Caged von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: ----------- *dröp* Meine erste FF... seid also nett zu mir. Hoffe, ich hab keine Rechtsschreibfehler übersehen o.ä. Ich hab einen leichten *hüstel* Hang zum Kitsch, verzeiht mir. Joaaah... ansonsten wünsch ich euch viel Spaß beim lesen =). *pis- chan nochmal grüüüß* LGL Ö_Ö ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ "Got for gimmick... Devise! Got for gimmick! Got for Gimmick! Got for Gimmick!! " Immer und immer wieder schreist du die Anfangszeile von "Myaku" ins Mikrofon, lauter, fordernder, bis die ganze Halle mitkreischt. Es ist unser letztes Lied, und das Publikum tobt. Wir haben fast 90 Minuten gespielt, und du scheinst immer noch kein Anzeichen jeglicher Erschöpfung zu zeigen... Erstaunlich, wenn man bedenkt, dass du fast pausenlos über die Bühne gefegt bist wie ein Dämon. Auch jetzt bist du wie immer ganz bei der Sache: du verziehst dein verschminktes Gesicht zu irren Grimassen, grinst diabolisch ins Publikum und führst seltsame Tänze auf... ich muss lächeln. Ich schaue rüber zu Kao, der grade innigst beschäftigt mit Die zu sein scheint- Er hat ihn von hinten umarmt und ist dabei, mit seiner Zunge über seinen Oberarm zu fahren. Gespielt eifersüchtig schleiche ich rüber zu den beiden und dränge mich dazwischen, was damit endet, dass wir drei irgendwie mehr oder weniger sanft auf dem Boden landen und in kindisches Gelächter ausbrechen. Ich beuge mich noch mal über Kao, küsse ihn auf die Wange, richte mich auf und ziehe meinen Lackrock wieder zurecht. Dann schnappe ich mir meinen Bass und stimme wieder in deinen Gesang ein, der zu etwas zwischen einem Kreischen und einem Keuchen geworden ist. Ich sehe dich an, und schlagartig verwandelt sich mein Grinsen in Sorge... dein nackter Oberkörper unter dem weißen Hemd ist mit roten Kratzern übersät, die du dir selbst zugefügt hast- wohl eben gerade, als ich nichts besseres zu tun hatte, als mich auf dem Boden herumzuwälzen. Das dumpfe Geräusch, das fast in Die's Gitarrensolo untergeht, stammt diesmal nicht von Shinya's Schlagzeug, sondern von dem Mikrofon, dass du dir wieder und wieder gegen die Brust schlägst. Ich weiß, dass tust du so oft auf unseren Auftritten, ich sollte dran gewöhnt sein... Doch nicht, nach dem, was heute nachmittag passiert ist. Regen prasselte gegen das große Fenster. Die Bandprobe war um 13h angesetzt. Schließlich war das unser erster Auftritt dieser Tour in Tokio, und wir wollten uns noch mal allein treffen. Shinya saß schon hinter seinen Drums und spielte mit den Sticks. Kao und Die hatten sich mit ihren Gitarren in eine Ecke verzogen und taten so, als ob sie unheimlich wichtige Handgriffe üben mussten... Handgriffe, sicher. Ich zog die Saiten auf meinem Bass neu auf, rauchte meine dritte Zigarette und schaute auf die Uhr. Halb zwei schon. Ich will grade meinen Mund aufmachen um mich bei Shinya über deine Unpünktlichkeit zu beschweren, da wird die Tür mit einem Knall aufgerissen. Du stürmst herein, schaust uns finster an und stellst dich an dein Mirkofon. Wir starren uns verwirrt an und wissen nicht wirklich, was das zu bedeuten hat. Als Kao und Die endlich aufstehen und ihre Gitarren anlegen, drehst du dich plötzlich um und fauchst uns an: "Wird's bald?! Ich hab nicht ewig Zeit!" Ich bemerke verwundert, wie du heute überhaupt aussiehst: deine Kleidung klebt nass an deinem Körper, deine gebleichten Haare hängen wirr in deinem Gesicht. Dein schwarzer Kajal ist völlig verlaufen und... deine Augen sind gerötet. Hast du etwa geweint? Du? "Kyo?" frage ich vorsichtig. "Was?!" kommt es mehr als patzig zurück. "Alles... alles in Ordnung?" "Klar... natürlich, es ist immer alles in BESTER ORDNUNG!" Die letzten Worte