Lonely Defiant Dragon von Cyrene (Des unnahbaren Einzelkämpfers größte Herausforderung) ================================================================================ Kapitel 6: Unwilling Merger and other Tests of Patience ------------------------------------------------------- Setos Sicht: Es scheint nun also zu einer unumstößliche Tatsache geworden zu sein, dass VRKatsu und die Kaiba Corporation gemeinsam an einem Projekt zur Verwirklichung einer realistischen Spielererfahrung in der virtuellen Welt Utopia arbeitet. Zu allem Überfluss hat sich doch wirklich nicht nur mein kleiner Bruder sondern auch meine persönliche Nemesis, Jonouchi Katsuya, (wieder) bei mir in der Kaiba Villa einquartiert. Ich versuche genervt zu sein und die Drama Queen heraus hängen zu lassen, aber so wirklich Anlass bekomme ich dazu leider nicht, denn das Zusammenleben mit Mokuba ist, als ob er nie ausgezogen wäre und auch der Blondschopf ist ein weitaus weniger anstrengender Mitbewohner, als ich zuvor vermutet oder insgeheim vielleicht sogar gehofft hatte, denn dann hätte ich immerhin einen Grund gehabt ihn zu kritisieren, aber so... Jonouchi ist ordentlich, leise und alles in allem, so ungern ich das auch zugebe, angenehme Gesellschaft. Ich ertappe mich immer häufiger dabei, wie ich ihn beobachte und hoffe immer mehr, dass ich es tatsächlich so heimlich hinbekomme, wie ich es mir wünsche, denn eigentlich will ich wirklich nicht, dass mein Interesse an Jonouchi zu offensichtlich ist, vor allem nicht für ihn. Nun ja, selbst wenn es ihm längst aufgefallen sein sollte, so lässt er sich nichts anmerken. Manchmal ertappe ich mich dabei, wie ich mir einen unserer früheren, vollkommen unnötigen Streits zurück wünsche nur um festzustellen, dass ich mich eigentlich gar nicht auf diese Weise mit ihm auseinander setzten will, sondern dass es mir auch schon reichen würde, wenn er sich auf friedliche Weise mit mir beschäftigen würde, aber nichts, er und mein Bruder ignorieren mich geflissentlich und das stört mich unheimlich. Mir brennt die Frage, was ihm die letzten fünf Jahre widerfahren sein könnte, jeden Tag mehr unter den Nägeln, aber ich, Seto Kaiba, traue mich tatsächlich nicht, Jonouchi offen danach zu fragen, weil ich, wenn ich erst mal so offen meine Interesse an dem Blonden bekundet hätte, danach schlecht wieder so tun könnte, als ginge er mir sonst wo vorbei. So versuche ich anstatt dessen alle Informationen beiläufig aus den Gesprächen von Mukuba und Jonouchi herauszufiltern und drangsaliere Isono mit Recherche Aufgaben über VRKatsu. Isonos Sicht: Einerseits empfinde ich Mitleid für Kaiba-Dono, andererseits bringen mich Jonouchi-Donos und Mokuba-Samas Methoden, wenn auch nicht ohne schlechtes Gewissen meinem Herrn gegenüber, zum Schmunzeln. An dem Montag Abend nach der beeindruckenden Präsentation Utopias sind die beiden kurzerhand in der Kaiba Villa eingezogen und tun seither so, als wäre Kaiba-Dono gar nicht da. Bei den Mahlzeiten und abends auf dem Sofa stecken die beiden jungen Männer regelmäßig die Köpfe zusammen und es wirkt immer, als sprächen sie über höchst wichtige Themen. Mit dieser genialen, wenn auch überaus hinterhältigen Taktik bringen sie Kaiba-Dono dazu, bei jeder Mahlzeit ebenfalls anwesend zu sein und die Abende und dadurch auch die Nächte, statt wie bisher immer in seinem Büro, nun ebenfalls in den Räumlichkeiten des Kaiba Anwesens zu verbringen. In seiner Verbissenheit Informationen zur Rückeroberung seiner Firma zu erhaschen, merkt mein Herr offenbar tatsächlich überhaupt nicht, wie die beiden jungen Männer ihn, cleverer als ich es die letzten Jahre hin bekommen habe und neidlos anerkennen muss, Kaiba-Dono, dadurch dazu bekommen regelmäßig zu Essen und öfter sein eigenes Bett zu benutzen. Ich bin