Bloody Nights von -Shiranui- (B/V A/U) ================================================================================ Kapitel 8: Keyword - Vampire ---------------------------- Bloody Nights 8. Keyword - Vampire Zwitschernd flatterten einige Vögel durch das makellose Hellblau des Himmels. Keine Wolke wagte das perfekte Bild der strahlenden Nachmittagssonne zu stören. Ihre wärmenden Strahlen flossen sacht durch die Straßen, über die Wiesen und über die sich in den Straßen tummelnden Menschen. Mitten unter ihnen schritt eine Frau mit einem pechschwarzen Ledermantel neben einem düster wirkenden Mann. Bulma blickte verstohlen zu ihm hinüber, der lässig rechts neben ihr lief. Er hatte seine Hände tief in seiner Lederjacke vergraben (er schien wohl auf Leder zu stehen), seine leeren Augen wurden von einer dunklen Sonnenbrille verdeckt. Er sah zwar unnahbar, vielleicht sogar ein wenig angsteinflößend aus, aber sonst ganz normal. Wieder war Bulma dazu geneigt sich zu fragen, ob er wirklich so ein Monster war, wie sie vermutet hatte. Vielleicht war das doch alles ein Traum gewesen. Hah, es konnte nicht sein, dass jemand einfach so halb aus einer Wand schlüpfte.. oder? Wäre er ein echter Vampir, so wie sie es aus Sagen und Geschichten kannte, würde er doch nicht so locker durch die warme Sonne laufen können. Er müsste längst zu Asche verfallen sein… „Nur junge Vertreter meiner Art zerfallen beim kleinsten Sonnenstrahl zu Asche. Ältere, Erfahrenere erleiden lediglich höllische Schmerzen und verbrennen schließlich, wenn sie zu lange der Sonne ausgesetzt sind.“ Bulma zuckte zusammen, als seine dunklen Worte zu ihr herüber raunten. Er lief dicht neben ihr und grinste nun ein Mal mehr, was sein hochgezogener Mundwinkel verriet, der über seinen Kragen ragte. Sein Kinn lag tief darin verborgen und so waren lediglich seine markanten Wangen, seine Nasenspitze und seine Stirn sichtbar. Alles andere war in tiefes schwarz gehüllt, ob es nun seine Jacke, seine Brille oder seien Haare waren, alles war einfach nur zutiefst schwarz. Hatte sie etwa ihre Gedanken laut ausgesprochen ohne es zu merken? Und wenn er also ein älterer seiner Gattung war, so litt er also im Moment unter höllischen Qualen? Ein leises glucksendes Lachen entwich dem Mann neben ihr. „Fragen über Fragen… Nun, ich bin ein wenig älter als manch anderer, korrekt. Das grelle Licht der Sonne tötet mich nicht, versetzt mir nicht mal Schmerz, lediglich ein leichtes unangenehmes Kribbeln. Ergebnis jahrzehntelanger Übung. Und Gedanken müssen nicht ausgesprochen, um gehört zu werden.“ Bulma spürte unsichtbare Wurzeln, die sie am Gehen hindern wollten, die sie unerbittlich festhalten wollten. Doch sie widerstrebte dem Drang, stehen zu bleiben. Nein, sie beschleunigte ihren Schritt sogar. Obwohl es helllichter Tag war, wurde ihr alles nun mehr und mehr unheimlich. ‚Gedanken müssen nicht ausgesprochen, um gehört zu werden‘. Oh sie wollte über die Bedeutung dessen nicht ein Mal nachdenken. Sie wollte über gar nichts mehr nachdenken. Wieder hallte ein dunkles Lachen neben ihr auf. Verfluchter Bastard! Sie versuchte sich auf den Weg zu konzentrieren. Sie kannte dieses Viertel nicht und so hatte dieser Typ, dieses Ding, ach, was auch immer er/es war, vorgeschlagen, erst zum Darkside zu gehen, wo sie sich schlussendlich auch auskennen würde. Viel zu lange schien ihr der Weg, viel zu düster der Schatten, der sie zu verfolgen schien. Der Tag schien mehr und mehr sein schützendes Licht zu verlieren und viel zu früh ein schwarzes Dunkel zu versinken. Es fröstelte die blauhaarige Frau, was bot mehr