Sliter von paptschik ================================================================================ Prolog: Eine idyllische Welt ---------------------------- Vanesh, eine Welt, von der man lange Zeit behaupten konnte, dass es eine friedliche, ja idyllische Welt sei. Doch, wie so oft in der Geschichte idyllischer Welten, wurde der Frieden gestört. So geschah es, dass am vierten Tage, des einundzwanzigsten Monates, im Jahre 2074, dass die Stadt Feeinentschel, nördlichste Stadt Fidschas, dem größten aller Königreiche auf Vanesh, fiel. Wie es dazu kam? Eine Herde Monster, fremde Kreaturen, die keiner der bekannten Arten und Rassen entsprachen, deren Körper deformiert, deren Kiefer groß, deren Kraftreserven schier unergründlich waren und deren Augen oft die Zahl der ihrerseits ebenfalls übermäßig vorhandenen Gliedmaßen in den Schatten stellten, überkamen die Stadt und vernichteten sie. Woher sie kamen? Man weiß es nicht. Was sie hier wollen? Niemand vermag eine Antwort zu kennen. Und dennoch. So wenig man auch über den Ursprung dieses Massakers, in dem dutzende, hunderte, unschuldiger Männer, Frauen und Kinder ihr Leben ließen, weiß, so sind die Folgen wohl jedem Lebewesen in ganz Vanesh bekannt. Man errichtete einen kilometerlangen und meterdicken Grenzwall, der die Gefahr durch die Monster, die man Norder, nach ihrer Herkunft im Norden, denn weder von West noch Ost oder gar Süd kam je ein solcher Norder, nannte, jedoch nur bedingt zügeln konnte, denn das vereinzelte Auftauchen von Nordern häufte sich mit der Zeit und zu allem Überfluss, bahnten sich viele von ihnen gar einen Weg ins innere des Kontinentes, weg von der Küste. Und so kam der Tag, an dem die Könige der drei großen Reiche, sich entschieden und ihre Entscheidung, sollte eine der Bedeutendsten in der Geschichte Vaneshes werden. Man rief einen neuen Stand aus. Den Stand der Sliter. Ein Stand der sich einzig dem Kampf gegen das Böse, sei es nun in Form heimischer Ungeheuer oder in Form der Norder, verschrieb. Die Sliter waren jedoch keine Ritter, so sehr sie auch für das Gute in der Welt standen. Lohn? Gab es für gewöhnlich keinen. Land? Nein, Sliter waren Vagabunden die durch alle Königreiche zogen. So stellt man sich die Frage.....was brachte einen Menschen dazu, ein Sliter zu werden? Vielleicht die Anerkennung und der Respekt, mit dem sie vielerorts behandelt wurden. Vielleicht freie Kost und Logie, denn die Könige sahen es als selbstverständlich, ja gar als Ehre an, einen Sliter zu bewirten und diese Einstellung erwarteten sie auch von ihrem Volk. Vielleicht war es auch nur der Gedanke, dass durch jeden Stich, jeden Hieb, durch jedes getötete Monster, ein Mensch....ein Elf....ein Prono....irgendein Lebewesen auf dieser Welt, vielleicht ein paar Tage länger unter den Lebenden zu weilen vermag. Dies ist die Geschichte eines Sliters, der seine Heimat hinter sich ließ, um sich seinem Schicksal zu beugen....und die Welt zu verändern. Kapitel 1: Grolfin Sukima ------------------------- Irgendwo im Königreich Gaourt, dem kleinsten der drei Königreiche, welches im Osten von Vanesh liegt, gab es ein Dorf. Es lebten kaum Menschen in ihm, doch es war das Ziel vieler Wanderer, Händler und leider auch Räuber. Da, unter all diesen Personen, lediglich ein paar Händler, und auch diese nur aus Gründen ihr Geschäft betreffend, hier über längere Zeit ihr Heim hatten, hat sich eigentlich nie irgendjemand ernsthaft über den Namen dieses kleinen Dorfes gekümmert. Auch der König Gaourts, Garo II, Sohn von Guro I und dessen Gemahlin Sjanoa, hatte sich nie dafür interessiert. Es war sogar so, dass er, der König, über lange Zeit nicht einmal von der Existenz dieses, von Händlern gegründeten, Dorfes wusste. Und so haben sich all die Menschen oder Vertreter anderer Rassen, die hier immer wieder vorbeikamen, über die Jahre hinweg eine große Sammlung verschiedenster Namen ausgedacht, doch letztlich war es die ebenso simple wie treffende Bezeichnung "Marktplatz" die sich durchsetzte und mit der Zeit auch die Karten Vaneshes zierte. Einst war ein junger Mann in diesem Dorf unterwegs. Ein Jüngling, man mag ihn anhand seiner Gesichtszüge auf etwa vier Jahre nach vansher Zeitrechnung, eine Zeitrechnung nach der ein Jahr aus achtundvierzig Monaten bestand, schätzen, auch wenn er bereits aus seinem Alter herausgewachsen war, denn aufgrund seiner Statur, seiner Größe und vor allem wegen der Art wie er, den Blick nach vorne gerichtet, aufrecht und stolz, durch die Gassen des Marktplatzes marschierte, vermochte man ihn für einen erfahrenen Krieger zu halten und so wagte es auch die ein oder andere Dame, welche auf den ersten Blick von seiner Erscheinung getäuscht wurde und in dem Jungen wohl einen Mann ihrer Altersklasse sah, einen Blick zu riskieren und wurde dann jäh enttäuscht, als sich die nur allzu jungen Gesichtszüge zeigten. Müsste man diesem Jungen, beziehungsweise diesem jungen Mann, eine Farbe zuordnen, so würde wohl jeder ohne zu zögern die Farbe Blau nennen. Zum einen war da sein dunkelblauer Umhang, welcher vor allem seine Schultern breiter aussehen lies, als sie es eigentlich waren, und so auch seinen Teil zur Täuschung aller umherstehenden beitrug. Dann war da noch sein Haar, welches, obwohl es eigentlich recht kurz war, dennoch im Wind wehte. Vor allem die Strähnen, die ihm ins Gesicht hingen, schienen es geradezu zu genießen, wenn der Wind mit ihnen spielte. Das Blau seiner Haare wurde nur noch durch das Blau seiner Augen übertroffen. So tiefblau, wie der Ozean an seinen tiefsten Stellen und niemand, der ihnen mehr als nur einen flüchtigen Blick widmete, konnte abstreiten, dass von ihnen ein gewisses Leuchten ausging. Das Ziel des Knaben war das Gasthaus des Dorfes. Es war zwar nicht die einzige Möglichkeit den Durst zu stillen oder sich satt zu essen, doch mit Abstand die Zuverlässigste, denn es stand schon seit langem hier. Es stand bereits zu Zeiten, als der Name "Marktplatz" noch auf keiner Karte zu finden war. Und die Familie, die hier lebte, war die einzige, die hier wirklich ihr zuhause hatte. Als unser Freund das Gasthaus betrat, herrschte mit einem mal Stille. Es war einer jener Momente, in denen die Welt stillzustehen schien und alle Augen auf eine Person gerichtet waren. Erst als der Jüngling sich langsam aber stetig, fort vom Eingang, hin zu der Theke, bewegte, entspannte sich die Atmosphäre und die Leute widmeten sich wieder ihren eigenen Angelegenheiten. Hinter der Theke stand ein Mann, vielleicht neun, zehn, Jahre alt. Er war der Mann, der das Gasthaus sein Eigen nannte, wie es schon die vorhergehenden vier Generationen vor ihm taten und es war sein Ururgroßvater der, noch Jahre vor dem Fall Feeinentschels, noch Jahre bevor der erste Norder Fuss auf vansher Erde setze, dieses Gasthaus mit seinen eigenen Händen baute. Der Name des aktuellen Besitzers, welcher mittlerweile auch realisiert hatte, dass der Junge auf der anderen Seite der Theke etwas von ihm wollte, hörte auf den Namen Kaisa. Kaisa war in einem Punkt, nämlich das Aussehen betreffend, sozusagen das schwarze Schaf der Familie. In einer Menge, hätte man durchaus Schwierigkeiten ihn zu entdecken, doch gemessen mit seinen Vorfahren, da sticht keiner so heraus wie er, obwohl oder besser gesagt gerade weil Kaisa in Bezug auf sein äußeres Erscheinungsbild ein Durchschnittstyp war. Er war weder sonderlich groß noch klein, weder sonderliche stark noch überaus flink, er war nicht verrückt oder dumm, aber auch nicht intelligenter als du und ich, und während die Haare seiner Verwandtschaft in allen Regenbogenfarben erstrahlten, mit Frisuren wie sie sich die größten Künstler Vaneshes nicht abstrakter hätten ausmalen können, während sie so einzigartig in ihrer Erscheinung waren, war das einzig besondere an Kaisa, dass er in keinster Weise einzigartig war. Unrasiert, die Bartstoppel übers Gesicht verteilt, kurze braune Haare, ebenso braune Augen und die passend braune Kleidung. Das war Kaisa und darauf war er stolz. "Was willst du?", fragte er schließlich den Jungen, der ihn nun doch schon eine Weile lang angeschwiegen hatte. Der Junge in Blau sah Kaisa an. Weitere Sekunden beidseitigen Anschweigens vergingen, bis die Frage beantwortet wurde. "Mich dürstet es. Ich hätte gerne etwas zu Trinken, um diesen, meinen, Durst zu stillen.", sagte er, und versuchte sich dabei höflicher Auszudrücken, als er es bisher gewohnt war. "Wasser oder Saft?" Mit dieser Frage konfrontiert, zeigte der Junge, indem er Kaisa einen reichlich verwirrten Blick schenkte, dass er nicht ganz verstand, was dieser wollte und als der Gasthausbesitzer darauf nicht reagierte unterstrich er den fragenden Gesichtsausdruck mit dem dazugehörigem "Wie bitte?" "Ich frage dich was du trinken willst, Wasser oder Saft? Was die Säfte betrifft haben wir eine ziemlich große Auswahl, die Karte reicht von Pior bis Salaza und wir haben sogar Apfelsaft, doch der Preis ist natürlich dementsprechend hoch." Pior ist die am häufigsten vorkommende Fruchtsorte auf ganz Vanesh. Piorbäume sind ziemlich zäh und anpassungsfähig und können aus diesem Grund auch fast überall wachsen, hinzu kommt noch, dass Piorernten für gewöhnlich mehr als ertragreich sind, was auch an der Frucht an sich liegt, da sie für gewöhnlich zwanzig bis dreißig, in manchen Fällen aber auch bis zu vierzig Zentimeter Durchmesser hat. Ein weiterer Vorteil ist, dass man praktisch aus einer einzigen Frucht, gleich mehrere verschiedene Säfte erzeugen kann, da die Piorfrucht im Verlauf ihrer Reife gleich drei Stadien durchlauft. Zu Beginn steht die gelbe Frucht, welche noch ziemlich sauer ist, sobald die Färbung dunkler wird, wird die Frucht süßer. Dieser Übergangsphase folgt das letzte Stadium, in welchem die Frucht violett ist. Ab hier hat der Saft einen gewissen Alkoholgehalt. Salaza ist eigentlich eine Gemüsesorte, wird jedoch von den Meisten als Frucht angesehen. Dieses bräunliche Gemüse ist extrem süß, ebenso wie der daraus gewonnene Fruchtnektar, und ist fast so verbreitet wie Pior, lediglich im Westen Vaneshes, im Königreich Demoden, wächst es nicht, da es den dort oft sehr hohen Temperaturunterschied zwischen Tag und Nacht nicht verträgt. Und dann waren da noch Äpfel, eine der bekanntesten und beliebtesten, aber gleichzeitig auch seltensten und teuersten Früchte, die es je auf Vanesh gab. Grund für den Mangel war die Tatsache, dass Äpfel, mit ihrem saftigen Fruchtfleisch, lediglich in der Nähe oder gar jenseits des Grenzwalles wuchsen und so gut wie niemand hatte die Courage, den Mut, den es erforderte, sich in dieses gefährliche Gebiet, welches zur Gänze von Nordern beherrscht wurde, welches auch Jahre nach dem Untergangs Feeinentschels viele Menschen ihrer Existenz beraubt hatte, zu wagen. Einst war es, wegen ihrer vorteilhaften Lage, auch die Stadt Feeinentschel, die berühmt dafür war, allerlei Speis und Trunk aus der so begehrten Frucht herzustellen, doch das, liegt viele Jahre zurück. "Mit Verlaub, ich verzichte auf eure Säfte, mögen sie auch noch so teuer sein, ich habe sowieso nicht das Geld um für sie aufzukommen, weshalb ich noch am ehesten zu einem Krug Bier tendieren würde, da dies wohl das billigste des Hauses, von Wasser mal abgesehen, sein wird." Kaisa war intelligent genug um zu wissen, dass man nicht einfach loslacht, wenn der Gegenüber ein Schwert hat, doch er konnte es sich nicht verkneifen die Augenbraue hochzuziehen und den Jungen mit einer Mischung aus Überraschung und Amüsement anzusehen. "Okay, ganz langsam...nicht nur das du, Junge, der du sicher noch nicht fünf bist, ein Bier willst, nein, du kannst auch nicht dafür bezahlen, seh ich das richtig?" "Ich ging davon aus, dass ich, wie andere Vertreter meines Standes auf Kosten des Hauses zu trinken bekäme, besonders nachdem ich nun doch schon eine längere und auch anstrengende Reise hinter mir habe." Langsam begriff der Wirt, worauf der Jüngling hinaus wollte, hielt es aber für besser noch einmal nachzufragen. "Und du bist...?" "Ich bin Grolfin Sukima...ein Sliter." Fortsetzung in Kapitel 2 - Ein Kampf Kapitel 2: Ein Kampf -------------------- "Und du bist...?" "Ich bin Grolfin Sukima...ein Sliter." Ein herablassendes und sehr desinteressiertes "Aha..." war alles was Kaisa diesbezüglich von sich gab, denn Grolfin, so der Name des Jungen, war bei Gott nicht der erste der sich vor ihm als Sliter ausgegeben hatte, wenngleich der erste der dies mit dem ruhmträchtigen Namen Sukima tat. Die einen taten es um an ihr Bier zu kommen, die anderen weil sie bereits ein paar Bier zuviel hatten. Grolfin schien offenbar zur ersteren Sorte zu gehören. "Ihr glaubt mir nicht?" "Das tu ich in der Tat nicht Junge und weder deine höfliche Ausdrucksweise, noch dein Schwert sind mir Beweis genug. Also, zeig mir das Mal." Das Mal. Als man den Stand der Sliter geschaffen hatte, sah man sich recht bald vor das Problem gestellt, dass Betrüger die Chance auf eine freie Mahlzeit nutzen würden und so entschloss man sich die Sliter zu Kennzeichnen. Gekennzeichnet wurde man durch ein Brandmal, wobei Mal vielleicht nicht der richtige Ausdruck ist, denn es war nicht einfach ein kleines, bestenfalls fingernagelgroßes Symbol, welches einem da in die Haut gebrannt wurde, nein. Mit einer scharfen Klinge, so heiß, dass das Leuchten ihrer Spitze selbst die stockblinden Bewohner der Höhlen am Fusse des Berges Daku zu blenden vermochte, wurde jedem Sliter das Zeichen seines Königreiches eingeritzt und es zog sich von der Schulter bis zum Handgelenk. Es war dieses, nur von wahren Experten durchgeführte, Ritual, es war das Ertragen dieses Schmerzes, welches die zweite Prüfung auf dem Weg zu einem Sliter darstellte. Die erste, in manchen Fällen schwierigere, in manchen auch leichtere Prüfung, bestand darin, auf der Reise in die Hauptstadt des Königreiches, wo der König selbst einen zum Sliter ernannte, bei mindestens drei Gelegenheiten zu zeigen, dass man dem Rang eines Sliters würdig ist. Dies zu beweisen, sollte man, so man eine gute, dem Rang um den es hier ging entsprechende, Tat begangen hatte, einen Brief des höchsten Fürsten aus dem Dorf, für welches man gekämpft hat, erhalten und ihn bei Ankunft im Schlosse seines Königs vorweisen. Grolfin jedoch, stand erst am Beginn seiner Reise. Er hatte noch kein Brandmal, ja noch nicht einmal ein Schreiben, welches ihn als den auszeichnete, der er war. Resignierend seufzte er, wendete Kaisa den Rücken zu und begab sich schließlich zum Ausgang. Noch bevor er verließ sagte er, den angesprochenen Kaisa nicht ansehend, "Vielleicht ein Andermal." Und so verließ er das Gasthaus und passierte, schon nach wenigen Schritten, drei Männer, alle um die acht vanesher Jahre alt, welche nun ihrerseits mit gezogenen Schwertern das Gebäude betraten. Der größte der drei Männer hat rotes, gewelltes Haar, welches bis zu seinen Schultern reichte. Er war seiner Größe entsprechend gebaut, verfügte über ein bulliges Auftreten und ein Gesicht welches kleine Mädchen zum weinen bringen konnte. Der Zweite, der Kleinste von ihnen, war zugleich auch der mit dem größten Bauchumfang. Ein dicker Hals, welcher fließend in das unrasierte Doppelkinn mündete, ein Grinsen, welches noch von seiner letzten Mahlzeit zeugte, sowie die Angewohnheit gleichzeitig zu rülpsen und sich am Gesäß zu kratzen, zeichneten ihn aus. Der Letzte, er war nur ein wenig größer als der Kleine, war wohl vom ersten Eindruck her der freundlichste und reinlichste der Drei, doch schindete sein zuckendes linkes Auge ebenfalls keinen allzu guten Eindruck. Sein Name war Sax. Der Dicke hieß Mil. Der Name des Großen, welcher der Kopf der Dreierbande war, lautete Amadeus. Treffenderweise Amadeus Zwietracht. Es wäre ein Kunststück gewesen, hätte Grolfin den Krach, welcher aus dem Gasthaus drang, überhört. Für einen Moment zierte ein amüsiertes Grinsen Grolfins Gesicht, doch, und das wusste auch er, es war das Beste zurückzugehen. Drinnen waren die drei Männer dabei sich ihrem Zorn hinzugeben und so zerschlugen sie Stühle und Gläser mit ihren Schwertern, und auch ein Tisch musste das zeitliche segnen. Genährt wurde ihre Wut, durch die Sturheit Kaisas, der darauf bestand das Brandmal zu sehen und ihnen nach wie vor die Bedienung verweigerte. "Hör zu...", begann Amadeus, mit rauer Stimme, zu sprechen. "Wir wollen doch alle nicht, dass hier noch mehr zu Bruch geht, also schaff endlich drei Bier her, schließlich sind wir Sliter und wir kämpfen Tag und Nacht für gewöhnliche Menschen wie dich!" "Ein Sliter sollte wissen, dass nicht der Stand, sondern der Charakter es ist, der Menschen außergewöhnlich macht.", kam es vom Eingang. Grolfin stand vor diesem, die Hand am Griff seines Schwertes und durchbohrte das Trio mit seinen Blicken. "Was willst du Junge?", bekam er von Amadeus in einem Ton, so unfreundlich wie nur möglich, zu hören. "Ihr meint für 'gewöhnliche' Menschen zu kämpfen? Zeigt mir erst einmal, ob ihr überhaupt in der Lage seid ein Schwert zu führen." "War das eine Herausforderung?" "In der Tat, das war es. Welch beeindruckende Auffassungsgabe ihr doch habt.", sagte Grolfin, mit einer großen Menge Sarkasmus in seiner Stimme. Sichtlich gereizt, dennoch zwanghaft lächelnd konterte Amadeus seine Aussage. "Ich kämpfe aber nicht mit Kindern.", meinte er und drehte sich wieder von Grolfin weg. "Da ihr ja, wie ihr uns gerade erst erklärt habt, ein Sliter seid, lehnt ihr meine Herausforderung offensichtlich nicht aus Furcht ab, doch auch die Begründung, dass ich zu jung wäre, ist eine schlechte Entschuldigung um dem Kampf zu entgehen...und doch ist es so brillant, dass ihr eure Weisheit auf diese Art und Weise versteckt. Denn als Sliter wisst ihr natürlich, ein Kampf der nicht gewonnen werden kann, ist es nicht wert zu kämpfen." Ein Grinsen huschte über Grolfins Gesicht. "So ist es doch, oder?" Nachdem Amadeus nun endlich zur genüge gereizt war, drehte er sich hastig zu Grolfin und ging mitsamt seinem Schwert an ihm vorbei, raus aus dem Gasthaus, jedoch nicht ohne im Vorbeigehen das letzte Wort zu haben. "Du sollst deinen Kampf haben." Mit sich zufrieden folgte Grolfin seinem Gegner und er war sich seines Sieges sehr sicher, gerade gegen einen gereizten Gegner, denn, dass war eines der Dinge die Grolfin von seinem Vater, Wareme Sukima, einem der berühmtesten Sliter aller Zeiten, gelernt. Zorn ist des Zornigen Gegners stärkster Verbündeter. Egal wie persönlich ein Kampf auch sein mag, nur wer, frei von Wut, mit offenen Augen in den Kampf trat, vermochte als Sieger hervorzugehen. Grolfin und Amadeus machten sich bereit, während sich um sie herum die Leute sammelten, die den Kampf unbedingt mit ansehen wollten. Unter ihnen auch Kaisa. Amadeus wartete nun, selbst schon angriffsbereit, darauf, dass auch Grolfin sein Schwert zog, was dieser auch sogleich tat. Langsam ließ er die Klinge aus der Scheide gleiten, der Wind, der sich an ihr schnitt, klang wie Musik in den Ohren der Leute. Schließlich, die Klinge herausgezogen, das Schwert einmal geschwungen, hielt Grolfin es in geringem Abstand vor ein Haupt, parallel zu seinem Körper. Es war eine wunderschönes Schwert, mit einer reichlich verzierten Klinge, sowie einem Griff, welcher mit Symbolen, deren Herkunft niemandem, nicht einmal dem Träger des Schwertes, Grolfin, noch dem vorherigen Besitzer, Grolfins Vater Wareme, bekannt waren, gespickt war. Schließlich hob Grolfin auch seine zweite Hand. Er umfasste das Schwert mit beiden Händen, ließ die Klinge ein wenig herabsinken und als sich seine und seines Gegenübers Blicke trafen, begann der Kampf. Fortsetzung in Kapitel 3 - Familie Kapitel 3: Familie ------------------ Mit einem lauten Klirren prallten die zwei Klingen aufeinander und eine der beiden entglitt den Händen ihres Besitzers, flog durch die Luft und blieb schließlich bei ihrer Landung im Boden stecken. Der kleine Junge, vielleicht gerade mal zweieinhalb Jahre alt, dem dieses Schwert gehört, kam nicht glimpflicher davon, sondern fiel nach hinten um unsanft aufzukommen. "Was hab ich dir gesagt Junge?", begann der Sieger dieses Duells zu sprechen. Er war ein Mann von etwa acht Jahren, ziemlich groß und sehr robust gebaut. Sein vernarbtes Gesicht strahlte, trotz der Spuren vieler Kämpfe, eine angenehme Wärme aus und machte ihn bereits beim ersten Blick, zu einem sympathischen Mann. Freundlich wirkte er, ohne Zweifel, und der Grund lag zum einen in seinem Lächeln, welches fast immer sein Gesicht zierte, und zum anderen an seinen Augen. Tiefblaue Augen, wie sie auch der Junge ihm Gegenüber hatte. "Du musst die Augen offen halten und du darfst dich nicht ablenken lassen, du musst dich auf den Kampf konzentrieren. Außerdem, und das habe ich dir sogar noch öfter gesagt, du sollst deine Gefühle unter Kontrolle haben und es spielt keine Rolle ob du dich nur ärgerst oder es sich um abgrundtiefen Hass handelt, Wut macht dich blind und verhindert das überlebenswichtige Offenhalten der Augen und Konzentrieren auf den Kampf. Hast du verstanden Grolfin?" Der kleine Junge sah mit großen blauen Augen auf und nickte. "Ja Vater.", meinte er, stand schließlich auf und zog sein Schwert aus der Erde. "Gut. Versuch es noch einmal. Vergiss, dass du das vorhergehende Mal, oder das Mal davor, nicht geschafft hast und ärgere dich nicht darüber. Vergiss was war, konzentrier dich auf was ist. Komm, greif mich an, mit den offenen Augen die ich bei meinem Sohn sehen will." Grolfin umfasste den Griff des Schwertes mit beiden Händen und lief auf seinen Vater zu. Die Zuseher wichen hastig zurück, als ein Schwert nach einem kurzen Flug vor ihnen auf dem Boden aufschlug. Der dem das Schwert gehörte, Amadeus Zwietracht, sah noch kurz zu seiner Waffe, bevor er den Blick wieder auf Grolfin richtete, welcher ihm nun die eigene Klinge vor die Nase hielt. "Mir scheint, ihr habt verloren.", stellte er mit einem hämischen Grinsen fest. Amadeus war sich seiner Niederlage sehr wohl bewusst. Schnell griff er sich sein Schwert, bahnte sich einen Weg durch die Schaulustigen und ergriff mit seinen beiden Begleitern die Flucht. Während er die Klinge seines Schwertes vorsichtig wieder in die Scheide führte, seufzte Grolfin, in anbetracht dieses Mangels an Würde und Stolz, den die eben Geflohenen an den Tag legten. "Okay Junge.", fing Kaisa an, welcher sich mittlerweile neben Grolfin gestellt hatte. "Weil du mir eine Menge Ärger erspart hast, geht dein Bier heute auf Kosten des Hauses." Dem war nichts mehr hinzuzufügen und beide schenkten sich gegenseitig ein freundschaftliches Lächeln. Und schon waren sie gemeinsam im Gasthaus und unterhielten sich, bei einem Krug Bier. "Achso, verstehe, du bist erst vor drei Tagen losgezogen. Dafür bist du aber ein ziemlich guter Schwertkämpfer.", sagte Kaisa und gönnte sich einen Schluck. Da natürlich nach wie vor Arbeit im Gasthaus anfiel, egal mit wem Kaisa zu sprechen gedachte, hatte ein kleines Mädchen die Bedienung übernommen. Sie war gerade mal halb so groß wie Grolfin und wohl auch nur halb so alt, zwei, vielleicht zweieinhalb Jahre. Ihre Kleidung war aus feinsten Stoffen, etwas das sich ihr Vater, Kaisa, nur leisten konnte, da er praktisch direkt an der Quelle lebte und mit gleich zwei der Stoffhändler die den Marktplatz öfter passierten freundschaftlich Verbunden war, was natürlich die eine oder andere Ermäßigung mit sich brachte, wann immer es ihm in den Sinn kam seine Tochter, seinen kleinen Schatz, neu einzukleiden. Die Farbe des reichlich kurzen Kleidchens, welches wohl der Bewegungsfreiheit wegen so kurz war und gerade einmal bis zu den Knien des Mädchens reichte, war passend gewählt. Es war ein sehr dunkles violett welches gut zum Dunkelrosa ihrer Haare passte. Neben besagtem Kleid hatte sie noch eine weiße Strumpfhose an, sowie ein paar braune Wanderschuhe, die weit davon entfernt waren ins Gesamtbild zu passen. Zwar besaß sie auch ein paar der edelsten Schuhe, aus der Hauptstadt Fidschas stammend, von Ledam, dem bekanntesten Schuster des Königsreichs, in Handarbeit geschaffen, ein Kunstwerk für sich, welches dies liebliche Mädchen, so es die Schuhe denn mal anhatte, in noch größeren Glanz erstrahlen lies, als alle ihre Kleider es zu tun vermochten, doch waren es die, mittlerweile bereits heruntergekommenen, aufgerissenen Arbeiterschuhe, welche ihr am liebsten waren. "Mein Vater lehrte mich den Umgang mit dem Schwert.", beantwortete Grolfin die nie gestellte, aber doch offensichtliche Frage. "Dein Vater?" "Ja. Wareme Sukima." Jetzt fiel bei Kaisa der Groschen. Sukima, der Name, unter welchem sich Grolfin vorgestellt hatte, kam ihm bereits bekannt vor, sowie er über Grolfins Lippen kam, doch nun hatte er Gewissheit. Gerade wollte Kaisa etwas sagen, schließlich sollte sein Gegenüber ruhig wissen, dass er seinen Vater noch aus vergangenen Tagen kannte, doch ehe er den Mund geöffnet hatte, wurde er auch schon im ersten Ansatz unterbrochen, durch einen Jungen der gerade in das Gasthaus gestürmt kam. Er war in etwa so alt wie Grolfin und hatte die braunen Augen seiner Vaters. Das war dann aber auch das Ende jeglicher Gemeinsamkeiten. Er hatte schulterlanges, hellgrünes Haar, trug ein weißes Hemd und im Kontrast dazu eine Hose, schwarz wie die Nacht. Sein Gesicht war das eines Abenteurers, das erkannte Grolfin in seinem Blick. Er sehnte sich nach der Welt da draußen. Doch, was sein Blick als er Kaisa entdeckte zeigte war, dass noch viel stärker als die Sehnsucht nach Abenteuern, die Liebe und der Respekt, welche er gegenüber seinem Vater hatte waren. "Katoraisa!", rief Kaisa mit einem Lächeln auf den Lippen. Seinem Vater zunickend bewegte er sich in ihre Richtung und blieb neben ihrem Tisch stehen. Zuerst Grolfin einen mehr als nur flüchtigen Blick schenkend, wandte er sich dann an seinen Herrn Vater und sprach ihn, auf das was er gehört, an. "Papa, was ist passiert, die Leute sagen hier gab es einen Kampf." "Den gab es in der Tat Junge. Und hier", er klopfte Grolfin auf die Schulter, "sitzt der stolze Sieger." Katoraisas Blick war nun nicht länger flüchtig. Er musterte den Gast seines Herrn Vaters genau. "Verstehe." "Komm und setz dich, du bist ja hierher gelaufen, jetzt atme erstmal durch und dann trink mit uns, dass erfrischt." Der Junge nickte und nahm Platz. "Kawaisa!", rief Kaisa. "Sei ein Schatz und bring uns bitte ein Glas Salaza." "Sofort.", rief das Mädchen mit ihrer sehr hellen, fast schon piepsigen, Stimme zurück. Es verging nur einen Augenblick, bevor Kawaisa das gewünschte Glas Saft auf dem Tisch abstellte. "Bitte sehr." Auch sie riskierte einen kurzen Blick auf Grolfin, bevor sie sich abwandte und wieder an die Arbeit ging. Ein Blick, den Grolfin erwiderte und der ihm etwas ganz besonderes offenbarte. Ihre Augen waren golden. Es war kein einfacher Schimmer, nein, die Farbe ihrer Augen war ein hell strahlendes Gold. "Sie ist...", fing Grolfin an, wurde jedoch von Kaisa unterbrochen. "Ja. Sie ist eine Maji." Maji, eine Erscheinung, die es lediglich unter Menschen gab und die durch goldene Augen und ein, für einen Menschen, unnatürlich langes Leben geprägt war, wenngleich ein Maji natürlich nicht so lange zu leben vermochte wie ein Elf oder ein Prono und von der Unsterblichkeit der Hochelfen, mochten auch diese Vertreter der menschlichen Rasse nur zu träumen. Maji, so nannte man jene Menschen, die in der Lage waren Zauber einzusetzen und Kreaturen zu beschwören. Die Maji. Die Magiebegabten. "Wie alt ist sie?" "Sie wird in einem halben Jahr Drei.", beantwortete Kaisa Grolfins Frage. "Zweieinhalb Jahre also? Wieso ist sie dann noch nicht auf ihrer Gija?" Die Gija war eine Art Pilgerfahrt, die die Maji für gewöhnlich machten um möglichst viele Zaubersprüche und Beschwörungen zu erlangen. "Es ist nicht so leicht zuverlässige Begleiter zu finden. Und alleine wäre zu gefährlich." Die folgende Entscheidung traf Grolfin spontan und ohne lange darüber nachzudenken, nicht das er seine Meinung geändert hätte, hätte er sich mehr als ein Augenzwinkern Bedenkzeit genommen. "Dann nehme ich sie mit. Sie soll mich begleiten. Gesellschaft würde mir gut tun und letztlich teilen wir doch ein ähnliches Schicksal." Man schenkte ihm ungläubige Blicke. "Einfach so? Ohne Grund? Junge, du weißt wirklich wie man Leute zum lachen bringt.", sagte Kaisa, mit einem belustigten Gesicht und einem leichten Kopfschütteln. "Es ist mein Ernst. Und ich habe sehr wohl einen Grund. Ich bin ein Sliter. Und wenn ich irgendwie einer Maji helfen kann ihre Bestimmung zu erfüllen, so sehe ich das als Gelegenheit der Gesellschaft einen Gefallen zu tun." Kaisa schwieg und, auch wenn es ihn einen Augenblick kostete, Grolfin verstand. "Ihr wollt nicht, dass sie geht." Kaisa stand, bar jeglicher Worte, auf und suchte nun in seiner Arbeit, nach ein wenig Ablenkung, von diesem Thema. "Als sein Sohn müsste ich jetzt sagen, versucht ihn zu verstehen..." "Aber?" Grolfin sah Katoraisa fragend und von Neugier getrieben an. "Aber ihr habt ja Recht. Sie hier festzuhalten, wäre unfair. Sowohl ihr gegenüber, als auch den Menschen denen sie vielleicht irgendwann zu helfen vermag." "Dennoch verstehe ich ihn. Aber ich denke, er sollte diesen Fehler nicht noch einmal begehen, und der Welt erneut einen möglichen Helden vorenthalten." Katoraisa starrte Grolfin nun regelrecht an, in Gedanken sich selbst und seinem Gegenüber zustimmend, fing er an den Mut aufzubringen, zu dem es alleine nie gereicht. Den Mut sich seinem Vater zu stellen. "Ich werde mit ihm reden." Er leerte sein Glas und folgte seinem Vater. Grolfin sah ihm noch kurze Zeit nach und beobachtete die beiden wie sie untereinander und mit der kleinen Kawaisa, redeten. Dann wandte er den Blick ab und sah in seinen halbleeren Bierkrug, zumindest solange, bis ein Mäusestimmchen sein Ohr erreicht. Die piepsige Stimme gehörte Kawaisa, welche nun neben dem Tisch stand und zu Grolfin