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A piece of normality

Gohan x Videl
von

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Das Leben danach

Einige Monate waren nach dem Kampf gegen Boo und Gokus Sieg über diesen ins Land gezogen und auf der Erde war wieder so etwas wie Normalität eingekehrt. Mit Hilfe der Dragonballs konnte der ursprüngliche Zustand der Welt wieder hergestellt werden und all die Opfer, die der bisher härteste Kampf forderte, wurden wiederbelebt. Alle, bis auf die kleine Gruppierung Kämpfer, die an diesem Ereignis teilgenommen hatten, hatten dank Shenglongs Kräften den Horror der letzten Monate vergessen.
 

Erleichtert atmete Gohan, der älteste Sohn des Siegers dieses harten Kampfes, die frische Morgenluft ein als er das abgelegen Haus seiner Familie verließ und über seinen Rücken ein „Ich bin dann mal weg!“ rief bevor er die Tür hinter sich schloss. Der Tau bedeckte die gerade erwachende Welt, was dem Schwarzhaarigen ein Lächeln entlockte. Es war schön, die Erde wieder in Frieden zu wissen und sollte es je so weit kommen, dass sich dies zu ändern drohte, dann wusste er diesen mit seiner Familie und Freunden zu verteidigen.
 

Ohne Anstrengung erhob er sich in die Lüfte, seine Schultasche auf die Schultern gepackt, um an die Orange Star High School zu fliegen, an der er in den nächsten 1 ½ Jahren seinen Abschluss machen würde. Mittlerweile hatte er sich überraschend gut dort eingelebt nach anfänglichen Startschwierigkeiten. Seltsamerweise mochten ihn die Mädchen der Klasse sehr gern, allen voran Angela, der er trotz ihrer einmaligen Verabredung nicht wirklich etwas abgewinnen konnte. Er hätte sich von Shenlong wünschen sollen, dass sie auch diesen Tag vergaß, denn nach diesem hatte er das Gefühl, sie folgte ihm mit ihren Blicken in der Schule wohin er auch ging.

Doch das waren Dinge, über die er sich nun wirklich keine Gedanken machen konnte und auch nicht wollte. Schließlich standen die Zwischenprüfungen kurz bevor und er war fest entschlossen, diese mit Bestnoten abzuschließen.
 

In diese Gedanken versunken bemerkte er gar nicht, wie er die Stadtgrenze zu Satan City überflog und unter ihm die Häuser vorbeizogen. Erst als die High School langsam in Sicht kam, suchte er sich eine abgelegen Gasse, in der er landen konnte. Kurz fuhr sich Gohan mit der Hand durch seine durch den Wind zerzausten Haare, die in den letzten Monaten länger geworden waren und egal was er tat in alle Himmelsrichtungen ab standen. So trat er aus dem Schatten der Gasse hinaus in den Sonnenschein. Mit lockeren Schritten reihte er sich in den Strom Schüler ein, die keinerlei Notiz von ihm nahmen, weil sie entweder mit ihren jeweiligen Freunden beschäftigt waren oder wie der ein oder andere Kopfhörer aufgesetzt hatte um seine Ruhe zu haben.
 

„Gohan! Du bist heute ja früh dran. Musste dein Onkel früher zur Arbeit? Guten Morgen.“
 

Ein genervtes Seufzen herunter schluckend fand eben dieser wenige Sekunden darauf eine junge Frau mit brünetten Haaren an seinem Arm wieder. Gerade wünschte er sich nichts sehnlicher als Kopfhörer. Kokett blinzelte diese zu ihm hoch und lächelte den Halbsaiyajin süß an. Sogar er begriff, was sie von ihm wollte, was ihm natürlich schmeichelte, aber in seinen Augen keinerlei Früchte trug. Er hoffte, sie würde das auch bald von selbst bemerken. Gohan war einfach nicht der Typ, der jemanden vor den Kopf stieß oder verletzen wollte. Der Schwarzhaarige rang sich ein mühsames Lächeln ab und begrüßte die eifrige Verehrerin.
 

„Guten Morgen Angela. Ja, ich...“
 

Eine ihm zweite bekannte Stimme meldete sich an seiner anderen Seite zu Wort, jedoch ohne sich an ihn zu klammern.
 

„Stimmt, du bist heute WIRKLICH früh dran. Dein ‚Onkel‘ hatte es heute wohl eilig.“
 

Überrascht sah Gohan an seiner Linken hinab und blickte direkt in ein himmelblaues Augenpaar, das ihn verschmitzt anblickte, gepaart mit einem Schmunzeln, das verriet, dass die junge Frau mehr wusste als sie preis gab. Diese trug heute eine locker geschnittene Jeans in dunklen Grau kombiniert mit einem hellblauen Oberteil, an dessen unteren Ende das Wappen der Schule angebracht war. Das Lächeln in seinem Gesicht wurde mit einem Schlag heller und ehrlicher, als er erkannte, wer neben ihn getreten war.
 

„Videl, dir auch einen guten Morgen. Gar kein Einsatz vor dem Unterricht? Es ist selten, dich vor dem erstem Gongschlag zu Gesicht zu bekommen.“
 

Als er sprach, wandte er sich dem Mädchen zu und schüttelte so Angela von seinem Arm ab, was diese mit einem entrüsteten „Hey!“ quittierte. Es war ihm in diesem Moment egal, was diese davon hielt, dafür war es Gohan viel zu wichtig, Videl seine volle Aufmerksamkeit zu schenken. Seit dem großen Turnier, das durch die bösen Machenschaften Babidis jäh unterbrochen wurde, hatte sich etwas zwischen ihnen verändert. Der Schwarzhaarige konnte dieses Gefühl nicht wirklich fassen, doch eine gewisse Bewunderung seinerseits war definitiv dabei. Er bewunderte die junge Frau für ihre psychische als auch physische Stärke, vor allem als sie es geschafft hatte, Spopovich beim Turnier die Stirn zu bieten. Zwar hatte sie diesen Kampf nicht gewonnen, doch das hatte Gohans Meinung über sie nicht geändert. Viel mehr war er stolz auf Videl, die alles gegeben hatte, auch wenn es nicht gereicht hatte.
 

Videl und ihr Vater Mr. Satan waren die einzigen Außenstehenden ihrer Gruppe, deren Gedächtnis nicht gelöscht wurden. Jedoch hat sich der Halbsaiyajin mit der Tochter Satans darauf geeinigt, dass sie den Schein wahren würden um Gohans wahre Identität weiter geheim zu halten. Irgendwie hatte es etwas, mit ihr ein Geheimnis zu teilen, etwas, was nur sie beide wussten und sie auf eine ganz andere Art verband als reine Freundschaft.
 

Mit den Schultern zuckend tippte Videl ein paar Mal auf die kleine unscheinbare Uhr an ihrem Handgelenk, mit der die Polizei sonst immer über Funk Kontakt zu ihr aufnahm.
 

„Ich habe mit dem Polizeichef vereinbart, mich nur noch zu wirklich wichtigen Einsätzen zu rufen. In letzter Zeit haben sie mich sogar gerufen, wenn eine Katze auf dem Baum festsaß. Außerdem sind bald Zwischenprüfungen, ich muss mich auf andere Dinge konzentrieren.“
 

Bestätigend nickte Gohan, er hatte sich so etwas schon gedacht. Als der große Saiyaman bekam er aus erster Hand mit, wenn ein Verbrechen in der Stadt geschah, was vor allem an seinem Gespür für die Aura der Menschen lag. Ihm war bereits aufgefallen, dass Videl weniger zu den Einsätzen erschien. Natürlich half er wo er kann, aber auch er sah die Prüfungen als wichtigen Abschnitt seines Lebens. Was er natürlich nicht laut aussprechen konnte, schließlich wusste keiner außer die Tochter Satans, wer er war.
 

„Das kann ich verstehen. Na dann solltest du alles geben, damit du den Verbrechern sobald wie möglich einen auf den Latz geben kannst.“
 

Entschlossen lächelnd nickte Videl, konnte doch nichts mehr erwidern, da sich nun auch Erasa zu ihnen gesellte und fröhlich ihre beste Freundin begrüßte. Angela hatte sich zwischenzeitlich zwischen Gohan und Videl geschoben und so gingen die drei Mädchen geschlossen durch das große Eingangstor der Schule. Der Halbsaiyajin war zurückgeblieben, irritiert sah er auf die Rücken der drei, allen voran Videls. Was war das gerade? Als er sie so entschlossen hatte Lächeln sehen, hatte sein Herz einen Moment ausgesetzt. Eine Hand, die sich auf seine Schulter legte, holte Gohan ins Hier und Jetzt zurück.
 

„Angela ist echt süß, sie passt zu dir.“
 

Irritiert sah Gohan zu seiner linken Schulter, auf der Sharpners Hand lag. Was wollte der denn jetzt von ihm? Von allen Jungs in der Klasse konnte dieser den Saiyajin doch am wenigsten leiden. Die Hand abschüttelnd setzte der Schwarzhaarige sich daran, seinen Weg ins Schulgebäude fortzusetzen.
 

