Fernes Ägypten ... von its-me (...naher Geliebter) ================================================================================ Kapitel 5: Erste Schatten ------------------------- Hapuseneb war in den Audienzsaal des Pharaos gerufen worden, zu seinem Entsetzen bemerkte er, dass Breori mit auf dem Rücken gefesselten Händen und gesenktem Kopf auf dem Boden kauerte. "Ah, da ist auch der Hohepriester, gut, folglich können wir mit der Anklage beginnen!", sagte der Pharao. Irritiert sah Hapuseneb zwischen Breori, dem Pharao sowie den anderen Würdenträgern umher. "Der Steinmetz Breori wird angeklagt, heilige Grabkammern des Königshauses entweiht und geplündert zu haben und zwar in den Nächten..." Es folgte eine Aufzählung besagter Nächte. Wie in Trance vernahm Hapuseneb die Worte. ,Was wurde Breori vorgeworfen? Eine Grabschändung aus blanker Gier? Wann genau? In den Nächten der Festtage?' Hapuseneb atmete erleichtert auf, auch wenn er bereits vorher nicht an Breoris Unschuld gezweifelt hatte, so konnte er jene nun auch beweisen. Nachdem der Schreiber die Anklage verlesen hatte, bat Hapuseneb, das Wort ergreifen zu dürfen. Der Pharao nickte als Zeichen seiner Zustimmung. "Breori kann dieses frevelhafte Verbrechen unmöglich begangen haben, dafür bürge ich mit meinem Leben", begann er. Der Pharao sah ihn forschend an, einige Berater flüsterten miteinander oder warfen ihm verständnislose Blicke zu. "Nun, wenn du dir so sicher bist, dein eigenes Leben dafür zu verpfänden, solltest du gravierende Beweise für Breoris Unschuld vortragen können.", richtete der Pharao sich an ihn. Hapuseneb nickte, "die habe ich, mein Pharao. Breori kann das Verbrechen nicht begangen haben, weil er die gesamte Zeit über mit mir zusammen war." Entsetzte Blicke. Raunen. Breori hatte zum ersten Mal seit Beginn der Anklage den Kopf gehoben und sah nun Hapuseneb an. Der Pharao gebot Ruhe, indem er die Hände erhob. "Gut, du hast mit deinem Leben gebürgt und ich vertraue deinem Wort, doch sollte sich ein ähnlicher Vorfall erneut ereignen, wisse, dass er es mit dem Leben bezahlen wird. Laßt ihn gehen!", befahl er den Wachen. Nachdem Breori von den Fesseln befreit worden war, verneigte er sich vor dem Pharao und verließ in aufrechter Haltung den Saal, im Vorbeigehen warf er Hapuseneb einen flüchtigen Blick zu. Der Pharao entließ alle anderen Anwesenden ebenfalls, nur Hapuseneb hielt er noch zurück. "Ich hoffe, du täuscht dich nicht in ihm. Manch einen macht die Liebe blind, mein Freund." Hapuseneb verneigte sich huldvoll vor ihm, anstelle einer Antwort, und ging wortlos hinaus. ,Und ich mich nicht in dir, Hapuseneb', dachte der Pharao, als er dem stolzen Hohepriester nachsah. Hapuseneb suchte sofort nach Breori, wie erwartet traf er diesen, unter einem Feigenbaum sitzend, im Garten an. Noch immer zeichneten die roten Striemen der Fesseln sich auf seinen Handgelenken ab. Hapuseneb kniete sich vor Breori und ergriff dessen Hände, berührte mit seinen Lippen die roten Abdrücke. "Danke, Hapuseneb. Ich würde so etwas niemals tun." "Ich weiß, das weiß ich, Breori. Ich hege keine Zweifel an dir." Liebevoll strich er dem Freund über die Wange, ehe er ihn küsste. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)