X-fach X-mas von Varlet ================================================================================ Kapitel 17: Tag 17 ------------------ Jodie wollte schreien. Laut. Aus voller Leibeskraft. Besonders schlimm war, dass es ihr sogar egal war, wer ihren Wutanfall mitbekommen würde. Von ihr aus, konnte die ganze Welt die Wahrheit erfahren. Sie war nicht immer nur die glückliche Amerikanerin. Ihre fröhliche Art war oft nur eine Fassade. Sie litt und sie fraß viel in sich hinein. Aber jetzt nicht. Nicht mehr. Jetzt war das Fass übergelaufen. Sie konnte nicht mehr, einfach nur nichts tun und zu sehen. Dabei wäre ihr nun alles lieber als diese Situation. Es war ein Wunder, dass Shuichi noch am Leben war, und Jodie freute sich. Sehr sogar. Sie glaubte sogar, dass alles wieder gut werden würde, dass sie jetzt die Chance hatten, sich gegen die Organisation zu beweisen und dass sie nun am längeren Hebel saßen. Auch hatte sie sich die Monate danach ganz anders vorgestellt. Sie wollte ihm Fragen stellen und mit ihm Zeit verbringen. Sie wollte so viel, zu viel. Aber es kam anders. Shuichi wurde sofort in diverse Aktivitäten eingebunden und wenn das nicht passierte, suchte er sich selbst die Arbeit. Er wollte keine Auszeit oder Ruhe. Er wollte sich nicht mehr verstecken. Und das führte schließlich dazu, dass sie ihn nur noch selten sah und wenn doch, ging sie ihm sogar aus dem Weg. Es war eine Art Teufelskreis. Ihre Gefühle standen ihr im Weg und sie musste versuchen, irgendwie mit der Situation klarzukommen. Nicht, dass sie es nicht schon seit Jahren tat, aber irgendetwas war nun anders. Jodie konnte allerdings nicht sagen, was es war. Und heute Abend wurde es nicht besser. Es gab eine kleine Weihnachtsfeier in der Villa der Kudo-Familie, zu der auch einige FBI Agenten eingeladen waren. Jodie hatte sehr lange mit sich gehadert und war schließlich doch gekommen. Eigentlich wollte sie nur kurz vorbeischauen, jedem frohe Weihnachten wünschen und dann gehen. Und sie wollte nicht, dass man auf die Idee kam, dass sie Shuichi aus dem Weg ging. Wobei es sehr unwahrscheinlich war, dass die anderen Agenten diesen Schluss gezogen hätten. Das änderte allerdings nichts an der Tatsache, dass sie sich trotzdem fünfmal umgezogen hatte, ehe sie sich für einen Kleidungsstil entschieden hatte. Selbst bevor sie in die Villa ging, frischte sie ihr Make-up auf. Sie wollte weder müde aussehen noch so, als hätte sie einen langen Arbeitstag gehabt. Es war traurig, dass sie ihr Leben kaschieren wollte. Als Jodie schließlich die Villa betrat, sah sie sich um. Sofort kam Yukiko zur Begrüßung und drückte ihr ein Glas Sekt in die Hand. „Jodie, wie schön, dass Sie gekommen sind. Wir haben auch Wasser, Orangensaft und Wein.“ „Danke für die Einladung“, begann Jodie. „Ein Glas Sekt ist in Ordnung. Ich kann mir später noch was anderes holen.“ Das Yukiko immer in ein leichtes Schwärmen verfiel, wenn es um Shuichi ging, hatte Jodie schon längst bemerkt. Und auch wenn sie verheiratet war, ließ sie immer mal wieder fallen, wie attraktiv der Agent war. Sie brachte ihm sogar das Kochen bei und wie man sich am besten verkleidete. Irgendwie störte es Jodie im Nachhinein, weil die Frau so viel Zeit mit Shuichi hatte. Aber dann wollte Yukiko den Agenten verkuppeln. Für Jodie war es ein Schlag ins Gesicht, wenn sie heute die Beiden zusammen sehen musste. „Das klingt gut“, begann die Schauspielerin. „Einige Ihrer Kollegen sind auch schon da. Soll ich Sie zu ihnen bringen?