Fremde Welten (#1) von Purple_Moon (Das Reich der Schatten ist gar nicht so gruselig.) ================================================================================ Kapitel 15: Gefährliche Putzmittel ---------------------------------- Hallo! Dieses Kapitel spielt wieder teilweise in der Schule, wird also wieder spaßig, wie ich hoffe. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass mir der Vorrat an Kapiteln ausgegangen ist, weil ich eine heftige Inspiration für Eternity II habe (musste ja passieren...). Aber ich gehe davon aus, dass das nächste Kapitel noch pünktlich kommt. Ich bitte schonmal um Verzeihung, falls sich danach die Fortsetzung verzögern sollte. *demütigst verbeug* Kapitel 15: Gefährliche Putzmittel Yugi teilte sich ein Zelt mit seinen beiden Blutsbrüdern, während Mad, Freed und Appi das andere belegten. Sie hatten eine Reise zum Eisgebirge von etwa 3 Stunden hinter sich und zusätzlich 2 Stunden nach Mava und Neo gesucht. Die Drachen hatten viel Ausdauer, aber allmählich machte sich Hunger breit. Davon abgesehen taten den Menschen schon alle Knochen weh von dem langen Ritt. Daher hatten sie beschlossen, erst einmal ihr Lager aufzuschlagen. Die Magier besaßen Zelte, die eigentlich viel zu groß waren, als dass sie in einen Rucksack passen konnten. Yugi ignorierte diese Tatsache geflissentlich und freute sich, so etwas wie ein Bett zu haben. Sein Schlaflager war bequemer als das in Talimecros' Gästezimmer. Aber etwas war äußerst merkwürdig: Das Tier, das sich zu seinen Füßen zusammengerollt hatte, war ein schwarzer Drache mit roten Augen. Offenbar konnten Drachen, die sich Magiern angeschlossen hatten, ihre Gestalt so variieren, dass sie nur noch die Größe eines Raben hatten. Yugi wusste nicht, ob das eine allgemeine Fähigkeit dieser Wesen war oder ob das vielleicht Blacky getan hatte, jedenfalls schien es Schattensturm zu gefallen, ihm sozusagen zu Füßen zu liegen. Es war erholsamer für ihn, als erst wegzufliegen und nach der Pause zurückzukommen. Yugi fütterte ihn mit warmen, knusprigen Brotstücken. Das Gebäck schmeckte wie frisch aus dem Ofen, dabei hatten sie es stundenlang mit sich herumgeschleppt. Vielleicht sollte er doch versuchen, ein Magier zu werden, hatte ganz sicher seine Vorteile. Blacky und Dark schliefen fest, fast so, als könnten sie das auf Kommando. Yugi aß sein Brot auf und versuchte, ebenfalls etwas Ruhe zu finden. Aber er machte sich Sorgen. Ob wohl diese seltsame Bedrohung, die noch niemand kannte, Mava und Neo erwischt hatte? Hatte der böse Geist, der zuerst in Blacky gesteckt hatte, woanders zugeschlagen, und wenn ja, war er allein oder hatte er Verbündete? Irgendwann musste er wohl doch eingeschlafen sein, denn Dark weckte ihn und scheuchte ihn aus dem Zelt. Es war später Vormittag, also war die Pause nicht zu lang gewesen. Blacky, Dark, Mad und Appi packten die magisch beschaffenen Zelte gekonnt zusammen, was den Lehrling überhebliche Blicke in Yugis Richtung werfen ließ, da er sich überlegen fühlte. "Mein Sohn bräuchte wirklich jemanden, der ihn anspornt. Willst du nicht ernsthaft bei den beiden in die Lehre gehen?" schlug Freed vor, der die Vorgänge wie Yugi von der Seite aus beobachtete. Auf seiner Schulter saß der Speerdrache, der momentan