Josuke Higashikata sucht ein Geschenk! von KiraNear ================================================================================ Kapitel 1: Josuke Higashikata sucht ein Geschenk! ------------------------------------------------- „Hey, Josuke, was dagegen, wenn ich mir eins deiner Sandwiches nehme? Ich hab‘ schon wieder vergessen, mir am Kiosk was zu kaufen“, sagte Okuyasu und deutete auf die offene Bentobox seines Freunds. „Klar, nimm dir ruhig. Seit ich meiner Mum erzählt habe, dass du ihre Sandwiches so gerne isst, packt sie jetzt noch mehr davon ein.“ Während Okuyasu sich nicht zweimal bitten ließ und mit glänzenden Augen seine Mahlzeit ergriff, nahm Josuke einen weiteren Schluck durch den Strohhalm. Der leckere Geschmack von saftigen Orangen berührte seine Sinne und erfüllte ihn mit Zufriedenheit. Sein Kopf drehte sich zur Seite, mit dem Blick aus dem Fenster. Leise Flocken fielen sachte, wie kleine Federn, vom Himmel herab und tauchten die Welt unter eine weiße Decke. Fast auf den Tag genau waren bereits fünf Monate vergangen, seit sie Morioh von ihrem größten Schrecken befreit hatten. Seit der Massenmörder Yoshikage Kira aus dem Verkehr gezogen worden war. Seitdem lebte es sich in ihrer kleinen Stadt wieder viel sorgloser, fast schon ein wenig langweilig. Doch das war Josuke lieber, als sich ständig in Gefahr zu befinden. Seit Jotaro den Pfeil an sich genommen hatte, hatte es keine neuen Stand-Master mehr gegeben und sie alle konnten sich wieder ihrem normalen Alltag widmen. Nun waren Josukes größte Sorgen, sich um seine Prüfungen zu kümmern und sich zu überlegen, wie es mit ihm weitergehen sollte. Seine Mutter lag ihm seit Wochen in den Ohren, was ihm schon längst tierisch auf die Nerven ging. Er wollte sich noch nicht mit der Zukunft beschäftigen. Er wollte lieber das Leben genießen, sich daran erfreuen, dass ihm dies dank seiner Freunde überhaupt erst möglich war. Er wollte zusammen mit seinen Freunden die Zeit verbringen, den Highscore in seinem Lieblingsvideospiel verbessern und sich um seine Noten kümmern. Simple Sorgen eines simplen Menschen, mehr wollte er nicht. Der Sommer war bizarr genug gewesen, das reichte Josukes Meinung nach für den Rest des Jahres. „Wow, deine Mum macht echt die besten Sandwiches – nicht, dass ich da noch irgendwelche Vergleiche anstellen könnte. Auf jeden Fall sind sie besser als die aus dem Owson-Combini.“ Okuyasu hatte seine Aufmerksamkeit geweckt, Josuke sah wieder zu seinem Kumpel hinüber. Anschließend fischte er sich selbst eines der Sandwiches heraus, betrachtete es prüfend, bevor er einen großen Biss davon nahm. Käse, Ei, Schinken, eine der wenigen Lieblingskombinationen, die seiner Mutter am besten gelang. Eines der wenigen Dinge, die ihm am besten schmeckten. Okuyasu schien zufrieden, er nahm ein weiteres Sandwich und Josuke konnte sich bereits das Kopfschütteln seiner Mutter vorstellen, dass ihr eigener Sohn viel zu wenig essen würde. Auf der anderen Seite würde sie beruhigt lächeln. Zwar hatte Josuke sie nicht komplett über Okuyasus Familiensituation aufgeklärt, dennoch mehr als genug, um ihre offenen Fragen zu beantworten. „Ich werde es ihr ausrichten, das wird sie freuen. Denke ich“, sagte Josuke und zog wieder an seinem Strohhalm. Ein lautes Sauggeräusch ertönte, das sichere Zeichen dafür, dass der kleine Tetrapack so gut wie ausgetrunken war. Nach zwei weiteren, letzten Zügen legte Josuke die Packung auf dem Tisch. Okuyasu dagegen wischte sich den Mund mit dem Handrücken ab. „Weißt du, was cool wäre? Wenn deine Mama mir das beibringen könnte. Ob ich sie fragen sollte? Dann könnte ich meinem Papa sowas machen und nicht immer dieses Fertigzeugs. Vielleicht ist es auf Dauer nicht so gesund für ihn.“ „Für dich aber auch nicht“, fügte Josuke hinzu, zweifelte jedoch daran, dass sich Okuyasu bis zum Ende des Schultages an dieses Vorhaben erinnern würde. So sehr er seinen Kumpel mochte, er wusste, dass dieser nicht immer die hellste Kerze auf der Torte war. Für einen kurzen Moment überlegte sich Josuke, ob er sich noch eine Packung Apfelsaft kaufen sollte, doch die Faulheit siegte. Dazu war ihm der Weg bis zum Kiosk dann doch viel zu weit, die Lust auf das kühle Getränk viel zu gering. „Was werden du und deine Mama eigentlich an Weihnachten machen? Werden Mr. Jotaro und dein Papa auch dabei sein?