Knights of Zion - Chronicles of the Future von Autumn ================================================================================ Kapitel 2: Wie alles begann (Teil 2) ------------------------------------ Hier nun das 2. Kapitel der Chroniken der Zukunft. Viel Spaß. Zeros POV, Hieads POV und Yamagis POV. Kapitel 2: Wie alles begann (Teil 2) ~~ Zeros POV ~~ "Deshalb braucht Zion neue Ritter, die die Nachfolge der alten Legenden antreten. Und einer von ihnen wirst DU sein, Zero." Ich habe ihre Worte verstanden, ganz deutlich. Aber der Sinn ihrer Worte übersteigt mein Fassungsvermögen. Man darf nicht denken, dass ich dumm bin, aber was diese Priesterin namens Teela von mir verlangt, dass....Sie richtet ihre Hand auf Erts' Leichnam und das Schwert "Ernn Laties" löst sich aus seinem Griff und schwebt vor mich hin. Soll ich es etwa in Zukunft führen? Bei allen Göttern, dass kann ich nicht! Die Verantwortung, die damit verbunden ist, erschreckt mich. Ich bin kein Held und ich habe Angst. Ich bin nicht, wie die Ritter vor mir, in den Kampfkünsten ausgebildet worden, ich bin nur ein einfacher Bürger, kein Prinz. Ich bin nicht in der Lage, zu kämpfen. Niemals wäre ich der Nachfolge würdig. Niemals könnte ich einen Victim besiegen. Teela lächelt milde. "Ich werde bei dir sein, Zero. Fürchte dich nicht. Du vermagst die Kraft dieses Schwertes jetzt noch nicht zu erkennen, doch mit der Zeit wird sich das ändern. Du bist auserwählt worden und wir, das Orakel von Zion, irrt nie. Du bist die letzte Hoffnung, die diese Welt noch hat. Nimm die Klinge in die Hand, halte sie gen Himmel und rufe: Für die Ehre von Zion. Du wirst sehen, die Macht, die daraufhin in dir entfesselt werden wird, wird dir helfen, deine Heimatstadt und deine Freunde zu retten. Aber du musst dich beeilen!" Meine Finger zittern, als sie sich um den Knauf der Waffe schließen. Plötzlich durchfließt mich eine starke Magie, wie ich sie nie zuvor empfunden habe. Die Schneide glänzt im Licht der Kronleuchter, vibriert durch den unzureichenden Halt meiner zitternden Hand. Das Schwert ist unendlich schwer, sein Gewicht erdrückt mich förmlich, ich kann es kaum hochheben. Angestrengt richte ich die schimmernde Spitze nach oben. Mein Arm scheint taub zu werden, es ist, als hätte man mir befohlen, Hunderte von Felsbrocken auf einmal in die Höhe zu stemmen. Meine Kehle ist wie ausgetrocknet und ich bringe es kaum über mich, die Zauberformel zu rufen. Schweißperlen bilden sich auf meiner Stirn. "FÜR DIE EHRE VON ZION!!!!" Ich habe es geschafft, es ist mir geglückt. Ein Blitz schießt in die Spitze des Schwertes und mich packt das Entsetzen. Bin ich am Ende nicht erfahren genug, um mit dieser Macht, die ich nun bekomme, umgehen zu können? Wird mich ihr Gebrauch sogar umbringen? Wieder kriecht die Angst in mir hoch, bis plötzlich Spiralen aus Licht um mich herum zu wirbeln beginnen. Ein unglaubliches Wohlgefühl erfasst mich mit einem Mal. Ein Ruck geht durch meinen gesamten Körper. Kraft explodiert in meinen Armen, Standhaftigkeit in meinen Beinen. Meine Hände werden wissend. Ich weiß plötzlich, wie man ein Schwert führt. Meine Brust schwillt an, angereichert mit einer Stärke, die mir noch völlig