ein ähnliches Format hatte wie Schattensturm. Letzterer befand sich auf Yugis Arm wie ein kleines Hündchen. Der Junge blickte nachdenklich in den Schnee zu seinen Füßen. "Naja... ich habe mir gedacht, solange ich hier bin, kann es nicht schaden. Aber wir haben irgendwie nie dafür Zeit." "Na, wer weiß, vielleicht bist du ja auch ein Krieger oder etwas ganz anderes," mutmaßte der Blonde. "Nein, ich fühle mich zur Magie eher hingezogen als zu den Waffen," befand Yugi. Es war auch ganz logisch, immerhin hatte er schon immer den Schwarzen Magier als sein Lieblingsmonster gehabt. "Ich habe immer überlegt, dass ich von allen Duel Monstern am ehesten Maha Vailo ähnlich bin. Aber jetzt frage ich mich, ob ich dieser Idee gerecht werden kann." Freed musterte Yugi prüfend und meinte schließlich: "Dein Effekt wäre hoffentlich ein anderer. Mavas besondere Fähigkeit macht ihn müde, laugt ihn manchmal regelrecht aus. Dein Körper ist zu klein dafür, du würdest die Belastung nicht lange aushalten." "Na toll," seufzte Yugi. [Zu was bin ich dann zu gebrauchen?] "Vielleicht würdest du durch deine Anwesenheit deine Freunde stärken oder so etwas," überlegte der Krieger neben ihm. Yugi lächelte; er musste an Theas Ring der Freundschaft denken. Aber Freed hatte nicht ganz Unrecht. Seine Freunde hatten ihm immer Mut und Entschlossenheit gegeben. "Wie wird man ein Duel Monster, und wer bestimmt, was auf der Karte steht?" wollte er wissen. "Oh, manchmal passiert es von selbst, wenn man sich durch große Taten hervortut. Dann wird die Welt des Blauen Lichts auf dich aufmerksam und ruft dich herbei. In allen Zeiten gibt es Menschen, die das können. In deiner Zeit haben die Menschen den Glauben an unsere Welt verloren, aber wir kommen zu ihnen durch die Karten. Gibt es nicht jemanden, der sie gestaltet? Ihnen Leben einhaucht?" "Pegasus... Er zeichnet alle Bilder persönlich," murmelte Yugi fasziniert. "Dann wird er vielleicht auch dich zeichnen und dir einen Text geben. Er wird wissen, welcher der richtige ist," meinte Freed zuversichtlich. "Wenn du ein bisschen nachhelfen willst, kannst du dich dem Bündnis der Schattenspiele anschließen. Seine Mitglieder prüfen Kandidaten auf ihre Eignung und versuchen, deren Existenz in der anderen Welt bekannt zu machen, so dass sie *erfunden* werden, wie man es heute wohl nennt. Früher war es etwas anders, aber heute läuft es so ab, dass jemand von dir träumt oder sonst wie auf die Idee kommt, eine Karte von dir zu zeichnen - Pegasus, sagst du?" "Ja. Ihm gehört eine große Firma, die Duel Monsters Karten herstellt." "Wenn du eine besondere Gabe entwickelst, wird er es vielleicht wissen und dich als Karte entwerfen, und dann kannst du gespielt werden. Aber leider werden nur noch wenige echte Schattenspiele ausgetragen. Es ist also unwahrscheinlich, dass du wirklich beschworen wirst." "Ich finde das nicht schade! Alle Schattenspiele, die ich kenne, dienten der Zerstörung der Welt!" "So? Oh... wie bedauerlich. Nun ja... einige von uns sind so wie Dark. Sie haben sich vor langer Zeit an die Seele eines Menschen aus der anderen Welt gebunden. Ein Teil von Dark ist im Deck des Pharaos, in dem sich seine Karte befindet. Und damit in deinem. Du und Dark, ihr seid durch mehr als eine Art