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Das feine Klicken des Schicksals – Eine STEREK-Weihnachtsgeschichte

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Das feine Klicken des Schicksals – Eine STEREK-Weihnachtsgeschichte, Teil 1

Es war der vierundzwanzigste Dezember 2022 und der Himmel über Beacon County drohte in einem düsteren Grau Regen und vielleicht sogar Schnee an, auch wenn es bislang immer noch trocken war.
 

Derek atmete tief durch und bemühte sich nach Kräften, jedes wölfische Knurren aus einer Stimme herauszulassen, als er so ruhig wie er eben konnte, ja beinahe schon ein wenig süßlich sagte:

"Babe, auf dieser Straße ist lediglich sechzig erlaubt. Also könntest du bitte die Geschwindigkeit um eine Winzigkeit drosseln? Ich fände es wundervoll, wenn wir zwei LEBENDIG an unserem Ziel ankommen würden."
 

Stiles warf einen Blick auf seinen Beifahrer und anschließend auf den Tacho und dieser zeigte an, dass sie in diesem Augenblick mit über Hundert Kilometer die Stunde durch die Gegend bretterten: "Ähm...upps?" machte er entschuldigend und drosselte dann die Geschwindigkeit von Dereks Geländewagen so abrupt, dass beide Insassen des Fahrzeugs schmerzhaft nach vorn in ihre Gurte gedrückt wurden und überdies hinter ihnen der Fahrer eines Sportwagen fest in die Eisen treten musste, um nicht in sie hineinzufahren. Er überholte die beiden, was an dieser Stelle des Straßenverlaufs überhaupt nicht gestattet war, mit einem langgezogenen Hupen, einem hochrotem Kopf und einem erhobenem Mittelfinger und entfernte sich dann rasch von ihnen:
 

"Also jetzt reicht´s, Stiles. Fahr´ rechts ran! Wir tauschen und ich übernehme das Steuer!" entschied Derek.
 

Stiles sah aus, als wolle er widersprechen und es sah ihm auch überhaupt nicht ähnlich, dass er es nun nicht tat, sondern stattdessen der Anweisung ohne Weiteres brav nachkam.
 

Nachdem Derek den Fahrersitz eingenommen hatte, blickte er prüfend zu seinem Ehemann hinüber und wollte wissen:

"Sag´ mal, ist alles in Ordnung mit dir? Du verhältst dich echt eigenartig? Du kriegst doch jetzt nicht etwa kalte Füße, oder doch?“
 

Stiles schaute ihn mit diesem Blick der Sorte „Reh-schaut-in-Autoscheinwerfer“ an und erwiderte beinahe piepsend:

„Ich bin einfach nur wahnsinnig aufgeregt. Wir haben so lange auf diesen Augenblick gewartet, haben so sehr darauf hingearbeitet, so viel Kraft investiert, dass ich noch gar keine Zeit hatte mir vorzustellen wie es sein würde, wenn es dann tatsächlich endlich soweit ist. Wir dürfen das hier nicht nicht vergeigen, verstehst du?“
 

Derek langte hinüber und streichelte sanft mit den Fingerspitzen über die Stirn seines Gefährten, hinab bis zu dessen Lippen und versicherte sehr sanft:

„Wir werden es nicht vergeigen. Wir werden es so gut machen, wie wir können und niemand kann mehr von uns verlangen als das. Es wird alles gut werden.“
 

Stiles erwiderte seinen Blick skeptisch. Wenn ausgerechnet Derek-“The Sourwolf“-Hale plötzlich zum optimistischen Sonnenscheinchen mutierte, dann stimmte doch etwas ganz grundlegend nicht mit dieser Welt, richtig?

