Was die Zukunft bringen wird... von -Ludwig- ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Was die Zukunft bringen wird... Part I Jeden Abend um dich gleiche Zeit betrat ich die kleine, beleuchtete Bühne in einer kleinen Bar in einem von New York's Vierteln. Dort tanzte ich; verdiente mein Geld damit. Es war ein hartes Geschäft, in das ich da hineingeraten war. Das Recht des Stärkeren oder des Mächtigeren zählte. Und ich... Ich war gerade 19 geworden, ging nebenbei noch zur Schule und arbeitete am Abend, sowie am Wochenende ganztätig in der Bar. Was konnte ich dann schon tun? Hatte weder die Stärke, noch die Macht; die Position meinem Chef entgegenzutreten; zu sagen, was mir nicht passte... Die kleine Bar lief an sich ganz gut; war voll besucht, wenn ich auftrat... Aber ich war es leid! Ich wollte raus aus dem Geschäft; wollte etwas anderes machen; nicht mehr für ekelige Typen tanzen, die eh nichts anderes im Kopf hatten, als Sex, Drugs und Rock'n'roll... So auch diesen Abend, von dem ich noch nicht wusste, dass er mein ganzes Leben verändern würde. Wie immer betrat ich die kleine dunkle Bühne, die von bunten Scheinwerfern behellt wurde. Mein schwarzer knapper Lederdress schimmerte farbenfroh. Mein Herz klopfte bis zum Hals, obwohl es eigentlich Routine war. Diese Aufregung... immer wieder war sie da. Nicht, weil ich die Tanzschritte nicht beherrschte, nein, sondern wegen meines Chefs. Wieder wurde mir mulmig, wenn ich auch nur daran dachte. Immer wieder drohte er mir mit Schlägen, wenn ihm mein Tanzen nicht gefiel. Einige Male war es vorgekommen... ein paar Mal war es nicht dabei geblieben. Das waren Sachen, die schmerzten, nicht nur körperlich, sondern mehr seelisch; Sachen, über die ich hier hinwegsehen musste. Wie von alleine schlangen sich meine Finger um die Stange, die mitten auf der Bühne stand. Ich umkreiste sie gekonnt einmal; lautlos wie eine Katze. Dieser Moment, war der, wo ich das Publikum überblicken konnte. Verschiedene Typen von Menschen waren anwesend. Überwiegend Männer... Männer in Anzügen, Lederwesten; Jeanshosen... Fast jede ,Art' war vertreten. Manche saßen am Tresen; flirteten angeregt mit dem Barkeeper. Andere blickten in ihre Cocktails und sonstige Getränke; andere waren auf mich fixiert. Ich seufzte innerlich auf, als ich meinen Blick ein letztes Mal unauffällig über die Menschen schweifen ließ. Eine Person fiel mir besonders auf... Blondes Haare; die leuchtend grünen Augen auf mich gerichtet; mit dem Strohhalm im Cocktail rührend. Irgendwie kam er mir bekannt vor. Er musste wohl ungefähr in meinem Alter sein. Das krasse Gegenteil zu dem Rest der Menschen, die noch auf ihren Stühlen und Hockern saßen. Irgendwie faszinierte er mich. Seine Augen, sein Blick. Schnell kniff ich meine Augen zusammen, löste meine Blicke von ihm. Ich durfte mich hier jetzt nicht einlullen lassen; wusste was ich zu tun hatte. Langsam tanzte ich die Stange wieder an; ließ den Beat in mein Blut übergehen; bewegte langsam meine Hüften dagegen. Eigentlich hasste ich das Tanzen; wollte lieber etwas anderes tun. Aber was sollte ich machen? Ich war von zu Hause abgehauen, weil meine Eltern meinten, ich würde meiner kleinen Schwester nicht gut tun... Naja... irgendwie stimmte das ja. Ich hatte zu der Zeit wohl alles durch... Alkohol, Drogen... Kein Wunder, wenn meine Schwester irgendwann Schaden nahm. So bin ich eines Nachts abgehauen, hatte mich seit dem auch nicht wieder gemeldet... Ob sie sich wohl Sorgen machten? Nein, wohl eher nicht. Immer war ich ihnen nur ein Klotz am Bein, so sagten sie jedenfalls. Ich wusste selbst nicht, was ich getan hatte... Nur meine kleine Schwester hing an mir. Sie vermisste mich bestimmt... Mein Bein schlang ich