Schatten des Lichts von rot ================================================================================ Kapitel 18: ------------ Teil 18 Am nächsten Tag, der bei Misas und Kojiros erstem Zusammentreffen mit einem bedrückendem Schweigen begonnen hatte, taten sie so, als hätte es diesen kleinen Vorfall am Abend gar nicht gegeben und verloren auch kein einziges Wort mehr darüber. Nur im Stillen beobachteten sie sich gegenseitig leicht aus den Augenwinkeln, um erahnen zu können, was der andere gerade dachte. Kein leichtes Unterfangen bei zwei so temperamentvollen Menschen, die sich nur allzu oft nicht zu zügeln wussten und ihr Verhalten daher umso unvorhersehbarer war. Doch zu ihrer beider Glück wurde Misa zusammen mit Hikari und Kira zum Einkaufen abkommandiert, während Kojiro, der es tatsächlich schaffte sich wieder halbwegs normal zu bewegen, mit Takeru zusammen trainierte. Dieser war auch gleich mit Feuereifer dabei seinem neuen, gelehrigen Schüler die Technik der Kampfkunst näher zu bringen. Unterdessen suchte Misa fieberhaft nach einem passenden Kleid, während Kira stellvertretend etwas für Kojiro auswählte und Hikari sich sofort mit ein paar anderen Kindern in der Spielzeugecke zusammentat, um die armen, leicht genervten Betreuerinnen zu quälen. Danach landeten die beiden Kleidungssuchenden in einer etwas anderen Abteilung, in der Kira auch sogleich nach netter Unterwäsche für den blonden Jüngling Ausschau hielt, die er Misa begeistert vorführen wollte, bis sie in sich zusammengesunken und völlig fertig mit den Nerven am Boden kauerte, um sich den schon fast sezierenden Blicken der Verkäuferinnen entziehen zu können. Schließlich stapfte sie krebsrot mit Hikari an der Hand aus dem Geschäft, nachdem er ihr mit einem eindeutigen Grinsen zugezwinkert hatte, als er ein paar Teile, die er für besonders anziehend (oder besser gesagt ausziehend) hielt, einpacken ließ. Inzwischen gab sich Kojiro die größte Mühe, auch wenn er bei jeder zu schnellen Bewegung zusammenzuckte und eine kleine Atempause einlegen musste, die effektiven Techniken von Takeru zu erlernen. Durch das Interesse und die Motivation, die sein neuer Schüler zeigte, vergaß er vollkommen, dass dieser noch ziemlich angeschlagen war und eigentlich Ruhe bräuchte, anstatt herumzuturnen, als ob nichts wäre. Selbst wenn Kojiro nicht im vollen Besitz seiner Kräfte war, versuchte er jeden noch so kleinen Fehler an sich mit den meist ergänzenden Techniken auszumerzen. Er folgte mit seinen Augen jeder Bewegung, um sie regelrecht in sich aufzusaugen und sie dann in verlangsamter Form nahezu perfekt wiederzugeben. Nach mehreren Stunden harten Trainings war Kojiro, besonders wegen des gestrigen Tags, mehr als nur ausgelaugt. Todmüde schleppte er sich in Richtung Bad und sehnte sich nach einer heißen Dusche, um seine verspannten Muskeln zu lockern, bevor er sich in das Bett fallen lassen würde. Doch auf dem Weg dorthin fand er einige Einkaufstaschen auf seinem Kopfpolster liegen, die offensichtlich von Misas und Kiras Beutezug durch die verschiedensten Läden der Stadt stammten. Obwohl er kaum noch ein Auge offen halten konnte, war er doch zu neugierig, was die beiden für ihn für den morgigen Ball vorgesehen hatten. Wahllos griff er nach einer der Tüten und fischte ein etwas knappes