hast du fast geschrieen. Du trittst gegen den Mikroständer, der geräuschvoll umfällt und gegen die Wand geschleudert wird. Ein paar energische Schritte, und du stehst am Fenster und starrst nach draußen, als ob es nichts Interessanteres gäbe. Gott, Kyo... du warst wirklich nie gut darin, deine Gefühle zu unterdrücken. Shin, Kao und Die tauschen viel sagende Blicke aus, und ich stehe etwas ratlos mitten im Raum. Eine drückende Stille breitet sich aus, bis du schließlich leise sagst "Sie hat Schluss gemacht." Dann hast du dich wieder umgedreht und mich angeschaut. Ich dachte, du würdest weinen, aber was ich in deinen Augen gesehen habe, war viel Erschreckender. Verzweifelung ... diese unglaubliche Verzweifelung. Ich weiß nicht, wie lange dieser Moment dauerte, aber nach einigen Sekunden, Minuten, Stunden, hast du dich umgewandt und bist gegangen. Pünktlich zum Auftritt bist du wieder erschienen. Umgezogen, geschminkt, als ob nichts gewesen wäre. Als wir uns aufgewärmt und ein letztes Mal umarmt haben, hast du gelächelt. Doch dieses Lächeln, dieses typische Grinsen war falsch, so falsch wie eine Maske. Die letzten Töne von "Myaku" erklingen, und das Publikum applaudiert lautstark und schreit nach einer Zugabe. Du nickst uns zu und Die fängt an, "Zakuro" zu spielen. Etwas Ruhiges. Langsam, leise erklingt deine Stimme. Du stehst vorm Mikro und klammerst dich daran fest, so sehr, dass deine Fingerknöchel weiß werden. Als der Refrain beginnt, klingt deine Stimme klagend, flehend. Ich starre dich an und spüre plötzlich einen Stich im Herzen. Ich kann den Blick nicht abwenden und muss mich im letzten Moment zusammenreißen, um mich nicht zu verspielen. Ich weiß, der Text drückt wohl genau aus, wie du dich im Moment fühlst. Deine Augen weiten sich, schauen in die Ferne, über das Publikum hinweg, irgendwohin, wo dir niemand folgen kann- so gern ich es wohl auch wollte. "Ai shiteru..." flüstert du kaum hörbar und ich wünsche mir seltsamerweise, dass du nicht *sie* damit meinen würdest. Die Gitarren verstummen langsam, das Publikum tobt. Während Die, Kao und Shinya schon nach vor gesprungen sind, um sich zu bedanken, gehst du. Als du an mir vorbeistürmst, sehe ich die Tränen in deinen Augen. "Kyo, warte!" will ich dir noch hinterher rufen, als Die mich am Arm packt und zur Freude der anderen seine halbvolle Wasserflasche über meine blau- schwarzen Dreads ausleert. Die Lichter gehen langsam aus, die ersten Leute beginnen, die Instrumente abzubauen. Die hat sich doch entschieden, zusammen mit Kao Shinya zu foltern, und ich kann mich leise verziehen. Ich öffne die Tür zu unserer Gadrobe langsam, und erwarte dich wie sonst auch vorm Schminkspiegel sitzend. Ich erinnere mich daran, dass du immer erst eine Gesichtshälfte abgeschminkt hattest, und uns dann weiß machen wolltest, du seiest Dr. Jekyll bzw. Mr. Hyde. Doch der Raum ist leer. Du hast dich wohl nicht umgezogen, deine Alltagsklamotten liegen auf dem Boden verteilt herum, nur die Plateaustiefel stehen in der Ecke- neben einer fast leeren Flasche Whiskey. Du musst gegangen sein, bevor dich jemand aufhalten konnte. Aber wohin? In dem Aufzug kannst du dich unmöglich auf die Straße getraut haben: du weißt schließlich zu gut, wie aufdringlich einige Fans manchmal sein können. Ich seufze und mache mich auf die Suche. Ich laufe den Gang entlang, der mir endlos vorkommt und finde ich letztendlich ganz am Ende. Du sitzt im halbdunklen in einer Nische und starrst gegen die Wand. Einige Meter vor dir bleibe ich unsicher stehen. Was will ich hier eigentlich? Vielleicht wärst du gern allein und ... "Toshi..." Du schaust zu mir auf, schaust mich an und unheimlicherweise habe ich das Gefühl, als würdest du durch mich durch sehen, als