aufsah. "Hallo." Fortsetzung in Kapitel 4 - Das Warog Kapitel 4: Das Warog -------------------- "Vater. Hör ihn wenigstens an!" Katoraisa redete auf seinen Herrn Vater ein und versuchte ihn zur Vernunft zu bekehren, jedoch soweit nur mit bedingtem Erfolg. "Wir wissen beide, so eine Gelegenheit wird sich uns und vor allem ihr wohl nie wieder anbieten. Ergreife sie Vater!" "Was weißt du schon, Junge? Ja, er ist vielleicht einigermaßen gut im Umgang mit dem Schwert, aber was beweist das? Er hat hier nur gegen ein paar Aufmüpfige gekämpft, wer sagt, dass er im Kampf mit einem echten Monster auch in der Lage wäre sie zu beschützen?" "So prüfe ihn!" Für einen Augenblick überlegte Katoraisa. "Schicke ihn zum Warog, er soll es erlegen." "Hör auf dummes Zeug zu reden...er würde es sowieso nicht schaffen.", erklärte Kaisa mit einem Kopfschütteln. "Aber wenn, so erlaubst du, dass Kawaisa mit ihm auf Reisen geht!" Nun überlegte der Angesprochene. Er dachte nach. Er fragte sich, was sein Alter Freund Wareme gemacht hätte und als er zu Grolfin sah, wie er dort am Tisch saß und gemeinsam mit Kawaisa spielte, wurde ihm klar, dass er die Antwort vor Augen hatte. "...In Ordnung. Wenn er es schafft...dann wird er es auch schaffen sich um Kawaisa zu kümmern." Kawaisa schien ihren Spass zu haben und selbst ein Geblendeter würde erkennen, dass der Fremde ihr sympathisch war. "Also, Kawaisa, richtig? Wie ich vernommen habe, bist du bereits zwei Jahre alt.." "Zweieinhalb!" In jenem Moment mochte man ihrer Stimme eine gewisse Sturheit nachsagen. "Natürlich, zweieinhalb...und du weißt, was du bist?" "Achso, du meinst ob ich weiß das ich eine...eine...Ma...Ma...Magi?" "Maji." "Maji bin?" Womit die Frage eigentlich auch schon beantwortet war, denn offensichtlich wusste sie um ihr Talent. "Ja, das wollte ich wissen." Kawaisa nickte. "Ja, ich weiß das nicht nur, ich kann sogar ein paar Kunststücke, die hab ich von herumziehenden Maji gelernt, pass auf." Und sowie sie ausgesprochen hatte, entfernte sie sich zwei Schritte vom Tisch und hob ihren Finger, auf dessen Spitze plötzlich eine kleine Flamme erschienen. Auch die andere Hand hob sie nun an und so wie sie ihre linke Hand bewegte, so bewegte sich die Flamme um ihre rechte Hand und binnen Sekunden hatte der Tanz dieses Feuers Grolfin in seinen Bann gezogen. Er war in der Tat fasziniert. "Ich muss neidlos eingestehen, du hast beeindruckende Talente Kind. Nutze sie aber auch." Er wandte sich einen Augenblick von ihr ab um sich einen Schluck Bier zu genehmigen, doch sowie er seine Hand um den Henkel gelegt hatte, schoss eine große Stichflamme aus dem Krug, was ihn sofort dazu veranlasste seinen Blick wieder auf Kawaisa zu richten. Diese jedoch schenkte ihm ein unschuldiges Lächeln, welches es ihm unmöglich machte, ihr böse zu sein. "Werde ich, keine Sorge." "Ihr habt euch also schon kennen gelernt." Grolfin sah auf, als Kaisa und Katoraisa sich wieder hinzugesellten. "Ja. Die Frage ist jetzt, ob ich ihr bald auf wieder sehen sagen, oder ob ich eure Tochter in der Zukunft noch besser kennen lernen darf." "Das hängt ganz von dir ab, Junge." "Wie meint ihr das?", fragte Grolfin. Kaisa schenkte ihm einen ernsten Blick, ein Blick der Grolfin förmlich durchbohrte. "Du wirst dich einer Prüfung unterziehen mein Freund. Einer Prüfung deiner Kräfte." Grolfin begriff die Absicht des Mannes und hat durchaus einsehen, war demnach auch gewillt auf seine Forderung einzugehen. "Und wie soll diese Prüfung aussehen?" "Im Grunde ganz normaler Sliter-alltag. In der Nähe dieses Dorfes lebt ein wildes Warogweibchen." Das Warog ist ein wilder verwandter des gemeinen Hausschweines. Diese Tierart zählt, trotz ihrer enormen Ausmaße, ein Männchen kann bis zu dreieinhalb Meter lang werden, selbst ein Junges bringt es ebenfalls bereits auf fast zwei Meter Länge, zu den harmloseren Bewohnern Vaneshes. Einziges Problem sind die Weibchen, wenngleich nur im ersten Jahr nach der Geburt eines Jungen. Zwar ist das Junge spätestens nach drei Monaten stark genug um sich selbst zu verteidigen, dennoch ist der Beschützerinstinkt der Mutter nach wie vor voll ausgebildet. Und ein Weibchen ist nicht nur wilder als Männchen oder Jungtier, sondern auch um einiges größer. Bis zu drei Meter hoch und fünf Meter lang können diese Tiere werden, mit Hauern größer als der Kopf eines erwachsenen Mannes. Manche Leute meinen deswegen, es erfordert mehr Mut sich einem Warog-Muttertier zu stellen, als es mit einem Feuer speienden Drachen aufzunehmen. "An sich kein Problem, war es bisher doch immer friedlich...doch vor etwa drei Monaten hat es ein Junges bekommen. Seit dem ist die Mutter unglaublich aggressiv geworden, sie fällt quasi jede Kutsche an die hier rein oder raus will. Und du kannst dir vermutlich denken wie viele dies an einem Ort des Handels, wie diesem hier, sind." Grolfin verstand und nickte. Es war an ihm die Bestie zu erlegen. "Wo finde ich dieses Ungetüm?" "Ich habe hier noch zu tun, Katoraisa und Kawaisa werden dir den Weg zeigen." Letztere begriff indes immer noch nicht worum es hier überhaupt ging, lies sich also von ihrem älteren Bruder erklären, dass womöglich der Tag an dem sie ihre Gija antreten konnte bevorstand. Was Kawaisa mehr als nur erfreute. "Ist das wahr?" Katoraisa nickte und noch während er dies Tat packte das kleine Mädchen seine und Grolfins Hand und zog beide, mit einer für ihr Alter und ihr Auftreten doch sehr überraschenden Kraft, zur Tür hinaus, in Richtung des Dorfausganges, an welchem das Warog für gewöhnlich anzutreffen war und zu welchem es ihr verboten war hinzugehen. Dies war natürlich eine Ausnahme. Kaisa blickte ihnen einen Augenblick nach, widmete sich dann aber wieder seiner Kundschaft. Außerhalb des Dorfes namens Marktplatz, breitete sich auf allen vier Seiten eine nicht enden wollende Ebene, überwuchert mit Gras, fast vollkommen frei von Bäumen, aus. Lediglich ein, zwei kleine Hügel und Erdlöcher, fielen aus dem Rahmen. Durch dies, ebenso wie durch die Größe des Ungetüms begünstigt, konnte Grolfin seinen Gegner, das wilde Warog, sofort mit verlassen des Dorfes erkennen. Obwohl es weiter weg war, als er erwartet hatte, machte es nach wie vor einen stattlichen Eindruck. Kawaisa und Katoraisa standen knapp hinter Grolfin und waren im Begriff etwas zu sagen, als er ihnen ins Wort fiel. "Bleibt zurück. Ich werde es erlegen." Mit diesen Worten entfernte sich Grolfin von den Geschwistern und näherte sich dem Wildschwein. Die Worte, die Katoraisa und Kawaisa gerade noch auf der Zunge lagen, schienen ihn nicht zu interessieren und sollten dennoch schon bald von Bedeutung sein, in diesem ersten Kampf Grolfins, Mann gegen Monster, wie er es von seinem Vater so oft gehört hatte. Bald schon hatte das Tier die Anwesenheit des Jungen realisiert und sein Blick, stieß auf den Grolfins. Für einen Augenblick herrschte Stille, ehe plötzlich beide angriffen. Das Warog mit seinen Hauern, der Jüngling mit seinem Schwert. Letzterer stoppte, kurz bevor sie ineinander gestürmt wären, machte einen schnellen Schritt zur Seite und... Fortsetzung in Kapitel 5 - Die Reise geht weiter Kapitel 5: Die Reise geht weiter -------------------------------- Ein Streich seines Schwertes. Mehr war nicht nötig. Es war aus, ehe es begonnen hatte. Das Warog stürmte auf Grolfin zu, konnte nach dessen Schritt zur Seite nicht stoppen und verfehlte ihn deshalb. Diesen Moment bar jeder Deckung, nutzte der Schwertkämpfer, um seine Waffe ein einziges Mal zu schwingen. Das Wildschwein lief noch einige Meter, ehe sein Kopf sich vom Körper löste und zu Boden fiel. Die Glieder verloren ihre Kraft und der wuchtige Leib gab ebenfalls bald der Schwerkraft nach. Die Bestie war erlegt. Das zumindest dachte Grolfin, jedoch wusste er nicht soviel über die Warog, wie Kaisa und seine Kinder es taten. Und während Grolfin seinen, überraschend leichten, Sieg auskostete, wichen Katoraisa und Kawaisa immer weiter zurück, nur um dem angehenden Sliter so fern wie möglich zu sein. Hinter ihm nämlich, kam, aus einem riesigen Erdloch, die Mutter, des von Grolfin erlegten Jungtieres gekrochen. Wieder im Freien, breitete das Weibchen sich aus und zeigte sich in voller Pracht. "Grolfin! Hinter dir!", schrie Kawaisa und endlich blickte der Junge von den Geschwistern weg, hinter sich, in die Augen eines Ungetüms. Ein Schrei, nein, ein Brüllen, schallte über die Ebene und ehrfurchtsvoll wich Grolfin zurück, beeindruckt von den mächtigen Kiefern des Tieres, die Speicheltropfen die in sein Gesicht klatschten ignorierend. Nun war die Frage, wie sollte er kämpfen. Von vorne konnte er es nicht angreifen, das wäre sein Tod gewesen. Also wollte er es von der Seite versuchen, doch vermochte nicht sich so schnell zu bewegen. Das Biest lies ihn keine Sekunde aus den Augen, so sehr und so schnell der Jüngling auch versuchte es zu umgehen. Erkennend, dass er keine Wahl hatte, versuchte er schließlich dennoch das Warog von vorne zu attackieren und siehe da . . . er hatte recht gehabt, als er sich selbst sagte, dass dies eine dumme Idee sei. Mit seinen mächtigen Hauern und einer schnellen Kopfbewegung, schlug das Tier ihm die Klinge aus der Hand, welche in nicht allzu großer Entfernung am Boden aufschlug. Sein Blick erfasste nun abwechselnd seine Waffe und seinen Gegner. Als Letzterer sich zum wiederholten Male auf unseren Helden stürzen wollte, sprang dieser auf, eilte geschwind zu seinem Schwert, ergriff es und wandte sich wieder der Bestie zu, welche, sich vor ihm auf die Hinterbeine gestellt hatte, jedoch sogleich wieder mit Wucht auf seinem vorderen paar Füssen landete. Dies Verhalten diente dem Abschrecken von Feinden, Grolfin jedoch erkannte darin seine, wohl einzige, Chance zum Sieg. Als das Warog sich erneut aufstellte, hieß es er oder es, so stürmte er mit erhobener Klinge auf das Monstrum zu und rammte sie ihm in den riesigen Leib. Die Schreie des Leidens hallten eine Weile über die Ebenen, ehe das Weibchen, wie auch ihr Junges zuvor, auf ewig verstummte. Kawaisa und Katoraisa konnten ihren Augen nicht trauen. Der Plan des angehenden Sliters war aufgegangen. Die Bestie war erlegt. Was er jedoch nicht bedacht hatte, war das Gewicht des Ungetüms und so begrub der massige Körper den Jüngling unter sich. Es hatte vier erwachsene Männer gebraucht, dass Tier so weit hochzuheben, dass Grolfin sich befreien konnte, doch die Mühe machten sich alle nur zu gerne. Denn nun war Grolfin zwar kein Held, aber zumindest ein geachteter Mann. Und noch viel mehr, war er ein Mann, der ihnen zu Freibier verholfen hat, denn als Folge Grolfins bestandenen Prüfung beziehungsweise Kawaisas unmittelbar bevorstehender Gija, lud Kaisa zu einem Fest, wie man es in Marktplatz wohl selten zu sehen bekam. Sieben Tage und Sieben Nächte wurde gefeiert, unterbrochen nur durch seltene Schlafpausen. Und dann, war der Tag schließlich gekommen. Der Tag des Abschieds. Als die ersten Sonnenstrahlen ihr Zimmer erhellten, war die junge Maji schon seit geraumer Zeit wach, hatte sie es doch die gesamte Nacht hindurch nicht geschafft zu schlafen, denn ihr gingen viele Dinge durch den Kopf. Dinge, zu wichtig, als das man den Vorgang des Nachdenkens, durch etwas, in jenem Moment, so unnötig erscheinendes wie Schlaf, unterbrechen könnte. So wie sie angezogen war und ihre Sachen, bestehend aus einem weiteren Satz Kleidung, Verpflegung und einigen wenigen privaten Besitztümern, gepackt hatte, eilte sie aus ihrem Zimmer hinaus, die Stufen hinab und schließlich aus dem Gebäude raus auf die Strasse, wo ihr Vater, ihr Bruder und ihr neuer Begleiter bereits warteten. Letzterer schon abreisefertig. "Ah, da bist du ja." Ihr Vater begrüßte das Mädchen mit einem warmen Lächeln. "Bist du bereit?", fragte Grolfin. Kawaisa nickte. Ja, sie war bereit, sie war schon seit langem auf diesen Tag vorbereitet. Nachdem er, ebenfalls mit einem Nicken, auf Kawaisas Antwort reagiert hatte, blickte Grolfin zu Kaisa und Katoraisa. Es war Zeit zu gehen, was für diese beiden hieß, dass es Zeit war, Lebe wohl, zu sagen. Es war an Kaisa, den Anfang zu machen. Wissend, dass ein Taten mehr zu sagen vermochten, als Worte, kniete er vor seiner Tochter und nahm sie in den Arm. "Ich liebe dich mein Kind. Pass gut auf dich auf." Nach einem kurzen Moment, richtete sich der Mann wieder auf und Katoraisa ging nun in die Hocke um seiner kleinen Schwester in die Augen sehen zu können. "Du wirst uns allen sehr fehlen." Er drückte ihr einen in Stoff eingewickelten Gegenstand in die Hand. "Ein Geschenk von mir, öffne es erst wenn ihr fort seid, ich denke nicht, dass Papa es gerne sehen würde, dass ich dir dergleichen Geschenke mache.", flüsterte er nun. Auch er umarmte das Mädchen noch, ehe auch er wieder aufstand und Vater und Sohn zu Grolfin sahen. "Ich bedanke mich für die Gastfreundschaft. Und sorgt euch nicht um das Kind. Sie ist in guten Händen." "Da bin ich mir sicher.", meinte Kaisa, welcher nun vor dem Jüngling stand. "Deshalb habe ich auch das hier für dich.", sprach er und überreichte Grolfin einen Umschlag. "Was ist das?" "Mein Bericht über deine Taten. Wenn du ihn beim König vorliegst, hat er den gleichen Status wie der Brief jedes Fürsten in Gaourt." Grolfin war überrascht. "Wie kommt das? Kennt ihr etwa den König?" "Nicht nur den Junge. Weißt du was? Du bist genau wie dein Vater." "Ihr kanntet meinen Vater?" "Grolfin! Kommst du?", rief Kawaisa, welche schon losgelaufen war. "Na los, geh schon, meine Tochter ist manchmal sehr ungeduldig." Er zögerte noch eine Weile, doch schließlich folgte er dem Ruf und holte zu Kawaisa auf. Gemeinsam verließen sie Marktplatz. Das Dorf hatten sie schon eine Weile hinter sich gelassen, und Kawaisa wollte nun endlich ihre Neugier befriedigen und nachsehen was für ein Geschenk sie denn erhalten hatte. "Und? Was hat dein Bruder dir geschenkt?", fragte der blauhaarige Junge. Es war ein Dolch, welcher jedoch in Kawaisas kleinen Händen schon fast einem Schwert glich. "Das ist eine schöne Waffe." Das kleine Mädchen sah zu ihm auf und lächelte. "Ja, das ist sie." Fortsetzung in Kapitel 6 - Die Reise beginnt Kapitel 6: Die Reise beginnt ---------------------------- "Ich bitte dich, streng dich mehr an Grolfin. Ich bin nicht mehr der kleine Junge der immer zu dir aufgesehen hat." "Aber ich Gareth, bin immer noch der große Junge, der dich im Kampfe stets besiegt hat." Die beiden Jünglinge, beide etwa vier Jahre, nach vanesher Zeitrechnung, alt, die hier freundschaftlich miteinander sprachen und scherzten, während sie sich zeitgleich ein erbittertes Duell lieferten, trugen die Namen Grolfin Sukima und Gareth Todak. Sie waren schon immer das, was man als beste Freunde bezeichnet, nicht nur weil sie die einzigen in ihrem Alter waren. "Freu dich nicht zu früh, mein Tag wird kommen.", sprach Gareth, welcher sogleich einen weiteren Angriff startete. "Ja, wenn die Zeit uns eingeholt hat und wir zu alten Männern herangereift sind, dann vermagst du mich zu besiegen." Grolfin blockte den Angriff gekonnt, wenngleich nicht mit einer solchen Leichtigkeit, wie man bei seinen Aussagen vermuten möchte. "Und zwar in einer Partie Schach.", ergänzte er seinen Satz. Diesmal war es Grolfin der in die Offensive ging und Gareth parierte. "Du urteilst viel zu hastig, Bester." Mit einer schnellen Drehung löste Gareth sich von seinem Gegenüber und es folgte ein Schlag der des Sukimas Beine zum Ziel machte. "Denn auch andere haben das Talent ein großer Krieger zu werden." Und erneut waren es nur die beiden Klingen, die aufeinander trafen. "Nun gut, ich muss zugeben, du bist in der Tat besser geworden, Gareth." Mit einem Stoß drängte Grolfin seinen Freund zurück und machte auch selbst ein paar, die Distanz zwischen ihnen vergrößernde, Schritte nach hinten. "Mir bist du jedoch nach wie vor nicht gewachsen." Die beiden fingen an sich im Kreis zu bewegen, sich gegenseitig mit ihren Blicken durchbohrend. Wie wilde Tiere, bereit für den Angriff, nur darauf wartend, dass es der richtige Zeitpunkt war. Den jeweils anderen im Blickfeld, zögerten beide ihren Angriff noch hinaus, als ob sie einander auflauern würden, in der Hoffnung, dass die Abwehr des Gegners womöglich eine Schwäche preisgab. Und schließlich eilten sie mit erhobenen Klingen aufeinander zu. "Und? Wie ging es weiter? Wer von euch beiden hat gewonnen?" Mit gespanntem Blick sah Kawaisa zu Grolfin auf. Es war nun schon über eine Woche, seit sie das Dorf namens Marktplatz verlassen hatten und um die Zeit eher vergehen zu lassen, beschlossen sie einander Geschichten zu erzählen. Genauer gesagt, war es Grolfin, der auf Wunsch Kawaisas, sich dazu bereit erklärte. "Niemand.", war seine Antwort auf des kleinen Mädchens Frage. "Niemand?" "Ja, niemand. Weder er, noch ich, vermochten mit dem Ende des Kampfes als eindeutiger Sieger hervorzugehen. Beide waren wir erschöpft und zu schwach weiterzukämpfen. Aber keiner war mehr geschwächt als der andere. Es war ein Patt." "Ein Patt?" "Ein Unentschieden." Die junge Maji sah den angehenden Sliter an und hatte bereits eine weitere Frage. "Und was habt ihr dann gemacht?" "Wir haben uns erholt. . .und geredet." "Worüber denn?" Grolfin zögerte einen Augenblick, ehe er antwortete. Die Wolken am Himmel zogen vorbei, beobachtet von den beiden jungen Männern, die da auf der Wiese lagen, erschöpft von ihrem Kampf, schwer atmend, nach Luft ringend. "Puh. . .du bist. . .tatsächlich besser geworden. . .Gareth." Während er redete unterbrach Grolfin sich selbst mehrmals, um den Atem nicht zu verlieren. "Und dennoch. . .hat es nicht für den Sieg gereicht." Gareth's Atmung hatte sich mittlerweile wieder normalisiert, bei Grolfin war es ähnlich. Die beiden hatten sich in ihrem Kampf völlig verausgabt, so wie sie es jedes Mal taten. Und sie duellierten sich oft. Es hatte sich, schon als sie noch Kinder waren die mit Holzschwertern kämpften, zu einem Ritual zwischen den beiden entwickelt, dass sie sich jede Woche im Kampfe gegenüberstanden, so dass es den anderen Leuten in Udum, ihrem Heimatdorf, schwer viel zu sagen was den beiden von größerer Bedeutung war. Ihre Freundschaft oder ihre Rivalität. "Es war jedoch auch keine Niederlage. Sollten deine Fähigkeiten in der Schlacht sich weiterhin so entwickeln, kann ich nicht sagen, ob ich dir bei unserem nächsten Duell gewachsen bin." "Du gedenkst doch nur mir zu schmeicheln, Grolfin." "Nein, das tue ich nicht. Es ist mein voller Ernst." "Tatsächlich? Nun. . .wenn es so ist. . .ich hoffe du behältst recht. Denn ich habe nur noch eine einzige Gelegenheit." "Wie meinst du das?" Grolfin sah Gareth fragend an. "Es sind nur noch Acht Tage. Acht Tage und dann ziehen wir los. Du, um ein Sliter zu werden, wie dein Vater. Ich, um ein Ritter zu werden, wie mein Vater. Nur noch Acht Tage. . .also nur noch ein Kampf zwischen uns.", erklärte dieser. "Was redest du da? Mein Freund, dass wir in unser Väter Fußstapfen treten, heißt nicht, dass wir uns aus den Augen verlieren werden. Wir werden noch Zeit für viele Duelle haben." Gareth erhob sich, den Kopf schüttelnd, und ging zu seinem Schwert, welches im Gras, Seite an Seite mit Grolfins Schwert, lag. "Das wird nicht das gleiche sein." Er griff nach seiner Waffe und führte die Klinge wieder in die Schwertscheide. "Denn sobald wir in Dormior sind, trennen sich unsere Wege und bloß, weil wir beide, wie unsere Väter vor uns, für das Volk Vaneshes kämpfen wollen, heißt es nicht, dass wir denselben Pfad beschreiten. Du wirst ein Sliter sein, du wirst Erfahrungen sammeln und aus dir selbst einen besseren Krieger machen. Ich, sollte man meine Dienste annehmen, werde ausgebildet, von weisen und mächtigen Kämpfern. Ich will dich nicht besiegen mit dem was mich ein Fremder gelehrt hat. Ich will dich nun besiegen, wo die Ausgangssituationen gleich sind. Beide haben wir nur von unseren Vätern und uns selbst gelernt. Weißt du Grolfin, dass zwischen dir und mir ist etwas besonderes und es wird dies nicht mehr lange sein. Doch ein letztes Mal, in genau Sieben Tagen, will ich es erleben. Du und ich. . .in dem wohl gerechtesten und fairsten Kampf, den diese Welt je sehen durfte." Grolfin sah seinen Freund an, einerseits überrascht von den Worten des Jungen, andererseits voller Verständnis für ihre Bedeutung. Er war gerade im Begriff zu antworten, als er eine Frauenstimme vernahm. "Grolfin!", rief die Dame, die hastig zu ihm und Gareth eilte. "Was ist Sansah?", fragte er die Frau. "Dein Vater, es geht ihm wieder schlechter. Der Doktor ist schon bei ihm." Noch ehe sie ihren Satz beendet hatte, war der junge Sukima bereits auf den Beinen, hatte sich sein Schwert genommen und eilte in Richtung des Dorfes. "Dein Vater? War er etwa krank?" Kawaisa verfolgte Grolfins Geschichte nach wie vor mit großem Interesse, auch wenn es ihm wohl lieber gewesen wäre, hätte sie am Zustand seines Vaters weniger Interesse gezeigt. "Ja, war er." "War er sehr krank?" Grolfins Blick wurde ernster und er sah auf den Boden, während er und das Mädchen an seiner Seite weitermarschierten. "Ja. . .sehr krank." Fortsetzung in Kapitel 7 - Wir sehen uns Kapitel 7: Wir sehen uns ------------------------ Das Dorf Udum, welches weit im Osten Gaourts lag, war ein sehr kleines Dorf, welches vor allem vom Fischfang lebte. Und obwohl es nur relativ wenige Einwohner hatte, wovon die meisten auch noch Fischer waren, war es dennoch recht bekannt, denn zwei der größten Helden ihrer Zeit, entsprangen ihm. Wareme Sukima, Vater Grolfins, welcher in dunkelster Stunde für Vanesh, gegen das Böse kämpfte, sowie Lucas Todak, Vater Gareths, welcher lange Zeit dem König Gaourts diente, als Krieger lebte, jedoch als Opfer der See verstarb. Während Lucas ein schneller Tod vergönnt war, litt Grolfins Vater seit vielen Wochen an einer unbekannten Krankheit. Keiner konnte ihm helfen. Er wartete nur noch auf den Zeitpunkt seines Todes. "Und es wusste wirklich niemand was er hatte?", fragte Kawaisa. Bisher ging sie stets davon aus, dass ein Arzt ein jede Krankheit heilen konnte, so er nur über die erforderlichen Mittel verfügte, dass jedoch ein Leiden völlig unbekannt sein solle, war für die junge Maji neu. "Niemand. Viele Ärzte aus ganz Vanesh haben nach ihm gesehen, aber keiner von ihnen vermochte meinem Vater zu helfen." Kawaisa sah Grolfin an, nicht wissend, ob es richtig wäre die Geschichte weiter zu hinterfragen, mehr über die Geschehnisse in Udum und den Zustand seines Vaters in Erfahrung bringen zu wollen. Grolfin nahm ihr die Entscheidung ab. "Also, wo war ich. . ." Und so fuhr er mit seiner Geschichte fort. Grolfin rannte, so schnell seine Beine es nur erlaubten, der Schweiß stand ihm im Gesicht doch er war nicht bereit auch nur langsamer zu werden, ehe er nicht das Haus sah, in welchem er geboren. "Mutter, was ist los?" Schwer atmend kam er zur Tür hineingestürmt, seiner Mutter einen ebenso fragenden wie wissenden, ebenso hoffenden wie verzweifelten Blick zuwerfend. Julia Sukima war, trotz ihres Alters, eine wahre Schönheit, wie man sie nur selten zu finden vermochte. Als er noch Kind war, war ihr Sohn Grolfin, ob ihrer Schönheit, auch davon überzeugt sie sei ein Engel. Langes, wallendes, schwarzes Haar, Augen, so blau wie die ihres Gemahls und ihres Sohnes, Lippen, die in einem vollen Rot erstrahlen und mehr als alles andere, dieses Lächeln. Dieses Lächeln, dass sie nur Grolfin und Wareme schenkte und mit dem sie ihren Sohn auch jetzt begrüßte. Ein Lächeln voller Wärme, Verständnis und Liebe. "Grolfin." Man konnte die Erleichterung in ihrer Stimme erkennen. Erleichterung und Freude, darüber, dass die Sorgen ihres Sohnes, vorerst, unbegründet waren. "Es geht ihm schon wieder besser. Ich wollte dich nicht erschrecken, aber für einen Augenblick sah es sehr schlecht aus, darum habe ich Sansah losgeschickt dich zu holen." Der blauhaarige Junge seufzte erleichtert, als aus dem Nebenzimmer eine leise Stimme ertönte, so leise, dass man nicht erkennen konnte was sie gesagt hatte. Julia erhob sich von ihrem Stuhl und öffnete die Tür. "Was hast du Liebster?" Wareme Sukima war nur noch ein Schatten seiner selbst. Er verließ das Bett so gut wie gar nicht mehr, geschweige denn das Haus. Sein Schwert lag nun schon seit langem ungenutzt in diesem Raum, er war nicht einmal mehr in der Lage es zu heben. "Julia. . ." Seine Stimme war rau und geschwächt. Jedes Wort machte ihm Mühe, in seinen Augen spiegelte sich der Schmerz den er bei jedem Atemzug erleiden musste. "War das Grolfin der da gesprochen hat?" "Ja Liebster." "Schicke ihn zu mir. Ich will ihn sprechen." "Natürlich." Julia entfernte sich von der Tür und sah zu Grolfin. "Dein Vater wünscht mit dir zu sprechen." Der Jüngling sah seine Mutter an und nickte, ging an ihr vorbei und betrat das Zimmer, die Tür hinter sich schließend. "Und worüber", fragte Kawaisa. "haben du und dein Vater miteinander gesprochen?" "Über. . .mich. . .und ihn. . .und seinen. . .seinen. . ." Die Tür ward geschlossen und Grolfin wagte es nicht sich von dieser zu entfernen, als er seinen Vater erblickte. Er wirkte so zerbrechlich auf ihn, dass er befürchtete mit jedem Schritt den er sich ihm nähern würde, würde er ihn verletzen. Ihn zerstören. Waremes Zustand hatte sich in den letzten Tagen immer mehr und mehr verschlechtert. Das Ende war wohl näher als es Grolfin wahrhaben wollte. "Komm näher Sohn. Dort wo du stehst erkenne ich dich kaum mit meinen alten Augen." "Ja Vater." Langsam, mit unbewusster Vorsicht näherte Grolfin sich seinem Vater und kniete letztlich neben dessen Bett. "Ja, so ist es gleich viel besser." "Wie geht es dir Vater?" "Sieh mich an und du weißt es, Junge." Nun bildete sich eine unangenehme Stille, während der die beiden einander ansahen und anschwiegen. ". . .Wer hat heute gewonnen?" Mit diesen Worten unterbrach der ältere der beiden die Ruhe. "Was meinst du?" "Dein Duell mit Gareth. Heute war es doch wieder so weit, oder?" "Ja. Nun, es gab keinen eindeutigen Sieger. Gareth ist besser geworden. . .er ist mittlerweile wohl genauso fähig wie ich. Ich habe auch das Training in letzter Zeit ziemlich vernachlässigt, es tut mir Leid." "Entschuldige dich nicht für Dinge die dir nicht Leid tun müssen. Grolfin, wir wissen beide, du bist ein junger, starker Krieger. Und du wirst ein großer Sliter werden." "Deine Größe werde ich jedoch nie erreichen." "Meine Größe? Sieh mich an, was an mir ist groß? Ich bin ein alter, kranker Mann." "Aber du hast Großes getan in deinem Leben." "Ja, aber das ist Vergangenheit. Jetzt liege ich hier. . .und wir wissen beide, dieses Bett ist schon lange nicht mehr mein Krankenbett. . .sondern mein Sterbebett." Grolfin sah seinen Vater an. Für einen Moment lagen ihm Worte wie ,Sag so etwas nicht, Vater.' oder ,Nein, du hast noch viele Wochen, Monate und Jahre vor dir.' auf der Zunge, doch er wusste, seinen Vater konnte er nicht belügen. Und sich selbst wollte er nicht belügen. Es vergingen viele Sekunden des Schweigens, ehe Grolfin antwortete. "Ich weiß, Vater. Ich weiß. . ." "Und deshalb bitte ich dich, meinen letzten Wunsch zu erfüllen." "Noch in der Nacht des selbigen Tages, traf ich mich mit Gareth." "Wieso?", fragte Kawaisa. "Ich wollte den letzten Wunsch meines Vaters erfüllen, doch zuerst, musste ich Gareth's. . .und meinen eigenen Wunsch wahr machen." Am Rande seines Heimatdorfes Udum stand er und wartete auf Gareth, welchem er eine Nachricht hinterlassen hatte, er möge sich doch dorthin bemühen, wo Grolfin nun wartete. "Was ist es, Grolfin, das uns zu so später Stunde hierher führt?", fragte Gareth, welcher endlich ankam und sogleich anfing seinen Freund und Rivalen zu mustern, nur um ihm kurz darauf einen reichlich verwirrten Blick zu schenken. Seine Kleidung, sein Auftreten und vor allem dieses Schwert. Das Schwert seines Vaters. Gareth wusste was dies zu bedeuten hatte. "Du-", fing er an, wurde jedoch von Grolfin unterbrochen. "Ja. Ich werde gehen, noch heute." "Wieso? Wieso so plötzlich? Wieso jetzt?" "Wegen meinem Vater." "Dein Vater?" Grolfin nickte. "Er wird sterben. Er weiß es. . .und ich weiß es. Es wird nicht mehr lange dauern und. . .er wollte nicht, dass ich seinen toten Körper sehe. Deshalb hat er mich gebeten noch heute zu gehen, früher als geplant." Gareth zögerte einen Augenblick, ehe er Grolfin über seinen, gerade eben gefassten, Entschluss in Kenntnis setzte. "Ich gehe mit dir." "Was?" "Wir wollten zusammengehen. Und wir werden zusammengehen." "Nein. Denk an deine Mutter, sie würde es nicht verstehen wenn du gehst ohne Abschied zu nehmen." "Und was ist mit deiner Mutter?" "Ich glaube sie weiß es. Sie ahnte es, noch ehe ich auch nur einen Gedanken daran verschwendet habe." Wieder herrschte Stille, ehe Gareth das Gespräch fortführte, unsicher ob er wütend sein sollte, enttäuscht oder doch froh darüber, dass sein Freund sich wenigstens die Zeit nahm, sich von ihm zu verabschieden. "Also wolltest du dich nur noch von mir verabschieden?" "Es ist kein Abschied für immer. Ich bin sicher, wir werden uns in der Hauptstadt wieder sehen. Und nein, ich wollte mich nicht nur verabschieden. Da gibt es noch etwas, dass getan werden muss, ehe ich gehe." Sowie er diese Worte ausgesprochen hatte, zog er die Klinge seines neuen Schwertes aus der Scheide, woraufhin Gareth endlich verstand. "Ich verstehe. Nun denn, so sei dies unser letztes wahres Duell." "Und wer hat letztlich gewonnen?" Es schien als ob mit jeder Sekunde in der Grolfin erzählte, die Neugier der kleinen Kawaisa weiter wuchs. "Das", fing Grolfin mit einem leichten Grinsen an zu sprechen. "bleibt ein Geheimnis." Fortsetzung in Kapitel 8 - Der allmächtige Gurwaz Kapitel 8: Der allmächtige Gurwaz --------------------------------- Die weiten Ebenen Gaourts sind, so man sich die Zeit nimmt ihren Anblick zu genießen, von solcher Schönheit, wie man sie in keinem anderen der drei Königreiche