Schatten des Lichts von rot ================================================================================ Kapitel 14: ------------ Teil 14 "Soll ich nicht doch den Arzt rufen? Sie sehen in letzter Zeit so blass aus. Sie sollten wirklich wieder mehr essen." Ohne groß auf die besorgten Worte seiner Sekretärin zu achten, starrte er weiterhin aus dem Fenster und beobachtete das winterliche Schneetreiben. "Herr Wakabashi?" "Nein danke. Es geht mir bestens. Ich habe nur schlecht geschlafen. Aber schicken Sie bitte nach meinen Sohn. Er müsste zurzeit in seinem Büro sein. Sagen Sie es sei dringend." Seufzend nickte sie und zog sich wieder zurück. "Wie Sie wünschen." Leise schloss sie die Tür hinter sich und holte ihren Mantel, da sich Seijis Büro im gegenüberliegenden Komplex des Hauses befand und dieser nur durch den eigenen Park der Wakabishis erreicht werden konnte. ,Na toll, jetzt muss ich bei dem Wetter auch noch nach draußen. Gut, ich könnte auch anrufen, aber bevor ich mich mit dieser Furie von Sekretärin herumärgern muss. Jedes Mal wenn ich anrufe ist er "leider nicht zu sprechen" oder "gerade zu beschäftigt". Die Ausreden gehen ihr wohl nie aus. Ich kann mir schon vorstellen mit was die beiden den ganzen Tag beschäftigt sind!' Wütend stapfte sie mit ihren hohen Stiefeln durch den knöchelhohen Schnee. ,Sein Vater ist krank und macht sich schreckliche Sorgen, um seine spurlos verschwundene Tochter und er hat nichts Besseres zu tun, als.....argh...ich kann diesen kleinen widerlichen Schleimer nicht ausstehen! Kein Wunder, dass die Mutter abgehauen ist und nie wieder was von sich hören ließ. Bei so einem Sohn hätte wohl jeder schnell das Weite gesucht. Nur leider vertraut Herr Wakabashi ihm. Man müsste nur beweisen können, in welchen Geschäften er tatsächlich verwickelt ist. Schon alleine die Leute, die bei ihm ein und ausgehen... Ich bin mir sicher, er hat so einiges an Dreck am Stecken." * "Ach, komm schon. Du bist doch nicht noch immer wegen heute Morgen eingeschnappt, oder? Es war einfach zu komisch wie du so mit dem... dem ha, ha.." Obwohl sie sich fest vorgenommen hatte nicht wieder zu lachen, damit er nicht noch länger die beleidigte Leberwurst spielt, konnte sie sich bei dem Gedanken an das eigentlich sehr ruhig begonnene Frühstück kaum zurückhalten loszuprusten und ein weiteres Mal am Boden zu kugeln. "Ha, ha...sehr witzig!" Er zog noch immer eine beleidigte Schnute und stolzierte hocherhobenen Hauptes auf den Balkon des Zimmers. "Ich glaube nicht, dass du es noch so lustig findest, wenn ich dich daran erinnern darf, wie du sein gesamtes Geschirr ruiniert hast, als er sagte wir würden...wir wären...na du weißt schon was!" Sofort zog Misa, wie der Vogel Strauß höchst persönlich den Kopf ein und musterte einmal mehr an diesem Tag peinlich genau das abwechselnde blau-weiße Fliesenmuster. "Stell dir mal vor. Er dachte, dass wir...das ist doch lächerlich!" Augenblicklich zuckte Misa bei Kojiros Worten zusammen. Es versetzte ihr einen Stich, dass er sich offensichtlich so gar nicht vorstellen konnte mit ihr auf diese Weise zusammenzusein. "Was soll daran so lächerlich sein?", fragte sie vorsichtig und mit leicht belegter Stimme, als sie näher an ihn herantrat und dabei sein leicht überraschtes Gesicht musterte. Kojiro konnte spüren, wie sich ihr Blick tief in ihn hineinbohrte und lehnte sich, um ihr auszuweichen über die Brüstung. ,Vergiss niemals wer du bist. Du wirst noch ihr Leben ruinieren.' Bei diesen warnenden Gedanken schweifte sein Blick weit über die unter ihm liegende Stadt, bevor er sich wieder Misa zuwandte. "Nur damit es keine weiteren Missverständnisse gibt. Es wird