„Aber wir sind doch gar nicht wirklich auf diese große Aufgabe vorbereitet, Babe. Hast du dir mal überlegt, was alles schief gehen kann? Mir wird es nämlich gerade schlagartig klar und ich habe eine Scheißangst davor, verstehst du?“ widersprach er energisch
 

Derek startete den Wagen, fädelte sich ruhig und besonnen wieder in den Verkehr ein und entgegnete sanft:

„Stiles, ich bin sicher, dies ist eine dieser Situationen im Leben, auf die man sich überhaupt nicht wirklich richtig vorbereiten kann. Man wächst mit der Zeit in seine Rolle hinein. Aber glaub´ mir, dass ich eines ganz genau weiß: Es wird toll werden! Ach was, es wird sogar einfach perfekt!“
 

„Woher willst du das denn wissen?“ erwiderte Stiles erneut in bester „Rotwild-gegen-Straßenverkehr-Marnier“ und seine schönen, großen, braunen Augen flackerten in diesem hellen Karamellton, wie sie es immer taten, wenn er panisch, oder traurig war.

Oder aber sehr erregt, doch das konnte man in diesem Augenblick als Ursache wohl ausschließen:
 

„Ich weiß es, weil ich uns kenne. Wir sind die Stilinski-Hales, ein echtes Power-Couple. Zusammen können wir alles schaffen! Und für diese spezielle Aufgabe sind wir gar wie geschaffen“ erwiderte sein Gatte bestimmt.
 

„Wer bist du? Und was hast du mit meinem pessimistischen, übellaunigen Ehemann gemacht?“ fragte Stiles mit dem Versuch eines Lächelns:
 

„Dein pessimistischer, übellauniger Ehemann hat sein perfektes Gegenstück gefunden und sein Vertrauen in diesen und in ihre Liebe ist unendlich, weiter nichts.“ ließ Derek ihn wissen.
 

Mit einem Mal erinnerte Stiles sich wieder mit kristallener Klarheit daran, wie das mit ihm und dem Werwolf vor sechs Jahren angefangen hatte. Nachdem sie eine halbe Ewigkeit lang immer nur Seitenhiebe ausgetauscht und Machtkämpfe miteinander ausgefochten hatten, hatten sie endlich begriffen, dass sie einander liebten. Ein Kuss und die Sache war klar. An diesem besonderen Tag hatte Stiles in seinem Inneren ein feines, leises Klicken vernommen: Zwei Teile eines Ganzen hatten sich endlich ineinander gefügt, sie waren eins geworden, wie es vom Schicksal vom Anbeginn der Zeit vorgesehen war und es war einfach vollkommen gewesen.

Stiles lächelte bei dieser Erinnerung, verschränkte seine Finger mit denen des Werwolfs und versicherte:

„Ich liebe dich, Mann. Ich liebe dich echt wie verrückt.“
 

Der Blick des Älteren blieb weiter auf den Straßenverkehr gerichtet, doch er erwiderte lächelnd:

„Dito, Babe.“
 

Dies war alles was Stiles brauchte, um sich wieder ruhig und vertrauensvoll zu fühlen.

Und nach einer Weile schlief er sogar in seinem Beifahrersitz ein.
 

Geweckt wurde von einem zarten Kuss und den beinahe geflüsterten Worten:

„Es ist soweit Süßer, wir sind da.“
 

Stiles brauchte einen kurzen Moment, um sich zu orientieren. Dann nickte er, rieb sich über die Augen, reckte und streckte sich und schlüpfte aus dem Wagen.

Er und Derek hatten das Kinderheim in den letzten drei Monaten mindestens zweimal in der Woche aufgesucht, um ihre neue Tochter Callie zu besuchen, sie zu Ausflügen abzuholen und kennenzulernen, doch heute war alles vollkommen anders, denn am Ende dieses Tages würden sie die Zweijährige nicht wieder zurückbringen in die ihr vertraute Umgebung von Geburt an. Nein, heute waren sie da, um das kleine Mädchen zu sich nachhause zu holen, um ein Leben zu dritt zu führen.

Und das Kind schien ebenfalls genau zu spüren, dass heute etwas anders war. Wo sie sich zuletzt immer gefreut hatte, die beiden Männer zu treffen, die mit ihr spaßige Unternehmungen machten und lieb zu ihr waren, versteckte sie sich heute hinter den Beinen ihrer Betreuerin Mary, wie damals in der Anfangszeit und blickte Derek und Stiles aus dunklen, riesigen Augen misstrauisch an.
 