“, fragte Okuyasu ihn mitten aus dem Nichts. Für einen Moment war Josuke dankbar dafür, dass ihm sein Getränk ausgegangen war. Sonst wäre ihm der Schluck mit Sicherheit im Hals stecken geblieben. „Nein, die können beide nicht kommen. Jotaro hat wohl alle Hände voll zu tun mit seiner Suche nach weiteren Pfeilen und mein Alter hat sich wohl sehr übel erkältet. Die Reise wäre also viel zu gefährlich für ihn.“ Er hob die Tetrapackschachtel an sein Ohr und begann sie zu schütteln. Er konnte die geringen Rückstände darin hören, wie sie durch die Packung rutschten. Doch er würde sie mit dem Strohhalm niemals erreichen können. Sollte er sich nicht doch noch eins kaufen? Noch siegte die Faulheit, doch er wusste, er würde sich bald endgültig entscheiden müssen. Die Mittagspause dauerte nicht ewig und noch drei weitere Schulstunden mussten überstanden werden. Die letzten, bevor sie alle ins Weihnachtswochenende starten konnten. Bevor die Weihnachtsferien beginnen konnten. Erst vor wenigen Tagen hatten seine Mutter und er gemeinsam einen kleinen Baum dekoriert, der nun ihr Wohnzimmer verschönerte. Dass ihm Mrs. Joestar sämtliche Dekoration per Post hatte zukommen lassen, war erst der Auslöser dafür gewesen. „Ich kann meinem Mann nicht verzeihen, was passiert ist. Aber es ist nun mal passiert und das kann man nicht ändern. Alles, was ich nun versuchen kann, ist diese Tatsache zu akzeptieren. Deine Mutter oder vor allem dich zu hassen wäre falsch, besonders du kannst für diese Situation nichts.“ Wenige Wochen nach Joseph Joestars Abreise hatte die Higashikatas ein Brief aus den vereinigten Staaten erreicht. Ein Versuch seiner Halb-Großmutter, Kontakt zu ihnen aufzunehmen. Erst hatte Josuke versucht, den Brief zu ignorieren, doch das Drängen seiner Mutter wie auch seine eigene Neugier waren am Ende stärker gewesen. „Nun gut, ich denke, ich sollte mich an dieser Stelle über einen weiteren Sohn freuen, und das ist doch eine schöne Sache. Es gibt einiges nachzuholen, aber ich muss auch über eine Menge nachdenken. Grüße auch von deinem Vater, ich hätte ihm gerne meine Meinung gesagt, aber die Erkältung scheint wohl Strafe genug zu sein. Liebe Grüße, Suzi Q Joestar.“ Seitdem standen die beiden mehr oder weniger im losen Briefverkehr. Als Josuke auf ihre Nachfrage erwähnt hatte, dass sie als Japaner Weihnachten nicht großartig feierten, hatte es bei seiner Halb-Großmutter einen Schalter umgelegt. Es hatte die ältere Dame dann umgehend dazu veranlasst, ihnen einen großen Karton zukommen zu lassen. Ein kleiner Plastikbaum, unzählige Weihnachtsdekorationen und genauso viele erklärende Illustrationen, sie wollte es der Familie Higashikata an nichts fehlen lassen. Dass sie keinen Kamin für die Socken besaßen, konnte Mrs Joestar ja nicht wissen. Und so hatten die Socken schließlich ihren Weg an einer der Küchenschränke gefunden. „Hm, das ist schade. Aber das kann ich verstehen, Mr. Joestar war auch wirklich nicht mehr der Jüngste. Als wir ihn das erste Mal getroffen haben, hätte ich ihn glatt ins Altersheim gesteckt“, gestand Okuyasu, was Josuke ein wenig zum Grinsen brachte. Dann bildete sich eine nachdenkliche Falte auf Okuyasus Stirn und seine lockere Haltung verschwand. „Das wird das erste Weihnachten sein, dass ich und Papa ohne Keicho verbringen werden. Es wird Papa bestimmt auffallen, da bin ich mir sicher. Egal, dann werde ich mir eben mehr Mühe geben müssen, damit er es an den Feiertagen trotzdem schön haben kann.“ Josuke konnte sehen, dass das Lächeln auf Okuyasus Lippen schwächer als sonst war. Er wusste, dass dieser seinen Bruder noch immer vermisste und würde dem Standnutzer von Red Hot Chili Pepper nur zu gerne nochmal eine Runde an gewaltigen Backpfeifen verpassen. Dann kam ihm eine viel bessere Idee, zumal sich Akira Otoishi längst im Gefängnis und damit außerhalb seiner Reichweite befand. „Hey, kommt doch einfach zu uns. Wir sind auch nur zu zweit, seit mein Großvater im Sommer gestorben ist. Und das mit deinem Vater werde ich schon irgendwie erklärt bekommen. Meine Mutter weiß nichts über Stands oder Standmaster, daher könnte es nicht so einfach werden. Aber sie ist nicht die Person, die jemanden einfach so wieder aus dem Haus wirft. Sie wird vielleicht meckern oder fluchen, aber das war es dann auch schon wieder.