zu sehen vermochte. Nicht, dass dies hieße Fidscha und Demoden, die beiden anderen Reiche, seien weniger ansehnlich. Es ist nur so, dass Wiesen, Ebenen, Felder, wie man sie in Gaourt zu sehen vermochte, etwas hatten, dass die anderen Reiche nicht hatten. Demoden war, so weit im Westen wie es lag, wohl ebenso reich an Ebenen, jedoch wuchsen hier nur wenige Pflanzen, so denn überhaupt. Demoden war nun mal ein Wüstenreich. Bei Fidscha war es wiederum anders. Hier war es so, dass es zumeist keine weiten Ebenen gab, wurden sie doch nur allzu oft von Hügeln, Wäldern oder Städten und Dörfern unterbrochen. Eine Ebene, wie es sie in Gaourt gab existierte nicht. Eine Ebene wie diese, auf der Grolfin und Kawaisa unterwegs waren. Eine Ebene wie das Feld von Askurane. Man erzählte sich auf Vanesh, das einst, vor vielen Jahren, zwei mächtige Engel einen Kampf ausfochten. Diese Engel waren Askurane und Zelubate. So wie Zelubate ein gesandter es Teufels war, war Askurane ein Diener des Herren. Er war es auch, der für die Welt kämpfte. Und die Legende, welche noch heute in den Klöstern Vaneshes gelehrt wird, besagt weiterhin, das Askurane die Welt rettete und das Böse besiegte. Zelubates leblose Körper, stürzte daraufhin in den Ozean im Norden Vaneshes. Askurane, ebenfalls geschwächt vom Kampfe und zu schwer verwundet, als das er hätte weiterleben können, viel auf das Land. Er begrub die Landmassen des Reiches, welches einst bekannt werden sollte als das Königreich Gaourt, unter sich und ebnete es. Deshalb ist das Feld von Askurane so eben. Deshalb trägt es diesen Namen. Und zu Ehren Askuranes, dessen Körper längst ein Teil des Bodens geworden war, wurde nie auch nur daran gedacht auf dieser Ebene zu man. Ruht hier doch der Retter der Welt. Zumindest erzählt man es sich so. Grolfin zählte nicht unbedingt zu den Menschen, die willig waren diese Schönheit zu genießen. Er wollte so schnell wie möglich das nächste Dorf erreichen, welches jedoch noch in weiter Ferne lag. Es war nun schon fast ein Monat, seit Grolfin und Kawaisa Marktplatz verlassen hatten und erst am Tage zuvor erreichten sie wieder ein Dorf. Dort jedoch schien es für einen Sliter nichts zu tun zu geben, weshalb es, nach einer Übernachtung in einem Gasthaus, sogleich wieder weiterging. Sehr zum Leid der jungen Maji, die solche Reisen nicht wirklich gewöhnt war. "Grolfin. . .wann erreichen wir das nächste Dorf? Und bleiben wir dann auch etwas länger dort?" Es war weniger das viele Marschieren, als vielmehr das Übernachten im Freien, am Boden, unter dem Himmel, welches das kleine Mädchen so sehr zu beanspruchen schien. Man sah es ihr an. Ihr fehlten ein Bett und ein Zimmer. "Nicht so bald. Wir müssen das Feld von Askurane überqueren und in hügeligeres Gebiet kommen. Dort durchqueren wir einen Wald, an dessen Rand wir auf den Fluss Kashuko stoßen müssten. Von dort aus ist es nur noch ein Katzensprung in das Dorf Kashuko." "Das Dorf und der Fluss haben den gleichen Namen?" "Ja. Frag nicht wieso, ich weiß es ebenfalls nicht. . ." "Du, Grolfin? Wie lange wird es Dauern bis wir diesen Fluss erreichen?" Der Junge musste einen Augenblick überlegen. "Hm. . .wenn wir uns beeilen, vielleicht ein Monat." "Was? So lange!?" "Ja. So lange. Die Welt ist groß und wer weit kommen will, muss große Strecken zurücklegen." "Das sagst du so einfach, deine Beine sind doch viel länger als meine!" Kawaisa war über diese schockierende Tatsache kein bisschen erfreut. Noch ein Monat ohne Bett, vielleicht ja sogar noch mehr. "Die Welt, nimmt auf niemanden Rücksicht. Das solltest du wissen, wenn du in ihr überleben willst." "Autsch!" Grolfin stoppte und blickte zu Kawaisa. "Was ist? Hast du dich verletzt?", fragte er und sah dabei in die ziemlich verständnislosen Augen, der kleinen rosahaarigen Maji. "Nein, wieso?" "Na. . .kam dieses ,Autsch!' denn nicht von dir?" Das Kind sah ihn nach wie vor verwirrt an und schüttelte den Kopf. Binnen Sekunden hatte Grolfin die Hand an den Griff seiner Waffe gelegt und sah sich suchend nach der Quelle des Geräusches um. Irgendjemand war hier. Soviel war sicher. Er machte ein paar Schritte zurück und hielt Kawaisa stets nah bei sich um sie gegebenenfalls vor einem Angriff zu schützen, als es erneut erklang. "Autsch!" "Diesmal hab ich's auch gehört!" Kawaisa klammerte sich an ihren Beschützer. "Was ist das?" "Ich weiß es nicht. . .aber es ist ganz nah. . ." "RUNTER VON MEINEM KOPF, ELENDER MENSCH!" Der Junge und das Mädchen sahen erst sich an, ehe ihre Blicke gen Boden wanderten und sie ein paar Schritte zur Seite machen. Nach wie vor konnte man nichts erkennen, als plötzlich der Boden anfing sich zu bewegen. So schien es im ersten Augenblick zumindest, doch wurde bald erkennbar, dass da jemand oder etwas unter dem Gras, unter der Erde war. Zuerst war es ein Kopf, der an die Oberfläche kam, gefolgt von zwei Armen, mit welchen sich die Gestalt schließlich völlig aus der Erde zog. Als ,es' dann schließlich aufrecht vor ihnen stand, erkannte Grolfin endlich was er denn da vor sich hatte. "Ein Prono. . ." Pronos gehörten zu jener Zeit zu den drei dominierenden Rassen auf Vanesh. Und zu den drei einzigen die es geschafft hatten etwas wie eine Zivilisation zu entwickeln, wenngleich die Bräuche, Gewohnheiten und das Verhalten dieser Rasse oft als primitiv bezeichnet wurde, gemessen mit Menschen und Elfen. Anders als die Menschen und ähnlich den Elfen, wurden Pronos sehr alt. Älter sogar als gewöhnliche Elfen, einzig die unsterblichen Hochelfen, vermochten einen Prono zu überleben. Doch dies war nicht die einzige Gemeinsamkeit mit den Elfen, gab es auch bei den Pronos viele verschiedene Arten, die sich sowohl in Verhalten als auch Aussehen unterschieden. Es gab Pronos die lediglich in den Wüsten von Demoden lebten, ebenso wie es Pronos gab die lediglich in den höchsten Gebirgen Vaneshes zu finden waren. Es gab Pronos die ein Leben in Wäldern bevorzugten und Pronos die in Tälern und auf Ebenen heimisch waren. Das Exemplar, welches Grolfin und Kawaisa gegenüberstand, war ein Wiesenprono. "Ja, bin ich, was dagegen?" Er war, wie übrigens alle Pronos, egal welcher Art, sehr kleinwüchsig, selbst Kawaisa war größer als er. Seine Haut war grün, während seine Kleidung braun war, nicht nur aufgrund der Spuren von Erde die nach wie vor an ihr hafteten. Die Ohren dieses kleinen Wesens, waren gemessen an seiner Größe erschreckend lang, ja beinahe so lang wie sein gesamter Kopf. Haare hatte er keine, ebenso fehlte eine Augenfarbe. Lediglich seine große schwarze Pupille war da und musterte die beiden Wanderer. "Nein, das nicht. . ." Grolfin suchte nach wie vor nach den richtigen Worten um auf. . .ihn, er war männlich, soviel konnte Grolfin erkennen, zu reagieren. "Was hast du da in der Erde gemacht Herr Prono?" Kawaisa viel es ungleich leichter ein Gespräch anzufangen. "Geschlafen, oder es zumindest versucht, ist ja ein weiter Weg und ich war müde. Konnte ja nicht ahnen, dass dieser Attentäter mir wiederholt auf dem Kopf rumtrampelt." Es war tatsächlich so, dass Pronos, so sie denn nicht in einem Dorf oder einer Stadt übernachteten, unter der Erde schliefen. Zumindest war dies bei Wiesen und Waldpronos der Fall. Bergpronos und Wüstenpronos hatten andere Gewohnheiten. "Und hör auf mit Herr Prono. Ich heiße Gurwaz. Manche kennen mich als Gurwaz den Großen, andere als Gurwaz den Herrlichen. Zumeist werde ich jedoch schlicht und weg der allmächtige Gurwaz gerufen." "Hihi, du bist lustig Herr Gurwaz." Kawaisa schien ihn sofort zu mögen. "Was war daran lustig? Das war mein Ernst!" So manch einer glaubt, Angeberei sei eine typische Eigenschaft der Pronos, was jedoch so nicht stimmt. Es gibt zwar Fälle in denen dies zutreffen mag, jedoch nicht auf alle. "Nun, wenn ihr uns dann entschuldigt, allmächtiger Gurwaz, wir müssen weiter." Die Augen verdrehend, drehte Grolfin sich um, griff nach Kawaisas Hand und ging mit ihr weiter. Die beiden gingen lange Zeit schweigend weiter, ehe Grolfin wieder zu sprechen anfing. "Wieso hast du dich eigentlich nicht verabschiedet, er schien dir doch sympathisch, oder?", fragte er. "Wieso verabschieden, Grolfin?", fragte eine leise Mädchenstimme. "Ja, wieso verabschieden, Grolfin?", fragte eine laute Männerstimme. "Was?" Es war erstaunlich, Grolfin hatte nicht gemerkt, dass der Prono die beiden verfolgt hatte. Kawaisa schien es jedoch schon gemerkt zu haben. "Was ,Was?'? Glaubst du, du kommst so einfach davon? Du hast mich schwer verletzt, das mindeste was du tun kannst ist mich zum Essen einladen! Also bleibe ich bei euch, bis wir in ein Gasthaus kommen." "Das dürfte einen Monat dauern." "Ich habe Zeit." "Dann kommt Herr Gurwaz mit uns?", fragte Kawaisa und noch ehe Grolfin die Chance hatte etwas zusagen, kam das ,Ja' von dem Wiesenprono. Übrigens. Noch weiter verbreitet, als der Glaube, alle Pronos seien Angeber, ist der Glaube alle Pronos seien stur. . .zumindest erzählt man es sich so. Fortsetzung in Kapitel 9 - Der singende Wanderer Kapitel 9: Der singende Wanderer -------------------------------- "Ich kann es nicht glauben, dass ich das wirklich tue.", seufzte Grolfin und marschierte weiter, auf den Schultern, einen unangenehm lauten Prono, der nicht mehr in der Lage war aus eigener Kraft zu gehen. Es ist nun schon viel Zeit vergangen, seit Gurwaz sich der kleinen Gruppe angeschlossen hatte. Der angekündigte Monat war schon so gut wie rum, demnach mussten sie den Wald, an dessen Rand Kashuko lag, bald sehen. "Hey, Grolfin. Wenn wir dort sind, machen wir dann auch wieder Rast?", fragte das Gewicht aus seinen Schultern. "Mich würde interessieren, weshalb gerade du eine Rast nötig haben solltest?" "Ich rede ja nicht von, ich mach mir nur Sorgen um dich, so ist es. Muss doch anstrengend sein, bei dieser Hitze, mit mir auf den Schultern, oder?" "Ja, ist es auch. Und ja, wir werden in diesem Wald rasten, jedoch erst bei Einbruch der Dunkelheit." "Grolfin!", kam es plötzlich von seiner Seite. "Was ist, Kawaisa?" "Schau mal, dort!" Während diese Worte über des Mädchens Lippen kamen, zeigte sie in die Ferne, wo bereits erste Bäume zu erkennen waren. Sie hatten den Wald also endlich erreicht. "Der Wald. . .endlich." Grolfin seufzte erleichtert, denn. . . "Wurde aber auch Zeit!" . . .viel länger hätte er den Wiesenprono auf seinen Schultern wohl nicht ertragen. Als sie schließlich den Wald erreicht hatten, wurde Gurwaz erst einmal abgesetzt. Er konnte und wollte wieder alleine laufen, denn hoch oben auf Grolfins Schultern, schien es ihm nicht sicher genug zu sein. "Was ist los? Hast du Angst?", fragte Grolfin. "Ich? Der große Gurwaz und Angst? Pah!" "Genau Grolfin, Herr Gurwaz hat vor nichts Angst!", unterstützte die Maji den Prono. "So ist es. Wälder sind mir nur ein wenig unsympathisch. . ." "Wieso das?", wollte der Knabe wissen. "Das ist eine lange Geschichte, die erzähl ich ein anderes Mal. Bis dahin, wer will die Geschichte von dem Kampf zwischen mir und einem Norder hör-" Gurwaz wurde unterbrochen durch Grolfins Hand, welche ihm den Mund zuhielt. "Seid mal still. . ." Flüsternd wandte sich Kawaisa an Grolfin. "Was denn?" "Hört ihr das?" Und tatsächlich, wenn man horchte, konnte man etwas hören. Etwas, das aus den Tiefen des Waldes kam und sich der Gruppe näherte. Es war eine Stimme. . . "Was ist das?", sprach Grolfin mit sich selbst, bekam jedoch eine Antwort von Gurwaz, welcher die Hand des Jungen weg geschlagen hatte. "Das nennt sich Gesang!" Der Prono hatte Recht. Irgendwo in diesem Wald, sang jemand. "Es kommt aus dieser Richtung.", meinte Grolfin und schon waren sie unterwegs. Nach einiger Zeit, in der die Stimme immer lauter und immer klarer wurde, erreichten sie einen Weg und es hatte den Anschein, dass der Sänger, welcher für diese Klänge verantwortlich war, geradewegs auf sie zu kam. Nun konnten die Drei auch ganz deutlich sein Lied vernehmen. "Als Arman ich kam in dies Land, Nun bin als Effon ich bekannt. Und ehe man sich versieht, Singe ich mein Wanderlied. Ich wandle über Stock und Stein, Mal sind sie groß und mal auch klein. Auch ich weiß nicht wohin's mich zieht, So sing ich halt mein Wanderlied. Ein Wanderer ist vollends frei, Die Welt, die ist ihm Einerlei. Egal ob Kriege oder Fried', Ich singe stets mein Wanderlied. Ein jeder muss doch jetzt einsehen, Ein Wanderleben, das ist schön. Leben ich hab dich so lieb! Ich widme dir mein Wanderlied." Erst als er sein Lied beendet hatte und die Gruppe bereits erreicht hatte, realisierte er, dass er nicht alleine war. "Oh, verzeiht, ich habe euch nicht gesehen. Tut mir Leid, sollte mein Lied euch gestört haben." "Schon okay, Onkel, ich fand dein Lied toll.", strahlte Kawaisa den Mann an. "Das freut mich natürlich." "Verzeiht die Frage, aber, wer seid ihr? Und was macht ihr hier?", fragte Grolfin, den es nun doch interessierte wieso dieser Mann alleine durch den Wald spazierte und dabei sang. "Ich bin ein Wanderer, der sich sein Brot mit Gesang und Poesie verdient. Bekannt bin ich unter vielen Namen, aber nennt mich am besten Effon." Effon. Ein eigenartiger Mann. Bunte ärmellose Kleidung, weißes kurzes Haar sowie ein Verband der seinen rechten Arm bedeckte zeichneten ihn aus, ebenso wie seine tiefblauen Augen. Augen so blau, dass sie schon beinahe Grolfins Augen glichen. "Warte mal, Onkel.", meinte Kawaisa und kramte in ihrer Tasche herum. Herausholte sie eine Münze, welche sie dem Wanderer reichte. "Für dich, Onkel." "Das ist zu freundlich, aber ich denke ihr solltet euer Geld sparen, junges Fräulein.", sagte Effon, mit einem freundlichen Lächeln im Gesicht. "Da habt ihr Recht. . .aber ich denke wir können eine Ausnahme machen.", meinte Grolfin. "Siehst du!" Kawaisa fühlte sich bestätigt. "Haha. . .nun gut, dann danke ich. Sollten wir uns wieder sehen, werde ich dann auch wieder für euch singen. Und nun entschuldigt mich. Es gibt noch viele Dörfer, die ich mit meiner Anwesenheit zu erfreuen Gedenke." Er nahm die Münze, steckte sie ein und wollte sogleich weitergehen. "Wartet noch." Mit diesen Worten stoppte Grolfin ihn. "Verzeiht die Frage, aber was ist mit eurem Arm? Wie habt ihr euch verletzt? Ich würde nämlich gerne Bescheid wissen, sollte der weitere Weg gefährlich werden." "Ach, wegen dem Verband? Denkt euch nichts dabei, es ist eine relativ alte Verletzung, die schon lange wieder verheilt ist. War das Ergebnis eines unglücklichen Aufeinandertreffens zwischen meinem Arm und einem Lagerfeuer. Wie gesagt, es ist verheilt, aber den Anblick möchte ich den Leuten ersparen, wäre er auch nicht gut für mein Geschäft.", erklärte er. "Ah. . .ich verstehe. Wenn das so ist, haben wir wohl nichts zu befürchten, wenn wir dem Weg folgen, den ihr gekommen seid." "So ist es." Sowie der Satz ausgesprochen war marschierte Effon weiter. Er winkte der Gruppe aus der Ferne noch einmal zu, ehe er schließlich verschwunden war. "Effon. . ." "Also, kommen wir wieder zu der Geschichte wie ich den Norder besiegt habe.", schaltete sich Gurwaz endlich wieder ein. Und so gingen sie weiter. Gurwaz, der von seinen Abenteuern erzählte. Kawaisa, die fasziniert dem Prono lauschte. Und Grolfin, dessen Gedanken noch bei dem Wanderer waren, der genau so schnell aufgetaucht wie verschwunden war. "Effon. . .", murmelte er, so leise, dass seine Begleiter ihn nicht verstanden. "Ein eigenartiger Mann." Fortsetzung in Kapitel 10 - Die Schmerzen eines Dorfes Kapitel 10: Die Schmerzen eines Dorfes -------------------------------------- Der Wald, welcher den Fluss und das Dorf Kashuko vom Feld von Askurane trennte, war erfreulich schnell durchquert und so kam es, dass Grolfin, Gurwaz und Kawaisa noch am Abend des selben Tages am Ufer des Flusses Kashuko standen und bereits das Dorf auf der anderen Seite erkennen konnten. Die Gegend hier war ganz anders, als das Feld von Askurane. Immer wieder gab es kleine und größere Hügel um das Dorf herum. Eben war hier nichts mehr, was auch ein Zeichen dafür war, dass Kashuko zu jenen Dörfern gehörte, welche der Grenze zum Königreich Fidscha sehr nahe waren. "Hm. . .hey, Grolfin. Kann es sein, dass hier irgendetwas Wichtiges fehlt?", fragte der Prono. "Herr Gurwaz hat Recht. Wie sollen wir über den Fluss kommen, wenn keine Brücke da ist?" Sie hatten beide Recht. Da standen sie also, am Ufer des Flusses Kashuko. . .und weit und breit war keine Brücke zu sehen. "Es muss eine Brücke geben. Folgen wir eine Weile dem Fluss, dann finden wir sie schon." Und so gingen sie, wie von Grolfin vorgeschlagen, dem Strom entgegen das Ufer entlang, in der Hoffnung eine Möglichkeit zur Überquerung zu finden. Dieses Glück hatten sie jedoch nicht. Zwar entdeckten sie etwas, was wohl einmal eine Brücke war, jedoch wurde diese anscheinend schon vor geraumer Zeit vollkommen zerstört. "Hm. . .ich nehme an, dass dies hier die einzige Brücke in der Nähe ist.", stellte Grolfin fest. "Na Klasse und wie kommen wir jetzt rüber? Über Wasser laufen kann ich jedenfalls nicht!" Diese überflüssige Bemerkung entstammte natürlich dem Mund des Pronos, ganz Unrecht hatte er jedoch nicht, dass wusste auch Grolfin. Er musste sich etwas einfallen lassen. ". . .Kawaisa?" "Ja?" Das kleine Mädchen sah den Jüngling an ihrer Seite mit großen Augen an. "Erinnerst du dich noch an den Zauber den du mir damals in Marktplatz gezeigt hast?" "Zauber?" "Ich rede von dem Feuerzauber." "Ach das, ja, wieso?" An dieser Stelle mischte sich der Prono wieder ein. "Feuerzauber? Willst du das Wasser zum kochen bringen oder was?" "Nein. Das ist nicht meine Absicht, aber. . ." Grolfin wandte sich von Gurwaz ab und sah wieder zu der Maji. "Kannst du vielleicht auch einen ähnlichen Trick, nur mit Eis, anstelle von Feuer?" "Ja, schon, aber wie- Ah! Du willst, dass ich das Wasser einfriere damit wir darauf hinübergehen können!" Grolfin nickte. "So ist es. Wir müssen uns aber darüber im Klaren sein, dass Kawaisa noch jung ist und, was noch schwerwiegender ist, sämtliche ihrer bisherigen Zauber von Majis auf der Durchreise erlernt hat. Sie hatte bisher wohl nie die Zeit um einen Zauber perfekt zu erlernen und selbst wenn, ihre Kräfte sind mit denen eines Erwachsenen nicht zu vergleichen." "Und das heißt?", fragte Gurwaz. "Das wir, sowie das Wasser zu Eis erstarrt ist, so schnell wie möglich den Fluss überqueren sollten. Wir wissen weder wie dick die Eisschicht wird, noch wie lange sie halten wird. Habt ihr verstanden?" Die beiden Kleinen sahen zu Grolfin auf und nickten. "Gut. Also, Kawaisa. . .?" Die junge Maji stand am Rand des Flusses, erhob ihre Hände und konzentrierte sich. Alle ihr bekannten Zauber, kamen lediglich durch Konzentration zustande, was auch von ihre Jugend und Unerfahrenheit zeugte, denn wirklich mächtige Zauber benötigten für gewöhnlich auch gesprochene Worte, Beschwörungsformeln, oft auch bestimmte Bewegungen oder Utensilien wie einen Stab. Auch Grolfin wusste das, also packte er vorsichtshalber schon einmal den Prono am Kragen und hob ihn hoch. So wie das Wasser gefroren war, würde er auch Kawaisa packen und mit beiden hinübereilen, denn er zweifelte daran, dass die beiden mit ihren kurzen Beinen rechtzeitig das andere Ufer erreicht hätten. Schließlich fingen Kawaisas Hände an zu glühen. Als sie dies sah, beugte sie sich über das Wasser und legte die Hände darauf. Binnen Sekunden ward der Fluss gefroren und ebenso schnell lief Grolfin los, schnappte sich Kawaisa und eilte, seine beiden Begleiter tragend, über die dünne Eisschicht, die so schnell wie sie erschienen war, wieder im Begriff war zu schmelzen. Hinter Grolfin brach das Eis, doch er schient es zu schaffen, er war bereits auf der anderen Seite, als das Eis das Gewicht nicht mehr halten konnte, und sein Fuss im Wasser versank. Glücklicherweise, geschah dies am Ufer und so kam es, dass Grolfin lediglich nach vorne stolperte und auf Erde landete. Lediglich sein Fuss wurde bei der Überquerung nass, weshalb man dies als Erfolg ansehen konnte. "Puh. . .das war knapp. Aber wir haben es geschafft." Grolfin war ziemlich erleichtert. Hätte das Eis früher nachgegeben, hätte wer weiß was passieren können. Als die drei Gefährten schließlich das Dorf Kashuko erreicht hatten, trauten sie ihren Augen nicht. Alles wirkte. . .leer. Ausgestorben. "Und hier leben wirklich noch Menschen?", fragte Gurwaz. "Ja, zumindest sollten sie das." "Endlich!" Es war die Stimme einer älteren Frau, die so die Aufmerksamkeit der Drei auf sich zog. Die Dame kam auf sie zugelaufen und packte Grolfin an den Schultern. "Ihr seid doch die Abgesandten der Hauptstadt, oder? Jetzt wird doch endlich alles besser, richtig?" "Äh, was? Nein, leider nicht. Ich bin ein Sliter. Das hier ist eine Maji auf ihrer Gija und das da ist ein anhänglicher Prono" "Was?", der Frau kamen die Tränen. Wo eben noch Hoffnung in ihren Augen war, war nun Verzweiflung. "Ihr seid also nicht hier um zu helfen. . .?" "Ich bin Sliter, ich bin immer hier um zu helfen, so ich dazu in der Lage bin." "Junel! Junel, lass den Jungen doch los." Nun kam auch ein Mann angelaufen, in etwa so alt wie die Frau. Junel, so der Name der Dame, folgte dem Befehl und löste ihren Griff, noch ehe der Mann die Gruppe erreichte. "Bitte, verzeiht das Verhalten meiner Frau. Sie muss euch verwechselt haben." "Äh-" Noch ehe Grolfin wieder zu Wort kam, sprach der Mann weiter und stellte sich vor. "Ich bin übrigens Nuri, Bürgermeister von Kashuko, und das ist meine Frau Junel." "Freut mich, ich bin Grolfin Sukima und hoffentlich schon bald ein Sliter. Meine Begleiter sind Kawaisa, eine Maji auf ihrer Gija und Gurwaz, ein einfacher Prono." "Das ,einfach' nehm ich dir übel." "Ein Sliter also? Nun, wenn dem so ist, könntet ihr uns vielleicht tatsächlich helfen, so ihr die Zeit habt." "Ich war sowieso gerade im Begriff zu fragen, was hier vorgefallen ist. Wieso wartet ihr auf Abgesandte der Hauptstadt? Was ist hier passiert?" "Das ist eine lange Geschichte. Folgt mir zu mir nach Hause und ich werde euch berichten." Und so machten sie sich auf den Weg, durchquerten dabei das halbe Dorf, der Hauch des Todes allgegenwärtig und so sie denn doch einmal auf andere Menschen trafen, zeugte auch deren Blick von all dem Leid und den Schmerzen, die dieses Dorf erdulden musste. Nach außen erweckte das Heim des Bürgermeisters den Eindruck als ob eine große glückliche Familie darin hausen würde und es gab eine Zeit in der es auch bestimmt so war, doch nun, nun war es so, dass einem, sowie man das Gebäude betrat, der faulige Gestank des Todes entgegenkam. Grolfin wollte bereits den Grund dieses Geruchs erfragen, als Nuri anfing zu sprechen. "Es fing vor etwa vier Monaten an. Leute starben und wir wussten nicht wieso. Es schien eine fremde Krankheit zu sein. Als sich die Todesfälle häuften, entsandten wir einen Boten mit dem schnellsten Pferd nach Dormior. Antwort erhielten wir bis heute nicht." "Wie äußert sich diese Krankheit?", fragte Grolfin. Kawaisa, Gurwaz und Junel mischten sich nicht ein, sondern lauschten einfach dem Gespräch. "Das wissen wir nicht genau, da der Arzt unseres Dorfes zu den ersten Opfern gehörte. . .aber wenn ich es beschreiben müsste, würde ich sagen. . .es scheint als ob sie einfach aufhören zu leben. Als ob nach und nach alles was sie am Leben hält, wie das Herz. . .einfach aufhört zu arbeiten." "Hm. Es ist schwer gegen Etwas vorzugehen, dessen Ursprung man nicht kennt." "Das weiß ich. Deshalb haben wir auch einen toten Körper aufbewahrt und nicht wie die anderen begraben. Damit die Gesandten der Hauptstadt den Körper untersuchen können, sobald sie eingetroffen sind." "Das erklärt den Geruch. Aber wieso bewahren sie die Leiche hier auf?" Einen Moment schwieg Nuri, ehe er sich aufmachte in einen anderen Raum des Gebäudes zu gehen. "Folge mir Junge. Junel, bleib du solange hier und gib auf die Kinder Acht." "Ich kann auf mich selbst aufpassen!", protestierte Kawaisa. "Was heißt hier Kind? Ich bin Fünfundvierzig Jahre alt!", stelle Gurwaz klar. Doch jegliches Jammern zum trotz, machten sich nur Grolfin und der Bürgermeister auf den Weg. Sie stoppten vor einer geschlossenen Tür und der angehende Sliter wurde noch gewarnt, ehe die Tür geöffnet würde. Was Grolfin nun erblickt, war die Leiche eines kleinen Mädchens, kaum älter als Kawaisa. "Das ist meine jüngste Tochter. Sie starb vor etwa einer Woche. Der Gestank hat sich bereits über das gesamte Haus verteilt, erstaunlicherweise ist die Leiche selbst kaum verfault. . .ich kann es mir auch nicht erklären." "Das ist ihre To-" "Die Jüngere, ja. Ich habe noch eine Tochter, bei ihr haben sich Gestern die ersten Anzeichen gezeigt." Grolfin war im Begriff etwas zu sagen, als der tote Körper plötzlich zuckte. "Haben sie das auch gesehen?", fragte er. "Ja, habe ich.", antwortete Bürgermeister Nuri. Und da geschah es schon wieder. Der Körper zuckte erneut. Die Ursache für dieses Zucken lag offensichtlich unter der Haut des Mädchens, denn an immer mehr stellen entstanden Beulen. Beulen die sich bewegten. Eine dieser Beulen lag im Gesicht der Leiche und wanderte zu deren Augen, verschwand jedoch, sowie sie ihr Ziel erreicht hatte. Und es geschah schließlich, was Nuri den Schock seines Lebens verpasste. "Das kann nicht sein!", schrie er. Aus dem Auge seiner toten Tochter, ragte ein Bein hervor. Ein Spinnenbein um genau zu sein. Von den unnatürlich lauten Stimmen angelockt, kam auch Junel hinzu, um sich zu erkundigen was los sei. Die Warnungen ihres Gatten kamen zu spät und so betrat sie den Raum, just in jenem Moment, in dem die Augen des Kindes aufplatzten und Heerscharen von Spinnen aus dem toten Körper gekrabbelt kamen. Zu jener Stunde, vermochte man in ganz Kashuko, den Schrei einer verzweifelten Frau zu hören. Fortsetzung in Kapitel 11 - Die Angst vor Spinnen Kapitel 11: Die Angst vor Spinnen --------------------------------- Grolfin ging, während er überlegte, im Raum auf und ab. Es war das Zimmer eines Gasthauses. Nach dem Vorfall im Haus des Bürgermeisters, waren sie gezwungen doch das Gasthaus als Unterkunft zu nutzen. Nuri entschloss sich ebenfalls mit seiner Frau und seiner noch lebenden Tochter ihr Heim zu verlassen und einstweilen anderorts zu hausen. Während die Familie dabei war sich von dem Schock zu erholen, sah Grolfin sich vor einer schwierigen Aufgabe. Dies war etwas völlig anderes als der Kampf gegen das Warog. Diesmal sah er sich nicht Auge in Auge mit dem Monster. Er wusste nicht mal wie er denn das Monster auffinden solle. Ja nicht einmal ob es denn dieses eine Monster überhaupt gab oder ob es tatsächlich nur eine Krankheit war. Nein, diesen Gedanken verdrängte er sofort wieder. Was er gesehen hatte war real und wenn es jemanden gab, dem Grolfin vertraute, so waren es seine Augen. Ja, dies war wirklich etwas völlig anderes als die Kämpfe die er bisher geführt hatte und für einen Augenblick zierte ein Grinsen Grolfins Gesicht. Ein Grinsen welches seine Freude und seine Aufregung gleichermaßen widerspiegelte. Für einen kurzen Augenblick war es tatsächlich so, dass Grolfin es genoss einer solchen Aufgabe. . .einer solchen Bedrohung gegenüberzustehen, konnte er nun doch endlich all das was er gelernt hatte, auch anwenden. Konnte er nun beweisen, dass er eines Sliters würdig sei. Doch sowie ihm dieser Gedanke kam, fühlte er sich auch schuldig. War es denn normal, dass er sich freute, während Kinder litten und starben? Während Menschen als Nester missbraucht wurden? Er wollte nicht mehr daran denken und schüttelte den Kopf, als ob er den Gedanken so loswerden könne. Es gab viel Wichtigeres im Moment, so musste er zum Beispiel herausfinden, woher denn die Spinnenbrut kam und wie sie in den Körper der Opfer gelangte. Und während er überlegte, ging er weiterhin auf und ab. "Grolfin, ist alles in Ordnung mit dir?", fragte Kawaisa. Sie wusste zwar mittlerweile was geschehen war, konnte es sich jedoch nicht vorstellen und dementsprechend fiel es ihr auch schwer zu verstehen wieso Grolfin sein Hirn so marterte. "Ja, alles in Ordnung." "Den Eindruck erweckst du aber nicht. Du siehst aus als ob dein Kopf gleich Platzen würde vom vielen Nachdenken." Mit dieser unpassenden Aussage fing sich Gurwaz einen wütenden Blick von Seiten Grolfins ein. "Gurwaz, ich wäre dir sehr verbunden wenn du in der gegenwärtigen Situation nicht von platzenden Köpfen sprechen würdest." "Tut mir Leid." Trotz Gurwaz' Entschuldigung wurde Grolfin nun von einem weiteren Gedanken geplagt. Was wenn es für sie schon zu spät wäre? Was wenn sie sich schon angesteckt hätten? Er hatte Angst, Angst, dass es schon zu spät war und all sein Überlegen umsonst wäre. Doch nein, sie können sich nicht mit diesen Krabbeltieren infiziert haben, wie und wo denn auch? Über die Luft? Nein, wie sollte man sich denn Spinneneier über die Luft einfangen? Das war ausgeschlossen und damit eigentlich auch schon, dass er oder einer seiner beiden kleinwüchsigen Begleiter ebenfalls bedroht sein könnte. Während Grolfin nach wie vor im Raum auf und ab ging, kam die Tochter des Gasthausbesitzers herein. Sie brachte die Speisen und Getränke für die Truppe. Kawaisa und Gurwaz wollten sich sogleich stärken, Grolfin jedoch hatte nicht mal bemerkt, dass jemand das Zimmer betreten hatte, ehe sich die junge Dame verabschiedete und zur hinausging. "Grolfin, du siehst echt fertig aus. Komm her und iss was. Ich jedenfalls werde das jetzt tun." Gurwaz unterließ es in jenem Moment anzumerken, dass er ja lang genug auf die von Grolfin bezahlten Speisen gewartet hat. "Herr Gurwaz hat Recht." "Nein, wirklich es geht schon, ich habe auch keinen Hunger.", sagte Grolfin, der zu seinen Begleitern sah und lächelte um sie etwas zu beruhigen. Als sein Blick schließlich über den gedeckten Tisch und die Beiden die an eben jenem saßen schweifte, blieb er schließlich an Gurwaz hängen, der gerade im Begriff war, dass Mahl mit erhobenem Becher zu eröffnen und sogleich den