Bekleidungsstück heraus. Schwer schluckend betrachtete er die eng anliegenden Short, die wohl mehr oder weniger als "Reizwäsche" für Herren gelten konnte. ,Misa, was hast du mit mir vor?!' Mit großen Augen starrte er auf das Ding und kramte weiter in der Tasche, aus der er auch gleich die nächste Short herauszog. Diese war aus reiner Seide, burgunderrot und bestimmt nicht billig gewesen. Mit einem Mal hellwach, wenn auch ein wenig rot im Gesicht, hielt er den Atem an, als er noch einmal in die Tüte lugte, nur um dort gleich das nächste Teil zu entdecken. Obwohl weit und breit niemand zu sehen war, warf er verlegen hüstelnd die beiden Shorts, die er noch immer mit zwei Fingern hochgehalten hatte, zurück in die Einkaufstasche und stakste schnurstracks zum Badezimmer, um dort seine Gedanken zu ordnen. Jedoch bereits den Türgriff in der Hand haltend, sah er sich noch einmal verstohlen nach links und rechts um, bevor er so schnell wie möglich zurückwuselte, sich die Einkaufstaschen krallte und wie ein Blitz im Bad verschwand. * Piep............ piep............. piep...... "Seiji Wakabashi am Apparat." "Herr Wakabashi, wir haben gute Nachrichten für sie. Wir haben herausgefunden, dass morgen ein Ball im Hause Hinoto stattfindet. Das Mädchen, die Kleine und der Sohn von Hinoto Matsuo waren aus diesem Anlass heute einkaufen. Wir haben sie wie abgesprochen die ganze Zeit beobachtet. Der Ball ist doch die perfekte Gelegenheit sich unbemerkt unter sie anderen Gäste zu mischen und die beiden verschwinden zu lassen." Genervt holte Seiji, um sich nicht aufzuregen tief Luft und massierte seine Schläfen, da er durch die Dummheit seiner Angestellten langsam Kopfschmerzen bekam. "Ihr habt sie beobachtet?" "Ja." "Sie waren alleine mit nur einem einzigen Kerl, als Begleitung in der Stadt?" Etwas verunsichert krächzte der Mann auf der anderen Seite der Leitung ein heiseres Ja. "Wenn ihr Vollidioten schon nach einer perfekten Gelegenheit sucht, warum ergreift ihr sie dann nicht, wenn sie euch schon mit dem Zaunpfahl winkt?!" Nervös wechselte der Mann den Hörer nun immer wieder von einer Seite zur anderen und suchte nach den passenden Worten, um seinen leicht gereizten Auftraggeber zu besänftigen. "Wir dachten nur, wir sollten einen ruhigeren Ort..." "Und da haltet ihr einen Ball mit Hunderten von Zeugen für geeignet?!" Seiji musste sich nun ernstlich zusammenreißen, um nicht seine Haltung zu verlieren und einfach loszuschreien. Seine Ader auf der Stirn, die immer hervortrat, wenn er sich besonders in Rage befand, schwoll bereits beträchtlich an. "Also gut, ich gebe euch noch eine Chance, bevor ich wirklich, wirklich wütend werde... Ihr werdet dieses Mädchen entführen und das so bald, wie möglich, aber OHNE ZEUGEN! Habe ich mich klar ausgedrückt?!" Damit war das Gespräch beendet und Seiji entschloss sich dazu, dass ein wenig Ablenkung nicht schaden konnte und seine Sekretärin aufzusuchen, die nur zu gut wusste, wie sie seine Stimmung heben konnte. * ,Herr Hinoto ist wirklich unheimlich nett. Er lässt uns hier wohnen, lädt uns auf seinen Ball ein und besteht sogar noch darauf die Kleidung für uns zu bezahlen. Ich möchte seine Gastfreundschaft unmöglich noch länger ausnutzen, aber mit Hikari und der Polizei im Nacken wird es bestimmt noch schwerer einen