Ein einzelner Brief von Puh-Schell (Draco x Harry) ================================================================================ Kapitel 6: ~6~ -------------- I dream about how it's going to end Approaching me quickly Leaving a life of fear I only want my mind to be clear People making fun of me For no reason, but jealousy I fantasise about my death I'll kill myself from holding my breath My suicidal dream Voices telling me what to do My suicidal dream I'm sure you will get your's too Help me, comfort me Stop me from feeling what I'm feeling now The rope is here, now I'll find a use I'll kill myself, I'll put my head in a noose My suicidal dream Voices telling me what to do My suicidal dream I'm sure you will get your's too Dreamin' about my death, dream... suicidal, suicidal, suicidal dream... - Suicidal Dream, Silverchair "Sirius, beruhig dich!" zischte Remus Lupin in das Ohr des großen, schwarzen Hundes, der an seiner Leine zog und am liebsten wahrscheinlich durch die Korridore von Hogwarts gesprintet wäre. Doch der schwarze Hund zog nur weiter an der Leine und hörte nicht auf den Werwolf. "Oh, verdammt..." Remus ließ die Leine los und setzte zur Hetzjagd hinter Sirius an. Die Schüler in den Korridoren und Hallen von Hogwarts sahen den beiden mit komischen Blicken hinterher: Ein schwarzer, grimmartiger Hund, der von einem etwas heruntergekommeneren Mann gejagt wurde. Einige der älteren Schüler erkannten den Mann als Remus Lupin, den netten Werwolf der früher einmal hier unterrichtete. Remus konnte dank seines Werwolfsdaseins gut mit Sirius mithalten und beide kamen zur gleichen Zeit in Dumbledores Büro an. Remus keuchte und schnappte erst mal nach Luft. Dann sprach er das Passwort: "Blutlutscher." Sirius packte er schnell am Kragen, denn der schwarze Hund wäre schon fast drauf los gesprintet, als der Gargoyle zur Seite sprang. "Ruhig, Sirius. Dumbledore wird alles erklären." Gemeinsam machten die beiden ihren Weg nach oben und kamen schließlich in Dumbledores Büro an. Einmal dort verwandelte Sirius sich sofort zurück und knurrte, ziemlich hundeartig. "Was ist mit Harry?" Dumbledore seufzte. "Sirius, Remus, setzt euch bitte." Doch Sirius hatte nicht die Absicht, sich zu setzen. Er verschränkte seine Arme. "Was ist mit Harry?" Wieder seufzte Dumbledore. "Sirius, das was ich zu sagen habe fällt mir sehr schwer..." Dumbledore legte eine Pause ein und überlegte, wie er es am besten ausdrücken konnte. "In der vergangenen Nacht hat einer meiner Alarme mich geweckt. Und zwar der Alarm für den Astronomieturm. Von dem Alarm her, fiel jemand den Turm hinunter." Sirius Augen weiteten sich. "Den Turm? Harry ist den Turm runter gefallen? Oh Gott... ist er in Ordnung? Warum ist er gefallen, hat ihn jemand geschubst? Wer hat ihn geschubst?" Dumbledore deutete Sirius an, ruhig zu werden. "Harry geht es sogar sehr gut, den Umständen entsprechend. Severus war noch wach und hat Harry insofern vom Fallen gehindert, dass es ihm recht gut geht." Sirius atmete tief aus und ließ sich jetzt doch in einen Stuhl fallen. Remus saß schon seit der anfänglichen schlechten Nachricht traurig in einem Stuhl zusammengesackt. "Ich glaube das ist das erste Mal, dass ich Snape dankbar bin." murmelte Sirius. Dumbledore räusperte sich. "Das ist nicht alles." Sirius horchte auf. "Was? Also hat ihn jemand gestoßen. Und ihr habt den Stoßer? Oder ist er verschwunden?" Dumbledore schien sehr bedrückt zu sein jetzt. "Nein, Sirius... Niemand hat Harry gestoßen. Harry ist gesprungen." Sirius