“ „Nicht nötig. Ich misch mich einfach unters…Volk. Wir reden später weiter, ja?“ Jodie wollte verhindern, dass Yukiko von Shuichi und der anderen Frau schwärmte. Denn das Gespräch hätte nicht gut geendet. Doch kaum ging Jodie durch die Villa, erblickte sie schon Shuichi – und sein Date. Die Eifersucht keimte in ihr auf. Sie versuchte so ruhig wie möglich zu sein, konnte aber den Blick von den beiden nicht abwenden. Die Frau war hübsch, eine Schönheit. Jodie schluckte. Sie versuchte sich nichts anmerken zu lassen, denn keiner sollte auf die Idee kommen, dass sie eine durchgeknallte, eifersüchtige Ex-Freundin war. Am liebsten wäre sie allerdings mit ihrem Glas zu beiden gegangen um ihr den Inhalt über das Kleid zu kippen. Die Vorstellung war sehr verlockend. Die Agentin nahm einen tiefen Schluck aus dem Glas. Dann wandte sie sich ab und ging zur Seite. Sie versuchte tatsächlich das, was sie zu Yukiko sagte: sich unter die Menschen mischen. Sie sprach mit einigen Kollegen, aber auch Fremden, doch sie konnte nicht aufhören, an Shuichi und die Fremde zu denken. So kam es schließlich dazu, dass Jodie nicht nur ein Glas Sekt trank, sondern vier. Doch sie fühlte sich nicht besser, auch wenn es die Situation einfacher machte. Allerdings hatte der Alkohol seine Wirkung nicht verfehlt. Jodie hatte kaum was gegessen und torkelte in Richtung des Hausflurs. Dort stützte sie sich an der Wand ab. „Jodie?“ Die Angesprochene drehte sich um. Sie erblickte Shuichi und musterte ihn. Er sah so gut aus und am liebsten hätte sie sich ihm an den Hals geworfen. Vielleicht konnte sie es sogar tun, und am Ende auf Unzurechnungsfähigkeit aufgrund des Alkohols plädieren. „Shuuu…hey…ich hab dich gar nicht…gesehen…“ Sie begann zu kichern. „Ich dachte schon, du würdest mich ignorieren“, sagte er. „Bist du betrunken?“ „Ach was, ich doch nicht.“ Sie kicherte erneut. „Hast du nicht heute das Date mit dieser Maskenbildnerin?“ Akai verzog das Gesicht. „Du meinst den Verkupplungsversuch? Die Dame ist zwar nett, aber das wars auch schon. Ein wirkliches Interesse besteht nicht…beidseitig.“ „Wirklich?“ „Hab ich dich je belogen?“ Jodie versuchte, ihn so seriös wie nur möglich, anzusehen. Natürlich hatte er das. Mehrfach. „Was diese Dinge angehen.“ Die Agentin schüttelte den Kopf. Er war ehrlich, auch als das mit Akemi anfing. „Weiß Yukikoooooo schon davon?“, lallte sie. „Früher oder später wird sie davon erfahren.“ „Gut…sehr gut“, gab Jodie von sich. „Dann kann ich jetzt beruhigt nach Hause fahren.“ Shuichi musterte sie. „In diesem Zustand kannst du nicht fahren. Soll ich dir ein Taxi rufen? Und am besten, du gibst mir deine Autoschlüssel.“ „Taxi“, murmelte Jodie nachdenklich. „Nein…will nicht…“ Er seufzte. „Gut, dann fahr ich dich nach Hause.“ „Jaaaa“ Und dann umarmte sie ihn. „Fahr mich bitte nach Hause“, murmelte sie leise. Shuichi sah zu ihr runter und nickte. „Aber…lass uns noch so stehen. Die Welt dreht sich gerade…“ „In Ordnung“, sagte er. Denn das Ergebnis wollte er nicht mitbekommen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)