Anstatt auf die Kleine loszustürzen und sie stürmisch zu begrüßen, setzte Stiles sich dementsprechend seinem Instinkt folgend erst einmal auf den Boden, wartete ab und Derek tat es ihm gleich. Es dauerte etliche Minuten, in denen Callie nichts sagte, sich kaum regte, sondern bloß starrte.

Dies war wirklich kein gutes Omen für ihr neues Leben.
 

Irgendwann jedoch holte das kleine Mädchen seine Puppe, welche auf dem kleinen gepackten Koffer mit dem gesamten irdischen Besitz des Kindes darin saß, trug diese hinüber zu den beiden Männern und reichte sie ihnen schweigend. Stiles hatte das deutliche Gefühl gerade geprüft zu werden. Er nahm das Spielzeug also behutsam aus den kleinen Fingerchen, wiegte die Puppe in seinen Armen wie ein echtes Baby, sprach mit sanfter Stimme zu ihr und streichelte ihr über den Kopf. Nachdem Callie sich auf diese Weise versichern konnte, dass es sich bei diesen Männern um vertrauenswürdiges Daddy-Material handelte, nahm sie auf Dereks Knie Platz griff nach Stiles Hand und fragte dann leise:

„Hause?“
 

Stiles kämpfte mit den Tränen und selbst Derek musste heftig schlucken, ehe er erwiderte:

„Ja mein Engel, wir drei gehen jetzt nachhause. Dein Kinderzimmer ist schon fertig. Willst du es sehen? Da sind ganz viele Spielsachen, die auf dich warten.“
 

Das Kind blickte seinem neuen Vater in die Augen und nickte langsam:
 

„Sagst du dann noch Mary auf Wiedersehen?“ fragte Derek weiter.
 

Ein weiteres Nicken des Mädchens, ehe sie sich erhob, ihre bisherige Betreuerin noch einmal umarmte und dann mit einem Blick und einer ausgestreckten Hand signalisierte, dass sie bereit war zu gehen.
 

Stiles ergriff das kleine Händchen, führte Callie nach draußen zum Auto und Derek griff sich den Koffer und die Puppe und folgte den beiden.

Als sie nach draußen kamen, hatte ein leichter Schneeregen eingesetzt und die kleine Familie beeilte sich ins Auto zu kommen.
 

Stiles setzte die Kleine hinten in den Kindersitz und nahm neben ihr Platz. Während Derek sie sicher durch das immer schlechter werdende Wetter und den damit automatisch einsetzenden Verkehrswanhsinn navigierte, hielt Stiles während der gesamten Heimfahrt das winzige Händchen.
 

Angekommen in ihrem neuen Heim, nahm Callie sogleich jeden Winkel genau ins Visier. Besonders fasziniert war sie von dem kleinen Tannenbaum im Wohnzimmer, behangen mit einer funkelnden Lichterkette und hübschen, kleinen Ornamenten aus Stroh oder Filz.

In ihrem Kinderzimmer nahm das Kind zunächst einmal mitten im Raum auf dem Fußboden Platz und blickte sich überwältigt nach allen Seiten um. Vielleicht versuchte sie zu begreifen, dass dies nun alles ihr gehörte, etwas dass es in ihrem bisherigen Leben im Heim, wo sie stets alles mit anderen Kindern hatte teilen müssen, nicht gegeben hatte.

Erst nach und nach fing sie damit an, Spielsachen aus Regalen zu ziehen, sie flüchtig in Augenschein zu nehmen und diese dann, zu überwältigt um sich eingehend mit ihnen zu beschäftigen, rasch wieder verwarf, um sich der nächsten Sache zuzuwenden. Sie hinterließ dabei eine Spur des Chaos, doch ihre Daddys ließen sie gewähren. So war ihr Leben von nun an eben: Sie hatten ein Kind gewollt und hatten damit eben auch Unordnung in ihr bislang so peinlich gepflegtes Heim eingeladen.
 

Das Tohuwabohu wurde perfekt, als sie sich eine Weile später zum Abendessen niederließen. Für Callie gab es Kartoffelpüree, Möhrchen und Fischstäbchen. Die Möhrchen wurden kurz gekaut und dann aufgrund von offensichtlicher Unzumutbarkeit im Sprühstrahl wieder ausgespuckt. Fischstäbchen und Püree schienen der Kleinen zwar zu munden, dennoch landete ein guter Teil davon in den Haaren des Kindes, auf seiner Kleidung, überall auf dem Hochstuhl und natürlich auch auf dem Boden.
 