„Ich weiß nicht, was du meinst. Da ist nichts, wir sind Klassenkameraden, mehr nicht.“
 

Lachend ging der Blonde schnelleren Schrittes an Gohan vorbei und drehte sich halb zu diesem um während er lief.
 

„Klar, und ich bin der Kaiser von China.“
 

Genervt seufzte der Schwarzhaarige, wenn dem doch nur so wäre. Dann müsste er sich nicht mit unqualifizierten Kommentaren wie diesen herumschlagen. Zwischen ihm und Angela lief nie etwas und würde es auch nie. Nur weil sie so anhänglich war, glaubten alle, dass da was wäre. Nachdenklich blickte Gohan gen Himmel. Ob Videl auch so dachte? Hoffentlich nicht.
 

*****
 

Videl freute sich, wieder auf der Schule zu sein. Zwar waren die letzten Monate sehr spannend gewesen und sie hatte Dinge gelernt, von denen sie zuvor nur träumen konnte, aber so ein Stück Normalität war in ihren Augen doch wieder sehr entspannend. Schmunzelnd dachte sie an den Morgen zurück, als sie Son Gohan gesehen hatte und dieser sich mit einem strahlenden Lächeln ihr zugewandt hatte, Angela vollkommen ignorierend. Hieß das, Gohan mochte sie mehr als die Brünette, mit der er angeblich ging? Für sie sah es zwar nicht so aus, dass die beiden eine Beziehung führten, aber was wusste sie schon davon? Angela war sehr anhänglich und es machte leicht den Eindruck, dass die beiden sich nahe standen.
 

Die Tochter Satans mochte es, sich mit Gohan zu unterhalten, er hatte des öfteren eine andere, für sie überraschend einfache Sicht auf die Welt. Leider fielen diese Gespräche für Videls Geschmack viel zu kurz aus, die junge Frau würde gerne viel mehr Zeit mit dem Halbsaiyajin verbringen, hatte sie doch noch so viele Fragen. Zum Beispiel, wie man mit dem Fluidum Energiestrahlen abschießen konnte. Das Prinzip mit dem Fliegen hatte sie zwischenzeitlich gemeistert, doch das reichte ihr noch lange nicht.
 

Doch das waren Themen, die sie mit Gohan nur privat unter vier Augen besprechen konnte, schließlich wussten ihre Schulfreunde weder, dass die halbe Menschheit ausgerottet wurde, noch dass der Schwarzhaarige der große Saiyaman war.
 

Nachdenklich betrachtete Videl den eigentlich ziemlich breit gebauten Rücken des Schwarzhaarigen, der seit ein paar Tagen vor ihr saß. Der Klassenlehrer hatte zum zweiten Halbjahr die Sitzordnung geändert, da es seiner Meinung nach in bestimmten Sitzgruppen zu viel Getuschel gab. Zu denen wohl die Tochter Satans und ihre Freunde zählten. Gohan saß nun in der ersten Reihe links außen, Videl zwei Plätze hinter ihm. Sharpner wurde, zu Videls Erleichterung, in die rechte hintere Ecke verbannt, ihre beste Freundin Erasa saß nur zwei Plätze entfernt neben ihr. Was ihr jedoch ein kleiner Dorn im Auge war, war Angela, die nun direkt neben Gohan den Platz zugewiesen bekommen hatte. Dieser war eigentlich schon immer ein guter Schüler gewesen, auch wenn Videl und ihre Freunde mit ihm im Unterricht getuschelt haben, hatte er immer sehr gute Noten und konnte auf Anhieb die Fragen des Lehrers beantworten. Doch sogar ihr fiel mittlerweile auf, dass die Brünette neben ihm ihn regelmäßig ablenkte und dadurch sein guter Ruf bei den Lehrern litt.
 

„Videl? Würdest du dich nun endlich bequemen, die Gleichung an der Tafel zu lösen?“
 

Erschrocken, dass sie so in Gedanken war, stand die junge Frau mit einer zu laut ausfallenden Entschuldigung ruckartig auf, wobei sie einen verlegenen roten Schleier um die Nase nicht verbergen konnte. Eigentlich hatte der Lehrer sie auseinandergesetzt, damit sie besser aufpassten, aber sie war nun noch viel mehr abgelenkt. Wie ferngesteuert ging Videl vor an die Tafel, nahm die Kreide in die Hand und musterte die Aufgabe. Verdammt, wieso hatte sie sich nur so ablenken lassen? Sie hatte keine Ahnung. Mathematik war einfach nicht ihr Fach, dummerweise war dieses aber eines der Grundfächer für die Zwischenprüfung in kurzer Zeit.
 

Etwas enttäuscht von ihrem eigenen Unwissen drehte sich die Tochter Satans langsam und wollte dem Lehrer gerade beichten, dass sie das nicht konnte, als ihr Blick zufällig zu Gohan schweifte. Ihre Augen wurden unmerklich groß, als dieser scheinbar Videl nicht beachtend einen kleinen Stapel seiner Arbeitsblätter am Tisch ordnete, diese mit der Unterkante auf den Tisch klopfte und auf dessen Rückseite die Lösung zu sehen war. So tuend, als würde sie noch überlegen, drehte sich die junge Frau wieder um, grübelte scheinbar kurz um dann die Lösung, die ihr der Halbsaiyajin gegeben hatte, an die Tafel zu schreiben. Beeindruckt klatschte der Lehrer zweimal in die Hand.
 

„Sehr gut Videl. Ich wusste, die Aufgabe wird schwer für dich, aber mit etwas logischen Denken kann das jeder lösen. Merk dir das für die Zwischenprüfungen.“
 

Mit einem Nicken ging sie wieder zurück zu ihrem Platz, aber nicht ohne Gohan beim Vorbeigehen ein gemurmeltes Dankeschön zukommen zu lassen.
 

In der Pause wartete Videl, bis der Großteil der Schüler nach draußen gestürmt war, selbst ihre beste Freundin Erasa schickte sie vor mit dem Vorwand, sie wolle noch etwas von der Tafel abschreiben. Als diese nach draußen verschwunden war, ging sie zu Gohans Platz, der wie immer pflichtbewusst seine Schulbücher in seine Tasche packte.
 

„Son Gohan. Ich wollte mich noch einmal richtig bei dir bedanken. Für vorhin, meine ich.“
 

Mit großen unschuldigen Augen, die augenscheinlich keiner Fliege etwas zuleide tun könnten, sah der Angesprochene zu ihr auf.
 

„Für was denn? Ich habe doch nichts gemacht.“
 

Irritiert blinzelte Videl, stützte sich mit beiden Händen am Tisch des anderen ab und sah ihm ernst in die Augen. Wie schwarz konnten die Iren eines Menschen, auch wenn er nur ein halber war, überhaupt sein? Wie zwei schwarze Löcher, die einen einsogen. Es dauerte nur wenige Sekunden, da konnte Gohan nicht mehr an sich halten und er fing prustend das Lachen an, genau so wie Videl, die erleichtert war, dass die in ihr aufkommende Stimmung gedämpft wurde.
 

„Ich habs doch gewusst! Glaubst du, du könntest mich anflunkern? Ich hab dir bisher jede Lüge nachweisen können, also probier es ruhig weiter.“
 

Grinsend packte Son Gohan die restlichen 2 Bücher in seine Tasche und zuckte unschuldig mit den Schultern. Selbst das mochte Videl. Sie konnte mit ihm Lachen, auch wenn es nur so banal wie gerade eben war. Immer noch schmunzelnd ging sie vor dem Schwarzhaarigen in die Hocke, stützte ihr Kinn auf der Tischkante ab.
 

„Aber jetzt nochmal ernsthaft: Danke Gohan. Du hast mir echt aus der Patsche geholfen. Ich hoffe nur, ich verstehe den Stoff bis zu den Prüfungen, sonst könnte es eng für mich werden.“
 

***********
 

Gohan hatte es gern getan, gerade ihr half er mit Freuden. Auch wenn es schwierig war, die Gleichung zu lösen und zeitgleich Angelas Turteleien über sich ergehen zu lassen. Doch er war zum richtigen Ergebnis gekommen und Videl war ihm für seine Hilfe dankbar gewesen.
 

Mit einem warmen Gefühl im Bauch dachte der Halbsaiyajin daran zurück, als sie sich bei ihm bedankt hatte, als sie ihm tief in die Augen gesehen hatte und er das Gefühl hatte, in Videls meerblauen Augen schwimmen zu können wie im offenen Ozean. Das Lachen, das aus ihm herausgebrochen war, zeugte von Gohans Unwissen und Unsicherheit. Doch anscheinend war es der jungen Frau nicht aufgefallen, nachdem sie sich ein weiteres Mal bedankt hatte, hat sie sich auf den Weg nach draußen zu Eraser gemacht.
 