nun ebenfalls um die Stange; hielt mich fest; warf den Kopf in den Nacken; drehte mich wieder. Meine Gedanken kreisten weiterhin um meinen Job. Eigentlich tat ich das alles nur des Geldes wegen. Irgendwie musste ich ja überleben; lebte mit einem arbeitslosen Kumpel zusammen. Er ließ mich mit einziehen unter der Bedingung, dass ich Geld nach Hause brachte. Eigentlich mochte ich ihn nicht besonders und kapselte mich von ihm ab; lebte zwar mit ihm unter einem Dach, sprach aber nicht viel mit ihm... Reden war sowieso eine Sache für sich. Seit ich in dieser Bar arbeitete, sprach ich kaum noch; hatte auch nicht mehr viel zu sagen. Meine Freunde in der Schule wussten von meinem Leben nichts; sollten es auch nie erfahren. Aber ich merkte, dass ich mich immer mehr von ihnen abkapselte. War auch vielleicht besser so. So konnte ich mich besser in meinen Gedanken und Gefühlen vergraben. Abermals tanzte ich die Stange an; ließ den Blick noch einmal über die Menschen gleiten; blieb wieder an dem jungen Mann hängen. Er war wohl mit mir der Jüngste der Anwesenden. Eigentlich tummelten sich hier eher Menschen von 25-50 Jahren. Alle mit unterschiedlichen Wünschen. Wie viele hatten mich schon gefragt, ob ich nicht eine Nacht mit ihnen verbringen möchte...?! Wie oft hatte ich abgelehnt...?! Wieder tanzte ich gegen die Stange; rieb mich aufreizend an ihr. Ich hasste es! Abermals kam mir der Gedanke, einfach abzuhauen. Einmal hatte ich es geschafft, wurde dann aber am Flughafen wieder eingefangen. Wurde geschlagen und vergewaltigt als Strafe. Daraus hatte ich gelernt... Jedoch an diesem Abend, als ich diesen jungen blonden Mann da sitzen sah, wurde mein Wunsch von Freiheit stärker den je. Ich wollte wieder frei sein! Wollte dem Zwang, dem ich hier unterstand, entkommen! Wollte ein freies Leben führen; meinen allergrößten Traum verwirklichen! Langsam neigten sich die Beats des Liedes dem Ende; so war auch mein Tanz vorbei. Ich ließ die Stange los und verbeugte mich tief, eh ich hinter der Bühne verschwand. Ich seufzte tief auf und ging schnurstracks auf meine Kabine zu; wollte mich nur noch umziehen; nach Hause und in mein warmes Bett. Zügig lief ich den langen Flur entlang; lächelte jedem gespielt zu, der mir auf die Schulter klopfte und sagte, dass ich den Auftritt gut hinbekommen hätte. Dabei wusste ich, dass ich heute eine bestimme Person nicht überzeugt hatte. Ich wollte gar nicht wissen, was ich mir gleich wieder von meinem Chef anhören durfte. Ich wusste selbst, dass ich mit meinen Gedanken viel zu abwesend gewesen war, um den Auftritt ordentlich hinbekommen zu haben. In den Hintern beißen konnte ich mir! Verdammt! Dann kam ich wohl doch so schnell nicht nach Hause; freute mich schon auf die blauen Flecke... Endlich hatte ich meine Kabine erreicht, trat ein und blickte mich erstmal um. War wohl heute keiner drin gewesen; alles lag noch so da, wie ich es hingelegt hatte. Hm... das war Ausnahme... Normalerweise wühlte immer jemand in meinen Sachen. Jedoch wurde nie etwas geklaut... Hatte aber eh nicht viel zu verstecken. Die paar Dollar, die ich immer mit mir herumtrug, waren dann auch nicht die Welt... Langsam schritt ich zum Spiegel und blickte hinein. Ich war dünn geworden... Zwar hingen meine Haare gestylt in meiner Stirn, aber ich kam mir vor, als sei ich es nicht wirklich; als schaute mich jemand Fremdes aus dem Spiegel an. So eingebildet es klang, ich konnte nicht sagen, dass ich mich hässlich fand, aber ich war auf jeden Fall schon einmal hübscher gewesen. Zu der Zeit, wo ich noch etwas mehr auf den Rippen hatte. Abermals seufzte ich auf; stützte mich auf dem kleinen Tisch vor dem Spiegel ab; ließ den Kopf hängen. Ich kämpfte mit meinen Tränen, die in mir