No World of Beauty von Flordelis ================================================================================ Kapitel 4: Da ist gar nichts ---------------------------- [LEFT]Kaum beendete Flordelis den Holo-Log-Anruf mit Platan, fühlte er sich irgendwie … leer. Platans Stimme schien sein gesamtes Büro erfüllt zu haben, aber nun war es fast bedrückend still. Und ohne das blaue Hologramm von Platan fühlte er sich seltsam einsam, obwohl Pyroleo nicht weit entfernt in seinem Bett lag und ihn von dort aufmerksam beobachtete.[/LEFT] [LEFT]Wieder fragte er sich, wie schon am Tag zuvor, was mit Platan geschehen war. Er war davon abgekommen, dass jemand ihm etwas angetan oder er einen Albtraum durchlebt hatte. Es musste etwas Schlimmeres sein, aber natürlich wollte Platan es ihm nicht verraten. Noch nicht. Wie lange müsste er warten, bis er es erfahren könnte? Wie viel Geduld müsste er aufbringen?[/LEFT] [LEFT]Das Klopfen an seiner Tür erinnerte ihn wieder daran, warum er das Holo-Log-Telefonat beendet hatte. Er hob den Blick, bemühte sich, möglichst neutral dreinzuschauen und rief den Störenfried herein – nur um lautlos zu seufzen, als die Person eintrat.[/LEFT] [LEFT]Pachira schloss die Tür hinter sich, ehe sie sich Flordelis wieder zuwandte und sich dann überraschend lässig auf den Stuhl vor seinem Tisch setzte. Sie schlug die Beine übereinander und bedachte ihn mit diesem Schmunzeln, dem er zu misstrauen gelernt hatte.[/LEFT] [LEFT]»Was kann ich für dich tun?«, fragte er finster.[/LEFT] [LEFT]Sie ließ sich davon nicht abschrecken. »Ich wollte dich um ein Interview bitten. Ganz Kalos ist wild darauf, zu erfahren, was das mit dir und dem Pokémon-Professor ist.«[/LEFT] [LEFT]Ich wüsste das auch gern.[/LEFT] [LEFT]»Da ist gar nichts«, erwiderte er unwirsch.[/LEFT] [LEFT]Pachira wirkte von der Heftigkeit seines Widerspruchs amüsiert. »Die Fotos und die Zeugen sagen da etwas ganz anderes.«[/LEFT] [LEFT]Das musste sie ihm nicht erst erzählen. Er hatte einen dieser Artikel gelesen, genau genommen hatte er die Zeitschrift, in der erschienen war, sogar in der Schublade seines Schreibtischs. Dort war sie am besten aufgehoben, wie er fand, so dass er sie nicht immer sehen musste, aber gleichzeitig nah genug, dass er jederzeit einen Blick darauf werfen könnte. Warum auch immer er das Bedürfnis verspürte, sich die Bilder von sich und Platan wieder anzusehen, auf denen eigentlich ohnehin nichts zu sehen war.[/LEFT] [LEFT]»Sie irren sich«, wehrte er knapp ab. »Aber eigentlich sollte ich dir das gar nicht sagen müssen. Ich habe die PR-Abteilung schon angewiesen, was sie auf derartige Anfragen antworten soll. Wende dich an diese, wenn du irgendein Statement für die Nachrichten haben willst.«[/LEFT] [LEFT]Pachira sah ihn über den Rand ihrer Brille hinweg an, ihre Augen funkelten belustigt. »Und wenn ich dich einfach als Pachira frage? Würdest du einer Freundin auch nichts erzählen?«[/LEFT] [LEFT]»Eine Freundin würde hoffentlich aufhören, mich zu fragen, wenn ich mehrmals darauf bestehe, dass es nichts zu erzählen gibt.«[/LEFT] [LEFT]Darauf rutschte Pachira mit dem Stuhl näher an den Schreibtisch, damit sie ihre Ellenbögen darauf stützen, dann die Hände ineinander einhaken und ihr Kinn auf diese betten konnte. Derart aufgerichtet sah sie ihn wieder direkt und sanft lächelnd an.