unbekannt ist. Ein eigenartiges Ziehen ist in meinen Schultern zu spüren, oder bilde ich mir das nur ein? Ich habe den Eindruck, als würde sich auch meine Kleidung verändern. Ein Panzer umschließt mich. Nein, kein Panzer, es ist eine Rüstung. Die Lichtwirbel legen sich. Die Verwandlung ist vorbei. Ich finde gar nicht mehr in die Realität zurück, um mich ist noch alles verschwommen. Nur langsam klar sich mein Blick wieder auf. Teela nimmt mich an der Hand und stellt mich vor einen Spiegel. Was soll das? Als wenn ich nicht wüsste, wie ich aussehe! Meine Benommenheit läßt endlich nach und ich schaue mich an, neugierig, wie ich wohl so aufgeputzt wirken mag. Doch derjenige, der mich aus dem Spiegel heraus anstarrt, ist ein Fremder. Das bin nicht ich! Ich will die Erscheinung berühren, fahre jedoch vor dem kalten Glas zwischen uns zurück. Was ist mit mir geschehen? Lange Beine, kräftige Arme, eine muskulöse Brust, prunkvoll mit weißem, fließenden Stoff und Gold umrandet, ein wehender Umhang, der von breiten Schultern zu Boden fällt.... Das, was mir gegenüber steht, ist nie und nimmer die Gestalt eines 15jährigen Jungen, denn es hat die Statur eines Mannes. Meine eigenwilligen, stacheligen Haare, die jeden Friseur von Troy zur Verzweiflung treiben, sind verschwunden. Statt dessen wallt eine Flut glatten, dunkelbraunen Haares um meine Schultern, und im Nacken ertaste ich ein Zopfband. Meine Augen haben auch ihre Farbe beibehalten, aber sie sind die eines Erwachsenen. Das Schwert in meiner Hand ist leicht wie eine Feder. "Wer....wer ist das?" frage ich unsicher und beiße mir im selben Moment verwirrt auf die Lippen. Diese Stimme ist nicht die meine....! Sie ist tiefer, weicher, männlicher....Was ist mit mir passiert? Die Priesterin lächelt wieder geheimnisvoll. "Das ist deine magische Gestalt als Ritter von Zion, dein Alter Ego. Du brauchst diese neue Gestalt, denn die Victims sind anders als alle anderen Dämonen früherer Zeiten. Sie sind intelligent und lernfähig. Wenn sie allein durch Sehen erkennen können, wer du bist, dann wäre es ihnen ein Leichtes, dich zu töten, bevor du auf deine Kräfte zurückgreifen kannst. Das ist viel zu riskant. Solange du als Ritter von Zion kämpfst, wirst du in dieser Form auch den Namen ,Zero' ablegen müssen. Nach der Verwandlung wirst du in Zukunft Helios heißen, der Krieger der Hoffnung. Lass dein Licht für diesen Planeten leuchten und nun geh und rette Troy!" Mit diesen Worten wird Priesterin Teela vor meinen erstaunten Augen zu einem Drachen und ihre Freundinnen folgen ihrem Beispiel und werden zu Adlern. Ich steige auf den Rücken Teelas und begleitet von den vier Vögeln fliege ich meiner Heimatstadt entgegen. Kurz, bevor wir das Stadttor erreichen, entschwinden die Adler in alle Himmelsrichtungen. "He! Wo wollt ihr hin?!" >> Sorgt Euch nicht, Master. Meine Kameradinnen erfüllen ihr Schicksal, ihre eigene Suche. Sie eilen, um Eure Mitstreiter zu erwecken. << "Meine Mitstreiter? Soll das heißen....es gibt noch andere Auserwählte?" >> Oh ja. Die Legendären Ritter von Zion waren zu fünft. Das Orakel hat gewählt. Ihr kennt diejenigen, die Euch helfen werden, Helios. Vertraut auf unser Urteil. << ~~ Hieads POV ~~ Zero