Platz zum Bleiben zu finden. Aber auch egal. Wir schaffen das schon. Ich werde die Kleine auf keinen Fall wegschicken und Kojiro hat sie auch viel zu sehr ins Herz geschlossen, als das er sie in ein Waisenhaus geben könnte und sie nach Hause zu bringen wäre ein zu großes Risiko..... Wenn doch alles nur ein wenig leichter wäre.... Aber gut, genug gegrübelt. Ich sollte aufhören Trübsal zu blasen und wieder auf andere Gedanken kommen, wie zum Beispiel... der Ball. Oh ja, tanzen, schöne Musik...gutes Essen......... Und Kira hat was Kleidung betrifft einen wirklich guten Geschmack. Ich bin schon darauf gespannt wie Kojiro die Sachen stehen werden... Aber Gott, war das mir das in der Unterwäscheabteilung peinlich. Die Verkäuferin hat mich ja auch so prüfend angesehen, als würde ich jeden Moment mit Kira in der Umkleidekabine verschwinden wollen, bloß weil er sich mit seinen blöden Witzen nicht zurückhalten konnte. Na gut, ich gebe zu, es war ganz lustig, wie er sagte, er würde mir sie am liebsten gleich hier vorführen und diese ältere Dame völlig schockiert die Augen aufgerissen hat, als würden wir gleich übereinander herfallen. Wenn ich's nicht besser wüsste, ich hätte niemals geglaubt, dass Kira schwul ist. Er ist so...so...er sieht einfach wie der typische Frauenheld aus. Obwohl...bei der Unterwäsche... eindeutig weiblicher Geschmack. Am liebsten würde ich....hmm....nein, AUS! Ich glaube fürchte, er würde nicht mal im Traum an so was denken. Zumindest nicht mit mir. Also hör gefälligst mit solchen Schweinerein auf! Vor kurzem warst du noch ein nettes, naives Mädchen und jetzt sieh dich an! Jetzt musst du schon aufpassen, dass du nicht anfängst zu sabbern, wenn du einen kurzen Blick auf seinen...nackten Oberkörper oder seine durchtrainierten Oberarme, seine wahnsinnig schönen, kräftigen Hände und seine.....oh nein, sofort aufhören! ....... Du bist ja nicht mehr zurechnungsfähig! Zum Glück ist das Wasser inzwischen schon kalt. Da spar ich mir wenigstens die kalte Dusche. Obwohl, wenn ich darüber nachdenke, das bei Frauen eigentlich ja gar nicht nötig ist. In solch einem Augenblick, denke ich immer, was für ein Glück ich doch hatte, kein Mann zu sein. Oh mein Gott, wenn ich mir vorstelle in den unpassendsten Momenten... die anderen würden mich doch für einen absoluten Perversling halten. Wie machen Männer das bloß. Oh ja richtig, ich halte ja schließlich die meisten für absolut pervers.' Bei dem Gedanken musste sie kurz laut auflachen und ließ sich noch einmal in das laumwarme Wasser gleiten, bevor sie sich für das bevorstehende Abendessen fertig machte. Nicht zuletzt um auch alle weiteren Vorstellungen von Kojiros Körperregionen abrupt zu stoppen, bevor sie noch tiefer sanken (oh, wie zweideutig! Man erkennt, dass die Autorin dieser Geschichte durchaus ein kleiner hentai ist... zumindest in Gedanken.). Doch als sie bemerkte, dass er nicht zum Essen kam, da Kojiro nach dem harten Training wohl eingeschlafen war, entschloss sie sich, ihm eine Kleinigkeit raufzubringen, da er seit dem Mittagessen keine feste Nahrung mehr zu sich genommen hatte und sich sein Magen demnächst von selbst melden würde. Klopf...klopf.. "Kojiro? Kann ich rein kommen?" Wieder keine Antwort. Also öffnete sie vorsichtig die Tür einen spaltbreit und schlich sich nur im