Das Schicksal der Erbin von -Maru- (*ABBRUCH DER FF MIT ERKLÄRUNG*) ================================================================================ Kapitel 1: 1. Ein neues Zuhause ------------------------------- 1. Ein neues Zuhause Harry Potter wischte sich den Schweiß von der Stirn. Er nahm einen der vielen Briefumschläge auf seinem Schreibtisch und fächerte sich damit ein wenig kühle Luft zu. Schon seit einer Woche herrschte eine Hitzewelle in England. Obwohl es auch sehr oft, wie letzte Nacht, geregnet hatte, war es trotzdem sehr heiß. Harry verfluchte an diesem Tag schon zum hundertsten Male seinen nervigen Cousin Dudley, der nebenan in seinem Zimmer hockte und es sich mit einem kalten Eistee, einem Fernseher und mindestens drei Ventilatoren gut gehen ließ. Harry stand auf und schloss sein Fenster. Er wollte nicht, dass die Hitze sich so sehr in seinem Zimmer ausbreitete, denn wenn das Fenster geschlossen war, kam ihm das Zimmer viel kühler vor. Nun setzte er sich wieder an seinen Tisch und nahm das Foto hervor, welches er schon seit Tagen ununterbrochen ansah. Es war das Foto, welches Colin Creevey vor ungefähr vier Wochen auf dem Bahnsteig von Hogsmeade geschossen hatte. Der junge Gryffindor hatte ihm per Eule mehrere Abzüge dieses Gruppenfotos geschenkt, die Harry dann seinen Bekannten geschickt hatte. Doch seitdem bereute er es zutiefst, dass er Colin seine Adresse gegeben hatte. Er hatte ihm nämlich abertausende Briefe und Fotos von seiner Familie und seinem Haus geschickt. Harry hätte ihn normalerweise schriftlich darum gebeten, das zu lassen, doch hier im 'normalen' Ligusterweg, freute sich Harry eigentlich über jeden Brief, der von seinen Zaubererfreunden kam. Grinsend, betrachtete er all jene, die auf dem Gruppenfoto abgebildet waren. Laura Laison sah ihn lächelnd an und versuchte dabei ihren festen Freund Draco Malfoy dazu zu bringen, in die Kamera zu schauen. Der sträubte sich jedoch sehr und schnitt nur einige unfreundliche Grimassen. 'Wie dieses Mädchen es bloß mit dem aushält', schoss es Harry durch den Kopf. Am rechten Rand des Fotos standen Harrys beste Freunde Ron Weasley und Hermione Granger, die ihm mit einem fast erzwungenen Lächeln zuwinkten. Harry sah nun kurz von dem Foto auf und ließ seinen Blick zu zwei Briefen gleiten, die ebenfalls auf dem Tisch lagen. Der eine Brief war in fein säuberlicher Schrift und der andere etwas unsauber geschrieben. Ron und Hermione hatten ihm vor zwei Tagen geschrieben, dass sie bis zum ersten September ihre Ferien zusammen im Fuchsbau verbringen würden. Wahrscheinlich hatten sich die beiden endlich dazu entschlossen, über all das, was in ihrem fünften Schuljahr passiert war, zu reden. Harry hoffte es zumindest. Nun sah er sich wieder das Foto an. Er sah sich selbst lächelnd in die Kamera sehend und neben ihm ... seine große Liebe. Mariah ... Mariah Riddle. Die Tochter, des Zauberers, der seine Eltern ermordet hatte. Gemeinsam mit ihr hatte Harry vor mindestens zwei Monaten diesen Tyrannen getötet. Er, Lord Voldemort, hatte nämlich versucht, deren Blut zu trinken, um unsterblich und der mächtigste Zauberer der Welt zu werden. Denn Mariah war nicht einfach nur seine Tochter. Nein, sie war die Erbin von genau drei Gründern von Hogwarts: Rowena Ravenclaw, Helga Hufflepuff und Salazar Slytherin. Harry wiederum war der Erbe des vierten Gründers: Godric Gryffindor. Aufgrund ihrer Abstammung waren beide der Schlüssel zur Vernichtung des Dunklen Lords gewesen. Sie hatten mit ihrem Handeln eine Prophezeiung erfüllt, über die nur Mariahs verstorbene Mutter und der Schulleiter von Hogwarts Albus Dumbledore im Bilde gewesen waren. Harry seufzte. Bei den Erinnerungen an all das, wurde er sehr müde und fühlte sich völlig ausgelaugt, was nicht nur an der brennenden Hitze lag. Lächelnd, strich er mit seinem Daumen über das Gesicht seiner Freundin. Wie sehr er sie doch vermisste. Seit vier Wochen hatte er sie nicht mehr gesehen. Doch sie waren in Kontakt geblieben und schrieben sich fast jeden Tag. Schon über zwanzig Briefe hatte sie ihm geschickt, auf die er ihr auch immer geantwortet hatte. Er liebte es ihre Briefe zu lesen. Ihre schöne saubere Handschrift erzählte ihm alles von ihrem neuen Zuhause. Sie wohnte seit dem Beginn der Ferien nämlich bei Remus Lupin, seinem Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste und seinem Paten Sirius Black, der inzwischen für unschuldig erklärt wurde, Harrys Eltern verraten zu haben. Sie lebte nun in Remus' Elternhaus, hieß es in ihren Briefen. Dieses Haus hatte zwei Stockwerke und einen riesigen Garten mit vielen verschiedenen Blumen. Das Haus lag irgendwo auf den weiten Ländereien von Wales, umgeben von großen Hügeln und weiten grünen Wiesen. Ganz in der Nähe - so schrieb sie - lag ein schöner, kleiner und friedlicher See, in dem sie schon geschwommen war. 'Sie hat es gut', dachte Harry und schämte sich dafür, dass er ein wenig Verbitterung empfand. Auch er würde gerne in das kalte Nass eines Sees springen und über das weite Land sehen. Aber er freute sich für Mariah. Sie hatte so viel durchgemacht und die schlimmsten Dinge erlebt. Ihm fiel im Moment niemand ein, der so ein schönes Zuhause mehr verdient hatte als sie. "Was grinst du denn so blöd?" Völlig aus seinen Gedanken gerissen, wirbelte Harry herum. Dudley stand vor ihm und trank genüsslich mit einem Strohhalm aus seinem Eistee, in dem drei Eiswürfel schwammen. Harry war so in Gedanken versunken gewesen, dass er überhaupt nicht bemerkt hatte, dass Dudley sein Zimmer betreten hatte. Dudley trat näher zu ihm ran und sah auf das Foto in Harrys Händen. Dabei drang der Schweißgeruch in Harrys Nase, der daraufhin das Gesicht verzog. "Sind das die Mistgeburten von deiner Schule, die du deine Freunde nennst?", grunzte Dudley, während er