nie etwas zwischen uns beiden laufen. Das ist einfach unmöglich." Dabei war er so kalt und gleichgültig, wie er nur sein konnte. Und ebenso gleichgültig versuchte Misa zu wirken, als sie ihm leicht zustimmend zunickte, doch ihre erstickte Stimme, die kaum ein Wort über ihre bebenden Lippen zuließ, verriet das sie unter der bröckelnden Fassade den Tränen nahe war. "Ich verstehe." Schnell drehte sie sich um und verließ fast fluchtartig das Zimmer. Ihr verletzter Blick in diesem Moment brannte sich in sein inneres Auge ein. Am liebsten hätte er sie in den Arm genommen und gesagt, dass das Alles bloß ein blöder Witz war und er nichts lieber täte, als sie fest an sich zu drücken und nie wieder loszuassen. Aber er wusste besser als jeder andere, dass das nicht möglich war und auch niemals sein würde. Schweratmend ließ sich Kojiro am Geländer entlang zu Boden gleiten und vergrub seine Finger in seinen Haaren. ,Verdammt noch mal, ich tue das Richtige! Ich weiß, ich tue das Richtige. Du sollstest mich hassen! Hasse mich, verdammt noch mal! Ich würde es nicht ertragen, wenn du dich in mich verliebst.' Mit der Stirn an das Fenster ihres Zimmers gelehnt, schien sie jede Kraft sich noch auf den Beinen zu halten zu verlassen. Langsam sank sie auf die Knie und schloss die Augen, um die aufsteigenden Tränen hinunterzuschlucken. ,Hör endlich auf dich so unendlich blöd zu verhalten! Dumme Gans, reiß dich gefälligst zusammen! Es ist ja nicht so, dass du eine andere Antwort erwartet hättest. Du hast doch gewusst, dass er nichts für dich empfindet. Zumindest nicht so.... Jetzt weiß ich wenigstens genau woran ich bin und brauch mir nicht irgendwelche blöden Hoffnungen machen. Warum bin ich auch so bescheuert und verliebe mich in jemanden, der niemals das gleiche für mich empfinden wird...' "Manchmal würde ich am liebsten einfach nur schreien!" Eine unbändige Wut stieg in ihr hoch und mit einem Ruck zwang sie sich dazu aufzustehen. "Du bist schließlich kein kleines Kind mehr, also hör auf dich wie eines zu verhalten!" Entschlossen sich nichts von ihrem Kummer anmerken zu lassen, suchte sie nach Hikari, die sich wohl noch immer in der Obhut von Herrn Hinoto befand, nachdem sie nach ihrem kleinen Kunstwerk Kojiro lieber für eine Weile aus dem Weg gehen wollte. * "Vater, du wolltest mich sprechen?" "Ja, setz dich." Dabei deutete er auf einen Stuhl vor seinem Schreibtisch. "Es geht um Misa. Da offensichtlich die Suchaktion der Polizei nichts ergeben hat, halte ich es für nötig auch privat nach ihr suchen zu lassen." Seiji war zwar für einen Moment über sein neues Interesse für Misa überrascht, verzog aber keine Miene. ,Ich hätte nicht gedacht, dass du tatsächlich so an ihr hängst. Du hast recht die Polizei ist etwas langsam. Ich denke, ich sollte ihnen wieder neue Hinweise unserer gesuchten "Einbrecherin" zukommen lassen. Du siehst aus, als würdest du jeden Moment zusammenbrechen. Nun gut, es kann mir nur recht sein. Umso schmerzhafter wird es für dich, wenn du erkennst, dass du und Misa längst die Marionetten in meinem kleinen Schauspiel seid.' Da Seiji sehr begabt darin war, seinem Vater den liebevollen, besorgten Sohn vorzugaukeln, machte er nach einer kurzen Überlegenspause den selbstlosesten Vorschlag, den er machen konnte. "Ich halte nicht besonders viel von Privatdetektiven. Aber wieso schickst du mich nicht, um nach ihr zu suchen? Ich könnte dort beginnen, wo die Polizei ihre Spur verloren hat und sobald ich sie gefunden habe, werde ich sie davon überzeugen freiwillig wieder mit mir nach Hause zu kommen. Du weißt doch wie viel mir an ihr liegt, ich würde doch nie zulassen, dass ihr etwas zustößt." Nach