würdest du meinen Namen wie eine Erinnerung in dein Gedächtnis zurück rufen. Ich räuspere mich, will etwas sagen... und weiß nicht was. Ich mache einen Schritt auf dich zu, stehe neben dir und lasse mich in die Hocke niedersinken. Wie zerbrechlich du aussiehst... auf der Bühne bist du immer das Energiebündel von uns, rastlos, nie müde. Auf Fotoshootings versuchst du ständig, so schrecklich wie möglich auszusehen... und jetzt? Jetzt bist du wie eingesunken, deine Arme und die angezogenen Knie geschlungen, mit leerem Blick, traurig, so traurig. Ich schlucke und lege nach einigem Zögern meine Hand auf deine Schulter. Ich weiß, du willst kein Mitleid, aber ich kann einfach nicht anders. Als keine Reaktion von dir kommt, komme ich mir ungeschickt vor, fehl am Platz. Ich will aufstehen, gehen, aber plötzlich hebst du die Hand und hältst mich am Arm fest. Ich unterdrücke meine Überraschung, und möchte dich an mich ziehen, um dich zu Umarmen, als ich weit hinter mir Die's Stimme höre: "Hey, Kyo- Chan, Tosh! Hör auf zu Knutschen, der Bus ist da, wir müssen los..." dann lacht er und ist wieder weg. Und du? Du lässt mich los, stehst auf, und siehst mich lange an. Ich kann nicht wegschauen, bin wie erstarrt, bis du dich umdrehst und langsam gehst. Du holst noch mal tief Luft, dann fängst du an zu rennen und rufst Die hinterher, ob er es grade wirklich gewagt hat, ihn Kyo- Chan zu nennen. Ich gucke dir noch lange hinterher, bis auch ich mich auf den Weg mache, während ich mich irgendwie frage, was gewesen wäre, wenn er uns nicht unterbrochen hätte. Kapitel 2: Kapitel 2 -------------------- Hey.. erstmal sorry, dass das neue Kappi etwas gedauert hat. Aber das hängt immer besonders von meiner Zeit und meiner Laune ab (die spiegelt sich ganz gut in meinen Geschichten wieder...). Danke für die Kommis, ich hoffe, das Kapitel gefällt euch. Wer Rechtschreibfehler findet, kann sie behalten- ich hab keinen Beta- Leser... Liebe Grüße. ~~~ Seit Stunden fährt der Tourbus jetzt durch die japanische Landschaft. Es ist dunkel, und man kann draußen kaum etwas erkennen. Wenn ich ehrlich bin, weiß ich nicht mal, wo wir hinfahren. Wir sind alle müde und erschöpft. Kaoru hat sich nach mit seinen X- Japan- CDs nach ganz hinten verzogen. Die sitzt neben ihm, den Kopf seiner Schulter und ist halb am einpennen. Auch Shinya liegt quer über drei Sitze und schläft tief und fest, ein seltsames Winnie Pooh- Kuscheltier daneben, das er vor einigen Jahren von einem Fan geschenkt bekommen hat. Ich sitze weiter vorne, lehne mein Gesicht an das kühle Fensterglas und grüble vor mich hin. Was ist nur los mit dir? Ich hab dich noch nie so gesehen, in den vielen Jahren, die wir uns schon kennen. Wir sind schließlich alle nicht nur Bandkollegen, sondern auch beste Freunde, Familie. Und trotzdem erzählst du eigentlich so gut wie nie von dir oder deiner Vergangenheit. Deine Freundin... Ex- Freundin haben wir auch kaum zu Gesicht bekommen. Du bringst sie selten mit, irgendwohin. Einmal war sie mit dir auf Shinya's Geburtstag damals. Sie hat nicht viel geredet, saß schüchtern bei dir und ist kaum von deiner Seit gewichen. Sie schien ein freundliches, sanftes Mädchen zu sein, vielleicht ein guter Gegensatz zu dir. Sie war genauso groß (oder klein) wie du, zierlich, hatte dunkles, langes Haar, relativ schlicht gekleidet. Die ganzen zwei Jahre, die du mit ihr zusammen warst, haben wir sie vielleicht ein Dutzend Mal gesehen. Wir anderen hatten nie ein großes Geheimnis aus unseren mehr- oder- weniger- Beziehungen gemacht. Die und Kao waren schon lange unzertrennlich, ich hatte einige kurze, oberflächliche Affären und Shinya? Der hat seinen Hund. Ich wusste, dass du sehr an ihr gehangen hast. Die wenigen Male, wenn