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Tribal

I`ll be your home
von

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The man who fell from the sky

Die Sonne stand schon eine ganze Weile hoch am Himmel und wärmte die Insel unter sich.

Vögel zwitscherten wild im dichten Dschungel der Insel umher, etwas was völlig normal war zu dieser Jahreszeit. Es war Frühling und die Tiere fingen an sich wieder aus ihrem Winterschlaf zu erheben und nach Partnern zu suchen. Es war also das reinste Affentheater und nicht nur wegen der lauten Affen die im Dschungel lebten. So gab es Liebesgeflüster an jeder Ecke, auch wenn eine spezielle Gattung das nicht als Worte verstand sonder dies nur aus Gewohnheit kannte und somit begriff. Und für einen war es besonders nervig. Es lenkte ihn von seinem Training ab.

Blitzschnell zischte er durch die Büsche. Flink wie ein Leopard und nicht zu bremsen wie ein aufgewühltes Wildschwein, rannte der Junge durch den Dschungel. Nur das Rascheln von Blättern und die Schritte seiner Füße hallten umher während er das Tier verfolgte was seine Beute war. Er war auf der Jagd. Nicht weit vor ihm konnte er es sehen. Wie es panisch davon rannte und krisch. Versuchte sein Leben zu retten, weil es genau wusste dass man ihm nach diesem trachtete. Das gräuliche und gut 120 Zentimeter hohe Tapir rannte auf seinen vier Hufen durch das Dickicht als wäre der Teufel hinter ihm her. Was nicht mal so falsch war in Anbetracht der Umstände, denn dieser Junge war wirklich ein Teufelsbraten.

Es floh über Stock und Stein. Hüpfte über eine umgefallene Palme und konnte seinen Angreifer dennoch nicht abhängen, der fast hinter ihm einen leichten Satz über den Baum machte als wäre es nichts gewesen. So kam er immer näher und das Tier geriet mehr und mehr in Panik. Es schrie, machte Harken beim rennen, duckte sich unter tief hängenden Ästen hinweg, aber es bekam ihn einfach nicht mehr los. Dieser Angreifer war anhänglich. Ein Raubtier das man nicht unterschätzen durfte. Und diese Hetzjagd war nun schon seit 10 Minuten am laufen. Doch im Gegensatz zu dem Tier, dass keinerlei Ahnung hatte was passieren würde, hatte der menschliche Junge schon einen Plan den er gezielt verfolgte. Nicht umsonst hetzte er es über den Boden des Dschungels. Er wartete nur auf seine Gelegenheit und auf den Ort an dem die Falle zuschnappte, denn das würde bald sein. Und nach wenigen Sekunden sah er vor sich auch schon was er sehen wollte.

Das Tier rannte panisch vorne weg und genau auf einen nach links runter fallenden matschigen Hang zu. Etwas Wasser plätscherte diesen ebenfalls hinab und genau das war seine Falle. Das Tapir war so außer Puste und panisch, durch diese Hetzjagd, dass es ohne zu denken darauf zu rennen würde. Der Junge sah es schon vor seinem inneren Auge: Mit den Hufen rutschte es dann ab und polterte den Hang runter in eine kleine Wassergrube und danach würde er leichtes Spiel haben und es da unten erlegen! Alles klappte nach Plan!

So zückte er den schön verzierten Speer, mit Federn und bunten Bändern um den Stiel, und den er die ganze Zeit in der rechten Hand neben sich hatte, etwas weiter nach vorne und machte sich bereit. Wenn es runter rutschte konnte er auf es springen und es schon mal damit verletzen! Er würde den Speer in die Seite schlagen und dann mit dem Tier hinab rutschen. Unten bekam es dann den Todesstoß! Die Wassergrube, am Ende der Rutsche, eignete sich perfekt dafür, denn das Tapir musste verletzt schwimmen, würde dafür keine Kraft mehr haben und war somit erledigt. Danach konnte er es locker an Land schieben, denn das Wasser würde es leichter machen. So fixierte er es genau vor sich an. Nur noch wenige Meter. Gleich hatte er es! Er war kurz davor!

Doch dann passierte etwas völlig unerwartetes. Etwas womit er nicht gerechnet hatte…das Tier schlug hart nach links aus. Kurz bevor es die Hufe auf den matschigen Hang setzte, machte es eine volle Bremsung und einen Harken nach links. Lief dann auch links den Hang, auf dem harten Boden hinunter und der Junge rannte weiter nach Plan nur gerade aus. Ein böser Fehler. Er war so erschrocken von diesem Geschehen dass er selber nicht mehr bremsen konnte und auf den rutschigen Hang kam. Nach wenigen Sekunden verlor er den Halt auf den Füßen und rutschte aus! Anstatt dass das Tapir den Hang runter polterte war es nun ER der alles abbekam. So schrie er kurz auf vor Schreck und ließ die Waffe aus Reflex fallen. Das war etwas was er früh gelernt hatte. Weg mit der Waffe bei Stürzen, denn sonst könnte sie am Ende noch in dir selbst landen und dich verletzten oder gar töten! Also ließ er sie rechts von sich los und kullerte seitlich den Hang hinunter. Es war weich und matschig, aber jeder noch so kleine, einzelne Stein auf der Route knallte in seine Haut und riss in den freien Oberkörper kleine Schnitte, oder löste halt später blaue Flecken aus. Es tat weh und es kam ihm ewig vor bis er endlich die Erde verließ und in die kleine Wassergrube viel, in welcher er dann untertauchte durch die Wucht des Aufpralls. Schnell riss er sich unter Wasser zusammen und schüttelte den Kopf, tauchte sofort auf und hustete an der frischen Luft. Als er seine Augen auf machte und nach links sah erblickte er wie dieses Mistvieh da einfach weiter panisch runter gerannt kam und vor ihm von links nach rechts an der Grube vorbei rannte. Peinlich, denn er war schneller unten gewesen als dass Tapir. Und nun würde es ihm entkommen. Aber etwas anderes geschah plötzlich.

Das Tier krisch schlagartig auf und donnerte im Rennen auf den Boden, rutschte sogar noch etwas über diesen. Dann lag es da und bewegte sich noch leicht, bis es aufhörte und sich nicht mehr rührte. Der Junge konnte bereits den großen Pfeil sehen der in der Halsschlagader des Tieres stecke und damit jenes Leben beendet hatte. Aber genau das machte ihn sauer.

Sofort verzog er muffig das Gesicht und sah nach links neben das tote Tier, denn er sah wer da kam. Typisch. Er hasste es so sehr. Von dem Baum daneben kam ein Mann heruntergesprungen. Er machte sich, im Fall, bereits den Bogen auf den Rücken und legte beide Hände an seine Hüfte. Blickte den Jungen an als hätte eine schlechte Leistung abgegeben. Aber dennoch war da noch ein frecher Unterton zu sehen. Der Junge im Wasser respektierte ihn…aber verdammt noch mal hasste er diesen frechen und allwissenden Ausdruck in seiner Fresse! Dann lief der Mann neben das tote Tapir und sprach mit verschränkten Armen zu dem Jungen im Wasser:

„Na das war ja ein Spektakel! Sag nicht dass du dafür auch noch Eintritt verlangst! Ich bin momentan nicht in der Lage zu zahlen, hehe!“

Er lachte weiter, was den Jungen sehr aggressiv machte und er aus dem Wasser zurück fauchte:

„Halt den Rand Vater!! Ich hatte es alles perfekt geplant!“

Der Vater sah seinen patschnassen Sohn frech an und blickte dann wieder auf das Tapir neben sich als er sprach:

„Ach ja? Aber anscheinend hast du dich mit dem Tapir nicht richtig abgesprochen, oder Hana? Das kannte deinen Plan wohl nicht!“

Dann sah er wieder zu seinem Sohn, der ihm einen verdammt muffigen Blick entgegenwarf der ihn hätte töten sollen. Nur um kurz danach seinen vorher verlorenen Speer auf den Kopf gedonnert zu bekommen der nun endlich auch am Ende der Rutschpartie angekommen war. Es knallte kurz durch den Aufprall auf seinem Holzkopf und Hana nahm diesen dann sauer in seine rechte Hand und schwamm ans Ufer zu seinem Vater. Dieser hatte sich bereits locker in einen Schneidersitz gesetzt und lächelte seinem Sohn freundlich zu.

Oh mann wie sehr Hana dieses Lächeln hasste. Es war kein: das war super, Lächeln. Mehr so ein: Ha Ha du Versager, Lächeln! Er kannte die verschiedenen Arten wie sein Vater lächelte inzwischen sehr gut, hatte ja 16 Jahre dafür Zeit gehabt. So kroch er aus dem Wasser raus. Legte seinen Speer rechts neben sich auf den Boden und fing an, auf den Knien, sein nasses Haar auszuwringen. Sein Vater sah ihm dabei zu.

Hana hatte noch viel zu lernen, denn das war eben mal wieder eine Pleite gewesen, aber man konnte nicht daran zweifeln dass er ein hübscher Junge war. Mann konnte schon sagen: Da hatte Papa ganze Arbeit geleistet! Okay nicht nur er, die Mutter war auch daran schuld das sie so ein hübsches Kind hatten. Manchmal dachte er schon darüber nach ob es nicht besser wäre Hana einfach mit einem starken Mann aus dem Dorf zu verloben und Hana in die Küche zu sperren. Aber er war sein Sohn und nur ER sollte den Stamm mal führen. Mal abgesehen davon konnte Hana nicht wie seine Mutter ein Kind bekommen. Dieses Gen ging an ihm damals vorbei. Auch wenn er etwas feiner und weiblicher wirkte als andere Jungs in seinem Alter. Aber das war nur äußerlich. So begutachtete er ihn während er wartete dass er fertig wird.

Hana war wunderschön. Er war schlank und nicht klein. Obwohl er etwas dünn wirkte war er gut in Form und besaß zarte Muskeln von oben bis unten am Körper. Er saß da, nur mit einer lockeren und langen, grünen Hose bekleidet. Sein Oberkörper war frei und er hatte leichte blaue Bemalungen mit Farbe auf diesem. Sie waren gemacht worden um zu zeigen dass er heute eine Jagdprüfung hatte. Seine Haare waren so lang das sie ihm bis zum Schlüsselbein hingen und in einem leicht dreckigen Goldblond schimmerten. Diese Haarfarbe hatte er von seiner Großmutter, der Mutter seines Vaters, vererbt bekommen. Zwei Federn steckten rechts oben im Haar fest zur Zierde. Und seine Augen waren scharf und leuchteten in demselben dunklen Bernsteingelb wie die seiner Mutter. An seinen Füßen waren nur weiße Schläppchen. Die er nun aber wütend auszog und an den Baum links von seinem Vater donnerte.

Wie immer. Er war wieder mal wütend und es ging ihm nicht schnell genug. Dieses Kind hatte einfach keine Geduld. Von wem hatte er das nur? Von ihm sicherlich nicht! So lächelte sein Vater, dessen Name Hao war, wieder etwas und sprach:

„Barfuß wäre es auch nicht besser gelaufen.“

Das konnte Hana gerade abhaben! Diese dummen Sprüche! Er setzte sich mürrisch in den Schneidersitz und verschränkte die Arme wütend vor sich, als er seinen Vater anschrie:

„Spar dir die Sprüche Vater! Es lief alles so wie ich es wollte! Und dann kommt diese dumme Sau einfach auf die Idee vorher abzubiegen! Woher sollte ich das denn wissen?!“

Oh mann seine Aussprache war ja wieder mal sehr elegant an dem Tag. Typisch Hana, er sah mal wieder das Gesamtbild nicht und nur den Moment. Wurde Zeit ihn mal wieder etwas aufzuklären und auf den Boden der Tatsachen zu holen. Verdammt dieses Kind hatte einfach zu viel Feuer. Hao schnaufte und sprach ruhig:

„Merkst du denn eigentlich nicht dass du einen katastrophalen Fehler nach dem Anderen machst? Seit du diese Jagd begonnen hast ging alles schief. Ich habe dich weiter machen lassen, weil du nur so aus deinen Fehlern lernen kannst. Aber es tat echt weh dir zuzusehen. Das Fährtenlesen hast du drauf, aber kaum als du das Tapir im Visier hattest ging einfach alles schief! Du bist ungeduldig, brichst aus deiner Deckung aus und treibst es durch den Wald wie ein tollwütiger Wolf! Du rennst deiner Beute blind hinterher, anstatt du dir lieber Gedanken machst wie du es lautlos töten kannst! Ein Tapir ist ein Fluchttier! Du kannst nicht mithalten, es ist geboren worden um zu flüchten! Bei einem solchen Tier solltest du versuchen es schnell und lautlos zu töten. Wie mit einem Bogen zum Beispiel.“

Er zeigte dabei hinter sich und auf die Waffe auf seinem Rücken. Hana sah kurz zum Bogen hin und sein Vater fuhr fort:

„Aber du willst alles lieber mit deinem Speer, wie ein wütender Affe, kaputt schlagen!“

Hana erhob Einspruch:

„Ich mag nun mal keine Bögen! Das sind Waffen für Feiglinge! Ich bin ein Kämpfer! Ich kämpfe ehrenhaft von Angesicht zu Angesicht!“

Nicht das schon wieder. Hao seufzte.

„Du bist mehr ein Maulwurf der blind um sich schlägt.“

„Was?! Nimm das zurück!“

„HANA!“

Und nach langer Zeit erhob er mal wieder seine Stimme gegenüber seinem Sohn, so das Hana automatisch zusammen zuckte und ihn muffig, aber still ansah. Er hatte vor nichts Angst. Aber wenn sein Vater mal lauter wurde, was an sich schwer zu erreichen war, dann klang das sehr bedrohlich und er hatte sofort vollsten Respekt vor ihm. Er war nicht irgendwer. Er war der Häuptling der Patcheen und der stärkste Krieger im Stamm. Sein Vater war größer als er und stark gebaut. Meist trug er immer seinen Poncho über seinem Oberkörper, der mit schönen Schmuck und Bemalungen verziert war. Auch hatte er immer sein langes, dunkelbraunes Haar offen, genau wie Hana. Das von seinem Sohn war aber nicht annähernd so lang wie das von Hao. Auch trug er in seinem Haar rechts zwei Federn am Hinterkopf. Lange Federn eines Adlers. Und je länger er ihn streng und sauer ansah, umso eingeschüchterter fühlte sich Hana. Er hasste es so sehr. Diesen Blick. Nie würde er freiwillig seinem Vater wiedersprechen. Sicher er war der Häuptling der Patcheen, aber er war noch so viel mehr als das. Gerüchten zufolge war er ein ungeschlagener Krieger. Keiner hatte ihn bisher besiegen können, egal ob fairer Kampf oder nicht. Und es hielt sich auch hartnäckig das Gerede dass sein Vater einst einem Gott gegenüberstand und diesen bezwungen hat um das Dorf zu retten. Hana wusste nicht ob es stimmte, er war immerhin nicht dabei gewesen. Alles war vor seiner Geburt passiert, als sein Vater so alt gewesen war wie er. Sich in dem Alter mit einem Gott des Dschungels anzulegen…wie mutig und stark musste man sein? Und deswegen würde er ihn ewig respektieren, auch wenn es vielleicht nicht immer so rüber kam.

So schnaufte er und wand seinen Blick muffig aber besiegt auf den Boden. Hao dagegen konnte auch nur noch weiter schnaufen. Was sollte er nur mit dem Jungen machen?

Hana war noch nie ein leichtes Kind gewesen und verdammt dickköpfig, aber er hatte immer gehofft dass er im Alter etwas einsichtiger und ruhiger werden würde. Da hatte er sich stark geirrt. Eigentlich wurde der Junge nur noch aufbrausender und ungeduldiger. Er gab einem immer das Gefühl als würde er auf heißen Kohlen sitzen und was verpassen wenn er nicht gleich aus der Reihe tanzte. Und genau das war das Problem: Hana tanzte aus der Reihe. Egal auf wie viele Jagden er ihn auch mitnahm, ob in der Gruppe oder nicht, er tanzte nach einigen Minuten aus der Reihe und versuchte sein eigenes Ding durchzuziehen. Anstatt das er sich auf die bewährten Jagdmethoden verließ, erfand er völlig neue und wahnwitzige Versionen davon. Ein Beispiel: Als sie mal auf einer der Steppen der Insel nach Geiern jagten, hatte er doch tatsächlich eine wegrennende Herde von Sambarhirschen genutzt um sich schneller zu bewegen! Die Geier waren am wegfliegen, also rannte Hana plötzlich auf die Hirsche zu und versetzte sie in Panik. Dann krallte er sich wie eine Raubkatze an einem Tier fest und ritt einfach mit, während er versuchte mit einem Bogen die Tiere vom Himmel zu holen! Das war auch das erste Mal das er einen Bogen benutz hatte. Hao sah seinen Sohn schon runter fallen und totgetrampelt am Boden, weil die Herde nicht gerade klein war in der er freiwillig drin hing! Eine falsche Bewegung und er fiel runter und wurde zertrampelt! Den Göttern sei dank war das nicht passiert. Doch am Ende hatte er nichts erlegt, war nicht verletzt worden und keiner hatte auch nur einen Geier erschießen können. Die Jagd war umsonst gewesen so das sie mit leeren Händen nachhause kamen. Und solche Dinge brachte er öfters. Sein Vater wünschte sich nur einmal dass Hana aufhören würde so kreativ zu sein. Vor allem wenn er damit am Ende ohne etwas heim kam! Dieses Kind hatte nur Flausen im Kopf! Von ihm hatte er das auch nicht! Von Yoh aber auch nicht…Naja dann kam es bestimmt von seiner eigenen Mutter Asanoha. Hao seine Mutter war verrückt und freilebend gewesen. Hatte ihr damals auch viele Probleme gebracht. Hana war genauso. Vielleicht ergab das ja wirklich Sinn. Aber es war auch egal. Der Junge musste lernen sich anzupassen. Und vor allem im Team zu arbeiten. Selbst der stärkste Krieger ist verwundbar und wird nach einer Weile bezwungen. Egal wie gut er kämpfen konnte.

So kam er auf die Beine und sein Sohn sah ihm verdutzt nach und hoch zu ihm. Hao streckte sich kurz und sprach dann ruhig aber dennoch etwas müde:

„Versuche beim nächsten Mal nicht schon wieder so verrückte Aktionen abzuziehen. Wenn du dir weiterhin selbst und auch allen anderen bei fast jeder Jagd die Tour versaust, kann ich dich irgendwann nicht mehr mitnehmen. Dann solltest du besser im Dorf bleiben und deiner Mutter beim Pflegen und Bearbeiten von Tier und Habundgut helfen.“

Erschrocken sah ihn sein Sohn an. Nein. Was auch immer, aber nicht Stubenarrest im Dorf! Sofort sprang Hana auf die Beine, hatte seinen Speer in der rechten Hand und antwortete laut und etwas sauer flehend:

„Bloß nicht! Du weist das ich kein Sammler sein will! Ich will kämpfen und hier draußen sein!“

Hao sah zu ihm.

„Aber ein Jäger willst du wohl offenbar auch nicht sein, sonst würdest du meinen Anweisungen folgen.“

Hana schüttelte kurz den Kopf.

„Das stimmt nicht! Natürlich will ich ein Jäger sein! Ein Krieger!“

Er konnte es nicht sagen, aber er eiferte seinem Vater unheimlich nach. Von klein auf wollte er so cool sein wie sein Vater. Er war der Anführer, der stärkste Kämpfer und er wusste immer was zu tun war und wie man helfen konnte. Er zerlegte jeden locker im Einzelkampf und sogar zu dritt hatten andere kaum eine Chance gegen ihn! Sein Vater war in seinen Augen unverwundbar. Und das wollte er auch sein! Er wollte allen zeigen dass auch in ihm das stolze und starke Blut seines Vaters floss und er diesen eines Tages übertrumpfen würde! Wollte zeigen dass er es drauf hatte! Er wollte genauso Respekt wie sein Vater und endlich aus dessen Schatten treten.

Als er den letzten Satz zu ihm sagte sah Hao ihn sehr neutral und stumm an. Sofort wusste er was er zu sagen hatte, auch wenn es Hana nicht passen würde. Doch er war ehrlich zu seinem Sohn, also sprach er ruhig:

„Ich glaube dir dass du das sein möchtest. Das sagt dein Kopf zumindest. Aber du scheinst mit deinem Herzen nicht bei diesem Wunsch zu sein.“

Hana sah ihn einfach nur an…Das verstand er nicht. Was meinte sein Vater damit? Natürlich war das sein Traum! Was sollte er denn noch tun verdammt?! Doch er sprach nicht weiter sondern sah nur wie sein Vater sich umdrehte. Der Poncho wehte kurz auf als er loslief und danach seinem Sohn nur den Rücken zeigte. Auch lief er über das Tapir hinweg, ohne auf es zu treten und sprach dabei nach hinten:

„Trag es zurück zum Dorf. Immerhin ist es ja deine Beute gewesen, auch wenn du sie nicht erlegt hast.“

Hana sah das Biest erschrocken vor sich an das da am Boden lag. Er sollte was bitte?! Das Vieh wog doch bestimmt bis zu 90 Kilo! Wie sollte er dass denn tragen?! Er sah wieder zu seinem Vater rüber, der weiter weg war und brüllte:

„WAS?! Wie soll ich dieses Biest denn zurück bekommen?!...VATER!“

Hao schmunzelte sich einen weg ohne das Hana es auch nur bemerkte. Alles was der Kleine sah war wie der Erwachsene den rechten Arm locker ob und etwas nach hinten winkte, dabei rief:

„Jetzt kannst du deiner Kreativität mal freien Lauf lassen! Wir sehen uns nachher Hana! Komm bloß nicht zu spät, sonst dreht dir deine Mutter den Hals um! Das Tapir wird nämlich unser Abendessen!“

Und dann verschwand er auch schon im Dickicht und ließ seinen Sohn erschrocken und schockiert zurück. Hana sah wieder zu dem toten Tier, zu seinem nun verschwundenen Vater und wieder zurück, bis er seine Wut nicht mehr halten konnte und laut fauchte:

„DAS IST DOCH NICHT DEIN ERNST!!“
 

Hao kam natürlich als Erster zurück im Dorf an und hatte ein breites Lächeln aufgelegt.

Es lag nicht nur an der frechen Sache die er gerade bei seinem Sohn abgezogen hatte sondern auch daran dass er immer glücklich war wenn er nachhause kam. Das war etwas was er schon aus seiner Jugend kannte. Als er gerade mal zehn war war er oft mit den anderen Kriegern und Jägern unterwegs gewesen um zu Jagen und Nahrung zu besorgen. Meist waren sie Tage weg und die Freude war immer riesig wenn sie mit voller Ladung wieder heim kamen und die Zurückgebliebenen sich freuten dass sie wieder da waren. Frauen umarmten ihre Männer, Mütter ihre Söhne und er…naja er hatte sich gewünscht das Yoh ihn so empfangen würde, aber das dauerte noch einige Jahre bis es sich erfüllen würde. Aber nun war das nicht mehr der Fall. Vieles hatte sich geändert. Und das zum Positiven.

Kaum als er aus den Schatten der Bäume trat und sich dem Platz des Dorfes näherte, wurde er schon herzlichst empfangen. In der Mitte loderte das große Lagerfeuer, das niemals gelöscht wurde und die Leute seines Stammes winkten ihm zu. Alte Frauen, junge Männer und Kinder, einfach jeder der ihn sah. Er war von allen geliebt und sie konnten sich keinen besseren Häuptling vorstellen. Sogar die alte Hexe Goldva saß neben ihrem Zelt und winkte ihm zu. Er winkte zurück. Sie hatte ihm in der Jugend oft den Kopf gewaschen damit er ihr würdiger Nachfolger wird. Und ihr Sohn Silva hatte bei Hao seiner Ausbildung mitgeholfen. Er war sowas wie sein Trainer und Beobachter gewesen. Aber wenn Hao ehrlich war…ungern dachte er an diese Folter zurück. Zumindest an die von Goldva. Aber Goldva hatte Yoh damals das Leben gerettet und dafür konnte er ihr nie dankbar genug sein.

Als Yoh vor 16 Jahren in den Wehen lag gab es Komplikationen bei Hana seiner Geburt. Hana war bereits im Bauch seiner Mutter ein Problemmacher gewesen. Er trat oft zu und löste bei Yoh sehr früh die Wehen aus. Aber dann verlief die Geburt sehr langsam. Und…hätte die alte Frau damals nicht schnell reagiert und Yoh so wie Hao nicht genau gesagt was zu tun war, dann wäre Hana vielleicht im Geburtskanal erstickt und Yoh gleich mit gestorben durch den Blutverlust und die Erschöpfung. Hana war stecken geblieben und regte sich nicht mehr. Den Göttern sei dank aber weiter unten Im Geburtskanal. Er konnte sich noch genau erinnern: Er hatte Yoh bei der Geburt des Kindes vor sich kniend und drückte ihn dabei fest an sich, unterstützte ihn mit Worten und Massagen des Bauches so gut er konnte. Er konnte nichts gegen die Schmerzen tun die sein Liebster durchmachte. Noch nie hatte er sich so hilflos gefühlt in seinem Leben. Und noch nie hatte er solch eine Angst verspürt wie an diesem Tag…Die Angst Yoh und ihr Kind verlieren zu können. Nie mehr wollte er diese Angst wieder erleben…Aber Goldva hatte ihre Familie gerettet und alles war wie weggefegt gewesen. Als Yoh den kleinen Hana im Arm hatte, der wie am Spieß krisch, war alles wieder okay. Und als Hao ihn das erste Mal in den Arm nahm war es einfach unbeschreiblich gewesen dieses kleine Würmchen in den Armen zu halten. So zart und zerbrechlich wie Hana gewesen war…sowas hatte er noch nie erlebt. Es war ihr Kind. Und da wurde Hao bewusst…er war ein stolzer Vater geworden. Es war das größte Glück was man ihnen machen konnte. Ihr Sohn war gesund und für sie das schönste Baby der Welt. Und an dem Tag schwor Hao sich eines: Er würde seine Familie vor allem beschützen. Besonders Hana. Dieses Kind das nur durch eine Laune der Natur existierte.

Er sah sich weiter um und ließ seinen wachenden Blick umherschweifen. Das Dorf war so gebaut das es in der Mitte einen großen Platz hatte und in Kreisformation, um diesen herum, befanden sich ihre Wigwams. Kugelförmige Zelte, aus Tierleder oder Holz und Stroh. Früher hatte nur der Häuptling ein Zelt aus warmem Fell, das isolierte und die Kälte draußen hielt. Aber seit Hao der Häuptling war bestand er darauf dass niemand seines Stammes mehr frieren sollte, also haben sie nachgebaut. Ihr Dorf lag versteckt im Dschungel und meist drang nur schwer das Tageslicht durch die dicken und Lianen verhangenen Baumwipfel über ihnen, in denen meist Vögel saßen und sangen.

Hao besaß natürlich den größten Wigwam im Dorf und direkt dahinter floss ein kleiner Fluss vorbei. Das war ihre Nahrungsquelle für Wasser und weiter den Fluss abwärts konnte man an einem See Fische angeln oder seine Kleidung waschen und baden. Der See war nicht abgeschlossen, sondern mündete dann wieder in einen Fluss der zum Strand lief. Dieser war aber noch weit entfernt von ihnen und man brauchte etwas um dort hin zu kommen. Und als er sich schließlich seinem Zuhause näherte kam auch schon die Liebe seines Lebens ihm entgegen.

Ein sanftes Lächeln wurde ihm zugeworfen und er lächelte zurück. Yoh kam gerade aus dem Wigwam und drückte das Fell vor der Tür zur Seite um raus ins Freie zu kommen. In seinen Armen hatte er eine getöpferte Schüssel umarmt, in der man schon Beeren und Früchte sehen konnte die er vorher gesammelt hatte. Nachtisch für nach dem Abendessen. So lecker sie auch waren und lockten, sie konnten die Schönheit seines Lebenspartners nicht übertrumpfen. Yoh war wunderschön. Er war immer wunderschön, auch wenn er morgens verzottelt aufwachte und sich erst zu Recht machen musste. Er war schlank und etwas kleiner als Hao. Nur einen halben Kopf um genau zu sagen. Sein wunderschönes, langes Haar, das ebenfalls dunkelbraun war hatte er, wie meistens, am Hinterkopf zu einem Zopf gebunden und ließ den Schweif einfach hängen. Früher hatte Yoh die Haare kurz gehabt, aber nach Hana seiner Geburt und ihrer Trauung wollte er sie wachsen lassen. Warum hatte er nie gesagt. Und er war wieder Mal gekleidet in den schönsten Gewändern. Lang und weiß, voller Bemalungen und Zeichen ihres Stammes und um seinen Hals trug er die Kette die Hao ihm damals aus tiefster Liebe geschenkt hatte. Die drei Bärenkrallen von dem Gott Apollo. Aber im Gegensatz zu den anderen trug Yoh keine Federn im Haar sondern nur ein oranges Tuch was über seinem Kopf lag und seinen Pony nach vorne ins Gesicht fallen ließ. Er sah traumhaft aus. Und wenn diese Schamanenkönigin Hao so einen verliebten und warmen Blick zuwarf, wollte der gerade noch mal ein Kind mit ihm machen. Doch leider war das nicht mehr möglich, denn Yoh konnte nur einmal schwanger werden. Es lag in seiner Natur. Er hatte nur eine Eizelle gehabt und die konnte nur im richtigen Moment reifen damit er schwanger wurde. Das war damals in ihrer ersten Nacht passiert. Hana war also ein Volltreffer gewesen. Schade eigentlich…So ne kleine Schwester für Hana wäre vielleicht nicht mal so schlecht für den Rotzlöffel…

Kaum als er bei ihm angekommen war drückte er seiner Frau auch gleich einen Kuss auf die Lippen. Kurz aber wunderschön. Dann sahen sie sich an und Yoh fragte mit einem strahlenden Lächeln:

„Na? Auch wieder da?“

„Wäre ich später gekommen hättest du mir den Kopf abgerissen, jetzt tu mal nicht so Yoh!“

Er sagte das sehr frech und verspielt zu ihm, so dass er nur ein weiteres Lächeln zurück bekam und Yoh antwortete:

„Also bitte! Ich bin doch kein Unmensch Hao.“

„Nein, aber wenn du deine Stimme erhebst bekomme ich echt Angst vor dir!“

Sagte Hao wieder lächelnd und lachte sogar noch dabei. Das war normal. In der Sekunde war es nur Spaß. Sie sprachen immer so miteinander. Aber Hao hatte Yoh schon einmal verdammt sauer erlebt…und das wollte er nie wieder. Er hätte nie gedacht dass sein Liebster so bösartig und nachtragend sein kann. Vor allem unter der netten Fassade. Von da an hatte er Respekt vor ihm und manchmal konnte man echt denken das Yoh die Hosen anhatte von den Beiden.

Wie auch immer. Hao schnappte sich schnell eine kleine Frucht aus dem Korb und fing an zu naschen. Yoh dagegen sah sich verwirrt um und suchte offensichtlich etwas. Man konnte sich schon denken was es war und dann fragte er verdutzt:

„Wo ist denn Hana? War er nicht mit dir jagen?“

Sein Gatte schluckte runter und antwortete, bevor er wieder in die Frucht biss:

„Ja waren wir. Dein Sohn lernt gerade das Gewicht seiner Arbeit kennen, hehe.“

Yoh sah hoch zu ihm und verzog das Gesicht etwas traurig. Er wusste genau was im Busch war wenn schon so ein Satz kam. So fragte er:

„Oh nein. Was hat er jetzt wieder angestellt?“

Wann stellte er mal nichts an? So sollte die Frage eigentlich lauten. Hao schluckte den Rest runter und rieb sich mit der rechen Hand über den Mund. Danach verschränkte er die Arme vor sich, aber so dass man sie unter dem Poncho nicht sah. Sein Ton wurde ernster:

„Was glaubst du denn? Er sollte ein Tapir erlegen und hätte sich dabei noch fast den Hals gebrochen der Dussel.“

Yoh blinzelte ihm verwirrt zu.

„Wie konnte denn das beinahe passieren?“

„Indem er nicht nachdenkt! So wie immer! Ich sage dir: der Junge hat nicht nur zwei linke Hände sondern auch zwei linke Füße nach der Aktion die er da gebracht hat!“

Er klang wirklich aufgebracht, obwohl er dabei noch so ruhig blieb. Yoh sah wie Hao sich dann rechts neben dem Wigwam auf einen Baumstamm setzte und sich erst mal durch die Haare wuscheln musste vor leichtem Frust. Seine Gemahlin seufzte als sie das sah. Lächelte aber dann sofort wieder sanft und setzte sich daneben. Er sah Hao kurz an und stellte dann die Schüssel vor seine Beine, lehnte sich zurück und sprach zu seinem Gatten:

„Hauptsache es ist nichts passiert. Und er hat es ja erlegt, also alles gut.“

He he. Nein. Hao antwortete:

„Nein, ICH durfte das erledigen weil er in einem Wasserloch außer Gefecht war. Ansonsten hätten wir heute kein Abendessen.“

„…Oh.“

Kam es von Yoh knapp. Na das lief ja mal wieder glänzend. Nun verstand er sogar Hao seinen Frust etwas und fasste ihm mit der linken Hand sanft auf das rechte Bein.

„Mach dich nicht verrückt Hao.“

Hao sah zu ihm.

„Was soll ich nur mit ihm machen Yoh? So langsam bin auch ich mit meinem Latein am Ende und das will schon was heißen! Ich meine ich habe immer Lösungen für alles parat! Ich lass mich doch nicht von meinem Sohn in die Knie zwingen! Soweit kommt es noch!“

Yoh sah ihn etwas fassungslos und verzweifelt an. Er sollte seinem Sohn helfen und nicht einen Krieg gegen diesen führen um sein eigenes Ego oben zu halten. Oh mann typisch Hao. Kein Wunder das Hana etwas kompliziert war. Sein Vater war ja nicht besser. So schnaubte der etwas Kleinere und sprach sanft:

„Soll ich Opacho auf Hana hetzten? Sie wird ihm bestimmt etwas den Schädel sauber schrubben.“

Hao sah zu ihm.

„Nein lass mal. Deine Schülerin hat genug mit ihrer Ausbildung zur Heilerin und Schamanin zu tun, da kann ich nicht noch unseren verrückten Sohn auf sie hetzten.“

Das stimmte. Opacho war inzwischen 21 Jahre alt und neben Yoh die beste Heilerin im Dorf. Doch im Gegensatz zu ihrem Meister, war sie öfter im Dschungel unterwegs und blieb viele Tage weg auf der Suche nach neuer Medizin und Erkenntnissen. Sie war fünf als Hana geboren wurde. War sogar bei seiner Geburt dabei gewesen und ist für ihn sowas wie eine große Schwester geworden. Aber auch Opacho kam nicht immer gegen Hana seinen Dickkopf an. Eigentlich keiner. Aber Yoh sah Hao wieder etwas traurig an und sprach dann:

„Nenn ihn nicht so.“

„Wie?“

„Verrückt. Nenn Hana nicht so. Er ist nicht verrückt, er ist einfach nur ein Träumer und hat noch nicht wirklich herausgefunden was er gut kann.“

Hao wurde wieder etwas ernster und sprach ruhig:

„Yoh er ist sechszehn! Er ist erwachsen! In dem Alter war ich bereits bereit der nächste Häuptling zu werden! Wie lange soll er sich denn noch Zeit lassen?“

Bei ihnen im Stamm war man ab dem sechszehnten Lebensjahr offiziell erwachsen. Diese Jagd mit dem Tapir war nicht nur da gewesen um Abendessen zu besorgen, sondern auch um als eine Reifeprüfung zu funktionieren. Hana sollte beweisen dass er ein Jäger war. Und wenn er das geschafft hätte dann könnte man anfangen ihn als Krieger auszubilden. Aber…er hatte ja mitbekommen wie es gelaufen ist. Hana war seiner Meinung nach noch nicht so weit.

Yoh antwortete Hao:

„Hana ist aber nicht wie du. Und auch nicht wie ich. Er ist sein eigener Charakter und er braucht halt noch etwas mehr Zeit.“

Sofort stand Hao wieder auf und tigerte etwas muffig vor Yoh von links nach rechts und hin und her, so dass dieser ihm nur nach sah. Dabei gab er von sich:

„Yoh du hättest ihn sehen sollen! Das war kein jagen vorhin, das war einfach nur eine Hetzjagd ohne Plan! Als hätte er dieses Tier nur zum Spaß durch den Wald getrieben! Er schafft es nicht mal ein Tapir zu erlegen und dann soll ich ihn wirklich noch weiter trainieren?! Er gibt sich keine Mühe und ich glaube so langsam er will sich auch keine Mühe geben! Wahrscheinlich will er einfach nur mit seinem Hintern machen was er will und die gebratenen Vögel ins Maul gesetzt bekommen!“

Er redete sich leicht in Rage und Yoh sah ihm traurig zu. Er verstand. Hao war nicht sauer weil er sich unfähig fühlte. Sondern mehr weil er Angst hatte er würde bei seinem Sohn versagen. Er liebte dieses Kind über alles. Hana war sein Leben geworden, sogar noch mehr als Yoh selbst und das nur weil er sein Sohn war. Seit seiner Geburt war Hana dreh und Angelpunkt von Hao geworden. Er legte sich unglaublich in Zeug und wurde gerade zu zum Übervater. Er kümmerte sich liebevoll um ihn, fütterte ihn wenn Yoh es mal nicht konnte, wickelte ihn, sang ihm Schlaflieder vor und war immer da wenn der Kleine anfing zu weinen. So nahm er Yoh immer gern das Kind ab und lief einfach mit ihm durch das Dorf damit Hana nicht mehr weinte und schrie. Yoh dagegen kam sich wie eine Rabenmutter vor wenn er Hao so engagiert sah. Auch wenn das nicht der Fall war. Das Kind war dennoch mehr bei ihm gewesen, allein weil Hao einen Stamm zu führen hatte und damit auch andere Pflichten erfüllen musste. Doch er versuchte so oft es ging für Hana da zu sein. Nutzte jede freie Minute dafür. Er liebte seinen Sohn über alles und er wollte nur das Beste für ihn. Bei Yoh war das nicht anders. Doch im Gegensatz zu seinem Gatten ging er lockerer an die Sache ran. Hao setzte sich und seinen Sohn zu sehr unter Druck, nur damit es dem Kleinen gut ging und er gegen alles gefeit war was die auch Zukunft brachte. Aber Hana war nicht so wie sein Vater. Er war ein lieber und empfindlicher Junge, der dass alles unter einer harten Schale versteckte die er sich von seinem Vater abgeschaut hatte. Und nach einer Weile wurde diese Schale zu einem Wall aus Frust. Und das zeigte ihr Sohn nun jeden Tag. Den Frust dass er, in seinen Augen, seinen Vater nur enttäuschte. Aber das stimmte nicht. Zumindest empfand Yoh nicht so. So schüttelte er den Kopf und sprach:

„Er ist nicht so. Vertrau ihm doch einfach. Er ist dein Sohn und er ist genauso ehrgeizig und selbstbewusst wie du. Er findet schon seinen Weg. Da bin ich mir sicher.“

Weise Worte einer weisen Schamanenkönigin. Yoh hatte viel gelernt seit Hana seiner Geburt und viele suchten auch bei ihm Rat so wie damals bei Goldva. Zumindest was spirituelle Sachen anging und Krankheiten. Und dann lächelte er und Hao blieb stehen. Er hatte beide Hände an den Hüften und sah zu Yoh runter. Dieses Lächeln…er konnte dann nicht anders als zurück zu lächeln. Dann schnaufte er aus:

„Dein Wort in eines Gottes Ohr Yoh.“

Kurz darauf hörten beide ein Zerren und Schleifen und sahen rüber und in die Richtung aus der Hao aus dem Wald gekommen war. Etwas verdutzt sahen beide hin, als Hana aus dem inzwischen etwa dunkleren Wald kam und dahinter das tote Tapir mit sich zerrte. Yoh war erstaunt was er da sah. Hana hatte offenbar Lianen als Seile benutzt, sie um das Tier gebunden und zog es so über den Boden. Allerdings lag es auf mehreren großen Palmenblättern die zusammengebunden wurden, damit es keinen Schaden am Fell bekam wenn es über den Boden gezogen wurde. Er kämpfte sich immer mehr in die Mitte des Dorfes und machte kurz Pause. Keuchte und schnaufte wie verrückt und zerrte dann mit verbissenen Zähnen weiter an den Seilen, die über seine rechte Schulter hingen. Alle aus dem Dorf sahen ihm verwirrt nach und wanden sich dann schnell, oder sogar etwas kichernd, ab. Hana hatte auch bei ihnen schon den Ruf weg sowas wie ein kleiner Versager zu sein, oder auch gerne mal ein Tollpatsch. Der mit den verrückten Ideen. Und ihn mit dieser verrückten Konstruktion zu sehen machte es nicht besser. Und das traf jemanden erneut…nämlich Hao. Der legte kurz die rechte Hand an die Stirn und seufzte. Genau das war es was er meinte: der Junge war manchmal einfach komisch. Jeder hätte das Tier getragen, nur Hana mal wieder nicht! Yoh dagegen lächelte unglaublich froh. Im Gegensatz zu Hao fand er das sehr schlau und kreativ. Nur leider verstanden das viele nicht.

So kam er vor seinem Vater an und bremste ab. Er hechelte und keuchte, weil er so aus der Puste vom Zerren war und noch bevor er hoch sehen konnte Hao etwas ernster sagte:

„Was ist das?“

Endlich sah Hana auf und zu seinem Vater. Sah wie er auf die Konstruktion zeigte und antwortete darauf:

„Das ist zum Ziehen da! Wenn ich das Vieh getragen hätte dann hätte ich mir sicherlich das Kreuz gebrochen! Deswegen habe ich einige Bananenblätter mit dünnen Wurzeln, die an den Stämmen von Palmen hingen, aneinander gebunden, dann mit Lianen das Vieh umwickelt und es gezogen! So konnten auch das Fell und das Fleisch keinen Schaden nehmen! Und das Fell ist sogar noch sauber!“

Er klang wie immer sehr sauer dabei, aber in Yoh seinen Ohren auch sehr stolz auf sich. Sicherlich weil er sich das alles selber ausgedacht hatte. Das konnte er auch sein, das war sehr gerissen von ihm gewesen. Yoh war ebenfalls stolz auf ihn. Aber Hao sah das anders. Es dauerte nur zwei Sekunden und sein Vater sagte lauter zu ihm:

„Genau DAS ist das Problem!“

Und dabei zeigte er auf Hana sein Gebautes, der erst nicht verstand was los war. So sah er seinen Vater erschrocken an, als dieser richtig anfing hochzufahren und nun sichtlich sauer wurde. Sicher hatte er Hana gesagt er soll kreativ sein, aber dass er SO kreativ war wollte er auch nicht! Er meinte das aus Spaß! Hana sollte wie jeder andere Jäger auch seine Beute nachhause tragen! So wie Männer das machten! Aber er tanzte erneut aus der Reihe! Er sprach weiter:

„Was soll das immer?! Warum kannst du nicht EINMAL nur EINMAL das tun was man von dir verlangt?! Du solltest wie jeder andere Mann deine Beute zurück tragen! Das hat was mit Stärke und Stolz zu tun! Stattdessen baust du dieses DING und machst es dir viel zu leicht damit!“

Yoh stand inzwischen auf und sah besorgt zwischen seinem Mann und Sohn hin und her. Sie sollten sich nicht streiten. Bitte nicht. Das war doch völlig unnötig. Was dachte sich Hao nur? Hana dagegen verstand nun offiziell NICHTS mehr. Alles was reflexartig in ihm hochfuhr war ebenfalls Wut. So ließ er die Lianen von seinen Schultern fallen und stellte sich stramm hin. Wütend schlug er den Speer rechts neben sich, den er vorher aus dem Tapir zog, mit der Spitze in den Boden und fauchte dann zu seinem Vater rauf:

„Ist das dein ernst?! Warum sollte ich mir freiwillig den Rücken kaputt machen nur um damit meine Männlichkeit zu beweisen?! Was hat das damit zu tun?! Das ist doch total bescheuert! DAS hier war viel schlauer und wesentlich einfacher! Ich weis nicht warum du wieder so hoch fährst Vater! Das ist doch total bescheuert und veraltet!“

Als er das sagte zeigte Hao mit der rechten Hand auf ihn und sprach noch lauter:

„Vorsicht Hana, du bewegst dich gerade auf verdammt dünnen Eis mein Sohn!“

Kaum als Hao seine Stimme erhoben hatte sah Yoh bereits wie die anderen im Dorf Abstand nahmen und sich sogar in ihre Wigwam verkochen. Keiner mochte es wenn er sauer wurde. Nicht weil sie angst vor ihm hatten, sondern weil er damit den Frieden etwas entgleisen ließ. Und Frieden war ihnen wichtiger als alles andere. Hana dagegen schüttelte nur den Kopf und verzog das Gesicht grimmig und sauer. Er konnte einfach nicht mehr. Er verstand das nicht! Warum wurde er immer angeblafft?! So sprach er schon fast erstickend zu seinem Vater hoch:

„Es ist egal was ich mache…Ich bin dir noch nie gut genug gewesen.“

Und damit wand er sich dann stur und sauer ab und lief links an Hao vorbei. Mit schweren und wütenden Schritten lief er auf ihr Zuhause zu und sogar an seiner Mutter vorbei ohne ein Wort zu sagen, die ihm nur erschrocken nachsah. Diese Worte hatten Yoh sehr weh getan. Zu hören was Hana dachte…Aber am schlimmsten hatte es Hao erwischt, der nun auch nur noch wütend war, sich umdrehte und ihm hinterher bellte:

„HANA! Ich habe nicht gesagt du darfst…!“

Doch Yoh sprang dazwischen und fasste seinen Gatten sanft am rechten Arm, so dass dieser zu ihm sah. Mit einem traurigen Hundeblick sah er Hao an und dieser wurde selber erschrocken von sich selbst. Es klickte und er verstand…Er hatte Hana angeschrien. Das hatte er noch nie zuvor getan. Das wollte er nie und dennoch hatte er es getan.

Dann schüttelte Yoh den Kopf und sprach sanft:

„Bitte lass ihn erst mal in Ruhe Hao.“

So sah Hao wieder vor und sah seinen Sohn in dem Wigwam verschwinden. Das Fell der Tür wehte hinter Hana zu. Sein Vater verzog das Gesicht etwas wütend und traurig zugleich und dann befreite er sich aus Yoh seinem Griff, der verdutzt zu ihm hoch sah und Hao schließlich gefasster sprach:

„Du solltest ihn nicht immer so in Schutz nehmen. Er ist kein kleines Kind mehr.“

Und dann wand er sich ab und lief zu Goldva ihrem Wigwam. Er brauchte eine Auszeit und die nahm er sich gerade. Sicher fragte er um Rat bei der alten Hexe. Yoh sah ihm noch etwas nach und musste dann seufzen. War er das? War er kein Kind mehr? Aber würde er nicht immer ihr Baby bleiben? Dann wand er sich zu ihrem Zuhause um und lief auf es zu. Es war Zeit das er auch mal mit seinem Sohn sprach.

So kam Yoh in den Wigwam rein und sah sich an der Tür um. Hinter ihm fiel das Fell zur Seite und schloss die Tür. Das Innere strahlte eine angenehme Wärme aus. Das lag aber auch daran das Yoh an verschiedenen Stellen Lampenschirme aus Tier-Haut aufgestellt hatte und dahinter Feuer loderte. Das Licht des Feuers ähnelte einem Kerzenlicht und ließ Schatten an den Wänden spielen. So konnte man auch sehen dass sie viele Sachen angesammelt hatten in den Jahren seit ihrer Trauung. Hao besaß links eine Ecke mit Waffen und verschiedenen Masken und Federschmuck, die er je nach Ritual und Zeremonie anzog. Yoh hatte rechts im Wigwam einen flachen Holztisch stehen, vor den er sich knien konnte um dann seine Medizin zuzubereiten. Um den Tisch herum hingen und standen vielerlei Kräuter, oder tote Tiere die in Salzwasser eingelegt wurden. Anbei noch Werkzeuge zum verarbeiten und zum herstellen der Medizin. Er war Schamanenkönigin. Was bedeutete er war der höchste Heiler in dem Dorf der Patcheen und das Medium zu den Toten. Er konnte mit den Geistern der Toten oder der Natur kommunizieren. Eine seltene Gabe die er seit seiner Geburt hatte, so wie die Fähigkeit ein Kind zu gebären. Jemanden wie ihn gab es nur extrem selten im Stamm und seine Fähigkeiten waren meist nur auserwählten vorbestimmt. Es hieß: Sollte ein Junge mit dieser Gabe geboren werden gebärt er ein Kind das Glück und Frieden bringen wird. Eine Art von Messias der Patcheen. So sagten es die Überlieferungen. Jene die so viel Druck für hana erzeugten. So blieb er weiter stehen und sah endlich zu dem Kind rüber das allen Glück bringen sollte. Er lächelte sanft zu Hana.

Am Ende des Wigwams konnte er ihn sehen. Hana saß vor seinem Bett und hatte etwas in der Hand. Seine Bemalungen am Körper hatte er sich abgewaschen. Die Jagd war vorbei, also brauchte er es nicht mehr. Ihre Betten waren nebeneinander als hängende Liegen aufgebaut. Hana schlief in der Mitte und seine Eltern links und rechts von ihm. Yoh konnte sich noch erinnern wie Hana als Baby immer bei ihm schlief. Fest an seine Brust gedrückt und geschützt schlafend. Er war so ein unglaublich zartes und hübsches Baby gewesen. Und nun war er ein hübscher Junge. Es tat ihm weh seinen Sohn so wütend und dennoch mit Traurigkeit in den Augen dort sitzen zu sehen.

Vorsichtig kam Yoh näher. Stellte vorher noch die Schüssel voller Früchte rechts auf den kleinen Tisch und lief dann weiter auf Hana zu. Bis er neben ihm ankam und sich sanft, so wie auch wortlos, links neben ihn auf den Boden setzte. Yoh sah ihm zu. Hana hatte ein Stück Holz, das handgroß war, in den Händen und schnitzte mit einer losen Speerspitze etwas in dieses hinein. Sein Blick war muffig und seine Mutter wartete noch einige Sekunden und sah ihm nur bei seiner Arbeit zu. Er schnitzte schon länger an dem Teil rum. Und so langsam nahm es auch Gestalt an. Es wurde ein Vogel. Ein Adler um genau zu sein. Hana hatte noch nie einen echten Adler gesehen, denn auf einer tropischen Insel war das nicht normal. Aber er kannte ihn aus Überlieferungen und Zeichnungen der Patcheen. Er mochte dieses Tier, auch wenn er es niemals sehen würde. Sie kamen extrem selten bei ihnen vor.

Vorsichtig schnitzte er Verzierungen hinein und Yoh seufzte lieb. Er war so talentiert. Das machte ihn stolz. Dann rückte er etwas näher und war fast an Hana dran, der das zu ließ und einfach stur weiter machte. Ihm keine Reaktion schenkte. Seine Mutter aber sah den Vogel in den Händen an…

„Kennst du eigentlich die Geschichte von Dyami?“

Fragte er sanft und Hana sah seine Muttern nicht an, als er sprach:

„Was weis ich.“

Er schnitzte weiter und Yoh lächelte.

„Dyami ist der göttliche Adler und ein Hüter des Häuptlings…Der Adler an sich ist bei uns der Meister des Himmels, weil er von allen Vögeln am höchsten fliegen kann. Er ist daher den Göttern näher als irgendein anderes Wesen und somit ein guter Bote für alle Gebete. Man sagt er wache über Moral und Frieden. Auch Adlerfedern werden von uns als heilig angesehen. Die heilige Feder gilt als Symbol der Wahrheitsliebe und Treue.“

Dabei strich er seinen Sohn durch die dreckigen Haare und dann an beiden Federn hinauf, die in Hana seinem Haar steckten. Als der Junge das bemerkte ließ er vom Schnitzen ab und sah zu seiner Mutter rauf, die ihn wieder anlächelte. Yoh sprach weiter:

„Jeder Häuptling trägt die Federn des Adlers in seinem Haar, als Zeichen seines Schutzes.“

Hana verstand. Er hatte sich nie gefragt warum sein Vater immer darauf bestand dass er die Federn in seinem Haar trug. Vielleicht damit man erkannte dass er der Sohn seines Vaters war, denn Hao trug auch zwei dieser Federn. Aber nun war es offensichtlich: Es war ein Zeichen des Häuptlings diese zu tragen. Er kam sich etwas dumm vor dass er nie darüber nachgedacht hatte und seine Mutter ihm dies nun so vor den Latz knallte. Das passte ihm nicht. Aber er würde seine Mutter nie bösartig anschreien. Egal wie sehr sie ihn auch mit ihrer Bemutterung nervte, er liebte sie über alles. Allerdings muffte er und sprach motzig und den Blick wieder abwenden nach unten:

„Nicht mal das erfahre ich von Vater. Er muss mich wirklich sehr hassen.“

Yoh sah ihn an und schüttelte dann langsam und lieb lächelnd den Kopf.

„Nein. Dein Vater liebt dich mehr als alles andere auf dieser Welt. Er…er ist deswegen auch so streng zu dir.“

Hana sah auf und fauchte etwas aufgebracht zu seiner Mutter:

„Das kapiere ich nicht! Wenn er mich so lieb hat, sollte er dann nicht viel netter und lockerer zu mir sein?! Ich weis was los ist! Ich bin in seinen Augen doch der totale Versager! Aber das ist mir egal! Ich werde ihm eines Tages zeigen das ich kein Versager bin!“

Er verstand das anscheinend wirklich nicht. Er wusste nicht was in seinem Vater vor ging, aber das lag auch daran das Hao nicht wirklich mit offenen Karten spielte was seine Gefühle anging. Doch Yoh kannte diese sehr genau. Und als Hana wieder ruhig war sprach er sanft zu ihm:

„Hana, du bist ein so kreativer Junge und du hast das Herz am rechten Fleck. Dein Vater und ich wir lieben dich über alles. Aber manchmal machst du Dinge die sehr gefährlich sind und worüber du vorher nicht nachgedacht hast…Dein Vater kam vor einigen Jahren mal zu mir. Du warst erst neun. Das war als du zum ersten Mal mit ihm auf die Jagd gegangen bist. Erinnerst du dich?“

Hana runzelte die Stirn und dachte nach. Ja stimmt. Er erinnerte sich wieder. Damals waren sie im Dschungel kleine Vögel jagen gewesen. Nur er und sein Vater…Yoh sah das er sich erinnerte und welcher Schrecken sich langsam leicht auf dem Gesicht seines Sohnes ausbreitete. Ah, er erinnerte sich wirklich. Seine Mutter sprach weiter:

„Du bist damals von einem Leoparden angegriffen worden. Er kam aus dem Nichts und dein Vater hatte dich nur einige Sekunden aus den Augen gelassen. Er hatte dich gerettet und das Tier in die Flucht geschlagen. Das weist du alles. Aber eines weist du nicht Hana…nämlich wie aufgelöst dein Vater nach dem Zwischenfall zu mir kam.“

Hana sah Yoh an. Vater…war aufgelöst gewesen? Wie meinte er das? Davon hörte er zum ersten Mal. Seine Mutter strich ihm über die Stirn und dabei durch den zarten, aber unordentlichen Pony.

„Er saß damals draußen bei mir, als du im Wigwam geschlafen hast und hat sich fast bei mir ausgeweint. So sagte er immer wieder was für eine Angst er gehabt hatte. Dachte, als er dich schreien hörte, dass er dich für immer verloren hätte. Er gab sich immer und immer selbst die Schuld daran, weil er dich nur für einige Sekunden aus den Augen gelassen hatte. Hao…hatte so viel Angst in jener Sekunde gehabt. Genau so extrem wie damals bei deiner Geburt, wo er dachte er würde uns beide verlieren.“

Hana erinnerte sich. Diese Geschichte ist ihm von Goldva erzählt worden.

„Jedenfalls…seit dem Tag ist deinem Vater bewusst geworden dass er nicht immer bei dir sein kann um dich zu beschützen und das du lernen musst selber auf dich auf zu passen. Deswegen ist er so streng zu dir Hana, weil er dich damals hätte verlieren können. Und bei den Aktionen die du immer auf der Jagd bringst naja…du bist sehr mutig mein Sohn, aber du bringst dich selber viel zu sehr in Gefahr dabei. Jedes Mal denkt er dir könnte etwas passieren.“

Yoh meinte es gut…aber er traf seinen Sohn dabei auf einem völlig falschen Nerv. Hana sah ihn muffig an und verschränkte die Arme vor sich, in deren rechten Hand er noch den Adler umklammert hielt und in der Linken die Speerspitze. Dann muffte er:

„Das ist aber sein Problem! Er vertraut mir nicht und dafür kann ich nichts! Ich bin kein Trottel Mutter! Er soll endlich aufhören mich so zu behandeln!“

Dann legte er sauer den geschnitzten Vogel auf den Boden und die Speerspitze direkt daneben. Sofort sprang er auf und machte einige saure Schritte von seiner Mutter weg und in die Mitte des Wigwam, wo er auf einem großen Fellteppich stehen blieb und Yoh den Rücken zu wand. Er verharrte dort und Yoh sah ihn nur an. Bis er sanft zu dem Holzvogel sah und diesen in die Hand nahm. Hana…verstand das ganz falsch. Mal wieder. So seufzte er und starrte den Vogel in seinen Händen an…Er lächelte. Und dann sprach er:

„Weist du warum der Adler der Hüter des Häuptlings ist?“

Hana sah weiter weg und schüttelte den Kopf. Das war ihm egal. Aber Yoh sprach weiter:

„Eine Legende unseres Stammes besagt, dass vor unzähligen Monden ein großer Adler vom Himmel stürzte. Er war ein Gott namens Dyami und der legte sich mit seinem unerschütterlichen Mut mit dem Gott des Windes an. So meinte er: „Ich kann jeden Sturm mit meinen Schwingen besiegen! Nichts kann mich vom Himmel verjagen der mein Reich ist!“. Doch der Gott des Windes, der dem Himmel näher war als Dyami, ertrug diese Worte und Arroganz nicht. Er forderte ihn heraus und so erzeugte er den schlimmsten und stärksten Sturm den er erschaffen konnte. Dyami, überzeugt von seiner Größe, flog ohne Angst in jenen Sturm. Doch er konnte diesem nicht standhalten. Die Winde und Blitze des Zorns zerstörten seine Flügel und zwangen ihn aus dem himmlischen Reich. So das er auf eine Insel im Reich der Menschen hinabstürzte. Niedergezwungen von der gemeinsamen Macht des Gotts des Himmels und des Windes beraubten sie ihm seiner verletzten Schwingen und sperrten ihn zur Strafe in einen menschlichen Körper. So lange bis er sich bewiesen hat und seiner Flügel erneut würdig war. Verloren, verschmäht und in den Körper eines Mannes gesperrt fand ihn ein junges Mädchen. Sie war die Tochter des Häuptlings eines alten Stammes und pflegte seine Wunden. Dyami, der noch nie zuvor Menschen begegnet war, war fasziniert und berührt von der Güte des Mädchens und ihrer verspielten aber sanften Art, die wie einer Feder im Wind glich und sanft daher wehte. So beschütze er sie und empfand etwas völlig neues…Es war Liebe. Diese Liebe veranlasste ihn sie vor allem zu beschützen. Seine Arroganz wich und er erlangte dadurch seine Flügel zurück. Doch er wollte das Reich der Götter nicht mehr betreten und sich erneuter Einsamkeit aussetzten, sondern bei seiner Geliebten bleiben. So schenkte er ihr zwei Federn von seinen Schwingen, bevor er diese für immer aufgab. Und so blieb er. Als ihr Beschützer, ihr Liebster und schließlich ihr Mann.“

Hana drehte sich um, als Yoh eine kurze Pause machte uns sah seine Mutter dabei an. Sie sah…fröhlich aus diese Geschichte zu erzählen und sah dabei verträumt auf den Boden vor sich. Ihr Sohn verstand nicht ganz was sie ihm sagen wollte, aber er schwieg und wartete. Wartete bis seine Mutter wieder zu ihm sah und sann sanft beendete:

„Diese Federn sind ebenfalls von einem Adler und werden von Generation zu Generation nur an den Häuptling weiter gegeben. Dyami ist immer bei dir und ich bin mir sicher er wird dir den richtigen Weg weisen und dich beschützen Hana. Manchmal…ist der Weg nicht immer klar den man beschreiten soll. Doch es wird jemand kommen und dich in die richtige Richtung schubsen. Ich denke…dein Vater hofft das er das ist.“

Hana verschränkte die Arme vor sich. Er dachte über die eben erzählte Gesichte nach. Was für ein Schnulzentheater! Das war ja so vorhersehbar und schnulzig das ihm fast übel dabei wurde. Aber es war okay wenn seine Mutter auf diesen Müll von Legenden stand. Er glaubte nicht an sowas. Es gab nur einer der ihm den richtigen Weg zeigte und das war er selbst! So schnaubte er und sprach dann noch immer etwas laut, aber ehrlich:

„Ich glaube nicht an diese Zaubergeschichten. Ich denke das nur ich der einzige bin der weis was richtig für mich ist! Und du wirst schon sehen Mutter! Ich werde Vater eines Tages übertreffen und ein besserer Häuptling sein als er! Ich werde es euch allen beweisen! Und dann kannst auch du stolz auf mich sein Mutter! Ganz bestimmt!“

Er wirkte plötzlich so voller Tatendrang und Energie. Es war schön ihn so zu sehen, aber Yoh hatte erneut das Gefühl das Hana ALLES etwas anders verstand als er ihm mitgeben wollte. Die Botschaft sollte eine andere sein. Er war…immer stolz auf ihn. Seit seiner Geburt. So sah er verdutzt zu seinem Sohn rüber der dann seinen Speer neben der Tür schnappte und das Fell zur Seite zog. Yoh kam erschrocken auf die Beine und fragte:

„Wo willst du hin Hana? Es gibt bald Abendessen und es wird langsam spät.“

Hana grinste frech zu seiner Mutter hinter und sprach laut:

„Ich fange was Kleines als Beilage! Du wirst schon sehen! Bis zum Abendessen bin ich wieder da! Mach dir keine Sorgen Mutter! Und sag Vater nichts!“

Und damit verschwand er aus dem Zimmer und rannte los. Yoh konnte nicht mal so schnell antworten wie sein Sohn verschwunden war. Er stand nur verdutzt da und kratzte sich an der rechten Wange. Hao nichts sagen war eine Sache…Aber wer zerrte nun das Tapir in den Wigwam? Yoh hoffte einfach nur…das Dyami über Hana wache würde. So wie er über Hao wachte.
 

Hana war schon lange nicht mehr mit so viel Elan aus dem Dorf gerannt um zu jagen!

Keine Ahnung was seine Mutter mit ihm gemacht hatte, aber es funktionierte. Er war zuversichtlicher denn je und wollte etwas fangen! Nein sogar erlegen! Er würde beweisen dass er es drauf hatte und wenn er nun mal nicht alleine in dem Dschungel jagen durfte dann ging er eben an den Strand! Weg von den Augen seines überwachenden Vaters. Also folgte er dem Fluss hinter ihrem Zuhause bis zu dem großen See. Dort hielt er sich aber weiter rechts und folgte dem Fluss runter bis zum Strand.

Als er an dem Strand ankam wurde es bereits etwas dämmrig. Die Sonne fing an unter zu gehen und tauchte alles in leicht oranges Licht. Bis zum kompletten Sonnenuntergang hatte er also noch etwas Zeit und diese würde er nutzen um etwas zu erjagen. So stand er am Rande des Dschungels und sah den Strand vor sich, atmete die frische, salzige Luft ein und dann atmete er erholt aus. Er fühlte sich gut, auch wenn er eben viel gerannt war. Und dann renkte er sich die Arme noch mal ein und zog die Schläppchen aus. Es wurde Zeit seinem Vater zu zeigen das er was mitbringen kann! Und so lief er den kleinen Hang vor sich runter und betrat mit den nackten Füßen den warmen und weichen Sand des Strandes. Es war ein tolles Gefühl und er schlotterte etwas auf, einfach weil es ihm gefiel. So sehr das sich eine leichte Röte auf seine Wangen legte und er lächelte. Doch für mehr war keine Zeit. Also lief er nach links den Strand entlang und hielt die Augen offen.

Hana wusste das es nicht viele Tiere gab die man am Strand fangen konnte. Das größte Beuteschema waren Vögel, Muscheln und Krabben. Ab und zu auch mal einige Echsen. Wenn er eine fangen könnte wäre das super. Sie schmeckten und seine Mutter machte Medizin aus den Augen und dem Speichel des Tieres. Also doppelter Erfolg. Aber die Chancen, einer zu begegnen, waren gering.

So lief er langsam und aufmerksam weiter. Nach wenigen Minuten sah er auch schon eine Horde Möwen am Strand sitzen. Er grinste. Perfekt! So zückte er seinen Speer bereit und schlich sich langsam an. Als er nah genug dran war hielt er ein…und rannte los! Er krisch dabei und holte mit dem Speer aus. Mit aller Wucht warf er ihn und die Möwen sahen alle gleichzeitig erschrocken zu ihm rüber. Durch ihre schnellen Reflexe wichen sie aber dem Speer aus und flatterten los. Die Waffe steckte im Sand und Hana rannte in die Meute hinein. Er versuchte nach den Vögeln zu schnappen, aber sie waren zu schnell und jeder entkam ihm. Am Ende stand er alleine am Strand und sah ihnen nach. Sah wie sie gegen die Sonne flogen und aufs Meer hinaus. Er sah mürrisch drein. Verflixt, das war nicht so gut gelaufen. Und jetzt flogen die einfach davon und machten sich sicherlich noch über ihn lustig mit ihrem Gegacker! So brüllte Hana einmal laut hinterher und schnappte sich dann wieder seinen Speer. Na gut, nächster Anlauf. Doch es wurde nicht besser.

Beim nächsten Anlauf versuchte er sich beim Fangen von Krabben. So stand er mit den Füßen im Wasser, benetzt bis an die Knöchel und suchte mit den Augen nach ihnen. Es waren vereinzelt strahlend rote Krustentiere, die seitlich und langsam über den Sandboden im Wasser liefen, zu sehen. Hana grinste und machte seinen Speer bereit, reckte ihn nach oben zum Zustechen. Aber dann hielt er inne. Schalte deinen Kopf ein. Sie waren viel zu klein. Wenn er zustach machte er das ganze Fleisch kaputt. Und an denen war nicht viel dran. Also senkte er wieder seine Waffe und klopfte sich selbst auf die Schulter.

„Ha! Gut aufgepasst, wenn ich das mal so sagen darf!“

Er beweihräucherte sich selbst und steckte den Speer neben sich in den Boden. Dann rieb er seine beiden Handflächen frech gegeneinander und machte sich bereit. Er würde sie fassen und an den Strand werfen. Da konnte er sie dann mit einem Stein bewusstlos schlagen und heim schleppen! Krabben mussten lebendig gekocht werden, um eine gute Suppe zu ergeben, also machte er das so. So fixierte er eine Krabbe an. Sie lief langsam nach rechts und Hana atmete ein…Und dann schnappte er zu!

Sofort hatte er eine Krabbe in Beiden Händen und zerrte sie aus dem Wasser. Er hielt sie über sich und fauchte vor Freude:

„Ha! Erwischt! Das ist ja kinderleicht!“

Doch zu früh gefreut, denn kurz darauf vernahm er einen stechenden Schmerz. Er brüllte auf und ließ los. Sah aber hoch zu seinen Händen dabei. Die Krabbe hatte ihm in den rechten Zeigefinger gezwackt und hing noch immer an diesem fest! Hana schrie und fuchtelte mit der Hand. Er fluchte unglaublich dabei und versuchte das Krustentier loszuwerden. Immer und immer wieder, so das er langsam an fing im Wasser herum zu springen und dann wieder aufschrie! Denn eine zweite Krabbe hatte ihn erwischt. Dieses mal aber in den linken, großen Fußzeh! So hüpfte er nur noch weiter und fauchte, fluchte und krisch. So lange bis die Krabben von ihm abgelassen hatten und er fluchtartig das Wasser verließ und zum Anfang vom Nass floh. Dort drehte er sich keuchend um und starrte einfach nur auf das Wasser. Ihn packte die Wut. Er fauchte mit rotem Kopf:

„Ihr roten Kakerlaken! Ihr könnt froh sein das ich keinen Hunger auf euch habe! Sonst könntet ihr was erleben!“

Dann warf er noch mal einen kleinen Stein ins Wasser und setzte sich einfach hin. Er saß im Schneidersitz da. Langsam kam er sich doof vor und seine Motivation sank immer mehr in den Keller. Denn all der Elan, den er vorher noch besaß, der verließ ihn allmählich.

Er schnaufte und sah links neben sich den Strand entlang. Okay. Krabben konnte er von der Liste streichen. Das war ihm zu doof. Doch fiel ihm etwas anderes ins Auge. Etwas wodurch er wieder lächelte und hätte anfangen können mit dem Schwanz zu wedeln, wäre er ein Wolf gewesen. Sofort sprang er auf die Beine und rannte zurück ins Wasser. Er zog seinen Speer aus dem Sand und kam wieder raus. Dann rannte er nach rechts. Doch blieb er nach 2 Metern stehen und lächelte noch breiter wegen dem was er vor sich sah. Das war ein Volltreffer! Was hatte er doch für Glück! Vor ihm war eine Meute von Meeresschildkröten! Babyschildkröten die sich vom Sand aus zum Wasser aufmachten. Sie waren eben geschlüpft und wanderten Richtung Wasser. Es waren nicht mehr viele. Einige schnappten sich die Vögel und Hana schlug seinen Speer in den Sand. Er rannte hin und krisch, scheuchte die Möwen auf und verjagte sie. Er ließ sich doch von denen nicht das Essen wegnehmen! Danach sah er rechts neben sich. Sofort sprang er hin und fasste sich eine kleine Schildkröte aus dem Sand. Frech grinsend und stolz hielt er das Tier vor sich und sprach:

„Dann gibt es heute Schuldkröten-Snacks als Beilage! Vater wird sich freuen!“

Doch als er zu den Anderen sah waren diese bereits im Wasser entkommen, so dass er nur diese eine in den Händen hatte. Sein Blick wand sich wieder zu dem Baby was er vor sich hielt, die langsam und verwirrt mit den Flossen in der Luft paddelte. Er hielt sie an den Seiten des Panzers und sah sie an. Sein Blick wurde schlagartig traurig und er schnaufte aus. Was machte er da? Und so lief er an das Wasser und hockte sich hin. Sanft ließ er die kleine Schildkröte ins Wasser und sah ihr zu wie sie davon schwamm und sich seinen Geschwistern anschloss. Sie war frei und bei seiner Familie…Hana stand danach auf und lief langsam zurück zu seiner Waffe. Direkt daneben ließ er sich in den Sand plumpsen und starrte, auf dem Rücken liegend, nach oben zum Himmel. Das…waren alles Pleiten gewesen. Er hatte wirklich noch nichts gefangen. Entweder war er zu blöd oder zu nett. Wie konnte Jagen nur so schwer sein? Und warum hatte er die Schildkröte gehen lassen?...Er wusste genau warum. Sie erinnerte ihn an sich selbst. Er war auch nur ein kleines Licht im großen Schwarm und versuchte zu überleben. Flatterte mit seinen Flügeln ohne fliegen zu können. Er träumte vom Fliegen ohne Laufen gelernt zu haben. Er war wirklich noch wie ein kleines Kind. Genauso wie sein Vater ihn auch behandelte…

So sah er über sich die Möwen vorbei fliegen und fasste mit dem rechten Arm hoch zum Himmel. Sah diesen im Licht der Sonne an und griff nach den Vögeln die so weit weg waren.

„Warum…will ich so sehr davon fliegen? Wo…gehöre ich hin?“

Wo gehöre ich hin…Kaum zu glauben das er diesen Satz gesagt hatte. Er war doch zuhause. Diese Insel war sein Zuhause. Seine Heimat und der Stamm war seine Familie. Hier gehörte er hin…Doch warum empfand er nicht so? Er setzte sich auf und sah hinaus auf Meer, wo die Sonne immer weiter unter ging und bald den Horizont erreicht hatte. Er sah ihn wehleidig an. Warum…wollte er wissen was hinter dem Horizont lag?

Eine Möwe flog vor ihm nach rechts über das Wasser und Hana sah ihr nach. Sie flog sehr schnell und reite sich dann in eine Horde von weiteren Möwen ein, die nicht weit weg links von ihm, einen Kreis über den Strand flogen. Verwirrt sah der Junge hin. Sie kreisten? Das machten Geier doch auch wenn sie über einem toten Tier flogen. Und es waren nicht mal wenige Möwen dort drüben. Er kam auf die Beine. Vielleicht…vielleicht war dort ein großes Tier verendet und Hana konnte noch Fleisch abstauben! Vielleicht war der Tag doch noch nicht im Eimer! Er lächelte und schnappte sich seine Waffe. Sofort rannte er los. Vielleicht waren ihm diese angeblichen Götter doch mal hold! Und während er weiter rannte, sah er vor sich eine große Sanddüne die er hochkrabbeln musste. Sie versperrte den Blick auf den Ort wo die Möwen kreisten. Er war gleich da! Hoffentlich war der Kadaver noch frisch! So kletterte er diesen hoch und war aufgeregt. Wenn er einen großen Fleischbrocken heim brachte wären Mutter und Vater sicherlich stolz auf ihn! Und dann kam er oben an und stand dort auf der Düne. Er sah runter und der salzige Wind wehte durch sein Haar, als er erstaunt ansah was da unten halb im Wasser lag…

Hana verstand nicht was er dort erblickte. Also kam er nur langsam die Düne herunter gelaufen und bereit zu fliehen falls er müsste. Doch ehrlich gesagt war seine Neugier zu groß um einfach zu gehen.

Es…es war gewaltig. Still lag es da halb im Wasser und machte keine Bewegungen. Die Nase lag zum Strand, aber die hinteren Flugfedern waren im Wasser. Also…zumindest dachte er das es das sein musste. Es war ein großer, grüner Vogel. So einen Vogel hatte er aber noch nie gesehen. Sah auch ganz anders aus als Vögel die er kannte. Es besaß keine Augen und Beine. Zumindest sah er sie nicht. Der Schnabel war silbern mit drei Federn dran und die großen Flügel am Bauch standen in der Mitte links und rechts steif ab, als würde er sie noch immer oben halten. Auch sah er keine Federn, alles schien so glatt zu sein. Obwohl er nicht wusste was es war, sah dieses Tier böse zugerichtet aus. Es hatte große, dunkle Löcher im Körper und der Flügel, der zu ihm gerichtet war, schien gebrochen zu sein, da die Spitze zu Boden geneigt war. Hana kam langsam näher und hatte seine Waffe schützend vor sich gezückt. Was war das für ein Tier?

Er lief langsam nach links und vor zu dem Schnabel des Monsters. Er sah es an und schnüffelte. Es roch komisch, diesen Geruch kannte er nicht. So zäh und bitter. Einige Möwen saßen auf dem toten Tier und sahen Hana zu. Komisch…sie fraßen überhaupt nicht. Das machte den Jungen stutzig. Wenn die Möwen nichts fraßen…konnte er es dann überhaupt essen? Neugierig machte er einen Schritt näher und lehnte den Speer leicht vor. Schnell und gezielt stach er nach vorne an den Schnabel des Vogels. Nichts. Keine Reaktion. Es schien wirklich tot zu sein. Aber was war es nur? So pickte er noch mal dagegen und es gab ein dumpfes Geräusch, als wäre es hohl wie ein toter Baum. Wenn es hohl war dann besaß es kein Fleisch und ohne Fleisch war es nicht essbar, also…Er wurde wütend und kam näher ran. Seine Emotionen überrannten ihn. Ohne nachzudenken trat er sauer gegen die Seite vom Schnabel und fluchte:

„Scheiße! Die Götter hassen mich!“

„HEY!! Was machst du da?!“

Hana zuckte schlagartig zusammen als er diese laute und tiefere Stimme hörte. Reflexartig sprang er einen Satz zurück und zeigte wieder mit seinem Speer auf das Monster. Es konnte reden! Also war es doch nicht tot! Warum sprach es seine Sprache?! Doch es regte sich nicht und er hörte wie jemand neben ihm auf einen alten Ast trat. Sofort sah er nach rechts und von dem toten Vogel weg. Drehte sich dort rüber und…erstarrte. Hana erstarrte komplett. Was er da vor ihm sah…das konnte nicht sein.

Nicht weit von ihm entfernt stand ein Mensch. Ein Mann genau genommen. Er war wesentlich größer als Hana, denn dieser ging ihm sicherlich gerade mal bis zum Hals. Vielleicht sogar etwas niedriger. Der kleine Junge wusste nicht wie ihm geschah, doch er nahm so viele Details in sich auf wie es für nur einige Sekunden nicht möglich sein sollte. Als würde die Zeit still stehen und nur der Wind hauchte ihm noch Leben zu.

Dieser Mann vor ihm hatte kurzes, aber struppiges, schwarzes Haar. Er trug etwas am Oberkörper, das wie Stoff aussah, aber diesen Schnitt hatte er noch nie zuvor gesehen. Die Arme waren frei und er sah starke Muskulatur an diesen. Und die Hose, die er trug, war lang und lag sehr dich an. Sie war in einem Grün, dass dem von dem toten Vogel sehr ähnelte. Und seine Füße waren eingepackt in Stiefel. Aber diese sahen anders aus als die in seinem Dorf. Fester und härter. Er sah Hana mit einem stechenden Blick an, der ihm aus Haselnussfarbenden Augen entgegengeworfen wurde. Seine Augen faszinierten Hana. Sie waren so stark und stechend…Ihm wurde da ganz anders. Er hatte keine Angst. Es war etwas anderes. Sehr schwer zu fassen und was er nicht kannte. Und die Gesichtszüge waren stark und gutaussehend. Ähnlich seinem Vater, aber doch so anders. Noch dazu hatte er einen Stofffetzen um den Hals, der wohl ein langer Schal sein sollte. Er war weiß und wehte im Wind. Und was ihm zu letzt auffiel war das komische, graue Ding was der Fremde in der Hand hielt und auf ihn richtete. Hana hatte keine Ahnung was das genau war. Sowas hatte er noch nie gesehen. Er starrte ihn weiter an. War das…ein Mensch? Er war so anders.

So blieb er einfach stehen und antwortete nicht. Sie sahen sich nur an. Und er wusste nicht warum, aber in jener Sekunde musste er an das denken was seine Mutter ihm vorhin erzählt hatte. Es legte sich über seine Gedanken und überspielte alles andere. Er konnte es nicht glauben. Das waren nur Geschichten. Aber dieser Mann vor ihm, der aus sah als käme er aus einer anderen Welt…War das...War das Dyami? Der Gott der vom Himmel fiel? Hana hatte keine Ahnung…das diese Begegnung sein ganzes Leben verändern würde.

Breath taking

Diese Geschichten konnten nicht wahr sein.

Die Sonne ging immer weiter unter und der Wind wehte sanfter über das Meer und durch den Sand des Strandes an dem sie standen. Hinter dem kleineren Jungen führte es rauf zu einer Klippe, weshalb der Wind strenger durch den Bereich zwischen Strandübergang und Klippe pfiff.

Hana stand weiterhin auf Abstand zu diesem Fremden, der ihn noch immer ernst anstarrte und dieses graue Ding in seiner Hand auf ihn gezielt hielt. Keine Ahnung was er damit vor hatte, aber Hana ging es auf die Nerven, doch er war auf alles vorbereitet. Vor allem auf den schlimmsten Fall: das er angegriffen wurde. Es musste eine Art von Waffe sein, denn sonst würde er sie nicht so auf ihn richten. Das war dem Typ seine Abwehrpose. Und er tat es ihm gleich. So ging er langsam in eine gebückte Kampfhaltung und hielt seinen Speer vor sich. Hielt ihn fest mit beiden Händen und knurrte leicht. Egal wer das auch war: wollte er Hana was an tun bekam er eine ordentliche Trachtprügel die sich gewaschen hatte! Doch so streng der Mann vor ihm auch rüber sah, er tat einfach nichts. Fixierte den Jungen nur weiter an mit einem Blick der so scharf war wie eine Klinge und es offenbar gewohnt war zu töten. Aber nach wenigen Sekunden veränderte sich sein ernster Gesichtsausdruck langsam, aber sichtlich, in etwas anderes. Etwas was der Blonde nicht verstand, aber er dennoch nicht seine Deckung fallen ließ dadurch. Der Fremde sah ihn plötzlich erstaunt an und schien lockerer zu werden. Sein fester und strammer Stand lockerte sich und er wirkte entspannter und das obwohl Hana noch immer eine Waffe in der Hand hatte. Entweder war dieser Kerl vor ihm saublöd oder einfach nur saublöd! Unterschätzte er den Jungen? Dachte er Hana wäre keine Gefahr? So verstrichen einige Minuten in denen sie sich nur ansahen und Hana merkte wie der Fremde ihn von oben bis unten begutachtete. Ihm gefiel das nicht. Das war bestimmt irgend so ein Perverser! Dennoch: Wo kam dieser Perverse her? Er konnte doch nicht einfach vom Himmel gefallen sein! Und andere Menschen gab es auf der Insel nicht. Nur seinen eigenen Stamm.

Er sah sein gegenüber böse an. Doch schien verdutzt als dieser seinen rechten Arm kurz senkte und nicht mehr das graue Ding in der Hand auf ihn richtete. Hana blinzelte. Was hatte er vor? Und dann sah er wie der Fremde beide Hände in die Luft hob und sie neben seinen Kopf hielt. Gab er…auf? Hah! Was für ein Waschlappen! Großkotzig auftreten aber dann klein bei geben, das waren genau die Richtigen! Doch etwas ganz anderes lag dahinter. Der Mann sah Hana weiterhin an und machte seinen Mund auf. Es kamen Worte aus diesem die Hana wirklich verstand, genau wie vorher. Er hatte sich also nicht verhört, der Typ sprach seine Sprache. Der Fremde sprach darauf ruhiger:

„Hey, GANZ ruhig…Ich weis nicht ob du mich verstehen kannst, aber nimm den Zahnstocher vor dir runter, weil ich dir sonst HIERMIT eine verpassen werde!“

Als er das sagte zeigte er dabei auf dieses graue Ding in seiner rechten Hand. Hana sah ihn an. Warum sprach er so komisch mit ihm als wäre er einer der nichts verstehen würde?! Und was war ein Zahnstocher?! Machte er sich über ihn lustig?! Das machte den Kleinen nur noch saurerer und er fauchte zu dem Kerl rüber:

„Willst du mich verarschen?! Warum redest du mit mir als hätte ich nicht mehr alle Bananen an der Palme?! Hältst du mich für bescheuert?! Komm nur her und ich zeig dir wie bescheuert ich bin!!“

Als er diese Sätze fauchte, sah ihn der Fremde nur noch überraschter an. Der Junge bellte und kläffte vor ihm wie so ein kleiner Drecksköter der Angst hatte und lauter krisch um nicht angegriffen zu werden. Einer der sich größer gab als er war, aber sich hinterrücks in die Hose machte. Er hatte ja mit vielem gerechnet, aber nicht mit sowas. Es war gut zu sehen dass er offenbar Angst vor ihm hatte. Keine Gefahr. Also machte er sich noch lockerer und nahm die Arme komplett runter. Was auch geschehen würde…er war im Vorteil, denn er war größer und stärker als das Kind. Noch dazu besaß er eine Schusswaffe. Zwar steckte er die graue Waffe nicht weg, aber er sprach überrascht zu dem Jungen rüber:

„Du sprichst Japanisch! Dann kannst du mich also verstehen.“

Hana knurrte ihn an und bellte:

„Klar verstehe ich dich du Blödmann! Ich bin doch nicht bescheuert! Die Frage ist mehr: Warum kannst DU meine Sprache sprechen?! Und was zum Kuckuck ist Japanisch?!“

Nun verstand der Mann auch nichts mehr. Er sah den Jungen weiterhin verwundert an.

Dieses Kind sprach seine Sprache, also musste das bedeuten er war Japaner, oder hatte zumindest mal mit diesen Kontakt gehabt um die Sprache erlernt zu haben. Aber wenn das so war, warum war er so komisch gekleidet? Naja eigentlich hüpfte er nur in einer lockeren Hose herum die ihm knapp über den Knöcheln endete. In seinen Haaren hatte er zwei Federn und er lief Barfuß. Was war das für einer? Ein Einheimischer? Und warum wirkte er so…primitiv? Er hatte ja schon von vielen alten Völkern gehört die auf Inseln abgeschieden lebten, aber noch nie von welchen die so unwissend waren dass sie nicht mal japanisch kannten. Wo war er nur gelandet? Gab es wirklich im Südwesten des Palau Archipelago eine Insel die noch keiner entdeckt hatte? Oder hatte ihn der Sturm so weit abgetrieben? Er räusperte sich und sprach zu dem Kind zurück:

„Das was du sprichst ist Japanisch. Meine Landessprache. Bist du Japaner?“

„Ich bin ein Patcheen! Ich kenne diese Sachen nicht von denen du redest! Bist du ein böser Geist?! Du kommst bestimmt aus der Unterwelt und willst mich fressen, richtig?!“

Der Kleine sprach das wieder sehr laut und der Mann sah ihn nur an. War der…noch zu retten? Was sprach er da für wirrest Zeug? Wenn man das Ganze gerade betrachtete… standen beide nur da und verwirrten sich gegenseitig. Keiner kannte den Anderen, oder verstand was genau los war. Alles wirkte so surreal. Vor ihm stand ein Kind das japanisch sprach, aber angeblich noch nie davon gehört hatte. Auch sah er aus wie ein Japaner, aber die blonden Haare waren doch eher ungewöhnlich, welche ihm verspielt nach vorne ins Gesicht hingen und ihm einen frechen Anstrich gaben. Zwischen diesen schimmerten seine wachen und stechenden Augen hervor. Der Fremde war etwas begeistert von dieser wunderschönen Farbe in der sie strahlten. Wie das dunkle Goldgelb eines Bernsteins. Auch hatte er sehr treue und offene Augen, dass sah er sofort. Er hatte vielen Menschen gegenübergestanden und in viele Augen gesehen um inzwischen die feinsten Unterschiede zu erkennen. Dieser Junge da vor ihm…war nicht gefährlich. Also steckte er die graue Waffe weg und atmete aus. Der Tag ging ja gut zu Ende…Das war Spaß. Dann sah er wieder zu dem Jungen und sprach etwas genervter zurück:

„Ich bin kein Geist und ich komme auch nicht aus der Unterwelt. Und fressen werde ich dich erst recht nicht, ich bin doch kein Kannibale. Was ist mit dir? Hast du noch nie einen anderen Menschen gesehen?“

Kaniwas bitte? Hana ließ sich aber weithin nicht für blöd verkaufen und fasste seinen Speer fester vor sich. Da konnte der Typ noch so neugierig, mit fremden Wörtern um sich werfen, gutaussehend und mit attraktiver Stimme auf ihn einsprechen, er würde sich nicht einlullen lassen!...Hana erschrak über sich selbst und schüttelte erst mal den Kopf. Was war das denn gewesen? Oder: wo kam das her? Er erschrak noch mehr und es klingelte bei ihm im Kopf. Ahhhhaa! Er war bereits in seinem Kopf und manipulierte seine Gedanken! Er bezirzte und verführte ihn mit seinen Worten! So wie es böse Geister tun! Doch mit dieser Magie kam er bei ihm nicht weit! Er war stärker als das! So nahm er den Speer hoch und fauchte:

„Ich lasse mich von dir nicht verhexen! Du bist ein Diener dieses toten Riesenvogels neben mir und nun willst du deinen Meister wiederbeleben indem du ihm eine hübsche Jungfrau opferst! Aber nicht mit mir!! Ich töte dich wenn du mir zu nahe kommst!!“

Und das meinte er auch genau so. Schon etwas arrogant wenn man sich selbst als hübsche Jungfrau bezeichnete…Das hatte er von seinem Vater. Der Mann vor ihm warf ihm aber einen Blick zu als würde er absolut nichts mehr verstehen. Oder als stand vor IHM ein Geist. Es war ein ungläubiger Blick und er fühlte sich wie in einem Schmierentheater. Keine Ahnung was mit dem Kind los war, aber ganz dicht war er nicht. Zu viel Sonne oder Isolation auf dieser Insel, dass musste es sein. Nur so konnte man so ein Brett vor dem Kopf haben. Er sollte darüber nachdenken wie er damit umging, aber da er ein ehrlicher Mann war, sprach er einfach nur komplett verwirrt:

„Was bist du denn für einer? Mal ehrlich Kleiner: entweder bist du zu lange in der Sonne gewesen, oder du hast einfach zu viel Zeit und Fantasie um dir sowas auszudenken.“

Er hatte echt Angst dass dieser Junge ansteckend sein könnte. Zumindest seine Dummheit und seine Wahnvorstellungen. Warum vergeudete er seine Zeit mit ihm? Er sprach weiter:

„Das neben dir ist weder ein Monstervogel noch bin ich sein Diener. Ich bin sein Pilot, denn ich bin zweiter Leutnant des 801ten Geschwaders der 309ten Naval Flugdivision der japanischen Marine. Eine Zero-Flieger und einer der Besten!“

Was laberte er da? Hana sah ihn nur verwirrt an und der Mann merkte schon dass er für das Kind offenbar wieder Chinesisch sprach. Oder japanisch…So seufzte er genervt und beendete knapp:

„Das ist mein Flugzeug.“

Hana sah ihn weiterhin stumm und verwirrt an. Der Mann versuchte es erneut:

„Ein Flugzeug, du verstehst?...Ach vergiss es. Ich bin Sakturo. Sakutaro Sakurai.“

Er zeigte dabei mit der rechten Hand auf seine Brust. Er wollte dem Jungen verständlich machen dass er kein Monster war, also rückte er seinen Namen raus. Es war nicht üblich das zu tun, vor allem wenn man im Krieg war, aber was sollte das Kind schon ausrichten? Doch so langsam hatte er das Gefühl dies würde vergeblich sein. Zumindest bekam er noch immer verwirrte Blicke und Blinzeln zugeworden. Aber Hana war nun weniger angespannt und machte sich etwas lockerer. Allerdings verstand er viele Worte nicht die ihm zugeworfen wurden. Was war ein Flugzeug, oder ein Pilot? Dieser Kerl…er traute ihm nicht weiter als er ihn werfen konnte, aber seine Stimme hatte sowas aufrichtiges an sich. Er klang ehrlich und überzeugt. Dennoch blieb Hana vorsichtig. Sakutaro…also war er doch nicht Dyami…Natürlich war er es nicht! Das war eine dumme Geschichte! Es gab keinen Adler-Gott! Und wenn dann war es bestimmt nicht dieser Typ! Hana holte sich aus der Matrix und sah weiter zu dem Kerl rüber. Auch wenn er plötzlich etwas kichern musste und dann sprach:

„Sakutaro…Haha! Was ist das denn für ein komischer Name?! Hat deine Mama dich nicht lieb gehabt?! Hahaha!“

Sakutaro sah ihn an. Was…für ein freches Rotzgör! Okay nun verstand er: Der Kleine sah lieb und zart aus, als könnte er keinem was antun, auch wenn er mit einem Speer herumfuchtelte, aber der war eigentlich ein kleiner Teufel! So verzog er das Gesicht etwas sauer und verschränkte die Arme vor seiner starken Brust, während der Junge vor ihm noch immer lachte, als hätte man einen verdammten Witz gerissen. Ja, wahnsinnig witzig. Aber Sakutaro wäre nicht Sakutaro wenn er damit nicht umgehen könnte. So schnaubte er und fauchte etwas aufgebracht zurück:

„Ha ha, sehr witzig! Ich wusste doch dass du noch ein kleines Kind bist! Hast du Daddy seinen Speer geklaut und bist damit spielen gegangen?“

Er konnte das genauso gut, auch wenn er eigentlich besser war als das. Aber mit solchen Rotzgören musste man so sprechen. Nur so verstanden sie es. Und damit trat er bei Hana auf eine große Tretmine. Sofort stockte der Blonde und verschluckte sich fast komplett an seinem eigenen Lachen und seiner Spucke. So das er danach husten musste und sich erst nach einer Minute wieder eingefangen hatte. Aber danach zischte sein Blick sofort sauer zu dem Kerl rüber und er fauchte:

„Was war das Spakutaro?!“

Vorhersehbar. Saku antwortete:

„Oh ja genau und dann fängt man an die Namen beleidigend zu verändern, genau so machen das kleine Kinder!“

„Nimm das zurück! Ich bin kein kleines Kind! Ich bin bereits sechszehn, damit erwachsen und der zukünftige Häuptling meines Stammes, also hab gefälligst Respekt vor mir!“

„Ha! Häuptling von was? Den Zwergen auf Takatukaland?“

„Schweig! Ich weis nicht mal was diese Zwerge sind von denen du redest! Und diese Insel heißt: Peleliu! Ich bin erwachsen und kein Kind!“

„Ja genau, genauso wenig wie du ein Häuptling bist kleiner.“

„Nenn mich nicht KLEINER! Ich hab einen Namen!“

Sakutaro sah ihn an. Er merkte wie er das Kind bereits zum kochen gebracht hatte und ehrlich gesagt machte es ihm etwas zu viel Spaß. War schön mal zur Abwechslung keinen Befehlen zu gehorchen und einfach zu reden wie man es für richtig hielt. Der Knabe kam genau richtig damit er mal selber Dampf ablassen konnte. Erst dieser verdammte Sturm und dann auch noch der Absturz. Tja und nun saß er auf einer Insel fest, die er noch nie zuvor gesehen hatte und stritt sich mit einem Hinterwäldler aus dem Dschungel, der japanisch sprechen konnte ohne zu wissen was Japanisch war und dann noch angeblich ein Häuptling werden wollte. Oh ja es konnte nur besser werden. Sarkasmus. Er steckte echt tief in der Scheiße. Selbst nach diesen 10 Minuten Gespräch merkte er schon wie er anfing den Verstand zu verlieren. Gab man ihm noch ne Woche mit dem Balg war das Chaos perfekt und er bereits komplett durch geknallt! Dann riss er sich aus seinen Gedanken und sah den Jungen scharf an. Er war noch immer sauer auf ihn, aber fragte dennoch neugierig:

„Na schön und wie ist der?“

Der Blonde sah ihn an und schien erst zu überlegen ob es das Richtige war. Warum sollte er ihm seinen Namen sagen? Dafür gab es doch absolut keinen Grund. Und dennoch…es brannte ihm auf der Zunge dass zu tun, so das er stolz antwortete:

„…Hana. Mein Name ist Hana, du Blödmann!“

Natürlich musste eine Beleidung noch hinten dran. Sakutaro sah ihn weiter an ohne was zu sagen. Hana hm? Das war eigentlich ein schöner Name. Sogar ein japanischer. Man konnte ihn für einen Jungen so wie auch für ein Mädchen benutzen. Und da der Kleine sehr zart für einen Sechszehnjährigen aussah, passte dieser Name perfekt zu ihm. Er hatte was Feminines. Saku hatte aus der Entfernung erst gedacht da steht ein Mädchen an seinem Flieger. Vielleicht ein Engel um ihn in den Himmel zu holen. Aber nein. So weit daneben konnte man nicht liegen wie er es getan hatte. Das war ein Satansbraten in menschlicher Gestalt, der nur darauf wartete seine Klauen in ein hilfloses Opfer zu schlagen das gestrandet war! Doch da hatte er mit Saku den Falschen erwischt. Er war nämlich einer der sich nicht die Butter vom Brot klauen ließ. Aber dieses Kind…Er war stur, laut, frech und ungezähmt. Genau das was Saku nicht aussehen konnte. Hatte Gott ihn vielleicht als Strafe geschickt?

Hana sah ihn weiter muffig an und behielt ihm genau im Blick. Er verstand einfach nicht was los war. Dieser Tag war einfach nur komisch und auch nicht seiner. Erst versaute ihm ein Tapir die Jagd, dann stritt er sich mit seinem Vater, konnte nichts fangen und nun stand vor ihm ein Fremder der offenbar mit diesem großen Vogel vom Himmel gefallen war! Ganz besonders der letzte Teil war komisch. Die Parallelen zu der Legende von Dyami, die seine Mutter vorhin erzählt hatte, waren verdammt offensichtlich. Da stürzte ein großer Vogel vom Himmel, kein Adler vielleicht aber dennoch ein Vogel und dann trifft er am Strand einen Mann der nicht auf diese Insel gehörte. Hana fiel etwas ein: Stimmt, gestern…war ein schwerer Sturm gewesen. Deshalb konnte er auch nicht wirklich schlafen. Und noch dazu, fiel ihm etwas Weiteres ein: er war der Sohn des Häuptlings…Genau wie in der Geschichte als die Tochter Dyami fand…Deswegen war er aber noch lange nicht seine Prinzessin!

Er schüttelte den Kopf und die Gedanken ab. Woher…kam dieser Kerl? Hana hatte so viele Fragen und wollte ihn ausquetschen. Aber er bekam das Gefühl dass es bei dem Kerl nicht leicht werden würde. Der schien ein sturer, von sich selbst überzeugter und vorlauter Typ zu sein. Genau das was Hana nicht leiden konnte!...Parallelen zu sich selbst würde er nie ziehen! Aber während er weiterhin schön Abstand zu ihm hielt, fiel sein Blick leicht nach links von sich und rüber zum Sonnenuntergang…und sie war fast verschwunden! Mist! Die Zeit hatte er komplett vergessen! Wenn er nicht bald zuhause ankam würde sein Vater einen Suchtrupp losschicken um ihn zu finden! Er durfte aber diesen Typen und den großen Vogel nicht entdecken! Vater würde gleich auf die Barrikaden gehen und aufräumen kommen! Nicht im Positiven versteht sich. Falls er Hana nicht noch zusätzlich für immer Strandverbot gab, oder ihn nirgends mehr allein hin ließ! Das durfte er nicht zulassen!

So sah er wieder zu dem Fremden, der ihn auch nur noch ansah und zu warten schien was der Kleine nun tun würde. Hana knurrte leicht. Mist…dann musste er das verschieben. So lief er langsam nach rechts, ohne den Typen vor sich auch nur aus den Augen zu lassen und hielt weiter seine Waffe auf ihn gerichtet. Das ging so lange, und sie sahen sich auch nur stumm dabei an, bis Hana wieder an der Düne von vorher angekommen war und sich diese genau hinter ihm befand. Dort blieb er noch mal kurz stehen und fauchte drohend rüber:

„Komm nicht auf die Idee mir zu folgen! Ich töte dich wenn du es versuchst!“

Sakutaro sah ihn einfach neutral an. Er hatte noch immer die Arme vor sich verschränkt und wusste nicht was er von der Situation halten sollte. Eigentlich sollte ihm dieses Kind egal sein aber…

Hana wand sich schnell ab und rannte die Düne hinter sich hoch. Er drehte dem Fremden doch tatsächlich den Rücken zu und versuchte so schell wie möglich zu verschwinden. Ein…böser Fehler. Saku seufzte bloß und sah ihn die Düne hoch krabbeln, während sich sein Blick schlagartig änderte und anfing kalt zu werden. Schon fast wie in Trance und aus Reflex griff er neben sich an seinen Waffenholster, an der Hüfte und zückte seine Automatische Pistole Typ 14 Nambu. Das graue Teil was Hana vorhin im Visier hatte. Diese automatische Pistole hatte ihren Ursprung in einem Entwicklungsbüro eines staatlichen Waffenarsenals, nämlich des Nagoya-Arsenals. Sie sollte den Typ 04 mit einer leichter herzustellenden Waffe ersetzen und diese Pistole wurde dann auch tatsächlich offiziell von den japanischen Streitkräften übernommen. So ist er an sie gekommen. Sie war eine Waffe auf die man sich verlassen konnte. Sie lag gut in der Hand, war zielsicher und tödlich. Und das sollte sie nun unter Beweis stellen. So hielt er sie wieder vor sich und zielte…zielte auf Hana. Er war sich nicht sicher was er tun sollte. Es war im Prinzip doch so einfach. Der Soldat in seinem Kopf gab klare Befehle: Der Junge könnte ein Spion sein und ihre Position verraten. Lass ihn nicht am Leben. Aber der rationale, der menschliche Teil in ihm sagte etwas anderes: Das ist nur ein neugieriges Kind. Lass ihn gehen. So stand er weiter da und hatte ihn genau im Visier. Er musste nur noch abdrücken und das Kind würde einen tödlichen Schuss in die Brust bekommen. Somit würde er die Düne wieder runter rollen und Saku konnte es dann unten mit einem Kopfschuss beenden. Ein Problem weniger…Doch warum zögerte er so? Er hatte noch nie gezögert. Er war ein Soldat. Ein Zero-Kämpfer. Zögern war etwas was er nicht durfte und was ihm abtrainiert sein sollte. Er war…ein Killer.

Er ließ den Arm sinken und schoss nicht. Das war die Kugel einfach nicht wert. Der Kleine hatte noch mal Glück gehabt. Wer wusste was ihn noch so auf der Insel erwarten würde und wie lange er noch festeckte. Jede Kugel zählte. Und vielleicht sollte er am Ende lieber noch eine für sich haben…Dann sah er wie der blonde Junge hinter der Düne verschwand und das Problem somit auch schon gelöst war. Der würde nicht mehr wieder kommen. Ganz sicher, denn so blöd konnte keiner Sein. Nicht mal ein Hinterwäldler. So drehte er sich um und steckte die Waffe wieder weg. Sah seinen zertrümmerten Zero vor sich an und legte die Hände in die Hüfte. Dieser hatte durch den Sturm ordentlich was abbekommen, aber nichts was Saku nicht wieder richten konnte. Es würde dauern, klar, aber das war kein Problem…Hana…Was ein Name. Und das er ihn sich behalten hatte war noch komischer.
 

Noch nie zuvor war Hana so schnell zuhause gewesen.

Er kannte diesen Fremden nicht und da er nicht wusste was in seinem Kopf vorging rannte er so schnell nachhause dass man denken konnte der Teufel wäre hinter ihm her. Oder zumindest hinter ihm abgestürzt. Aber kaum als er dem Typ den Rücken zugedreht hatte und die Düne hinauf floh, fühlte er sowas wie Panik in sich. Er hatte vor nichts angst. Aber einen Fremden den Rücken zuzudrehen und dann noch einem den er nicht einschätzen konnte, war der schlimmste Fehler den er je begangen hatte. Daher die Panik die ihn anheizte schneller zu klettern. Es war ein Gefühl das sich in ihm ausbreitete, als würde man mit etwas auf ihn zielen. Doch was hätte er sonst tun sollen? Bleiben konnte er nicht und es war ihm wichtig dass sein Vater nichts von dem Fremden und dem Vogel erfahren sollte. Das lag daran dass Hana ihn noch weiter im Auge behalten wollte. So eine Gelegenheit kam nie wieder! Er war einem Menschen begegnet der ihm völlig fremd war! Einer der nicht von ihrer Insel kam. Und allein das war spannend genug, denn Hana hatte immer gedacht hinter dem Horizont gibt es nur Wasser. Er wollte mehr wissen. Endlich konnte er erfahren was sich hinter dem Horizont befand. Etwas was er sich schon immer gefragt hatte.

Und als er zuhause ankam verlor er kein Wort über seine Begegnung im Sonnenuntergang. So hatte er zwar von seinem Vater wieder eine ordentlichste Standpauke erhalten, weil er so spät gewesen war, aber das war ihm völlig egal. Sogar die Beule am Schädel war ihm egal, die ihm Hao aus Wut verpasst hatte. Seine Gedanken kreisten nur noch um diesen Fremden am Strand und Hana wusste nicht mal wieso. Er konnte nur spekulieren. Sicher lag es daran weil er aus einer anderen Welt kam, aber da war noch mehr und etwas was er nicht fassen konnte.

So saß er einfach da. Er half seiner Mutter dabei das Fleisch zuzubereiten und schnitt mit einem Messer vorsichtig das Fett von dem zarten Stück was er vor sich am Boden liegen hatte. Yoh hatte schon gute Vorarbeit geleistet und die Früchte, so wie Gemüse und das Tapir zerlegt. Deswegen war Hao auch so sauer auf Hana gewesen, mehr noch als das er so spät kam. Er hatte seine Mutter nämlich allein die ganze Arbeit machen lassen während Hao selber einen Rundgang über die Felder machen musste. Er musste nämlich mit einem anderen Patcheen reden, dem auffiel dass ihre Ernte weniger wurde und Schnecken daran schuld waren. Also ein Problem nach dem er eine Lösung suchen sollte. Und anstatt das er seiner Mutter half trieb sich Hana sonst wo rum! So brauchte der Häuptling wieder mal etwas Luft und lief durchs Dorf um sich abzuregen. Suchte Arbeit und wo er helfen konnte bis das Abendessen fertig war.

Yoh dagegen fand das alles aber mal wieder nicht schlimm. Im Gegensatz zu seinem Gatten war er eine ruhige Natur und nahm alles gelassener. Es gab mal Zeiten in denen er noch anders gewesen war. Wo er alles viel ernster und ungerechter sah. Nämlich kurz nach dem er geboren wurde und man bei ihm feststellte dass er später ein Kind bekommen kann. Ab da war sein Leben schon von anderen festgelegt worden. So wurde es ihm vorherbestimmt die Braut des zukünftigen Häuptlings zu werden und mit diesem ein Kind zu zeugen. Und wenn er so darüber nachdachte…dann hatte Hana auch einiges von ihm, in der Hinsicht zumindest. Kaum als Hana geboren wurde, wusste man sofort was er werden sollte. Man untersuchte ihn und fand heraus dass er, im Gegensatz zu seiner Mutter, dieses seltene Gen nicht geerbt hatte und deshalb nicht schwanger werden könnte. Er war ein ganz normaler kleiner Junge und sollte der neue Häuptling werden, so wie Hao. Und das beruhigte Yoh zu tiefst. Er wollte nicht dass sein Sohn denselben Lebenslauf haben würde wie er. Denn er wusste genau wie schwer das für Hana geworden wäre. Vielleicht noch schwerer als für ihn damals. Yoh konnte sich noch genau daran erinnern:

Er war Hao früh versprochen worden und sie hatten sich mit vier Jahren auch zum ersten Mal gesehen, obwohl sie im selben Dorf groß wurden. Man hielt sie gezielt voneinander fern, einfach damit man jeden anders erziehen konnte. Hao wurde schon sehr früh darauf gedrillt ein Mann zu sein. Stark und führend und so sollte er auch schon ab sechs Jahren mit zur ersten Jagd. Seine Erziehung war streng gewesen…aber nichts im Vergleich zu dem was seine Braut durchmachen musste. Da Yoh später Mutter werden sollte wurde aus ihm natürlich kein Krieger gemacht und man erzog ihn stark nach weiblicher Art. So musste er kochen lernen, auf dem Feld arbeiten, Kinder betreuen und bei Geburten helfen. Alles lernen was innerhalb des Dorfes passierte und was nur Frauen taten. Und immer wieder wurde ihm gesagt: Du wirst später selber mal ein Kind bekommen und darauf musst du vorbereitet sein…Er hasste es so sehr. Seit seiner Geburt drehte sich sein Leben nicht um ihn sondern um Hana, obwohl der nicht mal zu der Zeit existierte. Nicht mal in Planung gewesen war. Und deswegen hatte er auch so ein Problem mit Hao. Yoh wusste bereits ab vier Jahren dass Hao mal sein Mann werden würde. Sie wurden gleich nach ihrer Geburt, die am selben Tag war, füreinander bestimmt. Was der Auslöser für seine Abneigung gegenüber dem zukünftigen Häuptling war. Er mied Hao so gut es ging und hasste ihn dafür dass er auf die Jagd gehen und ein Mann sein durfte und Yoh später mal zuhause das Kind hüten sollte. Nichts war ihm mehr zu wider und es versetzte ihn in tiefe Trauer und Wut. Er war doch auch ein Junge, warum behandelte man ihn also nicht so. Es erzeugte eine Verwirrtheit in ihm, ober nun ein Junge war oder ein Mädchen. Doch er war beides…

Freiheit…das war etwas was er nicht kannte, denn er fühlte sich immer gebunden. Das Schicksal und sein Stamm hatten ihn an der Leine und er konnte nichts dagegen tun. Aber so sehr er auch versuchte Hao zu hassen…er konnte es einfach nicht. Da war etwas zwischen ihnen gewesen. Schwer zu fassen und für den noch jungen Yoh unverständlich. Erst später wurde ihm bewusst…das es Liebe gewesen war. Und als Hao sich persönlich mit dem Gott der Bären anlegte, nur um Yoh zu beschützen…da war es passiert. Er hatte die Liebe für diesen Mann akzeptiert und konnte sie nicht mehr kontrollieren. Er wollte ihn. Er wollte mit ihm zusammen sein und je öfter man sie trennte umso schlimmer wurde es. Jedes Mal wenn Hao auf die Jagd ging, Tage verschwunden war, war es als würde Yoh innerlich sterben. Die Sorge das ihm was passieren würde war unerträglich. Doch er kam immer zurück und jedes Mal fiel Yoh ihm um den Hals als wäre er Jahre fort gewesen. Hao, der Yoh schon immer geliebt hatte, fand das natürlich toll. Er genoss jede Sekunde in der er mitbekam das ihn der Kleinere liebte. Und beim Fest des Kokopelli geschah es dann schließlich auch… Der Geist "Kookopölö" ist der Gott der Fruchtbarkeit von Mensch, Tier und Pflanzen. Einmal im Frühling, in einer Vollmondnacht, feiern sie ihn und tanzen die ganze Nacht um das große Feuer im Zentrum ihres Dorfes. Es ist eine Nacht der Liebe und nicht selten verschwanden mal einige Patcheen vom Feuer um sich in der Dunkelheit des Dschungels und im Licht des Vollmondes zu lieben. Genau das war ihm und Hao auch passiert. Es war diese eine Nacht gewesen in der sie ihre Liebe endgültig besiegelten und sich vereinten. Es war die schönste Nacht ihres Lebens gewesen. Und…die Nacht in der er Hana empfing. Hao hatte den Eisprung ausgelöst und Yoh befruchtet. Dieser wusste das aber erst viel später, als er die typischen Symptome bekam: Übelkeit, Erbrechen, Schwindel und er vertrug auch den Geruch von Fleisch nicht mehr. Als Goldva ihm dann bestätigte dass er schwanger war…verfiel Yoh in Panik. Er wusste nicht was er tun und wie er es Hao erklären sollte. Dieser nahm damals nämlich an Prüfungen teil um der nächste Häuptling zu werden. Yoh wusste das Hao alles aufgeben würde um sich nur um die Familie zu kümmern. Er würde seinen Traum und seine Bestimmung als Häuptling für ihn aufgeben und das wollte Yoh nicht. So hielt er die Schwangerschaft lange geheim und kam damit erst um die Ecke als Hao alle Prüfungen bestanden hatte. Das war die schwierigste Zeit seines Lebens gewesen. Auch weil er den wachsenden Babybauch bald nicht mehr verstecken konnte. Als er die zuerst sichtbare kleine Kugel entwickelt hatte, rückte er mit der Sprache raus. Hao war stinksauer auf ihn gewesen. Es kam zu einem Streit und durch den Stress wurde Yoh krank. So krankt das er beinahe Hana verloren hätte. Dieser Tag veränderte alles. Er wurde schnell wieder gesund, weil Silva ihm Medizin gebraut hatte. Yoh allerdings dachte das Hao kein Kind haben wollte, aber das stimmte nicht. Er wollte immer ein Kind mit ihm und er erinnerte sich noch genau daran wie glücklich er den Kleineren an sich drückte und weinte vor Freude, als sich der Streit gelegt hatte, Yoh wieder gesund war und er den Babybauch das erste mal sah. Sie wurden Eltern…und das was der Kleine so lange verabscheute hatte…wurde das größte Glück in seinem Leben.

Aus seinen Erinnerungen kommend, sah Yoh rechts neben sich zu Hana.

Sie saßen zusammen in der Mitte des Wigwams und bereiteten das Essen zu. Der Boden war bereits gedeckt mit Schüsseln voller Obst und Gemüse. Und das Fleisch war auch fast fertig denn Hana war gut und flott beim Schneiden. So hatte er schnell das komplette Fett vom zarten Fleisch getrennt und legte es in eine Schüssel. Er selber mochte diesen Teil am Fleisch nicht, aber sein Vater liebte es, also bewahrten sie es für ihn auf als es wegzuwerfen. Danach schnitt er das zarte Fleisch in schöne und feine Happen und verteilte es gerecht in drei große Schüsseln vor ihm. Es gab für jeden seiner Familie eine Schüssel. Seine Mutter behielt ihn dabei sanft lächelnd im Auge und sah genau wie toll er das machte und wie sauber. Und obwohl Hana so konzentriert dabei erschien, war es doch anders als sonst. Yoh sah ihm an das er mit den Gedanken ganz wo anders war. Das war ungewöhnlich für ihn. So legte er die angeschnittene Zucchini, die er in Scheiben schnitt, vor sich auf den Boden und sprach:

„Noch immer sauer auf deinen Vater?“

Was sollte es sonst sein? Hana schnitt das letzte Stück fertig und legte es in die Schüssel seiner Mutter. Danach sah er verdutzt zu ihr rauf und antwortete:

„Was? Äh…nein, wieso?“

So setzte er sich aufrecht in einen Schneidersitz hin und sah seine Mutter an. Sie lächelte.

„Weil du so ruhig bist. Du machst dir über etwas Gedanken, oder? Was ist es?“

Nicht gut. Hana erstarrte etwas auf der Stelle und wusste erst nicht wie er zu antworten hatte. Verdammt! Was sollte er sagen?! Nie hatte er damit gerechnet dass sein Gesicht so viele Bände sprach wenn er in Gedanken war, oder dass seine Mutter so auf ihn achtete! Nun saß er etwas in der Klemme. Er war kein guter Lügner. War er noch nie. Aber er konnte nicht sagen dass er einem Fremden begegnet war und der aus seiner anderen Welt hinter dem Ozean kam! Alle würden ihn erst mal für verrückt halten und sein Vater könnte danach den Strand absuchen und würde diesen gestrandeten Trottel finden! Das durfte nicht sein! Hana hatte noch so viele Fragen die er diesem Sakutaro stellen wollte! Wenn Hao ihn traf würde er ihn sofort umbringen! Also schluckte er und fing etwas an zu schwitzen. Ne Antwort. Er brauchte eine Antwort und zwar schnell!

Sein Blick fiel zum Boden und er sprach einfach drauf los:

„I-Ich…Naja ich…Also…Ich frage mich warum ich nicht so gut bin wie Vater!“

Yoh sah ihn verdutzt an und sein Sohn wieder zu ihm hoch. Bingo! Das könnte klappen. Mit etwas mehr Wind unter den Flügeln nickte er seiner Mutter zu und sprach weiter:

„A-Also ich bin doch der Sohn des Häuptlings! Sollte ich dann nicht genauso talentiert sein wie Vater!?“

Es tat ihm schon leid seine Mutter so anzulügen, aber es war ja nur eine kleine Notlüge, dass nahm sie ihm schon nicht übel. Yoh dagegen blinzelte ihn etwas verdutzt an. Was…war das? Er konnte zwar keine Gedanken lesen, aber er fühlte das Hana ihm etwas verschwieg. Das alles klang mehr wie eine Notlüge, als die Wahrheit. Sehr komisch…aber er wird schon dafür seine Gründe haben. Kinder waren nun mal so und hatten ihre Geheimnisse und junge Erwachsene erst recht. Also harkte er nicht nach und sprach nur freundlich:

„Du bist auf eine andere Art und Weise talentiert mein Sohn. Bitte versuch dich nicht an deinem Vater zu messen. Dein Vater…naja der ist was ganz besonderes. Und nicht mit anderen zu vergleichen. Genau wie du Hana. Du bist auf deine Art besonders.“

Gut das seine Mutter offenbar nichts gemerkt hatte und auf das Thema ansprang, aber was sollte das denn nun wieder heißen? Sein Vater war etwas ganz besonderes? Ja…besonders nervend und befehlshaberisch…So legte er seine Hände in den Schoß und sprach:

„Vater? Etwas Besonderes?“

Er sagte dass muffig und sehr ungläubig so das seine Mutter vor ihm etwas erstaunt schien. Ja das war nicht gelogen. Hao war besonders genau wie Hana und er selbst. Er musste lächeln. Vielleicht sollte er ihm mal diese eine Sache erzählen…Yoh fasste mit der rechten Hand an die Kette die um seinen Hals hing und fuhr eine der drei Bärenklauen hinab, so das es Hana auffiel und er neugierig hin sah. Diese Kette trug Mama schon immer. Er hatte sie nicht einmal ohne diese gesehen, egal wann. Yoh lächelte.

„Diese Kette hat dein Vater mir gemacht. Es war lange vor deiner Geburt gewesen, als er mir diese schenkte. Damals…gab es ein Feuer in unserem Dorf und wir wurden angegriffen.“

Hana legte den Kopf schief.

„Angegriffen? Von wem?“

Yoh sah zu ihm.

„Von Apollo.“

Kam es kurz und knapp aus ihm heraus. Apollo…Hana hatte diesen Namen schon mal gehört. Er kam in Geschichten vor und er war einer der großen Tiergeister der Insel. Laut den legenden herrschten vier große Tiergeister über diese Insel und mit ihnen im Einklang zu leben war ihre Pflicht als Patcheen. Der starke Bär, der gerissene Wolf, die weise Schildkröte und der führende Adler. Jeder von denen besaß einen Namen, aber Hana hatte vergessen welche das waren, oder welcher zu wem gehörte. Einzig den von dem Adler Dyami wusste er noch durch die Geschichte seiner Mutter, die sie vorhin erzählt hatte. Und es hieß dass jeder Patchee einem der vier Götter ähnlich war, oder unter seinem Zeichen lebte. Mutter hatte das Zeichen der Schildkröte. Was auf ihren weisen und ruhigen Lebensstil hinwies. Vater dagegen lebte unter dem Zeichen des Bären. Er war stark und ein Anführer. Und er selbst…keine Ahnung. Er wusste es nicht. Doch seine Mutter meinte immer: „Eines Tages wirst du es erfahren.“ Ja genau. Dieser Tag war aber noch immer nicht gekommen. Er schüttelte die Geschichten ab und sah wieder seiner Mutter aufmerksam zu, als er fragte:

„Wer ist dieser Apollo?“

Yoh war etwas verdutzt und dann schnaufte er als er mitbekam das Hana offenbar Goldva ihren Geschichten kaum gelauscht hatte. Es waren Legenden die jedes Kind in die Wiege gelegt bekam. Auch die von Dyami. Offenbar war er wirklich zu sehr verträumt. Er antwortete:

„Apollo ist der Bärengott aus unseren Legenden. Damals…wir wissen bis heute nicht warum, hat Apollo uns einfach angegriffen. Er fiel abends über unser Dorf her und legte es in Schutt und Asche. Gegen einen Gott und seinen Zorn konnten wir nichts tun. Es war verboten sich mit den Göttern anzulegen, also beschlossen wir unsere Heimat aufzugeben. Er kam aus dem Nichts über uns wie ein schwerer Sturm…Opacho verlor an dem Tag ihre Eltern und wurde selber im brennenden Wigwam eingesperrt. Ich hörte sie schreien und bin wieder zurück ins Dorf gerannt, obwohl Goldva es mir verboten hatte. Ich konnte sie nicht sterben lassen. Hao war noch nicht der Häuptling gewesen, aber er half Goldva so gut er konnte alle in Sicherheit zu bringen. Alle…außer mich. So sah er wie ich wieder ins Dorf rannte und folgte mir. Er sollte es auch nicht tun, aber er liebte mich und ließ mich nicht im Stich. So wiedersetzte er sich zum ersten Mal Goldva unserem damaligen Häuptling. Ich konnte Opacho zwar aus dem Wigwam retten, wurde dann aber auf dem Platz von Apollo gestellt. Noch nie hatte ich so einen riesigen Bären gesehen, dessen Fell blau war und Sterne in diesem glitzerten. Ich fiel vor Schreck und Angst hin und drückte die weinende Opacho an mich…als dein Vater kam und uns rettete. Es war…unglaublich gewesen. Er war gerade mal sechszehn geworden und legte sich, ohne mit der Wimper zu zucken mit einem Gott an. So stürzte er sich mit einem Speer auf ihn und verwundete Apollo an der Kehle. Sie kämpften danach und Hao befahl mir mit Opacho zu fliehen. Ich brachte sie ans Ende des Dorfes…aber ich konnte nicht gehen. Ich sah hinter mich und erblickte wie tapfer und stark dein Vater gegen diesen Gott kämpfte. Wie er selber Verletzungen davon trug und sogar von ihm in die rechte Schulter gebissen wurde. An dem Tag dachte ich…ich hätte deinen Vater auf dem Gewissen. Doch er rang Apollo nieder. Er tötete einen Gott und löste ihn von seiner fleischlichen Hülle. An dem Tag wusste ich…dass ich ihn liebe. Und das ich ihn überall hin folgen würde. Er der sich ohne zu zögern nur für mich mit einem Gott anlegt hatte.“

Yoh sah wieder auf seine Kette und lächelte.

„Er brauchte eine Woche bis er wieder auf den Beinen war und dann schenkte er mir diese Kette. Diese Klauen sind die Klauen des Bären Apollo. Er sagte sie würden mich ewig an diesen Tag erinnern und das er dies immer wieder für mich tun würde. Er würde jeden Gott erlegen um mich zu beschützen…“

Hana sah auf die Kette. Also…stimmte es tatsächlich. Sein Vater hatte einen Gott bezwungen. Nun kam er sich noch kleiner vor als vorher und senkte den Blick. Diese Hürde…würde nur schwer zu knacken sein. Denn er sah seinen Vater nicht nur als Vorbild an, sondern auch als Hindernis das es zu überwinden galt um ein guter Häuptling zu werden. Vielleicht sogar ein besserer. Sein Vater…war wirklich ein Kämpfer und Beschützer. Aber Hana mochte es nicht wenn ihm zu sehr geholfen wurde. Das ließ sein Stolz ungern zu, auch wenn es sein Vater nur gut meinte. Dessen war er sich bewusst. Doch nun da er diesen Sakutaro am Strand getroffen hatte…wollte er mehr sein als nur ein Häuptling. Er wollte der Erste sein der herausfand was hinter dem Horizont lag. So rieb er sich kurz, mit dem rechten Arm, über die Nase und sah dann freundlich hoch zu seiner Mutter, als er sprach:

„Ja okay…vielleicht ist Vater doch ganz cool…So hin und wieder.“

So war der Abend etwas gerettet und sie konnten zusammen ruhig miteinander essen. Wie immer war das Essen vorzüglich. Mama war eine tolle Köchin und es gab die normalen Gesprächsthemen beim Essen: Was Hao so den Tag über trieb, was seine Mutter so getan hatte und wie Hana mal wieder die Jagd versaut hatte. Also völlig normal. Doch dieses Mal ging Hana mit einem komischen Gefühl in der Brust ins Bett.

Seine Eltern schliefen schon beide tief und fest in ihren Hängematten, während er noch immer nicht schlafen konnte. Vater sägte Wälder nieder und Mutter war so unhörbar wie immer. So rollte sich der Blonde ruhelos von links nach rechts. Immer und immer wieder und zog die warme Felldecke dabei über sich. Er wollte seinen Vater gerne ersticken…Normalerweise war Hana jemand der schnell einschlief und alles hinter sich ließ was am Tag passiert war. Aber diese Nacht war anders. Hana musste immer wieder an diesen Typen am Strand denken. Ob er wohl morgen noch da war, wenn er wieder hin ging? Sicherlich, immerhin lag sein großer Vogel ja dort verletzt rum und den würde er offenbar nicht so einfach verlassen. Woher kam er nur? Der Junge war so neugierig und aufgeregt auf den morgigen Tag. Doch musste er sich genau überlegen wie er an die Sache ran ging. Aber er hatte auch schon einen Plan: Abstand halten. Er würde ihn aus der Ferne beobachten und erst mal sehen was der Fremde so trieb. Vorsicht war besser als Nachsicht. Man musste sich um seine Freunde kümmern, aber noch mehr um seine Feinde. Eine alte Weisheit von Goldva. So wollte er genau wissen was er vor hatte. So unvorbereitet und teils schutzlos würde er diesem Sakutaro nie wieder gegenüber stehen…Und unter seiner Decke hielt Hana etwas in seiner rechten Hand. Er zog es hervor. Hielt es dicht an sein Gesicht und starrte es eine Weile an. Es war das was er geschnitzt hatte. Der Adler. So verzog sich sein Gesicht etwas muffig und entschlossen. Egal was der Typ da am Strand auch war. Ob gefallener Adler-Gott oder nicht…Hana würde es schon herausfinden. So schloss er langsam die Augen und suchte den verdienten Schlaf.

Am nächsten Morgen war er sehr früh wach. Für seine Verhältnisse sogar zu früh, wenn man es genau betrachtete. Er war ein nominierter Langschläfer, aber die Aufregung weckte ihn früh auf. Die Sonne war kaum richtig aufgegangen da hatte er seine Augen schon offen und lag wach in seiner Hängematte. Da seine Mutter und sein Vater immer um diese Zeit wach waren, tat er erst mal so als würde er noch schlafen und hatte die Augen zu. Hao und Yoh waren meist die Ersten die vor allen anderen wach wurden und hatten auch einige Pflichten zu erfüllen bevor der Tag richtig los ging. Hao hatte seinen morgendlichen Rundgang und zu überprüfen ob alles im Dorf okay war und Yoh ging los um den frühen Tau zu ernten und noch andere Kräuter zu pflücken die nur am Morgen blühten, welche er für Medizin brauchte. Sie hatten also alle Hände voll zu tun und das nutzte Hana aus um sich aus dem Dorf zu schleichen.

Kaum als sie beide das Zelt verlassen hatten, lauschte ihr Sohn und machte die Augen auf. Sein Kopf drehte sich nach rechts und er sah dass er alleine im Wigwam war. Nur noch einige Minuten warten und…Ohne zu zögern schob er die Decke zur Seite und sprang aus seiner Matte. Es war dunkler in ihrem Zuhause, aber hell genug dass er genau sehen konnte wo seine Federn an der Wand hingen, die er sich dann auch ins Haar steckte und wo sein Speer stand. Beides nahm er und kämmte sich dann noch schnell das ungezähmte und blonde Haar zu Recht. Heute war ein ganz wichtiger Tag und er freute sich schon darauf. Wenn Hana etwas hatte dann war es Neugier. Er war neugierig zu erfahren was heute so passieren würde. Was dieser Fremde vor hatte und als er fertig war legte er den Kamm wieder weg und schlich leise zu der Tür des Wigwams. Dort lauschte er und horchte genau. Er konnte niemanden hören und so zog er vorsichtig das Fell vor der Tür etwas zu Seite. Gerade so weit das er durch den Spalt spähen konnte. Draußen war niemand. Das Feuer in der Mitte des Dorfes loderte hell und nur die ersten Vögel waren in den Bäumen über ihnen zu hören. Die Luft war also rein. So kam er schnell heraus und rannte um ihren Wigwam herum. So das er an dem Fluss ankam und diesen zum Strand folgte. Sein Schicksal fing an sich zu erfüllen.
 

Der Tag fing nicht so prickelnd für ihn an.

Saku war es gewohnt früh morgens auf den Beinen zu stehen und zu arbeiten. Als Soldat und Mitglied der japanischen Marine war das ganz normal. Er wurde immerhin seit Jahren so gedrillt, dass es in Fleisch und Blut über ging. Doch als er herausgefunden hatte was los war, dass er auf einer unbekannten Insel fest saß, fühlte er sich nicht mehr so energiegeladen wie sonst. Und er fragte sich noch immer wie ihm dieser blöde Fehler nur unterlaufen war.

Der Flug verlief ganz normal. Er hatte vor dem Verlassen des Hubschrauberträgers, in seiner Heimat, alles überprüft und sein Zero war völlig in Ordnung gewesen. Hubschrauberträger sind Kriegsschiffe mit einem meist durchgängigen Flugdeck für fliegende Vehikel. Allgemein wird zwischen Hubschrauberträgern mit internem Schwimmdock und mit externen Laderampen unterschieden. Zentrales Element jedes Trägers ist der unter dem Deck befindliche Hangar, in dem die Flugzeuge gewartet und repariert werden können. Dieser wurde für den nächsten Krieg gestartet und schwamm gegen Süden zu ihrem Ziel. Sogar mit Panzern und anderen Waffen auf den Krieg vorbereitet. Auf diesem befand sich die komplette Crew, viele seiner Kollegen und Freunde, so wie auch ihr Anführer und Kommandant Kaizo. Saku hatte mit seinem Flieger die Vorhut übernehmen wollen, um Ausschau zu halten ob sich Feinde nähern würden. Es war besser wenn er diese zuerst erspähen würde und da er ein Mann der Tat und exzellenter Pilot war, zögerte er auch nicht lange und nahm gern die Rolle an. Er war zwar ein Kamikaze-Pilot, aber der beste der Staffel und ihn musste man erst mal in der Luft erwischen. Also war Späher sein ein Kinderspiel für ihn. Seine Freunde und Kollegen gaben ihm sogar den Namen: „Death Zero“, aus dem Grund heraus das Feinde ihn meist nicht kommen sahen und wenn war es bereits zu spät und dann hatte sie Saku schon vom Himmel geholt. Sahst du seinen Zero warst du bereits so gut wie tot. Sein bester Freund Paku ging sogar soweit und nannte ihn: „Den Herrscher des Himmels“, so viel Respekt hatte er für ihn. Es gab keinen Fehler der Saku überraschen konnte, zumindest sobald er in der Luft war. Doch dieser Sturm…war nicht normal gewesen.

Mutternatur hatte ihm gewaltig in den Arsch getreten, als sie wie aus heiterem Himmel einen schlimmen Sturm erzeugte und dieser das Meer so wie den Himmel in Stücke riss. Das Schiff mit seinen Leuten verschwand unter ihm in der Dunkelheit des Sturms und er war der Einzige der noch eine Weile darin aushielt, bis ihn offenbar ein Blitz traf und zum Absturz zwang. Zuerst dachte er es wäre vorbei. Doch tauchte eine Insel vor ihm auf und er konnte sich da noch hin retten, auf der er nun offiziell fest saß. Aber besser als im Ozean zu ertrinken. Er konnte es auch jetzt genau sehen…

So stand er an der rechten Seite seines Zero und schaute sich die Seiten, Trimm und Höhenruder, hinten am Zero, genau an. Nicht gut. Dort war der Blitz eingeschlagen und es war kaum noch etwas davon übrig. Einzig ein kleiner Teil des Höhenruders war noch da, alles andere war abgesprengt worden. DAS würde ihn ne Weile aufhalten. Die Reparatur könnte deshalb echt lange dauern und er müsste erst mal Material finden was er zur Reparatur benutzen konnte. Schöne scheiße. So legte er die Hände an die Hüften und seufzte. Dann sah er links am Zero vorbei und rüber zu der gewaltigen Klippe dahinter. Wenn er dem Strand folgte kam er unter die Klippe und könnte dort vielleicht, mit viel Glück, weitere Teile seines Zero finden die an den Strand gespült wurden. Gestern hatte er schon Glück gehabt und einiges gefunden, vielleicht hatte er wieder so viel Glück. Aber sicherlich würde er erneut nass bei der Aktion werden. Also ließ er alles da was er nicht brauchte. War dann nur mit Hose, Muskelshirt und Waffenholster bekleidet und lief los. Seine Nambu hatte er natürlich auch dabei. Ohne Waffe ging er nirgends hin. Er kannte die Flora und Fauna der Insel nicht und war lieber vorbereitet. Auch ging er nicht ins Landesinnere sondern hielt sich am Rand auf, für den Fall das jemand aus seiner Crew auch hier gestrandet war. Er hoffte dass es ihnen gut ging. Besonders Paku, Matsumoto und Katsura. Seine Zero-Kämpfer-Jungs.

Als er barfuß durch den warmen Sand lief war die Sonne schon fast über dem Horizont. Es wirkte für ihn noch alles so surreal. Vor 48 Stunden war er noch in seinem Flieger unterwegs gewesen um den Feind zu besiegen und nun saß er auf einer Insel fest von der anscheinend keiner was wusste. Ihn würde auch niemand suchen. Sie waren auf dem Weg in den Krieg gewesen. Tote suchte man nicht. Und wenn sich keiner mehr meldete dann war man als tot abgestempelt worden. Alles was er tun konnte war alleine von diesem Ort zu fliehen und dazu musste sein Zero wieder repariert werden. So lief er einfach den Strand entlang.

Die Möwen krischen und die Wellen schlichen sanft über seine Füße und nässten sie. Erzeugten etwas Kälte was bei dem warmen Wetter nicht schlecht war. Und während er so lief sah er allerlei mögliche Sachen am Strand liegen. Doch nichts davon war von seinem Zero. Ob die Meeresströmung in dieser Gegend viel aus dem Ozean her spülte? Er sah alte Segel, sehr viel Holz und sogar etwas was von dem Schiff seiner Crew sein könnte. Ein Rettungsboot…aber es schien länger dort zu liegen, also war es nicht von seiner Crew…Das ganze Zeug schien schon ewig dort zu sein. Vielleicht hunderte von Jahren? Ob er tot war? Vielleicht war das hier nicht mehr die Realität und er war bereits in der Hölle. Dieser kleine Knirps gestern könnte gut ein Dämon gewesen sein, denn er verhielt sich ja auch wie ein kleiner Teufel. Doch er klopfte sich mit der rechten Handfläche an die Schläfe und schüttelte diesen Gedanken ab. Blödsinn. Er war am leben und musste nur von dieser Insel runter. Er durfte erst überhaupt nicht anfangen daran zu zweifeln, oder sich allein zu fühlen, denn ab dem Zeitpunkt ging es RICHTIG Berg ab. War diese Schwelle erst überschritten dauerte es nicht lange und der Wahnsinn schaltete sich ein und das würde böse enden. Doch er war härter im Nehmen als andere, also blieb er cool und lief weiter. Er hatte schon schlimmeres erlebt. Hatte in Schlachten gekämpft und Menschen getötet, da würde ihm etwas Isolation auf einer Insel nicht in die Knie zwingen.

Als er unter der Klippe durch war und weiter links dem Strand folgte konnte er in der Ferne etwas sehen was ihm etwas Hoffnung gab. Er sah ein Schimmern im Wasser, als würde Metall durch die immer höher stehende Sonne aufleuchten und er rannte durch den Sand hin. So kam er nach wenigen Minuten an und hüpfte von dem Sand hoch auf einige Steine und lief nach rechts weiter aufs Meer hinaus. Am Ende blieb er am Rand der Steine stehen und sah unter sich ins Wasser. Das gab es doch nicht! Das war das Seitenruder seines Zero! Und es schien fast vollständig in Takt zu sein! Er sah wie es unter ihm im Wasser lag und aus der Tiefe in dunkelgrün leuchtete. Offenbar hatte sich das Teil in einem Korallenriff verkeilt und hing zwischen diesem fest. Die Strömung und die schaumigen Wellen verschleierten immer mal wieder die Sicht, weil sie an den Steinen vor ihm aufschlugen, aber er war sich zu hundert Prozent sicher: das war etwas von seinem Zero. Also musste er da runter. Lange überlegte er auch nicht und zog seinen Waffengürtel aus. Legte ihn samt seiner Waffe auf den Stein und renkte sich noch mal die Arme ein. Saku war ein guter Schwimmer, im Gegensatz zu seinen restlichen Kollegen. Er konnte auch lange die Luft anhalten. Bei der Marine gab es viele die nicht schwimmen konnten. Sie dachten sie müssten das auch nicht, weil sie ein Schiff unter dem Arsch hatten, aber das war so saublöd das Saku meist an ihrem Verstand zweifelte. Ging das Teil unter musste man schwimmen verdammt! Aber war nicht sein Problem. Er konnte es und würde es nun unter Beweis stellen. Wasser war nicht sein Element, da er mehr ein Flieger war als Schwimmer, aber scheiß drauf. Nur schnell rein, das Seitenruder rausziehen und wieder hoch, kein Ding. Sein Zero war eh aus dünnem Metall gemacht, also würde es auch nicht schwer sein dieses an die Oberfläche zu bringen. Zero-Kämpfer waren dazu da um als menschliche Bomben zu dienen, also mussten sie nicht standhaft sein und lange in der Luft verweilen. Sie waren zwar schneller und leichter, aber nicht gut gepanzert. Ein Schuss könnte bereits das Ende einläuten. Saku holte tief Luft und sprang in das Wasser…nicht wissend das Hana hinten in einem Gebüsch lauerte und ihn im Auge hatte.

Schnell und etwas gegen den Wellengang ankämpfend schwamm Saku immer tiefer. Links und rechts von ihm schwammen wunderschöne und bunte Fische durch das gesunde Korallenriff. Es gab nicht mehr viele gesunde Korallenriffe und er hatte selber noch nie eines live gesehen, aber er wusste das hier mehr lebte als nur kleine, süße Fische. So musste er nach Riffhaien die Augen offen halten und nach kleineren Muränen. Doch es musste echt mit dem Teufel zugehen wenn er nun in einen Hai schwamm. Und Riffhaie waren in der Regel nicht groß und gefährlich, mehr neugierig.

So kämpfte er sich weiter runter und kam endlich unten an. Er sah das Seitenruder vor sich in einer Koralle hängen und lächelte frech. Vorsichtig, um nicht in einen Unterwasserbewohner zu greifen, sah er links und rechts neben das Ruder und wartete. Nichts. Nichts was ihn beißen wollte. Also packte er es mit beiden Händen und zog kräftig daran. Es steckte ganz schön fest und er bemerkte wie es ihn Kraft kostete. So einfach wurde das dann offenbar doch nicht. Und nur auf der Stelle schwimmend würde das auch nichts bringend. Er musste Gegendruck erzeugen. So sah er unter sich und stellte stützte sich gegen eine Koralle mit den rechten Fuß ab. Dann zog er erneut. Je mehr er zog umso mehr verlor er an Luft wegen des Kraftaufwandes. Doch nach wenigen Sekunden gab das Seitenruder bereits nach und löste sich knarrend aus der Koralle. Mit einem letzten und starken Ruck zog er es dann heraus und ließ es dabei aus versehen los. Doch es sankt nicht zum Boden. Das Metall war doch leichter als er dachte, denn es schwamm von alleine hoch zur Oberfläche und er sah etwas verdutzt nach. Wow…als wäre sein Zero wirklich nur ein Papierflieger gegen andere Flugzeuge. Aber egal, er hatte das Teil und nun konnte er…er stockte.

Saku versuchte nach oben zu schwimmen aber es klappte einfach nicht. So sah er erschrocken zu seinem rechten Fuß runter und erkannte mit Schrecken was passiert war: Er steckte fest. Als er das Seitenruder aus der Koralle gezogen hatte, hatte er dabei so viel Druck auf das rechte Bein produziert, dass dieses in die Koralle unter ihm sackte und sich nun sein Fuß darin verkeilt hatte. Der Schmerz war ihm überhaupt nicht aufgefallen, aber traf ihn nun mit aller Härte und noch mehr sank die Erkenntnis…das er ertrinken könnte! So fing er an mit beiden Händen an seinem Knöchel zu ziehen und ihn aus der Koralle zu entfernen. Aber nichts geschah, da rührte sich einfach nichts. Er saß in der Falle. Und seine Luft wurde langsam knapp.

Hana dagegen war aus seinem Versteck gekommen und hatte sich langsam nach vorne geschlichen. Wie auf Katzenpfoten schlich er barfuß über den kalten Boden aus Steinen und sah dann verdutzt das Teil an was der Fremde von sich entfernt hatte. Es war etwas braunes, worin dieses graue Teil steckte dass wohl eine Waffe sein sollte. Warum sprang er ohne Waffe ins Wasser? War er bescheuert? Langsam und etwas angewidert schob er das Teil mit seinem rechts Fuß von sich weg und schlich an den Rand der Steine. Da hin wo der Typ rein gesprungen war. Hana war nicht blöd. Er hatte bereits seinen Speer vor sich und in Angriffsposition, nur für den Fall das der Typ ihn anfallen oder ins Wasser zerren wollte um ihn zu ertränken! Doch als er vorne an kam und vor sich nach unten ins Wasser starrte…schien er etwas verdutzt. Vor seiner Nase schwamm etwas grünliches, was er noch nie gesehen hatte und als er es mit der Spitze seines Speeres antippte klang es komisch dabei. Es klirrte so leicht und hoch vom Ton her. Was zum Geier war das? Doch sah er mit den Schultern zuckend daran vorbei und zwischen dem Wellengang runter zum Boden des Korallenriffs wo er…wo er den Fremden sah. Dieser war wichtiger im Auge zu behalten aber…was machte er da? So war er ganz weit unten im Wasser und er schien sich nicht von der Stelle zu rühren. Fing er Fische? Doch als Hana die Augen zusammen kniff und genauer hin sah, er kannte er erschrocken was da los war: Der Typ steckte fest! Er schien sich zu winden und mit der Koralle unter ihm zu kämpfen. Hatte er sich verfangen der Trottel?! Wenn er so bescheuert war und sich in den Korallen verfangen hatte, dann würde er ertrinken!

Hana wusste nicht warum, aber er zögerte nicht eine Sekunde. So legte er sein Haarband mit den Federn ab, zog die Schläppchen aus und griff seinen Speer fester. Und dann sprang er ins Wasser. Das kalte Nass ließ ihn erst zusammen zucken, aber er gewöhnte sich schnell daran, besonders da sich kalte und warme Meeresbrisen abwechselten. Dann schwamm er schnell nach unten und Saku kämpfte noch immer mit beiden Händen an der harten Koralle herum. War das sein Ende? Würde er wirklich wegen so einer Scheiße ertrinken?! Er knurrte unter Wasser und zog noch fester. Nicht hier! Er würde nicht hier sterben! Allerdings sah er einige Sekunden danach vor Schreck nach rechts, als er aus dem Augenwinkel sah wie sich ihm jemand näherte. Ein Hai?! Nein. Er konnte es nicht glauben und starrte ihn auch so an. Es war dieser Bengel von gestern. Es war Hana. Dieser sah ihn streng mit aufgeblasenen Backen an.

Sie waren nun auf Augenhöhe und dicht beieinander. Sahen sich etwas an. Es war so komisch und magisch. Fast als würde eine Meerjungfrau einen Menschen vor dem Ertrinken retten…

Hana hatte den Speer mit beiden Händen vor sich und wand dann seinen Blick runter auf die Koralle in der Saku feststeckte. Gleich danach schwamm er runter und sah sich die Situation genauer an. Er steckte wirklich zwischen zwei Korallen fest. Ihm den Fuß abzutrennen wäre keine so gute Idee. Er hatte dafür eine andere. So holte mit dem Speer aus, während er etwas gegen den Wellengang ankämpfte und dabei versuchte zu zielen. Der Pilot dagegen konnte nicht hinsehen was der Kleine da vor hatte. Sicherlich würde der Trottel ihm den Fuß abtrennen! So schloss er die Augen als Hana nach unten ausholte und zu stach. Aber er spürte keinen Schmerz, weshalb er wieder hin sah. Der Knirps hatte seinen Speer in eine der Korallen geschlagen und hebelte nun daran rum. Nach wenigen Sekunden hatte sich auch schon etwas von der Koralle abgelöst und wurde durch die Wellen davon getrieben. Es war ein großes Stück gewesen und Saku fühlte etwas mehr Freiheit an seinem Fuß, der noch immer schmerzte und dann schlug Hana erneut zu, aber auf der anderen Seite seines Knöchels. Er hievte und hebelte wütend knurrend daran rum und Saku spürte das er selber kaum noch die Luft anhalten konnte. Seine Zeit wurde knapp. Doch dann gab die Koralle mit einem Knacken nach und der Ältere fühlte wie er seinen Fuß aus der Schlinge ziehen konnte. Er war frei! Der Kleine hatte es echt geschafft! So zögerte er auch nicht eine Sekunde und schwamm schnell paddelnd auf die Oberfläche zu. Er brauchte dringend Luft! Hana hielt noch seinen Speer fest und sah hoch und ihm nach. Noch mal gut gegangen. Was für ein Blödmann. Dann sah er zu der Spitze seiner Waffe und zog. Sie hing noch in der Koralle und er musste sie lösen. So schwamm er rückwärts und zog so gut er konnte. Doch dann passierte ein Unglück. Genau in dem Moment, als er den Speer aus der Koralle zog und nach hinten schwamm, erfasste ihn eine starke Welle, die in die selbe Richtung wehte und wuchtete ihn gegen die großen Korallen und Steine hinter ihm. Es gab einen dumpfen und schmerzenden Schlag. Hana schlug böse mit dem Kopf auf und keuchte unter Wasser, dabei gelang dieses in seine Lunge und er verlor das Bewusstsein durch den Aufprall. Blut floss leicht von seinem Hinterkopf und vermengte sich mit dem Salzwasser und noch immer den Speer haltend sank er auf den Grund des Korallenriffs.

Sakutaro kam inzwischen an der Oberfläche an und hustete erst mal ordentlich. Er ließ Luft in seine Lungen und keuchte. Das…das war noch mal gut gelaufen. Doch so sehr er auch keuchte und hustete, gerade dem Tod von der Schippe gesprungen war, sah er sich an der Oberfläche um. Etwas ließ ihm schlagartig keine Ruhe: Wo…Wo war der Knirps?! Erschrocken sah er unter sich. Er war doch nicht noch immer unten?! So holte er wieder tief Luft und tauchte hinab. Es musste etwas passiert sein, sonst wäre er auch schon längst oben gewesen! Und seine Vermutung bestätigte sich…

Erschrocken sah er wieder Kleine am Grund des Meeres lag und sich nicht mehr rührte. Auch sah er das Blut was in leichten Schwaden nach oben floss. Er hatte sich verletzt! Schnell und wie gebissen schwamm Saku nach unten und packte den Kleinen mit dem rechten Arm. Er hatte ihn darunter eingeklemmt und schwamm wieder hoch an die Oberfläche. Bitte nicht! Lass ihn nicht ertrunken sein! Und oben angekommen rang er gleich nach Luft und hustete. Sah dann zu Hana, dessen Kopf er über dem Wasser hielt und bemerkte dass er sich noch immer nicht regte und die Augen zu waren. Saku dachte gar nicht weiter nach und schwamm zurück an Land. So hievte er den Kleinen aus dem Wasser und legte ihn auf den kahlen Stein, bevor er selber aus dem Wasser kam und auf allen Vieren erst mal husten musste. Er war angestrengt und das lange Luftanhalten trug dazu bei dass er nun etwas schwächer war. Verdammt, das war genug Wasser für den Rest der Woche gewesen! Dann sah er links zu Hana und kam an ihn ran. So drehte er das Kind auf den Rücken und sah dass er noch immer keinerlei Regung zeigte. Er lag dort wie tot. Sofort fing Saku an an den zarten Schultern zu rütteln und sprach laut:

„Hey! Kleiner wach auf! Hey!!“

Aber er bekam keine Antwort. Hana lag einfach auf dem Rücken, hatte den Speer nicht mehr in der rechten Hand und den Kopf seitlich zu Saku liegend. Sein Mund war offen…Scheiße, er hatte sicherlich Wasser in der Lunge! Also kam der Ältere runter und horchte an seiner Brust nach einem Herzschlag. Schwach und kaum noch da. Aber er atmete nicht! Nun war der Fall klar: er musste Wasser in der Lunge haben und Saku kam hoch, sah ihn erschrocken an und wusste was zu tun war. Aber…aber es passte ihm so überhaupt nicht. Bei seinen Jungs würde er nicht eine Sekunde zögern, also warum tat er das dann bei einem Kind?! Vor allem bei einem der ihm eben das Leben gerettet hatte! Er musste ihn wiederbeleben! Also musste das Wasser aus seiner Lunge und das ging nur indem er ihn beatmete. Von Mund zu…Er schauderte etwas. Warum fiel ihm das so schwer verdammt?! Einfach den Kopf ausschalten! Warum ging der eigentlich erst an? Er fasste sich mit beiden Händen an den Kopf und wuschelte durch die Haare, dabei sprach er sauer:

„Ach verdammt! Das ist doch nicht dein Ernst! Irgendwer da oben hat anscheinend was gegen mich!“

Damit meine er sicherlich Gott. Doch riss er sich zusammen und sah wieder auf den Blonden runter. Keine Ahnung wieso aber er lief etwas beschämt rot an. War ne Weile her dass er sowas gemacht hatte. Okay, einfach Augen zu und durch. Dieser Tag ging als der schlimmste in seiner Geschichte ein. War nun offiziell. Dann fing er an Hana mit beiden Händen auf die Brust zu drücken und das Herz anzuregen stärker zu pumpen. So wie er es gelernt hatte: drei Mal drücken und dann Luft zuführen. Und so tat er es auch. Mit dem letzten Ruck überwand er sich und fing an: Er gab Hana Luft durch den Mund, aber der regte sich noch immer nicht, so das Saku es erneut machte. Drei Mal und Luft zuführen. Wieder nichts. Er machte weiter und sah den Jungen etwas schmerzlich an. Er wusste auch nicht woher das kam, aber er sagte dabei:

„Komm schon! Lass mich das nicht umsonst machen! Komm schon Hana!“

Und beim dritten Beatmen, noch bevor er seine Lippen von denen des Blonden nehmen konnte, fing der schon an zu husten. Saku bekam auch Wasser in den Mund und setzte sich schnell aufrecht. Er fasste Hana mit der rechten Hand unter den Nacken, legte den Kopf seitlich und hob diesen an, einfach damit er das Wasser ausspucken konnte und es nicht wieder zurück in die Lunge lief. Und dann hustete der Junge so schlimm wie noch nie. Es war kläffend und tief gewesen, aber er wurde alles Wasser los welches sich in seiner Lunge angesammelt hatte. Endlich bekam er wieder Luft und ließ sich einfach fallen. Er wusste nicht wo er war und hatte die Augen nur halb offen, aber er war zu schwach um sich darüber Gedanken zu machen und ließ sich schlaff in Saku seine Hand fallen. Und das ohne zu wissen dass er es war. Erneut verlor er das Bewusstsein und versank in Dunkelheit. Saku dagegen sah ihn einfach an und fühlte dann mit der freien Hand den Puls des Kleinen…Er war stabil. Na immerhin. Sanft legte er den Jungen ab und sah auf seine rechte Hand…an der das Blut des Kindes klebte, welches vom Hinterkopf kam. Er sah sich dann die Wunde an. Nichts schlimmes, da musste man noch nicht mal was machen…Er hatte…schon lange nicht mehr Blut an den Händen kleben gehabt. Nicht so zumindest…Sich aus seinen Erinnerungen holend seufzte er und sah hinter sich zum Wasser, in dem noch das Teil seines Flugzeugs schwamm und dann wieder zu Hana. Super. Nun hatte er zwei Sachen die er zum Zero tragen musste.
 

Dunkelheit hatte ihn umhüllt.

Er konnte nichts sehen. Aber innerhalb der Dunkelheit hörte er eine Stimme. Es war eine Stimme die er nicht kannte, so klang es nicht nach seiner Mutter oder seinem Vater. Doch diese Stimme hatte so einen warmen und besorgten Ton das es ihm ganz anders wurde. Und dazu gesellte sich dieses Gefühl der Schwäche. Sein Körper wollte sich einfach nicht regen. Er konnte sich nicht regen, als würde ihn die Dunkelheit fesseln. So regte er sich schwach hin und her und kam nicht von der Stelle während die Stimme immer wieder nach ihm rief. Seinen Namen sagte. Wer war das? Wem gehörte diese Stimme? Jene die seinen Namen rief und das in so einem Ton der ihm gefiel. Stark aber dennoch sanft. Es…es gefiel ihm und sein Herz klopfte schneller. Aber dann löste sich die Stimme in Nichts auf und die Dunkelheit, die ihn umgeben hatte verschwand.

Langsam öffnete Hana seine Augen. Er musste einige Male blinzeln, weil die Sonne bereits hoch oben am Himmel war und strahlend schien. Das Licht reflektierte sich auf der Wasseroberfläche des Ozeans rechts von ihm und der helle Sand schimmerte auch stärker das ihm dadurch das Grelle in den Augen stach. So musste er die Augen nur halb öffnen und erst mal besser zu sich kommen. So wollte er sich regen und über die Augen reiben…doch er konnte es nicht. Sofort war er hell wach und sah erschrocken zu seinen Armen. Beide waren hinter zu seinem Rücken gespannt und er realisierte…er war festgebunden! Es fügte sich alles schnell zusammen. Hana sah über seine linke Schulter nach hinten und erkannte einen großen und stabilen Stock der in den Boden geschlagen wurde und an diesem waren seine Hände festgebunden worden. Sah nach einem normalen Seil aus. Aber den Knoten kannte er nicht, diese Art zumindest nicht. Ohne lange zu überlegenen und mit noch etwas dröhnenden Schädel fing er an wild zu zappeln und zu zerren. Er saß auf seinem Hintern, aber konnte dennoch nicht genug Kraft aufbringen um sich zu lösen oder den Stock aus dem Sand zu ziehen. Zuerst dachte er einfach aufzustehen um das Seil über den Stock zu ziehen und somit frei zu kommen, denn immerhin war der nicht hoch gewesen. Aber dieser Knoten war so fest und stramm an diesen gebunden dass ihm schon die Hände anfingen weh zu tun und es sich keinen Millimeter regte! Das Seil schnitt in seine Haut. Nicht weit links von ihm lag sein Speer im Sand. Wenn er an die Spitze ran käme könnte er sie vielleicht abtrennen und dann das Seil kappen. So versuchte er mit seinem linken Fuß an die Waffe zu kommen, aber erreichte sie nicht wirklich. Sie war etwas zu weit weg, er müsste sich mehr strecken. Hana knurrte und riss und zerrte weiter mit seinem Körper nach vorne. Wann war er gefangen genommen worden?! Doch lange musste er sich das nicht fragen denn eine Stimme sagte zu ihm laut:

„Lass das. Du schnürst dir nur weiter die Hände zu.“

Erschrocken sah der Blonde nach vorne und begriff nun endlich die Situation in der er sich befand und seine Umgebung wurde ihm auch klar. Er war wieder am Strand, nichts neues, aber er saß mit etwas Abstand zu dem toten, großen Vogel des Fremden, den er nun auch davor knien sah und der am Bauch dieses Tieres was zu machen schien. Der Kerl sah dann über seine rechte Schulter zu ihm hinter und warf ihm einen ernsten Blick zu. Und als er das tat erinnerte sich Hana: Ja genau! Er hatte ihn vom Boden des Korallenriffs gerettet! Der Typ war kurz vor dem Ertrinken gewesen und Hana hatte ihn gerettet! Es kam alles wieder zurück. Aber nun donnerte die Erkenntnis auf ihn ein: das er es vielleicht hätte lassen sollen. Denn dadurch befand er sich nun in dieser Misere. Er war ein Gefangener des Typen den er vorhin gerettet hatte! Er könnte sich in den Hintern beißen Gott verdammt! So zappelte er erneut wütend und Saku sah nur etwas genervt zu ihm rüber. Oh mann, der Junge hatte wohl noch Wasser in den Ohren, oder er war einfach verdammt uneinsichtig und stur. Er tippte auf das Zweite. Danach legte er den Schraubenschlüssel rechts neben sich in den Sand und stand auf. Mit beiden Händen in seinen Hosentaschen lief er dann auf den Jungen zu und blieb mit etwas Abstand vor ihm stehen, als er zu ihm runter sah und noch mal sprach:

„Bist du schwer von Begriff? Du wirst dich nicht daraus lösen. Ich habe es extra so fest geschnürt, denn ich weis wie man einen Feind am sichersten festbindet damit er sich nicht losreißen kann.“

Hana sah wütend zu ihm auf und fauchte:

„Dankt man so seinem Retter?! Ich habe dir das Leben gerettet verdammt! Ohne mich wärst du jetzt schon tot zwischen den Korallen und würdest als Fischfutter dienen!“

Da war etwas Wahres dran, aber Saku sah das etwas nüchterner als er. So machte er einen Schritt näher und war nun direkt vor Hana angekommen, ging in die Hocke um auf derselben Augenhöhe zu sein, als er ehrlich sprach:

„Das ist richtig, aber danach wärst DU fast ertrunken und ich habe dich zurück geholt, also sind wir damit Quitt und fangen wieder bei Null an. Erinnerst du dich?“

Der Blick des Jungen wurde von wütend zu verdutzt und erschrocken zugleich. Ja natürlich. Die Erinnerungen kamen so langsam wieder und er konnte sich schwach an das erinnern was passiert war. Er hatte diesem Mistkerl geholfen und die Korallen entfernt, aber dann packte ihn die Wucht einer Welle und knallte ihn mit dem Kopf gegen etwas hinter ihm. Wahrscheinlich war es ein Stein oder eine harte Koralle gewesen. Auf jeden Fall verlor er das Bewusstsein und fühlte sich als würde er ertrinken. Ab da waren die Erinnerungen weg und er war nun erst wieder wach geworden. War er ohnmächtig gewesen? Dann hatte ihn dieser Kerl ja bis hier her getragen…Wie peinlich! So sah er Saku einfach nur stumm an und alles Mögliche ratterte durch seinen Kopf innerhalb von Sekunden. Was sagte er eben? Er hat ihn zurück geholt? Sollte das heißen er war bereits ertrunken und Sakutaro hatte ihn wiederbelebt? Warum sollte er sowas tun? Mal abgesehen davon das man, wenn jemand Wasser in der Lunge hatte, dieses nur mit…Er lief schlagartig rot an und war schockiert. Dann…dann hatte ihn dieser Mistkerl ja…! Saku legte den Kopf etwas verwirrt schief, als er sah wie der Schädel des Jungen etwas rötlicher wurde. Hatte er einen Sonnenstich bekommen? Aber etwas ganz anderes war der Fall als Hana ihn wie von einer Spinne gebissen anfauchte:

„I-ich erinnere mich! D-du hast mich geküsst du perverser!!“

Als er das sagte schien auch Saku schlagartig schockiert zu sein. P-Perverser?! Er doch nicht! Und dann brüllte peinlich so wie beschämt zurück:

„WAS?! Komm mal wieder klar, das war kein Kuss!! Sei lieber dankbar das ich dich nicht einfach habe ertrinken lassen du Rotzgör!!“

Es ging los:

„Ich soll dankbar sein?! Du hast schamlos meine Situation ausgenutzt und mir meinen ersten Kuss gestohlen, der nicht mal für dich bestimmt war!! Eigentlich für niemanden!! Da wäre ich doch lieber ertrunken!!“

„Oh das können wir gern noch nachholen!!“

Sie zankten sich wie ein altes Ehepaar, bis Saku dem kleinen Hana leicht einen Schlag auf den Schädel verpasste und sich dann hinsetzte. Er verschränkte die Arme muffig vor sich und sah den Jungen an, der sich maulend und meckernd hin und her bewegte und noch immer versuchte seine Fessel zu lösen. Der Soldat seufzte. Vielleicht hätte er ihn doch ertrinken lassen sollen. Mann was für eine Nervensäge. Ihn geküsst…Pah! Eher küsste er eine Seekuh! Undankbares kleines Biest. Aber das war nun auch egal. Ihm brannten andere Fragen auf der Zunge und er sprach dann ernst:

„Warum spionierst du mir nach, hm?“

Hana bekam sich wieder ein und sah muffig zu ihm ohne auch nur zu antworten. Saku sprach weiter:

„Nach allem was ich weis könntest du der Feind sein und ich könnte dein Feind sein. Also was soll das alles?“

Der Junge vor ihm spuckte rechts neben sich.

„Ich weis nichts von irgendeinem Feind! Du bist auf meinem Zuhause gestrandet und ich behalte dich im Auge, ganz einfach!“

Das verstand ein Mann wie Sakutaro nur sehr schwer. Er kannte es nicht anders: Wenn dir einer hinterher spioniert dann ist er der Feind und versucht an Informationen zu kommen. So einfach war das. Aber was sollte ein kleiner Junge wie er schon für Informationen wollen? Wenn er nicht gerade für die Amerikaner arbeitete, dann er gab das alles keinen Sinn. Außerdem schien er Japaner zu sein. Naja, aber auch das musste nichts heißen. Was sollte er mit ihm anstellen? Wieder laufen lassen? Er könnte mit anderen seiner Sippe ankommen, da er schon mal wieder kam. Es wäre sehr riskant ihn gehen zu lassen. Doch wenn er ihm wirklich etwas Böses wollte, warum hatte er ihn dann vor dem Ertrinken gerettet? Dazu gab es keinen Grund. Schon lange war sich Saku nicht mehr so unschlüssig gewesen. Er mochte das überhaupt nicht. Aber immerhin gab Hana schon mal zu ihn im Auge zu behalten, doch sollte der Soldat in ihm sich deswegen sorgen? Vielleicht war das auch einfach nur jugendliche Neugier, dass kannte er ja auch von sich damals. Er schnaufte.

„Wie auch immer. Bis ich mir sicher bin dass du nicht ein Spion der Amerikaner bist bleibst du gefesselt.“

Das schien sein letztes Wort zu sein, denn er stand dann auf und wand sich von Hana ab, der ihm verwirrt und dann sauer nach sah als er fauchte:

„Bitte?! Du kannst mich doch nicht die ganze Zeit so gefesselt sitzen lassen!! Bist du bescheuert!? Was ist ein Amerikaner?!“

„Vergiss es…Na dann pass mal gut auf wie ich das kann.“

Kam es von Saku locker und er kniete sich wieder vor seinen Zero und fasste sich den Schraubenzieher der zu seiner rechten im Sand lag. Er machte einfach seine Arbeit weiter und schraubte das Metallfach vor sich auf um an die Kabel und Leitungen ranzukommen. Immerhin musste er wissen ob nicht dort auch etwas zerstört oder durchgeschmort war. Über den Jungen konnte er sich später noch Gedanken machen. Der ging erst mal nirgendwo hin. Eigentlich war er kein Fan davon Kinder wie Hana einfach festzubinden und wie Feinde zu behandeln, aber da er nicht wusste wer er war musste das zur Vorsicht sein. Er brauchte keinen Halbstarken der ihm ein Messer in den Rücken rammte sobald er sich wegdrehte. Und dennoch…alles was er sich dachte ergab keinen Sinn zu der Rettungsaktion die Hana gebracht hatte. Oder war das nur ein Trick? Vielleicht sah er auch schon Gespenster wegen des Absturzes und wurde übervorsichtig.

Hana kochte vor Wut. Er ließ sich nicht als Gefangener halten! Also sah er wieder links neben sich und zu seinem Speer der im Sand lag. Er musste an diesen ran. So blickte er schnell rüber zu Sakurai und bemerkte dass diese abgelenkt war. Die Sekunde nutzte er und ließ sich weiter zu Boden sacken, so dass er vom Sitzen ins liegen kam. Er streckte das linke Bein so gut er konnte und versuchte mit seinen Fußzehen nach dem Stiel des Speeres zu greifen. Zwei bis drei mal tappte er daneben und ließ Sand aufwühlen. Nervös sah er immer mal wieder zu dem Fremden rüber und war erleichtert dass dieser ihn noch immer nicht bemerkt hatte. Also sah er wieder vor und biss die Zähne zusammen. Komm schon! Nur noch einmal! Und endlich fasste er mit seinem großen Fußzeh den Stiel und drückte ihn zwischen die Zehen. Hana grinste etwas und robbte sich rückwärst wieder in die Sitzposition, womit er den Speer näher zu sich zog. Na also! Als er wieder saß knickte er das linke Bein so ab, dass es nach hinten ragte und zog damit die Spitze des Speeres nahe an seine Hand ran. Mit etwas Aufwand und zusammengebissenen Zähnen konnte er echt nach der Spitze greifen und löste sie von dem Stock. Alles was er nun noch tun musste war das Seil langsam, aber sicher, durchzusägen. Also fummelte er die Spitze zwischen seine beiden Hände und fing an zu sägen. Es würde vielleicht etwas dauern, aber besser langsam und stetig bevor der Typ davon was mitbekam. Das war die einzige Möglichkeit los zu kommen. Und während Saku weiter an seinem Zero arbeitete und völlig in die Elektronik vor sich vertieft war, schaffte es Hana doch tatsächlich das Seil zu kappen. Frech grinste er nach vorne und ließ es von seinen Handgelenken rutschen. Hah! Das hatte der Blödmann wohl nicht erwartet! Langsam und sacht kam er in dem weichen Sand auf die Knien und fasste sich sein Haarband mit den Federn, welches auch links von ihm lag. Er zog es auf, packte sich den Stiel seines Speeres und schlich auf Katzenpfoten vor zu Saku. Der Typ hatte eine Waffe. Und Hana vermutete mal, dass dieses graue Teil eine Waffe war wie ein Bogen. Sicherlich konnte sie Projektile schießen, nur deshalb konnte er so auf Abstand stehen bleiben und locker wirken. Das wiederum bedeutete das Hana nicht einfach weglaufen konnte. Sicher war er ihm schon mal damit entkommen, aber vielleicht schoss Saku dieses Mal und das Risiko wollte er nicht eingehen. Immerhin sah er Hana als einen Feind an und auf Feinde schoss man ja…Also würde er ihm mit dem Stock eine überzeihen, ihn hoffentlich bewusstlos schlagen oder lange genug betäuben um fliehen zu können! Das war alles auf das er sich verlassen konnte. Immerhin wollte er ihn nicht umbringen, nur erst mal einen Sicherheitsabstand kreieren. Und so war er nur noch zwei Schritte von dem Rücken des Älteren entfernt und holte bereits, mit beiden Händen fest am Griff, mit dem Stock nach hinten aus. Er sah ihn frech an. Gute Nacht mein Freund! Und dann ließ er den Stiel niedersausen.

Doch da hatte der Kleine die Rechnung ohne den Wirt gemacht, denn Saku drehte sich leicht nach rechts hinter und fing den Stiel mit einer Hand locker ab. Er fasste diesen fester und sah etwas überheblich und wütend zugleich den Blonden vor sich an, der erschrocken war über diese schnellen Reflexe. Hana war beeindruckt, auch wenn das mies gelaufen war, aber Saku konnte es wütend einfach nicht glauben: Hatte er ernsthaft gedacht er könnte ihm so leicht von hinten eine überziehen?! Er hatte zwar keine Augen im Hinterkopf, aber dafür konnte er sehr gut hören und war immer wachsam. Natürlich hat er mitbekommen was Hana vor hatte und hatte ihn somit in Sicherheit gewogen. Doch nun hatte er ihn an der Leine…und war stink sauer. Er zog einmal kräftig nach hinten und riss Hana damit nach vorne von den Beinen und an Saku vorbei. Doch bevor der Junge auf den Boden, oder an das Flugzeug donnerte, packte Saku ihn im Vorbeiflug an der Kehle und drückte ihn mit einer Hand an das harte Metall seines Zero. Hana donnerte auf und krisch kurz, weil das Metall an seinen verletzten Kopf aufschlug und dann sah er mit einem verbissenen Gesichtsausdruck und mit einem geschlossenen Auge zu Saku vor, der ihn fest an der Kehle gepackt hatte und nach hinten drückte. Er sah sehr wütend aus und das bestätigte sich, als er fauchte:

„Hast du ernsthaft gedacht ich drehe dir unvorsichtig meinen Rücken zu?! Ich bin nicht so ein Anfänger wie du!“

Damit deutete er zurück auf die Aktion von gestern, als Hana vor ihm geflohen war. Mist! Das ist nicht gut gelaufen! Er hatte ihn unterschätzt und nun bekam er die Quittung dafür! So fühlte er wie der Griff um seinen zarten Hals enger wurde und Saku etwas zu sehr zudrückte. Hana fauchte wütend, aber mit leichtem Anflug von Panik in der Stimme:

„LAS MICH LOS!!“

Das hatte er verhauen. Das hatte er so richtig verkackt! Es war dumm gewesen Saku zu unterschätzen und nun befand er sich in einem Griff der sich immer enger um seinen Hals schnürte je wütender der Kerl vor ihm wurde und Sakutaro schien verdammt wütend zu sein. Kein Wunder, denn er hasste es wenn Leute ihn unterschätzten. Auf ihn herab sahen als hätte er keine Ahnung und ihn stehen ließen als wäre er ein hilfloses Kind das nichts ändern könnte! Persönliche Wut mischte sich noch zu der Situation und er drückte fester zu, als er fauchte:

„Warum?! Nenn mir nur einen Grund warum ich dich los lassen sollte!!“

Es gab keinen Grund, das war dem Blonden klar. Aber er gab nicht nach: Hana sah ihn wütend an und fasste mit beiden Händen verzweifelt an die eine Hand von Saku, die ihn fest im Griff hatte und versuchte sie zu lösen, als er fauchte:

„LECK MICH DU BLÖDMANN!“

Dieser Rotzbengel. Mut hatte er ja das musste man ihm lassen, aber in der Sekunde war er einfach nur töricht gewesen, denn eigentlich war er nicht in der Position um zu drohen. Erst recht nicht wenn er eine seiner Hände an des Jungen Kehle hatte und ihm locker die Luft abdrücken konnte, oder ihm sogar den zarten Hals umzudrehen vermag. Saku sah ihn weiter wütend an und drückte noch mehr zu. Warum eigentlich nicht? Ein Problem weniger und als Hana fühlte wie er noch mehr zudrückte und ihm immer mehr die Luft abschnürte, bekam er Panik. Wütend fing er an nach Saku zu treten und an der Hand rum zu zerren. Doch er konnte sich einfach nicht aus diesem eisernen Griff lösen. Er war…ausgeliefert. Und so fühlte er wie seine Lunge nach Luft krisch und er anfing zu pfeifen. Seine Griffe wurden zittrig und er hielt krampfhaft und voller Panik an Saku seiner Hand fest. Er wollte nicht sterben. Nicht so. Also wollte er wieder kreischen, aber dazu reichte seine Luft nicht mehr, so das sich seine Gesichtszüge lockerten und er sehr schwach aussah. Und es war genau in der Sekunde gewesen…das durch Saku ein Blitz schoss und ihn dieser wieder zu Besinnung rief. Erschrocken sah er Hana an und zerrte ihm vom Flieger weg. Er feuerte den Jungen links hinter sich in den Sand und stand danach auf. Sah ihn einfach an während Hana im Sand lag und nach Luft ringend und keuchend seine Kehle hielt. Als der Sauerstoff in seine Lunge kam und auch das Gehirn wieder beatmet wurde, sah er, seitlich liegend, zu Saku rüber und schien verwirrt. Er hatte ihn losgelassen. Warum hatte er das getan? Schien er doch so überzeugt zu sein Hana einfach zu erwürgen. Nun verstand der Junge nichts mehr. Er setzte sich hin und keuchte, stützte sich mit seinen Händen nach hinten ab, während er und Saku sich nur ansahen, auf dessen Gesicht Wut und Verzweiflung zu gleich lagen. Das verstand der Blonde noch weniger, aber bevor er was sagen konnte fauchte ihm der Ältere zu:

„Verschwinde!! Wenn du das nächste mal hier her kommst…dann töte ich dich wirklich!!“

Hana sah ihn erschrocken an und dachte nicht lange drüber nach. Sofort kam er auf die Beine und rannte weg. Er hatte keine Angst, aber er musste sich erst mal von dem Schock erholen und brauchte Abstand. So nah, Auge in Auge…war er dem Tod noch nie gewesen. Sakurai wirkte nicht wie Dyami. Er war kein gefallener Adler vom Himmel. Er war mehr ein Todesgott der sich in das Reich der Menschen verirrt hatte. Denn er hätte Hana beinahe ohne mit der Wimper zu zucken erwürgt. Und kaum als der Junge aus der Sicht war fasste sich Saku mit der rechten Hand an die Stirn und an seine Fliegerbrille die dort verweilte. Er sah verzweifelt auf den Boden vor sich. Was war in ihn gefahren? Warum hatte er gestoppt? War es wegen…Er sah wieder auf und in die Richtung in die Hana geflohen war. Sein Blick war traurig und dennoch wütend, als er sprach:

„Warum hielt dein Gesicht mich davon ab einfach zu zudrücken…Warum Chih…?“

Noch immer…verfolgte sie ihn wie ein Phantom.

Hana the winter flower

Es war bereits sehr dunkel draußen.

Der Winter war gekommen und verursachte auf der tropischen Insel mehr Stürme und Regen als in jeder anderen Jahreszeit. Und ganz besonders diese Nacht fegte ein kühler und nasser Wind über ihr Dorf hinweg, so dass alle Patcheen sich bereits in ihre warmen Wigwams zurückgezogen hatten. Es lag nicht daran dass es bereits draußen dunkel war, sondern auch weil etwas besonderes passierte. Etwas was es nicht so oft gab und man deswegen auch nicht stören durfte. Jeder respektierte das und jeder wusste Bescheid. Doch konnten es nur die Bewohner hören, die nahe des Wigwam vom Häuptling erlebten, es aber auch nur teils mitbekamen wegen des Regens der auf ihre Dächer prasselte. Und in Hao seinem Wigwam befanden sich gerade nur Goldva, Opacho und Yoh…der erneut schrie.

Sanft legte ihm die alte Goldva einen kühlen Lappen auf die Stirn und Opacho saß rechts neben dem Jungen am Kopfende und rieb ebenso sanft über das braune und leicht verschwitzte Haar. Sie war gerade mal fünf Jahre alt, aber kümmerte sich schon wie eine große um den leidenden Jungen. Im Gegensatz zu den anderen Patcheen war Opacho komplett dunkelhäutig und trug einen großen Afro. Ihre Eltern waren optisch ebenso gewesen und somit waren sie zwar sehr auffällig, aber auch von allen geliebt, denn sie waren gute Menschen, auch wenn sie von außerhalb kamen. Die Kleine wurde hier geboren, aber ihre Eltern waren Schiffbrüchige die vor 6 Jahren an den Strand gespült wurden. Sie lebten glücklich mit ihnen zusammen. Aber nach dem Tod ihrer Eltern, durch Apollo, nahmen Hao und Yoh sie auf und erzogen sie mit. Und nun saß sie da und gab Yoh so viel Komfort den sie mit ihrer Nähe geben konnte…es war so weit das ihr kleiner Bruder geboren wurde. Oder eher mehr: Das Kind was sie wie ihren Bruder lieben würde. Denn Yoh lag in den Wehen.

So lag er auf dem Rücken und war mit einem warmen und langen Fell zugedeckt worden. Und auch deswegen war er nur bekleidet bis zum Bauch, der eine gute Größe hatte und lag somit einfach schwer atmend da. Es fühlte sich an als würde man ihn innerlich zerreißen und er verzog wieder das Gesicht schmerzhaft als eine neue Welle von Schmerzen durch seinen Körper jagte. Eine der er wieder nicht so gut stand hielt und erneut etwas wimmerte und schrie dabei. Goldva, die kleine Hexe und ehemalige Anführerin, saß in seiner Brusthöhe und fasste ihm vorsichtig mit der rechten Hand auf die Brust. Sein Herz raste und er war sehr warm. Aber nichts davon war erst mal beunruhigend. Sowas war bei einer Geburt normal und kein Grund zur Sorge. Endlich war es soweit. Vor neun Monaten war es passiert. Hao hatte mit Yoh Nachwuchs gezeugt und dieser wollte endlich geboren werden. Lange hatte sie den unsicheren und besorgten Yoh durch die Schwangerschaft begleitet und nun war es endlich soweit. In dieser kühleren Nacht und unter dem schützenden Wind ihrer Götter, würde das Kind geboren werden auf das alle gewartet hatten. Das Kind des Schicksals und das alle in eine glückliche Zukunft führen würde. Nie hätte Goldva gedacht das es Yoh und Hao sein würden die dieses Kind erschufen, aber nun war sie froher denn je das es so gekommen war. Hao war ein prächtiger, neuer Häuptling und Yoh ein wundervoller und ruhiger Schamane. Dieses Kind würde mit ihrem Blut etwas ganz besonderes sein. Was es auch schon vor seiner Geburt zeigte, denn bereits in der Schwangerschaft machte es klar dass es einen starken Willen hatte und temperamentvoll war. Als Yoh vor einigen Monaten schwer krank wurde, hatte das Baby dies ebenfalls überstanden und seine häufigen und starken Tritte, gegen Ende der Schwangerschaft, zeugten von Feuer in der Seele. Goldva freute sich genauso auf dieses Kind wie alle anderen und ganz besonders die Eltern waren am Ende der Nerven angekommen. So lächelte sie sanft und dennoch streng zu ihm rüber und sprach:

„Er lässt dich ganz schön zappeln, was?“

Als der Schmerz nach ließ musste Yoh kurz und sanft zu ihr rüber lächeln. Seine Augen waren nur halb geöffnet, weil er so schwach und erschöpft war, aber er konnte ihr nur nickend zustimmen. Immerhin ließ ihn dieses Kind bereits seit 10 Stunden zappeln. Ein harter Brocken, aber nicht unnormal. Eine Geburt war ein mehrere Stunden andauernder Prozess und er wird üblicherweise in vier Phasen eingeteilt: die Eröffnungsphase, die Übergangsphase, die Austreibungsphase und die Nachgeburtsphase. Die Eröffnungsphase war die längste Phase der Geburt und dauert so lange, bis der Muttermund vollständig geöffnet ist. Die Wehen werden in dieser Zeit immer stärker und länger, die Pausen dazwischen kürzer. Gegen Ende der Eröffnungsphase kommen die Wehen alle zwei bis drei Minuten und dauern etwa eine Minute an. Mit jeder einzelnen Wehe geht die Geburt ein kleines Stück voran. Ist die Fruchtblase nicht schon vor Geburtsbeginn gesprungen, passiert dies meist während der Eröffnungsphase. Nachdem das Fruchtwasser abgegangen ist, drückt das Köpfchen des Kindes direkt und ohne das Polster der gefüllten Fruchtblase von innen auf den Muttermund. Das führt meist zu kräftigeren Wehen und einer Beschleunigung des Geburtsverlaufs. Genau das was Yoh nun schon eine Weile durchmachte. Seine Fruchtblase war nun auch schon vor Stunden geplatzt. Auch musste er innerhalb dieser 10 Stunden viel laufen, dass war ihm sehr unangenehm gewesen. Goldva erzählte ihm, dass dadurch das Kind mehr zum Geburtskanal rutschen würde, also lief Yoh viele Stunden und hätte eigentlich schon Kilometergeld verlangen müssen. Mal abgesehen dass es mit Wehen nicht gerade angenehm gewesen war. Oft wollte er zusammenbrechen und kotzen vor Schmerz. Vielleicht lag es daran dass er ebenfalls ein Junge war, aber er wollte am liebsten dass man ihm das Kind raus schnitt, damit die Schmerzen endlich aufhören würden. Noch nie hatte sein Gatte ihn so wütend, nervös und genervt gesehen wie zu dem Zeitpunkt. Hormone halt und Hao war die ganze Zeit bei ihm gewesen und wich nicht von seiner Seite. Es ging ihm selber aber nicht besser durch die Situation. Immerhin wurde er Vater und er wusste selber nicht was er tun sollte. Musste sich auch total auf Goldva und ihr Wissen verlassen. Noch nie hatte er sich so hilflos gefühlt wie an dem Tag. Gegen Mittag fingen Yoh seine Schmerzen bereits an und von da an saß Hao nur auf heißen Kohlen. Als Goldva sich Yoh dann ansah, erwähnte das er in den Wehen war und das Baby kommen würde, da dachte Hao er würde aus allen Wolken fallen. So schnell?! Warum schon heute?! Warum?! Noch nie war er so hart auf dem Boden der Tatsachen angekommen wie in der Sekunde. Als hätte man ihm die Flügel gestutzt und auf den Boden knallen lassen, mit der Nase voraus. Und er wusste ab dem Zeitpunkt…würde es kein Kinderspiel werden. Weder für ihn noch für seinen Liebsten. Doch nun war er mal nicht bei Yoh und trieb sich mit einer Mission im Dschungel rum.

Yoh keuchte kurz und antwortete zu Goldva:

„Er ist halt…wie sein Vater…Der hat mich auch gern an den Rand des Wahnsinns getrieben, hehe…“

Beeindruckend. Es war beeindruckend das er in der Situation noch so lieb und ruhig bleiben konnte, auch wenn er schon seit Stunden unter Schmerzen litt und diese nicht gerade weniger wurden. So bekam er ein nettes Lächeln von der alten Hexe und sie krabbelte langsam runter zu seinen Beinen, als sie antwortete:

„Ihr seid beide so. Du hast ihn auch lange warten lassen bevor du dich in ihn verliebt hast. Ich musste meist Stunden lang Hao sein Gejammer anhören weil du dich einfach nicht entscheiden konntest! Das waren härtere Zeiten als die Geburt meines Sohnes Silva. Mann konnte dein zukünftiger Gatte jammern!“

Yoh lächelte und Opacho, neben seinem Kopf, musste auch anfangen zu lachen, weshalb die werdende Mutter zu ihm rüber sah und fragte:

„Geht es dir gut Süße? Du musst nicht bleiben wenn du nicht magst, oder es dir Angst macht.“

Das sprach erneut für ihn. Er war so ein guter Mensch. Er sorgte sich immer erst um die Anderen bevor er an sich selbst dachte und Opacho war nun auch seit Beginn der Wehen bei ihm gewesen. Vielleicht wurde das für sie langsam auch zu viel. Zuviel diese Schmerzen bei ihm zu sehen. Doch Opacho schüttelte schnell und energisch den Kopf als sie dann mit einer hohen und süßen Stimme sprach:

„Nein, nein! Opacho bleibt hier bei dir. Denn sie möchte auch den Kleinen sehen und dich unterstützen!“

Natürlich würde sie das. Früher oder später auf jeden Fall. Yoh lächelte sie an. Sie war so gut zu ihm und sie würde eine tolle große Schwester werden. Er konnte sich keine Bessere vorstellen. Aber dann kam eine erneute Wehe und riss Yoh schlagartig in die Realität zurück, nämlich das er ein Kind gebar. Er schrie kurz und krampfte sich etwas zusammen, so das Opacho ihm wieder durch das verschwitzte Haar an der Stirn fuhr und versuchte ihn zu beruhigen. Aber NICHTS konnte ihn beruhigen. Einfach nichts. Die Schmerzen wurden immer stärker und er wollte nur noch kapitulieren. Schluss! Aufhören! Ich gehe heim! Macht ihr weiter! Das fuhr ihm durch den Kopf, aber natürlich war dies nicht möglich. Und als der Schmerz aufhörte ging es ihm gleich wieder besser und er atmete keuchend ein und aus. Die Wehen wurden länger und intensiver. Dieses…Dieses Kind trieb ihn in den Wahnsinn! Goldva dagegen, die ihm nun unter die Felldecke an die Beinen ging, überprüfte noch mal die Öffnung des Muttermundes mit den Fingern. Yoh erschrak. Ihm passte das überhaupt nicht, so das er sich schlagartig etwas mit dem Oberkörper aufstützte und laut runter sprach:

„Nicht! Das tut…! Aua!!“

Es tat weh und es machte ihn ebenfalls wahnsinnig! Doch gleich danach musste er sich wieder schwach nach hinten fallen lassen, er besaß nicht mehr genug Kraft für solche Stunts und keuchte dann nach oben zur Decke gegen den Schmerz an. Opacho, die sich vorher erschreckt hatte, wegen der plötzlichen Bewegung, kam wieder näher und streichelte ihn weiter. Yoh sah schlimm für sie aus. So schwach und errötet. So kannte sie ihn überhaupt nicht. Geburten mussten offenbar sehr schwer sein. Und den Göttern sei dank war die Alte aber auch schnell fertig mit dem Abtasten und kam wieder hervor. Sie warf Yoh einen bösen Blick zu und grummelte befehlerisch:

„Stell dich nicht so an! Es haben schon dutzende andere vor dir Kinder geboren und die Natur weis genau was sie macht! Es geht alles gut voran. Also hör auf zu jammern und entspann dich gefälligst, denn du machst es dir und dem Baby nicht gerade leichter!“

Keine Ahnung wieso, doch als er das hörte platze Yoh plötzlich der Kragen. Es kam so völlig unerwartet aus ihm und er fauchte zur Decke hoch:

„Ich mache es dem Kind nicht leicht?! Wer zerreißt mich denn gerade in Stücke!? Holt ihn raus aus mir!!“

Er war so wütend wie noch nie zuvor! Er wollte die Wände hoch gehen! Doch Goldva ließ sich davon nicht beeindrucken und kam ganz normal wieder auf Brusthöhe zu ihm hoch und setzte sich gelassen daneben. Kurz darauf donnerte sie ihm leicht, mit ihrer Pfeife in der rechten Hand, einen auf den Schädel und Yoh kam wie aus seiner Trance wieder raus. Sie hatte die Pfeife meist bei sich. Auch wenn sie gerade nicht rauchte, war das so eine Gewohnheit bei ihr geworden. Wenn das Kind kam würde sie sie natürlich ablegen. Die Wut von Yoh war wie weggefegt und verdutzt sah er rüber zu der alten Hexe, diese starrte ihn nur ruhig und streng an. Sie war ihm nicht böse. Es war normal das Mütter bei der Geburt die Nerven verloren und somit sauer wurden, so wie auch dabei um sich schlugen. Noch bekam sie das alles ab was Yoh loswerden musste vor Schmerz. Mal sehen wie Hao das aushielt sobald er wieder da war. Konnte lustig werden. Etwas Schadenfreude gönnte sich die Alte einfach mal, sonst wäre die Situation schon angespannt genug. Dann sprach sie zu dem Jungen vor sich:

„Das Kind entscheidet wann es kommt und nicht du. Es geht nach seinem Tempo, also finde dich damit ab. Du bist auch bald soweit für die Austreibung. Gibt dem Kleinen noch etwas Zeit und er zwing dich im Nu in die Übergangsphase, so das du all deine Kräfte dafür aufsparen solltest anstatt jetzt schon rum zu jammern!“

Goldva hatte es bereits gefühlt. Es würde bald losgehen und dieser Trottel Hao war noch immer nicht da! Ohne ihn würde das komplizierter werden, denn nur er konnte Yoh ruhig halten.

Der Muttermund war fast offen und die Eröffnungsphase wird meist von einer kurzen Übergangsphase abgelöst. Sie führt zur vollständigen Öffnung des Muttermundes und ist das Zeichen, dass die eigentliche Geburt nun kurz bevorsteht. Die meisten Frauen haben im Laufe der Eröffnungsphase einen Rhythmus gefunden, mit den stärker werdenden Wehen umzugehen. Ob das Yoh allerdings schon konnte war noch fraglich. Werdende Mütter spüren plötzlich, dass die Wehen unregelmäßig werden, manchmal schnell aufeinander folgen und schwer zu veratmen sind. Die Erholungspausen sind kurz und manchmal bleibt kaum eine Atempause zwischen den Wehen. Weitere typische Symptome der Übergangsphase können Übelkeit und Zittern sein. Deswegen wurde Yoh auch langsam nervöser und sein Geduldsfaden immer kürzer. Goldva kannte das: Viele Frauen kommen nun an ihre Grenzen und haben das Gefühl: „Ich kann nicht mehr, ich will nicht mehr.“ Sie möchten nach Hause oder verlangen das man das Kind rausschneidet, werden wütend, gereizt oder mutlos. Die alte Hexe und bald auch Hao, waren ab jetzt nur noch „Blitzableiter“. Sie mussten Yoh seinen Zorn und seine Ängste auffangen und ihm beistehen. Und nach dieser Anfuhr hatte sich Yoh auch wieder beruhigt und fing sogar leicht an zu weinen. Er verzog das Gesicht schmerzhaft und jammerte plötzlich:

„E-Es tut so weh. Es soll aufhören…Ich kann das nicht. Ich kann nicht…Wo ist Hao…?“

Da kam die Verzweiflungsphase die jede Frau durchmache bei der Geburt. Auch wenn Yoh nicht eine Frau war, so machte er doch das Selbe bei der Geburt durch wie jedes andere weibliche Wesen auf der Erde das gebären konnte. Für ihn war es vielleicht noch schmerzhafter, weil er nur teils körperlich eine Frau war. Eine Laune der Natur. So strich ihm Goldva sanft über die Stirn und legte danach wieder den Lappen auf diese weil Yoh ihn vorhin, mit seiner Ruckaktion, runter geworfen hatte. Sie hatte keine Ahnung wo Hao steckte. Er sollte nur kurz weg um etwas zu holen. Hoffentlich war ihm nichts passiert. Aber eigentlich war er ungeschlagen und konnte gut auf sich aufpassen. Und kaum nachdem sie darüber nachgedacht hatte, ging links von ihr auch schon das Fell der Eingangstür zur Seite. Goldva so wie auch Opacho sahen hin und sahen einen nassen und keuchenden Hao in den Wigwam laufen. Es schien draußen doch heftiger zu regnen als es der Wigwam um sie durch klingen ließ, zumindest sah Hao so aus. Goldva hatte ihn losgeschickt um einige Kräuter zu holen die Yoh seine Wehen etwas angenehmer machen würden. Gut das er noch kam bevor es richtig los ging.

Mit einem nervösen Blick kam er auf sie zu und ließ sich förmlich neben Goldva auf die Knie fallen. Er hatte einen kleinen Beutel in der rechten Hand, den er nun der Hexe reichte und dabei erschöpft sprach:

„Es ging nicht schneller…Sie waren fast alle abgegrast gewesen…“

Ergab Sinn denn der Winter machte es nicht leichter diese Kräuter zu finden. Er war am Ende, das sah sie ihm an. Auch Hao litt unter der Geburt, wenn auch nicht körperlich. Er muss wie ein Irrer durch den Dschungel gerannt sein um diese Kräuter zu finden und das mit dem Wissen dass zuhause sein Liebster in den Wehen lag und litt. Goldva wusste wie sehr Yoh und Hao miteinander verbunden waren. Das waren nicht nur Liebe und Partnerschaft, dass war eine Seelenbindung. Die beiden waren Seelenpartner. Sie wurden geboren und ihre Seelen füreinander bestimmt. Etwas was sehr selten vor kam. Wenn einer litt, dann litt der Andere auch. Und als sie ihm den Beutel abgenommen hatte, wand er sich auch gleich Yoh zu und kam hoch an seine linke Seite des Kopfes und gegenüber von Opacho, die rechts von Yoh saß. Goldva ging hinter an den kleinen Tisch und fing an den Tee zu machen, denn dafür hatte Hao die Kräuter ja gesammelt. Derweil legte sich Hao sanft und seitlich neben Yoh und nahm seine Hand fest als der Kleine ihn glücklich aber schwach ansah und hauchte:

„Hao…du bist wieder da…Warum bist du denn so nass? Ich dachte das wäre heute meine Aufgabe, hehe…“

Es war wie verhext. Sofort wurde Yoh ruhiger und fühlte sich gefasster als vorher. Hao schenkte ihm Kraft und Schutz wie es noch nie jemand geschafft hatte. Einfach nur weil er da war und seine Hand hielt. Mit ihm hatte er das Gefühl alles zu schaffen. Dann gab ihm der neue Häuptling sanft einen Kuss auf die verschwitzte Stirn und sprach lieb so wie auch sanft:

„Ich dachte wir machen mal Partnerlook. War ne gute Idee, oder?“

Er lächelte frech und grinste etwas dabei, denn er spaßte herum und wollte die angespannte Situation dadurch etwas lockern. Was ihm auch gelang denn Yoh lächelte sofort noch breiter. Hao liebte sein Lächeln. Selbst während der kompletten Schwangerschaft hatte Yoh meist nur gelächelt. Und das immer wenn er allein war und sich über den Bauch rieb. Man sah ihm an das er sich unglaublich über das Baby freute und er es kaum erwarten konnte den Kleinen endlich willkommen zu heißen. Richtig gehört: den Kleinen. Keiner wusste warum Yoh das gesagt hatte, aber er war sich zu hundert Prozent sicher dass ihr Baby ein Junge sein würde. Hao hatte das nie verstanden und dachte es wäre reines Wunschdenken von seinem Liebsten gewesen, doch Goldva sagte etwas anderes dazu. Sie meinte: dass nur eine Mutter, die auch Schamanin war, es fühlen konnte ob es ein Junge oder Mädchen wird. Genau wie sie damals bei ihrem Sohn Silva. Daran sah man wie eng verbunden Mutter und Kind waren und das nicht nur durch eine Nabelschnur. Und immer wenn es Yoh nicht gut ging, fing er sofort an panisch zu werden, weil er merkte dass auch sein Kind im Bauch darunter litt. Er war dann nur schwer zu beruhigen. Doch das zeigte schon vor der Geburt was für eine tolle Mutter er bereits war. Und wie sehr er das Kind in sich liebte, auch wenn er es momentan am liebsten aus sich zerren würde und dann gegen die Wand klatschen allein wegen der Wehen. Völlig normale Gedanken.

Dann sah ihn Hao aber wieder trauriger und besorgter an und fragte:

„Wie geht es dir? Kommst du zurecht?“

Er sagte das so besorgt und wehleidig dass es Yoh fast das Herz brach dies zu hören. Dennoch nickte er nur schwach und gab zurück:

„Jetzt geht es mir besser…einfach weil du da bist.“

Hao küsste ihm darauf auf die linke Wange und drückte sich danach näher an ihn. Er lag noch immer seitlich und stützte mit dem rechten Arm seinen Kopf ab, während er mit der linken Hand Yoh seine Hand gefasst hatte und sanft über den Handrücken rieb. Es tat ihm weh das zu sehen. Er fühlte an der Hand wie der Kleine zitterte und wie nass geschwitzt er war. Er musste schreckliche Schmerzen haben und Hao saß nur daneben und hatte die Hände gebunden. Nichts tun zu können machte ihn wahnsinnig. So wollte er dass es endlich vorbei war, aber dummerweise bestimmte ihr Kind den Ablauf. Und der war offenbar noch nicht ganz bereit aus dem Schoß seiner Mutter zu kommen. Kurz darauf hatte Yoh wieder eine Wehe und fing an zu jammern. Das jammern brach Hao das Herz und er drückte die Hand seines Liebsten fester. Derweil hatte Goldva die Mixtur fertig und brachte sie in einem getöpferten Becher zum Häuptling. Sie stubste ihn von hinten gegen den Rücken und er sah erschrocken zu ihr, so dass er auf seinen Hintern kam und Goldva sprach:

„Hier. Stütz ihn etwas auf und gib ihm das zu trinken. Er muss alles austrinken, denn dass wird die Schmerzen etwas lindern und ihm Kraft geben.“

So nickte er und nahm der Kräuterhexe den Becher ab. Vorsichtig half er Yoh dann etwas auf und stützte ihn mit dem rechten Arm, den er um seinen Rücken geschlungen hatte und mit der linken Hand gab er ihm sanft den Becher. Auch Opacho half und stützte Yoh von der anderen Seite. Die werdende Mutter keuchte einfach nur mit halb geschlossenen Augen und fasste fast blind nach dem Becher, als Hao sanft sagte:

„Hier, trink das. Es wird dir helfen.“

So nahm Yoh sanft einen Schluck, es schmeckte nicht und er wollte aufhören, doch Hao wies ihn an mehr zu trinken. Also tat er das. Schnell war der Becher auch leer und Goldva nahm ihm wieder an sich. Und als sie hinter in die Ecke verschwand, um diesen wegzustellen, hatten Hao und Opacho den Kleinen noch etwas gestützt das er saß. Sein Hao nutzte diese Möglichkeit auch gleich und griff mit der linken Hand nach seiner Hosentasche. Schnell zog er etwas hervor, was er halb raushängen hatte, man es aber wegen dem Poncho nicht sah. Er sprach sanft:

„Yoh, die hab ich dir mitgebracht. Ich dachte das muntert dich auf.“

Er hielt etwas vor die Nase der schwachen und werdenden Mutter, so dass sie es kaum erkannte. Aber der Nebel lichtete sich schnell und dann musste er erstaunt und verzückt blinzeln. Sie…sie waren wunderschön. Hao hielt ihm einen kleinen Ast voller Blüten, gerade handgroß, vor die Nase die in einem Pink leuchteten im schwachen Licht des Feuers um sie. Yoh nutzte die Phase in der er mal keine Schmerzen hatte und fasste mit seiner rechten Hand sanft an die Blüten die Hao noch immer fest hielt. Sie waren so zart und wunderschön. Dann sah er zu seinem Liebsten und sprach:

„W-Wo…woher hast du die denn?“

Hao lächelte sanft.

„Das sind die Blüten der Winterkirsche. Ich habe vorhin Bäume davon nahe den Bergen gesehen. Sie sind rosa oder weiß und ähneln denen der Sakura, mit runderen und weniger länglichen Blütenblättern. Man kann sie unter dem Schnee blühen sehen. Wunderschön stehen sie für den kommenden Frühling, für Kraft, Gesundheit und für die Fähigkeit, eine schwierige Zeit zu überwinden. Eigentlich wollte ich dir diese zu unserer Trauung schenken, aber nun ist doch ein besserer Zeitpunkt gekommen.“

Yoh sah ihn einfach nur stumm und verliebt an als Hao zu ihm zurück lächelte und ihm dann plötzlich diesen kleinen Ast in das Haar steckte. Winterblüten…Es war in jener Sekunde…das Yoh wusste wie sein Name sein würde. Das er wusste wie das Kind heißen sollte. Und das machte ihn noch glücklicher. Danach legte Hao seine große Liebe wieder sanft hin und sprach sitzend zu ihm runter:

„Ich liebe dich und ich weiche nicht mehr von deiner Seite. Wir stehen das gemeinsam durch, okay?“

Diese Worte ließen den Jungen unter ihm förmlich schmelzen. Yoh war so überrannt von verschiedenen Gefühlen, dass er nicht mehr wusste wo noch hin damit. So fing er einfach an zu weinen und ließ die Tränen laufen. Eine Art ein Ventil zu öffnen und die Gefühle einfach raus zu lassen. Er würde durchhalten, allein für ihr Baby und Hao.

Ein neuer Schmerz der Geburt überkam ihn und er sprach noch schnell, bevor dieser mit seiner ganzen Härte zuschlug:

„I-Ich liebe dich auch…“

Und dann ging es auch schon los. Der Schmerz raste über Yoh hinweg und setzte sich danach wie ein Teufel auf seinen Bauch und wollte nicht mehr gehen. Es fing an ihn intensiv zu zerreißen und zu quälen, so dass er wieder schrie und jammerte dabei. Hao drückte sich wieder an ihn und Goldva wusste was nun passierte. Er war endlich in der Übergansphase, es war also soweit: Das Baby wollte raus. Und so vergingen weitere zwei Stunden in denen Yoh noch schlimmere Schmerzen erlitt als vorher. Die Pausen zum Luftholen wurden immer knapper, da die Wehen öfter kamen, doch er war so froh gewesen dass er nun endlich anfangen konnte was dagegen zu unternehmen. Denn nun durfte er pressen. Mit jeder Wehe durfte er mitgehen und pressen. Und obwohl er Schmerzen hatte fühlte sich jede Presswehe so gut an und es war als würde er endlich wieder Luft bekommen. Doch konnte er nicht wild darauf los pressen, er musste sich an den Takt halten den Goldva ihm vorgab. Die Zeit verstrich und Yoh kämpfte mit allem was er hatte bis zur Erschöpfung. Machte auch Fortschritte, aber der wahre Schrecken kam erst noch…als Yoh plötzlich anfing zu bluten. Er konnte es nicht sehen, aber fühlen. Die Einzige die es sah war Goldva, die an seinen Beinen saß und auf das Kind wartete. Es kam wie aus dem nichts und Yoh fing schlagartig an Panik zu bekommen. So setzte er sich halb erschrocken auf und Hao stützte ihn verwirrt als er selber nervös sprach:

„Yoh?! Hey was ist los?!“

Dieser Blick gefiel ihm nicht. So überhaupt nicht! Yoh sah voller Schrecken und völlig verschwitzt, so wie auch blass auf seinen Bauch runter. Goldva sah auf und ebenfalls seinen erschrockenen, ja starren und entsetzen Blick. Dann sah sie wieder das Blut was aus seinem Geburtskanal lief. Etwas stimmte nicht, dass wusste sie auch. Doch im Gegensatz zu den Anderen verfiel sie nicht in Panik und sprach zu Opacho rüber:

„Opacho. Verlass den Wigwam. Sofort.“

Das Kind sah zu ihr rüber und nickte. Ohne zu zögern gehorchte sie und verließ traurig und besorgt den Wigwam. Sie lief rüber zu Silva seinem und suchte dort Schutz vor dem Regen. Goldva wollte nicht das die Kleine einen Schock bekam und schickte sie deswegen fort. Es war zu ihrem Besten, denn was nun kam wurde heftig.

Yoh fing plötzlich an zu wimmern und schrie schon fast panisch:

„E-es tut sich nichts! Ich kann ihn nicht mehr spüren! Ich kann ihn nicht mehr spüren!!“

Er verfiel völlig in Panik, so das Hao ihn schon etwas festhalten musste, weil er sich zu sehr bewegte, aber Goldva blieb eisern und fasste ihn fest an den Füßen. Hielt ihn damit am Boden und fauchte dann zu ihm hoch:

„Genug!!“

Nun war es an der Zeit zu handeln und der Junge vor ihr musste anfangen sich zusammen zu reißen! Yoh und sogar Hao zuckten beide zusammen und sahen sie erschrocken an. Normalerweise wurde die alte Hex nicht so laut und war sehr ruhig, dass sie ihre Stimme so erhob bestätigte schon das Gefahr im Verzug war und man ihr nun ganz genau folgen musste. Sie wusste sicherlich was los war. Und wenn das der Fall war, dann gab es nur eine Möglichkeit das Schlimmste zu verhindern. Sie mussten schnell handeln.

Sofort warf die alte Frau Hao einen strengen Blick zu und der zuckte zusammen. Sowas war ihm noch nie passiert, wie peinlich, aber er war selber sehr nervös das konnte man mal durchgehen lassen. Goldva sprach laut zu ihm:

„Hao. Du setzt dich hinter Yoh und stützt seinen Oberkörper leicht an dich. Massiere seinen Bauch sanft, aber mit Druck nach unten und direkt zu mir.“

Yoh verstand das alles in Panik und im Schmerzdelirium nicht und japste nur zittrig nach Luft. Er hatte solche Schmerzen und war erschöpft. So spürte er auch nicht das Hao nickte und sofort das tat was die alte Hexe ihm befahl. Sanft setzte er sich hinter Yoh und stützte ihn etwas nach oben. Doch bevor er anfing den Bauch seines Liebsten zu massieren fragte er laut und ebenfalls panisch:

„Was ist denn los?! Was ist mit ihm?!“

„Sei ruhig und mache was ich dir sage! Wenn wir Mutter und Kind retten wollen müssen wir das tun!“

Mutter und Kind…retten? Was meinte sie damit. Hao fuhr ein Schauer über den Rücken, allein wenn er nur daran zurück dachte was Goldva eben gesagt hatte. Was stimmte denn mit Yoh nicht? So fragte er völlig blass und schockiert zu ihr rüber:

„W-Was meinst du damit? Was…was hat Yoh!?“

Goldva erklärte ihm die Situation, aber erst nachdem sie noch mal nach dem Kopf des Kindes gefühlt hatte. Ja…es war wie sie es sich gedacht hatte. Dann sah sie zu Hao und sprach:

„Das Baby hat offenbar keine Kraft mehr. Der Kleine liegt im Geburtskanal und regt keine Wehen mehr an. Eine Geburt ist für Mutter und Kind nicht einfach und sehr erschöpfend. Noch dazu ist es sehr stressig für das Kind. Der Kleine hat, wie gesagt, keine Kraft mehr und Yoh ist auch langsam am Ende seiner Kräfte angekommen. Wenn wir jetzt nicht handeln, erstickt das Kind im Geburtskanal und Yoh könnte ebenfalls durch den Stress und die Schmerzen sterben. Noch dazu hat er einen plötzlich eine stärkere Blutung bekommen die ihn ebenfalls schwächt, ich nehme an das er zu fest gedrückt hat und er sich dadurch verletzte. Du musst den Bauch massieren und damit das Kind beruhigen und anregen, so dass es neue Kraft bekommt und die Wehen wieder einsetzen. Sobald es nahe genug bei mir ist, werde ich es rausholen. Aber wir können das nicht ohne Yoh schaffen. Deshalb müssen wir ihn so gut wie möglich Arbeit abnehmen!“

Sie sah zu dem noch immer schnell atmenden und schlappen Yoh, der einfach nicht mehr konnte. Er hatte so Schmerzen und war erschöpft, er wollte nur noch schlafen. Yoh war schon immer zarter und empfindlicher gewesen als andere und das zeigte sich nun auch wieder bei der Geburt. Ohne Hilfe…wurde das nichts. Sein zukünftiger Gatte sah zu ihm runter und erblickte den schwachen und hilflosen Blick. Wenn er nichts tat…dann würde er beide verlieren. Er würde Yoh und sein Kind verlieren! Das ließ ihn sofort entschlossen hochfahren und er nickte. Hao hatte verstanden was Goldva ihm damit sagen wollte und fing an zu massieren, dabei sah er weiter zu Yoh runter und sprach laut und verzweifelnd fordernd zu ihm:

„Yoh, du musst dich zusammenreißen! Wenn du jetzt aufgibst dann bringst du dich und unser Baby in Gefahr! Yoh hörst du mich?! Du musst wach bleiben! Gib nicht auf! Ich bin bei dir! Wir stehen das zusammen durch, hörst du?!“

Er hatte es versprochen und genau das würde auch passieren. Er blieb bei seiner Familie bis zum Ende, deren Leben gerade auf der Kippe stand. So massierte er mit sanften Bewegungen von oberhalb des Bauches, über diesen drüber und bis zum Unterleib wo er den Druck etwas erhöhte. Yoh schrie wenn der Druck zu hoch wurde, aber da musste er nun durch. Es war schmerzhaft aber hielt ihn auch weiterhin wach. Er wusste nicht was er tun sollte und lag nur schwach und ausgeliefert da, bis Goldva zu ihm sprach:

„Yoh auch du musst mir zuhören: Ruh dich aus und spare deine Kräfte. Aber sobald ich dir sage: das du pressen sollst, dann wirst du das auch tun! Hast du gehört!? Wir konzentrieren uns jetzt auf gezieltes Pressen und holen den Kleinen da raus. Dein Baby braucht dich jetzt mehr als zuvor, oder er wird das nicht überstehen!“

Yoh sah zwischen all dem Schmerz und der Erschöpfung erschrocken zu der Decke rauf und an Hao vorbei, der immer weiter machte und nicht daran dachte zu stoppen. Die Worte hallten durch den Kopf der werdenden Mutter…Er…er würde das nicht überstehen? Sein Baby…könnte sterben? Und als hätte man ihm einen starken Schlag auf den Kopf gegeben, um ihn damit zu unterstützen, weckte diese Tatsache alle seine Lebensgeister erneut und er knurrte leicht vor Schmerz. Er würde kämpfen. Er würde nicht aufgeben und sein Kind retten! Er wollte ihn sehen. Ihn spielen und lachen sehen. Wollte sehen wie Hao seinen Sohn stolz und glücklich durch das Dorf trug. All das…wollte er sehen. Und so biss er sich auf die Lippen und ließ seine Tränen vor Schmerz und Entschlossenheit einfach laufen. Adrenalin schoss durch ihn und er wurde wieder wacher, sah zu seinem Bauch runter und wartete nur auf den Befehl von Goldva zu pressen. Hao sah diese Entschlossenheit und wurde ebenfalls dadurch stärker. Er lächelte entschlossen und machte intensiver weiter. Yoh wollte am liebsten sterben, so Schmerzen hatte er, aber er gab nicht auf. Niemals. Und dann schrie Goldva das erste Mal zu ihm:“

„Jetzt Yoh!“

Und dieser gehorchte. Er drückte so stark er konnte und dachte der Schmerz würde ihn ausschalten. Doch als er nach dem Pressen locker ließ war er noch immer da und keuchte und schnaufte wie verrückt. Das ging weitere Mal so und bei jedem Pressen schrie er als würde man ihn abstechen. Als würde ihn ein Jaguar in Stücke reißen! Schlimme Minuten der Unsicherheit und der Anspannung vergingen und Yoh dachte bei dem letzten Drücken er würde nun endgültig sterben. Seine Sicht vernebelte sich. Es wurde dunkler und er konnte kaum noch was hören. Der Schmerz rang ihn förmlich nieder…doch etwas anderes geschah darauf. Etwas womit er nicht mehr gerechnet hätte und was ihn förmlich überrollte…Der Schmerz ließ nach. Es krachte über ihm zusammen und riss ihn aus seinem Tunnel der Schmerzen heraus, den er durch die Geburt gebildet hatte. So ließ er sich schwach nach hinten in seinen Geliebten fallen und konnte nur noch nach Luft ringen. Sein Herz war alles was er noch hörte, sein Blick zu Hao wurde verschwommen, der offenbar zu ihm runter sah und mit ihm sprach. Da war nichts mehr. Nur noch sein Puls…

Doch dann weckte ihn etwas aus der Tiefe seiner Erschöpfung und vom Rande des Todes. Zumindest fühlte es sich so für Yoh an…Es war ein Schreien. Ein glockenhelles Schreien riss ihn aus dem Nebel und klärte wieder seine Sicht, so das er endlich Hao richtig sehen konnte…Der weinte. Er hatte Tränen in den Augenwinkeln und sah nach vorne zu Goldva. Yoh verstand das alles nicht, aber er konnte es weiter hören: dieses helle Schreien. Es war ein weinen. Da weinte jemand und rief nach ihm. Das konnte er fühlen. So fasste er erneut alle seine Kräfte und sah zu seinem Bauch runter, über diesen hinweg und erkannte Goldva, die dort auf den Knien saß und etwas in den Armen hielt. Das Bündel schrie, strampelte und krisch und je länger es ging umso nervöser und panischer wurde Yoh plötzlich. Sein Verstand realisierte was er da sah und er hörte Hao wie er zu ihm runter sprach:

„Du hast es geschafft!“

Aber diese Worte verflogen sanft, weil der Blick der Mutter nur auf einem in diesem Raum ruhte…und das war sein Neugeborenes. Seinem Kind. Sofort fing sein ganzer Körper an zu zittern und die Atmung war noch immer schnell und unruhig. Nicht mehr wegen der Schmerzen, sondern weil er es wollte. Er wollte sein Baby in den Armen haben! Er versuchte sich weiter hochzusetzten und danach zu greifen, aber Hao hielt ihn unten, sprach dabei:

„Nicht! Du bist noch zu schwach Yoh!“

Doch das war dem Kleinen egal, er jammerte:

„I-Ich will zu ihm! Ich will meinen Sohn! Bitte! Ich will mein Baby!“

Es war ein klägliches, voller Tränen und jammerndes Flehen welches er mit aller Kraft aus sich raus presste, als würde man ihm sein Kind stehlen. Sein Kopf war warm und seine Gedanken schwer auf das Baby zu fokussieren, weil er so schwach war. Doch Goldva schenkte ihm nur ein Lächeln und sprach ruhig, während das Kind weiter in ihren Armen schrie:

„Beruhige dich. Es ist alles okay. Dieser kleine Braten hat dich lange genug zappeln lassen…Dann geh mal zu deiner Mama.“

So stand sie langsam auf und lief von Yoh seinem Schoß rechts an ihm rauf und legte das Kind sanft auf die Brust seiner Mutter. Vorher zog sie aber noch die Felldecke weg und Hao schnell Yoh sein Oberteil aus, damit das Kind auch wirklich auf der Brust der Mutter liegen konnte. Weinend und jammernd empfing er seinen Sohn und spürte das warme und feuchte Gewicht auf seiner Haut. Es beruhigte ihn unheimlich und er konnte nur noch weinen und das Kind mit den Händen fassen, dass noch immer wie am Spieß schrie. Er war so glücklich. Dieses Bündel auf sich liegen zu sehen und zu sehen das es ihm gut ging, machte all die Schmerzen und das Leid von vorher weg. Yoh überkam ein Rausch von Muttergefühlen und er konnte nur weiter weinen und schwach seinem Baby über den schrumpeligen Rücken streicheln. Sie waren noch immer verbunden. Die Nabelschnur hielt Mutter und Kind noch eine Weile innig zusammen und Goldva wusste das es so richtig war. Das war ein ganz wichtiger und besonderer Moment für Mutter und Kind. Sie erzeugten Nähe und auch die alte Hexe musste sich eine kleine Träne unterdrücken, als sie sah welch ein schönes Bild sich da vor ihr abzeichnete. Sie sah eine glückliche Familie. Nach so viel Zeit konnten sie ihren Sohn endlich in den Armen halten. Yoh hatte sich nicht geirrt, es war wirklich ein kleiner Junge und ein wunderschöner noch dazu. Zwar war er noch etwas verschmiert und schrie als würde man ihn schlagen, aber das war bei Babys normal. Sie war froh dass er so laut schrie, denn damit bekam er die Lunge auf und bewies dass es ihm gut ging. Und so blieb sie einfach neben den beiden Sitzen und sah zu. Sah wie Hao zum ersten Mal in seinem Leben Tränen vergoss und seine Familie an sich drückte. Immer wieder leise sprach: „Ich liebe dich“, oder: „Er ist so wunderschön“. Und man konnte ihm den stolzen Blick eines Vaters ansehen, der er nun offiziell geworden war. Und als Yoh das Kind höher an sich rückte, um seinem Sohn einen Kuss auf die Stirn zu geben, sprach er danach sanft aus:

„Hana…Sein Name ist Hana…Unsere Winterblüte.“

Hana…Das bedeutete: Blume. Ein passender Name für ihn. Die Nabelschnur wurde durchtrennt und endlich konnte ihn auch sein Vater in Empfang nehmen und hielt ihn mit beiden Armen an sich gedrückt. Er saß inzwischen neben Yoh und dieser sah ihm schwach aber genau dabei zu, während Goldva noch auf Yoh seine Nachgeburt wartete. Die Plazenta musste raus, damit es keine Entzündungen gab und Yoh daran nicht noch krank wurde. Die frisch gebackene Mutter sah zu ihrem Liebsten rüber, wie er sanft dort saß und das Kind an sich drückte, dass inzwischen etwas ruhiger geworden war. Es war Hao egal ob seine Kleidung blutig und dreckig wurde, er konnte dieses Kind einfach nicht mehr los lassen und weinte sogar dabei. Dieser Tag…wurde der glücklichste Tag seines Lebens. Er hatte seinen Sohn in den Armen, auf den sie so lange gewartet hatten. Er war gesund, genau wie seine Mutter und nun ging es nur noch nach vorne. Er würde ihn beschützen, sah ihn voller Liebe an und fasste ihm leicht auf die Stirn als er dabei sprach:

„Ich werde dich immer beschützen. Ich verspreche es dir. Jeder der der an Leid antun will…werde ich persönlich in die Hölle schicken.“

Er küsste seinem Sohn auf die Stirn. Seiner kleinen Winterblume und sprach:

„Ich liebe dich Hana…“

Er würde ein lieber und guter Häuptling werden. Da war sich Hao sicher.
 

Nachdem er diese Aktion eben erlebt hatte musste er erst mal etwas Abstand schaffen.

Er hustete und keuchte noch immer etwas und hielt sich dabei die Kehle, als er zurück in den Dschungel rannte und weg vom Strand. Noch nie zuvor war er so grob angefasst worden. Sicherlich lag es daran dass er der Sohn des Häuptlings war und jeder, der ihn so anfassen würde, von Hao sofort das Todesurteil ausgesprochen bekam. Denn so war das eben eine völlig neue Erfahrung gewesen. Eine die er nie mehr machen wollte.

Hana blieb nach einem gewissen Abstand schließlich stehen und stützte sich an einem Baum links von sich ab. Stand dort und rang noch etwas keuchend nach Luft. Dieser Bastard. Er hätte ihn wirklich beinahe erwürgt und das ohne mit der Wimper zu zucken! So ging er das ganze Szenario noch einmal im Kopf durch. Suchte nach einem Fehler den er gemacht hatte und der war leider mehr als offensichtlich. So schwer es Hana auch fiel…ER hatte den Fehler gemacht. Denn er hatte diesen Kerl völlig unterschätzt. Nie hätte er erwartet dass dieser Typ solch einen Killerinstinkt besaß. Wie geschickt und gezielt er den Blonden davon abhielt anzugreifen. Über welche Reflexe und Aufmerksamkeit er verfügte. Wenn er nicht so ein Mistkerl wäre würde Hana ihn echt bewundern. Doch so schlimm die Situation eben auch eskaliert war, davon ließ sich der Junge nicht abschrecken. Ganz im Gegenteil! Nun wollte er noch mehr zeigen dass er sich nicht verarschen ließ und ihm überlegen war! Es spornte Hana nur noch mehr an. So hustete er ein letztes Mal und grinste frech.

„Dir werde ich es schon zeigen! KEINER geht so mit mir um! Ich habe dich einmal unterschätzt, das gebe ich zu, aber das nächste Mal…kannst du was erleben.“

Er wusste schon genau dass er sich diesen Typen schnappen und sich unterwürfig machen wollte. Immerhin wollte er ja auch einiges von ihm in Erfahrung bringen. Aber da er ne harte Nuss zum knacken zu sein schien, musste Hana sich da was anderes einfallen lassen und auch unfreundlichere Methoden aus dem Sack holen. Er wusste nur noch nicht ganz welche. Aber er würde sich was einfallen lassen.

So lief er erst mal zurück nachhause. Es war bereits gegen Mittag und seine Eltern würden sich sicherlich schon fragen wo er abgeblieben ist. Aber das war nicht was ihn auf dem Weg bis ins Dorf ärgerte. Sondern die Tatsache dass er seinen Speer verloren hatte. Durch den fiesen Angriff von diesem Blödmann hatte er ihn am großen Vogel fallen gelassen und vorher sogar zerlegt um sich überhaupt erst befreien zu können. So lag er also noch immer dort. Deshalb durfte er sich für seine Eltern nun was einfallen lassen um das Verschwinden seiner Waffe zu erklären und warum er eine Neue brauchte. Vater würde nicht begeistert sein, so wie immer. Das kotzte ihn bereits schon auf dem Weg an und kaum als er sich dem Eingang zum Dorf näherte, machte er einen Bogen um dieses herum und schlich durch den Dschungel zum Fluss hinter, der direkt an seinem Wigwam münden würde. Dort lief er dann am Wasser langsam hinauf und beobachtete dass er auch nicht gesehen wurde. Rechts von ihm konnte er bereits sehen wie einige kleine Kinder spielten und lachend über den Platz rannten. Es war bereits wieder viel los und auch die Frauen nähten und arbeiteten lachend, als versammelte Gruppe, im Kreis. Er verzog etwas muffig das Gesicht. Doofe Giggelweiber. Wenn er sowas sah dann war er froh ein Junge zu sein. Allein wenn er daran dachte er könnte eine Frau sein wurde ihm komisch. Das musste doch super blöd sein! Immer nur kochen, abwaschen, plappern, auf die Männer warten, Landarbeit, Nähen und so vieles mehr. Wie herablassend. Und dann auch noch Kinder aus sich quetschen, nein danke, darauf hatte er keine Lust. Noch mal Schwein gehabt in der Hinsicht. Und während er darüber nachdachte lief er weiter den Fluss hoch und kam schließlich an ihrem Wigwam an. So stand er rechts neben seinem zuhause und lauerte vorsichtig um die Ecke. Suchte mit den Augen nach seinen Eltern. Nichts. Er konnte niemanden sehen…Vielleicht war Mutter bereits auf dem Feld helfen und Vater…

„WO WARST DU?!“

Hana schrie auf vor Schreck und donnerte nach vorne auf den harten Boden. Sein Gesicht küsste diesen, bis er sich nach Sekunden wieder hoch hievte und auf seinen vier Buchstaben hinter zum Wigwam sah. Genau genommen hoch auf das Dach des Wigwams, wo er bereits mit einem bösen und super genervten Blick begrüßt wurde, noch zusätzlich zu dem Gebrüll eben. Hao saß mit sehr kurzer Leitung da oben, hatte das rechte Bein über sein linkes gelegt und die Arme vor sich und unter dem Poncho verschränkt. Sein Blick wollte Hana in Stücke reißen, so kam der Kleine unten gleich wieder verteidigend auf die Beine hoch und brachte hervor:

„V-Vater! Was zum Kuckuck machst du da oben?!“

Das war nicht sein Ernst? Wie dreist konnte man sein? Hao schnaufte und fauchte zu ihm runter:

„Was ich hier mache?! Ich halte Ausschau nach meinen Sohn der seit heute morgen verschwunden war und niemanden gesagt hat wo er hin ist!!“

Danach kam er locker den Wigwam heruntergerutscht und landete elegant auf seinen beiden Füßen. Genauso stolz und böse schauend lief er auf Hana zu…der nicht anders konnte und vor sich auf den Boden sah. Er wusste nicht warum aber…aber er konnte dem bösen und strengen Bick seines Vaters nicht standhalten. Erneut: er hatte keine Angst, aber dennoch krampfte sich alles in ihm zusammen wenn Hao ihn so anfauchte und dabei in Grund und Boden starrte. Und da fiel ihm schlagartig etwas auf. Dieser Blick…fast den gleichen Blick hatte vorhin auch Saku gehabt. Es war erschreckend ehrlich gesagt. Und dann stand Hao nur wenige Zentimeter vor seinem Sohn und das Gewitter ging los:

„Was fällt dir eigentlich ein?! Das du dich mir wiedersetzt ist nichts neues, aber dass du deiner Mutter solche Sorgen bereitest das geht zu weit Hana! Yoh hat dich gestern schon in Schutz genommen, nachdem du einfach nach unserer Prüfung verschwunden bist, aber heute wird er dich nicht decken! Und ich frage dich noch mal: WO warst du?! Und wehe du lügst mich an!“

Konnte Vater riechen wenn er log? Das war vielleicht etwas das er nun herausfinden würde, denn niemals konnte er von dem Abgestürzten am Strand erzählen. So stand er erst mal dort und überlegte. Was sollte er sagen? Da er sich nichts so schnell etwas völlig neues aus dem Hut ziehen konnte, machte er eine Mischung aus etwas was er wirklich erlebt hatte. So schluckte er und sprach dann, mit einem ersten Blick, zu seinem Vater hoch:

„Ich war auf der Jagd gewesen! Ich habe versucht einige Fische im Ozean zu fangen, aber dabei habe ich meinen Speer verloren und nun bin ich…“

Hao ließ ihn nicht mal ausreden und sprach sauer:

„Und nun bist du wieder da, ohne was zu essen und auch noch ohne deine Waffe. Lief anscheinend mal wieder richtig gut was Hana?! Was soll ich nur mit dir machen?! “

Man konnte die Enttäuschung schon förmlich aus ihm rauslaufen hören und das war etwas was Hao selber sehr weh tat. Er wollte Hana nicht wieder zur Schnecke machen, aber er konnte ihn nicht einfach tun und lassen machen was er wollte. Auch der Sohn des Häuptlings hatte Verpflichtungen und musste sich an Regeln halten. Und das erst recht weil er noch immer viel zu lernen hatte. Aber zu der Wut und der Enttäuschung gesellte sich ein Gefühl das Hao sehr gut verstecken konnte…und das war Angst. Denn er hatte Angst das Hana etwas zugestoßen sein könnte. Er war schusselig und impulsiv, so dass er nicht oft über Konsequenzen nachdachte. Diese brachten ihn dann schnell in Gefahr und jedes Mal, wenn Hana das Dorf alleine verließ, könnte sein Vater im Dreieck springen weil er solche Angst um ihn hatte. Er verstand dass es falsch war. Aber…Hana war sein einziges Kind, welches er über alles liebte. Er seufzte. Denn er wusste es besser: Hana hörte ihm eh nicht richtig zu. Der Junge war zu dickköpfig um das zu kapieren. Das hatte er von seiner Großmutter Asanoha. Haos Mutter. Aber auch Yoh konnte sehr stur und neugierig sein. Vielleicht war das eine Kombination aus Yoh seiner Art und Hao seinem Stolz und Eifer. Auf jeden Fall war es erst mal nicht gesund für den Kleinen, also sah er rüber zu Goldva ihrem Wigwam und sprach dann:

„Geh gefälligst zu deiner Mutter und zeig dass es dir gut geht. Deine Mutter hat sich nämlich schreckliche Sorgen um dich gemacht! Sie ist bei Goldva.“

So wie er auch…aber das sagte er natürlich nicht. Hao war drauf und dran gewesen einen Suchtrupp loszuschicken, aber dann wollte er auch nicht als Übervater dastehen oder als einer der seinem Kind nichts zutraute. Immerhin gingen schon die Kleinsten ohne Probleme und nicht weit weg vom Dorf spielen, aber sogar das würde er Hana nicht mal lassen. Was sollte sein Stamm nur von ihm denken, wenn er einfach wegen solcher Dinge an die Decke ging. So schüttelte er etwas seinen Zorn ab und sah weiter seinen Sohn an, der nun endlich muffig nickte und dann mit gesenktem Haupt auf den Wigwam von Goldva los lief. Manchmal…hasste er seinen Vater. Dies war wieder so ein Moment gewesen.

Als er in den Wigwam von Goldva kam konnte er bereits sehen was los war. Nicht weit von ihm entfernt saß die alte Hexe auf dem Boden und hustete etwas leicht und angestrengt. Natürlich hatte sie sofort ihre Augen zu dem Blonden gewandt, aber sagte nichts zu ihm. Sie warf ihm nur einen stillen Blick zu und ihre Augen waren inzwischen schon sehr gräulich und blasser geworden. Dass das alte Fossil noch lebte war eh einem Wunder gleich. Dann erblickte Hana auch schon seine Mutter die mit dem Rücken zu im gewandt vor Goldva saß und ihr den rechten Arm vorsichtig mit einem Tuch verband und fest machte. In seiner sanften Stimme sprach Yoh zu der alten Frau:

„Das wird wieder. Du solltest besser auf dich achten Goldva. Immerhin bist du auch nicht mehr die Jüngste und Arbeit auf dem Feld ist sehr anstrengend und gefährlich.“

Nicht mehr die Jüngste war noch nett ausgedrückt für Hana. Goldva hatte auf dem Feld geholfen, obwohl sie das nicht brauchte und dabei hatte sie sich mit dem Werkzeug zum Graben geschnitten. Die Wunde am Arm war nicht tief, aber bei einer alten Frau und viel Blutverlust, könnte das nicht gut enden. Die alte Krähe schüttelte aber den Kopf und sprach etwas krächzend und muffig zu Yoh:

„Behandel mich nicht wie ein Kind du Bengel! Ich habe diesen Stamm schon geführt da warst du noch im Bauch deiner Mutter! Die arme Keiko, die Götter mögen über sie wachen. Ich weis was ich kann und was nicht!“

„Ich mache mir doch nur Sorgen um dich Goldva. Wenn du nicht auf mich hörst dann muss ich Hao vorschicken.“

„Ach, der Spinner kann mir auch nicht alles verbieten! Alles was der weiß hat er von mir und meinen Sohn gelernt! Silva wollte mein Erbe nicht antreten, nur aus dem Grund ist dein Mann der Häuptling geworden!“

Yoh seufzte. Die gute Goldva war an dem Tag mal wieder voller Ehrlichkeit, was? Aber das war schon okay. Sie war sehr alt und konnte sich nicht mehr wirklich an alles erinnern. Auch ließen neben ihrem Gedächtnis so langsam auch ihre körperlichen Fähigkeiten nach. Keiner wusste wie lange sie noch hatte, aber Yoh pflegte sie so gut er konnte, als wäre sie seine Großmutter. Nicht nur weil er ihr das schuldig war, weil sie ihn und Hana bei der Geburt gerettet hatte, sondern weil man alte Leute respektierte und sich um diese zu kümmern hatte wenn die nicht mehr können. Am Ende seines Lebens ist man fast wie am Anfang seines Lebens. Goldva war das gute Beispiel dafür. Doch die alte Hexe hielt nicht viel davon und sah wieder von Yoh weg und zu Hana rüber, zu dem sie dann lauter sprach:

„Und der ist auch so ein Spinner wie sein Vater! Sehnt sich nach Abenteuern und nach dem Unbekannten, wie seine Großmutter, so dass er seiner armen Mutter dadurch nur Leid und Sorge zufügt! Komm näher du Rotzlöffel, damit ich dich besser sehen kann!“

Gab sie schließlich krächzender von sich und Hana zuckte etwas zusammen. Es hatte ihn etwas überrascht, aber das verflog gleich wieder als er ihre Worte im Kopf abging. Er ließ sich nicht von dieser alten Schachtel so anmachen, also kam er etwas näher und fauchte dann auf Abstand zu ihr rüber:

„Was willst DU denn du altes Fossil?! Nenn mich nicht einen Spinner du olle Krampe!“

Yoh zuckte zusammen und drehte sich sofort zu seinem Sohn um, dessen Wut sofort aus seinem Gesicht verschwand, als er sah wie schockiert und traurig ihn seine Mutter ansah. Was…was war los mit ihr? Warum machte sie so ein Gesicht? Schnell und wie gestochen kam Yoh auf die Beine und machte schnelle Schritte zu seinem Sohn, drückte diesen Stürmisch an sich, so das Hana vor Schreck einfach nur da stand und hörte wie sie laut sagte:

„Hana! Oh ein Glück! Es geht dir gut!“

Es geht dir gut? Warum sollte sie denken dass es ihm nicht gut ging? So sah er verdutzt zu seiner Mutter hoch und fühlte wie sie ihn nur noch fester mit den Armen umschlang und ihn an die Brust drückte. Wenn das so weiter ging würde sie ihn noch ersticken! So das er sich leicht etwas wand und dabei muffig sprach:

„Lass das Mutter! Natürlich geht es mir gut, warum auch nicht?! Das ist voll peinlich! Lass mich los!“

Doch ehrlich gesagt war ihm das nicht so peinlich wie er es gerade darstellte. Er liebte es wenn seine Mutter ihn so innig in die Arme schloss. Es ließ sein Herz ruhiger schlagen und gab ihm ein Gefühl von Geborgenheit und Wärme. Etwas was ihm sehr bekannt vor kam, aber er nicht mehr wusste woher. Es fühlte sich dann immer danach an…als wären sie durch ein magisches Band verbunden dass niemand sehen konnte. So seufzte er dann leicht und ließ seine Mutter einfach weiter machen. Er konnte ihr nicht wiederstehen. Noch nie. Doch Yoh ließ ihn kurz darauf los und sah zu ihm runter. In seinen Augen schimmerte noch immer Sorge, als er dann fragte:

„Wo bist du gewesen!? Du kannst doch nicht einfach so in den frühen Morgenstunden verschwinden ohne was zu sagen! Ich habe mir schreckliche Sorgen um dich gemacht! Und dein Vater hat schon nach dir gesucht! Was denkst du dir nur?!“

„Es geht mir gut Mutter. Ich war nur etwas Fische jagen, mehr nicht.“

Dann drückte Yoh seinen Sohn wieder an sich und zitterte sogar leicht. Seine Mama zitterte? Wegen ihm? Das hatte er ja noch nie erlebt und schon wusste er dass da noch etwas anderes im Busch war. Er erinnerte sich an das was die alte Hexe mal zu ihm gesagt hatte. Angeblich bestand zwischen einigen Müttern und ihren Kindern ein so starkes Band das sie spüren konnten wenn es dem Kind nicht gut ging. Hatte sie…vielleicht gespürt dass Sakutaro Hana vorhin fast erwürgt hatte? War seine Mutter deswegen so unruhig und panisch in der Sekunde? Er wusste es nicht, aber er fühlte sich nun verdammt schlecht und wusste was er zu tun hatte, auch wenn er noch etwas zögerte und nur die Umarmung seiner Mutter genoss. Er musste sich definitiv entschuldigen. So sprach er kleinlaut:

„Verzeihung Mutter.“

Aber das war okay. Hauptsache es ging ihm gut, dass war für Yoh das Wichtigste. Goldva sah ihnen dabei mürrisch zu und konnte sich es einfach nicht verkneifen. Sie murrte ehrlich:

„Genau wie ich es sagte: Große Klappe wie sein Vater und nur Flausen im Kopf wie seine Großmutter! Keinerlei Empathie besitzt dieses Kind und versteht nicht die Sorgen seiner Mutter. Er denkt nur an sich selbst! Tu dir selber einen Gefallen Yoh und vermähle ihn an einen gescheiten Krieger im Dorf! Lass ihn Frauenarbeit leisten, so kann er wenigstens nicht mehr da draußen rumstreunen und sich dabei den Hals brechen!“

Bitte was sagte sie?! Hana wurde verdammt wütend und wollte sich von seiner Mutter losreißen und die alte Schachtel persönlich über den Jordan jagen! Doch zu seinem Erstaunen war es Yoh der ihn plötzlich los ließ und einen etwas saureren Blick zu der alten Frau hinter warf. Wenn es um seinen Sohn ging dann würde Yoh zur Löwenmutter! So sprach er laut und leicht sauer zu ihr:

„Nun reicht es Goldva! Ich verbitte mir das du Hana so niedermachst! Du redest über meinen Sohn!“

Erstaunt sah der Junge seine Mutter an und blinzelte dabei. Was passierte gerade? Noch nie war seine Mutter so sauer gewesen und hatte so laut gesprochen wie in jener Sekunde. Und ihm wurde bewusst dass sie das alles tat um ihn in Schutz zu nehmen. Er lief etwas rot an dabei und fühlte sich beschämt. Allein das seine Mutter aus der Haut fahren musste um ihn zu decken…das mochte er nicht. Sie sollte wegen ihm nicht so sein. Und die alte Hexe murrte auch nur und drehte ihren Kopf von ihnen weg.

„Natürlich nimmst du ihn so in Schutz. Immerhin kam er ja aus dir raus gekrochen. Du solltest das Kind weniger seine eigenen Entscheidungen treffen lassen, denn da kommt nur Blödsinn bei raus. Und du solltest erst recht aufhören ihn so zu bemuttern,den er wird dadurch total verzogen!“

Genau wie Hao. Hao hatte auch gesagt das Yoh ihn nicht immer so in Schutz nehmen sollte, aber konnte er als Mutter nicht anders? Es war doch normal dass man sein Kind beschützte so gut man konnte. Aber leider musste er sich eingestehen das Hao und Goldva irgendwo recht hatten. Hana war alt genug um sich selbst zu schützen. Und dennoch sprang Yoh immer wieder in die Bresche für ihn. Er konnte nicht anders. Er liebte ihn einfach so sehr. Doch vielleicht war es wirklich besser das etwas runter zu fahren. Goldva sprach weiter:

„Dein Kind hat keinen Respekt für andere. Ganz einfach. Er wird ein lausiger Häuptling wenn er das nicht bald ändert. Sein Vater war bereits mit 16 Jahren schon Häuptling und der hier rennt noch durch den Dschungel und jagt Chupacabras wie ein verträumtes Rotzgör!“

Er zeigte dabei auf Hana, der neben seiner Mutter stand und ihr einen bösen Blick zuwarf. Schon wieder. Warum musste er allen immer beweisen dass er kein Versager war?! Wenn andere Kinder Mist bauten war das doch auch egal! Aber NEIN er war ja der Sohn des Häuptlings und ihn behielt man genau deshalb so im Auge! Es KOTZE ihn an! Und noch mehr als das Goldva so respektlos zu ihm sprach, machte es ihn sauer dass sie so mit seiner Mutter redete! Also machte er einen Schritt vor seine Mutter und platze förmlich:

„Ja, ja! Denk ruhig weiter so über mich du alte Hexe! Ich habe es nicht nötig mich DIR gegenüber zu beweisen! Also tu uns allen einen gefallen und kratz endlich ab! Keiner braucht dich mehr! Weder Vater noch ich! Es ist mir egal was du über mich denkst! Aber wenn du meine Mutter so angehst nehme ich das persönlich, das verspreche ich dir! Und es ist mir auch egal dass du bei meiner Geburt geholfen hast! Wenn du meine Mutter noch mal so anmachst jage ich dich persönlich über den Jordan und zum großen Geist!“

Und damit wand er sich sauer ab und verließ den Wigwam. Yoh sah seinem Sohn erstaunt nach und musste erst mal verarbeiten was eben passiert war. Hatte Hana…ihn verteidigt? Offenbar geschahen doch noch Zeichen und Wunder. So seufzte er etwas aus und sah ihm lächelnd nach. Sein Junge hatte so ein gutes Herz und war einfach ehrlich. Nur seine Wortwahl war etwas harsch. Doch das hatte er einfach von seinem Vater. Goldva fing leise an zu lachen und hustete sogar etwas dabei, so das Yoh wieder zu der Alten sah. Sie blickte auf den Boden und saß weiterhin nur im Schneidersitz da, als sie beruhigt sprach:

„Er hat eine ziemlich vorlaute Klappe. Doch sein Herz ist am rechten Fleck. Wenn ich ihn so sehe wie eben…dann erinnert er mich sehr stark an Hao in seinen jungen Jahren. So lässt er sich auch nichts vorkauen und sucht seinen eigenen Weg. Du hast…einen wirklich tollen Jungen geboren Yoh.“

Ein Kompliment…Nun verstand Yoh es auch endlich. Goldva hatte nichts davon gemacht um über Hana herzuziehen und ihn zu verachten. Sie machte das um in sein Herz sehen zu können. Offenbar wollte sie ihn testen und das schien ihr auch gelungen, oder zumindest hatte sie die Antworten, die sie wollte, bekommen. So schaffte sie ein schwaches Lächeln auf ihre Lippen und sprach dann zu Yoh rüber:

„Er hat etwas in sich gefunden. Und genau das spornt ihn an diese Dinge zu tun. Mach dir keine Sorgen um deinen Sohn Yoh. Er ist in guten Händen und auf dem richtigen Weg.“

Woher wollte sie das wissen? Auch Goldva war eine weise Schamanin und angeblich konnte sie Dinge sehen die kein anderer erblicken konnte. Sie hatte Yoh ebenfalls ausgebildet um sie als Shamanenkönigin zu ersetzen. Doch deshalb musste er ihr nicht alles glauben. So sah er wieder zu der Tür vor sich und überlegte: Sollte er Hana nach? Nein, dafür gab es keinen Grund. Es ging ihm gut und er war wieder so geladen das er lieber etwas Zeit für sich brauchte. Doch…was hatte die alte Frau gesehen, dass sie davon überzeugte das Hana in guten Händen war. Und vor allem: In wessen guten Händen sollte er sein?

Der Tag wurde für Hana dagegen immer mieser. Als er den Wigwam dieser alten Hexe verlassen hatte und seine Mutter ebenfalls zurück ließ, lief er etwas genervt über den großen Platz und direkt auf den Fluss hinter ihrem Zuhause zu. Und zu seinem Glück begegnete er nicht auch noch seinem Vater, ansonsten wäre er sicherlich komplett ausgerastet! Aber mal abgesehen davon: Was erlaubte sich Goldva so mit ihm und seiner Mutter zu reden! Oder auch über Vater! Sie zog über seine Familie her und keiner hielt sie wirklich auf! Sicher war sie die damalige Chefin gewesen, aber langsam reichte es auch mal! Es machte ihn wütend und er setzte sich auf einen Stein am Fluss, sah einfach nur in das Wasser vor sich und erblickte die Fische die an ihm vorbei schwammen. Es waren nicht viele und er zählte sie auch nach Sekunden nicht mehr, hatte seine Hände auf dem Schneidersitz abgestützt und stützte damit seinem Kopf das dieser nicht runter fiel. Denn er war mehr als schwach und müde von dem ganzen Tag. Eigentlich wollte er wieder zurück an den Strand und diesen Saku fangen und nach den Ohrfeigen von eben musste er erst recht Abstand gewinnen. Doch wie sollte er vorgehen? Einfach wieder hinzulaufen, ohne sich auszurüsten und gewappnet zu sein, war einfach nur bescheuert. Dieser gestrandete Trottel hatte ihm ja gedroht ihn umzubringen wenn er wieder zurück kam. Irgendwie glaubte ihm Hana das und dann auch wieder nicht. Einerseits hatte dieser Sakutaro die Augen eines Killers, wie bei der Würgaktion, aber in anderen Momenten dann wieder nicht. Hmmmmm…Der Typ verwirrte ihn einfach. Er war so komplett anders als alle anderen die Hana kannte. Als würden in ihm zwei Persönlichkeiten leben. Aber vielleicht bildete er sich das auch nur ein und dachte zu viel darüber nach. Fakt war: er brauchte einen Plan, ehe ging er dort nicht mehr hin. So sah er sich einfach um und suchte nach Ideen. Rechts von ihm standen Unmengen an Werkzeugen…Und er fand sogar eine Idee! Sein müdes Gesicht wurde immer heller und ein freches und breites Grinsen machte sich auf diesem breit. Heh, natürlich! Warum hatte er nicht schon eher darüber nachgedacht!? Nun wusste er wie er an Saku heran kam. Und das würde spaßig werden…
 

Als ich vom Rande aus vor mich sah, dort wo einst das Lachen hallte, herrscht nun die Stille.

Als ich in die Dunkelheit vor mich ergriff, dort wo der hellste Regenbogen nun schwarz wurde.

Dort schreie ich laut hinaus wo du bist und das obwohl ich weis das meine Stimme nicht so weit reichen kann.

Ich entzünde einen Funken, helle Erinnerungen und spreche einen Zauber um dich zu mir zurück zu bringen.

Ich lasse dich nicht in der Dunkelheit verschwinden.

Aber es fällt mir schwer mich an deine Stimme zu erinnern.

Doch ich muss dieses Lächeln wieder sehen auch wenn es egoistisch ist, aber: habe ich eine andere Wahl?

Denn wir sind wie Kerzen im Regen.

Scheinen hell bis man uns auspustet.

So viele Lichter auf meinem Weg und ich sah sie funkeln bevor sie erstickten.

Ich greife nach dem einen Licht.

Diese Gedanken werden mich nie mehr überfallen.

Ich muss es irgendwie in Ordnung bringen.

Denn das ist nicht die Straße die ich entlang laufen möchte.

Also gehe ich von dem Rand zurück.

Bring mich bitte nachhause.

Denn ich greife nach diesem einen speziellen Licht.

Ich möchte einen besseren Morgen erleben.
 

Saku legte die Platte an dem Bauch seines Zero wieder fest.

Stück für Stück machte er die Schrauben mit dem Schraubenzieher wieder zu und schnaufte danach erst mal aus. Er war nun seit einigen Stunden bereits an seinem Flugzeug dran und hatte es endlich geschafft die komplette, verdammte Technik zu überprüfen. Und er war sehr froh darüber dass nichts beschädigt wurde. Schlimmer als verlorene Flügel, oder Gelenke, wäre es wenn die Kabel im Eimer gewesen wären, doch da schien ihm das Glück wohl hold zu sein, denn nichts der Gleichen zeichnete sich an dem Zero ab. In der Hinsicht konnte er also den Kopf aus dem Sand ziehen und wieder etwas aufblicken. Nun musste er also nur noch einzig und allein die zerstörten äußeren Teile in Gang bringen und dann konnte er diesen verlassenen Sandhaufen im Ozean auch endlich auf Wiedersehen sagen. Was war er froh wenn er wieder in der Luft war und nach Japan zurück konnte. Wahrscheinlich war er sogar der einzige gewesen der überlebt hatte, denn noch immer hatte er kein Anzeichen von Leuten seiner Staffel oder der Crew erlebt. Ehrlich gesagt stimmte ihn das etwas traurig, denn er war gut mit einigen Jungs befreundet gewesen, besonders die aus seiner Zero-Staffel. Sie tot zu wissen…machte sein Herz schwer. Doch warum eigentlich? Es gab dafür keinen Grund, oder? Immerhin waren sie doch Zero-Kämpfer. Es war ihre Aufgabe dass sie sich opfern und in feindliche Schiffe warfen. Der Tod war ihr ständiger Begleiter. Und ganz besonders seiner…Saku hatte…schon öfter gegen den Tod verloren. Er saß auf seiner Schulter wie ein lästiger Begleiter.

Er sah rechts neben sich auf den Boden und zu seiner braunen Umhängetasche die dort lag. Viele seiner wichtigsten Eigentümer lagen dort drin und eines brachte ihn ganz besonders dazu nicht wirklich gerne in diese Tasche zu sehen. So das er wieder schnaufte, seinen Fliegerschal auszog und schnell in diese stopfte. Inzwischen hatte Saku wieder seine braune Fliegerjacke an, die am Kragen helles Fell hatte, sein weißes Shirt darunter, dazu seine grüne, lange Hose und die braunen Stiefel. Auf seiner Stirn ruhte angeschnallt seine etwas zerbrochene Fliegerbrille. Diese hatte er getragen, als er die Elektronik überprüfte. Durch die Bruchlandung hatte das Glas aber Sprünge bekommen und das Glas der linken Seite war sogar fast komplett weg, nur einige vereinzelte Glasscherben standen noch hervor. Aber so klein das sie ihn nicht störten oder gefährlich wurden. Erstaunlicherweise hatte er nicht viel verloren bei dem Absturz, aber etwas ganz anderes wichtiges fehlte ihm: Nämlich Nahrung. Sicher hatte er einige Dosen an Militärfutter bei sich, aber das war kaum etwas um den Magen voll zu bekommen, noch dazu musste er damit behutsam umgehen, denn schnell war das Zeug weggefuttert. Er müsste also jagen gehen, je nach dem wie schnell er den Zero wieder hin bekam.

So seufzte er erneut und stand langsam auf, sah rechts neben sie zu dem kommenden Sonnenuntergang und fragte sich: Ob er jemals wieder nachhause kam. Aber mehr noch: Lohnte es sich noch zurück zu gehen? Immerhin…erwartete ihn doch niemand in seiner Heimat. Nicht mehr. Und so langsam kam er sich wirklich wie ein Geist vor. So wie der Bengel gesagt hatte, aber doch anders: Ein verlorener Geist des Krieges, der keine Ruhe finden konnte. Denn keiner wusste dass er an diesem Ort noch am Leben war.

Ein plötzlicher Schlag holte ihn aus seinen Träumen und er griff sich mit der rechten Hand an den Hinterkopf. Es tat weh. Etwas hatte ihn hart am Kopf getroffen und sofort drehte er sich schnell und sauer um. Er sah den leichten Hang hoch, der vom Strand zum Dschungel führte und konnte nichts erspähen, außer einzelne große Steine und den Wind der den Sand etwas aufwühlte. Was zum Teufel war das gewesen? Danach drehte er sich komplett in die Richtung und sah runter zu seinen Füßen. Sah den Übeltäter von eben: Dort lag ein kleiner Stein und er nahm ihn verwirrt hoch. Sah ihn sich an. Ein Stein? Was sollte das denn? War er unter Beschuss? Von wem? Die Amerikaner warfen bestimmt nicht mit Steinen. Und dann knallte ihm ein weiterer kleiner Stein an den Kopf, dieses Mal aber an die Stirn so das er laut sprach:

„Autsch!“

Und dann den kleinen Stein aus seiner Hand fallen ließ und mit jener sich über die Stirn rieb. Sein Blick kam hoch und er sah sich wütend um. Da verarschte ihn doch jemand! Es sei denn auf dieser Insel konnten Steine von allein fliegen! So ließ er seinen Blick hin und her schweifen, suchte alles ab, bis dieser weiter oben am Dschungel zum Stehen kam und er genau sah was sich dort abspielte. Wut entfachte etwas in seiner Brust. Das gab’s doch nicht! Wütender sah er auf und verzog auch das Gericht dabei zu einem Knurren, denn er sah wie sich ganz oben, kurz vor dem Dschungel, jemand hinter einem großen Stein hervortraute und lässig über diesen drüber sah. Blondes Haar wehte im Wind und dieses Grinsen, das so überheblich war, machte ihn nur noch saurerer und er fauchte zu der Person hoch:

„Du schon wieder!!“

Natürlich ER, wer auch sonst? Über den Felsen lehnte sich locker der kleine, blonde Teufel, den er vorhin noch den Hals umdrehen wollte. Es war Hana und er grinste überheblich und frech zu Saku runter, der nur noch saurer wurde, als er hörte wie der Kleine frech rüber brüllte:

„Was starrst du denn wie ein Trottel in das Abendrot?! Haben wir Liebeskummer? Oh wie ätzend schnulzig! Der große, harte Kerl hat Gefühle! Bah! Hast du mich schon vermisst Sakutaro?“

Eher würde er sich freiwillig in eine Horde Seeigel schmeißen als Hana zu vermissen! Er musste nicht mal sagen das er sauer war, denn er sah fast automatisch wieder etwas rot wenn er den Jungen so dreist hörte und dann auch noch mit diesem Grinsen erblickte! Also zückte er schnell seine Nambu und lief auf ihn zu. Aus der Entfernung zu schießen ging locker daneben, allein weil der Wind die Flugbahn verändern würde. Also musste er näher ran. Etwas schoss ihm durch den Kopf: Das reichte, nun war er fällig!

Er hatte Hana gedroht ihn zu töten, wenn er wieder kommen würde und der Junge wollte es offenbar nicht anders! Und während sich Saku den Sand hinauf kämpfte sah Hana noch mal mit verschränkten Armen, auf dem Stein unter sich, zu ihm und grinste. Na also. Er hatte angebissen. Leichter als erwartet! Sofort ging er aber in Deckung und schlich zurück in den Dschungel hinter sich. Der Typ konnte sicherlich schießen, also musste er das gewitzter angehen. Aber er hatte bereits alles vorbereitet was er benötigte um den Kerl zu erwischen. Also kletterte er schnell auf einen der Bäume, hob dort einen großen Stein an, an dem dahinter noch mehrere festgebunden waren und wartete auf seinen Moment. Alles war bereit.

Nach wenigen Sekunden war auch Saku oben angekommen und sah sich um. Er schaute schnell hinter den Felsen, hatte die Waffe im Anschlag und fand dort niemanden, natürlich nicht. Dann sah er sich wieder misstrauisch um. Er hatte noch nie in irgendeinem Dschungel gekämpft. Er war Pilot und in den Lüften, also musst er etwas vorsichtiger sein. Landkampf war nicht so sein Fall, auch wenn er sich dort ebenfalls gut wehren konnte. Aber er bevorzugte die Lüfte als sein Reich. So schlich sein Blick nach oben und in das dichte Dschungeldickicht über ihm. Ein Angriff könnte von oben kommen, das stand fest, aber einfach irgendwohin zu ballern war falsch. Es nahm ihm sein Momentum um zu treffen, warnte den Bengel und kostete nur Munition, von der er so schon nicht viel hatte. Also verkniff er sich das und kam langsam hinter den Felsen, dort wo Hana gelauert hatte und sah sich weiter um. Aber vielleicht war es nicht mal der Himmel auf den er achten musste…sondern auf den Boden. Das wäre nämlich genau die Falle mir der jeder rechnen würde wenn die Bäume über ihm so dicht waren. So sah er vor sich und machte einige Schritte vor. Dann grinste etwas überheblich. So offensichtlich. Er sah einen ziemlich schlecht verteilten Haufen an Bananenblättern vor sich am Boden und wusste sofort was Sache war. So das er schnaufte und laut nach oben sprach:

„Wirklich? Ging es nicht noch offensichtlicher?! Denkst du echt ich fall auf solch eine lausige Falle herein?! Du bist ja noch unfähiger als ich dachte!“

So schubste er mit den Füßen die Blätter beiseite und offenbarte darunter eine Schlinge aus einem Seil, die nur dazu da war damit er rein treten würde und danach am Baum hing indem ihn das Teil fesselte und hoch zerrte. Das war eine einfache Falle zum Fangen von Tieren. Dachte Hana echt er würde darauf reinfallen? Saku schüttelte den Kopf und hob das Seil auf, dabei sah er wieder über sich und zerrte einmal kräftig daran. Im Nu hatte er das Seil aus den Bäumen gezogen und es lag komplett vor ihm. Er sprach:

„Du hast noch viel zu lernen. Traurig das es nicht mehr dazu kommen wird Kleiner.“

Denn er würde ihn töten. Er hatte genug von diesem Rotzgör das ihn versuchte wie einen dummen kleinen Jungen dastehen zu lassen. Dann ließ er das Seil fallen und machte einen Schritt nach hinten, so dass er wieder stand und hoch zu den Bäumen sah. Und es war genau der Moment…auf den Hana gewartet hatte. Er grinste frech und ließ einfach den Stein neben sich vom Baum fallen…an dem ein anderes Seil befestigt war. Er hatte ihn in der Falle. Sekunden danach sah Saku bereits den Stein fallen und schien leicht verdutzt. Er erkannte das Seil aber zu spät, welches um diesen gebunden war und wie dann weitere drei schwere Steine ebenfalls neben den Großen auf den Boden donnerten. Ab da war es dann vorbei und alles was er noch fühlte war ein starker Ruck, der ihn von den Füßen riss und wie sich seine Welt auf den Kopf stellte. Wegen dem harten Aufschlag, bevor er in die Luft gezerrt wurde, verlor er seine Waffe und hatte sie am Boden unter sich liegen, an die er nun auch nicht mehr ran kam. Und so hing er dann da. Kopfüber und mit beiden Beinen schön gefesselt in der Luft. Erst wusste er nicht wie er darauf reagieren sollte. Sollte er sich über sich selbst aufregen oder einfach nur weiter sauer auf diesen Bengel sein der ihn wirklich hart verarscht hatte? Eine zweite Falle…Nie hätte er gedacht das dieser Junge soweit denken konnte mit seiner dummen Art. Nun erntete er was ER gesät hatte. Er war unvorsichtig gewesen. Aber dann entkam ihm nur ein genervtes Schnaufen und er sprach leise:

„Na klasse...“

Kurz darauf sah er auch schon, kopfüber, wie dieser blonde Bengel den Baumstamm runter rutschte und auf den Füßen ankam. Sein überhebliches Grinsen war nicht zu übersehen oder zu ignorieren, als er sich von dem Baum entfernte und auf Saku einen Sprung zu machte. Dann zeigte er mit dem rechten Zeigfinger auf ihn und sprach laut:

„HA! Erwischt du miese Ratte! Letzes Mal war ich nicht vorbereitet gewesen, aber dieses Mal habe ich mich nicht von dir veräppeln lassen! Du hast mich unterschätzt! Hahaha! Naaaaa?! Wer hat mich unterschätzt?! Sag es! Ich will das aus deinem Mund hören!“

Saku sah ihn einfach nur genervt an und verschränkte die Arme vor sich. Warum er selber plötzlich so ruhig war wusste er auch nicht. Doch dieser Junge genoss ihm diese Tat etwas zu sehr. So baumelte er dort einfach und Hana packte ihn mal sogar kurz am Kinn und fragte erneut verdammt überheblich und laut:

„NA?! WER hat mich unterschätzt?!“

Der hatte ein Organ. Saku riss sich sauer los und fauchte dann Hana entgegen:

„Lass mich sofort runter du Rotzgör, damit ich dir den Hals umdrehen kann!“

Hana ließ sich aber von sowas nicht beeindrucken, dennoch sprang er kurz zurück auf etwas Abstand und lächelte ihn frech an. Diese Zeit war vorbei, denn nun hatte er die Zügel in der Hand. So verschränkte er seine Arme vor sich und stand nur wenige Zentimeter vor Saku, so dass er ihm genau in die Augen sehen konnte und nicht in Griffreichweite war, als er antwortete:

„Du bist nicht in der Position zu drohen Sakutaro. ICH hab dich dieses Mal an der Leine und nicht anders herum! Und du hast auch keine Möglichkeit dich zu befreien.“

Mit den Worten schob er Saku seine Nambu, vor seinen Füßen, leicht mit dem rechten Bein von ihnen weg und grinste dabei noch immer überheblich. Entwaffnet und gefangen. Er hatte ihn. Es hatte alles so geklappt wie er sich das vorgestellt hatte. Zum ersten Mal! Sei Vater wäre sicherlich stolz auf ihn…würde da drin ein Tapir hängen zumindest. Doch was kümmerten ihn Tapire?! Er konnte besseres fangen als das! Saku war der Beweis dafür, verdammt! Es pushte dein Ego und es machte ihn verdammt arrogant, so sehr das der Pilot vor ihm schon das große Kotzen bekommen wollte, wenn er ihn noch länger so selbstsicher dort stehen sah. Und als sich Hana dann auch noch arrogant und sicher abwand, sich hinten an den Baum setzte und Saku einfach nur ansah, da platze es aus dem Älteren raus und er fauchte:

„Das macht dir wahnsinnig Spaß, was?!“

Hana nickte natürlich so fort und sprach grinsend:

„Du hast ja keine Ahnung wie sehr!“

Und das würde er auch nie verstehen, denn das war tatsächlich Hana sein erster großer Fang gewesen! Und dann auch noch ein Erfolgreicher! Und den würde er in vollen Zügen genießen. Also pfiff er etwas und sah den Baumelnden nur beim Baumel zu. Aber die Antwort und das Verhalten machten Saku nicht gerade ruhiger und er sprach erneut laut:

„Ich schwöre Kleiner wenn ich hier runter komme mache ich dich kalt!“

Hana blieb locker und lehnte sich hinter ihm an den dicken Baum. Er kreuzte die Hände hinter seinem Kopf und sah entspannt zu dem Miesmuffel vor sich der einfach noch ne Weile weiter baumeln würde, nach dieser Aussage. Er hatte nicht vor ihn so schnell runter zu holen. So sprach er auch frech:

„Du hast etwas Zeit um über deine Fehler nachzudenken Sakutaro. Vor allem über das nachzudenken was du mir angetan hast.“

Saku sah ihn an und fauchte sofort zurück:

„Was ICH dir angetan habe?! DU verfolgst mich doch und lässt mich nicht in Ruhe!“

„Ich habe dich aus der Koralle gerettet du Spinner! Und als Dank wolltest du mich bei der nächsten Gelegenheit erwürgen!“

„Du hast mich mit deinem Speer niederschlagen wollen!“

„Oh ja genau, deswegen erwürgt man den Anderen auch gleich du Arschloch!“

„Halt die Klappe du Satansbraten!“

Sie drehten sich im Kreis. Keiner wollte so wirklich bei dem Anderen nachgeben und wenn das so weiter ging hingen sie noch Tage an der Stelle fest. Also zog Saku die Reißleine und sah muffig zu seinen Beinen rauf. Er hatte eine Idee. Das Seil war straff gebunden, aber wenn er an den Knoten kam könnte er diesen sicherlich lösen. So sah er wieder zu Hana und zeigte mit dem rechten Finger auf ihn, sprach wütend aber gefasst:

„Bete das ich nicht von alleine hier runter komme, denn wenn ich das schaffe, dann Gnade dir Gott!“

Pft! Hana konnte das nicht ernst nehmen. Er zuckte frech mit den Schultern.

„Versuch es doch. Packst du eh nicht du Weichei.“

Dem würde er es zeigen! Saku fing an etwas zu schwingen und versuchte dabei seinen Oberkörper nach oben zu seinen Beinen zu bekommen. Er musste eine stramme Bauchmuskulatur dafür haben, aber das war nicht das Problem, denn erst mal brauchte er etwas Schwung. Hana sah ihm dabei neugierig zu und wusste auch gleich was der vor hatte. Ah, wollte wohl die Muckis spielen lassen, was? Na da war er ja mal gespannt. Dann lehnte er sich wieder zurück an den Baum hinter sich. Wenn er den Kerl so sah konnte er schon sehen wie ihm das weiße Oberteil etwas zum Hals gerutscht war und somit den Bauch freigelegt hatte. Man sah ihm an das er gut gebaut war und Muskeln besaß. Nicht mal schlecht. Doch warum machte das Hana innerlich etwas unruhig? Er schüttelte sich die leichte Röte auf seinen Wangen weg, woher die auch immer kam und sprach zu Saku:

„Aber während du eh nur „rumhängst“, kann ich dir ja gerne mal erklären wie das jetzt mit uns beiden weiter gehen wird.“

Oh nein. Saku wusste bereits das dabei nichts Gutes rauskommen würde. Hana legte los:

„Also: zuerst schlage ich vor das du erst mal netter zu mir bist. Das machst du am besten indem du mich nicht bei meinem Namen nennst, sondern mich als: „Eure königliche Hoheit“ ansprichst. Du wirst mich auf deinem Rücken überall hintragen wohin ich auch will, ach und zweimal am Tag müsstest du mir etwas die Schultern massieren ich bin dort immer etwas verkrampft verstehst du?“

Laber, Laber. Der hatte doch nen Knall und einen von der hochnäsigen Sorte! Saku hörte ihm fast gar nicht zu sondern konzentrierte sich auf seine Arbeit. So vergingen einige Minuten in denen er nur herum schwang und versuchte an den Knoten zu kommen. Hana kaute ihm dabei förmlich ein Ohr ab, oder auch beide, ohne sich auch nur einen Meter von seinem Platz zu entfernen. Doch als er merkte dass der Große ihm nicht mehr zuhörte grinste er etwas und hob einen kleinen Stein neben sich auf. War Zeit für etwas Aufmerksamkeit, denn Saku driftete ihm zu sehr ab. Kurz darauf warf er den Stein an den Kopf des Älteren und der sah sauer zu ihm rüber. Er fauchte unverblümt:

„HANA!“

Na bitte, er hatte ihn wieder. Der grinste etwas verspielt und sprach lieblich:

„Huch! Wie ungeschickt von mir! Ich wollte eigentlich den Vogel um deinen Kopf erwischen, hehe! Naja beim nächsten Mal!“

Ihm machte das einfach zu viel Spaß. Er wusste überhaupt nicht dass er so sadistisch sein konnte. Naja, ab und zu ritt einen mal der Teufel. Saku dagegen schnaufte wieder wütend und machte weiter. Ignorieren. Ignoriere ihn einfach und sieh zu da du runter kommst! Mit den Gedanken hielt er sich über Wasser und machte einen erneuten Versuch…und der saß. Er schwang sich hoch und fasste das Seil über sich mit beiden Händen. Hana sah ihn erneut an und klatschte leicht als er das sah. Saku sah mürrisch zu ihm und bekam entgegengeworfen:

„Nicht mal schlecht! Bist wirklich gut trainiert was? Und wie geht es jetzt weiter Sakutaro?“

Fragte er in einem lieblichen aber bitter bösen Ton. Der Ältere sah nicht mehr zu ihm und fasste an den Knoten, als er antwortete:

„Ich mache mich jetzt los und dann bringe ich dich eigenhändig um!“

„Aha! Na dann…“

Kurz darauf hörte Sakutaro wie sich Hana erhoben hatte und sah etwas verdutzt hin. Er wusste nicht warum, aber er behielt den Kleinen im Auge und sah ihn für einige Sekunden hinter dem Baum verschwinden, an dem er eben noch so lässig gelehnt hatte. Doch fasste ihn der Schock, als er sah was der Blonde aus dem Schatten zerrte und es langsam immer näher zu dem hängenden Piloten zog. Schließlich platzierte er es frech unter den Älteren und Hana legte stolz die Hände in die Hüfte, sah zu Saku hoch und sprach ebenso frech:

„Na komm, trau dich.“

Das konnte doch einfach nicht sein! Dieser Bengel hatte wirklich alles durchgeplant! Was er da aus den Schatten gezogen hatte war einfach unglaublich. Und als er es unter ihm platziert hatte, dachte Sakurai zum ersten Mal darüber nach, dass er vielleicht wirklich etwas in der Klemme steckte. Denn er sah unter sich helle, handgroße Klingen im Licht der untergehenden Sonne aufblitzen. Sie waren nach oben gestellt und zeigten direkt auf ihn. Es waren verdammt viele in einem großen Korb angebracht. Das war ne miese Fallgrube die er da gelegt hatte! Nur das es halt keine Grube war sondern einfach ein Korb voller Messer! Wie mies und sadistisch musste man eigentlich im Schädel sein um sich sowas auszudenken?! Na toll: Wenn er sich löste, dann landete er direkt in der Falle unter sich und er würde sich vielleicht damit umbringen, oder zumindest böse verletzten! Er konnte nicht anders: Also ließ er sauer den Knoten los und hing wieder in seiner Ausgangsposition,mit verschränkten Armen vor sich. Er sah Hana muffig an, der ihn frech angrinste und fragte:

„Na? Doch keine Lust mehr?“

Saku fauchte ihn erneut an:

„Wie kann man eigentlich so nervig und bösartig sein wie du!?“

Hana zuckte mit den Schultern.

„Ach komm schon. Du bist doch nur sauer weil ich dir voraus war und dich reingelegt habe. Du bist echt unglaublich stolz was? Ich meine ja nur wenn du nicht über sowas stehen kannst.“

Das war keine Frage des Stolzes, sondern wie man in der Situation behandelt wurde. Und Hana machte ihn bewusst nieder und sich über ihn lustig, da war es doch normal das einem die Hutschur riss! Er schüttelte den Kopf und sprach gefasster und genervt:

„Weist du was? Ich hasse dich.“

Hana lächelte frech.

„Ich will ja auch nicht das du mich liebst du Blödmann.“

„Was willst du von mir verdammt?!“

Na endlich kamen sie zum Punkt. Hatte ja auch lange genau gedauert. Schön wenn ein Plan funktionierte. Der Blonde verschränkte die Arme vor sich und sprach mit einem frechen Grinsen und überheblichen Blick zu seinem Gefangenen:

„Ich will das du mir alles beibringst was du über die Außenwelt weist!“

Saku sah ihn verdutzt an….Was? war das sein ernst? Wegen sowas machte er so eine miese Tour?! Nägel mit Köpfen und so. Okay, nun war ihm völlig klar dass dieser Bengel einfach nur bösartig war. Er hatte aber auch verstanden dass er offensichtlich nicht für die Amerikaner arbeitete, denn dann wären die schon längst hier und hätten ihn erschossen. Also stand vor ihm wirklich nur ein kleiner Hinterwäldler der zu neugierig für sein eigenes Wohl war. Aber vielleicht konnte er das auch ausnutzen. Da er von dieser Insel stamm wusste er bestimmt Dinge die Saku nicht wusste. Vielleicht könnten sie gegenseitig von einander lernen und er damit sogar seinen Zero reparieren und endlich diese Gott verdammte Insel verlassen! Er dachte einige Sekunden nach und sah Hana nur stumm dabei an, der auf eine Antwort zu warten schien. Verspielt und frech schubste er den Baumelnden immer mal wieder an und brachte ihn ins Schwingen…Saku wollte ihm den Kopf abreißen. Aber offenbar war dies seine einzige Lösung um wieder runter zu kommen. Also schnaufte er und sprach dann zu dem Blonden:

„Warum sollte ich das tun?“

Fragte er noch mal stutzig und Hana lächelte wieder fies.

„Weil du sonst noch etwas länger hier hängen könntest, mein Lieber. Ich habe Zeit und kann warten, aber wann steigt dir wohl das Blut zu Kopf das es weh tut, hm?“

Miese kleine Ratte. Aber Hana sah ihn auch nur etwas länger an und dachte nach. Hmmm…Vielleicht musste er ihn doch etwas mehr ködern. Er sprach:

„Pass auf: Ich komme dir etwas entgegen Sakutaro: Ich hole dich runter und helfe dir deinen Vogel wieder zu beleben und als Dank bringst du mir alles bei was du weist. Wie hört sich das für dich an?“

Saku sah ihn unbeeindruckt an.

„Also würde ich einen Pakt mit dem Teufel eingehen.“

Hana lachte kurz und legte den Kopf etwas seitlich und lächelte. Wirklich? Es klang wirklich danach als würde Saku gerade einen Deal mit dem Teufel eingehen. Aber hatte er eine andere Wahl? Und warum…sah dieser blonde Bengel in der Sekunde so süß aus? Er hatte plötzlich eine ganz andere Art an sich und dieses Lächeln gab ihm etwas so unschuldiges und liebes, so das der Ältere kurz rot an lief. Aber er faste sich auch wieder schnell, denn davon ließ er sich nicht einlullen. Ihm wurde in der Sekunde bewusst wie sehr er sich doch geirrt hatte. Dieser Junge war ihr überhaupt nicht ähnlich! So gar nicht! Er war sadistisch und arrogant! Doch warum…hatte er vorhin…Chiharu ihr Gesicht in ihm gesehen? Er war einfach nur komisch. Hana...das bedeutete: Blume in Japanisch. Und ehrlich gesagt wirkte er schon fast wie eine zarte Blüte im kältesten Winter. Er besaß sehr helle Haut, fast wie schnee nur lebendiger und diese wirkte zart, wie die eines Blütenblattes...Und während die Sonne immer weiter unter ging…willigte er nickend ein. Er hatte ja keine Ahnung wie sich ihr gemeinsames Schicksal damit in Bewegung setzten würde. Und das dies erst der Anfang einer komischen Reise werden würde.

Your rain flows like water

Mit dem den du treffen wirst bist du nicht mehr allein.

Mit dem der auf dich wartet bist du nicht mehr allein.

Tausend Kraniche aus schwarzem Papier umgeben dich.

So umarmt er einsam sein schweres Geheimnis.

Verbringt so jeden Tag.

Verbringt so jede Nacht.

Auch wenn er nicht würdig ist, so ist er doch dieses eine Mal glücklich.

Ist es auch vergänglich.

Ist es auch grausam.

Es ist ihm ganz gleich.

Nur ein Lächeln wünscht er sich von ihm.

Auf der Straße ausgesetzt.

Unglücklich unterwegs.

Launisch.

Keine Lust auf gar nichts.

Obwohl er Mut zeigte, riss er innerlich auf.

Zu groß war das Verlangen nach diesem Gefühl.

Liebe ist wie ein Treffen, ein Abschied und hauchdünne Seide.
 

Der Wind wehte leise über das Feld und den Acker der Patcheen.

Es war der große Acker auf dem sie allerlei Gemüse anbauten und somit war es ein verdammt wichtiger Bestandteil ihres Lebens. Etwas was sie ernährte und am Leben erhielt. Sollte es ihrem Acker nicht gut gehen, wenn er nicht gut gehegt und gepflegt wurde, dann würde auch der Stamm darunter leiden. Vielleicht sogar verhungern. Deshalb war Hao auch letztes Mal sofort dabei gewesen, als es hieß: der Acker wurde von Schnecken überfallen. Das war eines der Probleme was schnell aus der Welt geschaffen werden musste und nun in die Tat umgesetzt wurde.

So war es sehr früh am Morgen als sich alle Frauen und einige Kinder auf dem Weg zum Acker begaben. Die Kinder trugen Holzasche in Körben bei sich und die älteren Frauen Krüge voller Salzwasser aus dem Meer. Sie liefen in einer großen Gruppe los, denen sich auch Yoh angeschlossen hatte. Auch wenn er die Schamanenkönigin und Gemahlin des Häuptlings war, so empfand er es auch als seine Aufgabe bei den täglichen Arbeiten der Frauen zu helfen. Immerhin war er so erzogen worden und er machte das gerne. Er half wo er nur konnte. So lief er lächelnd mit in der Gruppe und musste noch mehr lächeln wenn er die kleinen Kinder sah die zwischen den Erwachsenen rum sprangen und sich jagten, selbst mit der Holzasche in den Armen. Sie waren so süß, besonders die Zwillinge Lip und Rap. Die zwei kleinen Mädels, gerade mal 5 Jahre alt und beide mit langen und geflochtenem, schwarzen Haar, waren die Jüngsten im Dorf und genossen einen gewissen Welpenschutz. Meist kamen sie ohne große Konsequenzen davon, also wenn sie etwas angestellt hatten. Aber EINER kam nicht so leicht davon und musste erneut welche ausbaden. Also sah Yoh links neben sich und sprach lieb und lächelnd:

„Immer wieder erstaunlich wie man so fit und engagiert sein kann und das so am frühen Morgen, was Hana?“

Damit meinte er zwar die Zwillinge aber sein Sohn antwortete nicht, er nickte nur und lief einfach neben ihm weiter und das mit einem Gesicht das Bände sprach. So trug er ebenfalls einen großen Krug voller Meerwasser vor sich und hatte ihn mit beiden Armen umschlossen. Er war sauer, genervt und dazu noch müde. Und das alles mal wieder wegen seinem Vater! Naja ein bisschen war er auch daran Schuld gewesen, denn er hatte sich erneut und bewusst seinem Vater wiedersetzt. Gestern hatte er nämlich den Bock geschossen das er wieder das Dorf ohne Absprache verließ und das kurz nachdem ihm Hao noch deswegen eine Standpauke gehalten hatte! Er war also selber schuld…Nein, war er nicht! Das war alles Saku seine Schuld! Wäre er nicht auf der Insel gestrandet würde Hana auch nicht auf solche Ideen kommen! Zumindest war es das was sich der Blonde selber einreden wollte. Gestern hatte er den Blödmann in einer seiner gewitzten Fallen gefangen und ihn doch tatsächlich dazu bekommen seinen Vorschlag anzunehmen. Auch wenn Saku das nicht geheuer war musste er zustimmen, einfach weil Hana ihn nicht mehr runter gelassen hätte. Es war also ETWAS gezwungen, aber nur ein bisschen. Was aber aus Hana seiner Sicht völlig okay war. Saku hatte nämlich einen verdammten Dickschädel und den nicht zu wenig. Dennoch war Hana davon fasziniert wie der Ältere in solch einer Situation, obwohl er gefangen genommen wurde, noch so einigermaßen cool bleiben konnte. Das konnte also nur bedeuten: Er nahm den Blonden nicht wirklich ernst, oder er hatte sowas schon öfter erlebt…Hana tippte auf das Erste. Aber der konnte noch was erleben! Er würde ihm schon Respekt beibringen!

Kurz nachdem der Pilot zugestimmt hatte ließ Hana ihn runter. Vorher hatte er aber noch den Korb voller Messer beiseitegeschoben und Saku seine Waffe an sich gerissen. Er ließ den Kerl runter, schrie: „Bis morgen!“ und rannte dann als wäre der Teufel hinter ihm her. Erneut und das aus einem Grund: er traute Saku noch immer nicht wirklich. Aber das beruhte auf Gegenseitigkeit. So hatte er Sakutaro seine Waffe auch nur an sich gerissen und sie im Dschungel versteckt, weil er ihm nicht traute. So konnte er wenigstens nicht nach ihm ballern! Hana war kein Trottel, er wusste das Sakutaro ihm WEIT überlegen war, zumindest was körperliche Stärke anging. Ohne Probleme könnte er den Kurzen, bei einer körperlichen Auseinandersetzung, nieder ringen und machen was er wollte. So sehr Hana dieses Schwert, was über ihm hing, auch verabscheute, es war die Wahrheit. Immerhin war der Pilot sehr stark gebaut und damit ging er auch offenbar gern hausieren. Gestern war das perfekte Beispiel gewesen. Wie er mit seinen Bauchmuskeln geprotzt hatte am Seil…

Komischerweise lief Hana in der Sekunde erneut etwas rot an, als er daran zurück dachte und das Bild innerlich vor sich sah. Doch schnell fing er sich wieder und lief weiterhin stur neben seiner Mutter zum Feld. Was dachte er da?! Der Kerl war doch kein Schönling! Und Dyami war er erst recht nicht! Hana hatte am Anfang wirklich gedacht dass ihm der Adler-Gott Dyami geschickt wurde um ihn zu leiten, aber da lag er weit daneben. Das war irgend so ein Spinner von hinter dem Horizont der echt Aggressionsprobleme hatte! Und dennoch hatte Hana das Gefühl, wenn er so an ihn zurück dachte…dass sich sicherlich viele Frauen nach ihm die Finger lecken würden. Okay zugegeben: er war nun wirklich nicht hässlich, aber er war auch kein himmlisch, perfekter Gott der vom Himmel gestürzt war! Mit einer guten Größe, gut gebauten Körper und einem guten Aussehen!...Er lief erneut rot an…Warum dachte er noch immer darüber nach?!

„Blöder Mistkerl…“

Kam es leise und muffig aus ihm heraus. Saku machte nur Ärger! Und sicherlich machte der sich jetzt am Strand einen schönen, sonnigen Tag und Hana durfte als Strafe mit auf das Feld wandern, in den frühsten Morgenstunden und sich um Schnecken kümmern! Doch wusste er nicht wie falsch er da lag mit Sakutaro...denn der hatte es weniger leicht als er.

Yoh allerdings hatte diese leisen Worte gehört und sah zu seinem Sohn runter. Er fragte neugierig:

„Wen meinst du?“

Erschrocken zuckte Hana zusammen und sah zu seiner Mutter neben sich. Mist! Er räusperte sich, wand sich ab und wusste auch schnell einen Buhmann dem er das anhängen konnte:

„I-Ich meine natürlich Vater! Was soll die Aktion bitte wieder?! Warum kann der sich nicht einfach mal entspannen! Ich sollte heute mit den anderen Männern jagen sein, stattdessen hänge ich mit den Frauen rum und kümmere mich um verdammte Schnecken auf dem Feld!“

Yoh legte etwas verdutzt den Kopf schief. Was sollte das denn? Er sprach darauf:

„Das ist eine sehr wichtige Aufgabe, also spiel sie nicht so runter Hana. Es geht dabei um unsere Nahrung und die ist lebenswichtig. Und dein Vater kann sich nicht einfach mal entspannen, eben weil er der Häuptling ist und nun mal viel tun muss damit alles funktioniert. Noch dazu ist er dein Vater und du machst es ihm nicht immer leicht mit deinen Ausreißaktionen. Das du heute bei uns bist liegt nur an dir, weil du dich gestern wieder mal verabschiedet hast ohne zu sagen wohin du gehst. Obwohl er dich vorher noch deswegen an gemacht hat, wunderst du dich echt warum dein Vater gestern Abend noch saurer war als vorher? Vielleicht solltest du mal auf ihn hören, er macht sich Sorgen um dich.“

Da war was dran. Aber Hana war so ein Dickkopf das er es nicht wirklich realisieren wollte, obwohl er wusste das er Mist gebaut hatte. So schnaufte er und muffte:

„Ihm macht es einfach Spaß mich zu terrorisieren! Und das wird er solange machen bis ich kleinbeigebe, ihm wie ein treuer kleiner Diener folge und alles mache was er zu mir sagt. Ich habe aber meinen eigenen Willen!“

Yoh sah ihm weiter an. Das stimmte so überhaupt nicht und das wusste Hana auch. Wenn er ganz tief in sein Herz schauen würde, dann wusste er das Hao nicht so einer war und das er seinen Sohn über alles liebte. Hana hatte aber in den letzten Jahren sowas wie einen Vaterkomplex bekommen. Ständig wollte er seinem Vater beweisen dass er es drauf hat, nur um von Hao gezeigt zu bekommen das er ihn liebt. Er wollte mehr Zuneigung von ihm, aber das war so völlig unnötig. Hana verdrehte da etwas. Hao hatte ihn immer mehr Zuneigung gegeben als jeder Andere! Doch als er anfing von seinem Sohn mehr zu erwarten und ihn auf den Prüfstand stellte, da fing es an kälter zu werden. Und seit diesem Jaguar-Angriff erst recht…Nun war Hana sein Jammern mehr ein Hilferuf nach seinen Vater geworden, genau wie das Weglaufen und den Ärger den er damit erzeugte. Fast als wollte er das sein Vater sich mit ihm stritt. Als würde er nur so seine Aufmerksamkeit bekommen. Es war sehr komplex und seltsam. Dabei wünschte sich Yoh einfach wieder diese innige und liebe Beziehung die sie beide seit Hana seiner Geburt an hatten. Kaum als Hana laufen konnte war er überall wo sein Vater war. Zumindest innerhalb des Dorfes. Er wich seinem Papa nie von der Seite und wurde auch viel von Hao getragen und geliebt dabei, egal was er auch an Arbeit zu erledigen hatte. Es war viel passiert seit dem…Er schüttelte sanft den Kopf und sprach:

„Das ist auch gut so. Du sollst ja deinen eigenen Willen haben, aber bitte denk dabei auch an die Leute um dich herum. Weist du…die haben auch Gefühle. Und je nachdem wie du Menschen in deinem Umfeld behandelst und respektierst, genauso wirst auch DU behandelt. Wie man in den Dschungel brüllt, so kommt es auch zu einem zurück.“

Hana sah zu ihm rüber. Was er tat…genauso wird er behandelt…Das war etwas was ihm doch tatsächlich im Kopf stecken blieb und ihn bis zum Feld verfolgte. Es brachte ihm zum Nachdenken: War…war Saku vielleicht deswegen so zu ihm? Ja. Er dachte nicht zuerst an seinen Vater, sondern an den Spinner am Strand. Kaum als sie sich kennengelernt hatten war Hana gleich aggressiv und abweisend zu ihm gewesen. Er hatte ihm gedroht, mit Worten um sich geworfen und war dazu sehr laut geworden. Und wenn er so zurück dachte…war Sakutaro nicht so zu ihm gewesen. Als sie sich das erste Mal sahen da standen sie einfach nur da und blickten sich an. Klar hatte der Pilot eine Waffe auf ihn gerichtet gehabt, aber das war nur aus Selbstschutz und Vorsicht, genau wie Hana es mit seinem Speer getan hatte. Und ehrlich gesagt hatte Saku…ihn auch nicht angeschrien. Er war normal gewesen, wenn auch etwas abwehrend, aber er brüllte nicht und schimpfte auch nicht. Das ging erst los…als Hana damit anfing. Als hätte der Kleine Öl ins Feuer gegossen und sein Gegenüber dazu angespornt ebenso laut und sauer zu sein.

Hmmm…Ach was! Er dachte zu viel darüber nach! Saku war ein aufgeblasener, hinterhältiger und sturer Bock! Und noch dazu ein Perversling! Immerhin hatte er Hana ohne Vorwarnung geküsst! Er wollte ab liebsten spucken wenn er nur daran zurück dachte! Aber…wenn er ehrlich zu sich war so war da noch ein anderer Gedanken in ihm. Einer der aufblühte wenn er an den Moment zurück dachte. Warum verdammt…war er nur dabei bewusstlos gewesen…? Er sah erschrocken auf den Boden vor sich…Eine Sekunde danach, nach dem Gedanken, klatschte er sich selber mit der rechten Hand eine auf die Wange und hielt den Krug unter dem linken Arm. Yoh sah erschrocken zu seinem Sohn zurück, der sich selbst gebackpfeift hatte und verstand nun nichts mehr. Hana war manchmal komisch. Naja, hoffentlich hatte die Backpfeife aber bei dem geholfen was sie auch immer bekämpfen sollte. Und dann kamen sie auch bald an und machten sich an die Arbeit.

Der Blonde hing nun schon seit über zwei Stunden mit den Frauen auf dem Acker der Patcheen fest. Dieser lag etwas höher als das Dorf auf einer großen Wiese und beherbergte viele verschiedene Sträucher für ihre Nahrung. Kaum als sie dort angekommen waren mussten sie erst mal die Schnecken entfernen. Also liefen sie alle über das Feld und sammelten von allen Sträuchern die braunen und schleimigen Schnecken ab, warfen sie in einen großen Topf und schütteten etwas Meerwasser hinein. Warum Meerwasser? Ganz einfach: wegen dem Salz. Schnecken hassten Salz, es entzieht ihnen alle Feuchtigkeit und tötet sie damit ab. Auch wenn das keine angenehme Art zu töten war so mussten sie es machen, denn die Viecher übernahmen langsam die Oberhand. Und dies war für diese Biester ein Regen der den Tod brachte. Und es waren so viele. Wenn Hana nach den zwei Stunden noch mal ne Schnecke sah dann rastete er aus! Es war so eine monotone und langweilige Arbeit und nun verstand er endlich mal wie sehr die Frauen doch leiden mussten. Jeden Tag so zu arbeiten war doch scheiße. Er könnte das nicht. Nicht für immer. Männer hatten andere Aufgaben und Pflichten die auch nicht leicht waren, aber das auf dem Feld…das war harte Ackergaul-Arbeit im Vergleich. Offenbar…hatten es die Frauen nicht so leicht wie er immer dachte.

Doch nun waren die Viecher alle weg und man musste denen danach noch entgegenwirken, dass die auch ja nicht wieder kamen. Dafür war die Holzasche dann da. So hatte er nun auch einen Korb in den Händen und verteilte um jede der Pflanzen, die gesetzt wurden, etwas Holzasche auf dem Boden und um sie herum. Diese war trocken und verhinderte somit dass sich die Viecher dem Strauch nähern würden, sollten wieder welche kommen. Und diese Arbeit war GENAUSO langweilig wie vorher auch! Hana wollte einfach nur dabei einschlafen und es war noch so früh verdammt! Doch wenn er seine Arbeit erledigte, dann richtig. Also biss er die Arschbacken zusammen und machte stur weiter. Immer weiter. Pflanze nach Pflanze…Es war zum kotzen!

Es war nicht so dass der Junge keine Pflanzen mochte, ganz im Gegenteil! Hana liebte Blumen und er konnte sich nicht mal erklären warum. Das war etwas was er seit seiner Kindheit hatte und ihn nicht verließ. Doch Blumen pflegen war so ne Sache im Dorf. Dort gab es kein Blumenbeet und der Boden war nicht gerade gut genug und fruchtbar dafür. Außerdem wollte sein Vater das Dorf nicht in einen Blumenmeer verwandeln. War anscheinend nicht sein Ding. Und dennoch hatte Hana seine Liebe zu Blumen nie abgelegt. Egal wie sehr sein Vater das auch wollte. Da fiel ihm plötzlich etwas ein: Seine Mutter hatte angeblich, bei seiner Geburt, Blumen im Haar gehabt und diese von Vater innerhalb der Wehen bekommen. Warum wusste er nicht, aber dies war der Grund für seinen Namen gewesen, also wie Mutter auf diesen kam. Sein Name bedeutete: Blume. Mama hatte ihn immer Winterblüte genannt. Auch heute machte sie das noch und das einfach weil er im Winter zur Welt kam. Es war zwar total kitschig, aber dennoch fand Hana das auch irgendwo schön. Es zeigte wie sehr seine Mutter ihn liebte. Und er liebte sie auch über alles. Da war dieses Band zwischen ihnen, das keiner sehen konnte. Etwas was nur Mutter und Kind hatten. Und das würde niemals reißen, dafür würde Hana sorgen.

So lief er weiter seine Reihe am Acker hinauf und machte Asche um die Pflanzen…als er einige Minuten danach aufhören musste und etwas erstaunt ansah. Er sah dort hin. Es war nicht auf seinem Weg, aber direkt neben der Erde die er gerade pflegte…es war eine Blume. Eine schöne, rote Blume wuchs dort einzeln und hatte ihre Blüte noch geschlossen. Sie war groß und wunderschön. Sofort stellte er den Korb mit der Asche ab und kniete sich vor das Pflänzchen, sah es genau er an. Das war eine Kamelie, ganz sicher. Er kannte sich mit den Blumen der Insel gut aus, zumindest mit denen die er schon gesehen hatte und so war er auch verwundert das es eine einzelne Kamelie war und kein kompletter Strauch. Was war da denn los? Vorsichtig fasste er sie an. Sie war noch jung und ganz zart, aber nicht krank und gesund. Diese Blume kündigt eigentlich den Frühling an, obwohl der schon seit einigen Wochen war. War es ein Spätzünder? Er erinnerte sich: Je nach Blütenfarbe bedeutete sie etwas anderes bei ihnen im Dorf. Gelb steht für die Nostalgie, Weiß für Erwartungen und Rot…für die Liebe. Er verzog das Gesicht etwas muffig. Natürlich war diese rot, wie kitschig! Er hatte keine Zeit für sowas! So wollte er aufstehen und einfach weiterhin seine Arbeit machen…doch er konnte nicht. So blieb er stehen und sah wieder runter zu der Blume. Er wollte sie nicht dort stehen lassen. Ohne Hilfe würde sie dort verwelken und sterben. Also schnaufte er und machte schneller seine Arbeit. Es war erstaunlich WIE schnell. Sicherlich hatte er einen Rekord gebrochen, wenn es den überhaupt gab. Kaum als er den Korb voller Asche leer hatte, machte er ihn noch mal etwas sauber und lief zurück zu der Blume. Dort kniete er sich nieder und fing vorsichtig damit an diese aus dem Erdboden zu graben und das großzügig drum herum, damit er auch die Wurzeln nicht verletzte. So kam er sich zwar wie ein Tier vor, das ein Loch grub, aber es lohnte sich. Seine Hände waren ganz schmutzig und voller Erde, so wie auch Asche, als er vorsichtig das Pflänzchen, mitsamt der Erde aus dem Boden hob und es dann in den Korb stellte. Kaum als er das bewältigt hatte machte er Erde, aus demselben Loch, noch dazu. Nun war sie gut gestützt und weich eingebettet. Hana sah sie vor sich an…Sein Blick verzog sich langsam traurig. Was machte er da wieder? Vater würde das erneut nicht gefallen und er holte sich nur wieder eine Schelle ab. Zumindest war es das was er erwartete. Also schnaufte er und sprach leise, mit einem leicht traurigen Blick zu der Blüte:

„…Was ist nur los mit mir?“

Das war eine berechtigte Frage, denn er wusste nicht woher diese Trauer plötzlich kam und sein Herz umschlang wie eine Würgeschlange. Aber er verstand dann doch, nach wenigen Sekunden, was mit ihm los war…er sah sich selbst in dieser Blume. Genau wie diese Kamelie war er allein und verlassen. Er fühlte sich allein und verlassen. Immer musste er allen beweisen dass er kein Versager war. Immer musste er zeigen dass er es drauf hatte und niemanden enttäuschen würde. Beweisen das er ein guter Häuptling sein würde…Er hatte es so satt. Es setzte ihn so unter Druck und verhinderte dass er einfach nur ER SELBST sein konnte. Er liebte seine Familie. Mama und Papa. Doch wie konnte er nur er selbst sein ohne sie zu enttäuschen? Wie konnte er alle ihre Erwartungen, besonders Vater seine, erfüllen? Er wusste es nicht. Und oft war es so, dass wenn Hana sein Spiegelbild sah, dass er das Gefühl hatte er wäre nur eine Hälfte von einem Ganzen. Als würde etwas fehlen um ihn komplett zu machen. Eine Aufgabe, ein Ziel oder…ein Mensch der ihn so nahm wie er war. Keine Ahnung. So saß er einfach weiter da und starrte die Blume betrübt an während der Wind durch sein schönes, blondes Haar fuhr und dies zerzauste. Es war komisch…in den letzten Tagen…hatte er sich mehr frei und wie er selber gefühlt als in seinem ganzen Leben zuvor. Zog es ihn deswegen immer wieder dort hin? Er fühlte sich viel freier an diesem Ort und nicht nur das, denn dieses Gefühl kam immer…wenn er bei Saku war.

„Was machst du denn da schönes Hana?“

Der Junge schrak erneut zusammen und sah blitzschnell hinter sich. Ihm war es nicht aufgefallen, aber er stützte sich dabei etwas schützend über die Blume vor sich, doch das war völlig unnötig gewesen, denn es war seine Mutter die sich lächelnd auf ihn zu bewegte und winkte. Man sollte ihr echt mal eine Glocke umbinden. Sie kam immer so aus dem Nichts…So konnte er wieder etwas ausatmen und drehte sich halb zu ihr um, so dass nun auch Yoh die Blume sah die Hana sanft in den Korb verfrachtet hatte. Ah, er verstand. So lächelte er noch mehr und kniete sich neben seinen Sohn rechts auf den Acker. Sah die Blume an, während Hana etwas stammelte:

„N-Nichts Besonderes! I-Ich wollte nur…!“

Er musste nicht mehr weiter sprechen, denn seine Mama sah ihn an und sprach lieb:

„Möchtest du sie mitnehmen? Es ist okay, ich weis doch wie sehr du Blumen magst.“

Ja, er liebte sie. Hana stockte und sah wieder zu der Pflanze. Mama erlaubte es ihm aber…Er schluckte und antwortete:

„…Vater wird das nicht wollen…Das ist nicht „männlich“ genug.“

Yoh sah ihn neutral an…So war das also, ja? Dann lächelte er aber wieder.

„Ich werde ihm da schon auf die Füße treten.“

Verwirrt und überrascht zugleich sah Hana zu seiner Mutter. ER fühlte sich gerade wie auf den Fuß getreten und geweckt, so dass er fragte:

„Was willst du?“

„Ich trete ihm da auf die Füße. Wenn du diese Blume haben und pflegen möchtest ist das okay. Da kann dein Vater so viel schimpfen wie er will. Du hast meine Erlaubnis und dieser wird sich auch deim Vater beugen, ganz einfach. Ansonsten bekommt er einige Verbote von mir, ohne die er nicht leben kann.“

Hana legte den Kopf verwirrt schief. Vater bekommt Verbote von Mama aufgelegt? Was sollte er denn darunter bitte verstehen? Manchmal war sie schon komisch, aber nun wusste er auch woher er das hatte. Yoh lächelte nur weiter. Hana hatte ja keine Ahnung das Hao unter einem Sex-Verbot extrem leiden würde. Und das würde ihm Yoh androhen wenn Hana die Blume wegbringen sollte. Der arme Häuptling hatte manchmal keine Ahnung wer in welcher Situation wirklich die Hosen an hatte. Man musste nur wissen wie man wen in der Hand haben konnte. Und Hao liebte Sex so sehr, dass er sich nicht wagen würde zu wiedersprechen. So strich Yoh seinem Sohn sanft über den Kopf und sagte danach:

„Na komm. Wir sind hier fertig und können wieder zurück, dann kannst du dir auch gleich zuhause einen schönen Platz für deine Blume aussuchen.“

Damit stand er auf und lief wieder zurück zu den anderen Frauen, die sich auch schon auf den Heimweg machten. Hana war noch etwas verdutzt, aber dennoch nickte er, nahm den Korb hoch und folgte seiner Mutter. Hey, es konnte ihm doch egal sein ob Mutter und Vater sich zankten. Er hatte seine Blume und fühlte sich auf einmal viel besser…und mehr verstanden. Yoh dagegen musste immer noch lächeln. Sein Sohn hatte es vielleicht nicht bemerkt, oder bemerkte die Verwandlung noch nicht, aber seine Mutter dagegen schon. Der Kleine wurde reifer und das innerhalb von wenigen Tagen. Oder hatte etwas dies ausgelöst und es trat nun zum Vorschein? War es das was Goldva gesehen hatte? Was auch immer es war: Yoh war auch ein Schamane und verbunden mit der Natur und ihren Geistern, also fühlte er es. Aber auch weil er seine Mutter war ging es nicht an ihm vorbei. Er sah die Zeichen die kein anderer sehen konnte. Und somit war das Verhalten seines Sohnes immer eindeutiger. Aber auch das er die Kamelie gefunden hatte war eindeutig ein Zeichen. Es gab keine Zufälle. Zufall und Schicksal lagen sehr dicht beieinander. Die rote Kamelie…sie steht für die Liebe. Er erinnerte sich: Sie blühten auch damals bei Yoh seinem Wigwam, als er noch sehr jung war. Und kurz darauf…hatte er sich in Hao verliebt. Das die Götter diese Blume nun Hana schickten, konnte nur eines bedeuten:…Er war dabei sich zu verlieben. Und Yoh fragte sich einfach nur: In wen? Wer war die glückliche Person in die sich seine Winterblüte verliebte?
 

„Versprich mir bitte eins: Sollte ich sterben, aus welchen Gründen auch immer, dann versprich mir…bitte versprich mir: das du nicht aufhören wirst zu lieben und zu vertrauen. Bitte gib den Menschen weiterhin eine Chance, so wie du es immer getan hast. Deswegen gingst du ja auch immer fort, um zu beschützen, richtig? Du bist ein guter Mensch und guten Menschen passieren gern schlimme Dinge. Als würde Gott sie immer wieder prüfen. Aber das ist okay! Du erkennst gute Menschen und wen du auch immer nach mir triffst und in wen du dich dann auch immer verliebst…gibt dieser Person eine Chance. Denn ich bin sicher: Sie wird dich nicht im Stich lassen. Genauso wenig wie ich. Beschütze und liebe sie…mit allem was du hast.“
 

Wieder mal tanze ich alleine und erneut fällt der Regen. Nur dein Geruch bleibt bei mir um mit mir zu tanzen. Niemand hat mir gezeigt wie ich die Liebe erwidern kann die du mir gabst. Mutter hat mich nie in den Arm genommen und Vater liebte andere mehr als mich. Ich wollte dich niemals enttäuschen. Und alles was ich brauche sind einfache, liebende Worte. Du hast meinen Körper einst berührt und er brennt immer noch leicht. Ich habe es nie vergessen. Doch es wird nie wieder so sein wie vorher. Es ist aus meinen Kopf, aber ich weis nicht was ich jetzt noch finden soll. Immer und Immer wieder spüre ich wie es mich zusammenbrechen lässt. Denn auf den Seiten der Straßen ist mein Schreien nur ein Flüstern. Die Leute gehen einfach nirgendwo hin und sehen mir zu wie ich im Regen durchnässt werde. Keinerlei Empathie, nichts ist mehr wichtig und mein Wiederstand gibt langsam auf. Wie eine Blume im Keller…die nur auf einen einsamen Tod wartet.
 

Es hatte etwas gedauert aber nun war er endlich fertig damit.

Er konnte einfach noch immer nicht glauben was gestern passiert war. Und langsam bekam er wirklich das Gefühl verflucht zu sein. Zumindest seit er auf dieser Insel angekommen war. Denn seit dem Absturz ging einfach alles schief! Oder das Meiste. So saß er im Schatten unter dem linken Flügel seines Zero und hatte endlich diese Waffe fertig. Das war echt mies gelaufen. Nie hätte Saku es für möglich gehalten dass dieser Bengel in drankriegen würde. Vor allem mit so einer offensichtlichen und simplen Kindergartenfalle. Es war schon peinlich, wenn er daran zurück dachte, aber mehr ging er das Ganze noch mal ruhig und gefasst im Kopf durch. Er suchte nach Fehlern und er wusste auch schnell wer den Fehler gemacht hatte: nämlich er. Hana war unbewaffnet und jünger als er, also besaß er auch weniger Erfahrung. Immerhin war Saku schon in mehreren Schlachten gewesen und hatte damit einen Vorteil. Und dennoch war er auf ihn reingefallen, was nur einen Schluss zuließ: Er hatte ihn unterschätzt und war sich zu selbstsicher gewesen. Und darüber musste er sich mehr ärgern als über diese doofe Falle. Wäre das ein echtes Gefecht gewesen, dann hieße es: Ende Banane. Er wäre tot gewesen. Also hatte er noch mal Glück das es nur dieses Gör Hana war das ihm nachstellte. Und das nur wegen einem so blöden Ziel: Der Kleine verfolgte ihn doch echt weil er von außerhalb der Insel kam und deswegen mehr darüber wissen wollte. Saku fand das bescheuert, aber er konnte verstehen warum der Blonde da so hinterher war. Wenn deine ganze Welt nur aus dieser Insel bestand, dann war jeder Fremde von Außerhalb sofort wie ein Alien das aus dem Weltraum kam. Etwas was es nicht geben konnte. So musste sich der Bengel wohl fühlen…Aber das war kein Grund ihm deswegen aufzulauern und ihm so miese und sadistische Fallen zu stellen! Doch wenn er ehrlich zu sich war, dann war etwas in ihm verflogen. Seit gestern Abend war es nicht mehr in seinen Gedanken…nämlich Hana töten zu wollen. Als er erfuhr dass dieser Bengel wirklich nur ein Einheimischer war und nicht für die Amerikaner arbeitete, da war dieser Gedanken von ein auf die andere Sekunde wie weggefegt gewesen. Sein persönlicher Groll gegen die Amis projizierte sich nicht mehr auf diesen Jungen und er konnte damit abschließen. Zu wissen dass es nur ein neugieriger Bengel war tat sehr gut. Auch wenn er definitiv einen an der Waffel hatte! Und dennoch…wenn er an dieses Gesicht von gestern zurück dachte…An diesen Moment wo ihn dieses Gör anlächelte…da wurde ihm komisch. Es war schon seltsam. Wie konnte ein so sadistischer und frecher Bengel so ein liebes und schönes Lächeln haben? Es war sehr offen gewesen und ehrlich, so das Saku etwas nervös wurde deswegen. Es war…dasselbe verdammte Lächeln wie…

Er schüttelte den Kopf und steckte seine neue Waffe rechts in seinen leeren Waffenholster. Da Hana ihm seine Nambu geklaut hatte, dieser Drecksbengel, musste Saku sich mit was anderem abgeben und improvisieren. So hatte er sich aus diesem wahnsinnigen Korb voller Messer, den der Blonde gebaut hatte, einfach eine Klinge rausgenommen und sich daraus ein Handmesser gebastelt. Er musste für die Klinge nur noch einen Griff bauen, was er aus einem Stück Palmenholz dann auch gemacht hatte und schnitt dieses mit einer anderen Klinge zurecht. Das war besser als nichts, denn er wollte nicht völlig unbewaffnet sein. Und wenn er so darüber nachdachte…es war eigentlich unmöglich Amerikaner auf dieser Insel zu finden. Wenn Hana nicht mal wusste was damit gemeint war, dann würden die hier auch keinen Stützpunkt haben. Also war seine Pistole nicht mehr so wichtig, wenn aber auch praktischer. Bringe nie ein Messer in einen Pistolenkampf. Die Waffe war eben immer überlegen. Doch wenn so ein Rotzlöffel wie Hana nur mit einem Speer kämpfen konnte, dann gab es auf der Insel auch sicherlich nicht so gefährliche Tiere dass man dafür eine Pistole bräuchte.

Es war aber noch immer so surreal. Er kam aus einem Land voller Bildung und modernster Technik und nun saß er auf einer Insel fest und fühlte sich wieder in die Steinzeit zurück katapultiert. Es konnte dafür nur einen Grund geben: Gott hasste ihn, falls er überhaupt existierte. Sicherlich hatte dieser auch seine Gründe dafür in auf diese Insel zu schicken, denn Saku hatte vielen Menschen das Leben genommen und das ohne zu zögern und mit der Wimper zu zucken. Er war ein böser Mensch. Und böse Menschen verdienten die Hölle auf Erden. Genau deswegen hat man ihm auch…

„Guten Morgen!!“

Sakutaro fuhr förmlich zusammen und sprang auf der Stelle auf. Schnell drehte er sich zu seinem Zero hinter und zückte sein neues Messer, bereit zu kämpfen, doch alles was er sah war das freche Grinsen, das er nicht ausstehen konnte und wie blondes Haar im salzigen Wind wehte. Was sollte an dem Morgen schon gut sein?! Nun war er eh im Eimer! Genervt schnaufte er aus und steckte seine Waffe wieder weg, als er hoch fauchte:

„Du hast wohl echt nen Todeswunsch, oder?!“

Berechtigte Frage, denn Hana schaffte es immer wieder Leute so zu erschrecken, oder zu überrumpeln, dass es echt ein Wunder war das er bisher noch in keiner Klinge geendet hatte! Doch der Kleine lächelte nur weiter auf den Kerl hinab. Hana lag oben auf dem Rücken des Zero. Er hatte sich hinter diesem angeschlichen und war auf ihn geklettert, so dass er nun mit verschränkten Armen auf dem Bauch lag und zu Saku runter sah. Inzwischen hatte er auch etwas die Angst vor dem toten Riesenvogel verloren, den Saku „Flugzeug“ nannte. Es war tot, also konnte es auch nichts tun. Also konnte man darauf rumklettern. Zudem war der Blonde überrascht wie warm dieser Vogel durch die Sonne wurde und das er keine Federn besaß sondern komplett glatt war. Komisches Tier. Dann antwortete er Saku:

„Du bist ja total nervös Sakutaro. Gibt es dafür einen Gruuund? Mach ich dich nervös mit meiner fantastischen Anwesenheit?“

Saku sah ihn genervt an…Arroganter Rotzbengel.

„Zum „kotzen“ trifft es eher, du miese kleine Ratte.“

Doch Hana ignorierte diese netten Worte gekonnt und kletterte nach hinten vom Flugzeug hinab. Als er von dem glatten Rücken abwärts glitt, hatte er bereits wieder in der rechten Hand einen neuen Speer. Er war nicht so schön verziert wie sein vorheriger, aber das war egal. Wichtig war das er seinen Zweck erfüllte, nämlich töten. So kam er auf dem Sand an und lief in seinen weißen Schläppchen auf die andere Seite des Zero und blieb dann vorne, an der Nase, stehen. Hana trug mal wieder nur eine weiße, lange Hose und war am Oberkörper frei. In seinem Haar steckten die zwei Adlerfedern. Er sah Saku auf Abstand an, wartete darauf was der Ältere tun würde. Wer sagte denn nicht dass er nicht doch noch auf die Idee kam und Hana umbringen wollte? Er könnte das sehr gut verstecken. Aber in jener Sekunde stand der Ältere nur weiter vor ihm und hatte die Arme genervt vor sich verschränkt. Auch sein Blick war nicht anders als super genervt. Sicherlich hatten beide so kein Bock aufeinander. Das konnte man denken wenn man sie dort so stehen sah und wie sie sich böse Blicke zuwarfen. Aber die Realität war da etwas anders: Saku hatte kein Bock auf Hana und der Blonde wollte auch nur seinen Horizont erweitern, sonst nichts. Sie mussten sich ja nicht mögen, oder für immer zusammen bleiben. Also alles gut.

Und dennoch fiel es Hana sofort wieder auf: Sie waren sehr aggressiv aufeinander eingestellt. Das Verhältnis zwischen ihnen war angespannt. Vorhin dachte er noch daran dass es auch mit seine Schuld sein könnte das ihr Verhältnis so kühl war…Ach quatsch! Egal! Einfach weiter machen! Wie gesagt: Sie sollten sich ja nicht ineinander verlieben! So machte er einen Schritt näher und sprach frech:

„So mein Diener: Ich habe mir schon genau einen Plan überlegt wie wir heute weiter machen!“

Saku schnaufte. Er ignorierte das „Diener“ und fragte genervt:

„WO ist meine Waffe?“

Hana sah ihn muffig an. Wie unhöflich jemanden einfach so im Text zu unterbrechen! So legte er arrogant und sauer den Kopf nach rechts auf die Seite und sah mit geschlossenen Augen weg, als er antwortete:

„In Sicherheit. Nämlich da wo du nicht auf die Idee kommen kannst auf mich zu ballern!“

Saku konnte es nur immer wieder denken: Miese, kleine Ratte…Warum war er nur so bestraft worden?! Er musste sich fokussieren und bei der Sache bleiben. Letzten Endes war es egal. Wenn er den Zero fertig bekam würde er eh nie mehr zurück kommen, also Augen zu und durch. So riss er sich zusammen und seufzte aus. Ganz ruhig. Es ist nur ein Bengel der dich absichtlich provozieren will. Lass ihn einfach sein Spiel spielen, mache immer mal etwas mit und im Nu bist du von der Insel und auf den Weg in die Heimat. Danach siehst du ihn NIE wieder. Irgendwie erfreute ihn das und er sah wieder zu Hana, denn er hatte seinen Blick vorher auf den Boden gerichtet gehabt. Dann sprach er:

„Was willst du?“

Hana sah wieder zu ihm. Oh? Hatte er da wen an der Leine? Er grinste frech und drehte sich wieder zu ihm, als er korrigierte:

„Das heißt: Was möchtet ihr EURE KÖNIGLICHE HOHEIT. Also sag es noch mal.“

Das gab es doch einfach nicht! Saku platzte erneut der Kragen und er fauchte unverblümt:

„Du kannst mich mal königlich am Arsch lecken du Rotzgöre!“

Hana schüttelte nur den Kopf. Oh mann da hatte jemand noch reichlich zu lernen. Das bekamen sie aber schon noch hin, nun wollte Hana mal nicht so ein Fass deswegen aufmachen, immerhin mussten sie noch etwas länger durch den Dschungel laufen. So zuckte er dann mit den Schultern, verschränkte die Arme vor sich und sprach:

„Keine feine Kinderstube gehabt, was? Und nenn mich nicht so! Ich bin bereits sechszehn und damit erwachsen! Ich bin keine Göre mehr! Und sicherlich bist du auch nicht älter als ich!“

Saku sah ihn nur an. Wollte er jetzt das Alter vergleichen? Konnte er haben dieser Bengel:

„Aus deinem kindlichen Alter bin ich schon längst raus. Ich bin 22 Jahre alt und muss mich nicht mehr auf dieselbe Stufe begeben wie du.“

Er klang selber dabei plötzlich sehr arrogant und kindlich, als wäre das ein verdammter Wettbewerb. Daran sah man dass auch Saku noch in der Lage war sich wie ein motziges Kleinkind zu verhalten. Zumindest dann wenn er sauer wurde. Doch es war schon lange her das ihn jemand so erlebt hatte. Normalerweise war er nämlich sehr erwachsen und ruhig. Nur innerlich strotzte er vor Mut und Selbstbewusstsein, so dass er sich mit diesem gerne in den Kampf schmiss. Was aber gerade nichts zur Sache tat. Der Blonde dagegen sah ihn erstaunt an. Er war wirklich sechs Jahre älter als er?! Kaum zu glauben, aber wenn er sich es genauer überlegte ergab das schon Sinn. Immerhin war er groß, stark und wirkte reifer als der Kleine. Sicher war er jünger als Mutter und Vater, aber dennoch schon völlig ausgereift. Naja, aber Männer konnten immer kleine Kinder sein, egal wie alt sie waren. Hao war ein prachtvolles Beispiel dafür. Also so hin und wieder. Egal. Hana ignorierte den Altersunterschied und zeigte dann mit der rechten Hand hinter sich, als er sprach:

„Wie auch immer! Wir gehen heute in den Dschungel!“

Saku sah seiner Handbewegung nach und hoch in den dichten Dschungel der sich dort erstreckte. Danach sah er wieder zu dem Blonden.

„Und warum sollte ich das tun?“

Kam es direkt von dem Piloten zurück an den Sohn des Häuptlings, der etwas verdutzt deswegen zu sein schien. Oh mann. Nun verstand auch Hana das es sehr nervig werden könnte. Nicht nur das Sakutaro ein Dickschädel war, sie trauten sich beide gegenseitig keinen Meter und das würde den Tag unnötig in die Länge ziehen, denn so konnten sie sich nicht auf die Arbeit konzentrieren, sondern mussten immer darauf achten das der Eine dem Anderen nicht in den Rücken fiel! Schöne Scheiße. Vielleicht hätten sie das doch alles anders angehen sollen. Zumindest Hana, denn von ihm ging ja diese feindliche Haltung besonders aus. Aber wie sollte er den sonst reagieren? Immerhin hatte er es mit einem komplett fremden Menschen zu tun und dann noch einem Perversling! JA, Hana hatte nicht vergessen wie der ihn geknutscht hatte! Und dafür bekam der auch noch die Quittung, war nur ne Frage der Zeit! Er muffte leise, wegen Saku seiner Antwort und sprach dann lauter:

„Weil ich es dir sage und ich dir helfe deinen Vogel wieder zu reparieren! Schon vergessen Dumpfbacke?! Ich helfe dir und du sagst mir dafür was ich wissen will! Außerdem kenne ich vielleicht einen Ort wo es etwas geben könnte was dir hilft! Also stell dich nicht so an Prinzessin und lass uns gehen!“

Prinzessin, war klar. Fragte sich nur WER die Prinzessin war! Und damit machte er einen Schritt zur Seite, zückte seinen Speer und ließ Saku genug Platz um zwischen Hana und dem Vogel hoch zum Dschungel zu laufen. Er machte einen Weg und deutete immer wieder mit seiner Waffe an, das Saku diesen beschreiten sollte. Der rührte sich aber nicht vom Fleck und sprach gelassen, aber ernst:

„Warum soll ich vor gehen? Du bist der der angeblich weis wo es das Zeug gibt, also geh auch vor.“

Hana schüttelte energisch den Kopf.

„Das hättest du wohl gern! Ich bin nicht so bescheuert und lass dich hinter mir laufen, damit du mir das Messer in den Rücken rammen kannst! DU gehst vor und ich habe dich genau im Auge!“

Kindergarten. Aber es war gar nicht mal so dumm, sondern sehr gewieft. Man durfte den Feind nie unterschätzen, dass hatte sich Hana anscheinend bei ihren letzten Begegnungen gemerkt. Sicherlich ab dem Zeitpunkt wo ihn Saku fast erwürgt hatte. Von da an wurde er vorsichtiger und fing an seinen Kopf zu benutzten. Das sah man bei der Falle und nun auch bei der Aktion. Beeindruckend. Offenbar hatte er eine schnelle Auffassungsgabe und setzte gewisse Dinge auch schnell in die Tat um. Würde er Saku nicht so nerven, wäre der etwas begeistert. Und allein in der Hinsicht schien er den Blonden vielleicht doch sehr unterschätzt zu haben. Er schien doch schlauer zu sein, als er sich gab. Aber er war hitzköpfig und stur. Heh…Warum erinnerte ihn das gerade an sich selbst? Immerhin war er auch mal so gewesen. Damals, in seinen jungen Jahren und bevor er zum Militär ging, war er auch so verloren gewesen wie Hana. Seine Familie hatte ihm abgeraten dem Militär beizutreten, aber Saku war der Meinung dass man nur so Frieden ins Land bringen könnte. Nämlich nur dann wenn der Feind besiegt war. Also schloss er sich an und ließ viele aus seiner Familie zurück. Und es war auch gut so. Er war gut in dem was er tat und er hatte es drauf. Töten war für ihn kein Problem. Er ging gerade zu darin auf! So das er schnell den Namen: „Death Zero“ bekam. Alle achteten ihn und er wurde innerhalb weniger Jahre zum Anführer der Zero-Staffel. Menschen zu töten war der Sinn seines Lebens geworden. Mörder zu töten die andere unterwarfen nur um an Macht zu gelangen. Und um einem Mörder einen Schritt voraus zu sein…musste man selber ein perfider Mörder werden. Das war es was er konnte und er verbrachte damit einige Jahre. Doch als er Chiharu kennengelernt hatte…da änderte sich plötzlich einiges. Und als er mit ihr zusammen kam noch mehr.

Doch weg damit. In seiner Vergangenheit zu schwelgen brachte ihm auch nichts. So musste er im Hier und Jetzt sein. Also schnaufte er genervt und hörte auf den Bengel. Mal ganz ehrlich: Was sollte der ihm schon anhaben? Der Kleine war wie ein Löwenjunges das durch die Gegend tapste und noch Erfahrung sammelte. Keine wirkliche Bedrohung. Und dennoch blieb Saku auf der Hut, denn Hana noch mal zu unterschätzen würde ihm nicht mehr passieren.

Also lief er zu seiner Umhängetasche, hängte sie sich um und kam dann an dem nervösen und ihn nicht aus den Augen lassenden Hana vorbei und lief hoch zum Dschungel. Der Knirps, sollt er wirklich so schlau sein, sollte eigentlich wissen dass er auch so im Nachteil war. Selbst mit der Waffe. Und wenn er auf die dumme Idee kam Saku anzugreifen, dann würde es genauso ausgehen wie letztens: Er entwaffnete den Jungen und dann war er fällig.

Also ging er entschlossen und mit einer Ruhe einfach weiter den Hang hoch und Hana folgte ihm vorsichtig und mit der Waffe nach vorne gestellt. Der Kleine fühlte diese Ruhe und war nur noch mehr verdutzt. Offenbar nahm er ihn wirklich nicht sehr ernst. Aber der konnte was erleben wenn er versuchen würde den Blonden anzugreifen! So liefen sie auch eine ganze Weile weiter. Bis die nächste Katastrophe nur um die Ecke lauerte.

Vielleicht eine gute halbe Stunde Fußmarsch hatten sie nun schon hinter sich und sie waren noch immer nicht ganz dort angekommen wo Hana hinwollte. So war es auch ein steilerer Weg gewesen und auf den großen Berg zu, der in der Mitte der Insel stand. Hana wusste von seinem Vater das dies der heilige Berg war in dem seine Vorfahren gelebt haben. Doch mussten sie diesen wegen einer Katastrophe vor mehr als hundert Jahren verlassen. Einer von der nie jemand gesprochen hatte, falls es einer überhaupt noch wusste. Aber in einer Hinsicht war er sich sicher: Wenn sie was Spezielles suchten, dann wurden sie da vielleicht eher fündig als am Strand auf eine gute Strömung zu hoffen die alles zu ihnen schwemmte was sie brauchten. Und so liefen sie beide weiter in das Landesinnere. Hana hatte Saku derweil genau vor sich im Blick und navigierte ihn durch den Dschungel. Erstaunlicherweise ließ der Ältere das auch einfach mit sich machen und folgte den Anweisungen. Sicherlich hatte er schon etwas kapituliert und wusste nun endlich das Hana am längeren Hebel saß! Der Kleine hatte ihn die ganze Zeit über an fixiert und ihm gingen verschiedene Gedanken durch den Kopf, als er diesen Typen so vor sich sah. Einer war natürlich wieder diese Sache mit dem Kuss. Er wurde das nicht los. Obwohl er ihn nicht bewusst erlebt hatte ärgerte ihn diese Tatsache doch unglaublich. Hana hatte immer gedacht das sein erster Kuss etwas besonderes sein würde und magisch. Genau wie bei Mutter und Vater. Aber dann kam dieser Vogel einfach aus dem Nichts und stahl ihm diesen! Egal aus welchem Grund auch immer! Doch er durfte nicht länger darüber nachdenken, er pushte sich nur wieder unnötig hoch und aggressiv. Doch war da noch was anderes was ihm einfiel. Und das fragte er dann auch:

„Woher kommst du eigentlich von hinter dem Horizont? Und warum trägst du so komische Kleidung?“

Saku schnitt mit seinem neuen Messer eine Liane vor sich weg und sah dann kurz zu Hana hinter, bis er sich wieder abwand und weiter lief. So beantwortete er die Frage im Laufen:

„Es wird dir nichts sagen, aber ich komme aus Japan. Das sagte ich dir auch schon bereits. Und diese „komischen“ Klamotten sind Standard beim Militär. Jeder Flieger der Zero-Staffel trägt sie.“

Hana legte den Kopf schief.

„Was ist ein Militär?“

Saku schnaufte, war ja klar. Er holte aus:

„Hach…um es in deinen Worten zu erklären: Das ist eine Gruppierung von Soldaten mit der Aufgabe ihr Land zu beschützen.“

Hana wusste nicht was Soldaten sind. Waren sie vielleicht sowas wie Krieger? Klang logisch.

„Aha…Also seid ihr sowas wie Krieger die einen Stamm beschützen?“

„Nein. Krieger agieren nach ihrem eigenen Ermessen. Ein Soldat ist jemand der Befehle befolgt und diese dann ausführt.“

Einfach ehrlich und unverblümt platzte es locker aus Hana heraus:

„Also seid ihr Sklaven für Kämpfe? Nur ein Diener oder Sklave befolgt Befehle.“

Saku schnitt die nächste Liane durch und war etwas fassungslos von dem was der Knirps gesagt hatte. Er verharrte deswegen sogar kurz an Ort und Stelle, bis er nach einigen Sekunden einfach weiter lief. Es hallte durch seinen Kopf: Sklaven von einer Person…So gesehen war das nicht mal so verkehrt. Saku flog nicht einfach mit seinem Zero hinaus in die Schlacht und handelte wie er es für richtig hielt. Er folgte den Befehlen seines Befehlshabers und führte diese dann aus wie DER es für richtig hielt. Es war nicht das er sich ein Ziel aussuchte, denn er bekam es gestellt. Und egal was auch kam: die Mission musste erfüllt werden. Soldaten waren nur menschliches Kanonenfutter für den Feind, während der Kommandant oben in seinem Elfenbeinturm saß und alles dirigierte. Schön außerhalb des Schussfeldes des Feindes. Es waren immer die kleinen Leute…die die Kriege ausführen mussten die große Mächte haben wollten. Egal ob es um ein Land ging, oder einfach nur um Geld und Macht. Diese kleinen Leute ließen ihr Leben für ihr Land und wurden als Helden gefeiert. Aber was war schon ein Held? Saku sah es doch immer wieder an sich selbst. Er wurde als Held gefeiert. Als toller Anführer und großer Kämpfer. Doch was hatte ihm all das gebracht? Außer Narben auf der Seele und nen Sprung in der Schüssel. Es gab nichts Tolles am Krieg, er war nicht glorreich, logisch, oder voller Ehre und nicht einmal heldenhaft. Im Krieg folgte man Befehlen und achtete darauf nicht zu sterben wie ein räudiger Köter auf der Straße. Und dennoch war Saku immer und immer wieder in die Schlacht gezogen. Es ging ihm nicht um Ruhm…sondern um Frieden. Blind war er in diese geflogen, mit der Hoffnung dass sich jedes Mal etwas ändern würde. Doch es änderte sich nichts. Die Kriege wurden nur noch brutaler und gnadenloser. Zu spät bemerkte er wie das Spiel lief. So wollte er schon oft aussteigen, aber fand nie den Mut dafür. Verlor nie die Hoffnung doch was ändern zu können. Aber dann änderte sich etwas in seinem Leben und er fasste den Entschluss ohne lange darüber nachzudenken. Er wollte austeigen. Für sich…für sie. Doch er war wieder zurück gekehrt. Und warum? Weil er sonst nichts mehr hatte…

Hana sah verdutzt zu ihm vor und runzelte die Stirn als keine Antwort mehr von Sakutaro kam. Offensichtlich war er in Gedanken. Hatte er ihn auf was hingewiesen, oder ihn nachdenklich gemacht? Was auch immer der Grund war, er lief plötzlich schnell links an dem Piloten vorbei und kam vor ihm zum Stehen, so das Saku aus seinen Gedanken gerissen wurde und verwirrt zu ihm runter sah. Er bremste auch ab und sah ihn nur an, bis Hana frech lächelte und sagte:

„Wir sind da!“

Dabei zeigte er nach links von sich und Saku folgte seinem Arm. Kurz darauf sah er auch schon wo sie waren und war verwundert. Ohne mit dem Kleinen zu reden lief er, von sich aus nach rechts und auf einen großen Spalt im Berg zu. Doch blieb er auf Abstand dazu stehen und sah sich genauer um. Vor dem Riss im Berg, lagen viele Sachen verteilt herum. Sie lagen zwischen den Büschen und Bäumen des Dschungels. Sie sahen aus wie…Töpfereien und Werkzeuge, aber sie waren schon sehr alt. Vieles davon auch beschädigt und Holzbalken lagen auch verteilt herum. Was war das für ein Ort? Für Saku sah es auf den ersten Blick wie ein Lager, oder ein Checkpoint an einer Grenze von Ländern aus. So machte er einen Schritt weiter nach rechts und kam vor einem Haufen von altem Gerümpel in die Hocke. Sah es sich genau an. Darauf zog er etwas sehr altes vor sich hervor und sah es sich genauer in der Hand an. Könnte sich um ein altes Werkzeug handeln. Was würden Archäologen dafür geben das alles zu sehen. Für die wäre dieser Ort die reinste Goldgrube. Danach legte er es wieder ab und Hana kam einige Schritte hinter ihm dazu und sprach stolz:

„Na? Beeindruckend, oder? Hier findest du sicherlich was um deinen Vogel wieder zu beleben. Man sagt: Danke!“

Daran zweifelte Saku noch sehr. So stand er auf und sah sich einfach weiter um. Sein Blick fiel nach links, direkt neben den Riss in dem Berg und haftete dort. Für jeden anderen würde das sicher eine Goldgrube sein, aber für ihn und seinen Zero war das nur eine weitere Sackgasse und ein Schrottplatz. Alles war alt und morsch und er wusste nicht mal wie stabil es war, oder aus was es gebaut wurde. Da ging er kein Risiko ein. Nicht mal bei den Holzplatten, auch wenn die den Zero innerlich gut stützen würden, nahm er das Risiko auf sich. Er wollte nachhause kommen und nicht auf der Hälfte des Weges wieder abstürzen.

So verschränkte er die Arme vor sich und lief an die Stelle die er an fixiert hatte. Hana sah ihm noch dabei zu wo er genau hin lief und folgte ihm vorsichtig. Was machte er da? Wonach hielt er ausschau? Doch neugierig wie er war ließ er sich zu leicht von dem Riss neben sich ablenken und schritt vorsichtig darauf zu. Er drehte dem Fremden den Rücken zu. Doch dieses Mal hatte er komischerweise keine Sorge mehr. Und während Saku wieder in die Hocke ging und sich durch das Restelager durchforstete, sah sich Hana genauer den Riss an. Er war auch noch nie so lange an diesem Ort gewesen. Immer nur vorbei gelaufen. So erinnerte er sich daran das Vater es verboten hatte, nur wusste Hana nie warum. Also lief er vorsichtig in den Riss hinein und fand sich am Eingang einer kleinen Höhle. Wirklich was sehen konnte er nicht, aber er hörte einen Fluss fließen, ja sogar einen Wasserfall scheppern. Wenn er seinen Augen genug Zeit gab würde er auch bald etwas sehen. So kam er einen Schritt rein und fokussierte seine Augen auf die Dunkelheit vor ihm. Schnell verflog der Schleier der Finsternis und er konnte klarer sehen. So erkannte er auch nur wenige Zentimeter vor sich dass der Boden aufhörte! Erschrocken verharrte er an der Stelle und sah hinab. Es ging ganz schön weit runter und offenbar in den Berg hinein. So sah er das unter ihm Wasser lang floss. Vielleicht gute 3 Meter unter seinen Füßen. Das war knapp gewesen. Einen Schritt weiter und er wäre gefallen. So atmete er den Schreck aus und machte danach einen Schritt zurück. Dann drehte er sich zu Saku um. Nichts hatte sich geändert. Der war immer noch vor dem Geröll und schien zu wühlen, so dass der Blonde rüber rief:

„Was ist los?! Findest du nichts, oder bist du einfach nur zu speziell?!“

Saku ignorierte die Worte gekonnt und schob einen alten Krug zur Seite…nur um dann zu erschrecken. Es lag vieles verteilt vor seinen Augen, vieles was er nicht kannte aber das…das konnte nicht sein. Es riss ihn, wie ein Schlag in die Magengegend, zum Boden. Sofort packte er das was er sah und zerrte es aus dem Dreck und unter den anderen Sachen hervor. Hielt es sich, mit beiden Händen, vor die Nase und sah es an. Das gab’s doch nicht…Hana bemerkte, wenn auch unklar wegen der Entfernung, den verwirrten und schockierten Blick und fragte hinter:

„Was ist denn!? Was gefunden?!“

Das konnte alles nicht sein. Das war ein abgekartetes Spiel. Es musste so sein! Wie sonst war die hier?! Nein…das war geplant. Nämlich von…Sein Blick schlich kurz und misstrauisch, so wie auch wütend, zu Hana rüber. Es war ein richtiger Giftblick geworden, den der Blonde aber auf die Entfernung nicht sah. Natürlich…jetzt wurde Saku alles klar. Also doch…Danach sah er wieder auf das in seiner Hand…Sah sich den Gegenstand: Es war die gleiche Tasche die er umhängen hatte. Es war eine Tasche seiner Staffel. Nie im Leben kam die von jemand anderem als einem seiner Jungs. Dazu war die Zero-Staffel noch nicht lange genug ins Leben gerufen worden. Somit konnte das nur bedeuten: Einer seiner Jungs war hier gewesen und Hana…hatte ihn verschwinden lassen. Und nun lockte er ihn hier her und wollte ihn ebenfalls umbringen und seine Sachen klauen. Es war so simpel, warum hatte er das nicht bemerkt? Aber nun wusste er was los war und ebenfalls was er zu tun hatte…

So kam er wieder hoch und lief langsam auf Hana zu, der ihn etwas verdutzt ansah. Er konnte nicht erkennen was Saku aufgehoben hatte, weil er es hinter seinem Rücken hielt, aber es machte den Jungen nervös und er zog seinen Speer schützend vor sich. Dieser Blick und der strenge Gang machten ihn nervös. Er hatte auf einmal ein ganz mieses Gefühl. Ein Schauer der ihm eiskalt den Rücken runter glitt und es wurde intensiver je näher Saku auf ihn zu kam. Da war etwas…doch zu spät realisierte er was es für Gefühle waren…Es war Mordlust. Denn nach wenigen Schritten blieb Saku fast vor ihm stehen und Hana sah knurren und abwehrend zu ihm hoch. Hielt den Speer fest in den Händen. Mutig wie er war fragte er:

„Was ist los?! Bleib wo du bist!“

Sie standen nun beide in der kleinen Höhle und Saku hatte leider die bessere Ausgangsposition, denn Hana stand mit dem Rücken zwar nicht zur Wand…aber zum Abgrund hinter ihm. Verdammt! Er war so ein Trottel! Er hatte sich selber in diese miese Lage gebracht! Wie konnte er nur so unvorsichtig sein?! Der Ältere blieb nur vor ihm stehen und sah ihn ernst an, bis er dann hinter seinen Rücken hervorholte was er gefunden hatte und Hana es nun endlich auch sah. Er runzelte die Stirn. Es sah aus wie eine braune Tasche. Danach blickte er wieder zu Saku in die Augen und fragte genervt:

„Was?! Willst du mir etwas sagen?!“

„An deiner Stelle würde ich nicht so vorlaut werden Kurzer. Du bist nämlich in einer ziemlich schlechten Position zum drohen...“

Er machte einen Schritt nach vorne und Hana wusste nicht wieso, aber er machte instinktiv einen nach hinten und fühlte wie er danach keinen Boden mehr unter den Füßen haben würde. Schnell und erschrocken sah er kurz hinter sich, realisierte die Lage und warf Saku dann wieder einen bösen Blick zu. Dieser Mistkerl. So fauchte Hana erneut zu ihm hoch:

„Was ist dein Problem?!“

Mutig so zu fauchen obwohl hinter einem der Tod wartete. Saku bewunderte das auf eine Art, aber dann war es auch einfach nur noch töricht. Naja okay, er sollte ja nicht unwissend sterben, also sprach er ernst:

„Was mein Problem ist? Diese Tasche ist mein Problem. Du kannst das nicht wissen, aber es ist eine Fliegertasche die nur die Jungs meiner Zero-Staffel bei sich tragen. Kein anderer besitzt sie. Jetzt frage ich mich: Wie kommt eine Tasche meiner Staffel auf diese Insel und ausgerechnet an diesen Ort? Und dann führst du mich auch noch ganz „zufällig“ genau hier her wo sie liegt. Das sind mir etwas zu viele Zufälle und Tatsachen, wenn du mich fragst…“

Das konnte doch wohl nicht sein Ernst sein?! Waren wir vielleicht etwas zu paranoid?! Hana knurrte ihn an:

„Ach was! Willst du mir unterstellen ICH habe was mit dieser Tasche zu tun?! Träum weiter du Spinner! Du hast echte Vertrauensprobleme, oder Sakutaro?!“

„Das sagt der Richtige! Du bist da ja wohl nicht besser du kleine Ratte! An deiner Stelle würde ich anfangen zu singen, oder es könnte wirklich ungemütlich für dich werden!“

Eine Drohung. Doch Hana ließ sich nicht bedrohen. Erst recht nicht von ihm.

„Versuch es doch du Blödmann!“

Fauchte Hana ihn an und holte mit dem Speer nach rechts aus. Er war bereit sich zu wehren. Saku hatte es lange genug mit ihm getrieben und nun war seine Geduld überschritten. Von beiden wohl gemerkt. So holte er aus und schlug horizontal nach vorne. Natürlich fing sein gegenüber mit beiden Händen locker den Speer und drückte gegen Hana an. Kinderspiel. Der Kleine hatte keine Chance. Das wurde auch dem Blonden schnell bewusst, der viel Kraft aufbringen musste um gegen ihn stand zu halten. Saku hatte einfach zu viel Kraft und riss ihm locker die Waffe aus den Händen. Dann warf der Ältere sie rechts von sich in den Abgrund und packte Hana blitzschnell mit der rechten Hand am Hals. War klar. Aber der Kleine reagierte dieses Mal sofort und fasste mit beiden Händen Saku sein Handgelenk und riss sich an dieses runter. Ein Schmerz fuhr durch den Großen und Hana hatte sich in dieses verbissen, zerrte wie ein Tier an seiner Beute. Den Schmerz gekonnt wegsteckend nutzte Saku seine linke Hand und fasste den Blonden am Hinterkopf direkt an dem Haarschopf. Er packte fest zu und zerrte ihn nach hinten. So das Hana nun auch Schmerzen bekam, aber sich wie ein Pitbull in dem Handgelenk verbissen hatte. Er gab nicht auf und ließ einfach nicht los. Auch wenn ihm bereits Tränen vor Schmerz die Wangen runter glitten, er war so sauer und aggressiv dass er nicht los ließ! Saku verlor auch immer mehr die Geduld und zerrte. Dazu fauchte er laut:

„Lass los!!“

Alles war komplett eskaliert. Das was als eine normale Suche und Unterstützung startete und werden sollte, wurde nun zu einem Kampf um Leben und Tod. Hana wusste: wenn er nach gab, dann würde er sterben. Saku umgab die Aura eines Sensenmannes, ganz sicher. Töten…gehörte zu ihm. Und wenn bei ihm die Leine riss, dann war er nur noch grausam und gezielt aufs Töten aus. So fing Hana noch an mit dem rechten Bein nach dem Älteren zu treten und traf ihn sogar an einem der Beine. Doch machte das den Piloten nur noch saurerer und er fasste Hana lockerer an den Haaren. Er hatte eine andere Idee. Zerren brachte nichts, also machte er was anderes: Er ließ los und schlug hart mit der linken Faust auf den Kopf des Jüngeren. Hana krisch auf, ohne den Biss zu lockern und trat als Reaktion darauf zurück. Da er sich so verbissen hatte konnte Saku nicht mal mit der Hand zudrücken um ihm die Luft abzuschnüren. Denn es tat echt weh und es war irgendwie eine Pattsituation. Keiner wollte aufgeben. Einer war so stur wie der Andere. So das Saku erneut zu schlug. Aber auch dieses Mal ließ der Blonde wieder nicht los. Hana weinte noch immer vor Zorn und biss noch fester zu. Er konnte inzwischen schon Blut in seinem Mund schmecken, doch machte er deswegen keinen Halt. Er würde sterben wenn er nach ließ. Dies baumelte wie ein Todesfluch über ihm. Er war so dumm, so dumm gewesen. Er hätte ihm nie vertrauen sollen. Warum hatte er nicht auf seine Eltern gehört?!

Und dann schlug Saku ein letztes Mal fest zu…und der Kleine ließ los. Es tat schrecklich weh und machte ihn etwas benommen. Hana krisch auf und hatte dabei losgelassen, was Saku gleich nutzte und einen Schritt nach vorn machte. Und dann…ja dann ließ er los. Er löste seine Hand um Hana seinen Hals und dieser fiel. Mit Schrecken realisierte der Blonde das er fiel und das unter ihm kein Boden mehr war, so dass er sich gerade noch am Rand des Abgrunds mit beiden Händen festhalten konnte und nun über dem Abgrund hing. Es war ein Reflex gewesen und er sah schockiert nach oben, sah Saku der auch am Rand war und sich dann auf die Knie runter begab. Er stütze sich mit beiden Händen vor Hana ab. Das Blut lief an seiner rechten Hand hinab, aber der Schmerz störte ihn nicht mehr, er war zu geladen dafür um diesen zu realisieren. Und dann sahen sie sich nur an. Das alles war nur wegen dieser blöden Tasche soweit gekommen, die Saku nun wieder vor hielt und mit der linken Hand über Hana zog. Er fauchte erneut:

„Sag mir was es damit auf sich hat!! Von wem ist die gewesen?!“

Hana schüttelte sauer den Kopf und fauchte zurück:

„Ich weis es nicht!! Ich habe nichts damit zu tun!!“

Wütend warf Saku die Tasche hinter sich und sprach zurück:

„Und DAS soll ich dir glauben?!“

„Es ist mir scheiß egal ob du mir glaubst oder nicht!! Ich habe nichts damit zu tun und das ist die Wahrheit!!“

Hana krampfte sich an den glatten Steinen am Rand des Abgrundes fest und sah dann links neben sich runter. Oh Gott er konnte nicht sehen wo der Abgrund aufhörte! Sicher sah er Wasser, aber wer wusste schon wo das hinführte und wo der Wasserfall war den er hörte! Er könnte sonst wo sein und auch noch verdammt hoch! Er würde diesen runter fallen und sich an Steinen aufspießen! So sah er wieder erschrocken hoch und fasste den Rand fester…besonders als er merkte…das er abrutschte. Sein Blick wurde etwas panisch und verängstigt als er realisierte wie tief er doch in der Scheiße saß. Erneut versuchte er, mit der rechten Hand einen Stein fester zu greifen, doch rutschte ab. Vor Schreck krisch er auf und sah zu Saku hoch, der sich nicht regte und ihn einfach nur dabei zusah. Hana bekam einen Schrecken…Er würde ihn fallen lassen. Und er würde eiskalt dabei zusehen. Dann versuchte sich der Kleine mit den Beinen an der Wand zu stützen, aber rutschte wieder ab. Er kämpfte um hoch zu kommen, aber verlor immer mehr den Halt. Er würde fallen! Er würde sterben! Wenn ihm keiner half dann…! Und in all der Panik sah er wieder hoch zu Sakutaro. Das konnte nicht sein. Er…er war nicht so. Hana wusste das er nicht so war! Immerhin hatte er ihm schon mal geholfen! Und an dieser Hoffnung klammerte er sich fest, auch wenn es ihm nicht passte. Doch war er hilflos, was er dann auch zeigte. Er sah Saku an und sprach laut in einem flehenden und verzweifelten Ton:

„Saku ich stürzte ab! Saku ich falle! Bitte ich falle Saku!“

Zum ersten Mal hatte er seinen Namen als Spitznamen ausgesprochen. Und für den Älteren klang es komisch das zu hören. Dieses Jammern…er kannte es. Es machte ihn weicher, aber der Mörder in ihm wehrte sich zu stark. Überrumpelte ihn. Nein…er ließ sich nicht mehr verarschen und sprach dann kalt zu Hana runter:

„Dann wünsche ich dir eine gute Reise Hana…“

Und damit war für ihn die Sache erledigt und der Blonde sah ihn nur erschrocken an. Sakutaro wollte sich abwenden und Hana sah alles wie in Zeitlupe vor seinen Augen ablaufen. Durch seinen Kopf ratterte: Er lässt mich fallen, er hilft mir nicht, er lässt mich sterben. Und es war genau in dieser Sekunde, dass seine neu in ihm aufflammende Wut ihm Kraft gab. So schaffte er es sich hoch zu raffen, ein letztes Mal und Saku sah erschrocken zu ihm runter. Er war noch immer auf allen Vieren…und konnte nicht so schnell reagieren wie sich zwei Armen um seinen Nacken legten und sich an ihm festkrallten. Mit Schrecken realisierte er was passierte, während Hana sich an ihn drückte und mit einem fiesen Lächeln ihm sanft ins Ohr flüsterte:

„Hab dich …“

Er machte sich schwerer und stieß sich mit beiden Beinen von der Wand vor ihm ab. Zerrte mit all seiner Kraft beide in den Abyss. Und dann kippte der Ältere auch schon nach vorne über. Hana hatte ihn mit all seinem Gewicht überraschend umschlungen und zog ihn mit sich in die Tiefe. Und dann fiel Saku auch kopfüber nach unten und wurde noch immer von dem Blonden umschlungen, der sich fest an ihn drückte. Hana war es egal. Mitgehangen mitgefangen. Und wenn er fiel…dann nahm er Saku mit. So fielen sie in die Tiefe und das Licht über ihnen wurde immer dunkler. Bis es verschwunden war und es einen lauten Knall gab weil beide in Wasser getaucht wurden. Dunkelheit umhüllte beide, die Luft war weg und der reißende Strom zog sie mit sich. Doch schnell fing sich der Pilot wieder unter Wasser und schwamm nach oben. Sakutaro war der Erste der wieder an die Luft kam und sich wild umsah. Die Wassermengen rissen ihn mit und er sah wie es durch einen Tunnel immer weiter abwärts ging. Keine Ahnung wo die Reise enden würde. Diese kleine Ratte hatte ihn mitgezogen! Er hatte das wirklich getan! Wie konnte man nur so…?! Doch das Wasser hatte ihn auch etwas abgekühlt und seine mörderischen Gedanken wieder weggesperrt. Er war endlich wieder etwas klarer im Kopf. Sicherlich auch weil es um sein Leben ging. Und während er sich bemühte an der Wasseroberfläche zu bleiben und nicht vom Strom nach unten gezogen zu werden, hörte er jemanden schreien. Er hörte wie jemand seinen Namen schrie und sah hinter sich. Er kannte diese Schreie. Das konnte nicht…

"SAKU! SAKUUU!!"

Und dann sah er wie Hana verzweifelt versuchte an der Oberfläche zu bleiben und immer wieder nach ihm rief. Verzweifelt und verängstigt seinen Namen rief, während er noch damit kämpfte dabei kein Wasser zu schlucken. Saku sah zu ihm…und dann überkam ihn etwas. Er wusste nicht warum, aber sein Körper bewegte sich instinktiv von alleine. So paddelte er los und gegen den reißenden Strom an, der sie immer mehr in das Innere des Berges und in die Tiefe riss, auf einen Wasserfall zu den keiner sehen sondern erst nur hören konnte. Er kämpfte sich zu Hana rüber. Diese Schreie weckten etwas tief in seinem Innern. Etwas in seinem Herzen und spornten ihn an alles zu geben. Das sie sich vorher noch umbringen wollten war wie weggefegt durch Hana seine Schreie nach ihm. Er konnte nicht anders und so kam er schleppend und schwer bei Hana an, zog ihn gerade wieder rechtzeitig an die Wasseroberfläche, weil der Kleine nach unten gezogen wurde und danach an der Oberfläche hustete. Verwirrt sah der Blonde zu ihm und drückte sich instinktiv an seine Brust. Was…was machte er da? Wieso half er ihm? Und warum…hatte er nach Saku gerufen? Das ergab keinen Sinn…Der Ältere umschloss den Jungen mit beiden Armen und sah hinter sich. Er konnte nicht bremsen und sah den großen Felsen, der vor ihnen aus dem Wasser raus ragte und wie sie sich auf diesen zubewegten. Und das in einem ordentlichen Tempo. Saku sah zu dem Jungen in seinen Armen und dieser voller Angst und Trauer zu ihm hoch. Was…geschah hier gerade? Warum machte er das?! Und als der Felsen fast bei ihnen war und der Ältere das realisierte, drehte sich Saku instinktiv mit dem Rücken zu dem Stein, drückte Hana schützend gegen seinen Körper und rief laut:

„CHIHARU!“

Dann donnerte er mit dem Rücken und in vollem Tempo gegen den harten Fels. Als würde ihn ein Blitz treffen schoss ein Schmerz durch seinen Körper und danach…danach versank seine Welt in grenzenloser Dunkelheit.
 

„Saku? Hey Saku! Was ist denn los mit dir?“

Erschrocken wachte der junge Pilot aus seinem Traum auf und sah sich verwirrt um. Langsam kam er zu der Realisation das er an einem Tisch saß. In demselben Laden den er immer besuchte. Es war etwas später am Tag und vor ihm standen sein Kaffee und seine Zeitung, die er noch immer in beiden Händen hielt. Er war offenbar eingeschlafen und schüttelte kurz den Kopf. Dann sah er rechts neben sich aus den Fenstern des Ladens…Es regnete erneut. Offenbar wollte es einfach nicht aufhören. Und als er Schritte neben sich hörte sah er nach links und erblickte das hübsche Mädchen in das er sich schon länger verliebt hatte. Sie lief in ihrem Arbeitskleid auf ihn zu und hielt in ihren Händen, direkt an ihren Bauch gedrückt, ein leeres Tablett. Ihr Blick war liebevoll und sie lächelte. So wie sie es immer tat wenn er zu Besuch war. Aus ihren klaren Augen und zwischen den kurzen, schwarzen Haaren sah sie zu ihm und fragte:

„Schon wieder am Träumen? Du solltest früher ins Bett gehen, wie oft habe ich dir das schon gesagt? Du brauchst deine Kräfte Saku.“

Er sah sie nur weiter an und folgte ihr damit, als er sah wie sie sich vor ihm hinsetzte und auch an dem Tisch saß, da wurde ihm etwas unwohl vor Scheu. Eigentlich hatte sie zu arbeiten, aber an dem Tag war nicht viel los, also konnte sie mal hin und wieder etwas lockerer arbeiten. Kleine Pausen zum Reden gehörten dazu. So legte sie das Tablett vor sich auf den Tisch und lehnte sich ebenfalls etwas nach vorne und stützte sich mit beiden Armen darauf ab um ihren Kopf zu halten, den sie in die Hände gelegt hatte. Sie lächelte noch immer und Saku lief etwas rot an bei dem Lächeln. Es überrumpelte ihn immer wieder wie hübsch sie dabei war. Es war so ehrlich und offen, aber auch etwas frech. Dann räusperte er sich und versteckte sich hinter seiner Zeitung, als er antwortete:

„Ich bin top fit! Mach dir keine Gedanken Chiharu!“

Es war ihm etwas unangenehm. Und da er mit sowas nicht so gut umgehen konnte versteckte er sich hinter der Zeitung. Manchmal war es gut etwas zwischen sich und einer anderen Person zu haben was die Blicke abschirmte. So fiel einem alles etwas leichter und wenn er ehrlich war: konnte er ihr einfach nicht wiederstehen. Er liebte sie und wenn sie ihn so offen und lächelnd ansah da flatterte sofort sein Herz und er wollte ihr am liebsten gleich einen Antrag machen. Doch der Zeitpunkt konnte nicht ungünstiger sein für eine Hochzeit, denn sie befanden sich kurz vor einem weiteren Krieg. Auch wenn Chiharu das egal sein und sie ihn dennoch heiraten würde.

Sie lächelte erneut und drückte dann mit einer Hand seine Zeitung runter, so dass er sie wieder sah und dann sprach sie zuckersüß und frech:

„Es ist immer wieder süß wie du versuchst meinem Blick auszuweichen. Habe ich dich gestern Abend so verzaubert?“

Er lief wieder etwas rot an und legte dann die Zeitung ab. Oh mann sie hatte ja gar keine Ahnung. Sie hatte ihn nicht verzaubert, sie hatte ihn an die Leine genommen. An eine Leine die man „Liebe“ nannte. Er hatte sie schon immer geliebt. Sie kannten sich ja auch schon seit einigen Jahren, aber gestern Abend war es komplett über ihn gekommen. Offiziell waren sie nicht zusammen, aber nach der Nacht konnte man es eigentlich schon so sehen. Sie hatten sich innig geliebt und waren einander verfallen. Allein wenn er daran zurück dachte fühlte er sich wieder komisch. Noch nie war er so angezogen und vernarrt in jemanden gewesen wie in Chiharu. Und da wurde ihm klar: Er liebte sie. Und er würde alles für sie tun. So räusperte er sich erneut und sprach gelassener, wenn auch nervös:

„Ich denke jeder Mann wäre nach so einer Nacht noch etwas durcheinander.“

Sie sah ihn verdutzt an.

„Hm? Wie meinst du das?“

Dann sah er zu ihr auf und erläuterte:

„Wenn man so intensiv geliebt wird, wie du es gestern bei mir gemacht hast, verdreht das jeden den Kopf…Besonders mir.“

Ah, nun verstand sie. Wie süß von ihm. Saku war ein guter Mensch. Auch wenn er das nach außen schlecht zeigen konnte, so hatte er doch so ein reines und gutes Herz dass es beim kleinsten Sturm verdreht werden könnte. Noch dazu war er ehrlich und ließ sich schnell von seinen Gefühlen überrennen. Das war bei ihm normal. Und Chiharu liebte ihn genau deshalb. Schön zu sehen das er sie auch liebte. Das hatte er in jener Nacht auch deutlich bewiesen. Sie lächelte frech und sprach:

„Ja das dachte ich mir. Also sei ehrlich zu mir: Liebst du mich?“

Saku sah sie erstaunt an. Es war bewundernswert wie sie einfach so Dinge raus posaunen konnte was ihr gerade auf dem Herzen lag. Sie war ehrlich und sagte was sie dachte. Und genau das liebte er so an ihr. Also lief er etwas rot an und sah auf den Tisch vor sich. Seine Hände umschlangen einander und er musste sich einen Ruck geben. Es fiel ihm nicht leicht, immerhin war er mehr der stille Kerl mit seinen Gefühlen, doch ihr zu liebe wusste er was er zu sagen hatte:

„Ich denke…das habe ich dir gestern gezeigt, oder?“

Chiharu lächelte ihn an. Er war so süß. Also antwortete sie offen und ehrlich:

„Ich liebe dich auch Sakutaro.“

Erschrocken sah er auf. Sie tat was?! Wie konnte sie das wieder so ehrlich sagen?! Dann griff sie mit ihren beiden Händen nach vorne und fasste die seinen. Sie waren sehr warm, offenbar war er aufgeregt, aber ihr ging es ja nicht anders. So sah sie auf seine Hände und schloss die Augen. Sein Puls war so stark und seine Atmung etwas schneller. Genau wie gestern Abend…Dann öffnete sie wieder die Augen und sprach weiter:

„Ich möchte nicht dass du gehst.“

Er sah sie verdutzt an. Was meinte sie damit? Wo kam das denn her? Aber als er ihren traurigen Blick sah, der auf seine Hände gerichtet war, da wusste er auch schon um was es ging. Es war der Krieg. Sie wusste dass er wieder in den Krieg ziehen würde und wollte nicht dass er geht. Sicherlich hatte sie Angst er würde nicht mehr zurück kommen, was bei einem Soldat als Zero-Flieger auch nichts Ungewöhnliches war. Das er zurück kam DAS war das Ungewöhnliche. Denn als Kamikaze hängt dein Leben immer am seidenen Faden. Er wollte was sagen. Wollte sie wieder zum Lächeln bringen, denn er konnte sie so nicht sehen, es brach ihm einfach das Herz, doch sie kam ihm zuvor. So sah sie ihn wieder an. Ihr Gesicht voller Trauer und Angst. Erneut: Es brach ihm das Herz das zu sehen. Und dann sprach sie:

„Ich will dich nicht verlieren. Ich weis das ist egoistisch und gegen deine Prinzipien, aber ich kann das nicht mehr Saku. Jedes Mal, wenn du in die Schlacht ziehst, dann denke ich du kommst nie mehr zurück! Bitte bring dein Leben nicht mehr in Gefahr! Nicht mehr jetzt wo…wo wir uns doch endlich lieben.“

Ihr rannten Tränen dabei aus den Augen und er konnte sie nur erschrocken ansehen. Nein. Nein das wollte er nicht. Er wollte nicht dass sie wegen ihm weinte. Um nichts mehr auf dieser Welt wollte er das Mädchen, das er über alles liebte, glücklich sehen. Ihr Blick brach ihm das Herz und sie wusste das sicherlich, deswegen sah sie ihn auch so an. Man konnte es als manipulativ sehen, was sie aber nicht war. Doch sie musste das nicht tun, denn seit gestern Abend…wusste er was er zu tun hatte. So öffnete er seine Hände und fasste ihre sanft. Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen und er antwortete ihr:

„Es ist okay Chiharu…Ich gehe nicht mehr fort. Morgen früh gehe ich gleich los und melde mich ab. Ich habe lange darüber nachgedacht aber nun bin ich mir sicher: Ich bleibe hier. Hier bei dir. Ich möchte ein Leben an deiner Seite. Weg vom Krieg und vom Tod. Deswegen bleibe ich.“

Als er das sagte fing sie wieder an zu lächeln und stand einfach auf. Sie riss sich von ihm los, rannte um den Tisch und warf sich förmlich in seine Arme. Beide fielen darauf nach hinten auf die Sitzbank und als Chiharu über ihm lang und sich an ihn drückte, sagte sie glücklich:

„Ich danke dir. Ich liebe dich Saku.“

Sie hatte ihn. Und sie würde ihn nie wieder loslassen. Und als er ebenfalls mit einem: „Ich liebe dich“ antwortete, war sie die glücklichste Frau auf der Welt. Keiner konnte ihr das mehr nehmen…Oder? Und dennoch…da war plötzlich etwas Dunkles in ihr. Eine Angst die so Real war wie ihre Liebe. Sie liebte ihn und wollte dass er für immer glücklich war, ganz egal wann und wo. So selbstlos war sie. Nichts wollte sie mehr als das er liebe erfuhr und sein Glück fand. Und als sie beide hoch kamen, auf der Bank saßen und schmusten, da musste sie es sagen. Sie wollte dass er ihr das versprach:

„Versprich mir bitte eins: Sollte ich sterben, aus welchen Gründen auch immer, dann versprich mir…bitte versprich mir: das du nicht aufhören wirst zu lieben und zu vertrauen. Bitte gib den Menschen weiterhin eine Chance, so wie du es immer getan hast. Deswegen gingst du ja auch immer fort, um zu beschützen, richtig? Du bist ein guter Mensch und guten Menschen passieren gern schlimme Dinge. Als würde Gott sie immer wieder prüfen. Aber das ist okay! Du erkennst gute Menschen und wen du auch immer nach mir triffst und in wen du dich dann auch immer verliebst…gibt dieser Person eine Chance. Denn ich bin sicher: Sie wird dich nicht im Stich lassen. Genauso wenig wie ich. Beschütze und liebe sie…mit allem was du hast.“

Denn das Leben war vergänglich. Das wusste sie. Und das musste sie akzeptieren. Gegen den Tod…konnte man nicht gewinnen. Etwas was der Mann, den sie liebte, besser wusste als jeder andere. Saku sah zu ihr runter und drückte sie fester an sich. Erst wusste er nicht woher das kam und wie er darauf antworten sollte. Doch er wusste was sein Herz ihm sagte und antwortete ehrlich und voller Liebe:

„Das wird nicht passieren. Das lasse ich nicht zu Chiharu. Wir bleiben…für immer zusammen.“

Und dann gab er ihr einen sanften Kuss auf ihre Stirn, während sie noch weiter weinte und sich nicht mehr von ihm lösen wollte. Draußen fiel noch immer der Regen. Doch härter als dieser…fielen ihre Tränen. Und diese lösten in ihm ein Erbeben aus. Eines das zeigte wie sehr er sie liebte. Und das er sie nie gehen lassen würde. Niemals.

The lost Valley

Ich schreie gegen die Wände in mir. Alle machen sich darüber lustig. Aber Tag für Tag sind da Augen die mir überall hin folgen. Bist das du schon wieder? Kann das für immer das Ende sein? Ich sehe durch meine Augen wie das Herz des Kindes weint. Raben fliegen und deren Bedeutung dahinter schwindet. Genau wie es auch vorher war wird es nie mehr so sein, denn die Zeit macht sowas mit einem. Sag es noch mal. Wie du es damals mal gesagt hast. Hört es sich nach dir an? Wo bist du jetzt? Wissen die Anderen dass du hier bist? Ich sehe deinen Atem auf dem Glas, fühle wie du mich hineinzerrst. Niemand verlässt diesen Ort. Ich lasse es nicht zu. Ich bin abhängig davon. Kann ich verstecken wer ich bin? Ich sehe mich selbst an. Kann ich verhindern was passieren wird? Denke ich das wegrennen mir Hilfe verschafft? Ich kann die Vergangenheit nicht ruhen lassen, wenn die Vergangenheit niemals endet. Die Toten, die ich beschworen habe, leben in mir. Was habe ich getan? Bin ich verrückt? Kann ich Gott besiegen? All die Pläne, die ich hatte, beinhalten dich nicht mehr. Noch einmal wird das Feuer im Wind tanzen und in mein Herz regnen. Dein Opfer war nicht gewollt…und dennoch weinst du weiterhin in der Dunkelheit.
 

Wasser plätscherte in der Dunkelheit.

Laut hallten die Topfen durch die Höhle und der Schall war so laut und einsam das er Tote wecken könnte. Und dennoch wirkte er dabei so sanft und beruhigend das es komisch war.

Es war kurz darauf dass er sanft einen Tropfen auf die rechte Wange abbekam und schwach die Augen öffnete. Noch sah er nicht viel vor sich, weil seine Sicht sehr verschwommen war und sein Schädel noch immer dröhnte. Auch war es sehr dunkel und nur vereinzelte Flecken leuchteten über ihm und an der Decke der Höhle entlang. Er lag in einer Höhle, das war ganz sicher, denn es war dunkel und er konnte das Wasser hallen hören. Fühlte dann auch die Kälte die ihn leicht überkam. Was nur daran lag das er durchnässt war. Seine Sicht verbesserte sich jede Sekunde in der er kämpften musste um die Augen offen zu lassen. So wurde er auch immer klarer im Kopf und fand endlich die Kraft sich zu erheben.

Saku setzte sich hin. Sein Rücken schmerzte aber noch fürchterlich und er musste langsam machen. Fühlte sich mit einem Schlag wie ein Krüppel. Vorher hatte er noch auf diesem gelegen und nun saß er auf dem kalten Boden und fasste sich mit der rechten Hand an den Kopf, während die Andere ihn nach hinten weiter abstützte. Verdammt dröhnte ihm der Schädel! So brauchte er einige Sekunden und viel Kopfschütteln damit er wieder klar in der Birne wurde. Und kaum als er das erledigt hatte sah er sich um. Er war wirklich in einer Höhle. Um ihn befanden sich kalte und nasse Steine an den Wänden so wie auch Stalaktiten an der Decke und in den Ecken sah er Stalagmiten, die sich über lange Zeit durch Druck und Flüssigkeit entwickelt hatten. Also war diese Höhle schon verdammt alt. Noch dazu sah er komisches Moos an diesen wachsen, welches leicht grünlich leuchtete und somit für etwas Licht sorgte. Doch ehrlich gesagt wuchs dieses Zeug einfach überall, egal wo er auch hin sah. Zu guter letzt war, nicht weit vor ihm, der reißende Fluss, der in erst an diesen Ort gebracht hatte. Der strömte noch weiter vor sich hin, verschwand dabei in einem dunklen Tunnel, aber war nicht mehr so stark wie noch weiter oben. Dann sah er an sich herab.

Er war noch etwas nass, aber im Großen und Ganzen ging es wieder. Das zeigte dass er schon eine ganze Weile bewusstlos gewesen sein musste. Die stickige und warme Luft in der Höhle half schneller beim Trocknen der Kleidung. Dennoch konnte es auch so noch echt kalt werden ohne richtige Kleidung. Doch etwas anderes fiel ihm sofort ein: Wie kam er noch mal an Land? Wer hatte ihn aus dem Fluss gezogen? Saku hatte keine Erinnerung daran selber an Land geschwommen zu sein, also muss es jemand anderes getan haben. Dann erinnerte er sich: Moment! Er war gefallen! Sofort erinnerte er sich zurück an den Absturz von der Klippe und wie er in den reißenden Fluss gefallen war, der tief in den Berg führte. Genau…und dann wurde er ohnmächtig, weil er mit dem Rücken an einen Felsen gedonnert war um…Das war kein leichter Schlag gewesen und er hatte dies getan weil…Er schrak zusammen. Hana! Genau! Hana hatte beide in diese Situation gebracht indem er sie zusammen von der Klippe zerrte! Danach waren sie im Wasser und Saku hatte ihm geholfen! Er hatte ihn…Kurz danach lief er etwas rot an. Ihm wurde nämlich bewusst was er getan hatte, denn er hatte Hana schützend an sich gedrückt und den Aufprall für den Kleinen abgefangen…Warum zum Teufel hatte er das getan?! So konnte er sich nicht mehr genau daran erinnern, alles ging so schnell und war teils verschwommen, aber es musste dafür einen Grund gegeben haben…Sein Schreien…Hatte es was mit seinem Schreien zu tun gehabt? Er war noch etwas vernebelt, aber was anderes konnte er sich nicht vorstellen. Dieses Schreien seines Namens…es klang fast wie bei Chiharu, damals als sie...

Kurz darauf hörte er Schritte neben sich auf dem steinigen Boden und sah schnell hin. Er schien nicht überrascht und gefasst als er sah dass es Hana war, der etwas muffig drein sehend vorsichtig auf ihn zu kam und etwas in seinen Armen an die Brust gedrückt hatte. Es konnte niemand anderes sein, denn sie waren zusammen flussabwärts geflossen. Keine Ahnung warum aber Saku…war erleichtert ihn zu sehen…Das war ja wohl auch das Mindeste! Dann war seine Aktion nicht ganz so umsonst gewesen! Verdammt er hätte sich sonst was brechen können! Oder ertrinken! Und das nur weil diese Ratte ihn…Er musste seine wütenden Gedanken aber sofort stoppen. Denn es war falsch. Hana hatte ihn nicht absichtlich mit in die Tiefe gerissen. Zumindest nicht so geplant wie der Ältere es sich gerade einbilden wollte. Es war…ein Verzweiflungsakt von dem Blonden gewesen, weil ER ihn hätte fallen lassen. Diese Erkenntnis traf ihn komischerweise wie ein Hammerschlag. Warum…hatte er das getan? So sauer und außer Kontrolle war er normalerweise nicht und bei Hana hatte er schon zwei Mal die Fassung verloren. Sicher war dieses Gör nervig und brachte einen offenbar gerne zur Weißglut, aber normalerweise konnte Saku über sowas stehen. Was war los mit ihm? Er war doch kein Kerl der sich eiskalt an Schwächeren vergriff, egal wie die Situation auch war. Wann war er so paranoid geworden? Und besonders…so aggressiv. Keine Ahnung was der Sturz mit ihm gemacht hatte, aber es schien zu wirken. Er kam endlich wieder runter und sah Hana einfach nur stumm zu, der einen guten Meter Abstand zu ihm hielt und stehen blieb. War er noch unsicher und vorsichtig? Konnte man ihm nicht mal verübeln. So sahen sie sich zuerst einfach nur an und schwiegen. Nach der Sache, die passiert war, konnte man es BEIDEN nicht mal verübeln das sie nicht wussten wie sie reagieren sollten. Immerhin hatten sie sich erneut versucht gegenseitig umzubringen. Oder zumindest hatte es Saku wieder versucht. Das war auch so ein Ding…Jeder normale Mensch würde sofort das Weite suchen und sich von einer Person fernhalten die schon zwei Mal versucht hat dich zu töten. Aber irgendwie war Hana noch immer da…und das verstand Sakutaro nicht. So sah er den Blonden weiter an und erkannte dann auch was er da vor seiner Brust in den Armen hielt. Es war ein gutes Thema um in ein Gespräch zu kommen und diese Stille zwischen ihnen zu brechen. Denn sie machte ihn innerlich unruhig. Und endlich fiel ihm selber auch auf das sie verschwunden war. Er sah an sich herab, wieder zu Hana vor und zeigte dann nach vorne, als er sprach:

„Das ist meine Tasche.“

Hana sah ihn verdutzt an, kurz runter zu der Umhängetasche in seinen Armen und dann wieder zu ihm vor. Er wusste nicht warum, aber er sah muffig und etwas errötet nach rechts und sprach dann:

„Ach sag blos! I-Ich hab nicht geschnüffelt! Aber als ich dich aus dem Fluss gezerrt habe da hat sich das doofe Ding gelöst und trieb einfach weiter! Also…naja bin ich dem Fluss etwas gefolgt und hab es dann aus dem Wasser geholt. Dachte du hast sie nicht umsonst mitgenommen und da wäre etwas wichtiges drin…“

Das war so gesehen nicht mal falsch. Aber auch nicht ganz richtig. Darin war etwas aus seiner Vergangenheit…was ihn noch immer quälte, aber er sich davon einfach nicht lösen konnte. Vielleicht wäre es besser gewesen es wäre verschollen gegangen. Aber mal abgesehen davon: Er hatte was getan? Saku wusste nicht wie er damit umgehen sollte, also sah er ihn erstaunt an. Er war für diese Tasche wieder in den Fluss gesprungen? Wie bekloppt musste man sein?! Er hätte sich doch dabei verletzten können! Oder der Strom hätte ihn weiter mitgerissen! Hana war wirklich verdammt mutig oder echt nur bescheuert. Und vor allem: hatte er es für jemanden gemacht der ihn vorher noch sterben lassen wollte. Das wäre nicht nötig gewesen. Es ergab keinen Sinn. Und während wieder die Stille über sie fegte, Hana weiterhin Saku nicht ansah, da machte er darauf eine schnelle Bewegung. Sofort legte er die Tasche schnell neben dem Älteren ab und lief dann wieder flotten Schrittes weg. Hana war noch nicht bereit ihn anzusehen, warum auch immer. Sonst hatte er nie mit sowas Probleme.

Saku sah derweil zu seiner Tasche, doch brach er schnell wieder ab weil er interessiert war was der Blonde als nächstes tat. Vor allem fühlte er sich noch nicht soweit aufzustehen. Sein ganzer Körper schmerzte noch leicht und ganz besonders sein Handgelenk, auf das er nun wieder sah und es begutachtete. So erkannte er auch gleich diese miese Bisswunde daran und verzerrte etwas die Finger dabei, als er sich mit der anderen Hand um die Wunde strich. Scheiße, das war doch echt fest gewesen. In all seinem Zorn hatte er überhaupt nicht bemerkt wie fest Hana doch zugebissen hatte. Der Kleine musste auch noch etwas Schmerzen im Kiefer haben, allein wegen des Drucks den er damit aufgebaut hatte. Danach drehte er das Handgelenk um und sah dieselben Bissspuren auf der Unterseite seines Gelenks. Die Wunde blutete nicht mehr, aber war wund und schmerzte. Vielleicht hatte er durch das Wasser auch noch genug Dreck in diese bekommen. Das könnte sich schön entzünden. Und das alles nur weil dieses verdammte Gör…! Nein. Er stoppte. So konnte er nicht schon wieder anfangen. Denn es entsprach nicht der Realität. Nicht der Kleine war daran schuld…sondern er selbst. ER ist auf den Jungen, in blinder Wut, losgegangen und hat es überhaupt soweit eskalieren lassen. Hana hatte sich nur gewehrt und um sein Leben gekämpft, egal mit welchen Mitteln. Und das konnte ihm keiner und ganz besonders Saku, nicht verübeln. Jeder hätte mit all seinen Mitteln gekämpft in solch einer Situation. Diese Wunde war sein Verdienst und seine Erinnerung an diesen Zorn der ihn erblinden lassen hatte. Worüber er noch immer leicht geschockt war. Und ganz besonders von der Tatsache…das er ihn hätte eiskalt fallen lassen.

Es riss ihn aus seinen Gedanken, als er erneut Hana seine Schritte hörte, die näher kamen und er deswegen wieder rechts neben sich sah. Der Blonde kam wieder näher und hatte etwas in der rechten Hand. Zuerst konnte Saku nicht erkennen was es war, aber als sich der Blonde dann dicht neben ihm stellte und dann auch noch vorsichtig und mit einem misstrauischen Blick auf die Knie kam, da sah er es genauer: Etwas schimmerte und leuchtete grünlich in der Hand des Jungen. Es war von weicher Konsistenz und schnell verstand Saku was es war. Das war dieses Moos das an den Wänden der Grotte um sie wuchs. Er sah wieder zu Hana, der ihn etwas muffig und unsicher ansah, aber dann sprach:

„Das ist Leuchtmoos. Es wird deiner Wunde helfen.“

Es wird was? Aber kurz darauf griff der Kleine mit der linken Hand das Handgelenk des Älteren und zog es zu sich. Gerade so dass er mit der Rechten das Moos darauf verteilen konnte. Saku wollte erst wegziehen, aber so überrumpelt kam gar nicht da zu, weil Hana einfach zu schnell gewesen war. So ließ er ihn dennoch gewähren. Er verzog nur das Gesicht etwas schmerzhaft, als der Blonde das Moos auf die Wunde rieb und das so damit es auch schön einziehen konnte, also mit Druck. Auf dieselbe Wunde die ihm Hana vorher noch zugefügt hatte. Er fand das komisch und wollte plötzlich doch wieder wegziehen, aber Hana fasste, mit der Linken, über dem Gelenk fester zu und verhinderte das, als er dabei noch muffig sprach:

„Stell dich nicht so an Dumpfbacke! Es wird dir helfen! Oder möchtest du dass es sich noch weiter entzündet und du vielleicht am Ende die Hand verlierst!?“

Hana war so freundlich aggressiv wie immer. Und dennoch…warum auch immer…Saku stoppte. Er konnte es sich selber nicht erklären, aber er hörte einfach auf sich zu wehren und sah Hana dabei zu wie er die Wunde verarztete. Behielt ihn genau im Blick wie er sanft, mit der rechten Hand, immer und immer wieder mit etwas Druck das Moos in seine Wunde drückte. Damit das gesunde und heilende Wasser aus dem Moos drückte und es einwirken lassen konnte. Der Kleine hatte dabei einen ernsten und muffigen Blick drauf, auch so wie immer, aber er war total auf die Wunde fixiert und achtete genau darauf was er tat. Das war…beeindruckend, als wollte er ihm nicht weh tun. Saku hätte ihm mehr zugetraut das er es einfach grob drüber rieb und dann ging. Aber nein, Hana machte das sehr gezielt und auch sanft. Zum ersten Mal sah Saku…wie sanft und vorsichtig der Bengel doch sein konnte. So hielt er ihn immer für einen Grobian, aber das war nicht der Fall. Offenbar konnte auch der Blonde ganz anders sein. Und das war eine Überraschung. Was aber noch überraschender war, ja das war das Sakutaro es zu ließ und es sogar etwas genoss. Denn es war komisch…durch das sanfte Reiben fühlte sich der Schmerz fast wie weggefegt an. Als hätte Hana heilende Hände. Und ehrlich gesagt…wurde das Saku etwas zu intensiv. Sein Herz pochte auf einmal und er wusste nicht warum. Also räusperte er sich etwas beschämt und versuchte sich abzulenken. Warum er ablenkte und von was wusste er nicht, aber er tat es einfach. So sah er weg von Hana, sah vor sich und sprach:

„Warum machst du das?“

Etwas verdutzt hörte Hana auf und sah zu ihm auf. Seine Hand verweilte aber auf der Wunde am Handgelenk und ließ dort eine wohlige Wärme entstehen. Eine bei der sich Saku noch unwohler fühlte und weiter sprach:

„Ich habe versucht dich umzubringen. Ich wollte dich erwürgen und dann auch noch die Klippe runter fallen lassen. Und dennoch…du hattest die Gelegenheit mich zu töten als ich bewusstlos war. Doch du hast es nicht getan. Stattdessen springst du wieder in den Fluss, holst meine Tasche raus und nun verarztest zu mir auch noch meine Wunde…Ich verstehe nicht warum du das machst.“

Was berechtigt war, denn er hatte wirklich Mist gebaut und das nicht zu wenig. Doch musste es immer einen Grund geben? Einen Grund für Hilfe und Güte? Hana sah ihn streng an. Wenn er ehrlich war…wusste er das selber nicht so genau. Saku hatte mit allem recht: Hana hätte ihn töten oder sich selbst überlassen können, doch er tat es nicht. Und auch wenn er nicht weis warum er das auf der emotionalen Ebene tat, so wusste er doch den Fakt warum er half. Und der war simpel:

„Weil du mir geholfen hast.“

Kam es ernst aus ihm. Saku sah wieder zu ihm und schien erstaunt. Kurz darauf ließ Hana das Handgelenk los und ließ es fallen. Sofort zog es sein gegenüber an sich und hielt es noch etwas aufrecht bis alles an Moos einwirken konnte, welches noch etwas an der Wunde klebte. Erneut muffig und sich schützend kniete Hana neben ihm und sah ihn einfach nur an. Er verschränkte die Arme zusätzlich vor sich und sprach etwas genervt:

„Und weil ich nicht so bin wie du!“

Und das erstaunte Saku noch mehr. Er war nicht wie er? Was wollte er damit sagen? Hana fackelte nicht lange und sprach weiter, genervt aber einigermaßen ruhig:

„Versteh mich nicht falsch: Du bist ein Arschloch und du hättest es auch verdient hier liegen gelassen zu werden und an deinen Wunden zu verrecken! Vor allem nach der Aktion die du oben an der Klippe gebracht hast!“

Sein gegenüber wirkte nun etwas genervt. Ja ja bohr noch weiter darin rum Kurzer. Das war mal wieder sehr nett geantwortet gewesen und mit so vielen netten Worten in nur einem Satz. Das Hana immer noch extra den Finger in die Wunde legen musste! Er konnte doch nur daran Spaß haben!