verbunden." Yugi versuchte, die neuen Informationen zu verarbeiten. Er hatte immer gewusst, dass seine Magierkarte etwas Besonderes war, aber dass es so ernst war... "Was passiert, wenn mein Deck in die falschen Hände fällt?" fragte er. Die Vorstellung war ihm zuwider, aber es hatte schon öfter jemand versucht, ihm die seltene Karte wegzunehmen. "Oder wenn ich es einem anderen anvertraue?" fügte er hinzu, denn das konnte ja auch passieren. "Ich weiß es nicht," gestand Freed. "Ich selbst halte es für zu riskant, solch eine Bindung einzugehen." Dark kam in diesem Moment dazu und händigte jedem von ihnen einen Rucksack aus. Er hatte Freeds letzte Bemerkung gehört. "Onkel, mach dir nicht immer so viele Sorgen. Du hast doch außerdem den Pharao auch immer als Krieger geschätzt und mir schon so oft gesagt, dass er eine gute Wahl war." "Ja, er war eine gute Wahl, das heißt aber nicht, dass ich dein Handeln gut finde. Die Menschen lassen uns ihre Kriege kämpfen!" "Sie helfen uns auch, nur kommt das seltener vor. Und dieses Mal ist es wohl wieder ein Fall, der beide Welten betrifft. Dass Yugi hier ist, kann kein Zufall sein." Freed seufzte. "Du glaubst zu sehr an das Schicksal, Dark." "Komisch, wenn es um Tante Shadow geht, denkst du ganz anders über das Schicksal!" schoss der Magier zurück. Der Blonde errötete ansatzweise. "Das ist doch gar nicht zu vergleichen!" Yugi grinste. "Shadow? Heißt etwa deine Frau so?" "Nun, ähm, ja. Solch eine Kriegerin gibt es nicht noch einmal. Seltsam, dass all unsere Kinder Magier geworden sind..." "Man kann sich aber auch auf nichts verlassen!" neckte Dark den Mann. "Aber ich muss gerade reden - meine Mutter ist ne Fee." "Was?" Yugi wollte das gerne genauer wissen, doch er kam vorerst nicht dazu. "Wir sind schon lange fertig, können wir endlich weiterfliegen?" drängte Appi, sich seinen Rucksack aufsetzend. Die Drachen flogen von ihren gemütlichen Plätzen auf, um wieder ihre normale Gestalt anzunehmen, und es ging wieder los. Dark und Blacky nahmen Yugi in die Mitte, und so hatte er es einigermaßen warm, sofern man bei diesen arktischen Temperaturen davon sprechen konnte. *** Physik war ein Fach, das Yami überraschend interessant fand. Es erklärte einige der Dinge, die er an dieser Zeit so seltsam fand. Heute erläuterte ihnen der Lehrer, wie ein Mikrowellengerät und ein Kühlschrank funktionierten. Yami hielt es für wichtig zu wissen, dass man kein Metall in die Mikrowelle tun durfte, und es war schön zu erfahren, aus welchem Grund. Auch wenn ihm der Teil mit den unsichtbaren Strahlen, die Molekühle zum Schwingen brachten und dadurch Nahrungsmittel erwärmen konnten, nicht ganz einleuchtete. Er stellte es sich als eine andere Art von Magie vor, das half. Warum nannten die Menschen des zwanzigsten Jahrhunderts sowas Logik? Logisch war ja wohl eher, dass man kaum die Augen offen halten kann, wenn man sich in der Nacht fleischlichen Gelüsten in Kombination mit magischen Heilungsritualen hingegeben hat. Während die anderen Sport hatten, schrieb er die Vokabeln ab, die ihm die Englischlehrerin aufgebrummt hatte. Oder zumindest versuchte er es. Durch seine Übermüdung kam er langsam voran und verschrieb sich oft. Am Ende gab er es auf und versuchte stattdessen, ein kleines Nickerchen