Eternity von Purple_Moon (Der Prinz und sein Drache) ================================================================================ Kapitel 5: Enthüllungen ----------------------- Kapitel 5: Enthüllungen "Val! Val! Bitte komm zu dir, verlass mich nicht!" flehte Eikyuu unter Tränen. Er hielt den jungen Mann in seinen Armen, streichelte mit zitternden Fingern über das unbewegte Gesicht. "Das wollte ich nicht!" Verzweifelt drückte er den Prinzen an sich. "Verzeih mir... Ich hätte dich warnen müssen... Jetzt... muss ich es zu Ende bringen..." Er legte Valerian auf Gras und Blumen ab, beugte sich hinab und küsste ihn auf die Stirn. "Sei tapfer, mein Freund..." Er stand auf und entfernte sich ein wenig, aber nicht zu weit. Seine Hände zitterten noch immer, als er zwischen ihnen einen hellen Feuerball entstehen ließ... "Wo bin ich? Und... wer seid Ihr?" Valerian sah sich einem großen, kräftigen Mann gegenüber, der eine silberblau glänzende Rüstung trug, die wie aus Reptilienhaut gearbeitet aussah. Doch der Panzer bestand aus einem unbekannten Metall. Das Untergewand war ganz schwarz, ebenso die Stiefel, die unter den Beinschienen hervorlugten. Ein ebenfalls schwarzer Umhang hing auf den Rücken des Kriegers und ein Furcht einflößendes Breitschwert an seiner linken Seite. Er hatte im krassen Gegensatz dazu schillerndes, weißes Haar, einen langen Bart und buschige Augenbrauen. Seine Ohren, fiel Valerian auf, waren spitz... Der Mann streckte eine behandschuhte Hand aus, um seinem Gast aufzuhelfen. Valerian ergriff sie zögernd und wurde mit einem Ruck auf die Füße gezogen. Er kam sich in seinem Hemdchen ziemlich dumm vor im Vergleich zu dem Krieger, der ihn um einen ganzen Kopf überragte. Dieser ließ sich nun auf ein paar Felsen sinken, die wie ein Thron geformt waren, und forderte den Prinzen mit einer Geste auf, sich auf einen glatten Stein vor ihm zu setzen. Valerian gehorchte, da er nicht unhöflich sein wollte und sich außerdem fragte, was wohl mit ihm geschah, wenn er sich weigerte. Der Krieger beobachtete ihn aus weisen, dunklen Augen. Sein Blick wirkte streng. Valerian wagte es kaum, sich umzusehen, stellte jedoch fest, dass er sich in einer großen, von Fackeln erleuchteten Felsenhöhle befinden musste. "Man nennt mich Kokyuu," stellte der Mann sich vor. "Ich bin der Ur-Draconer und in den Legenden so etwas wie ein Gott. Die Bezeichnung trifft es nicht ganz; tatsächlich empfange ich diejenigen hier, die falsch zubereitetes Drachenblut getrunken haben und sich deshalb in einem Zustand zwischen Tod und Unsterblichkeit befinden." Er grinste ironisch, als er Valerians verständnisloses Gesicht sah. "Anscheinend hat er es dir nicht gesagt. Du bist doch Eikyuus Schüler, oder nicht?" "Äh, ja... Aber ich verstehe nicht... Er sagte mir, wenn man Drachenblut aus dem Schokoladenkelch trinkt, wird man unsterblich. Das habe ich aber nicht getan," stellte der Prinz klar. Kokyuu lachte leise. "Du weißt also wirklich nichts. Du hast keine Ahnung, dass es noch einen anderen Weg gibt." Valerian fühlte sich allmählich auf den Arm genommen. "Vielleicht könntet Ihr mich dann mal aufklären?" "Aber gewiss doch," stimmte der Krieger zu. "Drachenblut ist für Menschen giftig. Der Schokoladenkelch wandelt das Gift um. Es geht aber auch anders, und zwar, wenn ein Drache innerhalb kurzer Zeit (etwa eine Stunde) vier heftige Gefühle verspürt: Liebe, Lust, Angst, Schmerz, wobei Lust und Schmerz eher körperlich, Liebe und Angst eher geistig sind. Jede dieser Empfindungen verursacht, dass das Blut mit bestimmten Stoffen