Während Stiles nach der Mahlzeit das Schlachtfeld im Esszimmer beseitigte, übernahm es Derek, Callie für das Schlafengehen vorzubereiten. Der Werwolf hatte in den vergangenen Monaten eine gewisse Professionalität darin erworben Windeln, egal wie voll, zu wechseln. Behutsam wusch er dann noch Fett und Kartoffelpüree aus flaumigen, dunkelblonden Babylöckchen und zog der Kleinen einen süßen, bunt bedruckten Pyjama an.
 

Beim Bilderbücher lesen und Vorsingen waren sie dann wieder zu dritt und ihnen gelang sogar eine zweistimmige Version des „Skye Boat Song“, wofür sie von Callie mit einem Lachen und Händeklatschen belohnt wurden.
 

Dann legten die beiden frischgebackenen Väter das Kind in sein Bett, betteten die Puppe daneben, schalteten ein hübsches Nachtlicht an, verteilten Gute-Nacht-Küsschen, ließen die Tür einen Spalt offen, kurz: sie zogen alle Register und befolgten sämtliche Tipps aus Ratgeberbüchern und Elternforen, welche sie im Vorfeld studiert hatten.

Dennoch dauerte es keine halbe Stunde, ehe ihre Tochter zum ersten Mal in dieser Nacht bitterlich zu weinen begann. Sie gingen also erneut zu ihr, wechselten die Windel, gaben ihr ein Fläschchen Milch, sangen, trugen sie abwechselnd herum, wiegten sie und flüsterten ihr beruhigende Worte zu, bis Callie wieder eingeschlafen war.

Zwanzig Minuten später wiederholte sich das ganze Spiel.

Dann ein weiteres Mal nach einer Stunde.

Danach dauerte es keine fünf Minuten und Callie meldete sich erneut:
 

„Haben wir uns das Ganze zu leicht vorgestellt?“ fragte Derek, mittlerweile mit seinem Latein am Ende.
 

Stiles zuckte hilflos mit den Achseln und entschied dann:

„So geht es jedenfalls nicht weiter.“

Er ging hinüber ins Kinderzimmer, schnappte sich sein Kind, trug es hinüber in ihr Schlafzimmer und legte sich dazu. Derek folgte ihm, platzierte sich an Callies andere Seite und wollte wissen:
 

„Bist du sicher, dass das eine gute Idee ist?“
 

„Sie hat vielleicht Angst. Wahrscheinlich träumt sie auch schlecht, oder hat Zahnschmerzen. Mein Instinkt sagt, es ist das Richtige.“ erwiderte Stiles entschieden.
 

Derek fühlte die Stirn der Kleinen und sagte dann anerkennend:

„Dein Instinkt ist besser als meiner, dabei bin ich doch der mit den überlegenen Sinnen. Sie hat Schmerzen. Du bist ein Genie, Süßer.“ Schwarze Linien zogen über seinen Arm, als er dem Kind sein Leiden nahm:

„Sie hat außerdem ein wenig Temperatur, aber das ist kein Grund zur Sorge. Das kommt nur, weil sie zahnt.“
 

„Sicher?“ fragte Stiles alarmiert:
 

„Ganz sicher.“ bestätigte Derek.
 

Stiles war schon fast wieder eingeschlafen, da fragte Derek in die Dunkelheit hinein:

„Was ist wenn ich im Schlaf unaufmerksam bin, mich auf Callie rolle und sie ersticke?“
 

„Wirst du nicht. Elterninstinkte.“ murmelte Stiles schläfrig:
 

„Sicher?“ versicherte sich nun der Ältere:
 

„Ganz sicher!“ bestätigte dieses Mal Stiles.
 

Auch wenn ihre Tochter nun bei ihnen schlief, blieb es eine unruhige Nacht für alle drei, unterbrochen von nervösem Erwachen aus dem leichtem Schlaf unerfahrener Eltern und dem Aufschrecken in panischer Angst eines kleinen Mädchens, welches viel zu viel Neues zu verarbeiten hatte und deswegen von Alpträumen gequält wurde.

