Der Seelenfänger von --Shiranui-- ================================================================================ Kapitel 3: Der Sumpf -------------------- Es war dunkel. Nicht ein Lichtstrahl vermochte es sich seinen Weg durch die unendlichen tiefen des Sumpfes zu bahnen. "Bleib bei uns, reisende Seele..." "Hier bei uns wirst du all deine Qualen vergessen..." "Niemand wird sich je wieder an deinem Herzen vergreifen und du wirst in der tiefen Schönheit der Stille nie wieder Gedanken an die grausame Aussenwelt verschwenden..." Die Stimmen schienen von überall zu kommen. Sie waren lieblich, fast wie die der Sirenen die an den Küsten ihre Opfer in den sicheren Tod rissen. Crawd wurde tiefer in den Sumpf gezogen. Er schaffte es nicht sich zu wehren. Hier in der Dunkelheit, inmitten der lieblichen, weiblichen Stimmen, die ihm Dinge über den Frieden ins Ohr flüsterten sah er auch keinen Sinn darin sich der allgegenwärtigen Macht, die ihm tiefe, innere Ruhe schenkte, zu erwehren. Das Leben hatte keinen Sinn mehr. Warum Lance hinterherziehen, wenn er hier den Rest seines Lebens in Frieden verbringen konnte? Weiche Hände strichen über sein Gesicht und er wurde mit jeder Berührung müder. "So ist es gut, reisende Seele. Schlaf ein und vergiss alles um dich herum. Hier brauchst du deine Erinnerungen nicht mehr." Crawd merkte wie sich sein Geist versuchte von seinem Körper zu lösen. Der Blonde wehrte sich nicht. Sollten sein Geist und seine Seele nun endlich zur Ruhe kommen? Das Leben hatte eh keinen Sinn mehr. Fern von allem. Fern von Lance. Fern von seiner Heimat. Fern von all den Menschen die ihn je geliebt hatten. Fern von dem Kummer der nie von ihm gewichen war und mit jeder Person, die er in seinem so unnützem Leben verloren hatte, gestiegen war... Schlanke Frauenkörper umschlungen ihn und liebkosten seinen Körper. Sie küssten ihn und strichen ihm über den Oberkörper. Er konnte sie nicht sehen, aber spühren konnte er sie. Er wehrte sich nicht dagegen. Er merkte auch nicht wie sie ihn mit ihren zusätzlichen Gewicht immer weiter nach unten zogen, immer weiter von der rettenden Oberflächer fort. "Bleib bei uns...hier ist es soviel schöner als da oben. Der Tod ist um einiges schöner als das Leben. Im Tod brauchst du dir keine Gedanken über Probleme zu machen." Ja... der Tod. Er war das einzige was Crawd in diesem Moment ersehnte. "Du Feigling..." das war nicht die liebliche Stimme einer Frau. Es war die kalte und harte, tiefe Stimme von Lance. Vor Crawd's geistigem Auge sah er wie Lance vor ihm stand und höhnisch lachend auf ihn zeigte. "Wie gefällt es dir inmitten verwester Körper? Umschlungen von Frauen, die sich so verlockend um dich reihen?" Crawd schnappte nach Luft. Nur dass tief im Morast keine Luft zu Atmen war. Sein Mund füllte sich mit Schlamm. Der Schlamm drang in seine Lungen. Crawd musste husten aber dies gab dem Schlamm eine noch größere Gelegenheit sich ganz in seinem Körper zu verbreiten. Er verklebte seine Atemwege, drang bereits in Crawd's Nasenhöhlen ein. Der Blonde wollte den Mund schließen, aber es ging nicht. Der Schlamm fraß sich weiter und tiefer in seinen Körper. Und noch immer waren die Frauen um ihn versammelt und flüsterten ihm ins Ohr, was er alles nie wieder missen müsste, wärend sie weiter seinen, immer schwerer werdenden, Körper streichelten. Es war wie ein Reflex, Crawd schlug nach ihnen. Mit den letzten Reserven seiner Kraft versuchte er sie von sich zu drängen. Aus dem zärtlichem Geflüster wurde wütendes Gekreische und erschrocken ließen sie tatsächlich