Sliter von paptschik ================================================================================ Kapitel 15: Auf den Spuren eines Mörders ---------------------------------------- Grolfins gesamter Körper zitterte und er ließ seinen Tränen freien Lauf. "Nein. . .Nein. . .Nein. . .", konnte man, unter all dem Schluchzen immer wieder raushören. Er wollte es nicht wahrhaben. Es konnte doch unmöglich wahr sein. Sein bester und engster Freund. . .Nein, das konnte nicht sein, das war völlig unmöglich. Zumindest für Grolfin. "NEIN!", schrie er, so laut er nur konnte, als wolle er Gott persönlich klar machen, dass dies ein Fehler sein musste. Dass es einfach nicht sein durfte. "WIESO?" Erneut schrie Grolfin so laut er konnte, eine Antwort bekam er jedoch nicht. "Macht Platz, bitte." Aneva arbeitete sich durch die Menge und als sie den Körper sah, stockte auch ihr der Atem. "Oh mein. . ." "Was ist los!?", rief Gurwaz, der zurückblieb bei Kawaisa. "Gurwaz, Kawaisa, bleibt weg! Kommt bloß nicht näher!", rief Aneva als Antwort. Anschließend wandte sie sich Grolfin zu. "Grolfin. . ." Sie beugte sich zu ihm herab und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Grolfin drehte seinen Kopf zu ihr. Er sagte nichts, sondern viel ihr nur weinend in die Arme. Aneva wollte ihm Trost spenden, doch sie wusste nicht wie. "Das. . .ist ein Freund von dir, nicht?", fragte Aneva zaghaft. "Ja. . .mein bester Freund." Ritter hatten das ganz Erbegint abgesucht und alles und jeden auf den Platz vor Fürst Elas Anwesen getrieben, wo ein weiterer Ritter, ein Ritter hohen Ranges, der aus Fidscha kam, zu den Leuten sprechen wollte. Er stand vor den Toren des Gebäudes, der Fürst an seiner Seite und nachdem ihm gemeldet wurde, dass das gesamte Dorf anwesend war, fing seine Rede an. "Einwohner Erbegints, Wanderer aus ganz Vanesh.", begann er. "Ich bin Pogoras Inorus, Ritter hohen Ranges, aus der Stadt Fosorim. Ich bereise seit nun mehr einem ganzen Jahr Vanesh, begleitet von Vertretern der bedeutendsten und stärksten Truppen Fidschas." Ein ganzes Jahr. Achtundvierzig Monate. Unzählige Tage, unzählige Nächte. Als seine Mission ihren Anfang nahm, wie alt mag er damals wohl gewesen sein? Vielleicht erst Sechs und schon mit einer Aufgabe konfrontiert, die ihn so lange beschäftigen sollte. Mittlerweile sah man ihm die Erfahrung, ob es damals auch so gewesen sein mag? Die wichtigere Frage, welche sich auch Grolfin stellte, während er den Worten dieses Mannes folgte, war jedoch, was mag von solcher Wichtigkeit sein, dass man einen Ritter dieses Ranges sowie jene die ihm Folgte, seit nun mehr einem Jahr darauf ansetzte? "All dies nur, um einen einzigen Mann zu finden." Ein erstauntes Raunen ging durch die Reihen seiner Zuhörer. "Der Tod ist etwas, womit wir ständig konfrontiert sind. . .und zumeist kümmert man sich kaum darum. Mörder und Diebe, würden ohne die Sliter dieser Welt wohl oft genug ungeschoren davonkommen, in den meisten Fällen ist es, leider muss ich sagen, die Mühe nicht wert, einen Ritter zu schicken, um einen einzelnen Mann zu jagen. Dies ist jedoch ein anderer Fall. Der Mann, den ich seit einem Jahr verfolge, ist Sandor. Ein Mörder, dessen Weg mit unzähligen Leichen gepflastert ist und dessen Grausamkeit wohl unübertroffen ist. Immer wieder werden Körper gefunden, auf übelste Weise geschunden. Abgeschnittene Glieder, ausgestochene Augen und schlimmeres sind keine Seltenheit. Und dann ist da noch, wofür Sandor wohl am berüchtigtstem ist. . ." Während er sprach, fasste Pogoras sich nervös an den Hals. "Er schneidet seinen Opfern bei lebendigem Leibe die Haut vom Körper." Grolfin schien diese erneute Konfrontation, wenn auch nur in Form von Worten, mit dem was man seinem besten Freund angetan hatte, erstaunlich gut aufzunehmen. Aneva hatte erwartet, dass er zumindest den Tränen nahe wäre, aber nein, Grolfin blieb standhaft. Im Moment ging ihm auch etwas völlig anderes durch den Kopf. Er dachte nicht länger an das Leid seines Freundes, sondern an jenen Mann, der ihm das angetan hatte. Sandor. "Es heißt außerdem, dass er ein Meister der Tarnung sein soll, weshalb ich sie leider alle bitten muss. . .zwingen muss vorerst die Stadt nicht zu verlassen. Es tut mir Leid. Wer dennoch versuchen sollte Erbegint zu verlassen, wird die Konsequenzen tragen müssen. Das ist alles." So beendete Pogoras seine Rede. Inzwischen hatte sich der Großteil seiner Truppe bereits an sämtlichen Wegen, die aus der Stadt rausführten, versammelt. Es gab mehrere Gasthäuser in