Das feine Klicken des Schicksals – Eine STEREK-Weihnachtsgeschichte, Teil 2

Viel zu früh am kommenden Morgen hatte Callie beschlossen, dass die Nacht nun zu Ende sei. Derek warf einen Blick auf den Wecker und stellte stöhnend fest, dass dieser zehn vor fünf zeigte. Heute war Weihnachten und für den Nachmittag hatten sich etliche Gäste angekündigt, um gemeinsam zu feiern und den Familienzuwachs kennenzulernen. Bis dahin standen dem Paar noch viele Stunden des Kochens, Aufräumens und Putzens bevor. Und nebenbei galt es natürlich auch noch, den kleinen Neuankömmling bei Laune zu halten. Wie das funktionieren sollte, wenn er und Stiles völlig übernächtigt waren, war ihm ein Rätsel.
 

„Zu früh! So müde!“ murrte Stiles und zog sich sein Kissen über den Kopf.

Callie fand das offenbar lustig. Von dem Schrecken der vergangenen Nacht war ihr in diesem Augenblick nichts mehr anzumerken, denn sie hatte sichtlich gute Laune. Sie verstand Stiles Äußerung scheinbar als Spielaufforderung und begann, nicht eben zimperlich, auf ihrem neuen Daddy herumzuklettern, bis dieser schließlich sagte:

„Also gut, kleine Maus, du hast gewonnen. Wir stehen auf.“

Er rollte sich aus seiner Bettdecke, hob das Kind hoch und schlurfte mit ihr los:

„Kommst du auch?“ rief er seinem Ehemann im Gehen zu.
 

„Kriege ich nicht einmal ein `Guten Morgen´ und einen Kuss? Oder wie wär´s stattdessen mit einem `Frohe Weihnachten´, hm?“ murrte der Werwolf.
 

Stiles drehte sich um und schenkte seinem Gatten einen müden Blick.
 

„Also nicht!“ stellte Derek grimmig fest, sprang aus dem Bett und folgte dem Rest seiner Familie in das Kinderzimmer, welches, obgleich gestern Abend erst durch die beiden Väter ordentlich aufgeräumt, von Callie binnen Minuten in ein wahres Trümmerfeld verwandelt wurde. Und dann begann das kleine Mädchen die Spielsachen einer genauen Untersuchung auf Tauglichkeit zu unterziehen. Manches legte sie ihren Vätern vor und ließ sich die Funktionsweise zeigen, anderes benutzte sie notfalls auch unsachgemäß, doch dafür mit sehr viel Kreativität, anderes verwarf sie kurzerhand aus unerfindlichen Gründen und sie machte auf diese Weise den Raum zu ihrem eigenen Revier.
 

Als es Frühstück gab, machte Callie ihren Vätern unmissverständlich klar, dass Porrigde nicht ihr Ding war, indem sie es in einer Art Sprühregen aus Cerealien wieder von sich gab. Stiles und Derek machten noch ein paar Versuche mit Obstbrei, Hafermilch und kleinen Würstchen, bis schließlich ihre letzte Option, nämlich Toast ohne Rinde, bestrichen mit Frischkäse, vor dem kritischen Gaumen der kleinen Prinzessin Gnade fand. Die frischgebackenen Väter atmeten erleichtert auf, hatten vor ihrem geistigen Auge doch bereits Schlagzeilen im Stil von „Brutal - Schwule Eltern lassen Kleinkind verhungern!“ geprangt.
 

Der Vormittag verging damit, dass das Paar sich darin abwechselte, für Unterhaltung für das kleine Mädchen zu sorgen, während der jeweils andere die schier endlose To-Do-Liste abarbeitete. Und so geschah es, dass Stiles, während er in der Küche das Weihnachtsmenü vorbereitete, von weitem grinsend dabei zuhören konnte, wie sein Ehemann sich richtig ins Zeug legte und eine kleine Impromptu-Revue aus diversen Kinderliedern, unter Einsatz von Kinder-Xylophon, Gesang, Blockflöte und Handpuppen aufführte. Bis dahin hatte Stiles keine Ahnung von den vielen verborgenen Talenten seines Gefährten gehabt.
 