ersten Schluck daraus trinken wollte. "Das Wasser. . .", murmelte Grolfin. Blitzschnell zog er sein Schwert und zerteilte den Holzbecher, ohne Gurwaz selbst zu verletzen. Lediglich etwas nass wurde er. "Was sollte das jetzt?", fragte der Prono mürrisch, während Kawaisa ihren eigenen Becher abstellte, ohne auch nur einen Schluck daraus getrunken zu haben. "Was ist los?", fragte sie. "Es liegt am Wasser.", war Grolfins nicht viel erklärende Erklärung. "Was ist mit dem Wasser?" "Kommt mit und merkt euch, solange wir hier sind, trinkt und esst ihr nichts, verstanden." Während er diese Worte sprach, eilte Grolfin aus dem Zimmer und schließlich aus dem Gebäude heraus, Kawaisa und Gurwaz stets hinter ihm. Er lief in Richtung Kashuko. In Richtung des Flusses Kashuko. Als er den Fluss erreichte, folgte er dem Ufer bis zu dem Punkt, an welchem einst eine Brücke die Ufer miteinander verband. "Hier müsste es sein. . ." "Was überhaupt?", wollte Gurwaz endlich wissen und auch Kawaisa konnte ihre Neugier längst nicht mehr verheimlichen. "Das gedenke ich herauszufinden." Eine weitere Antwort, die eigentlich keine war, doch ehe der Prono erneut fragen konnte, wurden ihm Umhang und Schwert entgegen geworfen, so plötzlich, dass er beinahe umfiel als er die Stücke fing. "Sei so gut und halte das einen Moment." Er zog auch noch seine Stiefel und sein Hemd aus, ehe er mit Anlauf in den Fluss sprang und untertauchte. "Glaubst du er ist verrückt?", fragte Gurwaz Kawaisa, deren Antwort aus einem einfachen Schulterzucken bestand. Unter Wasser suchte Grolfin den Grund des Flusses ab und fand schließlich auch, was er gesucht. Eine Höhle unter Wasser. "Wie lang ist er jetzt schon unter Wasser?", fragte Kawaisa, die sich langsam aber sicher doch Sorgen machte, da Grolfin mittlerweile doch schon ziemlich lange mit nur einem Atemzug auskommen musste. Schließlich tauchte er wieder auf, schnappte nach Luft und verschwand ebenso schnell wieder. Das an sich wäre Grund zur Erleichterung, nur war die Art wie er wieder untertauchte doch ungewöhnlich. "Herr Gurwaz, ich glaube irgendwas zieht Grolfin nach unten!" Als Grolfin weitere Male auftauchte und nach unten gezerrt wurde, fühlte sich Kawaisa leider bestätigt. "Gurwaz!", rief Grolfin, als er wieder einmal kurz an der Oberfläche war. "Mein Schwert!" Und schon ward er wieder in die Tiefe gerissen. Gurwaz nahm sich, ausnahmsweise, Grolfins Anordnung zu Herzen und zog dessen Schwert aus der Scheide. Da es jedoch, gerade für einen Prono, sehr groß war, viel es ihm schwer die Klinge zu haben, geschweige den zu werfen. Also drehte er sich und warf, mit Hilfe des Schwunges, das Schwert in den Fluss. Just in diesem Moment, kam Grolfin regelrecht aus dem Fluss geschossen. Er flog noch oben, als ob ihn etwas geworfen hätte und packte während er aufstieg sein Schwert. Als er schließlich wieder fiel, tauchte aus dem Fluss der Grund für das ganze Geschehen auf. Eine Spinne. Genauer gesagt eine Riesenspinne. Ein Monstrum von solch unglaublichen Ausmaßen hatte wohl keiner der Anwesenden je gesehen. Grolfin, der nun im Fallen war, wollte die Schwerkraft zur Hilfe nehmen und mit Wucht die Klinge in den Kopf der Bestie rammen, was diese anscheinend jedoch ahnte und ehe er auch nur in die Nähe des Kopfes kam, wurde Grolfin von einem Spinnenbein weg geschlagen und landete unsanft in unmittelbarer Nähe von Gurwaz und Kawaisa. "Was ist das!?", schrie Gurwaz panisch und sah sich nebenbei nach Fluchtwegen um. "Anscheinend die Wurzel des ganzen Übels. Gurwaz, pass auf Kawaisa auf, ich versuch mit ihr fertig zu werden." "Das sagst du so leicht!" Und schon war der Prono dabei etwas zu tun, was ihm ausnahmsweise wirklich lag. Er grub ein Loch. Grolfin indes griff die Spinne, welche im Begriff war das Wasser zu verlassen, erneut an und schlug mit seinem Schwert gegen eines ihrer Acht Beine, jedoch gelang es ihm nicht wie geplant das Bein abzutrennen. Die Klinge blieb nämlich auf halbem Wege stecken. Ein schrilles Geräusch, ein Schrei, erklang, als die Spinne den Schmerz realisiert hatte. Sie schlug mit dem verwundeten Bein um sich um Grolfin loszuwerden, dieser krallte sich jedoch an den Griff seines Schwertes und so hang er an dem Ungetüm, bis die Klinge sich schließlich löste und der Jüngling erneut samt seiner Waffe weg geschleudert wurde. "Komm Kawaisa, wir graben uns ein bis alles vorbei ist." Kawaisa reagierte nicht auf des Pronos Worte. "Kawaisa!", sprach er sie erneut an. Das Mädchen sah zu Grolfin und seinem Gegner. Sie wollte helfen. Sie musste helfen. "Kawaisa!", versuchte es Gurwaz erneut. Grolfin sah wie das Monstrum immer näher kam, als es plötzlich von einer Flamme erfasst wurde. Kawaisas Zauber war zwar noch nicht stark, jedoch genug um der Spinne Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Diesen Augenblick nutze Grolfin um erneut auf das verwundete Bein einzuschlagen. Diesmal reichte es und so verlor die Bestie eines ihrer Acht Beine. Was jedoch auch hieß, dass es noch Sieben weitere hatte, wovon es eines nutzte um Grolfin erneut mit einem Schlag auf Distanz zu bringen. Denn nun hatte das Monster ein anderes Ziel vor Augen. Die junge Maji. Ehe es jedoch so weit kam, dass dem Mädchen Schaden zugefügt wurde, kam die Rettung. Ein Pfeilhagel kam wie aus dem nichts geschossen und durchbohrte den Körper der Bestie. All die Versuche sich erneut aufzurappeln zum trotz, verendete das Tier an Ort und Stelle. Noch ehe die der Hauptstadt entsandten Ritter, welche die Retter der Gruppe gewesen waren, ins Dorf einmarschierten, musste Grolfin ihnen erklären was denn vorgefallen war. Die Ritter verstanden. Und sie waren sofort im Begriff das Problem zu lösen. Der Fluss Kashuko wurde trockengelegt und es wurde angeordnet, dass sich all jene, welche in jüngerer Vergangenheit von dem Wasser getrunken haben, sich in der Kirche zu versammeln hatten, was dadurch erleichtert wurde, dass Bürgermeister Nuri, schon vor geraumer Zeit, sämtlichen Einwohnern Kashukos verbot das Dorf zu verlassen, da sie womöglich ganz Gaourt, ja sogar ganz Vanesh hätten anstecken können. Und da waren sie nun, die Einwohner des Dorfs füllten die ganze Kirche. Grolfin und seine Begleiter standen nicht in ihren Reihen. Sie standen zu Forderst, an der Seite der Ritter Dormiors. Einer von ihnen, der sich Grolfin bereits zuvor vorgestellt hatte und sich als General seiner Truppe zu erkennen gab, trat nun an das Podest und blickte herab in die hoffnungsvollen Augen, dieser Menschen. "Einwohner Kashukos. Viele Tage sind vergangen, seit dem die Wurzel allen Übels vernichtet und mit der Bekämpfung dieser Seuche angefangen wurde. Dank der Hilfe eines jungen Knaben, welcher sich wohl schon bald als Sliter sehen darf, mussten wir nicht erst nach der Quelle suchen und konnten uns so darauf konzentrieren, diese ,Krankheit', wenn man es so nennen kann zu bekämpfen." Der Mann der da Sprach und an dessen Lippen so viele Menschen hingen, war General Torcan, einer der einflussreichsten Generäle, welcher nicht der Rosengarde angehörte. Und einer jener Männer, die Gareth und auch Grolfin selbst, wohl am meisten bewunderten. "Und ich freue mich, ihnen heute hier mitteilen zu können, dass wir kurz vor dem Ende stehen. So es denn nicht noch irgendwo auf Vanesh ein ähnliches Ungetüm, wie jenes welches am stillgelegten Fluss Kashuko samt seiner Brut verbrannt wurde, gibt, so wird dies wohl das Ende ihrer Art werden." So wie er die Worte zu Ende gesprochen hatte, wurde e mit Jubel und Danksagungen überhäuft. Die Bewohner Kashukos konnten ihre Dankbarkeit kaum in Worte fassen. "Eines noch, bitte verweilen sie hier, bis wir sichergegangen sind, dass uns auch tatsächlich keine dieser Bestien entwischt ist. Es wird nicht allzu lange dauern." Mit diesen Worten verließ er das Podest und ging an Grolfin, Kawaisa und Gurwaz vorbei. "Kommt mit.", befahl er und die Drei folgten. Unter tosendem Jubel verließen die Drei die Kirche, doch so sehr er jenen Moment auch genoss, etwas beunruhigt Grolfin. Wieso wurden die Türen verriegelt, sowie sie das Gebäude verlassen hatten? Und das war nicht das einzige, was ihm ein ungutes Gefühl bereitete. Als er Torcan folgte, vermochte er die Tränen in seinen Augen genau zu erkennen. Er wollte ihn darauf ansprechen, doch ehe es dazu kam waren die Tränen weg und der General ergriff das Wort. "Grolfin, du warst uns sehr hilfreich, dies ist für deine Mühen, damit alle um deinen tapferen Kampf wissen." Er überreichte dem Jungen einen Umschlag, verschlossen mit dem Siegel des Königs. Schon der zweite Brief dieser Art. . .einer fehlte nur noch. "Und nun ist es besser du gehst, denn du solltest nicht sehen, was jetzt passiert." Grolfin war verwirrt, aber er nickte und machte sich gemeinsam mit seinen beiden Begleitern, sowie dem Proviant welchen sie von Torcans Truppe erhalten hatten, auf den Weg. Erbegint war nicht mehr weit. Doch dann vernahm er diese Worte. Diese Worte, welche Grolfin herumrissen und ihn zwangen, dass folgende Schauspiel zu beobachten. Jene Worte, die aus General Torcans Mund kamen. "Brennt alles nieder!" Fortsetzung in Kapitel 12 - Die Höhle des Drachen Kapitel 12: Die Höhle des Drachen --------------------------------- Ein langer Gang. Wände aus Stein. Winzige Fenster, welche schon des Tags kaum Licht den Zutritt in den Gang gewährten und ihn des Nachts, besonders in einer Vollmondnacht wie der diesen, eine fast schon gespenstische Aura verliehen. Schritte. Der Klang von Metall auf Fels. Ein Mann ging durch den Raum, seine Schritte hallten in die Nacht hinaus. Erkennen mochte man ihn wohl nicht, zu dunkel war es. Eine Rüstung trug er wohl, der Lärm hat ihn verraten. Das Scheppern der eisernen Bekleidung und des Geräusch der stählernen Stiefel wie sie auf den harten Steinboden trafen. Vor einer massiven Holztür kam er zum Stillstand. Ein Klopfen war zu hören. Eine Stimm erklang von der anderen Seite der Türe. "Tretet ein.", sagte sie. Die Tür öffnete sich und der Mann trat, wie gebeten, ein. Er stand nun in einem großen Raum, welcher aufgrund eines einzigen, riesigen Fensters beinahe hell erschien, im Licht des Vollmonds. Auch den Mann vermochte man nun zu erkennen. Der Ritter in Schwarz, beinahe zwei Meter über dem Boden, fingen seine Haare erst an, welche in ihrer Länge bis weit über seine Schultern hinweg herabhingen. Blau waren sie, eigentlich, doch vermochte man es kaum zu erkennen, ein so dunkles blau war es, beinahe so schwarz, wie alles an ihm. Schwarz auch die Augen die er hatte. Und schwarz auch die Rüstung, welche er trug. "Was habt ihr mir zu berichten Lord Acro?" Der Mann der da sprach, stand direkt am Fenster, sein Gesicht vermochte das Mondlicht jedoch nicht zu zeigen. Es blieb verdeckt, von der Kutte, die er trug. "Es geht um Subjekt 28-06-42-12. . .Tantarna." "Was ist mit ihr?" "Sie wurde besiegt. . .sie ist tot." ". . ." Der Mann am Fenster antwortete nicht. "Mein Herr?" "Ich habe euch schon verstanden, Lord Acro. . .doch dies ändert nichts. Es war damit zu rechnen, dass das ein oder andere Subjekt tatsächlich getötet wird. Das es nun Tantarna erwischt hat ist zwar bedauerlich, aber nicht weiter schlimm. Es zögert alles nur ein wenig hinaus." Lord Acro, der schwarze Ritter, stand vor der Türe, nicht wissend, was er nun noch sagen sollte. "Ihr könnte gehen, Lord Acro." Mit diesen Worten wurde er schließlich erlöst und eine kurze Verbeugung später entfernte er sich auch schon wieder, die Tür hinter sich schließend. Zurück blieb der Mann am Fenster. Allein. Es waren mittlerweile schon ein paar Tage vergangen, seit Grolfin, Kawaisa und Gurwaz Kashuko verlassen hatten und dennoch dachte Grolfin nach wie vor an jene Worte. Und an jene Bilder. Die Flammen wie sie das Dorf samt seiner Einwohner und damit auch samt der Brut der Bestie, verschlangen, hatten sich auch in Grolfins Gedächtnis gebrannt. Er empfand Wut. Wut auf das Monstrum, welches für all das verantwortlich war. Er empfand Verständnis. Verständnis für den Befehl den General Torcan gegeben hatte, hatte dieser doch keine Wahl. Er empfand Mitleid. Mitleid für all die Leute, die ihr Leben lassen mussten. All die Männer. All die Frauen. All die Kinder. Soviel Unschuld musste sterben. Noch mehr Mitleid empfand Grolfin jedoch für General Torcan. Wie sehr muss es geschmerzt haben diesen Befehl zu geben. In einem Satz so vieler Menschen Tod zu bestimmen, nur weil es keine andere Möglichkeit gab. So vieler Menschen Leben zu beenden, weil es das Beste für den Rest der Welt ist. Als er das Geschehen noch einmal in Gedanken an sich vorüberziehen sah, wurde Grolfin endlich klar, wie schwer ein Leben als ,Held', als Ritter. . .oder eben als Sliter doch sein muss. Ständig mit dem Tod konfrontiert zu sein und selbst zum Mörder zu werden, weil es die einzige Möglichkeit sei. Zum Mörder unschuldiger Menschen. "Grolfin. . ." Es war Kawaisas Stimme, die ihn aus seinen Gedanken riss. "Denkst du immer noch an. . .an Kashuko?" Ja, das tat er. Doch wollte er auch, dass die junge Maji es wüsste? Wo er ihr doch erklärt hatte, dass sie selbst nicht länger darüber nachdenken sollte. . . Vielleicht war das ja sein Fehler gewesen. Er hätte ihr sagen sollen, dass sie sich nicht vor dem Leid auf der Welt verschließen darf, dass sie lernen muss dergleichen Dinge zu verstehen und auch durchzustehen. Gerade als Maji. Das hätte er ihr sagen sollen, doch sein Rat war, dass sie es vergessen und verdrängen solle. Nun konnte er nicht mehr zurück, also nahm er sich vor auch selbst seinem Rat zu folgen. "Nein. . .ich habe nur. . .überlegt wie weit es wohl noch nach Erbegint sein mag." Doch selbst ein Kind wie Kawaisa, konnte die Lüge hinter jener Antwort erkennen. "Ah. . .ja, verstehe.", war jedoch alles, was sie daraufhin erwiderte. Fortan marschierte die Gruppe schweigend durch die langsam aber sicher doch hügeliger werdende Gegend, bis es schließlich zu regnen anfing und sie in einer Höhle, zumindest für die Dauer des immer stärker werdenden Gewitters, Unterschlupf fanden. "Wo führt ihr uns hin?", fragte Grolfin die beiden Wachen, die ihn und seine Begleiter durch die Gänge dieses prächtigen Gebäudes führten. Gebäude, mag wohl ein unpassender Begriff sein, ist er doch viel zu banal, für dieses Haus. Das Heim von Elas, dem Fürsten von Erbegint, war zwar weder Palast, noch Schloss, doch vermochte man an ihm zu erkennen, dass sein Besitzer von hohem Adel war. "Der Fürst und seine Gäste, wünschen mit euch zu speisen.", antwortete einer der beiden Männer. Sie stoppten vor einer großen Türe und öffneten diese, so dass die Drei eintreten konnten. "Ah, da seid ihr ja.", rief der Fürst, ein nicht sehr großer, dafür jedoch umso rundlicher gebauter Mann, welcher bereits, mit einer Vielzahl an Gästen, an der reichlich gedeckten Tafel platz genommen hatte. Auch sie konnte Grolfin dort entdecken. Sie saß direkt an der Seite des Fürsten. Aneva. "Kommt, setzt euch und esst.", lud Elas die Drei ein, welche sogleich auf den drei freien Stühlen niederließen. Kawaisa und Gurwaz folgten auch der Einladung zum Essen, Grolfin tat dies noch nicht. "Mein Fürst, wenn die Frage gestattet ist, wieso bin ich. . .sind wir hier?" "Ich habe euch eingeladen, ihr seid meine Gäste. Dies ist doch das Mindeste, nachdem ihr den Drachen erlegt habt. Und wo wir nun schon von dem Drachen reden, erzählt mir von ihm und von dem Kampfe." "Wie ihr wünscht Fürst Elas." Und so fing Grolfin an, die Geschichte zu erzählen. "Zunächst, es war nicht so, dass wir des Drachens wegen dort aufgetaucht sind. Um die Wahrheit zu sagen, wir wussten nicht einmal um die Anwesenheit der Kreatur. Wir suchten in der Höhle lediglich nach Schutz vor dem Regen." "Verdammt, ich bin völlig durchnässt!", fluchte der Prono, worüber Kawaisa erheitert kicherte. Es brauchte tatsächlich nicht viel um ihn wütend zu machen. Grolfin sah sich etwas um, ehe er sich wieder an die beiden wandte. "Ich schlage vor wir gehen tiefer in die Höhle hinein, dort dürfte es trockener sein. Wohl aber auch dunkler, aber ich hoffe doch, dass Kawaisa uns diesbezüglich helfen könnte." "Und wie?", fragte das Mädchen. "Suchen wir etwas Brennbares, woraus wir hoffentlich eine Fackel machen können." Grolfins Begleiter stimmten zu und so gingen sie tiefer in die Höhle, wo sie tatsächlich Holz fanden. Jedoch nicht nur Holz. "Holz, Knochen, Stofffetzen. . .was macht all der Plunder hier?", fragte Gurwaz. "Die Antwort liegt doch auf der Hand. Anscheinend wurden diese Leute überfallen. . ." Grolfin hatte sich über einen, zerstörten Holzkarren gebeugt und schlug mit seinem Schwert ein Stück heraus. "Das wird uns als Fackel dienen.", erklärte er. "Grolfin. . .", fing Kawaisa an. ". . .Ich hab Angst." "Du musst keine Angst haben. . .es sind nur Knochen übrig, diese Menschen, so es denn Menschen waren, sind schon lange tot. Wer auch immer sie überfallen hat, ist bestimmt längst weiter. Erweisen wir ihnen die letzte Ehre und begraben ihre Knochen, mehr können wir nicht für sie tun." Kawaisa sah zu Grolfin. Nachdem es so an ihm genagt hatte, dass die Menschen von Kashuko ihre Leben lassen mussten, nahm er dies nun doch erschreckend gelassen hin. Grund war wohl, dass er es hier nur mit Gebeinen zu tun hatte. Das machte es ihm wohl ungleich leichter zu verdrängen. Nachdem die Knochen mit Erde zugeschüttet waren, folgte ein Moment des Schweigens, ehe die Gruppe weiterging, mit einer von Kawaisa entzündeten Fackel. Sie wollten wohl alle so schnell wie möglich von dort weg, wenn auch aus verschiedensten Gründen. "Ich war zu dieser Zeit zu sehr in Gedanken versunken. Ich dachte nach über Leben und Tod. . .und war zu geblendet um das Offensichtliche zu erkennen." "Das Offensichtliche?", fragte der Fürst. "Ja. Denn allein die Art des Massakers. . .allein die Art wie die Gebeine der Toten zugerichtet waren, hätte mir klar machen müssen, dass eine Bestie in dieser Höhle hauste." Fortsetzung in Kapitel 13 - Aneva Kapitel 13: Aneva ----------------- "Wir waren noch einige Zeit unterwegs, ehe wir etwas. . .Faszinierendes entdeckten. Eine Lichtung." "Eine Lichtung?" "Ja, eine Lichtung in der Höhle. Anstatt der Decke, war da ein riesiges Loch. Leider, muss ich sagen, erfuhren wir wenig später auch wofür dieses Loch da war." "Was ist das?" Verwirrt sah Grolfin durch das riesige Loch gen Himmel. Es hatte mittlerweile aufgehört zu regnen. "Ein Loch. Ein großes Loch, wenn du es genau wissen willst.", beantwortete Gurwaz die Frage. "Äußerst witzig Gurwaz." "Als wir da standen, hörte ich zum ersten Mal ihre Stimme." "Anevas?", fragte der Fürst. Grolfin nickte. "Hey! Ist da jemand?" Grolfin sah seine Begleiter an und blickte dann in die Richtung aus welcher die Stimme kam. "Hört ihr mich?", rief die Frauenstimme. "Ja!", erwiderte Grolfin laut. "Bitte, wer immer ihr seid, helft mir, ich komme hier nicht raus." Die Drei folgten der Stimme und erreichten schließlich. . .einen Stein. "Das nenn ich einen großen Kiesel.", meinte Gurwaz. Unrecht hatte er nicht, der Felsbrocken war sogar größer als Grolfin. "Hier bin ich!" Die Stimme kam aus einem Spalt zwischen Fels und Wand, offensichtlich verbarg der Brocken einen Hohlraum hinter sich. "Keine Sorge, wir werden sie befreien." "Der Felsbrocken war jedoch zu schwer, als das wir ihn hätten wegrollen können." "Und wie habt ihr sie befreit?", Fürst Elas hing förmlich an Grolfins Lippen, während dieser erzählte. "Nun. . ." Grolfin sah zu Gurwaz, welcher nach wie vor mit Essen beschäftigt war, wenngleich er sich mittlerweile auch die Zeit nahm und zuhörte. "Unser Prono erwies sich als äußerst hilfreich." "Okay, platz da, lasst einen Profi ran." Nachdem jegliche Versuche den Stein zu bewegen fehlschlugen, entschloss sich Gurwaz eines seiner wenigen Talente zu nutzen. "Der allmächtige Gurwaz zeigt euch jetzt wie man Frauen rettet." Gurwaz war vieles nicht. Tapfer, stark und klug sind nur ein paar Eigenschaften an denen es ihm mangelte. Aber was er konnte, dass konnte er. Und graben fällt in genau diese Kategorie. Es verging kaum Zeit, ehe ein Loch gegraben war, durch welches das Fräulein dem die Stimme gehörte sich befreien konnte. "Danke. Und jetzt raus hier, reden können wir später." Sie sah kaum älter aus als Grolfin, war jedoch etwas kleiner. Ihr langes, blondes Haar reichte beinahe bis zu ihrer Hüfte, ihre großen, grünen Augen, wirkten wie Edelsteine, in das blasse Gesicht eingebettet und ihre. . .langen Elfenohren ragten hoch empor. "Warum so eilig?", wollte Grolfin wissen, doch da kam auch schon die Antwort geflogen. Ein Drache setzte zur Landung an. Die Höhle war offensichtlich sein Zuhause. . .der Hohlraum hinter dem Felsbrocken beherbergte Nahrungsvorräte. . .und das riesige Loch war wohl das Tor ins Freie. "Bei allen Göttern. . .wir sind tot.", war der äußerst optimistische Kommentar des Pronos. "Deshalb so eilig!", meinte das Fräulein. Grolfin sah sich um, musste leider jedoch feststellen, dass der Drache, welcher mittlerweile wieder Boden unter den Krallen hatte und sich in voller Größe vor seinem Futter ausbreitete, jeglicher Fluchtmöglichkeit wortwörtlich im Wege stand. Ein Kampf war unvermeidbar. "Die Bestie schnappte nach uns und trieb uns so auseinander, Kawaisa und Gurwaz auf der einen, Aneva und ich selbst auf der anderen Seite. Der Prono flüchtete sich unter die Erde, so war Kawaisa zur Linken des Drachen völlig alleine. Und so kam es, dass der Drache sich zuerst ihr widmete." Der Drache drehte sein Haupt zu Kawaisa, sah sieh einen Moment an, ohne etwas zu tun, ehe ein mächtiger Ball aus Feuer seinen Rachen verließ und auf Kawaisa zukam. Die Maji hob erschrocken die Hände und setzte, wie schon in Kashuko, einen Eiszauber ein. Die Flammen und das Eis trafen aufeinander, woraufhin Wasser auf Kawaisa zurückgespritzt kam. Nur Wasser. Feuer und Eis waren verschwunden. Als der Dampf, welcher sich gebildet hatte, verzog, bemerkte das Ungeheuer, dass das Mädchen unversehrt war und wollte gerade erneut angreifen, als ein Schmerz sein Bein durchzuckte. Grolfin hatte ihm sein Schwert ins Bein gerammt und zog es nun langsam heraus. Gut war, dass Kawaisa, zumindest vorerst in Sicherheit war. Schlecht war, dass nun er die volle Aufmerksamkeit des Drachen genoss. Als die Bestie nach ihm schnappte, wich Grolfin zurück und hob schützend sein Schwert, welches der Drache dann jedoch zwischen seinen Kiefern zu fassen bekam. Grolfin ließ dennoch nicht los. Das riesige Reptil hob seinen Kopf an, wodurch der angehende Sliter den Boden unter den Füssen verlor und nur noch an seiner Waffe hing, und schüttelte seinen Kopf hastig um das Anhängsel loszuwerden. Als dies nicht zu funktionieren schien, warf er das Schwert samt Grolfin einfach hoch in die Luft. Als er wieder fiel, blickte Grolfin in das geöffnete Maul des Drachen und seinem nahenden Tod ins Auge. Doch dann passierte etwas. Ein Dolch bohrte sich in des Drachens Auge und er drehte den Kopf, vor Schmerzen schreiend, zur Seite. Grolfin, der nun nicht länger den Rachen der Bestie vor sich sah, stoppte seinen Fall indem er sich an dem Dolch festhielt, was weitere schreiähnliche Geräusche des Drachens zur Folge hatte. Grolfin wartete den richtigen Moment ab, zog dann schließlich den Dolch aus dem Auge des Drachen, und fiel wieder. Diesmal jedoch vom Kopf der Bestie aus und so reichte eine schnelle Drehung, um dem Drachen beide Klingen, sein Schwert, sowie den Dolch, in die Kehle zu rammen und diese, mithilfe der Schwertkraft, aufzuschlitzen. Es dauerte nicht lange, bis der Drache leblos zu Boden ging. Der Kampf war kurz, aber hart. Grolfin lag neben dem toten Tier. Direkt neben den beiden, nach wie vor in ihm steckenden, Waffen. Er stand auf und griff zuerst nach seinem Schwert. Langsam ließ er die blutbefleckte Klinge wieder in ihre Scheide gleiten. Dann griff er nach dem Dolch, jedoch kam ihm jemand zuvor. "Der gehört mir.", sagte die Elfe und steckte den Dolch wieder weg. Grolfin sah sie an. "Wem muss ich für die Hilfe danken?" "Aneva. Mein Name ist Aneva." Just in diesem Moment kam der Prono Gurwaz aus seinem Versteck heraus gekrochen. "Ist es schon vorbei?" "Das ist die ganze Geschichte. Wie ihr seht, wäre ich ohne die Hilfe Anevas wohl verloren gewesen. Nachdem wir die Höhle verlassen hatten, setzten wir die Reise nach Erbegint fort, hier angekommen meinte Aneva sie würde sie kennen und könnte uns eine Audienz ermöglichen." Der Fürst schwieg einen Augenblick und bat dann sowohl seine Gäste, als auch den Prono und die Maji, den Raum zu verlassen. Er wollte eine Weile mit Grolfin und Aneva alleine sein. Während die Gäste des Fürsten längst gegangen waren, warteten Gurwaz und Kawaisa, nach wie vor und schon ziemlich lange, darauf, dass Grolfin endlich rauskommen würde. "Was dauert das so lange? Ist ja nicht auszuhalten!", beschwerte sich der Prono. "Sie haben wohl viel zu besprechen. . .", meinte das Mädchen. "Pah, ich geb denen gleich was zum besprechen!" "Warte Herr Gurwaz!" Der Prono wollte gerade die Tür öffnen und nachsehen, was denn da solange dauert, ehe er dies jedoch tun konnte, verlies Grolfin den Raum, mit einem Blick, wie ihn seine beiden Begleiter noch nie sehen konnten. Grolfin war. . .geschockt und verwirrt gleichermaßen. "Ähm. . .Grolfin? Geht's dir gut?", wollte der Wiesenprono wissen. "Was hat der Fürst denn gesagt?", fragte Kawaisa. Grolfin zögerte, ehe er ihnen antwortete und sich nun sein eigener, fassungslosen Blick in ihren Gesichtern spiegelte. "WAAAAAAS!?" Fortsetzung in Kapitel 14 - Gefährten Kapitel 14: Gefährten --------------------- Die Tür wurde geschlossen, als der letzte Gast den Raum verlassen hatte, nur noch Grolfin, Aneva und Fürst Elas saßen am Tisch. Grolfin war es, der das Schweigen brach. "Was hat das zu bedeuten?" "Ich wollte nur mit euch beiden alleine sein.", antwortete der Fürst. "Und. . .weshalb?" "Ich wollte nur ein paar persönliche Worte des Dankes an dich richten." "Fürst Elas, das ist nicht nötig, zumal der meiste Dank Aneva gebührt." "Aber ohne euch, junger Grolfin, wäre meine Tochter nach wie vor in den Fängen dieser Bestie, so sie nicht schon längst tot wäre." Grolfin war nun doch. . .