„…Aber du hast mir geholfen.“

Der ganze genervte Blick verschwand von dem Gesicht des Älteren, als er das hörte und sah dann genau vor sich wie der Kleine den Blick abwand. Hana hatte beide Hände auf seinem Schoß und krallte sie nebenbei in seine Hose. Sein Blick hatte sich abgewandt und er schien etwas beschämt zu sein, als er mit leicht errötetem Gesicht antwortete:

„Du hast mich versucht zu töten…Aber im reißenden Strom bist du mir plötzlich dennoch zu Hilfe geeilt. Ich wäre vielleicht durch den Zog ertrunken und durch das Tempo erst recht nach unten gezogen worden. Doch du hast mich nicht nur über Wasser gehalten, du hast mich auch noch vor einem Zusammenstoß mit einem Felsen bewahrt. Mich…mich mit deinem Körper geschützt. Und naja…“

Ihm schien das nicht leicht zu fallen sowas zu sagen, zumindest klang seine Stimme dabei unsicher und schwacher, anders als das sonst so aufdringliche und laute Gemecker. So das Saku ganz verwirrt war und ihm einfach nur zu sah. Er wirkte…so anders. Ehrlich gesagt mochte er diesen Ton und diese scheue Art an ihm. Es war ne nette Abwechslung zum Schreien. Und dann sah der Blonde wieder zu ihm. Seine Augen strahlten voller Zuversicht und er sprach selbstsicher:

„Ich lasse niemanden zurück der mir geholfen hat! Schreib dir das hinter die Ohren du Blödmann!“

Seine Augen strahlen danach noch immer sehr selbstsicher und dennoch so beschämt als er das gesagt hatte. So das es seinem gegenüber nicht entgehen konnte und der ihn einfach nur ansah. Nicht nur Hana, sondern auch Saku war wie vor den Kopf gestoßen. Keiner wusste was wirklich los war. Als sie beide im Wasser landeten, war es als würde etwas nach beider Herzen greifen. Vielleicht war es die gemeinsame Lebensgefahr, in der sie sich befanden, aber etwas hatte sie umschlossen und zueinander gezogen. Hana kannte dieses Gefühl nicht. Er hatte es noch nie zuvor erlebt und war mehr als nur verwirrt. Saku dagegen kam das Gefühl bekannt vor. Er war älter, verstand es und hatte mehr Erfahrung. Er wusste es…Deswegen hatte er so reagiert. Deswegen hatte er ihren Namen gesagt…Es fühlte sich an wie bei Chiharu. Es war dasselbe Gefühl gewesen und als er Hana in den Armen hatte, war es wieder wie bei Chiharu gewesen. Aber warum? Ihm wurde das unangenehm und er musste doch tatsächlich seinen Blick von Hana abwenden. War er sogar leicht rot? Das war ihm noch nie bei jemand passiert. Bis auf Chiharu. Und um diese peinlichen Gedanken abzuwimmeln kam er langsam auf die Beine hoch und stellte sich hin. Er hatte seine Tasche noch nebenbei mit aufgehoben und nahm sie unter den linken Arm, da die rechte Hand noch etwas schmerzte war es besser so. Hana sah ihm nur muffig nach und kam dann auch wieder auf die Beine. So nahe und ohne sich töten zu wollen…standen sie noch nie nebeneinander. So sah er den Schwarzhaarigen auch noch weiter an und weil er sich bereit machte auf eine Antwort kontern zu müssen. Doch das war nicht der Fall gewesen. Denn Saku sah ihn nicht an, sondern vor sich und sprach dann gelassen, wenn auch etwas nervös:

„Selber schuld wenn du dein Leben so einfach riskierst.“

Er konnte nicht anders antworten. Das tat ihm sogar etwas leid. Und dann lief er vor und bewegte sich auf den Tunnel vor ihnen zu. Er wollte nicht weiter darüber reden. Es wurde ihm so komisch in der Brust und das wollte er los werden. Er durfte nicht zu tief hinein…in dieses Labyrinth seiner Gefühle. Denn sonst kam er nie mehr raus.

Hana blieb noch etwas stehen und sah ihm nach. Bis es ihm dämmerte und sich sein Gesicht etwas verzog dabei. In Richtung Fassungslosigkeit. WAS?! Das war alles?! Er musste selber erst mal die Gedanken sortieren was da gerade ab ging! Er hatte eben gegenüber Saku irgendwie sein Herz geöffnet und alles was der machte war: weiter gehen?! Nicht mal darauf eingehen?! Kein Danke oder so hatte er übrig?! Das machte den Blonden im Nu wieder fuchsig und er folgte ihm in den Tunnel, fauchte dabei nach und laut:

„WAS?! Ist das dein Ernst?! Wie wäre es mal mit einem „DANKE“ Sakutaro?! Immerhin habe ich dich aus dem verfluchten Fluss gezerrt, deine Frauentasche raus gefischt und dann noch die verdammte Hand versorgt!“

Hey das war ne Umhängetasche und kein Handtäschchen! Dachte sich Saku. Er wusste nicht wieso, aber Sakutaro musste doch tatsächlich etwas schmunzeln, als er das hörte und lief einfach weiter durch den dunkleren Gang und orientierte sich nur an dem hellen Moos der Wände, als er frech nach vorne sprach:

„Ich nehme das mal als Bezahlung dafür dass ich dich vorher gerettet habe. Dann sind wir wieder Quitt und können uns von neuem versuchen auf die komischsten Arten und Weisen zu töten.“

Hana war dicht hinter ihm und sah ihm sauer in den Rücken. Das war doch nicht sein Ernst! Dieser verdammte Sturkopf! Oh er könnte platzen vor Wut! Doch er riss sich dieses Mal zusammen. Zum ersten Mal riss er sich zusammen und verstaute seine Wut in sein Innerstes. Explodierte nicht so wie es üblich war. Nicht das es wieder alles eskalierte, Saku hatte da wohl eine echt kurze Schnur. So sah er motzig auf den Boden und verschränkte die Arme vor sich an die nackte Brust. Fein! Dann eben nicht! Er wollte nicht antworten und lief ihm einfach leise hinterher. Irgendwann bekam er dafür noch sein Fett ab. Das garantierte Hana ihm.

Dennoch hatte Saku offenbar etwas mehr Vertrauen bekommen, denn Hana hinter seinem Rücken zu wissen war ungewöhnlich für ihn, besonders da er es überhaupt zu ließ. Lag sicherlich daran dass der Kleine wieder mal keinen Speer hatte und unbewaffnet war. Er schaffte es echt immer seine Waffen zu verlieren. In der Hinsicht war er von Pech verfolgt. Und irgendwie…hatte Saku dieses mal auch mehr Vertrauen in ihn. Keine Ahnung, aber was eben passiert war, das gab ihm etwas mehr Entspannung gegenüber dem Kleinen. Was gerade zwischen ihnen war, dass war nicht das Gefühl nach zwei Idioten die sich umbringen wollten. Es fühlte sich mehr wie ein Band zwischen einem ruhigen großen Bruder und einem nervigen kleinen Bruder an. Und es brachte endlich mal etwas Entspannung zwischen sie. Auch wenn keiner wusste wohin der Tunnel sie brachte und enden würde. Sie waren schon so tief genug im Dreck, nun mussten sie hoffen nicht noch tiefer zu sinken. Saku sah sich etwas vor sich um.

Der Tunnel wurde von demselben Moos erhellt wie das was Hana auf sein Handgelenkt gerieben hatte. Doch am Ende sah er kein Licht. Offenbar waren sie noch sehr tief im Berg. So konnten nirgendwo anders sein als im Innern des Berges. Das war offensichtlich. Das Gestein wirkte auch sehr alt und war teils sogar schon hart wie Kristall. Also er dachte es sich, denn wenn er die Wände neben sich berührte wirkte es verdammt hart. Härter als Stein. Dieser Berg war sehr alt und schon ewig war keiner mehr an diesem Ort gewesen, falls überhaupt.

Saku rieb, im Laufen, links von sich über etwas Moos hatte es dann an der Linken Handfläche leicht kleben. Zumindest das Leuchten. So sah er es an und danach ging sein Blick runter zu seinem verletzten Handgelenk, wo es nicht mehr so schön leuchtete und bereits verblasste. Lumineszenz. Die Fähigkeit etwas zum Leuchten zu bringen. Er kannte das, aber nicht bei Moos. Eher mehr bei Glühwürmchen. Glühwürmchen mussten sich nicht aufwärmen oder von der Sonne anstrahlen lassen, um zu leuchten. Sie konnten so genanntes "kaltes" Licht erzeugen, das nicht durch Wärme entstand. Denn diese Tiere besaßen einen Leuchtstoff, das Luziferin, der wiederum mit einem anderen Stoff namens Luziferase und Sauerstoff zum Leuchten gebracht wurde. Den Vorgang, dass Tiere leuchten konnten, nannte die Wissenschaft "Bioluminiszenz". Warum konnte das dieses Moos? Sowas hatte er noch nie gesehen. Aber es war nicht nur das was ihn interessierte. Auch wenn er sich das hier nicht erklären konnte, er musste noch nach was anderem fragen. So sah er wieder vor sich und sprach:

„Woher weist du eigentlich dass dieses Moos mir helfen wird?“

Eine ehrliche Frage aus Interesse. Hana lief hinter ihm und fühlte sich angesprochen, auch wenn Saku nicht zu ihm sah. Danach rieb er sich über beide seiner Oberarme, als er muffig antwortete:

„Woher wohl?! Ich habe es gelernt! Meine…meine Mama hat es mir beigebracht.“

Seine Mutter? Saku sah weiter nach vorn, als Hana fortsetzte:

„Meine Mutter ist die beste Heilerin und Schamanin in meinem Dorf! Sie heilt nur mit den Pflanzen unserer Insel und auch mit teilen von Tieren! Von ihr habe ich das sehr früh gelernt. Dieses Moos ist entzündungshemmend und es beseitigt auch Krankheiten in Wunden. Zumindest bei Wunden durch Bisse oder Schnitte.“

Sie war Heilerin in einem Dorf? Also doch: es gab mehr von ihnen. Da hatte er anscheinend Glück gehabt das es nur Hana gewesen war der ihn gefunden hatte. Vielleicht wären andere nicht so drauf gewesen wie er und hätten gleich versucht ihn zu töten. Naja aber ob Hana wirklich der Glücktreffer war, der er sein wollte, war auch nur abzuwarten. Mieser, kleiner Teufelsbraten. Aber…auch dieser schien Gutes in sich zu haben. Denn sonst hätte er Saku nicht öfters geholfen und würde nicht so von seiner Mutter sprechen. Der Ältere konnte hören wie stolz der Kleine klang, also wenn er von seiner Mutter sprach. Das war sehr schön. Und es war interessant das Hana offenbar Interesse an der Arbeit seiner Mutter zeigte, denn eigentlich wirkte er mehr wie ein wilder Draufgänger der lieber jagte und Unfug trieb. Er überraschte Saku damit etwas. So das er kurz über seine rechte Schulter nach hinten sah. Und dieser eine Blick…hatte völlig gereicht dass ihm etwas nicht entging.

Er sah nämlich wie Hana sich mit beiden Händen an die Oberarme gefasst hatte und leicht über diese rieb, während sein Blick auf den Boden gerichtet war. Auch schniefte er ganz leise und kaum hörbar. Nein er weinte nicht, aber Saku sah dass etwas Wasser sein langes, blondes Haar hinab lief und danach leicht tropfte. Dann verstand er auch schon: Ihm war offenbar kalt. Kein Wunder denn im Gegensatz zu Saku war Hana noch mal, wegen der Tasche des Piloten, im Fluss gewesen. Er war von oben bis unten noch nass und musste in dieser Höhle schrecklich frieren. Kein Wunder wenn er halb nackt durch die Gegend sprang. Auch wenn er nicht klapperte und versuchte es zu verbergen. Mann dieser Junge machte nur Ärger. So das Saku darauf schnaufte und stehen blieb. Was sollte er sonst machen? Keine Ahnung warum, aber er tat es einfach. Hana blieb auch sofort stehen, als er sah wie vor ihm abgebremst wurde und sah verdutzt zu ihm hoch, als er genervt muffte:

„Sag nächstes Mal bescheid bevor du einfach anhältst! Ich wäre fast in dich gerannt!“

Eigentlich müsste der Ältere, nach dem Gemecker, einfach weiter gehen. Doch er legte die Tasche neben sich auf den Boden und fing dennoch an seine Fliegerjacke auszuziehen. So das ihn der Blonde, der nur einige Zentimeter hinter ihm stand, verwirrt aufsah und nicht wusste was los war…Bis Saku sich zu ihm drehte, mit der Jacke etwas ausholte und ihm diese sanft um die Schultern legte. Erstarrt und verwirrt sah Hana ihm nur in die Augen und fühlte wie es gleich wärmer um ihn wurde. Noch immer stand er nur da und hatte beide Hände an seinen Oberarmen, während die Jacke auf seinen Schultern ruhte. Er konnte nicht…aufhören Saku anzusehen. Was machte er da? Hatte er bemerkt dass er fror? Danach ging der Ältere wieder etwas zurück und hob seine Umhängetasche auf, legte sie sich um und sah den schockierten Hana an. Er antwortete:

„Zieh besser meine Jacke an. Es ist kühl und du holst dir sonst noch den Tod.“

Heh, witzig, also wenn man bedachte das vor einem einer stand dessen Spitzname: Death Zero war. Der Tod war schon irgendwie da…Was Hana aber nicht wusste. Er kannte diesen Spitznamen ja nicht. Aber dennoch: Was? Sorge er sich etwa um ihn? Was war denn nun los? Hana sah ihn nur weiter stumm an und konnte nicht verhindern das sein Herz kurz einen Sprung machte und genug Blut durch ihn jagte dass seine Wangen dabei leicht rot wurden. Ihm war ganz komisch und je länger er ihn ansah umso komischer wurde es. Also riss er sich zusammen, schlug sich innerlich mindesten 5 Mal in die Fresse und sah dann muffig weg. Gab darauf von sich:

„Ich brauche das nicht! Behandel mich nicht als wäre ich aus Zucker!“

Er konnte es einfach nicht sein lassen, was? Kleiner Dickkopf. Saku schnaubte und sah ihn frech an, als er sprach:

„Okay, dann gib sie mir zurück.“

Er wusste genau was er tat und Hana sprang drauf ein. Der Blonde schüttelte den Kopf und lief stur und eingebildet rechts an ihm vorbei, dabei zog er sich endlich die Jacke richtig an, die viel zu groß war und sprach arrogant:

„Vergiss es! Du hast sie mir geopfert und sowas kann man nicht zurückverlangen!“

Und so lief er davon. Saku runzelte die Stirn etwas erschöpft. Das war kein Geschenk verdammt. Aber fürs Erste ließ er diese dem Kleinen. Schon etwas goldig wie sie Hana zu groß war. Aber egal. Was er noch weniger gebrauchen konnte, als ein Bengel mit extremer Arroganz und Sturheit, war einer der noch zusätzlich rumjammerte weil ihm kalt war, oder dann noch krank wurde. Gott bewahre. Also war es so schon okay und er folgte Hana einfach. Dieser wusste aber nicht was mit ihm los war. Er konzentrierte sich auf den Weg vor seinen Füßen und war in Gedanken versunken, während sie immer weiter ins Dunkel liefen. Erst mal war es wichtiger einen Weg nach draußen zu finden. Sie waren sehr tief im Berg gelandet und Hana war noch nie an diesem Ort gewesen. Vater hatte es immer verboten sich diesem Berg auch nur zu nähern. Nun wurde es ihm etwas klarer. Konnten…sie überhaupt hier wieder weg? Oder hatte Hana sie nun beide dazu verdammt jämmerlich an diesem Ort zu verhungern? Dieser Gedanke…machte ihm Angst. Nicht das Sterben an sich sondern…das seine Eltern nie erfahren würden was ihm passiert war. Sicherlich suchten sie ihn schon! Allein wenn er daran dachte wie verzweifelt seine Mutter sein würde. Wie sie weinen würde nach ihm. Es zerriss ihm das Herz nur daran zu denken und er fasste sich mit der rechten Hand an die Brust. Es tat weh…Er hatte Angst davor. Doch wenn er etwas konnte, dann war er nicht aufzugeben. Er war ein sturer Esel. Er würde keine Ruhe geben bis er wieder zuhause war! Und wenn er zuhause war dann bekam er wieder einen richtigen Anschiss von seinem Vater. Sie würden sich anbrüllen und dann war alles wieder gut. So wie immer. Was wohl dieses Mal seine Strafe sein würde? Schon jetzt vermisste er es sich mit Papa zu streiten…

Und dann fiel ihm noch was ein: Es ging um die Jacke. Es fiel Hana wieder ein, als er sich an die Brust griff und zwischen der offenen Jacke hindurch. So schaute er sie genau an. Sie war ihm etwas zu groß und dadurch verschwanden seine Hände in den Ärmeln. Sah komisch aus, aber was solls sie hielt warm. Wichtiger war: Warum nur war Sakutaro plötzlich so zu ihm? Hatte der Fluss ihm endlich mal ordentlich den Schädel gewaschen? War es ihre Situation? Er machte das doch nicht aus Nächstenliebe, immerhin wollte er Hana schon zweimal umbringen. Das wäre sehr komisch wenn er sich so schnell um entschieden hätte. Was auch immer es war, es war mal eine nette Abwechslung und Geste. So fühlte er zwar dass sie noch immer leicht feucht war, aber sie wärmte ihn dennoch und schon besser als alles andere. Und das lag nicht nur daran dass der Stoff dicker war, sondern auch daran…das sie erst vorher gewärmt wurde. Sakutaro hatte sie ja getragen und aufgewärmt. So konnte Hana noch immer Saku seine Wärme fühlen und nicht nur das, er konnte ihn auch riechen. Sein Geruch war überall an der Kleidung. Und es war…ein komisch angenehmer und beruhigender Duft. Hana atmete ihn sanft ein. Warum…war ihm dieser vorher nie aufgefallen? Immerhin hatte er ihm schon mal gegenüber gestanden. Zum Beispiel als er in Hana seiner Falle hing. Was war nun anders das er es dieses Mal wahrnahm? Er schloss kurz die Augen und atmete ein. Was war nur los mit ihm? Dann schüttelte er aber den Kopf und sah wieder nach vorne, gerade in dem Moment…als er Licht sah.

Sofort blieb Hana stehen und Saku kam rechts neben ihm. Sie sahen beide verwundert zu dem Licht vor, dass das Ende des Tunnels andeutete. Konnte das wirklich sein? Das war ja schon zu leicht. Aber es war besser als nichts! Er nutze diese Chance! Sofort rannte der Kleinere von beiden los und Saku sah ihm erschrocken nach. Er hatte nicht mit diesem Losstürmen gerechnet und sprach laut:

„Hey Hana!“

Danach rannte er auch schon hinterher. Es war dumm. Keiner wusste was am Ende sein könnte und der Knirps rannte einfach ins Blaue! Doch Saku konnte ihn nicht alleine lassen, noch nicht, also folgte er ihm wiederwillig. Und als der Blonde am Ende angekommen war, abbremste und mit seiner rechten Hand etwas den Lichteinfluss dämmte, kniff er die Augen leicht zusammen und stand nur da. Zuerst musste er sich wieder an das Helle gewöhnen, dass ging aber schnell und dann sah er erstaunt nach vorne. Das…das gab es doch einfach nicht! Saku kam derweil auch etwas blind neben ihm an und blieb rechts stehen. Er kniff allerdings nur die Augen zusammen und runzelte die Stirn. Doch als er ebenfalls wieder sehen konnte…sah er genau das was auch Hana erstaunt erblickte. Sie sahen beide ein Tal. So standen sie etwas höher auf einem Hang und sahen sich um.

Es schien nicht sonderlich gewaltig zu sein, aber es war groß genug dass es einen kleinen Dschungel gab. Sogar einen Wasserfall konnte man am anderen Ende sehen und rechts von ihnen floss der Fluss direkt drauf zu. Der Wasserfall war aber an der Wand am Ende des Tals. So war es also ein zweiter Wasserfall der, genau wie der vorher bei ihnen, runter in dieses Tal führte. Dieses Tal, dass im Innern des Berges zu sein schien und durch dessen offene Decke genug Licht floss um alles zu erhellen und Sonne zu spenden. Noch nie zuvor hatte Sakutaro sowas gesehen und Hana erst recht nicht. Keiner hatte ihm von so einem Ort erzählt! Er stand nur völlig baff da und sprach:

„Ob…ob Vater davon wusste? Ich wusste nicht mal das es sowas bei uns gibt.“

„Wichtiger ist: wie kommen wir hier wieder weg?“

Sprach Saku dazwischen und verschränkte die Arme vor sich, während Hana nur rechts zu ihm rauf sah. Der Ältere behielt erst mal einen kühlen und klaren Kopf. So machte er sich ein Bild von der gesamten Situation und sah sich genau um. Das Tal war nicht sonderlich groß. Sicher konnten sie es in weniger als einem halben Tag schaffen auf die andere Seite zu kommen. So sah er um das Tal herum die steilen Wände des Berges. Diese zu erklimmen könnte schwer werden, mal abgesehen davon schien es nirgends hinzuführen. Es sei denn sie wollten bis zur Spitze klettern, was nur Schwachsinn wäre. Es war zu gefährlich und sie hatten keinen Proviant. Saku hatte nur eine seiner Dosen dabei und das war es auch schon. Das war also keine Option. Dann wand sich sein Blick nach links. In der Mitte des Tals befand sich eine große und teils offene Fläche. Links davon ging es aber in einen dichten Dschungel, der sich dann, an der Wand entlang, nach rechts ausdehnte und bis hinter zu dem Wasserfall verlief…neben dem er etwas Interessantes sah. Erst traute er seinen Augen nicht, aber dann zeigte er dort hin und sprach:

„Siehst du das da?“

Frage er Hana und der sah verdutzt nach vorne. Folgte seiner Wegweisung. So das er die Augen zusammenkniff und auch sah was Saku meinte. War das…?

„Sieht aus wie ein Tempel, oder? Kommt dir das bekannt vor?“

Gab der Ältere wieder von sich und nahm seinen rechten Arm dann runter, mit dessen Hand er dann seine Hüfte packte und lässig da stand. Saku war inzwischen auch wieder gut warm. Er trug nicht mehr seine Jacke und nur sein weißes Muskelshirt, aber die Wärme in diesem Tal war verdammt stickig. Noch tropischer als an der Oberfläche. Auch wenn Hana ebenfalls den Tempel sah lenkte ihn Saku plötzlich unheimlich ab. Und das nur weil er mit freien Armen rumlief. Da sie aus dem Dunkel waren sah er nun deutlich, auch weil er näher dran war als sonst, wie stark der Kerl doch war. Also zumindest hatte er gut Muskeln an den Armen und allgemein am Oberkörper. Hana schielte nur kurz zu ihm rüber, erblickte den Anblick und sah dann wieder etwas rot weg. Pft! Was ein Angeber! So verschränkte er nun seine Arme vor sich und antwortete:

„Woher sollte ich sowas kennen?! Ich habe diesen Ort noch nie gesehen! Der Baustil ist auch nicht dem unseren gleich. Wir benutzen keine Steine und bauen keine Tempel. Das muss also älter sein als wir.“

Saku sah zu ihm. Das war interessant zu hören. Danach sah er an seine Hüfte und an seinen Waffengürtel. Gut. Das Messer hatte er nicht im Fluss verloren. Im Notfall hatte er wenigstens etwas um sich zu wehren. Was Hana aber anging…da sah alles etwas anders aus. Er war völlig entwaffnet. Es sei den er konnte mit seinen Zähnen anderen die Halsschlagader durchbeißen. Saku sah kurz auf seine rechte Hand. Naja, bei der Biss-Kraft vorhin wäre das nicht mal so unwahrscheinlich. Der Kleine biss zu wie ein Pitbull! Er scherzte innerlich. Komisch. Dann sah er aber rechts neben sich hin und erkannte dass dort ein Weg war um runter zu dem Dschungel zu kommen, der sich komplett am Rand entlang zog. Dichter und weniger dicht je nach Ecke. Ohne mit Hana zu reden schritt er los und machte sich auf den Weg nach unten. Als der Blonde das bemerkte sah er ihm verdutzt hinterher und fauchte gleich:

„Hey! Wo gehst du hin?!“

Saku stand still und sprach ruhig zurück:

„Ich suche einen Weg aus diesem Tal. Wenn du nicht hierbleiben willst solltest du dich an mich dranhängen. Du bist völlig unbewaffnet und es wäre bescheuert alleine loszuziehen. Ist nur ein Angebot, was du aber machst bleibt dir überlassen Kurzer.“

Und dann lief er weiter nach unten. Hana sah ihm sauer nach. Wie konnte er es wagen?! Er stampfte kurz auf und fauchte erneut:

„Ich bin kein kurzer! Und habe ich dir das erlaubt!? Wir gehen da hin wo ich hin will! Hey! Hörst du mir überhaupt zu?! Hey ich rede mit dir!...SAKUTARO!“

Er wurde komplett überhört. Erzähls dem Rüssel. Sakutaro hatte keine Zeit und Lust auf diesen Kindergarten. Außerdem konnte er den Kleinen inzwischen etwas einschätzen. Er würde kommen und das ganz von alleine. Lass ihn nur etwas stehen und schenk ihm keine Beachtung, denn das brachte ihn richtig an die Decke und dann kam er auch schon von allein. Und inzwischen machte es auch etwas Spaß ihn zu ärgern. Komisch wie schnell Menschen sich doch an etwas gewöhnen konnten. Auch wenn es einem aufgezwungen wird. Hana war für ihn schon fast sowas wie ein zugelaufener Köter geworden, den er einfach nicht mehr los wurde. Oder wie eine anhängliche Ex. Auch wenn er sowas nie hatte, aber genau so stellte er es sich vor. Der kam schon noch bei. Und kaum sah er, einige Sekunden danach nur kurz nach hinten, auch schon wie der Kleine motzig und brummend hinter ihm her lief. Na also. Bingo. Zu offensichtlich. Aber eines musste Saku sich zugstehen: Hana war nicht blöd. Er hatte die Situation erkannt, nämlich das er unbewaffnet und alleine in einer fremden Umgebung war und hat realisiert das es dumm und tödlich enden könnte wenn er allein blieb.

Saku sah dann wieder vor und schob sich kurz die Fliegerbrille, die er seit ihrer Reise an seiner Stirn aufgesetzt hatte, zu Recht und kam dann endlich unten im Dschungel an. Hana dagegen drückte im Laufen seine zwei Adlerfedern, am Hinterkopf, kurz aus. Sie tropften etwas und danach hatten sie fast wieder ihren normalen Schwung nach oben. Diese Federn waren das Zeichen des Häuptlings, also musste er gut auf sie achten. Danach kam auch er unten an und sah Saku in den Rücken, der kurz stehen geblieben war und sich umsah.

Dichter Dschungel. Wenn er sich aber richtig die Umgebung, weiter oben, gemerkt hatte, dann mussten sie weiter geradeaus gehen, denn sie waren unten am Weg nach links eingebogen. Und während er noch weiter überlegte, fing Hana hinter ihm plötzlich an zu grinsen. Frech und mies. Und das einfach nur weil er den Rücken vor sich sah. Stimmt ja. Sie hatten doch eine Abmachung! Keine Ahnung wieso, aber nun wollte er es machen. Also nahm er leichten Anlauf und rannte dann auf Saku zu. Noch bevor der sich umdrehen konnte, spürte der Ältere einen Ruck und ein Gewicht auf seinem Rücken. Zwei Arme umschlangen ihn um den Hals und zwei Beine um die Hüfte, als sich die Klette an seinem Rücken festzapfte und frech über die rechte Schulter zu ihm sah. Saku sah rechts zu ihm und fauchte Hana direkt in das Ohr:

„Was wird DAS denn?! Geh runter von mir!!“

Oh elend Hana war taub. Doch er schüttelte den Kopf und grinste frech weiter. Danach schüttelte sich Saku kurz aber heftig, doch bekam die Zecke einfach nicht los. Hana hatte sich an ihm festgezapft wie ein Blutegel und musste frech kichern bei der Aktion. Okay, er sah schon wohin das führte. Saku hörte dann aber super genervt auf, besonders als er merkte das es nichts brachte und sah wieder zu ihm. Derweil spukten viele verschiedene Szenarien durch seinen Kopf: Sollte er ihm den Kopf abreißen, oder sich einfach auf den Rücken fallen lassen und ihn zerquetschen?! Er könnte ihm auch das Trommelfell zerbrüllen! Sowas macht man doch mit Zecken, oder?! Man brachte sie um! Doch er konnte sich nicht wirklich auf seine Wut konzentrieren, als Hana ihn anstrahlte und frech, aber irgendwie auch süß sprach:

„Schon vergessen? Wir hatten eine Abmachung als ich dich damals runtergelassen habe! Nämlich das du mich überall hinträgst und so! Hehe!“

Wenn er einen Schweif hätte würde er nun damit wedeln so fröhlich frech war er drauf. Aber nur er. Was ne scheiß Lüge. Das war doch nicht mal so gewesen! Das hätte er nur gerne gehabt! Doch Saku war wieder zu sehr abgelenkt von diesem zuckersüßen Lächeln, dass er ihm über die Schulter zuwarf. Warum…funktionierte das bei ihm verdammt?! Das war nicht fair! Er fühlte sich von sich selbst verraten. So sah er weiter den Blonden an und rührte sich nicht. Sein Körper wollte sich wehren, aber sein Kopf teilte diese Meinung nicht mehr. Erneut war er in einem persönlichen Zwiespalt und das bei diesem Gör das es verdient hatte eins auf die Schnauze zu bekommen. Er erstarrte sogar noch mehr als Hana plötzlich frech seinen Kopf an die Seite von Saku seinem Hals legte und dann fies sprach:

„Also doch. Schön dass es funktioniert. Also hast auch du eine Schwäche, was?“

Sofort dämmerte es dem Älteren und er verzog das Gesicht sauer. WIE?! Das war also eine Art von Test! Das ging zu weit! Nicht eine Sekunde danach fasste er mit beiden Händen Hana seiner Arme. Er löste diese von seinem Hals und fasste dann mit der linken den Jungen am Hals. Mit einer geschickten Bewegung machte er einen Schulterwurf nach vorne und riss dieses blonde Biest von sich. Donnerte ihn auf den weichen Dschungelboden und in das Moos, als Hana kurz aufschrie vor Schreck und dann einfach auf dem Rücken liegen blieb. Er lag wie flachgelegt dort und verschränkte die Arme cool hinter seinem Kopf, als er unbeeindruckt und kopfüber zu Saku hoch sah und sprach:

„Du bist wirklich nicht leicht zu zähmen, was? Was ein Dickkopf. Wehr dich doch nicht so, du machst es dir nur unnötig schwer.“

Wollte er ihn verarschen?! Sakutaro sah ihn noch immer sauer an. Er kochte nicht vor Wut, aber er konnte einfach nicht glauben das Hana das wirklich getan hatte. Denn offenbar hat der bemerkt dass er immer mal anhielt und in bestimmten Situationen zögerte wenn er den Blonden sah. Dass er dies eben gesagt hatte, dass zeigte wie eiskalt er diese Situation zu seinem Vorteil ausnutzen wollte. Er wollte Saku manipulieren und das konnte er gerade mal vergessen! Denn dieses miese Spiel spielte er nicht mit! Er fühlte sich persönlich sogar verletzt das Hana es ausnutzte weil er Chiharu etwas ähnlich war, auch wenn der Kleine das selber nicht wusste…Aber was sagte er da?! Er war nicht wie Chiharu! Niemals! Sie war ein herzensgutes und liebevolles Mädchen! Hana dagegen eine manipulative und reizbare kleine Ratte! So fauchte er zu ihm runter:

„Jetzt pass mal auf: Ich bin weder dein Diener, noch ein Idiot der sich von dir vor einen Karren spannen lässt! Der einzige Grund, warum ich dich in meiner Nähe dulde ist nur weil du mir vorhin geholfen hast! Und weil wir gerade beide im selben Boot sitzen, nämlich an diesem verdammten Ort hier! Sobald ich hier wieder raus bin hältst du dich von mir fern, hörst du?!“

Ja sein Organ war nicht zu überhören. Er brüllte echt laut. Wenn der Dschungel nicht unbewohnt war konnte ihn sicherlich jeder hören. Hana sah ihn weiter, mit halb geschlossenen Augen, genervt an und kam erst mal wieder von seinem Rücken hoch. Danach setzte er sich locker hin und sah zu Saku hinter, als er antwortete:

„Ach jetzt tu doch nicht so als wäre ich dir egal. Du hast mir am Fluss gezeigt WIE egal ich dir bin. Nämlich so sehr dass du mich sofort gerettet hast. Oder willst du mir wirklich sagen dass es eine Kurzschlussreaktion war? Ich bitte dich Saku.“

„Nenn mich nicht so!“

Und das sagte er sogar noch lauter als die Sätze vorher, so das Hana ihn erstaunt ansah. Und dann sahen sie sich nur stillschweigend an. Das…das verstand er nicht. Warum stellte er sich so an wenn er seinen Namen kürzer sprach? Auch wenn Hana es nicht wusste, für Saku riss er damit jedes Mal eine alte Wunde auf. Eine die so einfach nie verheilen würde. Und wenn ER diesen Namen zu ihm sagte, ihn dabei auch noch an sah wie…es machte es nur noch schlimmer. Warum er so empfand war ihm auch ein Rätzel. Aber er war nicht sie, verdammt noch mal! Er schüttelte kurz den Kopf und wand sich ab. Das waren wieder genug Zwerge für einen Tag gewesen! Und kaum als er weiter lief sah ihm Hana nach und kam wieder schnell auf die Beine. Was stimmte mit ihm nur nicht? Er kratzte offensichtlich in etwas rum, sonst würde Sakurai nicht so an die Decke gehen, aber in was? Verdutzt legte der Blonde die rechte Hand ans Kinn. Moment mal…War da nicht was gewesen? Also vorhin, als sie den Fluss runter trieben? Er konnte sich nicht mehr erinnern. Etwas war passiert, aber was war es noch mal…? Naja, dann war es auch nicht wichtig, denn wenn dann hätte er sich dies doch gemerkt. Er wollte Saku darauf folgen, aber kam nicht wirklich weit, denn Hana hörte etwas hinter sich und drehte sich schnell und erschrocken um.

Das Geräusch war eindeutig das Rascheln von einem Gebüsch gewesen. Doch als er sich umsah konnte er nichts erkennen. Nicht mal mehr ein kleines Zucken von Fahnen oder ähnlichem. Der Dschungel war sehr still und schien selbst die Luft anzuhalten. War das ein Tier gewesen? An sich wäre das nichts Ungewöhnliches. Doch etwas stimmte nicht. Saku schien es nicht zu bemerken aber Hana lief deshalb ein Schauer über den Rücken. Und diesen konnte er sich nicht mal erklären. Wenn der Dschungel verstummte…war das kein gutes Zeichen. Das hatte ihm sein Vater immer gesagt. Es war nicht natürlich. So das er sich sofort umdrehte und schnell neben den Älteren lief. Ohne ihn zu warnen fasste er Saku am rechten Arm und der sah verwirrt zu ihm runter, als daran gezerrt wurde und Hana sofort unruhiger zu ihm hoch sprach:

„Hey! Hast du das auch gehört?!“

Was gehört? Saku blieb stehen und sah wie Hana wieder nach links von sich zurück sah, also dahin wo sie hergekommen waren. Der Blick des Jungen ruhte auf dem Dschungel und keinerlei Bewegung war zu sehen. Was wollte er? So fragte er nach einigen Sekunden:

„Was? Wovon redest du?“

Doch Hana sah ihn weiterhin nicht an und konnte seinen Blick nicht von dem Dschungel reißen. Das gab es doch nicht. Er…er hatte Angst. Er hatte wirklich Angst und dieses Gefühl schien ihn zu fressen. Das war eine andere Art von Angst die er noch nie erlebt hatte. Es wirkte wie eine Urangst. Etwas was tief im Innern einprogrammiert war. Das sah ihm nun auch der Ältere im Gesicht an. Noch nie hatte er so einen Schrecken auf seinem Gesicht gesehen und sie kannten sich nicht wirklich lange, aber er wusste gleich dass es bei Hana nicht normal zu sein schien. Was zum Teufel war los? Hatte ihn etwas erschreckt? So das er wieder weg sah und ebenfalls in die selbe Richtung wie Hana. Er fixierte alles genau an, sah sich aufmerksam um und lauschte…Nichts. Da war nichts. Was auch immer es gewesen war…es war fort und der Dschungel fing wieder an aufzuleben. Die Vögel kehrten zurück und auch die Insekten zirpten erneut. Sogar Saku musste sich eingestehen dass es nicht normal war das plötzlich der ganze Wald verstummte. Sehr unheimliche Sache. Doch er machte sich erst mal nichts mehr draus und sprach dann frech zu dem Kleinen runter:

„Was ist los? Sind wir doch ein kleiner Schisser? Hast du Angst vor dem bösen, schwarzen Mann im Wald?“

Er sagte dies in einem leicht verspottenden Ton und strubbelte Hana dabei noch kindlich durch den blonden Haarschopf. Der war kurz etwas verdutzt, aber wurde dann gleich wieder sauer, so dass er muffig zu ihm hoch sah und fauchte:

„Leck mich du Arschloch! Ich habe keine Angst!“

Dann schüttelte er den Kopf uns riss damit Sakurai seine Hand aus seinen Haaren. Auch ließ er denn den Arm des Älteren los und wand sich, mit verschränkten Armen und geschlossenen Augen, muffig ab. Der Pilot schnaufte kurz frech und sprach dann:

„Was es auch war, es ist weg. Lass uns weiter gehen. Ich möchte gerne aus dem Dickicht sein bevor das Licht verschwindet.“

Also bevor die Sonne unterging. Das war sehr weise, denn in einem Dschungel konnte es nachts pechschwarz werden. So fing er an zu laufen und Hana sah ihm nach. Er stand noch für einige Sekunden da und starrte zurück und vor sich in den Dschungel. Saku hatte recht…das Gefühl war weg. Aber was war es gewesen? Noch immer hatte er das Gefühl auf der Hut sein zu müssen. Als würde ihn etwas beobachten. Danach wand er sich ab und lief schnell dem Älteren nach. Als er rechts neben ihm lief und sie immer mehr in den Dschungel verschwanden…wussten beide nicht dass sie weiter beobachtet wurden. Von etwas das seine Zähne fletschte und nur auf den Anbruch der Dunkelheit wartete…
 

Ich renne, ich falle, aber was wurde mir nur entrissen? Ich überprüfe meinen Körper, waren es der Körper oder meine Seele? Wenn das Licht von der Dunkelheit verschluckt wird verschwindet auch der Tag. Doch wenn der Morgen danach kam, war es bereits zu spät für mich. Und alle meine Alpträume, die ich als Kind hatte, wurden plötzlich wahr. Was hat mein Verstand verloren? Was habe ich versucht zu verstecken? Kann der Alptraum wahr geworden sein? Ich weis es nicht. Drinnen oder draußen, oben oder unten, ich weis nie was jetzt echt ist. Jeder Tag kurbelt meine Verwirrung weiter an. Nicht schon wieder dieser Traum aus dem ich nicht erwachen kann. Was ist jetzt real? Es ist schwer für mich auszumachen. Was ich brauche ist etwas woran ich mich festhalten kann. Und der weiße Zucker versteckt mich sanft. Ja der süße Zucker rettet mich. Es ist der Raum der mir Sicherheit bringen wird.
 

Sie liefen nun schon seit einigen Stunden und hatten wirklich kein einziges Wort mehr miteinander gewechselt. Nicht nach der Aktion von vorher.

Die Sonne war fast verschwunden und das Licht der Dämmerung versetzte alles in ein dunkles Orange, dass immer mehr in ein Blau überdriftete. Die Nacht mussten sie wohl hier verbringen. Sein Vater würde ihm den Kopf abreißen sobald er wieder im Dorf war. Aber das war momentan sein geringstes Problem. Hana war immer noch sauer das Saku ihn nicht ernst genommen hatte und ihn einen Schisser nannte. Es hatte nichts mit Schiss zu tun, nur weil man etwas bemerkt hatte was einem einen Schauer über den Rücken jagte! Der Trottel hatte doch keine Ahnung! Aber noch schlimmer als dieses blöde Wort, ärgerte ihn die Behandlung davor, nämlich das er ihm wie ein kleines Kind durch das Haar gestubbelt hatte! Das fuchste Hana so richtig und er war sich ziemlich sicher dass dieses miese Arschloch das genau wusste und es deswegen getan hatte! Ja, ja! Da zeigte jemand so langsam seine wahren Farben, was?! Er war ein mieser Arsch der seinen Spaß daran hatte andere zu pisaken! Hana würde sowas niemals tun…

So lief er inzwischen einen guten Meter hinter Saku her und warf ihm immer mal wieder Blicke in den Rücken die ihn töten sollten, aber leider tat sich da nichts. Und wenn er das gerade mal nicht tat, sah er unwohl hinter sich in den Dschungel. Dieses Gefühl ließ ihn einfach nicht los. Seit vorhin jagte es ihn noch immer heim. Es war nie wirklich weg, immer um ihn herum und hing bedrohlich über ihm. Aber was konnte es sein? Er sah absolut nichts. Wenn es ein Tier war, dann würde es sich doch zeigen, oder zumindest etwas auf sich aufmerksam machen. Selbst ein Jaguar, der ja dafür bekannt war leise und schnell zu töten, war auch nicht perfekt und konnte bei seiner Jagd erwischt werden. Es wäre einfach unnatürlich das sie ein Raubtier verfolgte das sich einfach nicht blicken ließ. Allein der Gedanke machte ihm Sorgen, denn es würde bedeuten…dass dieses Tier schlau wäre. Vielleicht sogar schlauer als ein Mensch. Aber all das waren nur Spekulationen. Hana hatte keinen Beweis dass ihnen wirklich ein Tier auf den Fersen war. Vielleicht gingen ihm da auch die Pferde durch und er übertrieb etwas. Doch eigentlich neigte er nicht zu sowas. Zumindest wenn es um seine Wachsamkeit ging übertrieb er nicht. Er war von klein auf sehr wachsam und aufmerksam gewesen was den Dschungel an ging. Yoh meinte auch das Hana dies von seinem Vater hatte und zeigte dass in dem Kleinen ein guter Jäger stecken würde. Auch wenn er bisher noch nie was gefangen hatte. Außer Saku natürlich. Ah allein wenn er daran dachte war er wieder besonders stolz auf sich!

Er schmunzelte dann etwas neben dem Älteren, was diesem nicht entgangen war und der rechts zu ihm runter sah, da Hana inzwischen wieder aufgeholt hatte. Ihm entging inzwischen dieses miese Schmunzeln nicht mehr und immer wenn der Blonde das tat fühlte sich Saku unwohl, denn er hatte das Gefühl dass der Kleine sich wieder etwas mieses ausdachte, oder schon getan hatte. Doch sprach er ihn erst gar nicht drauf an, sondern fasste rechts neben sich in seine Umhängetasche und zog eine Flasche voll Wasser raus. Das alles machte er im Laufen und nahm einen Schluck. Hana sah links zu ihm auf und sah die komische helle Flasche in den Händen des Älteren. Sowas hatte er noch nie gesehen, aber er erkannte dennoch das Sakutaro etwas trank und als dieser fertig war und wieder zudrehen wollte, streckte der Blonde seinen linken Arm zu ihm vor und machte die Hand auf. Verdutzt sah ihn Saku an und Hana sprach mit einem ernsten Blick:

„Ich hab auch Durst. Gib mir Wasser!“

Saku blinzelte etwas verdutzt. Ähhhhh, was? Er sah zu seiner Flasche, in der rechten Hand und dann wieder zum Blonden. Sofort verzog er das Gesicht genervt und sprach muffig zu ihm:

„Schon mal was von: „Bitte“ gehört du Rotzbengel?!“

Hana sah ihn genervt an. Er wollte diskutieren? Fein!

„Ich bin der Sohn des Häuptlings der Patcheen und ich befehle dir mir SOFORT das Wasser zu geben!“

Ah er versuchte die Karte zu spielen, ja? Anfänger. So fauchte er schon leicht und Saku blieb abrupt stehen, so dass auch Hana abbremste und noch immer die Flasche haben wollte. Das konnte er aber vergessen. Sakurai hatte sie noch immer in der rechten Hand und verschränkte nun seine Arme vor seiner starken Brust, als er ihn genervter ansah und antwortete:

„Okay Kleiner, versuchen wir das noch mal von vorne: Wie sagt man?“

Sicher war er genervt, aber dennoch wirkte Saku auch unglaublich gelassen dabei. Man konnte echt denken dass er sich schon an diese motzige Prinzessin gewöhnt hatte, auch wenn das in Wahrheit noch ein langer Weg war. Eigentlich wollte er vor Hana seinen Augen am liebsten das Wasser wegschütten, aber dann schoss er sich ja ins eigene Knie. Oh aber war die Versuchung groß. Ihre Beziehung, wenn man es so nennen konnte, bestand eigentlich nur aus Streiten und den Anderen auf die Palme bringen. Ach und ab und zu wollte man sich mal töten, völlig normal halt. Nicht sehr gesund, aber sie wollten ja auch nicht für immer zusammen sein. Saku zumindest nicht und Hana sicherlich erst recht nicht. Also hingen sie gezwungen aneinander und unterstützen sich auch etwas. Im selben Boot und so. Mann war Saku froh wenn das vorbei war. Dieser Junge war unglaublich! Dickköpfig, arrogant, impulsiv, frech und von sich selbst überzeugt! Als wäre er einem Goldmann aus dem Hintern gefallen! Kein Wunder das er nichts hinbekam und offenbar keine Freunde hatte! Also zumindest schien es so und warum wollte man auch mit so jemand befreundet sein? Hana war ein Prachtexemplar eines verzogenen Rotzgörs. Und nach dem er diesen Satz zu dem Blonden gesagt hatte wurde der noch saurerer und verzog den Mundwinkel auch so. Er schnaufte wie ein wütender Stier und fauchte lauter als vorher:

„Ich habe Durst! Jetzt rück endlich das Wasser raus!“

„Und noch mal von vorn: Wie heißt das? Ich kann das den ganzen Tag lang machen Hana!“

Er wedelte noch etwas mit der Flasche über Hana seinem Kopf herum, so das der dann fauchte:

„Das macht dir Spaß, oder?!“

„Kommt dir bekannt vor, was? Ist nicht schön wenn man am kürzeren Hebel ist, oder Hana?!“

Allerdings kam dem Blonden das bekannt vor. So hatte er nämlich Saku behandelt als der kopfüber in seiner Falle gehangen hatte! Mieses Arschloch das nun gegen ihn zu verwenden! Touché er war doch nicht so dumm wie Hana von ihm dachte. Und offenbar sehr nachtragend! Wütend fing der Kleine an nach der Flasche zu greifen und zu springen, aber Sakurai wich immer wieder mit dieser aus. Es war lustig, wie ein Köter der nach einem Ball sprang. Und der Ältere hatte dabei sogar etwas Spaß. Okay es war etwas gemein, aber das war okay, Hana hatte es verdient, so wie immer.

„Gibt das her! Gib es her!! Verdammt noch mal!! SAKURAI!!“

„Ich habe noch kein BITTE gehört! Ist doch ganz einfach Hana. Sag lieb: Bitte.“

Wie ein Hündchen! Na komm, gib Pfötchen! Dieses blöde, selbstsichere Arschloch! Warum war er nur so groß und stark?! Doch nach wenigen Sprüngen gab Hana auf und wand sich erneut arrogant und mit verschränkten Armen ab. Saku nahm den Arm mit dem Wasser runter und sah neugierig zu ihm. Na? Gab er schon auf? Weichei. Doch für den Blonden war es kein richtiges Aufgeben, mehr ein unnötiges Unterfangen. So redete er sich das zumindest ein. Er räusperte sich kurz, weil ihm das viele Schreien auf die Stimmbänder gegangen war und sprach:

„Ich lasse mich nicht von deinem Machogehabe provozieren! Ich brauche nichts zu trinken von dir! ICH kann mir auch was alleine suchen!“

Machogehabe? Wer? Saku? Der schien noch verwirrter zu sein als vorher. Wo war er denn bitte ein Macho gewesen? Das verstand er erst nicht, aber ihm dämmerte es dann etwas. Ach so. Vielleicht weil er eben männlicher und größer war als er. Aber das lag am Alter und nicht das er sich so gab. Dummes Kind. Er zuckte genervt mit den Schultern und schnaufte dabei. Mann womit hatte er diesen Satansbraten verdient? Mal abgesehen davon: provoziert war Hana schon lange, also war die Aussage nicht richtig gewesen, aber egal. So öffnete er die Umhängetasche an sich und sprach dabei:

„Du bist einfach ein schlechter Verlierer Hana und viel zu stolz um es zuzugeben.“

Dann wühlte er darin herum. Der Blonde sah über seine rechte Schulter zu ihm hinter und muffte:

„Bin ich nicht! Und schau selber in dein Spiegelbild, Arschloch! Du bist nämlich so!“

Saku schnaufte amüsiert.

„Ich bin nicht annähernd so wie du mich gerne hättest. Oder es dir einredest. Im Gegensatz zu dir würde ich niemals aufgeben.“

Hana sah ihn weiter an. Saku klang plötzlich ganz anders. Schon fast wie in Gedanken und in seiner Vergangenheit. So das er ihm weiter lauschte, als er erneut sprach:

„Ich bin Soldat und auf dem Schlachtfeld aufzugeben und zu verlieren kommt einem Todesurteil gleich. Und ein Deserteur bin ich auch nicht. Ich renne nicht einfach vor meiner Aufgabe davon, denn auch darauf gibt es die Todesstrafe. Außerdem ist das nicht meine Art. Wie man es auch dreht und wendet, als Soldat kann man nicht einfach fliehen. Nicht einfach so. Ich… bin geboren worden um zu kämpfen.“

Er wühlte noch immer in seiner Tasche und würdigte Hana deswegen keines Blickes. Der aber hatte sich aus Neugier umgedreht und sah ihn aufmerksam an. Aber…auch mit etwas Trauer. Es war komisch, aber Saku klang als würde er leiden. Da war etwas in seiner Stimme. Ein Ton der sehr gequält klang oder traurig. Auch sah er plötzlich so aus und das obwohl er in seiner Tasche wühlte. Er starrte in diese und regte sich nicht mehr. Was…machte er da? Geboren worden um zu kämpfen…Das klang hart und er hörte sich nicht glücklich damit an. Und wenn Hana ehrlich war…mochte er es nicht ihn so zu hören. Das passte einfach nicht zu ihm. Saku wirkte plötzlich so…empfindlich und niedergeschlagen. Er sollte ihn lieber wieder anschreien und gemein zu ihm sein. So wie eben auch. Hana sah ihn weiter nur an. Heh. Warum dachte er so? Mochte er ihn inzwischen vielleicht etwas? Echt komisch.

Und dann wand sich Saku von seiner Tasche ab und machte sie wieder zu. Er hatte nichts aus dieser geholt. Sie einfach wieder geschlossen und sah zu Hana, der kurz darauf etwas mit beiden Händen fing. Es kam auf ihn zugeflogen und als er es gefasst hatte sah er es an. Es war die Wasserflasche. So sah er sie erschrocken an und hörte dann wie Saku auf ihn zulief, der ihm eben noch die Flasche zugeworfen hatten. Er lief links an Hana vorbei und fasste ihm danach kurz auf den Kopf, ließ die Hand dort ruhen und sprach:

„Aber das verstehst du nicht. Und ich hoffe dass du es auch niemals erfahren wirst Kurzer. Denn es gibt nichts Schlimmeres als sich selbst zu verlieren.“

Dann lief er einfach weiter und Hana stand noch immer wie festgewurzelt dort. Inzwischen war es schon viel dunkler geworden. Kaum noch Licht drang durch das Dickicht über ihnen und Hana sah nur weiter zu der Flasche in seinen Händen. Sakurai seine Worte donnerten durch seinen Schädel und er strich mit dem rechten Daumen über das Glas in seinen Händen. Sah auf die Flüssigkeit. Und dann lächelte er sanft und frech. Heh…dieser Blödmann. Wollte er ihn belehren? Wenn ja…dann hatte das etwas geklappt. Er kannte es…wenn man am Abgrund stand und drauf und dran war sich selbst zu verlieren. Offenbar kannte das auch Saku aus seiner Vergangenheit, sonst hätte er das nicht gesagt. In der Hinsicht waren sie sich also ähnlich. Aber dennoch stimmte es wirklich: Sakutaro war anders als Hana. Denn im Gegensatz zu dem Blonden…konnte Saku sich offenbar damit abfinden das er so war wie er war. Er machte da kein Geschiss drum. Allein mit der Flasche hatte er es bewiesen. Er ließ den Jungen nicht durstig sein. Er war ein Mann der half. Genau wie am Ozean bei der Koralle, als der Kleine fast ertrunken wäre. Offenbar…war er netter als Hana dachte. Und vielleicht…tat er ihm auch etwas unrecht. So machte er die Flasche auf und nahm schnell einen Schluck. Drehte sie danach wieder zu und sich selbst zu Saku um. Er sah ihn einige Meter vor sich laufen und starrte ihm nur nach. Was war das nur? Warum schlug sein Herz plötzlich schneller? Besonders…wenn er ihn so sah. Anscheinend…mochte er den abgestürzten Piloten wirklich mehr als er dachte. Auch wenn er noch herausfinden musste warum. Er lächelte. Und sei langer Zeit…hatte Hana endlich wieder ein warmes Lächeln hinbekommen, auch wenn es keiner sah. Und er fühlte sich etwas mehr verstanden.

Ein Wind zog über ihm durch das Blattwerk der Bäume. Und dann folgte etwas wie ein Donnerschlag. Hana stand noch immer da und hatte es nicht bemerkt. Er war so abgelenkt gewesen…das er nicht bemerkt hatte wie der Dschungel wieder um ihn verstummte. Nichts war zu hören. Die komplette Tierwelt war erloschen und Hana spürte wie ihm der Schreck förmlich in die Glieder schoss. So das er das Gesicht erschrocken und schockiert verzog, als er danach die Flasche fallen ließ…denn er hörte es. Für ihn spielte sich das erneut alles in Zeitlupe ab, auch wenn es eigentlich in Sekunden passierte. So hörte er wie etwas hinter ihm aus dem Gestrüpp von Fahnen und anderen Pflanzen geschossen kam. Tiefes Atmen und keuchen war zu hören und schwere Schritte hatten sich ihm schnell genähert. So schnell das er nicht mal um drehen konnte…um zu sehen was ihn da angriff. Denn kurz darauf fühlt er einen Druck. Er spürte wie ihn etwas von hinten anrempelte und ihn am Nacken gepackt hatte. Mit unglaublicher Stärke drückte es ihn nach vorne auf den Boden und nagelte ihn dort fest. Hana lag auf dem Bauch und keuchte auf vor Schmerz. Er war noch immer unter Schock und seine Nackenhaare hatten sich aufgestellt, als er sich sicher war fünf Finger spüren zu können die ihn runter drückten. Und dann fühlte er auch schon einen Ruck. Sein rechter Arm wurde von einer anderen Hand gepackt und ebenfalls auf den Boden gedrückt. Er wollte sich wehren, aber ein unglaublich, schmerzender Druck riss durch den oberen Teil seines Armes und löste Schmerzen in ihm aus. Kurz darauf schrie er auch schon. Er schrie so laut wie noch nie zuvor und fühlte wie sich etwas in ihm verbissen hatte und an seinem Oberarm herumzerrte. Versuchte ihn zu reißen. Seine Welt verschwamm vor seinen Augen wegen des Zerrens und panisch krisch er nach dem Einzigen der ihm helfen konnte.

„SAKU!!“

Sakurai hatte den Schrei gehört und drehte sich sofort um. Erschrocken und ohne drüber nachzudenken rannte er zurück zu Hana und rief nach ihm…nur um dann einige Meter vor ihm stehen zu bleiben und seinen Augen nicht trauen zu können. Er wusste nicht was er dort sah. Auch war es zu dunkel geworden um exakt etwas zu erkennen. Noch dazu ging alles so schnell und er sah nur erschrocken wie etwas über Hana war, ihn auf den Boden gedrückt hatte und versuchte sich durch den rechten Ärmel der Fliegerjacke zu beißen. Es riss und zerrte daran und er Junge schrie einfach nur weiter. Es war wie aus einem Horrorbuch. Saku erkannte es nicht, aber es war groß, vielleicht so groß wie er und stand auf zwei Beinen. Auch hatte es verdammt viel dunkles Fell. Es riss und zerrte wie ein Verrückter an dem Jungen seinem Arm und kam offenbar nicht durch die Jacke, die aus gutem Leder war. Diese rettete ihn gerade vor einer bösen Verletzung. Hana sah zu Saku auf und schrie erneut nach ihm. Er schrie und hatte schreckliche Angst. Seine ganze Stimme wurde davon verzerrt. So dachte er auch er müsse sterben und jammerte weiter. Er wollte nicht sterben. Er wollte seinen Eltern das nicht antun! Seine Mutter würde auch sterben vor Kummer! Und während er dort weiter lag und angegriffen wurde, zögerte Sakutaro auch nicht lange und sah rechts neben sich. Dort erblickte er einen dicken Stock, der aus dem Baum ragte und faste ihn mit beiden Händen. Mit einem Schrei riss er ihn aus dem Baum und rannte zu Hana hin. Er war bescheuert. Er war so verrückt, warum machte er das?! Er wusste nicht was das für ein Vieh war, aber dennoch griff er an?! Das war unüberlegt, sogar für seine Verhältnisse. Und das alles nur weil Hana wieder nach ihm schrie. Es war als würde dieser Schrei einen Hebel bei ihm umlegen und alles rational Denkende würde sich auf einen Schlag abschalten. Es ging nur noch darum Hana zu helfen und das schnell.

Das Biest war noch immer nicht durch das Leder der Jacke gekommen, aber es gab auch einfach nicht auf. Hana fühlte den heißen und nach Fäule stinkenden Atem und das nasse Fell das ebenfalls stank. Er sah rechts zu seinem Arm, doch alles was er in den hecktischen Bewegungen dieses Tieres sehen konnte, und weil es dunkel war, waren die dicken Zähne, die aber nicht sonderlich scharf zu sein schienen. Der Sabber verteilte sich auf dem Leder und er stank schrecklich. Doch was er, in einer weiteren Sekunde erblicken konnte…jagte ihm einen Schock durch den Körper. Er sah wie etwas Gelbes zu ihm sah. Es leuchtete leicht in der Dunkelheit und starrte ihn genau an. Hatte ihn im Blick. Das gab es nicht…Es konnte nicht sein. Diese Augen waren so menschlich…

Und dann tat es einen Schlag. Etwas hatte das Ding heftig am Kopf erwischt und Hana sah auf. Saku hatte derweil mit dem Stock erneut ausgeholt und ließ ihn wieder nach unten Donnern, als er fauchte:

„LASS IHN LOS!!“

Das Tier krisch, weil es erneut getroffen wurde. Sein Brüllen war ein schrecklicher Laut. Es war tief und donnerte in der Brust des Blonden, aber gleichzeitig auch laut und blutrünstig hoch. Noch nie hatte er solch ein Brüllen von einem Mensch oder Tier gehört. Aber gerade weil es brülle, ließ es den Arm endlich los und fauchte hoch. Saku konnte nicht reagieren, da griff dieses Biest auch schon nach dem Stock und riss ihn aus den Händen des Älteren, der es nur erschrocken an sah. Das gab es nicht…es griff bewusst zu?! Und da alles so schnell ging war es nicht möglich zu realisieren was sie angriff. Es bäumte sich auf, riss Sakurai den Stock aus den Händen und warf ihn weg. Dann ließ von Hana ab und trat mit dem rechten Bein auf den Rücken des Jungen, der als Reaktion darauf aufschrie und sich erneut wand. Dieses Mal aber konnte er sich darunter weg rollen und ließ das Dinge wieder aufschreien und zu ihm sehen, weil es etwas das Gleichgewicht deswegen verloren hatte. Der Blonde dagegen lag seitlich und sah verängstigt hoch. Immer wieder schoss ihm durch den Kopf: Das gab es nicht! Das konnte nicht sein! Er hatte Angst. So zuckte er zusammen und zog seine Arme schützend über seinem Kopf. Er hatte Angst. Er hatte Angst! Er hatte solch eine Angst wie noch nie zuvor in seinem Leben. Und das war etwas Ungewöhnliches…denn er hatte eigentlich vor nichts angst. Und noch bevor es sich dem Jungen wieder zuwandte zückte Saku instinktiv das Messer aus seinem Waffengürtel und versuchte auf es einzustechen. Leider ein böser Fehler. Im Nu hatte es sich ihm zugewandt und packte ihn mit seinen Klauen an den Schultern, zog ihn förmlich an sich heran und dann schoss ein Schmerz durch den Schwarzhaarigen. Es war ein schrecklicher Schmerz, der in ihm aufflammte und Saku erstarren ließ. So dauerte es einige Sekunden bis er realisierte…dass es sich in seiner rechten Schulter verbissen hatte. Blut schoss aus der Wunde und es zerrte daran. Und Sakurai schrie. Noch nie hatte er so einen körperlichen Schmerz erlebt wie diesen. Nicht mal als er vor Jahren angeschossen wurde. Bei seinem Schrei schrak auch Hana zusammen und sah erschrocken hoch. Sah das ganze Szenario und war erstarrt. Er wollte sich bewegen, er wollte helfen, aber etwas hielt ihn am Boden. Die Furcht hielt ihn dort. Seine Beine wollten nicht! Sie wollten einfach nicht! Er sah wie Saku gebissen wurde und das Blut durch das weiße Muskelshirt sickerte und es rot färbte. Er war…verletzt. Er wurde gebissen weil er Hana…Und dann wand sich der Soldat in Saku und er versuchte sich mit seinen Händen loszureißen! Er kämpfte dagegen an und schrie immer mal wieder dabei und der Schmerz spornte ihn an weiter zu machen. Doch sein letzter Schrei löste etwas in Hana aus. Es war als würde man ihm das Herz zerdrücken und der Kleine sprang sofort wieder auf die Beine. Er sah das Saku das Messer fallen gelassen hatte und hob es sofort auf. Danach knurrte er böse und fauchte:

„LASS IHN! SAKU!“

Zwei Sekunden danach war der Blonde auf den haarigen Rücken des Tieres gesprungen und krallte sich mit der linken Hand am Fell fest, nur das er mit der Rechten ausholen konnte und mit dem Messer zustach! Ein erneutes Schreien hallte durch den Dschungel, als das Messer sein Ziel nicht verfehlte und im rechten Auge des Wesens landete. Blut schoss hervor und sofort ließ es Saku los. Der fiel nach hinten auf seine vier Buchstaben. Schwer keuchend und mit schmerzerfülltem Gesicht hielt er sich, mit der linken Hand, seine rechte Schulter und sah schmerzhaft zu Hana rauf, der das Messer wieder raus zog und erneut zustechen wollte. Der Kleine hatte all seinen Mut wiedergefunden und kämpfte. Kämpfte für sich und für Sakurai, der nur wegen ihm verletzt wurde. Doch das Tier schüttelte sich zu sehr und riss damit den Kleinen von sich, der neben Saku auf den Boden fiel und schmerzhaft auf keuchte bei der Landung. Das Messer hatte er auch fallen lassen, er sah es nicht mehr, aber er kam dennoch schwer auf die Knie und sah zu dem Schatten vor ihnen hoch, der brüllte und fauchte. Es fixierte den Jungen an. Wollte ihn angreifen. Saku sah zu dem Blonden. Ein Schrecken lag auf seinem Gesicht und er schrie:

„HANA!“

Es passierte wie von selbst. Mit beiden Händen krallte er sich plötzlich den Kleinen. Er wusste nicht was er noch tun sollte. Das Messer sahen sie nicht mehr in der Dunkelheit, es konnte sonst wo hingefallen sein und dieses Ding ließ einfach nicht von ihnen ab! So machte er das Einzige was er in dieser Situation für richtig hielt…Was sein Instinkt ihm befahl zu tun. Er fasste sich Hana und zog ihn an sich. Im Nu war der Kleine verdutzt an die starke Brust gedrückt und verstand nicht was passierte. Was tat er da? Er sollte ihn loslassen! Er würde nicht aufgeben! Was machte er da?! Saku kam auf die Knie und drückte Hana an und schützend unter sich, wand seinen Rücken zu dem Biest was ihn gleich in Stücke reißen würde. Er wusste das. Aber…aber vielleicht konnte so wenigsten Hana noch fliehen wenn er…Und der Blonde sah erschrocken zu ihm hoch. Er kniete ebenfalls und ahnte nun auch was der Ältere vor hatte und konnte es nicht verstehen. Er konnte es nicht akzeptieren und blieb schockiert sitzen und ließ sich an die Brust des Älteren drücken. Fühlte wie er mit beiden Armen fest an diese gedrückt wurde und wie Saku sein warmes, feuchtes Blut, an der linken Hand, sich an seinem Nacken verteilte. Hana hörte das Herz seines Gegenübers…Es donnerte schnell vor Stress. Er verstand es nun. Er wusste was Saku da tat. Er wollte sich selber opfern! Das Tier machte einen wütenden Schritt auf sie zu und Hana fing an sich in Sakurai seinen Armen zu wenden. Wollte sich losreißen und alles stoppen! Nein! Das durfte er nicht! Er sollte damit aufhören! ER SOLLTE AUFHÖREN! Doch als er merkte dass er sich einfach nicht aus dieser Umarmung befreien konnte schrie und jammerte Hana plötzlich:

„TU DAS NICHT SAKU!!“

Noch nie war ihm das passiert. Noch nie wollte so sehr…dass jemand aufhörte sich so für ihn in die Breche zu werfen und ihn damit zu beschützten. So sehr…das er sogar dabei eine Träne vergoss. Es sollte aufhören!

Doch bevor sich die fremde Kreatur an Saku vergehen konnte donnerte ein Schuss. Es war ein lautes und schrilles Geräusch, etwas was Hana auch noch nie gehört hatte und er erst mal zusammenzuckte. Sich instinktiv dabei an Saku seine Brust drückte. Er schlotterte, er schlotterte am ganzen Leib und sah nur starr nach vorne. Hatte sich mit beiden Händen an die Brust gekrallt und fühlte, wie es an seiner linken Hand, langsam wärmer wurde und Saku sein Blut an dieser kleben blieb. Wie es von der Schulter zur Brust gelaufen war. Hana sah hin. Da war Blut…so viel Blut an ihm. Es war…Saku sein Blut.

Erst war es still, doch dieser Schuss, der vorher zu hören war, hatte sein Ziel nicht verfehlt. Das Tier krisch laut und schrill auf und die Kugel riss sich in das rechte Brustfleisch. Dunkles Blut schoss aus der Wunde und so schnell wie es angegriffen hatte, wand es sich auch wieder rennend ab und verschwand in der Tiefe des Dschungels um sie. Sakutaro hatte sich etwas erhoben und sah hinter sich. Er sah wie es im Dickicht verschwand und wand seinen erschöpften Blick wieder vor sich. Er sah zu Hana runter und der zu ihm rauf, als Saku ihn fragte:

„Alles okay?“

Was? Machte er Witze?! ER war doch gebissen worden! Doch Hana nickte nur schockiert, denn zu mehr war er noch nicht in der Lage und dann sah Sakurai vor sich, sah dort hin woher der Schuss gekommen war. Aber das war noch nicht alles. Er kannte diesen Klang. Das war der Schuss einer Waffe die er nur zu gut kannte. Das war eine Nambu gewesen…Noch immer drückte er Hana an sich und hatte ihn umschlungen, als er vor sich sah wie jemand langsam auf sie zu schritt und noch immer die Waffe auf sie gerichtet hielt. Das war kein Feind. Erst hatte Saku ihn nicht erkannt, weil es dunkel war und seine Sicht etwas verschwamm vor Schmerz, der einfach nicht aufhören wollte, aber dann sah er erstaunt drein und sprach:

„D-Du…? Wie ist das…?“

Nun reagierte auch Hana endlich wieder und löste sich aus Saku seinen Armen. Er saß noch immer kniend vor dem Älteren und sah über seine rechte Schulter hinter, löste die Hände von der warmen Brust des Älteren und verstand nicht was passiert war. Denn nun sah auch er den fremden Mann der da auf sie zu kam. Er zeigte noch immer mit der Waffe auf sie, genauso wie es Saku damals bei ihm gemacht hatte. Nur anders als Sakutaro war der Typ vor ihnen etwas breiter und leicht größer als der Pilot vor Hana. Er hatte ein dickeres Gesicht und strenge Züge, aber dennoch wirkte er wie ein großer Teddybär. Kaum als er vor ihnen stand sah er Sakurai genauso verwirrt an wie der ihn. Doch die Verwirrung schwand schnell, als sich auf das grimmige Gesicht ein plötzliches Lächeln und Erleichterung legte. Zuerst verstand Hana das nicht, doch nun erkannte er dass dieser Typ…fast dasselbe trug wie Saku! War das etwa…?!

„Das gibt es ja wohl nicht! Was machst du denn hier Sakurai?! Oh scheiße dich hat es ja übel erwischt!“

Sprach er laut und mit einer erfreuten und netten Stimme, was man ihm erst nicht zutraute. Schon steckte er auch endlich die Pistole weg und kam direkt vor sie. Saku sah ihn noch immer etwas fassungslos an, aber dann sprach er auch überrascht:

„P-Paku? Bist du es wirklich?!“

Der große Mann streckte die Arme von sich und sprach laut:

„Hey wenn du in Schwierigkeiten steckst ist der gute Paku nie weit! Das weist du doch Sakurai! Dein Flügelmann ist doch immer für dich da! Hat dich ganz schön erwischt was?“

Sein Blick fuhr kurz zu Saku seiner Wunde, sie sah übel aus, aber wenn sie tödlich wäre würde er nicht so stramm sitzen. Doch länger sollte man ihn nicht ausbluten lassen. Aber dann sah er auch schon sofort zu dem kleinen, blonden Wesen was Sakurai vor sich sitzen hatte und ihm einen verdammt verwirrten Blick zuwarf. Paku grinste und legte die Hände in die Hüfte.

„So typisch. Du schmeißt dich einfach gerne für Frauen in den Kampf, was Sakurai? Immer musst du den Helden spielen.“

WAS?! Hana zuckte sofort aggressiv zusammen und fauchte dann zu dem großen Bären hoch:

„ICH BIN KEIN MÄDCHEN DU BLINDSCHLEICHE!!“

Paku zuckte etwas überrascht zusammen und blinzelte. So brüllte sicherlich kein Mädchen. Der Kleine hatte recht, er war wirklich kein Mädchen…Das war ja interessant, also zumindest was er da vor sich sah. Hatte sich Saku wirklich für einen kleinen Jungen so ritterlich in die Bahn geworfen? Das musste ja ein besonderer Knabe sein! Aber dann lächelte er freundlich, kratzte sich am Hinterkopf und sprach:

„Verzeih mir mein Junge. Du bist so zart und dein Haar ist so lang, da dachte ich du wärst eine holde Meid die unser guter Sakurai aus der Miesere retten wollte. Er ist so ein Charmeur weist du? Ist normal dass er so ein Frauenschwarm ist, allein wegen diesen Aktionen wie eben und er sich für das weibliche Geschlecht besonders gern in die Bresche schmeißt, hehe. Ihr habt euch wohl echt gern, was?“

Er deutete auf die Beiden und ihre Situation wie sie da saßen. Saku lief schlagartig rot an und auch Hana konnte eine Röte nicht unterdrücken, als sie sich danach kurz ansahen und dann wie gebissen auseinandersprangen und sich voneinander entfernten. Beider Herzen klopften heftig. Wobei das bei Saku sicherlich auch was mit Schmerzen zu tun hatte. Er kam beschämt auf die Beine und hielt dann wieder seine rechte Schulter schmerzhaft. Auch Hana kam hoch und sah dann zu dem Fremden, der freundlich sprach:

„Sorry, ich wollte euch nicht beschämen. Alles okay! Aber lasst uns nicht noch länger hier bleiben. Dieses Ding ist noch da draußen und es kommt sicherlich wieder. Ich habe hier in der Nähe meine Höhle, dort sind wir sicher.“

Hana sah ihn wieder an und fragte sauer:

„WER bist du?!“

Paku lächelte und zeigte mit dem rechten Daumen auf sich.

„Wer ich? Ich bin Paku! Ich bin der Flügelmann aus Saku seiner Zero-Staffel und einer seiner besten Freunde! Freut mich dich kennen zu lernen!“

Zero-Staffel? Dann war er also jemand wie Saku? Hana schien noch etwas verwirrt und sah dann wie Paku zu ihm sah und lieb fragte:

„Und wie ist dein Name mein Junge?“

Höflich war er ja, dass musste man ihm lassen. Höflicher als Sakurai bei ihrem ersten Treffen. So das Hana etwas beschämt rot anlief und dann die Arme vor sich versschränkte. Er antwortete knapp:

„Hana…“

„Hana? Das ist aber ein schöner Name! Freut mich Hana!“

Darauf lächelte der Blonde doch tatsächlich zurück. Dieser Typ schien nett zu sein und außerdem hatte er ihnen eben das Leben gerettet, also vertraute er ihm mal. Vor allem…weil er Saku das Leben gerettet hatte. Der Trottel hätte sich nämlich zerfleischen lassen! Als ihm das wieder einfiel sah er rechts rüber und wütend zu Saku, der erst den Blick nicht verstand bis Hana sprach:

„Und DU bist ein dummes Arschloch! Was fällt dir ein mich einfach so in Schutz zu nehmen?! Denkst du wirklich ich lasse dir das durchgehen?! Schmeiß dich nie wieder so opfernd vor mich, hast du gehört Sakurai?!“

Und dann drehte er sich muffig weg und lief an Paku vorbei, der ihm verdutzt nach sah als Hana motzte:

„Und jetzt bring mich zu deiner Höhle! Ich hab Hunger verdammt!“

Saku fühlte sich als hätte ihn ein Pferd getreten. Was war gerade passiert? Er hatte dem Jungen das Leben gerettet, hatte einen dicken Biss abgekommen, sich fast für ihn geopfert und der zog so ne Masche ab?! Kein DANKE oder so?! Verdammt warum kam ihm das so bekannt vor? Schmerzend griff er nach der Wasserflasche am Boden und steckte sie wieder in seine Tasche. Paku aber stellte sich plötzlich neben ihn, sah Hana weiter nach und sprach:

„Ich mag ihn. Er sieht süß aus und ist nett. Wo hast du das liebe Vögelchen denn aufgerissen?“

Saku sah ihn an als würde ein Geist neben ihm stehen. Er war was?! Dann schüttelte er wieder den Kopf und fasste sich erneut auf die Wunde, als er leicht schwach, aber schockiert sprach:

„Das ist ne Geschichte die du nicht wissen willst mein Freund. Gut das du hier bist, aber mal ganz ehrlich…langsam brauchst du eine Brille.“

Und dann ließ er sich von dem größeren Paku leicht stützen und sie liefen zu dem Versteck. Hana blieb vorne stehen und wartete bis sie ihn eingeholt hatten. Danach lief er auf derselben Höhe. Doch ihm war unwohl. Er hätte Saku nicht so anblaffen dürfen. Aber er wollte nie wieder…dass dieser sowas erneut machte. Nicht für ihn. Und nicht für diesen Preis. Zum ersten Mal hatte er wirklich Angst gehabt…jemanden zu verlieren. Und er hatte kein gutes Gefühl bei der Sache. Dieses Tier was sie angegriffen hatte…war das…konnte das wirklich Onaya gewesen sein? Saku zuckte kurz zusammen, als der Schmerz in seiner Schulter aufflammte. Er ging ihm gut. Und dennoch fühlte er sich innerlich unwohl. Was war das nur für ein Tier gewesen? Es sah aus wie ein...Aber da ging seine Fantasie mit ihm durch. Sowas gab es nicht.

Heat

Yoh saß in der Wärme und Stille des Wigwams.

Es war schon später und nur das Leuchten ihrer warmen Lampenschirme und der Flammen erhellte das Innere des Wigwams und spendete Wärme so wie auch Licht. Etwas was sehr wichtig wurde denn draußen tobte ein Sturm und der Regen prasselte auf alles herab. Nicht unüblich für den kommenden Winter.

Hao war wie immer unterwegs. Egal bei welchem Wind und Wetter, er ließ sich nicht kleinkriegen und tat alles was er für das Dorf tun konnte. Denn das war seine Aufgabe geworden. Er war nun schon seit 6 Jahren der Häuptling des Dorfes der Patcheen und hatte seit dem viele Pflichten zu erledigen. Egal ob es um die Jagd oder um andere Dinge ging, er war der Ansprechpartner und viele suchten seinen Rat. So kam es auch vor das er öfter und länger unterwegs war als sonst. Manchmal war er auch Tage weg. Aber das war okay. Yoh hatte sich daran gewöhnt und kannte es seit ihrer Kindheit nicht anders. Auch hatte er ja selber Aufgaben zu erledigen die ebenfalls wichtig waren. Noch vor der Geburt ihres Sohnes Hana war Yoh erfolgreich zur Schamanenkönigin ausgebildet worden. Und dazu auch noch zu Heilerin des Dorfes. Somit hatte auch er viele wichtige Aufgaben zu erledigen. Man konnte sagen: Hao und Yoh waren das Herz und die Seele des Stammes und hielten alles zusammen so wie auch am Laufen. Also saß er an seinem kleinen Tisch in der Ecke, der knapp über dem Boden war und machte seine Arbeit. Er vermischte und stampfte verschiedene Heilkräuter in einer kleinen Schüssel und erarbeitete dadurch Medizin. Die, an der er momentan arbeitete, war für Verletzungen. Aber da langsam der Winter kam musste er auch anfangen etwas gegen Erkältungen zu brauen. Das war lebenswichtig. Also hatte er noch viel Arbeit vor sich. Doch heute war er mal nicht allein dabei.

Das Blättern eines Buches weckte ihn aus seinen Gedanken und er sah links neben sich. Ein Lächeln fuhr über seine Lippen, als er seinen Sohn sah der neugierig und aufmerksam in einem alten Buch blätterte. Erstaunt begutachtete er die Bilder daran und gab immer wieder faszinierte Geräusche von sich. Er war so süß und noch jung. Sein Sohn Hana wurde immer größer. Vor kurzem ist er erst sechs geworden und Yoh konnte noch immer nicht fassen wie schnell die Zeit doch verflog. Für ihn kam es wie gestern vor dass er dieses kleine Bündel geboren hatte. Wie er ihn im Arm hatte und das Baby fest an sich drückte. Doch saß da nun ein kleiner, neugieriger Junge, dessen struppiges, blondes Haar nach unten in das Buch fiel und der seine Nase nicht mehr dort rauszog. Je älter Hana wurde, umso hübscher wurde er. Er war schon immer ein hübsches Baby gewesen und er würde sicherlich auch ein gutaussehender Mann werden. Immerhin hatte er die Gene von seinem Vater geerbt und Hao war auch so eine natürliche Schönheit. Doch kam er von der Haarfarbe mehr nach Hao seiner Mutter Asanoha. Von ihr hatte er das Blond. Jedes Mal, wenn Yoh den kleinen Hana sah, konnte er nicht stolzer auf ihn sein. Und das er heute bei ihm war und nicht bei seinem Vater, kam selten vor. Es war eine Ausnahme. Normalerweise würde Hana bald losziehen um mit seinem Vater zu jagen. Alt genug war er dafür und da er, im Gegensatz zu Yoh, ein normaler Junge war, würde dies bald seine Aufgabe werden: Nämlich jagen und Menschen führen. Hana würde der nächste Häuptling der Patcheen sein. Und bis dahin hatte er viel zu lernen. Doch manchmal war Yoh sich nicht so sicher ob das der richtige Weg für seinen Sohn war. Besonders wenn er ihn mit seinem Vater Hao verglich.

Hao wusste schon immer was er werden wollte. So konnte sich Yoh noch genau daran erinnern wie Hao immer jagen und mit den großen Jägern auch kämpfen wollte und das alles bereits im Alter von sechs Jahren. Er wusste schon immer was sein Ziel war und wohin die Reise gehen sollte…Hana hatte so gar nichts davon. Er schien an allem interessiert zu sein und hatte keine genau Richtung die er einschlagen wollte. Deswegen war Yoh so unsicher und sah seinem Sohn weiter zu.

Hana legte das Buch vor sich auf den Boden und lächelte. Danach legte er sich auf den Bauch und blätterte weiter neugierig darin rum. Was er da vor sich ansah war nicht das Buch von alten Geschichten, oder von erfolgreichen Jagten. Nein, er blätterte durch das Buch von seiner Mutter, einem Buch voller Kräuter und Medizin. Und er schien dabei seinen Spaß zu haben, obwohl darin nur Pflanzen abgebildet waren und er nicht lesen konnte. Es gab aber dafür eine Erklärung die Sinn ergeben könnte: Hana liebte Blumen und vielleicht hatte er deswegen so viel Spaß an den Pflanzenabbildungen darin. Er war in der Hinsicht ganz anders als Hao. Sicher sagte er oft dass er mit seinem Vater jagen gehen wollte. Er hing wie verrückt an seinem Vater, war meist dort wo er auch war, wenn er durfte, aber dennoch zeigte er mehr Interesse an der Heilkunst seiner Mutter. Er war sehr wachsam und konnte viele Namen der Kräuter schon aussprechen egal wie komplex sie waren. Yoh freute sich darüber, doch war er noch jung und das könnte sich im Alter vielleicht ändern.

So musste die Mutter aber wieder seufzen. Sicher war er froh das Hana ein normaler Junge war. Das er so geboren wurde. Am Anfang dachten alle er würde wie Yoh werden und könnte später auch ein Kind bekommen, doch Goldva stellte schnell klar das es nicht der Fall sein würde. Hana war rein…nicht wie seine Mutter. Doch da war noch etwas anderes in seinem Kind. Etwas was schwer zu fassen war. Manchmal wirkte er sehr zart und feminin, auch in der Art wie er sprach oder wie er sich verhielt. So kam er einmal mit einem schönen Blumenkranz, den er selber für die Haare geflochten hatte, zu seinem Vater und wollte ihm diesen schenken. Yoh war so stolz auf ihn gewesen, weil er sowas schönes gebastelt hatte und Hana liebte Blumen deswegen machte es ihm auch so sehr Spaß. Der Kleine war so stolz darauf gewesen. Doch Hao schien etwas verwirrt deswegen, so das er seinen Sohn doch tatsächlich sagte: Sowas machen nur Mädchen. Hana sah seinen Vater danach ganz anders an. Er schien am Boden zerstört zu sein und schenkte die Kette dann niemanden, sondern nahm sie mit. Yoh wusste bis heute nicht wo er diese hingebracht hatte, aber als er seinen Sohn so am Boden zerstört weggehen sah…da packte ihn unglaubliche Wut. Denn das war das erste Mal gewesen das Hana nicht er selbst sein durfte und sein Vater ihn kritisiert hatte. An dem Abend hatten sich seine Eltern richtig in der Wolle. Schon lange hatten sich Yoh und Hao nicht mehr so gestritten. Hao war der festen Überzeugung das Hana sowas nicht machen sollte, da er auserkoren war der nächste Anführer zu werden und dieser stark und taff sein musste. Yoh dagegen verteidigte Hana seine Unschuld und seine liebe Art bis aufs Blut. Sie stritten sehr lange darüber. Und selbst nach diesem Streit änderte sich kaum etwas an Hao seiner Einstellung zu seinem Sohn. Er wollte aus ihm das Beste rausholen. Wollte ihn zu einem großartigen Anführer erziehen und zum nächsten Häuptling auf den man stolz sein würde. Doch Yoh konnte das nicht wirklich mitmachen. Nicht wenn er sah wie sehr sein Kind sich deswegen verbiegen sollte. Hana war nicht wie Hao. Er war tief im Innern ein zärtlicher und liebevoller Mensch. Er war verletzlich und hilfsbereit. Ein Kind dessen Herz so zart und rein war wie eine Blume im ersten Schnee. Nie würde er zulassen dass sein Sohn missverstanden werden würde und anfing sein Herz zu verschließen, das so zerbrechlich und lieb war.

Erneut lächelte er Hana zu, als der sich wieder hinsetzte und freudig weiter blätterte. Typisch, er hatte keine Ruhe im Hintern und musste immer seine Position wechseln. Das kam von seinem Vater. Doch er hatte so viel von seiner Mutter das man nicht lange brauchte um das zu erkennen. Hana war die perfekte Kombination aus Yoh und Hao. Wenn Hao das nur auch so sah. Doch durfte er nicht so lange darüber nachdenken, denn er hatte noch einiges zu tun. Lieb sprach er zu seinem Sohn:

„Hana? Wärst du so lieb und pflückst mir etwas von der Schafgarbe?“

Sofort sah sein kleiner Sohn zu ihm und war aufmerksam. Yoh riss ihn mit den Worten die Nase aus dem Buch und er lächelte breit zurück, sprang auf die Beine und antwortete:

„Ja Mama!“

Und dann lief er weiter hinter sich in eine Ecke und schaute über den ganzen Haufen von Pflanzen drüber, die seine Mutter in verschiedenen Krügen angepflanzt hatte und für den Gebrauch züchtete. Ihre Insel hatte viele verschiedene Pflanzenarten und war ein wahrer Schatz an Kräutern und Natur, deswegen viel es Hana etwas schwer sich zwischen all denen zu orientieren und sich so viele gleich zu merken. Also stand er dort unsicher und sah sich um. Hatte seinen rechten Zeigefinder im Mund als er überlegte. Yoh drehte sich derweil zu ihm und sah lieb lächelnd zu. Ehrlich gesagt: Es war ein kleiner Test, aber natürlich half er wenn Hana sich unsicher war. Doch sicherlich fand sein Sohn die richtige Pflanze, egal wie. So wartete und beobachtete weiter den Blonden, der noch immer zwischen den Krügen hin und her sah. Er war sehr unsicher, mit jeder Sekunde wurde er es mehr. Und nach wenigen Minuten sah er zu seiner Mama und fragte scheu:

„W-welche war das noch mal Mama?“

Er sagte das so zuckersüß und seine Mutter lächelte sanfter. Wie konnte man ihm nur böse sein wenn er so süß war? Danach sprach sie:

„Denk noch mal nach Schatz. Sie ist klein und ist weiß, auch ist sie verdauungsfördernd. Du kennst sie, denn du hast sie schon mal im Dschungel ganz allein gefunden.“

Und dann sah Hana wieder unsicher vor und überlegte noch mal. Yoh sah ihm zu. Er wusste dass er das kann. Er war nicht auf den Kopf gefallen und er mochte diese Heilpflanze auch sehr, weil sie schöne Blumen hatte in voller Blüte. Kurz darauf lächelte Hana und zeigte auf einen Topf voller kleiner Blüten die weiß waren. Danach sah er zu seiner Mutter und sprach:

„Die hier!“

Sie nickte erfreut.

„Ja richtig! Bring mit doch bitte eine Hand voll Blüten.“

Darauf pflückte Hana freudig und stolz ganz viele Blüten und brachte sie dann zu seiner Mama, die ihm diese lieb abnahm und sie dann in ihre Schüssel vor sich legte und anfing sie mit den anderen Kräutern zu vermischen und zu stampfen. Sein Sohn saß daneben und sah ganz genau zu. Er fand es interessant was sie da machte und blickte noch etwas hin, bis er dann neugierig fragte:

„Was kann die Schafgarbe denn noch alles? Warum machst du sie da rein?“

Er war schlau. Er hatte sich gemerkt dass Heilpflanzen meist mehrere Eigenschaften haben, daher kam die Frage. Yoh vermischte weiter die Blüten und sprach lieb:

„Die Schafgarbe enthält viele heilende Wirkstoffe. Sie enthält unter anderem Bitterstoffe und Gerbstoffe. Die ätherischen Substanzen wirken vielseitig, zum Beispiel entzündungshemmend, antibakteriell, krampflösend und blutstillend. Sie ist also der perfekte Kandidat um schwere Wunden und Krankheiten in diesen zu bekämpfen. Allerdings nur wenn sie schnell aufgetragen wird nach einer Verletzung.“

Dann sah er wieder zu Hana der ihn voller Erstaunen und mit strahlenden Augen ansah. Er schien sich richtig über das Wissen zu erfreuen was er gelernt hatte und lächelte dann, als er fragte:

„Wirklich?! Dann ist es ja eine Superpflanze! Kann sie alles heilen?!“

Er war so süß. Seine Mutter legte die Schüssel und den Mörser ab und hob ihn dann auf ihren Schoß. Etwas verdutzt ließ sich Hana anheben und saß dann mit dem Rücken zu ihr gedreht bei ihr. Danach sah er zu ihr auf, als Yoh runter sah und lieb sprach:

„Sie ist schon richtig gut, aber leider kann auch die Schafgarbe nicht alles heilen. Hana…ich möchte das du dir etwas merkst: Nicht jede Pflanze die heilen kann ist auch gleich ungefährlich. Schau mal hier:…“

Sie zeigte vor sich auf den Tisch und Hana folgte der Geste. Dort sah er neugierig wie seine Mutter nicht alle Blüten zur Verarbeitung genutzt hatte. Das schien ihn etwas zu verdutzen und er legte den Kopf schief. Ah, er hatte es bemerkt. Yoh fuhr fort:

„…Ich habe nicht alle Blüten benutzt. Kannst du dir denken warum?“

Hana dachte etwas nach und verschränkte die Arme vor sich, aber er kam nicht auf die Lösung. Er war noch viel zu klein dafür. Also schüttelte er den Kopf und sprach:

„Nein…Warum Mama?“

Schön das er fragte. Yoh lächelte zu ihm runter und er sah zu ihm hoch.

„Weil sie dann giftig wird in der Kombination mit den anderen Kräutern. Allein kann man sie hoch dosieren, aber zu viele Heilpflanzen können in zu hoher Menge und Kombination nicht mehr den Effekt erzielen den sie eigentlich haben sollten. Und wenn man zu viel davon isst bekommt man Bauchweh und Schmerzen. Weist du Hana: Es gibt kein Gift, es kommt auf die Menge und Dosierung an. Wenn du also von einer Pflanze, die Gutes tut, zu viel nimmst dann kann es schnell passieren dass sie einem nicht mehr gut tut. Verstehst du das?“

Hana schüttelte erneut den Kopf.

„Das verstehe ich nicht Mama. Ich dachte es ist immer gut wenn man von allem mehr hat. Ich meine: wenn wir mehr zu essen haben dann ist das doch gut gegen den Winter. Dann muss niemand hungern und mit zu viel Essen ist doch alles okay. Warum ist dann zu viel Medizin nicht gut für uns? Sie hilft uns doch.“

Yoh strich ihm sanft über das blonde Haar. Er war ein schlaues und so aufmerksames Kind.

„Das ist etwas was die Natur so gemacht hat. Pflanzen machen sowas um sich zu schützen und erzeugen deswegen Giftstoffe. Denn wenn man zu viel von der Pflanze isst, dann stirbt diese ja. Also wird der der zu viel frisst bestraft, damit er nicht noch mal auf die Idee kommt sie zu fressen. Das ist eine Lektion. Genau wie ich dir eben eine gegeben habe. Nur aus Lektionen lernt man. Der Hirsch wenn er zu viel Gift frisst wird krank und das Kind wenn es hinfällt, bekommt eine Wunde. Und doch lernen wir daraus und wissen wie wir es beim nächsten Mal besser machen müssen. So ist der Lauf der Dinge und je früher du es verstehst umso besser ist das Hana. Fehler sind nichts schlimmes, denn daraus lernen wir. Schäme dich niemals für deine Fehler.“

Das war besonders im Bezug auf seinen Vater gemeint gewesen, denn Hana hatte oft das Gefühl er machte Fehler bei Hao. Danach drückte sie ihn wieder an sich und er drehte sich lachend in ihren Armen um, schmuste sich an seine Mama und genoss ihre Umarmung. Er liebte sie so sehr. Und noch mehr liebte er es mit ihr über Pflanzen zu sprechen. Was seine Mama ihm beibrachte war ihm sehr wichtig. Denn sie machte es mit Liebe und mit so viel Ruhe…Er liebte auch seinen Papa, auch wenn dieser schnell ungeduldig werden konnte. Sie brachten ihm alle so viel bei und er würde das alles mal nutzten, dass wusste er. Und nach wenigen Minuten der Umarmung löste er sich von seiner Mama und sah zu ihr auf. Eine Frage hatte er noch:

„Mama? Gibt es eine Pflanze die ALLES heilen kann? Selbst die schlimmsten Vergiftungen und Krankheiten?“

Seine wunderschönen Augen strahlten in dem Lichtschein der Flammen um sie und Yoh sah danach kurz zur Decke, dachte nach. Das war nicht so einfach. Er kannte das Buch der Heilkunst in und auswendig, doch spontan…Doch, es gab da allerdings eine Pflanze. Aber diese war er nie in der Lage gewesen selber anzubauen, weil er nicht wusste wo sie blühte. Demnach hatte er noch nie zu vor mit ihr gearbeitet. Es war etwas was er aus dem Buch erfuhr und sie nur daher kannte. Das Buch was Hana noch vorher in den Händen gehalten hatte. Dieses Buch wurde über Generationen weiter gegeben und hatte alles Wissen der Patcheen über Heilpflanzen in sich gesammelt. Es gab da wirklich eine Pflanze, aber…

Er sah wieder zu seinem Sohn runter und der aufmerksam zu ihm hoch. Wollte sich genau merken was seine Mama nun zu ihm sagte. Yoh lächelte und gab als Antwort:

„Es gibt da tatsächlich eine Pflanze. Aber sie ist auch sehr gefährlich, aber nur wenn man sie nicht richtig dosiert. Sie kann alles heilen…Ihr Name ist: Osterluzei…Aber unsere Vorfahren nannten sie auch gerne: Das Wolfsraut.“
 

Ich fühle mich so besonders. Etwas hat sich an mir festgebunden, denn ich habe das Gefühl in Bewegung zu sein. Vielleicht ist es ein plötzlicher Sinn von Gerechtigkeit in mir. Aber es ist mir egal den ich bin nicht mehr hier. Und es ist mit mir auch egal ob ich morgen da sein werde. Immer und immer wieder habe ich zu viel von dem genommen was dich selbst so viel gekostet hat. Nie hätte ich gedacht dass dieser Tag mal kommen würde. So sehe ich Erleichterung in den Schatten der Morgensonne. Meine Morgensonne ist die Droge die mich näher an meine Kindheit bringt die ich einst aus Angst verloren habe. Ich hätte nie gedacht dass der Tag mal kommen würde an dem mein Leben von der Morgensonne anhängig wird. Als ich noch ein kleiner Junge war, sprach man viel mit mir. Aber nun da ich erwachsen bin haben sie Angst vor dem was sie sehen. Das ist der Preis den wir alle bezahlen müssen. Und der Wert des Schicksals existiert nicht. Ich kann dir nicht sagen wohin es geht. Denn ich denke da gibt es einfach keine Möglichkeit das vorher zu wissen. Aber da ist die Chance dass wir zu weit gegangen sind. Du hast mir meine Zeit genommen und nun befürchte ich dass du mich einfach stehen lässt. In einer Welt die so viel von mir erwartet.
 

Das Lagerfeuer wärmte sie schon bereits und auch die ganze Höhle um sie herum.

Naja „Höhle“ war vielleicht zu viel des Guten, denn eigentlich handelte es sich nur um ein etwas größeres Loch, das in einer Mauer drin war und tiefer hinein ging. Doch es halt was es versprach und sorgte für etwas Schutz vor der Dunkelheit und das man sie auch nur aus einer Richtung attackieren könnte. So hatte Paku das kleine Lagerfeuer vor sich zum lodern gebracht und legte noch etwas Holz hinzu. Es würde eine lange Nacht werden und er hatte es sich angewöhnt das Feuer nie zu löschen und mit einem offenen Auge zu schlafen. Danach klatschte er den Ruß von seinen großen Händen und sah rüber zu Sakurai, der auf der anderen Seite des Lagerfeuers an die Wand gelehnt war und sich noch immer die rechte Schulter hielt. Er sah nicht gut aus, aber auch nicht tödlich verwundet.

Doch Sakurai plagte noch etwas anderes als nur die Verletzung. Im Wald…da hatte er gehört wie Paku erzählte das er seine Tasche verloren hatte. Verdammt…Es war also die Tasche gewesen weswegen sie überhaupt in die Schlucht gefallen waren. Doch schlimmer war…das Saku Hana wegen so etwas umbringen wollte. Wegen etwas mit dem er nichts zu tun hatte. Das war scheiße gelaufen und er musste sich dafür definitiv entschuldigen…Doch momentan war der Zeitpunkt nicht schlechter dafür.

Der Schmerz schoss noch immer von der Schulter durch Saku seinen Körper und wurde nicht weniger. Kein Wunder denn er war ja auch böse erwischt worden. Und obwohl Hana im Dschungel noch so gedrängelt hatte, er würde Hunger haben, so schien das alles verflogen zu sein, seit sie in Paku seiner Höhle angekommen waren. Noch immer trug er die teils verbissene Jacke über sich. Wer hätte gedacht dass dieses Teil ihm das Leben retten würde? Nun war es nicht nur Saku sein Mut, sondern auch seine Jacke gewesen die das Schlimmste verhindert hatten. Doch darüber kam kein Wort über seine Lippen und so kniete er sich neben dem Verwundeten und half dem vorsichtig seine Umhängetasche auszuziehen. Er zog die über den Kopf und Saku kniff kurz die Zähne zusammen vor Schmerz, da er ja seinen Arm bewegen musste der auf der Seite der verletzten Schulter lag. Es tat so höllisch weh. Wie konnte sowas nur so schmerzen? Sicher wurde er böse gebissen, aber das es so brennen konnte. Anbei legte Hana die Tasche links von sich hin und sah sich die Wunde an der Schulter an. Zumindest das was er sehen konnte und was zwischen den Fingern des Älteren durchblickte. Er sah also nicht wirklich viel, weil die Wunde dazu noch etwas von dem Muskelshirt bedeckt wurde, aber allein das viele Blut, das überall klebte und die zerfetzte Kleidung, verhießen schon nichts Gutes. So das auch Hana kurz schlucken musste als er das sah. Nicht gut. Und noch schlimmer war…das es SEINE Schuld gewesen war und Saku nur wegen ihm gebissen wurde. Hätte er besser auf seine Umgebung geachtet, sich nicht in die Hose gemacht und geschrien wie ein Mädchen, wäre das alles nicht so eskaliert! Er schämte sich unglaublich dafür. Und er musste sich eingestehen…das Sakurai ihm mal wieder das Leben gerettet hatte. Langsam schien das zur Gewohnheit zwischen ihnen zu werden und das nervte echt. Er verzog das Gesicht leicht besorgt, aber sah noch immer streng zu Saku als er fragte:

„Wie schlimm tut es weh?“

Offenbar sehr, denn sein Gegenüber schnaufte noch stark und verbarg die Wunde weiter mit seiner linken Hand. Auch war seine Atmung schneller und angestrengter als sonst. Doch Saku sah nicht mal zu ihm, als er den Kopf hinter an die Wand legte, die Augen schloss und antwortete:

„Als hätte mich ein verdammter Truck angefahren und ich konnte mir das Nummernschild nicht merken…Aber halb so wild…“

Er sagte das lässig, aber dennoch angestrengt. Typisch. Er versuchte den Coolen zu spielen und sich nichts anmerken zu lassen. Vielleicht wollte er auch nicht dass sich andere um ihn sorgten. Aber da hatte er sich bei Hana an den Falschen gewandt. Dieser sture Esel von einem Pilot. Wenn Hana etwas nicht leiden konnte, dann wenn er angelogen wurde und es dabei sogar noch so offensichtlich war. Also sah er ihn muffig an und drückte kurz neben der Wunde in die Haut. Er konnte es sich nicht verkneifen, es kam einfach so über ihn. Und als würde eine Kugel in ihn jagen krisch Saku auf und zuckte zusammen. Danach wand er sich sauer an den Blonden, der ihn weiter ruhig dabei ansah und fauchte ihm ins Gesicht:

„AUA! SPINNST DU HANA?!“

Er war so laut gewesen das es locker durch die kleine Höhle hallte und raus in den Wald. Doch egal wie laut er krisch und Hana dabei anspuckte, der Kleine blieb ruhig und sah ihn muffig an. Aha, tat also überhaupt nicht weh ja? Er schüttelte darauf den Kopf und gab lauthals zurück:

„Brüll mich nicht so an! Du spinnst ja wohl! Halb so wild ja?! Willst du mich eigentlich verarschen?! Hast du echt gedacht keinem würde auffallen wie du hier wie ein Schluck Wasser hängst und keuchst wie eine 100 Jährige nach einem Marathon?! Mach hier nicht einen auf Taff, du Weichei!“

Der war doch bescheuert!

„Was geht dich das an Hana?! Und tu du nicht so als würdest du dich sorgen, du Biest!“

Kam es sauer zurück geschossen. Das war übrigens ne gute Frage gewesen: Warum regte Hana sich so auf? Es konnte ihm doch egal sein das Sakurai lieber den still Leidenden spielen wollte. Was kümmerte es ihn? Doch die Antwort war offensichtlich: Hana fühlte sich für diese Verletzung und den Unfall verantwortlich, also nahm er das alles persönlicher als sonst. Er war keiner der nicht für seine Fehler gerade stand. Besonders da er das immer tun musste, allein weil sein Vater ihm oft Strafen aufbrummte für Fehler. Das war seine Art geworden. Doch musste er die Wunde genau sehen, sonst konnte er nicht helfen. Und da Sakurai mal wieder ein sturer Bock war, musste Hana eben etwas nachhelfen. Also sah er ihn kurz muffig an und setzte sich danach in Bewegung. Wer nicht hören will muss fühlen! Sofort kam er kniend über den Älteren seinen Schoß war genau vor und über ihm. Es war ein schneller und gezielter Schwung auf den Schoß des Älteren. Durch das Sitzen waren Saku und Hana nun auf derselben Augenhöhe und sahen sich an, wobei der Ältere etwas erschrocken und verblüfft drein sah, als er plötzlich diesen blonden Teufel über seinem Schoß hatte, dieser ihn dann auch noch mit beiden Händen unten am Shirt packte und anfing es nach oben zu zerren, während er laut meckerte:

„Stell nicht so blöde Fragen! Zieh gefälligst dein Oberteil aus! Sofort!“

Oder mehr den teils zerfetzten und durchgebluteten Rest der noch davon übrig war. Hana zerrte an seinem Oberteil rum und wollte es nach oben und über den Kopf ziehen. Doch Saku wurde da plötzlich ganz anders und er lief sogar kurz etwas rot dabei an. Er schämte und genierte sich etwas und drückte gegen den Blonden an, was in einem lustigen Handgemenge endete. Er sollte damit aufhören! Wie konnte er das so locker und unbekümmert machen?! Hatte er keine Scham andere einfach so auszuziehen?! Daran sah man dass er aus dem Wald kam! Hana machte der Wiederstand nur noch saurer und er fauchte:

„Zieh es aus! SOFORT!“

Saku konterte:

„Behalte gefälligst deine Hände bei dir du kleine Ratte! Lass das Hana!“

„Ich kann deine Wunde aber so nicht behandeln du Blödmann!“

„Ich habe nie darum gebeten du Rotzgör!“

„Zier dich nicht so Prinzessin!!“

„Geh von mir runter du Spinner!!“

„Ach komm das gefällt dir doch du Perversling!“

„GEH RUNTER!“

Wer war hier gerade der Perverse?! Saku definitiv nicht! Sie hörten überhaupt nicht mehr auf und es wurde zu einem richtigen Krach zwischen ihnen. Sie zankten sich wie ein Ehepaar und immer wieder versuchte Hana sein gegenüber zu entkleiden und sein gegenüber versuchte sich gegen diese Vergewaltigung zu wehren. Sie fuchtelten herum und Sakurai drückte Hana von sich weg und der sich wieder an ihn ran. Das reinste Theater, welches Paku aber sehr interessant fand. Vor allem der Ablauf wer WAS machte war interessant.

Es war keine Überraschung dass er sich aus dem ganzen Streit raus hielt. Er war doch nicht blöd. So wie die drauf waren wäre dazwischen zu gehen der reinste Selbstmord! Sie würden ihn dann sicherlich zusammen in Stücke reißen. Manchmal war es besser am Seitenrand zu warten und auf sich selbst zu achten. So saß er einfach gegenüber, auf der anderen Seite des Lagerfeuers und sah ihnen stumm zu. Er lächelte aber sogar leicht. Das kam ihm sehr bekannt vor. Das hatte Saku mal mit jemand anderem gehabt, also so einen Streit. Und der Grund, warum er diese Auseinandersetzung interessant fand, war folgender: Sie waren sich wirklich ähnlich. Vielleicht sah man dass auf den ersten Blick nicht gleich, aber es wurde offensichtlicher je mehr er beide kannte und kennenlernte. Paku kannte Sakurai schon eine ganze Weile. Ehrlich gesagt sogar schon seit sechs Jahren.

Er hatte ihn damals kennengelernt als dieser neu zur Marine gekommen war. Damals war der junge Sakutaro noch in dem frischen Alter von 16 Jahren gewesen und voller Kraft und Tatendrang. Musste so dasselbe Alter gewesen sein wie es vielleicht der kleine Blonde nun hatte. Und nicht mal die sechs Jahre danach hörte Saku auf so voller Tatendrang und Mut zu sein. Immer war er voll bei der Arbeit und ließ sich nicht die Butter vom Brot klauen. Ein helles Köpfchen innerhalb der Soldaten und das obwohl er jünger war als die meisten Anderen. Als der Knabe das erste Mal in den Hangar der Station in Tokyo kam und von den Vorgesetzten zwischen den Fliegern herumgeführt wurde, da konnte Paku das Strahlen in seinen Augen sehen. Man sah ihm an das er noch ein Frischling war und das er unbedingt ein Flugzeug fliegen wollte. Doch hatte er noch keine Ahnung und seine Ausbildung musste erst mal beginnen. Junge Burschen mit hohen Zielen und Träumen waren gern gesehen, auch wenn die Realität leider meist nicht so schön war wie die es sich erträumten. Sakurai wurde speziell in die Abteilung für den Luftkampf eingesetzt, doch lernte er erst Mal die ganze Wartung und die Modelle kennen bevor es ans Fliegen ging. Ihr damaliger Kommandant Anderson, der Amerikaner war, aber für Japan kämpfte, sagte immer das Saku unglaubliches Talent hätte und dieses nicht vergeudet werden durfte. Also sollte Paku ihn unter seinen Flügel nehmen und ihm alles beibringen was es über die Flieger zu lernen gab. Der Knabe wollte später mal einen Zero fliegen. Ein sehr erschreckender Wunsch, wenn man bedachte dass diese Flieger ihr Leben im Krieg schneller verloren als Eintagsfliegen. Woher er diese Motivation hatte hat Saku aber niemals gesagt. Es blieb immer sein Geheimnis. So kam er zu ihm und sie wurden über die Jahre beste Freunde. Doch Sakurai war nicht Paku sein einziger Lehrling gewesen, sondern gab es auch noch Kaizo Oume.

Der etwas kräftigere und kleinere Kaizo war schon ein Jahr länger in der Lehre gewesen. Hauptsächlich Mechaniker und weniger der Mann der fliegen wollte. Er war gut in seinem Wissen und seiner Arbeit, aber Saku hatte ihn schnell überholt. Es war Wahnsinn wie schnell er lernte und welch scharfe Auffassungsgabe er besaß. Heute noch besaß. Die zwei Lehrlinge hatten sich deswegen auch öfters mal in den Haaren gehabt und einmal sogar geprügelt, wer sich um einen Zero kümmern durfte. Am Ende war es keiner und sie hatten beide eine Woche lang Küchendienst. Kaizo sah in Sakutaro einen Rivalen und keinen kleinen. Man sah immer wieder wie er versuchte ihn auszustechen, aber meist war ihm Saku einen Schritt voraus. Als könnte er ihn nie schlagen. Doch nach dem Vorfall mit dem Zero und der Küchenarbeit, saßen sie auf derselben Stufe und waren von da an die besten Freunde geworden. Danach lief vieles besser im Hangar und bei der Arbeit. Sakutaro Sakurai arbeitete sich in Rekordzeit hoch zu einem Anführer der Zero-Staffel und Kaizo Oume schlug plötzlich einen ganz anderen Weg ein: er wurde Kommandant. Seine Intelligenz und sein Tatendrang brachten ihm diesen Titel, nicht unbedingt das Alter. So arbeiten sie heute unter dem Befehl des guten Kaizo und Paku dann sogar noch unter Sakutaro. Aber er war stolz das es so gekommen war, denn diese zwei Jungen waren seine Küken gewesen. So wurde aus ihm ein stolzer Vater der seine Jungen endlich davonfliegen sah.

Doch er kannte auch beide Schwächen der Jungs zu gut. Kaizo war ein Mann der immer unter Saku seinem Talent litt und besser werden wollte. Er hatte viel Eifer und musste dabei aufpassen nicht über Leichen zu gehen. Sakutaro dagegen war sehr stur und mutig. Meist wollte er niemanden in Gefahr bringen und warf sich mit Herzblut gerne in Schlachten. Er wurde schnell rücksichtlos…aber nur wenn es ihn selbst betraf. Er war ein Mann der immer an die Anderen dachte und erst dann an sich. Doch in letzter Zeit versuchte er das zu verstecken, nämlich unter einer Mauer aus Sturheit und Stille. Doch letzten Endes war er ein Mann dem man blind vertrauen konnte. Zumindest wenn du es in sein Herz geschafft hattest, oder über ihm in der Rangordnung warst.

Und genau darin waren Saku und Hana sich ähnlich: Sie waren beide Sturköpfe, gaben nicht nach und versteckten ihre wahren Gefühle hinter einer Mauer aus Stille oder anderen Gefühlen wie Aggression. Das sah Paku sofort. Obwohl Sakurai noch ruhiger zu sein schien als Hana. Mann hatte der Kleine Feuer! Das sah er allein daran wie der Kleine noch immer auf Saku rumturnte und weiterhin versuchte diesen zu entkleiden. Hah, einer bockiger als der Andere. Und das Sakurai das so mit sich machen ließ, Hana noch keinen Kinnharken oder sonst was gegeben hatte um ihn runter zu bekommen, dass zeigte dass er den Kleinen irgendwo mochte. Paku kannte Sakurai: wenn der was nicht wollte, dann brachte er das schnell zu Ende. Er war darin skrupellos. Er mochte Hana, kein Zweifel, auch wenn er das selber vielleicht noch nicht realisiert hatte.

So sah er ihnen einfach weiter zu und endlich schien sich was zu tun zwischen dem Gezeter und Gefuchtel. Der Schwarzhaarige hatte einen kurzen Schmerz der durch ihn schoss und er deshalb zusammenzucken musste. Mieses Timing denn Hana nutzte die Sekunde geschickt und grinste frech. Eine Lücke! Und dann zog er mit voller Kraft das Oberteil nach oben und konnte es wirklich über Saku seinen Kopf ziehen, der die Arme aus Reflex mit heben musste, so sehr es auch weh tat und nur um den schlimmsten Schaden zu vermeiden. Und endlich, ENDLICH war das blutige Teil weg und der Blonde hatte es in den Händen. Er lachte darauf etwas frech, hielt es noch vor sich und fauchte:

„HA! Wiedestand ist zwecklos Sakurai! Mann, immer musst du es dir so schwer machen du Blödmann!“

Doch er stoppe und hörte sofort auf weiter so gemein zu sein…als er sah wie schlecht es Saku ging. Das war alles sehr viel Stress für ihn gewesen und dieses Fuchteln und Wehren erst recht. So saß er noch immer an die Wand hinter sich gelehnt und hatte die Augen plötzlich zu, als sich sein Kopf auch wieder nach hinten abstützte und er seufzte. Hana sah ihn etwas unwohl an…er sah nicht gut aus. Vielleicht lag es noch immer an dem Schmerz der Wunde, aber Sakurai seine Atmung war sehr schwer und noch etwas zu schnell, auch konnte er fühlen wie der Ältere Wärme verströmte. Er war sehr warm, was bedeutet sein Körper mit der Wunde kämpfte. Dazu musste Hana nicht mal den nackten Oberkörper vor sich berühren um das zu spüren. Moment mal...Er hatte nichts mehr an. Erst in der Sekunde realisierte der Blonde was er da gemacht hatte und sah runter zu dem Oberteil in seinen Händen und dann wieder vor zu Saku seinem Oberkörper…der leider ziemlich gut aussah. Er war gut gebaut und Hana merkte erst nicht wie er ihn förmlich anstarrte und sich nicht mehr regte. Wurde er…etwas rot bei dem Anblick? Vor allem waren sie sich auch noch so nah und er saß über ihm und…Sofort schüttelte Hana den Kopf und legte das Oberteil rechts neben sich auf den Boden. Fokus! Was war los mit dir?! Reiß dich zusammen! Prügelte er sich ein und schluckte, dann wand er sich etwas vor und sah sich genau die Wunde an, auf der schon wieder Saku seine linke Hand ruhte. Arbeiten. Konzentriere dich auf die Arbeit! So schnaufte er und fasste vorsichtig mit beiden Händen vor, als er sprach:

„Jetzt zeig mal her.“

Und dann fasste er ganz vorsichtig und sacht die Hand des Verletzten und nahm sie von der Wunde. Saku öffnete dadurch wieder die Augen und sah zu Hana rüber. Sah ihm zu bei dem was er tat. Er war nicht mehr in der Lage sich zu wehren. Er wollte es auch nicht mehr, denn er hatte Schmerzen. So ließ er den Blonden gewähren und sah zu wie dieser sanft seine Hand entfernte und vorsichtig auf dem Schoß unter sich ablegte. Und dann spürte er Hände an seiner Haut. Warme Hände die ihn sanft um die Wunde abtasteten. Es tat nur leicht weh und das Jammern verbiss sich Saku deswegen auch. Er wollte nicht das Hana ihn für einen Waschlappen hielt…und er wollte den Kleinen nicht verunsichern. Denn er sah schon so aus als wäre er extrem vorsichtig und wollte Saku nicht verletzten. Mit einem Jammern würde er genau das erreichen: er würde Hana verunsichern. Also ließ er es. Der Kleine hatte Ahnung von Heilkunde. Das hatte er bereits bewiesen. Und so komisch es auch war, er vertraute ihm in der Hinsicht etwas, denn seine rechte Hand tat auch nicht mehr weh und verheilte gut seit sich Hana um diese gekümmert hatte. Er hatte heilende Hände und hoffentlich halfen sie auch dabei weiter.

Doch kaum als der Blonde die Wunde gesehen hatte verzog er etwas schmerzhaft das Gesicht. Oh mann sie sah wirklich nicht gut aus. Was er vor sich sah war eine miese Wunde. Die Haut, um die Verletzungen, war errötet was auf eine Entzündung deutete. Es war ein Biss und zu einem Biss gehörten Löcher und die sah er nun auch genauer an. Seltsam. Keine Ahnung was für einen Kiefer dieses Vieh gehabt hatte, aber er sah zwei große Löcher in der Schulter, aus denen noch immer Blut sickerte, wenn auch in Maßen. Auch auf der Rückseite der Schulter waren ebenfalls zwei große Löcher, dass waren also wahrscheinlich Wunden der Fangzähne, aber sie waren groß verdammt noch mal! Doch was ihn mehr verwirrte waren die vielen kleinen anderen Löcher die sich im Bereich zwischen Fangzahn zu Fangzahn befanden. Sie waren fingergroß und weniger tief, aber dennoch da. Was hatte es für einen Biss-Abdruck hinterlassen?! Noch nie hatte Hana solch einen Abdruck von einem Tier gesehen. Was war das für ein komischer Kiefer? Die Löcher waren nicht mal gerade und in Form nebeneinander, mehr versetzt und durcheinander, als hätte es zwei Zahnreihen und in jedem nur einige Zähne. Was zum Teufel?! Erneut strich er sanft um die Bisswunden herum. Die Haut war warm. Aber wie bereits gesagt: völlig normal, denn es fing an sich zu entzünden. Das war auch irgendwie gut. Wenn es sich entzündete dann kämpfte der Körper gegen Bakterien. Doch das konnte Hana nicht einfach alles so stehen lassen. Überließ man die Wunde sich selbst könnte es gegeben falls böse enden. So strich er weiter und sah dann zu Saku, fragte ernst:

„Tut das weh?“

Der Ältere sah zu ihm und schnaufte kurz etwas lachend, als von ihm kam:

„Was denkst du denn? Natürlich tut es weh, aber es hält sich in Grenzen…“

Lügner. Hana sah ihn muffig an. Ein einfaches „Ja“ hätte auch gereicht Blödmann. Das wollte er sagen, aber riss sich zusammen. Es tat ihm sehr weh, er musste das nicht mal sagen denn sein Blick sprach Bände. Auch war die Muskulatur unter seiner Haut angespannt und gedehnt, was zeigte das er Schmerzen hatte und dagegen ankämpfte. Er spielte den Harten. Blödmann. Dann sah Hana wieder zu der Wunde und lehnte sich etwas zurück. Dachte nach was er tun sollte.

Paku hatte sich dann sacht erhoben und kam zu den Beiden rüber. Er kniete sich links neben Hana auf den steinigen Boden und sah auch zur Wunde. Sogar bei ihm löste es eine schmerzhafte Verzerrung des Geschichtsausdrucks aus und er sah danach zu dem Blonden, fragte:

„Was denkst du kleiner Heiler?“

Verdutzt sah ihn Hana an. Kleiner Heiler? Davon war er noch lange entfernt. Und er war nicht klein! Seine Mutter war um Welten besser als er in sowas. Doch wenn er gerade Mal an seine Mutter dachte, wäre es ihm lieber sie wäre hier, denn sie konnte einfach ALLES heilen. Inzwischen wünschte er sich sogar sie wäre da um zu helfen. Doch das war etwas was er allein erledigen musste, als runzelte er die Stirn und dachte weiter nach, legte dabei die Arme verschränkt an seine Brust. Es gab eigentlich nur einen Weg den er einschlagen konnte. So nickte er und sprach dann:

„Ich muss die Wunde reinigen, behandeln und dann verbinden.“

Klassisch. Paku sah zu der Wunde und Saku dann ebenfalls.

„Das könnte schwer werden. Ich habe meine Tasche verloren und sofern ihr nicht Medizin dabei habt weis ich auch nicht weiter.“

Kam es von Paku ernst und besorgt. Er wollte wirklich helfen, aber ihm waren die Hände gebunden. Schöner Mist, denn er hatte Medizin dabei gehabt bevor er die Tasche verloren hatte. Sakutaro schüttelte sofort den Kopf auf Paku seine Worte und antwortete:

„Ich hab nichts dergleichen in meiner Tasche. Aber das wird schon. Ich komm auch so klar.“

Sein Kumpel sah ihn wieder an und runzelte die Stirn etwas.

„Bei allem Respekt Sakurai ich weis das du hart im Nehmen bist, aber diese Wunde völlig unbehandelt zu lassen ist blanker Selbstmord. Wenn sie sich noch mehr entzündet kann das böse enden.“

Dazu musste er kein Arzt sein um das zu erkennen, auch ein Laie bekommt das hin. Er hatte recht. Hana sah von Paku wieder zurück auf die Wunde und ließ auch dazu einen Kommentar ab:

„Der Große hat recht. Sie ist bereits mies entzündet und das muss gestoppt werden. Vielleicht erleidest du auch noch zusätzlich eine Blutvergiftung. Dreh es dir wie du magst Sakutaro aber du MUSST verarztet werden. Da führt kein Weg dran vorbei wenn du leben willst.“

Der Ältere sah ihn an. Woher wusste er das? Oder: warum war der Knirps sich da so sicher? Aber mehr noch: Er stimmte Paku zu?! Was war denn da los? Ihm hatte er noch nie in etwas freiwillig zugestimmt! Der Pilot fühlte sich etwas gekränkt deswegen, aber schob es beiseite. Saku wusste das Hana was von seiner Mutter erzählt hatte und sich deswegen etwas mit Medizin auskannte. Offenbar war sie Heilerin in ihrem Dorf und wenn das stimmte, dann hoffte er einfach dass der Kleine nur halb so gut war wie seine Mutter. Und bei dem Gedanken schoss wieder ein Schmerz durch seinen Körper und er krümmte sich, biss etwas die Zähne zusammen und schloss die Augen. Seine Atmung wurde auch etwas angestrengter in jener Sekunde. Es war nicht nur das Brennen, diese verdammten Schmerzen machten ihn etwas fertig. Sie waren wie erneute Bisse, aber wie welche die bis in seine Venen schossen und das Blut zusätzlich vergifteten. Er fühlte sich wirklich nicht gut und wenn er ehrlich war…wurde es von Minute zu Minute schlimmer. Auch ratterte sein Herz schneller.

„Mach doch was du willst…“

Kam es bockig und schwach aus ihm. Heh, so typisch. Immer alles alleine regeln wollen. Doch Hana sah das und ging nicht darauf ein. Denn er kannte diesen uneinsichtigen Sturkopf inzwischen gut genug um es besser zu wissen. Sakurai ließ sich nicht freiwillig helfen, dafür war er zu stolz. Doch Hana musste was tun und das schnell. So erhob er sich blitzartig von Saku seinem Schoß und kam links an Paku vorbei, der ihm verdutzt nach sah. Danach fasste er sich, neben dem Großen, die Tasche von Sakurai und fing an durch diese zu wühlen. So musste er nicht mal lange wühlen, denn sofort sah er was er wollte: Der Schal. Das könnte funktionieren. Sobald er die Wunde verarztet hatte, könnte er sie mit dem Schal verbinden, der war lang genug dafür. Also stopfte er ihn wieder rein und machte die Tasche zu. Danach kam er auf die Beine und sah links zu Paku, der fast nur etwas kleiner war auf den Knien und fragte diesen entschlossen:

„Hast du neben deiner lauten Waffe auch noch sowas wie ein Messer?“

Paku schien im ersten Moment etwas verdutzt zu sein, doch nickte er dann langsam und fasste sich rechts an seinen Gürtel. Er hatte tatsächlich ein größeres Messer aus der Armee dabei und reichte es dem Kleinen ohne lange zu zögern. Es war erstaunlich dass er bereits so viel Vertrauen in Hana hatte, obwohl er ihn nicht mal kannte. Saku hätte ihm nie ein Messer gegeben und sah deswegen auch etwas schwach und erschrocken hin. Derweil sah sich der Blonde kurz das handgroße Messer an und nickte. Das sollte reichen für den Ernstfall. Danach sah er den Großen ernst an und sprach:

„Ich gehe jetzt los und hole Heilkräuter! Pass du solange auf Sakutaro auf und sieh zu das er keine Dummheiten macht!“

Dummheiten? Was sollte er denn großartig tun? Party machen konnte er wohl gerade schlecht. Dann wand sich Hana ab und lief schnell zum Eingang der Höhle. Dem Großen wurde da etwas bewusst: Er wollte bitte WAS tun?! Paku sah ihm erstaunt und verdammt beeindruckt nach. Er wollte da alleine raus? Alter der Kleine hatte Mut! War der wirklich so taff und entschlossen in der Dunkelheit da raus zu gehen, obwohl er wusste was da draußen lauerte?! Und das ohne Schusswaffe und nur mit Messer!? Donnerwetter. Paku zog seinem Hut innerlich vor ihm. Hana war mutiger als so manch ein Soldat den er kannte. Doch konnte er es sich nicht verkneifen und sprach besorgt:

„Bist du dir sicher mein Junge? Dieses Ding ist noch immer da draußen.“

Hana blieb am Eingang stehen und sah zu ihm hinter. Er grinste etwas.

„Natürlich bin ich mir sicher! Du hast dem Ding vorhin ordentlich zugesetzt. Es ist verletzt und es wäre schön blöd wenn es noch mal angreifen würde. Ich denke wir haben erst mal Ruhe davor. Und wenn nicht…dann muss ich halt schneller sein!“

Saku sah das aber nicht so positiv. Sondern eher realistisch. So wie er es vorhin gewesen war, ja? Lief ja nicht so gut. Woher nahm er nur diesen Mut?! Das war doch Wahnsinn was er da tat! Und er tat das für einen Mann der ihn bereits mehrmals töten wollte! Sakurai sah erschrocken zu Hana und schüttelte den Kopf. Er wollte sich sogar aufrichten, aber klappte mit Schmerzen wieder nach hinten, als er sprach:

„D-Du gehst nirgendwo hin! Und erst recht nicht alleine…s-solange dieses Ding da draußen ist!“

Der Blonde legte den Kopf etwas schief bei der Aussage. Saku klang besorgt dabei, auch wenn er es versuchte zu überspielen. Blödmann. Er sollte es doch inzwischen auch schon begriffen haben…aber offensichtlich brauchte er eine Erinnerung daran. Hana drehte sich komplett zu ihm um und muffte genervt:

„DU hast mir nichts zu sagen Sakutaro! Du bist wegen mir verletzt worden und ich bringe das wieder in Ordnung! Ich lasse keine offenen Rechnungen! Danach sind wir wieder Quitt und dann ist auch alles wieder okay! Ich will also nichts hören! Bleib mit deinem Arsch hocken und entspann dich mal zur Abwechslung du möchtegern Krieger!...Ich bin bald wieder da!“

Er würde gehen. Er ließ sich nicht von Saku aufhalten. Das war etwas was sein Herz ihm sagte. Und dann wand er sich komplett ab und rannte raus in den dunklen Dschungel. Sakurai bekam fast einen Schlag und sah ihm erschrocken nach. Er wollte nach ihm fassten und streckte den rechten Arm aus, als er schwach und auffordernd sprach:

„H-Hana!“

Doch dieser konnte ihn nicht mehr hören und war bereits aus dem Blickfeld verschwunden. Das durfte nicht sein. Er sollte nicht dort raus und erst recht nicht alleine. So wollte der Ältere aufstehen und ihm nach, doch er fand einfach keine Kraft dafür. Ein erneuter Schmerz riss in zu Boden und er rutschte keuchend den Wand etwas hinab und hing noch mehr wie ein Schluck Wasser dort. Sein Herz donnerte, die Hitze in ihm wurde unerträglicher. Was war nur los? Paku reagierte gleich und fing ihn teils auf.

Sanft half er ihm sich auf den Boden zu legen und stützte mit der einen vollen Tasche etwas den Kopf seines Freundes. Benutzte es als Kissen das er nicht komplett flach lag. Auch hatte Paku ihm noch vorher seine eigene Fliegerjacke geopfert und legte sie auf den Boden, damit Sakurai nicht im Dreck lag. So lag dieser dann da schwach und mit halb geöffneten Augen und sah zu Decke rauf. Seine Atmung war noch immer schnell und keuchend. Er klang als würde er schlecht Luft bekommen und Paku sah noch mal zu der Wunde. Sie lag höher als die Lunge, also konnte die nicht perforiert sein. Dann war das Atmen wirklich nur aus Erschöpfung so schwer, aber da stimmte dennoch etwas nicht. Sakurai war hart im Nehmen, schon immer gewesen. Damals hatte er eine Kugel in die Brust bekommen und hatte das lockerer weggesteckt als diesen Biss und das obwohl die Schusswunde tödlicher gewesen war. Was lief also gerade für ein Film ab? Paku musste schlagartig an einen Komodowaran denken. Diese Tiere hatten einen so bakteriellen Biss, das er wie Gift wirkte und so das Opfer niederrang. War das genau das Selbe? Ein Waran biss zu und wartete dann einfach bis die Beute tot umfiel. Das würde zumindest Sinn ergeben. Dann musste Saku seine Wunde so voller Keime sein, dass diese ihn langsam niederrangen, egal wie sehr sich sein Immunsystem dagegen wehrte. Vielleicht machte es das aber auch schlimmer.

Danach fasste der Große seinem Freund an die Stirn. Sie war warm, aber Fieber hatte er noch nicht. Doch das würde sicherlich noch kommen. Vorsichtig zog er ihm die Fliegerbrille ab und legte sie links neben Saku auf den Boden, setzte sich aber auf die andere Seite und zu ihm, als er lieb runter sprach:

„Mach dir keine Sorgen. Ich kenne den Kleinen zwar noch nicht so lange wie du, aber ich kann dir jetzt schon sagen dass er eine harte Nuss ist. Der packt das schon.“

Auch wenn er das sagte fühlte er sich dennoch nicht wohl damit Hana allein gehen zu lassen. Oder das er ihn gehen lassen hatte. Doch er musste darauf vertrauen dass der Kleine wusste was er tat. Wenn er von dieser Insel kam dann wusste keiner besser Bescheid als er. Noch dazu hatte er…treue und offene Augen. Hübsche und liebe Augen, auch wenn er etwas grimmig drein sah. Das war es übrigens auch. Somit verstand Paku endlich warum Sakurai den kleinen Hana so um sich duldete und er vorhin dieses Spiel mit gespielt hatte. Ja ihn sogar allein beschützt hatte. Sein Blick…Hana war diesem lieben Mädchen sehr ähnlich gewesen. Und doch so völlig anders. Doch sicherlich hing es auch damit zusammen. Nämlich das Hana denselben Blick haben konnte wie die kleine Chiharu damals. Sakurais erste große Liebe. Das war interessant…und besorgend zu gleich.

Sakurai fühlte sich derweil bereits wie im Delirium. Er konnte seine Gedanken nicht mehr fokussieren und fühlte wie er immer müder wurde. Er wusste das Hana gegangen war, aber er sollte nicht. Er sollte wieder zurück kommen. Er durfte nicht gehen. Das Ding da draußen war tödlich. Es konnte nicht sein, aber es sah aus wie ein Monster aus Gruselgeschichten. Er musste da bleiben. In Sicherheit. Saku…konnte ihn nicht mehr riechen.

Paku saß noch immer neben ihm und schnitt sich vorsichtig, mit einem Taschenmesser etwas aus seinem Oberteil heraus. Es war groß genug das er es falten konnte. So hielt er es in der rechten Hand, öffnete seine Flasche voller Wasser mit der Linken und tränkte damit den Stofffetzen mit kühlem Wasser. Als er komplett nass war, schloss er wieder die Flasche und platzierte sacht den nassen Lappen auf der Stirn seines Leutnants. Der hatte die Augen geschlossen gehabt und zuckte nun etwas vor Schreck auf, als das kühle Nass seine Stirn berührte. Dann wand sich sein Blick schwach, aber wieder wacher zu Paku, der ihn anlächelte und sprach:

„Ich denke das sollte nicht schaden. Es wäre schlecht wenn du nun auch noch Fieber bekommst. Und ich denke der Kleine ist auch gleich wieder zurück, also entspann dich Sakurai.“

Das war leichter gesagt als getan bei der Verletzung. So seufzte Saku nach oben zur Decke und ließ seinen Blick auch dort ruhen. Hana war der reinste Unglücksbringer. Seit sie sich kannten war er von einer Scheiße in die Nächste gestolpert. Die Ausbildung als Soldat und die Armee waren dagegen ein Klacks gewesen! So empfand er zumindest. Dennoch konnte er nicht leugnen dass Hana etwas in ihm auslöste. Etwas, von dem er zumindest dachte, es für immer begraben zu haben. Doch jedes Mal flammte es wieder verzweifelt in ihm auf, wenn er diesen Bengel sah…Es war das Gefühl von Nähe und Hilfsbereitschaft. Er wollte diesen Jungen schützen, nur kam dieses Gefühl sprunghaft und völlig unvorbereitet aus ihm heraus, so das er nicht wusste warum. Es war nicht seine Aufgabe. Er war nicht hier um Hana zu beschützen. Er musste wieder heim. Seinen Zero reparieren und Hilfe holen. Allein weil Paku überlebt hatte war es seine Verantwortung geworden zu helfen. Er war einer seiner Jungs und die ließ er nicht im Stich. Auch weil er sein Leutnant war. Hana kam ganz zum Schluss. Nein…er war nicht mal von Bedeutung.

Saku schüttelte den Kopf. Sein Verstand drehte sich und er konnte kaum noch klar denken. Er verwirrte sich selbst und zuckte wieder zusammen weil seine Schulter erneut stach und schmerzte. Er musste damit aufhören. Er musste von diesem Ort weg! Aber…aber er konnte nicht gehen. Er konnte…sie nicht hier lassen. Sie brauchte ihn doch.

Paku sah wie sich Sakurai etwas vor Schmerz wand und wie er wieder die Augen dabei geschlossen hatte. Er sah wirklich immer schlechter aus, so von Minute zu Minute. Und offenbar machte sich sein Leutnant auch wieder zu viele Gedanken. Hmm…dachte er an den kleinen blonden Engel? Er lächelte etwas und setzte sich in den Schneidersitz, sah Saku an als er sprach:

„Er ist wirklich lieb was? Und mutig noch dazu.“

Saku öffnete die Augen verwirrt und sah zu seinem Kumpel neben sich. So schien er wieder etwas klarer zu werden, durch den Schock den sein Freund ausgelöst hatte und fragte verdutzt:

„Lieb? Wer? Hana?!“

Paku nickte.

„Natürlich Hana, wer denn sonst? Ich meine ich bin gerührt wie lieb er sich um dich kümmert und das er sogar deswegen allein da raus geht und dir etwas für deine Wunde holt. Er hat echt Mut und scheint zuverlässig zu sein. Da hast du ja echt nen süßen kleinen Schutzengel gefunden, was Sakurai? Und du magst ihn ja auch, oder?“

Sakurai starrte ihn einfach nur an. Er wusste nicht ob er nun vor Schmerz, vor Verzweiflung oder einfach nur wegen Beklopptheit lachen und weinen zugleich sollte. Doch nur ein kurzes Schnaufen kam aus ihm raus und er sah von Paku weg, so gut wie er das auf dem Rücken und durch den Waschlappen festgenagelt, konnte. Er war sogar leicht etwas errötet als er muffig sprach:

„Er geht mir auf die Nerven! Der ist wie eine Ex die man einfach nicht los wird! Egal was ich auch mache er bleibt einfach weiterhin bei mir! Dummes, stures Gör…“

Paku schmunzelte leicht. Jap, sein Boss mochte Hana. Kein Zweifel. Er konnte einfach nicht anders und sprach leicht stichelnd:

„Ich muss zugeben es war wirklich sehr romantisch wie du dich ritterlich vor ihn geworfen und ihn dann schützend an dich gedrückt hattest.“

„War es gar nicht!! Wenn der Bengel besser auf sich aufpassen würde dann wäre ich nicht gebissen worden! Er macht nur Probleme!“

„Und dennoch hast du ihn gerettet Sakurai.“

„Dummer Zufall! Mein Körper hat sich von alleine bewegt!“

Kam es motzig und etwas kleinlaut aus ihm und er sah wieder von dem Großen weg nachdem er ihm so ins Gesicht gefaucht hatte. Auch war er noch immer leicht rot dabei. Verdammt…Er wusste doch selber nicht was ihn da geritten hatte verflucht. Sein ganzer Verstand hatte sich komplett ausgeschaltet nach dem Hana gebrüllt hatte. Er ahnte woher das gekommen sein könnte, aber er wollte das nicht. Er…er war so bescheuert. Nie wieder sollte das so sein. Nein. Er konnte das nicht wieder durchmachen. Nicht noch mal. Das ließ er nicht zu. Dieses Gefühl war ein Teil von ihm und…und es sollte einfach nur verschwinden verdammt…
 

Dort tief, tief in der Nacht des Waldes, tanzen Kindern den Walz. Sie lachen und flüstern Hand in Hand, wie Kinder das nun mal so tun. Aber ihre Augen, wonach genau suchen sie? Ein weißes Gewand flattert zum Rhythmus. Ihr Lied fängt langsam an Sinn zu ergeben, aber nur wenn man genau hin hört. Tanzt, tanzt wie Schmetterlinge. Schatten tauchen genau vor meinen Augen auf. Deren Geräusche hallen das Absurde weiter. Es ist hart zu erklären was ich da gehört habe. Aber jetzt höre ich den Wald sprechen, die Insekten und die Vögel. Doch erweckt der Geruch von Dreck und der Bestien des Waldes das Tier in mir das ich versuche zu verstecken? Eine großartige Illusion die keiner kennt. Wenn du denkst allein zu sein, fühlst du die Augen von etwas was nach dir Ausschau hält. Es greift dich und lässt dich nicht mehr los. Sie liegen blutend um mich herum. Und noch nie habe ich mich so frei gefühlt.
 

Hana hatte bereits schnell das gefunden was er suchte.

Es wäre auch komisch gewesen wenn es alles zu einer längeren Suche ausgeartet wäre. Schafsgarbe war schon fast sowas wie Unkraut auf der Insel. Es wucherte überall und war nicht schwer zu finden. Und obwohl es dunkel war stachen die weißen Blüten schön im Licht des Mondes hervor, auch wenn das nur wenig war. Doch als er vor den Sträuchern kniete und anfing zu pflücken, da war er sich nicht mehr sicher welche Menge er brauchte. Also nahm er mehr mit als er geplant hatte und rannte wieder zurück zu der Höhle.

Nichts war im Dunkeln und im Dschungel zu hören. Er hatte also recht gehabt, was auch immer sie verfolgt und angegriffen hatte, war nun nicht mehr in der Nähe. Es war verletzt worden und griff nicht an, zumindest vorerst nicht. Doch Hana fragte sich noch immer was es gewesen war. Als er so rannte und sah kurz zu dem zerbissenen Ärmel von sich, stellte er sich die Frage immer und immer wieder. Alte Geschichten ratterten durch seinen Kopf. Etwas was Goldva ihm als Kind erzählt hatte. Aber das waren doch nur Geschichten um Kindern angst zu machen, mehr konnte es nicht sein. Die alte Hexe war aber immer der Überzeugung dass die Legenden wahr wären. Alle. Angefangen bei den Göttern bis hin zu ihren Dämonen und Geistern. Doch das war erst mal nicht mehr von Bedeutung. Zumindest momentan war es das nicht. Saku war verletzt worden und Hana empfand das als seine Pflicht zu helfen, eben weil er wegen ihm so verletzt wurde. Und das spornte ihn an noch schneller zu rennen, so dass er bereits wieder die Höhle vor sich sah und rein kam.

Hinter ihm verschwand der dunkle Wald in der Ferne und in der Wärme der Höhle sah er dann auch vor sich was los war. Sein Atmen war schnell und er hielt, mit beiden Armen, die Pflanzen fest um seine Brust umschlungen, als er sah wie Saku auf dem Boden lag und Paku rechts neben diesem saß. Er warf dem Blonden einen überraschten Blick zu und sprach dann:

„Wow, das ging ja schnell Hana.“

Es waren sicherlich auch nur zwanzig Minuten gewesen die er weg gewesen war, aber Hana konnte nichts anderes tun als erschrocken zu Sakurai zu sehen und schnell zu atmen. Er bekam Sorge, denn sein gegenüber lag am Boden und rührte sich kaum. War es schlimmer geworden?! War er zu spät?! Sofort kam er links neben Saku auf den Boden gefallen und kniete sich hin. Die Pflanzen legte er ebenfalls neben sich ab und fasste den Älteren vorsichtig an die Brust, suchte nach dem Puls….alles okay. Hana atmete aus. Der Herzschlag war da und sogar schnell und stark. Ein Glück. Saku schien endlich etwas zu schlafen, aber der hohe Puls war nicht gut. Dann sah er zu dem großen Bären rüber und der lächelte ihm freundlich zu. Paku war aufgefallen wie besorgt Hana wegen Sakurai dreingeschaut hatte und war sich nun auch so ziemlich sicher dass der Blonde seinen Leutnant doch sehr mochte, auch wenn er es nicht zugab. Da gaben sich beide nicht wirklich viel wie es schien. Erneut waren sie sich da sehr ähnlich. Dann beugte er sich etwas vor und sprach beruhigend:

„Mach dir keine Sorgen. Er war nur so erschöpft und ist endlich mal eingeschlafen.“

Hana sah muffig von ihm weg und zu Sakurai vor sich. Wenigstens hatte er sich mal etwas erholt dieser blöde Vollidiot. Zum ersten Mal…hatte er auf das was er sagte gehört. Dann schnaufte er wieder etwas. Aber dieses Mal schien es vor Erleichterung zu sein und nicht aus Wut. Kam nicht oft vor. Danach wand er sich an die Kräuter neben sich und zupfte einzeln die Blüten von dem Strauch. War an der Zeit loszulegen. Paku sah ihm genau und ruhig dabei zu. Hana musste das ganz bewusst und achtsam machen. Sein Blick fiel wieder kurz zu der Wunde und dann zupfte er weiter und sammelte die Blüten. Er musste abschätzen wie viel er brauchen würde und musste nach der Größe der Wunde gehen. Gut das er mehr mitgenommen hatte. Noch nie zuvor hatte er eine so große Wunde behandelt, oder seine Mutter behandeln sehen. Sie sagte ihm einst: es kommt auf die Menge an ob die Pflanzen helfen oder es verschlimmern. Doch bei der Schafgarbe hatte er einen großen Freilauf. Sie war zu hoch dosiert noch immer nicht gefährlich, also konnte Hana sie beruhigt auf die Wunde machen und das nicht zu wenig.

Während er noch pflückte sah er kurz zu Paku rauf und forderte ihn auf:

„Hey! Tu mir den Gefallen und weck ihn mal auf. Seine Wunde muss mit Wasser gereinigt werden und erst dann kann ich ihn richtig verarzten. Schlafen wird er spätestens ab den Kräutern eh nicht mehr, also weck ihn einfach.“

Wenn sie brannten war da was Wahres dran. Und es war besser wenn Sakurai ihnen bei der Pflegte etwas half und mit machte, so das sie ihn nicht hieven mussten ect. Also nickte er stumm und rüttelte sanft an seinem Leutnant seiner linken Schulter. Er rief ihn dabei immer wieder in normaler Lautstärke und es dauerte nicht lange da war der Pilot auch wieder wach und sah sich erst etwas erschrocken und dann verwirrt um. Saku war noch etwas triselig im Kopf und musste schwach mit den Augen blinzeln als er zu Paku sah und muffte:

„Was ist denn?!“

„Werd mal wach Kumpel. Hana behandelt dich jetzt ordentlich und dann kannst du wieder weiter schlafen.“

Etwas müde und muffig drehte der Schwarzhaarige seinen Kopf auf die andere Seite und sah wie Hana noch immer die Blüten von den Sträuchern abpflückte. Saku sah ihm genau dabei zu und nahm sich den nassen Lappen von der Stirn. Er fühlte sich…komisch. Er wusste nicht warum aber seit er wieder wach war ging es ihm besser. Offenbar brachte der kurze Schlaf tatsächlich etwas Heilung. Dennoch fühlte es sich falsch an. Etwas in ihm fühlte sich falsch an und er merkte es als er Hana weiterhin zusah und wie aufmerksam und bedacht er die Blüten sammelte und zu überlegen schien. Es kam über ihn wie ein Schatten. Saku sein Gesicht verzog sich etwas grimmig und er konnte es sich nicht verkneifen, also sprach er:

„Fängst du jetzt auch noch an einen Blumenstrauß zu basteln? Tolle Hilfe, auch wenn ich keine brauche. Ihr Inselbewohner glaubt wohl alles mit der Liebe der Natur zu heilen was? Spinner…“

Er sprach das sehr genervt und muffig, so das Hana etwas verdutzt zu ihm sah und diesen stechenden und bösen Blick entdeckte der ihm zugeworfen wurde. Es…verunsicherte den Jungen etwas. Was war da los? Offenbar schien es Sakutaro echt besser zu gehen wenn er schon wieder meckern konnte, aber es fühlte sich dennoch so anders an. Das war nicht nur ein genervtes Muffen gewesen…das eben war ungewöhnlich fies von Saku. Sogar Paku war das nicht entgangen. Hatte er schlecht geschlafen? Doch Hana sah nur wieder zu den Blumen und sprach genervt zurück:

„Leck mich doch du Blödmann! Halt einfach die Schnauze Sakutaro und lass mich meine Arbeit machen!“

Klare Ansage und es war Hana egal ob er nun wieder dadurch ein Unwetter heraufbeschwören würde. Er ließ sich nicht so anblaffen und erst recht nicht von einem Halbtoten wie Saku der auf seine Hilfe angewiesen war. Blödes Arschloch. Der aber starrte ihn nur weiter an. Es war ein unheimlicher Blick, sogar Hana fiel das auf als er nur einen Buchteil einer Sekunde hinsah und dann wieder weg. Es machte ihn nervös, aber das würde er nie zugeben. Den Blick den Saku ihm zuwarf…das war der Blick eines Raubtieres was seine Beute im Auge hatte…Und dann floh sich doch tatsächlich ein fieses Grinsen über das Gesicht des Älteren als er zu dem Blonden rüber sprach:

„Sei vorsichtig…was du dir wünschst Hana.“

Hana sah wieder zu ihm und schien erschrocken. Er konnte auch nicht anders als ihn nur weitere Sekunden lang an zu sehen. Dieser Blick den er entgegengeworfen bekam...er machte ihm Sorgen und nervös aber auf der anderen Seite sah er auch plötzlich so…gut aus. Hana konnte es nicht erklären aber er fand das Saku echt cool aussah wenn er so frech und selbstischer blickte wie in jener Sekunde. So sehr das er wieder bemerkte wie er rot werden wollte, aber das Verhalten seines Gegenübers verhinderte das zum Glück gezielt. Dennoch verstand er nicht woher das so plötzlich kam. Hatte er keine Schmerzen mehr? Und warum war er so fies dabei? Er sollte vorsichtig sein mit dem was er sich wünschte? Was meinte er? War das auf das „Lecken“ bezogen gewesen? Niemals, so war Saku nicht. Keine Ahnung, so zuckte er einfach mit den Schulter und sah wieder auf seinen Schoß, da er kniete, zu den Blüten. Ihm war unwohl…warum war ihm unwohl? Er drückte sich die Antwort aus der Kehle:

„Dir geht es ja echt wieder besser, was Blödmann?“

Ehrlich gesagt: ja. Es ging ihm plötzlich wirklich besser und er fühlte sich auch so voller Tatendrang. So hatte er das Bedürfnis aufzustehen und weiter zu gehen. Er wollte raus aus der Höhle. Raus ins Freie und frische Luft atmen. Doch schloss er wieder die Augen und atmete tief ein. Dieser Geruch…Was war das für ein angenehmer Geruch den er dort witterte? Er nahm plötzlich alles viel intensiver wahr. Den Wind um seine Nase, das Atmen der Menschen um ihn, die Geräusche des Waldes und das Pochen eines unruhigen Herzens drang zu ihm. Es klang zart…Warum fiel ihm das auf? Zartes, junges Blut das durch Venen pochte. Saku fühlte sich plötzlich wieder unwohl. Was dachte er da? Auch wurde ihm so warm.

Paku sah wie sein Leutnant kurz den Mund etwas mulmig verzog und die Augen zusammen kniff. Wurde es schlimmer? So fasste er vorsichtig den Lappen von der Stirn seines Bosses und fühlte dann mit der linken Hand auf dieser die Temperatur. Er schluckte kurz, nahm die Hand wieder runter und sah dann zu Hana vor, sprach:

„Nicht gut. Er hat ganz schön hohes Fieber bekommen.“

Hana sah etwas erschrocken zu ihm. Was? Schon?! Das war wirklich beunruhigend. Es war sicherlich erst ne Stunde vergangen seit sie dieses Ding getroffen hatten und es Sakurai verwundete und er hatte schon Fieber?! Das machte Hana sehr unruhig und er hörte auf die Blüten zu pflücken. Er hatte genug und zum Glück konnte er nun die Wunde behandeln. Das Fieber durfte nicht noch höher werden. Danach griff er sich Sakurai seine Tasche, hob dessen Kopf sanft von der runter und legte ihn sacht auf den Boden. Er zog die Tasche neben sich. Wühlte darin rum und zupfte den langen Schal heraus. Diesen legte er auf den nackten Bauch seines Gegenübers und suchte weiter in der Tasche herum. Er brauchte etwas um die Blüten mit Wasser zu benetzten und dann mussten sie noch gestampft werden. Paku fing derweil an mit seiner Wasserflasche Saku seine Wunde zu säubern. Er ließ kaltes Wasser drüber laufen und der zuckte doch echt auf und war wieder hell wach. Saku biss die Zähne zusammen und fauchte zu seiner Wunde:

„Hör auf!! Das tut weh verdammt!! Hör auf!!“

Paku zuckte zurück und ließ es sein. Einmal aus Schreck und dann weil er genug Wasser drüber geschüttet hatte. Doch er verstand nicht warum er deswegen so rumbrüllte. Sollte es ihn nicht eigentlich kühlen und besser fühlen lassen bei Fieber? Das war komisch. Aber nun hatte er auch kein Wasser mehr und sah die Leere Feldflasche an. Sie würden sicherlich noch mehr gebrauchen können. Nachher musste er also was holen. Hana war auch etwas erschrocken als Saku so gebrüllt hatte und sah ihn verdutzt an. Dann aber wurde sein Blick wieder muffig. Weichei. Stellt sich bei Wasser so an…Komischerweise sprang er für Paku ein und fauchte zu Sakurai:

„Hör auf hier rum zu jammern du Schlappschwanz! Du bist echt unglaublich weist du das Saku!? Doch nicht so ein harter Kerl, was?!“

„Nenn mich nicht so!!“

Fauchte ihn der Ältere wie von der Tarantel gebissen an und lehnte sich sogar etwas nach oben dabei. Stützte sich mit den Armen vom Boden ab und sah Hana böse an, der nur böse zurück blickte. Doch das war nicht alles. Als sie sich so ansahen, so böse, da stimmte etwas nicht. Saku sein Blick war…er war anders. Das war nicht mehr nur Wut oder Schmerz. Das war…ernst gemeint gewesen. Bitterer und tödlicher Ernst den er da ausstrahlte. Was war nur los mit ihm? Doch Hana grinste frecher zurück. Naja, wenn er bei Wasser schon so fauchte, dann würde er die Schafgarbe gleich lieben, hehe. Sollte er doch brüllen. Der Blonde nannte ihn wie er will und Saku war besser auszusprechen als dieser übertriebene und lange Name Sakutaro. Ihm doch egal warum er das nicht wollte. Paku drückte den etwas zu aufgebrachten Sakurai wieder nach hinten und sprach dabei nett:

„Hey entspann dich Sakutaro. Oder brauchst du nach der Klatsche noch nen Tropfen Baldrian? Hana hat jetzt das Sagen und du hörst auf den Heiler, klar?“

Paku mochte es wie Hana mit Sakurai sprach. Es klang vielleicht komisch aber nach den ganzen Jahren war Saku es nur noch gewohnt gewesen das alle vor ihm kuschten und auf ihn hörten. Das sich jemand wiedersetzte war ihm gegenüber nämlich nicht verständlich gewesen. Der Einzige der Saku etwas sagen konnte was Kaizo geworden. Und das auch nur weil er sein direkter Vorgesetzter war. Keiner kam auf die Idee sich Kaizo zu wiedersetzten und erst recht nicht Sakurai. Er war es nicht mehr gewohnt dass sich andere ihm gegenüber erhoben und das machte dem Flieger-Ass sicherlich etwas zu schaffen. Besonders wenn es ein kleiner Junge war der noch nicht mal aus der Armee kam. Doch Hana wusste was er tat und es war gut dass er dem Kerl mal so auf die Füße trat. Saku konnte das gebrauchen um besser zu werden. Vielleicht auch um wieder der zu werden der er vor diesem schlimmen Unfall einst gewesen war. Dieser Unfall mit seiner Chiharu. Doch Sakurai wand sich sauer nach links rüber und fauchte Paku an:

„FASS mich nicht an! Und sag mir nicht was ich zu tun habe und was nicht!! Ich lass mir nicht…!“

Er war so aggressiv. Und Hana persönlich…kotzte es an. So knurrte er sauer und holte dann mit der rechten Faust aus. Einige Sekunden danach ließ er sie nieder knallen und verpasste dem Schwarzhaarigen damit dick einen auf den Hinterkopf. Wie vom Blitz getroffen stoppte Sakurai in seinem Gemecker und sah verdutzt zu Hana hinter, hielt sich erst stumm mit der rechten Hand den Hinterkopf, bis er geschnallt hatte was passiert war und dabei sprach:

„Hey das tut weh! Warum machst du das?!“

„Weil du dich wie ein tollwütiger Wolf benimmst! Du hörst jetzt sofort auf Paku und mich anzufauchen, oder ich steck dir die restlichen Sträucher sonst da hin wo die Sonne nicht scheint, kapiert?! Also halt endlich die Schnauze!“

Schöne Worte, Paku war beeindruckt, vor allem als er Saku seine Reaktion sah. So musste man mit ihm reden. Und eigentlich sollte er ausrasten. Doch als Hana diese Bombe fallen ließ konnte Saku nicht anders als ihn nur anzusehen. Ihm wurde sofort bewusst…was er da eben getan hatte. Er hatte seinen Freund und den Blonden angebrüllt, obwohl die ihm nur helfen wollten. Das…das war erschreckend gewesen. Das war nicht er und so legte er sich wieder langsam auf den Rücken und sah hoch zur Decke, erschrocken über sich selbst. Was war nur los? Es fühlte sich komisch an, aber da fachte so viel Wut in ihm auf. Es war innerlich und es machte ihn verrückt. Auch hatte er diesen Drang sich bewegen zu wollen. Er kam sie wie angekettet vor und das obwohl er nur so rum lag. Das war doch nicht normal. Etwas...stimmte mit ihm nicht. Und das fiel auch Hana immer mehr auf. Das Saku so um sich schlug und brüllte war ungewöhnlich. Auch konnte er sich nicht vorstellen dass er Paku einfach so anmachte, immerhin waren sie doch Freunde, oder? Doch er war sehr froh als sich Sakurai endlich hinlegte und nur noch schnell atmete. Doch es war sehr schnell und unruhig. Hatte er noch immer Schmerzen? Hana dachte nicht weiter darüber nach. Auch hatte er nichts in der Tasche gefunden was er benutzten konnte um die Blüten zu stampfen und mit Wasser zu Mischen. Doch er kannte da einen anderen Trick und musste diesen wohl oder übel anwenden. Paku sah zu ihm:

„Ich denke der kann nun seine Medizin gebrauchen, oder?“

Wie wahr. Hana sah auf seinen Schoß runter und nahm sich einige Blüten in die rechte Hand. Es kostete ihn kurz etwas Überwindung, denn es würde nicht so sauber werden wie er gern wollte. Und was seine Mutter einmal getan hatte würde er NIE bei Saku tun! Niemals! Also schnaufte er genervt aus. Oh mann was tat man nur alles dafür um wieder ne weiße Weste zu haben! Also nahm er sich die Wasserflasche von Sakurai mit der Rechten, ja sie hatten sie nicht im Wald vergessen, öffnete sie und trank daraus etwas Wasser. Er musste seine Mundhöhle befeuchten und dann schob er sich viele von den Blütenblättern in den Mund und fing an zu kauen. Er kaute wie eine Kuh auf der Stelle und schluckte nichts von dem runter was er im Mund hatte. Er vermengte mit Feuchtigkeit die vielen Blüten und zermalmte sie zu einem Brei, den er danach auf seine linke Hand fallen ließ. Er musste selber etwas würgen dabei. Gott waren die bitter und schmeckten widerlich! Aber da musste er nun durch.

Paku sah ihm erstaunt zu wie er danach diesen Brei an die Wunde schmierte und sie in die Verletzung sanft einmassierte. Hana konnte es dabei spüren: die Haut war geschwollen. Saku musste unglaubliche Schmerzen haben. Doch er regte sich nicht einen Meter dabei und Hana kaute danach schon die nächste Ladung und sah ihn dabei an. Komisch. Beim Wasser hatte er gebrüllt wie sonst was, aber die Kräuter störten und brannten nicht? Saku war seltsam.

Hana war sich sicher das die Methode auch funktionieren würde, auch wenn sie eine kombinierte und abgewandelte Version seiner Mutter war. Yoh zerstampfte mit Wasser die Kräuter in einer Schale. Und wenn er das nicht hatte dann verabreichte er die Kräuter oral und das wollte Hana nicht tun, denn dann müsste er Saku füttern wie ein Muttertier ihr Junges…nämlich von Mund zu Mund und da drauf ließ er sich nicht ein. Er schauderte allein schon bei dem Gedanken. Also kombinierte er beide Dinge seiner Mom und machte etwas Neues. Half auch. Ganz sicher. Das machte er noch fünf Mal und dann war die komplette Wunde verarztet gewesen. Paku half ihm dann dabei den Schal um Saku zu wickeln und alles funktionierte reibungslos…was auch daran lag das Sakurai eingeschlafen war. Er schlief schon als Hana ihm die Kräuter auf die Wunde verteilte, was ein Glück denn sonst hätte er sicherlich wieder gemeckert. Auch war es gut denn er musste schlafen. Er brauchte den Schlaf.

Kaum als das alles geschafft war, spülte sich Hana noch den Mund aus und wurde die Kräuterreste los. Bäh wie das bitter war und ihn anwiderte. Doch er hatte es endlich hinter sich und setzte sich wieder gerade hin. Der große Paku lief von Sakurai weg und setzte sich gemütlich ans Lagerfeuer. Man sah ihm an dass er auch endlich etwas erleichtert war und wie er aus seiner Tasche eine Dose mit Essen hervor zückte und anfing diese zu öffnen. Hana kannte das nicht und sah ihm erst etwas verdutzt dabei zu. Bis sein Blick wieder kurz zu Saku schwiff, der schlafend vor ihm lag und sich nicht regte. Er war so…ein Trottel. Hana schnaufte und zog die Fliegerjacke aus, legte sie vorsichtig über den Verletzten und strich sie sanft zu Recht. Er durfte nicht noch frieren, also machte er das. Und als er sich wieder normal hinsetzte flog sein Blick kurz rüber neben Saku seinem Kopf und dort erblickte er etwas Interessantes: Er sah Saku seine Fliegerbrille. Etwas frech und entzückt langte der Blonde neben den Schwarzhaarigen und fasste sich die Brille. So lief er mit dieser dann zu Paku an das Lagerfeuer und setzte sich auf die gegenüberliegende Seite. Sakurai war erst mal versorgt und brauchte Schlaf, also konnten sie ihn einfach mal liegen lassen und ab und zu nach ihm sehen. Sie Schafgarbe musste auch erst mal einwirken.

Hana setzte sich und spielte mit der Fliegerbrille in seinen Händen herum. Immer wieder sah er sie neugierig an und hielt sie vor sich, sah durch das gesprungene Glas und fasste sanft auf die Splitter von der von ihm aus linken Seite. Er konnte es selber nicht beantworten, aber er fand das Teil faszinierend. Noch nie war ihm sowas untergekommen. Für was brauchte man sowas? Auch kannte er kein Glas und es spielgelte das Licht der Flammen so wunderschön. Er saß da wie ein kleines Kind was ein neues Spielzeug gefunden hatte, so das Paku schmunzeln musste weil er echt süß dabei aussah. Auch hatte er plötzlich dem Drang ihm zu sagen was das war, also sprach er nett, während er noch die Dose öffnete:

„Das ist eine Fliegerbrille, verstehst du? Wir Piloten tragen die um unsere Augen vor den grellen Strahlen der Sonne zu schützen wenn wir so hoch über den Wolken fliegen.“

Hana sah zu ihm, als er das gesagt hatte und blinzelte etwas. Das weckte seine Neugier.

„Also könnt ihr wirklich fliegen?! Ich hab Saku noch nie fliegen sehen! Kann der echt Flügel hervor zaubern?! Oder reitet ihr auf diesen großen, grünen Vögeln wie der am Strand?“

Paku schien etwas verwirrt deswegen und hatte die Dose endlich offen. So legte er den Metalldeckel beiseite und fing an die Aprikosen aus der Dose zu essen, als er dabei sprach:

„Haha, nein wir haben keine Flügel und du meinst mit einem großen Vogel sicherlich Saku seinen Zero, oder?“

Hana zuckte mit den Schultern.

„Was weis ich wie das Ding heißt.“

Der Große lächelte bei der frechen Antwort. Er mochte den Kleinen schon gern. Sicher kannte er ihn noch nicht lange, aber das er bei Sakurai war und der sich sogar schützend vor ihn warf, dass zeigte dass Hana ein guter Mensch war. Und je mehr er mit ihm sprach und ihn beobachtete, umso besser sah es Paku selbst. Im Gegensatz zu Sakurai war er offener und sah einen kleinen Jungen nicht gleich als Feind an. Das spürte auch Hana und mochte Paku deswegen eigentlich auch sofort. Dennoch blieb er aufmerksam und wachsam. Paku erzählte weiter:

„Ein Zero ist ein Flugzeug. Ein Flugzeug ist etwas was Menschen gebaut haben um damit fast wie ein Vogel fliegen zu können. Wir benutzen sie um Menschen zu transportieren. Oder, wie in unserem Fall, gegen andere Menschen zu kämpfen, so traurig es auch klingen mag.“

Hana schnallte sich dabei frech die Fliegerbrille an die Stirn und sah dann wieder zu Paku. Der schmunzelte, die Brille stand dem Kleinen echt gut. Hana räusperte sich als er dann antwortete:

„Ja Saku hat sowas auch mal gesagt. Das er ein Soldat ist und so. Und auch das er gegen andere Menschen kämpft. Du bist auch so einer?“

Er bekam ein Nicken als Antwort.

„Ich bin Sakurai sein Flügelmann. Seine Zero-Staffel besteht aus fünf Fliegern, mich und ihn eingeschlossen. Er ist unser Anführer und ich bin auf der rechten äußeren Seite der Formation sein Flügelmann, also der der ihm Schutz bietet. Ich bin im Gefecht ständig an seinen Hacken und gebe ihm Feuerschutz, aber wenn ich ehrlich bin hat er den eigentlich nicht nötig.“

Hana blinzelte verdutzt, aber dann schmunzelte er frech.

„Du willst mir doch nicht sagen das er so ein toller Krieger ist, oder?“

„Ha, doch das ist er Kleiner.“

Hana ignorierte das „Kleiner“ und sah wo hin Paku plötzlich seine Aufmerksamkeit wendete. Er sah nämlich wieder zu Sakutaro und sprach weiter:

„Er hat einen unglaublichen Dickschädel und eine sture, eigene Art an sich, aber es gibt niemanden der mit ihm mithalten kann wenn es um den Luftkampf geht. Ich kenne Sakurai seit er 16 Jahre alt war. Ich hab ihm vieles beigebracht, aber dieser Bengel hat mich schneller überholt als ein Auto auf der Überholspur.“

Was war ein Auto und ne Überholspur? Doch Hana schob das weg und lauschte weiter. Er fand das…komischerweise interessant. Paku fuhr fort:

„Ich weis er hat eine etwas eigene Art an sich und ich weis auch das er es Leuten damit nicht einfach macht ihn zu mögen. Doch er ist jemanden auf den man sich verlassen kann und der einen nicht im Stich lässt. Wenn ich ehrlich bin: Ich habe noch nie so einen treuen Kerl kennengelernt wie ihn. Ihm vertraue ich blind mein Leben an. Was bei uns Kamikaze-Fliegern auch ungewöhnlich ist. Unser Leben ist dazu da um weg geworfen zu werden, aber Saku kämpft jeden Tag aufs Neue als wäre das bei ihm nicht so. Er gibt nicht auf und ich habe keine Ahnung warum er sich überhaupt für einen Zero beworben hat. Vor allem, wenn man weis, das man dadurch schneller stirbt. Er ist echt komisch. Doch seine herausragende Art und sein Mut machen ihn zu einem unglaublichen Piloten und treuen Freund. Wir, aus seiner Staffel, wir stehen alle hinter ihm.“

Hana sah Paku beeindruckt an. Über wen sprach er da? Über Sakutaro? Den Sakutaro der ihn schon zwei Mal umbringen wollte, der so stur und engstirnig war und sich nichts sagen lassen wollte? Der Perversling vom Strand? Es klang für den Blonden etwas komisch diese Worte zu hören, denn durch Paku klang es als wäre der Typ…total okay. Und was noch erschreckender war:…es klang als wäre er wie Hana. Saku schien auch einer zu sein der nicht wusste wo er hingehörte und alles auf seine Art und Weise machte, auch wenn es ihn in Probleme brachte. Konnte es sein? Paku sah dann wieder zu ihm und bestätigte ihm das mit einem Lächeln und einer Aussage:

„Ihr seit euch übrigens sehr ähnlich. Und ich denke genau aus dem Grund mag er dich auch so.“

Als er das sagte lief Hana doch tatsächlich etwas rot an und wand seinen Blick nach links ab. Genau in die Richtung wo Saku lag und noch tief schlief. Heh nein…er mochte ihn nicht und als Hana daran dachte verzog sich sein Gesicht etwas zu einem traurigen Lächeln dabei. Wie könnte Saku auch? Immerhin haben sie immer wieder versucht sich zu verletzten oder umzubringen. Paku sah den Ausdruck und war neugierig, so dass er seine Dose abstellte und Hana dann plötzlich viel kleinlauter sprach:

„Nein. Nein er mag mich definitiv nicht. Und ich…ich mag ihn auch nicht. Ich bin ihm nur etwas schuldig für vorhin und deswegen habe ich geholfen. Und weil ich…egoistisch bin. Ich wollte mehr von ihm über eure Heimat erfahren, deswegen habe ich mich in seiner Nähe aufgehalten. Nehme nicht mal Rücksicht auf das was er gerne möchte. Aber das ist okay. Er…er ist ja auch nicht besser. Saku und ich…wir sind nicht mal Freunde. Warum auch? Jeder verflogt nur sein eigenes Ziel…“

Doch warum tat ihm das weh diese Worte zu sagen? Es stach und schmerzte in seiner Brust. Erhoffte er…sich etwa mehr? Etwa weil er ihn vorhin gerettet hatte? Was machte dieser Trottel nur mit ihm? Und warum wurde es nicht besser wenn er ihn so schlummernd vor sich sah? Also wand er wieder den Blick ab und sah auf seinen Schoß vor sich. Paku fand das sehr interessant. Da war sich wohl einer seiner Gefühle nicht im Klaren, was? Süß wie sich jüngere immer etwas schwer damit taten. Aber Hana hatte recht: Saku war wirklich nicht besser…in der Hinsicht zumindest. So schnaufte er lieb und reichte Hana dann die geöffnete Dose über das Lagerfeuer. Der bemerkte das und sah ihn etwas verdutzt deswegen an und wusste nichts damit anzufangen. Erst als der Große sprach:

„Hier. Das sind Dosenfrüchte, du hast doch sicherlich etwas hunger. Besser als nichts und sie füllen leicht den Magen.“

Dosenfrüchte? Er kannte Früchte, aber nichts mit Dose davor. Doch er vertraute Paku und nahm ihm dann diese Dose ab. Unsicher schnüffelte er daran wie ein Tier und sah hinein. Darin schwammen noch einige helle Fruchtstücke und sie rochen süß. Also zuckte er mit den Schultern und nahm sich ein Stück raus, schmiss es sich zwischen die Kiemen und kaute los. Nur um danach zu erschrecken und fröhlich zu lächeln. Sie schmeckten super lecker! Sowas süßes hatte er noch nie gegessen! Er war schon immer eine Naschkatze gewesen und damit punktete man bei ihm total! Also aß er sofort weiter und lächelte lieb dabei. Und auch Paku musste zurück lächeln. Er verstand es noch mehr. Also doch…er hatte dasselbe Lächeln wie Chiharu. Das…war nicht gut.

Doch er hatte da nichts mit zu tun und kam langsam auf die Beine. Das war Sakurai sein Bier. Hana sah ihm verwirrt nach, während er sich noch immer das Obst in den Kopf kloppte und folgte Paku mit seinem Blick, als er sah wie der zum Eingang der Höhle lief und dann noch mal kurz nach hinten sprach:

„Ich fülle noch mal meine Feldflasche etwas auf, für den Fall das Saku noch Wasser braucht wenn er wieder wach wird. Bin gleich zurück.“

Dabei klopfte er auf die Feldflasche in seiner rechten Hand und machte sich dann auf den Weg nach draußen. Doch im Gegensatz zu Hana lief er bewaffnet raus. Nämlich mit seiner eigenen Nambu 14. Hana sah ihm noch nach wie er aus der Höhle verschwand und wand sich dann wieder fröhlich an seine leckeren Früchte. So mochte er das. Die Leute opferten ihm alles Mögliche und gutes Essen und Paku respektierte ihn sogar noch. So musste das laufen! Endlich bekam er den bitteren Geschmack der Kräuter aus seinem Rachen! So aß er den letzten Happen auf und feuerte die Dose hinter sich an die Wand, so dass es laut klapperte und er sich dann froh über den Bauch rieb. Er sprach:

„Hah, so muss das sein! Jetzt habe ich sogar noch einen Trottel mehr den ich rumkommandieren kann! Bald habe ich meine eigene, kleine Dienerschaft!“

Er sagte das so fies, aber eigentlich meinte er es nicht so. Er mochte Paku wirklich. Er war lieb, ruhig und sehr zuvorkommend. Ganz anders als Sakurai, der war einfach nur paranoid und bekloppt. Doch ging ihm nicht aus dem Kopf wie der Große über Saku geredet hatte und Hana starrte wieder vor sich in das Feuer. Dachte an den Moment zurück als Saku ihn umschlungen hatte, bereit war sein Leben für ihn zu opfern und all das Blut das an seinen Händen klebte. Er sah auf seine Hände. Sie waren wieder sauber geworden, noch bevor sie die Höhle betreten hatten, aber dennoch…fühlte es sich noch immer an als wäre dort Blut. Noch nie zuvor hatte Hana das Blut von einem Menschen an den Händen gehabt. Allein wenn er daran dachte bekam er Angst. Warum?...Weil es sich nicht anders anfühlte als das Blut von Tieren und das war erschreckend für ihn. Er dachte an ihn: Saku war ein Soldat. Er brachte Menschen um. Gab es…für ihn keinen Unterschied? Wo kam der Mensch hin wenn das töten von Menschen sich so normal anfühlte und wurde wie das töten von Tieren? Konnte Saku das noch unterscheiden? Oder war ihm alles gleich geworden? Hana mochte diese Gedanken nicht und schob sie wieder beiseite. Er dachte wieder an dieses Ding von vorhin. Seine Augen…sie waren so menschlich gewesen. Oder hatte er sich das in seiner blanken Panik eingebildet? Er wusste es nicht mehr…aber er hoffte es auch nie mehr zu sehen und zu erfahren. Danach wand er sich nach rechts und sah wieder zum Eingang der Höhle. Was…lauerte da draußen nur?

Hana bemerkte nicht wie sich in der Dunkelheit hinter ihm etwas regte. Er war so abgelenkt von seinen Gedanken und wo Paku blieb, dass er nicht realisierte wie sich etwas aus der Dunkelheit nach ihm verzehrte und nach ihm griff. Erst als sich die warmen Hände um ihn gelegt hatten, wie ein Schleier des Todes, kam er erschrocken zu sich. Er wollte aufschreien, aber eine Hand hielt seinen Mund zu und die Andere umschlang ihn um den Bauch, zog ihn ruckartig nach hinten bis er fühlte wie es warm wurde und er plötzlich an jemanden lag. Jemand der sehr warm war. Erschrocken konnte er, mit etwas Rütteln, seinen Mund von der Hand befreien und sah rechts über sich, fauchte wütend:

„Sag mal spinnst du Sakutaro?!“

Es war Saku der ihn von hinten umschlungen hatte und nun im Schneidersitz saß. Er hatte Hana so nah an sich heran gezogen dass dieser in seinem Schneidersitz saß und noch immer mit dem linken Arm am Bauch umschlungen und nach hinten gezogen wurde. Somit lag er an der nackten Brust des Älteren an und war noch immer stink sauer! Doch inzwischen trug Saku wieder seine Fliegerjacke und hatte sie vorne offen. Er war also nicht komplett oben ohne. Dieser Blödmann! Hana hatte fast einen Herzschlag bekommen! Das war wirklich leise, oder war der Blonde nur zu abgelenkt gewesen? Wie auch immer, er sah zu Saku hinter und hoch, bemerkte wie die Hand, die vorher am Mund gewesen war, nun an die Kehle wanderte und der Ältere dabei sprach:

„Hab ich dich erschreckt Hana?“

Was sollte die doofe Frage denn?! Hana wusste nicht ob er noch saurer werden konnte als er es schon war und fauchte zu ihm:

„Nein hast du nicht! Aber du kannst froh sein das ich das Messer nicht zur Hand hatte, denn dann würde es jetzt in dir stecken, du Arsch!“

Naja in Wirklichkeit hatte er sich schon ziemlich erschreckt. Aber das musste Saku nicht wissen und die Genugtuung bekam er auch nicht! Er war so geladen! Ehrlich gesagt wollte er sich noch das Messer greifen und zustechen! Doch etwas irritierte ihn und es wurde mehr…als Saku plötzlich so komisch sprach:

„Wirklich? Dann muss ich mich wohl das nächste Mal…mehr anstrengenden.“

Sein Ton war so anders. Er klang nicht mehr schwach und voller Schmerzen, sondern wirkte sehr fit. Auch hatte seine Stimme so einen Unterton der schon fast…schnurrend klang. Er sprach langsam und verführerisch, obwohl es dafür keinen Grund gab…Hatte ihn das Fieber überrannt und beeinträchtigte damit sein Hirn? Der war doch nicht ganz dicht! So wollte sich Hana von ihm lösen doch…doch er konnte nicht. Je mehr er sich wand und versuchte die Umklammerung zu lösen, umso mehr drückte ihn Sakurai nach hinten an sich und noch dazu fühlte der Blonde wie die rechte Hand langsam den Weg an seine Kehle gefunden hatte und dort verweilte. Sie griff nicht zu, doch berührte sie ihn so zart das es kribbelte und Hana schnell unangenehm wurde. Allein das er an eine nackte Brust gedrückt wurde machte es auch nicht besser. Saku war schrecklich warm. Das konnte man spüren. Sie lagen immerhin Haut an Haut. Fühlte wie das Herz des Piloten an seinen Rücken donnerte und sorgte dafür dass der Blonde noch etwas röter anlief. Er riss sich zusammen. Der Ältere hatte Fieber. Auch wurde Hana mit Schrecken bewusst…das er sich kaum wehren könnte wenn es drauf an kam. Wenn Sakutaro nun auf dumme Gedanken kam, dann war ihm Hana so gut wie ausgeliefert! Er hatte einen eisernen Griff und viel Kraft, welche er schamlos nutzen würde. So musste der Blonde kurz etwas nervös schlucken und sprach dann:

„Du hast Fieber Saku…Du solltest dich wieder hinlegen.“

Hana sagte das sehr ruhig und dennoch konnte er die Nervosität in seiner Stimme kaum unterdrücken. Er fühlte es, fühlte es in jeder seiner Faser…Saku ging es nicht gut. Etwas stimmte nicht mit ihm. Er würde sowas NIE machen. Und erst recht nicht mit so einer Stimme mit ihm sprechen. Mit einer Stimme die förmlich schrie: ich will dich.

War ihm das Fieber schon so zu Kopf gestiegen? Definitiv war er nicht mehr er selbst und das machte Hana Angst. Und Paku war nicht da um zu helfen. Fast als hätte Saku nur auf den Moment gewartet das er ging. Doch das konnte nicht sein, oder? Warum sollte er…? Hana erschrak. Der Pilot verhielt sich…wie ein Tier das nur darauf gewartet hatte mit seiner Beute allein zu sein.

Dann fühlte er wie sich die Umklammerung festigte und Hana so fest an ihn gedrückt wurde dass er sich kaum noch wehren konnte. Und es war in jenem Moment, dass sich die warme Stirn des Älteren, von hinten, an den Hinterkopf des Blonden legte und der dann sprach:

„Ich fühle mich aber gut…Ich hab mich noch nie besser gefühlt Hana…“

Und er drückte den Blonden noch mehr an sich, so dass dessen Brust sich immer mehr mit Panik füllte. Etwas stimmte nicht, etwas stimmte nicht mit ihm! Doch konnte Hana nicht fassen was es war und blieb einfach komplett erstarrt dort sitzen und starrte nur vor sich ins Leere. Seine Beine hingen nach vorne aus dem Schneidersitz des Älteren heraus, also war er nur mit dem Hintern auf seinem Schoß, doch er konnte sich einfach nicht bewegen. Es war als…als hätte ihn ein Raubtier in seinen Fängen. Und er saß da wie ein Reh das von einem Scheinwerfer angeleuchtet wurde und konnte sich nicht bewegen. Und auf Saku seine Antwort schüttelte er nur den Kopf leicht. Er brauchte bis ihm die Worte aus dem Hals kamen:

„Nein…du bist krank Saku. Leg dich einfach wieder…“

Doch weiter kam er nicht, als er fühlte und förmlich dabei erstarrte, wie Sakutaro rechts von ihm an seine Kehle kam und sich dort an diese drückte. Er sprach kurz:

„Ich mag es wenn du mich so nennst…“

Hana starrte nur gerade aus. Er konnte nicht anders. Er kannte dieses Gefühl nicht. Was war es nur? Er fühlte wie der Kerl ihm an der Kehle entlang strich. Wie ihn sanft die Haarsträhnen kitzelten und die Nase seine Haut so zart berührte als hätte Saku angst sie verletzten zu können. Und Hana sein Herz donnerte. Dieses Gefühl war wild. Es löste einen natürlichen Instinkt in ihm aus, einen von dem er nicht mal wusste dass er ihn besaß und ihm wurde warm dadurch. Mit Schrecken wurde ihm bewusst das er sich wie ein weiblicher Wolf fühlte, der sich ohne Gegenwehr beschnüffeln ließ und das von einem Männchen das ihn wollte. Hana erschrak. War es das Gefühl was er dachte? War es das…was man paarungswillig nannte? Das Gefühl sich willig hinzugeben und sich völlig bewusst begatten zu lassen? Bei... bei Saku? Das konnte man erst denken, aber dann war doch dieses viel stärkere Gefühl…nämlich die Angst gerissen zu werden. Und die totale Unterwerfung. Saku war krank! Er wusste sicherlich nicht mal was er da tat! Aber warum wirkte er dabei so bei Bewusstsein?! Was war los mit ihm?! Und als der Ältere kurz darauf nach ihm schnappte, sanft in das rechte Ohr schnappte und es zwischen seinen Lippen hielt, da war es als würde durch Hana ein Blitz schießen. Er wurde schwach. Er fühlte sich so schwach und hatte keine Ahnung warum. Er zitterte sogar leicht. Er sollte damit aufhören. Dieses Szenario…es war zu viel für ihn. Alles war so neu. Und kaum als der Ältere sein Ohr wieder los ließ fuhr ein böses Lächeln über dessen Lippen. Eines was Hana nicht sah, aber mit Schrecken hören konnte als Saku ihm sanft ins Ohr flüsterte:

„Du riechst so gut…Ich will dich am liebsten fressen Hana…“

Und da war dieser blutrünstige Unterton in seiner Stimme. Jener Ton der in Hana blanke Panik auslöste und ihm endlich den Tritt gab sich zu wehren! So rührte er sich und holte mit dem rechten Arm nach vorne aus, nur um ihn danach nach hinten knallen zu lassen. Er traf Saku mitten in eine Rippe und schaffte es dadurch dass sich der Ältere etwas sauer krümmte. Hana nutzte diesen Aufwind und riss sich aus der Umklammerung des linken Armes, schnellte nach vorne und kam aus dem Schoß. Er war auf den Knien, wollte weg, so schnell wie möglich. Sein Herz donnerte und es fühlte sich als würde man auf ihn jagt machen. Es war dasselbe Gefühl wie vorhin im Dschungel. Genauso wie ihn das Biest überfallen hatte. Doch da Saku eine harte Nuss war, fasste der sich auch gleich wieder und sah sauer auf. Er holte mit dem rechten Arm nach vorne aus, fasste Hana fest an den langen Haaren und zerrte ihn nach hinten. Hana schrie vor Schmerz und ließ sich nach hinten zerren, kurz darauf krachte er mit den Rücken auf den Boden und wurde festgenagelt. Als er seine Augen wieder öffnete sah er über sich Saku. Er hatte sich über ihn, auf allen Vieren gestellt und sah ihn sauer, aber verlangend an. Seine Augen waren so anders und Hana sah erschrocken in diese. Das…das waren nicht seine Augen. Das waren die Augen eines Raubtieres. Und er erstarrte erneut, als er fühlte wie er an beiden Handgelenken von Sakurai gefasst wurde, wie sie ihn auf dem Boden festnagelten und es weh tat. Der Kerl über ihm warf ihm ein fieses Lächeln zu und Hana hatte das Gefühl sein Herz würde aus der Brust donnern vor Angst. Er würde ihn umbringen. Nicht schon wieder verdammt! Doch dieses Mal war es nicht so…Das sollte Hana lernen als Saku sich zu ihm runter beugte, mit seinem Gesicht wieder an dieselbe Seite der Kehle ruhte und dann frech sprach:

„Pass auf was du dir wünschst…das hatte ich doch zu dir gesagt…Nicht wahr, Hana?“

Wenige Sekunden danach glitt eine warme Zunge über die zarte Haut des Blonden und an der Kehle entlang. Genau das hatte er gesagt… Und dann schrie Hana auf, als würde man ihm die Haut abziehen. Er wusste nicht was los war und lernte eine ganz neue Art der Angst kennen…Eine die jeder von Natur aus in sich hatte.

The smell of death

„Los! Mach schneller Junge! Noch die letzte Kiste und dann kannst du gehen!“

Brüllte der Große und fette Mann aus dem Fenster seines Lastwagens heraus. Danach sah er dann rechts aus diesem hinaus und hinter zu der Ladefläche. Dort hinten erblickte er wie ein etwas schmächtiger Junge eine große Kiste hoch hievte und sie mit aller Kraft auf die Ladefläche stellte. Es schepperte als sie endlich drauf war und der Junge keuchte aus. Das war wirklich harte Arbeit gewesen, kein Wunder denn er machte das schon den ganzen Vormittag und die Kisten waren gefüllt mit allerlei Waffen und Inhalten für den Krieg. Also, er sah es natürlich nicht, aber er konnte sich keinen anderen Inhalt vorstellen. Somit waren sie automatisch sehr schwer bei der Größe und Menge an Waffen. Doch nun hatte er es geschafft. Das war die letzte Kiste gewesen. Kaum als er sie abgestellt hatte atmete er noch etwas schwer und hielt sich an der Ladefläche des Autos fest, sah danach vor zu dem Kerl der aus dem Wagen sah und grimmig drein Blickte. Er schien zu warten und klopfte mit den Fingern neben sich an seine Fahrertür, als er sauer rief:

„Na komm schon! Ich hab nicht den ganzen Tag zeit!“

Danach klopfte seine rechte Hand komplett an die Außenseite der Tür, als aggressive Aufforderung an den Jungen näher zu kommen. Dieser keuchte darauf aus und riss sich zusammen. Nicht umfallen. Mit schweren und müden Schritten lief er auf den Mann zu und kam nach wenigen Sekunden vorne an. Sein Blick floh hoch zu dem Kerl und der reichte ihm schließlich einen kleinen, braunen Stoffsack entgegen. Er war gerade mal so groß wie eine Handfläche, aber wirkte nicht wirklich gefüllt. Das merkte der Junge als er ihn mit beiden Händen annahm und verwirrt auf diesen sah. Er wog fast nichts! So das er ihn schnell aufmachte und das Münzgeld darin zählte. Wut überkam ihn, als er durchzählte, so dass er danach den Beutel zusammendrückte und sauer hoch fauchte:

„Hey! Das ist nicht die Menge die abgesprochen gewesen war!“

Das war sie in der Tat nicht. Doch der Fahrer ignorierte ihn schulterzuckend und sprach dann, als er sich wieder in sein Auto zurück zog:

„Dafür dass es so lange gedauert hat solltest du es mit Dankbarkeit annehmen! Ich hätte mir auch jemand anderen zur Hilfe suchen können. Jemand der wesentlich stärker und älter wäre als du, also sei gefälligst dankbar du freches Balg!“

Dann schloss er das Fenster und startete die Maschine. Hilflos musste der Junge mit ansehen wie der Typ einfach davon fuhr, damit auf der leeren Landstraße Staub aufwirbelte und in der Hitze der Mittagssonne verschwand. Je weiter er weg war, umso wütender wurde der Junge und er trat sauer gegen den staubigen Boden der Straße vor sich. Das war zum kotzen! Es war mehr Geld versprochen gewesen und nun hatte er harte Arbeit für einen Hungerlohn getan! Er fühlte sich reingelegt und missbraucht zugleich. Aber was hatte er auch erwartet, mal ganz ehrlich? Immerhin wollte der Typ ihn auf einer leeren Landstraße treffen, weit außerhalb von den Augen der Öffentlichkeit. Natürlich ging das nicht mit rechten Dingen zu und er konnte eigentlich froh sein nur mit einem blauen Auge davon gekommen zu sein. Denn es war nicht ungewöhnlich dass in dieser Zeit arbeitende Jungs mal einfach so schnell verschwanden, oder missbraucht wurden. Doch was sollte er denn sonst tun? Er brauchte das Geld.

Die Zeiten waren hart geworden und ein geregeltes Essen nicht gerade Standard für Menschen wie ihn. Er kam nicht gerade aus einer reichen Familie und musste selber hart arbeiten wenn er sich was leisten wollte. Das Geld seiner Familie reichte gerade so um über die Runden zu kommen. Der Krieg ließ die Preise in die Höhe schnellen. Essen und Trinken wurden teurer, aber auch das Leben an sich wurde teurer. Und dennoch gab er nicht auf. Er war ein Kämpfer. War er schon immer gewesen. So musste er nun bereits mit 12 Jahren erfahren wie hart das Leben sein konnte.

Frustriert steckte er den kleinen Geldbeutel in seine rechte Hosentasche. Seine Kleidung hatte auch schon bessere Tage gesehen, auch wenn es seine persönliche Arbeitskleidung war. Etwas was er nur zum Arbeiten trug. So hatte er eine knielange Hose aus Baumwolle die schwarz und leicht zerrissen war an. Und oberhalb trug er nur ein kurzärmliges, weißes T-Shirt. Seine Schuhe waren auch schon älter und lange getragen worden. Die Sohle war so durch als wäre er tausende von Kilometern damit gelaufen, was auch hinkommen könnte. Es war ein trauriger Anblick. Auch sein kurzes, schwarzes Haar war struppig und stand in alle Richtungen ab. Er wirkte etwas heruntergekommen, was aber auch daran lag das er den ganzen Vormittag im Dreck und hart gearbeitet hatte. Und bei der geringen Kohle konnte er gerade wieder los und nen weiteren Job suchen. Er nahm Arbeit an wo er nur konnte, egal wie schwer sie auch war und wie das Wetter aussah. Dennoch verbarg sich unter seiner schmutzigen Schicht ein wirklich gutaussehender junger Mann. Doch leider kam er damit nicht weiter.

An diesem Tag war es in Nagano sehr heiß. Es war einer der heißesten Sommer die er je erlebt hatte und Wasser war nicht gerade etwas was er immer bei sich trug und sich leisten konnte. Und da sie etwas mehr im Tal waren, als auf den Bergen, sammelte sich dort die Hitze enorm. Das Geld an sich würde gerade dafür reichen etwas trinken zu können und vielleicht noch etwas kleines dazu zu kaufen. Danach stand er wieder am Anfang. Nämlich ohne Geld, aber leider viel ausgebeuteter und müder als vorher.

Er schwitzte und atmete noch immer schwer. Die Luft war sehr trocken und stickig. Nicht mal das Feld rechts von ihm spendete einen etwas kühleren Wind. Die Hitze brannte alles nieder und er rieb sich über die Stirn und den Schweiß weg der sich dort bildete. Danach sah er aber auf, als etwas laut durch den Himmel donnerte und ein Schatten über ihn hinweg schoss. Er hielt er sich die Ohren zu, aber dann klammerte sich sein Blick voller plötzlicher Begeisterung an dem Flieger fest der in Richtung des Militärplatzes der Station unterwegs war. Wie ausgewechselt lächelte er und rannte hinterher, versuchte mit dem Flieger mitzuhalten und sah dabei hinauf in den Himmel. Doch nach einer Weile entfernte sich das Vehikel immer mehr von ihm und er hörte auf die Landstraße runter zu rennen. Zwar sah er den Flieger noch, aber er wurde immer kleiner je mehr er sich entfernte. Dann blieb der Junge stehen und sah ihm nur noch nach. Sein Blick wurde traurig als er sich wieder in die Realität zurück holte. Weg aus den Wolken und den Abenteuern in fremden Welten von denen er gern träumte. Schon immer war es sein Wunsch gewesen zu fliegen. Wie oft hatte er sich Flügel gewünscht um einfach davon zu fliegen? Zu fliehen von diesem schrecklichen Ort und dadurch einen besseren zu finden. Er fühlte sich wie ein Vogel dem man die Flügel gestutzt hatte. Doch im Herzen war er ein stolzer Adler, der höher fliegen wollte als alle anderen. Da gab es aber ein Problem: er war niemand der Leute im Stich ließ. Und erst recht nicht sie. Also würde er niemals diesen Ort verlassen…Danach trottete er weiter und senkte dabei den Blick zu Boden. Er war dumm. Er war so dumm und er hatte kein Geld. Aber eines Tages wollte er es dennoch schaffen…Er wollte Pilot werden.

„Hallo!! Hey!!“

Verdutzt sah der Junge auf und vor sich. Nicht weit vor ihm sah er wie jemand winkend auf ihn zugerannt kam, so dass er gleich stehen blieb und nur hin sah. Durch die Verzerrung der Luft, erzeugt wegen der Hitze, erkannte er sie erst etwas später, aber lief gleich danach leicht rot an. Es war SIE wieder. Dieses Mädchen was er schon lange kannte. Sie rannte in einem schönen, gelben Kleid auf ihn zu, was kurz über ihre Knie ging und sie trug sogar einen großen Sonnenhut um sich vor der Sonne zu schützen. Ihr kinnlanges schwarzes Haar wehte im Rennen und sie winkte noch immer lächelnd mit der rechten Hand zu ihm, während sie in der linken Armbeuge einen Korb hatte. Er konnte ihr nur dabei zusehen und im Nu stand sie auch vor ihm und schob sich erst mal wieder den großen, gelben Sonnenhut zurecht. Da sie einen Kopf kleiner war als er sah sie lieb zu ihm auf und legte die Hände freundlich an ihren Unterleib. Ihr Lächeln war sanft, so dass ihrem gegenüber etwas mulmig wurde und der scheu nach links von ihr weg sah. Darauf sprach er auch schon:

„W-Was machst du denn hier Chiharu? Woher weist du das ich hier bin?“

Er konnte sie dabei noch immer nicht ansehen. Verdammt, es wurde jeden Tag schlimmer, je länger er was mit ihr unternahm. So wusste der Junge nicht wirklich was los war. Er kannte sie nun schon seit sie klein waren, aber durch das Gefühl hatte er noch immer nicht durchgeblickt. Chiharu war die Tochter von einem bekannten Schneider in ihrem Dorf und ihre Mutter war eine Floristin. Durch ihren Vater gehörten sie zu den etwas besser betuchten Menschen als der Rest des Dorfes und den Kindern in ihrem Alter. Doch war sie deswegen nie herablassend und unfreundlich zu ihm gewesen. Sie waren Nachbarn und sie spielte immer mit ihm. War sich als Mädchen auch nicht zu fein sich in den Dreck zu werfen oder auf Bäume zu klettern. Das fand er immer cool bei ihr und sie war dazu noch sehr lieb und hilfsbereit. Sie spielten viel zusammen. Aber je älter sie wurden umso mehr fiel ihm auf…wie hübsch sie doch wurde. Vergangen waren die Tage mit dem kleinen Mädchen, das etwas schiefe Zähne hatte und ein molliges Gesicht. Sie wurde immer schöner. Jahr für Jahr. Als würde aus dem hässlichen Entchen ein anmutiger Schwan werden. Und das machte ihn unwohl. Er mochte sie schon immer, aber nun wurde sie auch noch hübsch und wenn er ehrlich war…verliebte er sich langsam in sie. Und das durfte nicht sein. Ihre Eltern würden es nie erlauben. Ein Junge wie er und ein Mädchen wie sie. Wie eine schlechte Märchengeschichte ohne Happy End.

Chiharu legte den Kopf etwas verdutzt seitlich und sah ihn auch so an. Sie wusste nicht warum er sie nicht ansah. Aber dann lächelte sie wieder lieb und sprach frech:

„Naja ich bin ja nicht ganz auf den Kopf gefallen. Gestern hattest du erwähnt dass du auf einer Landstraße arbeiten musst, ohne dass deine Eltern was davon erfahren sollten. Daher ging ich davon aus das es nicht ganz „legal“ wäre was du tun willst. Und wo macht man das? Auf der meist unbefahrenen Landstraße um Nagano herum. Also hier! Tja und nun bin ich da.“

Er sah etwas muffig zu ihr. Auch war da ein leichter beschämter Ausdruck auf seinem Gesicht. Verdammt sie hörte zu gut zu. Da musste er wohl besser aufpassen. Nicht das er sie von sich halten wollte! Aber er wollte auf keinen Fall das Chiharu in seine illegalen Machenschaften hineingezogen wurde. Oder das ihr dabei noch was passieren könnte! Das würde er sich nie verzeihen. So seufzte er und sah nach links weg, sprach:

„Du solltest nicht hier sein. Geh lieber wieder Heim und mach was aus deinem Leben. Deine Mama wollte dich doch zur Floristin ausbilden. Euer Laden läuft echt gut. Mach lieber sowas als mit einem Köter wie mir abzuhängen.“

Sie sah ihn traurig an. Das stimmte nicht. Er sollte damit aufhören. Sie mochte das nicht ihn so zu hören. Er war kein Straßenköter und noch dazu wurde sie traurig wenn sie ihn in dieser Stimme sprechen hörte. Mit diesem Ton der Trauer, den er versuchte zu verbergen, sie ihn aber genau hören konnte. Er war ein guter Junge und mit niemand wollte sie lieber zu Mittagessen als mit ihm. So lächelte sie wieder strahlend und zog den Korb vor ihrem Bauch weg. Der Junge sah deswegen wieder zu ihr und sie sprach lieb:

„Sag nicht sowas. Du bist kein Köter. Und wenn dann ein ganz süßer kleiner Straßenköter mit Punkten!“

Er verzog etwas das Gesicht mulmig. Ha Ha, sehr komisch. Chiharu fuhr fort:

„Und ehrlich gesagt…möchte ich viel lieber in einem Coffee-Shop arbeiten als bei meiner Mutter im Laden. Und ich sehe bestimmt auch süß aus in der Arbeitskleidung! Hier! Ich habe extra dein Lieblingsessen mitgebracht Sakutaro!“

Er schluckte leicht vor Hunger. Sein Lieblingsessen? So sehr er es auch versuchte zu verstecken…Hunger hatte er schon. Und sie hatten viel gutes Essen in Nagano. Eines der „Muss man in Nagano gegessen haben“-Gerichte ist das Shinshu Miso Ramen. Doch dies war es definitiv nicht, auch wenn er es gern aß. Es gab bei ihnen im Dorf viel mit Berggemüse und Pilzen, da sie anders als die meisten anderen Städte mehr in den Bergregionen lebten. Und da fing er im Gedanken schon an zu sabbern, wenn er nur an Essen dachte. Er liebte Oyaki-Klöße, die mit Pilzen und Berggemüse gefüllt waren. Die gefüllten Teigtaschen bestanden aus Weizenmehl und wurden erst gedämpft und danach gegrillt. Das war sehr teures Essen geworden. Niemals hatte sie welche bekommen!

Danach fasste sie ihn frech mit der rechten Hand am linken Handgelenk und zerrte ihn von der Landstraße. Etwas verwirrt und beschämt ließ er sich aber mit zerren und folgte ihr von der Landstraße und rüber zu den Bäumen, die auf der anderen Seite standen dort wo nicht das Feld war. Er rief dabei etwas beschämt zu ihr:

„H-Hey zerr nicht so! Ich kann ganz gut alleine laufen! Chiharu!“

Doch sie ignorierte ihn gekonnt und lächelnd, zerrte ihn danach einen kleinen Hang hoch und unter einen der Bäume die dort Schatten spendeten. Endlich war der Junge mal aus der Hitze raus und es fühlte sich auch gleich viel besser an. Die kühle Luft tat gut. Danach ließ sie ihn los und lief einige Schritte vor ihm voraus. So das er stehen blieb und ihr nur dabei zusah wie sie an den Baum lief, sich umdrehte und dann vor diesen auf den Boden setzte. Sacht stellte sie den Korb ab und klopfte ihn rechts neben sich auf die andere Seite des Korbes herbei.

„Na komm, setzt dich zu mir Sakutaro.“

Sprach sie lieb. Sakutaro sah sie an…Warum klopften ihn alle herbei wie einen Hund? Es passte ihm nicht, aber er konnte ihr einfach nichts abschlagen, also seufzte er und kam zu ihr, setzte sich im Schneidersitz so hin das der Korb zwischen ihnen war und verschränkte die Arme vor sich, als er muffig sprach:

„Du bekommst nur Ärger von deinem Vater wenn er das erfährt.“

Sie lächelte frech zu ihm rüber.

„Deshalb weis er ja nicht dass ich weg bin!“

Sakutaro sah sie darauf erschrocken an.

„Was?!“

Es war unglaublich. Sie sollte sowas doch nicht tun! Komischerweise wirkte Chiharu irgendwie so stolz dabei als sie sprach:

„Ja! Ich bin einfach aus meinem Zimmer abgehauen und habe einige Decken unter meine Bettdecke gelegt, damit es aussieht als würde ich noch schlafen! Schlau, oder?“

Naja schlau hielt sich hier in Grenzen. Sakutaro muffte sie laut an:

„Das ist nicht schlau, das ist bescheuert! Dein Vater bekommt das früher oder später raus! Was willst du ihm denn dann sagen?!“

Nachdenklich und süß legte sie den rechten Zeigefinger an ihre Wange und sah zum Baum hoch.

„Hmmmm…Ich denke ich sage ihm einfach das ich bummeln war.“

„Du bist aber immer noch einfach abgehauen Chiharu!“

„Es ist schon okay Saku! Mein Vater kann nie lange auf sein kleines Mädchen böse sein, hehe!“

„Nenn mich nicht so!“

Verwirrt sah ihn Chiharu an, als er das etwas beschämt und lauter gesagt hatte. Saku hatte seinen Blick abgewandt und starrte auf den Boden vor sich. Ihm war es selber etwas unangenehm dass er sie so angemufft hatte. Das verstand auch sie nicht. Doch er klärte sie schnell auf und sprach scheu:

„D-Das klingt…als ständen wir uns nahe.“

Genierte er sich? Wie süß. Ehrlich gesagt fand sie es toll ihn so leicht zu beschämen und zu ärgern, er war dann immer so goldig und scheu. Das mochte sie an ihm. Er wirkte auf den ersten Blick, wenn man ihn nicht kannte, wie ein grober Klotz und strenger Junge. Lag aber sicherlich auch daran das er meist einen strengen Blick hatte und Lächeln war nicht so sein Ding. Er hatte dazu auch noch einen scharfen Blick und viele taten ihm damit unrecht. Doch er war ein guter Mensch und hatte ein großes und gütiges Herz das er unter einer harten Schale verbarg. Chiharu kannte ihn genau und sie liebte es wenn er lächelte. Denn jedes Mal wenn er das tat…dann kam es vom Herzen und es waren ehrliche Gefühle die da durchkamen. Sie überlegte: Als ständen sie sich nahe…Dann grinste sie frech und sprach zu ihm rüber:

„Wir stehen uns doch auch nahe. Oder nicht Saku?“

Er sah etwas genervt und unsicher zu ihr. Da war es wieder. Warum…wurde ihm komisch in der Brust wenn sie ihn so nannte? Es war nur eine Abkürzung für seinen Namen, was auch passend zu seinem Nachnamen war, denn der war ähnlich. Sein voller Name war: Sakutaro Sakurai und in beiden war das „Saku“ drin, also war das ein guter Spitzname. Auch wenn er ihr sagte: sie sollte ihn so nicht nennen…so durfte nur sie das tun. Niemand sonst. Denn sie war seine einzige Freundin. Die Einzige die sich mit ihm abgab. Und er verstand bis heute nicht wieso. Er hatte nichts dafür getan. Hatte sie so behandelt wie jeden anderen auch, nämlich mit Abneigung. Doch sie kam immer und immer wieder zu ihm, als hätte er einen Magneten am Arsch. Sie ließ einfach nicht locker…und das liebte er inzwischen an ihr. Sie war ehrlich mit ihren Gefühlen, taffer als sie aussah, liebevoll, treu und wunderschön. Wenn er daran dachte wurde er rot und sah wieder weg. Gab ihr als plumpe Antwort:

„Mach doch wie du denkst.“

Und das reichte ihr auch völlig als Antwort, so lächelte sie und holte einen Teller aus dem Korb. Dieser war in ein großes Tuch eingewickelt gewesen und hielt somit das Essen noch immer warm, was bei der Hitze aber auch nicht nötig gewesen wäre. Danach stellte sie den einen Teller vor sich und zückte noch einen Zweiten aus dem Korb, den sie dann Sakutaro reichte und er ihn verdutzt ansah. Sie hielt ihm diesen, über dem Korb, vor die Nase und er wand sich wieder muffig ab, sprach:

„Ich hab keinen Hunger.“

War gelogen. Es roch echt gut. Verdammt. Sie aber runzelte nur die Stirn etwas lieblich. Dieser sture Bock. Typisch. Dann aber schüttelte sie den Teller weiter vor seiner Nase und sprach auffordernd:

„Jetzt nimm ihn schon. Du brichst dir schon keinen Zacken aus der Krone wenn du einfach mal etwas annimmst Sakutaro. Ich hab mir extra so viel Mühe gegeben.“

Er sah wieder zu ihr und schien erschrocken. Sie hatte was?! SIE hatte das Essen gemacht?! Für IHN?! Und mal abgesehen davon, als sie den letzten Satz etwas trauriger sagte, sah er automatisch zu ihr und wurde mit einem Hundeblick förmlich beschossen! Ihm wurde unwohl und er starrte sie nur fassungslos an. Oh bitte nicht! Sie sollte ihn nicht so ansehen! Wenn sie das tat dann wurde er immer gleich schwach und konnte noch weniger NEIN sagen! Aber sie wusste genau was sie tat und machte bewusst so weiter. Das wusste er auch. Sie würde nicht aufhören bis sie ihn damit kurz und klein gehauen hatte! Im schlimmsten Fall drückte sie noch auf die Tränendrüse und dann war eh alles vorbei. Er konnte nicht damit umgehen wenn jemand vor seinen Augen anfing zu weinen. Und erst recht nicht wenn es das Mädchen war das er mochte. Also schluckte er und fasste schnell mit beiden Händen den Teller. Zog ihn ihr aus den Händen und sprach muffig dabei:

„Na gut, gib her! Das ihr Mädchen immer gleich wegen allem rumheulen müsst!“

Chiharu änderte sofort, wie auf Kommando, ihren Blick von den Hundeaugen zurück zu einem frechen Lächeln und setzte sich wieder gerade hin. Hah! Sie hatte ihn. Wie berechenbar er doch war. Es war nicht nett von ihr ihn so zu manipulieren, aber sie wollte dass er isst…denn er sah nicht gut aus.

Die letzte Zeit hatte Sakutaro oft in der Hitze und lange hart gearbeitet, meist auch ohne Wasser und Essen dabei und das hinterließ Spuren. Inzwischen sah man ihm an dass er etwas abgenommen hatte und das machte ihr Sorgen. Er war gut gebaut und stark, aber nun sah man die Muskeln mehr als alles andere, er wirkte schon langsam dünn und ungesund. Aber das war auch wieder so typisch Saku…immer dachte er zuerst an die Anderen und dann an sich. Sie wollte einfach dass er wieder etwas auf die Rippen bekam…Erst konnte man denken sie dachte an ihn wie eine kleine Schwester an ihren großen Bruder. Doch das war nicht so. Sie sah ihn…wie eine Frau einen Mann ansah der ihr nicht aus dem Kopf ging. Und wenn er wieder mehr auf den Knochen hatte...dann sah er noch besser aus als er es eh schon tat. Er war ein gutaussehender Junge und wenn sie ehrlich war hatte sie sich sogar in ihn verliebt. Lange genug kannte sie ihn ja auch schon und er war immer nett zu ihr, wenn auch auf seine ganz eigene Art und Weise. Nie hat er sie hängen lassen und ihr sogar mal geholfen als sie andere Kinder geärgert hatten. Sie war damals noch klein und etwas kräftiger gewesen, deswegen wurde sie gerne gehänselt. Saku war eingesprungen und hatte alle verprügelt die sie ärgerten. Danach bekam er zwar auch Ärger, aber sie würde nie vergessen wie er für sie in die Bresche sprang und sie beschützt hatte. Und von dem Moment an…liebte sie ihn. Auch wenn sie das als Kind noch nicht verstand. Doch je älter sie wurde umso klarer wurde das Gefühl. Er war der Junge…mit dem sie zusammen sein wollte. Sie konnte sich ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen.

Sakutaro hatte den Teller vor sich gestellt und fing an das Tuch runter zu machen. Er konnte es bereits riechen, aber er wollte es dennoch mit eigenen Augen zuerst sehen bevor er in innerlicher Freude ausbrach. Und als er das Essen aufgedeckt hatte…da konnte er sich einfach kein Lächeln verkneifen und genau das war es gewesen worauf Chiharu gewartet hatte. Er strahlte kurz und fing gleich an zu essen. Es waren seine lieblings Oyaki-Klöße mit Pilzfüllung und Gemüse, was er schmeckte als er reinbiss. Und endlich war der Tag wieder besser geworden. Nicht nur für ihn, sondern auch für Chiharu, als sie ihm etwas beim Essen zu sah, noch das Wasser für ihn raus stellte und selber immer mal etwas aß. Und er aß schnell, also hatte er entweder großen Hunger, oder es schmeckte ihm sehr gut. Was sie glücklich machen würde, denn sie hatte zum ersten Mal für ihn was zu Essen gekocht.

So saßen sie da uns aßen gemeinsam in der Mittagssonne unter dem Schutz des Baumes. Und sie hatte recht. Chiharus Mutter hatte vollkommen recht. Manchmal…geht Liebe durch den Magen.

Kurz darauf hörte sie auch schon einen lauten Rülpser neben sich und sah etwas überrascht zu Saku rüber, der dann zusammen zuckte und auch zu ihr sah. Er lief sogar kurz rot an, fühlte sich ertappt und sprach danach verlegen:

„T-Tut mir leid! I-Ich…also in manchen Kulturen ist es ein Zeichen das es lecker war wenn man rülpst! A-Also ich wollte damit nur sagen: Es hat geschmeckt!“

Er versuchte sich irgendwie aus der peinlichen Situation, in die er sich selbst gesteuert hatte, raus zu wenden, während ihn Chiharu einfach nur weiter stumm und aufmerksam dabei zusah. Er war…so süß. Warum sagte er nicht einfach dass es lecker war? Typisch Jungs. Dann lächelte sie, sah vor sich und fing an auf ihre Brust zu klopfen, indem sie die rechte Hand zu einer Faust ballte und zuschlug. Verdutzt sah ihr Sakutaro dabei zu. Was machte sie da? Doch nach wenigen Sekunden sah er das Mädchen überrascht und fasziniert zu gleich an…als sie auch rülpste. Dann wand sie ihren Blick wieder frech zu ihm und sprach:

„Und? Wie war ich?“

Er sah sie nur an. Sie war perfekt. Was anderes konnte sie nicht sein. Sie war so locker und ehrlich zu ihm, dass sein Herz einen Hüpfer machte und er sie nur ansehen konnte. Ihm wurde noch mehr klar: DAS war das Mädchen das er…er konnte es selber nicht glauben das er an sowas dachte aber…das war das Mädchen das er liebte. Nun war er sich sicherer als jemals zuvor. Auch wenn es nicht sein sollte und keiner ihrer Familien das wollte…ER wollte es so. Danach raffte er wie sehr er sie angestarrt hatte und holte sich zurück, schüttelte kurz den Kopf und sprach dann noch immer fasziniert und von seinen Gedanken ablenkend:

„Der war…nicht mal schlecht. Aber sollten das Mädchen eigentlich nicht tun?“

Sie zuckte mit den Schultern.

„Mir egal. Dann bin ich halt ebenso ein Ferkel wie du. Ist mir viel lieber als bei anderen das brave Mädchen zu sein. Außerdem…bin ich eh viel lieber bei dir Saku.“

Ferkel? Wirklich? Sie sprach diese Worte in einem sanften und lieben Ton zu ihm rüber, so das er doch tatsächlich knallig rot anlief. Sie…war lieber bei ihm? Sein Herz klopfte. Wie sie ihn dabei noch ansah. So lieblich und verliebt. Anders konnte man es nicht nennen, oder bildete er sich da etwas ein? Spielten seine Hormone schon verrückt? Könnte sein denn in seinem Alter war er bereits in der Pubertät. Immerhin sah er Chiharu auch schon mit ganz anderen Augen. Er sah sie nicht mehr als kleine Schwester…sondern als Mädchen. Sah sie als Frau an an der er Interesse zeigte. Aber sie war zu gut für ihn. Warum sollte sich ein Mädchen mit viel Geld in einen Jungen wie ihn verlieben? Was hatte er schon zu bieten? Ja er war fleißig, aber das waren andere auch. So sah er wieder von ihr weg und vor sich auf den Boden. Er wusste nicht was er sagen sollte…aber Chiharu wusste es.

So kam sie von ihrem Platz hoch und lief zu ihm rüber. Still setzte sie sich rechts neben ihn und er sah verdutzt zu ihr, wurde wieder etwas rot. Sie war so nah neben ihm. Er konnte sie riechen. Sie roch nach den frischen Blumen des Ladens ihrer Mutter. Oder war das ihr natürlicher Duft? Er hatte nicht bemerkt wie sie vorher noch etwas aus dem Korb gezogen hatte und es nun schön in Papier verpackt, vor sich auf dem Schoß und in ihren Händen, liegen ließ. Es war nicht mal klein. Sie sah zu dem Päckchen runter und lächelte sanft, als sie sprach:

„Ich möchte ehrlich zu dir sein:…Ich hab dich sehr gern Saku. Du arbeitest immer so hart und denkst jedes Mal zuerst an die Anderen als an dich selbst. Ich fand das…schon immer so toll an dir. Du hast mir auch letztes Mal bei meiner Arbeit geholfen und…und deswegen wollte ich dir etwas schenken. Als Dankeschön.“

Stimmt. Er hatte im Laden ihrer Mutter ausgeholfen und sich etwas zusätzlich verdient. Damit half er automatisch auch Chiharu die ja dort auch arbeitete. Dann reichte sie ihm still das Päckchen und er sah es verdutzt in seinen Händen an. Es war nicht sonderlich schwer und er wunderte sich über den Inhalt. Was konnte da nur drin sein? Auch war er etwas beschämt. Sie musste ihm nichts schenken, das hat er nie verlangt. Doch es nicht anzunehmen würde ihr sicherlich das Herz brechen, auch wenn er es eigentlich aus Bescheidenheit nicht nehmen wollte. Also sah er es an und dann zu ihr hoch, auch sie blickte wieder zu ihm lieb und er sprach:

„Das musst du nicht tun. Auch ihr müsst auf euer Geld aufpassen, selbst wenn ihr mehr habt als andere. Ich…ich hab sowas nicht verdient Chiharu.“

„Doch das hast du!“

Sagte sie entschlossen zu ihm zurück und er war erstaunt wie laut und bestimmend sie doch sein konnte. Sie wirkte für ihn noch süßer dabei, als sie danach auch schon weiter sprach:

„Es ist ein Geschenk und ich möchte dass du es behältst! Komm nicht auf die Idee es wegzuwerfen wenn ich nicht da bin!“

Doch war sie sich sicher dass er das niemals tun würde. Dennoch wollte sie es untermauern. Saku zuckte sogar etwas zusammen als sie ihn so anmachte. Wow, sie konnte echt laut und bestimmend werden. So nickte er nur kurz und schnell. Egal was es auch war, er war kein Arschloch das ein Geschenk von einem Mädchen wegwarf das er liebte.

„Und jetzt mach es auf!“

Bestimmte sie und er nickte erneut wieder schnell und kurz. Langsam machte sie ihm Angst.

„Jawohl Madame. Danke das du mir nicht gleich den Kopf abreißt.“

Sie lächelte frech.

„Das kommt jetzt ganz auf deine Reaktion an Freundchen.“

Er schluckte. Okay…Keine Ahnung warum aber…er mochte es wenn sie so fies zu ihm war. Da wurde ihm ganz anders. Unter anderem klopfte sein Herz dabei schneller. Komisch. Lag sicherlich daran das er es mochte wenn eine Frau wusste was sie wollte. So fing er an das Papier abzureißen von was es auch immer verbarg. Und nach wenigen Minuten hatte er es auch befreit und sah etwas in seinen Händen was ihn zum Staunen brachte. Er kam ehrlich gesagt nicht mehr aus dem Staunen raus und sah fassungslos und voller Schock auf das Teil in seinen Händen. Chiharu lächelte. Sie wusste es! Sie wusste er würde es mögen! Allein das er so stumm war bestätigte es. Und als er wieder zu ihr sah, noch immer die Fassungslosigkeit und verborgene Freude in den Augen strahlte, da sprach sie zu ihm:

„Es ist ein Geschenk. Und ich möchte dass du es immer bei dir hast. Es soll dich beschützen und dich ermutigen eines Tages deinen Traum zu erfüllen. Und vielleicht…kannst du sie ja dann auch gebrauchen.“

Und danach nahm sie ihm das Geschenk aus den Händen. Saku ließ sie einfach machen. Sanft und ohne zu zögern zog sie ihm es an und er wehrte sich nicht. Chiharu zog es ihm über den Kopf und richtete es dann auf seiner Stirn etwas zurecht, bis es passend saß. Es stand ihm gut. Sie passte wie angegossen. Und Saku sah nur das Mädchen vor sich an…das er über alles liebte. Und sie lehnte sich wieder etwas von ihm zurück und betrachtete ihn genauer. Dann grinste sie und sprach:

„Sie steht dir wie angegossen!“

Und Saku saß weiterhin einfach nur da. Das Licht, welches durch die Baumkrone schimmerte, spiegelte sich in den Gläsern seines Geschenks, welches auf seiner Stirn saß und ihm einfach perfekt stand. Es spiegelte sich…in seiner eigenen Fliegerbrille, etwas was nur Piloten besaßen zu dieser Zeit, da sie sehr teuer geworden waren. Er war noch immer schockiert über dieses Geschenk was von Herzen kam und sah sie nur stumm an. Er wusste nicht was er sagen sollte. Er war komplett überrannt mit Gefühlen und Chiharu fuhr fröhlich fort:

„Nun schau doch nicht so baff. Da bist du sprachlos, was? Ich weis doch dass es schon immer dein Traum war einmal mit einem Flieger zu fliegen. Und Piloten tragen Fliegerbrillen! Jetzt brauchst du nur noch ein Flugzeug und dann können wir hinfliegen wo auch immer es uns hin verschlägt Saku!“

Lange und hart hatte sie für dieses Geschenk gespart. Ihn nun damit zu sehen ließ ihr Herz nur noch mehr hüpfen vor Freude. Es stand ihm wirklich gut. Und Saku sah sie nur weiter an. Das war…das schönste Geschenk was er jemals bekommen hatte. Nein…das war nicht richtig. Das schönste Geschenk…saß direkt vor ihm. Es war dieses Mädchen, was er von klein auf mochte und in das er sich nun verliebt hatte. Sie war schon immer das Wichtigste für ihn gewesen und nun traf es ihn mit voller Härte und es wurde ihm endgültig bewusst: Das war das Mädchen…das er heiraten wollte. Die Einzige die ihn verstand und liebte so wie er war. Ihn akzeptierte wie er war. Er kannte ihre Gefühle nicht, aber es musste einfach Liebe sein. Denn beim ihm war es das definitiv.

Und während sie ihn so ansah, darauf wartete dass endlich etwas aus seinem Mund kam, da wusste er genau was er zu tun hatte. Etwas was in seiner Brust brannte und raus wollte. Er war nicht gut mit Worten, war er noch nie gewesen. Doch man brauchte nicht immer Worte um jemanden zu antworten. Und das stellte er nun unter Beweis. Auch wenn es stürmisch sein würde und nach hinten los gehen könnte.

So fasste er sie sanft mit beiden Händen an ihren zarten und warmen Wangen. Chiharu sah ihn nur an. Sie war erschrocken und wurde selber stumm. Noch nie hatte er sie so sanft berührt. Sie wusste nicht mal dass er so vorsichtig und sanft sein konnte. Und als er das tat da fühlte sie immer mehr wie ihr warm wurde. Ob es an der Hitzewelle lag, oder an ihren Gefühlen wusste sie nicht. Doch ihr war warm…und sie mochte diese Wärme. Noch nie hatte sie seine Augen so aus der Nähe gesehen. Sie waren haselnussbraun und ganz anders als früher. Das waren nicht mehr die Augen eines kleinen Jungen…Das waren die Augen eines heranwachsenden Mannes. Ein Mann der sie genau ansah und sie verlor sich in diesen Augen wie in einem weiten Ozean ohne Inseln. Aber das war okay. Genau so sollte es sein. Und auch sie hatte wunderschöne, blaue Augen die durch ihr schwarzes Haar besonders hervorstachen. Das wusste Saku, doch er wollte nicht nur diese Augen. In jenem Moment wollte er etwas ganz anderes von ihr. Vielleicht war es forsch und völlig falsch, aber er konnte es nicht mehr zurückhalten. Es ging einfach nicht mehr. Und Chiharu ließ es zu.

So ließ sie sich sanft an ihn ziehen und küssen. Ein völlig neues Gefühl durflutete ihren Körper. Und es war wunderschön. DAS war ihr erster Kuss. Genau wie bei ihm und es war erstaunlich wie sanft und vorsichtig Sakutaro war, als hätte er Angst sie zu verletzen. Seine Hände hielten sie sanft an den Wangen und seine Lippen berührten die ihre zart und schon fast etwas scheu, aber dennoch entschlossen das zu tun. Genau so war er. Das war wie er wirklich war. Nämlich ein gutmütiger und sanfter Junge der Gerechtigkeit und die Menschen in seinem Herzen mehr liebte als alles andere. Ihr drohte das Herz aus der Brust zu springen. Sie wurde von dem Jungen geküsst den sie schon immer mochte. Mit dem sie aufgewachsen war und nun…liebte sie ihn. Das Leben war komisch nicht wahr?

Und Chiharu ließ sich einfach nur fallen. Sie drückte sich mit den Händen an seine Brust und erwiderte. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals und es sollte nicht aufhören. Dieser Kuss…er sollte nie mehr aufhören. Diese Gefühle überrannten sie. Doch mehr als das wollte sie aus nur einem Grund das der Kuss nicht aufhörte: Sie fühlte sich endlich wie eine Frau. ER machte sie gerade zur Frau. Und sie liebte es. Doch als Saku diesen beendete und ihr danach noch ganz nah in die Augen sah…da sagte er etwas womit er ihr Herz endgültig zum schmelzen brachte und sie sich nun absolut sicher war: Das war der Mann mit dem sie später zusammenleben und eine Familie haben wollte. Er sprach sanft zu ihr:

„Ich fliege dich überall hin Chiharu. Hoch in den Nachthimmel und bis zu den Sternen, wenn du das willst….“

Sie lächelte ihn an. Kleiner Romantiker was? Und dann antwortete sie:

„Wie wäre es mit: zuerst in dein Herz…?“

Er lächelte sanft zurück.

„Da musst du nicht mehr hin…Dort bist du schon längst.“

Und da würde sie für immer bleiben. Dann drückte er sie an sich. Sie saßen einfach weiter dort und spürten den sanften Wind um sich. Eng umschlungen und nur den Anderen spürend. Chiharu hörte seinen Herzschlag und er beruhigte sie. Sie liebte ihn. Doch noch konnte sie ihm das nicht sagen. Es war zu früh. Und es bedurfte keinerlei Worte mehr. Es war offensichtlich. Aber sie würde es dennoch irgendwann tun…sobald die Zeit gekommen war. Saku dagegen zog ihr sanft den Hut ab und vergrub sein Gesicht in ihrem weichen Haar das im Wind wehte. Sie roch gut. Er würde diesen Geruch niemals vergessen. Den Geruch…von zarten Blumen im Sommer. Er liebte sie…und das würde er ihr irgendwann beweisen. Sobald er ein Mann war…und um ihre Hand anhalten würde.
 

Mein gebrochenes Herz hat einen unmöglichen Traum. Und es wandert noch immer durch eine Illusion des Schmerzes. Kann ich deine Hoffnung werden? Was soll ich nur tun? Auf wie viel Tageslicht muss ich noch warten bis ich dich wiedersehe? Ich schaue nicht zurück auf den Weg den du gelaufen bist, denn ich wünschte ich könnte diesen wieder mit dir beschreiten. Ich will davor fliehen. Denn Blumen sind am Ende dazu bestimmt zu verdorren. Und an diesem Ende rufe bitte meinen Namen. Ich möchte dort mit dir sein. Also rufe mich bevor ich dich vergesse. Ich möchte frei sein. Doch nach einer ganzen Weile verliere ich meine Kraft dies zu erreichen. Ich kann deinen Geräuschen nicht entkommen, denn sie haften an mir. Kannst du klar und deutlich die Geräusche hören die mein Herz macht? Wende dich nicht von mir ab, selbst wenn ich mich verändert habe. Sehe mich so wie damals, als ich neben dir stand. Denn wenn ich könnte würde ich die Zeit zurück drehen und für immer bei dir sein. Ich fühle dich. Ich möchte bei dir sein, denn nur du gibst mit den Willen weiter zu leben. Kannst du mich sehen, oder mich berühren, oder gar küssen? Bitte hol mich aus diesem Zyklus heraus, noch bevor die Einsamkeit mich verschlingt. Also bitte rufe meinen Namen.
 

Er wusste nicht was er tun sollte.

Kaum nachdem sein Schrei in der Dunkelheit verhallt war sah er weiter über sich und erkannte das gesamte Ausmaß von der Klemme in der er steckte.

Noch immer wurde Hana fest auf den Boden gedrückt und konnte sich nicht aus der Situation befreien in der er fest hing. Es war erneut alles eskaliert. Irgendwie hatten beide ein Talent dafür Situationen eskalieren zu lassen. Doch dieses Mal konnten weder der Blonde noch der Blödmann über ihm was dafür. Doch noch wusste Hana nichts davon. Er hatte keine Ahnung. Erst mal sorgte er sich um ganz andere Dinge. Es war komisch, obwohl er sich wehren wollte war sein Körper wie erstarrt. Sein Kopf sagte ihm was er tun sollte, aber sein Körper spielte einfach nicht mit. Als wäre dieser bis auf seine Grundfeste erschüttert worden. Was logisch klang…denn wann wurde man schon mal vergewaltigt? Oder stand fast davor.

Saku hing noch immer an der rechten Seite von Hana seiner Kehle fest und ließ erneut sanft, aber stechend die Zunge über die Haut gleiten. Und immer wenn er das tat schoss ein Blitz durch den Blonden und er schrie erneut auf, wand sich etwas dabei, aber kam nicht aus diesem eisernen Griff, der ihn an beiden Handgelenken auf dem Boden festhielt. Noch dazu fühlte er langsam wie das Gewicht des Piloten über ihm, sich anfing noch zusätzlich auf ihm nieder zu lassen. Saku kam näher…und es machte Hana verrückt! Er war so dumm! Es war doch klar das etwas nicht stimmte, warum hat er nicht besser aufgepasst?! Er wusste doch das er immer auf der Hut zu sein hatte wenn Sakutaro um ihn war verdammt! Er konnte sich mal wieder selber in den Arsch treten. Doch vorher musste er erst mal dem Spinner über sich irgendwie in den Arsch treten! Sakurai war krank. Dieser Biss hatte etwas mit ihm angestellt. Etwas von dem Hana noch nie zuvor gehört hatte. Deswegen konnte er auch nicht dagegen angehen. Deswegen sah er auch nicht die Zeichen und konnte sich wehren. War es vielleicht ein Gift? Wenn es ein Gift war, wie eine Droge, dann könnte es seinen Verstand wirklich beeinflussen. Doch diese Menschen waren dann meist neben sich. Sie bekamen nicht klar mit was um sie passierte, oder verwechselten Gesichter oder Tatsachen. Hana hatte das damals bei Silva gesehen, als er einen Freund mit von der Jagd brachte und der von einer Pflanze gekostet hatte. Oder eher mehr einem Pilz. Der Typ halluzinierte darauf und erkannte kaum einen im Dorf wieder. Saku allerdings…er wirkte so wach. Als wäre er noch bei Sinnen und er wusste auch das es Hana war den er da gerade anfiel. Noch dazu war er so…aggressiv.

Das bemerkte er auch sofort wieder, als sich die Zunge von seiner Kehle löste und er stattdessen sanft an die Stelle biss an der vorher noch alles schön warm befeuchtet wurde. Es war mehr ein Knappen, verspielt, aber heiß zugleich. Man spürte was er wollte. Hana zuckte instinktiv auf und wehrte sich erneut. Er krisch und fauchte zu seinem Peiniger:

„Hör auf!! Lass mich sofort los Sakutaro!! Geh runter von mir!!“

Er versuchte danach nach ihm zu treten. Er traf Sakurai sogar damit am rechten Bein und der ließ sofort von ihm ab. Zumindest vom Hals, aber nicht dem Rest. So kam er etwas über Hana hoch und sah leicht sauer und kühl zu ihm runter. Hatte ihn noch immer im eisernen Griff und der Blonde warf ihm einen wütenden Blick zu. Bis er dann fauchte:

„JA, lass mich gefälligst los, oder es hagelt noch mehr Tritte du dummes Arschloch!!“

Hana konnte an die Sache nicht mehr ruhig dran gehen. Er wusste das Saku durch etwas beeinflusst wurde und das er krank war, aber das schob er zurück wenn man den Fakt bedachte das es sich anfühlte als würde er gleich gerissen oder vergewaltig werden! Das setzte nur noch seinen Instinkt in Gang: nämlich sich zu wehren gegen etwas was er nicht wollte. Hana hatte keine Ahnung. Noch nie zuvor war ihm jemand so sexuell nahe gewesen oder hatte versucht dies zu tun. Das waren Gefühle die er nicht kannte. Und obwohl alles in ihm sagte: es solle sich wehren…So konnte er doch nicht verleumden das etwas tief in seinem Innern das genoss. Ein natürlicher Instinkt den jeder hatte. Doch warum bei Saku? Sie waren doch beide…

Noch immer wurde er so emotionslos und stumm angesehen, dass es ihm langsam echt eiskalt den Rücken runter lief. Was waren das nur…für Augen? Wer ihn da auch immer ansah…es war nicht Sakurai. Und noch nie zuvor…hatte Hana innerlich so viel Angst gehabt wie in jenem Moment. Nein. Das war nicht richtig. Doch hatte er…Es war dieselbe Angst wie vorhin im Dschungel als er angegriffen wurde. Es fühle sich ähnlich an. Aber warum nur?

Saku schien sich weiterhin nicht beirren lassen zu wollen, bei dem was er auch immer vor hatte. Emotionen kamen endlich wieder auf sein Gesicht. So lächelte er kurz fies und sprach frech runter:

„Ich soll aufhören, ja? Interessant…dabei willst du es doch genau so, nicht wahr Hana?“

Hana sah ihn verdutzt an. Wovon…sprach er da? Er würde das wollen? Das war doch kompletter Schwachsinn den er da von sich gab! Woher nahm er nur diese bescheuerte Annahme?! Erneut zappelte der Junge und trat wieder mit seinem rechten Fuß gegen den linken Oberschenkel von Saku, der sich deshalb aber nicht mal einen Meter rührte. Er sah Hana nur weiter stechend an, der dann hoch fauchte:

„Was laberst du da für einen Mist?! Geh von mir runter du Arschloch!!“

„Denkst du ich sehe das nicht?!“

Kam es plötzlich laut und aggressiv aus Sakurai geschossen, so das Hana zusammenzuckte, erschrocken hoch sah und ihn nur anstarrte. Er war…so laut. So aggressiv. Sicherlich hatten sie sich schon öfter angebrüllt, aber noch nie hatte er Hana in so einem Ton angefahren. Die Tonlage war komplett anders. Bestimmend und herrisch. Erneut: das war nicht Sakurai. Er konnte es nicht sein. Hana wollte einfach nicht glauben das er so sein konnte. Jeder hatte eine Schattenseite in sich. Aber nicht so. Nicht so…

Saku sprach weiter, nicht mehr so laut, aber noch immer so aggressiv als würde er gleich vor Wut zuschlagen wollen, oder beißen:

„Denkst du wirklich ich sehe nicht wie du mich ansiehst?! Wie du mich herausforderst dich zu jagen?! Wie du willst dass ich dich jage und niederringe! Ich dir zeige wer das Sagen hat und du dich mir endlich völlig unterwerfen kannst! Du willst dass ich das mit dir mache…Denn du möchtest erobert werden und dich endlich diesem Gefühl hingeben. Wie kann ich dir wiederstehen…wenn du mich so aufforderst das zu tun?“

Hana sah ihn weiterhin erschrocken an. Was? Nein…nein das stimmte nicht. Er wusste wovon Sakutaro sprach, doch sein Kopf wollte das nicht akzeptieren. Das stimmte nicht. Das stimmte nicht! Er wollte nicht mit ihm…! Erneut wand er sich darauf instinktiv und wollte sich befreien. Obwohl er wusste dass es aussichtlos war, dennoch gab er nicht auf. Er war ein sturer Esel und aufgeben gehörte nicht in sein Repertoire! So dachte er zumindest…Erneut krisch er wieder einmal lauft auf vor Wut und fauchte dann:

„Das ist nicht wahr! Du bist krank Sakutaro! Hör damit auf! Hör auf!! Was auch immer mit dir los ist, du musst damit aufhören! Das bist nicht du!!“

Er wusste nicht warum aber er versuchte sich an der Hoffnung festzuklammern er würde zu ihm durchdringen. Oder woher er auf die Idee kam ihn kennen zu wollen. Er wusste nichts über ihn. Und das obwohl er ihm schon öfter geholfen hatte. Sie sich seit mehreren Tagen kannten. Es…traf Hana wie ein Schlag. Er wusste nichts über ihn…Und ab dem Zeitpunkt war es offensichtlich dass er es nichts mehr werden würde. Kurz nach dem er gebrüllt hatte: er solle aufhören, lächelte Saku wieder etwas fies und arbeitete im Voraus.

Geschickt schob er sich zwischen die Beine des Blonden und lagerte langsam das Gewicht seines Unterleibs auf dem Kleinen ab. Öffnete damit seinen Schoß gewaltsam. Hana bemerkte das und sah erschrocken so wie erstarrt zu ihm hoch, weil der Oberkörper noch immer über ihm abgestützt war. Er wollte zu treten…aber Saku war in so einer Position gelandet dass es nun nicht mehr möglich war das zu tun. Er konnte nicht mehr nach ihm treten denn er lag gezwungen breitbeinig unter ihm und das Gewicht hielt ihn auch dort. Er starrte ihn nur an. Und so langsam…kroch die pure Panik in ihm hoch. Was sollte er tun? Was sollte er tun?! Ihm wurde warm und er konnte es sich nicht erklären. Sein Herz pochte schneller. Doch war es nun durch die Panik ausgelöst, oder wegen etwas anderem? Saku war so warm und trieb Hana seine innerliche Hitze damit nur noch mehr in die Höhe. Sein Herz rannte noch schneller und donnerte gegen die Innenseite seines Brustkorbs. Drohte aus diesem zu springen. Er hatte definitiv Angst, denn er wusste in welcher Position er sich gerade befand und wenn Saku wollte dann konnte er mit ihm machen was er wollte.

Er schüttelte den Kopf langsam und schockiert. Nicht. Er sollte aufhören…Doch Sakutaro dachte nicht mal daran. Seine Seele war vergiftet und es schwirrten ihm nur noch Urinstinkte durch den Kopf. Etwas wonach sich jedes Lebewesen sehnte. Er bekam es wenn er dieses Wesen unter sich sah. Ich will fressen. Ich will jagen. Ich will mich paaren. Und es fühlte sich gut an. Es war so frei und ungezwungen. Es fühlte sich toll an.

So lehnte er sich etwas weiter runter und kam näher an das Gesicht seiner Beute. Dabei spürte er das leichte Zittern und die Wärme auf der Haut des Blonden als er sprach:

„Ich bin krank was? Soll ich dir mal was sagen?...Ich mache dich genauso krank wie ich es bin…Und es wird dir gefallen Hana.“

Nein nicht. Hana schüttelte langsam den Kopf und verzog das Gesicht verzweifelt. Sein Körper fing an zu beben, was sich nun in ein starkes Zittern änderte und er überall schlotterte. Er konnte nicht mehr. Alles wurde ihm zu viel. Besonders seine Gefühle die er einfach nicht mehr einsortieren konnte. Sie verwirrten ihn. So schlurzte er kurz.

„Bitte hör auf…Hör auf Saku…bitte…Saku.“

Kam es schwach und flehend aus ihm raus. Seine Stimme war hoch und weinerlich, wo er nicht mal wusste dass er das konnte. Hana lernte eine völlig neue Seite an sich kennen. Er flehte…Das erste Mal hatte er ihn an der Klippe angefleht ihn nicht fallen zu lassen. Doch das hätte der Pilot dennoch getan. Und auch nun wusste Hana…das Saku nicht aufhören würde. Er würde nicht stoppen. Er würde sich an ihm vergehen…und der Blonde konnte nichts dagegen tun. Doch da war noch ein Gedanke: vielleicht war das okay so. Immerhin…hatte Hana ihm das angetan. Nur wegen ihm wurde er gebissen. Und nun musste er das ausbaden. Auch wenn es ihn seinen Körper kosten würde. Zum ersten Mal…gab er auf. Und geschickt fasste Sakurai schließlich mit einer Hand Hana seine beiden Handgelenke und nagelte sie mit einem festen Griff über seinem Kopf fest. Genauso stark wie vorher auch, nur das er nun die rechte Hand frei hatte, mit dieser tun konnte was er wollte. Sie kamen sich noch näher. Saku lag förmlich auf ihm und mit dem Zeigefinger fuhr er sanft über die bereits heiße, linke Wange des Kleinen. Zart, als wollte er ihn nicht verletzen strich er unter dem Auge entlang und flüstere ihm sanft und bösartig zu:

„Mach das noch mal…Flehe noch weiter…Denn das kannst du so schön Hana…“

Er wollte ihn flehen hören. Wollte dass er sich ergab und jammerte bei dem was er tun würde. Allein der Gedanke daran machte ihn wilder. Und in jener Sekunde strich er sogar sanft eine nasse Träne weg, die sich über die Wange davon schleichen wollte und derer sich nicht Mal Hana bewusst gewesen war. Doch Saku hatte sie gesehen, aber nichts erreichte sein Herz das im Griff einer unbekannten Krankheit war. Eine die ihn kälter machte als der tiefste Winter. Er atmete noch mal den Geruch des Jungen unter sich ein und sprach dann:

„Du riechst so gut…Es wird dir gefallen und danach sind wir für immer zusammen…So wie damals…“

Damals? Was meinte er? Und dann kam er komplett runter und drückte den Jungen fest auf den Boden. Hana blieb kurz die Luft weg vor Schreck. Doch als dieser sich gelegt hatte, er fühlte wie Sakurai ihm an die rechte Seite des Halses ging und zubeißen wollte…da schrie er. Er schrie als würde man ihn fressen, oder vergewaltigen. Zumindest eines der Beiden würde gleich passieren…Und er konnte nichts dagegen tun. So kniff er die Augen zusammen und ergab sich seinem Fehler. Er hätte auf Saku aufpassen sollen…Das wurde ihm bewusst. Etwas quoll in seinem Herzen hoch und ließ ihn wimmern. Es war Verzweiflung und Trauer. Es war…alles seine Schuld. Aber warum…schrie etwas leise in seinem Hinterkopf? Eine schwache Stimme die genau das wollte…

Doch schlagartig und völlig ohne Vorwarnung, riss sich Sakurai über ihm hoch und Hana sah ihm erschrocken nach. Allerlei Nähe brach mit einem Schlag ab und er konnte gerade noch sehen, wie der Ältere über ihm erschrocken rechts über seine Schulter nach hinten sah und dann auch schon etwas auf ihn niederfuhr. Es traf mit voller Härte die rechte Seite seines Hinterkopf und feuerte den Piloten förmlich von Hana runter, so das der erstarrt liegen blieb und Saku links von ihm zu Boden donnerte. Darauf folgte eine kurze Stille. Und danach sah der Blonde zu Sakurai und sah dass er offensichtlich das Bewusstsein verloren hatte. Er rührte sich zumindest nicht mehr. Das weckte neue Kraft in dem Jungen und er kam schnell auf seine vier Buchstaben, rückte etwas nach hinten von Sakurai weg und atmete schnell und erschrocken. Er wusste nicht warum aber als er ihn so vor sich liegen sah da er rief laut:

„SAKU!!“

Was war das? Warum sorgte er sich plötzlich um sein Wohlbefinden? Er wollte ihn doch eben noch…Dann sah er aber auch schon rechts von sich zu seinem Retter in der Not. Es war Paku.

Paku hatte mit einem dicken Stock Sakutaro K.O geschlagen und sah erschrocken zu ihm rüber. Offenbar kam er gerade noch mal rechtszeitig. Danach wanderte sein Blick zu Hana rüber, der noch immer zitterte und wie ein aufgescheuchtes Reh dort saß. Völlig verängstigt und die rechte Hand an sein Herz krallend, während die Linke ihn nach hinten am Boden stützte. Ohne zu zögern kam der große Mann hinter Hana und fasste ihn sanft an den Schultern, als er besorgt fragte:

„Hey alles okay?! Geht es dir gut Kleiner?!“

Hana sah nicht zu ihm und starrte nur weiter fassungslos den bewusstlosen Sakurai an, der nicht weit vor ihnen lag. Seine Gefühle waren noch immer so durcheinander und er konnte kaum klar denken. Er schlotterte am ganzen Körper, aber dennoch nickte er nur zittrig und sprach dann:

„J-Ja…Es geht mir gut…“

Das war alles sehr knapp gewesen. Keine Ahnung was Saku getan hätte. Er gab ihm das Gefühl als wollte er ihn vergewaltigen, aber warum wollte er ihn dann plötzlich beißen? Was sollte das? Doch dann überkam Hana die Wut! Es kam einfach so über ihn, ohne Warnung. Die Gefühle mussten raus, die er in seiner Brust eingeschlossen hatte. So verzog er das Gesicht sauer und extrem wütend. Einige Tränen rannten aus seinen Augenwinkeln und er fauchte laut und aggressiv nach vorne:

„VERDAMMT NOCH MAL SAKUTARO!! DU BLÖDES ARSCHLOCH!!“

Und dann fing er an zu weinen. Alle Dämme brachen bei ihm und er heulte und jammerte sich die Seele aus dem Leib. Er konnte einfach nicht mehr. Die Gefühle waren zu viel für ihn gewesen und er versteckte sein Gesicht dabei hinter seinen Händen. Lange war es her gewesen das er so in Tränen ausbrach und einfach nur er selbst war. Nämlich ein Junge dessen Herz sanft und zerbrechlich war. Sein ganzer Körper bebte und Paku drückte ihn instinktiv nach hinten an sich, so das Hana sich seitlich an ihn drücken ließ und einfach nur weiter weinte. Er jammerte dann plötzlich:

„E-Er wollte mich…E-Er wollte…“

Seine Worte erstickten in seinem Hals. Er konnte es nicht aussprechen, obwohl er wusste was es war, doch Paku wusste einfach was er meinte und drückte den Kleinen fester an sich, rieb ihm sanft streichelnd über den blonden Haarschopf und sprach beruhigend:

„Alles okay. Es ist alles wieder gut. Ich weis was du meinst….Aber Hana er würde sowas niemals tun. Er ist krank…Sehr krank sogar und er braucht Hilfe.“

Er musste Saku nicht in Schutz nehmen und versuchen den Blonden davon zu überzeugen. Er wusste es doch auch. Hana schlurzte und nickte darauf nur leicht. Er wusste das und er konnte Saku deswegen auch nicht hassen, egal was eben fast passiert wäre. Doch der Schock saß noch etwas tief in seinen Gliedern und er hörte einfach nicht auf zu zittern. Er brauchte noch etwas Zeit um das zu verarbeiten. Doch Paku hatte diese leider nicht. So sah er wieder zu Sakurai vor und löste sich danach von Hana, der ihn deswegen verdutzt ansah. Der Große lief rüber in eine Ecke und zog dann etwas aus dem Schatten. Es waren zwei Seile gewesen, mit denen er dann auf den Bewusstlosen zu lief und dabei sprach:

„Besser wir fesseln ihn und überlegen uns dann wie es weiter gehen soll. Wenn der aufwacht wird er noch mieser drauf sein als vorhin und da gehe ich kein Risiko ein. Nicht solange wir nicht wissen was los ist. “

Er hatte recht. Sakurai war unberechenbar geworden. Und das machte Paku dann auch genau so. Also kam er bei seinem Leutnant an und fesselte ihm die Beine zusammen, so wie auch die Handgelenke hinter dem Rücken fest. Schön mit einem festen Knoten aus dem sich nicht mal Sakurai befreien könnte, es sei denn er hätte übermenschliche Kräfte natürlich.

Hana sah Paku dabei zu und kam immer mehr runter, je mehr Zeit verging. Endlich konnte sein Verstand auch wieder anfangen logisch und klarer zu denken und hörte auf emotional zu sein. Sein Zittern ließ nach und er atmete tief aus. Doch noch immer war er erschrocken über sich selbst. Mehr als über das als das was fast passiert wäre…denn er hatte aufgegeben. Noch nie zuvor hatte er sich seinem Schicksal ergeben und aufhört dagegen anzukämpfen. Wenn Paku nicht gekommen wäre…Hana hätte sich vergewaltigen lassen. Doch da war noch etwas anderes in seinem Herzen gewesen. Etwas was nur klein flimmerte unter der gewaltigen Angst und Panik die er erlitten hatte. Es war eine Frage. Und wenn er Sakutaro weiterhin so ansah fragte er sich diese immer und immer wieder. Wenn Paku nicht gekommen wäre, somit er und Saku Sex gehabt hätten…hätte er nach einer Weile daran Gefallen gefunden? Hätte er mitgemacht? Es war ein natürlicher Instinkt das man eine Paarung genoss. Hätten ihn seine Instinkte vielleicht überrannt? Was wäre passiert? Doch er schüttelte diese Gedanken wieder ab. Es brachte nichts darüber nachzudenken. Er war ein Junge und kein Mädchen! Sowas konnte er nicht besitzen denn er konnte nicht schwanger werden. So Instinkte hatte man doch nur deswegen, weil man sich fortpflanzen wollte. Unter Männern ergab sowas doch keinen Sinn...Doch warum fiel Saku überhaupt so über ihn her? Was spornte ihn dazu an? Das verwirrte Hana mehr als alles andere.

Er holte sich aus den Gedanken. Saku war krank und er brauchte Hilfe und nun lag es an Hana herauszufinden ob er helfen konnte oder nicht. Und ehrlich gesagt: er hoffte es. Es klang komisch, aber er wollte das Saku wieder normal wird. Er sollte ihn anbrüllen und sich mit ihm streiten. So wie vorher. Er lief sogar leicht rot dabei an.

Paku kam wieder neben ihn und so saßen sie beide einfach nebeneinander da uns sahen zu Sakutaro rüber, der seitlich lag und noch immer bewusstlos war. Sicherlich würde er das noch eine Weile sein, denn der Hieb hatte gesessen. Verletzt wurde er dabei allerdings nicht, hätte Paku auch gewundert bei dem Dickkopf. Er war selber noch schockiert darüber das er seinem Vorgesetzten so eine brettern musste, aber Saku war definitiv nicht er selbst gewesen. Er würde sich niemals an jemanden vergreifen. Er war ein guter Mann und es war gegen seine Natur sowas zu tun. So kam er aus seinen Gedanken raus und sah rüber zu Hana, fragte ihn:

„Und? Geht’s dir wieder besser?“

Hana sah zu ihm und nickte. Er fühlte sich schon fast wieder wie er selbst. Was gut war denn er hätte nicht gedacht dass er sich so schnell von diesem Schock erholen würde. Doch wurde ihm auch bewusst dass er nun nasse Wangen besaß und geweint hatte, so dass er sich schnell die Tränenreste weg rieb und noch mal zum Abschluss schlurzte. Wie peinlich. Wie so ein Mädchen. Doch Paku fand das nicht schlimm. Er sah dass es ihm peinlich war, aber das musste es nicht sein. Jeder würde bei sowas Angst bekommen. Der Kleine war dennoch verdammt taff. Allein das er nun wieder ruhiger war zeigte es bereits. Und auch als der Blonde dann sprach:

„Es geht wieder...Danke Paku.“

Das war eine aufrichtige und ehrliche Antwort gewesen, so dass der Große lächelte. Er stupste den Kleinen leicht an und sprach freundlich:

„Kein Ding Hana. Aber zurück zu unserem heißblütigen Romantiker da vorne: Was ist nur mit ihm los? Hast du eine Idee? Ich habe sowas noch nie erlebt und ich weiß das Sakurai sowas niemals tun würde wenn er er selbst gewesen wäre.“

Heißblütiger Romantiker? Mieser Vergewaltiger fand Hana passender. Doch er schüttelte das ab und sah auch zu Saku vor, der so friedlich aussah wenn er schlief. Der Blonde hatte ihn noch nie so gesehen. Ehrlich gesagt sah er so sehr nett aus und nicht mehr so grimmig und streng. Er sah ihn weiter an…Er konnte das Gewicht und die Wärme des Piloten noch immer über sich spüren. Und sein Herz pochte wieder schneller. Was war das nur. Es nervte. Er schüttelte den Kopf und brachte sich wieder in Hier und Jetzt. So sprach er sachlich und gefasst:

„Ich habe sowas auch noch nie gesehen. Es ist als wäre er jemand komplett anderes. Aber dennoch ist er sich der Menschen und seiner Umgebung voll bewusst gewesen. Wenn es ein Gift wäre, das Halluzinationen auslöst, dann würde er sich ganz anders verhalten, oder mich mit jemand verwechseln, aber das hat er nicht. Er wusste dass ich es bin und ließ sich dennoch nicht abbringen. Er wirkt wie…ein tollwütiges Tier. Mama hat mir einst gesagt das Krankheiten den Wirt beeinflussen können. Ein tollwütiger Wolf hat Angst vor Wasser, aber nur weil ihm die Krankheit sagt er soll davor angst haben. Das liegt daran das die Krankheit Wasser hasst. So manipuliert es seinen Wirt. Vielleicht ist Saku nicht vergiftet worden sondern wirklich an etwas erkrankt. Etwas was ihn zwingt das zu tun. Aber warum nur?“

Er drehte sich im Kreis. Das waren gute Ansätze aber dennoch konnte er seinen Kopf nicht aus dem Gitter ziehen das da noch mehr im Busch lag als es den Anschein hatte. Paku hatte ihm aufmerksam zugehört und war erstaunt was der Junge so im Kopf hatte. Seine Mutter hatte ihn offensichtlich gut in Medizin belehrt. So sah er von Hana weg und wieder zu Sakurai rüber, als er sprach:

„Hmmm…das klingt einleuchtend. Bei uns in Japan hat man herausgefunden dass einige Viren, also Krankheiten, das Verhalten ihres Wirts nur so gezielt ändern um sich selbst am Leben zu erhalten. Er geht um die Erhaltung der Art, also um Fortpflanzung. Viren vermehren sich im Körper, aber sie sind so programmiert das sie nach weiteren Wirten suchen um sich zu erhalten, weil irgendwann der Wirt sterben wird.“

Hana sah zu ihm. Er wusste nicht was Viren sind, aber wenn es eine Krankheit war dann ergab das Sinn. Das konnte es sein! Vielleicht hatte sich Saku deswegen so verhalten! Er kam rüber als wollte er sich paaren, dabei hatte die Krankheit ihm das befohlen! Sie wollte sich paaren und er hatte das so intus das er das wörtlich tun wollte um die Krankheit weiterzugeben! Der Biss…es musste der Biss sein! Saku wurde von diesem Ding gebissen und er versuchte auch Hana zu beißen als er ihn vergewaltigen wollte! Das erklärte auch die hohe Körpertemperatur! Die Krankheit setzte ihn automatisch in eine Art von Hitze und brachte ihn somit auf Hochtouren. Sowas hatten Tiere in ihrer Paarungszeit auch. Es ergab alles einen Sinn. Erschrocken sah er zu dem Bewusstlosen vor und sprach lauter:

„Das ist es! Es ist wirklich der Biss gewesen! Er hat sich durch den Biss angesteckt und nun versucht er das weiterzugeben! Er wollte mich eben auch dabei beißen! Diese Krankheit zwingt ihn dazu und manipuliert ihn deswegen!“

Paku sah zu ihm. Er nickte.

„Soweit so gut, aber was genau ist es und wie können wir ihn davon heilen?“

Genau das war das Problem und Hana sah wieder besiegt auf den Boden vor sich.

„Ich weis es nicht. Ich weis nicht mal was das für eine Krankheit ist. Ich habe noch nie davon gehört. Und wenn ich nicht weis was es ist kann ich es auch nicht behandeln.“

Paku verschränkte die Arme nachdenklich und sah auch auf den Boden vor sich. Da war etwas Wahres dran. Aber vielleicht fanden sie ja Hinweise um es zu beenden. Er hatte auch schon eine Idee wo sie anfangen könnten. So sah er wieder zu Hana und sprach:

„Wenn wir herausfinden was es ist, dann können wir es vielleicht auch behandeln…Die Krankheit kommt doch von diesem Ort, oder? Ich habe schon eine Idee wo wir anfangen könnten Hinweise zu suchen.“

Hana sah verwirrt zu ihm.

„Hinweise? Was meinst du damit?“

„Die Seile dort.“

Er zeigte zu Sakurai und auf die Seile mit denen er festgebunden war.

„Die habe ich damals nicht aus meiner Tasche geholt, bevor ich sie verloren habe. Ich habe die Seile in einem verlassenen Dorf gefunden das nicht weit von hier entfernt ist. Vielleicht finden wir dort Antworten. Es ist zumindest eine Chance wert.“

Das war etwas was Hana nun komplett aus den Latschen haute. So das er Paku erstaunt ansah und die Stirn runzeln musste. Im Nu war die fast passierte Vergewaltigung von Sakurai aus seinem Gedächtnis verbannt und seine Gedanken drehten sich um die Worte des Bären vor sich. Ein Dorf? Das war in der Tat sehr interessant zu hören. Sakutaro und Hana hatten bei ihrer Ankunft einen Tempel in der Ferne gesehen, aber kein Dorf. Und obwohl es wichtiger war Saku zu helfen und ihn zu heilen, so packte Hana die Neugier was es mit diesem Dorf auf sich haben könnte. Warum gab es sowas an diesem Ort? Hatte es was mit ihren Vorfahren zu tun? Vielleicht hatte Paku sogar recht. Wenn dieses Ding schon länger an diesem Ort lebte…dann könnten sie in dem Dorf vielleicht Hinweise dazu finden und ggf. sogar eine Heilung.

Also nickte er nur stumm und sah danach wieder rüber zu Sakutaro, der noch immer nicht bei Bewusstsein war. Und er war so fest verschnürt das er erst mal nirgendwo hingehen konnte. Normalerweise würde Hana ihn zurück lassen nach der Aktion von eben. Aber…aber er wusste das es nicht seine Schuld war. Er glaubte Paku komischerweise. Zwar kannte er ihn nicht lange genug, aber etwas in seiner Stimme und seinen Worten sorgte dafür das Hana Vertrauen zu ihm erzeugte. Er war korrekt. Und wenn er sagte: das Saku so nicht war, dann glaubte er ihm. Und wenn er ehrlich war…wusste er selber dass der Pilot so nicht war. Denn dann wäre dieser Vorfall doch sicherlich schon mal passiert, oder? Er wusste es nicht bestimmt, doch er wusste was zu tun war. Also sah er wieder zu Paku und sprach:

„Suchen wir dieses Dorf ab.“
 

Ich kann dieser Hölle nicht entfliehen, denn viele Male habe ich es schon versucht. Doch noch immer bin ich innerlich eingesperrt. Jemand muss mich durch diesen Alptraum bringen, denn ich kann mich selbst nicht mehr kontrollieren. Doch was würde passieren, wenn du die dunkelste Seite von mir sehen würdest? Niemand kann dieses Tier zähmen zu dem ich geworden bin. Hilf mir daran zu glauben dass dies nicht mehr wahres Ich ist. Ich kann mir selber nicht entkommen. So oft habe ich schon gelogen. Aber da ist noch immer die Raserei in mir. Jemand muss mich aus diesem Alptraum aufwecken, denn ich kann dieser Hölle nicht selber entfliehen. Ich möchte mit Liebe überflutet werden. Obwohl dies nicht genug sein wird um mein Herz zu füllen. Ich möchte einen Fluss voller Liebe, aber dennoch weiß ich dass die Löcher bleiben werden. Aber mein Herz weis auch das nur Freundlichkeit diese Löcher füllen kann. Ich würde gerne meinen Tränen trocknen, wenn der Schmerz endlich verschwinden würde. So brauche ich ein Wunder und nicht jemandes Mitleid. Einen Tropfen deiner Liebe und mein Herz gerät völlig in Ekstase. Das Hoch was du mir schenkst wird mich sicherlich umbringen. Doch solltest du mein Herz erobern wirst du begeistert sein, wie wenig ich von dir brauche um glücklich zu werden. Denn in mir sammeln sich die Gefühle die ich nicht mehr ignorieren kann. Nicht jedermanns Liebe kann diesen Platz in mir füllen. Gib mir was ich brauche um mein Herz von diesem Elend zu erlösen.
 

Sein Herz donnerte.

Kaum als er die Augen wieder geöffnet hatte raste sein Herz wie wild und seine Gedanken drehten sich. Es war ein übler Schlag auf den Hinterkopf gewesen, aber der kümmerte ihn weniger als die Tatsache dass er seine Beute verloren hatte. So spürte er keinen Schmerz mehr. Das Pochen an seinem Hinterkopf motivierte ihn sogar nur noch mehr aufzustehen und es zu Ende zu bringen. Er kochte innerlich. Ihm war schrecklich heiß und er wusste das nur eine Sache diesen Durst und die Hitze in ihm abbremsen konnte. Er wollte Fleisch. Blut. Die Wärme des Körpers nach dem er sich sehnte.

Also blinzelte er mit den Augen und kam endlich wieder zu vollem Bewusstsein. Seine Sicht hatte sich geklärt und er konnte nun genau sehen dass er allein in der Höhle war. Keiner war zu sehen, nur das Feuer knisterte noch vor ihm und tat ihm etwas in den Ohren weh. Es war laut. Es war so laut verdammt. Sein Gehör wurde empfindlicher, was dafür sorgte das es ihn rasend machte und er hochkommen wollte.

Doch Sakurai verstand schnell das es nicht so einfach werden würde, als er dachte. So bemerkte er die Fesseln an seinen Beinen und Handgelenken. Sie hatten ihn bewegungsunfähig gemacht als er bewusstlos gewesen war. Und nun lag er da seitlich, sah über seine linke Schulter hinter sich und erkannte wie seine Arme nach hinten auf den Rücken gezogen wurden und fest verbunden waren, so wie auch seine Fußgelenke. Und da sah er wieder vor sich. Sein Blick war emotionslos und still. Er wusste wer das gewesen war…er hatte ihm seine Tour versaut. Hatte verhindert dass er sich an dieser Schönheit unter sich vergehen konnte…Und da überkam ihn Wut. Ihr Duft war noch immer im Raum, auch wenn sie nicht da war, so dass er ihn genau riechen und einatmen konnte. Was ihn plötzlich nur noch mehr anspornte. Seine Gedanken drehten sich. Immer und immer wieder sah er sie vor sich. Wie sie unter ihm lag, das wunderschöne Haar glänzte in welchem er sich vergaben wollte, die zarte und schneeweiße Haut die so warm und jung war und die klaren Augen in denen er sich immer wieder verlor. Er wollte das zurück. Es machte ihn wild! Diese Duft, dieses Weibchen…es sollte nur ihm gehören. Sie sollte so sein wie er. Nichts würde sie dann mehr trennen können. Er hatte sie endlich gefunden. Nun ließ er sie nie mehr gehen.

Sein Gesicht verzog sich zu einem Knurren und er fletschte sogar die Zähne dabei. Er hatte keine Schmerzen mehr. Nichts war zu fühlen…nicht mal die Schmerzen als er sich mit aller Kraft von den Fesseln löste und mit einem Auseinanderrücken der Hände diese lockern konnte. Übernatürliche Stärke flutete ihn und half ihm dabei die Fesseln an seinen Handgelenken zu lösen, so das er aus ihnen schlupfen konnte und sich dann die an den Beinen auf machen konnte. Und kurz darauf war er auch schon auf seinen Beinen und roch ihren Duft. Schnüffelte und nahm die Fährte auf. Seine Handgelenke schmerzten. Doch er konnte keinen Schmerz mehr fühlen…aber das Verlangen nach ihr brannte in ihm wie Feuer. Also rannte er los und in die Nacht hinaus. Er würde sie finden. Und sobald er das getan hatte…waren sie für immer zusammen. Nur er…und Chiharu.
 

Es hatte eine gute Weile gedauert bis Hana und Paku das Dorf endlich erreicht hatten.

Paku meinte erst: das es nicht weit entfernt wäre, aber damit war er wohl etwas großzügig gewesen, denn sie brauchten gut ne halbe Stunde bist dort hin. Und als sie endlich dort angekommen waren, konnte man auch bereits über ihnen erkennen dass der Himmel heller wurde. Es war noch immer in der Nacht, aber der Morgen schien nicht mehr weit zu sein. Und das machte Hana nervös. Was wenn sie nicht schnell genug waren? Wenn es ein Zeitlimit gab von dem sie nichts wussten und man Saku danach nicht mehr helfen konnte? Ging es ihm gut? Immerhin hatten sie ihn ja alleine in der Höhle zurück gelassen und den Eingang mit Holz und Blattwerk bedeckt, damit man ihn nicht finden könnte. Doch sicherlich war alles okay. Er war festgebunden und ging erst mal nirgends hin. Der Blödmann hatte schon genug angestellt für den Rest der Woche! Er sollte sich nicht mehr um ihn sorgen sondern bei der Sache bleiben. Allein was Sakurai zuletzt versucht hatte…Hana ging immer und immer wieder alles durch den Kopf. Wie er über ihn hergefallen war und versucht hatte mit ihm zu schlafen. Es konnte nichts anderes gewesen sein und zur Krönung wollte er ihn auch noch beißen und ebenfalls infizieren. Es war alles schief gelaufen was hätte schieflaufen können! Mal wieder. Und doch…war ihm Hana nicht mal wirklich sauer. Eigentlich müsste er schäumen vor Wut und komplett ausflippen! Ihn verdammt noch mal hassen!...Aber er konnte nicht. Und es lag nicht nur daran das Saku krank und nicht er selbst gewesen war, sondern noch an etwas anderem…Nämlich diese leise Stimme vorhin in seinem Hinterkopf. Doch er wollte nicht weiter darüber nachdenken und schob es weit nach hinten in seinen Schädel wo es die Klappe halten sollte. So konnte er sich auch endlich wieder auf ihre Umgebung konzentrieren. Dennoch konnte er nicht leugnen…dass er innerlich aufgekratzt war. Da war noch immer etwas in ihm was kribbelte und ihn unruhig machte. Seit vorhin ging es nicht wirklich weg.

Paku lief rechts neben ihm, als sie auf einen Platz kamen und um sich herum die ganzen alten Hütten sahen. Es war faszinierend. Diese Hütten waren fast wie ihre Wigwams nur viel weiter entwickelt und moderner. Sicherlich auch aus Holz gebaut, aber dazwischen befanden sich auch Steine im Bauwerk. Hana hatte sowas noch nie gesehen. Auch besaßen sie Dächer aus Stroh und sogar Fenster. Waren ihre Vorfahren weiter entwickelt gewesen als sie? Klang komisch, aber was er noch komischer fand, als den Baustil um sich…war die Tatsache dass überall Skelette lagen. Sie lagen an den Hütten, auf dem Platz verteilt und einfach überall. Es waren sehr viele. Und als sie auf dem Platz stehen blieben sah sich der Blonde genau um sich herum um. Eine Übelkeit legte sich auf seinen Magen und sein Gesicht verzog sich etwas mulmig und traurig zugleich. Er war keiner der mit Toten Probleme hatte. Er hatte sowas schon mal gesehen und er wusste dass der Tod zum Leben dazu gehörte. Aber das um ihn…das war einfach nur ein Massaker gewesen. Das war nicht natürlich und schrie nach Gewalt. Er war sich sicher: an diesem Ort gab es ein Massaker und diese armen Seelen waren ein Teil davon gewesen. Und was Hana noch mehr schockierte: Es war wie Goldva es gesagt hatte. Er erinnerte sich dunkel daran und sah auf den Boden, so das Paku auch wieder von den Skeletten weg sah und Hana erblickte. Neugierig fragte er:

„Über was machst du dir Gedanken?“

Hana lächelt kurz traurig. Heh, sah man es ihm so sehr an ja? Es war offensichtlich über was er nachdachte und Paku konnte es sich denken, aber er wollte es aus dem Mund des Blonden hören. Dann blickte Hana sich wieder um und sprach dabei ehrlich und in einer normalen Tonlage:

„Es erinnert mich an etwas…In meinem Dorf gibt es eine alte Hexe. Sie ist sehr weise und war vor meinem Vater der Häuptling gewesen…Als ich noch klein war hatte sie mir mal eine Geschichte erzählt. Sie erzählte von der großen Tragödie unserer Vorfahren, an die sich keiner außer ihr mehr erinnern konnte. Sie hatte die Überlieferungen nie vergessen und wie einen Schatz gehütet. Auch ich hielt es immer für eine ihrer Gutnachgeschichten um Kindern Angst einzujagen. Doch nun merke ich…dass sie vielleicht recht hatte. Damals sprach sie davon dass unsere Vorfahren von einem Monster heimgesucht wurden. Sie nannte es: Onaya. Sie sagte es wäre ein Ungeheuer das tief im Innern der Insel und im dichten Dschungel lebt und jeden verflucht der ihm zu nahe kommt. Diese Person…wäre dann verflucht dasselbe Leben ertragen zu müssen wie Onaya selbst. Was wenn sie recht hatte?“

Klang interessant, aber Paku war über etwas anderes erstaunt. Er war also ein Prinz? Oder zumindest der Sohn des Häuptlings von der Insel. Darauf musste er lächeln. Deswegen war der Kleine so von sich selbst überzeugt und frech. Hm, in gewisser Weise war er sich da wieder Sakurai ähnlich. Nicht weil er ein Prinz war sondern sie waren beide oben in einer Hackordnung und sprachen auf andere herab. Witzig. Vielleicht bekamen sie deswegen auch gern Probleme und Streitereien untereinander. Das war irgendwie gut, denn so konnten sie lernen besser untereinander zu kommunizieren. Paku gefiel der Gedanke. Dann aber kam er von dem Thema weg und sah sich kurz um. Sein Blick fiel von einigen Skeletten hin und her und dann wieder zu Hana, als er die Arme verschränkte und sprach:

„Und du denkst dass dieses Ding, was Sakurai und dich angegriffen hat dieser Onaya gewesen sein soll?“

Hana sah zu ihm und dachte nach. Er wusste wie komisch das klang, aber es ergab alles einen Sinn und passte gut zusammen. So wand er sich wieder still ab und lief zu einem Skelett rüber. Er brauchte mehr Hinweise um das zu festigen. So sah er es sich genau an, als er davor in die Hocke ging. Man sah natürlich keinerlei Bisspuren mehr, aber auf den Knochen und an der Brust konnte er etwas erkennen…es waren Narben. Tiefe Risse in der Knochenstruktur die wie von Klingen gemacht wurden. So nickte er erneut langsam. Es musste so sein. Kurz darauf sah er auch eine alte Klinge in der Hand des Skeletts das diese Spuren nicht hatte. Alles geklärt. Dann kam er wieder hoch und sah sich um. Er ging jedes Skelett ab was er sehen konnte…Das gab es doch nicht. Jedes zweite hatte…Und so blieb er dann wieder bei Paku stehen und sprach zu ihm rauf:

„Es muss so gewesen sein. Jedes zweite dieser Skelette hat Klingenspuren auf den Knochen. Aber das Skelett nebendran dann wieder nicht. Und fällt dir es nicht auf? Sie liegen alle hier durcheinander, aber wenn man genau hinsieht, dann erkennt man dass es sich immer um Pärchen handelt. Eines mit und eines ohne Klingenspuren…Goldva erzählte das jeder der von Onaya verflucht wurde seinen Liebsten heimsucht. Sie beschrieb es als eine Art von Urinstinkt den jeder in sich hat. Und das dieser einen dazu zwingt seinen Partner anzugreifen. Sie haben sich…alle gegenseitig umgebracht.“

Doch etwas machte keinen Sinn an Hana seiner Theorie. Wenn es stimmte und ein Gebissener nur gezielt denjenigen angriff der sein Partner war…warum hatte Saku ihn dann angegriffen? Oder zumindest etwas anderes noch dazu versucht. Das fiel völlig aus dem Rahmen. Immerhin waren sie kein Pärchen oder ineinander verliebt. Und es wirkte auch nicht so als wollte Sakutaro ihn umbringen, sondern mehr ihn vergewaltigten und auch verwandeln. Wo hatte seine Theorie also einen Denkfehler? Oder war Saku der der aus dem Rahmen viel? Nein, so viel wollte Hana ihm dann doch nicht zutrauen. So legte er seine rechte Hand an sein Kinn und dachte nach. Aber selbst wenn er das herausfinden würde was genau passiert war…sie wussten dann noch immer nicht wie sie ihm helfen könnten. Und während er darüber nachdachte kniete sich Paku neben ein Pärchen von Skeletten und sah es sich ebenfalls an. Er sah was Hana meinte und er fand das auch alles sehr plausibel. Doch ein weiterer finsterer Gedanke plagte ihn, als er dann wieder aufstand und sprach:

„Wenn sie sich alle gegenseitig umgebracht haben…bedeutet es dann dass es kein Heilmittel gibt? War der Tot…die einzige Lösung?“

Hana sah auf und erschrocken zu ihm. Was? Er schien schockiert über diese Aussage zu sein, mehr als er sollte und sah wie Paku ernst und betroffen auf den Boden vor sich sah. Wenn…wenn er recht hatte…dann müssten Sie Saku…Hana schüttelte den Kopf und fauchte automatisch rüber:

„Nein! Es gibt ein Heilmittel! Ganz bestimmt!“

Paku sah ihn an. Der Junge vor ihm schien aufgewühlt zu sein und warf ihm einen ernsten Blick zu. Etwas was den Großen doch tatsächlich leicht zum Lächeln brachte. Aber nur weil ihm auffiel wie sehr Hana Saku offenbar mochte. Die Karten schienen nicht gut zu sein und dennoch gab der Kleine offenbar nicht auf und wollte seinen Leutnant retten. Und das obwohl dieser ihm fast schlimmes angetan hätte. Doch Paku verstand auch warum Hana das noch machte: Wenn sie die Hoffnung verloren, dann war alles verloren. Und niemals würde er seinen Leutnant erschießen. Das konnte er nicht. Weder Paku…noch Hana. Heh. Wieder waren Hana und Saku sich ähnlich. Als sie damals in einer Schlacht gekämpft haben waren sie auch zahlenmäßig unterlegen gewesen. Doch Sakurai gab nicht auf und kämpfte bis zum bitteren Ende und holte somit den Sieg. Es war dieser Kampf gewesen, seiner Erster, dass er sofort ein Held wurde und viele ihm nacheiferten. Es war erstaunlich das er hundert feindliche Flieger völlig allein besiegt hatte und das nur mit einem Zero. Es zeigte was er für ein guter Pilot war…und wie eiskalt er auch sein konnte. Menschen einfach wie Tontauben vom Himmel zu schießen…da brauchte man ein dickes Fell für. Paku war sehr stolz auf ihn gewesen. Doch noch mehr als das, war er extrem besorgt.

Hana war plötzlich selber aufgefallen wie gezielt und lauter er das gesagt hatte, so das er etwas mulmig wegsah und beschämt zu sein schien. Mist. Warum war er nur so? Warum machte ihn der Gedanke verrückt wenn er daran dachte das Saku nie mehr er selbst werden könnte. Wenn ihn töten der einzige Ausweg war. Hana schüttelte den Kopf und sprach dann:

„Durchsuch du die Hütte dort! Ich fange hier an!“

Danach zeigte er links von sich und lief auch gleich los. Er verschwand selber in einer der Hütten und Paku in der Anderen. Er hatte kein Problem damit dass der Junge ihn rumkommandierte. Denn er hatte recht. Sie mussten etwas finden. Irgendwas um Saku zu helfen. Besonders Hana wollte das. Er war von seiner Mutter so erzogen worden. Oft hatte er ihr gelauscht und gesehen wie sie niemals aufgab und immer meinte: Jede Krankheit ist heilbar. Hana aber hatte das nie geglaubt. Es kam ihm dumm und naiv vor zu denken dass man alles heilen könnte. Das schien ihm einfach nicht realistisch. Doch zum ersten Mal hoffte er…dass seine Mutter rechtbehalten würde. Er wünschte es sich so sehr.

So lief er durch die leicht dunkle Hütte und suchte in alten Truhen und in Vasen nach etwas was helfen könnte. Stieg über ein Skelett-Pärchen immer wieder hinweg das am Boden lag. Er wusste nicht mal was er suchte. Einen Hinweis vielleicht oder ne Eingebung. War auch egal! Etwas musste her! Er wollte Saku nicht aufgeben!

Doch nach wenigen Minuten warf er wütend einen alten Krug von einem Fenster und fasste sich brüllend an die Stirn. Sein Temperament ging ihm durch. Er konnte nicht. Er fand einfach nichts und rutschte langsam mit dem Rücken an der Wand neben dem Fenster hinab. So lange bis er am Boden saß und sein Gesicht hinter seinen Händen verbarg. Er war wütend, aber noch mehr als das war er verzweifelt und es hatte nicht mal lange gedauert. Er hatte nicht mal draußen alle Hütten durchsucht und wusste bereist nicht was er machen sollte. Er war niemand der aufgab, aber als Paku erwähnte das sie Sakutaro vielleicht töten müssen…da war es als würde man ihm den Boden unter den Füßen wegreißen. Und er wusste nicht mal genau warum. Wie lange kannten sie sich bereits? Zwei, vielleicht erst drei Tage? Er hatte mit Saku doch nicht so viel Zeit verbracht das man schon gleich so wurde wie er es momentan war. Nämlich am Ende und voller Sorge. Und nichts plagte Hana mehr als der Gedanke das Sakutaro seinetwegen gebissen wurde. Nun flammte es wieder auf. Es war seine Schuld gewesen und wenn er nun sterben musste, weil es kein Heilmittel gab es…es würde Hana brechen. Denn wenn er ehrlich war wusste er auch warum.

So zog er die Beine an und umschlang mit seinen Armen diese vor sich, als er kurz schniefte und sich eingestand: das er ihm mochte. Somit war es für ihn endlich raus. Er mochte diesen teils aggressiven, bekloppten und angeberischen Vollidioten. Und wenn er noch ehrlicher war, dann schon seit sie sich am Strand begegnet waren. Hana konnte nicht fassen was passiert war, aber dieser Typ hatte ihn sofort in seinen Bann gezogen und er hatte etwas zwischen ihnen gespürt. Wenn er mehr über das Gefühl nachdachte, dann wusste er auch was er gefühlt hatte: es war Einsamkeit gewesen. Saku hatte dieselben einsamen Augen wie Hana. Er wollte mehr über die Welt außerhalb wissen. Aber noch mehr…wollte er ihn kennen lernen. Er wollte diesen Menschen kennen lernen…der genauso einsam und unverstanden war wie er. Und es geschah doch tatsächlich, dass in jener Sekunde Hana eine Träne aus dem rechten Auge floh und er diese schnell mit dem Handgelenkt weg rieb. Verwirrt sah er dann auf das nasse Handgelenk. Heh, was war denn da los? Warum…weinte er wegen diesem Trottel? Immerhin…hatte er noch nicht mal nach seinen Eltern geweint. Warum also nach Saku?

Er verzog das Gesicht etwas traurig lächelnd, aber sah danach dann neugierig an seinen Beinen links vorbei. Etwas fiel ihm ins Auge, nämlich eines der beiden alten Skelette das auf dem Bauch vor ihm am Boden lag und den rechten Arm nach vorne ausgestreckt hatte. Hana war öfter über es gestiegen, bei der Suche, aber bisher war ihm nicht aufgefallen das es den Arm ausgestreckt hatte und das unter ein altes Bett in der Ecke. So schniefte er die letzte Trauer weg und krabbelte neben dem Gerippe hoch zu dem Bett.

Er wusste nicht warum, aber er hatte noch nicht unter dieses gesehen. Und als er das dann tat…war er froh es noch getan zu haben. Denn verdutzt sah er wie die Hand des Toten auf einem alten Buch lag. Es sah aus als hätte es danach gegriffen bevor es starb. Hana schob die Knochen der Hand von den geöffneten Seiten und zog dann vorsichtig das Buch hervor. So lange bis er es vor sich liegen hatte und er sich davor setzte. Sanft pustete er den Staub von den Seiten und musste kurz darauf niesen als dieser durch den Raum flog. Doch schnell fing er sich wieder und sah sich die Seiten unter sich an…er bekam einen Schreck. Er konnte nicht glauben was er da auf der rechten Seite las. Oder was dort abgebildet war. Deswegen hörte er auch hinter sich die Schritte nicht.

Paku klopfte kurz an einem Holz hinter ihm dran und Hana sah erschrocken hin. Beruhigte sich aber wieder als er den Großen sah, der langsam auf ihn zuschritt und sprach:

„Ich hab nichts gefunden was wichtig zu sein schien. Hattest du mehr Erflog?“

Und ob er den hatte! Hana drehte sich im Sitzen um und zog das Buch vor sich, so dass es zwischen ihm und Paku am Boden lag, dieser sah es auch bereits und blickte neugierig runter, kam sogar in die Hocke und Hana sprach:

„Ich kenne diese Pflanze! Verdammt ich bin so blöd! Wie konnte ich sie nur vergessen!?“

Er wollte sich das Buch am liebsten gegen die Stirn hauen. Immer und immer wieder. Es kam alles wieder zurück und er konnte sich wieder genau daran erinnern. Seine Mutter hatte ihm diese Pflanze vor langer Zeit gezeigt und endlich lichtete sich der Nebel in seinem Hirn. Und vielleicht kam wieder die Hoffnung durch Saku doch noch retten zu können. Hana zeigte auf die Pflanze im Buch und Paku sah sie sich auch genauer an. Sie war groß abgebildet und hatte gewaltige Blätter den langen Stil hinauf. Am oberen Teil der Pflanze standen Blüten ab, die in gelb funkelten und wie kleine Röhrchen geformt waren. Sie hatten am Ende Mäulchen und innerhalb der Röhrchen waren winzige Samen enthalten die braun waren und genau diese waren es die eine heilende Wirkungen hatten. Hana könnte sich noch immer und immer wieder in den Hintern treten warum er sie nur vergessen hatte. Er sprach, ohne den Blick vom Buch abzuwenden:

„Meine Mutter hatte mir einst von dieser Pflanze erzählt! Sie nennt sich Osterluzei, oder auch Wolfkraut! Warum habe ich das nur vergessen verdammt!“

Paku sah erstaunt zu ihm und fragte:

„Okay klingt interessant, aber wie soll sie uns weiter helfen?“

Hana sah zu ihm auf.

„Diese Pflanze hat eine sehr starke Heilkraft. Sie wirkt gegen Krankheiten und nicht gegen Gift! Angeblich kann sie einfach alles heilen! Doch meine Mutter hat diese niemals anbauen können und meinte das es sehr gefährlich ist sie als Heilmethode zu nutzen. Sie kannte ihre Dosierung nicht und ich auch nicht. Wenn ich Saku zu viel davon gebe könnte es ihn vielleicht umbringen!“

Doch da war das nächste Problem: Sie musste oral verabreicht werden. Die Samen enthielten eine klare Flüssigkeit und diese musste man beim Kauen austreten lassen und dann schlucken. Wie sollte er Saku bitte dazu kriegen? Nun verstand er warum die Menschen in diesem Dorf offenbar gestorben waren. Paku sprach ihn aus seinen Gedanken:

„Also reden wir hier von einer Pflanze die ihn heilen könnte, aber auch gleichzeitig umbringen bei falscher Dosierung. Klingt riskant. Aber…haben wir eine andere Wahl?“

Hana sah ihn erneut an. Ver…vertraute er ihm etwa? Der Blonde war sehr überrascht davon wie ihm Paku offenbar sofort zu vertrauen schien ohne länger darüber nachzudenken. Also immerhin ging es hier um das Leben seines Leutnants und Freundes, sollte man da nicht ETWAS misstrauisch sein? Sie kannten sich noch weniger als Saku und Hana und dennoch war schon Vertrauen da. Was waren das nur für Jungs von der Zero-Staffel? Oder waren alle Menschen aus der Welt hinter dem Horizont so treu doof? Der Blonde sprach verwirrt:

„Du…du vertraust mir?“

Paku vor ihm schien etwas verdutzt deswegen und legte den Kopf nach rechts schief.

„Warum sollte ich das nicht tun?“

„Äh…weil wir uns erst seit einigen Stunden kennen Dumpfbacke?“

Der Große lächelte zurück.

„Ich sag es jetzt mal so: Ich habe keinen Grund dir zu misstrauen. Du gibst mir nicht das Gefühl als wolltest du uns etwas böses, oder als würdest du uns hereinlegen. Jemand der so sehr für meinen Boss kämpft und sich um ihn sorgt, dem vertraue ich natürlich auch. Mal abgesehen davon das Sakurai dich offensichtlich mag. Und damit meine ich nicht die Aktion von vorhin als ich dir geholfen habe. Ich sehe es wie er mit dir redet und mit dir umgeht. Er mag dich und ich mag dich auch kleiner Prinz.“

Was war ein Prinz? Hana verstand das nicht, dennoch lief er etwas beschämt rot an und sah weg, als Paku diese netten Worte zu ihm gesagt hatte. Es wärmte etwas in seiner Burst. War es sein Herz? Auf jeden Fall…war es schön Menschen um sich zu haben die einem mochten und schätzten wie man war. Vor allem wenn es mal nicht seine Eltern waren sondern völlig fremde. Das machte ihn stolz. Dann spürte er ein kurzes Klopfen auf seiner rechten Schulter und sah wieder zu Paku auf, der seine linke, große Hand auf der Schulter des kleinen ruhen hatte und freundlich fragte:

„Also besorgen wir uns diese Pflanze und heilen unseren heißblütigen Romantiker. Das Risiko müssen wir eingehen. Ich denke…Sakurai würde lieber sterben als für immer so sein zu müssen…Steht da auch wo sie wächst?“

Es klang hart, aber vermutlich würde es so sein. Saku war ein guter Mensch, da wusste Paku. Nie würde er jemanden leiden lassen und daran schuld sein. Das mit dem Fundort war eine gute Frage und Hana sah wieder in das Buch. Auf der rechten Seite war die Pflanze abgebildet und links stand ein Text. Er konnte ihn tatsächlich lesen und las ihn stumm durch. Aber rer war definitiv älter geschrieben. Einige Wörter kannte er nicht mal, lag sicherlich daran das dieses Buch schon sehr alt war, dennoch war er froh das er in Erfahrung bringen konnte wo genau die Osterluzei wuchs. So runzelte er die Stirn und sprach mit der Nase im Buch:

„Sie wächst im Heiligtum des Dorfes. Ich gehe mal davon aus dass damit der Tempel gemeint sein muss der sich am anderen Ende befindet. Der arme Kerl hier wollte sie sicherlich holen, wurde aber offenbar selber vorher gebissen und dann war das Thema durch.“

Es war erschreckend wie schnell der Biss offenbar seine Wirkung entfaltete. Immerhin hatten Hana und Paku es selber bei Sakutaro gesehen. Es ging von Minute zu Minute immer schlimmer zu. Paku antwortete:

„Dann lass uns gleich los gehen.“

So kam der Große wieder auf die Beine, so wie auch Hana, aber dennoch blieb dieser stehen und sah weiterhin verdutzt in das Buch vor sich, so das Paku einfach fragen musste:

„Ist noch was Wichtiges?“

Hana starrte in das Buch. Sein Blick blieb an einem Wort stehen, das er nicht kannte und es ließ ihn einfach nicht los. Also nickte er kurz und sprach in Gedanken verloren:

„Ich kann nicht alles lesen. Die benutzten Worte die ich noch nie gehört habe. Wie das hier: Jinrò. Das kommt hier öfter drin vor. Damit könnte der Fluch gemeint sein, oder?“

Doch als Hana dieses Wort gesagt hatte sah ihn sein Gegenüber voller Schrecken an und der Blonde wusste nicht was los war. Er blickte verwirrt zu ihm rauf und sprach:

„Was ist? Kennst du das Wort Paku?“

Nein wie sollte er denn auch? Immerhin kamen sie aus zwei völlig unterschiedlichen Welten. Er könnte ihre Sprache nicht lesen und anders herum ging das auch nicht, also was brachte ihn so zum erstarren? Auch wenn Hana nicht wusste was los war so kam es Paku vor als würde ihm Eis durch die Venen schießen. Das konnte nämlich nicht sein. Dieses Wort war…es war japanisch. Seine Heimatsprache. Wie kam das an einen unbekannten Ort wie diesen? Und warum sprach es von einem Schauermärchen von denen jeder wusste dass es nicht sein konnte. Und dennoch…wenn Paku so zurück dachte…dann kann es dieses Ding wirklich gewesen sein. Wie es sich bewegte und was es getan hatte. So schluckte er schließlich und sprach gefasst zu dem Blonden:

„Ja…Ich kenne dieses Wort. Es beschreibt eine Kreatur die wir, genau wie du, nur aus unseren Gruselgeschichten kennen. Ein Wesen dessen Biss ansteckend ist und der Gebissene sich ebenfalls in solch ein Monster verwandelt. Ein Monster halb Mensch und Halb Wolf. Wir nennen es: Werwolf. Oder in Japanisch: Jinrò.“

Bitte was? Ein Wolfmensch? Hana erschrak. Ja. JA! Genau das war es gewesen was sie gesehen hatten! Von der Beschreibung her passte es einfach. Das war wie ein Wolf gewesen der auf zwei Beinen lief und dessen Hände und Augen menschlicher waren. In all der Panik hatte er es verdrängt, aber nun traf ihn die Erinnerung in voller Härte wieder. Und Hana ging noch ein anderer Gedanke durch den Kopf. Wenn der große Bär, den sein Vater damals besiegt hatte, für den Gott Apollo stand…War dieser Wolfmensch dann ein Vertreter von dem Wolfsgott? War dies eine körperliche Version von dem Gott Sirius? Dieser stand für den Wolf. Jeder ihrer Götter hatte eine fleischliche Vertretung auf der Insel. Etwas was ihn repräsentierte. Und wogegen sie nicht kämpfen durften. Hatten diese Bewohner…vielleicht deswegen auch noch aufgegeben? Der Gedanke machte ihm Unbehagen.

Hana hatte noch nie einen normalen Wolf gesehen, da sie meist hoch oben auf dem Berg hausten, aber er mochte sie eigentlich. Sie waren schöne Tiere in seinen Büchern. Einerseits verehrte er ihn als starkes und überlegenes Tier, zum Anderen projiziert er auf den Wolf das vermeintlich Aggressive und verschiedenartigste Ängste in Menschen. Das wilde Tier was in einem lauerte. Und da erinnerte er sich wieder an Saku. Es fiel ihm wie Schuppen von den Augen. Sein Verhalten…Saku hatte sich wild und aggressiv verhalten. Genau wie ein wilder Wolf…Diese Krankheit spiegelte das innere Tier in einem wieder. Es brachte dies ans Tageslicht. Hana musste ihm helfen. Und das noch bevor es zu spät war.

„HANA...“

Erschrocken zuckten Paku und Hana zusammen als sie diese Stimme hörten die nach dem Blonden lief. Hana zuckte sogar noch instinktiv mehr zusammen und drückte schlagartig das Buch fester an sich. Er umklammerte es und drückte es auf seine Brust. Stand dann völlig starr da und wusste nicht warum. Sein Körper…er fing sofort wieder leicht an zu zittern und Paku sah das Schlottern auch sofort. Besorgt sah er zu ihm und ihm wurde klar wie sehr der Schreck Hana noch in den Gliedern zu stecken schien, auch wenn er das schon echt gut überspielt hatte. Offenbar konnte er seinem wahren Gefühl nicht entkommen. Und das war die Angst. Sakurai hatte ihm Angst eingejagt. Und es passierte wieder, als Paku hörte wie Sakurai nach Hana gerufen hatte.

Sofort schaltete sich der Große ein. Er fasste den Jungen erneut kurz auf die Schulter und riss diesen aus seiner Trance heraus, so dass er verschreckt zu ihm sah und Paku dann seinen großen Zeigefinger an seinen eigenen Mund hielt. Er sagte Hana damit: blieb ruhig und mache keinen Mucks. Der Junge nickte und fasste sich wieder. Paku drückte den Kleinen hinter sich und gegen die Wand neben dem Fenster. Er selber stand links von Hana auch an der Wand und lauschte zur Tür. Das gab es doch nicht. Erneut hörten sie:

„Komm raus wo auch immer du bist. Ich weis das du hier bist Hana…Ich kann dich riechen. Ich kann euch beide riechen…“

Sakutaro sein Ton war nicht normal gewesen. Er wirkte wie besessen und es schien als würde er bei dieser Jagd Spaß haben. Paku verstand das nicht. Er hatte ihn festgebunden gehabt und das nicht zu wenig. Der Knoten war so fest gewesen das sich ein normaler Mensch niemals aus diesem hätte befreien können! Aber wenn sie es hier wirklich mit einer Art von Werwolf-Fluch zu tun hatten, dann könnte das auch erklären wie Saku los kam. Er hatte mehr Kraft bekommen. Das war nicht gut. Sie steckten in der Klemme und das Heilmittel hatten sie auch noch nicht. Sacht und schützend reichte Paku seinen linken Arm nach hinten und drückte Hana an die Wand. Er nahm ihn in Schutz. Er würde den Kleinen beschützen, aber er musste sich erst was einfallen lassen wie er gegen einen Mann ankommen, soll der ihn früher schon locker auseinander nehmen konnte und nun noch stärker war als jemals zuvor!

Hana dagegen fühlte wie er sanft behütet und geschützt wurde und sah zu Paku auf. Er wollte ihn wirklich beschützen. Vielleicht würde er sich sogar in den Kampf für ihn…Nein. Das würde Hana nicht zulassen. Er war nicht blöd. Er wusste dass es aussichtlos werden könnte. Paku hatte Sakurai vorhin überrascht und ihn nur so erwischt. So Auge um Auge könnte das schwer werden. Sicher hatte Paku allein wegen seiner Größe schon was drauf, aber wenn Saku sich aus Fesseln befreien konnte und sein Biss ansteckend war, dann konnte Paku nicht gewinnen. Es war zu riskant. Sakurai hatte alle Karten in der Hand und alle Vorteile. Also sah er wieder auf seine Brust und zu dem alten Buch. Er nickte. Es gab nur eine Möglichkeit. Saku war hinter ihm her. Also musste er wohl oder übel in den sauren Apfel beißen. Er hatte das verzapft und nun bog er es wieder gerade.

Er schrak zusammen, kniff sogar die Augen zusammen als er hörte wie draußen etwas umgeschmissen wurde und laut schepperte. Es war Saku gewesen der Mitten auf dem Platz stand und eine Reihe von alten Vasen umgeworfen hatte die nun in Tonscherben da lagen. Es war ein aggressiver Tritt gewesen, dann verschränkte er die Arme vor sich und sah sich sauer, aber aufmerksam um. Suchte nach seiner Beute mit den Augen. Sofort änderte sich aber sein Gesichtsausdruck von sauer zu böse lächelnd, als er sprach:

„Na komm schon Hana. Du willst nicht dass ich dich hole. Damit machst du es vielleicht nur noch schlimmer…Komm raus Hana!!“

Fauchte er am Schluss und dann trat er wieder wütend vor die zertrümmerten Vasen und ließ es ordentlich splittern, so dass der Blonde erneut zusammenzuckte. Hana schlotterte wieder kurz dabei auf. Das war nicht Saku. Ratterte es immer wieder durch Hana seinen Kopf in jener Sekunde. Sein Ton war so anders und bösartig. Und dennoch wurde dieses Gefühl wieder in ihm stärker. Jenes was ihn zum schlottern brachte und Hana bemerkte…das es nicht Angst war.

Saku hatte nichts Gutes vor, das hörte man schon auch wenn das vorher nicht passiert wäre. Der Junge wusste dass es nichts brachte sich zu verstecken. Ihm wehrlos entgegenzutreten. Aber das tat er ja nicht, denn er hatte einen Plan. Und er musste hoffen…dass er schnell genug dafür war. Saku spielte mit ihm und genau darauf baute Hana nun: nämlich dass er weiterhin spielen würde. So legte er vorsichtig das Buch auf den Boden vor sich, ohne Laute zu machen und nickte. Paku sah etwas verdutzt zu ihm hinter, als er die Bewegung bemerkte und sprach dann sanft so wie leise:

„Was ist los?“

Hana sah zu ihm auf und antwortete:

„Ich hab einen Plan.“

„Ich auch: Ich gehe da raus und lenke ihn ab, während du zu Tempel rennst und das Heilmittel holst. Ich halte ihn so lange auf wie ich kann.“

Doch sofort schüttelte der Blonde den Kopf und flüsterte zurück:

„Das läuft so nicht Paku. Er ist nur hinter mir her. Er hat kein Interesse an dir und ich möchte nicht dass du dich in Gefahr begibst. Ich rennte zum Tempel und hänge ihn bis dahin ab.“

Der Große sah ihn erstaunt an, aber musste gleich protestieren:

„Er ist verdammt gut trainiert Hana. Er wurde als Soldat für Ausdauer gebaut, somit wird er dich nach einer Weile locker einholen und kriegen! Da lege ich es lieber drauf an mich mit ihm zu prügeln um dir Zeit zu verschaffen!“

Doch Paku wusste das Sakurai aus ihm Kleinholz machen würde. Nichts leichter als das. Hana schüttelte noch immer energisch den Kopf und sprach leiser und aufgebrachter zu ihm:

„Denk doch mal nach! Wenn er dich beißt dann bist du auch krank! Außerdem wird er mich schon nicht einholen. Er spielt mit mir Paku. Es macht ihm Spaß mich zu quälen und zappeln zu lassen. Daher gehe ich davon aus das er es nicht sofort beenden wird, sondern mir noch genug Zeit gibt davon zu rennen. Er will jagen Paku. Denn momentan denkt er wie ein Tier. Er will jagen, die Beute fangen und danach…du weist schon…“

Er wusste was dann kommen würde. Paku zeigte mit dem rechten Zeigefinger auf ihn.

„Nein. Nein Hana, ich lasse nicht zu das er dir wehtut. Nicht nur für dich sondern auch für ihn. Er würde sich das niemals verzeihen wenn er herausfindet was er getan hat. Ich kenne ihn! Er ist kein herzloses Monster Hana.“

Der Blonde lächelte kurz. Genau darauf hoffte er auch weiterhin in der Situation. Das Saku vielleicht doch noch da drin war und sich gegen sich selbst wehrte.

„Das weis ich. Er hat es mir schon öfters gezeigt. Und genau deswegen lasse ich ihn nicht im Stich…ICH habe ihm das angetan. Also bringe ICH das auch wieder in Ordnung. Vertraust du mir Paku?“

Der Große sah ihn an. Wie sollte er da drauf antworten? Er dachte einige Sekunden nach und hörte wie Sakurai draußen offenbar im Kreis, oder auf und ab lief wie ein Tiger der auf seine Beute wartete. Es war riskant. Und er war kein Feigling. Aber Hanas Plan war mit weniger Verlusten, also stimmte er ihm stumm nickend zu, so schwer es ihm auch fiel. Er musste ihm vertrauen. Denn er war der Einzige der Saku heilen konnte und damit endlich diesen Alptraum beenden würde. Hana lächelte frech zurück und holte noch mal tief Luft. Jetzt kam der schwere Schritt. Also drückte er sich sanft an Paku vorbei, so dass der ihn noch mal kurz am Arm packte und beide sich ansahen. Besorgt und leise sprach der Große:

„Pass auf dich auf, ja?“

Hana lächelte frech. Er fühlte sich okay, obwohl er da nun raus musste. Vielleicht lag das an dem Vertrauen das man ihm schenkte. Denn sowas kannte er nicht von seinem Stamm. Dann sprach er:

„Im Notfall tret ich ihm dahin wo es garantiert weh tut!“

Sofern er nicht wieder erstarrte, aber dieses Mal war er sich sicher dass es nicht mehr passieren würde. Paku lächelte und ließ ihn los. Er vertraute und ließ Hana aus dem Haus gehen und raus ins Freie.

Kaum als er um die Ecke kam hatte der Schwarzhaarige ihn auch schon erspäht und blieb stehen. Saku war wirklich auf und ab getigert und kam nun zum stehen, warf Hana einen stechenden Blick zu, was aber nicht am Misstrauen lag sondern weil er ihn genau im Auge haben wollte. Er würde seine Beute nicht mehr entkommen lassen. Seine ganzen Gedanken drehten sich nur darum. Der Blonde sah ihm das auch an und blieb mit einem gesunden Abstand zu ihm stehen und war schon komplett auf die Flucht eingestellt. Er musste das aber richtig angehen. So durfte er nicht zulassen das Saku wütend wurde und der es somit schnell zu Ende bringen wollte. Hana musste ihn locken und zum Spielen animieren. Was er mit seiner frechen Klappe sicherlich hinbekam. Nein warte…er war eigentlich gut darin ihn auf die Palme zu bringen! Er schluckte etwas. Okay, dann müsste er also doch was Neues ausprobieren.

Er sah kurz schnell hinter sich. Von hier aus konnte er den Tempel sehen. So wusste er auch gleich wo er langzugehen hatte und merkte sich die Richtung. Dann sah er wieder zu Saku vor, der sich nicht einen Meter bewegt hatte und ihn nur ansah. Es war ein ungemütlicher Blick den er da rüber warf. So wild aber gleichzeitig auch so verlangend. Bei dem Blick wurde Hana wieder so komisch. Sein Herz klopfte kurz. Was hatte er vorhin nur mit ihm gemacht das er sich nun so fühlte?

Saku war noch immer so bekleidet wie sie ihn zurückgelassen hatten. So konnte man genau sehen wie gut er gebaut war und das vor ihm wegrennen kein Zuckerschlecken werden könnte, wenn er wirklich überall so durchtrainiert war. Er war ein gutaussehender Kerl. Das fiel ihm zum ersten Mal deutlicher auf. Hana lief schon bei dem Gedanken etwas rot an, aber wurde rausgerissen als Saku sprach:

„Warum kämpfst du so sehr dagegen an?“

Sprach er plötzlich zu ihm rüber und verschränkte die Arme vor sich. Stand ziemlich lässig und cool da. Hana wusste was gemeint war und riss sich zusammen. Ruhig bleiben. Er sah ihn muffig und entschlossen an, als er darauf antwortete:

„Warum kämpfst DU nicht MEHR dagegen an?“

Bei der Frage musste Saku kurz in sich lachen und sah dann wieder zu dem Blonden.

„Es fühlt sich gut an frei zu sein.“

Doch Hana schüttelte sicher den Kopf bei der Antwort.

„Du bist nicht frei Sakutaro, sondern mehr in Ketten gelegt als jemals zuvor. Nur bemerkst du das nicht. Diese Krankheit hat dich komplett eingenommen und lässt dich so fühlen. Alles was du tust…das bist nicht du Saku. Aber ich weis das du noch da drin bist und ich flehe dich an: kämpfe dagegen an! Ich kann dir helfen! Lass mich dir einfach helfen Saku!“

Doch da regte sich nichts in dem Gesicht seines Gegenübers und Hana wurde es ganz mulmig. Es war ein kalter Blick, als würde er in seinen Gedanken versinken. Er war noch da drin, ganz bestimmt. Allein das er noch nicht über hin hergefallen war machte es deutlich. Saku kämpfte, aber es war ein Kampf den er allein nicht mehr gewinnen konnte. Er brauchte Hilfe. Und dann lächelte der Ältere kurz böse und sprach schon fast aufreißend:

„Du willst mir helfen? Dann bleib bei mir…“

Hana sah ihn an. Was war das? Als er den letzten Satz sagte da schien es als…als würde er leiden. Der Blonde wusste das Saku noch immer gezielt beeinflusst wurde diese Worte zu sagen, aber es passte zu dem was Hana mal gespürt hatte. Nämlich das er allein war. Und wenn man alleine war…wollte man eigentlich nicht dass jemand geht. Waren das irgendwo seine wahren Gefühle? Kombinierte sich da was in ihm und die Krankheit nutzte das bewusst? Sofort schüttelte Hana den Kopf. Er musste aufhören sich damit beeinflussen zu lassen. Erst musste er dem Trottel da vorne einen gehörigen Arschritt verpassen und ihn zur Besinnung bringen. Etwas was nur die Osterluzei konnte. Hana glaubte fest daran. Und wenn nicht…dann wusste er was zu tun war. Er schmunzelte frech rüber und sprach:

„Du willst mich? Dann komm und hol mich. Lass mich zappeln. So wie vorhin. Ich will…ja auch meinen Spaß haben bevor es zu Ende geht.“

Er versuchte diese Lügen etwas verführerisch zu sagen. Etwas was er noch nie zuvor getan hatte. Hoffentlich hatte es geklappt, denn er war nicht gut im anbaggern, aber dem Blick seines Gegenübers nach zu urteilen schien es zu funktionieren. Saku sah ihn genau an und lächelte frech und böse. Dann konnte die Jagd ja anfangen. Er sprach rüber:

„Das ist erst der Anfang.“

Sein Blick floh aber dann ganz kurz, ernst und stechend, zu der Hütte rüber in der Paku sich noch immer versteckte. So das Sakurai grinste und laut sprach:

„An deiner Stelle würde ich dieses Mal nicht eingreifen. Sonst könnte es sein das ich dich noch mehr in Stücke reiße als ich es eigentlich bereits vor habe Paku...“

Der Große in der Hütte blieb völlig ruhig und sah vor sich auf den Boden. Er konnte nicht fassen was er da für Worte hörte. Worte die der Junge, den er kannte, niemals sagen würde. Und er hoffte und betete dafür das Hana wusste was er tat und das alles bald ein Ende haben würde. Egal in welcher Hinsicht auch immer. Paku wollte Sakurai nicht töten. Aber er würde es tun wenn er musste. Einer der sich gegen seine Kameraden stellte…war der Feind. Und diesem drohte die Todesstrafe. So war das bei ihnen im Militär.

Er provozierte. Dieser Mistkerl. Hana sah sauer zu Saku rüber, als er hörte wie er Paku drohte und fauchte dann:

„HEY! Du willst doch nur mich! Hier bin ich! Hol mich wenn du kannst Schlappschwanz!“

Saku sah wieder zu ihm rüber und kurz darauf auch schon wie Hana sich umdrehte und wegrannte. Sakurai konnte nur müde seufzen und lächelte. Das wurde ja fast schon ZU einfach. Hana dagegen verschwand hinter einer der nächsten Hütten und rannte durch das Dorf weiter in Richtung des Tempels. Er war nicht weit weg und er wusste was zu tun war. So musste er über seinen Schatten springen und es tun. Es gab keine andere Lösung. Und wenn er ebenfalls dabei starb…dann nahm er Saku immerhin mit. Genau wie bei der Klippe.

Schemenhaft zogen die Hütten und die Toten am Boden an ihm vorbei, als er wie von Teufel gejagt rannte und nur ein Ziel im Auge hatte: den Tempel. Er wusste nicht wo die Osterluzei dort wuchs, aber er musste sie so schnell wie möglich finden um seinen Plan umzusetzen. Am besten noch bevor Sakurai aufgeholt hatte und seinen dummen Gedanken endlich freie Bahn ließ.

Hana schob sich Sakus Fliegerbrille zu Recht, die nun etwas von seiner Stirn zu seinen Augen rutschen wollte, durch das Tempo und das Wackeln beim Rennen versteht sich. So schob er sie wieder hoch und richtig, bis er dann plötzlich einen kleinen Bach vor sich sah, der mitten durch das Dorf floss. Er musste da drüber springen, denn nicht weit dahinter sah er auch schon den großen Tempel, dicht eingebaut in das Gestein des Berges. Sie wuchs angeblich im Heiligtum. Hoffentlich hatte sich Hana nicht geirrt und dieser Tempel war das Heiligtum. So rannte er noch schneller und sah kurz hinter sich. Saku war nicht zu sehen, aber das machte ihn nur noch nervöser. Es war nicht gut wenn man das Raubtier nicht sah was einen jagte! Also sah er wieder vor und wollte noch schneller rennen so sehr es seine Beine zuließen. Hana war gut im Rennen und hatte Ausdauer…doch er merkte schnell dass es nicht genug sein würde.

Kurz vor dem Bach, der nur wenige Meter vor ihm war, spürte er wie er von hinten angesprungen und nach vorne niedergerissen wurde! So brach er von dem Füßen und landete sauber und schmerzhaft mit dem Bauch auf den Boden und den Armen nach vorne gestreckt. Sein Gesicht küsste nicht den Boden, aber sein Kiefer hatte diesen Fall abgefangen und schmerzte kurz. Durch den Aufschlag war ihm die Fliegerbrille nun doch passend nach unten gerutscht und lag genau über seinen Augen, wo sie normalerweise hingehörte. Er machte die Augen schmerzhaft auf und sah durch zerbrochenes Glas vor sich. Nein! Er war gleich da! Er musste sich wehren und weiter machen! Natürlich hatte ihn Sakurai von hinten angesprungen und drückte ihn nun kräftig auf den Boden unter sich. Es ging alles sehr schnell. Er hatte ihn angefallen und kniete auf allen Vieren über dem Rücken des Jungen unter sich. Mit der rechten Hand hatte er Hana sein rechtes Handgelenk fest gepackt und nagelte ihn damit am Boden fest. Die reinste David gegen Goliath Situation. Hana konnte nicht mit seiner Stärke mithalten. Er musste schlau da ran gehen und wand sich leicht wehrend. Somit wollte er Saku ablenken und sah sich nach etwas um was helfen könnte den Idioten von sich zu bekommen. So sah er links von sich einen großen Stein. Besser als nichts.

Saku dagegen grinste böse zu ihm runter und sprach überlegen:

„Warum machst du es mir so einfach? Leg dich doch einfach gleich hin und ergib dich Hana.“

Der Blonde packte den Stein schnell und fauchte hinter sich:

„Mache ich nicht du Arschloch!!“

Und dann drehte er sich auf den Rücken, so weit er konnte und holte mit dem Stein aus. Danach ließ er ihn auf die linke Schläfe des Älteren niederdonnern und traf sein Ziel auch hart. Saku machte kein schmerzhaftes Geräusch dabei, aber er wand den Kopf getroffen zur Seite und ließ den Griff an Hana seiner Hand lockern, so das dieser sich befreien konnte und auf allen Vieren nach vorne kroch, unter Saku hervor und er dann wieder hoch auf die Beine wollte. Er kam auch hoch und konnte weiter…

Aber dann wurde er wieder von hinten gepackt und fest umschlungen. Saku hatte ihn an sich gezogen. Verdammt noch mal! Warum war er so anhänglich und stur?! Hana wurde sauer und trat mit dem rechten Bein nach hinten gegen das Schienbein des Älteren, während er noch mit den Händen gegen die starken Arme ankämpfte die ihn am Bauch und Hals umschlungen hatten. Einer der beiden Arme lockerte sich dann, nämlich der um den Bauch und Hana hörte wie Saku schwer atmete als der Arm seine Position änderte und dessen Hand den Kopf des Blonden zur Seite drückte. Somit die rechte Seite der Kehle offenbarte. Hana wusste was los war. Aber er konnte nicht so schnell reagieren wie Saku agierte. Und dann fühlte er einen stechenden Schmerz, der sich immer mehr änderte und schmerzhafter wurde.

Der Ältere hatte nicht die Kehle anvisiert…sondern das Ohr. Und genau wie vorhin, als er an Hana seinem Ohr geknabbert hatte, machte er das wieder…Nur das er dieses Mal richtig zubiss und leicht daran zerrte. Hana schrie auf vor Schmerz und fühlte langsam wie ihm Blut am Ohr hinab lief und Saku einfach nicht los ließ. Sie verweilten an der Stelle und nun umarmte ihn der Schwarzhaarige nur noch fester mit beiden Armen, während er den Biss am oberen Teil des Ohres nicht löste. Es war ein schmerzhafter Biss, aber fühlte sich nach einigen Sekunden plötzlich so sanft und warm an das es Hana komisch wurde. Sein Herz pochte. Und mit Schrecken realisierte er was passiert war: Saku hatte ihn gebissen.

Der nun schon fast sanfte Biss lockerte sich und eine warme Zunge leckte das Blut von der Wunde. Verteilte den infektiösen Speichel im Blut und säuberte ihn schließlich mit einem bösen Lächeln und dem Geschmack von Blut im Mund. Danach flüsterte ihm der Ältere zu:

„Jetzt bist du wie ich...“

Hana sah nur erschrocken vor sich. Es war Fakt und den konnte man nicht wegschrieben. Saku hatte ihn angesteckt und Hana konnte bereits fühlen wie die Wunde wärmer wurde und sich dieses Gift in ihm verteilte. Er fing an zu schlottern. Nicht so…das war zu früh gewesen. Nein…er war nicht wie er!

Eine Wärme quoll langsam in ihm hoch und befeuerte ihn wieder sich zu wehren. So knurrte er wütend und trat noch heftiger hinter sich, so das Saku etwas lockerte und Hana ihm dann nach hinten eine ordentliche Kopfnuss mit dem Hinterkopf verpassen konnte! Er traf das Kinn des Älteren und dieser ließ ihn dann auch los und rieb sich über dieses. Hana nutzte das und rannte weiter. Er floh über den Bach und schleppte sich erschöpft durch das Wasser. Ein starkes Pochen donnerte durch seine Brust und er keuchte auf. Es war wie ein Blitzschlag gewesen. Was passierte mit ihm? Und kaum als er durch das Wasser war und drüben ankam rang es hin zu Boden. Er kniete auf allen Vieren keuchend im Gras und starrte vor sich auf den Boden. Sein Blick war schockiert und seine Sicht verschwamm plötzlich leicht, so das er erschrocken die Fliegerbrille wieder auf seine Stirn hob und blinzelte. Es lag nicht an ihr…die Krankheit breitete sich rasant aus. Noch schneller als bei Saku. Vielleicht weil er jünger war? Das war nicht gut. Sowas von überhaupt nicht gut! Die Wärme wurde immer mehr in ihm und er japste kurz, setzte sich wieder hin und sah zu Saku hinter, der auf der anderen Seite des Baches war und sauer zu ihm blickte. Wie gebissen rannte er auf Hana los und der sah ihn nur erschöpft an. Das war es. Sein Plan hatte mal wieder nicht funktioniert und nun war er ebenfalls erkrankt. Er…er hatte Saku im Stich gelassen.

Er wollte schreien vor Wut, aber konnte nicht…als er sah wie Sakurai plötzlich vor dem Wasser des Bachs abbremste und runter sah. So ging er hart in die Eisen und verharrte an seiner Position. Er sah das Wasser an und schien wütend und schnell deswegen zu atmen. Und danach sah er wieder auf und fauchte zu Hana rüber. Es war mehr ein Brüllen, aber ein sehr aggressives. Der Blonde sah ihn nur an. Was…passierte da gerade? Hana dachte er würde rüber kommen und sich mit ihm paaren, aber warum hatte er gebremst?

Er sah zu dem Bach vor sich. Lag es…am Wasser? Es klingelte in seinem schummrigen Kopf. Wasser…Es gab Krankheiten die zwangen ihren Wirt dazu Angst vor Wasser zu haben. Genau das passierte gerade. Hana konnte gerade noch rüber, weil sich die Krankheit noch nicht komplett in ihm ausgebreitet hatte. Das gab es doch nicht. Vielleicht konnte er sie doch noch retten.

So kam er wieder auf die Beine und hielt sich etwas schmerzhaft das Ohr, während er zu Saku sah, der nun den einen Teil vor dem Bach hoch und runter tigerte. Er wollte rüber, das sah man ihm an, aber er konnte nicht und das machte ihn aggressiv. Sein Blick war so voller Wut und Begierde. Heh, wer hätte gedacht das Wasser einmal Hana den Arsch retten würde? Doch noch immer keuchte er schnell, wenn auch leichter, als er zu Saku rüber sah. Was war das für ein Gefühl? Wenn er ihn so sah dann wollte er nur weg von ihm, aber auf der anderen Seite…wollte er auch zu ihm. Es war komisch und Hana schüttelte den Kopf. Er musste weiter und das noch bevor er komplett den Verstand verlor. Doch er konnte es sich nicht verkneifen und fauchte über den Bach rüber:

„NA?! Wer hat denn da Angst vor Wasser du großer, böser Mistkerl?! So ein Pech aber auch! Fick dich Saku!“

Er war einfach wütend und es rutschte ihm raus, auch tat das Ohr etwas weh und befeuerte das nur noch mehr. Doch er bekam keine Antwort. Saku tigerte nur weiter gezielt hin und her und ließ ihn dabei nicht aus den Augen. Der Blonde sah ihm etwas weiter dabei zu, doch er musste sich langsam losreißen und wand sich ab. Er musste sofort zu der Osterluzei. Sein Plan war etwas zu früh in die Tat umgesetzt worden. Und nun brauchte er sie noch schneller als er geplant hatte. Musste sich also beeilen. So machte er einige Schritte weg von dem Wasser und sah nicht wie Saku immer nervöser wurde und plötzlich abbremste. Die Wut verschwand von einer auf die andere Sekunde aus seinem Gesicht und er wirkte schon fast wie ein Hund den man irgendwo festgebunden hatte und nun allein ließ. Er keuchte schneller und nervöser. Wollte wieder über das Wasser aber konnte nicht! Je mehr sich Hana entfernte…umso mehr brannte es in ihm. Und dann platzte es einfach aus ihm heraus:

„GEH NICHT!! Bitte Hana…“

Er brüllte das sehr laut und erschrocken sah Hana rechts über seine Schulter nach hinten. Dieser Ton…er war sehr wehleidig gewesen und hatte somit seine Aufmerksamkeit erlang. Der Blonde sah zu ihm und erkannte ebenso das traurige Gesicht dort auf der anderen Seite des Bachs. An Saku seiner Schläfe lief leicht Blut hinab. Das war wegen der Wunde die ihm Hana mit dem Stein zugefügt hatte. Aber mehr schmerzte sein Hundeblick, den er fest auf ihn gerichtet hatte und schnell atmete dabei. Er…er verstand das nicht. Machte er das gezielt? Es musste so sein. Und so weh es auch tat der Blonde riss sich zusammen und sprach hinter:

„Ich bin gleich wieder da…Und dann helfe ich dir. Warte einfach hier, ja Saku?“

Er wusste nicht was er noch sagen sollte, also wand er sich endlich ab und rannte weiter. Ihm lief selbst die Zeit davon, denn er wusste nicht wie lange es noch dauern würde bis auch er nicht mehr bei klarem Verstand war. Und wer wusste schon was ER dann tun würde? Ehrlich gesagt wollte er auch nicht mehr darüber nachdenken und gab noch mehr Gas. Ließ Saku einfach stehen, der sich sofort wieder änderte und wütend rüber brüllte. Dann suchte er um sich herum alles ab. Er musste rüber. Er WOLLTE rüber. Alle seine Instinkte befahlen es ihm. Es ging nicht mehr darum Hana anzustecken, denn das hatte er geschafft. Es ging nur noch um eines…Also suchte er weiter.

Hana rannte dagegen noch immer weiter. Das Rennen an sich wurde aber immer schlapper und er fühlte wie ihm schwindelig wurde. Noch immer verschwamm seine Sicht leicht durch die Krankheit und machte es ihm nicht leichter sich zu konzentrieren und sich zu Recht zu finden. Er sah die Hütten neben sich, doch sie waren nur noch Schemen und nichts um ihn hatte mehr Bedeutung. Starr und nach Luft schnappend hing sein Blick auf den Treppen vor ihm, die hoch in den Tempel führten. Er erreichte sie und kämpfte sich noch schwächer diese hinauf. Jeder Schritt wurde schwerer und jede Atmung schneller. Es ging einfach viel zu schnell. Die Krankheit überrannte ihn und fing an an seiner Kontrolle über sich zu zerren. Sein Herz donnerte, die Hitze in ihm wurde immer unerträglicher und noch dazu wurde ihm schlecht. So sehr sogar, dass er auf der Hälfte der Treppe zusammenbrach und auf die Knie ging. Keuchend stütze er sich mit den Armen eine Stufe höher ab und ließ den Kopf hängen. Ihm war warm…und dann brach er. Es war nicht viel, nur etwas Spucke und Galle aber es reichte dennoch um ihn danach schwer atmen zu lassen. Hana sein Blick war erschöpft und er sah einfach weiter unter sich, verharrte an seiner Position. Ein Teil von ihm befahl das er aufgeben sollte. Doch er kämpfte dagegen an und verzog den Mund zu einem Knurren. Niemals! Er würde nicht aufgeben! Nicht jetzt! Paku zählte auf ihn, Saku brauchte ebenfalls Hilfe und seine Eltern…sollten ihn nicht verlieren. Also kam er brüllend wieder auf die Beine und kämpfte sich weiter die Treppe hinauf. Er rannte und nahm einige Stufen sogar doppelt, bis er endlich oben angekommen war und sich auf den großen Eingang zubewegte. Er kippte sogar fast dabei zur Seite und stützte sich schnell an einer alten Steinsäule rechts ab. So das er dort noch kurz stand und keuchte. Weiter…er musste weiter.

Im Gegensatz zu Sakurai verlief Hana seine Verwandlung viel schneller. Sicherlich lag das an seinem Körper. Jedes Immunsystem war individuell von Person zu Person, dass hatte er von seiner Mutter gelernt. Also war seines offenbar zu aktiv und aggressiv, so dass diese Krankheit sich schneller ausbreitete und versuchte es zu unterdrücken. Normal war das nicht, aber anders konnte sich das der Blonde nicht erklären. Dann löste er sich von der Säule und peitschte sich selbst wütend an:

„Komm schon Hana! Vater würde dir in den Arsch treten wenn er dich so sehen würde!“

Er rief sich mit seinem Vater wieder zur Besinnung und rannte weiter in das Innere des Tempels. Wer hätte gedacht dass er mal Hao dazu benutzen würde um sich anzuspornen? In jener Sekunde gab das Denken an seinen Vater ihm Kraft. Er wollte ihn wieder sehen. Alle beide. Mutter und Vater. Und er freute sich schon darauf wenn Vater ihn wieder in Grund und Boden trampeln würde weil er so lange weg gewesen war. Und mit dem Gedanken kam er in der Halle des Tempels an und sah sich um.

Hinter ihm strömte das schwache Licht der kommenden Dämmerung in die Halle und erhellte sie teils. Sie war nicht sonderlich groß, aber nicht weit vor ihm stand die Statue eines großen Wolfes. Sie war komplett aus Stein geschlagen und überragte einfach alles, so das Hana näher kam und zu ihr auf sah. Er schleppte sich schwach und hielt sich sogar schon selbst umschlungen mit seinen Armen. Sie hatten Sirius angebetet. Also doch.

Er wurde noch schwächer und musste endlich diese Pflanze finden. In seinem Kopf drehten sich langsam seine Gedanken und er fühlte wie er Fieber bekam. Ihm blieb nicht mehr viel Zeit. Er fühlte bereits…wie etwas in ihm wuchs. Es war Verlangen. Aber nicht das Verlangen zu töten. Sondern ein viel primitiveres Gefühl. Es kroch aus dem hintersten Winkel seiner Gene hervor. So das er anfing etwas zu schlottern und sich Röte auf seine Wangen legte. Es riss ihn. Es riss innerlich an ihm und wollte ihn übernehmen. Der Schmerz an seinem Ohr war vergangen und heilte bereits. Er konnte nichts mehr davon spüren. Seine Instinkte verschärften sich auf ein anderes Gefühl…Was roch nur so gut? War es dieser Ort? Oder etwas an ihm? Konnte es Saku sein Geruch sein?

Erneut schüttelte er den Kopf und holte sich schwach zu Besinnung. Doch lange würde das nicht mehr klappen. Seine Sinne wurden bereist besser. Bald war er übergelaufen.

So sah er sich um. Und er hatte Glück, denn direkt vor der Statue und im schwachen Licht, wuchs die Pflanze nach der er suchte. Ein freches Lächeln legte sich auf seine Wangen. Na also. Er hatte sich nicht geirrt. Schnell rannte er dort hin und fiel vor den ganzen Pflanzen förmlich auf die Knie. Er konnte nicht mehr. Sein Plan musste geändert werden. Ursprünglich wollte er Saku an diesem Ort an sich heran lassen. Denn immerhin musste er nah genug an Hana ran damit dieser ihm das Gegenmittel verabreichen konnte. Hana wollte sich beißen lassen und sie dann gemeinsam heilen, doch das war nun fällig. Erst musste er was gegen seine Krankheit tun und dann war Saku dran. Auch wenn er nicht genau geplant hatte wie es weiter gehen sollte.

Zittrig und sich schwer konzentrierend griff er sich eine Osterluzei weit oben am Stiel und direkt unter den gelben Blüten. Sie waren sehr groß so dass er sie auf der Bauchhöhe abriss und das Stück anstarrte welches er nun links in der Hand hielt. Angst überkam ihn. Er wusste nicht wie diese Pflanze zu dosieren war, also wollte er erstmal eine kleine Menge zu sich nehmen. Er spielte gerade mit seinem Leben. Doch wenn er ehrlich war…war er da genau wie Saku. Lieber starb er bei dem Versuch sich zu heilen…als so ein Leben fristen zu müssen und vielleicht auch noch seine Eltern am Ende zu verletzen.

Also zupfte er eine einzelne röhrchenhafte, gelbe Blüte ab und legte den Rest auf den Boden links von sich. Seine Hände zitterten schrecklich und er versuchte durch das Mäulchen der Blüte an die kleinen, braunen Samen ranzukommen. Er bekam auch eine von Drei raus und hielt sie zwischen dem Zeigefinger und Daumen der rechten Hand, sah sie an. Eine sollte reichen. Sie war nicht sonderlich groß, also ging er das Risiko ein. Sie war so groß wie eine kleine Murmel. Er musste sie kauen und damit die Flüssigkeit freisetzten um…

Er stockte und griff sich dann schmerzend mit beiden Armen um den Bauch. Er hatte solche Schmerzen. Es war das Zentrum der Schmerzen geworden und Hana keuchte auf. Sein Körper wurde so warm und seine Sicht immer verschwommener. Er musste sie sofort essen, bevor es noch schlimmer wurde! Doch er konnte nicht mehr. Sein ganzer Körper erstarrte plötzlich und er sah voller Schrecken vor sich auf den Boden…als er die Stimme hinter sich hörte.

Er kannte diese Stimme. Sie sprach sanft seinen Namen und er setzte sich dadurch wieder aufrecht. Auch sein Blick änderte sich und wurde von einem Schreck zu sehr sanft und schwach. Er wurde gerufen. Und deswegen sah er links über seine Schulter hinter sich. Im Licht der aufgehenden Sonne funkelten seine Augen noch schöner und unterstrichen damit seine natürliche Schönheit. Er sah mit halboffenen Augen nach hinten…und sah die Person die er plötzlich mehr als alles andere sehen wollte.

Keine Ahnung wie er es geschafft hatte, aber das war auch nicht mehr wichtig, denn Saku war nun da. Er war da wo er sein sollte. So stand er am Eingang der kleinen Halle und sah zu Hana vor. Er sagte erneut seinen Namen sehr zart und betörend, als würde er einen Lockruf einsetzten. Und Hana…sprang komplett darauf an. Es war vorbei. Er konnte nicht mehr kämpfen wenn er diesen Mann da vor sich sah. Alle Mauern rissen ein und es gab nichts anderes mehr für ihn. Seine Augen wurden leicht leer und leblos…genau wie Saku seine. Der Blonde hatte verloren. Die Krankheit hatte ihn im Griff. Der Ruf hatte ihm den Rest gegeben und alles besiegelt. Endlich wachte das Tier in ihm auf und es fühlte sich gut an.

So ließ er ab und kam auf die Beine. Noch immer hielt er den einen Samen fest in der rechten Hand, aber er war nicht mehr da um zu realisieren warum. Seine komplette Konzentration hatte sich auf Saku gelegt, zu dem er sich nun umdrehte und langsam auf ihn zuschritt. Genauso wie er zu ihm.

Sie waren in der Tat verflucht. Verflucht dazu sich zu begegnen und nun diesem Ruf zu folgen. Dem Ruf der Natur konnte man sagen. Konnte ein Fluch nicht auch ein Segen sein? Denn nichts war plötzlich mehr wichtig um sie herum.

Der Wind jaulte durch die karge und alte Halle. Die Osterluzei tanzte dazu und endlich hatten sie sich erreicht. Standen direkt voreinander und sahen sich an. Hana war viel kleiner als Saku und sah deswegen zu ihm auf. Er lag genau in der Höhe der Burst und starrte sein gegenüber nur wie in Trance an. Begutachtete jedes Detail an dem Prachtexemplar von Männchen vor sich. Bis er schnell den Kopf nach rechts legte und neugierig blickte. Er sah das Blut an der Schläfe seines Partners und fasste sanft dort hin. Saku zuckte nicht mal als seine Wunde berührt wurde sondern schloss die Augen. Es blutete auch nicht mehr. Nur Reste kleben von der Schläfe zur Wange hinab. Er genoss es. Diese sanfte Berührung und die warme Haut auf seiner brachten ihn in Wallung und er schnaufte darauf. Danach zog Hana ihn sanft etwas runter. Hatte mit beiden Händen die Wangen gepackt und leckte vorsichtig über das Blut an der Schläfe. Er putzte ihn aus Instinkt. So zeigten Tiere Zuneigung. Es kam einfach über ihn und es war sehr romantisch. Er hatte ihm diese Wunde zugefügt...und es tat Hana plötzlich leid. Er putzte ihn sanft weiter.

Keiner war mehr bei sich oder wusste genau was er da tat und konnte es auch nicht mehr kontrollieren. Es gab Instinkte die man einfach befolgte wie ein guter Soldat. Etwas dem man sich nicht wiedersetzte. Alles war weggesperrt worden, außer diesem einen Instinkt. Und er befahl Hana das zu tun.

Danach ließ er sacht von dem Blut ab und schmiegte sich an sein Gegenüber. Vergrub sein Gesicht sanft an der Kehle von Sakurai und schmuste wie eine Katze in ihrer Hitze. Und er bekam eine Antwort. Vorsichtig kam Saku mit seinem Kopf runter und erwiderte sanft diese Geste. Es war so anders. Es war ganz anders als das was damals passierte als Hana noch nicht krank war. Das hier war Sehnsucht. Und es war ihm völlig egal warum das passierte. Sein Verstand hatte sich ausgeklinkt und nur noch sein Körper übernahm das Reden und Denken. So das er Saku seinen Nacken mit seinen Armen umschlang und sich fester an ihn schmiegte, sie noch immer dabei mit geschlossenen Augen schmusten. Sie waren wie ein Wolfs-Pärchen das sich ewig nicht mehr gesehen hatte und nun wieder zueinander fand. Doch das konnte nicht sein. Sie kannten sich noch nicht so lange, also wo kamen diese Gefühle her? Als wären sie zwei Seelen die seit ihrer Geburt zueinander gehörten und sich endlich trafen.

Aber Hana schrie innerlich. Seine Seele war noch nicht komplett wegetreten wie die von Saku und er konnte einfach nichts tun. Er war ein Gefangener in seinem eigenen Körper und musste mit fühlen und ansehen was passieren würde. Er jammerte innerlich. Das war nicht richtig. Wie konnte sich etwas so richtiges dennoch so falsch anfühlen? So rang er um die Kontrolle seines Körpers…aber es brachte nichts. Hana hatte auf ganzer Linie versagt und wenn sie nun keiner aufhielt dann würde das mit etwas enden was er nicht wollte. Nicht so. Denn immerhin hatte er sich immer was anderes gewünscht. Er wollte nur mit der Person schlafen…die er über alles liebte. Und das aus freien Stücken. Was Saku in ihm auslöste war anders. Er mochte ihn, das gab er zu, aber von Liebe würde Hana nicht sprechen, dazu kannte er ihn nicht lange genug. Und warum sollte er ihn überhaupt lieben?! Sie sollten sich doch gegenseitig hassen, oder? Was gerade abging war die Krankheit in ihnen und nicht sie selbst! Es…Es sollte aufhören! Bitte, es war nicht echt! Sie mussten aufhören!

Sakurai unterbrach das Schmusen sprunghaft und drehte Hana um, dabei biss er ihm sanft in den Nacken und rang ihn zu Boden. Er war komplett weggetreten und hörte nur noch auf seinen Instinkt sich zu paaren. So lag der Blonde wieder auf dem Bauch und keuchte auf vor Schmerz und krisch sogar, als er den festen Biss an seinem Nacken spürte. Er war nicht so fest um ihn zu verletzten, aber fest genug um ihn zu fesseln. Und das Schlimme war: es gefiel Hana. Somit jagte ein Schock durch ihn und ließ alles auf kribbeln. Er wehrte sich instinktiv verspielt. Riss den Biss von seinem Nacken los und schmuste sich nach hinten an den stürmischen Verehrer. Gezielt biss auch der Blonde nach hinten und leicht zurück an die Kehle von Saku. Wenn er könnte würde er dabei sogar anfangen zu schnurren. Aber er fauchte nur sanft und hauchzart wie ein wildes Tier. Es gefiel ihm so sehr. Die Nähe und das erotische Knistern zwischen ihnen. Er wollte sich mit ihm vereinen.

Aber Hana sein Verstand schrie noch immer innerlich weiter zu stoppen. Doch er konnte es nicht mehr aufhalten. Sein Körper gehorchte ihm einfach nicht mehr und so langsam wurde ihm schwarz vor Augen. Er würde das Bewusstsein verlieren und damit auch seinen letzten Funken an klarem Verstand. Alles was sie dann noch waren…würden zwei Tiere sein die sich paaren. Und ihm lief noch eine letzte Träne aus dem rechten Augenwinkel, bevor er sich für immer vergessen würde. Biss wieder in die Kehle des Älteren und ließ sich erneut nach vorne auf den Bauch und Boden drücken.

Hana lag einfach nur da und wartete auf das nicht mehr abzuwendende. Sein Kopf lag seitlich auf dem Boden und sein Blick lag starr auf seiner rechten Hand, die vor ihm lag und noch immer fest den Samen der Osterluzei umklammert hielt. Sein Herz donnerte, sein Atmen rannte einen Marathon und seine innerliche Hitze verbrannte ihn. Es war vorbei. Er hatte verloren. Nicht nur seine Familie, sondern auch sich selbst. Das wurde ihm bewusst und so sehr er auch nicht akzeptieren wollte.

Saku kam noch mal zu ihm runter und biss ihm erneut sanft in das verletzte Ohr. Dieses Mal aber gefiel es seinem Partner unter ihm und Hana jammerte kurz auf vor Gefallen. Es war soweit, er war bereit. Doch etwas holte ihn schlagartig vom Rand der Dunkelheit zurück. Rüttelte an seiner Seele und seinem Verstand bis sie wach wurde. Es schockierte ihn bis in den innersten Teil seines Herzens. Es war ein Wort. Nur ein Wort was ihm plötzlich sanft ins Ohr gehaucht wurde und was den Rest seines unterdrückten Willens wieder aufflammen ließ. Er hatte es gehört es war das sanfte Flüstern von Saku der zu ihm sagte:

„Chiharu…“

Es war der Geruch eines Toten. Einer Person die nicht mehr lebte und dennoch war sie hier. Hana roch für ihn nach Blumen. Weckte so viele Erinnerungen an sie. Doch statt den Blumen des Sommers roch er nach frischen Winterblüten im Schnee...Er liebte diesen Duft. Er hatte sie gefunden…seine Chiharu. Saku erkannte den Unterschied zwischen den Personen nicht mehr. Doch wusste der Blonde davon nichts, riss alle Ketten in seinem Herzen und brachte sich wieder zu Sinnen. Hana wusste nicht warum ihn dieses eine Wort so befeuerte, aber es gab ihm Kraft und er fing an zu knurren. Sein Blick klärte sich endlich wieder und Leben kam zurück in seine Augen. Er war wieder da! Und er hatte erneut Kontrolle über sich! Ironie. Der Eine der Hana krank gemacht hatte und ihn fast damit bezwang, war nun auch der der ihn aus der Dunkelheit riss. Ein kurzes, freches Lächeln kam über seine Lippen. Heh, er musste Saku wohl danken. Und das tat er mit der nächsten Aktion auch gleich.

Blitzschell, bevor er wieder drohte die Kontrolle zu verlieren, zog er seine rechte Hand an seinen Mund und nahm den Samen darin auf. Wenige Sekunden danach biss er diesen auch auf und es knackte laut. Ein bitterer Geschmack machte sich in seinem Mund breit und er verzog das Gesicht angewidert. Doch er war nicht fertig. Es war Zeit das zu beenden. Also riss er sich spontan herum und lag mit dem Rücken auf dem Boden. Er sah über sich Saku und zögerte nicht eine weitere Sekunde. So fasste er ihn bestimmend mit beiden Händen an den Wangen und zog ihn zu sich runter und küsste ihn.

Für eine Sekunde stand die Zeit völlig still und es hatte auch den Älteren überrumpelt, der einfach nur starr nach vorne sah. Es war aber kein Kuss aus Liebe, obwohl Hana dabei die Augen geschlossen hatte, sondern die einzige Möglichkeit sie beide zu heilen. So verteilte er den Saft der Pflanze von seinen Mund in die Mundhöhle des Anderen, der plötzlich erschrocken darauf reagierte. Und zum ersten Mal wollte ihn Saku von sich reißen, doch Hana hielt sich wie verbissen an ihm fest und umschlang ihn sogar noch mit beiden Armen um den Nacken, damit er sich auch nicht so leicht lösen könnte. Es war zu einer Art von Zungenkuss geworden nur das ihn einer ausführte und der Andere versuchte sich zu wehren. So ging es einige Sekunden. Und dann klappte es und Saku riss Hana von sich los. Er keuchte und hustete danach, kam von dem Jungen weg und hielt sich dabei die Kehle. Sie brannte. Sein ganzer Körper brannte und Hana ging es nicht besser. Auch dieser rutschte auf seinem Hintern nach hinten und etwas von seinem Gegenüber weg. Er fing an zu husten. Auch seine Kehle brannte und er fasste sich kurz an diese, aber nur sehr kurz denn dann überkam ihn erneut Übelkeit. Erschrocken drehte sich Hana nach rechts, kam auf alle Viere und dann brach er auch schon.

Er würgte und kotze sich wortwörtlich aus. Und als er die schwarze Galle vor sich am Boden sah, war er davon überzeugt dass es gut so war. Er würgte die Krankheit aus seinem Magen, denn da schien sie sich offenbar festgesetzt zu haben. Es kam immer und immer mehr, bis er endlich fertig war und sich zitternd aufrechtsetzten musste. Dabei hielt er sich noch den Magen und keuchte geschwächt. Aber dennoch fühlte er sich besser. So das er blinzelte und endlich wieder klar sehen konnte. Es war wie Zauberei das es ihm so schnell wieder gut ging, aber es ging ihm vorhin ja auch schnell schlecht also war das ein netter Ausgleich. Danach sah er erschrocken zu Saku rüber, der nicht weit weg von ihm saß und sich auch die dunkle Seele aus dem Leib kotzte die ihn gefangen gehalten hatte. Sein Magen brannte und alle böse Gedanken verließen ihn Stück für Stück je mehr er brach. Sein Kopf drehte sich, aber das Bewusstsein war noch nicht zurück.

Es klappte. Hana hatte die richtige Dosierung getroffen und ein Stein fiel ihm vom Herzen. Aber im Gegensatz zu Hana, der fitter wirkte, sah ihn der Ältere plötzlich nur stumm und schwach an. Er war länger krank gewesen als der Blonde. Vielleicht lag das daran. Er schien geschwächt zu sein und bestätigte das auch, als er zur Seite klappte und einfach regungslos auf dem kalten Stein liegen blieb. Wie vom Blitz getroffen erschrak Hana sofort und wollte zu ihm rüber: Er rief:

„Sakutaro!“

Und kroch zu ihm. Kaum als er rechts neben ihm angekommen war, fasste er sanft das Gesicht des Älteren und fühlte. Er war nicht mehr warm. Seine Körpertemperatur schien sich wieder normalisiert zu haben und auch seine Atmung war ruhiger. Er hatte es geschafft! Offenbar war er wieder bewusstlos, aber das war egal. Hana lächelte erleichtert und rieb sich kurz über beide Augen mit dem rechten Arm. Nicht wieder weinen du Trottel, was ist los mit dir? Sprach er innerlich zu sich selbst und legte den Kopf des Älteren sanft auf den Boden. Er brauchte Ruhe und wenn der Blonde ehrlich war: dann auch er. So schmunzelte er aber wieder. Oh mann. Diese Nacht ging offiziell als die schlimmste Nacht in seinem Leben ein. Noch schlimmer als damals wo er sich in die Hose gemacht hatte und diese dann bei Papa unter das Bett legte. Vielleicht hatte er deswegen noch immer mit ihm ein Problem?

Hana lächelte weiter. Es war schön wieder normal zu sein und noch mehr freute er sich über seinen Erflog. Er sah zu Saku. Er könnte ihn endlich wieder anschreien. Alles wurde wieder wie vorher, oder? Und dazu konnte ihm der Blonde unter die Nase reiben das er ihn gerettet hatte! Er freute sich schon auf das dumme Gesicht des Piloten und auf das Brüllen danach! Warum mochte er es nur wenn Leute ihn anbrüllten? Bei seinem vater und bei Saku schien das der Fall zu sein. Komisch.

Er fasste Sakurai erneut an die rechte Wange und wurde nachdenklich. Was da passiert war…es war nicht echt gewesen. Es wirkte wie ein böser Traum der endlich vorbei war. Und dennoch…warum hatte er noch immer diesen angenehmen Geschmack auf den Lippen? Es war kein richtiger Kuss gewesen,…aber der Erste den er selber ausgeführt hatte. Wie weit ihn die Verzweiflung doch trieb. Und es ließ ihn mit einem guten Gefühl zurück. Was es aber nicht sollte. Er mochte Sakutaro irgendwie. Aber diese Linie hätte er nie überschreiten dürfen. Doch die Freude war nicht von langer Dauer. Hana sah nachdenklich vor sich. Chiharu...Er erinnerte sich. Saku hatte das schon mal gesagt als sie im reißenden Fluss gewesen waren. Was hatte das zu bedeuten?

Ein lautes Brüllen hallte durch die Halle und derJunge zuckte erschrocken zusammen. Es schallte umher und verflog danach in der Stille um sie. Sofort sah er hinter sich, woher es gekommen war und er erblickte voller Schrecken den Urheber davon. Mit einem verängstigten Blick und zittrigen Beinen kam er vor Sakurai hoch und stand schützend vor ihm, als er sah was da zu ihnen in die Halle kam. Die Dämmerung hatte eingesetzt und das rötliche Orange erhellte alles vor ihm. Jedes noch so grausame Detail. Er sah einen kalten Blick aus einem Auge und Zähne die ihn anfletschten, als es immer näher auf sie zu kam. Es war Onaya…und er sah sauer aus.

Son of his parents

Es geschah lange vor meiner Zeit und ich sah es nicht kommen. Den Abstand, das Versprechen, den Ort der Isolation. Und in meinen dunkelsten Alpträumen, woran ich mich nicht mal erinnern kann, dort ertrinkt die Antwort und der Schmerz bleibt für immer. Mein Vater, seine Pflicht, seine Befehle, meine Mutter, das Versprechen, die Abneigung, die Reflexion, die Empfängnis, die Folter, der Wahnsinn und die Trauer. Kann es nur von kurzer Dauer sein, oder war es schon immer so? Mein Schatten wird vor mir auf den Boden geworfen. So laufe ich in deinem Zirkel. Beschütze und korrigiere mich, das ist ein Befehl, Soldat. In meinem Kopf brummt es und manchmal kann ich es kommen hören. Die Kraft, der Glaube, der Glaube den ich so sehr hasse. Wer bist du? Es kann nicht sein? Ich kenne dich. Du würdest das niemals tun, richtig? Bekämpfe mich nicht, sondern setzt mich in Flammen. Mein Abzug, aber es ist dein Finger, der ihn auslöst. Deine Dunkelheit, ich kenne sie genau. Komm nur näher, denn ich habe sie selbst gesehen und das meine ich ernst. Ich bin gekommen, um die Ordnung zu ändern. Mein Training ist perfekt, hier bin ich. Dein Versprechen wird halten. So überschreite ich deine Grenzen. Meine Mission ist heilig, hier bin ich. Doch ich sah es niemals kommen. Geboren unter dem Schutz des Wolfes und der weißen Kälte, höre meine heilige Stimme. Meinem Willen sollst du dich beugen. Die Blumen sind ein Teil meines Namens und ich werde ihnen keine Schande bringen. So jaule ich zum Mond, denn ihm bin ich ähnlich. Weine hoch zur Sonne und mit ihr bin ich eins. Ihr werdet alle sehen, wer ich wirklich bin. Ein König durch und durch. Mein Herz kennt mich besser, deswegen ist das hier auch mein letzter Brief. Ich bin der Neumond, der Beginn und das Ende. Mit mir bricht eine neue Zeit an. Mit Feuer wird die Zukunft neu erschaffen und mit meinen Tränen das Heil gebracht, auf das alle warten. Zwei Welten vereint. Für immer. Der schwarze Schatten der Dämmerung ist mein Erbe. Eine blühende, neue Zukunft.
 

Yoh war noch immer stinksauer.

Es war nicht mal einige Stunden her, da hatte er sich erneut mit Hao gestritten. Etwas, was nicht ungewöhnlich war, je älter sie wurden. Und so saß er nun alleine in seinem Wigwam, starrte vor sich in das kleine Lagerfeuer am Boden, das in der Dunkelheit etwas Licht und Wärme spendete. Es war das Ende des Sommers und das Wetter wurde immer kühler von Woche zu Woche. Die ersten Probleme mit der Ernte traten auf und zeigten, dass bald die Hungerperiode einsetzen würde. Zumindest was ihr Getreide anging. Jeder war beschäftigt und musste viel Leistung und Arbeit erbringen, um für den Winter gewappnet zu sein. Auch Goldva hatte viel zu tun und so war sie nicht für Yoh da, um ihm etwas Trauer und Wut zu nehmen, die er in seinem Herzen trug. Also musste er das selber verarbeiten und saß mit angewinkelten Beinen, die er umschlungen hatte, vor dem Feuer und starrte nur weiter in das Spiel der Flammen vor seinen Augen. Seine bernsteinfarbenen Augen schimmerten wunderschön im Licht der Flammen und unterschieden sich damit stark von denen Haos. Der hatte mehr dunkelbraune Augen, aber dennoch wunderschöne. Etwas was man leider nicht abstreiten konnte, egal wie sehr man auch versuchte ihn zu hassen. Hao war an sich ein echter Wildfang und ein gutaussehender noch dazu. Er war kräftiger gebaut als Yoh, etwas größer und hatte dunkles, langes Haar, das sehr gut gepflegt war. Jede Frau würde sich darum reißen, ihn als Mann zu haben, aber Yoh war der „Glückliche“ dem er versprochen wurde. Was aber nur daran lag, dass Hao bereits das Potenzial für einen guten Häuptling besaß und Goldvas Sohn Silva das Erbe nicht wollte. Er wollte stattdessen nur Hao als seinen Vertreter. Und Yoh…nun er musste das Kind des Häuptlings gebären. Einfach nur, weil er anders war und somit angeblich auch heilig. Doch mal abgesehen davon...musste er seufzen.

Warum mussten sie sich nur wieder streiten? Es war ein dummer Streit gewesen und dann auch noch einer, den Yoh bewusst vom Zaun gerissen hatten. Das alleine war schlimm genug, aber er konnte einfach nicht anders…denn es hatte ihm so weh getan. Dasselbe verdammte Thema wie immer: Es ging um seinen Körper und um das Erbe.

Der Junge hatte das nur am Rand mitbekommen, denn als er durch das Dorf lief, um einen gefüllten Krug mit Wasser zu einer alten Frau zu bringen, hatte er sie gesehen. Er sah wie Hao und einige andere Krieger des Dorfes nahe dem Lagerfeuer im Zentrum gestanden hatten und feierten. Feierten unbekümmert unter dem Nachthimmel, der durch die Blätter des Waldes, über ihnen, kaum zu sehen war. Offenbar hatten sie eine erfolgreiche Jagd hinter sich gehabt, nahe dem verbotenen Berge. Yoh konnte den niedergerungenen Bären sehen, der neben den Männern am Feuer lag und die Frauen bereits anfingen ihn auszunehmen. Das gefiel ihm nicht. Und noch weniger wie Hao damit umging. Er saß da und lachte, trank und sprach mit den älteren Männern, die ihn immer mehr als einen der Ihren akzeptierten und ihn lobten, wie großartig er geholfen hatte, diese Bestie niederzuringen. Er prahlte selber damit. Aber für Yoh war es einfach nur abstoßend gewesen. Hao behandelte die Jagd wie ein Spiel. Etwas, was sie nicht sein sollte. Ein Tier sollte nicht zum Spaß erlegt werden. Man sollte es nur töten, wenn man sich davon ernähren wollte oder es einen selbst drohte zu töten. Denn jedes Leben war heilig und durfte nicht vergeudet werden. Und erst recht sollte man Respekt zollen, wenn das Tier den Stamm ernährte und sein Leben aufgab, um andere am Leben zu erhalten. Und genau das sah er nicht. Sie saßen da, lachten und feierten sich. Sicher war ein Bär nicht leicht zu erlegen und galt als eines der stärksten Tiere der Insel. Aber das war nicht richtig. Diese Art und Weise gefiel ihm nicht, aber brachte den Jungen noch nicht zum Kochen…erst das Thema, was danach kam. Denn dann ging es um ihn. Und es war dasselbe verdammte Thema wie immer...

Einer der älteren Krieger hatte Hao auf die linke Schulter gefasst und klopfte immer mal wieder frech zu, als er mit ihm sprach. Yoh konnte nicht überhören, wie der ältere Kerl sprach:

„Na? Und wann setzt du endlich ein Kind in die Welt? Immerhin warten doch alle schon auf den heiligen Nachwuchs!“

Sie waren sichtlich angetrunken und feuchtfröhlich gewesen. Hao nicht, weil er sowas verabscheute und sich nicht gern mit stimulierenden Kräutern abschoss. Dennoch war er nicht besser gewesen. Yoh fiel fast aus allen Wolken als er hörte:

„Yoh ist teils eine Frau und du weist doch wie die Weiber sein können. Es muss immer alles aus Liebe sein und nach Romantik gehen. Na ja, vielleicht klingelt seine Uhr auch bald von alleine und dann kommt er schon zu mir. Die sind so gemacht, dass sie Kinder haben wollen und dann bin ich am Zug. Was für ein Glück, dass ich nicht nach jemanden suchen muss, sondern gleich eine Braut gestellt bekommen habe, was? Das macht es viel leichter. Mein Besitz hält sich in Grenzen, aber das kann mir keiner nehmen, hehe!“

Bei der Aussage musste Yoh erschrocken stehen bleiben und nur vor sich auf den Boden sehen. Er….er konnte es einfach nicht fassen. Wie verachtend über ihn gesprochen wurde. Als wäre er nur ein Tier, das man zähmen müsste, oder ein Gegenstand, der ihm so oder so schon gehörte, weil sie verlobt waren. Es riss an ihm und verursachte innere Übelkeit…und Wut. Yoh wurde richtig wütend. Und das war etwas, was er normalerweise selten hatte. Und ab da konnte er es sich nicht mehr verkneifen. Also stellte er den Krug mitten auf der Stelle ab und lief zu ihnen rüber und danach krachte es. Es krachte so sehr, dass sich viele bereits aus der Affäre zogen und Abstand zu ihnen hielt. Yoh fing an, den Streit vom Zaun zu brechen und zu motzen. Hao stimmte kurz darauf ein. Sie krischen und fauchten sich neben dem Lagerfeuer an und wenn man sie so sah, dann dachte man, dass sie sich nie mehr vertragen würden. Ganz besonders Yoh war der Meinung gewesen. Er persönlich war fertig mit Hao. Und egal wie oft Goldva und die Anderen versuchen würden an ihm rumzureden…er würde es nicht mehr tun. Er wollte Hao nicht heiraten und erst recht kein Kind mit ihm bekommen. Denn der war arrogant und egoistisch. Respektlos seinem Verlobten gegenüber und der Natur. Er dachte nicht mal eine Sekunde darüber nach, wie es Yoh mit der Situation ging! Wie er vielleicht darüber nachte. Wie er sich fühlte. So musste er sich auch schnell abwenden und so war er alleine in seinem Zuhause gelandet.

Es war ein schreckliches Gefühl und der Junge fing endlich an zu weinen. Zittrig umschlang er seinen Bauch und setzte sich in den Schneidersitzt während das Feuer vor ihm ihn weiter wärmte. Hao hatte doch keine Ahnung. Er wusste nicht, wie es war, wenn man verflucht war. Verflucht seit seiner Geburt dem gerecht zu werden, was andere von einem erwarteten. Yoh konnte nie entscheiden, was er sein wollte. Sofort, nach der Geburt, wurde er mit Hao verlobt und war auserkoren seine Braut zu werden. Mit ihm später die stolze Blutlinie fortzusetzen, indem er ihm ein Kind gebar. Nie wurde er gefragt, ob er was anderes wollte und nie wurde ihm Mitleid oder Mitgefühl geschenkt für diese Situation in der er sich befand. Sein Bauch tat weh. Es war so unfair. Doch er konnte es bereits in sich spüren und das war das Schlimme daran. Denn nun war er sechzehn und damit völlig ausgereift und fruchtbar. Einmal im Monat spürte er den Druck in seinem Bauch und die Schmerzen, die er hatte. Er war anders als andere Frauen. War etwas, was es extrem selten gab und seine ganze Biologie verlief anders als bei normalen Menschen. Im Gegensatz zu normalen Frauen war Yoh in der Lage nur einmal ein Kind zu bekommen. So war es überliefert worden und angeblich lag es daran, dass er nur eine Eizelle besaß und diese auch nur in einer Situation sprang, nämlich dann, wenn er es wollte. Der Moment, in dem er ein Kind wollte. Also vermutlich beim Akt. Bei einigen Tierarten war das auch so. Doch die Regelblutung bekam er dennoch ganz normal, auch ohne Eisprung. Der Körper reinigte sich regelmäßig und hielt alles für eine Befruchtung frisch so wie auch bereit. Und es tat immer weh. Nicht nur wenn sein Körper sich reinigte, auch einfach mal so schmerzte sein Bauch. Es war, als würde sein Körper ihn dazu zwingen wollen, endlich den Willen zu finden, ein Kind zu zeugen. Endlich das Ei springen lassen zu dürfen. Doch er wehrte sich. Er wehrte sich so sehr dagegen. Das wollte er nicht. Warum konnte er nicht einfach normal sein? Ein normaler Junge, wie andere auch? Seit er klein war…wollte er nichts mehr als normal sein…und mit Hao befreundet zu sein. Doch sein Körper ließ das später nicht mehr zu. Je älter er wurde. Denn er spürte es. Immer wenn er mit Hao alleine war…da wurde ihm warm. Er konnte nicht mit ihm befreundet sein…wenn er sich immer mehr in ihn verliebte. Und nun hatten sie sich erneut gestritten. Es riss eine Kluft zwischen sie. Yoh wollte nicht mehr. Er hielt das alles nicht mehr aus. Wer war er? Wo gehörte er nur hin auf der Welt? Eine Frage, von der er nicht wusste, dass jemand anderes auch mal so empfinden würde…

Ein Krug schepperte draußen in der Ferne. Lautes Schreien und Geräusche rissen ihn schlagartig aus seinen Gedanken und er sah erschrocken über seine rechte Schulter nach hinten. Sah zu dem Eingang seines Wigwams. Was zum…?

Es waren viele verschiedene Schreie zu hören. Hauptsächlich von Frauen, die panisch klangen und dann von Männern, die alle zusammentrommelten und brüllten. Natürlich bekam auch der junge Yoh Angst und sprang gleich instinktiv auf seine Beine. Das war ungewöhnlich. Danach rannte er zu dem Ausgang und kam raus ins Freie. Schob vorsichtig das Fell der Eingangstür zur Seite und wagte sich raus. Dann blieb er stehen und sah sich um…Es dauerte nicht mal zwei Sekunden, da sah er schon das Ausmaß an Zerstörung und Gewalt um sich. Es war sehr hell, obwohl es bereits dunkel war. Und das lag nur an dem Feuer, das um ihn loderte. Das Feuer vom heiligen Lagerfeuer im Zentrum, das sich ausgebreitet hatte und anfing alles niederzubrennen, was es berührte. Er sah die Flammen, die auf die Wigwams übersprangen und diese zum Brennen brachten. Sah wie die Frauen versuchten ihre Kinder zu schützen und von einigen der Männer aus dem Dorf geleitet wurden. Es war ein heilloses Chaos geworden, von ein auf die andere Sekunde. So das er nicht mal wirklich reagieren konnte und nur schockiert langsame Schritte nach vorn machte und sich umsah.

Sein Blick folgte den fliehenden Frauen aus dem Dorf und schien gleichzeitig etwas zu suchen. Schreie, Rufe und ein grauenhaftes Brüllen hallte durch sein Dorf und er sah nach links rüber auf den Platz. Dort konnte er endlich erblicken, was da wütete.

Es schmiss locker ihre Krieger durch die Gegend, die versuchten es im Zaum zu halten, um den Anderen Zeit zu geben zu fliehen. Die Zähne waren riesig, Geifer floss aus dem brüllenden Maul und große Pranken holten aus, zischten immer wieder auf einige Männer nieder, die gegen es ankämpften und verletzten diese sogar schlimm dabei. Yoh sah erstarrt dort hin. Das…das war ein Bär.

Noch nie zuvor hatte er so einen großen Bären gesehen. Sein Brüllen war wie ein Donnern, als würde ein Gewitter wüten. Sein Fell war blau und darauf schimmerten und leuchteten Flecken in einem Hellblau, die wie Sterne am Nachthimmel funkelten. Eine große Narbe zog sich über das rechte Auge des Bären und hatte ihn dort, vor langer Zeit, erblinden lassen. Mit seinem gewaltigen Kiefer biss er zu und fasste sich einen der Krieger vor sich. Wütend und mit brutaler Gewalt schüttelte und zerrte er an dem Menschen herum. Schlug ihn immer wieder zu Boden, während dieser versuchte sich verzweifelnd und schreiend aus dem Biss zu lösen, der ihn gefangen hielt. Doch nach wenigen Sekunden verstummten die Schreie des jungen Mannes und er hing nur noch als leblose Puppe in den Fängen des Monsters. Welches ihn dann auch einfach fallen ließ und wieder brüllte, erneut anfing, um sich zu hauen, weil andere Männer ihn mit Speeren umrundet hatten und versuchten ihn dort zu halten. Der leblose Körper lag zwischen den gewaltigen Pranken des Bären und Yoh sah nur versteinert dabei zu.

Warum…passierte das? Warum griffen sie ihn nicht an? Sie hielten den Bären mehr im Zaum, als dass sie ihn erledigen wollten. Er griff sie doch an! Und er schien nicht fressen zu wollen, sondern zu töten! Was an sich schon komisch war. Bären griffen nicht einfach so an, um zu töten! Wenn dann taten sie das, nur wenn sie sich bedroht fühlten, oder um ihre Jungen zu schützen. Auch nährten sie sich nicht einfach ihrem Dorf und randalierten dort! Doch je länger er diesem schrecklichen Spektakel zusah…, umso mehr verstand er. Sein Aussehen, seine Narbe und die gewaltige Größe…Das war kein normaler Bär. Deswegen griffen die Krieger ihn auch nicht an, sondern hielten ihn an Ort und Stelle, damit alle fliehen konnten. Dieses Tier…das war ganz sicher Apollo.

Yoh kannte die Legende von den vier großen Tiergeistern, ihren Göttern, die über die Insel herrschten. Dyami, Sirius, Ke-Ya und Apollo. Der Adler, der Wolf, die Schildkröte und der Bär. Jeder dieser großen Geister hatte ein Tier auf dieser Insel, eines, das ihn in fleischlicher Hülle repräsentierte. Da dieser große Bär direkt in Verbindung mit Apollo stand, ergab es Sinn, dass ihn keiner angriff. Sich einem Gott zu widersetzen, durfte man nicht. Und es war eine Regel, sich den Göttern nicht im Kampf zu stellen. Wer das tat, wurde von diesen bestraft und bezahlte damit meist mit seinem Leben. Noch dazu war es Gotteslästerung und man verlor im Dorf sofort sein Ansehen. Sie waren heilige Tiere und wenn Apollo hier war um zu töten und zu randalieren…dann konnten sie sich dem nur ergeben und fliehen. Sie durften sich nicht gegen ihn wehren und ihn verletzen!

Es machte Yoh fassungslos, wenn er sah, wie ohne Reue und Mitleid der große Bär, ihr Schutzgott, einfach Menschen riss und wegschleuderte, als wären sie Puppen und nichts wert. Warum tat er das? Was hatte ihn so aufgebracht?

Yoh zuckte erschrocken zusammen, als er rechts am nackten Oberarm gepackt wurde und dann hinsah. Es war Goldva gewesen, die ihn ganz schön erschreckt hatte. Sie sah ihn ernst an und sprach dann auch schon laut:

„Wir müssen fliehen! Sie halten ihn so lange auf, wie sie können! Komm jetzt!“

Und dann zerrte sie auch bereits an ihm herum und führte ihn von dem Kampf weg. Es war nicht sonderlich schnell, da die alte Frau nicht schneller konnte, also sah Yoh noch weiter hinter sich. Er konnte seine Augen nicht von dem Massaker zerren, das sich da entfaltete. Apollo brüllte, schlug um sich, schmiss Menschen, die Yoh kannte, durch die Gegend und sogar ins Feuer, so dass diese aufbrüllten und in Flammen standen. Es war einfach nur grausam. Es war das erste Mal, dass er so grausame Gewalt erlebte. Und es verfolgte ihn noch immer, auch als sie bereits aus dem Dorf waren und etwas weiter draußen im Dschungel bei den Anderen standen. Sie waren am Sammelplatz angekommen.

Goldva hatte ihn darauf losgelassen und fing bereits an, die versammelte Mannschaft vor sich zu zählen. Ging jeden Menschen einzeln durch. Die Frauen weinten und jammerten, waren aufgescheucht und verzweifelt. Einige hatten ihre Männer verloren und somit auch Kinder ihre Väter. Die Kleinen weinten ebenfalls und wurden von ihren Müttern fest und schützend gedrückt. Das ganze Ausmaß der Katastrophe wurde deutlich. Yoh sah dem allem nur schockiert und traurig zu.

Was war nur passiert? Vor einiger Zeit hatte er sich noch mit Hao gestritten und alles war irgendwie normal gewesen. Doch nun standen sie mitten im Dschungel und waren dabei, ihr Zuhause zu verlieren. Nicht nur das. Wenn er diese kleinen Kinder sah, wie sie weinten und nach ihren Vätern schrien…da wurde ihm schlecht. Er fühlte sich mies und wollte helfen. Doch wie könnte er nur? Ein Nicken. Er folgte seinem Herzen. Also schritt er vor und lief zu einem kleinen Mädchen das einfach nur da stand und weinte. Während er das machte, floh sein Blick kurz nach links, weil er eine bekannte Stimme hörte…Es war Hao. Er war da.

So stand er nicht weit von ihm entfernt und beruhigte ebenfalls viele der Patcheen, die alles verloren hatten. Und als Yoh ihn so sah, da wurde ihm anders. Hao war so ruhig und sanft gewesen. Er sprach mit einer sanften Ruhe zu den Menschen um sich und schien völlig gefasst zu sein. Selten sah man ihn so. Und Yoh selber kannte ihn so erst recht nicht. Er war komplett anders als sonst. Wie er sprach, die Menschen beruhigte und dann hob er auch noch ein kleines Mädchen auf den Arm und drückte diese an sich die Rotz und Wasser weinte. Spendete ihr Trost und meinte: Es wird alles gut. Da war keine Arroganz und kein Hochmut. Er war komplett anders. Und sein Verlobter war völlig von den Socken. Ehrlich gesagt…so mochte Yoh ihn sogar. Er sah dort einen jungen und gutmütigen Mann, der sich um seinen zukünftigen Stamm sorgte. Nun begriff auch Yoh endlich, warum Silva ihn erwählt hatte. Wie konnte er das bisher nur nie erkennen?

Doch als Hao zu ihm rüber sah, wand Yoh seinen Blick sofort beschämt ab und nahm endlich auch das kleine Mädchen vor sich in die Arme. Wie peinlich. Sie hatten sich doch erst so böse gestritten, warum himmelte er ihn plötzlich so an. Wie schnell sich doch alles ändern konnte, wenn es die Situation auch tat. Er drückte die Kleine fest an sich und flüsterte:

„Es wird alles wieder gut. Hab keine Angst.“

Und dabei strich er ihr sanft über das braune Haar. Sie weinte nur weiter und jammerte nach ihrem Vater. Yoh tat das so leid. Er hatte selber seine Eltern früh verloren und wusste, wie schlimm das war. Und nicht nur er…auch Hao. Darin waren sie im selben Boot. Beide hatten ihre Eltern mit zwei Jahren verloren und waren von Goldva und Silva erzogen worden. Yoh von der Hexe und Hao von ihrem Sohn.

Hao setzte das kleine Mädchen ab, welches er getröstet hatte und sah zu Yoh rüber. Er sah dabei zu, wie der Junge sanft das Mädchen tröstete und sie immer wieder versuchte zum Lächeln zu bringen, indem er Grimassen schnitt oder ihr gut zusprach. Ihr sagte: Alles wird gut und dabei nicht einmal aufhörte zu lächeln. Es wirkte sogar. So war er immer. Selten zeigte er Sorge vor anderen, wenn diese Angst hatten. Versuchte stark für andere zu sein und diesen zu helfen. Yoh hatte ein sanftes und liebes Lächeln. Es strahlte immer so viel Ruhe und Geborgenheit aus. Auch in Momenten wie diesen. Das machte ihn besonders. Nicht nur sein Körper. Das wurde auch Hao klar, je länger er zusah und ihm plötzlich auffiel…dass dies sein Verlobter war. Zum ersten Mal wurde ihm deutlich und bewusst, dass dieser Junge da drüben die Person war, die er heiraten würde. Dieser wunderschöne Junge, der so sanft war und immer versuchte zu lächeln. Obwohl beide wussten, dass er auch anders konnte. So wie vorhin. Aber das war völlig okay. Irgendwie…war es richtig gewesen. Und er erinnerte sich daran, dass er Yoh vorhin wie einen Brutkasten behandelt hatte. Dieser nur dazu da wäre, damit es ihm gut ging und er ihm einen gesunden Erben gebären würde. Ihm wurde klar…das war nicht richtig gewesen. Ein plötzlicher Anflug von Übelkeit überkam ihn. Er ekelte sich vor sich selbst. Warum war er nur so mies gewesen? Was hatte ihn da geritten? Er sah noch immer zu Yoh…und als er ihn mit diesem Kind dort knien sah…da stellte er sich vor, dies wäre seine Familie. So, wie es kommen sollte. Seine Frau und sein Kind. Es war nur eine Sekunde gewesen…aber der Gedanke gefiel ihm sehr.

Doch als Yoh von dem Kind abließ, da schien es, als würde sich ein Schrecken über sein Gesicht breit machen, den Hao nicht übersah. Aber auch erst nicht verstand. Sein Verlobter sah sich wie gestochen und schockiert um. Es schien als würde er jemanden suchen. Danach rannte Yoh zu der alten Goldva rüber, die auch versuchte alle zu beruhigen und Hao hörte ihn besorgt fragen:

„Goldva! Hast du Opacho und ihre Eltern gesehen?!“

Hao stockte ebenfalls und floh mit seinem Blick erschrocken durch die Menge neben ihm. Yoh hatte recht! Keiner von den Dreien war da! Sein lockerer Stand änderte sich schlagartig und er sah sich noch immer weiter um. Sie waren nirgends zu sehen, was bedeutet: Sie waren noch im Dorf! Danach sah er wieder zu Yoh rüber, der erschrocken zu der alten Hexe runtersah, als sie laut sprach:

„Sie sollten längst hier sein! Sind sie es nicht?!“

Yoh schüttelte den Kopf.

„Sie sind nicht hier! Dann sind sie sicherlich noch im Dorf! Wir müssen nach ihnen suchen!“

Opacho und ihre Eltern waren gute Freunde des Stammes geworden und nach ihrem Schiffbruch gehörten sie quasi zur Familie. Besonders ihre kleine Tochter Opacho. Yoh hatte sie sehr lieb gewonnen und sah voller Schrecken zurück, wo es zum Dorf ging. Vielleicht waren sie…Goldva konnte ihm ablesen, was er vorhatte. Sie schüttelte den Kopf und sprach ernst zu ihm rauf:

„Keiner geht zurück in dieses Dorf! Wenn der große Apollo sie tötet, dann ist es sein Wille und dem werden wir uns nicht wiedersetzten, hast du gehört?!“

Yoh sah sie erschrocken an und fauchte besorgt:

„Aber sie gehören zu unserem Stamm! Wir dürfen niemanden zurücklassen!“

„Wir wiedersetzen uns nicht unseren Göttern, Yoh!“

„Ich kann sie nicht im Stich lassen!!“

Brüllte der Braunhaarige zu ihr runter und riss sich von der Menge los. Goldva sah ihm entsetzt nach und blieb wie angewurzelt stehen, als sie sah, wie Yoh zurück zum Dorf rannte und sich ihren Worten komplett wiedersetzte. Plötzlich war er genauso ein sturer Bock wie Hao geworden. Er dachte nicht darüber nach, was er tat. Seine Beine trugen ihn von ganz allein und sein Herz war bei Opacho und ihren Eltern. Er musste sie finden! Die Kleine war für ihn wie eine Tochter geworden und die Eltern wie seine eigenen. Sie waren für Yoh Familie und diese gab er nicht auf! Also rannte er einfach weiter. Hao sah genau erschrocken seinem Verlobten nach, wo wie auch alle anderen Mitglieder des Stammes. Er wollte sich bewegen…aber er konnte nicht. Er durfte nicht. Goldva hatte es verboten. Immer und immer wieder schrie die Hexe nach ihm, aber Yoh überhörte sie komplett. Er folgte seinem Herzen…und nicht nur er.

So kam der Junge schwer atmend und keuchend wieder in ihrem Dorf an und sah sich um. Es war schlimm. Noch immer brannten viele Wigwams lichterloh und das Feuer griff um sich. Verschlag alles, was es in die Finger bekam. Doch im Gegensatz zu vorher war es stiller geworden. Keine Schreie hallten mehr umher und auch der gewaltige Bär war nicht mehr zu sehen. Nur noch das, was er übrig gelassen hatte. Mit Schrecken sah der Junge es nicht weit vor sich liegen…die vielen Toten, die auf dem Platz verteilt waren. Sie waren zu Tode gebissen, oder sogar zerfetzt. Kein Tier würde sowas tun. Es sah nicht mal so aus, als wollte er sie fressen. Er hatte einfach nur gemordet. Und Yoh verstand.

Der Berg war sein Zuhause gewesen. Hao und die Anderen hatten dort einen normalen Bären erlegt und ihm keinen Respekt gezollt, nach dem er gestorben war. Apollo musste deswegen zornig gewesen sein und kam, um sich zu rächen. Es war eine Vermutung, aber es konnte nichts anders sein. Ein Gott kam nicht einfach so und vernichtete alles um sich herum…Oder?

Und als er endlich seinen Blick losreißen konnte, sah er nach rechts rüber und zu dem Wigwam von Opacho und ihren Eltern. Er brannte ebenfalls und Yoh rannte sofort hin. Er konnte sie nicht hören, sein Herz stockte vor Angst, aber dennoch blieb er davor stehen, hielt die Arme schützend vor sich, wegen der Wärme und rief lauthals:

„OPACHO! Könnt ihr mich hören!? OPACHO!!“

Erst war da nichts. Nur das Knistern und Brennen der Flammen vor sich, die immer weiter den Wigwam verschlangen. Aber dann hörte er es. Es war nur ein schwaches Jammern und Weinen nach seinem Namen. Erschrocken sah er hin. Seine Beine zitterten und sein Körper hielt sich zurück. Es war Wahnsinn, da hineinzugehen. Doch das Weinen nach ihm reichte völlig aus, um alle Muttergefühle in Yoh zu wecken, die er immer mehr entwickelt hatte. Also sah er erschrocken und dann verbissen zu dem Feuer vor sich. Erneut brüllte er den Namen des kleinen Mädchens vor sich zum Wigwam und dann gab er sich den letzten Ruck…er sprang über die Flammen und ins Innere.

Drinnen war es noch heißer als draußen und er sah sich mit halb geschlossenen Augen um, weil die hellen Flammen so in seinen Augen stachen. Der Husten fing bereits an, da die Luft voller Rauch war und Yoh konnte ihn nicht mehr unterdrücken. Er lief weiter ins Innere und schütze sein Gesicht vor den Flammen und der Hitze. Immer und immer wieder rief er den Namen des Kindes und suchte sie mit den Augen. Sie war am Leben! Er hatte sie gehört! Aber als sein Blick kurz nach rechts floh, sah er auch schon erschrocken die zwei brennenden Leichen in der Ecke. Da war noch immer Blut am Boden zu sehen und die komplette Inneneinrichtung war zerfetzt gewesen, noch bevor sie brannte. Apollo…er hatte sie geholt. Wehleidig verzog Yoh das Gesicht. Trauer überkam ihn, aber er durfte sich nicht davon überrennen lassen. Er musste Opacho finden! Und das tat er auch, als er noch mal vorlief, sie erneut rief und diese dann antwortete. Schwach jammerte sie weinend zu ihm:

„Yoh…“

Und dann konnte er sie auch endlich sehen. Sein Kopf drehte sich nach links zu ihr und er erspähte sie: Sie lag unter einer Menge von Decken, die noch nicht brannten und sah ihn traurig und weinend an. Sie schlotterte und traute sich nicht aus ihrem Versteck. Yoh dagegen fiel ein Stein vom Herzen und er lief schneller zu ihr. Die Hitze fegte über beide hinweg wie ein böser Geist und er kam zu ihr runter, fasste auf die Decke und sprach zu ihr:

„Opacho!! Ich hole dich hier raus!! Halt dich an mir fest!!“

Derweil hob er sie mit samt den dünnen Decken hoch und drückte sie fest an seine Brust. Wie eine Mutter ihr Kind umschlang, so hielt er sie mit beiden Armen an sich gedrückt. Der eine Arm stützte sie am Po und der Andere drückte ihren Kopf an seine Kehle, als er sich umsah und wieder zum Ausgang lief. Opacho schlotterte am ganzen Leib und Yoh versuchte alles, um sie zu beruhigen. Drückte sie schützend an sich, machte beruhigende Geräusche, als würde er ein Kind wiegen und lief einfach weiter. Doch die Kleine sah es noch immer. Sie sah, wo ihre Eltern waren und wie sie brannten. Doch sie hatte bereits zu viel gesehen. Hatte beobachtet, wie ihre Eltern von Apollo getötet wurden. Hatte einfach alles gesehen und das schockierte sie nun auch nicht mehr. Dennoch bemerkte Yoh wie sie dort hinsah und drehte sich etwas weg, sprach dabei:

„Sieh nicht hin Süße! Es wird alles gut! Ich bin bei dir!“

Und damit wand er sich noch schneller dem Eingang zu und schaffte es aus dem brennenden Zuhause raus. Es war knapp gewesen und draußen angekommen husteten Yoh und Opacho gleichzeitig wegen des Rauches, den sie eingeatmet hatten. Der Junge ließ sich sogar auf die Knie fallen. Er hatte sie noch immer fest an sich gedrückt und rang nach Luft, füllte seinen Lungen mit frischem Sauerstoff, den er nötig hatte. Alles brannte weiter um sie herum. Nichts blieb verschont und inzwischen brannte auch schon Yoh sein Zuhause. Er sah nicht auf, aber er wusste, dass sie alles verloren hatten. Zumindest alles Materielle. Doch nicht sich selbst und ihre Menschlichkeit. Und daran hielt er fest. Er konnte Opacho retten und das war ihm mehr wert gewesen als jeden Besitz, den er hatte! Wo kamen sie hin, wenn sie nicht mal kleine Kinder beschützen wollten? Wenn man sie einfach zurückließ und weiter machte. Sich den Regeln nicht etwas widersetzte. Er hatte nicht auf Goldva gehört. Sie hatte es verboten. Aber es war Yoh egal gewesen. Dieses Kind zu retten, war das größte Glück. Er bereute nichts. Die Kinder waren die Zukunft…und die musste man beschützen.