[/LEFT] [LEFT]Flordelis kannte auch diesen Blick von ihr und er behagte ihm nicht, denn meistens endete es damit, dass sie ihm noch mehr unangenehme Fragen stellte. Wie damals, als sie darauf bestanden hatte, auch ein Pyroleo – aber nur ein weibliches – in ihr Team für die Top Vier aufzunehmen und deswegen ein Ei seines Pyroleo haben wollte. Natürlich war es nicht dazu gekommen, Flordelis war standhaft geblieben, hatte ihr erklärt, dass weder er noch Pyroleo Zeit dafür hätten, und hatte sie nur an die entsprechende Route verwiesen, damit sie sich selbst eines fangen könnte, was sie dann offenbar auch getan hatte.[/LEFT] [LEFT]Aber diese eine Ablehnung führte nicht dazu, dass sie daraus lernte, stattdessen genoss sie es inzwischen, sich immer mehr davon abzuholen. In solchen Momenten bereute er es, sie als Nachrichtensprecherin für den Holo-Log eingestellt zu haben, denn das bedeutete, sie konnte ihn auch während der Arbeitszeit stören. Und welchen Eindruck würde es machen, sie regelmäßig aus seinem Büro zu werfen? Gute Angestellte öffentlich so zu behandeln, führte zu Demotivation bei anderen Angestellten, die nichts über die Hintergründe wussten, und das galt es zu vermeiden.[/LEFT] [LEFT]»Du willst mir also erzählen«, begann sie bedächtig, »dass du dich erst von dem Professor in der Öffentlichkeit umarmen lässt, dir dann eine seiner Geschichten anhörst und anschließend noch mit ihm romantisch spazieren gehst, aber da absolut nichts ist? Nicht einmal ein bisschen?«[/LEFT] [LEFT]»Ich habe mich nicht von ihm umarmen lassen«, erwiderte Flordelis finster. »Ich habe ihm direkt gesagt, dass er es lassen soll.«[/LEFT] [LEFT]»Aber den Rest streitest du nicht ab?«[/LEFT] [LEFT]»Es war kein romantischer Spaziergang«, fügte er noch hinzu.[/LEFT] [LEFT]Obwohl die Umgebung wirklich romantisch gewesen war. Aber das war eben Platans Vorliebe, es hatte nichts zu bedeuten. Das Leider, das dabei in seinen Gedanken auftauchte, irritierte ihn selbst.[/LEFT] [LEFT]Doch Pachira schmunzelte darauf nur, sie glaubte es offensichtlich nicht. Glücklicherweise stellte sie aber keine weiteren Fragen dazu, dafür schwenkte sie auf ein etwas anderes Thema: »Aber was war denn mit dem Professor? Normalerweise ist er doch nicht derart anhänglich in der Öffentlichkeit.«[/LEFT] [LEFT]Es klang danach, als ginge sie davon aus, dass er in einem privateren Umfeld anhänglicher war, aber das konnte Flordelis nicht bestätigen. Andererseits hatten er und Platan sich schon ewig nicht mehr außerhalb der Öffentlichkeit getroffen, dafür war Flordelis zu beschäftigt gewesen. Dabei fragte er sich immer noch, ob Platan diese Umarmung in einer anderen Umgebung wiederholen würde, wenn-[/LEFT] [LEFT]Nein, konzentrier dich![/LEFT] [LEFT]»Ich weiß es nicht«, antwortete er Pachira. »Er wollte es mir nicht sagen.«[/LEFT] [LEFT]Das machte ihm immer noch Sorgen. Wenn es jemanden wie Platan derart zerrüttet hatte – obwohl er bei dem Gespräch vorhin schon eher wieder er selbst gewesen war –, musste es etwas Schlimmes gewesen sein. Und Flordelis hätte gern mehr darüber gewusst, um Platan zu helfen. So blieb ihm nur, abzuwarten, bis Platan sich freiwillig öffnen würde.[/LEFT] [LEFT]Pachira runzelte die Stirn. »Es ist nichts Außergewöhnliches geschehen in der letzten Zeit in Illumina City, was das erklären könnte. Davon hätte ich erfahren.«[/LEFT] [LEFT]Jeder hätte bestimmt davon erfahren.[/LEFT] [LEFT]»Es muss etwas mit mir zu tun haben«, bemerkte Flordelis nachdenklich, deswegen hatte Platan sich so glücklich über seine Anwesenheit gezeigt. »Aber ich habe auch nichts getan, was Anlass dafür geben könnte. Wir haben uns vorgestern gesehen, da war er noch normal.«[/LEFT] [LEFT]Was es für ihn noch schwerer machte, zu ergründen, was vorgefallen sein mochte. Vielleicht würde er mehr erfahren, wenn er mit Platans Assistenten reden könnte, aber-[/LEFT] [LEFT]»Denkst du, er hat herausgefunden, dass du der Anführer von Team Flare bist?