“ Josukes Blick wanderte zu Koichis Platz hinüber, welcher wie immer leer um diese Zeit war. War er doch der einzige von ihnen drei, der eine Freundin hatte, mit der er seine Bentobox teilen konnte. Als Josuke wieder Okuyasu anblickte, konnte er ein ungläubiges, aber auch glückliches Strahlen in seinem Gesicht sehen. Selbst seine Körperhaltung sah nun wieder entspannter aus. „Was, wirklich? Oh, das wäre super mega cool! Wir haben schon lange nicht mehr zu viert die Festtage verbracht, seit meine Mama von uns gegangen ist. Ich bin mir sicher, dass Papa sich auch darüber freuen würde. Und deine Mama hätte da echt nichts dagegen? Was würdest du ihr denn sagen?“ Josuke dachte angestrengt nach, so recht wollte ihm keine Erklärung einfallen. „Keine Ahnung, ich denke mal, ich schiebe es einfach auf einen Arbeitsunfall, den er mal hatte. Oder ich sage, er hat mal an einer Medikamentenstudie teilgenommen und die ist dann gründlich gescheitert. Besser ist es, wenn sie weiterhin nicht über Stands Bescheid weiß.“ Okuyasu hatte nur die Hälfte von dem verstanden, was Josuke ihm gesagt hatte, das stand ihm mehr als deutlich im Gesicht geschrieben. Er schien zumindest lange genug darüber nachzudenken. „Meine Mutter würde sich sonst nur unnötige Sorgen machen, ich kenne sie doch“, schob Josuke noch schnell hinterher und das schien Okuyasu als Erklärung zu genügen. Vermutlich aber hatte er auch schlicht aufgegeben zu versuchen, den Sinn hinter Josukes letzten Worten zu erkennen.   „Achja, da fällt mir ein, hast du eigentlich schon ein Geschenk für deine Mama gefunden? Als wir letztens was für meinen Papa gesucht haben, meintest du doch, dass du dir noch was einfallen lässt. Was hast du ihr denn jetzt gekauft?“ Okuyasus neugierige Frage brachte Josuke in die Realität zurück, in eine Welt, in der noch immer mit leerem Tetrapack dasaß. Er brauchte ein paar Sekunden, um die Frage zu verarbeiten – dann stockte ihm das Herz. Seine Augen weiteten sich, aus dem Reflex heraus hämmerte er mit der Faust auf dem Tisch. „Mist, verdammter, das habe ich wegen den Prüfungen letzte Woche komplett vergessen. Meine Mutter wird mir die Löffel langziehen, wenn ich ihr nicht wenigstens ein Geschenk organisiere!“ Josuke presste die Zähne zusammen und ging im Geiste durch, was er ihr schenken könnte. Hatte sie irgendwas erwähnt, irgendwelche Wünsche geäußert? Hatte er irgendwas mitbekommen, was sie dringend benötigen würde? Doch in seinem Kopf herrschte nur Leere, Verzweiflung und Panik. Sogar sein Puls schien ein wenig anzusteigen. Josuke wusste, dass ihn das nicht weiterbringen würde, mit mehreren kontrollierten Atemzügen versuchte er sich wieder zu entspannen. Was ihm eher schlecht als recht gelang, doch er musste sich mit dem begnügen, was er hatte. Sein Blick fiel auf Okuyasu, dieser hatte wieder diesen unschuldigen, ahnungslosen Ausdruck auf seinem Gesicht. Trotzdem kannte Josuke seinen besten Freund lange genug, um zu wissen, dass man sich immer auf ihn verlassen konnte. Verzweifelt sah er seinem besten Freund tief in die Augen. „Alter, Mann, ich brauche dringend deine Hilfe! Ich habe es komplett vergessen, aber auch keine Ahnung, was ich ihr schenken könnte! Sie hatte mir nichts gesagt, aber ich bin mir sicher, dass sie sich über wenigstens ein Geschenk freuen würde. Und ich habe nur noch heute und morgen Zeit. Sonst bin ich am Sonntag flacher als die Pfannkuchen, die sie uns am Sonntagmorgen machen möchte.“ Geld spielte keine Rolle, dessen war sich Josuke mehr als bewusst. Zwar hatte es sein Vater im Sommer geschafft, fast sein komplettes Erspartes für Babysachen auszugeben, das Geld war ihm jedoch auch genauso schnell wieder zurückbezahlt worden. Dass Josuke deswegen keinen Zugriff auf das Lotteriegeld hatte, war also weniger schlimm. Nur, eine Idee, worüber sie sich freuen könnte, wollte ihm noch immer nicht in den Sinn kommen. Dutzende Geschenkmöglichkeiten flogen ihm durch den Kopf, sich für eine oder zwei davon zu entscheiden gelang ihm nicht. Alles klang gleich gut und schlecht, seiner Meinung nach. Und nochmal einen Pullover schenken, wie er es bereits im Vorjahr getan hatte; das wollte er verhindern. „Hey, ja klar, Mann. Lass uns doch einfach nach dem Unterricht Koichi schnappen und zu dem Einkaufscenter gehen, ich bin mir sicher, dass wir da was Schönes für deine Mama finden werden.