Und während er sie so an sich drückte, fühlte wie sie an ihm weinte und sich ebenfalls an ihn schmiegte…da wurde es ihm endlich bewusst. Lange hatte er dies nicht erkannt, aber nun sah er klarer als jemals zuvor. Es waren Muttergefühle. In jenem Moment fühlte er sich wie eine Mutter. Und Yoh hätte das niemals von sich gedacht…doch es gefiel ihm. Es war ein schönes und warmes Gefühl, die Kleine zu halten. Opacho öffnete ihm für etwas die Augen, ohne es bewusst zu tun und das war Folgendes:…nämlich, dass Yoh Mutter sein wollte. Es war endlich in ihm wach geworden. Er würde Mutter sein. Und er wollte es dann auch. Er hatte es im Blut. Egal ob es sein eigenes Kind war oder Opacho.

Er löste sich etwas von ihr und sah zu der Kleinen lieb lächelnd runter. Sie sah nur hoch und weinte weiter. Danach gab er ihr einen sanften und ruhigen Kuss auf die große Stirn. Es war okay. Sie hatte ihre Eltern verloren. Sie durfte so viel weinen, wie sie wollte. Er wurde sie halten und behüten. Von dem Tag an…war sie seine Tochter. Keiner konnte das mehr ändern. Also strich er ihr danach über das wollige Haar und sprach runter:

„Es ist alles gut, Opacho…Ich passe auf dich auf. Ich bringe dich hier weg.“

Dann drückte er sie wieder an sich und wollte aufstehen, doch als etwas rechts neben ihm schepperte, verblieb er in seiner Position und sah erschrocken dort hin.

Er konnte sehen, wie der gewaltige Bär durch einen brennenden Wigwam rannte und sich danach schüttelte. Hinter ihm riss der Wigwam zusammen und er bekam die Flammen auch gleich aus seinem Fell, fauchte zu dem zerstörten Heim eines Menschen. Doch das hielt nicht für lange, als seine Nase einen Geruch wahrnahm und ihn schnüffeln ließ. Kurz darauf sah er auch schon zu Yoh rüber…der ihn noch immer voller Schrecken im Auge behielt. Er musste sogar anfangen zu zittern und das Biest knurrte zu ihm rüber. Fletschte die großen Zähne, die noch immer voller Blut waren, von den Patcheen, die es getötet hatte. Er randalierte noch immer. Er hatte die Männer getötet und nun zerlegte er das Dorf. Wie groß musste, sein Hass nur in ihm sein, dass er nicht mal vor Unschuldigen haltmachte? Doch das war nicht mehr wichtig, denn er bewegte sich lauernd und auf allen Vieren langsam auf Yoh zu. Behielt in mit einem scharfen Blick im Auge und knurrte dabei mit den Zähnen grinsend.

Der Junge drückte die Kleine nur noch mehr an sich, die jedoch auch anfing zu zittern und verblieb an Ort und Stelle. Er drehte sich danach direkt zu dem Tier. Opacho wurde so sehr an ihn gedrückt, dass sie nicht sah, was passierte. Das große Tier nicht sah, das immer näher kam. Und Yoh würde nicht fliehen, das war Blödsinn. Er war nicht dumm. Das Biest würde ihn so oder so einholen, egal was er auch tat, also ergab er sich teils seinem Schicksal und verblieb an der Stelle. Dennoch wollte sein Kopf dieses Leid nicht akzeptieren. Das durfte nicht sein. Er hatte eben ein Leben gerettet und nun sollte es wieder genommen werden? Das war nicht fair! Und je näher der Bär kam, umso mehr verwandelte sich Yoh in eine Löwenmutter und drückte Opacho noch schützender an sich. Knurrte dann sogar leicht vor Wut. Er hatte sich verändert.

Apollo war noch gut zwei Meter von ihm entfernt und Yoh konnte auch das Blut sehen, das in seinem blauen und mit Sternenflecken schimmernden Fell hing. Er roch bitter und nach Tod. Und mit genau derselben Einstellung kam er auf die Menschen zu. Er wollte sie töten. Doch der Junge gab nicht auf. Er wusste, was los war. Sein Blick änderte sich und die Wut verschwand. Es war nicht nötig. Und dann sah er den Bären plötzlich sanft an. Er hatte es verstanden und wollte nicht aufgeben, also sprach er plötzlich:

„Es tut mir leid, Apollo.“

Der Bär blieb plötzlich stehen. Es war komisch, aber er sah den Jungen auf die Entfernung an, als könnte er ihn verstehen. Er rührte keinen Muskel mehr und lauschte als Yoh weiter sprach:

„Es war nicht richtig, was unsere Krieger getan haben. Sie hätten ihm Respekt zollen sollen, wie es sich gehört. Und ich kann deinen Zorn verstehen. Aber ich bitte dich…dieses Kind hat nichts damit zu tun. Bitte, zügel deinen Zorn.“

Apollo starrte sie nur weiter an und regte sich nicht einen Meter von der Stelle. Er schien wirklich zu verstehen und deswegen hielt er auch inne…Aber nichts konnte den Zorn besänftigen, den er in sich hatte. Also brüllte er aufs Neue und kam dabei auf die Hinterbeine. Mit dieser Stellung lief er dann weiter gezielt auf den Menschen zu und fletschte die Zähne. Yoh verstand was los war und knurrte dann zurück. Der Gott hatte sich entschieden. Nämlich für den Tod. Er wollte töten und er würde auch vor ihnen keinen Halt machen, bis sein Zorn gestillt war. Er hatte ihnen bereits alles, was sie besaßen, genommen. Nun nahm er noch zusätzlich das Leben eines Kindes und der besonderen Kreatur, die es in den Armen hielt. Etwas, was weder nach Männchen noch nach Weibchen roch. Und als er fast bei ihnen war, nur wenige Schritte vor ihnen stand und nach unten brüllte, weit mit der rechten Pranke ausholte, da drückte Yoh das Kind schützend an sich und schloss die Augen. Er hatte versagt. Aber er würde sie niemals allein lassen! Und Apollo krisch danach nur…aber nicht vor Zorn, sondern vor Schmerz.

Es war deutlich zu hören wie sich seine Tonlage anders anhörte und verwirrt sah Yoh wieder auf und vor sich. Sah hoch zu dem gewaltigen Tier, das noch immer auf zwei Beinen stand und krisch. Er hatte Schmerzen und Blut tropfte zwischen seinen Hinterbeinen auf den trockenen Boden unter ihm. Erst verstand der Junge nicht, was passiert war, denn es ging alles so verdammt schnell. Aber dann erkannte er jemanden, der nicht hier sein sollte. Sein langes Haar flog im heißen Wind des Dorfes und sein Speer steckte tief in der rechten Seite der Kehle von Apollo. Riss dort eine tiefe Wunde hinein, während der Krieger noch immer auf der Schulter des Tieres stand und seine Waffe fester ins Fleisch drückte. Voll in der Absicht, es zu töten. Yoh konnte seinen Augen nicht trauen. Es war Hao…und er legte sich mit einem Gott an.

Er war wirklich gekommen, um sie zu beschützen. Hatte sich ebenfalls mit voller Absicht Goldva ihren Worten entrissen und kämpfte nun gegen Apollo. Nicht größer könnte die Schande sein, denn er griff einen Gott an und hatte ihn sogar schon verletzt. Doch das schien ihn nicht zu kümmern, als er erneut fester den Speer in die Wunde drückte und es stärker blutete. Der Bär krisch auf und drehte sich auf der Stelle, schlug mit den Pranken um sich, aber konnte sie nicht hoch genug heben, um an den Feind heranzukommen. So hielt sich Hao auch noch eine Weile auf dem Tier und sein Griff war fest an seiner Waffe. Doch als Apollo auf alle Vier ging, da musste der junge Krieger die Segel hissen und verschwinden. Der Bär schüttelte sich kurz darauf und Hao riss sich dabei los. Er sprang von dem Tier und landete schützend und mit dem Speer in beiden Händen vor Yoh und Opacho, die ihn völlig fassungslos ansahen. Sein Poncho war weg und er war in voller Kriegermontur gerüstet. Was…Was tat er da?! War er verrückt geworden?! Doch schnell sah er runter und zu ihnen hinter, fauchte dabei:

„Nimm Opacho und verschwinde von hier!! Ich halte ihn auf!!“

Yoh sah ihn an. Nein. Das war kompletter Wahnsinn, was er vorhatte! Der Junge schüttelte den Kopf und sprach lauter zu Hao hoch:

„Nein! Das ist zu gefährlich, Hao! Bitte komm…!“

„Geh endlich Yoh!!“

Und dann stürzte er sich wieder schreiend nach vorne und frontal auf den Bären zu, der ebenfalls brüllte und etwas geduckter in eine drohende Kampfposition ging. Hao stand vor ihm und stach schützend mit der Waffe nach vorne, so dass Apollo auf krisch und mit der rechten Klaue danach schlug. Er traf aber sein Ziel nicht, denn der Junge zog die Waffe schnell zurück und dann wieder vor. Wich den Angriffen damit aus. Er wollte ihn auf Abstand halten und Yoh genug Zeit geben um zu fliehen, deswegen machte er das und der Junge hinter ihm saß noch immer da. Er wusste nicht, was er tun sollte. Natürlich musste er erst mal die Kleine in Sicherheit bringen. Nichts war wichtiger. Aber dennoch sagte ihm sein Herz zu bleiben. Er wollte Hao nicht allein lassen. Zum ersten Mal in seinem Leben fühlte er so. Doch als Opacho anfing bitterlich zu weinen und zu zittern, da riss es Yoh aus seiner Starre und er sah zu ihr runter. Sah das Elend. Was…was machte er da? Sein Kopf dachte wieder klar, also kam er auf die Beine und wand sich schweren Herzens ab. Rannte so schnell wie er konnte zurück zu dem Treffpunkt im Dschungel. Er musste sie in Sicherheit bringen und noch mehr als das…musste er Hao vertrauen. Er war einer der besten Krieger im Dorf. Wenn einer gegen Apollo länger durchhielt, als alle anderen, dann war es Hao. Also rannte er noch schneller als zuvor weiter und verzog das Gesicht schmerzlich. Der Gedanke tat ihm weh, aber wärmte ihn auch zur selben Zeit. Er war gekommen. Hao war gekommen, um ihm zu helfen…und zu beschützen. Und genau deswegen würde er zurückkommen! Yoh ließ ihn nicht allein!

Hao dagegen behielt genau im Auge, ob Yoh endlich außer Reichweite war und kaum als es funktioniert hatte, der Junge endlich weg war, konnte er auch klarer denken. Er hätte das niemals von sich selbst gedacht, aber Yoh lenkte ihn doch sehr ab. Oder zumindest seine Anwesenheit tat es, denn er konnte nicht klar denken, ohne sich um ihn sorgen zu müssen. Es klang komisch, aber Hao hatte Yoh schon immer geliebt seit sie Kinder waren. Seine Sicherheit ging bei ihm über alles andere und so zögerte er natürlich auch nicht eine Sekunde ihm zu folgen. Goldva hatte ihn angeschrien und gedroht, er würde kein Häuptling werden, wenn er sich gegen die Götter erhob. Aber Hao war das völlig egal gewesen. Es ging ihm nur um den Menschen, den er liebte. Um seinen Verlobten und seine zukünftige Braut. Und es war ihm egal, ob er Häuptling wurde oder nicht. Ohne zu zögern, gab er seinen größten Traum auf und das nur für den Menschen, den er liebte. Also riss er sich zusammen und fing an zu kämpfen. Er würde diesen Bären bezwingen und wieder Frieden in ihre Heimat bringen. Er und seine Jungs hatten diesen Schatten heraufbeschworen und nun bog er es wieder gerade…Also rannte er auf den Bären zu und warf sich todesmutig in den Kampf.

Nachdem Yoh die kleine Opacho in Sicherheit gebracht hatte, rannte er wieder zurück zu Hao. Sein Herz donnerte, seine Luft wurde knapp, weil er so erschöpft war vom Rennen und die Panik in ihm und seine Gedanken drehten sich nur um seinen Verlobten. Er wusste nicht, was er tun sollte. Was sollte er tun, wenn Hao…tot war? Wenn er ihn fand und er im Sterben lag. Sein Hirn malte sich schon die schlimmsten Szenarien aus und befeuerte nur noch mehr seine Panik. Sie kannten sich nun so viele Jahre. Sie waren am selben Tag geboren worden und in derselben Stunde. Doch noch nie zuvor hatte er so viel Angst um ihn gehabt. Nicht mal als er das erste Mal mit auf die Jagd ging. Oder bei anderen Unfällen, die ihnen als Kinder so passierten. Und als er endlich wieder im Dorf ankam…wurden seine Sorgen teils bestätigt.

Er sah, wie Hao kämpfte, um das gewaltige Tier rannte und es immer und immer wieder von den Seiten attackierte. Jedes Mal aufs Neue den Speer in das Fell und Fleisch des Monsters schlug. Apollo reagierte auch jedes Mal mit Brüllen und Schlägen nach ihm, die aber ihr Ziel verfehlten. Es sah aus, als würde der junge Krieger führen…aber da war sich Yoh nicht mehr sicher, als er die Verletzungen sah, die Hao davon trug.

Seit er zur Hilfe geeilt war, trug er nicht mehr seinen Poncho, ohne den er eigentlich nirgends hinging. Sein Oberkörper war komplett frei und nur ein rotes Band am rechten Oberarm schmückte ihn, so wie eine Kette aus Wolfszähnen um seinen Hals, die man meist wegen des Ponchos nicht sah, da sie darunter verschwand. Seine lange und weiße Hose hatte bereits leichte Blutstropfen an sich kleben und sein Oberkörper zeigte Schrammen und leichte Kratzer, die nun deutlich zu sehen waren. Es waren aber keine Krallen-Spuren, dann sähe das schlimmer aus. Es schienen Schrammen von Stößen und vom Fallen auf den harten Boden zu sein. Lediglich seine rechte Schläfe hatte eine tiefere Kratzspur, die von einer Kralle stammt, der er gerade noch ausweichen konnte. Hätte Apollo ihn mit der Pranke getroffen, wäre sicherlich sein Kopf ab!

Yoh sah ihn keuchen und weiterhin hartnäckig kämpfen. Hao sollte fliehen, aber sein Stolz ließ das nicht zu. Wenn er jetzt floh, würde der Bär sicherlich wiederkommen, sobald seine Wunden verheilt waren und dann fing alles wieder von Vorne an! Hao hatte erkannte, dass ihr Gott zornig war und jetzt würde er es noch mehr sein als zuvor. Er hatte den Frevel begangen, ihn herauszufordern. Nun ging es um Leben und Tod. Und wenn er nicht gewann…dann waren alle anderen vielleicht immer wieder in Gefahr! Er tat das nicht mehr nur für sich und Yoh, auch wenn das der Hauptgrund gewesen war. Das war für die Zukunft. Für alle in seinem Dorf und für seinen eigenen Nachwuchs. Niemand sollte mehr in Angst vor Apollo, dem Gott der Stärke, leben. Es wurde Zeit, sich gegen ihre Götter zu erheben und ihr Schicksal selber in die Hand zu nehmen. Etwas, was nur er bisher verstanden hatte. Und wenn er noch immer Häuptling werden könnte…dann würde er dafür sorgen, dass es alle sehe sehen würden. Also griff er erneut brüllend an und rannte frontal auf ihn zu.

Apollo stellte sich auf seine Hinterbeine und holte mit beiden Pranken gleichzeitig nach oben aus. Er schien nur zu drohen und nicht zuschlagen zu wollen, was auch sicherlich bei jedem funktionieren würde, aber Hao ließ sich davon nicht einschüchtern. Er zielte bereits auf die Brust. Hatte genau die Stelle im Blick, wo er seinen Speer hineinstechen würde, um das Herz zu treffen. Der Bär war zwar eine Hülle ihres Gottes, aber er war dadurch sterblich und nur so in der Lage ihnen zu schaden. Wenn er diese Hülle brach, dann entwich seine Seele und konnte ihnen nichts mehr tun. Ein Geist konnte Sterbliche nicht verletzen. Er zielte genau…aber bremste sofort ab. Denn aus seinem Augenwinkel sah er seinen Verlobten.

Hao konnte Yoh gerade noch erspähen, der etwas ab Abstand stand und ihm erschrocken dabei zusah, was er tat. Sich wieder in Gefahr begab, weil er zurückkam. Sein Verstand schaltete sich ab, als er ihn sah. Der Junge schien erstarrt und wollte näher kommen, als er besorgt rief:

„Hao!“

Nein. Was machte er hier?! Warum kam er zurück?! Der Ältere fauchte zu ihm:

„Was machst du hier, du Trottel?! Verschwinde!!“

Er verstand nicht, dass Yoh nur seinetwegen hier war. Sein Herz ihm das gesagt hatte und er ihn nicht allein lassen konnte. Es war gut gemeint gewesen. Doch es verkomplizierte alles nur noch mehr…Und hinterließ eine Lücke zum Angriff. Es lenkte Hao für eine Sekunde ab und das hatte völlig gereicht, dass sich der Bär vor seiner Nase auf alle Viere begab und erneut brüllte. Er fauchte den Jungen an, der wieder vorsah und nicht der Pranke ausweichen konnte, die auf ihn zu donnerte. Er zog gerade noch, zur Abwehr, den Speer mit beiden Händen fest vor sich und spürte dann auch schon die Kraft des Tieres durch sich scheppern. Apollo hatte den Speer erwischt und feuerte nicht nur ihn, sondern auch seinen Besitzer nach links und mehr in die Nähe von Yoh, der Hao fliegen und hart auf den Boden aufschlagen sah. Ein Schrecken jagte durch den Jüngeren und er sah ihn erstarrt an. Als sein Verlobter so völlig regungslos auf dem Boden lag, den Speer links neben sich, da hatte Yoh das Gefühl sein Herz würde stehen bleiben.

Alles passierte in Zeitlupe vor seinen Augen. Er sah den Bären erneut auf den Hinterbeinen, der wütend brüllte, das ganze Blut an dem Tier und an seinem Verlobten, der noch immer dort lag und nichts tat. Hatte er das Bewusstsein verloren?! Und Yoh wurde klar…das es seine Schuld gewesen war. Hao hatte sich seinetwegen ablenken lassen. Weil er zurückgekommen war, verdammt! Und als Apollo wieder auf die Viere kam und zielstrebig auf Hao zuschritt, da löste sich alles in Yoh und er rannte zu seinem Verlobten. Er rief nach ihm. Es tat ihm so leid! Er hatte das alles nicht gewollt! Er wollte nur zu dem Jungen, den er…

Dann kam er bei Hao an und ließ sich links neben ihm auf alle Viere fallen. Yoh hatte den kommenden Apollo komplett ausgeblendet und seine Aufmerksamkeit lag völlig auf dem Krieger vor ihm. Seinem Krieger, der für ihn gekommen war, um ihn zu retten. Schuldgefühle fluteten ihn komplett und er fing an zu weinen, während er an Hao rüttelte und versuchte ihn zu wecken. Immer und immer wieder stammelte er: Es tut mir so leid. Oder: Bitte wach auf. Sie hatten sich gestritten. Und Yoh wollte ihn nach diesem Streit für immer hassen. Doch er konnte es nicht. Ihm wurde bewusst, dass er das niemals geschafft hätte, egal wie sehr er es auch versuchte. Und das lag an einer simplen Tatsache, die er lange versucht hatte zu ignorieren. Sein Herz aber hatte ihn nach dieser selbstlosen und mutigen Aktion von Hao komplett eingeholt. Er war sich nun sicher und das ließ ihn nur noch mehr weinen und betteln, dass sein Verlobter aufstand…Er liebte ihn. Und daran gab es nichts zu beschönigen. Es war klare und reine Liebe, die nur von seiner eigenen Angst und Wut unterdrückt wurde. Nicht die Wut auf Hao…sondern auf sich selbst. Dass er immer versucht hatte, wie er zu sein und nicht akzeptierte, wer er wirklich war. Aber nun hatte er das getan. Er war anders. Und wenn das dazu führte, dass er und Hao zusammen sein könnten, dann nahm er das dankend an. Dieses ungewollte und verfluchte Geschenk, welches sein eigener Körper war. Er wollte einfach nur, dass er wieder aufstand! Er sollte ihn anschreien und sich mit ihm zanken! Genau wie vorhin!

„Hao! Bitte steh auf Hao!! Es tut mir leid!! HAO!!“

Danach sah er rechts neben sich und bemerkte, wie nah Apollo plötzlich gekommen war. Erschrocken sah Yoh ihn an und bemerkte den bösartigen Blick, aus diesen gelben Augen, den ihm das Tier zuwarf. Er wollte töten…und wie es aussah, hatte er soeben ein unschuldiges Opfer ins Visier genommen. Apollo sabberte und dies vermischte sich mit dem Blut an seiner Schnauze und tropfte zum Boden. Er stand schrecklich nach Tod und Blut und noch schlimmer wurde es, als er fauchte und nach dem Jungen vor sich biss. Seine Zähne würden sich in Yoh rammen und dann würde er ihn zerfetzten…doch das passierte nicht, denn Hao warf sich dazwischen. Schnell und gezielt raffte er sich knurrend auf und riss Yoh auf den Boden vor ihnen. Er stützte sich über ihn und schütze ihn somit mit seinem Körper. Der Jüngere sah nur erschrocken, auf dem Rücken liegend, dabei zu, wie Hao gebissen wurde. Blut spritzte ihm leicht entgegen und tropfte auf seine Wangen, als er sah, wie der Bär seinen Kiefer in die rechte Schulter des Mannes schlug, den er liebte.

Hao konnte nicht anders. Sein Körper hatte sich bewegt und sich vor seine Braut geworfen. Yoh war seine Zukunft und alles, was ihm wichtig war. Niemals würde er zulassen, dass er verletzt werden würde. Er liebte ihn und ließ ihn nicht im Stich.

Aber sein Verlobter war wie erstarrt und konnte nur dabei zusehen, wie Hao aufschrie und von Apollo hochgerissen wurde. Das Tier kam auf die Hinterbeine und hatte den Jungen in seinem Biss gefangen, der sich immer tiefer in die Haut und das Fleisch bohrte und ihn nicht mehr entkommen ließ. Natürlich riss sich der junge Krieger schnell zusammen und sah, nach dem Schrei, verbissen und aggressiv zu der Schnauze neben sich, packte sie mit beiden Händen und versuchte sich aus dem Biss zu lösen. Er kämpfte. Er kämpfte noch immer und Yoh setzte sich wieder aufrecht, sah hoch zu ihnen und fing an zu weinen, als Hao erneut schrie vor Schmerz. Dieser Schrei quälte den Jüngeren und tat schrecklich weh. So sehr, dass er selber verzweifelt rief:

„Nicht!! Bitte lass ihn los!! Hao!!“

Er versuchte noch immer an den Gott zu appellieren, doch dieser war taub für die Worte der Menschen geworden. Statt ihn loszulassen, fing er an den Jungen zu schütteln und der kämpfte weiter gegen das Maul an, das ihn hielt. Doch so langsam spürte auch Hao, wie er immer schwächer wurde. Die Wunde machte ihm zu schaffen und die Schmerzen wurden unerträglich. Und es war in dieser Sekunde, als Yoh die Schwäche auf seinem Gesicht erkannte…dass er sich in Bewegung setzte. Er packte sich entschlossen den Speer und stand sofort auf. Dann sprang er nach vorne und stach mit der Spitze in den Bauch des Bären, der nun komplett frei war und als Schwachpunkt diente. Als sich die Spitze in die Haut riss, reagierte der Bär auch sofort und brüllte auf. Dabei ließ er Hao fallen, der hart auf den Boden donnerte und mit der rechten Hand seine blutige Schulter fasste. Sein Gesicht war verzerrt vor Schmerz und seine Augen geschlossen, doch er musste sich fokussieren und sah neben sich zu Yoh, der die Waffe vor Schreck losgelassen hatte und wieder wie angewurzelt da stand. Er war schockiert über das, was er getan hatte. Noch nie hatte er jemanden angegriffen. Dabei fasste er sich mit beiden Händen an die Brust und sah schlotternd zu dem Gott auf, der aufgehört hatte zu brüllen und zu ihm runtersah. Noch immer steckte die Waffe in seinem Bauch, aber er schien taub dafür zu sein, denn er wollte einfach weiter auf den Hinterbeinen angreifen. So hob er beide Pranken hoch und fauchte. Wollte angreifen, aber dieses Mal kam ihm Hao zuvor. Er riss sich zusammen und stand auf. Im Nu hatte er sich seinen Speer gepackt, zog ihn mit beiden Händen aus dem Leib der Bestie und stand vor Yoh. Er schütze ihn und stach dann brüllend nach oben. Und dieses Mal…hatte er sein Ziel nicht verfehlt.

Er traf die Stelle an der Brust, dort wo das Herz schlug und kämpft sich zwischen den Knochen bis zu diesem durch. Das Schreien der Bestie wurde immer höher und lauter vor Wut und Schmerz. Immer tiefer gelangte Hao mit dem Angriff, bis er das durchbohrte, was Apollo am Leben hielt. Das Tier stockte in seinem Brüllen und verharrte an der Stelle. Schlagartig wurde es still und kein Laut, aus dem Knistern des Feuers um sie, war zu hören. Und dann füllten sich die Augen des Bären mit Leere…Wenige Sekunden danach brach er zusammen. Sein Herz wurde durchbohrt. Sein Leben beendet. Apollo war gefallen und besiegt.

Es tat einen lauten Schlag als er auf den Boden donnerte und Hao sah ihn keuchend an. Sein Blut rann noch die rechte Seite seiner Brust runter und dann brüllte er wütend. Es war ein Sieges-Brüllen aus Wut und Schmerz und dann ließ er den Speer los. Es war vorbei. Er hatte gewonnen. Er hatte als erster in ihrer gesamten Linie von Ahnen einen Gott getötet. Und keiner würde es ihm danken, sondern ihn dafür hassen.

So ließ er sich auf den Hintern fallen und saß keuchend einfach da. Sah auf den erlegten Bären, dessen Glanz im Fell verglühte und ihn pechschwarz werden ließ. Da war nichts Göttliches mehr an ihm. Er war nur noch totes Fleisch. Doch Hao hatte sich in einem Punkt geirrt…denn einer dankte ihm.

Yoh kam neben ihm auf die Knie und sah ihn an. Er sah zurück. Auf den erröteten Wangen konnte er die Tränen rollen sehen, die sich der Jüngere nicht mehr verkneifen konnte. Hao lächelte kurz über seinen Schmerz hinweg. Er war so wunderschön, auch wenn er weinte. Die Erinnerung an vorhin kam zurück. Hao hatte was zu erledigen, am besten noch bevor er verblutete. Dann zuckte er kurz zusammen und gab locker von sich:

„…Vielleicht bin ich ein riesen Arschloch für dich Yoh….Aber hey…welches Arschloch kann schon von sich behaupten einen Gott erlegt zu haben, oder? Das kann mir…keiner mehr nehmen.“

Er war schwach und Yoh zog sofort den langen Schal aus, den er um seinen Hals gehabt hatte, verband damit die Wunde und sprach traurig:

„W-Warum hast du das getan? Warum hast du mich beschützt? Du hast einen Gott erlegt, Hao. Keiner wird dich nun mehr als Häuptling haben wollen…“

Sein Gegenüber zuckte aber nur mit den Schultern, während hinter ihnen langsam alle Patcheen wieder zum Dorf zurückkamen, nun da die Gefahr gebannt war. Er lächelte frech und sprach:

„Weil ich dich beeindrucken wollte. Nein…das stimmt nicht. Ich denke, du weißt bereits, warum ich das getan habe. Und ich hoffe, du verstehst es nun endlich Yoh.“

Dieser sah ihn genau an. Wollte genau hören, was gleich über diese Lippen kam und dann setzte sein Verlobter lächelnd fort:

„…Ich bin dir gefolgt, weil ich meine Familie beschützen wollte. Opacho…und erst recht dich, Yoh. Ich weiß, du kannst mich nicht ausstehen, seit wir und kennen. Vielleicht hasst du mich sogar. Aber ich kann meine Gefühle nicht mehr verbergen. Und als ich dich zum Dorf rennen sah…da wusste ich, dass ich dir folgen muss. Denn du bist meine Zukunft. Verlobung hin oder her…Ich liebe dich und ich hoffe, dass du das akzeptieren kannst, auch wenn es bei dir nicht so ist. Ich will nur das Beste für dich und es tut mir leid, dass ich vorhin so respektlos gewesen bin. Das war ein Fehler und vielleicht…habe ich das hiermit wiedergutgemacht…Oder Yoh?“

Das hatte er. Und alles, was er als Antwort bekam, war ein Nicken gefolgt von einem Kuss. Ein ehrlicher und aufrichtiger Kuss auf die Lippen von seinem Verlobten. Dieser hatte sich nach vorne geschmissen und ihn mit beiden Armen fest um den Nacken umschlungen. Küsste ihn, als hätten sie es schon immer getan. Yoh besiegelte seine Gefühle und sein Schicksal mit diesem Kuss. Er liebte ihn. Er hatte ihn auch schon immer geliebt, aber nun hatte er es verstanden. Er war gekommen, um ihn zu retten und das machte ihn glücklicher als alles andere auf der Welt. Jemand sorgte sich um ihn und liebte ihn so wie er war. Nichts konnte das toppen. Von da an ging es nur noch in eine Richtung. Er wusste das. Diese schreckliche Nacht war ein Ende und ein Anfang zugleich. Er löste den Kuss und schmuste sich an seinen Liebsten, als er dabei weinte und sprach:

„Es ist alles okay. Ich…ich liebe dich auch Hao…“

Es war ein Versprechen, das nicht mehr zu brechen war. Liebe ist wie ein Treffen, ein Abschied und dünne Seide. Und egal, was auch passieren würde. Sie waren nicht mehr zu trennen. Die Zeit verging…Und bereits drei Monate später lief Yoh durch das neue Dorf und hielt sich lächelnd den Bauch. Er war auf dem Weg zu Hao seinem Zuhause. Wusste nicht wie er es sagen sollte, nur dass es sein musste und er sehr nervös war. Vor zwei Wochen war das Sternenfest gewesen und dort war es geschehen. Hao war wieder völlig genesen und wie immer. Trotz seiner Aktion mit Apollo ließ Goldva zu, dass er weiterhin Häuptling werden könnte. Offenbar hatte sie etwas erkannt, was sonst keiner sah. Hao und Yoh waren nicht mehr zu trennen. Ihre Seelen waren seit ihrer Geburt einander verbunden und das war die stärkste Bindung, die es geben konnte. Selbst wenn sie sich in andere verliebt hätten, wahre Liebe gab es nur zwischen ihnen. Und wenn sie sich fanden…dann paaren sie sich auf Lebenszeit miteinander. Es gab nur noch sie. Treue war ungebrochen bei ihnen. Und genau aus dem Grund…hatten sie beim Sternenfest miteinander geschlafen. Allein, wenn Yoh daran zurückdachte, musste er lächeln. Sein Schicksal erfüllte sich und er blieb stehen. Sah an sich runter und lächelte erneut. Er konnte es bereits spüren. Neues Leben wuchs und wärmte ihn innerlich…Er war schwanger.
 

Mein Vater nahm mich einst zu dem heiligen Platz als ich noch ein Kind war. Ich nahm seine Hand und fragte: Wer herrscht über diese Welt? Und wo ist der Himmel? Als ich in diese Welt geworfen wurde, da sagte man ich wäre anders, aber warum? In einer Welt, die mir nichts gibt, brauche ich etwas, um meinen Glauben nicht zu verlieren. Aber ich habe das Vertrauen in meinen goldenen Käfig verloren. Ich bin wie ein gebrochener Pfeil. Habe für meinen eigenen Himmel gekämpft. Wen soll ich anschreien? Oder wem soll ich folgen? Wer ist mein Retter? Der mir nicht den Rücken zuwendet, wenn ich ihn brauche. Wenn es nur ums Überleben geht, wie kann ich da an Sünden glauben? Diese Welt blutet gerade und du kannst es auch sehen, nicht wahr? Doch ein blauer Himmel soll für immer strahlen und das grüne Gras sich zum Wind tanzend beugen. Es würde ein viel schönerer Anblick sein, wenn du hier bei mir wärst. Wenn du mich nicht kennengelernt hättest, würde ich auch völlig alleine klarkommen. Denn niemals hab ich mich so alleine gefühlt wie jetzt, aber dann kamst du. Also, was soll ich jetzt tun? Ich bin wie gestochen in dich vernarrt. Mein Körper schmerzt, wenn du gehst. Meine Stärke lässt immer mehr nach, je weiter du dich entfernst. Liebevoll gabst du mir alles, was du hattest und so vieles mehr. Du hast mich glücklich gemacht. Wenn du mir Spaß bringst, lässt es dich auch lächeln, aber nun spüre ich, wie dies mir Angst macht. Liebe sollte niemals so eine verrückte Sache sein wie bei uns. Denn wer hat schon Zeit für Tränen? Niemals dachte ich, dass ich hier sitzen würde und nach deiner Liebe weine. Bis jetzt.
 

Seelenlos. Das war die beste Beschreibung, die ihm einfiel, als er dieses Auge sah.

Ein kaltes, blutrünstiges und grausames Auge, das in so einem starken Gelb leuchtete in der aufgehenden Sonne der Morgendämmerung. Da war kein Mitleid, keine Angst und kein Gefühl mehr in diesem. Nur noch der Drang zu töten oder anzustecken. Doch in dem Falle war es mehr das Töten. Für Hana war es, als würde man kurz in einen Spiegel sehen, denn genauso war es auch bei ihnen gewesen. Diese Gefühle bei dem Urheber der Krankheit zu sehen ließ ihm nur noch mehr einen Schauer über den Rücken jagen und erkennen, dass es sich wirklich um einen Fluch handeln musste. Kein Lebewesen auf dieser Welt konnte so voller Hass und Mordlust sein. Doch er war bereit, sich diesem stellen zu müssen.

So Hana stand schützend und etwas gebeugt vor Sakurai, der hinter ihm am Boden lag und noch immer nicht das Bewusstsein wiedererlangt hatte. Es war vieles passiert in der letzten Nacht und auch er selbst müsste sich eigentlich noch sehr stark davon erholen. Doch dafür war keine Zeit mehr. Immerhin konnte er wenigstens stehen und war etwas fit. Sakutaro dagegen hatte die Krankheit böse und länger im Griff gehabt als ihn. Dass er noch schwach und bewusstlos war, konnte man ihm also nicht mal übel nehmen. Aber es passierte leider zum falschen Zeitpunkt und in der ungünstigsten Situation. Was sollte er tun?

Der Blonde stand da und er konnte nicht verbergen, dass seine Beine leicht schlotterten. Einmal wegen der noch immer leichten Schwäche in seinen Knochen, was von der schnellen Heilung der Krankheit kam und zum Anderen, weil dieses Biest nicht weit weg vor ihm stand…und es sah schrecklich aus. Hana hatte es damals nicht wirklich gesehen. Es hatte ihn so schnell von hinten überrannt, angefallen und zu Boden gerissen, bevor er überhaupt wusste, was los war. Noch dazu war es dunkel gewesen. Alles, was er damals sah, waren die Augen und Zähne der Kreatur gewesen. Zumindest das, was er am deutlichsten erkannt hatte in all der Panik und der Hektik. Der Rest war mehr wie ein Schatten in seinen Erinnerungen, den er dann nur noch in den Hecken verschwinden sah, nachdem Paku geholfen hatte. Damals verdrängte sein Verstand teils auch, was es gewesen war. Doch nun sah er es genau vor sich und die blutige Morgenröte gab dem ganzen einen Anblick als würde ihn der Tod persönlich besuchen. Wodurch der Junge inzwischen das ganze Ausmaß der Kreatur vor sich erblickte. Die volle und grausame Pracht.

Es war wirklich eine Art Mischwesen zwischen einem Wolf und Menschen. Das Fell war pechschwarz, das letzte Auge strahlte leer in einem Gelb, die Zähne waren gefletscht und man sah den Wahnsinn in seinem Gesicht aufblitzen, den es, wer weiß, wie viele Jahrhunderte schon mit sich schleppte. An sich hatte es den Kopf eines Wolfes, aber die Ohren standen viel weiter oben am Kopf ab und gingen spitz aufwärts gen Himmel. Der Körper zeigte eine starke und muskuläre Struktur, es lief wie ein Mensch auf den Hinterbeinen, die aber ein doppeltes Gelenk besaßen, sodass es sicherlich auch auf allen Vieren rennen konnte wie ein Tier. Doch statt Pfoten hatte es menschliche Füße und Hände, die viel zu groß für den Rest seines Körperbaus waren. Zumindest wirkte es auffällig. Der Oberkörper war mit Muskeln durchzogen und Hana konnte die Schusswunde in der einen Hälfte der Brust sehen, die ihm Paku zuletzt zugefügt hatte. Sie war inzwischen wieder verschlossen, aber die runde Einschussstelle, welche nun eine Narbe war, war noch genau zu sehen. Geifer lief ihm zwischen den Zähnen aus dem Maul und tropfte nach unten, dabei sah es den Jungen vor sich so voller Gier an, sodass es langsam die Hände hob, als wollte es schon aus der Ferne nach ihm greifen. Das war aber eine andere Art von Gier als vorhin. Nicht dieselbe, wie er sie bei Saku in den Augen gesehen hatte, denn Sakutaro wollte sich paaren. Seinen ganzen Gedanken drehten sich offenbar darum, warum auch immer, aber dieses Biest hier…wollte töten. Sicherlich hatte es das beim ersten Mal auch bereits versucht, doch Sakurai seine Jacke und Paku sein Eingreifen hatten das Schlimmste verhindern können. Hana konnte nicht glauben, wie viel Glück er doch bisher gehabt hatte. Nicht nur, dass Saku seine Jacke ihn vor einer schlimmen Wunde beschützt hatte, sondern dass dann auch noch einer seiner Jungs auftauchte und ihnen beiden das Leben rettete. Es war als wären sie Hanas persönliche Schutzengel geworden…Naja Paku vielleicht. Sakutaro war nur ein Idiot! Er machte nur Ärger! Mal abgesehen davon, dass er ihn damals zweimal töten wollte. Das nagte übrigens noch immer an dem Blonden. Er war verwirrter als je zu vor, was den Piloten anging. Erst wollte er ihn zweimal töten und dann wollte er sich mit ihm paaren? Sicher lag das auch an der Krankheit, die hatte das befeuert, aber sollte sie damals nicht eigentlich mehr die bereits vorhandene Mordlust in ihm verstärken? Was war da los gewesen? Aber dafür hatte er später noch genug Zeit. Er mal musste der Blonde ihn mal wieder retten!

Hana spuckte kurz neben sich auf den Boden und damit den Rest der Bitterstoffe aus, die von der Osterluzei noch immer in seinem Mund-Raum hingen. Danach wischte er mit dem rechten Arm über diesen. Die Aktion war noch mal gut gegangen, aber was machte er jetzt? Er war verdammt hart auf den Boden der Tatsachen geholt worden und stand nun vor einem Gegner, der bizarrer und tödlicher nicht sein konnte. Noch dazu war er unbewaffnet. Hana war nicht dumm. Er wusste, dass gegen dieses Biest anzutreten der schiere Selbstmord war, aber hatte er eine andere Wahl? Sakutaro war noch bewusstlos und ihn einfach zurücklassen würde er nicht, denn dafür hatte er, für ihn, bereits zu viel durchgemacht! Und nach der letzten Rettung war er ihm noch was schuldig! Doch ohne Waffe waren seine Chancen gleich null. Und während das Biest ihn noch immer anstarrte und seine Zähne immer mehr fletschte, so wie auch seine Finger sich bewegten, als bereitete es sich vor ihn zu packen, sah sich Hana schnell im Raum um. Er machte das sehr schnell, da er nicht wusste, wann es angreifen würde und zum Glück fand er auch etwas, womit er sich wehren könnte! Er schmunzelte frech. Er musste an seinen Vater denken. Das schien in eine ähnliche Situation zu steuern, wie bei ihm. Also sah er wieder zu dem Biest und machte vorsichtig einige Schritte rechts von Saku weg, ohne es aus den Augen zu lassen. Er bemerkte aber, dass der Blick von Onaya noch immer auf Sakurai hing, der wehrlos am Boden lag. Hana sah zu Saku und dann wieder vor. Oh nein! Das konnte er mal glatt vergessen! Feigling! Sich auf einen bewusstlosen stürzen zu wollen! Also blieb er rechts, neben der großen Statue des Wolfs stehen und fing dann an mit den Armen zu wedeln als er fauchte:

„Hey Arschloch! Ich bin hier! Du willst doch mich und nicht ihn!“

Naja eigentlich wollte es bestimmt beide tot sehen, doch Hana schaffte es echt den Blick der Kreatur wieder auf sich zu zerren und es sah böse zu ihm rüber. Endlich fauchte es auch mal tief dabei und krächzte auch noch. Es war ein schreckliches und unheimliches Geräusch. Hana dachte, darin etwas Menschliches gehört zu haben. Er sah es an. Er war so bescheuert und lebensmüde! Aber hey, so kannte man ihn immerhin. Der Dickkopf, der immer sein Leben aufs Spiel setzte, weil er nicht hören konnte. Das hatte er von seinem Vater. Hao machte vielleicht nicht mehr so sehr den Eindruck, weil er älter und weiser geworden war, aber er war früher auch so gewesen. Laut Mutter schmiss er sich immer gerne in Kämpfe, egal ob bedacht oder nicht. Und er hörte meist nur auf sich selbst und kaum auf einen anderen. Er hatte sich auch Goldva widersetzt als Apollo über ihr Dorf herfiel. Damit hatte er seiner Mutter das Leben gerettet, sonst wäre Hana nicht hier. Genau wie auch sein Sohn es gerade tat, so hatte sich auch Hao einem größeren Gegner gestellt, der ihm eigentlich überlegen war. Er hatte einen Gott niedergezwungen…Wurde Zeit, dass Hana das auch tat. Er wollte seinem Vater in nichts nachstehen! Auch wenn es Selbstmord war. Dabei sah er kurz zu Saku rüber. Und er…tat das nicht nur für sich. Was ihm nun mehr Kraft und Zuversicht in seine Fähigkeiten gab. Also sah er wieder vor und böse zu dem Monster, was sich ihm zugewandt hatte. Es war Zeit zu zeigen, was er konnte!

Schnell fasste er hinter sich zu einem modrigen Skelett, das am Boden, zu den Füßen der Statue lag und zerrte einen alten Speer aus den knochigen Händen. So schnell und stark, dass er die Arme des Toten auch abriss und diese dann von der Waffe schüttelte. Scheppernd fielen die Knochen auf den Boden und Onaya brüllte wieder wütend. Hana nahm das aber nicht mehr ernst. Er hatte keine Angst mehr. Nicht mehr vor diesem Ding. Und das lag nur an Saku, er hatte ihm geholfen das zu verstehen. Es gab schlimmere Dinge, denen man sich stellen musste und dies war nichts davon. Hana hatte keine Angst vor Kämpfen oder dem Tod. Sondern nur, dass man sein Herz und seinen Willen brechen könnte und dass er die Kontrolle über sich und sein Handeln verlor. Etwas, was, wenn er ehrlich war, Sakutaro fast geschafft hätte. Allein durch seine letzte Aktion. Unbewusst hatte der ihm geholfen, seinem Teufel entgegenzutreten: körperliche Nähe und Verlust der Kontrolle über sich. Und Hana hatte es überwunden. Fürs Erste zumindest. Ein Kampf war NICHTS dagegen! Und dieses Mal wurde er nicht feige von hinten angegriffen, sondern sah dem Biest ins Auge. Hana schmunzelte frech. Heh, er musste sich nachher eigentlich bei Saku bedanken. Doch hatte er es verdient? Der hatte ihn zwar erschreckt und gefoltert, aber genau das war der Arschtritt gewesen, den er nötig hatte. Nun sah er klarer. Er wusste endlich genauer, was seine Schwäche war. Und so komisches auch klang: solange er Paku und Sakutaro bei sich hatte, wusste er alles würde gut werden. Er wusste es einfach. Obwohl er diese Menschen kaum kannte, gaben sie ihm Stärke und lehrten ihn Dinge, so wie auch Gefühle, denen er sich noch nie gestellt hatte. Er wuchs an ihnen. Und nun war er mal am Zug zu zeigen, was er konnte. Nicht nur für sich…sondern auch für seinen Vater. Wenn Hana hier scheiterte, würde er seinem Vater niemals das Wasser reichen. Mal abgesehen davon, dass er dann eh sterben würde. Alles oder nichts. Das war die Lehre ihrer stärksten Krieger. Und ohne dass Hana es wusste…auch die Faustregel der Zero-Piloten.

Mutig stand er dort. Er hatte Saku seine Jacke nicht an, welche sicherlich nützlicher wäre, als oberkörperfrei zu kämpfen, aber man konnte ja nicht alles haben. Sie hatte ihn schon mal vor dem Biss beschützt, doch Sakurai diese noch zu entfernen, dafür war einfach keine Zeit mehr. Er trug aber noch immer die Fliegerbrille auf seiner Stirn. Nicht einmal, nicht mal bei der versuchten Paarung, hatte er sie abgenommen und irgendwie…schenkte sie ihm Stärke. Es war ein komisches Gefühl. Mit ihr und der Waffe in seiner Hand, fühlte er sich stärker, nicht mehr so alleine und war bereit alles zu geben. Auch fühlte er sich wieder etwas fitter und dachte auch gleich über seinen nächsten Zug nach. Denn der war entscheidend, wie es danach weiter ging.

Das Monster kam langsam und gebückt auf ihn zu. Offenbar schien es selber vorsichtig zu sein, was Hana überraschte, denn bei ihrer letzten Begegnung ist es einfach ohne Rücksicht über ihn hergefallen, als hätte es keine Sorgen vor Konsequenzen. Oder war es wirklich so intelligent gewesen, dass es damals die Lage voll analysiert hatte? Es griff ihn an, als er alleine war und den Rücken zu ihm gedreht hatte. Noch dazu war er nicht bewaffnet gewesen. Obendrein war Saku auch weiter vorne gewesen und bot somit eine Lücke für den Angriff. Raubtiere versuchten meist das jüngere Tier von der Gruppe zu trennen. Aber es war bereits Vergangenheit, denn jetzt stand jemand vor ihm und war bewaffnet. Doch brachte es das zum Zögern? Erkannte es wirklich Waffen? So schnüffelte es plötzlich und ging auf alle Viere vor dem Jungen in Stellung. Versuchte es, die Waffe zu wittern? Keine Ahnung, aber danach gab es ein tiefes Fauchen von sich und lief seitlich auf Hana zu. Versuchte ihn offenbar zu umrunden und etwas genauer zu inspizieren. Damit war es klar: Es suchte sicherlich eine Lücke. Doch die würde es nicht bekommen, denn der Blonde wusste, was es vorhatte. Hana ging ebenfalls etwas in gebückte Haltung und fasste seine Waffe fester, mit beiden Händen, vor sich. Er brauchte einen Plan und das schnell. So wie er die Lage sah, war nichts Göttliches an diesem Wesen und das nur aus einem Grund: Es war geflohen als Paku auf es geschossen hatte und blutete dabei sogar. Da es also körperlich war, besaß es eine Lunge, ein Herz und eine Leber, zerstörte man eines der drei Organe, legte man die Bestie um. So weit, so gut, aber dazu musste er nah genug ran kommen und momentan wollte er das erst mal nicht. Sich ohne genauen Plan auf es zu stürzen wäre dumm und ungern wollte er den ersten Zug machen. Es lag nicht an Angst oder so, denn er hatte keine Angst mehr, aber er fühlte sich dennoch nicht wohl dabei, sich einer Kreatur zu nähern, die weder Mensch noch Tier war. Es war nicht natürlich und das machte Unbehagen. Also hieß es weiter: abwarten.

Sie fingen an, langsam im Kreis zu laufen und verloren einander nicht aus den Augen. Einer lauerte auf den Anderen und wartete auf einen unbedachten Zug, einen Fehler oder sonst was. Etwas, was eine Lücke zum Angreifen ermöglichen würde. Hana selber war so sehr auf die kommende Auseinandersetzung konzentriert, dass er überhaupt nicht merkte, wie er genau beobachtet und analysiert wurde. Das dieses Umrunden ein Plan war.

Das Ringelrei endete so plötzlich wie es angefangen hatte…als Hana bemerkte, wie sich diese Kreatur damit immer näher an Saku herantastete und den Blonden von ihm weg trieb. Sodass Hana erschrocken realisierte, was da gerade passierte und er erschrak. Er war so ein Dummkopf! Wenige Sekunden später sah das Monster ruckartig rechts von sich zu dem Bewusstlosen und fauchte erneut. Dieses Mistvieh! Hatte es das geplant?! Hana erschrak und brüllte wütend vor sich:

„Ich bin dein Gegner, du Scheißvieh!“

Das konnte es mal glatt vergessen! Es wollte noch immer an einen Wehrlosen ran und das auch noch auf die mieseste Art und Weise, nämlich mit Tricks. Doch Hana ließ das nicht mit sich machen. Danach zögerte er auch nicht eine Sekunde und rannte brüllend auf es los. Er war in die Falle getappt. Doch er hatte keine andere Wahl.

Den Speer vor sich haltend und bereit ihn zu benutzen, rannte er weiter. Onaya sah wieder blitzschnell zu dem blonden Jungen hinter, der ihn anfiel und krisch dieses Mal sehr hoch und laut dabei. Dann riss es das Maul unglaublich weit auf und zeigte seine doppelte Zahnreihe und die spitzen, so wie auch verteilten, Zähne darin. Genau diesen komischen Abdruck hatte es bei Saku an der Schulter hinterlassen. Trotz des Brüllens stand es noch immer auf allen Vieren und starrte ihn leblos und unheimlich aus dem einem Auge, was es noch besaß, an. Das Andere hatte ihm Hana ja schon bei der ersten Begegnung genommen. Nun würde er sich gezielt den Rest holen! So holte er nach hinten etwas aus und wollte, im Rennen, mit dem Speer zustechen. Er zielte auf das Zweite Auge und krisch dabei. Doch sein Gegner war nicht dumm und unvorsichtig. Es war alles geplant gewesen, aber Hana bemerkte das viel zu spät. Als er nach vorne stach, um das Auge zu erwischen, machte das Biest einen kleinen Satz nach hinten und der Junge erschrak dabei, denn kurz darauf biss es, hinter der Spitze, in das Holz des Speeres und hatte ihn dann im Maul. Das konnte nicht sein…Hana realisierte es nun auch: Das war geplant gewesen. Onaya hatte ihn bewusst angestachelt und dazu gebracht, anzugreifen. Das war sein Plan gewesen und er hatte funktioniert. Es war, als hätte es gewusst, dass Hana seinen Freund schützen würde, oder es ihn damit kitzeln konnte. Das hatte es getan, indem es zu Saku hin kroch und so tat, als würde es ihn angreifen. Doch der Junge hatte das nicht verstanden und war soeben in die Falle getappt.

Er bremste sofort ab und riss, an dem Griff, den Speer nach hinten zu sich, während Onaya vorne riss und schüttelte. Es hatte so viel Kraft, dass der Junge nach wenigen Sekunden loslassen musste und seine Waffe damit verlor. Entsetzt machte er einen Sprung nach hinten und sah wie noch immer an seiner Waffe gerissen und geschüttelt wurde, als wäre diese ein Tier, das es versuchte zu töten. Es war ein schnelles, skrupelloses und aggressives Reißen. Und Hana war entwaffnet, so wie erneut schutzlos. Doch das musste nicht dringend der Fall sein. Es war dumm und verrückt, aber er hatte da einen Gedanken, um wieder an seine Waffe zu kommen. Also knurrte er und zögerte nicht. Hana wusste, dass wenn er zögerte, meist alles nicht so lief wie er wollte. Also rannte er auf Onaya zu und brüllte dabei. Kurz darauf machte er einen Satz und sprang an den buckligen Rücken des Monsters, hielt sich am Fell fest und kletterte auf diesen. Da es noch auf allen Vieren war, sah es aus, als würde er es reiten. Onaya passte das aber überhaupt nicht und noch bevor es krisch, die Waffe damit fallen ließ, packte sie Hana schnell mit der linken Hand am langen Griff und hatte sie wieder. Die Waffe rutschte aus dem Maul, als es brüllte und mit der rechten Hand hatte der Junge sich fest im Fell vergriffen. Er war wieder bewaffnet, aber danach wurde es das reinste Rodeo.

Hana hatte ja schon wirklich viele verrückte Ideen gehabt, besonders bei der Jagd, aber diese war die absolute Krönung gewesen. So saß er auf dem Rücken eines Ungeheuers und hielt sich mit einer Hand im langen Fell fest, damit er auch nicht heruntergeworfen wurde, während der Gerittene unter ihm schon fast drohte auszurasten vor Wut. Der Wolfsmensch sprang und drehte sich hektisch im Kreis, versuchte den Eindringling von sich zu schütteln, oder zu zerren, indem er dabei sogar versuchte über seine Schultern zu beißen, aber er kam einfach nicht an ihn ran. Hana hatte sich in eine gute Position gebracht, doch konnte selber erst mal nichts machen, solange sich Onaya wehrte. Er musste durchhalten! So gut er konnte! Wenn es etwas schwächer werden würde, dann ergab sich vielleicht eine Möglichkeit anzugreifen. Doch die Frage war eher: wer verlor schneller an Kraft? Der Gerittene oder der Reitende? Allein sich oben zu halten kostete auch eine Menge Energie und Stärke. Flog er runter, könnte es das gewesen sein. Doch der Gedanke war noch weit entfernt…denn er hatte plötzlich andere Probleme.

Sein Gegner schien zu merken, dass er so nicht weiter kam. Also stoppte es und stellte sich von allen Vieren auf und auf die Hinterbeine. Hana erschrak und musste sich nun auch mit der Waffe irgendwie festhalten. Sodass er sich um den Torso des Monsters, mit den Beinen, klammerte und sich auch beide Hände, mit Speer, am Rückenfell festkrallten. Danach ging das Theater weiter und das Vieh versuchte ihn von seinem Rücken zu bekommen, in dem es weiter umhersprang und mit den Armen hinter sich griff. Doch es kam einfach nicht an Hana ran, der dabei immer wieder brüllte, als es ihn jedes Mal knapp mit den scharfen Klauen verfehlte, wenn es nach hinten griff. Lange würde das nicht gut gehen. Er musste sich was einfallen lassen!

So wurde er zornig und sah verbissen zu dem Speer in seiner linken Hand. Er musste es tun! Er musste es einfach riskieren! So langsam war Risiko sein zweiter Vorname geworden. Sich dem Schwung und den Bewegungen des Monsters anpassend, fand Hana auch endlich eine Lücke. Er ließ los, genau in dem Moment wo Onaya kurz innehielt und fasste mit beiden Händen den Speer, dann hob er ihn hoch und ließ ihn brüllend nach unten fahren.

Ein lautes Schreien ertönte und die Spitze der Waffe grub sich in den Rücken des Monsters, zwischen dessen Schulterblättern. Hana wusste nicht, ob er etwas Wichtiges erwischt hatte, immerhin konnte er nicht voll ausholen und Schwung bekommen in der Situation, in der er sich befand. Doch er hatte etwas getroffen, was weh tat und das war schon mal ein Anfang. Dunkles Blut schoss aus der Wunde und er versuchte noch, mit Druck weiter nach unten zu drücken. Er müsste tiefer, denn vielleicht traf er somit den Halswirbel! Das wäre entweder eine tödliche Verletzung, oder eine Lähmung könnte ausgelöst werden. Was gut wäre, denn ein sich nicht wehrender Gegner war so gut wie tot. Doch er kam nicht weiter.

Onaya schrie und hatte Schmerzen, aber dennoch packte er plötzlich, weil Hana seine Position verändert hatte, den Jungen am linken Arm und zerrte ihn von seinem Rücken! Hana schrie auf, als er von dem Monster gerissen wurde und mit seinem Rücken hart den steinernen Boden unter sich küsste. Er konnte schwören, etwas in sich knacken gehört zu haben. Doch es tat nicht weh und er kam gleich wieder frisch auf die Beine und in frontaler, gebeugter Kampfposition vor das Ding, welches sich noch immer auf der Stelle wand und versuchte die Waffe aus seinem Leib zu zerren. Es hatte offenbar echt schmerzen, denn es brüllte auch die ganze Zeit dabei. Oder war es einfach nur wütend? Was auch immer, Hana musste diese Situation ausnutzen und sah sich erneut nach etwas um, damit er sich weiter wehren könnte.

Er hatte eine Idee, als er neben sich zu dem Skelett sah, welchem er schon den Speer abgenommen hatte. So rannte er nach rechts, kam an dem Toten an und zog sich eine spitze Rippe von ihm ab. Der brauchte sie eh nicht mehr. Danach sah er wieder zu Onaya, der noch immer versuchte an den Speer zu kommen und nickte. Die perfekte Lücke! Hana wusste, dass er nicht weit kommen würde, solange dieses Ding noch etwas sah und klar denken konnte. Also wusste er, was zu tun war. Erneut rannte er auf es zu und visierte den Körperteil an, den er loswerden wollte, um die Situation zu seinem Vorteil zu wenden. Sein Herz donnerte und er näherte sich dem Biest immer mehr…doch schlagartig musste er auf der halben Strecke abbremsen, denn wenige Sekunden davor riss sich das Monster den Speer aus dem Rücken und warf ihn wütend hinter sich. Es ging alles so schnell und Onaya seine Konzentration lag sofort wieder auf Hana. Wäre der weiter gerannt, dann wäre er dem Ding voll in die Arme gelaufen! Und das hätte übel ausgehen können. Um an das Auge heranzukommen, muss er frontal darauf zu, das wäre zumindest einfacher als es von hinten zu versuchen, denn er war sich sicher, dass es ihn nicht mehr aus den Augen lassen würde. Hana verletzte es langsam Stück für Stück, aber würde das auch reichen? Dieses Biest war stark gebaut und es hatte einen Schuss aus Paku seiner Waffe locker weggesteckt, was sollte er da mit seinem Zahnstocher schon ausrichten können? Sicher war der Schuss in die Brust nicht tödlich gewesen bei dem Körperbau, aber sicherlich effektiver als wenn man ihm in die Brust stach. Doch er musste ruhig bleiben. Jedes Lebewesen hatte eine Schwachstelle. Niemand war unsterblich, außer Seelen. Der Junge musste einen Punkt finden, der saß. Eine Stelle wo er die zähe Haut umgehen konnte, um an die Innereien heranzukommen. Und da hatte er eine Idee.

Als Onaya sich ihm wieder wütend und fauchend zu wand, die Hände hob und mit den Klauen spielte, als würde es ihn gierig greifen wollen, da kam Hana die Idee. Das Auge. Eigentlich wollte er ihn nur erblinden lassen, um sich so einen Vorteil zu verschaffen, zu können. Ein blinder Gegner war einfach zu umrunden und zu attackieren. Doch er erinnerte sich an das, was seine Mutter ihm mal beigebracht hatte. Da Yoh Schamanin und Heiler zugleich war, war es auch seine Aufgabe gewesen, verletzte Menschen zu behandeln. Was dafür sorgte, dass Hana öfter mal verletzte Mitglieder des Stammes gesehen hatte, wenn Mutter sie behandelte. Sie hatte ihm immer dabei genau erklärt, was sie da tat, damit er wusste, wie er Wunden zu behandeln hatte, sollte es ihn mal erwischen. Der Blonde konnte einfach nicht fassen, wie viel er doch von seiner Mutter und seinem Vater gelernt hatte, ohne es bewusst wahrzunehmen. Yoh lehrte ihn Behandlungen. Etwas, womit er nicht nur Saku, sondern nun auch sich selbst das Leben gerettet hatte. Und Hao brachte ihm bei, geschickt und unerschrocken zu kämpfen. Das war die beste Kombination überhaupt. Er hatte alle Vorteile in der Hand, obwohl er körperlich unterlegen war. Noch dazu war Hana selber gerissen und kreativ. So wusste er auch, was er zu tun hatte. Denn seine Mutter sagte mal zu ihm: Dass man auch an einer Verletzung des Auges sterben könnte. Ein zerstörter Augapfel, damit konnte man noch blind weiterleben, aber sollte das Auge so stark punktiert werden, dass es zu tief wurde, dann verletzte man damit auch das Gehirn und das könnte zum Tod führen. Das war sie…die Lücke, die Hana gesucht hatte und sie starrte ihn genau an.

So sah er in das gelbe Auge, das hell leuchtete und ihn aggressiv und menschlich ansah. Doch er wusste es besser. Das da vor ihm war alles…aber kein Mensch. Also hielt er den Rippenknochen fest in seiner rechten Hand und knurrte überlegend. Wie kam er nun am dümmsten an dieses ran? Er brauchte eine neue Ablenkung. Frontalangriff war erneuter Selbstmord, so wie alles andere, was er bisher getan hatte. Und dennoch war Hana froh, dass dieses Ding wenigstens von Saku abgelassen hatte und ihm gar keine Beachtung mehr zu schenken schien. Damit war dieser schon mal aus dem Schneider. Nicht das dieser Dummkopf, in seinem aktuellen Zustand, eh eine Hilfe wäre. Mal wieder musste er alles alleine regeln. Soldat hin oder her, ohne sein Flugzeug war er wohl nicht so der geschickte Kämpfer von dem Paku vorhin so stolz erzählt hatte. Die einzigen Vorteile, die Sakutaro hatte, waren seine Stärke, seine Ausdauer und sein verdammter Dickkopf. Aber Stärke mit Stärke zu begegnen war nicht klug, also war es okay, dass er noch immer bewusstlos war. Er würde sich nur wieder ins Feuer werfen, der Blödmann und riskieren erneut verletzt zu werden. So schien er offenbar zu sein…Er warf sich ohne zu zögern in Kämpfe. Machte ihm das Spaß? Manchmal hatte Hana das Gefühl Saku hatte daran gefallen und es gab ihm einen Kick. Wenn er wirklich so gefährlich war wie Paku erzählte, also in den Schlachten, in den sie damals gekämpft hatten…dann ergab das Sinn. Sakurai war ein Killer. Hana wusste das.

Es holte ihn aber wieder aus seinen Gedanken als Onaya fauchte und mit ausgestreckten Armen auf ihn zu rannte. Hana bekam förmlich einen Schreck, doch er erstarrte dieses Mal nicht, sondern wich geschickt nach links aus, rollte sich über den Boden ab und sah sauer zu seinem Gegner, der ihn verfehlt hatte und sich dann stehend nach rechts zu ihm wand. Erneut griff es an und erneut wich der Blonde aus und das ging noch eine Weile so weiter. Hana suchte noch immer die Lücke, um an das Auge zu kommen, während er immer und immer wieder den Angriffen und den Bissen auswich. Das war nämlich der Vorteil, den er hatte. Er musste nicht so groß und stark sein wie Saku, denn er war durch seine geringere Größe schneller und schwerer zu erwischen. Noch dazu war er aufmerksam und geschickt. Das war etwas, was er schon immer konnte, was seinem Vater nicht sonderlich beeindruckte, besonders wenn Hana als Kind immer um die Beute herumsprang als sie zu attackieren. Aber an dem Tag schien es ihm das Leben zu retten, oder zu wahren. Doch fühlte er sich, als würden sie sich im Kreis drehen.

Keiner bekam den Anderen, aber keiner machte auch einen entscheidenden Schlag. Wenn das so weiter ging, war es nur eine Frage der Zeit bis einer keine Kraft mehr hatte und unvorsichtig wurde. Spielte das Biest darauf hinaus? Er hoffte nicht, aber er konnte auch nicht einfach aktiver werden und seine Deckung fallen lassen. Ein Biss und es wurde übel. Hana war sich sicher sich nicht mehr anstecken zu können, da er erst die Osterluzei gegessen hatte, aber wenn Saku einen Biss schon so schwer wegsteckte und davon trug, was würde mit ihm dann erst sein? Es könnte den Jungen in Stücke reißen und dabei noch ausweiden. So war es ein Tanz um das Feuer und Hana musste echt darauf aufpassen sich nicht durch Ungeduld zu verbrennen. Doch sein Gegner schien nicht so geduldig zu denken. Und die nächste Finte sah der Blonde nicht mal kommen.

Onaya tat so, als würde er nach dem Jungen beißen und Hana war so konzentriert darauf, dass er nach links, vor ihm, auswich…nur um dann in der rechten Klaue zu landen, die schon nach ihm packte. Erschrocken wollte der Blonde noch abbremsen, aber es war zu spät dafür. Hana spürte einen starken Griff, der ihm am linken Unterarm packte, sodass er aufschrie und versuchte in die andere Richtung zu steuern, um sich loszureißen. Doch nichts davon war mehr möglich. Es hatte ihn gepackt und starrte schnaufen und fauchend zu ihm runter. Voller Panik und Wut riss und zerrte Hana sich immer und immer wieder weg, aber er war gefangen in diesen eisernen Griff. Er zückte sogar die Rippe in seiner rechten Hand und holte aus, ließ sie auf den Handrücken des Monsters niederfahren und riss schöne große und blutige Löcher in diesen. Doch nichts davon schien Onaya zu beeindrucken. Er war so voller Wut und Aggression, dass er nicht mal mehr den Schmerz spürte, den ihm Hana zufügte. Genau wie damals bei Saku, nur wesentlich stärker. Der Fokus zu töten, blendete einfach alle Schmerzen aus. Und nach dem fünften Stich sah Hana schwer atmend und erschrocken hoch in das Gesicht des Monsters, welches ihn erneut anfachte und dabei der Sabber aus dem Maul tropfte, der voller Blut war. Es stank fürchterlich nach Tod und Eisen, so dass Hana übel wurde, aber das war sein geringstes Problem gewesen. Er war gefangen und das Ungeheuer würde gleich seine Fänge in seinen Nacken rammen und ihm sicherlich den Kopf abreißen! Dennoch war er ruhiger als er es von sich selbst gedacht hätte.

Es war nicht das erste Mal, dass er dem Tod so nah gewesen war…Seit er Saku kennengelernt hatte, war das schon viel öfter der Fall gewesen als ihm lieb war. Das war ein Fakt. Etwas völlig neues. Hana lebte immer beschütz und sicher in seinem Stamm. Niemand ließ zu, dass ihm etwas passieren würde. Da er der Sohn des Häuptlings war, kannte er es auch nicht anders. Alle waren netter zu ihm als sie es sein wollten. Sprachen freundlich zu ihm, obwohl sie ihn nicht mochten, einfach, weil er anders war als sie ihn wollten. Das sah er in ihren Augen. Alle waren so…bis auf seine Mutter und teils seinem Vater, an die er wieder denken musste. Seine Mutter liebte ihn abgöttisch und wollte ihm nie was Böses. Sie schützte ihn mit aller Kraft und nahm ihn, egal wann, immer in Schutz. Sein Vater liebte ihn irgendwo auch über alles, aber forderte ihn auf sein Bestes zu geben und war deswegen auch streng zu ihm. Sie meinten es immer gut. Viele verziehen ihm oder halfen. Hana kannte das nichts anders. Doch als er Saku kennenlernte…war es als würde man ihm den Boden unter den Füßen wegzerren und ihn in die knallharte Realität holen. Nichts war einfach so gegeben. Er lebte in einer Welt, in der der Tod um jede Ecke lauerte und allgegenwärtig war. Der Blonde kannte den Tod. Er hatte ihn öfters bei anderen erlebt…aber nie so nah bei sich selbst. Noch nie war er ihm so oft, innerhalb weniger Tage, so nah gewesen. Er verstand. Leben bedeutete kämpfen. Und endlich verstand er, was sein Vater von ihm wollte. Warum er ihn so hart ran nahm. Und er verstand, warum seine Mutter ihm alles an Heilkünsten zeigte, was sie kannte. Sie wollten ihn beschützen und vorbereiten. Doch so sehr sie das auch versuchten und machten…einer schaffte das mehr als beide zusammen…und das war Sakutaro. Er holte Hana gnadenlos in die Realität. Stärker und skrupelloser als jeder andere, denn Eltern packten einen doch noch mit mehr Behutsamkeit an als Fremde. Hana verstand es. Saku…war der Erste in seinem Leben… der ihn nicht sacht, oder sanft anpackte und grausam zu ihm gewesen war. Er bewies es bereits: Damals am Flieger, als er ihn erwürgen wollte und dann noch an der Schlucht, wo er ihn voller Überzeugung fallen lassen wollte. Es klang komisch und es hatte nichts mit den Fällen zu tun, aber allein weil er Hana grob anpackte…genau deswegen mochte er ihn.

Und genau in der Sekunde, als Onaya sich nach unten wand, Hana fest davon überzeugt war, dass jetzt der endgültige Todesbiss kommen würde, dem den er sich so lange entzogen hatte…wurde ihm geholfen. Er sah voller Wut über sich selbst hoch zu dem Maul des Monsters und brüllte es sauer an. Er hatte keine Angst! Geifer lief zu ihm runter und das Maul wurde immer mehr aufgerissen, zeigte die blutigen und spitzen Zähne…bis sich etwas vor diese schob. Es ging so schnell und Hana sah verdutzt hin, als er bemerkte, dass es ein Stock gewesen war. Horizontal, in das Maul des Biestes, legte sich der Griff des Speeres, derselbe, den Hana vorhin verloren hatte und blockierte damit den Biss gezielt. So verbiss es sich voller Wut nicht in dem Jungen unter sich, sondern in das Stück Holz und jammerte dabei wütend, fing dann an sich zu schütteln, sodass der Blonde rechts an dem Monster vorbeisehen konnte und bemerkte, wer ihm da geholfen hatte.

Zwei Hände hatten sich an beiden Seiten des Speergriffs gelegt und zogen ihn fest nach hinten und von Hana weg, den Onaya nun auch losgelassen hatte und den Kopf schüttelte, um sich aus der Maulblockade zu befreien. Hana sah nur erschrocken hin…und erkannte Saku der die Bestie etwas von dem Blonden weg zog und das, obwohl sie noch leicht größer war als er und böse dabei knurrte. Unglaublich. Er war wirklich aufgestanden und zur Hilfe geeilt. Irgendwie…hätte der Blonde das nicht von ihm erwartet.

So sah er noch etwas erschrocken zu ihm, sah wie der Ältere am Rücken des Monsters war und mit diesem verbissen rang, bis er vorbeisah und zu Hana angestrengt, aber zornig fauchte:

„Ich kann es nicht ewig halten, Hana!!“

Der Blonde sah ihn baff an.

„Saku…“

Kam es schwach und leise, so wie noch immer verwundert aus der Kehle des Jungen. Woher nahm er nur diese Kraft? Dann nickte er aber entschlossen zu dem Älteren. Saku hatte recht. Keine Ahnung, warum Onaya nicht seine Arme nutzte und den Stock einfach in der Mitte zerbrach, aber Hana musste die Situation nutzen, bevor es das vielleicht noch bemerkte! Also sprang er gleich entschlossen nach vorne und zückte den Rippenknochen in seiner rechten Hand, als er dabei fauchte:

„Halt es weiter fest Sakutaro!!“

Hana hatte sich völlig allein gut gehalten. Doch er war sehr erleichtert, als ihm der Pilot zur Hilfe kam. Mit Teamwork schafften sie das!

Und dann erreichte er das Biest, schob sich geschickt zwischen den fuchtelnden Armen vorbei und hoch zum Gesicht des Monsters. Mit der linken Hand packte das Fell zwischen Schulter und Nacken der Bestie und sprang hoch, hielt sich damit weiter oben fest. Hana schrie und holte mit der rechten Hand weit aus…und danach versenkte er den Knochen in dem Auge des Monsters und es schrie. Es brüllte, trotz der Blockade im Maul, schrecklich hoch und schrill aus der Kehle und Hana dachte nicht mal daran aufzuhören. Er hielt sich noch immer am linken Schulterfell der Kreatur fest, damit er auch weiter oben an den Kopf blieb und drückte den Knochen nur noch tiefer in die Wunde. Tiefer und tiefer. Es war erschreckend, wie leicht das ging.

Bis auf das Brüllen war eine unheimliche Stille um sie herum. Der Wind wehte durch die Halle und die Sonne wurde immer heller. Machte die Morgendämmerung langsam zum Tag, als sich Onaya heftiger wehrte und nicht nur Hana, sondern auch Saku von sich riss. Beide krachten, gleichzeitig, auf den Boden, nur dass Saku danach wieder schneller auf den Beinen war und um das Monster herum kam, während Hana noch immer erschrocken zu dem Biest aufsah. Der Knochen steckte tief in der Wunde und es zappelte und krisch umher. Sakutaro nutzte das und kam instinktiv schützend vor den Blonden auf die Knie. Holte mit dem rechten Arm nach rechts aus, um Hana dahinter zu decken, als er dabei zu dem Monster vorsah. War also direkt vor ihm und der Blonde sah Sakurai verwirrt in den Rücken. Was? Da war es wieder. Warum…machte er das? Es gab dafür doch keinen Grund…

Doch er hinterfragte nicht länger, als er sich dann besser aufrecht setzte und sich danach rechts neben Saku hinkniete. Danach sah er ebenfalls nur das Monster vor ihm an, das sich in Qual und Schmerz wand und sogar über den Boden rollte dabei. Der Knochen steckte noch immer im Auge und offenbar wollte es diesen nicht herauszerren. Doch nach einigen Sekunden wurde das Wehren immer weniger und langsamer. Beide konnten es genau beobachten. Dennoch schnappte sich Saku den Speer vor sich vom Boden und hielt ihn dann mit beiden Händen schützen vor sich und damit auch vor Hana. Er ließ dieses Biest nicht noch mal zuschlagen. Aber es wurde unnötig, denn man sah wie Onaya das Leben verließ und er sich dann nur noch taumelnd von ihnen wegbewegte und um einer der Ecken vor ihnen, hinter der großen Statue, verschwand. Das Brüllen wurde zu einem Jammern und Winseln und dann verschwand es im Schatten, aus dem ursprünglich gekrochen kam. Hana und Saku sahen ihm angespannt nach und erst als ein beruhigendes Geräusch kam, was sich nach einem Umfallen angehört hatte, da wussten sie, dass es überstanden war. Sie hatten gewonnen. Besonders Hana hatte es geschafft, der mutiger war, als man es ihm zutrauen würde. Und diesen Mut bewies er erneut, als er plötzlich neben Saku auf die Beine kam und vorsichtig dem Monster folgte. Verwirrt sah ihm der Ältere nach und fauchte dann:

„Was machst du da?!“

Doch der Blonde reagierte nicht, sondern lief einfach weiter, bis er an der Ecke ankam, um die es verschwunden war und dort etwas vor sich liegen sah. Normalerweise sollte es ihn nicht schocken…aber genau das passierte für einige Sekunden, als er diese Kreatur vor sich auf dem Boden liegen sah. Sie lag auf dem Bauch und hatte die Arme, nach vorne, von sich gestreckt. Doch…da lag kein Monster mehr, sondern ein Mensch. Es war ein nackter Mann, aber er war nur kurz da, denn seine Leiche löste sich in Staub auf und verflog danach mit dem Wind. Als Hana das sah, wurde ihm etwas klar: Dieser Mann, war der Erste den der Fluch erwischt hatte. Oder war es der Geist von Sirius gewesen, der ihn übernommen hatte und damit ein Mischwesen erzeugte? Was auch immer passiert war, der Junge verstand nun seinen Vater noch mehr. Hao war kein Freund ihrer Götter…Langsam verstand sein Sohn warum. Genau wie Apollo hatte Sirius den Menschen Leid gebracht…

Er seufzte und lief wieder zurück. Sein Blick war noch nachdenklich auf den Boden gewandt, als er sich rechts von Saku hinsetzte und der es ihm gleich tat. Er war auch noch erschöpfter als er es sein wollte, legte dann den Speer neben sich auf den Boden und seufzte ebenfalls. Es war ein komischer Moment. Eigentlich sollten sie fragen wie es dem anderen geht oder so. Aber nichts kam über ihre Lippen. Sie saßen einfach da. Hana war auch leicht rot, denn so neben Saku zu sitzen fühlte sich plötzlich etwas ungewohnt an. Die Sache von vorhin holte ihn etwas ein. Wie ging er nur weiter damit um? Saku sein Kopf dagegen dröhnte nicht mehr, aber dennoch griff er sich mit der Rechten an die Stirn und verzog das Gesicht etwas angestrengt. Was war passiert? Nachdem er sich, in der Höhle, ausruhte, hatte er einen Filmriss. Er konnte sich an nichts mehr erinnern, zumindest bis zu dem Moment, wo er wieder aufgewacht war. So saß er da und sah nach unten. Nein…das war nicht ganz richtig. Da war eine Erinnerung aber…aber das konnte nicht sein.

Sein Blick wich rüber zu Hana, der noch dort saß und ebenfalls auf den Boden vor sich sah. Saku wusste nicht warum, aber er fragte sich: Wo war der Kleine gerade? Woran dachte er nur? Was bedrückte ihn so? Und noch mehr: Warum machte er sich selbst darüber Gedanken?

Sakurai selber konnte den Blick nicht mehr von dem Jungen reißen und wusste auch nicht so genau, was mit ihm los war. Aber diese Erinnerung ließ ihn nicht los. War es echt gewesen, oder nur ein Traum? Und warum hatte es ihn so berührt? Er verstand es nicht. Doch er bemerkte dann plötzlich seine Fliegerbrille auf Hana seiner Stirn und bekam fast einen Schlag dabei. Ohne zu zögern, griff er zu dem Jungen rüber und zog ihm diese wortlos und schnell vom Kopf, sodass der Blonde wieder aufwachte, nicht mehr rot war und verdutzt zu ihm rüber sah. Hana blinzelte kurz und sah dabei zu, wie sich Saku die Brille wieder auf die Stirn schnallte und dabei, mit dem Blick abgewandt, zu ihm sprach:

„Die gehört nicht dir. Lass gefälligst die Finger davon.“

Das war etwas, was er überhaupt nicht tolerierte und ihn sauer machte. Keiner durfte sie haben, immerhin war es ein Geschenk von Chiharu gewesen. Eines der wenigen Dinge, die er von ihr noch hatte…Hana war sofort wieder da und sah ihn weiter nur stumm und verdutzt an. Bitte was?! War das sein Ernst?! Sie hatten eben einen Gott bezwungen und alles, was Saku als nächstes aus sich brachte, waren diese genervten Worte?! Das gab es ja wohl nicht! Er war offenbar wieder ganz der Alte!...Dennoch löste das einen Stein von Hana seinem Herzen. Er war wieder normal…ein Glück. Sanft lächelte er, aber danach sah er ihn frech an und rückte etwas näher an ihn ran. Sakurai bemerkte das sofort, war fertig mit der Brille und sah zu Hana runter, sodass er den frechen Blick komplett realisierte und fragen wollte, was los ist. Musste er aber nicht, denn kurz darauf bekam er schon eine passende Antwort vom Kleinen zu seinen eben gesagten Worten. Es gab einen lauten, scharfen Knall und Hana hatte Saku eine volle Breitseite auf die linke Wange gegeben. Es tat echt weh und ließ ihn verdutzt zurück. Kurz darauf fasste sich dieser die schmerzhafte Wange mit der linken Hand und fauchte zu dem Blonden runter:

„Was sollte das denn, verdammt noch mal?!“

Hana schüttelte sich kurz die Hand, mit der er eben zugelangt hatte und sah dann wieder frech zu ihm, als er antwortete:

„Die war für deine blöden Worte von eben.“

„Was?! Du hast dir doch einfach meine…!“

Und dann knallte es noch mal, dieses Mal aber auf die andere Wange des Älteren und er sah erneut erstarrt und völlig von den Socken den Knirps vor sich an, der danach locker aufstand und hochnäsig dabei sprach:

„Und DIE für alles andere.“

Und danach wand er sich ab und lief einige Schritte von dem Piloten weg, der Hana noch immer verdutzt und sich die linke Wange haltend nachsah. Er verstand nichts mehr. Die Erste hatte er vielleicht noch irgendwie verdient, aber wofür war die Zweite gewesen? Sakurai sah, wie der Kleine aus der Halle verschwand und raus ins Tageslicht lief. Sein Haar leuchtete wunderschön im Licht der Sonne und seine Konturen wirkten plötzlich so zart und betont. Sein Herz machte, bei dem Anblick, kurz einen Hüpfer und er konnte sich nicht erklären warum. Seine ganzen Gedanken waren so durcheinander und er konnte sich wirklich an nichts mehr erinnern, was in dieser Nacht passiert war. Erst wieder an etwas in der Morgendämmerung und kurz bevor er erneut das Bewusstsein verloren hatte. Es war schemenhaft und schwer zu erkennen, aber das Gefühl konnte er noch spüren. Und genau das war es…was ihm Sorge bereitete. Es war als würde man ihm das Herz langsam öffnen. Als würde man ihn sanft umschlingen und ihm sagen: es wird alles gut. Man an die Gefühle rankam, die er lange weggeschlossen hatte und nie mehr wollte. Und da war auch noch dieser Duft. Dieser Geruch von sanften Blüten im Winter, der sich in sein Hirn gebrannt hatte. Einer den Hana versprühte...

Sakurai realisierte, was passiert war und er musste schlucken, sah vor sich auf den Boden und dachte nach. Nein. Nie wieder. Er musste die Bremse ziehen, bevor es zu spät war. Allein, wenn er daran zurückdachte, wurde ihm wieder komisch in der Brust. Doch er schüttelte dieses Gefühl ab und kam auch wieder auf die Beine, folgte Hana und brüllte ihm sauer nach:

„Hana! Sag mir sofort, was die Zweite sollte! HANA!!“

Doch er wusste es genau. Es brauchte keine Erklärung. Denn er erinnerte sich an diese eine Sache…Etwas was er nicht einzuschätzen wusste. Nämlich an einen wärmenden und starken Kuss…den er vorhin mit Hana gehabt hatte. Das war es woran er sich erinnerte. Sakurai realisierte etwas in seinem Innern. Er musste das stoppen…noch bevor er wieder jemanden verlor…der ihm wichtig war. Und sich langsam, aber sicher in sein Herz schlich. Hana dagegen stand draußen und lächelte sanft. Er musste schnell gehen, denn er wollte nicht das Saku ihn so sah. Denn er verkniffen sich gerade die Tränen. Tränen der Erleichterung. Saku war wieder normal. Ein Glück.

New day

Hey Sakurai, hör mir zu wenn ich dir sage: Du brauchst dir das nicht an zu tun. Dich spontan zu verändern überzeugt niemanden und macht dich auch nicht durchsetzungsfähiger. Das hast du nicht nötig. Keiner kann dir nicht sagen wie du handeln sollst, wenn sie nicht wissen was du durchgemacht hast. Der Einzige der dies entscheidet und versuchen kann zu ändern, bist du. Reiß dich zusammen. Erzählt mir mal warum dieser Adler niemals den Boden verlässt. Er ist doch nicht der Typ der aufgibt. Doch seine Geschichte startet und endet nun mit dir. Er wurde draußen im Regen stehen gelassen, aber er war zu stolz um sich darüber zu beschweren. Er riss sich zusammen und hat es einfach passieren lassen. Und wie es ihm in seinem Innern wirklich geht erfahren wir vielleicht niemals. Aber nun sind seine Augen vom Himmel abgewandt, da er sich zweitklassig fühlt. Verletzt und abgestürzt auf der Erde sitzt er einfach da, während seine Träume an ihm vorbei fliegen, wünscht er sich heimlich nicht so stur zu sein sie zu jagen. Warum bekommt er es nicht hin weniger Angst vor dem Neuen zu haben? Die Dinge die er so gern tun würde fliegen ihm davon und rauf zum Himmel. Inzwischen unerreichbar. Doch je mehr er versucht sie zu erreichen und seine Zweifel zu beseitigen, umso mehr findet er welche. Vielleicht sollte er einfach aufgeben und so tun als würde es ihn nicht kümmern? Er sollte es nicht so enden lassen. Niemand ist perfekt und keiner kann jemanden ersetzen. Aber diese Bürde hat er nicht mehr allein zu tragen, denn seine Freunde stehen ihm bei. So wie auch du. Also komm raus aus dem Regen und breite deine Flügel endlich wieder aus. Keiner wollte dir diesen Schmerz antun. Schwinge dich hinauf zum Himmel. Dort wo du hingehörst König der Lüfte. Lasse dich vom Wind des Schicksals treiben und leite damit alle die du liebst. Greife nach deinen Träumen und Wünschen, denn sie sind dir, also lasse sie niemals los.
 

Nach dieser Nacht waren alle noch sehr durch den Wind.

Den Meisten sah man es nicht an, aber innerlich konnte man fühlen dass etwas ganz entscheidend aus dem Ruder gelaufen war.

Nachdem Onaya gefallen war, fand sich auch Paku schnell wieder bei ihnen ein. Seine Erleichterung und seine Freude waren fast nicht in Worte zu fassen, als er bei ihnen ankam und beide sah. Sie standen draußen vor dem Tempel und ignorierten sich auf Abstand zueinander. Es war eine bedrückende Stimmung doch das hielt Paku nicht davon ab zu Sakurai hin zu rennen und ihn einfach stürmisch zu drücken. Dabei klopfte er ihm immer wieder auf den Rücken und freute sich das alles okay war. Er war wieder gesund und sein Boss etwas beschämt deswegen, aber er ließ sich dennoch einfach weiter drücken und tat so als würde es ihn nicht kümmern. Gab den Coolen. Außerdem kannte er Paku schon verdammt lange. Der Mann hatte ihn quasi mit erzogen, in der Zeit wo er seine Ausbildung als Pilot anfing, also ließ er das mal durchgehen. Kurz danach ließ ihn der Große auch schon los dann machte das auch bei dem kleinen Hana. Er drückte ihn ganz fest, so dass der ebenfalls verwundert schien. Immerhin kam das nicht häufig vor. Er wurde herzlichst von einem Fremden umarmt und dann auch noch von einem Soldaten. Sowas war ihm völlig fremd. Doch im Gegensatz zu Sakurai ließ er sich dies gefallen und knuddelte sich froh an den großen Bären zurück, lachte sogar kurz dabei Hana war einfach ehrlich und oben drauf noch erleichtert. Paku hatte ihm vertraut und damit einen dicken Stein bei ihm im Brett. Das würde ihm Hana niemals vergessen. Er mochte ihn deswegen auch sehr und obwohl er ihn kaum kannte, hatte er ihn in sein Herz geschlossen. Alles war irgendwie gut gegangen…und dann auch wieder nicht. Das konnte man nicht abstreiten. Er spürte dass diese Nacht etwas verändert hatte. Nicht nur in ihm…sondern auch das was zwischen ihm und Saku war.

Hana sollte ihm erklären wofür die zweite Klatsche gewesen war, aber hatte sich stur davon abgewandt und behielt es für sich. Erst mal wollte er nicht darüber sprechen, weil es ihm auch noch peinlich gewesen war und dann noch…weil er sich an Paku seine Worte erinnerte. Er erwähnte mal: dass es Saku zerstören könnte, wenn er erfahren würde das er versucht hatte den Blonden zu vergewaltigen. Und irgendwie glaubte ihm Hana das ohne darüber nachzudenken. Also konnte er auch nicht darüber sprechen. Sicher war das etwas für später, wenn sie nicht mehr so aufgewühlt waren. Zumindest hoffte er dass, denn er wollte mit Saku darüber reden. Warum wusste er aber auch nicht. Sein Herz sagte ihm das einfach. Also wimmelte er das Thema schnellstmöglich ab und ließ sich nicht darauf ein, egal wie oft Saku versuchen würde es aus ihm zu quetschen! Doch genau das passierte nicht.

Er fragte den Jungen nur ein Mal und dann…dann ließ er auch davon ab. Hana verwirrte das. Das war eigentlich nicht Sakurai seine Art. Normalerweise würden sie sich deswegen wieder zanken, aber nichts der Gleichen passierte. Nicht mal auf dem Weg aus dem Tal passierte sowas. Sie liefen einfach nur hintereinander. Paku vorne weg, dann Hana und Sakutaro hinterher.

Nachdem Hana Paku, in jener Nacht, im Dorf zurückgelassen hatte, war der natürlich voller Sorge gewesen. Er wusste das Sakurai ihn locker einholen und attackieren würde und normalerweise hätte er ihnen nachrennen müssen. Aber er respektierte den Wunsch des Prinzen und wand sich stattdessen aus dem Dorf zurück zu der Höhle in der er Unterschlupf gefunden hatte. Dort packte er alles was wichtig war zusammen, auch Saku seine Tasche, welche er auch inzwischen wieder selber trug und dann machte er sich auf den Weg und hinterher. Aber nicht zu ihnen…sondern zu dem Weg aus dem Tal, welchen er vorher gefunden hatte. Bevor Paku auf Hana und Sakurai traf war er selber auf der Suche nach einem Ausweg gewesen. Und es war praktisch dass sein Gespür ihn nicht betrogen hatte, denn der Ausgang befand sich am Ende eines Tunnels, durch den einer der Flüsse lief und runter ins Meer mündete. Tage lang hatte er danach gesucht bevor er auf die Zwei stieß und sich immer wieder der Gefahr ausgesetzt in Onaya zu rennen. Und noch bevor er zu Hana in den Tempel ging, hatte er das überprüft und danach konnte er nicht anders und eilte zur Hilfe. Widersetzte sich zwar dem Blonden, aber wollte sicher gehen dass alles gut lief. Doch machte er sich innerlich schon auf das Schlimmste gefasst, aber war umso mehr erleichtert dass alles gut gelaufen war. Doch es nagte an ihm. Er hätte nicht einfach so einen Schwächeren allein lassen sollen. Ganz besonders in jener Situation. Er schämte sich schon dafür. Etwas was er noch mit Hana zu klären hatte.

So folgten sie dem Flusslauf durch den Tunnel und alle, bis auf Hana, mussten sich etwas bücken um sich nicht den Schädel anzuhauen, da dieser sehr flach und eng war. Paku lief sogar gebeugt, weil er so verdammt groß war. Solange der Tunnel nicht kleiner wurde, war aber alles okay und mit Vorsicht lief er langsam vorne weg, sah dann aber flüchtig über seine linke Schulter hinter zu Sakurai, der weiter hinter ihnen lief und damit genug Abstand zu ihnen hatte. Das war in dem Fall mal gut. Er würde also sicherlich nichts mitbekommen, denn Paku hatte was zu sagen. Danach ließ er Hana etwas neben sich kommen, indem er langsamer lief, so das der Blonde verdutzt links zu ihm auf sah und fragte:

„Was ist los? Sag mir nicht du verläufst dich in einem Tunnel der nur nach vorne geht.“

Heh, süß. Es war frech von ihm gewesen und Paku war froh das zu hören, denn damit wusste er dass der Kleine wieder okay war. Zumindest schien es so. Also schmunzelte er lieb und sprach dann sacht zu dem Blonden runter:

„Ich hätte dich nicht alleine gehen lassen sollen.“

Sofort wusste Hana was gemeint war. Dazu musste er nicht schlau sein. Machte er sich noch immer Vorwürfe deswegen? Wegen der Aktion im verlassenen Dorf? Er erinnerte sich daran das Paku ihn nicht allein gehen lassen wollte, aber diese Vorwürfe waren völlig unnötig gewesen. Immerhin war es Hana seine Entscheidung und sein Wille gewesen. Er musste sich also deswegen nicht zerreißen. Aber es war lieb das er damals so mitfühlend und besorgt gewesen war. Vor allem für eine Fremden. So lächelte ihn der Kleine kurz an und sah dann wieder vor sich in die Dunkelheit, die von einer Taschenlampe teils erhellt wurde, als er antwortete:

„Mach dir keinen Kopf. Ich bin dir nicht böse Paku. Lief doch alles gut.“

War das so? Lief wirklich alles gut? Etwas zwischen Hana und Saku hatte sich verändert und das bekam Paku inzwischen auch mit. Lange genug hatte er sie schon zusammen erlebt. Eine Nacht reichte bei den Emotionen völlig denen er da Zeuge geworden war. Es war ein angespanntes Verhältnis zwischen ihnen und allein das sie einfach kein Wort mehr wechselten bestätigte dieses Gefühl nur noch mehr. Auch wenn Hana das so locker sagte…auch ihn schien es nicht zu entgehen das etwas anders geworden war. Und nur er allein…wusste was passiert war während sie gegen den Werwolf gekämpft hatten. Nicht einmal das hatte er Paku erzählt. Was war da noch zusätzlich passiert? Doch er war nicht der Typ der nachbohrte.

Paku führte sie durch den dunklen Tunnel und hatte seine Taschenlampe an der Brust an, die in einer seiner kleinen Brusttaschen des grünen Fliegeranzugs steckte. Etwas was Hana vorher sehr erstaunt hatte und er ziemlich cool fand. Er bekam sich erst mal nicht mehr ein als er dieses Wunderwerk an Technik sah. Konnte sich nicht erklären wie etwas so kleines ein Licht fast so hell wie die Sonne erzeugen konnte. Er fragte den Großen sogar Löcher in den Bauch und war sehr interessiert daran. Etwas was Paku erfreute und er ihn gerne darüber aufklärte. So sprachen sie in der Dunkelheit darüber und es war sehr schön. Hana war so ein aufgeweckter und neugieriger Junge und verdammt mutig war er obendrein auch noch. Wäre er in Japan zur Welt gekommen würde er sicherlich einen hervorragenden Piloten abgeben. Genauso wie…Er lächelte. Es fiel ihm plötzlich auf. Wenn er ihn so sah, wie er darüber sprach, aufmerksam zuhörte und dabei auch lächelte…da erinnerte er sich zurück an die Zeit im Hauptquartier in Japan. Im Stützpunkt des Militärs in Tokyo. Damals…als Sakurai noch in demselben Alter gewesen war.

Er sah ihn plötzlich wieder genau vor sich, den kleinen schwarzhaarigen Jungen der ihn anstrahlte wenn man mit ihm über Flugzeuge sprach…Hana und Saku waren sich, in der Hinsicht, so ähnlich. Es war fast als würde der kleine Sakutaro Sakurai wieder vor ihm stehen. Ihm Löcher zu einem Zero in den Bauch fragen und wild an diesem rumbasteln und arbeiten, um mehr zu erfahren und seinen Wissensdurst, wie auch Tatendrang, zu stillen. Alles tun um mehr darüber zu erfahren. Ein fleißiger und aufgeweckter Junge war er gewesen. Das erwärmte das Herz des Veteranen. Aber nun war da etwas anderes in dem inzwischen jungen Mann erblüht…Es war Einsamkeit und Abschottung. Etwas was er nach so vielen Schlachten angenommen hatte. Aber erst mit seiner Freundin richtig loslegte auszubrechen und ihn zu übernehmen. Er hatte sein Gleichgewicht verloren. Und es schien fast so als könnte ihm keiner mehr helfen.

Hana brach aber plötzlich das Thema zu der Taschenlampe ab und fragte ehrlich und etwas leise zu Paku hoch:

„Paku…Warum sagt Sakutaro immer mal wieder „Chiharu“ zu mir?“

Als der Große das hörte sah er erschrocken zu ihm runter und bekam einen Schlag. Hana dagegen sah ihn aufmerksam an, wollte sich genau einprägen was er als Antwort bekommen würde. Paku wusste aber nicht wie er darauf antworten sollte und zögerte. Hatte er das wirklich getan, ja? Das bestätigte nur noch mehr seine düstere Sorge. Er räusperte sich aber nur auf diese Frage und sah dann vor sich. Es war scheiße, aber er musste so antworten:

„Das ist etwas was nur ER dir beantworten kann Hana…Ich muss mich da raus halten.“

Also doch. Er wusste was damit gemeint war und hielt sich zurück. Zuerst passte es dem Blonden nicht, aber je länger er darüber nachdachte…umso mehr verstand er und ließ es einfach gehen. Zumindest Paku damit auf die Nerven zu gehen ließ er sein. Das Thema war aber deswegen noch lange nicht vom Tisch. Er wollte wissen was das sollte und er würde da auch noch rausbekommen, nur war dafür gerade nicht der beste Augenblick um Saku persönlich zu fragen. Immerhin waren sie noch alle sehr aufgewühlt und mussten wieder klarer im Kopf werden. Die Nacht wegstecken könnte man sagen und etwas Gras drüber wachsen lassen. Das hatten sie alle nötig. Also schwieg er noch einige Sekunden und lenkte dann wieder ab. Erneut fing er an über die Taschenlampe zu reden und Paku war ihm sehr dankbar dafür.

Sakurai dagegen lief weiterhin stumm und genervt hinter ihnen her. Weil Hana so ein lautes Organ hatte und sich dazu noch freute, bekam er auch wieder mit um was es bei dem Gespräch vor ihm ging. Doch er hielt Abstand zu allem. Wollte da nicht mit reingezogen werden, denn dazu hatte er gerade keine Lust. Erst verstand er nicht wie man sich nur über eine Taschenlampe so freuen konnte, aber dann fiel ihm wieder ein dass dieser Bengel keinerlei Ahnung von Technik hatte. Er war ein Hinterwäldler und ein aufgeweckter noch dazu. Er hatte völlig vergessen…wie es war sich über etwas Neues so sehr zu freuen. So das er seufzte.

Er war nicht wegen dem Jungen genervt, sondern mehr von sich selbst. Seine Gedanken kamen zwar langsam wieder runter und er wurde ruhiger, aber diese eine Sache ließ ihn dennoch einfach nicht mehr los und ließ ihn immer wieder daran denken. Es hatte sich wie ein Blutegel in seinem Hirn verzapft und zerrte an ihm. Drehte sich wie ein Karussell im Kreis herum. Und je mehr er versuchte den Gedanken abzuschütteln, umso mehr kam er wieder zurück wie ein Jo-Jo. Es war Fakt, dass er diesem Ereignis nicht mehr entkommen konnte. Nun blieb aber die Frage: Wie ging er damit um…mit diesem äußerst peinlichen Zwischenfall…

Sie hatten sich geküsst. Er und Hana. Auch wenn es sicherlich nicht absichtlich gewesen war. Das konnte er sich einfach nicht vorstellen. Aber warum war er überhaupt in diese Situation geraten? Was war alles passiert…als er nicht bei Bewusstsein war? Und genau DAS war der Knackpunkt gewesen der ihn mehr besorgte als alles andere. Da war nichts. Keine Erinnerung mehr an das von vorher, aber es musste was passiert sein. Wie kam er denn bitte sonst in diese Halle und in jene Situation? Es lag wie ein düsterer Schatten über ihn und er ahnte nichts Gutes dabei. Doch fand er auch nicht den Mut darüber zu sprechen, zumindest so lange Paku vor Ort war. Das war etwas was er mit Hana alleine klären wollte. Doch dazu musste er mit ihm wieder allein sein. Nie hätte er gedacht dass er das mal freiwillig wollte.

Man sah es Sakutaro vielleicht nicht an, aber er schämte sich etwas darüber zu reden, besonders wenn es um so pikante Themen ging wie Intimität. Er hatte auch damals nie gesagt dass er mit Chiharu zusammen war. Die Menschen um ihn merkten es einfach dann irgendwann, ohne das er dazu was sagen musste. Auch war er nicht der Typ der damit angab das er ne Frau geknallt hatte oder so. Er fand das widerlich und unehrenhaft. Besonders wenn das körperlich schwächere Geschlecht so ausgebeutet und als Trophäe behandelt wurde. Nun gut Hana war jetzt kein Mädchen, aber dennoch war er ihm körperlich unterlegen. Und obwohl Saku das nicht wollte…aktivierte genau DAS seinen Beschützerinstinkt automatisch. Er hatte es vorhin wieder getan, sich ganz von alleine bewegt und Hana hinter sich in Schutz genommen. Er war so ein Idiot. Und er war innerlich noch immer zu aufgebracht als das er sich konzentrieren könnte. In der Hinsicht bewunderte er den Blonden sogar leicht. Besonders wenn er wieder vor sah und erblickte wie locker und lässig er mit Paku über eine verdammte Taschenlampe sprach. Noch dazu…war er so hübsch dabei. Sakurai gefiel das freche Lächeln was Hana auf den Lippen hatte. Es war unbekümmert und ehrlich. Das war schon damals so gewesen, als er kopfüber am Baum in der Falle hing. Und er kam einfach nicht damit klar. Es war dasselbe Gefühl wie bei Chiharu und es tat verdammt weh.

Hana lief auf der selben Höhe wie Paku und sah links frech zu ihm rauf. Seine Arme waren hinter seinem Rücken und hatten sie dort verschränkt während er fröhlich und fasziniert mit ihm sprach. Saku sah ihm nur stumm dabei zu. Er war…wirklich was anderes. Wie konnte er da so rumhüpfen und alles vergessen was vorher passiert war. Was zwischen IHNEN passiert war. Wie machte er das? Es war schon beneidenswert. Und als Saku ihm so weiter dabei zu sah…musste er ganz kurz lächeln bei diesem frechen Geschöpf was da neben Paku lief. Zum ersten Mal lockte ihm der Blonde ein sanftes und liebes Lächeln aus der Reserve. Eines das noch nicht mal jemand bemerkte. Aber der Pilot konnte nicht anders. Es war nur ganz kurz gewesen, aber eben…da war Hana genau wie Chiharu. Sie hatte sich auch nie aus dem Konzept bringen lassen. War stärker als man es ihr ansehen konnte und machte immer das Beste aus der Situation. Es war schön das zu sehen und es weckte Erinnerungen in seinem Herzen. Welche die ihn wärmer werden ließen…aber gleichzeitig auch so viel Schmerz verursachten. Sein Herz krampfte und er musste stoppen in seinen Erinnerungen zu schwelgen. Deswegen schüttelte er auch gleich wieder den Kopf leicht und sah vor sich auf den Boden. Was machte er da? Warum…verglich er Hana mit Chiharu? Moment mal: Er verglich Hana mit Chiharu? Warum sollte er sie vergleichen? Da gab es nichts zu vergleichen! Warum machte sein Kopf das gerade? Dazu gab es doch keinen Grund…

Er war sehr verwirrt und schlug sich selber kurz gegen die noch etwas verletzte, linke Schläfe, zuckte dann etwas zusammen und sah auf seine Hand hinab, mit der er sich geschlagen hatte. Woher…kam das trockene Blut? Seit wann und besonders WO war er da verletzt worden? Gott verdammt er hasste es wenn er sich an nichts mehr erinnern konnte! Genau aus dem Grund trank er auch keinen Sake! Oder schoss sich anderweitig ab. Er verteilte kurz das trockene Blut mit den Fingern und schüttelte es dann von diesen ab. Seine Mine wurde trauriger. Was…war nur passiert. Wenn er das alles so sah…hatte er echt Angst davor nachzufragen.

Hana hatte kurz den Blick gespürt, der auf ihm gelegen hatte und sah verdutzt über seine linke Schulter hinter sich. Er sah Saku, wie er weiter stumm hinter ihnen her lief und seinen Blick wieder auf den Boden gerichtet hatte. Und der Junge konnte darauf nicht anders als schwach und traurig das Gesicht zu verziehen. Er konnte es ihm ansehen…Saku sah nicht gut aus. Er wirkte so traurig und abwesend. Das…mochte Hana nicht. So wollte er ihn nicht sehen. Wo war er nur gerade? Was machte er durch und womit schien er zu kämpfen? Denn das tat er. Man sah es ihm an als wäre er ein offenes Buch. Er kämpfte und Hana interessierte es brennend wogegen. Aber niemals würde er ihn danach fragen. Sie waren keine Freunde oder so. Es war zwar einiges zwischen ihnen passiert, das war richtig, aber deswegen waren sie noch lange keine Freunde. Es sollte ihn nicht kümmern und erst recht sollte er sich da nicht reinhängen…Dennoch machte er sich Sorgen. Einfach..weil er ihn mochte. Es war peinlich aber inzwischen mochte er Saku sogar. Er hatte sich an ihn gewöhnt und es machte Spaß ihn zu ärgern und in seiner Nähe zu sein. Dennoch sah er wieder nach vorne und sprach weiter mit Paku. Lenkte sich von dem Piloten hinter sich ab, doch das war nicht das einzige warum er das tat. Sicherlich waren sie bald draußen und dann…dann hieß es wohl Abschied nehmen, was? Hana war kein Narr. Sakutaro hatte nun wieder etwas Aufwind und konnte weiter kommen. Er hatte Paku gefunden und sicherlich lebten noch andere seiner Freunde von hinter dem Horizont. Also würde er mit ihnen gehen und sie…sie würden sich nicht mehr sehen. Doch da war etwas in Hana seinem Herzen. Es zerrte etwas und verkrampfte sich dabei. Warum…tat ihm der Gedanke plötzlich so weh?
 

Paku hatte es wirklich geschafft.

Sie liefen vielleiht noch ne gute Stunde in der Dunkelheit des Tunnels umher, aber kurz darauf war es dann auch endlich vorbei. Raus aus der Finsternis, dem Gestank von Wasser und dem kalten Windzug von vorne. Weiter vor ihnen erschien endlich ein Ausgang und strahlendes Licht wurde zu ihnen geworfen, dass ihre Augen sich erst mal wieder umstellen mussten und alle blinzelten als sie draußen waren. Hana und Saku konnten es selber kaum glauben als sie, nebeneinander, am Ende des Tunnels standen und den Strand vor sich sahen. Endlich wieder ein Anblick bei dem sich beide wohler fühlten, denn diesen kannten sie wenigstens und waren nicht mehr in einem dichten und unbekannten Tal gefangen.

Möwen flogen über den klaren, blauen Himmel und krähten laut vor sich hin. Das Meer rauschte und die Wellen trugen Krabben so wie auch kleine Schildkröten raus in die Ferne. Sie waren zurück. Sie hatten es endlich aus diesem Alptraum geschafft. Hana war sich ganz sicher: Nie würde er wieder zurück in dieses Tal gehen. Zu viele schlechte Erinnerungen hafteten an diesem Ort…Naja, aber nicht alle waren schlecht gewesen.

Es war endlich wieder schön warm und nicht stickig wie im Dschungel vorher. So das sich auch sofort der Blonde strecken musste und danach nach vorne den Hang runter rannte. Direkt auf den weißen Stand zu. Sie lagen etwas höher als der Strand, aber nur einen Hang höher und sahen wie der Fluss, dem sie gefolgt waren, einfach neben ihnen runter floss und in das Meer mündete. Sakurai erkannte nun auch warum dieser Tunnel nicht leicht zu finden gewesen war. Er lag etwas höher und aus der Ferne wirkte er sehr gut zwischen den Klippen hinter ihnen versteckt. Teils auch stark behangen mit Efeu und anderen Pflanzen die er nicht kannte. Und erst wenn man genauer hinsah konnte man ihn erspähen, noch dazu war er nicht sonderlich groß gewesen. Fluss war eigentlich viel zu nett ausgedrückt. Bach traf es wohl besser.

Danach sah er wieder zu Hana vor und Paku stellte sich dicht links neben ihn. Er lächelte und verschränkte die Arme dabei, während er mit Saku den kleinen Prinzen beobachtete, der nun im Sand angekommen war und sich einfach rückwärts in diesen Fallen ließ und anfing zu lachen. Er lachte herzlich und genoss so sehr die Wärme des Sandes unter sich und die frische Brise des Meeres. Fast als hätte er sie lange nicht mehr erlebt. Nach dieser Nacht war er so froh an einem Strand zu sein, obwohl er das sonst nicht so mochte. Klebrigen Sand an den nassen Füßen, bah. Darin war er schon fast wie eine empfindliche Raubkatze. Doch nun war das einfach mal egal! So blieb er liegen und schloss die Augen. Es war so angenehm warm…

In der Ferne sah ihm Saku nur weiter dabei zu. Stand da und schien wie in Gedanken verloren zu sein, was Paku auch nicht entging. Er blickte kurz zu seinem Boss rüber, dann sah er wieder zu dem Blonden und dann wieder zu Saku, als er sprach:

„Was geht dir gerad durch den Kopf, hm?“

Sakurai sah einfach weiter nach vorne und ließ seinen Blick auf Hana gerichtet. Er hatte Paku verstanden, aber wusste selber nicht so wirklich was er antworten sollte. Also: Sollte er ehrlich zu ihm sein? Oder einfach sagen: es wäre nichts? Immerhin war er ja selber noch total durch den Wind von dieser langen Nacht, auch wenn er persönlich nicht viel mitbekommen hatte. Genau das was ihm zu schaffen machte. Er hasste Lücken im Gedächtnis. So konnte er kaum klar geradeaus denken. Auch tat ihm noch etwas die verletzte Schulter weh. Die in die dieses Vieh gebissen hatte, doch es könnte schlimmer sein. Er war noch mal davon gekommen. So renkte er sich kurz, den Arm auf der Seite, leicht ein, indem er ihn drehte und verschränkte dann auch vor sich die Arme, als er antwortete:

„Ich erinnere mich gerade wie ich diesen Bengel vor einigen Tagen kennengelernt habe.“

Sie sahen beide Hana dabei zu wie der sich auf einmal fröhlich durch den Sand rollte und dabei jubelte…Er war manchmal schon komisch. Dann setzte Saku fort:

„Es war auch am Strand gewesen. Nach dem Sturm bin ich hier gebruchlandet und hatte versucht das Beste aus der Situation zu machen. Ich wusste nicht ob irgendjemand von euch noch lebte, oder ob ich der einzige verdammte Trottel war den es hier her verfrachtet hatte. Und so langsam setzte die Sorge ein…dass ich hier allein verenden würde. Also hielt ich mich am Laufen. Habe angefangen meine Zero zu reparieren, obwohl ich wusste dass es ein unmögliches Unterfangen war. Das ich niemals alles zusammenbekommen würde um ihn zu reparieren. Doch ich hielt stur daran fest. Eine…andere Hoffnung hatte ich nicht. Und plötzlich stand da dieser Junge an meinem Zero. Einen Tag nachdem ich abgestürzt war. Zuerst hatte ich die Hoffnung dass es keine verlassene Insel war und ich Unterstützung finden könnte, aber Hana hat einfach alles zu Nichte gemacht. Dieser Junge, der nicht mal wusste dass er japanisch sprach und meinen Zero für einen Vogel hielt…Ich dachte ich würde verrückt werden. Das ich nun endgültig in der Hölle gelandet bin. Auf einer einsamen Insel ohne Fluchtmöglichkeiten. Es war hart, aber dieser Bengel dort…er hat sich an mich gezwackt wie eine Zecke und auf einmal war ich nicht mehr allein. Obwohl ich mir eine andere Person gewünscht hätte! Dennoch…Zweimal habe ich versucht ihn zu töten und war nur gemein zu ihm aber…er kam einfach immer wieder. Und ich weis einfach nicht warum. Was hab ich getan das er sich so an mich hängt? Er hat genug Gründe um sich für immer von mir fern zu halten. Und dennoch…ist er noch immer hier und ich Idiot…ich lasse es weiterhin zu. Warum lass ich das zu?“

Er sagte dass sehr nachdenklich und in sich gekehrt so das Paku wieder zu ihm sah. Es war…erstaunlich. Sakurai sein Blick wich nicht eine Sekunde von Hana, der noch immer im Sand rumtollte wie ein fröhliches kleines Kind. Sicherlich ließ der Kleine damit auch all seine Sorgen abfließen, aber was Paku noch mehr faszinierte…war der Blick seines Leutnants. Sein Blick war nicht voller Hass oder Abscheu. Er war nachdenklich und aufmerksam. Als würde er sich jede Bewegung des Kleinen einprägen um handeln zu können sollte was passieren. Es war ein besorgter Blick. Aber um wen sorgte er sich? Um Hana?...Oder um sich selbst?

Der Große musste darauf erneut lieb schmunzeln und dennoch war da auch Sorge in ihm. Er wusste was los war, oder konnte sich die Lösung bereits denken. Es lag nur an einer Sache…und das war Chiharu. Sakurai sah in Hana etwas von seiner damaligen Liebe und deswegen schien er ihn zu tolerieren und in seiner Nähe zu dulden. Doch das war nicht gut. Allein was er mit Hana versucht hatte, als er noch krank gewesen war…es machte es nur noch schlimmer. Und Paku machte sich ernsthafte Sorgen…das Sakurai drauf und dran war sich gefährlich in seinen Gefühlen zu verrennen. Doch war es seine Aufgabe ihn davor zu bewahren? Immerhin war er alt genug um selber zu entscheiden. Er war nicht mehr sein kleines Küken von damals. Vor ihm stand ein stolzer Adler…der sich aber nicht mehr traute seine Flügel zu spreizen. Er kettete sich am Boden fest und das lag auch nur an Chiharu. Paku konnte ihm nicht sagen was zwischen ihm und Hana, in diesem Dschungel und der Höhle passiert war, denn er würde sich selbst zerreißen vor Schuldgefühlen. Dafür kannte er ihn einfach zu gut. Doch er musste ihm antworten. Also sprach dann nur die einfache Version nach vorne, während er auch wieder zu dem Blonden sah:

„Weil du ihn magst. Ganz einfach.“

Saku zuckte etwas erstaunt zusammen und sah dann zu seinem Freund hoch. Der lächelte zu ihm runter und nickte dann noch mal zusätzlich zustimmend, als er erneut sprach:

„Weist du…du hast irgendwie die Art Menschen um dich zu scharren. Egal wo du auch hingehst, die Leute vertrauen dir und sehen zu dir auf. Das ist eine Gabe die du besitzt Sakutaro. Und es ist sehr spannend anzusehen dass du immer wieder versuchst Menschen von dir fern zu halten, obwohl dich jeder schnell in sein Herz schließt. Vielleicht…solltest du auch mal, zur Abwechslung, akzeptieren das auch du nicht allein sein willst und bestimmte Menschen ebenso schnell in dein Herz schließen kannst….Wie Hana zum Beispiel.“

Hana? Was redete er da? Er…mochte Hana? Niemals! Warum sollte er diesen kleinen Teufelsbraten mögen?! Er machte ihm doch nur Ärger, fuchste und schlug ihn wo er nur konnte! Erst vorhin hatte er wieder zwei Backpfeifen bekommen, für die er sich eigentlich revanchieren müsste! Vielleicht in dem er ihn jetzt einfach im Sand vergrub und dann darauf wartete das die Flut kam? Er hatte plötzlich so viele böse Ideen. Danach schüttelte er sofort energisch den Kopf und sprach stur und mit geschlossenen Augen nach vorn:

„Ich mag Hana nicht! Ich bin einfach zu nett, das ist alles!“

Paku schmunzelte ihn erneut an. Aha, aber das er sich letzte Nacht so heißblütig und wild auf den Kleinen geschmissen hatte zählte also nicht mehr ja? Okay eigentlich nicht, denn er war ja krank gewesen. Aber dennoch…waren da nicht vielleicht doch Gefühle dass er deswegen überhaupt erst auf diese Idee kam? Sakutaro war stur. Sicherlich gestand er sich selbst nur nicht ein dass er Hana schon irgendwo mochte. Aber das war okay. Vielleicht kam das ja mit der Zeit, denn wenn Paku ehrlich war…dann wirkten die Zwei total süß zusammen. Fast als wären sie füreinander gemacht. Sakurai fauchte Hana an und der trat gnadenlos zurück um sich zu wehren. Etwas was der Ältere ja nicht kannte und es ihm ganz gut tat. Und was ihn noch mehr wunderte:…Saku schien noch mehr mit ihm zusammen zu passen als mit Chiharu. Das war jedenfalls seine Einschätzung, auch wenn sie beide männlich waren. Sie waren schon auf derselben Wellenlänge. Beide stur, mutig, aufbrausend und nicht offen mit ihren Gefühlen. Zumindest sah es auf den ersten Blick so aus, denn wer wusste schon wo das noch hinführen würde.

Paku hatte sie gekannt, also Chiharu. Als Saku mit ihr zusammen kam, war sie öfters im Hangar der Station gewesen und hatte ihrem Freund Essen gebracht. Sie war ein liebes und süßes Mädchen gewesen. Manchmal erschien sie es auch faustdick hinter den Ohren zu haben wenn sie so mit ihm und den anderen Jungs in ein Gespräch verwickelt war. Aber dennoch wirkte das gerade ganz anders Sakurai, gedanklich, neben ihr zu sehen als neben Hana. Sie gingen komplett anders miteinander um. Chiharu wirkte wie die Scheue und Schüchterne neben Sakurai, weshalb er sie immer in Schutz nahm und sie vor allem behütete. Vielleicht sogar viel zu sehr das er sich selbst damit festkettete. Aber wenn Hana neben Saku stand, oder mit ihm sprach, dann war das etwas komplett anderes. Er verhielt sich laut und aufbrausend zu dem Blonden, aber niemals bösartig oder herablassend. Und es war komisch, aber wenn er die Zwei so streiten sah…schien es als hätten sie Gefallen daran. Als würde es ihnen Spaß machen sich zu streiten, oder als gäbe das ihnen einen Kick. Denn immer machte einer weiter und konnte nicht aufhören. Es war schwer zu beschreiben. Aber eines merkte Paku besonders:…Saku schien viel aufgeweckter und ehrlicher neben Hana zu sein. Lebendiger konnte man auch sagen. Als würde ihn der Kleine langsam aus dem Loch zerren, in das er wegen Chiharu gefallen war.

Er sah wieder vor zu Hana und sprach dann ruhig:

„Er scheint dich aber zu mögen. Du hättest ihn mal sehen sollen…wie er sich um dich gekümmert hat als du bewusstlos warst. Noch dazu hat er dich von deiner Krankheit geheilt und vor dem Monster beschützt. Ein richtiger kleiner Kämpfer. Wäre er in Japan geboren worden hätte er sicher auch versucht zum Militär zu gehen.“

Als der Große das sagte sah Saku von Hana weg und vor sich auf den Boden. Vielleicht…aber das wäre nicht gut gewesen. Es war ein erschreckender Gedanke. So stolz Saku auch war ein Zero-Pilot zu sein, so musste er dennoch zugeben…dass die Armee ein Ort voller Monster und Außenseiter war. Er war noch immer ein Außenseiter, egal wie viele auch zu ihm aufsahen. Aber ob der Blonde ebenfalls dieses Problem hatte? Wie auch immer: Hana sollte sich dem niemals nähern.

Und da war es wieder. Dieses schwere Gefühl in seiner Brust und das Unbehagen. Nicht nur wegen dem letzten Gedanken sonder auch dass er…etwas Schlimmes getan haben könnte. Er hatte schon viele schlimme Dinge an Hana versucht. Allein die zwei versuchten Tötungen waren das Paradebeispiel seiner Wut und kurzen Zündschnur gewesen, die er erst vor einigen Monaten entwickelt hatte. Er war sehr undzufrieden mich sich selbst…aber das war keine Entschuldigung es an Hana auszulassen…Aber was sollte er denn machen?! Der Knirps brachte ihn doch absichtlich auf die Palme! Und offenbar hatte er auch noch Spaß daran! Sollte er einfach da stehen und sich nicht wehren?! Das allein ließ sein Stolz nicht zu! Doch irgendwie…fühlte er sich auch wohler wenn sie sich stritten. Denn es fühlte sich so „normal“ an, als gehörte das zu ihnen. Er konnte sich keine Momente vorstellen in denen sie nicht zanken würden, oder sich versuchten gegenseitig unterzubuttern. Es war faszinierend…Dann kam er zu dem letzten Gedanken zurück. So schluckte er. Er…musste einfach fragen:

„Paku…sei ehrlich zu mir: Hab ich euch etwas Schlimmes angetan?“

Paku sah ihn erstaunt an. Sakurai klang dabei sehr niedergeschmettert und ernst. Konnte er sich etwa an was erinnern? Oder hatte er ein ungutes Gefühl? Seine Sinne waren sehr scharf und gezielt, sicherlich ahnte er was. Und sicher war das nicht schön wenn man einen Blackout hatte und nicht wusste was passiert war. Es war ein Verlust von Kontrolle, den Sakutaro mehr als alles andere hasste. Doch stellte er sich selber wieder die Frage: sollte er es ihm sagen? Schwierig. Stattdessen begann er mit einer Gegenfrage:

„…An was kannst du dich noch erinnern Sakutaro?“

Sein Nachbar schmunzelte kurz und überlegte was er darauf antwortete. Ehrlich gesagt an nicht viel. Einzig das mit dem Kuss blieb ihm noch, aber das wollte er nicht ansprechen. Was bedeutet: er würde Paku gleich belügen. Oder zumindest nicht alles sagen. Das war ne miese Aktion. Denn eigentlich wollte er keinen seiner Jungs anlügen…Dann sprach er noch immer abgewandt:

„So gesehen an nicht sehr viel. Es sind hauptsächlich Gefühle und als hätte man immer wieder nach mir gerufen. Mir war sehr warm und mein ganzer Körper fühlte sich an als würde er unter Strom stehen. Doch da war nur Dunkelheit vor mir. Und sonst…erinnere ich mich an nichts.“

War das so? Doch warum hatte er dann das Gefühl das ihn Sakurai leicht anflunkerte? Wie auch immer: Das war schon mal mehr als es Paku erwartet hätte, denn er schien damals komplett weg gewesen zu sein und dann noch jemand anderes, aber war das möglich? Was war das nur gewesen? Sein Verstand schien offenbar abgeschaltet zu sein, oder zumindest seine Seele war weggesperrt. Sakutaro würde niemals über einen Schwächeren sexuell herfallen um sich an ihm zu vergehen. Er war ein Killer, aber dennoch ein guter Mann. Er hatte Prinzipien und von denen wich er nicht ab. Den Saku den er und Hana letzte Nacht gesehen hatten…der war anders gewesen. Seltsamerweise konnte er sich aber an alles erinnern was er vorher in seinem Leben erlebt hatte und erkannte die Leute um sich herum. Die Krankheit hatte also Zugriff zu seinen Erinnerungen, nur machte sie ihn aggressiver und wilder. Doch warum wollte er mit Hana Sex haben? Was hatte die Krankheit in seinem Kopf gefunden das er völlig besessen davon schien? War es vielleicht Chiharu?

Hana hatte vorhin nicht ohne Grund nach ihr gefragt. Gefragt was es damit auf sich hatte. War es dem Älteren etwa rausgerutscht? Als er nicht bei ihnen gewesen war…hatte Saku etwa, den Kleinen, mit Chiharu verwechselt? Das ergab dann Sinn…und war noch schlimmer als erwartet. Hana und Chiharu hatten einige gleiche Wesenszüge, aber waren dennoch komplett unterschiedlich. Es könnte gut sein das sein Leutnant, in der Hitze des Gefechts, die zwei durcheinander gebracht hatte. Allein die Tatsache war sehr beunruhigend. Sie hatte ihn noch immer voll im Griff…

So räusperte er sich und dachte kurz darüber nach was er tun sollte. Er bemerkte wie Saku wieder zu ihm sah. Er starrte ihn an als erwartete er eine ehrlich Antwort, aber die…konnte ihm Paku einfach nicht geben. Noch nicht. Sakurai war noch nicht bereit dafür. Und vielleicht…sollte er das dann lieber mit Hana klären. Es gefiel ihm nicht sich aus allem rauszuhalten, besonders wenn seine Hilfe helfen könnte und der Mittelmann zu sein, aber er machte das sicherlich nur noch schlimmer wenn er da eingriff. Das war etwas was die Beiden selber zu klären hatten. Der Mittelmann…was war er froh wenn er wieder in den Lüften der Flügelmann sein durfte. Danach lächelte er ihn an und sprach freundlich:

„Ich denke das können wir auch noch später besprechen. Es war hart genug und nun sollten wir uns alle mal entspannen. Ich bringe dich erst mal zurück zum Schiff. Die Anderen werden so froh sein das du am Leben bist. Momentan geht es etwas holprig bei uns zu. Ein Weiterer, der mehr Erfahrung in der Führung hat, kann da nicht schaden.“

Saku sah ihn erstaunt an. Es riss ihn aus seinen Sorgen und seine Konzentration lag sofort wieder bei seiner Truppe und den Anderen als er lauter fragte:

„Die Anderen?! Also geht es ihnen gut?!“

Paku nickte und klärte ihn über alles auf was sie erlebt hatten:

„Nachdem der Sturm aufkam und wir dich von Radar und in den Wolken verloren hatten, hat Kaizo sofort den Notstand ausgerufen und mit dem Ernstfall gerechnet. Wir sind alle auf Position gegangen und haben versucht den Flugzeugträger über den tobenden Wellen zu halten. Wir gingen zwar nicht unter, aber sind durch die Strömung und den Wellengang komplett vom Kurs abgekommen und dann hier auf der Insel gestrandet. Einige Soldaten haben es nicht geschafft. Sind von den Wellen von Deck gerissen worden und im Meer versunken. Aber wäre Kaizo nicht gewesen, dann wären wir vielleicht alle tot.“

Da hatte er recht. Saku verstand. Kaizo war ein Mann der in solchen Situationen schnell agierte und wusste was zu tun war. Keiner kannte den Flugzeugträger besser als er. Ohne ihn wären sicherlich viel mehr Soldaten gestorben. Also waren sie alle ebenfalls auf dieser unbekannten Insel gestrandet. So schlimm es auch klang, es machte ihm etwas Hoffnung. So fragte er gleich gezielt:

„Wie ist der Schadensreport? Wie viele Verletzte haben wir?“

Er war sofort wieder Soldat und ging dass Prozedere nach Vorschrift durch. Paku sah vor sich auf den Boden und fing an zu zählen:

„Aktuell sind wir noch 30 Mann, uns Zero-Piloten ausgeklammert. Zwanzig haben es schon vorher durch den Sturm nicht geschafft und fünf sind auf dieser Insel bereits wilden Tieren zum Opfer gefallen. Verletzte haben wir Zehn. Der Flugzeugträger hat enormen Schaden genommen, der Bug ist komplett aufgerissen und hat den Hangar teils geflutet, er ist nicht mehr reparabel, genau wie unsere Zero im Hangar. Die Elektronik ist bei denen komplett durchgebrannt und verbogen sind sie auch bis zur Unkenntlichkeit. War ein harter Ritt für die gewesen. Wir konnten sie nicht mehr sichern bevor der Sturm uns traf.“

Antwortete Paku und Sakurai verschränkte nachdenklich die Arme vor sich. Sah auch auf den Boden. Das war nicht gut. Sie waren mit fünfzig Mann an Bord gewesen. Ihn und seine Jungs eingeschlossen waren sie sogar 55 gewesen. Aktuell 30 Männer. Zehn davon sind verletzt. Dann waren es nur noch 20 Männer die arbeiten konnten. 25 wenn man seine Staffel dazu nahm. Was er auch gleich fragte:

„Unserer Staffel geht es gut?“

Paku nickte.

„Jep. Alle okay. Du weist doch: wir sind Profis. Da muss mehr kommen als ein Sturm um uns klein zu kriegen.“

Saku lächelte kurz auf den Boden. Das stimmte allerdings und es erleichterte sein Herz zu hören das es seinen Jungs gut ging. Matsumoto, Katsura und Sugiura waren also auch okay. Soweit die beste Nachricht des Tages. Dennoch änderte sich seine Einstellung plötzlich, da war kein großer Schimmer mehr am Horizont. Ihr Hauptschiff war im Eimer und die Zero auch, also konnte keiner die Insel verlassen. Sie standen also am Selben Scheideweg wie Saku es nach seiner Landung schon getan hatte. Mit nur 20 arbeitsfähigen Männern konnte man nicht viel anfangen und anpacken. Nicht die großen Dinge zumindest wie Reparaturen. Viele Männer waren auch mehr Soldaten, oder Seemänner als Mechaniker, also hatten die keine oder kaum Ahnung von Technik. Allein er und seine Jungs konnten was in dem Bereich, weil sie ihre Flieger immer selber warteten und Katsura war der absolute Mechanik-Freak der über allen anderen stand wenn es um das Thema ging. Aber er allein konnte auch nichts schnell reißen. Er brauchte Unterstützung. Einzig ihr Kommandant Kaizo selbst war noch ne Hilfe, denn er hatte ja auch mit Saku an Zeros gearbeitet und sich mechanisches Wissen angesammelt. Ob er allerdings half war fraglich. Sicherlich hatte er fiel damit zu tun die aufgewühlten Männer im Zaum zu halten, denn nach solch einer Strandung waren schnell alle verzweifelt und ohne Hoffnung. Egal wie er es drehte und wendete…es wurde nicht besser. Matsumoto half Katsura sicherlich bei der Technik, aber Sugiura hatte garantiert anderweitig alle Hände voll zu tun, weil er einer der wenigen war der noch als Sanitäter tätig werden konnte.

Saku seine Staffel bestand aus folgenden Talenten: Paku als rechter Flügelmann, der sich mit dem Luftkampf auskannte und ihr Veteran war. Matsumoto der Flügelmann der linken Seite der Formation. Er kannte sich mit Hydraulik und Luftkampf aus. Katsura war ihr Mechaniker und ein verdammt guter noch dazu. Ja und Sugiura war ihr Sanitäter. Alle kannten sie sich im Luftkampf aus und wussten wie sie sich im Notfall in den Feind zu stürzen zu hatten. Immerhin waren sie die Kamikaze-Staffel, auch wenn sie sich nicht so nannten. Alles Piloten der Extraklasse, aber Saku stach am besten aus ihnen heraus. Er war ihr Anführer und ein wahres Ass der Lüfte. Alles andere, was seine Jungs sonst noch konnten, konnte er auch, nur in schwächerer Ausführung mit weniger Erfahrung. Aber er konnte Wunden behandeln, oder Flugzeuge reparieren wenn es drauf an kam. Nur halt weniger in Perfektion. Zusammen waren sie ein gut gemischtes Team und konnten es mit allen aufnehmen. Jeder stand dem Anderen bei. Sie waren eine Familie geworden. Das einzige was Saku besaß was wirklich an Familie ran kam. Besonders nachdem das mit Chiharu passiert war spendeten sie ihm Trost und stützten ihn. Es machte ihn glücklich zu wissen dass es allen gut ging. Er war sowas wie ihr Leitgockel geworden und wenn ihnen was passierte dann machte er sich persönlich dafür verantwortlich. Nicht nur weil es seine Pflicht war, sondern weil er das so wollte. Er musste auf sie achten und sie achteten auf ihn.

Paku sah ihm an das er lächelte. Und wenn er das tat dann nur wegen zwei Gründen: seiner Freundin, oder seiner Staffel. Dieses Mal lag es sicherlich an seiner Staffel und Paku sah wieder vor zu Hana, der inzwischen aufgehört hatte im Sand herumzutollen und einfach nur da lag und in den Himmel starrte mit einem breiten Lächeln. Wovon träumte das kleine Küken wohl gerade? Auch vom Fliegen? Er musste schmunzeln, dann sah er wieder zu Saku und sprach:

„Weist du: Ich denke er würde ganz gut zu uns passen.“

Sakurai wachte aus seinen Gedanken auf. Hatte die Worte so am Rande mitbekommen und sah ihn etwas verwirrt an. Runzelte dabei sogar die Stirn, als er fragte:

„Was? Wer?“

Paku nickte kurz rüber zum Strand und Saku folgte verdutzt seiner Geste. Danach sah er erschrocken dass der Große auf Hana deutete so das er wieder zu ihm sah und absolut ungläubig und erschrocken sprach:

„Hana?! Das kann nicht dein ernst sein! Der wusste vor drei Tagen noch nicht mal was ein Flugzeug war! Du machst Witze! Sag mir das du Witze machst!“

Paku sah zu ihm.

„Nein überhaupt nicht. Okay er kennt sich nicht mit der Technik aus, aber das wusstest du damals auch nicht als du Frischling zu mir in den Hangar gepoltert kamst, Saku. Er ist schlau und kreativ. Noch dazu hat er einen unglaublich starken Willen und Mut.“

Saku wand sich etwas schnäubig und mit verschränkten Armen ab, als er antwortete:

„Und ganz besonders einen unglaublichen Dickschädel!“

Paku musste deswegen kurz auflachen.

„Ha! Da kenne ich übrigens noch jemanden, oder Sakutaro?“

Der blickte nur kurz muffig und etwas beschämt zu ihm rüber. Ja ja war klar. Aber gegen Hana war er ja noch harmlos! Zumindest empfand er das so. Danach sah sein Blick aber wieder vor zu dem Blonden. Er konnte selber nicht abstreiten was Paku da erzählte. Hana war wirklich unglaublich stur und besaß einen starken Willen. Ob er allerdings Mutig oder einfach nur Tollkühn war, dass wusste er selber nicht. Da war nichts Mutiges daran wenn man sich gegen ein Monster stellte das fast doppelt so groß war wie man selbst und man in jeder Hinsicht ungelegen war. Und dennoch…er hatte es ja auch getan. Er war auch völlig unbewaffnet und unterlegen gewesen als sie das Biest zum ersten Mal angriff. Und genau wie Hana hatte er sich töricht auf es geschmissen und hatte dafür die Konsequenzen zu tragen bekommen. Das war wirklich dumm gewesen, was? Er musste echt aufhören sich vor Hana zu werfen. Schon irgendwie peinlich. Er lief sogar kurz rot an als ihm der Kuss wieder durch den Kopf ging. Schüttelte ihn aber gleich aus seinen Gedanken und sprach dann:

„Die Armee ist nichts für ihn. Er hat nicht das was es braucht um einen Anderen kaltblütig zu töten bevor der einen tötet….Dafür ist er viel zu empfindlich.“

Er sagte das sehr ernst und ruhig so das Paku wieder verwundert zu ihm sah. Wo kam das denn her? Wie konnte er das nur wissen? Immerhin waren sie ja „angeblich“ keine Freunde. Was hatte Sakurai also gesehen um davon überzeugt zu sein? Er wusste es nicht, woher auch, denn Saku hatte ihm nichts erzählt was ohne ihn passiert war. Das Hana ihn damals vorm Ertrinken gerettet hatte und das ohne zu zögern obwohl er ihn nicht mal kannte. Er war vielleicht ein Satansbraten…aber er hatte das Herz am rechten Fleck. Und für einen eiskalten Killer…war er viel zu lieb.

Ein Klopfen auf seine Rücken holte ihn aus seinen Gedanken zurück und er sah verwirrt zu Paku rüber, der dann frech lächelte und sprach:

„Ich wollte auch nicht dass er der Armee beitritt…sondern dass er vielleicht länger bei uns Jungs bleibt. Ich mag ihn und er ist einer der sich auf der Insel auskennt, das bringt Vorteile. Wir Jungs sind schon sowas wie ein eingeschworener Stamm. Aber theoretisch hätten wir noch Platz für eine, ich nenne es mal: Squaw. Immerhin gibt es immer einen Leitwolf und eine Leitwölfin im Rudel, oder?“

Er spielte gezielt auf etwas an und wollte Sakurai seine Reaktion sehen. Danach blinzelte er frech zu seinem Leutnant und der brauchte einige Sekunden bis es in seinem Hirn endlich mal klickte. Als es das aber tat lief er sofort etwas rot an und verzog das Gesicht beschämt und peinlich, bis er dann fauchte:

„Sag das nicht noch mal!!“

Was sollte DAS denn?! War der noch zu retten?! Er und Hana?! Zusammen?! Nicht nur der Gedanke, das sie beide männlich, waren sorgte für Unwohlsein, sondern auch die Tatsache das Hana ein schrecklich nerviger, kleiner, bösartiger und sturer Satansbraten war der daran Freude und Spaß hatte andere zu ärgern! Das er so hübsch war und so zart und unschuldig wirkte, das war alles nur Tarnung! Damit wog er Unwissende in Sicherheit um danach seine Klauen in ein hilfloses Opfer zu schlagen das sich in seiner feigen Falle verfangen hatte! Er war der reinste Männerfresser und suchte nur Ärger! Aber Sakutaro war ihm da voraus und ließ sich nicht fesseln, also würde es Hana sein der sich seinem Willen beugen müsste! Er würde sich ihn einfach packen. Er war stärker und dann würde er ihn auf den Boden donnern und ihm zeigen wer das Sagen hatte!...Was? Plötzlich schlug sich der Pilot, völlig ohne Vorwarnung, mit der linken Hand auf die Wange und es klatschte ordentlich. Paku sah ihn erschrocken an, aber noch mehr war es Sakurai der verdutzt und beschämt auf den Boden sah und sich fragte: Was war das denn gewesen? Wo kam dieser Gedanke denn her? Und warum…fühlte er sich bei dem Gedanken so komisch. Es fühlte sich vertraut an…Doch danach sah er sofort zu Paku rüber und muffte ihn beschämt an:

„Ich rede nicht mehr mit dir darüber!“

Es war nur ein Kuss gewesen! Nichts Besonderes! Viele Leute küssten sich einfach mal so ohne das es was zu bedeuten hatte!...Okay aus der Sache kam er mit der Logik nicht mehr raus. Ein Zungenkuss war da doch schon etwas eindeutiger. Das machte man nicht einfach mal so. Er lief puderrot an und dann wand er sich motzig und gekränkt ab, dabei lief ebenfalls den Hang runter und auf Hana zu. Das war genug Kopfgerammel für einen Tag! Und er hatte noch was zu klären.

Paku sah ihm noch etwas nach und musste dann kurz in sich lachen. Oh mann, da hatte es wohl jemanden wirklich eiskalt erwischt, was? Ach sie werden so schnell erwachsen. Kleiner Scherz. Er war sich nun so ziemlich sicher das Saku was für Hana übrig hatte. Mal sehen wann der das endlich auch verstehen würde. Aber bei dem Dickschädel könnte das sicherlich noch ne Weile dauern. Und Saku war auch viel zu Stolz um das einfach so zuzugeben. Doch eigentlich war nichts dabei. Paku würde sich freuen wenn er endlich wieder unter die Haube kommen würde, oder jemanden fand der ihm mal zeigte wo der Hammer hing. Hana war der beste Kandidat dafür, denn er ließ sich nicht vom dem Älteren die Butter vom Brot klauen. Das tat ihm ganz gut und könnte ihn vielleicht auch endlich mal von Chiharu wegbringen. Doch genau das schien es zu sein was ihn blockierte. Hana hatte sie vorhin auch erwähnt und Paku…der sah sich das alles erst mal von der Seitenlinie an. Wenn er eingreifen musste um Saku vor sich selbst zu schützen…dann würde er das tun. Aber noch war nicht die Zeit dafür. Abwarten und beobachten war angesagt. Sie passten gut zusammen und er selbst fände es schön wenn Hana um sie bleiben würde, denn er hatte den Kleinen sofort ins Herz geschlossen. Vielleicht sollten das aber alle nicht sofort wissen. Wenn Sugiura das herausbekam…Oh mann er sah ihn jetzt schon gemein und frech um Saku hüpfen, ihn mit Blütenblättern bewerfen und sagen: Er liebt mich, er liebt mich nicht. Oder: Saku ist verliebt! Er war da etwas offener und frecher in der Hinsicht. Sakurai wäre dann so beschämt…er würde ihn danach sicherlich erschießen und seine Leiche ins Meer werfen. Ein Sani weniger. Sie waren nicht nur Kameraden und Sakurai ihr Vorgesetzter. Sie waren Freunde und verhielten sich auch so. Familie. Schließlich folgte er seinem Boss runter an den Strand. Doch er bremste sofort ab und blieb etwas auf Abstand stehen…als er sah was Saku vor hatte.

Hana hörte wie sich ihm jemand über den Sand näherte und kam wieder auf den Hintern. Er sah nach links über seine Schulter hinter und erkannte Saku der näher kam, ließ ihn nicht aus den Augen und sah wie der sich dann plötzlich links neben ihn in den Sand setzte. Er setzte sich allerdings in den Schneidersitz und verschränkte die Arme vor seiner Brust, als er keinen Blick zu Hana warf und nur den Sand unter sich anstarrte. Was hatte der den vor? Hana muffte etwas und sprach:

„Na? Gekommen um dich erneut zu streiten? Nur zu.“

Er war komplett darauf vorbereitet…doch nichts dergleichen passierte. Saku blieb einfach nur stumm und sah weiterhin vor sich auf den Boden. Das war…ungewöhnlich. Was war nur mit ihm los? Er wollte sich nicht streiten oder einen dummen Spruch ablassen? Was zum Geier? Der Blonde wusste mit der unheimlichen Stille nichts anzufangen und setzte sich ebenfalls steif in den Schneidersitz, während er leicht muffig zu dem Älteren neben sich sah. Der konnte doch wieder nichts Gutes vorhaben! Und Saku sagte auch weiterhin nichts. Reagierte nicht mal, bis etwas vor ihm im Sand scharrte und nicht von der Stelle kam.

Er sah verdutzt hin und auch dem Blonden fiel es auf und er schaute neugierig drauf. Als der Sand etwas verschwand, erkannten sie das es eine kleine Schildkröte war die auf dem Rücken lag und mit den Flossen paddelte. Damit rieb sie zwar den Sand weg, aber kam nicht von der Stelle. Offenbar war sie erst geschlüpft. Ein Spätzünder? Vielleicht hatte Saku sein Hinsetzen sich auch aufgeweckt. Auf jeden Fall kam sie nicht voran und paddelte weiter den Sand von ihrem Bauch und dann in der Luft herum.

Da Sakurai sie nur nachdenklich ansah, schnaufte Hana und konnte das nicht länger mit ansehen. Er wollte gerade nach vorne langen und die kleine Schildkröte umdrehen…als sein Nachbar etwas komplett Unerwartetes tat. Der Blonde hielt an…und sah wie Saku sacht, mit beiden Händen, in den Sand unter sich griff und vorsichtig das kleine Tier in den Hände nahm. Er wippte etwas mit den Händen und sorgte damit dafür dass dieses Tier sanft wieder auf den Bauch kam und sofort lospaddeln wollte. Aber anstatt sie wieder runter und ihren eigenen Weg gehen zu lassen, hielt er sie noch etwas in den Händen und sah dann zu Himmel rauf. Hana machte das auch und erblickte ebenfalls den wolkenlosen Himmel über ihnen. Warum machte der Ältere das? Saku schien nach etwas zu suchen und nach wenigen Sekunden erhob er sich auch wieder aus seinem Schneidersitz und lief langsam vor zum Meer vor ihnen. Hana beobachtete ihn dabei ganz genau und kam dann auch hoch. Er war völlig fasziniert, als er sah wie dieser eigentlich so grobe und bockige Pilot sich plötzlich an das seichte Wasser hockte und dann sanft die Schildkröte ins Wasser ließ.

Er tunkte beide seine Hände in das salzige Nass und dann zog er diese unter dem Bauch des Tieres weg, das auch gleich anfing los zu paddeln und in der Brandung verschwand. Hana konnte es einfach nicht glauben, so lief er neben ihn und hockte sich dann auch hin. Mit wenigen Bewegungen sah er auch schon das kleine Tier in den Tiefen verschwinden und starrte noch immer hinterher, als ihm klar wurde…dass das eben ein unglaublich sanfter und netter Zug von Saku gewesen war. Danach sah er erstaunt und aufmerksam links zu ihm hoch. Behielt ihn genau im Auge, denn er hoffte etwas von seinem Gesicht ablesen zu können. Immerhin war er nicht gut mit Worten und man musste ihm alles ablesen. Doch langsam…kam Hana dahinter wie das ging.

Saku war ein sehr körperlicher Mensch. Nutze weniger Worte sondern sprach mehr mit Taten. Eigentlich war das eine sehr emotionale und gefühlvolle Art zu kommunizieren. Etwas was man ihm eigentlich nicht zutrauen würde, wenn man ihn nur oberflächlich betrachtete. Aber mit der Zeit und wenn man genauer hinsah, dann konnte man sehen das er sehr viel mit seinem Körper sprach. Es waren kleinste Bewegungen und Reaktionen die Bände sprachen ohne das er Worte hervorbrachte. Eine schöne und ungewöhnliche Art für einen so verschlossenen Kerl. Und genau deswegen war Hana auch so fasziniert von dieser Aktion eben. Alles was Sakutaro bisher von sich gegeben hatte waren Frust und Gewalt. Sie lenkten sehr oft sein Handeln und diese Sache eben, diese liebe Geste mit der kleinen Schildkröte…das war, für jemanden wie ihn, sehr sanft gewesen. Nie hätte Hana gedacht das er so sein könnte. Er überraschte ihn immer wieder. Und sein Blick war wieder so anders.

Was war das? Also das was Hana ihm gerade vom Gesicht ablesen konnte. Er sah in die Ferne. Er war sehr weit weg mit seinen Gedanken und es schienen…traurige zu sein. Der Junge hatte das schon öfters gesehen. Gestern im Dschungel auch. Immer mal wieder schlich sich zwischen alle diese Wut, die Gewalt und Dickköpfigkeit etwas Trauer dazwischen. So das es Hana aufhorchen ließ. Er war…netter als er sich gab. Und er schien schlimme Schmerzen zu haben. Was hatte ihn in seiner Vergangenheit nur so verletzt das er immer und immer wieder, aufs Neue, darin ertrank? Er musste schwach lächeln und wurde ebenfalls etwas traurig. Heh, warum…kannte er das nur zu gut? Es war derselbe verdammte Blick den auch Hana schon öfters gehabt hatte. Besonders dann wenn es um seine Abstammung ging. Seine Mutter hatte immer alles getan um ihn davor zu schützen, aber er konnte der Tatsache nicht entkommen dass alle Großes von ihm erwarteten. Sie setzten ihn unter Druck. Er war das Kind des Schicksals. Der Messias, bla, bla, bla. Er konnte es nicht mehr hören. Niemand hat ihn je gefragt ob er das auch sein wollte. Konnte selber nicht entscheiden wer er war. Keiner nahm ihn als das was er war, außer seiner Mutter…und Saku? Ihm wurde das schlagartig bewusst. Und wenn er sich zurück an das von vorhin erinnerte, wie nahe sie sich gewesen waren, bereit waren miteinander zu schlafen…da wurde ihm wieder so komisch. Vor allem da er kein so schlecht aussehender Kerl war. Und noch etwas wurde ihm klar…Er wollte sich nicht verabschieden.

„…Paku hat mir erzählt da du dich um mich gekümmert hast.“

Hana sah wieder zu Saku, als er diese Worte gesagt hatte. Sie waren sehr neutral und in Gedanken versunken aus ihm gekommen. Dennoch schien er im hier und jetzt zu sein, denn er regte sich plötzlich etwas und setzte sich hin, so das die Wellen ihn nicht erreichen konnten und er nicht nass wurde. Hana kam auch etwas zurück und setzte sich neben ihn, sah ihn weiterhin an und antwortete dann etwas beschämt:

„Schon…also…naja ich war daran schuld das du gebissen wurdest. Und somit war es auch meine Aufgabe gewesen dich wieder auf die Beine zu bekommen…“

Warum fiel ihm das nicht leicht so offen mit ihm zu sprechen? Ihm war das unangenehm. Nicht weil er zu stolz dafür war…sondern weil er sich etwas schämte so offen zu reden. Er plauderte auch nicht gerne über seine Gefühle. Und die waren, nach dieser Nacht, mehr als nur durcheinander…Warum schmeckte er ihn noch immer auf seinen Lippen?

Saku blickte tatsächlich nur kurz zu ihm runter und sah dann schnell wieder weg. Er war selber etwas beschämt und konnte schlecht offen sprechen. Doch das war etwas was er tun musste, denn er war kein undankbares Arschloch. Also räusperte er sich leicht und sah wieder zum Horizont vor sich, als er dann sprach:

„Es war…meine Entscheidung gewesen dir zu helfen. Du hättest das nicht auf deine Kappe nehmen müssen. Aber ich…ich bin dankbar das du mir geholfen hast. Also…Danke Hana.“

Als er diese Worte ruhig und nett sprach sah ihn der Blonde noch verblüffter an. Was…war da gerade passiert? Hatte sich Saku wirklich bei ihm bedankt?! Er musste sich mal kurz im linken Ohr rumstochern, nur um sicher zu gehen das es nicht mit Sand verstopft war und er das falsch verstanden hatte. Aber das war natürlich nicht der Fall. Er…er hatte sich bedankt. Wow. Er hatte ja doch Rückgrat und war fair. Das tat Hana sehr gut und er schmunzelte ihm kurz frech zu, so das Saku es bemerkte und zu ihm sah. Oh nein, das miese Schmunzeln kannte er! Was kam nun wieder für ein Spruch? Der Kleine sprach:

„WER bist du? Und was hast du mit Sakutaro gemacht? Er würde sich niemals bei mir bedanken.“

Blödmann! Muffig wand sich Saku mit dem Kopf ab und motzte dann:

„Ja, ja du kannst mich auch mal! Ich bin kein komplettes Arschloch, okay?!“

Kein komplettes ja? Damit gestand er also, zum Teil zumindest, dass er schon eins sein konnte, wenn er wollte. Also wie die ganzen Tage vorher auch. Doch Hana ging nicht darauf ein und lächelte nur frech zu ihm, kicherte dabei auch, so das Saku wieder zu ihm runter sah und es erkannte. Er fühlte sich…komisch wenn er dieses Lächeln sah. Es war ein schönes und ehrliches Lächeln. Er kannte das. Und dann antwortete ihm Hana zum ersten Mal lieb:

„Einsicht ist der erste Weg zu Besserung Saku, hehe!“

Saku, hm? Er sollte ihn so nicht nennen, verdammt. Er war so ein verdammter, kleiner Scheißer…aber er war schon okay. Und Sakurai musste ihn verwirrt ansehen, als er den plötzlichen Schwung von lieb zu traurig vor sich bemerkte, denn Hana sah dann nicht mehr zu ihm und wand den Blick zum Sand runter. Was…war los mit ihm? So Gefühlsschwankungen hatte er doch sonst nicht. Da sah er mal eine völlig neue Seite an ihm. Und…er wollte ihn nicht so traurig sehen. Er war seltsam aber es machte Saku unwohl ihn so zu sehen. Woher das auch immer kam. Nicht mal…bei Chiharu warm ihm das so stark aufgefallen. Und dann ließ der Blonde auch endlich die Bombe platzen und sprach unheimlich neutral, für seine Verhältnisse zumindest:

„Das…das ist ein Abschied, nicht wahr?“

Saku drehte sich verwirrt zu ihm um und verschränkte erneut die Arme. Konnte es sein? Machte ihn der Gedanke an einen Abschied…etwa traurig? Was war denn plötzlich mit dem Bengel los? Und es war noch spannender das er es so offen aussprach und dabei so traurig wirkte. Er lernte wirklich gerade eine ganz andere Seite an ihm kennen. Eine…die mal eine nette Abwechslung war. Um ehrlich zu sein: Ja. Es sollte eine Art von Abschied sein. Saku hatte erfahren das Kaizo und seine Leute überlebt hatten. Auch seine Truppe war wohl auf. Er würde mit Paku zu ihnen gehen und somit die Möglichkeit bekommen seine Zero wieder zu reparieren. Dann konnte er zurück nach Japan und Hilfe holen. Es war simpel und genau der Plan den er verfolgt hatte. Sie mussten sich nicht mehr helfen und voneinander abhängig sein. Das war damit hinfällig geworden. Und nach dem was letzte Nacht passiert war…war es auch für Hana besser so. Sie hatten genug durchgemacht und der Kleine sich oft genug in Gefahr gebracht das Saku es nicht mehr verantworten wollte wenn ihm was passieren würde. Das waren inzwischen seine ehrlichen Gefühle geworden. Aber auch versuchte er…mit der Aktion vor dem Kuss zu fliehen, den Hana ihm niemals hätte schenken dürfen. Egal aus welchen Gründen auch immer. Wenn er bei ihm bleiben würde…dann war sich Sakutaro sehr sicher das er in Gefahr schweben könnte. Jeder der bei ihm war…schwebte in Lebensgefahr. Das war schon immer so gewesen. Und er persönlich…er wollte niemanden mehr sterben sehen den er kannte und mochte. Aber dummerweise hatte der Blonde die Art sich in die Herzen der Leute zu verbeißen. Genau deswegen hatte Saku ihn versucht zu meiden, als hätte er das damals sofort gewittert. Doch nun war es zu spät geworden. Heh…es war dafür viel zu spät geworden. Er schmunzelte kurz. Was machte er da nur wieder? Und dann sprach er:

„Du hast deinen Teil gehalten.“

Hana sah verwirrt zu ihm auf und sah ihn genau an. Wovon sprach er da? Er kam aber nicht zum Fragen denn Saku sprach weiter:

„Wir hatten die Abmachung das du mir Hilfst und ich dir einiges über meine Heimat erzähle. Nun…du hast mir geholfen, denn durch deine bekloppte Aktion an der Klippe sind wir in dieses Tal gekommen und haben dort Paku gefunden. Noch dazu habe ich eben erfahren dass viele aus meiner Heimat ebenfalls hier gestandet sind und leben. Das hätte ich alles nicht erfahren wenn du nicht gewesen wärst. Somit hast du deinen Teil der Abmachung eingehalten: Du hast geholfen…Aber ich bin noch an der Reihe meinen Teil zu erfüllen.“

Er hielt sein Wort. Hana blinzelte ihm sehr verwirrt zu und man sah wie sich die Räder in seinem Kopf drehten und versuchten einen Sinn zu finden. Er hatte die Worte verstanden, aber meinte er damit etwas das sie…

„Heißt das…wie sehen uns wieder?“

Fragte der Blonde unsicher, aber dennoch voller Hoffnung. Er war selber überrascht wie sehr er sich plötzlich freute. Das war ungewöhnlich für ihn. Saku schnaufte vor ihm und schloss die Augen, als er antwortete:

„Ich bin mal ehrlich zu dir Hana: Du bist nervig, laut, hitzköpfig, arrogant, ein unglaublicher Dickkopf, bringst mich an den Rand des Wahnsinn und wieder zurück und du kennst deine Grenzen einfach nicht.“

Hana sah ihn muffig an. Ernsthaft?

„Das Kompliment geb ich gern zurück du Blödmann.“

Kam es kurz aus ihm. Und dann sah ihn der Ältere wieder an.

„Aber wenn ich dich ansehe…dann sehe mich teils selber in dir. Ich war in deinem Alter auch so gewesen. Okay nicht GANZ so bescheuert wie du, aber ähnlich.“

„Weist du Sakutaro: hör besser auf zu reden, denn du machst dir damit gerade keine Pluspunkte bei mir!“

„Worauf ich hinaus will ist:…Jeder ist auf seine Art und Weise besonders und das fasziniert mich an dir. Seit wir uns kennen hast du dich niemals unterkriegen lassen. Du bist immer stur weiter deinen Weg gegangen und hast das durchgezogen was du dir in den Kopf gesetzt hast. Ich kenne Männer in der Armee die nicht mal annähernd so viel Mumm haben wie du. Deine Art fasziniert mich. Ich bin noch nie jemanden begegnet der so ist wie du. Und wenn ich noch ehrlicher bin…dann denke ich das einige Stunden mehr, bei mir und Paku, dir vielleicht auch nützen können.“

Sakutaro sah plötzlich wieder weg und schien etwas beschämt über seine Worte zu sein. Aber Hana dagegen sah ihn weiterhin nur an. Er bemerkte die leichte Röte auf seinem gegenüber, doch war er unglaublich berührt von den Worten die er da gesagt bekam. Es rührte ihn und er konnte ihn nur starr und voller Überraschung ansehen. Sah schon fast schockiert aus, weil er niemals mit sowas gerechnet hätte. Sie saßen voreinander…und versuchten mal nicht sich zu töten oder anzuschreien. Ehrlicher und netter…waren sie nie zueinander gewesen wie in dem Moment. Und Hana freute sich sehr darüber. Sein Herz machte sogar einen kleinen Hüpfer. Besonders als er hörte: das sie sich wieder sehen würden. Doch dann sprach Saku wieder ernster hinterher:

„Doch du musst mir eins versprechen Hana: Halt sich fern von meinen Leuten. Komm mit niemand in Kontakt außer mit mir, Paku und dem Rest meiner Zero-Staffel. Ist das klar?“

Hana sah ihn nun auch etwas ernster an. Wenn er das so schon sagte…dann konnte das nichts Gutes bedeuten. Es schien als wollte er geheim halten das sie sich kannten. Witzig denn das war bei Hana auch der Fall. Niemals durfte sein Vater von ihrer Bindung wissen, allein von ihren Treffen, oder das sie hier gestrandet waren. Er würde weiterhin schweigen wie ein Grab. Also vertraute er Saku und nickte zustimmend, als er dann antwortete:

„Das ist mir klar, auch ohne dass du mir das sagen musstest.“

Typische Antwort von ihm und Saku war froh darüber. Er würde nichts von Hana durchsickern lassen. Damit könnten sie in ernsthafte Schwierigkeiten gelangen. Nicht nur er sonder auch der Junge. Kaizo war an sich nicht immer der Stabilste und ein leicht aufzubringender Mann. Wenn er erfuhr das Ureinwohner auf dieser Insel lebten, er würde nicht eine Sekunde zögern um eine potenzielle Gefahr aus dem Weg zu räumen. Er würde alle ausfindig machen und töten. Und das ließ Saku nicht zu. Sie waren Unschuldige und hatten nichts mit ihrem Krieg oder ihrer Welt zu tun. Sie sollten weiterhin in Frieden an diesem Ort leben. Besonders Hana. Vielleicht…hätten sie sich niemals begegnen sollen.

Kurz darauf passierte etwas womit er nicht gerechnet hätte und es riss ihm eiskalt den Teppich unter den Füßen weg. Ließ ihn hart auf den Boden knallen. Denn er konnte nicht mal reagieren, so schnell war es gewesen…das Hana nach vorne sprang und ihn umarmte.

Er saß da wie erstarrt und sah nur vor sich. Spürte wie der Kleine seinen Hals mit den Armen umschlang und seinen Kopf rechts an seinem Hals, auf der Schulter ruhen ließ. Dankbar und fest drückte sich der Blonde an ihn und lächelte dabei sogar etwas. Es war nicht seine Art, aber er wollte es tun, denn er war froh. Sakus Worte schmissen einen großen Stein von seinem Herzen und machten ihn ruhiger. Es war Vertrauen was ihm geschenkt wurde. Noch dazu hatte er die schreckliche Sorge ihn nie wieder sehen zu können. Das war etwas was er nicht mehr wollte. Er war nun Teil seines Lebens geworden und wollte alles von ihm lernen was er konnte. Saku brachte ihm bei über seine Grenzen zu treten. Sich zu erheben und seinen eigenen Dämonen zu stellen. Er lehrte ihm so viele Dinge und dafür war er dankbar. Und er hoffte sich revanchieren zu können, auch wenn der Pilot das vielleicht nicht wollte. Diese Umarmung war schon mal ein Anfang. Der Anfang von etwas Neuem. Danach sprach er leise zu ihm:

„Lass dir das nicht zu Kopf steigen, denn das passiert nicht wieder Saku.“

Er meinte damit die Umarmung und da musste auch endlich mal Saku schmunzeln und sanft lächeln. Dieser Bengel. Er war so ein dummer und eingebildeter Dickkopf. Und nun machte ihm auch die Umarmung plötzlich nichts mehr aus. Es war…lange her das er so herzlich von jemanden umarmt worden war und der das ernst meinte. Und er…fand es nicht mal mehr schlimm. Es berührte ihn und erinnerte ihn an bessere Zeiten. Nämlich an damals…als er und Chiharu sich ineinander verliebt hatten. Es war dasselbe Gefühl. Und es war nicht unwillkommen. Er liebte Hana nicht, aber es fühlte sich gut an. So antwortete er frech zu dem Blonden:

„Ich weis…Hana.“

Paku sah ihnen aus der Ferne zu und musste auch lächeln. Es war so offensichtlich. Sie mochten sich und wenn sie so weiter machten, dann könnte daraus wirklich eine süße Romanze und danach Liebe entstehen. Doch da gab es einige Probleme und die hingen über den beiden wie Damoklesschwerter. Zum einen war da ihre Herkunft und Heimat und zum anderen…war da Chiharu, die noch immer in Sakurai seinem Kopf spuckte wie ein böser Geist. Sie ließ ihn einfach nicht nach vorne schauen. Er sah immer wieder zu ihr zurück. Und das musste aufhören…

Hana aber hatte ein ganz anderes Gefühl zu der Situation in der sie sich befanden. Es ging ihm gut. Vielleicht...konnten sie ja noch mal neu anfangen. Nach dieser Nacht war das vielleicht nicht ganz so falsch. Es war etwas zwischen ihm und Saku passiert, was hätte nicht passieren durfen. Aber vielleicht gab es nun die Möglichkeit noch mal ganz von vorne anfzufangen. Einfach neutral und vielleicht...könnten sie sich endlich so kennen lernen...wie Hana es eigentlich immer wollte. Nicht als Feinde, sondern einfach als neutrale Personen die voneinander lernen wollten. Doch er wusste nicht...das diese Möglichkeit für immer verloren war.
 

Du bist in meinen Gedanken und erfüllst mir damit alle meine Träume. Ich denke die ganze Zeit an dich und sehe dich sogar in ihnen. Nicht ein Tag vergeht wo ich nicht an dich denke. Ich bin so in deiner Art und Weise gefangen, das mir schwindelig wird. Bitte lass mich atmen und bleib aus dem tiefsten Teil meiner Gedanken. Denn dort sehe ich uns sehr dicht miteinander tanzen. Hinten in der dunkelsten Ecke meiner Gedanken wo keiner uns sieht. Und jedes Mal wenn ich die Augen schließe, ist es als gäbe es niemanden mehr, nur dich und mich. In unserer eigenen kleinen Welt ist die Musik die Sonne und der Boden wird zum Meer. Für mich fühl es sich wie das Paradies an. Doch wie kann ich herausfinden was richtig ist? Vor allem wenn du meine Gedanken dabei vernebelst. Ich kann deinen Kampf, der innerlich in dir tobt, nicht für dich gewinnen. Noch kann ich dich für mich beanspruchen. Erst recht nicht wenn du weiterhin die Seiten wechselst und nicht weist wo du eigentlich hingehörst. Aber niemand wird meinen Stolz brechen den ich in meinem Herzen trage. Wie sind wir nur an diesem Ort gelandet? Denn ich dachte ich kenne dich besser als zuvor. Aber ich denke ich weis was los ist. Die Wahrheit versteckt sich in deinen Augen und es liegt dir auf der Zunge, nicht wahr? Du sprichst Worte zu mir, aber dein Körper sagt mir die Wahrheit. Mein Blut kocht in deiner Nähe, aber du denkst tatsächlich ich kann nicht sehen was du für ein Mann bist. Doch das werde ich herausfinden. Ganz alleine werde ich dich finden. So wie auch meine eigenen Gefühle. Du bist ein Killer. Und ich…ich warte darauf das du mich holst und endlich niederstreckst. Schlag deine Klauen in mich und trag mich hoch in die Lüfte. An einen Ort wo es nur uns beide gibt. Dort würde ich sogar sterben wollen…solange es bedeutet bei dir sein zu können.

Strictly by the rules

Auf dieser Insel wurde ich geboren. Hinein in ein Kollektiv der Dämmerung. Sie säten am Abend ihre Pflanzen, damit ihr Paradies über Nacht erblühen würde. Dort wo die Wahrheit gleichgeschaltet war und ich ihre Traurigkeit in mich aufnahm. Und am Ende muss ich dafür bezahlen. Dort wurde ich auch erzogen. Von den Geistern der Vergangenheit und der Toten. Sie kamen nur nachts raus, um mir zu helfen und dann ihr Paradies zu fressen. Dort, wo ihre Wahrheit noch immer gleichgeschaltet war. Und auf dieser Insel werde ich auch sterben. Am Ende dem Kollektiv im Himmel beitreten. In einem strahlenden Schein voller hellem Licht finde ich dich, meine Urahnin. Aber wenn es so weit ist…wird niemand mehr gleichgeschaltet sein. Dafür werde ich sorgen, denn ich sehe und höre nicht das Böse um mich und in mir. Dafür aber die ganzen schwarzen Warnungen an den Wänden um mich. Habe somit den Hass von vielen Menschen um mich beschworen, aber alle werden Stück für Stück fallen. Das Böse mit einem schwarzen Herzen, oder der Erlöser mit einer reinen Seele. Wer bin ich? Was wollt ihr von mir? Ich bin doch einfach nur, wer ich bin. Alles, was ich schon immer war, war einfach nur ich selbst. Und dann kamst du wie ein Nebel in mein Herz geschlichen. Mach schon. Versuch mich zu verstehen, wenn du dich traust. Einen Schritt nach vorne, aber zwei zurück, so fühle ich mich. Kannst du jeden Schatten von mir sehen? Jede Fassade durchschauen? Einfach so in mein Mysterium rennen? Komm nur rein und halt dich gut fest, denn ich bin wie ein Sturm. Ich fege dich weg, wenn du nicht darauf achtest. Ich schlage wie ein Blitz in dich ein, wenn du unaufmerksam wirst. Erinnerst du dich an mich? Dort oben, wo es nur uns beide gab? Fang mich, oder befreie mich. Es liegt ganz an dir. Du, der du höher fliegst als alle anderen Vögel der Welt.
 

Er lief mit einem sehr komischen Gefühl im Bauch nachhause.

Hana war sich noch immer nicht so sicher, was da gerade passiert war. Oder warum er das getan hatte. Weswegen er so unglaublich langsam und nachdenkend durch den tiefen Dschungel vor sich lief.

Über ihm krischen die Vögel in den Baumkronen und unter seinen nackten Füßen knirschte der Matsch, oder das Moos abwechselnd, denn nachdem er den Strand verlassen hatte, lief er barfuß nachhause. Hatte seine Schläppchen einfach rechts in der Hand nach unten hängen. Nicht nur, weil er langsam keine Lust mehr auf die Schläppchen hatte, sondern weil er auch die Erde unter sich fühlen wollte. Es beruhigte ihn, denn was die letzten Stunden passiert war, das wirkte noch immer alles wie ein Traum, oder als würde er erneut den Boden unter den Füßen verlieren. Diesen jedoch in der Realität zu spüren, holte ihn etwas auf den Boden der Tatsachen zurück…nämlich, dass es kein Traum gewesen ist. Es wirkte alles nicht mehr so surreal, dennoch fühlte er sich obendrein noch immer furchtbar.

Seinem Körper ging es physisch besser, daran lag es nicht. Das Gift des Wolfs schien ihn komplett verlassen zu haben und er war wieder klar im Kopf. Doch noch immer schmerzte sein eines Ohr etwas von dem Biss, den Sakutaro ihm verpasst hatte,sodass er sich sanft daran fasste. Es war nicht sehr stark, nur ein Hauch, aber einen, den er nicht ignorieren konnte. Und auch nicht die Gefühle, die damit zusammen hingen. Denn diese Bilder verfolgten ihn noch immer: Wie er ihn gejagt, ihn von hinten umschlang, ins Ohr biss und wie sie sich so nahe gewesen waren, wie es noch nie zuvor einer bei ihm versucht hatte. Hana konnte noch immer Saku seine Wärme spüren und seinen Geschmack vergaß er auch nicht mehr so schnell. Alles hatte sich innerhalb von wenigen Sekunden bis Minuten in ihn eingebrannt. In jede einzelne Faser seines Körpers. Was war das nur gewesen?

Trotz der Bitterkeit der Osterluzei konnte Hana ihn noch immer genau schmecken und das nur…weil er selber etwas übertrieben hatte. Als sich Saku von ihm lösen wollte, wirkte die Pflanze bereits in ihm. Ganz bestimmt. Und dennoch hatte der Blonde ihn weiter geküsst und wollte sich stur nicht mehr von ihm lösen. Beschämend, wenn man daran zurückdachte. So plagte er sich nun mit einer Frage: Was war da über ihn gekommen? Er hätte ihn doch einfach loslassen können!...Aber er wollte nicht. Warum wollte er nicht? Und eben, am Strand, wollte er ihn auch umarmen. Es war fast so als…als wollte er ihm nah sein. Was immer komischer wurde, je mehr er darüber nachdachte.

Hana verstand immer mehr, dass sie sich in einigen Dingen sehr ähnlich waren und vielleicht zog ihn genau das zu dem Piloten hin. Immerhin gab es das Sprichwort: Gleich und Gleich gesellt sich gern. Mal abgesehen davon, dass Saku ihn offenbar akzeptierte, wie er war. Auch wenn es ihm nicht zu passen schien. Nicht ein Mal hatte der Ältere ihm befohlen, sich zu ändern. Nur über das gemeckert, was er ab bekam. Und das war sicherlich auch der Knackpunkt an der ganzen Sache gewesen, warum Hana immer mehr seine Nähe suchte. Jemand, der ihn so nahm wie er war, das kannte der Junge nicht. Er verstand sich ja selber kaum, zumindest in gewissen Dingen, doch musste er dennoch einen klaren Kopf bewahren. Auf keinen Fall durfte er das mit einem gewissen Gefühl verwechseln. Denn das war keine Sehnsucht oder Liebe, die er empfand…das war doch nur…einfach nur seine Nähe die er mochte. Und er lief sogar leicht rot an, wenn er nur wieder daran zurückdachte. Denn als er Saku am Strand umarmt hatte, konnte er es wieder fühlen. Diese Nähe und Wärme von ihm. Zudem roch er auch noch gut. Was er erst durch die Nähe bemerkt hatte. Es war ein Geruch, den Hana in keine Kategorie einordnen konnte. Alles, was er wusste, war: dass er diesen mochte. Ein starker und sauberer Geruch und das, obwohl sie sich, in der letzten Nacht, so viel mit Dreck und Blut beschmiert hatten. Es war einfach nur seltsam. Er brauchte nach der Aktion selber erst mal einen Moment um sich zu putzen. Und so sehr er sich für diese Gedanken auch schämte und alles was passiert war… so war er dennoch froh ihn wiedersehen zu dürfen. Egal was zwischen ihnen passiert war. Es klang verrückt aber Hana wollte wieder zu einem Trottel der ihn fast zwei Mal umgebracht hatte und ein drittes Mal sogar fast vergewaltigt. Er war echt bekloppt, was? Doch die Tatsache, dass er wieder zu den Jungs zurück konnte…machte ihn fröhlicher. Etwas was er schon lange nicht mehr gewesen war.

Dennoch plagte ihn noch was. Ein weiterer Gedanke der schwer auf seinem Verstand kauerte. Saku meinte: er sah sich selbst in Hana…Was hatte er nur damit gemeint? Er meinte auch: er wäre fasziniert von ihm. Letzten Endes waren es so viele Dinge gewesen die er niemals hätte sagen sollen. Nicht einfach so nach all dem was zwischen ihnen passiert war.

Der Junge lief wieder etwas rot an, besonders wenn er diese Stimme in seinem Kopf hörte. Die von Saku, damals als er das zu ihm gesagt hatte. Dieser Blödmann. Warum sagte er sowas nur? Und wie genau ging es jetzt…zwischen ihnen weiter? Das war die große Preisfrage am Ende dieser bekloppten Show. Heh, Nachhause gehen…wirkte plötzlich so leicht, im Gegensatz zu der Frage. Auch dann noch obwohl er sich vorstellen konnte was auf ihn zukommen würde sobald er zurück ins Dorf kam. Er würde dick Ärger bekommen. Sicherlich mehr als zuvor. Aber das wurde schon irgendwie. Sicherlich sahen sie darüber hinweg da er wieder gesund zuhause war…So wie immer.

Doch als er, nach einem langen Marsch, am Eingang seines Dorfes stand musste Hana etwas verdutzt blinzeln. Etwas stimmte nicht.

Er stand noch etwas da und sah sich um: das ganze Dorf schien in Aufruhe zu sein. Die Patcheen rannten umher, besonders einige Männer und Jäger. Schien als wären sie auch erst wieder zurück gekommen und sprachen mit den restlichen Personen im Dorf. Hana wurde unwohl wenn er das sah. Hatte das…etwas mit ihm zu tun? Sie waren alle so aufgebracht. Immerhin war er sehr lange weggewesen und hatte nicht mal gesagt wohin er verschwand. Oh mann sein Vater würde ihn in Stücke reißen! Vielleicht hatte er wirklich schon einen Suchtrupp losgeschickt gehabt! Das wurde ihm immer mehr bewusst. Nicht gut…

Doch er schluckte und fasste sich am Herz, riss sich danach zusammen und als er endlich in das Dorf schritt und ihn die ersten Patcheen auch gleich sahen…da wurde ihm noch komischer.

Wie sie ihn ansahen…Sie warfen ihm verdutzte Blicke zu und einige zeigten sogar auf ihn, als sie darauf noch aufgeregter wurden und anfingen laut durcheinander zu reden. Hana konnte nicht mal alles verstehen, weil es sein ein heilloses Durcheinander gewesen war. Pures Chaos. Aber einer der Männer rief dann laut und klar aus der Masse hervor:

„Er ist zurück!!“

Und zeigte dabei mit der rechten Hand auf Hana. Okay…Ja das war er, und? Was interessierte es die?

Der Blonde kam näher und je näher er kam umso verwirrter wurde er, denn es schien als…als würden alle Abstand von ihm nehmen, denn sie liefen langsam zurück. Und als er neben dem großen Lagerfeuer ankam und sich verwirrt umsah, da konnte er es nun eindeutig erkennen: Sie hielten wirklich Abstand von ihm. Formten einen Kreis um den Jungen und wurden schlagartig still. Was war denn nun los? Keinerlei Freude ihn zu sehen? Immerhin war er doch lange weg gewesen. Sollten sie nicht froh sein das es ihm gut ging? Was hat er eigentlich erwartet? Er war doch der Versager des Dorfes und wurde ihnen allen nicht gerecht. Also zuckte Hana kurz mit den Schultern als genervte Reaktion darauf. Sah sich weiter um. Und alles was er in ihren Augen und auf ihren Gesichtern sehen konnte war…Unsicherheit und Furcht. Das verstand Hana noch weniger. Woher…kam die Furcht vor ihm?

So sah er sich noch weiter um. Ließ seinen Blick zu jedem um sich schweifen und er spürte dann auch schon wie die Wut in ihm hoch kam, je länger er sie um sich sah. So das er das Gesicht sauer verzog und sie scharf anblickte. Da war es wieder. Er wusste nicht mal genau was los war, aber es war immer das Gleiche. Er kam zurück und sein Stamm behandelte ihn wie einen Außenseiter. Warfen ihm verurteilende Blicke zu, als hätte er ihnen zu wenig Essen auf ihr Brot geschmiert! Was hatte er denn bitte getan?! Warum behandelten sie ihn so?! Eigentlich kümmerte ihn das nie, doch realisierte er inzwischen das sich etwas geändert hatte. Etwas tief in seinem Herzen: Es kümmerte ihn persönlich seit dem Zeitpunkt…als er von anderen akzeptiert wurde. Und welche Personen waren das gewesen? Wer behandelte ihn einigermaßen normal und nahm ihn wie er war? Genau, nämlich Sakutaro und Paku. Und es war besonders erschreckend…das er sich in jener Sekunde bei ihnen wohler und mehr Zuhause fühlte als in dem Stamm in dem er aufgewachsen war.

So sah er sich noch immer sauer um und dann konnte er einfach nicht mehr. Seine normale Art, die er an dem Ort immer hatte, kam wieder zum Vorschein und er fauchte genervt:

„WAS?! Was starrt ihr mich alle so an?! Noch nie jemanden gesehen der eine längere Jagd hinter sich hatte?! Hört auf mich anzustarren!!“

Naja das mit der Jagd war gelogen gewesen, aber die Wut in ihm die war echt. Es war sogar ein sehr befehlender Ton gewesen. Einer dem sie sich zu beugen hatten! Doch sie sahen ihn dennoch einfach nur weiterhin stumm an. Nahmen keinerlei Befehle von ihm an denn…er war nicht ihr Häuptling. Einige nahmen sogar ihre Kinder hinter sich in Schutz und Hana fühlte sich plötzlich noch mehr verletzt als vorher. Sogar die Jüngsten im Dorf: Lip und Rap, sahen ihn etwas unsicher an, als sie sich hinter ihrer Mutter verkrochen. Was sollte das? Warum taten sie ihm das an?! Er war doch kein Monster verdammt! Er hatte es noch nie verstanden, wusste also auch nicht den Grund dafür, aber diese Menschen, um ihn, die hatten kein Problem damit dass er der Sohn des Häuptlings war. Sondern mit etwas anderem. Etwas was er nicht wusste und wissen konnte. Denn…er hatte zwar die Augen von seiner Mutter, aber die Haarfarbe und Wut…von Asanoha die in ihnen funkelte. Und genau DAS machte ihnen Angst. Sie verurteilten ihn seit seiner Geburt an der einen Sache von vor vielen Jahren: Aberglaube.

Hana drehte sich langsam im Kreis und ihm wurde immer unwohler, so dass er dann laut und noch immer sauer sprach:

„Hört auf mich anzustarren!!“

„HANA!“

Donnerte es dann durch das Dorf und der Blonde zuckte plötzlich erschrocken zusammen, danach sah er aber auch schon hinter sich. Er kannte diese Stimme. Unter tausenden von Stimmen würde er sie heraus erkennen…es war sein Vater. So das es auch nicht lange dauerte bis er ihn sah. Ihre Blicke trafen sich.

Hao stand vor ihrem Wigwam und hatte die Arme wütend vor sich verschränkt. Das wäre weiterhin nichts Neues und Ungewöhnliches gewesen, also das sein Vater pissig auf ihn war, wenn er doch nur nicht diesen Blick aufgesetzt hätte. Dieser scharfe Blick der seinen Sohn zu durchbohren schien und ihn damit fast in die Knie zwang. Hana…hatte sein Leben lang Angst vor diesem Blick gehabt. Doch dieses Mal riss er sich zusammen und knickte nicht ein. Dennoch kostete ihn das mehr Kraft als er für möglich gehalten hätte.

Hao stand da zwar auf den ersten Blick locker, aber wenn man ihn kannte und ihn genau ansah, dann bemerkte man, wie angespannt und zornig er innerlich war, auch wenn er das nicht vor seinem Volk zeigen wollte. Doch sein Sohn konnte es genau sehen. Er kannte ihn besser als manch anderer. Nur seine Mutter wüsste es noch besser. Wie er da stand…es war sogar schlimmer als er gedacht hatte. Dieses Mal…kam er sicherlich nicht so glimpflich davon. Und rechts neben seinem Vater stand dann auch seine Mutter, die ihn traurig und voller Sehnsucht ansah. Sie saß auf heißen Kohlen, konnte man sagen.

Auch konnte jeder Yoh genau ablesen dass er einfach nur zu seinem Sohn rennen wollte. Er wollte ihn in den Arm nehmen und fest an sich drücken. Sie waren lange voneinander getrennt gewesen und dennoch hatte er gespürt dass etwas nicht stimmte. Aber zu sehen das es ihm gut ging, dass erleichterte sein Herz ungemein. Das Band zwischen einer Schamanen-Mutter und ihrem Sohn war stärker als vieles andere. Sie wusste nicht was er durchgemacht hatte. Aber sie wusste…dass es ihm nicht gut dabei ging. Genau deshalb wollte sie zu ihm, aber mal seit sehr langer Zeit traute sich Yoh nicht das zu tun. Nicht während Hao so wütend neben ihm stand. Er senkte sogar seinen Blick zum Boden und Hana zerriss es das Herz das zu sehen, denn er erkannte sofort das seine Mutter Schmerzen hatte. Und wenn es seiner Mutter nicht gut ging, oder man sie anmachte…dann wurde er zum Tier. Das war schon immer so gewesen. Er liebte seine Mutter, auch wenn sie manchmal zu behütend und ruhig für ihn war. Nichts änderte etwas an der Tatsache dass er sie liebte. Doch wusste er, zu dem Zeitpunkt, noch nicht dass er sich besser um sich selbst sorgen sollte.

Danach drehte er sich komplett zu seinen Eltern herum und machte zwei Schritte auf sie zu. Mit einem gewollten Sicherheitsabstand, zumindest zu seinem Vater, blieb er dann vor ihnen stehen und sprach danach sauer, aber etwas kleinlauter als vorher:

„Sag ihnen sie sollen aufhören mich so anzusehen!“

Dabei zeigte er sogar mit der rechten Hand nach hinten zu dem Rest der Patcheen. Hao legte den Kopf etwas schief, aber sein düsterer Blick änderte sich nicht. Das kümmerte ihn so sehr? Er hatte ganz andere Sorgen. Und noch genervter war Hao darüber dass sein Sohn nicht ein Wort über die Lippen kam warum er so lange weg gewesen war. Aber sie hatten ja noch Zeit…Dann sprach er kühl:

„Du bist selber daran schuld dass sie solche Angst vor dir haben.“

Darauf sah ihn sein Sohn verdutzt an. Was? Was meinte er damit? Wenn Hana nicht so schon auf dem Schlauch stand dann tat er es nun definitiv. Sein ganzes Dorf verhielt sich merkwürdig und das nur weil er mal eine längere Zeit weggewesen war? Er verstand nichts mehr, doch das würde sich bald ändern. So sah er plötzlich neben dem Wigwam seiner Familie drei Gesichter aus den Schatten hervortreten. Als wären Hao seine Worte das Kommando gewesen aufzutauchen. Und Hana bekam einen Schock. Es waren Gesichter die er nur zu gut kannte und zwei davon hatte er auch lange nicht mehr gesehen.

Eines dieser Gesichter war die alte Hexe Goldva, die sich auf ihrem Stock gekrümmt langsam voraus bewegte und buckelig neben Hao zum stehen kam. Auch sie warf Hana einen sehr strengen und bitteren Blick zu, als hätte sie einen persönlichen Groll gegen ihn. Vielleicht sogar noch bitterer als sein Vater. Tse. Sie hat ihn noch nie gemocht, dass wusste der Blonde, denn immer und immer wieder hatte sie ihm das gezeigt je größer er wurde. Auf sie nahm er keine Rücksicht mehr. Es war ihm egal was aus ihr wurde. Sie sollte endlich abkratzen. Aber die anderen beiden Gesichter…waren da schon was anderes.

Ein großer und kräftiger Mann kam direkt hinter Goldva zum stehen und hatte ebenfalls seine starken, muskulösen Arme verschränkt. Er trug ein dunkles Stirnband und genau wie Hana und Hao hatte er zwei Adlerfedern in seinem langen und schwarzen Haar stecken, welches ihm bis an den Hintern runter ging. Er trug am Oberkörper nicht viel, außer Schmuck und einige Bemalungen auf der Haut und war unterhalb in einem edlen Blau gekleidet und mit anderen Federn und Fellen verziert. Sein Blick war auch streng und er war sicherlich der Größte in dem Dorf. Nicht nur wegen seiner Größe sondern auch wegen dem was er geleistet hatte und wegen seiner Abstammung. Es war Silva. Sohn von Goldva und eigentlicher Erbe des Häuptlings, bevor er das an Hao abgab. Hana hatte ihn schon mehrere Wochen nicht mehr gesehen und seine Erscheinung war wie immer beeindruckend und unterwerfend, auch wenn er eigentlich ein ganz netter Kerl war. Der Blonde spielte gerne mit ihm als Kind. Silva war immer beschützend zu ihm gewesen und sie hatten viel rumgeblödelt. Ihn so streng zu sehen…gefiel Hana nicht. Noch nie hatte er den Jungen so streng angesehen.

Und dann tauchte auch schon die letzte Gestalt neben Silva auf und kam aus den Schatten ins Licht. Es war ein zartes Mädchen und sie war etwas kleiner als Yoh. Ihre Haut war dunkler und sie besaß einen großen, wolligen Afro. Gekleidet war sie in den schönsten, roten Gewändern und mit goldenem Schmuck um den Hals und an den Handgelenken, auch lief sie Barfuß. Ihr Blick war neutral als sie den Blonden ansah und sie sich anstarrten. Auch sie hatte er lange nicht mehr gesehen. Aber im Gegensatz zu Silva bedeutete sie Hana noch mehr. So das er sie erschrocken ansah und leise sprach:

„…Schwester?“

Sie war es tatsächlich. Es war Opacho. Sie war eigentlich nicht seine richtige Schwester, aber näher daran als an allem anderen, denn sie ist mit ihm aufgewachsen, da Yoh und Hao sie adoptiert hatten und er liebte sie sehr. Immer war sie für ihn da gewesen und immer hatte sie versucht Yoh bei der Pflege des Babys zu helfen wo sie nur konnte. Sie waren immer zusammen gewesen. Doch vor zwei Jahren fing sie dann an als Schamanin ausgebildet zu werden, weil sie eine starke Nahtoderfahrung gemacht hatte und konnte dadurch Dinge sehen was kein anderer sah. Sie war von da an stark mit der Welt der Geister verbunden. Das führte dazu dass sie, wegen dem Training, viel Zeit allein auf der Insel verbrachte und sich, genau wie seine Mutter, noch dazu der Heilkunst widmete. Selten kam sie zum Dorf zurück. Zuerst war Hana sauer auf sie gewesen. Er kam sich von ihr im Stich gelassen vor. Doch je mehr Zeit verging umso mehr gewöhnte er sich daran und tolerierte es, auch wenn er sie lieber wieder bei ihnen haben wollte. Selbst jetzt noch war er leicht sauer auf sie. Etwas was er nicht abschütteln konnte. Dennoch freute er sich das Gesicht zu sehen. Doch dass sie nun da war konnte nichts Gutes bedeuten. Eine weitere rote Flagge für den Sohn des Häuptlings wurde gehisst. Auch wand sie plötzlich ihren Blick ab und unterbrach damit den Kontakt zu ihrem Adoptivbruder.

Noch nie hatte sich Hana so beobachtet und auf einem Schlachtbrett gefühlt wie in dem Moment. Als würden sie nur darauf warten wie hungrige Tiere über ihn herzufallen und ihn in Stücke zu reißen! Alle starrten ihn an und er selber hatte plötzlich den Drang einfach wegzurennen und zu fliehen. Alles in seinem Körper befahl ihm das. Niemals zuvor…war es ihm so in seinem Dorf ergangen. Doch er würde nicht gehen, denn dafür war er zu stur und stolz. So sah er wieder zu seinem Vater und sprach:

„Was ist hier los? Warum sind die hier?“

Er deutete damit auf Silva und Opacho, doch Hao ging nicht darauf ein und machte plötzlich einen Weg frei, machte einen Schritt nach rechts. Er deutete auf den Eingang ihres Wigwams und Hana sah schockiert dort hin. Ein Befehl dort rein zu gehen, ohne das er was sagen musste. Es war als…als würde er die Höhle des Löwen betreten müssen. Und er hatte Angst davor. Als wäre ihre Tür ein Schlund einer Bestie und sie würde ihn zerreißen und danach fressen. Überall waren die roten Flaggen gedanklich zu sehen, aber dennoch würde er nicht davon abweichen. Besonders dann nicht…wenn er seine Mutter daneben sah, die sehr verzweifelt zu ihm blickte. Traurig wich sein Blick zu seiner Mutter und er konnte genau sehen wie sie ihn, mit ihren Blicken förmlich anflehte zu gehrochen. Das er nicht wieder einen auf sturen Bock machen sollte und die Situation noch weiter eskalieren ließ als sie es eh schon war. Das würde er auch nicht, denn Hana war einer der seine Strafen annahm, wenn er was verbockt hatte. Und er wusste schon lange dass dies überfällig wäre sobald er wieder nachhause kam. Er hatte sich schon irgendwie darauf eingestellt. Doch hatte er keine Ahnung was ihn genau erwarten würde.

Also nickte er sanft seiner Mutter zu und die schloss die Augen traurig und fasste sich mit einer Hand an die Brust. Sie hatte schmerzen. Ihr Sohn konnte das fühlen und das war nur seine Schuld gewesen, weswegen er sich am liebsten selber in Stücke reißen würde. Doch egal was auch passieren würde: Er bereute nichts. Nichts von dem was er getan hatte. Die letzte Nacht hatte ihn mehr wachsen lassen als alle Jahre zuvor! Deswegen bereute er nichts davon und lief dann endlich los, direkt an seinem Vater vorbei, der ihn genau im Auge behielt und dann in den dunkleren Wigwam hinein. Aber Hana sah ihn nicht an. Keinen von ihnen und stolzierte in das Innere.

Hao folgte ihm sofort hinein und dicht hinter ihm war die alte Hexe Goldva. Danach kam dann auch schon der Rest, also Yoh, Opacho und Silva.

Hana setzte sich in der Mitte auf die Knie. So das er direkt vorm Feuer saß und in es starrte. Die Stille im Wigwam war unerträglich. Einzig das Knistern des Feuers brachte ihm etwas Ruhe und Geborgenheit. Entspannte ihn bevor der Sturm gleich richtig zuschlagen würde. Und je mehr sie ihm umkreisten, umso mehr fühlte er den Druck in sich steigen. Sah wie sich sein Vater vor ihn stellte, direkt auf die andere Seite des Lagerfeuers und Glodva, links von ihm, daneben stand. Sie sahen ihn streng an und Hana sein Blick wich von sich aus, nach links, dort wo seine Mutter sich ebenfalls auf die Knie begab und ihn dabei weiterhin traurig ansah. Natürlich hatte sie sofort gesehen dass ihr Sohn an einem Ohr verletzt worden war und wollte ihn verarzten, aber momentan war das nicht möglich. Ihrem Auge entging es nicht wenn Hana verletzt war. Doch Yoh musste sich selber zusammenreißen…besonders bei dem was noch passieren würde. Und danach sah Hana nach rechts von sich, wo sich Silva und Opacho ebenfalls hingekniet hatten. Wortlos und stumm. Alle ihre Blicke ruhten auf dem Sohn des Häuptlings, der erneut wie auf dem Präsentierteller saß und sich fragte: Was passierte nun? Sicherlich folgte eine Predigt, aber musste man deswegen gleich ALLE versammeln? Sogar seine Schwester und seinen „quasi“ Onkel? Auch wenn sie beide das nicht vom Blut her waren, so sah Hana sie genau als das an. Als Familie. Doch wenn sie vorbei kamen...dann folgte meist ein Krisengipfel. Also irgendetwas Großes war im Busch. Was Hana sofort bemerkte, als er wieder zu seinem Vater vor sah und der endlich anfing zu sprechen. Sauer und gefasst, so wie er es immer tat, wenn etwas gewaltig am brennen war. Er verschränkte die Arme vor seinem Poncho und fing an:

„Schön dass du lebendig nachhause gefunden hast. Hast du eine Ahnung was nun auf dich zukommt? Warum wir alle hier versammelt sind?“

Hana sah vor sich auf den Boden und musste kurz frech schmunzeln. Oh er hatte so viele böse Sprüche im Kopf, einfach weil er so sauer war. Und einer rutschte ihm sogar raus, so dass er dann antwortete:

„Verlässt uns die alte Hexe bald und wir haben noch ein letztes gemeinsames Abendessen?“

Hana warf ihr sogar einen scharfen und bissigen Blick zu. Sein Respekt für sie befand sich im untersten Keller. Oder auch: sechs Fuß tiefer.

Alle, bis auf Hao und Goldva, sahen ihn etwas erschrocken an wegen seiner Torheit und seinem losen Mundwerk, denn was anderes war es nicht. Er war so blöd. Hana wusste das es die schlimmste mögliche Antwort war, aber er konnte seine Wut und seine große Klappe einfach nicht im Zaum halten. Was auch immer der Grund für dieses Treffen war, es lag nicht nur an seinem Verschwinden. Er war sich sehr sicher das die alte Krähe das alles erneut in die Wege geleitet hatte um ihm das Leben mal wieder etwas zur Hölle zu machen. Gott er hasste sie so sehr. Warf ihr dann noch mal einen giftigen Blick zu, worauf die halb blinde Frau nur lächeln musste und dann mit ihrem Stock einmal leicht auf den Boden stampfte. Sie kicherte kurz, was den Blonden nur noch mehr anpisste und er leicht fauchte:

„Was gibst da zu lachen du alte Schachtel?!“

Yoh zuckte zusammen denn Hana ließ sich wieder komplett gehen, doch Goldva antwortete ihm ruhig:

„Wie ich bereits sagte: Das Herz am rechten Fleck, aber der Geist ist voller Wut und Dummheiten…Genau wie bei seiner Großmutter.“

Hana wusste WEN sie damit meinte. Es war so offensichtlich. Er hatte sie nie kennengelernt, aber offenbar war es ein Thema über das man nicht gerne in ihrem Dorf sprach und es mied wo es nur ging. Also wusste er nicht viel über sie. Doch er wusste dennoch wer gemeint war: Sie meine Asanoha, Hao seine Mutter. Was sollte der Spruch?

Yoh senkte etwas sein Haupt und blickte traurig auf den Boden vor sich. Er wollte das nicht. Wenn es um Hana ging, dann betraf es auch ihn, denn immerhin war er seine Mutter und er fühlte sich für alles mitverantwortlich. Alles was seinen Sohn betraf. Der Blonde sah das aus dem Augenwinkel. Sah wie seine Mutter wieder trauriger blickte und erneut wurde er so wütend. So dass er danach wieder zu seinem Vater sah, als der dann auch schon lauter dazwischen schlug und sprach:

„Hältst du das für ein dummes Spiel Hana!?“

Hana wusste nicht warum, aber er warf seinem Vater zum ersten Mal einen giftigen Blick zu und musste dann kurz etwas verachtend in sich kichern. Da waren plötzlich so viel Bosheit und Aggression in ihm und irgendwie…wollte er sich nichts mehr gefallen lassen. Er hatte in der letzten Nacht und den Tagen zuvor, so oft dem Tod ins Auge geblickt…das er vor seinem Vater kaum noch Angst hatte. Zumindest in dem Moment war sie wie weggefegt. Er setzte sich aufrechter und sprach laut über das Feuer zu ihm:

„Ein Spiel?! Ja klar! Lasst uns spielen: Hackt auf Hana ein! So wie immer! Das könnt ihr alle doch am Besten, oder?! Ist ja euer Lieblingsspiel! Also? Wer ist der Nächste der denkt er muss mir Scheiße an den Kopf werfen?!“

Dabei sah er sich provozierend und genervt um, aber keiner sagte etwas darauf. Keiner hatte mit so einer aggressiven und aufmüpfigen Art von ihm gerechnet und das obwohl er schon immer etwas sturer war. Aber noch nie hatte er sich so sehr seinem Vater gegenüber erhoben. Hao schüttelte nur leicht den Kopf mit einer ernsten Mine. Er verstand überhaupt nichts. Er saß da und schlug um sich bevor er überhaupt wusste was los war. Angriff bevor man selbst angegriffen wurde…Es war beschämend und einem Krieger nicht würdig. Gerade saß mal wieder ein vorlautes Balg vor seiner Nase. Eines was er einfach nicht aus ihm raus bekam. Das musste aufhören. Auch ihm zu Liebe. Doch er ließ ihn erst mal um sich hauen, denn sie waren älter und konnten das entspannt wegstecken. Hao wollte hören was noch so kam.

Danach sah sein Sohn ihn auch wieder an und fauchte:

„Es ist doch immer das Selbe! Kaum tanze ich mal etwas aus der Reihe, von den Plänen dieser alten Hexe da, schon werde ich sofort an den Pranger gestellt! Also los! Hackt ruhig wieder auf mich ein! Es ist mir egal! Ich kenne es doch nicht mehr anders!“

Dann sah er zu Goldva und setzte noch einen drauf:

„Immer diese blöde Scheiße von: Du bist der Messias und damit bringst du das Heil das uns versprochen wurde! Du hast dies zu tun, du hast das zu tun, bla, bla,bla! Ich KANN es nicht mehr hören! Und weist du was: Ich werde mich niemals deinem Willen beugen du alte Hexe! Mach mir ruhig weiter das Leben schwer, so sehr du auch kannst und noch Zeit hast, aber brechen wirst du mich damit nicht!“

Natürlich würde sie das nicht. Immerhin war er das Kind seiner Eltern und kommt aus der Blutlinie der verfluchten Asanoha. Sein Dickkopf wurde ihm mit ins Blut gelegt. Und Goldva konnte es ihm genau ansehen. Allein wie er da saß bestätigte immer wieder woher er stamm. Yoh sein Blut konnte das auch nicht mehr verbergen und ändern, obwohl sie sehr darauf gehofft hatte. Sie hoffte dass der Junge zahmer wäre als seine Großmutter. Mehr nach Hao und seinem Großvater ging. Aber er schlug genau in dieselbe Schiene ein wie Asanoha. Vielleicht sogar noch in eine schlimmere.

Sie sah ihn scharf an. Er war hübsch. Er war ein wunderschöner Junge. Hatte die Augen seiner Mutter, den Stolz seines Vaters und die Schönheit seiner Großmutter geerbt. Doch dieses böse Blut kommt immer wieder durch, wie man sah. War in einer Füchsin der Wurm drin hatte man das Problem auch mit den Welpen. Sogar über Generationen hinweg. Für Goldva war es fast wieder wie damals. Und für eine Sekunde sah sie anstatt Hana die junge Asanoha dort sitzen. Dieses Fuchsmädchen das so einen tollen Sohn wie Hao geboren hatte, der aber, den Göttern sei Dank, mehr nach seinem Vater ging als nach ihr. Doch ihr Blut war noch immer da. Und es kam bei Hana voll zum Vorschein. Nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich. Dann räusperte sie sich und antwortete:

„Natürlich wirst du das nicht, dazu kommst du zu sehr nach deiner Großmutter.“

Doch das fachte Hana noch mehr an. Warum verglich man ihn immer mit anderen?! Er fauchte erneut:

„Ich komme nach niemand! Ich bin ich! Und du hast einfach ein Problem damit das ich nicht nach deiner Pfeife tanze! ICH entscheide was mein Leben wert ist und nicht du!!“

Es war ein Desaster. So viel Wut und Zorn befand sich in diesem Wigwam und es wurde der reinste Machtkampf zwischen Hana und Goldva. Die ließ sich aber nicht von seinem Fauchen einschüchtern oder begeistern. Dafür war sie erstens: zu alt und zweitens: Er war nur ein dummer kleiner Junge. Noch grün hinter den Ohren. Zumindest in der Hinsicht und verstand überhaupt nicht worum es eigentlich ging bei dem Treffen. Hitzköpfig, wie immer, stürzte er sich auf etwas was überhaupt nicht das Thema war. Aber gut, sie gab ihm was er wollte:

„Jeder in diesem Stamm hat sein Leben für das Wohl des Dorfes einzusetzen. Aber DU, du kommst einfach zu sehr nach ihr und genau das ist ein Problem. Deine Großmutter war auch so gewesen: Immer stur, unbeugsam und abenteuerlustig. Hat sich nie wirklich für das Wohl unserer Leute interessiert. Immer waren ihre Belange wichtiger. Sie war ein Fuchsgeist in dem Körper eines Menschen. Und dennoch hat dein Großvater, Hao sein Vater, sich in etwas an ihr verliebt, was nur er sehen konnte und kein anderer. Ich habe es nie verstanden, aber zum Glück schenkte sie uns deinen Vater und alles verlief dann wieder in den richtigen Bahnen.“

„In welchen Bahnen?! In denen die DU gerne hättest?!“

Fauchte Hana zurück und seine Mutter sah ihn plötzlich erschrocken an. Er war so laut und aggressiv…so kannte sie ihr Kind nicht. Er musste endlich aufhören! Hana machte es nur noch schlimmer! Goldva warf ihm einen strengen Blick zu und sprach weiter:

„In den Bahnen wie es für unser Volk das Richtige ist! Etwas was anscheinend auch DIR völlig egal ist, genau wie deiner Großmutter! Doch dafür hat sie den Zorn unserer Götter abbekommen! Aber nicht nur sie! Asanoha ist für den Tod von sich selbst und ihrem Gatten verantwortlich! Und noch dazu auch noch für den Tod von Yoh seinen Eltern! Alles nur weil sie zu stur und egoistisch war und auf keinen Rücksicht genommen hat! Immer von einem höheren Ziel träumte und mehr wollte als das Glück was wir bereits haben! Und du bist genauso wie sie. Genauso stur und genauso rücksichtlos deinem Volk gegenüber! Hängst mit deinem Kopf in den Wolken und versuchst nach den Sternen zu greifen! Bist nie bei dem wo du sein sollst!“

Hana hatte genug. Es wurde ihm zu nervig und es war Zeit das Thema zu beenden:

„Gut! Wenn du nur deswegen rumjammern willst, was damals meine Großmutter getan hat, dann kann ich ja wohl gehen! Jammer dich bei Vater oder deinem Sohn aus und geh nicht mir damit auf den Sack! Denn ich bin nicht meine Großmutter und ich hab es nicht nötig mich von dir wegen der Vergangenheit anmachen zu lassen!“

Es wurde unglaublich laut in diesem dunklen Wigwam und alle außer Hao und Goldva sahen Hana einfach stumm an…der noch immer nicht verstanden hatte worum es eigentlich ging. Sie kamen noch nicht mal zu dem Thema weswegen sie hier waren. Opacho selber war erschrocken wie sauer ihr kleiner Bruder doch werden konnte. Was für eine Wut und Trauer er doch in seinem Herzen trug. Er war ganz anders…als noch vorhin. Und da er langsam auch immer mehr die Geduld verlor, fing Hao endlich mal an ein Machtwort zu sprechen. Er sah seinen Sohn wütend an und fauchte plötzlich sehr laut:

„Genug Hana!!“

Es war erneut wie ein Donnern. Als würde ein Blitz in einem Baum einschlagen und alle sahen erschrocken hin. Etwas was man von ihm nicht kannte, da er eigentlich sehr ruhig und gefasst war. Nichts konnte ihn, normalerweise, aus der Fassung bringen. Aber wenn er seinen Sohn so sah…da wurde er verdammt wütend und enttäuscht zugleich.

Sein Sohn erschrak auch wegen der Lautstärke und sah genauso zu seinem Vater rüber. Die Funken des Feuers, die zwischen ihnen vom Lager hoch lodernden, gaben Hao noch mehr das Aussehen eines verdammt wütenden Vaters, oder eines Dämons der gekommen war um den Jungen persönlich zu holen. Doch es war noch immer kein so grauenhafter Anblick wie der von dem Wolfsmenschen im verbotenen Tal. Hana hatte schlimmeres gesehen und erlebt.

Der Blonde war zwar in jener Sekunde verschreckt von ihm, aber es hielt sich in Grenzen. Aber auch Yoh war zusammen gezuckt und sah weiter auf den Boden vor sich. Selbst er konnte sich nicht mehr daran erinnern wann er seinen Gatten das letzte Mal so laut und wütend gesehen, oder gehört hatte. Hao war eine furchteinflößende Präsenz, zumindest wenn er sauer wurde. Doch im Innern war er fürsorglich und stolz. Genauso wie es ein guter Häuptling sein sollte wenn es drauf an kam.

Er sah seinen Sohn nur weiter an und sprach dabei:

„ Du bist mein Sohn Hana. Und genau aus dem Grund werde ich es nicht akzeptieren dass du dich wie ein respektloser Bengel verhältst! Besonders vor unserer Ältesten! Ich habe mir das lange genug angesehen und es wird Zeit das sich daran etwas ändert! Ich sage dir den Grund, warum du hier verhört wirst: Nicht nur das du dich, mal wieder, meinen Worten wiedersetzt hast und ohne Erklärung einen ganzen Tag verschwunden warst, sondern auch weil deine Mutter fast gestorben ist vor Sorge um dich!“

Er zeigte dabei rüber zu Yoh und Hana folgte seiner Geste, sah seine Mutter an und Hao sprach weiter:

„Er hat gespürt dass du in Gefahr warst! Darauf habe ich alle Krieger, die ich entbehren konnte, losgeschickt um dich zu suchen! Mich eingeschlossen! Wir hatten damals erst die halbe Insel nach dir abgesucht, als ich noch zusätzlich Silva und Opacho aufsuchte zur Hilfe! Sie haben dann auch nach dir gesucht! Und den Göttern sei Dank dich dann auch endlich gefunden!“

Hana sah von seiner Mutter weg und erschrocken zu seinem Vater vor. Sie hatten ihn gesucht? Das hatte er schon erwartet, aber das man ihn wirklich findet dann eher nicht. Aber wenn Opacho und Sliva ihn gefunden hatten dann…hieße dass auch…das sie Saku und Paku damals bei ihm sahen?! Er wurde kreidebleich und sah schnell zu den Beiden rechts von sich rüber. Seine Schwester lenkte den Blick von ihm weg und verschränkte die Arme vor sich schützend. Silva aber sah ihn weiterhin streng an und Hana merkte wie ihm die Luft immer mehr weg blieb. Sie immer dünner wurde und schwerer in seine Lunge kam. Nein…Nein. Wenn sie ihn und Saku zusammen gesehen hatten, dann würde das böse enden! Man würde sie suchen, denn sie waren Fremde! Sie würden Paku und Sakutaro sicherlich töten! Sein Herz gefror bei dem Gedanken förmlich zu Eis und er sah wieder zu seinem Vater vor, als er dann die eigentliche Bombe platzen ließ:

„Aber das ist noch nicht alles: Nicht nur das du einfach ohne Erlaubnis und Bescheid abgehauen bist…du bist auch noch in unser verbotenes Heiligtum eingedrungen und hast einen unserer Götter niedergestreckt! Ich habe dir verboten dich diesem Ort zu nähern! Und dennoch hast du es getan! Du wiedersetzt dich nicht nur den Worten deines Vaters sondern auch deines Häuptlings!...Deinen Rückweg haben Silva und Opacho dann überwacht, damit dir nicht noch etwas passiert! Hast du überhaupt eine Ahnung WAS du da angestellt hast?!“

War das ne Fangfrage? Natürlich wusste er dass es Mist gewesen war, doch was hatte er noch zu verlieren? Die Kacke war eh schon am Dampfen. Was sollte denn jetzt noch passieren? Er hatte einen Wolfmenschen niedergestreckt, härter konnte es nicht mehr werden.

Dennoch schien Hana sein Gesicht sich plötzlich etwas zu entspannen, auch wenn er noch immer sehr erschrocken aussah…Was? Moment er musste das noch mal durchgehen: An sich war das richtig gewesen aber…aber wo war der Teil mit seinen fremden Zero-Freunden abgeblieben? Immerhin war Saku ihm die ganze Zeit auf den Fersen gewesen, auch im Kampf hatte er mitgemischt. Warum erwähnte das sein Vater das nicht? Was lief da gerade für ein Film? So das er wieder zu seiner Schwester rüber sah und die ihn weiterhin nicht anblickte. Hana verstand langsam alles und es passte zusammen.

Silva und Opacho waren Experten in Fährtenlesen. Lebten auch lange im Dschungel und auf der Insel verteilt. Sie kannten sie besser als alle anderen und vielleicht sogar besser als Hao. Es gab allgemein eine Regel für jeden im Dorf: Wenn der Sohn des Häuptlings in Gefahr war, durften sie sich auch Regeln wiedersetzten um ihn zu finden. Was bedeutet: sie durften auch in das verbotene Heiligtum eindringen ohne Konsequenzen fürchten zu müssen. Und nach dem was sein Vater sagte…hatten sie offenbar alles mitbekommen. Den Kampf gegen den Wolfmenschen und die Tatsache dass er überhaupt erst dort war. Sie mussten Paku und Sakutaro gesehen haben. Es konnte nicht anders sein! Aber warum hatten sie…das vor seinem Vater verschwiegen? Er sah wieder vor zu Hao. Danach schnaufte er kurz aus, aber so dass es keiner mitbekam. War etwas erleichtert über die Tatsache und konnte wieder klarer denken. Saku und Paku waren also noch sicher…ein Glück. Seine Gedanken drehten sich sofort um sie. Es war komisch, aber ihm war mehr egal was mit ihm passierte als mit den Jungs. Er hatte sich…echt verändert. Kümmerte sich um Fremde mehr als um sein Volk.

Goldva machte dann einige Schritte von Hao weg und kam um das Feuer herum und näher an den Blonden, der sie wieder giftig ansah, als sie sprach:

„Es ist verboten sich gegen die Götter zu erheben. Eine schlimme Sünde.“

Das ergab doch keinen Sinn! Meinte sie das ernst!? Hana schüttelte kurz den Kopf und sprach:

„Ach ist es das!? Bei Vater war es aber offensichtlich okay gewesen, was?! Klar, nur wenn ich das Gleiche mache ist es noch lange nicht das Selbe, wie?!“

Goldva sah ihn sauer an. Langsam verlor auch sie die Geduld. Und die Respektlosigkeit ihr gegenüber machte es nicht besser. Also zischte sie den Jungen an:

„Hüte deine Zunge böses Blut! Deinem Vater wurde nur vergeben weil er deine Mutter beschützt hat und sie die Auserwählte war um DICH zu gebären! Unser Heil das uns lange versprochen wurde! Ohne sein Handeln würdest du überhaupt nicht hier sein! Aber DU bringst dich aus egoistischen Gründen selber in Gefahr und das ganze Dorf noch dazu! Nur weil du dich an deinem Vater messen wolltest hast du dich gegen einen Gott erhoben und ihn niedergestreckt, ohne auch nur an die Konsequenzen zu denken! Du bringst nur Schande und Unheil über unser Volk! Genau wie deine Großmutter! Böses Blut und dann auch noch die blonden Haare dazu! Ich habe deinem Vater schon öfter gesagt: er soll dich an einen anderen Mann vermählen und diesem dann den Platz des Häuptlings überlassen! Auch wenn du kein Kind bekommen kannst, im Gegensatz zu deiner Mutter! Du brauchst jemanden der dich im Zaum hält und dich an die Leine nimmt!“

Hana sah sie schockiert an. Was?! Wie abartig war das denn?! Er knurrte und fauchte zurück:

„Ich lasse mich nicht von einem anderen Mann unterdrücken und zähmen! Und erst recht nicht flachlegen, du alte Schachtel!!“

Aber eine Sachte stimmte tatsächlich an dem was die Alte von sich gab: Hana war der Einzige im Dorf der blond war. Vorher hatte das nur seine Großmutter gehabt, der er aber nie begegnet war. Doch seine Mutter hatte ihm das erzählt. Yoh war der Einzige der ihm von Oma erzählt hatte. Nicht mal sein Vater tat das…Vielleicht sahen ihn deswegen alle Patcheen so an wie sie es taten. Weil er sie an Asanoha erinnerte. Was war nur passiert das alle so schwiegen und sie verteufelten? Was hatte sie nur damals für eine Sünde begangen? Also, noch bevor sie den Rest seiner Großeltern in den Tod riss. Dennoch akzeptierte er das nicht. Weder das, noch was sie ihm hier vorwarfen.

Sie konnten es nicht wissen, aber er hatte sich nicht aus Egoismus mit einem Gott angelegt und auch nicht um an vorderster Front seinen Vater was zu beweisen! Sicher spielte das schon eine leichte Rolle um sich zu messen, aber in der ersten Linie ging es ihm um Saku! Er hatte einen Fehler gemacht und Saku hätte dies fast mit seinem Leben bezahlt! Ihm war egal was alle von ihm dachten, aber er hatte das Richtige getan! Er stand dazu! Er hatte Sakutaro das Leben gerettet und er bereute es nicht eine Sekunde! Er stockte kurz. Was…war das? Wenn er so darüber nachdachte war das fast dasselbe Szenario gewesen wie bei seinen Eltern. Er und sein Vater hatten beide eine Person beschützt…die sie mochten. Er war da wie sein Vater gewesen. Und er lief sogar dabei kurz rot an. Und es lag nur daran weil er wieder dieses doofe und dickköpfige Gesicht vor sich sah. Diesen Blödmann Sakutaro…Wegen dem er auch irgendwie hier saß und ihm dennoch Deckung gab.

Während Goldva so sehr auf Hana einhackte sahen die Anderen darum nur stumm zu.

Silva würde niemals seiner Mutter wiedersprechen. Auch wenn ihm nicht gefiel was er da sah. Sie war alt und weise. Aber nicht immer…hatte sie mit allem recht. Dennoch konnte er nichts tun. Nicht unter den Umständen, denn er würde Hana nur noch mehr in die Pfanne hauen wenn er die Wahrheit sagte. Keiner würde das verstehen und doch wussten er und Opacho mehr als sie zugegeben hatten. Es war nicht wirklich fair. Aber diese Suppe hatte sich der junge Nachkomme des Häuptlings selber eingebrockt und nun musste er auch dazu stehen. Was er getan hatte war, an sich, nicht verkehrt gewesen, aber dennoch unverantwortlich. Man konnte wirklich davon ausgehen das er alle in Gefahr bringen könnte, wenn er diese Route weiter verfolgte. Und Opacho wusste das am Besten, als sie wieder etwas traurig zu ihrem kleinen Bruder sah und seufzte.

Seine Neugier zu den Fremden könnte sie alle ins Unglück stürzen. Und seine Gefühle sicherlich auch. Denn sie hatte gesehen was passiert war. Wie der Junge gekämpft hatte und nur um jemanden zu retten der ihm fast völlig Fremd war und nicht auf diese Insel gehörte. Er hatte so ein großes Herz unter dieser motzenden und lauten Fassade. Und sie sah auch…wie viel Gefühl im Spiel gewesen war in jenem Moment. Allein aus dem Grund hatte sie nichts zu Hao gesagt. Das konnte sie Hana nicht antun. Schon damals wollte sie ihm helfen…Aber es war nicht ihr Kampf gewesen. Sondern Hana seiner. Genau wie in dem Moment.

Und als sie zu ihrem Adoptiv-Vater Hao rüber sah…da konnte sie auch auf seinem Gesicht sehen wie schwer es ihm fiel. Er wollte und musste seinen Sohn zu Recht weisen. Ihm waren die Hände gebunden. Aber seine eigene Mutter hätte niemals ins Spiel gebracht werden dürfen, denn dann traf es auch ihn. Das war schon immer ein sehr sensibles Thema bei ihm gewesen. Und genau so sah er Hana gerade an, der sich noch immer von der alten Frau anmachen ließ. Als wollte er das es anders wäre.

Hao hatte seine Mutter sehr früh verloren, aber immer wenn er seinen Sohn sah dann bemerkte er wie ähnlich er ihr doch war. Allein sein blonder Haarschopf, der Monate nach der Geburt auftauchte, versetzte ihn damals in Schock. Den er und Yoh hatten doch beide braune Haare. Aber er wusste sofort dass es von seiner Mutter kam, denn kein anderer hatte diese Gene in sich. Noch dazu übersprangen Gene mal gerne eine Generation. Doch hoffte er innerlich immer das es nur sein Aussehen bleiben würde, das ihr ähnlich war und nicht ihr Wille. Aber dann fing Hana an sehr dickköpfig zu werden und er bekam denselben Blick wie seine Großmutter je älter er wurde. Es war ein Blick voller Verachtung und Sturheit. Einen an den sich auch Hao dunkel erinnerte. Doch wenn Hana lächelte, dann war es das Lächeln von Yoh und alles war vergessen. Wurde verdrängt. So sehr hatte er gekämpft dass er nichts von seiner Großmutter haben würde. Doch genau damit schien er ihn in diese Richtung gelenkt zu haben. Es hing nicht nur an seiner Mutter …sondern auch an Hao. Das wusste er besser als jeder Andere. Und er musste das nun geradebiegen. Denn er liebte seinen Sohn und wollte nicht dass er so endete wie seine eigene Mutter damals.

Er wollte sich gerade in Bewegung setzten, als sich endlich Yoh einen Tritt gab und anfing wieder die Mutter zu sein die Hana verdiente. Er wollte sich auch nicht Goldva wiedersetzten, aber für Hana brach er diesen Zweig und sprach dann zu ihr:

„Bitte es reicht Goldva!“

Die Alte verstummte und sah neben Hana rüber zu seiner Mutter. Auch Yoh sein Sohn schien verwundert und sah seine Mutter auch genauso an, als sie den Tränen nahe weiter sprach:

„Bitte gebt ihm keine Schuld mehr dafür! Wenn ihr jemanden beschuldigen und bestrafen wollt dann nehmt bitte mich! Ich bin seine Mutter, ich habe ihn geboren und erzogen, also ist das auch meine Schuld! Bitte, er sucht doch nur seinen Platz wo er hingehört!“

Yoh weinte dabei leicht und fasste sich an die Brust mit der rechten Hand. Hana verstand nichts mehr. Warum…setzte sich seine Mutter so für ihn ein? Sicher tat sie das immer, aber nun wirkte es fast schon…verzweifelt. Er bekam doch nur mal wieder Stress und das Ohr abgeknabbert, also was solls? Aber es schockierte ihn seine Mutter so zu sehen. Wusste sie etwa etwas…was er nicht wusste? Und Goldva sah sie einfach nur an.

Ihr Blick war selber etwas traurig. Sie machte das nicht aus Spaß, aber gewisse Dinge mussten Konsequenzen haben. Etwas damit man das nicht mehr so leicht vergaß und wusste wo zu stoppen und die Grenze war. Hana hatte sich lange genug den Regeln widersetzt. Er war nun erwachsen und musste ab jetzt mit den Folgen seiner Taten leben. Und mit den Bestrafungen auch. Das sich Yoh so vor ihn warf war nichts neues und es tat der alten Frau auch leid. Sie war auch eine Mutter und er war eben noch mehr durch und durch eine Mutter. Mehr als manch andere Frauen in dem Dorf und nie hatte er etwas falsch gemacht. Weder bei der Geburt noch bei der Erziehung. Hatte sich immer gut um sein Kind gekümmert. Das er sich selber die Schuld aufhalste war unfair. Unfair von Hana. So sah es Goldva. Doch es war einfach das böse Blut von Asanoha was da durch kam. Yoh versuchte das auf sich zu ziehen um Hana zu decken und zu schützen. Aber so lief das nicht. Also schüttelte sie den Kopf und sprach ruhiger:

„Das du dein Kind noch immer schützen willst, trotz allem was er so macht, das verstehe ich und wundert mich nicht ein bisschen. Es ist ehrenhaft. Ich bin auch eine Mutter…aber du bist wie immer selbstlos und denkst nur an die Menschen die du liebst. Besonders an dein eigen Fleisch und Blut. Aber dies ist etwas was er zu verantworten hat und dem er sich nun stellen muss. Das ist seine Strafe…nicht deine Yoh.“

Hao sah derweil zu seinem Liebsten rüber. Es tat ihm weh Yoh so zu sehen, aber sogar ihm waren die Hände gebunden. Es gab viele Regeln die er zu Recht gebrochen hatte um ihnen allen ein besseres Leben zu gönnen. Besonders seiner eigenen Familie. Und in Wirklichkeit war er auch nicht sauer darüber das Hana einen Gott bezwungen hatte. Nein er war…stolz. Da kam er nach ihm und das machte ihn stolz. Aber dennoch konnte er nicht ignorieren das sein Sohn anfing eigene und sehr gefährliche Wege einzuschlagen die ihr ganzes Volk in Gefahr bringen könnten und deswegen musste er das tun. So sehr er seinen Sohn auch liebte…er konnte ihm nicht alles durchgehen lassen. Nicht so wie seine Mutter.

So sah er wieder von Yoh weg und lief dann neben die alte Frau, als Yoh sprach:

„Bitte nicht Hao! Bitte das muss nicht sein!“

Er wünschte es wäre so und er könnte einfach alles vergessen, so wie immer. So tun als wäre es okay und nächstes Mal wird alles besser, aber das war nicht mehr möglich. Hana sah von seiner Mutter zurück zu seinem Vater rüber. Was war denn nur los?! Aber er verstand langsam immer mehr was passieren würde…besonders als die alte Hexe neben ihm ins Lagerfeuer griff und ein glühendes Stück Holz herauszog. Er sah es etwas erschrocken an und dann zu der alten Frau, die plötzlich nicht mehr so streng wirkte, sondern mehr traurig und dann sprach:

„Du bist jetzt erwachsen. Und die Schwere deiner Tat wiegt hoch. Und für jemanden, der eine so schwere Sünde wie das Wiedersetzen deines Häuptlings und das Töten eines Gottes begeht, der bekommt eine Strafe. Du hast mit deiner Tat das ganze Dorf in Gefahr gebracht, ohne auch nur an die Konsequenzen zu denken. Somit gebe ich dir heute das Mal der Schande. Du wirst damit leben und alle anderen werden sehen dass du Schande und uns beinahe noch in Gefahr gebracht hättest. Lerne daraus und trage es dein Leben lang. Und je mehr du dich weiterhin schwer deinem Vater und unseren Regeln wiedersetzt…umso mehr Male werden dir gegeben. So ist es ein volles Mitglied dieses Stammes zu sein. Und wenn man egoistisch agiert trägt man dafür die Konsequenzen.“

Hana sah sie weiterhin nur an. Er erinnerte sich. Davon hatte er schon gehört, doch niemals hätte er gedacht dass es ihn mal erwischen würde.

Das Mal der Schande war eine Brandwunde. Eine die einem direkt am Rücken zugefügt wurde und dort dann vernarbte. Es sollte immer zeigen das man sich den Regeln wiedersetzt hatte und anders war. Und das man andere in Gefahr gebracht hatte. Heh, dass passte zu ihm. Er war schon immer anders gewesen und in Zukunft…hatte er sogar noch etwas was dies zeigen würde. So sah er das brennende Stück Holz vor sich an und schmunzelte nur frech. Sie konnte von ihm denken was sie wollte. Alle konnten das. Es war ihm egal. Auch diese Wunde würde ihm egal sein! So sah er die alte Hexe mutig an und sprach:

„Verbrenn mich ruhig, es ist mir egal. Ich war schon immer anders als ihr und ich bin stolz darauf es zu sein. Ich habe keine Angst vor deinem Feuer und eurer Verachtung. Nicht mehr. Ich bin wer ich bin und daran wirst du niemals etwas ändern du alte Hexe. Ich habe…nichts Falsches getan. Aber das wirst du niemals verstehen.“

Goldva sah ihn darauf nur an. Was war das für eine Entschlossenheit in seinen Augen? So entschlossen und selbstsicher hatte sie ihn noch nie gesehen. Meist war er nur ein vorlauter kleiner Bengel gewesen, der sich größer machte als er eigentlich war. In dessen Herzen Unsicherheit sich eingenistet hatte. Aber dieser Junge vor ihr hatte sich nun verändert. Er war noch immer frech, stur, jung und grün hinter den Ohren, doch er hatte etwas abgelegt…und das war die Angst. Sie sah keinerlei Angst mehr in seinen Augen. Weder Furcht noch Panik. Er hatte sich bei seinem Ausflug verändert und sie wollte gerne wissen WAS ihn so verändert hatte. Woher nahm er diese innerliche Stärke? Wer gab ihm diese Stärke? War es der Kampf und Sieg gegen ihren Gott der Wölfe gewesen? Und auch bis heute wusste sie nicht unter welchem Schutzgeist er lebte. Hana war keinem zuzuordnen. Doch das war erst mal nicht von Belangen. Denn offenbar hatte er sich weiterentwickelt…zu Schade nur das es unter den falschen Schritten passiert war. So schnaufte sie und schritt hinter ihn. Es war so weit.

Ohne sich zu wehren sah Hana vor sich auf den Boden. Er akzeptierte seine Strafe und würde es über sich ergehen lassen. Egal wie sehr es auch schmerzen würde…eine Brandnabe würde ihn nicht kleinkriegen, denn er hatte etwas in sich gefunden. Etwas was viel mehr wert war als sein ganzes Volk. Und es war erschreckend dass es so schnell, innerhalb von drei Tagen, passiert war. Es war Mut. Mut zu neuem. Und…Freunde. Etwas was er sich schon immer gewünscht hatte. Freunde mit denen er Dummheiten anstellen konnte und die ihn so nahmen wie er war, trotz seiner Macken und Eigenarten. Wie komisch das er Freunde in einem Trupp von Fremden sah, die alle an sich gefährlich waren. Einer mehr als der Andere. Und ganz vorne weg besonders Sakutaro, der Hana schon öfter gezeigt hatte wie gefährlich und unberechenbar er doch sein konnte. Diese zwei Irren seine Freunde zu nennen…die genauso anders waren wie er…machte ihn froh. Denn angeblich waren sie das ja auch. Zumindest aus dem Volk von dem sie abstammen. Er mochte sie wirklich sehr. Besonders…Paku. Natürlich niemals Sakutaro! Der war einfach nur ein Blödmann! Was ein sturer Perversling! Und ein hartnäckiger noch dazu!...Was Hana schon etwas beeindruckt hatte. Besonders das er sich auf einen Wolfmenschen schmiss um ihm zu helfen. Und das ganze zwei Mal…

Danach fühlte er wie es an seinem nackten Rücken wärmer wurde, so das er kurz, über seine linke Schulter, hinter sich sah. Die glühende Spitze vom Holz näherte sich ihm und er kniff dabei die Augen zusammen, sah auch wieder nach vorn und ließ den Kopf zur Brust hängen. Jeder Muskel und jede Faser verhärtete sich in seinem Körper. Machte sich auf den Schmerz gefasst. Ohne scheiß: das würde echt wehtun. Aber er würde nicht schreien. Die Genugtuung gab er dieser alten Scharbracke nicht! Lieber biss er sich die Unterlippe kaputt vor Schmerz, oder in seine eigene Hand!

Hao sah seinen Sohn nur an. Sah wie es gleich passieren würde und Schande über seinen Sohn kam. Er wirkte sehr kalt und einverstanden mit der Sache, aber eigentlich war er das sowas von überhaupt nicht. Er wollte eingreifen und das stoppen. Wollte vor seinen Sohn springen und ihn schützend an sich drücken…aber ihm waren die Hände gebunden. Es tat ihm so leid. Er musste das tun. Es war seine Pflicht. Und für eine Sekunde, während er Hana so da sitzen sah…da sah er wieder das kleine Bündel in seinen Armen liegen das er mal gewesen war. Seinen Sohn der ihn damals anlachte und dabei nach seinen Haaren griff. Sich diese in den Mund steckte und darauf rum kaute. Das süße Küken das sich nun in einen wunderschönen Ara entwickelt hatte und versuchte höher zu fliegen alle anderen. Mit prachtvollem Gefieder und voller Mut. Er war wunderschön und unzähmbar…Aber genau das war das Problem. Und noch dazu bekam Hao das Gefühl versagt zu haben. Versagt bei seiner Erziehung…und mit den Genen seiner Mutter, die er an Hana weitergegeben hatte. Diese verfluchten, dickköpfigen Gene von Asanoha. Und sein Sohn...musste deswegen nun leiden. Doch da er nichts machen konnte und inne hielt…sprang plötzlich Yoh dazwischen.

Hana erschrak selber als seine Mutter ihn plötzlich schnell von der linken Seite umarmte und näher an ihn zog. So lag er in innerhalb von Sekunden an der Brust und wurde fest umschlungen. Behütet von allem was ihm wehtun wollte, so dass er verdutzt zu ihr hoch sah. Und dieser Blick, den er dort sah…den hatte er noch nie bei seiner Mutter erlebt. Yoh sah Goldva an als versuchte sie seinen Sohn zu töten. Es war ein böser und knurrender Blick. Der Blick einer Wolfsmutter die ihre Welpen schützte, als er dann auch noch fauchte:

„Du wirst ihm nichts antun!! Hao! Sag ihr sie soll aufhören!!“

Dabei sah er zu seinem Gatten rüber, der selber verwundert war über diese Aktion. Er konnte aber nichts tun. Verdammt noch mal er wollte doch selber dass es aufhört! Das er nicht diese Entscheidung treffen müsste! Aber wo kam er hin wenn er sich als Häuptling nicht an ihre strengen Bräuche hielt?! Er wollte nur das Beste für seine Familie! Für seinen Sohn! Er wollte ihm nicht weh tun, aber Hana musste endlich verstehen das es nicht so weiter gehen würde! Er war kein Kind mehr! Und seine Mutter konnte ihn nicht weiterhin vor allem beschützen! Er war schon nicht selber in der Lage die Axt zu führen, also machte da Goldva. Es war eine Schande, aber auch er…war zu weich dafür. Er liebte Hana einfach zu sehr.

Also knurrte er leicht und sprach dann lauter:

„Ich wünschte ich könnte das! Aber so läuft das hier nicht Yoh! Er ist kein Kind mehr und er muss endlich verstehen das es für manche Taten einfach nicht reicht nur angefahren zu werden!“

Yoh sah ihn sauer an und fauchte verständnislos zurück, während er Hana drückte:

„Also lässt du einfach zu das SIE deinen Sohn verstümmelt?!“

Er drückte Hana nur noch fester an sich, der noch immer nicht verstand warum seine Mutter das tat. Warum sie sich selbst Ärger machte und sich in die Bahn warf. Es war so einfach, so simpel und rein, aber für ihn doch so fremd. Etwas worum er seinen Kopf nicht bekam. Was man nur wirklich aus tiefstem Herzen verstehen konnte, wenn man selber Mutter war. Es war Liebe. Die Liebe einer Mutter war das Stärkste auf dieser Welt. Und seine Mutter würde immer für ihr Kind in die Bresche springen und es vor allem beschützen was ihm Leid zufügen wollte. Er konnte das, auf der Gefühlsebene, nicht ganz verstehen, aber mit dem Herzen dennoch nachvollziehen. Sie war…die beste Mutter der Welt. Und er so ein dummer Sohn. Dabei…folgte er doch nur seinem Herzen. Wie konnte sowas falsch sein?

Danach schloss er die Augen halb und überlegte, während seine Mutter, über ihm, weiter mit seinem Vater stritt. Und sie weinte dabei. Hana war ein gutes Kind. Aber er war noch jung und suchte seinen Platz im Leben. Nichts von dem was er tat machte er aus Bosheit, oder aus Verachtung. Und es war nicht fair das sie ihn an seiner Großmutter maßen. Das war lange vorbei. Wie konnte man noch so nachtragend sein? Doch nichts davon bekam Hana mit. Es flog über ihn hinweg wie ein kalter Wind den er nicht fassen konnte. Seine Gedanken waren ganz woanders. Nicht an diesem Ort. Sondern am Strand. Dort wo er nun gerne sein würde. Dort war es warm und…er war frei. Doch zuerst…hatte er hier was zu regeln, denn es war seine Schuld dass sich alle um ihn herum stritten. Besonders seine Eltern. Er wollte keinen Keil zwischen sie schlagen und alles verkomplizieren. Sie liebten sich unsterblich. Sie sollten sich nicht streiten. Nicht wegen ihm. Sein Leben war schon kompliziert genug, da sollte es nicht auch noch ihres werden. Also tat er etwas was er sonst nicht machen würde…

Er drückte sich etwas von seiner Mutter weg und die verstummte auch gleich und sah ihn verwirrt und erschrocken an. Verstand nicht was mit ihm los war, bis er vom Boden auf sah und lieb zu ihr lächelte. Danach sprach Hana:

„Es ist okay Mutter. Ich bin dir dankbar dass du mich davor schützen möchtest, aber das ist etwas was ich mir eingebrockt habe und wozu ich auch stehe. Bitte…du musst keine Angst um mich haben. Ich lasse mich von sowas nicht unterkriegen…Ich habe nichts falsch gemacht, dass musst du mir einfach glauben, auch wenn ich es dir nicht sagen kann. Bitte wein nicht mehr…Mama.“

So hatte er sie schon lange nicht mehr genannt. Nicht Mutter…sondern Mama. Um nichts auf der Welt wollte er seine Mutter leiden sehen und ihr Schmerzen verursachen. Doch er hatte es mal wieder geschafft und das machte ihm mehr zu schaffen als alles andere. Es tat ihm leid, doch er konnte ihr nicht sagen was passiert war, denn damit brachte er sie und auch andere Menschen in Gefahr die er inzwischen ebenfalls mochte. Er saß inzwischen fast schon zwischen zwei Stühlen, was? Und immer stritten sich die Parteien um ihn wegen ihm. Oder? Also…würden Saku und Paku auch so sein? Er wusste es nicht. Aber dennoch akzeptierte er seine Strafe und nahm sie einfach an. Eine Brandnarbe kümmerte ihn nicht. Es war ihm…egal was sein Dorf über ihn dachte. Sie wollten einen Sündenbock? Sie konnten ihn gerne haben. Aber seine Mutter sollte aufhören zu weinen. Es brach ihm das Herz.

Kurz darauf strich er Yoh die Tränen mit beiden Händen weg und versuchte über alles sorglos hinweg zu lächeln. Und es war genau in dem Moment…das seine Mutter ihn erstaunt ansah. Das gab es nicht…Aber nur sie konnte dieses Lächeln sehen, weil alle hinter ihm saßen und sie erkannte es sofort. Es war…dasselbe Lächeln was auch er in dem Alter gehabt hatte. Dieses Lächeln das sprach: Es wird alles gut, oder: das wird schon irgendwie. Er war ein so gutes Kind. Endlich sah sie mal etwas von sich in ihrem Sohn. Etwas worauf sie lange gewartet hatte. Er war anders als seine Großmutter.

So fing Yoh wieder an zu weinen und drückte ihn erneut an seine Brust, umschlang seinen Nacken und drückte ihn fest an sich. Es tat so weh. Es tat ihm mehr weh wenn man sein Kind verletzte als ihn selbst. Doch Hana hatte sich entschieden. Also wurde sein blondes Haar von seiner Mutter etwas zur Seite geschoben. Gerade genug das man das Mal, zwischen den Schulterblättern und am Rücken, anbringen konnte. Yoh wollte das nicht…aber er akzeptierte den Willen seines Sohnes, wenn auch mit einem traurigen Gesicht und weinenden Augen, als er ihn fester an sich drückte. Er war…ein gutes Kind. Und er war ein guter junger Mann geworden. Auch wenn es keiner sehen wollte, eine Mutter tat das. Allein das er den Streit zwischen seinen Eltern unterbrochen hatte zeigte was für ein guter Mensch er doch war. Hana wollte niemanden was böses. Und er nahm seine Strafe an wie es sich gehörte. Sie würde ihm allen Komfort geben den sie hatte. Jetzt und auch danach.

Kurz darauf biss Hana die Zähne zusammen…als das heiße Holz seinen Rücken berührte und ihm, zwischen den Schulterblättern, eine böse Brandwunde verpasst wurde. Es waren schreckliche Schmerzen gewesen und er drückte sich an seine Mutter dabei, die ihn ebenfalls nicht los ließ und schniefte. Es tat höllisch weh, doch das war nichts im Vergleich…zu dem Schmerz den er letztens gehabt hatte. Denn wenn er diese zwei Schmerzen miteinander verglich…war der Schmerz im Tal wesentlich schlimmer gewesen. Welcher? Ganz einfach: Nämlich die Angst Sakutaro wegen seiner Dummheiten zu töten…Und als er danach den Wigwam verließ, gekrümmt und die Narbe brennend in seinem Fleisch, da ließ er sich einfach nur an den Fluss neben ihm auf die Knie fallen. Es wurde zu viel. Der Schmerz wurde zu viel und Hana fing an zu weinen. Er fühlte sich schon immer sehr allein in seiner Heimat, aber nun war es noch schlimmer geworden. Keiner war da um ihn zu trösten. Nicht mal seine Mutter durfte erst mal zu ihm. Also saß er einfach weiter da und umschlang seinen Oberkörper mit seinen Armen. Hielt dem Schmerz stand. Doch wusste er nicht…dass er nicht allein war. Denn in der Ferne beobachtete ihn etwas. Es saß weit weg zwischen den Bäumen und wedelte langsam mit dem Schweif über den Boden. Legte den Kopf verdutzt schief und deutete die Emotionen des Kindes vor sich. Das Fell schimmerte schneeweiß und die Spitzen Ohren standen nach oben von dem Kopf ab. Die Augen waren klar und goldgelb, während es ihn weiterhin schärfer ansah. Das Gefühl genau verstehen konnte was es dort sah. Es nur zu gut kannte. Er hatte ihn gerufen, nicht wahr? Deswegen war er da. Aber noch war er nicht bereit. Dieses Kind war noch nicht bereit für den nächsten Schritt. Er würde ihn führen…sobald er es war.

Und dann erhob sich das anmutige Wesen sanft, wand sich ab und sprang mit einem federleichten Sprung in die Dunkelheit des Waldes dahinter. Löste sich in der Luft auf und verschwand. Es war ein Tiergeist gewesen…Einer in der Gestalt eines Fuchses.
 

Ich brauche dies einfach um durchzuhalten. Denn ich kann nicht wiederstehen und ich will es auch nicht wirklich. Vertraue mir, denn es ist die Wahrheit. Ich kann es nicht besiegen und ich möchte es auch nicht versuchen. Eine perfekte Hölle für mich in die ich gehöre. Und für mich ist es viel mehr als du jemals verstehen wirst. Ganz hier unten, wo auch der Rest von uns gelandet ist, dort verrotten wir alle im Dreck und können niemanden zeigen wer wir eigentlich sind. Und während ich in dieser perfekten Hölle schmore fängt die Obsession an mich zu überrennen. Fange langsam an von purer Zerstörung übernommen zu werden, die ich über alle bringen möchte. So war ich nie gewesen. Wie konnte ich nur so tief fallen? Doch vertraue mir: keiner weis das, nicht mal ich. So das man es manchmal einfach nicht stoppen kann und keiner wird mir mehr helfen. Es hat mich in seinen Fängen und ich glaube ich schaffe es einfach nicht zu entkommen. Und je weniger ich mache umso mehr macht es keinen Sinn hier zu sein. Denn in diesem Abgrund laufe ich durch den Dreck und die Pest vor mir, welche durch Illusionen meines Verstandes erzeugt werden. Geister meiner Vergangenheit und des Hasses. Es quält mich, so das ich am Rande der Zerstörung einfach stehen bleibe und flehe das mich jemand hier raus holt. Dünnes Blut läuft aus mir. Ich blute, mein Puls hört nicht auf zu rasen, so lange bis mehr Herz droht zu explodieren. Es gibt einfach keine Chance zu gewinnen, denn es ist zu schwer dem nicht zu folgen. Eine Droge die dich fesselt und krank macht. Ich fühle mich nicht mehr wie früher. Bin anders als ich es immer war. Doch daran bin ich selber Schuld. Ich habe diesen Weg gewählt und folge ihm stur und es ist zu spät mich aus dieser Hölle zu retten. Oder ist das alles nur ein Gedanke an den ich mich persönlich kette?
 

Die Nachmittagssonne schien noch ordentlich auf sie herab als sie am Stand langliefen und Paku ihm den Weg zum Lager zeigte.

Nachdem sie sich von Hana verabschiedet hatten und jeder, fürs Erste, seinen eigenen Weg ging, war verdammt viel Zeit vergangen. Und von dem versteckten Eingang zum Tal war es nicht mal ein sehr langer Fußmarsch zu ihrem Lager gewesen. Vielleicht eine gute Stunde, oder etwas mehr. Saku hatte die Zeit nicht genau im Blick gehabt, aber er war sich sicher dass sein Zero viel weiter weg lag als er erst dachte, denn die Umgebung um sich kannte er nicht. Es war zwar auch ein Strand, aber anscheinend einer auf einer ganz anderen Seite der Insel. Vielleicht lag sein Flugzeug sogar viel näher an Hana seinem Zuhause als es das Lager tat, denn es war auffällig wie oft der Junge wieder dort hin gefunden hatte und nicht wirklich erschöpft dabei wirkte. Entweder hatte er eine verdammt gute Ausdauer, oder sein Zuhause war wirklich nur einen Katzensprung entfernt. Aber sollte sich Saku deswegen nun Sorgen machen? Das wusste er noch nicht wirklich.

Der Blonde kam aus einem Stamm von Einwohnern der Insel. Immerhin nannte er sich: Sohn des Häuptlings. Hatte damit ja auch geprahlt. Daher musste der Pilot davon ausgehen das sie es mit mehr Einwohnern zu tun hatten als nur ihm und seinen Eltern. Bisher waren sie keinem anderen außer Hana begegnet, was auch darauf schließen ließ das sie offenbar ein sehr scheues und vorsichtiges Volk zu sein schienen, oder keinen Wert auf Gewalt legten. Wenn dem so war dann war das eine Erleichterung. Saku wollte nicht gezwungen werden gegen diesen Stamm zu kämpfen, besonders weil sie nichts mit dem Ganzen zu tun hatten. Mit dem Krieg der außerhalb ihrer Insel herrschte, oder den Machtkämpfen um andere Länder. Politik, Macht und Kapitalismus waren etwas was nicht an diesen Ort gehörte. Das waren Probleme der großen Zivilisation und der Globalisierung. Wenn zu viele verschieden denkende Menschen aufeinander trafen gab es immer Probleme und die Kleinsten hatten es dann auszubaden. Mal abgesehen davon: Erst war ihm das selber nicht so bewusst gewesen, aber wenn er noch mal darüber nachdachte dann bemerkte er schon dass diese Insel…ein kleines Paradies war. Hier ging es nicht um die Probleme die den Rest der Welt plagten. Sicher waren die Bewohner hier nicht sonderlich modern sondern lebten mehr in der Steinzeit als alles andere. Und dennoch schien es viel entspannter zu sein als in der modernen Zivilisation. Gefahren gab es überall auf der Welt. Egal ob es ein Raubtier im Dschungel war, das einen stellte, oder der Feind auf dem modernen Schlachtfeld. Aber hier gab es nur: kämpfen und überleben. Keine Politik und keine Machtkämpfe, oder Geld. Es war simpel und natürlich. Nicht das moderne Kopfgerammel was man aus Japan kannte und es einen seelisch zerriss. Zumindest hatte er so den Eindruck. Kämpfen und überleben…das war etwas was er sehr gut konnte. Schon seit seiner Kindheit. Vielleicht kam er bisher deswegen so gut zurecht? Okay er wurde von einem Monster gebissen, aber das war Hana seine Schuld gewesen!...Nein war es nicht, was dachte er da wieder?

Nach einer Weile verließen sie dann den Strand und der Sand unter ihren Füßen wechselte zu einem harten Grasboden der dann einen Hang hinauf ging. Dem folgten sie ebenso und liefen einfach weiter. Sakutaro fiel auf das Paku nicht viel mit ihm gesprochen hatte seit sie losgelaufen waren. Das war ungewöhnlich, denn normalerweise sprach sein Veteran gerne mit ihm. Manchmal bekam man ihn nicht mal mehr ruhig, so viel sprach er. Doch wenn er zu ihm sah, dann konnte er ein Lächeln auf seinem Gesicht sehen. Eines das Saku etwas unwohl werden ließ, denn ihm war nicht entgangen das Paku versuchte ihn und Hana zu verkuppeln. Oder zumindest, in der Hinsicht, etwas plante und hinter dem Busch hielt. Es passte ihm überhaupt nicht. Er war doch kein Kind das einen Schubs brauchte um sich zu verlieben!

Der Pilot wusste nicht wie er damit umgehen sollte und es nervte ihn sogar leicht. Er meinte: was sollte das? Hana und Saku kannten sich gerade mal drei Tage lang und Paku kam schon gleich auf die Idee dass sie zueinander passen würden?! Einer der sie nur einige Stunden zusammen gesehen hatte und nicht mal annähernd wusste was Saku alles mit Hana erlitten hatte?! Was der kleine Teufel mit ihm gemacht hatte! Das war doch kompletter Schwachsinn! Sie gehörten nicht zusammen! Okay Saku musste etwas gestehen das der Kleine ihn überrascht hatte, seit sie sich kannten und das seine Art gar nicht SO schlimm war wie er am Anfang noch gedacht hatte. Dennoch änderte das nichts an folgender Tatsache: nämlich das Hana nervig und vorlaut war. Noch dazu war er schlimmer zu hüten als ein Sack Flöhe und er hatte das verdammte Talent sich in Schwierigkeiten zu bringen. Hmm…Aber das konnte er irgendwie auch. Schon immer…Konnte man ihm das also zum Vorwurf machen?

Er dachte an seine Vergangenheit. Sie holte ihn rasend ein.

Als er klein war ging es ihm genauso. Er rannte jetzt nicht, so wie Hana, freiwillig in Feinde rein, aber er hatte dennoch das Pech immer Menschen zu begegnen die ihm schaden wollten. Die versuchten ihn unterzubuttern oder ihm weh zu tun. Meist waren es ältere Jungs mit mehr Erfahrung und einer Boshaftigkeit die er dadurch lernte mehr als alles andere zu verabscheuen. Besonders da er ein Kind war, das nicht viel sprach, hackten sie auf ihn ein. Noch dazu war er ein schlanker Junge gewesen und deswegen hielten ihn alle für einen Schwächling. Oft wurde er gehauen und oft wehrte er sich mit aller Kraft egal wie stark die anderen auch waren. Gewann sogar öfters die Auseinandersetzungen. Aber manchmal kam er auch aus der Grundschule und war dabei voller blauer Flecken gewesen. Hatte sich das Weinen unterdrückt um seine Mutter nicht zu besorgen. Er wurde gehauen einfach weil anderen seine Nase nicht passte und man jemanden hänseln und schlagen wollte. Kinder waren grausam, das bekam er früh mit, aber noch viel schlimmer…waren die Erwachsenen, denn diese standen meist daneben und halfen kaum, so das es keinen Unterschied machte. Oder sie helfen so sehr das es noch schlimmer wurde. Denn dann war man eine Petze und bekam noch mehr aufs Maul. Saku hatte sehr gelitten in seiner Kindheit. Allein wenn er daran zurückdachte schmerze sein Herz noch immer. Wie eine Narbe die wieder anfing zu bluten. Denn wenn er mit blauen Flecken und Schrammen heim kam, hat seine Mutter sich stehst um ihn gekümmert, aber sein Vater sah das komplett anders. Er hatte keinen Zufluchtsort zuhause. Während Mama ihn über alles liebte, stand Papa meist daneben und machte ihn zur Sau. Meist sogar schlimmer als die Kinder in der Schule. Er sagte ihm immer: Er solle sich gefälligst wehren, oder: Ein Mann lässt sich nicht verprügeln. Er war sehr streng zu ihm gewesen, was auch an seiner militärischen Ausbildung lag. Sein Vater lebte nach dem Motto: Ein Indianer kennt keinen Schmerz. Und das man sich als Mann gefälligst durchzusetzen hatte wenn man was erreichen wollte. Stunden lang hatte sein Vater ihn manchmal angebrüllt und ihn zu Recht gewiesen. Was er irgendwann zu überhören lernte. Er konnte es ihm dennoch nicht vergeben. Und was er noch weniger vergeben konnte...war wie er seine Mutter behandelt hatte. Wie er sie...Ab dem Tag wusste Saku dass nur er selber auf sich aufpassen könnte. Das er keine Hilfe bekommen würde, außer von sich selbst. Also änderte er sich. Und das war ein harter Weg gewesen.

Nach diesem Abend änderte er sich komplett. Besonders sein Verhalten. Er fing an sich zu wehren, egal wie oft er deswegen auf die Fresse bekam. Saku lernte dazu und er trainierte auch fleißig zu kämpfen. Legte sich sogar mit dem fiesen Hund des Nachbarn an und ließ sich beißen und in Probleme verwickeln. Sein Körper wurde immer mehr übersät mit Narben und Wunden. Doch diese machten ihn stärker. Und einige Jahre später…war ER der jenige mit dem sich keiner mehr freiwillig anlegen wollte. Hatte sich seinen Rang nach oben und den Respekt erkämpft den er verdiente. Wenn er den Schulhof betrat, dann nahmen andere Reißaus vor ihm. Sein Blick war kühler geworden und er wartete nur darauf dass sich jemand mit ihm anlegte, auch wenn er keinen absichtlich provozierte. Alles in ihm war aufs Kämpfen eingestellt. Jede Faser seines Körpers. Fressen oder gefressen werden…das wurde seine Devise. Doch auf diese Veränderungen folgte eine andere Art der Pein. Nämlich Einsamkeit.

Er hatte keine Freunde in der Schule und auch so nicht in ihrem Dorf. Einzig Chiharu war seine Freundin geworden. Nämlich an dem Tag wo er sie vor anderen beschützt hatte. Denn auch auf ihr wurde rumgehackt weil sie klein und mollig war. Weil sie anderes war und das hasste er, also schritt er ein. Danach wurden sie unzertrennlich, auch wenn er das erst nicht wollte, denn er hatte sich ja langsam an die Einsamkeit gewöhnt. Doch je mehr sie bei ihm war, umso mehr mochte er sie und naja am Ende hatten sie sich einander verliebt.

Es war eine andere Beziehung wie die zwischen seiner Mutter und seinem Vater, der aber nicht mehr lebte wegen eines Unfalls. Noch dazu wusste er eines ganz genau: würde er mal mit Chiharu Kinder bekommen…er würde nie werden wie sein Vater. Was komisch war, denn mit dem Alter kamen diese Gedanken öfter in seinen Kopf, was man ihm nicht zutrauen würde wie er war. Immerhin war er ein Mann des Militärs geworden. Genau wie sein Vater, aber wesentlich besser und mit einem höheren Rang. Besonders stark waren diese Gedanken nach Kindern in den ersten Wochen ihrer Liebe gewesen. Noch bevor er wieder in die Schlacht ziehen wollte. Er hatte mit Chiharu geschlafen und dabei waren diese Gedanken stärker denn je. Er hoffte sogar dass er sie geschwängert hätte in jener Nacht, denn immerhin hatten sie nicht verhütet. Es war auch eine sehr spontane Aktion gewesen. Sie fielen wie wilde Teenager übereinander her und wussten nicht mal was plötzlich so anders gewesen war an dem Abend. Dann war es halt passiert. Aber Chiharu sagte Wochen danach nichts mehr dazu, also war es offenbar nicht der Fall gewesen. Niemals hätte er es vor ihr zugegeben, aber er war da doch schon etwas geknickt gewesen. Also das es nicht geklappt hatte. Denn nur mit ihr kam der Wunsch nach einer Familie und das er dem Krieg wegbleiben könnte, einfach weil er Vater werden würde. Das wäre ein effektiverer Grund gewesen als hinzugehen und zu sagen: Ich will wegen meiner Freundin nicht mehr in den Dienst. Keine Ahnung ob es überhaupt funktioniert hätte, aber dennoch wünschte er es sich so sehr. Er wollte irgendwann mal Vater werden. All das Wissen, was er seit seiner Kindheit erlernt hatte, all die Erfahrung die er gemacht hatte, wollte er an seinen Nachwuchs weitergeben. Wollte diesem Kind mehr schenken als er jemals gehabt hatte. Einfach eine glückliche Familie und eine Zukunft haben. Doch das war Vergangenheit geworden. Nichts davon war passiert und er hatte alles verloren. Einzig das Militär und seine Staffel waren ihm noch geblieben. Lediglich seine Jungs gaben ihm Kraft und Hoffnung nach dem Tief das er erlebt hatte, das einfach jeden getötet hätte dem sowas passiert war. Sie waren alles für ihn. Und es war komisch aber…aber warum sah er inzwischen auch gerne Hana zwischen sich und den Jungs stehen? Er war so ein Trottel. Warum gab er ihnen überhaupt wieder die Möglichkeit dass sie sich wiedersehen würden? Was hatte ihn da nur wieder geritten? Hana…war nicht Chiharu.

„Na also, da wären wir.“

Holte ihn Paku plötzlich aus seinen Gedanken und Sakurai blinzelte auf und sah vor sich.

Sie standen weiter oben am Hang und sahen dann einen weiteren vor sich runter, der zu einem weiteren Strand ging und in einer Bucht lag. Er sah sie genau vor sich. Diese Bucht besaß einen eigenen Strand, aber um sie herum wucherte der Dschungel und Klippen boten verdammt guten Schutz, da sie hoch und spitz waren. Sie selbst standen auf einem Hang der eine der Klippen der Bucht war die nicht so schwer zu überwinden sein würde. Man konnte sie schon als Eingang in die Bucht sehen. Als einzigen Eingang. Die Lage war sehr gut gegen einen Feind, denn nur über diesen Hang unter ihnen konnte man in diese Bucht. Das man sie bisher noch nicht gefunden hatte war als nicht mehr unverständlich, denn das vor ihm wirkte wie eine gute Zuflucht. Ironie das ihr Flugzeugträger genau in dieser Bucht an Land gespült wurde. Naja eigentlich hing er immer noch im Wasser. Er konnte ihn genau sehen.

Sakurai sah auch aus dieser Entfernung das sie aufgelaufen waren, nämlich auf Korallenriffen und Felsen im Wasser. Das Meer peitschte schäumend gegen den Bug des Schiffs und er sah auch das große Loch in dem Wrack wodurch das Wasser in den Hangar lief. Wow, da gab es wirklich nichts mehr dran zu retten. Es war ein Schiffswrack geworden. Nur moderne Technik und Mechanik könnte das Teil wieder reparieren. Falls sie es von den Steinen und aus dem Riff kriegen würden, was sehr fraglich aussah.

Aber auch viele andere Teile waren an dem Träger zerstört worden. Die Maschinengewehre, an den Seiten, die gegen Flugzeuge waren, waren ebenfalls Schrott und auch der Tower erschien etwas verbogen und das Glas der Scheiben wurde, vom Sturm, auch zerstört. Es sah echt schlimm aus. Der Sturm und Wellengang hatte sie schlimmer erwischt als ihn und seinen Zero. Und das obwohl in seinen Zero ein Blitz eingeschlagen war. Der Gott der Meere wollte sie wohl echt mal zu Recht weisen, was? Daran sah man wie schwach der Mensch doch gegen die Natur war. Sie konnten so moderne Schiffe bauen und dennoch riss der Ozean es in Stücke, als wäre es ein verdammtes Papierschiff und zog es in seinen tiefen Abgrund. Immer wieder beeindruckend und unheimlich zu gleich. Man versuchte sich der Natur zu entziehen oder sie zu beherrschen. Doch erneut sah man das der Mensch das niemals schaffen würde. Nur mit ihr im Einklang leben klang nach einer Lösung. Etwas…was Hana und sein Stamm ja taten. Danach wich sein Blick rüber, nach links, an den Strand und er war baff was er dort erspähen konnte. Dort war ein kahles Fort hochgezogen worden.

Ein Fort ist eine selbständige, permanente, Befestigungsanlage. Das Wort wurde in der Militärsprache gegen Ende des 16. Jahrhunderts aus dem Französischen entlehnt, wo es dieselbe Bedeutung besaß. Die Bezeichnung „selbständige Befestigungsanlage“ bedeutet in diesem Zusammenhang: dass die Befestigung aus sich selbst heraus verteidigt werden kann, dass es über alle dazu notwendigen Mittel und das Personal verfügte und dass es in keinem unmittelbaren Zusammenhang mit einer anderen Befestigungsanlage steht. Ein Fort ist somit eine auf sich selbst gestellte Verteidigungsanlage und unterscheidet sich begrifflich beispielsweise von einer Burg dadurch, dass es keine dauerhafte Wohn- und auch keine reine Fluchtanlage war, auch wenn es in der Regel feste Unterkünfte für eine Besatzung besaß. Die Hauptaufgabe eines Forts war es, einen bestimmten Ort gegen einen Angriff zu decken und dabei die Verteidiger gegen die Waffenwirkung der Angreifer zu schützen. Forts können unter oder ohne Mitbenutzung von Eisen, sowohl aus Erde, Holz, Stein oder Beton errichtet werden, deren Hauptaufgabe es ist, den Verteidigern Deckung zu geben und gleichzeitig die Waffenwirkung der Angreifer zu absorbieren. Was Saku aber mehr beeindruckte war die Tatsache: dass dieses Ding schon da stand. Es war noch nicht richtig fertig und eigentlich nur ein Skelett, das aus Holz gebaut wurde, aber innerhalb von drei Tagen sowas hochzuziehen...einfach nur wow. Kaizo hatte wohl wirklich die Peitsche rausgeholt, was? Er sah auch auf die Entfernung die Männer hart arbeiten und Baumstämme durch die Gegend ziehen um ihre Aufgabe zu erfüllen. Typisch. Aber so war Kaizo schon immer gewesen: nämlich Vorausdenkend. Inzwischen ließ er allerdings lieber andere die Drecksarbeit machen und wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann musste das schnell und effizient passieren und sofort umgesetzt werden, komme was da wolle. Und da er sein Vorgesetzter war, ihr General, war es auch seine Aufgabe sich in einer unbekannten Umgebung vorzubereiten um seine Männer zu schützen. Schlimm, denn in ihrer Jugend war der gute Kaizo sehr engagiert und fleißig gewesen. Heute war das etwas anders. Er war nicht faul, aber seine Prioritäten lagen höher und in anderen Bereichen. Und dieses Fort war sicher als Schutz und Unterkunft zugleich geplant. Denn auf einem sinkenden Flugzeugträger, mit Nässe und Wind, sollte keiner leben. Es sei denn er wollte krank werden. Und Krankheiten waren etwas was sie nun am wenigsten gebrauchen konnten.

Paku sah zu Sakurai rüber und fragte nett:

„Und? Was sagst du dazu?“

Saku sah ihn an. Er musste kurz schmunzeln, denn er wusste dass sein Kumpel eine ehrliche Meinung hören wollte. Und sicherlich wusste der Große auch schon was es sein würde, also legte Sakurai die Arme vor seine Brust und verschränkte sie, als er wieder vor sah und sprach:

„Purer Wahnsinn.“

Volltreffer. Paku nickte zustimmend und sprach weiter:

„Das dachten wir auch. Kaum als wir hier angespült wurden hat Kaizo sofort die Peitsche ausgepackt und alle Männer hart arbeiten lassen um dieses Fort in die Wege zu leiten. Auch uns, die Zero-Staffel, musste mit Hand anlegen. Sugiura fiel gleich am ersten Tag, so gegen Abend, sogar um, einfach weil die Arbeit lang und verdammt hart war. Immerhin mussten wir Bäume fällen und wieder an den Strand zerren. Und du kennst doch unseren guten Sugiura, der ist etwas zarter veranlagt als Sanitäter. Unser Tower ist übrigens auch hin. Kommunikation nach außen ist nicht mehr möglich. Ich war Tage später dann auf der Suche nach Nahrung gewesen, als ich in dieses verdammte Tal gefallen bin. Da unten herrscht die reinste Stimmung zum schneiden. Dicke Luft.“

Er zeigte auf das Fort dabei. Das konnte sich Sakurai gut vorstellen. Immerhin waren sie alle gestrandet und Kaizo einer der alles allein durchdenken musste. Danach sah er wieder zu Paku.

„Warum habt ihr ihm gehorcht? Du weist das die Staffel meinem Befehl unterliegt und das ihr nur Anweisungen von mir entgegenzunehmen habt und nicht von Kaizo.“

Paku schnaufte, verschränkte nun auch die starken Arme vor sich und sah wieder zu Saku.

„Weil wir alle im selben Boot sitzen: Wir sind gestandet Saku. Noch dazu dachte wir dich hätte es erwischt und ohne dich ist automatisch Kaizo der Nächste der uns Befehle erteilen darf. Oder dieser Vogel Anderson, der von nichts ne Ahnung hat.“

Ja da war was dran. Es klang mies und Sakurai mochte das nicht, aber so war die Lage. Wenn ihm wirklich was passiert wäre, dann würden seine Jungs nun Kaizo dienen und gehorchen. Er war aber froh dass es nicht so weit gekommen war. Erst mal: weil er noch lebte und zweitens: weil nur er seine Jungs vor dem leichten Größenwahn des Generals schützen konnte. Wenn Kaizo das sagen hätte…er würde sie zu normalen Soldaten degradieren und sie ausbeuten wie sonst was. Noch dazu würde er ihre Individualitäten nicht mehr schätzen und ihre Fähigkeiten. Sie wären wie der Rest dieser armen Hunde da unten: Eine Masse die nicht hervorstach und wo alle gleichgeschaltet waren. Allein daran würden seine Jungs untergehen. Gut dass er wieder da war, denn nun konnte er sie wieder decken. Er war wie der Papa-Bär der auf seine Jungen achtete.

Nicht falsch verstehen: Saku war nicht in der Position Kaizo zu sagen was er zu tun und zu lassen hatte. Immerhin war er nur zweiter Leutnant des 801ten Geschwaders der 309ten Naval Flugdivision der japanischen Marine. Er lag WEIT unter Kaizo seinem Rang und dann kam erst mal der Sohn von dem Amerikaner Anderson, der ihn damals mit ausgebildet hatte. General Anderson war inzwischen im Ruhestand und sein Sohn übernahm den Posten des ersten Leutnants des 801ten Geschwaders der 309ten Naval Flugdivision der japanischen Marine. Damit stand er noch etwas höher als Sakurai. Aber auch er konnte Saku nicht sagen wie die Zero-Staffel zu handeln hatte, denn das fiel nur in seinen Bereich und nicht in den von Anderson seinem Sohn. Da hatte er sich rauszuhalten. Sollte aber ein Befehl von Kaizo kommen, oder von Anderson seinem Sohn…dann musste Saku sich da gewieft rausreden und überzeugend handeln um das Ruder noch rum zu reißen, oder sich dem Willen beugen. So war das nun mal. Und das gab er dann an seine Männer weiter.

Es war etwas was er nicht mochte. Leute die ihm sagten was er zu tun und zu lassen hatte. Aber er war durch und durch Pilot und gehörte in die Staffel. Er war kein Mann der oben stand und anderen Befehle aufzwang die nicht seinen Prinzipien von Gerechtigkeit entsprachen. Auf Typen über ihm hörte, also Politiker, die ihm sagten wie und wann er Krieg zu führen hatte, obwohl er nicht wollte. Einen Krieg den er anfangen und durch denken sollte…Das tat er nicht, also blieb er auf seinem Posten und Rang. Egal wie oft man ihn schon versucht hatte zu bekehren und in eine bessere Position zu bekommen…er würde immer unter Kaizo stehen. So war das nun mal, denn dort fühlte er sich am wohlsten. Und er wäre der Letzte der sich einem direkten Befehl seines Generals wiedersetzten würde. Dafür war er zu sehr Soldat. Ein Überlebenskünstler und Dickkopf vielleicht…aber dennoch ein Soldat.

Sakurai nickte Paku dann zu.

„Aber jetzt bin ich ja wieder da. Wird Zeit mal mit dem guten Kaizo zu reden…“

So sagte er das etwas schwer. Er wusste dass es nicht einfach werden würde. Kaizo war ein noch größerer Dickkopf als Saku und dann noch einer der in einer Position saß wo er sich keinen Scheiß von anderen gefallen zu lassen hatte. Würde schwer werden an ihn ranzukommen. Aber dennoch hatte Saku noch immer die Karte: das sie mal Freunde waren. Sie hatten zusammen gelernt und sich angefreundet. Waren durch dick und dünn gegangen währen der Ausbildung. Manchmal konnte das doch die Gefühle noch etwas beeinträchtig und umlenken. Er musste es einfach herausfinden. Also liefen sie los und den Hang runter. Runter zum Fort.

Sakurai wurde jetzt nicht mit einem roten Teppich empfangen, oder mit Jubel, aber er sah den Männern an das sie sich freuten ihn zu sehen, wären sie nur nicht so erschöpft gewesen versteht sich. Denn dadurch hielt sich die Begeisterung in Grenzen. Einige gruben einen Graben um das Fort herum, andere wiederrum machten die Baumstämme zurecht, schnitten und formten sie mit Macheten und stellten sie dann zusammen auf um einen Wall hochzuziehen. Es war ein unglaublicher Knochenjob und in der Hitze die reinste Folter. Sakurai fiel es unglaublich schwer das mit anzusehen. Aber es lag nicht in seinem Aufgabenbereich das zu verhindern. Diese Männer waren nicht seine Männer.

So liefen sie einfach weiter und in das Fort hinein. Viel war da noch nicht zu sehen. Es gab eine großen Platz und viele Männer liefen Sachen schleppend, für den Bau, durch die Gegend und an ihnen vorbei. Notfallzelte, welche sie vom Schiff geholt hatten, waren verteilt über das Gelände aufgebaut und spendete etwas Schutz vor der Sonne und Hitze vor Ort. Rechts von ihm konnte er in einem Zelt sehen wie die Waffen sortiert und gereinigt wurden, welche sie aus dem teils sinkenden Wrack noch retten konnten und weiter dahinter schien das Zelt für die Verletzten zu sein. Aber bei diesem war die Tür verhängt um die Verletzten vor Stechmücken und anderen Dingen zu decken. Tropische Krankheiten, an Verletzten, waren keine Option. Sicherlich befand sich dort auch Sugiura, doch das musste leider noch warten, denn Paku und Sakutaro liefen weiter geradeaus, direkt auf ein großes Zelt zu, das im Zentrum stand und konnten ihn schon sehen. Sie sahen General Kaizo Oume.

Er stand da in ganzer Pracht an einem aufklappbaren Tisch und studierte Aufzeichnungen und Details zu der Insel. Zumindest die die seine Männer schon in Erfahrung gebracht hatten durch Aufklärungstrupps. Doch im Gegensatz zu seinen Männern war er nicht sonderlich militärisch gekleidet, denn er trug ein lockeres, weißes Hemd, hatte seine schwarzen Haare nach hinten gekämmt, trug Sandalen und eine weite Hose. Auf seiner Nase saß sogar seine schwarze Sonnenbrille. Mit seinem Aussehen und auch wegen dem Schnurr- und Kinnbart den er trug, kam er schon fast wie ein Urlauber rüber. Oder für Saku wohl eher wie ein Yakuza-Boss. Er wirkte sehr lässig. Sicherlich hatte er auch noch nicht hart gearbeitet, das machten ja die Anderen. An sich war er auch kräftig gebaut, wobei kräftig in dem Falle für „dick“ stand. Auch war er viel kleiner als Sakurai, ging ihm gerade mal bis zur Brust. Aber so war er schon immer gewesen, der kleine Moppel im Hangar des Militärs. Saku war dagegen der Schönling.

Dann griff der sich ein Glas Wasser zu seiner rechten und nahm einen kräftigen Schluck. Bis er endlich mal auf sah und Paku, so wie auch Sakurai, erblickte, die nicht weit vor ihm und dem Zelt stehen blieben und ihn ansahen. Ein Grinsen legte sich auf seine harten Wangen und dann salutierten ihm auch schon seine Männer. Paku so wie auch Sakutaro. Das war dass Prozedere. So gehörte sich das, egal was man auch für Ansichten über ihn und seine Führung hatte. Saku sagte darauf laut:

„Zweiter Leutnant Sakutaro Sakurai meldet sich zurück zum Dienst!“

Es war unglaublich steif und gelernt. Gedrillt konnte man sagen. Wirkte nicht wirklich echt wie er eigentlich sonst so war. Und als Kaizo das sah kam er wieder etwas in eine gerade Position, ließ den Tisch unter sich los, machte die Zigarre aus, die er im Mundwinkel stecken hatte und schmiss sie dann auf den Boden unter ihnen. Danach sprach er erfreut und mit einer etwas selbstsicheren Art:

„Aha! Was sagt man dazu? Der verlorene Adler kehrt zurück! Ich hätte auch nicht gedacht das jemand wie du, der sich „Death Zero“ nennt, sich so einfach von einem Sturm in die Knie zwingen lässt! Erneut hast du meine Erwartungen mal wieder nicht enttäuscht Leutnant Sakurai.“

Es wirkte sehr höflich, aber beide wussten es besser. Danach sah Kaizo zu Paku und sprach:

„Du kannst wegtreten und dich an die Arbeit machen.“

Ein sehr verachtender und weniger höflicher Ton, als würde man einen Köter zum Spielen schicken. Da war es. Genau das war es was Saku nicht mochte. Kaizo wusste genau das Paku zu seinem Trupp gehört und er nur Anweisungen von ihm annahm und dennoch versuchte er erneut seine Autorität zu untergraben und über ihn hinweg zu entscheiden was seine Jungs machen sollten. Auch Paku wusste das und reagierte angemessen. Sakurai war wieder da, also hatte Kaizo ihm nichts zu befehlen. So stellte er sich einfach locker hin und sah zu seinem Staffel-Leiter rüber. Wartete auf eine Anweisung. Es wurde kurz still und dann wand Saku ihm einen Blick zu und nickte, als er sprach:

„Du kannst wegtreten Paku. Hilf dem Rest der Zero-Staffel.“

So musste das laufen. Paku nickte zustimmend, ohne zu zögern und wand sich dann ab. Es gefiel ihm nicht aber Saku packte das schon. Wenn einer mit Kaizo klar kam, dann er.

Doch Kaizo schien nicht ganz so erfreut darüber zu sein dass sich der Kerl erst Bestätigung bei Mami holen musste bevor er ihm gehorchte. Aber okay, manchmal ging es halt um zwei Ecken mehr. Am Ende war das Ergebnis das Wichtigste. Und als Paku hinter einem der Zelte links verschwand, sah Sakurai wieder zu Kaizo. Sein Blick war ernst, wie immer und er hielt noch immer die salutierende Position. Musste er, denn er hatte noch nicht den Befehl bekommen locker zu sein. Was Kaizo sehr genoss. Aber er war ja nicht so, also wedelte er kurz mit der rechten Hand und sprach lässig:

„Du kannst dich entspannen Sakurai. Wow, immer so ernst. Guter Soldat durch und durch, was?“

Sein Gegenüber tat das dann auch, machte sich locker und stand lässig da, aber er sprach dabei kein Wort. Sah nur zu wie Kaizo sich wieder das Glas mit Wasser nahm und einen Schluck trank. Das kühle Nass befeuchtete seine Kehle und als er damit fertig war zeigte er es kurz zu Saku rüber und sprach dann:

„Auch nen Schluck? Du bist doch sicherlich nach drei Tagen etwas dehydriert, oder Sakurai? Oder möchtest du lieber einen guten Sake gegen den Frust und das Gejammer von meinen Männern die einfach nicht zu Potte kommen!“

Sein Satz wurde am Ende sehr laut, das er schon fast aus seinem Zelt brüllte und die Männer, die ihn hörten, schneller liefen um ihre Arbeit zu machen. Saku sah hinter sich. Sah diese Quälerei, aber wand sich dann wieder stumm und mit dem Blick zu Boden ab. Er konnte nichts dagegen tun. Das war nicht seine Aufgabe verdammt. Danach hörte er wie sich sein General einen Klappstuhl heran zog und sich setzte. Saku sah auf und erblickte wie Kaizo die Füße auf den Tisch legte, sein Glas in der rechten Hand hatte und dann die Brille auf die Stirn schob, so das man seine dunkelbraunen Augen sehen konnte, als er selbstsicher sprach:

„Und? Was hast du so erlebt in den drei Tagen deiner Abwesenheit?“

Warum klang das nicht ehrlich? Er wollte einen Report. Und Saku wusste nicht mal wie er anzufangen hatte. Okay doch, also den Anfang wusste er, aber wie sollte er Hana aus der Sache raus lassen? Immerhin war alles, in den letzten drei Tagen, nur wegen dem Bengel passiert! Verdammt er hätte sich auf dem Weg hier her eine Ausrede einfallen lassen sollen! Eine die vor allem überzeugend klang. Obwohl es nicht richtig war den General anzulügen…Er schluckte. Oh mann was sollte er nur tun?! Ehrlich gesagt bekam er sogar leichte Panik und wollte losstammeln, doch Kaizo ließ ihn nicht mal antworten und sprach sofort weiter:

„Ist auch nicht so wichtig. Es ist gut das du wieder da bist alter Freund. Ich muss ja zugeben dass deine Staffel komplett aus Dickköpfen besteht. Einer schlimmer als der Andere sag ich dir! Denen was zu sagen ist was würdest du mit dir selber Mikado spielen und dich verrenken nur damit am Ende eh nichts dabei raus kommt! Wie kommst du nur mit dem Haufen klar Sakurai?“

Saku sah ihn etwas verdutzt an. Ähhhh…war das jetzt ne Fangfrage oder wollte er wirklich eine Antwort darauf? Manchmal war er sich da bei Kaizo seinem ton nicht so sicher. Also blieb er lieber bei einem ernsten Gespräch und sprach dann:

„Nun ja in erster Linie gehorchen sie meinen Befehlen und sie sind eben nicht wie andere Soldaten und brauchen mehr Zuwendung so wie auch…“

Kaizo sah ihn an. Ernsthaft? Mehr Zuwendung? Ach wie goldig. Wo waren sie hier, auf der: Meine kleine Familie-Ranch? Dann winkte er wieder heftig mit der rechten Hand und Saku verstummte sofort etwas erschrocken darauf, weil er unterbrochen wurde. Danach brüllte der Dicke vor ihm auch schon lachend:

„Hahaha! Immer so ernst was? Du warst schon immer so Sakutaro. Das war eine rhetorische Fragen gewesen mein Freund! Mach dich mal locker. Setzt dich zu mir.“

Dabei deutete er auf einen zweiten Klappstuhl, aber Saku schüttelte den Kopf und lehnte die Einladung höflich ab.

„Ich sollte nach meiner Staffel sehen und schauen was ich noch tun kann. Ihr solltet nur wissen das ich wieder da bin und bereit meinen Job zu erledigen.“

Kaizo sah ihn streng an. Er verstand schon. Er wollte ihn meiden. Es war nichts besonderes dies zu wissen, denn er und Saku hatten eine gemeinsame Vergangenheit und die war nicht voller Rosen und pinken Ponys gewesen denen Regenbögen aus den Ärschen schossen. Sie mochten sich nie wirklich. Aber dann gab es auch mal eine Zeit in der sie Freunde gewesen waren. Doch inzwischen war das wieder etwas strenger zwischen ihnen geworden. Einer hatte das Sagen und der Andere…naja der eben nicht. Und Kaizo mochte es wie es gerade war. Das nämlich ER weiter oben stand und das Sagen hatte. Besonders wenn er Saku endlich mal sagen konnte wo es lang ging. In ihrer Jugend hielt Sakurai sich immer als was Besseres als er. Nur weil er Pilot werden wollte und sich für einen Überflieger hielt. Er war gut, doch was nütze es einem gut fliegen zu können wenn man nicht viel zu sagen hatte? Nun hatte er das Sagen über ihn. Konnte ihn wie eine Puppe kontrollieren, wenn er wollte.

Aber dennoch konnte Kaizo diesen Blick nicht aussehen den Saku ihm zuwarf. Ein Blick der zwar gehorchte…aber sich nicht komplett unterwerfen wollte. Das sah er jedes Mal wenn er ihm gegenüber stand. Sakurai…er hatte schon immer diese stolze und nicht zähmbare Art an sich gehabt. Wenn man ihn in die Knie zwingen würde…dann hatte man echt den Respekt in der ganzen Marine sicher. Jeder wusste das Saku nicht unterwürfig war und sich von keinem was sagen ließ der unter ihm stand. Und selbst wenn du oben warst sah dich Saku an als würde er es akzeptieren…aber dir nicht zustimmen. Genau das wollte Kaizo ihm gerne aus dem Gesicht wischen. Doch bisher war auch er gescheitert. Zudem hatte er momentan wichtigere Dinge zu erledigen als in einen Leitgockel-Kampf mit Sakurai zu geraten um seine Männlichkeit unter Beweis zu stellen. Die Zeit kam schon wieder. So schnaufte er ernster und sprach dann:

„Ach ja? Und welcher Job ist das genau Sakutaro? Ich darf dich doch so nennen, nicht wahr alter Freund?“

Er klang immer so unehrlich und sarkastisch dabei…War nicht mal zu überhören.

Saku schwieg und sah ihn nur streng an. Die Luft knisterte zwischen ihnen. Etwas was es nicht sollte und sich der Pilot damit echt in Probleme reinreiten könnte, wenn er nicht auf die Bremse trat. Also kühlte er etwas ab und atmete aus, sprach darauf:

„Paku hat mir erzählt das es keine Möglichkeit mehr gäbe von der Insel zu kommen. Alle Zero meiner Staffel sind zerstört und der Flugzeugträger schwimmt auch nirgendwo mehr hin. Aber ich habe meinen Zero noch gut retten können nach dem Absturz. Wenn ich Teile der anderen Zeros meiner Jungs nehme, könnte ich meinen reparieren und zurück nach Japan fliegen um Hilfe zu holen.“

Kaizo sah ihn darauf erstaun an. Wow, er war ja gar nicht mal so blöd. Der Plan könnte von ihm sein. Und alles war besser als auf dieser Sandburg im Ozean festzusitzen, wo eh keiner nach ihnen suchte. Also nickte er zustimmend zu und sprach erfreuter:

„So kenne ich meinen alten Freund! Immer einen Schritt voraus und höher fliegend als alle anderen! Also gut: Ich erlaube dir deinen Plan in die Tat umzusetzen. Das ist vielleicht unser einziges Ticket um wieder in die Heimat zu kommen.“

Schritte ertönten darauf von links zu ihnen und beide sahen hin.

Aus der Hitze gestellte sich ein junger Mann zu ihnen. Er war vielleicht im selben Alter wie Saku, aber er hatte blonde, kurze Haare und eine Brille auf der Nase. Gekleidet war er in einem Militäranzug der oberen Klassen, also in Blau und er blieb dann bei ihnen stehen. Saku wusste sofort wer das war: Es war der junge Luke Anderson. Erster Leutnant des 801ten Geschwaders der 309ten Naval Flugdivision der japanischen Marine. Also sein etwas höheres Pedant. Sicher hatte auch er seinen Jungs nichts zu sagen, egal wie hoch er in der Rangordnung war, aber dennoch versuchte er es immer wieder. Oh mann. Saku hatte jedes Mal das Gefühl, wenn er mit den beiden zusammen kam, er müsse gegen sie boxen und der Gewinner entschied was passieren würde. Es nervte wirklich. Und Anderson sah ihn nicht mal an, sondern wand sich gleich an Kaizo, hatte die Hände hinter seinem Rücken und sprach arrogant:

„Die Arbeiten gehen gut voran General. Allerdings ist einer unser Kundschafter noch nicht von seinem Trip auf der Insel zurückgekommen. Sollen wir ihn suchen?“

Keizo schnaufte genervt und kratzte sich am Hinterkopf dabei.

„Ach immer wieder das Gleiche…Nein wir suchen nicht nach ihm. Ich bringe nicht noch mehr Männer in Gefahr nur um einen einzelnen Soldaten zu finden. Entweder kommt er zurück, oder nicht.“

Und da war er erneut, der etwas rücksichtslose und sich ans Protokoll haltende Kaizo. Für Sakurai aber war das ein Zurücklassen der Kameraden. Etwas was ganz oben auf seiner „Not to go“-Liste stand. Aber auch da konnte er mal wieder nichts tun. Außer nicht amüsiert nach unten auf den Boden sehen und dann sagend:

„Ich würde mich dann entfernen und nach meiner Staffel sehen General.“

Danach sah er wieder hoch und Kaizo zu ihm rüber. Genau das mochte er an Sakurai nicht. Es war nicht nur der taffe Blick in jener Sekunde…Er fragte nicht mal um Erlaubnis. Er würde einfach gehen und kündigte es dazu noch falsch freundlich an. Er untergrub erneut die Autorität des Generals…So typisch und stur von ihm. Es kotze Kaizo an. Aber er nickte nur und sprach:

„Wegtreten Sakurai.“

Plump und abwimmelnd kam es aus ihm.

Na Endlich. Zum Abschluss salutierte Saku noch mal kurz und wand sich dann ab. Er lief sehr schnell weg, als wäre er auf der Flucht, dabei war er einfach nur froh aus dem Dunstkreis dieser zwei Alpha-Gockel zu sein und zu seiner Familie zurückzukehren. Wenn er ein gewöhnlicher Mann wäre könnte ihm nichts egaler sein als das sich diese Zwei in Stücke rissen, oder den Alpha raushingen ließen. Aber das war er nicht. Er war kein gewöhnlicher Mann. Er war selber ein Alphatier und das…das wollte gerne mitkämpfen. Irgendwo tief in seinem Innern wollte er sich mit höheren messen und seine Kraft testen. Es lag in seiner Natur. Doch sie waren hier nicht im Dschungel, wo nur der Stärkste gewann und das Sagen hatte. Hier im Militär gab es Regeln und eine geregelte Hackordnung an die man sich zu halten hatte. Oh aber wie gerne würde er den beiden mal ordentlich den Kopf zurecht rücken und waschen. Gerne auch mit Gewalt. Immerhin kämpfte er sehr gern. Das ist etwas was er gut konnte. Schon immer. Doch wenn er ehrlich war…er war niemand der gerne im Rampenlicht stand und an den sich alle wenden konnten wenn es Probleme gab. Zumindest nicht eine ganze Armee von Soldaten. Das wurde ihm dann doch zu viel.

Seine Jungs waren etwas anderes. Das war Familie und er war der Leitgockel. Doch ihnen musste er nicht genau befehlen was sie zu tun und zu lassen hatten. Den größten Teil entschieden sie selber und nur im Kampfeinsatz und innerhalb der Formation, richteten sie sich voll nach ihm. Das war etwas was Kaizo niemals verstehen würde. Bei ihm ging es immer nur um Macht und Kontrolle. Das man diese nur bekam wenn man jemanden unterbutterte und dieser dann gehorsam folgte wie ein guter Soldat oder ein dressierter Hund. Was aber Sakurai und seine Jungs hatten baute auf etwas anderem auf…Nämlich auf Respekt und Vertrauen. Und genau deswegen würden sie nie freiwillig auf Kaizo hören. Denn er hatte ihren Respekt nicht verdient und wenn er so weiter machte würde er den auch niemals bekommen. Alles hier lief nach der Hackordnung und den Regeln ab. Und nicht aus Respekt und Vertrauen.

So lief er denselben Weg entlang wie Paku, nämlich rüber zum Sanitäts-Zelt. Und kaum als er dies betreten hatte wurde er schon ganz anders empfangen als noch an den Toren des Fort.

Er ließ den Vorhang hinter sich zufallen und sah dann nach vorne. Man dachte sein Blick würde gleich zu den Verletzen schweifen, die verteilt auf dem Boden auf Tragen lagen, so wie es normal war wenn man in so ein Zelt kam, aber das war nicht der Fall gewesen. Er sah nach vorne, über das Leid hinweg und sah…seine Jungs.

Sie standen weiter hinten in dem großen Zelt und hatten sich wie ein Haufen Hühner dort versammelt und schnatterten miteinander. Paku war auch dabei, also wusste sie sicherlich schon das Saku wieder zurück war. Und zwei Sekunden danach sahen sie alle zu ihm rüber. Wie die Hühner auf der Stange blickten sie ihn an. Und jeder, ungelogen, jeder hatte ein Lächeln auf den Lippen, als sie ihn sahen. Aber es war der Jüngste von ihnen gewesen, nämlich Sugiura der zuerst aus der Ecke geschossen kam und auf seinen Leutnant losrannte. Mit voller Wucht schmiss er sich Sakurai um den Hals und drückte ihn herzlich, jaulte dabei fröhlich:

„Sakurai!! Ahhhh! Du bist es wirklich! Ein Glück!! Endlich mal einer auf den man sich verlassen kann!!“

Er war nur leicht kleiner als der Schwarzhaarige und der sah etwas beschämt und verdutzt zu ihm runter. Wow wie peinlich. Jetzt wurde er schon von seinen Jungs so begrüßt als wäre er eine verlorene Liebe die endlich wieder ihren Weg heimgefunden hatte. Das war eine sehr innige Begrüßung gewesen. So wurde er auch gerade gedrückt. Saku lief leicht rot an und drückte den jungen Kerl dann von sich, der ihn noch immer strahlend und lächelnd ansah, als er schließlich losmuffte:

„Wow ihr habt wohl echt gedacht ich bin Tod, was?“

„Deine Todesrate stand bei 75 Prozent Leutnant!“

Antwortete, von weiter hinten, Katsura zu ihm und rückte sich die Brille dabei zu recht. Er war ihr Techniker und Mechaniker, natürlich berechnete er gerne solchen Schmuh. Aber Saku musste da nur kurz schmunzeln und gab locker zurück:

„Oh doch so hoch, ja? Is mal ne nette Abwechslung zu den sonst 90 Prozent wenn wir raus aufs Schlachtfeld fliegen.“

Und das war ein Fakt. Das sie alle nach so vielen Schlachten noch lebten war ungewöhnlich und nicht nur ihrem Talent sondern auch Sakurai zu verdanken, der sie alle deckte und beschütze wo er nur konnte. Auch lag es nicht nur daran das sie die Zero-Staffel waren und sterben in ihr Programm gehören sollte, sondern auch daran das Sakurai unglaublich populär war, selbst bei den Feinden. Wenn man seinen Flieger sah konzentrierte sich das meiste Feuer, oder die Feinde in der Luft, sofort auf ihn, denn je länger er da war umso gefährlicher wurde es für sie. Nur das ihn nie einer erwischen konnten und er dabei mehr Schaden verursachte als ihnen lieb war. Katsura war manchmal etwas neidisch das ihr Boss so ein Popstar war unter den ganzen Feinden. Und als er das sagte gesellten sich auch die Anderen zu ihm und versammelten sich vor Saku in einem Halbkreis den dieser dann mit seinen Blick durchging.

Sie waren alle da und wie es aussah auch alle gesund.

Paku stand links außen und lächelte ihn an während er die Hände an der Hüfte hatte. Direkt daneben und zur Mitte hin, stand der etwas ältere Matsumoto. So gesehen war er sogar der Älteste von ihnen. Noch nicht so lange im Dienst wie Paku, aber vom Alter her. Er hatte noch kürzere, schwarze Haare als Paku und besaß auch Kinnstoppeln die von einer unsauberen Rasur stammen. Von allen war er der Kleinste, aber gebaut wie ein Ochse und sehr kräftig. So das Katsura, der weiter links von ihm stand, daneben wie ein Hämpfling rüber kam. Der Bursche trug eine Brille und hatte kurze, braune Haare und war der zweit jüngste von allen. Man sah ihm an das er ein Nerd war was Maschinen anging. Er hatte da diesen Blick, ihr versteht? Ja und dann war da noch Sugiura, der den Kopf sehr kahl geschnitten hatte, so dass seine dunklen Haare nun nur noch einen gräulichen Flaum am Kopf übrig gelassen hatten. Ihr etwas zu fröhlicher und aufgeweckter Sani. So strahlte er auch noch immer seinen Boss an, auch weil er an sich eben eine sehr fröhliche Natur hatte und Sakurai wusste nicht was er sagen sollte. Sicher war er froh sie alle wieder zu sehen, aber dennoch fehlten ihm einfach die Worte. Er war ja eh nicht so gut darin seine Gefühle mit Worten zu fassen. Doch Matsumoto wand sich an ihn, mit einer lockeren und tiefen Stimme. Dabei zeigte er nach vorne, zu Saku seiner Brust und sagte er frech:

„Hey, wenn du jemanden mit deinem „Sexy-Beach-Look“ aufreißen willst, dann bist du aber hier an der falschen Adresse mein Freund! Das hier ist das Sanitäts-Zelt und keine Bar! Mal abgesehen davon denke ich das es die heißen Mädels hier auf der Insel eh nicht geben wird, also wenn du, in den letzten drei Tagen, nicht zufällig unter die Männer gegangen bist, die die Seife aufheben, solltest du dir die Mühe sparen! Haha!“

Er lachte darauf kurz und Saku sah ihn verdutzt an. Sein WAS bitte? Er verstand nicht ganz, aber die Lösung kam, denn dann sah er schon bereits an sich herab und verstand was sein Freund von ihm wollte. Es ging darum das er kein Oberteil unter seiner Fliegerjacke trug und man seinen nackten Oberkörper sehen konnte und er ihn so offen zeigte. So gesehen sah das wirklich sehr aufreißerisch und sexy aus. So das es Saku sofort dämmerte, er etwas beschämt die Jacke zumachte und dabei fauchte:

„Halt die Klappe Matsumoto!“

Ein kleiner, lockerer Spaß und dann mussten alle lachen, bis auf Saku natürlich, der dann beschämt an seiner Jacke rumfingerte um sie zu schließen. Er stand da wie ein kleines Kind das sich in die Hose gemacht hatte. Es war wirklich goldig und von ihm nicht zu erwarten gewesen. Es war so herrlich. Er war zwar ihr Anführer und sie respektierten ihn mehr als jeden anderen im Leben, aber dennoch sprachen sie so locker mit ihm als wäre er ein Bruder oder ein verdammt guter Freund. Wie sehr hatte ihm das gefehlt. Es ging Saku auch gleich viel besser, auch wenn er sich noch immer etwas schämte und muffig an der Jacke rum machte, bis sie dann endlich zu war und er sich wieder wohl fühlte. Nicht so nackt. Doch es war noch nicht vorbei gewesen.

Sugiura klickte sich dann ein und sprach frech zu Matsumoto rüber:

„Jetzt sei doch nicht so zu ihm! Er kann doch nichts dafür dass er mit so einem Adoniskörper geboren wurde! Lass ihm doch seinen Spaß! Immerhin ist er der heißeste Typ von uns!“

Schmeichelhaft, aber total unpassend und nicht gewollt! Saku fauchte den Jüngsten an:

„Und DU bist auch nicht besser! Halt den Rand, oder es kracht!“

Der Knabe vor ihm sah ihn frech an. Oh es machte so viel Spaß. Besonders Sugiura, der weiter machte:

„Du musst dich nicht für deinen Körper schämen Sakutaro. Ich wünschte ICH wäre auch so gebaut wie du! Denn dann könnte ich einfach jede Frau aufreißen und bekommen die ich will! Momentan kann ich nur angeben das ich einen verdammt heißen Freund in der Staffel habe, um vielleicht doch noch einige Mädels rumzukriegen mit mir in die Baracke zu kommen! Auch wenn sie eigentlich nur dich sehen wollen, hehe!“

Er lachte herzhaft und Saku lief noch röter an. Bitte WAS machte er sonst so?! Oh mann warum machten sie das mit ihm?! Dann muffte er lauter:

„I-Ich bin doch kein Vorzeigeobjekt für deine fies geplanten Aufreißorgien!“

„Wirklich? Oh, aber Saku es funktioniert doch so gut!“

„Halt die Klappe!!“

Endlich verstand Sakurai mal warum damals, immer öfter, so viele Frauen in ihrer Baracke auftauchten, oder zum Trinken da waren. Und erst recht warum ihn alle immer gleich anbaggerten! Und das nicht zu wenig und verdammt widerspenstig. Alle wollten sie mit ihm in die Kiste springen…es war zum kotzen! Und das einfach weil er der verdammte Lockvogel gewesen ist! Er fühlte sich schlecht und beschämt. Als wäre er ein süßes Kätzchen mit dem man ahnungslose Kinder ins Auto lockte. Ach ja, der Fluch der Popularität unter den Frauen…

Und sie lachten erneut. Wieder alle bis auf Saku. Aber genau das war Familie. Sie gingen sich alle gegenseitig auf den Sack, aber mochten sich mehr als alles andere auf der Welt. Und obwohl die Sprüche etwas unter der Kante waren wollte keiner es anders. Das machte sie einfach aus und es war vertraut. Doch es konnte leider nicht mehr so locker bleiben, denn Paku sprach plötzlich ernster dazwischen:

„Kaizo lässt die Männer ganz schön schuften. Mehr als sie überhaupt aushalten können…“

Er machte den Spielverderber, aber das war okay. Damit war die friedliche Stimmung sofort im Keller gelandet und alle sahen ernst und teils besorgt zu ihrem Veteran rüber. So schön es auch war das sie sich alle wieder gefunden haben, die Lage könnte nicht ernster sein. Paku und Sakurai hatten im verlorenen Tal genug erlebt um zu wissen wie gefährlich es auf dieser Insel war und die Tatsache, dass es noch einen Stamm von Ureinwohnern gab, zu denen Hana gehörte, war auch besorgend. Nicht das sie Angst davor hatten das Hana sie verpfeifen würde. Dazu hatte er nämlich keinen Grund, aber es konnten dennoch nicht alle so locker sein wie der kleine Prinz. Was wenn der Rest ihnen gegenüber feindlich gesinnt war? Im schlimmsten Fall endete es in einer Katastrophe und Krieg. Einen gegen den Kaizo nichts haben würde, befürchtete Sakurai. Und dagegen gab es nur eine Lösung: Sie mussten von dieser Insel runter und das bevor alles eskalieren könnte. Diese Menschen hatten nichts mit ihrem Krieg zu tun und sie sollten weiter friedlich an dem Ort leben. Weit abgeschnitten von der Zivilisation. So das Paku wieder zu seinem Chef sah und fragte:

„Wie ist dein Plan Sakutaro?“

Der sah ihn verdutzt an und verschränkte erneut die Arme vor sich. Meist machte er das wenn er das Gefühl hatte er müsse sich verteidigen. Oder wenn er unsicher und nachdenklich war. Dieses Mal war es aber das Erste. So das er fragte:

„Wieso kommst du eigentlich immer auf die Idee dass ich einfach für alles einen Plan habe? Ich habe keinen Plan. Zumindest nicht für das was Kaizo macht. Er hat zu entscheiden was mit den Soldaten passiert, nicht ich. Ich kümmere mich um unsere Truppe und um den Job meinen Zero wieder in Gang zu bringen um Hilfe holen zu können. Mehr gibt es da nicht zu tun. Wir sollten auch alles aus dem Flugzeugträger retten was sich noch zu retten lohnt.“

Das war ein guter Plan. Saku hatte Paku bereits erzählt wo sein Zero ungefähr abgestürzt war. Also zumindest in welche Richtung er dann am Strand gehen müsste. Nun musste man dort nur noch Ersatzteile hinbringen und es ging Berg auf.

Seine Jungs sahen sich abwechselnd an und schienen etwas enttäuscht und unsicher. Es tat ihm leid, aber einen anderen Plan gab es nicht. So war die Realität nun mal. Sugiura schaltete sich leiser ein:

„Ja davon hatte Paku uns erzählt, noch bevor du rein kamst. Aber Sakutaro es ist echt schlimm hier. Kaizo lässt die Soldaten kaum Ruhe finden und ich bekomme fast jeden Tag einen neunen Mann hier rein der sich verletzt hat oder krank fühlt. So kann das nicht weiter gehen. Ich musste jeden hier drin sedieren und in den Schlaf schicken, weil sie sich so mies fühlten und schmerzen haben.“

Also konnte sie hier keiner hören. Dabei zeigte er um sich und Sakurai folgte ihm. Es lagen wirklich viele Soldaten in dem Zelt. Alle schliefen, waren verbunden, oder an einen Tropf gehängt. Sah wirklich nicht gut aus. So das Saku schnaufte und zu allen sprach:

„Was erwartet ihr von mir?“

„Geh zu Kaizo und sprech mit ihm darüber. Mach ihm klar dass dies keine Lösung ist. Du bist der Einzige der etwas Einfluss auf ihn haben kann!“

Kam es dann von Matsumoto und Saku sah erstaunt zu ihm. Woher kam der Gedanke denn?

„Ich? Kaizo lässt sich von mir nichts sagen, dass siehst du völlig falsch Matsumoto…Hört mal: Ich weis das es euch nicht passt. Mir passt es auch nicht, aber mir sind leider die Hände genauso gebunden wie euch. Alles was ich tun kann ist für unsere Sicherheit zu sorgen und zuzusehen dass wir alle wieder nachhause kommen. Und das werden wir. Das verspreche ich euch.“

Ja es stimmte. Es gefiel ihnen nicht wirklich und sie sahen deswegen auch traurig auf den Boden vor sich. Jeder wollte helfen und nicht daneben stehen während sich Kameraden zu Tode arbeiteten. Aber was Saku sagte stimmte einfach und obendrein war es auch ein Gesetzt für sie. Niemals würden sie sich ihm wiedersetzten. Alle wieder nachhause was? Das brachte den Großen auf einen Gedanken…Paku sah dann von den Jungs weg und wieder rüber zu Sakurai, sprach dann frech:

„Wirklich? Und wie willst du das mit Hana regeln?“

Wie vom Blitz getroffen sah sein Leutnant zu ihm rüber und erschrak. Oh nein…Gott verdammt Paku! Warum hielt er nicht einmal die Klappe!? Er wollte gerade anfangen mit den Armen zu fuchteln und seinen Freund zum Schweigen zu bringen als sich Sugiura fasziniert etwas nach vorne bewegte, näher an Saku herankam und ihn strahlend fragte:

„Ja genau! Erzähl uns doch mal von deiner neuen, wilden Freundin die du kennengelernt hast! Sie muss ja echt der totale Feger sein! Her mit den Details! Wie ist sie so? Voll dein Typ? Vielleicht sogar hübsch und zart? Na los beschreib sie uns!“

Paku schaltete sich frech ein:

„Hana ist ein zartes Herzchen, nicht wahr Saku?“

Dieser elende Verräter…Saku sah den Jüngsten vor sich völlig entgeistert an, noch dazu wurde er etwas rot. Bitte was? Warum klang es so als wüssten sie bescheid? Dann sah er wieder zu Paku rüber, der leicht pfiff und dann zu ihm zwinkerte. Okay…Paku hatte nicht die Klappe gehalten. Dieser Mistkerl. Dann schüttelte er den Kopf kurz und fauchte danach hoch:

„Du hast ihnen von Hana erzählt?!“

Paku schmunzelte lieb.

„Mit deinem Plan hätten sie es früher oder später doch eh erfahren. Warum also das süße Thema hinter dem Berg halten?“

„Darum geht es doch überhaupt nicht! Und was meinst du mit: süßes Thema?!“

Oh er fing gerade an richtig hoch zu fahren und dann fauchte Saku auch gleich zu Sugiura, das der fast vor Spucke in Deckung gehen musste:

„Und außerdem ist er nicht meine Freundin! Er ist ein Junge und kein Mädchen und eine unglaubliche Nervensäge noch dazu! Seit ich auf dieser Insel gelandet bin hat er mir mein Leben zur Hölle gemacht! Und es macht ihm auch noch Spaß! So einer ist er nämlich! Er ist vorlaut, stur, aufgeblasen, arrogant, weis nie wann Schluss ist und treibt mich mit seinem Dickschädeln in den Wahnsinn! Er hat sich an mir festgezapft wie eine Zecke! Ich hatte damit nichts zu tun!“

Natürlich nicht. Aber das er einfach die Art hatte Menschen in seinen Bann zu ziehen das ließ er mal wieder völlig außen vor. Oh man Saku. Doch warum kam ihm wieder dieser Kuss in den Sinn wenn er über Hana sprach?! Er hatte ihn doch fast vergessen verdammt! Er stand nicht auf ihn! Danach wuschelte er sich kurz mit beiden Händen durch das Haar und seine Fliegerbrille verrutschte dabei sogar leicht. Sah lustig aus wie sie dann schief da hing und er muffig wie genervt drein Blickte. Alle sahen ihn stumm dabei an. Witzig wie er sich so in Rage reden konnte, besonders über einen Jungen der nicht mal vor Ort war. Ging ihm echt zu Herzen, was? Als hätte man einen wunden Punkt getroffen und ihn beim Knutschen erwischt, oder so. Schon lange hatten sie das nicht mehr bei ihm erlebt. Nur im Bezug auf Chiharu, weil diese Wunde einfach nicht verheilte. Wie komisch. Doch der Jüngste lächelte noch breiter und sprach dann frech nach vorne zu seinem Boss:

„Uh hu, du magst ihn! Ich bin so froh für dich Sakutaro!“

Hörte ihm überhaupt jemand zu?! Sugi stupste ihn auch leicht an dem rechten Arm an und Saku kam sich vor als würde er im Wald stehen. Was lief gerade für ein Film ab?! Er war auf jeden Fall kein Fan davon! Sogar Matsu regte sich eine Sekunde danach und fasste sich kratzend an das Kinn, als er locker sprach:

„Also bist du doch unter die gegangen die die Seife aufheben! Was drei Tage so mit einem anstellen können, Wahnsinn. Hebst du die Seife auf, oder er?“

Sugi sah frech zu ihm und zwinkerte.

„Ach komm schon Matsu! Du weist doch genau das Saku derjenige ist der jemand anderen aufheben lässt! Sicher ist dieser Hana voll sein Typ! Langes Haar, etwas kleiner als er, einen zarten Körperbau und wunderschöne Augen! Ach wie toll unser Boss ist wieder verliebt! Das ich den Tag noch mal erleben darf! Wann können wir ihn kennen lernen?!“

Naja erschreckender Weise lag er nicht mal so daneben mit der Beschreibung. Nur das sie nicht ganz so himmlisch und süß war wie er es sagte!

Paku fasste sich mit der rechten Hand an den Mund und musste leise lachen. Es war einfach zu gut. Wenn er sah wie vernichtet und aufgewühlt Saku dort stand konnte er nicht anders. Es war einfach zu drollig. Niemals dachte er ihn wieder in so einer Situation zu erleben. Oh mann hatte er da was losgetreten. Eigentlich wollte er es auch nicht sagen. Aber nachdem Saku sich eh wieder mit Hana treffen wollte hatte er sich das dann doch anders überlegt. Und nun waren sie in diesem herrlichen Desaster. Es war köstlich. Aber es tat allen gut. Sicherlich auch Sakurai. Auch wenn der gleich wieder Matsumoto und Sugiura anbrüllte:

„Hört auf so zu tun als würdet ihr mich kennen! Und das hat nichts mit „seife aufheben“ zu tun!! Ihr seid widerlich!“

Als er das sagte sahen sie ihn alle gleichzeitig an, so das Saku verdutzt wischen ihnen hin und her sah, bis sie darauf gleichzeitig sagten:

„Du bist doch in einen Jungen verknallt.“

„Ich bin nicht verknallt!!“

Ach verdammt manchmal hasste er sie einfach. Obwohl es nicht wirklich ernst war. Er war nicht in Hana verknallt! Da war nichts zwischen ihnen! Was für einen Müll hatte Paku erzählt?! Er musste dieses Thema aber endlich abbrechen und sprach dann ernster:

„Ich könnt mich mal. Aber wieder zum EIGENRLICHEN Punkt!“

Und dann wurde alle sofort wieder ruhig und sahen ihn auch ernst an. Die Stimmung hatte sich komplett gedreht und wenn Saku ernst wurde, dann waren sie es sofort auch. Ihr Boss fing an:

„Ich weis wie wir erst mal weiter machen werden: Sugiura, ich möchte das du dich weiterhin um die Verletzten und Kranken kümmerst. Hilf auch denen draußen bei der Arbeit indem du ihnen Wasser zukommen lässt und Nahrung. Lass dir was einfallen um sie zu unterstützen und am Besten so das Kaizo nicht alles mitbekommt. Wir können ihn nicht aufhalten, aber vielleicht das Schlimmste, für die Männer, abwenden.“

Sugiura salutierte von ihm und antwortete:

„Ja Chef!“

Saku sah dann zu Katsura, der bisher sehr ruhig gewesen war.

„Katsura, dich möchte ich bitten, zusammen mit Matsumoto, auf den Flugzeugträger zurückzukehren und alles an Ersatzteilen der Zeros zu sammeln was ihr könnt und was noch funktioniert. Paku wird euch dazu eine Liste anfertigen. Er weis ungefähr was ich alles benötige und welchen Schaden der Zero hat. Und dann kannst du, Paku, Sugiura noch bei den Verletzten helfen.“

Der Große nickte und fragte dann:

„Und was hast du vor Sakurai?“

Saku sah vor sich auf den Boden.

„…Ich gehe zurück zu meinem Zero. Versuche so viel zu reparieren was ich noch kann und dann warte ich dort auf eure Ersatzteile. Heute komme ich nicht wieder zurück, aber dann morgen wieder.“

Er wollte die Nacht durchmachen? Interessant, was erhoffte er sich? Vielleicht das Hana wieder vorbei kam? Paku schmunzelte erneut.

„Ah. Und mit deinem Versprechen gegenüber Hana hat das natürlich nichts zu tun?“

Saku zeigte auf ihn und muffte.

„Vorsicht mein Freund das ist bald nicht mehr witzig!“

Er ging aber auch einfach nicht auf dieses Thema ein, was? Paku wusste natürlich das es auch was mit Hana zu tu hatte, denn der Kleine wusste nicht wo ihr Lager war, sollte sich ja auch von diesem Ort fern halten und kannte nur den Standpunkt von Saku seinem Zero. Natürlich würde das ihr Anlaufpunkt sein für ein Treffen. Aber es war okay. Egal aus welchen Gründen er das hauptsächlich machte…er traf sich wieder mit Hana und das war gut. Das freute ihn mehr als alles andere. Sein Boss brauchte die Nähe. Und er hoffte so sehr das Hana ihn heilen würde. Das Potenzial dazu hatte er bereits unter Beweis gestellt. Saku musste weg von seinem Schmerz. Weg von Chiharu. Es zerstörte ihn langsam aber sicher. Nur bei ihnen und bei Hana war er endlich mal wieder der Alte.

Der Plan klang gut und alle waren damit einverstanden. Matsumoto kam danach noch einen Schritt vor die Anderen und legte seinen rechten Arm dann auf die Schultern seines Leutnants, der etwas verdutzt schien, bis er ihn aufklärte und locker sprach:

„Wird gemacht Chef. Aber…lass dir einen Tipp von den älteren Jungs geben mein Freund. Du bist alt genug und ich weis das du Erfahrung hast, aber dennoch solltest du dich nicht einfach so ins Gefecht werfen und deinen Kopf komplett ausklinken bei der Sache. Denn auch bei uns Männern gibt es eine Faustregel zu dem Thema:…Niemals ohne Verhütung! Kling abgedroschen, ich weis, ist aber so! Du willst doch nicht das ein Unglück geschieht, oder? Also ich rede von Krankheiten und so, von was denn sonst? Immerhin sind wir hier auf einer unbekannten Insel und der Kleine scheint ein Wildfang zu sein. Wer weis was der so mit sich schleppt! Wäre in unserer Lage momentan nicht so der Brüller wenn du dir ne Krankheit einfängst. Liebe zählt übrigends nicht als Krankheit. Und kein Küssen beim ersten Sex mein Sohn! Damit gibst du ihm das Gefühl es wäre Liebe, obwohl es nur ne kleine Nummer werden sollte! Und lass dir nicht die Männlichkeit abnehmen! Du bist der der kontrolliert und nicht er! Schmeiß ihn hin, knall ihn ordentlich durch und immer zeigen wer die Hosen an hat!...Also nicht wortwörtlich, du verstehst was ich meine, nicht wahr mein Junge!? Also schnapp ihn dir Tiger!“

Er klopfte dem komplett erstarrten Sakurai einmal ordentlich auf den Rücken und wand sich dann lachend ab…Warum tat er ihm das an? Wo war er nur gelandet? Bei dem Aufsatz eben mussten sofort alle anderen loslachen. Bis auf Saku. Der war zu tiefst beschämt und fand das sowas von überhaupt nicht witzig. Er war puterrot und kochte leicht vor Scharm. Denn wenn Matsu so über Sex mit Hana sprach, da war dann auch wieder das Bild von ihrem Kuss in seinem Kopf aufgerufen. Und dieses Gefühl das ihn warm werden ließ. Was er versucht hatte abzuschütteln. Wenn er daran zurück dachte…machte es ihn wild. Ihm wurde warm und sein Bauch kribbelte etwas. Was war nur mit ihm los? Vielleicht war er noch immer etwas krank. Das konnten doch keine Schmetterlinge im Bauch sein…oder? Dann fauchte er laut, beschämt und leicht verzweifelt:

„Habt gefälligst Respekt vor mir!!“

Alle lachten und es hallte in die Dämmerung hinein, die langsam anfing die Erde einzuhüllen. Es war viel Zeit vergangen seit dem Tal und er war wieder bei seinem Trupp. Es machte ihn glücklich, selbst in dem Moment. Seine verrückten Jungs. Aber so waren sie halt. Er war froh wieder bei ihnen zu sein, auch wenn sie ihn gerade auf die Palme brachten. Keine Ahnung warum das alle, die ihn kannten, gerne mit ihm anstellten. Jeder hatte Spaß ihn aufzuziehen. Aber es lag einfach an seiner Art. Nämlich das er ein guter und scheuer Kerl in einem gutaussehenden Körper und mit einem ernsten Blick war. Sakurai war viel scheuer was Liebe und Gefühle anging als er es zeigte. Und sie mochten es wenn er mal beschämt war und nicht so den Leitgockel heraushingen ließ. Denn dann war er menschlich. Und der beste Freund den man sich wünschen konnte. Und er selber wusste nun nicht ganz wie er mit der Situation umgehen sollte…Wenn er Hana wieder sah.

Doch in der Ferne des Lagers, ganz oben auf einer Klippe saß jemand und beobachtete die Fremden aus der Außenwelt. Es konnte ihn nun schon eine Weile nicht mehr sehen, aber sein Augenmerkt lag besonders auf dem jungen Piloten, der den Sohn des Häuptlings kannte. Er war interessant und ein starker Kerl. Deswegen hatte es ihn bis zum Lager beobachtet und war gefolgt. Aber nun kratze Sand in der Nase und es machte sich wieder auf den Weg zurück. Alles fühlte sich richtig an. Ein letztes Mal kratze es sich die Schnauze, schniefte danach und vermischte dann seine Gestalt mit der Untergehenden Sonne hinter ihm. Löste sich komplett in Luft auf. Es war derselbe, schneeweiße Fuchs gewesen wie bei Hana im Dorf…

The right thing to do

Warmer Wind schlich sich durch das geöffnete Fenster und drang in das Innere des Zimmers.

Da es Sommer war erschien das erst als nichts Außergewöhnliches. Aber an dem Tag fühlte es sich für den Jungen doch sehr seltsam an, der dort in dem Raum saß und auf den Chefarzt wartete. Der Wind war warm und kein Geräusch von Vögeln am Himmel drang zu ihm. Was daran lag das er weit außerhalb seines Dorfes war. Vielleicht erzeugte genau das ein neues und komisches Gefühl in ihm, denn noch nie war er an so einem Ort gewesen wo nicht mal mehr das Gezwitscher der Vögel zu ihm drang.

Sein Blick schweifte durch das Zimmer und er konnte allerlei Sachen und Gegenstände erkennen, die er noch nie zuvor gesehen hatte. Unbekannte Instrumente auf dem kleinen Tisch vor ihm. Querschnitte von Orangen die aus Plastik waren standen in den Regalen der Schränke um ihn, welche man zum Lernen benutzte. Somit genau sehen konnte wie sie funktionierten und aufgebaut waren und in der hintersten rechten Ecke, dicht neben dem Fenster stand ein aufgehängtes Skelett und der Oberkörper eines Menschen mit Zugriff auf die Organe. Natürlich war das auch alles aus Plastik und zu Studienzwecken geeignet.

Direkt links davon stand ein großer Schreibtisch mit Akten und Unterlagen. Die kleine Tischlampe darauf war aus, da es spät am Mittag war und Sonnenlicht durch das Zimmer rein flutete. Und zu guter Letzt stand vor dem Schreibtisch eine kleine Sitzecke mit einem Sessel und einer Couch aus Leder, wo zwischendrin ein kleiner Tisch eine Grenze zwischen diesen Möbeln bildete. Der Junge allerdings saß auf einem Untersuchungstisch und blickte wieder aus dem Fenster rechts hinten in der Ecke.

Heute war ein ganz entscheidender Tag. Lange hatte er auf diesen gewartet und hätte es nie für möglich gehalten das er diesen Mal erleben würde. So war er schon in einigen anderen Räumen des privaten Krankenhauses vom Militär gewesen und hatte bereits einige Untersuchungen hinter sich. Etwas was getan werden musste und zu seiner Pflicht gehörte. Erst vor kurzem hatte er den Sehtest locker bestanden, so wie auch den Hörtest. Bestanden mit Bravour wohl gemerkt. Somit stellte sich heraus dass er die Ohren eines Luchses und die scharfen Augen eines Adlers hatte. Oder zumindest gut da dran kam, so gut es ein Mensch sein konnte.

Doch nun war er in diesem Büro und würde gleich den Chefarzt kennenlernen, der dann noch die letzten zwei Untersuchungen vornehmen würde. Und danach konnte sich vielleicht endlich seinen Traum erfüllen. Einen den er seit seiner frühsten Kindheit schon immer gehabt hatte und für den bereits sehr lange kämpfte. Deswegen war das ein sehr entscheidender Tag gewesen, denn es stand auf dem Spiel ob er ins Militär aufgenommen wurde, oder eben nicht. Es war seine Musterung und bei den kleinsten Defiziten konnte man da schon durch rattern. Wegen Dingen für die er nichts konnte und daran sein Körper schuld sein würde. Doch er war sich sicher dass dies nicht bei ihm der Fall sein konnte. Sofern kein verdammter Mathe-Test kam war er sicherlich in trockenen Tüchern und hatte das Ding im Kasten.

Das plötzliche Öffnen einer Tür riss ihn aus seinen Beobachtungen und er sah aufmerksam links rüber, wo sich diese geöffnet hatte und ein Mann herein kam. Er war nicht wirklich alt. So hatte der Junge mit einem alten Sack gerechnet der über die Jahre viel Erfahrung gesammelt hätte. Doch dieser Fremde schien gut in den 30igern zu sein und war groß. Mit einer Brille auf der Nase und seinen Blick noch immer vertieft in seinen Unterlagen in der rechten Hand vertieft, lief er auf seinen Schreibtisch zu, schloss vorher noch die Tür hinter sich und lief völlig wortlos an ihm vorbei. Dann legte er die Unterlagen dort ab und sah sie weiter an. Erst Sekunden danach würdigte er den Jungen eines Blickes und lächelte sogar nett, kam danach sofort auf ihn zu und reichte ihm freundlich die Hand, als er dabei sprach:

„Hallo. Mein Name ist Dr. Serizawa. Ich bin der leitende Arzt dieser Institution. Freut mich dich kennen zu lernen.“

Er wirkte sehr nett und ohne zu zögern nahm der Junge auch gleich seine Hand und schüttelte sie. Es war ungewöhnlich dass er sowas machte. Serizawa schien, genau wie er, ein Japaner zu sein und dennoch grüßte er mit einem Händedruck statt mit einer Verbeugung. Aber der Frischling war mal nicht so und machte es mit. Immerhin waren sie in einem Militärgebäude und einer militärischen Anlage, hier gab es mehr als nur Japaner, was ihm vorhin aufgefallen war als er durch die Gänge geleitet wurde. Er könnte sogar schwören einige Amerikaner gesehen zu haben, auch weil sie englisch sprachen, was komisch war denn mit denen Lagen sie eigentlich etwas im Klintsch. Zumindest wenn man den aktuellen Kriegsgeschehen glauben durfte. Doch sicherlich dachte er wieder viel zu sehr über alles nach. Lag auch daran das er von klein auf immer auf der Hut gewesen war und allem erst mal misstraute bevor er sich darauf ein ließ. So war seine Natur eben.

Dann wand sich der Arzt wieder höflich ab und lief zu seinem Schreibtisch, setzte sich dahinter und schob kurz seine Brille zurecht, als er seine Unterlagen zu sich zog und an fing zu reden:

„So. Du bist also heute zur Musterung da. Ich hab deine Ergebnisse zu deinem Hörtest und deinem Sehtest, auf dem Weg hier her, gelesen und sie sind wirklich beeindruckend. Dein Name ist: Sakutaro Sakurai, richtig?“

Der Arzt machte dass um sicher zu gehen dass er auch die richtigen Unterlagen hatte, denn der junge Sakurai war nicht der Einzige der an dem Tag gemustert wurde. Danach sah er zu dem schwarzhaarigen Jungen rüber und der nickte wie auf Befehl. Sehr schön. Dr. Serizawa sah wieder auf die Unterlagen und sprach weiter:

„Sehr schön. Bevor ich aber mit den zwei weiteren Untersuchungen anfange, habe ich noch einige Fragen an dich und ich wäre sehr erfreut wenn du mir diese ohne Lügen beantworten würdest. Es dient einem psychologischen Profil, was dich aber nicht zu kümmern hat. Sieh es einfach als Sicherheitsfragen an. Ist das okay für dich?“

Zur Sicherheit? Hatten sie Angst sie könnten einen Massenmörder einstellen? Aber waren Soldaten nicht dafür da um zu töten? Wie auch immer: Sakutaro nickte erneut mit einem strengen Blick und völlig stumm. Ihm konnte es egal sein. Der Arzt aber war etwas fasziniert von ihm. Dieser Junge hatte noch nicht ein Wort gesagt seit er in sein Büro gekommen war und sein Blick war sehr streng und ernst, als hätte er schon viele schreckliche Dinge gesehen und blieb somit erst mal lieber etwas auf Abstand als einen zu nahe zu lassen. Wenn das stimmte, dann erfüllte er bereits schon einen der Punkte für einen guten Soldaten. Laut den Akten war der Junge auch gerade mal sechzehn Jahre alt geworden. Konnte man so jung schon so schreckliche Dinge erlebt haben, dass man solch einen Blick entwickelt hatte?

Doktor Serizawa legte die Unterlagen hin und sprach zu dem noch immer auf dem Untersuchungstisch sitzenden Jungen:

„Na gut. Also eine Frage vorne weg: Dein Nachname ist Sakurai. Sag mir: Bist du verwandt mit dem vor kurzem verstorbenen Soldaten: Satoshi Sakurai?“

Der Junge nickte stumm und direkt.

„Ah verstehe…Es tut mir leid für deinen Verlust. Der Nachname ist mir nur gleich bekannt vorgekommen, deswegen vergib mit bitte meine Neugier. Ich kannte deinen Vater. Er war ein guter Soldat und du siehst ihm sehr ähnlich.“

Doch das war etwas was Sakutaro nicht hören wollte, weswegen er vor sich auf den Boden sah und weiterhin verstummte. Es war richtig dass sein Vater vor einigen Monaten im Gefecht gefallen war und somit die Familie allein ließ, aber das kümmerte ihn nicht mehr. Vieles hatte sich seit dem verändert und manches sogar zum Besten. Fakt war: Sein Vater war vielleicht ein guter Soldat gewesen, aber ein schrecklicher Vater ihm gegenüber. Nicht nur war das Militär wichtiger für ihn, auch hatte er ihn und seine Mutter einfach allein gelassen! Egal ob unfreiwillig oder nicht, das spielte keine Rolle, denn Saku war nun der der sich um seine arme und kranke Mutter kümmern musste, die noch immer nicht den Tod ihres Mannes verarbeitet hatte. Sein Vater war ein Mistkerl in Sakutaro seinen Augen. Er hatte so schon kein angenehmes Leben gehabt und viel um die Ohren und jetzt musste er sich noch um eine Baustelle mehr kümmern, nämlich seine Mutter. Wenn er ehrlich war…er wüsste nicht wie er das ohne die Hilfe von Chiharu schaffen würde. Sie kümmerte sich viel um seine Mutter und um ihre Pflege. Er konnte ihr nicht dankbarer sein. Ohne sie könnte er nicht mal zur Musterung gehen um Pilot zu werden. Das war etwas was ihm nur dieses Mädchen möglich machte dass er über alles liebte und die ihm damit noch den Rücken stärkte. Er wusste auch nicht wie er das jemals wieder bei ihr gutmachen konnte.

Danach sah er wieder auf und wartete auf eine neue Frage, doch der Arzt sah ihn erst mal etwas in die Augen. Saku erkannte es nicht, aber man konnte ihm förmlich ablesen was in dem Jungen vor sich ging. Er versuchte es zu verstecken, aber schien nicht sonderlich gut darin zu sein. War somit ein offenes Buch für jeden geübten Psychologen und offenbar auch sehr ehrlich was seine Gefühle betraf. So das der Mann sprach:

„Ich sehe dass es dir nicht gefällt mit deinem Vater verglichen zu werden. Anscheinend hattet ihr eine nicht besonders gute Zeit miteinander. Und dennoch bist du hier und versuchst ebenfalls, wie er, in die Armee zu kommen. Verzeih mir erneut meine Neugier, aber jetzt frage ich mich: Wieso bist du hier, wenn du deinen Vater doch offenbar verabscheut hast, weil er in der Armee war? Das war es doch, oder? Was treibt dich an?“

Sakutaro konnte das erneut nicht wissen, aber der Arzt machte das gezielt und nicht nur aus Neugier. Das psychologische Profil von dem Jungen vor sich war eine Sache, aber er testete ihn damit auch ob er für das Militär stabil genug war, oder eben nicht. Sie konnten niemanden mit einem persönlichen Groll aufnehmen der sich dann als Massenmörder und Schwein entpuppen würde. Vielleicht sogar seine Position später ausnutzen könnte um schlimmes zu tun. Als Soldat musste man standhaft sein und weniger über Gefühle handeln, sondern nach Befehlen. Und so sah er den Schwarzhaarigen genau an und wartete auf die Antwort. Die erste die ihm Saku dann auch ernst und ruhig gab. Sein Blick war streng und selbstsicher, als er zurück sah und sprach:

„Weil ich eine Familie zu beschützen habe. Jetzt und auch in der Zukunft. Ich bin nicht hier um nach Ruhm, Ehre und Macht zu streben. Ich will einfach nur meiner Familie ein gutes Leben ermöglichen und ebenso meine Heimat beschützen. Ich werde besser sein als mein Vater. Ein besserer Mann sein als er und in Zukunft auch ein besserer Vater…Ich werde ein Pilot! Der Beste von allen!“

Und ehrlicher konnte er nicht sein, was den Arzt vor ihm faszinierte. Ja…ja das glaubte er ihm sofort. Er hatte das Herz am rechten Fleck und persönliche Gründe die ihn anspornten weiter zu machen und durchzuhalten. Er war ein Junge…der grausames gesehen und durchlebt hatte. Hunger und keine Arbeit waren sicherlich nur ein Teil davon gewesen, in ihrer jetzigen Zeit. Er war ein Kämpfer. Das strahlte er aus. Und so kam der Arzt von seinem Stuhl und lief vor zu Sakurai, blieb dann vor ihm stehen und sprach nett:

„Das klingt sehr ehrenhaft und ehrlich. Ich bewundere das und solch eine Einstellung sollten viel mehr Männer in deinem Alter haben. Aber sei dir eines bewusst: Wenn ich dich gleich weiter untersuche und du alle Punkte erfüllst um genommen zu werden…dann wird eine noch härtere Zeit auf dich zukommen. Du bist ein Kämpfer. Das sehe ich sofort. Und ich wünsche dir alle Kraft der Welt, solltest du bestehen. Ein Pilot zu werden ist schwer, aber vielleicht schaffst du es sogar…“

Das konnte er ihm in den Augen ablesen. Er hatte dieses Funkeln und die Überzeugung.

Danach machte er einen Schritt von dem Jungen nach hinten und bat ihn:

„Dann steh bitte mal auf. Ich überprüfe jetzt noch deinen Körperbau, deine Größe und dein Gewicht.“

Saku kam wie auf Befehl auf die Beine und stand einfach nur da. Er war eh nur gekleidet in einer kurzen Shorts und einem Hemd. Das war so wegen der Untersuchungen von vorher und derer die noch kamen. Somit half es auch dass der Arzt alles an ihm genau begutachten konnte. Was er dann auch tat

Er fing an die Größe des Jungen mit einem Maßband zu messen. Sakurai hatte eine ordentliche Größe von 175 Zentimetern und das in seinem jungen Alter von sechszehn Jahren. Er war ein großer Junge. Auch seine Muskelmasse und sein Gewicht überraschten den jungen Arzt. Er war schwer, aber nicht durch Fettmasse, sondern wegen seiner Muskulatur und Knochen. Es klang komisch aber dieser Knabe war so gut trainiert und so gebaut dass er, im Gegensatz zu manch anderen, schon fast das reinste Tier war. Sehr stark und muskulös, aber dennoch schlank und anmutig. Ein hübscher Kerl durch und durch. Groß und gutaussehend. Doch sie waren bei einer ärztlichen Untersuchung und nicht bei einer Modenschau, also war das Aussehen nicht von belangen. Dennoch entging es dem Doktor nicht. Dieser junge Sakurai war ein Prachtexemplar. Und er erfüllte, körperlich und mental, einfach alle Kriterien um ein hervorragender Soldat zu werden. Vielleicht sogar mehr als das.

Er maß gerade den Umfang der Muskulatur an den Beinen, als er dabei den Jungen fragte:

„Du sagtest vorhin etwas davon: dass du ein besserer Vater sein willst. Du bist zwar noch jung, aber hast du denn schon ein Kind?“

Saku wusste nicht warum, aber er lief sofort etwas rot an und sah von dem Arzt zu seinen Füßen weg. Natürlich war er noch kein Vater. Aber seit er mit Chiharu zusammen war kamen ihm öfter mal diese Gedanken in den Kopf. Noch nicht jetzt, aber in der Zukunft hätte er schon gerne mal eins. Was komisch war, denn eigentlich war er doch mehr der strenge und kämpferische Kerl der immer nach Herausforderungen suchte. Kinder passten da so nicht in das Bild. Wahrscheinlich lag das einfach nur an ihr. Seiner hübschen und süßen Freundin, die er über alles liebte. Sie gab ihm das Gefühl Kinder haben zu wollen. Denn auch wenn er nicht so rüber kam…irgendwo war er ein Familienmensch. Und ein eigenes Kind würde ihn mit Stolz erfüllen. Er würde es über alles lieben. Seine ganze Familie. Doch das Thema war noch lange nicht im Spiel. Immerhin waren sie nicht zusammen, also er und Chiharu. Und komischerweise, auch wenn sie Gefühle füreinander hatten, so hatten sie, bisher, noch nie Sex gehabt. Nicht mal den kleinsten Drang danach. Es war wirklich komisch. Sicherlich mussten sie erst mal zusammen kommen. Sie hatten sich schon geküsst und liebten sich, aber dennoch waren sie nicht offiziell zusammen. Etwas hielt das fern. Und Sakutaro war sich sicher…es lag an ihm.

So schüttelte er dann den Kopf und antwortete:

„Nein, Sir.“

Der Arzt sah kurz zu ihm hoch und dann wieder zu seiner Arbeit. Wow so vornehm. Er musste ihn nicht mit „Sir“ ansprechen und dann auch noch in Englisch. Sicherlich war ihm aufgefallen das einige im Militär, auch in ihrer Anlage, englisch sprachen. Konnte also von Vorteil sein sich etwas anzupassen. Er war sehr wachsam. Dann ließ der Arzt von seinen Beinen ab und kam wieder vor ihm hoch. Er war genauso groß wie Sakurai, obwohl er älter war und sprach freundlich lächelnd zu ihm:

„Du musst mich nicht so steif ansprechen junger Sakurai.“

Und dann lief Serizawa nach rechts an einen seiner Arztschänke und holte einige Utensilien raus. Dabei dachte er etwas nach. Es klang seltsam, aber er fände es gut wenn dieser Junge sich vorher noch fortpflanzen würde. Also bevor er vielleicht um Kampf fiel. Immerhin war er wirklich ein Prachtexemplar und seine Kinder würden das sicherlich auch sein. Da kam wieder zu sehr der Arzt und Wissenschaftler in ihm hoch. Denn selten hat er so einen prachtvollen Jungen unter die Lupe genommen und in das Militär zugelassen. Oder würde es vielleicht tun, doch erst mal musste noch die letzte Untersuchung her.

Also schloss er wieder den Schrank und lief mit einer Schüssel an Utensilien auf den Jungen zu. Saku sah ihn dabei aufmerksam an und bemerkte erst was es war, als der Mann vor ihm zum stehen kam und die Schüssel neben sich auf den kleinen Tisch stellte. Er bat den Jungen, mit einer Geste, sich wieder auf den Untersuchungstisch zu setzten und der machte das dann auch. Sah dann wonach der Doktor griff: Es war eine Nadel. Wohl eher eine Venenpunktionsnadel. Sofort verstand er auch schon. Die letzte Untersuchung war eine Blutabnahme und Analyse seines Blutes. Was er sehr interessant fand, denn er hatte so gar keine Ahnung welche Blutgruppe er eigentlich besaß, oder ob er überhaupt gesund war. Auf die Ergebnisse war er selber mal gespannt. Alles andere vorher, also die Ohrenuntersuchung, Sehtest und die eben beendete Ganzkörperkontrolle, waren für ihn Lappalien. Er wusste das er fit und stark war was seinen Körper und seine Muskeln betraf. Aber er hatte keine Ahnung ob er ein inneres Leiden hatte und das würde sein Blutbild sicherlich zeigen.

Saku hatte auch keinerlei Probleme mit Nadeln und scharfen, oder spitzen Gegenständen, also sah er locker dabei zu wie der Arzt alles vorbereitete und dabei sprach:

„Ich werde dir nun noch etwas Blut abnehmen. Dann hast du die Untersuchung vollständig hinter dir Sakurai. Wenn du dich nicht wohlfühlen solltest, sagst du mit Bescheid und dann legst du dich hin, alles klar?“

Das würde er aber nicht benötigen. Da war er sich sicher.

Saku nickte ihm zustimmend und sah genau dabei zu was getan wurde. Der Doktor nahm seinen rechten Arm und legte ihn in ein Kissen, welches auf dem rechten Bein des Jungen fest ruhte. Er sprühte die Stelle in der Armbeuge, dort wo er Blut abnehmen würde, mit einem Desinfektionsmittel ein und danach umschlang er am rechten Oberarm ein Band und zog es fest zu, drückte ihn ab und bat dann noch Saku eine Faust zu ballen um die Vene stauen zu lassen. Das war um sie besser zu sehen. Was auch nicht das Problem war. Der Junge hatte starke und große Venen, die auch gleich durch die Haut schimmerten und er genau wusste wo er anzusetzen hatte. So nahm er sich eine Venenpunktionsnadel und legte an. Kurz darauf gab es einen leichten Schmerz und das Teil steckte in der Haut des Jungen, der nicht mal gezuckt hatte und nur dabei zusah wie sein Blut aus ihm lief und in einem Röhrchen aufgefangen wurde. Normalerweise wurde vielen Menschen schlecht ihr eigenes Blut zu sehen, oder zumindest kam es bei vielen vor. Doch dieser Junge sah einfach nur still und aufmerksam zu, beobachtete alles mit einer unglaublichen Ruhe. Er war hart im Nehmen. Hatte keinerlei Probleme mit Blut wie es schien. Und dann war alles auch schon vorbei und der Arzt entfernte die Nadel und drückte einen Tupfer auf die Stichwunde.

„Drück noch fest da drauf.“

Befahl er dann nett und Saku gehorchte. Alles lief schnell und ohne Probleme ab. So verschloss der Arzt die Blutprobe und notierte noch etwas auf das Röhrchen. Danach machte er dem Jungen ein Pflaster auf die Stichwunde und sprach dann höflich:

„Ich bringe das jetzt ins Labor und lasse es untersuchen. Es wird nicht so lange dauern, wir haben heute einiges an Kapazitäten, also möchte ich dich bitten hier zu warten. Ich komme dann mit deinem Ergebnis zurück und wir besprechen das weitere Verfahren.“

Und wieder bekam er nur darauf ein stummes Nicken.

Seid er den Jungen bei sich hatte hat der lediglich auf zwei Dinge geantwortet und sonst nichts von sich gebracht. Keinerlei Fragen schienen auf seiner Zunge zu brennen und er nahm alles ohne zu diskutieren hin. Er hatte…schon eine sehr militärische Ader an sich. Was sicherlich auch an der Erziehung seines Vaters lag. Es lag aber auch daran das Saku selber sehr angespannt war, auch wenn er das gut hinter dem Berg hielt. Er wollte in das Militär. Er wollte zu den Fliegern und ein Pilot werden! Das war sein größter Traum und er bekam auch Unterstützung von jemanden um den zu verwirklichen. Nämlich von seiner Freundin Chiharu und das in so vielerlei Hinsicht.

Vor vier Jahren hatte sie ihm eine Fliegerbrille gekauft. Der erste Schritt auf seinen Traum zu und er war ohne diese nirgends mehr hingegangen. Er hatte sie immer dabei, auch wenn er sie nicht jedes mal tragen konnte, denn an einigen Orten wurde das gefährlich, oder war zu auffällig. Auch bei der Musterung trug er sie nicht. Doch hatte er sie in seiner Tasche im Lagerraum verschlossen. Dort wo auch seine private Kleidung untergebracht war bis alles fertig sein würde. Er…er liebte dieses Mädchen. Und er tat das hier auch für sie. Sie ermunterte ihn so sehr seinen Traum zu verwirklichen, dass er es auch für sie tun würde. Und sobald er ein Pilot war…würde er sie fragen. Er würde sie fragen ob sie seine Frau werden würde. Doch zuerst wollte er für Stabilität sorgen. Für sich und für sie. Und darauf konnte man dann mehr aufbauen. Vielleicht auch eine Familie.

Als der Arzt, mit der Blutprobe das Zimmer verlassen hatte, saß Saku noch einige Zeit alleine da und dachte viel nach. Wie würde es weiter gehen? Er wollte Pilot werden und sein Land beschützen, aber auf der anderen Seite wollte er auch mal Vater sein. Doch das waren irgendwie zwei Sachen die sich für ihn schon etwas bissen. Er sah was das Verhalten seines Vaters mit der Familie getan hatte. Er war kaum für sie da gewesen und war immer auf Abruf wenn das Militär ihn für einen Einsatz brauchte. Würde es ihm auch so ergehen? Sicherlich, doch die Frage war eher: kam er damit klar? Chiharu war ein starkes Mädchen. Sie würde ihm sicherlich nicht wiedersprechen und ihn seinen Traum als Pilot leben lassen. Saku war eben ein Kämpfer. Sie wusste dass er es liebte zu kämpfen und dass das Militär und sie Flugstreitkraft genau das Richtige für ihn wären. Besonders in den aktuellen Zeiten die immer mehr in die Richtung eines zweiten Weltkrieges deuteten. Er würde nicht daneben sitzen und zusehen wie ihr Land angegriffen werden würde. Menschen in Gefahr kamen die er liebte. Das wusste sie alles und sie akzeptierte das auch und dass wusste ER denn immerhin hatte sie es schon zu ihm gesagt. Aber was war mit ihr und ihren Gefühlen?

Sie liebten sich, kein Zweifel. Alles deutete da drauf hin. Wenn sie zusammen kamen…würde sie ihn dann noch gehen lassen? Und genau diese Gedanken hielten ihn innerlich zerrissen. Er wollte beides. Aber er wusste…dass es nicht funktionieren würde. Egal wie sehr Chiharu auch versuchen würde ihn seinen Traum leben zu lassen. Am Ende…war sie die Leidtragende. Und er wollte keine Frau die zuhause mit dem Baby saß und darauf wartete dass er wieder von einer Schlacht zurückkehrte, falls überhaupt. Doch er wollte so sehr Pilot werden. Sein ganzes Leben lang! Außerdem war die Bezahlung auch gut um seiner Familie ein besseres Leben zu gönnen! Und nun saß er da, musste überlegen was er mehr wollte. Einen Kampf auf Leben und Tod, was er von Natur aus liebte, oder eine Familie um die er sich zu kümmern hatte…

Nach einer Weile kam auch endlich Doktor Serizawa wieder zurück in sein Büro und hatte die Ergebnisse der Blutuntersuchung bei sich. Sakutaro durfte von dem Untersuchungstisch runter und setzte sich auf die gemütliche Ledercouch, während der Arzt sich vor ihm, gegenüber, auf den Sessel setzte und die Untersuchungsblätter vor sich in der Hand hielt. Er blätterte kurz durch und dann kam er wieder auf der ersten Seite an, als er anfing zu sprechen:

„Also deine Blutwerte sind sehr gut. Man konnte im Labor keinerlei Anzeichen von erblichen Krankheiten und Störungen finden. Alle Werte sind im guten Bereich lediglich das Eiweiß ist etwas niedrig. Isst du wenig Fleisch? Und was faszinierend ist: du besitzt die Blutgruppe A Rhesus negativ und bist völlig gesund. Das ist allerdings eine sehr seltene Blutgruppe.“

Sakutaro sah ihn neugierig und ernst an. Er kannte sich immerhin damit nicht aus. Aber es war mal schön zu erfahren was er für eine Blutgruppe hatte.

Blutgruppe und Rhesusfaktor waren die zwei wichtigsten Blutgruppeneigenschaften. Bei der Transfusion von Blut musste die Verträglichkeit von Spender- und Empfängerblut gegeben sein. Denn wurde unverträgliches Blut transfundiert, könnte das tödlich für den Empfänger enden. Doch in der Regel galt: Bei der Versorgung von Notfallpatienten mit unbekannter Blutgruppe besteht ein hoher Bedarf an Blutkonserven mit der Blutgruppe 0, da diese universell einsetzbar waren. Als Blutgruppe A, B, AB, 0 bezeichnete man die Einteilung von Blut aufgrund verschiedener Merkmale. Bei menschlichem Blut waren es vor allem unterschiedliche Zucker und Eiweiße auf der Oberfläche der roten Blutkörperchen, die als Antigene wirkten. Kam es mit fremdem Blut in Kontakt, bildete das körpereigene Immunsystem Antikörper gegen fremde Antigene und würde zu Verklumpungen kommen. Diese sorgten auch mal schnell für Schlaganfälle oder Thrombosen. Vor der Entdeckung der Blutgruppen endeten Bluttransfusionen deshalb oft tödlich. Waren sie erfolgreich, dann weil Spender und Empfänger zufällig übereinstimmende Blutgruppen hatten. Aber sie waren schon viel weiter als das und in der heutigen Zeit wusste man worauf zu achten war.

Das Sakurai allerdings eine so seltene Blutgruppe von maximal 15 Prozent der japanischen Bevölkerung hatte, war interessant. Selten bekam der junge Arzt sowas unter die Augen. Hatte Sakurai sein Vater doch A Rhesus positiv gehabt. Kam das vielleicht von seiner Mutter? Seine Blutgruppe war für das Militär sehr riskant, eben weil sie so selten war. Doch das allein würde ihn nicht ausmustern. Aber der Rhesusfaktor unterteilte die vier Blutgruppen A, B, AB und 0 und gab an, ob spezielle Proteine auf der Zellmembran der Erythrozyten, also in den roten Blutkörperchen, vorhanden sind, oder eben nicht. Während dieses Merkmal für Rhesus-positive Patienten keine Bedeutung hat, durften Rhesus-negative Patienten NUR Rhesus-negatives Blut erhalten. Was sollte er also tun? Es war seine Aufgabe diesen Jungen zuzulassen. Aber seine Menschlichkeit wollte es lieber nicht, denn wenn Sakurai sich mal schwer verletzten sollte, das eine Bluttransfusion nötig wurde, dann würde es schwer werden einen passenden Spender auszumachen. Ihn als Arzt kümmerte das sehr…aber nicht das Militär. Dennoch nickte er dem Jungen schweren Herzens zu und sprach:

„Du erfüllst alle Voraussetzungen um der Armee beizutreten. Sogar weit darüber hinaus. Jetzt bleibt es nur dir überlassen…ob du wirklich diesen Weg gehen willst, oder nicht.“

Warum kam er mit dieser Frage? Das war etwas was Saku nicht verstand und ihn scharf ansah. Sicherlich hatte das etwas mit den Vorschriften zu tun? Wohl eher nicht, denn in Japan gab es auch die Wehrpflicht. Also warum sprach er so zu ihm als hätte er eine Wahl, obwohl er die nicht hatte? Und natürlich war der Junge bereit diesen Weg zu gehen. Er erfüllte alle Anforderungen und wollte für sein Land kämpfen. Für die Menschen die er liebte. Saku hatte sich entschieden. Er liebte Chiharu. Aber er konnte sie nur beschützen, wenn er in den Kampf zog. Der Krieg kam, früher oder später. Er würde der Armee beitreten. Und sobald der Krieg vorbei war…würde er zu ihr kommen und um sie anhalten. Das war ein Versprechen was er sich selber, in jenem Moment, gab. Sobald seine Heimat sicher war und der Krieg zu Ende, dann würde er sie heiraten und eine Familie gründen. Und er hoffte…dass sie solange auf ihn warten würde.

Er sah weiterhin den Doktor nur an…bis er wieder stumm nickte und am Ende hinzufügte:

„Deswegen bin ich hier. Ich werde für mein Land kämpfen. Nichts will ich mehr.“

Das befürchtete der Arzt schon fast. Er hatte seit Jahren so viele Junge Männern gemustert und sie der Armee beitreten lassen. Doch innerlich hoffte er auf jeden den er nicht dazu zwingen müsste. Das er die Jungs einfach wieder heimschickte und sie bei ihren Familien bleiben konnten. Denn jeder von ihnen, der durch kam…war ein potenzieller Kandidat für den Tod. Besonders in den jetzigen Zeiten. Vielleicht war er da zu weich dafür und sollte seinen Job wechseln. Immerhin war er leitender Arzt im Militärkrankenhaus, da sah er jeden Tag schlimme Verletzungen, oder Kranke. Aber nichts machte ihm mehr aus als junge Männer, die ihr ganzes Leben noch vor sich hatten, für einen Krieg zuzulassen der sie das Leben kosten könnte. Er hatte sie einfach alle gesehen.

Jungs die kamen und vor Angst schlotterten weil sie eigentlich nicht zuglassen werden und einfach wieder heim gehen wollten. Welche die es aus Pflicht ihrem Land gegenüber taten und nicht aus Überzeugung. Ja und dann gab es noch welche wie Sakurai…die freiwillig in die Schlacht ziehen wollten. Jungs denen man ablesen konnte das sie Kämpfer waren und dafür lebten. Wenn er jetzt schon wirklich so viel drauf hatte wie sein Vater…konnte er sogar noch besser werden als er. Denn laut den alten Akten war sein Vater nur die Hälfte von ihm gewesen. Durchschnittlich und nicht auffallend. Er hatte sie eingelesen bevor er den jungen Sakurai zu sich ließ, einfach aus Neugier ob es sich um dieselbe Familie handelte. Und dieser Junge vor ihm…konnte ein wahnsinnig guter Soldat werden. Aber nur wenn man ihn in die richtige Richtung lenkte und ihn gut ausbildete. Und dafür…kannte er auch schon den perfekten Mann. Hatte auch schon mit diesem gesprochen…

Also nickte er zustimmend und plötzlich, wie auf Kommando, klopfte es dann auch schon hinter Saku an der Tür. Beide sahen hin, Saku sogar über seine linke Schulter nach hinten, als der Arzt sprach:

„Kommen sie ruhig rein.“

Und dann öffnete sich auch schon die Tür und ein großer, blonder Mann betrat den Raum. Saku sah ihn scharf und begutachtend an, als er rein kam und hinter sich die Tür sacht schloss. Doch nach dem ersten Blick wusste der Junge auch gleich was los war. Ein gewöhnlicher Soldat war das vor ihm definitiv nicht. Klare Sache. Dazu trug er erstens: nicht die Kleidung eines normalen Soldaten und zweitens: eine Brille. Sicher gab es auch Soldaten mit Brillen, aber eigentlich war das ein Grund um in der Musterung durchzufallen. Sowas zeigte eher dass er schon länger dabei war und die Sehschwäche erst nach der Musterung aufgetaucht sein musste. Das man ihn deswegen nicht entfernte lag sicherlich an seinem Rang den er bekleidete, denn er trug einen blauen Anzug und hatte viele Auszeichnung an seinem Rever hängen. Als Revers wird der umgeschlagene untere Teil des Fassons bezeichnet, der zusammen mit dem oberen Teil, dem Kragen, dem Sakko oder Anzug sein Angesicht verleiht. Durch die Crochet- oder Spiegelnaht sind die beiden Bestandteile miteinander vernäht und ergeben ein charakteristisches Merkmal im Bereich der oberen Brust seines Trägers. Durch diese präsente Platzierung ist die hohe Bedeutung für Ästhetik und Stil für den Anzug zu erklären. Und natürlich konnte man so auch seine Orden präsentieren, von denen er dort viele angeheftet hatte. Saku konnte nicht wissen welche das waren, so gut war er nun auch wieder nicht um alle gleich zu identifizieren, aber der Typ war ein hohes Tier in der Armee, glasklar. Auch waren seine braunen Schuhe poliert und schimmerten im Licht der Sonne. Sein Gesicht war mit einem blonden und starken Kinnbart verziert und er sah freundlich zu dem Jungen rüber, als er immer näher kam und sich schließlich neben dem Arzt rechts hinstellte.

Saku sah ihn noch immer misstrauisch an und der Fremde lächelte nur ganz kurz darauf, als er dann in einer tiefen Stimme von sich gab:

„Du bist also der Musterkanditat von dem der Doktor vorhin erzählt hatte. Nun verstehe ich auch warum. Du bist ein Sakurai durch und durch. Ich erkenne deinen Vater in dir.“

Schon wieder. Sakutaro mochte es nicht wenn man über seinen Vater sprach als wäre er ein verdammter Kriegsheld gewesen und man müsste ihn deshalb vergöttern. Und erst recht mochte er es nicht im selben Atemzug mit seiner Wenigkeit genannt zu werden. So das er noch immer streng zu ihm hoch sah und dann sprach:

„Ich bin nicht hier um über meinen Vater zu reden. Und ich bin auch nicht so ein Versager wie er. Ich will nur in die Armee und Pilot werden um mein Land zu schützen. Das hat nichts mit IHM zu tun.“

Damit meinte er glasklar seinen Vater. Sofort wusste man das er nicht gut auf seinen Vater zu sprechen war und nicht mit ihm verglichen werden wollte. Sollte jetzt also jeder im Raum verstanden haben. Saku sah ihn weiter ernst an und sprach dann:

„Ihr seid ein Amerikaner, oder? Warum kämpft ihr für das Land des Feindes?“

Der blonde Mann vor ihm schien interessiert und rieb sich kurz mit der rechten Hand über das Kinn. Faszinierend. Dieser Junge war wirklich anders als sein Vater. Danach gab er als kurze Antwort:

„Ich kämpfe für kein Land. Nur dem Krieg zuliebe und um ihn zu beenden.“

Das war…eine komische Aussage und erschreckend noch dazu.

Der alte Mann hatte schon einige Jahre auf dem Buckel innerhalb der Armee und kannte sogar den Erzeuger dieses Jungen. Hatte ihn auch selber ausgebildet. Das Sein Sohn nun hier saß und auch zur Armee wollte, mehr als alles andere, das war nichts sonderlich erstaunlich. Sie hatten das Kämpfen im Blut. Allerdings waren seine Augen anders. Er besaß nicht die tief dunkelbraunen Augen seines Vaters, sondern die hellbraunen seiner Mutter. Was er sich gemerkt hatte, obwohl er ihr nur einmal begegnet war. Und in ihnen spiegelte sich etwas anderes. Er war stark und entschlossen…aber diese Augen waren auch sehr sanft und mitfühlend. Egal wie düster er auch drein Blickte, das konnte er nicht verstecken. Der Mann sah sofort das der Junge in die Schlacht wollte um zu beschützen und nicht nur um zu kämpfen, so wie damals sein Vater. Ein ganz anderer Ansatz.

Dann lächelte er wieder und versteckte die Arme hinter seinem Rücken, als er sehr stramm und stark vor ihm stand und sprach:

„Verzeih mir. Ich kannte deinen Vater. Er war ein guter Soldat und starker Mann. Das er von uns gegangen ist…war auch für mich eine Tragödie. Ein Mann wie ich, der die Ausbildung vieler junger Männer überwacht, dem wachsen diese Männer gerne mal ans Herz wie eine eigene Familie. Und das obwohl sie doch entbehrlich sind. Das ist etwas was ich allerdings nicht gutheiße…Sakutaro Sakurai, nicht wahr? Mein Name ist: Leonard Anderson. Und ich bin dein zukünftiger Überwacher und Leitender Ausbilder.“

Anderson also. Saku dachte sich schon das er nicht Japaner war. Er war sicherlich auch etwas größer als er und das Blond, so wie auch die blauen Augen, verrieten dass er nicht aus dem Land kam. Sicherlich war er Amerikaner, nach seinem Nachnahmen zumuten. Aber dafür sprach er die Sprache sehr gut, Respekt. Er verbeugte sich sogar vor dem Jungen und Saku stand sofort auf und verbeugte sich zurück. Der Typ kannte die allgemeine Höflichkeit in seiner Heimat. Sakutaro mochte ihn etwas mehr deswegen.

Und danach reichte der Arzt, Anderson, die Untersuchungsunterlagen des Schwarzhaarigen und der flog nur schnell über die erste Seite, mit den Augen, hinweg. Sah Name, Alter und Foto von Sakutaro. Las aber in einer anderen Zeile etwas Interessantes. So das er danach er die Stirn runzelte und sprach:

„So, so…Interesse am Fliegen, was? Ich nehme an du willst also Pilot werden?...Was bringt dich zu der Überzeugung dass ich dich in diese Ausbildung reinstecken werde? Ich brauche eher Männer die auf hoher See mit der Artillerie umgehen können und auf Schiffen arbeiten. Zumindest herrscht da gerade etwas Mangel an Freiwilligen.“

Er testete ihn und sah streng zu dem Jungen rüber…dessen starker Blick aber nicht eine Sekunde zögerte und zurückgeworfen wurde. Diese Kraft in dem Blick…er war ein unglaublich entschlossener Junge. Noch mehr als sein Vater.

„Ich kenne mich mit jedem aktuellen Modell an Fliegern aus welche im Militär genutzt werden. Auch größere Modelle wie Frachtflugzeuge. Und nehmen sie es mir nicht übel Sir, aber ich weis das bei einem Kampf auf der See meist immer ein Flugzeugträger dabei ist. Ein wichtiger Bestandteil der Angriffsstrategie ist die Luftwaffe und mit dieser wird auch größtenteils gekämpft. Wenn sie also jemanden auf der See brauchen, dann einen Vogel der ihnen den Rücken deckt und es ihnen ermöglicht ins Herz des Feindes zu schlagen. Genau dieser Vogel bin ich. Ich habe keine Angst vor dem Tod. Und wenn sie mich fliegen lassen, dann werden sie sehen das ich sie nicht enttäuschen werde, Sir.“

Sprach der Junge selbstsicher und dann salutierte Saku plötzlich ohne jeglichen Grund und Aufforderung, so das Anderson ihn erstaunt ansah…und dann lächelte. Was sagte man denn dazu? Der Bursche…hatte ja echt nen Arsch in der Hose. Allein sein selbstsicheres und freches Lächeln bestätigte das. Er war ein Teufelskerl voller Mut. Etwas was der Amerikaner schon lange nicht mehr, innerhalb der Armee, gesehen hatte. Bei dem was in den nächsten Jahren auf sie zukommen könnte…war er vielleicht eine gute Partie. So sah er ihn weiter an und nahm danach seine Akte unter den rechten Arm. Er ließ sich etwas von der Rede überzeugen und hielt die Akte weiter fest, als er sprach:

„Ist das so?...Nun dann wollen wir doch mal sehen ob du dich so gut auskennst wie du behauptest junger Soldat.“

Es war entschieden. Oder zumindest wollte er ihn testen.

Anderson schritt an Saku vorbei und zurück zu der Tür, wohin auch der Junge sah und ihn genau im Auge behielt. Als dann die Tür geöffnet wurde und der große Mann daneben stehen blieb, sprach er:

„Wir treffen uns in einer halben Stunde am östlichen Flugplatz. Von da aus gehen wir dann gemeinsam zum Hangar. Dort werden wir sehen was du kannst.“

Und somit wand er sich aus dem Zimmer raus und verschwand im Flur dahinter.

Sakutaro lächelte nur frech. Er wollte ihn noch weiter prüfen, was? Das war okay. Der Amerikaner konnte sich auf was gefasst machen. Denn wenn es etwas gab was Saku nicht zuließ, dann das man ihm die Butter vom Brot klaute. Er würde dem Typen zeigen was er kann und ehrlich gesagt…freute er sich schon darauf. Sein erster Schritt war damit getan. Er war drin und nun kam es drauf an das er alles gab um bei den Piloten zu landen.

So verbeugte er sich dankend vor dem Arzt und der danach zurück. Anschließend verließ Saku das Zimmer und ließ den jungen Arzt allein an seinem Schreibtisch stehen, der etwas nachdenklich auf den Tisch vor sich sah. Hoffentlich…hatte er keinen Fehler begangen. Jemand wie Sakutaro Sakurai wartete nur darauf sein Leben aufs Spiel setzten zu können. Und mit der Blutgruppe…war das keine so gute Idee.

Als Sakutaro dann später mit Anderson zum Hangar lief, über den großen Flugplatz hinweg, war er mehr angespannt als alles andere. Nicht vor Sorge, sondern vor Aufregung. Er konnte es kaum erwarten endlich die ganzen Modelle aus der Nähe zu sehen! Hatte er bisher immer nur die Möglichkeit gehabt sie aus der Ferne zu beobachten. Zum Beispiel wenn sie über ihn hinweg flogen, oder er auf einem Berg hoch genug lauerte um rüber zum Flugplatz sehen zu können. Alles was er von Flugzeugen wusste hatte er sich aus Büchern beigebracht und aus dem Lauschen wenn Soldaten in der Nähe waren. Und auf einen Typ von Flieger hatte er es ganz besonders abgesehen. Das schnellste und wenigste Modell überhaupt, aber auch das tödlichste. Er wollte es endlich mal aus der Nähe kennen lernen. Das Modell seiner Träume und das Einzige was er zähmen wollte. Und als sie dann in den Hangar hineinliefen…war es als würde Saku in eine persönliche Traumwelt ziehen.

Eigentlich war er kein kleines Kind mehr, aber als er die riesige Halle betrat, aus deren Ecken von überall Geräusche vom Bauen und Reparieren kamen, da wurden seine Augen größer vor Freude. Als würde man einem kleinen Kind einen Lutscher geben,sah er sich um und erblickte überall die erstklassigen und teuren Flieger, an den gemacht und getan wurde um sie instand zu halten. Mechaniker liefen kreuz und quer, machten ihre Arbeit und riefen sich gegenseitig zu was sie benötigen, damit es ein anderer holen konnte. Der reinste Rummel und es gab so viel zu tun. Allein das brachte den Jungen auf neue Höhen und er freute sich noch mehr. Er wollte glatt mithelfen und sofort anfangen zu arbeiten, aber noch war es dafür nicht soweit. Erst musste er Anderson überzeugen das er an diesen Ort gehörte.

So liefen sie weiter und weiter hinten im Hangar kamen sie an eine Reihe von Fliegern an…wo es ihm glatt die Sprache verschlug. An der Zahl waren es fünf Stück und sie leuchteten, im Licht der Lampen, in einem smaragdfarbenden Dunkelgrün heller und auffälliger als alle anderen Flugzeuge die er kannte. Hatten das Symbol Japans an ihren Flügeln und an der Seite. Er wusste sofort was es für ein Modell war. Den Flieger den er mehr sehen und fliegen wollte als alle anderen. Sein Herz pochte vor Aufregung.

So blieben sie neben einem stehen und Saku bekam einfach seinen faszinierten Blick nicht davon los. Noch nie war er einem so nah gewesen. Ein Traum ging gerade in Erfüllung. Anderson sah ihm natürlich die Begeisterung an, aber wand sich dann wieder vor zu einem Mann der dort an dem Flugzeug, unter dem linken Flügel stand und seine Arbeit verrichtete. Er schien den Flügel seine innere Mechanik zu prüfen, doch sah gleich nach vorne, als er den Kommandant sah und der sprach:

„Fleißig bei der Arbeit Herr Yaguchi?“

Bei den Worten wachte auch Sakutaro wieder auf und riss seinen Blick von der Nase des Fliegers vor sich. So das er ebenfalls zu dem linken Flügel sah und dort einen sehr großen Mann erblickte. Er selber war für sein Alter schon groß, aber der Hüne, unter dem Flügel, war sicherlich über die 190 Zentimeter! Gekleidet war er in einem grünen Fliegeranzug und sah dann freundlich zu dem Kommandanten und dem Jungen rüber. Warf ihnen ein Lächeln zu und zog seine Arme runter und weg von dem Flügel über sich. In seiner Rechten hielt er noch immer einen Schraubenzieher, als er auf sie zu schritt und dann wenige Zentimeter vor ihnen stehen blieb und sich verbeugte, danach auch kurz salutierte. Saku sah ihn aber nur weiter an. Neugierig und nicht misstrauisch. Der Typ…war das der Pilot des Fliegers? Wenn ja dann war er ein…

„Kommandant Anderson! Erfreut sie zu sehen. Was bringt sie in unseren Hangar?“

Sprach der große Mann dann in einem sanften Ton und stellte sich wieder locker hin. Anderson zuckte kurz mit den Schultern und gab nett von sich:

„Das Übliche mein Freund: Arbeit. Und wie ich sehe sind sie auch wieder fleißig am Arbeiten. Wie oft überprüft ihr die Mechanik des Fliegers? Jeden Tag, oder?“

Er bekam darauf ein Nicken des Großen. Alles war sehr formell.

„Besser vorbereitet als Männer durch einen faulen Fehler zu verlieren.“

Kam es von dem Hünen und dann sah er rechts von sich zu dem Jungen der neben Anderson stand und ihn genau im Blick behielt. Er musste etwas schmunzeln. Ein Frischling, was? Nichts Neues, aber dieser schien anders zu sein. Er hatte einen sehr aufgeweckten Blick und war sogar sehr gut gebaut und groß für sein Alter. Er musste sechzehn Jahre alt sein, wenn es ein Neuer war. Ab da durfte man nämlich beitreten und wurde gemustert. Auch trug er nicht gerade gute Kleidung, sondern nur eine lange, schwarze Hose und ein lockeres weißes Shirt. Immerhin hatte er aber festes und geschlossenes Schuhwerk. Und er war stark, das sah man an seinen Muskeln an den Armen. Wenn Anderson mit ihm persönlich zum Hangar kam, dann hatte er was Besonderes an sich. Und er selber war schon gespannt was es nur sein könnte. So das er nett lächelte und sprach:

„Ich nehme an du bist ein Frischling, oder? Paku Yaguchi, Pilot der Zero-Staffel. Aber eigentlich nennen mich alle nur Paku.“

Erst verbeugte er sich typisch japanisch vor dem jungen Sakurai und dann reichte er ihm auch schon die große, rechte Pranke entgegen, so dass der Junge sie etwas verdutzt ansah. Warum…war er so nett zu ihm? Doch er wollte nicht so sein, also schluckte er seine misstrauische Ader kurz runter und schüttelte die Hand des Fremden vor sich. Gab höflich zurück:

„Sakutaro Sakurai. Freut mich.“

Als sie sich losließen sah ihn Paku neugierig an. Ein Sakurai? Ob er mit Satoshi Sakurai verwand war? Aber bei genauer Hinsicht erkannte er es auch schon. Hah, ja das war er. Er war ihm äußerlich sehr ähnlich. Nur nicht ganz so kräftig und bullig gebaut. Sakutaro wirkte dagegen schon feiner. Also war sein Sohn nun bei ihnen nachdem der Vater gefallen war. Das Schicksal war wirklich komisch.

„Der Junge möchte gern ein Pilot werden. Also wollte ich dich fragen ob du ihn mal für einige Stunden unter deinen Flügel nehmen könntest und ihm alles zeigst? Heute ist er erst mal nur noch zum Schnüffeln da und ab nächste Woche wird er dann dementsprechend zugeteilt und bekommt seine Aufgaben.“

Sprach Anderson und Paku sah zu ihm. Alles klar, er wollte das er ihn testet ob er es drauf hat ein Pilot werden zu können. Danach kratzte der Große sich kurz am Hinterkopf. Wirklich? Eigentlich mochte er es nicht wenn man ihn in sowas einspannte. Immerhin wollte er nicht Schuld daran sein wenn Frischlinge ihre Träume nicht erfüllen könnten. Aber was hatte er da schon für eine Wahl? Also schnaufte er kurz und gab dann von sich:

„Natürlich kann ich das gerne machen, aber ich muss erst noch den Flügel stabilisieren und wieder schließen. Wird also noch etwas dauern.“

„Ich kann euch dabei helfen.“

Sprach Saku plötzlich selbstsicher und beide sahen zu ihm. Was sagte er da? Paku schien etwas verwundert über diese lockere und selbstsichere Art wie der Knabe das gesagt hatte und sah ihn auch so an. Darauf sprach der Junge dann weiter und zeigte auf den Flügel hinter dem Großen:

„Ich hab noch keine praktische Erfahrung, aber ich habe etwas darüber gelesen und bin ein schneller Lerner. Außerdem kenne ich mich mit dem Modell sehr gut aus!“

Paku sah neben sich zum Flieger und dann wieder vor zu dem Jungen, als er die Arme locker vor sich verschränkte und nett fragte:

„Ach ja? Um welches Modell handelt es sich denn hier, Küken?“

Er sagte das nicht aus Verachtung. Bei ihm in der Staffel waren alle Neuankömmlinge automatisch junge Adlerküken. Erst wenn sie alles drauf hatten und nicht nach einer Schlacht gefallen waren, dann bekamen sie den Titel weg und wurden stolze Adler. Etwas was bei Kamikaze-Fliegern schwer zu erreichen war. Paku wusste das besser als manch anderer. Er hatte…viele seiner Küken sterben sehen.

Saku sah dann weiter zu dem Flieger und schmunzelte frech. Sofort legte er stolz los:

„ Es ist ein Mitsubishi A6M Zero und einer der erfolgreichsten Flieger der je für den Krieg gebaut wurde. Der „Zero" übertrifft momentan als erstes bordgestütztes Jagdflugzeug die Leistungen landgestützter Jäger und wurde erst vor kurzem sehr erfolgreich im Pazifikkrieg gegen die USA eingesetzt. Am Anfang des Pazifikkriegs war der Zero den amerikanischen Gegnern durch hohe Wendigkeit und extreme Reichweite weit überlegen. Etliche Flugzeuge dieses Typs werden von Selbstopfer-Piloten als „Kamikaze" gegen wichtige Schiffsziele eingesetzt. Der erste bordgestützte Jäger, welcher von Flugzeugträgern aus eingesetzt wurde. Noch dazu ist der Mitsubishi A6M Zero von den Alliierten zunächst nicht richtig ernst genommen worden, obwohl man schon während eines japanischen Feldzuges in China eindeutige Berichte von britischen Piloten erhalten hatte, die vor der exzellenten Manövrierfähigkeit dieses berühmten Kampfflugzeuges warnten. Auch stehen sie im Ruf, die schnellsten und wendigsten aller japanischen Kampfflugzeuge mit der größten Zerstörungskraft zu sein. Amerikanische Piloten haben regelrecht Angst vor diesen Maschinen. Die Schnelligkeit und Manövrierfähigkeit kosten aber meist ihrem Piloten das Leben. Das war der Preis dafür. Es sei denn man ist ein guter Pilot und schafft es dieses Biest zu zähmen, wodurch man das gefährlichste Flieger-Ass aller Zeiten werden könnte…“

Er sagte das sehr stolz und selbstbewusst und wie er das Vehikel dabei ansah…gab Paku ein komisches Gefühl in der Brust. Wow, er war erstaunt. Der Junge hatte echt was im Köpfchen und kannte sich besonders mit dem Modell aus. Alles was er gesagt hatte war völlig richtig gewesen und er musste noch dazu immer auf dem Laufenden gewesen sein, was diese Flieger an ging, denn viele der Punkte waren noch neu und noch nicht lange offiziell. Dieser Knabe war…unglaublich. So das Paku von seiner erstaunten Mine zu einer lockeren und lächelnden wechseln musste. Sie mal einer an…ein vielversprechender Neuzugang. Und dann auch noch gleich ein Zweiter nach einem Jahr. Er sah Saku weiter an und sprach dabei:

„Das ist alles richtig. Du kennst dich gut mit dem Zero aus, was?“

„Sag ich doch.“

Kam es frech und forsch von dem Jungen zu ihm rüber, der ihn auch so ansah. Er war wirklich eine Granate und Paku freute sich plötzlich ihn auf die Probe stellen zu dürfen. Genauso wie Anderson, der noch immer neben Sakutaro stand und ihn ebenfalls erfreut musterte. Wer konnte das nur ahnen? Hatten sie vielleicht eine militärische Perle gefunden? Er könnte viel besser werden als sein Vater. Nein…er war es schon bereits.

Und dann pfiff Paku einmal laut und wie auf Kommando hörten sie hinter dem Zero etwas poltern. Verdutzt sah Sakurai hin und hörte wie Metall schepperte und es klang als würde sich dort jemand aus einem Haufen Schrott raus arbeiten. Was auch so war, denn wenige Sekunden danach hörte er jemanden leicht fluchen:

„Ach scheiße!“

Und dann polterte der auch schon um die Ecke des Fliegers und rieb sich über den Kopf. Offenbar hatte er sich diesen vor Schreck angeschlagen und kam nun langsam und holprig näher. Saku verzog etwas das Gesicht verdutzt. Das war ein Junge. Vielleicht etwas älter als er, aber dennoch einer in der Ausbildung.

Er trug andere Kleidung als der Pilot vor ihm und war nicht wirklich ein gutaussehender Typ. Klang sehr verachtend, war aber leider so. Der Junge, der dann unsicher dreinschauend neben Paku zum stehen kam, war unglaublich klein und kräftig. Naja „dick“ traf es wohl eher. Auch trug er eine platte Kappe und sah den Schwarzhaarigen plötzlich mit einem musternden Blick an. Freundlich, aber doch etwas abstandnehmend. Heh, was wollte er denn genau ab checken? Ob er eine Chance gegen ihn hatte? Wenn ja, dann hatte er äußerlich definitiv schon mal verloren. Saku steckte diesen Moppel locker in die Tasche wenn es um gutes Aussehen und um Muskeln ging. Wie zwei Katzen, die sich nicht ausstehen konnten, standen sie auf Abstand und machten einen mentalen Buckel zueinander. Für den Einen kam es vor als würde ein Feind in sein Territorium eindringen und er müsste angreifen und für den Anderen, als müsste er sich davor verteidigen. Der Dicke war die Katze die versuchte ihr Territorium zu verteidigen. Saku war der forsche Eindringling. Es fühlte sich einfach nach keinem guten Start an. Danach zeigte Paku auf den Moppel neben sich und sprach:

„Das hier ist mein kleiner Mechaniker in der Ausbildung. Spezialisiert auf Flieger, aber da kommt noch mehr drauf. Seit einem Jahr ist er nun schon bei mir und kennt sich genauso gut an dem Zero seiner Mechanik aus wie ich.“

Saku sah von Paku weg und wieder zu dem Moppel. Was? Der? Der sah überhaupt nicht so aus als hätte er Ahnung von einem Zero. Und fliegen konnte der mit seinem Gewicht sicherlich auch keinen. Er war schrecklich vorverurteilend und sah ihn nur scharf an. Aber auch er bekam einen scharfen Blick zurück und dann verbeugte sich der Dicke kurz, verschränkte danach seine Arme schützend vor sich und sprach:

„Hi…Kaizo Oume ist mein Name. Und du?“

Okay er wollte das nicht, aber machte es aus allgemeiner Höflichkeit. Der Dicke setzte eine klare Grenze. Bis hier hin und nicht weiter. Er wollte den Neuen nicht in seinem Dunstkreis haben. Hatte vielleicht sogar Angst Konkurrenz dadurch zu bekommen.

Saku verbeugte sich dann auch kurz, machte es ihm gleich und verschränkte dann auch schützend die Arme vor sich, als er darauf muffig antwortete:

„Sakutaro Sakurai.“

Sie verhielten sich wie mürrische Kinder die sich um ein Spielzeug stritten und Anderson wusste auch schon gleich welches Spielzeug das war. Es ging um den Flieger. Sein Blick wechselte zwischen ihnen hin und er und er lächelte leicht. Das war gut. Man sah ihnen sofort die Rivalität an. Und das war auch berechtigt, denn Sakurai kam als neuer Überflieger in die Runde und Oume musste sich, als einer der schon ein Jahr da war, wehren und seinen Posten verteidigen. Auch wenn sie beide völlig unterschiedliche Richtungen einschlugen ging es um ein Thema bei dem Ganzen: Jeder wollte beweisen das er den Zero besser kannte. Und genau das brauchten die Zwei. Einen Rivalen der sie bei der Stange hielt und an dem sie sich pushen konnten. Paku fand das allerdings nicht ganz so toll. Er sah es auch, aber war ein friedlich veranlagter Mensch wenn es um Kollegen ging. Auf Zoff hatte er keine Lust. Und dann sprach er freundlich zu Kaizo:

„Er wird einige Stunden mit uns arbeiten. Und vielleicht wird er dann auch bleiben. Zeig ihm einige Dinge die du weist und behalte ihn mit im Auge wie er sich macht.“

Der dicke Junge nickte zu ihm hoch und lächelte dann. Obwohl es ein sehr gezwungenes Lächeln war, denn eigentlich wollte er das alles nicht. Er kannte diesen Sakurai nicht mal, aber er mochte ihn schon bereits jetzt überhaupt nicht. Er war arrogant und hielt sich für was Besseres. Sicher weil er so toll aussah und damit alles bekam was er wollte! Aber von so einem ließ sich Kaizo nicht den Platz wegnehmen. So sah er wieder zu Saku rüber, bei dem alles auf Gegenseitigkeit beruhte und der Kaizo auch nicht ausstehen konnte. Normalerweise vorverurteilte er niemanden vorne weg, aber bei ihm hatte er kein gutes Gefühl direkt vom Anfang an. Dieser Dicke war hinterhältig und durchtrieben…Das konnte er riechen, denn er kannte diesen Typ von Jungs aus der Schule. Er verabscheute sie.

Ihre Blickte lagen streng aufeinander und Kaizo bekam einen besonders scharfen Blick zurück geworfen. Doch Oume wusste eines genau: Von diesem Typen ließ er sich nichts gefallen. Niemals. Da konnte er noch so sehr ein Überflieger sein wie er wollte.

Danach folgte ihm dann Sakutaro still nach hinten an den Flieger. Gezwungen mit ihm zu arbeiten. Nie hätte er ahnen können was sie mal verbinden würde. Gutes…so wie auch Schlechtes.
 