überrascht. "Eure Tochter!? Aber. . .ihr seid kein Elf!" "Das bin ich auch nicht.", mischte Aneva sich ein. "Ich bin eine Halbelfe." "Halbelfe?" "Ja.", sprach der Fürst nun wieder weiter. "Anevas Mutter war eine Elfe, die Schönste die mir je begegnet war möchte ich meinen. Leider. . .weiht sie mittlerweile nicht länger unter uns." ". . ." Grolfin schwieg eine Weile. Er dachte nach und kam zu dem Schluss, dass es besser wäre nicht weiterzufragen. Es war auch nicht das erfreulichste Thema. "Das tut mir Leid." "Unterlass die Entschuldigungen. Heute soll für uns alle ein erfreulicher Tag sein, aus vielerlei Gründen.", sprach der Fürst. Es folgte ein kurzer Moment des Schweigens, den Elas nutzte um einen Umschlag zu zücken. "Ihr seid ein tapferer Krieger Grolfin. . .oder darf ich euch bereits als tapferer Sliter bezeichnen?" Er reichte ihm den Umschlag. Grolfin nahm ihn dankend an. Das war die Nummer Drei, ein Leben als Sliter war zum Greifen nah. "Und gerade deshalb, könnte ich mir nicht vorstellen, dass es jemandem gibt, dem ich diese Belohnung mehr wünschen würde." "Belohnung?" Grolfin war verwirrt. Welche Belohnung? "Fürst Elas, ich. . .ich brauche keine Belohnung, alles was ich nun, wo ich diesen Brief an den König habe, noch wollen kann, sind eine Unterkunft für die Nacht, für mich und meine Begleiter, sowie Vorräte, für unsere weitere Reise." "Junge, sei nicht so bescheiden. Und widersprich einem Fürsten nicht. Was diese Dinge angeht. . .war und ist meine Familie sehr konventionell. An dem Tag, als Aneva verschwand, vom Drachen geraubt, setzte ich die Belohnung aus. Ich versprach demjenigen, der sie retten würde, den kostbarsten Schatz den ich habe." Es fiel auf, dass der Fürst auf einmal sämtliche Förmlichkeiten ignorierte und mit Grolfin wie mit einem engen Freund. . .oder viel mehr noch, wie mit einem Verwandten, sprach. "Fürst Elas, ich denke wirklich ni-", doch Grolfin wurde von dem Fürsten unterbrochen. "Grolfin. ICH denke, dass dies notwendig ist. Und ich sehe keinerlei Problem darin, solange du mir dein Wort gibst, dass du auf meinen Schatz Acht geben wirst." Gegen einen Fürst konnte sich selbst ein Beinahe-Sliter nicht durchsetzen, also resignierte Grolfin und nahm an. "Ihr habt mein Wort, Fürst Elas." Der Fürst lächelte. "Nun denn, ich werde dann die Verlobung verkünden. Weihe einstweilen deine Begleiter ein, damit sie es vor allen anderen erfahren." "V-Verlobung?" Mit einem Mal überkamen unzählige Gefühle den angehenden Sliter. Furcht, Verwirrung. . .für einen kurzen Augenblick auch Entsetzen. Es dauerte erneut eine Weile, ehe Grolfin endlich begriff was der Fürst mit seinem ,Schatz' gemeint hatte. Grolfin sah zu Aneva, doch die Lächelte Grolfin nur an. Es war nicht so, dass sie sich darum riss sobald wie möglich zu heiraten, das nicht. Jedoch war sie die Tochter eines Fürsten und sie wusste, dass es Dinge gab, mit denen sie sich abfinden musste. Selbst wenn es dabei um etwas so Bedeutendes wie eine Ehe ging. Außerdem war es kaum, so denn überhaupt, möglich Fürst Elas von einem gefassten Entschluss abzubringen. Sogar für seine Tochter. Grolfin. . .hatte da wohl überhaupt keine Chance. Er war gewissermaßen verloren, es gab keinen Ausweg und so ging er den einzigen Weg, den er in jenem Moment in der Lage war zu gehen. Jenen zur Tür raus, um Gurwaz und Kawaisa wissen zu lassen, was hier gerade besprochen wurde. Dabei hatte er einen Blick, wie ihn seine beiden Begleiter noch nie zuvor gesehen hatten. Grolfin war. . .geschockt und verwirrt gleichermaßen. "Ähm. . .Grolfin? Geht's dir gut?", wollte der Wiesenprono wissen. "Was hat der Fürst denn gesagt?", fragte Kawaisa. Grolfin zögerte, ehe er ihnen antwortete und sich nun sein eigener, fassungsloser Blick in ihren Gesichtern spiegelte. "WAAAAAAS!?" Am Abend des nächsten Tages, wurde die Verlobung feierlich im Hause des Fürsten Elas verkündet. Viele Gäste kamen. . .Grolfin kannte nicht einen von ihnen. Das gleiche Schicksal teilten Gurwaz und Kawaisa, also zogen die beiden es vor sich alleine, ungestört von anderen Gästen, an den zahlreichen Speisen die bereitgestellt waren zu bedienen und Gesprächen mit dem Adel aller möglichen nahe liegenden Dörfer und Städte zu umgehen. Dies funktionierte auch wunderbar, bis jemand, den sie dann doch kannten, sie ansprach. Es war Aneva. "Hallo ihr beiden." Freundlich lächelnd beugte sie sich zu ihnen hinab. "Hallo Aneva.", begrüßte das kleine Mädchen das große Mädchen. "Ah, du bist's. . .konntest es wohl nicht wie jede normale Frau machen und warten bis du schwanger bist, ehe du den Burschen zur Hochzeit zwingst, wie?" Gurwaz war wie immer, direkt und vorlaut. Doch Aneva schüttelte nur lächelnd den Kopf. "Die Hochzeit war nicht meine Idee, sondern die meines Vaters. Du bist wohl noch zu jung um es zu verstehen." Aneva lächelte Kawaisa an. "Und du bist wohl. . .zu sehr du um es zu verstehen." Als sie den Blick des Pronos als Reaktion auf ihre Aussage sah, konnte sie sich ein leichtes Kichern nicht verkneifen. "Aber sagt ihr zwei. . .ihr wisst nicht zufällig wo Grolfin ist?" "Als ich ihn das letzte Mal gesehen hab, hat er sich alleine mit der Obstschale auf die Terrasse verzogen, aber das weißt du nicht von mir." Aneva nickte. "Danke Gurwaz." Und schon war sie auf dem Weg zur Terrasse, stoppte jedoch noch einmal, als sie Kawaisas Stimme hörte. "Aneva?", fragte die kleine Maji. "Liebst du Grolfin?" Aneva sah zurück zu den beiden, sagte jedoch nichts. Der Moment des Schweigens schien endlos anzudauern, ehe sich Aneva wieder umdreht und weiter ihren Weg ging. Als sie draußen ankam, sah sie ihn auf sofort. Er stand, an das Geländer gelehnt da, die Obstschale neben sich auf den Boden gestellt, und warf gerade die Reste seines gerade verspeisten Apfels in die Ferne. Nicht nur er fiel ihr auf, sondern. . .alles um ihn herum. Hier draußen, wo es ruhig war, wo sie allein waren, wo sich in der Ferne ein Sonnenuntergang seinem finstren Ende näherte, wirkte Grolfin um einiges älter, als bei ihrer ersten Begegnung. "Was willst du?", fragte er, woraus sich schließen ließ, dass er sie offensichtlich bemerkt hatte. "Bist du auch schon beim ,du' angelangt, Grolfin?", sie ging zu ihm und stellte sich neben ihn. "Du bist meine Verlobte, da ist das doch völlig normal.", murmelte er. "Ja. . .stimmt. . .wieso bist du eigentlich nicht auf der Feier, es wird immerhin deine. . .unsere Verlobung gefeiert." "Mit wem sollte ich denn Feiern? Ich kenne all diese Leute doch nicht einmal." Für einen Augenblick, wurde er lauter, nur um nach einem Seufzen wieder zu verstummen. "Denkst du ich? Die meisten dieser Leute sind hier weil sie Beziehungen zu meinem Vater pflegen. So ist das unter Adeligen eben, alles verkommt zur Politik, man hat kein eigenes Leben mehr." "Mag sein. . ." ". . .Grolfin." "Was?" "Du bist mit dieser Verlobung nicht einverstanden, richtig?" Grolfin seufzte erneut. "Es ist nicht, dass ich nicht damit einverstanden bin. Ich verstehe die Situation und ich weiß, wie ich mit ihr umzugehen habe. Es ist nur. . .ich hatte es mir immer anders vorgestellt. Mit mehr. . .Romantik und Liebe." "Das ist doch alles möglich." "Ich bitte dich! Ich liebe dich nicht, ich kenne dich ja kaum.", fuhr Grolfin sie schon beinahe an. "Dann lerne mich kennen." "Und du? Du liebst mich doch sicher auch nicht." "Ich werde lernen dich zu lieben." Grolfin seufzte erneut und wendete kopfschüttelnd den Blick von ihr ab. "Grolfin. Fortan und für den Rest unseres Lebens, werden wir Gefährten. . .Partner sein. Du kannst dich mir verschließen und uns alles noch schwerer machen. Oder du kannst dich mir öffnen und zulassen, dass sich zwischen uns beiden vielleicht doch noch Gefühle entwickeln. Echte und aufrichtige Gefühle." Mit einem Mal drehte Grolfin den Kopf wieder rum und sah ihr in ihre großen grünen Augen, als sie etwas tat, womit er nie gerechnet hätte. Sie küsste ihn. Es war ein kurzer und flüchtiger Kuss, aber auch ein zärtlicher Kuss. "Das war der Anfang.", erklärte Aneva, während sie mit einer Hand sanft über seine Wange streichelte. "Lass es mich wissen, wenn du für den Rest bereit bist." Und mit diesen Worten nahm sie ihre Hand weg und entfernte sich wieder von ihm. Bald war sie wieder im Festsaal und verschwand unter den zahlreichen Gästen und ließ einen reichlich irritierten Grolfin zurück. Am nächsten Morgen wollte die Gruppe weiterreisen. Grolfin, Gurwaz und Kawaisa standen bereits vor dem Heim des Fürsten und warteten darauf, dass das vierte Mitglied ihrer kleinen Gruppe abreisefertig war. Schließlich kam sie heraus. Sie trug weiß, ihre Kleidung war zwar sichtbar eng, erlaubte ihr jedoch sich mehr zu bewegen. Sowohl ihre eng anliegende Hose, als auch ihr weißes Hemd, waren mit Taschen gespickt. Was sie in den Taschen ihres Hemdes hatte war nicht zu erkennen, jene an ihrer Hose dienten jedoch offensichtlich der Halterung diverser Messer und Dolche. "Gehen wir?", fragte Aneva lächelnd. "Willst du dich denn nicht verabschieden?" "Das habe ich schon." "Gut." Grolfin nickte. Er hatte die Nacht hindurch noch viel nachgedacht und war nun doch gewillt, sich zumindest mit diesem Mädchen anzufreunden. Und so lächelte er, als er losging und sprach: "Dann gehen wir." Erbegint gehörte zu den größeren Orten in Gaourt, weshalb es auch eine Weile dauerte, bis die Gruppe den Stadtrand erreichte. Dort wurden sie jedoch erneut aufgehalten. Ein Haufen Leute hatte sich hier angesammelt, mit entsetztem Blick, standen sie im Kreis, konnten, starr vor Angst, ihre Blicke nicht abwenden. "Was ist hier los?", fragte Aneva eine ältere Dame. "Fräulein Aneva, es ist schrecklich. Ein Mord, es ist so grausam anzusehen. . ." Die geschockte alte Dame umarmte Aneva und ließ ihre Panik in Form von Tränen raus. Aneva ließ es zu. Grolfin hatte natürlich gehört, was die Frau gesagt hatte. Mittelpunkt der Aufmerksamkeit musste also die Leiche sein, doch was trieb all diesen Leuten die Panik ins Gesicht? Grolfin wollte mit eigenen Augen sehen, was so schrecklich war, also bahnte er sich einen Weg durch die geschockte Menge. Er hätte es nicht tun sollen. Da stand er nun, vor der Leiche und erlitt den Schock seines Lebens. Die Haare auf seine Haut stellten sich auf, er verspürte gleichzeitig ein Gefühl der Angst sowie ein Gefühl der Übelkeit, seine Beine wurden schwach und er sank auf die Knie. Wer. . .wer in aller Welt. . .konnte so etwas nur tun? Die Leiche war völlig entstellt, lediglich der Kopf war unversehrt. Weiter unterhalb, sah es weniger gut aus. Hände und Füße waren abgetrennt, sowohl der Bauch als auch die Kehle waren aufgeschlitzt und das schlimmste an diesem Anblick. . .die schlimmste Art wie man diese. . .sowieso schon übel zugerichtete, nackte Leiche geschändet hatte, war was man mit der Haut gemacht hatte, denn sie war vollkommen vom Körper abgeschält, wie die Schale einer Frucht. Es war jedoch nicht all das Blut, das Fehlen von Händen oder Füssen oder der Haut, dass Grolfin so zusetzte. Es war der Blick ins Gesicht dieser Leiche, der Grolfin auf die Knie zwang und der ihm Tränen in die Augen trieb. "Gareth. . ." Fortsetzung in Kapitel 15 - Auf den Spuren eines Mörders Kapitel 15: Auf den Spuren eines Mörders ---------------------------------------- Grolfins gesamter Körper zitterte und er ließ seinen Tränen freien Lauf. "Nein. . .Nein. . .Nein. . .", konnte man, unter all dem Schluchzen immer wieder raushören. Er wollte es nicht wahrhaben. Es konnte doch unmöglich wahr sein. Sein bester und engster Freund. . .Nein, das konnte nicht sein, das war völlig unmöglich. Zumindest für Grolfin. "NEIN!", schrie er, so laut er nur konnte, als wolle er Gott persönlich klar machen, dass dies ein Fehler sein musste. Dass es einfach nicht sein durfte. "WIESO?" Erneut schrie Grolfin so laut er konnte, eine Antwort bekam er jedoch nicht. "Macht Platz, bitte." Aneva arbeitete sich durch die Menge und als sie den Körper sah, stockte auch ihr der Atem. "Oh mein. . ." "Was ist los!?", rief Gurwaz, der zurückblieb bei Kawaisa. "Gurwaz, Kawaisa, bleibt weg! Kommt bloß nicht näher!", rief Aneva als Antwort. Anschließend wandte sie sich Grolfin zu. "Grolfin. . ." Sie beugte sich zu ihm herab und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Grolfin drehte seinen Kopf zu ihr. Er sagte nichts, sondern viel ihr nur weinend in die Arme. Aneva wollte ihm Trost spenden, doch sie wusste nicht wie. "Das. . .ist ein Freund von dir, nicht?", fragte Aneva zaghaft. "Ja. . .mein bester Freund." Ritter hatten das ganz Erbegint abgesucht und alles und jeden auf den Platz vor Fürst Elas Anwesen getrieben, wo ein weiterer Ritter, ein Ritter hohen Ranges, der aus Fidscha kam, zu den Leuten sprechen wollte. Er stand vor den Toren des Gebäudes, der Fürst an seiner Seite und nachdem ihm gemeldet wurde, dass das gesamte Dorf anwesend war, fing seine Rede an. "Einwohner Erbegints, Wanderer aus ganz Vanesh.", begann er. "Ich bin Pogoras Inorus, Ritter hohen Ranges, aus der Stadt Fosorim. Ich bereise seit nun mehr einem ganzen Jahr Vanesh, begleitet von Vertretern der bedeutendsten und stärksten Truppen Fidschas." Ein ganzes Jahr. Achtundvierzig Monate. Unzählige Tage, unzählige Nächte. Als seine Mission ihren Anfang nahm, wie alt mag er damals wohl gewesen sein? Vielleicht erst Sechs und schon mit einer Aufgabe konfrontiert, die ihn so lange beschäftigen sollte. Mittlerweile sah man ihm die Erfahrung, ob es damals auch so gewesen sein mag? Die wichtigere Frage, welche sich auch Grolfin stellte, während er den Worten dieses Mannes folgte, war jedoch, was mag von solcher Wichtigkeit sein, dass man einen Ritter dieses Ranges sowie jene die ihm Folgte, seit nun mehr einem Jahr darauf ansetzte? "All dies nur, um einen einzigen Mann zu finden." Ein erstauntes Raunen ging durch die Reihen seiner Zuhörer. "Der Tod ist etwas, womit wir ständig konfrontiert sind. . .und zumeist kümmert man sich kaum darum. Mörder und Diebe, würden ohne die Sliter dieser Welt wohl oft genug ungeschoren davonkommen, in den meisten Fällen ist es, leider muss ich sagen, die Mühe nicht wert, einen Ritter zu schicken, um einen einzelnen Mann zu jagen. Dies ist jedoch ein anderer Fall. Der Mann, den ich seit einem Jahr verfolge, ist Sandor. Ein Mörder, dessen Weg mit unzähligen Leichen gepflastert ist und dessen Grausamkeit wohl unübertroffen ist. Immer wieder werden Körper gefunden, auf übelste Weise geschunden. Abgeschnittene Glieder, ausgestochene Augen und schlimmeres sind keine Seltenheit. Und dann ist da noch, wofür Sandor wohl am berüchtigtstem ist. . ." Während er sprach, fasste Pogoras sich nervös an den Hals. "Er schneidet seinen Opfern bei lebendigem Leibe die Haut vom Körper." Grolfin schien diese erneute Konfrontation, wenn auch nur in Form von Worten, mit dem was man seinem besten Freund angetan hatte, erstaunlich gut aufzunehmen. Aneva hatte erwartet, dass er zumindest den Tränen nahe wäre, aber nein, Grolfin blieb standhaft. Im Moment ging ihm auch etwas völlig anderes durch den Kopf. Er dachte nicht länger an das Leid seines Freundes, sondern an jenen Mann, der ihm das angetan hatte. Sandor. "Es heißt außerdem, dass er ein Meister der Tarnung sein soll, weshalb ich sie leider alle bitten muss. . .zwingen muss vorerst die Stadt nicht zu verlassen. Es tut mir Leid. Wer dennoch versuchen sollte Erbegint zu verlassen, wird die Konsequenzen tragen müssen. Das ist alles." So beendete Pogoras seine Rede. Inzwischen hatte sich der Großteil seiner Truppe bereits an sämtlichen Wegen, die aus der Stadt rausführten, versammelt. Es gab mehrere Gasthäuser in Erbegint, eines von ihnen wurde zu dieser Zeit lediglich von Pogoras Inorus und seinem Gefolge bewohnt. Gareths Leiche war ebenfalls hier untergebracht. Pogoras saß schreibend in seinem Zimmer. Seit man ihm beauftragt hatte Sandor zu stellen, führte er Buch darüber. Sämtliche Informationen über sein Vorgehen, unzählige, zumeist grundverschiedene, Beschreibungen seiner Äußeren und detaillierte Auflistungen aller bisherigen auf ihn zurückgeführten Morde. Wer das Opfer war, wo und wann die Tat geschah, wie die Leiche entstellt war, all dies notierte Pogoras sich in seinem Buch. Ein Klopfen unterbrach seine Konzentration. "Herein.", sagte er, den Blick zur Tür gewandt. Es war Grolfin, der nun den Raum betrat. "Und du bist?", fragte der Ritter. "Ich bin Grolfin Sukima, ein Sliter, zumindest hoffe ich, bald einer zu werden." "Und was kann ich für dich tun, Grolfin?" "Ich. . .", er zögerte einen Moment. Was wollte er denn überhaupt hier? Vieles, eines jedoch mehr als alles andere. "Ich möchte alles wissen, was sie mir über diesen Sandor sagen können." Pogoras war ein wenig überrascht. "Junge, ich nehme an, dass du dich damit nur übernehmen würdest. Überlass dieses spezielle Monster lieber Männern mit mehr Erfahrung." Grolfin schüttelte den Kopf. "Ihr versteht nicht. . .es geht mir weder um Ruhm noch um Ehre. Es ist so. . .das Opfer, welches hier gefunden wurde, war ein enger Freund von mir. . .er war mein beste Freund." Pogoras sah Grolfin an und verstand. Er verstand sogar weit mehr, als man ihm zutrauen mochte. Denn, Pogoras kannte Gareth. Flüchtig, aber doch. Und aus Gareths Erzählung, kannte er auch dessen besten Freund, der nun endlich auch einen Namen hatte. Grolfin Sukima. "Du sollst ziemlich unnachgiebig sein, wenn es um deine Familie und deine Freunde geht." "Wie Bitte?", fragte Grolfin. "Gareth hat es mir erzählt. . .vor etwa sieben Monaten, als wir, meine Männer und ich, in einem Dorf nahe Udum rasteten, traf ich ihn und es kam zu einem kurzen Gespräch. Er hat auch von seinem besten Freund erzählt." Einen Moment schwieg der Ritter und sah dabei in Grolfins Augen. "Nun gut, was willst du wissen?" "Nun. . .über sein Aussehen weiß man nichts?" Pogoras schüttelte den Kopf. "Verfolgt er eine gewisse Route?" "Schwer zu beurteilen. . .im Moment scheint es aber, als ob er sich nach Westen bewegt." "Wisst ihr welche Waffen er benutzt?" "Verschiedenste Klingenwaffen, soviel ist sicher. Die Wunden mancher Opfer unterscheiden sich zu sehr, als das sie alle von einem einzigen Schwert stammen könnten." "Hm. . .mehr Fragen habe ich nicht. Ich danke euch." "Ich weiß, dass ich dir keine große Hilfe bin Grolfin. Ein Jahr und das ist alles was ich erreicht habe. . .ich glaube manchmal, er spielt nur mit uns. Und du bist im Begriff selbst eine seiner Figuren zu werden. Bitte, gib auf dich Acht." Grolfin nickte, wandte sich wieder der Tür zu, stoppte jedoch. "Eine Bitte hätte ich doch noch." "Die wäre?" "Es. . .es geht um Gareth." "Keine Sorge. . ." Grolfin sah, mit einem fragenden Blick, zurück zu Pogoras. "Bitte?" "Ich sagte keine Sorge. . .ich werde veranlassen, dass sein Körper nach Udum gebracht wird, wo seine Liebsten ihn beerdigen können." "Nein. . .das ist zwar gut so und ich bin euch auch dankbar, aber das war nicht meine Bitte." "Nicht? Was dann?" Stille. Einen Moment lang schwiegen sich die beiden nur an, ehe Grolfin sich zu einer Antwort überwinden konnte, nachdem er noch einmal überlegt hatte, ob er dies denn auch wirklich wollte. "Ich will ihn noch ein letztes Mal sehen." Es war wohl der finsterste Raum des gesamten Gasthauses, in welchem Mann Gareths Leiche untergebracht hatte. So kam es Grolfin zumindest vor, als er und Pogoras das Zimmer betraten. Es war ziemlich leer. Ein Stuhl, ein Tisch, ein Bett. Gareth lag, von einem weißen Tuch bedeckt, auf dem Bett. Auf dem Stuhl saß einer von Pogoras Gefolgsmännern, der stets über den Toten wachte. Der Ritter ging zum Bett, beugte sich vor und zog das Tuch zurück, jedoch nur soweit, dass Gareths Gesicht enthüllt wurde. Dann machte er Platz für Grolfin. Der Junge trat vor, kniete sich neben das Bett, sah dem leblosen Körper ins Gesicht. Stille. Kein Wort kam über Grolfins Lippen, er sah seinen toten Freund einfach nur an. Schließlich beugte er sich vor und küsste die Leiche auf die Stirn. Ein Abschiedskuss unter guten Freunden. Dann stand Grolfin auf und ging zur Tür raus. "Leb wohl Gareth. . ." Fortsetzung in Kapitel 16 - Grolfin gegen Frick Kapitel 16: Grolfin gegen Frick ------------------------------- Als Grolfin das Gebäude verließ, warteten seine Freunde bereits auf ihn. Ansonsten waren die Gassen und Straßen Erbegints völlig leer. "Und?", fragte Kawaisa zögerlich. "Ich. . .ich habe mich verabschiedet." Niemand wusste was man darauf ergänzen sollte und so herrschte eine Weile eine unbehagliche Stille, ehe Grolfin das Thema wechselte. "Hier herumzustehen und zu schweigen ist Zeitverschwendung. Anevas Vater hat uns die gleichen Zimmer zugewiesen wie auch in den letzten Tagen. . .ich schlage vor wir gehen zurück und gönnen uns alle etwas Ruhe, wie der Rest der Bevölkerung es wohl auch tut." Aneva nickte und sie machten sich auf den Weg zum Heim von Fürst Elas, als Grolfin plötzlich stoppte. "Was ist?", erkundigte sich Gurwaz. "Habt ihr das auch gesehen?" "Was?", wollten die Maji und der Prono wissen. "Ein Schatten. . .er war schnell, aber er war da." Grolfin hatte es genau gesehen. Er konnte nicht erkennen was es war, doch etwas hatte ihren Weg, mit schnellen Schritten und gut getarnt, gekreuzt. "Das bildest du dir nur ein, da war gar nichts.", erklärte Gurwaz. "Herr Gurwaz hat Recht. Ich habe auch nichts gesehen.", meinte Kawaisa. "Ein Elf." Nun hatte Aneva die ungeteilte Aufmerksamkeit der Anderen. "Er war schnell, doch ich habe ihn erkannt. Es war ein Elf." Grolfin war erstaunt. Ob es an ihrer elfischen Abstammung lag, dass sie soviel mehr zu sehen vermochte, als eine Maji, ein Prono oder auch er selbst? "In welche Richtung lief er?", fragte Grolfin. Aneva beugte sich runter und fuhr mit ihrer Hand über den Boden. "Norden. . ." "Kannst du seiner Spur folgen?" Aneva nickte und schon verfolgten sie den Schatten. "Kann mir mal jemand sagen wieso wir einen Schatten verfolgen?", wollte Gurwaz wissen. Ehe der Prono eine Antwort erhielt, stand die Gruppe am Rande Erbegints. "Er hat die Wachen passiert. . .", meinte Aneva. "Und das ohne bemerkt zu werden. . .und deshalb verfolgen wir ihn.", erklärte Grolfin. "Wer, wenn nicht ER, würde sich aus der Stadt hinaus schleichen? Wer, wenn nicht ER, der er ein Meister der Tarnung sein soll, würde unbemerkt an diesen Männern vorbeikommen?" "Wir jedenfalls nicht, was zum Problem wird, sollten wir wirklich vorhaben diesem Schatten zu folgen.", sprach Gurwaz. "Wenn es anders nicht geht, müssen wir eben kämpfen. Sie mögen stärker sein als wir, aber wir sind in der Überzahl. . .und wir haben Kawaisa." "Was ist los?", fragte Pogoras Inorus einen Mann, der in just diesem Moment eigentlich als Wache an einem Enden Erbegints zu stehen hatte. Etwas war offensichtlich vorgefallen, sowohl der Mannes Kleidung, als auch sein Haupthaar schienen nämlich eine ungewollte Begegnung mit Feuer gemacht zu haben. "Vier Personen konnten die Stadt verlassen. Ein Prono, eine junge Maji, eine Elfe und ein Jüngling." "Ich verstehe. . .und diese Elfe hatte nicht zufällig eine Ähnlichkeit mit der Tochter des Fürsten?" "Doch, ich nehme an sie war es." "Hm. . .und wie der Zufall es will hatte der Jüngling auch noch blaues Haar, richtig?" "Wohe-" Ihn unterbrechend hob Pogoras die Hand. "Eine Frage hätte ich noch. . ." Aratras, so der Name des Mannes der hier mit Pogoras redete, sah seinen Vorgesetzten abwartend an. "Kann es, unter welchen Umständen auch immer, passiert sein, dass noch jemand die Stadt verlassen hat? Bist du dir völlig sicher, dass es nur diese Vier waren? Keine Kleinigkeit die man womöglich als Mensch interpretieren könnte?" Aratras überlegte, schüttelte dann Kopf, jedoch nur zögerlich. Zu zögerlich für Pogoras. "Schick zwei Leute, sie sollen die Gruppe verfolgen, sie jedoch nicht angreifen oder ähnliches. Grolfin mag vielleicht im Moment von seiner Wut geblendet sein und Dinge sehen die nicht existieren, solange jedoch die Möglichkeit besteht, dass er tatsächlich Sandor auf der Spur ist, will ich jemanden von uns in seiner Nähe wissen." "Verstanden." Mit einer Verbeugung verließ Aratras den Raum und lies Pogoras allein zurück. "Hoffentlich stellt der Junge nichts Dummes an. . .", murmelte dieser. "Was wollt ihr?", fragte der Elf, welcher anhielt, als er seine Verfolger, die ihn mittlerweile eingeholt hatten, bemerkte. "Stell dich mir, elender Bastard!", rief Grolfin, blind vor Wut, als er in Gedanken noch einmal die Leiche seines Freundes vor sich sah. Der Elf drehte sich um, nun erst konnte Grolfin ihn genau erkennen. Er hatte glattes, nicht enden wollendes, weißes Haar, lange, spitze Ohren, wie sie kennzeichnend sind für Elfen und grüne Augen. Sein Alter war, ob seiner enormen Größe, selbst Grolfin musste mindestens einen Kopf kürzer sein als er, nur schwer einzuschätzen. Vielleicht war er erst Fünf, vielleicht schon Sechs oder gar Sieben. Er hatte, ähnlich wie Grolfin, einen Umhang, jedoch trug er keinen Harnisch. Gerade dieser Umhang stach hervor, da er zum einen nicht in weiß gehalten war, wie ansonsten des Elfen ganze Kleidung, sondern in braun, und da er zum anderen wesentlich älter als die Sachen, ja sogar älter als der Elf selbst aussah. Was sowohl Grolfin, als auch seinen Begleitern, jedoch am ehesten auffiel, war weder die Rasse, noch das Haar, weder die Größe, noch die Kleidung. Es war die Waffe, die er mit sich führte. Als langer Bogen, welchen er um die Schulter gehangen trug, fing sie an, anstatt jedoch ein Ende zu finden, ging sie fließend über in ein Schwert, dessen Klinge die selben Zeichen zierten, wie man sie auch auf dem Griff von Grolfins Waffe fand. Es war ein Bogenschwert. "Ich habe nicht die Zeit, mich mit dir zu beschäftigen." "Dann wirst du sie dir nehmen müssen. Kampflos werde ich dich nicht ziehen lassen!" "Sag mir zunächst. . .", fing der Elf an. "Was ist der Grund für diese Herausforderung?" "Du. . .du wagst es noch zu fragen!?" Ohne eine Antwort zu geben oder eine Antwort auf seine Frage abzuwarten griff Grolfin den Elf an, welcher blitzschnell reagierte. Ein heißes Gefecht entbrannte, eines war, zumindest für Aneva, jedoch offensichtlich. Der Elf hatte von Anfang an die Oberhand. Dies war jedoch nicht das Einzige, was ihr auffiel. "Grolfin, hör auf!", rief sie ihm zu, doch er ignorierte sie. Wie besessen schlug er auf seines Gegners Klinge ein, dieser wehrte Grolfins Schläge jedoch mühelos ab. Schließlich meinte Grolfin eine Lücke in der Abwehr des Elfen gesehen zu haben. Er legte all seine Kraft in diesen Schlag. Dies merkend nutzte der Elf seine Waffe um Grolfins Attacke abzulenken. Die Klingen prallten aufeinander und bohrten sich beide in die Erde. Ein Unentschieden. So schien es aber nur, denn gerade als Grolfin mitsamt seinem Schwert zurückweichen wollte, bemerkte er den Pfeil, welcher auf ihn gerichtet war. Grolfin war in eine Falle gelaufen. "HÖRT ENDLICH AUF!", brüllte Aneva. Dann blickte sie zu dem Elfen. "Es tut uns Leid. Wir haben euch verwechselt. Bitte lasst uns diesen Zwischenfall vergessen." "Verwechselt?", fragten er und Grolfin gleichzeitig. "Ja Grolfin. Verstehst du nicht? Das ist nicht Sandor. Er riecht nicht nach Blut." Gurwaz ging zu den beiden Schwertkämpfern, welche mittlerweile von einander abgelassen hatten und schnupperte an dem Elf. "Sie hat Recht." Er schnupperte erneut. "Hm, Zimt. Da hat jemand beim Essen gekleckert, nehm ich mal an." "Siehst du Grolfin. . .es wäre unmöglich in so kurzer Zeit den Gestank von Blut loszuwerden. Das Blut selbst vielleicht, aber der Geruch haftet noch lange an einem." Grolfin war einerseits verwirrt, andererseits fühlte er sich schuldig, nun, wo ihm langsam klar wurde wie unüberlegt er gehandelt hatte. Einen Fremden einfach angreifen, ohne sich sicher zu sein, dass er derjenige ist, den man sucht. Das gehört wohl kaum zu den Aufgaben eines Sliters. "Ihr sucht also auch nach Sandor?" Nun sahen alle den fremden Elf an. "Ich jage ihn schon lange.", erklärte er. "Ich konnte es nicht zulassen, dass ich aufgehalten werde und wäre ich nicht geflohen, es hätte mich womöglich Tage gekostet." "Wieso verfolgt ihr ihn?", fragte Aneva. Der Elf drehte sich schweigend weg und entfernte sich von ihnen. Grolfin lief ihm nach, Aneva, Kawaisa und Gurwaz folgten. "Wartet. Lasst uns mit euch gehen, wir verfolgen dasselbe Ziel.", meinte er. "Tut was ihr nicht lassen könnt." Sie gingen ihm nach, schweigend. Nach einiger Zeit, vernahmen sie die Stimme des Elfen. "Mein Name. . .ist Frick." Die Gruppe sah zu ihm. Aneva und Kawaisa lächelten, Grolfin schien erleichtert. Nacheinander stellten auch sie sich vor. Mehr war nicht von Nöten und, auch wenn es nicht ausgesprochen wurde, auch wenn es zu diesem Zeitpunkt noch niemandem klar war, sie hatten einen neuen Freund gefunden. Und Grolfin einen weiteren Gefährten, auf einer Reise, die weit über ihr Ziel hinausgehen sollte. Fortsetzung in Kapitel 17 - Ungor Kapitel 17: Ungor ----------------- Dunkle Seitengassen in denen noch finstere Gestalten lauern. Alte Leute und Kinder lebten auf den Straßen, bettelnd, die einen weil sie zu jung, die anderen weil sie zu alt, beide weil sie zu schwach sind jene zu überfallen, die den Fehler machen dieses Dorf zu durchqueren. Die Häuser werden bewohnt von Verbrechern, Räubern, Mördern, Menschen die einfach alles tun würden, wenn sie dafür bezahlt würden. Familien gibt es hier keine, ehrliche Bürger nur wenige. Diejenigen, die trotz allem ehrlich sind, besitzen Gasthäuser. Sie versorgen die Einwohner mit dem Alkohol, der sie ihre Sorgen vergessen lässt. So erkaufen sie sich das Recht ehrlich zu sein. Das Recht hier zu leben, ohne das Leben derer zu führen, die sie bedienen. Auch wenn es schwer fällt zu sagen, wieso man hier überhaupt leben wollen würde. Jene, die das Geld haben, fliehen für gewöhnlich aus diesem Dorf. Diejenigen die hier sind, sind hier gefangen. Gewalt an allen Ecken, Mord, Vergewaltigung, Tod, Leid. Der faulige Gestank verwesender Körper liegt in der Luft, Krankheiten breiten sich aus, Hygiene gibt es nicht. "Ungor.", sprach Frick, als er das Dorf von weitem sah. Grolfin blickte zu ihm und dann ebenfalls in die Ferne. Er kannte Ungor, jedoch nur aus Geschichten seines Vaters. In Büchern findet man es genauso wenig wie auf Landkarten. "Das Dorf der Diebe und Bettler?", fragte Grolfin. Das Dorf der Diebe und Bettler. So beschrieb Wareme Ungor. Frick hatte eine weitaus treffendere Bezeichnung. "Eher das Dorf der Vergessenen. . .der hohe Adel Gaourts bestreitet gar die Existenz dieses Dorfes und all seiner Einwohner. Deshalb ist es auch längst von allen Karten verschwunden und aus allen Schriften verbannt. Ein Schandfleck, das ist dieser Ort. Und ein Bildnis all dessen, wofür die ach so zivilisierten Völker dieser Welt schämen sollten." Alle sahen nun zu Frick. Dieser schwieg einen Augenblick, bis er schließlich, schneller als bisher, seinen Weg fortsetzte. "Beeilt euch, die Nacht bricht bald herein." Es waren nun schon einige Tage, seit Grolfin, Kawaisa, Gurwaz und Aneva Frick begegnet waren. Mittlerweile hatten sie sich auch an seine Gesellschaft gewöhnt. Er war nun auch ein Teil ihrer Gruppe geworden. Und auch wenn er es wohl nicht zugeben würde, in diesen wenigen Tagen, hatte auch er sich an sie gewöhnt. Es waren Kleinigkeiten, wie Gespräche mit Grolfin und Aneva und das Beobachten von Kawaisa und Grolfin, wenn sie miteinander spielten, die ihn von dem ablenkten, was seit vielen Tagen, Wochen und Monaten, sein Alltag war. Sein Ziel war zwar nach wie vor das Gleiche, Sandor zu finden und zu töten, doch war es ein gutes Gefühl, wieder ein Leben abseits der Jagd und des Kampfes zu haben. In Ungor nahm sich die Gruppe ein gemeinsames Zimmer, getrennt wären sie nur schwächer und in diesem Dorf war man ständig in Gefahr. Dort besprachen Aneva, Grolfin und Frick den weiteren Verlauf ihrer Reise. "Die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch, dass er in die Hauptstadt will, das dürfte euch gelegen kommen, oder?", fragte Frick. Grolfin nickte. "Ich muss sowieso nach Dormior. Erst dort werde ich ein Sliter." "Gut. . .bleibt die Frage welchen Weg wir nehmen.", meinte Frick. "Lass das!", rief Aneva. Kawaisa, welche gerade dabei war die beiseite gelegten Waffen von Frick und Grolfin mit kindlicher Neugier zu untersuchen, wich erschrocken zurück. Aneva erhob ihre Stimme nicht weil Kawaisa ein Kind war und Kinder sich von Waffen fern halten sollten, nein. Kawaisa besaß sogar ihren eigenen Dolch und hatte sich auch schon im Kampf bewährt. Aneva wollte nur nicht, dass das Mädchen sich verletzt. "Kawaisa, Waffen wie diese sind zu schwer und zu groß für ein Mädchen in deinem Alter. Du könntest dich verletzen." Aneva stand auf und ging zu ihr. Sie nahm die beiden Schwerter und, nachdem sie beide einen Augenblick lang musterte, brachte sie sie zu ihren Besitzern. "Passt besser darauf auf." Beide nickten, Aneva setzte sich wieder zu ihnen und die Diskussion wurde fortgesetzt. "Wie gesagt, es bleibt die Frage welchen Weg wir gehen. Entweder wir durchqueren den Wald Daruku oder wir ziehen über die Kanhor Felder. Ich wäre für den Marsch durch den Wald.", sagte Frick. "Ich habe dabei kein gutes Gefühl. Es gibt viele Geschichten über diesen Wald, man sagt er sei verflucht.", antwortete Grolfin. "Man erzählt sich vieles. Ein Umweg über die Kanhor Felder würde uns zwei Tage kosten." "Hm. . .was denkst du, Aneva?", fragte Grolfin. Aneva, welche in Gedanken vertieft schien, sah leicht überrascht auf, als ob sie nicht damit gerechnet hätte, dass man auch sie fragt. "Äh, wie? Was? Was ich denke? Nun. . .ich denke, dass. . .die Kleinen weg sind!" "Wie