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Psychic Rescue - Mewtus schicksalhafte Rettung des Mädchens Suzy Rose

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Folgenschwere Vorahnung

Es war der 18. November 2020, ein stürmischer und regnerischer Herbsttag neigte sich dem Ende zu. Dunkle Wolken zogen über Mistlingen hinweg, einer kleinen Stadt nahe der Berge.

Die Menschen blieben in ihren Häusern, auch die ortsansässigen Pokémon weilten in ihren Höhlen und suchten Schutz vor den Unwettern in dieser Jahreszeit.

Auch ein mystisches Pokémon aus Folkloren der Zeit hatte sich nahe dem Waldgebiet, unweit von der Stadt entfernt niedergelassen: Mewtu.

Das legendäre Psycho-Pokémon aus weiten Gefilden stand vor seinem Unterschlupf und schaute in die weite Ferne hinaus. Es wusste, dass starke Regenfälle keine Seltenheit waren. Immer wieder kam es zwischen November und März nahe von Mistlingen zu wetterbedingten Unfällen, so auch heute?

Mewtu ahnte etwas auf sich zukommen und es schwang sich in die Lüfte, um die Umgebung aus der Luft zu betrachten. Da war etwas ganz und gar nicht in Ordnung.....

„Es scheint, als würde ein schweres Schicksal auf mich warten.

Ich spüre Schmerz und Leid, Kummer und Drama. Ich muss mich beeilen, ich muss rasch nach Mistlingen“, sprach Mewtu zu sich selbst und flog raschen Tempos über die Wälder.

Es war bereits dunkel und die Sicht war eingeschränkt, doch die übernatürlichen Kräfte des Pokémon waren in Alarmbereitschaft. Nach einer Entfernung von etwa drei Meilen stoppte Mewtu plötzlich, weil eine negative Aura seine Aufmerksamkeit auf sich zog:

"....Hilfe, so hilf mir bitte jemand.....", vernahm Mewtu per Telepathie. Das Pokémon bekam Herzrasen und sein Pulsschlag dröhnte ihm in den Ohren. Da war jemand in Not!

Zum Glück war die Aura sehr deutlich, ihr Ursprung konnte also nicht sehr weit entfernt sein. Unterwegs warf Mewtu immer wieder einen Blick in Richtung Boden, wo der Regen der letzten Tage schlammige Pfade hinterlassen hatte. Das Pokémon war entsetzt.

„Ich habe geahnt, dass es wieder zu solchen Katastrophen kommen wird. Hoffentlich ist niemand schwer verletzt worden“, sprach es zu sich und landete am Waldrand.

Die Aura wurde immer stärker.

„Hilf mir......Mami, Daddy, wo seid ihr bloß?“, ertönte eine Mädchenstimme in Mewtus Gehirn.

Das Pokémon hatte keine andere Wahl und stapfte durch den schlammigen Boden, welcher sich kalt zwischen seine Zehen presste. Außer den dunklen Abhängen war nicht viel zu sehen, doch diese Aura ließ nicht nach. Im Gegenteil, sie nahm stetig zu. Kalter Wind blies Mewtu ins Gesicht und behinderte seine Sicht.

„Wo kommt denn nur diese Stimme her?“, stellte es sich laut diese Frage. Weit und breit war niemand zu sehen, doch Mewtu gab nicht auf. Jemand da draußen brauchte schleunigst seine Hilfe.
 

Nach einer halbstündigen Suche nach der per Telepathie wahrgenommenen Person, Regen hatte zwischenzeitlich wieder eingesetzt, erreichte Mewtu die offene Landstraße.

Kam die Stimme von hier?

Weit und breit war keine Menschenseele zu sehen, doch die Empfindungen ließen bei Mewtu keine Zweifel aufkommen:

„Hier muss es sein, hier ist diese ominöse Aura am stärksten. Wo ist sie?

Wo ist das Kind?“, fragte das Pokémon sich selbst und suchte die Landstraße ab. Es gab einen Erdrutsch, Massen von Schlamm und Geröll bedeckten die Straße. Es war ein dramatisches Bild der Umgebung. Doch das Pokémon gab nicht auf und suchte weiter, es musste die Person unbedingt finden.

Dann endlich, einige hundert Meter von diesen Schlammmassen entfernt, erblickte Mewtu einen kleinen Menschen. Es war ein junges Mädchen, vermutlich acht oder neun Jahre alt und saß verletzt am Straßenrand. Wie sollte es dem kleinen Mädchen helfen, ohne es zu erschrecken?

Doch Mewtu hatte keine Wahl, das Kind brauchte dringend Hilfe.

„Hey, kleines Kind!