Ich sehe dich durch die Menge an Menschen rennen. Dort, ganz am Rand des Dorfes entlang, wo dich keiner weinen und leiden hört. Doch weine nicht, denn du bist nicht allein. Ich lasse dich nicht allein. Es hätte niemals so weit kommen müssen, aber nun zeigen wir ihnen wer du wirklich bist. Raus aus deinem Kokon junger Schmetterling. Erblühe junge Blüte des Winters. Dein Herz schlägt schnell und das Licht in deiner Brust leuchtet hell. Damit gewinnen wir sicherlich diesen Kampf. Doch Hana, lass nicht zu das sie dich niederzwingen. Du weist das du an dem festhalten musst was dir wichtig ist, also glaube mir wenn ich dir sage: Deine Seele ist stärker als jemals zuvor. Schreite also durch diese offene Tür und ich verspreche dir: alles wird gut. Deine Freunde werden immer bei dir sein. Du bist soweit gekommen ohne dich zu unterwerfen, also zieh dich nun nicht zurück. Denn wenn du das tust, dann holt er sich die Krone und das Recht zu herrschen über alles was du liebst. Doch ich sehe dir an dass du es nicht leugnen kannst. Du stehst da und bist völlig verängstigt. Kämpfe, oder stelle dich dem Verlust, du hast die Wahl. Deine Optionen werden immer weniger. Also kämpfe, denn es ist hier unten so dunkel geworden von dem was man dir angetan hat. Halte dich an ihm fest und flieg höher als alle anderen. Berühre die Sonne und fühlt ihre Wärme zusammen. Lass es nicht so enden und beuge dich nicht deiner Angst. Dein Vater sieht hoch zu dir, wo du am Himmel der Ahnen fliegst und deine Mutter betet zum Mond unter dem du geboren wurdest. Doch solltest du diesen Kampf verlieren…wirst du auf ewig gemeinsam mit den Sternen schlafen.
 

Es war bereits gegen Nachmittag und ein warmer Wind fegte durch das Dorf.

Stunden waren vergangen seit dem Hana wieder zurück in sein Dorf gefunden hatte und seine Strafe bekam. Und in dieser Zeit hatte sich einiges getan.

Die ganzen Patcheen, die nichts von der Bestrafung mitbekommen hatten, waren bereits wieder an ihren Arbeiten dran und machten weiter als wäre nichts passiert. Sie räumten auf, kümmerten sich um ihre Kinder und waren auch wieder auf die Felder, oder zum Fischen und Jagen zurückgekehrt. Doch auch ohne dass sie es mitbekommen und gesehen hatten, wussten sie genau was mit dem jungen Sohn des Häuptlings passiert war. Sie wussten was auf ihn zukam und es bestärkte sie nur noch mehr in ihrer Ansicht dass sie ein weiteres böses Blut in ihrer Mitte hatten. Genau das Selbe wie es damals Haos Mutter Asanoha besessen hatte. Und das sah man ihnen an. Sah ihnen an wie sie Hana ansahen und wie sie sich vor ihm fürchteten und ihn eigentlich lieber nicht in diesem Dorf haben wollten. Opacho konnte es nun auch genau sehen.

Sie stand schon eine ganze Weile am Rand des Dorfes und behielt nachdenklich die Patcheen vor sich im Auge.

Es war nicht so als ob sie Wache schieben sollte. Sie tat das von sich aus und dachte über so viele Dinge nach, so viele rote Fäden, dass sie nicht mal wusste WO sie genau anfangen sollte die Fäden anzugehen und zu bearbeiten. Auf der einen Seite war da ihre eigene Arbeit aus der sie, wegen Hana seinem Verschwinden, rausgezogen wurde. Sie war dabei gewesen ein neues Heilmittel zu untersuchen und zu mischen, bis Silva, auf Befehl von Hao, bei ihr aufgekreuzt war und sie den Kleinen suchen sollten. Dann gab es da aber auch noch die gewaltige Baustelle mit Hao selbst. Opacho hatte gesehen wie sehr er unter dem Ganzen gelitten hatte. Unter der Tatsache das Hana das Mal der Schande bekommen hatte. Und das tat ihr ebefalls weh. Sie war seine Tochter, wenn auch nicht leiblich, doch wusste sie sofort wenn ihr Vater litt oder Schmerzen hatte. Das hatte sie ihm deutlich angesehen. Nicht nur als seinem Sohn das Mal verpasst wurde, sondern noch danach als Hana schon längst nicht mehr da gewesen war und sie noch im Wigwam geblieben sind. Das Erste was Hao tat, nachdem Hana raus verschwand, war zu Yoh zu gehen und ihn zu umarmen, denn seine Königin weinte schrecklich über das was ihrem Kind passiert war. Und er wollte es am liebsten auch tun.

Opacho sah ihm an das Hao auch weinen wollte, sich aber für Yoh zusammen riss. Es war ein schrecklicher Anblick für die werdende junge Schamanin. Ihre Eltern so zu sehen tat ihr furchtbar weh. Doch noch schlimmer als das war die Tatsache dass sie genau wusste warum sie so litten. Es war nicht wegen der Wunde…sondern das Gefühl versagt zu haben. Zumindest schien es bei ihrem Vater so zu sein. Hao wollte immer nur das Beste für Hana. Das wusste Opacho seit seiner Geburt. Er liebte seinen Sohn über alles und wollte aus ihm einen starken und prächtigen Anführer machen. Sogar noch besser als er. Doch Hana war leider ein sehr dickköpfiger und sturer Junge und suchte dadurch seinen eigenen Weg. Er war schon immer etwas Besonderes gewesen. Seine Geburt lief nicht glatt ab, er wurde von einem Jungen geboren und hatte als einziger Patchee blonde Haare. Aktuell zumindest und wenn man Asanoha nicht mitzählte. Doch es waren nicht nur diese Dinge, auch sein Verhalten war sehr komisch. Normalerweise sind Patcheen mehr darauf bezogen friedlebend und ruhig zu existieren und zu gedeihen. Hana war aber komplett anders. Er schien den Ärger förmlich zu suchen und anzuziehen. Und egal wie oft er auf den Deckel bekam…er stand immer wieder auf und machte stur weiter. Opacho hatte es selber erlebt, als sie noch bei ihnen gewesen war. Manchmal wunderte sie sich wie Yoh so ruhig und gelassen sein konnte mit diesem kleinen Teufelsbraten am Rockzipfel. Denn es war kein Geheimnis: Der Junge konnte eine kleine Pest sein, aber er war dennoch ihr Bruder und sie liebte ihn über alles. Und so frech und anstrengend er auch war…sie wollte ihn nicht anders. Die Bande zwischen Hao und Hana wieder zu festigen war die zweite Beustelle um die sich Opacho sorgte.

Ja und dann gab es noch dieses dritte Thema. Etwas was Hana mehr beeinflusste und ihn an sich riss als sie es jemals für möglich gehalten hätte…Es waren die Fremden. Nicht nur das Opacho und Silva sie gesehen hatten, sondern das diese Menschen auch noch um Hana herumschwirrten und der Kleine…schien das zu mögen. Es hatte sie wirklich erschrocken zu sehen wie sehr sich der Junge um diese Menschen sorgte und wie gut er sich mit ihnen verstand. Besonders im verbotenen Tal war ihr das aufgefallen.

Sie musste mit ansehen wie Hana sich gegen Onaya erhoben hatte und ihn attackierte, aber der Grund war das was sie erstaunen und fürchten zu gleich ließ. Ihr kleiner Bruder hatte das wegen eines völlig Fremden getan. Wegen diesem schwarzhaarigen Mann der von Onaya gebissen wurde. Und sie hatte nicht nur den Kampf gegen ihren Gott gesehen…sondern auch etwas was kurz davor passiert war. Es war genau DAS was Opacho dazu gebracht hatte nichts zu sagen und was ihr noch immer Kopfzerbrechen verpasste. Ihr so wie auch Silva, der ebenfalls Zeuge von all dem gewesen war…

Sie waren beide krank gewesen von dem Gift ihres Gottes und in dieser Phase…schien es als wollten sich Hana und der Fremde sehr nahe kommen. Näher als sie es eigentlich sollten. Opacho hatte gesehen das sie drauf und dran waren sich paaren zu wollen, ausgelöst durch dieses Gift. Etwas was sie verhindern wollte, aber nicht konnte. Sie durfte nicht eingreifen. Hana hatte den Fluch heraufbeschworen indem er sich mit ihrem Gott angelegt hatte. Indem er in dieses Tal kam. Es war nicht ihr Kampf gewesen und Patcheen griffen nicht in Kämpfe ein die nicht ihre waren, es sei denn das Dorf befand sich in Gefahr, oder Hao befahl es. Beides war nicht vorhanden gewesen, also sah sie nur zu. Doch so sehr sie auch eingreifen und das beenden wollte, nach wenigen Minuten sah sie etwas was ihre Ansichten komplett änderte. Sie wusste nichts über das Gift von Onaya, aber wenn sie Hana und den Fremden so sah dann wirkte es fast…natürlich. Es war komisch und verrückt zugleich, aber wenn sie die Zwei dort unten sah, wie sie sich näherten, sich ansahen und die Berührungen des Anderen offensichtlich genossen, dann wirkte das alles völlig normal. Als würden sie nicht unter einem Fluch stehen sondern als wären das echte Gefühle. Und da fragte sie sich: Waren da vielleicht echte Gefühle im Spiel gewesen? Was wenn das Gift ihres Gottes…nur das hervor gebracht und verstärkt hatte was schon da gewesen war? Was in ihren Herzen lauerte.

Opacho sah wie sehr sich die Zwei nacheinander sehnten und es war natürlich gewesen. Hatte Onaya…Hana vielleicht etwas die Augen geöffnet? Denn nach der Aktion und dem Tod des Wolfs, da verhielt sich der Blonde ganz interessant gegenüber dem Fremden. Besonders die Umarmung am Strand war interessant gewesen. Und ab da war es für Silva und Opacho besiegelt: Sie mussten die Klappe halten. Hana zur liebe denn…sie sahen das er den Fremden mochte. Mehr als er eigentlich sollte. Und dieser gutaussehende Fremde…mochte ihn offenbar auch.

Sie stand noch immer einfach da und ließ diese Gedanken durch ihren Kopf rattern, bis sie Schritte neben sich hörte und dann nach rechts sah. Silva stellte sich neben sie und stützte sich dabei noch an einen Baum rechts von sich, verschränkte auch die Arme und sah mit einem ersten Blick vor zum Lagerfeuer ihres Dorfes, als er dann sprach:

„Denkst du noch immer darüber nach was im Tal passiert ist?“

Opacho sah von ihm weg und auch zum Feuer, als sie darauf nickte.

„Du doch auch, oder?“

Gab sie ihm als Antwort und der große Mann nickte leicht.

„Wie könnte ich nicht? Immerhin hätte ich nie gedacht diesen Tag mal erleben zu dürfen.“

„Welchen meinst du?“

Silva seufzte.

„Den Tag an dem unser kleiner Hana erwachsen wird.“

Sie sah wieder zu ihm, denn er hatte recht. Alles was ihr kleiner Bruder getan hatte war erwachsen gewesen. Er stand für seine Fehler gerade, er hat sich nicht unterbuttern lassen, hatte wie ein tapferer und listenreicher Krieger gekämpft und dabei sogar Hilfe angenommen. Ja und dann hatte er etwas getan was nur Erwachsene taten…er war eine Bindung eingegangen die wahrscheinlich aus Liebe entstand. Opacho war sich nach diesem Ereignis sehr sicher gewesen das Hana verliebt war, auch wenn er es vielleicht selber noch nicht ganz verstanden oder akzeptiert hatte.

Silva sprach dann plötzlich:

„Es war die richtige Entscheidung gewesen ihn zu decken. Hana und diesen Fremden verbindet etwas. Was es ist kann ich noch nicht sagen, aber es ist definitiv da. Ob es nun Liebe ist oder ein anderes Gefühl wird sich noch zeigen. Aber es ist interessant zu sehen, wie der kleine Junge, der als Messias geboren wurde, plötzlich eine Bindung zu völlig fremden Menschen aus der Außenwelt eingeht. Das kann kein Zufall sein.“

Ja, das wirkte sehr verdächtig.

„Meinst du es ist Schicksal?“

Silva lächelte leicht auf diese Frage. Er war weise. Weiser als manch ein anderer der Patcheen und er hatte, genau wie Goldva, meist die Angewohnheit in Rätseln zu sprechen oder mehr zu wissen als er von sich gab. Genau das war wieder einer dieser Momente, als er einfach da stand, zum Feuer rüber lächelte und sprach:

„Nur weil wir abgeschottet von dem Rest der Welt leben, bedeutete das nicht dass die Außenwelt keinen Einfluss auf uns hat. Früher oder später musste es passieren, denn die Welt ist komplett verknüpft mit allem was existiert. Pflanze und Tier, Mensch und Geister, Leben und Tod. Alles ist ein Kreislauf und alles hat einen Anfang und ein Ende bevor es wieder von vorne beginnt. Das sagen auch unsere Legenden…Dyami kam aus dem Reich des Himmels, der Welt der Geister, herab auf die Erde in die Welt der Lebenden. Und damit verknüpfte er zwei Welten miteinander. Er lehrte uns Wissen, eine Verbindung zu den Toten herzustellen und führte unsere Vorfahren. Dafür lernte er von uns Menschen das Gefühl von Menschlichkeit und Liebe kennen. Er verliebte sich in die Tochter des Häuptlings und blieb auf der Erde. Und genau wie dieser Fremde…tauchte auch Dyami damals einfach auf und wurde von einem der unseren gefunden und akzeptiert.“

Opacho sah wieder zu ihm und lächelte sanft, als sie dann sprach:

„Du willst mir doch nicht sagen das dieser Fremde der wiedergeborene Dyami ist, oder?“

Das fände sie dann doch zu weit her geholt. Silva sah zu ihr und starrte sie einige Sekunden lang stumm an. Er wirkte erst wieder etwas ernst, aber seine Mine änderte sich schnell zu einem sanften und sicheren Lächeln, als er abschließend von sich gab:

„Nein…Aber es ist sich verdammt ähnlich, oder? Manchmal…kann sich die Geschichte wiederholen Opacho.“

Und damit wand er sich ab und lief zurück ins Dorf und auf den Platz vor ihnen zu.

Opacho sah ihm noch etwas nachdenklich nach. Diesen Fremden als Dyami zu sehen fand sie bescheuert. Er war kein Gott der vom Himmel gefallen war. Nur ein Fremder aus der Außenwelt. Aber leider musste die dem Großen in etwas zustimmen…es war sich wirklich sehr ähnlich. Hana war der Sohn des Häuptlings und er nahm Kontakt und eine Bindung zu einem Fremden auf der aus einer völlig anderen Welt kam. Weswegen ihr auch wieder die Worte von Yoh einfielen. Keine Ahnung wieso, immerhin war es lange her als er das zu ihr gesagt hatte.

Sie war damals noch klein gewesen, aber genau in dem Moment hörte sie diese in ihrem Hinterkopf klingeln. Die Worte: Zufall und Schicksal sind sehr dicht beieinander. Denn das hatte er damals gesagt nachdem er schwanger geworden war. Sie sah es wieder vor ihrem geistigen Auge. Sah ihre Adoptivmutter auf dem Feld nahe von ihrem Acker sitzen. Dort zwischen wunderschönen roten Blumen und diese glücklich anlächelnd. Opacho hatte sich zu ihr gesetzt und gefragt was los war. Worauf Yoh etwas gesagt hatte was sie damals noch nicht verstand. Er saß da und weinte leicht vor Glück. Hielt sich den Bauch und sprach: „Ich habe es jetzt verstanden. Sie blühte für mich. Kurz bevor ich mich in Hao verliebt habe fing sie an zu blühen. Und vielleicht…blüht sie eines Tages auch für mein Baby. Zufall und Schicksal liegen sehr dicht beieinander.“

Er saß damals zwischen roten Kamelien…die für die Liebe standen. Und er war in dem Moment frisch schwanger gewesen. Opacho hatte endlich verstanden was Yoh damit gemeint hatte und wer er war. Goldva hatte es immer und immer wieder gesagt, aber keiner wollte ihr glauben. Sie tat es aber nun, denn diese ganzen Zufälle konnten einfach keine mehr sein. Hana war der Sohn des Häuptlings. Er fand einen Fremden aus der Außenwelt und fing an sich an diesen zu binden. Verknüpfte zwei Welten miteinander. Hana war der Knoten der sich zwischen diesen zwei Strängen geformt hatte. Ihre Welt und die Außenwelt. Und er war Yoh sein Sohn…einem Jungen aus der direkten Blutlinie von Dyami. Was nur sie und Goldva wussten.

Mit dem Gedanken wand sie sich ab und lief zum Fluss rüber. Sie hatte noch etwas mit jemanden zu besprechen. Jemand der sicherlich noch immer dort sitzen würde und vielleicht an sich selbst zweifelte. Und als sie dann an Hao seinem Wigwam vorbei lief, hinter diesen kam und den Fluss bereits sehen konnte, da sah sie auch genau den nach dem sie suchte. Er war wirklich noch dort. Hatte sich seit einigen Stunden nicht von der Stelle gerührt und tat das was er gerne machte um sich zu beruhigen.

So sah sie Hana wie er vor einem kleinen Beet von Blumen stand und diese sacht mit einem Krug voller Wasser goss. Sein Gesichtsausdruck war völlig neutral gewesen, aber konzentriert denn offenbar wollte er nicht riskieren die Pflanzen zu ertränken. Als Opacho ihn so sah musste sie sich an den Wigwam lehnen und sanft lächeln. Das war so typisch. Er war der sturste Bock den sie kannte und konnte unglaublich laut und aggressiv sein, aber sobald es um Blumen ging war er ein völlig anderer Mensch. Schon als er klein war interessierte er sich mehr für Blumen als für die Jagdkünste seines Vaters. Sicher hatte er daran auch Interesse, aber wenn man ihn entscheiden ließ gewannen immer die Blumen den Kampf. Etwas was Hao nicht so toll fand, aber Yoh dagegen schon. Sein Sohn liebte Blumen und Opacho fragte sich oft ob es daran lag das er geboren wurde als Yoh diesen kleinen Ast mit Blüten im Haar hatte. Ob dieses Ereignis nicht dafür gesorgt hatte das er sie mochte. Eine Mutter war sehr stark mit ihrem Baby verbunden und eine Schamanin noch stärker. Vielleicht ging das Glück und die Freude über die Blüten auf Hana über, als er noch im Leib seiner Mutter war und Hao ihm diese bei der Geburt brachte. Verknüpfte somit etwas Positives mit Blumen. Nämlich Glück und Liebe. Doch das waren nur Vermutungen und man würde es vielleicht niemals erfahren, aber ihn so zu sehen machte auch Opacho automatisch etwas ruhiger. So sah sie ihm leise noch etwas dabei zu. Sah wie er dann den Krug wieder rechts neben sich stellte und sich vor das Beet kniete.

Sie konnte zwar nur seinen Rücken sehen, aber dennoch gut erkennen das er offenbar an dem Beet arbeitete und in der Erde platz schuf. Sah wie er Erde beiseite schob und einige Blumen umsetzte. Er war so ein hübscher Junge. Und es tat ihr ebenfalls weh diese Narbe zu sehen, die er nun zwischen den Schulterblättern hatte und die sich immer mal zeigte wenn seine Haare etwas beiseite gingen. Es sah schlimm aus und schmerzhaft. Sicherlich hatte er auch Schmerzen, aber so wie er war verbarg er diese sehr gut und lenkte sich mit etwas anderem ab. Ganz anders als früher. Denn als er noch klein gewesen war da war er ein sehr empfindliches Kind gewesen. Opacho wollte ihn nicht ein Schreikind nennen, aber Hana hatte die Angewohnheit oft zu schreien…nämlich immer dann wenn er von seiner Mama getrennt wurde. Als Baby war es besonders intensiv. Mutter und Kind zu trennen war fast unmöglich gewesen. Hana fing an wie am Spieß zu schreien, wenn man ihn aus den Armen seiner Mutter nehmen wollte. Und es war kein trotziges Schreien gewesen, als würde es ihm nicht passen. Nein…es war ein herzzerreißendes Weinen und Schreien, als würde man ihm seine Mutter für immer nehmen. Einzig Hao war der gewesen der Hana nehmen konnte ohne das er gleich losbrüllte. Bei allen anderen ging es einfach nicht. Dieses Kind hatte eine so enge Bindung zu seiner Mutter es war unglaublich. Yoh konnte nicht mal für einige Minuten aus dem Sichtfeld seines Sohnes verschwinden da fing Hana an bitterlich zu weinen und zu jammern. Erst als er älter wurde, so ab fünf Jahren, fing es an sich zu bessern. Doch bis heute war diese enge Bindung zu seiner Mutter bestehen geblieben, auch wenn er es nicht zeigte. Opacho hatte es vorhin gesehen. Er sah Yoh anders an als alle anderen und sprach aus anders mit ihm. Ab da verstand sie was seine Mutter meinte.

Hana war noch immer der Selbe. Ein empfindlicher Junge der seine Natur unter einer harten und sturen Schale verbarg. Es war eine Mauer die er um sich gezogen hatte. Eine die er nur gebaut hatte weil ihn niemand als den akzeptierte der er wirklich war. Er war frech, selbstsicher, mutig und draufgängerisch. Alles Eigenschaften seines Vaters. Doch diese paarten sich mit der Güte und Empfindlichkeit seiner Mutter. Und so sehr Goldva auch versuchte in Hana seine Großmutter zu sehen…Hana war nicht wie Asanoha. Nicht so sehr wie Goldva versuchte es allen klar zu machen und es war schlimm genug das sie Hao offenbar schon davon überzeugt hatte. Ihm eingeredet hatte er hätte das böse Blut seiner Mutter an seinen Sohn vererbt. Opacho wusste nicht was es mit der Geschichte von Asanoha auf sich hatte, aber sie wusste wer Hana war und er war kein böser Mensch der sie ins Verderben stürzen wollte! Yoh hatte recht. Er wusste einfach noch nicht wo er hingehörte. Und diese Bindung zu den Fremden verkomplizierte das noch mehr als es eh schon war. Silva wollte offenbar zulassen das Hana weiterhin Kontakt zu dem Fremden knüpfte. Deckte ihn sogar deswegen und wiedersetzte sich den Regeln seiner Mutter. Absolut unglaublich, war er ihr doch immer treu und gehorsam. Aber was wollte sie als Hana seine Schwester?

Sie wollte ihn glücklich sehen, aber nicht einer Gefahr aussetzen. Sie kannten diese Fremden nicht und könnten somit also eine Bedrohung sein, einfach weil sie nicht auf die Insel gehörten. Davor wollte sie ihn schützen. Doch wie könnte sie ihn von etwas fern halten…was ihn glücklich machte? Opacho hatte gesehen wie glücklich er gewesen war. Er war bei ihnen ganz anders als zu den Bewohnern des Dorfs und seiner Familie. Er war frech, neugierig und offen gewesen. Etwas was er nicht mal mehr ganz bei seiner Mutter schaffte. Diese Menschen hatten ihn verändert. Und ganz besonders der Kerl der ihm so nahe gekommen war.

Sie sah wieder vor sich wie nahe sie sich gewesen waren und wie natürlich es wirkte. Als gehörten sie zusammen. Als wären sie ein Vogelpärchen das man seit Ewigkeiten voneinander getrennt hatte und nun wieder vereint war. Es war unglaublich intensiv und wärmend gewesen das zu sehen. Genauso wie der Kuss den Hana ihm dann gegeben hatte, der niemals hätte sein dürfen. Hana wollte sie beide damit von dem Gift heilen. Aber…war das der einzige Grund gewesen? Da war sie sich nicht mehr so sicher nach der Aktion später am Strand. Diese Umarmung. Und ehrlich gesagt wollte Opacho diesen Fremden damals am liebsten von Hana runter zerren und vermöbeln, einfach weil er ihn küsste und sich an ihrem kleinen Bruder vergriff. Doch sie bemerkte: er hatte damit ja nicht angefangen, sondern der Blonde, also hielt sie ihre Instinkte als große Schwester zurück. Dieser Kerl war anders. Besonders. Sonst hätte Hana sich nicht auf ihn eigelassen und würde nicht kontinuierlich seine Nähe suchen. Wie sehr das würde sich noch zeigen. Doch im Gegensatz zu Silva war sie da vorsichtiger und behielt Hana lieber im Auge. Einfach weil sie seine Schwester war und ihn liebte.

Hana machte eine weitere Bewegung und griff links von sich zu einem Korb, den er dort schon vorher stehen hatte. Sanft und mit Vorsicht grub er etwas aus dem Korb aus und Opacho war erstaunt als sie sehen konnte was es war…es war eine Blume. Eine einzelne Blume hatte der Junge dann an einem Klumpen Erde in den Händen und setzte sie danach vorsichtig in das zurechtgemachte Beet vor sich. Sie sah allerdings dass von dieser Blume die Blüte noch verschlossen war. Was sie aber dann nicht mehr sehen konnte war wie Hana sie sanft vor sich in das Beet einbettete und mit Erde zudeckte. Ein sanftes Lächeln lag ganz kurz auf seinen Lippen, als er die Blume vor sich einfach nur ansah. Es war die einzelne Kamelie, die er damals vom Feld mitgebracht hatte und die noch immer nicht auf die Idee gekommen war zu blühen. Er hatte sich um sie gekümmert, immerhin durfte er sie behalten, aber sie wollte einfach nicht blühen, war aber gesund. Das machte ihm etwas Sorgen. Doch seine Mutter hatte ihn beruhigt. Manchmal brauchten einige Blumen halt länger um zu blühen, einfach weil es noch nicht an der Zeit war. Irgendwie sowas hatte sie zu ihm gesagt. Und das war okay. Er würde einfach weiter machen. Entweder blühte sie…oder halt nicht.

Opacho kam danach von dem Wigwam weg und lief rechts sacht auf ihn zu. Sie wusste nicht ob er sie bereits gehört hatte und wollte ihn nicht verschrecken. Aber Hana war nicht blöd und unachtsam. Er wusste dass er beobachtet wurde und er konnte sich gut vorstellen wer es war, denn momentan wollte ihn sicherlich keiner sehen, außer seiner Mutter und Opacho. Und als sie dann rechts von ihm ankam, sah er etwas ernst zu ihr und behielt seine Schwester genau im Blick, die sich etwas auf Abstand zu ihm setzte und sich auf einem geschlossenen Krug am Wigwam niederließ. Neugierig und entspannt sah sie ihn an und er fragte sie dann:

„Was willst du? Bist du gekommen um dich über mich lustig zu machen?“

Opacho warf ihm einen etwas verdutzten Blick zu. Woher nahm er denn diese Annahme? Sie schüttelte dann nur den Kopf leicht und antwortete ihm neutral und ruhig:

„Nein. Warum sollte ich sowas machen?“

Hana sah wieder auf die Blumen vor sich, vor denen er noch immer kniete.

„Weil ich doch genau das bin. Ein Witz. Eine Enttäuschung für jeden und das schon immer. Aber es ist mir egal. Ich habe nichts falsch gemacht.“

Er sagte das sehr zuversichtlich und dennoch konnte sie nicht leugnen einen kleinen Ton von Unsicherheit darunter zu bemerken, unter dieser Schale aus Zuversicht. Zweifelte er vielleicht doch etwas an seinen Handlungen? Früher hätte er das nie getan. Stur wäre er davon überzeugt geblieben. Er hatte sich wirklich verändert. Sie sprach dann zu ihm:

„Wenn du dir so sicher bist, warum bemerke ich dann diesen kleinen Unterton von Unsicherheit in deiner Stimme?“

Hana antwortete nicht und starrte nur weiter auf das Beet. Opacho seufzte.

„Du hast dich wirklich verändert, weist du das Hana? Früher hättest du nie an deinen Worten und Taten gezweifelt. Und nun sitze ich hier und frage mich: Woher dieser Wandel? Ist das etwas was DU bewusst wolltest? Oder mehr: weil du jemanden gefunden hast der dir langsam die Augen öffnet und das es für jede Tat auch Konsequenzen geben kann. Nicht nur für dich sondern für alle in deinem Umfeld.“

„Warum hast du mich nicht verpetzt?“

Krachte Hana ruhig dazwischen und sah dann wieder nach rechts zu seiner großen Schwester, die etwas überrascht schien über diese ehrliche Frage. Das war etwas was sie sich auch lange gefragt hatte, aber sie wusste die Antwort genau. Sagte es aber noch nicht. Hana sprach weiter:

„Du und Silva...Wenn ihr mir wirklich seit dem Tal auf den Fersen wahrt, dann habt ihr Sakutaro und Paku gesehen! Und dennoch habt ihr beide die Backen gehalten und nichts gegenüber dem Rest des Dorfes erwähnt! Ihr lügt meinen Vater an und bringt euch damit selber nur in Schwierigkeiten! Also warum machst ihr das?!“

Sakutaro war sein Name? Anders als das was sie kannte. Aber... Machte er sich etwa Sorgen um sie? Opacho schmunzelte deswegen ganz kurz. Hana war zwar lauter und sauer mit seiner Sprache, aber dennoch zeigte er Sorge und Sympathie mit seinen Worten. Er war ein unglaublicher Dickkopf, aber ein verdammt guter. Danach legte sie ihre Hände verschränkt vor sich an die Brust und gab ihm als Antwort:

„Ich weis nicht warum Silva die „Backen“ hält, wie du so schön gesagt hast, aber ich kann dir sagen warum ich das getan habe…Weil es sich einfach nicht richtig angefühlt hat das zu tun.“

Mit dieser Antwort hatte der junge Sohn des Häuptlings nun nicht gerechnet, weshalb er sie auch etwas verdutzt ansah. Es fühlte sich nicht richtig an? Was meinte sie? Er bekam seinen Kopf nicht um diese Tatsache herum, so dass er sie direkt fragte:

„Was meinst du denn damit?“

Interessant das er so direkt danach fragte. Seine Schwester löste sich von dem Wigwam hinter ihr und kam neben ihn auf den Boden. Somit saß sie rechts von ihm und sah auch auf die Blumen vor sich im Beet. Doch im Gegensatz zu Hana, der sie noch immer verdutzt und muffig ansah, blickte sie nur auf die Blumen und lächelte. Besonders als sie eine bestimmte sah. Es war die einzelne Blume, welche er zuletzt eingesetzt hatte und die noch nicht blühte. Erst konnte man denken dass es komisch wäre, denn immerhin müssten alle Blumen schon in voller Pracht blühen. Aber als sie erkannte um welche Blume es sich handelte, da wusste sie dass alles okay war. Heh, was für ein Zufall. Es war dieselbe Blume zwischen denen damals auch Yoh gesessen hatte. Es war eine rote Kamelie. Und da sie noch nicht erblüht war…war in Hana seinem Herzen offenbar auch noch keine Liebe erblüht.

Bis heute war es ein Phänomen. Nur in Hana seiner Blutlinie schien es eine Verbindung zu der Natur zu geben. Zu den Geistern der Natur und zu dieser Blumensorte. Woran das wohl lag? Wenn die rote Kamelie erblühte, dann blühte auch Liebe im Herz dieser Blutlinie. Und Opacho fragte sich in der Sekunde eine Sache: Besaß Hana auch diese starke Verbindung zu der Natur? War er…wie seine Mutter ein Schamane? Sie riss sich aus den Gedanken los und grinste frech zu ihm rüber, als sie ihm antwortete:

„Naja es sah aus als magst du diesen Fremden sehr der dich unter Onayas-Gift begatten wollte. Wie war sein Name noch mal? Ach ja genau! Sakutaro, nicht wahr?“

Sie lächelte so breit und frech zu ihm rüber, das Hana nicht anders konnte und schlagartig rot anlief. Es war nicht nur die Tatsache, dass sie sich den Namen des Piloten gemerkt hatte und ihn an diese peinliche Situation erinnerte, sondern auch dass sie beide offenbar bei diesem höchst intimen Moment erwischt hatte! Für den sie beide übrigens nichts konnten! Aber seine Schwester war noch nicht fertig und sprach weiter:

„Er ist nicht mein Fall, aber ich muss zugeben dass er wirklich gutaussehend ist. Liegt aber auch in deinem Blut sich für das männliche Geschlecht eher zu interessieren als für das Weibliche. Wäre er kein Außenseiter dann könnte er ne echt tolle Wahl sein. Groß, stark, gutaussehend, da würde guter Nachwuchs draus entstehen und mit deiner natürlichen Schönheit sicherlich noch mehr. Wer würde sich da nicht verlieben?“

Dabei legte sie frech die Hände an den Hinterkopf und schmunzelte mies zu ihm rüber. Sie hatte extra so aufgelegt um ihn zu ärgern und es war erfreulich zu sehen das Hana sich voll darauf einließ. Er zögerte nicht eine Sekunde und fauchte ihr volle Kanne ins Gesicht:

„Ich bin nicht in ihn verliebt!! Er ist ein großer, blöder Idiot der nur Probleme macht!“

„Ist er das ja? Na perfekt dann seit ihr ja schon zu zweit. Deswegen bist du auch so gern bei ihm was? Ich hab doch die Umarmung am Strand gesehen.“

„Ich bin nicht gerne bei ihm!! Ich nutze ihn nur aus, so wie er mich ausnutzt!“

Hana wusste das es eine dreiste Lüge war, aber in der Sekunde war es ihm so peinlich dass er dies aus Reflex gesagt hatte. Denn in Wahrheit war er sehr gerne bei Sakutaro. Und das hatte nichts mit Liebe zu tun. Doch Opacho wusste das er log, aber sie ließ ihn einfach damit in Ruhe. Sie war nicht da um ihn zu ärgern. Besonders nicht nachdem er diese miese Brandnarbe verpasst bekommen hatte und nun ein Geächteter war. Und es war erstaunlich, wenn sie ihn so sah, wie locker er damit umging. Kein Wort fiel über diese Narbe und er hatte auch nicht einmal versucht nach ihr zu fassen. Entweder steckte er das gut weg, oder er konnte es erfolgreich ignorieren. Er war verdammt stark. So das sie ihm frech mit der linken Hand durch den Haarschopf wuschelte und dabei sprach:

„Genau Hana. So wie damals, als du mir sagen wolltest du wärst mit einem weißen Fuchs befreundet, den aber keiner außer dir sehen konnte.“

Hana riss ihre Hand aus seinem blonden Haar und machte es sich wieder muffig zurecht, als er dabei fauchte:

„Ame war keine Einbildung!“

Das hatte er damals immer und immer wieder gesagt. Opacho konnte sich noch gut daran erinnern. Hana war noch klein gewesen, gerade mal vier Jahre alt, als er eines Tages ankam und sagte: er wäre mit einem Fuchs befreundet der weiß wie Schnee wäre. Alle waren deswegen sehr verwirrt gewesen, nicht nur weil er das gesagt hatte, sondern weil er auch einfach alleine durch das Dorf rannte und mit jemanden spielte den keiner sehen konnte. Es kam vor dass Kinder, die einsam waren, sich imaginäre Freunde ausdachten um nicht mehr allein sein zu müssen, aber bei Hana wirkte das alles sehr real. Es sah aus als wäre da wirklich etwas gewesen was keiner sehen konnte. Er nannte den unsichtbaren Fuchs: Ame. Hatte ihm diesen Namen gegeben weil er ihn an einem regnerischen Tag kennengelernt hatte. Viele hielten ihn für verrückt, obwohl er nur ein unschuldiges und einsames Kind war. Obwohl Opacho, zu der Zeit, noch bei ihm gewesen war, fühlte sich Hana offenbar einsam und ausgegrenzt. Konnte man es ihm verübeln? Immerhin fühlte er schon damals dass ihn viele nicht mochten weil er dieselbe Haarfarbe wie Asanoha hatte. Die einzige Person, die ihn nicht wegen seinem Fuchsfreund hänselte, oder für verrückt hielt…war seine Mutter. Yoh hatte ihm immer geglaubt und sogar mitgespielt. Opacho fand das spannend und konnte nicht verstehen warum Yoh Hana seine Fantasie noch so sehr mit ankurbelte. Doch inzwischen konnte sie verstehen warum. Sicherlich wusste Yoh damals schon…das Hana mit einem Geist der Natur spielte. Starke Schamanen waren in der Lage Geister der Natur zu sehen, als wären sie wie Menschen da. Und bei Kindern war das noch ausgeprägter und verlor sich mit dem Altern nach und nach. Doch wenn ein Mensch ein gutes Herz und die Begabung hat, dann ist er auch im Erwachsenenalter in der Lage Geister zu sehen. Oder aber wenn man eine Nahtoderfahrung gemacht hatte, dann konnte sich diese Fähigkeit auch aktivieren. So wie bei ihr.

Sie lächelte und antwortete ihm:

„Natürlich nicht.“

Danach sah sie aber wieder zu seinem Rücken, wo seine langen Haare die Brandnarbe verdeckten. Es tat ihr weh das zu sehen, was Hana bemerkte und ihrem Blick kurz folgte. Es dauerte nicht lange und er verstand, gab als Antwort:

„Halb so wild. Tut schon fast nicht mehr weh. Mach dir deswegen keine Sorgen.“

Sie sah ihn an. Er war so stark.

„Ich mache mir Sorgen um dich Hana. Du hast diese Narbe nur bekommen weil du momentan sehr gefährliche Wege einschlägst. Ich bin deine große Schwester und es stimmt das ich vorhin nicht eingegriffen habe, weil ich wusste ich würde dich so in nur noch größere Probleme steuern. Aber Hana, du musst dir im Klaren sein das es gefährlich ist mit diesen Fremden Kontakt zu halten. Nicht nur für dich, sondern auch für den Rest des Dorfes.“

Sie sagte das sehr vorsichtig und besorgt zu ihm, in der Hoffnung sie würde ihm damit nicht gleich auf den Schlips treten und er dadurch seine Mauern hochfahren. Aber so stur, wie er nun mal war, verschränkte der Junge die Arme vor sich und sah auf das Blumenbeet runter. Sein Blick war ernst und überlegend, aber dennoch wusste er, nach Sekunden des Nachdenkens, sofort was er zu sagen hatte. Also muffte er leicht die Luft aus seiner Nase und sprach:

„Das Dorf ist mir völlig egal. Genauso wie ich ihnen egal bin. Du kannst nicht verstehen wie ich mich fühle und das verlange ich auch nicht von dir. Aber akzeptiere einfach dass ich den Kontakt zu ihnen nicht abbrechen werde. Sie sind vielleicht etwas komisch und nicht von hier, aber das bin ich auch! Ich habe einfach das Gefühl das ich nicht hier her gehöre! Okay ich wurde hier geboren, aber dennoch fühlt es sich an als müsste ich woanders sein. Glaub es mir, oder nicht, aber bei ihnen fühle ich mich wohl.“

Das verstand Opacho wirklich nicht und sie sprach etwas besorgt und eindringlicher:

„Hana das sind fremde Menschen von Außerhalb. Wie lange kennst du sie schon? Einige Tage? Du kennst sie doch nicht mal lange genug um zu wissen dass sie uns nichts Böses wollen. Die Menschen in diesem Dorf kennst du seit deiner Geburt. Mich, deinen Vater, Goldva und Silva. Und deine Mutter kennst du seit du bei ihr im Bauch warst. Wie kannst du einfach so sagen dass du dich bei ihnen wohler fühlst, wenn HIER deine Familie lebt?“

Das waren sehr gute und berechtigte Fragen, weswegen Hana ernst zu ihr sah. Er konnte nicht anders. Er war ehrlich und deswegen sprach er zu ihr:

„Weil sie mich nehmen wie ich bin. Und wenn wir schon dabei sind: DU kennst sie doch überhaupt nicht! Ich kenne Sakutaro jetzt seit drei Tagen. Paku sogar erst seit gestern Abend und ich kann jetzt schon sagen das sie nicht die bösen Menschen sind die IHR gerne haben wollt! Und das ist so typisch! Jeder der anders ist wird bei uns sofort als ein Feind abgestempelt! Dabei ist das völlig unnötig! Ich war am Anfang genauso bescheuert gewesen! Ich habe Saku am Strand gefunden und das erste was ich tat war ihn als Feind anzusehen! Als jemand der mich umringen will, als Monster! Dabei ist er nichts davon! Er war am Anfang nur so gemein und abweisend zu mir weil ich ihm das Gefühl gegeben habe es sein zu müssen! Und das ist eine völlig normale Reaktion! Eine weswegen ich ihm nicht mal böse sein kann. Ja er hat nicht alle Latten am Zaun und ist etwas unberechenbar, aber das ist bei mir auch so!“

Das unberechenbar war bezogen auf seine Aggressionen mit denen er Hana öfters mal fast umgebracht hatte. Doch jedes Mal, wenn er wieder runter kam, hat er ihm geholfen oder gehen lassen! Er war kein böser Mensch, sondern besaß nur eine kurze Zündschnur und war extrem abwehrend anderen gegenüber. Aber auch das legte er langsam bei Seite. Hana hatte das gesehen. Er hatte es am Strand gesehen. Wenn man ihm genug Zeit gab und Vertrauen dann schien er ein korrekter Kerl zu sein der Freundschaft schätzte. Paku hatte sowas auch bereits angedeutet. Und genauso war Hana auch. Wie könnte er jemanden verurteilen und keine Chance geben, wenn er unter demselben Problem litt wie er und wusste was er durchmachte? Oder zumindest dasselbe Problem kannte. Und Saku hatte am Strand gezeigt das er anders sein konnte. Allein was er mit der Schildkröte getan hatte zeigte was für ein guter Mensch unter dieser harten und unnahbaren Schale schlummerte. Und diesen wollte er kennenlernen. Saku akzeptierte ihn wie er war. Vielleicht…könnten sie Freunde sein. Hana wollte das inzwischen sehr gerne, denn er fühlte sich wohl bei ihm. Er mochte es sich mit ihm zu streiten und Hals über Kopf in Abenteuer zu stürzen, egal wie gefährlich diese auch waren. Und das war die Wahrheit. Er sprach weiter:

„Sie sind gute Menschen. Das weis ich einfach. Auch wenn sie ihre eigenen Eigenarten und Probleme haben. Vielleicht auch schlimmere als der Rest bei uns im Dorf, aber genau deswegen mag ich sie so sehr! Sie sind…alle Spinner! Und ich bin auch ein Spinner Opacho! Und genau deswegen fühl ich mich wohl bei ihnen.“

Seine Schwester sah ihn genau an. Das war es also. Es freute sie sehr das Hana so offen und ehrlich zu ihr war, aber dennoch konnte sie das Gefühl nicht abschütteln das etwas Schlimmes passieren könnte wenn er Kontakt zu ihnen hielt. Es lauerte wie ein dunkler Schatten über ihm. Und so sehr sie auch wollte dass er einfach wieder der Junge von damals war…so wusste sie dass es vorbei war. Hana wurde erwachsen und sie musste sein Handeln und seine Entscheidungen akzeptieren lernen. Sie war nicht Hao und auch nicht Yoh. Sie war nur seine Schwester und hatte nicht die Befugnis ihm zu sagen wie er sein Leben zu führen hatte. Konnte ihm nur Ratschläge geben und wenn er diese nicht annahm dann war es halt so. Es klang komisch aber der Kleine war offenbar dabei…sich zu verlieben. Er würde das nicht zugeben und bemerkte es vielleicht selber noch nicht, aber wie er über diesen Fremden sprach war schon sehr eindeutig. Genauso wie das was sie zwischen ihnen gesehen hatte. Vielleicht…fiel ihr das als große Schwester deswegen nicht so leicht. Immerhin…sah sie das kleine Küken, was sie seit seiner Geburt kannte, langsam heranwachsen und erwachsen werden. Und zum Erwachsenwerden…gehörte auch Liebe. Sie wollte für immer dass er ihr kleiner, sturer Bruder blieb. Aber das war unrealistisch. Das hatte sie zu akzeptieren und offenbar früher als sie dachte.

Als sie nichts mehr zu ihm sagte war für Hana das Thema auch bereits beendet gewesen. Er kam auf seine Beine und sah zu ihr runter. Ein Seufzer entfloh seiner Kehle und er sah sie einfach nur an. Es tat ihm leid dass er eben so ehrlich zu ihr gewesen war. Er wollte sie nicht bedrücken und am liebsten einfach das machen was sie sagte damit es ihr besser ging. Immerhin liebte er sie. Aber so lief das nicht. Sie verdiente die Wahrheit und deswegen hatte sie diese auch bekommen. Wenn er es schon nicht bei seiner Mutter sein konnte…dann wenigstens bei seiner geliebten Schwester. Also lief er an ihr vorbei, packte sich hinter ihr, am Wigwam, einen neuen Speer und lief wieder zurück an ihr vorbei, blieb mit dem Rücken zu ihr stehen und sprach:

„Ich mache was mein Herz mir sagt. Und es tut mir leid wenn ich deswegen deinem wehtue. Aber wenn der Weg den ich gehe mir nur Probleme bringt dann ist das okay. Es ist meine Entscheidung. Vielleicht…bin ich wirklich wie meine Großmutter. Denke egoistisch nur an mich und nicht an das Dorf. Aber ich gehe meinen Weg, egal wie viele Narben ich noch verpasst bekomme. Ich beuge mich nicht. So war ich noch nie Opacho und das weist du. Und deswegen gehe ich jetzt zu ihnen. Bitte…halt mich nicht auf.“

Hana wusste das es nur wieder Ärger bringen würde einfach zu gehen. Aber es machte ihm nichts aus. Er war ein Rebell und ehrlich gesagt…fühlte er sich langsam wohl damit. Er akzeptierte seine Rolle im Stamm. Er war der Außenseiter…genau wie Saku.

Opacho sah zu ihm auf und zu seinem Rücken. Leicht konnte sie die Narbe unter seinem Haar sehen, das etwas durcheinander hingen. Sie sah schlimm aus und sollte behandelt werden. Doch es lag nicht an ihr das zu tun. Er würde das nicht wollen, also tat sie etwas komplett anderes. Sie lächelte und kam auf ihre Beine. Noch während sie auf ihn zu lief, fasste sie sich hoch in das Haar und zog Schuck aus diesem. Etwas was sie rechts im Haar klemmen hatte. Es war eine Erinnerung an ihre echte Mutter und sie fasste es fest in ihren Händen, als sie hinter Hana stand und es ansah. Es war ein alter Kamm, den sie mit Steinen selber verziert hatte und immer bei sich trug. Danach blickte sie wieder zu ihm.

Er war…etwas größer geworden. War nun leicht etwas größer als sie. Wirklich nur leicht, aber nun konnte sie es genau sehen, als sie da so standen, denn er war doch immer kleiner als sie gewesen. Er…wurde erwachsen. Und so nahm sie sanft, mit der linken Hand, sein langes Haar und hielt es fest, während sie mit dem Erinnerungsstück ihrer Mutter durch sein blondes Haar kämmte. Hana sah nur vor sich auf den Boden und schloss dann die Augen. Er schnaufte erleichtert. Es tat gut. Es weckte so viele Erinnerungen in ihm. Erinnerungen an eine Zeit als alles viel einfach gewesen war. Wo es nur ihn und sie gab. Als kleine Kinder hatte sie ihm öfters, genau so, die Haare gekämmt. Sagte ihm dabei immer und immer wieder, wie schön sein Haar wäre. Und er hatte dabei gelacht wenn sie in seinen Haaren stecken blieb und jammerte dass sie den Kamm nicht mehr raus bekam. Alles war so viel einfacher gewesen als Kinder. Und wenn er könnte würde er sich nun einfach hinsetzten und sich den ganzen Abend von ihr striegeln lassen. Er liebte das Gefühl. Aber den Luxus hatte er nicht. Nicht mehr. Also löste er sich nach wenigen Minuten von ihr und sah frech über seine rechte Schulter zu ihr hinter. Opacho sah ihn etwas verdutzt an als Hana sprach:

„Wenn man fragt wo ich bin sag einfach: Dort wo ihr Hana nicht auf den Sack geht! Ich bin morgen wieder da!“

Und dann riss er sich komplett los und folgte dem Fluss runter zum Strand. Rannte so schnell er konnte und schien fröhlich dabei. Opacho sah ihm nur nach und wie er dann im Dschungel verschwand. Erst wusste sie nicht wie sie darauf reagieren sollte, aber dann konnte sie nicht anders als zu lächeln. Danach steckte sie ihren Kamm wieder in ihr wolliges Haar und sah auf den Fluss und das laufende Wasser neben sich. In der Sekunde realisierte sie etwas was Hana vorhin gesagt hatte. Es war eigentlich kein wichtiges Detail gewesen, aber für sie hatte es einen ganz anderen Nachgeschmack entwickelt. Am Strand also. Er hatte ihm am Strand gefunden…Im Nu wusste sie das Silva doch nicht nur vor sich hin gelabert hatte. Er hatte wirklich recht. Die Parallelen zu Hana seinem Treffen mit diesem Sakutaro waren sich sehr ähnlich zu dem was in der Legende mit Dyami passiert war. Er war ein Fremder aus der Außenwelt und kein Gott…aber er war am Strand gewesen und Hana hatte ihn so gefunden. Und wenn sie an ihren Bruder dachte…dann bekam sie das Gefühl das er geleitet wurde. Geleitet von diesem Sakutaro. Er war der Alder aus ihrer Legende. Das konnte wirklich kein Zufall mehr sein und sie hoffte einfach nur…das Hana wusste was er da tat. Egal was auch kam, sie stand hinter ihm und würde ihn nicht verraten. Und deswegen überlegte sie sich nun eine bessere Ausrede für ihn. Immerhin musste sie erklären können warum er mal wieder weg war.
 

Die Dämmerung setzte immer mehr ein und hüllte alles in ein warmes Orange.

Sakutaro konnte es genau beobachten, als er nach rechts von sich sah und raus auf den weiten Ozean vor ihm. Er war nun seit gut zwei Stunden wieder am Strand und reparierte bereits an seinem Zero herum. Das nötige Werkzeug hatte er nun wieder dafür. Auch war er endlich mal wieder ordentlich gekleidet. So trug er erneut ein ganzes, weißes Unterhemd und darüber seine Fliegerjacke. Seine Fliegerbrille trug er auch auf seiner Stirn und den langen Schal hatte er in dem Rucksack eingepackt, da es sehr warm geworden war. Er sah eigentlich aus wie immer, nur das er wieder oberhalb etwas trug und nicht so aufreißend am Strand lang stolzierte als wäre er auf einer Strand-Party. Matsumoto hatte ihn da etwas beschämt, obwohl er sich für seinen Körper weis Gott nicht zu schämen hatte. Er sah gut aus, aber er war mehr der verschlossene Typ bei sowas. Demnach fühlte er sich auch endlich wieder wohler in seiner Haut.

Doch Nachdem er das Lager, welches Kaizo hastig aus dem Boden zog, verlassen hatte, da wurde ihm ganz komisch. Es war ein eigenartiges Gefühl gewesen und das lag nicht daran das er auf seinem Rücken einen Rucksack mit sich trug in dem hauptsächlich Werkzeug gewesen war und weil dieser immer schwerer wurde je länger er wanderte. Es war etwas anderes. Fühlte sich an wie Erleichterung. Als würde sich eine Schlinge um den Hals lösen und man konnte wieder frei atmen. Und das war sehr komisch. Immerhin hatte er vor einigen Stunden gesehen dass es den Meisten seiner Truppe gut ging. Kaizo hatte viele vor dem Sturm gerettet und seine Jungs waren auch alle okay, warum war er also nicht fröhlicher darüber? Sollte er nicht erleichtert sein wenn er bei ihnen war? Immerhin war das Militär sein Leben geworden und fast immer gewesen und seine Staffel seine Familie. Dennoch ging es ihm schlagartig viel besser wenn er aus dem Dunstkreis von Kaizo seiner Armee raus kam und einfach am Strand bei seinem Zero sein konnte. Genau hier wo er abgestürzt war. Dort wo er Hana das erste Mal kennengelernt hatte…

So stand er gerade unter dem linken Flügel seines Fliegers und sah weiterhin rechts von sich zu der untergehenden Sonne und dem Ozean der deshalb glitzerte. Ihm wurde klar wie rein und ruhig es an diesem Ort doch war. Schon lange hatte er sich nicht mehr an einem Strand befunden und einfach nur die Natur genossen. Sich fallen lassen um einfach mal abzuschalten. Etwas was er nur sehr schwer konnte, da er durch und durch ein Kämpfer war. Kämpfen und Kriege gewinnen lag ihm im Blut und es war etwas was zu ihm gehörte wie Essen und Trinken. Wie Luft die er zum Atmen brauchte. Doch die letzten Tage war etwas passiert womit er niemals gerechnet hätte…er kam etwas runter. Diese drei Tage der Isolation, von der Außenwelt, hatten etwas mit ihm angestellt. Denn ursprünglich waren sie auf dem Weg zu einem Krieg gewesen. Sein ganzer Körper war bereit für diese Schlacht, die aber dann nicht passierte wegen ihres kleinen Unfalls mit dem Sturm. Hier auf der Insel war es ruhiger geworden und der Krieg fühlte sich so weit weg an wie nie zuvor. Etwas was Saku am Anfang sehr nervös und unruhig machte, war er doch fürs Kämpfen in Schlachten geboren worden. Doch es war nicht so als gäbe es an diesem Ort keine Kämpfe. Hier hatte er stattdessen andere Schlachten zu kämpfen und zu gewinnen. Besonders die gegen Hana. Diese drei Tage mit ihm waren härter und anstrengender gewesen als alle Schlachten die er in der Armee bisher hinter sich gehabt hatte. Dieser Junge trieb ihn an den Rand des Wahnsinns und wieder zurück. Als würde er in einer endlosen Achterbahn festsitzen und darum betteln das sie endlich stoppte. Man konnte sagen: Hana fuhr mit seinem Verstand Achterbahn…und mit seinen Gefühlen auch. Denn am Anfang konnte Saku ihn überhaupt nicht leiden! Wollte einfach nur dass er verschwindet und nie mehr zurück kam. Aber das trat einfach nicht ein, weil der Blonde ein unglaublicher Sturkopf war. Fakt war allerdings: Je länger sie beieinander waren und zusammen Dinge erlebten, umso mehr gewöhnte er sich an ihn…und das machte ihm Angst. Hana war nicht das bösartige und teuflische Balg das er am Anfang in ihm gesehen hatte. Das sich Saku insgeheim in ihm wünschte, denn…er wollte ihn nicht mögen. Er bekam richtig Sorge davor ihn zu mögen. Nicht nur weil Hana einen interessanten Charakter hatte und das Herz am rechten Fleck, sondern auch weil er schön war.

Seit Chiharu hatte Sakurai keinen mehr erlebt der sein Herz so berührte wie es Hana nun tat. Denn wenn er ihn sah…dann sah er Chiharu. Er konnte nicht anders, obwohl er wusste dass es falsch war. Und wenn er zurück an diesen Kuss dachte…dann wurde ihm warm. Es war kein richtiger Kuss gewesen. Irgendwie wusste er das. Er konnte es fühlen. Aber dennoch hatte etwas zwischen ihnen gefunkt in dem Moment und das machte Saku höllische Angst. Er wollte sich nicht wieder…verlieben. Und dann auch noch in einen Jungen. Was war nur mit ihm los? Aber dennoch war er hier. Er kam zurück zum Zero. Dem einzigen Ort den Hana und er zusammen kannten und den er definitiv wiederfinden würde. Erst dachte er er wäre nur an diesen Ort gekommen um seinen Job zu erledigen. Doch Paku hatte vorhin verdammt recht gehabt mit seiner Frage. Denn er war auch wegen Hana hier. Was erhoffte er sich dabei? Er wollte keine enge Bindung mit diesem Bengel von dieser Insel eingehen und dennoch war er hier und schien auf ihn zu hoffen. Zu hoffen das dieses dumme Gesicht jeden Moment über die Sanddüne wandern würde nur um ihm dann mal wieder den Rest des Tages zu versauen. Er…sehnte sich danach. Es fühlte sich natürlich an, als würde er das schon seit Jahren kennen und das innerhalb von drei verdammten Tagen. Er hatte sich verändert und das war etwas wovor er noch mehr Sorge hatte. Jeder physische Krieg war leichter als den den er gerade mit seinen Gefühlen kämpfte.

Also seufzte er plötzlich, woher der auch immer kam und sah hinter sich zu der Düne, über die Hana damals geflohen war. Damals als Saku noch überlegt hatte ihn einfach zu erschießen. Es wirkte plötzlich soweit weg. Und er war froh dass er es nicht getan hatte. Hana war irgendwo ein guter Junge unter dieser ganzen Fassade aus Drecksbalg. Er war meist einfach zu impulsiv und hitzköpfig. Aber dennoch war er klug, frech und wusste genau was er wollte. Er ließ sich nicht ausbremsen und ging stur seinen Weg. Etwas was Saku sehr beeindruckend fand und respektierte. Etwas was ihn an sich selbst erinnerte von vor so langer Zeit. Und wenn er ehrlich war…dann stritt er sich gerne mit Hana. Es fühlte sich erneut sehr natürlich und gut an. Als würde sie sich ewig kennen. Als wären sie zusammen aufgewachsen und durch dick und dünn gegangen. Es gefiel ihm wenn Hana bockig und sadistisch zu ihm war, denn sowas war er nicht gewohnt. Es war eine frische Brise in seinem Leben, denn Chiharu war…ganz anders gewesen. Sie war dagegen sehr sanft und lieb in Erscheinung getreten. Ja sogar schon sehr unterwürfig. Aber auch sie konnte einem zeigen wo der Hase langlief und wenn sie das tat dann liebte er sie nur noch mehr. Es machte ihn wild wenn sie bockig und stur gewesen war. Genau deswegen waren sie auch damals im Bett gelandet. Er sah es wieder genau vor sich als wäre es gestern gewesen: Sie hatten sie an dem Abend etwas gestritten. Er wusste nicht mal mehr um was es ging. Aber kurz darauf hatte er sie gepackt, wie wild geküsst und fiel über sie her. Ja und später fragten sie sich, im Bett und nackt nebeneinander, was passiert war. Wenn er so darüber nachdachte…war er vielleicht etwas masochistisch veranlagt? Er stand nicht auf Schmerzen, aber wenn er nach einem Streit eine sexuelle Erregung spürte konnte da was nicht stimmen. Sowas sollte zumindest nicht normal sein. Als wäre er tief im Innern ein wildes Tier, das in einem Käfig lauerte und nur darauf wartete dass einer mit dem Schlüssel vorbei kam und ihn frei ließ. Aber er war schon immer ein komischer Mensch gewesen. Genau wie Hana. Und er konnte erneut nicht leugnen…dass er es mochte wenn Hana ihm versuchte die Stirn zu bieten und bockig wurde. Anfing sich gegen ihn zu wehren und wusste was er wollte. Er…stand auf Menschen die wussten was sie wollten und ihren eigenen Weg gingen. Er respektierte das mehr als alles andere. Und bei Hana fühlte es sich sehr verbunden an.

Sakurai sah einfach weiter in Gedanken verloren zu dem Sonnenuntergang am Horizont des Wassers…Dabei stellte er sich so viele Fragen. Wie ging er in Zukunft mit dem Thema um? Und noch etwas plagte ihn plötzlich. Nur eine Frage:…Ob Hana kommen würde?

Doch bevor er überhaupt weiter denken konnte, nur wenige Sekunden danach, schob sich etwas vor seine Sicht. Es war ruckartig und hing kopfüber, wie eine Fledermaus plötzlich vor seinem Gesicht von dem Flügel seines Zero runter. Zähne blitzen zu ihm und aus einem lauten Mund krisch ihn etwas an, eine Person die Saku erst durch den Schock nicht erkannte, als die Stimme zu ihm brüllte:

„Überraschung!!“

Der Schock hatte gesessen. Kurz darauf brüllte er auf und fiel nach hinten auf seine vier Buchstaben. Verfolgt wurde er von einem Lachen das dreist und frech zu ihm herunter rang und nicht mehr aufhören wollte. Es war ein mieses, aber doch glockenhelles Lachen, so das er verdutzt und noch immer rasenden Herzens zu dem Flügel über sich auf sah und das blonde Haar, so wie die bernsteinfarbenden Augen zu ihm stachen…die er inzwischen mochte. Noch immer im Sand unter sich sitzend sah er auf. Doch seine Mine wechselte sofort in das mürrische, aller er das freche Grinsen des Jungen über sich sah. Diese kleine Ratte. Er war etwas beschämt, weil er sich so erschreckt hatte und instinktiv kam es dann laut aus ihm raus:

„Verflucht noch mal Hana!! Du willst mich wirklich umbringen, oder?!“

Der Junge über ihm lachte frech und noch immer kopfüber auf, ließ sich dann mit dem Oberköper ebenfalls komplett vom Flügel hängen und sagte dabei, als seine Arme in der Luft baumelten:

„Wenn es so wäre hätte ich dazu schon genug Möglichkeiten gehabt. Aber gerade wollte ich dich einfach nur erschrecken! Du hast so doof raus zum Wasser gesehen da konnte ich einfach nicht anders! Das war die perfekte Vorlage! Hab ich dich erschreckt?“

Saku sah nur genervt zu diesem blonden Äffchen hoch, was da vor seiner Nase an seinem Zero runter baumelte und frech grinste. Wie war er da nur hoch gekommen ohne dass er es bemerkt hatte? Man er musste echt tief in Gedanken gewesen sein wenn Hana sich an ihn anschleichen konnte ohne bemerkt zu werden. Er ließ nach, oder sich zu sehr ablenken. Und da fiel ihm schlagartig wieder ein wie sehr er ihn nicht mochte. Mieser, kleiner, blonder Gremlin! Er machte ihn wahnsinnig und das mit voller Absicht!

Dennoch pochte Saku sein Herz kurz auf, als er den Kleinen so vor sich im Sonnenlicht sah. Erblickte wie das blonde Haar im Licht golden schimmerte und seine Augen ebenfalls glänzten. Er war…schon echt hübsch. Warum sah er ihn anders als noch vor drei Tagen? Woher kamen diese Gefühle nur? Es fing an…seit er diesen Blackout im Tal hatte…

Dann riss er sich aber wieder zusammen und fauchte:

„Du kannst mich mal Hana! Und wenn du mich noch mal so erschreckst dann kann ich nicht dafür garantieren dass ich dich das nächste Mal nicht instinktiv erschieße!“

Dabei fasste er sich, an der Hüfte, mit der rechten Hand an den Waffenholster und zu der neuen Nambu die er aus dem Lager mitgenommen hatte. Da Hana ja so eine Intelligenzbestie gewesen war und seine eigentliche Waffe irgendwo entsorgt hatte, brauchte Saku halt eine Neue. Somit fühlte er sich automatisch auch sicherer als vorher. Nun konnte er sich wenigstens effektiv gegen Monster wehren, wenn noch mal eins auftauchen würde.

Hana sah ihn einfach nur neutral an. Bis er dann lächelte und frech sprach:

„Ach komm schon. Du hast mich einmal nicht erschossen, du wirst es wieder nicht tun. Dafür bist du nicht Kerl genug Saku.“

Schon wieder dieses: „Saku“. Er sollte das doch lassen! Hana bekam einen bösen Blick ab und der Ältere fauchte bedrohlich hoch:

„Willst du es herausfinden du Rotzbalg?!“

Sagte er und hielt noch immer mit der rechten Hand die Waffe in seinem Holster fest. Als Hana aber plötzlich, vor ihm, den Halt verlor und still vom Flügel nach vorne abrutschte, war die Stimmung komplett gekippt. Sein Gewicht, weil er kopfüber hing, zerrte ihn nach unten und genauso fiel er dann auch runter, donnerte mit dem Kopf in den Sand und muffte kurz dabei auf. Saku sah ihn nur verdutzt an…Was war das denn gewesen? Irgendwie hatte er erwartetet das Hana wie eine Katze auf den Füßen landen würde, aber alles was er an Grazie vor sich sah war ein Sack der auf den Boden donnerte. Und sogar noch etwas in der Position verblieb, nämlich das Gesicht im Sand und den Hintern nach oben. Der Pilot sah ihn weiterhin nur verdutzt an und es wurde so still das man nur das Rauschen des Meeres und die Möwen hören konnte die über die Wellen flogen. Kurz darauf regte sich der Blonde aber wieder und setzte sich auf seinen Hintern, wuschelte sich wortlos den Sand aus den Haaren und nieste danach sogar. Die Art wie er genossen hatte war wirklich niedlich gewesen, so das der Schwarzhaarige ihn nur an sah und seine Hand automatisch von der Waffe weg ging. Er sah ihn an und Hana sah zurück während er sich mit der rechten Hand noch im Ohr rumbohrte und versuchte Sand dort raus zu klauben. Was…war das nur? Saku hatte gedacht das der Junge gleich wieder zurückfauchen würde, aber nichts der Gleichen geschah. Hana saß einfach nur da, holte sich den Sand aus den Ohren und rieb ihn von den Augen weg, bis er danach wieder zu dem Älteren sah und frech, aber lieb lächelte, während er sprach:

„Du hast dein Versprechen gehalten. Du bist hier.“

Saku sah ihn erstaunt an. Ja…ja das hatte er wohl. Innerhalb von Sekunden wurde er etwas beschämt, auch wenn er nicht genau wusste wieso und wand seinen Blick von dem Blonden ab, als er dabei die Arme vor sich verschränkte und sprach:

„Ich bin hier um meinen Zero zu reparieren…Und um etwas Vorräte für meine Leute aufzutreiben.“

Total gelogen. Aber er konnte nicht sagen dass er auch wegen ihm hier war. Er schämte sich dafür. Immerhin mochten sie sich ja eigentlich nicht wirklich…Und danach stand er wortlos auf und lief zu dem Rucksack rüber, den er aus dem Lager hergeschleppt hatte. Hana sah ihm nur aufmerksam dabei zu. Ihm war aufgefallen das er eine neue Tasche hatte und diese viel größer war als das Damen-Handtäschchen was er vorher mit sich getragen hatte. Er lernte offenbar dazu, was? Danach sah er auch schon wie Saku etwas an der Seite des Rucksacks abzog und überprüfte. Hana kannte es nicht, aber es sah aus wie ein langer Stock mit einem Spinnenfaden daran, an dessen Ende etwas großes baumelte. Dann sah er noch wie der Ältere sich ein Messer von der Hüfte zückte und auf die Klinge sah. Sie blitzte im Licht der untergehenden Sonne auf und Hana war noch verdutzter. Was hatte er vor? Kurz darauf donnerte der Speer des Jungen, mit dem Griff zuerst, auf dessen Schädel, da er vom Flügel über sich herabgefallen war. Dies riss den Blonden aus seinen Gedanken und er sah zu seiner Waffe neben sich im Sand. So das er sie danach fasste und ebenfalls wieder auf die Beine kam.

Hana war erneut wenig bekleidet, so wie immer. Er trug oberhalb weiterhin nichts, nur seine Federn im Haar und eine weiße Hose die ihm bis zu den Knöcheln ging. Auch hatte er keine Schläppchen mehr an. Am Strand lief er eh lieber Barfuß. Und so stand er da und hielt den Speer rechts neben sich stehend im Sand fest, als er frech fragte:

„Und? Was bringst du mir heute über euch bei? Zeigst du mir wie man deine Waffe benutzt? Oder bauen wir an deinem Vogel rum? Wenn er fertig ist, bringst du mir dann das Fliegen bei?“

Saku sah von der Klinge in seinen Händen weg und zu ihm hinter. Hana schien plötzlich in Redelaune zu sein und warf ihm dabei so einen erwartungsvollen Blick zu als wollte er wirklich was von ihm lernen. Und zum Schock des Älteren: er war dabei mal nett. Was war los mit ihm? Er wirkte Saku gegenüber plötzlich viel offener und interessiert an dessen Herkunft und Kultur. Das machte ihm schon fast Sorgen, denn er war sich noch immer nicht sicher was er Hana sagen sollte und was nicht. Dieser Junge lebte behütet auf dieser Insel. Er sollte nichts von Kriegen und der Krankheit namens Kapitalismus erfahren die außerhalb dieser Insel wuchsen und erblühten. All das…gehörte nicht an diesen Ort. Aber er hatte gleichzeitig das Verlangen ihm etwas beizubringen. Kam sich wie ein großer Bruder vor der seinem kleinen, nervigen Bruder etwas beibringen wollte. Doch was davon konnte er machen…und was nicht? Es war seltsam aber er wollte Hana nicht verletzten. Ihm zeigen dass die Welt da draußen kaputt und korrupt war. Seine Träume damit zerstören. Wann war er nur so…rücksichtsvoll, ihm gegenüber, geworden? Außerhalb seiner Staffel war er das doch sonst auch nicht und selbst innerhalb dieser griff er öfters ordentlich durch wenn es sein musste. Das war sein Job als Staffel-Führer. Hana aber behandelte er plötzlich fast wie ein Küken unter den ganzen Adlern seiner Staffel. Zumindest dachte er so. Komisch…das erinnerte ihn an Paku. An damals als er das erste Mal in den Hangar kam und ihn kennen lernte. Er wurde von dem Großen damals auch so behandelt. War es das was man im Englischen: „passing the torch“ nannte? Wenn man sein Wissen weiter gab? Ein interessantes Gefühl. Eines was er eigentlich seinem Kind mal geben wollte und nicht Hana.

Danach seufzte er und wand sich ab, machte das Messer zurück an seinen Gürtel und warf sich den Stock über die rechte Schulter, als er danach stur an Hana vorbei lief und sprach:

„Angeln.“

Kam es nur plump aus ihm raus und er zog sich dann, hinter dem Blonden, schnell die Stiefel geschickt mit einer Hand aus und warf sie neben seinem Zero in den Sand. Danach schritt er auf den Ozean zu und Hana drehte sich zu ihm um und blinzelte verdutzt. Er verstand nicht was damit gemeint war und folgte ihm einfach nur still und neugierig. War das vielleicht eine neue Kampfart? Also dieses: Angeln? Immerhin hatte er diesen Stock dabei.

So folgte er ihm den Strand links entlang, lief dabei etwas weiter hinter ihm und auf Abstand, bis Saku wieder nach rechts zum Wasser bog und auf einen Felsen stieg. Sprang von Stein zu Stein, bis er auf einem großen an kam und sich dort dann hinsetzte. Hana machte es ihm nach und sprang geschickt ebenfalls von Stein zu Stein, bis er auf dem selben Großen angekommen war und sich still links neben Saku setzte, ihm danach neugierig dabei zu sah was er da mit dem Stock machte, den er nun vor sich hielt und daran rumfummelte. Sakurai bemerkte das und blickte nur kurz zu ihm rüber, war danach aber wieder bei seiner Angel und sprach:

„Was? Noch nie eine Angel gesehen?“

Hana verzog die rechte Augenbraue nach oben und fragte doch tatsächlich:

„Was ist eine Angel?“

Wenn Saku die Hände freigehabt hätte, dann hätte er sich mit voller Wucht gegen die Stirn geschlagen so baff war er. Er konnte einfach nicht glauben das er neben einem Jungen saß der noch nie eine Angel gesehen hatte! So das er anhielt und etwas schockiert fragte:

„Du willst mir doch nicht ernsthaft verklickern das du noch nie in deinem Leben gelangelt hast!?“

Hana sah ihn an und schüttelte den Kopf, so dass er danach bissig muffte:

„Höre ich mich wie jemand an der wüsste was dieses „Angeln“ ist?!“

„Das gibt es doch einfach nicht…“

Sprach Saku leise zu sich selbst und zog dann die Angel komplett aus. Hana sah ihm erstaunt dabei zu wie lang dieser Stock geworden war und war fasziniert. Das wirkte wie Zauberei für ihn. Wie machte er das?! Wie bekam man einen Stock länger als er eigentlich war?! So das er zu ihm sah und laut sprach:

„Du bist ein Hexer! Wie hast du den Stock länger bekommen?!“

Saku sah wieder zu ihm.

„Ähhhhh…indem ich ihn einfach rausziehe? Das hat nichts mit Hexerei zu tun Hana! Das ist einfach ein Gebilde das ineinander gesteckt wurde und das man rausziehen kann! Du benimmst dich ja wie der erste Mensch!“

Was er ihm gegenüber auch irgendwie war, in Anbetracht der Umstände. Aber Hana ging erst gar nicht auf seine Spitzen ein und fragte hektisch:

„Ja, ja was auch immer! Was macht man nun damit?! Kannst du damit kämpfen?! Oder das Wetter verändern?!“

Saku sah ihn fassungslos an. Der Junge hatte definitiv zu viel Fantasie.

„Das glaub ich einfach nicht…“

Kam es erneut leise aus ihm raus und an sich selbst gereichtet, so dass es der Blonde nicht mitbekommen hatte. Hana war nicht dumm, aber dadurch dass er auf dieser Insel lebte war er halt ein Hinterwäldler und kannte nicht mal simple Dinge wie das Angeln. Was ihn erstaunte, denn er fragte sich nun: aßen die Leute in seinem Dorf überhaupt Fisch? Und wenn ja: Wie fingen sie diesen? Doch besser er dachte nicht zu sehr darüber nach, denn er hatte von der Aktion eben schon leichte Kopfweh bekommen. Also schnaubte er und sah vor sich zu der ausgezogenen Angel, die er bereits über das Wasser unter sich hielt, als er anfing zu erklären:

„Okay dann fangen wir mal mit einem Grundkurs im Angeln an. GANZ am Anfang. Also: beim Angeln fängt man Fische. Das verstehst du, oder? Das Ding am Ende des dünnen Fadens nennt man einen „Köder“.“

Er zeigte dabei darauf und Hana sah ebenfalls hin. Saku sprach weiter:

„An den Köder werden in der Regel Essensreste oder kleine Tiere gehängt. Diese dienen als Nahrung und sollen den Fisch anlocken. Wenn er den Köder schluckt und zubeißt, verharkt sich das spitze Metall, was man: „Harken“ nennt, im Maul des Fisches und er hängt fest. Danach dreht man an der Kurbel hier und zieht ihn einfach aus dem Wasser. Mehr ist das nicht und das macht man immer und immer wieder. Es ist allerdings etwas Zeitaufwendig.“

Hana sah zu ihm und dann wieder genau zu der Angel in seiner Hand. Begutachtete sie von oben bis unten. Er sah all das was Saku eben erklärt hatte genau an und verschränkte dabei die Arme vor sich. Nicht gut. Sein Blick war inspizierend und streng, als er das tat, als würde er versuchen den Sinn dahinter zu verstehen. Was er auch tat…aber dieser für ihn einfach nur komisch war. So kam er zu einem Entschluss und sah wieder zu dem Piloten neben sich, sprach dann frech:

„Wirklich? SO fangt ihr Fische? Das ist doch total bescheuert! Ich meine: Sitzt du jetzt wirklich hier auf diesem Stein für mehrere Stunden und wartest darauf das sich ein Fisch erbarmt und in deinen Köder beißt? Denkst du wirklich die sind so doof?“

Und es war wieder vorbei. Gerade als Saku dachte ihm was Nützliches beigebracht zu haben haute Hana wieder mit Axt alles kurz und klein. So typisch. So das er muffig zu ihm sah und sich dann mit dem Kopf wieder abwand, als er dabei genervt sprach:

„Ja es soll Lebewesen geben die SO doof und kurzsichtig sind.“

Es war eine kleine Spitze gegen den Blonden gewesen, das er ihn mit einem dummen Fisch verglich, der hatte das aber nicht verstanden und legte den Kopf dann etwas schief. Was Saku vor hatte klang total langweilig. Da hatte er ja definitiv mehr Spaß dabei zuhause zu sein, wo sein Vater ihn durch Dorf jagen würde wenn er wieder Scheiße baute. Das wirkte viel spaßiger dagegen. Na toll. So viel zu dem lustigen und erfrischenden Tag am Strand. So schnaufte er und kam auf seine Beine. Saku bemerkte das und sah verdutzt zu ihm auf, als Hana hochnäsig und arrogant sprach, während er den Speer rechts von sich hielt:

„Na gut. Dann hock du hier mal und hoffe das die Fische so doof sind und auf deinen Trick reinfallen. ICH fange stattdessen richtig Fische. Mal sehen wer mehr gefangen hat bis die Sonne untergegangen ist.“

Und damit wand er sich ab und lief hinter Saku vorbei. Danach sprang er von dem Felsen und direkt in das Salzwasser unter ihnen. Verdutzt sah ihm der Ältere nach. Sah wie Hana bis zu den Oberschenkeln im Wasser stand und den Speer bereit in den Händen hielt um zuzuschlagen sobald ein Fisch vorbei kam. Er machte das wie die alten Stämme und wollte den Fisch mit dem Speer aufspießen, sobald dieser zu nahe vorbei schwamm. Das ergab Sinn und war nicht blöd. Saku aber runzelte die Stirn wegen etwas Anderem.. Sein Ernst? Machte er nun wirklich einen Wettkampf daraus? Aber mal abgesehen davon: da setzte wohl wieder sein Dickschädel ein. Da wollte Saku ihm was beibringen und Hana schlug es weg und wusste es mal wieder besser. Rotzlöffel. Aber er zuckte nur gleichgültig mit den Schultern und sprach dabei:

„Mach doch was du willst! Wir werden ja später sehen wer mehr Fische gefangen hat! Ich oder du mit deiner primitiven Art sich einfach auf Fische zu schmeißen wie ein Tier!“

Er nahm also die Herausforderung an. Hana sah zu ihm rüber und sie blickten sich gegenseitig muffig und genervt von einander an. Das ließ der Kleine natürlich nicht auf sich sitzen und fauchte zurück:

„Ach ja?! Heul später ja nicht rum wenn ich vor deiner Nase leckeren, gebratenen Fisch verspeise und du mit knurrendem Magen und Hunger daneben sitzen und zusehen darfst!“

Und damit wand er sich auch wieder ab und konzentrierte sich auf die Fische um sich im Wasser. Saku sah auch sauer weg und muffte laut vor sich:

„Fein! Mach doch was du willst du Sturschädel!“

Es war genau wie immer. Erst waren sie auf einer Wellenlänge und kamen gut miteinander aus und am Ende eskalierte es in einem Streit und in Dickköpfigkeit von beiden Seiten. Aber das war schon okay so. So sehr es Saku auch etwas enttäuschte das er versucht hatte Hana etwas beizubringen und der sich nicht darauf einließ, so fühlte es sich doch an wie immer wenn sie zusammen waren. Genau so…wie er es inzwischen irgendwie mochte. Und es war, obwohl sie sich zofften, viel entspannter und freier, als im Lager bei Kaizo. Es tat Sakutaro gut. Etwas von dem er nie gedacht hätte es mal zu erleben. Also das er sich außerhalb der strengen und strikten Armee-Regeln wohl fühlte, welche er seit Jahren befolgt hatte. So sah er nach wenigen Sekunden wieder kurz rechts zu Hana rüber. Nur ganz kurz und sah ihn da aufmerksam und ruhig im Wasser stehen. Wie aufmerksam und ruhig er plötzlich war…Doch danach sah er wieder vor sich zum Wasser. War etwas errötet dabei. Hana war ein sturer Bock…Aber ein verdammt hübscher.

Die Sonne ging immer weiter unter und selbst nach einer Stunde hatten beide noch immer nichts gefangen. Hana hatte definitiv die besten Möglichkeiten dazu gehabt. Die Fische hatten sich an seine Gegenwart im Wasser gewöhnt und schwammen dicht an seinen Beinen entlang. Aber jedes Mal, wenn er zustach, verfehlte er den Fisch und dann schwammen alle anderen auch panisch weg, so das er wieder warten musste das sie sich erneut an ihn ran trauten.

Saku dagegen saß noch immer auf seinem Felsen und seufzte. Er wusste ja das Angeln langweilig war aber SO schlimm hatte er es sich doch nicht vorgestellt. Er zuckte auf als Hana wieder einen Fisch verfehlte, es laut platschte und dann sah zu ihm. Der Blonde schüttelte den Kopf und Wasser spritze herum wie bei einem Hund der aus dem Regen kam. Drollig. Na ob das was wurde? Erneut seufzte Saku und sah wieder nach vorne, als er lauter sprach:

„…Scheint bisher ein klares Unentschieden zu sein, was?“

Damit meinte er: das beide noch nichts gefangen hatten. Der Blonde sah zu ihm rüber und muffte auf. Gab dieser Verlierer schon auf? Er sah ihn mürrisch an und sprach dann laut rüber:

„Geben wir schon auf?! Ich kann zwei Tage ohne Schlaf auskommen wenn es sein muss!“

Saku sah völlig unbeeindruckt nach vorne und schnaubte. Hah, lächerlich. Dann antwortete er emotionslos:

„Und ich zwei Wochen.“

Was stimmte. Als er mal an der Grenze von China gewesen war musste er so lange wach bleiben und im Dschungel überleben, denn sonst wäre er sicherlich nicht mehr hier. War ne harte Zeit gewesen. Doch nun hatte er andere Probleme, die plötzlich viel schwerer zu bewerkstelligen erschienen als im Dschungel zu überleben. Es war wirklich nervig warten zu müssen und so langsam verstand er auch wieder warum er Angeln als Kind immer gehasst hatte. Er war genervt und es wurde immer mehr, Minute zu Minute, je länger das ging. Bei Hana aber artete es langsam extrem in Frustration aus, das er einfach immer wieder die glitschigen Fische verfehlte, aber bei Saku war es dann plötzlich etwas ganz anderes was ihn immer mehr auf die Palme brachte als das Warten und er seine Wut bald nicht mehr unterdrücken könnte. Er saß noch immer da und auch bei ihm hatte bisher nichts angebissen und das nur aus einem Grund: Hana vertrieb mit seinen Aktionen die Fische. Der Aufruhr, den er im Wasser rechts betrieb, kam bis zu ihm rüber und verjagte dort auch alle Fische von seinem Köder, so dass alles in ein unmögliches Unterfangen abzudriften drohte. Wenn das so weiter ging saßen sie beide am Ende des Tages am Lagerfeuer und mussten hungern! Und Saku war egoistisch. Er wollte nicht hungern, also platzte ihm endlich der Kragen, als Hana wieder in das Wasser neben ihm schlug und erneut einen Fisch verfehlt hatte. Er sah wütend zu dem Blonden rüber, der weit über Brust patschnass war und fauchte zu ihm:

„Verflucht noch mal, Hana!! Kannst du endlich mal aufhören wild und stupide im Wasser herumzustochern?! Du verscheuchst mir alle Fische mit deiner bekloppten Aktion!!“

Er fauchte das so giftig und pissig rüber, das Hana verdutzt und etwas überrumpelt zu ihm rüber sah, weil es so aus dem nichts aus ihm geschossen kam. Danach blinzelte er etwas verwirrt und sein Hirn hatte endlich verstanden was Saku eben gesagt hatte. Kurz darauf knurrte er und fauchte genauso laut und genervt zurück:

„Bitte?! Was kann ich denn dafür dass dein dummer Plan, der übrigens von Anfang an schon dumm gewesen ist, nicht funktioniert?! Ich hab dir gesagt das die Fische schlauer sind als du!“

Und es ging los. Saku feuerte zurück:

„Ach ja?! Und schlauer als DU sind sie offenbar auch, oder Hana?! Immerhin schmeißt du dich seit einer guten Stunde wie ein Trottel in das Wasser und hast auch noch nichts gefangen! Nur mit dem Unterschied, das ICH nicht nass bin und mich dabei nicht zum Affen mache!!“

„So wie du da sitzt machst du dich schon längst zum Affen!! Was versuchst du als Nächstes, hä?! Willst du den Fischen gut zureden und sie bitten an deinen Köder zu beißen?! Willst du ihnen etwas vorsingen in der Hoffnung dass sie auf magische Art und Weise dann in deine Arme springen?! DU machst dich lächerlich Sakutaro!!“

„Ich mache mich lächerlich?! Das sagt der Rotzbengel der seit seiner Geburt auf dieser Insel lebt und offenbar nicht mal in der Lage ist sich selbst Essen zu besorgen! Haben Mami und Papi dir immer die gebratenen Tauben ins Maul gelegt und dich gut gefüttert du armes, kleines Küken!?“

„Sagt der „unglaubliche“ Pilot der nach dem ersten Sturm am Horizont schon gleich an einem Strand bruchlanden musste! Da hat dir die Göttin des Windes ganz schön den Arsch versohlt was Sakutaro?!“

„Sowas kann nur ein Bengel von sich geben der keine Ahnung vom Fliegen hat! Die einzige Art des Fliegens die DU kennst ist nach vorne und aufs Maul, oder Hana?! Den besten Beweis sehe ich doch wieder mal vor mir! Du bekommst nichts gebacken, oder du Versager?!“

„Sagt der Trottel dem ich letzte Nacht den Hintern retten musste weil er sich hat von einem Wolfsmenschen beißen lassen wie ein blutiger Anfänger!! Pack dich an deine eigene Nase du Schwächling!!“

„Wer ist hier der Schwächling?! Ich könnte dich locker mit einer Hand packen und alles mit dir machen was ich wollte, weil nichts an dir dran ist du Strich in der Landschaft!!“

„Ach ja?! Dann komm doch her du Feigling!! Dazu hattest du vorher schon nicht die Eier und du hast sie auch jetzt nicht!! Alles was du sein kannst ist ein brutaler Perversling!!“

Unbewusst spielte Hana auf die Aktion im Tal an. Auf die fast gelungene Vergewaltigung und aufgezwungene Nähe des Älteren. Was nicht fair gewesen war, aber er war so in Rage das er einfach nur um sich schlug. Und genau das reichte in dem Moment. Es war wieder komplett eskaliert und Saku sah muffig und sauer zu ihm rüber. Kurz darauf stellte er die Angel vor sich ab, befestigte sie so, zwischen einem Spalt vor sich, dass sie noch stehen konnte und sie weiter angelte während er was zu erledigen hatte. Dann zog er noch seine Lederjacke und Fliegerbrille ab und legte beides direkt daneben. Besonders die Brille, denn er wollte nicht das Risiko eingehen und sie vielleicht im Wasser verlieren. Auch seinen Waffengürtel nahm er ab und warf ihn dazu, da er nun zu diesem Bengel gehen und ihm eine ordentliche Trachtprügel verpassen würde! Die hatte Hana nämlich mal nötig und Saku reichte es auch. NIEMAND nannte ihn einen Schwächling und Feigling! Und erst recht keinen Perversling! Das musste er sich nicht gefallen lassen und da er eh sehr kurz angebunden war, was seine Zündschnur anging, sprang er auch gleich danach neben sich ins Wasser.

Es platschte laut auf und Hana sah erschrocken zu ihm rüber. Irgendwie hatte er nicht damit gerechnet das Saku wirklich von seinem arroganten und hohen Ross runter kommen würde, aber nun hatte er es getan und der Blonde machte sich bereit. Er wollte ihn ja auch nicht verletzen, also stach er seinen Speer neben sich ins Wasser und in den Sand am Boden, knackte sich die Finger zurecht und fauchte:

„Ach trauen wir uns mal was, ja?! Dann komm nur her du großer Ochse!“

Hana hatte keine Angst das Saku ihn umbringen würde. Über den Teil waren sie hoffentlich etwas hinweg gekommen, nach der letzten Nacht, aber er wusste dass der Ältere böse zuhauen konnte. Das hatte er damals an der Klippe gemerkt, als Sakurai ihm immer wieder auf den Schädel schlug als sich Hana in seiner Hand verbissen hatte. Hey, aber wenn dann das volle Programm, oder? Immerhin war er heute schon beleidigt, angeschrien und verbrannt worden, da machten ihm einige Beulen und blaue Flecken, durch eine Prügelei, auch nichts mehr aus. Sakurai wartete näher durch das Wasser und fauchte dabei zu ihm rüber:

„Lauf so lange du noch kannst Hana! Wenn ich dich in die Finger bekomme ich schwöre ich reiß dich in Stücke!!“

„Versuch es doch!!“

Fauchte der Blonde tapfer zurück und dann hatte Sakurai auch schon die Spanne zwischen ihnen überbrückt und den Kleinen erreicht. Er schmiss sich förmlich auf ihn und es fing ein Gerangel an wie man es nur aus schlechten Teenager-Filmen kannte. Hana war der Kleinere und definitiv unterlegen, aber er rang und wehrte sich gegen den Großen wie ein Weltmeister, der immer wieder versuchte ihn ins Wasser zu drücken und niederzuringen. Hana fauchte und schrie dabei immer wieder mal auf, kam wieder aus dem Wasser, holte Luft und rollte sich dann über Saku, der auch mal den Halt verlor und dann selber unter Wasser war. Wenn man es nicht besser wüsste würde man denken da kämpften zwei kleine Leoparden im Wasser und rollten sich dabei spielerisch herum. Doch es war ernster als das. Sie taten sich nicht wirklich weh. Es folgten keine harten Schläge, oder Tritte. Lediglich Hana biss ab und an mal zu und brachte Saku dazu aufzuschrecken und wieder das Blatt zu wenden indem er Hana wieder versuchte an den Grund des Wassers festzunageln. Das ging sogar eine ordentliche Weile so weiter. Keiner wollte aufgeben, wie immer.

Der Ältere drückte ihn am Nacken unter Wasser und stützte sich auf allen Vieren über Hana ab. Zu dumm das Saku dabei die rechte Hand neben dem Blonden im Sand hatte und der dann da rein biss. Danach ließ der Ältere ab und Hana kam wieder hoch, sprang ihn frontal an, so dass er danach auf dem Schoß des Piloten saß, ihn am Oberteil, mit beiden Händen, gepackt hatte und keuchend fauchte:

„Gibt’s…du…auf?!“

Saku sah ihn ebenfalls keuchend und patschnass an, was sie beide übrigens waren. Natürlich gab er nicht auf! Er fuhr gerade erst richtig hoch! Saß da und stützte sich mit dem linken Arm hinter sich ab. So wollte er weiter machen aber…hielt kurz inne. Er konnte nicht anders und sah den Jungen vor sich nur an. Und er war fasziniert. Es war als würde man ihm mit einer Pfanne eine verpassen und ihn zur Besinnung holen. Er sah ihn einfach nur an.

Hana saß auf seinem Schoß und war patschnass. Das blonde Haar, welches im orangenen Licht der Sonne golden schimmerte, hing ihm klebrig und verspielt ins Gesicht und nass auf den Schulter daneben. Wassertropfen glänzten wunderschön auf seiner hellen und weichen Haut, welche Saku mit einer Hand spüren konnte, da seine Rechte Hana an der Seite vom Bauch fest hielt. Und sein Atem war schnell und zittrig vor Anstrengung. Saku war erschrocken von sich selbst. Warum…machte ihn dieser Anblick plötzlich so wild? War das der Grund warum sein Herz plötzlich schneller schlug, oder war es das Gerangel von vorher? Er konnte dies nicht mehr unterscheiden, nur noch Hana ansehen, dessen Augen so wunderschön glänzten wenn das Licht darauf fiel. Warum…war ihm das vorher nie aufgefallen? Was war nur…in jener Nacht mit ihm passiert? Warum löste dieser Bengel dieses Gefühl in ihm aus, wenn er so auf ihm saß? Ein Urinstinkt kroch in ihm hoch. Genau wie damals bei Chiharu. Er wollte Hana plötzlich packen…und ihn zu seinem Eigentum machen. Er hatte den Drang danach.

Doch der Blick des Jungen änderte sich plötzlich vor ihm, weswegen es den Älteren aus seinen romantischen Fantasien riss und er Hana verdutzt ansah…der dann plötzlich lachte. Er lachte so glockenhell und ehrlich das Saku doch tatsächlich dabei kurz rot anlief. Es war so ein…wunderschönes Lachen. Und dann zeigte der Junge mit der rechten Hand hoch auf den Haarschopf des Piloten und sprach:

„Der erste Fang des Tages!“

Sakurai verstand nicht ganz und blickte nach oben. Er konnte nur teils etwas sehen und das waren Scheren. Auf seinem Kopf saß ein großer Krebs und zwackte mit den Zangen immer wieder in der Luft zu. Er saß da völlig regungslos und drohte, hielt die Zangen dann vor sich hoch und zwackte wieder in die Luft, als würde er versuchen Saku zu beschützen. Hana lachte erneut und fasste sich dabei an den Bauch. Den Bewohner hatten sie wohl eben mit aus dem Sand unter ihnen gezerrt als es etwas holpriger wurde. Zum Glück hatte er niemanden dabei gezwackt. Und während der Kleine so lachte und Saku wieder zu ihm vor sah, noch immer etwas verdutzt wirkte…da konnte er plötzlich nicht mehr anders. Es war ansteckend. Hana sein Lachen war ansteckend und kurz darauf lachte auch Sakutaro zum ersten Mal wieder richtiger herzhaft dabei auf. Es war so ein warmes Lachen und ehrlich noch dazu, so das Hana aufhörte und ihn überrascht ansah. Noch nie…hatte er ihn lachen sehen. Da saß dieser knallharte und gefährliche Zero-Pilot, der bereits viele Menschen getötet hatte, einfach vor ihm und…lachte wie ein normaler Mensch. Und Hana wusste nicht warum aber es gefiel ihm. Es gefiel ihm so sehr das er etwas rot dabei anlief. Nicht weil er sich schämte…sondern weil ihm dieser lachende Trottel vor ihm plötzlich gefiel. Noch mehr als sonst.

Saku hatte…ein warmes Lachen und ein sehr schönes. Es erwärmte Hana sein Herz und er konnte nichts weiter tun als ihm dabei zuzusehen. Wollte sich jede Sekunde davon einprägen und dies nicht mehr vergessen. Und er erinnerte sich plötzlich an etwas. Der Einzige, der ihn jemals genauso warm und stark angelacht hatte…war sein Vater gewesen. Doch es war bereist so lange her, dass es nur noch eine wage Erinnerung im Hinterkopf war. War er ja damals noch so klein gewesen. Aber das Gefühl war dennoch da und völlig anders. Bei Hao fühlte es sich nach Geborgenheit und Freude an. Wie bei einem Vater dem man über alles liebte und bei dem man zuhause war. Doch bei Saku war es anders. Es fühlte sich auch nach Geborgenheit an…aber löste ein Kribbeln in ihm aus und ließ sein Herz schneller schlagen. Gefühle die er nicht kannte. War es das was man…Liebe nannte? Er wusste es nicht. Aber er mochte das Gefühl in seiner Brust und seinem Bauch.

Kurz darauf hörte Saku auch schon auf und fasste sich vorsichtig hoch an den Haarschopf. Geschickt packte er den Krebs mit der rechten Hand am Hinterleib und zog ihn von sich runter. Danach hielt er ihn vor sich und Hana, ließ das Tier mit den Beinen strampeln und sprach dabei locker:

„Toller erster Fang. Krabbensuppe mit einer Krabbe. Oh ja, davon wird jeder satt.“

Es war sarkastisch gemeint gewesen. Er kam sich so doof vor und dennoch lächelte er sanft und warf das Tier dann neben sich ins Wasser und weg. Das Teil machte keinen satt. So sah er dann wieder zu Hana und bemerkte wie der ihn ansah als würde er ihn anhimmeln, so das er verdutzt fragte:

„Was ist? Sag nicht du wolltest das Ding wirklich essen?“

Nein das war nicht der Fall. Er wollte plötzlich etwas anderes fressen…nämlich ihn. Es überkam Hana einfach dieses völlig neue Gefühl und ein Drang den er nicht kannte. Doch er wusste genau wo er diesen einzusortieren hatte. Etwas was er nie von sich gedacht hätte das er es jemals erleben würde. Und es schockierte ihn das es plötzlich da war, wenn er diesen nassen Trottel dort vor sich sitzen sah, der dabei unglaublich gut aussah und stark gebaut war. Er lief etwas rot an…Er wusste welcher Drang das war, denn er war nicht dumm…Es war der Drang sich zu paaren. Er fühlte sich wie ein Weibchen das von diesem starken Männchen Junge haben wollte. Und Hana…bekam Angst davor.

Ein lautes Platschen riss ihn aus seinen Gedanken und ließ ihn aufschrecken, so wie auch Sakutaro, der verwirrt hinter sich sah und weiter weg den Felsen hoch, an dem er vorher noch gesessen hatte. Seine Angel bewegte sich plötzlich hektisch und sofort setzte bei ihm die Realisation ein das ein Fisch angebissen hatte und er schrie kurz auf, dann riss er sich von Hana los, der verdutzt im Wasser sitzen blieb und ihm einfach nur nach sah. Der Pilot versuchte durch das Wasser zu rennen und kam einigermaßen schnell bei dem Felsen an. An diesen hievte er sich dann aus dem Wasser und packte patschnass seine Angel mit beiden Händen und das noch kurz bevor sie sich aus der Felsspalte lösen konnte, in die er sie gesteckt hatte. Dann sprach er laut:

„Ha! Da hat einer angebissen!“

Hana sah rechts neben sich zu dem Wasser wo die Angel drin angelte. Das laute Platschen, welches ihn aus seinen Gedanken gerissen hatte, war das eines Fisches gewesen der mit dem Köder kämpfte. Und der schien nicht mal klein zu sein, denn der Blonde sah die Wellen die er schlug und wie Saku die Angel wirklich stark festhalten musste um diesen Kampf nicht zu verlieren. Er zerrte und zog von links nach rechts und rollte dabei die Leine auf. Das war ein ganz schöner Brocken denn er wehrte sich heftig! Verblüffend das er überhaupt zugebissen hatte und das so völlig ohne Essen am Köder. Ehrlich gesagt wusste er nicht ob er ihn alleine aus dem Wasser bekam. Doch dann fühlte er plötzlich wie sich jemand von hinten näherte und um ihn herum packte. Ebenfalls die Angel griff und mit nach hinten zerrte. Verwirrt sah Saku über seine rechte Schulter hinter und erblickte Hana, der verbissen zerrte und dann fauchte:

„Lass ihn ja nicht entkommen! Das ist unser verdammtes Abendessen!“

Sakutaro sah ihn erstaunt an und musste plötzlich sanft schmunzeln. UNSER Abendessen, ja? Wessen Angel war es denn? Und dann zerrten sie beide nach hinten. Mit vereinen Kräften zogen sie schließlich einen verdammt großen Fisch aus dem Wasser. Hana hielt die Angel weiter fest, als Saku vorrannte und an der Leine den Fisch in Empfang nahm. Es war ein großer Thunfisch und schimmerte in den schönsten Blautönen. Hana überkam ein breites Lächeln, als er den gewaltigen Fisch sah den Sakurai da auf den Felsen zerrte und der halb so groß war wie der Blond selbst! Noch nie hatte er so einen großen Fisch gefangen! Und das war nur möglich gewesen wegen diesem Trottel und seinen verrückten Werkzeugen. Kurz darauf haute der Ältere, mit der Rückseite seines Messers, den Fisch auch schon bewusstlos, so dass er aufhörte zu zappeln. Kein schöner Anblick, aber humaner als ihm bei Bewusstsein aufzuschneiden. Auch Saku keuchte kurz und sah rüber zu Hana, der die Angel locker in den Händen hielt. Beide lächelten sich kurz an und dann sprach der Pilot:

„Gibt wohl heute Abend Fisch.“

In der Tat. Der Blonde lächelte nur sanft zurück und gemeinsam packten sie alle von Saku seinen Sachen ein und liefen zurück zum Zero. Der Große trug natürlich den Fisch auf der rechten Schulter und Hana den Rucksack so wie auch die Angel. Endlich mal ein Erflog an diesem sehr komischen Tag. Und Hana seine Gefühle, die er vorhin empfunden hatte, waren plötzlich wieder komplett verschwunden. Er dachte auch nicht mehr darüber nach. Alles an was er nun dachte war das leckere Abendessen. Das erste gemeinsame mit Saku. Und wie fröhlich er doch war. Die Sonne war kurz darauf auch völlig verschwunden und der Nachthimmel fing an alles wie ein warmes Tuch zu umhüllen.

Hana hatte kurz darauf Holz gesammelt. Dieses legte er in den Sand, dicht neben dem Zero und kurz vor dem Flügel unter dem sie vorhin gewesen waren. Es war alles bereit für ein Lagerfeuer und der Blonde sah Sakurai erstaunt dabei zu wie er das Feuer entzündete. Dafür benutze er etwas kleines, was er in der Hand hielt und einen Funken erzeugte. Wahnsinn was er für komische Werkzeuge besaß. Feuer zumachen wirkte plötzlich so leicht. Leichter als es mit Stock und Stein zu versuchen. Hana konnte nicht anders als fasziniert zu sein. All das kam aus einer Welt die er nicht kannte. Und immer wieder fragte er sich bei sowas: Wie sah die Welt aus von der Sakutaro kam? Gab es dort hohe Bäume? Waren einzelne Berge so hoch bis zum Himmel? Und in was lebten sie? Alles Fragen die er ihm gerne stellen wollte, aber es wieder vergaß als er so vor dem Feuer saß und Saku rechts neben ihm darüber nachdachte wie er den Fisch filetieren sollte. Ehrlich gesagt hatte er sowas noch nie gemacht. Denn immerhin hatte er nur kleinere Fische sein Leben lang gefangen und die musste man nur auf Stöcke spießen. So saß er da mit dem Messer und dachte nach wie er den Fisch zerlegen sollte und Hana konnte sich das einfach nicht mehr länger mit ansehen. So seufzte er genervt und nahm dem Piloten das Messer aus der rechten Hand, sagte dabei:

„Gib mal her! Das kann man sich ja nicht ansehen!“

Und danach zerrte er den Fisch zu sich rüber und durch den Sand. Er wurde aber nicht sandig, denn vorher hatten sie ihn auf ein großes Palmenblatt gelegt, welches Hana mit zerrte. Verdutzt sah Saku ihm einfach dabei zu und war erstaunt wie geschickt und gezielt der Junge da den Fisch zerlegte. Mit einem langen Schnitt machte er den Bauch des Tieres auf und sortierte alles an Orangen raus was keiner essen würde. Diese legte er neben sich in den Sand und fing an einzelne Teile des Fleisches in Stücken abzuschneiden. Saku blickte zu den Innereien und fragte neugierig:

„Woher weist du was du entfernen musst und was nicht?“

„Ich habe das schon öfters gemacht. Meine Mutter hat mir genau gezeigt wie man einen Fisch zerlegt, oder auch andere Tiere. Ich helfe ihr viel bei der Zubereitung unseres Essens.“

Kam es neutral von Hana während er einfach weiter den Fisch aufteilte. Verstehe, also konnte er kochen? Mal so neben die Tüte gekotzt: Er war ein Junge und konnte die Arbeit seiner Mutter verrichten? Sollte er nicht eher wie sein Vater jagen können und nicht den Haushalt schmeißen? Das fand Saku etwas komisch und sah ihm einfach nur weiter dabei zu. Er sagte nichts mehr und ließ Hana seine Arbeit machen, die er auch wirklich sauber und schnell verrichtete. Im Nu hatte er einige Stücke geschnitten. Große Stücke von denen jeder satt werden könnte. Danach legte er das Messer neben sich in den Sand und schob Saku wieder das Blatt mit dem Fleisch zu, der etwas verdutzt zu ihm sah und als Antwort bekam:

„Was? Auf Stöcke und dann über das Feuer wirst du sie ja wohl stecken können, oder Sakutaro?“

Klar konnte er das. So nahm er sie muffig an und ließ alles noch vor sich auf dem Boden liegen. Er saß direkt davor und griff dann rechts von sich in seinen Rucksack. Sakurai saß mit dem Rücken an seinem Zero und links von ihm, um das Feuer herum, saß dann Hana. Der sah ihm neugierig dabei zu wie er etwas aus seinem Rucksack zückte. Es sah aus wie eine kleine Vase, eine sehr kleine und die konnte er sogar öffnen. Vorsichtig streute er etwas über das Fleisch und Hana fauchte plötzlich:

„Hey was machst du da?!“

Saku sah ihn verdutzt an und fragte:

„Was?“

„Was machst du da über das Essen?! Hör auf damit!“

Was wollte er? Verwirrt sah er zu der Gewürzdose in seiner Hand und dann wieder zu Hana rüber, der ihn noch immer ansah als wollte Saku ihn vergiften. Ah okay, er verstand. Natürlich kannte er sowas nicht, so das er ihm die Dose zeigte und sprach:

„Das sind nur Gewürze. Damit würzt man das essen und dann schmeckt es besser. Ich hab sie aus dem Lager mitgebracht. Noch nie sowas gesehen, was?“

Gewürze? Hana kannte Gewürze, denn sie würzten sich auch ihr Essen mit Kräutern, aber sowas hatte er noch nie gesehen. Dann klappte Saku, mit dem rechten Daumen, den Deckel der Dose runter und schloss sie damit, nur damit er sie dann locker zu Hana rüber werfen konnte und der sie mit beiden Händen auffing. Etwas verunsichert und misstrauisch sah er die weiße Dose in seinen Händen an und machte den Älteren nach. Allerdings öffnete er die Dose, anstatt sie zu schließen und roch vorsichtig daran. Hana rümpfte die Nase. Es roch streng, aber nicht schlecht. Diesen Geruch kannte er nicht. Und dann sah er wieder misstrauisch zu Saku rüber, der etwas frech schmunzelte und sprach:

„Denkst du echt ich vergifte dich jetzt, obwohl ich dich vorhin hätte ertränken können?“

Der Blonde schloss die Dose wieder und warf sie zurück, so das Saku sie geschickt mit der linken Hand fing und sie wieder in seinen Rucksack packte, als Hana antwortete:

„Du hättest mich nicht ertränken können! Ich hatte dich genau da wo ich dich haben wollte! Und wenn du vorhin nicht aufgegeben hättest, was du ja glücklicherweise getan hast, dann würdest du jetzt ganz schön viel Salzwasser im Bauch haben Blödmann!“

Verstehe, Saku hatte also aufgebeben ja? Nur in seinen Träumen. Doch der Ältere schnaufte nur und schüttelte etwas amüsiert den Kopf. Langsam fing er dabei an das Fleisch auf kleine Stöcke zu stechen und diese dann ans Lagerfeuer zu stellen um es braten zu lassen. Hana war diese dumme Geste aber nicht entgangen und er muffte leicht genervt:

„Was? Willst du mir was sagen?“

Saku machte einfach weiter und sprach dabei ziemlich locker:

„Weist du…du könntest richtig lieb und sogar süß sein, wenn du nicht gerade ein riesen großes Arschloch und ein Dickkopf bist.“

Mal von den Beleidigungen abgesehen errötete Hana ganz kurz und wand dann seinen Kopf stur und arrogant nach links von Saku weg. Konnte ihm doch egal sein was er dachte! Und er war nicht süß! Wenn er glaubte ihn um den Finger wickeln zu können, indem er ihn „süß“ und „lieb“ nannte, dann war er aber schief gewickelt! So muffte er:

„Sagt das größte Arschloch dem ich je begegnet bin!“

Saku schnaubte und musste erneut schmunzeln.

„Und dennoch bist du hier.“

Was? Hana sah wieder zu ihm rüber, denn das verstand er nicht. So das er fragte:

„Was soll dass den wieder bedeuten?“

Manchmal sprach er wie in Rätseln für den Kleinen. Saku bemerkte dass auch sofort, also das Hana nichts verstand und sprach weiter:

„Egal wie schlecht ich dich behandelt habe und wie gemein ich zu dir bin…du kommst einfach immer wieder zurück. Und ehrlich gesagt verstehe ich das nicht so ganz. Kannst du mir das erklären?“

Ja könnte er…aber er wollte nicht, denn dann gab er zu viel von sich preis. Er mochte Saku in seiner Nähe, aber zu nah wollte er ihn nun auch wieder nicht ranlassen. Zumindest nicht an seine Gefühle. Hana war es gewohnt sich vor anderen zu verschließen und nicht über seine Gefühle zu sprechen, es sei denn ihm platze es emotional und spontan raus. Und auch dieser Drang vorhin machte ihm sorgen. Das war seit gestern Nacht so. Seit sie verflucht gewesen waren. Fast als hätte es etwas in ihm wachgerüttelt. Einen Arschritt gegeben den er nötig gehabt hätte, von dem er aber nichts wusste. So sah er vor sich in das Feuer und sprach abwehrend:

„Keine Ahnung was du meinst. Ich bin hier weil ich mehr von dir lernen will, mehr nicht.“

Aber das war gelogen. Nur ein Teil der Wahrheit, so das ihm leise hinterher rutschte:

„…Und weil ich hier einfach ich selbst sein kann.“

Saku hatte diesen wehleidigen Ton gehört den Hana in seiner Stimme gehabt hatte und sah ihn scharf und stechend an. Weil er er selbst sein konnte? Was meinte er damit? Durfte er das zuhause etwa nicht sein? Und warum kümmerte ihn das? Er wollte dennoch nachharken, aber Hana sah wieder frech zu ihm und sprang dann auf. In wenigen Sekunden lief er links um das Feuer herum und kam rechts von Saku an seinem Rucksack an. Er packte sich diesen dreist, lief wieder um das Feuer zurück und setzte sich erneut auf seinen Platz. Der Ältere sah ihn nun verwirrt an und Hana grinste als er den Rucksack vor sich stehen hatte und frech sprach:

„Was hast du denn noch für komische Dinge aus deinem Dorf mitgebracht?“

Total anders. Saku war verwirrt das der Junge plötzlich so total anders war. Seine Traurigkeit war wie weggesperrt und er strahlte frech bis zu beiden Ohren, als er den Rucksack oben aufklappte und mit seinem Kopf förmlich darin versank, als er da so wühlte und suchte. Wonach auch immer er suchte, Saku war es egal, da drin war nichts womit er was anfangen konnte, oder was er verstand. Das war der Vorteil wenn man einen Hinterwäldler auf moderne Sachen losließ, der wusste nichts damit anzufangen und war somit harmlos. So das er schnaufte und Hana wieder seinen Kopf aus dem Rucksack zog. Erstaunt hielt er etwas in der rechten Hand und sah es verwirrt an. Es war rund und in der Mitte bewegte sich etwas was wie ein Pfeil aussah, aber rot war. Das verstand er nicht und fragte, während er das Teil umdrehte und inspizierte:

„Was ist DAS denn? Kann man damit Leute umbringen? Ist das eine von euren modernen und tödlichen Waffen?“

Saku sah ihn nur erschöpft und etwas überfordert an. Oh mann wie sollte er ihm einen Kompass erklären? Der verstand doch noch nicht mal was eine Angel war. Aber Hana seine Fragen waren schon lustig. Saku stellte sich vor wie er dem Feind einen Kompass an den Hinterkopf warf um ihn damit zu töten…Nicht wirklich effektiv. So seufzte er und zeigte darauf, als er antwortete:

„Das nennt man einen Kompass. Sowas trägt man bei sich um sich auf, oder über dem Ozean nicht zu verlaufen. Die rote Nadel zeigt immer nach Norden, dadurch weis man in welche Richtung man fliegt und hat so den Überblick. Aber pass auf das da kein Sand rein kommt sonst…“

Hana knallte, in jener Sekunde als Saku das gesagt hatte, den Kompass volle Kanne nach unten in den Sand und zog ihn dann wieder verdutzt hoch und schüttelte ihn. Saku beendete:

„…könnte es sein das er dabei kaputt geht…“

Unbeeindruckt warf der Blonde den Kompass dann hinter sich ins Dunkel und versank wieder, mit dem Kopf und den Armen, in dem Rucksack vor sich…Womit hatte Sakurai das nur verdient? Was hatte er nur getan das ihm das Schicksal diesen Teufel an die Seite stellte. Kurz darauf kam Hana wieder mit etwas hervor und sah es neugierig an. Dieses Teil kannte er aber und grinste darauf. Das Licht reflektierte sich in den kaputten Gläsern und schimmerte wunderschön. Es war Saku seine Fliegerbrille. Dem Älteren klemmte sich sofort die Brust etwas enger als er das sah und Hana sprach einfach nur freudig:

„Hey das kenne ich! Paku hat mir davon erzählt! Das ist eine Fliegerbrille! Die benutzt ein Pilot um in den Wolken besser sehen zu können wenn es zu hell ist!“

Sakurai sah ihn erstaunt an. Wow da hatte sich jemand was gemerkt…Warum klappte das bei Paku und nicht bei ihm? Irgendwas machte der Große anders als er selbst, so das Hana ihm zuhörte, aber keine Ahnung was. Er fühlte sich etwas beleidigt, aber als er sah wie Hana das Teil sofort auf seine Stirn zog und dort fest machte, da wurde ihm anders. Der Junge strahle dagegen und sprach dann frech rüber:

„Siehst du? Jetzt sehe ich genauso bescheuert aus wie du, hehe!“

Sehr witzig. Nein war es nicht, denn Saku streckte sofort seinen linken Arm zu Hana rüber und sprach in einer sehr ernsten Mine:

„Abziehen und hergeben Hana.“

Wegen dieser Worte sah der Junge zu ihm rüber und nahm die Hände von der Brille auf seiner Stirn runter, die dort perfekt saß, als er verdutzt fragte:

„Hä, wieso? Du brauchst sie doch eh gerade nicht.“

„Gib sie sofort her Hana!“

Donnerte es etwas lauter und befehlend zu dem Blonden, der dabei sogar etwas zusammen zuckte. Was war nur mit ihm? Warum stellte er sich wegen einer doofen Brille so an? Okay zugegeben Hana fand sie selber gar nicht so doof, sondern ziemlich cool, weshalb er sie auch gerne trug. Aber er bemerkte das Saku plötzlich sehr ernst und angespannt wirkte. Und er wusste nicht wieso aber er nahm sie wortlos wieder ab und reichte sie ihm muffig, in der rechten Hand, rüber. Anscheinend war ihm diese Brille sehr wichtig. Warum würde er sonst so reagieren? Und noch während er sie ihm reichte…schoss ein Schmerz durch seinen Körper.

Hana zuckte zusammen, ließ die Brille beim Überreichen fallen und fasste sich, mit beiden Händen, schmerzhaft auf die Brust. Es war nicht der Ort woher der Schmerz kam, sondern nur eine Verkrampfung, weshalb er in diese Pose ging und sich dabei leicht krümmte. Der eigentliche Schmerz…kam von seinem Rücken. So das er sich reflexartig, mit der rechten Hand, dann hinter und über die linke Schulter fasste. Er wollte die Stelle berühren die brannte und schmerzte, aber kam nicht wirklich ran, also ließ er die Hand auf der Schulter ruhen. Sakutaro erschrak als Hana so zusammen zuckte und kam etwas besorgt vor. Ignorierte sogar das seine Brille im Sand lag, als er fragte:

„Hey! Alles okay? Was ist los?“

Er sah Hana an das er Schmerzen hatte, aber wusste nicht warum. Es kam einfach so aus dem Nichts und der Junge sah nur vor sich auf den Boden, atmete schwer dabei. Das war klar. Es musste ja passieren. Lange hatte er diesen Schmerz unterdrückt und durch das Salzwasser schlug er nun noch mal mit ganzer Härte zurück. Er hätte das nicht tun dürfen. Dieses Gerangel vorhin war dumm und unüberlegt gewesen. Das Wasser brannte auf seiner Wunde nach und sie entzündete sich sicherlich gerade. Er war so blöd…

Kein Wort kam über seine Lippen und er saß einfach nur da. Er wollte Saku nicht antworten und starrte nur vor sich in den Sand. Veratmete damit auch die Schmerzen. Aber sein Nachbar war nicht blöd. Er bekam mit das Hana dicht machte und sah scharf zu dessen Hand die auf der Schulter ruhte. Hatte er…Schmerzen am Rücken? Immerhin hatte er versucht nach hinten zu greifen. So kleine Details eingingen dem geschulten Auge des Piloten nicht. Und er reagierte darauf. Instinktiv kam er auf die Beine und lief hinter den Jungen, der nun auch endlich wieder reagierte und ihm verschreckt nachsah. Hana wollte sich bewegen und entfernen, aber Saku war schneller hinter ihm gewesen und hatte ihn dann fest, am rechten Arm, im Griff. Erschrocken stammelte der Blonde:

„N-nicht! Was machst du denn da?! Saku!“

Er wurde nervös. Er mochte es nicht wenn er so hinter ihm war. Es…weckte Erinnerungen von letzter Nacht. Als er ihn von hinten gepackt und gebissen hatte. Sich mit ihm paaren wollte. Es machte ihn innerlich unruhig und sein Herz klopfte wieder etwas schneller. Doch das würde nicht passieren.

Sakurai war, in der Hinsicht, da sehr direkt und skrupellos. Also zögerte er auch nicht und schob mit der linken Hand dann sanft die blonden Haare links beiseite…und sah auch schon sofort was dort schmerzte. Er konnte nicht anders als die Wunde erschrocken anzusehen und zu verarbeiten was er dort sah. Da war eine Wunde. Und so wie sie aussah und sich aufblähte eine Brandwunde, die zwischen den Schulterblättern des Jungen hauste. Kaum zu glauben, aber auch Saku musste da etwas das Gesicht schmerzhaft verzerren, wenn er sie sah. Nicht nur das sie rot war und sicherlich entzündet, sie quoll an einigen Stellen auch leicht auf und entwickelte Blasen. Das musste höllisch wehtun und konnte nicht seit wenigen Minuten so sein. Woher auch? Immerhin hatte Hana sich nirgendswo verbrennen können. Woher hatte er dann diese Wunde? Hatte er sie etwa schon seit Stunden und nichts gesagt?! Er ist im Wasser rumgesprungen! Das Salzwasser machte das alles nur noch schlimmer und half beim Entzünden! Wie konnte er nur so dumm sein?!

Er konnte es nicht fassen, aber legte dann sanft Hana seine Haare über die linke Schulter und fasste mit seiner eigenen linken Hand danach auch sanft über die Haut und um die Wunde herum. Wollte sehen wie empfindlich die Haut und wie weit die Entzündung schon gekommen war. Hana zuckte sofort zusammen. Realisierte was er da tat und beruhigte sich wieder etwas. Er wollte ihn nicht…Es tat weh und er war nicht in der Lage sich zu wehren. Es brannte…und nicht nur die Wunde. Die Berührungen brannten. Saku konnte nicht anders. Es ging ihn nichts an, aber er musste es tun. Erschrocken fragte er dann:

„Wo hast du die her?! Läufst du seit Stunden, völlig unbehandelt, mit dieser Wunde herum?!“

Hana sagte nichts drauf. Er schwieg einfach nur. Er konnte nichts sagen. Er konnte einfach nicht und Saku sah ihm dabei nur scharf in den Rücken. Er fühlte sich nicht wohl bei der Sache. Und dass er nichts dazu sagte machte es nicht besser. Hana hatte sie definitiv nicht gehabt als sie sich am Mittag getrennt hatten. Er ging danach direkt nachhause. Dann konnte diese nur von…Er schluckte und fühlte sich schlecht. Hoffte dass er nicht recht behalten würde, mit dem was er dachte, als er fragte:

„…Hast du die wegen mir bekommen?“

Und Hana zuckte nur leicht zusammen bei der Frage. Musste dann sogar verzweifelt lächeln, als er endlich wieder was von sich gab und sprach:

„Heh…es dreht sich nicht immer alles nur um dich, Sakutaro…“

Aber es war die Wahrheit. Indirekt hatte er sie wegen ihm bekommen, weil er sich, wegen ihm, mit einem Gott angelegt hatte. Und diese Antwort war genau das was Sakurai nicht hören wollte. Er sah Hana plötzlich trauriger an und es ließ seine größte Sorge aufs Neue aufkeimen…Nämlich das der Junge, wegen ihm, nur in Schwierigkeiten geraten würde. Diese Brandnarbe war erst der Anfang. Eine die er wegen ihm verpasst bekommen hatte und das von den Menschen aus seiner Heimat. Und das das machte Saku plötzlich…unheimlich sauer. Es war nicht gerecht und falsch einem Jungen wie ihm so eine schlimme Wunde als Warnung zu verpassen. Was war bei denen nur los?! Wie konnte man so einen hübschen und aufrichtigen Jungen so verstümmeln?! Er regte sich mehr darüber auf als er sollte, aber er musste sich beruhigen. Das war…eigentlich nicht sein Problem. Dennoch fühlte er sich für diese Wunde mitverantwortlich. Weshalb er etwas tat was das einzig Richtige war.

Er griff sofort um Hana herum und zog seinen Rucksack zu sich hinter. Hana sah verwirrt nach und über seine Schulter hinter, als er sah wie Saku Dinge herauszog die er nicht kannte. Das Erste war eine Salbe gegen Entzündungen und das Zweite ein großes Pflaster. Sakurai hatte wirklich gut mitgedacht und alles notwendige, was man brauchte, eingepackt bevor er das Lager verlassen hatte. Praktisch denn so konnte er sich um Hana seine Wunde kümmern und strich ihm dann sanft Salbe auf die Wunde. Der Junge zuckte auf und fauchte nach vorne:

„Aua! Was machst du da?! Hör auf!“

Es brannte und tat weh, aber Saku sprach locker, aber streng:

„Sei still. Ich verarzte deine Wunde. Du kannst mit der nicht so rumlaufen und wenn du sie nicht behandelst wird es nur noch schlimmer. Also bleib einfach still sitzen und halt die Klappe Hana.“

Da er gut Ausgebildet war kannte er sich mit gewissen Behandlungen von Wunden gut aus. Musste er, denn wenn er allein im Gefecht verwundet wurde, dann war er der Einzige der sich selbst helfen konnte. Und sein Ton war wieder sehr befehlend gewesen und komischerweise…gehorchte Hana ihm. Er spürte das Saku ihm nichts Böses wollte und ließ seinen Kopf einfach wieder, vor sich, nach unten hängen. Spürte die zarten und vorsichtigen Bewegungen mit denen der Pilot über die Wunde strich und die Salbe einrieb. Hana wusste nicht das er so sanft sein konnte und es war schön. Er genoss diese Berührungen. Schon lange wurde er nicht mehr so sanft berührt. Als er noch klein gewesen war kam das öfters vor…Seine Vergangenheit holte ihn ein und dann…fing es einfach an.

Ohne Warnung rannte eine Träne aus seinem rechten Augenwinkel und rollte die errötete du heiße Wange hinab. Saku bekam erst nichts davon mit und befestigte sanft das Pflaster auf der Wunde. Er hatte Glück und es bedeckte alles sehr gut. War die richtige Größe gewesen. Doch kurz darauf bemerkte auch er was los war…nämlich als Hana plötzlich anfing zu zittern und zu weinen. Was den Älteren in einen kleinen Schock versetzte.

Hana ließ die Tränen einfach nur noch rennen und heulte schließlich laut und erbärmlich vor sich hin. Es war so laut und wehleidig gewesen, als würde man ihm das Liebste nehmen was er besaß. Und er konnte es einfach nicht stoppen. Berechtigt, denn schon lange war das überfällig gewesen und nun kam es einfach aus ihm raus. Es war zu viel. Der Schmerz, die Verachtung und die Einsamkeit. Alles wurde zu viel und er konnte nur noch bitterlich weinen und jammern. Und ihn so zu sehen…tat auch Sakurai plötzlich sehr weh.

Erst war er nur erschrocken über das Weinen gewesen. Immerhin konnte er mit sowas nicht umgehen. Also wenn jemand vor ihm weinte. Doch dann war es auch die Tatsache: das er noch nie zuvor Hana hatte weinen sehen und er war etwas überfordert mit der Aktion. So wusste er nicht was er tun sollte und saß etwas hilflos hinter dem Blonden. Sah ihm dabei nur in den Rücken. Doch eines wusste er: Er wollte das nicht. Mochte es nicht wenn jemand so wehleidig vor ihm weinte und das aus Schmerzen die nicht von einer Wunde kamen. Sondern aus der Seele. Und genau das war hier der Fall gewesen. Saku verstand das. Er kannte das nur zu gut, denn das Selbe hatte er auch mal erlebt…an dem Tag an dem er Chiharu verloren hatte.

Es war ein schrecklicher Schmerz. Schlimmer als die größte Fleischwunde. Und er erinnerte sich an den Moment zurück. Damals als er so verloren hatte, sie in seinen Armen lag und er einfach nichts dagegen tun konnte. Auf dem Schlachtfeld war er wie der Tod und dann saß er da…und konnte den Tod nicht besiegen. Er war hilflos gewesen und nichts hasste er mehr. Auch war keiner für ihn da gewesen. Er musste allein weinen und mit dem Schmerz zurecht kommen den er erlitt. Währenddessen und bis heute noch.

Aber wenn er Hana so vor sich sah, der denselben Schmerz erlitt…da wusste Saku was er zu tun hatte. Etwas was er sich damals gewünscht hatte. Etwas was er so sehr wollte als er Chiharu verlor, aber niemals bekommen hatte. Es war ein Instinkt und er dachte auch nicht lange darüber nach. Und es half ihm dass dieser Junge seine Mauern vor ihm eingerissen hatte und ihn an seinem Schmerz teilhaben ließ. Es war offen und ehrlich und ein Moment der Schwäche, den Hana niemals freiwillig zulassen würde. Aber dennoch tat er es. Es zeugte von Vertrauen. Und Saku…ließ dieses Vertauen und diese Offenheit…nicht allein. Er ließ ihn nicht allein damit.

Also kam er ganz nahe, beugte sich, auf den Knien, vor und umarmte ihn sacht von hinten. Da er etwas größer war, als Hana, sah es fast so aus als würde er ihn mit seinem Körper schützen und unter sich begraben. Ihn vor allem schützen was ihm an Leid zufügen wollte. Wie eine Adlermutter die ihr Küken unter den Flügeln vor dem Regen bewahrte und wärmte. Und er machte das sehr vorsichtig, so wie auch sanft, umschlang den Jungen mit seinen Armen und drückte diesen an sich. Seinen Kopf ließ er dann rechts an Hana seinem Haarschopf ruhen und dabei schloss er die Augen. Saku konnte es spüren. Da war es wieder. Und auch dieser Geruch war wieder da. Der Duft nach Winterblüten. Frisch und rein. Er roch so gut und Saku wurde selber etwas warm in der Brust als er ihn so in den Armen hielt. Noch nie zuvor hatte er sowas getan. Nicht mal…bei Chiharu. Was war nur los mit ihm? Warum löste dieser Junge das in ihm aus? Was machte er mit ihm? Aber es war richtig so. Es war das einzig Richtige.

Und Hana weinte einfach weiter. Dies war ein ruhiger und zarter Moment zwischen ihnen, auch wenn er weiter in die Nacht jammerte und solche Schmerzen hatte. Sein Herz tat so schrecklich weh und seine Wangen waren nass wegen der Tränen, die einfach nicht stoppen wollten. Doch unter all dem Schmerz war noch etwas anderes aufgetaucht…Es war Glück. Er war glücklich an diesen Strand gekommen zu sein. Sakutaro gefunden zu haben. Denn hier konnte er sich fallen lassen. Hier konnte er sein wer er wirklich war. Und so weinte er einfach weiter und schmuste sich plötzlich sanft und zittrig nach rechts an das Gesicht des Mannes der ihn noch immer versuchte,mit seiner Nähe, ihn zu beruhigen und Schutz gab. Saku ließ einfach die Augen zu und Hana gewähren. Er sollte einfach nur aufhören zu weinen. Er wollte ihn nicht weinen sehen. Und das war die Wahrheit. Er ließ ihn nicht allein und Hana fühlte das, was ihn nur noch glücklicher machte. So sprach er mit seiner jammernden Stimme leise:

„Saku…“

Es tat so weh. Seine Wunde tat so weh. Aber bei ihm war es nicht mehr so schlimm. Und als der Pilot ihn so sanft und schwach seinen Namen sagten hörte…da kam es über ihn. Er drückte sein Gesicht sanft zurück an das des Blonden und gab ihm als Antwort:

„Es ist übrigens okay…Du…darfst mich ruhig so nennen, Hana…“

Und damit brach er einen der vielen Zäune nieder, mir denen er sein Herz umschlossen hatte und ließ den Blonden näher an sich heran. Denn nur Menschen, die ihm etwas bedeuteten, durften ihn so nennen. Er akzeptierte Hana…Zeigte ihm das mit diesen Worten und das machte den Kleinen unglaublich glücklich. So wie alles in der Sekunde. Die Streitereien, das Gerangel, das gemeinsame Lachen, die Nähe, einfach alles. Er wusste nicht warum seine Gefühle so eine Achterbahn fuhren und was los war. Endlich hatte Hana das Gefühl: Sie hatten eine Hürde geschafft. Sie kamen sich näher und konnten vielleicht Freunde werden.

Er war bei Saku in dieser klaren Nacht und mit dem wunderschönen Sternenhimmel über ihnen. Nirgendwo anders wollte er gerade lieber sein. Weder, allein im Dschungel, noch bei seiner Familie. Seine Mama wäre sicherlich stolz auf ihn ihn so zu sehen. Er wollte dass diese Nacht nicht aufhörte, denn hier war er gerade glücklich, auch wenn er weinte. Er hatte jemanden gefunden der genauso ein Mensch war wie er. Und diesen wollte er nicht mehr verlieren. Für Hana war er bereits sowas wie ein Freund geworden und er hoffte das ihm eines Tages mal sagen zu können. Er wollte nicht zurück ins Dorf. Denn hier…war er zuhause. Genau hier. Bei Sakutaro.
 

Wo haben wir uns bereits getroffen? Ich er kenne dein Lächeln und deine Stimme sofort. Du redest mit mir und ich lächel sofort zurück. Ich glaube nicht an Zufälle und Fantasien. Dieselbe Kleidung, die du trägst, erinnert mich an etwas was ich nicht vergessen kann. Das selbe Lied und der Ton in deiner Stimme…Bitte sag mir das es kein Traum ist. Du bekommst meine Füße auch nicht zurück auf den Boden der Tatsachen. Nicht wenn ich dich sehe. Ich werde von dir ausgespielt, oder? Denn ich sah die Funken in deinen Augen und deine sanften Worte gaben mir das Gefühl am Leben zu sein. Und ich wäre dir dankbar wenn du in meiner Nähe bleiben würdest. Lass uns dieses Mysterium gemeinsam lüften das in mir schlummert. Dieselben Worte kommen aus dir, als wäre es das erste Mal. Als würde ich im Kreis wandern. Somit bin ich verloren in dieser süßen Illusion. Geb mir das Gefühl nach dem ich mich so sehr sehne. Bring mich einfach dort hin wo die Sterne noch immer schlafen. Dort wo du und ich für immer sein können. Ich folgte dir egal wo hin, denn du bist mein Schicksal.

Tell me about love

Du, du sahst immer die Zeichen am Himmel. Das Echo in meinem Kopf spielte rhythmisch zu deinem Lied. Dabei fühlte ich mich als wäre ich zuhause. Doch der nächste Morgen kam bereits, es wurde ein neuer Tag. Ein weiterer an dem ich nicht wusste wonach ich genau suchte. Und ich spürte damals all diese Dinge in mir die ich durchgemacht habe wenn ich dich sah. Alles was ich tat das machte ich nur für dich. Hänge noch in meiner Vergangenheit fest und raffe mich innerlich zusammen um nicht zu zerbrechen. Kämpfte damals gegen jeden der uns nichts Gutes wollte. Und mein Herz wusste genau was es wollte. Aber ich hörte den Regen, in der Ferne, der niemals kam. Erst als wir uns nahe kamen war er da. In jener Nacht als wir uns liebten. So war es besser und ich bekam die Kontrolle über dieses Gefühl wieder, welches noch immer mit mir Achterbahn fuhr. Aber wenn ich so weiter mache dann fahre ich so lange bis ich einen Unfall baue. Dabei möchte ich nur zurück zu dem Ort den ich liebte. Aber nun ist er anders. Dort entlang der Küste, wo du bist und meine Sünde mich völlig überrennen darf, da fühle ich mich erneut zuhause. Doch manchmal hasse ich das Gefühl der völligen Kontrolle, so dass es mir jemand abnehmen soll. Aber nun bin ich bei dir und ich tu alles was ich kann um dich glücklich zu sehen. Ich bekomme einen Herzschlag in deiner Nähe und könnte vor Sorge in die Luft gehen, aber genau dann habe ich viel zu viel Spaß mit dir. Jedoch haust dein Schatten in meinem Kopf und auch noch immer der Regen, der in jener Nacht fiel als ich dich verlor. Hast du ihn mir geschickt? Den Sonnenschein der mich am Strand überraschte? Willst du dass es mir gut geht? Soll ich weiter kämpfen? Aber ich habe zu viel Angst davor. Du bist noch immer hier. Ich spüre dich und manchmal kann ich dich sogar sehen. Wie du mich anlächelst als wäre alles okay. Doch wenn ich nach dir greife gehst du fort. Lässt mich allein am Strand stehen…wo meine Gefühle erneut verrückt spielen. Und der neue Sonnenschein meinen Schutz niederreißt wie ein tobender Sturm. Dein Lächeln gab mit Kraft. Es verfolgt mich bis heute. Was soll ich tun? Ich will dich gehen lassen und nach diesem einem Sonnenschein greifen. Aber ich kann nicht davon ablassen…Von der Sünde die auf mir lastet.
 

„Siehst du? Diese Teile musst du beim Fisch entfernen. Sie sind nicht essbar, aber ich verwende sie gerne für unsere Medizin. Zwei Fliegen mit einer Klappe. So wird nichts weggeworfen und jeder hat was davon. Verstehst du das Hana?“

Yoh saß mit seinem Sohn auf dem Boden innerhalb ihres Wigwams und zeigte auf einen ordentlich zerlegten Fisch vor ihnen. Sein Sohn Hana saß, in dem Moment, auf seinem Schoß und behielt genau im Auge was seine Mutter da tat. Lauschte aufmerksam und versuchte so viel zu lernen wie er konnte.

Er war gerade erst sechs Jahre alt geworden aber unglaublich neugierig und wissensdurstig für sein Alter. Yoh war immer wieder darüber überrascht wie aufmerksam und neugierig Hana war und wie fleißig noch dazu, denn am Anfang dachte er der Kleine würde mehr nach seinem Vater gehen und bereits mit sechs schon anfangen zu drängeln wann er endlich mit Hao auf die Jagt gehen dürfte. Doch nichts davon passierte, ganz im Gegenteil: Hana lernte viel lieber bei ihm. Bei seiner Mutter. Was sich drastisch geändert hatte, denn vor zwei Jahren noch, wollte das Kind immer bei seinem Vater sein und wich ihm kaum von der Seite. Es fing an als er lernte selber zu laufen und seinen eigenen Kopf zu bekommen. Ab da hing er Hao am Rockzipfel, was Yoh etwas traurig machte, denn es fiel ihm sehr schwer den Kleinen nicht um sich zu haben. Es machte ihn nervös. Aber er wollte das sein Kind eigene Schritte unternahm und mehr mit seinem Vater machte, da er Sorge hatte Hana würde sonst zu sehr auf seine Mutter fixiert sein. Also riss er sich zusammen und ließ ihn gehen.

Seit jener Nacht, als Hana gezeugt wurde, war dieses Kind immer bei ihm gewesen. Egal wo er hin ging, denn es wuchs und gedieh in seinem Leib und sie bekamen selbst danach noch eine sehr enge Bindung zueinander. Noch enger als es andere Mütter haben konnten, einfach weil Yoh ein Schamane war und die dazu neigten eine enge Bindung zu ihrem Fötus, in ihrem Leib, zu haben. Und wenn er sein Baby so auf seinem Schoß sah, wie hübsch er geworden war und wie groß…da verging für den Schamanen die Zeit einfach viel zu schnell. Wollte nicht loslassen, aber Hana wurde erwachsen, man konnte es nicht stoppen. Doch er konnte noch immer fühlen wie nah sie sich waren und das wollte er nicht verlieren. Schon damals in seinem Bauch und nun auch. Erinnerte sich gerne daran zurück.

Nachdem Apollo gefallen war, setzte kurz darauf der Wiederaufbau des Dorfes ein.

Es war eine harte und anstrengende Zeit gewesen. Jeder musste bei dem Aufbau helfen und die Hitze des Frühlings machte es allen nicht leichter. Dieses Mal war sie besonders stark gewesen. Jedoch schafften sie es ihre Heimat zu behalten und ihre Toten zu bestatten. Viele waren dem Zorn ihres Gottes zum Opfer gefallen und wieder andere hatten enorme Verluste zu beklagen. Die Zeiten waren schwer und ab da wurde Yoh zum ersten Mal bewusst…wie grausam Götter doch sein konnten und das Hao seine Ansichten nicht mal so falsch waren. Einfach sitzen bleiben und sich ihren Göttern ergeben war auch für Yoh keine Option mehr geworden. Nicht nach dieser Nacht der Gewalt und des Blutvergießens dieses Bären.

Aber es gab noch immer Patcheen die das anders sahen und regelrecht Angst vor ihren Göttern hatten und denen damit bis sonst wohin in den Hintern krochen. Viel zu viele. Goldva war eine von diesen Personen. Sie machte das aber nicht aus Angst, das war der Unterschied, sondern weil sie der festen Überzeugung war das es ein Schicksal gab und jeder diesem zu folgen hatte. Sich diesem beugen sollte. Und das Götter dieses beeinflussten.

Jeder Patchee wurde unter dem Zeichen eines ihrer Götter geboren. Und dieser Gott beeinflusste das Schicksal des Menschen der unter seinem Zeichen lebte. Es klang nach Humbug aber leider…behielt die alte Hexe damit recht. Ein Beispiel: Hao lebte unter dem Zeichen des Bären und war zum Kämpfen und Herrschen geboren worden. Allein das er Apollo besiegte zeigte es. Er war stark und gerecht, aber auch kämpferisch und impulsiv. Und das war nur eines der Beispiele, denn auch Yoh hatte diese Erfahrung an sich selbst machen müssen. Sein Schutzgott war die Schildkröte Ke-ya. Die weise Schildkröte die immer die Ruhe behielt und half wo sie nur konnte. So war der junge Schamane auch. Versuchte allen immer zu helfen und sie mit einem Lächeln zu beruhigen. Er hatte das von Natur aus und konnte nichts dagegen tun. Yoh war gelassen und wie das Blatt im Wind. Ließ sich sanft fallen und vom Wind leiten. Aber Ke-ya stand auch in einer sehr engen Verbindung mit der Geburt des Menschen. Die Schildkröte, an sich, gehört zu den glücksbringenden Tieren. Ihr Symbol findet sich daher sehr oft im unmittelbaren Umfeld von Säuglingen und Kleinkindern. Sie besaßen einen Wigwam in denen die Kinder behütet und abgegeben wurden, wenn die Eltern arbeiten mussten und da hingen viele Motive und Symbole von Ke-Ya zum Schutz der Kleinen. Ke-ya bringt jedoch nicht die Babys. Ihre Aufgabe war es, das Neugeborene sicher in die Welt hineinzuführen. Sie stand für die gutherzige und warme Mutter die über ihr Kind, mit einem undurchdringlichen Panzer, wacht und an dem alles abprallt was ihm schaden wollte. Das passte sehr zu Yoh denn seine Bestimmung war es schon immer gewesen das Kind des Häuptlings zu gebären und die Blutlinie fortzuführen. Was auch kurz darauf geschah. Er passte perfekt unter den Schutz dieses Gottes.

Nachdem sie ihre Toten bestattet und nach einem Monat wieder einigermaßen auf den Beinen standen, sich alles beruhigt hatte und das Leben weitergehen konnte, da stand auch schon ihr nächstes Fest der Liebe vor der Tür, welches nur bei Vollmond gehalten wurde.

Yoh erinnerte sich noch genau daran wie nervös er in jener Nacht gewesen war. Er und Hao hatten sich gestanden das sie sich lieben, aber danach war nicht viel Zeit gewesen das auch einfach mal zu leben. Der Aufbau ihres Dorfes, die Bestattung der Verstorbenen und dann auch noch Hao seine Wunden bremsten alles sehr aus. Er musste erst mal wieder auf die Beine kommen und sich von den Verletzungen erholen, die er erlitten hatte und welche wirklich schwer gewesen waren. Er trug sie zwar davon, wie ein echter Krieger und jammerte nicht rum, allerdings hatte er lange Bettruhe verschrieben bekommen und er stellte sich dabei an wie ein kleines trotziges Kind. Was alles nur noch nerviger machte. Hao wurde aufmüpfig und nervig, als würde man einem Kind sein liebstes Spielzeug wegnehmen. Oder als hätte man ihn wie ein Vieh irgendwo festgebunden und ihm seine Freiheit geraubt. So fühlte er sich und das nur weil er nicht mehr auf die Jagt mitgehen durfte. Komisch oder? Lieber brachte er sich in Gefahr als sicher das Bett zu hüten. Einmal hatte er sogar versucht sich davon zu schleichen, aber Yoh hatte ihn dabei erwischt und dann folgte von Goldva eine Trachtprügel und Kopfwaschung die gesessen hatte. Danach versuchte er das nie wieder. Yoh dachte sogar das er, von da an, etwas Angst vor der alten Hexe bekommen hatte. So wie sie ihn an dem Tag angebrüllt hatte wäre das kein Wunder gewesen.

Hao konnte ein verdammter Dickkopf sein. Aber er hörte auf die Menschen vor denen er Respekt hatte solange es nicht Yoh betraf, denn da hatte er bewiesen dass sein Liebster vor ging. Den meisten Respekt zollte er aber Goldva und ihrem Sohn Silva. Klare Sache. Der Hexe gehorchte er, weil sie als Häuptling das Sagen hatte und Silva weil er der größte und stärkste Krieger der Patcheen war. Noch dazu hatte er Hao ausgebildet seit er ein kleines Kind gewesen war. Hatte ihn aufgenommen und auch mit zur Jagt begleitet. Alles was er wusste und drauf hatte konnte er nur dank Silva. Mit einem Klecks seiner eigenen verrückten Ideen und Rangehensweisen natürlich. Silva war sowas wie sein Adoptiv-Vater geworden. Und genau das Verhalten hatte Hana inzwischen auch. Er war ein gutes Kind, aber öfters hatte er den Dickkopf von seinem Vater und der kam immer mehr zum Vorschein je älter der Süße wurde. Und das war gut so, denn immerhin musste er was von seinen Eltern haben. Man wusste gleich aus welcher Blutlinie er kam. Er hatte die sanfte Natur seiner Mutter und den hitzköpfigen Dickschädel seines Vaters. Aber die Schönheit seiner Großmutter. Eigentlich ne flotte Kombination. Yoh musste immer schmunzeln wenn er in Gedanken versank und an die Person dachte die mal mit Hana zusammen kommen würde. Der arme Mensch. Er tat ihm jetzt schon etwas leid. Mit ihrem Sohn war es wie eine wilde Dschungeljagt. Es gab Höhen und Tiefen und Hana konnte SEHR launisch sein. In einer Beziehung würde er sicherlich nicht anders werden. Das war er schon vor seiner Geburt gewesen. Schon seit dem Moment an dem er gezeugt wurde. Es war einer der Momente an die sich Yoh gerne zurück erinnerte.

Als das Fest der Liebe, in jener Nacht, begann, da wusste Yoh nicht was er machen sollte. Er sah Hao damals dort vor dem Feuer sitzen und mit anderen seinen Sieg über Apollo und seinen Mut feiern, auch wenn das bereits lange her war. Er würdigte den jungen Yoh, an dem Abend, nicht mal eines Blickes und das obwohl sie sich doch liebten und zusammen waren. Das hatte ihn sehr verunsichert und dafür gesorgt dass er sich etwas aus dem Geschehen zurückzog. Insgeheim hatte er gehofft mit Hao endlich einen Bund eingehen zu können und ihre Liebe auch körperlich zu besiegeln. Das er endlich, offiziell, seine Braut werden könnte. Aber dem schien nicht so zu sein, also duckte er sich weg und fand sich damit ab den Abend erneut alleine zu verbringen.

Er entfernte sich kurz darauf von dem Lagerfeuer und hörte ein komisches Geräusch. Es hallte über das Jubeln und Lachen hinter ihm hinweg und offenbar konnte auch nur er es hören. Es klang wie…wie ein Glöckchen. Wie ein Windspiel an Glöckchen, welche sie in einigen Wigwams hängen hatten. Weswegen er stehen blieb und nach rechts sah, dort hin wo das Geräusch her kam.

Drauf sah er, in die Ferne und in dem dunklen Dschungel, etwas sitzen. Ein großes Ohr zuckte nach links, als würde es kurz jucken und es blickte ihn mit goldenen Augen im Licht des Feuers an, hatte dabei einen sehr scharfen Blick. Yoh legte darauf den Kopf schief und wunderte sich über das was er da sah. Das konnte nämlich nicht sein es sah aus…wie ein Fuchs. Ein Fuchs der einfach dort saß und rüber blickte. Das Fell so weiß wie der Winterschnee. Er hörte erneut das Glöckchen, das aus der Richtung des Tieres zu kommen schien und sah kurz darauf auch schon wie sich das Tier erhob und langsam im Dschungel hinter ihm verschwand. Lautlos und sanft ging es weg. Und Yoh hatte damals das Gefühl folgen zu müssen. Als würde dieses Tier ihn rufen und ihm etwas zeigen wollen. Was er dann auch tat, schließlich ebenfalls in die Richtung lief und im dunklen Dschungel verschwand. Allerdings wusste er da noch nicht das Hao ihm kurz darauf gefolgt war, der ihn beobachtet hatte.

Etwas später kam der junge Schamane weiter oben auf dem Berg und an ihrem heiligen Ort an. Es war einer an dem man sich zurückziehen konnte um mit den Geistern der Verstorbenen Kontakt aufzunehmen. Eine kleine Quelle des Berges in der sich klares Wasser sammelte und in das verbotene Tal, tief im Berg, floss. Yoh hatte nie daran geglaubt. Also daran das die Geister der Verstorbenen sie leiten könnten und man mit ihnen in Kontakt treten könnte. Aber als er an diesem Abend da hoch kam…da wusste er wie sehr er sich geirrt hatte. Denn der Fuchs hatte ihn bis hoch zu dieser Quelle geführt.

Direkt vor dem klaren Wasser blieb er dann stehen und sah hinter sich. Kaum als Yoh oben war und ihn sah, da verschwand er auch schon mit einem Sprung und löste sich in Luft auf, als hätte es ihn nie gegeben. Weg war der schneeweiße Fuchs der ihn geführt hatte und Yoh wusste ab dem Moment…das es nur ein Naturgeist gewesen sein konnte. Er hatte sich auch gleichzeitig gefragt warum er ihn an diesen Ort geführt hatte…aber als Hao dann hinter ihm auftauchte…da wusste er es. Er wusste es einfach sofort und sah wie sein Liebster ihn lieb anblickte und auf ihn zu kam. Yoh verstand es endlich…Hier sollte es passieren. Und das tat es auch, denn an dem Abend…da wurde Hana gezeugt.

Hao und er gestanden sich erneut ihre innige Liebe füreinander und zum ersten Mal küssten sie sich leidenschaftlich und voller Liebe. Hao wollte ihn in jener Nacht und Yoh fühlte das die Zeit dafür gekommen war. Sie kannten sich seit ihrer Kindheit. Sie wurden am selben Tag geboren und waren nie großartig getrennt gewesen. Sie gehörten zusammen und alles war gut, also verfielen sie einander und ihrem Urinstinkt. Unter dem klaren Sternenhimmel und dem strahlenden Vollmond, schliefen sie an diesem heiligen Ort miteinander und Yoh dachte dabei öfters er würde sterben. Diese Gefühle waren neu und zu viel gewesen. Hao begattete ihn mit solch einer Leidenschaft und Kraft das der Kleinere öfters dachte er würde darunter zusammenbrechen. Noch nie wurde er so grob und doch leidenschaftlich zart berührt. Die Stärke und Wärme seines Gatten machten ihn verrückt und nach wenigen Minuten war der Schmerz vergangen und es wurde unglaublich schön. Er blutete dabei, weil er entjungfert wurde, aber das war ihm egal gewesen. Er wollte das Hao ihn festhielt und Druck erzeugte. Yoh verfiel seiner inneren Natur. Ergab sich ihr.

Es hieß in seiner Blutlinie: das nur etwas Spezielles den Eisprung auslösen könnte um jemanden zu befruchten. Es war individuell und bei jedem besonders. Und er wusste genau was es bei ihm war. Sein Körper leitete ihn dazu ohne dass er darüber nachdenken musste. Es war Kraft und innige Liebe. Hao sollte sich wild an ihm austoben und ihm leichte Schmerzen zufügen, denn genau das war es auch was den Sprung auslöste. Liebe, Kraft und Wildheit. All das bekam er und damit wurde es besiegelt. Er spürte damals Wärme in sich. Seine und die von Hao. Es war die schönste Nacht seines Lebens gewesen und sie verbrachten ihre gemeinsame Zeit bis zum Morgen an der heiligen Quelle. Es gab nur sie und ihre Liebe. Und als sie sich dann wieder zurück ins Dorf machten…da wussten sie beide nicht das Yoh, in jener Nacht, geschwängert wurde. Hana war unterwegs und das bekam der junge Schamane dann erst zwei Wochen später mit, als bereits die ersten Symptome auftraten.

Er kam sich so dumm vor, wenn er an damals dachte und wie unerfahren und verängstigt er doch am Anfang gewesen war. Einfach weil er es nicht realisieren wollte. Als hätte er ein Brett vor dem Kopf. Er war auch erst 16 Jahre alt gewesen und dachte nicht daran dass es gleich ein Volltreffer werden würde.

Es fing an mit den typischen ersten Anzeichen. Es fing mit unsicheren Symptomen an, von denen er dachte das er sich vielleicht eine Krankheit einfangen hätte. Es stimmte teils, er hatte sich was eingefangen, aber anders als er dachte. Tja und zuerst ging es los mit einer plötzlichen Übelkeit und unvorhersehbarem Erbrechen. Sehr spontan und nicht einzuschätzen, egal was er aß oder auch nicht. Manchmal stand er morgens auf und musste, ohne Grund, sofort brechen und ihm war schlecht. Das hielt sich auch gern über den Tag, oder kam ab und zu mal wieder zurück. Auch gestellte sich zu allem der Heißhunger nach Gemüse und einigen Früchten, dafür wurde ihm aber kotzübel wenn er Fleisch roch, besonders Gebratenes. Schwindel und Müdigkeit machten ihn schlapp und er knackte sogar mal ein als er bei einer Ansprache von Goldva, ums Feuer im Lager saß und fest schlief. Hao hatte in dann geweckt, das war Yoh sehr peinlich gewesen und er konnte e sich nicht erklären. Wollte nicht respektlos sein. Ja und noch später kam dann das er öfters pinkeln musste.

Aber das waren alles Dinge über die er sich noch keine wirklichen Gedanken machte…erst als es anders losging und er etwas Neues an sich feststellte, da wurde es ernst. Da sein Körper ja weibliche und männliche Geschlechtsorgane hatte, bemerkte er auch bald darauf einen vermehrten Ausfluss aus seinem weiblichen Geschlechtsorgan so wie leichtes Ziehen im Unterleib. Ja und dann kamen noch die extremen Stimmungsschwankungen obendrauf, die Hao voll abbekam. Erst war er glücklich und schlagartig fing er an zu weinen oder zu meckern. Es war, für alle, unerträglich geworden und er verstand es am wenigsten woher das nur kam. Allerdings machte er einfach weiter. Doch erst als Yoh sein Oberkörper leicht anfing zu ziehen, besonders im Bereich seiner Brust, in Kombination mit einer leichten Blutung in seinem Schritt und einem Ziehen, da bekam er Panik. Er war so schnell bei Goldva gewesen wie noch nie zuvor in seinem Leben. Hatte so viele panische Fragen im Kopf. Sie untersuchte ihn darauf…und es stellte sich natürlich heraus: dass er in freudiger Erwartung war. Er war schwanger und ein Baby wuchs in seinem Bauch heran. Und Hao war der Vater.

Zuerst fiel Yoh in ein Loch der Verzweiflung. Er wusste nicht was er tun konnte und konnte sich auch nicht wirklich über die Schwangerschaft freuen. Als würde alles über ihm zusammenbrechen saß er nur da. Noch kam dazu: Hao war, zu dem Zeitpunkt, dabei die Prüfung abzuhalten damit er der nächste Häuptling werden könnte. Yoh hatte Angst er würde ihn von seinen Prüfungen ablenken und wollte ihm deswegen auch nichts sagen. Keiner sollte es Hao sagen. Ein großer Fehler. Das Goldva ihn nicht sofort verpetzt hatte war überraschend gewesen. Sie hielt echt die Backen und es ging einfach so weiter. Yoh erzählte Hao immer, wenn die Symptome kamen, das es eine Krankheit wäre und alles gut gehen würde. Dies konnte er aber nicht lange aufrecht erhalten, denn als er schließlich anfing ein leichtes Bäuchlein zu bekommen, da konnte er es einfach nicht mehr verbergen und gestand ihm alles. Allerdings auch erst nachdem ihn sein Gatte damit konfrontiert.

Hao war es schon vorher aufgefallen, daß er sich veränderte und sie zofften sich ganz schrecklich über die Tatsache das Yoh ihm die Schwangerschaft lange verschwiegen hatte. Hao war nicht blöd. Goldva sollte zwar nichts sagen, aber sie schnitt immer mal wieder sowas an, wenn sie Hao sah und der wurde deswegen nachdenklicher. Sie waren beide so blöd gewesen. Aber dann freuten und weinten sie zusammen das sie Eltern wurden und Hana konnte ruhig kommen. Sie warteten nur auf ihn.

Er war im Bauch seiner Mutter schon sehr aufgeweckt und energiegeladen gewesen. Manchmal gab er Tritte von sich als würde er gleich aus der Bauchdecke springen wollen, oder als wäre es nicht bequem genug. Diese hatten die junge Mutter manchmal erstarren lassen, weil es weh tat. Aber dann war alles wieder gut. Das Temperament, das Hana an den Tag legte, dass kam von Hao. Yoh musste noch immer darüber lachen wenn er daran zurück dachte. Es war zu witzig. Interessant: Hana sein Ei sprang nur als Yoh hart rangenommen wurde und der Fötus selber trat gerne mal zu und bewegte sich viel. Alles war mit Kraft verbunden gewesen. Das waren keine Zufälle. Der Raufbold lag Hana schon immer im Blut. Ja und bei der Geburt hatte er Yoh auch ganz schön gequält und zappeln lassen. Doch es war das alles wert gewesen, denn nun hatte er einen frechen und süßen Rabauken als Sohn und sah wieder zu ihm runter.

Er war wunderschön. Auch wenn es viele irritierte und vielleicht auch für Angst sorgte…Yoh liebte Hana sein blondes Haar und seine stechenden Augen. All das hatte er von seiner Großmutter, Hao seiner Mutter, geerbt. Er war etwas ganz Besonderes. Genau wie er selbst.

Hana fasste dann nach dem Fisch vor ihnen und strich über die glatten Schuppen, als er dabei fragte:

„Mama? Denkst du Ame mag mich nicht mehr?“

Yoh sah darauf verdutzt zu ihm runter. Ame…das war doch der…Er fragte sanft:

„Wie kommst du darauf mein Schatz?“

„Naja sie ist schon seit so langer Zeit weg und sie kommt auch nicht mehr zurück an die heilige Quelle. Meinst du…ich habe ihr weh getan? Bleibt sie deswegen weg? Ich wollte sie nicht immer so fest am Schweif packen und mich auf sie drauf werfen. Ich dachte ihr macht das auch Spaß. Was wenn sie mir deswegen böse ist und nicht mehr zurückkommt?“

Er klang dabei sehr traurig und sah nicht mal zu seiner Mutter hoch als er diese Worte aus sich raus drückte die sehr weh zu tun schienen. Es war erstaunlich. Hana war noch so jung und machte sich schon solche Sorgen über so etwas. Über Bindungen und Verlust. Das zeigte wie reif er doch schon war für sein Alter und das allein machte seine Mutter sehr stolz. Doch es war in der Tat ein trauriges Thema.

Er sah wieder vor sich wie der kleine Hana damals zu ihm gerannt kam und freudig lachte. Immer wieder sagte: er habe einen Freund gefunden. Und als dieser Freund dann um die Ecke kam…da blieb der jungen Mutter das Herz stehen. Es konnte nicht sein…Denn es war derselbe weiße Fuchs der ihn damals auf den Berg und zum Heiligtum geführt hatte. In jener Nacht als Hana gezeugt wurde. Spätestens ab da wusste er dass nichts mehr ein Zufall war. Yoh lebte unter dem Zeichen der Schildkröte…und dennoch hatte ihn ein Fuchs geleitet und dafür gesorgt das Hana überhaupt erst entstehen konnte. Was war da nur passiert? Was war das für ein Naturgeist? Und weil es ein Geist war konnte ihn auch niemand außer Yoh sehen, daher überraschte es ihn nur noch mehr das Hana das offenbar konnte. Welch eine Ironie. Der Fuchs, der dafür gesorgt hat dass er geboren wurde, konnte nun auch von ihm gesehen werden und freundete sich sogar mit ihm an. Es hatte was Romantisches und Wundervolles an sich. Und besonders stolz war Yoh darüber…das sein Kind ihm doch mehr ähnlich war als er am Anfang dachte. Vielleicht sogar noch mehr als seinem Vater. Deswegen hatte er auch mit ihnen zusammen gespielt, egal wie verrückt es auch für die Anderen ausgesehen haben mochte. Yoh war glücklich. Sein Sohn war nicht verrückt, sondern sensibel für die Welt der Geister und die Natur. Genau wie er. Nichts machte ihn glücklicher. Wenn man Geister sehen konnte…dann war man ein guter Mensch. Das war seine Überzeugung.

Sanft streichelte er seinen Sohn über die Stirn, als dieser nach hinten zu ihm aufsah und sprach lieb lächelnd:

„Ich bin mir sicher dass du sie wiedersehen wirst. Ame ist nicht böse auf dich, aber manchmal müssen sich Wege trennen damit man merkt was einem sehr wichtig ist und wie vergänglich das Leben sein kann. Zu jedem Treffen gehört auch ein Abschied. Sei es durch einen Streit, eine Reise, oder dem Tod. Ame kam zu dir als du sie gebraucht hast. Als du allein und traurig warst. Sie kam um dich zu trösten und dich zu führen. Um dich auf den rechten Weg zu bringen. Aber nun geht es dir wieder besser und deswegen ist sie auch gegangen. Ihre Aufgabe war erfüllt. Doch dies muss kein Abschied für immer sein. Wenn du ganz fest daran glaubst, dann wird sie wieder zu dir kommen. Genau dann…wenn du sie am meisten brauchst und wenn du nicht weist wie du in besonderen Situationen fühlen sollst, Hana.“

Der Kleine runzelte etwas die Stirn bei den Worten seiner Mutter. Das verstand er nicht und legte dann auch den Kopf etwas schief. Aber es war okay. Yoh war sich sicher dass er das eines Tages verstehen würde, denn Hana war nicht blöd und sehr schlau. Er würde verstehen was er damit gemeint hatte. Yoh hatte es immerhin auch verstanden. Es war ihr Schicksal. Dieser Fuchs kam zu ihm als er nicht wusste was er tun sollte. Als er sich seiner Gefühle nicht bewusst war und unsicher wurde. Sie leitete ihn hoch zum Heiligtum und führte somit Yoh und Hao zusammen. Vereinte sie damit in jener Nacht die Existenz ihres Sohnes anfangen konnte. Sie war mit daran beteiligt gewesen. Und genau deswegen würde Ame auch wieder zu Hana zurückkehren. Dieser Fuchs war, in jener Nacht, ihrer beider Schutzgeist geworden. Und er würde kommen wenn der Kleine vom Weg abkam und drohte sich in seinen Gefühlen zu verrennen. Da war sich der junge Schamane ganz sicher.

„Das versteh ich nicht.“

Kam es verwirrt von Hana und Yoh riss es aus seinen Gedanken, so dass er wieder zu ihm runter sah.

„Das wirst du noch mein kleiner Glühkäfer. Eines Tages wirst du es verstehen.“

Und dann gab er seinem Sohn einen sanften Kuss auf die Stirn und Hana lächelte sofort darauf. Ein leichtes Lachen entwich seiner Kehle und er drehte sich komplett, auf dem Schoß seiner Mutter, um damit er sich an sie knuddeln konnte. Was er dann auch tat. Schmiegte sich sanft und schmusig an sie. Er liebte seine Mutter und sie drückte ihn ebenfalls wärmend und lieblich zurück. Schloss dabei sogar die Augen.

Hana war Yoh sein größtes Glück geworden. Und dafür musste er allen Göttern da draußen danken, dass sie ihm einen so wundervollen, empfindsamen und hübschen Sohn geschenkt hatten. Nein…eigentlich musste er nur Zweien da draußen danken. Sie hatten ihm dieses Kind geschenkt. Sein Gatte Hao, der ihn geschwängert hatte…und Ame die ihm in jener Nacht den rechten Weg wies. Kurz darauf, in der Stille des Wigwams, sprach Hana dann auch Worte die Yoh niemals vergessen würde und die sein Herz zum springen brachten. Die schönsten Worte die man einer Mutter geben konnte.

„Ich hab dich lieb Mama.“

Als er das hörte musste sich Yoh die Tränen verkneifen, die vor Glück aus ihm laufen wollten. An sich war es okay zu weinen, aber in der Situation war es besser das nicht zu tun, denn dann würde Hana vielleicht unruhig werden und sich Sorgen machen. Sie waren stark miteinander verbunden und wenn die Mutter panisch wurde, oder traurig, dann wurde es das Kind auch. Hana war sehr emphatisch.

Also saßen Mutter und Sohn einfach noch eine Weile da und kuschelten zusammen im warmen Licht des kleinen Feuers vor ihnen, als dann kurz darauf, hinter Yoh, der Vorhang des Eingangs vom Wigwam beiseite gezogen wurde und jemand rein kam.

Sofort lösten sich die Zwei voneinander und sahen hin. Yoh über seine linke Schulter und Hana rechts an seiner Mutter vorbei. Als würde man ihn mit Geschenken überhäufen fing der Blonde schlagartig an zu lächeln. Sein Herz pochte vor Freude in seiner Burst und er wurde hippeliger. Wollte hinrennen. Es war zwar niemand mit einer Hand voll Geschenke der da rein kam…aber sein Vater, der ein Tapir um Schlepptau hatte und dieses über seine rechte Schulter trug. Das war schöner als alles zusammen. Er trug nur ein junges Exemplar dieses Tieres mit sich, das war aber dennoch fett genug um die ganze Familie zu ernähren. Hana strahlte noch immer über beide Ohren und sprach dann freudig und laut:

„Papa! Papa du bist wieder da!“

Sofort löste er sich von seiner Mutter und rannte zu seinem Vater vor. Mit seinem struppigen und wilden, blonden Haar knuddelte er sich an den Bauch seines Vaters, der sofort stehen blieb und dann zu ihm runter lächelte. Mit der linken und freien Hand, wuschelte ihm Hao dabei durch das Haar und sprach frech:

„Na? Hat mich da etwa jemand vermisst? Ich bin schockiert Hana.“

Eigentlich war er das nicht, er sagte das aus Spaß. Er freute sich das der Kleine so froh war ihn zu sehen. Hana war ein kleiner Dickkopf und tat immer so als wäre es ihm egal wenn sein Vater ging. Aber das zeigte mal wieder dass es nicht so war und er ihn sehr liebte. Es machte Hao glücklich.

Sein Sohn lachte darauf nur und drückte sich noch fester an seinen Vater. Es stimmte, er hatte ihn vermisst, immerhin war er seit zwei Tagen weg gewesen. Hao war jagen und das in einer größeren Gruppe aus den besten Jägern und Kriegern. Wenn das passierte waren sie meist mehrere Tage weg, aber kamen dann mit genug Beute für das ganze Dorf zurück. Dieses Tapir war nur ein Teil des großen Fangs gewesen den sie erbeutet hatten. Hana wollte irgendwann auch mit ihm da raus gehen und jagen. Ihn stolz machen und zeigen das er auch so toll war wie er. Aber dazu hatte er noch etwas Zeit denn, im Gegensatz zu Hao, wollte Yoh nicht das sein Sohn schon mit sechs da raus ging und sich in Gefahr brachte. Da bemutterte er ihn viel zu sehr. Auch war der Kleine dafür noch viel zu verspielt und sensibel. Bei seiner Mutter zu sein war erst mal wichtiger und sicherer.

Aber nicht nur Hana hatte ihn vermisst, sondern auch Yoh. Dieser stand kurz darauf auf und kam sanft lächelnd auf seinen Gatten zu, der das auch sofort bemerkt hatte und dann von Hana weg sah, rüber zu der Liebe seines Lebens blickte. Kurz darauf stand Yoh auch schon vor ihm und Hana blickte etwas verdutzt nach oben, als er seine Mutter hinter sich fühlten konnte und seinen Vater vor sich, die ihn beide, mit der Aktion, etwas einengten, als sie sich ansahen. So das Yoh zu Hao sprach:

„Nicht nur er hat dich vermisst.“

Hao lächelte frech zu Yoh und gab von sich:

„Wirklich? Na dann sind wir ja schon zu zweit. Ich habe dich nämlich auch vermisst meine Königin.“

Verspielt und frech wie immer. Yoh liebte das an ihm. Und schon küssten sie sich herzhaft und lieblich als wären sie Jahre getrennt gewesen. Hana stand noch immer zwischen ihnen und wurde dabei etwas eingedrückt, weil die über ihm rumknutschten. Er stützte sich, mit den Händen, am Bauch seines Vaters ab und sah hoch. Sah wie die beiden da oben immer weiter rumknutschten wie verliebte Teenager, weshalb er dann die Zunge etwas angewidert rausstreckte und die Augen zusammen kniff. Er war noch jung und konnte das nicht verstehen. Er wusste dass sie sich lieben und dass es aus Liebe gemacht wurde, aber er verstand nicht ganz was daran so toll war das es so lange und so oft sein musste. Ein „Bäh“ kam aus ihm raus, weil er es eklig fand wenn Erwachsene so rumknutschten. Doch dummerweise hatten seine Eltern die Angewohnheit ihn und seine Laute dabei gekonnt zu ignorieren und küssten sich einfach weiter. Deswegen sah der Blonde dann auch etwas genervt hoch. Er fand es eklig, aber dennoch fragte er sich immer wieder warum sie das taten. Es musste ja ein tolles Gefühl sein, sonst machte man das doch nicht immer und immer wieder, oder? Doch er war weiterhin noch zu jung um dieses Gefühl zu verstehen und zu wollen. Doch sollte ihn der Teufel holen wenn er mal auf die Idee kommen würde mit jemanden zu knutschen! Niemals wollte er das tun!

Und dann nörgelte er und muffte zwischen seinen Eltern rum, als er versuchte aus der Zange zu entkommen, die ihn festhielt, so das Yoh und Hao das bemerkten und aufhörten sich zu küssen. Sie sahen beide frech zu ihm runter und Hao fragte sogar dreist, mit einem Lächeln auf dem Gesicht:

„Was ist los Hana? Auch nen deftigen Schmatzer gefällig?“

Sein Vater ließ das Tapir von seiner Schulter gleiten, so dass es neben ihnen auf den Boden donnerte und Hana erschrocken hin sah. Die Räder in seinem Kopf fingen an sich zu drehen, als er das Tier da liegen sah. Und dann klickte es auch schon: Oh nein…er wusste was passieren würde. So dass er ebenso erschrocken hoch sah und schon bemerkte wie sein Vater mit beiden Händen nach ihm greifen wollte. Oh bitte nicht! Hana wollte sich hektisch von ihm lösen, aber Yoh spielte das miese Spiel mit und hielt seinen Sohn weiter den Fluchtweg nach hinten versperrt, so dass das arme Kind keine Möglichkeit mehr hatte zu fliehen…und von den Händen seines Vater gepackt wurde. Er strampelte dabei und wurde unter den Armen angehoben, als er hilflos maulte:

„Nicht! Papa! Lass mich runter!“

Hana wusste genau was kommen würde und darauf hatte er so kein Bock. Er fand es eklig und beschämend, aber erneut konnte er mal wieder nicht davor fliehen. Er geriet zwischen das Süßholzgeraspel seiner Eltern und bekam dann auch noch die volle Breitseite ab. Das zeigte sich dann meist genau so wie in jenem Moment. Sein Vater hielt ihn hockend auf seinem rechten Arm oben zwischen ihnen, zog den Kopf von Hana seitlich und kurz darauf bekam er von beiden seiner Eltern, auf jede Wange, einen dicken Kuss, den von der feuchtesten und abartigsten Sorte aufgedrückt. Wenn es nur einer gewesen wäre, aber es waren immer mehrere! Yoh küsste ihn frech auf die rechte Wange und lachte herzlich vor Freude und Hao drückte ihm immer wieder links einen rein und sabberte absichtlich dabei. Mit seiner freien Hand wuschelte er seinem Sohn dabei das Haar durcheinander und verteilte dann noch zusätzlich, mit der Zunge, den Sabber auf Hana seiner Wange und der brüllte sichtlich angewidert und mit zusammengekniffenen Augen, während er sich von seinem Vater verzweifelt wegdrücken wollte. Er krisch:

„PAPA!! Lass das! Du versaust mir meine Frisur und es ist so ekelig!! PAPA!!“

Hao hatte das absichtlich getan und hörte dann frech auf, als er wieder zu seinem Sohn sah und einen Blick zugeworfen bekam der töten sollte. Er war stolz darauf. Sehr gut! Den Todesblick hatte er schon echt gut drauf! Und Yoh lachte nur herzhaft hinter seinem Sohn über das ganze was sich vor seinen Augen abgespielt hatte. Er war so glücklich darüber und fand es drollig wie zerzaust und verschmiert Hana war. Aber es war nicht nur das. Er liebte es wenn sie einfach nur eine Familie waren. Ganz ohne die Pflichten und die langen Tage der Trennung hin und wieder. Und genau das waren sie in jenem Moment. Auch Hao konnte nicht anders als es zu genießen. Er liebte seine Familie und er wollte nichts lieber als jeden Tag bei ihnen zu sein und einfach nur Unsinn mit Hana anzustellen. Seinen Sohn jeden Tag beim Wachsen bewundern. Wie er immer hübsche wurde. Immer wenn er Hana sah wusste er dass er ganze Arbeit geleistet hatte. Er war so zart wie Yoh und so wunderschön wie seine verstorbene Mutter. Doch seine Pflichten als neuer Häuptling ließen das nicht immer zu und darunter litt leider der Rest seiner Familie. Besonders Hana, der einen Vater verdient hatte der immer bei ihm sein sollte, besonders dann wenn er Sorgen oder Fragen hatte. Es war kein Geheimnis, aber Yoh nahm Hao sehr viel Arbeit ab und er konnte nicht dankbarer dafür sein. Denn er war immer für ihren Sohn da. Deswegen wollte er, wenn er mal für sie Zeit und Luft hatte, nur Blödsinn mit Hana machen und ihn zum Lachen bringen. Und Yoh lieben wie er es verdiente. Hana sollte seinen Vater als jemanden erleben der ihn liebte und mit ihm quatsch machte und nicht als einer der nie da war und ihm das Gefühl gab nicht wichtig zu sein. Hao gab sich alle Mühe. Doch er merkte wie schwer das war.

Danach setzte er seinen mürrischen und sehr genervten Sohn wieder auf dem Boden ab und antwortete frech:

„Sowas passiert wenn man zwischen mich und deine Mutter gerät wenn wir uns lieben. Das nennt man dann wohl: „Kollateralschaden“. Oder auch: Einzelschicksale auf die man keine Rücksicht nehmen kann, haha!“

Hana rieb sich sauer den Sabber seines Vaters von der rechten Wange, nur mit seinem rechten Arm und sprach muffig darauf:

„Du bist gemein Papa! Ich bin kein Kolatestralschaden!“

Er konnte das Wort nicht mal richtig aussprechen, weswegen Hao wieder lächeln musste. Aber er war noch nicht fertig seinen Sohn zu nerven, also sprach er frech:

„Und ich werde noch viel gemeiner zu dir, wenn du deiner Mutter nicht gleich beim Essenmachen hilfst bis ich wieder zurück bin. Mir fallen schon viele Dinge ein wie es weiter gehen könnte! Ich könnte dich auf den Boden werfen und dich solange kitzeln bist du um Gnade winselst! Oder ich zwinge dich heute Nacht dazu zwischen mir und Mama zu schlafen, während wir uns leise Liebesgeflüster entgegenwerfen und darüber nachdenken dir vielleicht noch ein Geschwisterchen zu schenken.“

Als er das sagte blinzelte er etwas frech und charmant zu Yoh rüber, der doch tatsächlich etwas beschämt rot anlief und dabei zurück lächelte. So ein Blödmann. Er wusste das Hao das nur gesagt hatte um Hana zu ärgern, aber der Gedanke an sich wirkte plötzlich sehr verführerisch. Besonders der Teil mit dem Sex, von dem Hana nichts wusste und auch nicht da raus verstanden hatte. Allerdings war ein Teil des Plans nicht mehr möglich…nämlich das Geschwisterchen. Yoh besaß nur eine Eizelle. Das war innerhalb seiner Blutlinie so und die war für Hana draufgegangen in jener Nacht. Er konnte keine Kinder mehr bekommen. Aber das brauchte er auch nicht, obwohl es Hana sicherlich gut tun würde ein kleines Geschwisterchen zu haben um das er sich dann mit kümmern könnte. Garantiert wäre er ein toller großer Bruder. Momentan wer er der kleine Bruder und Opacho war eine gute große Schwester für ihn. Am Ende war genau das dass Wichtigste.

Als Hao aber diese Worte sagte sah ihn Hana wie von einer Spinne gebissen an und verzog das Gesicht erschrocken. Er hatte die Augen weit aufgerissen und stand kerzengerade da, sah danach flehend zu seiner Mutter hinter und jammerte sichtlich schockiert:

„Mama! Bitte lass uns schnell essen machen bevor Papa mir noch ein Geschwisterchen schenkt! Ich möchte keins haben!“

Hana war froh ein Einzelkind zu sein, denn so bekam er die volle Aufmerksamkeit von seinen Eltern. Einfach weil er der Jüngste war und somit alle um ihn rumrannten und ihm Aufmerksamkeit schenkten. Auch wusste er das Opacho nicht seine leibliche Schwester war. Sie verband kein Blut, aber dennoch liebte er sie sehr.

Danach rannte er zum Tapir und zerrte es langsam in die Richtung zum Lagerfeuer im Wigwam. Yoh musste herzhaft anfangen zu lachen und sah dann wieder von seinem Sohn weg und zu Hao, der erneut zwinkerte und sprach:

„Viel zu einfach.“

Lief also genau nach Plan, was? So konnte man sein Kind auch zum Arbeiten motivieren.

Er machte einen Schritt vor, umarmte seine Königin und küsste ihn erneut, als er sein Gesicht danach ganz dicht an sein eigenes Gesicht hielt, sie sich ansahen und Hao frech und verführerisch flüsterte:

„Wenn Hana heute Nacht tief und fest schläft, entführe ich dich raus in den Dschungel und lasse dich um Gnade winseln…“

Es kam sehr plötzlich und mit so viel sexueller Energie das Yoh ihn erst mal nur beschämt anstarrte. In ihm selber das Gefühl hoch kroch Sex haben zu wollen. Aber als es endlich sackte, was Sache war, da sah Yoh ihn frech an und fasste ihm dann mit dem rechten Zeigefinger auf die Lippen. Eine Geste still zu sein, als er ebenso verführerisch konterte:

„Und wehe du hörst auf wenn ich das tue…“

Denn inzwischen stand er auf eine wilde und harte Vereinigung. Stille Wasser waren ja bekanntlich tief. Und mit dieser starken, sexuellen Energie zwischen ihnen lösten sie sich schließlich voneinander und Hao wand sich ab. Wollte am liebsten jetzt schon drauf springen, aber es war nicht möglich. So lief er, geladen, raus aus dem Wigwam und hatte noch was mit Goldva zu besprechen. Ob er sich allerdings noch konzentrieren könnte war ein anderes Ding, denn seine Gedanken kreisten schon wild in seinem Kopf um Sex und er freute sich so sehr, als hätte er zwei Tagen auf dem Trockenen gesessen, auf diese Nacht. Was er auch hatte. Noch zusätzlich zu den restlichen fünf Tagen an denen sie einfach keinen Moment für sich gefunden hatten.

Yoh drehte sich mit klopfendem Herzen zu seinem Sohn um und freute sich. Er war keiner der auf Schmerzen stand, aber Hao wusste genau den richtigen Takt um ihn wild zu machen und auf den freute er sich riesig. Sie hatten einen Sohn, aber deswegen musste man nicht aufhören Sex zu haben. So sah er den süßen Blonden wieder vor sich, der das Tapir vor das Feuer gezerrt hatte und seiner Mama bereits alles bereit legte zum Zerlegen. Da hatte wohl jemand echt Angst ein Geschwisterchen zu bekommen, was? Kam bei Hana wohl wie eine Drohung an. Yoh lächelte darauf lieb und da kam ihm ein Gedanke: Er freute sich schon auf den Tag an dem es bei Hana soweit sein würde. Wenn er mit einer Person vor ihn trat und sagte das er sie liebte. Endlich den Partner gefunden hatte der zu ihm passte. Oft fragte er sich sogar WER es wohl sein würde. Und WAS. Ein Mann, oder eine Frau. Es stimmte das Hana nicht schwanger werden konnte, fehlte ihm dazu das Werkzeug. Aber dennoch war da etwas was Yoh faszinierte und ungewöhnlich fand. Hana war ein Junge und besaß keinerlei Gebärmutter. Das sagte zumindest Goldva, als sie ihn genauer untersucht und abgetastet hatte. Aber dennoch…er besaß genau wie seine Mutter einen…

„Mama komm schon! Schnell bevor Papa wieder da ist! Mama!“

Er wurde aus seinen Gedanken gerissen und sah wieder zu Hana vor. Dann lächelte er und antwortete lieb:

„Ich komm ja schon Hana.“

Somit ließ er von seinen Gedanken und Fragen ab. Setze sich schließlich zu seinem Sohn und der kam wieder zurück auf seinen Schoß. Es würde alles schon irgendwie werden. Das hatte Yoh im Gefühl. Sein Sohn würde schon den richtigen Weg gehen. Da war er sich ganz sicher. Er sah zu ihm.

Hana war noch zu jung um mit scharfen Gegenständen zu hantieren, aber er durfte schon das Fleisch sortieren und seiner Mama zurechtlegen damit sie nur schneiden musste. Und während sie das taten, es draußen immer dunkler wurde, da plagte Hana plötzlich eine Frage in der Brust. Eine die er sich immer stellte, besonders wenn er seine Eltern so sah wie eben. Aber nie hatte er sich getraut danach zu fragen. Es war für ihn peinlich gewesen. Aber warum auch immer…nun wollte er es. Also sah er vor sich auf seinen Schoß und fragte beschämt so wie auch unsicher:

„Du Mama? Was…was ist Liebe? Ist…ist Liebe ewig? Und wie fühl sie sich an?“

Diese Frage verdutzte seine Mutter etwas und er hörte auf zu schneiden. Yoh sah runter zu Hana und erblickte wie der plötzlich scheu und etwas errötet zu ihm auf sah. Offenbar auf eine Antwort wartete. Er fragte:

„Was meinst du mein Schatz? Wie kommst du denn da drauf?“

Hana schluckte beschämt.

„Naja du und Papa ihr…ihr knutscht immer so viel herum und ich weis nicht wieso. Ist sowas Liebe? Und warum macht ihr das immer wieder?“

Er war so süß, aber wie…wie sollte er ihm das erklären? Immerhin war er noch viel zu jung für solch eine Frage und um dieses Gefühl zu verstehen. Das Gefühl von sexueller Liebe. Er wusste was Liebe an sich ist, immerhin liebte er seine Familie, aber er fragte nach einer anderen Art von Liebe. Nämlich nach der körperlichen und tiefen Liebe die nur Paare haben konnten. Etwas von dem er ja noch so weit entfernt war. Also wusste Yoh erst mal nicht wie er da ran gehen sollte und blickte kurz von seinem Sohn weg. Viel ging ihm durch den Kopf. Sollte er ihn anlügen? Nein, das war nicht richtig. Aber er musste das netter und kinderfreundlicher verpacken. Sonst könnte es vielleicht sein das Hana Angst vor sexuellem Kontakt bekommen könnte, oder so. Kinder sahen Dinge immerhin anders als Erwachsene. Also schluckte er kurz und wusste dann genau was er zu sagen hatte. Er sah wieder zu Hana und lächelte lieb, als er anfing zu erklären:

„Du kennst das Gefühl von Liebe mein Schatz. Du weist doch wie du dich fühlst wenn Papa wieder nachhause kommt, richtig? Wenn er lange weggewesen ist.“

Hana nickte darauf.

„Nun die Liebe zwischen mir und deinem Vater ist ähnlich, aber viel stärker. Wenn man die Person sieht, die man über alles liebt, dann ist es als würde alles wieder gut sein. Als wüsste man das einem nichts passieren kann, solange sie bei dir ist. Aber man will diese Person nicht nur um sich haben, sondern auch fühlen. Sich küssen und berühren ist völlig normal und sehr wichtig. Man kann einem auf viele Arten und Weisen sagen das man jemanden liebt. Das kann ein Lächeln sein, liebe Worte, eine sanfte Berührung und so vieles mehr. Oder auch…ein Kind. Und deswegen machen dein Papa und ich das so oft. Wie mögen das sehr und können uns dann näher sein als es mit Worten überhaupt möglich ist.“

Dabei streichelte sie Hana wieder über die Stirn. Genau wie vorher auch.

„Genau so bist auch du entstanden Hana. Weil dein Papa und ich und so sehr lieben.“

Und dann lächelte Yoh seinen Sohn wieder liebevoll an, der noch immer versuchte die Worte zu verstehen und verwirrt zu ihm auf blickte.

„Liebe ist etwas sehr starkes Hana. Und die Liebe zwischen zwei Erwachsenen ist stärker als das was du kennst. Wenn du später mal jemanden liebst…diesen Menschen findest den du über alles liebst, dann würdest du einfach alles für ihn tun. Du willst in seiner Nähe sein, mit ihm Spaß haben und dich bei ihm wohlfühlen. Mit deiner ganzen Seele…und deinem Körper. Und wenn er dich dann einfach liebt wie du bist…gibt es nichts Schöneres.“

Hana legte den Kopf schief. Er wusste nicht warum dieses Gefühl da war und verstand nur schwer was seine Mutter ihm da erklären wollte. Und dennoch hatte er so einen Druck in der Brust. Der Gedanke tat ihm weh, auch wenn er nicht wusste warum, also sprach er ihn aus:

„Werde ich…sowas auch mal erleben Mama? Gibt es dort draußen jemanden der mich auch so liebt? Also so wie ich bin? Jemand wie Papa? Können wir auch so verliebt sein wie du und Papa?“

Das war eine schöne Frage. Yoh lächelte ihn noch weiter an und kam wieder zur ihm runter. Er drückte nun sein Gesicht sanft an die Stirn seines Sohnes und sprach zart:

„Natürlich gibt es jemanden für dich. Und ich bin mir sicher du wirst diese Person ganz allein finden. Du musst nur deinem Herzen folgen und mit einem offenen Verstand durch die Welt gehen. Sei ehrlich zu dir und deinen Gefühlen, so wie auch anderen denen du begegnest. Und dann kommt die große Liebe schon von ganz allein. Du wirst es erkennen wenn du alt genug dafür geworden bist. Und ich bin mir sicher…die Person die dich bekommt, kann nicht dankbarer sein. Du bist ein gutes Kind und du wirst ein wundervoller junger Mann werden. Sie wird dich über alles lieben…Ganz sicher Hana.“

Und das sah er auch so. Hana würde schon die richtige Person finden. Yoh fühlte das und wenn er ehrlich war dann wünschte er sich…dass es ein starker, junger Mann sein würde. So würde es richtig sein. Einer der seinen zarten und sensiblen Hana führen und beschützen würde. Einer der ihm auf den Deckel schlug, wenn er Unfug im Kopf hatte und ihn auf dem Boden der Tatsachen hielt. Aber das war nur Wunschdenken. Außerdem…würde Hao das nie erlauben, denn Hana konnte keine Kinder gebären. Er musste die Blutlinie anders fortführen indem er ein Kind, mit einer Frau, zeugte. Und das tat weh denn sein Sohn…sollte doch einfach nur glücklich werden. Doch wenn er seiner Mutter so ähnlich war, wie er selber dachte, dann würde sich Hana sicherlich in einen Mann verlieben. Es…es lag ihm im Blut. Denn innerhalb seiner Familien-Geschichte gab es selten weiblichen Nachwuchs. Yoh seine Mutter war eine Ausnahme gewesen und er wieder die Regel. Die Männer innerhalb seiner Blutlinie waren anders. Sie wurden geboren um Mütter zu sein. Und Hana…Hana war die noch größere Ausnahme…Als ein reiner Junge innerhalb seiner Abstammung.

Hana sah dann seiner Mutter in die Augen und sprach lieb, wo wie erfreut:

„Denkst du er kommt von den Sternen und fällt für mich vom Himmel? Ich fände das lustig. Wie eine Sternschnuppe die meine Wünsche erfüllt und mich über alles liebt.“

Ein schöner und sehr romantischer Gedanke. Yoh lächelte und lachte dann.

„Wenn er vom Himmel fällt würde ich ihn jederzeit willkommen heißen und ihm erst mal wieder die Flügel richten müssen. Denn sicherlich würde er sich die dabei verletzten, hehe!“

Und so fingen sie beide herzhaft an zu lachen. Draußen war es bereist sehr dunkel geworden und die Sterne leuchteten hell am dunklen Nachthimmel. Es war derselbe Nachthimmel…zu dem auch jemand am anderen Ende des Horizonts blickte. Weit weg in einer Welt die sie nicht kannten. Einer der auf einem Hügel saß und den Nachthimmel ebenfalls beobachtete. Eine Sternschnuppe flog über das dunkle Firmament und er war dabei sich zu verlieben. Seinen eigenen Weg zu gehen. Ein Junge der nicht ahnte dass das Schicksal ihn jemals auf diese Insel verschlagen würde. Dort wo ein junges Herz im selben Tackt schlug wie sein eigenes. Und ihre Seelen sich gegenseitig anziehen würden.
 

Das Lagerfeuer knisterte noch immer vor ihnen in dieser Nacht.

Nachdem er sich endlich ausgeweint hatte, saß Hana einfach noch etwas stumm vor dem Feuer und starrte es an. Seine Beine waren vor ihm angewinkelt und er umschlang sie mit beiden Armen ganz fest, so dass er auch sein Kinn auf seinen Knien ruhen lassen konnte. Er hatte die Ruhe nötig und versuchte sein Herz zu beruhigen.

Doch noch immer waren seine Wangen etwas errötet, durch das intensive Weinen von vorher. Aber nachdem er sich wieder beruhigte wurde es ihm peinlich was er getan hatte. Er hatte doch echt da gesessen und vor Saku geheult wie ein kleines Baby. Das war eine Sache und schlimm genug, aber noch viel mehr schämte er sich wegen der Sache…was Saku getan hatte. Allein wenn er daran dachte wurde er wieder leicht rot. Er hatte ihn umschlungen, ihn fest von hinten an sich gedrückt und ihn getröstet. Er meinte es gut und wollte sicherlich nur helfen. Aber genau das war es gewesen was Hana nun solches Kopfzerbrechen und innere Scharm erzeugte. Denn er wusste nicht wie er das einzuordnen hatte. War es nur eine freundliche und mitleidige Geste gewesen oder…war da mehr? Allein wenn er wieder daran dachte fing sein Herz an zu pochen. Diese Nähe, die sie gehabt hatten und wie warm ihm dabei wurde...warum hatte er das getan? Sie mochten sich doch „offiziell“ nicht. Zumindest sollte es weiterhin so den Anschein haben. Und erschreckenderweise erinnerte es Hana an etwas…denn es war fast dasselbe Gefühl gewesen wie im Tal, nur nicht so intensiv und sexuell, sondern eher sanft. Er mochte das nicht. Letzten Endes wurde es ihm so unangenehm dass er die Gedanken erneut wegschloss und zögernd zu dem Piloten rüber sah. Er wollte gerade keinen Blickkontakt und war froh dass er den auch nicht bekam.

Sakutaro hatte sich wieder auf seinen vorherigen Platz gesetzt und überprüfte stumm das Fischfleisch an dem Feuer. Sah nach ob es schon durch war, aber stellte es gleich wieder hin als das nicht der Fall gewesen war. Auch er war sehr still geworden und sah nicht mehr zu dem Blonden rüber. Wusste auch nicht wirklich was ihn da geritten hatte. Klar er wollte das Hana aufhörte zu weinen und ihn beruhigen, aber das hätte man auch anders machen können als solch eine intime Nähe zu erzeugen. Doch komischerweise hatte er es so gewollt. Alles in seinem Körper brachte ihn dazu das zu tun und damit fiel ihm die Entscheidung auch nicht sonderlich schwer. Also tat er es einfach und es…hatte ihm gefallen. Hana war zwar ein Nervenbalg und ein Dickschädel, aber er mochte es ihn zu umarmen und zu beruhigen. Vielleicht lag es daran das er so gut roch und so zart und zierlich war, wenn er in seinen Armen lag. Saku war größer und kam sich wie ein Beschützer vor. Etwas was er von Natur aus war.

Paku hatte schon ähnliches angedeutet und auch gesagt, aber nun traf es auch Saku mit voller Härte. Ihm wurde nämlich klar…dass er Hana inzwischen gern um sich hatte. Und er wusste genau wie sehr das eigentlich nicht sein sollte. Es war zu gefährlich, doch wie sollte er das noch beenden? Wie konnte er die Bremse ziehen und…wollte er das noch überhaupt? Wenn Hana bei ihm bleiben würde, dann könnten früher oder später die Falschen davon Wind bekommen und wie sollte er dann nur damit umgehen? Wie sollte er Kaizo und den Anderen erklären dass er mit einem Einwohner der Insel befreundet war, von denen sie nicht mal was wussten! Wenn sein General herausbekam, das diese Insel nicht unbewohnt war, wer wusste schon was er dann mit ihnen tun würde? Sicherlich rief er einen kleinen Krieg hervor um seine Leute vor den „Wilden“ zu beschützen. Auge um Auge. Ich töte zuerst bevor es auf die Idee kommt mich zu töten. Kaizo hatte öfters bewiesen das er so denken konnte. Und Hana so wie sein ganzer Stamm würde sofort ins Kreuzfeuer geraten und das wollte Sakurai nicht zulassen. Niemals. Sie waren Unschuldige und hatten nichts mit Krieg zu tun.

Aber mal abgesehen davon: Wie ging es sonst noch weiter?

Er hatte sich ja eingestanden das er den Blonden gern um sich hatte, selbst wenn es nur zum Streiten war, aber wie ging es damit an sich weiter? Er und seine Leute mussten von dieser Insel weg. Saku tat alles dafür um wieder in seine Heimat zu kommen und das auf dieser Insel weiterhin Frieden herrschen konnte. Aber langsam und sicher wurde er sich einem weiteren Problem bewusst. Eines dem man nicht aus dem Weg gehen konnte, besonders wenn er seinen Plan so durchzog wie er es wollte. Nämlich…das sie dann wussten das dieser Ort existierte.

Eine einsame und unbekannte Insel, mitten im Palau Archipelgago, völlig unbebaut, das war sowas wie ein Geschenk für die moderne Welt. Dort könnte man sich sein eigenes Reich aufbauen und es gab genug neuen Platz für die eh schon zu hohe Bevölkerungsdichte der Menschheit. Alle die dort waren würden von diesem Ort erzählen und kurz darauf stand eine komplette Garnison an Fremden am Strand und würde alles für sich beanspruchen. Und dann…was passierte dann mit Hana und seiner Familie? Sie würden sicherlich kämpfen und das war leider ein Kampf den sie nicht gewinnen konnten. Die Fremden waren Eindringlinge auf ihrer Insel und die würden sie verteidigen, ganz sicher. Doch gegen moderne Waffen hatten sie keine Chance. Japan würde sie wegfegen und auslöschen. Was würde aus ihnen werden? Würde man sie versklaven, oder gar umbringen? Diese Gedanken machten Saku plötzlich sehr nervös und er starrte nur weiter vor sich in die Flammen.

Eigentlich sollte es ihm egal sein. Er war ein Mann des Militärs und das war alles was er noch hatte. Sich ihnen zu wiedersetzten kam nicht in Frage. Niemals würde er das tun. Und dennoch…zweifelte er sehr an seiner Wahl. Er musste zurück nach Tokyo. Es war seine Pflicht seine Männer in Sicherheit zu bringen und seinem Land zu dienen. Aber er wollte auch nicht dass diesen Einwohnern der Insel etwas passierte. Er wollte nicht…das Hana etwas passierte. Und noch nie zuvor hatte er sich so zwischen zwei Stühlen gefühlt wie in dem Moment. Noch nie in seinem Leben. Selbst bei Chiharu und seiner Leidenschaft fürs Fliegen war ihm das nichts sonderlich schwer gefallen sich zu entscheiden. Warum also auf einmal? Und warum wegen einem blonden Rotzgör das er gerade mal vier ganze Tage kannte?

Ein lautes Schniefen von Hana weckte ihn aus seinen Gedanken und er sah zu ihm rüber.

Der Blonde rieb sich, mit dem rechten Arm, an der Nase entlang und etwas den Rotz weg, der noch ein kleines Überbleibsel von dem Weinen von vorher war. Danach setzte er sich aber wieder ordentlich hin und umschlang erneut seine Beine dabei. Saku sah ihn einfach nur an. Was…was ging wohl in seinem Kopf vor? Was hatte er nur für Sorgen und Probleme? Er wünschte sich plötzlich das zu wissen. Es musste vieles sein. Und wenn er an die Wunde zurück dachte, dann hatte auch Hana ordentliche Probleme im Schlepptau. Es war einfach kaum zu glauben dass die Menschen in seinem Dorf ihm sowas angetan hatten. Wirkte so surreal, denn immerhin sollten sie doch zusammenhalten und familiärer sein als andere. So dachte er zumindest. Hana musste echt was Schlimmes getan haben das sie ihm so eine Wunde verpasst hatten. Okay, Saku hatte keine Beweise dass sie es wirklich waren, aber anders konnte es einfach nicht sein. Die Wunde war an einem zu speziellen Ort, da holte man sich nicht so leicht eine gezielte Verbrennung. Und auch die Art der Verbrennung war nicht offen und gesprengt, sondern sehr punktgenau und gezielt. Die war von Menschenhand gewesen, ganz klar. Und wenn er ihn so dort sitzen sah…da bekam er wieder das Bedürfnis mit ihm reden zu wollen.

Also gab er sich einen Ruck und tat das dann auch. Er holte tief Luft. Nach der peinlichen Aktion, die er mit dem Trösten und Umarmen gebracht hatte, wusste er nicht ganz wie er an die Sache rangehen sollte. Immerhin mochten er und Hana sich ja nicht wirklich und ein Streit war bei ihnen ein normalerer Zustand als ein ruhiges und besorgtes Gespräch. Demnach fühlte er sich auch unwohl. Aber noch länger, ohne ein Wort, dort zu sitzen machte es ebenfalls schlimmer und peinlich. Also riss er sich zusammen und brachte von sich, während er zum Feuer sah und einen weiteren Brocken Fleisch untersuchte:

„…Geht’s dir besser?“

Hana reagierte darauf etwas verdutzt und sah zu ihm rüber. Saku würdigte ihn keines Blickes, aber man sah ihm an das er etwas beschämt wirkte, also vergab der Blonde ihm den abwesenden Blick und sah dann ebenfalls beschämt vor sich ins Feuer. Warum war ihm nur so? Normalerweise würde er doch einen lockeren, oder frechen Spruch ablassen, doch ihm war plötzlich nicht mehr danach. Auch weil er es wieder vor sich sah. Wie er ihn umarmte und sie sich aneinander geschmiegt hatten. Sein Herz klopfte kurz und er nickte nur stumm, bis er dann ruhig antwortete:

„A-alles okay…Also irgendwie…denke ich.“

Was war nur mit ihm los?! Das war so eine scheue und schüchterne Antwort von ihm gewesen das er sich noch mehr schämte als er es eh schon tat! Also schluckte er und trat sich selbst mental in den Arsch als er darauf erneut sprach:

„I-ich habe dich übrigens nicht darum gebeten! Du hättest meine Wunde nicht versorgen müssen!“

Saku sah dann wieder zu ihm. Die Leier wieder, ja? Typisch. Aber er war froh das Hana ihm diesen Brocken entgegen warf, denn dadurch fühlte er sich auch wieder ruhiger und konnte normal mit ihm reden. So wie immer. Es war besser wenn sie grob zueinander waren. Also sah er wieder vor zu dem Feuer, steckte erneut den Fisch wieder dort hin und gab von sich:

„Wenn es schon keiner in deinem Dorf tut, dann lass wenigstens mich mal so nett sein. Das hätte sich noch böser entzünden können und ich denke du stehst nicht auf Schmerzen, oder?“

Das tat er in der Tat nicht. Also sah er wieder muffig von dem Älteren weg.

„Erwarte ja keinen Dank!“

„Den hätte ich auch nicht von einem Rotzbengel wie dir erwartet.“

Wahre Worte. Er brauchte diesen auch nicht, denn es war das Richtige gewesen dies zu tun. Hana brauchte Versorgung, ganz einfach. Und danach stand er auf und lief zu dem Blonden rüber.

Etwas verwirrt sah ihm Hana dabei zu und beobachtete wie Saku was im Rucksack suchte, den er rechts von sich wieder an sich herangezogen hatte und davor noch darin rumgekramte. Kurz darauf zog er auch schon etwas Helles hervor. Er schüttelte es aus und warf es dem Blonden dann direkt auf den Schoß, der sich inzwischen wieder in einen Schneidersitz gesetzt hatte. Hana war noch verwirrter als vorher und sah dieses Teil auch so an, während Saku den Rucksack rechts vom Kleinen stehen ließ, wieder an seinen Platz ging und im Sitzen erneut die Fischstücke überprüfte. Er hatte echt hunger, hoffentlich was das bald mal durch. Es war alles sehr schnell passiert und der Kleine wusste noch immer nicht was das für ein Fetzen auf seinem Schoß war, so das er fragte:

„Was ist das? Was soll ich damit?“

Dann nahm er es in beide Hände, hob es an und drehte es vor sich hin und her. Es war offensichtlich etwas zum Anziehen, aber sowas hatte er noch nicht gesehen. Es sah fast aus wie das Teil was Saku unter seiner Fliegerjacke trug. Also dieses weiße Hemd. Nur hatte es leicht längere Ärmel als Saku sein Hemd, das ja keine besaß und es war etwas luftiger geschnitten. Dennoch verstand er nicht was er damit sollte und sah wieder verdutzt zu dem Älteren rüber, der dann, noch immer mit dem Blick aufs Essen gerichtet sprach:

„Das sollte ich dir von Paku geben. Er dachte es würde dir gefallen und da du bei Tag und Nacht, Wind und Wetter immer oberkörperfrei rumrennst, fand er es besser damit du dich nicht erkältest. War seine Idee.“

Hana sah ihn weiter verdutzt an. So, so…Paku wollte das, ja? Warum glaubte er ihm das nicht so wirklich? So sah ihn Hana doch genauer und überrascht an. Hielt das Teil wieder weiter unten an seinem Bauch und blinzelte kurz. Das war…für ihn? Danach sah er es weiter an. Er wusste nicht warum aber er freute sich sehr über dieses alte und lappische Shirt. Sicher hatte es schon bessere Tage gesehen und diente ihnen vorher sicherlich nur als Putzlappen, so klein wie es war. Aber ihm würde es, von seiner Größe her, gut passen und das freute ihn. Denn insgeheim mochte er die coole Kleidung die Saku und Paku trugen. Keine Ahnung warum. Und besonders die Fliegerbrille mochte er sehr. Zwar war das keine in seinen Händen, aber es war das Erste was er von ihnen bekam um ihnen ähnlicher zu sehen. Und das gefiel ihm plötzlich sehr. Er…er liebte es. Doch sein frecher und schützender Stolz ließ ihn das nicht so offen zeigen, also muffte er etwas nach links und sprach arrogant:

„Ich trage es nur weil es ein Geschenk von Paku ist. Und höfliche Opfergaben lehne ich nicht ab. Das hat nichts mit dir zu tun, oder das ich dir dankbar bin! Immerhin renne ich mein Leben lang schon oberkörperfrei rum. Ich bin hart im Nehmen! Aber Paku ist ein toller Kerl und behandelt mich wie es mir gebührt, nämlich mit Respekt und Anbetung. Viel besser als du Sakutaro! Du könntest mir auch etwas mehr Respekt zollen! Mir, dem Sohn des Häuptlings!“

Oh mann Hana war mal wieder zu lange in der Sonne gewesen, was? Aber Saku nahm diese dummen, arroganten Sprüche inzwischen etwas lockerer, sah dann ganz frech zu ihm rüber und danach wieder vor sich zum Essen, als er antwortete:

„Und wenn ich dir jetzt sage: dass es eigentlich ein Geschenk von mir ist?“

Der Blonde lief etwas rot an. Kurz darauf warf Hana das Oberteil vor sich in den Sand unter ihnen und verschränkte die Arme vor seiner Brust, sah muffig weg und sprach:

„Dann will ich diesen Lappen nicht!“

War ja klar. Inzwischen wusste er aber das Hana das nur aus Trotz und Scharm machte. Es war so offensichtlich dass es ihm gefiel. Warum stellte er sich nur so bei ihm an? Aber es brachte Saku dennoch frech zum lächeln. Dann nahm er ein Fischstück vor sich vom Feuer weg, biss vorsichtig rein und kostete. Das Essen war endlich durch und er nickte, wand sich dann wieder mit seinen Worten an Hana und gab von sich:

„Keine Sorge, es ist von Paku, du kannst es also ruhig anziehen du Rotzgör. Ich denke aber auch das es eine gute Idee ist, denn…so kannst du auch gut deine Brandwunde verstecken und keiner starrt dann da drauf.“

Danach legte er einige Stücke des Thunfischs auf das Palmenblatt neben sich und schob es rüber zu Hana, damit der auch seine Portion hatte. Er selber fing an von einem Stock zu essen und biss immer wieder in das gute Fleisch hinein. Schmeckte besser als er dachte, dafür dass es schnell gehen musste.

Hana sah dann wieder zu ihm und war etwas beschämt. Was hatte er da gesagt? Es versteckte die Wunde, damit keiner sie sehen konnte? Das klang als…als würde er sich sorgen. Als wüsste er dass es eine Schande war dieses Teil an seinem Körper zu haben und dass jeder der es sieht sofort wüsste dass er Schande über das Dorf gebracht hatte. Es war also eine…eine Art von Schutz für ihn? Sicherlich war die erste Intension eine andere gewesen, aber der Gedanke…gefiel Hana sehr. So das er es vor sich im Sand ansah und dann lächelnd danach griff. Während Saku noch aß, sah er mal kurz rüber und beobachtete wie sein Nachbar das Oberteil plötzlich über seinen Kopf stülpte und versuchte sich darin zu Recht zu finden. Nach wenigen Sekunden waren die Arme da durch wo sie sollten und auch der Kopf kam wieder zum Vorschein. Es dauerte aber länger als gewöhnlich, weil Hana sowas nicht kannte und wie ein kleines Kind erst mal die Ausgänge suchen musste. Dennoch hatte er es geschafft und er sah danach auf sich runter und begutachtete sich selbst. War das etwa…ein weiteres leichtes Lächeln auf seinen Lippen gewesen? Saku konnte nicht anders, aber als er das leichte Lächeln auf Hana sah, da musste er ebenfalls kurz lächeln. Er hatte…einfach ein schönes Lächeln. Viel wärmer als man es ihm vielleicht zutrauen würde. Und er sah sehr schön dabei aus. So grazil und anmutig. Saku wurde wieder komisch in der Brust, bei diesem Anblick, aber es verflog kurz darauf, als sich der Junge ein Stück Fisch schnappte und es wie ein Tier riss und in sich stopfte. Das war es dann mit Anmut und Grazie gewesen. Doch er war froh dass er dieses Oberteil angenommen hatte. Er hatte nämlich eine kleine Notlüge benutzen müssen damit Hana anbiss. Es war nicht Paku seine Idee gewesen…sondern seine. Aber von ihm hätte er das sicherlich nie angenommen. Warum auch immer.

So aßen sie beide in aller Ruhe ihr Essen auf und wechselten dabei kaum ein Wort. Es ging ihnen gut und sie hatten keinen Streit, aber das sie nicht sprachen lag nur daran dass sie so extrem hungrig waren und nun fast schon um die Wette fraßen. Und obwohl Saku als erster angefangen hatte zu essen, hatte ihn Hana in Windeseile eingeholt und war als erster fertig geworden. Er saß da und rülpste vornehm während er sich froh über den Bauch strich und dabei sprach:

„Gratulation an den großartigen Fänger! Nämlich MICH! Ohne mich hätten wir keinen so tollen Fisch essen können! Aber ich muss zugeben das deine Gewürze auch nicht schlecht waren Sakutaro.“

Saku schielte etwas genervt zu ihm rüber, während er gerade wieder in den Fisch biss. Aha, sein Fang also, ja? Wessen Angel war es noch mal gewesen? Doch er schnaufte nur und aß einfach weiter. Ließ Hana seine verrückten Träume mal ausleben. Die weiter von der Realität weg waren als Geister und Dämonen. Danach donnerte wieder ein Rülpsen aus Hana heraus und er sah freudig rechts neben sich zu der großen Tasche von Saku. Er hatte wieder diesen Drang darin rumzuwühlen, also schnappte er sie sich mit beiden Händen und zog sie vor seinen Schneidersitz. Auch der Ältere hatte inzwischen aufgegessen und sah überrascht zu dem Jungen rüber, der wieder mit dem Kopf im Rucksack hing, als wäre er ein Köter der nach Knochen grub. Warum machte er das? War er einfach nur extrem neugierig, oder suchte er etwas Bestimmtes? Wenn es die Fliegerbrille war, konnte er lange suchen, denn die hatte Saku schon längst wieder auf seine Stirn geschnallt, dort wo sie vor dem blonden Teufel am sichersten war. Ihm war nicht entgangen das Hana nach dieser Brille lechzte und das konnte er gerade mal vergessen. Das war nicht einfach irgendwas. Das war sein Glücksbringer und ständiger Begleiter. Das Einzige was er noch persönlich von Chiharu hatte.

Nach wenigen Sekunden kam Hana auch wieder aus dem Rucksack hervor und hielt etwas Neues in den Händen. Es war etwas schwer und aus Metall. Lag mit einer ordentlichen Länge in seiner Hand und hatte an einem Ende etwas was aussah wie eine Schere von einer Krabbe. Er sah es verdutzt an und sprach dann:

„Was ist das denn? Ist das ein Knochen von deinem Vogel? Scheint aus demselben Material zu sein.“

Saku sah zu ihm. Nah nicht mal so schlecht. Es bestand aus demselben Material, nur viel dicker und nicht so dünn verarbeitet wie sein Zero. Zeit ihm wieder was beizubringen. So beugte er sich etwas im Schneidersitz hervor und antwortete:

„Das ist ein Schraubenschlüssel. Damit befestigt, oder lockert man die Schrauben an Maschinen. Und du kannst nichts damit anfangen, weil du davon keine Ahnung hast. Er ist sehr wichtig um meinem Zero wieder zum Fliegen zu bringen.“

Also um seinen Flieger zu heilen? Aber Hana grinste dann plötzlich zu ihm rüber und sprach frech:

„Lockerst du damit auch mal gerne deine Schrauben im Kopf, Saku? Hehehe!“

Berechtigte Frage, denn ab und zu knallten Saku ja mal explosiv die Sicherungen durch und er wurde von freundlich zu extrem aggressiv. Doch er bekam nur einen muffigen Blick zurückgeworfen und als Antwort:

„Ha Ha, sehr komisch Hana.“

Kam es genervt und sarkastisch von ihm, so dass der Blonde den Schraubenschlüssel wieder in den Rucksack steckte und dabei von sich gab:

„Ich weis. Ich hab einen tollen Humor.“

Er verstand nicht mal Sarkasmus richtig. Oh mann er war anstrengend. Aber Hana hatte das schon verstanden nur stichelte er den Großen so gerne. Es war normal zwischen ihnen.

So wühlte er einfach weiter. Und während sich Saku immer mehr blöd vor kam, weil er den Blonden so genau dabei beobachtete, was er tat, fand Hana etwas sehr interessantes am Boden des Rucksacks. Verdutzt fühlte er es in der Dunkelheit und zog es dann hervor. Es war klein und lag in seiner Handfläche. Wenn er es bewegte schimmerte es wunderschön im Licht der Flammen so hell wie die Sonne. Es war aus Gold, was er nicht kannte und er starrte es nur weiter an. Saku dagegen…rutschte der Magen in die Kniekehlen bei der Sache. Er hatte es komplett vergessen. Normalerweise wollte er sich dieses Gegenstands entledigen, nachdem das mit Chiharu passiert war, aber er hatte es bisher nicht übers Herz gebracht. Ohne es selbst zu bemerken, hatte er das Teil wieder mitgenommen. Hatte es aus seiner Feldtasche in den Rucksack umgesiedelt. Damals im Tal…da hatte er es auch angesehen. War in Erinnerungen versunken als er in seine Tasche sah. Er konnte es nicht weggeben. Es ging einfach nicht. Und Hana fummelte plötzlich an dem kleinen Teil rum, an dessen oberen Part eine Kette befestigt war und diese dabei anfing zu klappern. Er fragte neugierig:

„Was ist das denn? Es funkelt so schön und es ist sehr schwer für seine Größe.“

„Hey Hana gibt das her, das ist…!“

Saku wollte sich gerade nach vorne stützen und es ihm abnehmen…da gab es einen leises Klicken von sich. Erstaunt sah der junge Patchee wie sich der Oberteil des Gegenstands abhob und etwas zur Seite klappte. Saku erstarrte und ließ Hana einfach machen…der es öffnete und etwas sah was er nicht kannte…nämlich ein Foto.

Da drinnen war jemand abgebildet. Das Gesicht eines sehr hübschen Mädchens lächelte zu ihm. Sie hatte kurze, schwarze Haare die bis zum Kinn hingen und sie wirkte so sanft und lieb. Das Bild war komplett in schwarz und weiß, also erkannte man auch nicht welche Farbe ihre Kleidung trug oder was für eine Augenfarbe sie hatte. Fakt aber war: Sie war bildhübsch. Hana war fasziniert wie man so hübsch sein konnte. Aber kurz darauf sah er wieder davon weg und zu Sakutaro rüber…der seinen Blick auf den Sand unter ihnen gerichtet hielt und nicht gut aussah. Er schien wieder traurig zu sein und Hana…der fühlte sich plötzlich auch irgendwie schlecht. Als hätte er etwas Schlimmes getan. Aber er wusste nicht was es gewesen war. Doch er war kein empathieloser Mensch, also sah er wieder zu dem Bild in diesem kleinen, platten Ei und dann wieder zu Saku hoch. Es war deswegen…Deswegen sah er so traurig drein. Glasklar. Und Hana überkam die Neugier. Er wollte es wissen. Wollte wissen was los war. Also fragte er ungewöhnlich vorsichtig, als wollte er Saku nicht verletzen, was es damit auf sich hatte. Er fragte sanft:

„…Wer ist sie?“

Es sollte ihn eigentlich nicht kümmern und es war unhöflich so danach zu bohren, vor allem, wenn er merkte, das Saku das Thema sehr nahe ging. Aber es ließ ihn nicht los. Hana war nicht blöd. Das miese Gefühl in seiner Brust war nicht nur wegen dem was er gerade tat. Sondern auch…weil er etwas befürchtete. Etwas Schlimmes. Denn wenn er dieses Mädchen sah…dann wurde ihm sehr unwohl. Und es lag nur an einer verdammten Sache: Es war ihr Lächeln. Denn dieses Lächeln, was sie auf dem Bild hatte…es war seinem erschreckend ähnlich. Warum auch immer, aber er sah sich selbst in jener Sekunde. Sich und seine Mutter, denn sie konnten beide auch so lächeln. Ein warmes und behutsames Lächeln. Es war unheimlich und er hoffte einfach dass er sich das alles nur einbildete und zu viel da rein interpretierte. Aber kurz nach seiner Frage, nahm ihm Sakutaro auch schon die Kette ab und lehnte sich wieder nach hinten zu seinem Zero, der hinter ihm stand. Sein Blick war auf das Amulett und das Bild darin gerichtet, allerdings sah er überhaupt nicht gut aus. Wirkte so in Gedanken versunken und ganz weit weg. Weit weg in seiner Vergangenheit, das es sogar Hana bemerkte und ihn nur etwas mitfühlend ansah. Er wusste nicht warum er das tat. Woher dieses Mitgefühl für ihn kam. Und warum er es einfach wieder nicht mochte wenn er Saku so traurig sah. Es war Trauer in seinen Augen, kein Zweifel. Kam sein eigenes Verhalten vielleicht daher…weil er Saku mochte? Weil er ihn achtete?

Erneut fragte er zaghaft, weil er noch immer keine Antwort bekommen hatte:

„Wer ist sie Saku?“

Der Pilot sah darauf von dem Bild in seinen Händen weg und blickte kurz rüber zu Hana.

Er wusste nicht was er tun sollte, denn eigentlich ging es den Kleinen nichts an. Sie kannten sich nun seit vier Tagen und innerhalb von so kurzer Zeit sollte man nicht alle privaten Dinge einfach so ausplaudern. Aber…was sollte schon passieren? Wenn er seinen Flieger fertig hatte…würde er Hana eh nie wieder sehen. Doch warum schmerzte der Gedanke kurz? Danach sah er aber wieder zu der Kette und versuchte den Kloß im Hals runter zu schlucken, der sich einfach sofort bildetet wenn er dieses Bild von ihr sah. Es tat so weh sie zu sehen. Und er machte es einfach immer und immer wieder. Sah dieses Bild von ihr und ritze sich damit mental immer und immer wieder selben Wunden in die Seele. Als dürfte er nie vergessen…dass es seine Schuld gewesen ist. Doch er schaffte es sich davon los zu reißen und sah zu Hana rüber, als er endlich Kraft fand um zu antworten:

„Eine alte Freundin von mir…“

Hana sah ihn an. Er sprach das etwas erstickend und der Blonde sah unsicher und traurig auf den Boden. Er hatte dieses Ding bei sich…also musste sie etwas besonderes sein. Er konnte sich denken wer das war. Aber…aber er brachte es nicht über das Herz zu fragen. Er hatte Angst dass er rechthaben würde und dann…machte es alles nur noch komplizierter zwischen ihnen. Aber Saku nahm ihm leider diese Entscheidung ab und gab, für Hana, gnadenlos und in Gedanken verloren von sich:

„Ihr Name war Chiharu. Und sie…war meine Freundin.“

Als er ihren Namen sagte war es als würde man Hana einen Dolch in das Herz schlagen und auf der anderen Seite wieder raus ziehen. Sogar noch mal nachstechen damit es auch schön ordentlich wehtun würde. Und es tat auch unglaublich weh, aber er konnte sich das erst nicht wirklich erklären warum. Doch je mehr Sekunden vergingen, umso mehr wusste er plötzlich warum. Und das war das Problem. Es verletzte ihn denn…Saku hatte diesen Namen bereist schon zwei Mal genannt seit dem sie sich kannten. Einmal als sie in den Fluten runter zum Tal gerissen wurden und dann…in jener Nacht wo sie sich so nah gewesen waren. Er verstand. Er hatte das jedes Mal getan…wenn er bei Hana gewesen war. Wenn er in Gefahr war, oder sie sich nahe. Und das tat sehr weh, denn es gab ihm das Gefühl…als hätte Saku Chiharu in ihm gesehen und nicht ihn selbst. Es war nur eine Vermutung, aber diese machte ihn plötzlich sehr verrückt und brachte sein Herz dazu nervös zu hüpfen. Er wollte das plötzlich nicht mehr wissen. Wollte nichts mehr davon hören. Aber Saku sprach einfach weiter, als wäre Hana nicht da, sah auch nicht zu ihm sondern zum Bild seiner Freundin und erzählte los:

„Wir sind im selben Dorf aufgewachsen und waren immer zusammen. Da wir beide Außenseiter waren und deswegen viel gehänselt wurden, fühlten wir uns zueinander hingezogen. Ich habe ihr mal geholfen, als sie geärgert wurde und danach wich sie mir nicht mehr von der Seite. Ich bekam sie einfach nicht mehr los…“

Hana sah von ihm weg und auf seine Hände vor sich, die sich langsam etwas verkrampft in den Sand gruben. Er wollte das nicht hören es…es war ihm sehr ähnlich. Auch er hatte sich an Saku gezwackt und war gerne bei ihm. Genau wie sie damals. Hana fühlte sich immer unwohler in seiner Haut, denn er ahnte schlimmes. Und wenn das der Fall sein würde…dann würde er…er fühlte sich als würde er sterben. Was war nur los mit ihm?

„Als wir älter wurden kamen wir zusammen. Aber meine Arbeit und das Fliegen waren mir immer wichtiger gewesen als sie. Ich…ich habe ihr damit oft genug wehgetan und dennoch liebte ich sie mehr als alles andere.“

Als Saku das gesagt hatte sah Hana etwas verwirrt aber noch immer mit leichter Trauer zu ihm rüber. Er wusste nicht ob es angemessen war zu fragen…aber er wollte es wissen. Er musste es einfach wissen. Saku sagte: liebte. Was eigentlich hieß das…

„…Was ist mit ihr passiert?“

Es war zögerlich, aber ehrlich gewesen und Saku lächelte sanft, aber dennoch traurig zu dem Bild vor sich, als er Hana seine Frage hörte. Er war…ein guter Junge. Sakutaro konnte hören das es Hana unangenehm war zu fragen, aber er hörte auch dass der Kleine sichtlich interessiert war. Und zwischen diesem Interesse…klang seine Stimme leicht nach Sorge. Es tat gut zu hören da sich jemand um ihn sorgte. Genau wie der Rest seiner Staffel. Und besonders von Hana tat es gut das zu hören. Offenbar wusste der kleine Teufel wann er seine vorlaute Klappe zu halten hatte und wann nicht. Zeigte sogar Mitgefühl. Also klappte er die Kette zu und verbarg damit das Bild. Als sie einschnappte und es ein Klicken gab, sagte er darauf ehrlich:

„…Sie ist gestorben. Und es war meine Schuld. Aber das ist schon lange her…“

Doch eigentlich war es nur einige Monate her und die Wunde noch immer sehr frisch.

Es war…seine Schuld? Hana verstand nicht ganz. Was hatte er damit zu tun? Er wollte ihn erneut fragen. Wollte wissen was passiert war. Aber er merkte dass der Pilot das Thema damit beenden wollte und besonders als er die Kette in eine seiner Hosentaschen steckte. Also respektierte der Blonde das zum ersten Mal und schwieg einfach weiter. Er hatte keine Probleme Saku zu bedrängen, ihn anzuschreien und ihn in peinliche Situationen zu bringen, aber in der Sekunde…wollte er nichts davon. Er akzeptierte die Stille und seinen Wunsch das Thema zu wechseln…Und es fühlte sich richtig an. Es war vorbei. Aber dennoch wollte Hana ihm gerne noch was sagen. Ein: Tut mir leid. Oder: Ich hätte nicht so neugierig sein sollen. Doch nichts kam über seine Lippen. Er war…einfach nur still.

Und Saku sah dann zu ihm rüber und lächelte kurz. Es war dasselbe sanfte Lächeln was er ihm schon mal zugeworfen hatte und Hana mochte es. Der Ältere war dankbar dass sein Nachbar nicht mehr nachharkte. Das war sehr überraschend und angenehm. Innerlich dankte er ihm dafür. Doch Hana hatte noch so viele Fragen. Er wollte ihm all diese Stellen, aber brachte es nicht übers Herz. Besonders wollte er wissen…warum er ihn in jener Nacht Chiharu genannt hatte. Es ließ ihm einfach keine Ruhe. Riss an seinem Verstand wie ein Schakal an einem Kadaver. Er ahnte es…aber er wollte es aus seinem Mund hören. Und betete einfach dass es nicht der Fall sein würde und er sich irrte.

Saku lehnte sich dann entspannt nach hinten und stütze seinen Oberkörper an dem Zero ab, als er die Augen dabei schloss, die Hände vor sich faltete und schließlich auf seinem Bauch ruhen ließ. Es sah aus als wollte er schlafen, aber er sprach dann:

„Es ist schon spät. Du solltest wieder nachhause gehen Hana. Die suchen dich bestimmt schon wieder. Hab ich recht?“

Er wollte dass er geht? Oder war das aus Sorge gewesen es könnte ihm wieder einer wehtun? Doch Hana schüttelte nur den Kopf stur und verschränkte dann die Arme schützend vor sich, als er muffte:

„Ich kann bleiben wo ich will. Und ich möchte heute nicht heim sondern…hier bleiben.“

Saku machte das linke Auge halb auf und blickte zu ihm rüber. Dann schmunzelte er leicht. Ja, ja das hatte er sich schon fast gedacht. Er war nun mal sehr anhänglich…Genau wie Chiharu. Tat er das wegen ihm, oder weil er nicht heim wollte? Dann zuckte er aber mit den Schultern locker, machte das Auge wieder zu und sagte entspannt:

„Mach was du willst. Du bekommst ja den Ärger, nicht ich.“

Doch eigentlich wollte er nicht das Hana wieder wegen ihm Ärger bekam.

Hana sah weiter muffig zu ihm rüber. Ja, ja. Bloß nicht zugeben dass er sich über die Gesellschaft freute! Typisch Saku! Also schnaufte er und legte sich dann seitlich in den Sand. Mit dem rechten Arm stützte er sich ab und hielt mit der Hand seinen Kopf fest, als er weiter in das Lagerfeuer vor sich starrte und motzig antwortete:

„Kann dir doch egal sein. Oder hast du bange dass du neben mir einpennen könntest und ich dir etwas Wichtiges klaue, wie deinen doofen Anhänger mit Bild deiner toten Freundin.“

Autsch, der hatte gesessen. Es wurde still und Hana war selber erschrocken wie motzig und bissig das aus ihm gekommen war, so dass er etwas erstarrte und weiter in das Feuer sah. Was…war das denn gewesen? Warum war er plötzlich so mies drauf? Und warum reagierte er wie eine Zicke auf ihn? Lag das…an dem Bild? Das Mädchen sah sehr nett aus und ihm etwas ähnlich, aber dennoch…wurde ihm schlecht wenn er wieder an sie dachte. Und noch mehr…wenn er daran dachte dass sie Saku besser gekannt hatte als er. Moment mal! War er…eifersüchtig?! Auf eine Tote?! Wegen Sakutaro?!

Er schüttelte sofort den Kopf leicht und muffte etwas kleinlauter:

„I-ich meine: Du denkst doch nicht wirklich das ich dich beklaue, oder?“

Saku machte wieder beide Augen auf und sah zu ihm. Ihm war die Spitze wegen Chiharu nicht entgangen und er wusste nicht ganz was er davon halten sollte. Aber letzten Endes war Hana eben Hana und er war nun mal ein motziger und das Herz auf der Zunge tragender Satansbraten. Aber das mochte er an ihm. Er war damit einfach ehrlich. Also lächelte er nur kurz über die Aussage hinweg und sprach locker:

„Nein das denke ich nicht. Aber du pennst eh von uns beiden zuerst ein, einfach weil du viel schwächer und weniger Ausdauer hast als ich und der Tag besonders anstrengend gewesen war. Was bedeutet: du nimmst mir den Schlaf weg und ich muss Wache halten. Danke übrigens dafür du Dickkopf.“

Hana sah sauer zu ihm rüber.

„Ich bin überhaupt nicht müde! Und ich bin nicht so schwach wie du denkst, Blödmann! Ich stecke dich locker in die Tasche! Außerdem habe ich nicht verlangt dass du Wache schieben sollst! Wirst schon sehen! Am Ende passe ICH auf DICH auf!“

Heh, niemals. Saku schnaufte nur amüsiert darüber und antwortete:

„Bloß keine Schwäche zeigen. Ich würde das total kindisch finden, wenn ich nicht auch über diese Eigenart verfügen würde. Nur gehe ich wesentlich besser damit um und bin nicht so ein Großkotz wie du.“

„Du kannst mich mal Sakutaro!!“

Fauchte Hana zurück und schon war alles wieder beim Alten. Genauso wie es zwischen ihnen sein sollte. Wie es normal war.

Hana warf ihm noch eine ganze Weile gemeine Dinge an den Kopf, die besser nicht genannt werden sollten, bis er sich doch tatsächlich so müde gebrabbelt hatte, das er nach wenigen Minuten neben Saku wegknackte und im Sand lag. Dabei schnarchte er dann laut. Als er das tat öffnete der Ältere wieder seine Augen und sah frech zu Hana rüber. Sagte dann leise:

„Ja genau…du steckst mich locker in die Tasche, was Hana?“

Und dann kam er auch schon hoch und streckte sich kurz.

Der Blonde lag neben ihm weiterhin im Sand und schlief mit seinem Kopf auf dem rechten Arm gestützt. Sein Mund war halb offen und nun kam endlich sanftes Schnarchen aus ihm raus, anstatt dass er ganze Wälder niedersägte. Er sah dabei echt lustig und überhaupt nicht grazil aus. Besonders als er sich, Sekunden später, mit der linken Hand im Schritt kratze und laut auf schnarchte dabei. Heh, wie so ein Trampel und unzivilisiert, aber Saku brachte das auch nur zum schmunzeln und er lief um das Feuer herum zu ihm. Danach kam er hinter ihm in die Hocke und sah zu dem Jungen runter.

Es war komisch. Sicher sah er aus wie ein Hund der auf dem Rücken lag und mit dem einem Bein in der Luft zuckte, während ihm Sabber und Zunge aus dem Maul hingen, aber dennoch sah er so…ruhig und lieb dabei aus. Er wirkte plötzlich nicht mehr so hart und abwehrend und das war ein sehr schöner Anblick. Es war einfach ehrlich, so dass der Pilot ihn doch tatsächlich noch mal anlächeln musste. Hana war schon komisch. Er aber auch. Er konnte diesen kleinen Rotzbengel nicht ausstehen. Aber dennoch…wollte er ihn um sich haben und mochte ihn hin und wieder. Innerhalb dieser vier Tage…war er echt weich geworden. Keine Ahnung wie der kleine Teufel das geschafft hatte, aber er schlich sich in sein Herz. Langsam und stetig. Erst hatte Saku Angst davor. Aber nach dem was an diesem Tag passiert war…fühlte er sich besser damit.

Er wusste noch nicht was die Zukunft bringen würde und wie es mit ihnen weiter ging. Aber das war in jenem Moment auch nicht wichtig. Gerade gab es nur sie an diesem Strand. Weit draußen auf einer Insel, die keiner kannte außer denen die darauf lebten. Und es war nett. Es wirkte entspannend und frei. Doch als Hana plötzlich aufzuckte und sich dann in Embryonalstellung zusammenkauerte, den Mund etwas mulmig dabei verzog, da wusste Saku das ihm offensichtlich kalt war und das obwohl er das weiße Shirt trug. Heh, er war so empfindlich. Doch nicht so hart im Nehmen, was? Aber der Wind war wirklich etwas kühl in dieser Nacht gewesen. Also machte er instinktiv etwas Ungewöhnliches. Er bewegte sich wieder ganz von allein.

So zog er seine braune Fliegerjacke aus und legte sie Hana sanft über den zusammengezogenen Körper. Sie war ja von ihm gewärmt und er packte Hana vorsichtig in diese ein, so damit er nicht aufwachen würde. Sicherlich war ihm nun auch wärmer. Und als er ihn dann so vor sich liegen sah, wie sanft er schlief und wie eingepackt und behütet er da lag…da fühlte sich Saku wohl. Ihm gefiel dieser Anblick und nachdenklich, so wie etwas traurig, fuhr er sanft, mit der rechten Hand, dem kleinen Hana eine Strähne aus dem Gesicht. Direkt die die sich von seiner Stirn über das linke Auge gelegt hatte. Sanft glitt sie weg und ermöglichte einen genaueren Blick auf sein Gesicht, das schöne Züge hatte. Er war wirklich wunderschön und sanft. So ungewöhnlich zart für einen Jungen. Und auch seine Haut war so weich. Genau…wie ihre. So das Saku danach von ihm abließ und noch mal sanft zu ihm flüsterte:

„Schlaf gut…Hana.“

Für ihn würde es eine längere Nacht werden. Aber das war auch okay. Und als er sich wieder an seinen Zero setzte, hoch in den Himmel über ihnen sah und über ihnen die Sterne funkelten…da fühlte er sich komisch. Er wollte immer mit Chiharu weg von dem krieg. Wissen was hinter dem Horizont lag und mit ihr an einen Ort fliehen wo es nur sie und die Sterne gab. Es war komisch. Ganz anders als noch vor vier Tagen. Es war fast als…als wäre er zuhause.
 

Es war sehr spät gewesen als Sakurai durch die Straßen von Tokyo lief und auf dem Heimweg war.

Sein Tag war mal wieder anstrengend gewesen und dieser ganz besonders, noch dazu fing es schlagartig an zu Regnen und das spiegelte sich auch in seiner Laune wieder, die man ihm deutlich vom Gesicht ablesen konnte. Er sah genervt und wütend aus, aber versuchte es, so gut es ging, unter Kontrolle zu halten nicht einfach was kaputt zu schlagen.

In voller Montur, also in seiner Fliegerjacke, einer langen, grünen Hose und Stiefel, lief er auf dem Bürgersteig die Straße hinauf und viele Menschen mieden ihn schon automatisch deswegen. Es war nicht nur wegen seinen Blick, der schon sagte das sie wegbleiben sollen, oder das sie Angst vor ihm hatten, aber in einer Zeit voller Krieg und Kapitalismus hielten anständige Menschen lieber Abstand von jemanden der tagtäglich mit Gewalt und Kampf zu tun hatte. Sie wollten keinen Ärger haben und mieden ihn. Saku nervte das aber nicht mehr. Es war ihm egal geworden, denn inzwischen war er 22 Jahre alt und musste sich über Fremde nicht mehr den Kopf zerbrechen. Sie waren ihm egal geworden. Die sollten über ihn denken was sie wollten, denn alles was ihm wichtig war besaß er bereits. Naja FAST alles. Und kaum als er sich dem Hochhaus näherte, in dem er wohnte…da sah er sie auch schon.

Sie stand dort. Still und leise, hatte einen gelben Regenschirm offen und schütze sich somit vor der Nässe die sich aus dem Himmel über ihnen ergoss. Gekleidet war sie in einem simplen und schwarzen Kleid, welches ihre grazile Statur nur noch mehr betone. Sie war wunderschön, schlank, nicht zu klein und hatte das schwarze Haar kurz geschnitten das es ihr bis ans Kinn reichte. Ihre blauen Augen strahlten im Schimmer der Straßenlampen magisch und sie warf ihm, wie immer, ein sanftes Lächeln zu, kaum nachdem sie ihn gesehen hatte. Normalerweise würde er sofort sanft zurück lächeln, wenn er sie sah, aber diesen Abend war ihm nicht danach. Er war einfach zu geladen und daran konnte auch Chiharu nichts ändern. Es sei denn sie konnte zaubern. Es war noch extra schwer genug dass sie da war.

So kam er bei ihr an und blieb etwas auf Abstand vor ihr stehen.

Rechts von ihm und links von ihr, war die große Glastür, die in das Gebäude führte und durch welches helles Licht raus schimmerte. Menschen liefen an ihnen vorbei und die Zwei sahen sich einfach nur weiter an. Bis Saku der Erste war, der die Stille brach und fragte:

„Was willst du hier? Es ist bereits spät und ich habe dir gesagt dich nicht alleine in der Dunkelheit herumzutreiben. Wir leben in gefährlichen Zeiten Chiharu. Warum hörst du nicht auf mich?“

Er klang dabei sehr ernst. Es war deutlich über das Prasseln des Regens zu hören, der auf sie niederschlug und Sakutaro durchtränkte, denn er hatte weder eine Mütze noch einen Regenschirm. Ihm machte das aber nichts aus. Auch wenn er da wie ein begossener Straßenkater stand. Er war schlimmeres gewohnt, denn seit sechs Jahren hatte er Dinge gesehen und erlebt von denen das Mädchen vor ihm nichts wusste. Nicht mal ansatzweise davon träumen könnte. Nie hatte er sie damit belastet. Chiharu sie sah ihm an das er mies gelaunt war, warum auch immer. Normalerweise sollte man ihn so allein lassen. Dennoch lächelte sie nur lieb zurück und antwortete:

„Guten Abend Sakutaro. Wie war deine Arbeit? Wie geht es dir?“

Wie eine gute Hausfrau die ihren Mann begrüßte wenn er, nach der Arbeit, heim kam. Chiharu sagte das alles sehr lieb und ging nicht wirklich auf seine miese Laune ein. Sicherlich wäre es besser so, aber in seinem Fall leider nicht. So sah er sie weiterhin ernst an und gab als plumpe Antwort:

„Was denkst du denn? Es würde mir besser gehen wenn ich wüsste dass du, zur Abwechslung, mal auf mich hören würdest, Chiharu. Und das ich mir nicht immer Gedanken um dich machen müsste.“

Sie sah ihn stumm an. Wow er hatte wirklich schlechte Laune. So ernst. Aber es war schön zu hören dass er sich Gedanken um sie machte. Das erfreute ihr Herz welches tief in ihn verliebt war. Danach musste sie auch wieder lächeln und antwortete ihm:

„Wir kennen uns jetzt seit unserer Kindheit. Du müsstest eigentlich wissen wie stur und frech ich sein kann. Besonders wenn es darum geht etwas zu machen was ich liebe. Und ich wollte dich gerne heute Abend besuchen Saku.“

Sie tat es einfach wieder. Sakutaro war sauer darüber das sie ihm nicht gehorchte und das obwohl er alles nur zu ihrer Sicherheit machte. Wie er mit ihr sprach, was er ihr ans Herz legte, all das überhörte sie gerne und ging stur ihren Weg. Er würde aber lügen, wenn er behaupten würde, dass es ihm nicht an ihr gefällt. Er liebte sie und das war einer der Gründe. Doch manchmal wünschte er sich einfach sie würde vorsichtiger sein. Chiharu sah die Welt viel zu rosig und netter als sie es war. Saku aber hatte gesehen und erlebt wozu Menschen in der Lage waren. Er kannte die Abgründe der Menschen. Nicht alle, aber verdammt viele. Innerhalb seiner Ausbildung war ihm das besonders aufgefallen. Menschen taten alles dafür um das zu bekommen was sie wollten und wenn man ihnen nur einen kleinen Finger als Startschuss reichte, dann nahmen sie ihn sofort. Und ab dann ging es skrupellos weiter…Er war auch so. Chiharu war so. Einfach jeder. Aber es gab auch Menschen die von Grund auf böse waren. Und bei ihnen gab es, für Saku, nichts dazwischen. Ein Feind war ein Feind und den erschoss man bevor man selber erschossen wurde. Klare Sache und simples Überleben. Und für ihn…war jeder ein Feind der nicht auf seiner Seite stand. In der Hinsicht war er knallhart geworden.

So seufzte er und erblickte das sie etwas in der linken Hand hielt. Es war ein weißer Plastikbeutel und er hing herab. Darin war offenbar etwas Schweres untergebracht. Noch dazu trug es ein bekanntes Logo rechts und links, das wie eine Tasse aussah und das drauf gedruckt wurde. Kurz darauf sah er wieder zu ihr hoch und sprach:

„Was hast du da bei dir?“

Chiharu sah verdutzt zu ihrem Beutel runter, auf den Saku mit der rechten Hand zeigte und lächelte danach wieder lieb zu ihm. Schön das er danach gefragt hatte. Sie wusste er würde neugierig danach fragen. Ihm entging einfach nichts. Obwohl das eine sehr offensichtliche Sache war. Mit geschlossenen Augen sprach sie zu ihm:

„Du bist seit fünf Tagen nicht mehr in dem Coffee-Shop gewesen, in dem ich arbeite. Deswegen habe ich gedacht: Naja wenn er nicht zu mir kommt um seinen liebsten Kaffee zu trinken, dann bringe ich diesen einfach zu ihm. Und da ich dich eh besuchen wollte habe ich es einfach kombiniert.“

Er sah sie einfach nur an. Was dachte sie sich? Es war schön zu hören dass sie ihn sehen wollte, aber dazu musste sie ihn nicht mit Kaffee ködern, oder zusätzlich besänftigen. Dies als Vorwand benutzen um ihn zu sehen, denn so kam er sich vor. Sie war viel zu gut dafür. Dennoch erfreute es sein Herz das sie genau wusste was er liebte und was nicht. Auch wenn sie sich manchmal bewusst etwas stur stellte und seine Bitten ignorierte. Chiharu wusste was sie wollte…und das war er. Dafür riss sie alle Mauern vor sich nieder und kämpft sich durch die Straßen wie ein Monster auf der Jagt nach einem Menschen. Sie war zielstrebig und verbissen wenn sie etwas wollte. Wieder etwas wofür er sie liebte. Dennoch schüttelte er den Kopf auf ihre Aussage und steckte seine Hände in die Jackentaschen, als er sprach:

„Chiharu ich hatte heute keinen guten Tag und ich möchte einfach nur…“

„Sehr gut! Dann bringt dich der Kaffee und meine Anwesenheit gleich wieder auf andere Gedanken!“

Und damit wand sie sich fröhlich ab und lief links von sich zu dem Hochhaus und durch die offene Glastür, machte ihren Regenschirm zu, klopfte ihn aus und lief direkt zum Fahrstuhl rechts. Saku sah ihr etwas verdutzt nach und musste dann wieder genervt schnaufen. Mann was sollte er noch tun? Diese Frau war unmöglich. Sie hatte sich offiziell verbissen, wie eine Zecke und damit bekam er sie auch nicht mehr los. Also akzeptierte er sein Los und folgte ihr nach drinnen. Es gab schlimmeres und er konnte einfach schlecht „nein“ zu ihr sagen.

Im Fahrstuhl und auf dem Weg durch die Flure, zu seiner Wohnung, hinterließ er eine leichte nasse Spur auf dem Boden hinter sich, so dass ihn Leute schon nachstarrten. Er war verdammt durchtränkt und Chiharu machte sich Sorgen das er sich vielleicht erkälten könnte. Sakutaro war zwar hart im Nehmen, aber man musste das ja nicht unnötig herausfordern. Also machte sie ihm, kurz nachdem sie in seiner Wohnung waren, auch gleich seinen Kaffee, während er sich umziehen und waschen ging. Sich aufwärmte unter der Dusche.

Sie stand in der Küche, die mit dem Wohnzimmer verbunden war und konnte genau hören, wie er, ein Zimmer weiter, unter der Dusche stand und sich sauber machte. Allein wegen den Geräuschen fingen ihre wildesten Fantasien an Unfug mit ihrem Verstand zu treiben. Sie wollte plötzlich zu ihm gehen und sich mit ihm unter die Dusche stellen. Ihn dabei anfangen zu küssen und sich einfach nur hinzugeben. Mit ihm schlafen und sich an seinen starken Körper schmiegen…Diese Gedanken kamen ihr öfters in letzter Zeit. Jeden Monat und in einer bestimmten Phase, erneut.

Also stand sie da, machte Kaffee und lief dabei etwas rot an. Sie liebten sich, auch wenn sie es noch nie zueinander gesagt hatten und dennoch hatten sie noch nicht einmal miteinander geschlafen. Das ging bereits viele Jahre so. Seit sie sich damals unter dem Baum, im Sommer in ihrer Heimatstadt Nagano, geküsst hatten. Ab und an küssten sie sich auch jetzt immer mal wieder, aber Chiharu wünschte sich schon so lange das es mehr werden würde. Doch es wurde stattdessen immer weniger. Und seit Sakutaro seine Mutter gestorben war wurde es noch weniger. Das und seine Ausbildung hatten sie nach Tokyo ziehen lassen. Sie sahen sich auch weniger, obwohl sie zusammen nach Tokyo gezogen waren. Egal wo er hinging, sie ging mit ihm und dachte nicht lange darüber nach. Er zog in die Nähe des Militärstützpunktes und sie etwas weiter weg nahe ihres neuen Jobs. Also lebten sie getrennt. Chiharu wurde in einem sehr beliebten Coffee-Shop eingestellt, das was sie schon immer wollte und er ging zum Militär und war Pilot geworden. Aber leider einer der Sorte den sie nicht gut fand. Sakutaro war Staffelführer der Zero-Piloten geworden. Und als Kamikaze stand sein Leben jedes Mal intensiver auf der Kippe, als bei anderen Soldaten im Krieg. Oft hatte sie sogar Angst er würde nicht mehr zurück kommen und sie allein lassen. Was aber zum Glück bisher nicht passiert war. Saku war ein verdammt guter Pilot. Der Beste den es aktuell gab und er war sogar der Schützenkönig wenn es ums abschießen von Feinden ging. Da kam keiner an ihr ran. Das machte sie einerseits sehr stolz, denn er hatte damit seinen Traum erfüllen können, den er seit seiner Kindheit mit sich trug. Doch fand sie es nicht gut dass er Menschen umbrachte. Und noch etwas war da…Denn ihr eigener Traum ging einfach nicht in Erfüllung. Und das nur…weil er Pilot war und Kämpfen mehr liebte als alles andere. Dabei hatte sie einen viel simpleren und einfacheren Wunsch als er. Sie wollte einfach nur eine gute Ehefrau und Mutter werden. Wollte Saku ein Kind schenken, vom dem sie wusste das er es lieben würde. Er würde ein guter Vater sein. Aber dieser Traum schien weiter weg als jemals zuvor.

Das Öffnen der Tür, vom Bad, weckte sie aus ihren Gedanken und sie sah rechts neben sich.

Saku trat aus der Tür raus und lief auf sie zu, dabei rubbelte er sich, mit einem Handtuch, das schwarze Haar trocken und sie sah ihm dabei einfach zu. So lief er auf die andere Seite vom Tresen, der eine Trennung zwischen Küche und Wohnzimmer darstellte und kam vor ihm zum stehen. Er rubbelte sich noch immer die Haare, aber Chiharu sah ihn dennoch ganz genau dabei an.

Er dampfte etwas von der heißen Dusche und dabei verströmte er einen angenehmen Duft, den sie so sehr an ihm liebte. Es war nämlich sein natürlicher Geruch, der durch die Sauberkeit angenehmer wurde. Es erinnerte sie an Sandelholz. Keine Ahnung warum. Wie Sandelholz roch? Der Duft von Sandelholz zeichnete sich durch seine süßliche Note, die durch einen erdig-holzigen Geruch abgerundet wurde, hervor. Der einzigartige Geruch wirkte zugleich anregend und beruhigend auf Körper, Geist und die Seele. Zumindest war es bei ihr so. Es beruhigte sie ihn zu riechen und gab ihr das Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit. Genauso wie er sie schon immer beschützt hatte.

Aber auch sein Aussehen war mal wieder nicht von schlechten Eltern. So stand er da nur mit einem weißen Hemd und einer kurzen, schwarzen Shorts bekleidet. Kein Wunder er war ja auch zuhause, deswegen der lässige Look. Aber sie ließ es erneut kurz erröten. Er war so ein hübscher und starker Mann geworden. Als Kind und Teenager sah er schon gut aus, aber nun war er wie ein stolzer Adler geworden der mit seinem prachtvollen Gefieder ruhig angeben konnte. Von ihm geliebt zu werden und Kinder zu bekommen war der reinste Jackpot. Und sie war stolz darauf dass er das eine schon mal tat, auch wenn er damit etwas hinter dem Busch blieb.

Saku zog danach das Tuch von seinem Kopf und legte es auf den Tresen rechts von sich. Sofort wand sich Chiharu von ihm ab und griff nach links zu der Kanne und machte das heiße Wasser in eine Tasse zum Kaffee. Wortlos schob sie diese zu ihm über den Tresen und lächelte ihm dann freundlich zu. Und kaum als er anfing zu trinken, da sah sie auch schon das es ihm schlagartig etwas besser ging. Es war komisch aber Saku liebte strengen und bitteren Kaffee. Schwarze, südamerikanische Bohnen waren seine Lieblinge. Streng und stark. Fast wie er. Deswegen lächelte er auch kurz und sanft nachdem er den ersten Schluck gemacht hatte und stellte dann die Tasse wieder vor sich. Chiharu war froh. Sie wusste einfach wie man ihm zum Lächeln brachte. Aber es war nicht von der Hand zu weisen das es ihm irgendwie nicht gut ging, also fragte sie endlich danach:

„Willst du darüber reden?“

Er sah verdutzt zu ihr.

„Worüber?“

„Warum du heute so schlecht drauf bist. Du kannst es nicht verbergen Saku, denn das ist nicht deine Art. Egal wie sehr du es auch versuchst. Ich kann es doch sehen das dich etwas nervt und bedrückt. Erzähl mir ruhig davon.“

Sie wollte für ihn da sein. Er sah wieder von ihr weg und runter auf seine Tasse, die er noch mit beiden Händen umschlungen hatte. Warmer dampft kam ihm aus dieser entgegen und er überlegte. Eigentlich ging sie das nichts an und er war einer der seine Probleme gerne selber löste und nicht darüber sprach. Doch irgendwie hatte er das Bedürfnis mit ihr darüber zu sprechen, also seufzte er leicht und gab ernst von sich:

„Dir kann man echt nichts vormachen, was?“

Sie schüttelte lieb den Kopf.

„Du bist für jeden wie ein offenes Buch Sakutaro. Das hat nichts mit mir zu tun. Jeder kann dir ansehen wie du dich fühlst.“

Wohl wahr. Dann sah er wieder zu ihr auf. Er…er liebte ihr Lächeln, also öffnete er sich:

„…Ich habe mich heute mit Kaizo in die Wolle bekommen.“

Chiharu hörte auf zu lächeln und sah aufmerksam zu ihm. Kaizo? Das war doch sein bester Freund in der Ausbildung gewesen, der inzwischen sogar sein Vorgesetzter geworden war. Er und Saku arbeiteten viel zusammen und hatten immer mal Differenzen gehabt, aber das sie sich so aktiv gestritten hatten war vorher noch nie passiert, das wusste auch sie. Immerhin war sie ihm bereits mehrmals begegnet, wenn sie Saku auf dem Flugplatz besuchen kam. An bestimmten Tagen durfte sie das und da war sie ihm auch mal begegnet. Er war ein nobler und höflicher Mann gewesen wenn er mit ihr sprach und sie sah der er sie gut leiden konnte. Das sagten seine Augen. Aber dennoch fand sie ihn oft mal unheimlich denn sie konnte diesen Blick bei ihm sehen…Dieser Blick den er Saku zuwarf wenn er und Chiharu nebeneinander standen. Das machte ihr Unbehagen, aber sie ignorierte das weiterhin. Dachte nicht viel darüber nach. Doch wenn, dann würde sie sagen: Es war der Blick eines eifersüchtigen Mannes der Saku zugeworfen wurde. Und das gefiel ihr nicht. Sie kam aber wieder zurück und fragte:

„Wegen was denn? Er ist doch sonst immer so ruhig und höflich.“

Saku sah sie an. Ruhig und höflich? Sie hatte ja keine Ahnung. Danach nahm er wieder einen Schluck von seinem Kaffee, stellte ihn wieder ab und sprach weiter nach unten gerichtet und in Gedanken:

„Es steht eine neue Schlacht vor der Tür. Die amerikanischen Streitkräfte versuchen sich im Palau Archipelago niederzulassen. Zumindest sagen das unsere Spitzel so und kommen damit unserer Heimat immer näher. Wir wollen nicht zulassen dass sie die Aktion durchziehen und werden in einigen Wochen auch losziehen um sie zu stoppen. Ich…ich bin wieder mit dabei und leite meine Staffel in die Schlacht.“

Sie verstand. Dann würde er also bald wieder weg gehen und sie…sie musste erneut Angst um ihn haben…Das fiel ihr schwer und am liebsten wollte sie betteln das er es nicht tat. Doch sie hielt sich zurück. Er würde nicht bleiben. Das lag nicht in seiner Natur. Saku sprach weiter:

„Doch das ist nicht der Grund warum wir eine Auseinandersetzung hatten.“

„Sondern?“

Fragte Chiharu vorsichtig. Saku sah sie darauf endlich wieder an.

„Es geht um Paku. Der Streit ging um ihn. Du kennst doch den Veteran aus meinem Team, der mich aufgenommen und mit erzogen hat, oder?“

Sie nickte.

„Ja, das ist doch dieser große Mann der so freundlich ist. Er hat dich doch wie einen Sohn aufgenommen und dich zu dem gemacht was du heute bist. Warum habt ihr euch wegen ihm gestritten?“

Saku fand nun endlich den Moment um sich zu setzten und zog rechts von sich einen Stuhl an den Tresen damit er sich setzten konnte. Er war noch selber sehr sauer wegen der Aktion mit Kaizo, aber er wurde noch saurerer wenn er wieder daran zurück dachte. Das sah ihm Chiharu auch gleich an, denn er starrte sauer auf seine Tasse vor sich und atmete schwerer. Schließlich sprach Sakutaro weiter:

„Paku ist nun schon lange bei der Zero-Staffel und man konnte sich immer auf ihn verlassen. Er weis genau was er tut und ich würde mir keinen anderen Flügelmann wünschen als ihn. Aber…aber in der letzten Schlacht da hatte ich wirklich Angst um ihn. Er flog in Formation und wie es sich gehörte, aber sein Zero bekam einen inneren Schaden während des Fluges und das brachte sein Leben in Gefahr. Ich wusste erst nicht ob es an ihm lag. Ob er ihn nicht richtig gewartet hatte, oder ob er nicht vielleicht doch irgendwie erwischt wurde, jedenfalls fing der Zero an zu rauchen und ich musste ihm aus der Schlacht zerren und retten, sonst wäre er sicherlich bereits tot. Erst wollte er nicht auf mich hören und weiter machen. Sich sinnlos in das Schiff des Feindes werfen um uns allen einen Vorteil zu verschaffen. Aber ich…ich konnte das nicht zulassen. Paku hatte recht und es war die richtige Entscheidung gewesenen, in dieser Situation, immerhin sind wir genau für sowas da. Doch ich wollte das nicht. Ich habe mich unserer Aufgabe wiedersetzt und seinen Arsch aus der Schlacht gezerrt indem ich ihm Feuerschutz bis zur Basis gab. Ich bin sein Leutnant und er macht was ich ihm sage, auch wenn er das nicht wollte. Später stellte sich dann heraus dass er nicht getroffen wurde, sondern einen Kompressor nicht richtig gewartet hatte. Es war sein Fehler gewesen und Paku wollte an dem Tag freiwillig für uns sterben…und ich hab es nicht zugelassen. Darauf bat ich Kaizo heute Paku aus dem Dienst zu entlassen und ihn zu pensionieren. Damit er einfach nicht wieder auf diese Idee kommen würde. Kaizo hat sich nicht darauf eingelassen und es kam zum Streit.“

Das war auch kein Wunder. Einen Mann einfach so aus dem Dienst zu entlassen, wenn das Land gerade jeden brauchte um zu kämpfen, klang auch für sie unlogisch. Chiharu sah ihn etwas traurig an und fasste dann sanft einer seiner Hände. Dennoch sagte sie aber:

„Du…du hast das Richtige getan. Du hast einen Freund beschützt und sorgst dich weiterhin um sein Leben. Das ist nichts verwerfliches Saku. Aber du musst ihm weiterhin vertrauen. Er ist dein Freund.“

„Er ist für mich wie ein Vater, Chiharu. Aber ich habe egoistisch keine Rücksicht auf seine Gefühle genommen und seinen Willen nicht respektiert so wie auch geachtet. Und das Schlimme ist: es war mir egal. Ich wollte ihn an dem Tag nicht verlieren! Keinen meiner Jungs! Sie sind meine Familie und ich achte auf sie! Aber woher soll ich noch wissen dass ich meinen Auftrag erfüllen kann ohne mich um Paku sorgen zu müssen?! Was wenn ER wieder einen Fehler macht?!“

Er wurde leicht aufgebracht und Chiharu fühlte das, so das sie fester seine Hand drückte und ehrlich sprach:

„Tu das bitte nicht Saku. Wenn du jetzt anfängst deiner Staffel nichts mehr zuzutrauen, dann machst du einen riesen Fehler! Fehler schleichen sich nun mal ein, dafür sind wir Menschen, aber am Ende hast du das Richtige getan! Du hast ihn gerettet, auch wenn du dich seinem Wunsch wiedersetzt hast! DAS zeichnet dich aus! Du wirfst deine Kameraden nicht wie Kanonenfutter auf den Feind, sondern du sorgst dich um sie und hilfst wo du nur kannst! Das ist keine Schwäche Saku!“

Als sie das gesagt hatte sah er von seiner Tasse wieder auf und ihr ins Gesicht. Sie sah ihn ernst und selbstsicher an. Hielt es für richtig was er getan hatte…aber bei ihm war es nicht so. Er sah das anders.

„Auf dem Schlachtfeld ist es eine. Ich hatte einen Befehl Chiharu und diesem hab ich mich nicht nur wiedersetzt, sondern ich habe egoistisch und respektlos gehandelt indem ich Paku nicht entscheiden ließ was ER für richtig hielt. Ich habe das Schlachtfeld mit ihm verlassen und daraufhin haben wir viel zu viele gute Männer verloren. Nur weil ich nicht da gewesen bin um ihnen Rückendeckung zu geben. Wir hatten mehr Verluste als es nötig gewesen wäre und das ist mein Kreuz das ich nun tragen muss. Ich kann froh sein das ich nicht für diese Feigheit suspendiert wurde. Und das auch nur weil Kaizo mich gedeckt hat. Nur wegen ihm bin ich noch dabei. Und dann gehe ich zu dem Mann hin, der mich deckte und fange Streit mit ihm an. Und warum? Weil ich wieder egoistisch bin. Weil ich mehr mit meinem Herzen denke, als mit meinem Kopf.“

Er zeigte dabei noch an seine rechte Schläfe, als er das sagte. Danach stand er auf, drehte ihr den Rücken zu und lief einige Schritte in sein Wohnzimmer. Seine Freundin sah ihm aber nach und verstand das Problem nicht. Also sie verstand schon was es für ein Problem gab, aber sie konnte nicht verstehen warum es so lief. Warum die Armee so war wie sie war. Denn für sie gab es nichts Wichtigeres als Menschen zu helfen und zu retten. Und genau deswegen…hatte Saku, in ihren Augen, auch nichts falsch gemacht. Und das machte sie auch sauer, wenn sie sah wie er sich deswegen selbst geißelte und innerlich zerriss, wo er doch nichts Falsches getan hatte. Er war ein guter Mensch und das Beschützen lag in seiner Natur. Auf der einen Seite war er ein eiskalter Killer, wenn man es von ihm erwartete, aber auf der Anderen war er das krasse Gegenteil. Und genau damit stand er im Konflikt. Es zerstörte ihn.

Also kam sie um den Tresen herum und lief dichter an ihn heran. Etwas auf Abstand blieb sie dann stehen undsprach lauter zu ihm:

„Weist du was? Nein! Hör zu: ich weis das ich keine Ahnung davon habe wie die Dinge bei euch im Militär ablaufen und es ist mir ehrlich gesagt auch egal! Denn das Einzige was ich für richtig empfinde ist anderen zu helfen! Du hast das Richtige getan, als du Paku geholfen hast! Deinetwegen ist er am Leben! Und wenn du DAS als „egoistisch“ bezeichnest, dann bin ich der größte Egoist von uns allen! Denn ich will nicht das du dich so zerreißt wegen etwas was nicht falsch war! Du hast ein gutes Herz und manchmal wünsche ich mir einfach nur dass du mit diesem sinnlosen Töten aufhörst und nachhause kommst!“

Nachhause…aber wo war das? Als sie das sagte sah er erschrocken, über seine recht Schulter, zu ihr hinter. Was hatte sie…gerade gesagt? Sinnloses…Töten? Aber Chiharu war noch nicht fertig mit ihm und sprach weiter aufgebracht und fast den Tränen nahe:

„Also sag mir nicht dass du dich besser fühlst, wenn du Menschen umbringst, denn in Wahrheit bist du nicht so! Und wenn ich ehrlich bin…dann habe ich Angst davor! Ich sehe was es aus dir macht und ich will das nicht! Das bist nicht du! Warum verstehst nur DU das nicht?! Du bist ein liebevoller und sanfter Mensch und beschützt jeden den du liebst mit ganzem Herzen. Warum lässt du zu das dieses sanfte Herz im Krieg verdorben wird?! Ich wollte auch dass du Pilot wirst, aber nicht zu diesem Preis! Ich wollte das weil ich wusste dass es dich glücklich macht! Das wir beide wegfliegen, so wie du es mir damals versprochen hast! Hoch in den Himmel und einfach nur weg! Was ist daraus geworden Saku? Bitte lass doch endlich dieses sinnlose Töten sein!“

„Sinnlos?“

Kam es von ihm plötzlich etwas erschrocken und doch mit einem Hauch von Kälte das Chiharu schlagartig unwohl wurde. Sie stellte sich gerade hin und hielt ihre beiden Hände schützend an ihr Herz, als müsste sie sich vor dem schützen was gleich kommen würde. Und als sich Saku umdrehte und zu ihr sah…war sie froh es getan zu haben. Denn er donnerte los:

„Dieser Krieg ist „sinnlos“ für dich? Wenn wir da draußen nicht kämpfen würden, dann würden die Amerikaner schon über unser Land hergefallen sein wie eine biblische Plage und alles verändern was uns lieb ist! Denkst du es macht mir Spaß!? Spaß anderen eine Kugel in den Kopf zu jagen und dabei zuzusehen wie Menschen in ihren Maschinen verbrennen, oder im Ozean ertrinken?! Es herrscht KRIEG Chiharu! Und wenn ich nicht da draußen für mein Land kämpfe dann würdest auch DU diesen Krieg voll abbekommen und um dein Leben bangen müssen! Jeden Tag aufs Neue!“

„Aber zu welchen Preis?!“

Kam es aus ihr zurückgeschossen, doch Saku fuhr nur weiter hoch:

„Ich mache das um DICH zu beschützen! Für unser Land! Für eine Zukunft! Und wenn ich, am Ende, als eiskalter Mörder abgestempelt werde, dann ist es halt so! Ich habe nicht über hundert Menschen in Papua Neuguinea abgeschossen und im Ozean versinken lassen, nur weil es mir Spaß gemacht hat! Sonden weil ich es musste! Ich wollte anfangs einfach nur fliegen. Aber durch meine Verbindung zum Militär habe ich Dinge erfahren und gesehen die du dir nicht mal in deinen schrecklichsten Alpträumen vorstellen kannst! Krieg hat nichts Ehrenhaftes Chiharu! Er ist nicht glorreich und nicht mal mit Ruhm behaftet! Da draußen tut man was man für richtig hält um am Leben zu bleiben! Und das alles für die Menschen, in der Heimat, die man liebt und beschützen will! Aber es ist nicht nur das sondern auch der Wahnsinn der Reichen der ihn fördert! Krieg ist wie eine gut geölte und Geld druckende Maschine! Die Reichen bekriegen sich um mehr Macht zu erlangen und wir Soldaten machen das ohne auch nur zu hinterfragen ob es richtig oder falsch ist! Ich werde diesen Krieg beenden Chiharu! Egal wie du das auch siehst!“

Und das war somit auch sein letztes Wort zu dem Thema. Es war ein Streit und er wollte diesen nicht mehr mit der Frau führen die er liebte. Also schwieg er und beendete das Thema. Und während er sie einfach nur weiterhin sauer ansah und sie seinem Blick stand hielt…da verstand sie es. Er hatte es gesagt, aber nun verstand sie es auch vom Gefühl her. Er tat das wirklich nicht weil er daran gefallen hatte. Vielleicht ein kleines bisschen, denn er kämpfte gerne und wollte schon immer über seine Grenzen gedrängt werden, aber der Hauptgrund war ein anderer…Er tat das aus Liebe. Und dieser Streit geschah auch nur aus dem Grund. Über mehrere Ecken hatte er ihr eben gestanden dass er sie liebte. Und ihr ganzer Körper…reagierte darauf. Sie konnte es nicht mehr bremsen. Er war so egoistisch…genau wie sie. Und deswegen holte sie sich nun auch was sie wollte.

Ohne zu zögern lief sie auf ihn los und warf sich um seinen Hals. Küsste ihn stürmisch dabei und er blieb etwas erschrocken stehen, denn mit sowas hatte er überhaupt nicht gerechnet. Er dachte sie würde sich umdrehen und gehen, aber da lag er mal voll daneben. Stattdessen küsste sie ihn wild und stürmisch, als hätte er ihr einen verdammten Antrag gemacht. Und er hatte einfach keine Ahnung was er nur getan hatte das sie nun so hoch fuhr! Aber es war nicht unwillkommen. Er wusste auch nicht warum, aber es gefiel ihm wenn sie ihn so wild küsste und aggressiv den ersten Schritt machte. Also zögerte er auch nicht lange und erwiderte genauso wild zurück, als hätte er es schon viel zu lange zurückgehalten.

Da er größer war als sie, packte er sie dabei mit beiden Händen an den Oberschenkeln und hob sie an, so dass sie ihn umschlungen küsste und auf seiner Hüfte saß. Er hielt er sie so in Position und küsste weiter, aber dann kam die Wildheit und er steuerte mit ihr auf die Couch hinter ihnen zu. Mit einer plumpen Bewegung ließ er sich mit ihr auf die Couch fallen und war schließlich über ihr. Küsste sie noch immer wie wild und fing an an ihr rumzufummeln. Es war ihm egal. Er wollte sie hier und jetzt. Sehnte sich danach und Chiharu hatte auch gut dabei geholfen. Tat es noch immer. Denn als sie merkte, wie er mit seiner rechten Hand unter ihr Kleid glitt, da übernahm sie feurig das Steuer. Er signalisierte ihr damit, dass er mit ihr schlafen wollte und das war genauso ihr Wunsch wie seiner. Und da sie ein kleines Luder sein konnte, zumindest was ihn betraf, drehte sie den Spieß um und kämpfte sich schwunghaft auf ihn drauf. Im Nu lag er unter ihr auf der Couch und löste den Kuss. Sah dieses wunderschöne Mädchen über sich sitzen, das genau dort saß wo sie sein sollte und ihn nur noch mehr anfeuerte. Und als sie ihr Kleid hektisch öffnete und danach von ihr warf, da war es um ihn geschehen. Er kam wieder hoch, saß aufrecht und küsste sie erneut. Berührte ihre warme und zarte Haut während des Kusses. Als er sich für eine Sekunde von ihren Lippen los riss, hauchte er ihr erregt zu:

„Was ist…mit Verhütung?“

Aber sie ignorierte seine Worte komplett und küsste ihn einfach weiterhin wild. Entkleidete sich unterhalb und arbeitete auch an ihm. Sie wollte nicht darüber nachdenken. Es sollte einfach nur geschehen. So lange liebte sie ihn nun schon und endlich würden sie miteinander schlafen. Endlich hatte sie ihn nur für sich selbst und konnte ihm zeigen wie verrückt sie nach ihm war und wie sehr sie ihn liebte. Und als sie ihn in sich spürte machte er sie glücklicher als jemals zuvor. Sie ließ sich nehmen und nahm sich egoistisch genau das was sie immer wollte. Nämlich ihn…und vielleicht auch ein Baby. Was sie sich von ihm mehr wünschte als alles andere. Diese Nacht gehörte ihr. Und er sollte sie einfach nur nehmen. Damit beweisen das er sie liebte und sie…sie wollte ihn niemals gehen lassen. Weder ihn…noch das was kommen würde.
 

Es gab einmal ein altes Dorf mit einem Jungen und seiner Muse. Und dem magischen Himmel über ihnen der ihnen all ihre Wünsche erfüllen sollte. Ein Ort der den tiefen Gedanken, im Herz des Jungen, Leben einhauchte. Die Muse war sein Glück und er konnte nicht aufhören über ihre Schönheit nachzudenken. Erzählte ihr von Abenteuern am Ende ihres Horizonts und im dunklen Nachthimmel wartend. Einen Ort an den er sie entführen wollte. Und in der dunkelsten Nacht, zwischen den Sternen auf den Straßen kam sie allein zu ihm und ertrank in ihrem eigenen Blut. Der Junge fand sie leblos und rief immer wieder ihren Namen. Doch als sie keine Antwort gab wurde er mit Angst überflutet. Er suchte verzweifelt einen Weg sie zu retten, doch einzig sein Echo kam zu ihm zurück und ließ ihn damit völlig allein. Und als er sich schwor sie niemals zu vergessen, indem er sie immer in seinem Herzen hielt, bildeten sich Finsternis und Alpträume plagten ihn ohne Ruhe in dem tiefsten Teil seiner Seele. In dieser Dunkelheit kam sie zu ihm, mit Finsternis in ihren Augen. Heulte unheimlich nach ihm, mit süßen Worten als Tarnung. Er nahm sie an und umarmte sie, obwohl er wusste dass es falsch war. Schwor sie beide für immer zum Schweigen zu bringen und das hoch am Himmel der ihnen gehörte. Ob dies allerdings ein Traum war, oder real, dass wusste er nicht. Aber eine Sache blieb jedes Mal zurück…Denn in mondlosen Nächten konnte er sie noch immer hören. Hörte wie sie nach ihm schrie und jagte ihm Angst ein. Er verlor sich in der grenzenlosen Dunkelheit und Einsamkeit seines Herzens. Doch um sein Herz zu retten musste er lernen zu akzeptieren. Musste das eine Herz finden das in Einklang mit seinem schlug. Denn nur so konnte er noch seine Zukunft retten.

One moment

Ich versuche nicht unter den Geräuschen zu ertrinken, aber sie übernehmen mich immer mehr. Überfallen mich wie eine Flut. Auch habe ich versucht dies alles auszusperren, aber es wird immer lauter. Da sind diese zwei Stimmen in meinem Kopf und ich will eine davon persönlich umbringen. Denn nur so kann ich mich an das erinnern was du zu mir sagtest. Doch wenn du meine Gedanken lesen könntest, dann wüsstest du dass langsam etwas zwischen uns passiert. Ich weis deine Arme sind weit offen um mich zu empfangen, aber es ist mir etwas zu direkt, was ich nicht leugnen kann. Es verunsichert mich. Deine Stimme ist einfach zu frech und wild. Siehst du es denn nicht? Ich möchte dich ganz für mich allein. Ich möchte dich wild und böse. Vervollständige und misshandel mich zu selben Zeit. Wenn du mich besser kennen würdest, dann wüsstest du dass ich schon lange darauf gewartet habe. Nämlich auf jemanden wie dich, aber mit einer Macke die meiner sehr ähnlich ist. Wir sind beide Spinner in dieser grausamen Welt die uns voneinander trennen will. So saß ich damals da draußen in der Wärme und starrte hoch zu den Sternen am dunklen Himmel. Ich konnte dich fühlen, aber wusste nicht wo du bist. Habe dich verzweifelt gesucht. Doch nun weis ich es. In diesem Land voller Monster, dort hinter dem Horizont, da bist du ein Engel der im Garten des Bösen lebt. Komplett verunsichert, verängstigt und nur das tuend, was du für richtig hältst, um am Leben zu bleiben, weinst du in der Dunkelheit. Hell leuchtend wie ein Leuchtturm in der Finsternis stehst du zwischen allem was dir böses will. Und ich habe es verstanden. Ich will dich schützen. Bei dir finde ich die Medizin die ich brauche. Ansehen, Vertrauen, Freiheit und Liebe. Etwas was du mir langsam, Stück für Stück, injizierst, ohne das ich es merke. Und genau deswegen lege ich auch meine Hände sanft um deine Hüfte und drücke dich an mich. Umschließe dich mit meinen Schwingen und behüte dich vor allem was dir schaden will, während dein Körper sich nur eines von mir wünscht. Denn in diesem Land voller Monster bist du ein Engel der hart rangenommen werden will. Willst dass ich dir mein Gift einflöße und dieses dein Herz verändert. Genau das will auch ich, denn wenn du redest, oder dich bewegst, ist es für mich wie ein Film und du machst mich einfach komplett verrückt. Vielleicht denkst du auch: dass du für mich hübscher sein musst, um mir gehören zu können. Aber ich sage dir: Ich bin nicht so kompliziert. Versteh doch: Gott und ich wir kommen nicht gut miteinander klar. Und deswegen wird auch er mich nicht daran hindern dich zu bekommen. Denn ich lebe außerhalb seines Griffs. Ich lebe wie ich es für richtig halte. Ich bin der Tod auf grünen Schwingen, dessen Zeit endlich gekommen ist dich abzuholen. Dein altes Leben beendet, worauf du schon lange gewartet hast. Und daher gebe ich dir auch was du dir wünschst, mehr als alles andere auf der Welt. Nämlich den Verlust deiner Unschuld, die deine Seele an deine Vergangenheit fesselt. Denn in diesem Land der Götter und Monster bist du ein Engel…dessen zerfetzte Schwingen ich heilen werde und dir somit wieder hoch in den Himmel helfe. Dort wo du hingehörst.
 

Die Sonne stand bereits hoch am Himmel und wärmte den Strand und die gesamte Insel mit ihren Strahlen. Möwen krischen über dem Wasser und fingen sich ihr Essen. Alles fing wieder an zum Leben zu erwachen, nach der dunklen Nacht zuvor und der Tag versprach vielversprechend zu werden. Zumindest sollte man das so denken wenn man morgens aufstand. Doch niemand wusste auch nur im Ansatz was ein neuer Tag so mit sich bringen könnte. Das entschied nur das Schicksal, nicht wahr?

Der Wind kitzelte sanft seine Nase und wehte den Sand etwas in diese, so dass der blonde Junge sie rümpfen und kurz darauf niesen musste. Es war wie ein Schlag gewesen und riss ihn damit sehr unsanft aus seinem tiefen Schlaf. Durch den Luftdruck wirbelte er nur noch mehr des feinen Sandes auf und deswegen hob er seinen Oberkörper auch etwas an, damit er mit geschlossenen Augen endlich aus dem Sand unter ihm kommen konnte. Schwach und murrend das Gesicht verziehend, lag er auf der Seite und hielt seinen Oberkörper mit dem rechten Arm vom Boden hoch, so das er sich mit dem Linken über die Nase reiben konnte um den hellen Sand zu entfernen, der ihn noch immer kitzelte. Scheiße. Ihm wurde immer mehr klar das er am Strand eingeschlafen war, je länger er da so verharrte und je mehr das Scheißzeug in seiner Nase kribbelte. Da es sehr zart war bekam er es auch nur schwer aus seinem Riechkolben und musste erneut niesen. Doch auch in seinem wunderschönen, blonden Haar, das etwas klebrig durch das Salzwasser in der Luft wurde, hatte sich der Sand gesammelt und Hana blinzelte endlich mit den Augen.

Er sah aus als hätte man ihm einer Sandfolter ausgesetzt, denn dieser klebte nicht nur etwas in seinem Haar und seiner Nase, sondern auch an seinem rechten Arm, mit dem er auf dem Boden geschlafen hatte. Er war sehr genervt und wollte am liebsten gleich losbrüllen. Denn wenn er etwas hasste, dann war es wenn Dinge nicht so liefen wie er es mochte. Und morgens mit Sand in der Fresse aufzuwachen war etwas was er ganz besonders nicht mochte!

Hana war von Natur aus schon ein Morgenmuffel und man ging ihm in den frühen Stunden besser aus dem Weg. Aber dieser Morgen war richtig mies gewesen, dass man ihn besser komplett meiden sollte! Was nicht nur am Sand lag. Und je wacher er wurde und umso mehr er seine Umgebung wahrnahm, so erkannte er auch sofort wieder wo er war und sah rechts von sich zum Flieger. Ja da war ja was gewesen.

Der Zero lag noch immer regungslos im Sand und warf sogar, mit seinem einem Flügel, einen leichten Schatten zu dem Jungen rüber. Somit lag Hana also nicht ganz in der Morgensonne. Was schon mal gut war. Bei ihnen auf der Insel war die Sonne morgens, auch im Frühling, schon sehr kräftig und im Sommer fast schon unerträglich. Man bekam schnell einen Sonnenbrand wenn man nicht aufpasste. Doch dieses Mal hätte er sogar etwas Schutz gehabt, denn er trug noch immer das weiße Oberteil, welches er von Paku bekommen und Saku ihm überreicht hatte. So schüttelte er etwas den Kopf und versuchte sich damit, so gut es ging, von dem Sand zu lösen, der fast überall an ihm klebte. Verhielt sich schon fast wie ein Hund nach dem Regen der sich trocken schütteln musste. Es klappte auch etwas, aber Hana spürte noch immer etwas Sand an sich und er muffte genervt nach vorne. Den Rest bekam er sicherlich nur mit Wasser weg. Nervig, also musste er sich wohl doch noch waschen. Danach sah er sich wieder um.

Da sein Blick wieder wacher war, fiel ihm auch sofort etwas auf, so dass er sich noch mehr umsah und leicht verwirrt schien. Es war simpel und eine einfache Frage in seinem Kopf: Wo war der Blödmann hin? Hana sah sich um und konnte Sakutaro nirgendwo sehen, der wie vom Erdboden verschluckt zu sein schien. Wo war er? Vor sich befand sich noch immer das Lagerfeuer, welches aber nun nicht mehr brannte und auch Saku sein Rucksack stand wieder am Zero, aber er war spurlos verschwunden, so das Hana blinzelte und aufstehen wollte. Doch bevor er das tat spürte er etwas. Es fühlte sich an wie ein Gewicht das auf seinen Schultern und Rücken ruhte und verdutzt sah er dann auch an sich woher es kam. Erblickte schließlich was da auf ihm lag.

Zuerst war er sehr verwirrt gewesen, aber nach Sekunden realisierte er was es war und sah es nur stumm und nachdenklich an. Es war Saku seine Fliegerjacke. Hana hatte sie über seinen Schultern und den Rücken hinab liegen, als er sie einfach nur weiterhin ansah. Und erst da wurde ihm plötzlich bewusst…wie groß Sakutaro doch war und welch ein Unterschied zwischen ihnen herrschte. Sicher er hatte sie damals im Tal auch schon getragen, aber nun kam sie ihm viel größer vor, denn sie hüllte ihn fast komplett ein wenn er eingeknickt war. Noch dazu schenkte sie ihm…Wärme. Als ihm das bewusst wurde lief er sogar etwas rot an und verzog das Gesicht unwohl. Wobei „unwohl“ eher mehr als: „beschämt“ gedeutet werden konnte. Warum hatte Saku das gemacht? Doch diese Frage war inzwischen überflüssig geworden, denn Hana wusste genau warum der Pilot das getan hatte. Er wollte ihn damit warm halten. Und allein der Gedanke löste in ihm schon wieder leichtes Herzklopfen aus. Zwar hatte er geschlafen und nichts davon mitbekommen, aber er sah es dennoch vor seinem inneren Auge vor sich: wie er sich ihm, im Schlaf, genähert hatte und ihn sanft mit der Fliegerjacke zudeckte. Und je mehr er es so vor sich hin träume, umso unwohler wurde ihm dabei. Und es lag nur an einer Sache dir ihn noch immer heimsuchte…Sein Herz klopfte noch schneller und Bilder dieser verdammten Nacht im verbotenen Tal drangen wieder zu ihm. Er fühlte Sakutaro plötzlich wieder über sich und wie er ihn von hinten in den Nacken gebissen hatte. Mit ihm schlafen wollte. Doch Hana schüttelte sofort wieder den Kopf und holte sich zu Besinnung. Er musste damit aufhören. Es war so dumm immer wieder daran zu denken und es…passte auch nicht zu ihm. Außerdem…gab es für Saku doch eh nur…

So setzte er sich ordentlich hin und zog die Jacke von sich runter, nur um sie danach vor sich in seinen Schneidersitz zu legen und auf sie zu starren. Keine Ahnung woher das so plötzlich kam, aber er erinnerte sich an den vorherigen Abend. An jedes kleinste Detail. Wie sie da gesessen hatten und gemeinsam aßen. Wie schön es sich angefühlt hatte sich mal nicht an die Gurgel gehen zu wollen und es schon fast ZU friedlich zwischen ihnen gewesen war. Und auch der Mittag vorher war sehr schön gewesen. Klar hatten sie sich etwas gestritten, aber dieses Mal fühlte es sich so komisch an, nämlich anders als sonst. Nicht so aggressiv und bösartig, sondern mehr…verspielt. Wie sie im Wasser gesessen hatten und sich ansahen. Allein wenn er daran wieder zurückdachte musste er seufzen. Was ihn plötzlich erschreckte. Es war ein sehr sanfter und genüsslicher Seufzer gewesen, als würde er diesen Moment bereits vermissen. Warum tat er das? Und dann kroch da diese eine Erinnerung in ihm hoch…

Als sie im Wasser saßen, so dicht beieinander und beide patschnass waren…da bekam Hana das Gefühl ihm noch näher kommen zu wollen. Es war ein Instinkt der in seinem hinteren Teil seines Reptilien-Gehirns aufwachte und übernehmen wollte. So wollte er sich ihm nähern, in beschnuppern und sich beschnuppern lassen. Etwas was er noch nie zuvor von jemandem wollte, oder jemand auch nur nahe genug an sich rangelassen hatte das dieser das tun konnte, denn jeder sollte sich von ihm fern halten. Jeder, bis auf seine Mutter.

Hana hatte schon immer eine gewisse Barrikade um sich und sein Herz aufgebaut und jeder, der ihm zu nahe kam, wurde gleich aus allen Kanonen beschossen und vertrieben. Bekam förmlich einen Pfeilhagel ab, der aus miesen und gemeinen Worten bestand. Genauso wie er es damals auch bei Saku getan hatte als sie sich das erste Mal trafen. Doch etwas war passiert. Etwas sehr ungewöhnliches und für Hana nicht begreifbar. Denn Saku schaffte es irgendwie an dieser Barrikade vorbeizukommen. Als wäre er ein Adler der einfach drüber flog und dann bei ihm im Herzen landen konnte. Oder eine hinterhältige Schlange die sich durch eine Ritze in der Mauer drückte. Unfair bis zum geht nicht mehr! Normalerweise müsste Hana seinen gefiederten Arsch, oder schuppigen, je nach dem wie man es sah, packen und ihn vor die Tür werfen! Aber das tat er nicht. Er hieß diesen komischen Vogel willkommen und ließ ihn dort verweilen. Und es wurde immer mehr und immer näher je länger sie zusammen waren und sich sahen. Hana verstand das nicht und ehrlich gesagt…machte es ihm Angst. Dieser Raubvogel schaffte es sich ihm so zu nähern wie es noch nie zuvor einer geschafft hatte. Stützte auf ihn herab, packte ihn dann mit seinen Krallen und riss ihn nieder. Und obwohl er Angst hatte…wollte er es irgendwie auch so. Er wollte Saku besser kennen lernen und bei ihm sein. Es wurde von Tag zu Tag stärker. Er…mochte ihn. Mochte ihn mehr als er es eigentlich sollte. Immerhin war er ein Fremder. Er kam von hinter dem Horizont und würde dorthin auch wieder hin verschwinden wenn es an der Zeit war. Und der Gedanke daran…tat weh. Hana drückte es die Brust zusammen wenn er nur daran dachte dieses dumme Gesicht nicht mehr sehen zu können. Wenn Saku einfach aus seinem Leben verschwand und nie mehr zurückkam. Es tat weh. Es tat so sehr weh. Und genau dafür hasste sich Hana plötzlich sehr. So das er sich mit beiden Händen an die Brust fasste und sich dort ins Oberteil krallte.

Sein Herz verkrampfte sich bei dem Gedanken dass er gehen würde. Wenn…wenn Saku ging…was wurde dann aus ihm? Die letzten Tage hatten sich nur um ihn gedreht. Er war mehr Mittelpunkt in Hana seinem Leben geworden als der Rest seiner Welt. Wenn er einfach verschwand…was blieb ihm dann noch? Wie ging es weiter? Würde es wieder so werden wie früher? Ging er einfach wieder zurück zu seinem Stamm und folgte dem Weg den ihm Goldva und sein Vater ausgelegt hatten? Würde er es stumm akzeptieren? Wenn er daran dachte…fühlte es sich nicht richtig an. Dieses Leben…fühlte sich nicht mehr richtig an. Hana hatte das Gefühl bekommen MEHR sein zu wollen. Mehr als nur der Häuptling dieses langweiligen Dorfes und die Blutlinie fortzuführen. Seit er Sakutaro getroffen hatte wurde sein Leben komplett anders. Er erlebte Dinge von denen er nie zu träumen gewagt hätte! Abenteuer und Gefühle die er nicht kannte. Er lernte und veränderte sich. Lernte sich seinen Ängsten zu stellen und kam stärker daraus hervor. Seine Welt fühlte sich plötzlich so viel größer an und das nur dank diesem Trottel der vom Himmel gefallen war. Wegen einem dummen Zufall der sie zusammen gebracht hatte! Wenn Hana nicht die Jagt auf das Tapir versaut und dann frustriert zum Strand gelaufen wäre…er wäre Saku niemals begegnet! Und noch nie zuvor war er so froh darüber sich mal aus der Sicherheitszone seines Vaters raus zu wagen, denn der Strand war für ihn eigentlich ein Tabu gewesen. Zumindest sollte er nie alleine dort hin. Genau an diesem Ort hatten sich Sakutaro und Hana das erste Mal getroffen. Und genau dort…schienen sie einander immer besser kennenzulernen. Fingen an sich zu öffnen und Vertrauen aufzubauen. Sie waren schon an verschiedenen Orten gewesen und haben sich dadurch auch besser kennengelernt, aber nur am Strand, beim Zero…war es als würden sie eine Bindung zueinander erschaffen. An diesem Teil des Standes und bei seinem abgestürzten Zero taten sie das. Der gestrige Abend war das perfekte Beispiel gewesen.

Doch nicht alles war so okay und cool wie Hana es sich erhoffte, denn auch etwas anderes war gestern Abend passiert. Etwas…was ihn plötzlich sehr verunsicherte.

Es stimmte das seine Neigung, bei Saku sein zu wollen, immer mehr wurde. Er mochte ihn. Es waren ehrliche Gefühle die sich da immer mehr aus seinem Schneckenhaus raus wagten. Aber…was war mit Sakutaro selbst? Wie sah es mit ihm aus? Denn nachdem sie gestern gesprochen hatten…da war sich der Blonde nicht mehr so sicher. Und es lag nur an einem verdammten Thema: An Sakutaro seiner verstorbenen Freundin.

Hana war nicht entgangen wie sehr er noch an ihr hing und wie er über sie gesprochen hatte. Wie traurig er dabei aussah, wie weit weg und das er nicht loslassen konnte. Es war alles offensichtlich gewesen. Aber noch mehr sorgte den Jungen etwas komplett anderes…nämlich das Chiharu dasselbe Lächeln hatte wie er. Ihm wurde übel wenn er nur wieder daran dachte. Und dieses Lächeln brachte mehrere Fragen in ihm hervor. Aber nur eine harkte schmerzhaft nach. Nämlich: Duldete Saku ihn nur in seiner Nähe…weil er Chiharu ähnlich war? Und das war die eine Frage die ihm eine scheiß Angst ein jagte. Was wenn es so war? Wenn sich herausstellte das Saku ihn nur mochte weil er seiner toten Freundin ähnlich war…Hana wusste nicht was er dann tun sollte. Es war etwas was er abgrundtief hasste und wovor er sich mehr fürchtete als vor allem anderen…Es war das Thema mit jemanden Verglichen zu werden. Ihn nicht als eigenes Individuum zu sehen. Hana kannte das. Auch in seinem Dorf sahen die Anderen in ihm mehr seine Großmutter als ihn selbst. Er hasste es. Hasste es so sehr. Und wenn Saku nun auch noch damit anfing, das alles nur getan hatte weil er Chiharu ähnlich sah…es fühlte sich an als würde Hana innerlich sterben. Warum nur…konnte ihn niemand als das sehen was er eigentlich war? Nämlich…als er selbst.

Und plötzlich war da noch etwas anderes in ihm. Während er dort saß, im Schatten des Flügels vom Zero und der Wind sanft über den Sand wehte, da wurde es ihm bewusst. Es keimte in ihm auf wie eine dunkle Saat. Sein Blick verfinsterte sich etwas vor Wut, denn gestern Abend war es ihm schon passiert und es hatte ihn erschreckt. Aber nun wurde er sich dessen vollstens bewusst was es gewesen war. Es gab keine Zweifel mehr. Normalerweise war er nicht so. War es noch nie gewesen. Aber dieses neue Gefühl war nun in ihm entstanden. Und endlich konnte er es offiziell beim Namen nennen:…Es war Eifersucht. Doch nicht nur das, sondern auch Abneigung. Er hatte es verstanden und akzeptiert. Es war düster und kalt aber dem war nun so. Er wüsste nicht warum sich das auch ändern sollte. Es war klar: Er mochte sie nicht…dieses Mädchen auf dem Bild.

Doch er kam nicht weiter dazu sich in seiner Wut zu verlieren denn etwas zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Es war ein Geräusch, das sich nach Schritten im Sand anhörte und weshalb Hana auch plötzlich aufmerksam vor sich sah. Es kam von vorne und rechts hinter dem Zero seiner Nase hervor. Jemand näherte sich. Es konnte nur Saku sein und der Blonde machte sich schon bereit ihn gleich anzufahren. Denn er war wütend und wollte Stress. Er wollte ihn wegen der Jacke anfahren und ihm damit deutlich machen dass er das sein zu lassen hatte! Auch wenn es eigentlich eine sehr liebe und nette Aktion gewesen war, aber wo kamen sie denn hin wenn er sein hartes Image vor dem Piloten verlor! Also bekam der erst mal eine ordentliche Wortklatsche am frühen Morgen die sich gewaschen hatte! Und dann würde er sich selbst erst mal waschen gehen um den scheiß Sand von sich zu bekommen. Er war sehr geladen.

So warf er die Fliegerjacke etwas abwertend neben sich in den Sand und sah wieder vor, verschränkte die Arme schon provokativ und wartete dass der Blödmann um die Ecke kam. Der konnte was erleben! Hana war zwar auf Chiharu sauer und nicht direkt auf Saku, aber dummerweise hing der Pilot da mit drin und hatte Mitschuld das es ihm nun mies ging, also bekam er auch alles ab! Doch als die Person um die Ecke kam, hinter dem Flieger seiner Nase hervor…Da bekam Hana einen Schlag vor Schreck.

Sein Blick veränderte sich sofort von mürrisch zu erschrocken und das in innerhalb von Sekunden, als er sah wer da um die Ecke kam. Denn es war nicht Saku…sondern jemand den er nicht kannte. Etwas verdutzte Augen sahen zu ihm, trafen die seinen und stellten Kontakt her. Es war ein Mann und der Typ blieb neben der Nase des Zero stehen, wo er sich auch mit einer Hand dran stützte, als er den jungen Blonden dort im Sand sitzen sah. Hana sprang natürlich wie auf Kommando, oder als hätte ihm ein Krebs in den Hintern gezwackt, auf die Beine und machte förmlich einen Katzenbuckel zu dem Fremden rüber. Abwehrhaltung. Er stand auch etwas gebückt da und war bereit für den Kampf, oder für die schnelle Flucht wenn es sein musste. Sein Blick war erschrocken und er behielt den Fremden genau im Auge…der komischerweise nur da stand und ihn genauer ansah. Hana bemerkte wie er angesehen, ja förmlich von oben bis unten abgecheckt wurde und wusste erst nichts damit anzufangen. Doch noch bevor etwas passierte setzte aber auch schon seine vorlaute Klappe ein und er fauchte zu dem Fremden rüber:

„Halt dich von mir fern!!“

Typisch Hana: erst schießen und dann Fragen stellen. Doch er log wenn er nicht zugeben würde dass er besorgt war. Bis auf Sakutaro und Paku war er noch keinem anderen Fremden begegnet, der aus der anderen Welt kam und noch weniger wusste er ob dieser Typ dort ihm freundlich gesonnen war. Noch zusätzlich, zu all dem, klingelten in Hana seinem Hinterkopf allerlei Alarmglocken auf. Denn er erinnerte sich schwach an das was Saku ihm gesagt hatte. Wovor er ihn gewarnt hatte. Es war damals am Strand gewesen, nachdem sie das Tal verlassen hatten. Er sagte deutlich zu ihm: „Doch du musst mir eins versprechen Hana: Halt sich fern von meinen Leuten. Komm mit niemand in Kontakt außer mit mir, Paku und dem Rest meiner Zero-Staffel. Ist das klar?“. Es hallte in seinem Kopf nach und je länger der Fremde da vor ihm stand und ihn ansah, umso mehr Sorge bekam der Blonde. Hatte er Mist gebaut? Was passierte nur wenn ihn jemand fand der es nicht sollte? Sakutaro hatte ihn nicht ohne Grund ermahnt, es musste also was schlimmes sein. Das machte ihn sehr nervös und er setzte darauf auch sofort und vorsichtig, seinen rechten Fuß nach hinten. Er wollte fliehen. Alles in seinem Köper befahl ihm das zu tun, denn gegen die Waffen von Sakutaro seinen Leuten hatte er keine Chance. Da konnte er machen was er wollte. Egal wie schnell und geschickt er auch war, das Ding schoss schneller und traf ihn schon bereits in dem Moment wenn er auch nur einen Muskel aufzucken ließ. Doch wenn er floh: würde er ihm folgen? Wenn er nun nachhause rannte dann brachte er vielleicht sein ganzes Dorf in Gefahr!

Hana war schlagartig sehr gespalten und wusste nicht was er tun sollte. Riskierte er nur sein Leben, oder zog er Andere gleich mit in den Abgrund? Er wusste ja nicht dass dies Fragen waren mit denen sich sein Vater jeden Tag rumzuschlagen hatte. Das dies Fragen waren die sich jeder erwachsene zu stellen hatte. Und ganz besonders ein Häuptling dessen Aufgabe es war andere zu schützen. So fing er an etwas zu schlottern unter dem Gewicht der Entscheidung die auf ihm lastete. Er bekam zusätzlich noch leichte Angst, denn er konnte den Fremden so überhaupt nicht einschätzen. Aber er ärgerte sich auch zugleich wegen einer simplen Frage: Warum war Sakutaro nicht hier?! Warum hatte der Spinner ihn allein gelassen?! Hana fühlte sich plötzlich sehr verraten und auf verlorenem Posten. Und er mochte dieses Gefühl nicht. Er bekam…Angst. Und da wurde ihm etwas klar: Er hatte sich mehr verändert als er dachte. Denn nun dachte er nicht mehr nur an sich…Er dachte auch an andere. Und das tat er indem er keinem in seinem Dorf einer Gefahr aussetzten wollte. Früher…da hatte er nie auch nur einen Gedanken daran verloren was richtig oder falsch war. Besonders im Bezug auf andere. Er machte was ER für richtig hielt und wie es IHM besser damit ging. Er hatte sich verändert. War es das was man „erwachsen werden“ nannte? Die Menschen im Dorf hassten ihn. Und dennoch würde er kein Arschloch sein und sie in Gefahr bringen. Erst recht nicht seine Familie.

So blieb er weiter wie angewurzelt im hellen Sand unter sich stehen und starrte den Fremden weiter an…der plötzlich locker zu werden schien. Er änderte seinen Blick und sah Hana plötzlich sehr nett an, was diesen nur noch mehr verwirrte. Was war mit dem? Warum sah er ihn so treudoof und nett an? Komisch, sofort war es als würde sich die Schnur um Hana seinen Hals lösen und er endlich wieder Luft bekommen. Und als der Fremde dann plötzlich zu ihm sprach, da wusste der Blonde das etwas ganz und gar komisch an dieser Sache war. Und das dieser Fremde doch weniger eine Gefahr zu sein schien, als er erst befürchtete. Der Fremde sprach nett und zutraulich:

„Hi! Sorry, ich wollte dich nicht verschrecken! Ganz ruhig! Du musst vor mir keine Angst haben! Ich tu dir nichts, versprochen! Aber jetzt verstehe ich was er meinte. Er sagte schon dass du etwas schreckhaft bist, hehe.“

Hana stand noch immer in seiner Katzenbuckel- Haltung da und sah den Fremden nur verdutzt und mürrisch an. Wovon sprach er da? Doch für ihn stand etwas fest: Das Spatzenhirn konnte noch so viel labern wie er wollte, Hana traute ihm dennoch nur so weit wie er ihn werfen konnte und das würde nämlich nicht sehr weit sein! Und dennoch sah er ihn sich nun genauer an, nachdem sich sein Verstand etwas entspannte und als der Typ endlich etwas von der Nase des Zero weg kam und freundlich mit der rechten Hand winkend auf Abstand blieb.

Er…er sah wirklich nicht sehr gefährlich aus. Strahlte das auch nicht wirklich aus mit seinem doofen und lieben Lächeln auf den Lippen. Hana begutachtete ihn genauer: Er war groß, etwas kleiner als Saku, aber dennoch größer als der Blonde selbst. Sein Kopf besaß aber keine Haare, oder sie waren so kurz geschnitten das man sie kaum sehen konnte, weshalb sein Schopf etwas gräulich wirkte. Auch war er etwas schlacksiger als Sakutaro und nicht so stark gebaut. Zumindest wirkte es so unter der Kleidung hervor, die deshalb auch etwas lockerer an ihm hing. Und dann bemerkte Hana plötzlich auch…das er fast dieselben Sachen trug wie Saku. Das verdutzte ihn plötzlich noch mehr und er traute sich doch tatsächlich wieder etwas aus seiner Position hoch und sah ihn noch genauer und mit etwas zusammengekniffenen Augen an.

Er trug fast das Selbe. Nur hatte er keine braune Fliegerjacke, sonder trug einen komplett grünen Anzug an dem Hose und Oberteil eins zu sein schienen. Auch hatte er so braune Schnallen darüber, die Hana nicht als Schutzgurte am Anzug erkannte die für einen Fallschirm waren. Die trug Saku ja nicht. Etwas was bei Zero-Piloten eigentlich normal war, aber nicht benutzt wurde, denn sie starben mit ihrem Flieger. Noch dazu trug er dieselbe, doofe Frauentasche um sich die Saku damals auch gehabt hatte. War er vielleicht…einer von Saku seinen Freunden? So wie Paku? Doch bevor er keine Bestätigung hatte blieb er noch auf Abstand und sah ihn wieder etwas muffig und böse an.

Der Fremde schien überrascht über diesen bösen Blick und war erstaunt wie gut er den drauf hatte. Witzig. Es war ihm sehr ähnlich. Sakutaro konnte auch so böse drein schauen…Dennoch blieb er freundlich und sprach erneut:

„Beruhige dich. Ich bin nicht hier um dir etwas anzutun. Saku bat mich nach dir zu sehen bis er wieder da ist. Weil er gerade…“

„Wer zum Kuckuck bist du?! Komm näher und ich brech dir beide Beine und danach den Kiefer! Und wenn du dann jammernd am Boden liegst, tret ich erst recht da hin wo es besonders weh tut!“

Fauchte Hana plötzlich sauer zu ihm rüber und stellte sich schon fast wie ein Pitbull hin der nur einen Grund wollt endlich zubeißen zu dürfen. Der junge Mann war etwas erschrocken über diese fauchenden und SEHR lauten Worte, so dass er erst etwas zusammenzucken musste, aber dann wieder freundlich lächelte. Wow…was ein kleiner Sadist, hm? Aber ja sowas hatte Saku auch vorhin erwähnt bevor sie sich getrennt haben. Er verschränkte die Arme hinter seinem Rücken und antwortete dennoch weiterhin freundlich:

„Wow, er hat nicht übertrieben als er meinte dass du eine kurze Zündschnur, laute Stimme und böse Zunge hast, hehe. Also ich bin Sugiura! Aber meine Freunde nennen mich meist nur: Sugi. Ich bin einer aus Sakutaro seiner Zero-Staffel und ein sehr guter Freund von ihm. Verstehst du?“

Hana sah ihn weiterhin nur an. Klar verstand er ihn, immerhin war er ja nicht taub. Aber war er das wirklich? Theoretisch könnte er auch lügen. Also warf er ihm noch weiter böse Blicke zu und blieb auf Abstand.

Ungewöhnlich das es nicht klappte ihn zu beruhigen. Sugiura spürte plötzlich das Hana wirklich keine so leicht zu knackende Nuss zu sein schien und verstand immer mehr was sein Leutnant damit meinte. Es war genauso wie Saku es ihm vorhin gesagt hatte. Da musste wohl mehr Vertrauen her. Dennoch konnte er nicht anders und schmunzeln wenn er den kleinen Blonden so vor sich sah. So wusste er auch schlagartig warum sein Leutnant ihn so mochte. Der Kleine hatte Feuer und Charakter, genau das auf was Saku so stand. Kein Wunder das er ihm sein Herz gestohlen hatte.

Hana gefiel aber das Schmunzeln seines Gegenübers nicht. Er sah aus wie einer der viel zu nett war für sein eigenes Wohl. Und dumm war er sicherlich noch oben drauf. Er hatte noch mehr Sprüche im Kopf um ihn zu beleidigen, aber wollte nicht ganz so fies sein. Doch kurz darauf klingelte es bei dem Blonden. Moment! WAS hatte er da gesagt?! Saku bat ihn nach ihm zu sehen?! Und Saku hatte angeblich auch gesagt: das Hana eine kurze Zündschnur und laute Stimme hatte?! So wie eine böse Zunge?!...Dieses Arschloch! Was dachte der sich nur?! Respektloser ging es ja wohl nicht! Hana platze und stellte sich sofort aufrecht, fauchte dann zu Sugi rüber:

„Jetzt pass mal auf: es ist mir egal wer du bist! Wo ist dieser verdammte Vollidiot?! Ich reiß ihn in Stücke sobald er wieder da ist!! Wie konnte er mich einfach hier liegen lassen und still und leise die Kurve kratzen?! Blödes Arschloch!!“

Der Fremde war ihm schlagartig egal, es ging nur noch darum seinen Frust an Saku auszulassen.

Wow er regte sich wirklich sehr schnell auf und stand auch da wie einer der mit dem falschen Fuß aufgestanden war. Mit dem RICHTIG falschen Fuß aufgestanden war! Sugiura war etwas erschrocken über die Tatsache WIE SEHR Hana sich über Sakutaro aufregte. Fast als hätte er ihn nach einem Date, oder einer gemeinsamen Nacht, einfach, am nächsten Morgen, liegen lassen und wäre ohne einen Brief und Worte verschwunden. Sein Gehirn kreiste…Ob das der Fall war? Warum sollte sich der Blonde sonst so aufregen? Oh nein! Hatte sein Leutnant etwa mit dem Kurzen geschlafen und ihn hängen lassen?! Nein sowas würde er doch nie tun! Er wand sich in diese Theorie rein, doch Sugi war sowas von völlig auf dem falschen Dampfer. Er wusste nicht das Hana sich von Natur aus gerne aufregte und darin aufging wie eine Blüte nach dem Morgentau. Das war ein Prinzip. Und hatte nichts mit einer sexuellen Liebesnacht zu tun. Auch wenn man das denken konnte so wie Hana es aussprach.

Sugiura wollte am liebsten was sagen, aber irgendwie traute er sich das nicht ganz. Er hatte echt, in den wenigen Minuten wo sie sich bereits kannten, Angst das Hana ihm gleich den Kopf abreißen würde. Davon schien er nämlich nicht weit entfernt zu sein, oder zumindest könnte er impulsiv auf diese Idee kommen. Also schwieg er und ließ den Jungen, mit Sicherheitsabstand, vor sich schimpfen und motzen und mann der hatte Worte drauf die wirklich böse waren und die selbst der gewaschene Zero-Pilot nicht kannte und verarbeiten konnte. Einige taten auch irgendwie echt weh, auch wenn sie nicht an ihn gerichtet waren. Armer Saku. Doch trotz seiner bösartigen Beleidigungen und seinem Wutausbruch war der junge Pilot von Hana beeindruckt. Was ein Teufelskerl. Und ein hübscher noch dazu. Er musste erneut schmunzeln. Sugi wusste nun ohne Zweifel warum Saku ihn mochte. Es waren einfache Fakten: Der Kleine nahm kein Blatt vor den Mund, trug sein Herz auf der Zunge und hatte Feuer im Hintern zu seiner angeborenen Schönheit. Dennoch fragte er sich, wenn er Hana so sah:…stand sein Leutnant auf Schmerzen? Nun er stand darauf zu kämpfen, vielleicht dann auch auf Schmerzen, denn nichts anderes schien er von dem kleinen Teufel bekommen zu können.

Dennoch hielt er sich weiterhin gekonnt aus dem Ganzen raus und ließ Hana seinen Wutausbruch genießen, der langsam etwas überhand zu nehmen schien, weil er auch mal sauer gegen den Zero trat. Gut das Saku nicht da gewesen war, der reagierte nämlich sehr empfindlich darauf wenn man seinen Zero Beulen zufügte. Doch nach dem Absturz würde eine weitere sicherlich nicht gleich auffallen. Und weiterhin fragte er sich: warum Hana so wütend war. Sicher wegen Saku ganz offensichtlich und weil er ihn offenbar bei sich haben wollte, sobald er wieder wach wurde, aber konnte man da wirklich gleich SO an die Decke gehen? Aber immerhin wurde er mal Zeuge von einem von Hanas berühmten Wutausbrüchen, von denen er schon gehört hatte. Von Sakutaro zumindest. Somit hatte er auch eine kleine Memo an sich selbst. Er würde in Zukunft darauf achten Hana nicht sauer zu machen.

Der Blonde trat ein letztes Mal sauer gegen den Zero rechts von sich und fauchte erneut:

„Verdammt noch mal!“

Und dann sah er nur etwas schnell atmend vor sich auf den Boden. Sugiura hatte keine Ahnung was los war und sicherlich sah es, für einen Außenstehenden, saublöd aus wie Hana sich ärgerte und hochfuhr. Doch der wusste ja nicht was in ihm vorging. Es war nicht nur die Wut dass er morgens alleine aufgewacht war. Eigentlich war das überhaupt nicht der Grund wieso er so sauer war. Es war etwas anderes und das lag verdammt schwer auf seiner Brust und quälte ihn. Was wiederrum für den Ärger und die Wut sorgte. Und da Hana kein anderes Ventil hatte, außer um sich zu brüllen und zu hauen, machte er das um Stress abzubauen. Sicherlich könnte er auch weinen, aber das war nicht sein natürliches Ventil gegen Stress. Er wusste woher sein Stress kam. Und er konnte es nicht kontrollieren…Es lag noch immer an dem Bild des Mädchens in diesem goldenen Ei mit Kette. Warum…regte er sich so sehr über eine Tote auf? Sie war doch keine Konkurrenz mehr!....Moment, was?

„So gute Laune und das gleich am frühen Morgen? Womit haben wir das nur verdient?“

Erschrocken zuckte Hana bei der Stimme zusammen und drehte sich nach rechts zum Hinterteil des Zero, das in die Richtung des Meeres zeigte. Er kannte diesen Ton inzwischen besser als manch andere. Auch Sugi sah dort hin und sie erkannten beide gleichzeitig Sakutaro der um den Flieger gekommen war und Hana locker ansah.

Über seiner rechten Schulter hatte er was gelegt. Es war ein langer Stock gewesen und der Blonde sah dort ganz viele Fische von dünnen Fäden baumeln, die an den großen hinteren Flossen festgezogen waren. Fünf an der Zahl. Er hielt das alles mit der linken Hand auf seiner linken Schulter fixiert und endlich verstand auch Hana wo er gewesen war, denn in der rechten Hand hielt er auch noch diese Angel fest neben sich. Er war fischen gewesen und kam sogar erfolgreich wieder. Ganz alleine und ohne Hilfe. Hana war erstaunt, denn das hatte er ihm nicht zugetraut. Dennoch machte es seinen Wutausbruch nicht ruhiger. Also sah er ihn muffig an und lief sofort auf ihn zu.

Saku sein Blick wurde etwas verdutzt als er ihn so auf sich zulaufen sah. Und obwohl etwas in seinem Hinterkopf klingelte den Fisch fallen zu lassen und sich selbst zu retten, woher das Gefühl auch immer kam, tat er das nicht und blieb einfach verwirrt stehen. Bis Hana schließlich vor ihm ankam. Er sah muffig zu ihm rauf, packte sich schlagartig einen Fisch von dem Holz, zupfte ihn mitsamt dem Faden ab und schlug ihm den Älteren einmal um die Ohren. Es klatsche nass auf und Saku hatte eine Fischspur, auf der linken Wange, als Geschenk bekommen, als er danach erschrocken zu Hana runter sah, der noch immer den Fisch muffig in der rechten Hand hielt als wäre er ein verdammtes Messer, das etwas schief hing und er ihn damit umbringen wollte. Erst sah ihn der Pilot erschrocken an, realisierte was da eben passiert war, aber dann fing er sich auch schon in dem Bruchteil einer Sekunde und fauchte schließlich wütend zu dem Blonden runter:

„Spinnst du Hana?! Was soll das?! Womit hab ich denn diese Schelle verdient?!“

Danach stellte er die Angel an den Zero und wischte sich mit der rechten Hand den Fischfilm von der geschlagenen Wange. Obendrein kam er sich vor wie ein Ochse vor dem Berg und erwartete eine Antwort. Die er dann auch bekam, aber nicht das was er gern hören wollte. Hana zeigte mit dem Fisch auf ihn und motzte:

„Streng mal dein Spatzenhirn an, du Blödmann! Wie konntest du mich einfach so liegen lassen und verschwinden?! Das ist erstens: respektlos! Und zweitens: mir hätte sonst was passieren können, als ich hilflos hier lag und schlief!“

Saku sah ihn völlig fassungslos an. Moment, was?! Meinte er das wirklich ernst?! Okay zugegeben es gab viele Gefahren auf dieser Insel, aber er wüsste wirklich nicht was Hana am Strand hätte passieren können. Außer das ihn vielleicht Sandflöhe bissen oder Krabben zwackten. Doch er dachte nicht weiter darüber nach denn augenblicklich danach zeigte er, mit der rechten Hand an Hana vorbei und fauchte zurück:

„Was redest du da für einen Müll?! Ich habe dir doch Sugiura geschickt damit er bei dir ist wenn du wach wirst und ich in Ruhe Frühstück besorgen kann!“

Doch Hana war weiterhin nicht überzeugt und fuchtelte kurz mit dem Fisch vor der Nase des Älteren rum, der diesen schon fast wie unter Hypnose im Blick behielt, als der Blonde fauchte:

„Oh ja ein Geniestreich! Und da schickst du einfach einen Wildfremden, den ich noch nie zuvor gesehen habe?! Was für ein emotionsloser Klotz bist du eigentlich?! Keinerlei Empathie hast du! Ich dachte er wollte mich umbringen!“

Das war wirklich keine schlaue Aktion gewesen. Das sah auch Saku irgendwie ein, aber er akzeptierte den Fehler nicht denn es ging mal wieder ums Prinzip: Hana und er stritten und keiner wollte der sein der nachgab. Also ging es einfach so weiter. Sakutaro verteidigte sich darauf:

„WAS?! Bist du aus Zucker oder was?! Stell dich nicht an wie eine kleine Prinzessin die jeder gleich entführen will wenn er sie sieht! So besonders bist du nun auch wieder nicht! Und außerdem bist du wesentlich schlimmere Dinge gewohnt und steckst diese eigentlich weg ohne dich zu beschweren, aber bei der Aktion machst du mir nun wirklich ne Szene?! Ich hab dir Frühstück besorgt du miese, kleine Ratte! Zeig gefälligst etwas Dankbarkeit!“

Es war eine leichte Spitze auf seine Brandwunde zwischen seinen Schultern, was erst etwas weh tat, aber der Blonde war dennoch zu sehr geladen das er nicht weiter daran denken konnte. So sah Hana kurz drauf zu den Fischen und dann wieder sauer Saku ins Gesicht. Motze:

„Das nennst du Frühstück?! Hat wohl nicht mehr für Obst und anderes gereicht was?! Deine tolle Angel kann sowas offenbar nicht besorgen, oder?! Willst du das ich eine Fischvergiftung bekomme?!“

„Was?! Bitte verzeih das ich kein fünf Sterne Buffet in meinem Rucksack mit mir schleppe du verzogenes Rotzgör!!“

„Ich weis nicht mal was das ist von dem du da redest!! Also red gefälligst deutlicher mit mir!“

„Was kann ICH denn dafür das dein SPATZENHIRN nicht weiß was ein Buffet ist?!“

„Nenn mich nicht „Spatzenhirn“ du flugunfähiger Vogel! Weist du welche Vögel nicht fliegen können? Halbe Hähnchen du Versager!!“

„Schon mal den Ozean sechs Fuß tiefer gesehen du Teufel?!“

Und sie stritten einfach weiter.

Sugiura stand derweil am Seitenrand und sah nur abwechselnd zu ihnen. Er konnte einfach nicht glauben was da vor seinen Augen ablief und war dennoch irgendwie froh gewesen an diesen Ort gekommen zu sein um das live mitzuerleben. Er wusste ja auch wo Saku sein Zero abgestürzt war, wegen dem was Paku erzählt hatte, doch er verließ seinen Posten nur weil er ihm Medizin bringen wollte. Das hier war ein Bonus. Sicher hatte sich sein Leutnant vorher schon etwas eingedeckt gehabt, aber er fand noch weitere Sachen die ganz nützlich waren und die wollte er ihm dann bringen. Doch das noch dazu zu erleben war es wirklich wert gewesen. Aber er tat das alles auch weil er sich um ihn sorgte. Sie waren eine Familie und es machte ihn persönlich nervös wenn diese nicht in seiner Nähe war. Sugi war sowas wie die Krankenschwester der Staffel und das kam bei ihm automatisch mit zu viel Fürsorge dazu. Auch war er derjenige der ungern mit seinem Zero flog und das nur tat wenn es nicht anders ging. Leider war das aber oft so. Auf dem Weg hier her war er Saku begegnet und der bat ihn dann mal nach Hana zu sehen. Schien sich wirklich darum zu sorgen dass der Kleine allein wach werden würde. Immerhin wollte er ihn mit Frühstück überraschen und ihm einen Gefallen tun. Es war so lieb von ihm. Aber hätte Sugi das gewusst, dass es in solch einen Streit eskalieren würde, dann hätte er seinen Leutnant wieder zurück geschickt. Oder es zumindest versucht. Aber auch Paku hatte sowas, wie die heftigen Streitereien, bereits erwähnt, doch er hätte es nie für möglich gehalten das es auch genauso ablaufen würde. Er sagte das Hana und Saku gerne stritten. Doch es war wirklich faszinierend das zu sehen. Es wirkte so anders. Sicher war es laut und gemein, aber dennoch spürte man da etwas zwischen den Beiden. Es wirkte wie…Normalität. Als wollten das beide so und hatten damit auch kein Problem. Sowas hatte er noch nie gesehen. Sie waren alle, innerhalb der Staffel, komisch und Freaks auf ihre eigene Art und Weise, aber Saku hob sich dann doch noch mal etwas mehr hervor. Er war der Oberfreak konnte man sagen. Er wirkte äußerlich zwar sehr streng und unnahbar, aber innerlich hatte er Feuer und wollte sich streiten und an seine Grenzen gebracht werden. Es schien ihm einen Kick zu geben. Und wenn er den beiden so zu sah, dann schien auch Hana so zu sein. Oder so ähnlich zumindest.

Hana schien Spaß zu haben sich mit Sakutaro zu streiten. Beide gingen darin förmlich auf und wenn Sugi noch genauer hinsah…dann wirkte es fast als wollte der Eine dass der Andere austickte und endlich etwas machte. Er kannte Hana noch nicht lange, aber wenn er ihn so sah, sah wie er mit Sakutaro stritt, da fühlte es sich an als wollte er ihn an seine Grenzen bringen und das er endlich austickte. Als wollte er ihn so weit provozieren das der Ältere endlich in Aktion trat und etwas tat. Aber was sollte das sein? Es fühlte sich schon sehr…sexuell an. Als wollte Hana ihn soweit kitzeln bis Saku endlich die Fassung verlor, ihn packte und mit ihm schlief. Sie schienen beide zu spüren das sie sich zueinander hingezogen fühlten und vielleicht Hana noch mehr als Sakutaro. Machte er das deswegen? Oder interpretierte er da gerade viel zu viel rein? Immerhin wünschte er sich das sein Leutnant wieder unter die Haube kam und Hana schien gut zu ihm zu passen. Steckte man die beiden, für eine gewisse Zeit, in einen Raum dann flogen die Fetzen! Wenn er ehrlich war…Sugi wollte auch endlich…das Saku von Chiharu wegkam. Vielleicht legte er deswegen so viel Hoffnung da rein.

Danach fasste er sich aber und lächelte leicht, machte einen Schritt auf sie zu und sprach höflich, so wie auch beschwichtigend:

„Vielleicht sollten wir uns alle etwas beruhigen. Es ist ja nichts passiert und ich bin mir sicher Saku wird ein gutes Frühstück aus den paar Fischen zaubern die er extra für dich gefangen hat.“

Beide sahen zu ihm rüber…Wo kam das denn her? Und für was hielt er sich? Für einen Therapiehund?! Wenn sie ihn so ansahen…fühlte sich Sugiura plötzlich nicht wirklich wohl dabei. Es stimmte: Er wollte wirklich nur beschwichtigen und beide wieder runter bekommen, aber er hatte plötzlich das Gefühl das es ein BÖSER Fehler gewesen war dies zu tun, denn sie sahen ihn beide an als würden sie ihn gleich zwischen sich zerren und gemeinsam zerfetzten! Wie Schakale die über ein hilfloses Lämmchen herfielen! Er war so blöd, das wurde ihm sofort bewusst. Niemals zwischen zwei Raubtiere geraten die sich um eine Beute stritten, denn dann könnten sie sich gegen den Dritten verbünden. So kratzte er sich unsicher an der linken Schläfe und Hana sah ihn sauer an. Wenige Sekunden danach warf er den Fisch, den er noch in der rechten Hand hatte, auf den Sani zu und traf ihn auch voll im Gesicht damit. Der Fisch rutschte langsam ab und fiel dann in den Sand zu Sugi seinen Füßen, der dann etwas blinzelte. Hana fauchte auch bereits schon und dabei zeigte er mit der rechten Hand auf ihn:

„DU hältst gefälligst den Rand auf den billigen Plätzen! Niemand hat dich nach deiner Meinung gefragt Glatzkopf! Wenn das Hauptgericht redet hat der Nachtisch Sendepause!“

Er fauchte das so böse und gehässig rüber das Sugi gleich etwas beschämt einen Schritt nach hinten machte und wieder etwas auf Abstand ging. Er hisste die weiße Flagge mental. Okay, zwischen die Fronten wollte er nun wirklich nicht mehr geraten. Nicht das er noch einen Fisch abbekam. Saku war aber nicht ganz so fies, sondern sah wieder zu dem Blonden und dann verwirrt zu seinem Kollegen rüber, als er verwundert und laut fragte, weil er bemerkte das Sugi einen Rückzieher machte:

„Das lässt du dir von ihm gefallen?!“

Was erwartete er? Das er den Fisch aufhob und zurückwarf? Er war doch nicht lebensmüde! Sugiura kratze sich dann leicht lachend am Hinterkopf, mit der rechten Hand, als er dabei die Augen schloss und freundlich, wenn auch etwas von Hana eingeschüchtert antwortete:

„Tut mir Leid Leutnant Sakurai, aber der Kleine ist wesentlich stärker als ich, hehe. Ich weis wann ich mich aus einer Schlacht zurückzuziehen habe.“

Saku sah ihn fassungslos an. Was sagte er da?! Hana verschränkte dabei triumphierend die Arme vor seiner Brust und sah frech zu Saku hoch, als der zu seinem Kollegen fauchte:

„Du bist ein Zero-Pilot! Wenn du in der unterzahl bist wirfst du dich erst recht in die Schlacht! Das ist dein Job!“

„Mein Zero ist aber Schrott und so gesehen bin ich damit auch aktuell nicht im Dienst Leutnant, hehe…“

„Was!? Du lässt dir wirklich von Hana den Schneid nehmen?! Von Hana?!"

Er zeigte dabei sauer und noch immer fassungslos auf den Blonden der weiterhin sehr stolz und triumphierend da stand und Saku frech dabei anblickte. So machte man sich einschlagenden Respekt und Unterwürfigkeit. Und der Verlierer sollte wissen wann man eine Schlacht verloren hatte. Ganz besonders Sakutaro. So das Hana dann stolz schnaufte und arrogant mit geschlossenen Augen sprach:

„Vielleicht sollte ICH Anführer eurer Staffel werden, denn ich bin nicht so ein Waschlappen wie du. Dafür dass ihr alle so knallharte und gefährliche Jungs sein sollt, lasst ihr es ganz schön mit euch machen ihr Weicheier.“

Bei der Aussage sah Saku wieder sauer zu ihm und sprach wütend:

„Nur über meine Leiche du blonder Gremlin!!“

Hana sah wieder sauer zu ihm und fauchte:

„Wie hast du mich genannt?!“

Es ging sofort weiter als wäre nichts dazwischen gewesen. Saku fauchte:

„Klopf dir erst mal den Sand aus den Ohren, vielleicht bist du dann endlich mal auf Empfang du kleine Ratte und würdest so auch endlich mitbekommen wie ich dich nenne! Aber mach das am besten nicht zu stark, denn wir wollen ja nicht dass das Stroh in deinem Kopf durcheinander gerät und du dann überhaupt nichts mehr peilst! Oder wird dein Gehirn doch schon mechanisch und mit kleinen Knochen betrieben?! Denn ich könnte schwören ich höre immer etwas knacken wenn ich dich nachdenken sehe!“

Oh oh das lief ja fabelhaft. Sugi hielt sich besser weiterhin da raus. Sie stritten sich doch öfter, oder? Also kamen die auch allein da wieder raus. Mal abgesehen davon wollte er sich nicht mehr mit Hana anlegen. Der konnte nämlich echt fies sein und unter die Gürtellinie hauen. Aber er hatte vollstes Vertrauen in Saku seine Fähigkeiten. Der packte das schon irgendwie da alleine raus zu kommen. Vielleicht etwas geprügelt und mit blauen Flecken, aber der packte das schon! Also überließ er ihm seinem Schicksal und sah nur weiterhin stumm zu. Zurücklehnen und die Show genießen war angesagt. Doch eigentlich wünschte er sich es würde einfach nur aufhören, bevor es nicht vielleicht doch noch schlimmer eskalierte.

Hana ließ sich das nicht gefallen und machte weiter:

„Oho seht euch den großen Piloten an! Haben wir nun einen leichten Überflieger weil wir es geschafft haben fünf Fische ganz allein zu angeln?! Pass du nur auf das du dich nicht wieder auf die Fresse legst, wenn du über den weichen Sand stolzierst, denn du scheinst ja gut im Abstürzen zu sein, oder Sakutaro?!“

Dabei klopfte er mit der linken Hand frech an das Metall des Zero neben sich und wartete nur auf die Reaktion seines Gegenübers. Es war eine Anspielung auf seinen Absturz auf der Insel und Saku wünschte sich plötzlich so sehr er könnte Hana einfach den Hals umdrehen. Denn er hasste es wenn man seine Fähigkeiten in Frage stellte und ihn damit fuchste. Vor allem wenn er nicht mal Schuld an dem Absturz hatte!

Also ließ er sauer den Stock mit den Fischen von seiner Schulter gleiten und in den Sand fallen. Das reichte. Er war sauer. Aber dennoch war es nicht so schlimm dass er Hana am liebsten sofort erschießen oder erwürgen wollte. Mal abgehen davon fielen ihm bestimmt noch schlimmere Tode ein, wenn man ihm etwas mehr Zeit gab um sie zu erarbeiten, aber darum ging es nicht. Denn er wollte Hana nicht mehr umbringen…sondern ihn unterbuttern und zähmen.

Das Bedürfnis ihn zu töten war längst verflogen und an dessen Stelle war dieses erschienen. Es fühlte sich zwischen ihnen wie ein kleiner Machtkampf an und jeder versuchte den Anderen sich unterwürfig zu machen. Eigentlich etwas sehr anstrengendes aber komischerweise hieß es Sakutaro willkommen. Es war etwas völlig neues. Etwas was er aus seiner Zeit mit Chiharu und auch davor nicht kannte. Es fühlte sich anders an. Sicher hatte er diese Machtkämpfte immer innerhalb der Armee und mit seinen Vorgesetzten, aber das zwischen ihm und Hana das war anders. Es war nicht wirklich ernst es wirkte…schon fast etwas verspielt. Auch wenn es wie bitterer Ernst klang so nahm er das völlig anders auf.

Saku begrüßte diese wilde Art und es machte ihm innerlich Spaß. Er wollte sich mit Hana auseinandersetzten und er wollte das es wild und hart zu ihm war. Nicht falsch verstehen: Sakutaro mochte Streit nicht, vor allem sinnlosen…aber dennoch liebte er das Gefühl von Kampf und Macht dabei. Und wenn er Hana ansah, dann wollte er dass er sich wehrte und kämpfte. Er sollte es Saku nicht leicht machen und ihn für seinen Gewinn kämpfen lassen. Doch welcher Gewinn war es? Was wollte er damit erreichen und gewinnen? Wenn man es simpel betrachtete konnte es nur eins sein: Er wollte Hana kontrollieren. Ihn unterbuttern und über ihn entscheiden. Und je mehr der sich dagegen wehrte, umso mehr spornte es den Älteren an das zu erreichen. Das was zwischen ihnen entstand war eine ganz komische Beziehung. Saku würde es nicht als „Liebe“ bezeichnen, aber dennoch als eine Art von Verlangen nach dem Blonden. Keiner in seinem Leben hatte sich ihm bisher so wiedersetzt und ihm kontra gegeben wie Hana. Und das gefiel ihm. Er kam sich plötzlich wie ein kleines Kind vor das etwas haben wollte von dem er aber genau wusste es würde nicht leicht werden dies zu erlangen. Das löste bei ihm den Drang nach Kämpfen aus und nichts liebte er mehr als zu kämpfen. Er wusste das Hana nicht leicht zu knacken war und der ihm auch keinerlei Hilfestellung gab, oder es ihm leichter machen würde und genau das genoss er so sehr. Saku wollte Hana alleine niederringen und unterbuttern. Das war sein Verlangen.

Über die letzten Tage wurde es immer stärker in ihm und je mehr Hana auf stur und motzig schaltete, umso mehr weckte er damit Saku seinen Trieb. Es war wie…eine Hassliebe. Sie äußert sich in einer starken Zu- und dann wieder Abneigung zu einer Person. Und genau so war es zwischen ihnen. Er mochte Hana, aber auf der anderen Seite wollte er ihn am liebsten, ab und zu, im Meer ertränken! Gestern Abend da mochte er ihn wirklich sehr. Hana war nett und umsichtig gewesen und dabei wirkliche er unglaublich zart und süß. Aber heute ritt ihn wieder der Teufel und er war einfach wieder das krasse Gegenteil vom gestrigen Abend. Weswegen ihn der Ältere, gerade wieder, absolut nicht leiden konnte. Und dennoch war da dieses Gefühl…und dieser komische Gedanke der ihn überfiel und der plötzlich sehr verlockend schien. Und wenn Sugiura nicht dagewesen wäre…Saku hätte Hana schon längst gepackt und etwas getan was er sonst nicht tun würde. So wusste er nicht woher diese Gedanken in ihm so plötzlich kamen, aber er wollte auf einmal Frust ablassen. Genau den Selben wie damals bei Chiharu. Sie hatten sich auch gestritten und danach…waren sie in der Kiste gelandet. Diesen Drang hatte er plötzlich wieder. Hana war nicht Chiharu, aber dennoch verspürte er plötzlich diesen Drang sich den Blonden einfach an den Haaren zu packen, ihn in seinen Zero zu zerren und über ihn herzufallen. Er wollte dieses zarte Ding unterbuttern und ihn unterwürfig machen. Wollte ihn sehen wie er sich unter ihm wehrte nur damit es dann doch dazu kam und sie…

Er lief plötzlich etwas beschämt an und wand seinen Blick von Hana ab, dem das nicht entgangen war und der verdutzt zu ihm sah.

Was war denn nun schon wieder los? Gab er etwa schon auf? Doch Hana hatte keine Ahnung was in seinem Gegenüber vor sich ging. Saku selber wusste es nicht und war von seinen Gefühlen selber völlig verwirrt. Er verstand es einfach nicht. Was war nur mit ihm los? Vor ihm stand ein Junge. Ein mieser Rotzlöffel mit dem er sich immer wieder stritt und dessen Ego viel zu groß für sein eigenes Wohl war. Und dennoch wollte er ihn wie ein Mädchen packen und ihm sexuell zeigen wer das Sagen hatte. Was…sollte das? Warum wollte er mit einem Jungen in die Kiste springen?

Und als er nichts mehr von sich gab, nur noch still da stand und auf den Boden blickte, da wurde Hana auch ganz komisch. Er sah ihn scharf an. Was…ging nur in ihm vor? Wo war Sakutaro wieder? Er sollte hier sein und sich streiten! Es wurde ihm selber ganz unwohl wenn er den Älteren so vor sich sah. Weswegen er etwas Seltsames tat, was eigentlich nicht für ihn sprach. Und auch sonst nicht so plötzlich kam. Hana gab, mit der rechten Hand, einen leichten Klaps auf den linken Oberarm des Piloten und holte ihn somit verdutzt aus seinen Gedanken zurück. Saku sah ihn nur an und dann verschränkte der Blonde wieder muffig die Arme vor sich und sprach darauf:

„Was? Wolltest du dich nicht noch weiter mit mir streiten? Ich bin hier du Blödmann und nicht da unten…“

Dabei zeigte er sogar kurz auf seine Augen, als er das sprach und verschränkte dann wieder die Arme vor sich. Sakutaro sah ihn an. Er wusste es. Verdammt Hana wusste was los war. Und dazu waren keine Worte nötig gewesen. Er hatte dem Älteren angesehen dass er wieder in seinen Gedanken abgedriftet war und dass ihn diese offenbar zu belasten schienen. Von ein auf die andere Sekunde hatte sich das Blatt gewendet und aus der Streitlage wurde etwas komplett anderes. Es war Zuneigung geworden. Und er wusste nicht wann es passiert war, aber Hana hatte offensichtlich die Fähigkeit erlangt Saku anzusehen wenn es ihm nicht gut ging oder wenn er abdriftete. Doch wenn er so darüber nachdachte…war das ja laut Chiharu nichts Besonderes gewesen. Sie sagte immer: Es wäre leicht ihm abzulesen was in ihm vor ging. Denn er war nicht gut das zu verstecken. Doch etwas war anders. Selbst wenn es so einfach war das zu erkennen…Hana könnte es einfach ignorieren und weiter unter die Gürtellinie schlagen…Aber das tat er nicht. Dieser letzte Satz war eine gewisse Art von ihm die Bremse zu ziehen und ihnen etwas Luft zu gönnen. Es war…rücksichtsvoll gewesen. Auch wenn es nur für einige Sekunden war um den Piloten aus seiner Trance zu holen und ihn wieder ins Hier und Jetzt zu schaffen. Denn als der Blonde bemerkte, das Saku wieder bei ihm war, da lächelte er fies und sprach darauf:

„Gibst du auf?“

Und es war dieser eine Satz gewesen…der Saku völlig überraschte und ihm plötzlich ein kurzes Lächeln auf die Lippen zauberte. Es war wie Magie gewesen. Er konnte nicht anders und schüttelte nur leicht frech den Kopf, als er antwortete:

„Das hättest du wohl gern, was?“

Als Hana das kurze Lächeln sah wurde ihm auch wieder komisch. Er…freute sich das zu sehen, obwohl sie sich eben noch angefahren hatten. Und plötzlich war für ihn alles wieder so schnell verflogen wie es aufgetaucht war. Er war auf einmal selber nicht mehr wütend und wand sich dann leicht schmunzelnd ab, lief still an dem Älteren rechts vorbei und vorsichtig über die Fische hinweg. Er machte sich auf den Weg nachhause, denn er hatte keine andere Wahl. Sein Vater würde ihm so schon wieder den Hals umdrehen, aber das war okay. Er…würde nicht lange dort bleiben und bald zurückkehren, denn er hatte…eine Idee.

Und während er auf die Düne zulief, über die er damals das erste mal kam, als sie sich kennen lernten, würdigte er den Anderen nicht eines Blickes und Saku sah ihm einfach nur nach. Er konnte nichts anders. Sah wie sich dieser Junge grazil und fast schon anmutig davon bewegte und sie einfach stehen ließ. Sein Haar wehte leicht im Wind und schimmerte im Licht der Sonne wunderschön. Und als er sich nur leicht umdrehte, Hana nur ganz kurz über seine linke Schulter zu ihm hinter sah und ihre Blicke sich trafen…da war es als würde man dem älteren volle Kanne eine überbraten. So das der Blonde, als er wieder vor sich sah, den Piloten mit einem Klopfen in der Brust stehen ließ. Ein Klopfen das ihm bis zum Hals schlug. Denn in jener Sekunde hatte er die wunderschönsten Augen gehabt die Saku jemals gesehen hatte. Es waren keine verträumten und schönen blauen Augen wie die von Chiharu…Es waren stechende und zugleich sanfte Augen die genau wussten was sie wollten…Nämlich ihn. Saku wusste was in jener Sekunde passiert war. Es hatte ihn eiskalt erwischt und dämmerte ihm endlich. Es war dasselbe Gefühl wie bei Chiharu das ihn überfiel. Er wollte…diesen Jungen beschützen. Mehr als je zuvor. Und Sugiura lächelte lieb zu seinem Leutnant rüber, denn er hatte den Blick verstanden. Da hatte es einen voll erwischt. Liebe war wirklich unberechenbar und spannend.
 

Alles was mich vervollständigt gehört dir und somit gebe ich dir mein Herz und meine Seele. Ich gehöre dir. Hey, ich habe noch nie zuvor in meinem Leben so sehr gelacht wie bei dir. Vergesse dadurch all das Schlimme was mir bisher passiert ist. Und ich weis dass ich schreckliche Fehler begangen habe. Menschen starben wegen mir und andere litten dadurch. Dennoch bin ich froh dass ich nicht vom Weg abgekommen bin, denn dieser hat mich hier her gebracht wo ich nun bei dir sein kann. So halte ich meinen Kopf stolz oben und lasse meinen Blick über den klaren Himmel streifen und zugleich sind wir verbunden durch unsere Hände die sich nicht mehr lösen wollen. Die Sonne scheint hell auf uns herab an diesem Tag. Du lächelst mich an und alle meine Tränen trocknen augenblicklich, denn diese Liebe zu dir wird niemals erlöschen. Wir beide haben etwas gemeinsam was uns verbindet und wir müssen das schützen was es auch immer kosten mag. Doch es wird eine Zeit kommen in der deine eigene Stärke nicht genug sein wird um dich oben zu halten. Selbst wenn allerlei Hoffnung verloren ist und wir irgendwie unseren gemeinsamen Weg aus den Augen verlieren. Selbst wenn die Dunkelheit versucht dich mir wegzunehmen, dann werde ich dein Licht sein das auf dich herab scheint und dir alle Finsternis vor den Augen entfernt. Ich halte dich fest und lasse nicht zu das Gott dich mir wegnimmt. Denn alles was mich vervollständigt bist du. In dieser Welt kann ich so viel Schönheit und Glück sehen. Glaube mir: auch wir werden unseres finden. Und es wird eine Zeit kommen in der dir jemand unterstellt zu lügen. Mit diesen herzlosen Worten und verurteilenden Augen will man dich verletzten. Aber ich bin hier. Selbst wenn sich die Welt gegen dich stellt, dir kein Wort glaubt von dem was du sagst und sie dich dazu bringen einen Dornenkorne der Sünden zu tragen. Gib sie nicht weg und trage sie mit Stolz, denn du hast nichts falsch gemacht. Ich bin die Person die deine Tränen wegwischt und dir Wärme schenkt. Und wenn dir jemand wehtut dann sind es meine Arme in die du rennen darfst um Schutz zu suchen. Eines Tages wirst du es verstehen. All die Verwirrungen und die Mysterien in meinem Herzen. Ich warte betend auf den Tag dass wir niemals auseinanderbrechen. Selbst wenn alle Hoffnung verloren ist und ich gezwungen werde zu gehen. Und selbst wenn ich verschwinden sollte, dann will ich das du weist: es wird alles gut. Ich werde immer bei dir sein, in deinem Herzen und in deinen Erinnerungen und dich niemals vergessen. Und ich hoffe dass auch du dich an mich erinnern wirst. Du bist mein größter Schatz geworden. Denn nur für dich, reiße ich mir mein Herz und meine Seele aus dem Leib und riskiere einfach alles. Ich gehöre nur dir…meine Blüte des Winters.
 

Der Weg nachhause war mal wieder kein leichter gewesen.

Hana fiel es erneut auf, als er durch den dichten Dschungel lief und alles was er mochte hinter sich, am Strand, zurückließ. Es fiel ihm sehr schwer zu gehen und jeder seiner Schritte fühlte sich an als hätte er Steine an seinen Beinen festgebunden bekommen und sie würden ihn nach unten zerrten. Ihn an Ort und Stelle verharren lassen und festhalten. Und je mehr er sich gerade von dem Strand entfernte und je öfter er das tat…umso schwerer wurde es. Doch es waren nicht nur seine Füße gewesen die an Gewicht dazu bekamen, sondern auch seine Brust. Als würde ein böser Geist auf dieser sitzen und ihn erdrücken und in seinem Herzen fühlte es sich an als würde er aus der Sonne in die Schatten wandeln. An einen Ort den er hasste, obwohl der eigentlich sein Zuhause war. Viel hatte sich geändert. Es war schon immer schwer gewesen zurückzugehen, aber nun…Wie konnte es nur passieren das er solch ein unwohles Gefühl bekam? Besonders wenn er an dem Ort ankam an dem er geboren und aufgewachsen war? Was war passiert? Seine Gefühle spielten verrückt. Was hatte…Saku nur mit ihm gemacht? Denn er wusste das es seine Schuld gewesen war.

Doch mal abgesehen davon…schon tat ihm das von eben wieder leid.

Saku hatte sich mit dem Fischen wirklich Mühe gegeben und einen ordentlichen Fang ergaunert. Der Pilot wollte Hana damit sicherlich eine Freude machen und was tat er? Genau, er hat das einfach mal wieder so gemein weggeschlagen wie vieles andere auch was von ihm kam. Warum machte er das nur immer und immer wieder? Und Hana fragte sich langsam: Warum er nicht ehrlicher zu ihm sein konnte. Es war nicht fair. Er mochte Sakutaro sehr und war unglaublich gern in seiner Nähe. Obwohl er so ein Blödmann und Dickkopf war, so fühlte er sich bei im wohl und…geborgen. Bei ihm konnte Hana sein wer er wollte und musste sich nicht damit auseinandersetzten sich für sein Verhalten zu rechtfertigen, oder darauf achten sich verstellen zu müssen. Zumindest fühlte es sich so an. Auf der einen Seite war das so:…er mochte ihn, aber auf der Anderen war das gestern Abend passiert und alles geriet zwischen ihnen wieder ins Wanken. Zumindest aus der Sicht des Blonden der plötzlich sehr unsicher wegen seiner Gefühle wurde. Es war verrückt wie ein Moment einfach alles auf den Kopf stellen konnte. Doch wenn er ehrlich war: er wusste warum er das vorhin getan hatte. Warum er so garstig und zickig gewesen war…Es war wegen IHR. Wegen Chiharu. Und irgendwie kam er sich dabei so erbärmlich vor, aber konnte es dennoch nicht stoppen und aufhören.

Hana ließ seinen Frust, wegen Chiharu und ihrer Beziehung zu Saku, an dem Piloten aus. In seiner Wut fühlte es sich richtig an und der Blonde wollte das so. Aber in seinem Herzen…wusste er dass das nicht richtig war. Und es war erschreckend, obwohl sein Herz wusste wie falsch es doch war…das ein Gefühl einen so verändern konnte. Er wusste welches Gefühl das war. Eifersucht. Er war…eifersüchtig und das zum ersten Mal in seinem Leben. Und es lag nicht daran weil sie ihn besser und länger gekannt hatte als er. Wenn es wirklich so wäre, dann müsste er auch auf Paku und Sugiura sauer sein, denn die kannten Saku auch länger, aber das war ja nicht der Fall. Es lag einfach daran…das Chiharu ihm näher gestanden hatte als alle Anderen. Und das…machte ihn einfach sauer. Er wusste nicht warum aber es machte ihn sauer! Immerhin konnten sie doch einfach Freunde sein auch wenn er noch immer auf seine tote Freundin stand! Was war also los?! Allein wenn Hana nur wieder daran dachte fühlte er wie die Wut in ihm aufkam und er gegen etwas treten wollte. Aber da war ein besonderer Knackpunkt gewesen. Gestern Abend in ihrem Gespräch...Sakutaro nannte sie: seine Freundin. Und dieses Wort hatte viel Inhalt. Welcher Hana aggressiv machte. Was tat man mit einer festen Freundin? Genau, es bedeutete…dass sie sich verdammt nahe gestanden hatten. Vielleicht auch miteinander…

Er schüttelte sofort den Kopf und lief weiter. Warum...tat das weh? Hana sein Herz krampfte leicht bei dem Gedanken. Es wurde langsam echt nervig. Er kam sich vor als wäre er krank, oder so. Etwas stimmte einfach nicht mehr mit ihm…Doch sich noch weiter darüber den Kopf zu zerbrechen würde eh nichts bringen. Denn alles was er damit erreichen konnte war sich selbst verrückt zu machen. Also schob er es von sich weg und machte Platz für etwas um auf andere Gedanken zu kommen. Doch es war unglaublich schwer gewesen.

Hana wusste aber plötzlich was er machen wollte, nur war er sich nicht ganz sicher was dieser Impulse bedeutete. Er hatte eine Idee und noch nie zuvor kam er auf den Trichter sowas tun zu wollen. Aber er hörte auf ihn, auch wenn er sich persönlich etwas doof dabei vorkam. Nie dachte er das er mal sowas tun würde und dann auch noch wegen so einem Trottel der vom Himmel fiel...Vom Himmel fiel…Hana erinnerte sich an dieses eine Gespräch mit seiner Mutter, als er noch klein gewesen war. Wo er sie fragte: „Denkst du er kommt von den Sternen und fällt für mich vom Himmel? Ich fände das lustig. Wie eine Sternschnuppe die meine Wünsche erfüllt und mich über alles liebt.“. Ein Partner der zu ihm gehörte…Warum dachte er nur wieder daran? Und warum gerade in dem Moment?

Er lief einfach stumm weiter und kam, nach einer Weile, wieder in seinem Dorf an und setzte sein spontanes Vorhaben in die Tat um.

Vorsichtig, um ja nicht aufzufallen, schlich er sich in das Dorf. Das war ja auch für ihn inzwischen nichts Besonderes mehr, denn Hana war es gewohnt sich aus und in sein Dorf zu schleichen ohne das einer davon was mitbekam. Eine Fähigkeit die er sich als kleines Kind früh angeeignet hatte. Wie wäre er denn sonst in der Lage gewesen mal Momente für sich zu haben wenn sein Vater die meiste Zeit wie ein Falke ein Auge auf ihn warf? Sicher hatte das sich geändert als er älter wurde und Hana etwas mehr privaten Freiraum benötigte, doch in der aktuellen Lage sollte er nicht noch zusätzlich großartig auffallen, was er auch so schon tat und da kamen ihm diese Fähigkeiten, einfach mal zu kommen und zu gehen wann er wollte, ganz praktisch gelegen. So war es ihm auch plötzlich wieder egal was sein Vater von ihm dachte, obwohl er ursprünglich friedlich wieder zuhause auftauchen wollte. Und eigentlich wollte er sich etwas wegducken und einen ruhigeren Pegel fahren, bis er dann nachher wieder Luft hatte um zu verschwinden. Aber dieser Gedanke war plötzlich sehr weit weg und komplett in der Warteschlange für den Löschvorgang einsortiert worden. Der Blonde war impulsiv und hatte eine Idee. Hana wollte gleich wieder zu Saku zurück. Einmal wegen seiner Idee und dann noch weil er…da nämlich noch was zu erledigen hatte. Etwas wo er es kaum abwarten konnte ihm das mal ordentlich vor den Latz zu knallen! Oh er Konnte es kaum erwarten dieses dumme Gesicht danach zu sehen! Also wiedersetzte er sich erneut seinem Vater und schlich sich leise durch das Dorf. Er war bereits als Schande markiert worden, was sollte noch schlimmeres passieren? Und irgendwie nutze Hana das nun unbewusst als Ausrede um noch mehr dummes Zeug anstellen zu können. Er war unglaublich egoistisch, zumindest in der Hinsicht, geworden.

Hinter Baumstamm zu Baumstamm und durch dickes Gestrüpp schlich er leise am Rand des Dorfes entlang und bis rüber zum Fluss hinter ihrem Wigwam. Keiner sah ihn und dort glitt er dann leise in das Wasser und bewegte sich sacht schwimmend fort. Gleichzeitig entfernte er noch allen Sand an sich mit der Aktion. Geduckt und aufmerksam, wie auf einer Geheimmission, kam er schließlich hinter seinem Zuhause an und blickte noch mal schnell über den Rand des Bodens und aus dem Wasser raus. Nichts. Er sah zwar wie, weiter vorne, Patcheen ihre Arbeiten tätigten, aber sie waren weit genug weg das ihn keiner bemerken würde. Noch dazu waren sie beschäftigt mit ihrem Zeug. Und wenn Hana etwas konnte, außer mit einer großen Klappe und Mut zu reden, dann war es sich wie ein Jaguar an etwas anzuschleichen und unbemerkt zu bleiben. Das hatte er schon öfters beweisen. Nämlich immer dann wenn er Sakutaro auflauerte und sich an ihn ran schlich. Meist war der Schritt nach dem Anschleichen der der nicht funktionierte. Egal ob auf der Jagd oder sonst wo. Da musste er noch etwas dran feilen.

Vorsichtig und patschnass kam er, auf allen Vieren, aus dem Fluss und schüttelte sich kurz, wie ein nasser Fuchs, das Fell. Oder eher mehr die Haare. Dann sah er sich wieder aufmerksam um, während er auf der Stelle verharrte und nebenbei spitze er noch zusätzlich die Ohren und lauschte nach links durch das Leder vom Wigwam. Damit versuchte er seine Eltern zu hören, oder ob überhaupt jemand da drin war. Er hatte Glück, denn nichts war zu hören. Also konnte es losgehen und das besser noch bevor ihn jemand bemerkt. So setzte Hana sich in Bewegung und schlich langsam und noch immer auf allen Vieren, zu dem Eingang des Wigwams. Und in der Sekunde, als keiner hin sah, schlüpfte er blitzschnell in sein Zuhause. Der erste Schritt war getan.

Drinnen kam er wieder auf die Beine und blieb noch kurz, mit dem Rücken, am Eingang stehen. Er lauschte nach hinten ob ihn jemand bemerkt hatte, als aber nichts passierte atmete er erleichtert auf und sah sich dann um.

Keiner war da und auch das kleine Lagerfeuer, in der Mitte, war nicht entzündet. Das hieß: dass seine Eltern länger weg sein und somit sicherlich auch keinen einzigen Windzug von der Aktion mitbekommen würden. Genauso wie es sein sollte. Doch es gab mal eine Zeit da war das nicht so einfach gewesen sich nachhause zu schleichen und wieder raus. Denn als er kleiner gewesen war, da hatte er öfters versucht sich in den Wigwam zu schleichen und dann wieder raus. Doch meist hatte ihn dann seine Mutter auf frischer Tat ertappt und ihn gestellt. Sie hatte einen ausgezeichneten Sinn für sowas, warum auch immer und der nervte Hana gewaltig. Man sagte ja das schamanische Mütter einen sechsten Sinn für ihre Kinder haben, aber DAS war mal sowas von unfair gewesen! Als hätte Yoh immer wieder ein Vöglein zugezwitschert was sein Sohn gerade so tat! Doch auch seine Mutter wurde immer älter und sicherlich ließ das damit auch langsam mal nach. Nicht nur weil die Sinne anfingen nachzulassen sondern auch weil er ja nun endlich erwachsen war und theoretisch musste man ihn nicht mehr wie ein kleines Kind im Auge behalten und seine Schritte mitzählen. Er fühlte sich dabei nicht wohl. Hatte diesen Teufel auf der Schulter der ihm zuflüsterte: Gleich steht deine Mama hinter dir! Doch diesen schnickte er weg. Aber mal ehrlich: warum sollte Yoh gerade in dem Moment zuhause auftauchen? Das müsste ein verdammt DUMMER Zufall sein!

So sah er sich weiter um und schritt langsam in die Mitte.

Wo war er nur? Seine Augen suchten etwas Spezielles im Dunkel und brauchten auch einige Sekunden bis sie ihn dann endlich erspäht haben. Doch als sie das taten…da lächelte er frech. Na also. Jackpot, er war da! So schlich er vorsichtig und leise auf das zu was er gesucht hatte und nahm es langsam und sacht, mit beiden Händen von einem Holzharken, links in der hintersten Ecke des Wigwam und sah es an.

In dieser Ecke befanden sich die persönlichen Sachen seines Vaters. Egal ob es sich um zeremonielle Kleidung, oder Waffen handelte und genau deswegen war Hana dort. Der Teufel auf seiner Schulter war wieder da und er ritt ihn ganz gewaltig, denn er nahm sich sacht den Bogen seines Vaters runter. Das absolute Tabu. Und während er ihn betrachtete fiel ihm auf wie schön verziert und fein gearbeitet er war. Auch hingen am oberen Ende kleine Federn hinab und rote Farbe zierte beide Enden des Holzes. Schnitzereien von Tieren und Symbolen, die Ehrungen darstellten, konnte er ebenfalls in der Mitte sehen und die Sehne war stramm festgezogen worden, also ideal zum Töten gemacht. Wenn damit ein Pfeil von der Sehne schnellte war der Treffer schmerzhaft bis hin zu tödlich. Es kam dann nur darauf an wo man traf.

Hana wusste das sein Vater diesen Bogen über alles liebte. Nie durfte er mit ihm spielen, oder ihn benutzen. Aber das war ihm plötzlich egal. Er brauchte einen Bogen um seinen Plan in die Tat umzusetzen und dieser war leichter zu entführen als sonst einer im Lager, wo er sich nämlich der Gefahr aussetzten würde gesehen zu werden. Also war seine Entscheidung klar. Doch er wusste auch wie behutsam er mit dem Ding umgehen musste. Wenn er nur einen Kratzer bekam würde ihm sein Vater persönlich mehrere Tage durch den Dschungel jagen und das ohne Pause! Klang lustig, war aber in dem Fall nicht so. Wenn Hao wütend wurde…dann zitterten auch Götter. Er hatte seinen Vater einmal so sauer erlebt…und das wollte er nie wieder. Aber dennoch war er so dumm und nahm den Bogen mit. Hana spielte eben gern mit seinem Leben.

So schnaufte er leise und flüsterte zu sich selbst:

„Mach ihn nur nicht kaputt. Und wenn doch, dann schaufel dir schon mal dein eigenes Grab Hana...“

So war es beschlossen. Danach sah er rechts zum Boden und packte sich den kompletten Köcher voller Pfeile auf die rechte Schulter und hielt ihn dort mit der Hand an dem Band fixiert. In seiner Linken hielt er den Bogen fest und dann schnaufte er noch mal aus. Konnte also losgehen. Nun musste er nur vorsichtiger sein wenn er das Dorf verlassen wollte. Die Aktion mit dem Fluss konnte er immerhin vergessen, denn er wollte mit dem Wasser nicht den Bogen beschädigen. Also hieß es: rauschleichen ohne Fluss als Deckung. Nervenzerreißende Sache, aber würde schon werden, denn er hatte da eine Idee. Also nickte er und drehte sich um, sprach dabei frech:

„Der wird sich wundern wenn ich…“

„Wenn du WAS?“

Noch im Umdrehen und innerhalb von Sekunden sprang Hana vor Schreck auf der Stelle auf und ließ dabei sogar fast den Bogen fallen! Er reagierte aber. Statt den Bogen ließ er lieber den Köcher von seiner Schulter rutschen. Es knallte leicht auf, als der Köcher auf schepperte und er packte die Waffe mit beiden Händen, drückte ihn dann erschrocken und herzklopfend an seine Brust. Als er da stand wie ein verschrecktes Huhn das in jenem Moment, vor Schreck, ein Ei gelegt hatte, kam er sich dumm vor. Pfeile lagen verstreut um ihn herum und Hana schlotterte dennoch leicht, weil er sich wirklich erschrocken hatte. Seine Augen waren groß vor Schreck und starrten die Person vor ihm an die ihn da volle Kanne überrascht und ausgebremst hatte. Sie stand wenige Meter vor ihm und mit verschränkten Armen zusätzlich noch direkt vor der Tür des Wigwams. Somit war der Fluchtweg versperrt und sie warf ihm einen muffigen Blick zu. Hana schluckte. Das gab es doch nicht! Das war doch wie verhext verdammt! Also irgendwer in der der Welt der Geister und Götter hatte echt was gegen ihn! Und natürlich konnte es nur eine Person sein die da stand und ihm einen Blick zuwarf als hätte er sein Gemüse nicht aufgegessen…Es war seine Mutter.

Yoh sah ihn weiterhin muffig an und hielt noch immer die Arme vor sich verschränkt. Es war ehrlich gesagt sehr selten dass seine Mutter ihm solch einen Blick zuwarf, denn normalerweise war der Schamane immer ruhig und liebenswert. Um Yoh aus der Fassung zu bringen musste man schon echt schwere Geschütze auffahren. Aber gerade sah er nicht sehr friedlich aus, so dass sein Sohn angestrengt den Kloß im Hals runterschlucken musste, der sich vor Schreck gebildet hatte und etwas schlotternd sprach:

„M-Mutter! Hey! Alles gut?! Siehst toll aus! A-Also…kommst du öfter hier her? Hehe…“

Er war so doof. Yoh sah ihn nur emotionslos an.

„Ich wohne hier. Genau wie du.“

Kam es unheimlich kühl zu Hana rüber und der grinste etwas verunsichert und gab dann von sich, während er den Bogen noch mehr an sich drückte:

„Wirklich?! He he he…Was mache ich eigentlich gerade?“

Holte er sich selbst zurück weil ihm selber auffiel wie dumm er doch gerade war und was er für einen Müll von sich gab.

„Das frage ich mich auch Hana.“

Bekam er dann wieder als kühle Antwort.

Schon lange war Hana nicht mehr so von der Rolle gewesen und wusste nicht wie er seiner Mutter antworten sollte. Kein Wunder denn immerhin war er gerade offiziell ein Dieb und stahl den Bogen von seinem Vater. Er beklaute die eigene Familie. Und normalerweise hatte er immer einen frechen Spruch parat, oder wusste sich aus Affären zu ziehen, aber wenn seine Mutter SO vor ihm stand, da war es als würde man ihm den Boden unter den Füßen wegzerren, oder ihn eiskaltes Wasser werfen damit er sich dabei auch schön was abfror! Was sollte er ihr nur sagen?! Die Situation war super beschissen und hätte nicht mehr aus dem Ruder laufen können! Außer sein Vater wäre reingeplatzt, aber davon blieb er verschont. Doch Nicht nur stand er da mit dem Bogen seines Vaters in den Händen, wollte diesen also, offensichtlich für jeden, heimlich stehlen, sondern er trug auch noch etwas was er sonst nie an hatte! Denn er stand nämlich noch immer in dem weißen Oberteil da, was Saku ihm gegeben hatte und deswegen könnte sich gerade noch zusätzlich so richtig in den Arsch beißen dass er es nicht am Strand liegen ließ! Wie solle er ihr DAS erklären?! Und dann war da auch nach das Pflaster zwischen seinen Schultern welches die Wunde verbarg! Wenn sie DAS sah war er total geliefert! Noch mehr als er es eh schon war! Was sollte er nur tun?! Seine Gedanken drehten sich in einem Teufelskreis.

Hana bekam innerlich die totale Panik und wippte deswegen auch leicht auf der Stelle. Ein Fehler, denn seine Mutter sah ihn dann noch schärfer an als vorher. Sie wusste was das bedeutete: Er war nervös. Sie konnte seine Angst förmlich wittern. Und nervös wurde er nur dann wenn er selber wusste dass er RICHTIG Scheiße gebaut hatte. Allein das machte Yoh etwas genervter und er schnaufte dann nur aus. Dann mal los. Sie kamen eh nicht mehr drum herum, also fing bei einem Thema einfach mal an, von denen es ja mehrere gab:

„Was machst du da Hana? Und woher hast du dieses komische Oberteil?“

Ihr war es natürlich aufgefallen.

Hana schluckte erneut nervös. Sein Hirn ratterte und suchte verzweifelt nach einer Lösung, die nicht so bescheuert und komplett an den Haaren herbeigezogen rüber kam, dass er vielleicht doch noch mit heiler Haut davon kommen würde! Doch es kam nichts so schnell wie er wollte, also stand er noch etwas verschreckt da und starrte seine Mutter nur an während sich etwas Schweiß auf seiner Stirn bildete vor Nervosität. Seine Atmung wurde schneller und er trat sich mental in den Arsch um wach zu werden. Riss sich aus seiner Starre. Komm schon! Sag etwas! Irgendwas! Feuerte es ihm durch den Schädel und er brabbelte einfach drauf los:

„Oh DAS?! DAS hab ich…von einem Vogel bekommen! Also nicht so wie du vieleicht denkst meine ich! I-Ich habe es in einem Nest gesehen und fand es ziemlich cool, a-also habe ich es mal angezogen und siehe da es passt perfekt, hehe…! Es hält wirklich gut warm! W-willst du auch mal LIEBSTE Mutter?“

Dabei fasste er das Oberteil am unteren Rand, mit der linken Hand und zog es etwas nach vorne. Er wirkte unglaublich hilflos und kam sich selbst auch vor wie ein Reh bereit für den Abschuss. Er war so geliefert. Aber Yoh zog erst mal nur unbeeindruckt eine Augenbraue hoch und sah ihn misstrauisch an. Moment mal: LIEBSTE Mutter? Okay, nun wusste er wirklich das etwas nicht stimmte, noch zusätzlich dazu das er den Bogen klauen wollte. Und versuchte er gerade wirklich ihn noch zusätzlich dazu zu veräppeln? Seine eigene Mutter und das auch noch SO offensichtlich? Typisch Kinder. Er musste erneut seufzen und sprach:

„Ich denke ich verzichte…“

Kam es etwas misstrauisch aus ihm und Hana wurde nur noch nervöser. Er könnte sich schon wieder selbst in den Arsch treten! Wirklich?! Von einem Vogel bekommen?! Okay so gesehen war es nicht GANZ gelogen, denn Saku war für ihn ein komischer Vogel, aber seine Mutter wusste davon ja nichts! Also war es bescheuert gewesen! Seine Geschichte klang komplett gelogen! Und so wie sie ihn ansah wusste SIE das auch! Seine Mutter stand wie eine unüberwindbare Mauer vor ihm und er hätte nie gedacht dass er an sowas mal scheitern oder verzweifeln würde. An IHR scheitern würde, denn er dachte immer es würde Vater sein der die härtere Nuss war! Hana fand es unheimlich wie viel Macht seine Mutter noch immer über ihn hatte. Doch mal abgesehen davon das er log und versuchte nicht zu sagen woher er das Teil hatte, besorgte es eine Mutter viel mehr was er mit dem Bogen seines Vaters vor hatte, so das Yoh da hin sah und fragte:

„Okay. Vergessen wir für eine Sekunde mal die gelogene Geschichte über das Oberteil was du da trägst und ich tu einfach mal so als hättest du sie mir nie erzählt, okay?“

Er war zu gütig, Hana nickte hippelig und nervös darauf. Aber Yoh war noch nicht fertig. Noch lange nicht.

„Gut. Aber für dein eigenes Wohl solltest du mir besser sagen was du mit dem Bogen deines Vaters willst! Bist du verrückt ihn dir einfach zu nehmen?! Hana du weist ganz genau das dein Vater dir den Hals umdreht und dich danach noch über den Berg jagt wenn du ihn auch nur berührst! Was soll das?! Nicht nur das du die ganze Nacht wieder sonst wo verschwunden warst und ich mir Sorgen gemacht habe, nun tauchst du auch noch ohne Vorwarnung hier auf, schleichst dich in unser Zuhause und klaust die wertvollste Waffe die dein Vater besitzt! Das ist der Bogen des Häuptlings und nur ER darf ihn führen! Das ist ein Familienerbstück Hana! Und das weist du auch!“

Yoh wurde nach so vielen Jahren mal wieder laut gegenüber seinem Sohn. Denn bei solch einer Tat konnte er auch nicht locker bleiben, so sehr er es auch wollte und erst recht nicht nach dem was sich in den letzten Tagen alles so angehäuft hatte. Hana war erst bestraft worden und das auf die schlimmste mögliche Weise. Warum lernte er nicht daraus und legte seinen Kopf wieder freiwillig in einen Strick?! Der junge Schamane verstand langsam nicht mehr was in seinem Sohn vorging. Es wirkte schon fast als hätte Hana einen Todeswunsch und reizte es immer weiter aus. Aber so war er eigentlich nicht. Nie gewesen und das besorgte ihn. Hana wusste wann er aufzuhören hatte und war nicht blöd und dennoch verhielt er sich gerade so leichtsinnig und unbedacht. Wenn Hao davon erfuhr…es würde in gewaltiges Gewitter geben das keiner mehr bremsen könnte. Der Bogen war heilig und ein wertvolles Erbe und Hana stand einfach nur da und hielt ihn weiterhin fest. Aber er mied dennoch den Blickkontakt zu seiner Mutter. Yoh fand das seltsam.

Hana war niemand der einfach so den Blickkontakt abwand, oder nicht standhielt. Er war taff und starrte jedem in die Augen besonders dann, oder erst recht dann, wenn er sich nicht unterbuttern ließ und seiner Sache sicher war. Wenn er also sowas machte…dann hatte das was zu bedeuten und es war ernst. Denn meist machte er das nur wenn er sich wegen etwas schämte, oder unsicher war. Und Yoh sah ihn nur weiter an, verzog dabei das Gesicht etwas besorgt und machte sich lockerer. Unnötig. Es brachte nichts ihn anzufahren, dass wusste er und es war auch nicht seine Art. Aber er konnte auch nicht einfach da stehen und ihn ungeschoren gehen lassen. Yoh war seine Mutter und er wollte ihm helfen denn sein Sohn machte in der letzten Zeit sehr fragwürdige Dinge und fällte unbedachte Entscheidungen. Etwas was er gerne mal im Eifer des Gefechts machte und es ihn in Gefahr bringen könnte, aber noch nie hatte er das so oft hintereinander getan hatte. Von einem Problem ins Nächste. Etwas stimmte mit ihm nicht. Und wenn Yoh es nicht besser wüsste…dann kam ihm sein Hana wie ein verliebter Teenager vor der sich bei jemandem beweisen wollte.

Also schnaubte er, schloss die Augen und atmete dann ruhig aus. Sein Sohn hatte ihm noch immer nicht geantwortet und das ließ er nicht auf sich sitzen. Er wollte eine Erklärung und ob sie dann die Wahrheit war entschied er selber. Also öffnete er wieder die Augen und sprach zu Hana:

„Ich lasse dich nicht gehen bevor du mir nicht sagst was los ist Hana…Was soll das? Du bist doch nicht blöd, also warum machst du die letzte Zeit so unbedachte Dinge? Ich mache mir langsam ernsthafte Sorgen um dich.“

Als er das sagte sah ihn sein Sohn auch wieder an und schüttete gleich hecktisch den Kopf.

„Das musst du nicht Mutter! Ich will nicht das du dich sorgst!“

Und das war die Wahrheit, doch Yoh verstand ihn dennoch nicht und fragte:

„Warum machst du dann immer wieder Dinge das ich mich um dich sorgen muss? Hana du bist ein so kluger und guter Junge, aber dennoch verhältst du dich in der letzten Zeit so unvernünftig und kopflos. Noch mehr als sonst. Ich bin deine Mutter und du kannst mir alles anvertrauen, also bitte rede mit mir. Vielleicht kann ich dir helfen! Und wenn nicht dann finden wir auch eine andere Lösung, aber du musst mit mir reden!“

Er wünschte er könnte es…Ihm einfach alles erzählen. Aber er wusste nicht wie seine Mutter darauf reagieren würde. Wie sie…auf Saku reagieren würde und auf die Tatsache dass er sich mit gefährlichen und fremden Menschen traf die aus einer ganz anderen Welt kamen. Sein Leben also immer wieder auf Spiel setzte.

Hana wollte es nicht so kompliziert machen, aber er musste, denn wenn er seine Familie und andere noch mehr in die Sache mit hinein zog, als er es eh schon tat, dann machte es das alles nur noch verworrener. Silva und Opacho wussten bereits Bescheid und selbst das waren schon zwei zu viel für ihn. Immerhin wusste er nicht ob sie für immer die Backen hielten, oder ihnen was, aus Versehen, rausrutschen könnte. Nein, nein er ging nicht noch mehr Risikos ein, zumindest in der Hinsicht. Er musste seine Familie da raushalten. Besonders seine Mutter und seinen Vater. Denn noch wusste er selbst nicht wohin ihn sein Weg führen würde. Was noch kommen würde. Und er fragte sich plötzlich: Würden Saku und die Anderen bleiben? Vielleicht bekamen sie den Zero doch nicht mehr ganz und dann mussten sie wohl hier bleiben. Dann gäbe es noch genug Zeit seinem Stamm diese Menschen vorzustellen. Was er sich selbst…auch ganz gut vorstellen könnte. Es klang komisch aber…er wollte wirklich gern dass seine Mutter Sakutaro kennenlernte. Sehen könnte was er für ein Spinner er war und dass da draußen noch andere Menschen existierten. Außerhalb ihrer Welt. Und vor allem wollte er dass sie sah…wie sehr Sakutaro Hana ähnlich war. Wenn er daran dachte musste er innerlich lächeln. Seine Mutter…sie würde ihn bestimmt auch mögen.

Doch er behielt es weiterhin für sich und schüttelte diese absurden Träume ab, als er dann wieder zu Yoh sah und antwortete:

„Es ist alles okay Mutter. Und es…es tut mir leid das ich die ganze Nacht nicht da gewesen bin, aber ich hatte viel worüber ich nachdenken musste. Und ehrlich gesagt…war mir auch nicht danach heim zu kommen. Nicht nachdem ich diese Narbe verpasst bekommen habe.“

Und auch das war die Wahrheit. Dies zu hören tat Yoh weh und diese Aussage war etwas was er ihm auch sofort abkaufte ohne daran zu zweifeln. Denn er selber hatte noch sehr darunter gelitten das Goldva seinen Sohn mit so viel Schande beladen hatte und ihn damit noch mehr zu einem Aussätzigen machte als er es eh schon war. Wenn er sogar ehrlich zu sich war…hasste er die alte Hexe deswegen. Gefühle die er noch nie zuvor hatte. Nicht mal bei Apollo damals. Sie hatte seinen Sohn verletzt und das kam bei einer Mutter persönlich an, egal was auch immer die Hintergründe waren. Auch hatte Yoh sich noch eine ganze Weile danach mit Hao gestritten. Ja fast sogar die ganze Nacht. Hao war sich bewusst dass es falsch war das als Vater zuzulassen, aber als Häuptling musste er das tun, was Yoh nicht mit ihm teilen konnte, denn er als Mutter sah das komplett anders. Er war stink wütend auf ihn gewesen und seit dem Morgen hatten sie sich auch nicht mehr gesehen. Beide brauchten erst mal etwas Luft für sich. Doch seinen Sohn nun so nervös und schlagartig wieder etwas traurig zu sehen…tat auch ihm weh. Denn er wusste dass, wenn es ihm nicht gut ging, dann ging es Hana auch nicht gut. Sein Sohn fühlte das. Es war wie ein Spiegel und es wirkte auch in die andere Richtung. So das sich auch Yoh sein Blick traurig verzog und er einfach den Kopf senkte. Danach sprach er leiser und mit einem Kloß im Hals:

„…Es tut mir leid mein Schatz. Wenn ich…wenn ich dir eine bessere Mutter gewesen wäre, dann wäre dir das nicht angetan worden. Es tut mir so leid…“

Es wurde Zeit das zu sagen, denn es plagte ihn seit dem vorherigen Tag ununterbrochen im Herzen. Yoh kam sich vor als hätte er versagt und als könnte er das nie wieder gutmachen was Hana passiert war. Auch bekam er Angst das sein Kind ihn hassen könnte, obwohl Hana deutlich gemacht hatte das es nicht so wäre. Er hasste ihn nicht und das wurde klar als er diesen Satz sagte und Hana ihn völlig erschrocken deswegen ansah. Nicht nur wegen der Worte die seine Mutter zu ihm gesagt hatte, sondern auch weil sie…weil sie weinte. Er sah eine kleine Träne aus ihrem rechten Auge fliehen und die Wange runter kullern und das allein…machte ihn wütend und traurig zugleich. Es war wie immer…wenn er seine Mutter so sah…dann litt er mit ihr, weswegen er auch gleich lauter und überzeugter sprach:

„Das stimmt nicht Mutter! Du hast nichts damit zu tun!“

Yoh erhob wieder seinen Blick und sah ihn erstaunt an. Hana seine Augen waren voller Überzeugung und so stark. Er hatte in jenem Moment denselben überzeugten Blick wie sein Vater und in diesen wunderschönen Augen…sah er auch sich selbst wieder. Er hatte die Augen seiner Mutter und den Blick seines Vaters. Und Yoh war unglaublich glücklich ihn so zu sehen. Es beruhigte ihn sofort. Hana war ein wunderschöner Junge geworden. Das perfekte Abbild seiner Eltern. Egal was andere auch darüber dachten…er war nicht wie Asanoha.

Der Blonde sprach weiter entschlossen und lauter:

„Ich bin das Problem! Du bist die beste Mutter die man sich wünschen kann! Und auch wenn es komisch ist das du keine Frau bist und damit automatisch anders, so bin ich stolz darauf dein Sohn zu sein! Ich liebe dich Mama und ich möchte nicht dass du dich wegen mir immer wieder ins Feuer wirfst! Bitte las das! Ich muss meinen eigenen Weg finden und…und ich bin mir sicher das ich den auch finden werde. Aber dafür musst du mir vertrauen. Ich…ich kann dir momentan noch nicht sagen warum ich das alles so mache wie ich es mache, denn ich bin mir selber noch nicht mal so sicher warum. Aber sobald ich es verstanden habe und mir sicher bin, dann werde ich es dir sagen, dass verspreche ich dir! Aber bitte…bitte hab bis dahin noch etwas Geduld mit mir. So wie du es schon seit meiner Geburt mit mir hattest. Bitte vertrau mir…Mama. Ich…ich brauche den Bogen.“

Doch das war nicht richtig. Er…er brauchte ihn nicht. Wie konnte er nur so dumm sein?

Mama hm?…Yoh liebte dieses Wort. Er liebte es wenn Hana das zu ihm sagte, denn es erfüllte ihn mit Erinnerungen an die Tage wo er noch klein gewesen war. Und wie sehr sein Sohn ihn liebe. Es erfüllte Yoh mit Stolz und Glück. Und danach legte Hana doch tatsächlich den Bogen auf den Boden und kam zu seiner Mutter gelaufen.

Stürmisch und wegen etwas was schon lange überfällig war, warf er sich ihm um den Hals und drückte Yoh fest. Hana war genauso groß geworden wie seine Mutter und diese sah erschrocken und mit klopfendem Herzen einfach nur nach vorne. Bis er dann auch endlich realisierte was gerade passierte und sein Kind fest zurückumarmte. Sie standen einfach nur da und schmiegten sich aneinander. Hana sogar noch intensiver als seine noch leicht erschrockene Mutter, die diese Aktion nicht von ihrem Sohn erwartet hätte, denn Hana war sehr reserviert geworden in all den Jahren. Er knuddelte und schmuste sich an ihre linke Wange und ihn so halten zu können und mit ihm zu schmusen…machte Yoh glücklicher als alles andere auf der Welt, so das er erwiderte. Nach Hana seiner Geburt war dieser sein Leben geworden. Er liebte dieses Kind über alles und würde sich immer für ihn opfern ohne lange darüber nachzudenken. Sie waren verbunden und das nicht nur damals durch die Nabelschnur sondern auch im Herzen. Doch Hana hatte recht. Er wurde erwachsen und es war an der Zeit ihn gehen zu lassen. Der Blonde musste wissen war er als richtig empfand und was nicht. Er musste selber aus Ereignissen lernen und eigene Erfahrungen sammeln um seinen Weg zu finden. So schwer es Yoh auch fiel…er würde ihn gehen lassen.

Also schniefte er kurz und nickte dann sanft. Was hatte er da noch für eine Wahl? Er hatte es verstanden…und Hana auch. Also löste der sich von seiner Mutter und lächelte ihn lieb an. Es war dasselbe Lächeln das auch seine Mutter teilte wenn sie jemanden beruhigen wollte. Er war ihr so ähnlich. Weswegen Yoh noch mal kurz vor kam und seinen Sohn mit beiden Händen an den Wangen packte. Sanft zog er ihn näher an sich und gab ihm einen behutsamen Kuss auf die Stirn, sah ihm danach noch lieb in die Augen so dass sich ihre Blicke trafen und aufeinander langen. Hana wusste nicht warum er das tun wollte, aber es kam einfach so über ihn. Also schloss er die Augen und legte seine Stirn sanft an die seiner Mutter, die noch immer seine Wangen hielt und nun auch die Augen schloss. Es war ein schöner Moment gewesen. Mutter und Sohn waren komplett still und hörten nur den Atem und das Herz des anderen. Schon lange…war Hana nicht mehr so entspannt gewesen. Doch etwas fiel ihm auf. Yoh sein Herzschlag…er war anders. Anders als sein eigener. Der Rhythmus war anders. Sanfter und langsamer. Der Klang ganz zart. Hana konnte es genau hören und spüren. Und als er das bemerkte…verglich er es mit etwas anderem was noch nicht mal so lange her war. Denn er dachte zurück an den Strand. An den gestrigen Abend. Denn Yoh sein Herz es…es schlug anders als das von Saku.

Als der Pilot ihn damals von hinten umarmte und ihm Trost spendete…da konnte Hana sein Herz fühlen. Es pochte gegen seinen Rücken und der Klang drang in ihn ein. Der Blonde war nervöser und aufgelöster gewesen als der Ältere hinter ihm und dennoch…fühlte es sich an als würden ihre Herzen im selben Takt schlagen. Denselben Klang besitzen. Dieselbe Melodie des Herzens hörbar durch den Mond…

Hana fiel es schlagartig wieder ein. Wie konnte das nur vergessen? Es war eine Geschichte aus seiner Kindheit. Eine Weisheit innerhalb ihres Stammes und war eng verbunden mit ihrem Fest der Liebe, welches nur bei Vollmond war. Das sich so Paare fanden und für immer zusammen blieben. Seine Mutter hatte ihm das mal als Kind erzählt, nämlich das jeder Herzschlag einen Klang oder eine Melodie besaß. Und das diese bei Vollmond stärker wurde. Nie hatte er daran geglaubt, aber nun fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Man sagte: Wenn zwei Herzen im selben Rhythmus schlugen, denselben Klang hatten bei Vollmond…dann gehörten sie zusammen. Und auch nur bei Vollmond konnte man diesem lauschen. Gestern Abend…war Vollmond gewesen. Und gerade auch, denn nur weil man den Mond am Tag nicht sah, hieß es nicht das er weg war. Deswegen spürte er auch den Herzschlag seiner Mutter deutlicher als normalerweise. Saku hatte gestern Abend zwar nicht denselben Rhythmus gehabt, weil er wesentlich ruhiger gewesen war, aber sein Herz und das von Hana hatten dieselbe Melodie. Denselben Klang. Er konnte es nicht erklären. Es war etwas…was man nur fühlen konnte. Und es traf ihn hart. Sehr hart sogar, weswegen er wieder die Augen öffnete und sich von seiner Mutter leicht löste. Er sah erschrocken auf den Boden unter sich. Seine Wangen wurden rot und sein Herz donnerte bei der Erkenntnis. Er und Saku…hatten dieselbe Melodie? Wie…wie konnte das sein und was…was bedeutete das für sie? Für ihn? Deswegen also mochte er ihn so sehr…Er sah sich…selbst in ihm.