ist bei den Verwundeten zurückgeblieben. Das gefällt mir nicht. Sicher, wir streiten uns oft und sind eigentlich selten einer Meinung, aber dennoch sind wir die besten Freunde. Wir kennen uns schon von klein auf und ich habe ihn getröstet, als er seine Eltern verlor. Den Verletzten, dem das Bein ausgerissen wurde, haben wir mittlerweile zu Lady Croford gebracht. Clay ist erschöpft, weil er seine Gabe, die Telekinese, so lange einsetzen musste. Im Krankensaal wird es allmählich voll. Die Angst und die panikverzerrten Gesichter der Menschen, die Schreie der Unschuldigen, die getötet werden, das unnatürliche Fauchen des Victims....ein eisiger Schauer rinnt mir über den Rücken. "Medikus", wende ich mich an die Ärztin, die gerade ermattet, wie immer nach einer Heilprozedur, die nunmehr unnötigen Verbände eines Patienten aufwickelt. "Euer Schüler, Zero Enna, ist noch da draußen. Erlaubt mir bitte, ihn zu suchen." Sie nickt und gleich darauf kämpfe ich mich durch das wilde Getümmel in den Straßen, das heute Morgen noch so fröhlich war und nun einem Szenario des Schreckens gewichen ist. Flammen züngeln aus den Häusern und beißender Rauch dringt in meine Atemwege. Ein altbekanntes Bild schiebt sich in mein Blickfeld und ich verhalte entsetzt in meinen Schritten. Die Schmiede! Die Schmiede brennt! Meister Grambold! Er ist nicht mehr der Jüngste, ob er rechtzeitig fliehen konnte....? Plötzlich vernehme ich einen eigenartigen Aufschrei über mir. Es ist ein türkisfarbener Adler. >> Folge mir. Dein Lehrer ist in Gefahr! << Ich weiß, dass ich nicht träume. Und doch kann ich es nicht glauben. Meine Füße machen sich selbständig und folgen dem Tier hinein in die Flammenhölle. Ich weiß, dass ich die feurigen Zungen an meinem Körper spüren, dass ich vor Schmerzen schreien müsste, doch ich merke nichts. Es ist, als wichen die Flammen vor mir zurück. Meister Grambold ist ohnmächtig geworden, sein schwerer Leib liegt reglos neben dem Schmelztiegel. Ich laufe auf ihn zu, unterdrücke ein Husten und schlinge meine Arme um ihn. Der Rauch vernebelt mir die Sicht und die Hitze um mich herum wird unerträglich. Auch wenn das Feuer mich nicht einkreist, die Hitze bleibt und mir ist, als verglühe ich wie ein Stück Eis im grellsten Sonnenschein. Der massige Körper meines Ausbilders wird mir zur Last, die Kräfte verlassen mich. Meister Grambold rutscht von meinen schwachen Schultern. Tränen schießen mir aus den Augen, um mich vor der heißen Aura zu schützen. Ich schwanke, verliere das Gleichgewicht und falle....in den Schmelztiegel....Das....ist....mein Ende.... Ich erwache. Es ist angenehm warm und ich fühle mich geborgen und sicher. Ist das der Tod? Vor mir läßt sich der schöne Adler nieder und betrachtet mich. Ist er etwa der Bote für alle Sterbenden? Sah ich ihn deshalb draußen über der Schmiede kreisen? Da strahlt er auf einmal ein helles Licht aus und nimmt die Gestalt einer jungen Frau an. Doch je länger ich sie mustere, um so deutlicher wird mir bewusst, dass sie gar nicht jung ist, sondern einfach nur alterslos. Sie lächelt freundlich. "Ich bin glücklich, dich zu treffen, Hiead. Es ist an der Zeit, dass du deinem Schicksal folgst." "Meinem Schicksal? Bedeutet das, dass