Bleib ganz ruhig, du bist jetzt gerettet. Dir wird nun nichts mehr passieren“, sprach das Pokémon tröstend auf es ein.

Das Kind blieb ganz ruhig, als Mewtu es von der Landstraße holte. Es hatte gerade einem Kind das Leben gerettet, doch ihm blieben Fragen im Kopf zurück.

Wer war die Kleine und was war geschehen?

Zu diesem Zeitpunkt ahnte Mewtu noch nicht, wie groß das Ausmaß des Vorfalls war und dass nun eine schwere Aufgabe auf das legendäre Pokémon wartete.

Unterschlupf für Suzy

Eisiger Regen prasselte in Strömen vom Himmel, als Mewtu mit dem Kind das Zentrum von Mistlingen erreichte. Das Mädchen schwieg angstvoll, doch durch eine Aufschrift in der Kapuze ihrer Jacke konnte Mewtu zumindest den Namen des Kindes und eine Adresse erfahren. Das Mädchen hieß Suzy Rose und wohnte nicht sehr weit von dem Fundort entfernt, aber warum war sie alleine dort am Waldrand unterwegs?

Mewtu hatte einen Verdacht, doch dies musste eine kurze Weile warten, das Leben des Mädchens war ihm im Moment wichtiger.

Suzy brauchte dringend etwas zu essen und einen Unterschlupf, weshalb Mewtu nach dem nächsten Hotel Ausschau hielt. Mistlingen war nicht sehr groß, das Pokémon wurde rasch fündig und beschützte den Körper mit einem Umhang, den es immer bei sich trug, vor der Kälte. Mittlerweile war es fast 20 Uhr und die Straßen waren menschenleer, was Mewtu recht war. Es wollte unnötigen Aufruhr vermeiden.

An der Rezeption des Hotels wartete das Pokémon eine halbe Ewigkeit, ehe endlich ein Mitarbeiter kam. Doch die Begrüßung fiel anders aus, als es erwartet hatte....

„Es tut mir leid, doch wir nehmen erst junge Leute ab achtzehn Jahren ohne Eltern auf. Sicherheit geht vor, dieses Kind ist höchstens acht oder neun Jahre alt. Ihr müsst mit der Familie des Kindes kommen“, sprach der Page sachlich. Mewtu warf dem Mann einen strengen Blick zu.

„Ich habe das Kind völlig allein am Waldrand aufgesammelt. Ich vermute einen Unfall.....hoffentlich erhärtet sich mein Verdacht nicht.

Die Kleine braucht was zu essen und Schutz, den Rest übernehme ich, werter Herr!“, konterte das Pokémon, worauf der Page nachgab und telefonierte:

„Melinda, bitte zur Rezeption!

Hier steht ein mysteriöses Pokémon mit einem Kind und braucht ein Zimmer. Nähere Informationen habe ich keine“, gab er per Telefon durch und wandte sich wieder Mewtu zu.

„Meine Chefin kommt gleich“, sprach der Mann etwas kleinlaut und ließ die beiden kurz alleine. Zwischenzeitlich machte sich Mewtu Gedanken um die Familie von Suzy. Was war bloß passiert, wo waren die Eltern?

Waren sie überhaupt noch am Leben?

Waren sie im nächsten Krankenhaus?

Während ihm düstere Gedanken durch den Kopf schwirrten, trat der Empfangsmitarbeiter wieder zu ihm. Er hatte seine Chefin Melinda dabei, die bei Mewtus Anblick erstmal aufschrak.

„David?

Dieses Pokémon......es muss nichts bezahlen, bring die beiden bitte auf ein Zimmer, ich informiere in der Zwischenzeit die Polizei von Mistlingen“, hauchte Melinda tonlos.

Der Mann wurde etwas bleich im Gesicht, mit wem hatte er es überhaupt zu tun?

Ihm fiel kurz darauf ein, dass er noch seinen alten Pokédex besaß und schaute nach. Ihm fiel es wie Schuppen von den Augen.....

„Du bist........Mewtu. Von dem weiten Insel-Archipel im Südosten, hab ich Recht?

Tut mir leid wegen vorhin, man bekommt ein Wesen wie dich nur sehr selten zu sehen. Ihr dürft so lange bleiben wie ihr wollt, dafür helfen wir euch bei eurer Suche“, versprach David.

Mit diesem Ergebnis war das Psycho-Pokémon für den Anfang zufrieden, hoffentlich würde sich alles schnell aufklären. Suzy brauchte ihre Familie.