Schutz als das helle Tageslicht, das warme weiße Sonnenlicht, das sanft über die Haut strich. Doch in diesem Moment verlor das weiße Licht all seine Magie. Der Schutzschild der Helligkeit schien ihr keine Bedeutung mehr zu haben. Alles wurde von dieser herzlosen Bestie verschlungen. Menschen liefen an ihnen lachend vorbei, Autos hupten, Kinder kreischten… nichts von alledem bekam Bulma mit, alles schien verschwommen an ihr vorbei zu ziehen. Ein seltsames Gefühl, als würde sie durch den Tunnel einer fremden Dimension wandern. Die Stille die eingetreten war, trieb sich wie ein Pflock durch ihr Herz… Ein Pflock… Sie blickte verstohlen wieder zu ihrem Begleiter, der vor sich hinstarrte. Nun, soweit sie das beurteilen konnte, verdeckte seine Brille doch jegliche Möglichkeit, seinen Blick zu erahnen. Neugierde hatte sie gepackt und mit dieser war es ihr möglich, die quälende Stille zu durchbrechen. „Nun, wenn Sonnenlicht also tatsächlich junge.. Vampire tötet. Na ja, was ist dann mit den Sagen und Geschichten. Sind diese auch wahr?“ Endlich eine Regung in seinen Gesichtszügen. Bulma erkannte eine Augenbraue, die sich nach oben schob. „Ich meine Weihwasser, Knoblauch, ein Kreuz und natürlich den klassischen Pfahl durch das Herz.“ Wieder glucksendes Lachen. Wie sie dies langsam zu verfluchen begann. Unentwegt schien er sich über sie lustig zu machen. War es so abwegig, diese Fragen zu stellen? „Nicht abwegig. Aber wäre es nicht unklug von mir zu verraten, was einem Vampir schadet und was nicht?“ „Wohl wahr. Und wäre es nicht schlichtweg anständig, sich nicht ohne das Einverständnis des anderen in seinen Gedanken herumzutreiben?“ „Toché, vergib mir meine Aufdringlichkeit.“ Wieder diese seltsame Höflichkeit. Bulma hätte darüber nachgedacht, ob er wohl etwas damit bezwecken wollte, wäre nicht vor ihnen endlich das Darkside aufgetaucht. Sie verspürte ein innerliches Grollen, als ihr ein schwerer Brocken vom Herzen glitt. Auch wenn das Darkside keine guten Erinnerungen mehr beherbergte, sie fühlte sich nun doch wieder auf sichererem Boden. Sie wusste wieder wo sie war, sie kannte den Weg und dieses Wissen ließ den sonnendurchfluteten Tag nicht mehr so dunkel erscheinen. Das Licht begann die Dunkelheit zu durchbrechen und erreichte sie wieder. Sie musterte das Gebäude kurz, das bei Tag wie ein schäbiges Lagergebäude wirkte. So sehr es die Scheinwerfer bei Nacht zum Glänzen brachten, so erbärmlich und schmuddelig ließ es die gleißende Sonne erscheinen. „Was für ein hässlicher Ort.“ Ihr leises Flüstern glich einem fast unmerklichen Windhauch, der jedoch für Vegeta unüberhörbar war. Er betrachtete sich selbst kurz das angesagte Darkside, das bei Tage seinen Schimmer, seinen Glanz verlor. Ja, die Sonne zeigte oft das, was die Dunkelheit verbarg. Das Sonnenlicht zeigte ohne Erbarmen die Hässlichkeit dessen, was das Mondlicht in Schönheit verwandelte. „Die Schönheit des Tages ist nichts im Vergleich zur Schönheit der Nacht. Das, was das Sonnenlicht hässlich zeichnet, wird vom Mondlicht mit Schönheit übermalt.“ Bulma seufzte leise. Tatsächlich, sie hatte das Darkside nie bei Tag gesehen, es hatte nie zu ihrem Leben bei Tag gehört, es hatte immer nur in der Nacht existiert. Ebenso wie sie selbst ihr Leben tagsüber in Einsamkeit fristete, ein Leben das nachts zu Asche zerfallen war, als wäre es nicht ihr eigenes. Doch nun würde auch die Nacht von der Einsamkeit des Tages verschlungen werden. Sie spürte, wie sich ihr Herz zusammen zog. Eine Träne unterdrückend ging sie weiter, dicht gefolgt von ihrem Begleiter. Vegeta hatte ihre Gefühlswandelung