Yoh sah wie erschrocken Hana auf den Boden sah und blickte ihn einfach nur weiter an. Er war besorgt. Etwas lag ihm auf der Seele und es quälte, oder verwirrte ihn. Seine Mutter wollte ihn fragen…aber hielt sich zurück. Wenn Hana darüber reden wollte…dann würde er das von alleine tun. Er war nun erwachsen und man musste da nicht mehr nachbohren. Das gehörte zu dem Thema: Vertrauen. Es fühlte sich gut an.

Und dann musste er wieder lächeln und drückte sein Kind wieder fest an sich. Umschlang ihn mit beiden Armen um den Nacken und fuhr ihm dabei sanft durch den blonden Haarschopf. Yoh schloss dabei die Augen.

„Wenn…du Hilfe brauchst…kannst du immer zu mir kommen. Ich werde dir immer zuhören und dir helfen Hana. Ich bin deine Mutter und egal was auch passiert ich werde es immer sein. Also zöger bitte niemals zu mir zu kommen wenn du Rat suchst. Du bist für mich der größte Schatz mein Sohn und ich weis auch dass du den richtigen Weg finden wirst. Da bin ich mir ganz sicher. Ich vertraue dir Hana…“

Und nachdem er das gesagt hatte musste auch Hana wieder lächeln und kam aus seinen Gedanken zurück. Er schloss ebenfalls wieder die Augen und drückte seine Mutter zurück. Er liebte sie über alles. Er wusste was er zu tun hatte und was richtig war.

„Ich weis…Mama.“

Gab er noch von sich und genoss weiterhin ihre Umarmung.

Er war so dumm gewesen. Zu denken er müsste sich in sein Zuhause schleichen und seinem Vater heimlich den Bogen stehlen war falsch. Er hatte an diesem Ort nichts zu befürchten. Nicht solange seine Mutter da war. Sie war immer bei ihm und würde es auch weiterhin sein. Und genau deswegen liebte er sie so sehr. Aber an seinen vorherigen Gefühlen am Strand hatte er noch weiter zu knabbern. Doch dafür…brauchte er das nicht. Und so hatte sich um entschieden. Er würde den Bogen seines Vaters doch nicht nehmen und seine Mutter dadurch ebenfalls in Bedrängnis bringen, denn sie hatte ihn damit gesehen und wenn sie ihn gehen ließ steckte sie in der gleichen ernsten Lage mit drin. Nämlich das Hao ausrasten würde und dann auch gegen Yoh schoss. Das ließ Hana nicht zu. Außerdem…musste er Saku nicht mit einem Bogen und Jagdkünsten beeindrucken und ihm damit seinen Wert beweisen. Denn das war der Grund für die ganze Aktion gewesen. Er konnte das auch anders. Und dafür musste er seiner Mutter danken denn sie hatte ihn vor einer dummen Tat bewahrt. Endlich war er mal froh gewesen das sie ihn auf frischer Tat ertappt hatte. Aber dennoch schlich er sich danach wieder aus dem Dorf. Zumindest so das ihn keiner sehen konnte und nur seine Mutter wusste das er wieder weg war. Somit war er etwas vor dem Zorn seines Vaters sicher, denn er war nicht erneut wortlos verschwunden. Er ging zurück zu Saku…und wusste er genau was er zu tun hatte. Also besorgte er noch was.
 

Ich träutme einst davon dass ich verloren gegangen bin und nur meine Mutter war schrecklich besorgt um mich in diesem Traum. Aber nach dem Aufwachen hat mir niemand zugehört, denn es war allen egal. Ich bin mit dieser Angst in mir aufgewacht. Diese eine Angst weshalb ich mich immer wieder fragte: Was lasse ich zurück wenn ich aus diesem Leben verschwinde? Es quält mich jedes Mal auf Neue, dennoch versuchte ich keine Angst davor zu haben und schob es von mir weg. Nahm meine Strafen und Schläge an die ich verdient hatte. An der Oberfläche bin ich zwar stark, aber tief darunter und in meinem Herzen zerbreche ich. Niemals habe ich auch nur behauptet perfekt zu sein und nun sehe ich…du bist es auch nicht. Du stehst dazu, genau wie ich. Es schenkte mir Trost und Verbundenheit. Dennoch versuchte ich oft einfach alles zu vergessen. All den Schmerz den ich gelernt habe so perfekt zu verstecken. Und somit gab ich weiter vor als wäre alles okay, auch wenn ich weit davon entfernt war. Ich bin ein Außenseiter und jemand anderes kann gerne kommen und mich davor retten, denn ich habe keine Kraft mehr dafür. Ich kann einfach nicht so sein wie er es gern wollte. Wie alle es von mir erwartet haben. Darum habe ich nur eine Bitte an dich: Wenn meine Zeit gekommen ist…vergiss bitte all meine Fehler die ich gemacht habe. Hilf mir Gründe und Dinge zurückzulassen das man mich vermisst und verachte mich nicht deswegen. Denn wenn du dich leer und einsam fühlst, dann bin auch ich für dich da. Erinnere dich bitte immer wieder an mich und halt mich ganz fest. Denn nur bei dir können meine Tränen endlich trocknen und die Angst weichen die ich schon immer mit mir schleppe. Die Angst allein zu sein und allein zu sterben. Die Melodie deines Herzens ist dieselbe wie meine. Kannst du sie hören? Heute wo der Vollmond hell scheint? Sie spricht zu dir. Und wenn du ganz genau lauschst…dann weist auch du was zu tun ist. Genau wie ich.
 

Nachdem Hana alle mal wieder an den Rand des Wahnsinns und zurück gebracht hatte, saßen Saku und Sugiura einfach vor dem Lagerfeuer und zündeten es erneut an. Sakurai trug wieder seine Fliegerjacke, die Hana vorher noch lieblos in den Sand gefeuert hatte. Warum wunderte es ihn nicht das er nicht mal darüber dankbar gewesen war? Also das er sie ihm übergelegt hatte damit er die letzte nacht nicht fror. Und warum machte das Saku etwas traurig?

Der Blonde war nun schon eine Weile verschwunden, aber das war okay, sie mussten sich sicherlich nicht sorgen. Der Pilot konnte sich denken dass Hana sicher erst mal zu seinen Eltern zurückging, denn er war die ganze Nacht weggewesen. Wahrscheinlich hatte er auch genug zu tun allein nur um sich rechtfertigen zu müssen. Saku wollte ihm ja Fische mitgeben, damit er eine etwas glaubwürdige Aussage haben könnte, indem er sagte er war fischen, aber das hatte der Blonde verspielt. Und es kümmerte ihn inzwischen nicht mehr so sehr wie es eigentlich sollte, also ob Hana stress bekam oder nicht, denn er war ehrlich gesagt noch immer etwas beleidigt weil er seinen Fang so runter gemacht hatte.

Sakurai war extra früh los gegangen um etwas zu fangen, damit der Satansbraten auch gleich was zu futtern hatte und die Ausrede für Zuhause wenn er wach wurde, aber die Aktion ging ja mal nach hinten los. Und zwar so richtig. Nie hätte er gedacht dass er sich mal dafür rechtfertigen müsste weil er NUR Fisch zum Frühstück gebracht hatte! Komischerweise nagte es mehr an ihm als es sollte und während er muffig die Fische auf Stöcke spießte, saß ihm Sugiura gegenüber und versuchte sich noch immer daran das Holz des Lagerfeuers zu entzünden. Er konnte nichts dafür dass es länger dauerte. Das neue Holz war noch etwas feucht, aber nach einigen Versuchen klappte es dennoch und das Feuerzeug erfüllte endlich seinen Zweck. Funken entzündeten das Holz und langsam wurde das Feuer immer stärker. Erleichtert dass er, selbst mit Feuerzeug, nicht doch ein Komplettversager war, was Feuermachen betraf, steckte er es wieder ein und pustete etwas unterhalb des Feuers um es mehr zum Lodern zu bringen. Danach setzte er sich auch ordentlich hin und zog sich seine Umhängetasche über den Kopf, legte sie auf den Schoß und kramte darin rum. Saku sah dann auch endlich wieder zu ihm, kurz davor hatte er auch den letzten Fisch aufgespießt und sprach dann zu Sugi rüber:

„Du solltest wieder zurück zum Lager gehen. Mal abgesehen davon war es sehr riskant einfach hier her zu kommen. Du setzt gerade viele Leben von Soldaten aufs Spiel weil du hier bist, Sugiura. Und noch dazu bist du der einzige Sanitäter der uns noch geblieben ist auf den man was setzten kann, wenn es drauf ankommt. Du solltest dein Leben nicht einfach so riskieren.“

Doch sein Gegenüber schien sehr locker damit umzugehen das er der einzige richtige Sanitäter auf dieser Insel war und sich nicht in der Nähe von den Verletzten aufhielt. Er sah Saku an. Awwww danke Papabär. Es war nett dass er sich um ihn sorgte und seine Fähigkeiten lobte, aber oft war es einfach zu viel. So schnaufte er kurz lieb und sah zu seinem Leutnant rüber.

„Bleib locker Sakutaro. Ich wäre nicht gegangen wenn ich nicht einen Backup-Plan hätte. Paku übernimmt solange ich hier bin und ich habe die meisten Soldaten wieder so gut auf die Beine bekommen das sie nur noch Bettruhe brauchen und kaum noch Medikamente. Also schafft unser Paku das locker alleine. Und wenn was sein sollte dann kann er mich ja über das Walkie kontaktieren.“

Er wedelte frech mit einem großen Walkie-Talkie in der Hand herum und befestigte es dann wieder an seinem Gürtel. Es waren sehr alte Modelle, aber sie funktionierten noch. Es war etwa groß und globig, aber immerhin erfüllte es seinen Zweck.

Gut zu wissen dass er alles durchdacht hatte, aber dennoch war Saku etwas unruhig. Und Sugi wusste auch was das war, denn in den letzten Monaten hatte sich in ihm etwas gebildet wovor ihn Chiharu bereits schon gewarnt hatte. Dennoch ließ es einfach nicht locker und lenkte etwas Sakurai sein Handeln. Es war Unsicherheit. Aber nicht im Bezug auf seine Taten oder Handlungen sondern mehr wegen seiner Männer.

Nachdem Paku sich auf dem Schlachtfeld fast umbrachte, wegen eines Fehlers den er selber verzapft hatte, da wurde Saku nervöser was Vertrauen anging. Seit dem Tag hatte er jedes Mal die Sorge dass seine Jungs etwas vergessen könnten und deswegen ihr Leben unnötiger, als es eh schon war, aufs Spiel setzten. Oft war er selber noch mal mit ihnen den Maschinencheck durchgegangen und hatte alles eigenständig überprüft. Er ging auf Nummer sicher und überließ dort nichts mehr dem Zufall. Der Vertrauensverlust, den er seit Paku seinem Unfall entwickelt hatte, wurde immer mehr und fing langsam auch an sich auf seine anderen Jungs niederzulassen. Er traute ihnen immer weniger zu und machte sich dadurch mehr Arbeit als es nötig war.

Und auch jetzt saß er vor dem Lagerfeuer und sah seinen Freund gegenüber dabei zu, wie der freundlich in der Tasche wühlte und wollte ihn lieber wieder zurück ins Lager schicken. Was wenn Sugi etwas entgangen war? Wenn deswegen einige Soldaten starben? Saku kam sich immer mehr wie der Papa-Vogel vor der auf all seine Küken aufpassen musste damit die sich auch ja nicht die kleinen Flügel brachen. Er nahm zu viel auf sich und hatte sich deswegen auch mal heftig mit Matsumoto am Kopf gehabt, der wesentlich älter war als er und Ahnung von seinem Tun hatte. Es ging dabei ebenfalls um das Thema mit dem Warten der Flieger und sie stritten sich so heftig das man kaum glauben könnte sie würden sich jemals wieder verstehen. Am Ende war es aber alles nur halb so wild gewesen und wie Brüder und Familie eben waren verstand man sich auch bald darauf wieder. Saku hatte es nicht böse gemeint. Aber dennoch konnte er sich nicht bei Matsu entschuldigen, sondern wand sich stur ab. Er wollte doch nur dass ihnen nichts passierte. Und nach der Sache mit Paku und…dem was Chiharu passiert war wollte er niemanden mehr verlieren. Vielleicht übertrieb er in letzter Zeit etwas, aber wenn er so alle am Leben erhalten konnte war ihm das recht. Er hatte immerhin…schon genug Blut an seinen Händen kleben.

Und während er daran dachte hatte Sugiura derweil genug Medizin in Saku seinen Rucksack gestopft und stellte ihn wider zurück neben den Zero. Er war nun noch mehr grundversorgt als vorher. Als er sich dann erneut an das Lagerfeuer setzte und freundlich zu Saku rüber sah, da kam ihm ein Gedanke. Besonders wenn er sah wie in Gedanken verloren sein Chef da vor ihm saß und die Fische auf Stöcken anstarrte. Wo war er nur wieder mit seinen Gedanken?

In der letzten Zeit passierte ihm das öfter dass er einfach mal abdriftete und nicht bei der Sache war. Auch damals, bevor sie sich auf dem Weg zu der Schlacht gemacht hatten, also bevor der Sturm sie traf, da war es als wäre er nicht bei der Sache gewesen. Chiharus Tod war schon 3 Monate her und er war noch immer so durch den Wind deswegen. Vielleicht mehr als es andere sein würden. Doch dies war verständlich denn immerhin ist seine große Liebe gestorben. Doch Sugi machte sich da um mehr Sorgen als das Saku sie nicht mehr vergessen würde…nämlich das er sich selbst für ihren Tod verantwortlich machte. Denn dem war nicht so. Keiner wollte ihn dazu drängen sie zu vergessen und einfach so zu tun als hätte es sie nie gegeben. Das war nicht möglich. Man vergaß Menschen nicht einfach mal so, denn es könnte höchstens sein das man sich nicht mehr an sie erinnerte. Aber auch das würde ihm bei Chiharu nicht passieren. Er liebte sie noch immer und auch nach ihrem Tod war sie ein Teil von ihm geworden. Er würde sich an sie erinnern, so lange er lebte. Und das war okay. Aber dennoch durfte ihn das nicht daran hindern neue Wege einzuschlagen und sich neu zu verlieben. Aber genau das Gefühl hatte der junge Sanitäter immer mehr. Saku wurde abweisend und überfürsorglich. Ließ keinen mehr an sein Herz heran. Auch bei ihnen und das war nicht gut. Er verlor sich in Unsicherheiten und Ängsten Menschen verlieren zu können die ihm was bedeuteten. Doch merkte er nicht wie sehr er sich damit selbst in Ketten legte und seine Flügel stutzte. Das mit Chiharu…das war nicht seine Schuld gewesen. Aber dennoch machte er sich dafür verantwortlich. Er sagte es vielleicht nicht, aber man sah es ihm an…nämlich jedes Mal wenn das Mädchen zum Gesprächsthema wurde. Und nun war Sugi mehr als froh gewesen das vorhin miterleben zu dürfen was er vor einigen Minuten gesehen hatte. Nämlich das mit Saku und Hana.

Es war einfach unglaublich mit anzusehen wie sehr die zwei sich stritten und es so völlig normal wirkte. Als wäre es okay und als gehörte das zu ihnen. Noch dazu hatte er das Lächeln gesehen…das Lächeln von seinem Leutnant als Hana zum Wasser lief und seit dem verschwunden ist. Deswegen lächelte er nun auch wieder und räusperte sich leicht um Aufmerksamkeit zu bekommen. Die bekam er auch als Saku das hörte und zu ihm auf sah. Er schien, in jener Sekunde, etwas verwirrt, aber dann sprach der etwas Jüngere auch schon zu ihm:

„Er ist wirklich sehr rücksichtvoll.“

Was? Sakurai legte den Kopf etwas schief. Aber er wusste sofort um wen es sich bei dem Gespräch handelte, also schnaufte er etwas genervt und sprach darauf:

„Warum finden alle Hana immer gleich nett und rücksichtvoll, obwohl er euch zur Sau macht und total unfreundlich ist? Seid ihr alle nur komisch, oder liegt es einfach an mir?“

Dabei zeigte er noch auf seine Brust und Sugi lachte darauf leicht.

„Naja okay er hat mich auch völlig auseinandergenommen mit seinen harten Worten, das gebe ich zu, aber dennoch: es ging mir mehr darum wie er mit dir umgeht Leutnant Sakurai. Und das fand ich toll! Ihr hattet euch echt mies am Kopf, aber dennoch scheint ihr euch zu mögen und er hat sogar am Ende Rücksicht auf dich genommen. Das hab ich genau gesehen. Die Beziehung zwischen dir und ihm scheint etwas komplexer und anders zu sein, als damals zwischen dir und Chiharu, aber das ist nichts Schlechtes! Ich finde das sogar richtig gut! Er gibt dir Kontra und das hast du auch dringend notwendig Sakutaro! Ihr passt echt gut zusammen wie Arsch auf Eimer!“

Saku sah ihn daraufhin muffig an. Leichte Röte schlich sich bei den Worten auf seine Wangen, gefolgt von unglaublicher Scharm und er konnte es dann einfach nicht mehr kontrollieren, also platze es aus ihm laut heraus, so dass er schließlich über das Feuer muffte:

„Wir passen nicht zusammen! Warum denken immer alle das ich jemanden brauche der mir eins auf den Deckel gibt?! Bin ich so ein unkontrollierbarer Klotz?! Hab ich euch wirklich immer so schlecht behandelt das ihr nun so mies zu mir sein müsst?! Und warum denken alle immer gleich von mir das ich mit Hana in die Kiste hüpfen will?!“

Sugi sah ihn verdutzt an. Naja das lag einfach daran das er darauf stand von Hana kontra zu bekommen und das sah man ihm halt an. War also nichts Besonderes. Aber dafür war das was er zuletzt gesagt hatte besonders interessant, so das der Glatzkopf sprach:

„Was? Das hat doch gar keiner gesagt Saku…Willst du etwa?! Uhu Saku! Du lässt aber auch nichts anbrennen, was?“

Kam es dann frech grinsend aus ihm raus und Saku lief schlagartig noch röter an. Er…er hatte sich total verplappert und konnte wohl eben seine Gedanken einfach nicht zügeln so das sie aus seinem Mund flohen. Das eben war ihm so raus gerutscht. Es war peinlich aber er hatte wirklich manchmal das Bedürfnis mit Hana schlafen zu wollen. Was war nur los? Hatte er wirklich so viel Druck auf dem Kessel dass er sich einfach den nächstbesten Jungen schnappen würde und mit dem dann Sex hatte?! Nein, daran lag es nicht und das machte es auch nicht besser. Eigentlich sogar noch schlimmer! So war er noch immer rot auf den Wangen und somit schüttelte er auch gleich hektisch den Kopf und verschränkte dann sauer und schützend die Arme vor sich, als er dann nach rechts zum Zero sah und abwehrend muffte:

„Ich will nichts von Hana verdammt! Er tut mir einfach nur leid und ist völlig bemitleidenswert! Er könnte locker als Mädchen durchgehen! Er ist schmächtig und klein, hat eine große Klappe die ihn nur in Probleme rein reitet und noch dazu hat er ein komplettes Spatzenhirn! Er macht nur Ärger!“

„Wer macht nur Ärger, Holzkopf?!“

Saku zuckte kurz zusammen und sah dann erschrocken nach links neben sich. Er kannte diesen spitzen Ton und die unerträgliche Stimme dazu. Lange genug hatte er sie nun schon um sich gehabt. Und natürlich stand Hana dann vor ihm und sah ihn muffig und ernst dabei an. Er wusste nicht warum, aber etwas ertappt fragte er:

„H-Hana! Was machst du hier?!“

„Das frage ich mich gerade auch, Blödmann.“

Berechtigt, denn nach dem was er gerade noch aus dem Mund des Älteren gehört hatte, müsste er ihm eigentlich ordentlich eine verpassen und dann wieder gehen. Daher kam es auch so kühl aus dem Blonden raus und sie sahen sich weiterhin nur an. Sugiura aber freute sich den Jungen zu sehen und winkte lieb zu ihm, als er dabei sprach:

„Hey Hana! Schön das du wieder da bist!“

Aber Hana ignorierte ihn komplett und sah weiterhin Saku scharf und stechend an. Der aber ließ sich nicht mehr davon beirren und riss sich wieder zusammen. Kleiner Muffel...Wo kam der wieder so plötzlich her? Man sollte ihm lieber ein Glöckchen umbinden denn Hana hatte die miese Angewohnheit sich gut anschleichen zu können und aus dem Nichts aufzutauchen! Aber dann bemerkte er etwas was er sehr interessanter fand. Denn zu seiner Verwunderung trug Hana noch immer das weiße Shirt, welches er von ihm hatte. Aber noch oben drauf hielt er etwas in seinen Armen vor sich. Es war ein brauner Korb. Fast der Selbe wie damals der den Hana mit Messern gespickt hatte und unter den Piloten legte damit er da drin landen würde als der sich aus der Falle lösen wollte. Allein wenn er wieder daran dachte empfand er das als ziemlich sadistische Aktion. Kleiner Teufel. Was wollte er mit dem Teil? Dieser Korb schien aber etwas kleiner zu sein als der von damals.

Sekunden danach schloss Hana arrogant die Augen und setzte sich rechts neben Saku an das Feuer. Somit saß er zwischen Sugi, der rechts von ihm war und Saku der links saß. Und hinter ihm war der Flieger der Sichtschutz bot. Danach machte er wieder die Augen auf, auch wenn er noch immer pissig dabei aussah und sah zum Feuer vor sich. Noch mal Glück gehabt. So freute er sich das die Fische noch nicht gegessen wurden und er war noch mal rechtzeitig gekommen. Saku behielt ihn weiterhin genau im Auge. Er konnte nicht anders, aber in jener Sekunde, als er zu Hana sah, da flog er schnell, mit den Blicken, über ihn drüber. Saku suchte nach Verletzungen. Wenn der Junge wieder bei sich zuhause gewesen war könnte es sein das er vielleicht erneut von ihnen verletzt wurde und…er stoppte sich selbst. Was tat er da? Warum machte er das? Sicher sorgte er sich etwas um ihn, aber das war ja schon fast paranoid. So war er doch eigentlich nicht…oder? Aber als er das erkannt hatte war er auch schon mit seiner Analyse fertig gewesen. Nichts. Hana hatte keine neuen Verletzungen. Zumindest sah er keine und das beruhigte ihn.

Der Blonde setzte den Korb vor seinem Schneidersitz, in dem er saß, ab und fing an etwas herauszuholen. Jeder sah ihm dabei zu und dann erblickten sie etwas neues. Es waren mehrere kurze Äste mit grünen Blättern daran und zwischen diesen Blättern hingen schwarze Beeren. Nach und nach fing Hana muffig an diese abzuzupfen und legte sie vor sich auf das alte Palmenblatt, welches sie am vorherigen Abend noch für den Fisch genutzt hatten. Saku runzelte die Stirn und beobachtete ihn bei der Arbeit. Fragte sich was das sollte. Sugi dagegen schien sichtlich interessiert und fragte, während er sich etwas zu Hana rüber lehnte:

„Wow die sehen lecker aus! Was sind das für Beeren?“

Hana blickte nur ganz kurz zu ihm rüber und dann sah er wieder muffig vor sich und machte einfach weiter. Er war noch immer leicht sauer wegen dem was Saku gesagt hatte, aber er riss sich zusammen und antwortete dann:

„Das sind Acai-Beeren…Bei uns im Dorf essen wir die sehr gerne da sie gesund ist. Sie haben einen entzündungshemmenden Effekt im Körper und sind reich an Vitaminen und Mineralstoffen. Mama sagt: die Beeren können zu einer gesunden Funktion der Nerven und Muskeln helfen. Das Fruchtfleisch und die Haut werden getrocknet, püriert oder gekocht, um daraus Pulver oder Brei herzustellen. Auch ihr Saft ist gut zum würzen. Man kann vielerlei Gerichte mit ihr kochen.“

Erstaunt gab Sugi einen Pfiff von sich und sah ihm weiter zu. Er hatte noch nie von solch einer Beere gehört und es klang sehr interessant was Hana dazu erzählt hatte. Da konnte man ja richtig was über ihre Flora lernen! Und nachdem er fertig gesprochen hatte sah der Blonde kurz zu Saku rüber, dem der kurze Blick nicht entgangen war und der ihn dann auch verdutzte. Aber so kurz wie Hana ihn ansah, genauso schnell sah er wieder vor sich und machte weiter muffig an den Beeren rum. Zupfte immer weiter. Der Pilot sah ihn an. Was sollte der Blick eben? Es war fast so als würde Hana auf eine Reaktion von ihm warten. Aber auf was? Was wollte er? Und da sich Saku wieder ungern erneut in die Nessel setzten wollte, schwieg er und sah ihm einfach nur stumm dabei zu wie er weiter arbeitete. Er war aber dennoch überrascht was der Kleine so alles wusste. Dinge die er ihm nicht zugetraut hatte. Hana schien sich gut mit Pflanzen auszukennen. Das hatte er auch im verlorenen Tal schon bewiesen, als es um Heilpflanzen ging. Offenbar war er, in der Hinsicht, ein helles Köpfchen, was? Interessant. Er war so stur und aggressiv aber mit Pflanzen kannte er sich offenbar aus. Saku hielt ihn deswegen eher für einen Typ der lieber Jagen und kämpfen wollte. Wie man sich doch irren konnte.

Hana gab dann von sich:

„Da Saku ja mal wieder nur Fisch auf den Tisch gebracht hat, dachte ich mir wir könnten ihn wenigstens mal ordentlich würzen und etwas als Beilage dazu essen was nicht aus Fleisch besteht.“

Ja schön das man darüber gesprochen hatte. Wie konnte man sie nachtragend sein? Saku muffte nur leicht. Und dann legte Hana auch schon die restlichen Beeren vor sich auf das Blatt, warf den dünnen Ast neben sich in den Sand und zauberte noch etwas aus dem Korb heraus. Dieses Mal waren es aber nur Salatblätter in die etwas eingewickelt zu sein schien. Vorsichtig legte er die Rollen auf das Palmenblatt vor sich. Es waren drei Blätter mit Füllung die gerollt und mit etwas zugebunden waren. Etwas was aussah wie Seetang. Doch bevor ihn noch einer fragen konnte, was das alles war, machte Hana schnell weiter. Er packte sich drei der fünf Fische vor dem Feuer weg und legte sie ordentlich vor sich auf das Blatt. Danach nahm er nach und nach die kleinen Beeren und drückte den Sanft vorsichtig über dem Fisch aus. Er portionierte die Würze ganz genau und war sehr konzentriert dabei, so das Saku erstaunt zusah. Hana war schon mal so gewesen. Damals als es um die Salbe für den Biss ging. Faszinierend wie er, bei sowas, solche Konzentration aufbringen konnte.

Als der Kleine dann fertig war, riss er noch das Palmenblatt in drei Teile, schob diese über den Sand zu ihnen und reichte jedem sein Essen. Danach verschränkte Hana seine Arme und sprach, zu Saku gewandt, rüber:

„Das nenn ich ein Frühstück Herr: „Ich würze mir nur mit einem Gewürz meine Fische“. Lass es dir schmecken.“

Stinkstiefel. Saku sah ihn an und dann zu dem Essen vor seinem Schneidersitz. Sah gar nicht mal so übel aus. Danach musste er frech hochsehen und brachte spitz von sich:

„Ach ja? Aber gestern hat dir das EINE Gewürz noch gut geschmeckt du Snob.“

„Ich weis nicht mal was das ist von dem du da redest.“

Wohl war. Hana wusste nicht was Snob bedeutete und komischerweise…musste Saku darauf kurz lächeln. Er musste einfach, denn das war so eine klassische Hana Antwort gewesen und irgendwie…war das schon süß. Komisch wie schnell man sich doch an Menschen gewöhnen konnte, egal wie sie waren…

Doch Sakutaro war etwas wählerisch wenn es ums Essen ging und sah es deswegen dann auch erst mal nur kritisch an. Sugiura dagegen lächelte und fasste sich auch schon bereits die Salatrolle mit der Füllung voller Begeisterung. Er war dafür offener und biss hinein ohne großartig darüber nachzudenken. Hana behielt derweil Saku genau im Auge und das nur aus einem Grund: Er wollte ihm ablesen ob es ihm schmeckte oder nicht. Aber der Trottel fing einfach nicht an, weswegen er etwas ungeduldiger wurde. Klopfte deswegen auch schon mit dem rechten Fuß etwas im Sand herum, wie ein Hund der wedelte. Was war das Problem? Warum aß er nicht? Kurz darauf sah Saku ihn auch wieder an und fragte, während er auf die Salatrolle zeigte:

„Was soll das sein?“

Hana dämmerte es. Aha ein Feinschmecker und Futterscheuer was? Das überraschte ihn nun doch etwas, denn er dachte Saku wäre als Soldat nicht wirklich wählerisch was Essen betraf. Immerhin aß er Fisch nur mit seinem einem Gewürz und sonst nichts. Oder er war der krasse Fall von einem Menschen der nur das aß was er kannte und sonst nichts. Na gut aber Hana spielte ausnahmsweise Mal mit und antwortete ihm ruhig, aber mir genervten Unterton:

„Das ist ein normales Salatblatt mit einer Bohnen Füllung und Gewürzen. Etwas was wir bei uns im Dorf regemäßig essen. Denkst du echt ich will dich vergiften wo ich doch so viele andere Möglichkeiten hätte?“

Saku sah ihn weiter an. Dann musste er aber auch schon kurz darauf schmunzeln. So einer war er also ja? Den Satz kannte er, denn genau diesen hatte er fast so ähnlich gestern Abend zu ihm gesagt, als es um das Gewürz auf dem Fisch ging. Hana hatte sich das genau gemerkt und gab nun passend dazu kontra. Nicht schlecht, das gefiel dem Älteren etwas. Und bevor er zögerlich nach der Rolle fassen und sie essen konnte, sprach Sugiura plötzlich vor ihm, mit gefülltem Mund wegen seiner Salatrolle:

„Oh man das sfmeckt fo gut! Du mupfst das fingend pfobieren Pfaku!“

Er spuckte dabei sogar einige Bohnen aus und Saku warf ihm einen lockeren Blick zu, als er antwortete:

„Ab einer gewissen Grammanazahl wird unverständlich Sugiura.“

Der Glatzkopf schluckte runter und fragte dann erfreut:

„Wenn du deins nicht willst, kann ich es dann haben? Biiiittte Sakuuu!“

Wie ein kleines Kind.

Hana sah auch zu dem Typen rüber der sich unglaublich über das Essen freute und dann wieder rein biss und weiter aß. Es freute ihn dass es wenigstens einer zu schätzen wusste wenn er kochte und sofort hatte Sugi bei Hana einen Stein im Brett und der mochte ihn gleich viel mehr als noch vor einigen Minuten. Im Gegensatz zu Saku der noch immer nichts gegessen hatte! So sah er wieder zu dem Älteren links von sich und wartete mürrisch da drauf dass er auch endlich mal kostete. Saku sah ihn zwar gerade nicht, weil er noch immer Sugi beim Essen zusah, aber er konnte den eiskalten und beobachtenden Blick fühlen der auf ihm lag. So das er sich echt sorgte ob er mit einem Messer im Schädel enden könnte, wenn er gleich reinbiss und danach was Falsches zum Geschmack des Essens sagte. Dennoch sah er darauf mutig und kurz zu Hana rüber. Ihre Blicke trafen sich und hafteten aneinander. Was…wollte der Blonde? Was er wartete er von ihm wenn er ihn so ansah? Auf was hoffte er? Oder suchte er nur einen weiteren Grund um an die Decke zu gehen? Möglich wäre es schon.

Doch da war etwas in seinen Augen. Etwas was Saku erst nicht verstand, aber nach wenigen Sekunden dann doch...Es war Nervosität. Warum wirkte es als wäre Hana nervös? Auch wenn es nur schwach aus dem düsteren und bösen Blick heraus schimmerte. Saku verstand DAS aber nun nicht. Er verstand diesen Jungen allgemein sehr schlecht, oder kaum. Mal gab Hana ihm das Gefühl das er ihn mochte und dann war er wieder so mies drauf als würde er nur darauf warten das Sakutaro einen Fehler machten würde, um ihn dann endlich wieder anschreien zu können. Er wollte Hana verstehen. Aber…vielleicht wollte der Kleine das auch gar nicht. Vielleicht ging es ihm um etwas anderes.

Danach sah er vor sich auf sein Essen und sah es noch etwas nachdenklich an, denn da war plötzlich etwas. Warum…kam ihm das so bekannt vor? Es war wie ein Deja Vu. Als hätte er sowas schon mal erlebt, aber wo? Und während er überlegte platze es aus Hana endgültig genervt raus und er sprach:

„Na mach schon! Du brichst dir schon nichts dabei ab wenn du einfach mal etwas annimmst Sakutaro!“

Und als Hana diesen einen Satz gesagt hatte…da traf es den Älteren wie einen Schlag und er sah weiterhin erschrocken vor sich auf das Essen. Das konnte nicht sein…Dieser Satz war fast wie...Er erinnerte sich schlagartig wieder und es kam über ihn wie eine Flutwelle die alles davon riss. Alles nur wegen diesem einen Satz den der Junge von sich gegeben hatte.

Hana sah ihm an das er etwas erschrocken drein sah und legte dann den Kopf verwirrt schief. Was…war los? Doch Saku sah es wieder vor sich. Es war so lange her, aber wieder in seinem Kopf als wäre es gestern gewesen. Er sah einen Baum, fühlte den warmen Sommerwind und roch gutes Essen. Etwas was für ihn gemacht wurde. Ein sanftes Lächeln…von dem Mädchen was an diesem Tag bei ihm gewesen war. Sie hatte für ihn zum ersten Mal gekocht und es hatte geschmeckt. Genau wie Hana es gerade getan hatte. Und wie automatisch griff er nach der Salatrolle und fing an zu essen während Hana ihn noch immer im Auge behielt und versuchte seinen, vor wenigen Sekunden noch erschrocken, Blick zu verstehen. Aber nun sah Saku wieder normal aus und er aß doch tatsächlich alles nach und nach auf. So das Hana nicht dazu kam selber zu essen, denn er beobachtete ihn dabei die ganze Zeit. Er wollte wissen ob es ihm gescheckt hatte und wartete ungeduldig darauf. Und als Sakurai fertig war saß er noch einige Sekunden einfach dort und sah vor sich auf das leere Palmenblatt. Dann lächelte er kurz und sah nach rechts zu Hana rüber. Der ihn noch immer ansah und dann…Sakutaro erschrocken anblickte.

Es war ein Lächeln was er sah. Ein sanftes Lächeln was ihm von dem Piloten zugeworfen wurde. So sanft wie er es noch nie bei ihm gesehen hatte. Wie er es noch nie geschenkt bekommen hatte. Es war so wunderschön und dennoch zerriss es Hana plötzlich das zu sehen und es lag nur an einer Sache, die sich leise und still über die rechte Wange des Älteren abwärts schlich und dann im Sand versiegte. Es war eine einzelne und grausame Träne gewesen die Hana bis ins tiefste seines Herzen verletzte. Ihn schnitt wie ein Messer. Er war wie erstarrt und sah ihn auch so an. Doch Saku tat nichts dagegen, bemerkte die Träne nicht mal und sprach dann einfach freundlich zu ihm:

„Es hat wirklich gut geschmeckt…Danke Hana.“

Seine Stimme klang furchtbar. Sie klang so voller Schmerz und das obwohl er verzweifelt versuchte es lieb und dankbar zu sagen. Saku konnte seine Gefühle nicht gut verstecken. Er war wirklich mies darin, das er kannte nun auch Hana immer besser. Er war…eben eine ehrliche und offene Haut. Etwas was man nicht von ihm erwarten würde. Von diesem Mann der Menschen getötet hatte und ihn auch schon umbringen wollte…

Und mehr sagte Sakurai dann auch nicht mehr, sondern stand wortlos auf und lief runter zum Ozean. Hana sah ihm nur stumm nach...obwohl er das nicht wollte. Er wollte ihm nach. Wollte mit ihm reden und ihn fragen was los war. Kam sich plötzlich so sitzen gelassen vor. Aber er konnte es nicht. Er…traute sich nicht zu folgen, denn er befürchtete schlimmes. Also blieb er sitzen und sah dann vor sich auf sein Essen, doch der Appetit war ihm schlagartig vergangen. Er würde keinen Bissen mehr runter bekommen. Dennoch lächelte er nur ganz kurz und etwas traurig. Er war glücklich. Glücklich das Saku es gegessen hatte und es ihm schmeckte. Auch wenn er es sich anders vorgestellt hätte als mit einem tränenden Auge danach. Auch wenn diese Träne…sicherlich nicht ihm galt. Aber selbst wenn es so war…wenn er daran zurück dachte…wollte er ihm die Träne gerne wegwischen und ihm sagen dass alles gut war. Alles gut werden würde und er aufhören sollte zu weinen. Genau wie gestern Abend, als Sakutaro ihm die Tränen trocknen wollte. Doch erneut: er hatte traute sich nicht. Er hatte… einfach zu viel Angst. Angst vor dem was kommen könnte, oder das er abgewiesen wurde.

Dann sah er aber wieder links von sich zum Ozean und erblickte wie Saku einfach dort stand und in die Ferne hinaus sah. Was ging nur wieder in ihm vor? Lag es an ihm? Lag es…an IHR? Sein Herz füllte sich wieder leicht mit Zorn.

„Er meint das nicht so.“

Verwirrt ließ Hana von dem Piloten am Wasser ab und sah rüber zu Sugiura, der plötzlich auch sehr traurig vor sich in das Lagerfeuer sah und den letzten Rest vom Essen, in seinem Mund, runterschluckte. Danach wischte er sich über den Mund und der Blonde fragte neugierig:

„Was meinst du?“

Sugi sah zu ihm.

„Das Abwenden. Er meint das nicht böse. Es hat ihm wirklich geschmeckt, sonst hätte er es nicht aufgegessen. Nur…das eben war einfach zu viel für ihn gewesen und deswegen braucht er gerade mal frische Luft und seinen persönlichen Raum um sich zu sammeln. So ist er schon immer gewesen. Wenn es ihm zu eng wird nimmt er Abstand und braucht seine Ruhe.“

Hana sah ihn weiterhin an. Wirklich? Das klang wie ein Rückzug in seinen Ohren, weswegen er erneut fragte:

„Weshalb macht er das?“

Doch er konnte sich die Antwort sicherlich selber geben...

Sein Gegenüber schnaufte traurig und man sah Sugi an das er darüber nachdachte wie er es sagen sollte. Offenbar fiel es ihm nicht leicht und es war auch kein Thema das er eigentlich bei Hana anschneiden wollte. Doch…hatte er noch eine andere Wahl ohne ihn belügen zu müssen? Es war schwer aber vielleicht besser so, also seufzte er und sah dann wieder zu dem Blonden. Er fing an zu erzählen:

„Es war dein Kochen…Saku ist es nicht gewohnt das man für ihn kocht. In der Regel macht er alles selber und lässt sich da auch nichts sagen. Er ist keiner der groß Hilfe animmt und die einzige Person die jemals für ihn Essen gemacht hat und nicht seine Mutter war…das war…“

„Chiharu.“

Beendete Hana und Sugi sah ihn erschrocken an. Hana dagegen sah vor sich in das Feuer und verzog das Gesicht traurig. Er wusste es. Genau DAS hatte er befürchtet und es machte ihn wieder sauer. Sie…machte ihm nur Kummer. Ihm und Saku…Sugiura verstand nun auch das der Junge über Saku seine verstorbene Freundin Bescheid wusste. Woher auch immer. Er nickte deswegen nur und antwortete:

„Genau…Woher…?“

„Saku hat mir von ihr erzählt…Das sie seine Freundin war. Aber mehr auch nicht…“

Hana klang sehr traurig darüber. Und Sugi verstand auch warum. Er sprach dann weiter:

„Sie war die Einzige gewesen die er an sich ran ließ…Hana, bitte behalte das für dich und sprich ihn auch nicht darauf an, aber er hat ihren Tod noch immer nicht verarbeitet und leidet weiterhin sehr darunter. Ich denke…als du das eben getan hast, da hast du ihn an sie erinnert. Und das ist auch gut so, denn er muss sich endlich der Realität stellen und akzeptieren dass sie weg ist und nicht mehr zurück kommen wird. Das es andere Menschen gibt die auch so nett zu ihm sein können. Wir versuchen das schon seit drei Monaten, aber wir kommen nicht bei ihm durch. Er blockt komplett ab. Aber bei dir ist er anders. Ich hab keine genaue Ahnung wie du das machst, aber es funktioniert. Sicherlich ist es aber deine Art und wie du zu ihm redest. Ich will dich nicht dafür ausnutzen um Saku zu verändern, aber ich denke du bist der Einzige der ihn wieder zur Vernunft bringen kann.“

Ihn zur Vernunft bringen…Hana riss sich von den Flammen vor sich los und sah ihn leicht traurig an, als er fragte:

„Warum sollte ich das tun? Nenn…mir nur einen Grund warum ich mich in all das reinziehen lassen sollte? Er ist alt genug er sollte selbst in der Lage sein damit zurecht zu kommen. Das ist nicht mein Problem, sondern seins. Und wenn er denkt er muss noch immer um sie heulen, dann soll er das tun. Was kümmert es mich?“

Da war was Wahres dran, auch wenn es ihm weh tat das so kalt zu sagen. Er kam sich so grausam vor…Besonders dann wenn er selber darunter litt, denn genau das machte es mit ihm. Er wollte nichts damit zu tun haben. Nichts über sie hören oder wissen. Denn es machte ihn erneut wütend. Aber Sugi sah ihn nur traurig an und sprach ehrlich:

„…Weil du ihn magst. Ich sehe es wie du mit ihm umgehst und mit ihm redest. Und wenn du ihn magst dann wirst du ihm doch auch helfen wollen, oder? Hana er…er braucht Hilfe, auch wenn er das niemals zugeben würde. Er macht sich damit kaputt. Der Saku den du kennst ist nur ein Schatten von dem der er mal war. Aber seit er dich kennt sehe ich wie leichte Funken von seinem früheren Ich wieder zum Vorschein kommen. Und wenn ich sowas sehe, in der wenigen Zeit in der ich euch zusammen erlebt habe, dann hat das was zu bedeuten.“

„Was hat das zu bedeuten?!“

Kam es unglaublich sauer aus dem Blonden raus, was den Glatzkopf neben ihm kurz erschrecken ließ. Seine Gefühle und der Frust überrannten Hana erneut und er konnte es nicht mehr verbregen. Er war es leid. Sugi sah ihn dann aber wieder nur nett an und antwortete darauf:

„Das er dich mag.“

Und genau das tat weh. Noch mehr als es sollte. Er wollte nicht hören dass Saku ihn mochte. Nicht wenn…wenn SIE noch immer in seinem Kopf rumspukte! Und deswegen konnte er sich das auch nicht mehr anhören. Es tat einfach zu sehr weh und so stand er wortlos auf und lief an dem Glatzkopf vorbei. Er musste weg. Weg aus diesem Dunstkreis. Weg aus IHREM Schatten. Genau wie Saku es getan hatte.

Sugiura sah hinter sich und erblickte wie Hana noch mal kurz an der Nase des Zero stehen blieb und dann sprach:

„Das ist nicht meine Aufgabe. Ich kann niemanden helfen…der sich nicht helfen lassen will.“

Er klang sehr erstickend dabei und mit den Worten setzte er sich erneut in Bewegung und lief erst langsam davon. Sein Herz klopfte und krampfte und denn er wollte nur noch weg. So wurden seine Schritte immer schneller und er verschwand schon fast fluchtartig vom Zero. So das er nach wenigen Metern den Strand verlassen hatte und hoch in den Dschungel verschwand.

Er musste einfach weg, denn er war selber zu durcheinander und wusste nicht was er tun sollte. Es war irgendwie richtig. Es betraf ihn nicht und es war auch nicht seine Aufgabe Saku zu heilen und ihn über den Tod seiner Freundin hinwegzubringen. Das musste er selber tun. Nur er konnte das schaffen. Aber…er konnte ihn auch nicht damit allein lassen. Saku hatte ihn auch nicht allein gelassen…als es ihm gestern Abend schlecht ging. Und Hana war keiner dem die Gefühle von anderen egal waren. In der Hinsicht war er wie seine Mutter. Er war sehr empathisch und litt schnell mit anderen mit. Er wollte…Saku lächeln sehen. Dieses Lächeln von eben noch mal sehen, aber dieses Mal…sollte es ehrlich sein und für ihn.

Also lief er einfach weiter und wusste plötzlich was er zu tun hatte. Er würde ihm zeigen dass er ihm vertraute. Er wollte ihm dennoch helfen…weil er diesen Blödmann einfach mochte.

Kaum nachdem er komplett aus der Sicht von Sugiura verschwunden war sah der wieder vor sich und vor zum Wasser. Sakurai stand noch immer einfach da und hatte die Hände an den Hüften abgestützt. Der jüngere Pilot fühlte sich schlecht und sah wieder vor sich in den Sand. Er wollte wirklich gerne helfen und vielleicht war er eben zu weit über das Ziel hinaus geschossen, denn manchmal war es nicht gut wenn man zu viel half, besonders dann wenn diese Hilfe nicht gewünscht war. Hana zu bedrängen, ihm sowas aufzubürden, das war nicht fair gewesen und er fühlte sich noch mieser. Und das er nun gegangen war sprach Bände und bestätigte ihm das es auch für ihn zu viel gewesen war. Der Kleine war offensichtlich viel jünger als sie und ihm sowas schwereres aufzuhalsen, wie die Heilung einer verletzten Seele, war bescheuert und ihm gegenüber rücksichtlos. Doch er war weiterhin davon überzeugt dass es nur Hana schaffen konnte Saku zu helfen. Ganz sicher, denn er weckte etwas in seinem Herzen was alle anderen für bereits erloschen hielten…Es war Vertrauen.

Und während er darüber nachdachte weckten ihn Schritte und er sah wieder nach vorne, wo Saku kurz vorher vor ihm ankam und sich dann verdutzt umsah. Sein Blick suchte offensichtlich nach Hana und bewegte sich von links nach rechts umher. Er sah auch verwirrt dabei aus, sogar etwas besorgt, als er dann seinen Freund fragte:

„Wo ist Hana?“

Sugi sah hinter sich und antwortete, mit dem Blick auf den Dschungel gerichtet:

„Keine Ahnung…Also er ging da hinter in den Dschungel, kurz nachdem du an das Wasser gelaufen bist.“

Und danach sah er wieder vor zu Saku, dessen Blick sich dann auch auf den Dschungel vor ihm gerichtet hatte und er dabei ernst so wie auch etwas traurig aussah.

Das war interessant. Er wusste es. Zumindest sah es so aus als könnte Sakutaro sich denken das Hana ebenfalls gehen musste um einer Situation zu entkommen die ihm mehr als unangenehm gewesen war. Einer der er nicht Herr werden konnte und die schmerzte. Da waren sie sich wieder sehr ähnlich gewesen. Und danach entkam dem Älteren auch nur ein leises Seufzen und er legte erneut die Hände an seine Hüften während er vor sich in den Sand sah. Es war blöd von ihm gewesen. Er hätte nicht einfach so gehen sollen und ihm den Rücken zudrehen. Ihn sitzen lassen nachdem er so erwartungsvoll da saß. Nicht nach so einem Satz. Er wusste das Hana in der Sekunde…verunsichert gewesen war. Ihn einfach damit stehen zu lassen und nichts zu sagen, war nicht korrekt gewesen. Keine seiner schlimmsten Taten, ihm gegenüber, doch er musste sich einfach aus der Situation entfernen, denn es war zu viel gewesen. Ihm wurde klar: So sehr er auch versuchte vor Chiharu davon zu rennen, vor seiner Schuld zu fliehen…es holte ihn einfach immer wieder ein. Er konnte Hana eben nicht ins Gesicht sehen und ihm sagen…dass es ihm leid tat. Denn dann hatte er das Gefühl es würde nicht wegen ihm sein…sondern das er sich bei Chiharu entschuldigte. Dafür das er sie im Stich gelassen hatte und dafür…das sie wegen ihm gestorben war. Hana war ihr einfach zu ähnlich und es fiel ihm genau deshalb so verdammt schwer ihn näher an sich ran zu lassen. Denn wenn er vor etwas mehr Angst hatte als Freunde zu verlieren…dann war es zu riskieren das Hana etwas wegen ihm passieren könnte. Nicht wieder. Er konnte sie…nicht schon wieder leiden sehen. Und das waren ehrliche Gefühle...für einen Jungen den er erst seit einigen Tagen kannte.

Sugi sah ihn besorgt an und sprach plötzlich:

„Du musst unbedingt mit ihm reden.“

Saku sah auf und verwirrt zu ihm, so dass er dann einfach antwortete:

„…Ja es war blöd einfach zu gehen und ihn sitzen zu lassen. Ich rede mit ihm wenn er wieder…“

„Das meine ich nicht.“

Kam es von seinem Kollegen und er stand dann ebenfalls auf. Sakurai sah ihn noch verwirrter an als vorher und hatte keine Ahnung worauf er hinaus wollte. Genau aus dem Grund nahm sich der junge Sani allen Mut zusammen den er im Herzen hatte und sprach das Thema beim Namen an. Manchmal konnte Saku ein ziemlicher Holzkopf sein wenn es um Gefühle der Anderen ging. Also musste da nachgeholfen werden und Sugi schluckte, sah dann ernst zu seinem Leutnant rüber und sprach schließlich lauter:

„Du musst mehr mit ihm über Chiharu reden!...Er weis über sie bescheid!“

Saku verstand das nicht und sah ihn verdutzt an, als er lauter zurück sprach:

„Was? Klar weis er davon bescheid ich habe ihm das gestern Abend erzählt, weil er seine neugierige Nase mal wieder nicht aus allem raushalten konnte! Und warum sollte ich noch mehr darauf eingehen?! Es geht ihn nichts an!“

„Bist du verrückt?!“

Kam es lauter über das Feuer zu ihm geschossen.

Zum ersten Mal, seit er Sugiura kannte, war Sakurai erstaunt darüber das der Kerl aus seinem Panzer gekrochen kam. Er sprach das eben sehr laut und schockiert zu ihm, obwohl er ein sehr netter und lieber Geselle war. Allein das verwirrte den Piloten nur noch mehr und er stellte sich angespannter und mit verschränkten Armen hin, als er ihn ernst ansah und hörte was ihm dann entgegen geworfen wurde:

„Natürlich geht es ihn was an! Und du kannst vor Hana doch nicht einfach so über sie reden! Wie konntest du das tun?!“

Saku hatte auf einmal den Drang sich schützen zu müssen, weshalb er sprach:

„Bitte was?! Erstens: Es geht ihn nichts an was zwischen mir und Chiharu gewesen ist! Und zweitens: Wo ist das Problem?! Hätte ich ihn lieber anlügen sollen!? Er hat sie in meiner Kette gesehen und hat nach ihr gefragt! Ich verstehe nicht wo das Problem ist!?“

„Verdammt noch mal Saku! Mach doch einmal deinen Schädel an wenn es um Menschen in deinem Umfeld geht die dich mögen! Natürlich solltest du ihn nicht anlügen, aber warum hast du ihn davon nicht MEHR erzählt!? Er hat ein recht das zu wissen! Wie kann man nur so blind und kopflos sein?!“

„Wovon redest du da?!“

„Er mag dich verdammt! Und wenn du nicht offen mit ihm darüber redest verbaust du dir alle Wege um vielleicht mit Hana glücklich werden zu können!“

Und genau das war der Grund warum Hana alles zu wissen hatte. Er sollte wissen wie sehr Saku unter ihrem Tod litt und was er durmachte, denn nur so konnte der Junge ihm vielleicht helfen das zu überstehen. Ihn verstehen lernen. Und als er das sagte sah ihn Saku kurz erschrocken an. Es war ein komisches Gefühl das hören zu müssen und es ließ sein Herz auch kurz aufklopfen, aber dann war es wieder vorbei und er sprach dickköpfig und abweisend zu ihm:

„Woher willst DU das wissen?! Ich kenne Hana etwas länger als du und ich weis, auf Teufel komm raus, dass er dir es nicht gesagt haben wird, denn dazu hat er nicht genug Mumm! Mal abgesehen davon dass das doch kompletter Blödsinn ist! Er mag mich nicht! Ja okay vielleicht mag er mich etwas mehr als sonst und will mich nicht mehr ganz so oft umbringen, oder quälen, aber MEHR ist da nicht! Und das wird es auch niemals sein! Ich BRAUCHE keine Zukunft mit ihm! Wie kommen du und Paku nur auf diesen Blödsinn?! Da ist NICHTS zwischen uns!“

Warum wehrte er sich so sehr dagegen? Warum war er so wütend? Saku fuhr ja schon fast aus der Haut wegen dem Thema. So wie meistens wenn es um Chiharu ging, oder sie darin involviert war. Doch konnte Sugiura einfach nicht glauben was er da sagte. Wie er da stand und das aussprach ohne auch nur seinen Kopf dabei einzuschalten. Wie sauer er dabei klang und abweisend. Er war…nicht der den er kannte. Saku stellte auf stur und ließ es nicht an sich ran. Und das nur weil er sich gerade selber schützen wollte. Denn wenn er ehrlich zu sich war…dann war er selber wegen seiner Gefühle sehr verwirrt und unsicher. Er mochte Hana aber er war nicht bereit eine Zukunft mit ihm zu haben! Wie sollte das auch funktionieren?! Sie kamen aus unterschiedlichen Welten! Noch dazu war er ein Junge! Er hatte so schon viel um die Ohren. Musste alle beschützen. Und er gab nicht einfach sein komplettes Leben wegen einem Jungen auf, der aus einer anderen Welt kam und den er erst seit einigen Tagen kannte! Warum sollte er das tun?!

Und traurig, wenn auch mit leicht wütendem Blick sprach der jüngere Pilot seiner Staffel ruhiger zu ihm:

„Er musste mir das auch nicht erzählen, denn ich habe Augen im Kopf und kann sowas sehen. Warum du nicht? Warum krallst du dich so sehr an ihr fest, wenn du doch hier jemanden hast der dich sehr gern hat?! Jemand der noch hier ist. Weist du eigentlich WAS du willst?! Du musst damit aufhören Sakutaro! Du könntest hier komplett von vorne Anfangen und endlich wieder du selbst sein! Warum wehrst du dich so sehr dagegen? Saku...Chiharu ist weg und…“

Sakurai machte dann wütend einen Schritt auf ihn zu und zeigte sauer mit dem rechten Zeigefinger auf ihn als er fauchte:

„Das hat nichts mit Chiharu zu tun! Hana und ich wir passen nicht….!“

„Komme ich ungelegen?“

Ein kalter Wind. Es war als würde ein kalter Windhauch über Sakurai seinen Nacken streifen und dieser ließ ihn auf der Stelle erschauern. Seine Nackenhaare stellten sich blitzschnell auf und er sah erschrocken seinen Kollegen vor sich an, auf dessen Gesicht sich genau das Selbe abspielte wie bei ihm. Diese fremde Stimme war sehr kalt und berechnend gewesen. Saku hatte viele in seinem Leben gehört, aber es gab nur einen, den er persönlich kannte, der so eine Stimme hatte. Das durfte nicht sein. Es durfte einfach nicht. Doch es würde sich bewahrheiten. Also drehte er sich langsam um, sah dabei über seine rechte Schulter und starrte erschrocken den Mann an, der da am hinteren Teil seines Zero stand und schließlich langsam auf sie zuschritt. Sein kurzes, blondes Haar wehte im Wind des Meeres und auf seiner Brille reflektierte sich kurz die Sonne, so dass man seine Augen nicht sehen konnte. Dennoch wussten beide natürlich sofort wer das war und es schockierte sie bis auf ihre Grundmauern. Wie war er hergekommen? Und was wollte er hier? Es war Luke Anderson, erster Leutnant des 801ten Geschwaders der 309ten Naval Flugdivision der japanischen Marine, der schließlich vor ihnen stand und sie beide mit einem strengen Blick ansah.

Es war wie ein Alptraum. Nicht nur das von allen Arschgeigen, die Saku da draußen kannte, ausgerechnet DER hier war, der vor ihm stand, sondern noch mehr machte ihn die Sache fassungslos das er HIER war! So kam es dazu dass beide Zero-Piloten ihn einfach nur erschrocken ansahen und kein Wort aus sich brachten. Der Schock saß noch zu tief und legte die Stimmbänder lahm. Was Luke etwas erfreut zu überraschen schien. Sie hatten gerade Angst vor ihm, warum auch immer und das genoss er. Dann stellte er sich locker hin, nahm die Hände hinter seinen Rücken, verschränkte sie und sprach schließlich:

„Solltet ihr nicht lieber zusehen dass der Zero wieder flugfähig wird? Stattdessen steht ihr hier rum und streitet euch. Keine sehr gute Arbeitseinteilung, oder? Über was streitet ihr euch denn, wenn ich fragen darf? Was könnte nur wichtiger sein als den Flieger zu reparieren dass ihr dafür Zeit verschwendet?“

Freundlich wie immer. Mieses Arschloch. Aber Saku sah ihn noch immer einfach nur starr an und bekam keinen Laut heraus. Normalerweise war das nicht seine Art, aber er war einfach zu sehr überrumpelt worden von der Situation. Und etwas anderes ging ihm noch durch den Kopf: nämlich Hana. Sie hatten wirklich Schwein gehabt das Hana vorher noch die Kurve gekratzt hatte und weis Gott wohin verschwunden war, denn sonst hätte Anderson ihn nun gesehen und dann würde alles komplett eskalieren! Dann wüsste auch bald Kaizo das es noch andere Menschen auf der Insel gab und genau das wollte Sakurai nämlich von Anfang an verhindern! Glück im Unglück nannte man das wohl. Noch mal gut gelaufen.

So fasste er sich schnell wieder und stellte sich auch ordentlich hin, da er, vor Schreck, sehr gebückt gestanden hatte, als wäre er für einen Absprung bereit gewesen. Sugi schlotterte nur leicht und blickte schnell hinter sich zum Dschungel. Er betete das Hana nicht wieder auf die Idee kam zurückzukommen. Hoffte dass er dieses Mal wegbleiben würde. Dann sah er auch schon wieder vor und salutierte vor dem ersten Leutnant, auch wenn er das nicht wollte. Es war aber Vorschrift und sie mussten den Schein wahren. Als er sich dann wieder lockerte stand er einfach nur da. Saku dagegen machte nichts dergleichen. Er salutierte nicht vor Luke und das zeigte auch genau was er von ihm hielt, nämlich nicht viel.

Luke Anderson war ein selbstsüchtiges und arrogantes Arschloch und das war kein Geheimnis. Im Gegensatz zu Sakurai war er skrupellos und ließ die Drecksarbeit gerne von anderen erledigen. Seinen Vater aber hatte Saku sehr geschätzt. Er war ein Mann gewesen der ihn aufgenommen und ausgebildet hatte. Ihm damals eine Chance gab und an ihn glaubte als keiner es tat, genau wie Paku. Aber sein Sohn hatte NICHTS davon. Luke war ein Aß und eines der schlimmsten Sorte. Er hatte seinen hohen Posten nicht wegen seiner Fähigkeiten, oder das er fleißig war bekommen, sondern nur wegen seinem Vater. Und der hatte ihm diesen nicht mal freiwillig geschenkt, sondern andere die das Sagen hatten und wollten dass er seinen Vater später Mal ersetzte nachdem dieser an Krebs gestorben war. Bei der Bestattung seines Vaters hatte er nicht mal Kummer oder Trauer gezeigt. Er war, in Saku seinen Augen, ein Monster der Armee, denn Luke schikanierte andere mit Arbeit wo er nur konnte und deswegen war er auch Kaizo seine rechte Hand geworden. Er war rücksichtlos und kalt…und Saku hasste ihn dafür. Und genau so sah er ihn auch sofort wieder an. Sauer und mit Hasst so wie Verachtung. Sein ganzer Schock floh aus seinem Gesicht und er warf dem ersten Leutnant einen Blick zu der hätte töten können. Anderson sah diesen Blick natürlich und fand ihn amüsant. Doch bevor er noch mal fragen konnte, beantwortete ihm Sakurai auch schon ernst seine Frage:

„Das lass mal unsere Sorge sein Anderson. Viel wichtiger wäre die Frage: Was machst DU hier? Und woher weist du wo mein Zero liegt?“

Respektlos. Er nannte ihn nur beim Nachnamen und nicht mit seinem Titel dazu. Sugi sah Saku in den Rücken. Nicht nur deswegen, denn das war er gewohnt, sonder weil das eine sehr gute Frage gewesen war und sehr wichtig, denn wenn Anderson das wusste, könnte es sein das es auch andere wissen könnten und dann war dieser Ort kein sicher Platz mehr für Hana. Er hatte auch verstanden dass der Kleine vor Kaizo und dem Rest sicher sein sollte und es besser war wenn sie von seiner Existenz erst gar nichts wussten. Deswegen waren sie auch so erschrocken darüber. Woher wusste er dass sie hier waren? Wie kam es nur zu dieser verschissenen Lage?!

Der blonde Mann räusperte sich nur kurz und schob sich dann mit einem Finger die Brille auf der Nase zurecht, als er antwortete:

„Denkst du wirklich ich bekomme nicht mit was du treibst Sakurai? Ich habe auch meine eigenen kleinen Vögelchen innerhalb unserer Armee die nur für mich singen. Genau wie du. Und verzeih mir wenn ich das so sage: aber deine Staffel ist nicht sonderlich gut darin Geheimnisse zu bewahren. Oder zumindest leiser darüber zu sprechen. Der Dicke in deiner Gruppe, wie hieß er noch mal? Ach ja! Matsumoto! Der hatte mit dem Techniker von euch über die Position gesprochen und so wurde mir das dann auch weitergebeben. Etwas was DU von Anfang an hättest tun sollen Freundchen. Kaizo mag es nicht wenn man Geheimnisse vor ihm hat, das weist du doch. Daher dachte ich…ich sehe mal wie gut ihr voran kommt und gebe es an ihn weiter…“

Mieses Arschloch. Er sagte dass mit einer so miesen und selbstsicheren Stimme das Saku förmlich schlecht wurde. Er war aber auch selber so dumm. Das hätte er kommen sehen müssen, aber er war zu naiv dafür gewesen. Nie hätte er gedacht das man ihm und seinen Leuten hier nachspioniert und das innerhalb der eigenen Reihen. Das war mies gelaufen und er gab weder Katsura noch Matsumoto die Schuld dafür. ER hatte nicht aufgepasst und nun standen sie mit einem Problem mehr am Strand da. Eines was ein RICHTIGES Problem werden konnte, wenn sie es nicht in den Griff bekamen! Aber Saku verlor dennoch nicht seine Fassung. Auch er musste den Schein wahren, denn nur so konnte er Hana schützen. Sicher war auch er innerlich schrecklich nervös, das war richtig, aber äußerlich wirkte er cool und sah den Blonden weiterhin böse an. Er ließ sich von ihm nicht ins Boxhorn jagen und als nächstes musste er zusehen das er diesen Vogel von seinem Zero wegbekam. Danach konnte er darüber nachdenken wie er das mit Hana weiter machen konnte, denn hier war er nicht mehr sicher. Also sprach er streng:

„Ich kann Kaizo selber meinen Bericht zukommen lassen, dafür brauche ich dich nicht Anderson. Und wenn du ihm noch weiter so tief in den Arsch kriechst, als du es eh schon tust, solltest du darauf gefasst sein dass du irgendwann mal auf etwas stoßen könntest was dir nicht gefallen wird.“

Sugi musste sich das Lachen verkneifen, denn er verstand die Anspielung. Gut gespielt Leutnant! Er liebte es dabei zu sein wenn Saku sich nicht den Schneid nehmen ließ und um sich schlug. Egal ob auf dem Schlachtfeld oder in der Basis. Anderson dagegen sah ihn nur kalt und böse an, als Saku einen Schritt näher auf ihn zumachte und dann weiter sprach:

„Halt dich fern von meiner Arbeit und meinem Zero. Verstanden?“

„Sonst WAS, Sakurai? Ich denke nicht das du in der Position bist um MIR zu drohen Death Zero. Wir sind hier nicht in der Luft und Kaizo hat MICH als seine rechte Hand erwählt. Was würde er nur denken wenn er erfährt das du hier nicht voran kommst?“

Death Zero…Er nannte ihn bei seinen Namen den er als Killer trug…

Seine Worte kamen völlig unbeeindruckt aus ihm raus und das war eine gute Frage gewesen. Luke stand über Saku in der Hackordnung. Eigentlich müsste er sich das alles nicht gefallen lassen und könnte dieses freche Maul sofort bei Kaizo an den Pranger stellen lassen. Aber dummerweise gab es da ein Problem. Es ärgerte ihn aber dennoch lächelte er den Piloten böse an und machte dann auch einen Schritt auf ihn zu, so dass sie fast voreinander standen und sich direkt in die Augen sahen. Sie waren so dicht das der Blonde ihm klar und böse zuflüstern konnte:

„Der einzige Grund, warum du noch tun und lassen kannst was du willst, ist der das Kaizo dich deckt und anscheinend eine Schwäche für dich hat. Doch lass dir eines gesagt sein Death Zero: Auch wenn ihr eine gemeinsame Freudschaft hattet, so wird Kaizo dir nicht vergeben wenn du nur auf die Idee kommen solltest ihm wichtige Details zu verheimlichen, oder ihn zu hintergehen. Und dann folgt schnell…schock schwere Not der sichere Tod…“

Das war leider wahr, denn für Verrat gab es innerhalb des Militärs den Tod. Doch machte es ihn zu einem Verräter, wenn er nichts von Hana erzählte? Besonders wenn sie ihn niemals sehen würden? Saku sah ihn weiter streng an. Er gab nichts darauf was der Typ zu ihm sagte. Er und Kaizo hatten ihre Differenzen, aber das hatte hier nichts verloren. Auch war es ihm egal warum Kaizo ihn deckte und so gab er dann von sich:

„Das lass mal meine Sorge sein Anderson…“

Er stand seinen Mann und Sugi war wie immer beeindruckt wie er das machte. Sakutaro hatte verdammt Mumm und jedes Mal schwärmte Sugi von ihm wenn er Anderson die Stirn bot und noch unglaublich cool dabei wirkte. Was ein Kerl. Genau in solch einer Situation zeigte er was er drauf hatte und wie willensstark er doch sein konnte. Anderson könnte immer wieder versuchen Saku fertig zu machen, mit den miesesten Tricks die es gab, aber der Pilot hatte keinerlei Angst davor und vor ihm. Er fand jedes Mal einen Weg diesen blonden Fatzke zu übertrumpfen und seinen Fallen zu entkommen. Und sicherlich war das genau einer der Gründe warum Anderson ihn so sehr hasste. Saku hatte sich ihm schon immer wiedersetzt und das getan was ER für richtig hielt und das passte dem ersten Leutnant so überhaupt nicht. Es war eine Art von Machtkampf zwischen ihnen geworden und meisten verlor ihn der Blonde. Aber dummerweise hatte er in einer Sache recht: es lag auch viel daran das Kaizo hinter Saku stand. Warum auch immer der das tat. Immerhin hatten die ja auch keine enge Freundschaft mehr, aber dennoch machte Kaizo das immer mal wieder und hielt eher zu Sakurai als zu Anderson. Jeder innerhalb der Staffel wusste das. Aber keiner konnte es verstehen, nicht mal Saku selbst, den das mehr verwirrte als alle anderen zusammen. Er konnte sich nicht vorstellen dass der Dicke sein Herz wiedergefunden hatte. Nicht mehr…

Sie standen noch weiterhin da und sahen sich nur an. Der Blickkontakt zwischen ihnen knisterte und man spürte auch den Hass darin. Sugi war sehr froh darüber das er sich nicht mit sowas auseinandersetzten musste und schnaufte leicht. Wenn sie Glück hatten hisse der blonde Verlierer gleich auch schon die Segel, denn Saku hatte ihn gerade echt gut im Griff. Aber dem war leider nicht so…denn die Sache drohte, in jenem Moment, zu entgleisen…

Er sah dann wie sich rechts von ihm etwas auf sie zubewegte und dann stehen blieb, so das er verdutzt hinsah und einen gewaltigen Schreck bekam. So sehr sogar das er nur noch brüchig sprach und leise von sich gab:

„Ähm…Saku…rai…“

Sakutaro reagierte sofort auf ihn, da er das Zittern in der Stimme hörte und drehte sich nach rechts zu ihm um. Doch bevor er bei Sugi ankam sah er auch schon erschrocken was rechts von ihnen passierte. Das was auch seinen Kumpel aus der Fassung brachte und es schlug mit voller Breitseite zu.

Saku sein Herz fing schneller an zu schlagen und drohte ihm vor Schreck aus der Brut zu springen. Sein Atem stockte kurz und er sah genauso erschrocken vor sich wie sein Freund neben ihm. Und als würde die Zeit stehen bleiben lief alles langsamer ab. Der Wind hauchte erneut über den Strand hinweg und schickte eine warme Brise zu ihnen die vom Ozean kam, was sein Blut etwas wärmte das schlagartig eiskalt geworden war. Saku sah das lange, blonde Haar wehen was dort, weiter vor ihm, flog und er auch schon Hana erkannte der einfach an Ort und Stelle im Sand stehen blieb und zu ihm sah. Sein Blick war genauso erschrocken wie der von allen anderen, bis auf Anderson natürlich, der komischerweise amüsiert schien. Denn auch er sah nun den kleinen Fremden dort stehen und schob sich dabei wieder arrogant die Brille zurecht. Was für ein Zufall…Heute musste echt sein Glückstag sein, was?

Saku stand nur weiter wie eingefroren da und sah Hana an der ebenso zu ihm sah. Nichts passierte einfach und dem Älteren ging nur eine Sache durch den Kopf: Was sollte er tun? Denn er sah wie Hana da voller Schrecken im Gesicht auf gut vier Meter Entfernung da stand und sich nicht mehr rührte. Er schien bis aufs Mark erschüttert zu sein und sein Blick sprach Bände, wich immer wieder zwischen ihm und Anderson hin und her. Und er war voller Angst. So sehr das es auch Saku berührte und er ebenfalls Angst bekam, denn das schlimmste Szenario war eingetroffen und er…er hatte es nicht verhindern können. Und noch schlimmer, als die Tatsache das Hana einfach wieder hergekommen war und Anderson ihn nun sah…war das der Blonde etwas in den Händen vor sich hielt, was alles noch mehr verkomplizierte. Er hatte es mit beiden Händen fest umschlossen und in der Höhe seiner Hüfte, vor sich, hängen. Etwas was alles nur noch schlimmer machen würde…Es war eine Waffe. Es war Saku seine alte Nambu gewesen die ihm Hana damals geklaut hatte nachdem er ihm in die Falle gegangen war. Er hielt sie vor sich und man konnte genau sehen wie er sie zittrig umklammerte und nicht wusste was er tun sollte. Nein…Warum hatte er sie geholt?! Damit war er nicht nur ein Fremder sondern auch noch bewaffnet! Dieser dumme Esel! Er machte nur Probleme! Und der Blonde sah ihn nur weiter an. Er sah Saku an das er was falsch gemacht hatte, aber er verstand noch nicht warum. War zu verschreckt wegen dem Fremden. Alles was Hana raus bekam war ein Wort, welches er sacht und verunsichert sprach so das Saku es hauchen hörte und der Wind es zu ihm trug:

„…Sakutaro…“

Er sagte das so zart und verängstigt dass es Saku drohte das Herz zu brechen. Er stand da wie ein zittriges Reh das zum Abschuss freigegeben wurde. Nur auf den Gnadenschuss wartete weil es verletzt war. Es war ein schrecklicher Anblick. Einer den der Pilot nicht sehen wollte.

„Na sieh mal einer an diese Insel wird ja immer interessanter.“

Sakutaro sah erschrocken neben sich zu Anderson, der das gesagt hatte und sich dann links von ihm hinstellt und mit einem bösen Lächeln beide Arme vor sich verschränkte. Sein Blick war auf Hana gerichtet, der nun auch zu dem Fremden sah und noch immer etwas schlotterte dabei. Der Kleine fühlte dass etwas nicht in Ordnung war und das lag nur an Sakutaro seinem Blick. Er war nämlich genauso voller Schrecken gewesen wie seiner und somit verstand der Blonde endgültig das er Fehler begangen hatte. Er wusste nicht ganz genau was für welche, aber einer davon war sicherlich wieder an diesen Ort gekommen zu sein. Er hätte wegbleiben müssen…aber er wollte sie ihm doch bringen. So fasste er die Waffe in seinen Händen fester und fühlte ihr Gewicht. Sie war schwer für die Größe.

Er hatte sie Saku damals gestohlen. Damals bei der Fallen-Aktion oben im Dschungel. Das hatte er getan weil er ihm nicht vertraute und kein Risiko eigenen wollte. Sie zu holen und ihm wiederzugeben…sollte zeigen das er ihm vertraute und das es ihm leid tat das er so ein Arschloch gewesen ist. Hana hatte es nur gut gemeint…aber nun hatte er nur noch mehr Probleme verursacht, auch wenn er dafür nichts konnte, denn er konnte ja nicht wissen dass sowas passieren würde. Doch wusste er noch immer nicht was er tun sollte. Also blieb er einfach stehen und sah den Fremden erschrocken an, der ihm einen schrecklichen Blick zuwarf. Ein Blick der Hana einen Schauer über den Rücken jagte und der ihn viel zu sehr begutachtete. Es war schon fast als würde er ihn mit seinen Augen ausziehen. In den Augen lag Begierde und Hinterhältigkeit. Anderson machte einen Schritt auf Hana zu und sprach dabei:

„Wirklich unglaublich was für bezaubernde Täubchen sich hier am Strand tummeln, oder Death Zero?“

Er hatte genau gehört wie der Junge Saku seinen Namen gesagt hatte und sah deswegen auch kurz böse zu ihm rüber. Verräter, ging es ihm durch den Kopf. Er verstand was vor sich ging. Das wurde immer köstlicher…

Saku dagegen sah weiterhin nur erschrocken dabei zu wie Anderson danach weiter auf Hana zulief. Er konnte sich nicht bewegen. Er wusste nicht mehr was er tun sollte. Wie sie alle nur aus dieser Lage rauskamen. Doch er fühlte dafür etwas ganz genau. Je näher Anderson dem kleinen Hana kam…umso nervöser und besorgter wurde er. Der erste Leutnant bewegte sich, wie ein Wolf der kurz davor war ein wehrloses Kitz zu reißen, auf den Kleinen zu. Und Hana stand einfach nur da und schlotterte am ganzen Leib. Saku konnte es genau sehen und es tat ihm weh. Renn weg! Verschwinde! Lauf! Dinge die durch seinen Kopf donnerten, aber er sie nicht aussprechen konnte. Und es war vielleicht auch gut so, denn wenn Hana nun anfing zu rennen könnte Anderson auf die Idee kommen zu schießen! Somit tat der Kleine instinktiv das Richtige. Zumindest fürs Erste. Aber was sollte er nur tun?! Wie konnte er Hana aus der Sache raus boxen?! Und dann blieb der erste Leutnant wieder stehen und sah genau auf die Waffe in Hana seinen Händen. Er kannte die Nummer, die an der Seite des Laufs eingraviert war. Es ergab Sinn. Er sprach darauf böse:

„Jetzt verstehe ich…Deswegen sind einige unserer Männer nicht mehr zurückgekommen und im Dschungel verschwunden…Das war dein Werk, nicht wahr? Wer hätte gedacht das ein Wilder wie du mit einer unserer Waffen umzugehen lernt? Aber ich denke mit Unterstützung klappt alles, wie?“

Hana sah ängstlich und verwirrt zu der Waffe in seinen Händen und verstand nichts mehr. Wovon sprach der Typ da? Danach sah er wieder ängstlich auf. Er hatte…Angst. Er hatte wirklich Angst denn er wusste nicht was er tun sollte. Dieser Typ war ein Fremder mit derselben gefährlichen Waffe an der Hüfte wie Saku selbst. Er konnte sie sogar sehen, wie bedrohlich sie da hing. Was…was sollte er nur tun? Immerhin wollte er Saku nicht noch mehr in Schwierigkeiten bringen, wenn er nun was Unüberlegtes tat. Er hatte das alles doch nicht gewollt.

Doch nicht nur bei ihm passierte was, denn als Anderson diesen Satz gesagt hatte da rutschte Saku nur noch mehr das Herz in die Hose. Was? Wie kam er…? Doch dann erinnerte er sich daran das im Lager sowas erwähnt wurde. Das einige Männer im Dschungel verschwanden und nicht mehr zurück kamen. Auch gestern hatte er das mitbekommen. Großer Gott…Anderson machte Hana dafür verantwortlich! Und sah ihn als einen Komplizen an! All das nur weil der Kleine seine Nambu bei sich trug! Er wusste dass es Saku seine Nambu war! Immerhin konnte er die Nummer am Lauf erkennen! Alles lief schief. Das war nicht richtig! Es war falsch! Er musste etwas tun!

Hana stand weiterhin zittrig an der Stelle, was nun auch schlimmer wurde, weil er so überfordert war und wie bereit für den Abschuss stand er einfach nur da rum und tat nichts! Beweg dich verdammt!! Schrie Saku sich innerlich zu, aber seine Worte kamen nicht bei seinen Muskeln an. Und als der erste Leutnant noch einen Schritt auf Hana zumachte, zuckte der Blonde etwas zusammen und sprach leise:

„…Saku?“

Es war ein sehr verängstigter und wehleidiger Ton gewesen. Einer aus dem man hören konnte dass er Hilfe suchte. Das er nicht wusste wie er mit der Situation umzugehen hatte. Und als er dann wieder zu dem Piloten rüber sah und ihm verzweifelt einen Blick zuwarf der schrie: Hilf mir…da passierte es wieder automatisch. Endlich passierte es.

Saku empfand einfach so. Er hatte sich selbst schon gesagt dass er es so wollte, deswegen tat sein Körper das noch bevor sein Kopf schalten konnte. Saku wollte Hana beschützen und genau das tat er auch in jener Sekunde. Es war dumm und stürmisch gewesen, aber er setzte sich in Bewegung und rannte an Anderson vorbei, der verwirrt stehen blieb und allem zusah. Auch Sugiura war erschrocken über das was sein Leutnant da tat und kam näher. So nah das er fast neben Anderson zum stehen kam und ebenfalls zu Hana und Saku vor sah…der sich schützend vor den Kleinen gestellt hatte und ihn deckte. So stand er mit dem Rücken vor Hana und drückte diesen, mit der linken Hand dann hinter sich. Er nahm ihn in Schutz und verwundert sah der Blonde zu ihm auf. Was…tat er da? Er…schütze ihn? Genau wie damals im Dschungel als Onaya sie angriff.

Saku stand innerhalb weniger Sekunden vor ihm wie eine Mauer und schütze ihn mit seinem Körper, etwas…was noch nie jemand für Hana getan hatte. Nicht auf diese Art und Weise zumindest, so das dieser leicht rot anlief und nicht aufhören konnte ihm an den Hinterkopf zu sehen. Diesen starken, gutaussehenden und mutigen Mann anzusehen der ihn beschützte. Sein Herz flatterte bei dem Anblick. Hana verstand es etwas mehr. Dieses Gefühl. War er…verliebt? Verhielt er sich deswegen die letzte Zeit wie ein Vollidiot? Es ergab Sinn…

Saku stand dabei etwas gebückt vor ihm und warf Anderson einen weiteren bösen Blick zu. Dieser war so finster und böse, dass es den ersten Leutnant vor ihm doch tatsächlich leicht aus dem Konzept gebracht hatte und der ihn auch verdutzt ansah. Doch er fing sich unglaublich schnell und sprach dann eiskalt und präzise:

„Du schützt den Feind noch immer? Ich wusste doch das du was verbirgst. Das wusste ich in dem Moment wo du in das Lager gelaufen kamst! Doch ich hätte nicht gedacht das du dich mit einem Wilden anfreunden würdest und diesem unsere eigenen Männer auslieferst!“

„Hana hat nichts damit zu tun!! Den einzigen Wilden den ich hier sehe das bist du!! Weg mit der Waffe Anderson!!“

Fauchte Sakutaro zurück und fasste dabei schon instinktiv nach seiner Waffe am Holster, so dass er die rechte Hand darauf ruhen ließ. Aber der erste Leutnant ließ sich von ihm nichts befehlen. Er schnaubte arrogant und sprach:

„Oh Hana ist also sein Name, ja? Ein schöner Name, du elender Verräter!“

Und innerhalb weniger Sekunden hatte Anderson, ohne Vorwarnung seine Waffe gezogen und richtete sie auf Sakurai. Es war komplett aus dem Ruder gelaufen und sie befanden sich plötzlich alle in einer Situation aus der man nicht mehr so leicht rauskommen konnte. Nicht nur basierte dies auf einer misslungenen Geheimhaltung von Hana, sondern auch noch auf einem Missverständnis von Anderson. Der war nämlich fest davon überzeugt dass der Kleine an den verschwundenen Männern verantwortlich war und sah in Sakurai nun einen Komplizen. Ein Verräter der Armee der die Todesstrafe verdient hatte und das war auch der Grund warum der blonde Mann auf ihn zielte. Er zielte mir seiner Nambu direkt auf die Brust des Piloten vor sich und sprach dann sauer, so wie unglaublich erregt über die Tatsache dass er ihn stellen konnte:

„Oh wahrlich Rache ist süß, nicht wahr? Ich hatte schon immer ein unwohles Gefühl bei dir Death Zero und ich bin so froh das ICH der Glückliche bin der dich an die Wand stellen darf! Diese hochnäsige Art und deine ach so tollen Fähigkeiten als Pilot können dir heute nicht deinen Hintern retten, was?! Wie schnell sich doch das Blatt wenden kann! Kaizo wird erfreut darüber sein was ich ihm zu melden habe und wenn ich ihm deine Leiche vor die Füße zerre du Verräter!“

Das würde ihm so passen. Wenn einer eine Leiche werden würde, dann Luke wenn der auch nur versuchte sich an Hana zu vergreifen! Saku lächelte ihn dann nur böse an und gab, obwohl eine Waffe auf ihn gerichtet war, mutig von sich:

„Genau das spricht für dich du Versager. Du hast es noch nie drauf gehabt und hast deine Position nur bekommen weil dein Vater ein aufrichtiger und geschätzter Mann war! Aber du warst immer zu stolz um es selber zu erkennen und dachtest es läge daran das man dich schätzt! Kleine Eilmeldung Arschloch: Fehlanzeige! Alles was aus dir geworden ist, in der kurzen Zeit die du bei er Armee bist, ist ein räudiger Köter den sich Kaizo an der Leine hält und du ihm brav das Stöckchen bringst damit ER davon unterhalten wird! Lebst du gut von den Resten die er dir vor die Füße wirft?!“

Sugi schluckte. Saku war ihm gerade doch etwas ZU lebensmüde. Darauf gab Anderson giftig von sich:

„Ich lebe immerhin noch Death Zero. Und wenn ich mit dir fertig bin, du elender Verräter, ist es endlich vorbei mit der ach so tollen Legende der Zero-Staffel! Der große Death Zero! Gefürchtet von jedem auf dem Schlachtfeld, aber wie der Rest seiner Staffel nur ein Mann der sein Leben für eine Gerechtigkeit wegwerfen will die nie existiert hat! Du bist ein Versager Sakurai…Und nachdem ich dich abgeschossen habe, wie einen dreckigen Straßenkater, werde ich mir das hübsche Täubchen da hinter dir zur Brust nehmen. Mal sehen was Kaizo davon hält wenn er erfährt dass es hier noch andere Menschen außer uns gibt! Mal sehen…ob er sich über sein neues Spielzeug freuen wird.“

Und damit war Hana gemeint gewesen, der sich dann erschrocken an Saku seinen Rücken drückte und etwas links an ihm vorbei sah.

Sugiura stand weiter angespannt neben Anderson und sah ihn auch so an. Er war dicht neben ihm, aber einfach nach der Waffe greifen, um ihn zu entwaffnen, war zu riskant. Er würde ihn schneller abschießen als das er ihn erreicht hatte. So waren ihm leider ebenso die Hände gebunden wie Saku auf den noch immer die Waffe gerichtet war und der weiterhin nur bereit dort stand und böse zu dem Blonden vor sich blickte. Sein ganzer Körper machte sich schon bereit von einer Kugel getroffen zu werden, denn er würde nicht weggehen. Er würde Hana niemals seine Deckung wegnehmen und ihn weiterhin schützen. Ihn nicht schutzlos stehen lassen egal was kam. Und die widerlichen Worte von Anderson machten ihn nur noch saurerer, so das er das Gesicht zu einem Knurren verzog und sich innerlich wünschte er könnte ihn einfach erschießen. Niemand würde Hana anfassen. Niemand!

„Du mieses Schwein…“

Sprach er leise zu sich selbst aber an Anderson gerichtet. Doch dann platze es doch aus ihm raus und er fauchte laut rüber:

„Wenn du auch nur einen Finger an Hana legst dann bringe ich dich um!! Ich schicke dich persönlich in die Hölle!!“

Denn er war der Sensenmann. Das konnte er sehr gut. Aber dennoch war er so blöd gewesen. Warum hatte er nicht seine Waffe gezückt bevor der Volltrottel das machte?! Ein Fehler und den musste er nun ausbaden. Niemals würde er zulassen das Hana etwas passierte! Er hatte mit all dem nichts zu tun! Er war ein unschuldiger Junge der auf dieser Insel zuhause war! Dieser Krieg und diese Gewalt hatten nichts mit ihm zu tun! Auch hatte er niemanden umgebracht! So blieb er weiter stehen und schob Hana noch mehr hinter sich, der ihn darauf wieder verdutzt ansah. Er lief sogar etwas rot an wegen der Worte der der Pilot eben gesagt hatte. Das war…sehr schön gewesen. Es machte ihn glücklich. Und nun wusste er es auch endlich. Sakutaro mochte ihn also doch…Saku sah dann zu ihm hinter und sprach:

„Es wird alles gut.“

Hana sah ihn darauf erschrocken an.

„Ich gehe nicht weg…Dieses Mal nicht.“

Und das schwor er sich. Er war, in den letzten Monaten, oft genug weggelaufen. Doch dieses Mal nicht. Hana sah ihn nur weiter an und wurde röter. Dieser Blick. Saku sah ihn so selbstsicher an, so dass das Herz des Blonden schneller schlug. Nein. Oh nein er verstand es. Er war in diesen Mann...

Danach wand Saku einen sehr kurzen Blick zu Sugiura rüber, der diesen sah. Als würden sie über ihre Gedanken reden, wusste der jüngere Pilot sofort was er zu tun hatte. Saku hatte einen Plan. Also nickte er fast unauffällig und blickte nur mit den Augen zu Anderson rüber. Es wurde riskant…aber das war Sakurai sein Spezialgebiet. Und er vertraute seinem Leutnant, also wartete er auf seinen Moment…

Das was Sakutaro vorher zu Hana sagte, war bezogen auf das was er selber vorhin getan hatte. Als er sich abgewandt hatte und an das Wasser gelaufen war. Sich immer von ihm abwand wenn er ihm eine Erklärung schuldig war. Und offenbar hatte Saku das Gefühl gehabt Hana im Stich gelassen zu haben, aber das stimmte nicht. Er übernahm wieder viel zu viel Verantwortung und bürdete sich alles alleine auf die Schultern und Hana sah ihn nur weiter an. Nicht. Er sollte damit aufhören. Das was gerade geschah…das war seine Schuld gewesen und nicht Sakutaros! Wegen IHM waren sie in dieser Lage!

Anderson lachte nur kurz zu ihm rüber, als er dieses süße Pärchen da sah, was anders nicht sein konnte und sprach:

„Versprich nichts was du nicht halten kannst Death Zero!“

Er wollte schießen. Sako sah ihm an das er das tun wollte und machte einen schnellen Schritt mit dem rechten Bein im Sand nach links. Für Sugi war dies das Signal gewesen einzugreifen und er sprang den ersten Leutnant neben sich an. Völlig überrumpelt sah der Blonde zu ihm und hatte dann eine Hand auf seiner Waffe, die diese nach unten drückte und eine Andere die ihn am Kragen packte. Kein Schuss löste sich und es fing ein Kampf um die Waffe an. Hana schrak zusammen weil alles so laut wurde und so schnell passierte. Saku aber nutze die Sekunde und sah dann auch schon zu ihm hinter, fauchte ihn an:

„Lauf weg Hana!!“

So das er einen erschrockenen Blick zugeworfen bekam. Er sollte weglaufen? Aber er konnte ihn doch nicht…! Und noch bevor der Junge etwas tun konnte hörten sie beide wie Sugiura schrie und sahen zu ihm vor. Verflixt! Anderson hatte ihm, mit dem Griff der Nambu, eine ins Gesicht verpasst und er strauchelte nach hinten. Dadurch ließ er den Mistkerl wieder los der dann zu ihm runter fauchte, weil Sugi am Boden aufschlug:

„Das wirst du mir büßen!“

Er zeigte mit der Waffe auf den Sani, doch als der Satz donnerte machte Sakutaro auch schon einen Sprung von Hana weg und nach vorne. Er griff sich vorher aber noch die Waffe aus der Hand des Jungen und rannte danach auf den blonden Mann los, visierte ihn damit an. Völlig erstarrt vor Angst und weil alles so schnell ging blieb Hana aber einfach weiter stehen und sah ihm nach. Er wusste nicht was er tun sollte. Sein ganzer Körper schlotterte und war überfordert. Er wollte ihm helfen! Aber er konnte nicht. Er hatte solche Angst.

Und da Anderson das mitbekam sah er wieder rüber zu Sakurai, der sich schnell auf ihn zubewegte. Er hob auch wieder seine Waffe rüber und wollte schießen. Es war zu spät und der Mistkerl drückte den Abzug. Sugi saß dabei am Boden und konnte nicht verhindern das der Schuss sich aus der Waffe löste und kurz darauf donnerte er auch schon über den Strand. Etwas Unglaubliches geschah darauf.

Saku schaffte es doch tatsächlich dieser schlecht gezielten Patrone auszuweichen und machte einen Satz nach rechts. Sie verfehlte ihn um Haaresbreite und er rannte weiterhin auf ihn zu. Und noch bevor Anderson einen weiteren Schuss abfeuern konnte, hatte der Pilot seine Gunst der Stunde auch schon genutzt und schoss ebenfalls. Nur mit dem Unterschied das er zielen konnte.

Er zielte genau und traf das blonde Arschloch in die linke Schulter. Blut spritze auf und der Angeschossene ließ seine Waffe fallen vor Schmerz, auf die sich Sugi sofort warf und sie konfiszierte. Danach war auch schon Sakutaro bei Anderson angekommen und kam vor ihm hart zum bremsen. Mit Schwung, durch das Rennen, holte er mit seiner alten Nambu aus und verpasste seinem Gegenüber einen ordentlichen Schlag auf die linke Schläfe. Erneut gab es einen schrecklichen Schmerz und der erste Leutnant verlor seine Brille bei dem Aufprall, so dass sie unter ihnen in den Sand fiel. Eine dicke Platzwunde entstand auf der Schläfe und Blut floss. Danach fiel er auch schon, Sekunden später, zu Boden, landete im Sand unter dem Zero seinem Flügel und regte sich nicht mehr. So laut wie es innerhalb von Minuten wurde, so Toten still war es auch schon wieder. Geschafft. Saku blieb vor ihm stehen und sah zu ihm runter. Er atmete schwer und schnaufte dabei. Danach steckte er die Waffe an seinen Gürtel am Rücken und rieb sich den Schweiß von der Stirn. Der war K.O und er selbst konnte wieder Luft holen. Lief alles noch mal glatt und besser als er gedacht hatte. Auch Sugi kam wieder klapprig auf die Beine und zeigte mit der eben konfiszierten Waffe auf den ersten Leutnant am Boden und danach fauchte er:

„Keine Bewegung Mistvogel!“

Saku sah ihn etwas verdutzt an. Okay, alles klar…

Sugi wusste natürlich das er schon längst bewusstlos war, aber das musste mal raus, denn er war selber beruhigt darüber das es alles einigermaßen funktioniert hatte. Das war ne Art um Dampf abzulassen. Was ein Tag, der konnte langsam mal Enden und es war erst Mittag. Den Trick den er und Saku anwendeten, war ein sehr alter den sie zusammen im Dschungel Chinas erdacht hatten. Alle seiner Jungs beherrschten ihn inzwischen. Wenn ihr Boss mit dem Bein so zuckte, wie er es vorher getan htte, war es das Kommando einzugreifen. Simpel aber es hatte wirklich geklappt, auch wenn viel Glück im Spiel gewesen war. Anderson war nicht wirklich talentiert, was ihr Glück war, denn ein anderer hätte sich nicht so leicht überrumpeln lassen. Sicher hatte er auch ordentlich was abbekommen und konnte ihn nicht entwaffnen, aber darum ging es auch nicht. Es ging nur darum ihn abzulenken damit Saku Luft bekam und eingreifen konnte und das hatte geklappt. Also machte er sich locker und sprach dann zu seinem Leutnant rüber:

„Schöner Mist. Was machen wir jetzt mit ihm?“

Richtig, denn sie hatten nun offiziell Probleme. Saku sah zu ihm und zeigte dann mit der rechten Hand zu Anderson.

„Fessel ihn. Wird dürfen ihn nicht mehr ins Lager lassen, oder er verpetzt uns bei Kaizo!“

Sugi steckte die Waffe von Anderson hinten an seinen Gürtel und salutierte vor seinem Staffel-Führer. Dennoch sprach er danach unsicher, als er sich wieder lockerte:

„Ähm…Saku wir entführen gerade den ersten Leutnant unserer Garnison. Ist dir das klar?“

Sakurai sah zu ihm.

„Glaub mir ich würde ihn lieber erschießen, aber vielleicht brauchen wir ihn noch. Lebend ist es sicherer, denn ich bin nicht scharf darauf das Kaizo nach ihm suchen lässt, weil er verschwunden bleibt. Ich bekomme den schon dazu das er kooperiert wie ich es will. Hab nen Plan.“

Dennoch stellte das ein Problem dar, dessen war er sich bewusst, aber darüber konnte er sich auch später noch Gedanken machen wenn es ernst wurde. Sie hatten nun eh offiziell Scheiße am Hintern und da mussten sie jetzt durch. Doch es gab erst mal wichtigeres. Nämlich einen schlotternden Blonden der mal wieder nur Probleme machte.

Also wand Sakurai sich von Anderson ab und drehte sich zu Hana um, sprach zu ihm hinter:

„Es ist alles wieder gut Ha…“

Doch er stockte darauf und verschluckte den kompletten Satz in seiner Kehle. Nein, er blieb dort stecken und kam nicht weiter raus…als er sah was sich vor ihm abspielte.

Auf Sakutaro sein Gesicht legte sich ein Blick des Schreckens und er wurde kreidebleich. Es fühlte sich an als würde sein Blut, in den Adern, erneut gefrieren und sein Herz einfach stehen bleiben. Denn was sich da vor seinem Auge abspielte….war das schrecklichste was er jemals gesehen hatte. Denn er sah Hana. Sah wie dieser Junge noch an derselben Stelle stand wie vorher auch. Wie er dort stand und wie erstarrt wirkte. Er hatte sich keinen Meter von seiner Position entfernt und sah den Älteren sehr erschrocken und schwach an. Der Blonde hatte nichts davon bemerkt aber nun überfiel es ihn. Der Schock hatte es bisher unterdrückt. Seine Atmung wurde mit jeder Sekunde schwerer und dann floh sein Blick selbst an sich herab. Somit sah er genau dass Selbe was auch Saku sehen konnte und was ihn ebenfalls schockierte. Es war eine rote Blume gewesen.

Eine Blume die an ihm erblühte und Hana verstand nicht ganz woher sie kam. Sie wuchs an seiner linken Bauchhälfte und wurde immer größer. Tränkte das weiße Shirt in ein dunkles Rot und er konnte sie nicht stoppen. Seine Atmung wurde immer zittriger je größer sie wurde und erst als der Schmerz dazukam…da verstand er. Das war keine Blume. So fasste er sich sanft mit der linken Hand an den Bauch…und bemerkte nun deutlicher dass es gar keine war, denn das Rot blieb auch an seiner Hand kleben. Es tat weh, pochte, war so warm und Hana realisierte…das er verletzt war. Es war Blut an seinen Händen. Sein Blut. So das er schwach zu Saku rüber sah und sich leicht krümmte.

Die Patrone hatte den Älteren zwar verfehlt…aber Hana dann getroffen der in derselben Schussbahn gewesen war. Er hatte Hana schutzlos ausgeliefert und nun hatte dieser eine Schusswunde im Bauch…und diese rang ihn endlich zu Boden. Innerhalb weniger Sekunden gaben seine Beine nach und er klappte erschöpft und schmerzhaft zusammen. Donnerte auf den Sand und lag seitlich dort. Mit dem Rücken zu ihm gewandt. Als das passierte traf Sakutaro der Schlag, der vorher nur fassungslos da gestanden hatte und nicht wahrhaben wollte was passiert war. Dieses Geschoß war für ihn bestimmt gewesen…aber Hana hatte sie abbekommen. Und als der Blonde zusammenbrach und leblos im Sand lag, da schrie Sakutaro seinen Namen. Er schrie ihn so laut wie noch nie zuvor und rannte zu ihm hin. Sein Herz donnerte, alle Geräusche wurden ausgeblendet und er sah nur noch wie der Kleine da regungslos und seitlich am Boden lag. Ihm den Rücken zugewandt hatte und sich einfach nicht mehr bewegte. Und Saku hatte noch nie zuvor so viel Angst gehabt wie in jenem Moment. Er konnte an nichts anderes mehr denken als das er zu ihm wollte und darauf kam er endlich bei Hana an.

Zittrig und vorsichtig hob er seinen schlaffen Oberkörper an und drückte den Jungen instinktiv an sich, der die Augen geschlossen hatte und zittrig atmete.

Hana lag in den Armen des Älteren und fühlte seine Wärme, auch wenn er ihn nicht sehen konnte. Immer und immer wieder schrie Saku seinen Namen und rüttelte leicht an ihm. Jede Bewegung tat weh und Blut durchtränkte immer mehr das weiße Oberteil und tropfte in den hellen Sand unter ihm. Tränkte ihn damit auch in ein tiefes Rot. Und in dem Moment, als Saku erneut laut nach ihm rief, da hörte Hana ihn wieder und öffnete leicht die Augen. Er sah zu ihm hoch, schwach, aber er sah ihn. Er sah dieses dumme Gesicht vor sich das ihn so wehleidig und besorgt ansah, ja sogar leichte Tränen in den Augenwinkeln hatte. Es tat weh ihn so zu sehen, aber er war froh das er da war. Er... er hatte ihn so lieb.

Hana fühlte wie Sakutaro ihm mit der linken Hand sanft über die Stirn fuhr und eine seiner Strähnen beiseite schob. Es war so sanft gewesen, als wollte er ihn nicht noch mehr verletzen. Es tat so gut…Aber er konnte ihn wieder nicht hören. Sein eigener Herzschlag war alles was er noch mitbekam. Übertönte einfach alle Worte und Geräusche. Und dann fasste er sanft, mit der blutigen Hand nach Saku und legte sie auf die Brust des Älteren, genau dort wo sein Herz sein musste. Blut verteilte sich auf der Kleidung des Älteren und er sah Hana erschrocken dabei zu. Saku sein Herz donnerte und er fing auch leicht an zu zittern. Der Blonde hörte es. Sein Herz. Es war noch immer Vollmond so konnte Hana es hören. Fühlte wie schnell es schlug vor Angst und hörte seinen Klang spielen. Nicht eine Sekunde sah er dem Älteren dabei nicht in die Augen, die so voller Sorge und Angst um ihn waren. Nicht. Er sollte ihn so nicht ansehen. Hana wollte ihn...lachen sehen.

Doch dann spürte Hana etwas und es riss ihn raus. Der Schmerz in seinem Bauch wurde schlimmer und sein Herz…es schlug langsamer als das von Saku, das fast drohte aus der Brust zu springen. Dabei sah er wie Sakutaro immer und immer wieder zu ihm runter sprach, dann mal verzweifelt zu Sugiura rüber sah und danach wieder nach Hana schrie und ihn sanft an der Wange fasste. Doch er konnte ihn nicht hören. Das musste er auch nicht denn er wusste was er sagte. Er sagte seinen Namen. Und als dem Jungen schummrig vor Augen wurde, ihre Herzen unterschiedlich schnell schlugen, da bekam der Blonde selber Panik und schloss die Augen. Seine Arme umklammerten krampfhaft seinen Bauch, befleckte sie mit Blut und er verzog das Gesicht dabei schmerzhaft. Würde er…sterben? Fühlte sich so sterben an? Ihm wurde ganz warm und es tat weh. Er fühlte sich so schwach. Mutter...er wünschte sich seine Mutter her. Er hatte Angst.

Ein elendes Jammern entwich seiner Kehle während sich Tränen aus seinen Augen schlichen und dann hauchte er zu dem Piloten hoch:

„E-es tut so weh…Es tut so weh…Sakutaro…S-Saku…Mama...“

Er hatte solche Angst und Saku fühlte das, so drückte er ihn fester an sich. Er zitterte selber am ganzen Leib und flehte ihn an. Er flehte Hana an wach zu bleiben. Packte ihn fest und drückte ihn an sich, den er hatte jemanden in den Armen der sterben würde wenn er nichts tat! Hana lag wie eine leblose, schlappe Puppe in seinen Armen. Sein rechter Arm hielt ihn am Rücken und mit der linken Hand hielt er dessen Hinterkopf und drückte sein warmes Gesicht an seine eigene Kehle. Flehte ihn immer wieder an wach zu bleiben und zitterte dabei. Doch der Kleine wurde immer schwächer. Schmerz schoss durch ihn und er krisch plötzlich laut auf. Jammerte vor Pein. Instinktiv krallte Hana sich an die Brust des Älteren. Tränkte dessen Kleidung weiterhin mit Blut, als Saku noch einmal laut seinen Namen schrie:

„HANA!!“

Und er ihn dann wieder drückte. Erneut hatte er Blut an sich. Es war wie damals. Er hatte sie auch so gehalten und nach ihr geschrien. Nach Chiharu. Doch dieses Mal war es schlimmer. Viel schlimmer als jemals zuvor. Denn Hana war nicht sie und er war noch immer am Leben...

Death Zero

Dies ist meine Flucht vor meiner Vergangenheit, so renne ich durch diese neue Welt und sehe nicht mehr zurück. Denn nun weis ich endlich dass ich hingehen kann wohin immer ich will. Und so sehe ich einfach nicht mehr zurück. Aber wann weis ich wann ich dort angekommen bin wo ich hingehöre? Und wann weis ich wann es Zeit ist zu gehen? Wir alle müssen irgendwo mal anfangen. Genauso ist es für mich. So viele Möglichkeiten ergeben sich die niemals enden könnten. Nun sehe ich es klarer als je zuvor, denn es ist alles in meiner Reichweite. Ich verstehe es endlich, denn es war schon immer tief in mir gewesen, doch nun akzeptiere ich es und bin ich völlig frei. Deswegen mache ich auch einfach weiter. Strenge mich jeden Tag an und beweise mich. Meine Zeit zum strahlen wird schon noch kommen. Du wirst schon sehen. Denn so schnell wie ich lerne schaffe ich es ganz hoch an die Spitze. Doch bitte wecke mich auf wenn ich dort angekommen bin, denn es fühlt sich an als wäre ich in einem Traum verloren gegangen. In meinem Herzen weis ich das meine Zeit gekommen ist und endlich kann ich es sehen: die Möglichkeiten sind grenzenlos. Hier oben ist die Luft frisch und alles ist so überschaubar und einfach. Ein Ort der absoluten Stille, über den ich wie ein Adler wache. Dennoch erwies sich die Welt schnell als eine Art von Vampir. Etwas was ich klar von hier oben sehen konnte. Sie wurde nur so erschaffen um mich auszusaugen. Mir all meine Kraft zu nehmen. Wie ein hinterhältiger Zerstörer der dich über die Flammen hält und dich leiden sehen will. Krieg herrscht unter mir und ich muss eingreifen um das zu schützen was ich liebe. Und was bekomme ich dafür? Dafür das ich jeden Tag diesen Schmerz erleiden muss? Betrug, ein falsches Verlangen und ein Stück von einem Spiel das ich nicht durchschauen konnte. Obwohl ich das ganz genau wusste wollte ich es allen zeigen. All meine lockere und kalte Art, wie bei jedem anderen Job auch, trieb mich immer weiter an zu kämpfen. Doch nun stehe ich hier nackt und bin nichts weiter als ein Tier. Aber schaffe ich es noch mal mich so sehr zu verstellen um dich zu retten? Nur noch für diese eine Show? Aber was willst DU eigentlich von mir? Also ich möchte mich ändern. Doch was ändert sich wenn es sich immer wieder gleich anfühlt, egal was ich auch mache? Sag mir dass ich der einzige bin der es ändern kann. Sag mir es gibt da niemand anderen außer mir. Jesus war auch ein einzelner Sohn der alle retten wollte. Sag mir dass ich der Auserwählte bin. Ich möchte der Einzige sein. Doch trotz all meiner Wut bin ich dennoch nur eine Ratte im Käfig. Werde gefüttert wann sie es für richtig halten und bekomme keinen freien Willen geschenkt. Jemand sagte mir mal: Was verloren ist kann nicht mehr gerettet werden. Und so bleibe ich weiterhin eine Ratte im Käfig. Eine die sich versucht durch das Metall zu beißen um seinem Schicksal zu entkommen. Alle fürchten sie mich. Fürchten das, wenn ich mich befreien könnte, die Welt mit einer Seuche zerstöre. Alles was sie kennen auf den Kopf stelle. Ich bin der Tod. Nur dafür wurde ich gezüchtet. Egal wohin ich gehe dieser Name verfolgt mich. Er erzeugt Angst unter meinen Kameraden und blanke Panik unter meinen Feinden. Ich bin der Sensenmann auf grünen Schwingen. Mein Name ist...Death Zero.
 

Mit einem lauten Knall erschien ein neues Loch in der Wand.

Es war ein kleines Loch gewesen, das neben den ganz vielen Anderen erschien und sich perfekt dazu ergänzte. Später, wenn mehre kommen würden um zu trainieren, würde man es von den Anderen nicht mehr unterscheiden können. Auch die Zielscheibe, die am Ende des langen Raumes, der Halle, aufgehängt wurde, war gut zerschossen gewesen. Die meisten Schüsse verfehlten allerdings die goldene Mitte, die mit einem roten Punkt gezeichnet war, nur ganz knapp oder halt sehr weit. Selten wurde die Mitte getroffen und zeigte damit ganz genau WER an diesem Ort das Schießen übte. Nämlich Frischlinge.

Ein erneuter Schuss knallte durch die kleine Halle der Schießanlage und verfehlte wieder die Mitte. Schlug dieses Mal noch weiter außen, in das Papier der Zielscheibe und die Wand dahinter ein. Frustriert senkte der Neuankömmling, der abgedrückt hatte, die Waffe in seiner Hand und seufzte. Wieder mal daneben, verdammt. Langsam riss es an seinem Ego rum und ließ ihn beschämen, da er nicht allein zum Trainieren da war und genau beobachtet wurde. Aber er war noch nie gut darin gewesen mit einer Waffe zu zielen und ehrlich gesagt war es ihm auch zu wider. Das lag nur an einem Grund: denn sobald man eine Waffe in der Hand hielt wurde es ernst. Das hier war kein Spielzeug, so wie Kinder es gern sahen, sondern etwas um sich zu verteidigen und zu töten. All die schwere Last einer Entscheidung und die Gewalt der Wahl, lagen sofort in seiner Hand wenn er eine trug. Wie bei jedem anderen Menschen auch. Und noch mehr plagte es wenn man sie auf eine Person richten musste, denn auf Zielscheiben, in menschlicher Form, zu schießen war eine Sache, aber auf lebendige Menschen wieder was ganz anderes. Doch er war hier und musste das lernen, denn sonst konnte er auch glatt wieder gehen und würde damit Schande über seine Familie bringen. Wenn nicht sogar noch die Unfähigkeit seine Familie zu schützen falls der Krieg kam.

So sah er zu der Handfeuerwaffe in seiner Rechten. Es war eine Nambu 04, ein älteres Modell der Nummer 014 und schon sehr oft benutzt von den ganzen Lehrlingen die oft auf den Schießstand kamen. Normalerweise war dieser Ort kein Spielplatz, denn dort wurde mit scharfer Munition zum schießen geübt. Doch für einige Lehrlinge entwickelte es sich immer und immer mehr zu so eine Art von Treffpunkt. Meist aber erst spät am Nachmittag, wo die meisten anderen Lehrlinge und Soldaten schon verschwunden waren und man etwas für sich sein konnte. Teenager und Heranwachsende hatten immer einen Ort an dem sie sich trafen und quatschen oder Scheiße machen konnten. Und diese Jungs waren nichts anders, nur das sie innerhalb eines Militärstützpunktes lebten und das halt dort taten als in einem Park. Gefährlicher als im normalen Leben. Doch war dieser Ort bewacht, im Gegensatz zu einer Parkanlage für Zivilisten. Der Schießstand wurde überwacht.

Die Waffen lagen nicht einfach mal da rum und jeder konnte sie sich nehmen wann er wollte. Sie wurden ausgegeben und man wurde dabei von einem Wärter überwacht. Der Wärter war aber nachmittags gerne mal einen Trinken und die Jungs, die dann immer mal kamen, kannte er sehr gut wie sonst keinen, also ließ er sie machen und verschwand mal für einige Minuten um seinen Spaß zu haben. Er vertraute ihnen denn sie waren korrekt, auch wenn es dumm und unüberlegt war. Wenn das einer rausbekam verlor er schnell seine Position, keine Frage. Doch er kannte sie lange genug um es besser zu wissen und zu wissen dass sie allesamt umsichtig und gute Männer waren. Somit bekamen die Jungs etwas Freiraum und konnten sich austoben und locker miteinander sprechen. So wie in jenem Moment auch.

Sie kamen immer zu viert. Er bezeichnete sie gerne als einen: Schokoriegel von Vollidioten, dessen Segmente man nicht trennen konnte. Noch jung und etwas grün hinter den Ohren, aber dennoch hatten sie alle das Herz am rechten Fleck. Freunde die unterschiedlicher nicht sein konnten. Und aus jeder Fraktion, innerhalb des Militärs, war da einer dabei und somit ergaben sie einen verdammt bunt zusammengewürfelten Haufen. Etwas was man selten erlebte, denn meist bleiben die Mechaniker nur unter sich, so wie auch die Piloten und die Sanitäter ect. Sie so zu sehen machte immer wieder Hoffnung dass alle zusammen an einem Strang ziehen lernen könnten und somit eine perfekte Einheit ergaben die auf alles vorbereitet sein würde. So sollte man denken. Und nachdem der Jüngste schon wieder daneben geschossen hatte legte er frustriert die Waffe vor sich auf den Tresen, der eine Abtrennung zu dem Platz dahinter darstellte, wo die Ziele standen und schüttelte den Kopf. Schon oft hatte er es versucht, das war der siebte Schuss gewesen und schon wieder so weit von der Mitte entfernt! Langsam nervte es ihn und er hatte keine Lust mehr. Zweifelte ob er es jemals lernen würde, denn das musste er. Derweil sah links neben ihm, ein junger Kerl mit Brille, zu und stützte sich auf diesem Tresen ab. Er hielt seinen Kopf in seinen Händen gestützt und pfiff nach dem was er da eben gesehen hatte auf. Es war aber mehr ein Pfiff der Enttäuschung, als er danach sofort sprach:

„Wow…Das war ja mal voll daneben. Sicher das du nicht lieber kündigen und wieder nachhause gehen willst?“

Als er das gesagt hatte sah der Schütze etwas beschämt zu ihm runter und lief leicht rot an. Ja danke! Man musste nicht noch mehr drauftreten! Er wusste dass er schlecht gewesen war! So schnaufte er und muffte dann beleidigt:

„Ach lass mich doch in Ruhe! Ich bin für sowas nicht gemacht, okay?! Ich will Menschen helfen und nicht erschießen! Deswegen bin ich bei den Sanitätern und nicht bei den Sturmtruppen, oder so! Packt dich an deine eigene Nase Katsura!“

Der Junge, mit der Brille, dessen Name Katsura war, sah locker zu ihm rüber. Er war genauso groß wie er und hatte braune, kurz geschorene Haare. Allerdings hatte er diesen Blick drauf, den eines Menschen der Maschinen mehr schätzte als Menschen und antwortete dann:

„Mach ich mit einer Garantie von 99 Prozent. Ich sag dir mal was: Ich bin auch hier um Mechaniker zu werden und dennoch muss ich lernen Feinde zu töten. Das gehört nun mal dazu Sugi. Gewöhn dich dran Menschenfreund.“

Ja Sugi mochte Menschen, deswegen half er ihnen auch gerne. Aber ab und zu gab es mal welche denen wollte auch er den Hals umdrehen. Wie Katsu gerade! Doch wo er recht hatte da hatte er leider recht. Und es war besser ihm die Wahrheit zu sagen, als sie zu verheimlichen und ihn mit Samthandschuhen anzupacken. Das schätzte er an diesem Freak sehr, auch wenn der Menschen weniger schätzte als Technik.

Sugiura war der jüngste von ihnen und stand etwas da als hätte man ihn den Wölfen vor die Füße geworfen, die eigentlich seine Freunde waren. Normalerweise wollte er auch lieber dabei zusehen und anderen das Schießen überlassen. Sich komplett aus dieser Gewalt raushalten, aber dummerweise musste er auch als Sanitäter lernen sich zu verteidigen. Denn auch diese mussten da raus aufs Schlachtfeld und kämpfen wenn ihr Leben in Gefahr war. Sicher meinten es seine Freunde gut, aber dennoch kam er sich gerade sehr verspottet und gehänselt vor. Fühlte so bei jedem von ihnen die um ihn herumstanden.

Selbst der Dickste von ihnen, der weiter hinten im Abseits stand und ihnen zusah musste dem zustimmen. Und das obwohl er sich normalerweise immer aus solchen Diskussionen raus hielt und mehr für sich beurteilte, als anderen Tipps zu geben. Dennoch nickte er plötzlich und sprach dann etwas ernst:

„Der Mechaniker hat recht. Auch als Sanitäter musst du wissen wie man den Feind tötet. Es sei denn du bist scharf darauf im Feld erschossen zu werden!“

Sugiura sah deswegen hinter sich zu dem dicken Jungen. Er stand da locker neben dem Anmelderäumchen, wo normalerweise der Wärter drin stand, in einer Ecke angelehnt und hatte die Arme vor sich verschränkt. Dieser trug, wie immer, einen sehr eingepackten Anzug eines Soldaten der dunkelgrün war und oben drauf noch eine Kappe die so platt war das sie wie angebatscht auf seinem Kopf lag. Im Grunde das Selbe wie alle anderen auch im Raum, bis auf die Kappe die kein anderer wollte. Es war die Kleidung von Lehrlingen und das Kotzegrün war nicht jedermanns Sache. Doch die Meisten sahen irgendwann darüber hinweg. Dem Jungen sein Name war Kaizo Oume und er war genau wie Katsura einer der Mechaniker werden wollte und für diesen Bereich auch ausgebildet wurde. Von ihnen allen war er der der schon am längsten auf diesem Stützpunkt lebte und lernte. Er hatte so gesehen, Sugi, der erst vor kurzem dazu kam, sogar schon zwei Jahre voraus. Und damit war er auch schon bald am Ende seiner Ausbildung angekommen und hatte somit auch die meiste Erfahrung. Und auch wenn er schon so weit war und bald fertig wurde, so wie auch vieles wusste, hatte er dennoch meist noch eine große Klappe und ließ lieber andere die Schießerei übernehmen als sich selbst die Hände schmutzig zu machen. Obwohl er selber nicht mal so schlecht darin war und ein guter Schütze war. Kaizo kommandierte gern rum. Er war nicht faul, aber er wollte immer gern das Sagen haben. Deswegen gab er auch gerne mal klugscheißerische Sprüche von sich die einfach nur demotivieren sollten anstatt zu helfen. Aber bei EINEM im Raum biss er damit gern mal auf Granit. Einer der sein persönlicher Rivale war und diese Person stand rechts von Sugi und schmunzelte etwas frech. Er war dem Spektakel der letzten sieben Schüsse aufmerksam gefolgt und konnte nicht glauben wie sehr sich sein Freund doch anstellte. Er selber würde mit verbundenen Augen treffen.

Sugiura sprach zu Kaizo hinter:

„Hey, gebt mir mal eine Pause, okay?! Ich bin noch nicht so lange hier! Außerdem muss ich erst noch herausbekommen wie das funktioniert! Da gibt es doch bestimmt eine Trick, oder?!“

Ja, dieser nannte sich: Zielen. Und ein Wille zu treffen wäre auch angebracht.

Kurz darauf fasste der Junge rechts von ihm die Waffe auf dem Tresen. Es kam so unerwartet und ohne Vorwarnung das sich der Jüngste sogar erschrak und auch so zu seinem Nachbarn sah, der mit einem sehr strengen Blick die Nambu in der rechten Hand hielt und zielte. Er stand gerade und sehr stolz da, hatte sogar Sekunden später ein leichtes Lächeln auf den Lippen, als er mit der Waffe auf das Ziel an der Wand zielte und dann eiskalt abdrückte. Ein weiterer Knall krachte durch die Halle und der Schuss landete dort wohin er sollte. Verfehlte nicht die Zielscheibe. Erstaunt, so wie auch etwas fassungslos, sah der Jüngste nach vorne zu der Wand und sah wo die Patrone eingeschlagen war…natürlich in der Mitte. Sie hatte ein sauberes Loch in die Mitte des roten Punktes gerissen und der Rauch der Waffe verflog noch etwas im Raum herum, was man durch die Lampen an der Decke gut sehen konnte. Katsura pfiff erneut, aber dieses Mal war es vor Begeisterung gewesen, als Sugi wieder zu dem Jungen neben ihm sah. Der Kerl war unglaublich. Er hatte nicht mal wirklich gezielt sondern einfach nur abgedrückt. Und als er dann zu ihm sah war da noch immer dieses freche Lächeln auf den Lippen. Er reichte ihm dann locker, mit der rechten Hand, die Waffe und sprach genauso frech:

„Einfach aus dem Handgelenk. Als würdest du mit dem Finger drauf zeigen. Mehr ist da nicht dabei.“

Er sah so cool aus. So wie immer.

Etwas beschämt fasste sich Sugiura dann die Waffe des Jungen vor sich, der nur ein Jahr älter war als er und legte sie dann wieder auf den Tresen, als er muffte:

„Du bist ein Angeber Sakutaro! Ich bin vielleicht nicht so ein guter Schütze wie du, aber eines Tage werde ich dir dafür mal den Arsch retten wenn du schwer verletzt im Schützengraben liegen solltest! Wirst schon sehen! Auch Sanitäter sind wichtig!“

Daran hatte auch keiner Zweifel. Aber es musste schon echt mit dem Teufel zugehen wenn Saku mal auf Sugiura angewiesen sein müsste…

Sakurai war in der Tat ein Angeber, aber er konnte leider auch zu Recht mal angeben. Nicht nur weil er verdammt gutaussehen war und stark, sondern weil er es auch wirklich drauf hatte. Dieser Schuss eben passierte bei ihm einfach wie aus der Hüfte und dann wurde es auch noch ein sauberer Treffer. Als hätte er wirklich nur mit dem Finger drauf gezeigt und abgedrückt. Er war einfach unglaublich wenn es um das Schießen ging. So gesehen war er in vielerlei Dingen unglaublich, nicht nur beim Schießen. Er besaß so ein Adlerauge und meist waren alle seine Schüsse ein Volltreffer. Sugi nannte ihn deswegen auch gerne mal verspielt: One Shot Kid. Denn Sakutaro reichte meist ein Schuss um alles zu beenden. Jeder gab dann sofort auf, wenn er sofort einen Volltreffer erzielte. Keiner legte sich freiwillig mit ihm im körperlichen Einzelkampf an, oder schoss mit ihm am Schießstand um die Wette. Er war so talentiert und steckte alle locker in die Tasche. Aber er war auch schon ein Jahr länger da als Sugi, hatte somit mehr Erfahrung und Training und damit lag er auch nur ein Jahr hinter Kaizo, der ja die meiste Erfahrung hatte und sich nun auch wieder muffig abwand weil er diesen Angeber nicht leiden konnte. Doch auch ohne diesen Vorsprung von einem Jahr war Skaurai ein Naturtalent wenn es ums Kämpfen ging. Er hatte eine schnelle Auffassungsgabe und ein wildes Temperament. Dummerweise brachte ihn das Zweite auch gerne mal in Schwierigkeiten, denn er machte auch gern mal Dinge einfach kopflos. Besonders dann wenn er sie für richtig hielt.

Sakutaro grinste dann frech zu dem Jüngsten und legte die Hände auf seine Hüfte, als er sprach:

„Was kann ich denn dafür wenn ihr es alle nicht drauf habt? Vielleicht solltet ihr euch etwas mehr anstrengen, oder der erste Einsatz wird auch gleich euer letzter sein. Kann nicht jeder so ein geborener Überflieger sein wie ich! Aber keine Sorge, wenn ich mal euer Boss bin pass ich schon auf euch Versager auf!“

Er lachte freundlich darauf und obwohl das sehr gemein von ihm klang, was er da gesagt hatte, mussten Katsura und Sugi dennoch auch anfangen zu lachen. Sie kannten ihn und das lag einfach daran das sie Freunde waren und fest zusammenhielten. Saku war ein guter Kerl, nur gerne mal etwas übermütig.

Sie waren alle vier noch sehr jung. So wie noch nicht lange innerhalb der Armee und auf dem Stützpunkt in Tokyo untergebracht worden. Kaizo war zwar am längsten da, aber auch er hatte noch viel zu lernen. Direkt nach ihm kamen auch schon Sakutaro und Katsura. Doch egal wer länger da war, sie alle verband schon ein sehr enges Band der Freundschaft. Bis auf Kaizo, der mehr am Rande stand und ein Mitläufer war. Besonders Saku sah man an das er die Freundschaft zu den Anderen schätzte. Er war von Natur aus eher der ruhige und zurückhaltende Typ. Ja man konnte ihn schon als „ extrem misstrauisch“ bezeichnen. Seine Gunst und sein Vertrauen zu erlangen erwies sich als schwer. Doch wenn man das geschafft hatte, dann war er ein loyaler und toller Freund. Und nachdem er die Jungs kennengelernt hatte, da wurde er auch anders. Er öffnete sich, ihnen gegenüber, erst sehr langsam, aber als es dann passiert war legte er auch ganz schnell eine etwas spitze und freche Art an den Tag. Gepaart mit starkem Stolz und leichter Arroganz, die er unter seiner harten Schale meist gut verbarg. Doch nun da er Freunde hatte kam es endlich komplett zum Vorschein. So erwies er sich als verrückter Hund mit interessanten Ideen, die aber meist nicht ganz so ungefährlich waren. Sakurai wusste das er gut war, in dem was er konnte und das lebte er auch aus. In der Hinsicht hatte er seinen eigenen Kopf. Doch trotz dieser Art, die er an den Tag legte, egal ob offen oder verschlossen, hatte er etwas an sich was Leute dazu brachte sich um ihn zu scheren und zu sammeln. Er zog Leute magisch an und man war gern in seiner Nähe, als würde man von ihm profitieren können wenn man nur um ihn herum schwirrte. Er brachte gute Laune, wenn er aufgedreht war und vor allem bekam er die Leute dazu den Kopf oben zu halten. Er schenkte Hoffnung und Mut. Etwas was so Versager wie Sugiura und Katsura an ihm liebten. Sie waren nicht so wie er und Spinner. Zumindest sahen sie sich selbst als das an. Einzelgänger und Außenseiter die einen größeren Knall nicht haben konnten. Doch Saku nahm sie so wie sie waren, mit all ihren Macken und wurde ihr Freund. Er hielt sie auf Trab und brachte sie somit immer wieder auf die Beine. Deswegen waren sie ihm treu und mochten ihn. Er war wie ein Anführer dem sie gerne folgten und der für sie nur das Beste wollte, auch wenn er das nicht sagen konnte und etwas komisch rüber brachte. Saku war ein guter Kerl. Doch einer kam mit seiner Art überhaupt nicht zurecht…und das war Kaizo.

Kaizo Oume konnte ihn schon von Anfang an nicht leiden und das lag nicht nur an seiner arroganten Art, die Saku täglich an den Tag legte, sondern auch daran das er einfach nie den Hals vollbekam. Er war so ein klassischer Überflieger-Typ der sich nicht ausbremsen lassen konnte und immer eingriff. Er sah gut aus und war stark gebaut. Noch dazu wusste er wie man zu kommunizieren hatte und war nie faul sondern blieb auch länger und machte seine Arbeit fertig. Jeder fand ihn toll. Auch hatte er diese Tauchsieder-Mentalität. Musste sich einfach überall reinhängen und seinen Senf dazu geben wo es nur ging. Und das nervte ihn gewaltig. Saku war ein Besserwisser und einer der nervigsten Sorte.

Nachdem er ihn damals kennengelernt hatte, wurde schnell klar das Sakurai für den Luftkampf eingesetzt werden sollte. Hatte es wirklich geschafft General Anderson und Paku zu überzeugen das dies der richtige Ort für ihn wäre. Er kannte sich exzellent mit Fliegern aus und auch seine Zielfertigkeiten und der Umgang mit Waffen waren herausragend. Sakurai wollte gedrillt und gefordert werden und das gab ihnen ihr Ausbilder Anderson dann auch. Glaubte fest an ihn. Und so unterteilte er ihm der Flieger-Staffel, mit dem Ziel später Mal ein Zero-Pilot zu werden um seinen Traum zu erfüllen. Auch wenn Kaizo fand dass das ein bescheuerter Traum war. Warum sollte man sich freiwillig in einen Flieger setzten der nach dem ersten Beschuss schon in Flammen aufging und man sich dann noch freiwillig in feindliche Schiffe stürzen sollte. Man sein Leben einfach so wegwarf. Das konnte er nicht verstehen, aber Saku war halt einfach größenwahnsinnig und dumm in seinen Augen. Dumm sowas tun zu wollen.

Seit dem war ein Jahr vergangen mit dem er, notgedrungen, mit Sakurai abreiten musste und das war keine so tolle Sache. Sie arbeiteten zusammen an verschiedenen Fliegern, denn obwohl Sakurai kein Mechaniker war, so musste er dennoch wissen wie die Maschinen funktionierten und gewartet werden mussten. Und jedes Mal ging er dabei Oume auf den Zeiger. Saku war arrogant und legte sich immer wieder aufs Neue mit Kaizo an. Wollte ihm sagen wie man einen Zero richtig zu warten hatte und das obwohl ER der Mechaniker war! IHM sagen wie man seinen Job richtig machte! Und wenn der Dicke etwas hasste, dann war es wenn so ein arroganter Schönling mit Überflieger-Komplex kam und ihm sagte wie er seine Arbeit zu verrichten hatte! Einer der dachte er könnte sich mit seinem Charme und seinem guten Aussehen einfach alles leisten und gewinnen! Sie waren keine Freunde, mehr Rivalen und dennoch schwirrte Kaizo immer um ihn herum und traf sich auch zusammen mit Saku seinen Freunden. Das war aber alles so geplant. Es ging nicht darum das er einsam war oder so. Sondern wegen seiner persönlichen Einstellung. Kaizo vertrat die Meinung: Kümmer dich um deine Freunde, aber noch MEHR um deine Feinde. Also behielt er den Schönling im Auge und wartete nur darauf dass er ihm irgendwann mal ordentlich einen reinwürgen konnte. Aber nicht nur wegen seiner Art mochte er Sakurai nicht…sondern weil ihm einfach alles vor die Füße geflogen kam und er dies nicht mal wertschätzte. Unter anderem auch dieses liebe Mädchen Chiharu…

Grob gesehen waren sie eine bunte Lehrlings-Truppe die nicht verschiedener sein konnte. Ordentlich gemischt noch dazu. Sie bestand aus einem Sanitäter, zwei Mechanikern und einem Piloten. Und Sakurai verhielt sich wie der Leitvogel der alle anderen hinter sich her zog. Und weil er noch jung war, verhielt er sich auch gerne mal übermütig. Doch war er auch einer, wenn er Mist baute, der zu seinen Fehlern stand und sie keinem Anderen in die Schuhe schob. Das musste an ihm und seinem Dickkopf gutsagen. Doch er konnte auch anders sein…besonders wenn er mit Menschen Probleme hatte. Dann konnte es passieren das sich ein Schalter in seinem Kopf umklappte und er von ruhig und höflich zu eiskalt und aggressiv umsprang und das innerhalb von Sekunden. Er konnte dann…unberechenbar sein.

So nahm Sakutaro wieder die alte Nambu 04 und grinste frech zu dem im Abseits stehenden Kaizo rüber, der seinen Blick abwand hatte und in Gedanken versunken zu sein schien. Wie immer. Er stand nur da und gab große Sprüche von sich. Dieser arrogante Kerl. Saku wusste genau warum er immer um sie herumschlich und er hatte es auch lange Zeit einfach zugelassen. Es war ihm egal geworden…zumindest fast. So ritt ihn plötzlich mal wieder der Teufel und kurz darauf zeigte Saku mit der alten Waffe auf ihn, sprach frech rüber:

„Hey Kaizo! Schon mal ner Kugel ausgewichen?...Ich habe gehört das es möglich sein soll, wenn man genau weis wann der Feind den Abzug drückt und wie schnell das Projektil fliegt. Ist also ne Rechensache. Du kennst dich doch mit sowas aus. Weist ja auch wie schnell ein Zero schießen kann und kennst die meisten Vehikel in und auswendig. Bist ja ein helles Köpfchen…Willst du es uns mal zeigen?“

Als er das sagte sah Kaizo etwas erschrocken zu ihm rüber. Es riss ihn aus seinen Gedanken, als wäre ihm ein Schraubenschlüssel auf den Fuß gefallen und er war sofort wieder im Hier und jetzt angekommen. Was sagte er da?! Er sah ihn an und er konnte einen leichten Schreck nicht verbergen, der noch immer auf seinem Gesicht lag. Und dann sah er noch dieses freche grinsen auf diesem verdammten Gesicht sich gegenüber. Diese Fresse die ihn arrogant musterte und auf eine Antwort zu warten schien, während er eine geladene Waffe auf ihn hielt. Es kotzte ihn sofort an. Dieser Mistkerl war unberechenbar und arrogant. Saku drehte derweil die Waffe etwas frech und verspielt in seiner rechten Hand, die nicht gesichert war, während er auf eine Antwort von Kaizo wartete. Die Stimmung knickte etwas so dass sogar Sugiura und Katsura etwas Abstand zu ihm nahmen und nicht korrekt fanden was er da tat. Mit einer Waffe so rumzumachen war eine Sache, aber sie auf einen Kollegen zu zeigen noch mal eine ganz andere und härter. Was hatte er da vor? Das war doch einfach nur Rücksichtslos und unbedacht!

Es dauerte eine Sekunden, aber der dicke Kaizo sagte dann etwas verwirrt und genervt zu ihm rüber:

„WAS willst du von mir Sakurai?!“

Saku grinste böse.

„Bist du taub? Du sollst uns zeigen dass du einer Patrone ausweichen kannst! Auch komm schon Kaizo! Ich bin mir sicher wir können alle noch was von dir lernen! Immerhin weist du doch eh alles besser, nicht wahr? Zeig mir das ich mich irre Kaizo…“

Gab Saku frech von sich und hörte schlagartig auf mir der Waffe in der Hand zu spielen und zielte wieder auf den Dicken vor sich. Es drohte zu eskalieren, doch warum so plötzlich? Sugiura sprach dann etwas erstickend und leise von sich:

„Hey Saku lass das. Das ist echt nicht witzig, okay?“

Doch der Ältere zielte weiter auf Kaizo. Was tat er da? Das war doch sonst nicht seine Art. Katsura und Sugi beunruhigte es plötzlich sehr, denn die Stimmung war schlagartig gekippt. Eben war alles noch sehr locker gewesen und sie trafen sich wie immer an diesem Ort. Aber nun wirkte es als würde ein düsterer Schatten über ihnen hängen. Und Saku sah auch plötzlich nicht mehr so locker aus, sondern blickte Kaizo sehr ernst an, während er noch immer die Waffe, auf Augenhöhe, vor sich hielt, weil er so besser zielen konnte. Er hatte ihn wirklich im Visier…als wollte er ihn töten. So war es auch schlagartig still geworden und die Luft wurde dick vor Anspannung. Keiner rührte mehr einen Muskel. Ganz besonders Sugi und Katsu nicht, die einfach nicht verstanden was los war. Und als Saku dann langsam Schritte auf Kaizo zu machte, der sich nun auch zu ihm drehte, aber noch immer mit dem Rücken an der Wand hinter sich stehen blieb, da bekam es auch die anderen Zwei etwas mit der Angst zu tun. Saku war keiner der einfach so explodierte und um sich schoss. Dennoch kam er gerade genau so rüber, es war beängstigend.

Kaizo stand nun in dieser Ecke und war förmlich in da reingedrängt worden, als Sakurai immer näher kam und ihm langsam alle Fluchtmöglichkeiten nahm je näher er kam. Es war eine ungünstige Situation, doch warum…hatte er da noch zusätzlich das Gefühl vor ihm fliehen zu müssen? Er sah ihn so ernst an. Der Piloten-Lehrling sah ihn ja schon an als hätte er einen persönlichen Groll und wollte ihn wirklich umbringen. Und je näher er kam umso mehr wurde auch Kaizo ernster, aber auch nervöser. So warf er ihm dann endlich einen ebenso bösen Blick zu. Auch wünschte er sich plötzlich ebenfalls eine Waffe haben zu wollen, nur um ihm diese arrogante Visage wegzupusten, die er so sehr verabscheute. Saku sah zwar noch immer ernst drein, aber er sprach dann plötzlich im Laufen ungewöhnlich locker:

„Je näher man einem kommt…umso unmöglicher wird es der Patrone auszuweichen….“

Ein simpler Fakt, damit hatte er nicht mal unrecht. Und dann kam er direkt bei Kaizo an und sah zu ihm runter. Sie standen voreinander und sahen sich an…bis Saku eine langsame Bewegung machte…und ihm schlagartig die Waffe an die linke Schläfe hielt. Allein lief plötzlich Eis durch die Adern und sie sahen erschrocken zu dem hin was sich da vor ihnen abspielte. Bis auf Kaizo, der ernst drein sah, auch wenn Saku die Waffe da ruhen ließ, während er ihn an die Wand drückte und mit dem linken Arm den Fluchtweg nach rechts versperrte. Kaizo war festgenagelt und er sah nun nur noch wütender und kalt zu Sakurai vor sich auf, der wesentlich größer war als er. Ihre Blicke hafteten aggressiv aufeinander und dennoch hatte der junge, angehende Pilot sowas freches und überlegenes auf seinen Lippen liegen, während er den kalten Lauf der Nambu an die Schläfe des Mechanikers legte und dann interessiert fragte:

„Wie fühlt es sich an wenn man eine Waffe an den Kopf gedrückt bekommt?...Muss ein echt schlimmes Gefühl sein, oder Kaizo…? Ob es wohl jedem so geht dem sowas passiert?“

Saku klang mies und bösartig dabei und hatte auch halb die Augen geschlossen in dem Moment. Er wirkte wie ein eiskalter und psychopatischer Killer. Einer vor dem man Angst haben musste. Doch was tat er da? Spielte er mit ihm? Legte er es wirklich darauf an das Kaizo sich wehrte? Das war eigentlich nicht Sakutaro seine Art. Aber egal was es auch war, der Kleinere ließ sich davon nicht den Schneid abkaufen und sah weiterhin sehr sauer und aggressiv zu dem Schönling vor sich rauf. Dennoch konnte er nicht leugnen das sein Herz etwas schneller donnerte, denn die Waffe war nicht gesichert und noch immer geladen. Es machte ihn nervös und Sakurai…hatte selber plötzlich so sehr das Verlangen abdrücken zu wollen. Nicht weil er Kaizo hasste…sondern weil er neugierig war. Es reizte ihn herauszufinden was passieren würde, denn noch nie hatte er jemanden erschossen. Wie würde es aussehen? Wie würde es sich anfühlen? Würde ihn das Blut ebenfalls beflecken wenn er nun abdrückte und würde es, noch dazu, den ganzen Boden besudeln? Könnte Hirnmasse an der Wand kleben bleiben? Es war sehr verlockend...

Kaizo aber schluckte dann sichtlich sauer und schloss halb und giftig die Augen als er leise zu ihm hoch fauchte:

„Nimm die Waffe von meiner Schläfe Sakurai…Sofort…“

Aber Saku lächelte nur etwas böse zurück und gab als Antwort, während er mit seinem Gesicht etwas weiter zu dem Kerl runter kam und sie sich so genau ansehen konnten:

„Witzig wie eine Bewegung des Fingers über Leben und Tod entscheiden kann, nicht wahr Kaizo? So viele Jahre am Leben….Vom Bauch deiner Mutter bis jetzt und dann ist es mit einem Abzug einfach sofort vorbei…Schon echt unheimlich, oder? Es gibt einem das Gefühl von Macht…“

Sugi machte dann mutig, aber vorsichtig einen Schritt auf Sakutaro zu. Ihm persönlich lief das alles zu sehr aus dem Ruder. Immerhin hielt Saku eine geladene Waffe in der Hand und drückte sie einem Kollegen an die Schläfe. Das war kein Spaß mehr, das war sehr ernst und gefährlich! Er verstand einfach nicht woher dieser plötzliche Sinneswandel von Saku kam. Und auch Katsura schluckte und sein Körper machte sich bereit für das was auch immer kommen würde. Er hing da nun auch mit drin und wenn Sakutaro Kaizo einfach abknallte, dann wurde es verdammt ernst. Für jeden von ihnen. Aber hinrennen und ihm gewaltsam die Waffe abnehmen war auch keine Lösung, denn dann würde sich vielleicht erst recht ein Schuss lösen! Sie konnten also nichts tun, außer da stehen und hoffen das Saku nur Spielchen spielte. Auch wenn diese krank und sehr gefährlich waren. Was war nur mit ihm los? Doch wenn sie beide ehrlich zu sich waren: wenn er so ernst dreinsah…dann machte er eigentlich nie Spielchen.

Sugiura fasste sich dann noch mal seinen Mut und sprach beruhigend zu ihnen rüber:

„Saku lass das. Das ist ECHT nicht witzig. Du hältst Kaizo gerade eine ungesicherte Waffe an die Schläfe, Saku!“

Sakutaro hatte das gehört aber lächelte dennoch nur böse weiter zu dem Kerl direkt vor seiner Nase. Sein Freund hatte recht, aber er persönlich…hatte da noch was anderes in seinem Kopf. Es war wie ein böser Geist der in ihm spukte und einfach abdrücken wollte. Etwas hatte ihn dazu getrieben so zu fühlen. Es kam ganz tief aus seinem Innern…Wie waren sie nur in diese Situation gekommen?

Doch Kaizo stand weiter seinen Mann und sprach dann sauer zu ihm:

„Du wirst nicht abdrücken. Dafür hast du nicht den Mumm Sakurai…“

Mutig. Mutig wie er da stand und dachte er würde nicht abdrücken…

„Oh denkst du das wirklich Kaizo?...Lass es uns herausfinden…“

Kam es giftig und entschlossen aus Sakurai raus, mit einem Klang der sehr befriedigt dabei wirkte. Es fühlte sich echt gut an…

„Sakutaro!!“

Brüllte Sugiura plötzlich laut zu ihm, als er sah wieder Ältere den Lauf der Waffe noch fester an die Schläfe des Mechanikers drückte und ihn dabei böse ansah. Doch es war zu spät. Rücksichtlos drückte der Junge den Abzug…und ein Klicken ertönte.

Innerhalb weniger Sekunden war allen im Raum das Herz in die Hose gerutscht und ganz besonders Kaizo…der wie angewurzelt da stand und sogar etwas schlotterte. Die Stille war wieder da und breitete sich in der Halle aus wie ein böser Geist. Die Erkenntnis schlug hart und erbarmungslos zu: Saku hatte wirklich den Abzug gedrückt…aber der Dicke stand noch immer. Kaizo war nicht gestorben. Kein Schuss knallte aus der Nambu und er sah auch, mit den Augen, verwirrt zu der Waffe links an seiner Schläfe, die noch immer da ruhte. Hörte wie der Kerl vor ihm immer und immer wieder abdrückte und jedes Mal einfach nur ein Klicken aus dem Lauf schoss. Nichts passierte. Kein Blut schoss durch die Gegend und kein Leben wurde ausgehaucht. Und so sah Kaizo wieder zu Sakutaro vor sich, der sich dann wieder von ihm weglehnte und locker vor ihn stellte. Sogar mit etwas Abstand. Die Waffe verließ seine Schläfe und frech hielt sein Gegenüber diese neben sich an den Kopf. Saku stand cool da als er dann plötzlich mies grinste und schließlich frech sprach:

„Nur acht Schuss! Komm das musst du doch wissen! Das Magazin einer Nambu 04 und 014 hat nur maximal acht Schuss gefasst! Ich habe mitgezählt und den letzten Schuss habe ich vorhin verbraten, als ich auf die Zielscheibe schoss und mit einem direkten Treffer ins Schwarze traf! Du müsstest dein Gesicht sehen Kaizo! Hast du wirklich gedacht ich knall dich ab!?“

Kaizo sah ihn erschrocken an und bekam endlich wieder Luft. War das…sein verdammter Ernst?! Das war alles nur ein krankes Spiel gewesen?! Er war froh noch am Leben zu sein, aber DAS setzte allem echt die Krone auf! Kranker, psychotischer Mistkerl! Und nun stand dieser Angeber einfach frech da vor ihm und hantierte mit der leeren Waffe in seiner rechten Hand herum, während er ihm einen so überheblichen Blick zuwarf der den Mechaniker zu kotzen bringen wollte! Aber Saku hatte recht. Eine Nambu fasste nur maximal acht Schuss im Magazin, aber welcher Trottel zählte schon mit wenn Schüsse aus der Waffe knallten!? So krass diese Aktion auch gewesen war, ihm wurde klar das Sakurai doch wacher und umsichtiger war als er erst dachte. Der hatte wirklich mitgezählt und aufgepasst, aber das gab ihm nicht das Recht jemanden so eine scheiß Angst einzujagen! Mit Schusswaffen spielte man nicht! Egal ob geladen, oder ungeladen! Und nicht nur er hatte Schiss gehabt und war nun sauer, sondern auch Sugiura, der rechts neben Sakutaro kam und zu ihm hoch fauchte:

„Verdammt nochmal Saku! Du bescheuerter Vollidiot! Was hast du dir dabei gedacht?! So bist du doch nicht! Das ist nicht witzig mann!“

„Ach komm, ein bisschen witzig war es schon!“

Sein Blick fuhr zu dem Jüngeren neben sich. Aber es war nur ganz kurz gewesen, so dass er dann sofort wieder zu Kaizo sah, mit einem sehr stolzen und frechen Blick, als er zu ihm sprach:

„…Alle Achtung, ich dachte nicht das du so taff sein kannst Kaizo.“

Kaizo sah ihn erstaunt an. War das…ein Kompliment gewesen? Von Sakurai? Kurz darauf bekam der Piloten-Lehrling aber auch schon einen genervten Schubs von Sugiura und der fauchte erneut:

„Mach das nie wieder verdammt! Wenn dich jemand so mit einer Waffe rumhantieren sieht, fliegst du schneller raus als du „Zero“ sagen kannst!“

Darauf musste Sakurai doch echt herzhaft lachen und Kaizo sah ihn nur weiter stumm dabei an. Warum lachte er? War er krank, oder so? Und warum hatte es sich eben angehört als hätte er…Respekt vor ihm gehabt? Sicher waren sie nicht befreundet und hatten Probleme miteinander, aber das eben war doch sehr extrem gewesen. Egal was auch zwischen ihnen lief, man hielt nicht einfach so eine Waffe an den Kopf eines anderen, geladen oder nicht das war egal. Es kam rüber wie ein blöde Spielerei, aber Kaizo wusste das Sakurai besser war als das. Er kannte ihn nun schon seit einem Jahr und hatte sich oft mit ihm am Kopf gehabt, aber noch nie war er so gewesen wie eben. Er war eher ernst und er neigte nicht dazu kindisch mit einer Waffe rumzuspielen und morbide Scherze damit zu reißen. Also was…sollte das? Noch dazu hatte er noch nie ein Lob von ihm bekommen, was Kaizo noch nachdenklicher stimmte. Außerdem steckte ihm noch leicht der Schock in den Gliedern. Er hatte ja mit vielem gerechnet…aber nicht dazu Saku wirklich abdrückte, geladen oder nicht…Wie krank musste man sein, das man jemanden eine Waffe an die Schläfe hielt, so aus Spaß und dann noch abdrückte? Und er hatte abgedrückt…sogar mehrmals. Es zeugte von einer Art von…Grausamkeit und Kälte. Als würde in ihm ein Killer schlummern…

Es wurde wieder ruhiger und der Schreck legte sich langsam.

Doch kurz darauf machte Sugi erschrocken einen Schritt von Saku weg und ging auf einen Sicherheitsabstand. Er sah was da auf den jungen Piloten zukam…Und das würde wehtun. Zwei Sekunden danach knallte es auch schon ordentlich.

Sakutaro konnte gar nicht so schnell in Sicherheit gehen, oder sich wegducken, wie diese Faust auf ihn niederdonnerte und ihm volle Kanne eins auf den Hinterkopf verpasste. Er erstarrte nur an Ort und Stelle und sah vor sich verdutzt auf den Boden, als sich der Schmerz immer mehr am Hinterkopf breitmachte und das schließlich eine dicke Beule geben würde. Aber danach fasste er sich auch schon mit der rechten Hand an die Stelle und drehte sich nach links. Drehte sich zu dem Typen rüber, der ihm eine verpasst hatte. Es war keiner seine Freunde gewesen, obwohl die alle ebenfalls einen Grund dafür hatten dies zu tun, sondern jemand anderes…Es war der Wärter des Schießstands gewesen und er sah überhaupt nicht amüsiert aus.

Der kräftigte und etwas dicke Kerl, der genauso groß war wie Sakurai, sah den Jungen noch immer sauer an und verschränkte danach seine kräftigen Arme vor seiner Brust. Sie kannten diesen Mann schon länger und deswegen gingen sie auch alle locker mit ihm um, besonders Saku der dann zu dem Kerl fauchte:

„AUA! Verdammt noch mal das hat weh getan Matsumoto!!“

Sugi ging mehr auf Abstand und neben ihn trat dann auch schon Katsura, als sie beide Sakutaro dabei zusahen wie er sich nun seine ordentlich verdiente Packung an Stunk abholte. Und die ließ auch nicht lange auf sich warten, denn Matsumoto wollte am liebsten noch mal ausholen und ihm eine Weitere verpassen, denn die hatte der Junge mehr als alles andere doppelt so hart verdient! Er war in den letzten Sekunden reingekommen und hatte noch gesehen was der Junge da mit dem Dicken getrieben hatte und das war ein absolutes Tabu gewesen! Also musste er ihm mal ordentlich den Kopf reinwaschen und fauchte zu ihm:

„Ach ja?! Es sollte noch viel mehr wehtun du kleine Kröte! Und eigentlich sollte ich dir noch eine verpassen damit du auch nie wieder auf die Idee kommst so eine Scheiße noch mal abzuziehen! Bist du komplett übergeschnappt Sakurai?! Mensch Junge was geht in deinem Schädel ab!? Muss ich dich erst melden?!“

Das war eine berechtigte Frage, also was in seinem Kopf abging, aber das würde wohl niemand jemals erfahren, denn der Bengel sprach ja nicht über seine Gefühle.

Saku sah dann muffig zu dem Wärter und rieb sich dabei, mit der rechten Hand, über die Beule an seinem Hinterkopf. Er wusste ja dass er Mist gebaut hatte und dass es sehr dumm gewesen war dies zu tun, aber irgendwie hatte ihn plötzlich der Satan persönlich geritten und er wollte einfach nicht mehr aufhören. Sakutaro hatte seinen Schädel nicht eingeschaltet, sondern nur nach seinem Gefühl gehandelt und nun bekam er dafür die Rechnung. Sie war auch verdient gewesen denn es war unverantwortlich einen Kameraden mit einer Waffe zu bedrohen. Doch weil er so ein Dickschädel war reagierte er überhaupt nicht darauf was Matsumoto zu ihm gesagt hatte und wand sich dann nur stur ab. Drehte sich weg und verschränkte die Arme. Sie hatten ja alle keine Ahnung. Sie wussten nicht was in ihm vorging. Doch in einer Hinsicht hatte Sugiura recht…so war er eigentlich wirklich nicht. Doch wie bei allen anderen Dingen gab es einen Grund wenn Saku sowas tat. Und diesen schleppte er schon seit diesem Morgen mit sich rum…

Matsumoto sah zu Kaizo rüber und fragte diesen dann:

„Alles okay Kurzer?“

Und seltsamerweise nickte Kaizo ihm nur zu und blieb einfach stumm. Das lag daran der er noch immer keine Worte zu dem was passiert war und selbst danach wollten sie ihm nicht einfallen. Alles, zu dem er noch fähig war, war zu Saku rüber zu sehen, der sich noch immer muffig abgewandt hatte und selber nichts mehr von sich gab. Was war nur mit ihm los? Nicht nur mit dem Blödmann sondern auch mit sich selbst. Kaizo hatte die Gelegenheit bekommen diesem Schnösel endlich mal eine rein zu brettern, aber er nutzte sie nicht. Diese eine Gelegenheit auf die er schon so lange gewartet hatte und er tat einfach nichts! Wenn er das ihrem Ausbilder Anderson petzen würde, dann könnte sich Saku schnell verabschieden. Denn Waffen, für Spielerrein zu missbrauchen, war ein absolutes Verbot innerhalb der Ausbildung. Also warum nutzte er es nicht und schoss ihn für immer vom Platz? Kaizo verstand sich selber nicht und sah dann nur weiter dabei zu wie Saku von dem kräftigen Matsumoto angefahren und ordentlich in Grund und Boden gestampft wurde. Sich die Schellen abholte die er verdient hatte. Es ging einige Minuten so weiter, bis er die vier Jungs dann schließlich vom Schießstand schmiss und diese sich langsam raus machten. Kaizo sah wie sie an ihm vorbei liefen, weil er noch immer an derselben Stelle stand und sich nicht rührte. Einer nach dem Anderen kam an ihm vorbei. Sicher hatten Sugi und Katsu nichts getan, aber genau das war für Matsumoto das Problem gewesen, also flogen sie auch vom Platz. Er wollte alle die nächste Zeit nicht mehr sehen und er würde sie auch melden. So leid es ihm tat, aber er konnte das Sakutaro nicht durchgehen lassen. Aber dennoch würde er versuchen den Jungen etwas zu decken. Es war komisch aber Matsu hatte das Gefühl das dieser Sakurai es weit bringen könnte. Er war korrekt. Nur eben hatte etwas mit ihm nicht gestimmt, was auch immer es gewesen war. So sah er ihnen dabei sauer zu wie sie gingen.

Saku war der Letzte der sich in Bewegung setzte und dann in Richtung Ausgang lief. Dazu musste er erneut an Kaizo vorbei…Aber im Gegensatz zu den Anderen blieb er abrupt noch mal stehen und sah vor sich auf den Boden. Saku stand somit also direkt vor Kaizo und sah ihn nicht mal an…als er dann plötzlich leise und sehr ernst von sich gab:

„Kaizo…Mach das nie wieder.“

Saku wusste…das er nämlich sonst für nichts garantieren könnte.

Verwirrt sah der Kleinere ihn an. Verstand nicht ganz worauf er hinaus wollte, aber Sakurai ließ ihn auch nicht lange damit in der Luft baumeln, denn nach wenigen Sekunden warf er ihm einen leicht bösen Blick zu und vollendete flüsternd, so das nur sie beide es verstehen konnten:

„…Sieh Chiharu nie wieder so an…“

Dieser Satz…Kaizo rutschte das Herz kurz in die Hose, denn er wusste genau was gemeint gewesen war. Und schlagartig erinnerte er sich auch an diesen Morgen. Verstand Saku sein dummes Verhalten von eben, denn an diesem Morgen war die süße Chiharu bei ihnen gewesen und hatte Sakurai sein Frühstück gebracht. Eigentlich war das nicht nötig, denn es gab für die Lehrlinge genug zu essen. Aber sie wusste wie wählerisch er doch war und wie sehr er das Essen der Station verabscheute. Also hatte die Gute ihm was gekocht und gebracht. Sie war ein hübsches Mädchen und Kaizo mochte sie auch sehr. Er hatte mit ihr geredet und immer wenn er sie sah…wünschte er sich es wäre seine Freundin. Saku hatte…er hatte sie nicht verdient. Er behandelte sie schlecht und Kaizo wollte Chiharu davor bewahren. Sie hatte besseres verdient als ihn. Und genauso sah er sie auch an. Voller Gefühl und Liebe. Etwas was Saku offenbar nicht entgangen war.

Und dann wand sich Sakurai auch schon von ihm ab. Endlich verstand er es. Es war so offensichtlich gewesen. Er hatte verstanden warum er eben so ausgetickt war und sowas dummes getan hatte. Es lag nun klar auf der Hand. Sakurai hatte damit die Fronten klären wollen. Stand seinen Alpha und beschützte sein Weibchen. Er spürte dass der Dicke Interesse an seiner Freundin hatte. Deswegen war er so ausgetickt. Er machte Kaizo damit klar: das Chiharu seine Freundin war. Das wenn er zu weit damit ging…drohte Saku das zu nehmen was er liebte…das dieser ihn umbringen würde. Und das gnadenlos und ohne mit der Wimper zu zucken. Sakutaro schütze was er liebte. Dafür nahm er einfach alles in Kauf…und zögerte nicht mal zu töten. Das bewies er auch Jahre später noch.
 

Hinter dem Willen durchzuhalten suchen wir Schutz in einem gebrochenen Herzen. Zerbrochene Stücke versuchen sich zu formen und ein Bild des echten Lebens zu erschaffen. Allein und umgeben von millionen Gesichtern, eines nach dem anderen, sehe ich wie sie mich verurteilend ansehen. Voller Hass und Abneigung. Und wie eine Krankheit liege ich angeblich immer falsch. Doch wenn die Taubheit endlich abklingt, durch all das Leid das ich verursache, kann ich dem Schmerz selber nicht mehr standhalten. Ich stelle mich in die Reihen, so wie ich es immer getan habe, salutiere und muss weiterhin Geduld haben während ich heimlich das Design des Todes perfektioniere. Ich kann mir nicht helfen, es nicht abstreiten, denn es fühlt sich viel besser unter dieser verrottenden Grenze an. Ich liege zwar falsch, aber das habe ich schon mal getan, also ist es nichts Neues. Doch wünschte ich manchmal es wäre nicht so und ich weis, tief in meinem Innern, das es nur ein Traum ist. Der Traum bei dir zu sein und glücklich zu leben. Ich sage dir ganz ehrlich: denn nur wenn ich blind bin, werden mir die Augen geöffnet und ich sehe klar. Da ist nichts was ich noch in mir brechen könnte. Meinen Leben liegt in tausend Scherben und es gibt millionen Gründe dafür warum es so ist. Warum sollte ich noch aufhören? Es ist schwer zu erklären. So war es schon immer. Ich kann nicht wach bleiben. Verbrenne bei lebendigem Leib und kann diese Luft nicht einatmen die mit euren Lügen vergiftet wurde. So kann ich auch nicht mehr sehen was mir genommen wurde. Lebe nur noch in der Angst dass die Sonne eines Tages vom Himmel fällt und alles verdunkelt. Wenn das passiert dann brauche ich jemanden der mich rettet. Doch mit Scherben in der Kehle ist es schwer um Hilfe zu schreien…
 

Der Flieger landete präzise und ohne Probleme auf dem Flugzeugträger.

Warmer Wind wehte über das Wasser des Ozeans und der Geruch des Todes lag in der Luft. In der Ferne hallten noch immer Schüsse von Geschützfeuer und vereinzelte Flieger zischten über das klare, türkisfarbene Wasser, in dem schon viele Vehikel versunken waren und an dessen Oberfläche Leichen schwammen, von Menschen die es nicht geschafft hatten.

Sie befanden sich noch mitten im Pazifik und in einer Schlacht. Aber diese hatte sich endlich dem Ende zugeneigt und das bestätigte auch die Tatsache dass dieser Flieger gelandet war, neben dem immer leiser werdenden Geräuschen von Geschossen und Fliegern in der Luft, die nur auf der Suche nach Überlebenden des Feindes waren, um diese dann endgültig zum Schweigen zu bringen. Doch ihn kümmerte das nicht mehr. Er war gelandet und konnte das langsam alles hinter sich lassen. Alles was in dieser Schlacht passiert war.

So war es ein grüner Flieger gewesen. Einer der aus allen anderen besonders herausstach und wie die vier anderen, seiner Staffel, den ganzen Stolz der japanischen Marine darstelle. Das schnellste und beste Modell für den Kampf. So dünn verarbeitet, dass es beinahe wie ein Papierflieger rüberkommen könnte, aber so wendig wie die scharfe Klinge eines Katana. Und genauso tödlich. Sie waren die Elite in der Luft. Man nannte sie auch: Die Samurai der Lüfte. Stark und vergänglich wie die Kirschblüte im Frühling. Es handelte sich um einen Zero und dieser trug an seiner Seite die Nummer: 47-515. Somit handelte es sich um eine ganz besondere Maschine, nämlich um die des neuen Staffel-Führers. Die Person die ihnen zum Sieg verholfen hatte.

Jubel ertönte als er gelandet war und auf dem Deck sammelten sich schon bereits viele der Soldaten, die ebenfalls Tapfer in dieser Schlacht gekämpft hatten und wollten ihren eigentlichen Helden in Empfang nehmen. Sie liefen neben dem Flieger her, sahen ihm beim Fahren zu und warteten darauf dass er endlich in seine Parkposition, auf dem Deck ankommen würde, damit er ausstieg. Und nachdem das passiert war, der Zero auf der rechten Seite des Decks zum stehen kam und alle Technik runter fuhr, da klappte auch schon das Ziehdach des Cockpits über sich auf und sie sahen ihn aussteigen. Noch mehr Jubel ertönte, als ihr Held sich langsam aus seinem Flieger erhob und auf dessen linke Flügel stand und sich noch, mit einer Hand, am Dach des Cockpits festhielt. Er sah zu ihnen herab, ließ seinen Blick durch die Masse schweifen, sah wie sie nach ihm riefen und jubelten, ihn alle so anlächelten, obwohl sie selber so fertig mit den Nerven waren…Und er verstand es nicht. Er verstand einfach nicht wieso sie ihn so mochten. Warum sie ihm zujubelten und ihn so sehr in den Himmel hoben, denn immerhin hatte er nur seine Arbeit getan. Er…hatte überlebt. Mehr war es nicht gewesen. Zumindest für ihn.

Noch dazu war er gerade mal zwanzig geworden und sie feierten ihn schon wie einen Veteranen, oder einen Kriegshelden, aus mehreren Schlachten und mit jahrelanger Erfahrung. Und da obwohl er nichts anderes getan hatte als Menschen umzubringen. Mit jedem verdammten Schuss den er aus seinem Zero krachen ließ. Auch jetzt konnte er es noch riechen, obwohl er weit von dem Schlachtfeld und seinem Einsatzgebiet, entfernt war. Der Geruch von Schießpulver und Feuer lag in der Luft und wenn er sich so auf dem Deck umsah, dann wusste er auch woher das alles kam. Die Soldaten auf diesem Flugzeugträger waren auch in einer Schlacht gewesen, aber inzwischen hatte sich der Feind ergeben. Konnten anfangen ihre Wunden zu lecken und einen Schadenbericht zu schreiben. Um ihre Kameraden trauern die gefallen waren und sich selbst darüber freuen am Leben sein zu dürfen, wo doch so viele andere starben. Freunde und Bekannte. Sie hatten gewonnen…und das verdankten sie nur ihm. Ihm und seiner schnellen Auffassungsgabe, so wie seinem Mut.

Diese Schlacht befand sich in den Gewässern vor Papua-Neuguinea welches im südwestlichen Pazifik lag und es umfasste die komplette Osthälfte der Insel Neuguinea sowie mehrere vorgelagerte Inseln. Seit einigen Monaten herrschte dort schon der Krieg und er war mit seinen Männern jeden Tag da draußen um das Ruder rumzureißen. Versuchte die Schlacht zu beenden um wieder den Frieden zu bringen. Doch jedes Mal bemerkte er wie schwer das war. Es waren harte Kämpfe gewesen und nicht selten hing ihr Leben am seidenen Faden. Besonders sie als Zero-Staffel waren die größten Selbstmörder die da draußen rummachten. Keiner konnte es besser als sie. Sie waren dafür da um sich in Schiffe zu schmeißen und große Löcher in die Verteidigung des Feindes zu reißen. Das war ihr Job. Und dennoch kämpften sie wie Krieger und warfen ihr Leben nicht einfach so weg. Immerhin waren sie Piloten und keine normalen Soldaten. Er selber war das beste Beispiel. So wurde er vor einem Jahr als Staffelführer erwählt, da er sich in der vorherigen Schlacht bewiesen hatte und ihr eigentlicher Anführer dabei umgekommen war. Es ging damals alles so schnell, aber nun hatte er das Ruder in der Hand und ein Jahr später schaffte er es doch tatsächlich sie zum Sieg zu führen, denn es war sein Tun gewesen was diesen Kampf zu ihren Gunsten beendet hatte. Sein Mut und seine verrückten Ideen die Basis anzugreifen und die Tatsache dass er alle Männer aus seiner Staffel am dabei am Leben gehalten hatte war unbegreiflich. Und das für so eine junge Haut. Er war unglaublich und nun bekam er den Respekt, der so einem Piloten gebrühte, zugeworfen als wären es verdammte Bonbons. Ach wenn er den nicht wollte. Er wollte diese Art von Respekt nicht. Denn er war ein Mörder. Das wusste er, doch er hatte keine andere Wahl.

Sein Blick riss sich von dem Chaos und den Verletzten an Deck ab und er kletterte langsam von dem Flügel seines Zero runter. Er sah schlimm aus. Voller Dreck wegen des Rauches in der Luft und den Geschossen die ihn verfehlt hatten. Noch dazu sah man ihm an das er schreckliches durchgemacht hatte. Aber dennoch war da so eine Gelassenheit auf seinem Gesicht. Trotz, allem was er da draußen erlebt hatte, er fühlte sich…gut. Fliegen war das was er schon immer tun wollte und er hatte es geschafft. Er konnte fliegen und allen zeigen was er drauf hatte und das hatte er auch getan. Flog höher als alle anderen und leitete sie zum Sieg. Er war ein Ass in der Luft, dennoch fühlte es sich wieder gut an Boden unter den Füßen zu haben. Das Gefühl wieder in der Realität angekommen zu sein und aufzuwachen. Und ganz besonders das Gefühl…den Tod abschütteln zu können der die ganze Zeit über bei ihm gewesen war. Der wie ein lästiger Begleiter auf seiner Schulter verweilt hatte und nur darauf wartete das er einen Fehler machte damit er ihn endlich mitnehmen konnte. Doch dem war nicht so gewesen. Er war ihm von der Schippe gesprungen und er selber…war plötzlich der Tod gewesen.

Sekunden danach weckte ihn das laute Geräusch von Fliegern über sich und er sah zum Himmel rauf. Sie flogen knapp über ihm hinweg und holten etwas weiter aus damit sie ebenfalls auf den Flugzeugträger landen konnten. So kamen dann auch, nach und nach, die anderen vier Zero seiner Staffel endlich auf den Flugzeugträger an und landeten. Einer nach dem Anderen. Seine Partner die ihm die ganze Zeit über zur Seite gestanden hatten. Helden, jeder einzelne von ihnen, genauso wie er. Sie hatten allesamt überlebt, nicht nur weil sie selber herausragende Piloten waren, sonder auch weil ER sie am Leben gehalten hatte. Denn nicht nur flog er da draußen in der Schlacht herum und kämpfte, sondern er beschütze auch seine Freunde, die inzwischen sogar mehr als das geworden waren. Sie waren seine Familie.

Er machte einen Sprung von dem Flügel seines Zero und kaum als er auf dem Boden ankam, da überfielen ihn auch schon die ganzen Soldaten des Schiffes. Sie umzingelten ihn, jubelten ihm zu, mussten ihm dabei auf die Schultern klopfen und riefen immer wieder seine Namen. Sagten ihm: du warst großartig! Oder: Dank dir haben wir gewonnen! So viel Euphorie und Freude auf einem Schiff das nur zum Töten gebaut wurde, es war unglaublich. Sie freuten sich mehr als er…denn ihm war nicht zur Freude zumute. Denn was er hinter sich gelassen hatte, dass war Gewalt in seiner reinsten Form. Das was er da draußen erlebt hatte…es war anders gewesen als in der letzten Schlacht. Die Schlacht vor einem Jahr noch, wo er gerade mal 19 gewesen war. Seine erste Schlacht im Leben. Dieses Mal, im Gegensatz zu damals, lag allerdings alle Verantwortung bei ihm und noch nie zuvor hat es ihn so besorgt wie sonst was. Verantwortung war eine Sache, aber über eine komplette Staffel noch etwas ganz anderes, da wo es um Leben und Tot ging. Wo jede Entscheidung die Richtige sein sollte. Aber was war schon die RICHTIGE Entscheidung? Falsch und Richtig lagen im Auge des Betrachters wenn es keine Regeln gab. Und auf dem Schlachtfeld…da gab es keine Regeln. Man tat was man für richtig hielt und hatte Anweisungen die zu erledigen waren. Dennoch hatte er es geschafft. Die Schlacht war gewonnen und er hatte sie alle gerettet, alle seine Jungs und so wenige Verluste wie möglich erzeugt. Und das nur weil er sich selber in die größte Gefahr gebracht hatte, denn er hatte sich persönlich mit den Abwehrgeschützen der feindlichen Basis angelegt. Sein Leben aufs Spiel gesetzt, obwohl der Tower es ihm verboten hatte. Doch nur dadurch hatten sie gewonnen. Durch seinen Wagemut und seiner verrückten Idee. Er war für alle ein Held…auch wenn er sich selber nicht so fühlte.

So schob er seine Fliegerbrille hoch auf seine Flugmütze und sah sich um. Sah alle diese Menschen die ihn noch immer an jubelten und es wurde ihm etwas zu eng, so das er sich wortlos zwischen ihnen durchdrückte und zu seinen Männern wollte, die nun auch, nach und nach, aus ihren Zeros kamen und zu ihm liefen. Sein Blick war ernst und eiskalt. Obwohl er wieder gelandet und in Sicherheit war, wirkte er noch immer als wäre er da draußen. Als dürfte er seine Konzentration nicht lockern, sonst würde er sterben. Als wäre der Kampf noch nicht vorbei. Auch sein Herz schlug ihm noch immer bis zum Hals und drohte aus seiner Brust zu krachen. Das ganze Adrenalin in seinem Blut hielt ihn wach und leicht zittrig. Seine Hände zitterten…auch wenn das keiner so genau sehen konnte. Und als er endlich aus der jubelnden Masse rauskam, hatte er seine Jungs auch schon erreicht, die in einem Halbkreis vor ihm standen und ihn ansahen. Auch ihnen konnte man ansehen dass sie ziemlich durch waren und der Schock noch immer in den Gliedern verweilte. Besonders der Jüngste stand da und schlotterte am ganzen Leib. Er war besonders froh wieder Boden unter den Füßen zu haben und den Zero verlassen zu können. Immerhin flog er eh nicht gerne und hielt sich meist im Hintergrund. Töten war auch nicht so sein Fall, aber er tat es wenn er musste, denn er war eigentlich Sanitäter und nicht Profikiller. Einzig der Veteran unter ihnen, der Größte und dem Anführer sein Mentor, schien etwas lockerer zu sein und sah seinen Staffel-Führer genau an. Sah dass er ebenfalls etwas durch den Wind war, als er so vor ihnen stand und einfach kein Wort aus sich brachte. Das war auch verständlich. Er war junges Blut und hatte plötzlich die gesamte Verantwortung einer Staffel auf seinen Schultern liegen. Und das innerhalb von einem Jahr. Er musste sich schnell daran gewöhnen und lernen und dann fehlte ja die Praxis auf dem Feld. Diese hatte er heute bekommen…und es schien ihn etwas mitgenommen zu haben. Genau deswegen machte der Große auch den ersten Schritt auf ihn zu und fasste ihn fest auf die rechte Schulter. Ein Blick huschte zu ihm rüber, als der junge Mann das Gewicht der Hand auf sich fühlte und sein Mentor konnte es genau fühlen...Er zitterte. Das Adrenalin hatte ihren Anführer noch nicht komplett verlassen. Doch es war gut dass er zitterte, denn es zeigte dass er verstand wie schlimm alles gewesen war und das der Krieg kein Spiel war. Besonders dann nicht wenn man viel Verantwortung auf seinen Schultern trug. Dennoch hatte sich dieser Junge bewiesen. Er hatte gekämpft wie ein stolzer Krieger und ließ sich nicht kleinkriegen. Behielt seinen Fokus und wendete das Blatt für alle. Es erfreute seinen Mentor, denn aus seinem kleinen und unreifen Küken, was vor so vielen Jahren in den Hangar stolperte, war nun ein stolzer Adler geworden. Der Beste den er jemals zuvor erlebt hatte und der seines Gleichen suchte. Er hatte es allen gezeigt, genau wie er es immer wollte. Er war ein Held und Vorbild für die ganzen Soldaten um sich herum. Und er war sich sicher dass der Name des Jungen mal in die Geschichte eingehen würde. Dazu hatte er das Talent und das Herz am rechten Fleck.

„Geht es dir gut?“

Fragte sein Mentor ihn dann sanft und der junge Mann sah zu ihm.

Doch dieser wusste es ehrlich gesagt nicht. Es war einfach zu viel passiert und es hielt ihn noch immer in seinem Griff fest. Dennoch nickte er nur und sah dann vor sich auf den Boden. Er war so verwirrt. In der letzten Schlacht hatte es ihn nicht so erdrückt und nervös gemacht zu kämpfen. Er flog und tötete jeden der in seiner Reichweite gewesen war. Kam sich vor wie beim Training auf dem Schießstand, nur mit beweglichen Zielen. Doch als er seinen Staffel-Führer damals abstürzen sah…da wurde ihm klar wie vergänglich das Leben doch sein konnte. So sah er es wieder vor sich: Es war ein heller Blitzschlag gewesen und der ganze Zero stand in Flammen. Er sah ihn abstürzen…und er hatte in dieser Schlacht Angst gehabt es könnte wieder passieren. Doch sie kamen alle davon. Aus der Sechser-Zero-Staffel war eine Fünfer geworden und das innerhalb von Sekunden und durch einen Schuss. Und als er haute flog bekam er Sorge es könnte wieder so werden. Das es einen seiner Jungs erwischen könnte für die er jetzt die Verantwortung trug. Und er wollte das nicht. Er wollte keine Verantwortung für den Tod von anderen übernehmen. Zu wissen dass er nicht auf sie geachtet hatte und sie deswegen starben…das war für ihn schlimmer als selber zu sterben. Und er hatte gehofft dass sie sich nur auf ihn konzentrieren würden, wenn er anfing waghalsig zu fliegen und das Feuer auf sich zu lenken. Nach einer gewissen Zeit war es auch so geworden. Die meisten Feinde hingen ihm dann an den Hacken, als wäre er ein verdammter Pop-Star der Lüfte. Sie schnallten schnell das er viel Schaden anrichtete und sie wussten das es sinnvoll wäre ihn auszuschalten, deswegen machten sie regelrecht Jagd auf ihn. Doch er hatte sie alle im Griff und von seinen Flügelmännern die perfekte Deckung. Der Feind war zu sehr durch ihn abgelenkt…und auch das riss das Ruder rum.

„Da ist er ja! Der große Kriegsheld! Unser neuer Überflieger!“

Es riss ihn aus seinen Gedanken und er sah rechts neben sich zu der Masse.

Diese teile sich innerhalb von Sekunden und alle Soldaten, die ihn eben noch bejubelten, wurden schlagartig still und machten Platz für ihren Anführer. Dem Mann der auf dem Flugzeugträger alles überwachte und die Anweisungen gab. Ihr General trat langsam auf die Zero-Staffel zu, die er vor sich stehend erblickte und die Piloten stellten sich sofort ordentlich hin. Alle salutierten vor ihm und blieben auch in der Position stehen, sogar ihr Anführer. Doch der General musste etwas schmunzeln als er sie so sah. Was für eine Truppe, die unterschiedlicher gar nicht sein konnte. Sie standen da wie ein kaputter und dreckiger Haufen. Waren erschöpft und fertig von der Schlacht und wollten eigentlich nur noch runter kommen. Doch noch war ihnen das nicht gewährt und so kam ihr General Morrison, der den vorherigen General Anderson ersetz hatte, vor sie und betrachtete jeden einzelnen von ihnen. Was ein Haufen. Links sah er Paku Yaguchi. Der Größte und talentierteste Zero Pilot den er kannte. Ein Veteran, der aber heute von ihrem neuem Überflieger abgelöst wurde. Rechts daneben stand Matsumoto Watanabe. Ehemaliger Wachmann des Schießstandes und Experte in der Handhabung mit Waffen. Danach kam Katsura Takahashi. Ein Brillenträger der sich perfekt mit Technik und Mechanik auskannte. Er und Matsumoto waren dicke Freunde und meist unzertrennlich. Und ganz rechts außen stand der Jüngste der Gruppe, nämlich Sugiura Ito. Sanitäter und kleiner Feigling wenn es aufs Kämpfen drauf an kam. Doch wie in jeder Schlacht biss er sich dann durch und gab auch etwas zum Sieg bei. Ja und vor ihnen allen stand der neue Überflieger der Staffel. So das dem General sein Blick auf ihm ruhen blieb. Dann wand er sich auch schon an ihn und sprach stolz:

„Rührt euch Männer. Ihr habt wahrlich genug getan und gut gekämpft. Das Blatt wurde durch euch in diesem Krieg gewendet. Besonders durch dich Leutnant Sakurai.“

Sakurai sah einfach weiter zu ihm und gab keinen Mucks von sich.

Sein Blick war noch immer sehr ernst und das Adrenalin in seinem Blut wollte einfach nicht verschwinden. Verständlich, denn er kam ja auch eben erst aus einer Schlacht und der Tod saß noch immer auf seiner Schulter und grinste dreckig zu ihm. Dennoch lockerten sie sich alle und standen dann einfach nur da. Saku sah Morrison genau an.

Er war ein alter, grauer Mann und wesentlich älter als Anderson, aber hatte dennoch diese Schlacht begleitet und gab ihnen allen Anweisungen. Nachdem Anderson schwer krank geworden war, musste ihn jemand spontan ersetzten, deswegen holte man dieses alte Fossil aus der Kiste. Aber immerhin hatte er Erfahrung und wusste was er zu tun hatte. Doch mehr ruhte sein Blick auf den Personen die rechts und links neben ihm standen. Denn es waren zwei Gesichter die er nicht ausstehen konnte. Eines davon noch nie und das andere zumindest nicht mehr. Saku sah nach links und dort stand Luke Anderson, der Sohn von General Anderson. Er hasste ihn. War ein arroganter Schnösel und Besserwisser. Ja und rechts von Morrison stand dann noch Kaizo Oume. Ein ehemaliger Freund von ihm…

Der gute alte Kaizo hatte seinen Lebensweg komplett umgekrempelt als sie älter wurden. Anfangs wollte er immer Mechaniker werden, doch irgendwann, in den letzten Jahren, hatte sich das geändert und er bekam die Möglichkeit in eine höhere Position wechseln zu können, auf Grund seines Talents und seiner Intelligenz natürlich. Kaizo war ein großer Mann und er nutzte diese Chance ohne zu zögern. So wurde er im Nu stellvertretenden Kommandant neben General Morrison und General Anderson. Es war nur eine Frage der Zeit, aber Kaizo würde einmal Morrison ablösen, das war so sicher wie das Amen in de Kirche. Doch Sakurai wusste nicht ob er das so gut fand. Denn er kannte Kaizo…und dieser konnte rücksichtlos sein wenn er sich in was verbissen hatte. Auch ihre Freundschaft hatte, seit einer Sache vor Jahren, einen ziemlichen Knacks weg. Etwas was ihm Saku nicht vergeben konnte.

So stand der Dicke einfach da. Stand da in seinem schicken Anzug und hatte die Arme hinter seinem Rücken. Es war wie immer. Er warf Saku einen verachtenden Blick zu und das obwohl er es eben gewesen war der die ganze Schlacht entschieden hatte. Doch so war Kaizo schon immer gewesen. Er kritisierte Saku und hatte meist etwas an ihm auszusetzten, obwohl er wusste was er drauf hatte. Aber einer, der Meute vor ihm, wusste genau zu schätzen was der junge Pilot erreicht hatte, nämlich der General und der sprach dann zu ihm:

„Ich habe über Funk mitbekommen was du geleistet hast Leutnant Sakurai und ich bin sehr erfreut das du, obwohl du gerade erst deine Position bekommen hast, das Ganze so gut im Griff hattest und das Ruder rumreißen konntest. DU hast die Schlacht beendet Sakurai und daran führt kein Weg vorbei. Du verdienst einen Orden für deinen Mut und Einsatz.“

Saku sah wieder von Kaizo weg, der etwas pissig zu sein schien, als er die Worte von Morrison hörte und sah dann ernst zu ihrem General, der da stand und über beide Ohren strahlte. Der Pilot konnte das nicht verstehen. Dieses Lächeln…es war grausam und widerlich. Sie hatten so viele getötet. Wie konnte er lächeln? Dennoch nickte er nur und gab dann endlich wieder Worte von sich, denn seit er gelandet war kam nichts aus ihm raus. Er antwortete:

„Ich habe nur meine Pflicht erfüllt und unser Land verteidigt, General Morrison.“

Es klang wie ein Satz aus dem Handbuch. Etwas was man zu antworten hatte und von Bescheidenheit zeugte. Auch wenn es nicht ehrlich gemeint war, denn Saku empfand noch so viel mehr an Gefühlen in seiner Brust. Alles was passiert war machte ihm Angst. Und obwohl er seine coole und gefasste Art, während des Kampfes, beibehalten hatte, so war er innerlich voller Adrenalin und nervös gewesen. Diese Schlacht hatte ihm eine scheiß Angst angejagt. Nicht nur weil er niemanden verlieren wollte…sondern weil er auch zurück zu Chiharu musste. Er hatte es versprochen. Er würde sie nicht im Stich lassen und in einer Schlacht sterben. Doch da war noch etwas gewesen. Etwas was ihn anrieb weiter zu machen und über seine Grenzen zu gehen. Zwischen all dieser Angst und dem Gefecht…es war Leidenschaft. Sakurai konnte es nicht leugnen, denn als er da oben in seinem Zero war, durch die Massen flog und einen nach dem Anderen von diesen Bastarden vom Himmel holte…da fühlte er sich gut. ZU gut. Es war wie ein Rausch gewesen das Leben von Menschen einfach so zu beenden und das lag nur an einer Sache: Dies waren für ihn keine Menschen mehr…es war der Feind gewesen. Und da differenzierte er ganz klar. Er holte sie vom Himmel, schoss sie sogar ab während sie an ihren Rettungsfallschirmen hingen und auch dann noch wenn ihm welche durch die Lappen gingen und unten im Wasser ankamen...selbst die holte er sich dann. Ließ eine Kugelhagel auf sie niederdonnern. Es konnte ihm keiner entkommen. Er ließ keinen entkommen und es hatte ihm so sehr gefallen. Mit jedem dieser Bastarde, die er erschoss, bekam er das Gefühl als würde eine Last von seinen Schultern fallen. Er konnte es nicht stoppen und noch bevor er wusste, was überhaupt geschehen war,…da hatte er schon über hundert Menschen, im völligen Alleingang, auf dem Gewissen gehabt. Doch es kümmerte ihn nicht, denn es gab nur ein Ziel…den Feind zu besiegen. Und das hatte er getan. Saku trug den größten Teil der Schlacht ganz alleine auf seinem Buckel. Sicher hatten ihm Paku und Matsumoto, seine Flügelmänner, Rückendeckung gegeben, so wie das auch Katsura und Sugiura die Flanken frei hielten, aber dennoch war es Saku gewesen der mit seinen verrückten und waghalsigen Aktionen mehr machte als man erwartete. Wäre er nicht wie von Teufel geritten und lebensmüde auf die Basis zugeflogen und hätte die Abwehrgeschosse im Alleingang zerstört, dann wäre die Schlacht vielleicht anders ausgegangen. Der Feind hatte unglaublich viele Reserven und für jeden Flieger, den sie abschossen, kamen zwei Neue dazu. Sie mussten den Kopf der Hydra abschlagen, das wurde Sakurai schnell bewusst und so griff er in die Sache ein. Wiedersetzte sich einem direkten Befehl, packte das Unheil bei den Wurzeln und zog es raus. Erst kümmerte er sich um die Abwehrgeschosse der Basis und dann um den Tower. Tötete damit die Leitung des Feindes und radierte danach noch den Rest der Bodentruppen, innerhalb der Basis, aus. Paku hatte ihn die ganze Zeit dabei begleitet…und war erschrocken gewesen zu sehen mit welch einer Kälte und Präzision sein junger Adler vor ging. Saku war wie der Tod gewesen, der auf grünen Schwingen kam um sie alle in die Hölle zu zerren. Und so schrecklich es auch gewesen war…es war das einzig richtige. Denn wenn man auf dem Schlachtfeld für den Feind Gnade zeigte...verlor man selber den Kampf. Und Saku hatte keine Gnade gezeigt…zu niemanden. Er flog als hätte er einen persönlichen Groll gegen jeden dieser Männer da draußen. Als wären es für ihn keine Menschen, die genau wie er nur kämpften um ihr Land zu schützen, sondern Monster die vernichtet werden mussten. Paku wusste schon immer das dieser Junge Groll und Hass in sich hatte. Sie verbarg unter dieser lockeren und ruhigen Art die er sonst so an den Tag legte. Aber in dieser Schlacht…hatte er ihn erlebt wie noch nie zuvor. Er war grausam gewesen und kämpfte unerschrocken…aber wofür genau kämpfte er? Kämpfte er aus Spaß? So wie sein Vater? Oder war es etwas komplett anderes. Denn es war offensichtlich. Er kämpfte nicht nur für sein Land, so wie er es gedrillt sagte, sondern noch für etwas anderes. Doch nur Saku wusste was es war. Es war etwas Simples. Etwas was jeder kannte…Es war Liebe. Und für Liebe ging er über seine Grenzen. Er nah meine Rücksicht. Nicht mal auf sich selbst.

Morrison lächelte ihn weiterhin an und sprach dann zu Sakurai:

„Es ist etwas Interessantes passiert Sakurai. Während der Schlacht flog ein gewisser Name durch den Funk des Feindes, der immer und immer wieder ausgesprochen wurde. Man konnte hören wie sie Panik bekamen und sich regelrecht gefürchtet haben diesen zu sagen…Du hast ihnen wahrlich einen gewaltigen Schrecken eingejagt Leutnant Sakurai und das hat es dir ermöglich das Ruder erst recht rumzureißen. Der Feind hatte darauf einen Code-Namen für dich und ich finde er passt wirklich ausgezeichnet zu dir…“

Saku sah Morrison streng an und brachte nicht ein Wort aus sich heraus. Es war ein Name der zu seinem Kampfstil passte. Einer der schnell zuschlug und verschwand bevor der Feind etwas tun konnte. Jemand der kam und sobald er dich im Visier hatte dein Leben mit einem Schuss beendete. Er sah ihn weiter an als sein General dann stolz sprach:

„Wenn man deinen Flieger sieht, dann bedeutet das den schnellen Tod…Deswegen nannten sie dich auch so:…den Tod in Person. Nicht wahr…Death Zero?“
 

Ich glaube wenn ich wüsste, wohin ich gehe, dann würde ich von meinem Weg abkommen. Ich glaube dass die Worte, die dir gesagt wurden, nicht dein Grab sein werden. So weis ich auch dass wir nicht das Gewicht all unserer Erinnerungen aushalten können. Aber dennoch glaube ich an die Dinge vor denen ich angst habe sie zu erzählen. Halte durch, denn ich glaube an die verlorenen Möglichkeiten die du nicht sehen kannst. Und ich glaube fest daran dass die Dunkelheit uns daran erinnert dass es dort auch Licht geben kann. Ich glaube daran dass der morgige Tag besser wird als der Vorherige. Und auch glaube ich daran das dir nur dein Kopf im Weg ist um klar denken zu können. So wünsche ich mir einfach, wenn ich dich ansehe, das du wie ich sehen könntest wie deine Narben sich in wahre Schönheit verwandeln. Ich glaube dass es heute okay ist mal nicht okay zu sein. Halte einfach nur durch, okay? Du bist nicht Tod, denn ich weis das dein Herz noch immer schlägt Liebling. Deswegen denke ich auch, dass wenn du fällst, du dann direkt neben mit landen wirst. Ich fange dich und passe auf dich auf, okay? Denn ich bin einst genau da gewesen wo du jetzt bist. Und ich habe den Schmerz kennen gelernt wenn man droht sich selbst zu verlieren. Und ich bin da draußen schon so viele Male gestorben, aber noch immer am Leben. Und das hier wird auch nicht dein Ende sein…sondern ein Anfang.
 

Sein ganzer Körper zitterte.

Es war einfach überall und er konnte es nicht stoppen. Das Blut hörte einfach nicht auf zu laufen und tränkte alles in ein dunkles Rot. Und egal wie fest er den Jungen auch an sich drückte, mit ihm sprach, er wollte nicht aufhören zu jammern und zu schreien. Qualvolle Schreie als würde man ihm bei lebendigem Leib die Haut abziehen. Saku konnte ihm mit seiner Nähe nicht den Schmerz nehmen und ihn beruhigen. Er konnte einfach nichts tun. Etwas was er mehr hasste als alles andere.

Hana lag einfach weiter schwach in den Armen von Sakutaro und schrie nach ihm. Der Kleine hatte solche Schmerzen und sie breiteten sich in seinem ganzen Körper aus. Machten vor nichts halt und legten ihn lahm. Lähmten ihn. Die Wärme in ihm stieg immer mehr an und sein Körper schwitzte, doch gleichzeitig fühlte er wie er immer schwächer wurde und nichts dagegen tun konnte. Wie eisige Kälte durch seine Adern floss und ihn zerriss. Er war verletzt worden, etwas was ihm schon öfter im Leben passiert war, kleine Schrammen, oder auch mal ein tiefer Riss in der Haut, aber noch nie zuvor…war er so stark verletzt worden wie in jenem Moment. Sein Bauch pochte schrecklich und krampfte zusammen und wenn er an sich herab sah konnte er genau sehen wie alles rot und in Blut getränkt war. Sein weißes Oberteil, seine Haut am Bauch, die Arme, die Hände, einfach alles. Dieser Anblick löste Panik in ihm aus und er schrie erneut während Tränen seine heißen Wangen runter rannten und nicht mehr stoppen wollten. Es war sein Blut. Er blutete so sehr und es hörte nicht mehr auf. Er hatte solche Angst und es tat so weh. Würde er sterben? Hana wollte zu seinen Eltern. Er wollte nachhause zu seiner Mutter. Sah sie vor seinem innernen Auge vor sich. Yoh lächelte ihn an und hielt ihn fest in den Armen. Sie lachte und strich ihm durch das blonde Haar, sagte wie sehr sie ihn doch liebte. Und er weinte erneut. Sah dann seinen Vater der so gemein und frech, so wie immer, ihm zeigte wie man richtig Fische fing und an ihm rumnörgelte. Er hatte sie so lieb. Warum war er nur so ein schlechter Sohn gewesen? War das…seine Strafe? Hana wollte es ihnen sagen. Er wollte allen beiden sagen…dass es ihm leid tat. Sie sollten ihm verzeihen und anbrüllen, so wie immer. Er würde alles dafür tun das wieder zu erleben. Denn er wollte nur wieder nachhause. Es tat so weh. Er liebte seine Eltern und er wollte doch nur wieder nachhause!

Und dann fühlte er plötzlich schwach wie er wieder fest gedrückt wurde. Wie sein schwacher und zittriger Körper an den des Mannes gedrückt wurde den er so gern hatte. Dieser Kerl der selber so sehr zitterte und nicht wusste was er tun sollte. Hana fühlte seine Wärme und sah schwach zu ihm hoch. Saku…er war bei ihm. Er war immer bei ihm wenn er Hilfe brauchte. Und das machte den Blonden glücklich. So das er seine Tränen weiterhin nicht stoppen konnte und es einfach laufen ließ. Er wollte nicht sterben. Nicht so. Und nicht in seinen Armen denn…es würde ihn zerstören. Er wollte Saku nicht noch mehr Leid zufügen. Denn es war schon mal so gewesen. Nur trug er damals daran keine Schuld.

Sakutaro kniete im Sand und hielt Hana fest an sich gedrückt. Er rief immer wieder nach ihm und rüttelte ihn dabei sanft. Wollte ihm nicht noch mehr Schmerzen bereiten, aber wusste auch nicht was er tun sollte. Sein Körper handelte verzweifelt von alleine. Es war ein schrecklicher Anblick der sich da vor ihm auftat, der Schlimmste den er jemals gesehen hatte. Und das sollte schon was bedeuten, denn Sakutaro war in einigen Schlachten gewesen. Er hatte viele Menschen sterben sehen und nicht selten hatte er selber die Sense geführt und Leben beendet. Den Abzug gedrückt. Er kannte den Tod besser als manch ein anderer. Und auch damals…seine Vergangenheit holte ihn erneut ein. Diese eine Nacht die ihn zerstört hatte. Chiharu lag in dieser Nacht tot in seinen Armen. Er hatte sie verloren…und dennoch war dieser Anblick, Hana so verletzt und jammernd zu sehen, das Schlimmste was er jemals zu Augen bekommen hatte. Es gab keinen Vergleich dafür. Es riss sein Herz in zwei Teile und er war völlig überfordert. Hana war angeschossen worden und das ging auf sein Konto. Denn er hatte den Jungen erneut ohne Schutz stehen lassen und Anderson dazu getrieben abzudrücken. Er war gegangen…obwohl er dem Jungen versprochen hatte zu bleiben. Er hatte ihn…im Stich gelassen. So drückte er den Blonden wieder an sich. Hatte ihn sanft in seinem rechten Arm liegen und hielt den Kopf des Jungen an seine Kehle, als er laut rief:

„Nein, bitte nicht!! Hana es tut mir leid!! Es tut mir leid Hana!!“

Und das war sein Ernst. Selten entschuldigte er sich und noch seltener sagte er: „Danke“. Aber in jener Situation war er ehrlicher als jemals zuvor. Doch das würde nichts bringen. Für Entschuldigungen war es viel zu spät. Sie würden nicht helfen und wenn nichts getan wurde, dann würde der Junge sterben. Hier in seinen Armen. Saku wusste das und es machte ihn fertig. Es zerstörte ihn innerlich. Und während er da kniete und nach Hana schrie, machte Sugiura sofort einen Satz zu dem Zero.

Er riss sich, in der Lage, erstaunlich besser zusammen als sein Leutnant und griff sich sofort den Rucksack von Sakurai am Flieger, hob diesen an und rannte dann zu ihm. Eigentlich sollte er zuerst Anderson fesseln, aber dafür hatte er keine Zeit mehr. Dinge hatten sich spontan geändert und es gab nun wichtigeres. Hana wurde angeschossen und nun mussten sie schnell handeln. Also überbrückte er die Distanz innerhalb von Sekunden und kam wieder vor Saku an, ließ sich ebenfalls auf die Knie fallen und sah dann den blutenden Jungen direkt vor sich in dessen Arme liegen. Erst jetzt sah er erschrocken das ganze Ausmaß der Verletzung vor sich. Es war ein Bauchschuss und auch noch einer der üblen Sorte. An sich war jede Schusswunde eine üble Sache, aber ein Treffer in den Bauch brachte schlimme Schmerzen und gefährliche Verletzungen mit sich. Man sprach hier von inneren Blutungen und Rissen von Organen. Alles Dinge die er bei Hana noch nicht sehen konnte und was er erst herausfinden musste. Er war Sanitäter und musste wissen wie schlimm die Verletzung war, oder was auf ihn zukommen würde. Sugi hatte genug Erfahrung gesammelt und musste wissen was er sich zu stellen hatte. Er bekam das schon hin…Also fasste er sanft, aber zügig nach dem Oberteil des Jungen, packte es am unteren Ende, damit er es hochziehen konnte und sprach dann zu Hana:

„Hana ich muss die Wunde sehen! Hana!“

Er sagte das etwas laut und unruhig zu ihm, weil der Junge wieder krampfhaft seine Arme um seinen Bauch geschlungen hatte vor Schmerzen. Damit blockierte er aber die Möglichkeit die Verletzung deutlich zu erkennen. Er machte dass aber nicht aus Absicht. Der Blonde war einfach nicht aktiv da, sondern sah nur schwach und keuchend, mit einem Atem der viel zu schnell war, vor sich an Saku seine Brust und reagierte nicht. Er befand sich in einer Art von Schmerzdelirium. Sugi verstand das sogar, denn er musste schreckliche Schmerzen haben. Das war eine Art und Weise des Körpers mit dem Schmerz fertig zu werden. Die Andere Möglichkeit wäre: die Bewusstlosigkeit, aber da war er noch nicht angekommen. Dazu fehlte noch was. Und da er nicht reagierte sah der Sanitäter zu Saku und fauchte ihn befehlend an:

„Nimm seine Arme und halt sie gut fest! Ich muss mir die Wunde ansehen!...Sakutaro!“

Es riss ihn aus seinen Gedanken und Sakutaro sah ihn an.

Er hatte noch immer den Schrecken im Gesicht verweilen und Sugi machte sich wirklich Sorgen das sein Freund auch gleich völlig wegtreten würde. Nie hätte er gedacht das er seinen Leutnant mal so am Rande der Verzweiflung sehen würde, denn genau das war in jener Sekunde der Fall. Saku sah nicht gut aus und atmete selber sehr schnell und leicht panisch. Was war nur los mit ihm? Sicher war das eine furchtbare Situation, aber es traf ihn doch härter als es Sugi für möglich gehalten hätte. War es weil er vielleicht doch in Hana verliebt war? Überforderte ihn deswegen die Situation komplett? Es schien wie ein Spiegel zu wirken und wenn es dem Blonden nicht gut ging, dann fühlte sich auch Saku nicht wohl. Hana war panisch…also wurde es Saku auch. Aber das durfte nicht sein! Er musste sofort damit aufhören! Er machte es nur noch schlimmer damit und war so keine große Hilfe! Und als keine weitere Reaktion von seinem Leutnant mehr kam, der ihn einfach nur stark schlotternd ansah, da rutschte Sugi doch tatsächlich die Hand aus. Es war, von ihm, ein verzweifelter Reflex gewesen. Innerhalb von Sekunden hatte er leicht ausgeholt und seinem Freund eine verpasst. Er schlug Sakurai auf die rechte Wange und es knallte. Und es war gut dass er kurz die Fassung verloren hatte denn es wirkte. Schlagartig holte es Saku wieder zur Besinnung und er sah den Sanitäter verwirrt an, als der wieder zu ihm fauchte:

„Reiß dich zusammen verdammt! Ich brauche dich hier und jetzt Sakutaro!“

Er hatte recht. Dazu musste er ihn nicht mal dabei anspucken um das klar zu stellen, denn er hatte recht, so das der Ältere sofort nickte und sich fasste. Saku war selber erschrocken wie gelähmt und starr er sich plötzlich vorkam. Wie sich jede Bewegung anfühlte als würde er erfroren sein. Als wär er gelähmt. Was war nur mit ihm los? Doch er wusste genau was es war, denn seine Vergangenheit holte ihn mal wieder ein. Er hatte sie auch so gehalten…Chiharu. Überall war Blut gewesen so wie auch…Doch sofort schüttelte er den Kopf, holte sich zurück und löste sanft Hana seine verkrampften Arme vom Bauch.

Saku fasste sie beide an den Handgelenken mit einer Hand und zog sie hoch an seine Brust. Der Blonde schrie wieder und wand sich kurz, aber es hörte auch gleich auf, denn es war wieder vorbei als Saku ihn sanft hielt und die Arme still waren. Als Sugi seinen Moment nutzte, das Oberteil hoch zog und endlich die Wunde sah…da wurde sein Gesicht schlagartig etwas blasser. Das dufte nicht sein.

Es war ein ordentlicher Bauchschuss gewesen, der sich da vor ihm zeigte. Weit am Rand der Bauchhöhle entlang und damit, Gott sei Dank, an den Organen vorbei. Denn dort wo das Loch klaffte und dickes Blut raus suppte, lagen keine Organe, doch damit war er noch lange nicht außer Gefahr. Hana blutete ungewöhnlich stark und das machte Sugi Sorgen. Er war sich sehr sicher dass eine wichtige Ader getroffen wurde, wenn es nicht an den Organen lag und dass das Blut sich bereits im Bauchraum verteilte. Hana hatte zwar Glück das dort keine Organe lagen, nichts davon beschädigt wurde, aber er würde verbluten wenn Sugi diese Wunde nicht richtig behandeln konnte. Noch dazu gab es da ein weiteres Problem. So schluckte er und sprach dabei:

„Oh nein…oh nein das ist nicht gut…“

Als Saku das hörte sah er wieder erschrocken zu ihm und wand seinen Blick von dem Jungen in seinen Armen ab.

Hana schrie auf als Sugiura zwei Sekunden später ihn etwas anhob und sich so hinkniete das er an den Rücken des Jungen sehen konnte. Also unten drunter nachsah wo die Kugel einschlagen war. Und genau in dem Moment traf ihn der Schlag erneut und die bittere Erkenntnis das er hier nichts mehr für ihn tun konnte. Nicht mehr. Denn er sah den Rücken…und da war nichts zu sehen. Es gab keine Austrittswunde. Also kam er wieder hoch und Sakutaro sah den erschrockenen und besorgen Blick auf dem Sanitäter vor sich liegen, als er zittrig fragte:

„W-Was ist?! Was ist los!? Sag mir was los ist Sugiura!“

Sugi sah besorgt zu ihm. Es brachte nichts ihm im Unklaren zu lassen und er war selber mit den Nerven etwas zu Fuß, also fauchte er spontan:

„Sie ist nicht durchgegangen! Ich weis nicht wie, aber die Patrone steckt noch immer in ihm! Wenn wir sie nicht rausholen wird er eine Blutvergiftung erleiden, falls er nicht vorher sogar schon verblutet! Es wurden keine Organe verletzt, was gut ist, aber der Schuss hat sicherlich eine große Arterie getroffen, deswegen blutet er auch so stark! Ich muss das Geschoss entfernen und die Arterie wieder zusammenflicken!“

„Worauf wartest du dann noch?!“

Fauchte Saku nun sichtlich geschockt und panisch zurück. Fragte sich warum sein Freund noch nicht angefangen hatte. Doch er bekam auch gleich die Lösung dafür serviert, als Sugiura zurück brüllte:

„Mach deinen Schädel an Saku!! Ich kann das hier nicht machen!! Wir haben zwar Verbandszeug dabei, aber das wird ihn nicht retten!! Ich brauche professionelles Werkzeug und eine sterile Umgebung dafür!! Er muss operiert werden, oder er stirbt!!“

Es war die ungeschmückte Wahrheit und diese Faktoren hatte er einfach nicht.

Eine Operation an einem Strand war genau das Gegenteil von einer sterilen Umgebung. Und je länger sie warteten umso knapper wurde ihre Zeit Hana zu helfen. Er wollte helfen und es gab nur eine Lösung die ihm noch einfiel. Also griff Sugi sofort neben sich in den Rucksack und zog hektisch einen Druckverband hervor. Das würde ihnen Zeit verschaffen, denn der Druckverband ist eine Erste-Hilfe-Maßnahme, die bei einer stark blutenden Wunde durchgeführt werden muss. Das Stillen starker Blutungen hatte höchste Priorität, da es bei großem Blutverlust schnell zu einem lebensbedrohlichen Schock kommen könnte. Doch das war nur der erste Schritt, denn auch nach Anbringen des Druckverbandes mussten noch weitere Maßnahmen zur Versorgung des Jungen begonnen werden. Erst mal war es wichtig die Kontrolle der Vitalfunktionen, also das Bewusstsein, die Atmung und den Kreislauf in regelmäßigen Abständen überwachen. Außerdem mussten sie Hana seine Körperwärme erhalten, damit er durch die Unterkühlung, ausgelöst durch den Blutverlust, nicht schlapp machte. Also klemmte er sich den verschlossenen Druckverband unter seinen rechten Arm und faste Hana nun ebenfalls fest am Rücken, hielt ihn in Position und fauchte zu Sakutaro:

„Deine Jacke! Zieh sie sofort aus und legt sie über seinen Oberkörper! Wir müssen seine Körperwärme stabilisieren damit er keinen Schock bekommt! Ich hab ihn!“

Saku sah ihn wieder erschrocke an und nickte zustimmend. Kurz darauf ließ er vorsichtig den Jungen los und zog seine Fliegerjacke aus, die noch kein Blut an sich hatte. Sanft legte er sie auf den Jungen und hüllte ihn damit bis zum Bauch ein. Als er das getan hatte packte er Hana wieder und Sugi ließ los. Gut, das war schon mal ein Teil. Doch man musste man mit ihm reden und ihn betreuen. Es war wichtig damit er nicht hyperventilierte und der Körper durch Stress überladen wurde. Und da kam Saku wieder ins Spiel. Er musste Hana beistehen und ihn beruhigen, denn alleine würde er das nicht schaffen. Der Junge brauchte nun alle Unterstützung die er bekommen konnte. Sein Leben lag nun offiziell in ihren Händen.

So zog er den Verband unter seinem Arm hervor und machte ihn auf, zog ihn auseinander und hielt ihn dann über die Wunde. Er hatte einen Plan, doch sie mussten alle zusammenarbeiten und den teilte er nun mit Saku, als er ihn wieder ansah und sprach:

„Ich kann ihn hier nicht operieren…aber in der Sanitätsstation auf dem Flugzeugträger! Wenn wir ihn dort rechtzeitig hinbringen, dann kann ich ihm noch helfen! Er muss operiert werden Saku! Aber ohne einen Druckverband schafft er das nicht bis da hin! Deswegen musst du ihn jetzt gut festhalten, während ich ihm diesen anlege! Hast du das verstanden Sakutaro?!“

Er sagte das sehr auffordernd und laut um zu seinem Leutnant durchzudringen und ihn im hier und jetzt zu halten. Er konnte es sich nicht leisten das Saku nun ungünstig drohte abzudriften! Und das wirkte denn der nickte ihm sofort schlotternd zu. Aber er war fertig, das sah man ihm an, denn er konnte nichts tun. Zum ersten Mal, innerhalb seiner Staffel, konnte er nichts tun um zu helfen und musste seinem Sani das Feld überlassen. Sugiura war der Einzige der Hana noch retten konnte, deswegen wiedersprach er ihm nicht und packte den Jungen wieder sanft fester. Fast so als würde Hana sein Gewicht ihn ebenfalls beruhigen. Sugi sah ihn noch kurz an. Checkte die Lage in Saku seinen Augen…Gut er war online, dann konnte er loslegen. Und kurz darauf machte Sugi auch schon seine Arbeit und legte Hana den Druckverband an. Legte ihn auf die Wunde und zog ihn dann um den Bauch herum. Immer und immer wieder um Schichten zu bilden. Es tat weh und schmerzte, als der Stoff Hana Haut zusammenschnürte, so dass der Kleine aufschrie und anfing sich zu winden. Doch der junge Sani vor ihm ließ sich deswegen nicht beirren und machte einfach weiter. Auch Saku hatte die zarten Handgelenke wieder gefasst und erneut in seiner linken Hand fest gepackt um ihn zu halten, dabei drückte er ihn mit der Rechten sogar noch fester an seinen eigenen Oberkörper. Er wollte ihm damit Schutz und Sicherheit geben und verhindern das er sich zu sehr wehrte, doch Hana schrie als würde man ihn erneut erschießen. Es tat so weh ihn zu hören, so das Saku automatisch zu ihm runter sprach:

„Es ist okay! Ich weis dass es weh tut, aber es ist okay! Es wird alles gut! Alles wird gut süßer!“

Er war so verzweifelt, dass er nicht mal mehr mitbekam was er zu ihm sagte. Wie er ihn eben genannt hatte, denn er wollte einfach nur das es ihm wieder gut ging. Nichts anderes ging ihm mehr durch den Kopf. Hana sollte wieder gesund sein. Sollte ihn anschreien und sich mit ihm streiten. Denn ihn so schwach und leidend zu sehen…das brach Sakutaro das Herz und er konnte sich nicht mal genau erklären warum. Denn einfaches Mögen und Freundschaft…löste normalerweise sowas nicht in ihm aus. Er war nervlich an seiner Grenze angekommen. Keine Schlacht hatte das jemals bei ihm geschafft, aber dafür ein kleiner Junge den er noch nicht lange kannte. Doch er musste sich zusammenreißen. Hana zur Liebe.

Sugiura zog den Verband ein letztes Mal fest um seinen Bauch und band ihn schließlich zusammen.

Er war stramm gezogen und nun kam es auf jede Sekunde an. Es würde die Blutung, fürs Erste, leicht stoppen, aber nur nach außen. Und da lag das Problem denn der Rest würde in die Bauchhöhle laufen und das war nicht gut. Er musste schnell operiert werden! So sah er wieder zu Saku und sprach laut:

„Ich kenne einen Weg zum Flugzeugträger! Einer auf dem wir auch nicht gesehen werden! Aber wir müssen uns beeilen, denn ich weis nicht wie lange Hana noch durchhält!“

Saku nickte ihm zittrig zu und ließ die Handgelenke des Jungen los. Hana legte sofort seine Arme wieder schmerzend und jammernd um seinen Bauch, als sein Träger vorsichtig auf die Beine kam und ihn sanft in den Armen hielt. Sie mussten los…doch es fiel Saku plötzlich auf. Genau in der Sekunde realisierte er…wie zart und leicht der Kleine doch war. Er hatte ihn damals schon mal getragen. Damals am Strand, nachdem er fast ertrunken wäre und ihm das Leben gerettet hatte. Ihn aus der Koralle holte und sich dann den Kopf unter Wasser anschlug. Aber ihm war nicht aufgefallen was für ein sanftes Fliegengewicht er doch war. Er lag so schwach und zittrig vor Schmerz in seinen Armen. Seine Wangen waren errötet und komplett besudelt von Tränen die einfach nicht aufhören wollten zu laufen. Er hatte panische Angst. Saku konnte das fühlen und das war verständlich. Aber da war noch etwas anderes was ihn plötzlich überfiel. Es war ein Geräusch das er nur zu gut kannte, aber das dennoch anders klang als alles was er darüber wusste. Er hatte es zuerst gefühlt als Hana seine linke Hand auf seiner Brust verweilen ließ. An die Stelle Griff wo sein eigenes Herz lag und dort das weiße Unterhemd in blutiges Rot tränkte. Doch nun war es in seinem Kopf. Er konnte es hören…Es war ein Herzschlag gewesen. Es war Hana sein Herzschlag gewesen. Aber warum konnte er ihn so genau hören? Und warum…kannte er diesen Klang des Herzens? Es kam ihm bekannt vor. Sie waren in jener Sekunde verbunden gewesen…und er wusste nicht warum. Dock Saku wusste zu dem Zeitpunkt noch nicht das es was besonderes war. Etwas…was nur jemand hören konnte…der der Welt der Geister einmal sehr nahe gewesen war.

Sugiura kam auch wieder auf die Beine und warf sich dann den Rucksack auf den Rücken. Danach fasste er aber auch schon an die rechte Seite seines Gürtels und riss das alte Walkie-Talkie dort ab. Saku sah ihm dabei zu, verstand nicht warum er das machte und sah wie er nach einer Frequenz schaltete und Sugi dann Sekunden später hineinsprach:

„Paku?! Paku kannst du mich hören?! Sugi hier!“

Er brauchte Unterstützung und Paku war der Einzige der noch rechtzeitig zu erreichen sein würde. Doch zuerst war nur statisches Rauschen zu hören und keinerlei Antwort kam aus dem Gerät. Er bekam Angst, so das er es erneut versuchte und lauter sprach:

„Paku, hier ist Sugi, bitte Antworte! Verdammt noch mal Paku! Großer Papa-Vogel geh ans Walkie verdammt!!“

Man sah ihm an das auch er langsam nervöser wurde und das geschah selten.

Sugiura war einer der immer die Nerven behielt, besonders wenn es um Verletzte ging, aber bei Hana war das auf einmal anders. Es gab dafür auch einen plausiblen Grund…es war persönlich. Es traf ihn auf der Familien-Ebene. Dieser Junge war nicht einfach nur ein Patient…Er war ein Freund und oben drauf auch noch die Person die sein Leutnant liebte. Für ihn hatte Hana damit automatisch den Status des Alphaweibchens seines Leit-Adlers und wenn dieses verletzt war, dann mussten alle Hebel in Bewegung gelegt werden um es zu retten, auch wenn das für andere etwas unfair klang. Der Kleine war Opfer einer Kugel geworden die nicht für ihn bestimmt war, sondern für Saku. Es war somit schon dramatisch genug und Sugi stand nicht einfach daneben und sah zu wie dieser Junge verblutete und Sakutaro wieder jemanden verlor den er liebte! Das konnte er einfach nicht mehr! Wenn Hana starb…dann konnte man Saku auch ne Kugel geben, denn der war jetzt schon völlig fertig mit den Nerven. Noch mehr als damals bei Chiharu…Was interessant war.

Und endlich ertönte ein Rauschen aus der Leitung, so das eine bekannte Stimme zu ihnen dran und zu hören war. Sie sprach:

„Paku hier. Was gibt’s kleiner Habicht? Over.“

Das war bei ihnen so ein Ding gewesen. Wenn sie in der Luft waren gaben sie sich automatisch Familien-Code-Namen. Es zeigte auch etwas den Rang an und da Sugi der schwächste Flieger war war er nur ein Habicht wogegen Saku ein Adler war. Aber weiter: Paku seine sanfte Stimme zu hören tat gut und es beruhigte nicht nur ihn sondern auch Saku schlagartig, der einfach da stand und ihn ebenfalls hören konnte. Doch die Lage war noch immer ernst, so das Sugiura sofort ins Walkie brüllte:

„Wir haben ein Problem!! Anderson ist bei Saku seinem Zero aufgetaucht und er hat Hana angeschossen!! Wir konnten die Lage etwas stabilisieren, aber Hana braucht dringend eine Operation!! Saku und ich machen uns jetzt zum Flugzeugträger, damit ich ihn dort behandeln kann! Allerdings müssten du, Katsu und Matsumoto euch um Anderson kümmern! Wir lassen ihn hier am Zero liegen, aber er muss gefesselt werden! Noch ist er bewusstlos, doch ich weis nicht für wie lange! Er darf auf KEINEN Fall zurück ins Lager kommen! Hast du verstanden?! Auf KEINEN Fall, Paku! Over!“

Nachdem er sich die Seele aus dem Leib geschrien hatte und Paku am anderen Ende fast taub dabei wurde, kam nach wenigen Sekunden auch schon die unglaublich ruhige Antwort:

„Verstanden. Wir kümmern uns darum. Bringt ihr den Kleinen sofort zur Behandlung. Ich treffe euch dann da. Over.“

Sugi nickte.

„Verstanden! Over and…“

„Gib mir mal Saku. Over.“

Krachte Paku plötzlich zwischen die Worte des Sanitäters, der eigentlich schon auflegen wollte und Sugi verschluckte sie auch dann sofort. Sein Blick wich schließlich rüber zu Sakurai, der dicht neben ihm stand und noch immer nervös den zittrigen und wimmernden Hana in den Armen hielt. Er hante was Paku tun wollte, so das er, kurz darauf, ihm auch schon das Walkie entgegen hielt und er die sanfte und sehr gefasste Stimme von Paku aus diesem ertönen hörte. Er sprach zu Sakurai:

„Hey Küken…Ich weis das du dich gerade wieder innerlich deswegen in Stücke reißt. Du bist halt unverbesserlich. Aber bleib dennoch cool, okay? Das wird schon wieder. Sugi bekommt das schon hin…Mach genau was er sagt, hast du verstanden? Wir sehen uns dann gleich Sakutaro. Over and Out.“

Er war so ruhig und danach ertönte wieder statisches Rauschen aus der Leitung.

Und Saku wusste nicht warum, aber es tat ihm so gut diese Worte zu hören. Sie waren wie Balsam für seine Seele und er wurde automatisch etwas ruhiger. Dennoch konnte er sich nicht mehr halten und es kam über ihn. Paku seine Worte hatten ihn auf einer besonderen Ebene erreicht und Sakutaro liefen einfach nur still die Tränen darauf. Er konnte nichts anders als sie laufen zu lassen. Er war für ihn da…Er war einfach immer für ihn da…

Keine Ahnung wie er das machte, aber Paku hatte diese Art die Leute in seinem Umfeld zu beruhigen und das hatte er damit mal wieder erreicht. So das der junge Adler nur schluckte und erneut stumm nickte. Saku wollte ihm danken. Aber er bekam es einfach nichts aus seiner Kehle. Es klemmte fest. Und kurz darauf machten sie sich auch schon auf den Weg. Sie rannten den Strand entlang, am Zero vorbei und ließen Anderson dort liegen. Es war ein langer Weg zum Flugzeugträger. Hana verlor nach und nach immer mehr seine Kräfte und wurde schlapper. Aber den Weg brachen sie dennoch in kürzester Zeit nieder. Die Angst um Hana sein Leben trieb sie an und die Tatsache das der immer schwächer wurde befeuerte das alles nur noch mehr. So kamen sie nach einer Weile auch endlich dort an…Und Hana gab inzwischen auch keinen Mucks mehr von sich. Er war zu schwach geworden und fast weggetreten. Hing wie ein Schluck Wasser ins Sakurai seinen Armen, als sie am Schiff ankamen und sich von den Klippen, die dicht daneben aus dem Korallenriff ragten, hinein kämpften.

Der Flugzeugträger hatte einiges an Schaden abbekommen, das wurde Saku immer mehr bewusst je tiefer sie in ihn liefen und je mehr Gänge sie hinter sich ließen. Dennoch zog alles sehr schemenhaft an ihm vorbei, so das er nicht das ganze Ausmaß an Zerstörung realisierte, denn sein ganzer Fokus lag auf Hana…dessen Herz er immer schwacher und zittriger stolpern hörte. Es war nicht so als würde er den Herzaschlag fühlen, oder den Puls, der diesen zu ihm brachte, nein er konnte ihn wirklich „hören“ und das verstand er einfach nicht. Noch nie hatte er sowas erlebt und er fragte sich: warum das so war. Doch so schnell die Frage in seinen Kopf drang, genauso schnell war sie wieder weg, als Hana aufwimmerte und sich leicht regte. Das Schreien war zu einem leisen Jammern und Wimmern geworden, das durch die kalten Gänge hallte, denn mehr Kraft besaß er nach der Reise auch nicht mehr. Auch war er fast komplett weggetreten und realisierte nicht mal mehr wo sie waren. Aber genau wie bei Saku war es eine Sache die er deutlicher hören konnte als alles andere…Es war das Herz des Älteren. Diese Melodie, die er hörte, machte ihn ruhiger und er verlor sich darin. Es war als würde sie ihn sanft in den Schlaf wiegen. Als wüsste er…das er ruhig aufgeben dürfte. Das er nachgeben durfte. Saku würde hier sein und ihn behüten. Und erneut hatte Hana diesen Drang, der so selten in ihm vorkam, da er ja ein Kämpfer war. Doch er war wieder da…Er wollte einfach nur aufgeben und schlafen, denn der Schmerz sollte endlich stoppen.

Nach der nächsten Biegung des langen Gangs, den sie abwärts gerannt waren, donnerte Sugiura auch schon gleich gegen eine Tür uns riss diese damit auf. Das harte Metall, der Tür, schlug gegen die Wand des Raumes dahinter und er rannte rein. Sie waren da und nicht eine Sekunde zögerte er und verlor sich schon gleich rechts im Raum an einem großen Metallschrank mit Doppeltüren. Er riss diesen ebenfalls auf und fing an zu suchen. Die Station war sein zweites Zuhause geworden, seit sie au der See waren, aber auch er musste hin und wieder seine sieben Sachen suchen. Die Tür schepperte kreischend auf und er suchte mit den Augen nach allem was er brauchen könnte während Saku auch in den Raum kam und sich umsah.

Es war in der Tat der Sanitätsraum, der sehr lang war und er sah sehr viele Metalltische dort der Reihe nach stehen. Sie zogen sich in der Mitte des Raumes abwärts bis nach hinten und in den hintersten Winkel. Rechts waren Schränke, in denen sein Freund wühlte und links sogar ein Schreibtisch der voller Kram war den er selber nicht kannte. Alles war sehr kühl und verdammt gut in Takt dafür dass das Schiff auf Grund gelaufen war und in Krollen verkeilt hing. Das medizinische Deck lag aber auch höher im Bauchraum des Flugzeugträgers, also ging damit der meiste Schaden an diesem vorbei. Allerdings war die Beleuchtung über ihnen sehr schwach. Der Hauptgenerator musste fast leere sein, oder so gut wie hinüber. Noch einige Stunden und es wurde stockfinster in dem Wrack. Die Deckenlampen flackerten kaum und der Notstrom ließ auch langsam nach. Dieses Deck war mit einem Notstromgenerator verbunden, für genau so einen Fall und damit die Verletzten behandelt werden konnten, selbst wenn alles andere den Bach runter ging. Hana wimmerte erneut auf und riss Saku damit aus seiner Starre, mit der er am Anfang des Raumes stehen geblieben war. Er sah zu dem Blonden runter und lief dann weiter in den Raum, als er behutsam und noch immer leicht unter Schock sprach:

„Es wird alles gut! Du schaffst das schon!“

Sugiura trat, mit dem rechten Bein, die Türen des einen Schranks zu und es schepperte laut auf. War ihm egal wenn der Scheiß kaputt ging. Saku sah deswegen zu ihm und konnte genau sehen das der Sani die Arme voll beladen hatte. Alles Mögliche trug er mit sich und rannte zu einem der kühlen Tische im Raum. Dort ließ er dann die Sachen drauf fallen und sortierte sie sich zurecht, als er dabei zu Saku brüllte:

„Brauchst du eine schriftliche Einladung, Saku?! Leg ihn hier auf den Tisch!“

Er zeigte mit der rechten Hand auf den Tisch und ohne zu zögern gehorchte der Pilot ihm, rannte zu dem Tisch vor sich, wenn auch noch etwas erschrocken weil sein Freund ihn so angebrüllt hatte. Er war es nicht gewohnt das Sugi so laut und gehässig zu ihm sprach. Kaum als er da war legte er den Blonden sanft auf die kühle Fläche und stütze dann noch seinen Kopf. Hana lag auf dem Rücken und atmete schwer, als würde er kaum noch Luft bekommen. Doch er hyperventilierte nur, denn sein Körper war zu erschöpft und fuhr immer mehr runter, so das die Lunge sich anstrengen musste Sauerstoff in das Blut zu pumpen…das in seinem Körper allerdings immer weniger wurde. Man sah es ihm auch langsam an, denn er wurde blasser.

Vorsichtig und voller Sorge fasste ihm Sakutaro dann sanft mit der freien rechten Hand an die linke Wange. Er fing wieder an zu zittern, wenn er fühlte wie kühl der Junge wurde. Er war so kühl und selbst seine Fliegerjacke, die Saku ja ausgezogen hatte um ihn unterwegs warm zuhalten, hatte nicht fiel gebracht. Sie verloren ihn, langsam aber sicher. Der Blutverlust machte sich auch immer mehr bemerkbar und das machte Sugiura schreckliche Sorgen. Noch mehr als die Patrone in dem Bauch des Jungen. So nahm er dann hektisch die Jacke von Hana runter und warf sie neben sich auf den Boden. So konnte er auch wieder sehen wie die Wunde aussah…Ihm wurde etwas schlecht. Es wurde immer schlimmer. Hana sein Oberteil war noch nach oben gezogen gewesen und so konnte er nun ganz genau den Bauch sehen. Um den Verband herum, und natürlich auch darunter, sah man dass er etwas angeschwollen war. Die Haut wurde bläulich und wirkte extrem krank, ergänzend zu der Blässe die wegen des Blutverlustes eingetreten war. Das Blut war zusätzlich in seinen Bauchraum gelaufen und richtete dort sicherlich schon still und leise Schaden an…Es musste schrecklich schmerzen und es war damit auch nur eine Frage der Zeit bevor sich Übelkeit und Schock die Hand gaben und zusammen loslegten. Er musste anfangen. So zog Sugiura schon fast panisch seine Operationshandschuhe an und machte sie sich zurecht. Er klickte die Lampe über dem Tisch an, eine OP-Lampe mit weißem Licht und dann nahm er sich einen Wattetupfer, desinfizierte den Bauch um den Verband herum ab und tupfe das geronnene Blut weg, das immer wieder durch frisches ersetzt wurde. Er musste ihn behandeln und das so schnell wie möglich.

Saku seine Augen hafteten noch etwas auf den ganzen Utensilien die sich sein Freund da links von sich zurechtgestellt hatte, deswegen bekam er das Ausmaß der Wunde noch nicht ganz mit. Vieles davon kannte er nicht, aber das was er kannte waren: Tupfer, ein steriler Faden zum Flicken der Verletzung, Skalpell, Desinfektionsspühdose und eine Zange, die sicherlich da war um gleich die Patrone damit zu entfernen. Doch etwas störte ihn plötzlich gewaltig an den ganzen Sachen, die er da so vor sich liegen sah, so das er erschrocken hinsah…Was hatte das zu bedeuten? Er sah…er sah keine Spritze mit...Etwas was ihn sofort weckte und er erschrocken zu Sugi fauchte, weil der sich schon bereit machte, die Zange nahm und anfangen wollte zu behandeln:

„Willst du ihn nicht sedieren?!“

Fauchte er laut zu ihm rüber.

Sein Kumpel sah wieder zu ihm und wirkte selber sehr nervös, was nicht gut war. Er als Arzt musste die Ruhe bewahren. Aber Saku machte es ihm gerade wirklich nicht leicht und er wollte am liebsten selber mit in Panik verfallen und in der Ecke heulend sitzen wie ein kleines Kind dem man den Lutscher gestohlen hatte. Doch wenn er das tat würde Hana sterben. Er war ein Profi und so verhielt er sich auch. Also riss er sich zusammen und fasste mit beiden Händen schon an den Druckverband, der ja weg musste und fauchte schließlich zu seinem Leutnant zurück:

„Verdammt hör auf mich so nervös zu machen Saku!! Ich habe keine Zeit dafür! Wenn ich jetzt noch warte, bis er sediert ist, verliert er nur noch mehr Blut! Ich MUSS ihn JETZT behandeln!! Sieht dir die Wunde an!! Das Blut ist schon in seine Bauchhöhle gelaufen und es hört einfach nicht auf! Ich muss die Patrone entfernen, die Arterie zusammenflicken und dann noch das überschüssige Blut absaugen!! Verdammt ich habe nicht genug Hände für all das Saku!! Also nerv mich nicht!! Ich brauche Hilfe dabei!!“

Er hatte recht und Sakutaro sah nun endlich zu der Wunde. Durch das kalte Licht der Lampe über ihnen bekam alles nur noch mehr das Bild eines Horrorszenarios. Es blutete noch immer und lief langsam auf den kalten Tisch unter ihnen. Er starb und Saku stand nur da neben und machte dem Mann das Leben schwer der helfen wollte! Er kam sich so erbärmlich vor. Er wusste nicht was er tun sollte…Aber einer wusste es genau:

„Dann ist es ja gut dass ich hier bin!“

Hörten beide dann eine sehr beruhigende Stimme zu ihnen sprechen und sie sahen neben sich zu der Tür des Raumes. Das Herz des Ass-Piloten beruhigte sich sofort etwas, als er die Person erkannte die dort stand. Und er war noch nie so froh gewesen ihn zu sehen wie in jenem Moment…Denn sein Dad war endlich da um alles zu regeln. Ihm unter die Arme zu greifen und zu unterstützen. So kam Paku auch sofort auf sie zugelaufen und neben Sakutaro an. Er war zwar ruhig, aber auch sein Blick zerriss sich bei dem Anblick des Jungen vor ihm und er verzog das Gesicht schmerzhaft. Den kleinen Prinzen so schwach zu sehen, so nah am Rande des Todes, dass traf auch ihn hart. Dennoch wand er sich sofort, gefasster als Saku, an Sugiura und sprach dann:

„Sag mir was ich zu tun habe. Ich helfe so gut ich kann Bruder.“

Endlich einer der alles ins Rollen brachte und dabei die Nerven behielt! War überfällig gewesen und Sugi war so froh das er da war. Der Sanitäter nickte dann darauf erfreut und fing endlich an den Verband von Hana zu lösen, der schon komplett durchgeblutet war. Endlich ging es los und Paku gab auch ihm wieder die Zuversicht dass alles gut werden würde. Das brauchten sie mehr als alles andere. Saku sah derweil Paku, rechts von sich, einfach nur an. Er wusste nicht was er sagen sollte. Er wollte mit ihm reden. Wollte ihm sagen was für eine Angst er hatte und dass er drohte zusammenzubrechen. Es wurde ihm alles zu viel und er brauchte Hilfe. Er konnte nicht wieder jemanden verlieren…den er so sehr mochte. Sich erneut mit Sünde und Schuld beladen jemanden getötet zu haben der nichts mit all dem zu tun hatte. Immer wieder ging es ihm durch den Kopf: Diese Patrone…war für ihn bestimmt gewesen. Für ihn verdammt! Aber Paku kannte sein Küken ganz genau. Keine Worte waren nötig gewesen und so sah er auch sofort nach links zu ihm. Sakurai sah schlimm aus, schlimmer als sonst wenn er unter Stress litt. Er kannte ihn und ihn so schlottern und voller Schrecken zu sehen, war eine extreme Seltenheit. Ehrlich gesagt…hatte er ihn noch nie so am Rande der blanken Panik und Verzweiflung gesehen. Doch es war okay. Er war nun hier und er wusste was zu tun war. Sie bekamen das schon ihn. Da war er zuversichtlich, denn er vertraute ihnen. Also lächelte er ihm nur sanft zu und sprach in einem beruhigenden Ton, für den er ja bekannt war:

„Gut es dir gut Küken?“

Er tat es schon wieder. Typisch Paku. Er nannte ihn: Küken. Etwas was er nur dann tat…wenn er wusste das Saku gerade nicht er selbst war und stark an sich zweifelte. Was auch okay und berechtig war, denn er benahm sich gerade wie ein kopfloses Huhn. Wie ein Küken das mit der Situation völlig überfordert war und zum ersten Mal versuchte zu fliegen. Er realisierte das und kam sich so blöd vor. Und deswegen schüttelte er auch sofort den Kopf. Er musste damit aufhören. Doch Saku überrollte es dennoch völlig und er bekam sogar leichte Tränen in die Augenwinkel. Er konnte nicht mehr, er zitterte noch mehr und es wurde ihm einfach alles zu viel. Er war völlig überfordert und das sah Paku ihm auch gleich an, so dass er seine linke Hand auf den Nacken des Piloten neben sich legte und ihm eindringlich in die Augen sprach:

„Hey…er schafft das schon. Reiß dich zusammen. Aber er packt das nicht ohne dich. Er braucht dich jetzt und genau deswegen musst du die Ruhe bewahren und ihm zeigen dass du bei ihm bist. Er ist ein Kämpfer, genau wie du. Vielleicht sogar noch verbissener als du und das ist gut so…Keiner lässt dich damit allein. Wir sind alle bei dir Sakutaro. Glaub mir.“

Da war es wieder. Als Paku das sagte tauchte es wieder aus seinem tiefsten Innern an der Oberfläche auf. Ein Gefühl das er lange dachte verloren zu haben. Was Saku dachte verloren zu haben, aber Paku schenkte es ihm erneut. Weckte es auf und rüttelte ihn wach. Die Person, wegen der er damals dachte es zu verlieren, öffnete ihm gerade erneut die Augen…Es war wieder da…Es war Vertrauen. Und als hätten seine Worte einen magischen Einfluss auf ihn, nickte der junge Pilot ihm nur zu und sah dann wieder vor sich zu Hana. Er musste…bei ihm sein. Nichts war gerade wichtiger. Das verstand er endlich. Also ließ er seine rechte Hand von dessen sanfter Wange gleiten und fasste die schlaffe rechte Hand des Blonden vorsichtig. Saku hielt sie ganz fest in seiner eigenen und würde auch nicht mehr loslassen, wenn er nicht müsste. Und es fühlte sich gut an. Endlich…bekam er wieder das Gefühl Herr der Lage zu werden. Er wurde ruhiger und das hatte er nur einer Sache zu vertdanken…seinen Freunden die bei ihm waren…Und seinem Dad neben ihm. Denn Paku war nicht einfach nur ein Freund. Er war für Saku wie ein Vater geworden. Auch wenn er ihm das nie gesagt hatte. Und als der Große das sah, sah wie sein junges Küken Hana seine Hand hielt, da wusste er dass er es geschafft hatte. Er hatte ihn wieder etwas wachgerüttelt und runter bekommen…So konnte der schwere Teil endlich anfangen. Also sah Paku wieder zu Sugi und fragte erneut:

„Also, was sollen wir tun?“

Er war bereit. Sie alle. Sugiura nahm endlich den Verband weg, ließ ihn neben sich auf den Boden fallen, aus der Bahn und offenbarte die ganze Pracht der schlimmen Wunde vor sich. Das war mies, das war sogar mehr als mies! Sie war wirklich sehr geschwollen und bläulich geworden, so schlimm sogar das selbst ein Killer wie Saku, dem nicht standhalten konnte und deswegen Hana ins Gesicht sehen musste. Weg von der Wunde. Er konzentrierte sich auf den Jungen vor sich und streichelte dabei mit einem Finger sanft über den Handrücken des Kleinen den er ganz fest hielt und wärmte. Saku hoffte anscheinend das seine Wärme auf ihn übergehen würde und ihm half. Doch der Kleine rührte sich weiterhin nicht. Er war komplett weggetreten, aber nicht bewusstlos, wie Sugi dann auch feststellte als er vorsichtig auf die Bauchdecke, neben der Wunde fasste und der Blonde anfing zu jammern. Keuchend und schwach. Verflixt, er war nicht ohnmächtig. Das würde also gleich richtig fies werden. Doch da mussten sie durch, besonders Hana wenn er leben wollte. Also nickte er, schluckte seine Zweifel und sah wieder zu Paku. Gab dann endlich auch Anweisungen:

„Okay…Paku ich brauche dich erst mal um Hana zu fixieren. Euch beide sogar. Saku, du gehst an das Kopfende und fixierst Hana seine Arme neben seinem Kopf. Paku du machst das an seinen Oberschenkeln für die Beine. Das ist sehr wichtig, denn ihr müsst ihn gleich ganz gut festhalten! Ich werde zuerst die Patrone entfernen und das wird höllisch wehtun, eben weil ich in die Wunde rein muss und er nicht sediert ist! Egal wie sehr er auch schreit und weint, ihr MÜSST ihn festnageln! Wenn er sich bewegt, während ich in seiner Wunde rum stocher, könnte ich ihn nur noch mehr verletzen und dann ist es aus! Habt ihr das verstanden?!“

Sie nickten ihm beide zu und Saku musste sogar dabei schlucken.

Er wollte das nicht, aber er wurde sofort wieder nervös. Doch dann atmete er aus und riss sich zusammen. Paku sah das auch. Sehr gut, er lernte sich zu kontrollieren. So musste man das machen. Dann lief Sakurai an das Kopfende und zog Hana seine beiden Arme nach oben. Er dehnte sie nicht, knickte sie nur so hoch das er die Handgelenke neben dem Kopf auf den Tisch pressen konnte um ihn dann zu fixieren. Was er schließlich auch tat. Der Junge reagierte nicht und Paku machte auch seinen Teil, lief an das andere Ende des Tisch und fasste den Jungen an den Oberschenkeln, drückte ihn dann ebenfalls nach unten. Paku sogar noch stärker als Sakutaro, da er mehr kraft hatte. Und als das alles geschafft war…kam der Moment der Wahrheit.

Sugiura atmete aus und fasste sich endlich die kleine Zange neben sich. Das wurde echt mies und es tat ihm jetzt schon leid. Dennoch konnte er nicht anders und setzte an. Mit der linken Hand, die auf dem Bauch ruhte, zog er, mit Daumen und Zeigefinger, die Wunde etwas auseinander…und dann ließ er das Werkzeug in diese gleiten. Immer tiefer und tiefer. Konnte nicht mal wirklich was sehen wegen dem ganzen Blut. Sekunden darauf brüllte Hana auch schon los und fing an sich zu winden. Es war ein schrecklicher Schmerz der durch ihn schoss und er war sofort wieder hellwach. Er hatte die Augen aber noch immer geschlossen und brüllte wie am Spieß während Sakutaro und Paku ihn auf den Tisch drückten. Er wehrte sich ganz schön. Kämpfte wie ein Teufel und besonders Saku war überrascht wie viel Kraft der Kleine doch noch aufbrachte um sich vor Schmerz zu winden. Er krisch, schrie und jammerte dabei. Brüllte immer wieder:

„Es tut weh!! Nicht!! Es tut weh!! Mutter!!“

Es brach alles über ihm zusammen und er schrie erneut nach seiner Mutter. Wünschte sie sich so sehr her, denn sie war immer für ihn da gewesen. Sie war die Person die ihm seinen Schmerz nahm und ihn heilte. Seit er geboren wurde und sogar schon davor. Es war natürlich das ein Kind nach seiner Mutter schrie, wenn es ihm nicht gut ging. Hana blendete einfach alles aus und wollte nur zu ihr. Wollte sie bei sich haben und schrie immer wieder nach ihr. Er hörte nicht mehr auf und seine Stimme wurde sogar schon leicht heiser. Er wand sich, aber kam nicht von der Stelle. War fixiert und bewegungsunfähig. Es tat so weh und er wollte einfach nur noch sterben. Und Saku tat es so weh ihn so schreien zu hören, aber er musste sich zusammenreißen und ihn fixieren. Durfte nicht loslassen! Also kniff er die Augen ebenfalls zusammen und drückte den Kleinen noch fester auf den Tisch unter sich. Er konnte nicht hinsehen, denn aus der Wunde, in der Sugi noch immer nach der Patrone grub, floss so viel Blut. Es hörte einfach nicht auf und lief weiter auf den Tisch unter ihnen. Saku sein Herz donnerte vor Sorge und auch seine Atmung wurde wieder schwerer. Hana sein Herz schrie. Er konnte hören wie es aus dem Takt kam und schrie. Nach ihm schrie. Es tat ihm so weh und er wollte antworten. Also konnte er nicht anders, denn sein Gefühl überrannte ihn und so sprach er laut zu Hana runter, während er sanft seine Stirn auf die des Kleinen legte:

„Ich weis dass es weh tut!! Aber du schaffst das schon!! Es wird alles gut Hana!! Es wird alles gut!! Du musst nur durchhalten!! Komm schon!! Es wird alles gut!!“

Er war selber so verzweifelt und dennoch schaffte er es die Fassung zu behalten und feuerte ihn an. Er gab dem Jungen damit so viel Mut und Nähe, dass es ankam und Hana doch wirklich kurz aufhörte zu schreien und sich nur noch leichter wand. Er konnte sich eh kaum bewegen, denn die Jungs hielten ihn gut fixiert, worüber Sugi besonders froh war. Die Blutung machte es ihm nicht leicht aber er kam näher. Er konnte sie fühlen, das Geschoss im Fleisch.

Der Blonde war inzwischen so gut wie weg. Sein Kopf drehte sich und der Schmerz rang ihn langsam nieder. Doch innerhalb dieses Chaos tat er etwas was sein Herz ihm befahl. Es war ein Instinkt…und so schmuste er sich wehleidig und schreiend an den Mann über ihn, der ihn fixiert hielt und damit Nähe schenkte. Er wollte zu seiner Mutter. Aber zu wissen das Saku bei ihm war und ihm beistand…änderte alles. Sofort ging es ihm besser. Seinem Herzen ging es besser. Es war ein gutes Gefühl und er wusste dass ihm nichts passieren würde. Er vertraute ihm…mehr als jemals zuvor. Und auch Saku, der noch nie zuvor sich hat so in Emotionen fallen lassen, tat genau dasselbe…Er schmuste zurück. Erneut riss dieser Junge wieder alle Mauern nieder, die er über so viele Jahre seines Lebens erbaut hatte. Durch die keiner mehr dringen sollte, aber Hana tat es. Und es war okay. Heute…war es okay.

Und kurz darauf hatte Sugi ein Erfolgserlebnis. Er lehnte sich wieder etwas hoch, weil sein Kopf dicht über der Wunde gewesen war, zum besser sehen und sprach laut:

„Ich hab sie!! Ich hab sie!! Verdammter Scheißkerl!!“

Das musste raus und mit einem Ruck zog er das Geschoss aus der Wunde.

Er hielt es fest in der Zange und Blut zog sich von der Wunde zu dem Werkzeug in seiner rechten Hand. Hana dagegen schrie ein letztes Mal auf, als das Metall seinen Körper verließ und dann…dann wurde er schlapp. So laut wie er gewesen war, so leise war er nun schlagartig und sackte komplett zusammen. Sein Kopf rollte nach rechts und er regte sich nicht mehr. Sugiura sah besorgt zu ihm, so wie auch Paku, denn als er das tat, sich einfach alles an ihm lockerte, da bekam es besonders Sakutaro mit der blanken Panik zu tun. Hana regte sich nicht mehr…er regte sich nicht mehr! Saku sah den Jungen unter sich erschrocken an und brüllte sofort los:

„Hana!! Hana sag doch was!! HANA!!“

Doch der Blonde reagierte einfach nicht mehr und blieb leblos liegen. Und während Saku in Panik verfiel, fasste Sugi schnell an die rechte Seite der Kehle des Jungen und suchte nach dem Puls. Bitte nicht, bitte nicht. Es donnerte immer wieder durch seinen Kopf und er lauschte. Tastete den Puls…Doch nach wenigen Sekunden fiel ihm ein Stein vom Herzen und er konnte ausatmen, weil er nämlich die ganze Zeit über die Luft angehalten hatte. Ein Glück. Falscher Alarm. Er sah zu dem völlig panischen Saku, der Hana an den Wangen gefasst hatte und nach ihm rief, als er laut zu ihm sprach:

„Es ist okay Saku! Er ist nur bewusstlos! Das ist das Beste was ihm passieren konnte!“

Und das war nicht gelogen denn so musste er erst mal keine Schmerzen mehr erleiden. Saku sah dann zu ihm und spürte auch wie er wieder ruhiger wurde. Dann legte sein Freund auch schon die Zange, samt der Patrone auf den Tisch ab und zog sofort einen weiteren Tupfer herbei. Vorsichtig tupfte er über die Wunde und entfernte das frische Blut. Hana hatte wirklich Glück gehabt, so komisch das vielleicht auch klang für einen der Angeschossen wurde. Den das Geschoss war nicht in ihm gesplittert und er konnte es in einem Stück rausziehen. Das war das beste Resultat in der Situation, denn wenn es gesplittert gewesen wäre…Sugi wüsste nicht ober ihm dann noch hätte helfen können. Denn er war noch nicht fertig. Er musste jetzt noch immer den Bauch etwas öffnen, um das Blut abzusaugen und dann die Arterie zu nähen, die da drin ja verletzt worden war. Hana überlebte das nicht mit einer Splitterung der Patrone…und er war sich nicht mal mehr so sicher ob er das hier überhaupt schaffen würde. Und so sah er traurig zu dem Jungen vor sich. Erst dachte er es würde alles wieder gut werden, aber wenn er da so vor sich sah…zweifelte er. Ein Blick der Saku nicht entgangen war und der auch sofort besorgt fauchte:

„Was ist los?! Du hast doch die Patrone entfernt!! Warum siehst du ihn so an?!“

Berechtigte Fragen denn eigentlich sollte es nun nur noch besser werden, oder?

Doch Sugi keuchte zittrig aus und fasste erneut, mit seiner rechten Hand, nach dem Puls von Hana, an dessen Kehle. Er wusste es. Er war sehr schwach und das lag an dem Blutverlust. Verdammt er konnte ihm nicht helfen wenn er keine…!

Dann sah er wieder zu Saku und sprach laut so wie etwas wehleidig:

„Es tut mir so leid Saku! Ich habe zwar die Patrone entfernt aber ich muss ihn noch immer die Wunde öffnen und die Arterie vernähen! Aber er…er ist einfach zu schwach Saku! I-Ich kann ihn nicht behandeln, wenn er weiterhin so viel und schnell Blut verliert wie er es schon verloren hat! Sein Puls ist sehr schwach und wenn ich ihm keine Bluttransfusion lege stirbt er mir unter dem Messer weg!! I-Ich kann nicht…Es tut mir so leid…“

Es war zu verzweifeln. Doch Paku sah zu Sugiura und sprach bestimmend:

„Du musst es versuchen! Er stirbt auch so wenn du es nicht wenigstens versuchst! Dann leg ihm doch einfach sofort einen Zugang und gib ihm Spenderblut! Wir haben doch genug hier!“

Damit hatte Paku recht. Der Kühlschrank, für das Spenderblut, war bei ihnen im Raum. Er könnte ihm einfach einen Zugang legen und eine Transfusion durchführen. Er musste es tun, wenn er weiter machen wollte, denn noch weiter schnippeln konnte er nicht bei dem starken Blutverlust. Nicht wenn er Hana durchbringen wollte. Aber da gab es ein Problem. Ein sehr großes sogar und so sprach Sugi zu Paku, der Hana losgelassen hatte und wieder neben Sakutaro gelaufen war:

„Ich weis nicht was er für eine Blutgruppe hat! Es muss exakt dasselbe Spenderblut sein, oder er stirbt an der Transfusion! Sein Körper würde sich gegen sich selbst richten!“

Dabei nahm er einen weiteren Druckverband links vom sich vom Tisch und legte ihn roh auf die Wunde, legte dann seine Hände da drauf und versuchte die Wunde etwas zu verschließen und Druck aufzubauen bis er genau wusste was zu tun war. Doch Sakutaro gab nicht so schnell auf.

„Kannst du das nicht herausfinden?! Sugiura wir müssen was tun!!“

Fauche Saku dann zu ihm und er ließ Hana dabei los.

Er hatte recht. Er hatte so recht und genau aus dem Grund riss er sich zusammen. Er gab die Hoffnung nicht auf! Sugi ließ die Wunde los und sprang von dem Tisch weg, rannte wieder an einen der Schränke und fing an zu wühlen. Nach kurzem Wühlen fand er auch schon was er suchte und kam wieder zurück. Er öffnete einen kleinen Koffer neben Hana und zog verschiedene Utensilien hervor. Da er etwas in Eile war erklärte er auch keinem was er da tat. Doch es war offensichtlich: Er musste Hana seine Blutgruppe herausfinden und all dies würde ihm dabei helfen. So legte er vor sich einen Testreifen, mit verschiedenen Feldern. Auf den Tisch und tränkte auf jedes einen Tropfen einer Flüssigkeit, die er aus einer kleinen Ampulle holte. Als das geschafft war nahm er einen kleinen Gegenstand, der wie ein Löffelchen wirkte und tunkte diesen in Hana seine Wunde, aber nur so tief das er ihn mit Blut füllen konnte. Nach und nach ließ er immer wieder neues, frisches Blut auf die einzelnen Stellen des Streifens tropfen und ließ es einwirkten. Sakutaro und Paku sahen ihm dabei zu und als er fertig war fasste sich Sugi hurtig einen anderen Zettel aus dem Koffer und überprüfte die Ergebnisse. Er schwitzte und sah immer wieder vom Streifen auf den Zettel vor sich. Hin und zurück, als wartete er auf etwas, was er auch tat. Er musste sich nämlich ganz sicher sein welche Gruppe es war…und nach wenigen Sekunden…als das Ergebnis da war…traf ihn der Schlag und er drohte in ein Loch zu fallen. So ließ er den Zettel aus seinen Händen fallen und sah erschrocken zu dem Blonden vor sich. Das gab es doch nicht…Da konnte doch nicht wahr sein! Er konnte kotzen und schreien zugleich, denn die Welt war einfach nicht gerecht.

Seine Freunde sahen ihm diesen Schrecken an und das gefiel Saku überhaupt nicht, so das er erneut panisch fragte:

„Was ist los?!“

Sugi, sah traurig zu ihm und bekam nur keuchend aus sich raus:

„I-Ich…ich kann ihn nicht behandeln…“

„Warum nicht?!“

Fragte nun auch Paku deutlich nervöser und Sugi sah abwechselnd zu ihnen. Er wollte so gern anfangen zu weinen, so mies fühlte er sich, als er sprach:

„…Weil ich diese Blutgruppe nicht da habe…Er hat: A Rhesus negativ. Das…das ist eine sehr seltene Blutgruppe und die haben wir nicht vorrätig…“

Und kurz darauf donnerte er mit der rechten Hand auf den Tisch vor sich und konnte sich nicht mehr zusammenreißen. Zum ersten Mal verlor Sugi die Fassung und war verzweifelt, denn Hana lag da blutend vor ihm…und er konnte ihm nicht helfen. So klappte er mit dem Oberkörper etwas zusammen und stützte seine Ellbogen am Tisch unter sich ab. Hielt seinen Kopf fest und verbarg sein Gesicht hinter den Händen. Er war fertig. Er war so fertig mit einfach allem. Er konnte doch sonst immer jeden retten verdammt! Warum nicht ihn?! Warum?! Und er fing sogar dabei an leicht zu weinen. Er hatte versagt und das auf ganzer Linie. So das es jammernd aus ihm kam:

„E-Es tut mir so leid Hana…Es tut mir so leid…“

Er würde verbluten…und er konnte verdammt noch mal nichts dagegen tun.

Aber einen am Tisch traf es wie ein Blitzschlag der verdammt wehtat. Nein…es war noch nicht vorbei. Und es war in jenem Moment, wo er die Hoffnung verlor…das der junge Mann sie wieder hoch bekam, der allen immer Hoffnung schenkte wenn es düster auf dem Schlachtfeld wurde. Etwas was er schon immer getan hatte und worin er gar nicht mal so schlecht war…Es war Sakutaro. Er sah noch immer schockiert aus, über das was sein Freund von sich gegeben hatte, aber dennoch war da Hoffnung in ihm und es hielt ihn am Leben. Es war nicht vorbei…Noch lange nicht. Nicht so lange ER da noch ein Wörtchen mitzureden hatte! So löste er sich komplett von Hana und kam rechts neben Sugi an, fasste dem auf den Rücken und fragte eindringlich, so wie auch laut:

„Bist du dir sicher?! Bist du dir GANZ sicher das es genau DIESE Blutgruppe ist?!“

Verdutzt und mit verheultem Gesicht sah Sugi zu ihm auf. Er sah diese Hoffnung in den Augen seines Leutnants und er wusste nicht warum, aber dennoch huschte sein Blick wieder runter auf den Testreifen vor sich und bestätigte das erneut. So nickte er und gab von sich:

„J-Ja…Aber was macht das für einen Unterschied? Ich habe diese Blutgruppe nicht auf Reserve…Es tut mir so leid Saku…I-ich wollte wirklich…“

„Hör auf hier rum zu jammern und hör mir zu!!“

Fauchte ihn Saku an und Sugi zuckte erschrocken dabei zusammen. Was war denn in den gefahren? Und auch Paku verschränkte plötzlich die Arme vor sich und sah seinen Freund genau an, als der überzeugt von sich gab:

„Du kannst ihn noch immer retten!! Ich…Ich habe dieselbe Blutgruppe wie er!! Du kannst mein Blut nehmen Sugiura!!“

Paku lächelte darauf sanft.

Endlich. Da war er wieder. Genau der Mann der er eigentlich war. Paku sah Sakutaro so voller Stolz an und lächelte weiter. Es war schon lange her dass er ihn so voller Hoffnung und Tatendrang gesehen hatte. Er kämpfte gerade, genau wie er es in jeder Schlacht da draußen auch tat. Und wenn er kämpfte…rang er meistens auch den Sieg davon. Also klatschte der Große bestätigend in die Hände und sprach zu dem Sani, genauso voller Tatendrang wie Sakurai:

„Okay! Was brauchst du dafür?“

Sugiura sah verdutzt zwischen ihnen hin und her. Wirklich? Wenn Saku wirklich dieselbe Blutgruppe hatte, dann konnte er…Er musste ihm vertrauen. Wenn es stimmte, dann konnte das noch was werden! Dann könnte er Hana retten! Und warum sollte Saku um seine Blutgruppe lügen?! Es ergab Sinn dass jemand, der eine seltene Blutgruppe hatte, sich diese auch merkte. Also zog er den Rotz, wegen der Heulerei, zurück in seine Nase und nickte. Kam dann wieder hoch und sprach:

„Okay! Hold dir den Stuhl da hinten aus der Ecke und setzt dich hin Saku! Leg schon mal deinen Arm auf den Tisch und mach eine Faust! Paku ich brauche einen leeren Transfusionsbeutel mit Zugang und Ausgang! Und dann brauche ich noch einen Infusionsständer um den Beutel da dran zu hängen!“

Gesagt getan. Sofort rannte der Große los und suchte in den Schränken nach einem Beutel. Als er das tat holte sich Saku schon einen Stuhl aus einer Ecke und setzte sich neben den Tisch, auf dem Hana lag, drauf. Er saß so in der Höhe das er den Kleinen genau sehen konnte und auch sofort seinen linken Arm auf den Tisch legte, dabei eine Faust bildete. Es würde alles gut werden. Er ließ ihn nicht sterben. Nicht bevor er ihm noch eins auf den Deckel geben konnte und ihm sagen würde dass er so ein nerviger Bengel war! Was er alles wegen ihm durchmachen musste und wie sehr er ihn dafür schlagen wollte! Doch er hatte ein besorgtes Lächeln dabei auf seinen Lippen, wenn er Hana so neben sich sah. Er…verdammt er mochte ihn einfach zu gern. Diesen nervigen kleinen Idioten. Er würde ihn retten und es war ihm egal wie viel Blut ihn die Aktion kosten würde.

Sugi kam dann auch schon zu ihm und hatte den ersten peripheren Venenkatheter in den Händen. Er desinfizierte Saku sofort die Stelle in der Armbeuge und sah noch mal zu ihm, als er mit der Nadel anlegte und sprach:

„Bist du soweit?“

Saku nickte und gab frech von sich:

„Warum hast DU noch nicht angefangen?“

Okay, er war endlich wieder der Alte. Als hätte ihn die schreckliche Nachricht und die Aussage von Hanas Tod eins über den Schädel gezogen, so war er wieder klar im Kopf und wusste was er zu tun hatte. Also lächelte Sugi auch endlich wieder mal und legte den Zugang. Danach verband er diesen dann noch mit einem Schlauch und bestfestigte den am leeren Beutel, dem ihm Paku gebracht hatte und nun auch den Infusionsständer neben sie zog. Sugi legte den zweiten Zugang an Hana seinem rechten Arm, auch innerhalb der Beuge, während Paku den Beutel aufhängte und sich danach dann an der Stange festhielt, als würde ihn gleich was wegfegen. Er war sehr angespannt und witziger weise war es Sakutaro der plötzlich, von allen, am lockersten war und nur zu Hana sah. Er hatte endlich alles im Griff und kam sich nicht mehr ganz so nutzlos vor. Sugiura fasste dann, oben am Beutel, das kleine Rädchen, um den Zugang zu öffnen und damit Saku sein Blut in diesen fließen konnte, als er entschlossen sprach:

„Okay. Dann mal los.“

Und dann drehte er den Zugang auf.

Oben am Beutel, so wie auch an Saku seinem Arm, öffnete er alle Zugänge. Kurz darauf floss das frische Blut de Piloten auch schon los und Saku lockerte seine Hand und löste die Faust. Es war ein komisches Gefühl und es wurde immer mehr je mehr Blut ihn verließ und in den Beutel floss. Es würde an seinen Kräften zehren, aber noch war es auszuhalten. Das kam erst mit der Dauer. Es war ja auch nicht so als hätte er eine andere Wahl, denn er war plötzlich alles was Hana noch am Leben hielt. Also musste er den Arsch zusammenkneifen und durchhalten! Und dieses Gefühl, dieses Gefühl jemanden am Leben zu erhalten und mal nicht zu töten…es fühlte sich gut an. Es war so neu für ihn.

Sugiura wartete auch nicht bis der Beutel sich komplett mit Blut gefüllt hatte, sondern öffnete auch gleich den Zugang bei Hana und ließ ihn das bekommen was er brauchte um wieder stabil und gesund zu werden. Es floss den Schlauch hinab und in den Körper des Jungen Patcheen. Löste damit etwas aus von denen keiner eine Ahnung haben konnte und es einfach alles verändern würde…

Oben drein musste Sugi noch operieren, also lief er um den Tisch herum und kam wieder auf der Seite an an der er vorher schon gestanden hatte. Er wechselte die Handschuhe, nahm ein Paar neue und machte sich sofort an die Arbeit. So fasste er sich ein Skalpell und schnitt neben der Wunde den Bauch etwas mehr auf. Er musste die Arterie finden und das Blut ablaufen lassen. So das er Paku neben sich beorderte und der mit einer kleinen Pumpe das Blut manuell absaugte und Sugi so endlich wieder was sehen konnte. Aber Saku bekam von all dem nichts mit. Er sah nur zu Hana und behielt ihn genau im Auge. Der Kleine rührte sich noch immer nicht, aber das war okay. Er sollte schlafen. Sollte sich erholen und durchhalten, denn Sakutaro war da. Er würde über ihn wachen und ihn schützen. Ihm nicht von der Seite weichen. Dieses Mal nicht, denn sie waren verbunden. Enger als jemals zuvor. So das er ihm sanft mit der rechten Hand über die kühle Wange fuhr und zu ihm sprach:

„Es wird alles gut Kleiner…Du musst einfach nur wieder gesund werden, ja? Bitte Hana, mehr…mehr verlange ich nicht.“

Und so schloss er dann die Augen und lauschte einfach nur. Es war verrückt. Einfach unbegreiflich, aber er konnte es noch immer in seinem Kopf hören. Hana sein Herz. Aber nicht den Herzschlag…sondern diesen Klang. Dieser Klang der sich seltsamerweise anhörte wie eine Melodie. Er verlor sich darin und wurde plötzlich selber ruhig. Es fühlte sich schön an. So geborgen und vertraut. Als würde er diese Melodie kennen und als hätte er sie sein Leben lang gesucht. Aber nun hatte er sie gefunden. Hier auf dieser Insel. Hier…bei Hana. Er erinnerte sich an Worte die seine Mutter mal zu ihm gesagt hatte, als er noch ganz klein gewesen war. Sie sagte zu ihm immer wieder, wenn er so werden wollte wie sein Vater: Wahre stärke bestand nicht darin ein Leben zu nehmen…sondern es zu bewahren und zu schützen. Nun verstand er es. So wie er es endlich nach all den Jahren tat und das völlig ohne Waffen. Und zum ersten Mal im Leben…fühlte er sich nicht mehr wie sein eigener dunkler Schatten. Sein alter Ego. Wie der Tod der jeden holen kam. Er war endlich wieder er selbst gewesen…Ein Junge mit dem Namen: Sakutaro Sakurai. Ein Junge aus Nagano…Und nicht Death Zero.

Wish

Sieh wie es wächst, dieses wunderschöne Kind des Schicksals und halte einfach weiter durch. Heiliges Licht leuchtete hell in dieser kalten Nacht im Winter. Eisige Kälte umgab dich und der Schnee der Berge erschien so zart im Mondlicht. So tückisch und voller Gefahren. Du hast gekämpft und wolltest damit deine Seele stark halten. Dich gegen alles wehrtest was man dir vorgeworfen hatte. Hattest mehr verloren als jeder andere von ihnen. Aber sag mir Fuchsmutter: wo warst du gewesen? Du sahst so mitgenommen und dünn aus. Warst die eine die immer nahm, einen Unheilsbringer schimpften sie dich, also lass mich dich nun um dein Leben rennen sehen. Wolfsvater an der Tür, du lächelst nicht mehr. Du warst einer der liebte, ein Gestaltwechsler, also lass mich auch dich nun rennen sehen. In der Ferne ertönte der Gesang einer Stimme, eine die über vergessene Zeiten im Wind sang. Doch Fuchsmutter…du wolltest nicht hinhören und legtest dich mit den Göttern an. So siehst du es nun fallen, dein geliebtes Kind des Schicksals, aber reichst ihm dennoch eine Hand in größter Not. So wie damals, als du durch den dunklen und tiefen Dschungel gerannt bist, bevor das alles anfing. Damals noch, als die Sonne unter ging und die Bäume starben, so wie die Flüsse versiegten. Auf der Suche nach einer Spur um dich von diesem Ort weg und wieder nachhause zu bringen. Doch es gab keinerlei Geräusche in dieser Welt, nur dich und dein Weinen nach Liebe. Oh du hast den Tod angefleht dich noch länger zu verschonen. Dich und alle die du geliebt hast. Aber was du nicht sehen konntest waren eiskalte Hände die nach dir griffen. Als Gott nicht mehr für dich da war und der Teufel über dich kam, wer hatte da noch Erbarmen mit deiner Seele? Kein Heil, keine Glorie, kein Silber oder Gold, nichts konnte dich retten, nur deine Seele sich selbst. Und als der Tod kam um deine Seele zu holen, die Türen für dich zum Himmel oder in die Hölle geöffnet wurden, da hattest du die Wahl. Mit kalter Seele bist du im Schnee verblieben. Dort wo du starbst. Dein Geist rein wie der erste Winterschnee. Und du bist noch nicht soweit zu gehen, denn du wirst gebraucht. Hast eine Aufgabe zu erfüllen. So wanderst du in der Welt der Lebenden umher. Leise und so weiß wie der Schnee leitest du dein Kind des Schicksals in die richtige Richtung. Verbindest zwei Welten miteinander. Dieses eine Kind welches dir so ähnlich sieht trägt dein Blut in sich. Jenes Kind…was dieselbe Schande auf sich geladen hat wie du damals und diese nun auch ertragen muss.
 

Es war bereits spät am Mittag und jeder verrichtete seine Arbeiten.

Eine Gruppe von Patcheen kamen von dem Feld wieder und hatten dort reichlich was geleistet. So waren es junge Mütter die Körbe mit Weizen, so wie auch Früchten und Gemüse vor sich her trugen. Es war ein gewöhnlicher Tag für sie und neben ihnen rannten ihre kleinen Kinder mit. Sie spielten fangen, lachten glücklich und genossen den Tag mit ihren Eltern auf dem Feld, denn auch sie lernten dadurch und hatten ebenso für das Essen zu arbeiten wie jeder andere im Dorf. Es war harte Arbeit gewesen, aber sie halfen gern und freuten sich noch mehr auf den Rest des Tages, wenn die Arbeit komplett getan war und sie zusammen spielen konnten. Spielen bis in den Abend wenn der Himmel dunkel wurde, der Mond aufging und die Müdigkeit sie später sanft in den sicheren Schlaf hüllen würde. Ein Leben das so einfach und simpel war. Etwas was nur Kinder kannten und später verloren wenn sie erwachsen wurden. So sollte es sein. So war die Natur. Besonders wenn man Mutter wurde.

Mit dabei waren auch die Zwillinge Lip und Rap, die neben ihrer Mutter herliefen und dabei ein fröhliches Kinderlied sangen, während sie zusammen einen Korb trugen. Es war kein spezielles Lied. Einfach etwas was sie immer sangen. Etwas was sie sich selbst ausgedacht hatten und das keiner kannte außer den Zwillingen. Sie lebten sorglos in den Tag. Behütet von ihrer Mutter. Und wie alle anderen auch, waren diese Kinder rein. Ihr Verstand war ungetrübt von Macht und Gier. Damit waren sie auch in der Lage Dinge zu sehen die sonst keiner wahrnehmen konnte. So wie in jenem Moment, als die Zwillinge wieder im Dorf ankamen und vor ihrem Zuhause den Korb abstellten.

Sie lachten, fingen sofort und direkt vor dem Wigwam an zu spielen. Schmissen sich aufeinander und rollten sich über den Boden, während ihre Mutter kurz dazu lächelte und dann im warmen Zuhause verschwand. Die Kinder spielten weiter, aber hörten dann etwas klingeln. Etwas was ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Es klang wie ein Glöckchen, so dass sie stoppten. Und kurz darauf blieben die Kinder lachend liegend und sahen von sich aus nach rechts. Sie kannten das Geräusch und sahen zum Platz vor ihnen, genau dort wo das Lagerfeuer hell brannte. Sofort machte sich ein breites Lächeln über ihren Gesichtern breit und im Nu saßen sie aufrecht und winkten jemanden fröhlich zu, der über den Platz lief und am großen Lagerfeuer vorbei schlenderte. Sie war wieder da…Lange war es her.

Ein junger Mann, der da ebenfalls lang lief, sah verdutzt zu ihnen und winkte nur nett zurück. Dachte es würde ihm gelten, aber er wusste ja nicht dass sie etwas komplett anderes sahen. Etwas was nicht jeder sehen konnte und nicht verstand. So erblickten sie das Tier das neben ihm vorbei lief und mit leisen Pfoten keinerlei Spuren am Boden zurückließ. Wie ein Windhauch und sanft lief es durch das Dorf. War so elegant und wunderschön. Die Mädchen lachten, als das wunderschöne Wesen deswegen stehen blieb und links zu ihnen rüber sah. Es war verdutzt. Dort blieb es dann auch auf vier Pfoten stehen und legte dann den Kopf etwas schief. Es war ein Weibchen, ein weibliches Tier und sie schien verwundert zu sein das die Kinder sie grüßten. Das Fell schimmerte und strahlte rötlich im Licht des Feuers und eines der großen Ohren zuckte aufmerksam dabei auf. Neugierig hob es den Kopf schnüffelnd zu ihnen, aber dann lief es einfach weiter. Es waren nur Sekunden des Kontakts gewesen und dann schenkte es ihnen keine Beachtung mehr, während die Mädchen noch immer hinterher winkten und lachten. Sie waren froh dass sie wieder da war, denn dann lief alles gut. Sie brachte Glück. Das wusste doch jedes Kind! Doch nicht oft passierte es dass dieses Weibchen so herzlich empfangen wurde. Denn eigentlich…konnte sie keiner sehen. Deswegen drehte sich auch keiner um und sah zu diesem wunderschönen Wesen, das leise durch das Dorf lief und somit auf den Wigwam des Häuptlings zu wanderte. Ein Zuhause…was sie nur zu gut kannte. Sie kam nicht aus dieser Welt, aber sie war hier weil sie noch was zu erledigen hatte. Würde für immer für diese Familie da sein. Keiner konnte sie sehen und das war auch gut so, denn andere würden sich vor ihr fürchten. Würden sie als Unheil sehen, so wie damals. Dabei war sie hier um zu helfen…dieser wunderschöne, schneeweißen Fuchs mit den stechenden, goldenen Augen. Sie besaß keinen Namen. Nicht mehr. Aber sie hatte mal einen gehabt, der lange vergessen und mit Schande behaftet worden war. Sie ließ ihn im eiskalten Schnee des Berges zurück.

So kam sie vor dem Wigwam an und legte den Kopf kurz schief. Nur um danach mit einem leisen Sprung einen Satz durch das Fell des Eingangs zu machen und dann kam sie dahinter im warmen Wigwam an. Sofort blieb sie stehen, schüttelte sich vor Wärme freudig und legte den Kopf erneut etwas schief, als ihr Schweif langsam von links nach rechts wedelte. Es lag daran das sie sah was sich vor ihren Augen abspielte und genau deswegen hielt sie auch Abstand und lief nur einige Zentimeter neben dem Eingang weg und setzte sich dort hin. Sie war hier um zu helfen, denn sie schützte diese Familie. Ihre Familie. So das sie einfach weiter vor sich sah und auf ihren Moment wartete. Zusah worauf alles hinauslaufen würde und sie dann eingriff. Ihre Augen waren stechend, aber so sanft und mit diesen beobachtete sie das Spektakel das da vor ihr ablief. Etwas…was ihr das Herz brechen könnte, wenn sie noch eines besitzen würde. Doch stattdessen schmerzte es sie komplett zuzuhören. Diese Worte….Er hatte sich so verändert…

Eine laute Stimme sprach sauer:

„Ich verstehe das einfach nicht! Er ist dein Sohn, du musst ihn nicht so hart rannehmen! Was soll das?! Denkst du nicht das er in letzter Zeit schon genug gelitten hat?!“

Yoh saß direkt vor dem kleinen Feuer in ihrem Zuhause und mit dem Rücken zu dem Fuchsgeist hinter ihm, als er vor sich seinen Gatten anfauchte. Er war sichtlich geladen, noch immer und das obwohl sie sich seit dem Morgen nicht mehr gesehen hatten. Erst vor Kurzem waren sie wieder zusammengekommen und wollten über alles in Ruhe reden. Aus der Ruhe wurde aber nichts denn Hao fuhr verdammt schnell wieder an die Decke als er mitbekam was in seiner Abwesenheit passiert war. Doch im Gegensatz zu Yoh, der still im Schneidersitz saß und nur laut sprach, konnte Hao nicht stillhalten und lief vor ihm und hinter dem Lagerfeuer, auf und ab. Er war ebenfalls gereizt und sein Blick war streng und sauer zum Boden gerichtet. So bekam er seinen Kopf einfach nicht um die Tatsache was seine Königin da getan hatte. Vieles war in den letzten Tagen passiert. Vieles womit er nicht einverstanden war und das alles betraf seinen Sohn. Und am Schlimmsten war: er konnte nichts verhindern. Hao kam sich schrecklich hilflos vor und er bekam immer mehr den Eindruck das Hana gnadenlose Narrenfreiheit innerhalb des Dorfes genoss. Und das alles lief auf das Konto von seiner Mutter.

Also blieb er kurz darauf stehen und sah streng zu Yoh runter, der seiner Meinung nach mit ein Problem an allem darstellte. Dabei verschränkte er seine Arme vor sich, was man dieses Mal gut sehen konnte, denn gerade trug er seinen Poncho nicht und lief Oberkörper frei herum. Seine langen Haare waren verziert mit den zwei großen Federn an der linken Seite des Kopfs, dort wo der Häuptling und sein Erbe sie traditionell trugen. Federn des Adler-Gottes Dyami zierten ihn und an seiner Brust konnte man noch deutlich die Narben sehen die er damals bei Apollo davongetragen hatte. Wunden des Kampfes gegen einen ihrer vier Götter die sich tief in sein Fleisch geschnitten hatten. Eine Erfahrung die ihn schwer verletzt, aber nicht nah genug an den Rand des Todes gebracht hatte. Er war gut davon gekommen.

Ein tiefes Schnaufen entfloh schließlich seiner Kehle und dann sprach er zu Yoh, der offenbar nicht den Sinn und Zweck von allem verstanden hatte:

„Es geht hier nicht darum ihn einfach nur so zu bestrafen! Denkst du das macht mir Spaß, Yoh?! Das ich ihn absichtlich jeden Tag anfahre und ihm somit zeigen muss wo seine Grenzen sind?! Ich möchte dass er einfach seinen Kopf zusammenhält und das macht was man von ihm verlangt! Aber, so wie ich mal wieder sehe, bekommt er nichts davon hin! Er war die ganze letzte Nacht weg gewesen! Weis Apollo wo! Und kaum ist er mal wieder im Dorf meidet er mich und schleicht sich dann auch schon wieder davon! Dieses Kind ist immer auf Achse! Dabei soll er mit seinem Hintern hier sein und lernen den Stamm zu führen! Weis Dyami was er da draußen wieder anstellt während wir hier reden!“

Er wand seinen Blick sauer ab.

Auf der einen Seite hatte er recht, aber er machte das viel zu sehr verbissen. Es drehte sich um nichts anderes in seiner Erziehung. Nicht mehr. Dabei war er komplett anders gewesen als Hana noch klein war… Und Yoh saß nur weiterhin ungläubig da und schüttelte dann den Kopf. Er konnte sich das nicht mehr anhören. Lange hatte er zu dem Thema geschwiegen und lange hatte er gedacht es wäre alles das Beste für Hana. Aber seit der Aktion, seit dem was Goldva getan hatte…wusste er dass es falsch war. Yoh musste Hana schützen…auch vor seinem Vater, wenn er müsste. Also sprach er taff:

„Er hat sich nicht davon geschlichen! Er war hier und hat mit mir gesprochen! Ich wusste dass er geht und deswegen ist das kein Davonschleichen! Dein Sohn ist alt genug und nicht an dieses Dorf gefesselt! Er darf genauso raus und hingehen wo er möchte, wie jeder andere auch! Warum willst du ihn krampfhaft hier einsperren?!“

Mal abgesehen davon dass er nicht zu verbotenen Orten gehen sollte, wo Hana sich ja erst rumgetrieben hatte.

Und schon kam Yoh auch auf die Beine. Er war es leid. Sie standen hier und stritten sich um Hana sein Wohlbefinden, was auch gut war, bis auf das Streiten, aber sie kamen einfach dabei auf keinen gemeinsamen Nenner. Der junge Schamane vertrat die Meinung das Hana seinen eigenen Weg finden musste und er ihn dabei unterstützen wollte. Das war etwas was ihm beim letzten Treffen klar geworden war. Sein Sohn war erwachsen und stand zu seinen Fehlern. Und darauf war Yoh stolz. Er vertraute Hana…aber er war sich nicht sicher ob sein Gemahl das tat. Denn Hao fing an seinen Sohn an der kurzen Leine halten zu wollen und die zog er gerade sogar noch strammer und enger an, als noch vor einigen Tagen und das wegen dem was im Tal passiert war. Es war aus Sorge, aber dann auch noch weil Goldva ihm diesen Floh in den Kopf gesetzt hatte. Dieser Floh der schrie: böses Blut! Wie bei seiner Großmutter…

Sicher wollte sein Vater für ihn nur das Beste, aber bei Hao artete das langsam in eine Art von Kontrollzwang aus. Denn er wollte Hana nicht nur leiten und beschützen…er wollte ihn kontrollieren und lenken. Doch machte er das aus Überzeugung? Oder wegen der alten Hexe? Yoh bekam das nämlich mit und war erschrocken darüber das Hao es offenbar nicht verstand. Nicht verstand wie sehr er Hana an die Leine nahm und das er sich so sehr von Goldva hat verrückt machen lassen, dass er nun anfing seinen Sohn das Leben schwerer zu machen als er es schon hatte. Denn Hana sein Leben war so schon nicht leicht. Und das lag an einer Sache: Er war ein geschlechtlicher Mischling. Genau wie Yoh. Aber dennoch so anders und verwirrt. Er sah Hana an…das er nicht genau wusste was er nun war. Ob Junge, oder Mädchen. Yoh hatte seine Rolle als Mutter akzeptiert. Er hatte seine weibliche Seite des Körpers akzeptiert. Aber Hana hatte nichts davon. Und er wusste auch dass er anders war. Das er beides besaß, was andere ja nicht hatten. Das allein hatte ihn als Kind schon verwirrt, was auch berechtigt war.

Hao wollte so sehr dass er dem Weg folgte den er für ihn bestimmt hatte. Und genau deswegen bekamen sie sich wieder in die Haare. Noch nie hatten sie so sehr um Hana sein Wohlbefinden gestritten wie in jener Sekunde und das seit fünf Tagen. Seit fünf ganzen Tagen kamen sie immer und immer wieder in einen Konflikt um ihren Sohn. Und Yoh fragte sich langsam immer mehr woran das lag. Er konnte es nicht ganz fassen. Ja, Hana hatte sich verändert. Und das war auch okay, aber es sorgte für Streit unter den Eltern. Ob er sich zum positiven oder negativen entwickelt hatte, das musste man noch genauer herausfinden, aber er war definitiv anders. Doch was hatte ihren Sohn dazu getrieben? Was war in den letzten fünf Tagen nur passiert das Hana sich so drastisch gegen die eigene Familie und Struktur ihres Stammes stellte? Als fing er an zu hinterfragen was richtig oder falsch war und das würde Yoh nicht mal sonderlich wundern, denn Hana war ein sehr schlauer und aufmerksamer Junge. War er schon immer gewesen. Er hatte die schnelle Auffassungsgabe seines Vaters geerbt, aber die Güte seiner Mutter. Doch leider war da auch noch zusätzlich der Dickschädel seines Vaters im Weg und er lenkte gern sein Handeln. Etwas was Hao aber nie einsehen würde. Der Grund, dass Hana so ein Dickkopf war, das war er. Es waren seine Gene die das verursacht hatten und dennoch behandelte er seinen Sohn wie eine Strafe. Machte ihn wegen etwas an und verurteilte ihn obwohl er das selber besser konnte als jeder andere! In der Hinsicht war Hana ein Spiegelbild seines Vaters und es war ungerecht ihn deswegen so zu behandeln. Das Hao ihn so behandelte. Und dann gab es da noch diesen anderen Punkt…Den mit Asanoha. Hao seiner Mutter. Es lag wie ein Schatten auf ihrer Familie. Wie ein Schatten auf Hana, der ihr so ähnlich sah. Doch das war ein ganz anderer Haufen um den man sich kümmern musste. Einer der noch etwas warten konnte und für den Yoh sich auch schon mental vorbereitete.

Doch Yoh erinnerte sich dann auch schlagartig an vorhin zurück. Erinnerte sich daran zurück als Hana den Bogen seines Vaters stehlen wollte und wie er dabei gewirkt hatte. Etwas ging in ihm vor. Er machte unbedachte Aktionen, von denen er wusste dass sie mehr als falsch waren und dennoch hatte er noch die Kurve bekommen und aufgehört. Wenn auch mit Unterstützung in Form eines Arschtritts seiner Mutter. Er hatte verstanden dass es dumm gewesen war. Und dennoch tat er sie…aber warum? Er wünschte sich so sehr das es einen guten Grund dafür gegeben hatte. Etwas wo seine Mutter ihm leichter verziehen könnte. Sowas wie…das er es aus Liebe tun wollte. Weil er verliebt war und sich beweisen wollte. Aber das schien nicht der Fall zu sein…

Yoh holte sich zurück und verschränkte nun auch die Arme vor sich, so wie Hao und sprach weiter:

„Hör bitte auf ihn wie ein kleines Kind zu behandeln! Oder wie einen Wolf den man an die Leine nimmt! Hana ist alt genug um zu wissen was richtig, oder falsch ist!“

Falscher Satz. Ganz falscher Satz. Und Yoh hatte keine Ahnung dass er damit einen Sturm losgetreten hatte, denn als er das sagte sah ihn Hao sehr verdutzt an und zeigte danach mit dem rechten Zeigefinger auf sich selbst. Er konnte nicht glauben was er da hörte und sprach auch etwas lauter und saurer zurück:

„ICH soll aufhören ihn wie ein Kind zu behandeln?! Ist das dein Ernst Yoh?! Wer rennt denn immer um ihn herum und nimmt ihn vor allem in Schutz?! Wie oft habe ICH schon zu dir gesagt: du sollst den Jungen nicht decken! Du sollst ihn sich wehtun lassen damit er versteht dass es auch Konsequenzen in seinem Tun gibt! Aber DU hast es immer und immer wieder getan! Bist wie eine überfürsorgliche Wolfsmutter um ihn herum gesprungen und hast sofort seine Wunden geleckt wenn er sich auch nur leicht verletzt hat! Du hast sein jetziges Verhalten damit gefördert und ihm dadurch gezeigt dass es keine Grenzen gibt, weil er immer sofort von dir gedeckt und bemuttert wurde wenn er Mist gebaut hat! Also wag es nicht MIR zu unterstellen ich behandel ihn wie ein Kind, wenn du ihn selber an dich gekettet hast und jedes Mal in schiere Panik ausgebrochen bist wenn er sich nur zwei Meter von dir entfernt hat!“

Und das war damals der Fall gewesen. Yoh wusste das es nicht richtig gewesen war, aber er war selber erst eine Mutter geworden und hatte keinerlei Erfahrung damit. War sehr nervös gewesen. Noch dazu liebte er seinen Sohn über alles und konnte sich weinend mit daneben setzten wenn Hana sich verletzte und anfing zu weinen. Er wollte nur das Beste, so wie Hao auch, aber er hatte erkannt wann es an der Zeit war zu stoppen. So wie vor einigen Stunden. Das machte alles nicht wieder gut, was er damals getan hatte…aber er versuchte es. Denn wenn Hana etwas brauchte…dann war es Vertrauen und Respekt. Respekt vor dem was er war.

Yoh schluckte darauf schwer den Kloß im Hals runter und gab etwas erstickend und sauer von sich:

„Ich bin seine Mutter und ich liebe ihn über alles! Natürlich springe ich gleich hin und kümmere mich um ihn wenn er sich verletzt hat! Das machen Mütter so! Aber im Gegensatz zu dir höre ich ihm zu und gebe ihm Sicherheit! Ich bin immer für ihn da, egal was er auch anstellt! Er ist ein so lieber Junge und du nimmst ihn viel zu hart ran Hao! Hana ist empfindlich und lieb und nicht so hart wie du! Warum kannst du das denn nicht einsehen?! Dein Sohn braucht einen Vater der ihm zuhört und ihn akzeptiert wie er ist und nicht einen der ihn fesselt und ihm sagt was er zu tun und zu lassen hat! Er ist so kreativ und offen, aber mit deiner strengen und traditionellen Art machst du ihn nur kaputt! Und ich sehe nicht dabei zu wie du unseren Sohn kaputt machst!“

Yoh wurde dabei sogar immer lauter und das schien Hao zu erstaunen.

Er sah seine Königin zwar noch immer sauer dabei an, aber er konnte nicht leugnen dass er beeindruckt war. Selten kam es vor das Yoh so sehr aus der Haut fuhr, das stand fest, aber das er dies für ihren Sohn tat war nichts Besonderes. Er war durch und durch eine Mutter und liebte sein eigen Fleisch und Blut über alles. So wie es sein sollte. Etwas was auch ER tat. Hana war nicht nur Yoh sein einziges Kind, sondern auch seins und es würde niemals ein Anderes geben außer ihn. Es gab nur einen Nachwuchs innerhalb Yoh seiner Blutlinie und auch Hana würde nur einen Nachwuchs zeugen können. So war ihre Familie. So war ihr Fluch. Aber dafür konnte jedes Geschlecht, innerhalb dieser Linie, schwanger werden. Doch Hana war der Erste der diese Regelung brach…obwohl er komischerweise auch einen weiblichen Zugang hatte. Er besaß, wie seine Mutter, männliche und weibliche Geschlechtsorgane. Allerdings war sich Goldva ziemlich sicher das Hana nie Mutter werden könnte, denn angeblich würde er über keine Gebärmutter verfügen. Sie hatte ihn untersucht und abgetastet, somit stellte sie das damals fest. Hao verstand nicht wie, aber er glaubte ihr natürlich. Und genau aus dem Grund musste Hana aufhören sich so zu verhalten. Er musste ein Mann werden und aufhören sich wie ein Mädchen zu benehmen! Daran fuhr kein Weg vorbei. Hao grauste es damals davor als der Kleine mit einem Blumenkranz zu ihm kam und das er, auch heute noch, Blumen mehr mochte als mit bloßen Fäusten zu kämpfen. Hana war kein großer Raufbold. Er hatte eine freche Klappe und war schlau, aber niemals in Kämpfe verwickelt. Nicht wenn er sich nicht wehren musste. Und da sich keine anderen Kinder, innerhalb des Dorfes, mit ihm als Sohn des Häuptlings anlegten, musste er sich auch nie prügeln. Er war sehr behütet aufgewachsen. Das Kämpfen und Jagen hatte sich etwas verbessert, zumindest in den letzten Jahren als er älter wurde, aber dennoch stellte er sich schrecklich an beim Jagen und machte nur Fehler. Er dachte zu viel nach und machte komische Pläne die dann nach hinten losgingen. Oder er dachte überhaupt nicht nach und wollte mit dem Kopf durch die Wand. Beides war gleich schlimm in Hao seinen Augen. Immer und immer wieder war Hana mit dem Kopf wo anders und sein Vater hatte es langsam, aber sicher, satt. Er musste diesen Träumer endlich auf den Boden der Tatsachen bringen. Nämlich den: das er mal den Stamm führen würde und alle zu beschützen hatte. Hao selber wurde bereits mit 16 Jahren neuer Anführer und Hana verhielt sich teils noch wie ein Kind! Er musste lernen ein Häuptling zu werden! Er war Hao sein einziger Erbe und mit dieser Bürde konnte er nicht so bleiben wie er aktuell war. Deswegen nahm er ihn hart ran und Yoh hatte mit einer Sache recht: Er akzeptierte seinen Sohn nicht wie er war, denn er wollte das er besser wurde! Besser als das was er aktuell war! Es plagte ihn als Vater seinen Sohn so feminin zu sehen, denn Hana…würde nie eine Mutter sein, also musste er aufhören sich wie ein Weibchen zu benehmen. Es wurde langsam an der Zeit.

Er schnaufte erneut sauer und antwortete seiner Königin:

„Und ich lasse nicht zu das du unseren Sohn noch mehr verhätschelst! Hana wird NIE eine Mutter sein! Hörst du? NIE! Also hör gefälligst auf ihn so zu behandeln und ihn auf etwas vorzubereiten was niemals passieren wird! Ihm damit Flöhe in den Kopf zu setzten! Es macht mich verrückt wenn ich mir sogar schon anhören muss dass auch Goldva schon der Meinung ist Hana einem Mann zur Frau zu machen! Das lasse ich nicht zu! Mein Sohn ist ein Junge und er wird einmal mein Erbe antreten und den Stamm als Häuptling führen!“

Yoh gab darauf wörtlich zurück:

„Das mache ich doch überhaupt nicht! Aber du gibst ihm ja nicht mal eine Chance der zu sein der er sein will! Er geht die Dinge eben anders an als du! Das ist doch nichts Schlimmes! Genau aus dem Grund sind wir alle einzigartig!“

Donnerte Yoh dann hinterher, aber Hao ließ sich davon nicht aus dem Konzept bringen.

„Was hat ihm seine angebliche Kreativität und Individualität bisher gebracht, hä?! Genau! Nichts! Alles was er damit schafft ist sich unnötig in Gefahr zu bringen, oder früher ins Grab! Jedes Mal, wenn er das Dorf verlässt, mache ich mir erneut Gedanken darüber dass er allein da draußen rumfliegt und droht sich den Hals zu brechen bei den Aktionen die er immer bringt! Und ich kann nicht verstehen wie DU hier sitzen kannst und ihm blind vertraust! Am Ende des Tages kommt er nicht nachhause, oder hat wieder etwas angestellt! Unser Sohn ist ein Tollpatsch Yoh! Zumindest was seine eigene Sicherheit angeht! Und ich lasse nicht mehr zu das er da raus rennt und sich in Gefahr begibt! Denn ich habe nicht das Vertrauen in ihn so wie du es hast, weil ich meinen Sohn nämlich kenne! Und damit endet die Diskussion auch! Ich habe besseres zu tun als mich den ganzen Tag mit dir darüber zu streiten Yoh! Deswegen werde ich jetzt Silva und einige Männer zusammentrommeln und nach ihm suchen gehen! Sonst kommt der Junge nämlich gar nicht mehr nachhause!“

Und er meinte es auch so. Es war das letzte Machtwort das er ausgesprochen hatte.

Sein Blick blieb dabei streng auf seiner Königin liegen und Yoh sah ihn nur erschrocken an. Er konnte einfach nicht glauben was er da gehört hatte. Wie…konnte er das nur tun? Wie konnte er seinen Sohn so behandeln? Ihm nicht vertrauen und zu etwas zwingen was ihn nicht glücklich machte. Hao behandelte Hana nicht wie einen Sohn…sondern wie eine Lebensversicherung falls er mal nicht mehr das Dorf leiten könnte. Das dann jemand da war und ihn ersetzte. Das war…nicht richtig. Und nun war Yoh sich inzwischen auch sehr sicher…das Hao ihn nicht mal richtig kannte. Er kannte seinen Sohn nicht richtig. Das er sich in einer Illusion verrannt hatte und in Träumen wie er sich seinen Sohn immer wünschte. Etwas…etwas was auch Goldva wollte. Wessen Worte waren das eben gewesen? Hao seine, oder Goldvas? Er wusste es nicht, aber eines wusste er genau: Hana würde nie so sein…und das musste Hao verstehen. Also schluckte Yoh noch mal und sprach dann darauf etwas leiser und trauriger zu ihm:

„…Hast du ihn auch nur einmal gefragt was ER gerne möchte? Nur einmal Hao?“

Doch er bekam keine Antwort darauf und nur einen Blick von Hao der sich stur von ihm abwand.

Aber genau das war Antwort genug. Und natürlich hatte er nicht gefragt. Nie hatte er Hana gefragt was er mal werden möchte. Er wusste nicht ob Hao es wirklich nicht wollte. Ob es ihm egal war was sein Sohn wollte, weil es nicht in seine eigene Agenda passen würde. Aber vielleicht hatte Hao auch Angst. Angst das…Hana nicht so war wie er es sich vorgestellt hatte. Wie er ihn sich wünschte. Und es tat Yoh in der Seele weh zu sehen wie Hana immer mehr erblühte, besonders in den letzten Tagen und sein Vater versuchte ihn in einen dunklen Raum zu sperren damit diese Blume niemals neue Knospen sprießen lassen könnte. Wie er sich an einen Weg halten sollte den sein Vater ihm ausgelegt hatte. Doch Hao liebte Hana…aber auf eine ganz andere Art und Weise als Yoh. Und so sehr Hana auch dumme Sachen machte in den letzten Tagen, Yoh konnte es ihm dennoch ansehen. Der Kleine…sah glücklich dabei aus. Er hatte dieses Strahlen in den Augen, wenn er daran dachte wo auch immer er mit den Gedanken gerade hin driftete. Seiner Mutter war das aufgefallen. Und auch die Blume die Hana damals mitgenommen hatte war ihm aufgefallen. Es war eine Kamelie. Eine Rote. Eine Blume die stark mit ihrer Familie verbunden war. Sie war neben ihrem Haus ins Beet eingebettet worden…und sie fing langsam an zu blühen.

Yoh wollte gerade um das Feuer herumlaufen und Hao wieder entgegentreten. Sich ihm stellen ganz ohne diese Barriere zwischen ihnen, die für Abstand sorgte, als er etwas sah und sofort verharrte, denn erstaunt sah der Junge Schamane dem zu, was sich da vor seinen Augen abspielte.

Rechts aus seinem Augenwinkel schlich sich etwas vorbei. Es war wie ein heller Schatten. Sanft und anmutig trat es dann auch schon direkt neben Hao seinen Beinen vor Yoh. Etwas von dem sein Gatte aber nichts mitbekam. Konnte er auch nicht, denn er hatte nie gelernt offen mit der anderen Welt zu kommunizieren. So sah der junge Schamane wie diese reine Seele, auf vier Pfoten, neben Hao zum Stehen kam und sich sanft hinsetzte. Kein Geräusch war von dieser ertönt, als sie sich setzte und auch Yoh konnte nichts mehr hören weil seine Gedanken und sein Blick sich völlig auf dieses Wesen fokussierten. Er kannte es. Ein Naturgeist…den er besser kannte als andere. So war es ein schneeweißer Fuchs. Derselbe Fuchs der ihn und Hao in jener Nacht vermählte und sie hoch zur Quelle lockte. Der Hana, in dieser Nacht, in die Wege geleitet hatte und seinen Sohn auch damals besuchte, als er noch ganz klein gewesen war. Das war nicht irgendeine Seele…Es war Ame. Daran gab es keinen Zweifel. Yoh hatte niemals das weiße Fell und diese hellen Augen vergessen. Aber warum war sie da? Sie kam doch immer erst dann wenn man sie brauchte…

Sie saß neben Hao und legte den Kopf schief, als sie Yoh genau anstarrte und der Schweif, hinter ihr, sanft von links nach rechts wedelte. Ihre Augen waren stechend wie immer und sie sah ihn weiter an als sie dabei ein leises Geräusch von sich gab. Es war eine Mischung aus einem Maunzen und Kichern, aber sehr zart und weich. Und als sie das tat kam es Yoh vor als wollte sie ihm was sagen. Als versuchte sie mit ihm zu kommunizieren. Doch er konnte sie nicht verstehen. Egal wie sehr er ihr auch lauschte und alles andere ausblendete, er verstand sie nicht. Nicht mal dann als sie die Ohren traurig fallen ließ. Yoh verstand zwar die Trauer, aber er wusste nicht weswegen und woher sie kam. Doch als Ame dann rechts neben sich hoch sah, zu Hao sah…da verstand er es. Sie kam hier her weil sie sich stritten, weil sie es persönlich nahm und nicht wollte. Sie wollt diesen sinnlosen Streit um Hana beenden. Und endlich sah Yoh klar und es traf ihn wie ein Hammerschlag, der schon lange überfällig war. All die Jahre hatte er es nie verstanden, war im Dunklen herumgeirrt und blind. Doch nun sah er sie als das was sie wirklich war. Sie war ein Schutzgeist der Familie…aber noch so viel mehr. Sie war…

Und dann machte Ame ein leises Jammern zu Yoh vor und sah ihn eindringlich an. Er verlor sich in diesen goldenen Augen vor sich, die in derselben Farbe schimmerten wie die von…Hana? Und dann gab es einen weiteren Schlag durch seinen Körper. Einer der richtig weh tat und ihn überfiel wie ein Schwarm Heuschrecken. Es hatte funktioniert und Ame stand dann leise auf und lief wieder langsam zurück. So schnell wie sie gekommen war, genauso schnell ging sie auch wieder. Lief an Yoh vorbei und raus aus dem Wigwam. Sie hatte mit ihrem Blick eine Verbindung zu dem Schamanen geknüpft und konnte ihm damit etwas Zeigen. Sie ließ ihn fühlen was sie fühlte. Und das war wichtig gewesen denn durch seinen Streit mit Hao hatte Yoh es nicht bemerkt. Die Gefühle nicht erfassen können. Doch sie war gekommen um zu helfen. Hatte hoffentlich dem Schamanen wieder die Augen geöffnet. Und sie fühlte nun selber dass sie wieder wo anders gebraucht wurde. Also verschwand sie…suchte erneut nach dem Kind des Schicksals, an das sie gebunden war und musste ihm beistehen. So sprang sie aus dem Wigwam raus ins Freie und rannte los. Rannte quer über den Platz und verschmolz dann mit der Luft des dunklen Dschungels. Sie musste zu ihm. Zu beiden.

Ame hatte es tatsächlich geschafft. Sie hatte den jungen Schamanen erreicht und die Erkenntnis traf ihn hart wie ein Fels vom Himmel, denn innerhalb von Sekunden spürte Yoh wie ihm das Herz verkrampfte und seine Organe versanken, als würde sie etwas nach unten zerren. Auf seinem Gesicht legte sich ein Ausdruck des Schreckens, der Hao nicht entgangen war. Ein furchtbarer Anblick bot sich ihm. Yoh wurde von Sekunde zu Sekunde immer blasser und schien abwesend zu sein. Sein Herz klopfte schneller, fing an zu rasen und er konnte es hören…ein anderes Herz…das langsamer schlug. Wie hatte er das nicht schon früher gemerkt? Seine komplette Welt versank in Dunkelheit, als er es spürte und er begann nun auch dabei zu zittern. Hao sah ihn nur weiter verwirrt und besorgt an, denn wenn Yoh so erstarrte verhieß das meistens nichts Gutes. So sprach er auch sofort wieder mit ihm. Er fragte ihn. Fragte ihn: was los war. Immer und immer wieder, aber Yoh konnte seine Stimme nur gedämpft und unverständlich wahrnehmen. Sein Herzschlag donnerte ihm bis zum Hals und sein Blut gefror zu Eis, als er anfing noch stärker zu zittern. Es fühlte sich für ihn plötzlich selbst so an als würde er sterben und er sah weiter vor sich in die Leere, denn es war als könnte eine Stimme durch sie hören. Die Stimme…die er besser kannte als jede andere in seinem Leben. Sie klang schwach und zittrig. Sie rief nach ihm und weinte dabei. Litt Qualen. Und es war genau in dem Moment, als die Stimme zu ihm rief: Mutter...So das Yoh darauf, vor Schrecken, einen Schritt zurück machte. Als die Realisation sank und er wusste wer da nach ihm gerufen hatte, dachte er er müsse brechen vor Panik. Sein Herz drohte erneut stehen zu bleiben und sofort rannten unkontrolliert Tränen aus seinen Augenwinkeln und die heißen Wangen hinab, die nun anfingen rötlich zu glühen. Und dann hörte er die Stimme wieder…und dieses Mal schrie sie nach ihm. Schrie als würde sie bald ihren letzten Atemzug tun und danach waren es nur Sekunden gewesen…bis endlich was passierte.

Es brach Yoh sein Herz und seine Starre vollkommen in zwei…als er sich schlagartig umdrehte und aus dem Wigwam rannte und das ganz ohne Vorwarnung und wortlos. Hao sah ihm erschrocken nach und setzte sofort hinterher. Er hatte gesehen das etwas nicht stimmte und folgte Yoh, der wie gebissen durch das Dorf rannte und hinaus in den Dschungel. Der Junge rannte als wäre der Teufel hinter ihm her, oder als ginge es um Leben und Tod. Und er verstand: das es ein Fehler gewesen war. Ein so großer Fehler und er hätte ihn nie gehen lassen sollen. Er war so blöd und nun musste er offenbar dafür bezahlen. So sprang er über einen Baum und keuchte denn er war es nicht gewohnt so viel zu rennen, aber er riss sich dennoch zusammen und rannte immer weiter. Yoh wusste nicht wohin die Reise ging, aber er konnte es fühlen. Konnte die Richtung fühlen. Er rief nach ihm. Er litt Qualen. Er…er starb. Und Yoh schrie. Schrie aus dem tiefsten Innern seiner Seele nach dem der ihn rief. Dessen Stimme er in seinem Herzen noch immer hören konnte. Der Name hallte durch den Dschungel und brachte einige Tiere sogar in Aufruhr, dass sie sich aus den Bäumen erhoben und wegflogen. Alles brach über ihm zusammen und Todesangst flutete ihn, während er erneut laut den Namen durch den Dschungel schrie. Nach dem Menschen rief den er mehr als alles andere liebte. Das Kind das in ihm gewachsen war und mit dem ihm noch immer alles verband. Sein Baby das Schmerzen hatte und von dem er fühlte das er immer schwäche wurde. Und so schrie Yoh verzweifelt, während er sich durch das Gestrüpp vor ihm drückte, immer wieder hallend den Namen den er selber ausgesucht hatte. Damals als dieser geboren wurde und er dieses zarte Baby an sich drückte. Er damit der glücklichste Mensch der Welt wurde. Er schrie den Namen seines Sohnes…

„HANA!!“

Die starke Bindung zwischen Mutter und Sohn war ungebrochen.
 

Unter meiner Haut kann ich es kribbeln spüren. Diese Wunden wollen einfach nicht heilen. Die Furcht ist das was mich zum Fallen bringt und verhindert dass ich erkennen kann was richtig oder falsch ist. Und da ist etwas in mir das ich, unter meiner Oberfläche, an mir zerren spüre. Es ist gnadenlos und verzehrt mich. Verwirrt mich noch zusätzlich. Der Verlust der Selbstkontrolle ist etwas wovor ich mich mehr fürchte als alles andere. Wie ein dunkler Schatten der droht über mich herzufallen, wenn ich nur eine Sekunde meine Mauern niederlasse und nicht aufpasse. Ich erkenne mich einfach selbst nicht wieder und je länger ich lebte, umso schlimmer wurde es. Die Wände kamen immer näher und drohten mich unter meinen Gefühlen zu erdrücken. Denn ohne einen Funken von Selbstvertrauen ist es zu viel Druck unter dem ich leide. Ich habe mich schon mal so gefühlt. So unbeholfen und unsicher. Und jetzt hat sich Unwohlsein über mich gespannt und dieses hört nicht mehr auf an mir zu nagen. Es lenkt mich ab und ich reagiere nur noch instinktiv, da ich keinen Platz mehr zum klaren Denken besitze. Und gegen meinen eigenen Willen stehe ich nun neben meinem Spiegelbild, das so anders ist als früher. Der Tod lächelt mich durch dieses an. Gekleidet in einem grünen Gewand und mit einer Waffe an der Hüfte. Ein Skelett meiner Selbst und es verfolgt mich. Doch ich kann mich diesem nicht stellen. Erinnerungen greifen mich durch dieses Spiegelbild an und verschlingen mich, als würde man alte Wunden dadurch immer wieder öffnen wollen. Doch das ist nicht mal nötig, denn ich reiße mich selber wieder in Stücke wenn ich nur daran denke. Ihr alle denkt zwar ich wäre in diesem Raum sicher, den ich mir selber erschaffen habe und in dem ich mich verkrieche. Zumindest bis ich mich wieder raus traue und es erneut versuche. Aber ihr irrt euch, denn erneut versuche mich allem zu stellen ohne Schwäche zu zeigen. Doch ich will nicht immer der sein der die Kämpfe anfängt. Denn innerlich habe ich verstanden wie durcheinander ich noch bin und das es falsch war. So weis ich auch nicht mehr wofür es sich noch lohnt zu kämpfen, oder warum ich hier sitze und schreie. Weis nicht warum ich mich selbst in Ketten lege und Dinge sage die ich überhaupt nicht so meine. Wann bin ich nur so geworden? Ich weis das es nicht richtig ist. Also versuche ich mich an DIR festzukrallen. Du bist mein Notharken und meine Heilung. Ich verschließe die Tür in meinem Herzen stark und versuche wieder Luft zu bekommen. Versuche dich dort drin zu halten damit du immer bei mir sein kannst. Doch damit tue ich den Leuten um mich mehr weh als vorher. Aber ich habe einfach keine Andere Wahl mehr, denn ohne dich bin ich nichts. Und wenn du weg bist…dann habe ich nichts mehr wofür es sich zu kämpfen lohnt. Ich schmiere es mit deinem Blut an die Wände vor mir, denn ich bin der eine der den Fehler begangen hat dich nicht zu beschützen. Dazu stehe ich. Und am liebsten würde ich nie mehr kämpfen und es so enden lassen. Zu dir kommen wo auch immer du bist. Doch mein Leben lässt dies nicht zu, denn es ist, seit meiner Geburt, ein Kampf und wird immer einer bleiben solange ich lebe. Aber etwas hat sich geändert. Ich habe etwas Neues gefunden. So erinnere ich mich plötzlich an den dunklen Himmel und die Blitze überall um mich herum. Erinnere mich an jeden Knall, als die Zeit plötzlich anfing stehen zu bleiben. Und wie ein warnendes Zeichen hat mich das Schicksal letzten Endes doch gefunden. Erst war da nichts vor mir zu sehen, nur Erinnerungen die mich fesselten und es gab keinen Ort wo ich mich verstecken konnte. Aber dann kamst DU, ein Sonnenschein und die Hitze war bei uns wie ein Segen. Du hast sie mitgebracht. Der Boden riss zwischen uns auf, denn in jedem Verlust und jeder Lüge, in jeder Wahrheit die ich versuchte vor dir zu verstecken, in jedem Selbstzweifel und jedem Abschied war ein Fehler der zu groß war um ihn vor dir zu verbergen. Und am Ende war deine Stimme alles was ich hören konnte. Sagte mir: Ich bekäme das was mir zusteht. Und du hattest recht. Aber bitte gib mir einen Grund zu zeigen wie falsch ich doch lag. Hilf mir diese Erinnerungen zu bereinigen und mich zu heilen. Lass die Wellen höher schlagen und diese Distanz zwischen uns überbrücken, die ich da vor mir in deinen Augen sehe. Gib mir einen Grund dieses Loch in meinen Herzen zu füllen um den Abstand zwischen uns zu verknüpfen. Lass es ausreichen, um die Wahrheit zu erreichen, die hinter dieser neuen Kluft vor uns liegt. Ich bin jetzt hier und ich sehe deinen Schmerz. Durch die Stürme, durch die Wolken, durch den Regen und ich sage dir: du kannst mir nicht entkommen. Einige mögen die Verrücktheit in dir sehen. Dort wo ich reine Liebe erkennen kann. Ich habe mich verändert. Genau wie du. Also lass mich dieses Mal deine Sonne sein die auf dich herab lächelt. So wie du es für mich getan hast…in dem Moment als ich dich das erste Mal traf und deswegen starb. Denn ich starb für dich…damit mein zweites, mein neues Leben, endlich anfangen konnte zu beginnen.
 

Das kalte Licht der Lampe über ihnen schien weiterhin auf den Tisch.

Es war sehr still in diesem sterilen Raum geworden. Keine Schreie ertönten mehr und die Gemüter fingen endlich an abzukühlen und nachdem Sugiura erfolgreich die Patrone aus Hana seinem Bauch entfernt hatte begann die nächste Etappe seiner Rettung.

Seit dem der Schuss aus Anderson seiner Waffe geknallt war und Hana in den Bauch traf, war einiges passiert und das innerhalb von nur einer Stunde. Eine Stunde die wie ein Schrecken verlief. Wie ein Alptraum und surreal. Alles lief so schnell und zügig ab, so dass man aufpassen musste nicht den Verstand, oder den Faden zu verlieren und das war noch nett ausgesprochen gewesen. Nicht jeder war in der Lage viel Blut und Verletzungen zu sehen und auch alte Hasen aus der Armee taten sich noch damit schwer. Besonders Sakurai hatte man das angesehen, der nun wirklich schon einige schlimme Dinge erlebt hatte in seinem Leben und wusste wie man überlebte. Aber Sugiura war dennoch der Einzige der Hana retten konnte.

Der Sanitäter hatte schon einige Wunden in seinem Leben behandeln müssen. Das kam mit dem Beruf. Schnitte, Stichwunden, Stöße, Prellungen, Knochenbrüche und so vieles mehr, aber er würde sich nie wirklich daran gewöhnen Schusswunden zu behandeln, denn für ihn persönlich gab es nichts Schlimmeres. Eine Schusswunde war nichts was man auf die leichte Schulter nehmen durfte, egal ob die Kugel durch das Fleisch ging, oder nicht. Diese Wunden waren bestialisch, grausam und heimtückisch und das obwohl sie meist sehr sauber wirkten, zumindest oberflächlich, aber das war nur eine Täuschung den im Innern des Körpers rissen sie alles auseinander und verursachten ein blankes Chaos in Fleisch und Organen. Knochen splitterten und brachen, Eingeweide zerrissen und das alles innerhalb von Sekunden sobald der Schuss aus der Waffe donnerte. Und jedes Kaliber erzeugte andere Versionen des Schreckens. Präzise Waffen wie: Gewehre und Pistolen, erzeugten diese heimtückischen Wunden, die harmloser aussehen konnten als sie es waren. Aber noch schlimmer waren Flinten die auf Streumunition setzten und ihr Opfer förmlich in Stücke rissen. Die Menschen komplett mit Wunden übersäten, oder aufrissen und sogar Körperteile abtrennen konnten durch deren bloße Wucht. Es war grauenvoll. Schusswaffen gehörten mit zur schrecklichsten Erfindung die der Mensch jemals erschaffen hatte. Grausam, respektlos und eiskalt. Man stand sich nicht stolz Auge in Auge gegenüber und bewies was man drauf hatte um den anderen niederzuringen, so wie es damals der Fall gewesen war als Schwerter noch herrschten. Heute griff man hinterhältig und feige aus der Entfernung an und verursachte schreckliche Wunden damit. Schlimmer als es einige Schwerter je erreichen konnten.

Sugi erinnerte sich noch genau daran wie er ohnmächtig werden wollte, als er seine erste Schusswunde an einem Soldaten behandeln musste. Man nahm ihn damals nicht sanft an die Sache ran, sondern schmiss ihn gleich ins kalte Wasser und überreichte ihm eine schreckliche Wunde in Form eines zerfetzten Unterarms als Feuerprobe. Bisher hatte er immer nur an Puppen geübt, oder an Kadavern von Tieren, aber als dann der erste Verletzte vor ihm saß da wollte er am liebsten Kotzen und wegrennen. Er fühlte sich völlig überfordert, denn der Unterarm, den er behandeln sollte, war komplett zerfetzt gewesen. Nicht nur das man genau das Muskelgewebe sehen konnte, so wie auch die Sehnen die sich durch den Arm zogen, nein man sah auch gesplitterte Knochen und überall war, logischerweise, Blut. Aber das für ihn Schlimmste war…das der Unterarm eigentlich nur noch an dem Knochen des Oberarms baumelte und der alles war was diesen unteren Teil noch mit dem Oberarm noch verband. Als hätte ihn ein wildes Tier angefallen und mit bloßer Kraft zerfetzt. Aber nicht ein Tier, oder gezielter Schuss hatte das verursacht...es waren mehrere gewesen und Sugi wusste damals auch sofort was sowas verursacht hatte. Denn es gab nur eine Waffe die so schreckliche Wunden erzeugte: Es war ein Sturmgewehr gewesen und das erkannte er sofort an den Wunden. Eine der schlimmsten Waffen überhaupt die innerhalb des Militärs im Umlauf waren. Er hatte genug über Waffen und deren Auswirkungen auf den Menschen lernen müssen, deswegen fiel ihm das sofort auf.

Das erste Sturmgewehr wurde im Jahre 1913 vom Waffenkonstrukteur Wladimir Fjodorow in Russland entwickelt. Dieser verwendete damals die japanische 6,5-mm-Gewehrpatrone des Arisaka-Karabiners. Seine Konstruktion, der Automat Fjodorow, war also ein automatisches Gewehr, das Langpatronen verschoss. Diese Waffen kamen immer mehr in den Umlauf und über die Zeit wurden die Geschosse immer schlimmer, kleiner und tödlicher. Und das lag nur an einem Faktor: An der Munition selbst. In Diskussionen, während seiner Ausbildung, ging dabei immer wieder hervor dass diese Waffen nicht allein wegen ihrer hohen Kadenz gefährlich sind, sondern dass eine spezielle Munition die Sturmgewehre in mörderische Waffen verwandelte. Die Kugeln, die auch das Militär verwendete, waren so gefährlich, dass fast jeder Körpertreffer zum Tode führte. Auch Treffer in den Gliedmaßen konnten zum Tode führen. Das Problem bei den Sturmgewehren war: Ihre Geschosse führten immer zu der gleichen Wirkung: schwere und große Verletzungen. Dabei handelt es sich eigentlich um normale Vollmantelgeschosse, die das Militär schon immer benutzte. Der schwere aber weiche Kern wurde von einer harten Metallschicht umgeben. Beim Aufprall auf einen Körper verformte sich das Geschoss nicht um ausreichend, so wie präzise schießen zu können, wurde eine gewünschte Durchschlagskraft behalten. Und um die erwünschte Reichweite zu erzielen wurde die Mündungsgeschwindigkeit der Kugel enorm gesteigert. Ein vom Militär durchaus gewünschter Nebeneffekt war schließlich die verheerende Wirkung eines Treffers auf einen Menschen. Die Patrone einer Pistole, wenn sie nicht auf Verformung angelegt ist, durchschlägt einen Körper meist in gerader Linie. Trifft sie nicht auf einen Knochen, hinterlässt die Kugel einen bleistiftdicken Kanal. Traf sie das Herz oder eine Hauptschlagader starben die Opfer meist am Ort des Geschehens. Bei allen anderen Treffern hatten sie aber gute Chancen auf eine Rettung, wenn sie schnell und gut operiert wurden. So aber nicht bei Sturmgewehren. Bei Hochgeschwindigkeitsgeschossen dieser Gewehre war die Wirkung eines Treffers anders. Auch hier durchschlug das Geschoss den Körper, aber es entfaltete sich, rund um den Geschosskanal, eine zerstörerische Wirkung. Man sah, dass mehrere Organe zerschmettert werden konnten. Die Austrittswunden konnten sogar einen Fuß breit werden. Die hohe Geschwindigkeit der Kugel verhinderte es, dass das Gewebe um die Munition herum unbeschädigt "ausweichen" konnte. Anstatt einer Dehnung durchlief eine Schockwelle das umgebende Gewebe und es zerstörte die Zellen rund um den Durchschuss. Die Zone der Verwüstung war meist so groß, als hätte man eine heiße Stahlstange durch die Opfer gerammt, denn während die Druckwelle durch den Körper raste, drückte sie Gewebe und Organe in eine temporäre Höhle, die größer war als die Kugel selbst. Die Organe prallen abrupt zurück, sobald die Kugel vorbei war. Erst dann wurden die Organe beschädigt, Blutgefäße zerrissen darauf und viele Opfer verbluteten noch bevor sie in ein Krankenhaus kommen konnten. Hinzu kam die Neigung des kleinen, aber schnellen Kalibers zum "Taumeln", denn das Vollmantelgeschoß bahnte sich dann mit einer Drehbewegung seinen Weg durch den Körper. Die Energie der Kugel blieb somit also im Körper und die hohe kinetische Energie eines Hochgeschwindigkeitsgeschosses konnte mit einer Handgranate verglichen werden, die im Körper explodierte. Wenn der Torso getroffen wurde, gab es meist nicht mehr viel, was Sanitäter tun konnten. Diese Kugel eines Sturmgewehres besaß so viel Energie, dass sie acht Zentimeter Knochen in einem Oberschenkel zersetzten konnten. Der Knochen wurde buchstäblich in Staub verwandelt und meistens konnte man dem verletzten dann nicht mehr helfen. Fakt war: Um die Wunde einer Pistole zu behandeln, benötigte man einen Chirurgen. Doch eine Sturmgewehrkugel erforderte drei bis zehn Chirurgen am Operationstisch nur für einen Patienten! Und Sugi wusste es als er diese Wunde damals vor sich sah: Er konnte ihm nicht helfen.

Es war grausam gewesen denn der Unterarm hatte mehrere Geschosse dieses Kalibers abgekommen und riss sich bald von selbst von dem oberen Teil des Armes ab. Also machte er das was er für richtig hielt: Er amputierte. Seine erste Amputation. Es war schrecklich gewesen und er wollte einfach nur damit aufhören. Doch er war ein zukünftiger Sanitäter, also musste er da durch. Egal wie sehr der Mann auch schrie und Schmerzen hatte er musste da durch. So lernte Sugiura auf die harte Art bei Schreien und Weinen wegzuhören und cool zu bleiben, denn das musste er als Arzt. So behandelte er damals die Amputation erfolgreich…aber verlor dennoch den Verletzten am Blutverlust. Ein vernichtender Treffer für jeden jungen Arzt nach einer so aufwendigen Behandlung. Er war sich bis heute nicht sicher ob sie damals schon wussten dass der arme Hund sterben würde und sie ihn deswegen noch zum Versuchstier für Lernende umfunktionieren wollten. Was auch immer es gewesen war, ihm diesen Fleischsack vor die Füße zu werfen, der Junge wusste seit dem eines ganz genau…er würde nie wieder Schusswunden und den resultierenden Blutverlust daraus unterschätzen. Er hatte daraus gelernt und es würde immer bei ihm bleiben und nun…war es etwas was ihm bei Hana helfen könnte.

Der Junge war zum Glück „nur“ von einer Nambu getroffen worden, aber dennoch hatte er stark geblutet und blutete sogar noch immer, wenn auch wesentlich leichter als noch vor einigen Minuten. Das hatte sich der junge Sani aber selber zu verdanken, denn das lag daran das Sugi es endlich geschafft hatte die Arterie zu finden und zusammenzuflicken. Etwas was die Spannung etwas aus der Luft nehmen konnte. Viel Geduld und Arbeit war dazu nötig gewesen und er konnte Paku nicht dankbarer sein, als er es bereits schon war, denn er hatte verdammt gut mitgeholfen. Sugi musste Hana noch den Bauch etwas öffnen, nachdem er die Patrone entfernt hatte, um die verletzte Arterie besser finden zu können und Paku hatte ihm dabei geholfen indem er das überschüssige Blut absaugte das immer mehr in den Bauchraum des kleinen geflossen war. Es war ein kleiner Schnitt mit dem Skalpell gewesen, aber dennoch eine Öffnung des Bauchraums, also nicht ungefährlich. Doch es musste sein. Das vergossene Blut musste aus Hana seinem Bauch und es gab keine andere Lösung, außerdem brauchte er Platz zum vernähend der Arterie. Und dadurch dass der Bauch offen war sah Sugi dann auch noch zusätzlich klarer was er suchte und konnte die Verletzung erfolgreich vernähen. Auch waren keine Organe verletzt worden. Hana war ein echter Glückspilz. So gut alles auch ablief dennoch war der Kleine damit noch nicht über den Berg gewesen, denn als nächstes folgte die Schließung der Operationswunde, also des erst geöffneten Bauchraums. Es hatte aber wenigstens aufgehört zu bluten und Paku hatte das überschüssige Blut neben sich in einem Eimer gesammelt der am Boden stand. Etwas wessen sie sich später noch entledigen konnten. Und wenn man sie so ansah...sahen beide echt schlimm aus. Sie hatten das Blut des Jungen, an den Händen und Armen, an sich kleben und wirkten als kämen sie gerade vom Schlachthof. Fehlte nur noch das man sie fragte wie viel Gramm sie denn gerne dem Kunden abscheiden sollten. Aber egal wie sie auch aussahen: war Sugiura dennoch sehr erleichtert darüber das er den schlimmsten Teil hinter sich hatte und Hana nur noch zusammengeflickt werden musste. Noch dazu hatte sich der Puls des Kleinen sehr gut stabilisiert und das machte Hoffnung. Hoffnung dass er besser durch kam als gedacht. Aber noch wollte der Sani keine Entwarnung geben, denn Hana war noch lange nicht über den Berg. Allerdings war es gut dass er sich wieder stabilisierte und das hatten sie ganz besonders einem im Raum zu verdanken. Einer der mehr gelitten hatte als alle anderen zusammen…Und das war Sakutaro gewesen.

Er hatte härter gelitten und gekämpft als jeder andere und das obwohl Sugi operiert hatte. Er saß noch immer auf seinem Platz neben dem Tisch und spendete weiterhin Blut. Paku war inzwischen aber nicht mehr bei ihnen im Raum und auf dem Weg zum Zellblock im Stockwerk unter ihrem Deck. Er musste gehen und hatte auch Luft dazu, denn den Rest schaffte Sugi auch alleine. Warum er ging? Nun das lag daran das Katsura und Matsumoto vor einigen Minuten aufgetaucht waren und den, Gott sei Dank, noch immer bewusstlosen Anderson im Schlepptau hatten. Matsu trug ihn auf der rechten Schulter, als würde er fast nichts wiegen und wollte dann wissen wo er und Katsu diesen Scheißkerl hin verfrachten sollten. Paku übernahm das natürlich, einmal da Sakurai nicht dazu in der Lage gewesen war und am Tropf hing um Hana zu stabilisieren und Sugi noch operierte. So dauerte es auch nicht lange und er ging dann mit dem Rest der Jungs weg. Anderson musste in eine Zelle und gesichert werden, denn lange würde er sicherlich nicht mehr bewusstlos sein, egal wie sehr Saku ihm auch eine gedonnert hatte. Sugiura knüpfte, einige Minuten nach Paku seinem Abflug, auch schon den Bauch des Jungen wieder zusammen und dabei floh sein Blick immer mal wieder zu Sakutaro rüber, der weiterhin auf seinem Stuhl saß und Hana Blut spendete.

Aber langsam sah man ihm an das er anfing nachzugeben. Nicht nur sah er blasser aus, sondern er schwächelte auch etwas und wirkte müde und seine Atmung fing an schneller zu werden. War verständlich denn Saku war nun schon seit fast 40 Minuten mit Hana verbunden und spendete ihm ununterbrochen sein Blut. Etwas was den jungen Sani erstaunte, denn die meisten gaben schon nach fast zwanzig Minuten auf ihr Blut zu teilen, besonders wenn es keine Pause gab und es immer weiterfließen durfte. Meistens wurde ihnen zuerst schlecht und dann kam der Schwindel, gefolgt von Kopfschmerzen und schließlich der krönenden Ohnmacht. Aber sein Leutnant biss sich echt da durch und hatte dabei nicht einmal die rechte Hand des Blonden losgelassen.

Saku und Hana waren beide am linken Arm mit je einem Venenzugang und Schlauch verbunden worden, die sich oben am Transfusionsbeutel trafen und verbanden. Sein Blut lief in den Beutel sanft rein und dann über einen weiteren Schlauch rüber in Hana seine Vene. Es war alles was den Kleinen stabil hielt und den starken Blutverlust ausglich den er durch die Schusswunde erlitten hatte. Und für Saku war es das mindeste das er tun konnte, denn er hatte das alles zu verantworten. Dabei wollte er noch so viel mehr tun. So fasste er dann auch etwas schwächer die Hand es kleinen und rieb sanft über die Handfläche von ihm. Versuchte ihm damit Trost und Geborgenheit zu spenden. Er wusste nicht ob Hana es spüren konnte, oder wusste ob er hier war, aber er hoffte es. Saku wollte ihn nicht allein lassen…er fühlte sich so schuldig und Sugi sah ihm das genau an. Er sah diesen traurigen und wehleidigen Blick den sein Leutnant dem Kleinen zuwarf, während er ihn nicht mehr aus den Augen ließ und auf ein Lebenszeichen des Kleinen zu hoffen schien. Eine Regung, ein Grummel, einfach irgendwas, aber Hana war weiterhin bewusstlos und er würde es sicherlich auch noch lange sein. Aber abgesehen davon hoffte Sugi sehr das der Junge keinen Schaden davongetragen hatte weil sein Bluthaushalt so dramatisch schnell in den Keller gefallen war und das innerhalb von Minuten. Das einige Organe nicht mehr mit genug Blut und damit Sauerstoff versorgt wurden, denn sowas kann Schäden anrichten. Doch nur die Zeit konnte das zeigen. Konnte zeigen ob es Veränderungen an ihm geben würde.

So knüpfte er die letzte Stelle am Bauch zu und hatte ihn wieder verschlossen.

Es war endlich geschafft. Sugi hatte ihn extra mit sich selbstauflösenden Fäden geflickt, die mit der Zeit verschwanden wenn der Bauch wieder verheilt war. So müsste Hana auch nicht durch das Prozedere sich Fäden ziehen zu lassen. Sicherlich würde er dabei wütend an die Decke gehen und Sugi wollte ehrlich gesagt dafür nicht den Kopf hinhalten und wieder angemacht, oder im schlimmsten Fall geschlagen werden. Also eine Win-Situation für beide mit den Fäden. So atmete er aus und holte dann tief Luft, denn er hatte wirklich alles gegeben und konnte sich sogar selber damit auf die Schulter klopfen. Hana würde sicherlich wieder gesund werden. Ganz sicher, auch wenn er es noch nicht beschreien wollte, denn ein Restrisiko gab es ja immer. Egal bei was. Doch es müsste wirklich mit dem Teufel vorgehen wenn dem Kleinen noch was passierte nach der Operation, denn Sakutaro…hatte eigentlich das Wichtigste getan indem er ihm sein Blut gab. Und es war ein verdammt guter Zufall gewesen. So lag es auf der Hand: Hana hätte nicht überlebt, wenn Saku nicht gewesen wäre und das konnte man ihm nicht nehmen. Er war mal wieder ein Held gewesen. Aber was für ein Zufall es doch war das sie beide exakt dieselbe, seltene Blutgruppe hatten. Nämlich: A Rhesus negativ. Wie oft kam sowas vor und dann in so einer Situation? Doch egal was da auch für Mächte dran beteiligt waren, oder wie das sein konnte, Fakt war: Hana war durch mit der Behandlung und musste sich nun nur noch erholen. Und Saku auch, wenn er ihn so sah. Ihn sah wie er da saß und drohte vom Stuhl zu kippen.

Sein Leutnant saß inzwischen etwas schwammiger auf seinem Stuhl und auch seine Augen schienen sich halb zu schließen. Er war erschöpft, das sah man ihm an. Und es lag nicht nur daran das er extremen, mentalen Stress erlitten hatte, als Hana angeschossen wurde, sondern auch daran das er noch immer Blut spendete, zu dem Vielem was er schon gespendet hatte. Es wurde langsam mal Zeit das zu beenden. Und da kam Sugi nun ins Spiel. So zog er seine Handschuhe aus und legte vorher noch das benutzte Nähzeug neben sich auf den Tisch. Das Klatschen der überdehnten Handschuhe, was er absichtlich machte um den Leutnant zu wecken, riss Saku aus seiner Trance und er sah verdutzt und schwächelnd zu seinem Sanitäter rüber, der dann etwas lächelte und sprach:

„Ich bin fertig. Jetzt muss er sich nur noch erholen und ich kann dich endlich von dem Schlauch trennen. Hana sollte stabil genug sein und wieder alleine zurechtkommen, ohne dass du ihm weiterhin Blut spendest. Du hast lange genug durchgehalten…danke dafür Saku. Ohne dich wäre er nicht durchgekommen.“

Und das klang zu schön um wahr zu sein.

Saku sah darauf vor sich auf Hana seinen Bauch, der ordentlich vernäht worden war und nicht mehr so geschwollen wirkte. Es sah so viel besser aus. Sugi hatte alles überflüssige Blut aus dem Bauchraum, dank Paku natürlich, entfernen können und das sah man auch sofort. Die Wunde wirkte noch immer etwas bläulich, war aber auch verständlich denn wenn Blut unter der Haut gerinnt hinterließ es die berüchtigten blauen Flecken als Erinnerung daran. Diese dunkelblauen und violetten Spots waren somit auch an dem Bauch des Jungen zu sehen, aber wirkten etwas anders und nicht mehr so krank da Hana nicht mehr blass war. Das wiederum lag daran das er eine gute Blutzufuhr hatte und die war ja Saku zu verdanken, der dann zu dem Transfusionsbeutel neben sich sah und danach erschöpft seinen Kopf auf seine linke Schulter rollen ließ. Er war müde…Wollte so gern schlafen…aber für Hana musste er durchhalten. Er brauchte ihn. Es war seine Schuld…

Und dann sprach er schwach zu seinem Freund rüber:

„Es geht schon…Lass mich ruhig noch länger dran. Hana…braucht das Blut. Er muss wieder gesund werden, egal was aus mir wird…“

Oh man nicht das schon wieder.

Langsam klang es wie eine gebrochene Schallplatte die immer wieder von vorne anfing. So das Sugi dann kurz schnaufte und schließlich lief er wortlos vom Tisch weg. Er konnte genau hören was in Saku seinem Schädel vor sich ging und wenn er ehrlich war: fand er das nicht gut. So typisch Papa-Vogel. Eigentlich war das Paku sein Name und das zu Recht, aber Saku fing selber immer mehr an ihr Vater zu werden. Kümmerte sich um jeden wie ein guter Alpha. Meist aber leider über sein eigenes Wohlbefinden hinaus. Sakutaro riss sich mal wieder in Stücke und machte sich selbst für Hana seine Verletzung verantwortlich. Warum…war er nur immer so? Er hatte Hana nicht verletzt sondern versucht zu beschützen! Er konnte doch nicht ahnen das der Trottel Anderson was treffen würde! Doch er musste sich erst mal auf etwas anderes konzentrieren, bevor er seinem Leutnant den Kopf richtig zurechtrücken wollte. Also lief er zu einem kleinen Kühlschrank und zog eine Ampulle dort hinaus.

Innerhalb von wenigen Minuten zückte er eine Spritze und zog sich aus der Ampulle das Mittel damit raus. Es waren flüssige Antibiotika denn er musste dem Blonden eine Injektion dieser verpassen. Sugi hatte sein Bestes gegeben, aber dennoch konnte er nicht riskieren das sich die Wunde noch mehr entzündete, also zog er das Mittel in einer Kombination mit Schmerzmitteln auf, welches er aus einer anderen Ampulle holte und kam mit diesem Cocktail zurück zu dem Blonden. Wenige Sekunden danach sah Saku auch schon wie der Sanitäter dem Kleinen die Injektion verabreichte. Sah wie er vorher den Schlauch schloss, der Saku sein Blut in Hana seinen Körper fließen ließ und er dann durch eine zweite Öffnung des Katheters das Schmerzmittel und die Antibiotika spritzte. Allerdings konnte der Pilot etwas in sich nicht kontrollieren, als er das sah: Es war Unruhe. Saku bekam etwas Unruhe, weil Sugi die Verbindung zu seinem Blut gestoppt hatte, aber als der Sani dann wieder den Zugang öffnete und das Blut wieder zu Hana floss, da konnte sich der Ältere auch wieder entspannen. Er seufzte und fasste sich dann, mit der rechten Hand, an seine Stirn. Ihm wurde schummrig vor Augen. Der Blutverlust machte sich immer mehr bemerkbar und sein Kopf dröhnte auch etwas, so dass er schmerzhaft stöhnte und Sugiura wieder zu ihm sah. Er war nicht blöd und wusste was los war. Zeit die Bremse zu ziehen. Also kam er um den Tisch herum, stoppte rechts von Saku und sah zu dessen linken Arm runter, der noch immer Hana seine Hand hielt und aus dem Blut floss. Er musste ihn abzwacken. Sofort, denn er konnte es nicht gebrauchen den Einen gerettet zu haben und dafür den Anderen fast umzubringen.

Also fasste er sanft an den Venenkatheter und sprach dabei:

„Okay es reicht jetzt Saku. Du hast ihm wirklich genug Blut gespendet und es ist an der Zeit dich abzuzwacken. Geh es langsam an, okay? Du hast viel Blut verloren und das geht nicht einfach so an jemanden vorbei.“

So sollte es laufen, aber Saku schüttelte nur langsam den Kopf und sah dann zu ihm hoch, als er sprach:

„Es geht schon…Hana muss wieder gesund werden. Es…es ist meine Schuld das er hier liegt…“

Sugi hielt kurz darauf inne und sah ihn nur an.

Sein Blick fuhr zu Sakutaro seiner linken Hand, die noch immer sanft Hana seine hielt und über die Handfläche streichelte. Wow…wow er machte sich wirklich schreckliche Sorgen. Es war bei ihm nicht unüblich dass er sich um Freunde und Familie so sehr bemühte und persönlich mit litt wenn sie es auch taten. Aber das vor ihm war einzigartig einfach weil…weil Saku ihn nicht lange kannte. Sie kannten sich erst seit fünf Tagen, also bald eine Woche und er behandelte Hana schon so als würden sie sich ewig kennen. Etwas was nicht Saku seine Art war. Sugi wusste selber wie schwer es war an ihn ranzukommen. Hatte es damals selbst erleben müssen, als sie sich kennengelernt hatten. Damals in Tokyo am Stützpunkt. Erst nach Monaten war Saku so weit endlich mal mit ihm zu reden, denn vorher gab er ihm nur kaltes Schweigen. Ein Schnaufen oder Wegblicken war damals das höchste aller Gefühle gewesen. Es lag nicht daran das Saku keinen ausstehen konnte, er war einfach nur von Natur aus sehr vorsichtig und misstrauisch. Doch sobald man es in sein Herz geschafft hatte, oder sein Ansehen, dann war er der beste und treuste Freund überhaupt, wenn auch etwas dickköpfig und schroff dabei. Er war eine ehrliche Haut und sagte wenn ihn etwas anpisste. Doch das mit Hana war anders und Sugi konnte sich das nur so erklären: Saku liebte ihn. Vielleicht wusste der Kerl es selber noch nicht ganz, aber es konnte einfach nicht anders sein, denn warum nahm er denn sonst alles so auf seine Kappe? Und das, wie gesagt, für einen Jungen den er nicht lange kannte. Hana hatte ihn offenbar auf einer Ebene erwischt wie es nie ein anderer vorher geschafft hatte. Keiner…außer Chiharu. Und es war unheimlich denn wenn Sugi den kleinen Blonden so vor sich sah…sich daran erinnerte wie sie am Feuer saßen und Hana essen machte…da war er Chiharu sehr ähnlich gewesen, aber doch anders in seiner Art. Chiharu war ein liebes und ruhiges Mädchen gewesen. Hana dagegen ist aufbrausend und bissig. Komplett das Gegenteil und dennoch macht er für Saku dasselbe was die süße Chiharu auch für ihn getan hatte…er war für ihn da und hörte ihm zu. Er sah Saku an und wusste wie er mit ihm zu reden hatte…als würden sie sich schon ewig kennen. Was war das nur für eine Bindung die sie hatten? Sugi hoffte so sehr das es Liebe war, denn er sah dass sie es genossen sich gegenseitig ans Bein zu pissen und sich danach zu fetzten. Aber dennoch waren sie manchmal so sanft und lieb zueinander und nahmen sogar Rücksicht, wenn es die Situation erforderte. Aber er war nun mal Arzt und er hatte das Sagen wenn es um das Wohlbefinden seiner Patienten ging. Also schüttelte er den Kopf und sprach:

„Das stimmt doch gar nicht! Hana wurde von Anderson angeschossen und du hast nichts damit zu tun! Verdammt es reicht Saku! Sieh dich doch mal an! Du bist ja selber schon fast so blass wie eine Leiche!“

Und danach zog er auch schon den Stecker. Er musste.

Also beugte er sich vor und schloss das Ventil da oben am Beutel wo Sakurai sein Blut hineinfloss. Kurz darauf wand er sich dann auch an die Innenseite des Arms, von seinem Freund, vor sich und löste den Schlauch von Saku seinem Venenkatheter. Vorher schloss er aber dort ebenfalls den Zugang und nahm neben sich einen Tupfer. Diesen hielt er dann fest und zog mit der freien Hand den Venenkatheter aus der Haut seines Freundes und zum Abschluss drückte er dann fest den Tupfer auf die Stelle in der Armbeuge, verhinderte damit einen Blutaustritt. Er musste es allerdings selber machen den Saku war sicherlich bereits viel zu schwach um das alleine abzudrücken. Er hing wie ein Schluck Wasser auf dem Stuhl und hielt sich nur noch dank seinem linken Arm, der auf dem Tisch lag und sich an Hana fest hielt, in Position. Saku konnte es auch selbst fühlen. Er war so platt und fühlte sich mies. Ein leichter Brechreiz und Wärme machten sich in ihm breit, aber er war taff und schluckte das einfach runter. Allerdings war er nicht so erfreut darüber das Sugi ihn abgekoppelt hatte und fauchte dann schwach zu ihm rechts hoch:

„Was machst du da?! Es geht mir gut! Schließ mich sofort wieder an! Sofort!“

Sugi sah ihn fassungslos an und preschte zurück:

„Spinnst du Saku?! Du hast genug Blut gespendet, begreif das doch endlich! Du klappst mir gleich noch vom Stuhl verdammt! Ich bin der Sanitäter und ICH sage deshalb was das Richtige ist! Zumindest so lange wie du deine Füße unter meinen Operationstisch stellst! Das hier ist MEINE Arena und du spielst gefälligst nach MEINEN Regeln! Ist das klar?! Also halt den Rand und entspann dich endlich, du Dickkopf!“

Eigentlich wollte er seinen Leutnant nicht so anfauchen, da er den tiefsten Respekt für ihn hatte, aber Saku war aktuell nicht wirklich zurechnungsfähig und handelte zu stürmisch und unüberlegt. Er brachte sich selbst unnötig in Gefahr und das ließ Sugi nicht zu. Also behielt er weiter das Ruder in der Hand und stoppte dann Druck auf den Arm des Piloten auszuüben. Saku blutete Ja nicht mehr und kam danach, als der Sani ihn los ließ, klapprig und sauer vom Stuhl hoch, so daß er wieder zu seinem Gefolgsmann fauchte:

„Ich kann nicht! Hana ist…Hana ist wegen mir angeschossen worden!! Wenn er stirbt geht das auf MEIN Konto! Auf meins!! Und ich will das nicht mehr! Ich KANN das nicht mehr!! Ich…ich will nicht schon wieder jemanden verlieren, weil ich nicht…auf ihn…“

Er sagte die letzen Worte sehr leise und immer schwächer, obwohl er vorher noch so gefaucht hatte. Seine Sicht vernebelte leicht dabei, so daß er Sugi nicht klar sehen konnte. Aber dafür so viel anderes. Er konnte das einfach nicht mehr. Sein Herz hielt das nicht mehr aus und alles kam wieder über ihn. Alles was passiert war. Einfach alles.

Er sah seine Mutter, in jener Sekunde, vor sich. Sah wie sie ihn damals, eines Abends, weinend in die Arme genommen hatte, als er noch klein gewesen war. Wie sie sich bei ihm entschuldigte und ihm sagte es wäre alles okay. Als wäre alles okay, obwohl sie voller blauer Flecken war und sein Vater sie mal wieder geschlagen hatte. Sie alles auf sich genommen hatte damit er nicht geschlagen wurde. Und er konnte nichts tun. Er saß auf ihrem Schoß, umarmte sie und wollte ihr helfen, aber er konnte nichts tun. Er war…zu schwach gewesen. Und dann sah er darauf wie er Chiharu kennengelernt hatte und andere Kinder sie mit Dreck bewarfen und beleidigten, nur weil sie etwas moppeliger war und lieber auf Bäume kletterte als mit Puppen zu spielen. Sie in ihr kein richtiges Mädchen sahen. Wie sie am Boden saß und weinte und er sofort dazwischen sprang. Er half ihr und prügelte sich mit anderen Kindern. Und ihr Lachen tat gut. Zum ersten Mal…fühlte er sich wohl und nicht mehr hilflos. Er konnte ihr helfen. Er hatte sie beschützt und es tat so gut. Aber warum nur? Warum konnte er sie in jener Nacht nicht beschützen? Warum war er nicht da gewesen?! Er hatte sie so oft davor gewarnt nicht alleine auf den dunklen Straßen zu wandern! Und so sah er sie wieder vor sich…Sah wie sie blutend in seinen Armen lag, in dieser dunklen Gasse und sie nicht antwortete. Wie er immer und immer wieder nach ihr schrie und sie sich nicht mehr regte. Die eiskalte Realisation setzte ein…dass er sie verloren hatte. Er hatte versagt. Hatte sie nicht retten können. Er war ein Versager und verletzte Menschen weil er existierte. Und dann sah er wieder Hana vor sich. Sah wie er da am Strand stand und dieser schreckliche rote Fleck sich immer mehr an seinem Bauch ausweitete und das T-Shirt in ein dunkles Rot tränkte. Etwas was wegen ihm passiert war…weil er ihn stehen gelassen hatte. Weil er nicht vor ihm stehen geblieben ist und ihn geschützt hat, wie er es hätte tun sollen! Es tat so weh. So weh ihn fallen zu sehen und als er ihn in den Armen hielt, der Kleine schrie und sich weinend an ihn drückte…da dachte Saku er müsste sterben. Es war dasselbe Szenario gewesen wie mit Chiharu. Jemand lag blutend in seinen Armen. Jemand…den er liebte. Und er konnte das nicht mehr. Er wollte niemanden mehr verlieren den er liebte.

So wurde ihm danach auch schlagartig schwindelig und er brach zusammen. Es ging schnell und eiskalt. Saku hatte sich ja erst hingestellt, aber seine Kräfte gaben sofort darauf nach. Er klappte also zur Seite und donnerte vor dem Tisch auf den kalten Boden unter ihnen. Gut das er sich nicht dabei den Kopf am Tisch verletzte, denn das hätte unschön werden können. Es tat einen Schlag als er landete und Sugi sah erschrocken zu ihm runter, als er laut sprach:

„Sakutaro! Ach scheiße!“

Dann kniete er sich neben ihm hin.

Ja das dachte er sich schon. Saku litt an seinem Blutverlust und nun traf es ihn mit voller Härte. Ihm war sicherlich vorher schon schwindelig gewesen, aber nun hatte ihn die Ohnmacht getroffen. Er war nicht nur blasser, sondern hatte auch kalten Schweiß auf der Stirn, den Sugi ihm dann, mit der linken Hand, wegwischte. Seine Atmung war etwas zittrig und schneller und als Sugi nach seinem Puls fühlte bemerkte er dass auch dieser schneller rannte. Alles typische Anzeichen eines starken Blutverlustes, aber es hielt sich noch in Grenzen. Er würde schon wieder werden, also atmete er erst mal beruhigt aus und sprach dann leise zu sich selbst:

„Verdammt noch mal Sakutaro. Ich hab dir doch gesagt du sollst es langsam angehen, du Blödmann…“

Es gab nicht wirklich viel was er für ihn tun konnte, außer ihn warm zu halten und genau aus dem Grund stand er wieder auf und holte für seinen Leutnant eine warme Decke aus dem unteren Bereich eines Metallschranks neben ihnen. Saku sein Puls war sehr schnell und meist kam damit auch eine Kombi aus innerliche Kälte dazu, also lief er zu ihm zurück und legte sacht die Decke über ihn, während der Pilot seitlich auf dem Boden lag und mit dem Rücken zum OP-Tisch. Bewusstlos und schnell schnaufend lag der Ältere am Boden und wirkte dennoch so friedlich dabei. Er hatte die Augen geschlossen, aber keinen strengen Ausdruck auf seinem Gesicht, etwas was man nicht oft bei ihm sah. Sugi gefiel das und er klopfte ihm noch mal leicht auf die rechte Schulter, die oben war in seiner Position, als er dann sanft lächelnd sprach:

„Ruh dich aus Kumpel. Ich halte hier die Stellung. Du hast auch mal etwas Ruhe verdient. Es wird…alles gut Sakutaro.“

Und das stimmte. Er hatte wirklich genug durchgemacht und er durfte sich entspannen, auch wenn das leider mit einer Ohnmacht Hand in Hand gehen musste um ihn down zu bekommen. Saku war eben einfach unverbesserlich dieser Sturkopf. Doch sie würden beide wieder werden. Er und Hana. Und wenn sie wieder fit waren können sie sich gleich danach gerne wieder an die Gurgel gehen…Denn das war normal und gehörte zu ihnen. Wenn das passierte, dann wusste man dass alles gut war. Also löste er sich von dem Bewusstlosen und kam wieder hoch zu Hana an den Tisch. Vorsichtig berührte er ihn an der Stirn und schob eine große Strähne dabei zur Seite. Er hatte etwas Temperatur, aber es war kein Fieber, sondern lag nur daran das sein Köper so viel zu tun hatte. Er fing an seine Wunden zu heilen und das brauchte nun mal Kraft und Energie. Und während er das tat…bemerkte er nicht dass noch jemand im Raum war.

Direkt links von Hana seinem Kopf saß sie. Sie sah dieses Kind genau an und zuckte mit dem rechten Ohr auf, bis sie danach sanft ihren Kopf zu ihm runter bog und an seinem Gesicht schnüffelte. Es ging ihm gut. Er würde wieder gesund werden, aber er brauchte noch eine Weile, so dass sie sanft eine seiner Tränen wegleckte, die sich komischerweise plötzlich aus einem Augenwinkel löste und die Wange hin abrollte. Doch sie wusste warum er das tat…Ame wusste warum er weinte…er konnte sie fühlen. Er wusste dass der kleine Fuchsgeist da war. Sein Herz und seine Seele wussten es, auch wenn sein Kopf abgeschaltet war vor Schmerz. Und sie würde auch nicht gehen. Ame würde bleiben bis Hana wieder wach war…bis BEIDE wieder wach waren und sie wusste dass es ihnen gut ging. So leckte sie ihm ein letztes Mal über die warme Wange und lief dann hinter seinem Kopf über den Tisch und auf die andere Seite. Dort blieb der weiße Fuchs dann an der Kante stehen und sah nach unten zum Boden vor sich. Sie legte den Kopf schief und gab ein leises Maunzen von sich, denn dort lag der den sie besonders sehen wollte. Sie sah den Fremden von der Außenwelt, den Gutaussehenden mit den schwarzen Haaren dort liegen und schnüffelte leicht in der Luft vor sich. Danach sprang sie aber auch schon lautlos vom Tisch und wanderte neben seinen Beinen hoch bis vor seinen Kopf und sah ihn dabei an. Er war stark und hatte ein gutes Herz, dass konnte sie spüren. Seine Seele war befleckt aber gut. Er war der jenige der...

Also kam sie freudig an seine Stirn und leckte dann ebenfalls sanft über diese. Erschuf eine Verbindung und verknüpfte damit zwei Wesen miteinander. Zwei die schon bereist miteinander verbunden waren ohne es zu wissen. Sie sah es. Ame sah das sie verbunden waren und zusammengehörten. Und das machte sie glücklich, also wedelte sie plötzlich sanft mit dem Schweif und maunzte fröhlich. Es gab niemand besseren außer ihn. So kam sie noch näher und legte sich an seine Brust und unter seine Kehle, rollte sich dort zusammen und fing an zu schnurren. Er brauchte Nähe und sein Herz schlug so stark und dennoch sanft, was ihr gefiel. Es erinnerte sie an etwas. Etwas was sie lange vergessen hatte in der Kälte und der Einsamkeit. Es war das Gefühl eines Partners. Eines Männchens das für einen da sein würde. Und genau das würde er. Er würde für das Kind da sein…denn er gehörte zu ihm. Das Kind liebte ihn, also liebte sie ihn auch. Dieser Mann war ein guter Mensch und er war die Zukunft. Und mit ihm…ging die Geschichte weiter…denn er gehörte für sie nun zur Familie.
 

Vier Jahreszeiten der Liebe und des Lachens und es geht mir gut. Denn wenn ich meine Liebe gefunden habe, auch wenn wir uns dann kurz darauf trennen sollten, so weis ich garantiert das wir uns wiedersehen werden, so wie vorher auch. Diese zarte Dunkelheit, die ich gefunden habe, stochert in meinen Erinnerungen herum. Tut mir weh und dennoch kann ich die Süße der Vergangenheit darin schmecken. Und obwohl du nicht da bist geht es mir gut. So schließe ich meine Augen, denn wahre Liebe wird sich niemals ändern, daran glaube ich ganz fest. Wenn das Licht des Frühlings alles erwärmt, dann fangen die Kirschblüten an zu blühen. Im Sommer sehe ich dann auf den Mond der sich im Ozean vor mir spiegelt. Der Wind im Herbst und der Schnee im Winter lassen mich frieren, aber mit deinem Anblick möchte ich mein Herz erwärmen, denn vier Jahreszeiten, mit deiner Liebe, sind alles was ich mir wünsche. Aber das Versprechen und dieser eine Wunsch verschwinden schließlich mit der Zeit. Aber kannst du mich dennoch noch immer unter deiner Haut spüren? Weist du das ich noch da bin? Ich war nie weg. Denn solange diese Gefühle noch in uns sind, dann wird alles okay. Daran glaube ich fest. Und egal wie weit du auch von mir entfernt bist…bleib bei mir. Die Blumen des Frühlings schlafen tief und fest wenn wir uns in dieser einen Nacht treffen. Und ich lasse dir eine Nachricht in den sandigen Stränden des Sommers zurück damit du mich finden kannst. So fällt der warme Regen im Herbst und meine kalten Tränen im Winter, während ich mich nach dir sehne. Denn von dir möchte ich weiterhin umarmt werden. In meinen Träumen steht die Zeit still und deine Liebe fließt in mein Herz. So ist jeder Tag, in meinem Leben, näher an meine Erinnerungen an uns geknüpft. Liebe und Erinnerungen, an dich, mögen eines Tages verblassen, aber dennoch möchte ich das du bei mir bist und mich wärmst. Denn vier Jahreszeiten an deiner Seite werden für immer in meinem Herzen verweilen. Vier Schauplätze, für vier Jahreszeiten, aber es geht mir gut. Also vergiss mich nicht. Denn ich werde dich auch niemals vergessen. Ich bin hier und warte auf dich. Und wenn du bereit bist dich mir zu stellen…dann vergebe ich dir. Denn ich liebe dich. Ich warte auf dich, denn hier gibt es nichts mehr in meinem Raum. Nichts mehr...ohne dich mein Liebster.
 

„Saku!...Das gibt’s doch nicht. Wo steckt er denn nur wieder?“

Sich umsehend und verdutzt lief das Mädchen über den Platz und hielt Ausschau nach ihrem Freund.

Es war ein schöner und warmer Tag gewesen und deswegen hatten sie sich auch zum Mittag in diesem Park getroffen. Es gab so vieles zu besprechen und noch mehr sollte man sich Ruhe gönnen. Der Yoyogi-Park lag in Shinjuku und war nicht weit entfernt von Sakutaro seinem Arbeitsplatz. Naja Arbeitsplatz war nicht richtig ausgedrückt, denn eigentlich war es die Militärbasis die nahe am Hafen lag. Der Ort an dem er sich fast jeden Tag in der Woche aufhielt. Ein Ort der wie sein zweites Zuhause geworden war, obwohl er bereits eins hatte. Sie konnte das aber verstehen, denn dort hatte er Freunde die wie seine neue Familie für ihn geworden waren. Freunde die mit ihm durch Dick und Dünn gingen und auf die er sich verlassen konnte. Menschen die ihm Rückendeckung gaben damit er auch wieder nachhause kam, auch wenn er das vielleicht nicht zugeben würde. Doch dieser Tag war eine Ausnahme, da er endlich mal etwas Auszeit von seinem Dienst hatte, weil momentan eh alles ruhiger war und das nutzten sie bevor die Armee, in einigen Monaten, wieder losziehen würde. Und er mit ihr. So hatten sie sich verabredet und wollten den Tag gemeinsam in der Sonne verbringen und entspannen. Doch mit Saku als Partner war Entspannen etwas was nicht immer auf der Tagesordnung stand. Es war, ehrlich gesagt, sogar sehr schwer das mit ihm zu schaffen, denn als Mann des Militärs hatte er etwas an sich was man als: Hummeln im Hintern, bezeichnen konnte. Immer musste er auf Achse sein und war wachsam so wie auch nervös. Sah Probleme wo es keine gab, oder um jede Ecken einen Feind der ihn umbringen wollte. Meist wirkte er wie ein Wachhund und ein scheues Reh kombiniert. Doch genau da kam sie gern ins Spiel und holte ihn wieder runter. Brachte ihn zurück auf den Boden der Tatsachen. Nämlich das er in seiner Heimat war und etwas entspannen konnte. Sie waren beide keine Kinder mehr, denn Sakutaro war zweiundzwanzig und sie 20 Jahre alt und damit alt genug um endlich mal ruhiger zu werden und vor allem erwachsen. Doch manchmal hatte sie bei ihm das Gefühl das er immer seinen etwas kindlichen, trotzigen Dickkopf behalten würde. Genau wie seine Hummeln im Arsch, denn er war mal wieder verschwunden. Es war unglaublich. Als müsste Chiharu auf ein kleines Kind aufpassen, das einem Vogel nach lief und seine Eltern komplett ausgeblendet hatte. Oder noch besser: man sollte ihm einen Bumerang um den Hals binden, damit er auch wieder von allein zurückkam. Saku machte ihr gerne Kopfzerbrechen, aber das beruhte auf Gegenseitigkeit, denn sie konnte das auch sehr gut. Dennoch war es nicht nett eine Frau sitzen zu lassen und ohne Rückmeldung einfach zu verschwinden. Besonders dann wenn sie Essen in den Händen hatte und dieses immer kühler wurde. Wo trieb er sich nur wieder rum? Immer auf Achse der Mann.

Chiharu hatte an einem Stand für jeden eine Schale Takoyaki gekauft. Er war dabei noch bei ihr gewesen. Aber ehe sie sich umdrehte, um zu bezahlen und sich dann wieder zu ihm wand…da war er auch schon wie vom Erdboden verschwunden. Und nun stand sie da alleine auf dem Platz und sah sich fragend und suchend nach ihrem Mann um. Sie kam sich sogar richtig blöd dabei vor wie sie ihn nur verlieren konnte, denn Saku war eigentlich sehr groß und dadurch nicht leicht zu übersehen. Doch wie immer hatte er die erstaunliche Fähigkeit unterzutauchen und einfach zu verschwinden, wann er wollte. Etwas was er auch in Schlachten mit seinem Zero gut hinbekam und sich deswegen viele vor ihm fürchteten. Ihm einen so schrecklichen Namen gaben wie: Death Zero, was Chiharu überhaupt nicht toll fand. Es klang so…grausam. Etwas was er nicht war. Doch das Wissen, das er gut verschwinden konnte, half ihr auch nicht weiter, denn sie stand noch immer mit den zwei Schalen Takoyaki da und sah sich inzwischen sogar schon leicht muffig um. Warum machte er das nur?

Sie sah viele Menschen durch den wunderschönen Park laufen. Sah Jugendliche auf den Wiesen Picknicks machen und wie sie dabei die Kirschblüten bestaunten, die in voller Blüte standen. Es war wieder die Jahreszeit dafür und die Kirschblüte leitete bekanntlich ja den Frühling ein. Einen Neuanfang konnte man sagen. Und wenn sie ehrlich war…genauso fühlte sie sich auch. Heute war ein neuer Tag und ein neuer Schritt in ihrem Leben. Besonders mit dem kleinem Geheimnis was sie hütete. Auch deswegen war sie heute da, denn sie wollte es endlich mit ihm teilen. Konnte sein Gesicht kaum erwarten und wie er reagieren würde. Auch wenn das nicht leicht wurde. Sie hatte sogar etwas Angst davor.

Lange hatte sie an ihm herumgeredet. Wollte nicht dass er wieder in die Schlacht zog, aber dennoch musste er es tun. Es blieb ihm nichts anderes übrig. Saku hatte deswegen auch mit Kaizo gesprochen, aber dieser wollte ihn einfach nicht gehen lassen. Meinte sie würden ihn brauchen und das es ein bitterliches Gefecht werden würde. Ganz toll, also musste sie wieder Angst um ihn haben. Und sie selbst befand sich in keiner Position Sakutaro zu sagen was er zu tun und zu lassen hatte. Denn sie wusste: er liebte das Fliegen und er kämpfte für sein Leben gern. Also würde er gehen. Er war verpflichtet seinem Land zu dienen und da zu sein wenn es ihn brauchte. Eine traurige Wahrheit. Aber dennoch hoffte sie…dass er vielleicht, in Zukunft, gerne für was anderes auch so viel Energie abgeben würde wie für das Militär. Das würde sich aber noch zeigen.

So seufzte sie leicht und sah nach rechts rüber zum Teich inmitten des Parks. Und wer sagte es? Sie fand was sie suchte.

Es war ein Zufall gewesen, dass sie da hin sah, aber ein Guter, denn endlich hatte sie ihn gefunden und so musste sie auch gleich lächeln. Dieser Spinner und Holzkopf. Es war nicht weit weg vom Takoyaki-Stand gewesen und er hatte sich an das Ufer des großen Teichs in das Gras gesetzt. Somit saß er auch unter einer Kirschblüte und starrte auf das Wasser vor sich. Chiharu musste deswegen nur noch sanfter lächeln. Welch ein schönes Bild. Nicht nur das da ein außerordentlich gutaussehender Mann im Gras saß, einer der zu ihr gehörte, sondern er saß auch noch unter einer Kirschblüte und das mit dem Nachnamen den er besaß. Denn Sakurai stand für die Kirschblüte und für den Brunnen. Denn auch er war gern tief und unergründlich wie ein Brunnen. Etwas was sehr gut zu ihm passte. Es spiegelte ihn wieder. In ihren Augen war er wie ein Samurai der Lüfte. Mal abgesehen davon dass er statt einem Katana eine Schusswaffe trug und das er nicht auf einem Pferd ritt sondern einen Zero flog. Tja was sollte man dazu sagen? Nicht jeder Held kam auf einem Pferd angeritten. Einige bruchlandeten auch gerne mit Fliegern in Herzen. So wie er und er war großartig.

Sakutaro war großzügig, half wo er konnte und scheute nicht davor die zu beschützen denen er zur Treue verpflichtet war. Sich zur Treue verspflichtet fühlte. Wie ein guter Samurai der seinem Herrn diente. Auch wenn Chiharu persönlich hoffte das dies nicht das Militär war…sondern seine Freunde und Familie. Also auch sie. Und obwohl er dort so friedlich saß und einfach nur aufs Wasser starrte…machte sie sich um ihn sorgen, denn er sah sehr nachdenklich dabei aus. Wenn Saku eines war…dann keiner der sich zu viele Gedanken machte, zumindest dachte sie immer so von ihm. Allerdings hatte er, in den letzten Jahren, immer mehr sein Verhalten geändert und war stiller geworden. Der freche Junge, den sie seit ihrer Kindheit kannte, der verschwand immer mehr und an dessen Stelle trat ein Mann der sehr nachdenklich und ernst geworden war. Vielleicht kam das mit dem Alter…aber Chiharu war sich sicher das es auch von dem kam was er alles erlebt hatte. Was er GESEHEN hatte. Dinge die sie sich niemals vorstellen konnte, denn sie war nicht im Krieg gewesen, oder in Gefechten. Etwas weswegen sie sich auch schon vor Wochen gestritten hatten. Es mussten nun sogar schon fast fünf Wochen sein seit ihrem Streit am Abend. Wie die Zeit doch verflog…

Sanft und vorsichtig lief sie auf ihn zu und kam zu ihm auf die Wiese.

Sie wollte ihn nicht aus seinen Gedanken reißen, wo er auch immer gerade war, aber egal wie langsam sie es auch versuchte sich ihm zu nähern…er war einfach zu aufmerksam und sah dann auch schon rechts hinter sich und über seine Schulter. Typisch, ein Mann des Militärs und der schon in einigen Schlachten um sein Leben gekämpft hatte, war aufmerksamer als manch andere Menschen. Ihm entging sowas nicht, also lächelte sie ihn etwas ertappt an und setzte sich dann vorsichtig und langsam rechts neben ihm in das weiche Gras. Kurz darauf reichte sie ihm lieb sein Essen. Erst sah er sie nur etwas an und sie konnte seinen Blick dabei nicht richtig deuten. Was war das für ein Blick? War er nun erfreut oder…traurig? Aber dann nahm er sich auch schon sein Essen und lächelte es in seinen Händen, vor sich, an. Alles gut. Er lächelte wieder und Chiharu wurde auch ruhiger. Sie wusste einfach was er gern aß und obwohl er die Küche aus Osaka nicht mochte so stand er dennoch auf Takoyaki. Er war eben sehr wählerisch.

Die gebratenen Teigkugeln mit einem Tintenfisch-Bein, waren von den Take-away-Ständen in Osaka nicht mehr wegzudenken und Verbeiteten sich auch immer mehr im Land. Natürlich zuerst mit in Tokyo, dem Zentrum von Japan seiner Bevölkerung. Der Name dieses Fastfood-Gerichtes aus der Kansai-Region setzte sich aus “Tako”, Oktopus und “yaku”, braten zusammen. Diese Spezialität wurde den Kunden, an Imbissständen oder Straßenrestaurants, unglaublich schnell in einer Schale serviert. Noch dazu wurden sie mit einer Okonomi-Sauce der japanischen Variante einer Worcester-Sauce übergossen und zusammen mit Mayonaise und Aonori, also getrocknetem Seetang, serviert. Gewürzt wurde das alles mit Fischflocken. Man musste allerdings langsam essen und mit Vorsicht, denn die weichen Bällchen waren meist im Inneren sehr, sehr heiß. Besucher, die nicht aus Japan kamen, rechneten meist nicht damit und verbrannten sich dann gerne an der cremigen Füllung schon einmal die Zunge. Saku war das auch beim ersten Mal passiert und am liebsten wollte er das Zeug in die Ecke feuern und brüllen vor Zorn, denn er mochte es nicht wenn er nicht einfach drauf los essen konnte. Doch Chiharu hatte sich deswegen weggeschmissen und hell gelacht. Fies und gemein und er war deswegen auch echt sauer gewesen! Aber dennoch…wenn sie lachte machte ihm das nichts aus. Er liebte einfach ihr Lachen und danach war alles wieder wie weggefegt gewesen. Er war eben pingelig wenn es aufs Essen ankam. Aber dies war etwas was er mochte. Also nahm er sich seine Essstäbchen, die an der Seite der kleinen Schale lagen und knickte sie auseinander. Danach fasste er sich das erste Bällchen auch schon und sprach freundlich zu seiner Freundin rüber:

„Danke Chiharu.“

Als er dann auch endlich anfing zu essen. Sie lächelte ihn dabei an und antwortete:

„Manchmal sollte man dir echt einen Bumerang um den Hals binden, weist du das Saku?“

Saku verschlang, im Ganzen, das eine Bällchen im Mund und hatte noch die Stäbchen an den Lippen sitzen, als er verdutzt zu ihr rüber sah und blinzelte. Das Essen war etwas kühler, also konnte er sich das Teil komplett reinschieben, dennoch verstand er nicht was sie meinte, also schluckte er runter und fragte:

„Hä? Was meinst du?“

Sie grinste ihn frech an.

„Naja du bist still und heimlich verschwunden und hast dich einfach wortlos hier hingesetzt. Kamst nicht mal zurück. Nicht gerade die feine Art seine Freundin los zu werden.“

Auch das noch. Sakutaro lief etwas rot an und sah von ihr weg, als er muffte:

„Ich wollte dich nicht loswerden Chiharu...Mann denk doch nicht immer gleich mit…du weist schon…“

Sie blickte ihn verdutzt an und kicherte dann leise. Sie wusste genau was er meinte. Ja sie war halt eine Frau und ab und zu verhielt sie sich auch mal gern wie eine Muschi und dachte auch mit dieser. Aber in dem Fall war das etwas anderes. So sah sie ihn wieder lieb, aber dennoch besorgt an und sprach:

„Ich habe mir Sorgen gemacht. Ehrlich gesagt…mache ich mir viele Sorgen in letzter Zeit. Nicht nur wegen der Schlacht, in die du bald ziehst, sondern an sich mehr wegen dir. Du…du bist heute so komisch. Bist schon den ganzen Tag so still und in dich gekehrt…Stimmt etwas nicht mit dir Sakutaro? Möchtest du darüber reden?“

Sie wusste dass etwas nicht in Ordnung war.

Wenn Saku sich einfach abwand, ohne ein Wort zu sagen und danach auch noch vor sich ins Leere starrte, dann konnte da was nicht stimmen. Es war so offensichtlich. Einfaches Einmaleins. Und sie war nun seit über einem Monat offiziell seine Freundin, also fing sie nun erst recht an sich um ihn zu sorgen und ihm alles von den Lippen ab zu lesen. Sogar noch mehr als sonst. Also machte sie auch vor solchen Dingen keinen Halt und sprach Themen an die ihn vielleicht belasten würden und das einfach weil sie für ihn da sein wollte. Er sollte nicht das Gefühl bekommen allein im Regen stehen bleiben zu müssen, denn das musste er nicht. Nicht mehr. Sie war ihm auch nicht böse dass er einfach gegangen war. Aber sie wollte es verstehen, deswegen die Fragen. Und Saku schien das auch zu bemerken, also sah er wieder von ihr weg und vor sich auf sein Essen.

Er wollte mit ihr reden, aber er war nicht gut darin. Wie sollte er also anfangen? Vieles belastete ihn und nun da Chiharu ja schon sowas wie seine Frau geworden war, da wurde ihm das alles etwas viel. Überforderte ihn leicht, denn er hatte den Drang ihr die Sterne vom Himmel zu holen und wusste nicht wie. Sicher waren sie nicht verheiratet, aber er hatte mit ihr geschlafen und ihr seine Liebe gestanden, also war sie für ihn schon sowas wie seine Frau geworden. Wenn auch nicht schriftlich. Dennoch…war es komisch. Er fühlte sich komisch dabei. Er sorgte sich immer ob er ihr alles recht machen könnte und ob er sich um sie kümmern konnte. Aber da war noch etwas anderes in seinem Herzen…und das belastete ihn. Also schnaufte er kurz und fasste seine Worte in seinem Herzen. Er wollte ehrlich und offen zu ihr sein, denn Chiharu konnte er nichts vormachen. Und Offenheit, so wie auch Ehrlichkeit waren die Stützpfeiler einer Beziehung. Das wusste er. Also sah er sie an und sprach:

„Ehrlich gesagt: weis ich nicht mal wie ich anfangen soll…“

Natürlich nicht. Er war so unverbesserlich. Chiharu lächelte lieb und setzte sich dann näher zu ihm. So nah das sie ihn riechen konnte. Er roch so gut und nun sogar noch intensiver als zuvor. Sie fühlte sich bei ihm so geborgen. Also schubste sie ihn sanft mit der Schulter an und sprach:

„Leg einfach los. Offen und ehrlich.“

Das stimmte.

Saku fühlte sich auch wohler, als er sah wie sehr sie sich ihm näherte und sich ja schon fast an ihn kuschelte, während sie endlich mal anfing zu essen. Sie war so…wunderschön. War sie in den letzten Wochen sogar noch schöner geworden? Oder bildete er sich das nur ein? Jedenfalls fand er durch sie mehr Mut und gab dann nach vorne, auf den Teich starrend, von sich:

„Mir gehen in letzter Zeit sehr viele Dinge durch den Kopf Chiharu…Ich bin noch immer nicht über das Hinweg was Paku damals tun wollte. Ich…knabber noch immer daran herum und weis nicht wie ich damit umgehen soll. Wie ich ihn drauf ansprechen und behandeln soll. Aber auch was uns beide betrifft bin ich sehr zwiegespalten. Mach ich alles richtig? Also mit uns beiden? Ich meine: ich liebe dich und ich bin froh dass ich endlich den Mut gefunden habe dir das sagen zu können. Aber dennoch habe ich das Gefühl…ich weis auch nicht…als müsste ich wo anders sein. Manchmal, wenn ich abends in den Himmel sehe… da tut mir mein Herz weh. Aber es fühlt sich nicht wie ein organisches Leiden an, sondern wie etwas anderes. Als würde man mich rufen und ich müsste jemanden retten. Und genau das verstehe ich nicht. Ich meine: ich habe hier alles was man sich nur wünschen kann. Ein Zuhause, eine Familie, eine Berufung und dich. Und trotzdem sitze ich hier und fühle mich so komisch. Ich fühle mich so…gespalten. Als würde mir etwas fehlen…Als wäre ich nicht ich selbst…Kennst du das auch?“

Und er sah einfach nur weiter vor sich in das Wasser des Teichs.

Chiharu hatte derweil ihren ersten Takoyaki gegessen und hatte ihm gelauscht. Sie sah dann wieder zu ihm, als diese Worte offen und ehrlich aus ihm raus kamen und sie sich so…schwer dabei anhörten. Sie musste es ihm nicht ansehen können dass es ihn belastete und weh tat, denn sie konnte es auch in seiner Stimme hören. Sie klang verwirrt und traurig. Und wenn sie ehrlich zu sich selbst war dann: nein, nein das kannte sie nicht. Sowas war ihr nicht bekannt. Es lag aber auch daran das sie schon immer nur IHN wollte und keinen anderen. Chiharu wusste ganz genau was sie wollte und wo sie hingehörte aber…aber wusste Saku das auch? Denn wenn er so klang, dann schien es fast so als wäre er sich nicht sicher. Als würde er sich nach etwas sehen von dem er nicht mal wusste was es war. Musste sie sich deswegen Sorgen machen? Noch mehr als sie es eh schon tat? Denn um nichts auf der Welt wollte sie ihn traurig sehen. Niemals, denn sie liebe ihn aus tiefsten Herzen. Alles was sie wollte…war das er glücklich wurde. Egal wie. So das sie wieder zu ihm rauf lächelte und sich dann rechts an seinen Arm drückte. Sich an ihn schmuste und er wieder zu ihr runter sah. Sie schnaufte dann leicht erschöpft, etwas was sie in letzter Zeit öfters hatte und gab schließlich von sich:

„Es tut mir leid, aber ich kenne das nicht. Ich habe hier alles was ich schon immer wollte. Vielleicht ist das egoistisch von mir, aber es geht mir gut bei dir und dann ist alles okay für mich…Aber wenn du das Gefühl hast, dass dir etwas fehlt, dann werde ich dir natürlich helfen das zu finden. Also mach dir nicht so viele Gedanken, ja? Wir schaffen das schon, was auch immer es ist. Du bist nicht allein. Nicht mehr Sakutaro.“

Und es tat gut das zu hören.

Saku fühlte sich so wohl in ihrer Nähe und wenn sie so nah war, wie in jenem Moment, dann war alles wieder okay...oder? So sollte es zumindest sein…doch es passierte einfach nicht. Nicht weil er sich bei ihr nicht fallen lassen konnte, oder weil er ihr nicht traute…sondern weil es einfach komisch war. Es fühlte sich noch immer komisch an und das wo er sie so sehr liebte. Warum nur? Was war los bei ihm? Warum zweifelte er? Warum bekam er dieses Gefühl nicht los das er woanders sein sollte? Und wo genau sollte das sein? Je mehr er darüber nachdachte, die Fragen immer und immer wieder durch seinen Kopf donnern ließ, umso verwirrter wurde er dadurch. Also schob er sie weg, denn erst vor Wochen hatte er es ihr gezeigt. Ihr gezeigt wie sehr er sie liebte. Er hatte mit ihr geschlafen, auch wenn es irgendwie eine Kurzschlussreaktion gewesen war und ihr damit die Sterne vom Himmel geholt. Es tat so gut und sie war glücklich dabei gewesen. Mehr noch als er. Das konnte er an jedem Laut hören den sie von sich gegeben hatte. Es waren bezaubernde Laute gewesen. Musik in seine Ohren denn sie hörte sich dabei glücklich an. Sie waren so sehr einander verfallen das sie nicht mal auf Verhütung geachtet hatten und es einfach taten. Etwas was ihn sehr erschrocken hatte und er danach Sorge bekam er könnte bald Vater werden. Besonders als sie dann auf der Couch lagen, eng umschlungen und ihre nackte Haut an seiner lag…da spürte er den starken Puls in ihrem Unterleib, als er seine Hand auf diesen legte. Er hatte sie hart rangenommen und konnte sich nicht zusammenreißen. Hatte er sich komplett gehen lassen. Demnach war er auch in ihr gekommen und ärgerte sich nun irgendwie darüber das er die Bremse nicht rechtzeitig gezogen hatte. Sie war so wunderschön und er wollte sie beglücken, deswegen war es passiert. Sicher er wollte später mal ein Kind…aber dennoch fühlte es sich noch nicht richtig an. War es wirklich zu früh? Was war der Grund für dieses Gefühl? Er wusste es nicht. Auf jeden Fall hatte er Sorge gehabt und wurde danach auch etwas abweisend zu ihr, was ihm heute noch leid tat. Er hatte sie nicht rausgeschmissen, aber er konnte sie eine Zeit lang nicht mehr umarmen und küssen. Und er wusste nicht warum. Er wusste es einfach nicht. Vielleicht saß einfach der Schock noch zu tief ihn ihm, weil er sie vielleicht befruchtet haben könnte. Das könnte es gewesen sein. Doch so gut wie Chiharu eben nun mal war, nahm sie das alles an und liebe ihn wie immer stark und innig. Egal wie gemein er auch zu ihr war. Aber Saku wusste das er sie damit verletzt hatte. Und er war froh als es vor einigen Wochen wieder besser geworden war. Doch noch immer hatte er sich nicht bei ihr entschuldigt. Er konnte…wirklich ein Arsch sein.Aber er fand nicht den Mut darüber zu reden. Behandelte sie fast so als wäre das nie passiert. Fakt war: Der Sex war bereits lange her und wenn sie schwanger wäre hätte sie ihm das bestimmt schon gesagt, also harkte er das Thema, fürs Erste, auch erst mal ab. Obwohl er nichts dagegen hätte später mal Vater zu werden. Aber nicht jetzt.

Saku fühlte sich endlich wieder wohl in ihrer Nähe und umarmte sie mit dem rechten Arm, so das Chiharu dabei an seine Brust rutschte und dort ihren Kopf verweilen ließ. Sie schloss die Augen und konnte sein Herz spüren. Es schlug so stark und sie liebte es. Genauso stark wie in der Nacht als sie miteinander geschlafen hatten. Sie liebte es so sehr. So das sie ihr Essen vor sich in das Gras stellte und dann einfach weiter mit ihm schmuste. Sich an ihn drückte und seine Nähe genoss, während sie ihre beiden Arme um ihren Bauch legten. In jener Sekunde…wünschte sie sich es könnte für immer so bleiben. Doch etwas Übelkeit holte sie plötzlich aus ihrem sanften Seufzer raus und sie setzte sich richtig hin. Löste sich von Saku, so dass der verwirrt zu ihr sah, weil ihm das nicht entgangen war und er dann fragte:

„Hey, alles okay? Geht es dir gut Chiharu? Was hast du?“

So aufmerksam.

Neben ihm legte seine Freundin kurz die rechte Hand auf ihren Mund und schien zu schlucken. Etwas was ihn verwirrte. War ihr schlecht? Aber kurz darauf fing sie sich auch schon wieder lächelnd, sah zu ihm und sprach lieb:

„Alles gut Saku. Mach dir keine Sorgen mein Schatz.“

Doch sie klang etwas erschöpft und schwach dabei, was seinen Beschützerinstinkt sofort wieder hochfahren ließ und er sein Essen ebenfalls vor sich abstellte. Kurz darauf nahm er ihr Essen hoch und Chiharu sah ihm verwirrt dabei zu wie er es vor seine Nase hielt und daran zu schnüffeln schien. Was machte er da? Doch kurz darauf zog er etwas die rechte Augenbraue verdutzt hoch und sah sie wieder an. Mit der freien Hand fasste er ihr dann an die Stirn. Seine Hände waren so warm. Es schien als würde er ihre Temperatur messen und überprüfen ob sie Fieber hatte, doch natürlich war das nicht der Fall. Also ließ er darauf die Hand wieder von ihrer Stirn gleiten und sprach, mit dem Blick dann erneut auf das Essen gerichtet:

„Eigenartig…Vielleicht hast du dir den Magen verdorben, aber das Essen riecht gut und Fieber hast du auch keins.“

Und noch was: denn wenn das Essen schlecht wäre, dann würde das nicht so schnell klappen. Also ihr würde nicht gleich schlecht werden, denn es brauchte etwas bis das Essen im Magen verdaut wurde und dann noch mal länger bis man sich diesen verdarb. Also war er ziemlich verwirrt von der ganzen Sache und sah wieder zu ihr.