Nun stand Gohan alleine vor dem Getränkeautomaten und schalte sich einen Idioten, nicht cleverer reagiert zu haben. Aber sobald sie bei ihm war, schaltete sein Kopf auf Sparmodus. Aber weshalb war dem so? Ob nun Eraser oder Angela, den beiden Mädchen gegenüber war der Halbsaiyajin immer freundlich und locker, aber bei Videl war das irgendwie anders. Unhörbar seufzend ließ er sich einen Grapefruitdrink raus, öffnete diesen mit einem Zischen und nahm auf einer nahe gelegenen Bank Platz. Das waren Probleme, die die Welt, vor allem seine Welt, nicht brauchte.
 

Die Augen einen Moment schließend genoss Gohan den ruhigen Moment, der jedoch nach kurzer Zeit unterbrochen wurde. Als ein Schatten über ihn kam, öffnete er mit einem neutralen Ausdruck die Augen. Videl hätte er wahrgenommen, ihre Aura würde er unter Millionen wiedererkennen. Vor ihm standen Erasa und Angela, die ihn beide erwartungsvoll anblickten. Etwas nervös lächelte der Saiyajin.
 

„Ähm… Hi? Ist was? Kann ich euch helfen?“
 

Mit einem breiten Grinsen stemmte Erasa ihre Fäuste in die Hüfte, Angela wiederum nahm neben Gohan auf der Bank Platz, so dicht, dass sich ihre Arme berührten, was ihn ein klein wenig ab rücken ließ. Die Blonde ergriff selbstbewusst das Wort, hinter ihr konnte er noch Videl erkennen, die nun auch zu der Gruppe aufgeholt hatte.
 

„Wir haben mitbekommen, wie du Videl bei der Aufgabe geholfen hast. Das war stark und wir wollen alle drei Nachhilfe bei dir in der Mathematik nehmen.“
 

Überrascht blinzelte Son Gohan von einem Mädchen zum nächsten. Hatte er sich gerade verhört? Er sollte ihnen Nachhilfe geben? Sein Blick glitt zu Videl, die ihrer besten Freundin die Hand auf die Schulter legte und auf sie einredete.
 

„Das kannst du doch nicht einfach so bestimmen. Son Gohan hat selbst schon genug zu tun, da muss er sich nicht auch noch mit uns beschäftigen. Wir kriegen das auch so hin.“
 

Mit einem entschuldigenden Lächeln zog Videl am Arm von Erasa, versuchte sie so zum Gehen zu bewegen. Doch bevor diese sich abwenden konnte, war Gohan aufgestanden und sein Mund hat bei der Vorstellung, mehr Zeit mit Videl zu verbringen, schneller die Antwort formuliert als sein Gehirn verarbeiten konnte.
 

„Klar kann ich das machen. Wieso auch nicht?“
 

Ein heller Jubelschrei war an seiner Seite zu hören und kurz darauf klammerte sich ein brünetter Schopf an seinen Arm. Überschwänglich bedankte sich Angela immer wieder und auch Erasa drückte Gohan gegenüber seinen Dank aus, klopfte ihm dabei auf die Schulter. Doch der Blick des Saiyajin war nur auf Videl geheftet, die ihn mit einem fassungslosen Blick ansah, der ihn zu fragen schien, ob er wusste, worauf er sich da einließ.

Nachhilfe

Was hatte er sich nur dabei gedacht, gleich drei Mädchen Hilfe anzubieten und ihnen Nachhilfe in Mathematik zu geben? Gohan gab zu, er war geblendet gewesen von der Tatsache, Zeit mit Videl verbringen zu können. Etwas überfordert von seiner eigenen Großzügigkeit saß er nun mit den dreien in einem Linienbus, der sie zur Bibliothek brachte.

Nachdem Erasa und Angela in der Pause beschlossen hatten, dass der Halbsaiyajin ihnen Nachhilfe geben sollte und dieser auch noch bereitwillig zugesagt hatte, hatten sie vereinbart, dass sie vier heute Nachmittag nach der Schule gemeinsam zu der städtischen Bibliothek fuhren.
 

Sie teilten sich einen Vierer-Sitz, Angela neben ihm, oder viel mehr AN ihm, Videl ihm gegenüber und daneben Erasa. Die Blonde und Brünette unterhielten sich lautstark über ihre Lieblingsstars, wetteiferten wer von ihnen wohl der heißere war. Gohan versuchte dieses für ihn uninteressante Gespräch auszublenden, starrte lieber aus dem Fenster und zählte die Autos, die an dem Bus vorbeifuhren. Wäre er mit Videl geflogen, wären sie schon längst dort. Aber das sowohl er auch als sie fliegen konnten, durften die anderen ja nicht erfahren.
 

Gohan war sich ziemlich sicher, dass mindestens eine von den dreien nach einer Nachhilfestunde die Segel streichen würde. Und er hoffte inständig, dass das nicht Videl war. Doch so wie er sie bisher kannte, sicherlich nicht. Sie war ehrgeizig und klug und stark und schö… Verwirrt von seinen eigenen Gedanken blinzelte der Halbsaiyajin sein eigenes Spiegelbild im Fenster an. Was hatte er da gerade gedacht?
 

Doch bevor er noch weiter grübeln konnte, stand plötzlich Erasa auf und verkündete laut, dass sie da waren. Der Blonden und Angela den Vortritt lassend, das hatte ihm seine Mutter beigebracht, wartete er auch, dass Videl sich erhob. Diese sah Gohan jedoch mit hochgezogenen Augenbrauen an. Der Schwarzhaarige verstand nicht, weshalb sie ihn so skeptisch an sah. Mit einem nervösen Lächeln, da er nicht einschätzen konnte, was los war, bedeutete er mit einer Geste, dass er ihr den Vortritt ließ, nickte in Richtung des Ausstiegs.
 

„Bitte, nach dir.“
 

Seiner Höflichkeit nachkommend nickte Videl nur leicht und erhob sich nun ebenso, nicht ohne ihm noch einmal diesen fragenden Blick zuzuwerfen. Irritiert von ihrem Benehmen folgte der Schwarzhaarige ihr, sprang leichtfüßiger als man von ihm erwarten würde, aus dem Bus. Nur wenige Meter von der Haltestelle entfernt war das große Eingangstor zur Bibliothek, die die Gruppe nach einem kurzen Fußmarsch betrat.
 

In den Studienräumen angekommen schlug Erasa vor, dass sie zwei Tische zusammenschieben könnten damit sie genügend Platz hätten.

Gerade als Videl der Bitte nachkommen wollte, hob Gohan seine Hand vor sie.
 

„Ich mach das schon. Holt ihr schon mal die Stühle.“
 

So krempelte Gohan die Ärmel seines Hemdes hoch, was zur Folge hatte, dass seine muskulösen Unterarme zum Vorschein kamen. Er schob zwei Tische zusammen, was für ihn ein leichtes war, während Videl und Erasa die Stühle brachten. Angela war damit beschäftigt, in laute Bewunderungsrufe zu verfallen, schmachtend wie ein Groupie, der seinen Teenie-Star kennenlernen durfte. Nur im Augenwinkel bemerkte der Halbsaiyajin, wie Erasa die Augen verdrehte.
 

„Mann, Angela, krieg dich mal wieder ein. Wir haben es alle gesehen.“
 

Irritiert von diesem Kommentar blinzelte Gohan erst zu der Blonden, dann zu Angela. Wie sollte er das denn nun verstehen? Videl schien dem ganzen überhaupt keine Aufmerksamkeit zu zollen, diese hatte zwischenzeitlich auf einem der Stühle Platz genommen und packte ihre Unterlagen aus. Seine eigene Tasche stellte der Halbsaiyajin auf den Stuhl gegenüber der Schwarzhaarigen und wies die anderen beiden Mädchen dazu an, ebenfalls Platz zu nehmen und ihre Unterlagen rauszuholen, während er die notwendigen Lehrbücher aus den Regalen suchen würde.
 

Mit einem „Ich helf dir.“ war Videl auch schon aufgestanden. Ehe Gohan noch was sagen konnte, war sie an ihm vorbeigegangen und in den Gang verschwunden, in dem die Lehrbücher standen. Innerlich zuckte er mit den Schultern, eigentlich brauchte er hierfür keine Hilfe, aber wenn sie darauf bestand. Ihr folgend ging er im Kopf durch, was sie brauchten.
 

„Also… Wir brauchen Mathematik Stufe 3, Mathematische Gleichungen Band 2 und…“
 

Als er den Blick zu der Tochter Satans gleiten ließ, stand diese mit den Händen in der Hüfte im Gang und machte keine Anstalten, die Bücher zu holen. Fragend blinzelte Gohan. Doch bevor er eine Frage formulieren konnte, ergriff Videl das Wort.
 

„Gohan, was ist los? Du benimmst dich seltsam, seit wir den Bus gestiegen sind. Wenn das zu viel für dich wird, dann musst du es sagen. Du musst das nicht tun.“
 

Überrascht blickte der Saiyajin in die besorgten blauen Iren Videls. Diese hatte zwischenzeitlich die Hände von der Hüfte genommen und gestikulierte mit diesen zu ihren Worten. Sie machte sich Sorgen? Um ihn? Ein wohliges Gefühl stieg in der linken Brust des Schwarzhaarigen auf, ein stetiges Pochen, das mit jedem Schlag etwas mehr Wärme ausstrahlte. Sie machte sich Gedanken um ihn.
 