noch mehr von seinem Getränk in sich rein kippte. Harry biss die Zähne zusammen und legte das Foto in eine Schublade, um es nicht vor Wut zu zerreißen. "Verschwinde", murmelte er. "Das gilt für dich, solltest du es jemals wagen, mein Zimmer zu betreten. Dadrin ist es übrigens schön kühl und der Eistee ist sehr erfrischend." Mit diesen Worten pustete er in seinen Strohhalm, wodurch nun einige Blasen laut im Glas blubberten. "Mum hat bald vor, mir einen aufblassbaren Swimmingpool zu kaufen. Dann wirst du wohl oder übel auch nicht mehr den Garten betreten dürfen." Nun sah Harry zu seinem verhassten Cousin auf. Dieser hatte im Laufe des Jahres wieder etwas zugenommen. Mit seinem rosa glänzenden Gesicht und seinen fettigen, blonden Haaren grinste er den etwas mageren, schwarzhaarigen jungen Zauberer an. "Verschwinde!", wiederholte Harry. Diesmal klang seine Stimme zornig. Doch Dudley war davon kaum beeindruckt. "Ich darf mich hier aufhalten. Das hier war immerhin mein zweites Zimmer. Du wohnst nur hier, weil Mum und Dad nicht wollten, dass die Nachbarn dich als Baby auf der Türschwelle sehen. Und in meinem Zimmer hier schläfst du nur, weil du nicht mehr in den Treppenschrank passt", erwiderte er. "Aber in diesem Zimmer herrscht, seit ich hier drin schlafe, nur noch Magie", sagte Harry mit einem schelmischen Grinsen. Dudley sah ihn nun völlig verwirrt an. "Was wenn diese Magie auf dich übergeht und dich genauso ... 'unnormal' macht wie mich? Dann werden deine Eltern dich vor die Tür setzen und dich nie wieder ins Haus lassen", fügte er mit reiner Schadenfreude hinzu. Dudley wurde mit einem Schlag leichenblass und das letzte bisschen Eistee schwappte durch sein Zittern fast aus dem Glas. "Du-du lügst! Deine Eltern waren Mistgeburten! Also bist du nur deswegen eine Mistgeburt!", stotterte er ängstlich. Harrys Grinsen wurde breiter. "Ach ja, meine Eltern ... Meine Mutter war aber die Tochter von einer nichtmagischen Familie, genau wie deine Mutter. Vielleicht hast du ja etwas von diesem Wahnsinn abbekommen -" "NEIN!", schrie Dudley und wurde nun wieder rot, diesmal vor Zorn. Eine kurze Stille trat nun ein und die beiden sahen sich einfach nur mit gemischten Gefühlen an. Plötzlich klopfte etwas gegen das Fenster und die beiden Jungs sahen hin. "Hedwig!", entfuhr es Harry, als er seine Schneeeule erkannte. Eilig stand er auf, ging zum Fenster und öffnete es. Hedwig flog herein und landete auf Harrys Schulter. Er sah sofort, wie müde und erschöpft seine treue Freundin aussah. Kein Wunder, immerhin war sie fast jeden Tag unterwegs gewesen und hatte ihm Briefe von Mariah und auch seine Antworten zu ihr gebracht. An den Klauen Hedwigs war ein Brief mit einem rotgemalten Herz auf dem Umschlag gebunden. Harry nahm ihr diesen ab und wollte ihn gerade öffnen, doch auf einmal stampfte Dudley auf ihn zu und entriss ihm den Brief. "Gib mir den Brief zurück!", fuhr Harry ihn an. Dudley wich ein paar Schritte zurück und besah den Umschlag. "Ach wie süß, ein rotes Herz!", lachte er. Harry ging einen großen, bedrohlichen Schritt auf ihn zu. "Gib ihn mir wieder!", donnerte er. Hedwig auf seiner Schulter fiepte aufgeregt und schlug mit den Flügeln auf und ab. "Welche Schlampe schickt dir bitteschön einen Liebesbrief?", johlte Dudley. "GIB IHN MIR WIEDER!" Plötzlich erhob sich Hedwig mit einem spitzen Schrei von Harrys Schulter, flog auf Dudley zu und fing an, ihm auf dem Kopf rumzupicken. Dudley fing laut an zu schreien und ließ das Glas fallen, welches auf dem billigen, dünnen Teppich in tausend Scherben zersprang. Auch der Brief fiel zu Boden, während Hedwig Dudley aus dem Zimmer raus und dann nach unten ins Erdgeschoss jagte. 'Das gibt Ärger', dachte Harry, doch das war ihm nun egal. Langsam ging er auf den Brief zu, beugte sich runter, hob ihn auf und setzte sich wieder an seinen Schreibtisch, um ihn zu lesen. Liebevoll und vorsichtig öffnete er den Umschlag und entfaltete den Brief. Obwohl von unten nun nicht mehr nur Dudleys Geschrei, sondern auch das von Onkel Vernon und Tante Petunia bis nach oben ertönte, fing er an, in Ruhe den Brief zu lesen: Lieber Harry, letzte Nacht bin ich mit dem Feuerblitz heimlich über die Ländereien geflogen. Denn nach dem Regen haben sich die Wolken schnell verzogen und die Sterne strahlten so schön und klar. Ich konnte einfach nicht anders, als weit nach oben zu fliegen und wohl zu hoffen, einen von ihnen einzufangen und ihn dir zu deinem nahenden Geburtstag zu schicken. Doch leider sind sie zu weit weg und sie würden sich bestimmt nicht fangen lassen, hihi. Ich bin aber rechtzeitig in meinem Zimmer zurückgekehrt, bevor Remus reinkam, um mich zu wecken. Er hat mir heute wieder Pfannkuchen gemacht. Obwohl ich es nie erwähnt habe, scheint er wohl gemerkt zu haben, dass das mein Lieblingsessen ist. Er beobachtet mich ja auch immer auf eine liebe und friedliche Art und Weise. Ich kann das wohl nicht gerade gut beurteilen, aber ich glaube, so einen würde jemand bezeichnen, der einem wie ein Vater vorkommt. Du weißt ja, er spricht mich immer darauf an, wenn ich gerade an dich denke und dabei so traurig ausschaue. Dann nimmt er mich immer zärtlich in den Arm und wiegt mich wie ein kleines Baby hin und her. Aber du weißt ja, dass unser dritter Mitbewohner das genaue Gegenteil von Remus ist. Er hat mir heute beim Frühstück einen Pfannkuchen weggenommen! Der scheint es richtig darauf anzulegen, mich auf die Palme zu bringen! Danke übrigens für den Rat, dass ich ihm eine Stinkbombe ins Bett legen soll. Er musste deswegen die Nacht im Freien schlafen, denn er teilt sich mit Remus ja ein Zimmer. Ich weiß echt nicht, warum Sirius mich andauernd ärgert. Zwar ist es nur Spaß und er verletzt mich damit ja auch nicht, aber trotzdem kommt mir das spanisch vor. Dabei hab ich ihm vor