bitte?" Grolfin und Frick schienen nicht zu verstehen. Aneva sprang auf, sah sich im gesamten Raum um und eilte dann zu der offen stehenden Tür des Zimmers. "Gurwaz und Kawaisa sind weg. Dabei hab ich ihnen gesagt sie sollen sich nicht von uns entfernen, solange wir hier sind." "Nur die Ruhe.", sagte Frick. "Sie können nicht weit sein, suchen wir sie." Während Kawaisa, von ihrer Umgebung wenig beeindruckt, fröhlich durch die Gassen Ungors spazierte, schien Gurwaz, welcher ihr gefolgt war, ziemlich beunruhigt. "Kawaisa, gehen wir zurück!" "Wieso denn Herr Gurwaz? Dort sind wir doch sowieso nur im Weg, da können wir uns doch auch umsehen, oder?" "In jedem anderen Fall, ja, aber nicht hier. Die Leute sehen alle so nach Verbrecher aus." "Hey, wen nennst du hier Verbrecher, Kurzer?", schnauzte ein Fremder, nach Alkohol stinkender Mann den Prono an. "Was? Sie sicher nicht. . .", versuchte Gurwaz sich zu verteidigen. Wenn er etwas nicht wollte, dann Ärger. Vor allem wo Grolfin, Frick und Aneva nicht da waren. "Soll das heißen der hier ist besser als wir?" Zwei weitere Trunkenbolde gesellten sich zu dem Fremden, einer hatte bereits ein Messer gezückt, bei dessen Anblick sich Gurwaz hinter Kawaisa versteckte. "Genau genommen seid ihr alle Drei eine Schande für euer Geschlecht, eure Rasse und sowieso alles Leben auf Vanesh.", sprach eine Frauenstimme. Gurwaz und Kawaisa drehten sich um und musterten die Frau, die entweder sehr mutig oder erschreckend dumm sein musste. Sie war etwa Sechs Jahre alt, vielleicht ein wenig größer als Grolfin, trug dunkle, ziemlich abgenutzte Kleidung und in ihrer Hand hielt sie einen langen weißen Stab. Ihre violetten Haare waren lang und glatt und ihre Augen. . .ihre Augen erstrahlten in einem wunderschönen Gold. "Was war das, Weib?", fuhr einer der Männer die Frau an, welche daraufhin ihre Hand erhob. "Schweig still.", sprach sie. Der Mann riss geschockt die Augen auf, als er feststellte, dass sein Mund zugefroren war. "Ihr wollt euch doch nicht mit einer Maji anlegen, oder?", sagte sie, mit einem herzallerliebsten Lächeln im Gesicht. Da sie dies tatsächlich nicht wollten, ergriffen die Männer schlagartig die Flucht. Die Maji wandte sich nun Kawaisa und Gurwaz zu. "Und ihr seid unverletzt?" Die beiden nickten. "Was geht hier vor?" Grolfin war der erste, der Kawaisa und Gurwaz fand. Als er die Maji bei ihnen sah, wollte er schon wieder sein Schwert ziehen. Er hatte bereits die Hand am Griff, als er sich selbst zügelte. Er war nach wie vor zu hitzköpfig, das war ihm spätestens nach dem Zwischenfall mit Frick klar geworden. So ging er also ohne sein Schwert zu ziehen auf die Drei zu. "Grolfin! Diese Frau hat uns gerettet, sie ist auch eine. . .du weißt schon, Magi." "Maji, das Wort ist Maji, Kawaisa." Grolfin sah die Fremde an. Das Gold ihrer Augen war noch strahlender, als das von Kawaisas. "Und du bist der Aufpasser der beiden, nicht?", fragte sie, während sie Grolfins Blick erwiderte. Sie sprach mit Grolfin als würde sie ihn schon ewig kennen, etwas das manche wohl als unfreundlich bezeichnen würden. "Ich kann auf mich selbst aufpassen!", beschwerte sich Kawaisa. "Was heißt hier der beiden? Ich bin Fünfundvierzig, ich brauch schon lange keine Aufpasser mehr!", meinte der Prono. Grolfin schielte einen kurzen Moment zu den beiden und sah dann wieder die Frau an. "Aufpasser beschreibt es ziemlich gut." "Dann muss ich also dich fragen, wenn ich dem Mädchen etwas beibringen will, sehe ich das richtig?" Kawaisa strahlte förmlich vor Freude. Endlich würde sie richtig lernen, noch dazu von einer offensichtlich so mächtigen Maji. "Nein. . .das ist ganz allein Kawaisas Entscheidung.", meinte Grolfin. "Kawaisa?" Sie beugte sich zu ihr runter, die beiden Maji sahen sich in die Augen. "Hättest du etwas dagegen, wenn ich mich euch für eine Weile anschließen um dir etwas beizubringen? Ich habe schon lange keine Maji mehr gesehen, die so jung war, mit solchen Leuten kann man noch richtig arbeiten. Also?" "Ja, bitte!" Kawaisa fiel ihr vor Freude um den Hals. "Ist ja gut, ist ja gut, kannst mich auch loslassen." Wieso eigentlich diese spontane Entscheidung, fragte sich die Maji in Gedanken. Dann sah sie erneut in Kawaisas Augen und wusste es wieder. Wenn sie in die Augen des kleinen Mädchens blickte, spürte sie es. Das Talent und die Kräfte, die in ihr verborgen lagen. Ihr Instinkt sagte ihr, dass diese kleine Maji eines Tages große Taten vollbringen würde. Sie hockte noch vor Kawaisa, als sie etwas hörte. Es war das Geräusch eines gespannten Bogens. Er war zwar weitaus reifer als Grolfin, doch als er diese Frau sah, handelte Frick ohne zu zögern. Sowie er bei ihnen angekommen war, hatte er auch schon seinen Pfeil gezückt, den Bogen gespannt und die Spitze auf der Fremden Hinterkopf gerichtet. "Wie lange ist es her, Frick? Wie viele Monate? Und zu unserem Wiedersehen richtest du einen Pfeil auf mich.", sagte sie und beendete ihren Satz mit einem Seufzen. Sie klang nun gänzlich anders, als zuvor. Die Heiterkeit war aus ihrer Stimme verschwunden. "Und ich würde ihn dir auch in deinen Schädel jagen, wären wir allein, Shelial!" Fortsetzung in Kapitel 18 - Erinnerungen Kapitel 18: Erinnerungen ------------------------ Aneva lief durch ganz Ungor, nach wie vor auf der Suche nach Gurwaz und Kawaisa, als sie, ihn schon von weitem erkennend, Grolfin sah. Sie rief nach ihm. "Grolfin! Habt ihr sie gefu-" Die Worte blieben ihr im Hals stecken, als sie näher kam. Gurwaz und Kawaisa waren da, was jedoch nicht der Grund dafür war, dass sie sich selbst unterbrach. Es war Frick, welcher seinen Pfeil auf eine fremde Frau gerichtet hatte, der ihr Sorgen bereitete. Etwas musste vorgefallen sein. Aneva lief weiter, in ihre Richtung, so schnell ihre Beine sie tragen konnten. "Wie lange ist es her, Frick? Wie viele Monate? Und zu unserem Wiedersehen richtest du deinen Pfeil auf mich." "Und ich würde ihn dir auch in deinen Schädel jagen, wären wir allein, Shelial!" "Ich gehe davon aus, dass du immer noch einen Groll gegen mich hegst. . ." "Hattest du erwartet mit offenen Armen empfangen zu werden?" Shelial zog die Mundwinkel leicht hoch und schüttelte den Kopf. "Nein. . .das nicht." "Was geht hier vor?", fragte Aneva, welche endlich die anderen erreicht hatte und nun, außer Atem, neben Grolfin stand, welcher den Blick von dem Elf und der Maji abwandte und zu ihr sah. "Ich bin mir nicht ganz sicher. . .", sagte er. Shelial richtete sich nun langsam auf. "Er gibt mir die Schuld.", sprach sie, während sie sich umdrehte, die Pfeilspitze vor ihren Augen. Die Umstehenden schienen nicht zu verstehen was sie meinte. "Frick. . ." Sie sahen einander in die Augen. "Erinnerst du dich nicht mehr?", fragte Shelial. "Woran?" "An damals. . .du. . .ich. . .Lukus. . .und Sorael. . .und die Zeit, als wir noch Kinder waren." Frick erinnerte sich. Er erinnerte sich so gut daran, dass es schmerzte, wollte er diese Bilder doch für immer aus seinem Verstand verdrängen. Ein kleines Mädchen, höchstens ein Jahr alt, nach vanesher Zeitrechnung, saß zusammengekauert in einem hohlen Gebilde, welches vor langer, langer Zeit einmal ein Baum war. Sie hatte kurzes violettes Haar, so kurz, dass man sie beinahe mit einem Jungen hätte verwechseln können, trüge sie nicht ein weißes Kleid. Sie zitterte am ganzen Körper, während dicke Tränen über ihre blassen Wangen flossen. Sie hatte Angst, Angst weil sie nicht wusste, ob sie jene, die sie liebte, je wieder sehen würde. Ihre Freunde und ihre Familie. Sie wusste nicht, ob sie sie finden würden. . .oder wer sie zuerst finden würde. Eines wusste sie nur. Wenn es die falschen wären, so wäre dies ihr Tod. "Worauf willst du hinaus?", fragte Frick. "Die Nacht als ich entführt wurde. . .erinnerst du dich daran nicht mehr?" "Wie könnte ich sie vergessen, alle haben sie nach dir gesucht. . ." "Erinnerst du dich auch. . .", fragte Shelial. ". . .an den Morgen danach?" Die kleine Shelial verbrachte beinahe die gesamte Nacht in ihrem Versteck, weinend, schluchzend, aber stets den Atem vor Schreck anhaltend, wenn sie etwas hörte, weil es ja einer ihrer Entführer hätte sein können. Ichindas. Kleine, aber überaus kräftige Wesen, welche aufrecht auf zwei Beinen gingen und schon so weit entwickelt waren, dass sie primitive Waffen bauen konnten. An diesem Punkt hörten die Gemeinsamkeiten mit den drei zivilisierten Rassen jedoch schon auf. Klein, haarlos und nackt, mit einer schuppigen, bläulichgrauen Haut, großen Augen und einem sich nach vier Seiten öffnendem Maul. Zum Glück, gab es auf Vanesh keinen einzigen Ort, an dem diese, stets in Wassernähe lebenden, Kreaturen zu finden waren. Das heißt, einen Ort gab es, abseits von Vanesh, nördlich von Demoden, dem Königreich im Westen, gab es eine Insel, wo es selten, aber doch, zu Aufeinandertreffen zwischen den Bewohnern und Ichindas kam. Waren sie anfangs nur eine Plage, entwickelten sie sich jedoch bald zu einer Gefahr für all jene die auf dieser Insel lebten, denn langsam aber sicher, gewöhnten sie sich an den Geschmack von Menschenfleisch. Auch Shelial sollte in jener Nacht gefressen werden, doch, wie durch ein Wunder, entkam sie. Sie wusste selbst nicht wie, konnte sie doch ihre Kräfte, jung wie sie war, noch gar nicht kontrollieren, aber sie war entkommen und versteckte sich nun. Und Stunde um Stunde verging, während das kleine Mädchen sich schluchzend nach Hilfe sehnte. Die Sonne ging schon auf, als sie Schritte zu hören meinte. Sie hielt den Atem an und lauschte, doch was ihre Ohren vernahmen, trieb ihr nur wieder die Tränen der Furcht in die Augen. Es waren krächzenden Laute, wie Ichindas sie von sich gaben. Sie wusste nicht wie lang sie sie hörte, aber es kam ihr wie Stunden vor, Stunden in denen sie es nicht wagen würde zu atmen. Schließlich entfernten sich die Schritte und sowie sie nicht mehr zu hören waren, atmete die junge Maji erleichtert auf. Zu früh. Plötzlich wurde sie am Bein gepackt und aus ihrem Versteck gezerrt. Sie schrie und wehrte sich, hatte jedoch keine Chance gegen den viel stärkeren Ichinda, der, sowie er Shelial aus ihrem Versteck gezogen hatte, einen lauten, in den Ohren schmerzenden, Schrei ausstieß. Er rief wohl so seine Artgenossen. Die Beute war ja nun wieder gefunden und es war schon längst Zeit zum Essen. Die Bestie hielt das Mädchen mit einer Hand fest, mit der anderen griff der Ichinda nach einem Stein und holte aus, während ihn Shelial aus ihren, noch von Tränen feuchten, goldenen Augen ansah. Ein Schlag gegen den Kopf, dann wäre es vorbei, ihr noch so kurzes Leben. Sie schloss ihre Augen und erwartete das Unvermeidliche, als sie das Ungetüm über ihr schreien hörte. Es war jedoch kein Schrei wie zuvor. Es war ein von Schmerzen geprägter Schrei. Als Shelial ihre Augen wieder öffnete, sah sie, dass der Ichinda den Stein fallen lies. . .und das ein Pfeil in seinem Arm steckte. Dann hörte sie sie, die Stimmen ihrer Freunde, die immer näher kamen. Es waren drei Knaben, ein Mensch und zwei Elfen. Die Elfen waren gleich groß und hatten beide grüne Augen, jedoch hatte einer von ihnen, nämlich jener, dessen Waffe ein Bogen war, langes weißes Haar, während der andere, welcher ein Schwert führte, kurzes schwarzes Haar hatte. Der Mensch schließlich hatte wohl die mächtigste Waffe. Nicht nur hatte er ebenfalls ein Schwert, nein, er ritt auch auf einem Drachen. Einem jungen Drachen, ja, aber nach wie vor ein Drache, der immerhin schon die Größe eines ausgewachsenen Pferdes hatte. Der Elf mit den weißen Haaren war Frick. Der mit den schwarzen Haaren hieß Sorael. Der Name des Jungen der auf dem Drachen ritt, war Lukus. "Schneller Drahan!", rief dieser. Sein Drache, Drahan, hatte blutrote Schuppen und gelbe Augen. Trotz seiner Jugend waren seine Zähne schärfer als die meisten Klingen, er war schneller als jedes Pferd und hatte mehr Kraft als ein Warogweibchen. Feuer zu speien vermochte er jedoch noch nicht und auch seine Flügel waren noch nicht voll entwickelt. Im Kampf gegen einen Ichinda dennoch eine mächtige Waffe. Drahan lief, wie sein Besitzer ihm befohlen, schneller und griff schließlich an. Ein Sprung, ein kräftiger Biss und die Bestie war getötet. "Shelial!", rief Lukus, als er abstieg und zu ihr eilte. Auch die beiden Elfen erreichten sie schließlich und sahen sie ebenso besorgt an. Die junge Maji, immer noch Tränen in ihren Augen, sah zu ihren Freunden auf und fing schließlich wieder an zu weinen, diesmal jedoch vor Freude. Erneut zu früh, denn immer noch war ihr Leben in Gefahr, nun, da sie und ihre Freunde eingekreist waren, von einer ganzen Herde Ichinda. Als sie dies merkten, machten sich die drei Burschen kampfbereit. Sie würden es nicht zulassen, dass ihr etwas passiert. "Keine Angst Shelial.", meinte Lukus "Wir werden dich beschützen.", sagte Sorael. "Immer!", ergänzte Frick. Die Maji blickte, immer noch am Boden hockend, ihre Freunde an, welche sich ihr noch ein letztes Mal zuwandten, ehe sie sich in den Kampf stürzten. "Das versprechen wir dir.", waren ihre Worte. Jeder der Drei hatte es ihr versprochen. Und jeder der Drei meinte es auch so. "Ich habe keinen von euch je wieder so kämpfen gesehen. . .ihr wart in der Unterzahl. . .ihr wart Kinder. . .und doch habt ihr gesiegt. Seit diesem Tag, empfand ich keine Furcht mehr, weil ich wusste, ihr würdet mich beschützen. Ihr hattet es versprochen. . .es war die schönste Zeit meines Lebens." Shelial sah Frick in die Augen, immer noch war sein Bogen gespannt. "Diese Tage sind längst vorbei. . .und unser Versprechen hat jeglichen Wert verloren. Das weißt du." Die Maji nickte. "Ich weiß es. . .ich hatte nur gehofft, dass ich mich irre." Einige Momente herrschte Stille, bis Frick schließlich den Pfeil wegsteckte. "Du willst Kawaisa unterrichten. . .gut, ich bin nicht derjenige, der sie um diese Gelegenheit bringen wird. Ich werde hinnehmen, dass du uns eine Weile begleiten willst . . .aber rechne nicht damit, dass ich dir vergebe." Fortsetzung in Kapitel 19 - Auf in die Hauptstadt Kapitel 19: Auf in die Hauptstadt --------------------------------- Als die Gruppe wieder an jenem Gasthaus ankam, in dem sie eine Unterkunft für die Nacht gefunden hatten, gingen alle hinein, einzig Grolfin und Frick blieben auf der Straße. "Bist du sicher, dass du nicht mit rein kommen willst?", fragte der Junge mit den blauen Augen. Über den Vorfall wollten sie nicht reden, da es Frick unangenehm schien. Er hatte eine gemeinsame Vergangenheit mit dieser Maji und es waren anscheinend keine schönen Erinnerungen, soviel merkte Grolfin. Aus diesem Grund verstand er es auch, dass der Elf sich dazu entschlossen hatte die Nacht nicht mit ihnen zu verbringen. Er brauchte Distanz von dieser Frau. Grolfin wollte nicht nachfragen und akzeptierte es. "Ja. . .ich werde morgen außerhalb des Dorfes auf euch warten." Grolfin nickte und betrat dann ebenfalls das Gasthaus. Die Zimmer waren im oberen Stockwerk, während im unteren Alkohol ausgeschenkt wurde. Dementsprechend voll war es auch, wobei es in dieser Nacht wohl noch einen anderen Grund gab. Ein Grund der Grolfin zum schmunzeln brachte. "Schau mal Grolfin!", rief Kawaisa, welche bei Aneva, Shelial und Gurwaz stand. "Herr Effon.", sagte sie und zeigte auf den weißhaarigen Mann, der auf einem Tisch tanzte und sang, während ihm die Kunden Münzen hinwarfen um ihn zu entlohnen. Erst als sein Lied zu Ende war, bemerkte er die vertrauten Gesichter, sprechen konnte er jedoch noch nicht mit ihnen, denn sowie sein Lied zu Ende und das Klatschen der Zuschauer verhallt war, wurde nach mehr gerufen. "Noch ein Lied!", rief eine Frau. "Nein, erzähl uns eine Geschichte!", wurde sie von einem Mann übertönt. "Ja, Geschichte.", rief schließlich auch Kawaisa, womit die Wahl getroffen war. "Nun gut.", meinte Effon. "Ich erzähle euch die wahre Geschichte einer jungen Dame, ich kannte sie nicht wirklich, aber ich habe alles gesehen." Sofort wurde es still. Alle lauschten sie seinen Worten. "Unglaublich.", meinte Grolfin, welcher sich mittlerweile zu seinen Freunden gesellt hatte, flüsternd. "Was?", fragte Aneva. "Kein Gesandter des Hofes, kein Ritter und auch kein Sliter würde hier Beachtung finden. . .aber ein Mann wie Effon, der anderswo nur eine Art Hofnarr wäre, bringt sie alle dazu zu schweigen und seinen Worten zu lauschen." "In einer Realität wie dieser hier. . .sind es Narren, die den Menschen Freude, Hoffnung und einen Blick über die Grenzen ihrer Welt gewähren. Ein Mann wie dieser. . .Effon?" "So lautet sein Name.", gab ihr Grolfin Recht. "Ein Mann wie er, ist hier ein wahrer Held." Grolfin lächelte und fragte sich selbst zugleich, ob er eines Tages für jeden ein Held sein könnte. Ob er auch den Männern, Frauen und Kindern in Ungor helfen könnte. Nachdem auch das letzte Flüstern verstummte, begann Effon seine Geschichte zu erzählen. "Es war einmal, vor langer Zeit... Es war sehr kalt und es hat geschneit, Da verließ ein Mädchen im rosanen Kleid Ihr Elternhaus und entfernte sich weit. Ihre Haare warn blond, ihre Augen blau, ihre Haut so weiß wie Schnee. Im Wald hielt sie an und fragte "Sei hier noch jemand den ich nicht seh?" Antwort kam keine und sie blieb allein Und dann grinste sie, denn so sollte es sein. So lief sie weiter in den einsamen Wald, Obwohl es so stürmisch, obwohl es so kalt. Nackte Hände zitterten, nackte Füsse froren Und doch war sie glücklich, weil er sie erkoren. Sie hielt vor einer Höhle an, Sah sich sogleich um, nach ihrem Mann, Da trat ihr entgegen, eine garst'ge Gestalt, Er stank nach Blut und roch nach Gewalt Ein Körper, vollständig von Fell bedeckt, Eine Fratze die selbst die stärksten Krieger erschreckt, Nur das Mädchen, im Geiste noch bei ihrem Glück, Sie wich nicht zurück, sie wich nicht zurück. Würde er sie nun beißen, Den Kopf ihr Abreißen Und die Leiche dann schmeißen, In den nahen Fluss? Doch was ich dann sah, Was tatsächlich geschah, Ich schwör es ist wahr, Beide beugten sich vor, zu einem Kuss. Zusammen gingen sie in die Höhle hinein, Dort sollte die Blüte ihrer Liebe gedeihen, Diese Nacht war es soweit, Sie wollten es beide, sie waren bereit. Nackte Körper, eng umschlungen. Wie aus einem Lied, dass nie gesungen, Wie aus einer Geschichte, die nie geschrieben, Sah man Monster und Mädchen einander lieben. Aus Dank dafür, dass er sie erkoren, Hat einen Sohn sie ihm geboren. Und in jenem Moment, war sie auch schon tot Und diente dem Jungen als Abendbrot. Er sah nur noch zu, wie sein Sohn sich bedient, Am Fleische des Körpers der Frau die er liebt. Dann drehte er sich weg und ging schließlich fort. Er verschwand für immer, ohne ein Wort." Eine Weile war es vollkommen still, ehe nach und nach mehr Leute zu applaudieren begannen, bis schließlich, ergriffen und fasziniert von seiner Geschichte, alle jubelten und dem Sänger und Geschichtenerzähler Geld zuwarfen. Was, zumindest in Ungor, die wenigsten wissen dürften ist, dass die Geschichte, oder besser gesagt ihr Inhalt, nicht von Effon stammten. Allerorts erzählte man sich das Märchen vom Mädchen, dass sich in den Bubuten verliebte. Wie die meisten Märchen, hat auch dieses einen wahren Kern. Den Bubut, so nannte man diese menschenähnliche, mit Fell bedeckte Kreatur, hatte Effon in seiner Geschichte ziemlich treffend beschrieben, auch war es tatsächlich so, dass Junge Bubuten gleich nach der Geburt ihre Mütter fraßen. Der wahre Kern hörte mit diesen Details jedoch nicht auf, so ist es auch wahr, dass es einst geschah, dass ein Bubut sich mit einem Mädchen paarte und sie einen Mischling zur Welt brachte. Hier trennt sich Märchen jedoch von Realität. So tragisch und gleichzeitig schön die Geschichte auch sein mag, die Wahrheit ist ungleich trauriger und entsetzender. Vor vielen, vielen Jahren wurde ein Mädchen von einem wilden Bubut entführt und vergewaltigt. Den Sohn, der noch in der selbigen Nacht geboren wurde und weder Mensch noch Bubut war, verstieß der Vater, das Mädchen hat er selbst gefressen. Der Mischling wurde von einem älteren Paar, beides Bauern, gefunden und aufgezogen, doch bereits nach einem Jahr wurde das Monster von aufgebrachten Menschen aus nahe liegenden Dörfern getötet. Er soll zu diesem Zeitpunkt schon im Stande gewesen sein, wie ein Mensch zu kommunizieren. Gehindert hat das jedoch niemanden. "Onkel!", rief Kawaisa und lief auf Effon zu, als dieser seinem Publikum endlich verständlich machen konnte, dass es dies gewesen sei. "Haha, so trifft man sich wieder." Er bemerkte Aneva und Shelial. "Und wie ich sehe, ist die Gruppe größer geworden." Die beiden Damen verbeugten sich leicht. "Ich bin Aneva, Grolfins Verlobte.", erklärte sie. "Shelial.", meinte die Maji. "Verlobte? Grolfin?" "Stimmt, bei unserem letzten Treffen hatten wir gar nicht die Möglichkeit uns vorzustellen.", stellte der blauhaarige Jüngling fest. "Ich bin Grolfin.", erklärte er. "Die junge Maji hier ist Kawaisa, der Prono nennt sich Gurwaz." "Freut mich." Höflich wie er war, verbeugte Effon sich vor der Gruppe, eine Geste, die von seinen Gegenübern erwidert wurde. Schon lange bevor die Sonne sich zeigte, wartete Frick außerhalb des Dorfes auf seine Begleiter. Einige Zeit ging er auf und ab, in Gedanken versunken, sich mit seiner Vergangenheit auseinandersetzend. Es war nicht so, dass sein Wiedersehen mit Shelial ihn dazu zwang sich verdrängten, schmerzhaften Erinnerungen gegenüberzustellen, wäre er nicht dazu nicht bereit, er hätte sich nie auf die Suche nach Sandor gemacht. Was ihn beschäftigte war, dass dieses Wiedersehen ihn dazu zwang sich verdrängten Erinnerungen an glückliche Tage zu stellen. Und es waren diese schönen Erinnerungen, die ihm Schmerzen bereiteten. Er ging lange auf und ab, wie lange genau, vermochte er wohl selbst nicht mehr zu sagen, er hielt jedoch erst an, als sich in der Ferne die ersten Sonnenstrahlen zeigten. In rotes Licht getaucht stand er da und beobachtete wie sich diese unnahbare helle Scheibe erhob. So mancher hätte in jenem Augenblick wohl an etwas Schönes gedacht. An seine Heimat. An seine Freunde. An seine Familie. Nicht jedoch Frick. Er verdrängte all die Gedanken, all die Erinnerungen, die seinen Verstand vernebelten und konzentrierte sich auf die Dinge, die ihm wichtig waren. Seine Rache an Sandor. . .und sein Hass auf Shelial. "Frick!", rief eine Mädchenstimme. Es war Kawaisa. Der Elf drehte sich um und sah sie auf sich zukommen. Ein Gesicht, war ihm jedoch fremd. "Wer ist das?", fragte er mit ernster Stimme und deutete auf Effon. "Nun. . .ein Bekannter.", sprach Grolfin. "Ein Bekannter, welcher ebenfalls auf dem Weg nach Dormior ist und uns gerne begleiten würde." Frick musterte den für ihn Fremden. Er duldete Shelial, wieso sollte er nun Einwände haben. "Ich verstehe. . .nun, so lasst uns aufbrechen." Und so gingen sie los, fort von Ungor, und machten sich auf den Weg in die Hauptstadt. Fortsetzung in Kapitel 20 - Getrennte Wege Teil 1: Der Wald der Finsternis Kapitel 20: Getrennte Wege Teil 1: Der Wald der Finsternis ---------------------------------------------------------- "Nicht so schnell Shelial!", rief Kawaisa. Die ältere Maji stoppte und blickte zurück. Sie wartete einen Augenblick, bis Kawaisa zu ihr aufgeschlossen hatte, ehe sie sprach. "Ich dachte du seiest kein Kind mehr. . .in diesem Fall müsstest du doch auch mit den Schritten einer Erwachsenen mithalten können, oder irre ich mich?" "Ich kann auch mithalten es. . .es ist nur so, dass ich den Anblick auch genießen möchte, die Landschaft hier ist sehr schön." Die beiden Maji marschierten ganz allein über eine weite Ebene. Dies waren die Kanhor Felder. Shelial wollte sofort damit beginnen Kawaisa auszubilden, schließlich wusste sie selbst nicht, wie viel Zeit sie mit ihr verbringen würde, allein die Tatsache, dass Frick auch ein Teil dieser Gruppe war, war jedoch Grund genug den Zeitraum so kurz wie möglich zu halten. Aus diesem Grund trennten sich die beiden auch von dem Rest der Gruppe. Sie mussten den Umweg über die Kanhor Felder machen, da sie nur so an einen ganz besonderen Ort kommen würden. Einen Ort an dem Shelial ihrer jungen Schülerin wohl mehr beibringen können würde, als irgendwo sonst. "Da magst du Recht haben, wir haben jedoch nicht die Zeit. Wir müssen einen weitaus größeren Weg zurücklegen als deine Freunde, noch dazu weiß ich nicht, wie viel Zeit wir dort verbringen werden müssen, ehe du erfolgreich sein wirst. Wir sollten uns also beeilen." Kawaisa nickte und setzte ihren Weg, nun deutlich schneller als zuvor, fort. "Du, Shelial. . .wenn du ,dort' sagst, wo meinst du denn dann?" "Das", sagte die ältere Maji. "wirst du sehen wenn wir angekommen sind. Ich will dir doch nicht die Überraschung verderben." Shelial grinste, amüsiert ob ihrer eigenen Bemerkung, woraufhin das kleine Mädchen mit den rosa Haaren zu schmollen anfing. Vorerst also ohne weitere Wortwechsel, marschierten sie weiter. Kawaisa hatte jedoch Recht gehabt. Der Anblick war wunderschön, wenn auch nicht unbedingt für sie selbst, denn die Kanhor Felder, zeichneten sich vor allem durch ihr sehr hoch wachsendes Gras aus, höher als die kleine Maji gewachsen war. Kawaisa konnte also, auch wenn sie mittlerweile nicht mehr so kleinwüchsig wie zum Beginn ihrer Reise war, kaum die Welt um sich herum sehen und wäre Shelial nicht soviel größer als sie, sie hätte sie wohl längst aus den Augen verloren. Ein finstrer Wald. Bäume, hoch gewachsen, mit langen dicken Ästen, welche sich mit den Ästen anderer Bäume überkreuzten, es wirkte wie ein Gefängnis, mit Gittern aus Holz und wer einmal darin gefangen war, würde nie wieder das Tageslicht sehen. Innerhalb des Waldes, konnte man dies wohl kaum, da die Kronen der Bäume so dicht bewachsen waren, dass nicht ein Lichtstrahl sie zu durchbrechen vermochte. Es war, als wäre es an diesem Ort stets Nacht. Der Wald Daruku. Als Grolfin ihn zum ersten Mal erblickte, als er zum ersten Mal seine dunkle Aura zu spüren glaubte, war es ein Gefühl als ob man ihm die Kehle zuschnüren würde. Und mit einem Mal war er davon überzeugt, dass alles, was man sich über diesen Wald erzählte, wahr sei. "Wenn wir uns beeilen holen wir die beiden noch ein." Es war Gurwaz, der Prono, der mit diesen Worten das Schweigen brach. "Außerdem. . .ich meine, wenn die beiden sowieso den langen Weg nehmen, macht es doch keinen Unterschied ob wir jetzt zwei Tage schneller sind oder nicht, oder?", fragte er. "Wir gehen.", sagte Frick, sowohl von der einschüchternden Ausstrahlung des Waldes, als auch vom Theater des offensichtlich eingeschüchterten Pronos ungerührt. "Wenn wir diesen Wald durchquert haben, werden Shelial und Kawaisa bereits auf uns warten." "Was macht dich so sicher?", fragte Aneva. "Das ich Shelial verabscheue, bedeutet nicht, dass ich sie nicht kenne." Die Halbelfe begnügte sich mit dieser Antwort. Sie war auch die Erste, die folgte, als Frick sich dem Wald näherte und ihn schließlich betrat. Auch Effon war sichtlich unbeeindruckt, von diesem Anblick und betrat als Dritter den Wald. Grolfin zögerte noch, hob dann jedoch den Prono, der von sich aus wohl keinen Fuss in diesen Wald gesetzt hätte, hoch und ging mit ihm weiter. "Sind wir bald da, Shelial?", fragte Kawaisa. Für den Geschmack der kleinen Maji waren sie schon viel zu lange ohne Rast marschiert. Shelial empfand dies als durchaus angebracht. Eine Gija war nicht einfach, Shelial wusste das, traf es sie doch besonders hart als sie ihre Reise einst antrat. Die Gija verändert das gesamte Leben einer Maji, ob nun zum Guten oder Schlechten, ist oft schwer zu erkennen. Shelial musste einst ihr gewohntes Leben aufgeben, die Gija kostete sie viele Freunde und ihre einzige Liebe, und dennoch. . .nein, gerade deshalb, war sie nun die, die sie war. Und sie war stolz auf das, was sie erreicht hatte, ihr war jedoch etwas bewusst, dass Kawaisa wohl nicht zu wissen schien. . .das Leben ist oft schwer und man muss zäh sein um zu überleben. "Es ist nicht mehr weit. Wir dürften schon bald den Rand erreichen.", sagte die erwachsene Maji. "Den Rand?" Das kleine Mädchen schien nicht zu verstehen. Dies sollte sich jedoch schnell ändern. "Den Rand.", bestätigte Shelial, als sie eben jenen auch schon erblickte. Es erforderte nur noch wenige Schritte, ehe sie stoppten und was Kawaisa sah, beeindruckte sie doch sehr. "Ein See. . .aus Wolken. . ." Der erste Eindruck der jungen Maji beschrieb ziemlich gut, was sie da sah. Sie standen am Rande einer Schlucht, einer Schlucht von schier unendlicher Größe, wie tief sie war, konnte man jedoch nicht sagen, denn eine Wolkendecke versperrte den Blick auf den Grund des Tals. Die Wolken ragten an keiner Stelle über den Rand der Schlucht hinaus, es sah tatsächlich aus wie ein weißer See. . .oder wie ein Tor, das in den Himmel führte. "Es ist Zeit. . .", sagte Shelial, während sie mit ihren Füssen in das Wolkenmeer stieg, auf der Suche nach festem Boden. "Zeit?", fragte Kawaisa. "Ja. Der Abstieg wird ziemlich lange dauern, ich will noch heute die Wolkendecke durchqueren, danach werden wir auf einem Felsvorsprung die Nacht verbringen, sollten wir denn das Glück haben einen geeigneten Vorsprung zu entdecken." "Wir. . .wir klettern da runter?" In den Tiefen Darukus, war an diesem Tage etwas anders als gewohnt. Ein Licht erhellte die Finsternis. Es war ein Lagerfeuer, an welchem Grolfin, Frick, Aneva, Effon und Gurwaz saßen. Ihre Augen hatten sich mittlerweile an die Dunkelheit gewöhnt, denn obwohl sie gleich nach Betreten des Waldes Fackeln entzündet hatten und obwohl sie nun um ein Lagerfeuer saßen, war es noch ziemlich dunkel. Es war als ob das Dunkel hier an allem haftete, selbst am Licht. Wie lange sie nun schon marschierten, konnte keiner von ihnen sagen, sie hatten längst jegliches Gefühl für Zeit verloren. Dennoch beschlossen sie, im Glauben, dass es bereits Nacht sei, hier zu schlafen. "Es gefällt mir hier