ich noch lebe?" "Ja. Dir ist etwas Großes bestimmt. Sag, erkennst du dieses Schwert?" Zwischen ihren elfenbeinernen Händen erscheint eine Lichtkugel und verwandelt sich in eine Waffe. Es ist eine prächtige Schmiedearbeit, wie ich sie wohl nie hinbekommen würde. Die Klinge glänzt wie feuriges Metall, noch im Glühprozess begriffen, und doch scheint es fest und hart zu sein, wie fertig geformt. Der Griff ist mit Gold überzogen und hier und da rot bemalt; in der Mitte prangt ein kostbarer Rubin. Wer immer es geschmiedet hat, war ein wahrer Meister seines Fachs. Über den Knauf schlängelt sich ein kunstvolles Muster, das mich an Flammen erinnert. Und da erkenne ich es und mein Herzschlag setzt eine Sekunde aus. In zahllosen Büchern habe ich es bereits auf Abbildungen gesehen. Das Schwert von Sir Yu Hikura, dem Herrscher des Feuers und Krieger der Tapferkeit, einem der Legendären Ritter von Zion! Wie kann das sein?! "Hiead....an deinen Augen erkenne ich, dass du weißt, wem diese Waffe einstmals gehörte. Doch das liegt Ewigkeiten zurück. Es ist jetzt an dir, diese Klinge zu führen. Deswegen bin ich hier. Ich bin Megara, eine der Hüterinnen der Mächte von Schloss Zion. Wenn du deinen Lehrmeister und die Stadt wirklich retten willst, dann nimm es in die Hand und rufe: Für die Ehre von Zion. Bitte tu es! Auch Zero wird auf deine Hilfe hoffen." Ihre Erscheinung beginnt zu verblassen. "Zero? Was hat das mit Zero zu tun?! Warte! Du kannst doch nicht...." Doch all mein Protest ist sinnlos, das verstehe ich in diesem Moment. Die Wärme um mich herum wächst wieder zu einer grauenhaften Hitze an. Ich muss es tun! Ich muss und dennoch greifen meine Hände widerwillig nach der Klinge. Ich unterdrücke einen Schrei des Schmerzes, als meine ungeschützte Haut den Griff berührt. Er ist sengend heiß, und Brandblasen bilden sich auf meinen Fingern. Ich verbeiße mir den Gedanken an Flucht, denn ich weiß, dass ich keine andere Wahl habe, jetzt und hier. Ich packe zu und Rauschschwaden steigen von meiner Hand empor, deren Fleisch bis auf die Knochen verbrannt wird. Das Schwert weigert sich. Es will mich nicht akzeptieren. "Tellia Kallisto!" brülle ich gegen das zischende Geräusch der Flammen an, die um den Knauf züngeln wie giftige Schlangen. Es ist der Name des Schwertes. "Hör mich an! Vielleicht bin ich nicht würdig, der Nachfolger deines früheren Herrn zu werden, aber bitte! Bitte gib mir die Kraft, meine Heimat, meine Freunde, die Menschen, die mir wichtig sind, zu retten! BITTE!!!" Die schreckliche Hitze lässt nach. Meine Haut regeneriert sich wieder und die Blasen verschwinden. Die stickige, verrauchte Luft löst sich auf und ich kann frei atmen. Langsam steige ich nach oben und breche durch eine Schicht geschmolzenen Metalls. Ich bin in den Tiegel gefallen, aber ich lebe! Vorsichtig klettere ich aus der Schmelzmasse und betrachte die Waffe. Automatisch halte ich sie in die Höhe. "FÜR DIE EHRE VON ZION!!!!" Mein Körper wird, kaum dass ein Blitz in die Spitze eingeschlagen ist, von Feuer eingeschlossen. Eine unglaubliche Kraft erwacht in mir, heiß, verzehrend und unbesiegbar. Ich scheine mit der neuen Magie in mir zu wachsen, Stärke durchflutet mich. Ich fühle, wie