zu halten, doch der Kaffe, den er getrunken hatte, vereitelte das. Aber das schlimmste Ereignis des Tages war ja wohl das Reinigen des Klassenraumes und des angrenzenden Flures. Das war einfach unter seiner Würde. In dem Moment war er froh, dass er sich nicht an seine Zeit als Pharao erinnerte, also musste er sich auch nicht ganz so sehr erniedrigt fühlen. Zu seiner Überraschung erschien Bakura, um seinen Teil der Strafarbeit zu leisten. Nicht Ryou. Das war natürlich richtig so, immerhin war es ja auch der Geist, der an dem Schlamassel Schuld hatte. Trotzdem war es seltsam, dass er den unangenehmen Teil nicht auf sein anderes Ich abschob. Thea, Tristan, Joey und Seto wollten den beiden helfen oder ihnen wenigstens Gesellschaft leisten, aber Frau Morikawa kam des Weges, um die Ausführung zu überwachen, und scheuchte sie auf den Hof. Also mussten die beiden allein schuften, wobei sie hin und wieder von der Lehrerin kontrolliert wurden. "Ich habe gehört, Duke hat dich auch zu der Party von Pegasus morgen eingeladen," begann Bakura plötzlich, während er auf einem besonders hartnäckigen Fleck herumschrubbte. "Wie wär's dort mit einem kleinen Duell? Ich könnte dich zu deinem schwachen Freund schicken." Er grinste fies. Yami hob eine Augenbraue, die Drohung ignorierend. "Dann wirst du wohl auch da sein?" "Naja, Ryou ist dort, also automatisch auch ich, nicht wahr." "Wundert mich, dass Pegasus dich zu sich rein lässt." "Oh ja, wundere dich nur, Pharao. Und wer weiß, vielleicht siehst du den kleinen Yugi ja schneller wieder, als dir lieb ist. Pass schön auf, dass du mir nicht den Rücken zuwendest!" Yami wusch seinen Lappen aus und wickelte ihn dann erneut um die Bürste seines Schrubbers. "Krieg dich ein. Du hast es vielleicht noch nicht mitbekommen, aber vom Reich der Schatten geht eine fremde Bedrohung aus, die wir lieber nicht auf unsere Welt loslassen sollten." "Wenn du dir solche Sorgen um die Welt machst, warum schrubbst du dann hier den Fußboden?" "Weil es im Moment alles ist, was ich tun kann, ohne jemanden zu gefährden. Im Übrigen ist Yugi nicht schwach, das wollen wir nur mal klarstellen." "Du musst es ja wissen - vögelt er dich?" Yami ließ sich damit nicht provozieren. Immerhin schämte er sich nicht für seinen Geliebten. "Ja, manchmal. Aber das geht dich nichts an, denke ich." Er lächelte den anderen Geist freundlich an, was diesen mehr ärgerte als eine Beleidigung. "Warum putzt *du* eigentlich hier den Boden?" Bakuras linke Augenbraue zuckte gefährlich, er lief rot an, doch sein Wutanfall blieb aus. "Ich, äh... wollte mich mal wieder, ähm, nett mit dir unterhalten." Er schaffte ein fieses Grinsen, wie um anzudeuten, dass er unter *nett unterhalten* nicht das Übliche verstand. Als ob das nicht jeder wusste. "So." Yami stützte sich auf dem Stiel seines Schrubbers ab und dachte über die Worte nach. "Vielleicht kannst du mir dann ja mal eine Frage beantworten?" Bakura sah ihn herausfordernd an. "Frag." Der Pharao deutete auf eine der Reinigungsmittelflaschen. "Was bedeutet eigentlich das Zeichen mit dem schiefen Kreuz, wo *reizend* drunter steht?" Bakuras Blick folgte dem Fingerzeig. Er starrte das Symbol stirnrunzelnd an. "Ich weiß es nicht. Oh, warte..." Er schloss kurz die Augen. "Aha. Die