“ Okuyasu hatte wieder zu seiner alten Fröhlichkeit und seinem endlosen Optimismus zurückgefunden, seine Brust hob sich ein wenig und er wirkte nun viel stärker als vor wenigen Minuten. „Danke, das rechne ich dir hoch an. Ich mag mir gar nicht ausmalen, wie enttäuscht meine Mutter wäre, wenn ich an Weihnachten mit leeren Händen aufkreuze.“ Josuke spürte, wie der riesige Felsen, der sich bisher noch auf seiner Brust gemütlich gemacht hatte, langsam seinen Weg hinabrollte. Dass das nicht bedeutete, dass damit sein Kopf aus der Schlinge war, war ihm ebenfalls bewusst. Denn dafür fehlte ihm nach wie vor die zündende Idee, was er seiner Mutter schenken könnte. Solange diese Frage nicht geklärt war, stand noch alles auf der Kippe. Josuke ballte die Hände zu Fäusten zusammen und schob sie in seine Hosentaschen, soweit es ihm in seiner sitzenden Position möglich war. Für Okuyasu schien sich das Thema damit vorerst erledigt zu haben. Sorglos leerte dieser seinen eigenen Tetrapack und beobachtete den herunterfallenden Schnee. In Momenten wie diesen beneidete Josuke ihn darum, dass er sich um die wenigsten Dinge im Leben seine Gedanken machte. Zumal man sich stets auf ihn verlassen konnte, wenn es mal richtig ernst wurde. Selbst Okuyasu schien die eine oder andere gute Idee zu haben. Oder war es nur Glück, dass er nach wenigen Minuten Suche einen wunderschönen Schal gefunden hatte? Im Gegensatz zu ihm wusste Okuyasu, was er seinem Vater an Weinachten übergeben möchte. Im Gegensatz zu ihm hatte überhaupt an ein Geschenk gedacht und es sogar im Laden noch einpacken lassen. Im Gegensatz zu ihm hatte Okuyasu nicht zu lange gefackelt und gleich bei der nächstbesten Idee zugegriffen. Um sich selbst auf andere Gedanken zu bringen, sah Josuke auf die Wanduhr, sie hatten noch etwa fünf Minuten, bis der Unterricht wieder weitergehen würde. Wenn er jetzt noch einen Saft hätte trinken wollen, hätte er sich spätestens jetzt auf den Weg begeben müssen. Josuke spürte den gleichen inneren Kampf, den er wenige Minuten zuvor ausgetragen hatte, aber dieses Mal gewann seine Lust auf das süße Getränk. „Hey, Mann, ich geh mal eben runter zum Kiosk, nochmal ‚nen Apfelsaft kaufen. Willst du auch einen?“, fragte Josuke und nahm ihre leeren Packungen, um sie im nächsten Mülleimer zu entsorgen. „Aber sowas von! Apfelsaft geht doch immer!“ Mit diesen Worten erhob sich Okuyasu und folgte Josuke aus dem Klassenzimmer hinaus.   ~   „Ja klar helfe ich dir, ich muss sowieso selbst in das Einkaufscenter gehen, um dort das Geschenk für Yukako abzuholen.“ Mit diesen Worten hatte Koichi ihm seine Mithilfe zugesichert, als Josuke ihn am Kiosk getroffen hatte. Danach musste er nur noch drei Schulstunden überleben, doch da sich die meisten seiner Lehrer selbst geistig bereits in den Ferien befanden, war der Unterricht sehr locker und erholsam geblieben. Wenige Zeit später hatten die drei sich auf dem Weg zum Einkaufscenter gemacht, dem einzigen, den die kleine Stadt Morioh aufweisen konnte. Doch den Bewohnern war das mehr als genug, es gab eine Vielzahl an Geschäften, die sämtliche Wünsche ihrer Kunden erfüllen können. Für so gut wie jeden war etwas dabei, vor allem, da das gesamte Gebäude erst vor wenigen Wochen eröffnet worden war. Gleichzeitig hatte man bei der Auswahl der Läden dafür gesorgt, dass sie zu den bisherigen Anbietern nicht in Konkurrenz standen, um diese nicht zu gefährden. Und genau bei dieser Vielfalt pokerte Josuke darauf, dass er ein Geschenk für seine Mutter finden würde, dass ihm eine Idee für ein Geschenk kommen würde. Oder dass einer seiner beiden Freunde den rettenden Einfall hätte. Das wäre seine Rettung. „Was genau ist das für eine Haarbürste, die du da bestellt hast, Koichi?“, fragte Josuke neugierig, während sie die letzten Meter zum Einkaufscenter hinter sich brachten. „Das muss ja was ganz Besonderes sein, wenn du sie da extra bestellen musst.“ Josuke konnte beobachten, wie Koichi immer roter im Gesicht wurde. Nervös kratzte sich Koichi an der Wange. „Um ehrlich zu sein, ja, ist es. Es ist sowas wie ein Spezialanfertigung, da ich die Bürste in einer ganz bestimmten Farbe haben wollte. Angeblich soll man damit die Föhnzeit verkürzen können und das wäre für Yukako bestimmt sehr hilfreich. Wenn ich das richtig verstanden habe, kann man sich damit gleichzeitig die Haare föhnen und sie sich bürsten.