Good oldfashioned loverboy von GingerSnaps ================================================================================ Kapitel 1: Good oldfashioned loverboy ------------------------------------- Stiles war trotz der frühen Stunde bereits hellwach. Er saß am Steuer seines parkenden Jeeps und konnte dabei zusehen, wie die Frühlingssonne in einem beinahe schon kitschig anmutenden Farbenmeer aus lebhaftem türkis, zartem rosé, zurückhaltendem blau und tragischem grau über jenem Industriegebiet aufging, in welchem Derek sein Zuhause hatte. Genießen konnte er dieses Schauspiel jedoch nicht, denn er versuchte immer noch zu verdauen, was soeben geschehen, oder vielmehr nicht geschehen war! Wie so oft war er an Dereks Seite aufgewacht und es war ein Morgen wie jeder andere gewesen: Zähne putzen, rasieren, duschen und dann noch rasch ein Kaffee Seite an Seite. Nur war dies eben kein Tag wie alle anderen, verdammt! Nein, dieser Tag hatte eigentlich etwas ganz Besonderes werden sollen, denn immerhin war es doch ihr erster Jahrestag. Alle ihre Freunde und Familienmitglieder hatten Derek und ihm nicht einmal eine Woche gegeben, Peter und Malia hatten sogar Wetten darauf abgeschlossen, wer wen zuerst verlassen, oder umbringen würde. Doch es hatte gehalten! Sicher, sie hatten gelegentlich ihre Streitigkeiten gehabt und hatten dabei ihre persönlichen Grenzen und die Rahmenbedingungen ihrer Beziehung ausgehandelt, aber das war schließlich ganz normal, oder etwa nicht? So etwas gab es doch bei jedem Paar? Und es war wirklich ein verdammt gutes Jahr gewesen. Es war vielleicht sogar das beste Jahr seines Lebens gewesen und beinahe hatte Stiles bereits angefangen zu glauben, dass dies wirklich alles echt war, dass er geliebt wurde, dass er es wert war geliebt zu werden. Doch nun war klar, er hatte sich wieder einmal bloß etwas vorgemacht, wie so ein lächerlicher, erbärmlicher Trottel. Denn wenn er Derek auch nur ein kleines bisschen bedeuten würde, dann hätte dieser doch sicher nicht einfach so ihren Jahrestag vergessen, richtig? Stiles hatte ja gar nicht viel erwartet. Vielleicht eine süße, kleine Karte mit einem Einhorn darauf und ein paar zärtlichen Worten darauf, darüber wie einzigartig er sei, oder so? Oder ein Blow-Job, gefolgt von einem leckeren Waffelfrühstück? Irgendetwas das zeigte, dass Derek diesen Tag ebenfalls würdigte. Stiles war sich sicher, Derek müsste doch ganz genau wissen, dass ihm dieses Datum viel bedeuten würde, wenn er ihn auch nur ein bisschen kannte. Und seltsamerweise hatte er in der letzten Zeit ja auch gelegentlich das Gefühl gehabt, dass Derek irgendetwas plante. Er hätte zwar nicht den Finger darauf legen können warum er das glaubte, doch irgendwie hatte sein Freund manchmal so gewirkt, als würde er etwas planen, oder vor ihm verheimlichen. Darum hatte Stiles Derek heute morgen ja auch nicht von sich aus zum Jahrestag gratuliert, weil er ihm seinen Moment nicht versauen wollte. Doch spätestens als sein Lover ihn mit einem beiläufigen: "Wir sehen uns heute Abend um sechs." verabschiedet hatte, wie jeden Tag war klar geworden, Derek hatte wirklich keine Ahnung, was heute für ein Datum war. Und nun kam Stiles ein grauenhafter Gedanke. Wenn Derek also in letzter Zeit gar nicht wegen ihres Jahrestages manchmal so eigenartig und abwesend gewesen war, dann konnte es dafür ja wohl nur eine einzige andere Erklärung geben, nämlich dass er eine Affäre hatte. Und höchstwahrscheinlich war es eine Frau, weil Derek klar geworden war, dass ihm bei einem Mann wohl doch etwas fehlte. Doch anstelle offen mit Stiles darüber zu sprechen, trieb er es einfach heimlich