„Hallo? Gohan?“
 

Perplex blinzelte dieser, als er bemerkte, dass er überhaupt nicht geantwortet hatte. Gohan war so mit diesem neuen Gefühl in sich beschäftigt, dass er gar nicht mitbekam, wie die Sekunden verstrichen. Sich räuspernd lächelte er warm zu Videl, über dieses Gefühl konnte er sich später auch noch Gedanken machen.
 

„Entschuldige, es ist nichts. Das geht für mich in Ordnung, schließlich hab ich zugesagt und keiner mich gezwungen. Außerdem ist es eine gute Chance für mich, den Stoff noch einmal Revue passieren zu lassen und zu vertiefen. Also siehst du, ich habe auch etwas hiervon.“
 

Prüfend sah Videl Gohan ein paar Sekunden an, schien feststellen zu wollen, ob er log oder die Wahrheit sagte. Schließlich seufzte sie resigniert und setzte wieder ein Lächeln auf, dass dieses Mal aber künstlicher wirkte, nicht von Herzen.
 

„Okay. Wenn du das sagst. Welche Bücher brauchen wir nochmal?“
 

**********
 

Etwas stimmte hier nicht, ganz und gar nicht. Seit sie in den Bus gestiegen waren, war Gohan seltsam. Klar, das Thema über das sich Erasa und Angela unterhalten hatten, war nicht unbedingt in seinem Interesse, aber sonst hatte er sich auch immer Mühe gegeben, ihnen wenigstens zuzuhören. Doch dieses Mal starrte er einfach nur stumm aus dem Fenster, war so tief in Gedanken, dass er nicht mal mitbekommen hatte, dass sie da waren.
 

Als Videl ihn darauf ansprach, reagierte er kaum und schlug ihre Bedenken in den Wind. Wenn er sagte, er käme klar, dann glaubte sie ihm natürlich, trotzdem kam sich nicht umhin zu bemerken, dass etwas Gohan beschäftigte.
 

Dieser hatte zwischenzeitlich die benötigten Lehrbücher in der Mitte ausgebreitet und erklärte den Mädchen die Exponential- und Logarithmusfunktion. Videl bemerkte erstaunt, dass Gohan eine ganz eigene Art hatte, die vier Rechenregeln für die Potenzen zu erklären, viel verständlicher und einfacher formuliert. Sich ein paar Stichpunkte notierend, damit sie nicht alles gleich wieder vergaß, nickte die Tochter Satans, als Gohan nachfragte, ob sie es alle verstanden hatte.
 

„Ja, das ist viel einfacher als ich dachte.“
 

„Naja, es geht so, kannst du es mir noch einmal erklären?“
 

„Also ich verstehe gar nichts, was soll denn dieses Expili...dingens überhaupt sein?“
 

Mit einem genervten Seufzen in der Kehle sah Videl auf zu Angela, die eine ihrer brünetten Strähnen in der Hand drehte und scheinbar keinerlei Interesse an dem zeigte, was Gohan gerade erklärt hatte. Entrüstet schnaubte Erasa auf und taxierte Angela mit einem strengen Blick.
 

„Ist das ein Ernst? Wir sind hier um zu lernen, wir behandeln das Thema seit einer Woche in der Schule und du weißt nicht mal was das ist?“
 

Gohan, der die Hände erhoben hatte, versuchte die aufkommende schlechte Stimmung einzudämmen. Mit einem entschuldigenden Lächeln sah er erst zu Videl, dann zu Erasa.
 

„Angela scheint einfach etwas mehr Erklärung zu brauchen. Videl, du hast ja verstanden wie es geht. Löse am besten zusammen mit Erasa die Aufgaben 2 bis 5, die sollten jetzt keine nennenswerte Herausforderung mehr darstellen. Ich werde Angela zwischenzeitlich alles noch mal genauer erklären, ja?“
 

Mit einem gemurmelten „Ist gut.“ wand sich die Schwarzhaarige ihrer besten Freundin zu, die neben ihr saß und schlug die entsprechende Seite mit den Aufgaben auf. Das warf ihren ganzen Plan zurück, Angela schien ja nicht mal die Grundlagen zu verstehen. Als Videl zu dieser schielte, trafen sich ihre Blicke und die Brünette lächelte verschmitzt, hob entschuldigend die Schultern und wand sich mit einem koketten Augenaufschlag Gohan zu, der ihr das Lehrbuch näher hin geschoben hatte um ihr alles noch einmal zu erklären. Ein unangenehmes Gefühl stieg in Videl hoch, sie war genervt von der ganzen Art der Anderen. War sie etwa nicht hier, um zu lernen? Wenn sie nur hier war, um Gohan schöne Augen zu machen, dann konnte sie auch wieder gehen.
 

„Videl? Komm, lass uns die Aufgaben lösen und dann kannst du mir direkt noch einmal erklären, wie die Exponentialfunktion geht.“
 

Seufzend wand sich die Tochter Satans wieder Erasa zu und begann, mit ihr die Aufgaben durchzuarbeiten. Eine Weile war es still, man konnte nur Gohan leise reden hören, wie er Angela tatsächlich von Grund auf alles erklärte. Als die beiden Freundinnen bei der letzten Aufgabe angekommen waren, war plötzlich ein lautes Schnauben gefolgt von einem resignierenden Seufzen zu hören. Überrascht sah Videl auf, war das von Gohan gekommen?
 

********************
 

Gohan hatte zwar versprochen, den Mädchen zu helfen, doch was Angela hier ablieferte, schockierte sogar ihn. Es konnte doch nicht sein, dass sie die einfachsten Grundprinzipien nicht verstand. Sogar Erasa kam mit Videls Hilfe zurecht, die mit ihrer schnellen Auffassungsgabe begriffen hatte, was der Saiyajin erklärt hatte. Kurz schielte er zu den anderen beiden rüber, die mit ihren Stühlen zusammengerückt waren und über den Aufgaben brüteten, die der Schwarzhaarige ihnen aufgetragen hatte. Wie viel lieber würde er jetzt neben Videl sitzen und die kleine Falte, die sich beim Nachdenken zwischen ihren Augenbrauen bildete, aus der Nähe betrachten. Seicht schüttelte er seinen Kopf, woran dachte er gerade nur wieder?
 

Tief einatmend, als würde er sich auf seinen nächsten Kampf vorbereiten, wand er sich wieder Angela zu. Gerade als er der Brünetten von Grund auf die allgemeine Funktionsgleichung erklären wollte, unterbrach diese ihn mit einem süßen Lächeln.
 

„Gohan, ich verstehe das alles nicht. Wie wäre es, wenn wir es für heute bleiben lassen und zusammen in ein Cafè gehen? Ich kenne eins, die machen den besten Eiskaffee der ganzen Stadt. Die anderen beiden können ja weiter pauken und wir….“
 

Nahezu entsetzt von diesem für Gohan unmöglichen Vorschlag schnaubte er entrüstet auf, bevor er laut resignierend seufzte. Mit Daumen und Zeigefinger seiner rechten Hand massierte er mit geschlossenen Augen seine Stirn. Was zu viel war, war zu viel. Er war vor allem hier, um Videl zu helfen und sich nicht Angelas ständige fruchtlosen Flirtversuchen zu unterziehen. So beschloss der Halbsaiyajin, dass es Zeit war, die Reißleine zu ziehen. Mit einem entschlossenen Blick, der ein gewisses Maß an Strenge aufwies, sah er zu dem brünetten Mädchen, dass ihn immer noch kokett anlächelte.
 

„Angela, so wird das nichts. Du hörst mir gar nicht zu. Es fehlen dir wichtige Grundlagen, um überhaupt zu verstehen, wovon ich rede. Ich glaube, es wäre besser, wenn du dir professionelle Nachhilfe suchst. Ich kann dir hier nicht helfen, das würde zu lange dauern.“
 

Im Augenwinkel konnte Gohan erkennen, dass er damit auch Videls und Erasas Blicke auf sie gelenkt hatte. Sollten sie ruhig mitbekommen, dass die Flirtversuche der anderen stets einseitig waren. Die ungewollte Aufmerksamkeit, die ihm von Angela zuteil wurde, war ihm schon länger unangenehm, und nun war es für ihn an der Zeit, das endlich mal zu klären.
 

„Gohan? Ich verstehe nicht was du damit meinst.“
 

Augenscheinlich verunsichert von seiner Aussage, wurde das Lächeln in Angelas Gesicht nervöser. Wieder seufzte der Halbsaiyajin.
 