Nach einem guten Abendessen brachte Mewtu Suzy zeitig ins Bett, es selbst war jedoch noch zu aufgewühlt für die Nacht. Es spürte einen starken Drang, zum Fundort des Mädchens zurückzukehren, vielleicht würde es neue Hinweise finden, die es anfangs übersehen hatte.

„Die Polizei war mit dem Fall beauftragt worden, doch wird es ausreichen?“, fragte es sich selbst.

Am Ende verwarf es diesen Gedanken wieder. Es musste sich um Suzy kümmern, sie hatte niemand anderes im Moment.
 

Am nächsten Morgen gab es noch keine neuen Hinweise, alle Beteiligten tappten im Dunklen.

Mewtu war besorgt.

„Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll. Dieses noch so junge Wesen braucht mich jetzt, ich kann Mistlingen nun nicht mehr so einfach verlassen.

Was, wenn ich ihre Familie nicht finden kann?

Das ist so schlimm“, sprach Mewtu zu sich selbst. Dieses Schicksal belastete das Psycho-Pokémon extrem, egal, wie sehr es auch versuchte, sich zusammenzureißen. Bereits gestern war der Drang, den Fundort aufzusuchen, schier unerträglich.

Würde die Chefin es erlauben?

Mewtu passte die Dame bei einer guten Gelegenheit ab und bat sie zum Gespräch.

„Melinda?

Ich möchte eure Suche unterstützen und Spuren aufnehmen. Könnten Sie kurz auf die Kleine aufpassen, während ich zum Fundort fliege?“, fragte es aufgeregt und fuchtelte mit den Pfoten.

Melinda war nicht wirklich begeistert, denn schließlich war Suzy auf Mewtus Unterstützung angewiesen. Doch sie bewunderte den Mut und erlaubte es ihm.

„Sei aber bitte in einer Stunde wieder da“, mahnte sie streng.

Mewtu nickte, gab Suzy in ihre Obhut und kehrte zur Fundstelle zurück. Dort hatte sich nichts verändert, noch immer lagen Schlamm und Felsbrocken auf der Straße. Mewtu war verunsichert, wo kam das her?

Wurden die Eltern verschüttet?

Waren sie in einem anderen Krankenhaus?

Fragen über Fragen, zu denen es noch keine Antworten gab.

Das Pokémon schaute sich eine Weile um und kehrte wieder ins Hotel zurück, es musste Aufruhr unter den Menschen vermeiden. Hinzukommend war der Regen eisig kalt.

Wieder im Hotel angekommen wurde es schon stürmisch von Suzy begrüßt:

„Warum warst du weg?

Fremde Dame ist nett, aber ich will bei dir sein“, rief das braunhaarige Menschenkind mit Tränen in den Augen.

Mewtu hatte auf einmal ein schlechtes Gewissen. Es fühlte sich schuldig, es fand vielleicht einen winzigen Hinweis, aber es ließ das Kind mit einer unbekannten Person alleine. Dem Psycho-Pokémon war es unwohl, das traumatisierte Mädchen noch mehr erschreckt zu haben. So blieb ihm nichts anderes übrig, als mit der Polizei zu kooperieren und sich selbst ein wenig zurückzunehmen.

Melinda verstand seine Sorgen.

„Ich verstehe, was du durchmachst. Doch mit der Rettung von der offenen Straße hast du Suzy zumindest das Leben gerettet, nun übernehmen die Ermittler den Auftrag.

Beruhige dich etwas, Suzy braucht dich jetzt mehr als alles andere“, ermunterte Melinda das Pokémon.

Mewtu hatte verstanden, Ihm blieb nun nichts anderes übrig, als auf die Ermittler zu hoffen und sich um Suzy zu kümmern.

Beginn einer schwierigen Suche

Seit dem Eintreffen im Hotel von Mistlingen waren ein paar Tage ins Land gegangen. Mewtu hatte seitens der Polizei noch keine nennenswerten Neuigkeiten erfahren und war dementsprechend leicht verunsichert.

Auch die Hoteleigentümer hatten noch nichts zu berichten.

Es war nun der 22. November, der Winter stand bald vor der Tür. Die Gedanken um dieses traumatische Ereignis trieben Mewtu fast in den Wahnsinn, es musste unbedingt bald was passieren.

„Was soll ich bloß tun?

Wo kann ich anfangen, wo könnte ich Suzys Eltern bloß finden und was ist passiert?“, fragte sich das Pokémon laut selbst.

Suzy hörte seine Selbstgespräche, verstand jedoch nicht, was es meinte. Mewtu wollte sie aber auch nicht überfordern und schwieg, als Suzy auf es zutrat und es mit ihren treuherzigen Augen ansah.