angereichert wird, die zum Beispiel die Reaktionszeit verbessern und die Aufmerksamkeit erhöhen. Was davon war bei Eikyuu deiner Meinung nach vorhanden, bevor du sein Blut getrunken hast?" Valerian senkte den Blick und lief dunkelrot an. "Verstehe," grinste Kokyuu. "Glaubst du, dass er dich wirklich liebt?" "Nun, wir kennen uns noch nicht lange," gab Valerian zu. "Aber ich denke, dass wir einander eine gewisse Zuneigung entgegenbringen." "Fein. Was ist mit Schmerz und Angst?" fragte der ältere Mann weiter. Valerian überlegte. "Ich weiß nicht, ob er Angst hatte. Vielleicht davor, dass ich in ihm nur den mächtigen Magier sehe. Und, naja... ich habe ihm wohl ein bisschen wehgetan..." Er merkte, dass ihm noch mehr Blut in den Kopf stieg, dabei musste er bereits glühen wie die Sonne kurz vor ihrem Untergang. Kokyuu amüsierte sich und machte keinen Hehl daraus. "Offenbar reicht es nicht," schloss er. "Aber wenn er dich liebt, hat er jetzt ganz schreckliche Angst um dich. Wird er wohl auch die nötigen Schmerzen auf sich nehmen? Es braucht etwas Stärkeres als ein kleines Wehwehchen beim Geschlechtsverkehr." Valerian schüttelte verwirrt den Kopf. "Ich verstehe immer noch nicht, was das alles mit Eikyuu zu tun hat. Wir reden hier doch von Drachenblut, oder etwa nicht? Und was ist eigentlich ein Draconer?" "Das lass dir mal von Eikyuu erklären, falls du ihn wieder siehst. Du wirst jetzt entweder sterben, dann geht es da entlang." Kokyuu deutete auf eine Holztür in der Felswand, unter der ein Lichtschein hindurchblitzte. "Oder du kehrst zurück in ein unsterbliches Leben. Willst du unsterblich sein?" Valerian starrte ihn erschrocken an. "Unsterblich? Heißt das, ich kann nicht sterben, selbst wenn ich will?" "Du würdest nicht altern und könntest schwere Verletzungen verkraften, aber du könntest theoretisch getötet werden. Bedenke, dass all deine Lieben altern und sterben werden," sagte der Krieger ernst. Der Prinz lächelte. "Aber nicht Eikyuu. Und ich muss leben, um mein Land zu verteidigen. Somit ist die Wahl schon getroffen." Der Weißhaarige lehnte sich gemütlich in seinem Steinthron zurück. "Dann hoffen wir mal, dass der Drache auch so denkt." Valerian musste wohl irgendwann eingeschlafen sein, jedenfalls weckte ihn eine Stimme, die ihm entfernt bekannt vorkam. Es roch nach Kräutern. Er brauchte einige Sekunden, um zu kapieren, dass man ihm einen dampfenden Becher unter die Nase hielt. "Valerian, bist du wach? Hier, trink das." "Wer...?" Er schlug die Augen auf. "Noctivagus!" Der unheimliche Schattenmagier schenkte ihm ein für ihn seltenes Lächeln, umrahmt von rückenlangem, schwarzem Haar. "Hab' mir fast schon Sorgen gemacht. Hier, dieser Trank wird dir neue Kraft geben." Noctivagus stützte Valerians Kopf, während er ihm den Becher an die Lippen hielt und ihm keine andere Wahl ließ, als zu trinken. Das Zeug schmeckte scharf, belebte ihn aber wirklich. "Wenn es dir besser geht, steh auf. Du kannst mir mit Eikyuu helfen," sagte Noctivagus. "Ich kann nur raten, was passiert ist, aber ich glaube, ich weiß es schon." Valerian setzte sich auf. Eine Decke rutschte nach unten, und er stellte fest, dass er nackt war. Er lag auf einem Schlaflager, wie Eikyuu eins benutzte; offenbar hatte es ihm jemand zurechtgemacht. Oder? Er sah sich um und erkannte, dass er sich im oberen Stockwerk des Baumhauses befinden musste. Auch hier gab es Regale, voll gestopft mit Schachteln und anderen Gefäßen, dann gab es einen kleinen Tisch mit einem Stuhl. Über diesem Stuhl hingen seine Sachen. "Beeil dich," drängte Noctivagus und verschwand durch eine Falltür mitten im Raum. Eine Lichtkugel blieb zurück. Valerian verstand nicht, was los war, doch dann erinnerte er sich an Kokyuus Worte, die ihm wie ein Traum vorkamen: *"Wird er wohl auch die nötigen Schmerzen auf sich nehmen?"