und Remus schienen das überhaupt nicht richtig verstanden zu haben. "Er hat versucht sich selbst umzubringen." sagte Dumbledore. Sirius Mund klappte mehrmals auf und zu und Remus vergrub seinen Kopf in seinen Händen. "Aber... wieso? Wie kommt er auf so eine Idee... warum? Wo ist er? Im Krankenflügel?" Dumbledore schüttelte seinen Kopf. "Nein, unten bei Severus im Kerker." Sirius sprang auf und zog Remus mit sich hoch. "Los Remmie, wir müssen runter." Sirius regte sich nicht mal mehr darüber auf, dass sein Patensohn bei Severus Snape war. Im Augenblick wollte er den Jungen bloß sehen. ~*~ Severus musste fast lächeln, bei dem Anblick den Millicent abgab. Die vier hatten gegessen und Severus hatte Pansy und Millicent angedeutet, dass es wohl besser wäre, wenn sie jetzt gingen - und niemandem etwas sagten. Pansy war aufgestanden und hatte noch mitgeholfen, den Tisch abzuräumen, während Millicent sich zu Harry gedreht hatte und ihn angelächelt hatte. "Harry, wenn du jemals Probleme mit irgendeinem Schüler hast, dann komm zu mir, ja? Ich kümmere mich drum. Und bei uns im Kerker bist du sicherlich immer willkommen. Du kannst immer vorbeikommen. Wir könnten ja über die neuste Mode quatschen." Damit hatte sie den verdutzten Harry angelächelt und war aufgestanden. Jetzt standen Pansy und Millicent an der Tür und Millicent lächelte Harry immer noch an. "Kommen sie morgen wieder in den Unterricht, Professor?" "Wahrscheinlich nicht." meinte Severus. "Oh, wie schade. Die Vertretung ist einfach grausam. Ehrlich." Millicent wandte sich an Harry. "Dürfen wir morgen wieder kommen?" Harry wirkte sehr unsicher und stand nur an der Flurwand, als wenn er darin verschwinden wollte. Severus runzelte die Stirn. "Also, von mir aus dürft ihr morgen gern wieder vorbeikommen." Millicents Lächeln wurde breiter. "Oh, wie toll. Was meinst du Harry, wie wäre es wenn ich einen Modekatalog mitbringe? Da gibt es auch viele Sachen für Jungs drin! Wir könnten ja mal sehen was dir am besten steht!" Harry senkte seinen Kopf etwas und nickte kaum merklich. Millicent verabschiedete sich mit einem fröhlichem ,Bis Morgen!' und verschwand mit Pansy in den Gang. Severus schloss die Tür hinter den beiden wieder ab und wandte sich an Harry. Er gab ihm ein kleines Lächeln. "Kommst du mit in die Küche, Harry?" Harry war noch sehr unsicher in Severus Nähe, aber Millicent war irgendwie so nett und beruhigend gewesen... Unsicher folgte Harry Severus in die Küche. Severus räumte die letzten Reste noch weg und setzte sich dann an den Tisch. Harry setzte sich nervös an das andere Ende des Tisches. Severus seufzte. "Harry, ich..." Er legte eine Pause eine und suchte nach den richtigen Worten. "Harry. Ich weiß nicht... genau, warum du dich selbst töten wolltest, ich kann es nur erahnen. Und wenn du jemals darüber sprechen möchtest, kannst du es immer tun, du brauchst mich nur zu fragen. Wahrscheinlich willst du das gar nicht und das kann ich verstehen. Ich will dich nicht unter Druck setzen. Ich werde dich nicht mit Fragen löchern. Aber ein paar Fragen wirst du mir beantworten müssen." Severus suchte in Harrys Gesicht nach Emotionen und diesmal sah er welche... Nervosität, Angst, Verzweiflung und etwas, was Severus zwar schon gesehen hatte, aber nicht gerne bei Leuten, vor allem Kindern sah: Todeswunsch. "Keine Sorge, Harry, nur drei Fragen." Harry schien trotz Severus Versicherung, sehr aufgebracht zu sein. "Also, erste Frage: Haben die Dursleys, deine Verwandten dich regulär geschlagen?" Harry schien das eine Zeit lang durch zu kauen, dann nickte er. ~Das hatte ich mir ja schon gedacht.