Schein des Nachts hell leuchtenden Sternenhimmels leise in sein Zimmer. Nachdem sie sich an die anfangs neue Dunkelheit gewohnt hatte, stellte sie sorgsam das Tablett auf einen leerstehenden Platz am Nachttisch und setzte sich auf die Bettkante um ihn behutsam zu wecken. "Durch das Mondlicht bist du fast noch attraktiver... Ich würde nur zu gern......." Doch mit einem Seufzen schüttelte sie den Kopf und strich ihm dabei federleicht durch die Haare. "Kojiro....Kojiro! Hey, hörst du mich? Aufwachen, Essen ist fertig." Dabei rüttelte sie ihn flüchtig an der Schulter, bis er leise etwas vor sich hinmurmelte und verschlafen die Augen öffnete. Nur schloss er sie mit einem Lächeln auf den Lippen wieder und zog Misa sanft zu sich herunter. "Ähmm...Kojiro...ich.." Doch noch bevor sie weiter sprechen konnte, lag sie auch schon auf ihm, während er besitzergreifend die Arme um sie schlang und offensichtlich so wieder weiter schlafen wollte. Für einen Moment wagte sie nicht sich in dieser, wenn man davon ausging, dass er sich noch immer im Halbschlaf befand, wahrscheinlich eher unbeabsichtigte Umarmung zu bewegen, geschweige denn zu atmen, bis sich diese Haltung für sie doch auf den Rücken schlug und sie wieder Luft holen musste. Vorsichtig wand sie sich aus seinen Armen und setzte sich wieder auf. Doch nachdem Kojiros neuer Teddybär so plötzlich verschwunden war, wurde es nun ein wenig kühl. Langsam öffnete er die Augen, als er ins Leere griff und erkannte erst jetzt, wer sein wunderbar duftendes Kuscheltier gewesen war. ,Scheiße, scheiße, scheiße!' Erschrocken fuhr er hoch, knipste die Nachttischlampe an und versuchte einen klaren Gedanken zu fassen, um ihr zu erklären das das Ganze nichts zu bedeuten hatte. Doch noch ehe er etwas vor sich hin stottern konnte, stellte sie ihm das Tablett auf den Schoß. (Und nein, es kippt nicht aus einem Grund, der meinen triebgestörten Freundinnen wieder besonders gut gefallen hätte, um... Fragt lieber nicht, was die für Vorschäge machen... deswegen passen sie auch so gut zu mir ^^) "Ich dachte du bekommst vielleicht noch Hunger. Wenn etwas fehlt, sag's ruhig. Ich hol's dir dann noch, bevor ich selbst ins Bett geh." Froh über das Essen und überrascht über ihre Reaktion, nickte er einfach nur vor sich hin und machte sich daran seinem vernachlässigtem Magen zum Schweigen zu bringen. Lächelnd stand Misa auf und wandte sich bereits zum Gehen, als er ihr doch noch eine Erklärung geben wollte, ehe sie etwas Falsches dachte. "Ich wollte nicht...das vorhin......ich hatte eigentlich nicht vor dich zu mir ins Bett zu ziehen...du weißt schon, was ich meine,...ich bin es inzwischen wahrscheinlich einfach gewohnt mit dir in einem Bett zu schlafen, dass.....oh man..." Verzweifelnd gab er es auf nach den richtigen Worten zu suchen, da er anscheinend immer das Falsche sagte, was sich durch Misas immer wieder wandelnden Gesichtsausdruck zu bestätigen schien. Dieser wechselte nämlich von verwirrt, zu überrascht, bis hin zu einem süßem, verlegenen Lächeln. "Hat...hat es dich denn nicht gestört, wenn ich bei dir...", nuschelte sie leise gesenktem Blick. "NEIN!!!" ,Oh ha,... die Antwort kam ein bisssschen schnell für meinen Geschmack. Verdammt! Gott, bin ich ein Idiot! Schon mal was von Beherrschung gehört...' Genervt über sich