin, dass ich euch so lange hab warten lassen. Ein halbes Jahr für nur ein Kapitel ist wirklich eine Schande für mich. Doch lasst mich versuchen, das zu erklären: Seit August bin ich jetzt auf einem Gymnasium, welches wirklich schwer ist und mich sehr auf Trab hält. Und das Kapitel war für mich auch nicht wirklich einfach zu schreiben. Immer wieder musste ich in den ersten vier Büchern peinlich genau nachprüfen, ob alle Fakten über die Todesser und ihre Akten stimmen, denn ich wollte auf jeden Fall alle Dinge, die Joanne K. Rowling über die Todesser verraten hat, mit reinnehmen und nicht ignorieren. Um nicht alle Bücher noch einmal lesen zu müssen, hat mir ein Lexikon auf der Internetseite www.harrypotter-news.de.vu geholfen, den Überblick zu behalten und nichts zu verwechseln. Wer sich an die Verhandlung aus dem vierten Buch noch erinnert, weiß sicher, dass diese in einem dunklen Kerker abgelaufen ist. Doch ich wollte unbedingt so einen prunkvollen Gerichtssaal als Handlungsort nehmen, da ich denke, dass so ein bedeutener Prozess in so einer Umgebung stattfinden sollte. Am liebsten hätte ich gerne jeden einzelnen Todesser und Slytherin verhören lassen, doch das hätte ewig gedauert. Ich habe mich richtig in die vier Ratmitglieder verliebt. Am liebsten mag ich natürlich Redstone, weil er so schön fies und direkt ist. Ich habe jedem auch eine Rolle zugewiesen. Laurence Redstone ist der Kalte, Mundungus Fletcher der Prediger, Cordelia Womplish die Skeptische und Mary Clutterbuck die Unschuldige. Diese Zuweisungen sprechen ja wohl mittlerweile für sich^^. Die Wendung von Maximilians Aussagen hat sich irgendwie von selbst ergeben, was mich selber sehr überrascht hat. Eigentlich wollte ich ihn als einen völlig verängstigten Jungen darstellen, der nur zittert und sich dauernd verhaspelt. Aber na ja. Dieser Maximilian gefällt mir auch und euch hoffentlich ebenso. Seid darauf vorbereitet, dass die Verhandlung noch zwei Kapitel lang sein wird und unsere Freunde wohl erst im neunten Kapitel nach Hogwarts kommen werden. Doch die Zeit davor muss sein. Ich hoffe, dieses Kapitel gefällt euch, auch wenn hier nur lange um den heißen Brei geredet wird. Ich erwarte eure Kommis mit Freuden und Ängsten^^. Das nächste Kapitel wird 'Neue Zeugen' heißen. Mal wieder Zeugenaussagen, die es in sich haben werden. Harry und seine Freunde werden viel aushalten müssen. Kuss, eure Maru^-°! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)