~ "Waren es ständig Schläge, auch bei sehr kleinen Sachen?" Harry nahm sich wieder etwas zeit, dann nickte er wieder. ~Letzte Frage.~ "Seit wann schlagen sie dich, Harry? Wie alt warst du, als es angefangen hast?" Harry stockte und blickte nervös auf die Tischplatte vor sich. Severus wartetet geduldig und hakte nicht nach, Harry würde ihm antworten, wenn er es sagen wollte - und eine gezwungene Antwort könnte auch falsch sein. Schließlich hörte Severus Harrys schwache Stimme: "Seit ich mich erinnern kann." ~Oh verdammt.~ Das war schlimmer als Severus erwartet hatte. Severus stand auf und setzte sich neben Harry wieder. "Harry. Ich verstehe sehr gut, dass du nicht mit mir darüber reden willst. Und wie gesagt, du musst nicht. Aber... viele von den Slytherins haben ähnliche Probleme wie du. Vielleicht würde es dir besser gehen, wenn du mit ein paar von ihnen sprichst. Wenn du willst, kannst du jeden Tag mit Millicent sprechen." Harry hob seinen Kopf etwas und sah Severus aus seinen Haarsträhnen aus an. Severus lächelte beruhigend und lehnte sich etwas vor, aber ohne Harry zu berühren. Kinder, die missbraucht worden waren mochten oft überhaupt keinen Körperkontakt oder es trat das Gegenteil ein und sie trachteten nach jedem Körperkontakt... Severus merkte sich, dass er darüber noch einmal nachdenken musste, um sich Harry gegenüber richtig zu verhalten. Bis dahin setzte er lieber auf die sichere Methode und fasste Harry nicht mehr an als unbedingt nötig. Ein Klopfen an Severus Tür riss ihn aus seinen Gedanken. Harry wurde wieder nervöser und spielte mit dem Saum seiner Robe. ~Das sind doch keine richtigen Kleider... Ich sollte mit Millicent wirklich darüber reden, ihm neue zu besorgen.~ "Severus?" Harrys Gesicht schreckte hoch und Severus war in zwei Schritten an der Tür. Unsicher blieb er vor ihr stehen. "Severus? Bist du da? Dumbledore sagte uns, du wärest hier unten." Das Klappern eines umfallenden Stuhls lies Severus sich umdrehen. Harry war wieder in seinem Zimmer verschwunden. ~Wunderbar. Dummer Gryffindor!~ Severus riss die Tür fast auf und zischte Remus und den schwarzen Hund an: "Lupin! Wenn du bei Dumbledore warst, weiß du ja schon was los ist. Also schrei hier nicht so wie ein Idiot! Er war gerade etwas herausgekommen aus sich und ihr beiden Idioten macht alles zu Nichte!" Severus funkelte sie einen Augenblick lang an, beruhigte sich dann aber wieder. Remus sah bleich aus, eher leichenblass, und seine Hände zitterten, ein sicheres Zeichen, dass der Werwolf schwer getroffen war von den Neuigkeiten. Der Hund Black sah sehr aufgebracht aus und grollte bedrohlich. "Hört auf hier ein Spektakel zu machen und kommt rein." Remus nickte und Hund und Werwolf traten über die Schwelle. ~*~ Pansy und Millicent waren inzwischen wieder im Slytherin Gemeinschaftsraum. Blaise, ein braunhaariger Slytherin ihres Jahrgangs mit auffallend gelben Augen, kam ihnen schon entgegen gerannt. "Was ist?" fragte Pansy sofort alarmiert. Blaise keucht etwas. Er war anscheinend einen längeren Weg gerannt. "Schon wieder Draco. Kurz nach dem der Professor wieder weg war, hat er sich oben im Bad eingeschlossen. Zuerst haben wir uns nichts dabei gedacht, aber bis jetzt ist er nicht rausgekommen und man kann ihn ständig weinen und schniefen hören." Pansy nickte und wetzte sofort die Treppe hoch, Millicent an ihren Fersen. Im Kerker zu wohnen hatte auch seine Vorteile. Der Großteil des Kerkers war nicht