Chiharu sah ihn einfach nur dabei an, als er fragte:

„Aber das kann eigentlich nicht sein…Hast du das schon länger? Du isst in letzter Zeit auch sehr wenig Chiharu.“

Das Mädchen sah ihn erstaunt an. Wow…das war ihm aufgefallen? Sie hatte je keine Ahnung dass er so aufmerksam war was sie betraf. Vor allem wenn sie nicht hinsah. Es war richtig, denn das lag daran das sie kaum hunger hatte, sondern ihr mehr übel war. Er war so süß. Saku sorgte sich um sie und sie bemerkte es noch nicht mal, wie gut er sie im Auge behielt, dass ihm sowas sogar aufgefallen war. Das tat gut zu hören und sie lächelte wieder sanft und schüttelte dann den Kopf verneinend.

„Es ist wirklich alles gut Sakutaro. Es geht mir sehr gut, nur ist mir momentan einfach nicht so danach. Vielleicht ist es der ganze Stress in letzter Zeit…Ja das muss es sein. Es ist schön dass du den edlen Ritter spielst. Das hat was Romantisches. Aber du kannst auch gerne als normaler Mensch aufkreuzen, hehe. Also bitte…sorg dich nicht.“

Sakutaro lief dabei kurz rot an und natürlich machte er das, denn immerhin liebte er sie.

Er war so gut zu ihr und sie liebte ihn auch so sehr. Doch er hatte diese Angewohnheit sich selbst gern in Stücke zu reißen, also musste sie das jetzt bremsen. So zögerte sie auch nicht lange und kam wieder auf die Beine.

Saku sah zu ihr hoch und erblickte wie sie lächelte und ihre rechte Hand nach ihm ausstreckte. Sie wollte ihm hoch helfen, was nett gemeint war, aber er konnte das auch alleine, also kam er ebenfalls, ohne Hilfe, hoch. Das wäre es wenn er als starker Mann sich von seiner vielleicht kranken Freundin hochhelfen ließ wie ein alter Krüppel. Nein sowas gab es nicht! Also stand er dann im Nu vor ihr und hob noch beide ihre Essensreste danach auf. Hielt sie dann in den Händen während Chiharu ihn ansah. Er war so groß, im Gegensatz zu ihr und es war sehr schön. Er hatte damit die perfekte Größe für sie und so konnte sie sich passend an seine Brust schmusen. Und nur so kam sie sich vor als würde er sie sanft mit seinem Schwingen umschlingen und vor allem schützen. Und es war blöd immer wieder daran zu denken…aber sie hatte den Sex mit ihm so sehr genossen. Er war so stark und bestimmend gewesen, auch wenn sie ihm die ersten Tritte geben musste um ihn so aus der Reserve zu locken damit er endlich mal loslegte. Doch schnell danach riss er auch schon alles an sich und hatte keinen Halt mehr gemacht. Er war dabei leidenschaftlich und stark geworden, so wie in allem was er gern tat. Und sie liebte jede Sekunde davon. Liebte es wie er sie zu seinem Eigentum machte. Und während er nun so vor ihr stand…wünschte sie sich so sehr sie könnte es ihm sagen. Könnte ihm sagen wie sehr sie es genossen hatte und das sie…Doch etwas hielt sie davon ab. Sie wusste genau was es war…Es war die Schlacht in die er zu ziehen hatte. Sie wollte ihn…nicht davon ablenken. Doch…sie musste es tun. Noch bevor er ging. Allerdings gab es davor noch ein Gespräch das sie tätigen musste...Sie konnte es nicht noch länger hinauszögern. Und dann hatte sie eine Idee. Etwas was sie tun wollte bevor der Tag zu Ende ging. Also lächelte sie erneut und legte ihre Hände vor sich in ihren Schoß, als sie so vor ihm stand und freundlich sprach:

„Lass uns zum Schrein gehen Saku. Hier gibt es doch einen, nicht wahr? Ich möchte dort ein Gebet aussprechen, ja?“

Sie sagte dass so voller Freude und sanft das Saku sie nur ansah und dann seufzen musste.

Oh mann, er konnte ihr einfach nichts abschlagen und es war schön dass sie an sowas glaubte. Er allerdings hielt sich von solch einem Glauben weit entfernt, denn Sakutaro hatte noch nie an Götter geglaubt und auch nicht an das Schicksal. Denn wenn es sie geben würde…warum ließen sie dann die Menschen im Stich, oder sagen bei Kriegen einfach zu? Warum hat ihm als Kind niemand geholfen, als er weinend in seinem Zimmer lag und nach Hilfe jammerte? Immer dann…wenn sein Vater ihm gegenüber gewalttätig geworden war. Ihn gedrillt hatte ein starker Mann zu werden und sich zusammen zu reißen. Egal wie sehr er auch weinte und die Götter um Hilfe bat…keiner war gekommen um ihn zu retten und deswegen nahm er sein Leben selbst in die Hand. Er glaubte nicht an Geister und Gottwesen, denn er war nie einem begegnet. So empfand er das Beten auch als reine Zeitverschwendung. Aber wenn Chiharu daran glaubte, dann ließ er sie das auch weiter tun, denn er wusste dass es ihr ein Lächeln aufs Gesicht zaubern würde. Also nickte er nur stumm und sprach dann, während er auf das nicht aufgegessene Essen in seinen Händen sah:

„Na gut Chiharu, aber du machst bitte langsam, okay? Nicht das du doch erkältet bist, oder was ausbrütest und es dann nur noch schlimmer wird.“

Wie recht er doch hatte. Er war so lieb und es war witzig das er sowas zu ihr sagte…

Sofort schmunzelte sie sanft zurück und harkte sich danach in seinen linken Arm ein. So ließen sie dann auch den Teich hinter sich und liefen gemeinsam wieder auf den Weg. Und es war schön dass sie sich so in ihn einharken konnte. Das sie zeigen konnte das er ihr Freund war. Ihr Mann. Es erzeugte ein Gefühl von Wärme in ihrer Brust und es machte sie unglaublich glücklich. Nicht nur weil er eine gutaussehende Partie war und man sich mit ihm erst recht zeigen konnte, sondern auch weil er so lieb war. Denn selbst wenn man ihm das nicht ansehen konnte, weil er meist einen strengen Blick auf Lager hatte und immer das Gefühl bekam sich von allem und jedem wieder verteidigen zu müssen, so war er nicht so. Er machte das aus Schutz, denn er war oft verletzt worden. Tat das als dürfte er nie seinen Schutz runter lassen, denn sonst würde man ihn wieder verletzen. Doch trotz all dem war er…der beste Partner den man haben konnte. Emphatisch und liebevoll zu den Menschen die er liebte und Treu war ein Wort das gut zu ihm passte. Und sie wusste: er würde immer bei ihr sein. Egal was auch in Zukunft passieren würde.

Nach wenigen Minuten fanden sie dann auch den Schrein und liefen unter einem großen, roten Torii hindurch.

Ein Torii ist, in der Regel, ein rotes, hölzernes Tor, welches die menschliche von der heiligen Welt trennen sollte. Das bekannteste Beispiel, was auch Touristen kannten, fand man in Kyōto. Denn in Kyōto gab es den Fushimi Inari Taisha, welchen man an den beeindruckenden tausenden aneinander gereihten Torii erkennen konnte. Er ist der Hauptschrein aller Schreine in Japan und der Shinto-Gottheit für Fruchtbarkeit und Geschäftserfolg, Inari, geweiht, die einen Fuchs darstellte. Der Weg hoch zum heiligen Fuchsschrein. Für Saku allerdings völlig übertrieben, aber er hatte sich das ja nicht ausgedacht, also was auch immer. Für ihn reichte es schon unter einem durchzugehen, um zu wissen das er nun angeblich die Welt der Götter und Geister betrat, da brauchte er nicht tausend Stück die ihn jeden Zentimeter, den Berg hinauf, daran erinnerten das er angeblich heiligen Boden betrat. Und als sie darunter hindurch liefen, sah er rechts neben sich sogar einige Blumen blühen, die dort in die Erde gepflanzt wurden. Blumen die er kannte und die sehr auffällig waren. Denn links und rechts vom Torii blühten rote Spinnenlilien. Pflanzen die komischer nicht aussehen konnten, weil sie sehr zerrupft wirkten, aber gleichzeitig auch so geheimnisvoll und elegant. Angeblich wuchsen sie auch dort wo die Welt der Lebenden und der Toten getrennt wurde. Alles Aberglaube für ihn, aber sie waren dennoch schön anzusehen.

Chiharu zerrte ihn danach förmlich auf den großen Platz vor ihnen, wo auch der Tempel stand und sich viele Menschen tummelten. Saku persönlich fühlte sich nicht wohl an Orten mit vielen Menschen. Lag aber auch daran das er mit Menschen an sich nicht so gut zurecht kam. Nicht mehr nach den Schlachten die er erlebt hatte und auch davor schon kaum. Er hatte die Abgründe der Menschheit gesehen…und die waren verdammt tief gewesen. So das er nur noch etwas besaß was man einen „Kreis von Spinnern“ nennen konnte. Spinner die er persönlich in seinen Dunstkreis ließ und denen er vertraute. Nämlich Menschen die so waren wie er…einsam und missverstanden. Freaks in allem was sie taten und konnten. Aber, obwohl er jeden um sich als Gefahr sehen wollte, ließ er sich dennoch von der Süßen einfach weiter zerren bis sie zu einem Brunnen kamen, mit Kellen für das Wasser, der links vor dem Schrein stand.

Im Allgemeinen galt bei einem Schrein: Respekt und sittsames, ruhiges Verhalten sowie das Befolgen der örtlichen Regeln. Beim Betreten von Gebäuden oder Hallen waren die Hinweisschilder zu beachten, sowie mögliche Fotografieverbote und manchmal musste man auch die Schuhe ausziehen, wenn es gefordert wurde. Darüber hinaus war es üblich, wenn auch nicht vorgeschrieben, beim Betreten des Schreingeländes die Hände zu reinigen und genau deswegen standen sie vor diesem Brunnen, der mit einer Drachenfigur verziert war aus deren Mund Wasser floss. Er mochte diese Floskeln nicht, aber dennoch machte er es und reinigte sich die Hände daran. So nahm er die Kelle mit der echten Hand und schüttete Wasser über seine Linke und dann noch anders herum. Chiharu machte es ihm danach gleich und sie liefen dann in den Schrein hinein, bis sie endlich vor dem Altar standen.

Er war sehr alt, aber gut in Form gehalten. Saku wunderte sich immer wieder das es Menschen gab die so sehr an ihrem Glauben festhielten. Denn er hatte so nichts davon. Also zumindest keinen religiösen Glauben. Seine Freundin kramte kurz darauf, aus ihrer Tasche, eine Fünf-Yen-Münze und warf sie links von sich in eine kleine Kiste. Fünf-Yen-Münzen waren dafür sehr beliebt und wurden meist genutzt, weil das Geräusch, welches sie machten wenn sie in die Kiste fallen, in Japanisch „goen“ ausgesprochen wurde und dieses klang wie das Wort für “Beziehung” oder “Schicksal”, was auch „goen“ gesprochen, aber anders geschrieben, wurde. Es drückte dabei den Wunsch aus, mit den Göttern eine gute Verbindung aufzubauen. Und danach zog sie, auch links von sich, an dem Seil an dem eine Glocke befestigt war und läutete diese dreimal. Kurz darauf verbeugte sie sich zweimal tief und klatschte dann ebenfalls zweimal in die Hände. Damit wollte sie angeblich ihre Präsenz bei den Göttern deutlich machen. Zeigen dass sie da war und dass sie erhört werden wollte. Und dann hielt sie noch ihre Hände, vor der Brust, still und fing an zu beten. Chiharu schloss die Augen und blieb ruhig, konzentrierte sich dabei auf ihre Atmung…und den Puls in ihrem Körper. Innerlich sprach sie ihr Gebet und äußerte einen Wunsch und als sie fertig war bedankte sich sie gedanklich bei den Göttern und verbeugte sich ein letztes Mal. Ihr Gebet war beendet und sie hoffte…dass es die Götter erreicht hatte.

Sakutaro hatte ihr bei alldem nur zugesehen und war froh wenn sie einfach wieder weitergehen konnten. Wie gesagt: Sein Glaube hielt sich in Grenzen. Oder besser gesagt: war nicht vorhanden. Also machte er das auch nicht. Er sprach kein Gebet und wartete nur darauf dass sie fertig wurde. So das sie dann rechts zu ihm rüber sah und ihm lieb fragte:

„Willst du es nicht auch mal versuchen Saku?“

Er muffte etwas Luft aus seiner Nase.

Sie wusste seine Antwort, noch bevor er was gesagt hatte, aber dennoch hatte sie die Hoffnung dass er es sich vielleicht mal anders überlegen würde. Nur einmal. Doch Saku war stur wie ein Esel an einem Sonntagmorgen und vertraute treu seiner eigenen Meinung, als er den Kopf schüttelte und nach vorne antwortete, den Blick auf den Schrein gerichtet:

„Ich überlasse das Beten den Leuten die daran glauben. Und ich persönlich nehme mein Schicksal lieber selber in die Hand, als darauf zu hoffen das mir ein Schutzgeist geschickt wird um mich zu beschützen, oder das die Götter kommen und meine Probleme für mich beseitigen. Ich bin selber für mein Schicksal verantwortlich und nicht Wesen die ich nicht sehen kann. Und mal abgesehen davon: was ich nicht sehen kann…das existiert für mich auch nicht.“

Das war eine sehr enge Sicht der Dinge. Aber es war okay. Er durfte ja seine eigene Meinung haben. Aber Chiharu hoffte das es mehr gab nach dem Tod. Und das man nicht einfach so verschwand.

Sie lächelte ihn dann an. Typisch, aber genau deswegen liebte sie ihn so. Saku war ein Mann der Tat und stand zu dem was er sagte, zumindest bis man ihm vom Gegenteil überzeugen konnte. Was sich allerdings bei ihm nicht immer als leicht erwies, denn er hatte einen unglaublichen Holzkopf und Dickschädel. Aber dennoch: wenn sie ihn so ansah…er würde sicherlich ein guter Vater sein. Denn er hatte alles, was es dazu benötigte, bereits in sich. So lächelte sie wieder sanft zu ihm und nahm ihn dann erneut am linken Arm, harkte sich in diesen ein und sah zu ihm hoch, so wie er zu ihr runter sah, weil er das fühlte. So sahen sie sich darauf nur an und Chiharu lehnte sich kurz danach zu ihm hoch und küsste ihm sanft auf die Lippen. Er schmeckte so gut und er war okay so wie er war. Er war, für sie, perfekt. Auch wenn er dazu neigte sein eigenes Leben in Gefahr zu bringen. Aber so war er nun mal und damit musste sie auskommen. Sakutaro tat das was er für richtig hielt und ließ sich nicht davon abbringen. Und er war stärker als sie, vielleicht sogar noch stärker als er es selber wusste.

Und als sie den Kuss beendete, er sie sanft danach ansah, flüsterte sie zu ihm hoch:

„Lass uns noch spazieren gehen, ja? Heute ist ein toller Tag…“

Und das meinte sie auch so.

Saku küsste sie darauf dann noch mal. Genoss ihren Geschmack und Geruch dabei. Er liebte sie so sehr und er wollte wirklich den ganzen Tag mit ihr verbringen. So wie immer. Er sehnte sich oft nach ihr. Besonders dann wenn er allein im Hangar saß und an seinem Zero rumhantierte. Dann beendete er den Kuss und sah sie noch mal an. Sie war…alles was er hatte. Aber jedes mal wenn er sie küsste…war da ein komischer Nachgeschmack. Als würden sie…Er schüttelte diesen Gedanken innerlich ab und sie liefen danach gemeinsam weg von dem Schrein und verbrachten den Rest des Tages zusammen. Liefen zusammen durch den wunderschönen Park mit den Kirschblüten in voller Blüte. Chiharu dachte immer mal wieder an ihr Gebet und an das was sie sich gewünscht hatte. Denn sie…sie hatte sich das Beste für ihn gewünscht. Hatte zu den Göttern gebetet dass sie ihn auf den richtigen Weg bringen würden und dabei beschützten. Dass er einfach nur glücklich werden würde in seinem Leben und das fand was er suchte, egal wie weit entfernt es auch war. Saku sollte glücklich sein und sein Leben genießen. Das war alles was für sie zählte. Nichts war ihr wichtiger. Und sie hoffte einen wichtigen Part darin spielen zu können. Sie hoffte es so sehr.

So griff sie sich immer mal wieder an den Bauch und seufzte. Sie wollte es ihm sagen. So sehr, aber sie konnte noch nicht. Es fühlte sich noch nicht richtig an und er hatte schon so zu viel im Kopf das sie ihn nicht noch mehr durcheinander bringen wollte. Immerhin musste er in bald in eine Schlacht ziehen. Also schwieg sie. Behielt dieses kleine Geheimnis noch etwas länger in sich was wuchs und gesund war. Sie hatte es ihm nicht gesagt…aber sie war lange überfällig gewesen. Und heute hatte sie endlich die Antwort bekommen, auf die sie so sehr gehoffte hatte. War beim Arzt gewesen und so glücklich wie noch nie zuvor in ihrem Leben da raus gekommen. Denn es stellte sich heraus dass Saku mal wieder einen Volltreffer gelandet hatte. So wie er nun mal war. Also lächelte sie erneut sanft und fasste sich wieder an den Bauch dabei. Sie würde es ihm sagen, aber noch nicht jetzt. Vielleicht würde er es dann auch schon leicht sehen, wenn sie sich traute es zu sagen…denn sie war schwanger und in aktuell in der siebten Woche. Es war ihr gemeinsames Kind, was sie in jener Nacht gezeugt hatten und welches nun sanft behütet in ihrem Bauch wuchs. Es war seins. Nur seins. Es war Sakutaro sein Kind…
 

Es war spät in der Nacht und Yoh wurde wach.

Ein leises Gähnen entwich seiner Kehle und er rieb sich schließlich über die Augen. Normalerweise war er einer der sehr tief schlief und den nichts aus der Ruhe bringen konnte doch diese Nacht war anders. So konnte sich der junge Schamane nicht erklären warm er schon wach war und sah sich verdutzt, so wie mit halb geschlossenen und müden Augen, von seiner Hängematte aus im Wigwam um. Es war noch sehr dunkel und er konnte nicht viel sehen, denn es war mitten in der Nacht und dazu noch eine warme Sommernacht. So streckte er sich kurz und setzte sich dann auf. Schon lange war ihm das nicht mehr passiert dass er wach war wenn alle anderen schliefen. Das letzte Mal war es gewesen als Hana noch ein Baby war. Aber das war normal denn Babys hatten keinen Rhythmus und brüllten dann wenn sie es für richtig hielten und was wollten, egal um welche Uhrzeit es sich auch handelte. Und Hana hatte OFT geschrien. Oh ja viel zu oft.

Ein weites Gähnen entwich seiner Kehle und er sah etwas schmatzend rüber zu seinem Gemahl, der nur eine Matte weiter rechts von ihm hing. Natürlich schlief Hao tief und fest und sägte dabei wieder einen kompletten Dschungel nieder. Der Glückliche, er hatte so einen tiefen und ungebrochenen Schlaf. Und danach floh Yoh sein Blick zwischen ihre Matten nach unten, dort wo Hana seine war und…er erschrak. Innerhalb von Sekunden war er hellwach und sein Herz rutschte ihm in die Hose. So sehr sogar das er sich instinktiv nach links rollte und aus der Matte fiel. Hart donnerte er danach auf den Boden und sah zu Hao hoch, der natürlich einfach weiter schlief und davon nichts mitbekommen hatte. Wie ein Bär der im Winterschaf festhing. War aber auch egal. Yoh kämpfte sich sofort danach hoch und kniete vor der kleinen Matte seines Sohnes…der weg war! Hana war nicht in seinem Bettchen und Yoh überkam die blanke Panik. So das er danach komplett auf die Beine kam und sich panisch im Wigwam umsah. Nichts. Er konnte ihn nicht sehen! Wo war er?! Es war nicht Hana seine Art. Erst recht verschwand er nicht einfach von der Seite seiner Eltern ohne sich abzumelden und schon gar nicht still und heimlich mitten in der Nacht! So wollte die junge Mutter ihren Gemahl aufwecken und ihn panisch anschreien das ihr Sohn verschwunden war. Yoh bekam schreckliche Panik wenn sich Hana ohne ihn wo rum trieb. Er war noch so jung, gerade erst sechs geworden und so sanft. Was wenn er sich weh tat!? Immerhin war er, ab und zu, ein kleiner Tollpatsch! Was wenn ein Leopard in ihren Wigwam gekommen war und das Kind aus der Matte entführt hatte und gerade in den Dschungel zerrte um ihn zu fressen!? Seine Mutterinstinkte nahmen ihn gerade komplett auseinander. Erschufen Horrorszenarien und so lief er schnell rüber zu Hao seiner Matte und wollte ihn wecken…aber er hielt dann inne als er etwas sah. So sah er vor Hana seiner Matte…dass seine Schläppchen fehlten. Das beruhigte ihn etwas denn ein Leopard zog seinem Opfer vorher nicht noch die Schläppchen an. Also war Hana von alleine gegangen. Was dafür sorgte das Yoh zu ihrem Eingang des Wigwams sah und sofort hin rannte. Er zog, bevor er ihn verließ, noch seine Schläppchen an und rannte dann raus.

Kaum als er draußen war überfiel ihn die warme Sommerluft und er sah sich hektisch um. Sah auf den Platz vor sich und zu dem großen Lagerfeuer, das nie aufhörte zu brennen. Nichts. Der Platz war leer und alle Patcheen schliefen tief und fest. Was es nicht besser machte. Wo…wo war sein Kind?! Hana wusste das er nicht einfach gehen durfte, also WO war er?! Doch er bekam schnell seine Antwort…als er ein leises Weinen hörte. Die Ohren einer Mutter hatten diesen gewissen Empfang der die Wellenlänge ihres Kindes hörte, egal wie laut es zwischen anderen Kindern schrie, die auch schreiten, oder leise es auch war. So wusste er dass es sich um seinen Hana handelte und er sah rechts neben sich am Wigwam vorbei. Vorsichtig schritt er um ihn und der kommende Anblick…brach ihm das Herz. Und genauso sah er ihn auch an: Erschrocken und wehleidig, denn er sah seinen Sohn und das sehr genau. Hana saß am Ufer des Flusses, der hinter ihrem Zuhause lang floss. Sein Blick war zum Himmel über ihnen gerichtet, den man nur dort sehr gut sehen konnte, denn sonst war alles über ihrer Heimat mit dicken Blättern der Bäume und Dickicht verschlossen. Nur dort war ein Loch in der Decke über ihnen und erlaubte einen Blick zum Himmel. Er als Schamane meditierte gerne dort, denn nur da konnte man die Sterne am Abend sehen. Etwas woran Schamanen die Zukunft ablesen konnten und so ihren Weg fanden. Die Sterne zeigten einem den Weg, das war etwas was er früh gelernt hatte. Und von den Sternen kam das Glück…aber, in jenem Moment, nicht für Hana. Er saß einfach weiter da und weinte bitterlich. Jammerte und ließ die Tränen einfach laufen und Yoh erschrak denn er hatte dabei so einen leeren Blick drauf. Ein Blick als wäre er nicht hier und seine Seele ganz wo anders. Er war so hübsch und dieser Anblick zerriss einer Mutter das Herz, so das Yoh näher kam und leise fragte:

„Hana? Hana was machst du denn da mein Schatz? Es ist doch so spät Liebling, komm wieder ins Bett. Warum weinst du mein Schatz? "

Erst reagierte sein Sohn nicht darauf und jammerte weiter leise zum Himmel über sich. Ein so wehleidiges und leises Wimmern. Die Tränen liefen noch immer aus seinen Augen und kullerten seine etwas rötlichen Wangen hinab. Aber dann schien er plötzlich zu reagieren und drehte seinen Kopf langsam nach rechts zu seiner Mutter rüber und sah sie nur an. Sein Blick…war so leer und Yoh verstand teils was los war…Es kam selten vor in ihrem Dorf, aber er erkannte es... Hana schlafwandelte. Der Grund, warum er nicht da zu sein schien, war: weil er wirklich nicht DA war. Sein Kopf war abgeschaltet und schlief, aber was sprach dann da aus seinem Sohn? War es sein Herz…oder seine Seele? Und noch etwas wurde ihm plötzlich bewusst…Konnte es sein das Hana über dieselbe Gabe verfügte wie er? Das er…auch ein Schamane war? Denn offenbar suchte er bewusst diesen Platz auf und das sogar im Schlaf. Einen Ort wo er die Sterne sehen konnte…

Jedenfalls lief seine Mutter vorsichtiger auf ihn zu, denn einen Schlafwandelnden sollte man nicht wecken. Man sollte ihn sanft wieder ins Bett bringen und warten das er von alleine wach wird, denn sonst könnte er einen Schreck bekommen. Also würde er das tun. Doch warum…weinte sein Kind? So kam er dann sanft rechts neben Hana an und der sah zu ihm auf. Es war verrückt. Er schien tief und fest zu schlafen aber dennoch sahen seine leeren Augen seine Mutter so genau an, als wäre er wach und erkannte jede Bewegung. Sowas hatte Yoh noch nie erlebt. Vor allem nicht bei Hana, denn der war noch nie schlafgewandelt. Danach fasste er seinem Kind sanft mit beiden Händen auf die Schultern und sprach:

„Süßer komm wieder ins Bett. Du bist doch müde.“

Er wollte ihn sanft und behütend leiten…aber genau in der Sekunde fing Hana wieder schlagartig an zu weinen und verzog das Gesicht traurig. Es war so ein schlimmer Anblick und endlich verstand Yoh auch woher es kam…als Hana endlich anfing zu reden. Er sprach leise und wehleidig zu seiner Mutter:

„Mami?...Wo…wo ist mein Dyami? Ich kann ihn nicht finden Mami…Ich finde ihn nicht…E-Er…er ist so weit weg Mami…Wann kommt er zu mir…? Warum kommt er nicht zu mir Mami…?“

Yoh sah ihn erschrocken an.

"Oh Schatz..."

Kam es dann aus seiner Mutter heraus.

Das konnte nicht sein. Was…sagte er da? Denn was er da von sich gab ergab keinen Sinn. Also Hana konnte nichts davon wissen, denn noch nie…hatte er ihm von Dyami erzählt. Kinder lernten erst später die Legenden ihrer Götter kennen. Demnach kannte sein Sohn diese Geschichte nicht. Also woher kannte er dann diesen Namen? Er war zwar noch immer erschrocken über die Worte seines Sohnes…aber die Trauer überkam ihn dann selber und er drückte sanft sein Kind an sich. Umschlang ihn mit beiden Armen und drückte Hana seinen Kopf an seine Brust, so dass er das Herz seiner Mutter hören konnte. So vergingen einige Minuten in denen sich Yoh fragte was gerade passierte. Denn für ihn war das kein normales Schlafwandeln mehr und etwas völlig anderes. Er konnte es sich nur so erklären: das Hana seine Seele nach seinem Partner rief. Es war eine Legende und schon seid Generationen nicht mehr in ihrer Familie vorgekommen. Und nun saß er hier…dieser wunderschöne, kleine Junge der so viel mehr in sich hatte als man ihm ansehen konnte. Und Yoh war sich nun ganz sicher: Hana war ein Schamane…und ein mächtiger noch dazu. Es stand geschrieben: dass es in seiner Blutlinie mal Schamanen gab die eine Bindung hatten noch bevor sie geboren wurden. Eine Bindung zu einem anderen Menschen auf dieser Welt. Es war Liebe, aber so viel mehr als normale Liebe. Es waren zwei Seelen die füreinander geboren wurden und wenn sie sich trafen…blieben sie für immer zusammen. Noch inniger als das was zwischen ihm und Hao war und das…war wunderschön, aber ein Fluch zugleich. Denn die eine Seele…konnte ohne die Andere niemals glücklich werden. Und es war wie in der Legende, denn angeblich waren die Tochter des Häuptlings, seine eigene Vorfahrin und Dyami…auch ein Seelenpaar gewesen. Und Yoh wurde bewusst…das Hana etwas ganz besonderes war und das er ihn vor allem beschützen musste. Nicht nur weil er seine Mutter war und das dazu gehörte…sondern weil Hana sein Leben schwer werden würde wenn er ins Erwachsenenalter kam. Noch schwerer als es schon war. Denn ohne seinen Dyami…würde er für immer einsam sein.

So hob er seinen Sohn sanft mit der rechten Hand am Po an und drückte ihn dabei an sich. Seine Mutter hatte ihn dann fest in den Armen und schluchzte kurz auf, bevor er schließlich sanft lächelnd sprach:

„Er wird dich schon finden…ganz bestimmt...Aber jetzt musst du wieder schlafen Liebling. Alles wird gut... Ich bin immer für dich da Hana... “

Und dann wand er sich vom Fluss ab und sah noch mal kurz zu dem Sternenhimmel über sich während Hana wieder in seinen Armen schlief. Diese Nacht konnte man die Sterne sehr klar sehen. Wie sie funkelten und Schamanen den Weg weisen wollten. Yoh lächelte hinauf. Er würde kommen. Ganz bestimmt. Die Person…die zu seinem Hana gehörte. Und damit lief er wieder zum Wigwam zurück und legte sich mit seinem Sohn schlafen. Sie schliefen in seiner Matte und Yoh drückte Hana ganz dicht an sich heran bis er an seiner Brust tief und fest eingeschlafen war. Hana war etwas Besonderes und wer auch immer seinen Sohn bekam, zu wem er auch immer gehörte…er musste auch was besonderes sein. Genauso sanft und verrückt wie sein Sohn. Er würde ihn finden und Hana glücklich machen...das war Yoh sein größter Wunsch.
 

Jede Nacht in deinen Träumen kannst du mich sehen und fühlen. Das ist der Moment wenn ich mich fürchte, dass du nicht loslassen kannst. Wenn ich sehe wie weit entfernt du bist und sich zwischen uns ein Riss bildet, dann weis ich dass er dir damit zeigen will das du weitergehen musst. Nah und fern, egal wo du auch bist, ich weis das dein Herz die Stärke finden wird weiter zu gehen. Doch noch einmal öffnetest du die Tür in deinem Herzen um mich zu besuchen. Aber ich schicke dich weg, denn ich weis dein Herz gehört nicht mir. Liebe kann uns berühren und ein Leben lang bleiben. Es lässt niemals los bis wir beide schließlich gehen. Liebe war es als du mich geliebt hast und manchmal wünschte ich du könntest mich wieder genauso halten wie damals. Aber das Leben geht weiter und du musst mich vergessen, denn ich bin dir vorausgegangen. Sieh also nicht zurück. Bereue nichts von dem was passiert ist. Die Zeit und auch ich gleiten dir zwar aus deinen Händen, aber ich lasse freiwillig zu das du mich verlässt, dass ist der Unterschied. Mach schon, denn du weist es auch: dein Zuhause ist dort wo sich deine Seele zuhause fühlt. Keiner weis es besser als du. Also habe keine Angst davor. In dieser Zeit und an diesem Ort, ist dieser Moment alles was ihr habt. Und das Morgen wird zeigen was es für euch bringt. All die wundervollen Dinge, die wir beide hatten, lass sie gehen und du wirst lernen zu verstehen. Hier bist du zuhause. Hier kannst du lieben wie du es immer wolltest. Vergib deiner Vergangenheit und du kannst endlich erhobenen Hauptes weiter gehen. Zugehen auf eine strahlende Zukunft. Und in der Ferne kommst du an einen Ort wo du hin gehörst. So weit weg von deinem Geburtsort und doch ein Zuhause. Endlich geht für dich die Sonne auf und lässt den Himmel über dir hell erstrahlen. Er wird es dir zeigen. Also geh ruhig. Geh zu diesem Ort und dem Menschen den du liebst, denn du weist, was auch immer du siehst, was auch immer du erlebst und wohin du auch gehst…er wird für dich da sein…Und er wird dein Zuhause werden. Liebe ihn so sehr wie du mich geliebt hast. Liebe ihn noch mehr als das. Denn diese Liebe war schon immer für ihn bestimmt gewesen.

Destined winds

Es geschah vor langer Zeit. Ich wurde unter dem falschen Zeichen geboren. Im falschen Haus mit der falschen Überlegenheit. Genau deswegen nahm ich auch die falsche Route die mich zu vielen falschen Menschen führte. Ich war zu falschen Zeit am falschen Ort, für den falschen Grund und dem falschen Rhythmus. Am falschen Tag und in der falschen Woche. Benutzte die falschen Methoden mit der falschen Technik dazu. Denn mit mir stimmt was chemisch nicht, so das etwas komplett falsch an mir ist. Der falsche Mix mit den falschen Genen und damit erreichte ich das falsche Ende und die falschen Bedeutungen. Denn all das war der falsche Plan in den falschen Händen. Mit den falschen Theorien für den falschen Mann. Die falschen Lügen mit den falschen Gefühlen, so wie auch den falschen Fragen und dazu falschen Antworten. Also habe ich weiter gemacht. Weiter mit dem falschen Rhythmus und mich mit falschen Personen abgegeben, so das ich die falsche Energie abgelassen habe. Benutzte alle falschen Worte dir mir einfielen und die falschen Warnungen mit der falschen Intensität. Somit war ich auf der falschen Seite, eines falschen Buchs. Machte einen falschen Zug, den ich jeden verdammten Abend machte. Aber ich spielte weiterhin die falsche Musik und das so lange bis sie richtig klang. Und wenn man so in ein Rudel kommt, hat man keine andere Wahl als Befehle anzunehmen und anzugreifen. Ich war in Ketten gelegt und wurde gefüttert, aber dennoch blieb der unstillbare Hunger und ich konnte einfach nicht gesättigt werden. Wollte nicht auf diese Art und Weise leben. Geleitet und geführt von den Blinden die mich an der Leine hielten. So plante ich oft meine Flucht und wollte für dich alles hinter mir lassen. Ich erinnerte mich an damals. Zusammen mit ihm lief ich die Stufen hinauf, sprach wann und wie. Und obwohl ich nicht dabei gewesen war, sagte er ich wäre sein Freund. Etwas was mich überraschte und ich zu mir sprach: Ich dachte du wärst längst gestorben alter Freund und das damals vor langer, langer Zeit. Aber das warst du nicht. Du hast niemals die Kontrolle verloren, was? So stand ich öfters vor ihm, von Angesicht zu Angesicht, mit dem Mann der die Welt verkaufte. Ich lachte und schüttelte seine Hand, nur um mich dann verzweifelt abzuwenden und heim zu gehen. So suchte ich alleine nach einem Land das mein Zuhause sein könnte. Jahr über Jahr streifte ich umher. Hatte diesen leeren Blick in meinen Augen, wanderte über millionen von Hügeln und realisierte…ich starb damals komplett allein. Vor langer, langer Zeit. Aber wer weis das schon? Ich sicherlich nicht, denn ich verlor niemals die Kontrolle. Sie standen vor mir, von Angesicht zu Angesicht, mit dem Mann der die Welt verkaufen wollte. Ausbrechend aus meinem Schmerz habe ich nichts erreicht und nichts bekommen. Aber am Ende wurde ich mein eigener Meister. In die Nacht und in den Tag, wenn alles vergangen war, wurde meine Seele von dem Ödland vor mir weggetragen. In der Sonne sah ich die Fronten vor mir. Und durch das Lied im Wind hörte ich sie um ihr Leben kämpfen und wie sie all ihre Träume und Wünsche sendeten damit sie ihre Liebsten in Sicherheit erreichten. Kämpften für das was sie für richtig hielten. Und ich saß da und schrie in die Nacht hinein um endlich wieder im Licht zu träumen. Wartete auf den Sturm der kommen sollte um einfach alles zu beenden. Warum war ich dort? Um was kämpfte ich damals? Denn ohne dich zu gehen war als würde ich meine Seele zurücklassen. Ich kämpfte für uns, für jedes einzelne Leben da draußen. Und die Asche der Männer verliebt als perfekte Erinnerung an den Wahnsinn in der Mittagssonne. Doch das Herz wird dort immer bleiben, als Silhouette der Zeit. Sieh dir meine Narben und Wunden an die ich seit dem mit mir trage. Ich vergoss Blut unter den Sternen um das zu beschützen was ich liebte. Und ich werde das weiterhin tun. Ich überlebe, komme was wolle. Also höre mich. Ich töte unter dem Sternenhimmel, schreie unter der Sonne und werde zum Mond heulen wie das Tier das ich tief im Innern bin. Denn ich bin endlich mein eigener Meister geworden. Aber für dich…werde ich all das ablegen. Ich habe dich wiedergefunden und das nach so langer Zeit. Und nun lasse ich dich nie wieder gehen. Denn wir gehören zusammen. Du und ich.
 

Es war sehr kalt und ein kühler Wind flog über das Land.

Mit leisen und knirschenden Schritten lief der kleine Junge durch den dichten Schnee auf den Wegen vor sich. Und mit jedem Hauch, den er von sich gab, entwisch ihm warme Luft aus den Lungen und machte sich danach als weiße Wolke sichtbar, als sie mit der kalten Luft in Berührung kam. Es war nichts ungewöhnliches das der Winter bei ihnen etwas kälter war als in einigen anderen Teilen Japans und das lag nur an ihrer Lage, denn sie lagen mit ihrem Dorf etwas höher in den Bergen Naganos.

Nagano ist seiner Fläche nach die viertgrößte Präfektur Japans hinter Hokkaidō, Iwate und Fukushima und die größte Binnenpräfektur. Außerdem hat es acht Nachbarpräfekturen und somit mehr als jede andere. Im Westen bilden Teile der Japanischen Alpen, Hida-Gebirge und Kiso-Gebirge, die Grenzen zu Toyama, Gifu und Aichi. Im Südosten ist, das ebenfalls zu den Japanischen Alpen gezählte Akaishi-Gebirge Teil der Grenzen zu Shizuoka und Yamanashi. Zwischen Kiso- und Akaishi-Gebirge fließt der Fluss Tenryū, einer der großen Flüsse in Nagano, nach Süden. Ein wunderschöner Ort und im Januar besonders kalt. Sie befanden sich mitten in einem tiefen Winter und egal wo man auch entlang lief, man konnte an den Dachrinnen der Häuser die Eiskristalle sehen die wie Zapfen nach unten hingen und magisch schimmerten. Auch der Schnee, der einfach überall lag, deckte die komplette Landschaft und die Häuser sanft zu und funkelte ebenfalls, im Licht der untergehenden Sonne, in einem zarten Orange. Jeden Abend, wenn er nachhause lief, bestaunte der kleine Junge immer wieder diese wunderschöne Welt in die er geboren wurde. Es machte ihn glücklich und zeigte dass nicht alles so schlimm war im Leben. Das es auch schöne Momente gab und dieser war einer davon. Doch er hatte leider sehr schnell gelernt dass das Leben nicht einfach war und erst recht nicht fair. Und das bereits in seinem zarten Alter von sechs Jahren. Er liebte seine Heimat, aber dennoch gab es so viel Leid auf dieser Welt dem er sich nicht entziehen konnte. Sah das jeden Tag. So nahm er den Frieden damals als etwas an was ihm zustand, aber dem war nicht so. Um Frieden musste man kämpfen und alles was er sich immer wünschte war Frieden und eine Familie. Etwas was ihn glücklich machte und ihn nicht alleine ließ, aber genau das…stellte sich als schwerer vor als er es hätte ahnen können.

Es war schon recht spät und der Junge schniefte den Rotz an seiner Nasenspitze wieder hoch in die Nase hinein. Er war nicht krank, aber die Kälte war sehr stark und er schlotterte sogar etwas beim Laufen. Seine Wangen waren wegen dieser Kälte rot geworden und selbst seine Kleidung konnte ihn nicht ganz vor der Naturgewalt schützen, egal wie gut er auch eingepackt war. Er mochte keine Kälte und ganz besonders Schnee konnte er nicht ausstehen. Lag daran das er mehr ein Sommerkind war. So sah er Kälte und Schnee immer als Strafe an, denn dann musste man sich dick einpacken und darauf achten das andere ihn nicht als Zielscheibe sahen und mit Schneebällen bewarfen. Miese, kalte Geschosse daraus machten und sie nach ihm warf, denn er war nicht sonderlich beliebt und wurde gern mal Ziel dieser feigen Angriffe. Aber dennoch musste er bei dem Dreckswetter raus und sich der Gefahr aussetzten beworfen zu werden. Er konnte den Unterricht nicht sausen lassen. Also lief er, dick angezogen, die verschneiten Wege hinauf und zurück zu seinem Zuhause. Kam gerade erst aus dem Unterricht. Alles was ihn dabei warm hielt war eine dicke Wolljacke und eine Mütze. Zumindest waren das die einzigen Teile, die er trug, die effektiv gegen die Kälte halfen, denn alles andere war normale und nicht gefütterte Kleidung. Sie waren keine reiche Familie, demnach konnten sie sich auch nicht viel leisten. Was komisch war denn sein Vater verdiente eigentlich gut, doch er teilte sein Geld lieber mit anderen Dingen und Menschen…anstatt mit seiner Familie. Deswegen konnte er nicht mal auf eine richtige Schule gehen sondern nahm nur Teilunterricht in einer Nachmittagsgruppe. Etwas was sie sich gerade noch für ihn leisten konnten. Etwas…wofür er seinen Vater nicht leiden konnte. Aber angeblich könnte er ja nächstes Jahr auf die Schule. Mama wollte das so.

Sein Vater sagte zwar immer zu ihm: „Du brauchst keine Schule. Als Soldat in der Ausbildung lernst du noch genug und dafür muss man nicht alles wissen was sie dir jetzt in der Schule beibringen!“. Aber sein Sohn sah das nicht so. Er wollte lernen und Wissen anhäufen. Er sehnte sich danach, denn er war nicht dumm. Doch was ihn noch mehr störte, als nur die Tatsache dass er nicht richtig lernen würde…war der Fakt das er keinen Kontakt zu anderen schließen konnte. Kontakt zu Kindern in seinem Alter. Automatisch gegrenzte man ihm damit aus. Er fand keinen Anschluss an Gleichaltrige und fand auch so keine Freunde. Der Junge war allein und die einzige Person, die ihn etwas kannte und mit ihm spielte, was das Mädchen aus der Nachbarschaft. Und das auch nur weil er sich für sie einmal in die Bresche geworfen hatte und sie vor anderen Jungs beschützte. Seit dem wurde er sie einfach nicht mehr los. Schon traurig denn er sollte sich eigentlich mit Jungs aus Spaß prügeln und dumme Sachen anstellen, etwas was er mit einem Mädchen nicht konnte. Er fühlte sich deswegen sogar etwas verflucht wenn er daran dachte. Er besaß nur einen Freund und dann war es auch noch ein Mädchen. Peinlich. Man konnte mit Mädchen nichts anfangen. So sah er das zumindest. Sie waren nicht zäh und weinten einfach bei allem sofort los! Aber sie hatte einen schönen Namen. Er mochte ihren Namen, der Chiharu war. Etwas was für den Frühling und die Lust stand. Er sagte ihn gerne und mochte den Klang des Namens.

Während er weiter den Weg des Berges hinauf lief, wurde seine Tasche, auf dem Rücken, immer schwerer je länger es dauerte. Etwas was normal war, aber er war stark und hart im nehmen, also machte ihm das nichts aus. Er war es gewohnt hart zu arbeiten und wurde von seinem Vater auch genauso gedrillt. So musste er Holz hacken für kalte Winternächte und auch schon Einkaufen gehen und schwer tragen. Alles im zarten Alter von sechs Jahren. Etwas was sein Vater von ihm verlange. Doch wenn er seiner Mutter beim Essen machen helfen wollte, stellte sich sein Alter quer. Brüllte Sachen wie: „Das ist Frauenarbeit!“ oder „Ich habe einen Sohn und keine Tochter!“. Gemeine Dinge eben, die er nicht verstand. Er fand es nicht schlimm seiner Mutter zu helfen und wenn Vater nicht da war, nahm er ihr gerne Arbeit ab. Es machte ihn froh zu sehen wenn seine Mutter ihm glücklich dabei zusah wenn er die Hausarbeiten tätigte und immer mit Bravour erledigte. Liebe ihr Lächeln was er ihr zuwarf und musste dann auch immer zurück Lächeln. Es erzeugte Wärme in seiner Brust und machte ihn glücklich, denn er liebte seine Mutter über alles und nichts wünschte er sich sehnlicher…als mit ihr wegzugehen. Aus diesem Dorf zu ziehen und weg von seinem Vater…Denn kaum als er fast zuhause war, da verkrampfte sich schon bereits seine Brust.

Es war immer an derselben Stelle den Hang hinauf. Jedes Mal wenn er durch den Waldweg lief und an einer Affenstatue stehen blieb. So stand er wieder vor dieser Statue, die rechts am Wegrand stand und mit Schnee bedeckt war. Es war ein Affe, aber nicht irgendein Affe, sondern ein japanischer Makaken. Diese badenden Schneeaffen von Yamanouchi, in der Präfektur Nagano, konnte man als natürliche Wahrzeichen Japans bezeichnen. Unter westlichen Touristen waren sie nämlich so berühmt wie das Schreintor von Miyajima oder der Berg Fuji. Weiß bis graue Affen mit einem roten Gesicht, die sich gerne in heiße Quellen setzten, deswegen wurden sie auch „badende Affen“ genannt, denn seit 1864 waren diese Tierchen auf den Geschmack des winterlichen Onsen-Bades gekommen. Sie kopierten damals ganz einfach die Gäste und stiegen sogleich mit ins Bad. Bis zu dato waren sie noch immer weltweit die einzigen Affen, die die Vorzüge der heißen Quellen schätzen. Der Nihon-zaru war also den Japanern schon immer sehr vertraut und kam entsprechend häufig in japanischen Märchen und Legenden vor. Meist trat er dabei aber als Clown oder ungeschickter Schwindler auf, der erfolglos versuchte, es den Menschen gleichzutun. Dennoch war das Image des Affen nicht grundsätzlich schlecht. Sogar einer der berühmtesten Heerführer Japans, Toyotomi Hideyoshi, trug den Spitznamen „Saru“, was für „Affe“ stand. Außerdem tauchte der Affe auch angeblich noch als Gott oder göttlicher Bote auf. Etwas womit der Junge immer schon Probleme hatte, denn er glaubte nicht an Götter. Nicht mehr. Doch jedes Mal, wenn er den Affen ansah…da sah er sich irgendwie selbst. Vielleicht war das auch einer der Gründe, warum er immer wieder über den Bauch der Statue streichelte, sobald er sie sah und dann erst weiter lief. Er sah sich selbst als Affe. Er versuchte sich auch immer anderen anzupassen und etwas nachzuäffen was er nämlich nicht war. Er war kein normaler Junge. Noch nie hatte er sich so gefühlt, denn immer und immer wieder, wenn er andere Kinder sah, da kam er sich seltsam vor. Und das lag nur an einer Sache: Er konnte nicht Lachen. Dieses herzhafte und offene Lachen, was Kinder besaßen, dass hatte er einfach nicht. Egal was man mit ihm anstellte, was man ihm schenkte, er konnte kein richtiges Lachen dafür entwickeln. Konnte nicht herzhaft lachen, sondern nur lächeln. Das war als Baby schon so gewesen, als würde ihm, seit seiner Geburt…etwas fehlen. Als würde ein Teil von ihm fehlen, oder als hätte er ihn vor langer Zeit verloren. Ein Teil seiner Seele. Er war noch so jung und verstand es ja selber nicht, aber genauso fühlte es sich für ihn an. Er war…komisch. Aber es war okay, denn vielleicht…fand er irgendwann mal die Antwort darauf.

Also spielte er sein Ritual wieder durch und lief an den Affen, streichelte ihm dann über den kühlen Bauch und lief danach weiter. Kinder entwickelten sehr früh gern Routinen. Etwas woran sie sich klammerten und Ordnung in ihr Chaos bekamen. Das war seine geworden. Und so lief er dennoch mit einer verkrampften Brust den Weg hinauf und durch das letzte Stück des Waldes vor sich.

Die Bäume waren bedeckt mit Schnee und es wurde immer dunkler, so dass es allem einen bezaubernden Anstrich gab. Als würde man durch ein Winterwunderland laufen. Es war wunderschön, aber dennoch konnte auch dieser Anblick nicht die Schlinge lösen die sein Herz immer mehr zusammenschnürte je weiter er lief. Es tat weh und er lief so lange weiter bis er endlich ihr Haus sah und den Wald hinter sich ließ. So sah er auch schon wie das Licht durch die Fenster nach draußen schien und den kleinen Vorhof damit erleuchtete, den er dann auch schon betrat.

Es war kein schickes Haus, aber es war gut genug um sie warm zu halten und auch seinen restlichen Zweck zu erfüllen. Aber je näher er dem Haus kam…umso mehr Angst bekam er, denn es war als würde ein böser Schleier über diesem liegen. Als würden negative Seelen unter ihren Dachrinnen hängen wie Fledermäuse und nur nachts raus kommen um sich über ihre Opfer herzumachen. Ihnen die Seele aussaugten. Das wenn er dieses Haus betrat…all seine positiven Gefühle geraubt wurden. Aber er wusste, obwohl er noch ein Kind war, das es sowas wie Geister nicht gab und diese nicht dafür verantwortlich waren…sondern sein eigener Vater. Also blieb er noch mal kurz vor der Tür stehen und sah auf den Boden. Er zitterte und das lag nicht nur an der Kälte. So war er angespannt und verkrampfte dabei sogar die Hände zu Fäusten. Er wollte nicht rein. Aber er musste, also schluckte er seine Ängste runter und atmete warme Luft aus und dann schob er die Eingangstür nach rechts auf.

Die warme Luft von Innen kam ihm entgegen und ließ ihn etwas wohlig schnurren und sich sträuben. Es war sehr schön nicht mehr frieren zu müssen und er trat hinein. So zog er schnell seine Schuhe aus und stellte sie links neben sich in den kleinen Schuhschrank, der einfach nur ein Holzgestell mit Fächern war. Danach zog er sich seine Schlappen heraus und diese an, während er noch dabei seinen Rucksack vom Rücken gleiten ließ und den dann ebenfalls neben den Schuhschrank an die Wand stellte. Kaum als er in den Schläppchen war, zog er seine Jacke und Mütze aus um sie danach auf den Kleiderharken links neben dem Schuhschrank zu hängen. Als das alles geschafft war musste er sich erst mal durch das kurze, schwarze Haar wuscheln und es etwas lockern, da es durch die Mütze sehr platt gedrückt geworden war. Er besaß, wie sein Vater, kräftiges und pechschwarzes Haar, dessen Pony ihm zerfetzt und struppig ins Gesicht hing, aber wenn man es im Licht der Sonne genauer sah schimmerte es in einem sehr dunklen Braun, wie das seiner Mutter. Doch nur dann und je nach dem wie das Licht drauf fiel. Und etwas was er wirklich deutlich von seiner Mutter geerbt hatte: war ihre Augenfarbe, denn seine Augen schimmerten in demselben Haselnussbraun wie das von ihr. Etwas was einen schönen Kontrast zu seinen schwarzen Haaren bildete, denn es war ein helles Braun das zwischen den schwarzen Haarsträhnen hindurch funkelte.

Seine Nase und seine Wangen waren noch immer rot von der Kälte, als er die kleine Stufe vor sich hoch lief und unsicher, so wie auch laut sprach:

„Ich bin zuhause! Mama?“

Ein weites Mal zog er sich den Rotz wieder zurück in seine Nase und verzog aber kurz darauf auch schon das Gesicht. Kein Wunder denn er musste niesen, was dann auch sofort geschah. Laut noss er und hustete dann auch kurz, rieb sich mit dem Handrücken unter der Nase lang so das er etwas Rotz an sich kleben hatte und ekelte sich schließlich über sich selbst. Toll was ne scheiß Idee. Man könnte denken er wäre krank, so viel Schleim kam aus seiner Nase, aber das war er definitiv nicht. Alles was er nun war war genervt sein von seiner eigenen Dummheit. Doch er musste zugeben dass dieser Tag allgemein ganz komisch war, denn rr fühlte sich selbst komisch. Innerlich sehr nervös…

Dennoch lief er weiter in das Haus und spitzte die Ohren, bis er seine Mutter hörte, die dann auch schon rief:

„Schön das du wieder da bist mein Schatz! Ich bin in der Küche!“

Ihr Sohn schniefte noch mal den Rotz hoch und lief dann nach links den Gang hinunter und zur Küche. Und während er lief floh sein Blick flinks von ihm kurz in das Wohnzimmer, dessen Schiebetür offen stand und er dabei, im Vorbeilaufen, nach seinem Vater sah. Zu seiner Erleichterung was das Zimmer aber leer und er atmete aus während er weiter lief. Sein Vater war noch nicht da. Aber es war nur eine Frage der Zeit bis er heim kam. Dennoch fühlte er sich sofort etwas leichter und freier und dann kam er auch schon rechts an der Küche an.

Sie hatten keine Schiebetür für die Küche, also lief er in diese einfach hinein und blieb kurz hinter dem Türrahmen stehen. Sein Blick war hellwach und er schniefte noch mal mit seiner roten Nase, während er seine verschleimte Hand vor sich hoch hielt und zu seiner Mutter sah. Sie stand nicht weit vor ihm am Herd und machte etwas zu Essen. Es roch sehr gut, etwas was er dennoch riechen konnte, obwohl er viel Rotz in der Nase hatte. Weswegen er auch sofort Hunger bekam und sei Magen leicht knurrte, denn niemand kochte besser als seine Mutter und er persönlich war ein kleiner Gourmet wenn es ums Essen ging. Und nach wenigen Sekunden sah sie auch schon links zu ihm rüber und lächelte ihn lieb an. Etwas was er liebte und er selber sanft zurück lächeln musste. Seine Mutter war eine hübsche Frau. Sie hatte langes, dunkelbraunes Haar, was sie meist zu einem Zopf gebunden hatte und trug gerne einen Kimono. Sie besaß nur diesen einen weißen, der ein Geschenk ihrer Mutter war, aber den trug sie mehrmals in der Woche, egal ob zum Einkaufen, oder zuhause. Ihr Sohn verstand das nicht, aber vielleicht lag es daran das seine Mutter früher eine Miko gewesen war bevor sie seinen Vater kennengelernt hatte. Und genau wie die Meisten Priester glaubte sie noch dazu an die Kami, an Götter. Etwas was sie nicht mal verbarg denn auch ihn nannte sie gern so. Sie gab ihm gerne Spitznamen und nannte ihn hin und wieder mal: ihren kleinen Kami, oder Engelchen, so wie auch kleine Kirschblüte. Etwas was er nie verstanden hatte, denn er fand Spitznamen doof. Und sofort als sie ihn sah, ließ sie von ihrem Herd ab und lief zu ihm rüber. Dabei machte sie sich noch schnell die Hände sauber und kam danach vor ihm auf die Knie.

Sie sah dass er seine Rotzspur, auf dem Handrücken, vor sich hielt und musste ihn deswegen etwas an schmunzeln, bis sie ihm ihr Küchentuch reichte damit er sich säubern konnte. Wortlos nahm er es auch an und rieb sich damit den Rotz von der Hand. Kurz darauf reichte er es seiner Mutter wieder, die es ihm lieb abnahm und dann noch einige Schleimreste von seiner Nase sanft wegtupfte. Er ließ das zu und schloss dabei die Augen und als sie endlich fertig war stopfte sie das Tuch an den Bund ihrer Schürze und drückte ihn dann endlich sanft und lieb an sich. Etwas was ihr Sohn schnell genoss und sich auch an sie knuddelte. Seine Mutter schmuste ihr Gesicht an seinen Haarschopf und fragte dabei lächelnd:

„Geht es dir gut Sakutaro? Wie war der Unterricht?“

Er nickte erst mal nur und schmuste sich weiterhin stumm an sie. Als er schon ausweichend antwortete:

„Gut.“

Er war nicht gut mit Worten, aber was er noch weniger konnte war lügen. Etwas was seine Mutter wusste und ihn deswegen auch einfach nur weiter drückte. Sie ahnte schon das was passiert war. Konnte es fühlen nach der Antwort. Fuyuhi liebte ihn über alles und er war so ein wunderschöner, kleiner Junge. Aber noch stellte sie ihn nicht zur Rede, denn jedes Mal, wenn sie ihn sah, war sie so stolz auf ihn und sie erinnerte sich noch genau daran wie sie ihn damals empfangen hatte. Driftete ab. Es war etwas gewesen mit dem sie nicht gerechnet hatte, denn es wurde damals ein sofortiger Treffer.

Fuyuhi wusste schnell das sie mit ihm schwanger war und er wurde, ab dem Moment, ihr größtes Glück. Geplant war er nicht gewesen, da sie als Miko keine Kinder haben wollte und eigentlich auch nicht durfte. Doch als sie seinen Vater traf…da hatte sie das Gefühl es wäre das einzig Richtige gewesen. Als würde sie eine unsichtbare Hand leiten und steuern das zu tun. Als wären höhere Mächte im Spiel gewesen, denn sie verliebte sich wie magisch in seinen Vater und wurde kurz darauf von ihm schwanger. Schwanger von einem Soldaten den sie kaum eine Woche kannte. Satoshi Sakurai war sein Name und sie hatte ihn damals im Schrein kennen gelernt, weil er in einem Kampf, ganz in der Nähe, verletzt wurde. Die junge Miko Fuyuhi hatte ihn behandelt und sich dabei in seine witzige und charmante Art verliebt. Das er Scherze und lockere Sprüche reißen konnte obwohl er schwer verletzt gewesen war. Sie verbrachten darauf viel Zeit miteinander und noch bevor er ging hatte sie mit ihm geschlafen, brach das größte Tabu und wurde von ihm schwanger. Da Satoshi danach den Schrein verließ wusste er auch nichts davon dass sie seine Frucht in sich trug und Fuyuhi brachte das Kind auch dort zur Welt. Es war bis dahin aber ein Auf und Ab gewesen, denn eigentlich sollte sie mit Schande rausgeschmissen werden. Immerhin hatte sie das größte Tabu gebrochen. Fujuhi stammt aus einer langen Linie von Mikos innerhalb dieses Schreins, also dürfte sie, gnädiger Weise, während der Schwangerschaft bleiben. Es war ein Akt der Gnade, denn sie warfen keine Schwangere raus. Fakt war aber: das ihr Kind geächtet wurde und sie nach seiner Geburt dann auch gehen musste. Das Kind eines Fremden und nicht eines Erwählten aus dem Kreis des Schreins, wurde nicht geduldet. Doch so schlimm es auch war, sie kam damit zurecht, denn sie erinnerte sich gerne zurück an den Tag seiner Geburt. Ihr Sohn wurde dem Nachnahmen seines Vaters mehr als gerecht, der nämlich Sakurai war, denn er kam im Frühling auf die Welt, unter der namensgebenden Kirschblüte und in der warmen Mittagssonne. Ihr Schrein hatte damals Kirschblüten im Garten gepflanzt gehabt und genau da bekam sie auch ihre Wehen. Es ging alles sehr schnell und sie wollte auch nicht reingebracht werden. Fuyuhi wollte ihn dort gebären, denn es fühlte sich als das einzig Richtige an. Als hätte er sich diesen Ort ausgesucht und nicht sie. Seine Geburt verlief zudem sehr gut und sehr schnell und ehe sie sich versah hatte sie ein wunderschönes Baby in den Armen das laut schrie und auf dessen Stirn anschließend das erste fallende Blatt einer Kirschblüte landete unter der sie saßen. Er kam spät im Frühling zur Welt, als die Kirschblüten langsam anfingen zu verschwinden. Und für sie war er das schönste Baby auf der Welt. Sie nannte ihn „Sakutaro“ und so geschrieben das seine Kanji felgendes bedeuteten: Der Anfang, hoher Status und junger Mann. Er war, für sie, ein neuer Anfang und sie wollte dass er wie sein Vater ein starker Mann werden sollte. Einer zu dem alle aufsehen konnten und ihn aufsuchten wenn sie Hilfe brauchten. Und ganz besonders sollte er gutherzig werden wie seine reine Mutter. Sie selbst wurde mit den Kanji für „Winter“ und „Sonne“ geschrieben. An jenem Tag wurde sie zur Mutter und war stolz einen so wundervollen Jungen geboren zu haben. Sie wusste: ihr Sohn war etwas ganz besonderes. Man konnte es nicht fassen, aber sie als seine Mutter fühlte es einfach. Er war ein Geschenk der Kami, da war sie sich sicher und in seinen Adern floss dazu noch das Blut von Generationen von Mikos so wie das eines Kämpfers. Er war eine wunderschöne und wilde Kombination. Sein Blut rein und sein Wille stark. Und noch bevor sein Vater etwas davon ahnen konnte, stand sie auch schon mit dem Bündel vor seiner Tür und blieb kurz darauf dann auch bei ihm. Er empfing sie herzlich und war stolz darauf Vater geworden zu sein. Ja…Er war damals noch so anders gewesen…Aber dann kam dieses eine Gefecht….

Sie drückte ihn schließlich von sich weg und das so dass er ihr dabei in die Augen sehen konnte. Ihre Hände ruhten auf seinen zierlichen Schultern, denn er war ein dünner Junge, wenn auch muskulös. Er besaß jetzt schon zarte und junge Muskeln und mit jedem Jahr wurde der Babyspeck immer weniger bei ihm. Er würde mal ein gutaussehnender Mann werden, genau wie sein Vater. Doch ihr fiel noch etwas auf, als sie ihn so ansah, weswegen sie ihm einen besorgten Blick zuwarf und dann sanft, mit der rechten Hand, von seiner Schulter abließ und seine linke Wange abfuhr. Sakutaro sah nur auf den Boden und zuckte etwas auf als die Hand seiner Mutter ihn sanft berührte und dennoch Schmerzen verursachte. Seine Wange war unter den Auge etwas geschwollen…und Fuyuhi wusste sofort warum.

So seufzte sie sanft und sprach dann vorsichtig:

„…Mit wem hast du dich dieses Mal geprügelt, Engelchen?“

Sie wusste es sofort, denn es war eine Prellung durch eine Schlägerei und das kam bei ihm leider nicht selten vor. Sicherlich hatte er noch an weiteren Stellen blaue Flecken davon getragen, welche sie aber nicht sehn konnte wegen der Kleidung. Ihr Sohn sah sie weiterhin nicht an und senkte seinen Kopf nur nach unten und starrte auf den Boden. Sakutaro mied ihren Blick, denn er wusste dass er sich zu oft mit anderen Kindern schlug und seine Mutter das nicht wollte. Er schämte sich für sein Verhalten. Sie sah ihn dann immer so enttäuscht an und das tat mehr weh als die Schlägereien. Noch dazu schwieg er weiterhin und schniefte darauf den Rotz wieder hoch in die Nase. Er wollte weinen, aber riss sich zusammen denn er wusste auch dass es seine Mutter verletzte wenn er anfing zu weinen und deswegen stand er weiterhin einfach nur da. Er wollte sich nicht schlagen, aber er konnte nicht anders, denn was er gesehen hatte war nicht fair gewesen. Es war gemein und ungerecht also griff er ein. Er konnte nicht vorbeilaufen.

Seine Mutter seufzte noch mal sanft und streichelte ihm danach, mit der rechten Hand, durch das kräftige Haar, als sie dann wieder sacht, aber dennoch fordernd fragte:

„Sakutaro, was ist passiert?“

Er hörte ihre Forderung natürlich und schluckte. Er war gut erzogen und liebte seine Mutter, also überwand er seine etwas stumme Natur und sprach dann leicht erstickend und leise zu ihr, ohne den Kopf und den Blick vom Boden zu erheben:

„Ich hab mich mit einigen Jungs aus dem Unterricht geschlagen…“

Seine Mutter seufzte erneut und harkte zart nach:

„Das dachte ich mir. Würdest du mir bitte auch verraten warum? Engelchen das ist schon das dritte Mal diese Woche. Erst die zwei Jungs auf dem Markplatz und dann der ältere Junge am Fluss. Sakutaro das muss aufhören. Du bist doch kein Schläger.“

Das war er wirklich nicht, sondern sehr empfindlich, aber sie ließen ihm meist keine andere Wahl. Und es war nicht so als würde er jedes Mal extremen Schaden davon tragen, denn immer ging er als Sieger davon. Er hatte dieses Talent zu kämpfen und Kämpfe zu gewinnen. Er war, in der Hinsicht, voller Leidenschaft und Kraft, auch wenn das nichts war worauf mein stolz sein konnte. Ihr Sohn war eigentlich ein lieber und hilfsbereiter Junge, aber er hatte diese Tendenz sich schnell in Schwierigkeiten zu manövrieren, genau wie sein Vater. Als würde er den Ärger suchen, dabei suchte der Ärger eigentlich ihn, denn er konnte einfach nicht wegsehen wenn Ungerechtigkeiten herrschten. So wie an diesem Tag auch.

Also sah er zu ihr auf und sprach dann lieb und traurig:

„Ich wollte mich nicht schlagen. Wirklich. Aber ich konnte doch nicht einfach wegsehen Mama.“

Sie sah ihn an und fragte:

„Wovon konntest du nicht wegsehen Engelchen?“

Sakutaro sein Blick floh wieder auf den Boden, aber kurz darauf auf seine Hände, als er diese vor seine Brust hielt und etwas nervös an seinen Fingern knibbelte, als er dann endlich mit der Sprache rausrückte. Er schlurzte noch mal und verkniff sich weiterhin die Tränen, als er antwortete:

„I-Ich war auf dem Heimweg. Kuze, Yasuda und Takeshi waren dicht hinter mir als wir aus dem Haus kamen. Ich sah wie sie dann an mir vorbei rannten und weiter vorne wieder stehen blieben. Sie…sie sind an den kleinen Gedenkschrein bei Omoris Landhaus gelaufen und haben dort anfangen zu lachen und etwas zu tun. Da ich auch da lang musste hab ich dann auch gesehen was sie getan haben. Die…die haben eine kleines Kätzchen geärgert. Haben es immer wieder getreten und dabei gelacht. D-Das arme Tier hat ihnen nichts getan und sicher nur Schutz vor der Kälte gesucht. I-Ich konnte doch nicht einfach weitergehen und sie auf das Kätzchen eintreten lassen…Also habe ich mich mit ihnen geprügelt und…und auch gewonnen…Es tut mir leid Mama. Ich weis ich soll mich nicht schlagen. Und ich…ich habe meinen Lachs vom Sushi nicht gegessen, was du für mich gemacht hast und es lieber dem Kätzchen gegeben…Es hatte doch Hunger…“

Das erklärte auch warum sein Bauch etwas grummelte, denn er hatte nichts gegessen.

Und dann fing er doch an leicht zu weinen und ließ einige Tränen lautlos aus seinen Augen die Wangen hinab kullern. Auch das Schniefen wurde wieder stärker und er rieb sich drauf auch schon über die Nase. Fuyuhi sah ihn nur lieb an und spürte ihr Herz leicht zittern. Es war nicht richtig sich zu prügeln, aber…aber er war so ein guter Junge. Es machte sie glücklich zu hören dass er so lieb war und einer Katze half. Er war einer der sich immer für die Schwachen einsetzte. Und als sie ihn so wehleidig vor sich sah konnte sie nicht anders und nahm ihn wieder in die Arme. Mit einem gezielten Griff packte sie ihn mit einer Hand unter den Po und hob ihn dann hoch, als sie sich hinstellte, so das sie ihn an sich sitzen hatte und er sich an ihre Kehle schmusen konnte. Was er auch tat und einfach weiterhin schlurzte und still weinte. Sie drückte ihn an sich. Er war so ein einfühlsames und gerechtes Kind. Etwas was er von ihr hatte. So rein wie eine Miko. Sie stand mitten in der Küche und wog ihn sanft hin und her, bis sie dann wieder rüber zum Herd lief und ihn dann dort daneben auf das Möbel setzte. Er schlurzte noch immer und sah sie aus verheulten Augen an, so dass seine Mutter ein Taschentuch aus ihrer linken Schürzentasche zückte und ihm damit dann sanft die Tränen weg rieb, als sie dabei lieb zu ihm sagte:

„Du bist einfach so gut mein Sohn. Bitte hör auf zu weinen. Es ist alles wieder gut. Ich verstehe dich meine kleine Kirschblüte, aber du musst mir dennoch versprechen dich bitte nicht immer und immer wieder mit anderen zu schlagen. Das bringt nichts Sakutaro, denn Gewalt gibt nur Nährboden für mehr Gewalt.“

Sie putzte ihm eine letzte Träne weg und er sah sie an, fragte seine Mutter verwirrt schlurzend:

„A-Aber was sollte ich denn sonst machen Mama?“

Das war eine faire Frage. Eine auf die man nicht immer sofort eine Antwort hatte. Aber seine Mutter lächelte ihn weiterhin sanft an und wusste was sie zu sagen hatte.

„Das nächste Mal holst du einen Erwachsenen und lässt diesen das regeln. Du bist ein guter Junge Sakutaro, aber du kannst dich nicht jedes Mal sofort mit anderen schlagen wenn dir etwas nicht passt, ganz egal wie ungerecht es auch für dich ist. Damit übst du Selbstjustiz und das darf man nicht. Sollte dich aber jemand angreifen darfst du dich natürlich wehren. Unbedingt sogar…Manchmal gibt es Dinge die wir nicht ändern können und denen wir uns einfach beugen müssen. Das Leben ist hart und nicht immer gerecht, aber damit müssen wir uns abfinden, denn nur so können wir Glück und Frieden finden. Weist du Sakutaro…manchmal können wir nur erfüllt leben wenn wir gegen unsere eigenen Dämonen ankämpfen und schließlich mit ihnen Frieden schließen. Ansonsten verfolgen sie uns unser ganzes Leben. Jeder macht Fehler, aber wir müssen zu unseren Fehlern stehen und aufrecht weiter schreiten. Denn das Leben geht weiter, also blicke nicht zurück. Schlimme Dinge passieren und das überall auf der Welt. Wichtig ist daraus zu lernen und los zu lassen wenn es sein muss. Es…es war richtig dem Kätzchen zu helfen. Das sehe ich auch so. Aber das muss auch ohne Gewalt gehen. Wir sind Menschen und wir verfügen über die Fähigkeit miteinander zu kommunizieren und aus unseren Fehlern zu lernen. Das unterscheidet uns von Tieren. Wenn wir anfangen uns wegen jeder Sache zu schlagen und andere zu verletzten…kommen wir in eine Zukunft die voller Hass ist. Versprich mir Sakutaro…das du anderen eine Chance gibst. Und das du friedlich beschützen wirst was dir viel bedeutet. Denn weist du: Wahre stärke besteht nicht darin ein Leben zu nehmen…sondern es zu bewahren und zu schützen.“

Ihr Sohn sah sie dabei die ganze Zeit an und runzelte leicht die Stirn.

Vieles was seine Mutter gesagt hatte verstand er. Doch er verstand nur die Worte und nicht ganz was sie damit meinte, oder den Sinn dahinter. Es war richtig gewesen die Katze zu schützen, dass hatte er verstanden, aber was sollte man nur tun wenn Worte nichts mehr brachten? Wie sollte man andere ohne Gewalt überzeugen, wenn sie sich nicht mit Worten überzeugen lassen wollten? Das verstand er nicht. Aber er würde auf seine Mutter hören und versuchen sich weniger zu prügeln. Er steckte Schläge gut weg…aber wollte nicht seine Mutter deswegen traurig sehen. Sie hatte recht. Ihre Worte waren in seinen Ohren die Wahrheit und in seinen Augen…war sie eine Göttin. Denn für viele Kinder ist die Mutter Gott in ihren Augen. Die Person die sie auf die Welt gebracht hatte und sie mehr liebte als alles andere.

Also nickte er und sprach dann:

„I-Ich versuch es Mama. Versprochen…“

Und nachdem er das gesagt hatte sah sie ihn froh an, schob danach seinen zerzausten Pony etwas zur Seite und gab ihm sanft einen Kuss auf die Stirn. Es kam für ihn überraschend und schnell so das Sakutaro darauf beschämt lächeln musste und anschließend leicht rot an lief, besonders danach als sie fertig war und ihm in die Augen sah. Sie antwortete ihm glücklich:

„Mehr verlange ich auch nicht von dir meine kleine Kirschblüte.“

Diese Worte taten gut, auch wenn er es nicht mochte so genannt zu werden, also kam er wieder vor und umschlag sie, mit beiden Armen, um den Hals. Er liebte sie so sehr und das sagte er ihr dann auch froh:

„Ich hab dich lieb Mama.“

Seine Mutter war alles für ihn. Zu keinem Menschen war er offener und herzlicher als zu ihr.

Automatisch drückte Fuyuhi ihn auch wieder an sich und lächelte. Denn sie liebte ihn auch über alles. Er war…ihr größtes Glück. Und eines war sicher: Er würde ein guter Mann werden und wer immer auch sein Herz erobern würde und mit ihm eine Familie bekam…diese Person konnte sich glücklich schätzen. Er würde alles für diese Person tun und ihr treu bleiben bis zum Ende, denn so war sein Charakter. Reines und treues Blut von Generationen von Mikos floss in seiner Familie und genau dieses würde er auch in Zukunft an seine Kinder weiter geben. Eine Blutlinie die nie verblassen würde.

Nach wenigen Minuten löste sie sich aber wieder von ihm und fing an weiter zu kochen.

Sakutaro saß weiterhin links von ihr auf der Ablage und sah ihr aufmerksam dabei zu wie sie kochte. Er würde das nicht können, aber dennoch war er neugierig wie es ging. Sein Hunger wurde dabei auch immer größer und ihm lief auch schon das Wasser im Mund zusammen wenn er sah wie gut das Essen bereits aussah und das ohne richtig fertig zu sein. Es gab Sukiyaki, etwas was er gern aß und er liebte es noch mehr wenn seine Mama das gekocht hatte. Sie würzte immer besser als alle anderen.

Sukiyaki war eine Art japanischer Feuertopf, der in der Regel aus dünnen Scheiben Fleisch, langsam gekocht mit Gemüse und Tōfu, bestand. Je nach Geschmack und Region variierten die Gemüsebeilagen, gängig waren jedoch Frühlingszwiebeln, japanische Pilze wie Shiitake, Konjakwurzel oder Nudeln, sowie Blattgemüse vom Chinakohl. Die Brühe war in der Regel mit Sojasauce, Zucker und Mirin, eine Art Reiswein, gekocht und hatte dadurch einen süßlichen, herzhaften Geschmack. Die Zutaten wurden typischerweise in der Brühe gekocht und anschließend in geschlagenes, rohes Eigelb getunkt und gegessen. So sah er auch jetzt in den Topf vor ihnen und erblickte die leckeren Zutaten darin schwimmen. Er musste sich dabei zusammenreißen nicht zu sabbern, denn sein Hunger wurde immer größer je länger er drauf sah. Sogar sah sehr das er sich seinen rechte Zeigefinger an den Mund hielt und diesen halb offen hatte vor Gier. Nichts liebte er mehr wie Mamas gute Küche! Okay eines gab es da doch noch was er mehr liebte: nämlich Mama selber. Und auch Fuyuhi wusste dass er dies gerne aß und blickte kurz nach links zu ihm rüber, während sie die Zutaten köcheln ließ und umrührte. Sie musste schmunzeln, wenn sie ihn so hungrig und süß dabei sah und sprach dann lieb:

„Möchtest du mal kosten ob es gut gewürzt ist?“

Als sie das fragte sah sie ihr Sohn strahlend an und nickte sofort gierig. Natürlich wollte er das! Was war das denn für eine Frage?! Kurz darauf bekam er auch schon vorsichtig eine kleine Kelle mit der Brühe aus dem Topf gereicht. Seine Mutter pustete die Hitze sehr oft weg, bevor sie es ihm an den Mund reichte und ihn kosten ließ. Innerhalb weniger Sekunden, nachdem das Essen seinen Mund benetzte, machte sich ein breites Lächeln auf dem Gesicht ihres Sohnes breit, als er den Geschmack genoss und die Augen dabei glücklich geschlossen hatte. Es war SO lecker. Egal was seine Mama auch zauberte es schmeckte immer sehr gut. Keiner konnte es besser und würde es auch niemals können.

Und während er noch immer den Geschmack in seinem Mund genoss, zog Fuyuhi die Kelle von ihm weg und fragte lieb:

„Und? Schmeckt es?“

Es war eine Frage die nicht gestellt werden musste, da sie die Antwort bereits kannte. Sie konnte es ihm von den Lippen ablesen. Eigentlich von seinem ganzen Körper denn er saß fröhlich wippend da und lächelte dabei noch immer breit. Dieses Kind und seine Vorliebe für gutes Essen. Das hatte er von seiner Großmutter, Fuyuhis Mutter, denn sie schätzte auch immer gutes Essen. Er war definitiv aus ihrer Familie, selbst wenn man ihm das nicht gleich ansah, denn er kam äußerlich mehr nach einem Sakurai. Sakutaro war so glücklich, so dass er erneut nickte und dann sprach:

„Alles was du kochst schmeckt sehr gut Mama! Du bist die beste Köchin der Welt!“

Sie lächelte ihn an. Kleiner Charmeur, genau wie sein Vater damals. Noch dazu war er eben ehrlich und sprach auch offen und ehrlich aus wie er dachte und was er fühlte. Das wiederum war etwas von ihr. So nickte sie dann auch erfreut und wand sich wieder vor sich an das Essen, als sie froh sprach:

„Sehr gut! Nun da es den Test bestanden hat könntest du vielleicht schon mal das Geschirr rausholen und den Tisch im Wohnzimmer decken. Dein Vater kommt heute erst sehr spät wieder nachhause, also essen nur wir beide heute Abend.“

Und als er das hörte wurde sein Lächeln nur noch breiter.

Sakutaro konnte seine Freude nun nicht verbergen und war sofort Feuer und Flamme. Vater war nicht zum Essen da?! Dann gab es ja nur ihn und Mama! Das war ja wie wenn er Geburtstag hatte! Er liebte es nur mit seiner Mutter was zu unternehmen. Also sprang er gleich von der Ablage runter, rannte hinter seiner Mutter vorbei und suchte aus einem kleinen Schrank, unter der Spüle, das Geschirr raus. Danach zog er zwei hohe Teller hervor und schloss dann wieder die Doppeltür des Schranks. Er stellte die Teller vor sich auf die Ablage neben der Spüle und öffnete eine Schublade um ihre Essstäbchen raus zu holen. Als er dann alles zusammen hatte legte er diese in die Teller und brachte sie rüber ins Wohnzimmer. Seine Mutter sah ihm noch froh nach kaum als er die Küche verlassen hatte. Sie konnte ihm ansehen dass er sich darüber freute. Also das nur er und sie heute zu Abend aßen. Wie er über beide Ohren strahlte und dieses Funkeln in den Augen bekam. Er war ein gutes Kind und sie war froh wenn er dadurch glücklich wurde. Auch wenn es eigentlich so traurig war…denn Sakutaro hatte keinen guten Draht zu seinem Vater. Das zeigte sich genau an diesem Verhalten und Reaktionen. Und das lag nur daran wie sein Vater mit IHR umging. Denn ihr Sohn war nicht blöd. Er sah was passierte und da er ein Beschützer war…hasste er seinen Vater dafür.

Im Wohnzimmer legte der Junge sofort alles vor sich auf den Boden und lief rüber zum flachen Tisch in der Mitte des Raumes. Er musste gedeckt werden und zuerst zog er allerlei kleine Decken und Dekorationen von diesem runter, damit nichts dreckig wurde und verstaute diese dann in der linken Ecke auf einem Sitzkissen. Danach kam er wieder zu dem Geschirr auf dem Boden und sortierte es anschließend ordentlich auf den Tisch vor ihm. Noch dazu holte er Tücher um den Mund beim Essen abwischen zu können und machte Mama ihr kleines Sitzkissen noch zurecht, klopfte es auf und legte es ordentlich hin. Er war so in seine Freude und Arbeit vertieft gewesen das er nicht mal gemerkt hatte wie spät es schon geworden war und das draußen keine Sonne mehr schien.

Ein kalter Schneefall mit Wintersternen hatte eingesetzt und diese dicken Flocken fielen sanft vom Nachthimmel auf die Welt herab. Ein schöner Anblick, den er dann auch bemerkte und er fröhlich lächelnd zu einem Fester neben sich lief und raus sah. Er war fertig mit dem Tischbeziehen und musste nur noch warten dass seine Mama ihn rief und er helfen konnte das Essen rüber zu tragen. Also blieb er noch etwas vor dem Fenster sitzen und sah hinaus in den Nachthimmel. Sah wie sanft und tanzend die Wintersterne im Wind flogen und sich mit dem Schnee vermengten wenn sie landeten. Aber in der letzten Zeit passierte ihm dass öfter, dass er sich dabei selbst erwischte wie er einfach in den Nachthimmel starrte wo nichts war. Sakutaro konnte sich das selber nicht erklären, aber er hatte einfach das Bedürfnis dies zu tun. Es fühlte sich vertraut und komisch zugleich an. Und manchmal bekam er das Gefühl als würde er nach etwas Ausschau halten. Etwas suchen am weiten Firmament über ihm und das Funkeln der Sterne beruhigte ihn noch zusätzlich dabei. Als würde man da hoch gehören. Nach oben sehen und sich zuhause fühlen. Doch diesen Abend war es anders. Er saß zwar wieder da und sah zum Himmel hinauf, aber dieses Mal sah er keine Sterne am Himmel, denn die Wolken und der Schnee versperrten die Sicht auf diese. Und das Gefühl in der Brust war anders. Sein Herz schlug wesentlich schneller und die innerliche Nervosität, die er bereits den ganzen Tag über verspürte, wurde immer stärker je mehr es auf die Nacht zuging. Als würde da draußen bald etwas Entscheidendes passieren und es hatte irgendwie mit ihm zu tun. Als müsste er wo anders sein und helfen. Doch er wusste nicht wo. Alles sehr merkwürdig.

So sah er den dicken Schnee einfach weiterhin leise beim Fallen zu und hörte nur sein Herz dabei klopfen. Welches immer lauter wurde. Es dröhnte ihm bis in die Ohren und seine Atmung wurde auch plötzlich schneller. Er fühlte sich, von Sekunde zur Sekunde immer schwächer und wusste nicht warum. Das Fallen der Flocken hatte eine hypnotisierende Wirkung auf ihn und es war als würde sich sein Verstand abschalten. Und es passierte auch, so das ihn ein unsichtbarer Schleier umhüllte und sein Verstand schaltete sich danach von ein auf die andere Sekunde ab…So das nur noch seine Seele aktiv war. Rein und frei von irdischen Ketten. So starrte er, nach einer Weile, sehr leer hoch in den Himmel und wurde immer nervöser. So nervös…das er es nicht mehr aushalten konnte und wieder aufstehen musste...Er musste aufstehen…Es passierte. Es war soweit. Und sein Herz wusste das genau…so wie auch seine Seele.

„Sakutaro! Sakutaro hilfst du mir bitte beim Tragen?“

Rief seine Mutter zu ihm aus der Küche und machte den Herd dabei aus. Sie war fertig mit dem Kochen und freute sich selber schon auf das Essen. Da sie aber keine Antwort bekam sah sie verwirrt zu der Küchentür und runzelte etwas die Stirn. Merkwürdig. Eigentlich antwortete er immer, es sei denn er war außer Reichweite, was er aber nicht sein konnte. Das fand Fuyuhi sehr komisch, also wischte sie sich die Hände an einem zweiten Handtuch ab, legte ihre Schürze dann neben dieses und lief raus in den Flur, als sie erneut rief:

„Sakutaro? Schatz wo bist du denn?“

Etwas verunsichert und besorgt lief sie dann den Flur runter und zum Wohnzimmer, wo sie dann auch rein sah und ihn schließlich fand.

Erst blieb sie am Türrahmen stehen und sah ihn an. Als sie aber bemerkte was er da tat wurde sie ungewöhnlich schnell nervös und sah ihn leicht erschrocken an. Wurde so nervös wie er. Ihr Sohn sah nicht gut aus und was er da tat machte das Ganze nur noch bizarrer und besorgniserregender, denn Sakutaro lief vor dem Fenster, an dem er eben noch gesessen hatte, auf und ab. Schnell und hektisch. Wie ein nervöser Tiger, der auf sein Fressen wartete und das Gitter entlang lief, wanderte er vor dem Fenster auf und ab und hatte seine Mutter noch nicht mal bemerkt. Sein Blick war auf den Boden gerichtet und er fummelte nervös mit seinen Händen, am Stoff des unteren Teils von seinem Pullover, herum. Sie sah ihm an wie er dabei zitterte und sein Blick immer mal wieder aus dem Fenster neben ihm floh und hoch in den Himmel. Was…was machte er da? Was war mit ihm los? Seine Atmung war zittrig, schnell und seine Wangen dabei noch immer etwas errötet. Seine Mutter sah ihm das natürlich nicht an, aber sein Herz donnerte in der Brust als würde er einen Marathon rennen. Seine Beine schlotterten und er wimmerte dabei als würde er zum Abschuss bereist stehen. Er wirkte komplett verstört, so das sie langsam auf ihn zu kam, um ihn nicht noch mehr zu verschrecken als er es eh schon zu sein schien und fragte sanft, wie auch besorgt:

„Engelchen? Was ist los Sakutaro? Was hast du?“

In einem Bruchteil einer Sekunde passierte es nach ihren Worten.

Schlagartig blieb das Kind vor ihr stehen und sah traurig und zitternd zu ihr rüber. Sein Mundwinkel war nach unten gezogen und sein Mund halb offen, da er panisch aus diesem Atmete. Er hyperventilierte und das machte Fuyuhi schreckliche Angst. So sehr das sie selber schon anfangen wollte Panik zu bekommen, aber wenn sie als Mutter das tat dann wurde ihr Kind nur noch panischer. Also riss sie sich zusammen. Sie wusste nicht was mit ihm los war und woher das so plötzlich kam, aber er sah sie so wehleidig an und gab dann auch schon zittrig und traurig von sich:

„Ich muss gehen…Ich muss hier weg…Man ruft nach mir…Ich muss…weg…“

Er sagte das so schwer und traurig und dann fing er wieder nervös an auf und ab zu laufen, den Blick immer und immer wieder aus dem Fenster gerichtet. Auf einen Nachthimmel starrend wo keiner etwas sehen konnte…außer ihm. Seine Augen waren so leer dabei und Fuyuhi kannte diesen Zustand. Sie hatte sowas schon mal gesehen. So sah man aus…wenn man in einer Art von Trance war. Es war als würde man Schlafwandeln. Aber das konnte nicht sein…Und seine Mutter hatte ihn fast erreicht, als sie langsam ihre rechte Hand nach ihm austreckte und vorsichtig sprach:

„Was meinst du Engelchen? Wer ruft dich?“

Es ergab keinen Sinn. Ihr Sohn meinte er würde gerufen werden, aber sie konnte nichts hören. Im Haus war es totenstill und nur der Wind von draußen zischte um ihr Haus herum. Mehr war da nicht zu hören, also wovon sprach er? Und es geschah, noch bevor sie ihn fassen konnte, dass Sakutaro schlagartig stehen blieb und wieder vor sich aus dem Fenster sah. Er drehte seinen Rücken zu seiner Mutter und sein Blick haftete auf dem fallenden Schnee und der dunklen Nacht über ihnen…als er es hörte. Es war in seinem Kopf aber er konnte es genau hören. Es war ein lautes Schreien. Hell und jung und danach…brach er zusammen.

Von Einer auf die andere Sekunde brach er wie eine leblose Puppe vor seiner Mutter zusammen und donnerte auf den Teppichboden unter ihnen. Fuyuhi blieb darauf das Herz stehen, als sie das sah und schrie dann nach ihm:

„SAKUTARO!!“

In Sekunden war sie auf den Knien neben ihm angekommen und packte ihn, hob ihn sanft an und drückte ihn dabei an sich. Er lag schlaff in einem ihrer Arme und mit der freien Hand fasste sie seine Stirn. Er atmete sehr schnell und zittrig und seine Stirn war warm geworden. Er hatte Fieber! Zu allem Übel hatte er noch zusätzlich das Bewusstsein verloren, auch reagierte er überhaupt nicht wenn sie nach ihm rief und ihn dabei sanft etwas rüttelte. Seine Mutter wollte ihn nicht loslassen, aber sie konnte nicht anders, denn ab jetzt ging es um Minuten. Minuten die entscheiden sein würden, also legte sie ihn sofort sanft ab und rannte zum Telefon im Flur. Noch nie hatte sie so schnell die Nummer vom Arzt in ihrem Dorf angerufen und ihn weinend gebeten sofort vorbei zu kommen. Sie versuchte nicht panisch zu sein, aber ihrem Sohn ging es schlecht und es fiel ihr deswegen verdammt schwer zu erklären was passiert war, oder gar die Ruhe zu behalten. Der Arzt sollte einfach nur schnell kommen und nach ihm sehen. Und als er ihr versprach gleich da zu sein, obwohl es schon so spät war, legte sie etwas beruhigter wieder auf und rannte zurück zu ihrem Sohn ins Wohnzimmer. Sie kam neben ihn und hob ihn gleich wieder auf ihren Schoß, zog von links eine Decke über sich und ihn, damit er warm gehalten wurde und dann wartete sie auf den Arzt. Sie ließ ihn nicht los und drückte sich an ihn. Er sollte wissen dass sie da war und es schenkte ihr selber etwas Komfort, während sie bitterlich um ihn weinte. Es waren die schlimmsten Minuten ihres Lebens gewesen. Minuten in denen sie dachte ihr Sohn würde sterben. Er lag so zittrig in ihren Armen. Sein Atem war keuchend, seine Stirn warm und sein Herz donnerte so stark, das sie es durch seine Brust fühlen konnte. Und Fuyuhi betete. Betete das die Götter ihr nicht ihren einzigen Sohn nahmen und konnte weiterhin nur alleine auf den Arzt waren. Denn Sakutaro sein Vater war nicht da. Er war mal wieder nicht für sie beide da…

Als der Arzt endlich ankam wurde ihr Sohn auch schon gleich untersucht.

Sie saßen oben, in seinem Zimmer, neben seinem Bett und hatten ihn bereits in dieses gelegt. Er war bis zum Bauch zugedeckt und Sakutaro seine Atmung war noch immer leicht zittrig und sein Herz schlug sehr schnell. Doch Fuyuhi konnte bereits fühlen dass das Fieber bereits wieder runter ging, oder eher mehr: dieser plötzliche Hitzeschub den er gehabt hatte. Etwas was sie erleichterte, aber dennoch besorgte, denn woher war das nur gekommen?

So sah sie zu dem älteren Doktor Mafune rechts von sich, der dem Jungen seinen Puls am Handgelenk fühlte und danach mit dem Stethoskop nach dem Scherzschlag ihres Sohnes horchte und dabei auf seine Uhr am linken Handgelenk sah. Er schien die Frequenz der Herzschläge zu zählen, wie oft es pro Minute schlug und war sehr darauf konzentriert, so das Fuyuhi nichts sagte. Sie war nervös und besorgt, aber nun da der Arzt da war ging es ihr viel besser. Doktor Mafune war ein alter Freund von ihnen. Ein toller Arzt. Sie kannte ihn seit Sakutaro geboren wurde und nicht wenig denn Satoshi war öfter bei ihm gewesen wegen seiner Kriegsverletzungen. Man konnte sie als Stammgäste sehen, so traurig das auch klang. Der alte Mann war sehr lieb und versprühte so eine Ruhe, das man sich einfach bei ihm geborgen und sicher fühlen musste. So wie er es gerade auch wieder war und dann seinen linken Arm senkte und das Stethoskop von der Brust des Jungen nahm. Er zog den Pullover des Kleinen wieder runter und schnaufte leicht, als Fuyuhi ihn sofort nervös aber leise fragte:

„Was hat er? Was ist mit meinem Sakutaro?“

Der alte Mann sah zu ihr rüber und verschränkte dann die Arme vor seiner Brust. Bewegte etwas den grauen Schnurrbart nachdenklich, als er antwortete:

„Das kann ich noch nicht genau sagen meine Liebe, aber es ist erschreckend faszinierend. Seine Körpertemperatur ist wieder normal und seine Atmung verlangsamt sich auch wieder auf das normale Tempo runter, aber dennoch ist es sein Herz das mir etwas Sorgen macht.“

„Was meinen sie damit?“

Er sah wieder zu der jungen Mutter und fuhr fort:

„Sein Herzschlag ist stark und klingt gesund, aber sein Rhythmus ist sehr eigenartig und instabil. Wenn ich spekulieren darf: hört es sich so an als würde sich sein Herz umorientieren. Der Rhythmus an sich ist instabil und immer wieder anders. Er folg keiner normalen Abfolge sonder ist mal schnell, dann wieder langsamer, dann holprig und dann wieder langsam. Und das in einer Dauerschleife. Fast so als würde es sich wirklich erneut einstellen und seinen neuen Rhythmus suchen. Was nicht sein kann. Ein neues Herz fängt bereits in der fünften Schwangerschaftswoche an zu schlagen und behält seinen angeborenen Rhythmus ein Leben lang. Nur ein Aussetzer kann schlimme Folgen haben. Das hier ergibt medizinisch einfach keinen Sinn. Ich habe sowas noch nie zuvor erlebt…“

Er dachte weiter nach und fasste sich dabei mit der rechten Hand an den Mund. Dann sah er wieder zu der jungen Mutter und fragte:

„Hat er sich heute irgendwie anders verhalten als sonst Fuyuhi? War er müder als sonst? Hatte keine Ausdauer, oder hat er über Schmerzen geklagt, über Herzstoplern und Druck in der Brust?“

Fuyuhi schüttelte den Kopf.

„Nein, nein er war ganz normal gewesen! Ich habe ihn selber mehrmals gedrückt bevor er zusammengebrochen ist und da habe ich nichts von einem schnellen Herzschlag gemerkt! Auch hat er mir nichts davon erzählt das er Schmerzen hätte und es ihm nicht gut ging! Er war völlig gesund Doktor Mafune! Und dann hat er sich schlagartig komisch verhalten und ist zusammengebrochen! Ich weis nicht was passiert ist! Aber er wird doch wieder gesund, oder?!“

Der Arzt sah wieder zu dem Jungen und schnaufte.

Er wollte ihr gerne sagen dass alles wieder gut werden würde, aber dann könnte er vielleicht lügen denn er wusste es selber nicht. Er wusste nicht ob der Junge wieder gesund wurde, oder was mit ihm los war. So ein Fall war ihm noch nie unter die Augen gekommen. Es glich nichts was er kannte, oder gelernt hatte. Egal was er auch durchging. Nahmen wir mal einen Herzinfarkt. Ein Herzinfarkt verhielt sich anders und kündigte sich meist schon Stunden vorher an bevor er zuschlug. Das war es also nicht und wenn das Kind, von Geburt an, einen Herzfehler, oder ähnliches, hätte dann würde er schon länger mit Problemen wie Kurzatmigkeit oder Herzflattern zu tun haben, aber auch das war nicht bei ihm der Fall. Bei allen seinen Untersuchungen war Sakutaro immer fit gewesen. Es war ihm peinlich aber sogar er als Arzt tappte völlig im Dunkeln. Also seufzte er und sah wieder zu der verzweifelten Mutter neben sich, die alles Recht der Welt hatte sich um ihr Kind zu sorgen, als er schweren Herzens sprach:

„Das kann ich noch nicht sagen…Ich werde aber bei ihnen bleiben und ihn weiterhin im Auge behalten, denn Probleme mit dem Herzen sind Alarmstufe rot und ich werde nun erst recht tun was ich kann.“

Mehr konnte er leider nicht tun, aber allein dafür war ihm Fuyuhi unglaublich dankbar. So das sie nickte und sich danach sogar leicht verbeugte, als sie antwortete:

„Ich danke ihnen.“

Danach nahm sie dann die linke Hand ihres Sohnes und sah zu ihm rüber. Sah ihm ins Gesicht und verkniff sich das weinen. Da sie an seinem Kopfende saß konnte sie genau sehen und hören wie leicht zittrig er atmete und er noch immer warm war. Aber diese Wärme war wieder normal und nicht mehr fiebrig. Das war sehr gut. Saft rieb sie über seinen Handrücken, den sie fest hielt und schlurzte leicht, als sie zu ihm flüsterte:

„Ich bin ihr Engelchen. Bitte wach wieder auf…Bitte mein Schatz…“

Und so vergingen Minuten in denen sich nichts tat.

Der Atzt hörte wieder nach seinem Herzen und bemerkte erneut das es noch sehr unregelmäßig schlug. Wie konnte das sein? Und vor allem: Wieso lebte er noch? Wenn ein Herz so lange und so unregelmäßig schlug war das für den Körper nicht gut. Es war verdammt gefährlich. Was…war mit diesem Kind los? Er konnte es hören: Es schlug schnell und dann wieder langsam. Bremste sofort ab und dann wieder schnell und stolprig und wieder schnell und dann langsam. Es war ein komplettes durcheinander. Pures Chaos. Und er hoffte das dieses Kind entweder wieder von alleine gesund wurde…oder es so schnell wie möglich hinter sich hatte und das ohne Schmerzen. Doch Letzteres würde nicht passieren, denn es geschah kurz drauf etwas. Mafune konnte es erneut hören und es überraschte ihn. Das Stethoskop überbrachte ihm einen letzten, extrem lauten Herzschlag und dann…war da ein Rhythmus. Es gab einen Knall in dem System des Jungen und sein Herz schlug darauf dann wieder normal und ruhig. So normal das der Arzt das Utensil von der Brust zog und aus seinen Ohren, ihn erschrocken ansah und sprach:

„Das glaub ich einfach nicht.“

Als er das sagte sah Fuyuhi erschrocken zu ihm und fragte auch genau so:

„Was?! Was ist denn Doktor Mafune?!“

„…Sein Herz schlägt wieder normal…“

Und das schockierte ihn. Aber er musste ihr auch keine weiteren Antworten mehr geben, denn die bekam sie dann von jemand anderem, nämlich ihrem Sohn, der plötzlich neben ihr auf grummelte und den Kopf etwas von links nach rechts rollen ließ während dieser auf dem Kissen lag. Da er sich regte sah sie erschrocken zu ihm und als er dann seinen Kopf zu ihr rollte und müde, so wie auch blinzelnd seine Augen öffnete, da viel der Mutter ein gewaltiger Stein vom Herzen. Er war wieder wach! Und sein Blick war auch wieder völlig normal und nicht mehr so leer wie vorhin. Sakutaro gähnte kurz darauf, als hätte er ein kurzes Nickerchen gemacht und sah dann müde, so wie verwirrt zu seiner Mutter hoch, als er sie schwach fragte:

„Mama...? Was ist denn los? Warum…schaust du so erschrocken? Wie…wie komm ich hier hoch?“

Sie wusste nicht was sie ihm sagen sollte, also schwieg sie noch.

Sakutaro sein müder Blick fuhr durch den Raum, welches er dann auch als sein Zimmer identifizieren konnte. Und danach wurde es für alle im Raum einige Sekunden sehr still und Fuyuhi sah ihren Sohn nur weiterhin einfach erschrocken an. Seine Mutter konnte aber auch nicht anders denn es war…es war wie ein Wunder. Vor einigen Minuten wirkte es noch als würde er an einem unbekannten Herzfehler sterben und nun war er wieder wach, wenn auch müde und wirkte als wäre nichts passiert! Und besonders Mafune verwirrte das mehr als alle anderen, denn er hatte live mitbekommen wie sich der Herzschlag schlagartig wieder stabilisierte und seinen Rhythmus wieder gefunden hatte. Faszinierend und erschreckend zugleich, denn noch nie hatte er so ein chaotisches Herz erlebt, das so wirr und unkontrolliert pochte. Genauso wenig hatte er auch schon so einer wundersamen Heilung beigesessen. Was war das nur…für ein Kind? Was…war er? Aus dem Grund legte der Mann auch erneut sehr verwirrt das Stethoskop auf die Brust des Jungen und horchte nach seinem Herzen. Er musste es einfach noch mal überprüfen. Denn etwas stimmte gewaltig nicht und er wollte wissen was es war. Besonders er als Arzt.

Sakutaro zuckte kurz auf vor Schreck als das kalte Metall seine warme Brust berührte und sah dann auch dort hin, während seine Mutter noch immer seine Hand ganz festhielt. Er war gerade erst aufgewacht…und verstand noch überhaupt nichts. Wie kam er in sein Zimmer und warum sahen sie ihn alle an als hätte er ihnen Kummer bereitet? So voller Schrecken und Sorge sahen sie ihn an das es ihn selber besorgte.

Doch die Hand seiner Mutter war sehr warm, was ihn beruhigte, aber sein Blick ruhte dennoch müde auf dem Mann den er da vor sich sah und den er dann auch endlich als den netten Herrn Mafune erkannte. Sakutaro kannte ihn gut, denn er war ja auch sein Arzt und dieser war immer sehr lieb zu ihm, selbst dann noch wenn der Kleine sich bei Untersuchungen bockig angestellt hatte. Meist bekam er immer einen Lutscher nach der Untersuchung und das motivierte das Kind sich wenigstens ETWAS zusammen zu reißen. Der Junge mochte einfach keine Ärzte. Aber wer ging schon gerne, besonders als Kind, zum Arzt? So beobachtete er ihn dabei wie er das Abhörgerät auf seiner Brust ruhen ließ und offenbar lauschte. Das Metall war so kühl auf seiner Haut. Er mochte das nicht. Doch Sakutaro beschäftigte etwas anderes mehr: Was war passiert? So das sich sein Blick von dem Arzt löste und sich etwas wacher im Raum umsah.

Er konnte sich an nichts mehr erinnern. Wie war er in sein Zimmer gekommen? Hatte er schon gegessen? Nein, das konnte nicht sein, denn er hatte noch immer Hunger, auch wenn sein Magen nicht mehr knurrte. Aber warum lag er dann schon im Bett? Und wieso war er etwas müde? Da waren so viele Fragen in seinem Kopf und er wusste nicht mal bei welcher er anfangen sollte, denn er konnte sich selber keine davon beantworten. Es war als hätte er einen Filmriss. Einen kompletten Blackout. Denn alles was er noch wusste war: das er das Wohnzimmer fürs Essen bereit gemacht hatte. Den Tisch gedeckt hatte und danach saß er am Fenster und sah dem Schnee beim Fallen zu. Ja und dann war da nichts mehr gewesen. War er eingeschlafen? Und seine Mutter sah ihm plötzlich an dass er sich sehr verwirrt im Raum umsah. Sie selber war so froh das er wieder wach war und den Göttern sei Dank, wieder einigermaßen normal wirkte. Sein Blick war endlich wacher und er atmete auch nicht mehr schnell. Sakutaro wirkte…wieder gesund. Was passierte hier?

So fasste sie seine Hand etwas fester und beugte sich zu ihm runter, sah ihm ins Gesicht und sprach erleichtert, aber etwas nervös:

„Engelchen, geht es dir gut? Wie fühlst du dich? Wir haben uns schreckliche Sorgen um dich gemacht…“

Sie war nervös, ganz klar, aber wollte ihn nicht gleich so panisch und heulend überfallen, weil er dann vielleicht auch wieder panisch werden könnte, also riss sie sich zusammen und sprach diese Worte ganz sanft zu ihrem Sohn, der sie dann auch wieder ansah. Sakutaro fühlte das seine Mutter nervös war…auch weil ihre Hand etwas zitterte die ihn hielt.

Er legte aber sofort seinen Kopf etwas verdutzt schief und sah sie auch so an, als er fragte:

„Hm? Ja…mir geht es gut. Wieso fragst du Mama?“

Diese Frage…Nun verstand sie überhaupt nichts mehr.

Sakutaro lag da und sah sie weiterhin verdutzt an, als wäre nichts gewesen und damit kam seine Mutter gerade überhaupt nicht klar. Vor einer guten halben Stunde war er im Wohnzimmer zusammengebrochen und hatte sich vorher noch sehr merkwürdig verhalten, als wäre er in einer Art von Trance gewesen. Aber nun lag er wieder völlig normal vor ihr und schien sich an nichts zu erinnern. Zumindest hatte es so den Anschein. Sie sollte froh sein das es ihm wieder gut ging, aber die Abfolge, von vorher bis, jetzt war ihr nicht geheuer gewesen. Etwas war mit ihm passiert, ganz klar, aber was? Und sie sah auch dem netten Doktor Mafune an das er sehr durch den Wind zu sein schien, denn der horchte noch immer nach dem Herzschlag des Kindes und runzelte dabei verwirrt die Stirn, denn da war nichts. Nichts was den Anschein erwecken würde das Sakutaro ein krankes Herz besaß, oder vor einigen Minuten noch gehabt hatte. Es schlug ganz normal und kräftig. Hörte sich gesund an und genau das ließ ihn nicht locker. So ließ er von dem Kind ab und zog das Utensil aus seinen Ohren, ließ es locker am Hals nach unten Hängen und sah den Kleinen überlegend an, so dass die junge Mutter sich wieder einschaltete und fragte:

„Was…was ist da eben passiert?“

Sie war berechtigt verwirrt und nicht nur sie. Sprach die Worte mit einem Kloß ihm Hals und stockend.

Und während der kleine Junge verwirrt zwischen seiner Mutter und dem netten Mann hin und her sah, blickte Mafune wieder zu ihr rüber und verschränkte erneut die Arme vor sich. Er wünschte er wüsste es und könnte ihr Antworten geben, aber er hatte keinen Schimmer was los war. Erneut: sowas war ihm noch NIE untergekommen. Doch er konnte nicht einfach gehen und sagen: Yo keine Ahnung, geht ihm besser, also bis zum nächsten Mal! Er war ein Arzt und kein Stümper und genau deswegen hatte er sich was anderes überlegt. Sie brauchten eine Lösung…und Antworten. So nickte er ihr zu und antwortete:

„Ich weis es nicht meine Liebe, aber ich werde es auch nicht einfach unter den Tisch kehren. Erst mal ist es wichtig das es ihm wieder gut geht.“

Er sah zu Sakutaro und der darauf zu ihm. Der Kleine verstand noch immer nicht was los war.

„Ich habe seinen Herzschlag noch mal überwacht und er hat sich wieder völlig stabilisiert. Das ist gut und das sollte für heute Abend erst mal genügen um uns zu beruhigen. Aber für den Fall, das wieder was passieren könnte, würde ich vorschlagen, heute Nacht, bei euch zu bleiben, wenn ihr es mir gestattet. Ich möchte ihn ungern unbewacht lassen und riskieren das er wieder einen Anfall bekommt, denn wenn das erneut passiert wäre ich sofort bereit um ihn, im Notfall, zu stabilisieren. Vorher müsste ich aber noch mal in meine Praxis etwas holen.“

Fuyuhi sah ihn an und nickte nur zurück. Dabei fasste sie sich, mit der freien Hand an die Brust und krallte sich in ihrem Oberteil fest. Sie lächelte und war mehr als dankbar dass er sowas anbot. Natürlich nahm sie das an und gab ihm als Antwort:

„Aber natürlich! Ich werde ihnen das Gästezimmer einrichten! Vielen Dank Doktor Mafune! Ich weis das sehr zu schätzen und Sakutaro auch. Vielen, vielen Dank!“

Sie war dankbar und verbeugte sich im Sitzen auch leicht dabei, so das Sakutaro wieder zu ihr sah und leicht blinzelte. Er war noch immer nicht ganz auf dem richtigen Dampfer und peilte nicht was los war. Was sollte er schätzen? Es ging ihm doch gut. Oder etwa nicht? Nun war er selber sehr verwirrt und sah auf seine Brust hinab, so dass er danach seine rechte Hand auf diese legte und nach seinem Herz fühlte. Sie sprachen die ganze Zeit darüber…hatte er Probleme mit dem Herzen? Das konnte aber nicht sein, denn er fühlte sich sehr gut. So stark und beflügelt, als wäre er neu geboren worden. Doch warum nur erinnerte er sich an nichts? Er war so verwirrt. Und auch konnte er nichts Verdächtiges fühlen, denn sein Herz schlug wie immer. Er fühlte wie es klopfte und gegen seinen Brustkorb hämmerte, aber nicht hektisch, sondern ganz gelassen und normal. Also runzelte er wieder die Stirn verdutzt und sah dann auf, als er fühlte wie seine Mutter seine Hand los ließ und mit dem Arzt zur Tür seines Zimmers lief. Er behielt sie genau im Auge.

Seine Mutter verbeugte sich immer wieder dankend und dann, als sie an der Tür waren, sagte der alte Mann noch mal zu ihr:

„Ich bin in fünfzehn Minuten wieder da. Bitte bleiben sie solange bei ihrem Sohn und achten sie auf ihn.“

Sie nickte ihm zu und er verließ den Raum. Natürlich würde sie nicht von der Seite ihres Sohnes weichen! Und als sich die Tür schloss drehte die junge Mutter sich zu ihrem Sohn und der sah sie noch immer verdutzt an. Fuyuhi lächelte dann sanft zu ihm. Man sah Sakutaro an wie verwirrt er war und sein Ausdruck auf dem Gesicht war wirklich goldig dabei. Es war schön dass er wieder fitter wurde und dass er seinen strengen und verdutzten Blick wieder machen konnte, den er gern drauf hatte. Dieser Blick den er von seinem Vater geerbt hatte und der ihn böser und grimmiger wirken ließ als er eigentlich war. Man sah ihm so gut an das er verwirrt war, denn er konnte seine Emotionen nicht gut verstecken. Das konnte er noch nie. Doch sie wusste auch dass sie ihm eine Erklärung schuldig war und ihn nicht im Dunkeln stehen lassen wollte. Er war zwar erst sechs, aber auch ein Kind verdiente eine ehrliche Antwort und Erklärungen auf seine Fragen. Und er sah aus als hätte er verdammt viele. Also lief sie wieder lieb zu ihm und setzte sich an seinen Kopf ans Kopfende des Bettes, während sie ihm mit der rechten Hand sanft über seinen Pony strich und er sie nur dabei verwirrt anblickte. Er wollte eine Erklärung und das sofort, also hustete er kurz auf und fragte dann verdutzt:

„Was ist los Mama? Warum bin ich hier? Und warum ist der Doktor hier?“

Sie schien ihn nun selber wieder etwas verwirrt anzusehen, denn offenbar bestätigte sich ihre Annahme von vorhin. Nämlich die: das er nicht wusste was passiert war. Seine Fragen machten das deutlich und genau deswegen, auch wenn es eigentlich unhöflich war, fragte sie zuerst zurück:

„Kannst du dich denn an nichts mehr erinnern Sakutaro? Was weist du denn noch alles?“

Sie war neugierig und vergaß deswegen mal ihre gute Kinderstube, denn eigentlich sollte man auf eine Frage nicht mit einer Frage antworten. Aber der Kleine wusste das ja nicht, also runzelte er erneut die Stirn und sah vor sich, an seiner Mutter vorbei und in die Leere, als er nachdachte. Es dauerte aber nicht lange und er wusste wie er zu antworten hatte. Er antwortete natürlich ehrlich, sah wieder zu ihr hoch und sprach hellwach:

„Ich habe den Wohnzimmertisch abgeräumt und gedeckt. Danach habe ich gewartet dass du mich wegen dem Essen rufst, also habe ich mich noch vor das Fenster gesetzt und dem Schnee beim Fallen zugesehen. Mir ist aufgefallen das es inzwischen sehr dunkel war und auch noch anfing zu schneien, deswegen habe ich das getan. Ja und dann…dann bin ich hier oben wach geworden…Bin ich eingeschlafen Mama? Ich hatte aber noch nichts zu essen. Tut mir leid.“

Sie musste darauf kurz lächeln. Er war so gut. Doch es war faszinierend. Er konnte sich wirklich an nichts erinnern. Es war verrückt. Ihr Sohn lief vorher, vor diesem Fenster, auf und ab als würde er auf etwas warten und dies ihn sehr beunruhigen. Als hätte er Angst es könnte was schief gehen und er wäre dann unfähig zu helfen. Es klang verrückt aber er verhielt sich wie einige werdende Väter die vor dem Kreissaal auf und ab liefen und darauf warteten das die Geburt ihres Kindes nicht kompliziert wurde. Das alles gut ging. Zumindest kam ihr das so vor, denn es war sich sehr ähnlich. Und auch das was er gesagt hatte ließ sie einfach nicht locker. Seine leeren Augen dabei und die Worte: Er müsste gehen und weg, oder das jemand nach ihm rief. Sakutaro schien sich an nichts davon zu erinnern, als wäre er wirklich…in Trance gewesen und geschlafwandelt. Aber warum so schlagartig? Und dann auch noch obwohl er wach war, denn ihr Sohn sagte ja: er saß vor dem Fenster und hat nach draußen gesehen. Es wirkte wie ein Ausfall. Als würde sich der Kopf ausschalten und etwas anderes übernehmen. Und sie erstarrte plötzlich. Sie hatte da…einen Einfall. Aber das…das konnte nicht sein. Es erinnerte sie an etwas aus ihrer Kindheit.

Fuyuhi war eine Miko. Sie war in dem Schrein in Nagano aufgewachsen und geboren worden. Damit kannte sie alle Legenden und Gerüchte, die sie dort als Schriftrollen lagerten und was man Priesterinnen und Priestern nachsagen konnte. Es hieß immer: das Mikos und Shinshoku in der Lage waren sich mit der Welt der Kami zu verbinden, oder das sie dieser näher standen als alle anderen. So wie Schamanen eine Bindung zu der Welt der Geister hatten. Auf eine Art und Weise waren sie sich also ähnlich. Beide konnten Dinge sehen und fühlen was normale Menschen nicht konnten, nämlich die Welt auf der anderen Seite des Spiegels. Und sie konnte sich noch an etwas erinnern. An eine Legende die so alt war und der keiner mehr Glauben schenkte. Dennoch fiel es ihr wieder ein: Die Geschichte über ein Sōrumeito. Ein Soulmate im Englischen und deutlicher übersetzt: Ein Seelenpaar. Es war eine sehr alte Legende und fest mit er Existenz des Höheren verbunden. Denn es hieß: das es vor der Geburt einen Ort voller Seelen gab. Ein Ort im heiligen Reich an dem Seelen geboren wurden und zu dem sie, nach dem Tod des Fleisches, wieder zurückkehrten, nur um dann irgendwann wiedergeboren zu werden. Laut der Legende verweilten Seelen dort in verschiedenen Arten vom Kommunen. Seelen wurden in ihrem Glauben unterteilt, nämlich in ihre Charaktereigenschaften und fanden sich so in unterschiedlichen Kommunen zusammen wenn sie sich ähnlich waren. So landeten Sünder und bösartige Seelen in der Hölle, während andere, wie Gläubige die einen selben Glauben teilten, in derselben Kommune landeten. So gesagt: Seelen die sich ähnlich waren landeten an demselben heiligen Ort, was man innerhalb des „großen Geistes“ fand. Der Ort wo alle Seelen herkamen und hingingen. So funktionierte, laut ihrem Glauben, die Existenz nach dem Tod und vor der Geburt.

Ja und dann gab es da diese Geschichte über ein Seelenpaar. Angeblich handelte es sich dabei um zwei Seelen die vor ihrer Geburt schon zueinander gehörten und sich im großen Geist bereits aneinander gebunden hatten. Man konnte sagen: es war sowas wie die ewige Liebe. Und das sich diese Seelen immer wieder finden würden. Das sie im Tod so wie auch im Leben zueinander gehörten. Und auch das sie sich sofort erkennen würden und zueinander fanden egal wie weit weg sie auch voneinander waren. Denn die eine Seele…konnte ohne die Andere nicht glücklich werden. Es klang romantisch, aber keiner wusste ob es nur eine Legende war, oder eben nicht. Doch so wurde es überliefert, von Generation zu Generation, wem auch immer und so auch festgehalten. Doch was hatte das alles mit ihrem Sohn zu tun? Ganz einfach: Er wirkte wie in Trance. Als wäre sein Kopf abgeschaltet gewesen und als hätte seine Seele übernommen. Etwas was Schamanen und auch Priester taten um mit der anderen Seite zu kommunizieren. Als hätte sich seine Seele an etwas erinnert und in jenem Moment gespürt. Denn in den Adern ihres Sohnes floss das Blut einer Miko…also war er vielleicht deswegen auch empfindlicher für die Welt der Geister als andere? Es lag in der Familie, denn sie konnte das auch. Und war er vielleicht sogar noch mehr als…? Man sagte: bis zu seinem siebten Lebensjahr war man noch nicht am Leben. Erst ab dem siebten Lebensjahr wurde man ein Mensch und Schritt damit ins Leben...

Sie konnte ihm nicht antworten und sah nachdenklich ins Leere, obwohl sie noch zu ihm sah und ihm dabei weiter über den Pony streichelte. Doch Sakutaro machte das nichts aus und er sah sie nur an…bis er plötzlich lächeln musste und seinen Kopf wieder locker gerade legte und die Augen dabei schloss. Es ging ihm gut. Obwohl er nicht wusste was passiert war und er sich an nichts erinnern konnte, ging es ihm sehr gut. Sein Herz klopfte vor Freude und er konnte sich nicht mal erklären warum. Es ging ihm…wahnsinnig gut. So dass er laut aus der Nase schnaufte und damit sogar seine Mutter aus ihren Gedanken riss, so das sie leicht blinzelnd zu ihm sah. Sie erkannte das zufriedene und ehrliche Lächeln, das er mit geschlossenen Augen auf seinen Lippen trug und fragte ihn neugierig:

„Warum lächelst du Engelchen?“

Sakutaro zuckte nur kurz mit den Schultern und drehte sich dann seitlich um und zu seiner Mutter. Fuyuhi ließ seinen Pony los und sah ihn nur weiterhin etwas verdutzt an, als er sich seine Bettdecke etwas höher zog und sich wohlig und schmusig in diese und sein Kopfkissen einkuschelte. War da sogar eine leichte Röte auf seinen Wangen zu sehen? Als würde es ihm wohl gehen? Doch kurz darauf entwich ihm ein leises Gähnen und er kuschelte sich noch mehr ein. Er war müde, aber sprach dann zu seiner Mama:

„Nur so…Lässt du diese schöne Musik weiter laufen Mama? Sie macht mich…sehr ruhig und ich bin…so müde…“

Es waren sanfte Töne und er konnte sie überall im Raum hören. Es machte ihn ruhig und hatte so einen schönen Rhythmus. Er…er liebte dieses Lied, woher es auch immer kam.

Fuyuhi dagegen sah ihn noch verdutzter an als vorher und sich darauf auch kurz im Raum um. Bis sie wieder zu ihm sah und sanft sprach:

„…Es ist still mein Schatz. Hier spielt keine Musik…“

Doch ihr Sohn hörte das nicht mehr und schlief plötzlich tief und fest.

Die Decke wippte, bei jeder seiner Atmung, sanft auf und ab und er war komplett weggetreten. Etwas was Kinder schlagartig sehr gut konnten. So sah ihn seine Mutter noch etwas an und legte dann den Kopf nachdenklich schief. Sie…verstand einfach nichts mehr. Doch als sie ihm wieder sanft an die Stirn fasste, fühlte dass er kein Fieber mehr hatte und tief schlief, da wurde sie auch ruhiger. Sie wusste nicht was da passiert war, aber zu sehen das er nun behutsam schlief war wundervoll. Schon immer hatte sie das Gefühl gehabt das ihr Sohn etwas Besonderes war. Immerhin kam er ja unter einer Kirschblüte auf die Welt und wurde von dieser, mit einem Blatt, im Leben begrüßt. Dazu passend zu dem Nachnamen seines Vaters. Er war gutherzig und wild. Und was vor einiger Zeit im Wohnzimmer passiert war…zeigte auch das er besonders war. Sie glaubte daran…Glaubte dass er eine ganz besondere junge Seele besaß und dass er vorhin etwas gespürt hatte. Etwas…von dem sie hoffte das es das war was sie sich dachte. Denn wenn es so war…dann würde er später ein glückliches Leben führen. Glücklicher…als er es hier jemals sein konnte.

So fasste sie ihm noch mal sanft durch den schwarzen Haarschopf und ließ sein kräftiges Haar durch ihre Hand gleiten. Er sah so sanft aus wenn er schlief. Ganz anders als wenn er wach war und den grimmigen Blick seines Vaters drauf hatte. So kam sie danach noch mal zu ihm runter und gab ihm einen sanften Kuss auf die Stirn. Schmuste sich noch mal an ihn und schloss dabei die Augen, als sie sprach:

„Schlaf gut Sakutaro…Meine kleine Kirschblüte…“

Und so blieb sie bei ihm sitzen und streichelte ihm weiterhin sanft durch das Haar während er den Schlaf der Gerechten schlief. Er war ohne Essen eingeschlafen, aber das war okay denn es war ein schwerer Tag für ihn gewesen. Doch die ganze Nervosität, die er mit sich schleppte, war schlagartig verschwunden und sein Herz konnte wieder aufatmen. Es war ruhig geworden und hatte endlich den richtigen Rhythmus gefunden. Einer auf den er schon lange gewartet hatte ohne es zu wissen. Diese Nacht war sehr kühl und verschneit. Die Schneewolken bedeckten den Himmel so sehr das man es nicht sehen konnte. Weder die Sterne…und noch das Vollmond war. Und weit da draußen, an einem Ort den er nicht kannte, war ein Wunder geschehen. Ein neuer Anfang. Dort wo ein Baby im Leben empfangen wurde und dessen Herz auch so sanft schlug und sich, in jenem Moment seines ersten Atemzugs, automatisch mit seinem verknüpft hatte. Eine Seele die endlich ihren Weg in die Welt der Sterblichen gefunden hatte.

Es wurde an die Brust seiner Mutter gedrückt. Mit so viel Liebe und Glück von den jungen Eltern empfangen die es mehr als alles andere liebten. Besonders von der Mutter, die sanft seinen Namen in dieser kalten Nacht sagte...

„…Hana…“

Sprach Sakutaro leise im Schlaf und versank endgültig im Land der Träume. An einen Ort fern hinter dem Ozean und zur Wärme einer Insel. Etwas…an das er sich später nicht mehr erinnern würde.
 

Deine wunderschönen, gebrochenen und blassen Flügel sind nur ein bisschen müde wegen des Himmels, der zu viel blau für dich ist. Als das du für jemand anderen freundlich und aufopfernd lächeln sollst, mach es doch einfach mal für dich selbst. Unveränderlich schleicht sich die Einsamkeit an dich heran. In deinem Innern brannte einst eine Kerze die immer mehr anfing zu erlöschen, denn Schicksal und Karma waren meist gegen dich. Der Mangel an Worten schaffte eine Leere. Doch womit konntest du diese nur füllen? Weist du das noch? Zumindest in Träumen konntest du frei schwimmen. Ganz ohne diesen Himmel über dir der viel zu blau und weit war. Und wenn du die Ereignisse von damals löschen könntest, dann könntest du einfach unbeschwert weiter leben, oder? Doch der Umgang mit Minderwertigkeitsgefühlen wird nicht einfacher je länger es voranschreitet. Über deinem Selbstbewusstsein ließ sich ein Blütenblatt nieder, das von einem Spiegel reflektiert wurde. Belastete deine Lungen und ließ dich nicht mehr nach Liebe schreien. Doch über den Lauf der Zeit verwandeln sich diese Wunden in Schorf wie die Haut eines Kirschbaumes die sich langsam ablöste. Dennoch bliebst du einfach weiter stehen und hofftest darauf dass die Wunden immer wieder aufgerissen wurden um dich an deine Fehler zu erinnern. Alles ist von kurzer Dauer, aber du hältst krampfhaft an deiner Vergangenheit fest. Lässt nicht zu das man dir hilft. Das Zeichen des zerrissenen Schorfs wird niemals weichen, wenn du es nicht zulässt. Es ist wie deine Haut aus der du nicht mehr versuchst zu fliehen. Deine Gebete erzittern im hellen Licht vor dem du dich fürchtest. Doch versuche manchmal dich einfach gehen zu lassen und jemanden zu lieben auf dieser Welt. Schotte dich nicht davor ab. Egal wie schwer es auch ist. Also trau dich wieder nach oben zum Himmel zu sehen, vor dem du solche Angst hattest. Er strahlt hell über dir und wird dir den Weg weisen. So wie die Lichtstrahlen am Tag und die Sterne in der Nacht. Schau nicht weg und lass das trockene und neue Land deine Tränen aufsaugen, die du so oft vergossen hast. Warum fühlst du dich immer so allein? Deine Lasten werden somit immer schwerer und ketten dich an den Boden unter dir. Doch sei dieses Mal anders. Sieh nach oben und strecke deine Flügel aus. Denn deine wunderschönen, gebrochenen und blassen Flügel sind nur ein bisschen müde wegen des Himmels, der zu viel blau ist und in dem du schon zu lange gekämpft hast. Doch hier bist du nun zuhause. Hier im Himmel über dem Ozean. In den Dschungeln der Insel und in der warmen Umarmung deiner Familie. Hier ist dein Zuhause. Im Herzen des Stammes und im Blut Dyamis.
 

Er konnte sich die Scheiße nicht mehr lange anhören.

Kaltes Wasser tropfte an einigen Stellen von der Decke und das Knarren von Metall erzeugte ein unangenehmes Hintergrundgeräusch. Wie aus einem Horrorfilm in dem ein Schiff bereits am Sinken war und in Zwei riss. Dies war nicht mal so verkehrt denn dieses Schiff war bereits gesunken, oder wohl eher aufgelaufen und steckte zwischen Korallen fest die sich wie Messer in den Rumpf gerissen hatte und somit Wasser rein ließen. Und je mehr Decks sie nach unten gingen, umso mehr wurde einem der Schaden bewusst und alles nässer und kälter. Dieses Deck war noch gut davon gekommen, aber die ersten Schäden zeigen sich hier schon am ehesten.

Matsumoto lief gerade super genervt die Gitterstäbe, der Zelle, die vor ihm war, auf und ab und sein Blick fuhr immer mal wieder zu dem Boden vor sich und dann wieder zu dem Arschloch was am besten für immer in diesem Gefängnis schmoren sollte. Denn seiner Meinung nach gehörte der Mistkerl von Anfang an da rein seit er ihn kannte und wenn es nach ihm ginge sollte das auch sein Grab werden. Es brachte ihn allein schon auf die Palme als er gehört hatte dass der kleine Hana wegen IHM angeschossen wurde. Der Junge angeschossen wurde dem sein Leutnant sich langsam öffnete und endlich wieder er selbst wurde. Etwas was sich alle schon lange wünschten und nach dem Tod von Sakurai seiner Freundin Chiharu ja so weit weg erschien. Es war in der Tat komisch das sich sein Leutnant zu so einem völlig fremden kleinen Jungen hingezogen fühlte und das nach so wenigen Tagen ihrer Anwesenheit auf der Insel. Aber Matsu fuhr bei allem mit wenn er sah wie gut es Saku damit ging. Sakurai hatte sich nämlich verändert und das in nur so wenigen Tagen. Er würde nicht mehr daneben stehen und zusehen wie dieser blonde Pinkel, hinter Gittern, das alles nun bedrohte zu zerstören! Und es sollte ihm Gott gnaden wenn Hana nicht überleben würde! Denn wenn es nach ihm ging gab es noch wesentlich schlimmere Dinge als den Tod. Und der Tod wäre eine pure Erlösung im Gegensatz zu den Dingen die Matsu ihm antun würde!

So lief er weiter auf und ab und sah noch immer zu diesem arroganten Arschloch das da hinter den Gitterstäben, auf dem Boden saß und ihm einen selbstsicheren und hochnäsigen Ausdruck aufgelegt hatte. Er sah Matsumoto zwar nicht an, sondern auf seinen Schoß vor sich, aber man konnte dennoch diesen Ausdruck sehen wenn man ganz genau hinsah. Und obwohl sich Matsu so sehr über diesen Blick aufregte, gab es ihm dennoch Genugtuung die dicke Platzwunde an der einen Schläfe des Arschlochs zu sehen, die ihm von Sakurai persönlich zugefügt wurde. Hach ein herrlicher Anblick! Hoffentlich hatte es ordentlich gezischt und schmerzte noch immer, denn nichts anderes hatte er verdient! Er hatte eigentlich noch mehr verdient! Und ehrlich gesagt hätte Matsu sich noch mehr zornige Rückendeckung gewünscht, aber Katsura war nicht diese Art von Typ. Er war nämlich bei ihm und half ihm Anderson an diesen Ort zu verfrachten.

Sie waren nun beide da um auf ihn aufzupassen und während der ältere Matsumoto immer weiter rumtigerte und keinerlei Ruhi im Arsch hatte, stand Katsu locker an der linken Seite der Zelle und lehnte sich dort mit verschränkten Armen, die er vor sich hatte, an die Wand daneben. Der Blick durch seine Brillengläser war ruhig und er sprach kein Wort während er seinem Freund beim rumtigern zusah. Katsu hatte diese Art die man als kalt und berechnend interpretieren könnte, aber das war nur eine Maske um seine treue und vorsichtige Art zu verbergen. Eine Art von Selbstschutz. Und es kümmerte ihn ehrlich gesagt auch wenig was mit Anderson passieren würde, denn er schätzte Maschinen eh mehr als Menschenleben. Seine Freunde mal ausgeklammert, denn für die brach er Knochen in zwei. Und wenn der blonde Mistkerl sterben sollte, war Katsu der letzte der den Abzug nicht drücken würde. Oh mann er wäre sogar der Erste der das freiwillig tat! Und das obwohl Sakutaro eigentlich mehr Gründe und Rechte hatte den Vorrang zu bekommen. Nicht nur weil er sein Boss war, sondern auch weil Hana Saku näher stand als allen anderen. Also stand es nicht in seiner Macht zu entscheiden was mit dem Kerl passieren würde. Weder in seiner noch in Matsumotos. Der Einzige, der hier das Sagen hatte, war: Sakurai. Und keiner wiedersetzte sich ihm. Er war ihr führender Adler und in der Schlacht, so wie auch im Großen und Ganzen, waren seine Worte ein Gesetz geworden. Er entschied was mit Anderson passieren würde. Und wenn er das nicht tat, dann kam Paku als nächster dran um zu entscheiden. Und so wie es meistens war, wenn man an Papa dachte, tauchte er auch schon auf.

So weckte ihn das Knarren der alten Tür zum Zellenblock und er sah hin. Auch Matsu stoppte sofort und sah zu der Tür. Natürlich war es Paku der rein kam. Und er sah nicht sonderlich begeistert aus und denn er hatte einen ungewöhnlich strengen Blick auf dem Gesicht liegen. So sah man ihn selten. Noch nicht mal bevor es in eine Schlacht ging und eins war sicher: Wenn Paku so aussah, dann war die Kacke richtig am Dampfen und es wurde persönlich. Konnte also gleich ein heißer Ritt werden. Und irgendwie freute er sich darauf. Dennoch war es auch etwas was seinen Kameraden Sorgen bereitete und sie automatisch nervöser wurden…besonders da seine großen Hände mit Blut verschmiert waren. Sie waren komplett besudelt, denn er hatte es noch nicht geschafft diese nach Hana seiner Operation zu waschen. Doch das wussten seine Freunde nicht und demnach sahen sie ihn auch erschrocken an, als er noch immer an der Tür stehen blieb und sein Blick nur zu Anderson fuhr, der aufrecht auf dem Boden seiner Zelle saß und nicht zu ihm blicke, sondern weiterhin vor sich auf seinen Schoß.

Matsu war der Erste der die Sorge nicht mehr aushielt und machte deswegen auch einen Schritt auf den Veteranen zu, als er besorgt und etwas erstickend fragte:

„I-Ist er…?!“

Auch Katsura lehnte sich wieder, von der Wand neben der Zelle, weg und kam ebenfalls einen besorgten Schritt auf seinen Freund zu. Oh Gott was wenn Hana..? Es kam aber Entwarnung. Paku schüttelte dann schon behutsam den Kopf und lächelte ganz kurz, als er antwortete:

„Alles okay. Sugi flickt ihn gerade wieder zusammen und unser Leutnant hält ihn dabei tapfer am Leben.“

„Also kommt er durch?!“

Frage Katsura erfreut und schon sich dabei die Brille wieder zurecht, die etwas von seine Nase gerutscht war, so das Paku zu ihm blickte und wieder nickte.

„Er wird wieder und das haben wir erneut unserem Überflieger zu verdanken, denn ohne seine Blutspende hätte unser Naturtalent von einem Sanitäter auch nichts tun können.“

Es tat so gut das zu hören und von seinen Kameraden rollten zwei gewaltige Steine vom Herzen. Sie hatten Hana bisher zwar noch nicht persönlich getroffen und wussten nicht was er für ein aufgeweckter und frecher Satansbraten er sein konnte, aber dennoch waren sie so erleichter ihn auf dem Weg der Besserung zu wissen. Und das lag nur daran weil Sakurai ihn sehr mochte, also mochten sie ihn auch automatisch, so komisch es auch klang. Es hatte nichts damit zu tun das sein Wort Gesetz war und das sie alles so sehen mussten wie er. Nein, es lag einfach daran dass ihr Leutnant sehr speziell war was seine Bindungen anging und wenn er Hana so sehr vertraute und ihn mochte, dass er sogar sein Blut mit ihm teilte, dann musste der Junge ein guter Mensch sein. Und so hatten sie auch keinen Grund ihn nicht zu mögen. Saku mochte ihn, also mochten sie ihn auch, punkt. Er gehörte dann wohl offiziell zu ihrer kleinen Familie von Geistesgestörten und Selbstmördern, was? Und sie hatten ja noch keine Ahnung dass viele Dinge, die Hana tat, in der Tat sehr dazu tendierten selbstmörderisch zu sein. Allein wie er sich jeden Tag seinem Vater wiedersetzte war lebensmüde. Demnach passte er perfekt in ihre Gruppe. „Alles oder nichts“, das war das Motto eines Zero-Piloten. Einem Samurai der Lüfte. Und Hana hatte dasselbe Temperament in sich. Witzig. Alles was die Jungs bisher von ihm gehört und gesehen hatten war Sakurai sehr ähnlich. Was für ein Zufall. Und nun war er auch noch angeschossen worden…Ein Arsch und ein Eimer, was?

Aber ein mieses und keuchendes Lachen hallte dann hinter ihnen nach vorne, so dass sie alle drei wieder zu der Zelle sahen.

Anderson hatte sich endlich mal wieder geregt und lachte leicht. Es war auch nur sehr kurz gewesen und dann sah er wieder zu ihnen auf. Toll, ein richtiger Partycrusher. Er trug keine Brille mehr, da ihm Sakurai diese von der Nase gefeuert hatte und keiner es nötig fand ihm diese mit zu nehmen. Doch er konnte auch so noch sehr gut sehen, wenn auch leicht verschwommen, also beeinträchtigte ihn das kaum. Er erkannte genau welche drei Verräter ihn da gefangen genommen hatten und er wusste deswegen auch sofort auf wessen Befehl das alles lief. Neben der Tatsache das es Sakurai persönlich gewesen war der ihm eine gepfeffert hatte. Doch das war gerade nicht von Bedeutung, denn er genoss es unheimlich zu sehen wie viel Blut an den Händen des großen Mannes vor ihm klebte. Denn Anderson wusste wessen Blut das war…und es gefiel ihm. Seine sadistische Seite, die er schon immer hatte, kam wieder zum Vorschein, als er böse lächelte und zu Paku sprach:

„Wie geht es ihm? Leidet er noch schön unter dem Schuss, den er offensichtlich abbekommen hat weil euer Leutnant so ein egoistisches Arschloch ist? Wie grausam…Da weich er einfach elegant meinem Schuss aus…und gibt damit einfach dieses arme Ding zum Abschuss frei. So wie er immer nur an sich denkt sobald es ums Kämpfen geht…Das ist interessant…Ich hoffe es hat schön weh getan diese Patrone aus dem Knirps zu bekommen…besonders diesem Verräter Death Zero.“

Es stimmte das Saku dazu neige sein Hirn abzuschalten und fast nur noch Feinde zu sehen wenn er in der Hitze des Gefechts war, aber dennoch lag damit Anderson komplett falsch. Sakutaro würde NIEMALS jemanden egoistisch in Gefahr bringen, außer sich selbst. Und Matsumoto riss in dem Moment der Geduldsfaden, weswegen schnell zu ihm lief und laut an die Zelle donnerte. Mit einem gezielten Tritt donnerte er dann gegen die Gitterstäbe vor Anderson und fauchte dann sauer zu ihm runter:

„Hals die Raffel du arrogantes Schwein! Du der einzige Grund warum DU noch atmest ist nur weil Sakutaro uns noch nicht den Befehl gegeben hat dich umzupusten! Jemand wie du hat keine Ahnung was es bedeutet loyal und mitfühlend zu sein! Für dich sind doch alle anderen Soldaten unter dir nur Kanonenfutter! Und glaub mir es ist nur eine Frage der Zeit bis Saku dich wegrationalisieren wird! Ich für meinen Teil melde mich gern freiwillig dafür dich persönlich über den Jordan zu jagen du verdammtes Arschloch! Kindermörder! Du Kakerlake! Elender Hurensohn!“

Somit trat er noch mal sauer gegen das Gitter.

Er fuhr gerade richtig hoch, so das Katusra neben ihm ankam, Matsu eine Hand auf die rechte Schulter legte und der dann zu ihm sah. Sein Stocken wurde von einem gemeinen Lächeln ausgelöst, dass ihr Mechaniker auf den Lippen hatte, als er sich dann ebenfalls einschaltete und zu Anderson sprach:

„Na na nicht so stürmisch Matsu! Wenn dann musst du erst mal mit mir darüber diskutieren, denn ich würde diesen Arsch auch nur zu gerne mit Patronen füllen!“

Na da waren sie ja beide mal wieder einer Meinung! Brüder im Geiste eben. Und darauf sahen sie beide wieder zu dem blonden Mann, der nicht wirklich davon beeindruckt zu sein schien und wieder an ihnen vorbei und zu Paku sah, der sich noch keinen Meter von seinem Standpunkt entfernt hatte. Sein Blick ruhte ebenfalls ernst auf dem Blonden, denn der machte ihn nervös.

Anderson war schon immer ein skrupelloser Mistkerl. Etwas was er definitiv nicht von seinem Vater hatte denn der war ein guter Mann gewesen. Doch noch nie hatte er ihn SO gesehen. Der Blick, den er zugeworfen bekam, war voller Rachsucht und Hass und er wusste das es nicht ihm galt…sondern Sakutaro. Genau dass war das Problem. Und ab da wurde Paku eines bewusst: Anderson dürfte diese Zelle nie mehr verlassen, denn dann waren nicht nur sie alle…sondern besonders Hana in Gefahr. Was auch immer am Strand zwischen ihm und Sakutaro passiert war, der Kerl hatte mitbekommen das sein Leutnant den Kleinen mochte und nun wollte er versuchen ihn über diese Schiene leiden zu lassen. Man musst kein Sadist sein um das eben aus seinen Worten lesen zu können. Er würde Hana quälen…um Saku zu verletzten, das war so sicher wie das Amen in der Kirche. Genau aus dem Grund durfte er nie von diesem Ort weg. Und als er weiterhin diesen rachsüchtigen und fiesen Blick sah machte Paku einige Schritte auf ihn zu. Er kam langsam zu ihm gelaufen und hatte noch immer einen sehr ernsten Blick drauf. So ernst das Matsu und Katsu sofort beiseite gingen und ihm den Weg freimachten. Sie hatten den höchsten Respekt vor ihm, genau wie vor Saku. Und kaum als er an ihnen vorbei war, sich direkt vor das Gitter der Zelle stellte, sprach er zu ihnen in einem ernsten Tonfall hinter:

„Wegtreten. Geht zu unserem Leutnant hoch. Ich übernehme hier.“

Sehr gut, Papa regelte das.

Matsumoto und Katsura sahen sich erst etwas verwirrt blinzelnd an und dann fast gleichzeitig wieder zu Paku nach vorne, der ihnen nur seinen großen Rücken zugewandt hatte und Anderson dabei zusah wie er auch auf die Beine kam. Wenige Sekunden danach standen die zwei Männer voreinander und nur die dicken Gitterstäbe zwischen ihnen verhinderten eine totale Katastrophe und Eskalation der Situation in der sie sich befanden. Denn Paku persönlich...hatte schon lange nicht mehr so eine Lust gehabt jemanden umzubringen. Und wären die Stäbe nicht gewesen, dann hätte er ihn schon längst vermöbelt und ihm am Ende das Genick gebrochen wie bei einem schmächtigen Zweig. Man konnte die Mordlust in ihm spüren und das machte seinen zwei Freunden echt Eindruck und Angst zugleich. Doch sie wussten das Paku, von ihnen allen, der Einzige war der sich wirklich zusammenreißen konnte und wusste wie er seine Gefühle zu kontrollieren hatte, egal in welcher Situation. Also nickten sie nur stumm und bewegten sich dann leise von ihm weg. Er regelte das schon und sie hofften er würde vielleicht dabei auch mal zuschlagen um die Fronten entgültig zu klären.

So verließen sie dann den Raum, ließen die Tür des Zellenblocks hinter ihnen zufallen und somit…waren Paku und Anderson ganz allein, so daß erst nur das Tropfen von kaltem Wasser zu hören war.

Der Blonde ließ sich aber weiterhin nicht einschüchtern. Da konnte der Typ vor ihm noch so groß und einschüchternd wirken, das brachte nichts bei ihm. Er hatte früh erworben sich von solchen Kerlen nicht den Schneid abkaufen zu lassen, etwas was er von seinem Vater gelernt hatte. Auch wenn er seinen Vater gehasst hatte. Denn er konnte es nie verstehen. Er war genauso alt wie ER. Genau in demselben Jahr der Armee beigetreten wie ER und jedes Mal…einfach jedes Mal hatte er IHN bevorzug. IHN…diesen Mistkerl Death Zero. Aber das war nicht der einzige Grund warum Anderson diesen Sakurai so sehr hasste. Er hasste ihn auch weil er so talentiert war, so ungern er das auch zugab und genau dieses Talent sorgte dafür dass sich sein eigener Vater immer mehr von ihm abwand. Ihn weniger sah und nur noch Augen für diesen Überflieger besaß, den es so noch nie zuvor, innerhalb der Armee, gegeben hatte. Ja und als sein Vater dann auch noch anfing ihn mit Death Zero zu vergleichen…da war der Hass perfekt geworden. Er hasste seinen Vater, aber noch mehr hasste er Death Zero. Er wollte ihn immer überflügeln, aber bekam es einfach nicht hin, egal was er ihm auch entgegen warf. Sakurai entkam einfach allen seinen Fallen. Und selbst als er dann zum ersten Leutnant ernannt wurde, die bessere Position hatte als dieser Mistkerl Sakurai, selbst da hatte er ihn noch immer nicht überflügelt. Alle sahen weiterhin nur zu diesem Zero-Piloten auf. Er war populär, jeder wollte so werden wie er und das ganz besonders nach der Schlacht in den Gewässern vor Papua-Neuguinea. Dieser verdammte Tag wo er fast komplett im Alleingang die feindliche Basis zerlegt hatte und danach als verdammter Held gefeiert wurde! Sein Hass wuchs nur noch weiter denn er, Anderson, war mal wieder der gewesen der nichts davon erreicht hatte. Alle sahen sie nur ihn: Death Zero. Den begabtesten Zero-Kämpfer aller Zeiten. Aber das Anderson Kommandos an ihn und seine Staffel gegeben hatte, das war keinem im Gedächtnis geblieben. Das er im Tower des Flugzeugträgers saß und sagte was getan werden sollte. Doch nicht nur das, denn die Krönung war ja folgendes: Sakurai hatte sich ihm wiedersetzt. Anderson hatte an dem Tag die Aufsicht und das Kommando über die Angriffsziele der Zero-Staffel und der zweite Leutnant hat sich wiedersetzt! Sakurai schaltete seinen Funk zum Tower einfach ab und nahm alles selber in die Hände. Meinte zu ihm: Das sie nur noch mehr Verluste machten wenn nicht endlich jemand eingriff und das RICHTIGE tat. Er hatte sich ihm wiedersetzt und war deswegen zum Helden geworden. Und nicht nur das, denn an dem Tag bekam Sakurai auch noch das Privileg alleine über die Zero-Staffel entscheiden zu dürfen und diese allein zu leiten! Entzog sich somit noch mehr dem Griff von Anderson. Auch dafür hasste ihn der Blonde noch mehr.

Obendrein gab Sakurai ihm damit bei der Schlacht folgende Aussage: Das er der Grund war warum sie so viele Männer verloren und auch noch weiterhin verlieren würden, wenn er jetzt nicht eingreifen würde. Und das saß tief. Es verletzte seinen Stolz unheilbar. Aber das war schon okay. Das war es wirklich, denn nun…hatte er das perfekte Spielzeug gefunden um IHM mal zu schaden. Anderson hatte es gesehen und wer hätte das nur gedacht? Wer hätte gedacht dass der berüchtigte, eiskalte Killer Death Zero…mal Gefühle für einen kleinen Bengel aus dem Dschungel haben würde…Es war perfekt. Eine Lücke und Schwachstelle zugleich die der sonst so perfekte Death Zero nicht besaß oder zuließ. Und Rache…servierte man schön eiskalt und blutig.

So sah er Paku weiter an, bis dieser sogar der Erste war und sehr ernst und kühl zu ihm sprach:

„Du warst noch nie ein guter Mensch Luke…aber das ist wohl dein persönlicher, neuster Tiefpunkt, nicht wahr?“

Anderson schnaufte, als fände er einfach alles nur noch lächerlich. Was irgendwo auch so war. Sicher stand er auf der falschen Seite der Zelle um mit Drohungen um sich zu werfen, aber er konnte seine Wut nicht zügeln, die so sehr ihn seiner Seele brannte, dass er es dann einfach tat. Mit der rechten Hand fasste er sich dabei über seine Platzwunde, die ihm Sakurai an der Schläfe verursacht hatte und sah Paku tief und verhasst in die Augen, als er fies und schon fast genüsslich sprach:

„Mir ist egal was ein Köter wie du von mir denkt, oder was du von mir hältst. Aber soll ich dir mal was sagen? An eurer Stelle…würde ich GUT auf das kleine Vögelchen achten um das euer Sensenmann herum balzt. Der Kleine ist wirklich wunderschön und sobald ich hier raus bin…könnte es sein das ich persönlich auf die Idee kommen könnte dem Süßen mal einen Besuch abzustatten… Immerhin ist er so zierlich, nicht wahr? Duftet er genauso gut wie er aussieht? Wie schmeckt nur sein Blut? Ist es zart? Genauso zart wie seine Haut als meine Patrone in diese einschlug und ihm dabei seine körperliche Unschuld raubte? Ich würde ja zu gern mal kosten…Was meinst du…Paku? Wie würde Death Zero das finden, wenn ich mir den Kleinen packe und ihn, vor seinen Augen, Stück für Stück genüsslich in Fetzen reiße während der Hübsche mich darum anfleht noch härter rangenommen zu werden?“

Er sagte den letzten Satz sehr aggressiv und schlug dann auch plötzlich, mit beiden Handflächen, sauer gegen das Gitter zwischen ihnen.

Er war ein Monster…aber bei Paku war er damit an der falschen Adresse. Er wusste schnell was da gespielt wurde. Hatte es sofort durchschaut. Anderson wollte ihn sauer machen und aus der Fassung bringen, aber so lief das nicht. Wie gesagt: Er war auf der falschen Seite des Gitters um mit solchen Worten um sich zu schmeißen. Also blieb der Große weiterhin eisern und ernst vor ihm stehen und sah diesem Arschloch ins Gesicht, als er sogar noch etwas näher mit seinem eigenem kam und ihm ernst und gefasst eine passende Antwort gab:

„Ich werde dir mal eins verraten Anderson:...Wenn irgendwer Hana und meinem Sohn Schaden zufügen will…dann muss er damit rechnen das ich ihn persönlich in die Hölle schicke. Und da mache ich keine Scherze…Du wirst nicht mal mehr in die Nähe von Hana kommen, dafür werde ich schon sorgen.“

Anderson sah ihn darauf frech und böse an. Er konnte sich das kurze Kichern nicht verkneifen, dass er dann aus sich brachte und danach sadistisch zurück flüsterte:

„Kümmer dich um dein eigenes Schicksal Großer…Denn der tiefste Kreis der Hölle ist reserviert für Verräter…Nicht wahr Paku? Und ich kann nur hoffen das DU und der ganze Rest deiner gehirnamputierten Freaks darauf vorbereitet sein werden, denn sobald Kaizo herausfindet, dass ich weg bin, wird er sofort nach mir suchen lassen. Und wenn er mich findet…dann kann euch nicht mal mehr Death Zero sein Charme retten, mit dem er sich immer und immer wieder für euch in die Bresche warf. So wie er jedesmal tut wenn ihr Scheiße baut! Mein Vater hat euch Versager ja nur akzeptiert weil ER sich so für euch eingesetzt hat! Oh ja…was hat mein Vater euren Leutnant doch gemocht…“

Harte Worte, aber welche auf die Paku nur müde lächeln konnte.

„Denk was du willst Anderson…Ich weis dass ich früher, oder später sterben werde. So ist nun mal der Lauf der Dinge. Doch im Gegensatz zu dir werde ich, wenn ich sterbe...etwas zurücklassen was viel wichtiger ist als mein Leben. Doch das kannst du nicht verstehen. Genieß also weiterhin deinen Aufenthalt in unserer illustren Zelle.“

Und damit wand er sich dann entgültig ab und ließ den rachsüchtigen Verrückten in seiner Zelle stehen.

Der erste Leutnant sah ihm noch nach und kurz bevor Paku den Zellenblock verließ, nachdem er die Tür geöffnet hatte, rief Anderson ihm laut nach:

„Ach ja?! WAS lässt du deiner Meinung nach zurück? Hm Paku?“

Der Große blieb stehen und lächelte vor sich in den dunklen Gang auf den Boden. Es war etwas…worüber er nicht mal lange nachdenken musste. Etwas was er genau vor sich sah. Lächeln. Er sah mehrere Gesichter die ihn anlächelten. Das seiner Freunde, seiner Familie, das von dem kleinen Hana und das…seines Sohnes. Das von Sakutaro. All das....war es wert. Und dann sah er vom Boden wieder auf und vor sich, als er zum Abschluss sagte:

„Sicherheit für meine Familie…Und eine Zukunft für sie.“

Und mit den Worten schritt er raus in den dunklen Gang und schloss die Tür des Zellenblocks hinter sich. Nicht nur das denn er schloss sie auch noch zusätzlich ab. Selbst wenn der Mistkerl es irgendwie schaffen sollte sich durch die Gitterstäbe zu zwängen, wie eine schlüpfrige Schlange, so saß er danach in dem Raum fest und konnte nirgends hin. Vorsicht war besser als Nachsicht. Paku konnte nun endlich wieder runterfahren und sich beruhigen. Es war ihm peinlich, aber er wollte diesen Mann wirklich töten. Denn der hatte es auf seine Küken abgesehen und als Vater war es natürlich das er sich um das Wohlbefinden dieser sorgte. Vor allem nun da ein neues Küken in ihr Nest gestolpert war und ebenfalls nach Essen schrie. Das Küken, von dem er sich sicher war, dass es der Partner seines Sohnes war. Das Weibchen zu ihrem Alpha. Und es wurde auch langsam mal wieder Zeit das jemand kam, Sakutaro ordentlich auf den Fuß trat und ihm dabei eine Schelle verpasste wenn er die nötig hatte. Hana tat das und es machte Paku unglaublich glücklich das zu sehen. Natürlich war es am Ende Sakurai seine Entscheidung ob er sich auf Hana einließ oder nicht, aber da machte er sich keine Sorgen, denn er hatte es vorhin gesehen. Er hatte genau gesehen…wie lieb sein Küken diesen Jungen von der Insel hatte. Denn wenn man sich an jemanden schmust, weil er Schmerzen hatte…dann waren da Gefühle im Spiel. Und es war schön diese Gefühle bei Saku wieder zu sehen, denn als er Chiharu verlor…da hatte er was an jenem Tag verloren. nämlich Liebe und Gefühle. So lief er den dunklen Gang hinab und machte sich auf dem Weg zur Sanitätsstation, in der Hoffnung das Hana wieder wach sein würde und allen bereits ordentlich die Meinung geigte. Und damit lag er leider nur halb richtig, denn Hana brüllte noch nicht um sich…sondern wurde erst mal wach.

Langsam und grummelnd kam der Kleine wieder zu sich. Und obwohl er die Augen noch nicht geöffnet hatte bemerkte er wie sich der Raum in seinem Kopf leicht drehte. Ein unangenehmes Gefühl von Schmerzen im Schädel machte sich dazu breit und verschmolz immer mehr mit dem stechenden Schmerz in seinem Bauch. Seine Sinne kamen viel zu schnell wieder zurück und je mehr sie das taten umso mehr wurde der Schmerz extremer, der einfach überall in seinem Körper zu sein schien. Sein Kopf dröhnte, sein Bauch stach und sein Blut brannte. Und Hana konnte es sich nicht erklären, aber er fühlte sich plötzlich…so anders. Als wäre er einmal durch die Hölle gewandert und stärker aus dieser hervorgekommen. So schaffte er es auch endlich seine Augen langsam zu öffnen und hielt sie halb offen. Er musste dabei blinzeln, denn das grelle Licht der Sonne blendete ihn. Doch nach wenigen Sekunden und je klarer er im Schädel wurde, wurde ihm klar das es keine Sonne gewesen war was ihn da anstrahlte. Das Licht war nämlich kälter und weißer. So blinzelte er erneut den trüben Schleier der Erschöpfung und Schmerzen von seinen Augen und verzog das Gesicht etwas schmerzhaft dabei. Gott fühlte er sich scheiße! Er fühlte sich als hätte ihn eine Herde besonders fetter Tapire überrannt! Und als wäre am Ende noch ein kleines auf seinem Kopf stehen geblieben und trat noch mal ordentlich nach. Es ging ihm also nicht gut. Doch langsam klärte sich auch endlich der Raum um ihn und er konnte eine kalte und glänzende Decke über sich sehen. Etwas was er noch nie zuvor gesehen hatte. Wo…wo war er zum Teufel? Noch war er zu schwach um seinen Kopf zu drehen, also lag er einfach da und starrte weiter über sich an die Decke. Verdammt was war nur passiert? Er versuchte sich zu erinnern doch das war gar nicht mal so leicht mit dem Druck im Schädel. Und der Kleine konnte sich nicht wirklich darauf konzentrieren denn einige Sekunden danach sah er rechts von sich ein doofes Gesicht das über ihn kam und ihn erfreut anlächelte. Hana sah zurück und wusste nicht ob er nun lachen, oder weinen sollte denn er erkannte den Trottel der ihn da anstarrte. Er wollte ihm gerne, aus Reflex, eine donnern, aber dazu fehlte ihm dummerweise noch die Kraft. Also lag er nur da ausgeliefert und Sugiura lächelte ihn dabei breit an und sprach danach auch sofort erleichtert:

„Hana! Schön das du wieder wach bist! Gott sei Dank!“

Hana sah ihn nur weiterhin schwach und nicht beeindruckt an. Gott? Gott hatte damit verdammt noch mal nichts zu tun! Er war gereizt. So verzog er das Gesicht darauf wieder schmerzhaft, als ein krampfender Schmerz durch seinen Bauch schoss. Wollte sich auch gerne aufsetzten, aber bekam es einfach nicht hin. Was war nur los verdammt?! Warum war er nur so schwach? Doch dann erinnerte er sich schlagartig. Er…er war verletzt worden. Wie ein Film spielten sich seine Erinnerungen vor seinem inneren Auge ab und er konnte sich an jedes Detail erinnern. Ja genau! Da war dieser Blonde gewesen. Der Typ der ihn so gierig angesehen hatte und dann kam Saku vor ihn. Er schützte ihn mit seinem Körper, doch alles ging so schnell und ehe er sich versah donnerte ein lauter Knall über den Strand und ein Schmerz zerriss ihn in Stücke. Da war…Blut gewesen. So viel Blut und sein Gesicht verzog sich erschrocken während er noch immer Sugi dabei ansah. Ja...Diese Waffe hatte ihn verletzt. Diese Waffe die jeder von diesen Menschen bei sich trug die aus Saku seiner Welt kamen. Er hatte solche Schmerzen gehabt und…

Doch weiter kam er nicht denn zwei völlig neue Gesichter lehnten sich plötzlich von links über ihn und starrten ihn auch freundlich an. Einer trug sogar sowas wie dieser blonde Arsch vom Strand auf seiner Nase. Etwas was sich im Licht spiegelte wie Saku seine Fliegerbrille. Und instinktiv bekam Hana einen Schreck und wollte sich verschreckt davon drücken, rüber zu Sugi, als wieder dieser Schmerz durch seinen Bauch fuhr und er dabei leicht auf krisch. Er bekam etwas Panik. Er war verletzt und kam sich wie ein verwundetes Tier vor das in eine Ecke gedrängt wurde. Saku... wo war nur Saku? Rannte es durch seinen Kopf. Schmerzhaft schloss er dann die Augen und Sugi fasste ihn auch schon gleich sanft an den Schultern und sprach beruhigend zu ihm:

„Alles okay! Sie werden dir nichts tun! Das sind Freunde von Paku, mir und Sakutaro! Sie gehören zu unserer Staffel. Das sind: Matsumoto und Katsura!“

Er zeigte dabei mit seinem Blick zu ihnen rüber und Hana machte wieder die Augen auf und sah ebenfalls zu den zwei Neuen rüber, die ihm dann nett zuwinkten. Sie…sie gehörten zu Saku? Er erinnerte sich plötzlich wieder. Paku hatte ihm sowas damals im Tal erzählt. Also das Saku seine Staffel aus fünf Männern bestand. Dann waren die Zwei also die letzten Beiden die er noch nicht kennengelernt hatte…Matsumoto und Katsura…Freundlich sahen die ja nicht aus und doofe Namen hatte sie auch noch, aber okay einige zogen halt im Leben die Arschkarte. So blinzelte Hana sie etwas stumm an und registrierte erst mal die Lage…bis er nach zwei Sekunden sich auch wieder gefangen hatte und danach zu Sugi neben sich sah. Ja und dann…dann brach der berüchtigte Sturm los auf den der Sanitäter eigentlich verzichten wollte. Hana fauchte ihn an:

„Wo zum Sirius bin ich hier?! Können die Zwei mal aufhören mich so anzustarren als wäre ich was zu fressen?! Wieso tut mir alles weh?! Und warum bist du Glatze überhaupt so locker!? Ich habe Schmerzen verdammt! Das ist alles nur eure Schuld weil ihr Idioten hier einfach standen musstet! Konntet ihr euch keine andere Insel dafür aussuchen?! Und wo verdammt noch mal ist Sakutaro?! Dieser Blödmann hat mich einfach zum Abschuss frei gegeben! Bring ihn her, denn ich will ihm hier und jetzt dafür in den Arsch treten!!“

Sofern er seine schwachen Beine überhaupt hoch bekam.

Schon fast gleichzeitig gingen mal alle um den Operationstisch auf einen Sicherheitsabstand, denn Hana schlug ganz schön um sich mit seinen Worten. Nicht dass der gleich noch wirklich jemanden schlug. Sugi wollte anfangen zu weinen, weil Hana so gemein zu ihm war, aber dann würde ihn der Rest der Staffel nie mehr ernst nehmen können! Also verkniff er sich das, doch er sah etwas erschöpft und hilflos aus. Oh mann…wie konnte der nur wieder so viel Energie zum Schreien haben? Er hatte einen Bauchschuss erlitten verdammt noch mal. Was ein harter Brocken, einfach unglaublich. Matsumoto aber fand Gefallen daran und lächelte den Blonden nur noch mehr freundlich an, als er dabei zu ihm sprach:

„Na holla du hast ja richtig Feuer im Arsch! Das gefällt mir! Paku hat nicht gelogen!“

Hana sah blitzartig sauer zu dem Dicken rüber und fauchte giftig zurück:

„Ich mach dir gleich Feuer unterm Arsch wenn du nicht sofort die Klappe hältst Dicker! Wer bist du überhaupt das du so respektlos mit mir redest?! Schon mal ne Schellen kassiert?!“

Der hatte gesessen, aber Matsu fand das echt cool und grinste darauf nur frech. Oh ja er mochte Hana schon jetzt und das war kein Scherz. Was ein Feuer! Und hübsch war er auch für einen Jungen. Nun verstand er warum Saku auf ihn stand. Geiles, kleines Biest! Katsura allerdings fing leicht an zu kichern, weil es so amüsant war. Etwas was Hana natürlich nicht entging und der dann zu dem rüber sah und motzte:

„Und was hast DU da zu lachen Schrumpfkopf?! Schon mal nen Tritt in den Nacken bekommen Kichererbse!?“

Katsu zuckte instinktiv zusammen und stand danach schlagartig kerzengerade da. Keine Ahnung warum aber er salutierte sofort eingeschüchtert vor Hana und sprach laut:

„Nein Sir!“

Hana sah ihn nur verdutzt und genervt an. Was war ein Sir? Hatte er einen Schaden? Wie auch immer, einer mehr der offenbar vor ihm zu Kreuze kroch und Angst hatte. Sehr schön Hana seine Anhängerschaft wurde immer größer, bald hatte er sie alle an der Leine! Danach schaffte er es doch tatsächlich sich etwas aufzustützen und seinen Rücken vom Tisch zu lösen. Sein Bauch tat noch sehr weh und seine Atmung wurde sofort deswegen schneller, als er den linken Arm sanft auf seine Rippen legte, sich dann im Raum umsah und etwas schwächer, aber noch immer sauer fauchte:

„J-Jetzt sagt mir endlich wo Saku ist, verdammt!“

Erst mal konnte er nicht glauben dass er ihn wieder allein gelassen hatte und dann…machte er sich Sorgen um ihn. Etwas was er aber nicht durchscheinen lassen wollte und er deswegen so rumbrüllte. Hana verbarg seine Unsicherheiten und Sorgen meist damit indem er anfing zu brüllen und um sich zu schlagen. Dennoch plagte ihn eine ehrliche Frage im Herzen: Ging es Saku gut? Und dann noch: Wo war er nur? Der Kleine…bekam ehrlich gesagt Angst wenn er nicht da war, denn er kannte diesen Ort nicht an dem er sich befand. Er war ihm völlig fremd und wirkte so kalt und dunkel dabei. So wurde auch seine Atmung etwas zittriger und sein Blick floh weiterhin panisch durch den Raum, so dass er am liebsten nach Sakutaro schreien wollte. Zu ihm wollte. Er war so durcheinander, besorgt und hatte Schmerzen. Aber das musste er nicht sein, denn eine ruhige Stimme sagte danach zu ihm:

„Na da ist ja jemand wieder sehr viel fitter, wenn man so rumbrüllen kann!“

Hana sah darauf hinter sich und erkannte einen Mann den er sehr gut kannte. Und den er mochte. Es war Paku und er kam freundlich zu ihnen in den Raum. Auf seinen Lippen zierte ein Lächeln sein Gesicht und seine Hände waren nicht mehr mit dem Blut der Operation getränkt. Und es war komisch, aber es beruhigte Hana sehr ihn zu sehen, denn Paku hatte etwas an sich was einfach in jedem das Gefühl auslöste ruhiger zu werden. So kam er auf den Kleinen zu und schließlich neben ihn links an den Tisch. Sanft streichelte er dann dem Jungen über den blonden Haarschopf und machte die Frisur damit etwas strubbelig, als er lieb sprach:

„Schön das du wieder wach bist kleiner Prinz. Und so munter. Das macht uns alle sehr froh. Wir haben uns schreckliche Sorgen um dich gemacht als du angeschossen würdest. Aber wie ich sehe steckst du das gut weg kleiner, taffer Keks.“

Als er seine Hand wieder wegzog sah Hana nur verdutzt zu ihm auf. Ja er konnte sich daran erinnern dass er angeschossen wurde, aber alles Andere danach war komplett verschwommen, oder weg. Das Einzige, was noch geblieben war, waren Gefühle. Nähe und Geborgenheit, aber auch Schmerzen und Angst. Und wenn er was nicht mochte...dann waren es Blackouts. Also versuchte er sich etwas aufzusetzen und Antworten zu bekommen. Sugi stützte ihn dabei besorgt am Rücken, als er sprach:

„Hey, hey mach langsam. Du bist angeschossen worden, das verheilt nicht einfach mal so innerhalb von einigen Stunden.“

Dennoch setzte sich der Blonde etwas aufrecht und fasste sich dann sogar, mit der rechten Hand, sanft auf den Bauch und an die Stelle wo seine Wunde war. Sugi stützt ihn leicht dabei. Hana sein Oberteil lag darüber und war noch voller Blut verschmiert durch den Schuss, doch inzwischen war es geronnen, so dass er es nicht verteilen konnte. Ebenso sah er das Loch darin. Verdammt noch mal tat es weh. Kaum zu glauben dass diese Waffen solche Schmerzen verursachen konnten. Bei einem Pfeil stellte er sich das nicht so schlimm vor.

Hana sah darauf wieder zu Paku und fragte erstaunlich ruhig:

„…Was ist passiert? Ich…ich erinnere mich an gar nichts. Wo sind wir? Und wo ist Saku?“

Paku lächelte ihn darauf an. Ja er hatte wirklich einige Stunden verschlafen, die er aufgefrischt bekommen musste. So lehnte er sich auf den Operationstisch zu Hana vor und sah ihn freundlich an. Die Anderen trauten sich auch wieder etwas näher ran, besonders als sie sahen wie locker der Blonde in der Nähe von Paku wurde. Es bestand vorerst keine Gefahr mehr angeraunzt zu werden. Ja und der Große musste erstmal etwas ausholen:

„Du bist hier auf einem Schiff. Weist du was ein Schiff ist?“

Hana schüttelte sofort den Kopf. Gut das er gefragt hatte und Paku fuhr fort:

„Das ist etwas was auf dem Wasser schwimmt und Menschen über den Ozean transportiert. In unserem Fall nennt es sich allerdings „Flugzeugträger“. Weil wir hiermit nicht nur Menschen, sondern auch unsere Zero, transportierten. Hiermit sind wir auf eurer Insel gestrandet. Jedenfalls: Nachdem du angeschossen wurdest haben dich Sakutaro und Sugiura hier her verfrachtet um dich zu behandeln. Deine Wunde war sehr schlimm und ohne eine Operation konntest du nicht wieder gesund werden.“

Hana runzelte die Stirn verdutzt und sah dann rechts von sich zu Sugi, der etwas weiter weg vom Tisch stand und fragte ihn:

„Was ist eine Operation?“

Der Glatzkopf seufzte erleichtert und antwortete ihm mit verschränkten Armen:

„Das bedeutet dass ich dich aufschneiden musste um dich behandeln zu können…Die Patrone, die dich erwischt hat, steckte noch in deinem Bauch fest und die musste natürlich raus. Saku hat dich hier her getragen und zusammen konnten wir dir die Patrone entfernen. Allerdings hast du dabei sehr viel Blut verloren und es sah nicht gut für dich aus. Aber keine Sorge! Saku und ich haben das schon geregelt und wenn ich dich so aufgeweckt sehe wirst du zu hundert Prozent wieder gesund!“

Hana sah von ihm wortlos weg und auf seine Bauch runter. Er…er hatte ihn aufgeschnitten? Okay er hatte keine Ahnung wie dieses Operations-Dings genau ablief, aber wenn es geholfen hatte dann war das etwas was er akzeptierte. Auch wenn er noch immer Schmerzen hatte. Doch das bedeutete auch…dass sie ihm alle das Leben gerettet hatten. Denn er konnte sich noch ganz genau daran erinnern…dass er dachte sterben zu müssen. Oft hatte es sich so angefühlt. Und als es so dunkel um ihn geworden war, dieser starke Schmerz der Operation ihn aber für einige Minuten wieder zurückgeholt hatte…da konnte er sich an noch etwas erinnern, nämlich an Nähe.

Hana erinnerte sich daran das Saku mit ihm gesprochen hatte und ihn dabei fest auf den Tisch drückte. Das war als die Schmerzen besonders schlimm gewesen waren. In dem Moment hatte er den totalen Tunnelblick gehabt und alles was er um sich sah war Saku kopfüber über ihm gewesen, wenn auch nur durch halboffene Augen, aber er war da. Der Blonde hatte solche Schmerzen gehabt und konnte sich nicht kontrollieren das er doch tatsächlich instinktiv…

Hana lief schlagartig etwas röter an. Oh Gott…er hatte sich an ihn geschmust. Im Eifer des Gefechts hatte er alle Dämme brechen lassen und sich schutzsuchend an Sakutaro geschmust! Und der…der hatte auch noch erwidert! Es waren nur Sekunden gewesen, bevor er das Bewusstsein wieder verloren hatte, aber Sekunden voller intimer Nähe die Hana überhaupt nicht kannte. Was war nur in ihn gefahren?! Doch dann erinnerte er sich wieder an das was am Strand passiert war. Der Moment als sich Saku vor ihn gestellt hatte und ihn vor diesem Anderson schützen wollte. Wie tapfer er vor ihm stand und in jener Sekunde…ging ihm durch den Kopf ob er nicht vielleicht in ihn verliebt war. Immerhin wurde ihm immer so warm in seiner Nähe und er war gern bei ihm. Noch dazu schlug ihm sein Herz bis zum Hals als er sich so beschützend vor ihn gestellt hatte. Aber nicht nur da sondern…irgendwie auch damals im Tal, als sie sich beide völlig gehen lassen hatten, wenn auch unfreiwillig. Er…er sorgte sich um Saku. Und der Gedanke, dass man sie lange voneinander trennen könnte, machte ihm schreckliche Angst. Es krampfte sein Herz automatisch zusammen. Aber sowas musste doch nicht gleich Liebe sein, oder? Also, auch Freunde konnten sowas empfinden…oder? Er war so verwirrt und extrem dickköpfig. Er und…Saku? Mit diesem Blödmann der ihn schon mehrmals umbringen wollte? Der mit dem er sich immer stritt und der einen noch gewaltigeren Holzkopf hatte als er selbst? Dieser Fremde der…ihm mehr Nähe und Vertrauen schenkte als alle anderen in seinem Stamm? Sich schützend vor ihn stelle und ihn behütete? Der Mann der damals im Wasser vor ihm saß und dabei so gut aussah das Hana am liebsten gleich drauf springen wollte?...Er lief noch röter an, als ihm klar wurde wohin seine Gedanken plötzlich abdrifteten. Nämlich auf die Schiene…das er ihm wirklich gefiel. Er fand Gefallen an diesem Blödmann?! Und da brach es wieder erschrocken über ihm zusammen. Saku! Wo war er eigentlich?! Sein Blick normalisierte sich erneut und holte ihn zurück ins hier und jetzt, so das er sich hektisch umsah und dann erneut Paku besorgt fragen musste:

„Saku! Wo ist er?!“

Er machte sich Sorgen, denn er hatte ihn nicht mehr gesehen seit er wieder wach war. Und das waren ehrliche Gefühle für ihn…die Hana auch nicht mehr verstecken konnte. Nein falsch…er wollte sie nicht mehr verstecken. Dieser Mistkerl hatte sich still und heimlich in sein Herz geschlichen. War in dieses gebruchlandet. Mehr als jeder andere in seinem Leben. Und ehrlich gesagt...durfte er auch gern da bleiben. Denn wenn Hana jemanden mochte…dann war er treu und besorgt um diese Person und ließ sie nicht los. So bekam er auch gleich wieder ein nettes Lächeln von Paku zugeworfen, der sehr erfreut über diese Reaktion des Kleinen war und dann plötzlich mit der linken Hand nach unten deutete und dabei sprach:

„Er lag dir noch nie so zu Füßen wie in jenem Moment Hana.“

Hana blinzelte ihn verwirrt an. Was labert er da? Aber nach wenigen Sekunden beugte er sich etwas zu Paku vor und der machte einen Schritt zurück. Er hatte sich vorher über seinen Leutnant gelehnt gehabt und gab nun die Sicht zu ihm frei, so dass der Blonde ihn endlich sehen konnte. Und tatsächlich rutsche Hana das Herz etwas in den Magen, als er den Piloten dort am Boden und am Fuß des Operationstisches liegen sah. Er lag da mit einer Decke zugedeckt und atmete langsam und schlafend. Da er sich allerdings nicht bewegte und Hana nicht wusste warum er da unten lag, bekam er sofort Panik das was mit ihm nicht stimmen könnte. Sein Herz schlug automatisch schneller und er fasste sich sogar mit der rechten Hand in sein Oberteil an die Brust, krampfte sie dort fest und wollte nach ihm rufen. Doch Sugi kam dann links an seinen Kopf und um den Tisch herum, sah lieb zu Hana und sprach beruhigend:

„Es geht ihm gut. Der Dickkopf wollte mal nur wieder nicht hören und mit seinem Schädel durch die Wand. Er hat dir sehr viel Blut gespendet und das hat ihn doch glatt umgehauen, hehe. Etwas Ruhe und er ist bald wieder fit.“

So gesehen lag er sogar schon einige Stunden dort, denn draußen wurde es langsam dunkler und die Dämmerung setzte bereits ein. Das erklärte auch wieso es dem Blonden wesentlich besser ging, denn sein Körper hatte etwas Zeit gehabt um sich zu erholen und an Saku sein Blut anzupassen. Oder dieses zumindest passend zu seinem Körper umwandelte. Hana sah aber dann verdutzt und etwas traurig zu Sugi. Was hatte er da gesagt? Sein…Blut? Das verstand er nicht so ganz so dass er fragte:

„W-was meinst du damit er hat Blut gespendet? Was bedeutet das?“

Natürlich wusste der Kleine was Blut war, aber noch nie zuvor hatte er davon gehört das man es „spenden“ konnte. Wie funktionierte das? Der Sani klopfte ihm dann leicht auf die zarte, linke Schulter und antwortete:

„Das bedeutet dass du es ohne sein Blut nicht geschafft hättest. Hana…du hast so viel Blut verloren das er dir etwas von seinem abgeben musste damit ich dich überhaupt erst operieren konnte. Siehst du das da?“

Er zeigte an Hana vorbei und der folgte seiner Handbewegung zu einem durchsichtigen Sack der da an einer Stange hing und nur noch kleine Blutreste an der Innenseite kleben hatte. Dann nickte der Blonde und sah wieder zum Glatzkopf, als der dann fortfuhr:

„Darüber hat er dir Blut gespendet. Sein Blut lief über einen kleinen Schlauch da rein und dann von einem anderen zu dir in deinen Körper.“

Dabei zeigte er dann auf Hana seinen rechten Arm und auf die Armbeuge so dass der Blonde ihm wieder folgte. Nun erkannte er auch vor Schreck, da er kurze Ärmel besaß, dass dort in seiner Armbeuge ein kleiner, blauer Fleck entstanden war, nämlich dort wo Sugi vorher den Zugang gelegt hatte. Vorsichtig strich sich der Blonde über die Stelle und sah dann wieder zum Sani. Sein Gesichtsausdruck war besorgt und das war verständlich, denn er kannte nichts von all dem. Hatte keine Ahnung was sie mit ihm gemacht hatten. Doch etwas kreiste besonders in seinem Kopf umher: Saku…sein Blut war in seinem Körper? Wie sollte er das verstehen? Wie sollte er…damit umgehen? Es war komisch und unheimlich, aber gleichzeitig auch so... rührend. Sie waren sich damit nun körperlich noch näher als vorher...

Paku sah ihm an wie besorgt und verunsichert der kleine Prinz drein blickte, so dass er ihn wieder sanft an den Haarschopf packte und seine Hand dort auch ruhen ließ. Hana sah dann zu ihm und der Veteran sprach sanft:

„Es ist alles gut, Hana. Sakutaro hat dir damit das Leben gerettet. Es war sogar seine Idee gewesen das zu tun. Er bestand darauf und wollte sich auch eigentlich nicht von dir trennen lassen bis du wieder wach bist…Unser Ass-Pilot hat sich ganz schön um dich gesorgt Kleiner. Du hättest ihn mal sehen müssen. Lief hier rum wie ein kopfloses Huhn, hehe.“

Darauf sah ihn Hana erstaunt und leicht errötet an.

Saku? Saku und kopflos? Warum? Wegen ihm? Sollte das etwa bedeuten dass er sich so große Sorgen um ihn gemacht hatte dass er deswegen sogar komplett den Kopf verlor und nicht wusste was zu tun war? D-Das…das würde dann ja heißen das er ihn…mochte? Ihn sogar sehr mochte? Nun wusste er noch weniger wie er damit umgehen sollte. Noch dazu hatte ihm Sakutaro mal wieder das Leben gerettet. So gesehen war es nun schon das vierte Mal. Damals, als er fast ertrunken wäre, kurz nachdem sie sich kennengelernt hatten. Danach dann im Tal als Onaya ihn im Dschungel angriff und reißen wollte. Dann half er ihm auch diesen Gott zu besiegen und hatte ihn somit also ebenfalls gerettet. Ja und jetzt das mit der Schusswunde…Verdammt wie sollte er das alles jemals wieder ausgleichen?! Wenn das so weiter ging stand er ja für immer in seiner Schuld! Und dennoch…kam es bei ihm nicht mehr als nervig an. Oder als müsste er alles bereinigen was passierte. Nein. Hana fühlte sich dabei plötzlich sehr…glücklich. Als wäre Saku sein persönlicher Schutzgeist geworden. Und das allein ließ sein Herz wieder etwas schneller klopfen, so das er unter sich sah und zu dem Älteren, der noch immer da lag und schlief. Er sah so…nett dabei aus. Seine Gesichtszüge waren mal nicht so ernst, sondern sehr sanft und Hana…gefiel dieser Ausdruck. So das er es nicht kontrollieren konnte und tatsächlich…leicht lächelte. Er hatte ihm das Leben gerettet. Ihm sein Blut dafür gegeben. Es floss in Hana seinen Venen. Und allein dafür…mochte er ihn nur noch mehr. So das er sogar leicht durch die Nase seufzen musste. Dieser verdammte Blödmann. Einfach jedes Mal musste er sich volle Kanne in die Bresche werfen, was? So ein Dummkopf.

Matsumoto kam dann rechts neben Paku und sprach freundlich zu Hana:

„Scheint als bist du jetzt ein Teil der Truppe!“

Hana sah dann wieder auf und verwirrt zu ihm, bis er danach seinen Blick um sich schweifen ließ und jeden der Jungs ansah. Sie sahen ihn alle sehr freundlich und nett an. Lächeln wurde ihm zugeworfen und Katsura kam auch wieder vor und rückte sich höflich seine Brille auf der Nase zurecht. Und während sich Hana so umsah…fühlte er sich das erste Mal nicht wie ein Einzelgänger. Es war komisch aber diese Fremden gaben ihm das Gefühl als…als wäre er wirklich einer von ihnen und das…das berührte sein Herz unglaublich. Es machte darauf einen Hüpfer und er sah immer wieder abwechselnd zu ihnen. Das gab es doch nicht. Etwas…was er sein ganzes Leben gesucht hatte…schien er nun endlich gefunden zu haben. Diese Jungs um ihn…sahen ihn als einen von ihnen an und das machte Hana glücklicher als alles andere auf der Welt. So das er dann leicht lächeln musste und mit den Augen etwas schneller blinzelte. Er trieb sich damit die Tränen weg, die sich doch tatsächlich beinahe in seinen Augenwinkeln bilden wollten. Nicht heulen! Wenn er nun anfing zu heulen war seine ganze Reputation im Eimer und keiner hatte mehr Respekt vor ihm! Also lächelte er nur frech, riss sich zusammen und sah dann wieder zu Saku runter. Zu diesem Blödmann…dem er das alles zu verdanken hatte. Und langsam wurde es mal an der Zeit ihn zu wecken, denn Hana wollte nicht mehr warten. Er fühlte sich beflügelt und viel besser, also wusste er sofort was er nun lieber machen wollte als alles andere…nämlich gegen Saku feuern. So das er noch mal frech zu Paku vor sah und genauso mies fragte:

„Darf ich?“

Der Große verschränkte die Arme vor sich. Er wusste sofort was der Kleine wollte und er fand die Idee sehr verlockend. Und so nickte er lächelnd zurück:

„Nach euch euer Hoheit.“

Und genau das war es war der Blonde hören wollte. So grinste er frech und verspielt und sah wieder zu Saku runter. Wurde Zeit seinen inneren Satansbraten wieder zu wecken. Sekunden danach holte er auch schon tief Luft und sprach dann sehr laut nach unten:

„SAKUTARO!!“

Es war wie ein Donnerschlag der schrillen Sorte und hallte durch den Raum. So laut das Sakutaro wenige Sekunden danach aus seinem Schlaf gerissen wurde und nach oben schreckte. In einem Bruchteil der Sekunde saß er aufrecht und donnerte sich dabei volle Kanne den Hinterkopf an der Tischkante über ihm an. Es gab einen Knall und er brüllte kurz erschrocken dabei auf, so dass er danach mit seiner rechten Hand über die angeschlagene Stelle rieb und dabei laut fauchte:

„Ich bin wach! Ich hab nicht geschlafen! Scheiße!“

Hana lehnte sich genüsslich nach vorne und sah frech und gemein zu ihm runter, während alle anderen etwas um Saku weggingen, um ihm Luft zu geben und abwarteten wie sich die Sache entwickeln würde. Keiner wollte was mit dem zu tun haben was kommen würde, also zurücklehnen und die Show genießen. Und kurz darauf sah der Schwarzhaarige hoch und rieb sich noch immer über seinen Hinterkopf. Er saß da und die Decke rutschte von seinen Schultern, während er zu Paku, Matsu und Katsu vor sich sah, die ihn nett anlächelten und der Große dann sogar schmunzelnd sprach:

„Guten Abend Küken. Gut geschlafen?“

Saku saß noch etwas wie geschlagen und perplex dort. Immerhin war er eben erst aufgewacht und sein Kopf dröhnte noch immer leicht wegen seines Blutverlustes. Dennoch fühlte er sich schon viel besser als noch vorhin wo er…Stimmt ja! Er war zusammengebrochen! Nun verstand er auch warum er auf dem Boden lag und sie alle zu ihm runter sahen. Wow wie peinlich das war ihm ja noch nie passiert. Aber okay er hatte Hana ja auch viel Blut gegeben und….Hana! Es tat einen Schlag der Erkenntnis und er drehte seinen Kopf nach hinten und über sich…wo er auch sofort in das freche Gesicht sah das da zu ihm runter blickte. Und wie frech es ihn anblickte... Saku sah diese wunderschönen, hellen Augen, an die er sich schon so sehr gewöhnt hatte und das sanfte blonde Haar das zerzaust und im Licht schimmernd vor ihm hing. Die frechen Züge im Gesicht, die ihm so vertraut geworden waren und ihn mit einem Lächeln sofort beruhigten. Im Nu war er wieder wach. Als hätte es einen Schlag gegeben und damit war nicht der seines Kopfs gegen den Tisch gemeint, der nun auch plötzlichen nicht mehr weh tat nach dem Anblick. Der Schmerz war wie verflogen, als er Hana da über sich sah und er…er war wach. Er war wach und gesund und Saku konnte nicht anders als nur zurück zu lächeln. Sanft und erleichtert. Es war nur für einige Sekunden, aber es hatte gereicht um das Band zwischen ihnen wieder zu knüpfen. Etwas…was okay war. Es ging ihm gut. Hana ging es gut…und das machte Sakutaro unglaublich froh. So das er sich umdrehte und vor ihm auf die Knie kam.

Es sah fast so aus als würde ein Prinz vor seiner Prinzessin knien und ihr einen Antrag machen. Ein schönes Bild in Paku seinen Augen und von dem er sich wünschen würde das es nicht nur Einbildung war. Doch noch war es das.

Mit beiden Händen fasste Sakutaro dann Halt vor Hana am Tisch und zerrte sich etwas hoch, so das er mit dem Kopf und den Schultern über die Kante des Tisches kam und den Jungen ansehen konnte. Sie sich gegenüber waren und das taten sie dann auch. So sahen sie sich einfach nur, auf Augenhöhe, an und in ihrer beider Augen konnte man etwas sanftes erkennen. Ihre Blicke sprachen, in diesem Moment, mehr zueinander als tausend Worte. Als würden ihre Seelen kommunizieren ohne das sie es wussten. Und jeder von ihnen…war froh den Anderen gesund zu sehen. So das Saku dann zuerst erfreut sprach:

„Hana! Du bist wieder wach! Geht es dir gut?“

Er sagte das so sanft und warscheinlich fiel ihm das nicht mal selber auf welchen Ton er da angeschlagen hatte... Aber Hana schon und das war schön. Der Blonde nickte zustimmend und lächelte dann frech. Er hatte ihn so gern und deswegen gab er doch lieber als sonst von sich:

„Mir geht es gut. Es tut noch weh, aber das ist nichts womit ich nicht klar komme!“

Und genau dieses Lächeln…dieses freche und sanfte Lächeln, was er eben bekam, ließ Saku sein Herz höher schlagen. Er war so froh. So froh dass es ihm wieder gut ging und dafür hatten sie hart gekämpft. Jeder von ihnen. Schon lange hatte der Pilot nicht mehr so aufatmen können. Denn er dachte wirklich er hätte wieder jemanden verloren den er mochte. Wenn das passiert wäre... Saku hätte sich niemals verzeihen können. Genau wie bei Chiharu damals...Doch Hana lebte. Er... war noch hier.

Paku kam dichter hinter den auf den Knien stehenden Sakurai und sprach dann über ihn hinweg:

„Hana dachte es wäre mal an der Zeit dich zu wecken. Immerhin hast du langegenug auf dem Boden geschlafen.“

Sakurai sah darauf über seine rechte Schulter zu ihm hinter. Löste damit endlich seinen Blick von dem Jungen vor sich und runzelte dann auch schon frech die Stirn. Er konnte einfach nicht anders. Es war komisch aber nun da er wusste, dass Hana das Schlimmste überstanden hatte und wieder auf dem Weg der Besserung war…da konnte er es sich nicht verkneifen. Er machte automatisch das was er am besten konnte... nämlich frech die Klappe aufreißen. Also brach es spontan aus ihm raus:

„Du hast Hana „denken“ lassen?“

Sugi zuckte als erster zusammen, bei den frechen Worten und machte automatisch einen Schritt von Hana weg, da er sehr dich neben ihm am Tisch stand. Okay scheiße. Dieser Trottel. Naja bei dem Feuerwerk wollte er nicht wieder beteiligt sein. Und auch Katsura, der Hana seine temperamentvolle Seite kennengelernt hatte, macht einen Schritt zurück. Einzig Matsumoto und Paku blieben wo sie waren und sahen sich das Spektakel näher an, dass auch nicht lange auf sich warten ließ. Also entweder war Saku einfach nur dumm, oder lebensmüde, sowas so dicht vor Hana seiner Nase raus zu posaunen, denn es war definitiv als Beleidigung gemeint gewesen. Oder als liebliches Necken, je nach dem wie krank man im Schädel war. Und Hana, der das Talent hatte von null auf hundert zu kommen, änderte auch schlagartig seinen lächelnden Blick zu einem bösen Murren und setzte sich noch mehr auf dem Tisch aufrecht. Damit überragte er Saku, der ja kniete, nun locker und sah böse zu ihm runter. Wenige Sekunden danach gab es einen Schlag…und das genau auf Sakutaro seine eben verursachte Beule von der Tischkante. Es zischte ihm ordentlich durch den Hinterkopf, denn Hana hatte sie, mit seiner rechten Faust, perfekt getroffen. Kritischer Treffer und dann brüllte Saku auch schon auf und fasste sich mit beiden Händen an den Hinterkopf, als er sich von Paku abwand und sauer zu Hana sah und fauchte:

„Sag mal spinnst du Hana?! Das tut weh verdammt!“

Hana sah ihn nur weiterhin sauer an. Und los ging die Show:

„Ich spinne?! Was soll das bedeuten du hast Hana „denken“ lassen?! Willst du mich veraschen?! Hältst du mich für blöd, oder was?! Kaum zu glauben das ich eben, für zwei Sekunden, echt dachte das du ganz okay bist und dann kommt schon wieder so eine Scheiße aus deinem Mund geflogen! Unglaublich das ich von so einem Arschloch wie dir Blut in meinen Adern fließen habe! Nimm es gefälligst wieder zurück und das noch bevor ich mich mit deiner „Dummheit“ anstecken könnte!“

Saku sah ihn einige Sekunden baff an, aber dann war er auch wieder voll in seinem Element und in ihrem normalen Verhalten so das er, ohne noch weiter zu zögern, zurück feuerte:

„Bitte was willst du?! Das kann man nicht einfach mal wieder rückgängig machen, du undankbares Stück! Schon mal nen freien Fall von einem 60 Meter hohen Flugzeugträger erlebt du kleine Kröte?! Würde sich einrichten lassen! Fit genug bist du ja anscheinend wieder wenn du so die Klappe aufreißen kannst! Ich verlor wegen dir das Bewusstsein, weil ich dir so viel von meinem Blut gespendet habe und du sitzt hier und machst mich kackdreist an?! Zeig mal etwas mehr Dankbarkeit du kleiner Pisser!“

„Oh Buhu der große, böse Pilot jammert rum weil er so viel Blut abgeben musste! Es war deine Entscheidung, denn ich habe nicht darum gebeten! Also setzt dich doch einfach da rüber in die Ecke und heul dir gefälligst allein die Augen aus dem Kopf du großes Riesenbaby, aber hör auf meinen Dunstkreis mit deiner Weinerlichkeit zu verpesten! Reicht schon das ich dein Blut nun mit mir rumschleppen muss!“

Sugi fing an sich locker die Ohren zuzuhalten, aber dennoch sah er noch immer beim Streiten zu. Er war nicht so blöd und mischte sich da ein. Den Fehler machte er nicht wieder, die kamen schon wieder runter, war nur ne Frage der Zeit. Paku musste aber die ganze Zeit über erleichtert schmunzeln denn er war froh zu sehen wie sehr die Beiden doch wieder aufblühten. Denn genauso war es richtig zwischen ihnen. Lebhaft, laut, feurig und liebevoll mit einer kleinen Brise Aggression. Und vor allem Matsu kam auf seine Kosten, der sich leicht zu Katsura rüber lehnte und leise zu ihm flüsterte:

„Auf wen setzt du? Ich denke das Hana das Ding reißt. Der nimmt Saku gerade ordentlich in die Mangel! Fünf Mäuse auf den Kleinen.“

Katsu sah zu ihm und flüsterte zurück:

„Da geh ich mit. Zehn auf Saku.“

Schön wenn Dritte aus allem ein Spiel machen konnten, aber Saku konnte einfach nicht glauben was er da gerade erlebte und kam wieder auf die Beine. Es ging unglaublich gut, auch wenn er noch leicht schwach in den Knochen war. Doch es reichte erst mal aus um zu stehen und sich dann, mit den Händen, auf den Tisch zu stützen so das er wieder größer als Hana war und wütend zu ihm runter fauchte, während der genauso sauer zu ihm auf sah:

„Ich hab mir Sorgen um dich gemacht du Biest! Aber vielleicht sollte ich dich das nächste Mal einfach liegen lassen, wenn du es mal wieder schaffst dich abknallen zu lassen!“

„Das sagt der Richtige! Du bist doch immer so lebensmüde und wirfst dich freiwillig in die Schussbahn von den Waffen anderer Leute! Scheint dir ja zu gefallen du perverser Masochist!“

„Das musst DU gerade sagen! Du stehst doch darauf wenn ich dich anschreie und niedermache! Findest es geil untergebuttert zu werden du Rotzbengel!“

„Ich habe mich noch nie von dir unterbuttern lassen! Und sag DU mir nicht das ich darauf stehe, wenn du jedes mal der bist der beim Streiten einen Blick bekommst als wollte er mich gleich sexuell auffressen! Deine Hand reicht dir wohl nicht mehr aus! Willst mich wohl unbedingt, was?!"

„Hana ich habe so die Schnauze voll von dir du undankbares…!“

Und dann verschluckte Saku seine Worte.

Er kam nicht mehr dazu etwas zu sagen, denn Hana brachte ihn schlagartig komplett aus der Fassung. So stand er einfach nur da und sah erschrocken vor sich. Spürte wie sein Herz schneller anfing zu schlagen und realisierte dann auch endlich…was gerade geschah. Es kam wie ein Gewitter über ihn. Wie ein Blitzschlag der so schnell und überraschend auftauchte, womit er niemals gerechnet hätte und sich davor auch nicht verteidigen konnte. Er fühlte wärme an sich. Spürte wie er um den Nacken umarmt wurde und sich weiches, Haar an seine rechte Wange drückte, gepaart mit einer warmen und sanften Haut. Zwei Arme hatten ihn umschlungen und ein Gesicht drückte sich leicht schmusend an seins. Saku sein Atmen stockte dabei leicht und er konnte nichts weiter tun, als einfach nur weiter da zu stehen, sich mit den Händen auf dem Tisch abzustützen und es zulassen. Nicht weil er nicht anders konnte…sondern weil er es so wollte. Denn Hana war ihm um den Hals gefallen und drückte sich an ihn. Er zitterte ganz leicht dabei. Sicherlich weil es Kraft kostete und er noch Schmerzen haben musste.Der Ältere konnte sogar ein kurzes Schniefen hören, was sein Herz sofort zusammenkrampfen ließ. Er…er mochte diesen Ton nicht. Es tat ihm in den Ohren weh das zu hören. Und dann bekam er etwas zugeflüstert. Sanft und leise. Etwas was seinen Blick aber dennoch nicht von dem Tisch vor sich los riss…aber sein Herz weiterhin zum klopfen brachte. Es war so leise, dass nur er es hören konnte und Hana sprach:

„…Danke…Danke das du mir das Leben gerettet hast Saku..."

Es war das ehrlichste und gefühlvollste „Danke“ was Saku jemals von ihm gehört hatte und diese Art wie Hana es sagte…gefiel ihm. Es machte ihn froh und sein erschrockener Gesichtsausdruck wechselte sofort zu einem sanften Lächeln mit halb geschlossenen Augen. Heh, er war so dumm. Er hätte sich denken können das Hana mit allem sehr überfordert war und nicht wusste wie er ehrlich sprechen sollte. Deswegen fing er wegen Kleinigkeiten Streitereien an. Denn er…war ja genauso. Doch egal woher dieser Gefühlsausbruch des Kleinen auch kam, er war okay. Er war…willkommen und konnte gerne öfter passieren. Also tat er instinktiv für ihn das Richtige und löste seine Hände von dem Tisch unter ihnen. Hana saß seitlich vor ihm und spürte dann wie er sanft, von zwei starken Armen umschlungen und gedrückt wurde. Matsu grinste dabei frech zu Katsu rüber, als er das sah und streckte die rechte Hand dann flach aus, als er flüsterte:

"Lass die Piepen rüber wachsen, alter."

Denn Hana hatte dieses Gefecht klar gewonnen. Darauf wühlte der Brillenträger 10 Mäuse raus und gab sie besiegt ab. Matsu nahm die Kohle und steckte sie weg, als er dabei sprach:

"Schön mit dir Geschäfte zu machen."

"Ach leck mich Matsu."

Kam es abschließend aus dem Mechaniker.

Hana wurde sanft an den Oberkörper des Älteren gedrückt und er erinnerte sich. Es war…dasselbe Gefühl wie vorhin. Vorhin als er angeschossen wurde und Saku ihn ebenfalls an seine Brust gedrückt hatte. Etwas was dem Kleinen Nähe und Wärme schenkte. Etwas…was ihm gefiel. Noch nie in seinem Leben hatte er jemanden so dicht an sich gelassen. Niemanden außer seinen Eltern. Und das sollte eigentlich auch so bleiben. Doch nun gab es eine Ausnahme. Keiner durfte ihn so berühren. Keiner…außer Sakutaro. Neben seinen Eltern würde er der Einzige sein der Hana so nah kommen durfte. Ihn so anfassen und umschlingen konnte. Dessen war er sich nun bewusst geworden.

Saku drückte ihn dann noch etwas fester.

Es war ihm egal ob alle anderen das sahen und was sie davon hielten. Ob es komisch aussah oder nicht, denn für ihn fühlte es sich richtig an. Und er wollte nicht loslassen. Er wollte…nie mehr loslassen, denn er hatte sich schreckliche Vorwürfe gemacht. Als es so aussah, als würde Hana sterben, da dachte auch Saku er müsste sterben. Es waren die schlimmsten Stunden gewesen die er je erlebt hatte. Aber nun war Hana wieder gesund und er würde ihn nie mehr loslassen. Nie wieder…ließ er zu das Hana verletzt wurde. Er tat alles was in seiner Macht stand um das zu verhindern. Saku wollte ihn beschützen. Und das vor allem was ihm Schaden zufügen könnte. Das schwor er sich in jenem Moment. Er gravierte es in sein Herz wie eine Narbe die ihn immer daran erinnern sollte. Denn er…er mochte diesen Jungen sehr. Also sprach er zu ihm ebenso leise zurück:

„...Du verdammter Dickkopf…“

Doch Hana machte es dieses Mal nicht sauer das zu hören, den er konnte fühlen das Saku es lieb meinte und wie schnell sein Herz schlug. Es schlug genauso schnell…wie sein eigenes und dann auch noch im selben Rhythmus. Es war beruhigend. Also lächelte er sanft und sah dann wie Matsumoto, der neben Paku und auch vor ihm stand, sich doch tatsächlich ein kleines Tränchen verdrückte und dann schlagartig die Arme öffnete und sprach:

„Okay das reicht! Ich bin zu nah am Wasser gebaut! Gruppenkuscheln! Alle zusammen! Sofort!“

So lief er auf den verdutzen Hana und Saku zu, die sich noch immer umschlungen hatten und warf sich dann an den Schwarzhaarigen, von hinten dran. Saku keucht kurz auf und sah dann über seine linke Schulter hinter sich, konnte, genau wie Hana, schließlich dabei zusehen wie sich auch Paku und Katsura dazugesellten und um sie herum kamen. Ja und dann kam Sugi noch freundlich lächelnd links an Hana und umschlang diesen auch. Im Nu hatte sich aus den sechs Menschen ein Knuddelknäuel gebildet, die sich alle gegenseitig drückten und Matsu sogar der Erste war der dann innerhalb des Knäuels anfing zu lachen und dann laut aus sich feuerte:

„Willkommen in unserer Familie von Selbstmördern, Kleiner! Du passt perfekt zu uns!“

Und das war viel gesagt dafür dass sie sich alle noch nicht lange kannten. Es war auch etwas was man nicht über Zeit erschaffen konnte, sondern nur nach Gefühl. Etwas was entweder sofort passte, oder eben nicht, egal wie viel Zeit auch verging. So drückten sie sich alle weiter. Saku lachte auch ganz kurz und wurde, durch alle anderen, nur noch mehr an Hana gedrückt, der die Augen dabei schloss und lieb lächelte. Den Geruch des Älteren einatmete und genoss, denn er war ihm gerne nah. Hana war…noch nie so glücklich gewesen und genau in diesem Moment…waren diese Menschen für ihn eine Familie geworden. Jeder einzelne von ihnen. Sie nahmen ihn wie er war und behandelten ihn normal und nicht mit Abneigung. Etwas was er von fast allen in seinem Dorf kannte. Und genau deswegen mochte er sie. Er war…einer von ihnen. Und nichts machte ihn gerade glücklicher. So das er doch leicht eine kleine Träne vergoss und die in Saku seinem Shirt versiegte. Zu dumm das man vorher erst angeschossen werden musste, was?

So drückten sie sich noch einige Sekunden und sprengten sich danach sanft voneinander. Sugi gab Saku seine Fliegerjacke und der zog sie wieder an. Hana löste sich dabei von Saku und sah sich noch mal in der Runde um. Sah alle diese Gesichter um sich und fühlte sich mehr zuhause als jemals zuvor. Wer hätte gedacht das Menschen aus der Außenwelt mehr Familie für ihn sein würden als der eigene Stamm. Hana fühlte sich zu jedem von ihnen verbunden und ganz besonders zu Sakutaro, den er dann auch wieder ansah und der sanft zu ihm lächelte. Ja…nur wegen diesem Holzkopf hatte er einen Ort gefunden wo er gerne war. Nämlich bei ihnen. Und wenn es nach Hana ging...sollte sich das nicht mehr ändern.

„Klopf, klopf…Darf ich reinkommen?“

Fragte eine tiefe, aber charmante Stimme plötzlich in den Raum und zerriss damit vollkommen die schöne Atmosphäre und den Moment.

Wie ein Blitz schlug sie ein und sorgte dafür dass sich alle sofort in Alarmbereitschaft begaben und sich rechts von ihnen zu der Tür des Sanitätsraums drehten. Jedem war der Schreck in die Glieder gefahren und weil sie nun mal Soldaten waren passierte es automatisch dass sie nach ihren Waffen griffen und diese zu der Tür richteten. Aber es waren nur vier im Raum die nach ihren Nambus griffen, nämlich Paku, Matsu, Katsu und Sugi. Wobei Sugi mehr zu dem Skalpell auf dem Tisch neben sich griff und es bedrohlich vor sich hielt, bis er selber checkte wie dumm das doch eigentlich war, aber okay nun musste er damit rollen. Also sah er es erst verdutzt an, aber hielt es dann wieder ernst vor sich zu der Tür. Er konnte damit auch verletzen! Wenn der Feind gnädigerweise nah genug ran kam. Paku stellte sich sofort schützend vor Sakurai und links von ihm standen Matsumoto und Katsura, die auch ihre Nambu vor sich hielten und bereits zielten, denn es war keiner an der Tür…den sie kannten. Hana war auch erschrocken aber noch bevor er zur Tür sah, erblickte er wie organisiert sich die Jungs um ihn und Saku gestellt hatten. Sie standen schützend um sie herum und blockierten damit die Möglichkeit das sie ins Visier genommen werden konnten. Hatten sich wie gedrillt vor ihren Boss gestellt und beschützen ihn so wie den Jungen den er noch immer in den Armen hielt. Ja, Saku hielt Hana noch immer in den Armen und drückte ihn sogar wieder schützend an sich, so dass der Blonde etwas rot dabei wurde. Er beschützte ihn erneut. Und gerade weil Hana sich nicht wehren konnte, wegen seiner Verletzung…gefiel es ihm umso mehr und er schnaufte sogar leicht.

Saku sah streng über Hana hinweg und drückte ihn mit einem ernsten Blick an sich, der auf dem Fremden ruhte, der ziemlich lässig an der Tür vor ihnen stand und sich noch nicht von der Stelle gerührt hatte. Erst dachten alle es wäre Anderson gelungen zu fliehen, aber da stand nicht dieser Mistkerl sondern ein anderer sehr großer Mann. Er war sogar so groß wie Paku und Saku dachte immer sein Dad wäre der größte Mann auf dem Planeten.

Sie warnen alle angespannt und bereit abzudrücken, wenn sie mussten. Doch Sugi war der Erste dem die Anspannung seine Sicherung durch knallen ließ, denn er hatte an dem Tag schon genug durchgemacht, so dass er laut zu dem Mann fauchte:

„Keine Bewegung Drecksbeutel!!“

Alle sahen verwirrt zu ihm rüber, sogar Hana der das Gesicht dann etwas genervt verzog. Oh Mann das war wirklich schlecht gewesen. Wie peinlich. So peinlich dass es sogar dem Blonden wehtat und er auch Saku nur genervt darauf schnaufen hörte. Wenn man nicht richtig beleidigen konnte sollte man es besser lassen. Matsu dachte sich diesen Teil aber nicht und sah vor Paku vorbei und sprach zu Sugi rüber:

„Ernsthaft? Mann arbeite an deinen Sprüchen du Lutscher!“

Sugi sah etwas beschämt zu dem Dickeren rüber und muffte peinlich:

„Hey Ihr wisst das ich sowas nicht kann wenn ich nervös bin!“

„Du kannst das auch nicht wenn du NICHT nervös bist!“

Fauchte Matsumoto zu ihm zurück und schüttelte dann den Kopf. Oh mann was ein Weichei. Er lenkte seine Aufmerksamkeit dann aber wieder vor sich auf den Fremden und muffte:

„Mach dich lieber vom Acker Rothaut! Oder wir pusten dich gleich so mit Kugeln voll das du danach klingelst wie ein volles Sparschein!“

Bitte was? Rothaut?

Hana sah nun endlich verwirrt zu der Tür und blinzelte mit den Augen. Das…das konnte nicht sein! Er hatte die Stimme nicht sofort erkannt, obwohl er das hätte tun müssen, aber nun sah er den Mann der da stand und ihm rutschte leicht das Herz in den Magen. Falscher Alarm! Komplett falscher Alarm! Er musste das sofort stoppen! So das er sich etwas von Saku löste und der verwirr zu ihm sah, als Hana sich vor lehnte, in die Richtung der Tür des Raums und dann an Paku vorbei rief. Er war in der Sicht des Fremden und rief:

„Silva!“

Der Fremde, stark und mit einem edlen Gewand und Federn geschmückt, lächelte freundlich und hob dann ebenso begrüßend und locker die rechte Hand, als er dem jungen Sohn des Häuptlings antwortete:

„Yo! Schön dich zu sehen Hana!“

Die Jungs sahen verwirrt zu ihm. Was war das denn für einer? Schnallte der nicht das Waffen auf ihn gerichtet waren?! Doch insbesondere Sakurai war verwirrt dem dann aber auch endlich ein Licht aufging. Er kannte Hana…natürlich tat er das! Seine Kleidung war eigentlich verräterisch genug. Nun verstand er auch endlich was los war, warum hat er nicht gleich daran gedacht?! Der Typ da vor ihnen gehörte zu Hana seinem Stamm. Er trug auch diese Federn in seinem Haar, genau wie der Kleine, auch wenn er diese gerade nicht an hatte, da sie ihm das Band und die Federn daran, für die Operation, abgenommen hatten und diese noch immer am Fußende des Tisch lagen. Saku nahm diese dann auch schon und reichte sie dem Blonden vor die Nase, der sie dann verdutzt annahm und sich wieder damit kleidete. Saku beruhigte sich allerdings etwas. Denn es wäre schlimmer gewesen wenn es einer von Kaizos Leuten wäre der da an der Tür stand.

Also sah er zu seinen Jungs abwechselnd und sprach dann laut:

„Nehmt die Waffen runter!“

Sie sahen alle verdutzt zu ihm hinter und Katsu fragte dann auch schon:

„Äh bist du dir sicher Boss? So wie der aussieht kann der uns Kung-Fu mäßig auseinandernehmen wenn wir nicht mehr auf ihn zielen!“

Saku sah ernst zu ihm.

„Es ist okay! Ich denke nicht...das er hier ist um zu kämpfen.“

Dabei sah er wieder vor zu Silva, der noch immer locker an der Tür stand und dessen freundliche Mine sich in ein freches und sicheres Lächeln änderte, als er darauf wieder ernster sprach:

„Du bist sehr aufmerksam und wachsam. Nicht schlecht für einen Menschen vom Himmel. Und wie ich sehe vertrauen dir deine Männer. Danke das du auch mir zuerst vertraust bevor du mich gleich als Feind siehst.“

Saku sah ihn stechend an und antwortete darauf:

„Ich vertraue dir nicht. Aber ich kann eins und eins zusammenzählen und wenn dann vertraue ich dir nur weil Hana dich kennt. Und ich vertraue ihm.“

Hana sah darauf wieder rechts zu ihm auf. Erneut wurde er dabei etwas rot. Er…er vertraute ihm? Wo kam das denn her? Wer war dieser Mann und was hatte er mit Sakutaro angestellt?! Was so ein Schuss in den Bauch doch alles veränderte. Saku war so anders als sonst. Aber das gefiel ihm. Er kam sich vor...wie ein Weibchen das beschützt wurde.

Silva schnaufte kurz locker und nickte dann zum Boden, hielt auch seinen Blick dort, als er von sich gab:

„Gut. Klug bist du also auch. Ich habe mich nicht in dir geirrt. Kein Wunder das der Sohn unseres Häuptlings dich mag.“

Was sollte das denn bedeuten? Hana sah etwas empört zu ihm rüber und fauchte dann:

„Was willst du hier Silva?! Hast du nichts Besseres zu tun als mir nachzuspionieren?! Hat Vater dich geschickt!?“

Die Jungs sahen von Hana zu Silva und dann wieder zu Hana. Okay, schien alles etwas lockerer zu sein, also hörten sie natürlich auch auf Sakurai und legten ihre Waffen nieder, steckten sie wieder in ihre Waffenholster zurück. Saku aber wich nicht von Hana seiner Seite und sah weiterhin ernst und scharf zu dem Fremden vor. Er traute ihm nur soweit wie Hana ihm traute. Naja vielleicht sogar weniger. Und dennoch blieb er wachsam. Er würde nicht wieder zulassen dass der Kleine in Probleme geriet. Er hatte vor Stunden erst einen Schuss überlebt und war noch schwach, also würde Saku den Teufel tun und nun von seiner Seite weichen! Nein…nie wieder. Silva allerdings bemerkte den Blick den er zugeworfen bekam und sah ebenso streng und fasziniert zurück. Dieser Mann des Himmels…er hatte treue und starke Augen. Aus ihnen konnte man lesen was für ein Mensch er war und welch Schrecken er bereits gesehen hatte. Und genau dieser Schrecken gab ihm seine Stärke. Aber man sah auch das er geschwächt war und wahrscheinlich deswegen nicht nach seiner Waffe gegriffen hatte, sondern andere den Job erledigen ließ. Und besonders war ihm aufgefallen…wie schützend er den jungen Sohn des Häuptlings bewachte. Ja Silva konnte es genau sehen: Er war ein Beschützer und ein Krieger. Etwas sehr edles und das aus einer Welt hinter dem Ozean, wer hätte das nur gedacht? Er verneigte sich vor solchen Menschen normalerweise, doch zuerst musste er sich noch beweisen um das zu verdienen. Aber nicht nur bei ihm, denn wenn er der Partner des Sohns von Hao sein wollte…musste er noch viel lernen und sich erst recht dem Häuptling beweisen. Da brauchte es allerdings mehr als Mut und Tatendrang um das zu erreichen. Besonders bei Hao.

Silva sah dann vom Boden wieder hoch und antwortete endlich auf Hana seine Frage:

„Nein. Ich komme auf Bitte deiner Mutter.“

Als er das sagte stocke Hana sein Herz kurz. Seine…Mutter? Er sah darauf erschrocken aus und dieser Blick entging Saku natürlich nicht, der ihn dann sanft an der rechten Schulter fasste und fragte:

„Alles okay?“

Doch Hana ignorierte ihn komplett und sprach laut und erschrocken zu Silva rüber:

„Meine Mutter?! Geht es ihr gut?!“

Silva nickte.

„Es geht ihr nun sicherlich besser da du wieder an Stärke gewinnst. Aber dennoch solltest du mitkommen und sie nicht warten lassen. Ich bin hier um dich nachhause zu holen.“

Nachhause…warum klang das in Saku seinen Ohren plötzlich so bitter? Er verzog sogar den Mund etwas sauer und ließ wieder von Hana seiner Schulter ab, als er böse zu Silva rüber sah. Seine Jungs waren still geworden und überließen ihrem Leutnant besser das reden. Aber wenn sie sich einklinken sollten, dann waren sie bereit ein Feuerwerk abzugeben. Immerhin war ihr Leitvogel verletzt und jeder der ihn bedrohte war nun automatisch ein Feind. Hana dagegen schluckte. Er…er wusste warum es seiner Mutter vorher nicht gut ging. Sie hatte es gespürt. Sie hatte gefühlt was mit ihm passiert war und wie er nach ihr geschrien hatte. Er…er war so dumm. Das Band zwischen ihm und seiner Mutter war ungebrochen.

Also sah er Silva nachdenklich an. Er wollte nicht gehen…aber er musste. Seiner Mutter zur Liebe. Er wollte nicht dass sie krank vor Sorge war. Doch bevor Hana ihm zustimmen konnte und was sagen wollte, da kam Saku einen Schritt vor ihn und nahm ihm hinter seinem Oberkörper, den er etwas auf den Tisch lehnte, in Schutz. Der Blonde verstand das nicht und sah ihm demnach auch so verwirrt an. Doch als der Ältere anfing zu reden…da wurde ihm klar was das sollte.

Sakurai sprach angespannt und bedrohend zu Silva rüber:

„Ihn nachhause holen, ja?...Damit ihr ihn wieder verbrennen könnt, wenn er nicht das macht was euch passt?! Denkst du wirklich ich bin so bescheuert?! Ich habe gesehen was IHR mit ihm gemacht habt und es fällt mir etwas schwer das als ZUHAUSE zu bezeichnen!“

Hana sah ihn erschrocken an. Was tat er da?! Stellte er sich gerade wirklich vor ihn und nahm ihm vor seinem Stamm in Schutz?! Was war denn nun passiert?! Sollte es normalerweise nicht anders herum sein?! Es erschrak Hana so sehr das er erst nichts sagen konnte und ihn nur anstarrte. Stritten…sich da gerade wirklich zwei Parteien um sein Wohlsein? Um seins?! So sehr es auch schmeichelte, es war falsch! Wenn er nichts unternahm fing Saku vielleicht noch an weiter hochzufahren und dann könnte es Krieg zwischen den Jungs und seinen Stamm geben. Besonders wenn er Hana nicht rausrückte! Er musste das beenden! Und das sofort! Doch Silva war nicht gekränkt von den Worten sondern nur mehr beeindruckt. Er hatte die Brandwunde also gesehen und verstanden. Ja... er war wirklich ein Krieger. Wachsam und konnte gut kombinieren. Und selbst verwundet ließ er sich nicht einschüchtern und biss um sich. Das...erinnerte ihn plötzlich an Hao. Es war die selbe Energie.

Hana drückte Saku etwas zur Seite, so dass der wieder erschrocken zu ihm sah und der Blonde schon fast befehlend zu ihm sprach:

„Nicht Saku! Es ist okay! Ich gehe mit ihm! Du musst dir keine Sorgen machen! Silva ist mein Freund und mein Pate. Er würde nie zulassen dass mir etwas Schlimmes geschieht! Und wenn meine Mutter mich sehen will...dann werde ich gehen! Sie ist sicherlich krank vor Sorge um mich! Und ich will nicht das sie das ist!"

Saku sah ihn an.

In Hana seinen Augen war Entschlossenheit. Er würde gehen und er wusste dass er ihn nicht aufhalten durfte. So biss er sich selber gerade etwas in den Hintern, denn was er da getan hatte war dumm gewesen. Er wollte Hana beschützen, aber einen Streit vom Zaun zu brechen und einen Krieg gegen Hana seine Familie wollte er niemals. Diese Menschen sollten vom Krieg verschont bleiben…Also atmete er schweren Herzens aus und nickte vor sich. Es fiel ihm nicht leicht aber…aber er würde auf den Kleinen hören. Hana wusste besser als jeder Andere wie man mit seinem Stamm umzugehen hatte und wie sie einzuschätzen waren, also vertraute er ihm. Dennoch sah er dann wieder zu dem Blonden und sprach ernst:

„Okay…Aber du gehst nicht allein…Ich gehe mit dir. Und ihr bleibt hier.“

Den letzten Satz wand er an den Rest seiner Truppe um sich.

Darauf sahen ihn alle, bis auf Silva, erschrocken an. Matsu war natürlich der der zuerst laut lossprach und protestierte:

„Bist du dir sicher Saku?! Wir kennen diese Menschen doch überhaupt nicht! Was wenn die dich in eine Falle locken und du ihnen dann schutzlos ausgeliefert bist?!“

Saku schüttelte den Kopf und sah zu ihm:

„Vertraut mir einfach, okay? Ich habe zugelassen das Hana verletzt wurde und nun bringe ich ihn auch wieder heim damit er sich erholen kann. Sie sollen…den Mann sehen der den Sohn ihres Häuptlings verletzt hat.“

Er bürdete sich wieder viel zu viel auf.

Silva war noch mehr beeindruckt. Eine ehrliche Seele...Interessant. Er scheute offenbar keine Gefahr.

Hana aber konnte nicht glauben was er da tat und sah Saku nur an. Und kurz darauf trafen sich wieder ihre Blicke und sie sahen sich nur stumm an. Warum tat er das? Er hatte dafür keinen Grund…Aber Hana war der Letzte der ihn davon abbringen konnte, wenn er sich was in den Kopf gesetzt hatte. Er wollte das alles nie passieren lassen. Wollte Saku von seinem Stamm fern halten. Von...von seinem Vater. Doch nun war die Katze aus dem Sack. Yoh wusste das was schlimmes passiert war und Hao würde es herausfinden. Ganz sicher. Also schluckte er nur schwer und sprach:

„Mein Vater…wird dich umbringen.“

Saku lächelte ihn frech an.

„Das soll er erst mal versuchen.“

So viel Zuversicht. Aber half die auch bei Hao?

Und danach ging alles auch sehr schnell. Innerhalb weniger Sekunden hatte Saku sich Hana vom Tisch gepackt und trug ihn vor sich in den Armen. Der Kleine wehrte sich nicht mal mehr…er wollte nicht. Er wollte eigentlich auch nicht das Saku seinem Vater begegnete, denn dann würde alles sicherlich komplett eskalieren. Aber auf der anderen Seite…wünschte er es sich irgendwie. Er wollte…dass seine Eltern sehen welchen Mann er mochte. Wer ihm so viel beigebracht hatte und ihn immer beschütze wie ein persönlicher Schutzgeist. So lief er etwas rot an und ließ sich von Saku tragen, der mit einem strengen Blick auf Silva zulief und seine Jungs ihm dann treu folgten. Sie konnten vielleicht nicht mit ins Dorf, aber sie würden ihn begleiten bis es nicht mehr ging. Gaben ihm solange Deckung. So wie immer. Silva nickte freundlich lächelnd und sprach:

"Weise Entscheidung. Folgt mir."

Hana sein Pate lief locker voraus und leitete sie auf das Deck des Flugzeugträgers.

Innerhalb der dunklen Gänge lief Paku dich hinter Sakurai und sprach dann zu ihm:

„Bist du dir sicher Sakutaro? Matsu könnte recht haben und das alles geht vielleicht nach hinten los.“

Zweifel die er selten hatte, aber Saku sah weiter zu Silva vor und behielt ihn genau im Auge, als er darauf sprach:

„Mach dir keine Sorgen. Es wird alles schon klappen. Ich…ich vertraue Hana. Ihr müsst nur weiter auf Anderson achten und mir Kaizo vom Hals halten bis ich wieder da bin.“

Der Blonde sah deswegen wieder zu ihm auf. Er vertraue ihm…aber was sollte Hana machen wenn sein Vater Saku töten wollte? Vor nichts…fürchtete er sich gerade mehrmals diesem Szenario. Und als sie dann auf dem Deck angekommen waren, ihnen der salzige Wind entgegen kam, da geschah alles sehr schnell. Viel zu schnell. Und Silva war froh...das ihm so viel Vertrauen geschenkt wurde. Dieser Sakutaro war wahrscheinlich ein guter Mann. Und anscheinend perfekt für Hana. Aber auch dieser musste sich Konsequenzen stellen...

Innerhalb von wenigen Sekunden blieb Silva auch schon vor ihnen auf Abstand stehen und drehte sich zu der bunten Truppe um, die auch alle stehen blieben und ihn verdutzt ansahen. Ja und dann geschah es auch schon Ach auf krach. Alle hörten ein Pfeifen, dass vom Wind getragen wurde, aber nicht von Silva kam sondern von jemand anderem. Etwas was keiner verstand…außer Hana dem sich der Magen umdrehte und er erschrocken um sich sah. Sein Herz donnerte. Sein Atmen Stöcke erneut. Verdammt nein! Das war eine Falle! Er kannte diesen Pfeifton und wusste was er zu bedeuten hatte. Ja und wie aus dem Nichts war die Zero-Staffel dann auch schon von Patcheen umzingelt.

Sie kamen hinter Kisten hervor, hinter Ecken und einige standen weiter oben auf Panzern und zielten auf die Außenseiter. Sie alle zielten auf die Fremden und Saku erkannte sofort erschrocken wie sich mindestens zwanzig Pfeilspitzen auf sie richteten und drohten von den Sehnen zu schnellen, wenn sie auch nur eine falsche Bewegung machten. Die Jungs wollten selber nach den Waffen greifen, aber dazu war es zu spät geworden. Jede falsche, unbedachte Bewegung war ab nun ein tödlicher Fehler. Ihnen waren die Hände gebunden. Also war Sugi der Erste der diese auch leicht hochhob und laut sprach:

„Ich geb auf!“

Matsu sah genervt zu ihm und flüsterte dann zu sich selber nach vorne:

„Scheiß Feigling…“

Dann aber schnaufte er und fauchte vor sich genervt:

„Okay! Wer ist der Erste?! Ich nehm euch alle nach und nach auseinander!...Einer nach dem Anderen versteht sich!"

Er wusste doch das es eine scheiß Idee war! Sie hätten der Rothaut niemals folgen sollen! Aber Saku pfiff plötzlich zu ihm hinter und rief ihn damit zur Besinnung. Auch sprach er laut:

„Halt den Ball flach Matsu!“

Schoss es aus seinem Leutnant.

„Okay, aber machen die das auch?!“

Frage Katsu darauf sichtlich nervös und sah sich durch seine Brille auch so um.

Sie standen, Rücken an Rücken im Kreis und um sie herum zog sich der Ring der Patcheen immer enger zu. Diese hatten alle im Visier und warteten nur auf einen Grund zu schießen, oder einen Befehl. Das Hana in Saku seinen Armen lag und sich erschrocken umsah, schien sie nicht mal zu stören. Sie waren wie Soldaten…warteten auf den Befehl um anzugreifen. Nicht anders…als sie selbst. Und dann sahen Sakutaro und Hana beide wieder vor zu Silva, der frech lächelte. Was sollte das?! So das der Blonde dann sauer und sichtlich pissig zu ihm rüber sprach:

„Was soll das Silva!? Pfeif diese Affen sofort zurück! SOFORT!! Oder ich mache es!!“

„Sie werden zurückgepfiffen wenn ICH es sage und nicht DU Hana!“

Hana sein Blut gefror bei der Stimme förmlich zu Eis und Saku merkte wie der Kleine, in jenem Moment, zusammenzuckte und erschrocken weiter vor sich sah. Was war denn mit ihm los? Doch gleich darauf bestätigte sich Hana seine größte Furcht und das schon hier und nicht zuhause. Die Patcheen vor ihm teilten sich wie das rote Meer und auch Silva machte einen Schritt nach rechts um den Weg für diese eine Person frei zu machen. Für die Person vor der Hana mehr Furcht und Respekt hatte als vor allen anderen. Der Mann der diesen Stamm führte und ohne seinen Poncho, aber mit seinem Bogen auf dem Rücken, elegant auf sie zutrat. Sein langes Haar wehte sanft im Wind und schimmerte in der gelblichen Dämmerung in dunklem Goldbraun. Sein Blick war ernst und kalt, seine Schritte schwer aber bestimmt und dann blieb er mit verschränkten Armen auf einem guten 2 Meter Abstand vor ihnen stehen und alle sahen ihn an. Besonders Saku, denn der Kerl da vor ihnen war edel geschmückt. Er trug dieselben Federn in seinen Haaren wie Hana und auch so trug er Schmuck und eine rote Kriegsbemalung auf seiner nackten Haut des Oberkörpers, so wie auch alle anderen um sie herum. Geformt wie Sterne und Streifen. Bedeutungen die keiner der Zero-Staffel kannte. Er hatte eine mächtige Erscheinung und etwas Unterwerfendes an sich. Und wenn Sakurai ihn sich genauer ansah…konnte er, in seinem Gesicht, es endlich sehen…die Ähnlichkeit zu Hana seinen Zügen war da. Er hatte es verstanden, doch Hana sprach es dann offensichtlich und schlotternd in seinen Armen aus:

„V-Vater…Was machst du hier? Wie hast du mich gefunden?“

Es war nicht nur das, sondern auch sehr ungewöhnlich das sein Vater sich so weit von ihrem Dorf entfernte. Denn wenn Hao mal das Dorf verließ und dann auch noch in voller Kriegsmontur und mit seinen besten Leuten anmarschiert kam, dann war etwas richtig am dampfen. Genau deswegen…wurde Hana nur noch nervöser und er hoffte und betete, das Hao heute keinen zu nervösen Finger hatte und Saku, ohne zu zögern, einen Pfeil zwischen die Augen jagte! Ja und Saku sah dann zu Hana in seinen Armen, denn ihm war nicht entgangen wie ängstlich und eingeschüchtert er diese Worte gesagt hatte. Danach sah er wieder erschrocken vor sich. Das war also…sein Vater? Hana sein Vater? Dann bedeutete das auch dass er der Häuptling war. Das erklärte auch seine stolze und edle Erscheinung. Er wirkte sofort wie ein Mann der alles unter Kontrolle hatte und eisern regieren konnte. Und ehrlich gesagt…gefiel ihm das nicht das Hana solch eine Angst vor seinem Vater hatte. Es fuhr sofort wieder den Beschützerinstinkt in ihm hoch. Es lag aber auch daran... das er selber mal ein Kind gewesen war das vor seinem Vater Angst gehabt hatte. Etwas das momentan aber nicht angebracht war, also riss er sich zusammen und schwieg. Nur Matsu flüsterte zu Katsura, da die Jungs ja auch den Häuptling sahen:

„…Wer ist denn der große Mufti dort?“

Katsu boxte ihn leicht in die Seite und sofort zuckten einige Bögen hinter ihnen strammer. Doofe Idee, lieber still bleiben. Paku stand dicht hinter Sakurai und blickte ebenfalls sehr angespannt zu der Situation um sie. Sie waren umstellt und aus der Zange gab es kein entkommen. Faszinierend wie strategisch gut diese Männer positioniert waren das sie gleich die Schlinge systematisch schließen konnten, wenn der Feind da war wo sie ihn haben wollten. Das zeigte was für einen Anführer sie hatten der mit dachte und nicht auf den Kopf gefallen war. Und selbst wenn sie schneller ziehen und abdrücken würden, waren es dennoch zu viele und Hana war voll in der Schusslinie. Sie waren alle durchbohrt bevor einer „Zero“ sagen konnte. Dennoch hoffte er darauf das es alles nur eine Art von Drohgebärde war, denn immerhin hatte Saku den Sohn des Stammesanführes auf den Armen und den würden sie sicherlich nicht der Gefahr aussetzten getroffen zu werden. Doch sie sollten kein Risiko eingehen und sehen was passierte. Sie waren eh ausgeliefert und mussten sich dem beugen was kam.

Hao sah seinen Sohn noch immer streng und scharf an. Doch kurz darauf floh sein Blick ein Stockwerk höher…nämlich zu dem Kerl der Hana in den Armen hielt. Etwas was dazu führte das sie sich beide nun ansahen. Sekunden verstrichen in denen sich Hao und Saku ihre Blicke kreuzten und man konnte genau sehen dass sie beide aus ein und demselben Holz geschnitzt waren. Sie besaßen Mut und Schneid und keiner hatte vor sich zu ergeben. Dieser Fremde…hatte einen starken Willen, dass sah man ihm sofort an, doch die Art wie er seinen Sohn in den Armen hielt…passte Hao überhaupt nicht. Allein das er sein Fleisch und Blut berührte brachte sein eigenes Blut zum Kochen. Denn er hielt ihn...wie ein Weibchen. Doch Hao wäre nicht er wenn er nicht wüsste wie er sich zu zügeln hatte, also sah er wieder zu Hana und sprach ernst:

„Ich hab dich nicht gefunden…sondern deine Mutter.“

Und als er das sagte kam jemand hinter Silva hervor und lief scheu und zittrig auf Hao zu.

Saku musste genauer hinsehen, weil er sich nicht ganz sicher war was er dort sah. Denn die Person, die hinter dem großen Krieger hervorkam, wirkte zierlich und war schön gekleidet. Sie hatte das lange, ebenso dunkle Haar, wie das von Hana seinem Vater, nach hinten und hoch oben am Hinterkopf zu einem Pferdeschwanz gebunden. Sie hielt beide Hände an die Brust und war hübsch. Saku hatte verstanden dass dies offensichtlich Hana seine Mutter war. Sie…hatte nämlich dieselbe zierliche Art und lieben Augen wie er. Nur war ihre Augenfarbe einen ticken dunkler als die von Hana, die sehr grell dagegen war, wenn aber auch bernsteinfarbend. Doch etwas an ihr kam ihm komisch vor. Sie war wunderschön, keine Frage und von ihr hatte Hana also das zierliche, doch sie wirkte so…

Dann kam sie aber auch schon neben Hana seinen Vater und blickte ihren Sohn traurig an. Man sah dass sie sich nach ihm sehnte und wie sich immer und immer mehr die Tränen in ihren Augenwinkeln sammelten. Hana sah auch völlig erschrocken zu seiner Mutter rüber, die ebenfalls so weit weg von Zuhause war, als sie es sein sollte und das nur um ihn zu finden. Yoh war kein Kämpfer und außerhalb des Dorfes war es viel zu gefährlich für ihn und dennoch war er hier. Er hatte Hana gefunden…und konnte es nicht mehr aushalten. Also brach der Damm und er rannte einfach los. Damit hatte absolut keiner gerechnet. Alle Patcheen spannten die Bögen sofort angespannt strammer, denn ihre Königin brachte sich gerade in ernsthafte Gefahr. Auch Hao erschrak und sah ihm wie versteinert nach, so das er nun auch sofort seinen Bogen zückte und spannte als Yoh zu Hana rannte und die junge Mutter schrie:

„HANA!!“

In wenigen Sekunden hatte er die Spanne zwischen seinem Mann und seinem Sohn überbrückt und kam vor Hana zu bremsen, der seine Muter erschrocken ansah. Zittrig und schlotternd, mit Tränen in den Augen fasste sie, mit beiden Händen, an seine Wagen und schmuste ihr Gesicht gegen seins. Immer und immer wieder. Suchte seine Nähe damit. Die nassen Tränen tränkten Hana sein Gesicht und er fing ebenfalls an zu schlottern. Mama…seine Mama war hier. Und sofort war der Schmerz in seinem Bauch wieder verflogen, einfach weil seine Mutter da war. Immer und immer wieder sprach sie weinend und leise zu ihm:

„Hana….Oh Hana…Geht es dir gut mein Schatz? Geht es dir gut?“

Ihr Sohn nickte darauf mit geschlossenen Augen und traurigem Gesicht als er sich weiter an das seiner Mutter schmuste und erstickend antwortete:

„E-Es geht mir gut Mutter…Sakutaro hat auf mich aufgepasst…“

Und als er das sagte löste sich Yoh leicht von dem Gesicht seines Sohnes und sah zu dem Mann auf der ihn in den Armen hielt. Jemand den er bisher komplett ignoriert hatte und nun endlich genauer ansehen konnte. Ihn…SEHEN konnte. So ruhte sein Blick auf Saku und der sah ihn etwas unsicher zurück an. Das war es also. Saku hatte gefühlt das etwas komisch war, aber nun wusste er endlich WAS genau. Hana seine Mutter…war ein Mann. Was?! Aber wie...wie war das möglich? Er erkannte nun das diese Person vor ihm ein Mann war und genau wie Hana ein unglaublich hübscher, dass man ihn erst mit einem Mädchen verwechseln könnte. Er verstand das nicht. Aber er würde es noch, ganz sicher und als Yoh ihn einfach weiter ansah und ihm tief in die Augen blickte, möchte er das nicht. Es war ein sehr stechender und tiefer Blick, dass er Saku nicht entging und der fast den Drang hatte sich abzuwenden. Als…als würde er in seine Seele sehen. Etwas was er sowas von nicht mochte. Und Yoh…verstand nun auch. Es dauerte nicht lange und er hatte es durchschaut. So das sich in Sekunden ein glückliches Lächeln auf seinen Lippen breit machte und wieder eine Träne aus seinem einem Auge und die Wangen hinab kullerte. Sakutaro…das war also sein Name. Ein schöner, starker Name. So ließ Yoh von Hana ab und fasste plötzlich mit beiden Händen hoch auf die Wangen des Piloten und ließ sie da ruhen, so das nicht nur Saku, sondern auch Hana verwirrt zu der Mutter sahen und die dann leicht lachte. Endlich. Die Sterne hatten nicht gelogen.

So schloss Yoh lieb die Augen und sprach sanft zu Sakutaro:

„Du bist hier…Endlich…bist du hier.“

Sakurai lief leicht rot an, denn nun wusste er woher Hana sein schönes Lächeln hatte. Genau das warf ihm Yoh zu. Und keiner im Umfeld hatte eine Ahnung was der Schamane damit meinte. Doch ein warmer Wind wehte über das Deck. Einer den sie alle lange vermisst hatten. Er war wieder da. Der Hauch ihrer Götter. Der Wind des Schicksals. Und Yoh war glücklich, denn endlich…konnte sich ihr aller Schicksal erfüllen. Und ganz besonders das von Hana...der noch keine Ahnung darüber besaß was er getan hatte...
 

Zurückzusehen fühlte sich so bittersüß an. Ich hätte nie gedacht, dass das was wir zusammen starteten, mir mal so viel bedeuten würde. Und vielleicht ist es wahr dass wir die goldenen Zeiten zusammen verpasst haben. Aber ich kann dir eines sagen: Ich stimme dem nicht zu, denn es bedeutet mir nichts. Denn wenn ich so sein kann, wo ich schon immer sein wollte, ist mir alles andere egal. Also schrei wenn du da draußen warst. Schrei wenn Dinge nicht fair waren. Denn alleine in einem Albtraum gefangen gingen wir nirgendwo hin. Aber werden sie sich an uns erinnern wenn wir tot und vergessen sind? Werden sie nach uns fragen wo wir sind? Sich an uns erinnern wenn wir längst vergangene Erinnerungen sind? Und werden wir beide uns im Himmel wiedersehen? Dort wo wir uns schon mal begegneten? Denn jedes Mal, wenn ich zurück sehe, an den Ort von dem wir beide kamen, lange vor unserer Geburt, umgeben von bekannten Gesichtern, fühlt es sich an als wäre ich zuhause und das nur dank dir. Jeder Schritt den ich damals getan habe, fühlte sich an als ließe ich etwas zurück. Aber das war nicht meine Entscheidung also kämpfte ich weiterhin dagegen an. Sag mir bitte nicht dass es vorbei ist. Das alles eines Tages einfach endet. Denn ich denke wir leben für immer. Einfach weil wir beide zusammen bleiben werden, egal wo wir auch hingehen. Der Mond erleuchtete hell die Nacht. Die dunkle Seite deines Lichts wurde offenbart. Ich gab dir freiwillig meine Seele, mein Blut und mein Leben. Vertraute in deine Sterne denn sie waren immer mein Geleit und führten mich zu meiner Liebe. Aber nun fallen sie zusammen mit der Sonne, dem Hüter der Flammen. Brecher des Tages. Ich gab dir mein Schwert, mein Herz und meinen Glauben an etwas Besseres. Aber dann stand der Himmel in Flammen und ich stand dort und fragte mich: wann wurde dein Feuer nur so kalt? Kalte Winde kamen wie ein Sturm über uns. Zerstörten alles was wir liebten. Aber ich bin mir sicher: die Zeiten ändern sich wenn der Tag und die Nacht durch die Dämmerung gebunden werden. Denn wir sind die Berge, die Wälder und die Felder. Wir sind die Flüsse, der Strand und die See. Der einzige Grund zum Kämpfen sind unser Land, unser Zuhause, unsere Familie und die Luft die wir atmen. Die Freiheit die wir schon immer verdienten. Also lasse den Donner unsere Stimme sein und mit dem Blitz in unseren Adern kämpfen wir für das was uns lieb und teuer ist. Unsere Herzen sind unsere treibende Kraft die nach dem brüllen was uns zusteht. Nämlich das was unter der Sonne liegt. Es steht so in den Sternen geschrieben. Kannst du es nicht sehen? Jeder von uns wird kämpfen, Seite an Seite und gemeinsam. Und ein neuer Tag wird anbrechen wenn der Sturm verschwunden ist. Möge dann der Regen all den Schmerz unserer Seelen wegtreiben. Denn die Zeit für eine neue Geburt wird kommen. Sie wird sich erheben wie die aufgehende Sonne. Und von dem Moment an werden Tag und Nacht von der Dämmerung gezähmt. Das Gleichgewicht wird wieder hergestellt. Und unser Vermächtnis lebt auf deinen Schwingen weiter.

Surrender

Ich wache am Morgen auf. Bin erschöpft vom Schlafen, laufe darauf in den Fluss und mache dann mein Bett allein. Bin bereit für einen neuen Tag, so ganz ohne dich. Und ich laufe aufrecht auf meinen Füßen, während meine Stimme mir gehorcht. Ich gehe raus in die Nacht und schlafe ohne die Lichter der Sterne ein. Ja und ich mache das was ich immer zu tun habe. Behalte dich tief in meinem Herzen. Aber jedes Mal, wenn ich denke ich bin okay, irre ich mich gewaltig denn meine Hände wollen nicht wieder von vorne starten. Sie wollen es einfach nicht verstehen. Sie zittern und brechen wenn ich dich berühren darf. Sie stimmen mir nur zu wenn ich dich halten darf und wollten nicht ohne deine Hände leben. Sie lassen nicht los. Niemals lassen sie dich los. So rede ich über dich und gehe durch einen Tag ohne zu weinen. Jage zusammen mit meinen Freunden, aber bleibe abends alleine in meinem Zuhause. Und dort sehe ich dich nirgends, obwohl ich deinen Namen so leicht sagen kann. Ich lache etwas lauter, wenn du bei mir bist. Aber dann sehe ich verschiedene Ängste vor meinen Augen ablaufen. Sie verfolgen mich in meinen Träumen und lassen nicht los. Und wenn ich denke es ist am Morgen vorbei, merke ich wie falsch ich lag, denn ohne deine Hände kommen sie immer wieder. So das wenn ich aufwache, meine Hände automatisch nach dir greifen wollen. Brechen leise den Schild um mich den ich so lange hart erbaut habe. Ich kann nicht lügen, denn wenn ich weine bin ich am ehrlichsten. Meine Hände vermissen es dich zu halten mein Liebster. Ich hole dir gerne die Sterne vom Himmel und lese dir jeden Wunsch von deinen Lippen ab. Denn wir schaffen das nur gemeinsam. Ich bin nicht mehr allein. Ich war es noch nie denn seit meiner Geburt warst du bei mir. Jeden Tag sah ich wie du immer schöner wurdest. Dein Lächeln wurde sanfter und deine Züge denen einer Mutter immer ähnlicher. Es war schwer dich zu gewinnen. Vergoss für dich mein eignes Blut um dir zu zeigen wie sehr ich dich liebe. Aber nun lasse ich dich nie mehr los. Und es macht mich stolzer den je. Jedes Mal aufs Neue, wenn ich nun sehe wie unsere Frucht in dir wächst. Du machst mich zum Vater…etwas was ich mir schon immer gewünscht habe. Machst mich glücklich. Und ich werde euch beide lieben, so wie vor allem beschützen solange ich atme und auch darüber hinaus. Also lächeln bitte weiter für mich. Schenk mir dasselbe Lächeln das du mir damals am Fluss geschenkt hast, als wir noch so jung waren. Damals wo es nur Spiele gab und unsere Liebe in den Kinderschuhen steckte. Und am Ende der kalten Winternacht halte ich dich in meinen Armen. Bin stolz auf dich und umarmte mit dir das größte Geschenk was du mir machen konntest. Ich werde es beschützen und genauso lieben wie dich. Meinen Sohn den du mir schenktest. Das schönste Kind auf der Welt.
 

Schnell und hektisch rannte er durch den Dschungel.

Sein Atem rannte und die Panik dass er zu spät kommen könnte machten ihn verrückt. Mit seinen Emotionen und seinen schnellen Bewegungen brachte er den Dschungel in Aufruhr. Vögel flohen aus den Baumkronen und von Ästen, krischen dabei, Tapire suchten im Dickicht Schutz und Echsen versteckten sich unter seinen als die Füße des Mannes über den Boden donnerten. Durch sein Tempo stolperte er fast über jeden einzelnen umgefallenen Baum, der vor ihm, auf dem Weg lag. Verhedderte sich in jeder Liane die ihn kreuzte und krachte gegen jeden Stein der die Frechheit besaß sich ihm entgegenzustellen. All das während sein Herz donnerte und er es bereute so früh auf die Jagd gegangen zu sein. Es war ein kühler Morgen und somit schwer Beute zu finden, doch das war alles nicht mehr von Bedeutung, denn er musste nur wieder zurück. Er war noch nie so chaotisch durch den Dschungel gerannt und machte sich damit wirklich bei jedem Bewohner des Waldes bemerkbar. Ein normalerweise tödlicher Fehler. Doch irgendwie überlebte er seinen Krawall durch den Dschungel und kam wieder zuhause an.

Er stolperte aus einer Hecke und krachte volle Kanne auf den Boden vor sich. Küsste diesen damit und blieb erst mal so liegen. Seine Landung kam so plötzlich und erschreckend das viele der Patcheen ihm verwirrte Blicke zu warfen und nicht begriffen was los war. Sie sahen ihn dort nur reglos liegen, Mütter wie Väter und begriffen einfach nicht was los war, denn eigentlich war dieser Mann elegant und nicht so ein Tollpatsch. Er brüstete sich damit ein großer Krieger zu sein und war es eigentlich auch, aber gerade wirkte er nur wie ein nervöser Leguan der auf der Stelle rannte und nicht voran kam. Ziemlich erbärmlich also. Doch als sie merkten das er einfach weiter dort liegen blieb und keuchend atmete, ignorierten sie ihn etwas schulterzuckend und machten sich wieder an ihre Arbeit. Noch war er nur einer von ihnen und in der unteren Hierarchie, demnach auch diese Behandlung. Das Gesicht des jungen Mannes lag noch immer zu Boden und seine langen, dunkelbraunen Haare lagen verteilt um seinen Kopf herum und seinen Rücken runter. Er konnte froh sein das er dieses Mal seinen Poncho nicht an hatte, denn der wäre wirklich dreckig geworden und hätte sicherlich auch Risse abbekommen so wie er durch den Dschungel gepferzt kam und wirklich ALLES von diesem mit sich nahm. Er hatte sogar noch Blätter und einige kleine Lianen in seinem Haar hängen, gepaart mit dem Dreck der an ihm klebte. Er sah schrecklich aus. Aber das war ihm egal, als er dann wieder den Kopf schüttelte und auf dem Bauch liegend vor sich sah. Holte sich zurück in die Realität. Er war zuhause…er war ZUHAUSE! Sofort dämmerte es ihm wieder warum er so gerannt war und kam augenblicklich auf die Beine. Danach rannte er weiter und quer über den Platz vor sich, auf dem das große Feuer loderte, als er dabei immer wieder brüllte:

„YOH!!“

Seine Stimme donnerte durch das Dorf und die meisten sahen ihm erneut verdutzt nach. Was war den in den gefahren? Konnte der mal leiser sein? Sie wussten ja alle dass er erwählt wurde der neue Häuptling zu werden, aber so wie er sich gerade verhielt wusste keiner ob das eine so gute Idee sein würde. Seine Prüfung stand bald bevor und er rannte noch immer kopflos durch die Gegend wie eine Blindschleiche. Ob das mal gut ging? Sie brauchten einen würdigen Nachfolger für ihre Goldva und keinen Bengel. Die Meisten kannten ja sein Potenzial, aber gerade ließ es etwas zu wünschen übrig.

Aufgescheucht rannte er weiter auf dem Platz herum, sah sich dabei um und rief immer wieder nach seiner Braut. Mit den Nerven am Ende und erschöpft blieb er stehen, bis er endlich seine Zukünftige sah, die ihn dann auch schon verdutzte Blicke zuwarf. Sie war so schön wie immer, auch wenn es eigentlich ein Junge war. Yoh saß nicht weit von dem großen Lagerfeuer entfernt und war gerade mit einigen Kindern des Dorfs dabei Ketten aus Muscheln und Blüten zu basteln, als er den Kopf etwas schief legte und zu seinem schnaufenden Zukünftigen sprach:

„Hao? Was ist denn los?“

Hao sah schwer atmend zu ihm und rannte dann auch schon auf ihn los. Sein Herz erleichterte sich etwas, aber er war dennoch zu sehr aufgewühlt dass er einfach nicht ruhig werden konnte. Angst. Er hatte Angst. Die Kinder sahen ebenfalls verwirrt zu dem jungen Mann und einige mussten sogar anfangen zu lachen weil der Langhaarige so sehr mit Dreck und Resten des Dschungels geschmückt war das er glatt als Blattmonster aus Gruselgeschichten durchgehen könnte. Auch der junge Schamane musste darauf etwas lächeln und angestrengt schnaufen, als er die Kinder um sich lachen sah. Es war schön zu sehen dass sie Spaß hatten, auch wenn sich sein Mann dabei zum Affen machte. Aber Yoh fiel alles so schwer. Jeden Tag fühlte er sich schwerer und erschöpfter. Und kaum als Hao bei ihnen ankam löste sich die Schar an Kindern um Yoh auf und sie liefen lachend und fröhlich mit ihren Ketten davon. Sie hatten viele davon gebastelt und zeigten sie dann fröhlich ihren Müttern und Vätern, was den Jungen sehr glücklich machte. Er war Schamane und besaß eine ruhige Natur. Genau deswegen konnte er auch so gut mit Kindern umgehen. Er besaß nicht umsonst Ke-Ya als seinen Schutzgott. Der Schamane winkte einigen noch mal lieb zu, aber Hao kam dagegen weniger erfreut keuchend neben ihm auf die Knie und Yoh sah ihn darauf verdutzt an, denn auf den Augen seines Liebsten lag Schrecken und Sorge. Was war nur los? So hatte er ihn ja noch nie gesehen. Hao war an sich immer ein ruhiger und frecher Geselle. So richtige Sorge und Angst sah man nie auf seinem Gesicht. Es dauerte aber nur einige Sekunden und Hao fasste ihn auch schon an beiden Schultern, als er besorgt und erschöpft sprach:

„Bist du…okay…Bist du okay Yoh?!“

Yoh runzelte die Stirn verdutzt und fragte ihn:

„Was? Wovon redest du?“

Er verstand nicht was los war. Kurz darauf legte der Schamane auch schon die Kette auf den Boden, die er vorher gebastelt hatte und fasste sich dann mit beiden Händen auf den Bauch. Er ließ sie dort ruhen und rieb immer mal wieder sanft mit einer Hand über diesen drüber…Über den großen Schwangerschaftsbauch den er inzwischen entwickelt hatte. Er atmete schwerer, weil dieser ihm inzwischen nach oben gegen die Rippen drückte und so langsam auch kein Platz mehr, in seinem Leib, für ihr Baby war. Yoh war bereits im neunten Monat und die Geburt stand bald bevor. Es war nur noch eine Frage von Tagen. Das mekrte er auch selber denn genau deswegen war er Tag für Tag schneller erschöpft und die Tritte seines Sohnes machten es nicht leichter. Ja, sie bekamen einen Sohn, denn das konnte er fühlen. Selbst wenn er kein Schamane wäre und nicht diese enge Bindung zu seinem Kind besäße, was bei ihnen normal war, so könnte er sich das allein an den Tritten denken, denn sie waren stark und bestimmend. Oft hatte es ihn auch schon nachts aus dem Schlaf getreten. Es waren wie Schläge in den Bauch die einen kurz verharren ließen. Aber das machte ihn auch glücklich denn so wusste er dass sein Baby stark und gesund war. Er war heute besonders erschöpft von der Schwangerschaft und genau deswegen war Hao auch so aus der Puste, denn es wurde ihm so mitgeteilt, nur viel schlimmer als es eigentlich war. Er fasste dann selber auf den Bauch seiner Braut und streichelte sanft über den Leib der sein Kind schütze und wohlig wärmte. Kam dabei zu der Erkenntnis: Es war gut…es war alles gut. Danach sah er Yoh kaputt, aber besorgt in die Augen und antwortete:

„Unser Kind! Geht es ihm gut?! Silva sagte mir dass deine Wehen schon eingesetzt hätten! Geht es dir gut Yoh?! Kann ich etwas für dich tun?! Hast du starke Schmerzen?! Ich weiche nicht mehr von deiner Seite! Soll ich dich nachhause tragen?! Oh Gott ich werde Vater!!“

Was? Yoh sah ihn nun nur noch verdutzter an und schüttelte dann den Kopf. Was zum Geier war los? Nicht nur das er seinen zukünftigen Gatten noch nie so besorgt und nervös gesehen hatte, sondern auch weil er keine…er hatte doch noch gar keine Wehen. Besonders erstaunlich fand der Junge aber das Hao offenbar genauso nervös war wie Yoh selbst…nämlich nervös war Eltern zu werden. Das…beruhigte den Schamanen schon etwas, denn er dachte er wäre der Einzige von ihnen dem es so ging. Das tat gut, doch er musste erst mal seinen Mann beruhigen, der viel zu aufgewühlt war und sprach dann sanft zu ihm, während er seine Hände fasste, die noch auf dem dicken Bauch lagen:

„Hao es ist alles okay. Ich habe keine Wehen. Unser Sohn hat nur heute öfters mal zugetreten, nichts Schlimmes…Wow, da hast Silva dich wohl ganz schön reingelegt, was? Hehe wie gemein.“

Hao und Silva waren beide sehr früh jagen gewesen, deswegen sprach Yoh es auch so gezielt an. Es konnte kein anderer gewesen sein der seinem Freund so einen Floh in den Kopf gesetzt hatte. Wie fies, aber auch lustig. Hao sah ihn darauf blinzelnd und schockiert an. Es…es war noch nicht so weit? Warum erleichterte ihn das plötzlich so schlagartig und auf der anderen Seite…wurde er dennoch innerlich fuchsteufelswild. Silva! Dieser verdammte Mistkerl! Er hatte ihn reingelegt! Und er wusste auch sofort warum, denn im Gegensatz zu allen anderen war Silva nicht damit einverstanden gewesen das Hao weiterhin öfters das Dorf verließ und jagen ging. Nicht mehr jetzt wo Yoh hochschwanger war und das Kind jeden Tag kommen könnte. Sein Mentor wollte dass der Vater bei seiner bald Frau blieb und nicht weg war wenn das Kind dann endlich kam. Aber so ne miese Tour zu bringen um jemanden in das Dorf zu locken war einfach scheiße! Genau deswegen verzog Hao aus sofort sauer das Gesicht und nahm seine Hände dann von Yoh seinem Bauch. Er sah sauer neben sich in den Dschungel und flüsterte giftig zu sich selbst:

„Dieser elende Mistkerl…“

Yoh blinzelte, aber musste dann leicht lachen so das Hao wieder verdutzt zu ihm sah.

Er liebte ja das glockenhelle Lachen seiner zukünftigen Braut, aber dieses Mal war es voller schaden Freude gewesen und das fand er nicht so cool. Er mochte es nicht wenn sich Leute über ihn lustig machten. Immerhin war er in wenigen Tagen der neue Häuptling. Das tat seinem Ruf nicht gut und er hatte sich eben noch zusätzlich voll zum Affen gemacht verdammt! Das bekam Silva zurück! Er wusste nur noch nicht wie, aber da ließ er sich schon was einfallen! Sie waren, wie gesagt, zusammen jagen gewesen, weil er dachte Hao würde das allein nicht schaffen, was schon mal Blödsinn war, aber ihn so zu verarschen setzte dem persönlich noch die Krone oben drauf! Man sah ihm an wie seine Züge von besorgt zu genervt und sauer wechselten, so das die Mutter seines Kindes wieder lächeln musste. Auch sein Hao, er war immer so emotional. Yoh gab darauf seinem Freund einen sanften Kuss auf die linke Wange, so dass der wieder zu ihm sah und sprach dann lieb:

„Es geht mir gut. Silva möchte einfach dass du da bist wenn meine Wehen losgehen. Er meint es nur gut. Und da du so ein Sturkopf bist musste er dich halt so wieder ins Dorf locken, hehe. Selber schuld mein Hübscher!“

Wenn es nur DAS gewesen wäre…

„Ich reiß ihm den Schädel ab wenn sobald er mir über den Weg läuft! Ich hab mir verdammte Sorgen um dich gemacht! Was wenn der Kleine kommt und ich wäre nicht da!? Du hättest all den Schmerz alleine durchstehen müssen! Ich möchte ja auch dabei sein wenn mein Sohn zur Welt kommt und vielleicht sollte ich wirklich ab jetzt zuhause und bei dir bleiben, aber man muss mich doch nicht so veraschen! Ich hatte Angst um dich, okay?! Ich liebe dich, du wirst meine Frau und du trägst unser einziges Kind aus! Tut mir leid wenn ich da mit den Nerven etwas zu Fuß bin okay?!“

Brüllte Hao dann etwas lauter zu Yoh der ihn danach leicht überrascht ansah und sogar etwas rot dabei anlief. Er hatte Angst? Es rührte ihn das zu hören. Er wusste ja das Hao ihn über alles liebte. Spätestens bei Apollo hatte er das gezeigt und in jener Nacht an der Quelle auch. Doch ihn gerade so besorgt um ihn und das Baby zu sehen machte Yoh nur noch glücklicher. Der junge Schamane konnte das verstehen, aber das war nicht nötig. Es ging ihm gut. Goldva passte ja immerhin auch auf ihn auf wenn Hao nicht da war und es waren auch andere Mütter in diesem Dorf die ihm Hilfe leisteten und Mut zusprachen. Dennoch machte es ihn froh zu hören wie sein zukünftiger Mann sich um ihn und seinen Sohn sorgte. Es war so schön und machte ihn glücklich. So sehr sogar das er wieder die Hände von Hao nahm und sie sanft auf seinen Bauch legte. Er sollte es fühlen. Sollte spüren dass es ihm gut ging.

Sein Gegenüber sah verdutzt auf den Bauch und dann in das Gesicht der werdenden Mutter, als diese lieb lächelnd sprach:

„Es geht uns gut. Fühl mal, er tritt heute ganz besonders viel. Hehe, er ist genauso ungeduldig und wild wie du mein Liebster.“

Und nachdem er das gesagt hatte sah Hao wieder von ihm weg und auf seine Hände runter, die inzwischen von Yoh wieder losgelassen wurden und er alleine am Bauch des Jungen fühlte. Er schloss dabei sogar seine Augen und fühlte nach den Bewegungen seines Kindes. Und kurz darauf…spürte er es auch schon. Ein Treten. Es war ein leichtes Treten gewesen und er öffnete wieder die Augen. Es war…so sanft. Kurz darauf konnte Hao auch nicht anders als sanft zu lächeln. Es war so verrückt, so unerklärlich und magisch, aber wunderschön. Nie hätte er gedacht dass er mal Vater sein würde. Sicher wurde ihm das als Kind immer gesagt das er und Yoh heiraten und die Blutlinie des Jungen erhalten müssen, aber dennoch wirkte das immer nur wie Geschwätz. Doch nun saßen sie an diesem Ort. Sie würden bald heiraten und Yoh war schwanger. Er trug ihr Baby aus, sein Baby, das er schon so sehr liebte. Er würde Vater werden, aber das machte ihn sehr nervös.

Yoh keuchte auch kurz darauf auf, als dieser Tritt durch seinen Leib donnerte, so dass sein Mann wieder zu ihm sah und er besorgt fragte:

„Alles gut?“

Yoh nickte nur darauf und lächelte dann auf seinen Bauch hinab, während er ihn selber an den Seiten gut festhielt. Vorsichtig streichelte er an seinem Bauch entlang. Er wusste das sein Baby das liebte und das er es so wieder beruhigen konnte. Babys fühlten und horchten nach außen. Sie bekamen alles mit auch wenn das keiner glauben konnte. Yoh wusste es einfach denn immer wenn er mit seinem Sohn sprach, sanft dabei über den Bauch rieb, war es als würde er mit Tritten antworten. Diese Tritte taten inzwischen immer mehr weh…aber es war ein guter Schmerz und er liebte ihn so sehr. Er würde…einen starken Sohn bekommen, ganz sicher und das machte ihn glücklich. Er kam bereits so nach seinem Vater…Danach antwortete er Hao:

„Es ist alles gut…Das war nur heute schon der zwölfte Tritt und sie werden auch immer gemeiner, hehe. Ich denke dass er nicht mehr lange auf sich warten lassen wird. Da will jemand langsam geboren werden, aber…“

Er zählte mit? Interessant, aber wenn man nirgends hingehen konnte, außer von A nach B im Dorf, musste man wohl bestimmte Dinge machen um sich die Zeit zu vertreiben. Doch so glücklich er das auch sagte, auf seinem Gesicht machte sich kurz darauf Sorge breit. Große Sorge sogar, die Hao natürlich nicht verborgen blieb. So rückte er darauf auch näher an Yoh ran und nahm ihn dann mit dem linken Arm sanft in seine Arme, während seine rechte Hand noch auf dem Bauch der werdenden Mutter ruhte und er sanft fragte:

„Aber? Du siehst so besorgt aus Süßer. Was bedrückt dich?“

Yoh schluckte. Vor ihm konnte man aber auch einfach nichts verbergen, was? Doch es war gut dass er fragte. Das machte es ihm alles wesentlich leichter, denn er wollte Hao eigentlich nicht von sich aus mit seinen Sorgen belasten. Also nickte er sanft und sah wieder auf seinen Bauch als er schwer von sich gab:

„Dir kann man auch nicht vor machen, was Hao? Ich…nun ja ich habe Angst. Ich trage unser Baby nun schon so lange mit mir und ich freue mich darauf ihn endlich in meine Arme schließen zu können. Die Geburt macht mir keine Angst, aber bis dahin gibt es noch so viel zu tun. Du wirst in den nächsten Tagen zum Häuptling ernannt. Wir heiraten schon morgen, aber ich kann mich darauf nicht konzentrieren, denn ich schweife immer wieder mit den Gedanken zu unserem ungeborenen Sohn. Was…was ich wenn ich keine gute Mutter werde? Wenn ich nicht mit ihm umgehen kann und Fehler mache? Ich habe Angst Hao. Vor nichts habe ich mehr Angst und ich weis nicht ob ich das alles kann. Ich will doch…nur das Beste für ihn, aber woher weis ich was das Beste für ihn ist? Ich liebe ihn so sehr und ich habe solche Angst das ich Fehler mache die ihn verletzten könnten…“

Leise und sanfte Tränen rannten dabei aus seinen Augenwinkeln und die Wangen hinab. So zart und sacht das es Hao schmerzte das zu sehen. Was sollte das? Darüber machte er sich Gedanken? Hao war erstaunt was bereits jetzt schon in dem Kopf seiner Braut vor sich ging denn Yoh hatte das alles niemals durchblicken lassen. Er dachte immer dass sich der Schamane unglaublich auf das Kind freute und sofort wüsste was er tun muss. Es gab doch sowas wie eine Mutterinstinkt und der würde einen doch leiten. Allein wenn er sah wie seine zukünftige Braut jetzt schon an das Baby dachte und mit ihm im Bauch sprach, da wusste er dass er eine gute Mutter werden würde. Ganz sicher. Das ihn Zweifel an sich selbst plagten und an seinen Entscheidungen…Hao hatte ja keine Ahnung. Aber das war alles völlig unnötig. Da war er sich sicher. Alsoo drückte er sich fester an seine Braut und schmuste seinen Kopf dann an den von Yoh. Versuchte ihm Nähe und Zuversicht zu schenken, als er dabei sanft sprach:

„Mach dir keine Sorgen Schatz. Es wird alles gut werden. Allein das du schon so denkst und dir jetzt schon Gedanken machst, zeigt doch bereits was du für eine wundervolle Mutter du bist. Außerdem bist du nicht allein. Ich bin bei dir und ich lasse dich mir nichts mehr allein. Weder dich noch unser Kind. Yoh er…er ist zwar noch nicht da, aber er ist jetzt schon das größte Glück für mich. Ich kann dir niemals genug dafür danken was für ein großes Geschenk du mir machst. Ich werde Vater. Und das habe ich nur dir zu verdanken. Natürlich habe ich auch Angst, denn wer weis schon ob ich alles richtig machen werde? Ich habe dieselben Ängste wie du und genau deswegen schaffen wir das auch nur zusammen. Daran habe ich keine Zweifel Er ist unser einziges Kind und er wird…er wird ein guter Sohn werden, denn du bist bereits schon eine wundervolle Mutter. Das weis ich einfach, denn ich kenne dich. Du bist so voller Liebe und Ruhe und genau das braucht ein Baby. Unser Sohn…kann gesegnet sein eine Mutter wie dich zu haben, Yoh. Und ich denke das weis er auch schon. An jeden Tag wenn du mit ihm sprichst wird er das spüren.“

Und als er das sagte schlich sich dem jungen Schamanen doch tatsächlich eine weitere große Träne aus dem rechten Augenwinkel. Er war…so glücklich und drückte sich zurück an seinen Hao. Er hatte Angst und viele Zweifel, denn immerhin war er keine normale Mutter. Er war etwas Besonderes und er bekam dadurch Angst dass sein Kind darunter leiden könnte. Doch wenn er Hao so hörte…da bekam er Mut und Zuversicht, so das er wieder lächelte. Er hatte recht. Sie würden das schaffen. Zusammen. Also lächelte er wieder und sprach dann zu seinem Zukünftigen:

„Ich danke dir. Er wird…ein toller Sohn. Und du…wirst ein toller Vater. Wir schaffen das schon zusammen und werden eine glückliche Familie. Das ist alles was ich mir wünsche. Ich will…dass du und er glücklich werden. Nichts ist mir wichtiger. Ich danke dir…Hao.“

Und danach küssten sie sich sanft und schmusten ihre Gesichter aneinander. Yoh wusste das sie es schaffen konnten. Gemeinsam. Und er wusste dass sein Kind etwas ganz besonderes war. Er würde alles verändern. Das…konnte er spüren. Aber sie hatten es ihm auch verraten. Die Sterne hatten es ihm ebenso gesagt. Ihr Kind…war der Messias auf den sie so lange gewartet hatten. Der Jenige der das Land vereinen und den Frieden bringen würde. Ihre Zukunft damit sicherte. Ihr Sohn…würde alles besser machen und die Blutlinie mit Stolz erfüllen…
 

Ich weis dass du Dinge vor mir verbirgst und deine freundlichen Worte mich nur in Sicherheit wiegen sollen. Aber deine Worte sind wie ein Traum und Träume konnten mich niemals reinlegen. Nicht so leicht zumindest. Damals hab ich mich so abwehrend und gemein zu dir verhalten. Ich habe nicht auf Wiedersehen gesagt bevor ich gegangen bin. Aber du hast dennoch zugehört. Du hast damals deine Kämpfe weit weg von mir ausgetragen und tatest was du tun musstest. Doch für mich persönlich fällt es dir viel zu leicht Blut zu vergießen. „Spar dir deine Tränen, denn ich komme zu dir zurück.“. Diese Worte konnte ich deine Seele flüstern hören, als du durch diese helle Tür geschritten bist. Und ich habe mir geschworen diesen Schmerz zu verbergen als ich die Seiten zurückblätterte und nur uns beide darin sah. Sah wie glücklich wir waren. Nach dir schreien wäre vielleicht die Lösung gewesen. Und wenn ich meine Augen weiter nach dir ausgeweint und dich angefleht hätte nicht zu gehen, wärst du dann geblieben? Oder hat dich Gott mir an diesem Tage bewusst entrissen? Aber jetzt habe ich keine Angst mehr davor das zu sagen was in meinem Herzen ist. Denn tausend Wörter, über Generationen und Welten gerufen, werden dich finden. Sie fliegen zu dir, selbst wenn du es nicht sehen kannst. Ich weis dass sie dich erreichen werden, denn auf grünen Schwingen, weit oben im Himmel, kannst du mich hören, nicht wahr? Dort im Himmel wo dein Zuhause ist. Meine Worte umgeben dich wie ein Kranz und nehmen dir alle deine Sorgen weg. Sie halten dich für immer fest umschlungen. Diese tausend Worte wurden damals niemals von mir ausgesprochen, aber nun fliegen sie zu dir. Sie bringen dich nachhause und somit zurück in meine Arme. Leiten dich zurück auf deinen grünen Schwingen und hinab auf die Erde wo ich auf dich warte. Und tausend Worte, geschrien durch Generationen und Welten, werden dich dann umarmen. Sie verwandeln alle deine einsamen Tränen in Tage die du von mir entfernt bist. Dein Herz treibt vor sich dahin wie meine Worte im Wind. Geboren aus einem Traum einer längst vergessenen Zeit. Unsere Stimmen sind wie eine Harmonie. Das Licht des Mondes umschlingt uns beide sanft in dieser Nacht, aber ist dennoch so kalt wie der Ozean. Die Sterne fallen darauf langsam vom Himmel und erinnern mich an die einsamen Tränen die ich einst weinte als du gingst. Wäre es nicht schön wenn wir wieder zusammen Hand in Hand laufen könnten? Denn ich möchte dich so gerne führen. Zu meinem Dorf, meinem Zuhause und in meine Arme. Und das so lange bis dein Herz wieder mir gehört, damit die Träume voller Einsamkeit mit der Morgendämmerung endgültig verschwinden. Dein Herz gehört zu mir wie der Wind über den Ozean und deine Stimme hallt durch den Himmel zu mir wie ein wundervolles Geräusch der Harmonie. Das Licht des Vollmondes ist silbern und glänzt auf dem Wasser am Strand. Rein wie ein Gebet und klar wie deine Augen. Ich sehe dich Lächeln. Ich sehe die Ewigkeit mit dir. Süße Träume die nicht verschwinden werden sobald die Morgendämmerung einsetzt. Und endlich bist du bei mir. Ich kam aus dem Wasser zu dir und du für mich aus dem Himmel. Hier haben wir uns einst verloren, am Strand zwischen der Welt der Lebenden und Toten. Aber hier haben wir uns auch wieder gefunden, in der warmen Mittagssonne auf der Erde. So lasse ich dich nie wieder gehen. Und egal wohin wir auch gehen, dorthin gehen wir gemeinsam. So wie wir es schon immer getan haben. Zwischen den Welten und an dem Ort der Seelen wo wir einst waren.

Die Situation war schrecklich angespannt.

Der Wind wehte über das das Deck und trug dieses Gefühl einfach zu jedem der sich auf diesem befand. Und obwohl es so ein schrecklicher Hauch zu sein schien, so brachte dieser Wind auch etwas völlig Neues mit sich. Einen neuen Anfang und so viele Gefühle die darin verborgen lagen. Eine Konfrontation von zwei verschiedenen Welten, wie sie so noch nie stattgefunden hatte. Denn genauso fühlte es sich für die Schamanenkönigin Yoh an.

Er stand noch immer vor Hana und hatte weiterhin seine Hände sanft auf den Wangen des Fremden vor sich ruhen, der so viel mehr war als es zuerst den Anschein hatte. Und er konnte es selber nicht leugnen, denn dieser Mann war wirklich hübsch, so dass er nicht seine Augen von ihm lassen konnte. Er war sehr gut gebaut und groß. Seine Größe übertraf die von Hao um einen halben Kopf, aber er war dennoch kleiner als Silva. Wesentlich kleiner und seine Gesichtszüge waren stark und gutaussehend. Yoh wurde selber etwas unwohl im Bauch, wenn er diesen Kerl so sah, aber nun wusste er auch warum sich sein Sohn ihn ausgesucht hatte und das lag nicht nur am Aussehen. Etwas verband sie. Dünn und durchsichtig das es dem Schamanen durch die Finger glitt, aber er wusste dennoch das es da war. Dieser Mann war…eine gute Partie. Ein Prachtexemplar konnte man sagen.

Doch er war sich auch dessen bewusst das es keiner außer ihm sehen konnte. Keiner der Menschen, aus seiner Heimat, die um sie standen und noch immer nervös die Waffen auf diese Fremden aus der Außenwelt gerichtet hielten. Was verständlich war, denn sie wussten nicht wie sie damit umgehen sollten. Die Patcheen wussten bereits lange dass es Menschen hinter dem Horizont des Ozeans gab und das sie nicht die einzigen auf dieser wunderschönen Welt waren, doch das bedeutete nicht dass sie ihnen freundlich gegenüber sein würden. Hana hatte nie was davon erzählt bekommen, so wie alle Kinder. Sie waren noch zu jung und Hana laut Hao zu unreif trotz seines Alters. Also blieb ihnen das vorerst verborgen. Erfahren hatten die Patcheen es das erste Mal als Opacho ihre Eltern auf dieser Insel gestandet waren. Zu erfahren, dass es Leben, jenseits ihrer Welt gab, war damals noch unglaublich gewesen, denn Patcheen blieben immer unter sich und verließen nie die Insel. Nur Götter lebten für sie außerhalb der Insel. Dennoch überraschte heute es keinen mehr Fremde zu sehen, bis auf die Kinder. Doch das sie auf diese Insel gekommen waren war dennoch sehr beunruhigend. Und das ganz besonders für Hao, der nun auch völlig bewaffnet dort stand und mit der Pfeilspitze bereits auf den Mann zielte der seinen Sohn weiterhin in den Armen hielt und dem seine Frau nun auch viel zu nahe gekommen war. Er hatte ihn genau im Visier. Diesen etwas größeren Fremden. Nur eine falsche Bewegung und es würde nicht lange, zumindest von Hao seiner Seite aus, dauern und er würde den angesetzten Pfeil von der Sehne schnellen lassen. Das Leben dieses Mannes beenden ohne auch nur mit der Wimper zu zucken und das alles mit einem Schuss direkt zwischen seine braunen Augen.

Und Sakutaro konnte das auch fühlen…dieses Verlangen ihn zu töten. Sogar dann noch als Yoh ihn noch immer an den Wangen hielt. Der Blick des Piloten zischte wieder zu Hana seinem Vater rüber, der, seiner Meinung nach, einen etwas zu nervösen Finger hatte und damit zu schnell nach der Waffe griff. Aber konnte er es ihm verübeln? Immerhin war Saku auch einer der schneller zu Waffe zog als alle anderen. Erst schießen dann fragen war immer seine Devise gewesen. Er konnte es auf eine Art und Weise verstehen, denn sie waren, für alle Einwohner der Insel, komplett fremd und er hatte bei Hana selbst gesehen das sie anderen Menschen scheu und vorsichtig gegenüber waren. Es zeigte sich schon daran dass sie nie nach ihnen gesucht hatten. Das sie lieber unter sich blieben und wenig die Insel erkundeten, denn sonst wären sie ihnen sicher schon über den Weg gelaufen. Saku würde, das Umzingeln um sich herum, auch nicht als feindselig abstempeln, denn wenn das der Fall wäre dann hätten sie schon längst Pfeile im Körper stecken und wären durchlöchert worden wie Schweizer-Käse. Das wurde ihm klar. Und ganz besonders Paku hatte die Situation schon längst analysiert und war bereits schon vorher zu demselben Entschluss gekommen den Saku nun auch endlich hatte. Dieser Stamm würde nicht einfach schießen. Nicht so lange Hana bei ihm war, das schien klar zu sein, denn sonst wären sie sicherlich schon längst tot.

Sie wurden ausgespielt. Besonders dieser Silva hatte mit miesen Karten gearbeitet und sie unter freundlichen Voraussetzungen aus dem Innern des Wracks gelockt. Ja und nun hatte er sie in diese Falle getrieben und das fand Saku nicht gerade vertrauensselig. Es riss etwas an der Glaubwürdigkeit dieser Leute, aber es stand dennoch im harten Kontrast von dem was Hana seine Mutter gerade tat, denn dem Blonden seine Mum stand weiter vor ihm und war damit auch offiziell ins Schussfeld aller anderen um sie herum geraten. Jetzt war es erst recht zu riskant zu schießen ohne jemanden ihrer eigenen Leute zu verletzten. Was bedeutete dass alles um sie herum erst mal nur ein Bluff sein musste und eine geschickte Einschüchterungstaktik. So hoffte der Pilot zumindest, aber wenn er den Häuptling da vor sich sah, geriet sein Glaube leicht ins Wanken, denn Hao sah verdammt grimmig aus.

Grimmig war überhaupt kein Ausdruck, denn auf seinem Gesicht konnte man genau den Zorn und die Unruhe ablesen. Der Häuptling gab sich ruhig, aber damit konnte er jemanden wie Sakutaro nicht täuschen. Er hatte genug Männern gegenübergestanden um Emotionen in den Augen ablesen zu können und im Innern sah er wie nervös und zwiegespalten Hana sein Vater war. Dieser Kerl da drüben war sauer, ganz sicher und vielleicht könnte das sein auch leicht Urteil trüben. Er wollte schießen. Aber…aber würde er auch den Mumm haben zu feuern? Besonders dann wenn seine Frau und sein Kind sich in der Gefahrenzone aufhielten? Saku hoffte es nicht, denn dann wäre er in wenigen Minuten tot. Es blieb ihm nicht verbogen das der Pfeil auf seinen Kopf gerichtet war, dazu musste man nicht mal eine Flugbahn berechnen können, sondern nur genau hinsehen und wenn der dort einschlug hieß es: Ende Banane. Dennoch hatte der Pilot keinerlei Angst in sich. Er konnte es sich nicht erklären, war in der Hinsicht vielleicht zu dumm und vertrauensselig, aber er vertraute dem Urteil des Mannes ihm gegenüber. Dieser Hao wirkte nicht wie ein skrupelloser Killer. Ganz im Gegensatz zu ihm…denn Saku war mehr ein Killer als man ahnen konnte. Er hatte genug Menschen eiskalt in Schlachten getötet um diesen Titel ehrlich zuverdienen, der auf ihm hing wie ein böser Geist. Und vielleicht war der Häuptling deswegen auch so nervös, denn wenn er nur einen Hauch vom dem besaß, was der Pilot auch konnte, nämlich Menschen an ihren Augen und Blicken beurteilen, dann sah er bereits das ein Killer seinen Sohn in den Armen hielt. Doch nur die nächsten Sekunden konnten zeigen wie es laufen würde.

Sakurai fühlte dann wie ihn die zwei Hände, an den Wangen verließen und sah deswegen wieder verdutzt vor und zu dem Jungen der da stand. Er sah zu Yoh, zu Hana seiner Mutter und es war verrückt. Saku konnte es noch immer nicht richtig einsortieren. Vor ihm stand wirklich ein Junge. Das wurde ihm besonders dadurch klar, dass er keinen Busen sah und die Stimme etwas männlicher klang als bei Frauen. Dennoch war sie sehr zart und fast nicht von einer weiblichen Stimme zu unterscheiden. Dafür musste man echt gut hinhören. Auch war er zierlich und zart gebaut, genauso wie Hana. So gesehen musste man wirklich zweimal hinsehen um zu erkennen dass er keine Frau war. Das Selbe passierte ihm ja damals auch bei dem Blonden, als er ihn das erste Mal am Zero getroffen hatte. Saku dachte damals wirklich da stände ein hübsches Mädchen im Sand. Er lag so falsch. Doch im Kontrast zu seiner Mutter hatte Hana noch mehr männliche Züge, auch wenn er genauso feminin und zierlich war. Nun wusste Saku aber genau woher der Blonde diese femininen Züge hatte. Es kam alles von seiner Mutter. Sofern es wirklich seine Mutter war. Doch wie konnte das sein? Wie konnte ein Mann ein Kind zur Welt bringen? Wenn er so weiter denken müsste, denn vielleicht war er auch einfach nicht Hana seine leibliche Mutter, sondern nur ein Ersatz. Da Hana aber den Häuptling „Vater“ und diesen Jungen vor ihm „Mutter“ genannt hatte, musste Saku davon ausgehen das zumindest die beiden ein Paar waren. Gleichgeschlechtliche Liebe existierte also anscheinend auch auf dieser abgeschiedenen Insel, was? Komisch…warum tat es gut das zu wissen? Er dachte aber nicht weiter drüber nach, denn der zarte Junge vor ihm bewegte sich plötzlich und sah hinter zu Hana seinem Vater, als er dabei besänftigend aber fordernd sprach:

„Es ist alles okay Hao! Du kannst den Bogen runter nehmen. Bitte. Er ist keine Gefahr.“

Yoh machte dabei einen Schritt von Sakurai weg und drehte sich komplett zu seinem Gatten um. Wand damit also seinen Rücken zu einem völlig Fremden, was an sich sehr mutig war. Oder einfach nur bescheuert, je nach dem wie man es sah. Saku sah ihn dabei aber an, besonders nachdem er diese Worte aus seinem Mund gehört hatte. Wie…wie konnte er sich da so sicher sein? Dieser Junge klang wirklich davon überzeugt das keiner seiner Jungs ihnen was Böses wollte, doch woher zog er diese Ansicht? Erst dachte Sakutaro, dass es vielleicht daran lag, weil er ihm so lange in die Augen gesehen hatte. Es war nicht schwer zu erkennen, denn man konnte genau sehen wie er dem Piloten lange und tief in die Augen geblickt hatte, als würde er versuchen ihn zu lesen und zu verstehen. Aber wenn das der Fall gewesen war, dann hätte er eigentlich sehen müssen das Sakutaro kalte Augen hatte. Die Augen eines Killers. Dennoch schien das nicht der Fall zu sein, denn er lächelte den Größeren nur freundlich und glücklich an und das war etwas womit Saku und erstrecht Hana, überhaupt nicht mit klar kamen. Wie konnte er ihn so lieb anlächeln? Ihn wie jemanden begrüßen auf den sie schon lange gewartet hatten? Denn genauso kam es rüber. Saku verstand nichts mehr und auch Hana sah verdutzt zu seiner Mutter und verstand nicht ganz was in ihrem Kopf vor ging.

Er wusste dass seine Mutter, als Schamanin, besondere Fähigkeiten besaß und sie deswegen gern mal unberechenbar sein konnte, aber das war doch noch komischer als sonst. Allein ihre Worte, die sie zu Saku gesagt hatte, waren seltsam und Hana kam darauf nicht klar. Seine Mutter behandelte ihn sofort wie jemanden den sie kennen würde und von dem keine Gefahr ausging, aber das ergab einfach keinen Sinn. Der Blonde kam sich blöd vor und er konnte nicht glauben das er dass mal denken würde, aber in jener Sekunde schien sein Vater realistischer zu sein, als seine Mutter. Er verhielt sich dagegen normal, sah Fremde als Bedrohung an, etwas was Hana ja auch am Anfang mit Saku getan hatte. Jedoch er hatte Zeit mit dem Piloten verbracht und konnte so seine Meinung um 180 Grad ändern, aber seine Mutter halt nicht. Sie kannte Sakutaro nicht, also warum sagte sie sowas? Warum sagte sie zu ihm: „Du bist hier…Endlich…bist du hier.“ und das auch noch so erleichtert und glücklich. Und komischerweise mochte er es nicht wie tief sie Saku in die Augen gesehen hatte, denn es wirkte dabei so als würde sie ihn anhimmeln. Das…das passte Hana einfach nicht. Seine Brust krampfte dabei etwas. War das Eifersucht? Auf Mama? Er stellte sich in der letzten Zeit wirklich an. Auch bei dem Thema über Saku seine tote Ex ging es ihm so. Der Gedanke andere ihm so nahe zu sehen machte ihn…unruhig. Und allein wenn er wieder an diese Chiharu und an ihr Bild dachte wurde er sauer. Aber er driftete ab und holte sich zurück, denn etwas interessierte ihn mehr als sein Zorn auf eine Tote. Was…wusste Yoh was ER nicht wusste? Denn er war davon überzeugt dass seine Mutter mehr wusste als sie sagte.

Sakutaro sah derweil wieder von Yoh weg und hinter zu seinen Jungs.

Es war nur ein schneller und flüchtiger Blick über beide seiner Schultern, um zu sehen wie sie sich machte, aber es hatte gereicht um zu erkennen wie nervös sie alle waren. Und das war nicht gut. Sie standen dort wie auf dem Abschussplatz und an die Wand gestellt und sogar Paku schien etwas besorgt, aber er blieb wieder mal am meisten gefasst im Gegensatz zu allen anderen. Und Sakurai konnte ihnen das nicht mal verübeln die denn Lage war sehr verzwickt und schrecklich einseitig. Gerade hatte nämlich nur einer die Hand am Steuer…und das war Hana sein Vater Hao. Es war ein sehr einseitiges Ding und keiner seiner Jungs konnte etwas tun, denn wenn sie ihre Waffen nun zückten war das ein Akt der Feindseligkeit und dann könnte alles komplett eskalieren. Das durfte auf keinen Fall passieren. Doch es war auch für ihn etwas unerträglich, denn in der Regel hasste Saku es wenn er Situationen ausgeliefert war und nicht bestimmten konnte wie es weiter gehen würde. Er wollte seine Jungs beruhigen und beschützen…und das ging nur wenn er selber ruhig blieb. Denn er war das Leittier und alle richteten sich nach ihm, also musste er auch die Nerven behalten und sie damit leiten. Weswegen er dann auch leicht schnaubte und sich langsam, um sich herum, umsah.

Sakutaro sah wie die ganzen Pfeile auf sie gerichtet waren und er war sehr überrascht davon wie lange diese Männer das halten konnten ohne mit der Wimper zu zucken, denn es war, in der Regel, anstrengend einen Bogen zu spannen, geschweige denn ihn lange so zu halten. Sie waren alle, körperlich, sehr gut trainiert. Und in der Hinsicht sicherlich wesentlich besser als seine Jungs. Wahrscheinlich gab es, unter diesen zwanzig Männern, immer einen der perfekt gegen einen seiner Jungs ankommen könnte im Einzelkampf. Ein Konter. Sogar gegen Paku und der war eigentlich ein Biest im Nahkampf. Sakutaro war sich sicher das dieser Silva, seinen Flügelmann, mit links in den Schwitzkasten nehmen könnte. Ein sehr beunruhigender Gedanke und genau deswegen war es umso wichtiger die Ruhe zu behalten. Sie waren nicht nur zahlenmäßig unterlegen, sondern auch körperlich.

Hana sah derweil das sich Saku über ihm unwohl und überlegend umsah und er hoffte ehrlich gesagt dass er nichts Dummes im Schilde führte, denn dazu neigte der Pilot mal schnell. Peinlicherweise genauso wie er, so das ihn diese Erkenntnis etwas erröten ließ. Hana wusste was los war, oder konnte es sich denken. Sakutaro wollte ihn sicherlich ebenso beschützen wie es sein Vater wollte und damit befanden sie sich nun offiziell in einer Pattsituation. So sollte man denken, aber wenn der Blonde sich umsah, kam er doch eher zu dem Entschluss dass sein Vater alle Karten in der Hand hielt und alle Vorteile zu seinen Gunsten besaß. Hao musste nur ein Kommando geben und es regnete Pfeile. Ein Regen aus dem die Zero-Staffel nicht heil davon kommen würde. Doch bei einer Sache war Hana sich sicher: So lange Saku ihn in seinen Armen hielt, würde IHM definitiv nichts passieren und auch seine Mutter war zu nah bei ihnen. Hana kannte seinen Vater. Er wusste dass dieser, ohne zu zögern, schon längst aufgeräumt hätte, wenn er und seine Mutter nicht in der Gewalt der Fremden wären und genau das hielt gerade noch die Waage ausbalanciert. Auch wenn sie in keinerlei Geiselhaft waren, aber sicherlich sah sein Vater das so. Sobald Hana nicht mehr bei ihnen war und Mama ebenfalls aus der Bahn…würde sein Vater die Jungs töten, ganz sicher. Somit waren er und seine Mutter grade alles was die Jungs am Leben hielt. Und ob seine Mutter Hao überzeugen könnte die Waffen zu senken, dass musste sich erst noch zeigen. Ehrlich gesagt war der Blonde plötzlich sehr froh darüber das Saku ihn nun mit sich trug. Ihm persönlich war es peinlich wie ein Mädchen getragen zu werden, aber es war eine weise Entscheidung gewesen das zu tun, denn nur so hielt er den Pfeilhagel von ihnen. Ob der Pilot das aber hatte kommen sehen und dies befürchtete, dass wusste Hana nicht, doch es war im Moment auch egal, denn er hörte wie Saku auf einmal leise zu ihm flüsterte:

„Die sind mir alle etwas zu nervös mit ihren Bögen…“

Ach sah er das so ja? Blitzmerker. Hana sah ihn verdutzt an und antwortete darauf leise hoch:

„Naja kannst du es ihnen verübeln? Du bist ein Fremder und du hältst mich, den Sohn des Häuptlings, in Geiselhaft. Natürlich sind sie nervös und warten nur auf den Befehl meines Vaters anzugreifen.“

„Ich halte dich nicht in Geiselhaft, du kannst wegen deiner Verletzung nicht laufen.“

„Das sieht der Rest aber nicht so, Saku!“

Sie flüsterten sich das etwas gehässig zu.

In einer Hinsicht hatte der Kleine sogar recht, so das Saku wieder zu ihm runter sah und kurz zu überlegen schien. Nämlich ihn zu halten war gerade das Problem, doch da führte gerade kein Weg dran vorbei. Aber was anderes plagte den Piloten dann, denn wirkte noch immer so komisch für ihn. Hana hatte schon öfters gesagt das er der Sohn des Häuptlings wäre, aber Saku hatte ihm das nie wirklich geglaubt, sondern dachte meist das es nur dummes und hochnäsiges Geschwätz sei. So wie Hana es immer von Stapel ließ wenn er richtig hochfuhr. Doch wenn er die Situation um sich sah, da dämmerte es ihm das der Kleine wohl echt nicht gelogen hatte. Allein die Blicke, die ihn töten sollten, waren schon Beweis genug, da brauchte es nicht mal Pfeil und Bogen dafür. Der Sohn des Häuptlings also…damit war er ja, nach seinen Eltern, das höchste Tier im Dorf. Heh, wer hätte das gedacht? Ausgerechnet dieser kleine, freche Bengel in seinem Armen war sowas wie ein Prinz. Ja und er war der Romeo der die Prinzessin in den Armen trug und somit automatisch den Zorn des Volkes auf sich zog. Ganz toll Saku, richtig gut in den Mist manövriert. Er ärgerte sich etwas über sich selbst. Und während Saku etwas das Gesicht vernichtet verzog, sah Hana unter ihm zu ihm hoch und blickte verdutzt drein. Was sollte die Visage denn? Er verstand es nicht und er wusste auch nicht wieso, aber er mochte es nicht dass der Mann, der ihn gerade trug, so drein blickte. Aber was er noch weniger mochte war, als Saku sein Blick sich änderte und er dann überlegend den Blonden ansah, ja dabei sogar öfters blinzelte. Oh nein…was ging in seinem Kopf vor? Es war ja schon fast so als könnte der Blonde riechen dass dieser Witzbold etwas Dummes plante. Ihm wurde unwohl. Ja und zwei Sekunden danach sah sich Sakutaro wieder nach rechts um und ließ die Bombe platzen. Er sprach dabei leise zu dem Kurzen:

„…Meinst du es ändert sich was an unserer Situation wenn ich dich jetzt einfach fallen lasse?“

Er war fast wieder der Alte wie vor sechs Jahren in der Armee. Dumme Sprüche noch und nöcher und das in so einer prekären Lage. Verdammte Hohlbirne.

Sakurai sagte dass so locker und ruhig das Hana einfach nicht glauben konnte was er da eben gesagt hatte. Genauso sah er ihn auch an und blinzelte verwirrt bis hin zu geschockt zurück. Dieser…dieser Blödmann! War das sein ernst?! So brauchte es auch einige Sekunden bis der Blonde realisiert hatte was da für ein Müll aus dem Mund des Mannes kam der ihn, wie seine eben gerettete Prinzessin, weiterhin in dem Armen hielt. Hatte er…gerade gesagt er würde ihn „fallen“ lassen?! Es schlug dem Fass definitiv den Boden aus und sie waren endlich wieder da wo sie angefangen hatten und was sie am besten konnten…

Hana hatte die ganze Zeit über kaum Kraft gehabt sich zu bewegen. Und das nur weil die Schusswunde so sehr an seinem Körper zerrte. Das hatte ihn somit blockiert, aber nach dem Satz…fühlte er sofort wie er schlagartig seine Stärke wieder zurück fand. Alle Lebensgeister in ihm aufweckten und naja zwei Sekunden danach…rutschte ihm auch schon der linke Arm aus. So ganz ausersehen verstand sich und nicht beabsichtig. Darauf gab es einen lauten Knall und alle sahen verwirrt zu ihnen hin. Einfach jeder Patcheen, die Zero-Staffel und Silva. Sogar Yoh musste sich verwirrt umdrehen, da er das laute Knallen gehört hatte und erkannte das Szenario das sich da vor seinen Augen abspielte und das…das konnte er einfach nicht glauben…denn es war faszinierend, aber lustig zugleich. Sein Sohn Hana hatte Sakutaro eine gefeuert. Es war wie ein Donnerschlag gewesen und dieser schlug erneut an dem Hinterkopf des Älteren ein. Ohne Gnade und Rücksicht. Es zog ordentlich, besonders da Hana dieses Talent besaß den Piloten immer wieder an die Stelle zu treffen, wo er sich zuvor noch den Hinterkopf am Tisch angehauen hatte! So traf er ihn erneut an jenem Punkt und der Schwarzhaarige stand noch etwas unter Schock da und regte sich erst nicht. Starrte nur schockiert vor sich. Zum Glück hat er den Jungen darauf nicht aus Reflex fallen lassen und sah nun wieder zu ihm in seinen Armen, als sich seine Mine sofort wütend verzog vor Schmerz und er dann ebenso sauer und direkt in Hana sein Gesicht anfauchte:

„AU! Verdammt noch mal Hana!! Das war schon wieder die Beule von vorhin vom Tisch!!“

Etwas spät aber immerhin. Hana gab ihm darauf einige Sätze zurück und sie waren wieder ganz in ihrem Element versunken.

„Oh kam der Schmerz doch schon an ja?! Dein Hirn ist schnell aber deine Leitung ist wohl etwas zu lang was?! Und ich hoffe es hat so gut gezischt dass der Schmerz dieses Mal klarer in deinem Hirn ankam du blödes Arschloch! Was soll das heißen: du lässt mich fallen?! Überleg dir gefälligst genau ob du mich fallen lässt du Arschloch! Ich bin schwer verletzt und du bist umzingelt von den Männern meines Vaters! Sobald du mich nicht mehr hältst stehst du auch schon zum Abschuss bereit du Hohlbirne! ICH bin gerade alles was dich noch am Leben hält, also hab gefälligst Respekt davor du nichts schnallender Holzkopf und sei dankbar! Du lässt mich gefälligst nicht einfach so fallen, hörst du?!“

„Ach tu ich das?! Willst du es drauf ankommen lassen, du verdammtes Miststück?! Oh bitte sag mir du legst es drauf an! Mich kribbelt es schon in den Fingern!“

„Deine Finger kribbeln auch so oft genug wegen mir, was?! Das kann jeder hier ruhig wissen du Perversling! Außerdem hast du dazu nicht die Eier du Heulsuse! Du bist TOT sobald du mich fallen lässt du Blödmann!“

„Vielleicht, aber dich auf den Boden schlagen zu sehen wäre es mir definitiv wert!!“

„Sobald ich auf den Boden schlage bringt es mich um wenn die Wunde dabei aufreißt!!“

„Sehr gut! Dann stirbst du daran und ich an dem Pfeilhagel der mich dann treffen wird!! So können wir uns ja danach im Jenseits weiter darüber streiten was mehr weh getan hat, du kleine Zecke!! Und ich wette das es nicht der Kopfschuss sein wird den ich wegen DIR abbekommen werde, denn sowas ist schnell und schmerzlos!!“

„Du kannst mich mal kreuzweise am Arsch lecken du Mistkerl!!“

„Nicht mal wenn du der letzte Mensch auf dem Planeten wärst und mein Überleben davon abhinge du Teufel!!"

„Ich hasse dich Sakutaro! Lass mich sofort runter!“

„Ach jetzt wollen wir doch auf einmal runter, ja Zwergnase?! Und ich hasse dich übrigens auch Hana!!“

„Ich hasse dich noch viel mehr als du mich!!“

„Ach ja?! Ich hasse dich so sehr das ich dich gleich persönlich über Bord werfe du kleine Kröte!!“

„Sagt der abgestürzte Super-Pilot!!“

Vieles davon war natürlich gelogen, aber es ging mal wieder ums Prinzip. Keiner wollte nachgeben und besser aus der Lage und mit dem letzten Wort rauskommen, als der Andere.

Es war so schrecklich laut zwischen ihnen geworden und sie stritten sich mal wieder erneut, was sie ja anscheinend am Besten konnten, zumindest wenn man sie einfach machen ließ. Das faszinierende aber war das es so wirkte als wären nur noch die Zwei auf dem Deck und niemand anderes, denn sie blendeten einfach jeden um sie herum aus und verfielen in ihren persönlichen Paarungstanz. Ob sich das für sie so gut anfühlte wie Sex? Also einfach weil sie es immer und immer wieder gern machten. Etwas was Sugi damals auch schon aufgefallen war, denn die Zwei wirkten dabei immer so als würden sie gleich danach übereinander herfallen und sofort in die Kiste springen. Es machte ihnen offenbar einfach zu viel Spaß. Je fieser umso besser…Aber es war für die Patcheen, um sie herum, besonders spannend dabei zuzusehen wie sie es einfach so schafften alle anderen so auszublenden als wäre keiner mehr da, denn sie hatten das noch nicht erlebt. Sowas musste man erst mal können. Doch ehrlich gesagt fanden das Paku und der Rest der Jungs gerade nicht so gut, so lustig und voller Liebe es auch war, so dass der Große sogar schnaufen musste. Ernsthaft? Oh mann manchmal war sein Küken wirklich extrem kopflos und viel zu emotional. Naja eigentlich beide diese balzenden Turteltäubchen. Wie konnte Sakutaro sich nur so gehen lassen und mit Hana streiten, während um sie ein ganzer Clan stand und nur darauf wartete sie mit Pfeilen vollzupumpen wenn einer einen Fehler machte?! Und nicht nur die Jungs zuckten zusammen, sondern auch die Patcheen, die um sie herum standen und dem Spektakel ebenfalls beiwohnen durften.

Die Einwohner wirkten sehr verdutzt und dass sogar so sehr dass sie alle die Bögen lockerten und verwirrt, so wie auch abwechselnd zueinander sahen. Einige nahmen die Waffen sogar ganz runter und zuckten dann verwirrt zu ihrem Nachbarn rüber. Keiner verstand was das sollte und am wenigsten verstand es Hao, der einfach weiter den Bogen gespannt hielt und dabei verwirrt die Stirn runzelte. Was zum…Sirius ging da vor sich? Sie…stritten? Dieser Fremde, der seinen Sohn hielt, schrie Hana so vertraut und laut an als würden sie sich nicht zum ersten Mal streiten. Es wirkte sehr verbunden und bekannt zwischen ihnen und genau das bestätigte Hao seine schlimmsten Befürchtungen. Er sah sofort klarer. Als wäre ein Blitz in seinem Hirn eingeschlagen. DAS war es also. ER war der Grund warum sich sein Sohn die letzten Tage so komisch verhielt, denn wenn Hao könnte würde er seine Hand dafür ins Feuer legen dass sein Sohn sich, innerhalb der eben erwähnten letzten Tage, heimlich mit diesem Menschen getroffen hatte. Oh ja das würde zu ihm passen, denn genauso schätzte er seinen Hana ein. Er war so neugierig und abenteuerlustig wie seine Großmutter. Böses Blut rannte durch seine Venen. Genau deswegen war er auch verletzt worden. Er machte dieselben verdammten Fehler…wie Asanoha. Und genau das…machte Hao nur noch saurer. Doch zwei andere Personen, im Umfeld, sahen das nicht so eng wie er. Nämlich Silva und Yoh.

Silva konnte nicht anders als locker seine Arme zu verschränken und dabei zuzusehen wie die Zwei sich mal wieder stritten. Für ihn war das nichts Neues mehr, denn er war dem Ganzen nun schon zwei Mal ein Gast gewesen. Erst vor wenigen Minuten, innerhalb des großen, toten Fisches hatte er sie laut diskutieren hören und dann damals nachdem Hana ihren Gott Sirius bezwungen hatte. Es passierte kurz darauf und es war normal zwischen ihnen wenn sie sich stritten. Etwas was auch Silva schnell verstanden hatte. Das Band zischen dem Sohn des Häuptlings und diesem Krieger vom Himmel…war unglaublich stark. Allein das sie sich gerade stritten, umgeben vom Ernst der Lage als wäre alles okay, zeigte wie sehr sie sich mochten und sich nur auf sich fokussieren konnten. Wenn sie sich ansahen...war es als würde die komplette Welt um sie herum verschwinden und es gab nur noch sie. Das war etwas was Silva sofort sah…und was ihn beruhigte. Genau wie Hana seine Mutter, denn Yoh musste auch sofort lächeln als er das Schauspiel erblickte. Er wusste es. Er wusste es sofort als er die Beiden sah. Hana würde niemals jemanden so nah an sich heran lassen und die Art wie sie miteinander sprachen zeigte ebenfalls dass sie sich schon eine Weile kannten. Er war sich nun auch sicher, genauso wie Hao, dass Hana die letzten Tage viel Zeit mit diesem Sakutaro verbracht hatte. Das war es also gewesen. Yoh hatte die letzten Tage oft daran gedacht das etwas seinen Sohn von zuhause fern hielt und damit all seine Aufmerksamkeit beanspruchte. Jetzt wusste er es mit Sicherheit. Sein Kind hielt sich in der Nähe von diesem Mann auf und deswegen hatte er sich auch so komisch und abweisend verhalten. Hana behielt dieses Geheimnis für sich. Das Geheimnis dass er sich mit einem Fremden traf und wenn er die Beiden so sah, sah wie sie sich stritten…da wusste Yoh nun auch endlich warum sie blühte…

Auch hatte er sich damals nicht geirrt als Hana versucht hatte den Bogen seines Vaters zu stehlen. So lag er richtig dass sein Sohn sich beweisen wollte und versuchte bei diesem Mann Eindruck zu schinden. So und nicht anders musste es gewesen sein. Es war nun so offensichtlich und klar. Genau deswegen blühte sie auch langsam…Deswegen blühte die Kamelie die Hana vom Feld mitgenommen hatte. Die ihm die Götter geschickt hatten, nämlich eine rote Blume der Liebe und die nur für jemanden innerhalb seiner Blutlinie erblühte. Genauso wie es auch bei ihm der Fall gewesen war, als er sich in Hao verliebt hatte. Es war also dieser Mann…in den sein Baby dabei war sich zu verlieben. Und es machte Yoh so stolz zu sehen dass es so ein gutaussehender und netter junger Mann war. Auch wenn er sehr böse Worte fauchen konnte, genauso wie sein Sohn. Oh ja er sah verdammt gut aus und war wirklich nett, denn das hatte sie in seinen Augen gesehen. Sakutaro hatte…treue Augen und noch dazu emphatische. Yoh wünschte sich nun plötzlich, noch mehr als zuvor, das Hana so wie er sein würde. Das er von den beiden einfach ein Enkelkind bekommen könnte. Aber dem war leider nicht so…Schade. Sie würden eine schöne Kombination hinbekommen.

Saku und Hana konnten nicht unterschiedlicher, zumindest vom Aussehen her, sein. Sakutaro war groß, stark und gutaussehnend. Hana dagegen kleiner, zart und hübsch. Allein wie sie da standen wirkte es wie ein perfektes Pärchen und wie sie miteinander sprachen bestätigte das nur noch mehr. Es war faszinierend, denn so wie die Zwei…hatten Yoh und Hao sich als Kinder auch öfters gestritten. So lächelte er nur noch sanfter. Da wurden wirklich Erinnerungen wach. Die Sterne…sie hatten in jener Nacht nicht gelogen. Damals als er Hana unter dem Himmel fand und dieser in Trance nach seinem Partner gesucht hatte. Er hatte ihn endlich gefunden. Die Sterne sagten dass er kommen würde. Der Dyami für seinen Sohn. Und nun war er endlich hier. Yoh war sich da ganz sicher: Dieser Sakutaro…passte wirklich gut zu seinem Hana. Wie die Faust aufs Auge.

So lachte er dann ganz kurz und legte dabei seine rechte Hand vor seinen Mund.

Es war so ein herzliches und fröhliches Lachen gewesen, dass danach auch schon alle zu der Schamanin sahen und nun noch verwirrter waren als vorher, falls das überhaupt ging. Wann war die Lage noch mal so „lustig“ geworden, dass nun sogar Yoh anfing zu lachen? Hao sah seiner Königin in den Rücken, aber noch bevor er was sagen konnte sahen auch schon Hana und Sakutaro zu Yoh rüber. Sie hörten auf der Stelle auf sich zu streiten und warfen der Mutter verdutzte Blicke zu, bis sie beide ihre Verwirrtheit nicht mehr halten konnten und gleichzeitig laut rüber fauchten:

„Was gibt’s da zu lachen?!“

„Was gibt’s da zu lachen?!“

Perfekt Synchron.

Yoh hörte auf zu lachen und lächelte dann wieder sanft zu ihnen. Seine Hände falteten sich vor seinem Bauch und er legte dabei den Kopf freundlich schief, als er sah wie sich, kurz darauf, Hana und Saku wieder komisch ansahen. Sie waren beide sehr verdutzt über die Tatsache dass sie gleichzeitig denselben Satz gefaucht hatten und blinzelten einander nur zu. Was war das denn gewesen? Komischerweise war es aber der Blonde der als Erster den Blick abwand und dabei etwas rot anlief. Danach machte es ihm Saku nach und sah ebenfalls beschämt weg. Ließ Hana aber nicht los. Die Arme des Blonden legten sich dabei wieder auf seine Brust und über die Schusswunde am Bauch, die noch immer schmerzte. Es war Hana plötzlich sehr peinlich gewesen und noch peinlicher wurde es als seine Mutter dann freundlich zu ihnen sprach:

„Wie ich sehe versteht ihr euch sehr gut. Das ist so schön, hehe.“

Klare Sache denn sie waren sich in den letzten Tagen ja auch sehr oft und sehr nahe gekommen. Sogar Hana wurde das bewusst, wenn er genauer darüber nachdachte. Sie waren sich körperlich schon so oft nahe gewesen. Und der Blonde wusste nicht warum aber dann fiel ihm wieder etwas ein. Etwas was so lange her zu sein schien und gleich am ersten Tag ihrer Begegnung passiert war…Er dachte wieder an ihren Kuss. Sicher war es kein richtiger Kuss gewesen denn Saku hatte damit nur versucht ihm das Wasser aus der Lunge zu holen. Dennoch hatten sich ihre Lippen berührt und Hana…ärgerte sich inzwischen etwas darüber dass er dabei kein Bewusstsein gehabt hatte. Wie sich doch alles ändern konnte…Als ihm das klar wurde lief er noch röter an und wand sich dann sofort beschämt fauchend an seine Mutter:

„W-Wir verstehen uns überhaupt nicht!“

Doch es brachte nichts dies zu sagen. Yoh wusste es. Er sah es einfach an der Art und Weise wie sanft und beschützend Hana gehalten wurde. Und wie dieser…dort lag und die Nähe unbewusst genoss. Es kam so unkontrolliert aus dem Blonden gepoltert und war sehr abwehrend als hätte er einen Ruf zu verteidigen, nämlich den des unnahbaren Kindskopfs. Doch Sekunden danach tat es Hana wieder leid denn das war gelogen gewesen. Er mochte Saku und sie verstanden sich irgendwie wirklich gut, auch wenn sie oft stritten. Es war ihm nur so peinlich gewesen das seine Mutter ihn so direkt darauf ansprach und deswegen scherte er abwehrend aus, so wie er es immer machte wenn es ihm unangenehm wurde. Und Saku schien das auch zu wissen, denn er sah ihn dann wieder nur etwas verdutzt an, als er diese Antwort von sich gab und schwieg weiterhin. Sie hatten sich, in den letzten Tagen, ja oft genug gezeigt dass sie sich mochten und nicht wollten dass dem Anderen etwas passierte. Allein die letzten Stunden waren sehr ausschlaggebend gewesen und offenbarten welch ein tiefes Band sie miteinander verknüpfte. Sakurai selber konnte nicht glauben wie nach bereits fünf Tagen dieser Bengel, den er am Strand kennengelernt hatte, ihm so schnell ans Herz gewachsen war. Doch er wusste genau warum es so schnell geklappt hatte, denn Hana war einfach ehrlich und genau das mochte Saku so bei ihm. Er war laut, frech, wusste was er wollte und trug sein Herz auf der Zunge. Zumindest dann wenn er wütend wurde oder eingeschnappt war und das waren alles Eigenschaften die der Pilot schätzte und an ihm mochte. Denn obwohl Hana so fies und frech rüber kam, hatte sich doch gezeigt dass es alles nur Fassade war und das unter dieser abwehrenden Schale ein sanftes und sich nach Zuneigung sehnendes Herz verbarg. Ja förmlich danach schrie geliebt und akzeptiert zu werden. Es traf Sakutaro besonders hart…denn es erinnerte ihn an sich selbst. Wenn er Hana in die Augen sah…dann sah er sich selbst. Er sah denselben Schmerz den er als Kind erlitten hatte in diesen funkeln. Das Gefühl allein zu sein und keinem vertrauen zu können, obwohl man nichts lieber wollte als das. Doch Saku hatte das eines Tages abgelegt und war da raus gewachsen, je älter er wurde und besonders dann als er mit Chiharu zusammen kam. Sie nahm ihn bei der Hand und gab ihm einen Ort wo er er selbst sein konnte. Ein Zuhause. Und genau das…schien Hana zu fehlen. Aber…war es seine Aufgabe ihm das zu schenken? Wie sollte er? Denn sie würden die Insel eh wieder verlassen sobald er endlich mit den Reparaturen seines Zero starten konnte und er dann damit wegfliegen würde. Etwas mit dem er noch immer haperte, denn wenn er wegflog und Menschen herbrachte um alle zu retten, die hier gestandet waren, dann gab er die Position der Insel Preis und alles Leben an diesem Ort…würde sich ändern. Und genau davor hatte er Sorge. Besonders wenn er sich weiter umsah.

Diese Menschen hatten ein Recht darauf hier ungestört zu leben. Sie waren Kämpfer, das sah er wenn er sich umsah, aber sie kämpften keine Kriege sondern um zu überleben und um das zu schützen was ihnen wichtig war. Es war sehr natürlich und wurde nicht von Dingen wie Profit oder Kapitalismus angetrieben. Es ging ihnen um ihre Familien und ihren Stamm. Also nur um sich und ihr Wohlbefinden und sowas…hat Saku noch nie erlebt. Es traf ihn hammerhart und er sah dann wieder zu Hana runter, der in seinen Armen lag und dabei beschämt auf seinen eigenen Bauch starrte. Er war mit den Gedanken ganz wo anders, aber Sakutaro war genau hier. Er sah diesen Jungen…und wusste dass er seine ruhige Zukunft zerstören könnte wenn er davon flog und Hilfe an diesen Ort brachte. Es würde für alle eine Hilfe sein…aber nicht für diesen Stamm, denn dem brachte es nur Ärger. Doch was sollte er nur tun? Konnte er seine Zukunft, ja die Existenz von Hana seiner Familie und Heimat einfach so zu bedrohen und in Gefahr bringen zu zerstören, nur weil er wieder heim wollte und seinen Leuten half? Noch mehr…als er es schon bereits tat? Und wollte er…überhaupt heim? Warum stellte er sich diese Frage eigentlich? Es war ein Kampf den er innerlich alleine auszutragen hatte und er wunderte sich…ob es seinen Jungs auch so ging und ob sie überhaupt schon mal an sowas gedacht hatten. Und wenn nicht, warum machte er das dann? Ganz klar…Er machte das weil er Hana liebgewonnen hatte und nicht wollte dass ihm noch mehr Leid zugefügt wurde. Und seien wir mal ehrlich: seit er Sakutaro kannte hatte der Kleine sich von einem Problem in das nächste manövriert. War deswegen sogar verbrannt worden. Und das von seinem eigenen Stamm…

Also schnaufte er sanft und sah von dem Blonden weg und wieder zu dem Vater des Jungen rüber, der noch immer mit dem Bogen auf den Piloten zielte und ihm einen Blick zuwarf der töten könnte. Er war echt mies drauf. Und das bestätigte sich als Hao ernst und mit einer scharfen Tonlage sprach:

„Yoh geh aus dem Weg!“

Er hatte sich schon die ganze Zeit über gefragt was seine Königin da tat, denn sie brachte sich völlig unbedacht in Gefahr. Sich diesen Fremden zu nähern, auch wenn Hana dort war, war unbedacht und bescheuert! Und wäre Hana nicht auf den Armen dieses Mannes, dann hätte er schon längst das Ganze beenden können und ihre Leichen bereits über Bord geworfen! Es war nicht der Weg der Patcheen Gewalt aus zu üben und das ohne triftigen Grund, aber wenn Hao diesen Mann da vor sich sah…da konnte er nicht anders. Er war ein Killer, dass roch er sofort, denn er hatte etwas an sich was dafür sprach. Es war sein Blick. Dieser Sakutaro hatte den eiskalten Blick eines Mörders und er stank förmlich nach Tod. Es wunderte ihn das Yoh und Hana das offenbar nicht auffiel, den sie verhielten sich ganz normal und so zutraulich zu diesem Kerl. Besonders sein, in seinen Augen, bekloppter Sohn der nicht besseres zu tun hatte als mit Menschen des Himmels anzubändeln! Sicher gab es auch Ausnahmen, denn Opacho war auch ein Kind des Himmels und wie ihre Eltern damals an diesem Ort gestandet. Doch sie waren gute Menschen, im Gegensatz zu dieser Truppe da vor ihm…die nach Tod und Gewalt stank. Er wollte sie alle beseitigen um sein Volk, so wie auch seine Heimat, vor ihnen zu beschützen. Denn nun wussten sie dass sie existierten. Genau deswegen verstand er nicht warum Yoh noch immer da stand und wieder verwirrt zu ihm blickte. Er sollte aus dem Weg gehen. Weg aus der Gefahrenzone. Doch Hao wusste auch das er nicht einfach schießen konnte solange Hana noch in den Armen dieses Killers lag. Und es gefiel ihm überhaupt nicht…das sie sich so gut verstanden.

Silva stand ja direkt neben Hao und beäugte die ganze Situation sehr genau.

Er war darauf gespannt wie sich alles entwickeln würde, denn momentan schien es nicht einfach zu werden. Auf diesem toten Wesen hatten sich zwei Parteien zusammengefunden. Die Patcheen und die Himmelsmenschen. Sie nannten die Fremden so weil einst auch Dyami vom Himmel hinter dem Ozean kam, so bekam jeder diesen Namen der von dem Ort bei ihnen landete, egal was er dafür auch benutzt hatte. Und obwohl Dyami einer ihrer Götter war, so neigten die Patcheen sehr stark dazu fremde Menschen als Außenseiter und Gefahr anzusehen als alles andere. Nicht ganz unschuldig daran waren Opachos Eltern gewesen, die damals erzählten woher sie kamen und wie es in ihrer Welt aussah. Etwas was seine Mutter Goldva und ganz besonders Hao in Furcht versetzt hatte. Allein der Gedanke, dass diese Menschen schlimmere Waffen besaßen als sie, war erschreckend. Waffen die schneller feuerten und mehr schaden machten als ihre Bögen. Genau diese Art von Waffe…mit der der Sohn des Häuptlings nun verletzt worden war. Und Hao war nicht blöd. Er hatte die Wunde noch nicht gesehen, aber er ahnte jetzt schon das es solch eine Waffe gewesen war die Hana verletzt hatte, somit besaß er nur noch einen Grund mehr diesen Menschen zu misstrauen. Etwas was Silva ihm nicht mal übelnehmen konnte. Er würde als Vater auch so reagieren wenn sein eigen Fleisch und Blut solch eine Wunde davongetragen hätte. Dennoch sah er alles wesentlich entspannter als ihr Häuptling und das lag nur an einer Tatsache: Sakutaro war eine ehrliche und gute Haut. Silva hatte, innerhalb von Sekunden, als der Pilot Hana in diesem Raum umarmte, bereits sehen können dass er sich schon als persönlicher Hüter des Kleines sah. Auch wenn er sich dessen vielleicht noch nicht ganz bewusst war. Die Ähnlichkeiten zu ihrer Legende war verblüffend, denn auch in dieser kam ein Mann vom Himmel und schützte darauf das Leben der Tochter des Häuptlings. Silva sah diesen Sakutaro in der Rolle des Gottes Dyami. Er war an diesen Ort gekommen um Hao seinen Sohn zu führen, egal unter welchen Umständen auch immer. Und Hana hatte sich verändert, dass sah nämlich sein Pate auch. Er sah es an der Art wie der Kleine sprach und was er für Aktionen brachte. Allein wie er damals sich von Goldva im Wigwam nicht unterbuttern lassen hatte. Hana war ruhiger und einfühlsamer geworden und weniger töricht und unbedacht. Und daran war nur dieser Himmelsmensch schuld. Ja und das…gefiel Silva. Dieser Mann brachte ihm Dinge bei und Hana gab auch was an den Fremden zurück. Es war etwas völlig Neues. Nämlich eine andere Sicht auf Menschen. Vielleicht sogar Vertrauen in fremde Völker. Sie lernten voneinander und das knüpfte sie auch zusammen. Wenn man sie so sah, dann konnte man erkennen dass sich ihre Seelen sehr ähnlich waren und wahrscheinlich war es genau das was Hao nicht leiden konnte, denn der Krieger sah es seinem Häuptling genau an. Er sah wie sehr Hao damit kämpfte die Waffe zu senken und zu akzeptieren dass diese Menschen nicht die Gefahr waren vor der er sich fürchten wollte. Doch auch diese Furcht war verständlich und erlaubt, denn der Häuptling hatte einen ganzen Stamm zu schützen und musste auf alles vorbereitet sein. Sein Fehler könnte seinem Volk das Leben kosten und die Heimat. Besonders deshalb weil sie, auf dem Weg an diesen Ort…gesehen hatten das es mehr von ihnen gab als nur diese fünf Männern vor ihnen…

Yoh sah weiterhin zu Hao und sprach dann erneut sanft, aber bestimmend zu ihm:

„Es ist okay Hao! Ich sagte doch: nimm den Bogen runter. Sie sind keine Gefahr.“

„ICH entscheide ob sie eine Gefahr sind oder nicht! Und solange sie meinen Sohn in ihrer Gewalt haben, sehe ich keinen Grund der meine Männer und mich dazu bringen könnte die Waffen fallen zu lassen!“

Er sagte das sehr laut rüber und Sakutaro wusste nicht welcher Teufel ihn da plötzlich ritt, aber er erhob doch tatsächlich das Wort und sprach ebenso laut und ernst zurück:

„Dein Sohn ist nicht in unserer Gewalt! Hana ist aus freien Stücke bei uns!“

Hao sah streng und kalt zu seiner Königin und dann wieder zu Sakutaro, der ihm dann auch wieder einen ernsten Blick zuwarf als er diesen sah. Wie konnte er es nur wagen? Wagen seine Stimme ihm gegenüber so zu erheben? Es fachte Hao nur noch mehr an.

Man konnte förmlich spüren wie ihre Blicke aufeinander trafen und es knisterte, aber nicht im guten Sinne. Und Yoh wusste genau, dass wenn Hana und er nicht zwischen ihnen wären, sicherlich schon längst die Fetzten fliegen würden. Er fand es unheimlich wie aggressiv und abwehrend sein Gatte zu diesen Menschen war. So kannte er ihn nicht. Hao war einer der offen war für Neues, sofern es nicht zu weit von ihren Riten und ihrer Lebensart abwich. Er konnte, in der Hinsicht, ein sturer Bock sein und dennoch wurde das dem Schamanen nicht geheuer und er sah wieder zu dem Mann der seinen Sohn hielt und dann wieder zu Hao. Das war nicht gut. Jemand musste die Fronten klären und das so schnell wie möglich. Und Yoh war sich im klaren das es nur einer innerhalb des Kreises, den die Patcheen gezogen hatten, tun konnte…und das war Hana. Es klang einleuchtend denn Hana hatte ihnen das alles ja auch eingebrockt. Er war das Bindeglied zwischen diesen zwei Stämmen geworden, ob er es nun wollte oder nicht und jetzt musste er das auch festigen und die Gemüter besänftigen bevor es noch schlimmer wurde. Er war der Einzige der das noch retten konnte…oder halt nur noch schlimmer machte. Doch seine Mutter hatte Vertrauen zu ihm und sprach dann zu ihrem Sohn:

„Ich denke…du hast uns einiges zu erklären Hana. Vielleicht wäre jetzt ein guter Zeitpunkt dafür, oder meinst du nicht auch Schatz?“

Er sagte dass sehr sanft zu dem Blonden rüber, aber mit einem leichten Nachdruck in seinen Worten so das Hana den Sinn dahinter verstand. Es kam auch bei ihm an und er wusste was zu tun war. Seine Mutter machte ihm damit klar das er sie alle in ganz schöne Probleme navigiert hatte und das nur weil er auf zwei Hochzeiten gleichzeitig tanzen wollte. Hana mochte Saku und seine Jungs. Er fühlte sich dort wohl und zuhause. Aber er liebte auch seine Familie und wollte ihnen nichts Schlimmes. Doch genau das wurde gerade zum Problem. Er war so hin und her gerissen zwischen seinem Stamm, wo er geboren und aufgewachsen war und seinen neuen Freunden, wo er sich zuhause fühlte und Anerkennung so wie auch Akzeptanz fand. Doch er bemerkte wie schwer es war zwischen zwei Stühlen zu stehen. Etwas woran viele brechen würden…aber nicht er. Er würde damit nicht aufhören! Er hatte diese Menschen lieb gewonnen und wollte bei ihnen sein! Ganz besonders Sakutaro. Er hatte ihm schon so oft das Leben gerettet und das erst wieder vor einigen Stunden. Sie…sie waren nun auch durch ihr Blut verbunden und Hana machte das komischerweise glücklich. Denn noch nie zuvor…hatte jemand so viel für ihn riskiert und aufgegeben wie Saku. Er war ein guter Mensch und Hana…war ihm treu. Er wurde vor kurzem erst angeschossen und hatte das überlebt, also würde er nen Teufel tun und sich jetzt vor seinem Vater fürchten!...Auch wenn er das etwas tat, aber nur wegen Saku seinem Wohlergehen. Hana sah nämlich genau WIE sein Vater seinen Piloten-Freund ansah…Er sah das er ihn töten wollte. Und das ließ er nicht zu. Seine Mutter hatte also recht. Es war Zeit mit der Wahrheit rauszurücken und die Wogen zu glätten die wie dunkle Wolken über jeden von ihnen hingen. Lange genug hatte er sie verborgen und nun war die Katze aus dem Sack, also kein Halt mehr. So sah auch Saku wieder zu ihm runter, als er Hana schnaufen hörte. Der Kleine musste überlegen wie er anfangen sollte und auch WO. Und während die Zero-Staffel noch immer nervös hinter Sakurai stand und sich in der Menge um sahen, da rückte Hana endlich mit der Sprache raus und legte los. Er sah dabei wieder zu seiner Mutter.

„Ich habe Saku am Strand gefunden. Oder eher mehr: wir haben uns gegenseitig gefunden. Er ist hier gelandet, genau wie der Rest seiner Freunde, aber sie wollen uns nichts Böses! Ich war neugierig, weil ich nicht wusste dass es noch mehr Menschen hinter dem Horizont gibt und deswegen habe ich seine Nähe gesucht. Deswegen bin ich oft bei ihm am Strand gewesen und noch an anderen Orten. Ich wollte von ihm lernen und mir ist schnell klar geworden das ich Spaß daran hatte. Ich…ich bin gerne bei ihm.“

Als er das hörte sah ihn Saku doch tatsächlich leicht beschämt an und wand dann seinen Blick errötet ab. Sein Herz fing wieder schneller an zu klopfen. Hana…war gerne bei ihm? Es war offensichtlich, wenn er so an alle ihre Treffen zurück dachte, aber das so ehrlich gesagt zu bekommen wirkte doch ganz anders auf ihn. Es war schön zu hören dass jemand gern bei ihm war. Chiharu hatte sowas auch mal zu ihm gesagt. Ach bei so vielen anderen hatte er das auch schon gehört. Saku hatte diese Art Menschen um sich zu sammeln. Man war einfach gerne bei ihm. Etwas was er persönlich nie verstanden hatte, aber bei Hana…machte ihn das komischerweise froh. Er war…froh zu hören dass er gerne bei ihm war. Sein Herz machte da einen kleinen Hüpfer vor Freude. Etwas…was es nicht sollte.

Alle anderen aber sahen Hana verdutzt an. Besonders die Patcheen um sie herum und ganz besonders Hao, der dachte ihm würde gerade der Schlag treffen. So sah er auch etwas erschrocken zu seinem Sohn und sprach dann laut:

„Wann hast du ihn das erste Mal getroffen?“

Hana sah wieder zu seinem Vater und schluckte. Er wusste dass er mit dieser Satz sein Todesurteil unterschreiben würde. So fühlte es sich zumindest an. Dennoch antwortete er mutig:

„…Vor fünf Tagen.“

Yoh sah darauf erschrocken zu Hao hinter. Er konnte das Gewitter schon riechen, das da aufzog und Sekunden darauf sah man wie sein Gatte den Bogen fester in den Händen hielt und dann auch schon sauer und besonders laut zu seinem Sohn rüber fauchte:

„Seit fünf Tagen?! Und innerhalb dieser fünf Tage hattest du es nicht mal für nötig gehalten deine Mutter und mich zu informieren das FREMDE in unserer Heimat aufgekreuzt sind?! Schon mal an unseren Stamm gedacht Hana?! Es gibt kleine Kinder bei uns! Was wenn sie im Dschungel diesen Wilden über den Weg gelaufen wären?! Sie hätten verletzt werden können!! Und das nur weil du egoistisch deinen Spaß gehabt hast?! Du hast deine Mutter und mich seit fünf Tagen belogen!! Verdammt noch mal Hana!! Goldva hatte recht…du trägst diese Augen und Haarfarbe nicht ohne Grund…“

Und das tat weh.

Als Hana das hörte krachte sein Herz etwas zusammen und er fing leicht an zu zittern, denn er wusste genau…was damit gemeint war. Teufel…Fuchsgeist…Hao verglich ihn mit seiner Großmutter, von der er all das geerbt hatte. Und schlagartig wurde es unheimlich laut und je lauter Hao wurde, umso leiser wurden die Patcheen um ihn herum, die sogar schon etwas duckmäuserischer wurden, weil sie den Zorn ihres Oberhauptes spüren konnten. Hao war wie eine Naturgewalt. Wenn er um sich schlug konnte er dabei extremen Schaden anrichten. Aber dann brachte er auch wieder Frieden und Gesten die sie am Leben erhielten. Sie standen hinter ihm und wurden deswegen genauso sauer wie er, es färbte auf sie ab. Sein Zorn färbte ab, denn keiner konnte den egoistischen Sohn des Häuptlings ausstehen. Dieses…Fuchskind. Genau wie seine Großmutter diese Fuchsfrau. So sahen sie dann auch sauer und verurteilend zu Hana. Etwas was Saku auffiel, als er sah wie sich Bögen wieder etwas spannten und strammer gezogen wurden. Und es schockierte ihn. Es erschrak Saku zu sehen wie sehr diese Männer doch auf Hana seinen Vater hörten und das seine Verachtung auch gleichzeitig ihre wurde. Nun war alles klar. Nun verstand Sakutaro warum Hana lieber bei ihm und seinen Jungs war als zuhause…Erst ergab es für ihn keinen Sinn, aber nun war es klar geworden. Er hatte sich immer wieder gefragt warum Hana jedes Mal wieder zu ihm kam, ganz egal wie schlimm er auch zu ihm gewesen war und nun verstand er es. Bei Saku war es am Anfang nicht leicht gewesen und gefährlich…aber für Hana war es zuhause schlimmer gewesen. Und inzwischen bekam er, bei der Zero-Staffel, Anerkennung, während der Rest seines Stammes ihn so behandelte wie es sein Vater wollte. Nämlich mit Abneigung und Hass. Ob der Häuptling…sich dessen überhaupt bewusst war? Sich dessen bewusst war das er seine eigenen Männer gegen seinen Sohn hetzte? Saku sein Blick wurde sofort wieder ernster und wütend. Sie taten ihm unrecht. Hana war ein Dickkopf und ein Rotzgör, aber so eine Behandlung hatte er nicht verdient! Das hier war die schlimmste Art der Verurteilung die es gab…nämlich Abwendung und Hass. Und Saku kannte es.

Er konnte sich plötzlich vorstellen wie es Hana ergangen sein muss. Und es tat ihm weh daran zu denken. Zu sehen wie dieses Kind da allein saß und keiner mit ihm spielte. Sie ihn nicht als das nahmen was er im Herzen war, sondern ihn nach seinem Äußeren beurteilten. Denn offenbar hatten Hana seine Haar- und seine Augenfarbe etwas an sich was dafür sorgte das sich viele von ihm abwanden und ihn deswegen verurteilten. Zumindest klang das nach seinem Vater so. Saku erinnerte sich. Genauso…war es auch bei ihm gewesen. Man behandelte ihn anders und das nur weil er seinem Vater so zum Verwechseln ähnlich sah. Behandelten ihn kühl und wie einen Soldat, obwohl er innerlich weinte und nicht allein sein wollte. Denn er war nicht nur das Kind seines Vaters…sondern auch seiner Mutter. Und genau dieses Spiel schienen sie auch bei Hana abzuziehen. Und es fiel Sakutaro auch sofort auf das Hana blond war und seine Eltern nicht. War Hana seine richtige Mutter vielleicht blond gewesen? Er wusste es nicht, aber da er nichts von Hana und Yoh ihrem speziellen Blut wusste, hielt er sich eben daran fest das Yoh nur eine Adoptivmutter sein müsste. Auf jeden Fall machte ihn das sauer. Alles was er da gerade mit bekam machte ihn sauer und noch schlimmer wurde es…als er Hana zittern fühlte, denn der Junge litt gerade Schmerzen in seinen Armen. Und das lag sicherlich nicht an den Schmerzen der Schusswunde. Saku musste sich wirklich zusammenreißen nicht in die Luft zu gehen. Er wollte, aber dann machte er alles nur noch schlimmer, also schluckte er den Frust runter. Hana dagegen verzog das Gesicht sauer, obwohl er noch immer zitterte und gab dann bockig von sich:

„Ich habe euch nicht angelogen! Ich habe euch nur nicht alles erzählt, ganz einfach!“

So konnte man das auch sehen. Hao aber konnte es nicht glauben und fauchte sauer zurück:

„Komm mir gefälligst nicht mit diesen klugscheißerischen Sprüchen Hana! Du bewegst dich gerade auf verdammt dünnem Eis mein Sohn! Da fehlt nicht mehr fiel und es kracht zusammen! Du hast uns diese wichtigen Dinge verheimlich und rücksichtlos alle in Gefahr gebracht! Aber jetzt versteh ich auch endlich warum du im verbotenen Tal gewesen bist! Sicherlich haben DIE dich angestiftet sie dahin zu bringen, oder?! Uns zu bestehlen! Haben dich dazu genötigt dich gegen einen unserer Götter zu erheben!!“

Das ergab doch keinen Sinn!

Hana sah ihn erschrocken an und war sich nun ganz sicher dass sein Vater einfach nur Gründe suchte um ihm an den Karren fahren zu können, egal ob es nun stimmte oder nicht. Hao war sauer und wollte sich aufregen, egal über was. Ja und das lebte er gerade so richtig aus. Doch er war nicht nur sauer…sondern auch besorgt. Etwas was ihm einer ansehen konnte. Yoh dagegen lief instinktiv wieder näher an seinen Sohn heran und stellte sich links neben seinen Kopf, während er dessen Haarschopf sanft fasste und behutsam darüber strich. Er wollte seinem Sohn beistehen, der gerade einen harten Kampf zu kämpfen hatte und das ganz allein. Auch sah man damit, welche Seite er einnahm, denn Yoh stand zu Hana und seinem Freund. So weh es ihm auch tat eine Seite wählen zu müssen. Der Schamane hatte es verstanden, aber leider Hao noch nicht. Alles was Hana getan hatte war für ihn gewesen. Für Sakutaro. Für…seinen Dyami. Und entweder konnte Hao die Gemeinsamkeiten nicht sehen, oder er wollte es einfach nicht, denn er blockte komplett ab. Doch sein Sohn ließ diese Anmaßungen nicht auf sich sitzen. So knurrte er dabei, als Hana dann erneut fauchte:

„Das ist nicht wahr!! Saku und ich sind ausversehen dort gelandet und Sirius hat uns einfach angegriffen!! Er fiel im Dschungel über mich her und Saku hat mich vor ihm beschützt!! Er wurde dabei von ihm gebissen und ich musste helfen!! Also habe ich mich mit unserem Gott angelegt um IHN dieses Mal zu schützen!! Wenn Saku nicht gewesen wäre, dann wäre ich sicherlich bereits tot!! Und das nicht nur einmal!!“

Das war richtig, aber er überging bewusst die Stelle in der Sakutaro ihn fast vergewaltigt hatte. Es würde alle nur noch mehr aufscheuchen und bis auf ihn und Paku wusste das auch keiner. Und wenn es nach Hana ging…sollte es auch immer so bleiben, denn in dieser Nacht war etwas zwischen ihnen passiert. Etwas war in Hana passiert und das lag nicht nur am Fluch ihres Gottes der damals auf ihm lag. Nein. Er wurde sich bewusst…das er ihn mochte. Das er Saku seine Nähe mochte und gern bei ihm war. Und wenn er noch ehrlicher war…wollte er gerne engen Körperkontakt zu ihm.

Hao waren diese Sätze aber komplett egal. Er wollte nichts davon hören und fauchte dann erneut:

„Und in wie viele der Situationen hat ER dich persönlich reingebracht?! Wenn du dich von Anfang an nicht mit diesem Mensch eingelassen hättest dann wäre das alles nicht passiert Hana!! Aber du verdammter Dickkopf musstest ja mal wieder deiner Neugier freien Lauf lassen!! Du bist egoistisch und unbelehrbar!!...Genau so wie damals meine Mutter!! Sie hat auch nur an sich gedacht und das hat andere das Leben gekostet!!“

Er war so wütend und es tat so weh.

Hao sah vor seinem inneren Auge genau was damals passiert war. Sah wieder wie seine Mutter mit seinem Vater wegging und sie sagten sie würden zurückkommen. Wie klein er noch gewesen war und er sie anflehe sie mitzunehmen. Es war zu gefährlich gewesen ein Kind mit auf den Berg zu nehmen. Aber sie kamen nie wieder. Sie waren nie wieder gekommen und das alles nur weil seine Mutter nicht hören wollte und sich gegen die Götter erhoben hatte! Alles nur…Weil sie diese verdammten Blumen im Schnee blühen sehen wollte! An demselben verfluchten Ort…an dem er die Blumen für Hana seine Geburt gepflückt hatte. Damals als er in dieser Nacht geboren wurde war Hao auf den Weg dorthin gewesen. Er wollte das Yoh und Hana diese Blumen bei sich hielten, sobald Mutter und Kind die Geburt hinter sich hatten. Es sollte sie binden und daran erinnern dass auch Schönheit auf diesem Berg war und nicht nur der kalte Tod der seine Eltern und die von Yoh geholt hatte. Hao wollte diese negativen Gedanken mit etwas positivem knüpfen…nämlich mit der Geburt seines Sohnes. Seines einzigen Kindes. Doch Hana war Asanoha einfach zu ähnlich. Jedes Mal, wenn er ihn ansah, fürchtete er sich davor wie ähnlich er ihr war. Und Hao hatte Angst ihn deswegen zu verlieren. Er wollte…seinen Sohn nicht verlieren. Niemals. Er konnte seine Eltern nicht beschützen, aber er würde bei seinem Sohn nicht versagen.

So sah er weiter seinen Sohn an der dann zurück fauchte:

„Ich bin nicht meine Großmutter!! Und ich bin es leid immer und immer wieder mit ihr verglichen zu werden!! Was hat Oma dir angetan das du all den Frust, den du wegen ihr erlitten hast, nun auf mich projizieren musst?! Denn um nichts anderes geht es dir, nicht wahr!? Ich war für dich schon immer nur der Spinner der lieber mit Blumen gespielt hat und deiner Mutter zu ähnlich sah!! Und genau deshalb konnte ich es dir auch nie recht machen!! Deswegen bin ich lieber bei IHNEN als in unserem Dorf!! Ich war nie gut genug für dich gewesen!! Warum nur hasst du mich so sehr Papa?! Hä?! Warum?!“

Die letzten Sätze sagte Hana sehr laut, lauter als er eh schon war und in seiner Stimme klang Verzweiflung. Es war dieselbe Verzweiflung…die auch Saku in seiner Stimme damals gehabt hatte. Derselbe bitterliche Ton. Damals noch, als er ein Kind gewesen war und vor seinem Vater stand. Ihn anflehte seine Mutter nicht mehr zu schlagen und völlig mit der Situation überfordert war. Es war noch am selben Abend gewesen als er den Aussetzer gehabt hatte. Sein Vater war förmlich ausgerastet als der Doktor endlich gegangen war und hatte darauf seine Frau geschlagen. Sakutaro stand daneben und flehte seinen Vater an zu stoppen. Doch stattdessen hatte er selber noch eine Schelle bekommen und wurde dann von seiner verletzten Mutter schützend in die Arme geschlossen. Sie behütete ihn und das Thema war dann auch für diesen Mann vom Tisch. Aber nicht für Saku. Er hasste ihn. Er hasste seinen Vater dafür was er ihm und seiner Mutter angetan hatte. Bis heute hatte sich nichts an der Situation geändert und er hoffte, dass egal wo seine Seele auch war, sie in der tiefsten Hölle schmorte in die sie auch gehörte. Immer und immer wieder war seine Mutter der Überzeugung gewesen das sein Vater ein guter Mensch sei, aber Saku hatte das nie erlebt. Nicht eine Sekunde seit er klar denken konnte. Er wusste dass ein Gefecht seinen Vater verändert hatte, aber das war ihm egal. Nichts und er wiederholte innerlich: NICHTS konnte rechtfertigen was er seiner Frau und seinem Kind antat. Sakutaro würde seinen Vater bis in alle Ewigkeit hassen und manchmal hasste er sich sogar selbst, wenn er in den Spiegel blickte. Und das einfach weil nur weil er ihm so ähnlich sah. Dasselbe Haar und dieselben Gesichtszüge. Er war gutaussehend, aber dennoch konnte er sich nicht ausstehen. Doch er war besser als er. Deswegen vergab er sich auch jedes Mal aufs Neue. Und dann noch wegen etwas anderen, was einen viel größeren Einfluss auf ihn hatte…Es waren seine Augen. Das lag nur an den Augen seiner Mutter die er geerbt hatte. Seine Mutter die er so sehr geliebt hatte. Aber auch Saku wusste das er nur ein Mensch war, denn auch er wurde anders als Fuyuhi gestorben war. Ohne Chiharu…wäre er vielleicht auch so geworden wie sein Vater.

Und Hana so mit seinem Vater streiten zu sehen, ihn dabei so bitterlich jammernd zu hören, das tat Saku unglaublich weh und weckte etwas in ihm auf. Es war Wut. Blanke Wut. Erneute Wut auf sich denn das ganze war seine Schuld. Der Kleine hatte sich an ihn gezwackt und wollte von ihm lernen, einfach bei ihm sein, weil er sich wohl fühlte und Saku trieb damit nur einen Keil zwischen Hana und seine Familie. Einfach weil er es nicht unterbunden hatte und den Jungen weg jagte, so wie er es immer hätte tun müssen. Doch er konnte nicht anders denn…Hana sah ihr so ähnlich. Es war dieselbe sanfte und liebe Energie die er bei dem Blonden spürte. Dieselbe wie bei Chiharu. Nein, das war nicht richtig. Es war noch intensiver als bei Chiharu. Und deswegen konnte er ihn nicht wegschicken, so sehr er es auch versuchte, er ließ sich immer wieder weich klopfen. Aber er war nicht Chiharu. Hana…war nicht Chiharu…Tja und am Ende wollte er Hana dann auch nicht mehr los lassen. Der Junge fühlte sich bei ihm wohl…und er bei ihm. Etwas war in ihrer gemeinsamen Zeit, seid sie sich kannten, passiert und als vorhin der Schuss über den Strand geknallt war, als es Hana zu Boden riss und Saku dachte der Kleine müsse sterben…da wurde etwas zwischen ihnen besiegelt. Es band sie aneinander und ließ sie nicht mehr los. Und Saku wusste was es war. Er wusste es…und es war falsch. Dieses Gefühl…durfte nicht sein. Nie hätte er gedacht das ihn jemals wieder so eiskalt erwischen würde wie damals bei ihr. Also musste er damit aufhören. Es durfte Hana zur Liebe nicht sein, denn sie gehörten in zwei verschiedene Welten. Welten die sich niemals hätten kreuzen dürfen.

Alle diese Gedanken rasten innerhalb von Sekunden durch seinen Kopf und er wusste was zu tun war. Er musste das bereinigen und dann…dann musste er so schnell wie möglich von dieser Insel weg. Doch er müsste auch dafür sorgen dass niemand von diesem Ort erzählen würde. Wie er das anstellen sollte wusste er aber noch nicht. Doch er würde sich was einfallen lassen…für Hana. Und Silva sah ihm das an. Sah ihm an das er in Gedanken war die ihn belasteten.

Sein scharfer Adlerblick hing auf dem Fremden der Hana fest in den Armen hielt und bemerkte sofort dass er innerlich ebenso litt wie der junge Häuptlingssohn. Sie waren sich…wirklich verdammt ähnlich. Nicht nur von ihrer Art her sondern auch vom Schmerz den sie mit sich trugen. Sowas war bindend und er verstand noch mehr. Und somit war er ganz besonders gespannt wie es weiter gehen würde. Was würde…der Fremde nun tun? Besaß er wirklich den Mumm zu sagen dass es seine Schuld war? Das Hana wegen ihm angeschossen wurde? So sehr Silva dem Blonden helfen wollte er durfte da nicht eingreifen. Das war etwas was sich Hana selber eingebrockt hatte und noch dazu etwas was seine Zukunft bestimmen würde. Denn je nachdem wie der Kleine sich entscheiden würde und demnach handelte, so betrat er einen Weg in eine ungewisse Zukunft. Mit wem er diesen Weg allerdings beschritt…lag nur in seinen Händen. Hana war Dreh- und Angelpunk dieser ganzen Geschichte. SEINER Geschichte und dem was auf dieser Insel passieren würde. Die friedlichen Zeiten, in denen er als kleiner Junge durch den Dschungel flitzte und Tapire jagte, die waren offiziell vorbei. Nun musste er Verantwortung übernehmen und für seine Taten gerade stehen. Und das mit allen Konsequenzen die es mit sich trug. Aber Silva glaubte an ihn. Nachdem was er gesehen hatte bekam er nicht den geringsten Zweifel daran das Hana weiser war als alle von ihm dachten. Das ihn alle unterschätzten und für einen stürmischen und dummen Jungen hielten der Situationen übers Knie brach als wären es eine Entscheidungen was man lieber zum Frühstück aß. So war er nicht und Silva war sich auch sicher dass nur einer das hier im Umfeld noch wusste und das war Yoh. Dem sein Gesicht ebenfalls Bände sprach.

Die junge Mutter sah verzweifelt zu ihnen rüber und Silva wusste das dieser Blick nur Hao galt der direkt neben ihm stand. Und das lag nur daran dass Vater und Sohn völlig falsch an das ganze Thema dran gingen und nicht wussten das sie so auch komplett falsch die Gefühle des Anderen verstanden. Hana liebte seinen Vater und Hao seinen Sohn. Aber ihre Art das zu zeigen war sehr eigensinnig und wurde von dem jeweils anderen falsch interpretiert. Hana dachte das Hao ihn hasste weil er seiner Mutter Asanoha so ähnlich sah. Aber das war nicht korrekt, denn der Häuptling liebte seinen Sohn so sehr das er dabei zu stark über die Stränge schritt und Hana mehr verbot als ihn als das zu akzeptieren was er war: nämlich ein Wildfang der neugierig und dem Neuem aufgeschlossen war. Ja und Hao hielt seinen Sohn für rücksichtlos und egoistisch, der erst an sich dachte noch bevor das Volk kam. Das was einen guten Häuptling ausmachte, denn der dachte zuerst an sein Volk als an sich selbst. Sie sprachen beide eine andere Sprache der Liebe und deswegen rannten sie aneinander vorbei. Doch für Silva und Yoh gab es einen neuen Hoffnungsschimmer denn vielleicht…war dieser Himmelsmensch der Auslöser den es brauchte um die Familie wieder zusammenzubringen. Das er und Hana etwas erschaffen würden was sie alle wieder zusammen brachte.

Yoh wollte sich derweil einklinken. Er wollte den Streit zwischen seinem Sohn und Gatten, der so sinnlos war, beschwichtigen. Aber das stand nicht in seiner Macht und erst recht nicht zu. Er hatte sich da rauszuhalten denn das war Hana sein Kampf. Wenn er nun eingriff untergrub er die Autorität seines Sohnes und dessen Entscheidungen. Und das würde er niemals tun. Also schluckte er seine Worte runter und sah vor sich auf den Boden. Er zitterte und wollte das alles beenden. Es war nicht richtig. Hao hasste Hana nicht und es tat ihm in der Seele weh zu hören dass sein Sohn so von seinem Vater dachte, denn Yoh sah es immer wieder vor sich. Er war dabei gewesen. Damals als Hana geboren wurde und Hao mit dem frisch geschlüpften Bündel durch das Dorf rannte und immer wieder vor Freude schrie: Ich habe einen Sohn! Er war so glücklich gewesen und wich nicht von Hana seiner Seite egal was danach auch mit ihm gemacht wurde. Er blieb bei seinem Sohn und küsste ihm immer wieder sanft auf die Stirn dabei. Er liebte Hana so sehr…warum musste das alles nur so eskalieren?

Und dann fauchte Hao plötzlich wieder zu seinem Sohn:

„Ich bin dir keiner Erklärung schuldig Hana!! Du hast gefälligst zu gehorchen!! Und sobald du wieder im Dorf bist werde ich persönlich dafür sorgen dass du es nicht mehr verlässt! Hast du verstanden?! NIE wieder!! Deine Freiheiten und Ausreißer sind ab heute vorbei!!“

Hana sah ihn erschrocken an und fasste sich voller Schmerz auf seinen Bauch dabei. Er tat weh. Die Wunde fing wieder mehr an zu schmerzen und das lag nur daran das sie sich stritten und der Kleine viel Luft zum Schreien dabei benutzte, welche er ja einatmen musste und das dann auch seinen Bauch spannte. Doch so sehr es auch weh tat…es tat mehr weh seinen Vater so zu hören. Zu hören das er ihn im Dorf als Gefangener halten wollte. Also schniefte Hana sauer und blickte dann auch genauso wütend zu ihm rüber, als er ein letztes Mal fauchte:

„Ich lasse mich von dir nicht einsperren!!“

„Oh ja?! Das werden wir sehen mein Sohn!!“

„ES REICHT!!“

Donnerte dann ein lautes Brüllen über das Deck und alle zuckten zusammen.

Es war so laut und mächtig gewesen das es wirklich jeden in Mark und Bein ging der sich an dem Ort befand. Einzig einen traf es nicht so hart und das war Paku gewesen der dann auch den ansah der diesen Schrei von sich gelassen hatte…nämlich Saku.

Ganz besonders Hana sackte das Herz, in Sakutaro seinen Armen, bis in den Magen und er sah deswegen auch gleich wieder erschrocken und blass zu ihm auf. Er hatte gebrüllt. Noch nie zuvor…hatte er ihn so brüllen hören. Es war ein Machtwort gewesen und das hatte auch komplett eingeschlagen während er da wütend stand und zornig nach vorne zu Hao sah…der selber überrascht schien. Er war es nicht weil er so angebrüllt wurde, denn es galt ja ihm und Hana gemeinsam, sondern weil er davon fasziniert war wie mächtig dieser Laut gewesen war. In der Stimme klang Kraft und Unterwerfung hervor, etwas was Hao noch bei keinem gehört hatte außer bei sich selbst. Selbst Silva war nicht mal in der Lage so mit Feuer und Zorn zu brüllen. Lag aber auch daran das er nicht wirklich zum herrschen gemacht war, aber dieser Kerl da vorne…er war ein Anführer. Er hatte diesen Ton und diesen Blick, auch wenn er ein Killer war und das faszinierte Hao plötzlich. Ja man konnte schon beinahe sagen: es imponierte ihm. Das war mächtig und bestimmend und davor zog Hao innerlich leicht seinen Hut, denn dieser Sakutaro hatte nun nicht nur seine Aufmerksamkeit, sondern auch die aller anderen auf dem Deck. Als wollte er allen Schlampen auf dem Deck sagen dass ER jetzt am Drücker war. Und es funktionierte sogar. Besonders seine Jungs waren förmlich zusammengezuckt und sahen ihn leicht erschrocken an. Sie wollten erst sogar salutieren, aber konnten sich vorher noch fangen. Schon lange…hatten sie Saku nicht mehr so ernst und befehlend gehört dass er dabei sogar brüllte. Es lag nicht daran das er es nicht machte. Brüllen war etwas was Saku gut konnte, besonders dann wenn man es mit ihm zu weit trieb, aber DIESE Art des Brüllens war selten und kam nur in Ausnahmesituationen vor. Zum Beispiel wenn er in einer Schlacht war und es auf jede Sekunde zwischen Leben und Tod ankam. Man konnte sagen: Wenn er so brüllte, war etwas heftig im Argen und die Jungs wussten auch genau was es war. Sie wussten…was der Auslöser für dieses Brüllen gewesen war. Tja und dann machte Sakutaro auch schon einen Schritt nach vorne und wollte Klartext reden.

Es war einfach unglaublich. Saku trat doch tatsächlich näher an den Häuptling der Patcheen heran, sah dabei ernst zu ihm während er Hana noch immer bestimmend und sanft in den Armen hielt und der nicht seinen Blick von ihm lassen konnte. Was war das nur? Hana lief doch tatsächlich wieder etwas röter an als er dieses Gesicht über sich sah das so stark und selbstsicher funkelte. Er war wütend, aber dennoch sah er so cool dabei aus und genau deswegen konnte der Blonde nicht anders als ihn nur weiter anzustarren. Und dann sagte Saku Sätze…die sich in Hana sein Herz eingravierte und ihn nie mehr verlassen würden. Nie mehr so lange er lebte. Der Pilot blieb darauf gut einen Meter vor Hao stehen, der noch immer auf ihn zielte und sprach dann aufrichtig, so wie stark:

„Ich weis nicht was das für ein Problem ist das ihr beide miteinander habt und ehrlich gesagt kümmert es mich auch nicht. Aber Vater rund Sohn sollten sich nicht so anschreien wie ihr es macht! Streit bringt keinem von euch was! Und ICH stehe nicht hier um mich zu streiten! Ich mit mitgekommen um dafür zu sorgen das Hana wieder nachhause kommt. Da wo er hingehört und wo er sich in Ruhe von seiner Wunde erholen kann!“

Hao sah ihn wütend an. War das so? Er wurde innerlich wieder sauer und sprach dann dennoch ruhiger, aber noch immer geladen zu ihm, während der Pfeil auf die Höhe des Herzens von diesem Mann rückte:

„Eine Wunde die er nur wegen EUCH Himmelsmenschen bekommen hat! Wie kannst du es WAGEN dir anzumaßen ihm helfen zu wollen!? WAS treibt dich dazu du Lügner?!“

Saku sah ihn weiterhin ernst an und dann flogen über seine Lippen die Worte…die Hana schockierten:

„…Weil vor dir der Mann steht der dafür verantwortlich ist.“

Und das schien sogar Hao zu wundern und zu treffen den er sah darauf den Fremden überrascht und erschrocken an. Hatte er… das gerade wirklich getan? Stelle sich dieser Mistkerl da tapfer und mit Mumm vor ihn und sagte ihm dass ER SELBST daran schuld war?! Das er an Hana seiner Wunde schuld war?! Hao verstand nicht ganz was das sollte, oder welchen Plan der Himmelsmensch damit verfolgte, aber auf die Erklärung war er mal gespannt. So gespannt sogar, dass er den Bogen etwas runter ließ und nur zuhörte. Er schwieg und sah Saku an, genauso wie es auch die Zero-Staffel erschrocken tat denn ihr Boss pokerte gerade ganz schön hoch. Besonders Sugi konnte das nicht glauben, was er da hörte, denn es war falsch. Saku war nicht für diese Wunde verantwortlich, sondern Anderson! Aber er nahm es persönlich auf seine Kappe, so wie immer. Warum tat er das?! Mal abgesehen davon dass er sich schuldig fühlte. Sich vor den Häuptling zu stellen und ihm eiskalt diese Kassette reinzudrücken war entweder verdammt dumm oder extrem mutig. Es könnte damit alles nur einen Wimpernschlag von einer Katastrophe entfernt sein. Mit dem Ausgang das Saku nun erst recht nen Pfeil in den Schädel bekam! Oh mann warum war sein Leutnant immer so angriffslustig und selbstmörderisch?! Doch es waren inzwischen alle davon fasziniert das Hao noch nichts getan hatte. Besonders Yoh hielt die Luft an und fasste sich mit beiden Händen vor den Mund. Saku war lebensmüde und keiner wusste warum. Er aber schon…denn er spielte mit offenen Karten. So sah er zu Hana runter und der zu ihm hoch als er das bemerkte und sprach weiter:

„Ich bin schuld daran das Hana angeschossen wurde. Meine Männer haben nichts damit zu tun. Ganz im Gegenteil, ohne sie hätte ich ihn nicht retten können. Ich war…aufgeschmissen und völlig machtlos. Konnte Hana nur in den Armen halten und ihm beim Verbluten zusehen. Und das alles nur weil ICH einen Fehler gemacht habe. Ich wollte ihn vor dem Angreifer beschützen, der auf MICH geschossen hat und nicht auf ihn. Und was habe ich getan? Ich habe mich egoistisch darauf fokussiert diesen Kerl zu Fall zu bringen, so dass ich eine Lücke für einen Angriff auf deinen Sohn frei machte. Hana ist meinetwegen verletzt und das kann ich nie wieder gut machen. Doch ich möchte dafür gerade stehen und nun wenigstens dafür sorgen dass er wieder sicher nachhause kommt. Das ist…alles was ich noch für ihn tun kann…Und sagen:…das es mir leid tut.“

Hana sah ihn darauf traurig an. Nicht…er sollte damit aufhören. Es war doch nicht seine Schuld. Es war nie seine Schuld gewesen! Er hatte ihm das Leben gerettet und das war alles was zählte! Zumindest für Hana der dann leise seinen Namen hoch flüsterte:

„…Saku…“

Er bekam darauf ein kurzes Lächeln zugeworfen. Ein sanftes und mit Trauer behaftetes Lächeln was Hana schrecklich in der Brust schmerzte. Das war nicht fair…Er hatte damit nichts zu tun und der Blonde wollte ihn umschlingen. Er wollte ihn an sich drücken und davon überzeugen dass es nicht seine Schuld war. Aber er konnte nicht. Er konnte einfach nicht aufhören in diese traurigen Augen zu sehen, die ihn ihm so mehr weh taten als es jede Waffe der Welt es konnte. Er sollte damit aufhören. Er wollte ihn so nicht sehen. Es tat so weh. Und weil der Blonde einfach nicht mehr wusste was er noch tun sollte. Wusste das Worte nicht immer einen erreichen konnten, tat er etwas was er noch nie zuvor getan hatte. Es war ein Reflex gewesen. Ein hauchzarter und es war ihm egal ob es alle sehen konnten, denn Hana musste es einfach tun. Alles befahl ihm das zu tun, denn er wollte Saku den Schmerz nehmen. Nichts wollte er gerade mehr. Also kam er ganz leicht hoch und schmuste sich sanft an die Kehle des Älteren. Es war nicht seine Schuld. Und Hana wusste es nun genau. Er wusste es schon vorhin irgendwie, als er den Blödmann am Boden liegen gesehen hatte und auch schon davor als Saku bei ihm war und ihn bei der Operation tröstete, als seine Wunde drohte ihn zu zerreißen. Er hatte es endlich akzeptiert und es fühlte sich gut an…Er liebte ihn. Hana liebte diesen Mann auf seine Art und Weise und wollte ihn deswegen nicht so traurig sehen. Und diese Erkenntnis war die ehrlichste seines Lebens geworden. Hana war schockiert denn…sein Herz hatte sich aufrichtig in diesen Trottel verliebt und nun wusste er endgültig nicht mehr was er noch tun sollte. Wie ging es nun damit weiter? Nun da ihn diese Erkenntnis so gnadenlos erschlagen hatte. War es…richtig? Und wie sah Sakutaro das? Er bekam etwas Angst, aber löste sich nicht von seinem Retter.

Saku sah deswegen erschrocken vor sich auf den Boden, als der Kleine das tat. Er verstand das einfach nicht, oder war noch zu schockiert um das zu realisieren was es bedeutete. Aber eines war klar…sein Herz machte kurz einen Sprung und als sich Hana dann von ihm löste, ihn danach ansah, so beschämt und leicht rot, zeigte es ihm nur noch mehr was er für einen Fehler gemacht hatte. Es war ehrliche Zuneigung die er in den wunderschönen Augen des Blonden sah und Saku machte genau das schrecklich nervös. Er hatte…ihn zu nah an sich rangelassen und dadurch hatten sie nun offiziell ein Problem. Das Problem…vor dem er eigentlich fliehen und welchem er sich nie wieder stellen wollte. Er fühlte was Hana damit sagen wollte…und Saku hoffte er würde sich nur irren und da zu viel rein interpretieren. Es war sicherlich nur als Trost gedacht, denn er und Hana durften nicht…

Es wurde sehr still und Yoh, der das gesehen hatte, dem ging das Herz auf vor Freude. Er wusste es. Er wusste es einfach sofort und er war so glücklich dass es endlich passiert war. Viele Jahre hatte es gedauert, aber nun war es endlich erreicht. Nicht die Person die er erwartet hatte, aber es war dennoch wundervoll und sogar noch viel besser! Hana sein Dyami war gekommen und endlich wurde es an der Zeit etwas zu tun. Erst wollte Yoh es nicht tun, aber er fasste sich nun seinen Mumm und lief schnell zu ihnen vor, so das er innerhalb von Sekunden zwischen Hao und Saku stand und dann streng den Bogen seines Gatten und dessen Pfeil nach unten drückte, als er dabei bestimmend sprach:

„Es reicht jetzt Hao! Er hat recht. Hana sollte wieder nachhause, damit auch ich mir die Wunde noch mal ansehen kann. Also bitte lass Gnade walten und verschone sie. Lass sie gehen, sie sind…gute Himmelsmenschen. Er hat unseren Sohn gerettet Hao…“

Hao sah ernst zu ihm, aber ließ dennoch seine Königin gewähren den Bogen nach unten zu drücken, so dass er auch etwas entspannte und aufhörte ihn stramm zu halten. Es lag aber nicht nur daran das Yoh dies getan hatte, sondern auch an dem was er selber sah. Erneut: er konnte es nicht leugnen, denn er war beeindruckt. Beeindruckt von diesem Himmelsmenschen vor ihm. Er hatte Mut und Schneid und noch dazu schien er aufrichtig und bestimmend zu sein. So wie auch mitfühlend und beschützend. Alles Eigenschaften…die man an einem Häuptling schätze. Etwas was Hao selber besaß und so ungern er es auch zugab, dieser Sakutaro erinnerte ihn plötzlich an ihn selbst. Zuzugeben dass man an der Verletzung seines Sohnes schuld war und dass auch noch direkt vor seiner Nase zu sagen, während eine Waffe auf ihn gerichtet war, dazu musste man echt Eier haben. Und das…respektierte Hao. Er respektierte es noch mehr als die Tatsache dass er seinen Sohn offenbar gerettet hatte und das nicht nur einmal. Er war dankbar, falls das der Fall sein sollte, aber noch immer wütend das Hana es erst so weit kommen lassen hatte. So schnell bekam man den Häuptling also nicht wieder entspannt. Doch seine Königin hatte recht. Vielleicht…reichte es fürs Erste. Also sah er wieder zu dem Fremden vor sich, an dessen Kehle sich noch immer sein Sohn drückte und damit zeigte das er ihn mochte und vertraute und Hao…versuchte es auch mal mit leichtem Vertrauen. Aber nur ein bisschen. So senkte er seine Waffe endgültig und gab einen anderen Pfeifton von sich. Sekunden danach lockerten sich auch schon alle anderen Patcheen um die Staffel herum und senkten leicht ihre Bögen. Yoh sein Herz entspannte sich auch sofort denn er war froh das Hao endlich zur Vernunft gekommen war. Es war vorbei. Hana hatte endlich die Fronten geklärt. Er atmete erleichtert aus und die Krieger um sie hörten natürlich aufs Kommando. Als die Jungs der Staffel das sahen wurden auch sie etwas entspannter, so sehr sogar das Matsu zu Sugi flüsterte, der noch immer die Arme leicht erhoben und aufgebend vor sich hoch hielt, nur für den Fall das es doch wieder scheiße wurde:

„Du kannst die Arme wieder senken, du Weichei.“

Sugiura lächelte und atmete erst mal tief aus während er die Arme lockerte und neben sich fallen ließ. Dem Tod erst mal von der Schippe gesprungen, was?

„Ein Glück! Ich dachte schon wir wären Fischfutter, hehe! Und langsam taten mir auch die Arme weh.“

Matsu seufzte darauf genervt. Oh mann dieses Weichei.

Keine Ahnung wie Saku das mal wieder angestellt hatte, aber immerhin gingen sie alle nicht mit Pfeilen im Hintern vom Platz wie geprügelte Hunde. Etwas was hätte locker passieren können, denn sie waren so verdammt noch mal in der Unterzahl und Mangel gewesen das es nicht mehr lustig war! Und wenn Saku Mist gebaut hätte…oh großer Gott sie wären sicherlich tot. Doch wie immer wusste ihr Leutnant die Situation zu retten! Guter Mann!

Hao sein Blick blieb aber streng und ernst auf Sakutaro liegen. Er wollte das nicht tun, aber er hatte keine andere Wahl. Es machte ihn unwohl die Waffen zu senken, aber Silva und Yoh standen offenbar zu diesem Fremden und dummerweise war er zwar der Häuptling, aber überging nicht die Worte der Menschen die ihm an nächsten standen. Sie hatten auch was bei seinen Entscheidungen mitzureden. Denn Hao wusste das er nicht fehlerfrei war. Und Hana schien selber sehr überrascht über das was um sie geschah und sah auch wieder zu seinem Vater vor, der noch immer ernst zu ihnen sah. Was…machte er da? Hatte er wirklich Einsicht gezeigt? Yoh aber wurde dann sofort lockerer...doch war noch leicht besorgt wegen dem was Hao als nächstes sprach. Es waren harte Worte gewesen.

Sein Gatte ließ seinen strengen Blick noch immer auf dem Piloten ruhen, aber dabei schnallte er seinen Bogen wieder auf seinen Rücken und steckte den Pfeil zurück in den Köcher der ebenfalls auf seinem Rücken ruhte. Danach verschränkte er seine Arme vor sich und kam in eine etwas lockere Haltung. Vorher hatte er sehr angespannt und leicht gebückt da gestanden, was auch daran lag das er seine Muskeln anspannte, damit sie, wenn es nötig wurde, gehorchten und er sofort kämpfen konnte, wenn es die Situation erforderte. Doch das war erst mal nicht mehr von Nöten. Hao hatte alles unter Kontrolle…alles…bis auf seinen Sohn, der ihm noch immer einen verdutzten Blick zuwarf. Er verstand nicht was sein Vater da tat, denn das sprach so überhaupt nicht für ihn. Er legte seine Waffe freiwillig weg. Doch Saku schien das nicht zu verwirren. Dieser Mann vor ihm war schlau. Nicht nur das er wusste wie er sie in die Mangel zu nehmen hatte, sondern er wusste auch genau wie er strategisch am besten handeln sollte. Was er mit den nächsten Sätzen auch bewies. Diese Sätze die auch die junge Mutter etwas besorgten. Hao sprach dann in einem ernsten Ton zu ihnen:

„Ich lasse sie gehen…aber nicht IHN.“

Dabei nickte er zu Sakutaro rüber, der dann eine Augenbraue neugierig nach oben zog, aber weiterhin schwieg. Wirklich? Es kam für ihn nicht überraschend denn mit sowas hatte er schon gerechnet. Er und auch Paku, der locker weiter hinten stand und ebenfalls die Arme vor sich verschränkt hatte. Dieser Hao war nicht blöd. Er wusste dass es am sinnvollsten war den Anführer als Geisel zu nehmen. Er hatte genau erkannt dass sie sehr auf Sakutaro fixiert waren und ohne ihn verwandelten sie sich sicherlich in einen kopflosen Haufen von Hühnern der kreischend im Stall rum rannten. Es war gerissen das Alphatier von der Herde zu trennen. So hatte er nicht nur die Kontrolle über ihn sondern auch über seine Männer, denen das überhaupt nicht passte. Oh ja es passte ihnen überhaupt nicht. Und so wie Matsu nun mal war, hitzig und das Herz auf der Zunge tragend, war er auch der Erste der sofort nach vorne brüllte:

„Was?! Das ist doch ein schlechter Scherz!“

Er machte dann noch einen Schritt nach vorne und sofort spannten sich dabei wieder die Bögen vor ihnen, denn inzwischen standen die Patcheen auch zwischen der Staffel und ihrem Leutnant. Paku hielt ihn aber auf und schüttelte den Kopf. Das war keine gute Idee. Der Kerl meinte das gut, aber es feuerte gerade nach hinten los. Und weil Matsu das merkte, riss er sich auch zusammen und knurrte stehend vor sich auf den Boden. Keinem passte die Situation, aber ihnen waren nun mal die Hände gebunden. Hao hatte derweil bewusst den Großkotz hinten ignoriert und sprach dann zu Hana und Saku, die beide zu ihm sahen, aber es an den Piloten gerichtet war:

„Du sagtest das du schuld daran hast das mein Sohn verletzt wurde, obwohl du nicht geschossen hast. Aber dennoch möchtest du dafür gerade stehen als wäre es deine Waffe gewesen die ihn verletzt hat…Ich sehe das und zolle dir Respekt für deinen Mut und deine Ehrlichkeit…Aber ich vertraue dir nicht, denn ich weis über welche Waffen ihr Himmelsmenschen verfügt. Waffen die nur Tod und Elend bringen, egal wo ihr auch damit auftaucht. Und vielleicht sehen es dir die anderen nicht an, aber ich kann sehen was du bist. Was für ein Mensch du bist…Du hast die Augen eines Raubtiers und auf deiner Schulter Sitz der Tod wie ein ständiger Begleiter. Dass erklärt auch warum mein Sohn in deiner Nähe verletzt worden ist…Ich kann nicht verstehen was er an dir findet. Auch nicht warum meine Frau dich so in Schutz nimmt. Aber ich bin ein Vater und nichts ist mir wichtiger als meine Familie. Deswegen behalte ich dich lieber im Auge, als dich frei rumlaufen zu lassen, auch wenn das bedeutet dass du in unser Dorf kommen musst. Besonders wenn das bedeutet…das Hana endlich mal die Füße still hält wenn ich dich bei uns halte. Ich habe keine Zeit meinen Sohn jede Sekunde im Auge zu behalten, weil er sonst auf die Idee kommen könnte wieder zu dir abzuhauen. Also bist du ab jetzt unser Gefangener…Silva!“

Donnerte es aus Hao und der große Mann kam dann direkt neben ihm. Er verschränkte ebenfalls die Arme vor sich und sah zu Saku und Hana rüber, so wie auch zu Yoh, der wieder dicht neben seinem Sohn am Kopf stand und ihn ebenfalls schützte. Silva hörte Hao genau zu, als der dann befehlend von sich gab:

„Du behältst ab heute meinen Sohn im Auge. Und ganz besonders IHN. Und falls der Fremde dir komisch vorkommen sollte…töte ihn einfach.“

Gnadenlos und bestimmend.

Und damit wand er sich dann auch halb ab und pfiff erneut. Es war ein höherer Ton gewesen als vorher und er erreichte genau das was er sollte…denn der Ring um die Zero staffel löste sich langsam auf und die Krieger gingen zurück. Sie senkten ihre Bögen nur halb, aber hielten sie noch auf die Jungs gerichtet, während sie zu ihrem Häuptling liefen und den Kreis dafür um ihren Gefangen enger zogen, nämlich den um Sakurai. Der sah dem auch etwas verdutzt zu, so wie auch Hana, der nicht glauben konnte dass sein Vater das wirklich tat. Der Blonde sah darauf wieder wütend zu seinem Vater vor. Er wollte ihn anschreien, aber sein Blick ruhte dann auf Silva, der plötzlich frech lächelte und einmal nickte. War das…etwa ein kurzes Zwinkern von einem seiner Augen gewesen, was Hana sah? Es war komisch aber genau dieses Zwinkern machte ihn plötzlich ruhig und ein leichtes lächeln schlich sich über seine Lippen. Hana verstand. Er verstand was Silva ihm damit sagen wollte und nun wurde er auch ruhiger. Sein Pate stand also hinter ihm, genau wie seine Mutter, so musste er sich keine Gedanken machen dass Saku etwas passieren würde. Und das erleichterte ihn ungemein. Aber andere waren nicht so erleichter über das was sich da vor ihren Augen abspielte. So sahen Matsu, Katsu und Sugi sehr nervös zu Sakurai, der immer mehr von den Patcheen umkreist wurde und nun offiziell ihr Gefangener war. So das Katsura sogar dieses mal laut rief:

„Sakurai!“

Der hörte das und drehte sich dann auch zu ihnen um, denn Saku spürte die Furcht in der Stimme und die Unsicherheit, die er dann auch auf allen Gesichtern sehen konnte wie sie da vor ihm standen. Matsu wollte sogar plötzlich nach seiner Waffe greifen. Er reagierte über, aber Paku reagierte schneller und drückte die Hand des ehemaligen Schießstandwärters nach unten, der dann auch verdutzt zu ihm hoch sah. Der Große schüttelte den Kopf erneut und sprach leise zu ihm:

„Vertrau ihm einfach. Es hätte wesentlich schlimmer ausgehen können.“

Matsu sah ihn verwirrt und erschrocken an, als er lauter sprach:

„Schlimmer?! Die nahmen Sakutaro als Geisel! Vielleicht bringen die ihn auch um und du willst nur hier stehen und NICHTS tun?! Ist das dein Ernst Paku?!“

Es war sein ernst und er nickte wieder einmal sanft und besänftigend zu seinem Freund. Es gefiel ihm auch nicht ganz, aber Saku hatte sich dafür entschieden und aus dem Dickkopf bekam man das auch nicht mehr raus. Doch als dieser Satz fiel war es Saku der dann laut rüber rief:

„Es ist okay!“

So sahen alle seine Jungs wieder zu ihm.

Sakutaro sein Blick war ernst und selbstsicher. Er versprühte so viel Mut und Sicherheit dass sich Matsu plötzlich sehr mies fühlte. Er vertraute seinem Boss, aber er machte sich dennoch Sorgen um ihn. Das war auch okay, denn er war mehr als nur ihr Leutnant…er war ein Freund. Familie. Und Sakutaro wusste das. Er wusste dass sie es nicht böse meinten und einfach Angst um ihn hatten, denn immerhin waren sie schon oft in heiklen Situationen wie dieser gewesen und überlebten nur weil sie aufeinander aufgepasst hatten. Nur mit einem großen Unterschied: denn noch nie…wurden sie dabei von ihrem Alpha getrennt. Aber Saku wäre nicht ihr Leutnant, wenn er nicht wüsste wie er seine Bande ruhigbekommen würde. Also lächelte er frech zu ihnen und sprach dann locker:

„Es ist alles okay. Ich bin in einigen Tagen wieder bei euch, sobald es Hana besser geht. Sorgt ihr nur weiterhin dafür das Anderson nicht entkommt und Kaizo nicht nach ihm sucht. Ich verlasse mich auf euch, verstanden? Macht euch also keine Sorgen um mich…“

Paku sah ihn nur stumm an.

Vieles ging in dem Moment durch seinen Kopf. Vieles was ihm gefiel und dann auch wieder Dinge vor denen er sich persönlich sorgte. Er wusste das Saku ein guter Kerl war und man ihm vertrauen konnte. Das war er schon immer und gerissen noch dazu. Was er da vor hatte war wagemutig und in den Augen vieler Unwissender sicherlich dumm und unbedacht, aber das war eigentlich nicht der Fall, sondern das genaue Gegenteil. Es war schlau. Sein Küken wusste genau was es da tat und das dies die beste Möglichkeit war um fürs Erste den Frieden zu wahren. Dem Häuptling der Patcheen nun zu wiedersprechen, DAS wäre fatal und dumm, besonders bei ihrer aktuellen Unterlegenheit. Saku wollte keinen Krieg vom Zaun brechen und erst recht nicht wenn diese Menschen im Recht waren. Immerhin waren SIE auf ihrer Heimat gestandet und brachten ihr Leben somit durcheinander. Noch dazu wäre Hana das alles wirklich erspart geblieben wenn er sie nie getroffen hätte. Doch Dinge waren nun mal passiert und jetzt musste man versuchen das Beste daraus zu machen und nichts eskalieren zu lassen. Es hatten sich Menschen getroffen die besser ohne einander zu recht kamen. Aber nun mussten sie es lernen und damit umgehen. Saku schlug damit sogar die erste Brücke. Er ging freiwillig mit und Paku respektierte das. Sein Junge war weiser als man ihm ansah. Ein erfreutes Lächeln huschte dann über seine Lippen. Sein Küken…wurde immer erwachsener. Er fand wieder zu sich selbst und was noch besser war…er machte mehr daraus. Also nickte er seinem Leutnant zu und sprach:

„Wir halten hier die Stellung. Zeig du dich nur von deiner besten Seite, Küken und mach keine Dummheiten.“

Dummheiten wie mit dem Sohn des Häuptlings zu turteln und dann mit dem in der Kiste zu landen? So ganz ohne Zustimmung und Segen des Häuptlings? Oh ja auf die dumme Idee würde er ja niemals kommen. Matsu schnaufte darauf, weil ihm genau das durch den Kopf ging. Er hoffte wirklich das Saku wusste was er da tat. Dann wand Paku seinen Blick an Hana und sprach weiter:

„Und du wird schnell wieder gesund kleiner Prinz, okay?“

Als er das sagte musste sogar Hana sein verdutztes Gesicht zu einem leichten Lächeln ändern und kurz nicken. Er hatte nichts anderes vor und obwohl alles nicht so ab lief, wie er es geplant hatte, war er nun doch etwas mit dem Ergebnis zufrieden. Es war nicht so schlimm gekommen wie er es gedacht hatte, denn Hana befürchtete das wenn sein Vater die Zero-Staffel kennen lernt, er gleich alles tun würde um sie umzubringen. Doch zu seiner Überraschung hatte seine Mutter ihn wirklich weich bekommen und konnte somit alles besänftigen und eine komplette Eskalation verhindern. Es lief…mal gut für ihn.

