STARRE von Blanche7 ================================================================================ Kapitel 55: Schuldgefühle ------------------------- Als ich am nächsten Morgen aufwachte, lag Marcus neben mir. Schnell bemerkte ich, dass er am ganzen Körper verschwitzt war. Ich fühlte seine Stirn und sie war ganz heiß. Ich rief bei der Metallbaufirma an und meldete Marcus krank. Danach wiederholte ich das ganze bei meiner Schule. Ich wollte unbedingt für ihn da sein, jetzt wo es ihm so schlecht ging. Ich brachte ihm einen Tee ans Bett und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. Danach besorgte ich einen kühlen Waschlappen und kühlte ihm die Stirn. Marcus war gar nicht richtig da, er schien zu fantasieren und redete scheinbar von seinem Vater. Unter anderem wiederholte er des Öfteren, dass es ihm leidtat. Dann beschloss ich, seine durchgeschwitzten Sachen zu wechseln und eine Waschmaschine anzustellen. Ich war schließlich schon so gut wie bei Marcus eingezogen und wusste bereits, wo sich alles nötige befand und wie ich die Maschine bedienen musste. Wie immer machte ich, bevor ich die Sachen wusch, die Hosentaschen leer. Doch plötzlich zog ich aus Marcus Hosentaschen ein kleines Tütchen mit weißem Pulver. Ich hatte keine Ahnung, was genau das war, aber ich war mir sicher, dass es nichts Gutes zu bedeuten hatte. Ich nahm das Tütchen an mich und beschloss Marcus darauf anzusprechen. Aber ich wollte damit noch warten, bis es ihm wieder besser ging. Innerlich war ich fertig mit den Nerven und machte mir große Sorgen. Nicht nur, dass er viel trank, jetzt nahm er auch noch Drogen zu sich. Ich habe mich schon gefragt, was Marcus mit seinem verdienten Geld macht. Jetzt war es mir klar… Als Marcus schlief, fiel mir meine total verhauene Klausur wieder ein. Ich hatte mir vorgenommen, für die nächste Klausur viel und intensiv zu lernen, aber ich konnte mich gerade einfach nicht mehr konzentrieren. Ich liebte Marcus über alles, aber er lenkte mich immer sehr durch sein Handeln ab. Meine Noten waren insgesamt schlechter geworden und es fiel mir unglaublich schwer zu lernen. Allerdings brauchte ich unbedingt mein Abi, um mein Literaturstudium antreten zu können. Ich wollte ein berühmter Schriftsteller werden. Das war schon lange mein größter Traum und ein Literaturstudium würde mir den Weg dorthin um einiges vereinfachen. Aber wenn ich so weitermachte, konnte ich das vergessen. Also schob ich alle Gedanken beiseite und begann zu lernen. So gut es eben in dieser Situation ging. Nach einer Weile hörte ich, dass Marcus aufgewacht war. Ich stoppte mit dem Lernen und ging sofort zu ihm ans Bett. Ich sagte ihm, dass er ruhig liegen bleiben konnte und brachte ihm ein Glas Wasser ans Bett. Schwach setzte er sich auf und trank einen Schluck Wasser. „Was ist mit der Arbeit?“, fragte Marcus plötzlich geschockt. Ich beruhigte ihn, indem ich sagte, dass ich mich darum bereits gekümmert hatte. Erleichtert bedankte sich Marcus bei mir und sagte, dass ich ruhig weiter lernen sollte. Er drehte sich im Liegen auf die Seite, sodass er den Schreibtisch gut im Blick hatte. Ich beschloss lieber eine Pause zu machen und setzte mich zu Marcus auf das Bett. „Du hast von deinem Vater geträumt, Oder?“, fragte ich ihn und er nickte mir zu. „Nach dem Erlebnis gestern im Bordell, wurde wieder einiges aufgewühlt. Ich habe immer wieder Bilder von meinem Vater vor Augen und mache mir wohl im Unterbewusstsein große Vorwürfe, dass ich ihn umgebracht habe. Egal, was für ein schlechter Mensch er war.“ Ich dachte kurz über meine Worte nach und antwortete dann: „Du hast dich nur gewehrt und mich beschützt. Wenn du das nicht getan hättest, hätte er uns mit Sicherheit etwas Schlimmes angetan.“ Ich versuchte Marcus wieder aufzubauen, doch die Drogen ließen mir innerlich keine Ruhe. Ich musste es jetzt wissen. Mit zitternden Händen zog ich das Tütchen mit dem Pulver hervor und zeigte es Marcus… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)