benutzt. Früher hatten Ravenclaw und Slytherin ihre Experimente hier unten durchgeführt und bis jetzt machte man nicht viel im Kerker. Deshalb stand den Slytherins viel mehr Platz zu Verfügung - abgesehen vom Westflügel, in dem die Ravenclaws ihr hauseigene Bibliothek hatten. Da so viel Platz vorhanden war, konnte man gut Einzelzimmer vergeben falls gewünscht oder größere Schlafsäle für mehr Personen machen, falls man das wollte. Man konnte aber auch viel mehr Badezimmer und Duschzimmer einrichten. Die Slytherins hatten neben ihrem Gemeinschaftsraum auch noch einen Entspannraum, der mit vielen Kissen und weichen Möbeln ausgestattet war und der gerne von allen benutzt wurde. ,Das Bad oben' war jedoch ein ganz spezielles Bad. Jeder kannte die Geschichte von Esmeralda Slytherin, die sich vor gut siebzig Jahren dort selbst das Leben genommen hatte und allgemein als die letzte Slytherin gegolten hatte, da ihre Schwester verschwunden war. Das Bad lag drei Treppen über allen anderen Slytherin Räumen und damit wirklich ,oben'. Es war an sich sehr schön ausgestattet, aber die Blutlache, die niemand wegmachen konnte störte das Ambiente schon sehr. Draco mochte das Badezimmer und schloss sich darin immer ein, wenn er sich mies fühlte oder aber wenn er nachdenken musste. Keiner der anderen Slytherins verstand wieso, aber wenn Draco das wollte, sollte er es tun. Dummerweise schnitt Draco sich dort auch gerne. Pansy war an der Tür angekommen, Millicent schnaufte die Treppe hinauf. Millicent war kein schlankes Model sondern etwas untersetzter und rauchte daher etwas länger für den Weg nach oben. Vorsichtig klopfte Pansy an die Tür. "Draco?" Ein Schniefen war von drinnen zu hören. "Geh weg Pansy." Pansy war etwas beruhigter. Draco lebte noch und schien auch noch recht gesund zu sein, wenn man der Stimme nach ging. "Draco, was ist? Was hat dich aufgeregt?" Draco antwortete nicht. Pansy biss sich auf die Zähne und wartete auf Millicent, die gerade ankam. Pansy war nicht gut in solchen Dingen. Millicent sollte das regeln. Professor Snape hatte jetzt wirklich keine Zeit, wenn Harry da war. Harry! Das war eine Idee! Pansy bekam eine Erleuchtung. Vielleicht, wenn Draco und Harry mal in ruhe zusammenkämen... aber dafür musste es Harry zuerst besser gehen. Ob Professor Snape allen Slytherins bescheid sagen wollte? Auf ihre Unterstützung konnte man zählen. Seitdem Severus Snape der Hauslehrer war, hatte Slytherin viele gute Schüler hervorgebracht. Dem Haus ging es wieder besser. Pansy erinnerte sich an einen alten Spruch, den ihre große Cousine ihr mal erzählt hatte und der früher ein mal sehr populär gewesen war: Slytherin ist wie eine große Familie. Ein Kind, dass dort landet, braucht auch eine Familie. Was man damit meinte, war, dass viele Slytherins oft Probleme hatten. Aber dank Professor Snape ging es ihnen allen jetzt viel besser. Das gesamte Haus und viele Abgänger der letzten zehn Jahre würden geschlossen hinter ihm stehen, komme was wolle. Millicent klopfte leicht an die Tür. "Du sollst weggehen Pansy!" fauchte Draco. "Ich bin's Draco! Ich wollte fragen, ob ich dein neues Gedicht lesen kann!" rief Millicent durch die Tür. Pansy lächelte Millicent an und lehnte sich an die Wand neben der Tür. Draco schniefte wieder laut. "Jetzt nicht." Seine Stimme war miserabel und verweint. "Was ist denn? Hat wieder jemand einen dummen Kommentar gemacht? Wir mögen dich alle, Draco, das weißt du!" Draco schniefte wieder. "Geh weg." Seine Stimme brach am Ende. "Draco, du bist einer