der Stinkbombenrache gar nichts getan. Na ja, zum Glück ist Remus auf meiner Seite und bringt Sirius immer halbwegs zur Vernunft. Irgendwie kommt mir dein Pate wie ein kleines Kind vor, das einen großen Wachstumsschub hinter sich hat. Wahrscheinlich liegt das an den schlimmen Jahren in Azkaban. Übrigens wird das Ministerium wohl schon sehr bald den Antrag auf Sirius' Vormundschaft annehmen. Dann wird er dich endlich abholen und dann sind wir endlich wieder zusammen! Ich freu mich jetzt schon darauf, dich zu umarmen! Ich hoffe, dass dieser Augenblick bald kommen wird. Ich liebe dich, deine Mariah. Harry grinste übers ganze Gesicht. Wie gerne hätte er Sirius' Gesicht bei der Explosion der Stinkbombe gesehen. Und wie gerne würde er mit Mariah nachts durch die Gegend fliegen und die Sterne bewundern. Doch eins wurmte ihn wirklich. Mariah schrieb schon zum vierten Mal, dass Sirius ihn wohl bald abholen kommen würde. Doch wann? Wann würde es tatsächlich soweit sein? Erlaubte sie sich etwa einen schlechten Scherz mit ihm? Wenn, dann hatte sie gut reden. Sie musste ja nicht mit großem Durst den Sommer über in einem stickigen und dunklen Zimmer verbringen und sich in diesem Moment auch noch das Gejammere seiner Verwandten anhören. "HARRY POTTER!! BEWEG DEINEN HINTERN HIER RUNTER!!" Harry stöhnte genervt und legte Mariahs Brief nun auch in die Schublade. Nicht, dass Dudley noch auf die Idee kommen würde, sich in sein Zimmer zu schleichen und den Brief zu lesen. Lustlos, trottete er den schmalen Flur entlang und dann die Treppe hinunter. Unten hörte er dann noch immer Dudleys panisches Geschrei und Hedwigs lautes Kreischen, wodurch er seine Schritte beschleunigte und das Wohnzimmer betrat. Was er nun sah, war wirklich ein Bild für die Götter. Dudley lag zusammengekrümmt auf dem Boden mit verschränkten Armen schützend über den Kopf. Über ihn Hedwig, die ihn immer wieder mit ihrem scharfen Schnabel und spitzen Klauen attackierte. Mit dem Rücken an der Wand gedrückt, stand Tante Petunia und hielt zitternd eine Bratpfanne in der Hand, mit der sie wohl bereit wäre zuzuschlagen, falls Hedwig auch auf sie losgehen würde. Und Onkel Vernon - der stand vor Wut schnaubend vor Harry. Sein rosarotes Gesicht ähnelte einer schlechten Tomate und seine Augen funkelten gefährlich. In dem bisschen Haar, was er noch hatte, waren haufenweise weiße Eulenfedern, die auch im gesamten Raum auf dem Boden lagen. "RUF SOFORT DEIN FEDERVIEH ZURÜCK, ODER DU KANNST WAS ERLEBEN!", schrie er seinen Neffen an. Dieser zuckte ungerührt mit den Schultern und wandte sich dem gepeinigten Dudley zu. "Hierher, Hedwig!", rief er behutsam. Sofort ließ die Schneeeule von seinem Cousin ab und landete auf seinem ausgestreckten Arm. "Flieg bitte nach oben in mein Zimmer und bleib auch dort", wurde sie von ihrem Herrschen gebeten, worauf sie kurz an seinem Ohr knabberte und dann brav nach oben flog. Als ihr Flügelschlagen nicht mehr zu hören war, stand Dudley langsam und zitternd auf. Sein massives Gesicht war übersät mit Kratzern und Schnittwunden. "Mumy! Dieser Vogel hat mich entstellt!", schrie er und hielt sich mit seinen dicken Händen das Gesicht. Tante Petunia ließ die Pfanne auf den Wohnzimmertisch nieder und umarmte ihren Sohn. "Oh, mein Duddy-Schmatzi! Wir machen gleich Salbe rauf und dann geht es dir wieder besser!", beruhigte sie ihn. "Aber meine Freundin kommt gleich zu Besuch! So kann ich ihr doch nicht unter die Augen treten!", jammerte er. Harry hob eine Augenbraue. Freundin? Ach ja - Jetzt erinnerte er sich wieder. Schon seit Tagen gab Dudley damit an, dass er jetzt angeblich eine feste Freundin hatte. Eine aus der Klasse, hatte er erzählt. Von den Erzählungen her, war sie angeblich sehr hübsch und gebildet. Onkel Vernon und Tante Petunia hatten ihn vor Stolz beinahe tot geknuddelt, da sie so froh waren, dass er endlich eine Freundin hatte. Wahrscheinlich hatten sie die Hoffnung schon beinahe aufgegeben. Harry konnte sich jedoch, schon seit Dudley zum ersten Mal seine Freundin erwähnt hatte, nicht vorstellen, dass die wirklich ernsthaft mit ihm zusammen war. Wenn sie tatsächlich so schön und gebildet war, wie er gemeint hatte, dann wäre sie sicher gebildet genug zu wissen, mit wem sie sich da abgab. Und zwar mit einem menschlichen Schwein, das die kleinen Kinder der Nachbarschaft verprügelte. "Er war es!", sagte Dudley auf einmal und zeigte mit dem Finger auf ihn. "Er hat dieses Mistvieh auf mich gehetzt!" Eh Harry sich versah, zog sein Onkel ihn am Kragen zu sich. "WAS FÄLLT DIR EIN, MEINEN SOHN ANZUGREIFEN!", schrie dieser ihn an, wobei Spucke aus seinem Mund sprühte. "D-Dudley hat Hedwig einen Brief weggenommen! Deswegen ist sie auf ihn losgegangen!", verteidigte sich Harry. Ein Klingeln an der Haustür hinderte Onkel Vernon daran, ihn erneut anzuschreien. Sofort ließ er seinen Neffen los. "Oh nein! Das ist sie bestimmt!", stammelte Dudley. "Beruhige dich, mein Sohn. Petunia, du gehst mit ihm in die Küche und versorgst seine Wunden. Ich beseitige hier erstmal das Chaos", sagte Onkel Vernon und wandte sich nun wieder Harry zu. "Und du öffnest der jungen Dame die Tür. Und sei gefälligst freundlich zu ihr!" Mit diesen Worten griff er nach dem Staubsauger und fing an die vielen Federn wegzusaugen. Tante Petunia ging mit dem wimmernden Dudley schnell in die Küche und kramte den Erste-Hilfe-Kasten aus dem obersten Schrank. Harry seufzte leise und ging zur Haustür. Trotz der ganzen Aufregung eben war er doch sehr darauf gespannt, nun endlich Dudleys 'Freundin' zu sehen. Er griff nach der Türklinke und drückte sie runter. "Willkommen in der Villa Dursley!", verkündete er sarkastisch, während er die Tür öffnete. Auf einmal wurde er von jemanden so stürmisch umarmt, so dass er beinahe nach hinten fiel und nahm dabei einen bekannten