bemerkt, sie schien sich jedoch zu verbieten, die Traurigkeit die sie befallen hatte auf ihren Gesichtszügen zu zeigen. Er spürte ihren Inneren Zwist, verbot sich jedoch jedes weitere Eintauchen in ihre Gedanken. Seine Ehre war es, die es ihm verbot. Stattdessen beobachtete er die Gebäude, an denen sie vorbei liefen. Ihm blieb nicht verborgen, dass sich die Viertel immer mehr besserten, sich immer mehr empor hoben in eine bessere Gesellschaft. Obwohl die Frau die hintersten Gassen verwendete, war der Wandel des Wohlstandes immer deutlicher zu sehen. Er selbst hielt sich selten in solchen Vierteln auf. In ihnen war nur wenig Beute zu machen und auch war es oft so, dass diese Viertel gut bewacht waren. Es gab hier also nur unnötigen Ärger, Ärger, den es hier schon immer gegeben hatte. Ob heute oder hundert und aberhundert Jahre zuvor. Der Wohlstand blendete, benebelte die Sinne, machte Habgierig und Rachsüchtig. Vegeta erinnerte sich nur dunkel an seine früheren, jungen Tage. Damals, als er ein junger Vampir gewesen war, noch naiv und unbedacht gehandelt hatte, als Kriege das Land erschütterten, der Adel sich dekadent vom Pöbel abhob und die Hälse der Frauen so zart gewesen waren, dass sie einen jungen Mann und Vampir wie ihn um den Verstand hätten bringen können. Wie viele dieser Hälse er genossen hatte, wie viele er durch zu ungezügelte Leidenschaft ausgesaugt und getötet hatte. Im Schutz seiner dunklen Brille betrachtete er sich den Hals, der aus seinem Mantel ragte. Solche zarten Geschöpfe waren selten geworden, solch makellos blasser Taint, der reizvoll das zaghafte Blau der Venen preisgab. Vegeta schrak ein wenig aus seinen Gedanken, als sich der Hals in seinem Mantel bewegte. Die Frau blickte ihn fragend an. Sie hatte also seinen Blick gespürt, nicht schlecht. Ein unscheinbares Grinsen huschte über seine Lippen und sein Blick richtete sich wieder gelangweilt auf die gepflasterten Wege. Bulma musterte den Mann neben sich fragend. Sie war sich nicht sicher, aber sie hatte das ungute Gefühl, dass er sie angestarrt hatte. Diese verfluchte Brille! Sie atmete tief durch und konzentrierte sich ihrerseits wieder auf den Weg. Beruhigt stellte sie fest, dass sie bald zu Hause sein würde, in ihren eigenen vier Wänden, in Sicherheit. Sicherheit.. war es überhaupt noch ein sicherer Ort, wenn die schwarze Sonnenbrille mit den schwarzen Haaren und der schwarzen Lederjacke ihre Wohnung kannte? Sie war verrückt gewesen, sein Angebot angenommen zu haben. Wie war sie auf die Idee gekommen, dass er es aus reiner Gutmütigkeit tat? Wann hatte sie ihren Verstand ausgeschaltet und das schutzlose, verängstigte Mädchen in sich aktiviert, das sich von einem Wolf verführen ließ? Bulma schob es auf die Tatsache, dass die letzten beiden Tage einfach zu verrückt gewesen waren. Selbst ihr Verstand, der nicht unbedingt zu den schwächeren zählte hatte das Recht, ein Mal falsch zu liegen, auch er hatte ein Mal eine Pause verdient. Hatte es aber gerade jetzt sein müssen, wo sie doch von so einem Wahnsinnigen verfolgt... begleitet... was auch immer, wurde? Bulma schnaubte kaum hörbar, was aber die Aufmerksamkeit ihres Begleiters auf sie zog. Dieser Kerl hatte Ohren wie ein Luchs. So setzte sie ein gespielt sicheres Lächeln auf und raunte gedrückt fröhlich „Wir sind bald da“, ‚zum Glück‘ fügte sie in Gedanke noch hinzu. Sie hätte dieses seltsame Schweigen und diese verfluchte Brille auch nicht länger ertragen. Ein Jauchzen unterdrückend konnte sie auch schon ein paar Häuser weiter ein blitzendes Hochhaus entdecken, das weit über alle anderen ragte und