unserer besten Freunde. Wir helfen dir immer. Du kannst uns ruhig sagen was los ist." Millicent überlegte einen Augenblick. "Hat das was mit vorhin zu tun? Hat Professor Snape etwas gesagt?" Draco hatte bei seinem Anfall vorhin auch nicht sagen wollen, wieso er sich wieder geschnitten habe. Auf einmal hörte man Draco wieder leise heulen. "Er hat sich über meine Gedichte lustig gemacht." Millicent und Pansy erstarrten und sahen sich an. "Wer? Professor Snape?" Draco schniefte. "Nein. Weasley." Pansys Hand fuhr an ihren Mund. Oh Gott! Hatte Weasley etwa eins von Dracos Gedichten gelesen. "Wie ist der denn an eins deiner Gedichte gekommen? Der ist es doch gar nicht wert, sie zu lesen. Deine Gedichte sind so schön, dass Weasley sie eh gar nicht versteht Draco!" rief Millicent durch die Tür. "Ich habe eins fallen gelassen auf dem Weg nach unten. Weasley hat es aufgehoben. Er hat gesagt ich hätte kein literarisches Gefühl." Wieder heulte Draco erbarmungslos. "Draco, auf Weasley musst du ehrlich nicht hören. Du schreibst wirklich sehr gut, das weißt du doch!" "Er hat gemeint, nicht mal Harry würde so einen Schund lesen." Millicent verstand. Da also lag der Haken. Draco war absolut fasziniert von Harry Potter. Ihm zu sagen, dass Harry seine Gedichte als Schund ansehen würde, verletzte ihn tief. "Aber Draco, Weasley hat sich mit Harry gestritten. Was weiß der schon über seinen Geschmack." "Aber er kennt ihn schon seit vier Jahren." Pansy biss sich auf die Zunge. So gut konnte er ihn ja gar nicht kennen, dachte sie gehässig. Sonst wäre er ja nicht jetzt in Professor Snapes Zimmern. "Draco, ich bin sicher, Harry würde deine Gedichte lieben." Ein einsamer Schniefer hallte durch die Tür herüber. "Meinst du?" "Absolut! Du weißt doch, wie letztes Jahr Granger sich mit Weasley gestritten hat und gemeint hat, Harry hätte einen viel besseren Geschmack was das Lesen angeht als er? Und das Harry gerne Poesie lesen würde? Garantiert mag er deine Gedichte." Es waren Schritte zu hören. Ein, zwei, drei, vier, fünf kleine Schritte. Draco öffnete die Tür. Sein Gesicht war verheult, seine Augen rot und kleine Tränenspuren waren noch auf seinen Wangen. "Du bist dir sicher?" "Ja! Weißt du was uns Professor Snape gerade noch erzählt hat? Er sagte, er müsse Harry auch Extra-Unterricht geben. Vielleicht kann er eins deiner Gedichte anonym bei ihm abgeben? Dann könnte er dir ja sagen, was Harry darüber denkt." Dracos Gesicht hellte sich auf. "Das würde gehen?" Draco schien von dieser Idee absolut begeistert zu sein. Millicent lächelte. "Ich bin mir sicher. Frag ihn doch, wenn er heute Abend seine Runde macht." Draco schloss die Tür hinter sich und Pansy bemerkte zum Glück keine neuen Blutspuren an Dracos Robenärmeln. Draco redete bzw. murmelte halb über das Gedicht, das er unbedingt noch zu Ende schreiben müsse, oder ob er doch lieber das andere nehmen sollte? Millicent und Pansy liefen mit ihm mit nach unten und hörten nur halb hin, in dem Wissen, dass Draco seine Depressionsphase erst mal hinter sich hatte. ~*~ Severus lies Sirius und Remus sich an den Tisch setzen und holte ihnen jeweils ein Glas Scotch. Remus nahm das Glas freudig entgegen und kippte es in einem Zug herunter ohne etwas zu sagen. Sirius rührte das Glas nicht an. ~Na, sie sind sehr wohl um ihn besorgt. Normalerweise trinkt Black und Lupin ist der Abstinenzler.