Rosenduft war. Das konnte nicht sein. Die fremde Person löste sich nach einigen Sekunden von ihm und lächelte ihn an. Harry klappte der Mund auf. Vor ihm stand Mariah. Seine Mariah. Ihr wunderschönes Gesicht war nicht mehr so blass wie bei ihrem Abschied, sondern stark gebräunt. Ihre langen Haare waren zu einem hochangesetzten Zopf gebunden und an ihrer linken Schläfe baumelte eine rote Feder, an ihren Haarsträhnen geflochten. "M-Mariah?", stotterte er ungläubig. Mariah grinste ihn mit vor Freude funkelnden Augen an. "Ja, ich! Und Ihr seid wohl der Herr dieser prachtvollen Villa", scherzte sie. Als Harry nun endlich klar wurde, dass sie wahrhaftig vor ihm stand, lächelte er übers ganze Gesicht. "Herzlich Willkommen, Miss! Sie sind also Dudleys Freundin." Harry drehte sich um und sah nun Onkel Vernon, der aus dem Wohnzimmer heraustrat. "Äh, nein. Ich -", begann Mariah völlig verwundert, doch Vernon unterbrach sie. "Oh, und Sie sind wohl ihr Vater." Irritiert, sah Harry wieder zur Tür und ein weiteres Mal klappte ihm die Kinnlade herunter. Sein Patenonkel Sirius Black stand dort. Seine schulterlangen, schwarzen Haare glänzten in der Sonne und passten super zu dem ärmellosen, schwarzen Shirt und der schwarzen Lederhose, die er trug. Nun nahm Harry auch Mariahs Outfit ein wenig unter die Lupe. Sie trug ein ebenfalls ärmelloses, rotes Top, einen knielangen Jeansrock und sehr schöne, hellbraune Stiefel. 'Der Biker und die Bikerbraut', dachte er nur. Nun trat Sirius mit einem Lächeln ein und sagte: "Nein, ich bin Sirius Black, Harrys Pate." Onkel Vernon wurde blass und sah den Mann entsetzt an. "Und ich bin Mariah Riddle, Harrys feste Freundin", sagte Mariah, um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen. Nun wurde Onkel Vernon noch blasser und starrte auch das Mädchen mit entgleister Miene an. Plötzlich ging die Küchentür am Ende des Flures auf und Tante Petunia und Dudley kamen heraus. Sofort blieben die beiden stehen und betrachteten ihre beiden Besucher völlig verwirrt. "Äh, ist das deine Freundin, Duddymatz?", fragte Petunia neugierig ihren Sohn. Doch der reagierte nicht auf ihre Frage, sondern starrte Mariah mit knallrotem Gesicht an. So stachen die vielen kleinen Pflaster auf seinem Gesicht viel besser hervor. "Nein", beteuerte Mariah erneut, "ich bin Harrys Freundin." Wenn in diesem Moment jemand Onkel Vernons Blässe übertrumpfte, dann war das seine Frau. Ihr geschockter Blick wanderte abwechselnd von Harry zu Mariah und dann auch schließlich zu Sirius. "U-und Sie?", fragte sie unsicher. Sirius grinste breit und lehnte sich nun gegen den Türrahmen. "Sirius Black, sehr angenehm." Nun schnappte Tante Petunia erschrocken und laut nach Luft. Die Erkenntnis, dass nur wenige Meter vor ihr ein angeblicher Mörder stand und obendrein auch noch ein Zauberer war, ließ ihren dürren Körper beinahe zu Stein werden. Dudley schien Sirius jedoch nicht wirklich bemerkt zu haben, sondern hatte nur Augen für Mariah, der dies etwas unangenehm war. Harry war darüber jedoch sehr amüsiert. Sein Cousin stand auf seine Freundin! Das war einfach zu herrlich. "Wir beide sind hier, um Harry zu uns zu nehmen", unterbrach Sirius schließlich die angespannte Stille. Nun klappten Onkel Vernons und Tante Petunias Münder auf, während Sirius eine kleine Pergamentrolle hervor holte und sie ihnen vor die Nase hielt. "Das Zaubereiministerium hat nämlich auf meinen Antrag hin entschieden, dass Harry ab heute bei mir wohnt", fügte er hinzu und steckte die Rolle wieder ein. Nun sah Sirius, ohne weiter auf die Dursleys zu achten, zu Harry. "Geh bitte schnell deine Sachen packen, Harry, dann können wir noch vor Sonnenuntergang bei Remus sein." Harry nickte eifrig. "Ich helfe dir!", sagte Mariah sehr aufgeregt, da sie nun endlich mal sein Zimmer sehen konnte. Harry nickte erneut und gemeinsam liefen sie die Treppe hoch. Harry kam das alles vor wie ein Traum. Mariah, die er nun zu seinem Zimmer führte und Sirius, der die Dursleys wohl gerade das Fürchten lehrte. Es war irgendwie alles so unwirklich und er hatte schon Angst davor, dass Tante Petunia ihn jetzt aus diesem schönen Traum wecken würde. Endlich kamen sie vor Harrys Zimmer an und traten ein. Hedwig saß auf dem Schrank und putzte sich das zerzauste Gefieder. "Gott, ist das stickig hier!", stieß Mariah hervor und erschrak leicht, als sie mit ihren Stiefeln auf die Scherben trat, die noch auf dem Boden lagen. "Was ist denn hier passiert?", fragte sie und schaute nach, ob ihre Stiefel noch in Ordnung waren. "Mein lieber Cousin hat vorhin seinen Eistee fallen lassen, weil Hedwig auf ihn losgegangen ist", erzählte Harry und holte seinen großen Koffer aus dem Schrank. Mariah kicherte leise und begrüßte Hedwig freundlich, die daraufhin leicht mit den Flügeln schlug. Nun sah Mariah sich genau um. Da es im Zimmer sehr dunkel wegen der Fensterläden und der zerbrochenen Glühbirne in der Lampe war, konnte sie nicht viel erkennen. Harrys Bett sah sehr alt aus und wirkte, als würde es im nächsten Moment zusammen klappen. Überall an der Wand hingen Quidditchposter und in der einen Zimmerecke stand sein Feuerblitz. Während Harry seine wenigen Sachen einpackte, sprach er zu ihr: "Gibst du mir mal bitte all die Briefe auf dem Schreibtisch? In der Schublade sind auch noch welche." Mariah nickte und sammelte die vielen Briefe ein. "Manometer, du hast ja richtig viel Fanpost erhalten", sagte sie grinsend. Harry sah von seinem Koffer auf. "Die meisten sind von Colin Creevey", sagte er und nahm ihr die Briefe ab, die er daraufhin in seinen Koffer legte. "Ich schwöre dir, meine neue Adresse bekommt er nicht." Mariah kicherte und ging nun auch zur Schublade. Als sie diese öffnete, hielt sie kurz inne. "Wann hast du denn den Brief bekommen?", fragte sie auf einmal. Harry