hinter seinem Rücken? Dieser Mistkerl! "Verdammt, verdammt, verdammt!" fluchte Stiles und schlug mit der Faust auf sein Armaturenbrett ein, einmal, zweimal, sehr viele Male, bis seine Hand ganz angeschwollen war, höllisch schmerzte und ihm einige Tränen über die Wangen liefen. Mit der heilen Hand kurbelte er sein Fahrerfenster hinunter und kramte aus seiner Jackentasche das kleine Geschenkschächtelchen mit dem, für seinen Gefährten bestimmten Inhalt hervor. In einem Anflug von Zorn wollte er dieses gerade in hohem Bogen wegwerfen, als er sich in letzter Sekunde noch einmal besann. Er hatte wochenlang gesucht, ehe er das perfekte Geschenk gefunden hatte und er hatte einen guten Teil seiner Ersparnisse dafür aufgewendet, um es zu erwerben. Und damit war es wohl irgendwie zu schade, um irgendwo in der Gosse zu vergammeln, oder? Nein, Stiles würde es einfach bei Gelegenheit in das Geschäft zurückbringen und auf diese Weise wenigstens sein Konto wieder auffüllen, wenn er sonst schon alles verloren hatte. Er steckte die Schachtel zurück in seine Jackentasche und startete den Motor. In der Schule ging Stiles seinen Freunden so gut wie möglich aus dem Weg, denn er hatte an menschlichem Kontakt heute wirklich nicht das geringste Interesse. Nach dem Unterricht machte er pflichtschuldig kurz an der Polizeistation Halt, um seinem Dad Hallo zu sagen, denn Stiles hatte diesem als Derek und er ein Paar geworden waren versprochen, sich wenigstens einmal täglich zu zeigen, nachdem er nun so viele Nächte aushäusig verbrachte. Doch auch in der Polizeistation hielt Stiles sich nicht länger als nötig auf. Er wollte einfach nur für sich allein sein, um so richtig ausgiebig traurig sein zu können und sonst nichts. Als der Abend kam, setzte Stiles sich wieder an das Steuer seines Wagens, doch er brachte es einfach nicht fertig, wie vereinbart zu Derek zu fahren. Und so kurvte er einfach eine Weile ziellos in Beacon Hills herum. Irgendwann fand er sich auf der Landstraße wieder, parkte auf dem Seitenstreifen, entstieg seinem Wagen, ignorierte wie schon so viele Male zuvor das Schild mit der Aufschrift „Beacon Hills Naturschutzgebiet. Betreten nach Anbruch der Dunkelheit verboten“ und ging zu Fuß weiter, mitten hinein in den finsteren Wald. Beim Aussichtspunkt mit Blick über die gesamte Stadt machte er Halt und ließ sich nieder, um darüber nachzudenken, wie er sich der Situation mit Derek stellen sollte. Er wusste nicht wie lange er so dagesessen hatte, jedenfalls hatte er trotz der kalten Luft schon langsam begonnen, ein wenig wegzudämmern, weswegen er die Person, welche sich ihm gerade näherte auch erst wahrnahm, als sie sich bereits direkt hinter ihm befand. Stiles erschrak beinahe zu Tode, rappelte sich hoch, wandte sich eilends um und vor ihm stand... … Scott, der wahre Alpha, sein bester Freund, nein, eigentlich sein Bruder, so lange er überhaupt denken konnte. „Scheiße Mann, was machst du denn hier draußen so allein? Bist du irgendwie lebensmüde, oder wie? Hast du vergessen, dass wir hier in einer Hochburg des Widernatürlichen leben, wo hinter jedem Baum, Stein, oder Strauch etwas hocken könnte, was dich killen, oder fressen möchte?“ rief Scott aus: „Du meinst so etwas wie Werwölfe?“ fragte Stiles mit einem gezwungenen Lächeln: „Na dann wünsche ich guten Appetit Fenrir Greyback, obwohl an mir leider nicht viel dran ist.“ „Lass´ den Quatsch, Mann!“ herrschte sein Freund ihn an: „Wir suchen bereits seit einer Stunde die ganze Stadt nach dir ab. Ist dir das eigentlich klar? Was denkst du dir denn dabei, einfach abzuhauen?“ „Wir?“ fragte Stiles verständnislos: „Wieso, wer sucht mich denn noch?