seiner überzeugenden Rede sah er seinen Vater mit fragenden Augen an und wartete nur noch auf seine Zustimmung und nach kurzem zögern willigte Herr Wakabashi schließlich ein. "Gut. In der Zwischenzeit kann ich mich allein um den Konzern kümmern. Wenn es Probleme geben sollte..." "...dann melde ich mich bei dir. Ich werde mein Bestes tun." * Als Misa das Zimmer betrat, in das sie die Angestellten verwiesen hatten, fand sie darin nur absolutes Chaos vor und weit und breit keine Hikari oder ein Herr Hinoto in Sicht. Der ganze Raum war mit Sesseln und anderem Krimskrams vollgestellt. Darüber waren alle möglichen Decken und Lacken ausgebreitet und sie musste aufpassen, dass sie nicht über eines der Gebilde stolpert. "Hallo? Ist hier jemand? Hikari? Herr Hinoto?" Vorsichtig bahnte sie sich einen Weg durch das Zimmer, bis sich hinter ihr zwei dieser Decken erhoben und mit komischen Knurr, Heul und Schlürfgeräuschen auf sie zukamen. Im ersten Moment erschrocken torkelte sie ein paar Schritte rückwärts und fiel über einen der abgedeckten Sessel, landete aber durch die vielen Polster die im ganzen Raum verteil waren relativ weich auf ihrem Allerwertesten. Mit wildem Kampfgeschrei stürzte sich nun das kleinere der beiden Gespenster auf sie und kitzelte sie von oben bis unten durch, bis sie bettelnd und flehend um Gnade winselte. Noch völlig außer Atem zog Misa dem Schreckgespenst das Lacken vom Kopf und darunter verborgen zeigte sich eine rot angelaufene noch immer kichernde Hikari. "Na warte!" Mit einem hinterhältigen Grinsen setzte sie sich auf das nun wehrlose Opfer und begann ihrerseits ihre Kitzelattacke. "Nein...ha, ha, ha.....bitte....ich..ha, ha.............ich gebe auf........" Zufrieden ließ Misa von Hikari ab und bot ihr als kleines Friedensangebot die Hand, um sie wieder aufzurichten. Jetzt zeigte auch das zweite Gespenst seine wahre Gestalt. Niemand geringeres als Herr Hinoto selbst kam mit einer völlig zerstrubelten Frisur zum Vorschein. "Verzeihen Sie bitte, aber ich kann diesem kleinen Mädchen einfach nichts abschlagen." "Schon gut. Danke, dass sie so lange auf sie aufgepasst haben. Sie haben bestimmt auch anderes zu tun." Herr Hinoto winkte sofort ab. "Nicht doch. Ich habe mir sowieso ein paar freie Tage verdient. Das heißt ich habe jede Menge Zeit." Hikari hatte sich inzwischen wieder erholt und zupfte ungeduldig an Misas Kleid. "Duuu...ist er noch sehr böse?" Schon beim bloßen Gedanken an das letzte Gespräch mit Kojiro zuckte Misa zusammen. Aber da sie nicht wollte, dass sich Hikari noch weitere Sorgen machte, biss sie die Zähne zusammen und lächelte ihr beruhigend zu. "Nicht doch. Er hat doch gesagt, er kann dir gar nicht böse sein." Etwas ungläubig zog Hikari die Augenbraue hoch. "Das hat aber heute Morgen ganz anders ausgesehen." "Solange du ihm in nächster Zeit mit Marmelade vom Leib bleibst, ist er auch ganz friedlich und zahm. Versprochen!" Nun grinste Hikari wieder von einem Ohr bis zum anderen, bevor sie auch schon zu Kojiro davonstürmen wollte. Der war ihr jedoch bereits zuvorgekommen und stand im Türrahmen. Sie schenkte ihm ihr süßestes Lächeln und sah damit aus wie der reinste Unschuldsengel (der sie wie wir ja wissen nicht gerade ist). Wie bereits erwähnt kann niemand diesem Anblick widerstehen (selbst unser hartnäckiger Kojiro nicht und der ist nun wirklich eine harte Nuss). Und so lächelte er unwillkürlich zurück und hob sie mit einem Seufzen hoch auf seine Schultern. Misa verfluchte sich in diesem Moment gerade selbst, da sie sich dabei ertappte, wie sie sich vorstellte was für ein liebevoller Vater er doch wäre. ,Nicht schon wieder! Ich muss aufhören so einen