sah überrascht auf. "Den mit dem Herz? Erst vor zehn Minuten. Sag mal, seit wann wusstet ihr schon von der Genehmigung des Ministeriums?" Mariah griff nach dem Brief und nach dem Gruppenfoto und drehte sich zu ihm um. "Seit gestern. Den Brief habe ich heute Morgen nur nochmal abgeschickt, um dich zu überraschen", gestand sie grinsend. Harry grinste ebenfalls. "Danke, dass du mir einen Abzug davon geschickt hast", bedankte sich Mariah und gab Harry den Brief und das Foto. "Laura und Draco haben sich auch sehr gefreut." "Wie geht es den beiden denn?", wollte Harry wissen. "Sehr gut. Draco schrieb mir, dass er jetzt alle Hauselfen in seinem Anwesen befreit hat." "Echt jetzt?" Harry konnte es nicht glauben. "Es bleiben aber trotzdem einige freiwillig, um ihnen weiter zu dienen. Sie wollen Mrs. Malfoy nämlich nicht allein lassen. Laura geht es auch super bei Snape. Sie schrieb zwar, dass es in dem Haus sehr dunkel ist, doch Snape ist sehr nett zu ihr." Dass es in Snapes Haus dunkel war, konnte sich Harry gut denken, doch bis jetzt hatte er sich immer irgendwie vorgestellt, er würde in einer dunklen Höhle mit Fledermäusen wohnen und dort mit Zaubertränken experimentieren. "Soll ich Hedwig schon mal in den Käfig bringen?", fragte Mariah. "Ja, bitte", sagte Harry und beugte sich nun nach unten, um etwas unter seinem Bett hervor zu holen. Mariah ging zu der kleinen Kommode, auf der Hedwigs enger Käfig stand und öffnete ihn. "Komm her, Hedwig!", rief sie behutsam und die hübsche Schneeeule, deren Gefieder wieder schön glatt war, flog in den Käfig. Mit einem Lob schloss Mariah die Käfigtür. Dann wandte sie sich wieder Harry zu, der nun einige Schulbücher, ein Tintenglas und seine Schreibfeder hervor holte. "Warum verstaust du das alles denn unter deinem Bett?", fragte sie und ging auf ihn zu. "Da wird es doch schmutzig." "Ich muss die Sachen da verstecken. Mein Onkel nimmt mir die Sachen immer am Anfang der Ferien weg und schließt sie dann im Schrank unter der Treppe ein. Ich schleich mich nachts aber nach unten und hol mir das Meiste wieder nach oben. Vorgestern hatte ich großes Glück und konnte alles nach oben schmuggeln", antwortete Harry und legte seine Schulsachen aufs Bett. Dann erhob er sich schließlich und erschrak leicht, da nun sein Gesicht genau vor Mariahs war und seine Lippen sachte die ihrigen streiften. Etwas starr sahen sich beide kurz an, doch dann schlossen sie ihre Augen und küssten sich. Sofort legte Harry seine Hände auf ihre Schultern, zog sie näher zu sich ran und ließ die Hände dann ihre nackten Oberarme herunter gleiten. Mariah legte ihre Hände auf seine Brust und fühlte so das Schlagen seines Herzens, welches immer schneller und heftiger wurde. Der Kuss war innig und leidenschaftlich. Beide umfasste eine Hitze, die viel stärker war, als den ganzen Sommer lang. Es war ihr erster Kuss seit ihrem Abschied am Bahnhof von Hogsmeade. Harry hatte sich Tag und Nacht nach ihren weichen Lippen gesehnt. Nicht nur ihre Lippen, alles hatte er an ihr vermisst. Ihre klaren Augen, ihre langen, nach Rosen riechenden Haare, ihr schönes Gesicht, ihr liebliches Lächeln und vor allem ihre sanfte Stimme. Diese Sehnsucht war von Tag zu Tag größer und unerträglicher geworden. Jeden Abend hatte er das Gruppenfoto betrachtet und immer wieder gehofft, dass er dieses wunderschöne Mädchen bald wieder in seine Arme schließen könnte. Völlig außer Atem lösten sich beide voneinander und sahen sich mit verträumten Blicken an. Harry nahm seine Hände von ihren Armen und streichelte zärtlich ihre Wangen. "Ich habe dich so vermisst", murmelte er. Ein feiner Hauch von Rot schlich sich auf Mariahs Wangen. "Ich dich auch", erwiderte sie leise und Harry küsste sie wieder. "'Das' hab ich auch vermisst", gab er grinsend zu. Mariah kniff ihm in die Nase. "Au!", protestierte er zum Teil gespielt. Mariah grinste frech. "Und 'das' habe ich vermisst. Nur Sirius zu ärgern, wird auf die Dauer nämlich langweilig." Harry lächelte und wollte sie erneut küssen, doch Mariah legte ihren Finger auf seine Lippen. "Dafür haben wir später noch genug Zeit. Beeilen wir uns lieber, Sirius wartet", sagte sie und ging zu Hedwigs Käfig. Harry lächelte voller Vorfreude und packte noch schnell die letzten Sachen ein. Mariah nahm in der Zwischenzeit auch schon seinen Feuerblitz. Harry vergewisserte sich nochmal, ob er auch alles hatte und wanderte mit seinem Blick durch das Zimmer. Nie wieder, dachte er, nie wieder würde er dieses Zimmer, dieses Haus, oder gar den Ligusterweg betreten. Er spürte es. Heute würde die glücklichste Zeit seines Lebens beginnen. Mit der einen freien Hand öffnete er die Tür und sah auf einmal Dudley, der mit einem Gesicht, das einer überreifen Tomaten glich, an der Wand gedrückt stand. Als Mariah nun auch neben Harry zum Stehen kam, rannte Dudley auf einmal in sein Zimmer und knallte die Tür hinter sich zu. Harry hatte den starken Verdacht, dass Dudley die beiden die ganze Zeit durchs Schlüsselloch beobachtet hatte. Harry grinste. Dudley war wirklich voll in Mariah verschossen. Dann fiel ihm auf einmal ein, dass er ja Besuch von seiner 'Freundin' erwartete. "Sag mal", fragte Mariah. "Diese Freundin von deinem Cousin ... hat die zufällig braune, schulterlange Haare in zwei Zöpfe mit großen lila Schleifen gebunden, eine riesige Hornbrille und eine ungefähre Ähnlichkeit mit Millicent Bullstrode?" Harry drehte sich irritiert zu ihr um. "Keine Ahnung. Ich habe sie noch nie gesehen. Wieso fragst du?" "Na ja, als ich auf das Haus zuging, um zu klingeln, da kam gerade genau so ein Mädchen den Weg entlang ebenfalls auf das Haus zu und als sie mich sah, ist sie weinend weggerannt", erzählte Mariah. Harry musste sich das Lachen verbeißen. So wie es aussah, hatte Mariahs Aussehen schon allein dafür gesorgt, dass Dudleys