„Suche.....auf Suche?“, murmelte sie leise. Mewtu war davon leicht geschockt, hatte Suzy in der Aussage, die es von ihr per Telepathie aufnahm, nicht nach ihren Eltern gerufen?

Litt sie vielleicht unter Gedächtnisverlust?

Wenn ja, dann war das ein schlechtes Omen. Mewtu hat die Hotelbesitzer um Rat.

Melinda und David kannten dieses Phänomen der Amnesie, die oft nach Traumata auftrat. Melinda gefiel das gar nicht, der Fall wurde dringlicher.

„Gehe bitte umgehend zum Unfallort zurück und suche nach allem, was hilfreich sein könnte. Beeile dich, in der Zwischenzeit lasse ich für Suzy zur Ablenkung ein Bad ein“, drängte Melinda und Mewtu begab sich wieder zur Straße.

Der viele Regen hatte die Felsbrocken fortgespült und die Straße freigelegt, inmitten einiger großen Brocken fand Mewtu etwas, das wie ein Ausweis aussah. Gehörte er Suzys Mutter oder Vater?

Das Pokémon steckte ihn ein und kehrte zum Hotel zurück, Suzy hatte seinen Ausflug nicht mitbekommen......
 

Zwischenzeitlich war ein Streifenwagen der Polizei eingetroffen, sie kam vom nahe gelegenen Ort Sunningen. Mewtu war nicht wirklich begeistert, dass noch weitere Polizisten zu dem Fall hinzugezogen wurden. Die Angelegenheit war schlimmer als angenommen, das Pokémon reichte Melinda den Fund und begab sich zu Suzy. Die Polizisten waren sehr gründlich und wollten, dass Mewtu sie zum Präsidium nach Sunningen begleiteten. Doch das Pokémon weigerte sich.

„Ich habe ein Versprechen gegeben und werde dieses auch halten. Suzy Rose braucht mich, ich kann Mistlingen nicht verlassen. Ich werde euch von hier aus unterstützen, dieser Ausweis muss für den Anfang reichen“, gab Mewtu ärgerlich von sich.

Am Ende mussten die Ermittler einsehen, dass Mewtu Recht hatte und sie verließen mit dem neuen Hinweis das Haus. Melinda und David waren ein wenig verunsichert. Sunningen war die Nachbarstadt von Mistlingen, könnte sich die vermisste Familie dort befinden?

Doch für einen weiteren Ausflug war Mewtu mittlerweile zu aufgewühlt, diese Geschehnisse zerrten an seinen Nerven.

‚Ich brauche eine Pause‘, sprach es zu sich.

Mittlerweile war es Mittag, während Suzy sich ihr Essen schmecken ließ, stand Mewtu mit seinem Gedankenchaos unter der Dusche. Menschliche Gewohnheiten waren nicht so wirklich sein Ding, doch was blieb ihm anderes übrig?

„Wenigstens ist das warme Wasser ein wenig entspannend. Das alles bereitet mir Kopfzerbrechen, hätte ich vielleicht besser mit dem Polizisten mitgehen sollen?

Ich muss Suzy helfen.....das alles macht mich wahnsinnig“, führte Mewtu wieder kleinlaut seinen Monolog weiter. Nach einer Viertelstunde verließ es das Bad. Sollte es Melinda und David von dem Gedanken berichten?

Doch es musste sein, es führte kein Weg dran vorbei. Bei einer guten Gelegenheit fragte es Melinda, wie man nach Sunningen kam. Die Hotelbesitzerin ahnte, was es plante.

„Es ist echt löblich, wie sehr du dich für die junge Suzy engagierst. Doch du musst auch auf deine eigene Sicherheit aufpassen, ist dir das bewusst?

Ich respektiere deinen Mut und gestatte es dir. Sunningen ist nicht weit weg von hier, vielleicht für dich in fünf Minuten zu erreichen, aber erst morgen!“, mahnte Melinda streng.

Das Pokémon war mit diesem Ergebnis für den Anfang sehr zufrieden, endlich ging es vorwärts.

Doch der weitere Verlauf dieser Mission war noch immer ungewiss, denn dafür, dass Sunningen nicht weit weg war, hörte man nichts in den Nachrichten. Mewtu hatte den Verdacht, dass man etwas vor der Polizei vertuschen will. Würde sich sein Verdacht erhärten?

Das Pokémon musste seine Gedanken unterdrücken und setzte sich wieder zu Suzy. Ihm kamen wieder die Umstände in den Sinn, unter denen es das Kind fand. Sie war alleine am Waldrand, es gab einen Unfall nahe der Landstraße. Wollte die Familie von Mistlingen zum Nachbarort?

Geschah irgendwo dort der Unfall?