aufstiegen. In diesem Moment wünschte ich mir, auch wenn es albern und kindisch klang, einen Engel herbei. Einen Engel, der mir helfen würde, das alles zu überstehen und neue Kraft zu schöpfen. Traurig zog ich meine Weste von den Schultern; ließ sie auf den Sessel fallen; griff mir dann meinen Pulli, zog ihn über, als es plötzlich die Tür aufging. Gehetzt schaute ich mich um und glubschte wohl nicht schlecht, als jemand Blondes in den Raum hineinschlüpfte, die Tür schloss und mich anlächelte. "Hi.", sprach er leise und lächelte freundlich. Verwirrt zog ich eine Augenbraue nach oben, als ich den Mann erkannte. Es war der Kerl aus dem Publikum, der mir aufgefallen war. "H...Hi?", fragte ich vorsichtig. "Was... suchst du hier?!" Mein Gegenüber lächelte weiter freundlich. "Erkennst du mich gar nicht mehr, Ryuichi?" Wieder wanderte meine Augenbraue gen Haaransatz. "Ne? Eigentlich nich? Und woher kennst du meinen Namen?", erwiderte ich leise. "Es ist schon ewig her, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben. Das letzte Mal in der Grundschule..." Plötzlich riss ich die Augen auf. Das.. Das... Nein! Das war nicht wahr! Wie vom Blitz getroffen rannte ich auf ihn zu; viel ihm um den Hals; schniefte leise. "Tohmaaa...", sprach ich an seine Schulter gedrückt, als er die Arme fest um mich schloss. "Wo warst du so lange?!" Sanft spürte ich seine warme Hand an meinem kalten Rücken, eh ich ihn losließ und ihn anschaute. "Tut mir leid. Wir mussten plötzlich wegziehen... Da hab ich den Kontakt total verloren. Naja... und dann hab ich dich auf dem Plakat hier gesehen und bin einfach mal hergekommen.", meinte Tohma leise. "Aber du darfst nicht hier sein. Das ist verboten!", fuhr ich ihn leicht gereizt an. Ich wusste zu gut, was passierte, wenn man hier gegen den Strich lief und Sachen tat, die man nicht durfte. "Ich weiß...", antwortete der Blonde jedoch gelassen. "Aber... ich weiß nicht, ich hatte das Gefühl, als wärst du tot unglücklich..." Ich schwieg. Irgendwie war das ein Schlag ins Herz. Ein fast Fremder, mein einst verlorener bester Freund, kam plötzlich zu mir und meinte, ich wirke unglücklich. Ich drehte mich von ihm weg, angelte mir eine Flasche Wasser, lehnte mich an die Wand und trank einen Schluck, eh ich sprach. "Und wenn es so wäre...? Ich wüsste nicht, was dich das noch interessiert?!" Da war sie wieder, die Gleichgültigkeit anderen gegenüber... "Hey... Jetz fahr mich doch nicht gleich so an...", sagte Tohma gelassen. "Ich meine... Du hast früher mal nen großen Traum gehabt... Du wolltest immer vor 30 Tausend Menschen auf der Bühne stehen und singen. Hast du diesen Traum noch?" Ich schluckte. War ich so durchschaubar?! "Und wenn es so wäre?!", fragte ich wieder zurück. Meine Stimme war kalt. Ich wollte keine Emotionen nach außen lassen. Ich wollte mir erst gar keine Hoffnungen machen, dass ich meinen Traum doch noch verwirklichen könnte. Ich kam hier sowieso nicht hinaus... Und so schmerzte es erst gar nicht so sehr... "Dann könnte ich dir diesen Traum erfüllen, Ryuichi. Du hast als Kind schon an Gesangswettbewerben teilgenommen und warst immer gut platziert. Warum versuchen wir es nicht?!", erklärte der Größere von uns beiden und trat auf mich zu. "Ich habe immer nur auf die Chance gewartet und jetzt habe ich sie mit dir gefunden." Als ich Tohma das sagen hörte, war ich den Tränen nahe. Es wäre so schön, wenn es nur gehen würde. Alles würde passen. Ich hätte meinen besten Freund wieder, ich könnte singen, würde vielleicht berühmt werden, aber... "Nein... tut mir Leid...", sprach ich und senkte traurig den Kopf. "Keine Chance... Ich sitz hier fest..." Dann hob ich meinen Blick wieder. "Wieso tauchst du eigentlich plötzlich wieder hier