Zwischendrin wurden der wählerischen Kleinen verschiedene kleinkindtaugliche Snacks zur Verköstigung vorgelegt, von denen zur Erleichterung ihrer Eltern nur die wenigsten am Ende durchfielen.

Und was oben hineinkam, musste unten auch wieder heraus, also mussten auch etliche Male die Windeln des Kindes gewechselt werden, wobei Derek, welcher eine jüngere Schwester gehabt hatte, sich deutlich geschickter anstellte, als das Einzelkind Stiles.
 

Gegen elf Uhr am Vormittag begann Callie immer wieder nach Mary zu rufen und sich in der Wohnung ihrer Väter nach ihrer ehemaligen Betreuerin umzuschauen. Anfänglich gelang es Derek und Stiles noch, das Mädchen abzulenken, indem sie ihr Spielangebote machten, doch die Rufe wurden flehender und lauter, Callie rieb sich die Augen und schließlich fing sie bitterlich an zu weinen.

Verzweifelt versuchte Stiles ihr die Situation zu erklären, indem er ihr sagte, dass sie ab jetzt hier zuhause sei, aber dass sie keine Angst haben müsse, da Derek und er sie niemals allein lassen und stets gut für sie sorgen würden, doch das alles hätte dem Kind in diesem Augenblick nicht gleichgültiger sein können. Sie weinte verzweifelt, rief weiter Marys Namen, bäumte und wand sich in Stiles Umarmung und steigerte sich in eine regelrechte Katharsis hinein. Dies war der Moment in welchem Derek entschied:

„Zeit für ihren Mittagsschlaf. Ich schlage vor, du legst dich mit ihr hin und versuchst sie zum Schlafen zu bringen, während ich hier den Rest erledige. Ich schätze du kannst nach dieser kurzen Nacht auch gut noch eine Mütze voll Schlaf vertragen. Meine Art kann besser mit Schlafmangel umgehen., als ihr Menschen.“
 

Stiles erhob sich und seine Augen hatten mittlerweile auch schon einen verdächtigen Glanz angenommen:

„Haben wir einen Fehler gemacht?“ fragte er mit belegter Stimme: „Wir haben ein Kleinkind aus seiner vertrauten Umgebung gerissen und einfach so bei uns einquartiert. Wie unverantwortlich, egoistisch und grausam ist das bitte?“
 

Derek zog seinen Mann, welcher immer noch das entsetzte Kind hielt in seinen Arm, küsste seine Stirn und erwiderte sanft:

„Wir haben gewusst, dass es seine Zeit brauchen würde, bis Callie sich an die neue Situation gewöhnen wird. Wir helfen ihr dabei. Hab´ Geduld! Wir schaffen das!“
 

Stiles holte tief Luft und wurde wieder ein wenig ruhiger und auch ihre Tochter beruhigte sich ein wenig, wobei dies wohl einfach nur daran lag, dass die Kleine mittlerweile so abgekämpft von ihrem emotionalen Ausbruch war, dass ihr kleiner Körper Gegenmaßnahmen ergriff und ihr Müdigkeit bescherte.

Stiles zog sich mit ihr ins Schlafzimmer zurück, bettete die Kleine nah bei sich, kraulte ihr den Rücken und summte eine kleine Melodie, bis sie eingeschlafen war.

Ihm selbst sollte es hingegen nicht gelingen, wirklich tief einzuschlafen und wenn er doch einmal kurz einnickte, dann wurde er von beunruhigenden Träumen heimgesucht.
 

Callie schlief beinahe zweieinhalb Stunden durch. Beim Erwachen war sie kurz beunruhigt, verwirrt und gab ein kleines Quaken von sich, doch als Stiles sie in seine Arme zog, beruhigte sie sich rasch wieder. Und als ob in ihrem kleinen Kopf ein Schalter umgelegt worden sei, setzte sie sich auf und teilte mit: „Callie Zimma geht.“, hüpfte aus dem Elternbett und strebte ihren Spielsachen entgegen. Dem verdutzten Stiles blieb nicht übrig, als ihr zu folgen.
 