So sprach er dann frech zu Paku rüber:

„Das werd ich. Versprochen. Ach und macht euch keine Sorgen um Saku. Ich werd schon auf ihn aufpassen!“

Paku musste darauf auch wieder lächeln. Ja…ja das würde er ganz bestimmt. Sakutaro dagegen sah etwas genervt und verdutzt zu dem Jungen in seinen Armen runter und schnaufte dann empört:

„Was soll DAS denn bitte heißen?!“

Hana sah darauf frech zu ihm hoch und stichelte:

„Naja deine Kommunikationskünste sind nicht gerade die besten Blödmann. Und wenn du was Falsches sagst bringt mein Vater dich vielleicht schneller um als dir lieb ist.“

„Wie kannst du das so locker sagen?! Warum genau hab ich dich noch nicht fallen lassen?!“

Fauchte Saku dann zu ihm runter, aber Hana lachte nur ganz kurz und wand sich dann wieder nach vorne an die Jungs. Es war alles okay. Er würde nicht zulassen das sein Vater ihm was antun. Niemals. Er sah danach lieb zu ihnen. Lieber als er es jemals zuvor getan hatte und da waren alle sofort erstaunt denn…er sah sehr nett aus wenn er nicht grimmig drein blickte. Hatte etwas sanftes und mütterliches an sich, so komisch das auch klang. Und das war ehrlich gemeint gewesen, denn Hana mochte sie. Er mochte inzwischen jeden von ihnen und das obwohl er sie nicht wirklich kannte. Sie hatten alle sowas familiäres und aufrichtiges an sich. Und besonders Sugi, zu dem der Blonde dann auch als nächstes sah und ehrlich sprach:

„Danke dass du mir geholfen hast Sugiura. Vielen Dank.“

Dabei fasste er sich vorsichtig, mit beiden Händen, an seinen Bauch und über die gut verbundene Wunde. Sakutaro hatte ihm sein Blut gegeben und dadurch konnte Hana standhaft bleiben. Aber Sugi hatte die Kugel entfernt und ihn verarztet. Etwas wofür der Junge ihm ewig dankbar sein würde und er nun offiziell einen Stein bei ihm im Brett hatte. Saku selber sah überrascht zu Hana, weil er das so lieb und aufrichtig gesagt hatte. Etwas was man bei ihm ja nicht häufig sah und es dann wie Balsam für die Seele wirkte. Warum…konnte er nicht öfter so zart und lieb sein? Es stand ihm viel besser…Aber wenn Saku ehrlich war mochte er persönlich das Wilde und Freche mehr an ihm. Allein wenn er an einige Situationen zurück dachte wurde ihm wieder ganz komisch dabei. Da kam es dann erneut in ihm auf…das Herzklopfen. Also riss er seinen Blick von dem Jungen los und sah auch zu seinen Jungs vor. Er konnte gerade noch mitbekommen wie Sugi etwas dankbar schlurzte und sich Tränen aus den Augenwinkeln rieb. Er war so froh. Es machte ihn froh wenn man sich bei ihm bedankte, besonders wenn er so hart gekämpft hatte wie vorhin. Das tat echt gut. Also nickte er dann, riss sich zusammen und sprach schließlich zu Hana:

„K-Kein Problem Hana! Überanstrenge dich nur die nächste Zeit nicht und ruh dich aus! Befehl vom Arzt!“

Was war ein Arzt? Hana kannte das nicht aber er lächelte dennoch und nickte erneut. Er konnte nichts versprechen, aber er gab sich alle Mühe die er aufbringen konnte sich zu schonen. Was bei ihm schwer werden würde, denn er war von Natur aus einer der Hummeln im Hintern hatte und nicht lange still sitzen konnte. Würde ne knackige Zeit werden. Dcih er versprach es. Das war er ihnen schuldig. Und nun musste er ja auch nicht mehr zusehen wie er sich heimlich aus seinem Dorf schlich, denn Saku kam mit ihm und er…er freute sich darüber. Sein Piloten-Freund hatte ihm, in der letzten Zeit, viel aus seiner Welt gezeigt. Gute, so wie auch schlimme Dinge. Aber nun konnte er das auch tun. Hana konnte ihm zeigen woher er her kam. Etwas was ihn komischerweise sehr froh machte und er es kaum erwarten konnte. Endlich konnte er dem Trottel mal zeigen dass er nicht gelogen hatte und er wirklich ein talentierter Mensch war. Das er so viel über seinen Stamm lehren konnte. Und er hatte ja die beste Rückendeckung die es gab. Nämlich seine Mama und Silva. Hana wollte Saku zeigen…das sein Zuhause okay war. Und vielleicht…wurde es nun sogar noch besser. Denn er ging dieses Mal nicht alleine zurück…sondern mit Sakutaro. So winkte er ein letztes Mal zu den Jungs, bevor Sakutaro sich auch abwand und ihnen ebenfalls noch mal zunickte. Sie bekamen das schon hin. Da war er sich sicher. Er vertraute ihnen. Endlich konnte er wieder einigermaßen vertrauen und das sah auch Yoh. Er sah dieses entspannte Lächeln auf den Lippen des Fremden und musste auch sofort erleichtert seufzen. Alles war noch mal gut gegangen und er war selber schon sehr gespannt darauf was mit diesem hübschen Kerl so alles in ihrem Dorf passieren würde. Der Schamane war sich sicher: Saku würde Hana seine Welt noch mehr auf den Kopf stellen als es bereits der Fall war. Und Hana würde das auch bei ihm machen. Diese zwei verband etwas ganz besonderes. Er war sich sicher: sie waren ein Seelenpaar. Er konnte es spüren und erst recht konnte er sehen dass das Schicksal einiges mit ihnen vor hatte. Daran gab es keine Zweifel mehr, denn hinter einem Fahrzeug, was Yoh nicht kannte und außerhalb der Sicht von allen Anderen, da sah er sie. Sie lugte um den Panzer herum und wedelte etwas mit dem Schweif von links nach rechts. Ame war da und behielt die beiden gut im Auge. Genauso wie damals ihn und Hao. Es war ein gutes Zeichen und zeigte dass sie zusammen gehörten. So das Yoh wieder sanft zu dem Fuchsgeist lächelte und diese sich dann in Luft auflöste. Sie war nicht weg. Nicht bis ihre Aufgabe erfüllt war.

Hao allerdings war einer der sich nicht so leicht um den Finger wickeln ließ. Er sah links über seine Schulter nach hinten und sein Blick war noch immer streng. Auch wenn seine Frau und sein Sohn etwas für diesen Kerl über hatten so war er für ihn nur ein Gefangener. Und wenn er sie in Gefahr brachte…dann würde er nicht lange zögern und selber den Pfeil abfeuern der sein Leben beenden würde. Denn er tat alles dafür um seine Familie zu schützen und dieser Sakutaro…sollte lieber nichts versprechen was er nicht halten könnte…Und dann wand sich Hao ab. Er lief vorne weg und der Rest folgte ihm. Aber sein Herz tat dennoch weh. Er hatte es die ganze Zeit über gut verbergen können, aber innerlich litt er Qualen. Die Fronten waren geklärt und sie hatten eine Geisel in der Hinterhand um die Himmelsmenschen im Zaum zu halten. Doch was sein Sohn zu ihm gesagt hatte brannte schrecklich nach. Niemals…wollte Hao das seinem Kind etwas passierte. Alles was er tat, das tat er aus Liebe und Sorge um Hana sein Wohl. Und es tat weh. Es tat so sehr weh zu wissen das sein Sohn dachte er würde ihn nicht lieben und ihn nur mit seiner eigenen Mutter vergleichen. Doch das stimmte nicht ganz. Er liebte seinen Sohn so sehr und diese Worte hatten ihn schrecklich verletzt. Und noch mehr hatte er vor etwas Angst. Er der sich sonst vor nichts fürchtete. Es hing wie ein Beil über ihm und drohte bald zu fallen. Ihn zu erschlagen und in Schmerz versinken zu lassen. Denn er hatte Angst…das dieser Sakutaro ihm seinen Sohn wegnehmen könnte. Das was er über alles liebte.

The warm rain of spring

Ich fuhr über eine Straße an einem regnerischen Donnerstag und dachte ich könnte dich leise und sanft zu mir sprechen hören. Zuhause machte ich dann die Lichter, den Fernseher und das Radio an, aber konnte dennoch nicht deinem Geist entkommen der mich verfolgte. Was ist nur passiert? Verrückt würden es einige sicherlich nennen. Wo ist das Leben hin das ich einst kannte? Aber ich weine nicht über den gestrigen Tag, denn da draußen gibt es ein normales Leben das ich allerdings erst finden muss. Und während ich versuche mir meinen Weg durch das normale Leben zu kämpfen, lerne ich gleichzeitig wie man überlebt. Deine Leidenschaft oder der Zufall haben dich einst dazu gebracht folgendes zu mir zu sagen: „Dein Stolz wird und beide auseinander reißen.“. Tja aber nun ist der Stolz raus aus dem Fenster geflohen, rennt über die Dächer davon und weg von uns beiden. Es lässt mich in einem Vakuum meines Herzens zurück. Was passierte nur mit mir? Einige würden es verrückt nennen. Wo war mein bester Freund als ich ihn am meisten brauchte? Zeitungen und Papiere an den Wänden von Häusern, entlang der Straße, erzählten vom Leid und der Gier die unser Land plagte. Es fürchtete den heutigen Tag, nicht den Gestrigen und alles was noch kommen würde. Hier neben den für uns heiligen Neuigkeiten und dem heiligen Verlangen nach was Neuem, ist unser Gespräch so voller Kummer. Aber ich weine nicht nach den vergangenen Tagen, denn da draußen ist eine normale Welt die ich unbedingt finden muss. Und während ich endlich gelernt habe mich durch diese Welt zu beißen, wusste ich dass der einzige Weg um am Leben zu bleiben der Weg der Einsamkeit war. Der Weg niemanden zu vertrauen. Die Dunkelheit in mir verdreht und verkrüppelt mich und es gibt nichts was ich dagegen tun kann außer sie willkommen zu heißen. Diese Welt dreht sich nicht im Kreis. Sie stellt sich einfach auf den Kopf. Die Nacht erwürgt mich mit einem festen Griff. Meine Nerven versagen und ich habe nicht mehr genug Kraft um zu schreien. Zu schreien…das es ein langer Weg nach unten ist. Ich erstickte in diesem Traum der mit mir immer weiter in die Tiefe sank und verlor langsam, aber sicher, alles was ich an mir kannte. Träumte einst von Hoffnung, aber die ist verloren gegangen. Balancierte auf einem Seil das dazu verdammt war zu reißen. Die Geräusche um mich waren wie verdrehte Gutenachtlieder und deine sanfte Berührung war der eine Schnitt bevor das Blut aus der Wunde lief. Und schon bald werde ich komplett nachgeben, obwohl ich, in meiner Position, nicht die Kontrolle verlieren darf. Ich muss mich daran erinnern mich zu fokussieren, damit ich den Weg nach draußen finde. Raus aus meinem Gefängnis. Aber ich ersticke in diesem Traum…Der mir langsam anfängt zu gefallen. Und wenn ich dich sehe…dann erinnere ich mich daran dass nur mein Hass auf dich mich am Leben hält. Das du der Grund für mein Leid bist. Und plötzlich…fühlen sich meine dunkelsten Träume sehr gut an. Es ist ein langer Weg mit dir nach unten in die Hölle. Aber wenn wir dort zusammen angekommen sind, dann heiße mich willkommen. Heiße mich willkommen…mein alter Freund…„Death Zero“.
 

Der warme Frühlingregen prasselte sanft auf die Erde hinab.

Die Sonne war bereits schon untergegangen und die schwachen Lampen der Straßen Tokyos flackerten leicht auf, während, auf deren Glas, die Tropfen vom Regen hinab liefen. Menschen liefen wie in geübter Formation an den Straßen entlang. Autos fuhren schnell und laut an den Bürgersteigen vorbei und spitzten das gestaute Wasser der Abläufe zur Seite und sogar auf einige Fußgänger die das Pech hatten und zu dem Zeitpunkt genau dort entlang liefen. Ein völlig normales Bild des Stadtlebens in Tokyo. Und ein Zeuge dessen wie schlecht es dem Land doch ging und das der nächste Krieg nicht mehr lange auf sich warten ließ. Die Menschen wurden ärmer. Die Vorräte knapper, oder zu teuren Preisen angeboten die sich ein normaler Bürger kaum mehr leisten konnte, zumindest ohne etwas anderes dafür fallen zu lassen. Die Menschen wurden unruhig und oben drauf aggressiv. Es war keine friedliche Stimmung mehr im Land und je näher der unabwendbare Krieg kam, umso schlimmer wurde es. Als würden die Menschen in ihre Urinstinkte zurückfallen. In den Instinkt: Ich muss überleben und dann kommen erst die Anderen. Es war traurig mit anzusehen wie ihr Land degenerierte und seinen Wohlstand verlor. Besonders wegen etwas was der Kapitalismus losgetreten hatte. Und ganz besonders SIE konnte das nicht mit ansehen. Dieses Mädchen was viel zu lieb für ihr eigenes Wohl war und immer helfen wollte wo es nur ging. Und es war inzwischen schon sieben Uhr am Abend, während sie noch immer da stand und auf ihre Verabredung wartete, die sich zu verspäten schien.

Mit einem schwarzen, langen und sehr schönen Kleid bekleidet, das ihre Figur gut betonte, stand das Mädchen dort unter ihrem gelben Regenschirm und wartend unter einer Straßenlampe. Sie stand allerdings nicht direkt an einer Lampe an der Straße und deswegen konnten die Autos sie auch nicht mit den Fluten des Regenwassers erwischen, sondern weiter weg und neben dem Eingang einer Kneipe. Es war ein ungewöhnlicher Ort für ein wichtiges Treffen, aber ihre Verabredung bestand darauf. Und noch dazu kam sie sich daneben etwas abgestellt und Aufmerksamkeit erregend vor, so wie sie dort wartete. Es machte ihr Unbehagen. Aber was noch viel komischer daran war, als nur ihr abgestelltes Warten, war: das sie sich in einer Jazzkneipe treffen wollten. Etwas was in Japan nicht gerade häufig war und weniger zu ihrer Landestradition und dem Lebensstil gehörte, denn eigentlich war es mehr so ein amerikanisches Ding. Allein eine in Japan zu finden gestaltete sich schon als schwierig und sicherlich war diese auch die einzige in dem Bereich Tokyos in dem sie lebte.

Jazzkneipen bezeichneten Lokalitäten, die sich auf Jazzmusik spezialisiert hatten. Auch war das Ambiente dementsprechend eingerichtet. Die Lokale besaßen demnach eine vorwiegend gemütliche Atmosphäre und waren in der Regel mit einer Bühne ausgestattet, auf welcher Jazzkonzerte stattfanden. Oftmals, wenn es an bestimmten Tagen keine Livemusik gab, wurde dann eben die entsprechende Musik vom Band abgespielt. Künstler nutzen häufig das Publikum in den Jazzkneipen um vielleicht Fans zu finden und die Kneipen wurden nach dem Vorbild der traditionellen amerikanischen Jazzlokale eingerichtet. Was bedeutete: Das Licht war in der Regel gedimmt, an Wänden gab es häufig Fotos von bereits aufgetretenen Künstlern und typisch waren auch alte Musikinstrumente, die das Lokal zieren. Es gab eine Theke mit Barhockern und zusätzliche gemütliche Sitzmöglichkeiten im großen Gastraum von dem aus man einen guten Blick auf die Bühne hatte. Und all das wusste sie nur weil sie sich vorher mal darüber informiert hatte um nicht ganz so unwissend in dieses fremde Ambiente zu rennen. Dennoch wunderte sie sich darüber: Warum eine solche Kneipe? Sie hielt ihn nämlich gar nicht für einen Jazzfan. Und erst recht war es komisch an solch einen Ort zu gehen…wo sie doch was Ernstes zu besprechen hatten. Wenn sie es nicht besser wüsste, wirkte es schon fast wie ein Date, was es aber überhaupt nicht sein konnte. Es war nicht sein Stil. Allerdings war ihre Verabredung heute etwas zu spät, weshalb sie auf die Armbanduhr an ihrem rechten Handgelenk sah und danach wieder rechts neben sich zu dem Bürgersteig und den Autos die vorbei fuhren.

Das Wasser platschte und krisch auf, mit jedem Vehikel das vorbei fuhr und landete auf dem Bürgersteig. Sie selber aber sah danach wieder davon weg und leicht über sich, sah dem Regen beim Fallen zu. Es war so ein schönes Wetter. Sie mochte den warmen Frühlingsregen schon immer. Und als sie dann links von sich zu einer Kirschblüte sah, die neben der Kneipe gepflanzt war und in voller Blüte stand, da wurde ihr noch wohler ums Herz. Denn sie sah wie sanft das Wasser sich von den rosafarbenen Blütenblättern abperlte und hinab tropfte. Es war wunderschön und lenkte sie noch etwas ab, bevor ihre Verabredung bald ankommen würde. Sie schämte sich nicht dafür. Viele liebten sie. Und auch Chiharu…liebte die Sakura. Die Kirschblüte war die nationale Blüte Japans und stand als Symbol für die Zerbrechlichkeit und Schönheit des Lebens, denn die Saison der Kirschblüte war sehr kurz. Bei ihnen fand die Kirschblütenzeit meistens von Ende März bis Anfang April statt und markierte somit den Anfang des Frühlings. Für das Feiern und Betrachten der blühenden Kirschbäume gab es bei ihnen sogar einen eigenen Begriff. Man nannte es nämlich: Hanami. Und jedes Mal, wenn sie sie sah wie sie blühte, dann musste sie lächeln, denn es erinnerte sie an ihn. Erinnerte sie zurück an das Bild vor einer Woche im Park, da wo sie ihren Liebsten unter einer Kirschblüte sitzen sah und wie schön er sich von ihr abgegrenzt hatte. Sie waren das komplette Gegenteil, aber sich dennoch sehr ähnlich. Die Blüte war sanft und eher weiblich. Er dagegen war stark und männlich. Aber etwas Entscheidendes verband die Beiden miteinander, denn die Kirschblüte hatte noch eine weitere Bedeutung. Sie wurde auch als Symbol des Lebens gefeiert und verehrt. Darüber hinaus standen die weiß- und rosafarbenen Blüten für die Reinheit und Schlichtheit, die bei ihnen einen hohen Stellenwert einnahm. Das Aufblühen stand für den Beginn des Lebens und das Abblühen letztlich für das Sterben. Und genau so war er auch. Er blühte immer wieder auf…aber kurz darauf gab er einem schon wieder den Eindruck als würde er verblühen und dann innerlich sterben. Er war sehr emotional und launisch. Was ihm aber am meisten mit der Blüte verband…war sein Nachnamen, denn er wurde fast wie sie geschrieben. Nicht Sakura…sondern Sakurai. Und es war ein wunderschöner Nachname. Einer der ihn mit der Blüte verband und für den tiefen Brunnen der er gerne mal in seiner Seele war. Es…es sollte definitiv seinen Nachnamen bekommen…

Das Bremsen von einem Auto weckte sie kurz darauf aber auch schon aus ihren Gedanken und sie sah neben sich zu der nassen Straße. Selbst das sanfte Rasseln des Regens, auf ihren Regenschirm, konnte sie nicht mehr davon ablenken, als sie sah wie das Auto anhielt und jemand vorne rechts ausstieg und danach hinten rechts die Tür des Wagens öffnete, also auf der Fahrerseite und am Bürgersteig. Chiharu fiel das Modell auf und das obwohl sie sich mich Fahrzeugen nicht auskannte. Denn das Automodell war ein neuer Datsun in einer schwarzen Farbe, also ein recht kostspieliges Auto. Jemand der mit so einer Karre fuhr hatte definitiv Geld und war höher betucht als alle anderen in der heutigen Zeit. Und als sie dann sah wer da ausstieg, ergab es auch Sinn dass es so ein teures Auto war. So legte Chiharu den Kopf leicht seitlich nach links und sah aufmerksam zu dem kräftigen Mann der dort ausstieg. Es war natürlich der Mann mit dem sie sich verabredet hatte und er war sogar noch mehr aufgemotzt gekleidet als sie, was sie erst etwas wunderte.

Ein Mann, so groß wie sie, kam aus dem Auto raus und nahm dem jungen Kerl, der ihm vorher die Tür geöffnet hatte und nun seinen Regenschirm öffnete, diesen auch gleich ab und betat den Bürgersteig. Der Schofför verbeugte sich darauf noch mal bei dem wohlhabenden Mann und lief dann wieder nach rechts zu der Fahrerseite und stieg ein. Kurz darauf stiegen auch noch zwei weitere große Männern aus dem Wagen und stellten sich jeweils links und rechts neben Chiharu ihre Verabredung. Riesige und kräftige Kerle in militärischer Uniform. Es waren offensichtlich seine Leibwachen die sich um ihn scherten, denn immerhin war er nicht irgendwer und genoss einen gewissen Stellenwert. Und wenige Sekunden danach fuhr das Fahrzeug auch schon in die Nacht davon. Chiharu sah weiter zu dem Mann vor, der noch dort an derselben Stelle stand und sich nun eine Zigarette anmachte, während ihm die Männer nicht von der Seite wichen. Teure Zigaretten, deren Marke sie aber nicht erkennen konnte, weil er die Packung wieder schnell in der Brusttasche seines schwarzen Anzugs verschwinden ließ. Und kaum als er sie angezündet hatte fuhr sein Blick auch schon zu dem zarten Mädchen rüber und er lächelte sie an, nur um danach das Streichholz, mit dem er sich seine Kippe angefacht hatte, wegzuwerfen und auf sie zu zuschreiten. Natürlich wurde er verflogt von seinen zwei Pitbulls in Menschengestalt. Etwas unsicher, aber sich dann fangend lief das Mädchen dann aber auch auf ihn zu, bis sie voreinander standen und sich leicht verbeugten. Höflichkeit war das A und O in Japan. Danach sah sie ihn aber genauer an.

Chiharu sah genau wie vornehm er gekleidet war. So trug er einen schicken dunklen Anzug und eine gelbe Krawatte über dem weiße Hemd welches er unter dem Sakko trug. Auch seine Haare waren zurückgeglättet und gaben ihm damit einen etwas schmierigen Ausdruck, der ihm aber nicht gerecht wurde, denn er war ein guter Mann in ihren Augen. Im Gegensatz zu ihm kam sich das Mädchen aber leicht underdressed vor, denn immerhin trug sie nur ein schwarzes Kleid bis zu den Knien, feine Schühchen und hatte die Haare noch nicht mal schnieke frisiert sondern natürlich fallen lassen. Sie wirkte gegen ihn normal und als wollte sie nur einen guten Freund treffen. Er dagegen sah aus als ginge er wirklich zu einem Date mit ihr. Komisch, aber sie dachte nicht viel darüber nach. Konnte sie auch nicht, denn dann sah sie zu wie ihre linke Hand genommen wurde und der Mann sie vornehm auf ihren Handrücken küsste, während er die Zigarette von sich weg hielt und danach noch immer leicht verbeugt sprach:

„Verzeih meine Unpünktlichkeit Chiharu, aber es gab noch ein wichtiges Treffen mit anderen Vorgesetzten und das konnte ich nicht schneller im Keim ersticken, so sehr ich auch wollte“

Danach stellte er sich wieder aufrecht, ließ ihre Hand los und nahm einen weiteren Zug während er sie freundlich ansah. Chiharu selber lächelte höflich und verbeugte sich dann leicht mit ihrem Regenschirm, als sie antwortete:

„Ihr müsst euch nicht entschuldigen. Ich bin einfach nur froh darüber dass ihr euch für mich überhaupt die Zeit genommen habt und meiner dreisten Bitte, für ein Gespräch, Gehör schenkt, Oume-Sama. Immerhin hab ihr sicherlich wichtigeres zu tun in diesen schweren Zeiten bevor der Krieg anfängt.“

Als sie ihn so höflich und gehoben ansprach, konnte ihr Gegenüber nichts anders als eine Augenbraue etwas hochzuziehen und sie nur verdutzt anzustarren. Oume war es gewohnt so vornehm und mit Respekt angesprochen zu werden, aber es kam ihm komisch von ihr so betitelt zu werden. Besonders da sie sich schon länger kannten und es eigentlich nicht nötig war. Sie waren immerhin Freunde und er nicht ihr Vorgesetzter, also was sollte das? Aber er kannte die gute Chiharu ja. Sie war schon immer viel zu lieb gewesen und ein sehr gut erzogenes Kind. Das sah man in jener Sekunde wieder. Doch er machte ihr gleich klar das es für solche Floskeln keinerlei Platz zwischen ihnen benötigte, indem er kurz lachte und dann einen letzten Zug von seiner Zigarette nahm, bevor er sie links neben sich auf die Straße schnickte und zu ihr sprach:

„Das habe ich allerdings. Gespräche nach Gesprächen und Vorbereitungen für unseren Abzug ins Palau Archipelago, da kommt man echt ins Schwitzen. Aber für eine gute Freundin nehme ich mir meine Zeit. Es gibt aber keinen Grund so höflich mit mir zu sprechen meine Liebe. Wir kennen uns doch nun schon seit so vielen Jahren. Habe ich dir je das Gefühl gegeben mich so höflich ansprechen zu müssen, Chiharu? Mein Titel ist heute Abend nicht wichtig, denn ich bin nur mit einer Freundin hier die eine Bitte an mich hat und der ich immer Gehör schenken werde.“

Chiharu kam kurz darauf wieder hoch und sah ihn aufmerksam dabei an. Sah wie er freundlich lächelte und sie dass dann automatisch auch tat. Er war ein guter Kerl. Schon immer und sie mochte ihn deswegen auch. Die Tatsache dass er aber nun ein General war und damit auch Sakutaro sein direkter Vorgesetzter machte sie allerdings nervöser als sie es eigentlich sein wollte. Sie konnte aber nicht anders. Immerhin sprach sie mit General Oume der japanischen Marine und damit war er ein sehr hohes Tier geworden und nicht mehr der kleine Mechaniker den sie damals durch Saku kennengelernt hatte. Doch sie war froh dass er es so locker nahm und nicht abgehoben war, wie es die meisten, nach so einem schnellen Aufstieg auf eine solch hohe Position, gerne wurden. Und sie war vor allem dankbar dafür dass er Sekunden danach die Zigarette weggeworfen hatte, auch wenn es nicht auf den Boden hätte sein sollte. Es war ein Fakt geworden, dass sie nämlich, seid ihrer Schwangerschaft, den Geruch von Zigaretten nicht mehr ausstehen konnte. Und es war ja auch bekanntlich nicht gut für das Baby den Rauch einzuatmen.

Chiharu war nun schon in der achten Schwangerschaftswoche und es gab bei ihr bereits leichte Symptome die das bestätigten. Sie wurde schneller müde und einige Gerüche konnte sie auch nicht mehr abhaben. Oh ja und die Morgenübelkeit war eine Plage. Aber dennoch war es bisher noch nicht so weit das man ihr die Schwangerschaft ansehen konnte, denn ein Bäuchlein hatte sich noch lange nicht gebildet. Sicher war sie schmal und zart, aber ein Bäuchlein bildete sich in der ersten Schwangerschaft in der Regel etwas später, so ab der fünfzehnten Woche. Auch wenn es nie eine Garantie dafür gab, sondern alles nur Richtlinien waren, denn jede Schwangerschaft war individuell und es kam dann noch darauf an wie das Baby in der Gebärmutter lag, ob man was sehen konnte. Sie persönlich war dankbar dass es bei ihr noch nicht sichtbar war, denn nur so konnte sie es vor Saku noch etwas geheim halten. Zumindest so lange…bis sie was mit Oume geklärt hatte und dann endgültig eine Antwort von ihm bekommen würde wie es weiter ging.

Er reichte ihr danach auch die freie linke Hand, da er mit der rechten den Schirm hielt und sprach:

„Wollen wir rein?“

Chiharu sah auf seine Hand. Zuerst zögerte sie komischerweise etwas, aber dann riss sie sich zusammen und nickte ihm lieb zu, als sie antwortete:

„Gerne Kaizo.“

Dann nahm sie auch schon seine Hand und lief dann mit ihm gemeinsam in die Kneipe hinein, während die Leibwachen um sie mitliefen und alles genau im Auge behielten.

Besonders für Chiharu war es komisch diese Kerle um sich zu haben. Nicht nur weil sie es nicht gewohnt war, sondern auch weil man dann das Gefühl bekam man könnte zum Abschuss bereit stehen. Sie wusste ja das Kaizo inzwischen sicherlich gerne mal ein Ziel der Amerikaner geworden war, aber nun konnte sie es auch fühlen, als es immer nur gesagt zu bekommen. Die zwei Männer um sie mussten ihn beschützen, denn einen General zu töten, während er nicht im Dienst war, schien, trauriger weise, ein Standard geworden zu sein. Sie selber fand das zwar schlimm, aber war mehr darüber beruhigt dass das bei Saku nicht der Fall sein konnte und ihm keiner ans Leder wollte wenn sie mal wo essen gingen. Immerhin war er nur Pilot. Wenn auch ein außergewöhnlicher und bekannt wie ein bunter Hund. Obwohl auch Saku immer mal den Eindruck machte als käme er sich verfolgt und beobachtet vor. Doch das war mehr so ein Tick von Sakutaro als das er es wirklich wurde. Er war eben von Natur aus sehr wachsam und hatte einen scharfen Blick. Wenn er sich umsah, dann wirkte es wie als würde ein Raubvogel nach einer Maus Ausschau halten. Es war streng und dennoch verführerisch in ihren Augen. Etwas was sie so sehr an ihm liebte. Besonders in der Kombination mit seinem guten Herzen. Er war ein stolzer Beschützer.

Kaizo hatte für die Beiden schon Tage vorher einen Tisch reserviert und zu diesem begaben sie sich dann auch. Und während sie dort hin liefen sah sich das junge Mädchen gut um, denn Chiharu hatte dieses Ambiente noch nie zuvor gesehen. Wie auch? Immerhin war sie noch nie in einer Kneipe gewesen, egal ob japanisch oder amerikanisch. Das waren Orte wo sie sich nicht rumtrieb und Sakutaro hielt sie auch gezielt von sowas fern. Was daran lag das er sich nämlich zu sehr Sorgen darüber machte das sie dort jemand anbaggern könnte, oder sich ihr die falschen Leute nähern würden. Er tat das aus Schutz für sie und sie wusste das, deswegen hielt sie sich auch ihm zur Liebe von solchen Gegebenheiten fern. Mal abgesehen davon dass es eh nicht so ihr Geschmack war sich in Kneipen rumzutreiben. Dennoch konnte sie nicht leugnen dass es ein schöner Ort war. Das Licht war leicht gedimmt und leuchtete in einem Orange. Seidige, rote Vorhänge befanden sich an den Säulen neben den Tischen und erschufen damit eine natürliche Abtrennung zu den anderen Tischen um sie herum. Etwas was mehr Privatsphäre möglich machte und man nicht so unter Beobachtung stand, oder sich wie in eine Sardinenbüchse gequetscht vorkam. Einer der Mitarbeiter an der Anmeldung hatte sie bereits erwartet und leitete sie quer durch die Bar, an der kleinen Bühne vorbei, die sich am Ende des großen Raumes befand und zu ihrem Platz. Sie saßen etwas außerhalb und in einer Ecke an einem schön gedeckten und feinen Tisch wo sie ungestört sprechen konnten. Kaizo war der Erste der sich auf den Stuhl setzte und Chiharu durfte als Dame auf der Sitzbank, die weich war, platznehmen. Ihre Regenschirme hatten sie vorher noch am Eingang abgestellt und sie zog dann langsam ihre dünne Strickjacke aus, als Kaizo plötzlich mit der rechten Hand schnipste und schließlich einer seiner beiden Hünen zu ihr lief und ihr stumm anbot diese abzunehmen. Etwas verdutzt sah ihn das Mädchen an, aber reichte dann dem großen Kerl ihre Jacke und sprach etwas eingeschüchtert:

„Oh, danke.“

Und kurz darauf stellte sich der Kerl rechts neben ihren Sitzplatz hin und behielt die Umgebung im Auge, während er die Jacke auf seinem rechten Arm hängen hatte. Genauso fand der Zweite seinen Platz neben Kaizo und sah sich ebenfalls wie ein ausgehungerter Scheißhund um. Sie hielten Wache und Chiharu fühlte sich plötzlich nicht mehr ganz so wohl. Was aber mal ausnahmsweise nicht an der Schwangerschaft lag, sondern daran das sie beide offenbar beschützt werden mussten. Sie kam sich plötzlich wie in einem dieser amerikanischen Filme vor. Die wo ein Mafia-Boss auch von seinen Leuten beschützt wurde weil sie sich in Bars trafen um illegale Deals zu machen. Das Ambiente, in dem sie gerade waren, passte noch perfekt dazu. Aber sie schüttelte das Unwohlsein und die Fiktion ab, saß dann gerade und mit den Händen im Schoß da, während sie zu Kaizo rüber sah und der bereits schon ordernd den Kellner herbei schnipste.

Seine Gestik und sein Verhalten zeigten ihr das er offenbar schon öfters in dieser Kneipe gewesen sein musste. Aber nicht nur das, sondern auch das er plötzlich englisch sprach, was sie noch mehr erstaunte. Sie wusste nicht dass er dieser Sprache mächtig war und das es in Tokyo Kneipen gab in denen Englisch gesprochen wurde. Komisch, besonders in den Zeiten wo die Amerikaner ihnen jeden Tag gefährlich nahe kamen und den Krieg im Gepäck hatten. Chiharu saß da verstand natürlich kein einziges Wort von dem was er da von sich gab und sah ihnen nur verwirrt blinzelnd dabei zu wie sie eine Konversation führten. So mussten sich wohl Außerirdische fühlen wenn sie auf die Erde kamen, was? Sie kam sich plötzlich auch wie einer vor. Doch während sie da saß und sich fragte was besprochen wurde, da merkte sie wie sie etwas, aus der Situation vor ihr, raus riss…nämlich ihr Bauch. Ein leichtes Ziehen im Unterleib riss sie raus und gedanklich sah sie auf ihren Bauch runter und rieb dann mit der rechten Hand sanft über ihn. Es war nichts Ungewöhnliches, denn schon seit einiger Zeit litt sie unter den typischen Beschwerden einer Schwangerschaft wie Übelkeit und Erbrechen. Auch das Ziehen, was sie eben gespürt hatte, war völlig normal. Ihr Körper passte sich weiterhin an die Veränderung an und das Baby wuchs ja auch unaufhörlich in ihr weiter. Und jedes Mal, wenn sie etwas spürte, dann wusste sie das es von ihrem Kind kam und das machte sie schlagartig glücklich. So glücklich das sie kurz sanft lächeln musste und dann wieder zu Kaizo aufsah, als der genau in dem Moment über den Tisch fragte:

„Möchtest du einen guten Wein kosten Chiharu? Es geht heute alles auf mich, also tob dich gern aus meine Liebe.“

Es ging alles auf ihn…Er wusste ja gar nicht wie sehr vieles von ihm abhängig war. Obwohl, er wusste das sicherlich, denn genau deswegen hatte er so viel Macht und konnte ruhig bleiben. An sich war das ein nettes Angebot von ihm, aber mit Alkohol und Wein war es nun offiziell für sie vorbei nachdem sie schwanger wurde. Obwohl sie vorher auch nicht sonderlich getrunken hatte…Eigentlich sogar nie. Also schüttelte sie sofort den Kopf sanft und gab dann nett von sich:

„Das ist sehr großzügig von dir, aber ein Glas Wasser würde ich eher bevorzugen.“

Kaizo nahm das lächelnd an und gab es in Englisch an den Kellner weiter, der sich danach verbeugte und davon machte um weitere Gäste zu bedienen und ihre Bestellung weiter zu geben. Und kaum als er weg war lehnte sich Kaizo locker vor sich auf den Tisch und schob seinem Gegenüber sanft die Speisekarte, über die Tischdecke, entgegen. Das Mädchen sah das und nahm sie dann auch an. Als sie aber nach wenigen Sekunden danach darin rumblätterte wurde ihr bereits bewusst das sie wieder komplett aufgeschmissen war, denn…sie konnte nichts davon lesen. Es waren zwar leckere Abbildungen von Gerichten da drin, aber da alles in Englisch geschrieben wurde und nicht in Japanisch, saß sie wieder unbeholfen da wie ein Kind vor einem Haufen Wäsche der sortiert werden sollte und man nicht wusste wie es los ging. Deswegen sah sie auch gleich etwas unbeholfen über die Karte hinweg und zu Kaizo, der doch tatsächlich frech lächelte und dann sprach:

„Entschuldige Chiharu, aber ich wollte einfach zu gerne diesen hilflosen Blick von dir sehen. Es ist immer wieder zu drollig.“

Okay, den hatte er nun bekommen, dann konnte er ja auch damit aufhören. Es war schon gemein und sie kam sich saublöd vor, aber dennoch musste sie danach leicht lächeln und er nahm ihr auch schon gleich die Karte ab, machte sie zu und legte sie neben sich auf den Tisch, als er sprach:

„Ich habe uns bereits etwas bestellt. Es ist ein Klassiker und ich denke es wird dir gefallen.“

Sie sah ihn an. Was…machte er da? Es war sehr nett und schön dass er sie einlud und sich überhaupt Zeit dafür genommen hatte sie zu treffen, aber deswegen waren sie nicht hier. Sie waren nicht hier um ein Date zu haben und gemütlich zu essen, sondern um etwas sehr ernstes zu besprechen was Sakutaro betraf. Natürlich wusste Kaizo noch nicht das es um Saku gehen würde, aber mal abgesehen davon war es doch sehr komisch das er das alles gerade so machte wie er es machte. Sie wurde auf einmal das Gefühl nicht los…das er sie anbaggern würde. Oder vielleicht auf die Idee kam es zu versuchen.

Kaizo war nicht dumm sondern das krasse Gegenteil davon. Er war intelligent und er wusste schon lange das Chiharu und Sakutaro zusammen waren. Das sie offiziell ein Paar waren auch wenn das durch eine Ehe noch nicht bestätigt wurde. Etwas was aber das Kind zeigen würde, sobald es auf der Welt war. Das er nun auf die Idee kam sie vielleicht angraben zu können, das wäre einfach nicht sein Stil. Das konnte sie sich bei ihm nicht vorstellen, auch weil er schon immer der Zurückhaltende war. Aber warum hatte sie dann dieses Gefühl? Und selbst wenn er es versuchen würde, dann war das Rennen für ihn bereits gelaufen, denn sie liebte schon immer nur Saku und trug inzwischen auch noch sein Kind in ihrem Leib. Sein Baby das inzwischen die Größe einer Brombeere erreicht hatte und dessen Herz auch schon schlug. Und im Vergleich zu einem Erwachsenen, schlug das kleine Herz inzwischen mit einer doppelten Frequenz und pumpte unentwegt sauerstoffhaltiges Blut in den kleinen Organismus, wodurch es alle Organe bei der gesunden Entwicklung unterstützte. Sie war bereits eine werdende Mutter und hatte obendrauf auch noch einen Mann der sie über alles liebte. Gegen nichts auf der Welt würde sie das eintauschen.

Also kam sie langsam zum Punkt und Grund des Treffens. Wollte gerade anfangen zu reden, als der Kellern plötzlich von rechts mit einem Tablett zurückkam und ihnen ihre Getränke auf den Tisch stellte. Es riss sie raus. Chiharu bedanke sich dann leicht verneigend und Kaizo nahm sich das was er bestellt hatte. Im Gegensatz zu Chiharu hatte er sich nämlich einen guten Wein bestellt. Einen: Bodegas Carreno. Dieser kam aus der südspanischen Kleinstadt Cehegín und war eine aus mehreren Dörfern und Weilern bestehende Gemeinde. Ein edler Tropfen, den er sich erst mal öffnete und dabei zu dem Mädchen vor sich sah, als er sprach:

„Du hättest ruhig mehr nehmen können als nur Wasser Chiharu. Sicher das du keinen Schluck willst? Es ist ein edler Tropfen und würde dir sicher schmecken. Hat eine fruchtige Note.“

Dann zog er den Korken aus dem Flaschenhals und es poppte lauft auf. Sie schüttelte allerdings nur wieder verneinend den Kopf und sah ihm dabei zu wie er sich ein Glas einschenkte. Es dauerte einige Sekunden bis sie sich wieder gefangen hatte, nachdem der Kellner aufgetaucht war, aber dann fand sie erneut ihren Faden und sprach nett zu ihm rüber:

„Es…es ist wirklich sehr lieb von dir das du mich an diesen schönen Ort eingeladen hast Kaizo. Das ist es wirklich. Aber…ich bin nicht hier um schick zu Essen, sondern weil ich mit dir über etwas Ernstes sprechen wollte.“

Er sah sie nicht mal an als sie das zu ihm sprach sondern senkte seine Nase über das Glas, in den er sich vorher noch den roten Wein eingeschenkt hatte und nahm dann einen Atemzug dabei. Er roch köstlich also zögerte er auch nicht eine Sekunde, hob das Glas darauf hoch und trank einen kleinen Schluck. Man sah ihm an das es mundete und er sprach dann, mit dem Blick auf das Glas gerichtet:

„Ein wundervoller Abgang. Du verpasst wirklich etwas meine Liebe.“

Er hörte ihr anscheinend nicht zu und Chiharu war nicht da um sich abwimmeln und zum Essen ausführen zu lassen, also fasste sie sich ihr Herz und wurde dann etwas bestimmter als sie wieder zu ihm sprach:

„Du sagtest: du würdest dir anhören was ich von dir will, Kaizo.“

Nachdem sie das gesagt hatte sah er wieder zu ihr vor und blickte sie dann nur an.

Chiharu warf ihm einen leicht ernsten Blick zu. So ernst wie sie nun mal schauen konnte und er…er wusste genau was los war. Oh ja er wusste sofort was los war, denn er kannte sie lange genug, nämlich gute sechs Jahre. Und das worum es wahrscheinlich ging…ließ seinen Blick automatisch sofort etwas kühler und ernster werden, egal wie sehr er es auch versuchte zu vermeiden. Das konnte er nicht ganz kontrollieren, denn bei dem Thema…konnte er nicht anders und wurde dadurch prinzipiell leichter mit den Nerven zu Fuß. Wie bereits gesagt: er war nicht dumm. Und genau deswegen konnte er sich auch gut vorstellen um was es gehen würde. Und ehrlich gesagt interessierte ihn das alles auch nicht wirklich, sondern er wollte einfach nur mit ihr essen gehen und mal alles andere darum vergessen. Besonders dieses Thema, mit dem er sich jeden Tag auf der Arbeit rumzuschlagen hatte. Kaizo wollte einfach mal seine Chance nutzen mit ihr allein zu sein. Aber der Kelch ging wohl nicht an ihm vorbei, was? So dass ein leichter Seufzer aus seiner Kehle rang, von dem sein Gegenüber aber nichts mitbekam. Na gut. Er war mal nicht so und er wollte hören was das hübsche Ding von ihm wollte. Doch er wusste sicherlich schon zu hundert Prozent um was es gehen würde. Da gab es keine Zweifel. Also stellte er sein Glas ab, lehnte sich wieder vor und sprach dann aufmerksam und meisterlich interessiert geschauspielert zu ihr:

„Und dazu stehe ich auch Chiharu. Also…was bedrückt dich meine Liebe?“

Er sah sie aufmerksam an und schien voll bei ihr zu sein, zumindest hoffte er dass es so auch ankommen würde, denn er gab sich alle Mühe. Etwas was die naive Chiharu beruhigte und sie wieder sofort lockerer wurde. Dennoch wusste sie nicht gleich…wie sie das ganze Thema angehen sollte. Sicher hatte sie eine Bitte, um die es ja heute gehen sollte, denn genau deswegen waren sie hier. Aber wie legte sie los, ohne ihn damit gleich zu überrennen und eventuell auch noch zu vergraulen? Sie konnte sich gut vorstellen dass er vielleicht nicht so gut darauf anzusprechen war. Zumindest dadurch wie es in den letzten Wochen so beim Militär ablief. Letzten Endes aber gewann ihre Ehrlichkeit…und sie legte einfach frei Schnauze los. Sprach leicht verunsichert:

„Ich…ich weis dass du ein sehr beschäftigter Mann bist Kaizo und dass solch eine Bitte eigentlich nicht deine Zeit wert wäre. Es liegt mir auch eigentlich nichts ferner als dich zu belästigen und zu nerven, aber ich kann nicht mehr anders. Die Situation lässt mich nicht mehr schlafen und ich kann kaum noch abschalten ohne daran zu denken. Der Krieg kommt immer näher und ich…“

Sie stockte und sah dann vor sich auf den Tisch.

Man merkte das sie nicht genau wusste wo sie anfangen sollte darüber zu reden und Kaizo sah sie streng dabei an…Also doch. So offensichtlich. Er wusste es. Selbst ohne Übung konnte er es von dem hübschen Gesicht vor sich ablesen und das sogar noch bevor sie überhaupt erst richtig aus der Hüfte gekommen war. Denn es ging immer nur um das Eine bei ihr…So seufzte er kurz und lehnte sich wieder locker nach hinten, zurück an seine Stuhllehne und hob elegant sein Glas mit Wein in die rechte Hand. Etwas fokussiert sah er auf die rote Flüssigkeit darin und bewegte das Glas leicht, so das sie anfing sich zu bewegen. Sein Blick lag weiter darauf, als er schon extrem kühl und dennoch neutral sprach:

„Hach…Es geht um Sakurai, nicht wahr? Es geht immer um Sakurai.“

Chiharu zuckte leicht zusammen als sie das hörte und sah dann von dem Tisch wieder auf und ihm ins Gesicht. Einige Sekunden sahen sie sich beide nur still an und das Mädchen versuchte seine Mimik zu deuten, die er ihr über den Tisch zuwarf. Doch sie konnte nichts davon verstehen. Zumindest ließ Kaizo nicht durchsickern was er wirklich dachte und man konnte ihm deswegen nichts im Gesicht ablesen. Das wirkte auf sie erst sehr beunruhigend, so dass sie einfach nur stumm darauf nicken konnte und schließlich keine weiteren Worte mehr dazu fand. Er wusste das. Konnte es aus ihren Worten hören und ihr ablesen und landete damit einen Volltreffer. Aber Saku hatte sowas auch schon mal erwähnt. Also das ein gut geübter Soldat, einer der schon viel Leid und Krieg gesehen hatte, genau ablesen konnte was im Kopf des anderem vor ihm abging. Das sie lernten Gefühle abzulesen und einzuschätzen, einfach indem man das Gesicht des anderen sah. Nun bestätigte sich das direkt vor ihn, denn Kaizo tat genau dasselbe was Saku auch konnte…nämlich gezielt Emotionen abzulesen und damit Gedankengänge und Vorhaben zu verstehen, oder zu erahnen. Sie waren sich, in der Hinsicht zumindest, sehr ähnlich. Also Kaizo und Sakutaro. So wusste Chiharu auch sofort das sie ihm nichts vormachen konnte und würde demnach nichts mehr hinter dem Busch halten. Es lohnte sich nicht mehr denn er hatte es durchschaut. Und Kaizo anzulügen wäre keine gute Idee, denn das könnte dann böse auf Saku zurückfallen. Aber zum Glück gab es nichts worüber sie lügen musste. Und Saku…ja der wusste nicht mal dass sie sich heute trafen…

Kaizo nahm darauf dann einen kleinen Schluck seines Rotweins und hielt das Glas danach weiterhin in den Händen, als er wieder seufzte und sprach:

„Er ist aber auch wie ein kleiner Teufel der auf meiner Schulter sitzt, was? Ich werd ihn einfach nicht los und egal wohin ich auch gehe, die Anderen müssen immer über ihn sprechen, oder es geht um ihn. Er verfolgt mich echt, was? Selbst außerhalb des Stützpunkts und in meiner privaten Zeit…“

Als er das sagte klang er plötzlich nicht mehr so erfreut darüber und neutral. Das war aber eine völlig normale Reaktion denn Kaizo konnte sich andere Dinge vorstellen als immer wieder an seinen damaligen Rivalen erinnert zu werden und sich sogar in seiner Freiheit mit diesem rumschlagen zu müssen, selbst wenn er nicht mal da war. So nach Jahren konnte das schon mal nerven. Er hielt das auch nicht hinter dem Busch. Also das er leicht genervt war. Ja und das machte Chiharu plötzlich nervöser. So nervös sogar, dass sie sich einfach, ohne darüber nachzudenken, einschaltete und weiter plapperte:

„E-es ist nicht viel und nur eine kleine Bitte, Kaizo…Ich weis das du und Sakutaro in der letzten Zeit öfters Meinungsverschiedenheiten hattet und er nicht gerade einfach sein kann wenn er sich was in den Kopf gesetzt hat. Aber ich bitte dich einfach nur darum…ihn dieses mal nicht in den Kampf ziehen zu lassen.“

„Ich wusste es.“

Kam es dann locker und kühl aus Kaizo, als er sein Glas dabei abstellte und sich dann wieder entspannt nach hinten an die Stuhllehne legte, während er seine Hände, vor sich, auf dem Tisch faltete und zu ihr sah. Er ahnte ja schon, als sie sich damals zu ihm, am Telefon, durchstellen ließ, dass sie nicht wegen ihm anrief, sondern mal wieder wegen diesem Störfaktor Sakurai. Dennoch und obwohl er das ahnte, konnte er ihr diese Bitte nicht abschlagen und willigte ein. So konnte er auch mal mit Chiharu allein sein. Warum also…saß er nun so enttäuscht dort? Besonders wo er das doch offensichtlich kommen sehen konnte. Ganz einfach: Er wollte doch…einfach nur einen entspannten Abend mit ihr haben. Mit…mit dieser Frau die er schon immer geliebt hatte. Aber erneut schoss ihm mal wieder Sakurai dazwischen. So wie immer…Es war inzwischen eine unendliche Geschichte geworden dass dieser Mistkerl ihm die Show stahl wenn er dazu die Gelegenheit bekam. Er war schon immer so gewesen. Kaizo fing das alles aber dennoch sehr gut ab und ließ sich nicht anmerken dass er innerlich etwas säuerlich deswegen war und sprach dann neutral zu ihr:

„Oh mann…Wie kommst du eigentlich darauf dass ich Einfluss darüber habe, Chiharu? Ich bin nicht für jeden einzelnen Mann zuständig der in der Marine tätig ist nur weil ich ein General bin. Und erst recht entscheide ich nicht allein darüber wer aus der Pflicht entlassen wird und wer nicht. Ich bespreche sowas Ernstes noch mit anderen Vorgesetzten und Generälen. Und die müssen auch erst mal zusammen kommen, darüber diskutieren und ect. ect. Ist also ein ziemlicher Aufwand für nur einen Mann, wenn du mich fragst. Mal abgesehen davon halte ich Sakurai nicht gerade für einen Deserteur der gerne freiwillig vor seiner Verpflichtung flieht. Du etwa? Wir wissen doch beide das er es zu sehr liebt zu kämpfen.“

Chiharu lehnte sich etwas zu ihm vor.

„Genau deswegen bitte ich dich ja Kaizo. Du weist das er nicht auf mich hören und gehen wird. Und dass er wieder dabei sein Leben…“

„Kam er DESWEGEN letztes Mal zu mir? Wegen dir?...Man muss nicht extrem intelligent sein um zu verstehen das du anscheinend die treibende Kraft warst warum er letztens mit exakt derselben Bitte zu mir gekommen ist. Er hat mich nämlich ebenfalls gefragt ob er dieses Mal nicht in den Krieg ziehen müsste. Obwohl ich ihm genau ansehen konnte das er das eigentlich nicht fragen wollte. Er hatte nämlich diesen Blick gehabt der mich anflehte ihn doch in die Schlacht zu schicken, auch wenn er das vielleicht selber nicht mal bemerkte…Setzt du ihm neuerdings Flöhe in den Kopf, Chiharu? Hmm…Wie ungewöhnlich für einen Dickkopf wie ihn sich einfach so manipulieren zu lassen. Muss wohl nur die richtige Frau kommen, was?“

Sie erstarrte auf der Stelle und sah ihn auch genauso an.

Ja das war richtig. Saku war zu ihm gegangen und bat darum nicht gehen zu müssen. Er hatte das ihr zur Liebe getan, aber Kaizo ließ sich damals angeblich nicht darauf ein. Zumindest hatte Saku das so gesagt und wenn er das tat dann glaubte sie ihm. Sie dachte auch, der Grund warum er ihn nicht in der Heimat ließ, wäre vielleicht der weil Saku und er sich in letzter Zeit öfters mal am Kopf hatten. Sie teilten nicht oft dieselbe Meinung und meist diskutieren heftig darüber. Und Sakutaro hatte leider diese Art an sich das er sich gerne mal mit Leuten an den Kopf bekam die über ihm in der Hackordnung standen. Eine böse Angewohnheit. Er war stur und eigenwillig was Entscheidungen anging und wenn sie nicht seinem Gefühl entsprachen ging er nur ungern diesen Weg den andere für ihn bereit stellten. Ausnahmen bestätigten zwar die Regel, aber bei ihm war es sehr selten der Fall. Wenn Saku sich was in den Kopf gesetzt hatte, dann machte er dass auch, komme was da wolle. Und er machte dass mit solch einer Leidenschaft die keiner verstehen konnte…außer ihr. Eine Leidenschaft die andere vielleicht mit Sturheit verwechseln könnten. Doch was sie gerade so schockierte war die Tatsache…das Kaizo sie „manipulativ“ genannt hatte. Was aber nicht so war, denn sie wollte Saku nicht manipulieren. Nichts lag ihr ferner! Aber Dinge änderten sich nun mal mit der Zeit und alles was sie sonst so mit ihm durchgemacht hatte, auch seine Freude am Kampf, das musste langsam mal aufhören. Besonders jetzt…wo sie schwanger war. Vielleicht war sie in der Hinsicht egoistisch, aber sie wollte nicht zuhause sitzen, mit Kind im Leib und Angst darum haben das er nie wieder aus der Schlacht zurückkommen würde. Sie wollte nicht eine alleinerziehende Mutter sein und das ihr gemeinsames Baby ohne Vater aufwuchs, nur weil er gerne für Freiheit und sein Land kämpfen wollte! Saku war talentiert in dem was er tat und in der Luft konnte ihm keiner das Wasser reichen, aber es konnte immer mal etwas schiefgehen und das Risiko wollte sie nicht mehr eingehen. Sie…sie hatte das lange genug mit ihm durchgemacht. Hatte immer, wenn er ging, dafür gebetet dass er wieder kam. Das es ihm gut ging, denn er neigte zu überstürztem Verhalten und Hitzköpfigkeit in der Schlacht. Manchmal sogar so sehr das Paku mit auf ihn achten musste damit er nicht wieder auf dumme, selbstmörderische Gedanken kam. Auch wenn das als Zero-Pilot eigentlich sein Job war. Chiharu konnte das alles einfach nicht mehr. Und jetzt erst recht nicht mehr, denn nun ging es um ihre gemeinsame Familie, die sie bald sein würden. Und für ihr Baby kämpfte sie wie eine Löwin um ihren Papa. Chiharu wollte das Saku blieb und die Geburt seiner…seiner Tochter miterleben konnte. Sie wusste nicht warum…und eigentlich war es unmöglich, aber es fühlte sich an als würde es ein Mädchen werden. Und wenn es so war…dann wusste sie auch schon einen Namen für sie. Nämlich Saki…sie sollte dann Saki heißen…

Dann riss sie sich wieder zusammen und gab ihm endlich als Antwort:

„Ich setze ihm keine Flöhe in den Kopf! Er ist ein guter Mann und ich weis das es ihm zuwider ist zu töten, selbst wenn er das Kämpfen liebt! Es ist doch eine ganz simple Bitte Kaizo. Also bitte lass Saku dieses Mal nicht in den Krieg ziehen! Bitte tu es für mich, wenn schon nicht für ihn!“

Sie flehte ihn ja förmlich an, etwas wo Kaizo doch tatsächlich hellhöriger wurde und sie deswegen verwundert anblickte.

Was war denn mit ihr los? Er wusste ja das Chiharu emotional war, aber in der Regel blieb sie gefasst und explodierte kaum. Das was sie in jenem Moment tat war aber ein seltener Gefühlsausbruch bei ihr, dessen er noch nie teilhaben durfte. Er verstand das ganz besonders nicht, denn sie hatte schon öfters brav zuhause gesessen während sich Saku auf dem Schlachtfeld austoben ging und dabei nicht mal eine Sekunde einen Gedanken an sie verschwendete. Sich dabei fragte wie es IHR damit ging zurückgelassen zu werden. Etwas was Kaizo…an ihm hasste. Es war unfair. Chiharu war so ein gutes und hübsches Kind…Und genau deswegen hatte Sakurai sie auch nicht verdient, denn er behandelte sie wie Dreck. Saku, ein guter Mann? Wie naiv war sie nur? Es klang wie ein mieser Scherz. Aber sie konnte es auch nicht besser wissen denn…sie hatte ihn ja noch nie bei der Arbeit gesehen. Sein wahres Gesicht. Gesehen…wie er wirklich war da draußen auf dem Schlachtfeld. Was er doch für ein Monster sein konnte. Ein Sensenmann der Marine und im wahrsten Sinne des Wortes: Death Zero. Er wurde seinem Spitznamen nämlich gerecht. Aber mal abgesehen davon war Oume neugierig warum sie sich ausgerechnet bei dieser Schlacht so für ihn einsetzte das er bleiben sollte. Was war der WAHRE Grund dafür? Denn es lag sicherlich nicht daran das sie demnächst heiraten würden, oder so. War nicht Saku sein Stil. Also wollte Kaizo es wissen und deswegen fragte er auch neutral:

„Warum dieses Mal nicht Chiharu?“

Sie sah ihn verwirrt an und er sprach darauf weiter:

„Warum setzt du dich dieses Mal so sehr dafür ein dass er nicht geht?...Eigentlich sollte es mich nicht kümmern und ich dir hier und jetzt ehrlich sagen: das es den ganzen Aufwand und die Zeit nicht wert ist einen Mann vom Krieg fern zu halten der nichts lieber möchte als in diesen gezogen zu werden um mal richtig Dampf abzulassen. Denn genauso ist er. Das wissen wir beide. Aber wir sind Freunde und ich kann dich gut leiden, also mache ich das auf die emotionale Tour für dich und ich gebe dir eine Chance. Nur eine Chance mich davon zu überzeugen. Also: Warum sollte ich ihn suspendieren und hier lassen? Besonders jetzt wo seine Fähigkeiten von extremer Wichtigkeit für uns sind. Es wäre dumm ihn nicht mitzunehmen, denn unsere Verluste könnten dadurch extrem ansteigen. Immerhin verlangst du gerade von mir dass ich mein bestes Pferd im Stall stehen lasse. Da brauche ich von dir mehr als ein: Bitte lass ihn nicht gehen, um mich zu überzeugen. Gib mir…einen Grund warum ich dafür kämpfen sollte dass er bei dir bleiben kann, Chiharu…“

Und es war eine bittere Tatsache für die Süße, aber Kaizo hatte da leider alle Karten in der Hand. Es lag nur an ihm ob Saku bleiben konnte oder eben nicht. Und es war nicht nur so das sich Kaizo dann mit anderen Generälen und Stabsmitgliedern anlegen müsste, um das überhaupt erst mal durchzudrücken, sondern auch mit Sakurai, dem er dann nämlich auch klar machen musste das es seine Freundin gewesen war die ihn an die Leine gelegt hatte und somit ein Verbot zum Kämpfen aussprach. Das war, für Kaizo zumindest, viel zu viel Arbeit für so ein Arschloch wie Sakurai. Er war diese Art der Arbeit nicht mal wert in seinen Augen. Warum nur ließ er sich von Chiharu gerade so breitschlagen? Sicher er liebte sie insgeheim, aber er war ausgebildet gewesen sich nicht manipulieren zu lassen. Warum also gab er ihr die Chance? Und vor allem Sakurai damit die Gelegenheit seine Beziehung zu der Hübschen zu pflegen. Das war eigentlich genau das was er niemals tun wollte.

Und während er sie so ansah, darauf wartete das sie ihm DEN entscheidenden Grund an den Kopf warf um für dieses Arschloch Sakurai zu kämpfen…wurde das Mädchen vor ihm nur nervöser. Sie fing leicht an zu zittern und sah dann wieder vor sich auf den Tisch. Einen Grund geben das er blieb…Chiharu hatte diesen…und sie wusste nun was zu tun war. Also atmete sie aus, fasste sich sanft mit der linken Hand auf ihren Bauch, ließ sie dort ruhen und blickte dann zu Kaizo rüber, der noch immer auf eine Antwort wartete. Im Hintergrund spielte leise Jazzmusik auf der Bühne und sie war ganz froh darüber, denn so konnte niemand um sie mitbekommen worüber sie da sprachen. Besonders dann…als sie die Bombe platzen ließ die eine gewaltige Kraft erzeugen würde. Sie schluckte ein letztes Mal und antwortete ihm mit einem entschlossenen und dennoch leicht traurigen Blick:

„Weil…weil ich schwanger bin.“

Kaizo sah sie kurz darauf erschrocken an und sie fügte noch etwas hinzu:

„Es ist sein Kind…“

Und diese Worte kamen hart und erschlagend rüber, obwohl sie das so sanft gesagt hatte.

Es war komisch. Kaizo war nicht der Vater, aber sicherlich würde sich genauso ein Vater fühlen wenn man ihm sowas wie der Blitz um die Ohren schlug und das auch noch ohne Vorwarnung. Er war erschrocken und sah sie auch dabei so an. Es ratterte ihm durch den Kopf: Schwanger…Sie war schwanger, also bekam sie ein Baby. Und es dauerte nicht mal einen Bruchteil einer Sekunde, da wusste er auch schon sofort WER der Vater war. Sie musste es ihm nicht sagen und tat es auch nicht, denn auch sie wusste dass er es wusste, denn immerhin war er nicht blöd. Und Kaizo saß einfach weiter nur da und sah sie an. Sah wie dieses zarte Ding dort saß und wieder den Tisch vor sich an fixierte und leicht dabei zitterte. Es tat ihm weh sie so zu sehen. Schon immer wenn sie litt und unsicher wirkte. Sie…sie war schwanger. Immer und immer wieder ging es ihm durch den Kopf und er ließ nicht davon ab. Das Mädchen, welches er schon immer geliebt hatte, saß nun schwanger vor ihm und es war nicht mal seins was sie da austrug...Sondern SEINS. Das was in ihr wuchs…war SEINS. Es war Sakurai sein Kind…Heh, welch…eine seltsame Fügung des Schicksals, nicht wahr? Dieser Trottel, dem immer seine Kämpfe und seine Fähigkeiten als Pilot wichtiger waren als alles andere, sogar wichtiger als seine Freundin…der wurde nun Vater. Von Fairness war absolut keine Rede mehr. Er…hatte es einfach nicht verdient. Das war Kaizo seine Meinung. Und am meisten tat ihm Chiharu leid…die seine Brut austrug. Das arme…Ding…

Langsam und sich wieder aus seiner Starre reißend kam Kaizo vor und fasste, wie in Trance, die rechte Hand von Chiharu, die sie auf dem Tisch liegen hatte und streichelte ihr dabei sanft über den Handrücken. Etwas was sie wieder dazu brachte aufzusehen und sie seinen besorgten und ehrlichen Blick erkennen konnte. Ehrlicher als er es den ganzen Abend über gewesen war. Er fragte sie dann sanft:

„Geht es dir gut Chiharu? Es tut mir wirklich leid dass du gerade jetzt...“

Was? Das sie schwanger war? Sie schüttelte den Kopf darauf und lächelte zuversichtlich.

„Nein. Nein das muss es dir nicht Kaizo, denn ich bin sehr glücklich darüber. Ich wollte schon immer ein Kind mit Sakutaro und er hat mir meinen Wunsch erfüllt, wenn auch nicht ganz beabsichtigt.“

Das war interessant. Also ihre Wortwahl…Kaizo ließ dann von ihrer Hand ab und lehnte sich weiter auf den Tisch, als er neugierig fragte:

„Nicht ganz beabsichtigt?...Weis Sakurai denn nichts davon?“

Das war eine sehr gezielte Frage von Kaizo…die auch so sein sollte und Chiharu schüttelte dann wieder sanft den Kopf und gab ihm als Antwort darauf:

„Bisher noch nicht. Es ist aber auch noch ganz frisch, denn ich bin erst in der achten Woche und ich wollte ihn nicht gleich damit überfallen, verstehst du? Besonders weil…weil ich nicht wusste ob er nun in den Krieg ziehen muss oder nicht. Ich…ich wollte ihn damit nicht belasten und ihn zu etwas zwingen. In dazu zwingen zu bleiben weil ich schwanger bin.“

Volltreffer…Kaizo runzelte die Stirn und fragte:

„Das verstehe ich nicht. Mit der Schwangerschaft hast du theoretisch alle Karten in der Hand um ihn davon zu überzeugen vom Krieg fern zu bleiben. Etwas was du doch unbedingt willst und dennoch spielst du diesen Joker nicht aus? Warum nicht Chiharu?“

Und auch das war eine berechtigte Frage gewesen, auf die er eine Antwort wollte. Welche er dann auch bekam. Sie sah wieder zu ihm und sprach:

„Wenn er dennoch gehen müsste, obwohl er dann weis das ich schwanger bin, dann lenke ich ihn damit zu sehr von seiner Pflicht ab. Ich kenne ihn. Ich weis das Saku keinen klaren Gedanken mehr fassen könnte wenn er wüsste dass ich alleine zuhause sitze, schwanger bin und dann auch noch das Kind gerade dann gebären könnte wenn er nicht da ist. Er würde komplett den Kopf verlieren und sich auf dem Schlachtfeld vielleicht in Gefahr bringen. Deswegen habe ich ihm noch nichts gesagt. Ich wollte auf Nummer sicher gehen bevor ich es sage.Und du…du bist auch bisher der einzige der das weis Kaizo. Ich habe es nämlich noch niemand anderem erzählt.“

Er sah sie an.

Okay, nun verstand er ihren Grund und es war mal wieder so typisch Frau. Aber dass sie das bisher niemanden außer ihm erzählt hatte…kam ihm, ehrlich gesagt, ganz gelegen. Sie war so ein junges und naives Ding. War sie schon immer. Und oben drauf hatte sie es Sakutaro auch noch verheimlicht…was seinen Job nun einfacher machen würde. Der wusste also nichts davon das er Papa werden würde und das war auch gut so, denn Chiharu hatte damit recht das er auf die Barrikaden gehen würde sobald er davon Wind bekam und dann darum kämpfte bei ihr bleiben zu dürfen. Ja und mit Saku wollte man sich nicht anlegen wenn der hochfuhr. Besonders da auch Kaizo wusste das Saku schon immer ein Familienmensch gewesen war und er dann richtig Gas gab. Das sah er damals jeden Tag innerhalb der Ausbildung…Wie er zu diesen Loosern gehalten hatte, als wären sie seine richtige Familie und er jeden von denen durchfütterte mit seinem Ruhm und Talent. Ja sie quasi damit am Leben erhielt. Wenn er wüsste das er Vater wurde…er würde kämpfen wie der Sensenmann höchstpersönlich. Und das solange bis er hatte was er wollte. So war er schon immer. Ja und manchmal…war es gar nicht mal so schlecht wenn man etwas gegen ihn in der Hand hatte um in im Zaum zu halten. Sakurai war wie ein Wolf in Ketten. Er war dressiert, befolgte Befehle und wurde dafür gefüttert um am Leben zu bleiben. Aber auch Kaizo wusste dass, tief im Innern, dieser Wolf niemals gesättigt werden konnte und es ihn nach Freiheit verlangte. Und sobald er eine Lücke fand um die Ketten zu sprengen…würde er sie auch nutzen. Doch Kaizo musste ihn an der Kette halten…koste es was es wolle, denn dort…gehörte er für ihn hin. So ungern er es auch zugab…Sakurai war ihr bester Pilot und von unschätzbaren Wert in der kommenden Schlacht. Und nebenbei…mochte Kaizo es ihn an der Leine zu haben wie seinen persönlich dressierten Kampfhund. Und dass wenn er pfiff…dieser los rannte und alles in Stücke riss was sich ihm in den Weg stellte…Kaizo hatte inzwischen eine gewisse Art von Macht über Sakurai…Und das genoss er in vollen Zügen.

Er blickte kurz auf sein Glas neben sich.

Und dennoch…es tat ihm schon irgendwie leid…Besonders für die arme Chiharu. Es brach ihm das Herz…wegen dem was er tun musste. Dann sah er wieder zu ihr und lächelte sie freundlich an, als er zu ihr aufmunternd sagte:

„Ich bin dankbar dafür dass du dieses Geheimnis zuerst mit mir geteilt hast, Chiharu. Es ist bei mir in guten Händen und ich verspreche dir…das ich daran arbeiten werde das Sakurai nicht in den Krieg ziehen muss.“

Als er das gesagt hatte, sah sie ihn überrascht und unglaublich glücklich an. Sie…sie hatte es geschafft?! So einfach!? Wie ungewöhnlich aber dennoch wunderbar! Okay es war vielleicht doch nicht ganz so leicht gewesen, wie sie es gerade hingestellt hatte, aber es war nun auch egal. Sie hatte es wirklich geschafft und konnte es kaum abwarten mit Saku darüber zu sprechen! Eigentlich wollte sie erst nicht auspacken das sie schwanger war, aber sie vertraute Kaizo genauso wie Paku und den Anderen Freunden von Sakutaro und sah das als ihre letzte Chance was zu erreichen. Kaizo wollte einen Grund und den hatte sie ihm gegeben. Was bedeutete: der Nächste, der von ihrer Schwangerschaft erfuhr…war der Vater persönlich. Und Chiharu konnte es kaum erwarten Saku sein Gesicht zu sehen, wenn sie ihm vor den Latz knallte das sie schwanger war und er bald Vater werden würde. Etwas…was er schon immer gern sein wollte. Es war so schön. Saku würde sicherlich weinen vor Freude und sie konnten dann endlich eine Familie sein. Sie würden sich dann ein schönes Haus in Nagano suchen. Erst mal fernab des Militärs. Das war etwas was sie geplant hatte, denn sie wollte dass sein Kind in seiner Heimat und vielleicht auch in demselben Dorf zur Welt kam wie er. Es würde so schön werden und er…ganz sicherlich ein wundervoller Vater. Er hatte das einfach im Blut. Und besonders war sie Kaizo so dankbar dafür dass sie das nun tun konnte und er ihr damit eine gewaltige Last von den Schultern nahm. Sie würde ihm dafür ewig dankbar sein. Was sie dann auch zu ihm sagte, mit einem glücklichen Lächeln oben drauf:

„Ich…ich danke dir Kaizo! Wie kann ich das nur jemals wieder gut machen?“

Er lächelte zu ihr zurück.

„Das musst du nicht meine Liebe. Es ist für mich wesentlich wichtiger dass du glücklich bist. Und ich denke…nein es ist meine Überzeugung, das ein Vater bei seiner Familie sein sollte. Deswegen werde ich es morgen schon in die Wege leiten mich mit den anderen Generälen zu treffen und darüber zu sprechen. Diesen Krieg werden wir auch schon so gewinnen. Sakurai wird bei dir…und eurem Kind bleiben. Das verspreche ich dir…Das wird sicherlich ein noch größeres Abenteuer für ihn als sich auf dem Schlachtfeld rumzutreiben, was?“

Er lachte ganz kurz und Chiharu dann auch, als sie darauf antwortete:

„Er wird komplett den Verstand verlieren, haha! Du kennst ihn ja, er ist so voller Energie und wird mehr tun als er eigentlich müsste und dabei noch Wahnsinnig werden! Aber das bekommt er schon hin, so wie alles was er anfasst. Er wird ein toller Vater werden...und ich danke dir so sehr Kaizo. Vielen Dank.“

Kaizo sah sie an.

„Das wird er ganz bestimmt meine Liebe…Ganz bestimmt. Und du musst dich nicht bei mir bedanken. Ich mache…sowas doch gerne für eine gute Freundin die bald Mutter wird. Und für einen alten Freund…“

Sie saßen schließlich da und lächelten sich gegenseitig an. Und kurz darauf kam auch schon ihr Essen und sie konnten den Rest des Abends gemütlich zusammen essen und alles ausklingen lassen. Chiharu hatte es also geschafft. Sie bekam das hin was keiner schaffen konnte, noch nicht mal Saku und überzeugte Kaizo davon ihn da zu lassen. Ihn bei seiner Familie zu lassen. Es wurde nicht einfach das alles zu stämmen. Für keinen den sie kannte. Aber das wurde alles schon, davon war sie fest überzeugt. Und als sich ihr Treffen dem Ende zuneigte, Kaizo dann draußen noch mal sanft ihren Handrücken küsste, während sie vor der Bar im Regen und unter ihren Schirmen standen…da verkrampfte sich sein Herz. Vieles ging ihm in der Sekunde durch den Kopf und er genoss ihren sanften Duft ein letztes Mal…bevor er sie für immer an Sakurai verlor. Doch es war bereits sehr spät und er verabschiedete sich endlich von ihr. Bekam es schweren Herzens hin. Das Auto, mit dem er vorher angekommen war, kam wieder neben ihnen am Straßenrand an und wollte ihn abholen. So stand er dann dort am Straßen Rand neben seinem Auto und sah ihr dann noch nach wie sie in die Nacht verschwand und nachhause ging. Schmerz. Ein tiefer Schmerz nagte an ihm und der schlimmer wurde je mehr sie sich entfernte. Ein Schmerz den er im Keim ersticken musste um zu überleben. Er hatte verloren. Es war vorbei. Sie war schwanger und das von dem Mann den er mehr verabscheute als alles andere auf dieser Welt. Und so sehr er sie auch liebte…es tat zu schrecklich weh sich das einzugestehen. Erneut…hatte Sakutaro ihn wieder abgehängt und damit würde Chiharu ihm niemals mehr gehören. Das war ein Fakt und davon musste er sic losreißen. So nahm er dann seine vor kurzem angezündete Zigarette aus dem Mund und warf sie neben sich auf den Bürgersteig und in eine Pfütze, so dass es ein Zischen gab und sie erlosch. Der sanfte Regen prasselte unaufhaltsam an diesem Abend und nicht mal dieser konnte seinen Schmerz davon schwemmen den er nun in seiner Brust fühlte. Ja und dann…dann war sie, die Frau die er liebte, um die nächste Ecke verschwunden und Kaizo seufzte. Chiharu…Seine Chiharu…Und dann öffnete er die Tür seines Wagens vor sich und schnipste. Er schnipste ein letztes Mal laut mit der rechten Hand und verschwand dann im Innern des Vehikels. Schloss den Schirm und warf ihn neben sich auf die Sitzbank, als er sich zurücklehnte und aus dem Fenster neben sich sah. Der Regen…würde alles wegschwemmen…Einfach alles. Danach schnallte er sich an und sah zu einem der Bodyguards vor sich, der ebenfalls eingestiegen war und sie zu dritt mit dem Fahrer des Wagens in die Nacht davon fuhren. Zu dritt…und das obwohl sie zu viert gekommen waren…
 

Ich war ein junger Spund mit einer kurzen Zündschnur. Stark von meinen Gefühlen umschlossen stand ich aufrecht und wollte nur davon befreit sein. So träumte ich oft von Größerem, als das was das Leben mir gab und wollte dieses alte hinter mir lassen. Und eigentlich war ich nie der Ja-Sager und Mitläufer, sondern besaß meinen eigenen Kopf. Aber genau deswegen machten sich die anderen Kinder über mich lustig, während ich dort einsam und verlassen saß und niemanden was Böses wollte. Doch je mehr sie mich ärgerten, umso mehr saß ich dann nicht mehr einfach so nett da, sondern noch weiter hinten im Hintergrund und plante Vergeltung für jeden einzelnen von ihnen. Wer dachten die eigentlich wer sie waren? Träumten davon große Helden zu werden und etwas besseres als ich. Sie nannten mich. „unnormal“ oder „verrückt“ und ich stand deswegen immer außerhalb der Massen. Doch dann kam der Zeitpunkt an dem ich das ändern konnte. Der Tag an dem mein Geduldsfaden riss und ich später lächelnd dort stand…während andere, vor meinen Füßen, auf dem Boden lagen und sich die blutenden Nasen hielten. Sich in ihrem Blut wälzten. Ja, ich hatte schon immer meinen eigenen Kopf und wollte mich niemanden beugen. Fing irgendwann an über die Strenge zu schießen und alles zu tun was ich für richtig hielt. Doch dann kam ich, je älter ich wurde, immer mehr in die Gesellschaft der Erwachsenen hinein und die Veränderung war nicht mehr aufzuhalten. Ich wurde in den normalen, menschlichen Alltag verflochten und dadurch wie in eine Passform gedrückt in die ich nie wollte. Eine Passform in der einfach jeder Mann, in meinem Alter, enden würde. Ich kam mir vor wie bei einem wichtigen Gespräch, wo ich vorher eine Nummer zog und im Foyer darauf wartete aufgerufen zu werden. Beweisen sollte das ich in diese Welt reinpassen könnte. Es stimmt das ich zahmer wurde. Aber tief im Innern wusste ich dennoch dass ich noch immer ich selbst war. Egal wie tief ich es auch vergraben sollte. Das ich nur unterdrückte wer ich wirklich war. Und jedes Mal, wenn ich lächelte…da bestätigte sich das. Ich war grausam. Ich war egoistisch. Ich war…der Blitzschlag vor dem Donner…Der Donner den ich gerne und mit Genuss über meine Feinde brachte. Doch auch ich realisierte später sehr schnell den schreienden Schmerz den ich laut in meinem Kopf hören konnte. Der mich jedes Mal biss wenn ich handeln wollte. Und egal wie viele ich auch tötete und wie oft ich auch verletzt wurde, ich ging einfach erhobenen Hauptes weiter, mit dieser Narbe die mich zeichnete. Diese Narbe in meinem Herzen. Es war okay wenn man das vergaß. Okay wenn man es nicht mehr spüren konnte das es weh tat. Okay war mich zu verletzten, denn ich spürte den Schmerz nicht mehr. Egal wie sehr ich auch meine schlaffen und leblosen Füße hinter mir herzog. Genauso tot wie meine Feinde enden würden. Und dennoch klebte ich die Risse und Wunden in meinem Herzen, mit diesen Lügen, zusammen um durchzuhalten, denn ich konnte mich schon lange nicht mehr selber sehen. Ich der sich verzweifelt auf den Beinen hielt und einfach nur noch sterben wollte, aber zu stur war um dem nachzugeben. Denn alles was ich noch hatte…war das Töten. Es hielt mich am Laufen. Ernährte mich und wie eine gut geölte Maschine machte ich meinen Job. Doch eines Tages da hörte ich den Laut des Windes. Hörte wie er mit zuflüstere. Er sagte mir: dass ich den Narben folgen sollte und das noch bevor ich von dem Gewicht meiner Schuld erdrückt werden würde. Er fragte mich: Erinnerst du dich an den blauen Himmel? An den Regen, als du Menschen verloren hast die dir wichtig waren? Denn genau dieser Schmerz gab dir die Kraft weiter zu machen und einen Schutz vor allem was dir etwas anhaben wollte. Und dieser Schmerz wird dich immer beschützen. Die Güte anderer, dich nicht zu verletzten, ist mehr wert als deine eigene Stärke darum zu kämpfen unverletzt zu bleiben. Doch diese Stimme, die durch den Wind zu mir drang…klang traurig. Sie trennte mein Herz und meinen Körper voneinander. So wie in jener Nacht als ich meine Zukunft verlor. Doch ich fand die Möglichkeit sie zu verstehen. Wusste nach einer Weile wessen traurige und vertränte Stimme es gewesen war die ich hörte…denn es war meine eigene. Und all das was mir passiert war, war nur für diesen Moment gewesen. Und ich bin mir ganz sicher…das DU das genauso gewusst hast. Genauso wie ich damals. Ich sah dich dort im zarten Sand und in der Sonne und wusste sofort was ich zu tun hatte. Denn ich wollte der Einzige sein der dich nicht im Stich lassen würde. Konnte meine Blicke nicht von dir reißen, egal was ich auch zu dir sagte. Machte dir damit klar…dass du zu mir gehörst. Mein Schmerz, der mich so lange quälte und am Leben hielt, der gab nun DIR Schutz. Mein Herz sagte mir: dass ich deinen Tränen folgen sollte. Denn nur dann…würde es nichts mehr geben wovor du und ich uns fürchten müssten. Und deswegen werde ich für dich da sein. Deswegen vergiss niemals zu lächeln. Jenes Lächeln…das mich nun am Leben hält. Ich bin jetzt hier…und ich werde nie wieder gehen. Und wenn doch…dann nur noch mit dir zusammen.
 

Es dauerte nicht sonderlich lange und dann hatten sie auch schon den Dschungel erreicht.

Sakutaro fiel sofort auf dass sie eine andere Route genommen hatten und das schon kurz nachdem sie von dem Flugzeugträger gekommen waren. Eine komplett andere als die die er damals, mit Hana in den Armen, von seinem Zero gerannt kam. Damals als die Zeit noch drängte und der Kleine drohte zu verbluten, einzig wegen der Schusswunde die er allein dem Piloten zu verdanken hatte. Dem der ihn eigentlich beschützen sollte. So gesehen war auch nicht mal viel Zeit vergangen nach diesem Zwischenfall. Es war am späten Morgen gewesen, als Hana angeschossen wurde und nun war es bereits schon Nachmittag, nachdem sie von den Patcheen gestellt wurden. Die Zeit verging an diesem Tag sehr langsam. Zumindest fühlte es sich so für Saku an. Etwas was er sich nicht erklären konnte. Fast so als wäre man in einem Alptraum gefangen, der einfach nicht enden wollte. Doch dieser hatte mal ein gutes Ende gehabt, denn Hana seine Wunde war verarzten worden und am heilen. Zwar noch frisch vernäht und gerade erst behandelt, als Saku ihn weiterhin in seinen Armen trug und ihm damit allen Schutz bot dem er ihm geben konnte, aber immerhin. Er kam durch und das war das Wichtigste. Obwohl ER gerade eigentlich der Jenige war der Schutz und Rückendeckung brauchte, denn immerhin war er nun offiziell ein Gefangener. Seit dem Moment wo sie den Flugzeugträger verlassen hatte und sich ins Unbekannte aufmachten. Für ihn zumindest, denn er hatte keine Ahnung wie diese Patcheen überhaupt lebten. Hana hatte ja nie wirklich was davon erzählt. Und selbst wenn das keiner wusste, also das er ein Gefangener war, war es sehr offensichtlich zu erkennen, einfach an der Tatsache wie die Gruppe lief, in der er sich stumm mit bewegte.

Saku war nämlich wortwörtlich „umzingelt“ und konnte genau sehen und vor allem spüren wie Pfeile auf ihn gerichtet wurden und das bisher auch den ganzen Weg über den sie gelaufen waren. Links waren einige Patcheen und liefen seitlich zielend auf ihn und rechts spielte sich das Selbe ab. Keine Ahnung, es sah komisch aus, als wäre er ein Monster das jede Sekunde austicken könnte und sie dann alle in Stücke reißen würde. Nichts sehr nett, vor allem da er nicht mal etwas der Gleichen plante. Noch dazu spürte er mindestens drei Pfeilspitzen in seinem Kreuz und bekam dann doch leichte Sorge, denn wenn einer der Kerle mal ausversehen locker ließ, schnellte das Teil von der Sehne und er hatte es im Rücken stecken. Doch er ging mal davon aus das es alles Profis um ihn waren und die genau wussten wie man mit einem Bogen umging, also drückte er die Sorge schnell weg. Wäre auch echt schlimm wenn nicht.

Sakutaro hatte also alles genau im Blick und sah dann rechts von sich zu Yoh, Hana seiner Mutter, die ruhig und mit einem sanften Lächeln sehr nahe neben ihm her lief und dabei sogar eine Hand von ihrem Sohn hielt. Er sah wie sanft sie seine eine Hand hielt und dabei sogar über den Handrücken streichelte. Deswegen musste man auch musste nicht lange darüber nachdenken um zu erkennen das Hana und seine Mutter eine enge Verbindung verband und wie sehr sie sich liebten. Sie lächelten sich immer mal wieder gegenseitig sanft an. Es war ein schöner Anblick. Und Hana war an sich auch plötzlich viel ruhiger als sonst, was einmal daran lag das seine Mutter da war und zum Anderen…da Saku ihn trug. Doch Letzteres wusste der Pilot natürlich nicht. Normalerweise hatte der Blonde ja bekanntlich Hummeln im Arsch, so wie Saku eigentlich auch und keine große Geduld, aber seltsamerweise war er gerade ungewöhnlich ruhig für sein sonst so trotziges Verhalten. Wobei sich diese Hummeln im Hintern bei Sakutaro etwas gelegt hatten als er älter wurde. Als Kind war er echt schlimm gewesen. Und Saku konnte nur spekulieren, aber er ging davon aus das es daran lag, warum Hana so ruhig war, das seine Mama nun da war und er sich somit eigentlich im Schutze seiner Familie befand. Auch wenn der Pilot sofort bemerkt hatte das etwas schwer im Argen bei ihnen lag. Es herrschte, trotz der Liebe seiner Mutter, eine sehr gedrückte Stimmung. Eine die man schneiden konnte und das war belastend. Etwas war zwischen ihnen passiert, ganz offensichtlich und es musste sicherlich mehr gewesen sein als nur die Tatsache das sich Hana auf ihn eingelassen hatte und angeblich Götter in Gestalt eines Werwolfs erschlug. Was an sich schon komisch klang. Sein Vater schien eines der Probleme zu sein, aber sicherlich war auch Hana etwas daran schuld, so wie bei vielem, denn er war leider kein sehr einfacher Junge. Das musste Saku leider selber auf die harte Tour herausfinden. Und dazu zählte eben einfach ALLES was sie zusammen erlebt hatten seit er an diesem Ort gestandet war. Angefangen von dummen und arroganten Sprüchen, bis hin zu tödlichen Auseinandersetzungen, oder Selbstmordaktionen. Hana war einfach nicht leicht…aber er hatte das Herz trotzdem am rechten Fleck und versteckte seine unsichere Art hinter einer trotzigen Mine und einer lauten Stimme. Ja einer Stimme die SEHR laut und aggressiv werden konnte. Aber das alles wusste Sakutaro inzwischen sehr gut und Hana seine unsichere Art, so wie auch das liebe an ihm, was er versteckte, war einer der Gründe warum er das alles überhaupt mit sich machen ließ. Sicher würden ihn viele für verrückt erklären, allein dafür dass er sich so einen kleinen, blonden Teufel freiwillig ans Bein flickte, aber er konnte eben nicht anders. Da war etwas an ihm…das Saku dazu brachte ihn beschützen zu wollen.

Er mochte und Hana sehr und hasste ihn auch irgendwie zur gleichen Zeit, besonders dann wenn er mal wieder über die Strenge schoss und dabei auch noch so dickköpfig wurde dass man das Gefühl bekam man würde gegen eine Wand reden. Doch das waren alles Eigenschaften die er selber nur zu gut kannte, denn er…er war auch so gewesen in dem Alter. Wenn er so darüber nachdachte war er sogar noch aggressiver und selbstsicherer gewesen als Hana. Allein die Aktion damals am Schießstand mit Kaizo fiel ihm da wieder ein. Da wo Saku wirklich über die Strenge geschossen hatte. Wow das durfte der Blonde niemals erfahren, denn dann würde er ihn sicherlich weniger erst nehmen. Aber genau deswegen kam er damit klar, denn wenn er Hana sah…dann sah er sich selbst, nur in einer viel sanfteren und…schöneren Version von sich.

Sakutaro war wesentlich älter als er. Er hatte ja immerhin auch sechs Jahre mehr auf dem Buckel und demnach auch viel mehr Lebenserfahrung gesammelt als es für den Blonden überhaupt schon möglich war. Somit hatte er auch viel in seinem Leben gesehen und durchgemacht und dennoch, obwohl er mehr Erfahrung hatte…schaffte es Hana immer wieder ihm etwas beizubringen. Nicht unbedingt etwas Neues, aber etwas…was er dachte schon längst verloren zu haben vor einigen Monaten. Es war einfach bizarr. Der Kleine griff ihm durch den Rachen runter in den Brustkorb und riss ihm dann das Herz raus, nur um diesem danach einen Kuss zu geben und es schließlich wieder reinzustecken. Was er damit meinte war: er tat ihm höllisch weh damit! Mit vielem was er tat! Aber auf der anderen Seite…gab er ihm auch einen sanften Kuss auf sein verletztes Herz und half damit die Narben heilen zu lassen die dort vor langer Zeit entstanden waren. Diese ganzen Narben…die er seit seiner Kindheit mit sich trug. Trauer, Verachtung, Hass, Wut und Verlust. Und keine Ahnung wie Hana das machte und das obwohl er so ein Stinkstiefel war, aber er schaffte es tatsächlich Saku zu entspannen und klebte damit sanft Pflaster auf die Narben seines Herzens. Holte den Hitzkopf damit runter und gab ihm eine neue Aufgabe. Die Aufgabe der Erwachsenere von ihnen beiden zu sein, denn er war wesentlich jünger als Chiharu und brauchte deswegen auch mehr Führung. Ja und mit dem Erwachsensein, kam dann die Ruhe. Man wurde im Alter ruhiger, das gehörte dazu. Auch schenkte ihm Hana noch dazu Trost und gab ihm dann schließlich den Arschtritt den er nötig hatte. Den Arschritt der ihn aus seiner Starre rausholen sollte. Aus der Starre…dass das Leben keinen Sinn mehr hätte. Denn Saku…war inzwischen wie eine Marionette geworden.

Er wollte eigentlich nicht mehr weiter machen, aber etwas hielt ihn an den Fäden und brachte ihn dazu weiter zu tanzen. Doch würde man diese Fäden nun durchtrennen, dann klappte er leblos zusammen und besaß niemanden mehr der ihn auffing. Der ihm wieder auf die Beine half. Denn nachdem er Chiharu verloren hatte wurde ihm das ganz besonders bewusst. Er vergrub sich danach in Arbeit und in Kriegsvorbereitungen. Einfach um abzuschalten das er seine Freundin verloren hatte. Das einzige Mädchen die ihn aufrichtig liebte wie er war. Aber es war mehr wie ein seidener Vorhang, den er da vor sich hoch zog und er da noch immer verschwommen, seine Taten, durchsehen konnte und was er angerichtet hatte. Seine Sünden. Und bis heute wusste er nicht mal was passiert war und warum es passiert war. Warum man ein so gutherziges und liebes Mädchen wie Chiharu umgebracht hatte, denn sie hatte nie jemanden was getan. Saku wusste den Grund nicht…aber er ging mal davon aus das es an IHM lag. Dass irgendwer Wind davon bekommen hatte das sie seine Freundin war und man sich deswegen vielleicht so versuchte an ihm zu rächen. Immerhin war er der berüchtigte „Death Zero“ und er hatte viele Feinde auf dem Schlachtfeld. Allein die Amerikaner hätten allen Grund dazu gehabt ihm das an zu tun, denn an ihn persönlich kamen sie ja nicht ran. Und selbst die Art und Weise WIE sie getötet wurde war sehr brutal und gnadenlos gewesen. Sah aus wie ein Steckbrief der Rache an ihn, der ihm unter seiner Tür durchgeschoben wurde.

Als Saku sie gefunden hatte war sie bereits tot gewesen. Er hielt sie fest und zittrig in den Armen und rief immer und immer wieder nach ihr, aber da war nichts mehr zu machen. Sie war schon länger tot und offenbar war es ein langsamer Tod gewesen, denn die Wunden, die man ihr zugefügt hatte, waren nicht sofort tödlich sondern eher…schmerzhaft angesetzt worden. Etwas was es für ihn nur noch schlimmer machte, denn sie wurde nicht einfach erschossen und das Thema war damit vom Tisch, nein…sie wurde gefoltert und durfte dann langsam daran verbluten. Saku konnte noch immer die Schusslöcher in ihr sehen, besonders dann wenn er die Augen schloss. Jedes Mal aufs Neue. Es verfolgte ihn wie ein Phantom. Er sah wie sie noch immer bluteten, obwohl das Mädchen bereits schon lange tot war. Die Anzahl…Gott er konnte sich sogar noch die Anzahl der Schusslöcher aufsagen. Es war unmenschlich gewesen, denn es waren acht Löcher…Acht Löcher die sich alle im Bauch und im Brustbereich verteilt befanden. Sie waren allerdings so gesetzt worden, dass sie keine tödlichen Stellen trafen, sondern drum herum, also diente es nur zur Folter und fürs Schmerzen zufügen. Und seltsamerweise wurde ihr besonders oft in den Bauch geschossen, genau wie…Hana. Daher zog Saku auch vor einigen Stunden bei Hana den Vergleich zu Chiharu. Als er ihn in den Armen hielt, denn es war dasselbe Bild gewesen.

Beide lagen sie in seinen Armen und bluteten am Bauch, Hana und Chiharu. Nur mit dem Unterschied das Hana noch lebte und dabei schrie. Sich wand vor Schmerz und sein Körper darum kämpfte nicht zu sterben. Seine Schreie…Es waren Klänge gewesen die Sakutaro bis in seine Grundfeste erschütterten und ihm selber Schmerzen verursachten. Man konnte sagen: es fühlte sich an als würde auch in jenem Moment er sterben. Nein, es war schlimmer als zu sterben, denn Hana so leiden zu sehen…war das schlimmste was er jemals gesehen hatte…und er wusste nicht mal warum, denn Chiharu lag eigentlich schlimmer verletzt und tot in seinen Armen…

Doch ab dem Moment wurde es ihm klar. Als er ihn in seinem Armen sah, blutend und das Bild immer und immer wieder zwischen Hana und der toten Chiharu wechselte…da wusste er was er zu tun hatte. Es war der blanke Horror für ihn. Doch er konnte den Kleinen retten und dafür war er so undendlich dankbar dass er nicht wieder denselben Schmerz erleiden musste wie bei ihr damals. Und natürlich auch das Hana nicht wegen ihm sterben musste weil er mal wieder versagt hatte. Doch ihm wurde auch bewusst dass er gehen musste. Er mochte Hana. Verdammt noch mal er mochte ihn inzwischen sogar verdammt gerne! Aber nach der Aktion, mit der Schusswunde, wusste Saku dass er ihn nur beschützen konnte wenn er selber wegging und das so weit wie möglich. Er und seine Staffel, einfach alle…sie mussten von dieser Insel runter und er dann noch alles dafür tun was in seiner Macht stand um sie auch weiterhin geheim zu halten. Denn solange er bei ihm war…konnte das jeder Zeit wieder passieren. Und das wollte er nicht. Saku…wollte Hana beschützen und das ging nur wenn er von ihm fern blieb. Er wollte ihn beschützen....Dieses dickköpfige und freche Balg beschützen, dass sich irgendwie in sein Herz geschlichen hatte und das allein nur aus sturer Willenskraft. Und wenn er ihn sah, sah wie frech er lächeln konnte, wie glücklich er eigentlich doch unter der Fratze war und wie wunderschön seine Augen und Haare im Licht der Sonne funkelten…da wusste Saku das es das einzig Richtige war. Er…er konnte nicht glauben das ihm sowas durch den Kopf ging aber…aber er liebte Hana irgendwie. Es war ihm schon öfter durch den Kopf gegangen, aber er wand sich immer wieder stur davon ab und nur weil er es nicht wahrhaben wollte. Jeder verdammt noch mal, in seinem Umkreis, sah es ihm an. Sah ihm an das er Hana liebte, aber er versuchte sich wie ein Fisch aus dem Netz zu winden und wollte es nicht zugeben. Denn er hatte Angst. Nie hätte er gedacht das er sich in diesen Bengel, den er damals am Strand getroffen hatte und sie sich schon mehrmals gegenseitig umbringen wollten…dass er sich genau in den verlieben würde. In dieses wunderschöne und willensstarke Balg. Und es genau das war was er so an ihm liebte. Doch die Angst ihn sterben, oder leiden zu sehen, machte Saku innerlich verrückt. Er wollte das nicht. Hana sollte sicher sein und genau deswegen musste er gehen. Er liebte ihn auf eine komische Art und Weise…und genau das war etwas was er nicht durfte, denn er gehörte nicht nur nicht an diesen Ort, sondern würde ihn genauso ins Kreuzfeuer holen wie damals Chiharu. Und das durfte nicht passieren. Er musste weg…Egal wie sehr es sich hier auch nach einem Zuhause anfühlte. Denn Hana seine Sicherheit war ihm wichtiger geworden als alles andere…

Sein Blick fuhr danach von Yoh weg und vor sich, wo er den Rest der Gruppe sah, nämlich Hao und Silva die dicht nebeneinander liefen. Der Häuptling war wesentlich kleiner als sein Nachbar, was aber an sich nicht schwer war denn Silva war ein Hüne, genauso wie Paku. Aber dennoch konnte man Hao ansehen, vor allem an seinem muskulären Rücken, das er ein harter Brocken war und ein ernst zu nehmender Gegner im Kampf sein würde. Er war trainiert und kräftig und das wunderte Saku nicht mal, denn immerhin waren sie hier im Dschungel und es gab keinerlei Technik die für einen das Kämpfen übernahm. Hier ging es nur um rohe Kraft, Intelligenz und Ausdauer um den Sieg davon zu tragen. Es war wild und natürlich. Etwas…was Saku, ehrlich gesagt, auch besaß und es ihm damit nicht mal Nachteile bescheren würde , also wenn er nun nur mit einem Stock kämpfen müsste. Sicher war er es gewohnt eine Schusswaffe zu benutzen und besaß eigentlich, die meiste Zeit in Gefechten zumindest, seinen Zero unterm Arsch der ihm half. Dennoch war er mehr als zuversichtlich dass wenn man ihm ab jetzt nur einen Speer gab, so einen wie Hana besaß, er auch damit zu Recht kommen würde. Er war ehrlich denn er hatte dieses Feuer in sich das wild war und frei gelassen werden wollte. Als würde man ein Raubtier hinter Gittern halten und es nicht seine natürlichen Triebe ausleben lassen. Etwas was er von seinem Vater vererbt bekommen hatte, denn seine Mutter war so sanft wie ein Schneehase im Pulverschnee. Und wenn er noch ehrlicher war, irgendwie…hatte es etwas Reizvolles an sich sich einfach mal in purer Wildheit und nur Auge in Auge, ohne eine Schusswaffe, mit einem Raubtier zu fetzen und das auf Leben und Tod. Sakutaro hatte ja bekanntlich einen Sprung in der Schüssel, so wie der Rest seiner Jungs auch und das war eben sein Knacks. Es war das Kämpfen auf Leben und Tod. Er liebte es sich zu messen und zu kämpfen. Und wenn er daran dachte sich Auge in Auge mit einem Leoparden fetzen zu müssen, nur mit einem Messer bewaffnet…da ging ihm irgendwie schon einer ab. Es war etwas was er nicht kannte, denn wo traf man denn schon mal in Tokyo und Nagano einen freilaufenden Leoparden? Oder eine andere Raubkatze um sich mit der zu fetzen? Richtig, nämlich NIRGENDS. Und genau das reizte ihn so und er wollte es gerne mal versuchen. Saku war, im Grunde, nicht komplett lebensmüde und wusste genau wann es bescheuert war einzugreifen und wenn man klar im Nachteil war, aber das…war doch etwas anderes. In der Hinsicht war er einfach verrückt.

Er sah Hao dabei weiter in den Rücken, während sie immer weiter liefen und keiner etwas von ihnen sagte. Sie schwiegen schon den ganzen Weg über und der Häuptling vor ihm musste echt was drauf haben, so wie ihn alle mit Respekt behandelten und vor ihm kuschten. Das hatte Saku auf dem Flugzeugträger auch live miterlebt. Er war nicht nur Häuptling vom Titel her…sondern auch von seinen Qualitäten. Hao, Hana sein Vater, hatte damals auch schnell, klar und deutlich gemacht wer die Hosen an hatte und wessen Spielplatz, so wie auch Revier, diese Insel war: Nämlich seins. Somit war es auch für ihn kein Problem taktisch geschickt über die Zero Staffel her zu fallen, wie ein Löwe der immer sein geübtes Rudel von Löwinnen bei sich hatte und die ihm dann die Möglichkeit boten den entscheidenden Todesbiss am Ende auszuführen. Es war alles geplant gewesen, auch das Silva sie raus locken sollte und das alles um an seinen Sohn zu kommen. Was auch funktioniert hatte. Saku hatte auch deswegen leichten Respekt vor ihm bekommen, dank dem was er abgezogen hatte und wie glatt es verlief. Und besonders das er sie töten wollte, ohne großartig zu überlegen, war etwas was der Pilot ebenfalls verstand. Es ging um seinen Sohn und wenn Saku in dieser Position gewesen wäre, also das man sein Kind vor ihm offensichtlich in Geiselhaft halten würde, er hätte nicht anders reagiert. Er wäre vielleicht sogar noch mehr an die Decke gegangen und hätte nicht so sehr die Coolness halten können wie Hao. Saku hätte sofort hitzköpfig und beschützend gehandelt, was dumm gewesen wäre in der Situation. In der Hinsicht…hatte Hao ihm also etwas voraus. Und Sakutaro war inzwischen ganz froh darüber…das er niemals mehr in solch eine Situation kommen könnte. Das Leben als Vater war für ihn in dem Moment gelaufen als er Chiharu verloren hatte. Denn er wollte eigentlich später noch mit ihr eine Familie bekommen, sobald der Krieg vorbei wäre. Sie wurde aber bei ihrem letzten Sex nicht schwanger und nun würde sie es nie mehr werden. Diesen Traum von einem eigenen Kind hatte er schon vor Monaten begraben…Und das wo er schon immer so gerne Vater werden wollte. Ja und dann fing er auch noch an verliebte Gefühle für einen Jungen zu entwickeln, der eh nicht schwanger werden konnte. Das Thema war so durch bei ihm. Doch im Augenblick wollte er, komischerweise, etwas ganz anderes als sich darüber Gedanken zu machen. Sicher er wollte Hana in Sicherheit wissen und das es ihm gut ging, aber irgendwie…hatte er plötzlich diesen Drang bekommen. Er hatte gesehen wie Hao drauf war und das er es sicherlich auch körperlich in sich hatte und plötzlich…wollt Saku sich gerne persönlich Mann gegen Mann mit ihm anlegen. Er wollte mit ihm kämpfen und sehen wer von ihnen besser war…Es reizte ihn das herauszufinden. Was er als nichts anderes als ein natürliches, dominantes Verhalten sehen konnte.

Er holte sich aber zurück. Erst mal schob er diesen Wunsch davon und das so weit weg wie möglich, denn er brauchte seinen ruhigen Fokus zurück. Hao hatte sie auf jeden Fall nicht auf der Stelle getötet. Etwas was er, Gott sei Dank, auch offenbar erst mal nicht mehr vor hatte. Er verschonte Saku und seine Staffel vor diesem Schicksal und das hatten sie alle eigentlich nur einem zu verdanken und das war Yoh. Die männliche Frau des Häuptlings und der sich wie ein Kämpfer eingemischt hatte um sie und seinen Sohn zu decken, wenn auch auf die behutsame Art und Weise. Und genau da lag der Hase nämlich im Pfeffer. Etwas was Saku nicht los ließ und ihn neugieriger machte als er es eigentlich sein sollte. Sie waren…anders. Hao und Yoh waren grundsätzlich sehr verschieden und strahlten das auch aus. Wo Hao der starke, führende, strenge Häuptling war, zu dem alle aufsahen, war Yoh fast das komplette Gegenteil. Er wirkte ruhig, freundlich, hilfsbereit und war sanft. Und das waren alles bisher Dinge die Saku nur von den wenigen Minuten kannte in denen er sie kennengelernt hatte. Es würde also noch viel mehr Ebenen geben. Aber das was er bereits sah hatte schon völlig ausgereicht das er sofort klar und deutlich sehen konnte woher genau Hana kam und woher er die Gene hatte. Noch bekam er nicht ganz die Blutverbindung zwischen ihnen hin, aber man sah Hana an das er das Kind von den Beiden war, denn er war ihnen verdammt ähnlich. Da Yoh und Hao allerdings beide männlich waren verstand Saku nicht ganz warum Hana den Einen „Mutter“ und den Anderen „Vater“ nannte. Immerhin waren sie beide so gesehen seine „Väter“. Er konnte sich das nur so erklären: dass einer von den Beiden wirklich der biologische Vater war und der Andere dann eben die Rolle der Mutter übernahm. Er würde sogar soweit gehen und sagen das Hao Hana sein leiblicher Vater sein musste und Yoh die Ersatzmutter darstellte, vielleicht weil die echte bereits verstorben war. Es musste so sein denn Hana war blond und keiner der Beiden wies dieses Merkmal auf. Vielleicht war es seine leibliche Mutter gewesen? Oder es übersprang einige Generationen, denn das kam ja auch vor. Doch Saku machte sich mal wieder viel zu viele Gedanken darüber und fragte sich dann auch plötzlich: Warum? Es konnte ihm doch egal sein wie die Verwandtschaft des Kleinen verzweigt war, immerhin würde er eh gehen. Er musste nicht wissen wie was lief und ob er mit dem oder dem zurechtkommen würde. Immerhin war es ja nicht so als würde Saku bald Hao sein Schwiegersohn werden oder so, denn dazu müsste er Hana heiraten und…HANA HEIRATEN?! Wie kam er denn nun auf diesen Unfug?! Eher ertränkte er sich, zusammen mit seinem, Zero im Ozean! Okay so schlimm war es nun auch wieder nicht, er übertrieb. Ja und das ganz gewaltig. Doch er schüttelte dann sanft den Gedanken komplett weg, besonders dann als Hao plötzlich, vor ihm, die rechte Hand hob und sofort alle zum stehen kamen, so wie auch er.

Es war der Befehl zu halten und Saku sah ihn verdutzt dabei an.

Wow, wie auf Kommando blieben seine Leute stehen, beeindruckend. Er hatte ihnen noch den Rücken zugewandt und Silva links neben ihm war der Erste, der seine Arme nun verschränkte und sich zu ihnen nach hinten umdrehte, sie dabei genau im Blick behielt. Er sah streng zu ihnen und Hana sah darauf blinzelnd zurück.

Inzwischen hatte der Kleine es sich recht gemütlich gemacht in den Armen seines Retters und es machte ihn etwas traurig dass es anscheinend auch bald wieder vorbei sein würde. Er wusste was los war, oder konnte es sich gut denken, denn sie waren schon tief im Dschungel angekommen und somit…auch bald zuhause. Das hieße dann…demnächst spürte er Saku seine warme Nähe nicht mehr, an die er sich schon so wohlig gewöhnt hatte. Er seufzte leicht wenn er nur daran dachte und dann sah er, genau wie die Anderen um ihn, wie sich Hao ebenfalls umdrehte und ihnen einen strengen und leicht genervten Blick zuwandt. Er war auch genervt, dass musste er nicht mal verstecken, denn es hätte alles viel leichter laufen können indem er diesen Mistkerl, der seinen Sohn trug, einfach umbringen würde. Doch wie immer musste ihm Hana in die Parade fahren und zu allem Übel stellte sich auch noch Yoh hinter ihren Sohn. Das machte es nicht gerade leichter. Noch dazu hatte er es versprochen diesen Himmelsmenschen zu verschonen. Zusammengefasst: Hao hatte nun mal etwas entschieden und dazu stand er. Wechselte er nun spontan seine Entscheidung litten seine Glaubwürdigkeit und der Respekt seiner Leute darunter, also musste er das wohl durchziehen. Was bedeutete: jetzt wurde erst mal gehandelt. Ein genervter Seufzer entfloh seiner Kehle und er sah Saku dann stechend an als er sprach:

„Aber hier geht es für dich blind und unbewaffnet weiter.“

Saku blinzelte verdutzt. Was? Blind? BLIND?! So wortwörtlich BLIND?! Wie musste er sich das vorstellen? Wollte er…wollte er ihm etwa die Augen ausstechen?! Doch noch bevor Sakutaro sein Selbstschutzmechanismus überhaupt erst hochfahren konnte, er also anfangen würde zu fauchen, machte es ihm Hao entspannter und er sprach weiter an ihn gerichtet:

„Meine Frau und mein Sohn mögen dir zwar blind vertrauen, aber ich traue dir nur so weit wie ich dich werfen kann, Himmelsmensch. Was bedeutet dass es nicht wirklich weit ist bei deiner Größe und Statue. Und genau deswegen werden dir nun die Augen verbunden und dann noch deine Waffen entfernt. Ich gehe nicht das Risiko ein dass du dir den Weg merkst und dann weist wo genau unser Dorf liegt, nur damit du dann später mit deinen barbarischen Freunden hier auftauchen könntest um uns alle zu töten. Vorausgesetzt du entkommst uns überhaupt erst mal. Was aber nicht sehr wahrscheinlich ist. Aber Vorsicht ist besser als Nachsicht, nicht wahr?“

Saku sah ihn weiterhin verdutzt an.

Okay das war gar nicht mal so dumm. Er hatte auch nichts anderes erwartet. Aber er klang schon irgendwie „arrogant“ dabei. Aber mal abgesehen davon: Hatte er ihn gerade irgendwie „fett“ genannt? Also nur in wesentlich freundlicher umschrieben? Nein da ging sein Hirn, das meist auf Krawall gebürstet war, wohl eher mit ihm durch. Allerdings war er ganz froh darüber dass er seine Augen weiterhin behalten durfte und nur verbunden bekam. Denn insgeheim dachte er wirklich sie würden ihm nun barbarisch die Augen ausstechen, damit er nicht wusste wo es lang ging und es auch niemals würde. Immerhin…hatten sie auch schon Hana verbrannt. Es lag also nicht ganz im Spektrum des Unmöglichen. Seine Waffen abgenommen zu bekommen war das geringste Problem, damit kam er klar. Er machte also kein Geschiss deswegen, denn er war erstens: auch definitiv nicht in der Position dazu die Klappe auf zu reißen und zweitens: wollte er auch Hana keine Probleme mehr damit bereiten. Was passieren würde wenn er nun aufmüpfig wurde.

Hana und sein Vater hatten gerade, auf eine verkorkste Art und Weise, das Kriegsbeil zwischen ihnen ausgegraben und verhielten sich nicht gerade freundlich zueinander. Der reinste Rosenkrieg konnte man sagen. Aber nicht zwischen Mann und Frau, sondern zwischen Vater und Sohn. Und wenn sie könnten würden sie sogar versuchen sich zu zerfleischen. Da wollte Saku nicht noch dem Blonden absichtlich in die Parade fahren und dessen Glaubwürdigkeit in Frage stellen, eben weil er sich nicht benehmen würde. Hana hatte versucht, seinem Vater verständlich zu machen, das Saku und seine Staffel keine Gefahr darstellten. Wenn der Pilot nun anfing aufmüpfig zu werden, dann erreichte er nämlich genau das Gegenteil davon, brachte den Blonden in eine schlechte Position und alles wurde richtig scheiße. Also blieb er cool so gut er konnte. Komischerweise war er das auch irgendwie, obwohl er doch ein Gefangener war.

Sie konnten ihn nicht leiden, denn immerhin war er der der den Sohn des Häuptlings fast umgebracht hatte. Etwas was Saku ihnen nicht mal übel nahm. Sie hatten allen Grund ihm misstrauisch gegenüber zu sein. Selbst wenn er es nicht gewesen ist der den Abzug dafür drückte. Doch hoffentlich ließen sie ihn deswegen nicht gleich absichtlich gegen einen Baum rennen sobald er nichts mehr sehen konnte. Keine Ahnung aber irgendwie traute er das Hao zu. Lag wohl auch daran das der nicht gut auf ihn zu sprechen war und es sich seltsamerweise sehr persönlich anfühlte.

Hao machte plötzlich eine Kopfbewegung zu Silva, der diese aus dem Augenwinkel sah und dann sofort auf Saku zuschritt. Der Schwarzhaarige wusste nicht warum, aber als der Große auf ihn zu kam fasste er automatisch Hana wieder fester und fühlte sich weniger locker als noch vor einigen Sekunden. Der Drang den Kleinen zu schützen kam wieder hoch und das obwohl er wusste das sie ihm nichts tun würden. Hana dagegen bemerkte den festeren Griff an seinen Beinen und Rücken auch sofort und sah wieder zu Saku auf. Fühlte wie dieser ihn dabei sogar wieder mehr an seine Brust drückte. Ihm Schutz bot und er deshalb wieder erneut leicht rot an lief.

Inzwischen war es schon etwas nervig für ihn, also dass sein Herz immer wieder anfing schneller zu schlagen wenn der Pilot ihn so packte und ihm nahe war, aber dafür konnte er nichts. Er war nun mal verliebt und…und er liebte es wenn Saku ihn so beschützend an sich drückte. Liebte es ihm nahe zu sein und die Nähe zu kosten. Ihn zu riechen und zu fühlen. Doch im Innern hoffte er das er das weiterhin gut hinter dem Berg halten konnte, denn keiner sollte mitkommen das er sich ja schon fast Hals über Kopf in diesen Trottel verliebt hatte. Was würden alle von ihm denken? Seine Reputation, als harter Kerl, wäre dann offiziell im Keller! Doch er mochte Saku von Tag zu Tag mehr, aber nach der Aktion am Strand, als Saku ihn vor Anderson schütze und ihm dann auch noch mit seinem Blut gerettet hatte…ab da wusste er dass er ihn liebte. Ausgerechnet diesen abgestürzten Vogel der aus einer ganz anderen Welt kam und nicht mehr alle Dornen in der Hecke hatte. Noch dazu waren sie beide ja männlich. Wie sollte das denn nur funktionieren? Warum war Hana nur so kompliziert? Er machte seiner Familie das Leben nicht gerade leicht, das wusste er inzwischen denn er hatte in den letzten Tagen durch Saku vieles gelernt. Er war erwachsener geworden und wusste nun das sein Handeln einen Rattenschwanz mit sich zog der andere, die ihm nahe standen, auch in Schwierigkeiten bringen könnte. Wenn er jetzt noch um die Ecke kam und sagte das er sich in einen Himmelsmenschen verliebt hatte, der dann auch noch ein Mann war…sein Vater würde ihn umbringen. Naja nicht umbringen, aber alles dafür tun um das im Keim zu ersticken. Oh Gott vielleicht würde er Saku sogar unverzüglich töten! Hana durfte das nicht zulassen und demnach auch nichts sagen. Er musste dieses Geheimnis für sich behalten und abwarten wann und ob sich ein Moment ergab wo man es sagen könnte. Denn eines war klar: ewig würde er das nicht verheimlichen können. Und die Zeit könnte vielleicht auch drängen und war eben nun mal nur endlich, denn immerhin…wollte Saku wieder gehen. Sobald sein Vogel am Strand wieder fliegen könnte dann…dann würde er ihn verlassen. Und der Gedanke riss sein Herz plötzlich in zwei, so dass es Hana selber verzweifelt schockierte. Heh…er war so ein Idiot. Wie konnte er nur zulassen…sich in diesen Kerl zu verlieben? Und das nach all dem was dieser schon bei ihm versucht hatte.

Er wollte ihn mehrmals erwürgen, eine Klippe hinab werfen und dann auch noch vergewaltigen. Auch wenn er für das Letzte nichts konnte. Doch Hana konnte sein Herz einfach nicht mehr belügen. Egal was auch zwischen ihnen passiert war…er liebte Sakutaro inzwischen. Und er hatte Angst ihm das zu sagen, denn er wusste nicht wie der darauf reagieren würde. Nicht nur weil sie beide Männer waren, sondern auch…weil SIE noch immer in seinem Kopf war. Und Hana wurde sofort wieder wütend wenn er nur an Chiharu dachte…An dieses Mädchen das seinem Saku schon so nahe gewesen war…

Silva kam kurz darauf vor Saku und Hana an, so dass ihn beide aufmerksame Blicke zu warfen. Leichte Nervosität des Älteren war natürlich auch in seinen Blicken, was Silva sofort sah und darauf dann zuversichtlich und selbstbewusst lächelte. Er war nervös. Dieser Himmelsmensch hatte wirklich gute Instinkte, aber es gab keinen Grund für Nervosität. Das wollte er ihm mit diesem Lächeln klar machen. Oder bekam Saku inzwischen automatisch dieses Gefühl wenn man dem Sohn des Häuptlings zu nahe kam? Lag vielleicht daran das Hana verletzt war und dieser Sakutaro hatte sich schon perfekt in die Rolle seines Beschützer eingefunden. Vielleicht sogar in noch viel mehr.

Danach fasste er dann mit seinen Händen nach vorne zu dem Blonden und packte ihn sanft neben dieselben Stellen an denen Saku ihn noch immer hielt. Und als der das merkte wollte er instinktiv einen Schritt nach hinten machen um diesen Kontakt abzubrechen. Er sollte…Hana nicht anfassen, denn der könnte sich nicht wehren. Aber das war nicht möglich denn dann rannte er in scharfe Pfeilspitzen die noch immer auf seinen Rücken gerichtet waren. Yoh sah deswegen ebenfalls zu ihnen und bemerkte das Silva eigentlich nur Sakutaro den Kleinen abnehmen wollte. Natürlich wollte er das denn Saku musste gleich die Augen verbunden bekommen und die Hände gefesselt, denn eher nahm ihn Hao nicht mit ins Dorf. So sah er zu dem Himmelmenschen rauf und konnte in seinem Blick genau sehen dass er nervös war. Wow er war nicht gut darin seine wahren Gefühle und Gedanken zu verstecken. Was ihm sofort eine ehrliche Ausstrahlung verpasste. Etwas weswegen Yoh lächelte und dann seine linke Hand auf Sakurai seine Schulter legte, den es dann auch aus seiner Aufmerksamkeit riss und er zu ihm runter sah. Die Schamanin lächelte lieb und sprach dann darauf:

„Es ist okay. Er möchte dir nur Hana abnehmen. Es tut mir leid das mein Gemahl dich so hart ran nimmt und gleich fesseln lassen wird, aber er macht das nur aus Vorsicht. Gib meinem Hao…bitte diesen Freiraum, ja? Weder dir noch Hana wird etwas passieren. Ich gebe dir mein Wort.“

Saku sah ihn an.

Dem Häuptling diesen Freiraum geben…Das klang komischerweise so, zumindest in seinen Ohren, als wäre Hao selber sehr unsicher was ihre Situation betraf und als spielte er gerade mehr den Taffen und Wegweisenden, als er es vielleicht war. Offenbar verunsichere ihn diese Situation auch ungemein, was dann sicherlich daran lag dass es um das Leben seines Sohnes ging. Und auch Saku selber war plötzlich wieder sehr unschlüssig. Es lag nicht nur daran das er das Bedürfnis hatte Hana weiterhin in seinem Schutzbereich zu halten, also dort wo er nach ihm greifen konnte, sondern auch dass, wenn er den Kleinen jetzt ab gab,…man ihn theoretisch umlegen könnte. Er wusste: sobald er Hana losließ war er Freiwild und für den Abschuss freigegeben. Der Blonde sicherte ihm also gerade auch einen Art von Schutz zu und diesen gab er ab wenn er ihn nun Silva überreichte. Saku war von Natur aus ein sehr misstrauischer Mensch. Und es wurde sogar schlimmer je älter er wurde, wegen dem ganzen Scheiß den er schon erlebt hatte. Das er nun so verunsichert und misstrauisch reagierte musste man ihm nachsehen. Er kannte diese Menschen immerhin nicht und auch wenn sie Hana seine Familie waren so stand nun mal der Elefant im Raum dass sie ihn nicht leiden konnten weil er ein Außenseiter war. Weil er nicht von dieser Insel kam. Und allein das war ein Grund mehr um auf der Hut zu sein. Hao hätte ihn vorhin sicherlich schon längst umgebracht, aber Hana und Yoh hatten das verhindert und ganz besonders der Blonde durch seine Nähe zu ihm. Alle standen sie unter seinem Kommando und wenn Hao den Befehl zum Angriff gab, dann würden alle über ihn herfallen. Alle, bis auf vielleicht Hana seine Mutter, die ihn noch immer sehr freundlich und beruhigend ansah. Was war das nur? Er hatte so eine besänftigende Art an sich und in seinem Blick, dass es Saku ganz komisch wurde. Und es war derselbe Blick…den Hana auch haben konnte und dann sogar noch genau dasselbe Gefühl in ihm auslöste. Das Gefühl das man vertrauen konnte und alles gut wurde. Also…versuchte er es, schweren Herzend und mit leichten Zweifeln, mit etwas Vertrauen und sah wieder zu Silva vor. Wenige Sekunden danach überreichte er sanft den Kleinen in seinen Armen dem Kräftigen vor sich und als Hana das bemerkte sah er erschrocken zu Sakutaro rüber.

Er sah wie er von ihm gerissen wurde und die Wärme, die er so sehr liebte, ihn ebenfalls verließ. Hana lag dann auch schon in Silva seinen Armen und der fühlte wie er, trotz der Verletzung, sich etwas von seinem Paten wegdrückte und wieder zu Saku wollte. Zu seinem Liebsten, der nun so allein und völlig der Gnade seines Vaters ausgeliefert dort stand und darauf zu warten schien wie es weiter ging. Und Hana bekam Panik. Wenn Hao jetzt der Teufel ritt…dann war Saku tot, denn er hatte nichts mehr was ihm Schutz bot. Er hatte sich komplett ausgeliefert. Besonders dann noch als Hao einen Pfeifton von sich gab, so wie vorhin und einer der Patcheen hinter Saku, den Bogen senkte, ihn auf seinen Rücken schnallte und dann nach dem Piloten seinen Waffen griff, also nach der neuen Nambu 04 in seinem Holster und seiner eigenen Nambu am Rücken, die zwischen diesen und dem Waffengürtel gesteckt war.

Der Patchee nahm ihm beide ab und legte sie dann, weiter von ihnen weg, an einen Baum, legte dann noch Blätter darüber und verbarg den Blick auf diese. Und genau in der Sekunde war Saku komplett entwaffnet gewesen. Es gab kein Zurück mehr und sein Schicksal lag nun in den Händen dieser Bewohner der Insel. Heh, wenn seine Jungs und ganz besonders Matsumoto, ihn nun sehen würden, sie würden glatt Panik bekommen das ihm was passieren könnte und sicherlich um sich ballern. Es war gut dass sie nicht dabei waren, denn das wollte er ihnen nicht antun. Wollte ihnen nicht seine verwundbare Seite zeigen. Sakutaro war schon immer der Stärkste der Gruppe gewesen und wenn er als Anführer die Waffen nieder legte und sich ergab, dann bekam der Rest Panik, denn sie wussten danach sofort das die Kacke am dampfen war. Saku war keiner der einfach so aufgab, sondern bis zum Schluss um sich biss und er behielt in ihrem Umfeld auch eigentlich immer seine Anführer-Ader aufrecht. Bis auf vorhin…wo es Hana so schlecht ging, denn da hatte er einen Meltdown gehabt. Zeigte zum ersten Mal, vor seinen Jungs, seine empfindliche Seite. Mehr als er es jemals zuvor getan hatte. Und gerade in dem Moment war das auch so. Und sonst…war ihm das noch nie passiert. Außer vor Chiharu und seiner Mutter.

Yoh war sehr froh darüber dass er das alles mit sich machen ließ und sich nicht mal dabei wehrte, geschweige denn anstellte. Es zeigte dass er es mit Vertrauen versuchte und mehr verlange sie auch nicht von ihm. Vertrauen war sehr wichtig. Besonders in diesen angespannten Zeiten denn er wusste genau…das wenn die anderen Himmelsmenschen von ihnen wüssten…Hao locker in den Krieg ziehen würde. Allein für Hana seine Sicherheit würde er das schon tun und in der Hinsicht waren sein Gemahl und Sakutaro sich nicht mal so unähnlich. Sie sorgten sich beide um das Wohl seines Sohnes. Das konnte Yoh genau sehen und es machte ihn glücklich. Glücklich zu sehen wie sehr sein Sohn geliebt wurde. Nun gab es also nur noch die Hürde zu überwinden wie sie diesen Fremden in ihren Stamm integrieren könnten, denn Saku war Hana sein Dyami und musste demnach bleiben. Sie gehörten zusammen, daran gab es keine Zweifel und Hana…hatte ja lange auf ihn warten müssen. Doch jetzt war er hier und Yoh…er wollte dafür sorgen dass alles gut wurde. Das sie beide glücklich werden könnten. Etwas was er sehr schnell, kurz nachdem er die Beiden zusammen sah, akzeptiert hatte. Aber sein Hao…war da doch etwas sturer. Er liebte Hana über alles und würde ihn nicht so leicht hergeben wie Yoh, obwohl es das Beste für ihn sein würde. Und er war sich ganz sicher…das Hao ebenfalls bemerkt hatte das sein Sohn diesen Mann mochte. Aber er liebte ihn so stark…das es ihm schwer viel loszulassen. Und so zuversichtlich Yoh auch war…er ebenfalls wusste dass es schwer werden würde, denn Saku war nun mal ein Himmelsmensch und dies war nicht seine Heimat und demnach könnte, ihn zu integrieren, verdammt schwer werden.

Der Patchee, der eben die Waffen verschwinden ließ, kam nun wieder vor Sakurai und zog ein strammes und fest geflochtenes Seil vom Bund seiner Hose und fasste dann völlig wortlos Saku seine Hände und band sie vor ihm zusammen. Dieser ließ das auch völlig wortlos mit sich machen und sah dem ganzen noch dabei zu. Er sah die Technik und war erstaunt. Er kannte diese Technik. Sie war der, die sie im Militär lernten und die er kannte, sehr ähnlich und nur an einigen Stellen leicht anders. Das warf wieder Fragen in seinem Kopf auf. Berechtigte Fragen.

Ihm war aufgefallen, gleich am ersten Tag auf dieser Insel, dass Hana japanisch sprach. Sie hatten demnach auch keinerlei Kommunikationsbarrieren zwischen ihnen und verstanden sich flüssig. Was ihn zu der Überzeugung brachte das diese Menschen früher Mal Japaner gewesen sein mussten. Anders konnten sie diese Sprache nämlich nicht besitzen. Zumindest wusste er nicht wie das sonst möglich wäre. Und wenn er nun diese Technik vor sich sah…erinnerte ihn das stark an die Technik innerhalb der japanischen Marine, was seinen Kopf zum zusammenzählen brachte. Sie hatten auch diese Knoten und Bindetechnik gelernt um den Feind gut zu fesseln damit er auf keinen Fall entkommen könnte. Es klang verrückt aber was wenn…wenn sie Nachkommen von Schiffsverunglückten waren? Und das vielleicht sogar Jahrhunderte zurück lag. Immerhin war es nicht ungewöhnliches das Schiffe verunglückten auf der tosenden See und Menschen somit verschwanden. Ihr Gelerntes und Techniken wurden weiter vererbt und weitergegeben, sollten sie überlebt haben und Saku glaubte nicht an Zufälle. Das war ihm dann alles doch viel zu zufällig, also glaubte er eher an seine eigene Theorie. Nämlich das diese Menschen mal aus Japan kamen, hier strandeten und dann einfach auf dieser Insel geblieben waren und eine eigene Zivilisation gründeten. Sie überlebten. Das erklärte zumindest vieles und dann waren sie sich natürlich auch ähnlicher als er bisher dachte. Selbst ihre Gesichtszüge und ihr Körperbau waren eher japanisch, als etwas anderes. Bis auf Silva, der wirkte anders. Aber es könnten echt seine Landsleute sein, die nur anders aufgewachsen waren und das fern der eigentlichen Heimat und der sich schnell entwickelnden, modernen Zivilisation. Und er fühlte auch dass es ein ordentlicher Knoten war, mit dem er gefesselt wurde, denn kurz nachdem er die Hände vor sich verbunden hatte, versuchte er mal leicht sie zu lockern…konnte er aber auch sofort wieder vergessen. Diese Schlinge und der Knoten waren gut verarbeitet, da kam er nicht mehr raus ohne dass ihn jemand befreite. Nun war er wirklich…ein Gefangener.

Hana lag weiter in Silva seinen Armen und sah dem allem zu. Er sah wie Saku gefesselt wurde und der Patchee vor ihm nun um ihn herum lief, wieder hinter ihm ankam und dann noch ein weißes Stirnband hervorzog und es schließlich Saku über die Augen legte und es am Hinterkopf fest zusammenband damit es auch ja nicht verrutschte. Er wurde komplett „gesichert“ konnte man sagen. Wie sie ihn behandelten, als wäre er ein Feind der ihnen böses wollte und das tat Hana weh. Er wollte das nicht sehen. Sehen wie sie ihn als Gefangene behandelten und es war seine Schuld das sie in der Lage gelandet waren, denn wäre er nicht angeschossen worden, ja quasi weggeblieben vom Zero, dann wäre es nicht so weit gekommen. Das war seine Schuld und Saku war ein so guter Mensch der nun darunter zu leiden hatte. Ihn so zu behandeln war einfach falsch in seinen Augen. Weswegen er sich leicht wand, obwohl er dann wieder Schmerzen bekam und laut sprach:

„Saku! Saku es tut mir so leid!“

Er musste es einfach sagen, denn das alles war die Bürde die er zu tragen hatte. So wie Saku dachte er wäre schuld an Hana seiner Verletzung, so fühlte der sich für das alles verantwortlich. Da gaben sie sich echt in nichts nach. Und als der Pilot seine Stimme hörte sah er in die Richtung vor sich, auch wenn er nichts mehr sehen konnte, aus der sie gekommen war und sprach freundlich lächelnd darauf:

„Alles okay Hana. Ich kann verstehen dass sie das machen. Ich hätte es auch nichts anders gemacht, denn immerhin bin ich der Feind für sie…Mach dir also keine Sorgen, ja?“

Er versuchte das sehr beruhigend und beschwichtigend zu sagen, aber bei dem Blonden kam das nicht ganz so an, denn Hana sah ihn danach traurig an. Nein…nein das war nicht richtig. Es war nicht fair. Saku war nicht der Feind und er sollte damit aufhören sich so hinzustellen als wäre er es! Warum machte er das? Plagten ihn wirklich solche Gewissensbisse, wegen dem Schuss auf ihn, dass er sich jetzt freiwillig alles aufbürdete? Aber das sollte er nicht! Es war doch nicht seine Schuld gewesen, ganz im Gegenteil! Er hatte ihn gerettet! Es tat ihm so weh das zu sehen. Und das sah seine Mutter ebenfalls und kam deswegen auch gleich wieder zu ihm und neben Silva. Sanft streichelte er dann seinem Kind über den blonden Haarschopf, so das Hana zu ihm sah und Yoh dann lieb sprach:

„Er hat recht. Alles wird gut. Du musst dir keine Sorgen um ihn machen Hana. Ich gebe dir mein Wort das ihm nichts passieren wird. Und dein Vater auch. Nicht wahr Hao?“

Sehr spitz und gezielt.

Er sah dann zu seinem Gemahl rüber, der hinter ihnen stand und die Arme muffig vor sich verschränkt hatte. Sein Blick war weiterhin sehr ernst und er sprach kein Wort zu ihnen. Doch er konnte Yoh damit nicht täuschen. Alle anderen vielleicht, aber nicht ihn, denn dafür kannte er ihn besser als alle anderen. Wäre auch schlimm wenn nicht denn er war sein Mann. Er sah Hao an das er innerlich aufgewühlt war, nur konnte der das fast perfekt verbergen, dass man genau hinsehen musste um es zu verstehen. Ganz anders als Saku, der sehr offen war mit seiner Kommunikation seines Körpers. Etwas was dem jungen Schamanen schnell aufgefallen war. Und so sah man Hao auch gerade an das er erst nicht wusste wie er antworten sollte. Doch je länger er seiner Königin in die Augen sah, diese Augen die ihn plötzlich zu durchbohren schienen…da gab er langsam nach. Und es nervte. Hao sah Yoh an das er ebenfalls unglaubliches Vertrauen in diesen Fremden steckte und das obwohl sie ihn nicht kannten und sein Sohn bisher der Einzige war der immensen Kontakt zu ihm hatte. Woher kam also dieses Vertrauen in seiner Königin her? Dieses Vertrauen zu dem Himmelsmenschen. Aber er konnte es sich denken, denn sicherlich lag es an Hana. Es lag meistens an Hana. Und somit war es wie immer…Mutter und Sohn hatten eine so enge Bindung zueinander das er deswegen leicht außen vor stand. Und offenbar wussten sie etwas was er nicht wusste. Was ihn leicht fuchste. Er mochte keine Geheimnisse. Doch er gab dennoch nach und schnaufte kurz. Der fremde Kerl war gefesselt und verhielt sich bisher auch sehr kooperativ, also würde er mal nicht so sein und ihn verschonen. Immerhin hatte er es ja auch versprochen. Bis jetzt verlief noch alles im Rahmen und wie er es wollte, also gab es keinen Grund ein Arschloch zu sein. Demnach nickte er auch nur leicht, schloss die Augen und antwortete:

„Na schön…Ich gebe ebenfalls mein Wort das ihm nichts passieren wird. Zumindest so lange nicht bis ich bemerkte das er was Krummes versuchen will. Und sollte das passieren, mache ich persönlich kurzen Prozess mit ihm!“

Und das war auch erst mal wieder sein letztes Wort gewesen. Dann drehte er sich um, gab erneut einen Pfiff von sich und setzte sich in Bewegung. Auf Grund des Pfiffs machten sich auch alle anderen auf den Weg und folgten ihrem Stammesführer. Silva drehte sich deswegen auch um und riss damit automatisch den Blickkontakt von Hana zu Saku ab. Und bereits wenige Sekunden, ja noch ihm Umdrehen, als der das bemerkte, sah Hana besorgt zu Saku rüber und streckte den linken Arm nach ihm aus, als er rief:

„Saku!“

Es war fast so als würde man zwei Liebende trennen.

Und obwohl der nichts mehr sehen konnte, so hörte er die Sorge und Angst in der Stimme des Kleinen, was ihn sofort auch etwas unruhig werden ließ. Sein Instinkt befahl ihm irgendwie sich los zu reißen und zu Hana zu rennen, aber er behielt das logischerweise unter Kontrolle und damit auch wieder seine Ruhe. Saku atmete aus. Es war alles gut, denn vorerst gab es keinen Grund mehr für Sorge. Er musste vertrauen und das sollte Hana besser auch, denn sie konnten nicht mehr ausgeliefert sein als sie es gerade waren und das war ein Fakt. Saku war gefesselt, hatte die Augen verbunden, war entwaffnet worden und es waren Pfeile auf ihn gerichtet. Jap echt beschissener und eingekesselt konnte man nicht sein. Und Hana war bewegungsunfähig und stark verletzt. War also auch für ihn ne miese Situation. Keiner von den Beiden konnte was machen, also mussten sie sich fügen. Und genau deswegen sprach er dann auch beruhigend zu ihm rüber:

„Entspann dich Hana. Du bist noch frisch behandelt und brauchst Ruhe. Wenn dann sollte ich den Grund haben nervös zu werden und nicht du. Ich versuche es aber mal mit Vertrauen. Und wenn ich ruhig bleiben kann, dann kannst du es erst recht. Nicht wahr du Nervensäge? Immerhin kannst du doch alles angeblich besser als ich, oder?“

Er war frech und dieses Lächeln…Warum lächelte er ihm noch so sanft dabei zu, wo doch alles hätte komplett anders laufen sollen? Dieser eine verdammte Zwischenfall am Strand hatte alles komplett verändert. Nicht nur das Hana angeschossen und verletzt wurde, sondern auch seine Gefühle wurden dadurch klarer. Er wusste nun dass er Saku liebte und dass viele seiner komischen Ideen in letzter Zeit daher fruchteten. Ja sein ganzes komplett verändertes Verhalten sogar. Und manchmal war es so erschreckend, sogar für ihn, denn Hana erkannte sich manchmal nicht wieder. Was daran lag…das er erwachsen wurde. Sein kindlicher und frecher Trotzkopf würde niemals richtig verschwinden, denn er war ein Teil von ihm. Aber er wurde inzwischen mehr als das…und das hatte er nur Saku zu verdanken. Ihm und seinen Jungs, die ihre Flügel öffneten und ihn herzlich in ihrer Familie von verrückten Vögeln aufnahmen. Eine Familie in die er perfekt passte, denn er war auch ein komischer Vogel. Hana war glücklich darüber. Und genau deswegen schluckte er seine Sorge weg und ließ sich von Silva davontragen. Dieser Blödmann Saku. Er musste leicht zurück lächeln. Natürlich konnte er vieles besser als er! Was war das denn für eine Frage? So ging es ihm sofort wieder viel besser. Aber dennoch hatte er noch Schmerzen. Nicht nur seine Brust tat ihm weh, weil er sich um Saku sein Wohlbefinden sorgte, sondern auch sein Bauch. Klar er war noch nicht lange verarztet worden, sicher kam das daher. Die Wunde schmerzte aber nun wieder stärker, weswegen er erneut seine Hände auf den Bauch legte und sich auf seine Atmung konzentrierte. Er veratmete die Schmerzen damit gezielter, die sich aber etwas seltsam anfühlten. Klar er wurde ja auch noch nie in seinem Leben angeschossen, also waren das alles neue Gefühle für ihn. Doch da war noch etwas…Ein starkes Ziehen in seinem Bauch, das nicht direkt an der Wunde war und er hoffte plötzlich das Sugi auch wirklich alles gut behandelt und nichts vergessen hatte. Er musste vertrauen, genau wie Saku. Doch Mama würde ihn sich sicherlich auch noch mal ansehen und er war sich ganz sicher dass sie auch gleich bemerken würde wenn etwas mit ihm nicht stimmte. Also gab es kaum einen Grund zur Beunruhigung. Alles wurde schon irgendwie. So wie Mama immer sagte. Danach setzten sich dann auch schon alle in Bewegung.

Saku bekam von hinten einen etwas unfreundlichen Schubs, aber lief dann auch schon einfach los ohne was dazu zu sagen. Es war okay und so liefen sie weiter tiefer in den Dschungel, was Sakutaro aber nicht mehr sehen konnte dank der Augenbinde. Er konnte nur noch hören und weiter laufen. Und das was er hörte war ein Unwetter. Ein grollendes Unwetter in der Ferne und noch nicht ganz bei ihnen angekommen, aber konnte er es hören. Es zog vom Ozean zu ihnen und brachte dicke, graue Wolken mit sich. Grauer und voller Gewitter, als die düsteren Wolken die sich schon über ihnen gefestigt hatten seit sie den Flugzeugträger verließen. Und dann hörte er noch was…Regen. Leises Prasseln fing langsam um ihn herum an. Ausgelöst von Tropfen die auf Blätter schlugen und diese sanft zum wackeln brachten. Auch konnte er ihn wittern und er war warm, als er seine Haut am Nacken und dem Gesicht berührte. Da kamen…so viele Erinnerungen hoch. Jedes Mal wenn er ihn roch und fühlte. Keine schönen…sondern schlimme Erinnerungen. Derselbe Regen…wie in der Nacht als er Chiharu verlor. Der erste, warme Frühlingsregen setzte ein und befruchtete die Erde, der Insel, unter ihren Füßen. Schenkte neues Leben und brachte Veränderung mit sich. Und beide, weder Hana noch Saku wussten nicht wie sehr sich alles ab diesem Tag ändern würde. Wie ein Ereignis am Strand erneut ihre ganze Welt auf den Kopf stellte und das es auch noch ohne Vorwarnung über sie kommen würde. So wie damals als sie sich kennen lernten und jetzt durch den Schuss auf Hana. Und Saku konnte ihn genau hören. Dort weit in der Ferne und über den tosenden Wellen des Wassers hörte er ihn kommen. Die sprichwörtlich bekannte „Ruhe“ vor dem Sturm die da aufzog. Und der danach nicht lange auf sich warten lassen würde. Er kam…der eine komplette Neubeginn, den der Sturm mit sich im Schlepptau hatte und alles verändern würde. So machten sie sich auf den Weg.

Der Regen fiel weiter und hatte noch immer nicht seine volle Stärke erreicht während sie weiter durch den Dschungel liefen und das Dorf auch schon bald in Reichweite auftauchen würde.

Hana lag noch immer in Silvas Armen, der mit ihm zusammen zwischen Hao und Saku seinem Häuptling nachhause folgte. Dich neben ihnen lief Yoh, der die Hand seines Sohnes hielt und diesem immer mal wieder sanft zulächelte. Er wusste ganz genau das Hana besorgt war und er versuchte ihm dies durch sanftes Streicheln über seinen Handrücken zu nehmen. Wollte ihm Schutz spenden und damit aussagen dass alles gut werden würde. Hao war zwar pissig aber er würde zu seinem Wort stehen, denn das tat er immer. Doch der Blonde registrierte das Streicheln so gut wie gar nicht und das lag nicht daran das er es nicht wollte, sondern weil seine Gedanken komplett wo anderes waren. Das sah man auch an seinem Blick den er starrte vor sich auf seinen Bauch. Er war komplett weg. Sah das mit Blut getränkte Oberteil an, das aber inzwischen schon geronnen war und blickte auf das Loch im Stoff wo die Patrone vorhin durchschlug. All das war innerhalb von Stunden passiert und da es nun bereits schon Nachmittag war und die Dämmerung auch langsam einsetzte, wirkte es noch surrealer als es bereits war. Es ging alles so schnell. Das Frühstück, die Suche nach Saku seiner Waffe um sich zu entschuldigen und Vertrauen zu zeigen, der Zwischenfall mit dem Schuss und dann seine Operation. Sein Leben stand schrecklich auf der Kippe diesen Tag und er dachte wirkliche er würde es nicht schaffen. Aber Saku hatte ihn mit Sugi gerettet. Tja und nun waren sie plötzlich auf dem Weg zu seinem Dorf und Saku noch dazu ein Gefangener von ihnen. Etwas was Hana nicht passte und nie gewollt hatte. Aber mal von den ganzen Dingen abgesehen, die passiert waren, diese waren Vergangenheit und das was ihn gerade mehr sorgte…war die Zukunft. Denn was würde passieren sobald sie mit Sakutaro im Dorf waren? Wie ging es dann weiter? Hao hatte ja klipp und klar ausgesagt das er nicht mehr zu ließ das Hana das Dorf verlässt. Er würde ihn also dort halten und einsperren und damit fand er sich, ironischer weise, genau in derselben Position wie der Pilot den er inzwischen liebte. Sie waren dann nämlich beide plötzlich Gefangene der Patcheen und das obwohl es das Zuhause des Blonden war. Doch so schrecklich es für ihn auch war weggesperrt zu werden, er sorgte sich mehr um den Piloten. Was würden sie mit Saku tun? Würden sie ihn in einen Wigwam stecken, an einen Pfahl binden und dort verrotten lassen? Allein wenn Hana sich dies bildlich vorstellte zerbrach es ihm sein Herz. Er sah ihn plötzlich dort knien, mit den Händen nach hinten an den Pfahl gebunden, die Handgelenke bereits blutig wegen der strammen Fessel die sich in seine Haut schnitt und den Kopf schwach nach unten zu Brust geneigt. Es tat weh. Dieses Bild suchte ihn heim und tat einfach nur weh und wenn das wirklich passieren würde…dann war das seine Schuld. In seinem Kopf kniete Saku dort wie ein gefoltertes Tier. Wie ein stolzer Adler, den man absichtlich die Schwingen gestutzt hatte und der sich damit nie wieder in die Lüfte erheben würde um auf ewig sein Leben als Haustier zu fristen. Weg. Nein einfach weg damit. Hana musste dieses Bild aus dem Kopf kriegen. Es quälte ihn so sehr und er schüttelte dann auch leicht den Kopf. Niemals. Niemals würde er das zulassen. Er wusste nicht was sein Vater mit Saku vorhaben würde, aber was auch immer es war…Hana ließ nicht zu das sie ihm wehtaten. Er würde ihn selber da raus boxen wenn es sein müsste. Und es war ihm dann mal wieder egal ob er sich, in dem Moment erneut, gegen seine Familie stellte. Immerhin…war er doch eh der Fluch seiner Familie, oder? Was sollte noch passieren? Es konnte nicht schlimmer werden. Da konnte er dann auch für das kämpfen was er liebte.

Und der Gedanke stoppte noch nicht mal dort, denn es gab da noch ein weiteres Problem das im Dorf lauerte und sicherlich schon auf Alarmbereitschaft gestellt war. Das Unwetter vor dem es ihm persönlich grauste und damit auch wieder Schmerzen in seinem Bauch verursachte, wenn er nur daran dachte. Es war der Mensch den er mehr als alles andere verabscheute im Dorf und dem noch immer viel zu viele ihr Gehör schenkten. Seltsamerweise sogar auch sein Vater…Es war die alte Hexe Goldva. Und die war etwas wo sie wohl nicht drum rum kamen, egal wie sehr sie es auch wollten. Sie mussten sich ihr stellen und wie er die Alte kannte war die sicherlich schon auf Krawall gebürstet und lechzte nur danach das Hana wieder mit Ärger im Schlepptau nachhause kam, damit sie ihm erneut die Ohren langeziehen und ihn gleichzeitig auch noch niedermachen könnte. Ihn beschimpfen könnte was für eine Schande er doch war und wie sehr er damit mal wieder seiner Großmutter ähneln würde. Er…er konnte es nicht mehr hören. Hana hatte irgendwann aufgegeben sich der Alten beweisen zu wollen und sich Mühe zu geben. Sie konnte ihn schon immer nicht leiden und er wunderte sich noch heute warum die Hexe ihn damals, nach der Geburt, nicht gleich an die Wand geklatscht hatte und ihn umbrachte. Sonst war sie doch auch nicht rücksichtsvoll und zimperlich. Und wenn er ehrlich war dann widerte ihn der Gedanke an…das diese Hexe die Erste war die ihn nach seiner Geburt in den Händen hielt. In dem Moment hielt wo er völlig schutzlos gewesen war. Sie hätte ihm schon gleich da den Hals umdrehen können. Hätte sie es mal getan, was? Vielleicht war das aber auch absichtlich ihn zu schonen, denn wahrscheinlich wusste sie genau ab dem Moment schon, als sie seine Haarfarbe sah, dass sie ihm lieber erst mal das Leben richtig zur Hölle machen würde vor allem anderem. Denn sie, nicht sein Vater, oder jemand anderes im Dorf, sondern nur SIE hatte diesen Floh allen anderen ins Ohr gesetzt das er der Teufel wäre. Das er böses Blut in sich trug und das nur weil er seiner Oma so ähnlich sah. Denn Hao hatte das nie durchsickern lassen und hat ihn als Kind so sehr geliebt. Doch je älter er würde und je mehr er seinen eigenen Kopf bekam…umso schlimmer wurde ihr Verhältnis zueinander, denn Goldva schaffte es dann endlich in seinen Schädel zu kommen und ihm ebenfalls den Floh ins Ohr zu setzten das Hana nicht anders konnte als in die Fußstapfen seiner Großmutter zu treten. Also Unheil zu bringen und das er verflucht dazu sei, aber Hana selber hatte sich immer dagegen gewehrt, denn er war nicht seine Großmutter! Machte es sogar schlimmer damit. Er war immer schon er selbst gewesen und das würde er auch weiterhin bleiben! Er tat was er für richtig hielt und bisher hatte es ihm zwar viel Leid gebracht…aber auch viel Gutes. Und er blieb sich selbst treu. Denn nur dadurch, dass er sich selbst treu blieb…konnte er Saku und die Jungs kennenlernen. Noch dazu war er sogar zum ersten Mal in seinem Leben verliebt. Und Hana wusste das es Liebe war denn dieses starke Gefühl hatte er noch nie zuvor erlebt. Es war dem Gefühl ähnlich was er zu seiner Mutter hatte, aber VIEL intensiver. Viel schöner... Und er erinnerte sich daran was seine Mutter einst zu ihm gesagt hatte. Damals als er sie fragte ob er auch jemals jemanden finden würde den er so intensiv lieben lernen könnte wie es Mama und Papa taten. Der ihn so lieben würde wie er war. Und Yoh sagte zu ihm: „Natürlich gibt es jemanden für dich. Und ich bin mir sicher du wirst diese Person ganz allein finden. Du musst nur deinem Herzen folgen und mit einem offenen Verstand durch die Welt gehen. Sei ehrlich zu dir und deinen Gefühlen, so wie auch anderen denen du begegnest. Und dann kommt die große Liebe schon von ganz allein. Du wirst es erkennen wenn du alt genug dafür geworden bist. Und ich bin mir sicher…die Person die dich bekommt, kann nicht dankbarer sein. Du bist ein gutes Kind und du wirst ein wundervoller junger Mann werden. Sie wird dich über alles lieben…Ganz sicher Hana.“. Und sie hatte recht. Seine Mutter hatte doch tatsächlich recht gehabt. Er hatte diese Person ganz allein gefunden und auch wenn er noch nicht wusste wie Saku zu dem Ganzen Gefühlschaos stand, das in ihm vor ging, so war es ein fakt das er ihn ebenfalls mochte denn sonst würde er ihn anders behandeln. Saku hatte ihm schon öfter gezeigt das er ihn mochte. Ob er allerdings für ihn auch Gefühle wie Liebe empfand, dass musste Hana erst noch herausfinden. Und das könnte…kompliziert werden, denn Sakutaro war etwas trotzig wenn es um offene Gefühle ging. Zumindest konnte er nicht gleich so darüber reden sondern eher um vier Ecken. Etwas…was Hana allerdings auch in Perfektion konnte. Demnach würde das echt knifflig werden mit ihnen. Sie waren... beide schon echt bekloppt, was? Es riss ihn aber aus seinen Gedanken, als er kurz danach rechts von sich sah und schon ihr Dorf schon sehen konnte, denn es war bereits in Sichtweite. Verdammt es ging alles viel zu schnell und Hana schluckte. Tja dann war es wohl soweit. Zeit sich warm anzuziehen. Und noch nie zuvor…kam er mit solch einer extremen Nervosität nachhause…

Als nächstes schritten sie auch schon auf den großen Platz und kaum als sie diesen betreten hatten…konnte er es genau sehen. Hana war es ja gewohnt das jede Mal, wenn er nachhause kam und über diesen Platz lief, ihn die Augen der anderen Patcheen folgten. Sie ihm dabei Blicke zuwarfen als wäre er ein Monster und eine Schande für einfach jeden. Es waren also verachtende Blicke. Doch heute war das nicht so, denn zu Abwechslung lag ihre Aufmerksamkeit nicht auf Hana…sondern auf Saku und

man bemerkte sofort wie sie ihn ansahen.

Hana konnte sehen wie diese Blicke voller Furcht und Sorge waren das er ihnen was tun könnte, oder als käme er aus der Unterwelt. Das war noch nicht mal ungewöhnlich denn wann sahen sie schon mal einen Menschen der nicht von dieser Insel kam? Der Blonde wusste überhaupt nicht wann es das letzte Mal vorgekommen war dass sie jemand gefunden hatte. Jemand auf diese Insel kam und mit ihnen Kontakt auf nahm. Seine Mutter könnte das vielleicht wissen, oder die alte Goldva, denn die wusste ja angeblich alles. Also es wäre zumindest möglich. Aber bis vor einigen Tagen wusste Hana ja selber nicht mal das es außerhalb seiner Welt überhaupt noch eine andere gab. Eine die er nicht kannte und eine von der er, ohne Saku seinen Absturz, vielleicht auch niemals erfahren hätte. Deswegen hielt er ihn damals auch für einen bösen Geist oder einen Dämon, denn es ergab einfach keinen Sinn. Ein Mann der vom Himmel fiel... In dem Moment wurde alles was Hana über seine Welt wusste auf den Kopf gestellt. Und das hatte bisher auch noch nicht nachgelassen, denn je länger er sich bei Saku und seinen Jungs aufhielt…umso mehr hinterfragte er sein Zuhause und seinen Platz im Leben. Er fragte sich immer mal wieder: Wo gehörte er nun eigentlich hin? Er wurde zwar auf dieser Insel geboren, aber sein Herz sagte ihm das er zu Saku seiner Familie gehörte. Zu ihn und seinen Jungs die er so gern hatte. Er wusste nicht wieso es das tat, aber es war ihm nun klar geworden das es so war. Und wenn es nach ihm ging…wollte er sich nie wieder von ihnen trennen. Besonders von Sakutaro und es tat ihm weh und machte ihn wütend zugleich, wenn er sah wie die Patcheen den Mann ansahen der ihn so mochte wie er war. Sie ihn so voller Angst und Abneigung ansahen, als wäre eine Pest in ihr Lager marschiert um sie dahinzuraffen. Diese Blicke waren voller Angst, aber dennoch…fast wie die die er sonst immer abbekam.

Mütter zogen kurz darauf ihre Kinder hinter sich, oder schickten sie in ihre Wigwams um sie vor dem Fremden zu schützen. Nicht alle aber viele. Sie ließen ihn nicht eine Sekunde aus den Augen, als sie über den Platz liefen und dann nahe dem großen Feuer stehenblieben. Etwas was Saku hören konnte. Denn seit er die Augen verbunden hatte war sein Gehör alles geworden auf das er sich noch verlassen konnte um seine Umgebung wenigstens etwas zu identifizieren.

Er bekam nicht alles mit, doch der leichte Regen war nun weiter in den Hintergrund gerutscht weil das Feuer des Lagers so stark knisterte. Ein Lagerfeuer also. Und wenn er sich nicht irrte hörte er auch flüstern weiter um sich von Leuten die er nicht kannte. Sicherlich Dorfbewohner die Angst vor ihm hatten, denn auch wenn er keine Worte verstand konnte er sich das gut vorstellen. Immerhin war er ein Fremder. Doch er musste sich das alles nicht mehr länger fragen, denn ohne das er es sah machte Hao eine Kopfbewegung zu einem der Patcheen hinter dem Piloten, einen Befehl und zwei Sekunden danach sah er auch schon wieder etwas.

Saku fühlte wie ihm die Augenbinde abgenommen wurde und musste danach erst mal ordentlich blinzeln um seine Sicht wieder zu schärfen und sich auf die Helligkeit einzustellen die ihn wegen dem gewaltigen Lagerfeuer vor ihm überrannte. Aber es waren nur Sekunden und dann war er auch schon wieder voll dabei und mitten drin so das er sich verdutzt umsah. Er stand nun in einem Dorf und dieses war nicht mal sonderlich groß und bestand aus Wigwams die er nur von Indianern aus seinen Kinderbüchern kannte. Sie waren schön geschmückt und bemalt und er sah sogar viele Kunstwerke aus Knochen und Federn an diesen Hängen. Eine sehr zurückgebliebene Zivilisation. Und dann sag er auch schon die Bewohner des Dorfes um sich und diese…nun es waren ganz normale Menschen. Nichts Abgedrehtes oder Wildes, sondern ganz normale Leute. Saku sah diese etwas wilder und nicht so modern gekleideten Menschen um sich stehen und bemerkte wie sie ihn voller Angst ansahen, als wäre er der Teufel persönlich und gekommen um ihre Kinder zu fressen. Jap sie hatten schreckliche Angst vor ihm, das konnte man klar in ihren Augen ablesen. Zumindest bei den Erwachsenen, aber bei den Kindern war das nicht so. Die Augen der Kleinen blickten ihn dagegen mit Neugier und sogar teils schon mit Faszination an. Kein Wunder er war ja auch ein komplett Fremder der nicht von der Insel kam. Sowas wie ihn hatten sie noch nie zuvor gesehen und dann war er auch noch anders gekleidet.

Saku faszinierte alles was er sah. Dieses Dorf strotze vor Leben und das besonders durch die Kinder. Er sah sie, nicht viele, aber es gab sie bei ihnen. Kinder, geschätzt vielleicht so im Alter von vier bis 8 Jahren und demnach noch sehr jung. Eine Mutter trug sogar ein Baby in ihren Armen und drückte es dann schützend an sich als sie ihn sah. Und das war Saku plötzlich sehr unangenehm. Sie sollten…keine Angst vor ihm haben, denn er wollte ihnen nichts tun, sondern eher das Gegenteil erreichen. Er wollte sie beschützen, denn wenn Kaizo von ihnen erfuhr dann war das friedliche Leben, was er vor sich sah, endgültig vorbei. Obwohl „friedlich“ so ne Ansichtssache war, denn für Hana schien das offenbar nicht so zu sein an diesem Ort. Nichtsdestotrotz war es ein schöner, geheimer Ort auf dieser Insel und besaß schon fast etwas Magisches. Es wirkte wie eine Heimat in der man ohne Sorge seine Kinder großziehen könnte und diese dann glücklich sein würden. Sehr familiär. Doch was war da bloß noch im Busch…das Hana sich hier nicht wohl fühlte? Saku sah deswegen auch wieder vor sich und zu Silva, der wieder neben Hao platzgenommen hatte und weiterhin Hana in den Armen hatte, der dem Piloten einen sehr sehnlichen Blick zuwarf. Man konnte ihm ablesen das er zu ihm wollte und Saku wollte ihn auch plötzlich wieder zurück haben. Hatte Hana... wirklich solche Sorge um ihn? Was war denn plötzlich mit dem kleinen Teufel los? So kannte er ihn ja kaum. Aber auch er verhielt sich anders. Anders seit diesem Schuss...

Doch nicht nur Saku und Hana waren die Einzigen die um sich sahen wie sehr sich das Volk fürchtete…sondern auch ihr Anführer. Denn Hao hatte als Erster die Blicke gesehen und genau aus dem Grund war er auch mit diesem Fremden vor dem heiligen Lagerfeuer stehen geblieben. Er wollte dass alle ihn sehen. Diesen Himmelsmenschen sahen um ihnen somit den Schrecken vor ihm zu nehmen. Sie sollten wissen dass er alles unter Kontrolle hatte und das erst Mal keine Gefahr bestand. Das dieser Kerl ihnen nichts anhaben konnte. Und wenn doch…dann kümmerte er sich ja selber um das Problem, egal was Hana wollte. So verschränkte er wieder seine Arme vor sich und sah sich um. Fünf Patcheen standen um Saku herum. Jeweils einer links und rechts von ihm und der Rest an seinem Rücken und hielten ihn so im Zaum. Er war eingekesselt und Hao nutzte dann seine Gunst der Stunde und sprach laut zu seinen Leuten um sich:

„Ihr müsst euch nicht fürchten. Es ist wahr dass sich die Gerüchte bestätigt haben, die schon länger kursierten, nämlich dass Himmelsmenschen auf unserer Heimat angekommen sind. Doch bestimmte Gründe haben mich dazu veranlasst einen von ihnen als Gefangenen zu nehmen und in unser Dorf zu bringen. Er wird euch aber nichts tun, dafür werde ich sorgen. Und ich verspreche euch, dass ich ihn sofort ausschalten werde, wenn er mir auch nur das Gefühl gibt das er eine Gefahr für uns darstellen könnte.“

Okay klang ehrenhahft, wenn er damit nur nicht noch Saku persönlich gedroht hätte ihn umzunieten, denn der nahm das etwas persönlich. Hao machte dann einige Schritte von Silva weg und sah zu den Dorfbewohnern links von sich, als er weiter sprach:

„Ihr habt bestimmt viele Fragen und das ist auch gut so. Aber alles was ich euch sagen kann ist: Macht euch keine Sorgen und lebt einfach normal weiter. Lass eure Kinder spielen und denkt nicht darüber nach. Es wird euch nichts passieren und ich werde für alles gerade stehen…was mein Sohn mal wieder verbockt hat.“

Bitte was tat er da gerade?! Saku sah ihn erschrocken dabei zu wie Hao danach einige Schritte auf die Andere Seite machte und weiter sprach:

„Mein Sohn hat mal wieder Ärger im Gepäck und mehr an sich gedacht als an den Rest von uns. Aber das ist nichts was ich nicht wieder hinbekomme. Und ich hoffe ihr könnte mir vergeben…Vergeben das er so einen Dickkopf hat und das er... meiner Mutter so ähnlich ist.“

Und das war ein ziemlich mieser Hieb gewesen. Das tat weh. Es tat Hana verdammt weh. Besonders dann noch, als Hao dabei kurz über seine rechte Schulter sah und zu Hana in Silvas Armen blickte, der seinen Blick dann auch schon traurig und beschämt auf seine Brust richtete und dem seines Vaters nicht mehr standhalten konnte. Er schämte sich für ihn. Sein eigener Vater schämte sich offen und vor allen anderen über seinen Sohn. Und nichts schmerzte gerade mehr. Er verglich ihn nämlich mit etwas was alle in diesem Dorf als Fluch und Unheil ansahen…nämlich seiner Großmutter. Und wenn Hana sich nicht so gut zusammenreißen würde, wie er es gerade in der Sekunde tat…dann hätte er sofort anfangen können loszuheulen, denn der Schmerz in seiner Brust wurde unerträglicher. Was hatte er…denn nur verbrochen um so bestraft zu werden? Er wollte doch nie jemanden etwas böses und folgte einfach nur seinem Herzen. Was hatte…Oma nur getan das sie so verhasst war und er nun ebenfalls diese Bürde aufgehalst bekam? Und Habe merkte das er nichts von ihr wusste. Er wusste NICHTS von Oma. Aber eines dafür ganz genau: nämlich das er seine Haar und Augenfarbe von ihr hatte. Und wie oft…wie oft schon hatte Hana am Fluss gesessen und sich über sein Aussehen geärgert? Wie oft wollte er sich seine Haare ausreißen und dann noch die Augen ausstechen vor Zorn und Trauer? Sein Aussehen…Es war etwas was ihn wunderschön machte, aber für ihn mehr wie ein Fluch an ihm haftete. Und Hana wollte doch einfach nur normal sein und geliebt werden. Aber er bekam es nicht hin. Schon immer war er…die Schande seiner Familie auf zwei Beinen. Und er musste sich die Tränen verkneifen als es wieder hoch kam. Keiner sah es ihm an. Dachte er... Doch Saku sah das.

Der Pilot sah wie es Hana quälte und wie Hao seinen eigenen Sohn vor seinen Leuten runter machte und ihn dabei sogar noch beschämte. Wodurch der Schwarzhaarige nun endgültig verstand. Nun wusste er noch besser warum Hana diesen Ort nicht leiden konnte, denn hier wurde er förmlich als Problem präsentiert und musste sich danach noch mit Steinen bewerfen lassen und das ertragen. Es war grausam und Saku verzog sogar leicht wütend den Mundwinkel deswegen. Es tat ihm weh das zu sehen. Zu sehen wie Hana sich schämte und traurig dabei noch die Augen schloss. Vielleicht hatte er wirklich etwas falsch gemacht und es hätte nie soweit kommen dürfen. Also das sie sich trafen. Aber nun war das Kind schon längst in den Brunnen gefallen und man konnte eigentlich damit aufhören ihn so nieder zu machen! Er behandelte seinen Sohn wirklich wie eine Strafe und damit…traf er bei Saku auch einen verdammt wunden Punkt, denn er wurde damals genauso behandelt als er noch klein gewesen war. Sein Vater... war auch das größte Arschloch gewesen. Und innerhalb von Sekunden wollte er sich nicht mehr einfach nur aus Dominanz mit Hana seinem Vater anlegen…sondern weil er ihn Verstand einprügeln wollte. Denn keiner…KEINER hatte es verdient so von seinem Vater behandelt zu werden! Kinder sollten von ihren Eltern geliebt werden wie sie sind und auch genauso akzeptiert. Und in Saku seinen Augen war Hana kein schreckliches Kind, sondern nur eines das verzweifelt versuchte seinen Platz zu finden. Eines das gesehen werden wollte, eben weil er das bei seiner Familie nicht bekam. Nicht von allen zumindest, denn Yoh schien nicht so zu sein. Hana war so trotzig weil ihm das von seinem Vater verweht wurde, der sich offenbar für ihn schämte. Ja und plötzlich hatte Sakutaro das Bedürfnis sich loszureißen, den Kleinen zu schnappen und schützend an sich zu drücken. Ihn vor den Blicken der Menschen um ihn zu beschützen und ihn von diesem Ort wegzubringen. Doch das konnte er nicht. Er…er konnte es einfach nicht, denn Hana gehörte hier her und er durfte niemals in seine Welt gelangen, denn dort, war er sich sicher, würde der Kleine untergehen. Saku wollte nicht zulassen…das Hana seine kindliche Unschuld, die er irgendwo in seinem Innern noch immer hatte und nur geschickt verbarg, komplett verlor. So begrub er so schell wie möglich wieder seine Wut und schluckte sie hinunter. Er durfte nicht sauer werden und musste die Ruhe bewahren, denn sonst bekam Hana nur noch mehr Probleme.

Hao lief kurz darauf wieder zurück zu Silva und sah abwechselnd zu ihm und seiner Königin, die neben dem Großen stand und noch immer die eine Hand ihres Sohnes hielt.

Yoh sein Blick war besonders verletzt und nicht darüber erfreut wie sein Gemahl über seinen Sohn gesprochen und ihn damit auch noch wortwörtlich und vor allen anderen zur Sau gemacht hatte. Es war gemein und das obwohl Hao genau wusste das sowas Hana schreckliche Schmerzen verursachte. Das er nichts wollte als akzeptiert zu werden. Und Yoh stand dann nur etwas hilflos dort, sah Hao traurig und entsetzt dabei an, während er sich fragte: Wann nur…wurde sein warmes Feuer in der Brust bloß so kalt?

Hao liebte seinen Sohn, doch das eben…war genau das Gegenteil davon gewesen. Das war nur gemeines Bloßstellen und hatte nichts mehr mit Liebe zu tun. Und sein Gemahl sah ihm kurz darauf auch schon den Blick der ihm zugeworfen wurde. Also der das Yoh entsetzt über alles war was gerade passierte, doch es war ihm egal. Er musste vor seinem Stamm stark sein und dafür sorgen dass sie alle sicher waren. Er musste sie alle beschützen. Doch galt das nicht dann auch eigentlich für seinen Sohn? Und vor allem musste er ihnen die Wahrheit sagen und in seinen Augen war das nun mal die nackte Wahrheit gewesen. Nämlich das Hana nur wieder Ärger machte und erneut Gefahr über sie bringen würde, wenn er es nicht schon längst getan hatte. Das würde sich natürlich noch zeigen. Das mit ihrem Gott Sirius war eine Sache gewesen, aber einen Himmelsmenschen zu kontaktieren eine ganz andere.

Danach floh sein Blick auch schon von Yoh weg und zu Silva hoch, als er dabei zu ihm sprach:

„Bring ihn in unser Zelt und bewach ihn wie ein Raubvogel. Lass ihn nicht gehen und pass auf ihn auf. Ich werde mich jetzt erst mal mit unserem „Gast“ zu Goldva begeben.“

Als ob Hana mit seiner Wunde laufen und fliehen könnte, Hao übertrieb etwas in Silva seinen Augen. Und als er das gesagt hatte rutschte Hana nun endgültig das Herz in den Magen und er sah wieder erschrocken zu seinem Vater neben sich. Was?! Zu Goldva?! Und das ohne ihn?! Nein! Nein das wollte er nicht! Goldva würde Saku in Stücke reißen und dafür sorgen das er getötet wurde wenn ihm keiner beistand! Weswegen sich seine Lebensgeister wieder rührten und er laut zu seinem Vater sprach:

„Was?! Nein! Nein Saku geht nicht alleine zu dieser Hexe! Das kann doch nicht dein Ernst sein! Ich lass ihn nicht…!“

Er erhob sich erneut gegen das Wort seines Vaters. Ja und dann…dann gab es einen Schlag.

Es war ein lautes und unbarmherziges Geräusch das über den Platz hallte und zu jedem drang der sich in ihrer Nähe befand. Alle sahen zu ihnen. Hana zuckte plötzlich zusammen, drehte den Kopf weg und starrte erschrocken neben sich an Silva runter und zum Boden. Sein Atem wurde schlagartig schneller, sein Herz fing an zu rasen und zu krampfen und sein rechtes Auge füllte sich leicht mit Tränen während sich auf derselben Wange langsam ein roter Fleck bildete der weh tat. Der hatte gesessen. Er hatte richtig gesessen und Hana spürte wie es anfing noch mehr wehzutun. Wie es Welle für Welle schlimmer wurde je mehr Zeit verging. Und dennoch tat es nicht so sehr weh…wie der Riss der plötzlich in seinem Herzen entsandt. Ein Riss von dem er nicht wusste ob er jemals wieder heilen würde, denn noch nie zuvor…hatte sein Vater ihn geschlagen. Hao hatte Hana geschlagen. Es war eine saubere und kräftige Backpfeife gewesen die den Blonden förmlich von den Füßen reißen würde, wenn er stehen würde, aber in der Situation schepperte sie mehr durch seinen kompletten Körper als wäre er ein leeres Gefäß in das ein Knochen geworfen wurde. Sekunden der Stille hallten über alle hinweg und Yoh war der Erste der erschrocken zu ihm hin sah, gefolgt von Saku der das Scheppern ebenfalls gehört und gesehen hatte. Gesehen hatte wie Hana sein Vater die Hand gegen ihn erhoben hatte und ihn dann schlug. Sogar sein Herz stockte in der Sekunde…denn es erinnerte ihn an sich selbst zurück. In Sekunden sah Saku seinen Vater wieder vor sich, wie er ihn geschlagen hatte als er seine Mutter verteidigen wollte. Und es tat weh. Es riss ihn in zwei, weshalb er wie aus Reflex plötzlich laut rief:

„HANA!“

Der aber nicht reagierte weil er zu geschockt war.

Er wollte hin, aber riss sich zusammen stehen zu bleiben. Die Spitzen der Pfeile, in seinem Rücken, waren das beste Argument dafür dort zu bleiben wo er war. Verdammt noch mal! Er konnte nichts machen, denn dann gab er ihnen erst recht einen Grund ihn zu töten! Sakurai wollte diese Menschen nicht in Angst versetzten indem er nun einfach reagierte und sauer wurde. Aber er konnte doch nicht dabei zu sehen wie der Kleine geschlagen wurde! Wie Hana geschlagen wurde obwohl er…! Was…was sollte er nun machen?! Er wusste es nicht, also biss er sich schweren Herzens nur auf die Lippen, senkte sein Haupt dabei und sah auf den Boden vor sich. Er konnte…nichts tun. Ihm waren wortwörtlich die Hände gebunden…Und er hasste sich mal wieder selber deswegen. Denn wegen ihm wurde Hana wieder verletzt. Und das auch noch von seinem eigenen Vater. Das war alles einfach nicht fair. Und Sekunden danach sah Hana auch schon wieder seinen Vater an. Sein Gesicht war voller Entsetzen, das in seinen Augen funkelte, während Hao sauer donnernd zu ihm sagte:

„Du hast mir schon genug Schande gebracht und du hörst immer noch nicht damit auf?! Ich habe es satt Hana! Du hast Goldva mit Respekt zu behandeln, so wie alle anderen auch! Denn nur dank ihr bist du überhaupt hier! Sie hat deiner Mutter bei deiner Geburt geholfen, ansonsten wärst weder du noch Yoh hier und das nur weil DU es deiner Mutter so schwer machen musstest bei der Geburt! Du hast sie gefälligst zu respektieren! Muss ich dich wirklich noch mehr prügeln damit es endlich in deinem Dickkopf ankommt?!“

Das war doch verrückt! Ein Baby entschied nicht wie es geboren wurde! Es klang fast so als würde Hao seinen Sohn absichtlich böse Absichten zutrauen! Und er brüllte so laut dabei. Er brüllte so verdammt laut und Hana…bekam nun Angst vor ihm. Er zuckte förmlich zusammen bei dem Geschrei und verzog dabei das Gesicht verängstig, denn so kannte er seinen Vater nicht und obendrein…hat er ihn geschlagen. Er hatte ihn geschlagen und es tat so weh. Und nicht nur ihm tat es weh, sondern auch Yoh, der sich dann endlich reagierte, sich aus seinem Schock riss und sich sofort dazwischen drängte. Er stellte sich wie ein Wall zwischen seinen Sohn und seinen Mann, als er dabei zu diesem anschrie:

„HAO! Es reicht verdammt noch mal!! Hör auf!! Was denkst du dir?! Wie kannst du unseren Sohn einfach so schlagen?! Was ist los mit dir?! Ich…Ich lasse nicht mehr zu das du unseren Sohn weiterhin schlägst!!“

Ein Giftblick.

Noch nie zuvor hatte Yoh seinem Gemahl so einen giftigen Blick zugeworfen und er wand diesen noch nicht mal von ihm ab. Sah ihn taff dabei an. Etwas was dazu führte das sie nur so da standen und sich gegenseitig anstarrten. Und keiner von beiden wollte nachgeben und hielt deswegen dem Blick des Anderen stand. Welch eine Entschlossenheit. Hao hatte schon fast vergessen wie entschlossen seine Königin doch aussehen konnte, wenn man sie in die Ecke drängte und sie von etwas überzeugt war. Er liebte diese Stärke an ihm. Und Yoh hatte schon immer für Hana gekämpft wie eine Löwin für ihre Jungen und genau das machte er gerade wieder. Er würde nicht ablassen, denn wenn er sich was in den Kopf gesetzt hatte bekam man ihn nicht davon weg. Ja und genau das…das hatte auch Hana von seiner Mutter geerbt. Und wenn Hao diese Augen so vor sich sah…dann sah er genau woher Hana seine hatte. Nämlich von Yoh und nicht von Asanoha. Er war nämlich der Blick seiner Königin und nicht der seiner Mutter der in Hana seinen Augen funkelte wenn der sich etwas in den Kopf gesetzt hatte. Doch er ließ sich davon nicht mehr ablenken. Es reichte und er hatte sich um ein ganzes Dorf zu kümmern, verdammt noch mal! Er wollte keinen Rosenkrieg mit seinem Liebsten anzetteln, also gab er irgendwie nach und wand seinen Blick dann zu Silva hoch, nur um danach wieder zu Yoh zu sehen als er dabei kühl sprach:

„Sie nach der Wunde unseres Sohnes und pflege ihn. Silva wird auf euch aufpassen. Und jetzt geht mir aus den Augen…Sofort.“

Kalt und entschlossen.

Und Silva nickte. Er zögerte nicht wirklich lange und wand sich dann von seinem Häuptling ab. Er wusste das es besser war denn er sah wie Hao immer mehr hoch fuhr und wollte ihn damit sogar schützen. Sein Häuptling war sehr aufgewühlt und bevor er noch was dummes anstellte, brach Silva diesen Kontakt besser ab und suchte das Weite. Er musste seinen Häuptling beschützen. Im Notfall sogar vor sich selbst. Deswegen drehte er sich mit Hana weg, der noch immer erschrocken aussah und wieder auf seinen schmerzenden Bauch starrte. Er war so schockiert von dem was passiert war, dass er nicht mal mehr zu Saku sehen konnte bevor er endgültig weggetragen wurde. Yoh ließ die Hand seines Sohnes los und stand noch einige Sekunden da, sah Hao traurig und wütend zugleich in die Augen…bis er sich auch abwand und dann dem Großen und seinem Sohn folgte. Das würde…noch ein Nachspiel haben, da konnte sein Mann sich sicher sein. Denn Yoh würde nicht zulassen das Hana noch mehr passierte und erst recht nicht…das man ihn von Sakutaro trennte. Und Hana fühlte wieder diesen Schmerz der ihn leicht zerriss. Es war nicht der Schmerz in seiner Brust…sondern wieder in seinem Bauch.

Hao wand sich dann wieder zurück an Sakurai und kam auf diesen zu. Er sah dabei verdammt wütend aus, was Saku nicht überraschte und er sich sofort etwas anspannte um dem Sturm standzuhalten der sich ihm da näherte. Es konnte eigentlich nur laut werden, aber er ließ sich auch gerne vom Gegenteil überzeugen. Doch da war er bei Hao leider an der falschen Adresse. Denn kaum als der auf gut nen Meter vor ihm zum stehen kam, sah er ihn sauer an und sprach laut, aber nicht brüllend zu ihm:

„Ich hoffe du hast gut hingesehen. Ich weis nicht was dich und meinen Sohn verbindet, aber das wird ab heute aufhören, hast du mich verstanden? Von heute an, solange du in unserem Dorf bist, werde ich jedes Mal, wenn Hana wegen dir etwas anstellt, nicht eine Sekunde zögern ihn zurecht zu weisen. Er gehört nicht zu euch und du nicht hier her. Und wenn dir auch nur irgendetwas an ihm liegt…dann solltest du schnell dafür sogen ihm seine Flausen im Kopf auszutreiben und danach von dieser Insel verschwinden. Ich habe mein Wort gegeben das dir nichts passieren wird und das halte ich auch. Aber solltest du es nicht hinbekommen, dass er sich freiwillig von dir löst,…dann sorge ich dafür das du aus seinem Leben verschwindest! Er ist mein Sohn…und ich werde nicht zulassen das man ihn mir wegnimmt.“

Und erneut war das sein letztes Machtwort das er Saku gnadenlos an den Kopf geworfen hatte. Etwas weswegen der ihn erschrocken ansah und sogar noch hinterher, als er davon schritt und erst Mal zu Goldva musste um sie auf den bevorstehenden Kontakt vorzubereiten, denn wann war das letzte Mal ein Fremder bei ihnen gewesen? Und das ohne Opacho und ihre Eltern dazuzuzählen. Doch Saku wusste das alles nicht und stand einfach nur da. Sein Blick löste sich von Hao und er sah vor sich auf den Boden, spürte dann auch plötzlich wie ihm schlagartig, von hinten, noch ordentlich in die Kniekehle getreten wurde und er dadurch auf die Knie ging. Scheiße das hatte echt weh getan und er verzog etwas wütend das Gesicht dabei. Dennoch riss er sich weiterhin zusammen und kniete dort wie ein Gefangener auf dem Boden. Wartete ja schon fast wie auf seine Hinrichtung, während er wieder an Hana dachte.

Das war es also…Hao tat das aus einer Art von Liebe heraus. Aber es war nicht richtig. Was er da tat war besitzergreifend und bestimmend über das Leben seines Sohnes. Und es war ja auch so das Hana das offenbar nicht wollte. Es war…genau wie bei ihm damals, doch Saku hatte sich dem hingegeben. Er wollte nie Soldat werden, aber weil sein Vater drohte seine Mutter zu schlagen gab er irgendwann einfach nach. Ja er wollte Pilot werden und nicht Soldat. Zum Glück hatte er das dann auch noch geschafft und die Kurve bekommen, doch Hana kämpfte noch immer…und er war viel stärker damit als es Saku je sein konnte. Denn Hana kämpfte verbissen weiter, egal wie viel Schmerz er auch dabei erlitt. Sein Blick…Saku konnte seinen Blick eben nicht vergessen. Noch dazu wusste er nicht was er nun machen sollte.

Hao hatte ihm offen angedroht das er Hana weiterhin schlagen und wehtun würde, wenn Saku nicht anfing diesen von sich abzunabeln. Ihm klar zu machen dass sie sich trennen mussten. Er sollte Hana also von sich lösen und dafür sorgen dass der Kleine ihn nicht mehr mochte, aber wie sollte er das anstellen? Und…eigentlich wollte er das auch nicht. Sie hatten schon einiges erlebt und sich irgendwie aneinander gebunden. Etwas was leise und heimlich kam, ohne das sie es bemerkten. Als wäre es…natürlich gewesen. Er mochte ihn, liebte ihn vielleicht sogar noch oben drauf, wenn er tiefer grub, also wie konnte er sich nun hinstellen und gemein zu Hana sein um sich von ihm zu lösen?! Wie konnte er?! Doch in einer Hinsicht hatte Hao leider recht. Es…es war besser für Hana. Saku musste eh gehen um ihn zu beschützen, also kam das hier vielleicht ganz gelegen. Doch warum…zerriss es ihm so dass Herz wenn er daran dachte gemein zu Hana sein zu müssen und wie er ihn dann ansehen würde. Diesen Blick standhalten müsste den er nicht an ihm sehen wollte. Denn er sah diesen traurigen und schmerzhaften Blick nun vor sich, dem ihn der Kleine zuwerfen würde wenn er das tat und Sakutaro…konnte fast anfangen zu heulen wie ein Schlosshund wenn er daran dachte. Er wollte Hana nicht weh tun. Er wollte das nicht verdammt noch mal! Er hatte so viel getan um auf ihn zu achten! Er hatte ihm sogar sein Blut gegeben und das alles nur damit er wieder gesund wurde und es ihm gut ging! Ihn nun mies zu behandeln…es würde nicht nur ihm, sondern auch Hana das Herz brechen…denn…denn sie waren bereits schon viel zu tief drin…

Und dann hörte er Schritte vor sich.

Es waren keine lauten oder strengen Schritte, sondern mehr ein sanftes Tippeln und zwar sehr viele davon. Das sagte ihm bereits nach Sekunden das es mehrere Personen waren die sich ihm näherten und deswegen sah er neugierig auf. Die Spitzen der Bögen, an seinem Rücken, gruben sich etwas härter in diesen und er blickte deswegen mal kurz, über seine rechte Schulter hinter sich. Er warf den beiden Patcheen, die ihn noch von hinten unter Kontrolle hielten, einen leicht genervten Blick zu. Ja es war ja gut! Er hatte verstanden dass er keine krummen Dinger drehen sollte! Verdammt noch mal steckt die Spielzeugbögen endlich weg! Er wurde innerlich langsam genervt davon. Er war doch kein Monster verdammt noch mal! Er hatte er ja auch nicht vor etwas Krummes zu drehen, also warum machten sie das? Spannten wieder so nervös an ihm an. Etwas musste sie ja dazu nötigen das zu tun und als er wieder vor sich sah wusste er auch warum und war deswegen etwas verdutzt. Denn er sah vor sich was was er nicht verstand. Und wenige Meter vor ihm…standen zwei Mädchen die ihn ansahen.

Sie waren noch klein, vielleicht gerade mal fünf Jahre alt, oder maximal sechs und starrten ihn neugierig an, während sie sich gegenseitig die Hände hielten. Was Saku aber mehr faszinierte, als das sie sich so nahe an ihn trauten, war: dass es Zwillinge waren. Zwillinge mit langen, schwarzen und zu einem Pferdeschwanz geflochtenen Haar, der ihnen zwischen den Schulterblättern, am Rücken, runter hing. Gekleidet waren sie in kleinen weißen Kleidchen, die schwarze Muster eingenäht hatten die Saku nicht kannte. Der einzige Unterschied an ihnen war: das eines ein blaues und das andere ein rotes Stirnband trug.

Die Mädchen beäugten ihn weiterhin neugierig und endlich verstand auch der Pilot warum die Typen hinter ihm wachsamer wurden. Die hatten Angst er könnte den Kindern was tun, von denen eines sich nun sogar noch mutiger an ihn heran traute und zwei Schritte näher machte. Es war die mit dem roten Stirnband. Sie blinzelte und sah ihm dabei die ganze Zeit über in die Augen, so das Saku den Kopf etwas nach rechts schief legte. Er blickte sie auch an, aber nicht neugierig sondern eher neutral und aufmerksam. Es war bewundernswert wie mutig dieses Kind war und sich damit an einen Fremden traute den sie ja noch nie zuvor gesehen hatte. Einer der angeblich eine Gefahr darstellen sollte. Doch sie sah ihn nicht an als wäre er eine Gefahr oder ein Monster, sondern mehr mit Verzückung und leicht erröteten Wangen. Sie sahn ihn an als würde sie ihn mögen. Hehe, Frauen mochten ihn schon immer und Mädchen auch, war wohl der Fluch seines Aussehens immerhin war er ein gutaussehender Kerl. Und sein Blick änderte sich auch augenblicklich, als er sah wie lieb sie dann noch anfing zu lächeln, auch wenn es mehr ein kleines Schmunzeln war, als ein richtiges Lächeln. Er konnte da irgendwie nicht anders. Er war zwar ein harter Kerl der Marine, aber bei Kindern da wurde er komplett anders. Was insgeheim auch daran lag das er selber mal einen Kinderwunsch gehabt hatte. Keinen speziellen, aber er hatte ihn. Und ihm persönlich war es damals egal gewesen ob es ein Mädchen oder ein Junge werden würde, wenn er mal eines bekam. Es sollte einfach nur gesund sein und über zwei Armen, Beine und nen Kopf verfügen. Doch wenn er sich was aussuchen durfte…einfach mal so neben die Tüte gekotzt…dann hätte er gerne ein kleines Mädchen gehabt. Keien Ahnung warum aber er kam sich mehr so wie ein Papa für ein Mädchen vor und hätte sehr seinen Spaß daran gehabt. Seine Kleine…die er beschützen könnte. Deswegen sah er die Kleine vor sich auch plötzlich so sanft und ruhig an, denn er assoziierte das plötzlich mit seinem Wunsch. Noch dazu war sie echt eine Süße, so wie auch ihre Schwester, die nun ebenfalls etwas näher kam und sich hinter die Vordere stellte. Sie lugte vorbei und dann fragte das vordere Mädchen vorsichtig zu ihm:

„Bist du…ein Dyami?“

Saku runzelte die Stirn verwirrt. Ein was? So sah er sie auch weiter an und schüttelte dann den Kopf. Antwortete ihr:

„Ähm…nicht das ich wüsste. Wenn dann bin ich eher ein Pilot. Was ist das ein Dyami?“

Was war ein Pilot? Sie verstanden kein Wort davon, so wie er nicht wusste was ein Dyami war. Die jüngere Schwester kam nun endlich neben die Ältere und sie beantwortete die Frage für ihn plötzlich viel mutiger als sie es eben noch gewesen war:

„Er…er ist ein Beschützer und einer der dich leitet. Bist du…Hana sein Dyami?“

Ihre ältere Schwester sah zu ihr und schubste sie dann leicht an der linken Schulter an.

„Ruhig Lip! Natürlich ist er Hana sein Dyami! Sie sagte das doch schon bereits! Sie sagte er würde kommen! Und Hana hat ja auch lange genug auf ihn gewartet! Frag ihn doch nicht so doof!“

Die Jüngere, deren Name offenbar Lip war, sah Sekunden danach unglaublich erfreut und strahlend zu Saku und das obwohl sie eben noch geschubst wurde. Sie fasste sich dabei an ihren langen Zopf, den sie vor ihre Brust zog und an dem rumspielte, während sie erneut sprach:

„Oh das ist ja toll Rap! Dann ist er ja endlich hier und Hana kann anfangen glücklich zu werden! Wie schön! Er hat sooooo lange gewartet!“

Die Mädels fingen gleichzeitig an zu lachen und fassten sich dann plötzlich wieder an den Händen, während sie sich glücklich im Kreis drehten und dabei etwas sprangen. Sie schienen sich sehr über seine Ankunft zu freuen…und genau das verstand Sakutaro nicht. Genau deswegen sah er sie auch weiterhin sehr verwirrt dabei an. Das war berechtigt den erstens: wusste er noch immer nicht was ein Dyami jetzt genau war und zweitens: ergab das alles doch gar keinen Sinn. Ein Beschützer…Es klang ja fast schon so als…als hätten sie gewusst das er kommen würde. Die Eine sagte ja auch sowas vor wenigen Minuten. Also das SIE ihnen gesagt hätte er würde kommen. Das er offenbar erwartet wurde. Aber wer war SIE? Meinten die Yoh? Also Hana seine Mutter? Immerhin hatte die auch schon sowas zu ihm gesagt als sie auf dem Deck des Flugzeugträgers waren. Saku runzelte wieder die Stirn verwirrt. Er war so durcheinander und sah dann den Mädels noch etwas bei ihrem fröhlichen Tanz zu. Als er sie so ansah fiel ihm aber noch was ein. Etwas was sie auch gerade sagten. Hana kann dann endlich glücklich werden? Er wusste ja dass der Bengel ein zu tiefst trauriger Junge zu sein schien, aber es war noch schlimmer wenn das offenbar sogar schon die Kleinsten im Dorf wussten. Das zu hören tat noch mehr weh, denn er dachte eigentlich dass nur die Erwachsenen Probleme mit ihm hätten und deswegen Abstand zu ihm hielten. Das aber die Kleinsten nun auch da drin verwickelt waren und wussten was lief…das sorgte ja dann automatisch dafür das sogar die Abstand zu ihm nahmen. Diese Zwei vor ihm schienen aber nicht so zu sein. Und das alles traf ihn wie ein Schlag. Hana…war offenbar doch viel einsamer als er es sich vorstellen konnte. Und das nur wegen seinem Aussehen? Das war doch verrückt denn immerhin…war er ein hübscher Junge.

„Ist Hana…wirklich so allein?“

Fragte Saku plötzlich vorsichtig und mit etwas Trauer in seiner Stimme, die er einfach nicht unterdrücken konnte. Es war ehrlich gemeint gewesen und das erregte damit sofort wieder die Aufmerksamkeit der Zwillinge, die augenblicklich aufhörten zu tanzen und wieder zu ihm sahen. Der Blick der Jüngsten, also von Lip, wurde ebenfalls trauriger, als sie dann scheu nickte und zum Boden sehend sprach:

„Hmhm. Keiner kann ihn leiden und wir wissen nicht mal warum. Mama verbietet uns mit ihm zu spielen, dabei ist er so lieb und macht immer so lustige Dinge. Das ist echt gemein. Aber wir spielen dennoch gerne mit ihm wenn Mama nicht um uns ist!“

Rap schaltete sich sofort ein und sah zu ihrer Schwester. Sie sprach begeistert:

„Ja! Weist du noch als er mal auf einem lebendigen Tapir ins Dorf geritten kam?! Es war so lustig! Unser Häuptling fand das nicht so witzig und es ging sehr viel dabei kaputt, aber wir haben dabei so sehr gelacht!“

Lip nickte ihrer Schwester zu.

„Ja! Er hat das gemacht weil wir Geburtstag hatten und wir schon immer ein Tapir streicheln und füttern wollten! Leider hat das nicht geklappt und er bekam sehr viel Ärger. Er ist immer so lieb zu uns! Wir haben ihn richtig gern! Später hat er sogar für uns gesungen! Er kann so schön singen!“

Sie sahen sich dann an und lachten zusammen weil sie sich noch genau an den Tag erinnern konnten. Und Saku konnte plötzlich auch nicht anders als sanft zu lächeln. Es kam einfach so über ihn und er konnte sich echt gut vorstellen wie dieser Chaot auf einem Wildtier ins Dorf geritten kam und sein Vater danach wütend die Scherben aufwischen durfte. Heh, das hörte sich so typisch nach Hana an und irgendwie…fand er das schön. Und noch etwas erstaunte ihn. Singen? Hana und singen? Das klang ja schon fast wie ausgedacht, denn er hatte ihn noch nie singen gehört. Warum auch, denn dazu bestand kein Grund. Doch wenn er so darüber nachdachte…er besaß eine sanfte und freche Stimme und wenn er das gut beherrschte…wurde daraus sicherlich eine schöne Singstimme.

Saku war sich vor allem sehr sicher das Hana bestimmt ganz genau wusste das er Ärger bekommen würde wenn er so ne Show abzog. Aber dennoch hatte er das für die Mädels gemacht und danach den Kopf hingehalten. Einfach nur um sie glücklich zu sehen. Es war genau das was Saku auch schon erlebt hatte. Die Sache das Hana fürsorglich und lieber war als er zugab. Aber auch…wie allein er war das er lieber angeschrien wurde, nach einer Aktion, nur um vorher noch Aufmerksamkeit zu bekommen. Etwas was er so sehr wollte und wonach sein Herz offenbar schrie. Er war schon…ein echt einsames Kind…Genau wie er damals. Okay Saku hatte sich jetzt nicht zum Affen vor anderen gemacht, nicht immer zumindest, aber auch er wollte nur anerkannt werden und das Leute ihn so nahmen wie er war. Doch er kam eines Tages damit klar das es nicht so werden würde…Hana aber offensichtlich nicht. Er war…so empfindlich. Und dennoch so stark.

Die Jüngste sah wieder zu ihm und fragte dann lieb:

„Bist du hier um Hana glücklich zu machen?“

Er sah sie nur an…Wie…wie sollte er darauf antworten? Er wusste es nicht. So entkam ihm ein leichtes seufzen, bevor er antwortete:

„Ich…ich weis es nicht. Eigentlich wollte ich nur wieder nachhause kommen, weil ich hier nicht hier her gehöre. Mein Flieger er…Also ich bin vom Himmel gefallen, weil ein Sturm mich überrascht hatte. Nur deswegen bin ich hier gelandet.“

Er sagte das bewusst so, denn wenn Hana schon nicht wusste was ein Zero war, dann die zwei Süßen erst recht nicht. Die Mädchen sahen sich bei der Antwort verwirrt an und wurden sogar wieder etwas traurig. Rap war sogar die Erste die wieder zu ihm sah und dann sprach:

„Aber die Fuchsgöttin meinte dass du bleiben würdest. Sie sagte uns: das du Hana sein Dyami bist und hier her gehörst.“

Er sah sie weiterhin nur an und verstand nun offiziell nichts mehr.

Fuchsgöttin? Was redeten die Kinder da? Und irgendwie erinnerte ihn dass an seine Mutter, die auch fest davon überzeugt war das es die Kami gab. Doch…es gab keine Götter und er war auch nie einem Fuchs begegnet, einer der ihn bei Kindern verpetzt haben könnte, oder so. Er driftete in kindliche Fantasien ab und holte sich zurück. Das ergab in seinem Erwachsenen Hirn keinen Sinn und deswegen sah er wieder vor sich auf den Boden. Sein Blick wurde traurig. Er gehörte…angeblich hier her? Warum sagten sie sowas zu ihm und warum…tat es gut das zu hören? Er hatte nie…einen Ort gehabt wo er hingehörte. Und keine Ahnung woher die Kinder die Idee hatten…aber das war definitiv nicht der Fall. Sakutaro würde auch nicht bleiben, denn Hana sollte nicht noch mehr leiden und er…er war leider ein Faktor dafür der das begünstigte. Er musste weg, egal wie. Es gab keine Götter die sie leiteten und wenn, warum sollten sie ausgerechnet sein Bestes wollen? Dafür hatten sie ihm nämlich schon viel zu viel genommen. Wenn es da draußen wirklich sowas wie eine höhere Macht gab die ihm Gutes wollte…warum hatte sie ihm dann Chiharu genommen? Das war kompletter Humbug und es tat ihm leid das dieser Kinder offenbar an sowas glaubten.

Und als er keine Antwort mehr von sich gab und dabei so traurig auf den Boden sah…da kam die kleine Lip näher an ihn ran und beugte sich unter ihn damit sie wieder in seinem Blickfeld war. Saku zog deswegen automatisch den Kopf wieder hoch und etwas von ihr weg, so dass sie sich wieder gerade stellte und dann vorsichtig fragte:

„Wie…wie heißt du denn?“

Er sah sie an und antwortete sanft:

„Sakutaro Sakurai…Oder auch einfach nur Saku…So nennen mich Freunde zumindest.“

Sakutaro Sakurai…das fand Lip irgendwie lustig und lächelte sanft deswegen. Und nachdem er seinen Namen gesagt hatte sprach sie dann, mit dem Blick nach oben zu dem Blattwerk über ihnen gerichtet:

„Danke Mutter des Windes! Ohne dich hätte Saku nie hier her gefunden! Danke dass du ihn Hana geschickt hast! Er ist wirklich ein Dyami, Rap! Hast du gehört?! Er fiel sogar vom Himmel!“

Und so rannte sie wieder zu ihrer Schwester und beide verschwanden danach lachend und rennend, so schnell wie sie gekommen waren. Sie hatten alles gehört was sie wollten und waren glücklich das Hana sein Dyami endlich gekommen war. Die Fuchsgöttin hatte nicht gelogen. Kein Wunder, denn sie hatte…sie hatte immer recht. Und Saku sah ihnen noch verdutzt nach, zog dabei sogar eine Augenbraue verwirrt nach oben. Was…für komische Kinder. Aber süß waren sie schon. Sie wirkten so frei und fröhlich und er sah wie sie dann zu ihrem Zuhause rannten und sich dann wie zwei Katzen rollend und spielend, vor dem Wigwam, über den Boden rollten. Sie lachten und bissen verspielt etwas nacheinander und Saku lächelte wieder. Kinder…waren schon was Tolles. Er wünschte auch er könnte noch mal so unbekümmert sein, aber für ihn war die Zeit leider vorbei. Und nachdem was Hao gesagt hatte…würde es auch erst mal so bleiben. Und das galt auch für Hana.

So sah der Pilot wieder von den Mädels weg und auf den Boden vor sich. Wartete auf das was als nächstes passieren würde und überlegte. Ihre Worte ließen ihn nicht los und er konnte sich auch keinen Reim darauf machen warum sie so mit ihm gesprochen hatten. Es war so bizarr, aber dennoch machte er sich darüber Gedanken. Über alles was er heute gesehen, gehört und erfahren hatte. Es zischte durch seinen Kopf. Brachte ihn so durcheinander. Und während der Regen weiter auf ihn prasselte und inzwischen auch an Intensität zunahm…da wusste Saku was er wollte und was nicht. Er wusste es ganz genau. Sakutaro…wollte Hana glücklich sehen. Er wollte ihn lachen sehen. Dasselbe glockenhelle Lachen was er ihm schon einmal zugeworfen hatte und das frechen Grinsen wenn alles okay war. Hana sollte sicher sein und dafür musste Saku gehen. Doch er konnte es nicht. Nicht so. Deswegen würde er nicht das tun was Hao von ihm verlange. Er würde den Blonden nicht aus böser Absicht verletzten und dann einfach verschwinden. Einen Keil zwischen sie jagen. Nein. Sakutaro machte das auf seine eigene Art. Er würde gehen…und Hana konnte dann endlich wieder so leben wie er es sollte. Aber vorher…musste sich unbedingt noch was in diesem Dorf ändern. Nämlich seine Beziehung zu seinem Vater und vielleicht…schafften sie das sogar zusammen. Denn eher würde er nicht von hier weggehen und ihn allein lassen. Sein Leben sollte sich stabilisiert haben. Vielleicht…konnte er wenigstens DAS noch für ihn tun.

Und während er darüber nachdachte, da am Boden kniete und auf seine Abholung wartete, saß neben einem Baum des Dschungels ein schneeweißer Fuchs und behielt ihn genau im Auge. Ihr Schwanz wedelte sanft und sie wusste dass er hier her gehörte. Sah es ihm an. Er war nur dafür geboren worden. Und für sie…war er Hana sein Dyami und damit würde er hier auch sein Schicksal erfüllen. Er würde die Familie, gemeinsam mit Hana, zusammenbringen. Denn sein Blut war rein…und gehörte einfach in diese Familie.
 

Ich brauchte dich um mich durch zu bekommen. Konnte dem nicht wiederstehen und wollte es auch nicht. Glaub mir ruhig, denn es ist wahr. Ich konnte es nicht besiegen und wollte es auch nicht versuchen. Es war die perfekte Hölle für mich in die ich gehörte. Es war mehr als ihr jemals verstehen könntet. Hier unten wo der Rest von uns noch immer fällt. Wir rotteten dahin ohne etwas zurück zu lassen, während ich in dieser perfekten Hölle gefangen war. Meine Abhängigkeit hat begonnen in dem Moment wo ich anfing zu zerstören. Wie bin ich nur so tief gefallen? Glaub mir: keiner weis das. Manchmal kann ich einfach nicht damit aufhören und keiner kann mir da raus helfen. Und nun hat es von mir Besitz ergriffen. So das ich nicht mehr weis ob ich es nun noch da raus schaffen kann. Denn je weniger ich mache umso mehr ergibt es keinen Sinn mehr. Ich war eine wandelte Pest welche durch Illusionen aufrecht erhalten wurde. Am Rande der Zerstörung krallte ich mich an dir fest, während mein dünnes Blut unaufhaltsam blutete und mein Puls raste kurz bevor mein Herz drohte in die Luft zu fliegen. Da gab es keine Möglichkeit dagegen zu gewinnen. Ich hatte das akzeptiert. Und es war so schwer dem nicht nachzugeben, denn ich war das Unheil dessen Sünden jeden mit in den Abgrund riss den ich kannte. Und könnte es zu spät sein um mich zu retten. Oder dieser Gedanke lebte nur noch in meinem Kopf weiter. Doch es fühlte sich so an als wäre ich in einem tiefen, dunklen Loch aufgezogen worden. Als Gefangener ohne Parole. Man sperrte mich ein und nahm mir meine Seele. Eine Schande dass man mir das antat. Doch dann saß ich dort und rief nach dir. Du hast mir geantwortet als wäre ich der einzige für dich. Deine Arme waren ausgestreckt um mich zu empfangen, doch wenn du damit fertig warst…hattest du mich auch schon in Stücke gerissen. Also sag mir: Warum hat mir die Liebe eine Waffe in die Hand gedrückt? In meinen Kopf gepflanzt und in meine Hand gedrückt. Warum sticht mir die Liebe ein Messer ins Herz? Und warum reißt die Liebe mir weiter meine Wunden auf? Ist das alles eine Rückzahlung an mich? Oder aus Rache? War es wegen meinem Verhalten? Oder wegen meiner Sturheit? War es wegen dem geilen Gefühl der Ekstase meine Hoffnung an den Rand des Wahnsinns zu stoßen? Also warum nur? Warum hat mir die Liebe eine Waffe in die Hand gedrückt? Vielleicht warst auch du es gewesen. Du gabst sie mir nicht wahr? Damit jedes Mal, wenn ich dich vor mir sah, wenn ich an dich dachte, ich mir genau diese an die Schläfe halten konnte um alles zu beenden. Damit ich zu dir konnte. So oft habe ich sie mir an den Kopf gehalten. Wollte abdrücken. Doch nun…nun kann ich es nicht mehr, denn ich habe etwas gefunden. Etwas gefunden wofür es sich zu kämpfen lohnt. Und so sehr ich dich auch vermisse, nur durch ihn…kann ich wieder vollkommen sein. Und mein alter Freund der Tod…muss noch etwas länger auf mich warten.

First step

Deine Zeit fing an sich dem Ende zuzuneigen. Genauso wie es die Natur immer plante. Doch für mich war es, bis dahin, als würde ich von einem hungrigen Biest verfolgt werden. Eines das nach seiner täglichen Mahlzeit Ausschau hielt und nur darauf wartete dass ich einen Fehler mache. Ein Jäger am Rande des Todes und seinen letzten Atemzug machend. Aber das ist das Gesetzt der Natur. Und wenn die Sonne auf geht, mit deinem Leben das auf dem Spiel steht, am Leben bleibend und ohne eine Wahl, müssen wir dem Ruf der Wildnis folgen. Denn hier draußen überleben nur die Stärksten. Was getan wurde kann man nicht mehr rückgängig machen, denn es wurde gemacht um am Leben zu bleiben. Der Tanz des Lebens, nämlich der Jäger gegen seine agile Beute, ist schon immer da gewesen und ein Kreislauf. Und es gibt keine Garantie dafür wer das am Ende gewinnen wird, der Starke, oder der Schwache. Wer war ich bloß davon gewesen? Ich kann es nicht beschreiben, aber etwas Wildes ist in mir und es versteckt sich vor den Augen aller anderen. Doch dann bist da du und alles was ich mache ist mich vor dir zu verstecken. Du der du so viel stärker bist als ich Welpe. So wünsche ich mir es würde einfach nur weg gehen. Diese Angst vor dir. Doch was würdest du nur tun in meiner Situation? Was würdest du tun? Denn all der Schmerz, den ich dachte unterdrücken zu können und alle Gedanken lenkten mich zurück zu dir. Zurück zu dem was ich niemals zu dir sagen konnte. Es rannte vor und zurück in meinem Kopf, so dass ich diese Verwirrung nicht mehr aushalten konnte. Ich schaffe es einfach nicht, also bitte komm und bring mich hier weg, denn ich fühle mich so allein. Als wäre ich ganz auf mich allein gestellt um damit zurecht zu kommen. Meine Wörter werden Tag für Tag immer kälter und ich will nicht dass sie dir wehtun. Obwohl ich weis, dass wenn ich sie dir sagen würde, du es verstehen würdest, denn du warst schon immer die Einzige die mich verstanden hatte. Ich bin nicht mehr in der Lage dir in die Augen zu sehen und ich gehe nirgendwo hin so einsam wie ich bin. Auch bin ich nicht mehr in der Lage dich zu umarmen, denn ich habe dich im Stich gelassen als du mich am meisten gebraucht hast. Ich war noch klein, aber ich hätte was tun müssen. Ich hätte ihn stoppen müssen. Doch alles was ich jetzt noch tun kann ist dich um Vergebung zu bitten, sollten wir uns jemals wieder sehen. Du bist so weit weg. An einem besseren Ort hoffe ich. Doch wenn ich die Chance bekomme, dann mache ich es wieder gut. Ich mache alles wieder gut. Für dich, für sie und für ihn…Für jeden den ich liebe.
 

Die Sonne schien hell an diesem warmen Tag und der Wind pfiff kaum über das Land, das immer stärker anfing zu erblühen.

Ein kleiner Vogel sprang vor seinen Augen von einem Ast zum nächsten auf einer Kirschblüte herum. Dieser putze sein Gefieder hektisch und schüttelte dabei immer wieder den Kopf während ihn der kleine Junge, am Boden, einfach nur anstarrte. Sein Blick war nach oben gerichtet und fokussierte sich auf das Vögelchen, welches dann wieder anfing zu trällern und danach schließlich schnell davon flatterte, so dass ihm der Blick des Jungen folgte. Frei. Es flog einfach davon. Dieses Tier war so frei und konnte sich einfach in die Lüfte erheben und hinfliegen wohin es auch immer wollte. Wie gern…würde er das auch tun können. Hoch fliegen in die Lüfte wie ein stolzer Adler. Frei von all den Sorgen die ihn auf dem Boden plagten und das ganze Land unter seinen Füßen. Seine Heimat plagte. Doch das war ihm nicht möglich, würde es niemals sein, also blieb er dort alleine unter dem Baum stehen und hatte dabei seine Hände in den Hosentaschen.

Es war wieder Frühling geworden. Der letzte kalte Winter verschwand endlich und machte seine finalen Atemzüge, die aus kaltem Wind bestanden, während die Sonne immer mehr gewann und Leben mit sich brachte. Das Land fing an zu erblühen und das jeden Tag immer mehr. So auch die Kirschblüte die langsam anfing in voller Pracht zu erblühen, auch hier bei ihnen in Nagano. Doch im Gegensatz zu den rosanen Blüten in anderen Bereichen Japans, die aber eigentlich eher seltener vorkamen, waren die Blüten an ihren Sakuras meist eher weiß als rosa. Gaben dem Ganzen damit einen unschuldigen und reinen Anstrich. Doch Pflanzen waren nicht so sein Ding, weswegen er sich nicht sonderlich darum scherte welche es waren, sondern einfach nur fand dass sie schön aussahen und mehr nicht. Er hasste Blumen nicht, aber konnte sie auch nicht gut leiden. Und erst recht konnte er die Sakura nicht sonderlich leiden, denn deren Kanji war in seinem Nachnamen mit drin…den er auch nicht leiden konnte. Es erinnerte…ihn zu sehr an seinen Vater.

Egal wo er neuerdings auch hin ging und wo nach ihm gerufen wurde, immer riefen sie ihn mit seinem Nach- und nicht Vornamen. Sie riefen ihn nämlich Sakurai. Ein Name der sehr schön war und gern als Nachname genommen wurde, für ihn aber mehr eine Bürde war als alles andere. Es verknüpfte ihn zu sehr mit seinem Vater und erinnerte ihn jedes Mal daran dass er sein Blut in sich trug. Seine Gene besaß. Und allein heute war es wieder sehr oft passiert dass er so gerufen wurde und er hasste es. Demnach schnaufte er gerade die Luft aus seiner Nase und fing an nachhause zu laufen. Setzte sich dabei in Bewegung. Über seine rechte Schulter war eine Umhängetasche die braun war und in der er alle seine Utensilien für die Schule drin hatte. Heute war nämlich nicht irgendein Tag gewesen, sondern sein erster Schultag. Und im Gegensatz zu anderen Ländern fing bei ihnen die Schule mit Beginn des Frühlings an, nämlich am ersten April. Und somit war auch seine Zeit gekommen. Er war alt genug und durfte somit endlich in die Schule gehen. Wobei ENDLICH ganz besonders hervorgehoben werden musste in diesem Satz. Denn lange hatte er darauf warten müssen.

Sakutaro musste ja etwas länger warten bis er in die Schule durfte. Das hatte aber nichts damit zutun das er zu dumm war, oder zu verspielt, sondern eben mehr weil seine Familie so knapp betucht war und sie nicht wussten ob sie ihm alles für diese besorgen könnten. Sie waren eben nicht sonderlich reich. Nagten eher am Hungertuch als am Reichtum, aber es war noch gut zu stemmen trotz aller Probleme und den steigenden Preisen im Land. Ihn nun endlich auf die Schule schicken zu können machte besonders seine Mutter sehr froh…aber nicht wirklich seinen Vater. Sein Vater Satoshi hatte schon immer viel an ihm zu meckern gehabt, seit er noch kleiner war lief das schon so und es wurde von Tag für Tag schlimmer. Sakuraro konnte sich auf den Kopf stellen und versuchen ihm alle seine Wünsche zu erfüllen…es war nie genug gewesen. Sein Vater war laut, aggressiv und schlug um sich wenn ihm was nicht passte. Und das Schlimmste war: das nicht mal er das sonderlich abbekam…sondern eher seine Mutter. Etwas was ein absolutes Verbot für den Kleinen war.

Und während der Junge über den Hof und weg vom Schulgebäude lief, neben sich dabei noch die glücklich brüllenden und lachenden Kinder vorbeirennen sah…da wurde ihm anders. Schwer und krampfend in der Brust wurde ihm. Denn Sakutaro sah ihnen zu. Sah wie sie zu ihren Eltern rannten und sich stolz, mit ihren Taschen, an diese warfen und mit ihnen sprachen wie schön doch die Schule war. Sie redeten und laberten und ihre Eltern lachten und lächelten dabei mit, sahen sie mit so viel Liebe an, das es dem Schwarzhaarigen wieder komisch in der Brust wurde. Es krampfte. Tat weh. Doch er konnte dieses Gefühl schnell einordnenden und wusste was es war. Musste nicht lange darüber nachdenken. Denn das zu sehen…tat ihm plötzlich sehr weh, weswegen er auch stehen blieb und weiterhin dort hin sah. Sein Blick ruhte dann nämlich auf diesem Mädchen vor ihm, das sich an ihre Eltern warf und fröhlich von der Schule sprach. Er sah wie das braunhaarige Mädchen danach, von den Eltern, an jeweils einer Hand genommen wurde und sie schließlich zusammen nachhause liefen. Und ganz besonders achtete Sakutaro auf den Vater, denn dieser…er sah sie so voller Stolz an…Und Saku konnte dann nicht anders als kurz das Gesicht schmerzhaft zu verziehen, denn er wollte sowas auch gerne. Irgendetwas in seinem Herzen sehnte sich plötzlich danach ebenfalls gemeinsam von seinen Eltern abgeholt zu werden. Das sie ihn beide auch so an den Händen halten würden und jedem im Umfeld signalisierten wie stolz sie auf ihn waren und wie sehr sie ihn liebten. Ein Gefühl das er noch nie zuvor hatte, denn meist hatte er seine Emotionen gut unter Kontrolle. Sehnte sich nicht nach sowas sondern blieb auf dem Boden der Tatsachen stehen. Also warum wünschte er sich das so plötzlich? Besonders…das sein Vater das tat…und das wo er ihn doch eigentlich hasste. Er sehnte sich danach das es anders zwischen ihnen wäre…Etwas was er im Keim sofort ersticken musste und deswegen sich von diesem Anblick los riss und wieder vor sich sah. Saku musste damit aufhören. Es brachte nichts. Denn nicht jeder hatte tolle Eltern und sein Vater war nun mal ein riesen Arschloch. Aber dafür hatte er seine Mutter die ihn über alles liebte und er sie auch. Deswegen wand er sich schnell ab und es war auch gut dass er das getan hatte, denn nicht wenige Meter vor sich sah er dann auch schon seine Mutter bereits am Ende des Schulhofs stehen und ihm lieb zuwinken. Sie war gekommen um ihn abzuholen und alles war sofort wieder wie weggefegt wenn er sie sah. Sein Herz pochte fröhlich und ein leichtes Lächeln zierte seine Lippen. Mama war da und das war das Wichtigste. So machte er sich schnellen Schrittes auf sie zu und kam nach Sekunden auch schon bei ihr an. Sah zu ihr auf.

Sakutaro war innerhalb der letzten Monate etwas gewachsen und ging seiner Mutter damit nun sogar schon locker bis zur Brust. Vor kurzem hatte er erst Geburtstag gehabt und für sein Alter von sieben Jahren war er ein wirklich großer Junge, vielleicht sogar der Größte in seiner Klasse, besonders dann wenn sie die anderen Kinder so um sich vom Hof rennen sah. Etwas was er von seinem Vater hatte denn auch Satoshi war ein großer Mann mit seinen guten 189 Zentimetern. Besonders für einen Japaner. Ob ihre kleine Kirschblüte allerdings so groß werden würde, wie er, das würde sich noch zeigen. Vielleicht konnte er etwas dazwischen werden, denn Fujuhi war nicht sonderlich groß als Japanerin und Satoshi eher die Ausnahme dieser Riese. Doch wo sie sich GANZ sicher war, dass war das er ein hübscher Kerl werden könnte und an dessen Brust man sich verlieren würde, wenn er einen umarmte. Schon peinlich aber sie schwärmte von ihrem Sohn. Er wahr ihnen echt gut gelungen und so ein Hübscher noch dazu. Sakutaro war, bei seiner Geburt, ein hübsches Baby gewesen und nun wurde er langsam, aber sicher, zu einem hübschen Mann. Einer nachdem sich Frauen später sicherlich die Finger lecken würden. Musste sie später vielleicht sogar noch aufpassen dass er nicht ausgenutzt wurde, weil er so gut aussah? Das sich Frauen ihm von links und rechts um den Hals werfen würden? Sie wusste es nicht und es war auch noch genug Zeit bevor sowas passieren könnte. Also weg damit. So fasste sie ihm kurz darauf auch schon in sein unordentliches, schwarzes Haar und strubbelte sanft durch dieses, als sie ihn darauf lächelnd fragte:

„Und? Wie war dein erster Schultag mein kleiner Kami?“

Man sah Sakutaro sofort an das es ihm peinlich war so durch sein Haar gestubbelt zu bekommen. Einfach weil seine Blicke von links nach rechts huschten und seinen Klassenkameraden folgten die an ihm vorbei liefen. Sie schienen ihn dabei etwas zu zu kichern und das mochte er überhaupt nicht. Sie machten sich über ihn lustig. Und es lag nicht an seiner Mutter, also das er sich für sie schämte, aber er hatte in seiner Klasse leider auch Kinder die er kannte und die nicht so gut auf ihn zu sprechen waren. Vielleicht sogar auf die Idee kommen könnten ihn auszulachen oder deswegen zu hänseln. Etwas was er auf keinen Fall wollte. Sein Leben war auch so schon schwer genug, da brauchte er nicht noch Kinder die ihm in der Schule alles schwerer machten als es eh schon war. In der Hinsicht war er dann doch zu stolz um sich peinliche Blöße geben zu wollen indem man ihn “Muttersöhnchen“ nannte, oder so. Obwohl er das ja eigentlich war, denn er liebte seine Mutter überalles. Auch wenn sie ihm gerade mal wieder einen peinlichen Spitznamen gegeben hatte und das auch noch vor allen anderen. Kami…er war doch kein Kami! Und auch mochte er es nicht wenn sie zu ihm „kleine Kirschblüte“ sagte! Was sie gern mal einfach so tat und das nur weil er unter einer zur Welt gekommen war und dieses Kanji ja in seinem Nachnamen drin steckte. Das Einzige was er wirklich, als Spitzname, akzeptierte war: „Engelchen“ und er wusste nicht mal warum. Er mochte es einfach wenn seine Mama es zu ihm sagte, denn sie sprach das sanfter aus als alles andere. Vielleicht lag es daran? Dennoch schüttelte er dann den Kopf und löste somit die Hand seiner Mutter aus seinen Haaren, als er peinlich und etwas errötet vor sich auf den Boden sah und sprach:

„M-Mama nenn mich nicht so! K-Können wir einfach wieder heim gehen?“

Als er das sagte sah sie ihn aufmerksam dabei an.

Auf seinen Wangen hatte sich eine leichte Röte gelegt und Fuyuhi konnte genau sehen wie sein Blick immer mal wieder zwischen den Kindern um sich und dann erneut auf den Boden vor sich wechselte. Das war interessant. Sie wusste schlagartig genau was in ihm vor ging und dazu musste man kein Genie sein, sondern nur Empathie besitzen und Mutter sein. Offenbar schämte sich ihr Sohn. Wegen ihr? Vorstellen konnte sie sich das nicht, sicherlich lag es an den Spitznamen. Und alles was sie dann darauf machte war wieder ein sanftes Lächeln auf dem Gesicht zu bekommen und sie fasste ihrem Sohn dann auf die rechte Schulter. Ließ ihre Hand dort ruhen dass es wärmer wurde. Sekunden danach sah er aufmerksam zu ihr auf und sie sprach lieb runter:

„Dann lass uns gehen Sakutaro.“

Ein Lächeln…aber es wirkte irgendwie nicht ehrlich. Nicht so wie sonst. Hatte er…Mama besorgt? Er nickte darauf aber nur und endlich liefen sie los. Weg vom Hof der Schule und langsam nachhause. Und er war froh darüber denn sein erster Schultag war ganz komisch gewesen. Nicht nur war er mal wieder die ganze Zeit über allein umhergewandert und hatte mit niemanden gespielt, sondern er kam sich so…überflüssig vor. Also würde er nicht da rein passen. Saku hatte zuhause bereits schon sehr viel gelernt, unter anderem auch schon leicht das Schreiben und Lesen und das alles bevor er mit der Schule anfing. Weswegen er jetzt nicht mehr ganz so genau wusste warum er in die Schule gehen müsste. Sein Vater sagte ihm ja auch mal, dass es nicht wichtig für ihn wäre und abgesehen von Allgemeinwissen, was brachten sie ihm da schon bei was er später nicht auch im Militär lernen würde…Wo er eh hin musste. Wovor es ihn sogar grauste. Besonders er als Kind konnte sich da keinen Reim drauf machen, aber das war auch okay denn seine Mutter war ja für ihn da und half ihm wo sie nur konnte. Sie wusste dass die Schule sehr wichtig war. Nicht nur zum Rechnen lernen, sondern auch um soziale Kompetenzen zu entwickeln. Sakutaro musste lernen mit anderen klar zu kommen und sich auch noch langsam von seiner Mutter losreißen, die ja bekanntlich seine ganze Welt darstellte. Denn oft machte er den Eindruck dass er niemanden brauchte, außer Mama und das war falsch. Er war schon immer kein sehr geselliges Kind gewesen und scheute gerne mal Verantwortung für andere, etwas was seine Mutter aber persönlich nicht verstand. Denn schon öfters hatte er gezeigt dass er in der Lage war zu führen und wichtige Entscheidungen zu treffen wenn es drauf an kam und er war erst sieben! Nicht nur wenn er ihr beim Haushalt half und dann gerne mal das Ruder übernahm, sondern auch wenn er mal mit Kindern spielte, was aber leider Jahr für Jahr immer weniger wurde, zeigen sich diese Eigenschaften bei ihm. Er konnte führen, aber wollte nicht. Sakutaro fing an sich bewusst abzukapseln und sich zurückzuziehen, aber genau das durfte er nicht. Er war ein Kämpfer, genau wie sein Vater und wusste instinktiv wie man andere leiten könnte. Dennoch war er komplett anders als sein Vater, denn Saku…war sehr empfindlich im Innern. Er war ein liebevoller Junge der das hinter seiner grimmigen und verschlossenen Art versteckte und er war einer…der keine Verantwortung über andere haben wollte. Fast als hätte er Angst falsche Entscheidungen zu treffen und andere dann damit zu verletzten. Und genau das unterschied ihn gewaltig von Satoshi, der sogar meist über Leichen gegangen war um seinen Auftrag zu erfüllen. Er hatte sich verändert. Aber Sakutaro war nicht so. Er besaß etwas was er von seiner Mutter vererbt bekommen hatte…nämlich Liebe und Mitgefühl. Er war leidenschaftlich wenn er für etwas kämpfen musste was er liebte und das machte sie sehr stolz. Ihr Sohn hatte aber leider auch die Neigung, wie sein Vater, mal schnell den Bogen zu überspannen und dann brauchte er jemanden der ihn bremste. Jemand der ihn am Boden hielt. Und Fuyuhi hoffte innerlich das es mal ein hübsches Mädchen sein würde das sein Herz im Sturm eroberte und ihn dann damit im Zaum hielt. Doch egal was auch kommen würde, sie persönlich wäre einfach nur glücklich wenn er unter die Haube von einer liebevollen Person kam die ihn im Gleichgewicht hielt. Und er diese auch. So wie es auch damals bei ihr und Satoshi gewesen war. Damals…bevor diese eine Schlacht passierte.

Sie liefen weiter den langen Weg hoch zu ihrem Haus und durch den Wald der in junger Blüte stand, als es plötzlich so wirkte als hätten die Kami ihren Wunsch gehört, denn wenige Sekunden, nach denen sie einfach nur liefen, tauchte plötzlich eine Stimme hinter ihnen auf und rief laut:

„Hallooo! Hallo Saku!!“

Fuyuhi und ihr Sohn blieben sofort stehen und sahen hinter sich den Weg hinab wo ein kleines Mädchen auf sie zugerannt kam. Sie schleppte sich mit ihrem kleinen Rucksack den ganzen, sandigen, Weg hinauf und lächelte dabei so lieb zu ihnen. Ihr kurzes, schwarzes Haar, wehte beim Rennen und die junge Mutter musst sofort zurücklächeln und leicht winken als sie das sah, denn sie kannte dieses Mädchen. Oh ja sie kannte sie gut, denn es war die Tochter ihrer Nachbarn und ein sehr gutes und hilfsbereites Kind. Süß noch oben drein, auch wenn sie leicht mollig war. Es war die kleine Chiharu, die ein gelbes Kleidchen trug und der Saku schlagartig nur einen etwas genervten Blick zuwarf. Na toll, auch das noch. Es war diese Nervensäge von nebenan. Das hatte ihm noch gefehlt für das perfekte Chaos.

Vielleicht klang es erst mal so als könnte er sie nicht aussehen, aber das war nicht der Fall denn er mochte Chiharu eigentlich gern. Nur hatte sie leider diese blöde Art an sich, ihn immer dann aufzusuchen wenn andere dabei waren, oder er nicht mit ihr spielen wollte. Denn es wurde ihm schnell peinlich, wenn andere ihn und sie zusammen sahen, einfach weil man dann denken könnte sie wären feste Freunde. Also…also ein Pärchen, oder so. Ein Pärchen…Es schauderte ihn wenn er nur daran dachte und jagte durch seinen kompletten Körper wie eine Welle. Er und die dicke Chiharu? Eher fiel ihnen der Himmel auf den Kopf! Und noch peinlicher war es, das er als Junge, eigentlich Jungs als Freunde haben sollte und nicht ein Mädchen, denn wie sah das denn bitte aus? Es wirkte als wäre er ein Weichei das gerne mit Puppen spielte, oder so! Also drehte er den Kopf schnäubig weg und sah auf den Boden vor sich. Ehrlich gesagt wollte er sogar am liebsten in diesem versinken. Besonders wegen dem was sie gesagt hatte, denn er mochte das nicht. Und wenige Sekunden danach kam das dicke Mädchen auch schon links neben Fuyuhi ihrem Sohn zum stehen und schnaufte erst mal vom Rennen aus, dann aber sah sie wieder lieb zu Sakutaro und sprach:

„Hi Saku! Gut das ich dich noch erwische! Du hattest doch heute auch deinen ersten Schultag! Wie war deiner gewesen? Meiner war toll! Aber warum hast du nicht mit mir spielen wollen? Ist was gewesen? Ich weis was! Wollen wir gleich zusammen spielen? Ich weis auch schon genau was! Lass uns zum Bach gehen und einen Damm bauen! Den können wir danach dann auch sofort wieder einreißen!“

Sie lächelte lieb und ehrlich. Chiharu spielte gerne mit ihm zusammen und besonders mochte sie es mit ihm etwas zu bauen nur um das dann gemeinsam wieder einzureißen. Er hatte etwas Wildes und Freches an sich und genau das mochte sie so bei ihm. Er war anders als die anderen Jungs in ihrem Dorf. Er war nett zu ihr und ehrlich. Und nie hatte er sie beschimpft oder geärgert. Etwas was sie schätzte. Doch heute schien er nicht so gut drauf zu sein, was sie nicht verstand. Sakutaro schnaufte dann plötzlich auf ihr Gerede.

Dieses Mädchen…warum ging sie ihm so auf den Wecker? Und er sah sie noch immer nicht an, während sie den Kopf leicht verwirrt nach links drehte und ihn anstarrte. Sie ja förmlich auf eine Antwort von ihm zu warten schien. Es sie sogar nach einer Antwort von ihm lechzte und die er ihr eigentlich nicht geben wollte. Sie nervte und das schon den ganzen Tag. Es stimmte das auch sie heute eingeschult wurde und das wo sie doch erst fünf war. Lag aber sicherlich auch daran das ihre Eltern viel Geld hatten und sie auf eine Privatschule ging, die im Gebäude neben ihrem lag, dort wo er hin ging. Nicht nur hatte er sie an der Backe wenn er einen Fuß aus dem Haus machte, nein, denn nun kam es auch noch in der Schule soweit! Hatte sie dort ebenfalls an den Hacken. Denn kaum als sie sich in der Schule getroffen hatten, wollte sie nicht mehr von ihm weg. Sie tippelte ihm nach wie ein verliebtes Hündchen und nannte ihn immer und immer wieder dabei: „Saku“, wenn sie ihn ansprach. Etwas was er nicht mochte. Und den Grund dafür fand er sogar noch bescheuerter. Sie nannte ihn angeblich so weil das „Saku“ in dem ersten Teil von seinem Vor- und Nachnamen vor kam und ihr Sakutaro einfach zu lang war. Was ER allerdings mochte war aber anscheinend völlig egal in ihrem kindischen Hirn. Das war aber nur ein Teil seiner Probleme, denn ehrlich gesagt möchte er es momentan allgemein nicht mehr so sehr sie um sich zu haben. Komischerweise nicht mehr nachdem das im Winter passiert war. Dieser Zwischenfall vor einigen Monaten. Damals wo er so Probleme mit dem Herzen bekommen hatte und diese auch nie wieder auftraten.

Etwas hatte sich, von dem Moment an, in ihm verändert und seit jenem Tag konnte er auch diese schöne Melodie nicht mehr hören. Die die ihn damals den Abend in den Schlaf gewogen hatte. Sie war einfach weg und kam nie wieder. Noch dazu hatte er das Gefühl etwas Wichtiges vergessen zu haben, aber konnte sich nicht erinnern was es war. War es…ein Name gewesen? Er wusste es nicht mehr. Aber zurück zu Chiharu: Er mochte er es nicht wenn sie ihn „Saku“ nannte! Sein Name war Sakutaro und nicht Saku! Die sollte damit aufhören! Es klang nämlich, für ihn, als würde sie einen kleinen Köter zu sich rufen und das war er eben nicht! Mann sie nervte! Und das obwohl sie so eine süße Stimme dabei hatte. So lieb und hoch. Der Schwarzhaarige schämte sich plötzlich nur noch mehr und Fuyuhi sah ihm das an.

Sie sah wie sehr sich ihr Sohn dagegen wehrte dieses freundliche Mädchen anzusehen und sich immer mehr von ihr abwand. Das war ja komisch. So nicht seine Art. Weswegen sie ihm dann lieb lächelnd auf die rechte Schulter fasste, während sie zu Chiharu sah und dabei sprach:

„Hallo Chiharu! Das ist aber lieb das du danach fragst! Es ist noch genug Zeit bevor es spät wird und er möchte das ganz sicher auch. Nicht wahr, Sakutaro?“

Sie wand sich damit absichtlich an ihren Sohn und streichelte ihm dabei noch mal über die Schultern, die sie nun beide gefasst hatte, denn es machte sie froh zu wissen dass dieses Mädchen mit ihm spielen wollte. Es zeigte dass er nicht ganz so einsam war wie er selber immer dachte und Chiharu war wirklich eine Süße. Die Kleine war gut einen Kopf kleiner als er, einfach weil ihr Sohn so ein Großer war und wirkte demnach noch zärtlicher und empfindlich neben ihm. Und das obwohl sie etwas mollig war. Aber zwischen ihnen lagen auch zwei Jahre unterschied, also vom Alter her und das sie nun zusammen eingeschult wurden war einfach dem geschuldet das Sakutaro später erst zur Schule ging als sie und sie früher in die Privatschule kam, auf die sie ihre Eltern ja schickten. Sie war inzwischen fünf und ihr Sohn schon sieben. Demnach war er um ein Jahr ein Spätzünder was die Schule betraf, aber nicht weil er das nicht konnte, sondern weil sie auch noch, mit ihrem Mann so einen Streit deswegen hatte. Auch besaßen sie nicht gerade viel Geld um ihn alles für die Schule zu ermöglichen. Utensilien und alles was er für die brauchen würde. Ja es war eine lange Diskussion gewesen und Fuyuhi hatte deswegen länger und öfter in Läden aushelfen müssen, nur damit Sakutaro endlich auf die Schule gehen konnte. Ihn nun dort zu wissen und das er schließlich anständig was lernen konnte, machte sie glücklich. Und noch glücklicher war sie darüber das er so eine nette Freundin gefunden hatte. Die zwei Kleinen kannten sich nun schon etwas länger und irgendwie hoffte sie dass aus ihnen vielleicht mal eine Kindheitsliebe werden könnte, denn sie sahen echt süß zusammen aus. Aber alles zu seiner Zeit, denn nun sollte ihre kleine Kirschblüte erst mal ein Kind sein. Erwachsenwerden und eigene Kinder kamen auch noch von ganz alleine mit der Zeit. So streichelte sie ihm wieder über die Schultern und er deswegen erneut zu ihr hoch sah.

Sein Blick war etwas verdutzt, änderte sich aber schnell wieder zu beschämt und genervt als er das über sich sah. Saku wusste genau was seine Mama da versuchte und drehte sich nur noch mehr stur und mürrisch von der Kleinen neben sich weg während er wieder auf den Boden sah. Er wollte nicht mit ihr spielen, sondern lieber, wenn überhaupt, etwas mit seiner Mama machen. Noch dazu war der Tag nicht so seiner gewesen. Und immerhin hatte er sich den ganzen Tag schon darauf gefreut wieder heim zu gehen. Für ihn gab es Wichtigeres zuhause zu erledigen, als mit der dummen Kuh an einem Fluss, im Dreck, rumzufliegen! Was auch daran lag das er nicht so blöd und anders war wie die anderen Kinder. Ja er war anders. Und deswegen verstand er nicht so ganz warum andere Kinder sich so sehr darauf freuten fast den ganzen Tag in der Schule zu hocken und zu lernen, ja und dann auch noch Hausaufgaben aufgebrummt zu bekommen. Sich dann nach der Schule wie Tiere in den Dreck zu werfen und dann auch noch Ärger zu bekommen weil die Kleidung gewaschen werden müsste. Nicht das er keinen Spaß am Lernen hatte und nicht rumtollte, aber so blind und naiv war er dann doch nicht. Lag aber sicher auch daran dass er der Älteste in der Klasse war mit seinen sieben Jahren, also mit dem einem Jahr das er voraus und mehr auf dem Buckel hatte als der Rest. Er war nicht mehr ganz so kindlich. Und er war ganz froh wenn er mal von Chiharu weg kam, denn wie bereits gesagt: sie ging ihm ja schon den ganzen Tag auf den Wecker. So drückte er sich instinktiv näher an seine Mutter, fasste sie am unteren Teil ihres weißen Kimonos und lehnte sich von dem Mädchen neben sich weg, als er dabei mürrisch zu ihr sprach:

„Nein möchte ich nicht! Ich will mich nicht, wie du, so saublöd in das Wasser eines Bachs werfen! Es hat immerhin nicht jeder so viel Geld, für neue Kleidung, so wie du! Geh einfach nachhause und las mich in Ruhe, Chiharu!“

Leicht erschrocken, über seine Worte, sah Fuyuhi zu ihm runter.

Er sagte das sehr unhöflich zu der Kleinen und warf ihr dabei sogar noch einen genervten Blick zu. So sehr sogar das ihn Chiharu verdutzt ansah und wieder den Kopf schieflegte. Sie alles locker aufnahm. Das verstand sie nicht. War er sauer oder so? Aber warum nur? Sie konnte es auch nicht wissen, denn das war etwas was nur in seinem Schädel abging. Der ja ganz besonders komisch war für ein Kind in seinem Alter. Immerhin war er inzwischen schon sieben und fand es langsam doof mit Mädchen zu spielen. Noch dazu hielt ihn die Sorge um das Geld seiner Familie steif. Er zeigte sich damit sogar etwas frühreif. Was nicht schlecht war, aber Fuyuhi fand es besser er würde sich die Sorgen, um das Geld und das Finanzielle in ihrer Familie, lieber ihr überlassen, als sich damit selbst zu belasten. Und das mit Mädchen und Junge war auch so sein Thema wo er schneller erwachsen wurde als vielleicht die Anderen. Es stimmte und es kam nun auch mal die Zeit in der Jungs irgendwann nicht mehr mit Mädchen spielen wollten und bemerkten das sie „anders“ waren. Bei Saku hatte das inzwischen sogar schon eingesetzt. Er fing bereits schon mit fünf an zu bemerkten das er, im Schritt, anders war als Mama und begann damit sich selbst zu erkunden und zu hinterfragen. Auch seine Mama drauf anzusprechen. Etwas was völlig normal war und genau deswegen schlussfolgerte er daraus das auch Chiharu, die ja ein Mädchen war, genauso sein müsste wie Mama, also eben anders. Halt kein Junge so wie er. Es war drollig wie Kinder sich selbst endeckten und neugierig wurden. Und noch drolliger wenn man bedachte das sie dann, eines Tages, nicht mehr mit Mädchen spielen wollten, auch weil die Interessen sich änderten. Nur um ihnen später dann wieder nach zu laufen…einfach weil das sexuelle Interesse am anderen Geschlecht aufblühte. Ja und dann wollten sie wieder mit den Mädchen „spielen“ wie man so schön sagte. Aber auf eine ganz andere Art und Weise. Es war so normal…aber änderte gerade nichts an der Situation dass Sakutaro, im Moment, sehr gemein zu ihr gewesen war. Etwas was seiner Mutter nicht passte und sie ihn deswegen mit der rechten Hand leicht auf seinen Kopf schlug und sie ihn damit wieder zur Räson bringen wollte. Etwas was zumindest schon mal seine Aufmerksamkeit erregte und er sich dann an den Kopf fasste wo sie hingehauen hatte. Es war nicht fest gewesen, hatte ihn aber erschreckt, so das er zu ihr aufsah und sie etwas säuerlich zu ihm runter. Sein Blick wurde leicht erschrocken, denn selten war seine Mama sauer auf ihn und wenn sie ihn so ansah, wurde er auch automatisch kleiner als er eh schon war. So zog er sich etwas zusammen, als seine Mutter zu ihm sprach:

„Sakutaro! Das war nicht nett gewesen! So redet man nicht mit einem Mädchen! Sie hat dich nur lieb etwas gefragt, also entschuldige dich sofort, hörst du?“

Als sie das zu ihm gesagt hatte senkte er seinen Blick schnell und sah auf den Boden neben sich. Ja das war doof gewesen...

Saku mochte es nicht wenn Mama ihn anblaffte und er sah deswegen auch schnell ein dass es wirklich unhöflich gewesen war so mit Chiharu zu reden, so dass er schluckte und sich schwer zu dem Mädchen umdrehte und sie ansah. Er drehte sich so dass er wieder gerade vor ihr stand und sie ihn nur weiter verdutzt dabei ansah. Sie selbst hatte es überhaupt nicht so schlimm empfunden, aber wenn Frau Sakurai das sagte dann musste es ja stimmen. Jedenfalls stand sie weiter nur da und verschränkte dann lieb und frech ihre Arme hinter ihrem Rücken während sie Saku ansah und auf seine Entschuldigung wartete, die er sich echt aus dem Rachen zerren musste wie einer der ein Schwert verschluckt hatte. Er hatte eigentlich nur gesagt wie er es fühlte und war ehrlich gewesen, aber genau das war bei sowas nicht fair. Die Kleine hatte ihn nur etwas gefragt und er ging sofort auf Abwehr und wurde sogar gemein dabei. Seine Mama hatte recht…so behandelte man kein Mädchen. Eigentlich sogar niemanden. Also sah er etwas scheu und beschämt zu Chiharu rüber, die noch breiter grinste, als er zu ihr sah und dann wand er wieder seinen Blick auf den Boden. Er wurde etwas rot. Warum wurde er rot? Und dann sprach er schwer aus sich pressend:

„E-es…es war nicht nett das ich eben so gemein zu dir gewesen bin Chiharu…“

Kam es schwer aus ihm raus und seine Mutter sah weiter streng zu ihm runter, legte die Hände dann an ihre Hüfte und sprach:

„Uuuund was noch?“

Er blickte kurz hinter zu seiner Mama und dann wieder vor sich auf den Boden. Saku schluckte erneut. Ach verdammt noch mal! Na gut er hatte es ja verstanden! Dann riss er sich zusammen, schluckte den Kloß im Hals runter und sah das Mädchen vor sich wieder an, als er beendete:

„…Und es…es tut mir leid Chiharu.“

Seine Mutter sah zu ihm.

Wow das war anscheinend schwerer für ihn gewesen als sie dachte, besonders vor der süßen Chiharu. Was ihr zeigte dass er sie offenbar doch ganz gern hatte und einfach zu stur und stolz war um das zu zeigen. Heh, ja da kam der Dickkopf seines Vaters durch. Aber im Gegensatz zu dem hatte Sakutaro sich entschuldigt…was Satoshi nicht mehr machte. Chiharu lächelte plötzlich viel breiter, kam dann zu dem Jungen vor sich und gab ihm schnell einen sanften Kuss auf die linke Wange. Es war schnell und leicht gewesen und noch bevor sie einen Schritt zurück machte, wieder auf Abstand ging und ihn anlächelte, lief er schon puterrot an und wand sich wieder scheu ab. Wie peinlich! Sie hatte ihm einen Kuss gegeben! Auf die Wange! Das war das erste Mal…das ein Mädchen ihn geküsst hatte das nicht Mama war. Und es fühlte sich komisch an. Sein Herz klopfte etwas schneller dabei und er lehnte sich wieder etwas näher an seine Mama.

Wie süß. Fuyuhi seufzte dann als sie zu ihrem Sohn runter sah. Es war ein schöner Anblick gewesen. So voller Liebe. Aber noch mehr seufzte sie…wenn sie sich daran erinnerte, wie schnell die Zeit doch verging und wie sich alles geändert hatte. Einfach alles in ihrer kleinen Familie anders wurde. Besonders damals als ihr Mann zu diesem Gefecht ging. Denn als er zurückkam…war er nicht mehr der Selbe gewesen.

Fuyuhi wusste bis heute nicht was er gesehen, oder erlebt hatte, dass so ein drastischer Wandel bei ihm eintrat. Er sich so veränderte hatte. Alles was sie wusste war dass er sein Bein schwer zerschossen bekommen hatte und er deswegen anschließend nur noch humpeln konnte. Seine ganze Fortbewegung bestand nur noch aus diesem schweren Humpeln. Sie erinnerte sich auch noch genau daran zurück wie lange sie sich um diese Wunde kümmern musste. Ihm oft den Verband wechselte und dann sah was für eine schreckliche Wunde ihm zugefügt wurde. Doch nie hatte er nur ein Wort darüber verloren wie das passieren konnte, denn Satoshi war ein guter Soldat gewesen und sehr wachsam. Sicher erwischte es irgendwann mal jeden unvorbereitet, aber bei ihm war da dir Chance doch etwas geringer durch sein Talent Kämpfe zu kämpfen. Aber egal was ihm auch passiert war, oder er sich dann plötzlich verhielt, sie liebte ihn noch immer. Konnte sich einfach nicht von dem Mann losreißen der er mal gewesen war. Sah diesen immer noch vor sich wenn sie die Augen schloss. Doch er war anders geworden und daran führte kein Weg mehr vorbei. Nun rauchte er, trank Alkohol und ging nicht mal mehr Arbeiten. Er wurde vom Militär finanziell unterstützt, besonders nachdem er diese Wunde bekommen hatte die ihn komplett nutzlos machte für eine Schlacht. Aber da er so gut gedient hatte war diese Unterstützung sowas wie ein Akt der Gnade gewesen. Als würde man einen alten durchgerittenen Gaul auf einen Gnadenhof schicken damit er dort den Rest seines Lebens fristen konnte. Und genau das wusste Satoshi und fühlte sich beschämt deswegen. Wollte das nicht. Seit dem Tag verfiel er dem Alkohol und ließ vieles auch an seiner Familie aus, wenn er frustriert oder angetrunken war. Besonders an ihr setzte er häufiger an und das war ehrlich gesagt auch gut so, denn ansonsten…würde das Sakutaro abbekommen und das musste sie verhindern koste es was es wolle. Sakutaro war ein unschuldiges Kind und er sollte nicht von seinem Vater geschlagen werden und somit verängstigt aufwachsen. Also nahm sie ihn, so gut sie konnte, in Schutz vor ihm, so tragisch es auch klang denn Mütter sollten ihre Kinder nicht vor ihren Vätern schützen müssen. Das sowas überhaupt notwendig sein müsste war schon schlimm genug. Und sicherlich war ihr Mann heute wieder den ganzen Tag in irgendeiner Kneipe verschwunden und verprasste ihr Geld für Sake. So wie er es meistens machte. Was also hieß: er käme spät heim und das war gut so, denn bis dahin war Sakutaro auch schon im Bett und vor ihm sicher. Außerhalb seiner Reichweite für Prügel.

Sie holte sich aus diesen Erinnerungen zurück und seufzte noch mal leicht. Danach streichelte sie ihrem wundervollen Sohn wieder durch sein schwarzes Haar, als sie dabei lieb sprach:

„So ist es gut. Man sollte zu jedem höflich sein und ganz besonders zu so süßen, kleinen Mädchen. Das ist sehr wichtig. Es ist nicht richtig auf Schwächere einzuschlagen Sakutaro und das weist du auch. Mann kann andere nämlich auch mit Worten niederschlagen, so wie auch mit seinen Fäusten. Merk dir das…“

Danach lächelte sie lieb zu ihm runter.

„…Sie nennt dich Saku? Das ist aber ein schöner und passender Spitzname für dich!“

Nach der kleinen Standpauke wand sich ihr Sohn wieder beschämt von der kleinen Chiharu ab und drückte sich etwas näher an den unteren Teil des Kimonos seiner Mutter und damit auch an ihren Bauch. Na toll, nun mochte Mama das auch noch! Er hieß doch „Sakutaro“ und nicht „Saku“! Schöner Dreck. Hoffentlich hing ihm das nicht sein Leben lang nach so genannt zu werden. Es ärgerte ihn, denn er mochte seinen vollen Namen.

Fuyuhi dagegen bemerkte sofort wie anhänglich er wieder geworden war und das er offensichtlich wirklich kein Interesse hatte seiner Mutter von der Seite zu weichen und mit dem Mädchen spielen zu gehen. Was komisch war, denn normalerweise war er nicht so. Sicher neigte Sakutaro dazu lieber allein zu spielen und in der Nähe seiner Mutter zu sein, die seine ganze Welt darstellte, aber dass er SO anhänglich war, dass er sich sogar schon an ihr festklammerte, das war sehr ungewöhnlich für ihn. Vor allem da er eben, bei der Schule, noch sehr abweisend gewesen war und eher beschämt wirkte mit seiner Mutter gesehen werden zu können. Was war also heute mit ihm los? Lag es an der Schule? Immerhin war es sein erster Schultag gewesen und der war in der Regel stressig für Kinder weil alles so neu war. Auch wenn die Meisten das nicht zeigten so war es ein Fakt das Neues in der Regel Stress bei Kindern erzeugte und sie meist nicht wussten wohin mit den Gefühlen und Emotionen. Oder war…vielleicht etwas passiert von dem sie noch nichts wusste? Ihr Sohn konnte mit Druck und Stress gut umgehen, zumindest für sein Alter, aber auch er war nicht fehlerfrei und komplett unverwundbar diesem gegenüber.

Fuyuhi erinnerte sich noch genau daran wie Sakutaro, also er gerade mal 2 Jahre alt gewesen war, ein neues Spielzeug bekommen hatte und er damit völlig überfordert umging. Es war ein kleines Flugzeug, das er von seinen Großeltern, Satoshi seinen Eltern, bekommen hatte und sogar eins dass Geräusche machen konnte. Ihr Baby war überglücklich gewesen und strahlte als er es in den Händen hatte und war so hippelig und aufgekratzt gewesen, dass er darauf dieses zu Boden legte und um das Spielzeug wackelig herumlief, einfach nur um Energie los zu werden die er nicht mehr halten konnte vor Glück. Es sah so süß aus, weil er noch so tapsig gewesen war mit seinen zwei Jahren und sie war so stolz auf ihn. Er war so ein gutes und süßes Kind. Ja und als das Flugzeug dann Geräusche machte da erschreckte er sich schlagartig, sah erschrocken zu seiner Mutter und kam verängstigt auf sie zu. Fing sogar dabei leicht an zu weinen und jammerte immer wieder: Angst! Danach musste sie ihm erst mal erklären dass er keine Angst davor haben musste und als er es verstand liebte er dieses Spielzeug über alles. Er hatte dieses sogar heute noch auf einem seiner Regale im Zimmer stehen…Flugzeuge hatten es ihm schon immer angetan. Und jedes Mal, wenn eines über sie hinweg flog, zeigte er auf dieses und fing an zu lächeln. Ob das aber nun daran lag weil er das militärische seines Vaters im Blut hatte, oder weil er selber gerne fliegen wollte wie ein Vogel, dass wusste sie bis heute nicht. Alles was sie wusste war…das sie sein Lächeln liebte. Er lachte nicht viel, so gut wie überhaupt nicht, aber sein Lächeln allein sprach tausend Worte des Glücks. Und das jedes Mal auf Neue wenn er lächelte…

Sekunden danach zupfte er etwas leicht mit den Händen an der Kleidung seiner Mutter und sprach zu ihr an den Bauch gewandt:

„Können wir jetzt bitte heim, Mama? Ich will nicht spielen sondern einfach nur nachhause.“

Sie sah ihn weiter an und bemerkte wie er sich noch enger an sie drückte und dabei sogar leicht schlotterte. Was war nur…mit ihm los? Dieses Mal dachte sie aber nicht so lange darüber nach sondern nickte nur sanft und zögernd zu ihm runter. Sie fand es schade dass er nicht mehr mit Chiharu spielen gehen wollte, aber sie konnte ihn auch nicht dazu zwingen. Viele Eltern zwangen ihre Kindern etwas zu tun von denen sie selber dachten es wäre das Richtige für sie. Aber das geriet gern mal aus der Balance und anstatt dem Kind zu helfen machte man es nur noch schlimmer, überging die Wünsche des Kindes und verunsicherte dieses damit. Ja konnte sogar Traumata dadurch fördern. Und das wollte sie nicht. Sakutaro war sieben Jahre alt und konnte selbst fühlen und entscheiden was er wollte und was nicht. Und wenn es sich nur um solche kleinen Dinge handelte, ob man nun mit der Person spielen wollte oder eben nicht, da griff seine Mutter nicht ein und respektierte seine Entscheidung. Bei anderen Entscheidungen hielt sie noch immer die Hand über ihn und entschied ob es für ihn richtig wäre, oder eben nicht, aber nicht bei so einer Kleinigkeit. Also sah sie wieder vor zu der kleinen Chiharu, die ihr einen verdutzten und wartenden Blick zuwarf als wollte sie eine Antwort. Welche Sakutaro seine Mutter ihr dann auch gab:

„Es tut mir sehr leid Chiharu, aber du hast ihn gehört. Da können wir nichts machen. Aber vielleicht möchte er morgen wieder mit dir spielen. Nicht wahr…Saku?“

Ihr Sohn zuckte darauf nur mit den Schultern und drückte sich noch enger an sie dran. Fast so als hätte er Angst vor der kleinen Chiharu, was aber nicht der Fall war…sondern etwas ganz anderes. Mal abgesehen davon dass er aufzuckte als seine Mutter ihn ebenfalls „Saku“ nannte. Großer Gott nun fing sie auch noch damit an! Jemand sollte ihn plötzlich raus aufs Feld bringen und erschießen! So sehr schämte er sich. Es hieß: Sakutaro…Er wollte kein „Saku“ hören und auch nicht „Sakurai“ genannt werden! Einfach nur Sakutaro! Der Name…den ihm Mama gab. Inzwischen zog er sogar „kleine Kirschblüte“ vor. Alles, aber nicht „Saku“! Doch er war froh dass seine Mutter akzeptierte dass er nicht mehr spielen wollte. Sie war so gut zu ihm, so wie immer. Genau deswegen liebte er sie auch so sehr. Sie war seine Familie. Und Familie…war das Wichtigste für ihn und wie sich später herausstellen sollte, brach er dafür alle Register um seine eigene zu schützen. Einfach dem Gedenken seiner Mutter zur Liebe, denn durch sie hatte er gelernt wie wichtig es war die Familie zu beschützen. Und dann auch noch…weil er einfach so war. Er war ein Familienmensch.

Chiharu sah noch etwas verdutzt zu Frau Sakurai hoch und blinzelte etwas dabei. Sie war nicht dumm, brauchte aber halt einige Sekunden länger um es zu verstehen. Und als sie es tat lächelte sie auch sofort wieder und nickte mit geschlossenen Augen. Kurz darauf sah sie wieder zu Saku nach vorne und machte einige Schritte zu ihm, bis sie direkt neben ihm stand, er diese Nähe bemerkte und dabei erschrocken zu ihr blickte. Sie war so nah, starrte ihm förmlich ins Gesicht und tief in die Augen, nur eine Nasenspitze von seinem entfernt und sprach dann lieb:

„Okay! Es ist okay wenn du heute nicht willst! Wollen wir dann morgen spielen, wenn es dir besser geht Saku?“

Schon wieder dieses „Saku“! Weswegen er wieder muffig das Gesicht verzog und sich dann von seiner Mutter löste und um sie herum rannte. Sekunden danach stellte er sich hinter sie und lugte rechts an ihr vorbei, als er dabei leicht keifte:

„Weis ich nicht! Können wir jetzt endlich heim Mama?!“

Er zupfte erneut an ihrem Kimono und sah zu ihr auf. Er wollte endlich heim und je länger sie bei Chiharu waren umso mehr fühlte er sich unwohl. Und umso dankbarer war er dann auch als sie ENDLICH losliefen und sich dabei noch von dem Mädchen verabschiedeten, welches ihm solches Kopfzerbrechen bereitete. Da sie allerdings in dieselbe Richtung den Berg hinauf liefen, rannte die Kleine vornweg und er lief langsam mit seiner Mutter weiter hinter her. Irgendwann war sie dann auch nicht mehr zu sehen und verschwand am Ende des Waldpfades, ganz oben nach rechts und lief zu ihrem Zuhause. Während Sakutaro wieder die rechte Hand seiner Mutter hielt und im Laufen auf den Boden sah. Denn er verstand es einfach nicht. Verstand nicht was los war.

Sicher hatte er heute einen anstrengenden Tag gehabt und viel Stress in der Schule, aber noch nie…hat er sich Chiharu gegenüber so abweisend verhalten. Egal wie er auch drauf war. Es war nun mal Fakt das sie seine einzige Freundin war und das er sie eigentlich mochte. Doch seit dem Winter fühlte es sich komisch an in ihrer Nähe zu sein. Er konnte es nicht mal richtig beschreiben, außer das es komisch war. Vorher war da ein Band zwischen ihnen gewesen. Er hatte ihr geholfen und sie wurden Freunde. Sie spielten gerne zusammen, auch wenn er das nie richtig zeigen konnte, einfach weil er emotional zurückgezogen war. Aber seit jenem Abend…war es nicht mehr so. Als hätte man…dieses Band in jenem Moment durchschnitten. Als hätte jenes Ereignis, an dem Abend, ihre Bindung zueinander getrennt und etwas anderes war dazwischen gerutscht. Etwas…was sich gut anfühlte und normal. Doch er konnte sich nicht mehr erinnern. Was war nur passiert…nachdem sein Herz wieder normal schlug? Er erinnerte sich wage an eine Melodie und an den Duft von Blumen. Ein Duft so frisch und rein wie nach einem kühlen Winterregen. Und es fühlte sich an wie nach einem Traum. Wenn man nach einem Traum aufwachte und sich nicht mehr an alles erinnern konnte. Saku bekam das Gefühl etwas vergessen zu haben. Etwas was sehr wichtig war und Tag für Tag weiter verschwand. Und wenn er versuchte sich daran zu erinnern…dann tat sein Herz weh. Oder war es die Seele? Es erzeugte Schmerz und Sehnsucht in ihm und er konnte nicht deuten woher das kam. Auf jeden Fall hatte er sich verändert und das…machte ihm Angst. Denn es drängte sich zwischen ihn und seiner Freundschaft zu Chiharu. Zu dem Mädchen…was er gern hatte. Sicher war er erst sieben, aber schon jetzt fand er sie irgendwie süß mit ihren Bäckchen und lieben Augen. Und wie immer…machte es ihn etwas nervös wenn sie ich so nahe kam. Und das Gefühl nagte an ihm…das sie sich fern halten sollte. Zu ihrem Schutz. Denn egal wo er auch hinging, er hatte immer Probleme und Konflikte, mit Anderen, im Gepäck. Und nie wollte er sie da mit hineinzerren.

Er und seine Mutter kamen kurz darauf bei ihrem Haus an und liefen durch den kleinen Vorhof. Er war gepflastert mit Steinen und rechts, so wie auch links des Steinweges waren zwei Kirschblüten in voller Blüte. Seine Mutter…liebte diese Bäume so sehr und saß manchmal einfach nur auf einer kleinen Bank, neben dem Eingang und beobachtete sie. Doch dieses Mal liefen sie einfach weiter zur Tür. Als seine Mama die Eingangstür nach rechts aufschob, lief er an ihr vorbei und vor die kleine Stufe die hoch in die Wohnung führte und wo man die Schuhe ausziehen musste. Etwas was er auch sofort tat. Er zog sie aus, stellte sie ordentlich links in den Schuhschrank und nahm sich dann seine Schläppchen, die ein Fach rechts neben seinen Schuhen standen, raus. Wortlos zog er diese an und kam dann die eine Stufe vor sich hoch und in die Wohnung. Fuyuhi zog die Eingangstür zu und machte es ihm gleich, währen sie dabei zu ihm sah und genau im Blick behielt was er tat. Sie fand sein Verhalten heute merkwürdig und das wurde noch mehr bestätigt, als sie sah wie er einfach nur dem Weg folgte und in das große Wohnzimmer trat, welches mit dem Flur verbunden war. Sie sah wie er dann seine Tasche auf den Boden stellte, sich ordentlich unter den flachen Wohnzimmertisch setzte und dann den Kopf auf die Fläche vor sich donnern ließ. Es war sogar ganz schön laut gewesen und seine Mutter lächelte kurz sanft. Was für ein starker Holzkopf, genau wie sein Vater. Dann lief sie ebenfalls in die Wohnung und nur wenige Zentimeter blieb sie vor ihm stehen und sah ihm dabei zu wie er einfach weiter den Kopf auf dem Tisch liegen hatte. Wow, so energielos und down hatte sie ihn noch nie gesehen. Erneut fragte sie sich was bei ihm los war, aber sie wollte ihn auch nicht überrennen, weil Sakutaro dann nämlich dicht machen könnte. Sicher liebte er seine Mutter und konnte ihr alles sagen was ihn bedrücken würde. Das wusste er. Aber dennoch hatte er, erneut genauso wie sein Vater, die Neigung Probleme lieber selbst zu beheben und andere außen vor zu lassen. Er plauderte nicht gern aus dem Nähkästchen und in der Regel musste man ihm alles aus der Nase ziehen wenn man Infos wollte. Genau deswegen sagte sie nichts und ließ ihn in Ruhe. Ließ ihn von sich aus kommen, wenn er wollte. Was meist eher vom Erfolg gekrönt war als ihn unter Druck zu setzten oder zu nerven. Weswegen sie nur lächelte und lieb zu ihm sprach:

„Es war sicher ein anstrengender Tag für dich mein kleine Kirschblüte. Ruh dich etwas aus, okay? Wenn du mich aber suchen solltest: Ich bin draußen im Garten und kümmere mich um die Pflanzen. Sobald ich damit fertig bin gibt es dann was zu essen.“

Und damit wand sie sich auch von ihm ab und lief den Gang hinter ihr hinab der zur Küche führte. Direkt rechts an der Tür vorbei…die ins kleine Wohnzimmerte führte, wo ihr Sohn damals zusammengebrochen war.

Ihr Haus war groß und sicherlich fragten sich viele Leute wie sie mit ihrem Verdienst so ein großes Haus stemmen konnten, das zwei Wohnzimmer, eine Küche und ein Bad im Erdgeschoss und dann noch im Obergeschoss ein Bad und drei Zimmer besaß. Die Sache war aber plausibel und gar nicht so kompliziert: Die Miete war anfangs sehr günstig gewesen und Satoshi hatte das Haus später noch günstiger erworben, so das sie keine Miete mehr zahlen mussten, außer Heizkosten und Wasser. Das war dafür gewesen weil er so tapfer für das Land gekämpft hatte und wegen seiner Verletzung kam man ihm sogar entgegen. Nachdem Sakutaro geboren wurde und sie mit dem Bündel vor seiner Tür stand, hatte er noch Miete gezahlt. Doch als der Kleine drei Jahre alt wurde, da konnte er sich das Haus kaufen, denn kurz davor hatte er seinen Unfall gehabt. Die Kosten waren für ihn freundschaftlich gering gehalten worden. So sagte man es ihnen. Aber Fuyuhi wusste noch einen anderen Grund warum sie das Haus so günstig bekamen und die Miete von vornerein schon so gering gewesen war. Etwas was nur SIE sehen konnte und an das andere nicht mehr glaubten. Was Satoshi sicherlich auch niemals gesagt und absichtlich verschwiegen wurde…denn in diesen Haus spukte es.

Sie war eine Miko und verfügte seit ihrer Geburt über die Fähigkeit Seelen der Toten zu sehen. Und somit sah sie dass auch was anderen verwehrt blieb. Insgesamt lebten drei verschiedene Geister in ihrem Haus. Die Seele eines alten Samurais der sicherlich für seinen Meister gefallen war. Die eines alten Mannes der an einem Herzinfarkt verstarb und die Seele einer Frau die sich erhängt hatte. Unheimlich, vor allem wenn man wie Fuyuhi sehen konnte wie sie verstorben waren. Der Samurai war voller Schnittverletzungen, selbst im Tod. Besonders eine tiefe Wunde zierte seine Kehle. Einzig der alte Mann sah noch normal aus und wanderte ruhig durch ihr zuhause, während der Samurai mehr im Vorhof seine Zeit verbrachte und so wie es schien, patrollierte. Aber sehr verstörend anzusehen war die Frau die sich erhängt hatte, denn durch ihren Tod hing noch immer das Seil um ihren Hals gebunden und ihr Kopf war komplett verdreht durch den gebrochenen Nacken der wegen des Rucks beim Tod so geworden war. Er baumelte nach unten zur Brust und hing dort kopfüber. Es war schlimm, aber zum Glück waren alle Drei keine bösen Geister sondern einfach nur ruhelose Seelen die nicht ihren Weg zum großen Geist fanden.

Fuyuhi sah sie zwar, aber sprach nicht wirklich mit ihnen. Ab und zu vielleicht, wenn es keiner mitbekam und meist wurde sie dann nur von den Toten angeschwiegen. Einzig der Samurai hatte mal seinen Namen gesagt, aber das war das höchste aller gefühle gewesen. Offenbar hieß er: Amidamaru. Die junge Miko hatte aber noch nie von einem Samurai mit dem Namen gehört. Sie war aber froh dass sie die Geister verstanden, auch wenn sie selber nicht sprachen und das hatte sie schon oft erlebt. Besonders wenn sie ihnen sagte was sie bitte lassen sollten. Es brachte nichts Geister anzubrüllen, denn diese konnten dann nur noch mehr mit Zorn reagieren und da sie kein Exorzist war würde sie dann nicht mal in der Lage sein sich zu wehren. Genau deswegen bat sie die Seelen der Toten um Dinge. Was auch meist funktioniert hatte. Und ihre Drei waren zum Glück fried fertiger als andere.

Am Anfang hatte die erhängte Frau, die sie später dann nur noch „gebrochener Nacken“ nannte, sie besonders besorgt, einfach weil diese dazu tendierte sich oft in der Nähe von Sakutaro aufzuhalten. Ihm sogar sehr auf die Pelle rückte. Egal wo der Kleine auch war, sie war meist um ihn gewesen. So das Fuyuhi Nachforschungen über das Haus und deren Besitzer anstellte, nur um sicher zu gehen das sie doch kein gefährlicher Geist war. Und zum Glück war diese Frau offenbar eine arme Seele gewesen die ihr Kind in der Schwangerschaft verloren hatte und kurz darauf dann Selbstmord begann. Deswegen hing sie auch so an Fuyuhi ihrem Sohn, denn sie wollte sicherlich noch immer Mutter sein. Tragisch und verständlich aber der Miko wurde es von Tag zu Tag immer mehr unheimlich. Die junge Mutter hatte sogar einmal fast einen Anfall bekommen vor Sorge, als sie in ihr Schlafzimmer kam und dieser Geist mit seinem Hals baumelnd vor Saku seinem Baby-Bett stand und diesen dabei einfach nur anstarrte. Ein schreckliches Bild dass Gänsehaut verursachte. Und Fuyuhi war ja eine Miko, keine Itako und erst recht kein Exorzist, also konnte sie nichts gegen diese armen Seelen tun um sie zu verbannen. Weswegen sie das tat was jede Mutter tun würde, wenn sie dachte das ihr Kind in Gefahr war…sie wollte hinrennen und ihn schützen. Doch dann hielt sie inne als sie nicht glauben konnte was sich da vor ihrem Auge abspielte. Denn sie sah wie Sakutaro auf dem Rücken in seinem Bettchen lag…und er lachte.

Er lag strahlend lachend dort und versuchte mit seinen Händchen nach diesem grausigen Geist zu greifen, der ihn nur anstarrte…und sich kurz darauf dann auch schon auflöste und ins Nichts verschwand. Nichts war passiert und es ging dem Kleinen gut. Erst wusste Fuyuhi nicht genau was passiert war, aber dann rannte sie auch schon hin und hob ihren Sohn auf den Arm, der noch immer lachte und nun nach ihr griff. Sich an sie drückte und schmuste. Und genau in dem Moment verstand die junge Mutter es. Sie verstand alles…und nun auch wie ähnlich ihr Sohn ihr doch war. Es war nicht seltsam das Kinder über die Fähigkeit verfügten Geister zu sehen, besonders wenn sie jung waren. Aber was Saku getan hatte war mehr gewesen, denn er zeigte Empathie diesen armen Seelen gegenüber. Ganz egal wie grausam diese auch entstellt waren. Und das zeigte ihr wie sehr er ihr doch ähnelte und was für ein gutes Herz er hatte. Sakutaro…war das Kind seiner Mutter, das Kind einer Miko und demnach verfügte er über die Gabe Geister zu sehen und sie zu verstehen. Vielleicht verlor er das mit der Zeit, je nachdem wie sein Leben verlaufen würde, aber dieser kleine Moment…machte Hoffnung dass er nicht so abdriften würde wie sein Vater.

Auch Satoshi hatte mal eine gute Seele gehabt, aber Sakutaro…hatte, im Vergleich dazu, eine reine Seele, etwas was es nicht oft gab und das…lag gewöhnlich in ihrer Familie und ihrem Blut. Und das änderte sich bei ihm nicht, sogar bis heute. Er war zwar älter und konnte keine Geister mehr sehen, eben weil er sieben geworden war, aber er war dennoch rein und dachte immer erst an andere bevor er zum Zug kam. Denn mit sieben Jahren…fing man an ein lebender Mensch zu sein und löste sich damit von der Welt der Toten. So hieß es zumindest in ihrem Glauben. Und das schien bei ihm der Fall gewesen zu sein, daher der Verlust des Geistersehens. Wobei Erwachsene, die eine Nahtoderfahrung gemacht hatten, es angeblich wieder lernen könnten…

Und nun konnte Fuyuhi es auch wieder sehen. Es sehen als sie sich abgewandt hatte. Sie sah noch mal kurz zu ihm hinter, den Gang hinab den sie hinauf gelaufen war und sah…wie die Frau mit dem gebrochenen Nacken neben ihrem Sohn saß und ihm sanft durch das Haar streichelte um ihm Nähe zu schenken. Eigentlich ein schrecklicher Anblick…aber für sie nichts mehr Neues. Also lächelte sie nur kurz. Geister mochten ihn offenbar sehr. Etwas was die junge Mutter beruhigte und sie war sich sicher…das Sakutaro das auch irgendwo fühlen konnte. Fühlen konnte das ihn jemand beruhigte der in der Zwischenwelt wandelte. Ja und dann verschwand sie hoch in ihr Zimmer um in ihre Kleidung für die Gartenarbeit zu wechseln.

Sakutaro saß derweil weiterhin einfach nur an dem Tisch und rollte seinen Kopf nun von seiner Stirn rüber auf die linke Wange, so dass er nach rechts sah und einfach nur nachdenklich ins Nichts vor sich starrte. Er war innerlich sehr aufgewühlt und dennoch wirkte er so ruhig. Er wollte explodieren, aber hatte sich gut im Zaum. Besonders da es sich anfühlte als würde man ihm über den Kopf streicheln und das obwohl Mama nicht da war. Es beruhigte ihn und er seufzte dabei kurz aus. Er war ehrlich gesagt unschlüssig was er nun tun sollte und hatte seiner Mutter auch nicht wirklich zugehört. Wusste nicht mal was sie eben zu ihm gesagt hatte, so weg war er mit den Gedanken gewesen. War bei sich und seinen Problemen in der Schule und mit Chiharu gewesen. Aber nun, wo er wieder etwas ruhiger wurde, riss es ihn aus seinen Gedanken, als er links von sich hörte wie die Schiebetür raus zum Garten geöffnet wurde und er sah dann dort hin. Rollte seinen Kopf über den Tisch, auf die andere Seite und sah seiner Mutter zu wie sie in voller Gartenmontur raus lief und in der rechten Hand einen Eimer hatte in dem Utensilien für die Gartenarbeit drin waren. Er runzelte etwas die Stirn. Gartenarbeit? Warum machte sie das denn schon? Aber es ergab Sinn, denn wenn die Kirschblüte anfing zu blühen, was er vorhin gesehen hatte, dann blühten auch bereits andere Blumen und Gewächse, um die man sich kümmern musste. Außerdem liebte es seine Mutter im Garten zu arbeiten, egal welcher Wind und schlimmes Wetter draußen auch herrschte. Heute war es aber sonnig und schön, perfektes Wetter dafür. Es war wirklich beeindruckend wie viel Aufwand und Leidenschaft sie dafür aufbringen konnte. Aber Zugleich sah er auch immer wieder wie es seine Mama beruhigte und sie damit auch ihr inneres Gleichgewicht behielt indem sie einfach an Blumen rumschnippelte. Deswegen sah er ihr auch etwas dabei zu.

Sakutaro hob darauf seinen Kopf vom Tisch und sah nach links zu seiner Mutter.

Er behielt sie genau im Auge und beobachtete Mama dabei wie sie sanft an ihren Blumen arbeitete. Wie sie sie zurechtschnitt und sogar düngte. Sie besaß viele verschiedene Blumen in ihrem Garten hinter dem Haus, der mit einer großen Mauer umschlossen war und somit den Blick von Fremden abwehrte. Zwar gehörte er zum Haus, aber im Grunde war es IHR Garten und nur sie kümmerte sich um diesen. Hatte ihn angelegt nachdem sie mit Sakutaro angekommen war. Auch hatte sie oft in diesem gearbeitet, während er als Baby noch dabei um sie geschnallt hing. Somit war auch er sehr oft ungewollt in diesem unterwegs gewesen. Und inzwischen besaß sie auch schon eine beachtliche Sammlung an verschiedenen Blumensorten. Hauptsächlich aus Japan, aber auch einige von außerhalb. Ihre Sammlung fing an bei der japanischen Pfingstrose, die Ajisai. Ging dann weiter zur der Hortensie in blau, die Kosumosu genannt wurde und dann noch zu einer Blume in Pink und so viele mehr. Er wusste nicht von allen die Namen, aber welche ihm persönlich ganz besonders gefielen waren zwei Stück, die auch wieder in Blüte standen. Nämlich die Suisen, was man woanders als „Narzisse“ kannte. Und die Higanbana, welche man als „rosarote Spinnenlilie“ bezeichnete. Sakutaro wusste nicht warum, aber er fand Faszination an diesen zwei Blumen. Und das sogar so sehr, dass er langsam aufstand und zu seiner Mutter lief, als er sah wie sie an den Blumen etwas schnippelte und diese dann noch anfing zu gießen.

Langsam schritt er zu ihr raus in den Garten und blieb noch mal kurz auf Abstand stehen. Sah seiner Mutter noch etwas dabei zu wie sie die Blumen goss. Er hatte keine Ahnung warum es ihm heute so schwer fiel mit seiner Mutter offen und ehrlich zu reden. Aber wenn er sie so ansah, sah wie froh sie dabei wirkte, da konnte er nicht anders und wollte einfach bei ihr sein. Also lief er vorsichtig weiter, kam schließlich links neben ihr an und kniete sich hin.

Sakutaro trug an diesem Tag ein kurzes, weißes Shirt und eine lange, lockere braune Hose, also nichts schickes, weswegen er sich auch ohne Bedenken in den Dreck kniete. Er achtete allgemein sehr auf seine Sauberkeit damit Mama nicht so viel waschen musste. Seine Mutter trug ebenso was lockeres, was dreckig werden konnte, als sie dann aufhörte zu gießen, die Stahlkanne rechts von sich abstellte und dann links zu ihrem Sohn runter sah…dessen Blick auf die Narzissen und Spinnenlilien gerichtet war. Der Kleine fixierte sie nachdenklich an und man konnte genau sehen wie sein kleines Hirn offenbar über etwas nachdachte und er nur wieder mal nicht den Mund aufmachte. Er wollte sicherlich etwas. So das seine Mutter wieder lieb lächelte und dann etwas einleitend und Nähe suchend sprach:

„Du magst diese Blumen, nicht wahr meine kleine Kirschblüte?“

Sie wollte ihn erneut nicht so aufdringlich fragen was los war, deswegen setzte sie mit der Frage an. Vielleicht war es auch besser ihn überhaupt nicht mehr danach zu fragen was heute vielleicht passiert sein könnte. Sakutaro sah dann aus den Gedanken gerissen rechts zu ihr auf und blinzelte einmal, nur um dann wieder vor sich zu sehen und leicht zu nicken. Das erfreute Fuyuhi. Sie wusste dass ihr Sohn kein großer Blumenfan war und dass er komischerweise auch die Sakura nicht so mochte, obwohl es seine Geburtsblume war. Deswegen war es umso schöner wenn er welche fand die ihm gefielen. Es zeigte nämlich…dass auch er eine sanfte Seite hatte. Eine die nur sie kannte und er auch nur ihr zeigte. Und dann wollte sie noch etwas von ihm erfahren, so dass sie fragte:

„Welche hast du denn am liebsten?“

Ihr Sohn sah vor sich auf den Boden und schnaufte leicht. Er wusste nicht was das bringen würde ihr das zu sagen, aber er machte es einfach und sah wieder vor. Zuerst zeigte er darauf auch schon auf die Narzissen und dann rechts daneben auf die Spinnenlilien, also auf genau die die er eben schon bejaht hatte das er sie mochte. Aber dann fiel sein Blick über diese hinweg, flog über die Blumenpracht und weiter hinter zu einer weiteren Sorte von Blume, als er sprach:

„Die mag ich auch. Auch wenn ich ihren Namen nicht weis.“

Fuyuhi folgte seiner Geste und erblickte die Blumen auf die er zeigte. Und das was sie sah war interessant, denn er zeigte auf die tiefvioletten Blüten einer Blume, welche viele davon an der Spitze des Stiels besaß. Seine Mutter lächelte darauf. Was für eine schöne Wahl. Nicht nur wegen dem Aussehen…sondern auch wegen deren Bedeutung. Fuyuhi sah Blumen nicht nur wegen ihrem Aussehen gerne, sondern auch wegen ihrer Bedeutung. Und so wie die Bedeutung der Sakura war auch deren Bedeutung…passend zu ihrem Sohn. Denn er zeigte auf die japanische Primel…die man auch bei ihnen „Sakurasou“ nannte. Und überraschenderweise war es wieder da. Fand sich im Namen der Blume wieder, nämlich das „Saku“.

Sie sah zu ihrem Sohn zurück und sprach:

„Diese Blume heißt: Sakurasou. Es ist die japanische Primel und sie steht für die ewige Liebe. Eine schöne Blume die du da magst Sakutaro.“

Er sah wieder zu seiner Mutter und lief plötzlich etwas beschämt an, so dass er wieder links von sich weg sah und auf den Boden blickte. Er fand das plötzlich peinlich. Noch dazu war es total mädchenhaft und kitschig in seinen Augen. Ewige Liebe…sowas gab es seiner Meinung nach nicht. Denn wenn es sowas gäbe…warum konnten Mama und Papa nicht so sein? Warum konnten sie nicht…eine normale Familie sein? Aber vielleicht gab es sie ja doch. Immerhin…liebte er seine Mutter auch und würde sie auch ewig lieben. Zwei Sekunden danach wurde er aber plötzlich, von links, von seiner Mutter umarmt und sie zog ihn an sich. Somit lag er dann an ihrer linken Seite und sie hatten den Arm um ihn gelegt, als sie fragte:

„Möchtest du die Bedeutung der anderen zwei Blumen auch wissen, die du so magst?“

Das sagte sie nicht ohne Grund denn seine Auswahl war wirklich spannend in ihren Augen. Er mochte die japanische Primel, die für die ewige Liebe stand. Aber zugleich mochte er noch eine Blume…die eher düster dagegen wirkte. Saku nickte darauf verlegen und sah wieder vor, als seine Mutter auf die Narzissen zeigte, die in einem wunderschönen Gelb funkelten und sie dann sprach:

„Das ist eine Suisen, die Narzisse. Ihren Namen kennst du ja schon. Sie kommen eigentlich aus Europa und Nordafrika und wurden vor über 700 Jahren zu uns nach Japan gebracht und wachsen noch bis heute im ganzen Land wild. Sie werden traditionell Lehrern, angesehenen Verwandten und Prominenten geschenkt. Und in der Blumensprache stehen die Narzissen hauptsächlich für Respekt. Aber sie haben auch noch andere Bedeutungen. Zum Beispiel ist diese Blume bei uns auch ein Symbol der Wahrheit, der Reinkarnation und der Vergebung.“

Wahrheit, Reinkarnation und Vergebung? Saku sah wieder zu ihr hoch und fragte neugierig:

„Aber wachsen diese Blumen nicht eigentlich nur bis spätestens Februar? Warum blühen diese hier noch Mama?“

Als er das sagte lächelte sie ihn sanft und leicht verliebt an, nur um ihm dann mit der rechten Hand über den schwarzen Haarschopf zu streicheln und dann glücklich zu antworten:

„Das ist richtig Saku! Da hast du aber gut aufgepasst! Es gibt immer mal Spätzünder und ich gehe davon aus das diese deswegen noch so spät blühen.“

Das Gesicht ihres Sohnes verzog sich etwas muffig, als er hörte wie seine Mutter ihn „Saku“ nannte. Verdammt nun war er wohl mitten drin was? Aber…es war mal okay, denn Mama wirkte plötzlich so glücklich und wenn sie ihn so anlächelte war alles okay. Es ging auch ihm plötzlich besser…wenn Mama einfach nur lächelte. Das war ein Fakt. Und Fuyuhi mochte es plötzlich irgendwie ihn so zu nennen. Es war ein schöner Spitzname. Sakutaro fühlte sich darauf wieder so befeuert, wenn er Mama glücklich sah und blickte dann zu den Spinnenlilien rüber. Er zeigte auf sie und sah dabei wieder zu seiner Mutter, als er anschließend fragte:

„Und für was steht die hier?“

Seine Mutter ließ ihren Blick auf den wunderschönen, rosaroten Spinnenlilien ruhen und antwortete sanft:

„Das ist die Higanbana. Sie ist wirklich eine wunderschöne und beeindruckende, leuchtend rote Lilie mit dramatisch geschwungenen Blütenblättern und ausgedehnten Staubblättern, findest du nicht auch? Sie wird…als Blume des Todes und der Traurigkeit betrachtet. Ein großer Strauß solcher Blumen wird aber auch mit Feuer assoziiert. Sie sind bei uns beinahe auf dem ganzen Kontinent beheimatet und werden oft bei Trauerritualen und Gedenkgottesdiensten verwendet. Sie können aber auch ohne negative Bedeutung als Dekoration dienen. Sie ist die letzte Blume zwischen der Welt der Lebenden und der Toten, verbindet die beiden Welten miteinander und drückt somit auch den letzten Abschied aus…“

Ihre Stimme…

Saku sah sie weiterhin aufmerksam an und bemerkte die Veränderung in der Stimme seiner Mutter. Eben hatte sie noch so frisch und glücklich geklungen. Aber als sie über die Higanbana sprach wurde sie…traurig. Etwas was er bemerkte aber nicht verstand. Sicher war die Erklärung eben traurig gewesen, aber es fühlte sich für ihn an als wäre es, bei seiner Mutter, mehr als das gewesen. Mehr als traurige Legenden. Und sie wirkte plötzlich so…zerbrechlich und verletzlich in seinen Augen. Etwas was er nicht sehen wollte. Etwas was ihm weh tat und er sich instinktiv fester an seine Mutter kuschelte. Er wusste nicht warum sie sich eben so drastisch verändert hatte, aber sie hingegen wusste es ganz genau, denn es erinnerte sie zurück an ihre eigene Mutter. Als ihre Mutter gestorben war und sie diese Blumen an ihr Grab getragen hatte.

Es war schon lange her, aber noch so lebendig in ihrem Gedächtnis, als wäre es erst gestern passiert. Sie liebte ihre Mutter und sie war auch die Einzige gewesen die sie, nach Sakutaros Geburt, nicht aus dem Schrein werfen wollte und für sie kämpfte. Etwas was aber leider nicht wie geplant lief und Fuyuhi dennoch gehen musste. An dem Tag, als sie ging, machte ihre Mutter aber etwas sehr komisches zum Abschied. Sie brachte ihre Tochter an die Tore des Schreins und gab ihrem Enkel einen letzten Abschiedskuss auf die Stirn. Das klang noch normal, aber was danach kam war interessant gewesen. Denn sie steckte ihrem Enkel plötzlich eine Blume in den kaum vorhandenen Haarschopf und über das linke Ohr. Aber nicht irgendeine Blume…sondern eine Narzisse. Sie sagte dabei zu ihm: „Willkommen zurück Kind der Wahrheit. Wachse und finde deinen Weg zur Vergebung.“ Und danach wand sie sich ab und sah nicht mehr zurück. Ließ ihre Tochter und ihr Baby einfach stehen. Und lange hatte Fuyuhi das nicht verstanden und hielt es nur für nette Worte ihrer Mutter. Aber dann wurde ihr klar…dass ihre Worte der Bedeutung der Narzisse glichen. Vielleicht wusste ihre Mutter etwas was sie selbst nicht sehen konnte. Aber wenn sie raten durfte…dann würde Fuyuhi sagen dass Sakutaro vielleicht schon mal gelebt hatte und nun wiedergeboren wurde. Es klang verrückt, aber es war ein schöner Gedanke. Der Gedanke dass es nach dem Tod noch mehr gab und man wieder Chancen bekam zu Leben. Man eine weitere Chance bekam und man es vielleicht besser machen durfte als früher.

Als sie aber dann fühlte wie sich ihr Sohn an sie drückte, wand sie ihren Blick von den Blumen und der Vergangenheit ab und sah zu ihm runter. Sie sah verblüfft wie er sie ansah. Er sie ansah als machte er sich schreckliche Sorgen und sofort wusste sie was sie getan hatte. Das Schlimmste überhaupt…sie machte ihrem Sohn Sorgen. Besonders als Mutter musste sie vor ihrem Kind stark sein, aber…aber gerade schaffte sie es einfach nicht. So viel war in den letzten Tagen passiert. In den letzten Wochen und sie wusste nicht mehr wohin damit. Und heute Abend könnte es vielleicht weiter gehen. Alles riss sie immer mehr zu Boden und wollte sie in ein Loch zerren, so dass sie zwar gerade lieb zu ihm lächelte…aber ihre Stimme leicht zittrig und schwer war, als sie sprach:

„Verzeih mir Sakutaro. Es ist…momentan nicht ganz so leicht für mich, verstehst du? Ich möchte nur das Beste für dich, aber manchmal bin ich mir nicht so sicher ob ich das hinbekomme. Ob ich…eine gute Mutter bin. Eine die du verdient hast. Und ich danke dir dafür dass du so ein lieber und verständnisvoller Sohn bist. Das macht es wesentlich leichter, weist du?“

Und als sie ihn darauf so ansah, ihr sogar eine leichte Träne aus dem linken Auge rannte…da war es als würde man Saku das Herz in der Brust zerreißen. Denn noch nie zuvor hatte er seine Mutter weinen sehen, auch wenn sie sich gerade verdammt zusammenriss das nicht Überhand nehmen zu lassen und komplett in Tränen auszubrechen. Was er ihr aber dennoch ansah…und das sollte aufhören. Also passierte es, bei ihm im Kopf, als würde sich ein Schalter umlegen und er sah sie dabei an, bis er Sekunden später darauf dann laut zu ihr hoch sprach:

„Was redest du da Mama?! Natürlich bist du das!“

Als er das aus sich posaunte sah sie ihn etwas erschrocken dabei an und Saku sprach weiter in einer sehr lauten und entschlossenen Stimme:

„Du bist die beste Mama der Welt und ich möchte keine Andere! Und egal was auch los ist wir schaffen das alles zusammen! Wir brauchen Papa nicht und ich werde immer für dich da sein! Und ganz egal was auch passiert: Ich werde dich beschützen! Ich lasse nicht mehr zu das man dir weh tut und man dich schlecht behandelt! Und…und ab heute werde ich mir ganz viel Mühe in der Schule geben und schnell erwachsen werden! Damit ich mit dir von hier weg kann und mich um dich kümmern, genauso wie du es immer für mich machst Mama! Ich werde dich nicht enttäuschen! Das verspreche ich dir, denn ich liebe dich über alles! Also gib nicht auf Mama! Ich werde uns hier schon irgendwie raus holen! Großes Ehrenwort!“

Ja und dann drückte er sich fest an sie und umschlang sie mit beiden Armen um die Brust, wo er auch sein Gesicht drin versteckte. Und Fuyuhi saß nur da und sah erschrocken, über seine Worte, über ihn hinweg. So lange…bis sie das Gefühl hatte ihr Herz würde vor Glück brechen und sie ihn ebenfalls umschlag und fest an sich drückte. Tränen rannten ihr aus den Augen und sie genoss jede Sekunde der Nähe und den Duft ihres Babys. Er war so gut zu ihr und in ihren Augen das wundervollste Geschenk was man ihr geschenkt hatte. Er hatte das gute Herz seiner Mutter und den starken Willen seines Vaters. Und wenn er das sagte…dann glaubte sie ihm. Sakutaro würde alles für sie verändern. Das wusste sie. Er war ihr Hoffnungsschimmer. Ihr strahlender Samurai der sie beschützte und er würde selbst irgendwann mal ein guter Vater werden, so viel stand fest. Er würde die Person die er liebte…auf Händen tragen und ihr die Sterne vom Himmel holen. Und so schwer ihr beider Leben auch war, sie machten das Beste daraus. Ganz besonders sie versuchte es noch weiter, so gut es ging, ihrem Sohn zu helfen. Besonders jetzt…wo ihre Zeit immer knapper wurde.

Und nach Minuten der innigen Umarmung drückte sie ihn von sich und sprach lieb zu ihm runter, während er zu ihr aufsah:

„Ich danke dir meine kleine Kirschblüte. Und ich glaube dir. Wir beide…wir schaffen das schon. Wir müssen nur weiterhin gegenseitig gut auf uns aufpassen.“

Sie lächelte wieder und Saku lächelte dann ebenfalls frech zu ihr hoch, als er antwortete:

„Das machen wir! Und ich passe ganz besonders gut auf dich auf Mama! Ich bin ab heute dein Samurai und lasse nicht zu das dir jemand wehtut!“

Er liebte sie. Er liebte seine Mama so sehr und Fuyuhi lächelte ihn dann an, drückte ihn danach wieder behutsam und sanft an sich, als sie leicht schniefte und zu ihm sprach:

„Nicht nur ab heute. Das warst du schon immer…Sakutaro…Meine kleine Kirschblüte.“

Er war ein Geschenk des Himmels und sie war sich ganz sicher…das ihr die Kami ihn geschickt hatten um sie zu unterstützen. Zu wissen das ihr Blut in ihm floss und er die Zukunft der Familie war…das war wundervoll und sie so dankbar dafür.

Die Zeit verging danach wie im Fluge und sie verrichteten zusammen die Gartenarbeit. So das es auch bald Abendessen gab und Fuyuhi ihren Sohn schließlich ins Bett brachte. Doch was er gesagt hatte, ging ihr noch den ganzen, restlichen Tag über durch den Kopf. Besonders am Abend. Es ließ sie nicht los doch gab ihr Hoffnung und war Balsam für ihre geschundene Seele. Sie hatte…heute eine schreckliche Diagnose erhalten, denn kurz bevor sie ihn abgeholt hatte war sie beim Arzt gewesen und erfuhr…das sie starb. Sie war krank und keiner wusste wie lange es noch bei ihr dauern würde, wie viele Jahre sie noch hatte, aber es würde definitiv passieren. Man diagnostizierte das sie anscheinend seit ihrer Kindheit an leichter Hypoxie litt, die nun aber Jahr für Jahr schlimmer wurde. Unter Hypoxie verstand man einen verminderten Sauerstoffgehalt im Blut bzw. einen Sauerstoffmangel. Eine Hypoxie konnte nur einen bestimmten Gewebebereich betreffen oder den gesamten Organismus. Und nun ergab es Sinn, denn sie hatte immer mal die typischen Anzeichen dafür gehabt und wurde nun Jahr für Jahr schwächer. Diese Krankheit…würde sie töten. Das war ganz sicher. Aber sie konnte es ihrem Sohn nicht sagen. NOCH nicht, denn sie war momentan alles was er hatte und es tat ihr so weh ihn anzulügen, aber es musste sein. Sakutaro sein Wohlbefinden…war für sie am wichtigsten. So verließ sie sein Zimmer und ließ ihn einschlafen. Was er auch schnell tat. Es war ein anstrengender Tag gewesen und normalerweise hätte er durchschlafen müssen. Hätte ihn im Reich der Träume lassen sollen, wo er über die höchsten Wolken fliegen konnte und durch die tiefste See schwimmen. Doch etwas weckte ihn dann mitten in der Nacht auf. Etwas…was er nicht hätte mitbekommen sollen und dies sein Leben stark verändern würde. Was aber letzten Endes gut sein würde, denn wäre er nicht aufgewacht…dann wäre er auch nie zu dem Mann geworden der er später mal sein würde…
 

Ich bin gefühlt seit einer Ewigkeit nicht mehr zuhause gewesen. Aber dennoch bin ich mir sicher dass alles so sein wird wie immer. Mutter und Vater werden sich streiten und ich bin daran schuld. Es tut mir leid Mutter, dass ich dich erst nicht vermisst habe und du dadurch Vaters Namen ebenfalls bekommen hast. Den Namen: das du mich nicht leiden kannst. Aber was soll ich sagen? Ich bin halt ein Kind ohne Ambitionen und würde selbst für die Welt nicht mehr nachhause kommen. Niemals wusste ich was mal aus mir werden würde. Vielleicht der König vom allem was gesagt und nicht getan werden sollte? Der vergessene Sohn? Unser Dorf liegt wegen mit in Scherben und ich laufe die namenlosen Wege durch dieses hindurch. Winke allen auf Wiedersehen…während ich dabei in die Tiefe falle. Doch am Ende dieses Weges fange ich an die Brücke der Unschuld niederzubrennen. Genugtuung ist mir dadurch definitiv garantiert während ich die Katastrophe um mich ausblende die es mit sich bringen wird. Auf dem Weg zu einer Mission die an niemanden geknüpft ist, stehe ich am Abgrund und grabe mir mein eigenes Grab. Ich bin ein wandelndes Desaster und der Sohn eines Bastards. Du bereust es mich gezeugt zu haben, nicht war? Aber es ist schon längst viel zu spät um mich zu retten. Und soweit ich sagen kann sind da diese Stimmen in meinem Kopf. Rede ich mit mir selbst? Weil ich weis nicht mehr was ich gesagt habe. Oder sagtest du es zu mir? Wer weis? Tief fallen ist es was ich am Ende mache und vielleicht wäre es besser ich würde einfach sterben. Bin ich letzend Endes doch vom dem Nichts angekommen und ist es dort so toll wie es sich gerade anfühlt? Und inzwischen bin ich viel zu lange weg gewesen. Ich kann mich nicht mal mehr daran erinnern WER nun falsch lag. Meine Undschuld ist schon lange verschwunden. Ich schwöre treue zu der Welt des Misstrauens, denn nämlich genau dort gehöre ich hin. Doch dann kamst du und ich gab jenen Teil meines Herzens auf. Und jedes Lied auf meinen Lippen fing ich an zu singen. Jede Furcht in meiner Seele ließ ich weichen und jeder der mich fragte den ließ ich es wissen. „Er ist der eine“, sagte ich laut. „Er ist der eine“, sagte ich stolz. Läutet die Glocken für die ganzen Massen um mich. Läutet die Glocken für uns, denn ich sage der Welt da ich jemanden gefunden habe. Nämlich den einen für den es sich lohnt zu leben. Der Eine der es verdient. Und ich gebe meinem Herzen damit alle Gründe um zu fliegen und dem Mann, den ich liebe, einen Grund zum Leben. Und am Ende werde ich wieder zuhause sein. Mit ihm zusammen. Und du musst nicht ein Wort dazu sagen, denn ich kann es kaum erwarten dich endlich wieder lächeln zu sehen. Dich zu mir und ihm lächeln zu sehen. Denn ich würde das um nichts auf der Welt verpassen wollen…
 

Er saß nun sicherlich schon weitere zehn Minuten da im leichten Regen und hielt seinen Kopf nach unten gesengt. Geräusche zogen links und rechts an ihm vorbei und er schenkte ihnen kaum Bedeutung, denn Saku hatte es nicht mehr für nötig befunden seinen Kopf zu heben, nachdem Hana weggebracht wurde und lauschte weiterhin nur den Geräuschen um sich, während noch immer Bögen auf ihn gerichtet waren und seine verbundenen Hände, vor ihm, auf seinem Schoß ruhten. Leichter Regen benetzte seine Haut und seine Kleidung und auch auf dem einem, nicht kaputten und nur gesprungenen Glas seiner Fliegerbrille, welche er noch über der Stirn im Haar trug, sammelte sich das Nass und lief daran hinab. Ein Gefangener zu sein war eine Sache, aber einen unschuldigen Jungen zu schlagen noch mal eine ganz andere.

Vieles ging ihm durch den Kopf und ganz besonders der heutige, extrem seltsame Tag, der einfach noch immer nicht vorbei war. Das was alles passiert war und wie sie es irgendwie bisher alles geschaukelt bekommen hatten, als hätten sie einen persönlichen Schutzgeist auf der Schulter der sie behütete. Und es war nicht so als würde der Schwarzhaarige sich danach sehnen dass dieser Tag endlich enden würde, sondern mehr wunderte er sich darüber…dass sich dieser anfühlte als wäre er in einem Zeitraffer gefangen. Die Zeit ging einfach nicht rum und zog sich ins Endlose. Aber sicherlich lag das auch daran weil er selber sehr nervös war, auch wenn er das nach außen hin nicht zeigte. Es war ein komischer Tag. Besonders als er in dieses Dorf gekommen war wollte seine Nervosität geradezu durch die Decke schießen. Wollte ihn durchdrehen lassen, was einfach daran lag…das er nicht wusste was nun passieren würde. Sicher wusste er dass er gleich angeblich zu jemand sollte, sobald Hao wieder da war, aber was passierte dann als nächstes? Und plötzlich fiel ihm selber auf…wie dumm es doch gewesen war so blind mitzugehen.

Sakutaro vertraute Hana, daran gab es keine Zweifel, aber nachdem was er gesehen hatte, gesehen hatte wie Hao seinen Sohn behandelte, war sich der Pilot nicht mehr so sicher ob Hana und seine Mutter ihn beide wirklich vor dem Zorn seines Vaters schützen könnten. Der Blonde allein vielleicht nicht, aber wenn seine Mutter dabei war dann gab es da offenbar eine gute Chance das abzuwenden. Aber es gab halt bei nichts eine hundertprozentige Garantie. Dennoch fühlte sich Saku nicht so als müsste er gleich ausrasten und um sein Leben kämpfen. Klar er war nervös, aber er hatte dennoch keine Todesangst. Das Gefühl bekam er an diesem Ort einfach nicht, egal wie gefangen genommen er auch war und er selber war genug in Schlachten gewesen um sofort zu spüren ob er um sein Leben bangen müsste, oder halt eben nicht. Hatte demnach genug Erfahrung mit sowas gesammelt und kannte sich aus. Tja und dem war nicht so. Viel mehr bekam er das Gefühl das SIE Angst vor ihm hatten. Was er nicht wollte. Doch so lange sie ihm nicht das Gefühl gaben sich wehren zu müssen, war alles okay und er blieb locker. Er musste eben abwarten und einen kühlen Kopf bewahren. Etwas was er eigentlich nicht sonderlich gut konnte, aber seit er Hana kennengelernt hatte…dann doch plötzlich besser beherrschte als sonst und es Tag für Tag leichter wurde das umzusetzen. Keine Ahnung warum, aber der Blonde schaffte es irgendwie ihn runter zu holen. Und das obwohl er wohl noch besser darin war ihn auf die Palme zu bringen. Es war verrückt. Allein wenn er wieder daran zurück dachte, an ihre Streitereien dachte und wie sie sich anblafften…da musste er plötzlich leicht zum Boden lächeln. Er musste es einfach tun und konnte nicht anders, denn er mochte es. Saku mochte es wenn sie sich rangelten. Und er dachte zurück an ihre Auseinandersetzung während des heutigen Frühstücks und wie sie sich gegenseitig leicht hochgeschaukelt hatten. Es sich wie ein Spiel anfühlte und sie irgendwie etwas voneinander wollten, aber keiner so genau wusste was. Sie das aus Instinkt heraus taten. Und dieses Spiel war netter gewesen als sonstige Auseinandersetzungen zwischen ihnen und plötzlich sehnte er sich wieder danach. Sakutaro sehnte sich nach Hana und das wo er noch nicht mal weit weg von ihm war. Sie im selben Dorf festsaßen. Der Ältere wollte wieder so mit ihm am Stand sitzen wie die letzten Tage auch. Sich mit ihm streiten, sich gegenseitig anblaffen und sich dennoch…dabei mögen. Wie jedes Mal wenn er ihn anmachte wegen seinem Zero, oder weil Hana ihm mal wieder absichtlich auf die Nerven ging, oder weil der Bengel nicht mal wusste wie man eine Angel nutzte, geschweige denn jemals eine gesehen hatte. Und Saku war nicht blöd. Er wusste es. Er wusste es jedes Mal auf Neue, wenn er Hana in die Augen sah, dass dieser…etwas für ihn empfand. Und wenn er nur seinem Gefühl folgte und diesem vertraute…dann fühlte es sich an als würde ihn der Blonde lieben. Etwas was aber absolut keinen Sinn ergab, denn Hana verhielt sich absolut nicht wie einer der verliebt war, sondern eher neutral und aufmüpfig. Hana und das Wort Liebe lebten, seiner Meinung nach, in zwei unterschiedlichen Welten. Und dann noch so weit weg wie es nur voneinander ging. Und wenn Saku an Liebe dachte poppte sofort ein anderes Bild davon in seinem Kopf auf, denn er verstand unter Liebe etwas komplett anderes.

Wenn Sakutaro an liebe dachte, dann dachte er zurück an Chiharu. Es war ganz simpel: Ein Junge liebt ein Mädchen und fertig. Diese Zwei waren körperlich dafür geschaffen worden sich gegenseitig zu lieben. Sich nahe zu kommen und das aus dieser Verbindung dann mehr wurde, nämlich Sex und kurz darauf dann ein Kind daraus entstand. So wurde es ihnen beigebracht und so hielt man die Art am Leben. Es war ein Überlebensinstinkt den jedes Lebewesen hatte. Jungs verliebten sich nun mal in Mädchen, hatten dann irgendwann Sex mit denen und bekamen dann eine Familie zusammen. Das war der Lauf der Natur. Aber warum…war das bei ihm so anders? Zumindest gerade. Er wusste dass es dieses Bild gab und es als „normal“ angesehen wurde, aber was definierte schon „normal“? Was war NORMAL eigentlich? Konnte etwas nicht normal sein wenn man sich mehr zu einem Jungen hingezogen fühlte als zu einem Mädchen? War das sofort dreckig und abscheulich? Er hatte sich als Kind nie wirklich Gedanken darüber gemacht und war einfach mit der Tatsache mit gerollt das es SO normal wäre. Er hatte Chiharu, er verliebte sich in sie und sie hatten später sogar Sex gehabt, also alles völlig normal und so wie es sein sollte. Junge liebte Mädchen…Doch nun war er verwirrt. Seit er auf diese Insel gekommen war stellte er so viel in Frage und machte sich Gedanken über Dinge was er zuvor niemals getan hätte. Über Dinge die eigentlich keinerlei Nachfrage bedurften und dennoch kniete er an diesem Ort und fragte sich…warum er Gefühle für einen Jungen hegte. Gefühle die immer mehr an den Rand dessen kamen was er als „Liebe“ definieren würde. Gefühle welche, wenn er sie weiter so blühen ließ, sich irgendwann in Sehnsucht nach dem Körper des Anderen ändern würden und somit alles nur noch komplizierter werden würde als es bereits schon war. Und Saku wollte es nicht kompliziert. Er war ein Mann und noch dazu…war Sakutaro ein Soldat. Einer der keine Fragen stellen sollte, sondern einfach nur gehorchen und Befehle ausführen.

Er war von klein auf ein Krieger gewesen und dann irgendwann zum Soldaten geworden, genauso wie sein Vater es immer vorher gesagt hatte. Hana hatte mal erwähnt das Krieger ihrem Herzen folgten und das taten was sie für richtig hielten. Somit waren sie also das krasse Gegenteil zu einem Soldaten. Als Saku älter wurde hatte er diese Fesseln angelegt bekommen und traf selber keine eigenen Entscheidungen mehr wenn es um das Kämpfen ging. Oder wenn dann nur noch wenn er spontan den Geistesblitz hatte und seinen Dickkopf durchbringen wollte. Was ihm gerne mal Probleme mit anderen Autoritäten im Militär brachte. Doch im Grunde: stellte er keine Fragen mehr in der Schlacht. Und wenn, dann nur: was ist das Ziel und wie kann ich es töten? Ach noch nicht mal die letzte Frage stellte er sich wirklich, denn es war ihm egal WIE er es töten sollte, Hauptsache es starb am Ende und das taten sie ja bekanntlich alle. Je älter er wurde, umso mehr hatte er vergessen wie es war selber zu denken und dazu entsprechend zu handeln. Ganz besonders in den letzten drei Monaten, nach Chiharu ihrem Tod, hatte er das vergessen. Er lebte nur noch für die Armee und seine Jungs. Und für den Kampf. Alles andere hatte er unter einen Fels gewischt und begraben. Ganz besonders Gefühle wie Liebe. Die er so tief in sich vergrab um sich selbst davor abzuschotten. Einfach um nicht mehr verletzt zu werden. Doch seit er bei Hana auf dieser Insel war…kam es wieder hoch und nahm sich erneut den Platz in seinem Herzen wo es schon immer hingehörte. Und Sakutaro erinnerte sich. Er erinnerte sich nicht nur an das Gefühl wie es gewesen war als er Chiharu liebte. Nein, sondern auch daran wie es war seine Mutter zu lieben.

Diese zwei Personen…waren die einzigen Menschen gewesen denen er „Liebe“ gegenüber empfunden hatte und die er so nah an sich ran ließ, dass es sogar wehtun durfte. Näher als es andere durften. Nach ihrem Tod waren sie beide in seinem Herzen begraben worden und dort würden sie auch immer blieben. Erinnerungen an sie und wie schön es mal gewesen war bevor alles endete. Etwas was weht tat sich daran zu erinnern und er es eigentlich nicht mehr wollte. Doch es war etwas passiert, denn nun waren sie inzwischen schon zu dritt in seinem Herzen…denn Hana hatte sich dazu geschlichen. Innerhalb dieser fünf Tage war ihm Hana fast schon so sehr ans Herz gewachsen wie es damals bei Chiharu gewesen war als er sie kennengelernt und sich in sie verliebt hatte. Nein, wenn er ehrlich war, dann war es inzwischen sogar MEHR geworden als bei seiner Ex-Freundin. Hana hatte Chiharu locker überholt und das im Rekordtempo. Das was das Mädchen in Jahren für eine Bindung zu Sakutaro aufgebaut hatte…das riss Hana locker in fünf Tagen nieder, was…echt erschreckend war und einfach keinen Sinn ergab. Zumindest keinen den Saku gerade finden konnte. Wie konnte sich ein fremder, frecher Bengel und dann auch noch ein JUNGE, es innerhalb von so wenigen Tagen schaffen diesen hartgesonnenen Piloten der Zero-Staffel so in den Schwitzkasten zu nehmen und sich in seinem Herzen zu verbeißen? Und dann auch noch so… das Saku es mochte. Denn es war einfach so geworden und es machte ihm weiterhin Sorgen denn er wollte das alles nicht. Oder sagen wir es mal so: Er wollte Hana beschützen und genau deswegen weg…aber eigentlich wollte er lieber hier bei ihm bleiben. Und in den letzten fünf Tagen hatte er sich so sehr an die Nähe und das freche Mundwerk des Jungen gewöhnt, dass er nicht mehr weg wollte! Ja! Er wollte nicht gehen! Hana hatte sich in sein Herz verbissen und der Gedanke ihn allein am Strand stehen zu lassen, wie er ihm traurig nachsah, während er im Zero am Horizont verschwand und alles hinter sich ließ…der tat weh. Es tat so weh und er wollte dann nur noch umdrehen und bleiben. Ihn an sich drücken und ihn beschützen, denn es war „Schutz“ was Sakutaro wollte. Er wollte ihn schützen. Hana war stark und machte einen auf unnahbar, aber das war eine Fassade, denn er war so verletzlich und einsam das Saku ihn einfach nicht loslassen wollte. Er wollte seine Hand halten und bei ihm bleiben. Und wenn er intensiver darüber nachdachte…dann kannte er dieses Gefühl irgendwoher. Er kannte das Gefühl loszulassen und zu gehen. Jemanden zurückzulassen den man liebte und wie dieser nach ihm schrie. Nach ihm schrie nicht zu gehen und zu bleiben. Aber er musste gehen…warum…musste er gehen? Vor allem: woher kam dieser Gedanke und diese Worte? Er musste gehen…Und dieses Gefühl bekam er, seltsamerweise, nur…in Hana seiner Nähe. Es wurde intensiver je länger man sie voneinander trennte und je mehr Tage vergingen wo sie zusammen lebten. Als hätte man sie vor langer Zeit schon mal getrennt und nun hatten sie sich endlich wiedergefunden. Aber das ergab doch keinen Sinn, denn immerhin kamen sie aus verschiedenen Welten und waren sich noch nie begegnet…

Schritte ertönten vor ihm und weckten ihn wieder aus seinen Gedanken, so dass er aufsah.

Es war nicht sonderlich überraschend das Hao wieder vor ihn getreten war und nun dort auch zum Stehen kam. Somit stand er wenige Zentimeter vor ihm, hatte die Arme erneut vor seiner Brust verschränkt und warf ihm Blicke zu die hätten töten können. Es vielleicht sogar sollten. Und noch weniger überraschend war es, dass er ihn so ansah wie er es gerade tat, nämlich sauer. Saku wusste das er ihn nicht leiden konnte. Das er ihn am liebsten umbringen würde, wenn er könnte, doch offenbar hatte er Prinzipien und an die hielt er sich. Was schien das er jemand war der sein Wort hielt. Besonders wenn er es seine Frau gegeben hatte. Aber die Wut in seinem Gesicht beruhte nun sogar etwas auf Gegenseitigkeit, denn nachdem der Pilot gesehen hatte, wie der Typ vor ihm mit Hana umging, da brannte es in ihm. Es war kein Hass, sondern einfach nur Wut. Wut die ja auf persönlichen Erfahrungen beruhte, denn er verknüpfte das zu sehr mit seinem eigenen Vater und was er bei ihm erlebt hatte. Mit dem was ER in seiner Kindheit erleben durfte. Allerdings hatte Saku, im Gegensatz zu Hao, nicht das Bedürfnis sein Gegenüber umzubringen. Was ihm also nur einen grimmigen Blick verschaffte, aber keinem anderem das Gefühl geben würde das er sich gleich von seinen Fesseln riss und den Häuptling angriff. Könnte Saku auch nicht, denn die Fesseln waren gut gebunden und sehr stramm gezogen. So sahen sie sich also weiter einige Sekunden an, bis sich Hao sein böser Blick von den Augen des Piloten löste und er zu seinen Männern sah, die hinter dem Gefangenen standen und auf Anweisungen warteten. Die er ihnen dann auch gab. Er machte zu allen eine Kopfbewegung, die signalisierte dass sie gehen sollten. Bis auf einen, der noch immer dort blieb wo er war und weiterhin seinen Bogen auf den Fremden hielt. Sakutaro bemerkte wie sich alle um ihn auflösten und ihrer Wege gingen. Was ihm zeigte das Hao wohl dachte alles unter Kontrolle zu haben, so das es nur noch ihn und einen weiteren Patcheen benötigte um ihn im Zaum zu halten. Danach sah er wieder zum Häuptling auf und der sprach mürrisch zu ihm runter:

„Steh auf. Wir Zeit das du unserer Stammesältesten unter die Augen trittst, Himmelsmensch. Sie wird über dich entscheiden.“

Saku legte den Kopf leicht verdutzt schief und sah ihn scharf dabei an.

Er hinterfragte nicht die Worte und zeigte sich zuvorkommend wie immer, weswegen er wieder auf die Beine kam und dann zu sah wie sich der Häuptling davon bewegte. Kurz darauf bekam der Pilot auch schon in den Rücken gestochen. Es war die noch immer auf ihn gerichtete Pfeilspitze, des einen Patcheen und der gab ihm damit das Kommando Hao zu folgen. Was Saku natürlich dann auch stumm, aber leicht genervt, tat. Doch als er dem Häuptling folgte fragte er sich plötzlich etwas. Es war vielleicht völlig nichtig und unwichtig für ihn, aber ihm war aufgefallen das Hao eben sehr…ehrfürchtig gesprochen hatte, zwischen all der Wut die in ihm brodelte. Und es klang fast so als hätte er Ehrfurcht vor der Stammesältesten und das verwirrte Sakurai sichtlich. Denn so wie er das bisher immer bei Hana verstanden hatte und wenn es stimmte, dann hatte doch eigentlich sein Vater, in diesem Dorf, die Hosen an. Oder etwa doch nicht? Wenn er sich richtig erinnerte dann hieß es doch immer: das der Stammesälteste nicht unbedingt das Sagen hatte, sondern nur am ältesten und weisesten war. Doch warum bekam er, wegen Hao seinen Worten, plötzlich das Gefühl nicht mehr los das diese andere Person vielleicht mehr das Sagen haben könnte als er? Vielleicht musste Saku sich wirklich weniger um Hao sorgen…sondern mehr um das was gleich kommen würde. Denn wer wusste schon wie ein alter Bewohner dieses Dorfes auf einen Fremden wie ihn reagieren würde? Er dachte an so Klischees wie aus Büchern, oder Filmen, wo genau diese Personen nämlich nichts Neues, in ihren Kreisen akzeptierten. Weswegen er sich noch mehr fokussieren musste und ihnen klar machen sollte das er nicht lange bleiben würde, nämlich nur so lange bis Hana wieder gesund und fit war. Es war für Saku keine selbst auferlegte Strafe auf Hana achten zu wollen, bis der wieder gesund war, sondern mehr von ihm gewollt, weil er ihn so lieb hatte. Und nun bekam er noch mehr das Gefühl…das er diese Emotionen dem Blonden gegenüber besser runter schrauben sollte. Denn es könnte vielleicht wirklich passieren…das diese Dorfbewohner gegebenenfalls Angst davor bekamen das er Hana seinem Stamm wegnehmen könnte. Und das Gefühl wollte er nicht bei ihnen auslösen, denn Hana gehörte hier her…und er eben nicht. Und zu sagen machte es nicht besser und es tat ihm weh. Und plötzlich wollte er Hana noch mehr sehen…und ihn in seine Arme schließen. Wollte wissen wie es ihm ging.

Nach wenigen Metern und vielen verängstigen Blicken ihm gegenüber, kamen sie dann vor einem sehr alten und verhangenen Wigwam an. Außerhalb dieses hing sehr viel selbstgebastelter Schmuck an dem Leder des Zuhauses. Es ging los von kleinen Knochen mit Federn geschmückt, bis hin zu mehreren Schädeln von Raubieren. Hing da sogar der knochige Schädel eines Leoparden? Auf jeden Fall der einer Großkatze. Es war nichts besonderes für ihn, aber dennoch mehr geschmückt als der Rest der Wigwam wenn er sich so im Umfeld umsah. Vielleicht zeigte das Autorität bei ihnen wenn die Bude vollbehangen war. Und nach zwei Sekunden schob sich Hao, vor ihm, das Fell, welches den Eingang ins Innere abschirmte, zur Seite und trat in die Dunkelheit dahinter. Saku blieb noch kurz etwas stehen und sah das Fell vor sich an. Er zögerte nicht aus Angst, aber irgendwie hatte er dennoch kein gutes Gefühl da rein zu gehen. Es wirkte ja schon wie die bekanntlich gesagte: Höhle des Löwen, auf ihn. Aber nach dem nächsten Stupser, mit der Pfeilspitze in seinen Rücken, war das überzeugend genug und er lief muffig und schnaufend hinein. Schob mit seinen verbundenen Händen das Fell nach links zur Seite und kam ebenfalls in das warme Innere. Es war so schön warm und trocken war es auch endlich, weswegen er sich plötzlich fast so wie ein Hund schüttelte und nasse Tropfen aus seinen schwarzen Haaren spritzen. Dabei rutschte ihm auch die Fliegerbrille von der Stirn und runter auf den Bereich zwischen seinen Schlüsselbeinen. Sie hing also dort kurz über seiner Brust locker herum und er sah sich derweil um.

Es war etwas düster im Innern, aber in der Mitte loderte eine kleines Feuer und erhellte damit genug den Raum so das Saku sehen konnte was um ihn so verteilt lag. Sein Blick war auch nicht sofort vor sich gerichtet gewesen und wegen dem Lichtschein des Feuers sah er eh kaum was dahinter war, sondern wich im Raum umher und begutachtete die Sachen die dort aufgestellt und aufgehängt wurden. So sah er rechts neben sich einen alten, selbstgemachten, Holztisch mit Schüsseln und Kräutern verteilt darauf. Alles Sachen die er nicht kannte, besonders das Grünzeug. Dieser Anblick erinnerte ihn aber dennoch an einen Medizinmann wie er es aus Büchern mit Cowboys und Indianern kannte. Sicher gab es sowas nicht bei ihm in seiner Kindheit, denn sein Vater wollte nicht das er sowas amerikanisches las, aber allein das es damals in der Militärbasis auch einige Amerikaner gab, kam ihm sowas mal unter die Augen. Es nannte sich wohl: westlicher Comic. Wenn er so darüber nachdachte hatte alles etwas sehr „indianisches“ an sich und das wo die Bewohner doch eher japanisch aussahen und auch sprachen. Es schien ein Mix zweier Kulturen zu sein, was sie an diesem Ort auslebten und sprach noch mehr für seine Theorie dass dies die Nachfahren von Schiffbrüchigen sein mussten. Sein Blick huschte danach dann von sich nach links und über sich zur Decke, wo er schon fast windspielmäßige Dinge hängen sah, die aber aus Knochen und Federn gebastelt wurden und dabei klapperten wenn der Wind vorbei pfiff. Es wirkte sehr düster und alt. Heh, witzig, als wäre er in das Zuhause einer Yamauba gewandert oder so. Was das war? Nun eine Yamauba war in der japanischen Folklore eine Berghexe und eine hässliche noch dazu. Saku erinnerte sich plötzlich daran wie er als Kind Geschichten über diese gehört hatte. Denen er aber nie Glauben schenkte, denn er glaubte weder an Yokai, Oni, Götter und erst recht nicht an Geister. Das war mehr so das Ding seiner Mutter gewesen. Dennoch wusste er es wieder und erinnerte sich.

Eine Yamauba sah angeblich wie eine alte, für gewöhnlich hässliche, Frau aus. Ihr Haar war ungepflegt, lang und goldweiß. Ihr häufig roter Kimono dreckig und zerrissen. Der Mund sollte sich über das gesamte Gesicht erstrecken und in einigen Beschreibungen besaß sie sogar einen zweiten Mund auf ihrem Kopf. Jedoch konnte sie ja angeblich ihr Aussehen verändern und benutzte dies, mit großem Erfolg, um ihre Opfer zu fangen. Sie wohnte, der Legende nach, tief in den Wäldern und Bergen Japans. Passend also zu der Lage des Dorfes in dem er aufgewachsen war. Es hieß sogar dass die Yamauba eine Einheimische von ihnen gewesen sei, die einst in einer Höhle am Berg gelebt haben sollte. Aber in den meisten Geschichten lebte sie eher in einer Hütte, als in einer Höhle. Sie hatte es auf Reisende abgesehen, die sich in ihren Wäldern verliefen. Ihre genaue Vorgehensweise zu töten variierte von Geschichte zu Geschichte. In einigen verwandelte sie sich in eine schöne Frau, oder dann wieder in eine dem Opfer nahestehende Person. In anderen behielt sie ihre hexenhafte Form und spielte die hilflose, ältere Dame. Sobald sie sich das Vertrauen ihres Opfers erschleichen konnte, fraß sie es dann auf der Stelle auf. Sie konnte dabei sogar ihr Haar beleben bzw. in einigen Erzählungen in Schlangen verwandeln, um ihre Beute in das Maul auf ihrem Kopf zu zerren. Auch bot sie dem Verirrten gerne ihre „Hilfe“ an, führte sie darauf in eine gefährliche Gegend auf dem Berg, wo sie dieses dann zu Tode stürzte und danach anschließend von ihr aufgegessen wurde. In wiederum anderen Erzählungen lockte sie das Opfer in ihre Hütte, mästete es und fraß es am Ende. Immer das Selbe nur anders erzählt. Sie brachte also Leute um und fraß sie dann auf. Punkt. Und zusätzlich zum Töten von Erwachsenen wurde ihr auch noch die Schuld am Verschwinden von Kindern gegeben, weswegen Eltern sie oft gerne als Kinderschreck benutzen um die Bälger unter Kontrolle zu halten. Gerade weil ihr Verhalten einer weiblichen Oni ähnelte, gingen einige Gelehrte davon aus, dass sie einfach nur ein benanntes Mitglied dieser Gruppe war. Sie war aber nicht wie die Oni unbesiegbar. Einige Erzählungen machten sie zu einem Geschöpf der Nacht, das sich bei Tag nicht bewegen konnte. In mindestens einer Überlieferung war ihre einzige Schwäche sogar eine Blume, die ihre Seele enthielt. Sobald diese Blume zerstört wurde, starb auch die Yamauba. Am Ende wurde sie aber oft als ziemlich leichtgläubig dargestellt, und Geschichten, in denen sie von ihrem Opfer ausgetrickst wurde, waren demnach sehr häufig. Und gerade weil Saku all das um sich sah bekam er diese Gedanken an eine Berghexe, denn die Yamauba war angeblich in den Zauberkünsten und mit Heiltränken und Giften bewandt. Manchmal tauschte sie dieses Wissen mit Menschen, die ihr dafür ein Ersatzopfer bringen mussten, welches dann von ihr gegessen wurde, oder einen ähnlich boshaften Handel eingingen wie sie ihn damals getan hatte um zur Hexe werden zu können. Aber trotz all der negativen Geschichten über sie hatte sie noch eine positive. Eine die seine Mutter ihm mal erzählte, als er noch klein gewesen war, denn sie stand auf diese übernatürlichen Sachen die einen netten Kern hatten. Denn trotz ihrer raubtierhaften Natur, sollte die Yamauba auch eine gütige Seite gehabt haben. Zum Beispiel zog sie angeblich den Waisen und Helden Kintarō auf, der dann zu einem bekannten Krieger Japans wurde. Für ihn war das aber alles nur Humbug gewesen. Doch warum…konnte er sich noch so gut daran erinnern? Vor allem wenn er dem doch keinen Glauben schenkte. Noch dazu war er sich ziemlich sicher das hier drin keine alte Hexe lebte die einen zukünftigen Messias aufzog oder so. Und erst recht keine die ihn fressen würde! Hoffte er zumindest…Es sei denn sie waren doch Kannibalen, denn dann würde er ein gutes Festessen abgegeben!

Sakutaro schluckte kurz und spürte dann plötzlich einen starken Tritt von hinten in seine rechte Kniekehle, weshalb er, kurz darauf, sofort automatisch zu Boden ging. Er landete erneut auf seinen Knien und sah wieder sauer hinter sich. Sah sauer zu diesem Mistkerl hinter der ihm nun schon das zweite Mal auf die Knie gebracht hatte. Er kniete demnach also vor dem kleinen Lagerfeuer. Das war es. Der eine Tropfen der das Fass zum überlaufen brachte. Und sofort platze ihm der Kragen. Ja und dieses Mal konnte er sich plötzlich nicht mehr zusammen reißen, egal wie sehr auch mit einem Bogen auf ihn gezeigt wurde, denn Saku hasste es. Er hatte sich immer gut unter Kontrolle und besonders nun war es sehr wichtig gewesen diese zu behalten, aber gerade verlor er mal die Fassung, da er nichts mehr hasste als rumgeschubst zu werden und keine Kontrolle über die Handlungen um sich zu haben. So fauchte er leicht pissig zu dem Kerl hinter sich:

„Ist ja gut ich habe es verstanden! Tritt mir noch mal so feige, von hinten in die Beine, du Pisser und ich leg dich danach übers Knie, verstanden?!“

Und das war noch nett ausgedrückt, denn eigentlich wollte er noch viel schlimmere Worte fluchen. Er hasste das so sehr und es tat auch noch sau weh so dreist in die Kniekehlen getreten zu bekommen! Paku und die Anderen würden nun sicherlich schon wieder die Luft anhalten, so wie vorhin auch, denn das war sehr dumm von Saku gewesen. Ja das war eben der Hitzkopf den er nun mal hatte wenn man ihn nervte. Er konnte das genauso gut wie Hana. Vielleicht sogar noch besser und aggressiver, denn Saku schlug danach lieber um sich. Im Gegensatz zu Hana, der dabei eher laut und frech wurde. Er war eben leicht geladen und das bemerkte auch der Patchee, der plötzlich etwas erschrocken wirkte und einen Schritt zurück machte…was Saku verdutzte und der ihn dann auch so ansah. Was…was war das gewesen? Er verstand das nicht und sah diesen Kerl darauf, über seine rechte Schulter und den Oberkörper etwas nach hinten gedreht, auch so an. Warum wirkte es…als hätte er Angst vor ihm? Das ergab doch keinen Sinn, immerhin hielt DER doch die Waffe auf ihn und hatte damit alle Vorteile in der Hand. Gerade auch noch da Saku weiterhin gefesselt war. Auf einmal bekam der Schwarzhaarige das Gefühl…als wollten die Patcheen gar nicht kämpfen. Zumindest nicht gegen andere Menschen, denn es war Angst was er in seinen Augen kurz auf flimmern sah, bevor der Typ dann wieder mürrisch zu ihm blickte und weiter auf ihn drauf hielt. Angst abdrücken zu müssen. Vielleicht…Ja ganz sicher. Er war sich sicher das diese Menschen noch nie gegen andere Menschen gekämpft hatten, sondern nur gegen Tiere um zu überleben. Und wenn dann vielleicht nur Rangkämpfe, oder zum Trainieren. Saku traf die Erkentniss hart. Wow das waren…alles Weicher die nie in eine Schlacht gezogen waren. Einzig Hao und dieser Silva wirkten als würden sie andere Menschen umbringen können. Das war interessant und bekräftigte seine Sorge nur noch mehr. Denn wenn Kaizo jemals von ihnen erfuhr und hier einmarschierte…waren diese Menschen komplett verloren und ausgeliefert. Sie würden keinen Krieg gewinnen können und ließen sich deswegen auch sicherlich gnadenlos abschlachten. Was den Piloten plötzlich noch mehr Sorgen bereitete. Doch bevor Sakurai noch länger darüber philosophieren konnte, hörte er wie Hao Luft holte und sah deswegen links zu ihm.

Der Häuptling hatte sich etwas aufgeblasen, also tief Luft in den Brustkorb gezogen und warf Sakutaro einen bösen Blick zu, als würde er gleich Feuer spucken wollten und ihn danach bei lebendigen Leib verbrennen. Er stand links von dem Lagerfeuer und als er dann die Luft raus ließ, sprach er dabei zu dem Fremden, neben sich, rüber:

„Schweig! Du legst es wohl unbedingt darauf an das man dir die Augen aussticht, was?!“

Saku sah weiter zu ihm und plötzlich…konnte er nicht anders als den bösen Blick zu erwidern den er da zugeworfen bekam. Er hatte ja, wie bereits gesagt, seit vorhin Hana seinen Vater gefressen und war demnach nicht gut auf ihn zu sprechen. Was er dann leider auch nicht mehr wirklich zurückhalten konnte und sofort bemerkte wie sich Druck in seiner Brust aufstaute. Er war ne ehrliche Haut und wenn er jemanden nicht leiden konnte, dann zeigte er das auch ohne Probleme. Sicher war es in der Situation nicht sehr ratsam, aber Sakurai hielt es nicht mehr länger aus. Dieser ganze Druck in ihm war quälend. Er war wütend geworden, wegen dem was Hao getan hatte und seltsamerweise, kam noch dazu, dass je länger er nicht wusste was nun mit Hana war…er auch leichter am Rande der Vernunft baumelte. Er wollte plötzlich wieder zu dem Blonden und sehen wie es ihm nach der Schelle seines Vaters ging. Wollte ihn deswegen trösten. Und all diese Gefühle vermischten sich schließlich zu einem Brei…den er dann auf Hao, in Form von Worten, los ließ.

Saku schnaufte dann wütend und sprach sich zusammenreißend, also nicht so laut, zu dem Häuptling rüber:

„Ja bitte, denn dann muss ich mir diese ganze Scheiße hier nicht mehr ansehen! Glaubst du eigentlich an das was du da von dir gibst?! Sicher, denn du hattest ja nicht mal großartig Probleme damit deinen Sohn zu schlagen! Dein eigen Fleisch und Blut und der es offenbar nur gut meinte, indem er euch nichts von uns erzählte um euch damit alle zu beschützen! Doch wie sieht es hier aus, hä?! Traust du dich das bei mir auch?! Bei mir, bei jemanden der Größer ist und sich locker wehren könnte, da schreckt deine Hand nun doch zurück oder was, du elender Feigling?!“

Er schoss ganz schön über das Ziel hinaus, aber das war für Leute, die Saku kannten, so typisch. Der Kerl konnte nicht anders als er selbst zu sein und was Hao getan hatte fuchste und machte ihn aggressiv. Besonders jemanden wie ihn…der auch von seinem Vater geschlagen wurde und das damals als er sich am wenigsten wehren konnte. Es war eine persönliche Klatsche die ihn an jede Einzelne erinnerte die er selber als Kind von Papa bekommen hatte. Und dann noch die Tatsache…dass er wieder daneben gestanden hatte und wehrlos zusehen musste wie jemand, den er liebte, verletzt wurde. Damals war es Mutter gewesen, aber vorhin…war es Hana. Das er nun so die Geschütze hochfuhr, obwohl er das nicht sollte, war also irgendwie verständlich. Dennoch ein böser Fehler, denn Hao sah ihn nicht sonderlich begeistert an nach der Wortklatsche. Und kein Baldrian der Welt konnte das wieder runter bekommen. Haos Blick war erst etwas erschrocken, aber wechselte schlagartig in noch wütender und aggressiver, als er dabei sogar etwas die Zähne fletschte und sich zu dem Fremden drehte. Wie konnte…er es wagen?! Und dann ging das Gewittert erst richtig los, als Hao anfing sich zu wehren. Er fauchte zurück:

„Was erlaubst DU dir eigentlich dich in meine Angelegenheit einzumischen, du Himmelsmensch!? Ihr kommt hier her, kommt auf unsere Heimat und bringt nur Tod so wie auch Verderben mit euch!! Denkt ihr seid über allem erhaben und könnt tun was ihr wollt!! Und oben drauf zapfst du dich noch wie ein Blutegel an das Blut meiner Familie!! An meinen eigenen Sohn und erwartest nun ernsthaft das ich das stillschweigend zulasse und dich schalten und walten lasse wie es dir beliebt?! Was ICH für meinen Sohn entscheide hat DICH nicht zu interessieren!! Und wenn es das Letzte ist was ich tue, ich lasse nicht zu das du Hana weiterhin den Kopf verdrehst!! Noch dazu bist du ein Fremder und kennst ihn noch nicht mal lange genug so wie ich es tue!! Also wage es nicht dich gegen mich zu erheben denn dann könnte das für dich schnell nach hinten losgehen!!“

Er war zwar laut, bedrohend und pompös und sicherlich würden viele sofort klein bei geben…aber das war etwas was Saku auch sehr gut konnte und er deswegen nicht kleiner wurde, oder gar nach gab. Sondern eher das Gegenteil passierte. So fauchte er zurück und nun definitiv auch lauter:

„Ich habe mich nicht an Hana gezwackt! Dein Sohn kam zu MIR! Er kam zu mir und hat bei mir eine Art von Zuflucht und Sicherheit gesucht, weil er das ja HIER offenbar nicht finden konnte!! Besonders als ihr Mistkerle ihn verbrannt habt!! Ja, denkst du echt ich habe das nicht gesehen wie ihr zu ihm seid?! Ihn verstümmelt wenn er nicht nach eurer Pfeife tanzt!! Kein Wunder das er einem Fremden wie mir, innerhalb weniger Tage, mehr vertraut als seinem eigenen Stamm!! Sollte es da bei dir nicht klingeln?! Stattdessen schlägst du deinen Sohn noch zusätzlich während er am verwundbarsten ist und sich nicht mal wehren kann!! Was bist du nur für ein Vater?! Menschen wie du KOTZEN mich an!! Es stimmt das Hana und ich uns nicht lange kennen und das wir keinen guten Start miteinander hatten, aber ich würde ihn ab jetzt niemals, NIEMALS mehr im Stich lassen, geschweige denn ihn schlagen!! Nur weil dein Sohn anders ist, als du es haben wolltest, hast du nicht das Recht ihn zu schlagen!!“

Und den letzten Satz den brüllte er unglaublich laut, so das der Patchee hinter ihm noch etwas Abstand nahm. Denn der schien sehr eingeschüchtert von der Tatsache dass ein Fremder so mit seinem Häuptling sprach. Ja sich quasi wagte das Wort gegen Hao zu erheben. Es war aber einfach über den Schwarzhaarigen gekommen und obwohl es eigentlich um Hana ging…verhielt sich Sakutaro so als…als würde er sich persönlich auskotzen. Als könnte er endlich aussprechen was er sein Leben lang nie zu seinem Vater sagen konnte und später auch nicht mehr die Gelegenheit dazu bekommen hatte…Nämlich das er ihn doch einfach nur so lieben sollte wie er war! Saku hatte sich immer nur gewünscht das sein Vater ihn liebte wie er war und endlich aufhörte ihn und seine Mutter zu schlagen. Und ganz besonders seine Mutter. Ihm wurde sofort wieder klar wie ähnlich er und Hana sich doch waren. Das sie beide Söhne waren…die sich nichts sehnlicher wünschten als von ihren Vätern akzeptiert zu werden. Doch für Sakurai war dieser Zug schon lange abgefahren und irgendwie hoffte er dennoch dass er Hana seine Beziehung zu seinem Vater noch retten könnte. Auch wenn es vielleicht das Letzte war was er für ihn tun konnte…bevor er die Insel wieder verließ. Er wünschte es sich, denn so wollte er ihn nicht allein lassen. Sakutaro sein Vater war tot. Er bekam nie wieder eine Chance ihn zu treffen und er…er hatte das zu verantworten. Nur er allein. Doch er bereute es nicht. Das war der einzige, persönlich ausgeführte Tod…den er nicht bereute.

„Du hast mir gefälligst nicht zu sagen wie ich meinen Erben zu behandeln habe! Was erlaubst du dir eigentlich, du bösartiger Himmelsmensch?! Du kommst in MEIN Revier, MEIN Dorf, stellst MEINE Handlungen in Frage und…!!“

„Nein, leck mich du blödes Arschloch, du hast Hana geschlagen und…!!“

Setzte Sakutaro an, aber er kam nicht sonderlich weiter, als eine alte Stimme im Raum laut dazwischen funkte und krächzend sprach:

„Es reicht jetzt ihr zwei! Und ganz besonders DU Hao!“

Und sofort wurde es still.

Innerhalb von Sekunden war all die Lautstärke und die Spannung im Raum von dieser Stimme genommen worden. Diese Stimme hatte den beiden Streithähnen wortwörtlich die „Luft“ abgedreht, denn es kam aus keinem mehr etwas, außer verdutzte Blicke. Und nicht nur das hatte geklappt, sondern auch das diese Stimme plötzlich ihre volle Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte. Sakutaro sein Blick wand sich sogar als erstes links von Hao ab und wieder vor zu dem Lagerfeuer das nur wenige Zentimeter, vor seiner Nase, loderte. Es war sehr hell und auf Grund dessen, das der Rest des Raumes so dunkel war, hatte er vorher auch nicht gesehen dass jemand auf der gegenüberliegenden Seite saß. Was eigentlich erst mal nicht plausibel klang, aber die Person war eben so klein und in dunkle Felle eingewickelt gewesen, dass man sie locker übersehen konnte und sie sich damit der Umgebung perfekt angepasst hatte. Aber nun konnte er sie genau sehen…und er dachte wirklich eine alte Berghexe säße da vor ihm.

Direkt hinter dem Feuer saß diese alte Person, die definitiv eine Frau war und nun zu ihm rüber blickte. Ihre Augen waren leicht glasig, grau und blass, so das man denken konnte sie wäre blind, oder zumindest nahe dran. Sie kniff allerdings die Augen etwas zusammen, was zeigte dass sie wirklich noch etwas sah und ihren Blick damit versuchte zu schärfen. Ihre Nase war etwas länger und wie eine klassische Hexenharkennase, da fehlte nur noch der Pickel drauf und ihre Kleidung war ebenfalls alt und geschmückt mit Federn und kleinen Knochen. Einige Ketten hingen um ihren Hals runter bis zur Brust die ebenfalls aussahen wie Knochen und wertvollen Steinen dazwischen. Ihr graues Haar war lang und hing ihr, nach hinten, den Rücken runter und sie trug an der rechten Seite ihrer Schläfe einige Federn und kleine Knochen als Schmuck die zusammengebunden waren. Ein sehr spezielles Detail denn Saku erkannte es sofort wieder. Es war nämlich derselbe Schmuck den auch Hana seine Mutter an der linken Kopfseite und in den Haaren trug…Ob das was zu bedeuten hatte? Vielleicht war das ein Statussymbol bei ihnen oder so. Wenn er raten dürfte würde er sagen: Medizinmann, oder Kräuterhexe. Würde zumindest passen. Auf jeden Fall sah sie grimmig zu ihm und wand sich kurz darauf dann auch schon an Hao, der rechts von ihr stand und den sie echt gekonnt ausgebremst und zum Schweigen gebracht hatte mit ihrem Ruf. Was an sich faszinierend war, denn Saku hielt Hana seinen Vater jetzt nicht für jemanden der sich den Schneid freiwillig abkaufen ließ und nach gab. Aber es bestätigte sich damit nur das was der Pilot sich schon bereits dachte, nämlich dass diese alte Frau offenbar sogar noch über dem Häuptling das Sagen hatte. Und er durfte sogar noch mehr Zeuge davon werden, als er sah wie diese Hexe sich an den jungen Häuptling wand und zu ihm krächzte:

„Du verhältst dich gerade nicht eines Häuptlings würdig, Hao! Du vorverurteilst und bist aggressiv! Also tu uns allen den Gefallen und entferne dich sofort aus meinem Heim und das bevor du noch mehr Schande über dich selbst bringst!“

Der hatte gesessen und der junge Häuptling sah doch tatsächlich vor sich auf den Boden und schwieg. Und genau in dem Moment sah Saku wie ähnlich sich Hao und Hana dennoch plötzlich waren und das obwohl sie so viele Probleme miteinander hatten…denn es war derselbe muffige und eingeschnappte Blick, den Hao gerade auflegte und den Saku nun nur zu gut kannte. Jener Blick…den der Blonde auch besonders gut drauf hatte, wenn etwas nicht so lief wie er es gern gehabt hätte. Doch bevor er darauf was sagen konnte, sah die Alte wieder zu dem jungen Piloten rüber und sprach dann weiter:

„Ich komme schon alleine mit ihm zurecht. Ich brauche keine Wache. Außerdem…möchte ich mir unseren Besucher gerne mal, in Ruhe, allein an sehen…“

Sie sah den Piloten dabei etwas die Augen zusammenkneifend und über das Feuer hinweg, an. Es wirkte schon so als müsste sie das tun, weil sie wirklich nicht mehr richtig sehen konnte und dabei entwich ihr noch ein altes Husten und Krächzen aus der Brust, was ihr Alter nur noch mehr unterstrich. Saku zog eine Augenbraue hoch. Wow, das das Fossil sich noch bewegen konnte glich einem Wunder. Er wusste es nicht, aber er dachte plötzlich genauso wie Hana in jener Sekunde. Sakutaro fragte sich, sogar noch oben drauf, wie die überhaupt noch atmen konnte, denn so wie sie aussah musste die schon über hundert sein! Und als die Alte dann einen Laut zu Hao von sich gab, der sich mehr anhörte als würde man einen räudigen Hund davon scheuchen, sah Saku nach links von sich und war erstaunt wie wortlos und stillschweigend sich der junge Häuptling dann doch aus dem Staub machte. Und nicht nur er…sondern auch der Patchee hinter ihm senkte anschließend den Bogen und verließ ebenfalls den Wigwam und das sogar noch vor Hao, der noch mal kurz an der Tür stehen blieb und über seine linke Schulter nach hinten Blickte. Sein Blick…sein Blick war voller Wut und dennoch auch mit Sorge behaftet. Tja und dann gab er sich den Ruck den er brauchte, riss sich los und verließ den Wigwam, ließ somit Sakutaro und das alte Fossil alleine. Zum Glück war der weg. Saku konnte ihn nicht leiden und war nur froh das dieser Kerl mit seiner Angeberkiste abzog! Auch wenn er keine hatte. In kurzer Zeit, seit sie sich kannten, hatte der Pilot schon eine gewisse Rivalität zu ihm aufgebaut. Was daran lag das Hao und Saku für Hana nur das Beste wollten, aber jeder das „Beste“ halt anders sah als der jeweils Andere. Was auch immer kam…Saku würde nicht mehr zulassen das Hana von seinem Vater geschlagen und verletzt wurde.

Dennoch verstand er was nicht ganz. Denn Saku verstand nicht was das sollte, also zu gehen, denn eigentlich war es sehr riskant jemanden wie ihn, mit einer alten Rübe wie der, allein zu lassen. Auch wenn er quasi gesichert war und seine Handfesseln nicht lösen könnte, so waren nicht mal seine Beine verbunden und gaben ihm Spielraum. Er könnte also quasi aufstehen und zu der Alten rüber gehen und ihr dann Schaden zufügen, wenn er wollte natürlich. Und dazu brauchte er nicht mal Hände, denn das Fossil könnte er auch kaputt treten so alt und morsch schien die zu sein. Natürlich hatte er aber nichts der Gleichen vor, sondern sah wieder vor sich und zu der alten Frau, die sich plötzlich sowas wie eine alte Pfeife griff und oben etwas Kraut hinein stopfte. Danach zündete sie das Kraut darin, am Feuer vor sich, an und nahm einige Züge. Saku sah ihr dabei zu. Was sie wohl rauchte? Und ob das in ihrem Alter noch so gut war? Aber wenn er ehrlich wäre könnte er jetzt auch ne Kippe vertragen. Die letzte hatte er noch geraucht bevor er zum Zero gelaufen war und Hana angeschossen wurde. Damals im Lager von Kaizo und er war echt froh darüber gewesen das Paku noch welche dabei hatte, denn das schien offenbar alles gewesen zu sein was sie an Vorrat an Zigaretten hatten. Ja Sakutaro rauchte, zwar nicht viel aber dennoch tat er das hin und wieder mal. Meist machte er dies wenn er sich worauf fokussieren musste und weil er dadurch etwas runter kam. Besonders im Hangar hatte er das gerne getan, wenn er an seinem Zero rumbastelte. Weswegen er auch mal Ärger bekam weil Kaizo sich darüber aufregte. Damals als sie noch Lehrlinge gewesen waren. Oder auch nach dem Sex mit Chiharu, da war ihm das auch total klischeehaft passiert. Er war nicht abhängig vom Rauchen, aber hin und wieder tat es mal gut. Heh, wenn er vor fünf Tagen welche bei sich gehabt hätte, dann hätte er wegen Hana jeden Tag mehrere rauchen müssen um runter zu kommen. So sehr war er von ihm genervt gewesen. Gut das es auch so irgendwie klappte ohne zu rauchen oder jemanden zu erschlagen. Er lernte dazu und wurde ruhiger. Jedenfalls sah er ihr noch kurz dabei zu. Sah wie sie dann wieder anfing zu husten und…mamma mia das klang echt nicht gut. Wie lebte die noch?! Lungenkrebs und Lungenembolie gaben sich da wohl gerade gegenseitig die Hand, was?

Ihr Blick wich wieder rüber zu ihm, nachdem sie sich kurz auf die Brust gehauen hatte, wegen dem Husten und sie spuckte dann vor sich in das Feuer. Saku sah ihr nur weiter verdutzt dabei zu. Rabiat die Alte, was? Wie war ihr Name noch mal? Er glaubte sich zu erinnern dass es „Goldva“ gewesen war. Komischer Name. Sekunden darauf holte sie wieder Luft, hielt die Pfeife in der Rechten und sprach dann zu ihm:

„Immer dieses junge Gemüse…Er ist jetzt schon seit sechszehn Jahren der Häuptling unseres Stammes und ich muss ihn noch immer runter holen und treten, weil er einfach viel zu emotional sein kann. Du hast ihn ganz schön aufgescheucht, was? Wurde auch langsam mal Zeit das ihn jemand eine Herausforderung bietet! Er ruht sich schon viel zu lange auf unseren wohlverdienten Frieden aus, dass er nicht mal mehr weis wie es ist für etwas hart zu kämpfen…Du dagegen schon, oder?“

Saku legte den Kopf etwas verdutzt und ernst blickend schief, denn das verstand er nicht ganz. Erst mal war es erstaunlich das diese alte Frau offenbar so locker und völlig ohne Angst mit ihm sprach und das wo er anscheinend seit langem mal wieder der erste FREMDE bei ihnen war. Zumindest klang es laut Hao so. Sie wirkte total gelassen und anscheinend machte ihr nur ihr Alter etwas zu schaffen in jenem Moment, denn sie hustete wieder etwas mehr. Heh, lass vielleicht lieber das Rauchen sein Omi. Ging ihm durch den Kopf. Aber was ihn besonders interessierte war ihre Aussage gewesen. Nämlich dass sie offenbar ein Problem damit hatte das zu lange Frieden gewesen war. Zumindest klang es so. Oder sie hatte wohl eher ein anderes Problem…nämlich das die Menschen dazu neigten „Weicheier“ zu werden, wenn sie lange keinem Stress und keinen Problemen ausgesetzt wurden. Sicher meinte sie dass, denn das war ihm vorher ja auch aufgefallen. Diese Menschen hier waren Frieden und Ruhe gewöhnt und keine Killer wie er. Im Gegensatz zu ihm waren sie „verweichlicht“ und er dagegen abgehärtet. Wie gesagt: Wenn Kaizo hier einmarschierte, dann machte der Letzte das Licht aus.

Sie hatte ihn eben ja direkt angesprochen, doch er wusste erst nicht wie er darauf antworten sollte und sah sie deswegen nur still an. Wenn die Alte wirklich das Sagen hatte, was ja so aussah, dann musste er nun ganz genau darauf achten was er sagte und was nicht. Er war noch immer ein Fremder und eigentlich damit ein Feind, demnach konnte er nicht hier sitzen und mit Oma einen lockeren Chit-Chat führen als wäre alles cool. Außerdem war ihm nicht sonderlich danach. Sicher er war wieder etwas runter gekommen, aber dennoch war ihm alles fremd und neu, was ihn nervöser machte. Das war normal, aber dennoch versuchte er es zu verstecken. Goldva allerdings sah ihm das genau an. Konnte seine Augen lesen wie ein offenes Buch. Weswegen sie zu ihm blickte und anschließend leicht lächelte. Danach nahm sie noch mal einen Zug von der Pfeife und hauchte dann den Rauch aus, als sie weiter sprach:

„Ah…du weist wann du die Klappe zu halten hast und bist nicht so der gesprächige Typ, was? Das ist eine Gabe die nicht viele haben. Die Gabe ruhig zu bleiben und in schwierigen Situationen einen kühlen und klaren Kopf zu bewahren. Ich muss zugeben: das kannst du sehr gut. Besonders da ich dir ansehe das du nervös bist. Du wärst aber auch dumm wenn du es nicht sein würdest. Außerdem hast du einen scharfen und aufmerksamen Blick wie ein Raubvogel…Alles Qualitäten die einen guten Anführer ausmachen, nicht wahr?“

Sie nahm wieder einen Zug und Saku sah sie an.

Guter Anführer? Woher wollte sie das wissen? Entweder sie hatte ebenfalls viele Erfahrungen damit gemacht anderen Emotionen abzulesen, was bei ihrem Alter nicht mal verwunderlich wäre, oder sie riet gerade einfach nur ins Blaue. Aber für Saku war das dann doch etwas zu treffsicher was sie da von sich gab. Und so ungern er es auch zugab: die Alte hatte ihn durchschaut. Sie konnte ihn offenbar wie ein offenes Buch lesen und demnach auch seine Emotionen ablesen. Was sie dann auch noch ehrlich zu gab. Allein das sie sagte er hätte „Anführer-Qualitäten“ machte ihm aber leicht Sorgen. Es war komisch, aber Saku wollte NIE ein Anführer sein. Auch heute stritt er sich nicht sonderlich darum wenn ihm jemand Entscheidungen abnehmen wollte. Er war sogar ganz froh darüber. Als junger Mann wurde er in die Position gedrängt das Sagen zu haben. Besonders als sein Staffel-Führer gestorben war und er damit in die Position gedrängt wurde, weil er es eben drauf hatte und der beste Pilot unter allen anderen war. Ihm wurde Verantwortung gegeben die er mehr als alles andere scheute. Denn nie wollte er es zu verantworten haben wenn jemand wegen ihm starb oder leiden musste. Dennoch musste er es dann tun und seltsamerweise bekam er das ganz gut hin. Seine Männer respektierten ihn. Sie würden ihm sogar in die Hölle und zurück folgen und das einfach nur weil er ehrlich war und seine Instinkte und Intuition ihn nie im Stich gelassen hatten. Er war ein Anführer geworden…und offenbar witterte das die Alte vor ihm. Und das war nur ein Punkt, denn damit wusste sie also inzwischen auch sicherlich schon automatisch dass es mehr Leute aus Japan auf der Insel gab und er von denen eine höhere Position einnahm. Das Leute unter ihm sein mussten. Doch was würde sie mit der Info nur machen? Kam sie…vielleicht auf die Idee das gegen Kaizo nutzen zu wollen? Ihn als Geisel zu halten um damit etwas zu erzwingen? Mal abgesehen davon dass man somit noch zusätzlich Öl ins Feuer gießen würde, denn Kaizo ließ sich nicht erpressen. Eher schoss er alles kurz und klein bevor er sich die Blöße gab. Saku wusste es nicht und kam dann auch schon aus seinen Gedanken raus, als er sah wie die Alte sich zittrig auf die Beine kämpfte und links um das Feuer herum lief. Sie stützte sich dabei auf einen alten Stock und kam sehr jämmerlich und schwach zu ihm. Und Saku ließ sie nicht eine Sekunde dabei aus den Augen und hatte den wachsamen Blick eines Falken aufgelegt. Er wusste dass sie ihm nichts anhaben könnte, denn er war zu kräftig. Allein wenn er sie auch nur leicht in den Schwitzkasten nahm könnte er ihr schon den Hals brechen, so klapprig war die. Also sah er ihr nur gespannt zu. Was hatte sie vor?

Sie kam darauf auch schon links von ihm an und zückte plötzlich ein kleines Messer, mit dem man nicht mal ein Brot schmieren könnte, von ihrer Hüfte und fasste danach zittrig nach seinen Fesseln. Sekunden vergingen und der Pilot konnte nicht glauben was er dann sah…denn sie schnitt ihm die Fesseln auf. Er sah ihr nur still und verwirrt dabei zu, bis sich alles lockerte und seine Hände endlich wieder frei waren. Das alte Seil glitt von seinen Handgelenken und fiel vor seine Knie auf den Boden, während er sich sofort die gedrückten Gelenke, mit den Händen rieb und wieder zu ihr sah. Sein Blick war misstrauisch, was die Alte sah und somit kurz darauf muffte. Dann drehte sie ihm aber auch schon leichtsinnig den Rücken zu, als sie wieder zurück lief und dabei sprach:

„Sehr übervorsichtig von ihm. Eigentlich sehr gut, aber bei dir völlig unnötig…“

Sie meinte damit sicherlich Hao und kämpfte sich dabei wieder humpelnd zurück zu ihrem Platz während Saku ihr noch nach sah. Und das verstand er nun noch weniger. Was ging hier ab? Nicht nur war er ein Fremder und auch noch viel stärker als sie, sie wurde ja noch nicht mal mehr bewacht, also warum nahm sie ihm die Fesseln ab? Er konnte sich einfach nicht vorstellen das sie so alt und senil war das sie nicht genau wusste was sie da tat, also ging er von dem Anderen aus…nämlich das sie GENAU wusste was sie da tat. Und das interessierte ihn doch tatsächlich, denn es war sehr gewagt. Ja fast schon dumm. So das er dann doch seine Stille brach, aber nicht den Blick von ihr ließ, als er fragte:

„Völlig unnötig? Was bringt euch zu dieser Annahme? Ist das nicht etwas zu vertrauensselig von euch? Ich meine: was würde mich jetzt daran hindern nicht einfach auf euch loszugehen und euch als Geisel zu nehmen? Oder einfach die Flucht zu ergreifen?“

Er war interessant…

Goldva kam wieder an ihrem Platz an und setzte sich hustend hin, während sie ihre Gehhilfe neben sich auf den Boden legte und dann sprach, ohne ihn anzusehen:

„Ach komm schon so blöd bist du nicht! Du weist ganz genau das du, sobald du auch nur die Nase aus meinem Heim streckst, sofort mit Pfeilen beschossen werden würdest. Ganz egal ob du mich als Geisel nimmst oder nicht. Außerdem würdest du nicht weit kommen sobald du Hao an den Hacken hättest. Was er definitiv tun würde wenn du auch nur einen Fluchtversuch starten würdest. Du bist ganz schön kräftig, aber er hat auch einiges drauf, darauf kannst du dich verlassen. Der hat dich ruck zuck eingeholt und jagt dich bis er dich hat, glaub mir. Er ist ein ziemlicher Dickkopf…wie sein Sohn. Und warum ich keine Sorge habe deine Fesseln zu lösen? Ganz einfach: Du weist das und ich weis das, das du es nicht machen würdest, weswegen es also keinen Grund mehr gibt dir noch länger die Hände zu fesseln. Außerdem ist das nicht dein Stil, nicht wahr? Du bist vielleicht etwas impulsiv und verschlossen, aber nicht grausam und bescheuert. Das sehe ich dir sofort an. Vielleicht etwas nervös, aber du behältst deine sieben Sachen bei dir und bleibst dennoch ruhig. Sehr gute Anführer-Qualitäten.“

Saku sah sie ernst an.

Wo war er hier? Bei: Wer wird Japans-Super-Anführer? Und schon wieder…Sie sprach schon wieder so als würde sie ihn kennen. Als wäre er in diesem Dorf aufgewachsen und sie wüsste alles über ihn. Langsam wurde auch ihm das etwas zu unheimlich und er schnaufte leise aus. Außerdem fragte er sich noch immer: Was das alles sollte. Warum wollte sie mit ihm alleine sein? Nur um ihm Weisheiten an den Kopf zu knallen war sicherlich nicht der Grund. Und er konnte nicht mal leugnen, so unheimlich es auch war…das es ihn interessierte. Er wurde neugierig und als er sah wie sie ihn einfach nur anblickte, als würde sie auf etwas warten…da setzte sich Sakutaro ordentlich hin. Er setzte sich in den Schneidersitz und sah zu ihr zurück. Na gut…er biss mal an. Noch immer wusste er nicht was er sagen sollte und konzentrierte sich mehr darauf zu antworten als selber Fragen zu stellen. Aber er würde bleiben und war gespannt was noch so kam. Es war ja eh nicht so als könnte er einfach gehen. Außerdem wollte er gerne ohne Probleme wieder zu Hana laufen und nicht mit Ärger im Gepäck ankommen. Weswegen er geduldig wartete und Goldva ihn auch nicht lange warten ließ.

Sie hustete erneut und nahm wieder ihre Pfeife in den Mund, als sie sprach:

„Du bist also der Grund warum unser Hana sich momentan noch mehr auflehnt als er es eh schon immer getan hat. Ach ich hätte es mir denken müssen, er ist einfach zu aufgekratzt und bissig gewesen die letzte Zeit. Sogar für seine Verhältnisse. Ich sag dir: der Junge war schon immer schwerer zu hüten als ein Sack voller Flöhe, aber DU hast da noch mal ordentlich einen oben drauf gesetzt. Pha! So dickköpfig und abenteuerlustig wie seine Großmutter…Und nun bist du hier aufgetaucht und scheuchst ihn nur noch mehr auf.“

Sie hauchte den Rauch aus ihrem Mund aus und Saku fand endlich etwas wo er ansetzten konnte, weswegen er darauf verteidigend sprach:

„Das Hana sich verändert hat ist allein meine Schuld. Da stimme ich zu. Ihn trifft also keine Schuld und ich bitte darum ihn auch nicht wegen mir zu bestrafen. Wenn ihr jemanden bestrafen wollt, dann nehmt ruhig mich. Und ich kann euch versprechen dass es euch auch weiterhin keine größeren Sorgen mehr bereiten soll. Denn sobald er wieder gesund ist habe ich meinen Soll erfüllt und dann werde ich zusehen das ich von der Insel verschwinde…Ihr werdet nie wieder etwas von mir und meinen Leuten hören, das verspreche ich. Aber bitte…gebt Hana hier den Frieden den er so dringend nötig hat…Sobald ich weg bin.“

Auch wenn er noch nicht ganz wusste wie er das hinbekommen sollte. Denn solange sein Zero im Eimer war ging er nirgends so schnell hin. Noch dazu viel es Saku unglaublich schwer diese Worte zu sagen. Bisher hatte er sich das auch immer nur gedacht. Es aber nun auszusprechen…war schwerer als er es sich hätte jemals ausmalen können. Und komischerweise kostete es ihn auch Überwindung. Sein Herz tat sogar wieder etwas weh. Hana sollte es einfach nur gut gehen. Er wollte damit Goldva davon überzeugen dass sie keine Sorgen haben müsste und dass alles sich schon klären würde. Doch zu seiner Überraschung sah ihn die alte Hexe etwas verdutzt an. Sie war erstaunt darüber wie sehr sich dieser Fremde doch für den Sohn des Häuptlings einsetzte. Sie mussten offenbar schon einiges zusammen erlebt haben seit er hier aufgetaucht war. Und noch erstaunter war sie das er offenbar gerne allen Schaden lieber auf sich ziehen wollte, als zuzulassen das dem andere ausgesetzt wurden. Er nahm den Schaden auf sich…Und das alles nur damit Hana nichts abbekam. Das waren Eigenschaften eines Beschützers…und eines guten Häuptlings. Was sie erst sehr spannend fand sowas in ihm zu finden. Doch wenn sie so genauer darüber nachdachte…war es nicht verwunderlich das es so kam. Das sich ihre Beziehung so entwickelt hatte und dann auch noch so schnell. Sie zog danach noch mal an ihrer Pfeife, als sie darauf etwas kicherte und dann zu ihm rüber sprach:

„Heh, sehe ich aus als wäre ich besorgt? Der Bengel war schon immer ein Störfaktor und ein Dickkopf gewesen, der dieselben dummen Flausen im Kopf hatte wie seine verstorbene Großmutter. Es hat mich sehr lange beunruhigt und ich dachte öfters ich muss ihn an die Leine nehmen…aber nun bin ich fast völlig tiefenentspannt! Ich wusste seit seiner Geburt das er etwas Besonderes ist und ich hatte fast die Hoffnung aufgegeben dass er seinen Weg nicht mehr finden würde. Und glaub mir: bei dem Bengel verliert man schnell mal die Hoffnung!“

Saku lächelte leicht darauf. Ja das konnte er völlig verstehen, denn auch bei ihm hatte Hana öfters Momente ausgelöst wo er dachte an die Decke zu gehen, nur um dann alles frustriert hinwerfen zu wollen und einfach nur wieder heim nach Japan zu fliegen. Der Kleine war eben nicht leicht…Aber dennoch ein guter Mensch. So sehr sogar das Saku nicht mehr gehen wollte.

Goldva sprach dann weiter:

„Ich stellte mir, allein wegen ihm, viele Fragen. Allgemein stellte ich mir mein Leben lang viele. Ich bin sehr alt geworden und weis nicht mal mehr wie viele Dinge ich schon regeln musste und wie viele Fragen ich mir bereits stellte je älter ich wurde. Und irgendwann verliert man halt den Überblick über alles…Aber nun stelle ich mir gerade zwei Fragen: Warum hast du, verdammt noch mal, so lange gebraucht hier auf zu tauchen!? Und: Was hat dich aufgehalten!? Ich dachte schon ich würde mit Hana verrückt werden wenn du nicht bald mal aufkreuzt! Lässt wohl gerne eine alte Frau am Abgrund hängen, wie?!“

Sie klopfte ihre Pfeife über dem Feuer aus und entledigte sich damit der verbrannten Asche von Kräutern während Sakutaro sie verdammt verwirrt und still ansah. Sie wirkte leicht aufgebracht dabei. Heh, die sollte vorsichtig sein, denn in ihrem Alter könnte das vielleicht in einem Herzinfarkt resultieren, dachte sich Saku dabei. Aber etwas beschäftigte ihn dann mehr, als das sie plötzlich tot umfallen könnte… Was…sagte sie da? Das verstand er nicht und er legte den Kopf etwas zur Seite. Sie sprach das als hätte sie ihn erwartet. Nein sie SAGTE sie hätte ihn schon länger erwartet, aber das konnte einfach nicht sein. Er kam aus Japan. Von Außerhalb und sie hatten nie etwas miteinander zu tun, also was sollte das? Und da viel ihm noch etwas schlagartig wieder ein, nämlich das was Hana seine Mutter, also Yoh, vorhin gesagt hatte. Gesagt hatte als sie auf dem Flugzeugträger standen und sie sein Gesicht dabei festhielt. Sie sagte zu ihm: „Du bist hier…Endlich…bist du hier.“. Und auch das hatte er nicht verstanden. Doch nun fiel ihm auf das es dem sehr ähnlich war was die alte Hexe eben von sich gegeben hatte. Und er fragte sich nun: Was war nur mit diesen Leuten los? Warum sprachen diese Zwei mit ihm als würden sie ihn kennen und als hätten sie seine Ankunft bereits sehnsüchtig erwartet? Er war verwirrt.

Also schüttelte er leicht den Kopf und fragte ungläubig:

„…Was? Ich verstehe nicht ganz was…“

Natürlich verstand er das nicht. Hatte keine Ahnung, denn es wäre auch komisch wenn er das könnte. Immerhin war das nicht normal bei jemanden wie ihm…Kurz darauf machte die alte Hexe dann aber etwas völlig unerwartetes und warf, ohne Vorwarnung, plötzlich ihre alte Holzpfeife über das Feuer hinweg und direkt auf seinen Kopf zu. Saku konnte mit Schecken und seinen, Gott sei Dank, schnellen Reflexen gerade noch so zur rechten Seite ausweichen und sah dann auch schon wie das Teil hinter ihm auf den Boden donnerte. Wo es aufgeschlagen war hinterließ es einen Ruß-Fleck vom Kraut und danach blickte er wieder vor sich und blinzelte verdutzt. War das…hatte sie ihn gerade echt mit ner Pfeife beworfen?! Sekunden danach und völlig natürlich fauchte er aus wütendem Reflex zu ihr:

„Hey, das hätte ins Auge gehen können, du alte Schachtel!“

Goldva sah ihn an und lächelt etwas frech drauf. Sehr gut, gute Refelxe hatte er schon mal.

Es kam einfach so aus Sakurai raus geschossen und er verschluckte deswegen auch danach sofort wieder seine Zunge vor Schreck. Shit! Das war nicht sehr schlau gewesen! Saku hatte mal wieder seiner wahren Natur freien Lauf gelassen. Tja und wenn er sauer wurde, dann war er eben ehrlich und sauer zugleich, egal ob zu Oma oder sonst wem. Dennoch riss er sich wieder zusammen und schwieg, während die Alte erneut langsam um das Lagerfeuer, auf ihrem Stock, an gehumpelt kam und dabei aussah als würde sie gleich zusammenbrechen. Sie kam auf ihn zu und stand dann schließlich vor ihm, so dass er ihr, links von sich, fast in die Augen sehen konnte, wenn sie nur nen halben Kopf größer wäre. Demnach sah er also, im Schneidersitz, etwas auf sie herab, als sie zu ihm hoch fauchte:

„Aha, da zeigt jemand endlich mal sein wahres Gesicht! Ich wusste doch dass du nicht so ein Stiller bist! Stiller als Hana vielleicht und wesentlich ruhiger, aber dennoch aufbrausend! Ist aber auch nicht sonderlich schwer. Wie passend! Wurde aber auch langsam mal an der Zeit das du deine wahren Farben zeigst, du Pfeife! Du hast doch wohl vor einer Oma, wie mir, keine Angst, dass du dich verstellen musstest, oder? Ich hab es lieber wenn die Menschen ehrlich zu mir sind, anstatt sich hinter einer Fassade zu verstecken und mir etwas vorzuspielen! Einer verlogener als der Andere sag ich dir! Auch hier bei uns! Lass dich nicht davon täuschen! Die haben es hier alle faustdick hinter den Ohren! Besonders unsere Kinder! Laute kleine Nervensägen! So und jetzt lass dich mal anschauen!“

Kaum nachdem sie das gesagt hatte packte sie Sakutaro auch schon völlig unerwartet am Kinn und zog ihn etwas zu sich runter. Sie erzeugte damit künstlich einen genauen Blickkontakt und starrte ihn förmlich, aus alten und glasigen Augen, an, während er etwas überrumpelt zu ihr blinzelte und das tatsächlich mit sich machen ließ. Er tat das aber auch nur weil er nicht wusste wie er darauf reagieren sollte. Immerhin hatte er mit vielem gerechnet, mit Vierteilen, oder ihn eben an Ochsen binden und ihn dann ordentlich strecken lassen, ihr wisst schon: Foltermethoden halt. Das er aber nun hier saß und von einer alten Berghexe begutachtet wurde, das wäre ihm nie in den Sinn gekommen. Vielleicht wollte sie ja doch noch fressen, so wie in den Geschichten und checkte gerade noch ab ob auch genug Fleisch an ihm dran war. Spaß bei Seite. Sakutaro kam sich plötzlich sehr komisch vor und es wurde noch unwohler in ihm, als die Alte ihn noch genauer an fixierte und dann stechend zu ihm sprach:

„Hmmmmm…Ich sagte ja bereist das du einen scharfen und ernsten Blick hast. Ganz interessant, betrachtet man die Umstände dass du darunter treue und sanfte Augen hast. Hast wohl einiges durchgemacht im Leben, dass du dich nun so unter einer harten und abwehrenden Schale verstecken musst, hm? Würde mich aber auch nicht wundern bei deiner Herkunft. Bist wohl nachtragend, was? Schleppst die Vergangenheit mir dir rum. Aber wie viel ist hier die Frage…“

Er sah sie weiterhin nur an…

Was redete sie da?! Woher wollte sie seine Herkunft kennen?! Goldva ließ dann aber auch schon sein Kinn los und zückte danach ihren alten Gehstock…nur um ihn Sekunden später blitzschnell, für ihr Alter zumindest, über Saku seinen Schädel zu ziehen und ihm dadurch eine zu verpassen. Es gab einen kleinen, hölzernen Knall, als Saku danach auch schon aufschrie und sich dann über die Schädeldecke rieb, an die Goldva aber auch nur ran kam, weil sie kurz etwas gesprungen war bei dem Schlag. Doch noch fit für ihr Alter die olle Krampe! Sie machte den Piloten damit aber sofort sauer, dass eine Reaktion nicht lange auf sich warten ließ. So hielt er seine rechte Hand auf seinen Kopf, rieb weiter über die schmerzende Stelle drüber und fauchte sie dabei an:

„Aua!! Verdammt noch mal was soll das du alte Hexe!?“

Er war laut und konnte sie fast allein durch die Wucht seines Fauchens umwerfen, aber Goldva hielt dem locker stand und stützte sich mit beiden Händen auf ihren Stock, während sie weiter zu ihm sah und dann stechend antwortete:

„Ja ihr seid euch sehr ähnlich. Aber ich denke dein Mundwerk ist nicht ganz so lose wie das von Hana. Bist du sauer? Nachtragend?“

Was war los?! Die sollte das bloß nicht absichtlich heraufbeschwören, denn er konnte DEFINITIV schlimmer sein als Hana wenn er mal ordentlich in Fahrt gekommen war! Wollte da jemand etwa eine Kostprobe?! Doch er riss sich erneut zusammen und bewies damit mal wieder dass er eigentlich besser sein konnte als der Blonde, zumindest in der Situation und sah sie dann nur weiter böse an während er sich den Kopf dabei rieb.

Scheiße tat das weh und dann auch noch voll auf die Zwölf! War aber so gesehen nichts Neues mehr für ihn, denn er hatte sich öfter geprügelt in seinem Leben und genug Schlachten erlebt um damit klarzukommen. Sakurai ertrug den Schmerz besser als manch andere die er kannte, weswegen er einfach wieder schwieg und die alte Frau sich dann näher zu ihm vor beugte, so das Saku sich instinktiv von ihr weg bewegte und sich nach hinten lehnte. Konnte man ihm das verübeln und ihn deswegen unfreundlich nennen? Die Alte war ihm von Anfang an nicht ganz geheuer gewesen und nun erst recht nicht mehr nach der beschissenen Aktion. Und da er nicht schon wieder geschlagen werden wollte ging er also lieber etwas auf Abstand und sah sie misstrauisch dabei an. Vor allem dachte er sich dabei: was war das denn für eine bescheuerte Frage?! Natürlich war er sauer! Jeder würde das bei sowas werden! Immerhin hatte er völlig ohne Grund eine geknallt bekommen und vorher wurde er sogar noch hinterhältig mit einer Pfeife aus dem Aus beworfen! Er hatte allen Grund um sauer werden zu dürfen! Ob er allerdings nachtragend war, dass war wieder eine ganz andere Baustelle. Eine die auch ihn plötzlich leicht ins Grübeln brachte. War er nachtragend? Und wann genau war man eigentlich als nachtragend abgestempelt? Gab es nicht immer etwas was man sein Leben lang mit sich schleppte und sauer darauf war? Definierte die Menge ob man nachtragend war, oder einfach das sobald man es machte? So gesehen war er schon irgendwie nachtragend, aber nur auf einen…nämlich seinem Vater. Auf einen Toten, so komisch es auch klang. Und das nur wegen all dem was er damals getan hatte.

Die schweren Sünden seines Vaters machten Saku nachtragend, denn der hatte ihm schlimmes angetan was ihn stark verletzte. Sehr stark sogar. Besonders als gegen seine Mutter gefeuert wurde gab es bei Saku kein Zurück mehr von seiner Wut. Andere Kinder schlugen sich auch immer mal wieder gerne mit ihm und machten dadurch Ärger, aber das empfand er schon längst nicht mehr als schlimm. Doch Vater…könnte er nie vergeben. Genauso…wie sich selbst. Doch er hatte es beendet. Sakutaro hatte das Thema mit seinem Vater vor langer Zeit persönlich abgeharkt. Was er bis heute nicht mal bereute. Dennoch trug er noch immer viel Wut und Trauer mit sich im Gepäck. Konnte einiges einfach nicht loslassen und kettete sich freiwillig daran. Und so wie die Hexe es eben gesagt hatte, so schien auch Goldva zu erkennen das Sakutaro viel in seiner Vergangenheit fest hing und damit einiges mit sich schleppte. Doch warum war der Alten das so wichtig? Und noch mehr: Warum achtete sie auf sowas bei ihm? Fragte so gezielt danach.

Saku sah darauf wie die Hexe dann anfing um ihn herum zu laufen.

Langsam und sehr skeptisch wackelte sie, auf ihren Beinen, um ihn herum und er behielt sie dabei genau im Auge, denn er verstand nicht ganz was sie da machte. Suchte einen Grund dafür, aber den würde er sicherlich nicht so schnell erfahren. Also doch er verstand es schon irgendwie warum sie das machte, denn offenbar begutachtete sie ihn äußerlich. Sah sich die Ware genau an die da in ihr Dorf gepoltert kam und wollte wissen womit sie es zu tun hatte. Sie testete ihn, deswegen die ganze Dinge die sie bisher abgezogen hatte. Was Saku allerdings dennoch nicht verstand war folgendes: warum sie das überhaupt machte, denn es konnte ihr ja egal sein, immerhin war er ein Fremder und Gefangener zugleich. Klar er war ein toller Anblick an sich, aber er glaubte nicht dass sie es deswegen machte, sondern es wirkte mehr als würde sie nach etwas an ihm suchen. Doch was genau? Auch wie sie ihm in die Augen gesehen hatte…genauso intensiv wie es Yoh vorhin tat. Saku mochte es nicht wenn Menschen das bei ihm taten. Es erzeugte sehr intime Nähe und es fühlte sich an als würde man sich binden. Jemanden damit zu nah an sich heran lassen. Er neigte deswegen öfters dazu den Blick abzuwenden und woandershin zu fokussieren. Und bisher hatte das auch bei jedem funktioniert. Noch nie zuvor…hatte Saku jemanden lange und intensiv in die Augen gesehen…Außer Hana. Aber wo war das noch al gewesen? Es fühlte sich wie ein Traum an, der aber gleichzeitig so real wirkte. Er erinnerte sich nicht mehr wo das gewesen war…

Es tat aber auch nichts zur Sache in dem Moment. Fakt war: diese Alte war wirklich sehr seltsam. Und als sie kurz darauf hinter ihm ankam, stach sie ihm ganz kurz, mit der spitzen Seite ihres Gehstocks, in den Rücken, so das Saku aufzuckte und sich dann halb umdrehte, als er dabei sprach:

„Hey! Die Ware wird nur angesehen und nicht angefasst Oma!“

So wie er eben war kam ein frecher Spruch aus ihm geschossen und Goldva zog wieder mürrisch und locker ihren Stock aus seinem Rücken, stellte ihn hin und lehnte sich auf ihn, als sie weiter auf den Rücken des Mannes starrte und dann sprach:

„Bist ja ein echter Blickfang, hm? Und hast ne freche Klappe. Wirklich beeindruckend. Du bist groß, gut gebaut und durchtrainiert. Ein hübsches Exemplar an einem Mann, da will man ja selber gerne wieder jung und knackig sein, hehe. Nach dir haben sich sicherlich schon viele andere Frauen die Finger geleckt, was? Heh und wer hätte es gedacht? Da bekommt dann ausgerechnet so ein Tollpatsch wie Hana dich ab, ich glaub es einfach nicht…Zu schade das er ein Junge ist…Nachwuchs von euch hätte wirklich das Potenzial hübsch zu werden. So schön und zart wie Hana und so stark und attraktiv wie du…Na? Bist DU der Richtige dafür Großer?“

Hä was?! Was lief hier gerade für ein Film?! Was sagte die Oma da?!