Freundin das Weite gesucht hatte. "Und die sah wirklich aus wie Millicent Bullstrode?" Mariah nickte zustimmend und grinste. Prustend, gingen die beiden die Treppe herunter. Sirius stand noch immer dort am Türrahmen gelehnt und grinste die Dursleys an. Diese waren noch immer kreidebleich und schienen sich sehr davor zu hüten, auch nur irgendein Wort zu sagen. Sirius sah auf, als Harry und Mariah die Treppe runterkamen und nahm Harry sofort den Koffer ab. Harry lächelte dankbar und nahm nun Mariah den Käfig mit Hedwig ab. "Auf Wiedersehen, Mr. und Mrs. Dursley. Vielen Dank, dass sie sich all die Jahre lang so gut um Harry gekümmert haben", sagte Sirius, doch Harry und Mariah waren sich ganz sicher, dass er das Wort 'gut' mit viel Sarkasmus betont hatte. Onkel Vernon und Tante Petunia erzitterten noch einmal, bevor Sirius, Harry und Mariah das Haus verließen und die Tür hinter sich schlossen. Harrys Augen begannen leicht zu brennen, als er kurz der Sonne entgegen blickte. Der frische Duft der Freiheit fand den Weg in seine Nase. Ein leichter, kaum merklicher Wind blies ihm durchs Haar. Getrunken von diesem wunderbaren Gefühl des Glücks, entdeckte er nun ein Motorrad am Rande der Straße direkt vor dem Haus geparkt. Als er genau hinsah, durchfuhr ihn trotz der Hitze eine leichte Gänsehaut. Dieses Motorrad hatte er vor genau fünf Jahren in seinen Träumen gesehen. Da er in diesen mit dem Motorrad geflogen war, hatte er es sich so gut eingeprägt. "Eine tolle Maschine, nicht?", sagte Sirius auf einmal und ging auf das Motorrad zu. "An der haben dein Vater und ich rumgeschraubt, als wir neunzehn waren. Lily hat uns mal davon erzählt und wir waren sofort hin und weg. Daraufhin haben wir eins auf einem Muggelschrottplatz gefunden und es mit ein wenig Magie wieder hergestellt." Während seiner Erzählung strich Sirius mit der einen Hand beinahe liebevoll über den Sitz des Fahrzeugs und auf einmal öffnete sich dieser. Neugierig, trat Harry näher heran. Das Innere des Sitzes war ein riesiger Hohlraum, in dem locker ein weiteres Motorrad gepasst hätte. Sirius legte Harrys Koffer hinein und auch den Feuerblitz, den Mariah ihm übergab. Nun sah Harry unschlüssig Hedwig an, die noch immer in ihrem Käfig saß. Er wollte nicht, dass sie die ganze Zeit in diesem magischen Kofferraum verbleiben würde, also öffnete er den Käfig. "Flieg zu Remus und warte dort auf uns", sagte Harry und sofort verließ Hedwig den Käfig und flog davon. Dann verstaute Sirius auch den leeren Käfig und holte noch drei Helme hervor, bevor er den Sitz wieder schloss. Er übergab den beiden Gryffindors jeweils einen und sie setzten sie auf. Sirius tat es ihnen gleich und setzte sich auf das Motorrad. "Los, Harry, steig auf", sagte er und brachte die Maschine mit einem lauten Knattern zum Laufen. Erst jetzt bemerkte Harry, dass an dem Motorrad ein Beiwagen befestigt war, in den sich Mariah auch sofort setzte. Harry nickte und setzte sich nun hinter Sirius. "Na dann, halte dich sehr gut fest!", rief Sirius, da das Motorrad nun einen großen Lärm von sich gab. Harry legte seine Arme um Sirius Taille und schon rasten sie los. Noch einmal drehte sich Harry zu dem Haus der Dursleys um, von welchem sie sich nun immer schneller entfernten. Mit Genugtuung drehte er sich dann endgültig um. Eine Weile lang fuhren sie die ruhigen und langweiligen Straßen entlang, bis sie nun endlich das Siedlungsgebiet verließen und schließlich an einem großen Weizenfeld vorbei fuhren. Harry wunderte sich mittlerweile. Waren sie etwa den ganzen Weg von Wales bis nach Surrey gefahren und das an einem Vormittag? Prompt wurde seine Frage beantwortet, als das Motorrad sich plötzlich in die Höhe begab und bis zu den wenigen Wolken am Himmel flog. Harrys Mund klappte auf, während er beobachtete, wie die Felder unter ihm immer kleiner wurden. Dieser seltsame Flug hier erinnerte ihn schon beinahe an den blauen Ford Anglia, mit dem Ron und er vor vier Jahren nach Hogwarts geflogen waren. Ungefähr eine Stunde lang flogen sie über mehrere Städte und da die Wolken immer zahlreicher wurden, waren sich die drei sicher, dass kein Muggel sie sehen konnte. Der Wind um sie herum verlor an Hitze und wurde angenehm kühl. Bald verlor das Motorrad an Höhe und Harry konnte unter sich eine grüne, hügelige Landschaft erkennen. Sie näherten sich immer mehr der Erde und erst jetzt bemerkte Harry auch ein Haus, das sehr alt und fast verlassen wirkte. Mit einem lauten Rumpeln landete das Motorrad etwas unsanft auf dem kleinen Weg direkt vor dem Haus und Sirius, Harry und Mariah stiegen ab. Harry nahm sofort den Helm ab. Ihm wurde in diesem Moment klar, dass er außer dem Fuchsbau noch nie ein anderes Zaubererhaus gesehen hatte. Doch an diesem Haus war kaum etwas Magisches zu erkennen. Es war etwas schräg gebaut, doch verfügte es noch über alle Gesetze der Physik. Das einzig wirklich Seltsame war, dass die Außenwände aus Holz stark zerkratzt waren, als hätte sich eine wilde Bestie darüber hergemacht. Harry wusste sofort, von wem diese Kratzer stammten. Bevor Remus zum ersten Mal den Wolfsbann-Trank eingenommen hatte, waren seine Verwandlungen sicher schrecklich gewesen und er war aus dem Haus gelaufen. Ohne sich dagegen zu wehren, hatte er wahrscheinlich seine Wut und Jagdlust auf das Haus gelenkt. Harry fiel nun schlagartig ein, dass Remus sich seit Halloween letzten Jahres nicht mehr verwandelt hatte. Auch Mariah hatte nichts von einer erneuten Verwandlung in ihren Briefen erwähnt. Mit Sicherheit hatte Lauras Druidenmacht, die sie bei Remus' letzter Verwandlung gerettet hatte, damit zu tun. Eine andere sinnvolle Erklärung fand Harry nicht. Er hörte das Aufklappen des Sitzes und bekam von Sirius den leeren Käfig in die Hand gedrückt. "Sieht nicht sehr einladend aus, oder?", sagte sein