“ Mit jedem Wort wurde Koichi noch roter, und sein Blick sank immer tiefer in den Erdboden hinein. „Ihre Haare sind ihr ganzer Stolz und zudem auch ihr Stand. Sie kümmert sich gerne darum und ich denke, darüber wird sie sich sehr freuen.“ „Wow, da hast du ja ein Hammergeschenk gefunden, sie kann da gar nicht anders als sich darüber zu freuen“, sagte Okuyasu und wuschelte dem viel kleineren Koichi an der Frisur herum. Dieser hob seine Arme und versuchte zu retten, was noch zu retten war. „Das stimmt, mit einer guten Bürste kann man viel aus seiner Frisur rausholen“, sagte Josuke ein wenig beeindruckt. Ein Bild seiner eigenen Bürste, mit der er täglich seine Haartolle pflegte, tauchte vor seinem inneren Auge auf. Gleichzeitig kam ihm eine Idee. Ob sich seine Mutter auch über eine Haarbürste freuen würde? So recht überzeugte ihn das nicht, Josuke ließ das erstmal auf sich beruhen. „Gut, dann holen wir erst mal deine Bürste ab und dann schauen wir nach Mutters Geschenk. Abgemacht? Achja, wenn jemand von euch ‚nen Geistesblitz haben solltet, lasst es mich wissen. Denn bei mir herrscht nach wie vor Dunkelheit im Oberstübchen, was das angeht.“ Okuyasu und Koichi sahen sich stumm an, für einen kurzen Moment tauschten sie ahnungslose Blicke aus, bevor sie Josuke zögerlich zunickten. „Das klingt gut. Ich befürchte nur, ich kenne deine Mutter nach wie vor zu wenig, um da einen Vorschlag machen zu können“, sprach Koichi seine Bedenken laut aus. „Ach, das macht doch nichts.“ Josuke versuchte so locker zu klingen, wie noch wenige Sekunden zuvor. Ob es ihm gelang, konnte er beim ersten Willen nicht einschätzen. Tief in seinem Inneren jedoch spürte er wieder diese kleine Panikwelle, die in seinem Bauch aufstieg. „Ich kenne meine Mutter mein ganzes Leben lang und tue mich da immer noch ziemlich schwer. Soll ja auch kein dummes Geschenk sein, zumal sie ja weiß, was sie möchte oder nicht. Da brauch ich ihr mit irgendeinem ihr nutzenlosen Tand gar nicht anzukommen.“ Wie um seine Worte zu unterstreichen, schüttelte Josuke langsam den Kopf. Dann fiel sein Blick auf Okuyasu, doch dieser hob nur abwehrend die Hände. „Sieh mich nicht so an, mein Kopf ist schon wie ein Kamin am Rauchen vor lauter Nachdenken. Noch viel stärker als in der Schule.“   Absolut keine Idee und nicht mehr so viel Zeit. Das konnte ja noch lustig werden. Dennoch, mit leeren Händen dastehen wollte Josuke auf keinen Fall. Tief in Gedanken versunken folgte er seinen beiden Freunden ins Einkaufscenter hinein, lief wie im Autopiloten hinter den beiden hinterher. Nur halbwegs bekam er mit, wie Koichi in einem der Geschäfte eine hellblaue Bürste bezahlte und in seiner Tasche verstaute. Erst, als ihn jemand kräftig an der Schulter rüttelte, bemerkte er, wie sehr er die Verbindung zur Realität verloren hatte. Wie sehr er in seine Überlegungen vertieft gewesen war. Immer tiefer, weiter hinein in den Kaninchenbau, und doch hatte er am Ende kein Ergebnis vorzuweisen. Sein Kopf war voller Gedanken, doch leer an Ideen. „Wie viel hat diese Bürste eigentlich gekostet? Die sieht schon sehr teuer aus“, sprach Okuyasu seine Meinung ungefiltert aus. Wieder nahmen Koichis Wangen eine hochrote Farbe an. „Nun, über den Preis spreche ich nicht so gerne, aber sagen wir einfach, ich habe dafür sehr lange sparen müssen.“ „Aha. Das bedeutet, dass sie sehr teuer war.“ Josuke konnte Koichi sehen, wie stark unwohl sich dieser mittlerweile fühlte und beschloss, dem Ganzen ein Ende zu setzen. „Lass doch mal gut sein, Okuyasu. Ist doch seine Sache, wofür er sein Geld ausgibt. Zumal man für richtig gute Bürsten oft ordentlich in die Taschen greifen musst. Meine Bürste zu Hause war auch nicht sonderlich günstig, aber sie war mir jeden einzelnen Yen wert.“ Stolz lächelnd betrachtete Josuke mehrere Herzschläge lang seine Haartolle, bevor er den Arm um seinen viel kleineren Freund legte. „Jetzt, wo du dein Geschenk abgeholt hast, kannst du mir dann bitte bei meinem helfen? Und sag mir, dass dir in der Zwischenzeit etwas eingefallen ist?