von Crawd ab. Er nutzte seine Chance und versuchte sich panisch an die Oberfläche zu kämpfen. Aber nach wenigen Sekunden wurde er an seinen Füßen wieder nach unten gezerrt. "Du wirst hier nicht lebend wieder verschwinden können!!! Niemand entkommt uns, hier aus den tiefen des Morast der Gepeinigten!!!" die Stimmen waren nun unnormal verzerrt und so laut das sie drohten das Gehör zu zerreißen. Crawd versuchte es zu verdrängen und wehrte sich tretend und um sich schlagend dagegen noch weiter herunter gezogen zu werden. Aber er besaß kaum noch Kraft. Er merkte wie sich alles zu drehen begann. Trotzdem schaffte er es irgendwie die Hände der Frauen, die seine Beine umfassten und an ihm zerrten abzuschütteln. Crawd kämpfte. Hier wollte er nicht sterben. Nein. Das ließ sein Stolz nicht zu. Lance's Gesicht hatte seinen Verstand wieder wachgerüttelt. Crawd wollte in einem Kampf, Auge um Auge sterben. Er wollte sterben, wenn er bei Lance noch einmal in den Armen gelegen hatte. Und er musste Marissa holen. Erst dann würde seine Seele zu Ruhe kommen. Crawd kämpfte und er merkte wie seine linke Hand die Grenze zwischen Sumpfuntergrund und Oberfläche durchdrungen hatte. Crawds Herz tat einen Sprung. Er hatte es fast geschafft, aber im nächsten Moment versank er wieder tiefer im Morast. Die Hände der Frauen waren nun nicht mehr sanft und zärtlich. Sie waren krallenbewehrt und die selbigen rammten sich nun auch in seine Beine, aufdass er sie nicht mehr abschütteln konnte. Warmes Blut rann aus den Wunden und das gab Crawd den Rest... "Da ist ja der verdammte Weizenkopf!" Lance sah, wie Crawd's Hand für einen kurzen Moment aus dem Morast hervorbrach, aber dann sofort wieder versank. Mühelos und ohne Eile ging Lance rüber zu der Stelle. Dort wo Crawd's Hand grad noch zu sehen war, brodelte der Schlamm und sogleich färbte er sich rot. Lance schaute zu der Stelle herunter. "Du Trottel. Du kannst doch jetzt nicht einfach aus diesem Spiel aussteigen. Jetzt, wo du mittendrin bist. Jetzt wo es grad intressant wird." Er schüttelte den Kopf und seufzte genervt. "Du hast wohl immer noch nicht die Regeln verstanden. -Jeder Spieler hat einen Joker, der ihm vor dem tödlichen Aus bewahrt. Aber der Joker spielt nicht immer mit dem Spieler.-" Sekunden vergingen. Dann beugte er sich vor und griff in den Schlamm rein. "Naja... dann will ich mal nicht so sein." Lance ertastete Crawd's Hand und griff nach ihr. Mit einem gewaltigen Satz riss er Crawd aus dem Schlamm, der zu seinem Grab geworden wäre. Der Blonde landete auf einer übergroßen Baumwurzel. Keuchend klammerte er sich an ihr fest. Der Schlamm, den er in sich aufgenommen hatte rann aus seinem Mund und Übelkeit machte sich in ihm breit. Er hatte seine Augen noch verschlossen und sah nicht wer ihn da gerettet hatte, aber er dankte jetzt schon seinem Schutzengel, der ihn gerettet hatte. Lance kümmerte sich nicht weiter um ihn und drehte sich weg, um wieder zu gehen, aber das dämonische Gekreisch, tief aus dem Untergrund des Schlammes, wurde lauter und bahnte sich seinen Weg zu Oberfläche. Alles um Lance herum begann zu beben aber er hielt sich gelassen auf den Beinen. Hinter ihm türmte sich der Schlamm auf und bildete eine Form. Er drehte sich um und sah in auf eine Gestalt, dreimal so groß wie er selber. Der Körper des Wesens bestand aus zerfallenden Kadavern, sterblichen Überresten von all den Lebewesen, die in diesem Sumpf ihr Ende gefunden hatten und aus Schlamm selber. Es hatte wenig Ähnlichkeit mit schönen Frauenkörpern, auch wenn Teile des eigentlichen