Pate grinsend mit einem Nicken zum Haus. "Ich soll die Wände morgen neu machen. Obwohl ich, wenn ich ehrlich bin, gar keine Lust drauf hab. Aber irgendwann muss das ja gemacht werden." Sirius holte noch schnell den Koffer und den Feuerblitz hervor. Dann gingen die drei zur Haustür und öffneten diese. Sie standen nicht in einem Flur, wie Harry erwartet hatte, sondern in einem großen Raum, welcher mit großer Wahrscheinlichkeit das Wohnzimmer war. Die Wände bestanden aus hellem, glatten Holz, das dem Raum einen warmen Ausdruck verlieh. Ein riesiges, hellbraunes Ledersofa stand vor einem kleinen Couchtisch aus hellem Holz. Rundherum standen noch kleine Sessel mit bunten Steppdecken bedeckt und rechts, in der einen Ecke des Zimmers, war ein großer, rußiger Kamin. Auf dem Kaminsims standen mehrere Fotos, auf denen eine junge Frau mit einem ungefähr neun Jahre alten Jungen, der Remus sehr ähnlich sah, abgebildet war. Ganz anders als die äußere Erscheinung, war das Haus sehr gemütlich und schön eingerichtet. Selbst wenn es nicht so vollgestopft war und es auch keine lauten, klimpernden Geräusche wie im Fuchsbau zu hören gab, fühlte Harry die Magie, die durch die Räume zog. Auf einmal betrat Remus Lupin den Raum, durch eine Tür neben dem Kamin. "Hey, da seid ihr ja! Harry, willkommen in meinem Haus", sagte Remus erfreut, ging auf ihn zu und umarmte ihn. Harry erwiderte diese väterliche Umarmung und lächelte Remus dann an. "Unserem Haus", verbesserte Mariah. Remus sah zu ihr und nickte. "Ich hoffe, Sirius hat die Dursleys nicht so sehr verschreckt", sagte er. "Ach was, Moony, ich war ganz brav", verteidigte sich Sirius grinsend. "Wer weiß, Harry und ich waren für kurze Zeit oben und haben ihn mit den Muggeln allein gelassen", warf Mariah ein und drückte die Spitze von Harrys Feuerblitz gegen Sirius' Rücken, als würde sie ihn mit einem Zauberstab bedrohen. Murrend drehte sich Sirius zu ihr um. "Petze! Obwohl ich ihnen nur zu gern gezeigt hätte, was ich davon halte, wie sie mit Harry umgegangen sind, habe ich nichts gemacht. Ich habe nämlich keine Lust darauf, nochmal nach Azkaban zu kommen", sagte er. Mariah streckte ihm die Zunge raus. "Beruhigt euch mal wieder, ihr zwei", sagte Remus trocken, gerade so, als würde er das alle zehn Minuten sagen. "Wir haben heute einen neuen Mitbewohner. Also, Mariah, geh doch mit Harry nach oben und zeig ihm eurer Zimmer." "Wir beide haben ein gemeinsames Zimmer?", forschte Harry begeistert nach. Remus und Sirius sahen ihn nun seltsam an, Mariah hingegen grinste. Harry wurde abrupt rot, als er begriff, dass seine Begeisterung soeben sehr zweideutig angekommen war. "Äh ...", kam es nur von ihm, doch auf einmal entriss Mariah Sirius den Koffer, drückte Harry den Feuerblitz in die Hand und griff nach seiner freien Hand. "Dann zeig ich dir mal alles!", sagte sie gutgelaunt und zog ihn die Treppe hoch. Harry wehrte sich nicht dagegen, da es ihm nur recht war, Remus' und Sirius' seltsamen Blicken zu entgehen. Oben angekommen, standen sie nun in einem langen Flur. An den Wänden hingen goldene Kerzenständer, Landschaftsgemälde und sogar einige Wandteppiche. "Dort", sagte Mariah und zeigte auf die Tür am Ende des Flures, "ist das Badezimmer. Rechts daneben ist das Gästezimmer, gegenüber das Zimmer von Remus und Sirius und das hier ..." Nun öffnete sie die Tür, die direkt vor ihnen war. "... ist unser Zimmer." Harrys Mund klappte auf. Er stand nun in einem Zimmer, das an Luxus kaum zu übertreffen war. An der Wand, genau in der einen rechten Ecke des Zimmers, stand ein großes Doppelbett. Die Bettwäsche war aus reinster Seite und schimmerte durch das Sonnenlicht, welches durch das große Fenster an der rechten Wand hineinschien. In der Nähe des Fensters stand ein kleiner, runder Tisch mit zwei Stühlen und direkt neben der Tür ein riesiger Schrank. "Ist das hier wirklich Remus' Haus?", fragte Harry sehr zweifelnd. "Ja, wieso?", fragte Mariah etwas verwundert und stellte Harrys Koffer neben dem Bett ab. "Na ja, er hat doch nichtmal genug Geld, um sich ein paar neue Umhänge zu leisten. Aber dieses Haus hier ist ja eine richtige kleine Villa", meinte Harry und besah nun eine apfelgroße himmelblaue Kristallkugel auf dem kleinen Nachtisch neben dem Bett. Mariah lächelte ihn an; doch es war ein trauriges Lächeln. "Es ist so", murmelte sie und setzte sich auf einen der Stühle. "Remus' Vater war sehr reich und hat für ihn und seine Mutter dieses Haus bauen lassen. Doch als er sechs Jahre alt war, ist sein Vater von Todessern ermordet worden." Harry sah sie angespannt an. "War er ein Auror?" Mariah nickte. "Remus lebte dann allein mit seiner Mutter; doch sie ist leider vor sechs Jahren an einer seltenen und unheilbaren Krankheit gestorben." Harry war sehr erschüttert über das, was sie da erzählte. Schon seit seinem dritten Schuljahr hatte Remus ihm Leid getan, weil er damit gestraft worden war ein Werwolf zu sein. Doch, dass seine Eltern auch noch so früh gestorben waren, war für ihn einfach erschütternd. "Hat Sirius es dir erzählt?", wollte er wissen. "Tse ... Sirius", sagte Mariah in einem abfälligen Ton, "Mit dem streite ich doch nur. Nein, Remus hat es mir selbst erzählt. Es ist ihm zwar sichtlich schwer gefallen, doch als er mir zum ersten Mal dieses Zimmer hier gezeigt hat, hat er angefangen, mir das alles zu erzählen. Es liegt wohl daran, dass es das Zimmer seiner Mutter war." 