«[/LEFT] [LEFT]Pachiras Frage riss ihn aus seinen Gedanken. Aber er schüttelte sofort entschieden mit dem Kopf. »Nein, das kann ich mir nicht vorstellen. Dann hätte er die Gelegenheit eher genutzt, meine Beweggründe zu erfragen – und meine Pläne.«[/LEFT] [LEFT]Außerdem war Team Flare noch nicht wirklich in Aktion getreten. Hauptsächlich suchten sie gerade nach Yveltal und dem Schlüssel für die ultimative Waffe, Kalos wusste noch nicht, welche Gefahr (oder Chance) das Team darstellte. Also warum sollte Platan davon derart mitgenommen sein, selbst wenn er davon wüsste?[/LEFT] [LEFT]»Was sind denn deine Pläne?«, fragte Pachira ernst.[/LEFT] [LEFT]Flordelis sah sie mit gerunzelter Stirn an. Der plötzliche Umschwung ihrer Stimmung verunsicherte ihn, aber das durfte er ihr nicht zeigen. »Du kennst meine Pläne.«[/LEFT] [LEFT]»Nicht wirklich.« Sie lehnte sich wieder zurück und legte die Arme auf ihrem Schoß ab. »Du hast gesagt, du willst die Welt mit Team Flare zu einem besseren Ort machen, deswegen habe ich mich dir angeschlossen. Aber all deine bisherigen Anweisungen klingen sehr … ominös. Was ist etwa Projekt Y? Und warum gibst du dafür so viele Forschungsgelder aus?«[/LEFT] [LEFT]Dieselben Fragen wie die seiner Geschäftspartner. Mit einem wesentlich ernsteren Blick vorgebracht. Aber dennoch konnte er ihr nur dieselbe Antwort geben: »Es hat alles seine Richtigkeit. Projekt Y wird die Menschheit voranbringen. Es erfordert nur ein wenig Geduld.«[/LEFT] [LEFT]»Willst du mir sagen, du vertraust mir nicht?«, fragte sie mit leicht geneigtem Kopf. »Das ist irgendwie … traurig. Ich bin doch Teil des Vorstands. Und eine Freundin. Gerade mich solltest du also in deinen Plan einweihen.«[/LEFT] [LEFT]Gerade weil sie eine Freundin war, wusste Flordelis, dass sie sich diesem Plan verschließen würde, sobald sie davon erfuhr. Pachira war noch voller Zuversicht, dass die Menschheit sich ändern könnte. Aber Flordelis war davon nicht überzeugt, dafür hatte er zu viel gesehen. Durch vergangene Gespräche mit ihr wusste er aber schon, dass sie seine Sicht nicht teilte. Noch nicht.[/LEFT] [LEFT]»Ich weihe dich ein, sobald die Zeit gekommen ist.«[/LEFT] [LEFT]»Wann wird das sein?«[/LEFT] [LEFT]Sobald Yveltal gefunden war. Wenn sein Ziel so nah war, dass er nur noch die Hand ausstrecken müsste, um es zu erreichen und vielleicht sogar sie begriff, dass sein Weg der beste war. Aber das konnte er ihr nicht sagen.[/LEFT] [LEFT]»Zu gegebener Zeit.«[/LEFT] [LEFT]Sie seufzte frustriert. »Du dürftest wissen, wie unfair sich das anfühlt, da der Professor dir auch nicht erzählen will, was ihn so verändert hat.«[/LEFT] [LEFT]»Das ist etwas anderes.«[/LEFT] [LEFT]Platans Verschwiegenheit traf ihn persönlich und schmerzhafter als er zuzugeben bereit war. Seit sie sich kannten, hatte es nie ein Thema gegeben, über das Platan nicht mit ihm zu reden bereit gewesen war, nichts, worüber er nicht die ein oder andere Geschichte zu erzählen wusste. Aber plötzlich war da etwas, das er verheimlichte, obwohl es einen derart großen Einfluss auf ihn ausübte. Und das störte ihn.[/LEFT] [LEFT]Für Pachira war das offenbar die falsche Antwort gewesen, denn plötzlich beugte sie sich wieder schmunzelnd vor. »Oh? Willst du mir vielleicht jetzt sagen, was das zwischen dir und dem Professor ist?«[/LEFT] [LEFT]Genervt wedelte er mit einer Hand, als wolle er sie verscheuchen. »Lass das endlich. Es gibt nichts zu erzählen.«[/LEFT] [LEFT]Obwohl ihn der Gedanke tatsächlich auch irgendwie betrübt stimmte, was ihn selbst irritierte. Auch ohne dass Platan etwas tat, war er also verwirrt von ihm. Wie gelang ihm das nur?