Beauty from Pain von Acquayumu ================================================================================ Kapitel 1: Fußball-Star ----------------------- "Ich schaffe das nicht. Ich schaffe das nicht. Ich schaffe das nicht..." ein Mantra, welches sich immer wieder in meinem Kopf wiederholte und sich in mir festsetzte, wie eine Zecke auf der Suche nach Nahrung. Ich konnte nicht ein Mal den Ball durch das Loch befördern. Die anderen Kinder lachten mich aus und verließen den Fußballplatz. Die Fußball-AG war beendet. Eigentlich machte mir dieser Sport sogar spaß. Zu Hause spielte ich immer mit meinem kleinen Bruder Sam. Wer die meisten Bälle durchs Loch bekam, gewann. Da war es mir auch egal, wenn ich mit 13 Jahren gegen meinen sieben Jahre jüngeren Bruder verlor. Und weil meine Mutter wusste, dass ich Fußball mochte, hatte sie mich über die Ferien in einer Fußball-AG angemeldet. Leider war ich der schwächste Spieler dort, da ich trotz meiner Fußball-Liebe nie besonders sportlich war. Das führte dazu, dass mich niemand im Team haben wollte und alle ihren Unmut an mir ausließen. Seitdem hasste ich Fußball und ich schwor mir, es danach nie wieder zu spielen. "Ich schaffe das nicht." murmelte ich missmutig vor mich hin, als ich wieder nicht traf. "Und warum schaffst du das nicht?" drang plötzlich eine fremde Stimme an mein Ohr und als ich mich umdrehte, sah ich wie ein Junge mit brünetten langen Haaren, bronzener Haut, braunen Augen und mit einem beachen Poncho und roter Cow Boy-Hose bekleidet, das Feld betrat. "Was in Gottes Namen hast du denn da an? Sind das da Legosteine an deinen Handschuhen und Schuhen?" ich hatte wirklich noch niemanden gesehen, der so seltsam gekleidet war wie der Junge da. "Lego-was? Nein... Also. Warum schaffst du das nicht?" verwirrt wurde ich angeguckt. Anschließend stellte er seine Frage erneut. "Ich heiße Ray und du?" versuchte ich vom Thema abzulenken. Ich mochte absolut nicht darüber reden, wie es um eine Fußball-Künste bestellt war. Innerlich hatte ich angst, erneut dafür ausgelacht zu werden. Ein selbstgefälliges Grinsen stahl sich auf das Gesicht des Jungen, ehe er mir antwortete: "Hao ist mein Name. Und jetzt zu meiner Antwort. Bekomme ich vielleicht heute noch eine?" "Was für ein arroganter Gockel du bist. Und Hau? Hau drauf oder wie? Welche Mutter tut seinem Kind schon so einen Namen an und warum hast du dich kostümiert?" wollte ich wissen, in der Hoffnung das Gespräch endlich auf ein anderes Thema zu lenken. Der Junge mit den langen Haaren musste herzlich lachen, was sich in meinen Ohren eher kalt und freudlos anhörte. Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken. Ohne Vorwarnung schnappte sich der Junge den Ball, der bis vor kurzem vor meinen Füßen gelegen hatte und balancierte diesen auf seiner Fußspitze, was Dank der Legoklötze an seinen Füßen mehr als einfach war. Anschließend schoss er diesen direkt durch das obere Loch der dünnen Stellwand. "Ich heiße Hao und nicht Hau. Und mein KOSTÜM erfüllt schon seinen Sinn und Zweck." erklärte mir dieser HaO grinsent und sah mich dabei von der Seite an. "Ist gut, Quadratlatsche. Aber mit den Schuhen hätte ich die Nummer auch gekonnt." trotzig verschränkte ich die Arme vor der Brust und sah meinen Gesprächspartner mit düsterer Miene an. Hao schüttelte daraufhin nur den Kopf und begann damit sich die Schuhe abzustreifen, nur um das Selbe nochmal mit nackten Füßen zu machen. Ich  schnappte mir in der zwischenzeit seine Schuhe und zog sie an. Gott waren diese Dinger schwer. Als Hao wieder den Ball durchs oberste Loch der drei