„Du verstehst mich sehr wohl. Das bringt nichts. Es wäre für heute wohl besser, wenn du gehst.“
 

Mit diesen Worten hatte er sich von der Brünetten abgewandt und schlug das Buch zu, mit dessen Hilfe er gerade noch versucht hatte, ihr die Mathematik näher zu bringen. Nur wenige Sekunden waren verstrichen, als Angela abrupt aufstand, was von einem unangenehmen Quietschen des Holzstuhls auf Linoleum-Boden begleitet wurde. Wortlos packte sie ihre Tasche und sah noch einmal mit Tränen in den Augen hinab zu Gohan.
 

„Du hättest mir gleich sagen können, dass du mich nicht bei dir haben willst!“
 

Bevor er noch etwas sagen konnte, hatte sich Angela bereits umgedreht und verschwand schnellen Schrittes aus seinem Blickfeld. Verwirrt von der Aussage sah Gohan nur stumm hinterher. Wieso zum Teufel waren Frauen nur so kompliziert? In einem Moment lachen sie noch und im nächsten machen sie einem Vorwürfe und weinten. Der Saiyajin verstand nicht mal, wieso sie weinte. Schließlich war nicht er derjenige, der die Nachhilfe mit nicht relevanten Themen störte.
 

Ein weitere Stuhl, der geschoben wurde, lenkte Gohans Aufmerksamkeit zu Erasa und Videl, von denen erstere aufgestanden war und ebenfalls ihre Tasche gepackt hatte.
 

„Ich werde ihr nachgehen. Mach dir nichts draus, Gohan. So ist sie immer drauf, morgen hat sie das schon wieder vergessen. Vielen Dank für deine Hilfe, ich freu mich schon aufs nächste Mal.“
 

Mit einem leisen „Tschüss.“ und einer Umarmung für ihre beste Freundin war auch Erasa verschwunden und Gohan saß mit Videl alleine am Tisch. Eine beißende Stille hatte sich über sie gelegt, die keiner von beiden zu unterbrechen wagte. Ein leises Räuspern, dass von der Tochter Satans gekommen war, ließ den Saiyajin zu dieser blicken.
 

„Willst du darüber reden?“
 

Seufzend stützte Gohan seinen Kopf auf der rechten Hand ab, als wäre sein Hals nicht mehr instand genug, diesen zu halten.
 

„Darüber gibt es nichts zu reden. Angela versteht nicht mal die einfachsten Grundlagen. Das ist wie ein Kampf gegen einen Schatten, unmöglich. Da kann ich ihr nicht helfen. Sie wäre in einer Nachhilfeschule besser aufgehoben als in einer Lerngruppe.“
 

Wieder legte sich eine kurze Stille über sie, in der Gohan stur auf das dunkle Holz der Tischplatte starrte. Hoffentlich war Videl jetzt nicht negativ vom Verhalten des Halbsaiyajin beeindruckt. Da schob sich ein Heft in sein Sichtfeld. Überrascht sah er auf.

Wortlos hatte sie ihm ihr Notizbuch zugeschoben, in denen sie zusammen mit Erasa die Aufgaben gelöst hatte. Ebenso wortlos nahm er es entgegen und studierte den Rechenweg. Ein schmales Lächeln breitete sich auf seinen Lippen aus und er sah stolz zu Videl.
 

„Aber du scheinst es begriffen zu haben. Sehr gut. Alles richtig.“
 

Ein ebenso leichtes Lächeln breitete sich im Gesicht der Schwarzhaarigen aus, scheinbar verlegen winkte diese ab.
 

„Mit der richtigen Erklärung war das auch kein Problem. Du erklärst das, was relevant ist und nicht drum herum. Viel verständlicher als unser Lehrer, der könnte sich eine Scheibe von dir abschneiden, Gohan-Sensei.“
 

Das Lächeln in seinem Gesicht wurde zu einem breiten Grinsen. Genau das war es. Dieses unbefangene Gefühl, das er hatte, wenn er mit Videl alleine war. Er hatte es schon lange nicht mehr gespürt, dafür war es heute stärker denn je. Er war sogar ein wenig dankbar dafür, dass die anderen beiden bereits gegangen waren.
 

„Ach, ich erkläre es doch nur so, wie ich es auch verstehe. Und mit den richtigen Grundkenntnissen ist es auch kein Hexenwerk mir zu folgen.“
 

Während er sprach, hatte Gohan damit begonnen, die Bücher, die sie zuvor herausgesucht hatten, wieder zusammen zu sammeln.
 

„Ich denke, für heute reicht es. Du hast sehr gute Fortschritte gemacht, das nächste Mal können wir mehr in die Tiefe gehen.“
 

Mit einem zustimmenden Nicken stand Videl auf und griff nach den Büchern, die der Halbsaiyajin soeben zusammengelegt hatte und noch seine Hände darauf ruhen hatte. Nur eine Sekunde, wenn nicht sogar weniger, berührten sich die Fingerspitzen der beiden und durch Gohan ging ein Blitz. Unmerklich weiteten sich seine Augen und er starrte wie hypnotisiert auf die filigranen, sicherlich sehr weichen Hände der Schwarzhaarigen, mit denen sie nach den Buchrücken griff.
 

„Ich räum die Bücher weg und du rückst die Tische wieder an Ort und Stelle, okay?“
 

Aus dieser kurzen Starre gerissen sah Gohan mit einem deutlich fragenden Blick und einem „Huh?“ auf den Lippen auf. Er war gerade so in einer Trance gefangen, sich innerlich fragend wie sich Videls Hände in seinen anfühlen würden, dass er zwar gehört hatte, das die Tochter Satans etwas gesagt hatte, jedoch überhaupt nicht den Inhalt verstanden hatte. Als ihn der skeptische Blick der Schwarzhaarigen traf, zog Gohan seine Hände schnell wieder zurück und stimmte voreilig zu.
 

„J...ja! Ja, klar, gute Idee.“
 

Langsam nickend zog Videl die Bücher zu sich, stand auf und hob den Stapel an, nicht ohne den Saiyajin abschätzend zu mustern. Gohan spürte regelrecht, wie er unter ihrem Blick immer kleiner wurde. Doch anstatt ihn wie immer direkt darauf anzusprechen, schwieg Videl und machte sich daran, die Bücher zurück in die Regale zu räumen.
 

Als sie ihm den Rücken zukehrte, atmete Gohan erleichtert auf und ließ sich gegen die Lehne seines Stuhls sinken. Er hatte immer noch keine Ahnung, was Videl zu ihm gesagt hatte, aber er schätzte, dass es etwas mit Aufräumen zu tun hatte. Mit einem Seufzen war er aufgestanden und machte sich daran, die Tische wieder zurück zu schieben. Was war nur los mit ihm? Seit Tagen stellte er sich selbst diese Frage, doch eine Antwort schien ihm ferner denn je.
 

Eine flackernde Aura in seiner peripheren Wahrnehmung ließ den Halbsaiyajin aufmerksamer werden. In Bruchteilen einer Sekunde begriff Gohan, dass dies Videls Aura war, irgendetwas geschah gerade, was sie in Aufruhr versetzte. Seine Muskeln anspannend setzte er sich blitzschnell in Bewegung, folgte der flackernden Aura. Als er um die Kurve schoss sah er nur noch, wie ein ganzes Regal drohte, auf die Tochter Satans zu krachen, diese versuchte sich mit erhobenen Armen zu schützen.
 

„VIDEL!“
 

Mit einem Satz war er bei ihr angekommen, warf sich schützend vor sie und drängte die junge Frau mit seinem Oberkörper an die Wand in ihrem Rücken, stützte seine Arme rechts und links neben ihrem Kopf ab. Mit einem lauten Krachen und Gepolter flogen Bücher, Stapel an Papieren und das schwere massive Holzregal gegen Gohans Rücken und Hinterkopf, was für ihn einem Streicheln gleich kam. Der Unfall dauerte nur wenige Sekunden, die Stille, die sich anschließend ausbreitete, war ohrenbetäubend. Mit dem Regal im Rücken hustete Gohan kurz, der ganze Staub nahm ihm die Sicht.
 

„Videl… geht es…“
 

„Oh mein Gott!! Ist jemand da drin?!“
 

Der laute Schrei des Bibliothekars ließ Gohans Aufmerksamkeit auf diesen lenken. Kurz sah er nach rechts und links. Sonst keiner außer sie war zwischen den Regalen eingeklemmt.
 

„Wir sind zu zweit! Uns geht es gut, machen Sie sich keine Sorgen!“
 

„Wartet kurz, ich hole Hilfe, dann heben wir das Regal an damit ihr raus könnt!“
 

Verschweigend, dass das für Gohan alleine keinerlei Problem darstellte, ließ er den Bibliothekar seine Arbeit tun und er hörte rennende Schritte davoneilen, hörte dessen Hilferufe um jemanden zu finden der half.
 

