Jungs, wir müssen reden! von GingerSnaps ================================================================================ Kapitel 1: Jungs, wir müssen reden! ----------------------------------- Stiles war in Windeseile die endlos vielen Stufen zu Dereks Zuhause hinauf gehetzt, blieb dann kurz keuchend am Treppenansatz stehen, um sich einigermaßen zu sammeln, ehe er energisch das große Stahltor aufriss und hineinstürmte: "Was ist denn hier los? Du sitzt hier seelenruhig `rum und liest? Du hast ja echt Nerven, Mann!" japste er ungläubig, als er den Werwolf in einen alten Wälzer vertieft auf seiner Couch sitzend vorfand. Derek, augenscheinlich widerwillig aus den Tiefen jener Geschichte auftauchend, in welche er bis dahin versunken gewesen war, hob den Kopf und gab ein verständnisloses: "Häh?" von sich: "Was ist los mit dir? Hast du denn die Nachricht nicht gelesen?" fragte Stiles ungeduldig: "Was denn für eine Nachricht? Hier war den ganzen Tag niemand." erwiderte Derek verwirrt. Kurz war Stiles irritiert, doch dann wurde ihm klar, dass der altmodische, durch und durch analoge Derek keine Ahnung davon hatte, worüber er überhaupt sprach, also erwiderte er sarkastisch: "Ach wirklich? Bei dir hat also kein berittener Kurier angeklopft, welcher dir eine, auf Büttenpapier handschriftlich verfasste Notiz auf einem silbernen Tablett gereicht, hat? Komisch? Oh Mann, ich rede von deinem Handy. Wo hast du es denn schon wieder gelassen?" Derek zuckte ratlos mit den Schultern. Stiles raufte sich schnaubend die Haare und schlug sich mit der flachen Hand vor die eigene Stirn, ehe er begann, sich suchend in des Werwolfs Zuhause umzuschauen. Er entdeckte dessen Mobiltelefon schließlich halb versteckt unter dem Bett. Der Mensch grapschte danach und stellte fest, dass es natürlich wieder einmal aus war: „Du weißt schon, dass diese Dinger hin und wieder Strom brauchen, oder?“ knurrte er. Derek war mittlerweile bei ihm, nahm sich in aller Seelenruhe sein Ladegerät aus der Nachttischschublade und schloss sein Telefon an die Energietankstelle an: „Zufrieden?“ fragte er: „Dann kannst du mir ja jetzt erklären, was eigentlich los ist?“ Stiles zückte sein eigenes Handy, rief die angesprochene Nachricht auf und hielt sie Derek unter die Nase: „Schau es dir an! Wir sind tot, Alter! Wir sind sowas von tot!“ Derek nahm das Gerät zur Hand und las. Die Nachricht lautete: „Hey Jungs, wir beide müssen dringend über etwas mit euch sprechen. Wir erwarten euch heute um 18.00 Uhr am Aussichtspunkt im Naturschutzgebiet. Braeden und Malia.“ Derek runzelte die Stirn: „Das ist ja seltsam. Was könnte das bedeuten?“ „Das fragst du noch? Das ist doch sonnenklar! Die beiden wissen was wir getan haben, haben sie sich zusammengetan und locken uns nun in den Wald, um uns dort ohne Zeugen seelenruhig abmurksen und unsere leblosen Körper in der kalten Erde verscharren zu können!“ erwiderte Stiles mit seiner Geduld am Ende. „In der kalten... WAS? Ach Unsinn, Stiles! Wie sollen Malia und Braeden denn herausgefunden haben, dass du und ich uns geküsst haben? Es ist bloß zweimal passiert und beide Male waren wir hier bei mir zuhause, vollkommen allein. Wenn hier also nicht irgendwelche versteckten Kameras angebracht sind, dann ist es doch wohl unmöglich, dass sie etwas davon wissen können.“ Unwillkürlich begann Stiles seine Umgebung mit seinem Blick zu scannen, bis Derek versicherte: „Das war doch nur so daher gesagt. Hier sind keine Kameras. Werwolfsohren, schon vergessen? Ich würde es hören, wenn es hier so etwas gäbe. Entspann´ dich, Kleiner. Die Mädchen wissen gar nichts.“ Er legte dem Menschen beruhigend seine Hände auf die Schultern: „Ich kann mich aber nicht entspannen!