eine Rüstung mich schützend umgibt und mit einem Mal weiß ich auch, wie man mit einem Schwert umgeht, obgleich ich es nie gelernt habe. Endlich öffne ich meine Augen und ohne länger darüber nachzudenken, stecke ich die Klinge erst einmal in die Scheide und trage Meister Grambold nach draußen an die frische Luft. Nach und nach kommt er zu sich, hustet krampfhaft und blickt mich aus glasigen Augen heraus dankbar an. "Habt vielen Dank, edler Herr. Euer mutiges Einschreiten hat mich vor dem Tod bewahrt." Sein respektvoller Ton und die ehrerbietige Anrede verblüffen mich. Er wird doch noch seinen eigenen Lehrling erkennen? "Geht es Ihnen wirklich gut?" erkundige ich mich, erstarre aber praktisch sofort. Das ist doch nicht meine Stimme, die das eben gesagt hat! Er nickt stumm und erhebt sich mühsam. Um meine Verwirrung noch zu steigern, stelle ich fest, dass ich meinen Lehrer auf einmal sogar um einiges überrage. Das ist unmöglich, ich bin schließlich noch nicht ausgewachsen! "Wie ist Euer Name?" will er von mir wissen. Was zum Teufel soll das? Er weiß doch, wie ich heiße! "Mein Name ist Ignis" entgegne ich, erschrecke darüber aber noch mehr. Mein Name ist HIEAD, nicht Ignis! Was hat das alles zu bedeuten?! Ohne auf seinen überraschten Ausruf zu achten, lasse ich Meister Grambold stehen und stürze davon, direkt in die Einkaufsstraße, an einem Laden mit Kleidern und anderem Stoffwerk vorbei. Mein Bild wird von einem der Spiegel zurückgeworfen, die draußen vor dem Geschäft stehen. Aber es bin nicht ich, der mich da ansieht. Er trägt eine prachtvolle Rüstung mit Rot und Gold, einen weiten Umhang und das "Tellia Kallisto" glitzert stolz an seinem Gürtel. Er ist groß und stattlich, mit granatfarbenen Augen und langem, silbernem Haar, das seinen Rücken bedeckt wie ein Mantel. Seine Gesichtszüge sind männlich und fein geschnitten, fast aristokratisch. In seinem linken Ohr leuchtet ein Ohrring. Wer....? Da verschwimmt die Gestalt und Megara taucht im Spiegel auf. "Erkennt Ihr Euch schon selbst nicht mehr, Master? Das seid Ihr, Euer Alter Ego, Sir Ignis, der Krieger der Tapferkeit. Der Name bedeutet ,Feuer'. Ihr seid nun ein Ritter von Zion und Eure Aufgabe ist es, diesen Planeten vor den Victims zu verteidigen. Seht Ihr den Drachen dort am Himmel?" Ich schaue hinauf und mein Atem stockt unwillkürlich. Auf dem Rücken des Wesens sitzt ein weißgekleideter Kämpfer, ebenfalls angetan mit einer goldüberzogenen Rüstung. Ich kann es mir nicht erklären, doch er kommt mir seltsam bekannt vor.... "Das ist Sir Helios, Euer Mitstreiter. Ich werde Euch beistehen, Master. Es ist soweit. Eine neue Ära von Kriegern ist geboren worden." Damit nimmt Megara die Gestalt eines majestätischen Drachen an und ich klettere auf ihren Rücken. Eine mir noch fremde Flamme lodert in meiner Brust. Die Kraft, mit der ich kämpfen werde. Denn....ich bin....auserwählt.... ~~ Yamagis POV ~~ Zero ist blöd! Warum muss er mir solche Sorgen bereiten, indem er mitten im Schreckensumfeld dieser scheußlichen Kreatur bleibt?! Und jetzt ist auch noch Hiead wie vom Erdboden verschluckt! Es gibt doch nichts Schlimmeres als Freunde, die meinen, an sie würde keiner denken! Ich gebe ungern zu, dass