Löcher in der Stellwand befördert hatte, nahm er einfach meine Schuhe und zog sie sich an. "Ey cool. Wir haben die gleiche Schuhgröße." lächelte ich, als ich sein Schuhwerk endlich an hatte. "Süße Schühchen." antwortete er und belächelte meine rosa Turnschuhe mit der weißen Sohle, den weißen Schnürsenkeln und dem Diddlmausausdruck. "Und sie passen dir perfekt." grinste ich und holte den Ball, welcher sich immer noch hinter der Stellwand befand. Oder eher gesagt, ich wollte ihn holen. Denn als ich einen Schritt nach vorne machen wollte, bekam ich den Fuß kaum vom Boden hoch. "Alta. Wie kannst du mit den Dingern laufen? Ist ja ein Ding der Unmöglichkeit." schimpfte ich, während ich versuchte einen Schritt vor den anderen zu setzen, damit ich überhaupt vom Fleck kam. Hao musste herzlich lachen, als er mich davon warscheln sah und stand auf, um mir zu folgen. "So wird das in zehn Jahren noch nichts. Ich glaube du brauchst ein gutes Training." er hielt mich an einem Arm fest, während ich den Ball endlich erreichte und mehr schlecht als recht aufhob. "Training? Willst du mich vergraulen? Ich bin total unsportlich. Da nützt kein Training der Welt etwas." der wollte mit mir doch nicht ein großläufiges Training starten, oder? Hao lächelte zuckersüß und nahm mir den Ball wieder ab, um ihn dann wieder auf seinem Fuß zu balancieren. Anschließend schoß er mir diesen zu und meinte: "Los! Wir trainieren jetzt." Murrend gab ich nach. In den nächsten Stunden brachte mir Hao die Techniken des Fußballs näher und ließ mich kräftig dabei schwitzen. Natürlich hatte ich die Schuhe beim gesamten Training nicht ausgezogen, sodass ich jetzt spielend mit ihnen laufen konnte. Am Ende des Trainings konnte ich den Ball ohne Probleme ins oberste Loch befördern. Und immer wenn ich aufgeben wollte, trieb Hao mich an weiter zu machen und nicht einfach ds Handtuch zu schmeißen. Ich wusste nicht wo dieser seltsame Junge hergekommen war, warum er gerade mich angesprochen hatte und warum er mir half. Aber im Grunde war es mir egal. Seitdem er bei mir war, fühlte ich mich zum ersten Mal nicht nutzlos. Ich fühlte mich....großartig. Plötzlich konnte ich alles schaffen, wenn ich es nur hart genug versuchte. Zusammen mit Hao trainierte ich bis in die späten Abendstunden. Am Ende konnte ich nicht nur den Ball in das Loch in der Stellwand befördern. Nein. Ich konnte dribbeln, tricksen, Köppen und so weiter. Ich konnte zurecht behaupten, dass ich jetzt eine passable Fußballspielerin war. "So. Das dürfte für heute genug sein. Aber wir sehen uns morgen wieder." ein beinahe selbstverliebtes Grinsen zierte sein Gesicht, als er diese Worte aussprach. Dabei fiel mir auf, dass er, im Gegensatz zu mir, wirklich sehr viel Selbstbewusstsein haben musste. Lässig saß er auf der Ersatzbank des Fußballplatzes. Einen Fuß hatte er dabei auf die Bank gestellt und seinen Arm locker auf dem Knie platziert. Als ich ihn näher betrachtete, stellte ich fest, dass Hao wirklich verboten gut aussah. Selbst die globigen Omaohrringe mit dem Sternensymbol standen ihm sogar.Gegen ihn sah ich einfach arm aus. Und das nicht, weil meine quitschrosa Kleidung trug, die mich aussehen ließ wie ein kleines Mädchen. "Bis morgen, Hao." ich lächelte und winkte dem brünetthaarigen Jungen, welcher aufstand und das große Ausgangstor des Platzes anvisierte. Einen kurzen Blick warf er mir noch zu, ehe er in einer Feuersäule verschwand. "Bis Morgen, Raina Johnson." verklangen seine letzten Worte, ehe von der Feuersäule nur noch eine Rauchschwade zu sehen war. "W-Woher kennt er meinen vollen Namen u-und ist