selbst und seine inzwischen völlig unkontrollierten Antworten schlug er sich auf die Stirn und verdrehte die Augen. Das Nein kam so schnell herausgeplatzt, dass Misa vor lauter Schreck einen Satz nach hinten machte und dann dort wie angewurzelt stehen blieb. Es dauerte eine Weile, bis sie ihre Sprache wieder gefunden hatte und einen halbwegs anständigen Satz bilden konnte. "Wenn du...wenn du willst kann ich ja wieder.....bei dir......." Schwer schluckend biss er sich auf die Unterlippe und versuchte ein Argument dagegen zu finden. Doch in diesem Augenblick schien es ihm keinen einzig vernünftigen Grund zu geben, warum sie nicht wieder bei ihm schlafen sollte (Tja, mir würden da schon ein paar einfallen. Hä, hä... Aber na ja, was soll's...vielleicht will er ja auch gar keinen Grund dagegen finden...) und so brachte er nur wieder ein schwaches Nicken zusammen. Misa konnte es in dem Moment einfach nicht verhindern, dass sie anfing wie ein Honigkuchenpferd zu grinsen, während er ein wenig verlegen an seiner Bettdecke zupfte. So schnell wie eben möglich zog sie in ihrem Zimmer ihren kuschelweichen Schlafanzug an und erledigte die letzten Dinge im Bad, bevor sie zu ihm zurückeilte und vorsichtig unter die Bettdecke schlüpfte. ,Jetzt wird sich herausstellen, wie viel meiner Selbstbeherrschung noch vorhanden ist. Ich sollte mich nicht so anstellen... Einfach tief durchatmen, die Augen schließen und vergessen, dass sie gerade mal WENIGE ZENTIMETER NEBEN MIR LIEGT!!! ......Vollidiot! Das nennst du also sich von ihr fernhalten. Anscheinend kannst du es gar nicht mehr erwarten im Gefängnis zu landen. Eigentlich komisch...wäre ich nicht bei den Wakabashis eingebrochen und von diesem Arschloch geschnappt worden, hätte ich sie wahrscheinlich nie kennengelernt. Das nennt man dann wohl Schicksal. So gesehen hat er mich ja schon richtiggehend dazu gezwungen mich in sie zu verlieben. Hmpf...ich meine, was hat er denn erwartet, wenn ich auf jemanden aufpassen soll, der so liebevoll, hübsch und zärtlich, wie sie ist...und dann noch so streitsüchtig, stur, eigensinnig....sie ist perfekt. Eine andere könnte es gar nicht mit mir aufnehmen.' Bei dem Gedanken grinste er wohl wissend vor sich hin, bis ihm die letzte Begegnung mit Seiji in den Sinn kam. ,Sie ist perfekt, bis auf einen kleinen Schönheitsfehler...Sie wird mich noch Kopf und Kragen kosten. Aber was würde ich darum geben sie noch einmal zu küssen..... Schwachkopf! Es ist auch so schon schwer genug. Wie soll ich sie jemals wieder gehen lassen, wenn ich es noch nicht einmal schaffe ohne sie einzuschlafen. Ich hab die letzten beiden Nächte kaum ein Auge zugemacht, weil sie mir einfach nicht mehr aus dem Kopf geht. Aber ich werde es schaffen. Immerhin bin ich nicht so ein liebeskranker Trottel mit rosa Wölkchen und Seifenblasen vor seinen Augen! Ich bin ein MANN und von niemandem abhängig!' Doch noch während er sich zur Vernunft rief und sich alles Mögliche einzureden versuchte (Gut, ein Mann ist er schon. Das will ich ihm gar nicht absprechen.), wurden die paar Zentimeter Abstand zwischen ihnen plötzlich immer weniger, als sie sich an ihn kuschelte und sich dabei in seinem T-Shirt verkrallte. Irgendwie schien das bei ihr schon so eine Art Reflex zu sein, wenn sie bei ihm schlief und er konnte ja auch