Kurz durchatmend ließ Gohan seinen Blick nach unten schweifen und was er dort sah, verschlug ihm den Atem. Mit verschreckten Augen sah Videl zu ihm auf, er spürte wie sie schwer atmete, ihre Hände hatten sich auf Höhe seiner Schultern fest in sein Hemd gekrallt. Sein Herz machte einen Satz, schlug hart gegen seine Brust. Sich ein wenig zu ihr hinab lehnend legte er vorsichtig die Fingerspitzen seiner rechten Hand an ihre Wange. Leise murmelnd, Angst davor, dass seine Stimme versagen könnte, sprach er zu ihr
 

„Geht es dir gut? Bist du verletzt?“
 

Die himmelblauen Augen Videls weiteten sich, als er ihre Haut berührte. Ein rosa Schleier legte sich über ihre Wangen und sie sah scheinbar verlegen nach unten, ein Hauch von Sorge begleitete ihre Stimme.
 

„N...nein… Ich hoffe, du auch nicht?“
 

Sie...sah bezaubernd aus. Anders konnte Gohan es gerade nicht beschreiben. Diese ganze Situation war so surreal, aber wenn er sie ansah, kam ihm kein anderer Gedanke in den Sinn als der, wie hübsch sie mit den rosa Wangen gerade aussah. Sein Blick glitt zu ihren Lippen, die leicht geöffnet waren durch ihre schwere, noch aufgeregte Atmung. Aufgeregt war der Halbsaiyajin auch, jedoch auf andere Art und Weise. Gerade als er zu einer leisen Antwort ansetzen wollte, sie beruhigen wollte, unterbrach ein schrilles Piepen diesen Moment, ließ die Seifenblase um sie herum platzen.
 

Als wäre er wieder zu Sinnen gekommen, zog Gohan seine Hand von der Wange der Schwarzhaarigen und lehnte sich so weit nach hinten, sodass wieder ein respektabler Abstand zwischen ihnen herrschte. Durch diesen ruckartigen Rückzug stemmte er das auf ihm stützende Regal wieder nach oben, bis es hintenüber kippte und mit einem lauten Krachen zu Boden fiel.
 

Währenddessen hatte Videl ihr Handgelenk erhoben, an der die Uhr hing, mit der die Polizei nach ihr rufen konnte.
 

„Videl hier, ich höre.“
 

„Videl, wir brauchen dringend deine Hilfe! In einer Bank gibt es eine Geiselnahme, die Banditen drohen damit, jede Stunde eine Geisel zu erschießen wenn nicht ihre Forderungen explizit von dir erfüllt werden!“
 

„Ich mache mich sofort auf den Weg.“
 

Mit einem leisen Piepsen beendete Videl die Verbindung, straffte ihre Schultern und sah kurz zu Gohan.
 

„Ich muss los.“
 

Alarmiert von der Nachricht, mit der die Verbrecher so exakt auf Videl abzielten, folgte er ihr zum Fenster, aus dem sie im Begriff war zu fliegen.
 

„Meinst du, das ist so eine gute Idee? Dass sie so auf dich beharren verheißt nichts gutes! Wer weiß, was die mit dir anstellen!“
 

Kurz hielt die Schwarzhaarige in ihrem Tun inne, war bereits mit einem Bein auf das Fenstersims gestiegen. Ein entschlossener Blick traf Gohan über die Schulter Videls.
 

„Dann weiß das der große Saiyaman zu verhindern.“

Geiselnahme

Die Fähigkeit fliegen zu können, um so schneller an einem Einsatzort sein zu können, war Videl in vielen Fällen bereits sehr hilfreich gewesen. Sie war ohne den Flieger viel wendiger und konnte so Abkürzungen nehmen, die ihr bis dato mit dem schweren Gerät nicht möglich gewesen wären.
 

Und das hatte sie nur Gohan zu verdanken, der es ihr mit viel Geduld beigebracht hatte. Genau wie er auch heute viel Geduld bewiesen hatte, ihnen die schwierigen Aufgaben beizubringen. Doch heute war etwas passiert, mit dem Videl im Leben nicht gerechnet hatte: Eben diese Geduld hatte er bei Angela tatsächlich verloren. Und sie musste zugeben, dass ihr das schon etwas imponiert hatte.
 

Während sie zielgenau auf die Bank zusteuerte, in der die Geiseln festgehalten wurden, ließ Videl kurz den Tag Revue passieren. Irgendwas war anders mit Gohan gewesen, vor allem war es ihr aufgefallen, als er sie vor dem umstürzenden Regal gerettet hatte. Es war nur ein kurzer Augenblick gewesen, der bereits einen Wimpernschlag später wieder vergangen war. Aber dieser Moment hatte Videls Herz zum Schmelzen gebracht. Was wäre wohl passiert, wenn ihre Uhr nicht zu piepen begonnen hätte? Sie wusste ja es bereits seit dem großen Turnier und heute hatte sie noch einmal Gewissheit bekommen: Sie mochte Gohan mehr als es Freundschaft sein könnte.
 

Doch lange konnte sie diesem Gedanken nicht nachhängen, das Dach der Bank kam bereits in Sicht. Im Sinkflug ließ sie sich hinabgleiten und landete ein paar Meter hinter den fünf Polizeiwagen, die den Eingangsbereich ringsum abschirmten. In wenigen Schritten war sie bei der Einsatzleitung angekommen und stellte sich mit verschränkten Armen neben diesen.
 

„Takano-san, hier bin ich. Worum geht’s denn?“
 

Dieser begrüßte die junge Frau und erklärte ihr in kurzen Worten, worum es hier ging. Die Geiselnehmer waren augenscheinlich zu viert, könnten aber auch mehr sein. Sie hatten sechs Geiseln genommen, davon waren zwei Bankangestellte und vier Kunden, die leider zufällig in diesen Schlamassel geraten waren. Und die Forderung der Verbrecher war seltsam simpel: Sie wollten Videl, dafür würden sie alle Geiseln gehen lassen.
 

Ihre Schultern straffend holte die Tochter Satans einmal tief Luft. Sie verstand noch nicht genau, worauf die Verbrecher hinauswollten, aber wenn es das war, was die Geiseln zu ihrer Freiheit verhelfen würde, würde Videl keinen Rückzieher machen.
 

„Ist in Ordnung. Sagt dem Kopf der Bande, dass ich einverstanden bin und mich dem Eingang nähern werde.“
 

Nachdem sie geendet hatte, ging Videl mit großen Schritten auf die große Tür aus Milchglas der Bank zu. Sie würde die Geiseln retten, komme was da wolle. Vor dem Eingang angekommen, wurde die Tür einen Spalt geöffnet und eine dunkle Stimme befahl ihr, sich umzudrehen. Dies tat sie ohne Umschweife, schließlich wollte sie keine der Gefangenen in Gefahr bringen. Just in der Sekunde konnte sie etwas am Himmel entdecken. Sie kannte diese Silhouette nur zu gut. Der große Saiyaman! Und dann wurde es vor ihren Augen schwarz.
 

******
 

Im selben Augenblick, als Videl aus dem Fenster gesprungen war um zum Einsatzort zu fliegen, wollte Gohan ihr hinterher hechten, was aber durch den erstaunten Ausruf des Bibliothekars unterbrochen wurde.
 

„Um Himmels Willen, wie bist du da denn raus gekommen?“
 

Mit einem nervösen Lächeln drehte sich der Halbsaiyajin um, das konnte er gerade so gar nicht gebrauchen. Er wollte sich so schnell wie möglich verwandeln und an Videls Seite eilen, die Forderung der Geiselnehmer erschien ihm sehr verdächtig. Verlegen kratzte sich Gohan am Hinterkopf.
 

„Ach… wissen Sie, das war sicherlich der Adrenalinschub, den ich von dem Schrecken bekommen habe. Bitte verzeihen Sie die Unordnung, aber ich muss los, eine Freundin hat ihre Schultasche vergessen.“
 

Mit diesen Worten packte Gohan seine und Videls Schultasche, schulterte beide und rannte mit einem „Entschuldigung!“ durch den Haupteingang hinaus, ein paar Meter weiter in eine dunkle Gasse hinein und drückte den Knopf an seiner Armbanduhr. In sekundenschnelle war er nicht mehr der unscheinbare Schüler sondern der große Saiyaman.
 

In bahnbrechender Geschwindigkeit hatte sich Gohan in die Luft erhoben und schoss Videls Aura hinterher, die bei einer größeren Ansammlung anderer Auren angekommen war. Der Halbsaiyajin hatte bemerkt, dass die Tochter Satans ungefähr 10 Minuten bis dorthin gebraucht hatte, er würde es in unter der Hälfte schaffen.
 

Gohan wollte sichergehen, dass sie nichts dummes anstellen würde. Er kannte sie mittlerweile gut genug um sie einschätzen zu können. Auch wenn es grundsätzlich ein positiver Charakterzug war, das Wohl anderer über ihr eigenes zu stellen, doch hier war es in seinen Augen fehl am Platz. Er würde versuchen, sie davon abzuhalten mit den Verbrechern einen Deal zu machen und würde die Bösen eigenhändig zur Strecke bringen.
 