Dämpfe, die von dem Zeug ausgehen, reizen die Schleimhäute der Atemwege, wenn man sie einatmet." "Ist das schlecht?" "Hört sich ganz so an, was?" Bakura ging zu der Flasche, die mit zwei anderen Mitteln in der Nähe des Putzeimers stand, und nahm sie in die Hand, um sie genauer zu untersuchen. "Verdammt, das verstehe ich alles nicht. Was ist denn Phosphorsäure? Ach, warte, da steht es: Reizt die Augen und die Haut. Unter Verschluss und für Kinder unzugänglich aufbewahren. Bei Berührung mit den Augen sofort gründlich mit Wasser ausspülen und den Arzt konsultieren. Bei Berührung mit der Haut sofort mit viel Wasser abwaschen. Bei Verschlucken... He, Pharao!" Yami war in den Klassenraum gerannt, um sich die Hände zu waschen. "Ich habe den Lappen in dem Wasser gewaschen, wo das Zeug drin ist!" "Stell dich nicht so an, es war doch nicht pur! Oh, das scheint auch das falsche Mittel zu sein. Da steht, Kalk und Rost Reiniger, für Badezimmer, Haushalt und Hobby." Yami blickte ihn verwirrt an. "Wie jetzt?" "Meine Güte, ohne Yugi bist du aber echt nicht zu gebrauchen! Das heißt, der Allzweckreiniger hätte auch gereicht." "Tu mal nicht so schlau, von alleine wärst du da auch nicht drauf gekommen! Davon mal abgesehen ist es doch deine Schuld, dass Yugi weg ist!" "Den Schuh zieh ich mir nicht an, schließlich hatte ich es auf dich abgesehen. Dass der Kleine dazwischen geht, war nicht mein Fehler! Aber eins sag ich dir, dieser Lehrerin werd' ich's zeigen, uns mit so gefährlichen Mitteln arbeiten zu lassen. Sieh dir das mal an!" Bakura hatte sich wieder den Putzmitteln zugewandt und las das Etikett eines Rohrreinigers. "Enthält Natriumhydroxid und Natriumhyperchlorid. Vorsicht! Nicht mit anderen Mitteln verwenden, da gefährliche Gase (Chlor) freigesetzt werden können. Giftig und ätzend. Ich glaub' ich spinne, lässt die Frau mich mit einem Trottel wie dir zusammenarbeiten und gibt uns solches Zeug, ich könnte tot sein!" "Bakura, du *bist* tot." "Genau wie du, Pharao. Aber deshalb muss ich mir doch nicht alles gefallen lassen!" "Ich frage mich, wie die Leute heute ihren Alltag überleben, wenn man schon beim Putzen umkommen kann." Yami schnappte sich den Putzeimer und leerte ihn ins Waschbecken, um neues Putzwasser mit Allzweckreiniger anzufertigen. Bakura beobachtete ihn skeptisch dabei. "Pass auf, nimm nicht zuviel!" Yami goss eine Kappe voll in das Wasser. Beide beobachteten, wie sich das Mittel verteilte. "Duftet jedenfalls viel besser als das andere Zeug," stellte der Pharao fest. "Bloß gut, dass wir das geklärt haben, immerhin müssen wir das eine Woche lang machen," grummelte der Weißhaarige. Er planschte ein bisschen in dem Wasser und rieb dann prüfend die Finger aneinander. "Ich glaube, das kann man verantworten." "Dann lass uns die Arbeit beenden, ehe sich noch jemand beschwert." "Ich werde dafür sorgen, dass diese gefährlichen Mittel richtig weggeschlossen werden, ehe irgendein Trottel doch mal diese Gifte freisetzt und am Ende noch Ryou vergiftet. Ich brauche ihn noch. Die anderen können sich meinetwegen zu Hause umbringen." Sie schnappten ihre Schrubber und Lappen wie Waffen und machten sich an die Arbeit. Der Reiniger erfüllte seinen Zweck ausreichend, und die beiden Schüler putzten beinahe