auf?! Nach all den Jahren?" Auch Tohmas Blick wurde traurig. "Ich weiß nicht, ob es zufällig in der Zeitung gelesen hast, aber ich hab Castings veranstaltet, um einen passenden Sänger zu finden... Ich hoffte, dass du vielleicht auftauchen würdest... Ich hab nach dir gesucht... Ich hatte, als ich wieder in New York war, die Telefonnummer deines Elternhauses gesucht und habe sie auch gefunden. Ich hab bei ihnen angerufen, aber sie konnten mir auch nicht sagen wo du steckst. Ob du's glaubst oder nicht, ich hab mir Sorgen um dich gemacht..." Abermals zog ich eine Augenbraue nach oben und fragte: "Sorgen? Um mich?! Na, hör mal! Wir haben uns jetzt fast 10 Jahre nicht mehr gesehen! Du kennst mich überhaupt nicht mehr und ich kenn dich nicht! Und dann erwartest du, dass ich einfach mal so sage ,Okay, machen wir!' Wir waren kleine Kinder, als wir uns das letzte Mal gesehen haben! Was denkst du denn?!" "Ich weiß...", gab dieser leise zurück. "Ich weiß, dass alles etwas komisch klingt, aber bitte. Auch ich hab immer den Traum gehabt, Musik zu machen, mit dir zusammen. Diesen Traum hab ich immer noch. Lass uns doch ganz neu anfangen!" Tohma kam mir wieder näher und legte sanft eine Hand auf meine Schulter. Ich zuckte zusammen und schlug sie weg. "Du hast ja keine Ahnung!" Ich schrie schon fast. Meine Augen waren voller Tränen. "Ich kann hier nicht mal eben so weg! Ich hab es einmal versucht und ich hab es bitter bereut! Ich weiß ja nicht, wie du dir das vorstellst, aber für mich ist das unmöglich. Die haben mich aufgegabelt, als ich von zu Hause abgehauen bin! Ich leb mit einem arbeitslosen Kerl zusammen und muss Geld verdienen, sonst schmeißt er mich raus! Und hier kündigen kann ich nicht! Das ist ein verdammt hartes Geschäft hier!" Nun zuckte Tohma, wohl wegen der Heftigkeit meiner Worte, zusammen. "Du bist also wieder geschnappt worden..." "Ja! Und ich hab es bereut! Wenn man sowas einmal durchgemacht hat, dann lässt man gleich die Finger von verbotenen Sachen!" Ich konnte nicht mehr verhindern, dass mir nun die Tränen über die Wangen liefen. Zu schlimm war die Erinnerung, an die Strafen, die ich habe über mich ergehen lassen müssen. "Einmal reicht! Und jetz geht bitte... War schön dich mal wieder zu sehen." Ich wies mit dem Finger zur Tür, jedoch rührte Tohma sich keinen Millimeter. "Ryuichi...", sprach er ruhig. "Überleg es dir doch noch einmal... Denk doch mal nach... wir könnten..." "RAUS, HAB ICH GESAGT!", brüllte ich nun und blickte ihn hasserfüllt an. Nun drehte er sich jedoch seufzend um und verschwand lautlos; ohne etwas zu sagen. Ich sank an der Wand hinab. Hasste ich ihn?! Hasste ich meinen ehemaligen besten Freund wirklich? Und das nur, weil er mir meinen Wunsch vor Augen führte, den ich eh nie erreichen konnte? In diesem Moment wurde die Tür aufgerissen und mein Name gebrüllt. Sofort schaute ich auf und blickte meinen Chef direkt in die hässliche Fresse. Wie sehr ich hin hasste! Er kam auf mich zu und zog mich auf die Beine. Ich war gut anderthalb Kopf kleiner als er und wesentlich schwächer; hätte keine Chance gehabt, auch wenn ich versuchte mich zu wehren. "Das hast du ja fein hingekriegt!", schrie er mich an. "So schlecht bist du ewig nicht gewesen!" Ich kniff die Augen zusammen und spürte nur noch einen harten Schlag in meiner Magengegend, eh zu keuchend zusammensackte; mir den Bauch hielt. "Versager!", brüllte er und trat mich in die Seite, eh er davon rauschte und die Tür zuknallte. Ich keuchte auf; konnte mich vor Schmerz nicht rühren; krümmte mich auf dem Boden. Ungehindert liefen Tränen über meine Wangen... Warum?! Warum nur immer ich?! ~~~~to be continued~~~~ Kommüs?^^" *lieb guck* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)