Auf halbem Weg begegnete er einem erschöpft wirkenden Derek, welcher in der Mittagsschlafzeit wahre Wunder vollbracht hatte. Der von Stiles vorbereitete Braten war im Ofen, auf dem Herd kochte, brodelte und dampfte es, es war überall aufgeräumt und sauber und der lange Esstisch war hübsch eingedeckt:
 

„Du bist mein Held!“ erklärte Stiles, umarmte seinen Mann und zauberte ihm mit seinen Worten gar ein kleines Lächeln auf das Gesicht.
 

Ein Blick auf die Uhr zeigte, dass die Gäste in etwa einer Stunde kommen:

„Am liebsten würde ich alle wieder ausladen.“ seufzte Stiles und Derek schenkte ihm einen erstaunten Blick:

„Ich habe Angst, dass wir uns einfach viel zu viel vorgenommen haben.“ führte der Mensch seine Sorge aus: „Was haben wir uns nur dabei gedacht, unsere Tochter einen Tag nach ihrer Ankunft in ihrem neuen Heim diesem Spektakel auszusetzen? Sie vertraut uns doch noch nicht einmal wirklich, weiß gar nicht, wie ihr geschieht... Ich habe Angst davor, dass sie so einen Ausbruch wie vorhin noch einmal bekommt und wir es nicht schaffen, sie zur Ruhe zu bringen. Alle werden denken, dass wir ganz miese Väter sind!“:
 

„Heute kommen unsere Familien und unsere Freunde. Sie lieben uns. Sie wollen uns unterstützen, aber doch nicht fertig machen, Stiles.“ versuchte Derek ihn zu beruhigen: „Außerdem ist dies Callies erstes Weihnachten bei uns. Wolltest du das etwa einfach ausfallen lassen? Wir werden nachher versuchen, sie ein wenig gegen die vielen neuen Eindrücke abzuschirmen und dann wird es schon gut gehen. Und es wird ja vielleicht auch ganz schön für sie, denkst du nicht? Immerhin hatte sie im Heim immer viele Menschen um sich und ist das gewohnt. Und nachher werden alle gewiss ganz lieb und um sie bemüht sein und haben Geschenke für sie dabei. Das gefällt ihr doch gewiss. Und obendrauf gibt es auch noch gutes Essen. Es wird schön werden, Babe!“
 

„Du bist mein Fels.“ versicherte Stiles und Derek erwiderte:
 

„Das Eigenartige ist, du bist auch meiner. Ohne dich hätte ich niemals gewagt, ein Kind zu adoptieren. Ich habe das Gefühl, all mein Stärke und Zuversicht kommt allein durch dich.“
 

Stiles lächelte und hauchte seinem Gatten einen Kuss auf die Lippen:

„Was hältst du davon, wenn du dich ein wenig auf die Couch legst, bis die anderen kommen und ich habe derweil ein Auge auf Kind und Kochtöpfe? Klingt das gut?“
 

Derek nickte dankbar und zog sich ins Wohnzimmer zurück.
 

Pünktlich um drei Uhr klingelte es erstmals an der Tür. Es war Noah Stilinski, welcher hinter einem riesigen Paket, eingeschlagen in kunterbuntes Papier hervor grinste, wie ein Honigkuchenpferd:

„Ich bin so aufgeregt, mein Enkelkind kennenzulernen. Wo ist sie denn?“ wollte er wissen, blickte sich suchend um und schob dann der Höflichkeit halber noch ein: „Frohe Weihnachten, Jungs!“ hinterher.
 

„Meine Güte Dad, was schleppst du denn da in diesem riesigen Karton an?“ fragte Stiles überwältigt und nahm seinem Vater erst einmal das Geschenk ab, damit er ihn umarmen konnte:
 

„Ich hoffe, das wird der kleinen Maus gefallen. Es ist ein kleines Auto, mit dem sie hier durch sie Wohnung sausen kann.“ erläuterte Großvater Stilinski.
 