Quatsch zu denken! Außerdem denke weder ich noch er an eigene Kinder. Mädchen du bist 17! Obwohl eine Kleine wie Hikari zugegebenermaßen ja schon süß wäre... Misa, du bist ein hoffnungsloser Fall!' Niedergeschlagen ließ sie sich in einen der herumstehenden Sessel fallen und versuchte sich auf etwas anderes zu konzentrieren. Herr Hinoto war jedoch ein außerordentlich guter Beobachter und selbst wenn er es nicht wäre, man müsste schon blind sein, um den Auslöser von Misas plötzlichem Stimmungsumschwung nicht zu erkennen. ,Es kriselt anscheinend ein wenig bei unserem kleinen Pärchen. Zumindest könnte ich schwören, dass zwischen den beiden was läuft.' Nach kurzem Überlegen hatte er auch schon eine Idee, wie er die gedrückte Stimmung der beiden wieder etwas heben könnte. "Nun, da ich hoffe, euch noch eine Weile meine Gäste nennen zu dürfen, möchte ich euch drei auch gerne für Samstagabend einladen. Meine Familie gibt ein großes Fest, eine Art Ball und es wäre schön, wenn ihr wenigstens noch bis dahin bleiben könntet. Um die Kleidung müsst ihr euch selbstverständlich keine Sorgen machen." Misas und Hikaris Augen leuchteten kurz auf und man konnte ein gewisses Glitzern in ihnen erkennen. Die Kleine war natürlich die erste die ihre Zustimmung gab und da sie bereits wieder festen Boden unter den Füssen hatte, sprang sie aufgeregt herum, bis sie vor Kojiro stehen blieb, der ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter zog. "Wir gehen doch hin, oder? Ich darf doch, oder?" "Was fragst du mich?!" Verwundert hob er eine Augenbraue und betrachtete den kleinen Grashüpfer vor ihm, der ihn bettelnd ansah. "Wer soll es mir denn sonst erlauben?" Der unschuldige kleine Engelsblick wurde traurig und Kojiro hätte sich am liebsten geohrfeigt. "Tut mir leid." Er beugte sich zu ihr hinunter und hob ihr Kinn an, sodass er ihr genau in die Augen sehen konnte. "Ich kann zwar nicht tanzen, bin ein grauenhafter Unterhalter und hasse nichts mehr als solche Veranstaltungen, aber es wäre mir eine Ehre unsere kleine Prinzessin zum ersten Ball zu begleiten." (Das mit 5 Jahren!!! Ich auch will...) Überglücklich fiel sie Kojiro um den Hals und um ein Haar wäre noch eine weitere Person hinzugekommen, die sich so unheimlich gerührt von dieser Szene kaum zurückhalten konnte (Ich auch will, ich auch will...). "Misa, darf ich?" Nun war es anscheinend an ihr ihre Erlaubnis zu geben und sie tat nichts lieber als das. Fröhlich hüpfte Hikari zu ihr rüber und umarmte auch sie stürmisch. "Ich hab euch lieb. Mama und Papa wären sicher auch nicht mehr so traurig, wenn sie wüssten, dass ihr auf mich aufpasst und ich nicht ganz alleine bin, oder bei diesen Männern." Gerührt drückte Misa die Kleine noch fester an sich. "Niemand hier muss mehr allein sein, wir haben doch jetzt uns.", flüsterte sie noch leise in ihr Ohr, bevor sie sie wieder davonspringen ließ und in eine selbstgebaute Höhle krabbelte. Auch Kojiro hing seinen Gedanken nach, als er die beiden beobachtete. ,Ich werde nicht zulassen, dass euch jemand verletzt... am allerwenigsten ich selbst. Ich schwöre, ich werde einen Weg finden, um euch zu beschützen.' Gerade in diesem Augenblick wurde die Aufmerksamkeit auf jemand anderen gelenkt. "Vater ich dachte du wärst langsam aus dem Alter, in dem man mit Decken Festungen baut, raus. Aber anscheinend dauert bei manchen diese Phase länger." Ein junger Mann mit zusammengebundenen schwarzen Haaren, schwarzer Lederjacke und einem Motorradhelm in der rechten Hand, lehnte am Rahmen der Tür und grinste beim Anblick seines zerzausten Vaters und des Zimmers über das ganze Gesicht. Erfreut aber auch etwas überrascht empfing Herr Hinoto