dessen gläserne Fassade in der Nachmittagssonne glänzte. Vegeta knurrte, als ihn das intensive spiegelnde Licht traf, das die großen Fenster des Hauses reflektierten. Selbst für ihn war dieses starke Licht ein wenig schmerzhaft. Ah, das war es also, die bescheidene Behausung des Ex-Sextoys. Er brauchte nicht ihre Gedanken, um dies glasklar zu erkennen. Ihr Schritt war sich beim Anblick des Hochhauses schneller geworden, ebenso schlug ihr Herz deutlich stärker und dementsprechend lauter. Er konnte hören wie es stetig pochte und das sauerstoffarme Blut in die Lungen pumpte, um von dort wieder angereichert in die linke Herzkammer zu fließen, wo es schließlich wieder in den Körper entlassen wurde. Abwesend glitt sein Blick wieder über ihren Hals, dort wo ihre zarten Gefäße wohnten und ihr Blut fließend durch den Körper transportierten. Seine Zunge strich langsam über seine Lippen… „Wir sind da, hier wohne ich.“ Worte, die Bulma eher zu sich selbst sagte als zu ihm, sie fielen voller Erleichterung, ähnlich einem Seufzen aus ihrem Mund und landeten schließlich zusammen mit einem weiteren Brocken, der von ihrem Herz gerutscht war im Nichts. Wieder schrak Vegeta aus seinen Gedanken. Sein Durst hatte sich gemeldet und er hatte sich darin verloren. Er würde sich nachher wohl oder übel einen Nachmittagssnack suchen müssen. Noch ein Mal betrachtete er sich die Frau, die vor ihm gerade eine gläserne Tür öffnete und hindurch schritt. Hm, natürlich wäre sie ein potentieller Snack, vielleicht sogar ein ganzes Menü, würde es ihm nicht seine Ehre verbieten. Nun, auch der Geruch von diesem Ekel Zarbon der noch dezent an ihr klebte war ein klarer Ausschlussgrund. Vegeta betrat hinter ihr die Eingangshalle, die einer edlen Hotellobby glich und ein paar lederne Sessel aufwies sowie einige Getränkeautomaten. Seine Nase rümpfte sich beim Anblick des Marmors, der sich spiegelnd vom Eingang bis zu den gläsernen Aufzügen zog. Dekadent! Er folgte der Frau, an deren Hüften sein geliebter Mantel hin und her schwang und ignorierte den unnützen Prunk, der ihn umgab. Bulma drückte nervös auf den Aufzugknopf und war erleichtert, dass nach nur einigen Sekunden das dezente piepen anzeigte, dass soeben ein Fahrstuhl angekommen war, der sie schnellstmöglich in ihre Wohnung befördern würde. Auch war sie sehr erleichtert, dass um diese Zeit immer sehr wenig Betrieb hier unten war. Die Leute würden sich nur unnötige Fragen stellen, wenn sie hier in einem solchen Aufzug und mit einem solchen „Begleiter“ auftauchte. Sie grinste hämisch über diesen Gedanken. Die Leute interessierten sich sonst nie füreinander, außer es könnte sich um irgendeinen Skandal handeln oder eine Harmlosigkeit, aus der sich ganz leicht ein Skandal erfinden ließ. Sie hatten für so etwas ein besonderes Gespür. Na, hier hatte sie wenigstens kaum mehr etwas zu befürchten. Sie umklammerte ihren schmalen Körper mit ihren Armen und ließ das starke Leder unter der Bewegung raunzen, während der Lift in die Höhe schnellte. Der Typ stand lässig neben ihr und starrte vor sich hin, jedenfalls vermutete sie das. Mit einem weiteren „Pling“ signalisierte der Lift, dass sie endlich angekommen waren. Bulma presste sich durch die sich öffnende Lifttür und schlich einer Katze gleich über den ebenfalls mit Marmor ausgelegten Gang. Sie hörte hinter sich Stiefel dunkel hallen, die sie unaufhörlich verfolgten. Sie zischte innerlich. Wenn sie sich bemühte mit ihren Hochhackigen möglichst leise über den glatten Boden zu huschen, hätte er sich wenigstens ein bisschen anstrengen können. Doch unbeirrt knallten seine Stiefel