du von ihr redetest, haben deine Augen gestrahlt, du hast regelrecht von ihr geschwärmt. Und manchmal, wenn wir weit weg von zu Hause waren, warst du stundenlang unterwegs, um ein passendes Geschenk für sie zu finden- uns hast du bei deiner Rückkehr dann natürlich erzählt, du warst in einer Kneipe- Schrägstrich- Stripbar. Hast du wirklich gedacht, wir hätten das nicht durchschaut? Du scheinst sowieso immer so, als ob du irgendetwas verbirgst, hinter deinem Lachen, hinter deiner Schminke, hinter deinem überdrehten Auftreten, denke ich mir, als ich dich beobachte. Du sitzt schräg hinter mir, dein Kopf auf einem Kissen und tust so, als schliefest du. Doch deine Augen bewegen sich unruhig, manchmal schlägst du sie auf, dann verirrt sich dein Blick kurz in die Dunkelheit nach draußen, bis du dich etwas fester in deine Decke einwickelst und sie dir halb übers Gesicht ziehst. Weißt du eigentlich, wie gern ich mich zu dir setzen würde? Ich würde dich fragen, was los ist, ob du "drüber reden" willst. Vielleicht würdest du mir dann etwas von deiner Decke anbieten und erzählen. Ich würd dir wirklich zuhören, die ganze Nacht lang... und länger. Aber ich sitze hier, wie ein Feigling. Vielleicht zwei Meter entfernt, aber es könnten auch genauso gut einhundert sein. Die schlimmste Art, jemanden zu vermissen ist direkt neben ihm zu sein und ihn doch nie erreichen zu können...Kyo... ach, Kyo. Ich hab die ganze Nacht nicht schlafen können, und bin dementsprechend schlecht drauf, als der Bus an unserem Hotel anhält. Meine Laune bessert sich auch nicht wirklich, als ich die Menschenmasse vorm Eingang sehe, die schon auf uns wartet. Versteht mich nicht falsch... ich liebe unsere Fans. Aber manchmal... ich seufze und steige hinter Shinya aus dem Bus. Das übliche Gekreische fängt an, Die und Kao sind bereits von einem Dutzend Leute umringt. Du steigst als letztes aus und dein Gesicht verrät nichts über deinen Gemütszustand. Ich drehe mich zu dir um, lächle dir aufmunternd zu. Als wir grade ein paar Schritte vorwärts gekommen sind, springt plötzlich ein Reporter auf uns zu, hält dir das Mikrofon vor die Nase: "Ist es wahr, dass Sie sich von ihrer langjährigen Freundin getrennt haben??" Mein Herz setzt für eine Sekunde aus, ich starre dich erschrocken an. Du blickst genauso drein, siehst abwechselnd mich und ihn an. Du setzt zu einer Antwort an, doch ich lasse es gar nicht erst so weit kommen, schiebe das Mikro wirsch zur Seite und zicke den Kerl an, dass er doch bitte bis zur Pressekonferenz warten soll, wenn er dazu überhaupt zugelassen sei. Dann ziehe ich dich am Arm an ihm vorbei, an ihm, an den ganzen Menschen, an Shin, Kao und Die. Ich weiß nicht, ob es durch das Gedränge kommt, oder ob ich es mir einbilde. Aber es kommt mir vor, als hieltest du mich fester an der Hand als sonst, als würdest du dich hinter mir verstecken, wie ein Kind. Als wir in der Lobby ankommen, ist es deutlich stiller. Ich hole unseren Schlüssel ab und mache mich auf den Weg zu unserem Loft. Als wir auf dem Flur ankommen, bleibst du plötzlich stehen. Verwundert drehe ich mich um. "Danke." sagst du leise, hebst den Blick nicht, siehst mir nicht ins Gesicht. Dann gehst du mit eiligem Schritt voran und wartest vor der Zimmertür. Verwirrt bleibe ich allein auf dem Gang stehen, unschlüssig, was genau du damit meintest. Schließlich folge ich dir langsam und beschließe, mir jegliche Fragen zu sparen. Ich schließe auf, ziehe meine Jacke aus und werfe sie achtlos in die Ecke. Ich bin gerade dabei, uns Tee zu kochen, als die Tür aufgeschlossen wird, und Shinya, Kao und Die reinstürmen. Die hält etwas in der Hand, was sich nach längerem Hinsehen als ein Bilderrahmen entpuppt. "Guckt maaaal!" strahlt er und