Die ganze Sache musste geklärt werden, oder Mewtu würde Suzys Eltern nicht rechtzeitig finden.......

In Sunningen

Es war spät am Abend, doch Mewtu lag noch lange wach. Morgen würde es eine schwierige Aufgabe in Angriff nehmen, um Suzys Willen musste es einfach klappen.

Sunningen war sein Ziel, die nächstgelegene Stadt und der vermutete Aufenthaltsort von Suzys Eltern. Doch auch negative Gedanken schwirrten durch den Kopf des Pokémon.

Was, wenn die beiden gesuchten Erwachsenen ihr Kind nicht mehr erkennen würden?

Diese Gedanken und Vermutungen machten das Wesen fast verrückt. Mewtu warf einen Blick zu Suzy, die Kleine schlief selig. Es setzte sich zu ihr.

„Was mit dir passiert ist, ist einfach nur ein wahres Unglück. Doch ich suche weiterhin deine Mutter und deinen Vater, ich lasse dich nicht im Stich.

Doch auch du musst stark sein, versprich mir das. Ich gebe alles, was in meiner Macht steht“, flüsterte Mewtu ruhig und streichelte ihr Gesicht.

Es warf einen stillen Blick nach draußen, wo der Mond seine Bahn am Firmament zog. Sollte es vielleicht jetzt schon nach Sunningen aufbrechen?

Melina und David würden es ihm übel nehmen, sollten sie seinen nächtlichen Ausflug mitbekommen. Doch es brauchte Hinweise und Antworten, im Flur des Hotels entdeckte es zufällig eine Landkarte der Region rund um Mistlingen und Umgebung.

Bei genauem Hinsehen fiel Mewtu zwischen Mistlingen und Sunningen eine Art Senke auf, beide Orte lagen in einer Gebirgsgegend. Warum sprang ihm das nicht schon früher ins Auge?

Doch für eine weitere Erkundung war es zu spät, es war fast zehn Uhr.

„Zeit zum Schlafen“, sprach es zu sich und legte sich ins Bett. Morgen war auch noch ein Tag.

Am folgenden Morgen meldete sich Mewtu gegen neun Uhr bei den Mitarbeitern des Hotels und der Polizei. Es schilderte seine Vermutung mit der Senke, auch die Ermittler hatten es schon im Verdacht gehabt. Sie waren dem Pokémon sehr dankbar.

„Deine Mitarbeit ist wirklich Gold wert, wir übernehmen ab hier in Mistlingen. Gehe du bitte wie vereinbart mit Suzy nach Sunningen, für den Fall, dass sich ihre Eltern dort in einem Krankenhaus befinden. Wir treffen uns entweder dort oder am Präsidium“, meinte einer der Kommissare und Mewtu machte sich mit dem Kind auf den Weg.

Unterwegs konnte es überall sehen, welche Schäden der ganze Regen bereits verursacht hatte:

Straßen waren überflutet worden, Baumteile lagen verteilt in den Flüssen. Menschen hatten schwer zu schuften und es war höchstwahrscheinlich nicht das letzte Unwetter.
 

Das Psycho-Pokémon erreichte Sunningen in knapp zehn Minuten und meldete sich bei der örtlichen Polizei, wo es bereits erwartet wurde. Der Hauptmeister von Mistlingens Präsidium hatte die Kollegen schon gewarnt.

„Du musst Mewtu sein, die Kollegen aus Mistlingen haben uns bereits informiert. Die Feuerwehr war auch bereits bei der Senke, doch es gibt noch keine Informationen. Doch wir geben unser Bestes und geben nicht auf. Vielleicht versuchst du es mal beim Krankenhaus der Stadt, du musst doch bestimmt völlig durch den Wind sein“, beruhigte der Polizist das Wesen.

Mewtu malte sich in seinem Kopf die wirrsten Szenarien aus, doch der Mann wollte ihm schließlich nur helfen. Es gehorchte, nahm Suzy auf den Arm und begab sich zum Krankenhaus. Jedoch wurde es nicht sehr freundlich empfangen:

„Wildlebende Pokémon haben in diesem Krankenhaus nichts zu suchen, dafür gibt es eine Auffangstation!

Bitte verlasst das Gebäude!“, sprach sie böse und versetzte Suzy damit einen Schrecken, was Mewtu ganz und gar nicht gefiel. Es warf der Frau einen zornigen Blick zu, welcher seine Augen in einem unheimlichen blauen Glanz erstrahlen ließ.

Offensichtlich wusste die Frau nicht, dass es um das kleine Mädchen ging und wer da überhaupt vor ihr stand. Das Psycho-Pokémon fauchte wütend.