“ Scott seufzte schwer und erläuterte dann, als habe er es mit einem sehr, sehr dummen Kind zu tun: „Du fragst wer dich sucht? Na ALLE natürlich; dein Dad und Parrish, Malia, Lydia, Liam, Mason, Corey, Kira, Argent, meine Mum und sogar Peter durchkämmen soeben die gesamte Gegend nach dir.“ „War ja klar, nur Derek nicht!“ brummte Stiles beleidigt. Nun verlor Scott offenbar endgültig die Geduld mit ihm und schlug ihm mit der flachen Hand vor die Stirn: „Und was glaubst du wohl, wer uns alle für diese kleine Suchaktion in die Nacht hinaus gejagt und hierbei absolut keine Widerrede geduldet hat? Derek natürlich, der jetzt bei sich zuhause hockt und hofft dass du dich vielleicht endlich besinnst und von dir aus wie verabredet bei ihm aufschlägst. Er ist unsere Schaltzentrale und wartet sehnsüchtig auf den erlösenden Anruf, dass wir dich gefunden haben.“ Ehe Stiles irgendetwas erwidern konnte, war sein Freund auch bereits am Telefon und gebot ihm mit erhobener Hand, die Klappe zu halten: „Hey Der, ich habe ihn gefunden. Es ist alles in Ordnung, ihm ist nichts zugestoßen. Wir kommen jetzt zu dir. Sag´ den Anderen Bescheid, dass sie die Suche abbrechen können, okay?“ Dann legte er wieder auf. "Ich will aber nicht zu Derek! Ich will ihn nie wiedersehen! Das Arschloch hat unseren Jahrestag vergessen." murrte Stiles trotzig. Scott schüttelte unwillig den Kopf und erwiderte: "Ach ja, hat er das? Also dann hoffe ich, dass es für dich ein spaßiger "Gang nach Canossa" wird, wenn du deinen unglaublicher Fehler erkennst.“ „Wie bitte, Fehler?“ fragte Stiles stirnrunzelnd: „Dein Freund hat selbst einen kaltherzigen, egozentrischen Mistkerl wie seinen Onkel dazu gebracht, den Hintern vom Sofa zu erheben, um nach dir zu suchen. Welchen Liebesbeweis brauchst du denn noch, hm? Und nun lass´ uns endlich gehen!“ forderte der Alpha, packte seinen besten Freund beim Arm und zog ihn hinter sich her. Notgedrungen folgte Stiles ihm nun zum Jeep und sie fuhren ohne Umwege zu Derek nachhause. Vor dem Haus machte Scott Anstalten, sich zu verabschieden: „Kommst du denn nicht mit?“ fragte Stiles kleinlaut: „Hast wohl Angst, dass du Ärger kriegst, was?“ spottete der Alpha: „Also verdient hättest du ihn, echt jetzt, Mann! Aber die Suppe wirst du ganz alleine auslöffeln. Ich habe dich hier abgesetzt, womit mein Auftrag erfüllt ist. Ich habe jetzt Feierabend.“ Mit diesen Worten wandte Scott sich ab und verschwand in der Nacht. Stiles blickte an der Frontseite des alten Industriegebäudes hinauf, bis zu Dereks großer Fensterfront im fünften Stock, dem einzigen Lichtpunkt dieses finsteren und in diesem Moment auch irgendwie ein wenig bedrohlich wirkenden Baus. Schweren Herzens entschied der emotional in Seenot Geratene diesem Leuchtfeuer zu folgen, in der Hoffnung, dort womöglich das rettende Ufer zu finden. Er stieg die unzähligen Stufen hinauf, machte vor dem schweren Stahltor kurz Halt, um noch einmal tief durchzuatmen und klopfte dann kurz, ehe er sich selbst einließ. Auf den Anblick, welcher ihn drinnen erwartete, war Stiles nicht gefasst. Gefühlt Hunderte von tiefhängenden Glühbirnen tauchten das Loft in ein warmes, einladendes Licht. Nahe dem Fenster stand ein großer Tisch mit einer schneeweißen Tischdecke darauf, eingedeckt mit Besteck aus echtem Silber, edlem Porzellan, Stoffservietten, Kristallgläsern, Wein und einem Strauß roter Rosen in einer hohen, schmalen Vase. Dann fiel Stiles Blick auf die Spur aus Blütenblättern ebendieser Rosen, welche zu Dereks Bett führte und einige davon waren ebenfalls auf dem Laken verteilt. Und inmitten dieses unfassbar romantischen Szenarios stand Derek, barfuß, in Bluejeans und ein weißes Unterhemd gekleidet, mit einem fleckigen Geschirrtuch über der Schulter. Stiles kullerten ein paar stille Tränen über die Wange: „Hier riecht´s gut.