~ "Snape, wie geht es Harry und was genau ist passiert? So viele Einzelheiten wie möglich." Orderte Black. Normalerweise würde Severus sich nicht herumkommandieren lassen, aber das hier war eine besondere Situation. Erst machte Severus sicher, dass Harry nicht lauschte. Severus wusste aus Erfahrung, dass Leute mit Erfahrungen wie Harry nicht gerne mitanhörten, wie über sie geredet wurde. Severus setzte sich ebenfalls an den Tisch. "Gestern Abend erreichte mich ein Brief. Zuerst war ich überrascht, aber nach dem ich ihn gelesen hatte, war ich besorgt. Harry hatte einen Abschiedsbrief geschrieben und ihn mir geschickt." Sirius grollte immer noch aufgebracht und Remus sah Severus bleich an. "In dem Brief stand etwas, was darauf schloss, dass er sich vom Astronomieturm stürzen wollte. Also bin ich schnell zum Fuße de Turmes gerannt und habe seinen Fall gebremst. Leider nicht komplett, aber anschienend gut genug." Severus legte eine kurze Pause ein. "Er hat zwei angeknackste Rippen, einen Riss am Arm und einen etwas lästigen Kratzer am Hals, wodurch das Sprechen ihm noch etwas schwer fallen wird in den nächsten paar Tagen. Vom körperlichen her ist das alles. Zumindest alles, was er von dem Fall bekam." Sirius horchte auf und Remus griff nach Sirius Scotch. "Was meinst du damit Snape?" Severus seufzte. "Er hat verschiedene alte Narben und Wunden an seinen Armen und auf dem Rücken. Bis vorhin hatte ich gehofft, diese seien alle durch Unfälle beim Quidditch und durch seine Abenteuer entstanden, aber inzwischen weiß ich, dass er regulär von den Muggeln bei denen er bleiben sollte, geschlagen wurde." Sirius starrte Severus an und Remus legte langsam sein Gesicht in seine Hände. Ein leise Schluchzer entfuhr ihm. "Oh Merlin." murmelte Sirius. Dann sprang er plötzlich auf. "Ich bring sie um!" "Sei nicht blöd Black! Das nützt dem Jungen überhaupt nichts! Du solltest hier beleiben und dich ordentlich um ihn kümmern. Er braucht jetzt Leute, die ständig für ihn da sind." "Ach, und deswegen ist er auch bei dir, was Snape?" fauchte Sirius. "Erinnerst du dich an den alten englischen Spruch, Black? Den über Slytherins? Wie ich mich erinnere hast du ihn sehr gemocht." Siriu schien verwirrt "Welchen Spruch? Meinst du: Slytherin from head to toe, have no family but many a foe?" Severus nickte. "Genau den. Er ist war, wisst ihr? Viele Slytherins haben familiäre Probleme, oft solche wie Harry." Sirius setzte sich wieder hin. "Viele? Aber wieso...?" "Das weiß ich nicht, nicht im ganzen. Kleine Gründe gibt es viele. Wahrscheinlich spielen sie zusammen, Aber ich weiß, wie man mit solchen Kindern umgeht. Und wenn ihr beide vorhat, hier zu bleiben und bei dem Jungen zu bleiben, dann werdet ihr euch benehmen!" Remus erhob wieder seinen Kopf. "Kein Problem, Severus. Ich bleibe hier." Sirius nickte ebenfalls. "Das wird kein Problem sein, Snape. Ich will nur, dass es Harry besser geht." "Wunderbar. Dann können wir uns jetzt ja über eine Therapie unterhalten." ~*~ Harry hatte sich wieder auf das Bett gelegt. Er musste nachdenken. Er war sich sicher gewesen, dass niemand ihn mochte, mögen konnte. Aber Millicent hatte sich so anders verhalten... und Pansy und Snape schienen ihn auch nicht zu hassen. Konnte sie ihn mögen? Gab es da überhaupt einen kleinen Schimmer Hoffnung für Harry? Und Sirius und Remus? Würden sie ihn hassen oder nicht? In diesem Augenblick überfiel Harry einfach nur panische Angst und kleine Tränen fingen an, ihm über die Wangen zu laufen und das Kissen zu nässen. Harry hatte angst. Angst davor, dass die ihm gerade gezeigte Hoffnung sich nur als Illusion erweisen könnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)