schlecht das Weite suchen, um nicht völlig den Verstand zu verlieren. ,Was soll das?! Bin ich ein Masochist, oder warum habe ich ihr gesagt sie soll wieder bei mir schlafen?!' Als es den Anschein hatte, dass sie sich bereits wieder im Land der Träume befand, konnte er sich nicht länger zurückhalten und berührte ganz vorsichtig, nur wie zufällig ihre Haut und streichelte sanft darüber, wie ein leichter Wind. ,Ich habe mir das gerade eben nicht nur eingebildet, oder? Oh bitte, lass das jetzt nicht schon wieder nur ein Traum sein... Nein, dieses Mal wirst du keinen so dummen Fehler mehr machen. Du wirst dich jetzt nicht bewegen, bis du dir sicher bist, dass das nicht nur zufällig war. Ich meine, bei meinem Glück, falle ich über ihn her, während er schläft und keine Ahnung davon hat, was er alles in mir auslöst.' Misa war hellwach und wagte es inzwischen nicht mehr auch nur Atem zu holen, als sie spürte wie langsam seine Fingerspitzen über ihren Arm entlang strichen, bis hin zu ihrem Nacken, wo seine Hand zu liegen kam. Selbst ihre Selbstbeherrschung hatte irgendwann ihre Grenzen und so suchten auch bald ihre Finger ihren Weg über seinen Oberkörper. Entgeistert stellte er fest, dass offensichtlich nicht nur er unter gegeben Umständen schwer einschlafen konnte und was noch viel schlimmer war, dass seine Berührungen keineswegs unerwidert blieben. Als Misa merkte, wie er unwillkürlich unter ihr versteifte (Nein, nicht so!) und seine Hand zurückzog, beugte sie sich leicht über ihn. Ihre Augen, die ihm liebevoll und fragend zugleich entgegenblickten suchten die seinen und Kojiro verlor ein weiteres Mal die Kontrolle über seine Vernunft. Ohne noch einen weiteren Gedanken an Seijis Worte zu verschwenden, fuhr er mit dem Daumen ihre Wange bis zum Kinn entlang und beugte sich leicht nach vor. Zögernd küsste er sie sanft und hielt kurz inne, als sie zärtlich erwiderte, bevor sie den Kuss vertieften. Zaghaft schmiegte sie sich näher an ihn und ließ ohne sich auch nur einen Moment von ihm zu lösen ihre Finger ein weiteres Mal auf Wanderschaft gehen. Allerdings war sie nicht die einzige die vorsichtig begann den Körper den anderen zu erkunden, bis sie sich langsam voneinander trennten. Liebevoll betrachtete sie sein Gesicht und strich ihm leicht durch die Haare, als sie die Narbe auf seiner Stirn ein weiteres Mal wie in einem Bann gefangen hielt. Behutsam fuhr sie die feine Linie mit ihren Fingerspitzen nach und küsste sie sanft, ohne auch nur einen Moment daran zu denken, was das letzte Mal passiert war, als sie diese Stelle berührte. Augenblicklich spannten sich sämtliche Muskeln in seinem Körper an, während sein Atem und sein Herzschlag unkontrolliert schneller wurden. Kojiro konnte nicht verhindern, dass er leicht zu zittern begann, bevor er sie etwas unsanft von sich schob. Misa begriff erst jetzt was sie getan hatte. Das sie gegen das höchste, wenn auch unausgesprochene Gebot zwischen ihnen verstoßen hatte. Besorgt konnte sie nur mitansehen, wie er, anstatt sie wie das letzte Mal anzuschreien, nur die Beine an sich zog, sie wie zum Schutz fest umschlang und die Augen schloss. ,Mist! Wie konnte ich das nur vergessen?!' Den Mann, der sie vor allem beschützt hatte, der manchmal mehr Mut als Verstand zu besitzen schien und nun vor ihr auf Grund