Körper aus vielen, Weiberähnlichen, Teilen bestand die unter Qualen an der Luft herumzappelten. Das Gesicht des Monster war ein einziges Gebilde aus Schlamm und dort wo die Augen, der Mund und die Nase sitzen müssten waren klaffend schwarze Löcher, an denen Schlamm herabtropfte. Das Wesen schrie laut. Es war ein Schreien, erfüllt von Hass, Qualen und Trauer. Es erinnterte an das unerträgliche Geräusch, wie wenn zwei Schwertklingen aneinander geraten und funkenschmeissend aneinander kratzten. In dieser Situation begann Crawd auf seiner Baumwurzel zu kotzen. Er hatte seine Augen geöffnet und entlerrte einen Magen nun von all dem Schlamm den er geschluckt hatte und konnte sich so grade eben noch an seinem sicheren Platz halten. Der Gedanke, sich fast von dieser abscheulichen Kreatur verführt haben zu lassen war unerträglich. Trotzdem hatte er noch immer keine freie Sicht auf seinen Lebensretter, der von den Massen aus Unrat verdeckt wurde. Lance zog sein Schwert, als sich Arme und Hände aus dem Körper des Monster bideten und auf ihn zustoßen. Der Schwerträger hatte in kurzer Zeit, ohne viele Bewegungen dem Monster seiner Arme entledigt, welche zappelnd zu Boden vielen und, zu Staub zerfallend, auseinander stoben. Das Kreischen des Monsters war unerträglich. Es bog seinen Körper vor Schmerz in die Höhe und das Loch seines Mundes war noch weiter aufgerissen. Mit einem schleimend, schlurfenden Geräusch näherte sich das Wesen Lance, in der Absicht ihn nun gänzlich zu verschlingen. Lance machte keine Anstalten sich irgendwie von dem Wesen wegzubewegen und zuckte nochnicht einmal mit der Wimper, als er von dem übergroßen Wesen verschlungen wurde. Crawd hatte keine Ahnung was da vorne vor sich ging und wunderte sich nur, als das Sumpfmonster sich wieder mit dem eigentlichen Morast verbunden hatte, ohne auch nur irgendeine Notiz von ihm genommen zu haben. "Was... war das denn jetzt?" Er wagte es sich nicht sich von der Stelle zu bewegen. Warscheinlich war es nur wieder ein Trick des Monster, wie auch der Trick mit den Engelsgleichen Frauen, der ihn dazu bringen sollten doch noch in die Falle zu gehen. Seine Haare waren verklebt vom Schlamm und Wasser. Er strich sich einmal mit der Hand durch die selbigen um den Dreck irgendwie zu beseitigen. Es war mittlerweile tiefe Nacht. Aber der Mond schien so hell, dass man alles sehen konnte, wenn auch nicht so gut wie am Tag. Es war still. Die Frösche quakten nicht mehr und auch die Grillen behielten ihr Zirpen für sich. Ab und an zogen kleine Wolken am Mond vorbei, die sein Licht aber nur minder trübten. Crawd begann wieder die Sterne zu zählen. Und er fing wieder an nachzudenken. die Stille hielt aber nicht mehr lange und ein massives Grollen riss ihn wieder aus seinen Gedanken. Crawd hielt sich sogleich an seinem Baum fest. Er befürchtete dass es erneut das Sumpfmonster war, welches ihn doch noch zu sich holen wollte. Aber anstatt dass das Monster wieder auftauchte wurde nun die gesamte Masse des Sumpfes in alle Himmelrichtungen gerissen. Der Boden des Sumpfes wurde sichtbar. Er war belagert von abermillionen Knochen und noch nicht völlig verwesten Körpern. Crawd schaffte es grade eben noch nicht von seinem Platz zu fallen, als der Baum auf dem er verweilte hinabstürzte, auf den Grund des nun nicht mehr vorhandenen Morastes. Das abscheuliche gekreische des Monsters lag erneut in der Luft und als Crawd sich etwas umschaute, sah er das Wesen doch wieder. Es war dabei sich vor Schmerz zu winden und kreischte Ohrenbetäubend. Es schien sich zu