schlichtweg beeindruckt und auch wirklich dankbar. Ich muss zugeben, dass so ein Vorgehen an Betrug grenzt, aber da es offensichtlich maßgeblich zur Verbesserung der Gesundheit meines Herrn beiträgt, lasse ich die beiden jungen Herren gewähren. Kaiba-Dono fragt mich beinahe stündlich nach neuen Informationen und wahrheitsgemäß muss ich ihm schon bald eingestehen, dass keine mehr zu finden sind, die mein junger Herr nicht inzwischen schon in und auswendig kennen müsste. Die Techfirma VRKatsu ist sauber, die Abwicklung des Verkaufs der Anteile war, laut Kaiba-Donos überaus teuren Anwälten, vollkommen rechtens und die erneute Befragung der ehemaligen Anteilseigner hat ergeben, dass diese wohl alle, unabhängig voneinander, verteilt über einen längeren Zeitraum ein legales Angebot zum Verkauf ihrer Anteile erhalten haben und dass dieser Verkauf rechtmäßig über die erforderliche Stellen abgewickelt wurde. Mein Verdacht verstärkt sich immer weiter, dass diese Übernahme, die sich allerdings, zumindest bisher eher wie eine erzwungene Fusion/Zusammenarbeit anfühlt, da Jonouchi-Dono seine neue Macht bisher offenbar nicht ausgenutzt hat, von langer Hand geplant worden sein muss, aber von wem und zu welchem Zweck bleibt unklar. Katsuyas Sicht: Seto tut mir fast schon leid, aber für Gefühle wie Mitleid oder Reue ist gerade wirklich kein Platz. Bisher ist es fast zu leicht den älteren Kaiba Bruder dazu zu bringen, öfter sein Büro in der Kaiba Coporation zu verlassen. Mokuba und ich müssen uns manchmal wirklich das Lachen verkneifen, so offensichtlich wie wir bei unseren „streng geheimen“ Gesprächen belauscht werden. Es ist wirklich unerwartet komisch auf der super bequemen Coach zu relaxen, den Kleineren an meine Seite gekuschelt, über vollkommen Belangloses oder die Hochzeitsplanung zu reden und dabei den bohrenden Blick aus Seto blauen Augen am Hinterkopf zu spüren, der sich, wie bald jeden Abend seit bald einem Monat, in einem Sessel irgendwo im hinteren Teil des riesigen Wohnzimmers, eingerichtet hat und inzwischen eigentlich Dumbo Ohren haben müsste, so sehr spitzt er sie, um uns zu belauschen. Irgendwie niedlich, entscheide ich in mich hinein grinsend. „Warum setzt du dich nicht einfach zu uns, dann kannst du unserem Gespräch besser folgen. Gerade diskutieren wir über die Farbe des Blumenschmucks.“ Ich kann hören, wie etwas zu Boden fällt und vermutete, dass es das Alibi Buch aus Setos Hand war, welches dieser vor Schreck, bei seiner Lauschaktion auf frischer Tat ertappt worden zu sein, fallen lassen hat. Vielleicht kam auch noch etwas Überraschung dazu, dass ich ihn, nachdem wir ihn bald vier Wochen praktisch vollständig ignoriert haben, so unvermittelt angesprochen habe. Aber ich habe schließlich noch mehr mit meinem einsamen, trotzigen Drachen vor, als mit ihm ein virtuelles Projekt zu realisieren und mich in seine Villa einzuquartieren, weshalb ich der Meinung bin, dass es nun langsam Zeit wird, einen Schritt auf Ihn zuzugehen. Zur Antwort bekomme ich nur ein kaum hörbares Grummeln. Als ich mich dann umdrehe entdecke ich den Thron verwaist und, nach einem Seitenblick auf den kleineren Kaiba neben mir brechen wir in lautes Gelächter aus. Die Situation ist eigentlich absolut unfair, aber einfach viel zu lustig, um ernst zu bleiben. Mokuba kugelt sich neben mir und hält sich den Bauch, während ich mir ein triumphierendes Grinsen nicht verkneifen kann. „Ich glaube, wenn wir so weitermachen erdolcht er uns noch im Schlaf!