* Alarmiert sprang der Prinz auf, so plötzlich, dass ihm einen Moment schwindlig war. Er zog sich eilig Hose und Hemd über, eilte zur Falltür und dort eine Holzleiter hinunter. Auf dem Tisch stand eine dampfende Schale, in der Noctivagus mit einem großen Löffel rührte. Er war wie ein blinder Fleck vor dem Auge, wenn man ihn ansah. Nichts an ihm glänzte, weder sein schwarzes Haar, noch seine dunklen Augen, noch seine Kleidung; alles an ihm war schwarz und schien das Licht zu absorbieren, bis auf seine blasse Haut. Er war groß und kräftig und Furcht einflößend. Aber im Moment hatte er seinen Umhang abgelegt und arbeitete fleißig an irgendetwas. Valerian achtete zunächst nicht darauf, sondern wandte sich Eikyuus Bett zu. Dort lag der Allmagier, totenblass, das Gesicht schweißnass. Der Zauberlehrling kniete neben seinem Meister nieder. "Was ist mit ihm passiert?" "Liebe, Lust, Angst, Schmerz," antwortete Noctivagus sachlich. "Er hat sich die Beine verbrannt, um dich zu retten." "W-Was?" Entsetzt blickte Valerian zur unteren Hälfte des Bettes. Eikyuus Decken waren zurückgeschlagen, so dass sie die Unterschenkel freiließen, die nur mit einem leichten Tuch bedeckt waren. Valerian hob es hoch und stöhnte. Es gab unterhalb der Knie bis zu den Knöcheln nichts als blutige Brandwunden, die Oberseite der Füße war stark gerötet. "Er war bei Bewusstsein, als ich euch fand," fuhr Noctivagus fort. "Ich soll dir all deine Fragen beantworten. Aber zuerst hilfst du mir bei dem hier." Val entdeckte noch einen dicken Verband an Eikyuus linkem Handgelenk, aber er hielt seine Fragen zurück und half dem Schattenmagier, eine Salbe zu kochen. Valerians Aufgabe bestand hauptsächlich im Zerkleinern von Pflanzenteilen oder im Wasser Kochen über dem Lagerfeuer vor dem Baumhaus. Endlich war die Arbeit beendet, und sie strichen die Salbe auf Eikyuus Verletzungen. Fachmännisch legte Noctivagus anschließend Verbände an. "Es ist gut, dass er bewusstlos ist," meinte er. "Woher kannst du das?" wollte Valerian wissen. Der dunkle Magier ließ sich auf einen Stuhl sinken. "Jeder Meister tut gut daran, die Heilkünste zu beherrschen, obwohl das hauptsächlich ein Fach der Erdenmagie ist," antwortete Noctivagus. Er warf einige Kräuter in zwei leere Schalen und goss mit dem restlichen heißen Wasser einen Tee für sich und den Prinzen auf. "Setz dich," forderte er den jungen Mann auf und schob ihm eine Schale hin. "Eikyuu wollte nicht, dass du es erfährst, noch nicht. Er fürchtete wohl, du würdest dich von ihm abwenden." Valerian schob sich auf den freien Stuhl. "Was ist hier eigentlich los? Was ist zum Beispiel ein Draconer?" "So bezeichnet man einen Halbdrachen," erklärte Noctivagus. Sein Gegenüber starrte ihn verständnislos an. Der Schattenmeister trank einen Schluck Tee. "Ich werde es dir von vorne erklären," begann er. "Vor langer Zeit gab es viele Drachen. Die Menschen fürchteten sie und beteten sie an wie Götter. Doch irgendwann im Laufe ihrer Entwicklung erkannten sie, dass Drachen nicht unbesiegbar sind. Sie brachten erste Magier und Forscher hervor, vermehrten sich stark und verdrängten die Drachen immer mehr. Drachen sehen zwar gefährlich aus, sind aber sehr friedliebend. Sie zogen sich zurück und drohten bald auszusterben. Da beschloss eine Gruppe von ihnen, sich mit Hilfe