“ Koichis zurückhaltendes Kopfschütteln ließ Josuke von sämtlichen Wolken fallen, die ihn bis eben im Himmel der Hoffnung getragen hatten. Es half alles nichts, sie würden wie von ihm befürchtet, durch sämtliche Läden laufen und sich mehr als deutlich umsehen müssen. Um ihre Chance auf ein passendes Geschenk zu erhöhen, ließen sie die kleinen Läden stehen und wandten sich gleich an das Warenhaus, welches aus jeder Richtung Gegenstände anzubieten schien. Stockwerk für Stockwerk gingen sie langsam durch, bis sie die Abteilung der Haushaltsgeräte für sich entdeckt hatten. Josuke hielt es für keine gute Idee, wurde jedoch von seinen Freunden überstimmt. Während er sich mehrere Fritteusen ansah, eine sperriger als die andere, kam Okuyasu mit einem kleinen, runden Gerät um die Ecke getrabt. „Wie wäre es damit? Soweit ich weiß, trinken alle Frauen gerne Kaffee, da ist deine Mama bestimmt keine Ausnahme.“ Zufrieden über seinen Fund präsentierte Okuyasu ihm die Maschine, Josuke konnte erkennen, dass es sich dabei um eine handelsübliche Kaffeekanne handelte. Zu Okuyasus Enttäuschung schüttelte er sofort mit dem Kopf. „Das ist schon richtig, wir beide trinken das Zeug sehr gerne. Aber meine Mutter hat bereits eine Kaffeemaschine und solange sie es noch tut, wird sie auch keine neue haben wollen. Ich denke auch nicht, dass die hier jetzt so viel anders ist als die, die wir in der Küche stehen haben. Aber danke, Mann, das war echt nett von dir.“ „Oh, ok, ist echt schade. Naja, keiner braucht zwei Maschinen, da hast du recht!“ Weitaus weniger enttäuscht, als Josuke es von ihm erwartet hätte, sah sich Okuyasu die Maschine ein letztes Mal an, ganz so, als würde er darüber nachdenken, sie seinem Vater zu schenken. Was ihm absolut nichts bringen würde, im Gegensatz zu dem Schal, den dieser sich um den breiten Hals legen könnte. „Und wie wäre es mit einem Pizzaofen? Der ist klein und passt super auf eine Küchenfläche. Der soll sogar so einen Pizzastein drin haben, keine Ahnung, was der macht, aber das klingt verdammt professionell!“ Angelockt von Koichis lauten Rufen schritt Josuke durch mehrere Reihen an verschiedenen Haushaltsgeräten, erst, als er einen rundlichen Staubsauger umrundet hatte, konnte er Koichis Fund besichtigen. Es war in seinen Augen kein besonderes Gerät, zumindest nichts, was er unbedingt besitzen möchte. Dass es seiner Mutter anders gehen könnte, daran hatte Josuke mehr als starke Zweifel. „Das klingt eher so, als würdest du uns son Teil andrehen wollen, weil deine Eltern keins kaufen wollen“, behauptete Josuke, um seinen Freund ein wenig zu necken. Der ertappte Gesichtsausdruck, der auf Koichis Miene erschien, brachte Josuke aus dem Konzept. „Wie jetzt?! Ich hatte doch nur Spaß gemacht und du hast tatsächlich diese hinterhältigen Gedanken in der Rücktasche? Wow, das ist echt gerissen.“ Grinsend klopfte Josuke ihm auf den Rücken, dennoch kam das Gerät seiner Meinung nicht in Frage. Das Fußmassagegerät, dass ihm Okuyasu wenige Minuten später fast schon unter die Nase rieb, überzeugte ihn ebenfalls kein Stück. „Wisst ihr was, Leute? Lasst uns in eine andere Abteilung gehen. Nur, weil meine Mutter so sehr in ihrer Rolle als Hausfrau aufgeht wie eine Sonnenblume bei einem wolkenfreien Himmel, muss ich ihr ja nichts schenken, was sie daran erinnert.“ Nachdenklich ließ er seinen Blick durch die Gegend wandern, zu den Kleiderständern in der Ferne, die sich in seiner Sichtweite befanden. „Wir könnten deiner Mama was Schönes zum Anziehen kaufen, ein schönes Kleid oder nette Unterwäsche, darüber könnte sie sich auch sehr freuen.“ Die Augen aufgerissen, starrte Josuke seinen besten Freund an und konnte seinen Ohren kaum trauen. Verwirrung, Entsetzen, Ekel, Wut. All diese Emotionen durchschritt er im Schnelldurchlauf und selbst Koichi verstand die Welt nicht mehr. „Nein, bitte, das sind garantiert keine Dinge, die ich meine Mutter schenken werde, auf keinen Fall! Wie kommt das denn rüber? Was soll ich ihr denn sagen? Alles Gute zu Weihnachten und viel Spaß mit den heißen Dessous, die habe ich dir geschenkt, weil wir denken, dass du darin wie ein steiler Zahn aussiehst.“ Ein heftiger Schüttelfrost befiel seinen ganzen Körper, ein Stück weit glaubte Josuke, dass seine Seele dem Himmel nähergekommen war. Okuyasu hatte dagegen wieder seinen typischen, ahnungslosen Blick drauf. „Nicht? Du willst es ihr wirklich nicht schenken?!