hält mir das Bild vors Gesicht. Ein gezeichnetes schwarz- weiß Portrait von ihm. "Hab ich grad unten geschenkt bekommen. Von so 'nem kleinen, blonden Mädchen..." fügt er grinsend hinzu. "Tzeeee..." macht Kao und schaut ihn gespielt beleidigt an. "Also, ich fand sie süß..." meint Die mit einem Seitenblick auf ihn "und...". Der Rest geht in Kao's Gekreische unter, als er ihn mit einer Ladung Kissen bewirft. Shinya grinst nur und wuschelt dir durch die Haare. "Und? Wie schaut's bei dir aus? Gut geschlafen?" Fragt er, als er sich neben dich aufs Sofa fallen lässt. "Klar- wie ein Baby..." antwortest du lächelnd. Bevor Shinya weitere Fragen stellen kann, rufst du mir zu, wann der Tee endlich da sei, und dass ich mich gefälligst beeilen soll. Ich biege mit einem voll beladenen Tablett um die Ecke und stelle es auf den Tisch. Kaoru hat sich inzwischen entschieden, von Die runterzukrabbeln und aufzuhören, ihn ohne Pause mit dem Hotelkissen zu schlagen. Dementsprechend zerzaust sieht dieser auch aus, als er sich mit einem schiefen Grinsen zu uns setzt. Kao zieht einen Stapel Notizen hervor (typisch Leader- sama... immer am Arbeiten) und wirft sie neben das Tablett. "Ein paar Ideen, die mir so im Bus eingefallen sind..." grinst er. "Achwas... ich dachte, ihr wart zu beschäftigt." säuselt Shin und guckt Die bedeutungsvoll an. "Nicht beschäftigt genug, wie es scheint." kicherst du, bevor du in einem halbschweren Lachkrampf ausbrichst, an dem auch böse Blicke seitens Kao und Die nichts ändern. Shin liest sich die Zettel aufmerksam durch, nickt zwischen anerkennend, bevor er die Seiten mit seinen dünnen Fingern umblättert und weiterreicht. Es ist einige Zeit vergangen, inzwischen ist es nachmittags, als wir von unserer Besprechung aufstehen. Mein Rücken tut wirklich verdammt weh und müde bin ich immer noch. Die und Kao sind im Badezimmer verschwunden, unter dem Vorwand, sich umzuziehen und zu schminken, nachdem sie beschlossen haben die Hotellobby samt Bar etwas unsicher zu machen. Was sie darin wirklich machen, will ich nicht wirklich wissen... Shinya hat sich schlafen gelegt und du sitzt wie immer vor irgendeinem Videospiel. Wie unglaublich süß du aussiehst, der Joystick mit den Händen umklammert, der Blick fest am Bildschirm, dein Gesicht völlig konzentriert, kaust du auf deiner Unterlippe herum. Deine schmalen Brauen heben und senken sich in gleichmäßigen Abständen, sei es aus Überraschung, Verbissenheit oder Ärger. Dann grinst du wieder siegessicher- ein Gegner weniger. Ich liege neben dir auf dem Sofa und schaue runter zu dir, werde müder, immer müder. Ich merke grade noch, wie du den TV ausschaltest und mir kurz durchs Haar wuschelst, bevor ich endgültig weg bin. Es ist noch dunkel, als ich wieder aufwache. Ich friere und habe einen widerlichen Geschmack im Mund. Ich greife nach der nächstbesten Flasche, trinke einen kräftigen Schluck daraus und hätte ihn fast wieder ausgespuckt- wieso zur Hölle muss Die eigentlich immer seine halbleeren Bierflaschen überall stehen lassen? Die Situation wird nicht besser, als ich beim Aufstehen halb über das liegen gelassene Joystick- Kabel stolpere. Fängt ja gut an. Ein kurzer Blick ins erste Schlafzimmer verrät mir, das Die und Kao auch schon wieder da sind- es muss also doch später sein, als angenommen. Nun.. ist eigentlich auch egal, einschlafen kann ich sowieso nicht mehr. Ich seufze und mache mich auf den Weg in die Küche. Nach einem Schluck inzwischen kaltem Tee geht's mir schon besser, oder zumindest bilde ich mir das ein. Ich friere trotzdem immer noch und mache mich auf die Suche nach meinem Koffer. Als ich an deinem Zimmer vorbei schleichen will, sehe ich, dass deine Tür offen ist. Ich will eigentlich gar nicht