Kampf der Weihnachtstraditionen von SuperCraig (America vs Britain) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Dieses Weihnachtsfest würde in einer ähnlichen Katastrophe wie das letzte enden, da war sich Scott sicher. Voriges Jahr waren zwar Derek und er daran schuld gewesen, denn sie hatten beim Festtagsschmaus gründlich danebengehauen, doch dieses Mal war die Planung ihren Gefährten überlassen worden. Und diese hatte es in sich. „Wir werden den Truthahn sicher nicht so füllen wie du willst, Richboy. Falls es dir noch nicht aufgefallen ist, wir befinden uns hier in Amerika, nicht in Großbritannien.“ Stiles giftete Luke an, während dieser missmutig zurückstarrte. Ihre beiden Gefährten hatten sich mittlerweile darauf beschränkt, gelegentlich zu versuchen, die Wogen zu glätten. „Es interessiert mich einen feuchten Dreck, mit welchem Mist du den Truthahn füllen willst, Stiles. Jonathan wird ihn so zubereiten, wie ich es von zuhause kennen und basta.“ Der Brite drückte mit den Fingerspitzen seiner rechten Hand so fest auf die Tischplatte, dass die Knöchel weiß hervortraten. Die Explosion stand kurz bevor. „Da fängt es ja schon: Du kannst dir dein Essen ja nicht einmal selbst zubereiten. Wenn ich dich frage, was in deinen ach so besonderen Truthahn gefüllt wird, dann stehst du auf dem Schlauch.“ Stiles gestikulierte wild mit den Händen vor seinem Gesicht herum. „Pfff, was kann ich dafür, wenn Derek dir keinen Butler zugesteht, hm? Ich bin eben nicht arm“, konterte Luke und richtete sich ein wenig im Stuhl auf. „Wenn es nach mir ginge, wären Scott und ich sowieso nach Hause geflogen.“ „Das Zuhause deines Freundes ist hier, falls es dir noch nicht aufgefallen ist, Einstein.“ Stiles kniff die Augen zusammen. „Empathie ist nicht gerade deine Stärke, hm? Ich meine, das wissen wir ja, aber dass du so engstirnig bist, und deinem Freund nicht einmal zugestehst, Weihnachten bei seinen Lieben verbringen zu dürfen…“ „Das gestehe ich ihm durchaus zu, nur mit dem Unterschied, dass ich der Meinung bin, es wäre bei mir ZUHAUSE schöner. Scott hat auch ein ZUHAUSE in Großbritannien.“ Lukes Gesicht nahm einen gefährlichen Ausdruck an, der an eine lauernde Raubkatze erinnerte, kurz vor dem tödlichen Sprung. „Misch dich außerdem nicht in unsere Beziehung ein.“ „Wir sollten vielleicht…“, fing Scott an, gab sich dann aber sogleich geschlagen, als Stiles die Hand in seine Richtung hob, zum Zeichen, dass er sich nicht einmischen sollte. Leise seufzend ließ er sich in den Stuhl zurücksacken. Es hatte schon bei den Plätzchen angefangen, dann war es zur Weihnachtsdeko übergegangen, die völlig unterschiedlich für die beiden aussah, um sich dann schlussendlich beim Essen komplett in den Haaren zu liegen. „Was ist das eigentlich für ein Truthahn ohne Yorkshire-Pudding?“, spottete Luke verächtlich. „Bekommt unser großer Küchenmeister das nicht hin, oder was?“ „Das wäre kein Problem, aber ich sehe nicht ein, warum alles nach deinem Kopf gehen soll. Wenn wir einen Weihnachtsmann in roter Kluft haben wollen, dann ist er gefälligst rot und nicht weiß, nur weil du Zuhause so einen stehen hast.“ Stiles funkelte Luke zornig an. „Die Welt dreht sich nicht nur um dich, Richboy, ist dir das klar?“ „Stiles, vielleicht solltest du eventuell…“ Derek wurde sogleich vom Briten abgewürgt, der ihm ins Wort fiel. „Sagt wer? Du?“ Luke legte den Kopf in den Nacken und fing schallend zu lachen an. „Die Welt dreht sich um mich, wenn ich das will. Ich habe mehr Geld, als man in drei Leben ausgeben kann, meinen Gefährten, meinen Hund und meinen Butler – was, außer einem Gefährten, hast du schon vorzuweisen?“ Stiles blies die Backen auf: „Derek und ich nagen auch nicht gerade am Hungertuch, nur halte ich von dieser Dekadenz und Verschwendungssucht nichts. Es gibt ein Leben außerhalb von Reichtum und dessen Zurschaustellung. Mit deinem ganzen Geld kannst du dir trotzdem nicht deinen Wunschtruthahn kaufen.“ Dabei stahl sich ein füchsisches Grinsen auf die Lippen von Scotts bestem Freund. „Oder denkst du, ich lasse mich bestechen?“ „Als ob ich das nötig hätte.“ An Lukes Hals trat inzwischen dessen gefürchtete Zornesader hervor und zeichnete sich deutlich in seiner blassen Haut ab. „Ich pfeife auf dieses Weihnachten und ich pfeife auf dich.