quälen, wärend es sich immer wieder hin und her bewegte, als ob es etwas von sich abwerfen wollte. Die aberhundert frauenähnlichen einzelteile, an seinem Körper wurden hin und hergeschleudert, wärend das ganze Wesen sich schüttelte. Das Gesicht, so hässlich und abstoßend es auch war, bildete nun tasächlich eine Fratze der Angst und des Schmerzes. Der Blick fiel auf Crawd, der nun von deinem Baum gestiegen war und das Wesen anstarrte, voller Erfurcht. Das Monster riss das Maul noch weiter auf und schrie ihn an. Crawd wurde fast von den Füßen geschmissen, als die Schallwellen ihn erreichten. Anklagend schrie das Monster ihn weiter an. Als ob es sagen würde: "Du hast Schuld an meinen Qualen. Solle deine Seele in der Hölle schmoren!!" Der Schrei brach aprubt ab, als das Wesen zerissen wurde. Es wurde zerissen, als eine einzige Vakuum Welle aus ihm herausbrach. Und diese Vakuumwelle riss Crawd nun wirklich von den Füßen. Er starrte in den Himmel, wo er sah, wie die Einzelteile des Monster sich in Staub auflösten. Einzig diese Staubflocken waren es, die auf ihn herabfielen. Er setzte sich auf und erblickte die Gestalt des Mannes, hinter dem er schon seit Monaten her war. Lance. Lance stand da, ohne ihm auch nur eines Blickes zu würdigen. Um ihn herum schwirrten die Gestalten, vieler Frauen. Ihre Gestalten waren fast durchsichtig. Lance schaute sie an, aber nicht Crawd. Warum schaute er nicht Crawd an? Crawd stand auf. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals. "Lance!" Er schaute Crawd an, kalt und emotionslos. Ja. Das war wirklich Lance. Er stand warhaftig da vorne. Crawd rannte los. Jetzt könnte er bald in frieden sein Leben zuende leben, denn da wo Lance war, da war auch Marissa. Crawd könnte endlich wieder in die Arme seiner großen Liebe fallen und danach leben, ohne irgendeiner Bestimmung zu folgen. Er rannte und wollte in Lance's Arme fallen, aber er lief weiter ohne Lance jemals zu erreichen. Er lief durch ihn hindurch. Das war nicht der leibhaftige Lance der dort gestanden hatte. Crawd blieb stehen und sein Herz blieb für einen Schlag aus. Nein... "Das kannst du mir nicht antun, Lance! Sag mir dass das nicht war ist!" "Oh doch. Es ist sehr wohl war, Weizenkopf. DU hast mir diese Technik, in der sich die Seele vom Körper lösen kann beigebracht, erinnerst du dich?" Crawd stand mit dem Rücken zu Lance. Er schaffte es nicht sich zu ihm umzudrehen. "Aber... warum hast du mich dann gerettet, wenn ich nicht endlich am Ziel bin?" "Ganz einfach. Weil es langweilig gewesen wäre, wenn du jetzt schon schlapp machen würdest. Dieses Spiel hat grade erst angefangen und doch bist du schon mittendrin." "Welches Spiel?" "Genau das hier. Ich habe dich gerettet, weil ich finde, dass du noch nicht sterben solltest." Crawd drehte sich um und sah Lance ins Gesicht. Lance lächelte kalt. "Ich dachte ich gebe dir noch eine Chance, deine kleine Schwester vielleicht noch einmal zu sehen, bevor man ihr die Seele nimmt." "DU VERDAMMTES ARSCHLOCH!!! WO IST MARISSA?!" Lance antwortete nicht. Seine Gestalt löste sich auf, um wieder zu seinem Körper zurückzukehren. Mit ihm verschwanden die Gestalten der Frauen in Richtung des Himmels. Nachdem Lance das Sumpfmoster vernichtet hatte, konnten ihre Seelen nun endlich Ruhe finden und waren nicht mehr an der scheusslichen Gestalt ihres Peinigers gebunden. Crawd war wieder alleine. Lance war verschwunden und somit auch die Hoffnung endlich seine kleine Schwester zu finden. Warum tat Lance ihm das an? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)