“ stellte er dümmlich fest und zog geräuschvoll den Rotz hoch. „Ich habe gekocht.“ erwiderte Derek knapp. Stiles riss verblüfft die Augen auf: „Du kannst kochen?“ „Das habe ich nicht gesagt.“ erwiderte der Ältere: „Aber ich dachte für dich an unserem besonderen Tag versuche ich es einmal. Jetzt ist es allerdings schon ganz schön kalt.“ „Ich bin das dümmste Arschloch auf der ganzen weiten Welt.“ seufzte Stiles und traute sich nicht, seinen Geliebten anzuschauen: „Du hast gedacht, ich hätte es vergessen, richtig?“ wollte Derek wissen. Stiles nickte und wich immer noch dem Blick des Älteren aus: „Du willst doch bestimmt, dass ich jetzt wieder gehe, richtig?“ erkundigte er sich unsicher. Was nun folgte verblüffte Stiles jedoch, denn von Derek kam ein warmes, leises Lachen: „Natürlich will ich NICHT, dass du wieder gehst, ich bin doch froh, dass du endlich hier bist. Ich will endlich mit dir unseren Jahrestag feiern, gefolgt von einer wilden, leidenschaftlichen, unvergesslichen Liebesnacht.“ Nun endlich traute sich Stiles, seinen Geliebten anzuschauen: „Aber ich fühle mich so schuldig.“ murmelte er: „Na dann wirst du dir wohl etwas einfallen lassen müssen, um es an mir wieder gutzumachen, während ich unsere Lasagne wieder aufwärme.“ erwiderte Derek grinsend und machte sich auf den Weg hinüber zum Herd. „Ich denke ich weiß etwas.“ gab Stiles zurück, folgte ihm, rief auf seinem Handy einen alten Song aus dem Jahr 1976 von der Band „Queen“ auf, ging galant hinab auf eines seiner Knie und begann ein wenig schräg mitzusingen: „I can dim the lights and sing you songs full of sad things We can do the tango just for two I can serenade and gently play on your heart strings Be your Valentino just for you Ooh, love, ooh, loverboy What're you doin' tonight, hey, boy? Set my alarm, turn on my charm That's because I'm a good old-fashioned loverboy" Derek unterbrach den Jüngeren nach dem ersten Refrain, zog diesen zu einem leidenschaftlichen, innigen Kuss zu sich herauf und nachdem sie sich nach einer Weile wieder von einander gelöst hatten, erklärte er neckend: "Puh, das war knapp! Gut dass ich diesen kleinen Trick beherrsche, dich zur Not zum Schweigen zu bringen." "Gemein!" murrte Stiles, während er sich jedoch im Grunde kaum ein Schmunzeln verkneifen konnte. Dann besann er sich auf etwas und fügte hinzu: "Ich habe aber auch noch etwas anderes für dich." Er zog das Schmuckschächtelchen aus seiner Tasche, öffnete es und zum Vorschein kam ein großer, breiter, silberner Ring mit dem eingravierten Motiv eines, auf seinen Hinterpfoten sitzenden Wolfes, mit angehobenem Kopf, wobei es so wirkte, als würde das Tier den Mond anheulen. Stiles zog das Schmuckstück aus der Schachtel und steckte es seinem Freund an den Finger: "Der ist unglaublich schön." stellte der Beschenkte staunend fest und betrachtete das Kleinod ausgiebig: "Aber der war bestimmt unglaulich teuer?" "Gar nicht." behauptete Stiles und schob schnell hinterher: "Außerdem habe ich ihn gesehen und gleich gewusst, der gehört zu dir!" Zum Dank erhielt Stiles einen weiteren Kuss mit inniger Umarmung: "Danke, Babe. Das ist ein wundervolles Geschenk. Und ich schätze, dadurch bist du nun vollständig rehabilitiert. Wollen wir jetzt testen, ob die Lasagne halbwegs genießbar ist?" Stiles kicherte leise und erklärte zustimmend: "Das will ich hoffen, denn ich habe Hunger, wie ein Wolf!" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)