reingehen, nicht einmal gucken, aber irgendwie finde ich mich mitten in deinem Zimmer wieder. Du schaffst es immer wieder, in binnen weniger Stunden eine Unordnung zu schaffen... erstaunlich. Auf deinen quer verteilten Klamotten liegt ein zerknickter Zettel mit deiner Handschrift. Im Halbdunklen lässt sich deine Schrift noch weniger entziffern als sonst. "Jessica" steht in großen Lettern mitten auf dem Blatt. Ein Songtext? "kokoro niha koe wa naku kokoro ni mo uta wo nakusi sizuka ni kimi wo matu todokanai kimi made ha todokanai kimi no koe wo mituke dasezu" Der nahezu ganze Rest ist durchgestrichen oder unleserlich. Immer und immer wieder lese ich die Zeilen, als ob ich sie nie wieder vergessen wollte. Meine Hand klammert sich um das Stück Papier, zerknittert es noch mehr. Ich schaue zu deinem Bett, trete näher. Die Decke ist halb auf den Boden gerutscht. Du liegst auf dem Bauch, den Kopf auf die Seite gedreht und die Arme an den Körper gepresst. Ich beuge mich runter zu dir, lege mein Gesicht ganz nah an deins. Vorsichtig streiche ich eine Strähne hinter dein Ohr. Ich höre dich gleichmäßig atmen, deine Augen bewegen sich unruhig hinter den Lidern. Wovon du wohl träumst? Ob ich in deinem Traum vorkomme? Ich liege hier, ganz nah bei dir. Nicht mal mehr fünf Zentimeter trennen mich von dir, und doch bist du so unendlich weit weg. War es nicht immer so? Egal, wie nah dir Personen stehen, wie lange sie dich schon kennen... Keiner kann wirklich hinter deine Fassade sehen, Kyo... Ich stehe auf, drehe mich langsam um, schließe leise deine Tür. Ich lehne mich gegen den Rahmen und atme tief durch. Als ich den Kopf wieder hebe, sehe ich Die aus seinem Zimmer schauen. Als er mich bemerkt, grinst er und zeigt fragend in Richtung Wohnzimmer. Als ich neben ihm auf dem Boden hocke, zündet er sich eine Zigarette an und sieht mich aufmerksam an. "Alles in Ordnung, Toto?" lächelt er. Eine Sekunde vergeht. Zwei. Drei, und ich schweige. Dann schlucke ich, räuspere mich kurz. Lächeln, Toshiya, dann fällt nichts auf. "Hai, sicher. Was soll sein?" Ich greife zur offenen Weinflasche, die neben dem Sofa steht und setze sie an meinen Mund an und stelle sie nicht eher wieder hin, bis der Inhalt um die Hälfte geschrumpft ist. Die nimmt das mit einer hochgezogenen Braue und bedeutungsvollem Nicken zu Kenntnis... "Aha. Das sieht man.". Kyo's Worte fallen mir ein: ,Klar... natürlich, es ist immer alles in BESTER ORDNUNG!' und ich muss willkürlich leise auflachen. "Toshimasa... " Seit wann nennt Die mich mit vollem Namen?! Ich schaue ihn an. Die kurzen Haare stehen in alle Richtungen ab. Seine Augen wirken so klein, wenn er müde und ungeschminkt ist... und irgendwie besorgt. Wegen mir? "Mh?" Ich schaue ihn fragend an, kann seinem Blick aber nicht standhalten. Das konnte ich noch nie. "Ich merk doch, wenn was nicht okay ist mit dir. Wir kennen uns schon lang genug. Und das du mit mir reden kannst, müsstest du inzwischen auch wissen, oder?" Ich nicke langsam, unwillig. Meine Augen starren auf den Teppich. Ich weiß, ich werde gleich wieder anfangen zu heulen, wenn das so weitergeht. Ich entscheide mich dafür, die Flasche ganz zu leeren, stelle sie auf den Boden, ganz langsam. Obwohl ich sie im Moment lieber gegen die nächste Wand geschmissen hätte. Kapitel 3: Kapitel 3 -------------------- So.. endlich das dritte Kapitel. Ist etwas kurz geraten, aber ich fand die Stelle so geeignet für ein Kapitelende *hehe*. Jetzt passiert auch endlich was.. aber ich will auch nicht zu viel verraten. Ich freue mich über Kommentare, Anmerkungen, Kritik und Ideen, also her damit :). Liebe Grüße an alle netten Kommi- schreiber und besonders an mein pis- chan- vieh ^_^... ***** "Mir geht's gut, wirklich." Meine