dumpf auf den kühlen Marmor. Bulma blickte sich ein Mal kurz um, konnte aber immer noch keine Menschenseele entdecken. Sie blickte dabei auf den ganz in Schwarz gekleideten Mann und gluckste sacht. Ja, sie konnte wirklich keine Menschenseele entdecken. Schnell steckte sie dann den Schlüssel in ihr Schloss, stockte jedoch, als sie hinter sich „Bulma Briefs“ raunen hörte. Sie drehte sich steif um und verlor sich schließlich in einem schwarzen Augenpaar. Vegeta ließ den Namen, der in einer edlen Schrift dezent in einem Schild neben der Tür prangerte über seine Zunge rollen, während er seine Brille abnahm. Er bemerkte, wie sich die Frau… Bulma, versteifte, als er diesen aussprach und schmunzelte über ihre nervöse Reaktion. Als ob es nicht schlimmer wäre, wenn ein Massenmörder wusste, wo sie wohnte, anstatt ihres banalen Namens. Als eine Tür am anderen Ende des Ganges klackte, erwachte sie wieder aus ihrer Starre und packte ihn an seinem Kragen, um ihn daran in ihre Wohnung zu ziehen und die Tür geräuschvoll wieder zu schließen. Ihr Atem hatte sich durch diese leichte Anstrengung stark beschleunigt, aber der Auslöser dafür war wohl eher die innere Anspannung und Aufregung. Bulma’s Hände umklammerten immer noch den ledernen Kragen als sie bemerkte, dass sie kräftig daran zog, wodurch sich sein steinharter Oberkörper ein wenig an den ihren presste. Ihr Atem hauchte über seinen Nacken während sie versuchte, ihre Gedanken zu sammeln und diese kindliche Nervosität abzuschütteln. Ruckartig ließ sie ihn los und räusperte sich verlegen. Ablenkend war sie ihre Schlüssel klimpernd in eine Schale und versuchte so möglichst lässig zu wirken. „Nun, äh.. also, danke für die Begleitung und so.“ Sie lief quer durch die den weitläufigen Raum, versuchte wohl, den größtmöglichen Abstand zu ihm zu gewinnen. Vegeta betrachtete sich gelangweilt die kleine aber edle Küche zu seiner Linken, die Garderobe zu seiner Rechten und warf seinen Blick schließlich wieder auf die Gestalt der Frau, die im fahlen Licht der Sonne, das sich durch die halb geöffneten Jalousien presste, in dem Teil des riesigen Raumes stand, der wohl das Wohnzimmer darstellte. Zumindest verrieten das die schwarze Ledercouch und der Glastisch, der elegant und glänzend davor stand. Ein Anzeichen war ganz klar auch der riesige Flat Screen, der protzig an der Wand prangerte. „Gern geschehen“ erwiderte er, als er sich neben sie stellte. „Vegeta“ Bulma hatte den Drang unterdrückt aufzuquieken, als er plötzlich lautlos neben ihr aufgetaucht war. Nun, hätte er sich nicht vorher auf dem Gang auch die Mühe machen können? Sie blickte ihn fragend an und verschränkte die Arme vor ihrer Brust. „Vegeta, so nennen mich die, die es leid geworden sind, mich Monster, Vieh oder Ding zu nennen. Da ich nun schließlich deinen Namen weiß, ist es nur fair, wenn du auch eine angemessene Bezeichnung für mich benutzen kannst.“ Röte stieg in ihre Wangen als sie seine Hand ergriff, die sich ihr elegant entgegen gestreckt hatte. Ach, schon zum X-ten Mal fühlte sie sich heute wie ein kleines dummes Schulmädchen. Vegeta also schüttelte ihre Hand stark und doch sacht, während ihr Griff wohl eher an wabbeligen Pudding erinnerte. „Ja, also Danke, äh, Vegeta.“ „War mir ein Vergnügen.“ Bulma war ernsthaft bemüht, das Schulmädchen in ihr auf grausamste Weise zu zerfleischen, doch er machte es ihr nicht unbedingt einfacher „Also, mach’s gut.