den Neuankömmling. "Du bist schon hier? Ich dachte, du kommst am Samstag mit deiner Mutter und deiner Schwester." "Was denn, bist du denn gar nicht froh mich zu sehen? Offensichtlich hast du ja Besuch, der dir wichtiger ist." Dabei zog er ein beleidigtes Gesicht und verschränkte gespielt gekränkt die Arme vor der Brust. "Red keinen Unsinn! Ich freu mich natürlich. Das sind übrigens Misato Kurenai, Kojiro Asano und...... Wo ist sie denn?" Suchend sah er sich nach dem kleinen Wildfang um, der sich irgendwo im Raum verkrochen haben musste. "Tatatata..."Mit einem Satz war sie aus ihrem Versteck aufgesprungen und stellte sich nun gleich selbst vor. "Ich bin Hikari." Zur Begrüßung hob er schlicht die Hand und musterte erst mal die Gäste seines Vaters. "Nennt mich einfach Kira. Ich hab's nicht so mit dem förmlichen Getue, wie mein Vater." Etwas beschämt verdrehte Herr Hinoto die Augen und fragte sich insgeheim, womit er das nur verdient haben könnte und nuschelte darum umso leiser, "Darf ich vorstellen. Das ist...mein Sohn...Kira Hinoto." Bemitleidend klopfte ihm Kira auf die Schulter. "Mein armer, alter Vater. Du trägst wahrlich ein schweres Los." "Ich bin nicht alt!" Herr Hinotos Blick ließ keinen Wiederspruch zu und netterweise verkniff er sich die nächste spitze Bemerkung, die ihm auf der Zunge lag. "Tja, also dann. Wie ich bereits gehört habe, wohnt ihr hier für eine Weile. Dann sehn wir uns ja jetzt öfter." Dabei zwinkerte er Misa zu und erntete einen vernichtenden Blick von Kojiro, der kurz davor war ihm dafür an die Gurgel zu gehen. ,Was soll dieses blöde Gezwinker! Lass ja deine fettigen Griffel von ihr, sonst....' Kojiro sah zum Fürchten aus, aber Kira schien völlig gelassen und Misa war lediglich etwas verwirrt, warum ihr Gefährte aussah wie ein Raubtier, kurz bevor es seine Beute in tausend Stücke zerfetzt. Allerdings erkannte Kira die unterschwellige Herausforderung von Kojiro nur zu gut und grinste ihn mit vor Vorfreude glitzernden Augen an. "Das könnte interessant werden." * Zur gleichen Zeit in einem heruntergekommenen Gebäude im Armutsviertel der Stadt Lodostina: "Chef, da will Sie jemand sprechen!" Der Angesprochene schien im Moment jedoch anderweitig beschäftigt und winkte nur ab, während er sich weiter der Frau unter sich widmete. "CHEF!" Die Stimme des Mannes klang dieses Mal noch flehender als zuvor und da ihm das Geschrei seines Angestellten die Laune verdarb, drehte er sich schließlich wütend zu ihm um. "WAS!!!" Genervt verdrehte er die Augen, bis er bemerkte, warum dieser so nervös war. Sein Handlanger stand an die Wand gepresst mit einer Pistole gegen die Schläfe gerichtet da und war kurz davor sich in die Hosen zu pinkeln. Relativ unbeeindruckt erhob sich der nackte Mann von seiner bisherigen Position, während die Frau ängstlich nach einer Decke griff, um sich dann darin eingewickelt aus dem Staub zu machen. "Wie ich sehe haben wir Besuch. Ich bitte Sie, nehmen Sie doch die Waffe runter. Ich habe keine Lust die Schweinerei nachher sauberzumachen." Grinsend trat nun eine zweite Gestalt aus dem Schatten und gab dem Mann mit der Pistole ein Zeichen zu verschwinden. Überglücklich flüchtete nun der bisher bedrohte Mann mit einem ziemlich verdächtig, dunklem Fleck in Schrittgegend aus dem Zimmer und ihm gefolgt, der von der Statur her als Gorilla zu bezeichnende Mann, der sich ebenfalls knurrend zurückzog. Bemitleidend und etwas angewidert sah sich der Besucher im armseligen Zimmer um, bevor er sich an seinen noch immer nackten Gegenüber richtete. Dieser setzte sich ungeniert auf das Bett und zündete sich eine Zigarette an. "Auch eine?" "Danke nein. Ich bin Nichtraucher. Ich