der gerade im Feuer verschwunden?" stotterte ich vor mich hin. Irgendwie gruselte mich das ein wenig. Hoffentlich war der Junge kein Stalker. Aber was er genau war, konnte ich morgen noch herausfinden. Aber selbst wenn er ein stalker oder irgendwer war, der für mich gefährlich war... Er hatte mir heute geholfen und nichts dafür gefordert. Wieso sollte er mir also schaden wollen? Auch wenn es mich ein wenig beunruhigte, dass er im Feuer verschwunden war. Das kannte ich nur von gewissen anderen Wesen, die nicht wirklich nett zu mir waren. Aber diese spielten nicht mit mir Fußball. Also schob ich den Gedanken bei Seite und machte mich auf den Weg nach Hause. Inzwischen war es dunkel geworden. Ich mochte die Dunkelheit nicht so gerne, aber dieses Mal störte sie mich seltsamerweise nicht  Als ich zu Hause ankam, brannte noch Licht. Was wohl hieß, dass meine Eltern auf mich warteten. "Hallo Raina. Da bist du ja endlich... Was hast du denn da für Schuhe an?" wurde ich von meiner Mutter bereits an der Türe begrüßt. Mit einem skeptischen Blick betrachtte sie mein Schuhwerk. "Ups!" ich hatte ja noch Haos Schuhe an. Klar, dass die Dinger meiner Mutter sofort ins Auge gefallen waren. "Sind das Legoschuhe? Warum lachst du denn so?" verwirrt wurde ich von ihr gemustert, während sie mich ins Haus ließ. Ich war währenddessen in schallendes Gelächter ausgebrochen und kaum noch zu beruhigen. Gott! Was würden Haos Eltern wohl dazu sagen, wenn dieser dort mit rosa Diddleschuhen aufkreuzen würde? "S-Sorry Mama. Die gehören meinem neuen Freund." gab ich ihr endlich zur Antwort, "Wird wohl ein bisschen schwul aussehen, wenn der mit meinen Latschen bei seinen Eltern aufkreuzt." Jetzt musste meine Mutter auch lachen, welche anschließend sagte: "Ich habe dir dein Abendessen warm gemacht. Ess das noch und dann geht´s ab ins Bett. Dein Bruder schläft schon." Als ich mein Essen aß, erzählte ich meiner Mutter von meinem heutigen Tag und natürlich von Hao. Die Feuersäule und das er meinen vollständigen Namen kannte, ließ ich weg. Ich wollte meine Mutter nicht unnötig beunruhigen. Nach dem Essen machte ich mich bettfertig. Das hieß Schlafanzug anziehen, Zähne putzen, "Gute Nacht"-sagen und ins Bett gehen. Haos Schuhe standen vor meinem Bett und funkelten in dem schwachen Licht, welches meine Zimmerlampe warf. Mit einem Lächeln im Gesicht betrachtete ich diese und schlief glücklich ein. Mit langen gezielten Schritten steuerte Hao das große Lagerfeuer an, an welchem nur noch Luchist und Opacho saßen. Die anderen Mitglieder seines Teams waren schon schlafen gegangen. "Ich bin wieder da." begrüßte der Brünette seine Teammitglieder. "Hallo Mei-..." weiter kam Opacho mit ihrer Begrüßung nicht, da sie sich krampfhaft den Mund zuhielt. "Ist etwas, Opacho?" verwirrt sah Hao die kleine Afroamerikanerin an. Luchist, ein Mann mit Hut und einem schwarzen Poncho mit hohem Schlagkragen, sah jetzt auch von seinem Buch auf und konnte sich nicht mehr halten vor Lachen. "Was gibt es da bitte zu lachen?" der arme Hao war jetzt nur noch verwirrter als zuvor und starrte die beiden ungläubig an. "Ihr habt da wirklich hübsche Schuhe an, Meister Hao." komplimentierte Luchist mein Schuhwerk, welches Hao immer noch trug. "Oh Gott! Ich habe ja immer noch Rays Schuhe an. Hört auf zu lachen." bitterböse Blicke zu Opacho und Luchist rüberwerfend, streifte sich Hao meine Schuhe von den Füßen. Als die Beiden immer noch nicht aufhörten zu lachen, seuftzte dieser nur und meinte: "Ich glaube, bis Morgen kann ich Barfuß laufen." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)