Erbegint, eines von ihnen wurde zu dieser Zeit lediglich von Pogoras Inorus und seinem Gefolge bewohnt. Gareths Leiche war ebenfalls hier untergebracht. Pogoras saß schreibend in seinem Zimmer. Seit man ihm beauftragt hatte Sandor zu stellen, führte er Buch darüber. Sämtliche Informationen über sein Vorgehen, unzählige, zumeist grundverschiedene, Beschreibungen seiner Äußeren und detaillierte Auflistungen aller bisherigen auf ihn zurückgeführten Morde. Wer das Opfer war, wo und wann die Tat geschah, wie die Leiche entstellt war, all dies notierte Pogoras sich in seinem Buch. Ein Klopfen unterbrach seine Konzentration. "Herein.", sagte er, den Blick zur Tür gewandt. Es war Grolfin, der nun den Raum betrat. "Und du bist?", fragte der Ritter. "Ich bin Grolfin Sukima, ein Sliter, zumindest hoffe ich, bald einer zu werden." "Und was kann ich für dich tun, Grolfin?" "Ich. . .", er zögerte einen Moment. Was wollte er denn überhaupt hier? Vieles, eines jedoch mehr als alles andere. "Ich möchte alles wissen, was sie mir über diesen Sandor sagen können." Pogoras war ein wenig überrascht. "Junge, ich nehme an, dass du dich damit nur übernehmen würdest. Überlass dieses spezielle Monster lieber Männern mit mehr Erfahrung." Grolfin schüttelte den Kopf. "Ihr versteht nicht. . .es geht mir weder um Ruhm noch um Ehre. Es ist so. . .das Opfer, welches hier gefunden wurde, war ein enger Freund von mir. . .er war mein beste Freund." Pogoras sah Grolfin an und verstand. Er verstand sogar weit mehr, als man ihm zutrauen mochte. Denn, Pogoras kannte Gareth. Flüchtig, aber doch. Und aus Gareths Erzählung, kannte er auch dessen besten Freund, der nun endlich auch einen Namen hatte. Grolfin Sukima. "Du sollst ziemlich unnachgiebig sein, wenn es um deine Familie und deine Freunde geht." "Wie Bitte?", fragte Grolfin. "Gareth hat es mir erzählt. . .vor etwa sieben Monaten, als wir, meine Männer und ich, in einem Dorf nahe Udum rasteten, traf ich ihn und es kam zu einem kurzen Gespräch. Er hat auch von seinem besten Freund erzählt." Einen Moment schwieg der Ritter und sah dabei in Grolfins Augen. "Nun gut, was willst du wissen?" "Nun. . .über sein Aussehen weiß man nichts?" Pogoras schüttelte den Kopf. "Verfolgt er eine gewisse Route?" "Schwer zu beurteilen. . .im Moment scheint es aber, als ob er sich nach Westen bewegt." "Wisst ihr welche Waffen er benutzt?" "Verschiedenste Klingenwaffen, soviel ist sicher. Die Wunden mancher Opfer unterscheiden sich zu sehr, als das sie alle von einem einzigen Schwert stammen könnten." "Hm. . .mehr Fragen habe ich nicht. Ich danke euch." "Ich weiß, dass ich dir keine große Hilfe bin Grolfin. Ein Jahr und das ist alles was ich erreicht habe. . .ich glaube manchmal, er spielt nur mit uns. Und du bist im Begriff selbst eine seiner Figuren zu werden. Bitte, gib auf dich Acht." Grolfin nickte, wandte sich wieder der Tür zu, stoppte jedoch. "Eine Bitte hätte ich doch noch." "Die wäre?" "Es. . .es geht um Gareth." "Keine Sorge. . ." Grolfin sah, mit einem fragenden Blick, zurück zu Pogoras. "Bitte?" "Ich sagte keine Sorge. . .ich werde veranlassen, dass sein Körper nach Udum gebracht wird, wo seine Liebsten ihn beerdigen können." "Nein. . .das ist zwar gut so und ich bin euch auch dankbar, aber das war nicht meine Bitte." "Nicht? Was dann?" Stille. Einen Moment lang schwiegen sich die beiden nur an, ehe Grolfin sich zu einer Antwort überwinden konnte, nachdem er noch einmal überlegt hatte, ob er dies denn auch wirklich wollte. "Ich will ihn noch ein letztes Mal sehen." Es war wohl der finsterste Raum des gesamten Gasthauses, in welchem Mann Gareths Leiche untergebracht hatte. So kam es Grolfin zumindest vor, als er und Pogoras das Zimmer betraten. Es war ziemlich leer. Ein Stuhl, ein Tisch, ein Bett. Gareth lag, von einem weißen Tuch bedeckt, auf dem Bett. Auf dem Stuhl saß einer von Pogoras Gefolgsmännern, der stets über den Toten wachte. Der Ritter ging zum Bett, beugte sich vor und zog das Tuch zurück, jedoch nur soweit, dass Gareths Gesicht enthüllt wurde. Dann machte er Platz für Grolfin. Der Junge trat vor, kniete sich neben das Bett, sah dem leblosen Körper ins Gesicht. Stille. Kein Wort kam über Grolfins Lippen, er sah seinen toten Freund einfach nur an. Schließlich beugte er sich vor und küsste die Leiche auf die Stirn. Ein Abschiedskuss unter guten Freunden. Dann stand Grolfin auf und ging zur Tür raus. "Leb wohl Gareth. . ." Fortsetzung in Kapitel 16 - Grolfin gegen Frick Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)