einer so kleinen Berührung wie ein verängstigtes Kind zitterte, so zu sehen und nichts dagegen tun zu können, brachte sie den Tränen nahe. "Kojiro, bitte...es tut mir Leid. Ich wollte dich nicht...hörst du mich? Es...es tut mir so leid..." Doch es hatte den Anschein, als nähme er nichts mehr von seiner Umgebung wahr. Sie hatte etwas in ihm ausgelöst, was ihn ein weiteres Mal in eine andere Welt beförderte, die er schon längst hinter sich gelassen glaubte. Inzwischen konnte Misa die Tränen nicht mehr aufhalten und wagte es nicht ihn zu berühren, bevor er sich nicht beruhigt hatte. Als er wieder die Kontrolle über sich gewann und aus seinem tranceartigen Zustand erwachte, fühlte er sich so erbärmlich und gedemütigt, dass er sich so vor ihr hatte gehen lassen, bis er ihr leises Schluchzen hörte. Er war meist unberechenbar gewesen, wenn jemand auch nur versucht hatte, diese Narbe zu berühren und da er sich nicht daran erinnern konnte, was geschehen war, als ausgerechnet Misa es trotz allem gewagt hatte, beschlich ihn ein furchtbarer Verdacht. ,Was ist passiert? Warum weint sie?! Ich habe doch nicht....nein, ich würde ihr nie wehtun.' Aber Kojiro fand eigentlich nur eine Erklärung für ihre Tränen und doch konnte er sich nicht daran erinnern, sie in irgendeiner Art verletzt zu haben. "Misa...habe ich......ich habe dich doch nicht..." Unsicher sah er sie an, als sie ihn jedoch nur verwirrt anblickte und schnell die Tränen wegwischte, atmete er erleichtert auf und versuchte sich wieder ein wenig zu entspannen. Misa wäre ihm, als er zu sprechen begann am liebsten um den Hals gefallen. Doch sein Blick und seine Worte hielten sie zurück. "Was...was meinst du? Du hast nichts Falsches getan. Es war meine Schuld. Du hast mich schließlich schon einmal gewarnt. Ich hätte wissen müssen, dass diese Narbe ein absolutes Tabu für mich ist." Sie konnte sich zwar nicht erklären, was es damit auf sich hatte, aber sie wusste, dass diese eine tiefere Bedeutung für ihn haben musste. Etwas von dem er noch nicht geneigt war es ihr zu erzählen und ihn so reagieren ließ, wie gerade eben. Sie hatte ihm versprochen zu warten, bis er dazu bereit war sich ihr anzuvertrauen und sie würde den Teufel tun und dieses Versprechen brechen. Das Vertrauen, das er ihr inzwischen schenkte, war nur schwer genug gewesen aufzubauen. Kojiro wollte und konnte ihr nicht erwidern. Er rutschte stattdessen wieder zurück unter die Decke und rollte sich auf die Seite, um schnell einzuschlafen, während Misa ihn beobachtete, bis sein Atem immer regelmäßiger wurde und er in seinen Träumen versank, die ihn für dieses Mal nicht zur Ruhe kommen lassen würden. ,Was ist nur passiert? Was hat man dir nur angetan.....Wenn ich dir doch nur helfen könnte.' ~~~ "Diese Augen, ich kenne sie....Du! Was willst du hier?! Du bist tot! Das ist nicht möglich. Ich habe dich doch selbst..." Mein Körper war wie erstarrt, als ich die Person vor mir erkannte. Doch irgendwie schien es nicht wirklich, als wäre ich nur ein Zuschauer, als wäre ich gefangen in einem lang vergessenen Alptraum. Mein ganzer Körper zitterte und der Schweiß stand mir auf der Stirn, als ich meine Mutter erkannte, so wie ich sie in Erinnerung hatte. Genauso zierlich und zerbrechlich und ich selbst fühlte mich plötzlich wieder genauso hilflos wie