der ihnen eigenen Magie in Menschen zu verwandeln und unerkannt unter ihnen zu leben. Irgendwann kam es dann natürlich dazu, dass sich die verwandelten Drachen in Menschen verliebten und sich mit ihnen paarten. Kinder solcher Verbindungen nennt man Draconer. Sie sind halbsterblich, das heißt sie altern sehr langsam und können etwa tausend Jahre alt werden. Sie können ihre Gestalt ändern und nach Belieben Drache oder Mensch sein. Wenn sie sich mit Menschen paaren, werden die Kinder entweder Draconer oder Sterbliche. Ein Kind von zwei Draconern kann jedoch ein Mensch, ein Draconer oder ein Unsterblicher werden. Ein Unsterblicher entsteht, wenn er von beiden Eltern den Drachenanteil erbt. So wie Eikyuu. Er ist ein Drache, das Kind von zwei Draconern. Nur ein Volldrache kann durch sein Blut den Menschen Unsterblichkeit verleihen, und auch nur dann, wenn er diesen Menschen genug liebt, um für ihn zu leiden, um sein Leben zu bangen und ihm seinen Körper hinzugeben." Valerian versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, bebte aber innerlich. Seine Hände umklammerten die Teeschale. Unglaublich, was er da erfahren hatte. "Er sieht gar nicht wie ein Drache aus," murmelte er. "Er kam als Mensch zur Welt. Diejenigen, die als Drache geboren werden, sind meistens stämmiger," sagte Noctivagus. "Woher weißt du das alles?" begehrte der Prinz zu erfahren. Doch der Schattenmeister kam um eine Antwort herum, weil in diesem Moment Eikyuu stöhnte und sich bewegte. Sofort war Valerian neben ihm. "Kyuu! Ich bin es, bitte komm zu dir! Es ist mir ganz egal, was du bist!" Eikyuus Lippen bewegten sich, aber er war zu schwach, um zu sprechen. Mühsam öffnete er die Augen. "Es ist alles in Ordnung," versicherte Valerian. Er schnappte sich seine unberührte Teeschale. "Hier, versuch, etwas zu trinken." Er flößte ihm ein paar Schlucke des Tees ein. Eikyuu trank folgsam. Valerian ließ ihn anschließend in die Kissen zurücksinken. "Ich werde auf die Jagd gehen. Ihr müsst etwas essen, besonders Eikyuu. Er hat viel Blut verloren, als er es dir zu trinken gab, Val. Bleib bei ihm, während ich weg bin," sagte Noctivagus, warf sich seinen schattengleichen Umhang über und ging. Draußen war es nicht hell und nicht dunkel, Abend oder Morgen? Wie viel Zeit war vergangen? "Ich bin also wirklich unsterblich," murmelte der Prinz. "Hm, fühlt sich auch nicht viel anders an." Er konnte es noch nicht recht glauben, obwohl der Gedanke nicht schlecht war. Unterdessen sah Eikyuu besorgniserregend sterblich aus. Valerian fühlte sich hilflos. Gab es denn nichts, was er tun konnte? Irgendetwas? "Kyuu, du Idiot! Warum hast du nicht den Kelch benutzt?" //"Keine Zeit,"// hörte er die Antwort in seinen Gedanken. Der verletzte Magier verkrampfte sich. //"Du wärst gestorben!"// Richtig, der Kelch war im Baumhaus zurückgeblieben. Und wo war er jetzt eigentlich? Valerians Blick schweifte zu dem Umhang am Haken neben der Tür. Darin musste das Artefakt noch verborgen sein. Eikyuus Atem beschleunigte sich. Er schwitzte. Valerian vergaß den Kelch, obwohl dieser die Ursache war. Der Magier wälzte sich stöhnend hin und her, die Hände in das Laken gekrallt. Der Verband an seinem Arm saugte sich mit Blut voll, als die Wunde sich erneut öffnete, aus der Valerian, ohne es zu merken, das Drachenblut getrunken hatte. Der Prinz geriet in Panik. Wie konnte er dieses Leid beenden? Impulsiv griff er nach Eikyuus Hand. "Lass mich deine Kraft sein, damit du es überstehst, schließlich bin ich an diesem Unglück schuld." Sein Meister sah ihn mit glasigen Silberaugen an. //"Nein... Ich war nicht vorsichtig genug,"// erwiderte er telepathisch. Er entspannte sich ein wenig, als die Schmerzen nachließen. Valerians Anwesenheit schien den Kelch zu besänftigen. "Warum hast du dir das angetan? Warum ausgerechnet Feuer?" fragte der Prinz. //"Es ging am schnellsten,"// vernahm er Eikyuus Gedanken. //"Außerdem... ist meine Schmerzgrenze sehr hoch. Du brauchst dir also keine Sorgen zu machen, wenn du mir mal etwas wehtust..."