“ japst der jüngere Kaiba Erbe mühsam nach Luft schnappend, Lachtränen im Augenwinkel. Ich nicke, weiß aber instinktiv, dass Seto das niemals über sich bringen würde. Er mag eine verdammt harte Schale haben, aber darunter ist ein weicher Kern und den will ich. Setos Sicht: Die beiden sind so was von tot! Wütend schnaubend betrete ich meine Räumlichkeiten und habe plötzlich das Bedürfnis etwas zu zerdeppern, weshalb ich mir nun auch kurzerhand eine Vase von meinem Tisch schnappe und diese an die Wand schmeiße, an der sie klirrend zerschellt. Die haben mich verarscht. Gnadenlos an der Nase herum geführt. Vier Wochen lang war ich der festen Überzeugung irgendwann etwas wirklich Brauchbares aus ihren Gesprächen herausfiltern zu können, aber jetzt realisiere ich, dass die beiden von Anfang an wussten, dass ich zuhöre und statt über wirklich Wichtiges sich nur über so unnötige Dinge wie Blumen, Tischdecken und ihr Lieblingsessen unterhalten haben. Ich werde aus der ganzen Situation einfach nicht schlau und das ärgert mich über alle Maße. Als Jonouchi mich gerade aus heiterem Himmel direkt angesprochen hat, bin ich so erschrocken, dass ich doch glatt mein Buch fallen lassen hab. Wie peinlich war das denn bitte. Ich komme mir vollkommen blöd vor. In meiner Wut und meiner Hilflosigkeit merke ich gar nicht, wie Isono plötzlich das Zimmer betritt um die Scherben meiner untypischen Zerstörungswut zu beseitigen, wahrscheinlich, dass ich mich nicht an ihnen verletze. Krampfhaft dem Drang wieder stehend, meine schlechte Laune an ihm auszulassen, verschwinde ich anstatt dessen lieber in mein Badezimmer unter die Dusche. Die Situation ist so unglaublich surreal und egal von welcher Seite ich diese auch betrachte, ich werde einfach nicht schlau aus ihr. Was haben die beiden nur vor? Erst ignorieren sie mich, dann konfrontiert Jonouchi mich plötzlich unverblümt damit, dass er, wahrscheinlich schon die ganze Zeit über, sehr genau wusste, dass ich sie beziehungsweise ihn beobachte und belausche und dann ist er bei der Arbeit auch noch so abweisend und gleichzeitig doch so unglaublich nützlich. Ja, wir haben, Dank seiner Schöpfung, in den letzten Wochen wahnsinnig große Fortschritte gemacht und wenn es so weitergeht, dann dauert es keine drei Monate, bis wir der Welt unser fertiges Produkt präsentieren können. Ich weiß jetzt schon, dass es ein voller Erfolg werden wird, bin ich ja schließlich immer noch Geschäftsmann und habe den Markt mehr als gut im Blick. Jonouchi ist nicht nur ein unerwartet angenehmer Mitbewohner sondern auch ein gewissenhafter Geschäftspartner. Er hat bisher keine Anstalten gemacht seine Macht zu missbrauchen, keine Angestellten entlassen, keine Budgets erhöht/gekürzt... Kellertief seufzend wasche ich mir die Haare und muss an den Ausdruck in den karamellfarbenen Augen denken. So kalt habe ich ihn definitiv nicht in Erinnerung. Nein, früher brannte ein entschlossenes Feuer in diesen und ohne Zweifel wünsche ich mir dieses zurück. Was muss Jonouchi die letzten fünf Jahre durchgemacht haben, das so eine Veränderung bei ihm ausgelöst haben könnte. Von dem planlosen Kaoten, dem aufbrausenden Streuner, ist nichts mehr übrig. Ganz im Gegenteil, seine Entscheidungen wirken alle strategisch und intelligent durchdacht und zeugen von einem enormen Wissen über die Materie seiner Schöpfung. So was kann man sich doch nicht in so kurzer Zeit aneignen, oder doch? Kann es wirklich sein, dass in dem jungen Mann Jonouchi Katsuya schon immer so ein Potenzial schlummerte, etwas so Großes wie Utopia zu erschaffen. Ich habe mir in den letzten Wochen die Technologie sehr genau angesehen und muss neidlos anerkennen, dass sie sowohl ausgeklügelt als auch benutzerfreundlich ist. Es ist problemlos möglich, eine Version für den Privatgebrauch zu entwickeln und das auch noch zu einem erschwinglichen Preis, der es möglichst vielen Nutzern praktisch aller Altersgruppen erlauben wird, in die virtuelle Welt einzutauchen. Noch habe ich mich vehement geweigert, die Original Designs der Duel Monsters, welche