“ protestierte Stiles: „Irgendwie müssen sie es einfach herausgefunden haben. Du sprichst doch immer von diesen chemischen Signalen, durch die du weißt was Menschen fühlen. Was wenn Malia meine Schuldgefühle wahrgenommen und dann im Gespräch mit Braeden eins und eins zusammengezählt hat. Sie wissen es, glaub´ mir! Und mit Sicherheit sind die beiden stinkwütend auf uns. Malia hat schon an guten Tagen wenig Geduld. Glaub´ mir, du willst sie echt nicht angepisst erleben. Und Braeden? Tut sie nicht alles mögliche für Geld, einschließlich Mord? Glaubst du echt, die hätte irgendwelche Hemmungen uns zwei Pappkameraden aus dem Weg zu räumen, um ihre Ehre zu verteidigen!“ Derek seufzte: „Selbst wenn unsere Freundinnen wüssten was wir getan haben, würden sie uns ja wohl nicht gleich umbringen. Sicher, sie werden sauer sein, aber wenn wir es ihnen erklären...?“ Der Werwolf hielt einen Moment inne, ehe er hinzufügte: „Aber dazu müssten du und ich wohl erst selbst endlich einmal anfangen miteinander zu reden, oder nicht? Was ist das denn eigentlich zwischen uns? Ich weiß es ja selbst nicht?“ „Was soll das heißen, du weißt es nicht? Der erste Kuss ging doch wohl von dir aus!“ empörte sich der Jüngere: „Du wirst dir dabei doch wohl irgendetwas gedacht haben.“ „Also gedacht habe ich dabei wohl weniger.“ erwiderte Derek mit einem kleinen Grinsen, kam ein wenig näher und ließ seine Hände von Stiles Schultern hinab, über den Rücken, auf dessen Gesäß wandern und zog den Menschen zu sich heran: „Es war eine Vollmondnacht und du weißt doch wie das das ist.“ Seine Lippen näherten sich denen von Stiles. Der Mensch schnurrte wie ein kleines Kätzchen, als er die sanften Hände auf seinem Körper spürte und prompt geschah es ein weiteres Mal, dass er und der Werwolf sich küssten. Doch dann schaltete sich Stiles gesunder Menschenverstand wieder hinzu. Er schob den Älteren entschieden von sich und schimpfte: „Was soll das denn werden? Ich weiß dass kommende Nacht schon wieder Vollmond ist, aber das kann ja wohl nicht deine Entschuldigung für alles sein! Also? Was tun wir hier, zum Teufel?“ Derek ließ den Kopf hängen und zuckte ratlos mit den Schultern. Stiles seufzte tief und sagte dann nachdenklich: „Wir haben beide Freundinnen und das sind doch wohl ziemlich aufregende Frauen, oder etwa nicht? Und du und ich, wir konnten uns die längste Zeit unserer Bekanntschaft im Grunde ja nicht einmal leiden, das siehst du doch auch so, richtig? Und schwul sind wir doch auch nicht, zumindest glaube ich das. Also warum tun wir das hier dann?“ Es folgte ein erneutes Schulterzucken und ein Schweigen entstand zwischen ihnen. Überraschenderweise war es ausgerechnet Derek, der dieses nach einer Weile durchbrach, indem er sagte: „Ich habe auf diese Fragen doch auch keine richtigen Antworten. Alles was ich dazu sagen kann ist, dass es mir einfach gefällt dich zu küssen, Stiles. Ich weiß nicht, was das bedeutet, aber ich will es einfach tun. Das... und noch mehr.“ Er zögerte kurz, ehe er hinterher schob: „Und wie ist das mit dir?“ Die Stimme des Älteren klang leise, beinahe schüchtern und es gelang ihm nicht, seinem Gegenüber in die Augen zu sehen. Stiles streckte die Hände nach denen des Älteren aus und hielt sie, als er antwortete: „Mir gefällt es ja auch. Sehr sogar! Aber es verwirrt mich auch total. Was machen wir denn nur mit den Mädchen? Wie erklären wir ihnen das?“ Derek schluckte hart, ehe er erwiderte: „Das kommt darauf an, was du willst. Möchtest du, dass wir diesen Gefühlen nachgehen und sehen, wohin sie uns führen?“ „Willst du das denn?“ fragte Stiles misstrauisch zurück. Der Werwolf nickte: „Ich schätze das will ich, ja!