“, wollte er von Josuke wissen, welche sofort seine Hände zu Fäusten ballte und unangenehm berührt laut durch die Nase schnaufte. Bereit, sich dieser unschönen Vorstellung weiter stellen zu müssen, überlegte sich Josuke, was er seinem besten Freund am besten entgegen könnte. Doch zu seiner Überraschung hatte sich das Thema für Okuyasu wohl erledigt. Längst war er wieder in Gedanken versunken; seinem eigenen Seelenheil zuliebe wollte Josuke lieber nicht wissen, worüber sein bester Freund in diesem Moment sinnierte. „Hey!“, lief er laut aus, kaum, dass er mit Nachdenken fertig war. „Wie wäre es, wenn du ihr so eine große Box mit Kugelschreibern schenkst? Am besten eine, wo gleich 100 oder 200 Stück drin sind. Dann gehen ihr die Dinger nie aus und sie kann bis in alle Ewigkeit was notieren.“ Ungläubig sahen Josuke und Koichi ihren Freund an, letzter vergrub sein Gesicht in der offenen Hand. „Sag mir bitte nicht, dass du das vorgeschlagen hast, weil du ständig deine Kugelschreiber verlierst?“ Okuyasus stummes und kurzes Nicken bestätigte ihren Verdacht. Josuke begann zu seufzen, wusste allerdings, dass sein Kumpel es nicht böse meinte. Dass dieser die besten Ansichten, allerdings die schlechtesten Ideen hatte. Sie beiden bemühten sich und dafür ist er ihnen sehr dankbar. Gleichzeitig fühlte er, wie ihm die Zeit in den Fingern zerrann, Weihnachten stand mit großen Schritten vor der Tür. Ohnehin hatten viele Leute bestimmte Bereiche so gut wie abgegrast, dass sich Josuke mit dem begnügen müsste, was bis zum heutigen Tag den Laden hütete, darauf hatte er sich längst eingestellt. Er hatte darauf gepokert, dass die rettende Eingebung beim Shoppen kommen würde. Doch der Funken kam nicht, es gab kein Feuer der Erkenntnis. Stattdessen war das Holz, mit dem Josuke das Feuer hätte entfachen haben wollen, so feucht wie nach einer langen Regennacht.   „Gibt es denn etwas, was deine Mutter gerne isst oder nascht? Wie wäre es dann mit einem Gutschein? Oder wenn es sowas wie Kuchen oder Kekse ist, dann könntest du ihr doch so etwas mitbringen.“ Endlich! Eine gute Idee! Leider konnte Josuke auch in diese Richtung nicht weitergehen. „Meine Mutter ist zwar gerne diesen einen bestimmten Biskuitkuchen aus Kamakura. Allerdings gibt es den nur dort und so schnell werde ich keinen organisieren können. Den selbst zu backen kommt auch nicht in Frage, das wäre nur ein Schuss in den Ofen.“ Peinlich berührt schürzte Josuke die Lippen. „Am Ende schenke ich ihr nur ein Feuer und einen unfreiwilligen Einsatz der Feuerwehr. Absolut nicht ideal für ein schönes Weihnachtsfest.“ Ihre Beine trugen sie in der Zwischenzeit durch die nächsten Abteilungen, sie hatten sich Business-Kleidungen, Nachthemden und Sportschuhe uninteressiert angesehen. Schließlich, zwei Rollentreppen später, standen sie wieder in der Abteilung für Frauenkleidung. Verkniffen biss sich Josuke auf die Unterlippe. Doch hatte er wirklich eine andere Wahl? Viele Alternativen blieben ihm nicht mehr, das war ihm bewusst. „Gut, sieht so aus, als müssten wir doch was von hier holen“, sagte er mit resignierter Stimme. „Vielleicht finden wir ja was Schönes für sie. Eine nette Handtasche, in der sie irgendwelche Frauendinge verstauen kann. Oder für die kalten Temperaturen, da kann sie bestimmt noch einen Schal oder ein weiteres Paar Handschuhe gebrauchen.“ Er hörte sich nicht sonderlich überzeugt an, dessen war er sich bewusst. Die vielsagenden Blicke seiner Freunde, besonders er von Koichi sprach Bände. Mittlerweile sprach aus Josuke die blanke Verzweiflung, am Ende doch noch mit leeren Händen neben dem Tannenbaum zu stehen. Um das Mitleid in den Augen seiner Freunde nicht mehr länger ertragen zu müssen, drehte sich Josuke um und machte sich wieder auf die Suche. Seine Freunde folgten ihm, das konnte er anhand ihrer Schritte hören. Gemeinsam sahen sie sich die Winterartikel an, die die bisherige Zeit der kalten Jahreszeit hinter sich gebracht hatten und noch immer vorhanden waren. Welche angesichts des strengen Winters auch ein Wunder war. Je mehr Handschuhe oder Schals sich Josuke ansah, desto mehr begann er an sich und seinem Geschmack zu zweifeln. Die einen Handschuhe waren viel zu pink für seinen Geschmack, der eine Schal hätte seine Mutter viel zu alt aussehen lassen und die nächsten Handschuhe hatten viel zu viel Glitzer dran, als dass es noch eine angenehme Menge gewesen