Stimme klingt viel zu leise, viel zu zittrig, um auch nur ansatzweise überzeugend zu wirken. Ich ziehe meine Knie an den Körper, schaue Die an und versuche zu lächeln. Er schüttelt den Kopf, drückt seine Zigarette aus und meint: "Ich bleibe hier jetzt so lange sitzen, Toto, bis du mir erzählst, was los ist. Und du auch, das schwöre ich dir!" Er schaut mich gespielt böse an, aber ich weiß, dass er's ernst meint. Ich kenn ihn halt schon lang genug... Okay. Ich versuche meine Gedanken zu sammeln, meine Gefühle irgendwie in eine Reihenfolge zu bekommen, die man erzählen kann. Ich male mit meinem Zeigefinger unsichtbare Muster auf den Teppich und seufze. "Ich bin verknallt. In Kyo." Rutscht es mir raus. Gut. Wir haben uns also auf die auf- die- Fresse- Methode entschieden. Mehr oder weniger freiwillig. Ich spüre Die's Blick in meinem Gesicht. Stechend. Verwirrt. Fragend. Kreise, Spiralen, Quadrate. Ist schon toll, was man alles so auf den Boden malen kann... Ich beiße mir auf die Unterlippe und fühle die ersten Tränen auf meinen Wangen. Ich bin ein ganz schönes Weichei. Ich schniefe, hebe den Kopf und glotze an die Wand. Ich kann ihn jetzt nicht angucken. Es kommt mir vor wie eine halbe Ewigkeit, bis Die mir seine warme Hand auf meine Schulte legt. "Hey. Ist schon okay, Toto." "Nee." Flüstere ich "Nichts ist okay. Gar nichts." Und dann heule ich wirklich los. Er rutscht näher, legt seinen Arm um und zieht mich zu sich. Ich kralle meine Hände in sein Shirt. Wie ein Kind wiegt er mich sanft hin und her, streicht über meinen Kopf, bis ich mich wieder halbwegs beruhigt habe. Was würde ich nur ohne diese Band machen? Als ich wieder vernünftig atmen kann, fragt er mich, wie lange ich das schon weiß. "Keine Ahnung. Vielleicht schon immer. Und ich hab's mir nie eingestehen wollen. Vielleicht seit dem Tag, als er so aufgelöst zur Probe erschienen ist... er war so schwach, so wütend... Und er ist es immer noch. Mehr als sonst. Ich will ihm helfen, Die, aber ich kann nicht... Ich kann nicht." Als er nichts erwidert rede ich weiter "Ich fühl mich so hilflos, wenn ich ihn leiden sehe... Er tut immer so stark, so tough, als ob ihn nichts umwerfen könnte, aber mir kommt's vor als ob er schon längst am Boden sei. Anfangs war noch alles okay, aber als der Ruhm kam, die Presse, Auftritte, Interviews, Fotoshootings jeden Abend... ein 24 Stunden Job. Je mehr es für die Band bergauf geht, geht's für ihn bergab... und jetzt noch das mit seiner Freundin. Es tut mir so weh, ihn verletzt zu sehen. Er versucht es zu verbergen, aber ich bin doch kein Vollidiot... Es sind diese bestimmten Momente, ein Blick, eine Bewegung, die Art, wie er redet. Ich will ihm doch nur helfen... Ich.. Ich will..." Meine Stimme klingt erstickt "ich will doch nur bei ihm sein, Die..." Tränen hinterlassen dunkle Flecken auf dem Teppich. "Kennst du das Gefühl, für nichts nütze zu sein? Dass alles, was du anfasst, daneben geht, egal wie sehr du es versuchst? Dass du sinnlos bist, Müll dieser Welt, den niemand braucht. Wie eine Maschine, die man erfunden hat, die nie funktioniert. Kyo war der erste Mensch, der mir jemals das Gefühl gegeben hat, etwas wert zu sein. Er hat mir damals in den Arsch getreten, mir aufgeholfen und die Gitarre in die Hand gedrückt und gesagt ich sollte gefälligst aufhören, mich selbst zu bemitleiden und endlich anfangen zu spielen. Er hat mir erklärt, dass es immer einen neuen Morgen gibt, egal was passiert. Das ist Jahre her und jetzt? Bin ich ihm dankbar dafür, unendlich dankbar. Ich verstehe, was du an ihm magst, Toshi. Kyo ist gleichzeitig der Schwächste und der Stärkste von uns. Das Glied der Kette, die alles zusammenhält." Die's Stimme klingt genauso leise wie meine. "Ja. Und