Gerade als er am Einsatzort angekommen war, konnte er noch sehen, wie Videl auf die Eingangstür der Bank zuschritt. Da drehte sie sich um, ihr Blick glitt nach oben und traf sich mit dem Gohans. Freude hellte ihr Gesicht auf, doch der Moment währte nur kurz. Entsetzt musste der Halbsaiyajin mit ansehen, wie aus der Tür zwei Hände kamen, ihr die Augen verbanden und sie rückwärts ins Gebäude zogen.
 

Panik machte sich in Gohan breit, er war bereits im Begriff nach unten zu schießen und den Laden zu stürmen, als plötzlich die Eingangstür weit aufging und sechs Menschen panisch das Gebäude verließen. Irritiert von dem Geschehen ließ sich Gohan langsam nach unten gleiten, bis er auf dem Asphalt landete neben dem Einsatzleiter. Dieser wand sich mit einem sichtlich erleichterten Gesichtsausdruck zu Gohan.
 

„Der große Saiyaman! Gott sei Dank bist du hier!“
 

Seine und Videls Tasche am Boden ablegend sah der Saiyajin zu dem Polizisten, der sehr nervös und aufgewühlt wirkte.
 

„Was ist hier los? Ich habe gesehen, wie Videl in das Gebäude gezogen wurde.“
 

Nervös sah der Polizist wieder in Richtung der Bank, er schien selbst nicht so genau zu wissen, was hier vorging.
 

„Die Geiselnehmer, wir schätzen es sind vier, hatten mehrere Menschen festgehalten. Sie wollten Videl im Austausch für alle Geiseln. Sie hat sich bereit erklärt, sich eintauschen zu lassen. Und sie haben Wort gehalten, die Geiseln sind alle wieder frei.“
 

Entsetzt von dieser Forderung, dass der Einsatzleiter das Angebot nicht ausgeschlagen hatte und dass Videl dies so bereitwillig getan hatte, sah Gohan ebenfalls in Richtung der Bank.
 

„Bitte?! Und das haben Sie so einfach zugelassen?? Sie ist noch eine Schülerin, verdammt!!“
 

Mit diesen Worten ging er mit schnellen Schritten auf den Eingang des Bankgebäudes zu. Doch dann besann er sich eines anderen, er konnte an den Auren exakt erkennen, wie viele Verbrecher sich in dem Komplex befanden, insgesamt fünf an der Zahl. Wenn er jetzt schnurstracks da rein marschieren würde, könnte er Videl in Gefahr bringen, da die Männer sich über das Gebäude verteilt hatten und miteinander in Kontakt stehen könnten.
 

Die Tatsache, dass es in diesem Moment stark zu regnen begann, ließ Gohan seinen Plan ändern. Er machte einen großen Bogen um den Haupteingang und näherte sich dem hinteren Notausgang. Diese war zwar verschlossen, aber für den Halbsayajin stellte sie kein Hindernis da. Mit einem festen Zug hatte er die Tür aus den Angeln gehoben, stellte sie an der Wand ab. Das laute Geräusch, das dabei entstand, wurde von dem trommelnden Regen auf dem Dach gedämpft. Aus einem Kiesbett, das aus dekorativen Gründen neben der Tür angelegt war, nahm er ein paar Steine. Fest entschlossen schritt er so in das Gebäude mit dem Ziel, Videl zu befreien.
 

******
 

Schwer atmend saß Videl auf dem kalten Betonboden. Ihr wurden direkt die Augen verbunden sowie die Hände auf den Rücken mit festen Panzertape fixiert. Für sie war es selbstverständlich, die Geiseln zu retten, egal zu welchem Preis. Doch die Angst, die nun ihren Rücken hinaufkroch, ließ ihr Herz rasen und ihren Atem stocken.
 

Sie wurde ohne große Worte in einen Raum gebracht, sie wusste nicht, wo sie sich befand. Sie hatte nur von dem Verbrecher, der sie hierher gebracht hatte, ein "Du bleibst erst mal hier." gehört und dann wurde eine Tür geschlossen, in der ein Schlüssel gedreht wurde. Sie war hier gefangen. Doch Videl hatte Hoffnung, Hoffnung darauf, dass ein ganz bestimmter Held sie retten würde.
 

Sie wusste, dass Gohan sie nicht hängen lassen würde. Schließlich hatten die beiden schon sehr viele Situationen miteinander meistern können. Sei es im Kampf gegen Verbrecher oder auch damals beim großen Turnier und dem darauffolgenden Kampf gegen Boo, auf den Halbsaiyajin war immer Verlass gewesen.
 

Schmerzlich erinnerte sie sich daran, als geglaubt wurde, Gohan sei von dem Dämon getötet worden. Videl hatte nie daran geglaubt, hatte immer daran fest gehalten, dass er noch lebte. Sie konnte es nicht genau erklären, aber etwas tief in ihr hatte ihr gesagt, dass er wieder zu ihr zurückkehren würde, so wie er es ihr versprochen hatte. Genau so wie sie jetzt fest daran glaubte, dass er zu ihrer Rettung eilen würde, auch wenn die Angst ihr die Kehle zuschnürte.
 

Tief einatmend schloss Videl ihre Augen hinter der Binde, versuchte so die Panik vor der absoluten Dunkelheit ein wenig einzudämmen. Sie hatte prinzipiell kein Problem mit Dunkelheit, aber diese absolute Finsternis, die sie gerade umhüllte, machte es nicht einfach für sie. Jedes kleinste Geräusch, dass sie wahrnahm, ließ sie zusammenzucken und bescherte ihr eine Gänsehaut.
 

„Gohan...bitte beeil dich.“
 

******
 

In leicht geduckter Haltung schlich Gohan mit dem Rücken an der Wand durch den breiten Flur des Gebäudes. Er hatte sowohl die fünf Auren der Verbrecher, sowie die für ihn viel heller strahlende von Videl genau im Blick. Zielsicher, da er wusste, wo sie sich aufhielt, ging er von Raum zu Raum.
 

Einmal wich der Halbsaiyajin in eine der Büroräume aus, da ein bulliger Mann mit einem Gewehr im Anschlag im Begriff war, seinen Weg zu kreuzen. Als dieser an dem Raum vorbeigegangen war, schob Gohan leise die Tür auf, nahm einen der Steine aus der Tasche und schnipste diesen mit mehr Kraft als benötigt gegen dessen Hinterkopf. Dieser gab ein leises Grunzen von sich und fiel dann zu Boden.
 

Mit schnellen Schritten ging Gohan zu diesem, entschärfte dessen Waffe indem er kurzerhand einen Knoten in den Lauf machte und schritt dann weiter seinem Ziel entgegen. Eine Abbiegung, bevor er bei dem Raum ankam, in dem Videl festgehalten wurde, machte der Halbsaiyajin halt.
 

Zwei Männer standen Wache vor der Tür, hinter der er die Aura der jungen Frau wahrnehmen konnte. Wieso wurde nur so viel Aufwand betrieben nur um sie hier gefangen zu halten? Was versprach sich die Bande davon? Doch das waren Fragen, die er später noch klären konnte, jetzt musste er einen Weg finden, sie da raus zu holen.
 

Kurz sondierte der Halbsaiyajin die Lage. Videl schien in einem Raum zu sein, dessen einziger Zugang die Tür ist, vor der die zwei Männer standen. Also blieb ihm nichts anderes übrig, als die beiden möglichst zeitgleich auszuschalten, da er bei dem Typen, den er bereits ausgeschaltet hatte, ein Funkgerät gesehen hatte. Wenn er zu lange zögerte, könnte einer der beiden den letzten zwei verbleibenden Verbrechern Bescheid geben.
 

Sich zwei Steine aus der Tasche nehmend atmete Gohan ein paar mal tief ein und aus, er musste zielsicher treffen, sonst könnte es Probleme geben. Um die Ecke schielend visierte er die beiden Kerle an, zielte und schnipste schnell hintereinander die zwei Steine in Richtung derer Köpfe. Nahezu zeitgleich gingen sie zu Boden, der eine kippte um wie ein Sack, der andere jedoch ging nur auf die Knie.
 

Geistesgegenwärtig schnellte der Saiyajin aus seinem Versteck als er ein knacksendes Geräusch hörte, dass von einem Funkgerät kam, wenn man eine Verbindung aufbaute. Wenn der Kerl jetzt seine Kumpels warnen würde, könnten sie noch die Flucht ergreifen. Gohan nahm den Mann in einen engen Schwitzkasten, dieser versuchte sich zu wehren und aus dem Funkgerät kam eine tiefe Stimme.
 

„Dante, ist alles in Ordnung bei euch?“
 

Seine Lippen zusammenpressend versuchte Gohan keinen Ton von sich zu geben, doch der Typ, dessen Name wohl Dante war, erhob röchelnd seine Hand, legte sie an das Funkgerät und setzte eine Nachricht ab bevor er das Bewusstsein verlor.
 