nicht. . .", sagte Gurwaz. "Ich verstehe wie du dich fühlst, Gurwaz.", meinte Grolfin. "Versuch einfach zu schlafen." Grolfins Vorschlag folgend, fing der Prono sogleich an sich einzugraben. "Einer von uns sollte stets wach bleiben und nach dem Feuer sehen.", meinte Frick. Die anderen nickten. "Ich mache den Anfang.", erklärte Aneva. Während die anderen also versuchten zu schlafen, blickte sie abwechselnd in das Licht des Lagerfeuers und die Dunkelheit des Waldes. Sie dachte dabei nach, was ihr durch den Kopf ging, hatte jedoch weder mit dem Feuer, noch dem Wald zu tun. Es ging um ihre Begleiter. Sie alle schienen, so denn überhaupt, Ähnlichkeiten zu bemerken, die Gleichheit war ihnen jedoch nie aufgefallen. . .Grolfins Schwert und Fricks Bogenschwert. . .aber auch auf Shelials Stab hatte sie sie gesehen. Und auch ihren Dolch zierten sie. Es war jedoch, als ob niemand es bemerkt hätte, wie ähnlich sich die Zeichen waren, die man auf all diesen Objekten zu finden vermochte. . .im Falle ihres eigenen Dolches, schienen ihre Freunde nicht einmal zu realisieren, dass da überhaupt Symbole waren. Es war, als ob alle Welt blind wäre, bloß sie nicht. Sie, als Einzige, erkannte wie ähnlich sich diese Zeichen waren. Sie, als einzige, erkannte, dass sie alle den gleichen Ursprung haben mussten. Sie, als einzige, wusste, dass dies mehr als nur einfache Symbole waren. Es war eine Schrift. Auch das wusste sie als einzige. Es musste eine Schrift sein, denn. . .sie, als einzige, konnte entziffern, was dort stand. Und die Tatsache, dass nur sie dies konnte, machte ihr Angst. Ruhig und leise genug um ihre Freunde nicht zu wecken, murmelte sie jene Wörter, die ihr seit Tagen durch den Kopf gingen. "Der Stab Servarus, geschaffen um zu wahren. . .das Bogenschwert Tutaris, gebaut um zu beschützen. . .Agnos, der Dolch der Erkenntnis. . ." Ihr Blick fiel auf Grolfin. "Deproelis, die Klinge des Berserkers. . ." Sie schloss eine Weile ihre Augen und blickte dann wieder in die Flammen vor ihr. "Wieso. . .wieso ich. . .ich verstehe all dies nicht. . .wieso nur ich?" Sie seufzte und ihre Frage verhallte ungehört in der unendlichen Finsternis des Waldes Daruku. Fortsetzung in Kapitel 21 - Getrennte Wege Teil 2: Die Diener der Dunkelheit Kapitel 21: Getrennte Wege Teil 2: Die Diener der Dunkelheit ------------------------------------------------------------ Ein lautes Geräusch hallte durch die Gänge. Es war der Klang stählerner Stiefel, die auf steinernen Boden trafen. Es waren schnelle Schritte, mit denen sich der Ritter in Schwarz fortbewegte. Schließlich stoppte er, vor ihm eine Tür. Jenseits dieser Tür lagen die Schlafgemächer seines Herren. Er zögerte, fragte sich selbst ob er den Raum einfach betreten sollte oder ob es nicht angebracht wäre, ihn zunächst auf seine Anwesenheit hinzuweisen. Sowie er sich entschieden hatte, stand er jedoch vor einer weiteren Frage. . .solle er anklopfen oder seinen Herren rufen? Er entschloss sich zu klopfen. Eine Reaktion blieb jedoch aus. Er klopfte erneut und auch ein drittes Mal, es geschah jedoch nichts. "Mein Herr?" Stille. "Mein Herr, seid ihr da?" Er zögerte noch einen Augenblick, öffnete dann jedoch die Tür und betrat den Raum. "Mein Herr?" Der Raum war groß, so groß, dass er, trotz all der Möbel, der Skulpturen und Statuen, leer wirkte. Erhellt wurde der Raum durch Sonnenlicht, welches durch ein einziges, riesiges Fenster herein schien. Den Charakter seines Meisters traf die Gestaltung dieses Raumes ziemlich gut, dies wusste auch der schwarze Ritter. Er sah sich um, realisierte schließlich, dass da zwar jemand im Bett lag, dies jedoch nicht sein Herr war. "Oh, du bist es. . ." Sagte er kühl, die leichte Röte die in sein Gesicht stieg vermochte er jedoch ebenso wenig zu verbergen, wie den offensichtlich abwertenden und enttäuschten Klang seiner Stimme. "Sprecht ihr so mit der Geliebten eures Herren?" Eine Frau. Langes, glattes, rotes Haar. Auch die Augen, rot wie Rubine. Ihre Haut war dunkel, dunkel wie ihr Gemüt und dunkel wie ihre Abstammung. Und dennoch, im Licht der Sonne, erschien die Dunkelelfe so edel und rein, wie man es nur von den Schönsten der Hochelfen erwarten würde. Sie war im Begriff sich aufzurichten, offensichtlich hatte sie bis gerade eben noch geschlafen. Es war jener Augenblick, in welchem der schwarze Ritter, dass was er gerade noch nur angenommen, als sicher erkennen konnte. Es war jene Annahme, welche ihm zuvor die Röte ins Gesicht trieb. Der Körper der Frau war völlig unverhüllt, vor des schwarzen Ritters Blicken schützte sie lediglich die Decke, welche sie vor sich hielt. Sie stand auf, presste den Stoff fester an ihrem Körper und ging auf ihn zu, der Ritter in Schwarz zwang sich während all dessen, erfolgreich, ihr in die Augen zu sehen und mit seinem Blick nicht abzuschweifen. "Verzeiht, Lady Mala. Es war nicht meine Absicht euch zu beleidigen. . .ihr wart lediglich nicht die Person, die ich erwartet hatte." Der schwarze Ritter spuckte jedes einzelne Wort förmlich aus, man vermochte ihm wahrlich anzumerken, wie falsch das Gesagte war, wie ungern er es über seine Lippen brachte. "Ach. . .", sie näherte sich ihm, stoppte er als sie direkt vor ihm stand und ihm tief in die Augen sah. "Hat er es euch nicht wissen lassen?" Ein süffisantes Lächeln zierte ihr Gesicht, der fragende Blick des Ritters, seine Unwissenheit und die Tatsache, dass er, sein Herr und ihr Geliebter, sich ihr anvertraut hatte, Lord Acro jedoch nicht, verschaffte ihr eine Genugtuung und ein Gefühl der Befriedigung, wie sie es sonst wohl nur aus den gemeinsamen Nächten mit ihrem Liebsten kannte. "Ihr wisst tatsächlich von Nichts?", kam es über ihre Lippen, eher feststellend denn fragend und sichtlich den Moment genießend. Für einen Augenblick fühlte sich der schwarze Ritter unterlegen, als würde er entwaffnet zu Boden gehen. Sie hatte die Klinge schon auf seinen Stolz gerichtet, sie müsste nur noch zustoßen, doch diese Möglichkeit wollte er ihr nicht geben und ehe sie weiter sprach, ergriff er das Wort. "Dies ist weder Zeit noch Ort für eine Diskussion dieser Art. Ich muss den Herren sprechen, also sagt mir wo er ist, es ist dringend." "Nun gut, aber es wird euch keine Hilfe sein, Lord Acro.", sagte sie, nach wie vor mit einem Gefühl der Überlegenheit. "Dies lasst mich bitte selbst entscheiden, Lady Mala.", erwiderte er kühl. "Wie ihr meint. . .er ist bereits vor einigen Tagen abgereist, er wolle sich noch etwas amüsieren. . .und mit ihm spielen." Lord Acro verstand jene, für einen Fremden wohl unklar erscheinende, Aussage und seufzte resignierend. "Wann ist wieder mit ihm zu rechnen?", fragte er. "Früher oder später wird er zurück sein und ich bin sicher er wird sich dann auch bei euch melden. Wann es soweit ist, vermag auch ich nicht zu sagen, aber macht euch keine Sorge, mit den Mitteln der von euch gehassten Welt ist Reisen um ein Vielfaches simpler, bei einem weitaus geringeren Zeitaufwand." Die Wunder der neuen Welt. . .der dunkle Lord verabscheute sie in der Tat. Er verstand natürlich, dass sein Meister die Möglichkeiten die sie ihm verschafften auch zu nutzen gedachte, erfreut war er darüber dennoch nicht. "Was ist, Lord Acro?", brach Lady Mala das Schweigen, welches in Folge ihrer Antwort entstanden war. "Ihr seht mir enttäuscht aus. . .was hattet ihr erwartet? Dass er zu Pferd den Kontinent überquert?" "Nein, das nicht. . ." "Aber ihr hattet es euch gewünscht, richtig? Ihr hattet es gehofft. . .ihr, der ihr noch euren alten Werten hängt." "Der Herr achtet die alten Werte!", fuhr der schwarze Ritter seine Gegenüber regelrecht an. Diese wich jedoch nicht zurück, sondern reagierte auf ähnlich barsche Art und Weise. "Er verschließt sich aber nicht vor Neuen!" Sie hob ihr Stimme, ja schrie beinahe, wurde aber mit einem Mal wieder ruhiger, damit sie den folgenden Moment auch auskosten konnte. "Und deshalb werdet ihr nie so von eurem Herren geachtet werden, wie ihr es gerne hättet. Ihr seid doch für ihn lediglich ein Relikt der alten Welt." Es folgte ein weiterer kurzer Moment der Stille, ehe der Ritter in Schwarz wieder sprach. "Ebenso wie ihr. . ." Keine andere Antwort hätte ihr solch einen Stich versetzen können, wie eben jene. Alles war in jenem Moment klar, als sie ihn anfuhr. Sie wusste, dass was sie sagte wahr war. Sie wusste, dass sich ihr Geliebter, ein starker Mann in der ,neuen' Welt, wie sie und Acro sie nannten, gerne mit schönen und besonderen Dingen aus der ,alten' Welt umgab. Sie wusste, dass Lord Acro lediglich ein solches Ding war. Was sie bis zu seiner Antwort jedoch verdrängt hatte, war das Wissen, dass auch sie selbst nicht mehr war. "Geht.", sagte sie leise und ruhig. "Ihr wisst, was ihr wissen wolltet, also geht!" Der Angesprochene nickte, verbeugte sich und verließ den Raum. Lediglich das Geräusch stählerner Stiefel, die auf steinernen Boden trafen war zu hören. Zurück blieb Lady Mala. Mit einer Hand die Decke an sich pressend, in der anderen ihr Gesicht vergrabend. Die gequälten Laute einer leidenden Frau waren zu hören. Tränen, welche im Licht der Sonne glänzten, bahnten sich ihren weg über die dunkle Haut. So stand sie da. Zurückgelassen in diesem großen, leeren Raum. Allein. Fortsetzung in Kapitel 22 - Getrennte Wege Teil 3: Das Tal der Bestien Kapitel 22: Getrennte Wege Teil 3: Das Tal der Bestien ------------------------------------------------------ "Es kann nicht mehr weit sein, die Wolken werden dünner, man kann schon beinahe durch sie hindurch sehen." "Beinahe ist gut. . .", murmelte Kawaisa, welche nicht glauben konnte, dass sie tatsächlich noch am Leben war, trotz eines offensichtlich recht gefährlichen Abstiegs ins Nichts. Shelial schwieg, Kawaisa würde noch früh genug erfahren, dass es die Mühe wert war. Ein erster Lohn für ihre Anstrengungen bot sich ihr auch sogleich, als die beiden Maji das Wolkendach endlich durchquert hatten. "Das ist. . .wunderschön. . ." Die kleine Maji kam aus dem Staunen nicht mehr heraus, war dies auch wahrlich ein Anblick, der sich einem nur selten bot. Die Schlucht schien viel mehr zu sein als bloß eine Schlucht, es war vielmehr ein Tal. Flüsse, Bäche, Bäume, Blumen, all das war da und es war wunderschön anzusehen. All das, obwohl gerade ausreichend Sonnenlicht die Wolkendecke zu durchbrechen vermochte um überhaupt Tag von Nacht zu unterscheiden. Trotzdem wuchs und gedieh hier alles, wie an keinem zweiten Ort in Vanesh. Kawaisa sah zu Shelial auf und schenkte ihr einen fragenden, jedoch auch faszinierten Blick. "Was ist das?", fragte sie. Die ältere Maji erwiderte den Blick ihrer jungen Begleiterin nicht, sondern genoss weiterhin den Anblick, wenngleich auch so etwas wie Verbitterung für einen Augenblick in ihren Augen erkennbar schien. "Das. . .", fing sie an. ". . .ist das Tal der Bestien." Während seine Freunde schliefen, ging Grolfin auf und ab, mal in das Feuer, mal auf den Boden, mal in die Finsternis blickend. Er versuchte die Zeit mit Nachdenken zu überbrücken, gab es nach all den Geschehnissen seit er seine Heimat verlassen hatte auch Grund genug dafür, jedoch wollte es ihm nicht so recht gelingen, was vermutlich an der Umgebung lag. Er hatte zwar keine Furcht, so wie Gurwaz, jedoch war auch ihm der Wald sehr unheimlich und erfüllte ihn mit Unbehagen. Ständig hatte er das Gefühl beobachtet zu werden. Das Gefühl, dass dort Etwas sei, in der Dunkelheit, Etwas, dass sie verfolgte, schon seit geraumer Zeit. Grolfin seufzte, den Kopf schüttelnd, und versuchte den Gedanken zu verdrängen. Wäre da etwas, hätten sie es bemerkt, zumindest gehört, da war er sich sicher. Und dennoch hatte er dieses Gefühl. . . Es dauerte eine Weile, es war mittlerweile schon Nacht geworden, ehe Shelial und Kawaisa einen Felsvorsprung erreicht hatten, welcher groß genug war um die Nacht dort verbringen zu können. So saßen die Beiden um ein Lagerfeuer, welches schnell entfacht war, schwiegen sich eine Weile an, ehe Shelial, ihre Begleiterin ansehend, das Wort ergriff. "Nun. . .bevor wir schlafen, solltest du wohl erfahren weshalb wir hier sind." Kawaisa nickte, ihr Blick von Neugier und Ungeduld gezeichnet. "Wie ich bereits erwähnt hatte. . .dies ist das Tal der Bestien. Wieso es diesen Namen trägt, sollst du bald schon selbst erkennen. . .wieso wir hier sind? Um dir eine Macht zu verleihen über die nur wenige Maji verfügen. Das heißt, wir werden es versuchen. . .einer von ihnen muss dich akzeptieren und dies ist sehr selten der Fall, aber ich hoffe. . .ich hoffe und ich glaube, dass du ein solch seltener Fall sein wirst.", sprach die Maji mit dem violetten Haar. "Was für eine Macht ist das?", fragte Kawaisa nach kurzem Zögern. "Weißt du, es gibt viele Geschichten über dieses Tal. Eine besagt, dass die Klinge, mit welcher Askurane, Gesandter des Herren, gegen Zelubate, den Diener des Teufels, kämpfte, ihrem Besitzer entglitt, als dieser zu Boden ging. . .die Klinge schlug im Boden ein, spaltete die Erde und öffnete ein Tor in den Himmel, durch welches Askuranes Geist zurückkehrte. Diese Version der Geschichte würde zumindest die Wolken erklären." Kawaisa hing förmlich an den Lippen der älteren Maji. "Andererseits. . .", fuhr sie fort. "Eine andere Legende tut dies ebenfalls. Diese besagt, dass Zelubate, als er aus der Hölle empor stieg, dieses Tal schuf und die Wolken sind der nie mehr verschwindende Rauch, welchen die Flammen der Hölle erzeugten." Shelial schüttelte leicht den Kopf. "Beides sehr schöne Märchen, aber nicht mehr. . .am glaubwürdigsten erscheint mir jene Geschichte, der zufolge die Erde einst bebte, dieses Fleckchen Land sich teilte und alles was darauf lebte in den Tod gerissen wurde. Es erklärt zwar nicht den Ursprung der Wolkendecke, aber es erscheint mir soviel wahrer. . .letztlich kann man nicht sagen was wirklich geschah, nur Eines ist sicher und das haben alle drei Geschichten gemein." "Was?", fragte Kawaisa. "Dies ist ein Ort des Todes. Ob nun Himmel oder Hölle ist eine andere Frage." Das kleine Mädchen schenkte Shelial einen verwirrten Blick. Sie verstand nicht worauf sie hinauswollte, noch viel weniger wollte sie begreifen, wie man einen Ort, der doch von solcher Schönheit war, als Ort des Todes bezeichnen konnte. "Du verstehst es nicht?", fragte Shelial. Kawaisa schüttelte den Kopf. "Kawaisa, du hast das Tal gesehen. . .was denkst du, wie viele Lebewesen, Lebensformen aller Art, befinden sich in diesem Tal?" Das rosahaarige Mädchen überlegte eine Weile, kam jedoch zu keiner Antwort. "Das kann ich nicht sagen. . .es sind so viele. All die Pflanzen und Tiere und die Insekten, kein Mensch könnte sagen wie viele es sind." "Ich kann.", versicherte ihr Shelial. Die beiden sahen sich an, eine von ihnen mit ihrem Blick fragend, die andere offensichtlich wissend. "Wie viele?", fragte Kawaisa. Shelial zog ihre Mundwinkel leicht nach oben. Es war an der Zeit, dass die kleine Maji mehr über das Leben und den Tod lernte und mit dieser Antwort würde es anfangen. "Zwei." "Was?" "In diesem Augenblick, gibt es in diesem gesamten Tal lediglich Zwei, die noch am Leben sind." Es dauerte, doch dann fing auch Kawaisa an zu begreifen. "Etwa-?" "Ja.", unterbrach Shelial sie. "Du und ich. . .und sonst nichts." Schweigen, unterbrochen nur, von ein paar gestotterten Lauten, welche entstanden, als Kawaisa versuchte ihre Gedanken in Worte zu fassen, daran jedoch scheiterte. Sie verstand es nicht, es ging weit über ihren Horizont hinaus. Sie hatte es doch gesehen, mit ihren eigenen Augen, dieses unbeschreiblich schöne Tal. Das Gras, so grün, die Bäume, hoch gewachsen, dichte Wiesen voll von Blumen, so viele und so schön, dass sie sie sogar aus großer Höhe noch zu sehen vermochte. All dies, sollte nicht da sein? War all das etwa nur eine Illusion? "Das. . .das geht doch nicht! Shelial, du hast es doch auch gesehen! Es war da. . .sie waren da! Die Pflanzen und all das. . .SIE WAREN DA!" Shelial nickte nur unentwegt, hatte Kawaisa doch Recht. Sie waren da, sie waren auch jetzt noch da, doch darum ging es auch nie. "Ich habe nie behauptet, dass hier nichts wäre. . .ich sagte lediglich, dass hier nichts leben würde." Und mit einem Mal, schienen Shelials Worte Sinn zu machen, sogar für Kawaisa, der es noch an Lebenserfahrung mangelte, schien nun endlich den Zusammenhang zu verstehen. Das Tal der Bestien. . .ob nun Himmel oder Hölle. . .in jedem Fall, ein Ort des Todes. Fortsetzung in Kapitel 23 - Getrennte Wege Teil 4: Kawaisas Gefühle Kapitel 23: Getrennte Wege Teil 4: Kawaisas Gefühle --------------------------------------------------- Die Zeit verging. . .mit ihr die Nacht. . .mit ihr der Tag. . . Irgendwo in Gaourt durchquerten zwei Maji ein Tal, welches tief unter dem Meeresspiegel lag. Es hatte sie den ganzen Tag gekostet um den Grund zu erreichen, zu spät war es schon, um weiterzuwandern, also entschieden sie sich zu rasten, an einem Lagerfeuer, welches weder Blätter, noch Zweige, noch Äste benötigte, sondern einzig durch Magie erhalten wurde. Kawaisa schwieg, sie sprach den ganzen Tag über schon nicht, zu beschäftigt war sie mit ihrer Umgebung. Da saßen sie, sie und Shelial, auf einer grünen Wiese, aber auch Blumen konnte die junge Maji entdecken und auch Getier könnte sie hören. . .und all dies sollte nicht hier sein. . .oder sollte zumindest nicht leben. Sie war unsicher, wollte ihre Begleiterin um Erklärungen bitten, tat dies dann jedoch nicht, da Shelial ihr in der Nacht zuvor gesagt hatte, dass sie alles erfahren würde, wenn es an der Zeit war. Also blieb sie ruhig. . .ein anderes Thema fiel ihr in jenem Moment nicht ein. Und so saßen sie da, still, vom Rest der Welt abgeschnitten, durch hohe Felsenwände und eine Decke aus Wolken. An einem anderen Ort des Königreichs bot sich ein ähnliches Bild. Grolfin, Frick, Aneva, Gurwaz und Effon saßen um ein Lagerfeuer, auch sie von der Welt abgeschnitten, durch eine scheinbar unendliche und undurchdringbare Finsternis. Es war mittlerweile das dritte Mal, dass sie rasteten, obwohl sie selbst daran zweifelten, dass sie nun schon drei Tage unterwegs waren. Sie wussten es einfach nicht und sie würden es wohl auch nicht wissen, ehe sie nicht den Wald verließen. "Wie weit ist es noch?", fragte Gurwaz. "Eine sehr gute Frage, mein kleiner, grüner Freund.", meinte Frick. "Leider lässt sie sich nicht so leicht beantworten." "Wieso nicht?" Der Prono war sichtlich schlecht gelaunt, er nahm es allen Anwesenden wohl nach wie vor Übel, dass sie tatsächlich diesen Wald durchqueren mussten. "Weil wir nicht wissen wie weit wir schon gegangen sind. . .oder besser ausgedrückt, wir wissen wohl nicht wie viel Zeit vergangen ist, seit wir den Wald betreten haben.", erklärte Aneva. "Wieso nicht? Drei Tage, oder?" "So kommt es dir vielleicht vor, aber du musst wissen, an Orten wie diesen verliert man jegliches Gefühl für Zeit. . .wären es bereits drei Tage, dann wäre das Ende wohl nicht mehr weit." Die Halbelfe sah den Prono an, ihr blasses Gesicht zur Hälfte versteckt hinter ihrem langen Haar. "Ich bezweifle aber, dass es schon drei Tage sind. Zwei, vielleicht sogar weniger, würde ich für wahrscheinlicher halten." "Was!?" Der Prono konnte nicht glauben was er da hörte. Im besten Fall sollten es also erst zwei Tage gewesen sein, eine Feststellung, die ihm überhaupt nicht zusagte. "Das darf einfach nicht wahr sein.", jammerte er. "Ich weiß was du meinst Gurwaz, aber das Schlimmste dürften wir hinter uns haben.", versuchte Grolfin ihn etwas zu beruhigen. "Da wäre ich mir nicht so sicher.", widersprach ihm Aneva. Ihre Begleiter sahen das Mädchen fragend an. "Es sind mehr geworden. . .sehr viel mehr." Ihr Blick wanderte wieder einmal über die Dunkelheit, ehe sie sich wieder ihren Freunden zuwandte. "Ich weiß nicht was sie sind, aber ich weiß sie sind da und sie beobachten uns.", erklärte sie. Grolfin Augen weiteten sich. "Was? Dann war es nicht nur so ein Gefühl? Du hast es auch gemerkt?", fragte er. "Nicht nur sie.", sprach Frick. "Wie es aussieht, ist es uns allen aufgefallen.", sagte Effon. "Worum geht's grad?", fragte Gurwaz, Effons Aussage damit widersprechend, während in der Dunkelheit etwas saß, bemerkt, aber doch noch verborgen, und jene beobachtete, die in den Wald eingedrungen waren. "Kawaisa." Es war Shelial, die das Schweigen, welches die beiden Majis schon den ganzen Tag hindurch gequält hatte, brach. Sofort hob Kawaisa ihren Kopf, den Blick auf Shelial gebannt. "Ja?", fragte das kleine Mädchen. "Bevor wir schlafen, gibt es da noch etwas, dass ich dich gerne fragen würde." Diese Antwort allein war bei weitem nicht genug um die junge Maji verstehen zu lassen, was ihre erwachsene Begleiterin denn wollte. "Was willst du mich denn fragen?" Einen Augenblick lang blieb es still, Shelial musste wohl erst überlegen wie sie sich am besten ausdrücken sollte. "Nun. . .das mag jetzt vielleicht eigenartig klingen, vor allem weil du ja noch sehr jung bist aber. . .gibt es jemanden den du liebst?" Kawaisa war nun doch sehr verwirrt. Sie wandte den Blick von Shelial ab und sah auf den Boden. Nicht dass es ihr peinlich gewesen wäre zu antworten, vielmehr war es ihr peinlich, dass sie sich selbst nicht darüber im Klaren war. "Ich weiß nicht. . .wie ist das denn so?" "Wie ist was? Verliebt sein?" Das rosahaarige Mädchen nickte leicht, nun doch wieder in die Richtung der älteren Maji schauend. "Das ist sehr schwer zu beschreiben. . .ich würde sagen. . .Liebe ist, wenn man trotzdem glücklich ist." So gewählt formuliert Shelials Erklärung auch sein mochte, ihre junge Begleiterin war nicht im Stande ihr zu folgen. "Versteh ich nicht.", meinte sie kurz und knapp. "Hatte ich fast erwartet.", sagte Shelial, wobei sie lächelnd den Kopf schüttelte. "Ich will es anders versuchen. . .wenn du in jemanden verliebt bist, ist diese Person dir wichtiger als alles andere. . .du willst immer bei ihr sein. . .du denkst ständig an sie wenn du von ihr getrennt bist. . .und Nachts träumst du von ihr. . ." Je länger Shelial sprach umso leiser und zittriger wurde ihre Stimme, umso trauriger ihr Gesichtsausdruck. "Verstehst du es nun?", fragte sie schließlich, die Gedanken die sie einen Augenblick lang belastet hatten verdrängend. Kawaisa nickte und lächelte fröhlich. "Ja, ich glaub ich weiß was du meinst!" "Und?" Einen Augenblick lang schien Kawaisa angestrengt nachzudenken, ehe schließlich wieder das gleiche breite Lächeln ihr Gesicht zierte. "Ich glaub dann bin ich in Herrn Gurwaz verliebt!" Shelial lächelte und schüttelte leicht den Kopf. Was hatte sie auch erwartet, Kawaisa war eben noch ein Kind. . .dennoch hielt sie es für das Richtige gefragt zu haben. "Dann sieh zu, dass du von deinem Herrn Gurwaz träumst, ja?" Selbst wenn es keine Liebe war, sondern Freundschaft oder vielleicht sogar noch kindliche Schwärmerei, er war ihr wichtig und Shelial wollte, dass sie diese Nacht noch an ihn, jemanden den sie kannte, den sie mochte und bei dem sie auch in diesem Moment wohl gerne wäre, denken würde, denn sie konnte nicht mit Sicherheit sagen, ob Kawaisa nach dem morgigen Tag je eine weitere Nacht erleben würde. . .ob sie ihren Herrn Gurwaz je wieder sehen würde. Fortsetzung in Kapitel 24 - Getrennte Wege Teil 5: Die Macht der Maji Kapitel 24: Getrennte Wege Teil 5: Die Macht der Maji ----------------------------------------------------- Die Sonne ging auf, allzu sehr erhellte sie die Tage der beiden getrennten Gruppen jedoch nicht. Während eine Gruppe, irgendwo, weit weg, in den Tiefen Darukus, nicht einmal wusste, dass ein neuer Tag angebrochen war, war nun auch die zweite Gruppe im Begriff in die Dunkelheit zu schreiten. Eine Höhle, das Ende war von außen nicht zu erkennen. An ihrem Eingang zwei Maji. "Da gehen wir jetzt rein?" "Ja. . .", sagte Shelial. Sie zögerte. Nun war der Punkt an dem sie es ihr erklären musste erreicht. "Zuvor muss ich dich jedoch warnen." Kawaisa sah zu ihr auf. Warnen? Wovor? "Ich wollte es dir schon länger sagen. . ." Nach wie vor zögerte Shelial, als wolle sie es nicht aussprechen. "Ja?", fragte Kawaisa. "Ich bin überzeugt davon, dass alles gut gehen wird. Ich bin mir sicher, dass du es schaffen wirst. Ich bin mir sicher, dass du, wenn wir diese Höhle wieder verlassen werden, um ein vielfaches mächtiger sein wirst als jetzt. Trotz Allem besteht die Gefahr, dass. . .dass du stirbst." Kawaisas Augen weiteten sich, Neugier wich Furcht und Shelial konnte es an ihrem Blick erkennen. "Wie. . .wie. . .wieso?", fragte die kleine Maji stotternd. Wieder zögerte die ältere Maji. Um ihr diese Frage zu beantworten, wäre es wohl angebracht alles zu erklären, sie hatte es lang genug hinausgezögert. "Ich habe dir doch gesagt, dass alles hier tot ist, richtig?" Kawaisa nickte. "Du weißt was das heißt, oder? Alles was du hier siehst. All das sind. . ." "Geister?", fiel ihr das Mädchen ins Wort. Nun war es Shelial die nickte. "Ja. Alle lebten sie einst und sind nun tot. Das hatte ich dir bereits erklärt. Nun ist es so, dass Geister für gewöhnlich. . .verschwinden. In eine Art Jenseits einziehen, zumindest nehme ich dies an. Jedoch nicht alle. Manche bleiben zurück, in unserer Welt. Sichtbar nur für die Augen der Maji. Kein Anderer vermag sie zu sehen. Es sei denn. . ." "Es sei denn?" Mittlerweile war die Furcht fast schon wieder vergessen, zu faszinierend war was sie da hörte, zu sehr hing sie an Shelials Lippen. "Die Maji haben die Möglichkeit Geister sichtbar zu machen, ihnen einen Körper zu geben. Und zwar indem sie mit dem Geist einen Pakt schließen. Der Geist muss dem Maji dienen und in der Schlacht kann dieser Geist dann beschwört werden." Langsam begriff Kawaisa. Viele Majis waren berühmt für ihre mächtigen Diener und nun wusste sie woher diese Diener kamen. "Aber. . .kein Lebewesen sieht so aus. . .ich habe viele Geschichten gehört von Leuten die Marktplatz passiert haben. Diese Monster die den Maji dienen. . .sie sollen aussehen wie die Ungeheuer in Kinderbüchern. . .nicht wie normale Tiere." "Auch dafür gibt es eine Erklärung. . ." Shelial sah sich um, auf der Suche nach einem guten Beispiel und fand sogleich eine Blume, wie sie an Schönheit wohl unübertrefflich schien. "Siehst du diese Blume?" Das rosahaarige Mädchen folgte dem Blick der älteren Maji und nickte. "Ja. Was ist damit?" "Diese Blume ist einzigartig. Es gibt keine andere Blume die so aussieht, weder hier noch anderswo. Wer weiß was sie zu Lebzeiten war. Vielleicht ein Grashalm, vielleicht ein Baum, vielleicht auch ein Tier, wie ein Hund oder eine Katze. Vielleicht auch ein größeres Tier, wie ein Warog oder gar ein Drache. Vielleicht aber auch ein Mensch. Man kann nie sagen was ein Geist war, als er noch lebte. Das wissen nur sie selbst. Das Erscheinen eines Geistes muss mit dem Lebewesen, dass er ursprünglich war nichts zu tun haben." "Ah. . .verstehe.", sagte Kawaisa leise. Ja, sie verstand. Glauben wollte sie, oder zumindest ein Teil von ihr, es nur nicht. "In den meisten Fällen, wie eben bei dieser Blume. . .", fuhr Shelial fort. ". . .geht von den Geistern keinerlei Gefahr aus. Die Sache ist die, dass derartige Geister auch für uns Maji keinen Nutzen haben. Nur jene, die mächtig genug sind uns zu gefährden, sind auch mächtig genug unsere Feinde zu gefährden." So langsam verstand Kawaisa in welchem Zusammenhang all dies mit der Möglichkeit zu sterben stand. "Wenn du nun sagst, dass du es nicht tun willst. . .wenn du zuviel Angst hast. . .dann würde ich es verstehen. Niemand würde dir einen Vorwurf machen.", sprach Shelial. "Du sagst also. . .ich soll da reingehen und nach einem mächtigen Geist suchen, einem Geist stark genug, dass er sogar uns töten könnte. . .und ich soll ihn einfach so fragen ob er mir zur Seite stehen würde? Wieso sollte er das tun?" "Nicht alle, aber viele Geister sehnen sich danach wieder einen Körper zu besitzen. Egal wie er aussehen mag. . .es ist wohl das Gefühl nicht tot zu sein, dass sie vermissen." "Und. . .wenn er keinen Körper mehr will, dann bringt er mich um?", war Kawaisas Frage, die sie selbst nicht völlig verstand. "Wer weiß. . .es ist nicht ganz so einfach wie du vielleicht denkst. Aber ja, es könnte soweit kommen. Es könnte aber auch passieren, dass wir einem Geist begegnen, der zwar wieder einen Körper will, der dich jedoch nicht als seine Herrin akzeptiert. . .auch in so einem Fall besteht die Gefahr, dass du stirbst. . .insbesondere bei Geistern von wilden Tieren oder solchen denen zu Lebzeiten Schlimmes widerfahren ist." Die junge Maji verstand und nickte. Nun war es an ihr sich zu entscheiden. Eine Macht, wie nur wenige sie hatten. . .würde sie für so eine Macht auch ihr Leben riskieren? Sie sah nicht länger die Frau an ihrer Seite an, sondern blickte in das schier endlose Nichts der Höhle vor ihr. Es war weniger der Anblick, sondern die Gedanken welche ihr währenddessen durch den Kopf gingen, welche sie dazu brachten zu zittern. Einen Moment lang hätte sie am liebsten laut geschrieen und sich an Shelial festgehalten, sie zwang sich jedoch selbst zu schweigen indem sie sich auf die Unterlippe biss. Wieder senkte sich ihr Blick, nun sah sie gen Boden. Sie konnten nicht ewig an Ort und Stelle stehen bleiben, eine Wahl musste getroffen werden. Sie zögerte, ziemlich lange sogar. Als das Mädchen dann wieder zu Shelial aufsah, stand ihr die Entschlossenheit jedoch ins Gesicht geschrieben. Sie wollte stark werden. Nein, wichtiger noch, sie wollte zeigen, dass sie schon längst stark war. So wagte Shelial es auch gar nicht erst ihren Entschluss zu hinterfragen, als Kawaisa jene Worte sprach. . . "Gehen wir!" Fortsetzung in Kapitel 25 - Getrennte Wege Teil 6: Terra Kapitel 25: Getrennte Wege Teil 6: Terra ---------------------------------------- Wie lange waren sie gegangen? Wie weit waren sie gegangen? Den Eingang hatten sie schon vor einiger Zeit hinter sich gelassen, einzig eine Flamme, von