“ Bulma hatte ihre schmale Hand von seiner großen Pranke gelöst und hatte nun eigentlich erwartet, dass er ihren Gruß erwidern und dann endlich verschwinden würde, sodass sie damit beginnen konnte, ihn und diese beiden Tage zu vergessen. Doch er blieb wie angewurzelt stehen und blickte sie erwartungsvoll an. Verdammt, was konnte der denn noch wollen? Sie hatten gezwungen Höflichkeiten ausgetauscht, sie hatte sich brav bedankt… warum verschwand er jetzt nicht einfach? „Der Mantel war eigentlich nur als eine Leihgabe gedacht…“ „Oh“ feuriges Rot überflog abermals ihre Wangen und hielt sich hartnäckig, als sie den Mantel hastig von sich schälte und ihm reichte, wieder knarrte das edle Material leicht dabei. Hätte sie sich heute eigentlich noch dämlicher anstellen können? Vegeta nahm den Mantel behutsam an sich und warf ihn über seinen rechten Arm. Wäre er nicht so lässig gekleidet gewesen, hätte er fast wie ein klassischer Gentleman ausgesehen, der höflich den Mantel einer Dame entgegen nahm. Bulma glaubte auch, den Hauch einer Verbeugung zu erkennen, als er sich ihr zuwandte und noch ein kurzes „Auf Wiedersehen, Bulma.“ über seine Lippen streichen ließ. Während seiner dezenten Verbeugung klimperte etwas kaum hörbar aber in der Stille der Wohnung verstärkt an seinem linken Ohr. Bulma kniff die Augen zusammen und konnte einen Ohrring erkennen, dessen dunkles Silber sein Ohr umschmeichelte und am Ende ein Kreuz trug. Völlig perplex beobachtete sie, wie er sich wieder aufrichtete und nicht auf die Tür zu trat, sondern sich einem weit durch den Raum fallenden Schatten ihrer kleinen Bar näherte, der sich plötzlich auszubreiten und zu verfinstern schien. Mit seinem typischen Grinsen schritt er hindurch und war verschwunden. ~*~+~*~ Die späte Abendsonne hatte sich lange verabschiedet und hatte der Dunkelheit nachgegeben, die nun das Himmelszelt mittels millionen kleiner Sterne erstrahlen ließ. In den Straßen der Großstadt kehrte Ruhe ein, zumindest das Maß an Ruhe, das eine Großstadt bieten konnte. So war in den ärmeren Vierteln immer wieder das alarmierende Geräusch von unterschiedlichen Sirenen zu hören, das sich an den Hochhäusern brach und irgendwo im Nichts verstummte, sodass es nie dort an kam, wo die Häuser edler und die Straßen sauberer wurden. Dort hoch oben in einem modernen gläsernen Palast schliefen dessen Bewohner sorglos einem weiteren monotonen Tag entgegen. Doch nicht alle hatten das Glück, dass sie der Schlaf ereilte, der sie in ihre hübschen Träume gleiten ließ. Bulma warf das Laken, das ihren kühlen Körper bedeckt hatte frustriert von sich. Mit feuchten Haaren und duftender Haut lag sie in ihrem himmlischen Bett, völlig erschöpf und verlangend nach Schlaf. Doch dieser wollte und wollte sie nicht heimsuchen. Sie hatte sich heute schon zum zweiten Mal geduscht. Das erste Mal sofort, nachdem dieses.. nachdem dieser Vegeta verschwunden war. Perplex hatte sie danach keine Ruhe gefunden, war rastlos in der Wohnung hin und her getigert. Ein weiteres Mal vor einigen Minuten, so kalt, dass ihr der kalte Wasserstrahl die Luft aus den Lungen zu saugen schien und sie in den ersten Momenten wie ein Fisch an Land nach Sauerstoff geschnappt hatte. Doch immer noch hatte sie das Gefühl, dass ihre Haut zu brennen schien. Sie schnaubte laut und rollte sich auf den Bauch, während sie ihr Kopfkissen umklammert hielt, nur um den intensiven Geruch von Leder in sich aufzunehmen. Murrend drehte sie sich wieder auf den Rücken und streckte die Arme von sich. Wie konnte es nur sein, dass dieser Geruch immer noch an ihr haftete? Wie sehr sie sich selbst verfluchte, dass sie diesen Duft auch noch zu mögen schien. Nein! Laut durch die Nase ausatmend versuchte sie ihn durch ihre Nasenlöcher zu vertreiben. Den ganzen Abend