ich mich um jemanden sorge und dass ich Zero umarmt habe, Mann, da hat's mich wohl wieder gepackt, so was Peinliches! Argh, ich hänge an diesen Nichtsnutzen und Idioten, ich kann es nicht ändern! Clay schläft. Kein Wunder, seine Gabe den ganzen Weg über einzusetzen, bis wir den Verwundeten zu Lady Croford transportiert hatten, das strengt an. Und wie mag es wohl Roose gehen? Zero hat zwar gesagt, er hätte ihm die Medizin gegen das Fliegenfieber bereits gegeben, aber schlummerte der Bursche tatsächlich der Gesundung entgegen, oder....? Ich stehe auf und marschiere unruhig auf und ab. Wie mich das nervt! Ich kann der Ärztin nicht helfen, weil ich mich mit Heilkräutern und dem anderen Mist nicht auskenne, ich kann nur dumm hier herum hocken und nichts unternehmen! Wie ich das hasse! Die Schreie der Verzweifelten, der Fliehenden, der Sterbenden, der Verletzten, der Männer, Frauen und Kinder, Alte wie Junge, Arme wie Reiche, Gesunde wie Kranke, dringt wie ein übler Geruch in alle Ritzen und hinterlässt ein immer wiederkehrendes, grauenhaftes Echo. Ich fühle mich nutzlos, müde und verbraucht. Ich ertrage es einfach nicht, niemandem helfen zu können. Aber was könnte ich schon tun? Ich bin noch ein Kind, noch nicht einmal alt genug, um dem Gesetz nach als erwachsen zu gelten, und somit würde ich auch nirgendwo eine Waffe ausgehändigt bekommen, selbst, wenn ich die Gelegenheit hätte, zu kämpfen. Ich seufze und trete ans Fenster, das zum Fluss hinausgeht. In Troy wüstet das Verderben und ich verkrieche mich wie ein Wurm in seinem Erdloch! Das Rauschen des unter mir liegenden Stroms dringt an meine Ohren und ich spüre, wie eine Welle der Ruhe und Zuversicht in mir aufsteigt. Wasser übt von jeher eine beruhigende Wirkung auf mich aus, nicht nur, weil es zufällig mit meiner Gabe zusammenhängt. Ich bin verbunden mit diesem Element, es gleicht die anderen Komponenten meines Charakters wunderbar aus. Dahinfließen, über Berge, durch Wälder und Täler....das kühle Nass sieht die ganze Welt, reist an viele Orte und begegnet vielen unterschiedlichen Menschen. Ach verdammt, hör sich das einer an! Ein Monster greift uns an und ich sitze hier und philosophiere! Plötzlich ist mir, als würde in den blauen Fluten etwas schimmern. Ist das möglich? Das Rauschen verdichtet sich in meinem Kopf zu einer merkwürdigen, lockenden Melodie. >> Komm. Komm herunter. << Wie von einem unsichtbaren Zauber erfasst, steige ich auf das Fenstersims und springe hinein in die kristallklaren Wogen. Ich war immer ein guter Schwimmer, doch irgendwie ist es jetzt anders. Kaum, dass ich untergetaucht bin, werde ich von einem Strudel zum Ringelreihen eingeladen und in die Tiefe gezogen. Soll ich auf diese Weise sterben, in den Armen meines geliebten Wassers? Warum nicht? Das ist mir lieber, als von einem Victim gemächlich von oben nach unten aufgeschlitzt zu werden....die Luft wird knapp. Dann weiß ich nichts mehr. Alles ist schwarz. Als ich wieder zu mir komme, befinde ich mich in einer Art Grotte oder Höhle. Hatte ich noch vor wenigen Augenblicken das Gefühl, meine Lunge würde platzen, so merke ich jetzt nichts mehr davon. Unschlüssig wandere ich durch die eisig kalten Gänge dieser unterirdischen