'Deswegen das Doppelbett und diese schöne Einrichtung', dachte Harry. Plötzlich fiel sein Blick auf eine Tür gegenüber dem Fenster und öffnete diese. Er bekam große Augen, als er erkannte was hinter der Tür war. Es war ein Badezimmer mit hautfarbenen, fast rosa Fliesen, einer Badewanne, Toilette, Waschbecken und Dusche. "Wir haben ein eigenes Badezimmer?!", sagte er erstaunt. "Ja", sagte Mariah, erhob sich von dem Stuhl und ging auf Harry zu. "Das ... ist ja der Wahnsinn", murmelte Harry und lehnte sich vor Überwältigung mit dem Rücken gegen den Türrahmen. Mariah blieb vor ihm stehen. "Remus wollte zuerst das Bett in zwei verwandeln. Als ich ihm aber sagte, dass das nicht nötig ist, hat er mich genau so angeschaut wie unten eben", sagte sie und legte auf einmal ihre Arme um seinen Hals. Harry sah sie kurz einfach nur an, doch dann umfasste er ihre Taille und zog sie langsam zu sich ran. "Was der sich nur wieder denkt", murmelte er grinsend. Mariah lächelte und kam ihm immer näher. "Hm, am besten verlieren wir in der Nähe der anderen kein weiteres Wort mehr über unsere Beziehung", flüsterte sie und legte ihre Lippen auf seine. *** Obwohl Harry am Abend mit den anderen in der Küche saß und Vanilleeis zum Nachtisch verspeiste, glaubte er noch immer, zu träumen. Er konnte es einfach nicht glauben, dass er nun in diesem wunderschönen Haus lebte, ein eigenes Bad und auch noch ein gemeinsames Zimmer mit Mariah hatte. Seit fünf Jahren hatte er sich immer darauf gefreut, nach Hogwarts zurückzukehren, doch jetzt wollte er eigentlich nur noch in diesem Haus bleiben. Er hätte sich an diesem Tag auch zu gerne die Landschaft in ihrer Umgebung angesehen, doch Mariah hatte ihm gesagt, dass sie ihm erst morgen alles zeige wollte. Harry war zuerst etwas verwundert darüber gewesen, doch dann hatte er es einfach hingenommen. Bald waren sie alle auch mit dem Nachtisch fertig und Remus stapelte die Schüsseln aufeinander. "Ich muss morgen leider nochmal ins Ministerium, aber ich versuche schnell wieder zurück zu sein", sagte er zu Harry. Harry wunderte sich, warum er ihm das erzählte, doch dann fiel es ihm schlagartig ein. Morgen würde ja sein Geburtstag sein - sein sechzehnter Geburtstag. "Mal sehen, was Mariah morgen für dich bereithält, Harry", sagte Sirius mit einem belustigten Grinsen. "SIRIUS!", fuhr Mariah ihn wütend an, wodurch Sirius noch breiter grinste. "Sirius", sagte Remus nun auch sehr verärgert und drückte seinem Freund die Schüsseln in die Hand. "Hör auf, Mariah zu ärgern und mach bitte den Abwasch. Und dann geh ins Bett, denn du musst morgen die Außenwände neu machen." "Ja, Mama!", zischte Sirius eingeschnappt und ging zur Spüle. Harry besah das ganze stumm. Irgendwie war hier etwas komisch an dieser Situation ... Und er wusste auch, was es war. Mariah, Remus und Sirius waren inzwischen eine richtige Familie geworden ... doch er gehörte irgendwie noch nicht wirklich dazu. Doch er spürte, dass sich das bald ändern würde. Auf einmal erhob sich Mariah. "Wir gehen dann mal auch ins Bett. Gute Nacht, Remus", sagte sie lächelnd und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Remus lächelte warm, doch Harry entging es nicht, dass seine Wangen ein wenig rot wurden. "Gute Nacht, Mariah." Nun ging Mariah um den Tisch herum und nahm Harry, der nun auch aufstand, an der Hand. "Nacht, Flohzirkus", sagte sie zu Sirius. "Nacht, Nervensäge", erwiderte dieser, während er die Schüsseln und Teller reinigte. Harry sagte ihm und Remus ebenfalls gute Nacht und dann verschwanden die beiden nach oben in ihr Zimmer. Dort war es inzwischen unglaublich heiß und stickig. Harry konnte sich nicht vorstellen, in dieser Nacht gut schlafen zu können. Plötzlich ertönte ein Flügelschlagen und Hedwig hockte auf dem Fenstersims. "Sie war wohl jagen und hat sich deswegen Zeit gelassen hierher zu kommen", sagte Mariah und streichelte die schöne Eule. "Geh doch schon mal ins Bad. Ich muss noch kurz was erledigen." Harry nickte und nahm sich schnell ein blaues T-Shirt und eine dunkelblaue Boxershorts aus dem Schrank. Dann ging er ins Bad, duschte seelenruhig und zog sich schließlich seine Schlafsachen an. Dann verließ er wieder das Bad und als er das Zimmer betrat, fiel sein Blick auf die blaue Kristallkugel, die nun ganz sachte leuchtete. Im fiel auch auf, dass es in diesem Zimmer nun etwas kühler war. Mariah ging langsam auf ihn zu. "Diese Kugel sendet Kälte aus, damit wir gut schlafen können. Das ist fast so was wie diese Klimperanlage, die die Muggel benutzen", sagte sie. "Klimaanlage", verbesserte Harry. Mariah grinste und ging ins Bad. Harry hingegen legte sich aufs Bett und starrte die Kristallkugel an. Die angenehme Kälte kühlte sein Gesicht. Es war wirklich sehr angenehm bei dieser Hitze. Bald hörte er, wie die Badezimmertür aufging und sah nun Mariah, die ein rosa Nachtemd trug. Lächelnd ging sie langsam auf ihn zu und kletterte zu ihm ins Bett. "Schlaf schön", sagte sie und küsste ihn sanft. "Du auch", sagte er. Dann drehte Mariah sich von ihm weg und schloss die Augen. Harry starrte für eine Weile nur ihren Rücken an ... Doch dann rückte er näher an sie ran und legte seinen Arm um ihre Taille. Zuerst reagierte Mariah nicht, doch dann umfasste sie seinen Arm und kuschelte sich an ihn. Ihre Beine rieben leicht aneinander und Harry bettete sein Gesicht in ihr schönes, weiches Haar und atmete ihren Duft ganz tief ein. Glücklich, dem anderen so nah zu sein, schliefen die beiden schon nach kurzer Zeit ein. *********************************************************** Hallo und willkommen zurück ihr alle^^! Ich bin sicher, ihr hättet nicht gedacht, dass die Fortsetzung schon so schnell folgt. Da könnt ihr mal sehen *gg*. Ich weiß ja nicht, ob es euch aufgefallen ist, doch mein Stil unterscheidet sich in diesem Kapitel sehr vom ersten Kapitel von 'Dunkle Vergangenheit'. Ich würde sagen, dass ich mich in der letzten Zeit sehr verbessert habe. Ich hoffe, ihr seid mit diesem Kapitel zufrieden und freut euch schon auf die nächsten Kapitel. Das nächste Kapitel wird übrigens 'Eine verrückte Familie' heißen. Ich freue mich auf eure Kommis! Kuss, eure Maru^-°! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)