“ Der Brite sprang so heftig auf, dass sein Stuhl nach hinten flog. Stiles setzte gerade dazu an, etwas zweifelsohne Gehässiges zu erwidern, da schlugen Scott und Derek zeitgleich auf die Tischplatte. Die beiden Menschen hielten überrascht inne und sahen zu ihren beiden Gefährten, deren Augen ein rötliches Glühen zierte. „Schluss jetzt“, zeterte Scott. „Weihnachten ist das Fest der Liebe und nicht des Streits.“ „Ihr führt euch auf wie zwei Halbstarke“, knurrte Derek. „Und seid nicht fähig ein Stück aufeinander zuzugehen.“ „Mit dem doch nicht“, zischte Stiles aufgebracht. „Du hast doch gesehen, wie er sich…“ „Hör auf, Stiles.“ Dereks Stimme war nicht mehr als ein Flüstern und doch verständlich für jeden im Raum. „Ich will nichts mehr davon hören.“ „Gleiches gilt auch für dich, Luke“, setzte Scott im gleichen Ton fort. „Wir zwei entscheiden nun, wie das Weihnachtsfest gestaltet wird und nur wir zwei.“ Er nickte in Dereks Richtung. „Wo wir feiern, welche Dekoration, welches Essen...“, griff Derek den nächsten Satz auf. „Ihr seid beide sturer als eine Meute Esel und das nervt mich. Uns.“ Scott sah zu Luke, der die Hände bereits zu Fäusten geballt hatte. Ein weiterer strenger Blick seitens seines Gefährtens ließ dessen Zorn schlagartig verrauchen. Man konnte ihm förmlich ansehen, wie zuwider es ihm war, nachzugeben, doch ihm war zweifelsohne bewusst, wann er verloren hatte und in einem Streit mit Scott zog er immer den Kürzeren. So stellte er den Stuhl wieder auf und setzte sich hin, die Arme vor der Brust verschränkend, wie ein trotziges Kind. Stiles wurde unter dem strengen Blick Dereks immer kleiner und tat es dann seinem Gegenüber gleich. Sie funkelten sich noch einige Augenblicke lang an, ehe sie dazu übergingen, ihre Gefährten missmutig anzustarren. „Nun, wenn das so ist“, fing Luke an. „Dann hoffe ich, dass es nicht wieder so ein Fiasko wird wie letztes Jahr.“ „Exakt“, pflichtete Stiles ihm bei. „Ich habe nämlich keine Lust mehr auf einen neuerlichen Aufenthalt im Badezimmer, wo ich mir gefühlt das Essen von voriger Woche aus dem Leib reihere.“ „Wer kocht denn?“, wollte der Brite wissen. „Und was? Fertigfraß? Geht ihr auf Nummer sicher?“ „Ja und wie dekorieren wir denn nun? Weiß oder rot? Habt ihr schon einen Plan für den Weihnachtsbaum? Oder die Desserts?“ „Und die Getränke?“ Luke löste die Arme aus der Verschränkung und trommelte mit den Fingerspitzen auf der Tischplatte herum. „Ich meine, Stiles hätte sicherlich so viel Gehirn besessen, als dass er nicht nur Kaffee, sondern auch Tee anbietet, Earl Grey, mit Zitrone.“ Stiles wandte sich nun Derek zu. „Oder Milch. Wo bekommt ihr denn den Truthahn her? Wie füllt ihr ihn? Was bekommen wir als Dessert? Fertigcremebrulé ohne kristallisierten Zucker?“ Scott warf Derek einen hilflosen Blick zu, der ungläubig zurückstarrte. Waren sie gerade im falschen Film oder was passierte hier? „Mal rein theoretisch, was ist mit einer vegetarischen Variante, falls einer von uns keine Lust auf Truthahn hat? Oder den Beilagen? Kartoffeln oder Yorkshire-Pudding?“ Stiles rückte mit seinem Stuhl in Richtung Tischmitte. „Ja, genau. Und wisst ihr überhaupt, wofür die Farben rot und weiß beim Weihnachtsmann stehen? Wer von euch macht denn die Scones? Stiles´ Scones sind hervorragend, das muss ich zugeben. Oder den Zitronenkuchen. Schokoladenpudding?“ Luke tat es ihm gleich und nun saßen sie Seite an Seite. „Leute, ihr wisst schon, dass ihr eigentlich sauer aufeinander seid?“ Scott schüttelte den Kopf und musste sich ein Schmunzeln verkneifen. „Sind wir noch immer“, bestätigte ihm sein Gefährte. „Nur sind wir uns wohl auch einer Meinung, dass wir die Planung nicht noch einmal euch überlassen sollten.“ „Eine zweite Kernschmelze in der Küche kann keiner gebrauchen“, nickte Stiles. „Ich würde vorschlagen, Luke, wir füllen den Truthahn klassisch amerikanisch, während Jonathan den Yorkshire-Pudding zubereitet? Es sei denn, er überlässt mir das Rezept, dann würde ich mich darum kümmern.“ „Gut und beim Weihnachtsmann einigen wir uns auf zwei, einen weißen, der die linke Haushälfte begutachtet, der rote die rechte.“ Der Brite wandte sich nun seinem eigentlichen Erzfeind zu. „Zitronenkuchen?“ „Ein großer Stern mittig am Hausdach?“ Scott und Derek sanken in ihren Stühlen zusammen. Wie sie es geschafft hatten, die zwei Streithähne zu versöhnen, wenn auch nur temporär, war ihnen ein Rätsel, doch ehrlich gesagt waren sie froh. Wahrscheinlich galt der Spruch „Der Feind meines Feindes ist mein Freund“ in diesem Fall wohl doch. Damit schien der Kampf der Weihnachtstraditionen auf Eis zu liegen, zumindest für dieses Fest. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)