“ Stiles zögerte kurz. Für Derek fühlte sich diese Zeitspanne jedoch wie eine kleine, zermürbende Ewigkeit an. Schließlich erklärte der Jüngere: „Ich habe zwar eine Scheißangst davor, aber ja, ich will das auch.“ dann fügte er hinzu: „Ich schätze das bedeutet, wir treffen uns nachher mit unseren Freundinnen, sagen es ihnen und holen uns unsere Strafen ab, richtig? Ich schätze, Malia zerfetzt mich in der Luft.“ „Ich werde dich beschützen.“ versprach Derek, doch Stiles entgegnete: „Falls du bis dahin nicht bereits eine Kugel in der Stirn hast.“ „Kleiner, du übertreibst!“ gab der Ältere zurück, doch vollständig überzeugt klang er nicht. Er blickte auf seine Uhr und stellte fest: „Es sind noch über zwei Stunden bis die Frauen uns sehen wollen. Was machen wir in der Zwischenzeit?“ „Wir machen das Beste daraus.“ entschied Stiles und zog das Gesicht des Älteren zu einem weiteren Kuss zu sich heran. Als es Zeit wurde zu gehen, nahmen sie Stiles Wagen. Der Jüngere bestand darauf, erklärte zwar nicht warum, doch er hatte einen heimlichen Plan. Da er immer noch nicht vollständig davon überzeugt war, dass Malia und Braeden nicht auf Rache aus waren, wollte er wenigstens, dass sein Jeep in der Nähe von dort aufzufinden wäre, wo auch er sich befand, denn dann hätte sein Vater der Sheriff einen Anhaltspunkt, wo er nach ihm zu suchen hätte. Derek und er kamen als erste am Aussichtspunkt im Wald hoch über der Stadt an. Von den beiden Frauen war da noch nichts zu sehen. Diese trafen erst einige Minuten später gemeinsam ein. Stiles beobachtete seine und Dereks Freundin auf das Genaueste, stellte zu seiner Überraschung jedoch fest, dass die beiden in keinster Weise wütend wirkten. Vielmehr erschienen sie ihm irgendwie verunsichert zu sein, möglicherweise auch traurig, oder verwirrt. Richtig einschätzen konnte er sich die Gemütslage der beiden Frauen irgendwie nicht. Seltsam? Hatte Derek womöglich Recht gehabt und die Mädels wussten tatsächlich nichts von dem, was zwischen den beiden Männern in letzter Zeit geschehen war? „Hey ihr Zwei. Danke dass ihr gekommen seid.“ ergriff Braeden als Erste das Wort: „Hey!“ machte Stiles und blieb damit für seine Verhältnisse uncharakteristisch einsilbig. Derek und Malia verzichteten indes gleich vollständig auf Worte und nickten lediglich stoisch zur Begrüßung. Dann geschah eine Weile gar nichts, niemand sagte ein Wort und ansehen konnten sie einander ebenfalls nicht. Das einzige was zu hören war, waren die Geräusche des Waldes, das rascheln von Tieren, ein Knacken im Geäst, einige Vögel die ein letztes Ständchen gaben, ehe endgültig die Nacht hereinbrach. Dann urplötzlich begannen Malia, Stiles und Braeden zeitgleich zu sprechen. Malia forderte ungeduldig, dass endlich mal jemand etwas sagen sollte, Braeden murmelte unbehaglich: „Also... warum wir euch herbestellt haben, Leute...“ und Stiles brachte ein kleinlautes: „Ihr müsst wissen, dass es uns echt leid tut!“ Sie verstummten alle wieder zur gleichen Zeit und niemand hatte den anderen wirklich verstanden, weshalb sie nun, erneut zugleich und unisono, ein verwirrtes: „Häh?“ hervorbrachten. Malia machte einen neuen Versuch zu sprechen und schlug vor: „Vielleicht sollten wir den Anfang machen.“ Doch anstatt tatsächlich den Anfang zu machen, blickte sie Braeden auffordernd an und versuchte diese mit Gesten zum Sprechen zu drängen: „Ich soll?“ fragte die Ältere unzufrieden: „Wieso denn ich? Ich will nicht! Mach´ du!“ „Also eigentlich sollten wir ja wohl beginnen.“ schlug Stiles vor: „Das kommt mir richtiger vor, weil...“ „Nein, auf keinen Fall, wir sollten anfangen, zu erklären...