um die Wette. Am Ende feuerte Bakura frustriert Eimer, Lappen und Schrubber in die dafür vorgesehene Ecke in einem Abstellraum. "Verflucht sei diese Schule! Wer bin ich, dass ich mir das antun muss?" Yami enthielt sich an dieser Stelle eines Kommentars. Er fragte sich immer noch, wie Ryou seine dunkle Seite dazu gekriegt hatte. Hatte er nicht von Erpressung gesprochen? Vorsichtshalber begleitete er Bakura in das Büro des Hausmeisters, wo der Weißhaarige die gefährlicheren Putzmittel abgab und verlangte, dass sie gefälligst woanders aufbewahrt wurden, da man sie ja nicht brauche, um den Boden zu scheuern. Wie durch ein Wunder landete der Hausmeister nicht im Reich der Schatten. Bevor sie die Schule verließen, hielt der Grabräuber Yami zurück. "Warte mal. Ähm... kannst du mir einen Rat geben?" Maßlos erstaunt hob Yami eine Augenbraue. "Du fragst *mich* um Rat?" "Du bist der Einzige, der dafür in Frage kommt. Auch wenn ich das hasse... Also, was soll ich deiner Meinung nach zu Pegasus' Party anziehen?" "Was? Das kannst du doch Ryou überlassen." "Naja... es gibt da jemanden, den ich beeindrucken will. Einen Mann, der mich nicht besonders mag. Wie hast du Seto rumgekriegt? Der mochte dich doch auch nie." "Seto und ich waren in gewisser Weise schon lange Freunde, aber eben auch Rivalen. Bei einem Kartenturnier würden wir uns auch heute noch nichts schenken. Aber sag mal... ich habe mir noch gar keine Gedanken über diese Party gemacht. Muss man da irgendwelche... festlichen Klamotten anziehen?" "Jetzt mach aber man 'n Punkt! Das ist eine Party, wo lauter superreiche Schnösel hingehen, natürlich kannst du da nicht in der Schuluniform auftauchen!" "Vielleicht solltest du das machen, da würdest du auf jeden Fall auffallen," grinste Yami. Bakura sprang ihm fast an die Gurgel. "Das ist nicht witzig! Du kannst da jedenfalls auch nicht dieses Lederoutfit tragen, das Klein-Yugi bevorzugt." "Dann bleibt ja nicht mehr soviel Auswahl. Ein Anzug?" schlug Yami vor und fragte sich nebenbei, wo er einen herbekommen sollte. Er hatte gerade heute doch gar keine Zeit um einzukaufen. Bakuras Gesichtsausdruck machte deutlich, dass das nicht die Antwort war, die er hören wollte. "Du hast wahrscheinlich Recht," gab er dennoch unwillig zu. "Aber kann man da nicht auch was Ausgefallenes kriegen? Vielleicht eine andere Farbe als Schwarz? Was meinst du, welche mir stehen würde?" Yami runzelte die Stirn und betrachtete Bakura abschätzend. "Auf jeden Fall nicht Rot. Pegasus trägt immer Rot. Und der hat auch noch die gleiche Haarfarbe wie du! Allerdings kannst du mit weißen Haaren doch alles tragen. Zum Beispiel... Grün?" "Pharao, du bist so unkreativ, man merkt, dass du deine Kleider nie selber ausgesucht hast!" "Warum fragst du mich dann? Wenn du dich vor deinem Angebeteten zum Narren machen willst, lass dir doch selber was einfallen! Dann kannst du danach wenigstens nicht mich dafür verantwortlich machen! Davon abgesehen, wer dich nimmt, muss schon selber ein Psychopath sein!" "Nimm das sofort zurück, du eingebildeter Mistkerl!" Bakura packte Yami am Kragen und wuchtete ihn mit dem Rücken gegen die Wand. "Lass mich los, ich warne dich!" zischte Yami, die Hände zu Fäusten ballend. Wenn es sein musste, würde er dem Weißhaarigen