muss mich für den rüpelhaften Auftritt entschuldigen, aber Leute der Yakuza wissen sich manchmal nicht zu benehmen." "Yakuza also? Dacht' ich mir schon fast. Und was verschafft mir die Ehre? Ich kenne Sie doch von irgendwoher." "Ich bezweifle, dass wir uns bereits begegnet sind. Normalerweise verkehre ich in anderen Kreisen. Aber es wäre möglich, dass sie schon mal ein Bild von mir in einer Zeitung gesehen haben." Forschend betrachtete er das Gesicht seines Gastes und versuchte sich daran zu erinnern, woher er ihm so bekannt vorkam. Das rötlich-braune Haar, sein gesamtes Auftreten und vor allem diese eiskalten, fast schwarzen Augen, die jedes Licht zu verschlucken schienen und nichts widerspiegelten. Er hatte das Gefühl ihn schon mal gesehen zu haben, konnte ihn aber nicht einordnen und war nun neugierig, wen er wohl vor sich haben könnte. "Dann darf ich fragen, wer Sie sind?" "Seiji Wakabashi. Sie haben bestimmt von unserem Konzern gehört. Aber das tut hier eigentlich nichts zur Sache." Erschrocken über seinen hohen Besuch sprang er vom Bett auf, starrte ihn mit großen Augen an und versuchte sich wieder zu beruhigen. Er hatte schon so einiges von Seiji Wakabashi gehört. Auch in der Unterwelt war er hinter vorgehaltener Hand mehr als bekannt und vor allem gefürchtet. Das ausgerechnet dieser etwas von ihm wollte, bedeutete bestimmt nichts Gutes. Seine Macht und sein Einfluss überstieg selbst in diesem Milieu, das der Yakuza, der japanischen Mafia, bei weitem. Japsend suchte er nach seiner Hose, bis es ihm doch noch gelang seinen Puls auf einen halbwegs normalen Rhythmus zu senken. Amüsiert beobachtete Seiji die Reaktion auf seinen bloßen Namen, kam jedoch ohne weitere Umschweife zurück zum Geschäftlichen. "Ich habe Erkundigungen über sie einholen lassen und wie ich gehört habe, ist Ihnen vor kurzem eines dieser, wie sagt man doch..., ach ja, eines dieser Blumenmädchen entlaufen. Es soll noch sehr jung gewesen sein und blau-schwarzes Haar haben." "Ja, so was kann schon mal passieren. Sie ist gleich nach ihrer Ankunft hier abgehauen. Ein anderes Mädchen hat sie vorgewarnt, aber ich habe bereits dafür gesorgt, dass so etwas nicht mehr vorkommt. Kann ich Ihnen etwas anbieten?" Dankend wies Seiji ab und kam gleich wieder auf den wesentlichen Punkt seines Besuchs. "Für sie mag es nichts Ungewöhnliches sein, aber für mich ist es wichtig dieses Mädchen zu finden und zurückzuholen. Natürlich werde ich ihre Bemühungen entsprechend entlohnen. Angeblich soll sich ein 17-jähriges Mädchen der Kleinen angenommen haben. Die letzte Spur der beiden führt zu einem sehr wohlhabenden Mann, dessen Name mir unbekannt ist, jedoch in Lodostina eine große Villa besitzen soll. Ich denke, es wird nicht allzu schwer sein diese ausfindig zu machen. Grundsätzlich ist es mir egal, was mit dem Kind passiert, aber kommt dem Mädchen nicht zu nahe. Das wären alle Spielregeln." Etwas verwirrt nahm er den Auftrag an, wagte es aber nicht nach dem Sinn der ganzen Aktion zu fragen, sondern nahm stattdessen freudig die Anzahlung entgegen. Mit einem zufriedenen Lächeln verabschiedete sich Seiji und warf die Kapuze über, bevor er den Raum verließ. ,Misa die Welt da draußen ist nun wirklich nichts für dich. Sie ist von Grund auf schlecht und je eher du das einsiehst, umso besser für dich und die Menschen, denen du begegnest.' Oh, zum ersten Mal das Auftreten von Kira. Ich gebe zu, ich mag ihn wirklich gern, obwohl er eigentlich zu Anfang gar nicht eingeplant war. Er wird in den nächsten Kapiteln auch noch eine größere Rolle spielen, aber anders als ihr vielleicht denkt... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)