“ widersprach Braeden schnell und stieß Malia in die Seite, damit diese nun endlich sprechen möge. Darauf begannen die beiden Frauen nun tuschelnd, zischend und wild gestikulierend miteinander zu verhandeln. Dies ging eine Weile hin und her, bis es Derek schließlich zu bunt wurde. Er forderte genervt: „Also irgendjemand SOLLTE nun endlich anfangen etwas zu sagen, bevor ich hier endgültig den Verstand verliere, verdammt nochmal!“ „Also gut.“ nahm Malia schließlich das Wort an sich: „Wir haben euch hergebeten um euch zu sagen, dass wir Schluss mit euch machen. Das kommt für euch vermutlich überraschend und selbstverständlich seid ihr auch traurig, weil wir Zwei schließlich echte Traumfrauen sind, aber Braeden und ich haben in letzter Zeit ziemlich viel Zeit miteinander verbracht, als wir auf der Jagd nach meiner Mutter waren und... da ist es eben einfach passiert. Wir schlafen miteinander. Wir sind verliebt. Findet euch damit ab, das Leben muss schließlich trotzdem weitergehen. So, das war´s! Und wehe, ihr heult!“ „Das kannst du doch so nicht sagen!“ rief Braeden entsetzt aus. Derek fiel die Kinnlade herunter und Stiles wiederholte wie ein Papagei: „Ihr... ihr schlaft miteinander?“ „Spreche ich etwa spanisch? Ja, das tun wir! Und nun mach´ kein großes Ding daraus!“ verlangte Malia grob, doch in Wirklichkeit schien ihr diese Sache dennoch verdammt peinlich zu sein, denn sie lief kirschrot an. Derek und Stiles tauschten einen ungläubigen Blick, ehe sie in schallendes Gelächter ausbrachen. „Sagt mal, habt ihr gehört, was wir euch mitteilen wollten?“ fragte Braeden überrascht: „Macht ihr euch etwa lustig über uns, oder wie?“ „Na ja...“ begann Derek darauf zögerlich: „...es ist so, dass Stiles und ich auch irgendwie... Also... ich weiß nicht, wie ich es sagen soll?“ „Ihr fickt? Und wann wolltet ihr uns das mitteilen, ihr Scheißkerle?“ empörte sich Malia nun heftig und trat kämpferisch einen Schritt auf Stiles zu: Dieser nahm die Herausforderung an, ging ebenfalls auf seine Ex zu, so dass sich ihre Nasenspitzen schon beinahe berührten und er pöbelte: „Nun mal schön langsam, Schwester! Du hast echt Nerven, hier die Gekränkte zu mimen, nach dem Text den du da eben abgespult hast! Derek und ich waren immerhin so respektvoll, es nicht hinter euren Rücken zu treiben. Wir haben uns bislang bloß geküsst.“ Braeden hatte sich inzwischen ihre zornige neue Freundin geschnappt, zog sie von Stiles weg, suchte ihren Blick und sagte besänftigend: „Hey, was ist los mit dir? Besser hätte es doch gar nicht laufen können. Warum entspannst du dich also nicht ein wenig, Babe?“ Und tatsächlich wurde Malia schlagartig ruhig. Sie schien kurz über die Situation nachzudenken, ehe sie Braedens Hand nahm und forderte: „Scheiße, du hast Recht! Verdammt! Also gut, lass´ uns nachhause gehen. Du bist so heiß, ich will jetzt sofort mit dir alleine sein.“ Sie zog die Ältere in jene Richtung, aus welcher sie zuvor gekommen waren. Dann blieb sie jedoch noch einmal stehen und rief den beiden Männern über ihre Schulter hinweg zu: „Also gut Jungs, wir telefonieren, okay? Vielleicht treffen wir uns ja nächste Woche auf ein Doppeldate, oder so? Tut nichts, was wir nicht auch tun würden!“ Und mit diesen Worten waren die beiden Frauen verschwunden. Derek blickte Stiles überrumpelt an und fragte ratlos: „Und was nun?“ Stiles grinste listig: „Na rate mal!“ erwiderte er, sprang den Älteren an, umschlang dessen Hüften mit seinen Beinen, den Nacken mit seinen Armen und küsste ihn hungrig, während über ihnen ein riesiger, pfirsichfarbener Vollmond hinter einigen Wolkenschleiern hervorkam. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)