Shelial gelenkt, zwischen den beiden Majis in der Luft schwebend, erhellte die dunkle Höhle. Seit sie die Höhle betreten hatten waren ihnen schon einige Kreaturen begegnet, die meisten jedoch ziemlich klein. Was Kawaisa auffiel war, dass je weiter sie in die Höhle vordrangen, desto größer wurden die Wesen die sie entdeckten. "Shelial.", meinte Kawaisa leise. "Was ist?", fragte diese ohne ihren Blick von dem Nichts vor ihnen, welches erst durch das Licht des Feuers erkennbar wurde, abzuwenden. "Wieso sind die großen Geister eigentlich so tief in der Höhle?" "Was genau möchtest du wissen. . .weshalb es immer Größere werden oder weswegen sie überhaupt hier sind?" Die junge Maji überlegte, hatte sie doch weder auf die eine, noch auf die andere Frage eine Antwort. "Eigentlich. . .beides.", murmelte sie vor sich hin. "Nun. . .es ist weniger so, dass die Geister größer werden, je weiter wir gehen. . .sie werden stärker.", begann Shelial es ihr zu erklären. "Stärker?" "Ja. Nur die Starken bestimmen. . ." "Heißt das. . .die Geister wollen alle in die Höhle hinein?" Shelials einfaches Nicken war für Kawaisa nicht antwort genug, was sie auch zeigte. Manchmal wunderte Kawaisa sich, dass ausgerechnet Erwachsene diejenigen waren, denen es nie gelang sich so auszudrücken, dass man sie auch verstehen würde. Den Blick der jungen Maji bemerkend, fuhr Shelial schließlich fort. "Sie verstecken sich. . .sie verstecken sich vor dem Licht. Deshalb wollen sie so tief wie möglich in die Höhle. . .", erklärte sie weiterhin. Wesentlich mehr wusste sie eigentlich auch nicht, auch wenn sie schon oft überlegt hatte weshalb es denn so war. Viel hatten ihr Avis, Serpens und Feles nie darüber erzählt und Nex sprach noch nicht einmal zu ihr. "Wieso tun sie das?", wollte Kawaisa nichtsdestotrotz erfahren. "Ich weiß es nicht.", gestand die ältere Maji. "Ich denke jedoch, dass sie sich damit auch vor der Wahrheit verstecken. Vielleicht lässt die Dunkelheit sie, wenn auch nur für einen Augenblick, vergessen was sie sind. . .Seelen ohne Körper." Vielleicht hatte sie mit dem was sie sagte sogar Recht. Es entsprach zumindest der Wahrheit, dass die Geister das Licht mieden, auch Kawaisa erkannte dies, schließlich wichen sie auch so gut es ging dem Licht, welches von Shelials Flamme ausging, aus. "Ja, vielleicht hast du Recht. Eigentlich ist das traurig, oder, Shelial?" Das kleine Mädchen sah aus ihren goldenen Augen zu ihrer erwachsenen Begleiterin auf, direkt in Shelials ebenso goldene Augen. Diesem Kind gelang es wirklich die Frau an ihrer Seite zu faszinieren, hatte sie so etwas doch noch nie erlebt. Eine Maji, die Tatsächlich Mitleid für die Seelen all dieser toten Wesen zu haben schien. Eine Eigenschaft die Shelial bisher bei lediglich einer anderen Maji beobachtet hatte. Bei sich selbst. "Ja. . .es ist sogar sehr traurig." "Wir sollten uns beeilen." Alle sahen zu Aneva, auch wenn sie, mit Ausnahme von Gurwaz, verstanden was sie meinte. "Du hast Recht. Ich sehne mich nicht danach zu erfahren was es ist, das uns nun schon seit geraumer Zeit verfolgt. . .oder was sie wollen.", erklärte Grolfin. Das Ende der Finsternis konnte nicht mehr weit sein, da waren sie sich alle sicher, dennoch eilten sie nun durch den Wald, getrieben von Furcht, welche durch Ungewissheit entstanden war. Insbesondere Aneva hatte es eilig, spürte sie doch die zahlreichen Augen, wie es immer mehr wurden und wie die Blicke aller an ihr hingen, nicht an ihren Freunden. Und als sie ihren eigenes Sichtfeld über die Dunkelheit schweifen ließ, wurde ihr etwas anderes bewusst. Was immer es war, dass sie da, für ihre Augen beinahe unsichtbar, verfolgte. . . Was immer es war, dass so auf die Halbelfe fixiert war. . .es wurde von Augenblick zu Augenblick aggressiver. "Warte. . ." Auf einmal stoppte Shelial und hielt auch ihre junge Gefährtin fest, damit diese ihren Weg nicht fortsetzen konnte. "Wir sind da.", erklärte Shelial ihr Verhalten. Kawaisa sah sich um, nur um festzustellen, dass sie nichts sah. "Sicher?", erkundigte sich das Mädchen mit dem rosa Haar zögerlich. "Ja, sieh." Das Feuer, welches die Umgebung erhellte, entfernte sich nun etwas von den beiden Majis, nur um schlagartig von einer kleinen Lichtquelle zu einer riesigen Flamme heranzuwachsen. In jenem Augenblick staunte Kawaisa, wie sie es noch nicht oft getan hatte. Sie waren nicht länger in einer Art kleinem Gang, nein, dies war ein Raum. Ein gigantischer Raum und unzählige Wege, wie der von welchem sie kamen, führten in ihn hinein und von ihm fort. Bis auf die unzähligen Kreaturen, in Größe und Form ebenso unterschiedlich wie die Löcher in welchen sie im Begriff waren sich vor dem Licht zu verstecken, war dieser Raum zwar völlig leer, aber doch schien er soviel mehr zu sein als lediglich ein Loch im Boden. Es war, als wäre dies die große Halle eines Palastes. Ein Palast aus Erde, Staub und Gestein. Ein Schloss der Bestien. "Shelial. . .was. . .was ist das für ein Geräusch? Was ist das?" Und das Licht der Maji hatte den König geweckt. "Schritte. . ." Aneva atmete schwer, jedoch nicht, weil sie, ebenso wie ihre Freunde, nun schon seit geraumer Zeit nicht mehr ging, sondern vielmehr rannte, nein. Es war die Furcht, die ihr die kehle zuschnürte. Es war die Erkenntnis, dass mit jedem Schritt den sie zurücklegte, mit jedem Augenblick den sie verstreichen ließ, sie die Wesen, welche im Schutze der Dunkelheit lauerten, besser erkannte. Sie konnte ihren Bewegungen Folgen, sie konnte sehen wie viele es waren, sie bemerkte wie auch diese Kreaturen, was auch immer sie waren, immer schneller wurden und sie war sich sicher, jeden Augenblick könnten sie angreifen. Es war ein erdrückendes Gefühl. Plötzlich erschrak sie, ihren Blick richtete sie mitten ins Nichts und hob die Fackel, welche sie in Händen hielt, schützend vor sich. Das Licht hielt es wohl zurück. . .vorerst. Aber hätte sie diese Fackel nicht gehabt. . .es hätte sie angegriffen. Daran bestand kein Zweifel. "Was ist?", fragte Grolfin, von ihrem Verhalten ein wenig irritiert. Die Halbelfe atmete durch. "Nichts. . ." Sie sah nun zu Grolfin, wollte ihre Aussage noch wiederholen, als sie erneut erkannte, wie eines der Geschöpfe sich bereitmachte anzugreifen. "Vorsicht!", rief sie und gerade noch rechtzeitig reagierte Grolfin. Er wich zur Seite, viel erkannte er nicht, lediglich einen Schatten der schnell auf ihn zukam. Sein Schwert zu ziehen würde zulange dauern, also schlug er mit der Fackel nach dem Wesen, traf es auch, war jedoch nicht in der Lage es aufzuhalten. Ein Problem sollte dies nun jedoch nicht mehr darstellen, da es oder vielmehr sein Schwanz, es schien zumindest so, Feuer gefangen hatte. Es konnte sich nicht länger verstecken. "Frick.", kam es von Grolfin. "Ich weiß.", antwortete der Elf, den Bogen längst gespannt, mit seinem Blick dem Licht der Flamme folgend. Er wartete einen Moment ab, in welchem die Kreatur zumindest einen Augenblick lang innehielt, dann ließ er seinen Pfeil fliegen. Noch in jener Sekunde war ein schriller Schrei zu hören, ehe das Geschöpf für immer verstummte. Als die Gruppe sich dem Tier mit ihren Fackeln näherte um es endlich betrachten zu können, mussten zu überrascht erkennen, dass sie nichts erkennen konnten. Ein Schwanz, ja, ein Kopf, auch dieser war auszumachen. . .aber kein Fell oder dergleichen, keine Konturen, nichts. Nur Schwarz, ein Schwarz, dass das Licht des Feuers auf die gleiche Art und Weise verschlang, wie es die Finsternis des gesamten Waldes ebenfalls tat. Dieses Wesen war ein einziger Schatten und nicht mehr. "Shelial. . .ich hab Angst. . .", sagte Kawaisa, mit zitternder Stimme, ohne ihre Begleiterin anzusehen. "Fürchte dich nicht. Denke daran, was da kommt ist kein Monster, sondern ein Geist. Eine arme, körperlose Seele. Hast du selbst nicht gesagt, dass so ein Leben. . .nein, so eine Existenz traurig sei?" Auch die Ältere der beiden richtete ihren Blick nicht auf die Maji an ihrer Seite. "Ja. . .ich weiß. . .", gab sie zu. "Was auch immer hier kommt. . .es war nicht immer das, was du vielleicht als Ungeheuer bezeichnen möchtest. Denk stets daran. Du bist kein Opfer. . .du bist eine Möglichkeit. Zeig ihm das. Begegne ihm nicht mit Furcht." Kawaisa nickte, war sich jedoch nicht sicher ob sie auch tatsächlich so handeln könnte. Shelial hatte Recht. . .aber allein die Geräusche, welche die Kreatur auf ihrem Weg zu den beiden Maji machte, ließen sie zittern vor Angst. Shelial schloss ihre Augen und wartete. Für den Augenblick sowohl den dumpfen Lärm des sich langsam nähernden Wesens, als auch die unruhige Atmung Kawaisas ignorierend, um den Stimmen, die in ihrem Kopf ertönten, zu lauschen. Shelial, sie wird es nicht schaffen! Du bringst sie in zu große Gefahr! Es ist ungewiss, ob sie Erfolg haben wird oder nicht. Aber kannst du es mit deinem Gewissen vereinbaren ein solches Risiko einzugehen? Shelial, sie ist zu jung und unerfahren, selbst wenn es gelingt, wer weiß ob sie mit den Konsequenzen zurechtkommen würde. Wieso willst du sie alldem aussetzen? "Weil ich spüre, welch ein Talent sie hat. . .und weil ich an sie glaube. . .", murmelte Shelial, für Kawaisa kaum hörbar. "Hast du etwas gesagt?" Nun sah das kleine Mädchen doch zu ihr auf, aber Shelial schüttelte nur den Kopf, während sie wieder ihre Augen öffnete. "Sieh. . .da ist er.", erklärte sie, als sie realisierte, dass, was auch immer sich da bewegte, bereits zu sehen, wenn auch noch nicht genau zu erkennen, war. Langsam, fast schon gequält schob sich das riesige Ungetüm Schritt für Schritt durch den viel zu kleinen, steinernen Gang, welcher in die große Halle führte. Mit jedem Schritt den es zurücklegte, war es besser zu erkennen. Mit jedem Schritt den es näher an der Quelle des Lichts war, schien es noch gequälter zu sein. Als es schließlich vor den beiden Maji stand, konnte es, oder vielmehr er, sich endlich völlig ausbreiten. Nun erst konnten Shelial und Kawaisa die tatsächlichen Ausmaße dieses Giganten erfassen. Er allein erfüllte beinahe den gesamten Raum. Auf vier kurzen, aber dicken Beinen stand er, welche aus seinem ebenfalls zwar nicht hohen, dafür aber umso breiteren Unterleib wuchsen. Sein Oberkörper erinnerte fast schon an einen Menschen, einen ziemlich starken Menschen. Er war ebenso Platz raubend wie der Rest seines Körpers, war gleichzeitig jedoch auch hoch gewachsen, mit breiten Schultern, an denen kräftige Arme hingen, so lang, dass sie fast den Boden berührten. Über alledem sein flacher Kopf, welcher lediglich einen Mund erkennen ließ. Nase, Ohren, Augen, all dies schien er nicht zu haben, was an seiner Fähigkeit zu riechen, zu hören oder zu sehen jedoch nichts änderte. Sein großteils schwarzer Körper, lediglich seine braunen Hände, sein graues Haupt sowie seine, zum Teil bräunlichen, zum Teil gräulichen, Gelenke wichen hiervon ab, erweckte den Eindruck, als würde er zur Gänze aus Erde und Gestein bestehen, weshalb seine Haut, wenn man seine Oberfläche so nennen möchte, wohl, da war Kawaisa sich sicher, ebenso hart war. Dieser Riese, dieses Monster unter den Monster, das war Terra. "Wer wagt es hier einzudringen und unseren Frieden zu stören?", sprach er. Seine Stimme war noch tiefer als erwartet und jedes Wort war von einem Grollen begleitet, welches durch den steinernen Raum hallte und beinahe die Erde beben, auf jeden Fall aber Kawaisas Beine zittern ließ. Langsam entfernte sich das rosahaarige Mädchen von Shelial und näherte sich der Kreatur, welche sie nun tatsächlich dazu bringen sollte sich ihr unterzuordnen und ihr im Kampf beizustehen. "Wir, also, ich.", sagte sie, als sie vor ihm stehen blieb. Terra senkte seinen Blick, oder tat zumindest etwas, dass als Blick senken zu bezeichnen wäre, und beugte sich, so gut es bei sowenig Platz ging, zu ihr hinunter, um sie überhaupt richtig erkennen zu können. Jede seiner Bewegungen ging dabei einher mit dem Geräusch bröckelnder, aufeinander treffender und aneinander reibender Steine. "Du. . .?", fragte er ungläubig, war sie doch nur ein kleines Kind. Viele wären nun wohl zurückgewichen oder gar weggelaufen, doch Kawaisa nicht. Trotz ihrer Furcht blieb sie wo sie war, sich immer wieder Shelials Worte ins Gedächtnis rufend. "Ja, ich. . .Kawaisa.", antwortete sie nach längerem zögern. Das Steinwesen sah sie nur an, es herrschte einen Augenblick lang Stille, Zeit in welcher Kawaisa versuchte den richtigen Anfang für ein Gespräch zu finden. "Ähm. . .hallo." Fortsetzung in Kapitel 26 - Getrennte Wege Teil 7: Abschied von Shelial Kapitel 26: Getrennte Wege Teil 7: Abschied von Shelial ------------------------------------------------------- „Ähm. . .hallo.“ Terra war irritiert, auch wenn es für ihn keine Möglichkeit gab dies auf eine erkennbare Weise auszudrücken. War dies etwa alles, was dieses Mädchen zu sagen hatte? Hallo? „Wie. . .?“ „Ähm. . .naja. . .hallo. . .?“, wiederholte Kawaisa sich, diesmal doch vorsichtiger. Der steinerne Riese knurrte regelrecht, kam er sich anscheinend veralbert vor. „Und deswegen störst du unsere Ruhe?“, schrie er sie an. „Du bist doch sicher nicht gekommen um nur Hallo zu sagen. . .“ „Nein. . .das nicht.“, gestand das kleine Mädchen. „Also?“, brüllte er wieder, so laut, dass die Maji zusammenzuckte. Shelial beobachtete die Szene ohne auch nur ein einziges Mal irgendeine Regung zu zeigen. Ihr Blick war auf Kawaisa fixiert, den Geist vor ihr ignorierte sie. Bis jetzt wurde sie nicht enttäuscht, denn ihr Zögern und Zittern zum trotz, Kawaisa blieb wo sie war und wich nicht zurück, dies allein musste schon einen gewissen Eindruck hinterlassen, war ein Geschöpf wie Terra es doch zweifellos gewohnt, dass man sich vor ihm fürchtete und ihm aus dem Weg ging. Der Gefahr war sie sich dennoch bewusst und so sicher sie sich auch wahr, dass Kawaisa es schaffen würde, so sehr sie auch daran glaubte, es war einfach ein zu großes Risiko und sie war stets bereit einzuschreiten. Sowie etwas passieren würde, würde sie mit all ihrer Macht dazwischen gehen, auch wenn dies hieße Nex zu rufen. „Ich würde dich gerne um einen Gefallen bitten, Herr Geist.“ „Einen Gefallen? Was für einen Gefallen“ Wieder zögerte Kawaisa, auf der Suche nach dem richtigen Weg sich auszudrücken. „Also. . .ich würde gerne wissen ob du nicht. . .mit mir kämpfen willst. Also zusammen. . .du würdest dabei ja auch einen Körper bekommen, also einen richtigen. . .“ Zu einem Ergebnis gelang sie mit ihrer Suche jedoch offensichtlich nicht, so sagte sie also einfach was ihr in jenem Augenblick einfiel. „DU willst mich zu deinem Diener im Kampf machen?“, fragte die Bestie und lachte spöttisch. „Nenn mir einen Grund, warum ich einem Kind wie dir helfen sollte.“ Das Mädchen schwieg. So ungern sie es zugab, ihr fiel kein Grund ein, es gab nichts was für sie sprach, sie war nur ein kleines Mädchen und eine schwache Maji. Nach einer Weile ergriff sie wieder das Wort. „Mir fallt keiner ein. . .was wäre denn ein guter Grund?“ „Wärest du mächtig, erfahren und weise. . .das wären gute Gründe.“, beantwortete Terra die Frage. Eine Antwort, die Kawaisa irritierte und zwar aus einem Grund. „Aber wenn ich so mächtig wäre, wozu würde ich dich dann noch brauchen?“ Und mit einem Mal verstummte der Riese, ob dieser äußerst gerechtfertigten Frage. Nach einer langen Zeit des Schweigens, fuhr Kawaisa einfach fort, da es nicht den Anschein erweckte, als hätte ihr Gegenüber dazu etwas zu sagen. „Ich bin vielleicht nicht erfahren. . .aber das kommt mit der Zeit schon. Und ich bin vielleicht nicht weise. . .aber dumm bin ich deshalb noch lange nicht. Und ich bin vielleicht nicht mächtig. . .aber wenn du mit mir mitkommst wäre ich es doch, oder?“ Wieder herrschte Stille. Augenblick um Augenblick verging. Ohne, dass jemand etwas sagte. Ohne, dass jemand sich bewegte. Für einen Augenblick stand die Welt still, während die Zeit weiterlief. Terra musste sich eingestehen, dass dieses Kind die Wahrheit sprach. Es sprach vielleicht nichts für sie, aber es sprach auch nichts gegen sie und wenn sie es auch jetzt noch nicht wahr, sie könnte schon bald seiner würdig sein. Sie könnte sich jedoch auch als unwürdig herausstellen. Es gab nur einen Weg herauszufinden was, in naher oder ferner Zukunft, zutreffen sollte. Es muss eine halbe Ewigkeit gedauert haben, ehe die tiefe Stimme der Bestie wieder erklang, diesmal entschlossener, wenn auch bei weitem nicht so einschüchternd wie noch einige Atemzüge zuvor. „Gut. . .du könntest mich überzeugen. . .solltest du mich jedoch enttäuschen. . .solltest du einen Weg, den ich nicht als Recht empfinde. . .solltest du dich als meiner nicht würdig erweisen. . .so wirst du die Konsequenzen zu tragen haben.“ Kawaisa, nun selbst mit etwas mehr Überzeugung, nicht länger vor Angst bebend. „Danke, Herr Geist.“ „Mein Name ist Terra. . .“ Kawaisa lächelte und nickte. Anscheinend hatte sie es tatsächlich geschafft. Sie hatte diesen Geist überzeugt, wie wahr ihr selbst nicht klar. Shelial hingegen war sich sicher, es muss die Weisheit in ihren Worten gewesen sein. Weisheit und kindliche Naivität sind sich mitunter sehr ähnlich und als er sie gehört hatte, hat wohl auch die Bestie erkannt, dass sie das Talent hatte, ihn eines Tages voll und ganz zu überzeugen. Unsicher stand Kawaisa zwischen Terra und Shelial. Sie hatte ihn überzeugt, das mag sein, aber wie ging es weiter? „Shelial. . .?“ Hilfe suchend sah sie zu der Maji mit dem violetten Haar. „Berühr ihn. . .sollte er dich wahrlich akzeptiert haben, wird es reichen. . .den Rest musst du ihm überlassen.“, erklärte sie und wie angewiesen, ging das junge Mädchen zu einem der massiven Füsse ihres neuen Begleiters und legte eine ihrer kleinen Hände auf ihn. Zu Beginn geschah nichts, doch mit einem Mal überkam Kawaisa ein seltsames Gefühl und sie sah mit an wie Terra zunächst in einem hellen Licht, jenes von Shelials Flamme bei weitem übertreffend, erstrahlte und sich dann langsam auflöste. Sowie er weg war torkelte die Maji zurück. Nichts war ihr zugestoßen und dennoch empfand sie große Schmerzen, als hätte man ihr ins Gesicht geschlagen. Sie hielt sich den Kopf, zog an ihren Haaren und schrie laut auf, zu plötzlich war es geschehen, zu unvorbereitet war sie, zu groß der Schock als ihr klar wurde, dass da etwas Fremdes in ihrem Kopf war. „Kawaisa!“ Shelial eilte zu ihr, sie fangend, als Kawaisa drohte hinzufallen, und hielt sie fest. „Bleib ruhig, es wird alles gut, es ist nur anfangs so.“ Aus verheulten Augen sah das Kind zu ihr hoch. „Shelial. . .es tut so weh. . .“ Wie eine Mutter hielt sie sie fest, das Mädchen an sich drückend, ihr tröstend den Kopf streichelnd. „Alles wird gut. . .der Schmerz wird aufhören sobald dein Körper sich daran gewöhnt hat.“ „Shelial. . .ist er in meinem Kopf?“, fragte sie schluchzend. „Nicht direkt, aber so könntest du es wohl ausdrücken. . .seine Seele ist nun ein Teil deines Geistes und Körpers. Anfangs erscheint es einem fremd, wirkt bedrohlich, deshalb die Schmerzen. Doch nicht mehr lange und du wirst sehen, dass da keine Gefahr ist. Du hast jetzt einen Beschützer. . .und du hast die Möglichkeit einer armen Seele zu helfen, denn nun ist er nicht mehr allein. Und auch du wirst nie wieder allein sein, egal was passiert.“ Die Tränen stoppten, die Schmerzen nicht. Dennoch lächelte Kawaisa, als sie Shelial ansah. „Das ist schön. . .“, war alles was sie sagte, ehe sie in den Armen der Maji das Bewusstsein verlor. „Ja. . .das ist in der Tat schön. Auch wenn du es jetzt vielleicht noch nicht verstehst. . .es gibt Momente in denen man für diese Gesellschaft dankbar ist. . .ich kenne es selbst nur zu gut. Manchmal. . .braucht man diese Freunde.“, murmelte sie, wenn auch Kawaisa ungehört. Wieder vernahm sie die Stimmen in ihrem Kopf. Es waren drei, eben jene drei die auch zuvor zu ihr sprachen. Und wir sind stets für dich da. Immer und immer wieder griffen sie an, dutzende von ihnen, es schien kein Ende in Sicht. Während Grolfin und Aneva versuchten die Schatten gleichermaßen mit ihren Waffen wie auch ihren Fackeln abzuwehren, erlegte Frick all jene die er zu sehen vermochte mit seinen Pfeilen, von welchen er allerdings ebenfalls nicht mehr viele hatte. Effons Aufgabe war es indes Gurwaz zu tragen und auf ihn aufzupassen. Das Ende des Waldes konnte nicht mehr weit sein, doch unter diesen Umständen fiel es der Gruppe schwer voranzukommen. Nach jedem Schritt galt es einer Attacke auszuweichen oder ein Biest zu töten. „Es sind zuviele, wir werden alle sterben!“, jammerte der Prono. „Nicht alles so negativ sehen.“, meinte Effon. „Du willst doch nicht ernsthaft behaupten, dass das Ganze auch nur irgendwas Gutes an sich hat, oder?“ „Es ist zumindest eine gute Geschichte, die ich bestimmt noch vielen erzählen werde.“ „Mach dich nicht über mich lustig!“ Sowie diese Worte gesprochen waren biss der Grünhäutige seinem Träger in den Oberarm, woraufhin dieser den Prono fallen ließ. „Autsch! Lass das. . .“ „Streitet nicht, wir müssen weiter.“, rief Grolfin den beiden zu. Diesen unachtsamen Augenblick nutze eine der Kreaturen jedoch aus und ehe er es überhaupt bemerkt hatte, spürte er bereits den Schmerz in seiner Hand, welcher ihn laut aufschreien ließ und ihn Zwang sein Schwert fallen zu lassen. Er presste seine Fackel gegen den Körper des Tieres um es loszuwerden, doch da war es schon zu spät, denn er hatte jenes Exemplar, welches just auf ihn zusprang, nicht bemerkt. „Grolfin, pass auf!“, rief Aneva noch, doch auch sie konnte ihm nicht mehr helfen. Der blauhaarige Junge drehte sich um und es war ihm, als würde etwas seine Kehle zusammendrücken, als könnte er nicht atmen. . .und dann war da noch dieser Schrei welcher ihm in den Ohren lag. Es dauerte eine Weile bis er die Situation völlig erfasst hatte, da sah er das Wesen schon vor sich. Es war tot. Aufgespießt durch Grolfins Schwert, welches Effon ergriffen hatte. Grolfin war unverletzt, der Angriff abgewehrt und doch war da dieses Gefühl. Auch der Schrei hatte ihn irritiert, denn es war nicht der Schrei eines Tieres. „Grolfin. . .“, sagte Effon, während er ihm sein Schwert wieder reichte. Ohne zu zögern nahm dieser es wieder an sich. „Danke. . .“ Er hätte Effon gerne noch eine Weile angesehen, zu unwirklich schien ihm dieser Moment, zu unverständlich was da gerade geschehen war, zu gern hätte er ihn danach gefragt. Doch die Zeit hatte er nicht, kamen da doch schon weitere Kreaturen und auch sträubte sich ein Teil von ihm dagegen. Denn so dankbar er war, aus unerklärlichen Gründen empfand er beinahe so etwas wie Wut. Wut, weil Effon sein Schwert geführt hatte. Er konnte es sich nicht erklären, doch dieses Gefühl konnte er auch nicht leugnen. „Seht, der Waldrand!“, rief Aneva plötzlich. Die anderen konnten nichts erkennen, doch sie war sich sicher. Es war zwar nur ein kleiner, schwacher Lichtstrahl, kaum zu erkennen, der sich in die Finsternis von Daruku gewagt hatte, aber er war da. Ein letztes Mal zwangen sie alle ihre Beine noch schneller zu laufen. Aneva, Grolfin und Frick die sich durch die Menge an Kreaturen kämpften und Effon, welcher nun auch wieder Gurwaz trug, der ihnen folgte. Es war in der Tat nicht weit, dennoch brauchte es einige Zeit, ehe die Gruppe die letzten Bäume hinter sich ließ und zum ersten Mal seit Tagen wieder den Himmel sah. Die Schattenwesen verfolgten sie nicht länger. Vielleicht fürchteten sie das Sonnenlicht, wahrscheinlicher war jedoch, dass sie, ihre Körper, ihre Augen, es nicht ertrugen, lebten sie doch ein Leben in absoluter Finsternis. „Endlich. . .“, sagte Aneva erleichtert. Sie war die erste die auf die Knie sank, ihre Freunde taten es ihr nach und nach gleich. Nun hatten sie Zeit durchzuatmen und sich auszuruhen. Eine Pause die sie sich wahrlich verdient hatten. Als Kawaisa ihre Augen wieder öffnete, sah sie über sich den klaren Himmel. Sie war nicht länger in der Höhle, sie war auch nicht länger im Tal der Bestien. Als sie, auf der Suche nach Orientierung, zur Seite blickte wurde ihr auch etwas anderes schlagartig bewusst. Sie war auch nicht länger auf festem Boden. Erschrocken wich sie zurück, stieß dabei gegen eine ihr sehr bekannte Maji. „Shelial!“ „Beruhige dich, du willst doch fallen, oder?“ Der Gedanke behagte ihr in der Tat nicht. Nachdem sie sich wieder beruhigt hatte erkannte sie endlich auch wo sie nun war. Auf dem Rücken eines gewaltigen Vogels mit schneeweißen Gefieder, welches sich erst auf der Schwanfeder in ein Feuerrot gewandelt hatte. „Was ist das für ein Vogel. . .?“, fragte Kawaisa, während sie das wunderschöne Tier musterte, so gut es denn von dessen Rücken aus ging. „Das ist Avis.“ „Ist er dein Geist?“ „Einer meiner Geister, ja. . .die Zeit wurde knapp, deshalb musste ich ihn darum bitten uns den Rest des Weges zu tragen.“ Kawaisa war beeindruckt. Shelial hatte einen so prächtigen Geist auf ihrer Seite. . .und er war nicht einmal der einzige. „Und wie fühlst du dich?“, fragte Shelial. „Es geht mir schon besser.“, erklärte die angesprochene Maji mit einem Lächeln im Gesicht, was nun wiederum Shelial beeindruckte. Sie selbst hatte sich einst ganze zweieinhalb Tage unter den Schmerzen gewunden, ehe sie sich an dieses neue Gefühl gewöhnt hatte. „Wir sind fast da.“, erklärte Avis, mit seiner angenehm klingenden, fast schon beruhigenden Stimme. „Lande bitte etwas außerhalb der Stadt, wir wollen nicht zuviel Aufsehen erregen.“ „Verstanden.“ Während sie an Höhe verloren wandte sich Shelial wieder zu Kawaisa. „Es ist dann auch an der Zeit, dass ich gehe.“ Doch das Mädchen verstand nicht. „Wie meinst du das?“ „Ich bin kein Teil eurer Gruppe und ich denke nicht, dass ich dazu geeignet wäre einer zu werden. Auch würde es Frick wohl nicht gefallen, wenn es dazu käme. Ich wollte dich stärker machen. . .dir die Möglichkeiten zeigen, die man als Maji hat. Das habe ich erfolgreich getan. Ich will nicht länger bei euch bleiben als notwendig. . .nicht solange die Dinge sind wie sie nun mal sind. Nicht solange diese Sache zwischen Frick und mir nicht geklärt ist. Nicht solange er mir nicht vergeben hat.“, erklärte sie. „Oh. . .das ist schade. . .“ Avis landete, vorsichtig sprang Shelial von seinem Rücken um nun Kawaisa herunterzuhelfen. „Pass auf, in dieser Richtung kommst du nach Dormior. Warte am besten am Stadtrand auf deine Freunde.“ Während sie sprach zeigte sie in die Richtung der Hauptstadt, welche in der Ferne bereits relativ deutlich zu erkennen war. Kawaisa nickte, sichtlich betrübt. „Dann gehst du jetzt?“, fragte sie leise, während Shelial wieder auf Avis stieg. „Ja. . .aber ich bin mir sicher, dass wir uns schon bald wieder sehen. Sei nicht traurig. Freu dich lieber schon jetzt auf unsere nächste Begegnung. Ich hoffe du wirst dann noch mächtiger sein.“ Langsam wandelte sich der Blick der kleinen Maji zu einem glücklichen Lächeln und sie sah aus großen goldenen Augen zu ihrer Freundin hoch. „Ich freu mich jetzt schon. Bis dann.“ „Bis dann. . .“ Während Avis sich mit der Maji wieder in die Lüfte erhob winkte Kawaisa ihnen hinterher, auch noch als sie sie längst nicht mehr sehen konnte. „Bis dann, Shelial.“ „Da ist sie, die Hauptstadt. Wir sind fast da.“, erkannt Aneva. „Na endlich, wurde aber auch Zeit.“, meinte Gurwaz, welcher immer noch von Effon getragen wurde und aus irgendeinem Grund einen pechschwarzen Holzstock in der Hand hielt, mit welchem er vor Effons Gesicht rumfuchtelte. „Wo hast du eigentlich diesen Stock gefunden?“, fragte er. „Das ist ein Ast aus dem Wald, ein ziemlich dicker Ast, aber ein Ast. Als wir aus dem Wald gerannt sind wär mir das Ding fast auf den Kopf geflogen, hätte ich nicht blitzschnell reagiert und es gefangen.“ „Und wieso hast du ihn nicht einfach weggeworfen, sondern trägst ihn immer noch mit dir rum?“ „Hey, das ist immerhin der Beweis, dass ich durch diese Hölle gegangen bin!“ „Wobei du einen Großteil der Strecke getragen wurdest.“, unterbrach ihn Effon. „Wie auch immer. . .jedenfalls kann man den doch sicher noch verwenden für irgendwas. Das ist gutes Holz.“ „Du wirst es wissen.“ Aneva, welche dem Gespräch gelauscht hatte, konnte sich ein Kichern nicht verkneifen. „Was ist so lustig?“, maulte der Prono. „Nichts.“, erklärte die Angesprochene, sichtlich amüsiert von Gurwaz’ Verhalten. „Wie erwartet. . .“, hörte man plötzlich Frick sagen. Sowohl Grolfin als auch Aneva waren versucht ihn zu fragen, was er denn meinte, doch als sie ihren Blick auf den Rand Dormiors richteten erkannten sie es selbst. Dort stand sie und winkte. „Kawaisa. . .“, murmelte der sichtlich überraschte Grolfin. „Ich hatte es euch erklärt. . .wenn wir den Wald verlassen haben, werden sie bereits auf uns warten. . .es wundert mich nur, dass Shelial nicht bei ihr ist.“, erinnerte Frick ihn an seine Worte. „Hey, lass mich runter!“ Mit dem Stock um sich schlagend sprang Gurwaz auf den Boden, wie würde das denn aussehen, wenn der allmächtige Gurwaz sich tragen ließe? Sogleich rannte er, bei weitem nicht so erschöpft wie die anderen, auch los und erreichte Kawaisa und damit den Stadtrand als erster. „Ignorier ihn einfach.“, meinte Grolfin zu Effon. Als der Rest der Gruppe ebenfalls bei ihnen ankam, war es Frick der sofort die Frage stellte, welche allen, das heißt, allen außer Gurwaz, auf der Zunge lag. „Wo ist Shelial?“ „Die ist weitergeflogen. . .aber sie meinte wir würden uns bestimmt wieder sehen.“ Frick nickte. „Verstehe.“ „Was meinst du mit weiterGEFLOGEN?“, wollte Gurwaz wissen. „Das erzähl ich dir später, Herr Gurwaz.“ „Genau.“, mischte Grolfin sich ein. „Jetzt ist vielleicht nicht die richtige Zeit um Geschichten zu erzählen. Wir sollten uns erst eine Unterkunft suchen. Und dann muss ich um eine Audienz beim König bitten.“ Die anderen nickten und gemeinsam betraten sie schließlich die Hauptstadt von Gaourt. Dormior. Fortsetzung in Kapitel 27 - Sliter Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)