Callie war inzwischen aus ihrem Zimmer gekommen, um zu sehen wer da war. Zunächst verbarg sie sich noch skeptisch hinter den Beinen ihrer Daddys, doch Noah ging in die Knie, sprach lächelnd und in sanften Worten zu dem Kind, so dass die Kleine ihre Vorbehalte rasch verwarf und sich aus ihrer Deckung hervorzukommen traute, um ihren neuen Opa zu begrüßen. Und als sie mit dessen Hilfe ihr Geschenk ausgepackt und ausgiebig inspiziert hatte, war das Eis endgültig gebrochen und Grampa wurde zu ihrem größten Helden, weil er mit seiner Gabe hundertprozentig ins Schwarze getroffen hatte und das Kind nun unermüdlich in dem bunten Gefährt herum schob.
 

Nach und nach trafen auch die anderen Gäste ein; Scott und Kira, welche im sechsten Monat schwanger war, Lydia und Malia, Alan Deaton, Liam, Corey und Mason, sowie Melissa McCall und Chris Argent. Alle stellte sich zunächst behutsam und abwartend dem kleinen Familienzuwachs vor, überreichten ihr ihre Geschenke, um sich einen Platz im Herzen des kleinen Mädchens zu erobern und Callie schien den Trubel und die aufmerksame und liebevolle Zuwendung, welche ihr Zuteil wurde, tatsächlich sehr zu genießen.
 

Nun fehlte eigentlich nur noch ein letzter Gast und dieser traf wie üblich mit Verspätung ein, als die anderen Besucher bereits auf dem Weg zur Festtafel waren, um sich zum Essen niederzulassen.

Peter Hale hatte einen gewaltigen Teddybär auf dem Arm, eineinhalb Mal so groß wie Callie selbst und trompete, nicht eben leise, in die Wohnung seines Neffen hinein:

„Und? Wo ist denn nun der süße kleine Grund dafür, dass euer Sexleben in den kommenden acht bis zehn Jahren für den Arsch sein wird, hm? Ich will den kleinen Hosenscheißer kennenlernen.“
 

„Kannst du vielleicht etwas leiser sprechen?“ zischte Stiles, welcher die Tür geöffnet hatte ihm zu: „Callie lernt gerade sprechen und saugt alles was gesagt wird auf wie ein Schwamm. Es ist absolut nicht nötig, dass dieser Müll unter den ersten Worten ist, welche sie aufschnappt.“
 

Peter rollte genervt mit den Augen und setzte zu einer Erwiderung an, doch da entdeckte er Callie, welche an Dereks Hand ebenfalls zur Tür kam, um zu sehen, wer nun noch eingetroffen war.

„Na du bist ja ein niedliches Ding!“ rief Peter entzückt aus und beugte sich zu dem Kind hinab: „Ich bin dein Onkel Peter. Ich bin ab jetzt für den Spaß in deinem Leben zuständig, verstehst du? Also wenn du mal irgendetwas brauchen solltest, was deine lahmen Langweiler-Papis dir nicht geben wollen; Feuerwerkskörper, Süßigkeiten die in diesem Land illegal sind, oder was auch immer, dann wende dich nur vertrauensvoll an mich. Ich kenn´ da ein paar Typen, die kommen an so etwas ´ran.“
 

Callie blickte den fremden Kerl in ihrem Zuhause misstrauisch an. Und als sie dann auch noch das gigantomanische Stofftier hinter diesem erblickte, hatte sie endgültig genug. Sie streckte ängstlich ihre Ärmchen nach Derek aus und forderte kläglich:

„Dada, Arm!“
 

Stiles stockte kurz der Atem. Hatte er gerade wirklich richtig gehört? Sicher, er und Derek hatten sich Callie seit ihrer ersten Begegnung stets als „Daddy“ vorgestellt, doch niemals hatte sie einen der beiden so genannt.

Stiles drehte sich nach seinem Gatten und seiner Tochter um, welche sich so vertrauensvoll an diesen kuschelte.

Und da war dieser kleine Moment gekommen; so leicht ihn zu übersehen und doch so unwahrscheinlich bedeutungsvoll: Das feine Klicken des Schicksals – ein weiteres Puzzleteil hatte seinen Platz gefunden.
 

Und alles war vollkommen!



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