ich vor etwa drei Jahren von Pegasus erworben habe, für Utopia frei zu geben, aber ich weiß, dass es dafür langsam mal Zeit wird, wenn wir mit dem Projekt einen entscheidenden Schritt weiterkommen wollen. Jetzt denke ich schon UNSER Projekt und das WIR weiterkommen wollen. Aber es stimmt, leider. Der einzige, der das Unterfangen momentan behindert, bin ich, in meinem verbohrten Stolz, nicht selbst der Urheber von Utopia zu sein. Während ich aus der Dusche steige und mich abtrockne, nehme ich mir tatsächlich vor, nicht mehr so starrköpfig zu sein. Ich will ja im Grunde auch nur mein Unternehmen voran bringen und das Jonouchi mir dabei nur helfen will, wird immer offensichtlicher. Wenn ich etwas mehr kooperiere bekomme ich ihn vielleicht auch dazu, mir zu verraten, wie er zu seinen Erfolgen gekommen ist, denn das interessiert mich wirklich. Mir einen Pyjama überstreifend entscheide ich spontan noch, mir im Erdgeschoss noch einen Tee zu machen und mir ein Buch zu holen. Natürlich hätte ich auch Isono darum bemühen können, aber irgendwie will ich selbst gehen um zu sehen, ob die beiden immer noch kuschelnd unten auf dem Sofa sitzen. Jonouchi geht im Allgemeinen so liebevoll mit Mokuba um und irgendwie versetzt mir das einen Stich, ich weiß nur (noch) nicht warum. Mokubas Sicht: Schmunzelnd beobachte ich meinen großen Bruder und Katsuya, die beide in je einer der Vorrichtungen, gerade gemeinsam an der virtuellen Welt arbeiten. Parallel dazu kann ich auf einem zweiten Bildschirm genau beobachten was ihre Avatare dort tun. Mein Niisan hat seinen, aus rein praktischen Gründen, wie er verlauten ließ, inzwischen gehen ein virtuelles Abbild von sich selbst ausgetauscht. Auch wenn er es selbst nie offen zugeben würde habe ich am Tag der Präsentation eindeutig an seinem Gesicht ablesen können, dass er sich von Katsuya Einfall für ihn einen Drachen zu designen durchaus geschmeichelt gefühlt hat. Ich beobachte wie die beiden wohl gerade an einigen Integrationen arbeiten und komme nicht drum rum, Katsuya elegante Bewegungen zu bewundern. Im Vergleich zu Seto beherrscht er die Handhabung der Vorrichtung perfekt. Gerade, als ich mich anderen Dingen widmen möchte, passiert tatsächlich etwas auf dem Bildschirm, womit ich nicht gerechnet habe. Vor den Avataren meines Niisans und Katsuya erscheint doch tatsächlich ein originaler weißer Drache mit eiskaltem Blick. Hat mein großer Bruder sich also wirklich schon, viel schneller, als ich vermutet hätte, dazu bereit erklärt, die Designs für Utopia frei zu geben. Als ich auf Setos Gesicht zoome sehe ich deutlich seine Begeisterung unter der kalten Fassade hervor schimmern. Die Projektion scheint auch wirklich gut zu funktionieren, den Katsuya nickt zufrieden. Dann erscheint auch noch ein schwarzer Rotaugen Drache und der Blonde zeigt, im Vergleich zu früher, auch eher verhalten seine Freude über das Erscheinen seines Lieblingsmonsters. Während ich mit einem warmen Lächeln die beiden weiter beobachte, wie sie Einstellungen vornehmen um den projizierten Monstern Leben einzuhauchen, tritt Isono neben mich und einem albernen Drang nachgebend hebe ich die Hand zu einem High Five. Setos persönlicher Assistent scheint zuerst etwas verwirrt, schlägt dann aber tatsächlich ein, als auch er die einträchtige Szene auf dem Bildschirm vor mir erfasst zu haben scheint. Ich bin wirklich glücklich, dass die beiden sich offenbar verstehen und sich nun auch arrangiert zu haben scheinen. Katsuya ist, nicht nur deshalb, weil ich mit seiner kleinen Schwester Shizuka verlobt bin, wie ein Bruder für mich und bot mir in letzter Zeit unschätzbaren Halt. Die Szene vor mir macht mir Hoffnung auf eine Zukunft in der wir alle glücklich sein können. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)