wenn er zerbricht, fallen wir alle..." Ich weiß nicht, ob ich die letzten Worte gedacht oder gesagt habe. Aber mir fällt auf, dass ich zum ersten Mal wirklich ausgesprochen habe, wie ich über Kyo fühle. Nicht nur zu Die, auch mir selbst gegenüber hab ich es eingestanden. Das, was ich vielleicht schon lange vor mir her geschoben habe und nie wahr haben wollte. Als wir vom Boden aufstehen, beginnt es draußen bereits hell zu werden. Die ersten Sonnenstrahlen suchen sich ihren Weg durch die Wolken, um einen neuen Tag anzumelden. Es gibt immer einen neuen Morgen. Egal, was passiert. Ich hab mich in mein Zimmer verdrückt, mich auf mein Bett gelegt, um wenigstens zu versuchen, etwas Schlaf zu finden. Vergebens. Ich bin viel zu nachdenklich, viel zu versunken. Ich dachte, ich kenne meine Band in und auswendig. Aber eigentlich geben wir selten zu, wenn uns was bedrückt, etwas wirklich Privates. Wir versuchen, nie irgendwelche Schwächen oder Ängste zu zeigen, immer aufrecht zu gehen, nie aufzugeben. Sicher, wenn etwas nicht in Ordnung ist, reden wir drüber, aber nicht... tiefer gehend. Wir sagen, wenn uns etwas nicht passt, und das war's. Genau wie du. "Sie hat Schluss gemacht." Das war das Einzige, was du dazu gesagt hast. In diesem Moment stürmt Kao herein, nimmt Anlauf und schmeißt sich mit seinem Fliegengewicht auf mich drauf. "Aufsteeeeehn, Schlafmütze!" kreischt er lachend in mein Ohr, während er mich unsanft schüttelt. Wunderbar. Jetzt bin ich taub und seekrank. Und vor allem wach. Ich schnappe ihn an der Hüfte, ziehe ihn mit mir zu Boden, halte ihn fest und kitzele ihn durch, bis er vor Lachen nicht mal mehr um Hilfe rufen kann. Du kommst auf einmal in mein Zimmer, stehst in der Tür und ziehst nur grinsend eine Augenbraue hoch, rufst "Ich nahe zur Rettung, holde Maid!" und meinst damit natürlich Kao. Du versuchst mich von ihm weg zu zerren, ziehst an meinem Arm und als keine Reaktion außer einem Lachen kommt, beißt du mir in die Hand. Ich fange an rumzuquengeln, lasse mit dem anderen Arm Kao los und bemerke gleichzeitig, dass das keine gute Idee war. Der nämlich nutzt das aus, schubst mich um und einen Augenblick später liege ich auf dem Boden. Und du sitzt mit einem breiten Grinsen auf meinem Bauch. Deine Hände schließen sich blitzschnell um meine Handgelenke und du drückst sie neben meinen Kopf auf den Boden. Du beugst dich über mich und schaust mir in die Augen. "Guck mal, Kao... ich hab ein Toto gefangen!" säuselst du, ohne den Blick von mir zu nehmen. Und ich? Ich liege da, atemlos und angespannt, wage mich kaum zu rühren. Dein Gesicht ist so nah an meinem, kaum eine Handbreit... ich müsste meinen Kopf nur etwas anheben und... Argh! Nein, Toto, lass das. Einfach tief durchatmen. Dann wird alles wieder gut, versuche ich mir krampfhaft einzureden. "Ergibst du dich?" fragst du, immer noch breit grinsend. "Ääääh..." "Hmmm. Und was krieg ich, wenn ich dich loslasse? Ich find's nämlich recht angenehm hier, weißt du?" "Äääähm... " Super. Das mit dem Sprechen übe ich dann noch mal allein. Mein Herz schlägt so schnell, dass es eigentlich jeder hier im Raum hören müsste. Und wenn du meine Hände nicht so fest halten würdest, würdest du merken, wie sehr sie zittern. Und dann? Dann beugst du dich noch etwas nach unten, so schnell, dass ich es kaum registrieren kann und küsst mich geräuschvoll. Dann fängst du an zu lachen, lässt mich los und meinst, dass du ja nicht so sein willst. Kao schreit im Hintergrund irgendwas von Vergewaltigung, bis du ihm auf den Rücken springst und ihr zusammen die Tür herausstolpert. Und ich liege auf dem Rücken, starre an die Decke und durch sie hindurch. O- kay. Atmen nicht vergessen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)