Halle. Da! Schon wieder dieses Schimmern! Ich stolpere weiter und gelange zu einem Felsen, der die Form eines Fisches hat. In seiner Rückenflosse steckt ein Schwert, von dem ich glaube, es schon einmal gesehen zu haben. Komisch, dabei bin ich in Waffenkunde nun wirklich nicht sonderlich bewandert. Auf einmal höre ich ein eigenartiges Blubbern und vor dem Stein steigen Blasen nach oben. Nach und nach bildet sich Schaum und schließlich spritzt eine Fontäne reinen Wassers heraus. Aus der nassen Wand heraus tritt eine Frau mit langem türkisen Haar und ebensolchen Augen. Sie lächelt gütig und bedeutet mir, keine Angst vor ihr zu haben. "Ich freue mich, dich zu sehen, Yamagi. Ich habe schon lange auf dich gewartet." "Auf mich? Sie verwechseln mich wohl, ich bin Ihnen noch nie begegnet, ganz sicher. Was.... was wollen Sie von mir? Wo bin ich? Und wer sind Sie überhaupt?" "Mein Name ist Elia. Ich bin eine der Hüterinnen der Mächte von Schloss Zion." "Schloss Zion? Sie meinen den Palast aus den alten Legenden über die Ritter? Machen Sie keine Witze, veralbern kann ich mich selber!" "Aber ich sage die Wahrheit. Du kennst doch dieses Schwert, oder?" Widerstrebend betrachte ich die Waffe etwas genauer und ein seltsames Kribbeln durchläuft mich, als ich ihr zustimmen muss. Ja. Ich kenne dieses Schwert - weil ich es bereits zig Mal in Büchern gesehen habe, auf Wandfresken, selbst auf den Mosaiken, mit denen der Boden des Thermalbades ausgelegt ist, das meine Eltern führen....Das Schwert von Sir Gareas Elidd, einem der Ritter von Zion. Hier?! Wie kann das sein? Träume ich? Oder bin ich schon tot?! "Nein, du träumst nicht. Und tot bist du gewiss nicht." antwortet sie mit einem melodischen Lachen, das jener Melodie, die mich zum Wasser rief, erstaunlich ähnlich ist. Kann sie etwa Gedanken lesen? "Du bist hier, weil du auserwählt worden bist, Yamagi. Es ist an dir, dieses Schwert erneut zu führen und die Nachfolge Galews als Krieger der Wahrheit anzutreten. Nimm es in die Hand und sprich die Zauberformel: Für die Ehre von Zion. Dann wird die Kraft in dir erweckt werden, die du benötigst, um gegen das Böse zu kämpfen. Du hasst es doch, untätig herumzusitzen, ganz wie dein Vorgänger. Jetzt hast du die Chance, deine Heimat zu beschützen. Zögere nicht, denn die übrigen Ritter werden deine Hilfe brauchen." Sie löst sich in kleine, silberne Tropfen auf und wird zu einer Pfütze, die in einen Spalt im Boden sickert und verschwindet. Ich starre fassungslos hinterher. Und das soll wirklich kein Traum sein? Ich bin in höchstem Grade durcheinander, ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich habe nie gelernt, wie man eine Klinge einsetzt, denn ich bin ja kein Krieger, sondern nur Thermenangestellter, noch dazu in der Ausbildung. Aber wenn es sich hier um die Realität handelt, bedeutet das, dass ich endlich die Chance erhalte, auf die ich gehofft habe....Ich strecke meine Hand aus und versuche, die Waffe aus dem Felsen zu ziehen, doch es gelingt mir nicht, denn der Griff ist feucht und glitschig, als hätte man ihn aus Meergestein gefertigt. Meine Finger rutschen immer wieder ab. Verdammter Mist! Wie soll ich denn kämpfen, wenn ich nicht mal dieses