wäre. Und auch die Handtaschen entsprachen weniger dem, was er suchte, was vor allem an den viel zu hohen Preisen lag, die das Geschäft für diese verlangte. Je mehr sich Josuke durch den Laden bewegte, desto mehr und mehr verließen ihn seine Lebenskräfte, sein Wille, seine Hoffnungen. Sie alle flossen in Strömen aus ihm heraus und er wusste nicht, wie er das stoppen sollte. Immerhin war er kein kleines Kind mehr, ein schlecht gezeichnetes Bild seiner Mutter würde ihn heute nicht mehr so weit bringen wie noch vor zehn Jahren. Rohan könnte ich fragen, schoss es ihm durch den Kopf, bevor er den Gedanken wieder verwarf. Nein, noch immer konnten sich die beiden absolut nicht riechen und selbst wenn es nicht so wäre, Rohan war seit über einem Monat im Ausland. Josuke senkte den Blick, dann würde es doch eines dieser furchtbare teuren Pflegeprodukte werden, die er hin und wieder beim Kauf seines Haarsprays zufällig gesehen hatte. Ob seine Mutter Lust auf eine Honig-Milch-Maske hatte? Brauchte sie eine Handcreme? Peeling? Er würde wohl auf volles Risiko spielen müssen. Dabei bemerkte er nicht, dass ihn seine Beine immer weitertrugen, aus der Kleidungsabteilung hinaus zum Schmuck hinüber. Im Augenwinkel sah er die vielen Ketten, Ringe und Uhren, wie sie im Licht der Verkaufsscheinwerfer glänzten und funkelten. Eigentlich wollte er diesen Dingen keine Beachtung schenken, Schmuck tendierte generell dazu, in seinen Augen viel zu überteuert zu sein, doch … dann blieb seine Aufmerksamkeit doch an einem kleinen Kasten hängen. Sein Blick fiel auf etwas, mit dem er im Leben niemals gerechnet hätte. Auf dass er niemals nie von allein gekommen wäre. Ja, hier vor ihm lag das Geschenk des Jahres und der Preis war auch vollkommen in Ordnung. Sie schienen gut verarbeitet zu sein und hatten nur darauf gewartet, von ihm gekauft zu werden. „Hey, Leute, kommt mal rüber, ich habe was gefunden!“, rief er laut in ihre Richtung und winkte sie heran. Gespannt und mit schnellen Schritten kamen sie zu ihm herangeeilt, als sie ihn eingeholt hatten, blickten sie ebenfalls den Inhalt des Glaskastens an. „Oh, die Ohrringe sehen aber wirklich schön aus“, sagte Okuyasu und gab einen beeindruckten Pfiff von sich. Auch Koichi schien von der Idee begeistert zu sein. „Die sind wirklich wunderschön – denkst du, dass sie deiner Mutter gefallen werden, Josuke? Ist sie ein Fan von rosa Sternen?“ „Naja“, sagte Josuke und blickte beschämt weg. „Es ist so, dass die Familie Joestar ein bestimmtes Geburtsmal in Form eines Sterns auf dem Nacken hat. Und da mein Vater ebenfalls ein Joestar ist, habe ich diesen Stern von ihm geerbt. Er hat ihn, Jotaro hat und ich habe ihn wohl auch. Wusste ich auch nicht, bis uns Jotaro vor seiner Abreise darauf aufmerksam gemacht hat.“ Verlegen kratzte er sich an der Stelle, an welcher sein Neffe ihn einst mit dem Finger berührt hatte. An der Stelle, an welcher sich der Familienstern befinden soll. „Damit ist sie quasi mit uns verbunden und ich denke, das könnte ihr gut gefallen … und wenn sie das nicht möchte, dann hat sie halt trotzdem schöne Ohrringe.“ Josukes Stimme war mit jedem Wort immer schneller, immer lauter geworden, das Ganze war ihm dann doch zu unangenehm. Noch immer hatte er seinen Blick abgewandt, doch er konnte Koichis erfreutes Lächeln an seinem Hinterkopf spüren. „Hm, das ist doch schön! Irgendwann muss ich das auch mal machen, etwas kaufen, was meinen Papa an Keicho erinnern könnte. Ich weiß zwar noch nicht was, aber ich werde schon was finden.“ „Das ist doch eine großartige Idee, darüber wird er sich bestimmt freuen“, ermutigte Koichi seinen Freund in dessen Vorhaben. Josuke konnte innerlich auch nicht anders, als ihnen zuzustimmen. Okuyasus Vater hatte so viel schlimmes in seinem Leben durchgemacht und bereits einen seiner Söhne verloren, da ein nettes Erinnerungsstück zu besitzen wäre sicherlich nicht verkehrt. Doch bevor er etwas erwidern konnte, erschien eine Mitarbeiterin des Ladens vor ihm und sah ihn mit freundlicher Miene an. „Willkommen, kann ich Ihnen bei etwas helfen?“ „Ja, das könnten Sie tatsächlich. Ich möchte dieses Paar Ohrringe kaufen. Könnten Sie, wenn es geht, Sie mir auch gleich schön einpacken?“, fragte Josuke und zückte zugleich seine Kreditkarte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)