„Ich habe geahnt, dass die Leute hier so reagieren würden, weshalb es mir eigentlich zuwider ist, Krankenhäuser aufzusuchen.....

Junge Frau, es geht nicht um mich, sondern das Mädchen hier bei mir!

Suzy Rose wurde durch einen Unfall von ihren Eltern getrennt, ich hatte hier auf Hilfe gehofft und ich möchte nicht, dass der Versuch umsonst war.

Ich muss wissen, ob hier Personen mit dem Nachnamen 'Rose' eingeliefert wurden, etwa vor einer Woche. Ich bitte Sie, es geht um Leben und Tod!“, drängte Mewtu die Ärztin.

Und tatsächlich änderte sie ihre Meinung und bat es, im Flur zu warten, während sie die Aufnahmen der letzten Tage prüfte. Diese bangen Minuten zerrten an den Nerven des Pokémon, warum dauerte es so lange?

Suzy spürte seine Aggression und Unsicherheit.

„Mewtu, was stimmt nicht?

Wo sind wir hier überhaupt und was machen wir in diesem Haus?“, fragte Suzy mit einem neugierigen Blick in ihren grünen Augen. Das Pokémon schluckte und musste gerade begreifen, dass Suzy es gerade mit seinem Namen angesprochen hatte. Sie hatte es mit seinem Namen angesprochen!

Kehrte womöglich ihre Erinnerung zurück?

Während es mit dem Mädchen noch wartete und sich diese Erkenntnis durch den Kopf gehen ließ, kam die Ärztin mit einer Liste zurück und verglich die Telefonnummer in Suzys Anorak mit den Angaben der Patienten. Doch das Ergebnis war ernüchternd.

„Keine Übereinstimmung, tut mir sehr leid.

Vielleicht versuchst du es mal im örtlichen Hotel oder bei der Polizei“, meinte die Dame dieses Mal in einem ruhigeren Tonfall.

Mewtu nickte nur unzufrieden. Es nahm Suzy wieder mit und meldete sich bei der Polizei, ein Kommissar aus Mistlingen war ebenfalls bereits anwesend. Doch auch bei ihm machte sich Ernüchterung breit, es gab noch immer keine neuen Hinweise.

Ging diese Ermittlung vermutlich in die falsche Richtung?

Der Mann versuchte das legendäre Pokémon zu beruhigen.

„Lasst uns wieder nach Hause nach Mistlingen fahren, wir kommen hier nicht weiter. Du hast für heute wirklich gute Arbeit geleistet, morgen geht es weiter“, sprach er beruhigend auf es ein und alle verließen Sunningen wieder.

Doch nun waren sie wieder am Anfang, was Mewtu zur Verzweiflung trieb. Keine Hinweise in Mistlingen, keine Hinweise in der Nachbarstadt, Mewtu war am Ende.

Auch der gefundene Ausweis brachte keinen gewünschten Erfolg, was hatte es bloß übersehen?

Ihm blieb nichts anderes übrig als noch mal von vorne anzufangen.

Schwierigkeiten

Nach einem ergebnislosen Versuch im Krankenhaus von Sunningen begab sich Mewtu zusammen mit der kleinen Suzy wieder zum Anfang. Es war wieder im Hotel von Melinda und David und dort gab es auch nichts neues zu berichten. David forschte in alle Richtungen, ohne Erfolg.

Mewtu spürte Zorn in sich aufsteigen, warum nur gab es keine Hinweise?

Es musste sich beruhigen, Suzy sollte nicht noch mehr verunsichert werden. Das Wohl des Kindes war ihm wichtig.

Während es überlegte, kam ihm wieder in den Sinn, was ihm neulich aufgefallen war:

„Die Senke und die Gebirgsspalte zwischen den beiden Orten im westlichen Gebirgskamm!

Das habe ich total vergessen, doch Melinda und David werden nicht erfreut sein, wenn ich wieder um einen Ausflug am Abend bitte. Ich muss es auf eigene Faust weiterforschen, hoffentlich bekommt keiner was mit“, sprach das Pokémon zu sich selbst.

Mewtu wartete, bis es dunkel war und alle schliefen, anschließend verließ es heimlich das Hotel. Sein Ziel war die Senke zwischen den beiden Orten und die nahe Gebirgsspalte. Aufgrund der Dunkelheit war die Sicht eingeschränkt, doch es blieb ihm nichts anderes übrig. Das Wesen erreichte sein Ziel in etwa zwanzig Minuten, ein Fluss rauschte durch die Schlucht, schroffe Felswände ragten empor. Mewtu dachte nach.

„Wo gelange ich hin, wenn ich dem Fluss folge?