war sie damit beschäftigt gewesen, ihre Gedanken zu sammeln, hatte versucht, das Geschehene zu verstehen, hatte es danach analysiert, war alles noch ein Mal Punkt für Punkt durchgegangen (zumindest das, an das sie sich erinnern konnte) und hatte anschließend versucht, jeglichen Gedanken daran zu verdrängen. Nichts schien das Gewirr in ihrem Kopf in klare Bahnen lenken zu können. Es schien, als wäre ihr natürlicher Filter zerstört und ihre Erinnerungen und Gedanken flögen völlig orientierungslos durch ihre Nervenstränge und Gehirnwindungen. Mit einem leisen Aufschrei setzte sie sich schließlich auf und blickte durch das große Fenster neben ihrem Bett zur Stadt hinaus. Außergewöhnlich viele Sterne schmückten den Nachthimmel und während sie sich auf den konzentrierte, der ihr am hellsten entgegen schimmerte, verflog auch ganz langsam das Gewirr in ihr. Nun, es war schlussendlich ganz einfach, entweder sie hatte das alles heute wirklich erlebt oder sie hatte ihren Verstand im gestrigen Meer von Wein völlig verloren. Da Bulma jedoch nicht und niemals… gut, in Anbetracht dessen, was heute passiert war durfte sie sich einen Einmaligen Zweifel ausnahmsweise eingestehen. Jedenfalls zweifelte sie nun nicht mehr an sich und ihrem ausgeprägten Verstand und ihre Intelligenz, daher musste wohl ersteres den Tatsachen entsprechen. Unscheinbar nickte sie dem Stern über ihr zu und richtete sich auf. Ihre nackten Füße Tappten über den glatten Boden und ihr schwarzes Seidennegligé schmiegte sich dabei an ihre schwingenden Hüften. Sie kletterte auf einen ihrer beiden Barhocker und klappte den Laptop auf, der sie sogleich mit seiner Begrüßungsmelodie empfing. Ein eingegangenes E-Mail ihres Chefs ignorierend (das konnte sie auch noch morgen erledigen) öffnete sie ohne Umschweife das Internet und Tippte das Suchwort „Vampir“ ein. Vielleicht verhalf ihr dies zu mehr Klarheit. ‚Vampire sind im Volksglauben und der Mythologie Blut saugende Nachtgestalten und zwar meist wiederbelebte menschliche Leichname, die von menschlichem oder tierischem Blut leben und übernatürliche Kräfte besitzen. Je nach Kultur und Mythos werden den Vampiren verschiedene Eigenschaften und magische Kräfte zugeschrieben.‘ Nun, durch Wände gehen war wohl eine dieser ‚magischen‘ Kräfte. ‚Vampire sind Untote Geschöpfe in Menschengestalt, die in ihren Grabstätten hausen und tagsüber in ihrem Sarg schlafen. Sie zeichnen sich durch ihr bleiches Äußeres aus und ernähren sich ausschließlich von Blut. Wohl deswegen besitzen Vampire ein abnormes Gebiss, welches sich vor allem durch seine spitzen Eckzähne, die als Beißwerkzeuge genutzt werden, auszeichnen soll. In vielen altertümlichen Darstellungen ist von zwei, seltener von vier Eckzähnen die Rede. Mit diesen fügen Vampire ihren Opfern, welche vornehmlich menschlich sind, eine Bisswunde zu, welche sich zumeist in der Halsgegend an der Schlagader befinden soll. Anschließend trinken sie vom Blut ihrer Opfer, um ihren Blutdurst zu stillen. Anderen Darstellungen zufolge sollen Vampire Menschengestalt haben, doch können sie sich in Fledermäuse oder riesige fledermausähnliche Kreaturen verwandeln.