damals, so hilflos wie ein kleines Kind. Mit aufgerissenen Augen konnte ich nur zusehen, was weiter geschehen würde. Der vor Angst bebende Körper meiner Mutter wich immer wieder einen Schritt zurück, sobald mein Vater drohend auf sie zutrat, bis der Abstand zwischen ihnen immer kleiner wurde und er die Hand erhob, die brutal ihr Ziel in ihrem Gesicht fand. Taumelnd suchte sie halt, bis sie gegen die Zimmerwand gepresst nicht weiter zurückweichen konnte und mit angstvoll zusammengekniffenen Augen den nächsten Schlag erwartete. Doch als er stattdessen nur süffisant vor sich hin lächelte, wagte sie es wieder aufzusehen und in das Gesicht ihres Peinigers zu blicken. Ihre geschwollene Wange auf der glitzernde Tränen ihre Spuren zogen, zeigte deutlich seinen Handabdruck und trotz allem schaffte sie es nun seinem Blick stand zu halten. Ihre Augen waren so voller Trauer und Schmerz, doch waren es plötzlich nicht mehr die meiner Mutter und auch mein Körper schien sich verändert zu haben. Diese plötzliche Wut in mir, dieser grenzenlose Hass... Es war, als könnte ich keinen klaren Gedanken mehr fassen, während ich meine zitternde Hand zur Faust ballte. Wie von selbst schien ich sie gegen die nun direkt vor mir schwankende Gestalt zu richten, dessen Gesicht ich plötzlich wieder erkannte und doch konnte ich mich selbst nicht stoppen, obwohl alles in mir schrie. ,Nein.....NEIN!!!!!! Misa.' , ~~~ "NEEIIIIIINNN!!!!!!!!!" Ein Schrei hallte durch das in der Stille ruhende Haus, der jeden der ihn hören konnte erschaudern ließen. Schweißgebadet rang Kojiro nach Atem und klammerte sich zitternd an die Bettdecke. Misa hatte vergeblich versucht ihn zu wecken, bis er mit einem markerschütternden Schrei von selbst ins Bewusstsein zurückfand und wie ein gehetztes Tier aufsprang, als er Misa neben sich entdeckte. ,Es tut mir so Leid.... es tut mir so Leid. Ich könnte dich doch niemals...niemals... Ich bin nicht wie er!' "Kojiro, es ist alles in Ordnung. Es war nur ein Alptraum." Erst jetzt schien er durch ihre Worte zu bemerken, wo er sich befand und nichts von alledem, was er geträumt hatte, geschehen war. Und trotzdem, dieses Gefühl, den Menschen, der ihm am meisten bedeutete geschlagen zu haben, wenn auch nur im Traum, machte ihn halb wahnsinnig. Er wagte es nicht einmal ihr in die Augen zu sehen. Wie gern Misa ihm auch helfen wollte, stieß sie ihn mit jedem Versuch ihm näher zu kommen, um ihn zu beruhigen, nur weiter von sich. Sie konnte nur hilflos zusehen, wie er vollkommen verzweifelt vor ihr die Flucht ergriff und aus dem Zimmer stürmte. Sooooo ein kleiner Einblick in Kojiros Psyche. Die Geschichte geht ab hier so langsam in die Tiefe. Zumindest hoffe ich, dass sich ein roter Faden durch die Handlung meiner Story zieht. Und zum Schluss noch ein super großes, liebes Dankeschön an Bettyna, ohne die ich schon längst nichts mehr hochgeladen hätte. Ich muss das hier schließlich mal öffentlich erwähnen, was für ein Goldschatz sie ist. Also DANKE! Oh und falls ich meine doofen Kommentare zwischendurch weglassen soll, dann sagt das bitte. Ich kann die auch ganz einfach rausnehmen. Besonders nachdem ich nach neuerlichem Korrekturlesen bemerkt habe, dass es für die Geschichte ein eher störendes Element ist. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)