Was liegt eigentlich vor Mistlingen, gibt es eine reale Chance, wenn ich vor Mistlingen forsche?“, fragte es sich selbst und setzte sich wieder in Bewegung, es musste zurück sein, bevor die anderen aufwachten. Zum Glück blieb im Hotel alles ruhig......

In der Zwischenzeit folgte Mewtu dem Fluss durch die Schlucht bis weit in westliche Richtung, bis es schließlich an einer Stadt ankam. Der Ort kam ihm nicht bekannt vor, war dies der Ort vor Mistlingen?

Würde es hier Suzys Eltern finden?

Das Pokémon wartete nicht länger und sah sich eine kurze Weile um. Der Ort trug den Namen Rainingen, dieser Ort kam ihm ganz und gar nicht bekannt vor. Doch zum Glück hatte es nun endlich einen neuen Anhaltspunkt für die Suche gefunden. Es musste jetzt einfach klappen.

Rainingen wirkte größer als Mistlingen und Sunningen, jetzt weiter zu machen wäre sinnlos für das Pokémon und es zog sich zurück. Still verschwand es im Zimmer und legte sich schlafen. Für den nächsten Tag musste es fit sein.
 

Am kommenden Tag schien auf den ersten Blick alles normal, bis Mewtu merkte, dass Suzy nicht wie sonst, zu ihm kam. Das war nicht gut, was stimmte da nicht?

Schließlich fiel ihm auf, dass sie nicht im Zimmer war, auch nicht im Badezimmer. Suzy war verschwunden!

Mewtu geriet in Panik.

„Das kann jetzt nicht wahr sein, wo ist Suzy hin?!

Ich muss sie finden, hoffentlich ist nichts passiert“, sprach Mewtu zu sich selbst und rannte ins Foyer. Dort fand es die Kleine nahe des Aufzugs, Mewtu war erleichtert. Es nahm sie auf den Arm, doch ihm fiel etwas ins Auge, was ihm gar nicht gefiel:

„Suzy, was ist los?

Warum sitzt du am Aufzug, was ist passiert?“, stammelte das Pokémon panisch. Bei genauem Hinsehen konnte Mewtu ihre roten Wangen erkennen, es fühlte ihre Stirn und zuckte zusammen. Nun brauchte es rasch die Hilfe von Melinda, es erklärte, was es bemerkt hatte und bat gleichzeitig, den Ort vor Mistlingen aufsuchen zu dürfen. Da meldete sich David zu Wort.

„Rainingen, der Ort vor Mistlingen, ist groß, du wirst Hilfe brauchen. Nimm Hilfe von der Polizei, du hast schon viel geschafft und brauchst auch mal eine Pause.

Mewtu, sei bitte vernünftig!“, versuchte David zu vermitteln.

Doch das Pokémon war hart und die beiden gewährten ihm schließlich die Reise nach Rainingen. Mewtu nickte heftig und sah zu Suzy, die sich an Melinda geklammert hatte und unter hohem Fieber zu leiden schien. Das Pokémon machte sich Vorwürfe.

Doch es wollte sie nicht zum Krankenhaus bringen und so noch mehr erschrecken. Es bat um Tee und Wickel für das Mädchen, um das Fieber zu senken, anschließend wartete es so lange bei ihr am Bett, bis sie schlief. Die Zeit drängte.

„Wenn ich es nicht bald schaffe, ist es vielleicht zu spät. Und was mir noch Sorge bereitet.......was, wenn Suzy von ihrer Familie nicht mehr erkannt wird?

Kann ich.....kann ich es schaffen, das Kind alleine zu versorgen?

Es ist so schlimm“, führte es seinen Monolog weiter.

Morgen musste Mewtu alles geben. Noch immer war der Ausgang der Mission ungewiss.

Unerwartete Wendung in Rainingen

In dieser Nacht machte Mewtu vor lauter Anspannung kein Auge zu. Am kommenden Tag stand die Reise zum nahen Ort Rainingen an der Tagesordnung, in der Hoffnung, Suzys Eltern dort antreffen zu können.

Suzy schlief tief und fest.

Das Psycho-Pokémon nutzte die Zeit, um sich einen Plan der Stadt anzusehen. Es fasste sich an den Kopf, Rainingen war in der Tat ein großes Gebiet. Melinda und David hatten es gewarnt.

Mewtu schlug sich die Pfoten vor sein Gesicht, noch kein einziges Mal zuvor übernahm es für ein Wesen solch eine riesige Verantwortung. Doch es musste sein.

Mewtu zwang sich zur Ruhe, es brauchte Energie für die finale Mission. Würde es endlich Erfolg haben?