‘ Bulma rief sich noch ein Mal das breite Grinsen ins Gedächtnis, das sie schlussendlich wirklich verabscheut hatte. Die spitzen oberen Eckzähne waren tatsächlich überdurchschnittlich lang gewesen. Aber, wenn sie es genau bedachte, wäre tatsächlich das das einzige Merkmal gewesen, das irgendwie darauf hindeutete, dass es sich hier um keinen Mensch handeln konnte. Noch nicht ein Mal das wäre aber ein Beweis gewesen, konnte man sich doch heutzutage diese optische Veränderung bei fast jedem Zahnarzt machen lassen. Sie fröstelte bei dem Gedanken, dass er so menschlich aussah und doch mit Leichtigkeit mit der Härte, Undurchdringlichkeit und Kälte einer Wand einfach so verschmolz. ‚Als wesentliches Merkmal wird dem Vampir Unsterblichkeit zugeschrieben, die – kombiniert mit seiner in der Regel übermenschlichen Körperkraft und dem Bluthunger – einen großen Teil des Schreckens des Vampirmythos ausmacht.‘ Nun, kräftig war er bestimmt, das schloss sie zumindest aus der Berührung seines stählernen Oberkörpers. Bulma’s Augen hefteten sich an das Wort ‚Bluthunger‘, das unwillkürlich ihren Nacken prickeln ließ. Sie erinnerte sich lebhaft an eine weiche Zunge, die über ihren Nacken geglitten war, wodurch sie beinah den Puls ihrer eigenen Gefäße dort gespürt hatte. Eine wohlige Wärme flog über ihren Bauch und verebbte, als sie heftig ihren Kopf schüttelte. Sie ermahnte sich selbst, sich zu konzentrieren, atmete tief durch bevor sie nach ihrem kühlen Wasserglas griff und las weiter. ‚Darüber hinaus wird Vampiren ein ausgeprägter Sexualtrieb zugesprochen. Vampire sollen eine starke Anziehungskraft auf das von ihnen gewählte Geschlecht ausüben und Verführungskünstler sein.‘ Heftiger Husten überfiel sie und rüttelte an ihrem Oberkörper. Mit zitternder Hand wischte sie sich die Feuchtigkeit von ihrem Mundwinkel, die von ihrem ausgehusteten, verschluckten Wasser stammte. Die Wärme, die sich zuvor in ihrem Bauch ausgebreitet hatte, konzentrierte sich nun quälend in ihren Wangen. Wieder den Kopf schüttelnd und durchatmend schob sie dieses Mal das Wasserglas von sich weg und zwang sich, die Zeilen die sie zuvor gelesen hatte kühn zu ignorieren. ‚Von Vampiren Gebissene würden selbst zu Vampiren.‘ Wieder fuhr ihre Hand blitzschnell zu ihrem Hals, den sie Millimeter für Millimeter abtastete. Sie konnte nur ihre makellose Haut fühlen, dennoch fuhr ihre Hand noch ein Mal über ihren Hals und auch beim dritten Mal war keine Unebenheit zu ertasten. Nein, es war nichts zu finden. Schnell scrollte Bulma weiter bis zur Überschrift ‚Abwehr‘. ‚Direkte Möglichkeiten, einen Vampir zu vernichten, seien das Köpfen und vor allem das Pfählen (Schlagen eines Holzpflocks mitten durchs Herz). In manchen Darstellungen führt das Pfählen allerdings lediglich zu einer Art Totenstarre, die durch das Hinausziehen des Pflocks wieder beendet werden kann. Auch eine kombinierte Methode aus diesen beiden Praktiken (Köpfen und Pfählen) soll verhindern, dass der Vampir als Untoter zurückkehrt.‘ Sie hatte gefunden, was sie gesucht hatte. Sein Ohrring, auch wenn sie sich nicht ganz sicher war ob es sich dabei wirklich um ein Kreuz gehandelt hatte, hatte sie doch sehr verunsichert. Nun aber war ein sicheres Mittel gefunden, zumindest hoffte sie das, wie sie sich im Notfall gegen einen Vampir wehren konnte. Mit der festen Absicht, sich einen Pflock zu besorgen klappte Bulma den Laptop wieder zu. Nun war es an ihr, ein selbstgefälliges Grinsen über ihre Lippen fliegen zu lassen. ~*~+~*~ A/N Phu, das war eine schwere Geburt. Ich hoffe, das merkt man nicht allzu gut, ich hatte echt an diesem Kapitel zu knabbern. Aber zu meiner absoluten Verwunderung hab ich’s doch noch auf die Reihe bekommen (mehr schlecht als recht, ich weiß). Ich bedanke mich von Herzen für die ganzen Kommentare. Ihr seid spitze! Ich kann leider nicht auf alle antworten, da ich zeitlich sehr angespannt bin zur Zeit. Aber ich danke euch so sehr dafür!!! Die Infos stammen übrigens von Wikipedia (Stichwort Vampir). Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)