schon zeigen, dass ein Pharao sich wehren konnte! Doch Bakura setzte den Millenniumsring ein, um seinen Gegner bewegungsunfähig zu machen. Als Yami sich mit dem Puzzle wehren wollte... "Yugi Motou! Ryou Bakura! Nennt ihr das Putzdienst?" Yami atmete auf. Die Lehrerin stand auf dem Gang, die Arme überkreuzt und offenbar ziemlich wütend. Trotzdem war er dankbar für ihr Erscheinen, sonst wäre vielleicht das Schulgebäude ein zweites Mal zu Schaden gekommen. Blieb nur zu hoffen, dass die Frau jetzt nicht im Reich der Schatten endete. Bakura hatte offenbar gerade überlegt, sich ihrer zu entledigen. Yami vermutete, dass Ryou da auch noch ein Wörtchen mitzureden hatte. Er konnte sehen, wie Bakuras Blick einen Moment lang abwesend wurde, während er wohl mit seinem anderen Ich kommunizierte. Es überraschte ihn wieder einmal, dass es dem Jungen gelang, den bösen Geist des Grabräubers zu zähmen. Der Weißhaarige ließ ihn los und drehte sich um. Zu Yamis ungeheurer Überraschung verbeugte er sich entschuldigend. "Es tut mir Leid. Ich habe... überreagiert." "Euch zwei kann man nicht alleine lassen! Ich hatte gehofft, dass ihr euch zusammenrauft, wenn ihr gemeinsam arbeitet!" regte die Lehrerin sich auf. "Ich... habe ihn provoziert," sagte Yami, ehe er wusste, was er tat. "Es kommt nicht wieder vor." "Das hoffe ich sehr, aber ich werde trotzdem mit euren Eltern reden," beschloss die Frau. "Ich verstehe euch nicht! Ihr wart doch sonst so ruhige und nette Schüler. Seid ihr mit der Arbeit fertig? Dann geht jetzt nach Hause, aber prügelt euch nicht wieder." Beide machten auf dem Absatz kehrt, schnappten ihre Schultaschen und eilten von dannen. Bakuras Gesicht war so bleich wie sein Haar, und auch Yami war ganz blass. Großvater würde sicher enttäuscht von ihm sein. Seto und die anderen warteten draußen. Als Yami und Bakura dazukamen, sprang Joey gerade ärgerlich von einem der Tische auf, die auf dem Hof standen. "Uaaargh! Eines Tages stampfe ich dich schon noch in den Boden, Kaiba!" Seto packte seine Karten weg. "Nicht solange du wie ein Anfänger spielst, du Straßenköter." Joey fuhr wütend zu ihm herum. "Wie war das?" "Hey, Leute, hört lieber auf, sonst macht ihr ab morgen auch noch Putzdienst," versuchte Tristan den Streit zu schlichten. Thea erblickte die beiden Rückkehrer als Erste. "Da seid ihr ja endlich! Sagt mal, ist alles in Ordnung?" "Klar doch, außer dass ich mit einem unfähigen Trottel gestraft bin, der Ärger förmlich anzieht!" grummelte Bakura und ging einfach an ihnen vorbei, ohne sich noch einmal umzudrehen. Yami seufzte. "Wir hatten uns wieder in der Wolle. Frau Morikawa will mit unseren Eltern reden. Sie ist enttäuscht, weil wir doch sonst so ruhig und nett waren." "Du bist einfach nicht für diese Welt geschaffen, mein Pharao," spöttelte Seto gutmütig, wobei er den anderen in die Arme schloss. "Kommt, wir bringen seine Hoheit nach Hause, damit er sich ausruhen kann. Er sieht schon so fertig aus." Das stimmte allerdings, und sie stiegen gemeinsam in die Limousine, die schon seit einer Weile vor der Schule wartete. Yami schlief unterwegs ein, da entweder der Kaffee nicht mehr wirkte oder seine Erschöpfung stärker war. *** Fortsetzung folgt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)