[/LEFT] [LEFT]Immerhin war Pachira nun aber offenbar von Projekt Y abgekommen, denn ihre nächste Frage beinhaltete auch Platan: »Wirst du ihn irgendwann zu Team Flare einladen?«[/LEFT] [LEFT]Für Flordelis war das nie eine Frage gewesen. Er wollte Platan in seiner neuen Welt der Schönheit auf jeden Fall bei sich haben. Gerade ein Mann wie er würde in dieser neuen Umgebung erblühen und für alle anderen ein leuchtendes Beispiel sein. Da der Weg dahin für Platan aber fragwürdig sein dürfte, würde es etwas Überzeugungsarbeit erfordern.[/LEFT] [LEFT]»Das werde ich. Sobald die Zeit gekommen ist.«[/LEFT] [LEFT]Was wieder darauf hinauslief, dass sie erst einmal Yveltal finden müssten. Sobald das geschehen war, könnte sich bestimmt nicht einmal Platan diesem Plan verschließen. Schon gar nicht nach dieser Sache, die ihn so sehr zerrüttet hatte. Flordelis würde sie zu seinem Vorteil zu nutzen wissen.[/LEFT] [LEFT]Pachira sah ihn nachdenklich an. »Wirst du es ihm irgendwann sagen?«[/LEFT] [LEFT]»Ich habe doch gerade-«[/LEFT] [LEFT]»Nein, ich will wissen, ob du ihm je sagen wirst, was du für ihn empfindest.«[/LEFT] [LEFT]Was gäbe es da denn zu erzählen? Flordelis war sich ja selbst nicht sicher. Aber das war ohnehin kein Thema, das er mit Pachira besprechen wollte.[/LEFT] [LEFT]Ungeduldig tippte er mit den Fingern auf seinem Tisch. »Ich denke, wir haben lange genug geredet, findest du nicht? Ich habe noch zu tun. Wenn du also nichts Wichtiges mehr zu besprechen hast, wäre ich dir verbunden, wenn wir dieses Treffen beenden könnten.«[/LEFT] [LEFT]Seufzend stand Pachira auf. »Du weißt, ich will nur dein Bestes, mein Lieber.«[/LEFT] [LEFT]Mein Lieber. Aus ihrem Mund klang es nicht so angenehm wie aus dem von Platan. Vielleicht sollte er Platan darum bitten, ihn öfter so zu nennen. Aber wie würde das denn aussehen?[/LEFT] [LEFT]»Wenn du mein Bestes willst, dann mach deine Arbeit, mehr verlange ich gar nicht.«[/LEFT] [LEFT]»Wie du willst«, sagte sie schmunzelnd. »Dann werde ich in den Holo-Log-Nachrichten erzählen, dass der Professor und du ein Paar seid.«[/LEFT] [LEFT]»Pachira!«[/LEFT] [LEFT]Lachend winkte sie ab und ging zur Tür. »Keine Sorge, ich werde natürlich nicht über einen von euch reden. Aber denk über meine Frage nach.«[/LEFT] [LEFT]Nach einem letzten kurzen Winken verließ sie sein Büro wieder und ließ ihn mit Pyroleo allein.[/LEFT] [LEFT]Flordelis seufzte leise, rein aus Erleichterung heraus. Womit hatte er es verdient, gleich zwei Freunde zu haben, die ihn dermaßen durcheinanderbrachten, wenn auch auf unterschiedliche Arten?[/LEFT] [LEFT]Pyroleo hob den Kopf und sah ihn an, fast als wollte er ihn nun auch fragen, wann er Platan irgendetwas erzählen wollte. Wahrscheinlich interpretierte er zu viel in diesen Blick hinein, aber dennoch schnaubte Flordelis. »Fang du nicht auch noch damit an.«[/LEFT] [LEFT]Darauf legte Pyroleo, fast schuldbewusst, den Kopf wieder ab und schloss die Augen.[/LEFT] [LEFT]Zufrieden darüber wandte Flordelis sich seinem Computer zu, um sich endlich seinen Aufgaben zu widmen und hoffentlich erst einmal zu vergessen, was Pachira ihn gefragt hatte – oder was mit Platan los sein mochte. Auch wenn besonders letzteres wirklich schwer für ihn sein dürfte, da er ihm gerade seit der Umarmung immer im Kopf umherspukte. Als wäre es davor nicht schon schlimm genug gewesen.[/LEFT] [LEFT]Erst einmal verwarf er den Gedanken aber wieder, hoffend, dass diese Verwirrung bald vorbei wäre, und konzentrierte sich für heute auf seine Arbeit. Ohne eine weitere Unterbrechung von Pachira oder Platan.[/LEFT] Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)