vermaledeite Ding rauskriege?! Da habe ich eine Idee. Ich konzentriere mich auf meine Gabe und vereise den Felsen, stärker und immer stärker. Endlich platzt er und ein tiefer Riss zieht sich durch das modrig-nasse Gestein. Die Klinge ist von Moos und Algen überwuchert, aber noch tadellos scharf. Sie glänzt matt in dem dämmrigen Licht. Ich halte das Schwert nach oben Richtung Himmel und rufe: "FÜR DIE EHRE VON ZION!!!!" Unter der Wucht des Blitzes, der in die Spitze donnert, sacke ich in die Knie, doch bevor ich es von mir werfe, erheben sich Wasserstrahlen um mich herum und schließen mich ein. Eine große Ruhe breitet sich in mir aus. Mein Körper wird, so scheint es jedenfalls, in die Länge gezogen, doch es tut kein bisschen weh. In meinem Gesicht spüre ich ein ähnliches Ziehen, doch ich habe keine genaue Erklärung dafür. Eine unbeschreibliche Kraft entspringt in mir wie eine kleine, neugierige Quelle zunächst, die plötzlich zu einer gigantischen Sturzflut anwächst und sich überall in meinen Gliedern verteilt. Endlich lässt das Wasser von mir ab und ich eile zu dem natürlichen See in der Mitte der Grotte, um mich zu begutachten. Ich neige mich über die spiegelnde Oberfläche und ein Fremder erwidert meinen Blick. Bin das ich? Ausgeschlossen! Ich stehe auf und drehe mich hier hin und dort hin. Die Figur im See macht die gleichen Bewegungen wie ich, also muss ich es sein, aber ich habe mich verändert. Nicht nur, dass ich jetzt groß und breitschultrig bin, mit langen Beinen und muskulöseren Armen, gekleidet in eine Rüstung mit Gold und Blau, auch meine Züge sind anders. Ihre kindliche Weichheit hat sich restlos verloren, meine Augen sind etwas schmaler und insgesamt sehe ich aus wie ein erwachsener junger Mann. In meinem linken Ohr glitzert ein Ohrring mit einem blauen Stein daran, der geformt ist wie ein Wassertropfen. Mein Haar ist länger als früher, einige Strähnen fallen über meinen Nacken (in etwa so wie bei Tasuki aus "Fushigi Yuugi") und in mir ist ein Wissen, das ich zuvor nicht besass, zum Beispiel weiß ich genau, wie ich ein Schwert verwenden kann. "Elia! Bist du noch da?" Selbst meine Stimme ist die eines Mannes und ich schlucke erst einmal erschrocken hinunter. Daran werde ich mich wohl gewöhnen müssen. Die Priesterin erscheint vor mir und schmunzelt. "Seid Ihr bereit für Euer erstes Gefecht, Master? Dann möchte ich Euch Euren neuen Namen nennen - in dieser Gestalt seid Ihr Sir Lacus, der Krieger der Wahrheit. Der Name bedeutet ,See'. Auf, eilt an die Seite Eurer Freunde!" Ich will eben etwas erwidern, als sie sich in einen riesigen Drachen verwandelt. Ohne groß zu überlegen, steige ich auf Elias Rücken und wir lösen uns in einen gleißenden Lichtstrahl auf. Das nächste, woran ich mich erinnere, ist, dass ich auf meinem Reittier über den Dächern von Troy schwebe, in einiger Entfernung kann ich zwei andere Kämpfer mit Drachen erkennen, der eine weiß, der andere rot gekleidet. >> Die Stunde, die Euer Schicksal erwählte, ist gekommen. Folgt Eurer Bestimmung. << Ich ziehe mein Schwert, das "Eeva Leena", und mache meinen Feind ausfindig. Jetzt verfüge ich über die Macht, etwas zu tun....! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)