// Er schaffte den Ansatz eines Lächelns, und Valerian errötete ein wenig. //"Es... hat mir sehr gefallen mit dir,"// murmelte der Magier telepathisch. //"Bitte verzeih mir. Ich wollte dir die Wahrheit über mich zu einem späteren Zeitpunkt sagen. Es gibt auch noch mehr zu erklären..."// "Später, wenn du wieder bei Kräften bist und wenigstens sprechen kannst," unterbrach Valerian ihn. Von draußen kam der Geruch von gebratenem Fleisch herein. Noctivagus hatte für die Jagd nicht lange gebraucht, schließlich bewegte er sich unsichtbar in den Schatten, und so brieten jetzt ein Kaninchen und ein Fasan über dem Feuer vor dem Baumhaus. Valerians arg vernachlässigter Magen meldete sofort seine Ansprüche an. Auch Eikyuu hatte seit einer Weile nichts gegessen, und kurz darauf machte sich sein Schüler einen Spaß daraus, ihn mit Fleischstücken zu füttern. Noctivagus tauschte den blutigen Verband aus. Valerian sah einen tiefen Kratzer an Eikyuus Handgelenk. Wenigstens hatte die Blutung wieder aufgehört, und das Essen stärkte den Magier rasch. Doch der Kelch konnte ihn jeden Moment erneut quälen. "Warum bestraft dich das Ding dafür, dass du es beschützt?" wollte der Prinz wissen, als das Gespräch erneut zu dem Thema kam. Eikyuu berichtete: "Ich enthalte den Kelch den Menschen vor, deshalb. Ich bin der Hüter des Schokoladenkelches, und meine eigentliche Aufgabe besteht darin, ihn an seinem Versteck zu bewachen und denen zugänglich zu machen, die sich ihm ohne Gier im Herzen nähern. Einst war dies das Amt meiner Mutter, und eines Tages gebe ich es an einen anderen ab. Doch noch ist mein Nachfolger nicht gewählt. Der Allmeister Claudius begehrt die Unsterblichkeit, und da er ein Draconer ist, kann er das nur Drachen zugängliche Versteck des Kelches in seiner Drachengestalt erreichen. Vermutlich ist er mit Gladys und einigen anderen verbündet, die das gleiche Ziel anstreben. Er hat sich als zukünftiger Hüter beworben, aber jeder weiß, warum." "Aber der Kelch allein reicht doch nicht, er braucht auch Drachenblut, nicht?" wandte Valerian ein. "Du bist ja ein ganz schlauer Bursche," ließ sich Noctivagus vernehmen, der gerade die anderen Verbände überprüfte. "Claudius weiß, dass Eikyuus Eltern Draconer sind, aber er weiß nicht, was Eikyuu ist. Doch er ahnt es. Ein weiterer Allmagier ist demnach ein Hindernis, das rasch beseitigt werden muss, verstehst du? Du stehst zwischen Eikyuu und Claudius, stehst im Weg und bist gleichzeitig Eikyuus Schutz und Schwäche. Achte auf deine eigene Sicherheit, denn wir können es uns nicht leisten, dich freizukaufen." Valerian war bleich geworden. "Ja, verstehe. Eikyuu hat mich schon gewarnt. Man würde mich als Druckmittel benutzen." "Ein sehr wirksames Druckmittel, wie mir scheint," bemerkte Noctivagus. Eikyuu selbst enthielt sich eines Kommentars. *** Fortsetzung folgt. Namensbedeutung: "Noctivagus" ist lateinisch und heißt "Nachts wandernd". "Kokyuu" ist japanisch. Es heißt "Atemzug", "das Atmen". Sieht aus, als hätte ich doch noch ein paar Namen mit Bedeutung... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)