Der Künstler im Moor von Lupus-in-Fabula (Halloweenevent) ================================================================================ Kapitel 4: Der Maler -------------------- „Ich werd noch crazy! Wo bist du Sis?!“, brüllte Linda in das Smartphone. Der Morgen brach an und von Rosalina gab es immer noch kein Lebenszeichen. Sie kam nicht zurück ins Ferienhaus. Reagierte nicht auf WA, Anrufe oder irgendwas. In ihrer Panik versuchte Linda Bekannte von ihrer Schwester zu erreichen. Einer sagte ihr, dass er erst kürzlich mit ihr telefonierte. Hastig wimmelte Linda ihn ab. Sie hatte keinen Bock auf dumme Fragen. Rosalina war zuverlässig. Niemals würde sie das Ferienhaus so verlassen. Niemals würde sie nicht da sein, wenn sie jemanden einlud. Niemals wäre sie so schlampig. Niemals würde sie ihre Unterlagen so behandeln. Sis, wo bist du? Bist mit irgendeinem einem Creep mitgegangenen? Bist du verascht worden? OMG, Girl! Das Magenknurren ignorierend, ging sie aufs Klo. Danach verschwand sie im Schlafzimmer. Nicht um sich auszuruhen, sondern um die Koffer ihrer Schwester auseinanderzunehmen. Regelrecht zerfledderte die Frau diesen. Nahm ein Messer, schnitt den Boden auf, die Zwischenfächer. Durchsuchte den perfekt eingeräumten Kleiderschrank. Die Schubladen des Nachttisches. Der Schreibtisch. Smartphone vibrierte. Eine Pusch-Benachrichtigung nach der anderen erschien auf dem Display. Ihre beste Freundin schrieb und schickte Nachrichten. Linda fühlte sich hilflos. Vor Wut griff sie nach dem Tagebuch und warf es an die Wand. Langsam glitt es hinab. Linda fing laut und hemmungslos an zu heulen. Der Polizei vertraute sie nicht, seid einem Zwischenfall vor 15 Jahren. Auf dessen Hilfe konnte sie verzichten. Musste sie verzichten. Vertraue niemanden, ausser dir selbst! Plötzlich kam ihr der Zettel in den Sinn. Sie kletterte über die kaputte Türe. Wie durch ein Wunder war das Blatt Papier nicht beschädigt. Die Nachricht war in einer veralteten Schreibweise geschrieben. Mit einer wunderschönen Handschrift bat der Schreiber, der sich schlicht der Maler nannte, auf ein Treffen. Gemächlich erhob sich der Mann von der Sitzbank. Er verbeugte sich leicht. „Mademoiselle, bitte folgt mir“, sprach er. Knurrend folgte Linda ihm. Natürlich war es nicht klug, ohne jemanden zu informieren, zu dem Treffen zu gehen. Sie hatte nicht geschlafen und Hunger hatte sie genauso. Wenn dieser Kerl nur den kleinsten Hinweis besass, wo ihre Schwester sein könnte, würde sie ihn überall hin folgen. Dieser Creep sollte nicht denken, sie sei hilflos! Sollte er was Komisches versuchen, würde sie seinen klapperigen Körper in das nächste Grab verfrachten. Er führte sie zu dem Familiengrab, wie einige Tage zuvor ihre Schwester. Im Gegensatz zu Lina war sie nicht hingerissen. Linda stampfte hinter dem Mann her, liess ihn nicht aus den Augen. Ab und zu warf sie einen Blick hinter sich, als würde sie einen Hinterhalt vermuten. Sie hielt in ihrer Hand die Schlüssel zwischen den Fingern. Bereit, diesen als Waffe zu benutzen. „WO ist meine Sis?“, die Stimme von Linda hallte durch den Friedhof. Ihre Augen funkelten. Eine Krähe, die im Baum das Grab beobachtete, hüpfte aufgeregt auf und ab. „Mademoiselle, liegt Eure Schwester Euch am Herzen?“ „Versuch ja keine Show! WO IST SIE?!“ Die Krähe hüpfte auf Linda zu. Die Frau merkte es nicht. Auch nicht, wie die Krähe auf ihre Schulter flog. Ihr Haarschmuck wurde vom Wind entrissen. Ihre gefärbten Haare flatterten im Wind. „Wollt Ihr, Mademoiselle, wahrlich die Wahrheit erfahren?“ Der Künstler betrachtete die junge Frau aus der Schweiz. In ihren Augen war eine Stärke zu sehen, die der anderen Schwester fehlte. Eine Frau, die alles erreichen konnte. Sie konnte die Wahrheit ertragen. Die ganze, verrückte Wahrheit.                                                                           [***] Ihr war so kalt. Warum konnte sie ihren Körper nicht mehr bewegen? Was war passiert? Bewegte sie sich? Ihr war kalt. Warum war sie in diesem alten Gebäude? War dies ein Chateau? Überall waren Spinnweben. Warum fühlte sie sich hier zu Hause? Eine Ratte quietschte. Sie mochte keine Ratten. Warum war sie hier? Warum lief sie hier herum? Warum trug sie ein Armband? Sie musste zu ihrer Schwester! Welcher Wochentag war heute? Glas klirrte. Hatte sie gerade eine Vitrine zerschlagen? Sie erinnerte sich daran, mitten in der Nacht aufgewacht zu sein. Sie hatte einen merkwürdigen Traum. Die Kälte lähmte ihre Gedanken. Die Spinnweben störten sie nicht. Aber die Ratten verängstigten sie. Sie waren schmutzig und waren die Träger der Pest. Nein. Das war nicht wahr. Ratten waren niedlich. Ihre Schwester hatte früher Ratten. Linda wollte sich wieder ein paar zulegen. Hatte sie sehr alte Bekleidung angezogen? Der Stoff juckte. Der Geruch moderig. Warum tat sie das? Ihr Körper wollte einfach nicht gehorchen. Sie konnte nicht schreien, obwohl sie es wollte. Kurz blitze eine Erinnerung hoch. Es war Nacht und sie war aufgewacht. Eine Gestalt starrte sie an. Eine junge Frau. Ihre Augen schwarz, ihr Mund riesig. Sie verlangte nach dem Körper, weil er ihr gehörte. Tränen. Weshalb weinte sie? Warum machte sie sich hübsch? Warum wollte sie zu dem Künstler im Moor? Linda … Sie musste zu ihrer Schwester Linda! Warum wurde sie so müde …? Nein … Sie durfte nicht einschlafen … Sie musste Kämpfen! Nein … nicht einschlafen … Sie durfte nicht aufgeben. Warum spürte sie keine Schmerzen? Weshalb tat es nicht weh, als sie in Spiegel schlug? Wie sah sie aus? Ihre Haare zu einer altmodischen Frisur frisiert und auch so geschminkt. Sie sah aus wie … das Edelfräulein, worüber sie forschte. Rosalina Hénin. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)