Die Nacht war trübe und regnerisch, der Dezember stand in den Startlöchern. In seinem Traum sah Mewtu ominöse, fast schlimme Bilder. Bilder der puren Verzweiflung, Bilder reinen Unglücks zweier Menschen. Das Wesen wurde davon wach und sah sich panisch im Zimmer um.

Suzy schlief.

Wer waren diese Personen, waren es Suzys Eltern?

Mewtu musste die Ruhe bewahren, es war ihm auch wichtig für Suzys Wohlergehen. Es legte sich zu ihr und umarmte sie, es würde ihr helfen und sie beschützen, notfalls auch mit seinem Leben. Hinzukommend war Suzy krank, es konnte nur hoffen, dass es nicht zu schlimm war.

Am folgenden Morgen meldete sich Mewtu bei der Polizei und Melinda, anschließend machte es sich auf den Weg. Rainingen war bereits aus der Luft gut auszumachen, denn die Stadt war groß. Das Pokémon wollte um jeden Preis einen Aufruhr unter den Menschen vermeiden und begab sich sofort zur Polizeidienststelle der Stadt.

Man erwartete es bereits, der Hauptkommissar nahm es mit in sein Büro. Der Mann wirkte ernst.

„Die Kollegen aus Mistlingen und Sunningen haben uns über die Vorkommnisse unterrichtet. Du bist auf der Suche nach der Familie Rose.....du hast wohl die Tochter auf der offenen Landstraße aufgelesen.

Die Sache ist heikel. Meine Leute haben ein Paar vor kurzer Zeit nahe des Schluchtkomplexes vor dem Ertrinken gerettet, es könnte sich hier um die gesuchten Personen handeln. Sie befinden sich im örtlichen Krankenhaus, am besten schaust du dort nach und ich gebe dort als eine Meldung raus, dass du auf dem Weg dahin bist“, meinte der Polizist und versuchte dabei, seine eigene Angst zu unterdrücken.

Doch Mewtu war clever und ahnte, dass da was ganz und gar nicht in Ordnung war.

Würde sich sein Verdacht erhärten?

Würde das Paar seine eigene Tochter nicht mehr erkennen und es fortschicken, sollte es mit Suzy dort auftauchen?
 

Mewtu unterdrückte seine eigene Angst und verließ das Kommissariat, um zum Krankenhaus aufzubrechen. Dort herrschte das gleiche Spiel wie in Sunningen, doch dieses Mal hatte das Pokémon Glück. Nachdem es sich seine Informationen bei den Schwestern geholt hatte, suchte es die vermeintlich Eltern von dem Mädchen auf.

Der Besuch verlief unerwartet....

„Verschwinde, wir haben kein Kind!

Hau bloß ab!!!“, schrie die Frau, die wie es von der Kennzeichnung entnahm, Daphne Rose hieß.

Der Vater schwieg, offensichtlich war er mit der Situation überfordert. Mewtu wollte keinen Ärger machen, ehe es eskalierte verließ es das Krankenhaus. Das Pokémon war schwer erschüttert von dieser Erkenntnis, somit war eine Rückführung des Mädchens ausgeschlossen. Wie sollte es nun weiter gehen?

Mewtu war ratlos, es warf einen letzten Blick auf das Krankenhaus und verließ Rainingen wieder in Richtung Mistlingen. Das Wesen hatte Tränen in den Augen, das war zu viel.

Wieder im Hotel von Mistlingen begab es sich sofort zu Melinda und David, um den beiden das tragische Ereignis mitzuteilen. Das Pokémon machte sich Vorwürfe, hätte es anders an die Sache rangehen müssen?

„Ich war mir so sicher!

Warum......warum nur nehmen sie ihr eigenes Kind nicht mehr an?

Melinda.....David......kann ich das schaffen?

Wäre ich ein guter Ersatzvater für Suzy?“, fragte es schluchzend. Die beiden versuchten es mit aller Kraft zu beruhigen und sprachen Mewtu Mut zu. Es war während der ganzen Mission so tapfer und entschlossen, dass es sogar die Polizei beeindruckte. Bestimmt wäre es ein guter Vater.

Während es noch überlegte kam Suzy auf es zu. Sie lächelte.

„Du bist sehr gut und nett zu mir!

Mir geht es schon besser, danke für deine Fürsorge für mich. Dank dir will ich später mal Pokémon-Trainerin werden.

Mewtu, gib nicht auf!“, sprach sie wie ein erwachsenes Mädchen.

Mewtu konnte nach dieser Aussage endlich wieder lächeln, wenigstens konnte es einen Teil seines Versprechens halten.

Doch nun hatte es eine neue Aufgabe zu erfüllen, welche es voller Zuversicht annahm.



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