„Der…..Saiya….hier…“
 

Mit einem lauten Ausatmen verließ jegliche Spannung den Körper im Arm des Halbsaiyajins. Verdammt, er war zu langsam gewesen. Jetzt wussten die anderen beiden, das etwas nicht stimmte. Gohan konnte spüren, wie sich die beiden Verbliebenen in Bewegung setzten und in Richtung des Notausganges stürmten. Kurz war er hin- und hergerissen. Sollte er ihnen folgen und ihnen das Handwerk legen? Doch die Sorge um Videl überwog und so trat er an die Tür, um diese ebenso wie die beim Notausgang aus den Angeln zu heben.
 

******
 

Jedes noch so kleinste Geräusch ließ Videl aufschrecken, da ihre Augen verbunden waren waren ihre anderen Sinne umso mehr geschärft. Sie war normalerweise nicht von ängstlicher Natur, aber wer hatte denn bitte keine Angst, wenn er gefesselt in einem unbekannten Raum festgehalten wurde? Sie wusste ja nicht mal, ob sie alleine war oder ob noch jemand zu ihrer Bewachung anwesend war.
 

Plötzlich gab es einen dumpfen Schlag, den Videl nur gedämpft wahr nahm. Geschah etwas vor dem Raum? Sie hörte eine Stimme, konnte aber nicht verstehen, was gesagt wurde. Ein kurzes Röcheln war zu vernehmen und dann war Stille.
 

Hart klopfte ihr das Herz bis zum Hals, das Blut strömte schnell durch ihre Adern und rauschte laut in ihren Ohren. Sie hatte gerade große Angst, da sie nicht einschätzen konnte, was gerade geschah.
 

Ein lauter Knall und darauffolgendes Quietschen ließ Videl zusammenzucken, instinktiv versuchte sie, ein wenig nach hinten zu rücken und an der kalten Betonwand Schutz zu suchen. Doch wenige Sekunden darauf fiel jegliche Anspannung von ihr ab, als sie eine warme Stimme den Raum erfüllen hörte.
 

„Videl! Warte, ich helf dir.“
 

Erleichtert atmete diese auf, spürte wie zwei Hände den Knoten an ihrem Hinterkopf lösten. Von der Helligkeit geblendet blinzelte Videl ein paar Mal, bis sie sich wieder daran gewohnt hatte, normal zu sehen. Und das erste, was sie erkennen konnte, war das Gesicht Gohans, der den Helm abgenommen hatte und sie mit einem hellen Lächeln begrüßte.
 

„Hey, alles klar? Ich hoffe, dir geht es gut?“
 

Von ihren eigenen Gefühlen überwältigt konnte die junge Frau nur nicken, ein dicker Knoten bildete sich in ihrem Hals. Sie war so erleichtert, so glücklich, dass Gohan zu ihr gekommen war und abermals wurde ihr ihre Gefühle mehr als bewusst. Diese Emotionen gepaart mit der Angst, die sie zuvor noch empfunden hatte, ließen bei ihr jegliche Dämme brechen.
 

Schluchzend ließ Videl ihren Kopf sinken, dicke Tränen bahnten sich ihren Weg über ihr Gesicht. Sie wusste, dass sie Gohan damit sicher überfordern würde, aber sie konnte gerade nicht anders. Sie brauchte jetzt einfach dieses Ventil, musste sich Luft machen, sonst würde sie an ihren Gefühlen ersticken. Zwei Hände legten sich schwer, aber nicht belastend auf ihre Schultern.
 

„Wieso weinst du denn? Tut dir doch etwas weh?“
 

Die Fürsorge, die in seiner Stimme mitschwang, machte es für die junge Frau nicht leichter. Weiter weinend ließ sich Videl nach vorne gegen die Brust des Halbsaiyajins kippen, immer noch die Hände an ihrem Rücken fixiert. Sie spürte wie Gohans Hände sanft von ihren Schultern zu ihren Schulterblättern strichen und sie dort zärtlich tätschelten.
 

„Das wird schon wieder… Komm… wir befreien jetzt erst mal deine Arme und dann bring ich dich nach Hause.“
 

******
 

Es hatte Gohan nicht viel Mühe gekostet, das Tape um Videls Arme zu lösen. Nachdem das geschehen war, hatte er seinen roten Umhang abgenommen und die junge Frau darin eingewickelt, zum einen um sie von dem draußen herrschenden Regen zu schützen und zum anderen, um sie vor ungewollten Blicken zu bewahren. Er wollte ihr so viel Sicherheit wie möglich schenken, auch wenn sie stark und selbstbewusst war, wirkte sie auf den Halbsaiyajin gerade wie das zerbrechlichste Wesen auf Erden. Und das galt für ihn beschützt zu werden.
 

Nachdem er seinen Helm wieder aufgesetzt und mit ihr das Gebäude verlassen hatte, gab er dem Einsatzleiter kurz Bescheid, dass wieder alles in Ordnung war und sie drei der fünf Verbrecher im Gebäude festnehmen konnten. Außerdem berichtete er, dass zwei von ihnen abhauen konnten. Während er dies tat, hatte er das rote Bündel, in das Videl von Kopf bis Fuß gewickelt war, die ganze Zeit im Arm gehalten, drückte sie sanft an sich.
 

Die Fragen der Polizisten, wo denn Videl war und ob es ihr gut ging, ignorierte er konsequent. Schweigend hatte er ihre Taschen, die er zuvor zurückgelassen hatte, mit einer Hand gepackt und war mit dem roten Bündel im Arm abgehoben.
 

Während ihrer Rettung hatte Videl kein einziges Wort gesagt. Gohan hatte es tief getroffen, als sie plötzlich zu weinen begonnen hatte. Aber Menschen weinten auch aus Erleichterung, nicht nur aus Trauer oder Angst. Trotzdem konnte er nicht richtig einschätzen, weshalb bei ihr nun die Tränen geflossen waren.
 

Auch während er sie zurück zu der Villa ihres Vaters brachte, sprach sie nicht, ab und an war ein ersticktes Hicksen zu hören. Jedes einzelne dieser Geräusche war für ihn ein weiterer Stich, der sein Herz schwerer und schwerer werden ließ. Gohan wagte es nicht, ihr einvernehmliches Schweigen zu unterbrechen, viel zu sehr hatte er Sorge, dass Videl wieder weinen würde.
 

An der Villa Mr. Satans angekommen steuerte der Halbsaiyajin einen großen Balkon an, von dem er wusste, dass er an das Zimmer der jungen Frau angrenzte. Leichtfüßig landete er mit ihr auf den Armen und trug sie unter eine ausgefahrene Markise, um sie vor dem Regen zu schützen.
 

„Wir sind da.“
 

Leicht regte sich das Bündel auf seinen Armen und ein kurzhaariger schwarzer Schopf lugte zwischen dem roten Stoff hervor, gefolgt von zwei himmelblauen Augen, die durch das Weinen leicht gerötet waren. Leise erklang ihre Stimme.
 

„Danke...Gohan. Kannst du mich runter lassen?“
 

Ihrer Bitte sofort Folge leistend ließ er Videl von seinen Armen gleiten, die den Umhang von ihren Schultern nahm und ihn mit einem für Gohan undeutbaren Gesichtsausdruck zusammenfaltete. Während sie das tat, nahm der Saiyajin den Helm ab, mit dem er normalerweise seine Identität schützte.
 

„Videl, sag mal… was war vorhin mit dir los? Es ist natürlich in Ordnung, wenn du nicht darüber reden willst, aber wenn ich dir irgendwie helfen kann… Ich bin immer für dich da.“
 

Ein dankbares Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus, ein Lächeln, dass Gohan kurz vergessen ließ, was er gerade gesagt hatte. Egal was für ein Gesicht sie machte, ob sie lachte, ob sie weinte oder wütend war, er fand sie einfach alle bezaubernd.
 

„Ich weiß. Aber damit kannst du mir nicht helfen. Aber ich danke dir. Für alles.“
 

Während sie sprach, hatte sie den Umhang auf eine neben ihnen stehende Bank abgelegt, trat näher an den Halbsaiyajin heran und schob ihre Arme um dessen Taille. Kurz stockte ihm der Atem als er spürte, wie sich ihr schlanker Körper an seinen drückte, ihn zart umarmte. Vor Schreck war ihm der Helm aus der Hand gefallen und just in der Sekunde, als dieser mit lauten Gepolter auf dem Boden aufschlug, ging ein Blitz durch Gohan.
 

Augenblicklich schossen seine Arme hervor, schlangen sich um Videl und drückten sie fest an sich. Er wollte jede einzelne Kontur ihres Körpers an seinem spüren, vergrub sein Gesicht an ihrem Hals und atmete wie ein Ertrinkender gierig ihren süßen Duft ein. Sein Herz schlug stark gegen seine Brust und es würde ihn wundern, wenn sie es nicht spüren würde. Doch das war Gohan in diesem Moment egal, in dieser Sekunde zählte einzig und allein das für ihn schönste Mädchen in seinen Armen, die ihre Arme ebenso um ihn gelegt hatte und ihren Kopf an seine Brust gebettet hatte.
 

Dies war das erste Mal in Gohans Leben, dass er sich wünschte, die Zeit würde einfach stehen bleiben.



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