Warum hatte es sich gerade so angefühlt als hätte man ihn so richtig an den Eiern gepackt und einmal zugedrückt? Saku kam sich, in jenem Moment zumindest, so vor als wäre er ein verdammter Köter auf einer Hundeschau und als ginge es gerade darum den potentesten und besten Zuchtrüden zu finden um daraus gute Junge aus seiner Hündin zu bekommen! Es schauderte ihm sofort bei dem Gedanken und er erstarrte. Er war doch kein Hund verdammt! Goldva dagegen bemerkte sein Zusammenzucken und stocherte darauf wieder etwas frech mit ihrem Gehstock in seinen Rücken, aber Saku reagierte darauf dieses Mal nicht mehr, denn etwas anderes kroch dann in ihm hoch. Etwas was viel mehr seine Aufmerksamkeit auf sich zog als mit einem Zuchtrüden verglichen zu werden. Er lief dann plötzlich etwas rot an und das alles nur wegen den Worten die die alte Hexe eben von sich gegeben hatte und spürte erneut wie sein Herz bei dem Gedanken daran schneller schlug. Er ratterte durch seinen Schädel wie ein gerissenes Band. Immer und immer wieder. E-Er und Hana Nachwuchs?! Moment mal: Was?! Woher kam das denn so plötzlich?! Hatte die noch alle Schrauben im Zero?!

Saku wusste nicht mal warum, aber auf einmal wurde es ihm verdammt unangenehm auch nur an dieses Szenario zu denken. Was sicherlich auch daran lag das…es ihm irgendwie auch etwas gefiel. Er konnte es, peinlicherweise, nicht mal leugnen und nur stillschweigend für sich behalten. Hana und er…Kinder? Klar, wenn es andere Umstände und Hana kein Junge wäre, dann wäre es vielleicht sogar möglich gewesen. Und wäre ihm Hana damals als junges Mädchen, in seiner Heimat, über den Weg gelaufen, sicher hätte Saku dann versucht sich ihm zu nähern. Denn es stand inzwischen völlig außer Frage dass er in Hana verliebt war und erschreckenderweise…inzwischen sogar noch mehr als damals in Chiharu. Er konnte noch nicht mal glauben das er eben daran dachte und das zu sich selbst zugab. Wie konnte das nur passieren? Und dann auch noch so schnell. Aber die Antworten kannte er schon längst und musste es nicht noch mal durchgehen. Hana war…eben wunderschön und zart und wenn er ein Mädchen wäre hätte Sakutaro sicher schon längst mal versucht ihm den Hof zu machen. stände jetzt vielleicht nicht direkt mit Blumen und nem Ring vor der Tür, aber vielleicht mit etwas mehr Nähe suchend und Hilfsbereitschaft anbietend. Etwas…was er bei Chiharu damals nicht hatte. Und das brachte ihn plötzlich wieder zum Grübeln. Warum…eigentlich nicht?

Sakutaro war in Chiharu verliebt gewesen. Er wollte bei ihr sein, sie beschützen und eine Familie mit ihr gründen…Oder etwa nicht? Naja, wenn er so darüber nachdachte war auch nie ER die Person gewesen die den ersten Schritt machte…Sondern immer Chiharu. Sie hatte effektiv seine Nähe gesucht und auch hatte sie ihm damals den Tritt gegeben mit ihr eine Beziehung zu haben, ihn verführt und ermuntert mit ihr Sex zu haben. Vieles was er getan hatte war von ihr in die Wege geleitet worden. Was sich gerade vielleicht sehr manipulativ anhörte, aber von ihr sicherlich nie so gewollt gewesen war. Sie wusste damals halt einfach immer genau was sie wollte und das war nun mal er gewesen. Doch…was wollte er? Wollte ER das eigentlich auch? Oder hatte er sich einfach nur mitreißen lassen? Er war plötzlich durcheinander deswegen und warum…viel ihm das jetzt gerade auf? Doch viel spannender war die Frage: Warum war das bei Hana nicht so?

Saku fiel plötzlich auf das einige Dinge, die er für Hana tat, er von sich allein aus getan hatte. Ein Beispiel war das Versprechen am Strand gewesen. Das Versprechen das Hana mehr bei ihm sein durfte und er ihm einiges über sie beibringen wollte. Er tat das nicht weil es sich so gehörte, oder weil es eben ein Versprechen war,…sondern weil er selbst es so wollte. Er WOLLTE Hana in seiner Nähe und kam auf ihn zu. Saku suchte die Nähe zu ihm. Und Hana hatte ihm auch noch das Leben gerettet in diesem verfluchten Tal in das sie gefallen waren. Und…und dann fiel ihm ein das es da noch dringend etwas zu klären gab, wenn er schon dabei war: Er musste wissen was passiert war.

Saku hatte es die ganze Zeit über immer wieder verdrängt oder versucht nicht daran zu denken, seit sie aus diesem Tal gekommen waren. Doch es nagte an ihm. Dieser Blackout nagte an ihm, den er seit jener Nacht der Höhle gehabt hatte, der ließ ihn einfach nicht los. Denn als er damals wieder zu sich gekommen war, da war er plötzlich völlig wo anders gewesen und half dann auch schon Hana dieses Biest umzubringen das wie ein Werwolf aussah. Es ging alles so schnell und wirkte wie ein böser Traum. Doch wie er dort überhaupt erst hingekommen war und was dazwischen alles so passierte, dass wusste er bis heute nicht. Keiner hatte mit ihm wirklich darüber gesprochen. Nicht mal Paku. Der wich damals dem Thema elegant aus, so als wollte man hoffen dass es in Vergessenheit geraten würde. Doch das war es nicht, denn Saku hatte das beklemmende Gefühl…das er beinahe etwas Furchtbares getan hätte. Es nagte im hinteren Teil seines Verstands an seinem Hirn wie eine Made im Speck. Und er war sich sicher…das es was mit Hana z tun gehabt hatte, was auch immer da passiert war während seines Blackouts. Denn nach der Sache…waren beide anders zueinander geworden. Es war offensichtlich gewesen. Sie gingen dann ganz anders miteinander um und kamen…sich langsam näher. Es stand auf jeden Fall fest: Saku musste ihn darauf ansprechen. Und vielleicht fand er hier ja endlich einen ruhigen Moment und Ort dafür.

Goldva ließ plötzlich von seinem Rücken ab und lief danach rechts an ihm vorbei und wieder vor zu ihrem Platz. Und noch während sie das tat kam Saku wieder ins Hier und Jetzt zurück und sah ihr dabei zu. Sah wie die Alte sich setzte und dabei laut ausatmete. Es wurde begleitet von einem Geräusch als…als wäre sie erschöpft. Was interessant war, denn was erschöpfte sie so offensichtlich? War es ihr Alter, oder die Tatsache dass es alles etwas zu viel für sie wurde? Immerhin war das auch für sie eine völlig neue Situation und es zeigte sich ja bereits das Hao noch weniger damit umgehen konnte als sie. Der also keine so große Hilf sein wurde, sondern eher noch zusätzlich Probleme bringen könnte, welche das auch immer sein würden. Goldva war ruhiger als Hao und das wo Saku so viel Schlimmeres von ihr erwartet hätte. Doch dieses Treffen war an sich schon sehr seltsam, denn diese Oma sprach nicht nur locker mit ihm, sondern verhielt sich auch noch so als hätte sie nur auf ihn gewartet und damit er mal das ganze Dorf etwas durchrütteln würde. Was er allein schon durch seine Anwesenheit bereits mit Bravour erledigt hatte. Die waren hier definitiv genug aufgewühlter als sonst, so viel stand fest. Und da er noch etwas blieb würde das auch erst mal nicht so schnell wieder weggehen. Ab jetzt wurde es erst richtig lustig, was?

Danach sah die alte Frau auch wieder zu ihm rüber und hatte ihn genau im Blick.

Saku saß einfach da und blickte zu ihr zurück und sie konnte es genau sehen. Sie konnte sehen wer er wirklich war und das es kein Zufall sein konnte das er nun hier saß. Hier bei ihnen in ihrem Dorf und zu so einem Zeitpunkt in Hanas Leben. Zufall und Schicksal lagen nun mal sehr dicht beieinander, so sagte man, doch sie glaubte nicht an Zufälle…Sondern nur an das Schicksal und eines wusste Goldva somit ganz genau: Er war geschickt worden. Dieser Mann war der Jenige…der wieder das Gleichgewicht in dieses Dorf brachte. Etwas was durch Hana seine Geburt völlig aus den Fugen geraten war und somit wieder ausgeglichen werden konnte. Es klang erst schlimm, aber das war es noch nicht mal. Und Goldva hatte nicht einmal gelogen als sie immer und immer wieder sagte: das Hana etwas Besonderes wäre. Seine Entstehung, seine Geburt und auch sein Körper waren besonders. Noch einzigartiger als der seiner Mutter, die sich ja auch von allen abhob. Und sie wusste das. Die alte Hexe wusste es in dem Moment…als sie das Baby von Yoh das erste Mal richtig untersucht hatte und sie feststellte das er „anders“ war als seine Mutter und sein Vater. Es mag vielleicht das böse Blut seiner Großmutter in ihm pochen, aber Hana war dennoch der Messias, daran gab es keinen Zweifel. Und nun war dieser Fremde gekommen um auch sein eigenes Schicksal damit zu erfüllen. Was auch ihm mit in die Wiege gelegt wurde und er somit automatisch an den jungen Sohn des Häuptlings geknüpft war. Es war…wie es vorhergesagt wurde. Ja…und wer hätte es gedacht aber Hana war den Legenden ihres Stammes näher als alle anderen auch nur ahnen konnten. Einzig Yoh wusste vielleicht noch darüber Bescheid, denn er war nicht blöd und den Geistern so nahe wie Goldva. Sein Sohn war der Auserwählte. Und Goldva tat es immer wieder leid das sie so hart mit ihm umgehen musste, doch sie hatte keine andere Wahl. Sie musste Hana auf das vorbereiten was kommen würde und ihn auf den rechten Bahnen halten. Aber auch sie…war nicht ohne Fehler. Und sie hatte einen Schrecklichen begangen, den sie nicht mal wieder gutmachen konnte, egal wie sehr sie es auch versuchen würde. Sie hatte Hana mit Schande belastet…welche er offensichtlich nicht verdient hatte, denn nun ergab es Sinn. Und wenn sie sich nicht irrte…dann war der Blonde wegen diesem Fremden diese ganzen gefährlichen Wege gegangen. Vielleicht würde er ihr eines Tages vergeben und wenn nicht…dann musste sie mit der Schande leben. Mit dem Leben was sie ihm angetan hatte. Ja…Hana war wirklich besonders. Auch einfach weil er…

Sie lächelte dann plötzlich. Dieser Mann vor ihr…würde alles verändern. Und dann sprach sie schließlich zu dem noch immer aufmerksamen und wartenden Piloten rüber:

„Wie auch immer…Das Wichtigste ist: das du nun hier bist und alles Andere kann warten. Ich werde dich nicht mehr in Fesseln legen lassen und ich werde dich auch nicht aufhalten dort hinzugehen wohin du auch gehen magst. Ich gewähre dir freies Geleit. Doch ich denke dass es dich die nächste Zeit etwas länger hier halten wird, nicht wahr? Allein schon weil du sagtest das du Hao seinen Sohn erst mal nicht verlassen willst…. Du kannst dich in unserem Dorf also frei bewegen, ganz egal was Hao auch sagt. Ich gebe dir mein Wort, Fremder.“

Ihr Wort also…Saku sah sie stechend an. War das so ja?

„Das klingt sehr zuvorkommend von euch…Aber wo ist der Harken? Es gibt bei sowas immer einen Harken. Immerhin bin ich euch völlig fremd und ihr könnt mir nicht erzählen das ihr mir einfach so blind vertraut nach so einem kurzen Gespräch zwischen uns beiden. Das wäre, meiner Meinung nach, ziemlich dumm.“

Sagte Saku ehrlich. Wobei es für ihn ja weniger einem Gespräch ähnelte, sondern mehr wie eine weitere Musterung wirkte. Zumindest für Sakutaro. Goldva lächelte ihn darauf wieder frech an. Er war sehr schlau und aufmerksam. Heh, sie mochte ihn wirklich gern und das nach so wenigen Minuten. Er war stark und sehr aufmerksam. Aber es war auch kein Wunder…denn er gehörte ja hier her. Etwas was die Patcheen ausmachte. Sie räusperte sich etwas krächzend und gab dann von sich:

„Es gibt keinen Harken. Ich weis einfach dass ich dir vertrauen kann, denn du hättest mich alte Krähe bereits locker mehrere Male töten können, wenn du es gewollt hättest und hast es eben nicht getan. Du bist ein guter Mensch, wenn auch vielleicht etwas zu impulsiv und emotional für meinen Geschmack. Da stehst du Hao wohl in nichts nach und Hana erst recht nicht. Aber das muss ja nichts schlechtes sein...Die Göttin des Windes hat dich geschickt. Es gibt also keinen Grund dir nicht zu vertrauen…Und du bist vom Himmel gefallen, nicht wahr?“

Saku zog eine Augenbraue hoch. Warum fragte sie das so gezielt? Sie sprach über Götter…etwas womit er ja nichts anfangen konnte und dann ernst darauf sprach:

„Wohl eher hier bruchgelandet wegen einem Sturm. Ich kann froh sein das ich mit dabei nicht die Gräten gebrochen habe, sondern nur mein Flieger im Eimer ist.“

Goldva grunzte darauf amüsiert und kicherte leise in sich hinein. Ja das hatte sie sich schon gedacht. Immerhin war das schon mal passiert. Er war es also wirklich…und er war endlich da. Sie sah wieder frech zu ihm.

„Ich bin mir sicher…das Hana deine Wunden verpflegt hätte, wenn es soweit gekommen wäre. Immerhin…hat er dich ja sehr gern. Er ist eben das typische Kind das ein verwundetes Tier mit nachhause schleppt, es behandelt und dann auch noch behalten will…Obwohl ich ja zugeben muss das er DIESES Tier gern hier behalten darf…“

Als sie das sagte hustete sie wieder etwas auf dabei.

Sakutaro dagegen wurde aber schlagartig wieder etwas rot und sah vor sich auf den Boden. Ach verdammt noch mal, warum fanden ihn Frauen immer gleich so toll?! Und es war dann ach noch ganz egal ob sie jetzt jung oder alte Krampen waren! Der Fluch seiner Familie: gutes Aussehen. Außerdem: Er war doch keine Katze die Hana einfach mal so mit nachhause nahm und dort fragte ob er sie behalten darf! Irgendwie stellte er sich das gerade bildlich vor. Wie Hana ihn am Kragen seiner Fliegerjacke gepackt hatte und zu sich in Dorf zerrte, nur um ihn dann Mama strahlend vor die Füße zu zerren und sie dann zu fragen ob er ihn behalten durfte. Das beschämte ihn etwas, vor allem dann noch mehr da es so schien als mochte die Alte ihn sehr. Und nicht nur die sondern offenbar auch Hana seine Mutter. Was er noch weniger verstand, denn immerhin kam er nicht vorn hier. Sollten sie ihn also eigentlich nicht hassen? Genauso wie Hao es getan hatte? Wie auch immer, er schluckte und dachte wieder an den Blonden zurück. Sah ihn wie sie sich kennengelernt hatten.

Damals wollte Saku ihn loswerden und sogar umbringen weil er so überfordert mit der Situation gewesen war. Krank beschrieb sein damaliges Verhalten eigentlich ganz gut, denn nur weil man unter Stress litt sollte man niemanden gleich umbringen wollen. Er hatte aber auch nie behauptet dass er „normal“ war. Immerhin hatten alle seine Jungs eine Macke und er noch dazu die Größte. Saku stand immer zu seinem „Tick“ den er hatte. Den Tick kämpfen zu wollen und aggressiv zu werden wenn er unter Stress litt. Doch nun hatte sich etwas verändert. Verändert seit er bei Hana war…er wurde nämlich gelassener. Sakutaro neigte nicht mehr schnell dazu aggressiv zu attackieren und erst zu schießen nur um danach die Fragen zu stellen. Hana hatte in der Hinsicht etwas mit ihm gemacht. Genauso…wie er etwas mit Hana angestellt hatte. Sie veränderten sich…und das offenbar gemeinsam. Und dieses Gefühl war dann plötzlich wieder da, wenn er daran dachte. Jenes das er damals am Strand gehabt hatte als der Blonde bei ihm vorm Lagerfeuer schlief. Das Gefühl welches er bekam als er hoch zu den Sternen sah, die auf dieser dunklen Insel umso heller schienen als sie es in den beleuchteten Stadtteilen von Tokyo jemals könnten. Sogar noch heller…als in Nagano, wo er geboren wurde…Es war das Gefühl von Geborgenheit. Als wäre man zuhause angekommen. Etwas was er jedes Mal bekam…wenn Hana in seiner Nähe war. Und als der Kleine vor Stunden angeschossen wurde. Als er blutig in Sakutaro seinen Armen lag und er dachte Hana würde sterben…da fühlte es sich an als würde auch seine Welt mit ihm sterben. Eine Welt…die ohne Hana plötzlich keinen Sinn mehr ergab. Und während er so darüber nachdachte, sah ihn Goldva genau dabei zu.

Er konnte nicht leugnen wer er war und wo sein Herz hingehörte, so sehr er es auch versuchen wollte, denn er war nicht aus purem Zufall hier, auch wenn er es vielleicht dachte. Denn es war sein Schicksal gewesen an diesen Ort zu kommen. Es war sein Schicksal gewesen dem Sohn des Häuptlings zu begegnen und diesen nun zu leiten. Ihm zu helfen. Und das würde er tun, denn dieser Mann vor ihr war stark, aufrichtig, entschlossen und einfühlsam. Der Anführer lag ihm im Blut und noch so vieles mehr. Goldva wusste es. Wusste es von dem Moment an wo sie ihm in seine braunen Augen sah, die so scharf und offen waren wie die Augen eines Adlers hoch in den Wolken. Es waren schöne Augen. Und dann fragte sie ihn plötzlich:

„…Wie ist eigentlich dein Name, Bursche? In all der Aufregung haben wir uns ja noch nicht mal richtig vorstellen können. Mein Name ist Goldva. Ich bin der ehemalige Häuptling der Patcheen und nun die Dorfälteste.“

Saku riss es aus seinen Gedanken und er sah wieder zu ihr auf.

Jetzt wollte sie nach seinem Namen fragen? Wo sie ihn kurz vorher noch wie bei einer Brautschau schon von oben bis unten gemustert hatte? Okay…Erst zögerte er deswegen noch etwas, aber dann fiel ihm ein dass es dazu keinen Grund mehr gab. Diese Alte spielte mit offenen Karten, dass hatte er eben gesehen und sie schenkte ihm Vertrauen indem sie ihm die Fesseln abnahm, ihren Namen preisgab und ihm auch noch freies Geleit gab. Also…versuchte er es erneut mit Vertrauen, wie bei Hao und Yoh. Etwas…was er erst durch Hana wieder gelernt hatte. So schluckte er den letzten Zweifel runter und antwortete ruhig:

„…Sakutaro Sakurai.“

Goldva sah ihn stumm an…Ein interessanter Name. Er wirkte stark und einem Anführer würdig, welcher er ja war.

„So, so…willkommen bei den Patcheen…Sakutaro Sakurai.“

Und dann lächelte sie.

Sie lächelte und freute sich wie sie es schon lange nicht mehr getan hatte, denn das letzte Mal war es zu Hana seiner Geburt gewesen. Als sie dieses kleine, schreiende Bündel in den Armen hielt und es danach seiner Familie übergab. Sie sah welch eine schöne Familie sie doch waren. Hao, Yoh und ihr Sohn Hana. Und so viel passierte danach, was nicht hätte sein müssen und sie leider auch Mitverantwortung dafür trug. Doch nun konnte sie wieder lächeln, denn ab nun wurde alles gut. Er war hier. Sakutaro Sakurai war hier und genau hier würde er auch bleiben. Sie wusste es, denn das war sein Schicksal. Und nach so langem Warten auf ihn…war er endlich zuhause…Dyami war endlich nachhause gekommen.

Draußen war es nun bereits schon dunkel geworden und der Regen, der immer härter wurde, machte es nicht besser, sondern verdunkelte den Himmel nur noch mehr als er es bereits war. Ein Sturm zog auf und er würde diese Nacht über ihr Dorf hinwegfegen. Sicherlich waren auch schon alle in ihren Heimen und in der warmen Obhut ihrer Familien. Fern von der Dunkelheit und er Nasse. Aber nicht nur draußen war es düster geworden, sondern auch in Hana seinem Herzen.

Inzwischen Lag er auf dem Boden. Abgelegt auf einer warmen und kuscheligen, großen Felldecke und rechts neben dem kleinen Lagerfeuer in ihrem Wigwam. Sein Blick starrte nur rechts von sich in die lodernden Flammen, denn sein Verstand war noch ganz wo anders und völlig abgelenkt von dem was passiert war. Dieser Schmerz. Besonders das starke Pochen an seiner Wange holte ihn immer wieder zurück ins Hier und Jetzt, nur um ihn danach wieder genau deswegen zurück in seine Gedanken fallen zu lassen. Tiefer und tiefer in diese abdriftend, denn es quälte ihn. Ließ ihn nicht mehr los. Aber das war auch verständlich denn noch nie zuvor…hatte sein Vater ihn geschlagen. Und diese kalte Realisation setzte wirklich knallhart ein und wollte einfach nicht mehr gehen. Sah es wieder vor seinem inneren Auge vor sich. Wie sein Vater vor einer guten Stunde ausgeholt hatte und vor allen Dorfbewohnern und den Menschen die ihm wichtig waren, zum zerstörerischen Schlag ansetzte. Ihm eine verpasste hatte und in jenem Moment damit ein tiefe Kluft zwischen sie riss. Eine von der Hana nicht wusste…ob sie sich je wieder schließen würde, denn sein Vater hatte ihn in einem verbwunderbaren Moment und schwer verletzt bloßgestellt und ebenfalls Schmerzen zugefügt. Etwas…was ein Vater niemals tun sollte. Und dennoch war es passiert. Riss alles nieder was sie so lange aneinander gebunden hatte…nämlich Liebe und Respekt.

Immer und immer wieder dachte Hana zurück an seine Kindheit. An Tage als es noch anders gewesen war. Dachte daran wie er und sein Vater zusammen im Dschungel Insekten gefangen haben, oder als er ihm beibrachte einen Bogen zu benutzten. Hana sogar mal mit seinem Bogen schießen durfte und Hao ihn stolz anlächelte weil sein Sohn so gut damit geschossen hatte. Es waren schöne Momente gewesen. Momente des Glücks die er zusammen mit seinem Papa haben durfte und in denen es nur sie gab und niemand anderen um sie herum. Hao hatte meist kaum Zeit für ihn gehabt, eben weil ein Häuptling noch viele andere Verpflichtungen besaß als nur seine Familie. Aber diese auch mal fand, nur um dann mit ihm Spaß zu haben. Sein Vater war immer jemand zu dem er aufsah. Jemand den er liebte, genauso sehr wie auch Mama. Sie waren alles für ihn gewesen. Aber nun…war er sich da nicht mehr so sicher. Aber nur bei seinem Vater. Die Zeiten, als Hana älter wurde, waren hart gewesen und sie wurden die letzten fünf Tage immer härter. Das zwischen ihnen wurde härter und kühler je mehr Zeit verging und Hana wusste irgendwann nicht mehr was er noch tun sollte um es zu retten. Er wollte sich seinem Vater ja nicht immer freiwillig wiedersetzten, aber er konnte auch nicht einfach da sitzen und alles tun was der von ihm wollte. Immerhin war er nun erwachsen und suchte seinen eigenen Weg. Wollte sich abnabeln, aber Hao ließ das nicht zu. Und nie hatte sein Vater auch nur ansatzweise Mal bei ihm gefragt wie ER leben wollte, oder was ER für Wünsche im Herzen trug. Zum Beispiel hätte er dann erfahren…dass der Blonde eigentlich überhaupt kein Häuptling sein wollte! Was Hao sicherlich zu tiefst schockieren würde. Besonders da der Kleine dafür geboren wurde.

Hana hatte sein Leben lang immer nur gesagt bekommen dass er der Nachfolger seines Vaters werden würde und dann mal das Dorf leiten sollte. Doch er wollte das nicht, denn er fühlte sich nicht dazu bereit. Obwohl „bereit“ auch nicht richtig war, denn eigentlich…fühlte es sich für ihn nicht so an als wäre das seine Bestimmung, denn er konnte niemanden leiten und führen. Es klang komisch aber dass hatte er einfach nicht drauf und er war noch dazu jemand der meist mit sich selbst mehr kämpfte als mit allem anderen und er deswegen auch öfters dachte: Ich habe doch schon genug Probleme mit mir, also wie soll ich mich dann noch um jemand anderen kümmern und für den ebenso Verantwortung übernehmen? Hana war in der Hinsicht ehrlich zu sich selbst. Er war immer schon teils ein kleiner Egoist gewesen, besonders wenn es um Dinge ging die er unbedingt wollte. Aber seit er Saku kannte hatte sich das um neunzig Grad geändert. Er besaß noch immer seinen sturen Egoismus in manchen Dingen, aber nicht mehr so exzessiv wie vorher. Dennoch war er noch immer nicht dazu fähig andere zu leiten. Er konnte das nicht. Das war nicht seine Aufgabe, denn es fühlte sich einfach nicht danach an, so das er deswegen lange immer und immer wieder etwas gesucht hatte wo er sich drin wohl fühlte. Etwas was er konnte und wo er nicht immer um die Gunst seines Vaters kämpfen musste, oder sich zu beweisen. Sondern einfach nur etwas wo er er selbst sein durfte. Und ihm fiel dann sogar etwas ein. Es gab einen Ort und Arbeit…und dies war bei Mama. Bei Mama…konnte er sein wie er war.

Hana hatte schon immer eine Faszination für das Jagen gehabt. Das war klar und er wollte als Kind deswegen immer gerne mit Papa jagen gehen, aber durfte nicht weil seine Mutter es noch nicht für richtig hielt. Zumindest durfte er nicht so früh da raus und nicht so oft wie andere im Dorf, oder damals sein Vater, der ja schon bereits mit sechs das erste Mal jagen gewesen war. Und das verstand Hana damals einfach nicht. Es machte den Kleinen sauer auf seine Mutter und er fühlte sich zu sehr von ihr behütet. Doch inzwischen war ihm klar geworden…dass er dieses Verhalten nur noch mehr förderte, besonders wenn er immer schnell anfing zu weinen sobald er sich verletzt hatte. Denn genau dann war seine Mutter immer zur Stelle und pflegte ihn wie es sich gehörte. Und ehrlich gesagt: liebte er es. Hana mochte es wenn seine Mama ihn auf ihren Schoß hob, sich sanft um seine Wunden kümmerte und dabei so behutsam mit ihm sprach wie es kein anderer auf der Welt konnte. Oft sah er dann Mama dabei ganz genau an und verlor sich in ihrer Schönheit und ihrer sanften und ruhigen Stimme. Manchmal sang sie dabei sogar etwas für ihn, was er nur noch mehr liebte und dann meist sofort auf ihrem Schoß einschlief. Alles was sie tat gefiel ihm und er wollte genauso sein wie Mama. So wunderschön werden, gutmütig anderen helfen und so schön singen. Und das konnte er auch. Hana konnte schön singen und die Kinder im Dorf liebten es wenn er das tat. Besonders da es selten war, denn sein Vater wollte das nicht. Meinte: das würde sich nicht für einen Häuptling gehören. Aber er wollte das ja auch nicht werden. Es war nie sein Wunsch gewesen, denn viel lieber…wäre er wie Mama geworden. Er liebte seine Mutter über alles. Hana und seine Mutter waren verbunden und diese Bindung würde auch niemals reißen. Es war offensichtlich, denn wenn es Mama nicht gut ging, dann bekam das ihr Sohn sofort mit und fing an zu weinen. So das der Blonde sich plötzlich fragte: Wie oft?

Wie oft war seine Mutter für ihn wohl stark geblieben und nicht zusammengebrochen, nur um ihn zu behüten und davor zu schützen selber zu verzweifeln? Ihn vor Trauer und Angst zu beschützen damit er ein selbstsicherer junger Mann werden würde. Er wusste es nicht, aber er wusste eines dafür ganz genau…Mama hatte ihm damit geholfen. Denn nur durch sie war er einigermaßen selbstsicher geworden und ließ sich nicht noch mehr von seinem Vater unterbuttern. Doch Hana hatte durch das Verhalten noch etwas mehr von seiner Mutter gelernt. Etwas was viel wichtiger war…und das war Güte. Denn Yoh war eine unglaublich gütige Person und zu seinem Sohn umso mehr. Und genau diese Güte besaß Hana auch, wenn er nicht gerade den Dickkopf seines Vaters angeschaltet hatte. Deswegen wusste er auch plötzlich wo er immer am offensten und ehrlichsten zu sich selbst gewesen war…nämlich wenn er mit Mama arbeitete. Und er konnte es nicht leugnen dass er nämlich von beiden seinen Eltern viel abbekommen hatte. Es war so offensichtlich. Also warum…sagte man ihm dann immer wieder: er wäre seiner Großmutter so ähnlich. Hana…kannte sie ja nicht mal und hatte auch nie was über sie erzählt bekommen. Was hatte…Oma nur getan?

Hana hatte oft, weil er eben nicht so früh mit Vater jagen durfte, mit seiner Mutter gearbeitet und viel von ihr gelernt und genau da fühlte er sich am wohlsten. Hana blühte förmlich auf, wenn Mama ihm beibrachte wie er das Essen zu bearbeiten hatte, man Wunden versorgte und wie man Kräuter behandelte um später gute Medizin daraus zu machen. Außerdem liebte er es sich um Blumen zu kümmern, denn das brachte ihn runter und machte ihm Spaß. Einzig sich um kleiner Kinder zu kümmern lag ihm nicht so. Denn als er noch kleiner war da wusste er nicht wie er sie am Besten anpacken sollte und war unsicher in der Hinsicht. Aber an sich waren es sonst alles Arbeiten bei denen er sich wohl fühlte und es nicht um rohe Gewalt oder Kraft ging…sondern um Köpfchen und Empathie. Und Hana war sehr schlau, nur leider gern mal etwas zu impulsiv, genauso wie sein Vater. Sicher tobte er sich auch gerne mal aus und musste dadurch Dampf ablassen, da machte sich eine kleine Jagd besonders gut dafür, aber im Grunde liebte er es sein Köpfchen zu benutzen und mit Geschicklichkeit Probleme zu lösen. Sei es nun Fallen basteln, oder spontane und neue Jagdideen zu erfinden. Hana war weniger Muskeln wie sein Vater, sondern mehr Köpfchen wie Mama. Es klang peinlich, aber wenn man ihn so sah…könnte er besser in die Mutterrolle passen als in die eines Anführers. Denn es machte ihm auch Spaß zu helfen. Noch dazu kam er immer mehr mit den Kleinen im Dorf gut zurecht, je älter er wurde. Zumindest mit denen die sich ihm noch nähern durften und nicht weg blieben weil sie dann nämlich Angst bekamen sie könnten sonst Ärger bekommen, oder so. Und genau deswegen kam er sich plötzlich auch so blöd vor. Denn in der letzten Zeit hatte er nicht oft seinen Kopf angeschaltet, sondern nur mit seinem Herzen und Gefühlen gehandelt und genau deswegen…hatten sie nun diese Probleme. Deswegen war er von seinem Vater zum ersten Mal geschlagen worden…und hatte damit auch den armen Saku nur in Schwierigkeiten geritten. Was ihm so leid tat…

Eine sanfte Berührung holte ihn aus seinen Gedanken und er sah wieder vom Feuer rechts neben sich weg und nach links zu seiner Mutter, welche ihn vorher noch sanft an der linken Wange berührt hatte. Yoh schenkte ihm ein sanftes und liebes Lächeln, so wie er es immer machte wenn er seinen Sohn sah und ließ dann die Hand weiter auf Hana seiner Wange ruhen. Dort streichelte er weiterhin sanft über diese und wie auf Kommando und völlig ergeben schloss der Blonde dann seine Augen und genoss die Berührung seiner Mutter. Wenn er könnte würde er sogar anfangen zu schnurren. Es tat gut. Immer wieder, wenn Mama ihn anfasste, war es dann als würden all der Schmerz und die Belastungen verpuffen die ihn plagten. Seine Mutter hatte wirklich heilende Hände, so wie viele immer sagten und manchmal wünschte sich Hana er würde diese auch besitzen, denn er wollte ebenso gutes damit tun. Und jedes Mal, wenn sie ihn berührte, dann war es als würden sie eine Verbindung zueinander herstellen. Eine die nur Mutter und Sohn hatten, denn für Hana fühlte es sich so vertraut an. Er konnte dadurch das Pochen von Mamas Herzen hören, ihren Puls fühlen und das beruhigende Atmen. Es war instinktiv das es ihm gefiel, denn genau das war das Erste was er in seinem Leben gespürt hatte. Was er in dem Moment fühlte als er anfing zu existieren und im Bauch seiner Mutter heranwuchs. Er konnte sich natürlich nicht genau daran erinnern, aber es musste einfach von dort sein, denn es beruhigte ihn und er kannte es zu gut. Es war natürlich. Ja und während er da so lag, fühlte wie Yoh ihn zart streichelte, da fiel Hana noch etwas auf. Er verglich plötzlich. Er verglich auf einmal die Berührung seiner Mutter mit anderen die ihn schon berührt hatten im Leben. Und niemand kam auch nur ansatzweise nahe an dasselbe Gefühl ran…Außer einer. Es gab eine Person bei der er komplett andere Gefühle spürte, wenn sie ihn berührte und die noch intensiver waren als bei seiner geliebten Mutter…und das war Saku.

Wenn Sakutaro ihn berührte, dann war es für Hana wie eine Explosion an Gefühlen.

Es war so komplett anders und auch viel intimer und heißer als alles was er jemals zuvor gespürt hatte. Am Anfang hielt Hana es noch für Angst und das sein Körper ihn vor diesem Fremden warnen wollte. Aber inzwischen wusste der Blonde das es das nicht gewesen war, sondern etwas völlig anderes…Es war Liebe. Hana hatte sich, nach dem was im Tal zwischen ihnen passiert war, langsam immer mehr in Saku verliebt und war sich nun dessen bewusst geworden. Er liebte ihn und diese Gefühle…das Gefühl ihm näher zu sein und ihn zu spüren, wurde von Tag zu Tag intensiver. Hana sein Körper fuhr inzwischen eine komplette Wildwasserbahn mit seinen Gefühlen und er kam einfach nicht mehr da raus. Und die Erinnerungen, an das was sie erlebt hatten, machten ihn wild. Sie machten ihn wild und kribbelig je länger und öfter daran zurückdachte. Ihr erster ungewollter Kuss am Stand, der so neutral gewesen war und nichts zu bedeuten hatte, als Saku ihn einfach nur vor dem Ertrinken gerettet hatte. Dies ihm jetzt aber nach hing und er sich ärgerte diesen nicht bewusst erlebt zu haben. Der Moment als Saku ihn vor der reißenden Strömung schützte und ihn in den Arm nahm, als es runter zum Tal ging. Als er ihn schützend in den Arm nahm um ihn vor Onaya zu retten. Das verspielte und wilde Angeln was sie zusammen hatten und wo sie sich im Wasser dann etwas länger in die Augen gesehen hatten als jemals zuvor. Wo Hana…das erste Mal das Bedürfnis hatte sich diesem Mann einfach hinzugeben und er alles mit ihm machen durfte was er wollte. Dieser Instinkt nach Paarung in ihm hoch kam und der noch so fremd gewesen war. Der Abend als Saku ihn schützend an sich drückte als Hana einfach nicht aufhören konnte zu weinen. Und ganz besonders als er heute angeschossen wurde und Sakutaro nicht eine Sekunde von seiner Seite gewichen war.

Sie waren verbunden. Hana wusste nicht genau durch was, aber irgendwas hatte sie miteinander verknüpft, ohne dass sie sich dessen bewusst waren und es wurde jeden Tag intensiver und intimer zwischen ihnen. Doch ihr intimster Moment…war definitiv in diesem verfluchten Tal gewesen. Saku konnte sich zwar nicht mehr daran erinnern, aber Hana hatte es nicht vergessen und in sein Herz eingraviert. Sicher am Anfang war da Angst gewesen. Immerhin wollte sich Saku an ihm vergreifen, auch wenn der dafür nichts konnte, aber Hana war noch nicht emotional so weit gewesen um ihn näher an sich zu lassen. Und dann erst recht nicht unter einem Fluch und mit einer Vergewaltigung! Obwohl Sakutaro das ja nicht getan hatte weil er es so wollte…Oder? Also er wollte ihn sicher nicht vergewaltigen, aber er suchte offenbar nähe. Er floh…Hana an ihn nicht zu verlassen…Warum zweifelte er plötzlich daran? Also das es nur ein Fluch gewesen war. Lag es an seinem Blick? Dem Blick den er ihm damals zugeworfen hatte, als sie beide verflucht gewesen waren und sie sich so tief in die Augen gesehen hatten dass man sich darin verlor? Und im Gegensatz zu Saku war Hana noch nicht komplett weg gewesen und erinnerte sich damit an jede Sekunde davon. An jede Berührung die Saku ihm schenkte und an diesen sanften und sehnenden Blick als würde er ihn lieben. Und in dem Moment gab es für Hana plötzlich auch nichts anderes mehr. Sein Körper reagierte eigenmächtig darauf und obwohl seine Seele schrie das nicht zu tun…so wollte er es doch irgendwo im hinteren Winkel seiner Gefühle. Er wollte diesen Mann vor sich und nun war er sich dessen bewusst geworden. Ob das…bei Saku auch so gewesen war? Aber sicherlich würde er das niemals erfahren. Und der Gedanke, dass dieser Mann eines Tages diese Insel verlassen würde…riss ihn in Stücke. Es riss ihn einfach in Stücke. Saku sollte nicht gehen. Er sollte einfach bei ihm bleiben und se sollten sich immer wieder und jeden Tag aufs Neue streiten und Dummheiten anstellen. Saku sollte ihn anschreien und er würde sich ihm dann frech wiedersetzten. Es sollte alles für Hana genauso bleiben und das am liebsten für immer. Denn er…er liebte ihn doch. Bitter er…er durfte nicht gehen. Was sollte er denn ohne ihn machen? Hana konnte sich nämlich plötzlich eine Welt ohne Saku nicht mehr vorstellen! Scheiße…Er war wirklich knallhart in ihn verliebt, was? Wie hatte der Blödmann das nur geschafft? Und was war es genau gewesen? Seine Dickköpfige und aggressive Art? Sein sanftes und offenes Lächeln?...Oder sein herzliches Lachen, damals im Wasser am Strand…? Und als er dieses Lachen wieder vor sich sah…da konnte Hana es nicht mehr halten. Es tat so weh. Er sollte nicht gehen. Deswegen ließ er es laufen. Ließ einfach leise seine Tränen laufen, die seine warmen Wangen hinunter kullern wie sanfter Tau auf den Blättern am frühen Morgen.

Aber genau das Bild erschreckte seine Mutter auch sofort und sie sah ihn besorgt deswegen an. Sie wusste ja nicht an was er gerade dachte und was in ihm vor ging, als dachte sie eher an etwas Körperliches. Dachte dass seine Wunde wieder anfing mehr zu schmerzen und Yoh deswegen sanft und besorgt fragte:

„Hana? Hana was hast du? Tut dir deine Wunde wieder mehr weh mein Schatz?“

Hana öffnete wieder die Augen, als Yohs Hand seine Wange verließ und er die besorgten Worte seiner Mutter hörte. Sein Blick floh dann links neben sich hoch und zu seiner Mutter, die in einer knienden Position dort saß und ihn traurig dabei anblickte. Nein. Mama sollte ihn nicht so traurig ansehen und er wollte sich plötzlich selbst in den Arsch beißen das er vor seiner Mutter anfing zu heulen wie ein Schlosshund! So riss er sich also schnell wieder zusammen und rieb mit den rechten Handrücken die Tränen aus seinen Augenwinkeln und von den nassen Wangen. Kurz danach blinzelte er mehrere Male und lächelte dann frech, als er darauf sprach:

„N-Nein es ist alles gut, Mutter. Bitte mach dir keine Sorgen. Ich…ich mache mir nur solche Sorgen wegen Saku. Ich meine…was wird jetzt mit ihm passieren?“

Das war es also.

Yoh wunderte es noch nicht mal sonderlich und er seufzte dabei leicht. Er hatte auch schnell bemerkt dass sein Sohn eine sehr innige und enge Verbindung zu diesem Mann geknüpft hatte und die Tatsache das Hao diesen nun wie ein gefährliches Raubtier behandelte setzte Hana natürlich zu. Doch sein Gatte wusste nicht mal wie falsch er mit dieser Annahme eigentlich lag und das von diesem Saku keine Gefahr ausgehen würde. Denn Yoh hatte es ihm sofort angesehen. Als er diesem Mann vorhin in die Augen gesehen hatte, da oben auf dem Fremden Gefährt der Außenseiter…da sah er es. Er hatte gute und sanfte Augen, die aber auch sehr viel Trauer in sich trugen und so wunderschöne noch dazu. Sein Blick war offen, aber auch scharf wie ein Vogel. Einfach zum verlieben. Er musste sogar leicht lächeln denn er verstand nun ganz genau warum sein Hana sich in diesen Saku verguckt hatte. Er war ein starker und guter Kerl mit ehrlichen Augen. Und ganz ehrlich: wäre Yoh wieder etwas jünger und ihm damals vor Hao begegnet, er hätte sich sicherlich auch in ihn verliebt. Was ein gutaussehender Mann. Irgendwie war er sehr stolz darauf dass sein Sohn sich so einen hübschen Kerl geangelt hatte. Wenn doch nur…Hana doch nur Kinder bekommen könnte…Doch er durfte nicht so sehr über den Partner seines Sohnes schwärmen und in Trauer versinken, nicht das Hana noch eifersüchtig wurde. Und das würde er sicherlich werden, denn Yoh wusste das Hana verliebt war. Er war seine Mutter und sah es ihm sofort an.

Doch er schob das alles gerade mal wieder beiseite und wand sich erneut an seinen Sohn als er sanft antwortete:

„Es wird alles gut werden Hana…Dein Vater hat uns sein Wort gegeben und ich bin mir sicher dass wir ihn bald wiedersehen werden. Du aber solltest dich jetzt erst mal ausruhen und runter kommen. Ich sehe mir deine Wunde gleich auch noch mal an, okay?“

Yoh versuchte ihm wirklich so viel Vertrauen und Ruhe zu geben wie er konnte, aber er wusste das es bei Hana nicht immer ganz so einfach war, weswegen er nichts gegen Unterstützung hatte, die er dann auch von Silva bekam, als er Hilfe suchend zu ihm rüber blickte und der das verstand. Und als Hana dann wieder von seiner Mutter weg sah und besorgt hoch zur Decke starrte, da war es Silva, der rechts am Ausgang des Wigwams stand, die Arme vor sich verschränkt hatte und dabei ruhig sprach:

„Deine Mutter hat recht. Es gibt keinen Grund zur Sorge. Dein Vater befindet sich momentan zwar auch in seiner sehr schweren Situation, aber das macht ihn nicht zu einem Tyrannen. Für ihn ist es auch etwas komplett neues dem er sich nun stellen muss. Das macht nicht gut das er dich geschlagen hat und soll keine Entschuldigung dafür sein, weswegen ich auch noch mal mit ihm reden werde…Es kommt nun mal nicht jeden Tag ein Fremder ins Dorf und bittet dann auch noch um die Gunst seines Sohnes. Du musst ihm also etwas nachsehen das er, bei seinem einzigen Sohn, da etwas auf die Barrikaden geht. Immerhin will er auch nur dein Bestes.“

Sein Bestes…

Silva lachte dabei leicht und sehr nett, so dass Hana sofort knallrot anlief, da er den Hieb verstanden hatte und seinen Blick dabei wieder von der Decke abwand. Er drehte den Kopf muffig nach links zu seiner Mutter und muffte dann etwas lauter zu seinem Paten rüber:

„S-Sakutaro hat nicht um meine Hand angehalten! Und ich will jetzt definitiv nicht über Vater sprechen!“

Den letzten Satz sagte er sogar etwas lauter und Yoh sah deswegen wieder zu ihm runter und von Silva weg. Sein Blick wurde sofort etwas trauriger dabei. Ja das konnte er ebenfalls verstehen. Er war selber noch immer so darüber geschockt das Hao es wirklich gewagt hatte seine Hand Hana gegenüber zu erheben. Das war noch nie zuvor passiert und in der Regel auch kein gutes Zeichen. Yoh stimmte Silva voll zu und wusste ebenfalls das sein Gatte mit allem etwas überfordert war, eben weil es einfach eine völlig neue Situation war in der sie sich nun befanden. Und es war richtig, denn das war noch lange kein Grund um seinem Sohn eine zu ballern. Ihm war die Hand ausgerutscht in seiner Wut und der Tatsache geschuldet das er überfordert gewesen war. Und eigentlich sollte er als Vater und Häuptling sowas unter Kontrolle haben. Der junge Schamane wusste das Hao, bei Stress, schneller dazu neigte aggressiv zu werden und um sich zu schlagen, doch in der Regel hatte er das verdammt gut im Griff. Was war da also vorhin passiert? Er konnte sich das nur so erklären: Hao war das passiert weil er Hana ZU sehr liebte und sich um ihn sorgte. Doch das war der völlig falsche Weg um seinen Sohn zu beschützen. Vor allem da es nicht mal nötig war diesen vor Saku zu beschützen. Allein wie der Himmelsmensch ihn schon bei sich trug und ans sich drückte zeigte das er Gefühle für Hana hatte. Und Yoh hatte es auch gesehen…dass dies noch ein Nachspiel geben würde. Nicht nur weil er selber mal einige Takte mit seinem Mann besprechen musste, sonder auch…weil er sah wie dieser Saku darauf reagiert hatte. Er war erschrocken und wütend gewesen und der junge Schamane sich dadurch in einem sicher: DAS würde noch für Ärger zwischen Häuptling und Himmelsmenschen sorgen. Und Dreh- und Angelpunkt von all dem…war Hana sein Bestes gewesen. Denn sie wollten beide sein Bestes und nun könnte das in eine Art von Kampf ausarten, einfach weil das jeder auf seine Art und Weise erreichen wollte. Und ohne seinen Sohn zu viel beunruhigen zu wollen, war Yoh selber sehr darauf gespannt wie das nun alles weiter laufen würde. Wie würde sich Sakutaro bei ihnen integrieren? Wie kam Hao damit zurecht? Doch was auch immer passierte, für den jungen Schamanen gab es jetzt nur eine Sache die wichtiger war als alles andere. Nämlich das Hana und Saku ein Pärchen wurden. Und dabei müsste er wahrscheinlich noch nicht mal großartig nachhelfen…sondern nur einen hilfsbereiten Flügel hin und wieder ausstrecken damit die Zwei sich gemeinsam in die Lüfte schwingen könnten. Denn eines war klar: sie gehörten zusammen. Sie hatten Gefühle füreinander und vielleicht brauchten sie einen liebevollen Tritt, so hin und wieder, um sich das zu zeigen. Und Yoh war sich ganz sicher das nicht nur er und Silva das wussten…sondern bestimmt auch schon Goldva, denn die hatte auch die Augen eines Luchses und die Nase einer Weichschildkröte. Doch es gab noch so viel zwischen ihnen allen zu tun das es nicht leicht werden würde. Aber Hana hatte seinen Dyami nun endlich gefunden. Den auf den er schon seit seiner Kindheit gewartet hatte. Damals im Licht des Vollmondes auf ihrer Lichtung im Dorf und hinter ihrem Zuhause. Also würde Yoh alles tun was als Mutter in seiner Macht stand um seinen Sohn zu unterstützen. Angefangen damit das er Hao später mal ordentlich in die Mangel nahm.

Hana zuckte aber plötzlich wieder leicht zusammen und verkrampfte sich dabei etwas, so dass seine Mutter wieder zu seinem Bauch runter sah.

Sein Sohn lag da nicht zugedeckt und trug noch immer dieses fremde Oberteil in weiß, das aber am Bauch zerschossen und blutig beschmiert war. Sicher hatten sie ihm das wieder gegeben damit er nicht fror, aber nun war er in ihrem warmen Wigwam, also konnte man es ihm ruhig ausziehen. Was seine Mutter dann auch machte. Sanft fasste sie also an den Bund des Oberteils unten und zog es langsam hoch, während sie zu Hana sagte:

„Ich zieh dir das mal aus Schatz. Es ist eh vollgeschmiert und ich sehe mir nun mal selber die Wunde an, ja?“

Der leichte Kampf in Hana seinem Bauch ließ wieder etwas nach und er öffnete danach erneut die Augen, sah zu seiner Mutter hoch und nickte leicht zustimmend.

Ja das war vielleicht gar keine so schlechte Idee, denn immerhin tat es noch immer weh. Aber es war schön dass seine Mutter ihn wenigstens um Erlaubnis fragte und nicht einfach über ihn bestimmte, obwohl es bei ihr nicht so schlimm gewesen wäre wie bei Vater. So half er etwas mit und schließlich zog seine Mutter ihm das Oberteil über den Kopf und Hana lag dort bekleidet wie immer, nämlich oberkörperfrei und nur mit seiner Hose. Welche er später aber auch wechseln musste, denn das Blut war auch auf dieser gelandet und dort heruntergelaufen. Gott…sein Baby musste solche Schmerzen gehabt haben…Die Federn aus Hana seinem Haar, hingen bereits wieder über seinem Bett an der Wand, wo sie hingehörten bis er sie wieder anziehen würde und er seufzte einmal stark aus vor Schmerz. Was…was war das nur?

Sicher er war angeschossen worden und es wäre, laut Sugi, völlig normal das er nun langsam machen sollte und noch zusätzlich, einige weiteren Tage, Schmerzen haben würde. Das ergab alles logischen Sinn, denn das war bei vielen Wunden so. Aber dennoch fühlte es sich…komisch an. Hana konnte es nicht genau beschreiben aber es fühlte sich „falsch“ an. Falsch in dem Bezug das es nicht wirklich dort weh tat wo es wehtun sollte, sondern nämlich ganz woanders. Und seltsamerweise wurde es nicht weniger, je mehr die Zeit verging nach der Operation, sondern MEHR. Klar Hana war jetzt kein Medizinmann und Schamane wie seine Mutter, aber sogar ER spürte das etwas nicht stimmten konnte so wie das alles ablief. Er war am Bauch verletzt worden, spezifisch in der linken Bauchhälfte, wenn man es genau nahm und dennoch war der Schmerz weniger dort…sondern mehr im Unterbauch. Also Richtung Blase und so. Und das verdutzte ihn. Der Schmerz fühlte sich auch anders an. War es nach dem Schuss mehr so ein reißendes Pochen gewesen, so fühlte es sich dort mehr wie ein „Zerren“ an und als würde man ihm den Bauch aufblasen und überdehnen. Es war ganz komisch und er konnte einfach nur hoffen das Sugi nichts übersehen hatte und alles wieder gut wurde. Vielleicht hing ihm aber auch einfach nur einer quer. Aber nun war Mama ja auch noch da, der er natürlich genauso, wenn nicht sogar noch mehr, als Sugiura vertraute. Wenn mit ihm also was Schlimmes wäre…dann wüsste seine Mutter das auch schon gleich in wenigen Sekunden.

Yoh sah sich dann die Wunde am Bauch genauer an.

Auf den ersten Blick war er überrascht von dem was er da sah, denn sowas hatte er noch nicht gesehen. Es wirkte dem was er bei tiefen Verletzungen machte sehr ähnlich, nur schien es wesentlich „sauberer“ zu sein und feiner verarbeitet. Er sah den großen Schnitt, der quer über den Bauch gemacht wurde und sich dann an die Wunde anschloss. Er war nicht sonderlich groß, aber groß genug gewesen damit man auch richtig in die Bauchhöhle rein sehen konnte. Vernäht war alles mit sehr dünnem Material das Yoh nicht kannte, denn er benutzte meist selbst feine Kordeln gefertigt von Lianen der Bäume. Demnach sah es fast so aus als wäre die Wunde nie offen gewesen, wären da nicht die verräterischen Stiche zu sehen die alles zusammen hielten. Der junge Schamane war fasziniert. Wer auch immer das von denen auf dem gestrandeten Tier gemacht hatte, der hatte wirklich Talent. Es war alles sauber verarbeitet und Yoh musste da nicht mal mehr großartig etwas machen so gut war es gewesen. Das Einzige, was er noch sah, war die leichte Schwellung unter Hana seiner Bauchdecke und die Blutergüsse durch die inneren Blutungen, aber das sah auch schon alles verdammt gut aus. Natürlich hatte sein Sohn noch Schmerzen, denn es war nicht lange her gewesen das ihm so viel angetan wurde. Doch nun war sich Yoh sicher das es alles gut verheilen würde. Er musste jeden Tag nur noch mal drüber sehen, alles im Blick behalten und dann würde Hana bald wieder fit auf den Beinen sein.

Sanft fasste er schließlich auf den Bauch seines Sohnes, kurz über der Wunde und tastete vorsichtig um alles was operiert wurde, herum. Hana machte keinerlei Anstalten, sondern verzog nur hin und wieder leicht das Gesicht etwas schmerzhaft, aber nicht so dass man sich darüber Gedanken machen müsste. Das war schon mal gut und es erstaunte die junge Mutter freudig dass ihr Sohn den Schmerz so gut wegsteckte. Oder der behandelnde Medizinmann, der Fremden, so einen verdammt guten Job erledigt hatte das es kaum mehr wehtat. Yoh wusste aber natürlich nicht das Hana vorher noch von Sugiura ne ordentliche Packung Schmerzmittel injiziert bekommen hatte bevor sie in Dorf los liefen. Besonders als Saku ihm Blut spendete bekam er noch genug davon ab, da die Operation auch schon längst vorbei gewesen war. Die wirkten also auch noch ne gute Weile und unterdrücken somit den Schmerz effektiv.

„Tut es noch sehr weh mein Schatz?“

Fragte Yoh schließlich sanft, einfach um auf Nummer sicher zu gehen, denn immerhin war er ja nicht in der Lage des Verletzten und hatte keinen Blick der durch Knochen und Fleisch ging, sondern sah nur was außerhalb los war. Hana nickte nur stumm und sah auch auf seinen Bauch hinab und dabei zu wie seine Mutter weiter sanft über der Wunde alles abtastete. Er sagte nicht wirklich was etwas dazu was er gerade fühlte. Ja okay es war unangenehm, aber das besorgte ihn nicht wirklich. Druckschmerz nach schweren Wunden war normal und Schwellungen auch, einfach weil das Gewebe anfing zu heilen. Aber dieses Zerren und Ziehen in seinem Bauch…sollte er seiner Mutter davon erzählen? Sicherlich übertrieb er aber nur. Hana wusste das er bei einigen Dingen etwas zu überempfindlich sein konnte und sicherlich war das wieder einer dieser Fälle wo es einfach „nichts“ war. Bestimmt nur ein leichter Nebeneffekt von der Operation, also sagte er dazu auch nichts mehr und setzte sich etwas aufrecht.

Vorsichtig mit seinen Armen nach hinten, stütze er sich dann ab und saß fast wieder richtig auf seinem Hintern, als seine Mutter ihn dann sanft an den Schultern packte und sprach:

„Mach langsam Hana. Es wäre besser wenn du für heute liegen bleibst mein Sohn.“

Doch Hana schüttelte nur den Kopf und sah dann ernst zu seiner Mutter, als er dabei antwortete:

„Ich kann hier nicht ruhig liegen bleiben während Saku, da draußen, sicherlich bereits schon von Vater und Goldva in Stücke gerissen wurde! Er braucht mich! Die werden ihn völlig falsch verstehen! Er hat nichts mit all dem zu tun was mit mir passiert ist! Er hat mich gerettet Mutter! Er würde nie…!“

Sie nickte ihm schnell und bestätigend zu, während sie weiter sanft seine Schulter hielt und ihm freundlich entgegen sprach:

„Das weis ich Schatz. Er ist ein guter Mann und er hat dir das Leben gerettet. Ich glaube dir. Aber du weist wie schwer es ist deinen Vater von etwas Neuem zu überzeugen und nicht jeder hat automatisch Vertrauen in einen Fremden. Das ist etwas was du akzeptieren musst Hana. Ihm wird schon nichts passieren. Und wenn du dir solche Sorgen um ihn machst, dann sehe ich gleich mal nach ihm, ja? Aber bitte: ruh dich aus. Du hast das dingend nötig um wieder völlig gesund zu werden mein Sohn.“

Er sagte das so sanft wie möglich aber Hana schüttelte nur wieder energisch und stur mit dem Kopf. Nein! Er wollte selber nach ihm sehen! Er musste wissen ob es ihm gut ging! So das er dann lauter sprach:

„Ich möchte zu ihm Mutter! Die alte Hexe grillt ihn wahrscheinlich gerade und Vater hackt das Gemüse dazu! Ich möchte sehen dass es ihm gut geht! Bitt lass mich zu…!“

„Du möchtest zu mir? Das ist ja ganz was neues Hana.“

Kam es sarkastisch zu ihnen.

Als diese Stimme durch den Wigwam hallte erstarrte Hana schlagartig auf der Stelle und blickte seine Mutter erschrocken dabei an. Der Schreck war ihm erst nur so in die Glieder gefahren weil er sie kannte und nicht damit gerechnet hatte. Oh ja er kannte sie inzwischen sehr gut und er würde sie unter allen in seinem Dorf sofort heraus erkennen. So drehte er dann auch schon langsam seinen Kopf in die Richtung vor sich, dort hin wo der Ausgang aus seinem Zuhause war und sah auch schon direkt was er sehen wollte. Er sah ein freches Lächeln, sanft und selbstbewusst wie er es kannte und das nur einem gehören konnte. Und Hana sein Herz machte sofort wieder einen Hüpfer. Es fing leicht schneller an in seiner Brust zu pochen, als er sah wie dieser Mann, den er nun liebte, in den Wigwam rein kam und hinter sich das Fell der Tür zufallen ließ. Er war dabei aber etwas patschnass, weil es stärker draußen regnete und sprach dann sich leicht schüttelnd:

„Also ich würde noch mal genau nachschauen ob er nicht doch noch krank wird, denn diese Worte sind bei ihm eigentlich nicht normal. Du willst sehen ob es mir gut geht? Wo soll ich nur mit all der Nächstenliebe hin Kurzer?“

Sagte er und blieb dann noch vor der Tür stehen…Es war Sakutaro.

Hana sah ihn plötzlich so sanft an. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, als er leise und nur zur sich selbst sprach:

„Saku…“

Der Pilot stand derweil noch etwas auf Abstand, aber es schien ihm bestens zu gehen. Lässig hatte er seine Hände in den Taschen seiner braunen Fliegerjacke, während das Wasser etwas von seinen Haarspitzen herabtropfte. Seine Fliegerbrille hing ihm auch noch runter auf die Brust, als er wieder frech schmunzelte und auf eine Reaktion von Hana wartete, die einfach nicht kam, denn der Blonde starrte ihn nun nur noch überrascht an. Das flatternde Gefühl in seiner Brust verstand und machte Platz für etwas anders…nämlich für Wut. Er verstand das nicht. Saku war hier und er…Es platzte dann plötzlich aus dem Blonden raus und er brüllte laut:

„D-Dir geht es gut?! WIE geht es dir gut?! Und warum kommst du einfach so hier rein spaziert als wäre nichts gewesen, du Blödmann!!“

Hana war mal wieder ganz in seinem Element und ließ sich fallen. Kein Wunder also das so fiese Worte aus ihm raus kamen. Mal abgesehen davon das es ihm schlagartig peinlich war das Sakutaro eben mitbekommen hatte was er sagte! Großer Gott wie sollte er nur jemals wieder sein Ansehen vor ihm zurückbekommen?! Er hatte sich mit der Aktion ja mal voll in die Nesseln gesetzt! Saku würde ihn das nie mehr vergessen lassen! Sogar Silva und Yoh bemerkte wie peinlich es dem Blonden war, denn er lief automatisch wieder etwas rot dabei an, obwohl er fauchte als wäre er wütend. Typisch Hana eben. Saku wusste das auch, also blieb er ganz gelassen, kratzt sich mit kurz mit der rechten Hand durch das etwas nassere Haar am Hinterkopf und sprach dann darauf:

„Naja einfach so rein spaziert war das nicht wirklich gewesen. Nachdem ich mit eurer Stammesältesten gesprochen habe, hat die mich förmlich vor dir Tür geworfen mit der Aussage im Gepäck: Mach dich dahin wo du hingehörst und wo du vor allem nützlich sein kannst! Tja und dann saß ich da und hatte KEINE AHNUNG in welchem von den Zelten du jetzt rum liegst. Und da mir keiner helfen wollte, ja alle förmlich die Flucht vor mir ergriffen, fing ich also einfach mal an selber zu suchen und bin vorher noch in drei komplett falsche Heime hineingesteuert. Die haben mich da drin angesehen als wäre ich der Teufel persönlich, dass kann ich dir sagen! Und so einiges ist auch nach mir geworfen worden…Ihr habt nicht zufällig ne Karte von eurem Dorf? Damit würde es mir definitiv leichter fallen mich hier zu orientieren…“

Denn wenn er was konnte dann war es Karten lesen. War wichtig gewesen wenn man über dem Ozean navigieren musste.

Er sagte dass so locker und lässig das Hana ihn einfach nur völlig wortlos dabei anblinzeln konnte. Was…was passierte gerade?! Warum lief dieser Blödmann, ohne Wachen im Kreuz, durch das Dorf?! Wusste sein Vater davon?! Das ergab doch einfach keinen Sinn! Hatte Goldva zu viel und noch zusätzlich das Falsche geraucht?!

Saku wollte ihm dann als nächstes auch endlich seine Fragen beantworten, aber dann brüllte Hana schon zu Silva rüber:

„Silva! Gib mir sofort meinen Becher da drüben!“

Was? Verdutzt sahen Saku, der total unterbrochen wurde und dann auch noch Yoh zu dem großen Patcheen rüber, der noch immer in seiner Ecke neben der Tür stand und nun auch etwas weiter hinter dem Piloten war und der ebenfalls verwirrt schien wegen dem Befehl. Sekunden danach sah er links neben sich zu dem kleinen Tisch in der Ecke, wo Teller und selbstgemachtes Besteck lagen und demnach auch Hana sein Becher, stand aus dem er sonst immer Tee und Wasser trank beim Essen. Ohne es lange zu hinterfragen und dem Sohn seines Häuptlings gehorchend, fasste er sich den kleinen Becher, zeigte ihn dem Blonden und fragte:

„Der? Soll ich dir etwas einschenken damit du weiterhin schreien kannst?“

Es war wirklich faszinieren das Hana dafür überhaupt noch die Luft fand. Kleines Monster. Doch Hana schüttelte sofort sauer den Kopf und fauchte:

„Das geht auch so! Gib ihn mir!“

Und zwei Sekunden später hatte sein Pate sich den Keramik-Becher geschnappt, lief langsam zu Hana rüber und überreichte ihn diesen nach unten. Er hatte keine Ahnung was der Junge damit vorhatte und legte deswegen auch etwas die Stirn in Falten, aber Yoh dämmerte es irgendwie, denn Hana war ganz der Sohn seines Vaters. Also konnte er sich denken was nun kam. Alle anderen aber offenbar noch nicht. Besonders Saku nicht, der verdutzt blinzelte, die Hände wieder in seinen Jackentaschen hatte und dann den Kopf etwas nach links schief legte, weil er einfach nicht dahinter stieg was der Bengel vor hatte. Yoh allerdings hoffte das er vorbereitet war. Denn er brauchte das auch nicht verstehen, nur schnell sein. Hana sagte kurz darauf dann neutral zu Silva rauf:

„Danke.“

Und dann flog dem Piloten auch schon der Becher entgegen!

Hana warf mit all der Wucht, die er etwas geschwächt und mit Schmerzen gerade noch so aufbringen konnte, den Becher direkt auf Saku seinen Kopf zu…dessen schnellen Reflexe ihm gerade mal wieder so den Arsch gerettet hatten. Saku schrie kurz erschrocken auf und duckte sich gerade noch rechtzeitig weg, so das der Becher über ihn hinweg flog und direkt gegen das Fell und raus aus dem Wigwam. Draußen hörte man es noch laut scheppern und wusste somit dass die schöne Keramik damit im Eimer war und der Blonde ärgerte sich sofort innerlich dass er nicht getroffen hatte. Verdammt warum war der so aalglatt für seine Größe?! Sakus Kopf blieb zwar heil, aber leider nicht der selbstgemachte Becher. Was zu Teufel?! Der Pilot stand dann wieder auf und drehte sich um, sah der Flugbahn des Bechers nach, während Yoh neben seinem Sohn, der noch immer kochte vor Wut, ausschnaufte und dann leise so wie auch etwas erschöpft zusprach:

„Das war übrigens dein Lieblingsbecher gewesen, Hana…“

„Is mir egal! Silva! Geh raus und sammel gefälligst die Scherben ein!“

Fauchte er ihn an und der Große wand sich nur leicht seufzend ab und hörte auf das was der Bengel sagte. Er sollte bei ihm bleiben und ihn im Auge behalten, dass waren Hao seine Anweisungen gewesen, also musste er da wohl gerade durch. Obwohl er gerade nichts dagegen hatte mal etwas frische Luft zu schnappen bei der Luft dich sich zwischen den Beiden aufzustauen ankündigte. Konnte lustig werden und er war froh nicht in der Haut des Himmelsmenschen stecken zu müssen. Denn der konnte sich gleich sicherlich warm anziehen. Er lief an dem Fremden vorbei und raus in den Regen die Scherben aufsammeln.

Saku drehte sich dann wieder extrem schockiert und nun auch leicht säuerlich zu Hana um, als er dabei noch hinter sich zeigte und brüllte:

„Spinnst du Hana?! Das hätte verdammt noch mal in Auge gehen können, du kleiner Psychopath!! Du willst mich wirklich in so ner geheimen Agenda umbringen, oder?!“

Hana verschränkte die Arme wütend vor sich und fauchte zurück:

„Ich weis nicht mal was das ist von dem du da redest!!“

„Das ist ja nichts neues du kleine Kröte! Warum bin ich noch mal genau hier?!“

Fragte sich Saku dann selber und verschränkte dann ebenfalls seine Arme schützend und verteidigend vor sich. Er war etwas sauer und man konnte damit offiziell sagen: Es war alles wieder irgendwie beim Alten. Zumindest vor allen anderen, auch wenn es in ihren Herzen anders aussah. Doch leider waren beide nun mal zu stur um zuzugeben dass sich der Eine jeweils um den Anderen gesorgt hatte. Und während Silva weiter draußen seine Arbeit verrichtete, gefiel Yoh diese Dynamik zwischen den Beiden so sehr dass er deswegen sanft lächeln musste. Man konnte förmlich spüren wie sehr sie sich mochten, auch wenn sie sich anschrien und wirkten als wollten sie sich umbringen. Jeder hatte wohl ne andere Sprache der Liebe, was? Und da Hana ja eigentlich der größere Sturkopf von beiden war, so war es auch mal wieder Saku gewesen der sich den ersten Tritt gab und dann auf Hana zu ging.

Er lief genervt schnaufend zu ihm und setzte sich dann kommentarlos rechts von Hana hin und somit zwischen ihn und das Lagerfeuer. Der Blonde wand sich dann mit dem Oberkörper arrogant ab und schloss dabei die Augen. Und schon ging wieder los...Oh Junge nicht schon wieder. Musste man der Prinzessin nun wieder mal nen Drachen erlegen damit sie glücklich war und sich somit aus ihrem Turm begab um überhaupt erst mit ihm sprechen zu wollen? So typisch Hana. Jedes Mal musste man ihm besänftigen diesen Dickkopf.

Wie auch immer. Saku saß dann im Schneidersitz und schnaufte wieder etwas die Luft aus der Nase aus. Es nervte wirklich. Mann warum konnte dieser Bengel nicht einmal etwas locker sein? Kaum war er wieder etwas fit, machte er einen auf schwer zu kriegen und stur. Und immer musste er aus allem ein Drama machen. Dabei hatten sie vorhin doch schon solche Fortschritte gemacht was Annäherungen und Ruhe betraf, aber nun saßen sie wieder beide da und verhielten sich wie streitende Teenager in der Pubertät! Und so sehr es ihm eigentlich Spaß machte sich mit dieser kleinen Ratte zu streiten…so blieb er dieses Mal cool und sprach dann zu Hana:

„Ich habe von eurer Ältesten Auslauf bekommen. Ich weis dass dein Vater mich nicht ausstehen kann, aber sie vertraut mir anscheinend mehr und lässt mich deswegen frei herumlaufen. Keine Ahnung warum. Ich kann demnach auch so lange bei dir bleiben bis du wieder gesund bist und mir wird nichts dabei passieren. Also könntest du dich bitte wieder einkriegen und einfach mal runter…“

Und dann fühlte er einen Ruck.

Es war ein schneller und zittriger Ruck der ihn überfiel und er dann fühlte wie sich zwei Arme um seinen Hals schlangen und sich dann noch dazu ein schlotternder Körper an den seinen drückte. Saku erstarrte deswegen förmlich und hielt seine beiden Arme etwas seitlich von sich weg, als er an sich runter sah und Hana erblickte. Sah wie der sich an ihn drückte und sein Gesicht schlotternd an dessen Kehle drückte. Er zitterte…Hana zitterte am ganzen Leib und vergrub sich förmlich Schutz suchend an dem Älteren, als Saku ihn dann auch noch schniefen hörte. Ja und bei dem Anblick war es dann auch für ihn schlagartig vorbei gewesen. Denn all seine Wut, von dem miesen und feigen Angriff auf sein Leben eben, waren sofort wie weggeblasen und er sah nur weiter nach unten. Hana...Auf sein Gesicht legte sich eine traurige Mine, besonders nachdem er dann noch hörte was Hana zu ihm sagte. Worte…die sein Herz plötzlich wie ein Messer durchbohrt und schmerzten.

Der Blonde schniefte und sprach leiser zu ihm hoch, während er noch immer sein Gesicht an der starken Kehle verbarg:

„Ich…ich dachte die würden dir wehtun…Ich…Ich hatte solche Angst um dich Saku…“

Ihm wehtun? Sorgte er…sich so sehr um sein Wohlbefinden?Natürlich tat er das denn er... Saku lächelte ganz kurz und sanft. Heh, das war wirklich süß von ihm. Wer hätte gedacht das er so süß sein konnte? Und so wunderschön...Aber es war dennoch so wehleidig und leise gewesen das Sakutaro einfach nicht mehr anders konnte. Und genau deswegen schloss er auch sofort sanft seine Arme um den bebenden Körper des Kleinen und drückte ihn sacht an sich. Seine rechte Hand ruhte an Hana seinem Hinterkopf, drückte ihn damit weiterhin an seine Kehle und fühlte dabei sein unglaublich weiches Haar. Die Andere hatte ihn am Rücken gepackt. Und es tat gut. Es war Saku egal was Yoh vielleicht gerade denken könnte, denn er liebte dieses Gefühl. Es gab gerade nur noch sie. Hana so in den Armen zu halten, ihn zu trösten und zu schützen…das war alles was er wollte. Und egal was für Bomben sie sich eben wieder an den Kopf geworfen hatten, es war einfach egal gewesen, denn nur dieser Moment zählte für ihn. Es ging ihm gut. Hana ging es gut und er durfte wieder bei ihm sein. Das war das Wichtigste.

So lächelte er sanft und schloss dann ebenfalls die Augen, als er ihm darauf leise antwortete:

„Es geht mir gut. Ich bin jetzt hier und bleibe bei dir…Ich gehe…nicht weg, okay?“

Hana nickte darauf nur und schmuste sich noch näher an ihn. Er war so froh…genauso wie Yoh der ebenfalls sanft lächeln musste als er das sah. Sohn des Häuptlings und Dyami hatten endlich einander gefunden. Doch Saku wünschte sich es wäre keine Lüge gewesen was er eben gesagt hatte. Er wünschte sich es könnte einfach so bleiben und sich nichts daran ändern. Nie wieder. Aber dem war nicht so. Und das tat weh. Denn erneut wollte er nicht gehen. Und er erinnerte sich zurück an den Morgen dieses schlimmen Tages. Erinnerte sich an den Schuss und das Bild was sich vor ihm abspielte…Das Bild als Hana blutig zu Boden ging. Es war der Horror. Das Schlimmste was er je gesehen hatte. Aber jetzt ging dem Kleinen wieder gut und er musste nur noch vollständig gesund werden. Das war noch wichtiger als alles andere. Und Saku wusste noch etwas in dem Moment…wenn er wieder an den Schuss zurück dachte. Denn in damals, wo er Hana in den Armen hielt, der Junge blutete, schrie und seine Augen voller Tränen waren, sie ihn anbettelnden ihm zu helfen und nicht allein zu lassen…da wusste Saku es ganz genau. Er wusste es ganz genau…Nie wieder. Er wollte für ihn da sein...und für immer beschützen. So wie damals...
 

Als ich dem Tod ins Auge sah nahm ich einen letzten Atemzug, denn das war alles was ich noch hatte. So schloss ich meine Augen, zum letzten Mal, für einen Abschied. Lag dort nackt während der Schnee um mich vom Himmel fiel. Kam Sekunde für Sekunde näher an den Abgrund des Nichts ran, aber ich ließ nicht zu das er mich holte. So wachte ich auf, voller Reue und in meinem Schweiß gebadet, während ich versuchte es nicht zu vergessen. Diese Erinnerungen die tief in mir verborgen lagen, dort lauerten wie in einem verlorenen Traum, quälten mich. Ein unentschlossener Weg offenbarte sich mir. Eine gebrochene und verfluchte Vergangenheit und einen versprochenen Zorn, der über alle kommen würde, trug ich mit mir. Der Schmerz wurde nicht weniger, ließ mich einfach nicht los damit ich endlich einen verdienten, süßen Frieden und die Erlösung finden könnte. Doch in jenem Moment verstand ich es. Wir fragilen Kreaturen haben Angst vor dem Tod, wenn er dann kommt um uns zu holen. Wir haben das anerzogen bekommen. Waren immer vor ihm am weglaufen, doch lagen dann schon bereits tot vor ihm bevor er uns überhaupt erst richtig erreicht hatte. Er sammelt dann nur noch die Scherben ein. Und seine sanft Stimme sagte zu mir: Lass los. Und ich versuchte es immer und immer wieder, aber ich konnte nicht loslassen und mit ihm gehen. Denn mein endloser Alptraum fing doch gerade erst an, oder? Nein…meine Bestimmung setzte ein. Und mein Herz wollte mich erst nach unten in den Abgrund des Vergessens zerren. Aber ich verstand es und wehrte mich. Die endlosen Lügen, die ich kannte, schob ich beiseite und sperrte sie in jenes Eis in dem ich einst starb. Meine Seele wurde dadurch eisern und stärker, mein Blut kälter und ich erlangte die Kontrolle über mich zurück. Und in dem Moment lernte ich gegen den Tod zu kämpfen. Furchtlos und nicht aufgebend, denn meine Aufgabe war noch nicht erfüllt. Ich konnte ihn nicht besiegen…also musste ich selbst auf den Pfaden des Todes wandeln. Ihn einen Teil von mir werden lassen. Aber diese vielen ruhelosen und endlosen Seelen, um mich herum, schrien weiterhin dass ich loslassen sollte. Aber ich konnte nicht. Und dieses Mal schrie ich zu ihnen zurück. Schrie: niemals. Ich hatte mich dafür entschlossen und endlich verlor ich meine Furcht in mir. Bekam mehr als ich es jemals dachte werden zu können. So öffnete ich meine Augen im tiefsten und reinsten Schnee des Winters. Mein Atem verschwunden und mein Herzschlag verloren. Aber ich war noch immer hier. Ich würde immer hier sein, denn ich habe mich dem Tod verweigert. Niemals würde er wieder kommen um mich zu holen. Aber auch das war meine Wahl. Meine einzige Chance alles wieder gut zu machen. Also öffnete ich meine Augen und dort war ich nun. Saß im kalten Schnee des Berges auf dem ich starb. Und vielleicht würde man mich vergessen, aber ich wäre dennoch hier. Ich würde immer für euch da sein. Mein Fell so weiß wie der Schnee in dem ich saß und mein Herz voller Liebe für meine Familie. Ich würde hier sein…und euch beschützen. Euch den Weg weisen und das über Generationen hinweg. Ich war bei euch, auch wenn ihr mich nicht sehen konntet. Für immer. Und ich schütze jede Geburt innerhalb meiner Familie…unter dem Zeichen des Fuchses.

Future connected

Hoch lebe Sakurai, werden sie mir zuschreien. Ich würde als Held gefeiert werden und dabei einfach alles aus dem Weg räumen was nicht meinem Idealen entspricht. Nichts könnte mich stoppen und kein Geist mich in die Knie zwingen, denn wenn ich nichts mehr zu verlieren habe, dann kann ich nur noch gewinnen. Man muss nur lange genug leiden und es wird dich dann am Ende befreien. Denn nur durch Herausforderungen finden wir die Stärke, die wir brauchen, um zu überleben. Es ist nicht vorbei, sondern nur ein anderer Tag an dem der Kampf von gestern weiter geht. Alle Hoffnung und Tragödien die auf uns zukommen werde ich abfangen. Denn ich bin entschlossen nicht aufzugeben und meine Bestimmung zu finden nach der ich schon so lange suche. Und irgendwo im Chaos finden wir alle wieder zu uns selbst. Denn genau dann, wenn dein Leben auf dem Spiel steht, siehst du endlich klarer. Diese Zerstörung, die wir anrichten, ist die einzige Geschichte die es verdient hat erzählt zu werden. Schwarz ist weiß und weiß ist schwarz. Richtig ist falsch und falsch ist richtig. Aber woher soll ich wissen was richtig ist, wenn DU meine Gedanken vernebelst? Ich kann nicht diesen Kampf gegen dich gewinnen. Doch kann ich das behalten was mir gehört, wenn du immer wieder die Seiten wechselst? Wie bin ich nur in dieser Situation gelandet? Wo ich dich doch angeblich so gut kenne. Und es sieht aus als würde die Wahrheit sich in deinen Augen verstecken und auf deiner Zunge sitzen. Mein Blut kocht bei dem Gedanken an dich, doch ich weis nicht was es zu bedeuten hat. Was für ein Mensch bist du dass du bei mit sein willst? Denkst du echt du kannst mich retten? Ich habe meine Seele schon vor langer Zeit an jemanden verkauft. Doch ich weis nicht mehr an wen. Du kannst mich nicht retten…Denn nichts kann jemals dieses Loch füllen das in meiner Brust klafft. Nicht einmal du mit deinen netten Worten und deinem hübschen Gesicht…
 

Ein lautes Scheppern hallte durch den großen Hangar in dem sie sich befanden.

Es war ein Ort an dem allerlei Vehikel untergebracht wurden um dort gewartet zu werden. Aber besonders gedacht war er für Flugzeuge, Luftschiffe und Helikopter des Militärs, denn dieser Hangar befand sich an einem Stützpunkt in Tokyo und dann auch noch an dem Größten den es in der Stadt gab. Lag mitten auf einem Flugplatz und in der Nähe der Startrampen in der prallen Sonne und wurde deswegen auch ordentlich eingeheizt.

Man könnte eigentlich davon ausgehen, das an einem so heißen Sommertag, jeder schnell das Weite suchen würde und damit versuchte vom Hangar so viel Abstand wie möglich zu halten. Es gab zumindest Sinn denn er war nicht richtig klimatisiert und deshalb mehr wie ein Hochofen zu dieser Jahreszeit als alles andere. Niemand ging freiwillig im Sommer da rein, es sei denn man hatte einen Todeswunsch. Aber das war bei einigen offenbar nicht der Fall. Weder das Fernbleiben noch der Todeswunsch. Ganz besonders bei diesem Trio von Vollidioten, dass es irgendwie immer wieder schaffte die ganze Basis im Alleingang auf Trab zu halten und das wo sie noch so jung waren. Etwas wodurch sie auch schon so bekannt waren wie bunte Hunde. Die drei Jungs die meist nur Unruhe bedeuteten, ganz egal wo sie auch aufkreuzten, aber dennoch so talentiert waren das man offenbar gerne mal darüber hinweg sah wenn sie kleine Versionen von Mist gebaut hatten. Oder sie vielleicht auch einfach nur einen General und Ausbilder besaßen der sie nicht gleich verpfiff, besonders dann wenn sie Scheiße am Arsch besaßen. Man konnte sagen: wenn man unter dem wachsamen Schutz von General Anderson stand, dann hatte man wirklich den Jackpot gezogen. Er war ein guter General und ein aufrichtig ehrlicher Mann dem man vertrauen konnte und das obwohl er Amerikaner war und bei den japanischen Streitkräften stationiert wurde. Besonders in den Zeiten wo es zwischen Japan und Amerika so aufheizte war das ungewöhnlich. Doch er zeigte Vertrauen in seine japanischen Männer und ganz besonders in die Auszubildenden die ihm unterstellt waren und sie in seinen Arbeitsbereichen das Verteidigen der Heimat lernten. Denn Japan war für ihn mehr zur Heimat geworden als Amerika und deswegen schwor er auch dieses Land zu beschützen. Dass die drei Jungs sich also in diesen Hangar schlichen und sie sich ganz besonders an diesem Tag, ohne Kühlung dort aufhielten, zeigte schon dass sie Anderson seine Führung vielleicht etwas zu locker nahmen und noch dazu alles nicht ganz nach Prozedur lief. Klar gesagt: Sie wiedersetzten sich mal wieder heimlich wegen dem was sie gerade taten. Nämlich mit der Tatsache das Fremde nichts auf dem Gelände verloren hatten…und sie dennoch einen hier her brachten.

Es war an sich so geregelt dass sich Menschen, die nicht auf den Stützpunkt gehörten und dort weder lernten oder gar stationiert waren, nicht überall rumlaufen durften wo sie wollten und sich deshalb nur in bestimmten Bereichen aufzuhalten hatten. Absolut tabu waren besonders die Wohnunterkünfte, die Trainingsanlagen und der Flugplatz für diese Menschen. Und da gab es auch keine großen Ausnahmen, es sei denn es war Tag der offenen Tür, oder eine Flugshow fand statt. Was aber nicht oft der Fall war. Es gab da strenge Regeln, denn nicht jeder durfte sehen was hinter verschlossenen Türen beim Militär passierte. Es bestand die Gefahr dass jemand Informationen ausplaudern könnte und diese dann dem Feind zusteckte und das musste um jeden Preis verhindert werden. Etwas was aber offenbar die drei Jungs wenig juckte und sie dennoch jemanden rein geschleust hatten ohne lange darüber nachzudenken. Immerhin war es für sie schon sowas wie ein Ritual geworden, denn diese Person war inzwischen fast jeden zweiten Sonntag bei ihnen im Hangar und immer dann wenn kein anderer dort arbeitete. Es sei denn der Verantwortliche, der das alles angezettelt hatte, hatte mal keine Lust auf sie. Aber an diesem Tag war es mal wieder der Fall gewesen das sie da war und so saß sie fröhlich zwischen den Jungs, saß dort und spielte mit ihnen Karten.

„Hah! Royal Flush! Wieder gewonnen! Ich wusste gar nicht das dieses Kartenspiel aus Amerika so viel Spaß machen kann!“

Das Mädchen legte ihre Karten, von der Hand, auf die große Metallkiste vor sich, um die sie alle saßen und lachte dabei lieb und süß. Verschiedene bunte Chips lagen ebenfalls dort verteilt vor den jungen Menschen und waren Teil des Spiels das sie spielten. Besonders viele lagen allerdings vor dem schwarzhaarigen Mädchen und zeigen dass sie vorne lag und ihre Gegner förmlich ausgezogen hatte. Die Blicke der zwei Jungs, die rechts und links neben ihr waren, hafteten nun auf den Karten die sie abgelegt hatte und damit genau offenbarten das sie mal wieder gegen sie verloren hatten. Verdammter Mist, das war nun schon die fünfte Runde gewesen und sie hatte jede davon einfach gewonnen als wäre es Nichts und als würde sie von klein auf nichts anderes spielen! Einer der Beiden kratzte sich sogar am Hinterkopf verwirrt. Komisch. Vor gut einer Stunde hatten sie das Mädchen eingeladen ihr dieses Spiel bei zu bringen. Es machte mehr Spaß wenn es drei spielten und ein Spieler mehr, der keine Ahnung hatte, war gern gesehen um ihn auszunehmen wie einen Fisch. Doch etwas lief gewaltig schief, denn seit dem sie angefangen hatten zu spielen riss die Hübsche sie wirklich auseinander. Sie gewann ein Spiel nach dem Nächsten und wenn die Jungs das gewusst hätten, also dass sie so ein Naturtalent darin war, dann hätten sie es ihr nie beigebracht! Für sie war es schon leicht peinlich. Eben weil sie schon länger spielten und auch der Fakt…von einem Mädchen abgezogen zu werden kratzte etwas am Stolz der jungen Männer. Das durfte man echt keinem erzählen. Dennoch lächelten sie danach zu ihr, legten dann ebenfalls die Karten in ihren Händen ab, die niedriger waren als die ihrer Gegnerin und seufzten danach beide fast zeitgleich aus. Tja da konnte man wohl nichts machen. Sie war wirklich gut darin und keiner wollte ein Spielverderber, oder gar schlechter Verlierer sein und sich dann noch darüber beschweren dass sie ständig gewann, also sagten sie nichts dazu. Und obwohl jeder so seinen Stolz hatte, hielten sie den zurück und lächelten sie dann freundlich an. Hatten aber auch nicht wirklich eine andere Wahl, denn immerhin wollten sie nicht gleich in das Visier von ihrem Alpha gelangen, der ihnen dann sicherlich den Hals umdrehen würde wenn sie sein Mädchen angingen. Manchmal war Schweigen Gold und Reden eben nur Silber.

Der Junge mit der Brille sagte dann zuerst was zu dem fünften Sieg und sprach beeindruckt:

„Alle Achtung du bist wirklich gut im Pokern, Chiharu! Respekt!“

Das Mädchen sah lieb zu ihm rüber und antwortete darauf:

„Danke Katsura! Offenbar habe ich ein Händchen für solche Spiele, was? Aber ich denke es ist vielleicht eher nur Glück.“

Entweder das, oder sie hatte wirklich einen verdammten Glücksgnom auf der Schulter sitzen. Und der Junge links von ihr, der die Haare sehr kurz geschoren hatte, sprach dann ebenso lieb zurück:

„Ach was und wie du das hast! Stell dein Licht bloß nicht unter den Scheffel, Chiharu! Ich hätte nicht gedacht jemals so von einem Mädchen im Pokern abgezogen zu werden! Alle Achtung! Echt cool das du so locker mit uns Jungs abhängen kannst! Ich denke nicht viele Mädchen machen sowas in deinem Alter und sind da viel steifer.“

Naja das er das als Mann so sagte war nicht sonderlich beeindruckend, denn wann hatte er schon mal was mit einer Horde von Frauen zu tun? Geschweige denn befand sich unter diesen. Klar besaß er Vorurteile und dachte eher daran das Mädchen weniger zockten, sondern eher einkaufen gingen, zuhause Essen machten, oder halt eben über Jungs und Kleidung sprachen. Chiharu nahm ihm das nicht mal übel. Sie sah dann darauf zu dem Jungen neben sich rüber, dessen Name Sugiura war und lächelte nur weiterhin lieb und dankend zu ihm. Sie mochte ihn. Naja eigentlich mochte sie alle von Sakutaro seinen Freunden.

Es stimmte schon irgendwie das die meisten Mädchen, in ihrem Alter, sich eher für andere Dinge interessierten als Karten zu spielen, oder sich über die Armee zu informieren. Lag aber auch an der Zeit in der sie sich befanden und dem Alter in dem sie waren. Immerhin war Chiharu gerade mal fünfzehn Jahre alt geworden und ihr Interesse sollte eigentlich eher bei den Vorurteilen wie Kleidern und dem Haushalt liegen, als bei eher männlichen Aktivitäten wie Flugzeuge und Waffen. Doch wenn sie ehrlich war dann war sie noch nie sonderlich ein Mädchen gewesen. Also so typisch „mädchen, mädchen“ halt. Sicher liebte sie Kleider, Blumen und sonst noch alles was junge Frauen so mochten, aber sie interessierte sich auch sehr für die Sachen die die Jungs hier so trieben. Und das ganz besonders…weil ihr Freund hier arbeitete. Obwohl Sakutaro nicht nur an diesem Ort arbeitete, er verbrachte nun auch die meiste Zeit seines Lebens auf dem Militärstützpunkt und meist sogar nur in diesem Hangar. Er lebte dort und es fehlte eigentlich nur noch das er in einem dieser Flieger schlief, denn dann wäre das Bild von einem Mann, der sein Leben dem Dienst im Militär gewidmet hatte, perfekt gewesen. Aber so krank war er dann doch noch nicht. Oder sagen wir mal so: Es fehlte nicht mehr viel dafür, aber das ließ er nicht zu. Und gerade weil er jeden Tag im Stützpunkt war, sah sie ihn nicht mehr oft und seine Mutter auch nicht, um die sie sich jeden Tag kümmerte da sie sehr schwer krank war und Saku ja nicht kommen konnte, sondern dafür sorgen musste dass das Geld beikam. Etwas womit er sichtlich, in seinem Innern, kämpfte, denn er liebte seine Mutter über alles und wollte nur ihr Bestes und die beste Medizin für sie.

Chiharu war so zwei Mal im Monat, nämlich an den Sonntagen, in diesem Hangar und nutzte damit die Chance mehr über die Arbeit ihres Freundes zu lernen und zu verstehen. Und um einfach auch zu sehen was er den ganzen Tag so trieb wenn er nicht erreichbar war. Und das war er ja meistens nicht mehr, denn für Sakutaro war diese schmutzige Halle und der Stützpunkt, schon fast sowas wie ein zuhause geworden und das nur wegen der Sache mit dem Geld und weil diese Flieger hier drin standen. Diese Flieger, von denen Chiharu genau wusste dass sie den Tod bedeuteten wenn man auch nur einen Fuß da rein setzte und man sich dann damit in den Himmel erhob. Waffen die nur dazu erschaffen wurden um andere im Krieg zu töten und um Leid zu verursachen, was sie mehr als alles andere nicht sehen wollte. Und auch jetzt konnte sie diese wieder hinter sich stehen sehen, wenn sie weiter hinter in den Hangar sah, denn sie saßen sehr weit vorne am Eingang wo das große Tor offen stand und man draußen die Hitze über die Landebahnen flimmern sehen konnte. Diese grünen Werkzeuge des Todes…die hoffentlich nie eingesetzt werden müssten.

Es war ein ungewöhnlich heißer Tag an diesem Sonntag gewesen und sie trug deswegen auch ein sehr dünnes und ärmelloses Kleid, das in blau schimmerte und somit für etwas mehr Abkühlung sorgte, wenn dann mal ein kleines Lüftchen ging. Die Jungs dagegen trugen aber ihre grünen Ausbildungsanzüge, die schon fast wie ein Fliegeranzug aussahen und hatten jeweils den oberen Teil ausgezogen, ihn runter hängen lassen und um den Bauch gebunden, weil es auch für sie langsam echt zu heiß geworden war. Somit trugen sie oberhalb nur noch weiße und leicht verschwitzte Hemden ohne Ärmel und man sah deswegen ebenfalls wie sich der Schweiß auf ihren Oberarmen sammelte und hin und wieder mal an ihnen runter lief. Es war ganz schön warm für diese Kleidung, aber sie mussten das tun, denn diese Kleidung durfte gerne dreckig werden bei den Wartungsarbeiten an den Zeros. Weswegen sie ja eigentlich an ihrem freien Sonntag da waren. Doch nun saßen sie da und beschäftigten sich mit Sakurai seiner Freundin. Und obwohl Sugiura ja ein Sanitäter war, trug er ebenfalls diese Kleidung und half damit gerne Katsura beim Warten eines Zero. Unter den Jungs griff jeder dem Anderen unter die Arme. Einzig einer ließ sich nicht gern helfen und nun auch schon seit einer Weile nicht mehr blicken. So dass das Mädchen schließlich links neben sich sah, an Sugi vorbei und zu einem alten und ganz schön mitgenommenen Zero hinter, der gute fünf Meter von ihnen weg stand. Ihr Blick wurde leicht traurig wenn sie da hin sah, denn eigentlich war sie heute ja hier um mit ihm Zeit zu verbringen. Aber wie immer vergrub er sich mal wieder in diesem Flieger und vergaß damit einfach alles um sich herum.

Es gab ein erneutes, lautes Klappern aus dem Zero neben ihnen, so dass nun sogar Katsura und Sugiura dem Blick der jungen Chiharu folgten und ebenfalls zu dem Flieger sahen. Hörten wie ihr Alpha sich mal wieder in Arbeit vergaben hatte. Man konnte Sakutaro zwar nicht sehen, aber dafür ganz genau hören. Man konnte nämlich hören dass er oben im Cockpit drin war und offenbar genau dort an der Mechanik und Technik des Steuerpults herumbastelte. Warum er das allerdings machte und dann auch noch an diesem warmen Sonntag, war ihnen beiden ebenso ein Rätsel wie der armen Chiharu, die eigentlich wegen ihm hier war. Es staute sich so schon die Hitze in diesem Flieger, so das es im Sommer glatt an Selbstmord kratzte sich in diesen zu legen und darin rumzuschrauben. Und auch das er sich lieber in dieser nicht zu rettenden Schrottmühle verkroch, in der er vor allem auch schon die letzten Wochen förmlich drin „lebte“ und das jeden Tag aufs Neue, war ebenso bescheuert in ihren Augen. Immerhin war seine Freundin da und er verkoch sich da drin. Kein normaler Mensch würde sowas tun.

Sugi war dann auch schon der Erste der den Kopf leicht schüttelte und dann darauf sprach:

„Ich weis einfach nicht warum der das macht. Steckt bei der Hitze in dem Zero und schuftet sich einen ab. Manchmal hat er echt ne Schraube locker. Immerhin ist heute unser lockerer Sonntag und er sollte lieber hier bei uns und seiner Freundin sein.“

Katsura und Chiharu wanden wegen ihm dann ihre Blicke von Saku seinem Zero ab und zu dem jungen Sanitäter, als der Mechaniker dabei noch seine Brille zurecht schob und antwortete:

„Ich kann seinen Eifer verstehen. Immerhin bastele auch ich gern an Maschinen rum und es gibt einfach nichts Geileres wenn du etwas mit deinen eigenen Händen wieder zum Laufen bringst! Und er denkt halt echt er könnte die Kiste wieder zum Laufen bringen. Keine Ahnung was er an dem Teil für einen Narren gefressen hat, dass er jeden Tag da dran rumbasteln muss, aber sogar ich finde er sollte heute lieber mit uns und Chiharu was machen als da drin zu stecken. Mal abgesehen davon dass er für mich sowieso einen an der Latte hat ausgerechnet DAS Ding reparieren zu wollen. Ich meine: wer will denn schon freiwillig ein Zero-Pilot werden und dann auch noch einen Fuß in diesen fliegenden, grünen Sarg setzen?“

Doch kurz nachdem er das gesagt hatte zuckte er auch sofort zusammen und hielt sich dann noch dabei die Hände vor den Mund, einfach da ihm aufgefallen war das er eben unpassende Worte losgelassen hatte. Und vor allem dann noch neben der Freundin dieses Kerls den er eben noch freundlich als „bescheuert“ abgestempelt hatte. Sugi sah danach etwas grimmig zu ihm rüber, als wollte er ihm damit sagen: Gut gemacht du unsensibler Blödmann! Und Katsu sein Blick wich schon gleich rüber zu Chiharu. Mist das war wirklich blöd gewesen! Nicht nur hatte er Saku beleidigt, sondern auch noch unverblümt gesagt das es einem Todesurteil gleich kam sich in einen Zero zu setzten. Also dem Mädchen damit vor den Latz knallte das ihr Freund sicherlich sterben würde wenn er damit in den Kampf flog. Sofort wollte er sich dafür entschuldigen, aber die Süße sah dann plötzlich nur freundlich zu ihm und lächelte danach sanft. Sie witterte förmlich das er sich entschuldigen wollte und sprach deswegen sofort zu ihm:

„Das ist schon okay, Katsu. Mach dir keine Sorgen um mich. Ich weis doch wie viel ihm das Fliegen bedeutet und du kennst ihn ja selbst, wenn Saku sich etwas in den Kopf gesetzt hat dann kann man ihn schlecht davon abbringen. Außerdem…macht es mich glücklich wenn ich weis dass er einfach nur glücklich ist. Und das ist er nun mal wenn er an einen Flieger dran darf.“

Wohl wahr. Obwohl es normalen Männern sicherlich besser gehen würde wenn sie an ne Frau dran dürften. Und sie sich wünschte das er das bei ihr auch machen würde. Also glücklich werden würde wenn er sie berührte, denn das Gefühl bekam sie nicht oft bei ihm. Doch sie wusste noch mehr und es beschäftigte sie unheimlich.

Chiharu versuchte sich immer alles etwas schön zu reden, indem sie das von eben von sich gab, denn sie wusste den eigentlichen Grund warum er so eifrig an diesem Flieger bastelte und damit sogar ihren gemeinsamen Sonntag draufgehen ließ. Es lag nicht unbedingt nur an seinem Ehrgeiz ihn wieder in Gang zu bringen, so wie Katsu es vorher gesagt hatte…sondern auch an Nervosität. Nervosität die ihn seit einigen Wochen aufzufressen schien und er sich nur abreagieren konnte wenn er an dem Zero arbeitete. Saku vergrub sich gerne in Arbeit um seine Gedanken nicht um alles kreisen zu lassen. Woher seine Nervosität kam? Es lag an übermorgen. Denn übermorgen war es bereits schon soweit…Seine erste richtige Flugstunde stand vor der Tür und das machte ihn offenbar nervös.

Sakutaro hatte in den letzten Wochen allerlei Aufgaben verrichten müssen um sich darauf vorzubereiten. Unter anderem musste er seine Flugtauglichkeit überprüfen lassen und das war gar nicht mal so einfach. Dazu musste er nämlich medizinisch ein zweites Mal überprüft werden und das so richtig. Dazu gehörten Untersuchungen wie: eine weitere Laboruntersuchung von seinem Blut und Urin, ein Ruhe-EKG, ein Belastungs-EKG, eine Lungenfunktionsprüfung, so wie Routine-Untersuchungen der Augen anhand eines Sehtests ect. und dann noch ein Hörtest. Er war deswegen berechtigt, sehr genervt gewesen das alles noch mal machen zu müssen, aber eher ließen sie ihn halt nicht in einen Flieger. Aber natürlich waren seine Werte wieder top gewesen und seinem ersten Flug stand deshalb auch nichts im Wege. So hatte er dann nur noch Trockenübungen vor sich gehabt. Also wie sich ein Flieger kontrollieren ließ und auf was man zu achten hatte, das ganze Zeug eben von dem sie keine Ahnung hatte. Doch in einem echten Flieger sitzen und mit einer echten Prüfung beginnen, würde er dann am Dienstag und das machte ihn wie alle anderen nervös. In dem Fall war er eben auch nur ein Mensch, egal wie cool und unnahbar er sich auch gern mal gab. Und das war okay. Chiharu wusste was er konnte und vertraute ihm somit blind dass er das alles mit paukenden Trompeten und fliegenden Fahnen bestehen würde. Dennoch sah sie ihm seine Nervosität an und das machte auch sie leicht nervös. Was ihn aber nun genau so unruhig machte, ob es jetzt das erste, selbständige Fliegen war, oder etwas anderes, das wusste sie halt nicht. Aber er würde das schon schaffen. Wenn nicht er, dann keiner. Saku war unglaublich talentiert und für das Fliegen geboren worden. Das wusste sie einfach und genau das machte sie auch so glücklich. Denn jedes Mal, wenn er einen Flieger sah,…dann sah sie dieses Lächeln in seinen Mundwinkeln. Sie sah wie glücklich er allein bei dem Gedanken wurde das er sich hoch in den Himmel schwingen könnte. Hoch und über alle hinweg. So wie er es mal zu ihr gesagt hatte als er noch zwölf gewesen war. Als er ihr versprach…mit ihr in den Nachthimmel zu fliegen und zu den Sternen. Egal wohin sie auch wollte. Sie hatte diesen Moment nie vergessen und in ihr Herz eingraviert. Ihr erster…richtiger Kuss unter dem Baum…der plötzlich soweit weg zu sein schien. Sie wünschte sich diese Zeit zurück. Wo es nur sie im Sommer unter diesem Baum gab. Nur sie und ihre Liebe zueinander. Aber je älter sie wurden umso mehr kam der Stress des Alltags und umso weniger sahen sie sich…Doch was Saku glücklich machte das unterstützte sie so gut sie konnte. Nie…würde sie ihm das nehmen wollen.

Die Jungs sahen dann beide wieder zu dem Mädchen. Nahmen ihre Worte wahr die sie eben gesagt hatte und die sich dennoch schwer anhörten obwohl sie es lieb sagte. Sie war…einfach zu gut. Andere Mädchen würden sich sicherlich darüber beschweren wenn ihr Freund die Tendenz dazu hatte sich eher um das Wohlbefinden eines alten Fliegers zu kümmern als um ihres, aber Chiharu war einfach nicht so. Man merkte wie sehr sie ihn liebte und das für sie sein Wohl über dem ihrem stand. Einfach jedes Mal, wenn sie ihn sah und über ihn sprach, dann wurde es klar wie Kloßbrühe. Und auch wenn sie offenbar völlig okay mit Sakurai seinem Verhalten war, so fanden die Jungs selber das nicht so cool das ein so hübsches und tolles Mädchen wie Chiharu an ihrem gemeinsamen Sonntag, so von ihm hängen gelassen wurde und er sich stattdessen lieber in einem Zero verkroch. Doch leider konnten sie da am allerwenigsten etwas dagegen machen. Erstens: war er zu bockig und zweitens: würde ihnen Sakurai sofort die Hölle heiß machen, wenn sie ihn auch nur leicht von seiner Arbeit ablenkten. Er war buchstäblich da was man als „Arbeitstier“ definieren konnte und der lieber an etwas rumbastelte als an seinem freien Sonntag mal die Füße hochzulegen. Das hatten Katsu und Sugi schnell verstanden und sie kannten sich nun ja auch schon eine Weile um das zu respektieren. Sakutaro war nicht einfach, soviel stand fest, aber wenn man sich seinen Respekt und seine Freundschaft erarbeitet hatte, dann war er eine loyaler Freund und treue Seele die gerne für einen in die Bresche sprang. Etwas was man ihm nicht zutrauen würde, wenn man ihn das erste Mal sah, oder eben nur einige Minuten Kontakt mit ihm hatte. Denn mehr als Minuten schenkte er auch keinem Fremden und erst recht nicht wenn es nicht wichtig war. Und obwohl er die meiste Zeit so misstrauisch, verschlossen und hitzköpfig rüber kam, so konnte er dennoch einer sein der sehr gut zuhörte wenn Menschen, die er mochte, Sorgen hatten. Noch dazu half er dann wo er nur konnte, aber auf seine Art und Weise eben. Doch hattest du es einmal bei ihm verschissen, dann so richtig und das war demnach dann auch nicht mehr rückgängig zu machen. Er erwies sich als extrem nachtragend und sein natürliches Misstrauen befeuerte das alles nur noch mehr, weswegen er Menschen, die ihn verraten hatten, nie mehr einen Anschluss zu ihm finden ließ. Er blockte komplett ab. Demnach konnte man also bei Sakutaro immer sehen wo man jetzt genau bei ihm dran war. Mochte er dich: dann ließ er dich das wissen. Mochte er dich nicht: dann ließ er dich das erst recht wissen! Er trug bei sowas sein Herz auf der Zunge. Aber halt nicht bei allem. Und das er sich mal wieder in diesem Schrotthaufen verkroch, während Chiharu da war, zeigte wie es ihm gerade ging, nämlich nicht gut und das ihn etwas nicht losließ. Aber keiner von ihnen wusste was es war, außer vielleicht Chiharu und Sakutaro würde auch sicherlich nicht freiwillig darüber sprechen und wieder alles allein regeln wollen. Etwas was die Jungs ebenso akzeptiert hatten, so schwer es auch war, denn sie wollten ihm eigentlich immer gern helfen. Sie sahen zu ihm auf und für sie Looser…war er sowas wie ein Stern am Himmel geworden. Denn er riss sie vor Monaten aus ihren Versagerlöchern raus, freundete sich mit ihnen an und trat ihnen dann damit ordentlich in den Arsch um gefälligst besser werden zu wollen als das was sie gerade waren. Er nahm sie unter seine Flügel, da er selber so ein Überflieger war und riss sie mit sich. Seine Stärke, Leidenschaft und sein Mut waren ansteckend und die Jungs ließen sich gerne davon anstecken. Tja und seitdem lief auch alles wesentlich besser. Sie waren nicht mehr einzelne Versager…sondern wenn dann zusammen und nicht mehr allein. Und das alles hatten sie Sakurai zu verdanken, der sie mit seiner direkten Art an den Eiern gepackt hatte und wieder hoch zerrte. Etwas wofür sie ihm für immer dankbar sein würden und er für sie nun ihr Alpha geworden war. Er war die Glucke die vorne weg lief und sie die Küken die nachrannten wenn es über die Straße ging. Denn er hatte den Überblick…Naja zumindest meistens. Und egal was er auch machen würde, sie standen hinter ihm und ließen ihn nicht mehr allen. So wie er es bei ihnen getan hatte. Sie waren nun ein Team und nichts konnte das mehr zerreißen.

Schritte ertönten plötzlich nicht weit hinter ihnen.

„Ihr seid aber auch einfach nicht von hier weg zu bekommen, was? Draußen brennt die Erde und ihr kommt auch noch freiwillig in diesen Brutofen von Hangar! Mann ihr solltet euch lieber mal mental checken lassen ob ihr nicht doch einen an der Klatsche habt! Und das auch noch an einem Sonntag!“

Chiharu sah rechts hinter sich und erblickte dann ebenfalls, so wie die Jungs neben ihr, einen älteren Mann der auf sie zuschritt. Er hatte strenge und starke Gesichtszüge und wirkte etwas moppelig im Gegensatz zu den dürren Azubis vor ihm. Es wirkte aber nur so durch seine braune Arbeitskleidung, denn darunter war er muskulös breit und nicht dick. Mit lauten Schritten, die durch die Halle hallten, kam er direkt auf sie zu und man sah sofort dass er einen höheren Rang als sie bekleidete. War auch nicht schwer, denn selbst als Wache der Waffenkammer hatte er die Nase weiter vorne als diese Grünschnäbel in ihren kotzgrünen Azubi-Kleidungen. Er klang zwar böse als er das sagte, aber auf seinen Lippen formte sich dann auch schon ein grummiges Lächeln, was nett gemeint war und schließlich kam er neben der kleinen Chiharu an.

Sein Blick fuhr zu ihr runter. Sie zu sehen wunderte ihn auch nicht sonderlich, denn er war, neben den Jungs, der Einzige der über diese heimlichen Sonntagstreffen Bescheid wusste. Deswegen blieben auch Katsu und Sugi locker und verfielen nicht gleich in Panik als er näher kam und neben der Süßen stehen blieb. Er war nämlich ein Freund von ihnen. Es war der gute, alte Matsumoto. Schnell mit der Zunge und deswegen genauso, wie alle anderen in der Halle, unverstanden. Dass er da war wunderte sie aber etwas, denn Matsu neigte eher dazu seinen Sonntag zu genießen. Also bedeutete das bei ihm: die Füße vor der Glotze hochzulegen und einen Sake dabei zu trinken, denn er hatte gerne mal ein kleines Alkoholproblem. Aber heute schien das nicht der Fall zu sein. Und so wie er momentan aussah war er nicht ohne Grund hier, sondern hatte mal wieder ein Problem im Schlepptau. Sicher versuchte er das zu verstecken aber die Jungs kannten seinen Gang wenn er genervt war und hatten das eben genau deuten können. Tja und wenn Matsumoto genervt zu ihnen kam…dann wussten alle auch schon zu WEM er meistens wollte und wegen wem er so pissig war. Denn dafür gab es nur einen Spitzenkandidaten in ihren Reihen der das so locker hinbekam ohne mit der Wimper zu zucken. Doch bevor er diese Bombe platzen ließ, beugte er sich erst mal zu der süßen Chiharu runter, die auch auf einer Kiste saß und fasste dabei ihre rechte Hand. Charmant und wie ein Gentleman gab er ihr einen sanften Kuss auf den Handrücken und sprach danach galant zu ihr:

„Content de te voir mon amour. Das ist französisch und bedeutet: Schön dich zu sehen meine Liebe.“

Danach ließ er von ihrer Hand ab und kam wieder hoch, während Chiharu etwas beschämt aber glücklich darauf kicherte. Wie lieb von ihm. Es war zu drollig. Einfach jeder mochte sie und sie waren auch alle so nett zu ihr dass sie nicht mal wusste womit sie das verdient hatte. Und ihn hatte die Süße auch besonders gern, so dass sie zu ihm aufsah. Matsumoto sah zwar aus wie ein ruppiger und grimmiger Bär, der dir sofort den Kopf von den Schultern schlagen würde wenn du ihm blöd kamst, aber eigentlich war er mehr wie ein großer Teddybär der eine etwas zu ehrliche Klappe besaß. Zumindest war er zu ihr wie ein Teddybär an den sie sich gern knuddeln konnte. Aber zu seinen Feinden war er ein Gegner mit dem man sich nicht anlegen wollte. Denn obwohl er momentan nur als Wachmann für die Waffenkammer arbeitete und dort alles verwaltete, so war er ein Waffenmeister und kannte sich mit allem aus was ordentlich „Bumm“ machen konnte. Sicherlich war er unverzichtbar wenn es mal zum Kampf um ihr Land kam und ein treuer Freund auf den man sich verlassen konnte.

Sie kannte ihn nun auch schon eine Weile und Chiharu fand es so schön das Saku so tolle Freunde hatte. Menschen auf die er sich verlassen konnte. Und für sie persönlich kamen sie schon beinahe so rüber wie eine Gemeinschaft oder Heldentruppe aus Fantasiebüchern. Eine Bande die keiner stoppen konnte wenn sie mal loslegten. Sie zog da Ähnlichkeiten zu Figuren aus Büchern. Es gab den Waffenmeister Matsumoto, den Heiler Sugiura, den Unterstützer Katsura, den alten und weisen Meister Paku und Saku als den Anführer der den Mut besaß sie zum Sieg zu führen. Sie waren wie eine Heldentruppe und auf der Reise den amerikanischen Drachen zu erlegen der ihr Land vielleicht mal, in ferner Zukunft, bedrohen würde. Obwohl Saku noch viel reifer werden musste um den Posten als Anführer übernehmen zu können, denn noch hatte eigentlich Paku diesen inne. Chiharu hatte Paku zwar bisher nur einmal gesehen, aber er war so ruhig und nett das sie sofort wusste dass ihr Freund bei ihm in guten Händen war, denn Paku war einer seiner Ausbilder. Der Große wusste aber nichts von den heimlichen Treffen und das war nur etwas unter den Fünf hier in der Halle. Nicht das sie Paku nicht vertrauen konnten, aber ihn da mit reinziehen, als Ausbilder, wollte keiner, einfach weil man angst bekam es könnte schlimm auf ihn zurückfallen, wenn dann mal was schief ging.

Nach Matsu seinem Satz sah Katsura etwas frech zu dem Kräftigen links neben sich hoch, weil er auch auf einer Kiste saß und dann sprach:

„Wow kannst du aufdrehen du Schleimer. Hast du den Spruch von einem Bierdeckel oder so geklaut?“

Matsumoto sah zu ihm und gab grummig und eben so frech zurück:

„Ja von einem französischen Bier namens: Mélusine, dass einige unserer Amis im Stützpunkt mitgebracht haben, warum? Ach und wo wir schon dabei sind Klugscheißer, hier ist ne offizielle Verwarnung für dich und deinen kleinen Arsch: Wenn ich dich noch mal dabei erwische wie du versuchst den Lauf der Typ 94 Shiki-Kenju zu verändern und weiter an denen rumhantierst, dann bekommst du RICHTIG Ärger mit mir du Hosenscheißer! Geht das in deinen Schädel rein Vierauge, oder muss ich dir davon erst noch ne Karte malen?!“

Matsu ballerte danach dem jungen Katsura, mit der Rechten, an den Hinterkopf, so dass der dabei fast seine Brille verlor. Vor Schreck konnte er die aber gerade noch fangen und wieder aufsetzten, danach rieb sich dann nur schmerzhaft über die geschlagene Stelle. Wow, der hatte gesessen. Sugiura fing darauf sofort an zu lachen und schmiss sich dabei, den Bauch haltend, von seiner Kiste runter und donnerte auf den Boden neben sich. Mit so einer Antwort hatte er wirklich nicht gerechnet und die traf ihn so eiskalt dass er sich vor Lachen nicht mehr einkriegen konnte und wie ein Marienkäfer auf dem Rücken lag und sich deswegen kugelte. Katsu fand das dagegen nicht nett, denn die Schelle hatte echt wehgetan. Er konnte aber nichts dafür dass er an der Waffe rummachen wollte. Die 94 Shiki-Kenju hatte nun mal einen verdammten Überholungsbedarf nötig. Nach allem was er wusste, war es eine der schlechtesten, jemals in den Dienst einer Streitmacht übernommen, Faustfeuerwaffen. Erst einmal war der Entwurf, in mehrfacher Hinsicht, unsolide und dazu war das gesamte Erscheinungsbild unschön und die Waffe konnte nur schlecht gehandhabt werden und war dabei oft unsicher. Die Ursache für den letzten Umstand war: dass ein Teil des Auslösemechanismus, aus der linken Seite des Rahmens, herausragte. Wenn auf diesen Druck entstand und sich eine Patrone in der Kammer befand, konnte somit ein unbeabsichtigter Schuss ausgelöst werden. Ein weiteres schlechtes Merkmal war die Vorrichtung, welche sicherstellen sollte, dass nur Einzelschüsse abgegeben werden konnten, wenn der Abzug durchgedrückt wurde. Diese Funktion war so schlecht ausgeführt, dass eine Patrone abgefeuert werden konnte, bevor sie vollständig in die Kammer gelangt war und dann gab es Ladehemmungen. Zusammen mit diesen Fehlern kam noch eine mangelhafte Qualität bei der Fertigung der Waffe mit minderwertigen Materialien dazu. Das Ergebnis war eine Waffe, welche gefährlich unsicher zu tragen und zu benutzen war. Die Herstellung dieser Waffe erfolgte so überstürzt, dass das Ergebnis eine schlecht gemachte Pistole war. Katsu konnte sowas nicht mit ansehen, denn da blutete ihm das Herz und er als Mechaniker wollte gerne dran rumbasteln um es zu verbessern. Zu blöd nur das Matsu ihn sein Talent zum Verschlimmbessern nicht ausleben ließ und dazwischen funkte. Doch eines Tages würde er sich eine mitnehmen und sie zu einer Waffe umfunktionieren die was nützte und auf die man sich verlasen konnte. Doch bis dahin trat ihm Matsu sicherlich noch oft genug in den Arsch, einfach weil er seine Finger nicht bei sich behalten konnte.

Der junge Sanitäter lachte und lachte derweil weiter. Und wo er gerade schon dabei war, flog der Blick des Wachmanns rüber zu Sugiura, der noch immer lachte und auf dem Rücken dabei lag. Oh schien ihm zu gefallen ja? Na dann konnte der sich ja mal warm anziehen, denn der Kräftige hatte auch noch was für ihn in Petto.

So sprach er laut und brummig zu dem kleinen Sani rüber:

„Und DU brauchst dich er gar nicht über ihn lustig zu machen du Pfeife, denn du bist nicht besser! Wie oft habe ich dir schon gesagt du sollst das Magazin AUFBRAUCHEN wenn du am Schießstand bist?! Nur weil du nicht zielen kannst und dann sofort die Flinte ins Korn wirfst, hat der nächste Schütze ein angebrochenes Magazin und muss dann eher zu mir kommen um es zu wechseln! Das geht mir auf den Sack! Und wenn du die Waffen nicht gefälligst wieder dort hin bringst, wo du sie her hast, dann trete ich dir demnächst so richtig in den Arsch dass du bis zum Ende deiner Ausbildung an meinen Zehen lutschen kannst! Das ist ein Militärschießstand und keine Kinderschießbude für Grünschnäbel auf dem amerikanischen Jahrmarkt, du Versager!“

Was ne Ansage.

Innerhalb von Sekunden verschluckte sich Sugi an seinem Lachen und wurde komplett ruhig. Er hustete erst mal etwas, weil es ihn so hart getroffen hatte „Versager“ genannt zu werden und setzte sich dann endlich wieder richtig hin. Saß auf dem Boden und sah dabei zu dem Wachmann rüber. Sein Blick wurde leicht traurig und wie ein flehender Hund sah er weiter zu Matsumoto und jaulte dann leise:

„I-Ich bin nun mal Sanitäter und Waffen sind nicht so mein Ding! Kein Grund gleich so gemein zu werden!“

„Und ich bin nicht die Wohlfahrt du Heulsuse! Also wenn du nicht die Eier in der Hose hast auf jemanden zu schießen, dann mach dich vom Acker und geh gefälligst heim! Oder bleib wenigstens von meinem Schießstand weg und mach mir nicht noch mehr Arbeit damit du Jammerlappen! Fällst du auch gleich um wenn du Blut siehst du Pfeife?!“

Fauchte Matsu zurück und wie ein heulendes Kind, obwohl er schon sechszehn war, ließ sich Sugiura wieder nach hinten auf den Rücken fallen und jammerte mit den Armen wedelnd herum:

„Ich kann doch nichts dafür! Und ich kann Blut sehen, immerhin bin ich angehender Sanitäter! Du bist so gemein Matsumoto!“

Es wurde schnell laut zwischen ihnen allen und Chiharu sah dem Ganzen nur still dabei zu und ließ ihren Kopf von links nach rechts wandern. Sie sah also abwechselnd zu jedem neben sich während das alles um sie herum passierte. Und obwohl es laut war und auch ganz schön um sich geschlagen wurde, blieb sie ruhig und lächelte dann wieder sanft. Wie ulkig. Sie konnte es sich nicht ganz erklären, aber sie wusste und fühlte dass alles okay zwischen ihnen war. Sie waren immerhin Freunde und die sprachen gern mal Klartext zueinander. Und Männer sicherlich dazu noch gerne in einem rauen Ton. Es war schön…was für tolle Freunde Saku gefunden hatte. Sie keiften sich an wie kleine Jungs, aber wenn es drauf ankam hielten sie zusammen wie richtige Männer. Zumindest bekam Chiharu immer das Gefühl wenn Saku von ihnen erzählte.

Matsu sah danach von dem geschlagenen Sani weg und ließ seinen Blick durch den Hangar um sich schweifen, als er dabei seine Hände an die Hüfte legte. Er schien offenbar etwas zu suchen. Oder JEMANDEN und alle wussten auch gleich wer das war. Danach fragte der Große auch schon muffig in die Runde:

„So und wo ist jetzt der Kopf von euch Schokoriegel an Vollidioten?! Mit eurem Überflieger habe ich nämlich auch noch ein Hühnchen zu rupfen!“

Wie auf Kommando und mit etwas Angst, zeigten Katsura und Sugiura gleichzeitig zu dem alten Zero weiter hinter ihnen und schwiegen. Also hinter Sugi und vor Katsu. Matsumoto folgte ihren Gesten und schnaufte dann nur mal laut aus, als er sah wohin die Pfeifen zeigten. Warum wunderte ihn das nicht? Er schnaufte wieder laut, bis er danach von sich gab:

„Da leck mir doch jemand den Sack, der hängt schon wieder an dieser alten Klapperkiste rum?! Wie bescheuert muss man eigentlich sein?! Anstatt dass der in seiner Freundin steckt, steckt der in diesem Zero fest!“

Chiharu lief bei der Aussage etwas rot an und sah vor sich auf den Boden. Sie wusste dass er damit auf Sex angespielt hatte und das wurde ihr schlagartig peinlich, denn sie und Saku…Sex? Der Gedanke war ihr noch überhaupt nicht gekommen. Mal abgesehen davon dass er momentan sowieso mehr andere Dinge im Kopf hatte als Nähe zu suchen. Dennoch fragte sie sich plötzlich: Wie er…wohl dabei sein würde? Also beim Sex…Es reizte sie plötzlich schon ihn näher an sich haben zu wollen. So nahe wie es überhaupt nur ging.

Matsu setzte dann aber schon erneut an und machte weiter:

„Dieses verdammte, sture Arbeitstier! Keine Sorge Schätzchen ich zerre ihn dir schon vor die Füße so das du deinen wohl verdienten Sonntag mit deinem Lover hast, selbst wenn ich diesen Schrotthaufen da auseinander nehmen muss um an ihn ranzukommen!“

Naja ob das so gut war? Immerhin wollte Saku ja da drin sein und arbeiten. Aber seine lieben Anstrengungen für Chiharu in Ehre haltend lächelte sie nur sanft zu ihm hoch und dann machte er sich auch schon auf den Weg zu dem geschrotteten Zero und alle sahen ihm nach.

Oh je das konnte heiß werden. Alles stand ja schon auf Eskalation ausgerichtet und oben drauf schien Matsumoto heute offenbar keinen so guten Tag zu haben. Was bedeutete: es würde gleich erst recht knallen. Das er so schlechte Laune hatte lag sicherlich auch daran das es heute so heiß geworden war und er noch dazu gerne mal mit dem falschen Fuß aufstand. Konnte mies werden, so das Sugi und Katsu nur froh darüber waren das sich jetzt Sakurai mit dem rumprügeln durfte und sie somit aus der Schussbahn kamen. Obwohl sie schon ihr Fett wegbekommen hatten und es eigentlich keinen Unterschied mehr machte.

So lief er weiter und weiter während ihm das Mädchen nachdenklich nach sah. Chiharu hoffte das es nicht gleich so laut werden würde, denn wenn man Saku bei seiner Arbeit störte wurde der gerne mal ungehalten und neigte dazu um sich zu hauen. Hoffentlich wusste Matsu was er da tat. Doch dann zuckte sie nur mit den Schultern, nahm sich wieder den Stapel voller Karten vor sich von der Kiste und fing an zu mischen, als sie dabei zu den Jungs sprach:

„Noch ne Runde ihr zwei?“

Sugi und Katsu sahen zu ihr und nickten auch schon gleich. Klar warum nicht? Lieber verloren sie gegen Chiharu im Pokern und sie war somit glücklich, als mit dabei zu sein wenn Saku und Matsu sich gleich ordentlich in die Wolle bekamen, so dass die ganze Bude wackeln würde. Und daran führte kein Weg vorbei. Aber das war schon okay, denn immerhin war es Matsumoto seine Beerdigung und sie waren außen vor. Also setzten sie sich wieder ordentlich auf ihre Kisten und sahen der Kleinen beim Austeilen der Karten zu.

Matsumoto hatte derweil auch schon, nach einigen Minuten, die Strecke zwischen den Anderen und dem Flieger überbrückt und kam rechts an der Nase des zerdonnerten Zero zum stehen und sah links zu dem hoch.

Scheiße sah das Ding mies aus. Es war nichts neues das einige Modelle dieses Fliegers links liegen gelassen wurden und somit zum Verfall verurteilt waren, denn man fand eben nicht genug Wahnsinnige die mit so einem Teil in die Schlacht ziehen wollten, falls es mal dazu kam. Immerhin sprachen wir hier über einen Mitsubishi A6M Zero, einem Flieger der nur dafür gebaut wurde um das Beste aus seiner Angriffskraft zu holen und man dafür gern über den Schutz des Piloten hinwegsah. Sie waren weniger robust gebaut und leicht in ihrer Verarbeitung des Metalls, aber dafür schneller und wendiger als alle anderen Modelle ihrer Klasse. „Samurai der Lüfte“ war eine sehr passende Bezeichnung für sie und ihrem Piloten. Leben oder Tod war das Motto bei den Dingern. Doch es war leider ebenso ein Fakt dass, sobald man mit so einem Teil flog, man dann quasi eine Zielscheibe an seinem Arsch kleben hatte die schrie: Triff mich genau hier und nimm mich richtig hart ran! Keiner wollte mit einem Zero in die Schlacht fliegen, denn nur die Mutigsten und Dümmsten machten das, die demnach auch keinerlei Problem damit hatten als angebliche „Helden“ sterben zu können, nur um ihr Land dabei zu schützen. Matsu verstand das nicht. Also warum man freiwillig dieses Pferd von einem Reiter der Apokalypse zähmen wollte. Und noch weniger verstand er diese Hohlbirne da drin, die auch noch stolz darauf war mit so nem Teil arbeiten, oder gar fliegen zu dürfen. Er schüttelte den Kopf verständnislos und danach machte er wieder zwei Schritte nach vorne, drehte sich dann nach links und verschränkte seine Arme vor sich als er hoch und zu dem geöffneten Schiebedach das Cockpits über sich sah. Er hörte laute metallische Geräusche und wie darin gearbeitet wurde. Was auch sonst? Natürlich saß der Knabe da dring und fingerte an der Mechanik rum! Dabei hatte er so ne süße Freundin die das wohl mal eher bräuchte. Dem Kerl war einfach nicht zu helfen.

Matsu räusperte sich dann auch schon und fauchte laut nach oben:

„Hey Sakurai! Komm mal da raus, ich muss mit dir reden!“

Er stand weiterhin dort und sah mit verschränkten Armen über sich.

Und während er da stand hörte er weiterhin wie darin gearbeitet wurde und danach einfach nichts passierte, so das ihm nach Sekunden gleich zwei Dinge durch den Kopf zischten: Entweder hörte der Blödmann ihn nicht, weil er an seiner mechanischen Freundin rummachte, oder er ignorierte ihn gekonnt. Matsu ging aber eher mal vom Ersten aus, denn wenn Sakurai seine Finger an einem Flieger hatte, dann war es als würde er alles darum ausblenden und komplett vergessen. Der bekam den totalen Tunnelblick. So setzte er erneut an:

„Sakurai! Komm sofort da raus! SOFORT!“

Erneut bekam er keine Antwort…Das gab’s ja wohl nicht! Und da sich nach Sekunden noch immer nichts getan hatte, verlor der Wachmann auch schon sofort seine Geduld und verzog das Gesicht dabei grimmig. Oh er wollte es wohl so, was? Na dann schnall dich mal gut an Kleiner! Hoffentlich funktionierten seine Sicherheitsschnallen schon! Ging es ihm durch den Kopf und dann holte er auch schon mit dem rechten Bein aus, nur um zwei Sekunden danach mit voller Wucht gegen das Metall des Zero vor sich zu treten und ein ordentliches Scheppern durch diesen krachen zu lassen. Eines das so laut war das sogar die Drei nebendran aufhorchten mussten und dies sie kurz rüber blicken ließ. Da der Zero nämlich innen hauptsächlich hohl war, hallte es ganz schön und verfehlte auch nicht seine Wirkung damit. Der Tritt hatte gesessen und sofort hatte Matsu die Aufmerksamkeit des Maulwurfs, der sich da drin verkrochen hatte, bekommen. Aber nicht so wie er dachte, denn kurz nach seinem Tritt schepperte es erneut, aber dieses Mal nicht weil Matsu noch mal zugetreten hatte…sondern wegen Saku, der da drin aufgewacht war und damit das Geräusch auslöste. Bestätigt wurde das alles noch von einem lauten Schrei des Jungen und Matsumoto wusste sofort was passiert war ohne es auch nur sehen zu müssen. Hah, der Blödmann lag sicherlich unter dem Armaturenbrett und machte an der Elektronik rum so das er sich nun dabei, durch den Schreck, sicherlich ordentlich den Schädel angehauen hatte! Sehr gut, dann war er ja nun endlich wieder im Hier und Jetzt angekommen! Egal wie, Hauptsache er zeigte endlich mal seine Nasenspitze!

Matsu machte darauf einen Schritt zurück und sah weiter genervt nach oben zum Cockpit, als kurz danach das defekte Dach weiter nach hinten geschoben wurde und dann auch schon ein wütend brüllender Oberkörper zum Vorschein kam, der sich schließlich aus dem Cockpit hängte und runter fauchte:

„Verdammte Scheiße was soll das?!“

Jap der Tanz konnte dann wohl offiziell losgehen und nach dem Saku gebrüllt hatte wandten sich die anderen Drei auch schon von dem Geschehen ab und spielten einfach weiter. Besser sich nicht da rein zu hängen war die Devise. Keiner von ihnen war lebensmüde.

Sakutaro sah etwas verschwitzt und mit dreckigem Gesicht nach unten. Es klebte ölige Schmiere an ihm, die er durch seine Arbeit abbekommen hatte und er starrte dabei wütend in das genervte Gesicht von Matsumoto, der nun schon etwas mit dem linken Fuß wippte und ebenso auf Krawall gebürstet zu sein schien. Und so wie Sakurai gerade drauf war, sich dabei sogar noch, mit der rechten Hand, über die etwas rote Stirn rieb, würde er das auch definitiv bekommen: nämlich Krawall. Matsu dagegen sah die Stelle an seiner Stirn. Okay, er hatte sich also wirklich den Schädel da drin angehauen…gut! Vielleicht rüttelte ihn das ja wieder etwas wach. Und wenn nicht, dann machte das gleich der Wachmann persönlich!

Sekunden vergingen und der Siebzehnjährige warf ihm darauf einen muffigen Blick zu, bis er dann schließlich auch schon ungehalten fauchte und gnadenlos nach unten warf:

„Spinnst du Matsumoto?! Ich bin hier am arbeiten, verdammt und war unter dem Armaturenbrett! Soll das ein verschissener Scherz sein?! Zwing mich nicht runter zu kommen und dir die Beine zu brechen, du Blödmann! Denn ich bin heute wirklich nicht gut drauf!“

Bark, bark, bark, dass war alles was der Wachmann hörte. Alles Gebelle und kein Biss dahinter. Noch nicht zumindest, mal sehen wie lange das noch dauerte. Matsu zischte deswegen nur genervt und völlig unbeeindruckt zu ihm hoch und gab dann auch schon passend kontra:

„Ach halt die Klappe du Rotzbengel! Dann sind wir ja schon zu zweit mit der schlechten Laune! Ich könnte mir auch nen schönen Tag vor meiner Glotze machen! So mit Sake und einfach meine Ruhe haben! Aber stattdessen bin ich wegen dir Blödmann hier! Was ist passiert Sakurai? Hat dir Mama heute Morgen nicht die Brust gegeben bevor sich dich hier abgesetzt hat?! Pass bloß auf Zwergnase, ich kann auch ganz anders! Zwing MICH nicht da zu dir hoch zu kommen und dich dann persönlich aus dem Zero zu zerren, nur um dir danach den Hintern vor all deinem Freuden und deiner Flamme zu versohlen wie bei einem rumheulenden Kleinkind! Und jetzt schwing deinen Arsch gefälligst aus der Schrottmühle was du „Flieger“ schimpfst und komm hier runter! Ich hab ein Hühnchen mit dir zu rupfen!“

Ja das wurde ein wirklich toller Tag, man konnte es förmlich riechen.

Saku sah ihn darauf weiterhin nur muffig und sauer an. Und auch wenn er gerade sehr geladen war, so konnte man ihm dennoch genau an seinem Gesicht ablesen wie sehr er doch mich sich rang nicht doch noch aus dem Zero raus zu klettern, dann runter zu kommen und sich schließlich mit dem Arschloch zu fetzen! Sein Puls kroch im Nu hoch auf hundertachtzig, wenn man ihn so anmachte und ablenkte, aber wenn er dem nun nach gab und sich mit Matsumoto prügelte, dann konnte er gleich morgen wirklich die Koffer packen und den Stützpunkt für immer verlassen, den auf eine Prügelei folgte meist eine Suspendierung. Besonders wenn er sich mit einem Kameraden, der auch noch höher im Rang war als er, prügelte. Zumindest für einen Lehrling wie ihn war das die absolute Todsünde innerhalb der Armee. Es war schwer. Verdammt schwer für ihn sich zusammenzureißen, aber Saku schnaufte dennoch nur gefasst aus und fauchte stattdessen erneut, anstatt runter zu gehen und sich zu prügeln, nur zu dem Kerl zurück:

„Leck mich Matsumoto! Ich hab wichtigeres zu tun, also geh jemand anderem auf den Sack!“

Und mit den Worten wand er sich danach wieder ab und zog sich nach hinten zurück in das Cockpit und aus der Sichtweite des Mannes unter ihm, der dann nur noch verdutzter hoch sah. Dieser kleine Scheißer…

Sakutaro war mit seinen Siebzehnjahren noch jung und hatte, wie jeder andere junge Mann auch, noch viele Flausen im Kopf die meist zusammen mit seinem feurigen Temperament ausbrachen und dann gemeinsam Mist bauten. Welches er definitiv besaß. Also das Temperamten und die Eigenart sich in Probleme zu navigieren. Er war nun mal in dem Alter angekommen wo es normal sein konnte so zu sein und wo man dachte die Welt läge einem zu Füßen. Und meist würde sich das dann ändern wenn er älter wurde. Und bei dem was nach seiner Ausbildung noch auf ihn zukam, wenn er vielleicht doch in den Krieg ziehen müsste…dann bekam er eh einen komplett anderen Blickwinkel auf gewisse Dinge.

Matsumoto aber wusste erst nicht ganz was er damit anfangen sollte. Also mit Saku seinem zurückziehenden Verhalten zumindest, denn eigentlich war er es gewohnt das Sakurai schnell zum Angriff über ging wenn man so gegen ihn schoss und normalerweise ließ er sich auch nicht die Butter vom Brot klauen und zurückdrängen. Dieses Mal reagierte er, überraschenderweise, aber genau so, ja fast schon zahm und das zeigte sich daran das er den Schwaz einzog und sich wieder wortlos im Flieger vergrub. Das war sehr ungewöhnlich für ihn, dass wussten inzwischen alle die ihn kannten, weswegen Matsu nun doch etwas hellhöriger wurde und das obwohl er selber geladen war. Sakurai und nicht bereit für eine Auseinandersetzung und einen Kampf? Was war denn da los? Hatte man ihn vor kurzem, bei der medizinischen Untersuchung zumindest, vorher noch kastrieren lassen, oder so? Doch was auch immer der Grund für sein Verhalten war, Matsu wurde neugierig und kam dann schließlich wieder einen Schritt näher an den Zero ran und schnaufte.

So, so…der Bengel meinte er hätte wichtigeres zu tun, was? Aber der Wachmann wusste genau dass das eine Lüge war. Sakurai hatte nichts Wichtiges zu tun und die letzten paar Tage, vor seiner Flugstunde, sollte er sich lieber noch erholen anstatt bis Uhres an diesem Schrott zu werkeln. An Schrott den er eh nie wieder in die Lüfte bekam. Er brauchte alle Kraft und Konzentration die er aufbringen könnte, denn Matsumoto wusste ebenfalls dass der Junge von Anderson hart rangenommen werden würde bei der Prüfung. Ihr amerikanischer General wollte nur das Beste für den Bengel, so wie alle von Saku seinen Freunden auch und genau deswegen würde er Sakurai so hart rannehmen, denn einen Zero zu fliegen war bitterer Ernst und kein Sonntagsnachmittagsspaziergang. Man musste ihn nicht nur bedienen können…sondern sich auch bewusst sein dass diese Maschine da war um zu töten…und natürlich auch um sich selbst für sein Land zu opfern. Und eigentlich könnte es Matsumoto egal sein ob der Bengel volle Breiteseite mäßig durch die Prüfung rasselte oder eben nicht…Aber er war nun mal auch sein Freund, genau wie der Rest der Looser neben ihm, also war ihm das nicht mehr egal. So seufzte er darauf erneut. Mann dieser Junge war unmöglich. Bockig, dickköpfig und stur, also alles was sich nichts sagen lassen wollte, zusammen. Und dennoch hatte er unter dieser Schale ein verdammt gutes Herz. Demnach schnaufte Matsumoto wieder aus und machte sich dann an den Aufstieg. Zeit dem Jungen mal den Kopf zu waschen. Ach verdammt Teenager…

Vielleicht bildete er sich das auch nur ein, oder interpretierte da viel zu viel hinein, aber ihm war aufgefallen das Sakurai, rechts hinter dem Flügel des Zero, absichtlich eine Leiter angelehnt hatte. Sie war so gestellt worden, dass sie an dem Flieger anlehnte und man damit locker auf den Flügel klettern konnte um von dort aus dann ins Cockpit zu springen. Was auffällig war, denn Piloten und Personen, die sich mit Fliegern auskannten, wussten wie sie in ihr Cockpit kamen, ohne bei jeder Gelegenheit erst mal eine Leiter aufzustellen und wie ne Oma da hoch zu klettern. Das wusste demnach auch Sakurai. Und sicherlich hatte er sich vorhin eh wieder vorbildlich, wie ein junger Gott, locker an diesem Zero hochgehangelt als wäre er ein verdammter Zirkusaffe. Also warum stand dann diese Leiter dort so präzise platziert? Matsu ignorierte aber diese Auffälligkeit erst mal desweiteren und nutzte diese dann einfach auch mal um entspannt nach oben zu klettern und kam schließlich auf dem alten, linken Flügel des Fliegers an.

Kaum als er ihn betreten hatte hörte er schon ein leichtes Knarren unter sich. Er erstarrte deswegen auf der Stelle und sah zu seinen Füßen. Ein Schlucken schlich sich seine Kehle hinunter und er sah weiter vor seine Füße. Großer Gott, diese Kiste brach ja eigentlich schon fast auseinander wenn man sie nur ansah! Da nun drauf zu stehen war demnach blanker Selbstmord! Was machte er noch mal hier? Jedenfalls hatte er nun aber auch offiziell die Bestätigung dass sie wirklich Müll war und sicherlich gleich unter seinen Füßen zusammenklappen würde wie ein Kamel durch eine fette Frau mitten in der Wüste! So verharrte er noch, mit Schrecken in der Brust, für einige Sekunden, bis er sich ganz sicher war das die Kiste wirklich nicht die Kretsche machte, an der Stelle und schnaufte dann wieder locker aus als er bemerkte das sie hielt. Gottverdammtes Mistteil. Besonders diese Zeros. Matsu hatte an sich viel für die Waffen dieser Flieger über, aber er persönlich wollte nie auch nur einen Fuß in das Cockpit eines setzen, geschweige denn einen fliegen. Er war doch keine menschliche Bombe! Heh, da müsste es schon mit dem Teufel zugehen das er sich mit sowas in die Lüfte schwang! Lieber blieb er mit seinem Arsch am Boden. Danach sah er rechts hinter sich zu dem Flügel am Hintern des Zero, wo kurz vor dem Seiten- und Trimmruder eine Nummer ganz klar in Weiß und deutlich zu lesen war. Sie war zwar schon etwas verkratzt und Rost schimmerte auf dem Weiß der Schrift, aber er konnte dennoch lesen was da stand. Es war die Nummer: 47-515. Hmmm…Wem der Flieger mal gehört hatte?

Matsumoto wand sich dann wieder ab und lief schließlich den Flügel hoch, bis er vor der Öffnung des Cockpits stand, das sich nach hinten schieben ließ und sich dann dran lehnte. Locker legte er beide Arme, überkreuz, vor sich auf den Rahmen und starrte in das alte Teil hinein. Ein alter Muff von Metall und Stoff kam ihm entgegen und er blickte auf den großen Pilotensessel vor sich, der Löcher hatte und die unbedingt geflickt werden mussten. Saku saß nicht dort drauf, aber lange musste er dann auch nicht mehr nach dem frechen Bengel suchen, denn den sah er dann auch schon vor sich am Boden liegen und wieder arbeiten.

Sakutaro lag dort auf dem Rücken und war mit dem Oberkörper komplett unter dem Armaturenbrett verschwunden. Er konnte Matsu zwar nicht sehen, hatte aber gefühlt dass jemand auf den Flieger gestiegen war und es konnte nur der Wachmann gewesen sein, denn kein anderer war in der Nähe um so schnell bei ihm zu sein. Demnach war er also vorgewarnt und bereit für das was kommen würde. Was auch immer das war. Matsumoto sah ihm dann kurz darauf etwas bei der Arbeit zu. Saku bastelte also doch an der Elektronik und den Verbindungen rum, das verriet schon mal das Werkzeug das links und rechts verteilt neben ihm lag und bestätigte nun auch noch das er sich wirklich vorher den Kopf da dran geknallt hatte. Rechts zu seinen Füßen, die angewinkelt nach oben auf dem alten Pilotensitz lagen, war nichts weiter zu sehen außer gähnende Leere die sich von dort aus weiter nach hinten bis zum Ende des Fliegers zog. Da diese Jagdflugzeuge so gebaut wurden, dass nur ein Schuss die schon in Stücke reißen könnte, war demnach auch nicht viel in diese eingebaut worden. Sie wirkten fast hohl innerlich. Matsumoto sah nur eine alte Decke und ein dickes Kissen hinter dem Sitz liegen und sonst nichts. Schlief er etwa doch in dem Teil? Also so hin und wieder? Man wie besessen konnte man sein? Dann sah er wieder links zu dem Bengel und beobachtete ihn weiterhin einige Sekunden dabei wie er unter der Armatur schraubte und mit einer Zange Kabel durch knipste.

Der Junge war voller Dreck und öliger, dunkler Schmiere an der Kleidung. Dadurch war sie nicht mehr kotzegrün sondern ging schon langsam über in ein braun. Es zeigte sich Dreck der offenbar schon eingetrocknet war und nur leichte schwarze Ölflecken offenbarten was noch frisch an ihm klebte. Heh, mann der Junge suhlte sich in dem Mist wie ein Ferkel. Aber es war schon beeindruckend wie verbissen und ausdauernd er war. Nicht nur körperlich sondern auch mental. Viele hätten schon längst aufgegeben und die Schrottkiste stehen gelassen, aber Saku spielte und machte daran rum als hing sein Leben davon ab. Was Matsu nicht verstand denn…was wollte er mit dem Teil? Wenn er seine Ausbildung fertig hatte dann bekäme er doch eh ein neueres Modell eines Zero, demnach war es nicht so als müsste er die Kiste jetzt aufpäppeln damit er später auch was zum Fliegen hatte. Aber wer wusste schon was in dem Kopf dieses Jungen vor ging. Der Ältere zuckte dann nur mit den Schultern und sprach mit seiner brummigen Stimme zu ihm runter:

„Hey Staubwedel! Ich hab noch immer ein Hühnchen mit dir zu rupfen, also sieh mich gefälligst dabei an wenn ich dir gleich den Hintern versohle!“

Er wollte Saku damit provokativ unter dem Armaturenbrett hervorlocken, doch der ließ sich nicht darauf ein und blieb weiterhin wo er war. Hm, interessant, denn normalerweise klappte das wie bei einem Hund dem man nen Knochen zuwarf. Dieses Mal aber nicht. Es war dennoch nicht so das er Matsu komplett ignorierte, oh nein, er sah ihn nur nicht dabei an und drehte noch eine weitere Schraube über sich locker. Seine ganze Konzentration war auf den Punkt über sich fixiert. Und nachdem er sie gelockert hatte, legte er den Schraubenschlüssel links neben seinen Kopf, zog das Stück Metall über sich aus der Halterung und hob es weg. Etwas wodurch ihm der Blick auf noch mehr Kabelsalat gewährt wurde, als er es eh schon hinter sich hatte und wo es nun weiter ging. Verdammt das Teil war aber auch sowas von durchgeschmort und hatte Überholbedarf. Danach legte er das entfernte Stück Metall rechts neben sich auf den Boden, griff mit beiden Händen hoch in den Kabelsalat und antwortete endlich dem Wachmann des Schießstandes:

„Ja ja. Schreib es auf deine: „Weswegen ich Sakurai noch in den Arsch treten muss-Liste“ und lass mich jetzt einfach in Ruhe Matsumoto. Ich habe keine Zeit dafür.“

Klugscheißer mit ner großen Klappe, was? Und er nahm wie immer dabei kein Blatt vor den Mund. Sakurai sagte das aber, komischerweise, gelassener als noch vor einigen Minuten und Matsu sah deswegen nur neutral zu ihm runter. Wow er ging wirklich auf Distanz. Was war nur los? Er dachte eigentlich dass Krawall am Morgen für den Bengel wie Gummibärchen im Sommer roch. Also verführerisch. Hatte er sich etwa geirrt? Dann seufzte der Große und sprach darauf zu dem Bengel:

„Du hast offenbar für einiges Momentan keine Zeit, was? Willst dich nicht mal mit dem guten Matsumoto zoffen, oder mit den Rest deiner Sippe Scheiße bauen…Ein echter Schocker, vor allem das du nicht mal für die süße Zuckermaus, die gerade deine besten Freunde ordentlich im Poker abzockt und eigentlich nur wegen dir heute hier ist, Zeit hast. Das ist echt lächerlich Junge.“

Als er das sagte stockte Saku doch tatsächlich für zwei Sekunden, nur um dann wieder weiterzumachen und zu antworten:

„Chiharu versteht das. Außerdem weis sie dass sie nicht jeden zweiten Sonntag hier anzutanzen braucht nur um mich zu sehen. Wenn ich Zeit habe dann komme ich schon zu ihr.“

Er nahm sich eine andere Zange neben sich und zwackte ein altes und dickeres Kabel über sich durch. Noch während es dazu ein Geräusch gab schüttelte Matsumoto den Kopf und sprach weiter:

„Hach ich versteh dich nicht Junge. Du hast da draußen eine süße Maus sitzen, die dich über alles liebt und du verbunkerst dich stattdessen lieber in dieser Rostkiste und lässt sie auf dem Trockenen sitzen...“

„Was willst du Matsumoto? Wenn du unbedingt schon reden willst dann sag mir was du für ein Problem mit mir hast und mach dann endlich wieder nen Abflug, ja?“

Krachte Saku plötzlich ungehalten dazwischen und der Wachmann sah ihn neugierig an.

Er zog dabei die rechte Augenbraue hoch und ließ seinen Blick nicht von dem Bengel vor sich ab, der einfach weiter an der Armatur rumfingerte. Er brach das Thema ab? Es war nicht schwer zu erkennen das Sakurai wirklich nicht über das Mädchen sprechen wollte, sondern anscheinend lieber über Stress mit ihm, statt über sie. Das war interessant. Etwas was Matsu aber nicht zu interessieren hatte. Wenn Saku und Chiharu vielleicht doch Streit hatten oder so, dann war er sicherlich nicht Daddy und ging dazwischen. Die Kids waren alt genug um das selber zu klären und er würde nen Teufel tun sich da einzumischen, denn ansonsten bekam er selber noch eine Ab und da stand er nicht drauf. Doch langsam bekam er so allmählich das Gefühl dass zwischen den Beiden etwas ganz und gar nicht stimmte und das war seltsam, denn eigentlich waren die zwei Süßen doch ein Arsch und ein Eimer. Er war neugierig und wollte wissen was los war, aber hielt sich da raus und sagte nichts mehr dazu.

Wie auch immer, er zuckte erneut mit den Schultern und sprach dann etwas mehr gereizt als vorher:

„Mann du bist heute mal wieder sehr gehalten, was du Rotzbengel? Wie gesagt: Ich hab ein Hühnchen mit dir zu rupfen. Und ich gehe mal davon aus, da du ja nicht bescheuert bist, dass du dich sicherlich noch an die Aktion von vor einer Woche auf meinem Schießstand erinnern kannst, oder?“

Saku stockte erneut als er das hörte und verharrte in seiner Position. Hatte die Arme über seinem Kopf in der Armatur und schnaufte tief aus. Oh nein nicht der Mist schon wieder! Eigentlich wollte er den Scheiß verdrängen, denn er hatte seinen Standpunkt an dem Tag klar gemacht und war zufrieden mit dem Ergebnis. Es gab für ihn keinen Grund mehr darüber zu sprechen, aber jemand anderes ließ da wohl einfach nicht locker, was? So das er die Augen genervt schloss und über seine Worte nachdachte die er nun ablassen wollte. Na gut wenn es denn sein musste…So antwortete er genervt:

„…Wenn Kaizo ein Problem mit mir hat, dann soll er seinen fetten Arsch gefälligst selbst zu mir schleppen und mir das persönlich ins Gesicht sagen anstatt dich vorzuschicken. Feiges Stück Dreck…“

Er machte weiter und Matsu grinste ganz kurz frech. Ah sehr schön, er wusste also noch was Sache war. Und offenbar nervte es ihn. Noch besser. Der ältere Mann sprach darauf:

„Heh, denkst du wirklich ich bin Kaizo sein Laufbursche und komme deswegen vorbei? Er ist wegen dieser Aktion noch am rumheulen, das stimmt, aber er hat mich nicht geschickt Sakurai. Ich bin hier weil ICH damit ein Problem habe was du letztens getan hast und nicht weil er nen Anwalt brauchte…Du weist schon das Kaizo dich dafür drankriegen könnte, oder?“

Saku schnaufte erneut genervt und arbeitete weiter.

„Niemand ist verletzt worden und keiner weiß darüber Bescheid, es sei denn DU oder Kaizo haben die Backen nicht gehalten und mich verpetzt. Und da Anderson bis jetzt noch nicht vor meiner Tür stand, gehe ich davon aus dass das Thema vom Tisch ist. Also was auch immer du für ein Problem hast: Ich stehe dazu was passiert ist und habe nichts falsch gemacht.“

Matsu zog wieder eine Augenbraue hoch als er das hörte und lehnte sich etwas mehr in das Cockpit hinein. Bitte was? Das war ja interessant. Und irgendwie konnte er einfach nicht glauben was der Junge da von sich gab und genau deswegen war er hier…weil er genau dieses Verhalten nämlich auch damals schon auf seinem Schießstand erlebt hatte.

Er setzte erneut an und legte dann los:

„DU hast nichts falsch gemacht? Junge ich bin hier weil du einfach ALLES falsch gemacht hast! Nicht nur hast du mit einer Waffe hantiert, die nicht gesichert war, du hast sie auch noch einem deiner Kameraden an den Kopf gehalten und obendrein noch abgedrückt! Es ist mir scheiß egal ob du genau wusstest das sie nicht mehr geladen war, oder sonst was, aber DAS ging definitiv zu weit! Was aber noch viel schlimmer war als das, dass war die Tatsache dass du bewaffnet Selbstjustiz ausgeübt hast ohne auch nur mit der Wimper zu zucken! Du hast dich da hingestellt wie der Sensenmann persönlich und wolltest über Leben und Tod entscheiden als würdest du ne verdammte Maschine an und aus knipsen! Junge du bist erst siebzehn! Jemand wie du sollte sich nicht so verhalten wie du es tust! Vor allem nicht wenn ich ganz genau weiß das du ne riesen Pfeife mit gutem Herz unter dieser harten Schale, die du jeden Tag raushängen lässt, bist! Und auch wenn du hier mit Waffen hantierst und das Gefühl hast hier her zu gehören, so hast du nicht gleich das Recht gepachtet über Strafen für andere zu entscheiden! Was geht in deinem Kopf ab Kleiner?! Du wolltest ihn doch nicht wirklich verletzen, oder?“

Er wollte ihn nicht verletzten…

Saku ließ darauf alles stehen und liegen und kam schnell unter dem Armaturenbrett hervor.

Innerhalb weniger Sekunden nahm er seine Beine vom Sitz vor sich, saß danach auf seinem Hintern, sah sauer zu Matsumoto hoch und fauchte ihn schließlich ungehalten an:

„Das geht dich nichts an! Dieses blöde Arschloch hatte es nicht anders verdient! Und wenn die Waffe geladen gewesen wäre, dann schwöre ich dir ich hätte noch immer abgedrückt, glaub mir!“

Es wurde still. Von ein auf die andere Sekunde, nachdem er das gefaucht hatte, wurde es schlagartig still und der Junge verschränkte die Arme schützend vor sich und sah sauer auf den Boden zwischen seinem Schneidersitz. Er hätte es getan. Verdammt noch mal er wollte ihn wirklich erschießen und ihm das Hirn aus dem verdammten Schädel pusten und das obwohl er wusste das er das nicht sollte. Das es Mord gewesen wäre. Aber schon lange war Saku nicht mehr so sauer gewesen. Besonders so sauer das er jemanden umbringen wollte. Das letzte Mal war das passiert…als er vor seinem Vater stand. Das er so die Fassung verlor war nicht die Norm und zeigte das ihn etwas sehr beschäftigte und aufgekratzt hatte. Und sie wussten beide was es gewesen war. Er so wie auch Matsumoto, der ihn einfach nur ruhig und aufmerksam dabei zusah wie der Bengel da saß und vor sich hin schwieg. Und Saku konnte froh sein dass das kein Anderer gehört hatte, denn mit dem was er sagte…würde er sofort rausfliegen, ohne Ausnahme. Denn das was er da gesagt hatte…waren Tötungsabsichten.

Es hatte zwischen ihm und diesem Kaizo Oume richtig gefunkt und das nicht im Positiven. Das war schon gleich am Anfang so gewesen als sie sich kennenlernten. Und sicher war Matsu schon oft ausgefallen dass sie sich eigentlich immer am Kopf hatten und zu jeder Gelegenheit versuchten sich gegenseitig auszustechen. Aber so exzessiv, dass Sakurai ihn dabei sogar umbringen wollte, war es noch nie gewesen. Etwas war zwischen ihnen passiert was alles eskalieren zu lassen drohte…und Matsu konnte sich denken was es war. Es war das Thema was Männer immer dazu brachte Dummheiten anzustellen und das sie dann sogar gegeneinander gingen…Es ging um eine Frau.

Er schnaufte einmal aus und strubbelte sich dann mit der rechten Hand durch die Haare an seinem Hinterkopf. Oh Junge wo sollte er da nur anfangen? Scheiß Thema und er war immerhin nicht sein Dad um ihm dazu gehörig den Kopf zu waschen. Und wenn dann konnte Paku das sicherlich viel besser als er. Immerhin war der von Natur aus ruhiger. Doch Matsumoto fühlte in der Sekunde einfach das Sakurai nun einen väterlichen Rat brauchte, auch wenn der das niemals zugeben würde. Der Junge war durcheinander und noch so jung. Er machte Fehler und brauchte jemanden der ihn darauf hinwies. Ihm den Arschtritt gab den er brauchte. Noch dazu…brauchte der Knabe eine Vaterfigur und Matsu wusste ebenfalls um die Umstände des Jungen. Was er durchgemacht hatte. Das er seinen Vater früh verlor und der sich damals nen Scheiß um ihn gekümmert hatte. Sakurai brauchte schon immer das was er von klein auf nicht gehabt hatte…nämlich einen Vater. Und da Paku gerade nicht zur Verfügung stand…übernahm ausnahmsweise Matsu mal diesen Part. Warum? Ganz einfach: weil er den Bengel mochte und wusste das er ein guter Kerl war. Aber auch gute Menschen konnten aus guter Überzeugung schlimme Dinge tun, wenn man sie nicht darauf aufmerksam machte. Also biss er mal in den sauren Apfel, spielte Papa und seufzte. Sein Blick richtete sich wieder auf den Jungen vor sich und er gab sich damit dann den letzten Ruck. Los ging es also und er nannte das Kind direkt beim Namen:

„…Es war wegen der Kleinen, richtig?“

Als Matsu das sanft gefragt hatte zuckte Saku plötzlich etwas zusammen.

Seine Griffe, an seinen Oberarmen, verkrampften sich leicht und er sah weiterhin nur stur und sauer vor sich auf den Boden. Er sagte nichts dazu, aber das war auch okay, denn sein Schweigen war Antwort genug. Matsumoto wusste es und schnaufte erneut. Oh mann dieser Junge war einfach viel zu emotional. Und obendrein auch noch sehr dominant in seinem verhalten. Klar dass einer wie er sich um ein Mädchen prügeln würde, besonders wenn er bemerkte dass sie ihm weggenommen werden könnte.

Er lehnte sich danach weiter locker nach vorne und sprach zu ihm runter:

„Ich wusste es…Hat er sie angebaggert?“

Saku drehte den Kopf weg und muffte:

„Das geht dich nichts an.“

Matsu lächelte.

„Stimmt, das sollte es mich auch nicht. Aber ich sehe doch wie sehr es dir zu schaffen macht und das du mit dir selber haderst. Jetzt versteh ich auch endlich warum du die letzte Woche den Bogen so weit überspannt hast…Du wolltest damit dein Revier markieren und deinen Standpunkt klar machen. Das du keinen anderen Kerl in der Nähe deines Mädchens duldest, der ihr den Hof machen will.“

Vieles davon war natürlich und sogar verständlich. Aber seine Ausführung war das Problem gewesen…Er sah den Jungen dann einfach nur weiter dabei an und setzte fort:

„Okay, er hat dein Mädchen angebaggert und du bist wütend geworden. Das ist völlig okay und total normal. Noch dazu bist du jung und temperamentvoll, es war also klar dass du bei der Aktion an die Decke gehen würdest. Aber egal was auch passiert ist Sakurai…du KANNST nicht einfach jemanden mit einer Waffe bedrohen und dann auch noch abdrücken als wäre es das Normalste der Welt, egal ob geladen oder nicht! Du musst lernen deine Emotionen unter Kontrolle zu halten. Ich bin ja froh dass du wenigstens noch die Hemmung hattest die Waffe vorher zu leeren. Das zeigt schon mal dass du wusstest dass es falsch war was du da tun wolltest. Und das ist schon mal gut. Aber hier dennoch ein gut gemeinter Tipp von mir: Wenn er das nächste Mal wieder deine Süße anbaggert, dann regel das gefälligst wie ein Mann und nicht wie ein Mörder…Mann du bist nicht blöd Sakutaro und du hast doch ein gutes Herz. Du bist besser als das. Nur bist du manchmal etwas zu hitzköpfig und emotional. Deswegen habe ich dich auch übrigens nicht verpetzt…Und Kaizo demnach auch nicht.“

Als er das gesagt hatte sah der Junge wieder zu ihm rüber und rauf.

Auf Sakurai seinem Gesicht lag noch immer ein grimmiger und abstandhaltender Blick, aber er hörte dennoch zu und Matsu hatte seine volle Aufmerksamkeit. Saku war in der Tat nicht dumm, deswegen merkte er auch wie der Kerl vor ihm gerade versuchte ihm einen väterlichen Rat zu geben…was er sogar gut hieß. Außer Paku…hatte das bisher noch keiner bei ihm versucht. Er fühlte sich plötzlich weniger allein gelassen dadurch. Und gerade weil er noch immer schwieg lächelte ihn der Wachmann plötzlich kurz etwas frech an und setzte noch einen oben drauf:

„Ja er hat dich nicht verpetzt…Offenbar hat er geschnallt das du wegen dieser Aktion so an die Decke gegangen bist und er scheint doch nicht so ein eingebildeter Egoist zu sein wie alle immer von ihm denken. Weist du…ich glaube er schätzt und respektiert dich auf seine Art und Weise und vielleicht hat er es deswegen nicht getan. Du…du solltest mit ihm darüber reden. Und auch mit deiner Freundin.“

Saku sein Blick wich wieder aus, als er hörte wie ihn Matsu wegen Chiharu ansprach. Er sollte…mit ihr darüber sprechen? Heh, wo sollte er da bitte anfangen? Denn immerhin wusste Chiharu noch nicht mal was davon. Sie wusste nicht was auf dem Schießstand passiert war und das sie der Auslöser dieser ganzen Eskalation gewesen war. Und eigentlich wollte er auch nicht mit ihr darüber sprechen, denn dann würde sie sich wieder Vorwürfe machen. Denken sie wäre daran schuld und sich Vorwürfe machen die nicht mal ansatzweise angebracht waren, denn sie hatte nichts falsch gemacht. Konnte sie auch nicht, denn es war für sie ein ganz normaler Tag gewesen.

Sie war zu Besuchszeit da und Kaizo hatte sich zu etwas ihr gestellt bis Saku Zeit fand und es endlich aus dem Untersuchungszimmer schaffte. Es war auch nicht sonderlich etwas passiert was man als „anbaggern“ bezeichnen konnte. Kaizo hatte einfach nur nett mit ihr geredet, Witze gerissen und war charmant gewesen für so einen Schleimer wie ihn. Nichts Schlimmes. Aber wie er sie dabei ansah…DAS brachte Saku auf die Palme, denn es waren Blicke gewesen die mehr wollten als einfach nur nett mit ihr zu reden. Blicke die sie förmlich ausziehen wollten und genau in der Sekunde brannte dem jungen Sakurai die Sicherung durch. Kaizo hatte Interesse an seiner Chiharu und da wurde das Alphatier in ihm wach. Deswegen hatte er so reagiert und deswegen hatte er auch so die Kontrolle verloren. Denn als er sah wie dieser Chiharu anblickte…da bekam er Angst er würde sie vielleicht verlieren. Und das nicht ohne Grund denn Saku wusste das er, in letzter Zeit, sehr abweisend und streng seiner Freundin gegenüber gewesen war. Sie hatte also allen Grund um sich von ihm trennen zu können und das wollte er nicht. Aber…aber er konnte auch nichts dagegen tun. Sein Kopf war so voll mit allem was er zu tun hatte das er sie komplett hinten runterfallen ließ. Ja und dann war da noch dieses Gefühl…das ihn seit seiner Kindheit nicht in Ruhe ließ. Das Gefühl…das sie sich von ihm fern halten sollte. Als würde er…nicht ihr gehören, oder so. Und das wo er sie doch liebte. Er liebte sie, denn ansonsten wäre er nicht so an die Decke gegangen wie vor einer Woche.

Saku schluckte einmal und sprach dann ruhig, aber ernst:

„Ich will sie damit nicht belasten…Und vielleicht würde sie es auch nicht verstehen.“

Matsu zog die rechte Augenbraue hoch und gab dann von sich:

„Bitte? Also ich denke SIE versteht das von uns allen noch am Besten. Und wenn ich Steinschädel das hinbekomme, dann macht sie das mit geschlossenen Augen und auf einem Bein. Du traust ihr einfach nicht genug zu Sakutaro. Sie ist taff und dieses Mädchen liebt dich über alles. Ich denke du bist es ihr schuldig ehrlich zu ihr zu sein, meinst du nicht auch? Deswegen hast du doch auch die Leiter draußen stehen lassen, oder? Du willst doch das sie zu dir kommt und mit dir spricht.“

Schlagartig lief Saku etwas rot an und sah noch immer von seinem Kollegen weg.

Mist ertappt. Ja er wollte das schon so. Er hatte gehofft das Chiharu sich ihm wiedersetzte und zu ihm hoch in den Zero kam. Sicher wollte er hiermit fertig werden, aber gleichzeitig auch ihre Nähe spüren. Er konnte…sie nun wirklich gebrauchen, denn es wurde alles sehr viel für ihn. Und da er nicht so gut mit Worten war hinterließ er mal gern sowas wie „Brotkrumen“, in Form einer Leiter zum Beispiel, damit man zu ihm kommen konnte. Als eine Art von Aufforderung das er nichtallein sein wollte, auch wenn er es nicht sagen konnte. Doch bisher war nichts passiert und er war sich auch sicher dass weiterhin nichts passieren würde. Chiharu ließ ihm seinen Freiraum und würde nicht kommen. Aber er wollte sie so gern hier…Doch konnte er mit ihr über das sprechen was mit Kaizo passiert war? Das er ihn damals gern umgebracht hätte? Was würde sie…über ihn denken, wenn er ihr davon erzählte?

Er räusperte sich etwas und sprach dann muffig, so wie auch beschämt verneinend:

„D-Das hat nichts damit zu tun…“

Matsu warf ihm darauf einen verschmitzten Blick zu und antwortete frech:

„Natürlich nicht Romeo. Aber wie auch immer…Ich habe dir gesagt was ich wollte und nun zieh ich mal wieder ab. Mach dir mal deine Gedanken darüber. Und ich denke du und deine Süße ihr solltet unbedingt mal miteinander reden.“

Ja wenn das nur so leicht wäre…

Genug davon, denn ansonsten versank der Junge gleich vor Scharm im Boden des Fliegers. Matsumoto klopfte dann einmal laut gegen das Metall des Zero unter sich und Saku sah darauf wieder leicht erschrocken zu ihm hoch. Es hatte ganz schön gescheppert und sollte damit einleiten das der Alte alles von sich gegeben hatten was er wollte. Er konnte nicht mehr tun als er getan hatte und war der Meinung dass er nun genug väterliche Ratschläge gegeben hatte. Den Rest musste Sakurai alleine lösen und das würde er schon hinbekommen, denn die kleine Chiharu war ein Engel und sehr umgänglich. Sie würde ihn locker verstehen und zu ihm halten. Manchmal fragte sich der Wachmann allerdings: ob Saku überhaupt wusste was er da für eine tolle Perle an der Leine hatte? Dieses Mädchen war sehr gut für ihn. Obwohl jemand mit mehr Feuer sicherlich noch besser für ihn wäre, denn Chiharu war meist viel zu lieb und nachsichtig mit ihm. Dieser Bengel brauchte ne Braut die ihm auf die Füße und in den Arsch trat wenn es drauf ankam. Jemand der direkt zu ihm war und ihm die Tür eintrat wenn er es am meisten brauchte. Aber nicht alles war perfekt, richtig?

So klopfte er noch mal etwas leiser gegen den Flieger und sprach dann:

„Ich denke ich bin dir nun genug mit meinen dummen Worten auf den Sack gegangen, oder Überflieger? Aber hier dennoch noch eine Weisheit von mir: Wenn die Kleine gleich zu dir kommen sollte und ihr mal richtig miteinander „redet“ dann macht ja langsam damit euch das Teil nicht unterm Arsch wegkracht. Ach und geschützter Sex wäre auch nicht schlecht, es sei denn du willst bald Papa werden. So ich mach mich dann mal!“

Schon fast fluchtartig ließ Matsumoto von dem Cockpit ab und machte sich rasch an den Abstieg vom Flieger. Er tat das auch nicht ohne Grund, denn er musste weg noch bevor der Sturm los ging, der definitiv nicht ausbleiben würde und den er freiwillig beschworen hatte! So kam er gerade unten an der Leiter, neben dem Zero an, als bei Saku sich auch schon endlich der entscheidende Hebel im Kopf umlegte, er verstand was eben zu ihm gesagt wurde und er deswegen sogar noch röter anlief als er eh schon gewesen war. In Sekunden schnelle raffte er sich auf, fasste sich dabei noch einen von den Schraubenziehern neben sich vom Boden und kam hoch. Sein Oberkörper lugte aus dem Cockpit hinaus und er sah sich schon zielsuchend nach dem Mistkerl um der ihn so in Verlegenheit gebracht hatte. Er sah ihn dann auch schon schnell unter dem Flügel des Zero davon rennen, aber Saku ließ sich nicht abhängen, holte mit der rechten Hand aus und warf den metallischen Schraubenschlüssel nach ihm. Fauchte dabei noch beschämt und knallrot:

„VERPISS DICH MATSUMOTO!! BLÖDES ARSCHLOCH!!“

Im hohen Bogen flog das Teil auf den Kräftigen zu, aber verfehlte ihn doch tatsächlich nur um Haaresbreite und schlug somit laut hinter ihm auf dem Boden auf. Na das konnte er doch sicherlich besser, oder? Denn Matsu wusste: Wenn Saku ihn hätte treffen wollen…dann hätte er auch getroffen. Das war also nur ne Verwarnung gewesen. Es schepperte extrem laut und alle sahen rüber zum Zero, wo das Scheppern hergekommen war. Aber nicht nur das hatte ihre Aufmerksamkeit auf sich gezogen, sondern auch Saku sein Gebrüll.

Die Jungs und Chiharu hielten ihre Karten vor sich in den Händen und blinzelten alle verdutzt zu dem frech grinsenden und noch immer um sein Leben rennenden Matsumoto rüber, der dann auch kurz darauf links neben dem Mädchen ankam, sich zu dem Bengel im Flieger umdrehte, zu ihm zeigte und dann rüber brüllte:

„Ich sagte nur zwei Worte Sakutaro: Aggressionsbewältigung Arschloch!“

Und dann fing er an zu lachen.

Als er das gesagt hatte wollte ihm Sakutaro am liebsten noch etwas hinterher werfen, aber dummerwiese war der Fettsack schon außer Reichweite und stand dann auch noch neben Chiharu…die ihn verdutzt dabei ansah. Sie blinzelte und ihr Blick ruhte auf Saku seinen Augen, der durch diesen Anblick plötzlich noch beschämter anlief und etwas erstarrte. Er konnte es nicht verhindern. Im Nu hatte er plötzlich das Szenario in seinem Kopf wie er und sie hier oben im Zero Sex haben würden und das wurde ihm mehr als unangenehm. So unangenehm sogar, dass er seinen Blick dann auch schon von ihr los riss und sich damit schnell, so wie auch beschämt, in den Zero zurückzog. Er war aus dem Blickfeld des Mädchens verschwunden und die verstand nicht ganz genau was eben passiert war. Sicher hatten sie etwas Abstand zueinander gehabt, aber es sah fast so aus…als läge Röte auf seinen Wangen. Wegen was nur, fragte sie sich? Matsumoto fing dann aber auch schon an dreckiger zu lachen und legte die Hände in die Hüfte, als Chiharu zu ihm hoch sah und er vor sich zum Zero sprach:

„Der ist schon einer, mann o mann. Aufbrausend und dickköpfig! Aber dennoch ist er ein verdammt guter Kerl. Also irgendwo unter dem ganzen Arschloch das er hin und wieder mal ist…Aber wer hätte gedacht das er dir gegenüber so scheu sein kann?“

Sein Blick fiel runter zu Chiharu und sie blinzelte verwirrt zu ihm. Sakutaro und scheu? Wegen ihr? Was meinte er damit? Doch noch bevor sie es verstehen konnte legte der Große eine Hand auf die zarte linke Schulter der Kleinen und sprach leise zu ihr:

„Du sollest mal zu ihm gehen. Der Junge wartet nur auf dich um mit dir was zu besprechen und ich denke es wäre auch nicht schlecht wenn er danach mal etwas „Druck“ bei dir ablassen könnte, nicht wahr? Hat er dringend notwendig.“

Ein freches Zwinkern warf er ihr noch zu und dann ließ er auch schon ihre Schulter los und wand sich noch mal an die anderen beiden Holzköpfe, die ebenfalls zu ihm sahen und fauchte sie an:

„Und ihr zwei Arschgeigen wisst bescheid! Ich schneid euch persönlich die Eier ab wenn ihr noch mal sowas hinlegt wie ihr es immer gern mal auf meinem Schießstand macht! Lass euch das ne Warnung sein!“

Sugi und Katsu schluckten und nickten dann nur hektisch und damit bejahend zu ihm rüber. Das war laut und deutlich gewesen und wenn es um Eier ging verstand keiner der Männer Spaß. Und damit wand Matsumoto sich dann auch endgültig ab und lief davon. Er machte sich endlich auf den Weg nachhause, ließ diese Looser hinter sich und wollte seinen Sonntag wenigstens noch etwas genießen ohne sich erneut Gedanken über Teenager zu machen! Diese verdammten Looser…von denen er aber auch einer war. Und innerlich…hoffte er dennoch dass er diesem Bengel Sakurai etwas behilflich sein konnte. Heh, Matsu wusste nicht warum, aber er sah zu diesem Bengel auf. Warum? Weil er einen Traum hatte und sich an diesem festzwackte wie ein Blutegel. Und noch dazu…weil er ein verdammt korrekter Kerl war. Er fühlte sich nicht wie ein Vater für ihn…aber er wollte dennoch sein Bestes. Und irgendwie schaffte Sakurai das bei vielen die ihn kannten. Er schaffte es dass sie ihn mochten und sich um ihn sorgten. Er scharte Menschen um sich und brachte sie zusammen, egal wie unterschiedlich diese auch waren und das war eine Gabe. Eine ganz besondere und vielleicht war es genau DAS…was er noch besser konnte als Fliegen und Schießen. Etwas was er aber anscheinend selber noch nicht mal bemerkt hatte. Er konnte nämlich führen und verbinden. Und das sogar verdammt gut.

Und noch während er davon lief sah ihm Chiharu nach und wurde dabei auch noch leicht rot.

Sie wusste was er damit gemeint hatte und der Gedanke wurde ihr plötzlich peinlich. Hatte er…ebene vielleicht auch sowas ähnliches zu Saku gesagt? Hatte der deswegen so errötet zu ihr rüber gesehen und war danach wieder in seinen Zero abgetaucht? Möglich wäre es und wenn es stimmte, was Matsu eben gesagt hatte,…dann wartete er da oben auf sie. Er wartete auf sie…Etwas was plötzlich sehr gut tat und sie deswegen lächelte. Wenige Sekunden danach legte sie ihre Karten auf die Kiste vor sich und lenkte damit dann auch schon die Aufmerksamkeit der Jungs wieder auf sich. Die sahen deswegen dann auch schon zu ihr und sie danach nur noch lieb zurück als sie sprach:

„Spielt ihr mal ohne mich weiter. Ich muss mit Saku sprechen.“

Dann stand sie auch schon auf und lief langsam rüber zu dem Flieger.

Sie freute sich plötzlich und konnte es kaum erwarten bei ihm zu sein. Immerhin sehnte sie sich schon den ganzen Morgen nach ihm und nun war es endlich soweit. Sie konnte zu ihm. Er wartete auf sie. Was er wohl…mit ihr besprechen wollte? Und während sie langsam zum Zero lief sahen Sugi und Katsu ihr noch mal kurz nach, zumindest solange bis sie dann wieder vor sich auf die Kiste sahen, wo die Karten des Mädchens lagen und beide fast zeitgleich anfingen zu schlucken. Gut dass sie gegangen war…denn sie hätte mit der Hand schon wieder gewonnen.

Saku lag inzwischen wieder auf dem Rücken und fummelte abwesend unter dem Armaturenbrett herum. Er hatte noch immer leichte Röte auf den Wangen, denn das was Matsumoto zu ihm gesagt hatte ließ ihn einfach nicht los. Es war peinlich und wirkte so befremdlich. Und das wo er und Chiharu doch ein Paar waren und es das Normalste der Welt sein sollte sowas zu tun. Er und Chiharu…Sex im Zero?! Allein wenn er es im Kopf aussprach wurde er wieder dabei röter. Das war ja total krank und unromantisch noch obendrauf! Sie in der Kiste flachzulegen…Okay so schlimm war es nun auch wieder nicht, er übertrieb da etwas, aber das tat auch nichts zur Sache denn…Heh, als ob Chiharu sich auf sowas einlassen würde. Naja also…irgendwie hatte Saku nichts dagegen es hier mit ihr zu treiben, aber da gab es ein Problem an der ganzen Sache…ihm fehlte dazu schlicht und einfach die Motivation. So gesehen gab es nicht nur das eine Problem…sondern Mehrere.

Die letzten Wochen hatte er genug Stress bis zum Abwinken gehabt und konnte sich deswegen auch nicht wirklich auf die Süße konzentrieren. Sein Kopf machte Spagat zwischen seinem ersten Flug und der Prüfung dabei, bis rüber zu seinem Problem mit Kaizo. Und dass allein nahm schon viel zu viel Platz in Anspruch, was es eigentlich gar nicht sollte. Und noch dazu war Saku auch nie wirklich jemand gewesen der undbedingt Sex haben wollte. Demnach war es bisher auch noch nie wirklich über ihn gekommen, egal wie nahe er und Chiharu sich auch schon kamen und es weis Gott bereits genug Gelegenheiten dafür gegeben hatte. Egal wie lange sie sich auch küssten und schmusten, es blieb einfach aus und das verstand er selber am Wenigsten. Sicher er wollte sie berühren, aber nie so sehr das er ihr gleich alle Klamotten vom Leib reißen wollte und sie sich dann hemmungslos nahm. In der Hinsicht war er wirklich seltsam.

Saku war ein sehr gefühlvoller Mensch, auch wenn er nicht danach aussah und genau deswegen genoss er Berührungen mehr als den Drang nach Vereinigung und wildem Sex. Er liebte es zu fühlen wie warm die Haut von Chiharu war. Wie ihr Hals leuchtete wenn sie atmete und ihr Duft sie umhüllte wie eine sanfte Brise einer Blumenwiese. Sakutaro war ein körperlicher Mensch, aber noch mehr war er emphatisch und genoss genau diese simplen Dinge an seinem Partner. Was spannend war, denn so gesehen konnte ein Typ wie er an jedem Finger eine haben und sich einfach gehen lassen, denn er sah nicht nur verdammt gut aus, sondern hatte auch einen gut gebauten Körper und was im Kopf. Dennoch wollte er nicht jede…nur Chiharu. Aber trotz all dem bekam er nie das Gefühl er müsste sie sofort in Grund und Boden vögeln, oder über sie herfallen wenn sie auch nur in sein Blickfeld lief. Es hatte, zu dem Thema, nie wirklich „Klick“ gemacht in seinem Kopf. Und es war ein komisches Gefühl das dabei an ihm nagte, als…als wäre er nicht bereit dafür. Dabei würde sich jeder die Finger danach lecken wenn ein so schönes Mädchen wie Chiharu vor einem auf dem Boden lag, er das Kleid dann leicht hoch schieben konnte, damit man ihr dann unter den Rock fasste, nur um sie dann zu entkleiden und einfach mit ihr Sex zu haben. Der Blick dem sie ihm zuwerfen würde…Er stellte sich diesen gerade vor. Verführerisch und flehend nach ihm…Saku wurde wieder rot und rüttelte sich innerlich wach. Er zwackte danach, mit der Zange, ein weiteres Kabel durch und schnaufte. Sie war so schön…seine Chiharu. Aber warum wollte er einfach nicht mit ihr schlafen? Was hinderte ihn daran? War er wirklich noch nicht bereit dafür? Oder war Chiharu vielleicht nicht die…

„Was machst du denn da Saku?“

Fragte eine sanfte Stimme und der junge Pilot erschrak. Er war noch so in diesen erotischen Fantasien gefangen und abgelenkt gewesen, das er überhaupt nicht mitbekommen hatte wie sie auf den Flieger gekommen war und er dann nur laut und erschrocken den Namen der Person rief die eben zu ihm gesprochen hatte:

„Chiharu!“

Donnerte es aus ihm raus und er reckte instinktiv mit dem Oberkörper hoch…nur um sich dann wieder den Schädel anzuschlagen. Es gab einen lauten und schmerzhaften, metallischen Gong als er gegen die Armatur über sich knallte und sich danach wieder auf den Rücken fallen ließ und mit beiden Händen die Stirn hielt die er sich angeschlagen hatte. K.O in der Zweiten Runde, was? Für einen kurzen Moment sah er sogar ein leichtes Flimmern vor den Augen, denn es hatte echt gesessen. Chiharu erschrak sich ebenfalls dabei und hielt sich dann beide Hände vor den Mund, während sie zu ihm runter sah und sich dann doch wirklich das Lachen verkneifen musste. Und noch bevor es aus ihr raus brechen konnte, fauchte ihr Freund auch schon laut aus seiner Kehle:

„Verdammte Scheiße!! Das war schon das zweite Mal heute!! SCHEIßE!!“

Ja und es hatte mal wieder sehr wehgetan.

Und da verabschiedeten sich dazu auch erneut, mit nur einem einzigen Gong, tausende von Gehirnzellen in seinem hübschen Schädel. Doch gerade weil er so fauchte und brüllte…konnte sich das Mädchen einfach nicht mehr halten und fing an zu lachen.

Chiharu lachte laut und glockenhell, so das Saku zu ihr rauf sah und sich noch immer muffig die Stirn dabei rieb. Wie gemein. Im ersten Moment fand er das nicht so cool und war sauer das sie sich so schamlos über seinen Schmerz erfreute. Aber nach wenigen Sekunden war das dann wieder alles komplett verflogen…als er sah wie schön und fröhlich sie lachte. Weswegen sein Blick auch sofort sanfter wurde und er sie nur ansah. Sie war…so ehrlich und sanft. Es riss ihn nieder und schickte ihn zurück in seine Kindheit, denn genau wie damals besaß sie noch immer dieses wunderschöne dunkle Haar, das ihr bis ans Kinn geschnitten hing und diese rosigen Wangen in die man so gerne rein kneifen wollte. Sie war so wunderschön. Chiharu war schon immer ein hübsches und süßes Mädchen gewesen, aber langsam…da wurde sie mehr und mehr zu einer wunderschönen Frau. Etwas was Sakutaro in der Sekunde wieder klar wurde. Sie war zu einer Frau geworden die jeder sicher gern sein Eigen nennen wollte. Besitzen wollte und mit ihr Kinder zeugen. Und wenn sie so vor ihm stand, so lachte wie sie es in jener Sekunde tat…da wurde ihm warm ums Herz. Nicht nur weil sie dabei so schön aussah, sondern auch wegen dem was sie tat. Ihr Lachen…Er kannte dieses Lachen. Woher…kannte er dieses Lachen? Denn es war weder das von seiner Mutter noch von ihr was er da gerade vor sich sah…

So lief er wieder etwas rot dabei an und wand dann stur seinen Blick von ihr ab, als er dabei muffte:

„Ja lach du nur! Ist immer witzig wenn es einen selbst nicht betrifft, was?“

Schadenfreude war ja bekanntlich auch die schönste Freude. Nachdem er das gesagt hatte rieb sich Chiharu eine der Tränen aus ihrem rechten Augenwinkel, die durch das Lachen entstanden waren und sah wieder zu ihm runter. Ihre Wangen waren auch etwas errötet vor Freude, als sie dann wieder nur lieb lächelte und schließlich antwortete:

„Ach Sakutaro so war das doch nicht gemeint gewesen. Ich fand es einfach nur so witzig wie du darauf gebrüllt hast, hehe. Nicht vergessen: ich lache nicht wegen dir, sondern mit dir.“

Ja, ja genau und bekanntlich konnten Schweine ja auch fliegen, was? Wollte die ihn veräppeln? Sakutaro schielte dann nur rechts von sich nach oben und muffte wieder dabei leise:

„Schadenfreudiges Miststück…“

„Ich hab das gehört Saku.“

Antwortete Chiharu darauf verspielt und kletterte dann plötzlich, ohne Vorwarnung, zu ihm in das Cockpit hinein. Sie stellte sich allerdings, wegen ihrem Kleid, etwas ungeschickt dabei an und das Unheil nahm seinen Lauf. Saku hatte das natürlich sofort gesehen und wirkte dann erschrocken, als er bemerkte wie sie sich vorne über beugte und langsam auf ihn…

„Nicht Chiharu du…!!“

Aber dann war es auch schon zu spät und sie polterte auf ihn zu.

Keine Ahnung was in ihrem Kopf abging, dass man so in ein Cockpit einsteigen musste, aber es war definitiv ne beschissene Idee gewesen! Denn wenige Sekunden, nach seinem Schrei, war sie in das Cockpit gefallen und donnerte auf ihn zu. Sakutaro musste darauf kurz keuchen, als seine Freundin voll auf seinem Magen landete und ihn dann noch nach hinten gegen das Armaturenbrett knallen ließ. Zumindest knallte er mit dem oberen Teil des Rückens und dem Kopf dagegen, so dass er sich wieder etwas dabei anschlug. Chiharu hatte dabei nur kurz ein kleines Quieken von sich gegeben, als sie fiel, aber saß nun aufrecht und mit gespreizten Beinen über dem Schoß ihres Freundes. Aber natürlich so das man ihr nicht unter das Kleid sehen konnte. Sie war weich gelandet, im Gegensatz zu ihrem Freund, der sich nun den Hinterkopf etwas rieb und zu ihr runter sah, da sie ihm nur bis zur Brust ging.

Er war schon immer größer als sie gewesen, aber nun kam es erst richtig zur Geltung wenn sie nebeneinander standen, oder so saßen wie in dem Moment. Saku war ein Riese neben ihr. Oder sie ein Zwerg, je nachdem wie man es sehen wollte. Jedenfalls hatte sie sich nichts getan bei dem Fall und er glücklicherweise auch nicht noch mehr als das was passiert war, denn sie hätte eben auch an einer besonders ungünstigen Stelle landen können und dann wäre das mit Kindern, in der fernen Zukunft, so ne Sache gewesen. Schwein gehabt, was? So atmete er noch mal beruhigt aus, wie es jeder Mann in der Situation tun würde und sah sie dann leicht genervt an, während sie nur lieb da saß. Sie grinste über beide Ohren, aber ihm war nicht danach zu Mute. Erstmal lag das daran weil sie sich auf ihn fallen gelassen hatte und dann noch weil sie dabei nur ganz knappt seine Kronjuwelen verfehlt hatte! Verdammter Mist. Demnach kam es etwas ungehalten aus ihm raus:

„Was sollte das denn?!...Du hättest dir wehtun können!“

Obwohl er eben nur knapp fiesen Schmerzen entkommen war, sprach er das nicht mal an sondern dachte sofort an sie und ihr Wohlbefinden, weshalb Chiharu nur etwas mit den Augen blinzelte und dann wieder lieb lächeln musste. Wie schön das er sich so ritterlich um sie sorgte. Das ließ ihr Herz doch gleich schneller schlagen und sie sprach dann frech und herzlich zu ihm:

„Aber ich wusste doch das du mich fängst mein edler Samurai. So wie du es immer tust. Und wie immer hast du mal wieder gut gefangen! Ach nur mal so: Tadaaa! Da bin ich!“

Sie streckte ihre beiden Arme kurz über sich vor Freude, bevor sie die dann wieder auf ihren Schoß fallen ließ und ihn dann schnell und stürmisch um den Hals fiel. Sie drückte sich an ihn und er sah etwas beschämt zur Seite. Was sollte das denn? Er verzog etwas mürrisch das Gesicht bis sie wieder von ihm abließ und lieb zu ihm sah. Sie saß da und wenn sie einen Schwanz hätte könnte man denken sie würde mit dem wedeln. Schon irgendwie süß…Aber etwas lenkte den jungen Piloten mehr ab, als nur ihre liebe Art…denn es war ihr Lächeln.

Sie lächelte so sanft zu ihm dass es Saku wieder ganz anders wurde und er deswegen erneut wegsehen musste. Somit wand er seinen Blick von ihr ab und links neben sich zu dem Schaltpult neben dem Sitz hinter Chiharu. Sie saßen beide zwischen dem Armaturenbrett und dem Pilotensitz eingequetscht am Boden. So aneinander gedrückt das es schon echt kuschelig wurde und Saku sie nun auch gut fühlen konnte. Weswegen er wieder etwas rot anlief. Es waren nicht nur ihre Worte gewesen, die ihn plötzlich so beschämten, sondern auch die gesamte Situation in der sie sich befanden. Chiharu war ihm so nah und neben dem Punkt das er sie nun deutlich dort spüren konnte, wo sie drauf saß, so konnte er noch etwas anderes wahrnehmen…und das war ihr Duft. Schon lange war ihm das nicht mehr aufgefallen, aber sie roch heute sehr gut. Vielleich lag das aber auch daran das er voller Öl und Dreck nur so triefte und seit Stunden nichts anderes bei ihm in der Nase hing. Doch egal was es auch war…er mochte diesen Duft…Er kannte ihn…diesen Duft von Winterblüten. Zumindest erinnerte ihn das daran. Es war ein Duft den er einfach mochte, weshalb auch immer und dem er kaum wiederstehen konnte. Ja und wenn sie so auf ihm saß, so danach roch…da wurde ihm auch ganz komisch. Sehr komisch sogar. Es war wie eine Erinnerung…die nicht sein konnte.

Das Mädchen über ihm legte etwas den Kopf schief und sah ihn nur dabei an. Schon wieder. Chiharu sah wie er erneut den Blick abgewandt hatte und sich offenbar zierte sie anzusehen. Was war denn heute nur mit ihm los? So war er doch sonst nicht wenn sie sich so nahe kamen. Nicht so extrem zumindest. Sie wollte aber auch nicht nachbohren, denn sie wusste ganz genau das Saku dichtmachen würde wenn man anfing zu bohren. Er musste von allein kommen, also ließ sie ihn. Doch wenn sie ehrlich war…wurde ihr heute auch anders wenn sie so auf ihm saß. Ihr wurde warm und sie sehnte sich nach ihm. Lag das daran…weil sie vielleicht…

Doch sie lenkte sich selbst vom Thema ab, schüttelte kurz den Kopf dabei und stattdessen sprach sie dann lieb:

„Also? Matsumoto meinte du wolltest was mit mir besprechen?“

Saku sah darauf wieder zu ihr und schien etwas erschrocken. Was?! Matsu hatte was zu ihr gesagt!?...Dieser verdammte Mistkerl! Doch dann seufzte er. Es brachte nun auch nichts mehr sich darüber zu beschweren. Der Dicke hatte geplappert und damit war das Kind auch bereits schon in den Brunnen gefallen, also musste er wohl damit klarkommen und nun überlegen wie er am Besten an die Sache dran ging. Er hatte…in der Tat etwas mit ihr zu besprechen. Also verschränkte er die Arme schützend vor seiner Brust und sah wieder von ihr weg. Chiharu war aufgefallen das Sakutaro es heute nicht wirklich hinbekam mit ihr Blickkontakt zu halten und langsam fragte sie sich auch warum. Es lag ihr auf der Zunge zu fragen, aber erneut riss sie sich zusammen und ließ ihn damit in Ruhe. Denn noch mehr als das…war sie interessiert was er mit ihr besprechen wollte und was los war. Sie fühlte dass ihn etwas belastete. Die ganze letzte Woche schon und vielleicht rückte er nun endlich mal mit der Sprache raus. Also sah sie ihn nur aufmerksam dabei an, als er dann endlich anfing zu reden. Endlich sagte was ihn schon länger beschäftigte:

„Es…es ist dir sicherlich schon aufgefallen aber…aber ich bin die letzte Zeit nicht so ganz bei mir Chiharu. Vieles setzt mich momentan unter Druck. Das mit der Ausbildung, die Prüfung übermorgen und mein erster Flug dazu. Und auch die Tatsache…das ich dir nicht mehr gerecht sein kann…“

Als er das sagte legte sie die Stirn in Falten und sah ihn verwirrt dabei an.

„Was? Wie meinst du das? Wie kommst du denn bitte darauf das du mir nicht mehr gerecht wirst, Saku?“

Fragte sie dann sanft und er sah sie noch immer nicht an als er antwortete:

„…Ich bin halt ein Spinner und langsam bekomme ich Sorge dass mir das Fliegen und diese Ausbildung, mehr bedeuten könnten als du. Ich…ich bin gerne in diesem Wrack und arbeite daran rum. Auch freue ich mich auf meinen ersten Flug und das obwohl ich leicht Angst davor habe etwas falsch machen zu können. All das hier lenkt mich zu sehr von dir weg und ich…ich verliere dich aus den Augen Chiharu. Ich kann nicht mehr viel bei dir sein und es macht mir Sorgen das du mich deswegen hassen könntest. Das ich dir damit wehtue, denn das will ich nicht. Aber ich…ich kann auch nicht aus meiner Haut raus und bin nun mal der der ich bin. Ich liebe das Fliegen, sehr sogar, aber ich liebe auch…also…“

Er stockte plötzlich und verstummte dann komplett.

Irgendwie war er noch röter geworden als vorher und atmete auch etwas schneller. Chiharu sah ihn deswegen auch wieder genauer an. Einmal wegen dem was er gesagt hatte…und dann auch noch wegen dem was er eigentlich sagen wollte. Sie lächelte. Er musste es nicht sagen, denn sie wusste was er sagen wollte. Er wollte sagen: dass er sie liebt. Etwas was er schon lange nicht mehr getan hatte und es ihr Herz sofort schneller schlagen ließ. Sakutaro sagte nicht oft das er sie liebt. Sehr selten sogar. Aber wenn er sagte dass er jemanden liebt…dann konnte man davon ausgehen das er es ernst meinte. Ihr wurde dann selber sehr warm und sie legte ihre Hände auf ihre Brust, als Saku sich wieder gefangen hatte und weiter sprach:

„…Jedenfalls möchte ich nur das Beste für dich. Und deswegen…bin ich letztens auch etwas von der Spur abgekommen.“

Im Nu sah seine Freundin ihn besorgter an.

„Wie meinst du das?...Es stimmt, ich habe bemerkt das du dich in der letzten Zeit etwas komisch verhalten hast Saku und das dich etwas zu bedrücken scheint, aber ich konnte mir nicht vorstellen was es noch sein könnte, außer dein leichtes Lampenfieber vor deinem ersten Flug. Hat dir jemand etwas getan? Ist es wegen mir? Was…was ist denn passiert Sakutaro?“

Und endlich, endlich schaffte er es wieder zu ihr zu sehen und der Blick den er ihr zu warf…er war so voller Sorge. So voller Sorge wie sie es schon lange nicht mehr bei ihm gesehen hatte. Was ihr damit bestätigte das es keine Kleinigkeit war die ihn geißelte und die er offenbar schon länger mit sich rumschleppte. Und Saku fiel es schwer darüber zu sprechen. Dennoch gab er sich dann den entscheidenden Ruck und fing an zu erzählen, während er vor sich auf ihren Schoß runter sah:

„…Ich hatte letzte Woche eine Auseinandersetzung mit Kaizo. Ich war wütend auf ihn und es ging sogar soweit das es eskalierte und ich verdammt sauer wurde. So sauer sogar das…Wir…wir waren auf dem Schießstand gewesen und haben geübt, als mich der Teufel geritten hat und ich ihm…ich hielt ihn eine der Waffen an die Schläfe, Chiharu. Ich habe mit ihm gespielt und wollte ihn gerne danach umbringen…“

Als er das sagte sah und hörte man die Reue in seiner Stimme. Offenbar war er doch nicht so überzeugt von dem gewesen was er getan hatte und stand dazu, obwohl er das noch vorher zu Matsu gesagt hatte. Es erschrak ihn, wenn er darüber nachdachte, wie ihm die Sicherung durch geknallt war. Und noch mehr erschrak es das junge Mädchen vor ihm das zu hören. Zu hören dass ihr Freund mit einer Waffe rumhantiert hatte und diese dann auch noch in Wut an einen Kameraden seinen Kopf hielt. Denn das war etwas was sie ihm nie zugetraut hätte. So wie er nicht war, denn der Saku den sie kannte…der war nicht so eiskalt.

So sah sie ihn auch etwas entsetzt dabei an und fragte dann:

„Saku…Ich…Warum hast du das gemacht? Du weist doch genau das sowas falsch ist und du damit riesen Probleme bekommen kannst! Was hat dich denn geritten sowas zu tun?“

Sie sagte das sehr gefasst und darauf sah er zu ihr auf und in ihre Augen. Chiharu…merkte sich darauf dann genau was er zu ihr sagte, als er sprach:

„…Ich dachte er wollte dich mir wegnehmen…Ihr habt euch beide am Morgen noch so gut unterhalten bevor ich gekommen bin. Aber als ich sah wie er dich ansah…da wurde ich sauer. Ich wurde so verdammt sauer Chiharu, denn ich habe gesehen wie er dich angesehen hat. Wie seine Blicke auf dir lagen und er dich damit förmlich ausziehen wollte! Deswegen ist mit später auch die Sicherung durch geknallt. Er sollte gefälligst…die Hände von meinem Mädchen lassen…“

Sie sah ihn an. Also war es wegen ihr? Saku war offenbar eifersüchtig auf Kaizo gewesen, obwohl da nichts gewesen war weswegen man eifersüchtig hätte werden müssen, außer einem Gespräch und deswegen war er so ausgetickt? Sie konnte nicht glauben was sie da hörte und starrte ihn nur an. Es war erschreckend zu hören dass er für sie sofort zu einer Waffe griff um einen etwaigen Konkurrenten aus der Bahn fegen zu wollen und das er dazu noch bereit war für sie zu töten. Es war schrecklich und sie sollte ihn deswegen sofort zur Sau machen. Ihn anbrüllen was in seinem Kopf vor ging und gehen…Aber sie konnte nicht, denn in der Hinsicht…war sie genauso ein Spinner wie er. Sie nannte sich gern so…wenn es hieß einer sein zu müssen um ihn zu lieben. Denn was er da getan hatte schmeichelte ihr. Es zeugte von starker Liebe, die aber unter Kontrolle gehalten werden musste damit es nicht eskalierte. Saku und sie waren noch jung und hatten viel zu lernen. Aber in der Sekunde…wusste sie genau was sie darauf zu antworten hatte.

Also fasste sie ihn an dem Kragen seines Oberteils und zerrte sich an ihn dran und hoch. Wenige Sekunden danach küsste sie ihn stürmisch auf den Mund und verweilte dort. Ließ immer und immer wieder sanft ihre Lippen nach den seinen kosten, knappte nach diesen und versuchte ihn damit ebenfalls zum Küssen zu animieren. Sie sollte wütend auf ihn sein, ihn anmachen und beschimpfen was in seinem Kopf vorging…Aber stattdessen wollte sie ihn nur noch viel mehr. Besonders nachdem sie gehört hatte wie er sagte: sie wäre sein Mädchen. Ja, sie wäre sein Mädchen…Und Saku saß einfach nur wie erstarrt dort und ließ Chiharu an seinen Lippen rumspielen.

Er war so erstarrt und erschrocken von diesem plötzlichen Kuss, dass er nichts anderes tun konnte als einfach nur da zu sitzen und sich küssen zu lassen. Er verstand es nicht, denn eigentlich sollte sie auf ihn wütend sein und nicht über ihn herfallen! Was hatte er denn bitte gesagt um so eine Reaktion zu bekommen?! Er blickte mal wieder aus dem Mustopf und hatte keinen Plan was im Kopf dieser Frau abging, aber wenn sie so mit seinen Lippen spielte und daran rumknabberte…da wurde ihm auch schnell anders. Schon lange hatte er sie nicht mehr geküsst und heute roch sie dabei so gut…weswegen er sie dann auch schon mit beiden Händen an den Wangen packte und mit geschlossenen Augen anfing zu erwidern. Und genauso küssten sie sich für einige Sekunden und kamen nicht mehr voneinander los.

Je länger es ging…umso mehr wollte Saku sie plötzlich. So dass seine Hände dann von ihren Wangen glitten und schließlich fest ihre Hüfte packten. Er wollte sie. Er wollte…ihren Duft. Nur ihren Duft, denn dieser machte ihn wild und er verlor dann langsam die Kontrolle und fing leicht an zu zittern…und Chiharu bemerkte das. Er zitterte…Warum zitterte er? Sie öffnete wieder leicht ihre Augen und fühlte genau wie er anfing zu zittern. Seine Hände hatten sie zwar fest gepackt, aber es fühlte sich komisch an. Nicht nach Verlangen, sondern als wüsste er nicht was er tun sollte…Als zögerte er. Weswegen sie plötzlich den Kuss von ihm löste und ihm dann in die Augen sah. Ihre Blicke trafen sich und leicht errötet strich sie ihm sanft mit dem rechten Zeigefinger über die Lippen. Sie musste es wissen. Es aus ihm raus locken. Und so fragte sie ihn hauchzart:

„Willst du mich Saku…?“

Denn sie wollte ihn…

Er sah sie dabei an. Sah ihr tief in die Augen und…und gab dann kein Wort von sich. Sakutaro wurde wieder etwas klarer in der Birne und ihm dann kurz darauf auch schon bewusst was er eben fast getan hätte. Was er tun wollte und wie sehr er keine Kontrolle mehr über sich hatte. Hätte Chiharu den Kuss nicht abgebrochen…er hätte sie genommen. Es war natürlich…Aber warum fühlte er sich plötzlich nicht gut dabei? Warum…sah er sie jetzt nicht mehr an? Warum fühlte es sich…falsch an? Und kurz darauf wand er seinen Blick wieder leicht ab und schnaufte. Denn er war unglaublich erleichtert darüber dass es nicht weiter ging.

Chiharu dagegen lächelte nur sanft. Alles klar. Sie wusste es. Deswegen also sein Zittern. Ihm waren im Eifer des Gefechts die Sicherungen durchgebrannt und er wollte unkontrolliert mit ihr schlafen. Wollte das tun, obwohl er es eigentlich nicht wollte. Heh, dieser Mann war schon seltsam. Aber so war er nun mal und sie nahm ihm das nicht übel. Sie liebte ihn immerhin. Also schnaufte sie auch erst mal ihre Hitze aus sich raus und küsste ihm dann sanft auf die linke Wange, so das Saku wieder verdutzt zu ihr sah und ihr Lächeln erblickte, als sie sprach:

„Es ist schon okay. Mach dir keine Sorgen. Ich denke…so krank bin ich dann doch nicht dass ich mich von dem Mann den ich liebe in einem Flieger flachlegen lasse und dabei noch ein Kind zeuge, hehe! Hmmm…wie verrückt muss man dafür wohl sein? Was meinst du Saku?“

Innerhalb von Sekunden hatte Chiharu die besonders peinliche Situation sofort wieder gelockert und Saku sah sie einfach nur erstaunt an. Diese Frau…war wirklich etwas ganz besonderes. Diese wunderschöne Frau die da auf ihm saß und er sich wie der letzte Trottel benahm, denn anstatt sie zu knallen, so wie es jeder andere Idiot machen würde, stellte er sich an und ließ von ihr ab. Benahm sich wie eine Henne beim Pissen. Was war nur los mit ihm? Er war wirklich…so bescheuert. Aber dennoch schmunzelte er dann auch nur lieb zurück und nickte, während Chiharu ihre rechte Hand an seine linke Wange legte.

Er seufzte leicht und antwortete dann:

„Man muss schon echt verrückt sein um sowas zu tun, denke ich…“

Und das war er ja nicht…

Sein Mädchen ließ sich dann langsam und genüsslich nach hinten fallen. Da es so eng an ihrem Platz war, lehnte sie sich nach hinten bis sie an dem Sitz angelehnt lag der direkt hinter ihr stand. Dann saß sie auch schon plötzlich mit leicht gespreizten Beinen auf ihm und die Position war zum vögeln eigentlich perfekt. Sie hätte idealer nicht hätte sein können. Er müsste nur seine Hose öffnen und ihr das Höschen zu Seite rücken und es könnte sofort losgehen. Allein daran merkte er mal wieder was für ein Luder Chiharu doch sein konnte. Denn sie hatte sich gerade absichtlich so frech vor ihm positionierte und spielte mit ihm. Wollte ihn verführen und vielleicht doch noch aus der Reserve locken. Etwas was sie nur mit ihm machte wenn sie unter sich waren. So ganz allein und ungehört. Aber ihm war nicht danach. Der Zauber war verflogen und beide sahen sich dann nur an. Blicke die nicht voneinander abließen und tief in die Seele des Anderen dabei blickten. Blicke die sich eigentlich nur Verliebte zuwarfen und es hauptsächlich von IHR ausging. Sie liebte ihn und wollte wirklich gerne Sex mit ihm. Ganz besonders heute…da sie vielleicht ihren Eisprung hatte und somit automatisch schneller heiß wurde. Aber jetzt ungeschützt zu schlafen würde nur die Gefahr hervorlocken ein Baby zu zeugen. Mal abgesehen davon das Saku es nicht wollte. Sie hatte es gespürt…an seinem Zittern. Denn das war das Zittern eines Mannes der zwar Sex wollte…aber es SO nicht gewollt war…Und dann vielleicht…auch nicht mit ihr.

Sie lächelte ihm dennoch nur sanft zu und sprach dann verliebt und zart zu ihm hoch:

„Ich liebe dich…Sakutaro.“

Ein erneuter Test…Und er sah nur zur ihr zurück.

Sie war so wunderschön. Er liebe diesen Anblick. Doch alles was er gerade nur aus sich brachte war ein leichtes Seufzen und eine sanfte Berührung über eine ihrer Wangen mit seinen Händen. Chiharu schloss dabei die Augen und atmete sanft aus. Es ließ Saku nicht los. Was war nur los? Warum machte er das? Warum antwortete er ihr nicht? Was war…nur los mit ihm? Sie lag hier. Perfekter für wilde Liebe konnte es einfach nicht mehr sein! Perfekter für wilden Sex! Und dennoch...es fühlte sich nicht richtig an. Es war nicht richtig und Sakutaro musste deswegen aufhören. Denn für ihn…war es als müsste dort jemand anderes liegen. Und das war einfach nur noch verrückt.
 

Ich greife nach oben ins Niemandsland vor mir. Nehme einen Atemzug und eine weitere Chance dazu. Danach wanderte ich durch gefühlt tausend Nächte um die Welt zu verändern in der wir festsaßen. Wohin soll ich hingehen? Wo soll ich stehen bleiben? Wem soll ich vertrauen? Und was…soll ich zu dir sagen wenn wir uns begegnen? Ich habe gefunden was ich suchte und brauche nun jemanden mit dem ich das teilen kann. Und dennoch schnaufe ich durch den Staub den ich jeden Tag mit meinen Aktionen aufwirbele. Jeden Tags aufs Neue und bleibe nicht dabei stehen. Ich bin nicht so stark wie du vielleicht denkst. So stark das ich alleine weitergehen kann. Denn in der Vergangenheit zu verweilen ist nicht der Weg um zu leben. Und ich wünschte du könntest mich hören wie ich zu dir sage: Ich vermisse dich. Warum waren wir damals an diesem Ort? An diesem Ort von Angesicht zu Angesicht? Ich weis es jetzt, denn ich war dein Licht als du in der Dunkelheit umherwandertest. Ich sah dich zum Himmel hinauf blicken. Hoch hinauf um den Grund dafür zu finden warum du allein warst. Aber jetzt bin ich hier, also warum kannst du nicht auch hier sein? Wen hasst du? Wem gibst du die Schuld an allem? Wen willst du umarmen? Und wen willst du lieben? Wer entscheidet das alles? Warum nur können wir nicht gleich sein? Doch ich versuche daran zu glauben dass es nicht so weit ist diese einsame Straße ohne dich hin abzulaufen. Es ist nicht so weit. Nicht so weit weg von dir. Denn wenn du so bleibst, wie du bist, dann bedeutet dass das du wenigstens zu dir ehrlich bist, wenn schon zu keinem anderen. Und ich wünschte du könntest einfach hier sein und mir meine Angst nehmen. Und falls ich dich jemals verlieren sollte, dann hier alleine stehe um gerade noch so durchzuhalten, genau dann werde ich ein Glöckchen läuten bis du wieder an meiner Seite bist. Denn diese Welt ist lange genug einsam für uns beide gewesen. Es gibt keinen Frieden wenn man im Krieg ist. Vorne wie hinten, du und ich, Licht und Schatten, so wie Höhen und Tiefen existieren nun mal. Aber was gibt es dort in der Mitte? Was lauert dort und versucht uns voneinander zu trennen? Aber was auch immer es sein wird, ich lasse dich nicht mehr los. Denn wenn du verletzt bist, dann weine ruhig und sag mir das. Kannst du es nicht sehen? Du bist meine andere Hälfte. Und wenn du mich verlieren solltest, deine Tränen in der Luft schweben, dann läute ein Glöckchen nach mir und ich werde zu dir finden. Denn nichts kann uns trennen. Weder der Himmel noch das Wasser. Noch der Strand…an dem wir uns einst verloren und nun wieder gefunden haben.
 

„Hana…Hana mein Schatz wach auf.“

Sanft und behutsam wurde der kleine Junge an der rechten Schulter gefasst.

Es war noch sehr früh am Morgen gewesen und mit einem Grummeln und leicht böse verzogenen Gesicht, gähnte der Blonde müde auf und öffnete dabei nur halb die Augen. Seiner Laune nach, die immer genervte wurde, konnte man sofort erkennen wie früh es war und der noch leicht verdunkelte Raum vor ihm, der ihres Zuhauses, bestätigte ebenfalls die frühen Morgenstunden in denen sie sich befanden. Nicht mal mehr das kleine Lagerfeuer in ihrem Wigwam war an und alles was ein wenig Licht spendete war die kleine Öffnung an der Decke durch die der Rauch abziehen konnte. Es regnete offenbar nicht, weswegen sie auch nicht zugehangen war. Schwach und leicht verschwommen nahm Hana dann die Umrisse einer Person vor sich wahr, die ihn erneut sanft an der Schulter rüttelte und ihn mit ihrer behutsamen Stimme wecken wollte. Der Kleine musste nicht mal klar sehen können um sofort zu wissen um wen es sich da vor ihm handelte. Die sanfte Stimme und Berührungen verrieten es schon von allein. Es war seine Mama und sie war so wunderschön wie immer. Langes, dunkelbraunes Haar hing ihr verspielt nach vorne und über die Schultern, weil sie diese heute nicht zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hatte. Auf der linken Seite ihres Kopfs zierte Schmuck das Haar und dann beugte sie sich etwas zu seiner Liege runter. Ein sanfter Ausdruck zierte ihr liebes Gesicht, als sie dann auch schon lächelte und fasste ihm dabei sanft auf die linke Schläfe. Yoh streichelte seinem Sohn damit über die junge Haut, als er dann erneut leise und behutsam sprach:

„Steh auf mein Schatz. Wir müssen los…Es ist soweit.“

Noch immer hielt seine Mutter dabei ihre Hand auf seiner Schläfe und Hana blinzelte nur müde zurück. Soweit? Wofür? Er war noch ganz benebelt und sein Hirn musste sich erst mal einschalten und wacher werden. Was er nicht wollte. Sekunden danach verzog er nur noch mehr genervt das Gesicht und zog dann auch schon ruckartig, mit beiden Händen, mürrisch seine dünne Decke über den Kopf. Als er das machte zog Yoh deswegen auch schnell die Hand weg und sah etwas verdutzt zu seinem Sohn runter, der sich somit unter seiner Decke verbarrikadieren wollte und leise zurück muffte:

„Es ist noch viel zu früh Mama…Komm später wieder.“

Später wiederkommen? Seine Mutter lächelte etwas genervt. So einfach war das nicht. Und damit schien Hana auch die Konversation abbrechen zu wollen. Er drehte sich dann, mitsamt der Decke eingewickelt, nach hinten um und wand seiner Mutter den Rücken zu. Klare Ansage und ziemlich direkt das er keine Lust hatte aufzustehen. Zuerst konnte man das als besonders unhöflich sehen, aber Yoh wusste es besser.

Hana war schon immer ein Morgenmuffel gewesen und in der Regel maulte und meckerte er immer rum wenn man ihn nicht von alleine aufwachen ließ und ihn aus dem Bett warf. In der Hinsicht war er seinem Vater also sehr ähnlich, denn der machte das auch heute noch. Nur mit dem Unterschied das Hao inzwischen eine innere Uhr hatte und er somit immer um dieselbe Zeit herum aufwachte, so plus minus Minuten davor oder danach. Hana hatte sowas aber nicht und pennte wie es ihm gerade gefiel wenn man ihn einfach tun ließ. Besonders die letzten Jahre war das so geworden. Als er noch kleiner gewesen war ging es gerade noch so ihn zu wecken ohne das er rummuffte, aber nun war er bereits elf und ging damit langsam in die Richtung eines Teenagers, was bedeutete: er wurde ab nun immer mehr launischer, rebellischer und aufmüpfiger. Hao bekam deswegen auch langsam immer mehr Probleme mit seinem Sohn und ihre beiden Dickköpfe prallen nun fast täglich aneinander. Etwas was dem jungen Häuptling so überhaupt nicht passe, besonders da er noch andere Pflichten zu erledigen hatte und sich sein Kopf nicht nur um seinen rebellisch werdenden Sohn drehen durfte.

Hao war demnach genervt und das zurecht wenn man sah wie Hana sich gerne mal querstellte und so tat als hätte er nichts von dem gehört womit sein Vater ihn täglich konfrontierte. Heranwachsende halt. Doch Yoh sah dem allem wesentlich gelassener entgegen als Hana sein Vater, denn sowas gehörte nun mal dazu. Ihr Sohn war schon immer energiegeladen und eigenwillig gewesen und es war normal dass er immer mehr versuchte den Radius um seine Eltern zu vergrößern. Sich also versuchte zu entfernen und um damit seine Welt selber zu entdecken. Das war normal. Aber auch Yoh war bei einigen Dingen nicht ganz damit einverstanden. Vor allem wenn er sah wie sich sein Baby von ihm entfernte und selber ganz allein da raus in den Dschungel ging. Sich Gefahren aussetzte die dort lauerten. Doch im Gegensatz zu seinem Gemahl akzeptierte es der junge Schamane irgendwie schwer und schluckte seine Sorgen und Ängste runter ohne sie anzusprechen. Es war normal was Hana tat. Das redete er sich immer und immer wieder ein. Wäre…das nur damals nicht mit dem Leoparden passiert dann würde ihm das alles viel leichter fallen, denn das hatte bei Yoh für blanke Panik gesorgt.

Hana wurde damals, als er noch kleiner war, mal von einem Leoparden angegriffen, als er das erste Mal, zusammen mit seinem Vater, jagen gewesen war. Es ging zwar letzten Endes alles gut, aber das auch nur weil Hao so schnell geschaltet hatte und seinen Sohn vor dem Raubtier retten konnte. Aber nach der Aktion war Yoh sensibler und ängstlicher geworden seinen Sohn da raus zu lassen. Sorgte sich jeden Tag um ihn, denn wenn sein Mann nicht so schnell geschaltet hätte…dann würde Hana nicht mehr leben. Und der Gedanke versetzte ihn immer wieder aufs Neue in Angst und Schrecken, so dass er nicht lange daran denken durfte und es von sich wegschob. Yoh wusste dass es nicht richtig war Hana im Dorf einzusperren, aber wenn er könnte dann würde er das am liebsten tun. Einmal aus Liebe und dann…weil er sein einziges Kind war und immer sein würde. Nichts könnte seinen Sohn ersetzten, nicht mal ein zweites Kind, aber die Tatsache das Yoh in seinem ganzen Leben nur ein Kind gebären konnte versetzte dem allem noch einen zusätzliche Hieb oben drauf. Denn wenn Hana starb…dann starb auch ihre die Blutlinie aus. Und das war ein knallharter Fakt.

Es war ein Geschenk und ein Fluch zugleich. Die Tatsache dass jeder in seiner Familie, egal ob Mann oder Frau, Kinder gebären konnte, war einzigartig und somit ein Geschenk des Himmels. Männer waren in seiner Familie häufiger als Frauen vertreten und demnach war das auch gut so. Aber zur selben Zeit war es auch ein nicht zu brechender Fluch der sie belastete, denn es konnte nur ein einziges Kind geboren werden, egal welches Geschlecht man auch besaß. Yoh hatte viel darüber nachgedacht woher das wohl kam. Besonders in der Zeit als er wusste dass er mit Hana schwanger war kamen diese Gedanken oft auf.

Immer und immer wieder saß er da, streichelte dabei über seinen Bauch, fühlte sein Baby darin treten und dachte darüber nach. Aber er kam zu keiner logischen Erklärung. Keiner auf der genetischen Ebene zumindest, denn sowas wie ihn und seine Familie gab es sonst nirgends auf der Welt. Einzig und allein die Legenden und Geschichten ihres Volkes brachten vielleicht etwas mehr Licht ins Dunkel. Zumindest wenn man daran glaubte. Es wirkte wie ein Traum. Aber Hana war da und real, daran gab es nichts zu rütteln. Er war damals in Yoh seinem Leib gewachsen. Er hatte ihn geboren und nun wanderte er durch ihre Welt als wäre es das natürlichste der Welt. Und das obwohl er von einem Jungen geboren wurde. Für Yoh…war es ein Wunder. Die Tatsache dass ein Junge wie er ein Kind geboren hatte. Das Geschenk bekam schwanger werden zu können war das größte Glück seines Lebens geworden, auch wenn er sich das körperlich nicht erklären konnte. Es war anders. Aber als er Hana dann in den Armen hielt, nachdem er ihn geboren hatte, da war es für ihn das natürlichste der Welt gewesen. Als sollte es genauso sein egal was für ein Geschlecht er auch besaß. Das er weder ein reiner Mann noch eine reine Frau war, sondern etwas anderes. Schlagartig lag da dieses blutige und kreischende Bündel in seinen Armen und er fragte sich wo er nur so plötzlich hergekommen war. Es war wie Magie und machte ihn zu glücklichsten Mutter der Welt. Er und Hana waren anders…Und genau deswegen konnte er hauptsächlich nur dem glauben was er als Kind erzählt bekommen hatte. Was seine Mutter und auch Goldva immer und immer wieder zu ihm gesagt hatten. Nämlich…das er aus der heiligen Blutlinie ihres Gottes Dyamis stamm.

Laut ihren Legenden stürzte ja damals Dyami auf dieser Insel ab. Der große Adlergott des Himmels dem sein Leichtsinn und seine Arroganz zu Verhängnis wurden und er deswegen auf dieser Insel landete. Goldva hatte ihm als Kind mal erzählt das Dyami sich immer für etwas Besseres hielt. Er hielt sich für den Stärksten, den Schnellsten und geschicktesten Gott von ihnen allen. Selbst unter all den Göttern die auf dieser Erde wandelten sah er sich als besonders und genau aus dem Grund bekam er von der Göttin des Windes einen Denkzettel verpasst. Schicksalhafter weise führte aber genau dieser Denkzettel zu einer Liebe die nicht hätte anders sein können als sie es war. Denn kurz nachdem er verletzt gelandet war, verlor er noch zusätzlich seine wahre Gestalt und nahm die eines Menschen an. All seiner göttlichen Kräfte beraubt fand ihn dann ein junges Mädchen am Strand. Sie kümmerte sich um seine Wunden und besuchte ihn dort jeden Tag aufs Neue. Sie pflegte ihn gesund und beide freundeten sich dadurch an. Wenn man den Legenden glauben durfte, dann war dieses Mädchen genau das was der große Adlergott benötigt hatte. Nämlich jemanden der ihn auf den Boden holte und gleichzeitig etwas Neues lehrte…nämlich Mitgefühl und Respekt anderen gegenüber. Er blieb bei diesem Mädchen und ihrem Volk, bis er seine volle Stärke wieder zurückerlange und lernte sehr viel von ihr und dem Menschen in ihrem Dorf. Er lernte dabei Menschlichkeit und Güte. Alles was das Mädchen, das ihn geholfen hatte, als wichtig empfand. Sie war die Tochter des Häuptlings gewesen und somit angeblich…auch Yoh seine Vorfahrin. Ihr Blut floss in seinen Adern und nun auch in denen seines Sohnes. Doch nie hatte jemand in diesem Dorf diese Geschichte so erzählt bekommen wie Yoh und seine Familie. Es blieb ein Familiengeheimnis und keiner wusste es oder würde es außerhalb der Familie erfahren. Warum wusste er nicht, aber das tat auch nichts zur Sache. Interessanter war nämlich ein anderer Teil der Geschichte als seine Geheimhaltung. Nämlich der…das Dyami angeblich bei ihr geblieben war und sich in sie verliebt hatte.

Er wollte bei ihr sein und mit ihr ein glückliches Leben führen. Aber da gab es ein Problem, denn er als Gott konnte nicht einfach mal so unter Menschen leben, geschweige denn sich mit denen vermehren. Es war verboten und oben drein…konnte sie keine Kinder bekommen. Yoh seine Vorfahrin war unfruchtbar geboren worden. Eine Tragödie die sie sehr belastete, denn nichts wünschte sie sich mehr als ein Kind des Mannes den sie liebte, auch wenn dieser ein Gott war. Doch gerade weil Dyami sie so sehr liebte ging er das größt mögliche Opfer ein was ein junger Gott eingehen konnte. Ergab nämlich alles auf. Ohne zu zögern gab er seine Göttlichkeit auf um bei ihr sein zu können. Und noch so viel mehr damit. Er büßte seine Unsterblichkeit, seine wahre Gestalt und seine Kräfte ein und das alles nur für die Frau die er liebte. Er wurde ein Mensch…damit er bei ihr sein konnte…und sie von ihm ein Kind haben durfte. Und somit waren der Fluch und der Segen zugleich geschaffen worden. Dyami gab alles auf damit er als Mensch bei ihr Leben konnte und sie zusammen eine Familie sein würden. Seine göttliche Seele wurde zu einer Menschlichen. Und wenn man der Geschichte glaubte…war das auch der Grund warum Yoh und Hana jetzt hier waren. Dank der Güte und der aufopfernden Liebe eines Mannes, der für seine wahre Liebe alles aufs Spiel setzte was ihm vorher so viel bedeutet hatte. Für Yoh…war das ein wunderschöner Gedanke. An den er bis heute fest glaubte. Was ihm aber besonders auffielt…war die Ähnlichkeit zu Hana.

Sein Sohn war der Tochter des Häuptlings, aus der Legende, sehr ähnlich. Denn im Gegensatz zu Yoh…konnte Hana kein Kind gebären. Er besaß zwar das eine Werkzeug dafür, also eine Scheide, versteckt zwischen seinen männlichen Genitalien und seinem Po, aber laut Goldva offenbar auch nicht mehr als das. Hana besaß anscheinend keine Gebärmutter und demnach konnte er auch kein Kind gebären. Was komisch war denn…sowas hatte es noch nie zuvor gegeben. Ihr Blut war einzigartig. Aber Hana…war noch einzigartiger als sie. Wie konnte das sein? War es etwas Genetisches? Hatte Hao sein Erbe was damit zu tun? Er wusste es nicht. Doch Yoh glaubte fest daran dass das Schicksal wusste was es da tat. Das sein Sohn seinen Weg schon finden würde und dieser halt eben etwas anders ablief als der seiner Mutter. Und das war okay…wie auch immer dieser Weg sein würde. Und ganz besonders glaubte er auch ganz fest daran das Hana gleich aufstehen würde damit sie endlich losgehen konnten. Doch dazu musste er wohl noch etwas nachhelfen.

Hana lag noch immer in seiner Decke eingewickelt auf seiner Hängematte und versuchte weiter zu schlafen. Etwas was aber seine Mutter nicht mehr zuließ und sie nur frech lächelte. Yoh sein Blick floh kurz darauf links rüber zu der Hängematte seines Mannes, in der Hao noch immer seelenruhig schlief und Wälder niederholzte. Er schnarchte also ordentlich. Aber mal abgesehen davon war er das perfekte Druckmittel um seinen Sohn zum aufstehen zu bewegen. Denn um nichts auf der Welt würde Hana seinen Vater wecken wollen, denn der konnte noch ungehaltener werden als der Blonde. Demnach sah der junge Schamane wieder zu dem Kleinen vor sich und schnaufte dann. Na gut, er wolle es ja nicht anders. Es würde gleich etwas rabiat werden, aber das war Hana auch gerne mal, also konnte er seine eigene Medizin sicherlich gut vertragen.

Sekunden danach packte sich Yoh, mit beiden Händen, die Decke von Hana fest und zog sie stark nach hinten. Mit einem gezielten Ruck riss er seinem Sohn die Decke vom Leib und hielt diese dann vor sich. Hana lag darauf völlig unbedeckt auf seiner Liege und zuckte etwas zusammen als der kühle Wind über die Haut seines nackten Oberkörpers glitt. Und da es so schlagartig kalt wurde, rollte er sich etwas zusammen, war aber auch sofort wieder etwas wacher und murrte wütend. Das hatte sie nicht wirklich getan! Sie hatte ihm nicht wirklich gerade…! Aber es war so, denn dreist hatte seine Mutter ihm die Decke weggezogen und er wollte sich deswegen auch sofort aus seiner Embryo-Stellung erheben und sie anmachen. Doch er kam nicht mal so weit denn kurz darauf, nachdem er sich aufgesetzt hatte und wütend zu seiner Mutter sah, bemerkte er wie ihn etwas nach unten riss und…die Matte unter ihm nachgab. Yoh hatte nämlich die Decke vor sich auf den Boden fallen lassen und dann dreist die Halterung der Hängematte, die rechts an einem Pfahl gewesen war, gelöst und somit gab sie nach. Sekunden danach krachte der Blonde auch schon zu Boden, landete auf seinen Vierbuchstaben und jaulte kurz auf deswegen. Somit saß er dann einfach dort und sah erschrocken und völlig von den Socken hoch zu seiner Mutter, die weiter neben dem Pfahl stand, die Arme vor sich verschränkt hatte und dann lieb darauf lächelte. Hana sah einfach nur zurück. Hatte…Mama das eben echt gemacht? Er war überrascht von der Aktion, denn seine Mutter war immer so sanft und zuvorkommend zu allen gewesen. Das sie sowas brachte war völlig neu für ihn und irgendwie…war er nicht mal sonderlich sauer auf sie. Nein er fand das, ehrlich gesagt, sogar ziemlich cool. Nie hätte er seiner Mutter so eine freche und bissige Aktion zugetraut. Egal wie sehr ihm auch gerade der Hintern dabei schmerzte. Und nun verstand er auch endlich mal was sein Vater immer damit gemeint hatte, wenn er sagte: Deine Mutter ist nicht so nett wie die Meisten von ihr denken. Sie kann echt ein freches und starkes Luder sein und genau deswegen liebe ich sie auch so sehr. Hana blinzelte. Wow, stille Wasser waren ja bekanntlich tief, nicht wahr?

So saß er noch immer nur da und blinzelte weiterhin nur seine Mutter erstarrt an, als er dann noch sah wie sie ihren rechten Zeigefinger auf ihre Lippen legte und dann hinter ihren Sohn zu Hao nickte. Der Blonde folgte ihrer Geste, sah zu seinem schnarchenden Vater und dann wieder zu Mama, als sie dann auch schon flüsterte:

„Er wird nicht aufwachen, wenn du jetzt nichts sagst…Na komm. Es ist soweit Hana.“

Und dann wand sie sich still von ihrem Sohn ab und lief rüber zu einem großen Krug voller frischem Wasser aus dem Fluss hinter ihrem Haus. Noch während sie dort hin lief wusste ihr Sohn, der nun wacher war, auch schon was sie damit meinte. Es hatte endlich in seinem Kopf geschaltet und er erinnerte sich. Und nun gab es auch Sinn warum Mutter zu diesem Krug lief und ihn langsam hochhievte und wieder auffordernd zu ihm sah. Kurz nickte sie neben sich zum Boden, wo einige große und weiche Decken gestapelt worden waren und ebenso bereit standen wie der Krug vorher. Hana riss sofort die Augen auf. Er war offiziell wach. Was?! Es war soweit?! Jetzt schon?! Und sofort erinnerte er sich wieder an den gestrigen Tag.

Seine Mutter war nämlich den ganzen Tag beschäftigt gewesen und diese Nacht auch. So das Hana gestern Abend zusammen mit Vater ins Bett ging und Yoh ihm versprach ihn zu wecken, wenn es dann soweit wäre. Tja und nun war es soweit…und Hana wusste plötzlich nicht mehr ob er das konnte. Demnach saß er plötzlich nicht mehr muffig dort, sondern sehr nervös und starrte seine Mutter auch so an, die diesen Blick natürlich sofort wahrnahm und dann lieb zurück lächelte. Keinerlei Sorge war in ihren Augen zu sehen, als sie den Krug fester umschlang und dann sprach:

„Na komm schon Dusselchen. Sitz da nicht wie ein vom Blitz getroffenes Tapir und schnapp dir die Decken. Heute ist ein ganz besonderer Tag und den wolltest du doch miterleben, oder?“

Ja das wollte er schon aber…

Hana schluckte und riss sich sofort zusammen. Seine Mutter hatte recht. Es war ein besonderer Tag und sowas passierte nun mal nicht immer, also musste er sich zusammenreißen. Mal abgesehen davon dass er versprochen hatte zu helfen. Also stand er blitzschnell auf den Beinen und lief leise zu seiner Mutter rüber. Yoh sah ihm dabei zu wie er sich die vielen Decken, an der Zahl fünf Stück, auf die Arme packte, danach neben ihr zum Stehen kam und sie erwartungsvoll ansah, als wollte er das es endlich los ging. Oder eher mehr: als wüsste er nicht was er tun sollte. Was auch okay war denn Hana war mit sowas noch nie in Berührung gekommen. Mit dem was er gleich sehen würde. Das heute war ein ganz besonderer Tag und für ihn ein völlig neues Erlebnis. Etwas was eigentlich nur den Frauen in diesem Dorf bestimmt gewesen war und diese sich darum kümmerten. Aber er als Sohn von der Schamanenkönigin durfte dabei sein, was eine große Ehre war, denn eigentlich mussten sich Männer davon distanzieren. Aber hin und wieder gab es auch Mal besondere ausnahmen…So wie damals bei Hao, weil er der Häuptling war.

Yoh lächelte wieder erfreut zu seinem Sohn und flüsterte dann:

„Mach dir keine Sorgen mein Liebling. Ich bin mir sicher das wird ein wunderschönes und unvergessliches Erlebnis für dich sein.“

Er wusste ja nicht wie sehr.

Danach wand er sich von seinem Sohn ab und lief zu der Tür ihres Zuhauses. Hana folgte seiner Mutter danach stumm mit den Decken in den Armen und warf noch mal einen letzten Blick zu seinem Vater rüber, der sich nicht einen Zentimeter von seiner Position bewegt hatte und noch immer dort lag als würde er ertrinken. Hao lag nämlich nicht sehr edel auf dem Rücken, ließ das rechte Bein aus der Hängematte hängen und den linken Arm ebenfalls auf der Anderen Seite. Sein Kopf war nach oben geknickt und Sabber lief etwas links aus seinem Mundwinkel, einfach weil er mit offenem Mund schnarchte. Kein sehr königlicher Anblick und dem eines Häuptlings würdig, aber so war er nun mal wenn er mal nicht vor seinen Stamm trat. Momente wie diese zeigten genau das Hana sein Vater auch nur ein gewöhnlicher Mensch war. Einer der zwar die Führung über andere hatte, aber genauso normal und menschlich war wie alle von ihnen anderen auch. Etwas was seinen Sohn kurz genervt den Kopf schütteln ließ. Manchmal war sein Vater echt peinlich und dann folgte er auch schon seiner Mutter raus ins Dorf.

Sie liefen dicht nebeneinander über den großen Platz und an dem Feuer des nie erlöschenden Lagerfeuers vorbei. Dieses Lagerfeuer brannte schon immer und es wurde auch immer fleißig in Brandt gehalten. Laut ihren Geschichten bedeutete es Unglück wenn das Feuer erlosch und ermöglichte es dann so auch noch den bösen Geistern der Natur und der Toten über sie herzufallen. Solange es schien war ihnen Glück und Frieden beschert. So sagte man, aber Hana hatte in der Regel nicht sehr fiel über für einige Dinge in ihrem Glauben. Obwohl er an böse Geister und Dämonen glaubte. Also an die Welt der Toten. Ob sie allerdings wirklich kamen, nur weil mal ein Licht mal ausging, das bezweifelte er doch eher. Hana glaubte daran, das wenn das Böse zu ihnen wollte…es kommen würde und kein Licht der Welt es davon abhalten konnte. Dennoch ruhte sein Blick auf dem Lagerfeuer, als sie daran vorbei liefen. Seine Mutter sah ihm das vor allem an, als sich ihr Blick nur kurz rechts zu ihm runter wand und dieser nervös zu sein schien.

Yoh wusste nicht genau was im Kopf seines Sohnes vor ging, aber er kannte ihn gut genug um zu wissen das Hana schnell nervös wurde wenn man ihn einer neuen Situation aussetzte. Er neigte dann schnell mal zu Aggression und Angriff um seine Nervosität zu überspielen. Etwas was er weder von seiner Mutter noch von seinem Vater hatte und viele sich fragen woher das nur kam. Sicher konnte sein Gemahl das auch, denn Yoh fielen da viele Momente ein wo der das als Kind auch mal gebracht hatte, aber diese waren dennoch anders gewesen als das was sein Sohn tat. Hao verlor schnell die Nerven wenn er bemerkte dass ein Sturm anbrach, oder eben unterwegs war. Und in der Regel neigte er dann dazu vorher leicht gefasste Panik zu schieben und tat alles um das Unglück abzuwehren bevor es sie erreichte. Hana war da aber ganz anders, denn er machte aus einer Mücke einen Elefanten sobald das Unglück an der Tür stand und bereits anklopfte um reinzukommen. Zusammengefasst: Hao versuchte es zu verhindern und Hana bekämpfte es erst wenn es schon längst da war. Und das war ein großer Unterschied zwischen ihnen. Tja und Yoh war wieder komplett anders denn der bewahrte die Ruhe und sah den Dingen gelassener entgegen. Aber so ruhig und fließend wie das Wasser der junge Schamane auch sein konnte, selbst er war schon in Situationen geraten wo er dachte die Fassung zu verlieren und er dann darauf einfach nur schreiend davonrennen wollte. Einer dieser Momente war Hana seine Geburt gewesen, bei der er damals dachte er müsse sterben. Doch Menschen die ihm wichtig waren standen ihm in dem Moment bei und halfen ihn das zu überstehen. Hielten seine Hand und schenkten ihm Kraft und so konnte er seinen Sohn sicher und gesund gebären. Hao war bei ihm gewesen und ganz besonders Goldva und sogar die kleine Opacho schenkten ihm Zuversicht und Stärke, denn es war der schwerste Kampf den Yoh jemals in seinem Leben zu kämpfen hatte.

Ein Kind zu gebären kostete die Mutter unglaubliche Kraft und Willensstärke, denn nicht gerade wenig fällt über einen das Gefühl her man würde es nicht schaffen. Das lag aber auch daran das man nicht wirklich in der Hand hatte was passierte, denn in dem Moment wo die Wehen losgingen und die Geburt eingeleitet wurde, da übernahm das Kind das Steuer. Es ging nach dem Tempo welches das Baby vorgab und Hana hatte seine Mutter lange und schrecklich zappeln und kämpfen lassen bis er endlich raus war. Und ab dem Moment hatte Yoh es verstanden. In dem Moment wo er gebar verstand er es. Er hatte verstanden warum man sagte:…das man bei einer Geburt mit einem Bein bereits im Grab stand. Denn es konnte alles sehr schnell ausarten und obwohl die Natur in der Regel wusste was sie tat, so machte sie auch gern Fehler und war nicht perfekt. Vieles konnte bei der Geburt schiefgehen. Sei es das sich die Plazenta vor das Kind schob und damit den Geburtskanal versperrte, oder das Baby sich mit der eigenen Nabelschnur erwürgte während es raus kam. Es konnte alles passieren und Yoh hatte am eigenen Leib selber bemerken müssen wie schnell Dinge aus dem Ruder geraten konnten wenn es um die Geburt ging. Hana selber war ja im Geburtskanal stecken geblieben und rutsche immer wieder zurück. Und ohne Goldva ihr Wissen und ihre Führung…wären er und sein Sohn vielleicht gar nicht hier. Das war ein erschreckender Gedanke, denn wäre Hana in der Wildnis, so wie alle Tiere auch, geboren worden, dann wären sie beide bei seiner Geburt gestorben. Hana im Geburtskanal und Yoh an Erschöpfung und Schmerzen. Doch es lief alles gut und nachdem er sein Baby auf seiner Brust liegen hatte, ihn fühlen konnte und Hana dabei gesund schrie…da wusste Yoh das er genau dasselbe in Zukunft tun wollte. Er war an dem Tag zur Mutter geworden und es war der glücklichste seines Lebens. Und genau dieses Glück wollte er auch anderen schenken. Er wollte werden wie Goldva. Anderen beistehen und diesen helfen ihre Kinder in diese Welt zu leiten. Wollte sie das Glück fühlen lassen welches er verspürt hatte als er Hana hielt. Etwas…was zu seinem Zeichen passte unter dem er geboren wurde. Denn die göttliche Schildröte Ke-Ya brachte ebenfalls die Babys sicher in diese Welt. Yoh war eine Mutter. Und er liebte jede Sekunde davon. Egal wie schwer es auch gerne mal werden konnte. Das Gefühl ein Kind zu gebären und dieses zu leiten, war das schönste was er sich vorstellen konnte. Jeden Tag Hana anzusehen und zu wissen: Das ist mein Sohn. Das ist mein Erbe, den Hao und ich gemacht haben. Nichts kam nur ansatzweise an dieses Glück ran.

Sie ließen darauf das heilige Feuer hinter sich und näherten sich langsam einem Wigwam.

Es war, wie bereist gesagt, noch sehr früh und demnach war auch niemand im Dorf zu sehen oder schon wach. Allein einige Vögel zwitscherten über ihnen im Dickicht der Baumkronen umher und in der Ferne waren Affen zu hören die im Dschungel lebten. Die Insel war bereits erwacht und lediglich die Menschen auf dieser schliefen noch. Alle, bis auf Yoh, Hana und die Person zu der sie gleich reingehen würden. So kamen sie vor dem Wigwam an und Yoh blieb noch mal kurz vor diesem stehen. Hana bremste auch sofort ab als seine Mutter stehen blieb und sah sie aufmerksam dabei an. Es war nichts Neues das sie ihn wieder lieb anlächelte und dann ansetzte um ihm was zu sagen. So schwieg der Blonde und lauschte, als seine Mutter leise und sanft zu ihm sprach:

„Das ist heute ein ganz besonderer Tag, Hana. Ich weis dass es neu für dich ist und du vielleicht am Anfang und gegen Ende etwas überfordert sein könntest. Vielleicht bekommst du auch das Gefühl wegrennen zu wollen, aber dennoch möchte ich dich bitten die Ruhe zu bewahren und dich zu konzentrieren. Wenn wir jetzt da reingehen kommt es sehr viel darauf an wie wir handeln und reagieren. Was wir beide ausstrahlen wirkt sich auf unsere Mitmenschen aus. Deswegen müssen wir ruhig und beständig bleiben, ja? Solltest du aber merken dass es zu viel für dich wird, dann sag mir einfach Bescheid und geh danach kurz vor die Tür. Hast du verstanden?“

Hana sah seine Mutter an und nickte etwas zögern während er dabei noch schluckte. Inzwischen ärgerte er sich darüber das er seiner Mutter angeboten hatte ihr dabei zu helfen. Hätte er das doch bloß nicht getan! Dann könnte er erstens: Noch im Bett liegen und pennen und zweitens: hätte er nicht das Gefühl er würde sofort umkippen wegen dem ganzen Druck der gleich auf ihm lasten würde sobald er auch nur einen Fuß in den Wigwam setzte! Dennoch, obwohl er wegrennen wollte, stand er zu seinem Versprechen gegenüber seiner Mutter und blieb bei ihr. Und irgendwie…war er ja schon neugierig und wollte dabei sein. Auch wenn er Angst hatte. Er würde zwar gleich nur ein Assistent sein, denn das Meiste stemmte ja seine Mutter, aber dennoch lag viel Verantwortung auch bei ihm, denn wenn seine Mutter ihm dar drin zu schrie, was er zu tun hatte, dann musste das sofort klappen und am Besten ohne Fehler. Doch er war bereit, auch wenn er sich nicht so fühlte. Er war der Sohn seiner Mutter und Yoh hatte ihn von klein auf immer bei sich gehabt und viel gelehrt. Demnach wusste er wie man Wunden behandelte und kannte sich gut mit den Arbeiten eines Schamanen aus. Immerhin war seine Mutter die Schamanenkönigin und er als ihr Sohn wollte somit zeigen dass auch er das Talent besaß so zu sein wie Mama und Papa wenn es drauf ankam. Er konnte das! Und dennoch…klammerte er sich plötzlich mehr an die Decken in seinen Armen, als würden sie ihm Beistand leisten bei dem was nun kam.

Hana nickte ein letztes Mal zu seiner Mutter und sah sie entschlossen dabei an. Ein Zeichen für seine Mutter das es losgehen konnte. Er wirkte zwar entschlossen…aber Yoh war nicht blöd und sah seinem Sohn an das er nervös war. Aber das war schon okay. Er würde das hinbekommen und es würde ihm gut tun, denn heute…konnte Hana zum ersten Mal selbst Verantwortung übernehmen und zeigen was er drauf hatte. Etwas was ihm sein Vater noch immer nicht zutraute.

So lächelte der junge Schamane wieder, hielt dann den Krug mit dem Wasser im rechten Arm umschlungen und fasste somit mit der linken Hand auf die rechte Schulter seines Sohnes, ließ sie dort ruhen und sprach dann froh:

„Es ist lieb das du mir heute hilfst und dich erst recht traust sowas zu tun. Das spricht eben für dich und zeigt was du für ein guter Mensch bist. Und dass du anderen gern helfen möchtest. Danke Hana. Ich bin sehr stolz auf dich mein Schatz.“

Dann kam er noch mal vor und gab seinem Sohn einen sanften Kuss auf die Stirn, der noch etwas kleiner war als seine Mutter. Aber nicht mehr lange und er würde sie ebenfalls mit der Größe erreicht haben. Und als seine Mutter von seiner Stirn abließ lief Hana noch mal beschämt rot an und sah vor sich auf den Boden. Oh mann…musste Mama so peinlich sein? Aber wenn er ehrlich war, dann gefiel ihm das. Er liebte Mama. Ja und ganz besonders…wenn sie sagte sie wäre stolz auf ihn. Denn das war etwas was sein Vater bisher noch nicht getan hatte seit er älter geworden war. Meist war eher das Gegenteil der Fall. Danach wand sich seine Mutter auch schon vorn ihm ab. Sie drehte ihm den Rücken zu, lief nach vorne zu der Tür des Wigwams und schob das schützende Fell sanft nach links zur Seite. Der Blonde war direkt hinter ihm und konnte es schon hören noch bevor er überhaupt richtig drin war. Er konnte es genau hören…angestrengtes Stöhnen und Jammern.

Hana betrat den Wigwam und blieb sofort wie angewurzelt auf der Stelle stehen.

Das Fell der Tür fiel hinter ihm sanft zu und verschloss damit die Sicht nach draußen und verbarg vor der Welt was hier drinnen vor sich ging. Etwas von dem er wusste dass es das gab, er aber noch nie dabei gewesen war. Zumindest hatte er sowas noch nicht miterlebt sondern nur immer davon gehört. War auch kein Wunder denn nach ihm…gab es sowas bisher nicht mehr so häufig und er selber war immer zu klein gewesen um dabei sein zu dürfen. Das er nun da stand und nur vor sich starrte, leicht anfing zu schlottern und nicht so ganz wusste was er zu tun hatte, dass war völlig normal und zu vergeben. Die Atmosphäre war angespannt. Yoh allerdings kannte das bereits und war selber mal in der Situation gewesen, also ging er lockerer damit um und lächelte sanft zu der Person vor sich rüber, als er zu ihr lief und dabei lieb sprach:

„Tut mir leid dass es etwas gedauert hat Namida, aber Hana kam einfach nicht aus den Federn. Wie geht es dir?“

Er lief auf eine Frau zu.

Es war eine hübsche Frau die da vor ihnen auf dem Boden saß und dabei etwas die Beine vor sich geöffnet hatte. Sie saß allerdings so da das man ihr nicht gleich komplett unter das lange, weiße Oberteil sehen konnte, das gewöhnlich zu diesen Anlässen getragen wurde und atmete schwer. Hana starrte sie an. Aber nicht weil sie da saß wie sie eben saß, also etwas obszön in seinen Augen, sondern wegen etwas ganz anderem…er starrte auf ihren Bauch. Auf ihren Bauch der verdammt groß und geschwollen war und dann zu dem was vor ihren Beinen war, nämlich eine blasse Flüssigkeit und die sich offenbar mit Blut vermischt hatte. Der Blonde hatte bisher immer nur davon gehört, aber als er das vor sich sah wurde es ihm mit einem eiskalten Schlag sofort bewusst, als hätte ihm jemand gnadenlos mit einem Stock eine übergezogen,…eine Geburt war schmerzhaft und blutig. Weswegen er auch nur stehen blieb und starrte.

Gestern hatte die hübsche Namida, ihre Wehen bekommen und das war auch der Grund gewesen warum Yoh ihr nicht von der Seite gewichen war und somit den ganzen Tag Beschäftigung hatte. Er musste die junge Mutter leiten und ihr zeigen was sie zu tun hatte. Konnte sein Wissen weiter geben und als Schamanenkönigin war es auch seine Aufgabe sich um die gebärenden Frauen zu kümmern. Goldva hatte im damals ja auch geholfen, als sie noch dafür zuständig gewesen war und sie war sogar beides gewesen, Schamanenkönigin und Häuptling. Nun übernahm Yoh das Eine und Hao das Andere ihrer Pflichten. Tja und nun war es offenbar endlich soweit dass das Kind raus konnte und demnach hatte Yoh seinen Sohn geholt, denn der wollte gerne helfen und dabei sein. Er hatte das von sich aus angeboten, aber nun bereute Hana sein freundliches Angebot nur noch mehr wenn er das so vor sich sah. Gott verdammt er war so ein Trottel! Er wollte sich gerade wieder umdrehen und schreiend raus rennen! Denn mal ganz im Ernst: WIE GING DAS?! Sein Kopf kam nicht um die Sache drum rum. Wie sollte aus diesem Loch ein Kind raus kriechen?! Hana war ja nicht komplett unwissend, denn immerhin besaß er selber sowas wie Mama und Namida und er wusste somit auch dass NIEMALS der Kopf eines Kindes dort durch passen würde! Das war körperlich doch überhaupt nicht möglich! Und das wusste er auch nur weil er nun mal in dem Alter angekommen war wo er…naja wo er anfing sich genauer zu erkunden und er wusste dass da unten nicht viel Spielraum zum Weiten war. Hana hatte es mal, peinlicherweise, ausprobiert weil er neugierig gewesen war. Ließ es aber schnell wieder sein, denn es tat sehr weh und das sorgte dafür dass er danach für immer die Finger von sich ließ! Wie auch immer! Wie sollte das klappen?! Und während er dort wie festgefroren stand, war Yoh bereits neben der werdenden Mutter angekommen und stellte sanft den Krug rechts von sich ab. Danach schnappte er sich ein kleines Stück Stoff, welches schon bereit neben der Frau lag und tunkte es in das kühle Wasser des Kruges. Dadurch benetzte er dieses mit Wasser und dann legte er den Lappen auf ihre Stirn, die sehr warm war durch die Wehen und Schmerzen. Namida saß noch immer aufrecht, hatte die Beine weiterhin etwas gespreizt und stützte sich, mit den Armen hinter ihr, am Boden ab. Sie keuchte und japste nach Luft, aber sah dennoch dann lieb zu dem Schamanen rüber und antwortete:

„E-Es geht so…Langsam macht mir das Baby echt zu schaffen, hehe…Du musst dich aber nicht entschuldigen Yoh. Immerhin ist es noch sehr früh und ich kann gut verstehen das Hana noch müde war…“

Ja und mal abgesehen davon das er nicht wusste dass das Kind schon fast da war so wie es hier aussah! Donnerte es dem Blonden durch den Schädel. Aber er hatte ja keine Ahnung was noch kam und dass das erst der Anfang war. Danach sah die Frau dann schwach und mit halb geöffneten Augen zu dem Blonden rüber, der förmlich zusammenzuckte als der Blick auf ihm ruhte und er sich instinktiv nur noch mehr in den Decken verkrallte. Sie lächelte auch lieb zu ihm, legte dann den Kopf seitlich und sprach:

„Geht es dir gut Hana…? Du siehst etwas blass aus um die Nase…“

Etwas blass war gut! Hana wollte am liebsten umfallen und ohnmächtig werden! Und so lieb es auch von ihr gesagt wurde…so war der Blonde dennoch skeptisch, denn in der Regel…hatten viele im Dorf ein Problem mit ihm. Und Namida war da leider keine Ausnahme. Auch sie hatte ihn mal angefahren weil er ihr die Kleidung geklaut und diese als Segel für sein Segelboot benutzen wollte. Ja okay das war nicht so cool, aber er war noch kleiner gewesen da konnte man doch mal drüber stehen, oder?! Doch dieses Mal war es eine komplett andere Situation und wenn er sie so vor sich sah…da fühlte er Mitleid. Hana sah wie sehr sie litt und welche Schmerzen eine Geburt mit sich brachte und von ein auf die andere Sekunde…waren die Gefühle auf einem anderem Level angekommen. Hier gab es keine zwischenmenschlichen Vorurteile und Probleme mehr, sondern nur noch eins: Die Geburt eines Kindes und das der Mutter geholfen werden müsste. Demnach schluckte er nur auf ihre Frage und nickte schnell. Er zitterte. Verdammt noch mal Hana wollte am liebsten zusammenbrechen und einfach seinen Beinen gehorchen die nachgeben wollten. Doch er durfte nicht. Er musste dem Drang wiederstehen und sich zusammenreißen, denn er hatte es Mama versprochen und sie brauchte ihn! Beide brauchten ihn! Also lief er schlotternd nach vorne, kam links neben seiner Mutter an und legte die Decken dann rechts zwischen sich und Yoh. Die werdende Mutter sah ihn noch mal nett an, aber danach überkam sie auch schon wieder eine Wehe und sie legte den Kopf nach hinten in den Nacken um zur Decke zu jammern. Hana sah ihr dabei zu und bemerkte wie er sich plötzlich noch unwohler fühlte. Er konnte sich nicht mal im Entferntesten vorstellen was für Schmerzen das sein mussten, aber wenn er sie so sah, dann waren es bestimmt schreckliche. Und immerhin war er der Einzige, in diesem Raum, der diese Schmerzen nicht kannte. Aber warum wirkte Namida so…gelassen dabei? Als würde jeder Schmerz und jede Wehe sie danach etwas entspannen. Als würde es gut tun. Das verstand er nicht. Wie konnte Schmerz gut tun? Und dann sah er wie seine Mutter neben ihm der jungen Frau auf die Schulter fasste und sanft dabei sprach:

„Alles wird gut…Konzentriere dich auf deine Atmung. Ein und aus…Du machst das sehr gut.“

Ihm wurde anders.

Hana wurde plötzlich ganz anders wenn er seiner Mutter so bei der Arbeit zusah. Und noch mehr…wenn er hörte wie sanft sie das gesagt hatte. Man konnte einfach in jedem Wort die Zärtlichkeit und das Behütende hören was Yoh von sich gab und wie sehr er sich um die werdende Mutter sorgte. Aber dennoch blieb er dabei so ruhig und streichelte ihr weiterhin sanft über die Schulter, bis er sich von dieser löste und dann mit beiden Händen vorsichtig über ihren schwangeren Bauch rieb. Es sah aus als würde er sie massieren und zugleich damit beruhigen und Hana fühlte förmlich selbst die Ruhe und Liebe dabei die seine Mutter eben schenkte. Es…es erstaunte ihn und plötzlich wurde ihm klar…das eine Person die selber mal gebärt hatte, genau wusste wie man mit einer Gebärdenden richtig umzugehen hatte. Und da wurde dem Blonden bewusst…das seine Mama das alles auch mal mit ihm gehabt hatte. Das sie mal in derselben Position gewesen war und ein Kind aus sich raus presste. Diesen harten Kampf ebenfalls gekämpft hatte um ihm Leben zu schenken. Hana sah…seine Mutter schlagartig mit anderen Augen. Sie hatte ihn durch all diesen Schmerz und das Leid geboren. Und wenn er das hier sah dann konnte er sich vorstellen das die Schmerzen und das Leid schlimmer waren als das was manche Männer mit Wunden bekamen die sie sich bei der Jagd holen konnten. Hier wurde ein Mensch geboren. Ein Baby riss die Mutter innerlich auseinander und Namida wirkte so stark dabei. Sie hielt das aus, während andere Männer gerne schrien wenn sie sich auch nur den Fuß umknickten! Es war lächerlich. Frauen dagegen…waren doch stärker als Hana immer gedacht hatte, denn meist wurden sie gern als das schwächere Geschlecht dargestellt. Doch nun bekam er Respekt davor. Und wenn er das alles so sah…dann liebte er seine Mama noch mehr als zuvor. Es riss ihn von den Füßen wie stark Frauen sein konnten und genau deswegen würde er bleiben und sich verdammt noch mal zusammenreißen! Er der beide Geschlechter besaß. Denn dieses gerade kommende Kind und diese werdende Mutter hatten es ebenfalls verdient da durch geleitet zu werden. Genau wie er und Mama damals.

Das Stöhnen und die Schmerzen der jungen Mutter wurden extremer und Yoh sah kurz darauf auch schon zu seinem Sohn nach links. Er massierte noch immer ihren Bauch dabei, aber sprach zu Hana in einer ruhigen Stimme:

„Schatz, du siehst doch da vorne den Tisch, richtig?“

Er nickte über die Frau hinweg und Hana folgte der Geste mit seinem Kopf. Er sah wirklich am anderen Ende des Raumes einen kleinen Tisch und nickte dann wieder zu seiner Mutter. Yoh lächelte.

„Alles klar. Ich möchte dass du jetzt dort hin gehst und aus den dort liegenden Kräutern und dem Wasser eine Mixtur anfertigst. Ich habe dir schon alles bereit gelegt und dosiert, du musst also nur die Kräuter bearbeiten und mit dem Wasser vermischen. Das wird ein Getränk das die Schmerzen etwas hemmt und den Muttermund entspannt. Es macht es für Namdia etwas angenehmer das Kind zu gebären.“

Sowas gab es? Hana sah von seiner Mutter weg und wieder rüber zum Tisch.

Zuerst blickte er etwas verunsichert drein und zögerte. Aber dann riss er sich wieder zusammen und hörte auf das was seine Mutter sagte. Er hatte zu hören und zu handeln wenn sie es verlange, denn es musste alles glatt laufen, also stand er auf und lief rüber. Die werdende Mutter stöhnte wieder schmerzhaft hinter ihm auf und Yoh streichelte ihr wieder behutsam über den Bauch dabei. Der Blonde wurde dadurch automatisch etwas schneller als er das Stöhnen hörte. Als würde ihn der Teufel schlagartig persönlich anpeitschen gefälligst Gas zu geben. Er fühlte sich nicht wohl. Die ganze Situation war ihm zu angespannt. Hana war noch jung und zum ersten Mal bei einer Geburt dabei. Sicher konnte man davon ausgehen das er alt genug war um mit sowas fertig zu werden, aber bei ihm war das alles doch nicht so leicht wie es den Anschein hatte, denn er war sehr emphatisch. Und gerade weil er so emphatisch war machte ihn das alles zu schaffen. Er wusste nicht warum, aber er stellte sich plötzlich vor wie es sein musste da zu liegen. Wie es sich wohl anfühlte ein Kind zu gebären und Leben zu schenken? Wenn er all den Schmerz hörte und das Blut von eben sah, da fühlte er Spannung in sich und ihm wurde etwas schlecht dabei. Kinder gebären musste schrecklich sein. Wie konnte sich die Natur nur sowas ausdenken? Grausam. Er würde das niemals hinbekommen, so viel stand fest. Doch er schüttelte die Gedanken ab, als er am Tisch ankam und vor sich die ganzen Kräuter liegen sah.

Er kannte diese Kräuter sehr gut und war überrascht wie schön vorsortiert und bereit alles so vor ihm lag. Mama hatte wirklich gestern an alles gedacht und verdammt gute Vorarbeit geleistet. Und das obwohl sie so viel um die Ohren hatte. Offenbar konnte sie sich schon denken dass das Baby die nächste Nacht, oder zum Morgen hin kommen könnte. Vielleicht war es aber auch einfach nur Glück. Jedenfalls nahm sich der Blonde die Kräuter, packte sie in eine kleine Schale und fing an diese mit einem dicken Stock zu zermalmen. Gab immer wieder leicht Wasser dazu. Hana machte das so lange bis es eine ordentliche, breiige, grüne Masse war und er diese dann in einen Becher neben sich fallen ließ und das dann noch mit dem dort ebenfalls stehenden kalten Wasser vermischte. Mit einem weiteren Stock rührte er darin rum und verteile alles schön. Er selber mochte es nicht, wenn er mal krank wurde, sich dicke und matschige Masse runter würgen zu müssen, also machte er das dieses Mal besonders behutsam, denn er wollte nicht das die gebärende Namida da nun auch noch durch musste, neben all den Schmerzen der Geburt. Als er dann fertig war kam er schnell mit dem Becher in beiden Händen zurück und setzte sich wieder links neben seine Mutter auf die Knie. Vorsichtig reichte er seiner Mama den Becher und sie nahm ihn diesen lächelnd ab. Was Hana besonders an der Sache faszinierte war…dass Mama es nicht kontrollierte. Sie nahm ihm den Becher ab, ohne auch nur mal kurz korrigierend drüber zu blicken und reichte ihn dann auch schon der werdenden Mutter an den Mund, als sie dabei sprach:

„Danke mein Schatz…Hier Namida, trink das, dann wird es dir besser gehen.“

Die Frau hörte auf ihn und griff zittrig und stöhnend nach dem Becher, hielt ihn zusammen mit Yoh fest und trank dann Schluck für Schluck alles aus. Der Blonde sah den Beiden nur dabei zu. Sicher würde es wirken, so wie sie es gesagt hatte. Und währenddessen freute er sich innerlich. Mama…vertraute ihm. Sie hatte es eben bewiesen, indem sie ihn nicht kontrollierte, dass sie ihm vertraute und das tat verdammt gut. Damit hatte sie mehr getan als es Vater jemals versucht hatte. Zumindest für Hana. Es ließ ein leichtes Lächeln auf den Lippen des Jungen entstehen und er nahm danach wieder den Becher an sich, als sie damit fertig waren und brachte ihn schließlich zurück auf den Tisch. Er machte das sehr schnell. Danach saß er auch schon blitzschnell wieder neben seiner Mutter und sah wie sie der Gebärenden auf die Seite half und diese sich hinlegen sollte. Die Geburt ging noch eine Weile und sie musste jede ausbleibende Wehe nutzen um Kraft zu tanken. Deswegen sollte sie liegen und sich entspannen. Leicht strich Yoh ihr dabei noch über den unteren Teil des Rückens. Es diente zur Entspannung. Aber auch die Kräuter würden ihr etwas den Schmerz nehmen und die Geburt sanft beschleunigen. Es dauerte auch nicht lange da fand die werdende Mutter etwas Ruhe und die Wehen waren besser zu veratmen. Dabei strich Yoh ein weiteres Mal sanft über die Stirn und nahm ihr den Lappen dabei ab, der da vorher drauf lag, als er dann wieder zu Hana rüber sah und dabei sagte:

„Sie muss sich schonen. Ihre Fruchtblase ist schon vor einer Weile gesprungen und auch der Muttermund hat sich schon gut geöffnet. Das ist alles sehr gut und es geht voran. Dennoch dauert es noch etwas bis das Baby da ist.“

Hana sah ihn an. Definiere „Etwas“. Wie lange sollte das denn noch so gehen?! Aber seine Mutter versuchte ihm gerade ruhig zu erklären wie eine Geburt ablief und Hana konnte nicht mal leugnen das er neugierig deswegen war, weswegen er auch den Kopf etwas schieflegte und ehrlich fragte:

„Wie lange dauert denn eine Geburt eigentlich? Sie hatte doch gestern schon Schmerzen, warum ist das Baby noch immer nicht da? Ist das echt SO lange?“

Yoh legte den Lappen neben sich hin, nahm sich danach dann noch eine der Decken und legte sie sanft über die sich ausruhende Mutter als Hana ihm diese Frage stellte. Danach drehte er sich wieder zu seinem Sohn, kniete dann ebenfalls und sprach lieb:

„Das ist unterschiedlich Schatz. Manchmal kann es innerhalb weniger Stunden gehen. In der Regel am schnellsten so um die sieben Stunden. Das ist besonders bei Müttern der Fall die schon mal ein Kind geboren haben. Aber manchmal passiert es auch dass man zwei ganze Tage lang Wehen hat bevor das Baby dann endlich kommt. Ich habe bei dir auch einen Tag vorher meine Wehen bekommen und es dauerte fast noch einen weiteren halben Tag bis du dann endlich in meinen Armen warst.“

Hana runzelte die Stirn als er das hörte.

War das so? Das hatte er noch gar nicht gewusst. Allein der Gedanke fast zwei Tage mit Schmerzen zu sein, die schlimmer und schlimmer wurden je mehr Zeit verging, konnte er sich nicht mal in seinen kühnsten Träumen vorstellen. Und es tat ihm plötzlich leid dass er seiner Mutter so lange das Leben zur Hölle gemacht hatte bis er endlich da gewesen war. Allein wenn er Namida so neben sich sah fühlte er sich plötzlich schlecht. War das bei ihr auch so gewesen? Hana hatte seiner Mutter so viel Schmerz bereitet mit seiner Geburt und dennoch…liebte sie ihn so sehr. Mütter waren einfach unglaublich und das im Positiven. So sah er wieder kurz zu der werdenden Mutter neben sich und lauschte ihrem schweren Atmen…als ihm dann auch schon eine Frage auf der Zunge brannte. Hana wusste nicht woher diese Frage so schlagartig kam und wieso er sie stellen wollte. Immerhin hatte das für ihn keine Relevanz. Doch er wollte, denn er wusste…dass Mama die Einzige war die sie ihm gut beantworten könnte. Die Einzige war der er vertraute so eine Frage zu stellen. Also schluckte er und sah dann vor sich auf den Boden, als er etwas beschämt fragte:

„T-tut…tut es sehr weh?“

Yoh legte den Kopf schief und sah ihn fragend dabei an.

„Hm? Was meinst du Schatz?“

Och Gott Mama mach es doch nicht so schwer!

Flüchtig und beschämt sah Hana wieder zu der Gebärenden und dann erneut auf den Boden vor sich. Er hoffte dass Mama damit verstanden hatte was er meinte und er das alles nicht noch mehr ausführen müsste als er es schon tat, denn es war ihm peinlich. Mal abgesehen davon: Der Kleine wusste natürlich das es sehr weh tat, demnach war seine Frage eben auch etwas ungeschickt gestellt gewesen, denn eigentlich sollte sie heißen: Wie sehr tut sowas weh? Doch seine Mutter hatte den Wink mit dem Zaunpfahl bereits verstanden, den er ihr gab und lächelte dann wieder sanft. Interessant das er danach fragte. Und da nichts mehr von Hana kam dachte Yoh er führt die Konversation einfach mal weiter:

„Eine Geburt?...Wieso möchtest du das wissen Hana?“

Es war eine simple Gegenfrage gewesen und dennoch wusste der Junge keine Antwort darauf. Wieso, ja wieso eigentlich? Doch wenn er länger darüber nachdachte…dann wusste er den Grund und der machte ihm Angst. So lief er noch etwas röter an und sprach weiterhin vor sich auf den Boden:

„Naja weil…also weil…Ich sehe halt wie sehr es ihr weh tut und da bin ich halt neugierig wie schlimm das ist. Ich möchte es gerne verstehen weil…naja einfach weil ich halt neugierig bin…“

Er brachte das alles sehr gestückelt und unsicher aus sich raus, so das man erst denken könnte er sog sich etwas aus den Fingern um eine Antwort parat zu haben. Aber Yoh glaubte nicht das es daran lag. Sondern das Hana wirklich ehrliches Interesse daran hatte und einen Vergleich suchte um den Schmerz zu verstehen. Doch sowas konnte man nicht erklären, so sehr es seine Mutter auch wollte. Das war etwas was nur Frauen verstanden die gebärt hatten. Und sie glaubte auch…das Hana das wissen wollte weil er dabei an sich selbst dachte. Aber er wusste doch eigentlich das er nicht…

Namida stöhnte wieder etwas lauter neben ihnen auf und jammerte dabei. Es kam so plötzlich und laut, dass sich Hana doch tatsächlich deswegen erschrak und wie ein angeblendetes Reh völlig regungslos und geschockt auf der Stelle sitzen blieb. Sein Blick wich unsicher und scheu zu der Gebärenden rüber und Yoh streichelte wieder behutsam, mit der rechten Hand, über den unteren Teil des Rückens entlang. Er machte dabei beruhigende Geräusche und massierte etwas zum Po nach unten. Ihr Bauch war ganz schön prall. Ungewöhnlich für eine erste Geburt. Wenige Sekunden danach entspannte sich die werdende Mutter auch wieder und Yoh sah erneut zu seinem verschreckten Sohn. Er dachte nach als er sein Gesicht sah. Vielleicht…war das doch etwas zu viel für ihn gewesen das zu sehen. Seine Mutter überlegte deswegen schon ihn rauszuschicken, doch ließ es als Hana sich wieder fing und unsicher fragte:

„K-kann…kann man ihr denn nicht irgendwie helfen?“

Er wollte helfen…

Yoh lächelte sanft. Er war so ein gutes Kind. Sekunden danach ließ er von der Schwangeren ab und fasste sanft beide Hände seines Sohnes. Er hielt sie fest und deswegen sah Hana ihn auch plötzlich etwas neugierig und verwirrt an. Mama ihre Hände…sie waren so warm. Hatte sie auch Angst? Oder war sie aufgeregt? Sie waren zwar warm, aber nicht verschwitzt, dann durfte es also keine Angst sein. Und dann sah er auch schon das sanfte Lächeln was ihm zugeworfen wurde, gefolgt von beruhigenden und ehrlichen Worten:

„Hana…Es gibt einige Dinge auf dieser Welt die wir nicht ändern können, so sehr wir das auch wollen. Eine Geburt fällt genau in dieses Spektrum hinein und alles was man da tun kann ist den natürlichen Prozess so angenehm wie möglich zu machen und zu helfen wenn es kritisch wird. Ich weis du möchtest helfen, dass möchte ich auch und das tun wir gerade. Es klingt komisch aber wir können nur hier sitzen und sie dabei unterstützen. Weist du Schatz…eine Geburt ist ein sehr spezielles und gefährliches Ereignis. Es gibt innerhalb der Natur keine Perfektion und das gehört dazu. Man sagt: das man bei der Geburt bereits mit einem Bein im Grab steht, so gefährlich ist es. Dies ist ein Kampf den der Körper der Mutter alleine austragen muss. Wir helfen ihr nur das zu überstehen und wenn es nicht anders geht greifen wir invasiv ein. Schmerzen gehören nun mal zu einer Geburt dazu. Dieser Schmerz ist aber auch sehr wichtig, denn nur durch ihn ist die Mutter in der Lage zu wissen was sie zu tun hat und es spornt sie auch somit an weiter zu machen. Aber um auf deine Frage von vorhin zurückzukommen…Ja. Ja es tut höllisch weh und ich glaube man kann nur wissen wie schlimm es ist wenn man selber in den Wehen gelegen hat. Es war der schlimmste Schmerz gewesen den ich je in meinem Leben hatte und oft dachte ich ich müsste dabei sterben. Aber so schlimm es sich auch anhört, eines kannst du mir ruhig glauben…es ist das alles wert. Denn wenn man es geschafft hat, der Schmerz nachlässt und du dein frisch geborenes Baby auf dir liegen hast…das ist das schönste Gefühl der Welt. Zu wissen dass man Leben geschenkt hat und das es deinem Kind gut geht auf das man so lange gewartet hat. Das ist es was uns so besonders macht wie jede Frau da draußen. Die Fähigkeit ein Kind zu gebären. Etwas was reine Männer niemals erfahren werden und wir ihnen somit vorraushaben. Etwas auf das wir stolz sein können…“

Hana sah die ganze Zeit seine Mutter dabei an und lauschte ihren Worten. Etwas…was sie besonders machte. Auf das man stolz sein könnte…Ja schön wäre es. Aber nicht bei ihm, denn für ihn war dieser Vogel schon längt davongeflogen. Und Yoh sah kurz darauf seinem Sohn auch schon an wie sich seine Mine etwas verzog und er plötzlich leicht trauriger wirkte als vorher. Etwas…was ihn noch mehr faszinierte, denn er verstand das nicht. Hana hatte bisher nie den Eindruck gemacht als würde er…

„Ja. Alle außer mir…“

Kam es dann etwas leiser aus dem Blonden und er löste seine Hände von denen seiner Mutter. Es tat weh. Es tat weh nur daran zu denken. Denn wenn er seine Mutter so reden hörte dann…dann klang das schön. Es klang als wären sie wirklich etwas Besonderes und nicht unnormal, so wie er es immer sah. Aber wenn das stimmte…dann machte ihn das automatisch noch unnormaler als alle anderen. Denn er…er konnte das nicht.

Innerhalb seiner Familie bekamen die Männer die Möglichkeit Kinder zu gebären. Eine Gabe die er aber einfach nicht besaß. Etwas was Goldva und Mama ihm schon vor einigen Jahren gesagt hatten…und es nun plötzlich weh tat, denn noch nie zuvor hatte sich Hana so außen vor und verstoßen gefühlt wie in dem Moment. Heh, selbst unter den Außenseitern war er der Außenseiter, was? Damals traf es ihn nicht mal wie ein Schock als er die Aussage bekommen hatte. Er lebte einfach damit weiter und machte sich keine Sorgen darüber. Aber nun…tat es irgendwie weh…Und er hätte nie gedacht dass er mal hier sitzen würde und sich darüber ärgerte kein Kind bekommen zu können. Denn nun bekam er noch mehr das Gefühl weder wie Vater…noch wie Mama zu sein. Also was…war er eigentlich?

Yoh fühlte die Trauer in der Stimme seines Sohnes und wusste sofort was damit gemeint war. Weswegen er sanft und vorsichtig an die linke Wange seines Sohnes fasste und diesen dann damit brachte ihn wieder anzusehen, was auch passierte. Hana sah seiner Mutter in die Augen und die könnte schwören dass sich leichte Tränen darin ansammeln wollten. Etwas was auch der jungen Mutter weh tat, denn nichts auf der Welt wollte sie mehr als ihren Sohn glücklich zu sehen. Und sie wusste das Hana gerade wieder mal zu hart mit sich selber ins Gericht ging und seinen Körper deswegen verurteilte. So wie er es immer tat.

Er ließ die Hand auf der Wange ruhen und sprach:

„…Wünschst du dir denn mal ein Baby, Hana?“

Als seine Mutter ihn das so völlig unverblümt und direkt fragte lief der Junge vor ihr nur noch röter an und zog dann auch schon rasch das Gesicht weg. Raus aus der Hand seiner Mutter. Hana sah rechts neben sich auf den Boden und stammelte beschämt darauf:

„W-Weis ich doch nicht! A-Also…Nein! Also ich…! Ich bin es einfach nur leid in allem der Außenseiter zu sein! Und das sogar selbst innerhalb meiner Blutlinie wie es scheint! Es nervt einfach!“

Und nun war da Wut. Die Trauer wechselte schlagartig über in Wut und Yoh sah ihn nur an. Er konnte das natürlich verstehen. Beides. Aber was auch immer der wahre Grund war und im Kopf seines Sohnes umher spukte, es war leider ein trauriger Fakt das Hana kein Kind gebären konnte. Ihm fehlte halt etwas dafür. Das konnte er nicht, aber dafür konnte er eines mit einer Frau zeugen. Er würde also irgendwann mal eine Familie haben. Doch warum…wirkte es plötzlich so als wollte Hana nicht Vater…sondern lieber Mutter sein? Es gab aber eine simple Erklärung für das alles…und das war wohl die Vorbildfunktion.

Yoh hätte das nie für möglich gehalten, aber so wie es schien sah sein Sohn in ihm mehr ein Vorbild dem er nacheiferte und genauso werden wollte wie er und das obwohl seine Mutter dachte das dies dann eher Hao sein würde. Also Hana sein Vorbild. Wer hätte das nur gedacht? Gedacht das er mehr nach Mama gehen wollte als nach Papa. Es machte ihn plötzlich stolz zu wissen das Hana offenbar ihm nacheiferte. Aber auch zugleich traurig das sein Sohn niemals in den Genuss einer Geburt kommen würde. So das er nicht anders konnte und dann vor zu diesen rutschte. Sanft und mit beiden Armen umschlang er seinen zarten Jungen und drückte ihn fest an sich. So fest und sanft zugleich als hätte er Angst ihm wehzutun. Hana dagegen blieb etwas erschrocken und wie versteinert in der Position und drehte seinen Kopf wieder zu seiner Mutter, so das er mit dem Gesicht an dem Hals seiner von dieser lag. Er fühlte ihre Atmung und spürte wie sie ihm, mit der rechten Hand, sanft durch das kurze, explosive und struppige blonde Haar streichelte, als sie dabei flüsterte:

„Du bist gut so wie du bist mein Schatz und etwas ganz besonderes. Es gibt bestimmt einen Grund warum du so anders bist als alle anderen. Und deswegen weis ich auch dass du deinen Weg meistern wirst, egal was auch auf dich zukommen wird. Sei aber bitte einfach weiterhin nur du selbst und vertraue deinen Instinkten. Und auch wenn es vielleicht komisch klingen mag…aber auch für dich gibt es da draußen jemanden mit dem du mal eine Familie haben wirst. Das weis ich ganz bestimmt Hana.“

Er glaubte fest daran.

Dann drückte er seinen Sohn wieder fester an sich und Hana konnte nicht anders als zu erwidern. Es klang komisch in seinem Alter schon über Kinder und Familie zu sprechen und vielleicht würde es demnächst auch bald wieder in seinem Kopf verschwinden und er den Sorgen des Alltags mehr Beachtung schenken als allem Anderem. Dennoch hoffte Hana…das Mama sich nicht irrte. Irgendwann in der Zukunft vielleicht mal. Wenn er dafür bereit war und er jemanden gefunden hatte den er liebte. Aber jetzt noch nicht. Nun…wollte er einfach nur Hana sein und mehr nicht.

Nach diesem Gespräch vergingen dann auch schon einige Stunden.

Yoh saß inzwischen schon an dem Platz wo er hingehörte um das Kind zu empfangen. Er kniete demnach also vor den geöffneten Beinen der werdenden Mutter, die wieder auf dem Rücken lag und überprüfte immer und immer wieder, so alle paar Minuten, den Stand der Geburt indem er nach dem Muttermund schaute. Dieser Hatte sich so gut wie komplett um die zehn Zentimeter geöffnet und man konnte sogar schon das Köpfchen sehen was bald in den Geburtskanal kommen würde. Hana blieb stattdessen neben seiner Mutter und reichte ihr nur alles was sie brauchte. So einen direkten Blick in ihren intimen Bereich wollte er dann doch nicht. Vielleicht kippe er sogar um wenn er gleich sehen würde wie sich ein Schädel durch das Loch quetschte. Nein da wo er war war es schon gut. Unter anderem konnte er die Tücher reichen um Blut aufzufangen das aus dem Geburtskanal ablief.

Noch nie zuvor hatte er sich so angespannt gefühlt wie in den letzten zwei Stunden. Namida schrie und jammerte nun immer mehr und es machte ihr verdammt zu schaffen. Aber nicht nur ihr sondern auch dem Blonden, der dachte er würde wahnsinnig werden. Und das wo noch nicht mal er gebar. Er fühlte sich so schrecklich hilflos und konnte nichts tun um ihr die Schmerzen zu nehmen. Und noch mehr war er erstaunt darüber dass seine Mutter so ruhig bei alldem blieb. Er wusste das Mama, von allen, am meisten ruhig bleiben musste, besonders damit die werdende Mutter nicht die Nerven verlor. Aber Yoh nahm das alles VIEL zu locker da wo Hana am liebsten schon längst alles hinwerfen wollte und anfangen zu weinen. Besonders als es dann richtig los ging, denn der Muttermund war kurz darauf geöffnet und die werdende Mutter durfte anfangen zu pressen. Endlich durfte sie aktiv pressen und es austreiben.

Es war ein Kampf und Hana spürte das. Allein wenn er Namida pressen sah konnte er es fühlen. Immerhin war er ja sehr empathisch und bei jeder Presswehe, in der Yoh zu ihr sagte: sie solle nun pressen, hatte Hana das Gefühl er müsste gleich mitmachen und presste innerlich ebenfalls. Es war unerklärlich, aber er fühlte so und sein Bauch tat ihm auch schon bald darauf weh. Etwas was sich aber nur in seinem Kopf abspielte weil er sich da zu sehr hineinversetzte. Gott warum dauerte das so lange?! Aber es ging dennoch gut vorwärts. Yoh seine Ruhe und seine Anweisungen halfen der Gebärenden sich zu orientieren und mit den Schmerzen zu gehen anstatt gegen sie anzukämpfen. Sie presste und presste. Und nach wenigen Minuten, die wie eine Ewigkeit vorkamen, da konnte Hana es auch schon hören. Ein lautes Schreien das nicht mehr stoppte und ein lauter Schrei der Mutter dazu, bis sie dann zusammenklappte und schwer atmend verstummte.

Das was noch schrie war so laut und schrill das Hana die Ohren klingelten und er erschrocken zu seiner Mutter sah die dann etwas in den Händen hatte. Es zappelte und schrie und Yoh lächelte nur lieb, fasste sich mit der einen Hand dann eine von Hana seinen Decken vor sich und wickelte das Bündel darin ein. Tupfte immer und immer wieder sanft das Blut von dem kleinen Köpfchen und sprach dann dabei:

„Sehr gut! Sie ist hier! Deine Tochter ist hier!“

Sie war es wirklich.

Hana sah in den Armen seiner Mutter ein kleines Baby liegen das laut schrie und um sich schlug als hätte man es eben aus seinem Schlaf gerissen. Seine Augen weiteten sich vor Faszination als er dieses kleine Ding sah was noch immer mit der Nabelschnur der Mutter verbunden war und einfach nicht aufhörte zu schreien. Sie hatte einen großen Kopf, der etwas unförmig war wegen der Geburt und einen dunklen Haarschopf. Sie war so winzig. Noch nie…hatte er sowas gesehen und Hana spürte plötzlich auch unglaubliche Erleichterung in seinem Bauch und in seiner Brust als er das Baby strampeln sah. Es war unglaublich. Er konnte einfach nicht seine Augen von dem Anblick lassen. Wahnsinn. Da lag wirklich ein völlig neuer Mensch in den Armen seiner Mutter! Es wirkte wie Magie. Der Gedanke dass zwei Menschen, die sich liebten, zueinanderfanden und damit dann einen neuen Menschen erschufen war einfach unglaublich. Eine Geburt war…wirklich etwas ganz besonderes, genau wie Mama gesagt hatte. Er lächelte plötzlich ohne es zu merken, etwas was seiner Mutter auffiel und sie dann ebenfalls lächelte. Kurz darauf übergab Yoh aber auch schon das Bündel der weinenden und erschöpften Mutter, so dass es danach auf ihrer Brust lag und er dabei sprach:

„Das hast du sehr gut gemacht. Sie ist wunderschön. Jetzt muss sie erst mal etwas Nähe zu Mama aufbauen. Drück sie ganz fest an dich.“

Denn das war wichtig.

Mutter und Tochter mussten Kontakt knüpfen und sich etwas beschnüffeln, denn für beide war das eine völlig neue Situation. Das Baby kam weinend auf der Brust der Mutter an und sie drückte es an sich. Die Mutter hatte noch immer Wehen, was an der Plazenta lag die sich noch lösen musste und Tränen liefen aus ihr, während das Schreien des Kindes noch immer aktiv zu hören war. Doch das alles machte Hana nichts mehr aus, denn er war plötzlich selber sehr froh und musste leicht schniefen. Sie hatte so hart gekämpft und nun durfte sie ihr Baby halten. Sogar er wurde da weich und fand das wunderschön. Es war…so viel Liebe im Raum zu spüren. Und genau das war es was Yoh auch so sehr liebte und was er jeder Mutter schenken wollte. Das Gefühl ein Leben zu schenken und dieses dann halten zu dürfen. Das Glück zeigen eine Mutter geworden zu sein. Es war unbeschreiblich.

Yoh saß dann wieder neben der Mutter und streichelte sie über die verschwitze Stirn. Er war sehr stolz auf sie und während er das tat riskierte Hana doch tatsächlich mal einen Blick als er sich von dem Anblick des Babys losreißen konnte. Nun hatte ihn doch die Neugier gepackt und er wollte wissen wie das alles nach der Geburt da unten aussah. Außerdem waren beide eh gerade beschäftig und es würde nicht auffallen wenn er mal kurz nen peinlichen Blick riskierte. Vorsichtig krabbelte er also um die Beine der Mutter herum und lugte dort hin wo das Baby eben noch rausgekommen war…als ihn der Schlag traf. Erschrocken und völlig perplex sah er ihr zwischen die Beine und konnte nicht glauben was er da sah. Er sah nämlich wie sich ein fleischiger Schwamm löste an dem die Nabelschnur hing. Wie er raus ploppte und auf dem Boden ankam. Es war die Plazenta. Aber das war nicht das Problem…sondern das was danach kam. Denn kaum als die Plazenta aus der Mutter gefallen war…sah Hana Haare. Haare die aus dem Geburtskanal raus sahen! Das gab’s doch nicht! Das war…! Vor Schreck sprang er sofort auf die Knie und vor der jungen Mutter zwischen ihre Beine, als er auch schon die Hände unter der Öffnung aufhielt und dabei schrie:

„M-Mama!! Mama da kommt noch was!!“

Es ging alles so schnell.

So schnell das seine Mutter überhaupt nicht reagieren konnte wie es dann auch schon in einem Schwups raus kam…und Hana bald drauf ein kleineres, blutiges Baby auffing. Namida gab dabei noch mal ein lautes Kreischen von sich und dann war die Geschichte auch schon durch und der Blonde saß mit einem weiteren Baby in den Händen dort. Er sah es nur erschrocken an. Es war wesentlich kleiner als das vorherige Kind und schrie auch nicht so laut. Nass und blutig lag es in seinen Händen während er dabei zitterte und es bewegte sich dabei nur sehr schwach. Die Nabelschnur war kürzer gewesen und kurz darauf kam auch schon die zweite Plazenta aus der Mutter gefallen und verteilte noch mehr Blut vor dem Jungen auf den Boden. Und Hana saß nur da. Er saß völlig erschrocken dort und hielt zittrig das zweite Baby in seinen Händen…Zwillinge. Namida hatte Zwillinge bekommen! Etwas womit keiner gerechnet hätte und Yoh sich dann sofort von der Mutter löste und zu seinem Sohn gekrabbelt kam. Es musste schnell gehen. Denn wenn Zwillinge auf die Welt kamen musste man überprüfen ob das Kleinste auch gesund war, da in der Regel immer eines der Beiden darunter litt. Das Zweite bekam meist weniger Nährstoffe oder Sauerstoff als das Erste. Der junge Schamane wollte sich das Baby nehmen…aber hielt inne als er sah was sein Sohn da tat. Er konnte nicht anders und sah einfach nur erstaunt zu. Denn Yoh sah wie Hana sich instinktiv eines der Tücher griff und das Kleine darin einwickelte. Und das genauso sanft, wie es seine Mutter eben zuvor noch getan hatte. Dann tupfte er noch mit dem Tuch dem Baby über das schrumpelige Gesicht und drückte es dabei schützend an sich. Dieser Anblick…faszinierte seine Mutter und sie konnte ihm weiterhin nur dabei zusehen was er tat. Er machte alles richtig. Hana hantierte mit dem Neugeborenen genau richtig umher, als hätte er nie was anderes getan. Als wäre er…eine geborene Mutter.

Sanft und behutsam entfernte der Blonde das Blut der Geburt von dem Bündel und sprach dabei leise zu ihm:

„Schhhhtt…Alles gut. Es ist alles gut Kleines…“

Wundervoll.

Er war zwar erst elf, aber Hana wusste einfach sofort was er zu tun hatte und das wo er noch nie zuvor ein Baby in den Armen gehalten hatte. So wog er es dabei sogar leicht hin und her und versuchte das Kleine, was schwächer weinte als seine Schwester, zu beruhigen, als er dann wieder zu seiner Mama sah und dabei sprach:

„Ein…ein Mädchen. Es sind Zwillinge…Sie hat Zwillinge bekommen, Mama!“

Er strahlte plötzlich über beide Ohren und seine Mutter wurde davon förmlich angesteckt als sie darauf glücklich zurück antwortete:

„Ja das hat sie mein Schatz! Das hat sie.“

Und dann sah Hana wieder auf dieses kleine Wunder in seinen Armen und konnte nicht anders als zu lächeln. Es war…es war unglaublich. Er hielt ein Baby in den Armen. Ein echtes Baby! Das war ein unglaubliches Gefühl sogar für einen Elfjährigen wie ihn. Yoh kam dann wieder neben seinen Sohn und sah auch noch mal über das Kind drüber während Hana es weiterhin in den Armen hielt. Es war zwar etwas schwächer und kleiner als seine große Schwester, aber nichts weswegen man sich sorgen musste. Sie würde locker durchkommen. Ein Wunder. Zwillinge und das so plötzlich. Yoh hatte keine Ahnung gehabt, denn es gab nicht die geringsten Anzeichen dafür. Doch alles war gut gegangen und sie waren um zwei Mitglieder ihres Stammes reicher geworden. Wundervoll und so empfand auch Hana, der das Kind sanft wiegte und dabei breit lächelte. Seine Mutter sah lieb zu ihm. Was wohl in seinem Kopf vorging? Yoh wusste aber dafür genau was in seinem los war, denn wenn er Hana so sah…dann wünschte er sich so sehr das er Mutter werden könnte. Es war grausam und sein Sohn hatte es verdient. Denn so wie er da saß…sah er bereits schon aus wie eine gute Mutter. Auch wusste er sofort was er zu tun hatte. Er war…was ganz besonderes.

Danach sah Hana zu seiner Mutter links hoch und sprach:

„Sie…sie ist so winzig und leicht.“

Er sprach dass mit so viel Freude und Staunen aus das seine Mutter ihm dann dabei durch den Haarschopf fuhr und froh fragte:

„Ist ein tolles Gefühl, oder?“

Glücklich nickte Hana darauf und sah wieder zu dem Baby in seinen Armen. Mama hatte recht. Dieser Tag…war ein ganz besonderer Tag gewesen. Nicht nur weil er zum ersten Mal eine Geburt erlebt hatte, sondern auch…weil er mehr über sich lernte. Denn es gefiel ihm. Es war ein tolles Gefühl helfen zu können und etwas was er nicht mehr missen wollte. Hana hatte in den wenigen Stunden eine völlig neue Seite an sich selbst entdeckt. Eine warme und mütterliche Seite, die er zeigte als er dieses süße Ding in seinen Armen liegen hatte. Er fühlte sich so bereichert an Neuem. Und eines wusste er: er würde diesen Tag niemals vergessen und hatte die Beiden jetzt schon super lieb gewonnen. Die zwei Süßen, die den Namen Lip und Rap bekamen. Rap die die Ältere war und die kleine Lip in seinen Armen. Und auch wenn Hana niemals selber eine Mutter sein durfte, so konnte ihm keiner mehr das Gefühl nehmen ein Baby gehalten zu haben. Ihm das Gefühl nehmen…sich wie eine Mutter gefühlt zu haben. Auch wenn es nur für wenige Minuten gewesen war.
 

Ich hätte mich verloren, wenn ich einfach weiter so vor mich dahin geflogen wäre. Flog hoch in den Himmel, immer und immer wieder ohne auf das zu achten was unter mir war. Aber unten warst dann du, schienst hell im Licht der Sonne und dein lächelndes Gesicht erwartete mich bereits um mir den Weg zu weisen. Blutig und voller Schrammen wurde ich von anderen auf die Knie gezwungen. Doch wenn ich verprügelt wurde und innerlich am zerbrechen war, dann bist du aufgetaucht und hast nach mir gegriffen. Du hast dann alle meine Wunden verpflegt und meinem Leben einen Sinn gegeben. Aber war das alles ein Traum gewesen? Ich konnte fühlen wie deine Hände mich sanft berührten. Es war anders als alles was ich kannte. Denn ich war ein Narr zu allem und jedem dem ich vorher begegnet bin. Weswegen ich die Strafe verdient hatte die ich bekam. Ich wurde aus meinem Reich verstoßen, weil ich zu stolz und hochnäsig war. Doch hätte ich das nicht getan, sondern gehorcht, wäre ich dann hier? Oder wärst du dann in meiner Umarmung gelandet? Und hinter deinem Lächeln verbarg sich etwas Neues. Ein kleines Geheimnis das du tief in dir behütet hast. Doch ich wurde noch immer von der Einsamkeit in mir verschlungen. Dieser Egoismus den ich mit mir trug…und dieses Loch das du bei mir heilen wolltest indem du meine Hand hieltst. Ich sah und hörte das. Und so hörtest du mich rufen. Ich wollte dass du mir noch einmal dein Lächeln zeigst und dieses Mal sollte es richtig und ehrlich sein, denn ich sah die Wahrheit hinter deinen vertränten Augen, als ich gehen wollte. Und ich weis dass du mich niemals verlassen würdest. Genau deswegen werde auch ich nach dir heulen. Jeden Abend wenn ich den Mond an meinem Himmel sehe und wie er sich in deinem Wasser spiegelte. Und so blieb ich bei dir. Doch alle meine Gräueltaten kamen wieder zu mir zurück, wenn ich an damals zurück dachte. Ich kaute noch immer auf den Knochen meiner eigenen Gnadenfrist herum. Der Tod war meine Würde und ich führte ihn aus ohne zu zögern. All das wollte ich mit dir vergessen, wodurch mein Gift deinen Kelch und zarten Leib füllte, den du mir jede Nacht schenktest wenn wir uns liebten. Durch dich lernte ich das Leben zu schätzen und besser zu werden. Kam runter von meinem hohen Ross und zu dir auf den Boden der Tatsachen. Aber ich kann sie noch immer sehen, denn sie sind alle um mich. Warten auf mich das ich mein neues Leben verliere und zu ihnen zurückkehre. Doch das werde ich nicht tun. Ich habe einen Ort gefunden an den ich gehöre. Hier bei dir bin ich zuhause. Ich wurde für dich geboren und du für mich. Hier an den Wellen der menschlichen Welt habe ich dich gefunden. Etwas gefunden was es hoch oben in meinem Himmel nicht gab. Nämlich Liebe und Sterblichkeit. Ich gab alles für dich auf meine liebste. Meine Göttlichkeit und meine Unsterblichkeit. Alles um dich glücklich zu sehen. Und damit schenkte ich dir auch meine Seele und meine Frucht die dann in deinem Leib wuchs. Blieb damit für immer bei euch und habe mich an dich gebunden. Und du und ich werden immer wieder zueinander finden, ganz egal wie weit wir voneinander auch getrennt sein mögen. ICH finde ich. Egal wo du auch bist. Also strahle erneut für mich. Führe mich zurück dir. Lächle noch einmal für mich wie du es damals getan hast. Damals bevor ich ging. Denn wie immer werde ich dich nicht mehr gehen lassen. So wie du es damals von mir wolltest. Damals…als du sagtest dass du mich liebst.
 

„Du! Sag mir: wer bist du! Wie komme ich hier her?!“

„Bitte was?! Woher soll ich denn wissen wie du hier gelandet bist!? Wenn dann sollte ja wohl eher ICH fragen wer du bist und woher du kommst!“

„Wie respektlos! Du hast gefälligst vor mir im Sand zu kriechen du niedere Kreatur!“

„Hah! Das sagt der Typ der selber vor mir am Boden liegt und sich offenbar alle Knochen gebrochen hat! Pass mal auf Großer: ICH stelle hier die Fragen! Denn so wie ich das sehe bist du nicht gerade in der Position mir zu drohen! WO kommst du her und WER bist du?!“

„Ich muss mich deinesgleichen nicht rechtfertigen und erklären! Und ich BEFEHLE dir mir jetzt sofort auf meine Fragen zu antworten!“

„Und ich sagte dir bereits dass ICH hier die Fäden in der Hand habe und die Bedingungen stelle! Oder ist dir mein Speer nicht Beweis genug dass du es so richtig verschissen hast?! Wenn du auch nur eine falsche Bewegung machst, sofern du das mit deinem geschundenen Körper überhaupt noch hinbekommst, dann schicke ich dich persönlich in die Welt der Geister!“

„Elendes Weib! Zeig gefälligst Respekt vor mir!“

„Du kannst mich mal Schönling! Und jetzt rede! Was bist du!? Ein Geist?! Ein Dämon?! Bist du gekommen um mich zu fressen?!“

„Ich bin weder das Eine noch das Andere du dummes Stück! Ich bin ein Gott und du hast dich vor mir zu verneigen und mir zu gehorchen!“

„Ja genau und ich bin eine Meerjungfrau, du Spinner! Wie ist denn dann dein Name du angeblicher Gott?“

„Mein Name ist Dyami! Merke ihn dir gefälligst!...Und wie ist deiner du menschliches Weibsbild?“

„Ich? Wüsste nicht was dich das angeht. Immerhin könntest du ein Perversling sein.“

„Ich befehle dir sofort mir deinen Namen zu nennen!“

„Ist ja gut du Schreihals! Mann was bist DU denn für einer…Er ist aber definitiv nicht so abgehoben wie deiner.“

„Mein Name ist nicht abgehoben! Wie heißt du?!“

„…Anna.“

A storm is approaching

Bekleidet in Frustration und einer neuen Modeerscheinung singe ich während ich so tute als wäre ich glücklich wie alles läuft. Ich überzeuge mich selbst davon noch mehr rücksichtlos und gegen den Wind anzukämpfen, während ich auf die Straße vor meinen Füßen hinabsehe die ich runter laufe. Ich habe keine Zeit für Extrawünsche, denn mit Feinden auf allen Seiten wird meine Teilnahme an diesem Krieg nur zu einem Ergebnis führen das sich nicht mehr vermeiden lässt. Das Leben hat seine Berge, Täler und Klippen. Es ist voller Höhen und Tiefen. Und die Asche der Toten stapelt sich immer weiter in die Höhe mit jedem Tag der vergeht. Doch in der Mitte meiner endlosen Reise halte ich an diesem einen ruhigen Ort am Seitenrand an. Leise werfe ich meine müden Beine zu Boden und während ich mich hinlege falle ich in einen leider leicht zu brechenden, milden Schlaf. Ich sehe dieses Gesicht immer und immer wieder vor mir wenn ich die Augen schließe und höre dabei diese selben Worte ebenfalls immer und immer wieder um mich hallen. Wie sie zu mir sagen: „Bin ich der Einzige der so traurig ist am Leben zu sein?“. Der Rauch von Zigaretten schleicht sich vor meiner Nase durch die Luft und verschwindet danach im Nichts. Er erinnert mich an die Zeit als ich noch ein Kind war. Als dieser noch kein Teil von mir war und man mir sagte: „Eines Tages wirst du es verstehen. Und du wirst Zeuge einer Traurigkeit werden die niemand jemals erfahren sollte.“. So halte ich weiter durch und verschwende meine Zeit mit Gewalt und Leid um mich am Leben zu erhalten. Halte Tränen zurück die nie zurückgehalten werden sollten und bin nicht mehr in der Lage mit der Wahrheit zu leben. Ich bin nicht so stark wie du denkst. Aber muss ich das auch unbedingt sein? So öffne ich meine Augen erneut und die Welt erblüht vor mir im bunten Frühling. Und während ich mich durch den kirschblütenfarbenden Wind kämpfe, nach vorne und auf etwas zu laufe was so weit weg zu sein scheint, da frage ich mich: ob du dort auf mich wartest. Dort unter der Kirschblüte die meinen Namen ziert und begleitet von dem Flattern sanfter, weißer Flügel im Wind sehe ich dich. Sicherlich stehst du dort nur um zu genießen und lauschst aufmerksam dem Tippen von Ameisen auf dem Boden. Ein Lächeln auf deinem Gesicht erhellt meine Welt weil du die Natur so sehr liebst. Und während sich dein Blick vom Boden löst, zu mir wandert und du mich anlächelst, da reiße ich mir die Maske von meinem Gesicht runter mit der ich mich immer vor allem versteckte. Alleinstehend auf einem Hügel den die Sonne vergessen hat und badend im Mondlicht, nehme ich einen tiefen Atemzug und laufe auf dich zu. Kein Geräusch von brechenden Knochen, keine Schüsse und kein schmerzhaftes Brüllen von Menschen ist zuhören und genau so eine Welt wünsche ich mir für dich. Denn selbst ohne Wärme sind wir in der Lage zu leben. Man muss nur daran glauben. Aber für uns beide ist leben einfach nicht genug, was? Der raue Erdboden, die vollen Baumkronen durch die der Wind singt, der Regenbogen hinter den Wolken, die Tage die verstreichen, die Sterne am Nachthimmel und die Wunder der vier Jahreszeiten lehrten uns nach der Wahrheit zu suchen. Lehrten mich nach dir zu suchen. Und egal wie weit wir auch dafür wandern müssen, wir werden uns finden. Damals am Anfang unseres Lebens, wo wir anfingen zu leben und geliebt werden wollten, da waren wir nur einsame Babys die weinten. Aber nun sind wir erwachsen und können entscheiden was wir wollen. So das der Grund einfach weiter zu gehen, sich nicht beirren zu lassen und zu hoffen trächtig ist mit der Hoffnung etwas Neues zu finden. Etwas Besseres. Denn nur das Herz hat die Antworten die wir suchen. Und dieser Ort an dem ich dich gefunden habe meine Winterblüte ist unbeschreiblich. Dieser Ort den ich nun beschützen möchte. Genau wie dich. Mein neues Zuhause.
 

Es war früh am Morgen und er saß alleine am Fluss der sich hinter dem Wigwam entlang schlich.

Die Vögel in den Baumkronen über ihm waren wieder in voller Aufruhr und meist das Erste was man in den frühen Morgenstunden hören konnte, während alles andere noch schlief auf dieser Insel. Doch inzwischen hatten sich noch mehr Geräusche dazu gemischt, je mehr Zeit vergangen war und erfüllten damit den Dschungel um sie herum mit Leben. Eine fremde Welt wie er sie von zuhause nicht kannte. Doch es war erstaunlich wie schnell er sich an diese Geräusche gewöhnt hatte und die ihm inzwischen sogar sehr vertraut wurden. Morgens aufzustehen und die Aras, so wie auch andere Vögel kreischen zu hören, war am Anfang noch etwas ungewohnt gewesen und hatte ihn nicht zu wenig und viel zu oft sehr früh aus dem Schlaf gerissen, dass er jedes Mal am liebsten aufspringen wollte um danach jedes einzelne dieser Biester aus den Baumkronen zu ballern! Schlaf hatte er die ersten Tage nicht wirklich viel gehabt, aber es war faszinierend wie schnell er sich an die neue Umgebung gewöhnt hatte und so langsam seinen eigenen Rhythmus fand damit umzugehen. Er rollte noch nicht ganz mit den Gepflogenheiten und Regeln in diesem Dorf mit, aber es wurde besser und besser je mehr er sich darauf einließ. Je mehr Zeit verging. Etwas was besonders am Anfang nicht so einfach gewesen war, denn es wurde ihm von den Bewohnern auch nicht sonderlich leicht gemacht. Immerhin…war er ein Außenseiter in ihren Augen.

Sakutaro saß am Fluss und hielt in der linken Hand ein großes Stück Holz. In seiner rechten Hand befand sich dagegen ein kleines Messer und sanft schnitzte er damit Stück für Stück die Rinde von dem Stück ab. Seit zwei Tagen war das nun etwas gewesen wo er gerne mal, in einem ruhigen Moment, dran saß und er sich an Schnitzereien versuchte. Ihm war aufgefallen dass einige Männer dieses Dorfes das als Hobby machten und sie erschufen damit sogar richtig schöne Werke. Es waren hauptsächlich Skulpturen von Tieren die sie anfertigten. Wölfe, Vögel, Schildkröten und sogar Bären. Dass genau diese Tiere mehr geschnitzt wurden, als alles andere, verstand er inzwischen sogar, denn am Anfang dachte er es läge nur daran weil es Tradition wäre. Das war natürlich ein Irrtum gewesen und in der einen Woche, in der er nun schon in diesem Dorf wie ein Gefangener mit Privilegien lebte, hatte er endlich erfahren was es mit diesen Tieren auf sich hatte. Okay "Gefangener" war hart gewesen denn es hatte sich gebessert und inzwischen vertraute man ihm sogar so sehr das er sich in Begleitung auch durch das Dorf bewegen durfte ohne gefesselt zu sein. Er hatte zwar von Goldva freies Geleit und Gnade bekommen, aber Hao bestand dennoch darauf dass sich Saku nicht ohne jemanden an seiner Seite durch das Dorf bewegte und im Auge behalten wurde. Und da Hana sich noch immer von seiner Wunde erholte und Hao seinem Sohn momentan eh nicht weiter traute als er ihn werfen konnte, wurde Silva diese Ehre zu Teil auf Saku zu achten. Oder eher mehr ein Auge auf ihn zu werfen und ihn abzumurksen wenn der nur ne falsche Bewegung machte. Je nachdem wie man es sah, also Glas halb voll oder leer. Innerhalb der letzten Woche war also Silva sowas wie Saku sein persönlicher Schatten geworden und sorgte, unter einem wachsamen Auge, dafür das dieser sich an diesem Ort einfügte.Und während dieser Zeit kamen sie echt gut miteinander klar. Es hätte schlimmer sein und er somit jemanden völlig unentspannten bekommen können. Aber Silva war völlig okay, dass wurde Saku schnell klar. Er zeigte ihm wie man sich nützlich machte. So durfte er Holz für das heilige Lagerfeuer hacken und helfen den Acker zu bearbeiten. Einmal durfte er sogar Yoh persönlich helfen Kräuter zu sammeln und Saku war fasziniert davon wie viel er dabei lernte. Das war mit das höchste der Gefühle gewesen. Hao wollte das sogar erst nicht, denn er versuchte gezielt diesen Himmelsmenschen von seiner Familie fern zu halten. Doch da seine Frau einen Dickkopf hatte durfte Saku dennoch mit Silva zusammen mitkommen. Weiterhin Überwachung, aber wesentlich lockerer und nach dieser einen Woche durfte er nun endlich alleine in der Nähe von Hana seinem Zuhause sitzen, ohne das Silva ihn bewachte. Und irgendwie konnte Saku das als Sieg verbuchen, denn es zeigte dass er sich in dieser Woche gut gemacht hatte und langsam Vertrauen erlangte.

Aber zurück zum Thema mit Yoh: Keine Ahnung warum aber die Schamanenkönigin schien an ihm einen Narren gefressen zu haben und nutzte auch gern jede Minute dafür um ihn das unter die Nase zu reiben. Ihm zu schmeicheln wie gut gebaut er wäre und so gutaussehend. Oft wurde das dem Piloten einfach nur unangenehm und peinlich, denn mit sowas wurde er in der Regel nicht häufig überschüttet. Sicher war er irgendwie ein gutaussehender Kerl, das hatte er von seinem Vater abbekommen, aber so taff er auch wirkte, in ihm schlummerte dennoch hin und wieder ein kleiner Junge der sich bei diesen Äußerungen dann regte und danach mit Scham darauf reagierte. Saku mochte es nicht das ihn Leute nach seinem Aussehen beurteilten und mochten. Denn er selber war nicht so ein Fan von sich. Er sah...einfach zu viel seinen Vater in sich. Also ging er nicht wirklich auf diese Gespräche ein. Aber immerhin lernte er einiges von Yoh über Kräuter so on the fly. Warum Hana seine Mutter aber "Mutter" genannt wurde, oder "Schamanenkönigin", obwohl Yoh ein Mann war, da blickte Saku noch immer nicht durch. Er sprach das Thema aber ehrlich gesagt auch nicht an. Obwohl es ihn ja schon irgendwie interessierte, denn es musste ja dafür einen Grund geben. Was er aber besonders von ihm erzählt bekommen hatte waren die Geschichten über ihre Götter. Die großen Vier die angeblich über diese Insel wachten. Etwas womit der bei Saku aber auf Granit biss, denn der schenkte dem allen keinen Glauben. So war er schon immer zu dem Thema gewesen. Aber es war dennoch interessant und somit wusste er auch warum diese vier Tiere immer mal gern geschnitzt wurden.

Es handelte sich bei denen nämlich um ihre Götter die sie verehrten, daher wurden die so viel geschnitzt und offenbar hatte sogar jeder von denen eine Bedeutung. Sakutaro war aber noch immer nicht so in ihrem Glauben und Lebensstil drin das er einfach alles von den Geschichten gesagt bekam, oder diese verstand. Also beließ er es bei der einen simplen Sache: Es waren ihre Götter und die wurden verehrt und deswegen schnitzte man sie, basta. Hin und Wieder schnitzten sie aber auch andere Tiere und Gegenstände. Und ihm war aufgefallen das besonders viele Männer in diesem Dorf, die das machten, selber Väter waren und somit gleichzeitig Spielzeug für ihre Kinder anfertigten, während sie selber etwas abschalten konnten. Zwei Fliegen mit einer Klappe.

Es gab sogar erstaunlich viele Kinder in diesem Dorf und Sakutaro war davon fasziniert wie sehr diese in die Arbeit ihrer Eltern eingebunden waren, aber dennoch einfach nur „Kinder“ sein konnten. Er sah, über die letzten Tage, wie die Kleinen halfen die Früchte und das Gemüse zu sortieren was sie selbst anbauten. Das Fleisch mitschnitten von erjagten Tieren und sich die etwas Größeren Kinder sogar um die Kleineren kümmerten wie Aufpasser. Und während sie das alles machten konnten sie dennoch spielen und dabei lachen. Herzliches und ehrliches Lachen, was sogar einen hartgesottenen Mann vom Militär wie Sakutaro weich werden ließ und sein Herz dabei leicht zum flattern brachte. Es war erstaunlich. Diese Kinder waren ganz anders als das was er aus seiner Kindheit kannte, denn sie wirkten ausgelassener und auch glücklicher. Sie kannten keine Furcht vor Hunger, oder bekamen Angst vor anderen Menschen das diese ihnen was Böses tun könnten, denn hier wuchsen sie behütet und beschützt auf. Sogar ihn, einen völlig Fremden, lachten und winkten sie zu wenn sie ihn sahen, als wäre er nicht das Monster was viele andere Bewohner in ihm sehen wollten einfach weil er von Außerhalb kam. Und das war es dann auch was ihn so erstaunte, denn Kinder in seiner Welt doch eher zurückhaltender erzogen worden. Kinder waren in der Regel grausam. Aber sie waren tief im Innern auch ehrlich und offen für Neues, was sie ihm ganz besonders mit diesen Taten zeigten. Und Saku tat es so gut sowas zu erleben. So behandelt zu werden und nicht immer mit Angst und Abneigung angesehen zu werden…das war Balsam für seine Seele. Bisher machten das die Kinder des Dorfes besser als alle anderen.

Man bekam an diesen Ort wirklich das Gefühl dass die Kinder das größte Gut waren was man besaß. Sie waren die Zukunft und wurden auch genauso behandelt, nämlich das man sich um sie sorgte und nur ihr Bestes wollte und das alles damit sie selber später Kinder haben konnten und somit eine neue Zukunft gestalteten. Es war ein Kreislauf der weiter und weiter ging mit jeder Generation die geboren wurde. Und Sakutaro kannte das nicht, denn er kam aus einer Welt in der Kinder nicht immer so behandelt wurden wie sie es eigentlich sollten. Nämlich auf Armen getragen werdend und geliebt. Er selber war ja ein Kind gewesen das nicht viel im Leben gehabt hatte, außer das was nötig gewesen war um durchzukommen. Sie nagten damals sicherlich nicht extrem am Hungertuch, aber er war dennoch die untere Klassenschicht der Bevölkerung gewesen und musste deswegen viel wegstecken und auf Dinge verzichten die für andere Kinder „normal“ gewesen waren. Spielzeug gehörte zum Beispiel dazu. Da es nicht genug Geld für Spielzeug gab hatte er auch kaum welches gehabt. Lediglich von seinen Großeltern, also Satoshi seinen Eltern, hatte er mal einen Flieger bekommen und den liebte er über alles. Es war sein liebstes Spielzeug gewesen. Einen Kuschelbären hatte er auch zum Schlafen und Bausteine zum Bauen, aber dann hörte der Spaß auch schon auf. Er besaß wirklich nicht viel, aber er war deswegen nie unglücklich gewesen, denn dafür hatte er die beste Mutter der Welt die wirklich alles fernhielt was ihn drohte wegzufegen. Und ohne Spielzeug suchte er sich eben Äste und andere Dinge von draußen womit er seiner Fantasie freien Lauf lassen konnte. Nicht selten baute er mit Chiharu Staudämme nahe an Bächen und nutze Stöcke wie Waffen und kam sich dabei vor wie ein Samurai. Es war wirklich nicht so schlimm gewesen wie einige vielleicht dachten wenn sie das hören würden. Das war es wirklich nicht. Und auch diese Kinder hier wurden nicht mit Spielsachen überhäuft...aber waren dennoch glücklich. Genau wie er damals und das ohne viel zu besitzen. Familien...Und so stoppte er plötzlich mit dem Schnitzen.

Saku sah das Stück vor sich an, welches er in den Händen hielt und das schon langsam Form annahm. Er wusste was es werden sollte. Was er genau draus schnitzen wollte. Und wenn man bedachte dass er ein Pilot war, dann war es wirklich nicht überraschend dass es ein Flieger werden würde. Was auch die Form langsam verriet. Dennoch starrte er ihn nachdenklich an. Er war nicht gut darin, immerhin hatte er das Schnitzen erst vor kurzem angefangen, aber dennoch wurde das irgendwie etwas und das erfreute ihn. Doch nicht so ein Versager, was? Also wenn es um Dinge ging die nichts mit dem Militär tun hatten. Andere Männer konnten das immerhin auch. Andere Männer…Sie schnitzten das für ihre Familien. Für ihre Kinder als Spielzeuge. Aber…warum machte er das? Für wen…schnitze er das Teil? Diese Frage bedrückte ihn plötzlich mehr als sie es eigentlich sollte und er schnaufte einmal laut aus. Es holte ihn so ein wie der Sturm der ihn erst auf diese Insel befördert hatte. Die Erkenntnis sank. Er hatte nie…die Möglichkeit bekommen Vater zu werden.

Sakutaro erinnerte sich plötzlich wieder an Chiharu zurück und es riss sein Herz in Zwei. Er hatte doch alles dafür gehabt. Er hatte damals eine Frau an seiner Seite die ihn mehr liebte als alles andere und die sicherlich nichts dagegen gehabt hätte mit ihm ein Kind zu zeugen. Eine eigene, gemeinsame Familie zu gründen. Doch er…er behandelte sie so schlecht und abweisend. Er gab ihr nicht mal die simpelsten Dinge, die in einfach jeder Beziehung an der Tagesordnung standen und machte sein eigenes Ding noch obendrauf. Ignorierte ihre Gefühle dabei und Chiharu hat ihn einfach immer machen lassen! Hat ihn angelächelt und ihn machen lassen was er liebte, obwohl er ihr ansehen konnte das sie einige Dinge absolut nicht wollte! Und er zog nicht die Bremse. Machte weiter und ließ sie damit ungewollt hinten runterfallen. Verletzte sie damit. Er hat sie…im Stich gelassen. Und das schmerzte. Wenn er damals nur eine Sekunde seinen verdammten Schädel eingeschaltet hätte und damit seinen dickköpfigen Stolz beiseite geschoben, dann hätte er all das mit ihr haben können. Dann wäre sie noch hier. Sie hätten eine Familie sein können. Doch er konnte nicht. Warum konnte er einfach nicht? Warum fühlte es sich damals nicht richtig an? Und noch spannender war die Frage: Warum jetzt? Wieso machte er sich in den letzten Tagen und gerade auch, solche Gedanken darüber? Doch es lag auf der Hand warum: Es war wegen diesem Ort.

Saku war in der letzten Woche so vielen Familien und Kindern ausgesetzt gewesen das es langsam etwas mit ihm machte. Gut er wurde noch immer systematisch von den Eltern der Kleinen ferngehalten, aber dennoch sah er wie viel Liebe und Glück bei ihnen herrschte. Wie sie es genossen eine Familie zu sein. Ihm wurde ganz anders wenn er die kleinen Krümel an sich vorbeihüpfen sah. Wie sie voller Unschuld im Wasser spielten und lachten als könnte ihnen die Welt nichts anhaben und als würden Mama und Papa alles von ihnen halten was auch nur versuchen könnte ihnen schaden zu wollen. Es war ein komisches Gefühl, was sich in seiner Brust breit machte, wenn er das alles sah. Es war ein Klopfen und warmes Kribbeln und selten konnte er sich ein Lächeln verkneifen wenn er die Kleinen sah. Er konnte wegen ihnen lächeln…Etwas was er noch nie zuvor so oft getan hatte wie er es machte seit dem er an diesem Ort war. War er doch eher dafür bekannt nicht zu lächeln und erst recht nicht dafür das er lachen konnte. Doch Saku wusste es. Es erschlug ihn förmlich wenn er diesen noch lange nicht fertigen Flieger vor sich in seinen Händen sah. Er wusste es…er hatte es verbockt. Denn in dem Moment wurde es ihm klarer als jemals zuvor…Er wollte eine Familie. Er wollte ein Kind. Einen Erben und dasselbe Glück was sie hatten. Er war schon immer ein Familienmensch gewesen. Doch musste er offenbar erst zweiundzwanzig werden und Chiharu verlieren um das zu begreifen. Aber nun war es vorbei. Dieser Zug war für immer Abgefahren und er hatte den Anschluss daran verpasst. Er fuhr vor seiner Nase weg und kam nie mehr zurück. Chiharu war tot…und Hana ein Junge. Kinder waren demnach etwas was er nie haben würde...Warum er gerade zu Hana rüber schwenkte? Nun denn in den letzten Tagen da wusste er es endgültig und das wo er dachte es schon länger zu wissen, aber nun hatte es sich an ihm verbissen. Die simple Erkenntnis...dass er Hana liebte.

Seit diesem Schuss am Strand und der Operation wusste er dass er in den blonden Bengel verliebt war. Denn da war etwas zwischen ihnen entstanden was er nicht fassen konnte und was sie miteinander verband. Doch egal was es auch war und so sehr er ihn auch liebte…er konnte es ihm nicht sagen, denn wenn er das tat, dann riss er einen Damm nieder der alles davor ertränken würde was dort aufgebaut war. Er würde Hana seine Welt komplett zerstören…und er selber wäre dann nicht mehr in der Lage zu gehen. Doch er musste gehen. Er gehörte nicht hier her. Und deswegen schwieg er und verbarg seine Gefühle. Tag für Tag…und er merkte wie schwer es wurde. Je mehr Tage vergingen…umso schwerer wurde die Last auf seinen Schultern. Der Drang diesen Damm einzureißen und Hana endlich zu sagen was er für ihn empfand, nagte an ihm. Doch wenn Saku etwas konnte, dann war es Schweigen. Was er viel zu oft getan hatte und zu gut beherrschte. Aber leider…war er nicht gut darin seine Gefühle zu verbergen. Mimik und Gestik machten da in der Regel nicht was er wollte und jeder der etwas Empathie besaß konnte ihn deshalb lesen wie ein offenes Buch. Doch er hoffte einfach mal das Hana nicht zu dieser Gruppe gehörte. Immerhin war der ein schrecklicher Holzkopf und brauchte manchmal etwas bis es bei ihm klingelte wenn es um Emotionen ging. Zumindest bekam der Pilot bei ihm dieses Gefühl. Entweder war es wirklich so, oder Hana war verdammt gut da drin seine Empathie nicht durchblicken zu lassen und hielt sich damit hinter dem Berg. Aber egal was es auch war, Saku hoffte einfach dass sein Geheimnis auch genau das bleiben würde, nämlich ein Geheimnis. Eines was er mit sich nehmen würde. Weg von dieser Insel…Und dieser Gedanke tat wieder weh, also musste er ihn sofort wegschieben.

Und so sah er weiterhin einfach nur den werdenden Flieger in seiner Hand an und seufzte erneut. In was…hatte er sich da nur mal wieder rein manövriert? Er hatte echt ein Talent dafür, was?

Wenigen Sekunden, nach seinem Seufzer, spürte er wie ihm etwas an den Hinterkopf donnerte. Es war ein leichter Klaps gewesen und nicht extrem fest, aber es langte um seine Aufmerksamkeit zu erlangen und er drehte sich mit dem Oberkörper etwas nach hinten. Sah über seine rechte Schulter dabei und zu der Person die ihn mit etwas beworfen hatte. Im Nu war er wieder im Hier und Jetzt angekommen und sah etwas verdutzt und ertappt zu dem Jungen hinter sich…der ihm wie immer einen mürrischen Blick entgegen warf. Es gab nur einen der ihm so einen mürrischen Blick zuwarf und noch die Arme dazu verschränkte während er dabei, in seinen Augen, so wunderschön aussah…und das war Hana. Er stand auch nicht weit weg von dem Piloten und schnaufte mal kurz Luft genervt aus der Nase. Der Kleine sah nicht beeindruckt aus und Saku wusste auch nicht was er nun wieder getan haben sollte um so einen Blick kassieren zu müssen. Aber das war auch egal, denn sein Blick und Fokus legten sich auf etwas völlig anderes…Und das war Hana selbst.

Der Blonde stand dort mit den Armen vor sich verschränkt und Saku konnte nicht glauben wie wunderschön er heute aussah. Normalerweise war der Junge, in vielerlei Dingen, sehr ungeniert. Besonders was seine freche Klappe betraf, oder auch sein Aussehen. Er machte nicht viel aus sich und meist trug er nur noch das Oberteil was er von Saku geschenkt bekommen hatte und eine Hose dazu. Das wo der damals sagte es wäre von Paku und noch dazu eine lockere weiße Hose mit Schläppchen. Seine Haare waren auch immer offen und wild, so dass sie ihm verspielt ins Gesicht hingen und man sicherlich kämpfen müsste um die Mähne auch nur ansatzweise zähmen zu können. Und besonders dass er das Oberteil von Saku trug, wurde speziell von Hao nicht gerne gesehen. Es entsprach nicht den Vorstellungen des Häuptlings und gehörte nicht zu ihrer Kultur, deswegen feuerte er so dagegen. Jedes Mal wenn er es sah bekam er einen Wutausbruch und wollte es seinem Sohn am liebsten vom Leib reißen und danach verbrennen. Aber Yoh verfügte über mehr Macht als es sich Saku auch nur im Geringsten vorstellen konnte und hielt damit seine schützende Hand über seinen Sohn. Das war der einzige Grund warum Hana es tragen konnte ohne gleich komplett verteufelt zu werden. Es war aber leider auch sehr übel zugerichtet worden, wegen all dem Blut seiner Verletzung und dann auch noch dort zerschossen wo der Bauch begann. So gesehen war es nur noch ein Lappen mit einem Loch. Dennoch wollte sich Hana partout nicht davon trennen, was dazu führte das Yoh keine andere Wahl hatte und die Dinge selbst in die Hand nahm. Er schnappte sich das Teil und flickte es wieder zusammen. Reparierte es. Selbst das Blut hatte er irgendwie komplett rausbekommen, was für Saku wie ein Wunder glich. Waren Blutflecken doch hartnäckig zu entfernen. Keine Ahnung wie Yoh das hinbekommen hatte. Aber wie gesagt: Hana trug das Oberteil jeden Tag seit er es bekommen hatte. Ihn ohne es zu sehen wurde eher die Seltenheit. Was Saku sehr erfreute, denn es zeigte dass Hana dieses Geschenk viel bedeutete…welches ja eigentlich von ihm kam. Aber heute…war das nicht der Fall gewesen und so wie Hana dort hinter ihm stand, da konnte Sakutaro nicht anders als kurz ganz leicht rot anzulaufen und ihn anzustarren. Denn er war schön.

Zum ersten Mal sah Saku den Blonden ganz anders gekleidet. Sogar noch mehr anders als sie sich kennengelernt hatten. Hana trug dieses mal nämlich eine schwarze, statt weiße Hose und wie immer die hellen Schläppchen dabei, von denen einer eben an Saku seinem Hinterkopf gelandet war um ihn zu wecken. Oberhalb trug der Kleine heute nichts und man konnte deswegen genau sehen wie zart er doch war und wie gut die Wunde schon verheilt war. Lediglich die Naht sah man noch und die Fäden, aber alles andere war wieder normal. Hana sein Körper war nicht flach und mickrig, sondern zart und mit sanften Muskeln übersät die ein Knabe in seinem Alter eher weniger hatte. Doch was den Piloten besonders bannte…waren seine Haare, denn Hana hatte zum ersten Mal seine blonden Haare nicht struppig und wild hängen, sondern hoch zu einem Zopf am Hinterkopf gebunden während ihm dabei noch einige Strähnen nach vorn, verspielt, als Pony ins Gesicht fielen. Er war so schön. Er war wunderschön und jetzt fiel Saku erst recht auf welch eine Schönheit der Kleine doch eigentlich war, wenn der Mal etwas aus sich machte. Obwohl es ja schon ungewohnt war ihn nicht so wild sondern eher „zahm“ hergemacht zu sehen. Vielleicht irrte er sich ja auch…aber Sakutaro hatte in der letzten Woche öfter das Gefühl bekommen das Hana sich verändert hatte. Es konnte auch an seinen Gefühlen für ihn liegen, also das er ihn deswegen anders wahrnahm, aber dennoch wirkte er plötzlich viel „femininer“ in seinen Augen als sonst. Er wirkte graziler und geschwungen an einigen speziellen Stellen. Sehnig und sanft wie ein Gepard. Wie eine wilde Blüte. War seine Hüfte breiter geworden, oder spinnte Saku nun komplett? Und warum war ihm das bisher nie aufgefallen? Also wie zart und leicht weiblich angehaucht Hana doch war. Immerhin kannten sie sich schon fast zwei Wochen. Auf jeden Fall starrte er den Jungen vor sich nur weiter an. Und das so wortlos dass es sogar Hana auffiel und der plötzlich etwas beschämt rechts neben sich runter sah und muffig dabei sprach:

„W-Was? Ja auch ich kann mich mal ordentlich hermachen…Glotz mich nicht so an Saku.“

Er wusste sofort was das sollte.

Ordentlich hermachen war noch nett ausgedrückt, denn er sah umwerfend aus. Der Pilot lief wieder dabei etwas beschämt rot an. Saku wurde aber durch die Worte plötzlich bewusst wie sehr er Hana gerade anstarrte und musste sich selber wieder aus dem System reißen. Was er dann auch tat indem er sich schnell abwand und wieder vor sich auf sein Geschnitztes in den Händen blickte, als er darauf antwortete:

„M-mach ich doch überhaupt nicht…Ich bin mehr schockiert darüber das du schon so früh auf den Beinen bist…Solltest du dich nicht noch etwas mehr erholen und ausschlafen Hana? Immerhin bist du angeschossen worden.“

Geschickt aus der Affäre gezogen.

Der Blonde legte den Kopf etwas mürrisch schief und starrte dem Älteren an den Hinterkopf als der das von sich brachte. Die Leier schon wieder, ja? Bloß nicht zugeben dass es ihm gefiel was er sah und er deswegen so gestarrt hatte. Typisch Saku. Hana war ja nicht blöd. Er wusste das Sakutaro ihn mochte, dass wurde allein in der letzten Woche, seit sie hier waren, immer klarer und war nun wirklich nicht mehr schwer zu erkennen. Es sei denn man hatte ein komplettes Brett vor dem Kopf, oder man war wie Hao und wollte nichts davon wissen und es um jeden Preis auch nicht so wollen. Aber es war offensichtlich geworden. In den letzten Tagen hatte sich Saku viel um ihn gekümmert, da Hana nicht wirklich viel laufen konnte und sich erholte. Er brachte ihm zusammen mit seiner Mutter Kräuter und half ihm sich wieder ans Laufen zu gewöhnen und auf die Beine zu kommen. Wenn auch erst nur in kleinen Schritten. Aber es gab noch so viel mehr was sie aneinander band, als bloß eine Rehabilitation von einer Schusswunde. Es waren Gesten. Kleine Gesten und Blicke geworden die Bände sprachen und Hana immer mehr das Gefühl gaben das Saku wirklich sowas wie tiefe Gefühle für ihn hatte und die nicht nur auf Freundschaft oder Pflichtgefühl beruhten. Und genau diese Dinge…machten ihn nervös. Er selber wusste nämlich nicht wo er dran war und was er damit tun sollte. Noch dazu machte es ihre Situation zusätzlich wesentlich schwerer und weis Gott nicht leicht.

Nach diesem einen verdammten Schuss hatte sich einfach alles geändert. Es war als hätte man Hana genommen und kopfüber in einen eiskalten See getunkt damit er endlich klar in der Birne wurde. Als hätte man ihn zerlegt und völlig neu wieder zusammengeflickt wie ein kaputtes Spielzeug. Nicht nur emotional sondern auch körperlich fühlte er sich anders. Er fühlte sich leichter und offener und an einigen Tagen dachte er er könnte Bäume ausreißen, nur um dann Stunden später wieder loszuheulen wie ungerecht alles doch war. Noch nie war es ihm so ergangen. Neue Gefühle waren in ihm erblüht. Knospen von der er dachte das sie niemals sprießen würden waren nun plötzlich erblüht und veränderten einfach alles. Er hatte sich in Sakutaro verliebt und konnte es ihm nicht sagen. Allein in der letzten Woche wurden seine Gefühle für diesen Trottel immer stärker und er merkte dass auch bei dem selbst etwas anders geworden war. Da war etwas zwischen ihnen, aber keiner konnte so genau fassen was es nun war und das sorgte für eine komische und unangenehme Anspannung zwischen ihnen. Nicht das sie sich anders verhielten und Abstand zueinander nahmen, nein das war nicht der Fall, aber sie wirkten meist angespannter untereinander. Als müsste man achten was man sagte um ja nicht entkommen zu lassen das man in den Anderen verliebt war und das war ein scheiß Gefühl. Als hätte sie die Rache eines Gottes persönlich erwischt und der trat dann auch noch mal ordentlich nach wenn man am Boden lag. Es war nicht toll und Hana wusste nicht was er tun sollte um das alles wieder etwas zu lockern. Er war in der Hinsicht auch sehr zwiegespalten. Auf der einen Seite wollte er dass es wieder so locker und frech wurde wie es immer zwischen ihnen gewesen war seit sie sich kennengelernt hatten. Aber auf der Anderen wollte er mehr als das. Er liebte diesen Mann und er wollte dass sich aus ihrer Beziehung zueinander mehr entwickelte als nur Freundschaft und Spaß. Hana wollte Liebe. Er wollte diesem Mann näher kommen und ihm sagen wie sehr er ihn liebte. Ihm sagen das er nicht gehen sollte und bei ihm bleiben. Doch er war nicht sonderlich gut mit Worten und sehr unsicher, so wie auch emotional verschlossen, deswegen wusste er nicht wie er da dran gehen sollte. Und dann war da noch…das er wusste das Saku gehen wollte. Der wollte nämlich nur so lange bleiben bis es dem Blonden wieder gut ging und sich danach wieder darum kümmern das er und seine Jungs nachhause kamen. An diesen Ort von dem Saku erzählt hatte das es „Japan“ hieß. Denn in den letzten Tagen hatte der Pilot endlich mal mehr über seine Heimat erzählt, so wie er es Hana immer versprochen hatte und es klang einfach nur bizarr.

Er und Yoh hatten Saku gelauscht und es klang wie aus verrückten Schriften und wie Märchen die man Kindern erzählte um sie zum Schlafen zu kriegen. Sakutaro sprach von „Gebäuden“. Das waren angeblich Wigwams die so hoch waren das sie in die Wolken reichten und nicht aus Stoff sondern Stein gebaut wurden. Das sie mit ihren „Vehikeln“ den Himmel und den Ozean erobert hatten und hinkonnten wo sie auch immer hin wollten. Aber er erzählte auch von Gewalt und Kriegen. Das Menschen sich gegenseitig umbrachten um an Nahrung und Land zu kommen und das war etwas was Hana sehr erschrak, denn sowas gab es bei ihnen nicht. In ihrem Dorf lebten alle in Frieden und brachten sich nicht um nur weil der eine ne Bohne mehr hatte als der Andere. Es war einfach nur bizarr und krank in den Ohren des Blonden. Und Saku erklärte ihm somit auch was er war. Was ER getan hatte. Nämlich das er genau in diese Spalte fiel und Menschen bekämpfte für ein Land in dem er lebte. Zuerst wusste Hana nicht wie er damit umgehen sollte dass dieser Mann, den er über alles liebte, andere Menschen umbrachte und das offenbar sogar verdammt gut konnte. Das er in einigen Schlachten gewesen war und es keinen Unterschied für ihn machte WEN er da über den Jordan jagte. Aber es änderte sich als Hana ihn dabei ansah…und er sah wie sehr es Saku quälte darüber zu reden und das er es bereute. Er war ein guter Mensch und offenbar hat er vieles davon nur getan um zu schützen was er liebte. Was ihm Hana nicht mal verübeln konnte, denn er…hatte sowas ja auch schon getan. Damals im Tal mit Onaya. Saku hatte für sein Zuhause gekämpft…und für Chiharu…Und genau das tat Hana weh. Nämlich zu wissen das sie noch immer so präsent in seinem Kopf war. Tja und dann war da wieder die Situation…das er gehen würde. Es hing wie ein Damoklesschwert über Hana und je gesünder er wurde umso näher kam dann auch schon die Zeit in der es einfach vom Himmel fallen würde um ihn dann schließlich aufzuspießen. Ihn zu töten. Doch Saku sollte nicht gehen. Er…er sollte bei ihm bleiben. Aber Hana wusste nicht wie er das ansprechen sollte. Was er tun sollte ohne komplett wie ein verliebter Trottel rüberzukommen. Es war schwer, also tat er das was er immer tat wenn Gefühle zu schwer wurden…er schwieg und drückte sie von sich weg. Genoss alles solange er konnte…Und das tat weh. Er fühlte sein Herz zerspringen bei dem Gedanken. Wie sollte er…ohne Saku weiterleben? Morgens aufwachen, ohne in dieses dumme Gesicht sehen zu können in das er sich so verliebt hatte? Das klang inzwischen unvorstellbar. Und wenn Saku ging…dann konnte man Hana auch gleich umbringen. Denn es war als würde man ihm einen Teil seiner Seele entreißen.

Hana schüttelte kurz darauf auch schon den Kopf und lief danach auf Saku zu, als er dabei sprach:

„Ich will nicht noch länger die Decke unseres Zuhauses anstarren. Langsam muss ich mal wieder anfangen mich mehr zu bewegen als nur einige Stunden am Tag. Und noch dazu nervt es. Es geht mir wesentlich besser Saku und ehrlich gesagt würde ich alles dafür tun um nicht wieder in diesen Wigwam zu müssen! Ich würde sogar lieber auf dem Acker Schnecken sammeln als noch länger da drin eingesperrt zu sein!“

Und das war ja an sich etwas was er nicht gerne tat. Also einmal das Schneckensammeln und dann noch weggesperrt zu werden, denn Hana liebte seine Freiheit sehr. Saku musste darauf sogar kurz schmunzeln, als er das hörte und fühlte wie sich ihm Hana von hinten näherte und dann dabei seinen rechten Schlappen wieder anzog, den er ja eben noch nach ihm geworfen hatte. Kurz darauf setzte sich der Blonde auch schon ebenfalls links neben ihn auf den Boden und sah zu ihm auf, als der Pilot darauf antwortete:

„Heh, wenn es nach DIR gegangen wäre, dann wärst du am liebsten bereits schon vor fünf Tagen wieder raus in den Dschungel gerannt um Tapire zu jagen…Du solltest deinen Körper mehr Ruhe gönnen und auf ihn achten Hana. Es gibt dir nämlich keiner einen Zweiten.“

Und da war was dran, denn Hana mutete seinem Körper wirklich viel zu viel zu. Doch da konnte man sich auch mit einer Muschel am Stand unterhalten, die hörte dann wohl noch eher zu als der Kleine, denn Hana wollte das in der Regel nicht hören und ignorierte es deswegen gekonnt. Zu hören dass er auf sich Rücksicht nehmen sollte und sein Körper nicht so konnte wie er selber gern wollte, dass machte dem Blonden mehr zu schaffen als er zugab. Und in Saku seinen Augen behandelte der Kleine seinen Körper nämlich gerne mal wie eine Maschine die gefälligst zu funktionieren hatte. Aber so einfach war das nicht. Hana war ein Mensch aus Fleisch und Blut und der Körper brauchte nun mal seine Zeit und Ruhe um sich zu regenerieren. Besonders da diese Schusswunde nicht ohne gewesen war. Was keine Schusswunde übrigens so an sich hatte. Saku konnte das alles aber dennoch verstehen, so dumm es auch war, denn Hana war sicherlich noch nie zuvor in seinem Leben so körperlich gefesselt gewesen wie in den letzten Tagen es der Fall war. So stark verletzt worden das es ihn beeinträchtigte und er deshalb nicht mal mehr laufen konnte. Dennoch war es erstaunlich wie taff der Kleine alles weggesteckt hatte und man konnte nicht leugnen das er auf dem besten Weg der Genesung war. Was auch sicherlich an der guten Fürsorge und der Behandlung seiner Mutter lag. Und so sehr er wollte das der Kleine seinen Hintern wieder in den Wigwam schob…war er doch froh ihn gerade bei sich sitzen zu haben und einfach nur mit ihm reden zu können. Nur sie zu zweit. So wie vor eine Woche.

Seit er hier war gab es diese Momente nicht mehr. Da Saku regelrecht von Silva überwacht wurde und Hao seinen Sohn meist im Blick hatte wie ein Falke, fanden die Beiden keine Zeit mal für sich zu sein. Sich zu streiten und anzumachen so wie immer. Der Ältere vermisste es ja schon fast. Die Tatsache dieses freche Gör anzubrüllen weil der mal wieder quer schoss und nur Ärger machte. Es gehörte einfach dazu. Besonders das trotzige Gesicht dabei. Wow…er vermisste es wirklich. Doch irgendwie…war es auch gut so wenn sie nicht viel alleine sein konnten, denn so konnte sein Herz auch nicht auf dumme Gedanken kommen und er sich von Hana etwas emotional distanzieren. Denn wenn sie so alleine waren…kamen in seinem Verstand nun mal dumme Gedanken auf. Dinge wie…Hana einfach so zu schnappen und zu küssen. Ihn zu kosten und ihm dabei wahrscheinlich sogar noch die Zunge in den Rachen schieben. Besonders gerade, wo sie so nahe nebeneinander saßen und sie keiner sehen konnte, da brachen diese sexuellen Gedanken förmlich über hin herein. Was eigentlich nicht so seine Art war, denn noch nie zuvor hatte er dieses Bedürfnis gehabt. Nicht mal bei Chiharu, die er ja bekanntlich auf Abstand hielt und sie sich nur so nahe kamen weil SIE das alles befeuert hatte.

Saku hatte damals auch mit ihr Sex gehabt und das war das erste Mal gewesen das er sich so fallen ließ und seine Deckung dabei vernachlässigte. Sich sein Hirn komplett ausknipste und er mehr gefühlvolle Emotionen rauskommen ließ als er es eigentlich machte. Doch warum hatte er das getan? Immerhin gab es öfter Situationen zwischen ihnen wo sie versuchte sich an ihn ranzumachen und er sie dann abblockte. Warum klappte es vor einigen Monaten so plötzlich das sie sogar Sex dabei hatten? War es…ihre Art gewesen? Chiharu war damals nämlich spitz und laut gewesen, ja sogar leicht aggressiv. Es erinnerte ihn plötzlich…sehr an Hana. Sie waren sich irgendwie ähnlich. Er…er war so ein Blödmann.

Hana sah derweil wieder etwas muffig zu ihm, während Saku in Gedanken verloren war und antwortete dann:

„Ich weis was mir gut tut Sakutaro. Mach dir keine Sorgen um mich.“

Keine Sorgen was? Heh, dieser Zug war schon lange abgefahren, denn Saku machte das schon automatisch ohne es wirklich verhindern zu können. Immerhin liebte er diesen Bengel. Und dann sah der Blonde zu dem was der Pilot da in seiner linken Hand hatte und blickte es erstaunt an. Blinzelte dann sogar mal kurz verdutzt. Das war…eine Schnitzerei, so wie es die meisten Männer in ihrem Dorf machten. Hana erinnerte sich. Hao hatte das auch mal gemacht als der Blonde noch klein gewesen war. Einen Holzvogel hatte er geschnitzt kurz nachdem Hana geboren wurde. Einen den er heute noch immer besaß, aber darum ging es gerade nicht sondern um den Punkt das…Warte mal…Saku schnitzte? Das war etwas was er von ihm so überhaupt nicht erwartet hätte und deswegen fragte er dann auch offen und ehrlich, als er zu dem Holz in Saku seiner linken Hand nickte:

„Du schnitzt? Ich wusste nicht dass du das kannst. Hielt dich immer viel zu grob dafür, hehe."

Frech, aber irgendwie auch ehrlich.

Sakutaro sah dann verdutzt zu ihm und dann wieder zurück zu dem Stück in seiner Hand. Was sollte das denn heißen? Hielt er ihn für so grob das er sowas feines etwa nicht hinbekommen würde?! Obwohl, er konnte es Hana nicht mal verübeln…immerhin war töten etwas was Saku besser konnte als alles andere und das war nicht gerade das was man als „fein“ bezeichnen konnte. Er schnaufte dann leicht genervt und antwortete ihm dennoch darauf sanft:

„Ja…Also ehrlich gesagt kann ich das auch nicht so wirklich. Is mehr so ein Versuch. Hab es ja auch noch nie zuvor gemacht. Aber ich wollte…Ach keine Ahnung…Ich hatte einfach mal Lust es zu probieren. Machen ja hier einige bei euch und offenbar hab ich mich angesteckt. Bin ja nun schon etwas länger bei euch und da färbt offenbar so einiges ab, was?“

Er sagte das mit einem leichten Schmunzeln und Hana sah ihn dabei genau an.

Das war es in der Tat und es war unglaublich wie schnell diese eine Woche an ihnen vorbeigehuscht war. Und ganz besonders das Sakutaro so ruhig dabei geblieben ist. Immerhin hatte der seit einer Woche nichts mehr von seinen Jungs gehört und konnte keinerlei Kontakt mit ihnen aufnehmen. Ihnen sagen dass es ihm gut ging. Er war ein Gefangener, auch wenn es sich wesentlich gebessert hatte, demnach ließ man ihn auch keinen Kontakt zu Außerhalb herstellen und hielt ihn an der kurzen Leine. Hana tat es weh. Besonders wenn er hörte wie Saku das eben gesagt hatte. Er klang nicht gut dabei. Da waren feine Töne von Trauer in seiner Stimme die offenbar nur der Blonde inzwischen hören konnte. Doch konnte er nicht ganz verstehen woher die Trauer genau kam. Doch eines dachte er sich wenn er ihn so sah: Saku musste…innerlich brechen vor Sorge um sie. Und dennoch blieb er taff und ließ er sich davon nichts anmerken. Ja wirkte sogar so entspannt dabei. Sicherlich war das aber auch nur möglich weil er ihnen mehr als allem anderen vertraute. Er wusste dass sie zurecht kamen und auf ihn warten würden, denn nur das konnte ihn so entspannt halten. Vertrauen…war etwas Wichtiges, wie?

Sakurai hatte viel bei ihnen im Dorf gesehen und sich, laut Silva und Mama, inzwischen sogar sehr gut eingelebt. Besonders für einen völlig Fremden und auf so eine kurze Zeit, war das erstaunlich. Das machte Hana irgendwie stolz und froh. Doch er musste sich auch eingestehen…dass es sicherlich nicht so bleiben könnte. So sehr er auch dagegen ankämpfte, es gab Dinge die das bekräftigten. Doch Hana war, in der Hinsicht, ungewöhnlich egoistisch. Also wenn es um den Piloten ging. Denn er wollte Saku für sich und das dieser bei ihm blieb. Aber wie…wie konnte er das tun? Besonders…wenn er ihn damit vielleicht sogar verletzten würde. Denn um nichts auf der Welt wollte er diesen Mann verletzten. Er liebte ihn, also was war dann gerade die richtige Lösung? Die richtige Entscheidung? Seine Mama sagte einst zu ihm: wenn man jemanden liebt…dann musste man auch loslassen können, Besonders wenn es dem Anderen nicht gut tat was passierte. Doch Hana wusste es nicht. Er wusste nicht was Saku gerade gut tat. Oder was er wollte. Er spürte diese emotionale Nähe und wie Saku ihn fühlen ließ das er gerne bei ihm war. Worte, Gesten, Mimik, wie er ihn dabei anlächelte und ansah. Alles sprach Bände die gutes aussagten. Aber dann spürte er auch diese Distanz zwischen ihnen und wie der Pilot ihn damit gezielt auf Abstand hielt. Der Kleine wusste was er wollte…Aber wusste Sakutaro das auch? Er wollte diesen Mann nicht loslassen. Aber um nichts auf der Welt wollte ihn verletzten und zu etwas zwingen was er nicht wollte. Nicht mehr. Diese Zeit zwischen ihnen, in der man dem Anderen was aufzwang, war in dem Moment gestorben als dieser Schuss Hana zerrissen hatte. Dieses Loch in seinen Bauch schmetterte. Seit der Sekunde stand seine ganze Welt Kopf. Dieser Mann...hatte ihn so verändert. Saku hatte ihn so verändert.

Weswegen er plötzlich etwas frech lächeln musste. Besonders wenn er das in Saku seinen Händen sah...Manche Dinge ändern sich aber echt nie, was? Egal was auch kam. Hana wollte die Situation dann etwas entspannen und sprach deswegen:

„Das war ja so klar dass du einen verdammten Zero schnitzt. Du und diese Schrottkiste…“

Gutes Auge.

Es war zwar noch lange nicht so weit das man wirklich sagen konnte das es mal ein Zero werden würde, aber Hana kannte seinen Saku ja inzwischen recht gut um es besser zu wissen und so langsam nahm das Holzstück ja auch die Form eines Fliegers an. Er und dieses Teil waren einfach unzertrennlich. Sagte man seinen Namen schwang immer der Flieger irgendwo mit. Das und diese Fliegerbrille waren sein Markenzeichen gewesen. Und dennoch…fiel ihm plötzlich ein wie wenig er doch über ihn wusste. Denn wenn man es so sah dann wusste Saku wesentlich mehr über Hana und sein Zuhause, als der über ihn. Sicher wusste der Blonde inzwischen das er aus einer komischen Welt namens Japan kam und das er ein Pilot war der mit seinem Zero Kämpfe austrug. Das er eine verstorbene Freundin mit dem Namen Chiharu hatte und das seine Jungs seine Familie waren. Aber da hörte es auch schon auf und das war nicht wirklich viel. Er wusste nicht woher er aus diesem Japan kam, wie sein Zuhause so gewesen war, wer seine Eltern waren und wie er aufgewachsen war. Und das tat Hana plötzlich sehr weh, denn er wollte jetzt all das wissen. Er wollte ihn „kennenlernen“, den wahren Sakutaro kennenlernen und wissen wer er war. Doch irgendwie…hatte Hana das Gefühl das ihm dafür langsam die Zeit davon rannte…Das es vielleicht schon zu spät dafür war.

Sakutaro schmunzelte wegen den Worten des Blonden und sah dann ebenfalls wieder auf und zu Hana, als er frecher konterte:

„Hey diese Schrottkiste ist ein Teil von mir, klar? Sie…sie bedeutet mir sehr viel…“

Und da war es. Der Kleine konnte selber kaum glauben was da gerade passierte, denn das war die Eintrittspforte auf die Hana so lange gewartet hatte. Er sah sie förmlich vor sich wie sie mit hellen Lichtern vor ihm aufschimmerte und groß, so wie auch breit, darüber stand: FRAG MICH JETZT BEVOR ES ZU SPÄT IST! Es wurde ihm förmlich serviert, weshalb er sich wunderte. Und er machte das. Er nutze diese Chance, denn vielleicht bekam er keine Zweite mehr.

Der Blonde sah darauf wieder aufmerksam zu ihm und fragte mutig und bestimmt:

„In wie fern ist der ein Teil von dir?“

Zu viel. Viel zu viel.

Als ihn Hana das fragte war dies der Moment wo Sakutaro schlagartig wieder den Blickkontakt abbrach und vor sich auf den Boden sah. Fast so…als hätte er bereits zu viel gesagt. Ihn zu nah an sich ran gelassen. Tja und Hana bemerkte das. Er fühlte wie der Ältere sich wieder versuchte zu distanzieren, aber dieses Mal wollte der Blonde das nicht zulassen. Dieses Mal nicht. Bitte nicht. Bitte lass mich nicht draußen im Regen stehen und rein. Lass mich rein und öffne mir die Tür. Ich reiße meine Wände für dich ein…Warum kannst du das nicht auch? Was...bin ich für dich? Hana flehte das förmlich innerlich. Doch so sehr er das auch spürte er ließ nicht nach und sprach etwas frech und spitz, um die Lage zu lockern:

„Was? Denkst du echt dass du mich noch immer so auf Abstand halten musst und mir nicht sagen kannst was los ist, obwohl ich schon angeschossen wurde und nur wegen dir noch hier bin? Du hast mir mein Leben gerettet Saku…Ich…ich vertraue dir. Kannst du mir nicht auch wenigstens ETWAS vertrauen? Ist das wirklich so schwer?“

Und das waren harte Worte für den Älteren. Härter als sie es vielleicht hätten sein sollten, denn es traf ihn persönlich. Saku kämpfte mit sich. Das hatte nichts damit zu tun. Er vertraute Hana. Natürlich vertraute er ihm! Aber…Aber er konnte nicht einfach so über seinen Schatten springen. Einfach alles hinter sich lassen was er erlebt hatte.

Sakutaro hatte viel mit ihm geredet und ihm Dinge aus seiner Heimat erzählt, so wie versprochen. Aber sobald es um persönliche Sachen ging, um Gefühle und seine Familie, da schwieg er wie das berühmte Grab. Er riss einfach seinen Wall nicht nieder und verbunkerte sich in einer Festung von Verlustängsten und Schmerz. Er ließ Hana nicht rein. Doch der hatte das Gefühl das der Ältere das irgendwo wollte, aber einfach nicht den Absprung schaffte. Doch was sollte Hana tun…um ihm die Sicherheit zu geben das es okay war? Das es okay war seine Tore zu öffnen. Er musste ja nicht gleich den ganzen Wall einreißen, dass erwartete er auch nicht von ihm. Aber er sollte wenigstens eine Lücke ermöglichen durch die Hana eindringen könnte um ihn zu finden. Denn er war sich ziemlich sicher, dass hinter diesem Wall aus Angst, Schmerz und Trauer, ein kleiner Junge saß der sich nichts lieber wünschte als gerettet zu werden. Der weinte und verletzt war. Und Hana wollte diesen Jungen finden. Er wollte ihn retten. Dieses kleine, weinende Kind finden, seine Hände fassen und ihm auf die Beine helfen. Ihm sagen dass alles gut werden würde und er keine Angst mehr haben müsse. Das er sich nicht mehr verstecken muss. Er wollte diesen kleinen Jungen drücken und ihm damit das geben was er mehr brauchte als alles andere…nämlich Liebe und Verständnis. Jemand sein bei dem er sich fallen lassen konnte und der Saku auffing wenn der an seine Grenzen kam. Doch wie sollte er das werden…wenn Sakutaro ihm dazu nicht mal eine Chance gab? Sich weiterer hin selbst wegsperrte und in Ketten legte. Sich... seine Flügel stutzte und seine Flugfedern persönlich raus zupfte. Noch nie zuvor wollte Hana jemanden so sehr helfen wie ihm. Und das war für den Kleinen ein gewaltiger Schritt in seiner Entwicklung, denn früher…da war ihm einiges egal gewesen. Doch nun wurde er erwachsen. Es war ein gutes Gefühl. Und das hatte er nur Sakutaro und seinen Jungs zu verdanken.

Die Stille wurde derweil einfach unerträglich.

Saku fand offenbar einfach nicht den Mumm zu antworten und sah nur weiter vor sich auf den Boden. Er schien so weit weg und in Gedanken zu sein. So weit weg wie Hana ihn schon mal gesehen hatte, nämlich damals am Strand kurz bevor er angeschossen wurde. Was dachte er? Womit…kämpfte er gerade wieder, denn der Blonde sah ihm an das er mit sich kämpfte. Doch wo gegen genau kämpfte er in sich? Vielleicht wieder…wegen ihr…Es war zum verzweifeln und Hana gab es sogar wieder auf. Er sah ebenfalls weg und vor sich auf den Boden weil einfach nichts passierte. Es war wie immer: Saku machte dicht und mauerte gleichzeitig noch oben drauf. Er ließ Hana nicht rein. Es tat weh…zu wissen dass die Person, die man liebte, einem nicht vertraute. Und so langsam hasste Hana sich immer mehr dafür dass er diese Gefühle überhaupt erst zugelassen hatte. Warum nur…musste er sich verlieben? Es tat so weh. Besonders wenn man spürte das der den man liebte auch etwas für einen über hatte, aber dieser einen dennoch bewusst auf Abstand hielt. Er konnte das nicht. Wenn Liebe so weh tat und für Probleme zwischen ihnen sorgte, dann sollte sie verdammt noch mal wegbleiben! Und es brachte nichts. Er würde nicht antworten. Doch genau in dem Moment, wo er einfach aufstehen und gehen wollte…da passierte es endlich. Es passierte das Unglaubliche...und Saku packte aus:

„...Ich hab ihn selbst zusammengeflickt.“

Sprach er plötzlich und Hana sah erschrocken rechts zu ihm auf. Was? Was hatte er da eben gesagt? Er war so erstaunt darüber, dass Saku überhaupt was sagte, dass er komplett verpeilt hatte was er gerade erzählte. Aber zum Glück lächelte der auf einmal sanft neben ihm zum Boden und sprach darauf weiter:

„Mein Zero bedeutet mir so viel weil ich ihn wieder auf Vordermann gebracht habe. Damals als ich noch ganz frisch im Militär war und keiner daran glaubte dass das Teil je wieder fliegen würde. Aber ich hab es geschafft. Ich hab ihn wieder in die Luft bekommen und seit dem ist er etwas auf das ich mich immer verlassen konnte…Hana ich...ich war schon immer fasziniert von der Tatsache gewesen sich wie ein Vogel hoch in den Himmel zu erheben. Ich wollte schon immer fliegen können. Einmal weil es toll sein musste so weit oben zu sein und frei den Wind zu fühlen. Und dann noch…weil ich so vor Dingen fliehen könnte die ich nicht wollte. Zumindest dachte ich das immer als Kind.“

Hana sah ihn erstaunt an und drehte sich etwas zu ihm. Er hörte ihm zu und schenkte ihm seine volle Aufmerksamkeit, denn endlich war das passiert was er immer wollte…Saku redete mit ihm über etwas Persönliches und nun wollte er noch mehr über ihn wissen. Endlich ließ Sakutaro ihn ein Teil seiner Gefühle und Vergangenheit werden. Und das war toll. Es machte Hana sehr glücklich. Also lauschte er weiter und Saku packte weiterhin aus:

„Als ich in deinem Alter zur Armee ging war ich genauso wie du. Naja...vielleicht sogar noch schlimmer, wenn ich ehrlich bin. Ich war barsch, gezielt und wusste genau was ich wollte. Heh, ich hatte einen verdammten Dickkopf und versuchte den bei jeder Situation, die sich ergab, auch durchzusetzen. Ich war…aggressiver und voller Frust. Was nur deswegen kam weil ich so vollgestopft mit Trauer und Ungerechtigkeiten war. Das war meine Art damit umzugehen. Ich schlug um mich und machte es vielen damit nicht gerade leicht an mich ranzukommen. Einzig Chiharu und meine Mutter waren die Einzigen dich mich wirklich verstanden und mit mir wussten umzugehen. Und erst später lernte ich Sugiura, Katsura, Matsumoto und Paku kennen und die nahmen mich auch gleich so wie ich war. Ich lernte sie beim Militär kennen und sie…sie wurden zu meiner Familie...Hana du weist es nicht, aber ich wollte schon immer einen Zero fliegen. Ich war nicht so simpel gestrickt dass ich einfach nur fliegen wollte egal mit was. Nein, es sollte genau DIESER Flieger sein und kein anderer.“

Dieser und kein anderer...

Hana legte den Kopf schief und fragte darauf:

„Warum ausgerechnet der?“

Und das war der Moment wo Saku wieder links zu ihm sah und plötzlich stolz lächelte.

„Weil er der „Samurai der Lüfte“ ist. Oder eher mehr sein Pilot sich so betiteln durfte.“

Der Blonde runzelte die Stirn, denn er hatte keine Ahnung wovon der Ältere da sprach. War das etwas besonderes? Weswegen er auch gleich fragte:

„…Was ist ein Samurai?“

Saku lächelte wieder etwas breiter und sah dann auf das Stück Holz in seiner Hand. War klar dass er keine Ahnung davon hatte. Woher auch? Das war...so Typisch Hana. Aber das war auch okay und so wie es sein sollte. Denn so kannte er ihn. Also klärte er ihn auf:

„Weist du bei uns in Japan ist ein Samurai ein edler Krieger. Die Samurai waren Krieger im alten Japan. Das Wort bedeutet „Diener“ oder „Begleiter“ und sie gehörten dem Kriegeradel an, einem wohlhabenden und angesehenen Teil der Gesellschaft. Fast alle Samurai hatten einen Herrn, dem sie treu ergeben waren. Diese Herrn nannte man Shōgun. Das waren aber nicht nur Armeechefs, denn meist waren sie sehr wohlhabend noch dazu und herrschten über einen der Kleinstaaten, aus denen Japan früher bestand. Unterstand ein Samurai aber keinem Shōgun, wurde er als Rōnin bezeichnet. Ein Abtrünniger, oder Ehrenloser. Zu ihrer Ausrüstung gehörte meist ein Katana, ein langes, scharfes Schwert. Andere waren aber auch mit einem Speer oder Pfeil und Bogen bewaffnet und um ihren Körper zu schützen trugen sie eine Rüstung. Sie folgten einem Verhaltenskodex, dem Bushidō. Dazu gehörten Tugenden wie Höflichkeit, Treue, Mut und Bescheidenheit. Außerdem waren sie sehr darauf Bedacht, ihr Gesicht zu wahren. Was sich besonders damit zeigte dass wenn sie in einer Schlacht verloren hatten, sie oft Seppuku begingen, den rituellen Selbstmord, um der Schande zu entgehen.“

Hana lauschte gespannt. Sowas hatte er ja noch nie zuvor gehört. Es war faszinierend. Dennoch verstand er das nicht ganz. Es ging hier doch um Menschen, oder? Was hatte also bitte ein Zero mit all dem zu tun? Er runzelte weiter nachdenklich die Stirn und als Saku wieder links zu ihm sah konnte der förmlich sehen wie sich die Zahnräder in Hana seinem Schädel drehten und der versuchte sich einen Reim darauf zu machen. Es war schon irgendwie goldig anzusehen. So das Sakutaro kurz sanft auflachte und dann fragte:

„Was? Über was denkst du nach du Holzkopf?“

Es kam so unerwartet und Hana lief deswegen auch sofort leicht rot an und muffte dann:

„N-Nenn mich nicht Holzkopf, du Blödmann! Ich versuche das alles zu verstehen, okay?! Immerhin komm ich nicht aus dieser verrückten Welt so wie du! Ich versuche zu verstehen warum du das auf deinen Zero beziehst! Verdammt noch mal gib mir ne Pause! Mann du bist so anstrengend Sakutaro..."

Saku schmunzelte. Wirklich? Heh, aber da kannte er noch jemanden der SEHR anstrengend war. Doch er war mal nicht so und erlöste Hana von seinem Grübeln:

„Warum ich das auf meinen Zero beziehe? Ganz einfach: weil ein Zero genau das verkörpert was ein Samurai nämlich auch war. Er war ein Beschützer und Diener Japans, der sich aber auch nach seinem Versagen dann selbst aus dem Verkehr zog. Obwohl viele meinen Zero wahrscheinlich eher als Mordwaffe sehen würden, als alles andere. Ich habe…diesen Flieger gesehen und mich sofort damit verbunden gefühlt, Hana.“

Der Blonde wurde wieder ruhig und sah ihn blinzelnd an. Fragte dann schließlich darauf:

„Hm? Wieso das denn?“

Und das war eine berechtigte Frage. Doch zuerst stockte der Ältere auf die Frage und war still geworden. Dann sprach er aber dennoch weiter. Er war nun eh schon soweit gekommen, also warum nun aufhören zu erzählen? Er antwortete dann:

„Nun weil…weil ich mich auch schon immer so sah…Meine Mutter sah mich schon immer als ihren Samurai an. Das färbte wohl irgendwie ab. Sah mich als die Person die ihr Treue schwor und sie beschützte und das wo ich noch so klein gewesen war. Ich ging zum Militär weil ich wollte dass es meiner Familie gut ging, denn wir hatten nämlich nicht besonders viel. Ich wollte das was ich habe um jeden Preis beschützen und bewahren…Griff nach jedem Grashalm wenn es dadurch die Hoffnung gab mein miserables Leben und das meiner Familie zu verbessern. Und genau das macht ein Zero auch. Er ist seinem Land verpflichtet und beschützt die Bevölkerung vor allem was ihr schaden will. Ein Zero ist in den richtigen Händen eine Ein-Mann-Armee. Er verfügt über unglaubliche Stärke, aber ist deswegen auch genauso zerbrechlich und sterblich wie ein Samurai auf dem Schlachtfeld es gewesen war. Er ist die beste Waffe seiner Zeit und ich…ich wollte ihn zähmen, weil ich so das Gefühl bekam ich würde auch dann mich besser verstehen und zähmen lernen. Würde lernen mehr zu werden und was aus mir zu machen. Viele hielten mich deswegen für bescheuert sowas fliegen zu wollen, denn immerhin waren diese Flieger dafür bekannt dünn wie Papier zu sein und wurden dann doch eher nur genutzt um sich in die Reihen der Feinde zu werfen als alles andere. Als wirklich durchzuhalten. Wir sind…menschliche Bomben im Dienst unseres Landes…“

Was waren Bomben? Und was meinte er mit: sich in die Reihen der Feinde werfen? Hana verstand das nicht ganz und harkte deswegen auch präzise nach:

„Was…was meinst du mit: „in die Reihen der Feinde werfen“, Saku?“

Er verstand das nicht und Sakutaro sah ihn darauf ernster an, so das Hana erst dachte er hätte etwas komplett Falsches gefragt. Doch dem war nicht so, denn es war ein Fakt…das Saku eine menschliche Bombe des Militärs war und deswegen erzählte er auch weiter. Denn er wollte dass der Kleine es verstand.

„…Wie ich es bereits sagte: Man stürzte sich auf den Feind und brachte sich damit selbst um…Hana, ein Zero ist dafür gedacht sich selbst zu zerstören, wenn es kritisch wird. Das bedeutet: wenn du auf dem Schlachtfeld nicht weiter kamst, oder so angeschossen wurdest das nur noch Flucht dich retten könnte, dann hast du dich, mitsamt deinen Flieger, in den Feind geworfen, bevor du Schande über dich bringst geflohen zu sein. Du hast dich damit selbst umgebracht in der Hoffnung noch genug andere mit in den Tod reißen zu können. DAS ist unsere Pflicht als Zero-Pilot. Wir opfern uns für unser Land, auf den Befehl unseres Generals hin, um wenigstens noch etwas Schaden anzurichten und anderen damit eine Chance zu geben. Eine Chance vielleicht doch noch weiter zu kommen als wir es konnten. Es ist ein ehrenhafter Tod von dort wo ich herkomme und wir werden sogar noch als Helden gefeiert nach unserem Ableben…“

Und als er das hörte war es als würde Hana ein Stein erschlagen. Innerhalb von Sekunden, wo er diesen letzten Satz hörte, da gingen ihm so viele Dinge durch den Kopf. Auf der einen Seite war da die Fassungslosigkeit durch die Worte die er vernommen hatte. Ihm wurde bewusst wie bescheuert das doch war, denn noch nie zuvor hatte er von sowas gehört, also das sich jemand darauf einließ sein Leben einfach so wegzuwerfen ohne großartig darüber nachzudenken und das dann auch nur weil ein Dritter dies von dir verlangte. Aber noch verabscheuenswürdiger fand Hana den aller letzten Satz von Saku. Den: das sie als „Helden“ gefeiert werden. Wo war daran denn bitte etwas Heldenhaftes?! Zumindest in Hana seinen Augen konnte er darin keinen Sinn sehen. Und erst recht keine heldenhafte Sache. Wenn sich jemand bewusst in einen Kampf stürzte und sein Leben wegwarf, obwohl man sehen konnte dass es aussichtlos war, dann hatte das für ihn nichts mit Heldentum zu tun. Es war einfach nur bescheuert und selbstmörderisch. Was nütze es einem denn bitte noch als Held gefeiert zu werden wenn man weg war?! Wenn man bereits die Blumen von unten sah. Es war verrückt. Aber auf der anderen Seite…konnte er verstehen warum speziell Saku sich für diesen Wahnsinn einschrieb. Immerhin hatte er es ja auch schon gesagt. Er machte das…weil er seine Familie beschützen wollte und das es ihr gut ging. Es war ehrenhaft und unterstich mal wieder was für ein guter Mensch er doch war und wie groß sein Herz doch sein konnte. Aber was nütze es ihm bitte wenn er dabei drauf ging und die Familie somit allein ließ?! War es das denn wirklich wert? Denn Hana fand es persönlich viel schlimmer…Menschen zurückzulassen die einen liebten.

Er verstand das alles einfach weiterhin nicht und sah demnach Saku auch so fassungslos und erschrocken an. Der Ältere dagegen sah förmlich wie sich in Hana seinem Kopf alles prozessierte und seine kleinen Zahnräder versuchten das zu verarbeiten und zu sortieren. Ihm war klar dass der Kleine es nicht verstehen könnte, immerhin kam er aus einer ganz anderen Welt…wo dieser Wahnsinn nicht herrschte. Und das war auch okay. Saku hoffte…das Hana das niemals erfahren würde. Deswegen lächelte er nur sanft zu ihm und fragte:

„Was? Was geht dir durch den Kopf? Etwa wie bescheuert ich doch bin und wie lebensmüde zugleich? Ich könnte es dir nicht mal verübeln, wenn du das gerade von mir denkst Hana.“

Denn nichts anderes kannte er sein Leben lang…

Dennoch, in seiner Stimme klang etwas Freches hervor, aber seine Augen sagten das weis Gott nicht aus. Denn in ihnen…konnte man die Trauer sehen. Und wenn Hana einfach nur Hana gewesen wäre, in dem Moment zumindest, dann hätte er dem auch zugestimmt. Er hätte genickt und Saku direkt vor den Latz gedonnert wie bescheuert er doch war und wäre dabei noch aus der Haut gefahren, wie er es besonders gut konnte wenn er etwas nicht verstand. Aber Hana…hatte sich verändert und demnach war ein ganz anderer Gedanke da als Sakutaro anzufahren. Denn er wusste es. Hana wusste…das Sakutaro nicht hören wollte wie bescheuert er in der Hinsicht doch war. Das wusste er ja selber besser als jeder andere und das konnte man ihm genau ablesen. Er war sich dessen bewusst. Hana fühlte das…und wusste plötzlich was er zu sagen hatte, ohne lange darüber nachzudenken. Denn es war ein Gefühl geworden. Zu fühlen…wie er mit ihm zu reden hatte. Er lächelte deswegen frech, aber dennoch sanft zu ihm und gab danach von sich:

„Weist du…ich tappe nicht mehr in diese Fallen hinein, Sakutaro. Zumindest nicht in diese.“

Saku sah ihn nach dem Satz etwas verdutzt an. Verstand den Sinn nicht und fragte:

„Was? Wie meinst du das?“

Doch es war so simpel. Und das wurde ihm dann auch bewusst…als Hana es ihm sagte:

„Naja ich kenne dich inzwischen sehr gut. Also das würde ich mal ganz frech von mir behaupten. Auch wenn du nicht immer alles mit mir teilst und ich nur ein kleines Fragment deines Leben kenne, so kenne ich den Mann den ICH hier bei uns kennengelernt habe. Weist du…mein altes Ich hätte dir zugestimmt. Ich hätte hier gesessen und dich für bescheuert abgestempelt. Und wenn ich ehrlich bin…kann ich noch immer nicht genau verstehen warum man gern freiwillig seinen Leben wegwirft. Besonders dann wenn es offenbar keinen Unterschied machen würde ob man es tut oder nicht. Nenn MICH bekloppt, aber ich werfe mein Leben nicht einfach so weg. Ich bin ein Mensch dem sehr viel an seinem Leben liegt und der alles dafür tut um zu überleben. Auch wenn ich vielleicht, so hin und wieder mal, Aktionen bringe die nahe an das kommen was ich bei dir als „bekloppt und lebensmüde“ bezeichnen würde. Wo ich dir vielleicht sehr ähnlich bin. Aber dennoch…ich hänge sehr an meinem Leben Sakutaro. Und ich kann mir gut vorstellen dass DU das auch tust. Doch ich denke habe es teils verstanden. Also zumindest denke ich das. Der Unterschied zwischen dir und mir ist…das du dich für andere, ohne zu zögern, sofort opfern würdest. Du bist ein Teamspieler und schreckst nicht mal davor zurück dein Leben für etwas wegzuwerfen an das du glaubst und für die die dir wichtig sind. Ich dagegen…ich bin in der Hinsicht egoistisch und würde das nicht so leicht tun. Ich hätte das NIE getan. Doch ich habe mich verändert und inzwischen…verstehe ich warum man das für jemanden tun möchte. Auch wenn ich damit noch immer kämpfe und dreimal darüber nachdenken würde bevor ich mich opfere. Aber ich verstehe es…und das habe ich DIR zu verdanken. Denn seit du bei mir bist habe ich mich verändert und tue es noch immer. Du zeigst mir Dinge und Gefühle die ich noch nie zuvor in meinem Leben gesehen oder gespürt habe. Ich wachse an dir und bin nicht mehr ganz der kleine, dumme Junge der ich vor fast zwei Wochen noch gewesen bin. Erstaunliche Wandlung, was? Was ich eigentlich nur sagen wollte: Ich verstehe deine Gründe und ich akzeptiere sie auch. Nie würde ich diese als bescheuert abstempeln. Besonders…wenn ich fühlen kann warum du das getan hast. Du hast mich verändert. Und vielleicht…vielleicht hab ich dich auch etwas verändert…Oder?“

Sie saßen einfach weiterhin nur da und sahen sich still dabei an.

Sakutaro ließ seinen Blick nicht eine Sekunde von Hana seinen Augen abweichen und versuchte genau zu verstehen was er, in jenem Moment, von diesen ablesen konnte. Denn eigentlich hatte er sehr gut gelernt bei anderen abzulesen was in ihren Köpfen vorging. Er war kein Hellseher, aber über die Jahre hatte man so seine Tricks und Techniken gelernt um von anderen ihre Handlungen vorauszusehen. Auch wenn ihn die Meisten dafür nicht lange genug in die Augen sahen. Denn der Pilot hatte an sich einen sehr stechenden Blick. Das war etwas was er schon von klein auf hatte und was auch irgendwie etwas seinen Charme und seinen Sexappeal förderte und nicht bloß sein Körper allein. Er besaß starke und hübsche Augen. Aber dennoch war es genau dieser stechende Blick, der in gewissen Fällen auch wie eine Klinge sein konnte, welche Menschen von ihm fern hielt. Das war unter anderem auch einer der Gründe warum Saku einem nie lange in die Augen sah. Warum er keinen festen Blickkontakt aufbaute um Bindungen zu erschaffen. Er wollte nicht aufdringlich rüberkommen und er wusste…das er mit diesem Blick verletzten konnte, gerade weil andere ihn dadurch nicht einschätzen konnten und dachten er wäre sauer oder meist angepisst. Doch bei Hana…hatte er dieses Gefühl nicht. Noch nie gehabt. Dieser Junge vor ihm…war mit der Einzige dem Saku lange in die Augen sehen konnte und das ohne Angst haben zu müssen er würde ihn falsch verstehen. Denn nicht mal bei seinen Jungs…konnte er so intensiv und lange in die Augen blicken wie er es bei Hana gerade tat. Und er hatte recht. Der Kleine hatte recht, denn es war etwas zwischen ihnen passiert…nämlich das sie sich BEIDE verändert hatten. Und Hana wusste es ganz bestimmt, ganz egal wie sehr Sakutaro auch versuchte damit hinter dem Berg zu bleiben und es zu verheimlichen. Er sah es wenn er ihm in die Augen sah. Dieser Junge vor ihm wusste…das Saku Gefühle für ihn hatte. Genauso wie Saku wusste…das Hana Gefühle für ihn hatte. Es war nicht mehr abzustreiten. Vielleicht hatte er dem Kleinen wirklich etwas besser die Bedeutung von „Selbstlosigkeit“ beigebracht. Aber was Hana ihm dafür beigebracht hatte, was er ihn wieder lehrte, war so viel mehr gewesen als das was ER ihm bisher gab. Denn es war Vertrauen in Andere und vor allem…wieder Nähe zuzulassen. Denn das hatte er ihm durch seine Taten beigebracht. Und das von Anfang an seit er hier auf der Insel war.

Hana hatte ihn nie aufgegeben. Seit sie sich kannten hing dieser Bengel an ihm und suchte seine Nähe. Und es war völlig egal aus welchen Gründen er das am Anfang auch getan hatte, denn das Ergebnis war das Selbe: Sie lernten dadurch Vertrauen zueinander. Mit seiner frechen, arroganten und verbissenen Art hatte sich Hana an Sakutaro festgezwackt wie ein Blutegel. Und in der Hinsicht war er wahrscheinlich sogar offener gewesen als der Pilot selbst, denn Hana wollte mehr über ihn wissen und war neugierig. Saku dagegen wollte ihn nur loswerden und sich wieder stur zurück in das verkriechen was er besser konnte als alles andere. Sich verkriechen in seiner Sicherheitszone, nämlich dem Töten und dem Militär dienen. Doch Hana hatte ihn da rausgeholt und geöffnet. Zwar nicht auf die feinste und sanfteste Art, aber er hatte es dennoch getan. Und zum ersten Mal in seinem Leben…war Sakutaro froh auf dieser Insel gebruchlandet zu sein. Das es keinen Weg so schnell von dieser runter gab und man ihn damit in Ketten legte. Ihn in Ketten legte damit Hana kommen konnte um ihm etwas beizubringen. Etwas was er verlernt hatte und von dem er sich, nach Chiharu ihrem Tod, abschottete. Und es war nicht nur die Fähigkeit wieder Vertrauen zu können…sondern auch das was er sein Leben lang gesucht hatte. Was er einst hatte, aber es nicht wertschätze und deswegen später sogar verlor. Nämlich geliebt zu werden wie man war. Einzig seine Mutter und Chiharu hatten ihm das in so einem starken Ausmaß gegeben und er hatte dennoch beide verloren. Er hatte sich nicht richtig um sie gekümmert und so verloren. Hätte seiner Meinung nach mehr tun müssen!

Doch dann fiel ihm etwas auf. Es fiel ihm plötzlich wie Schuppen von den Augen und er verstand es. Dieses Gefühl…Er hatte dies auch von seinen Jungs bekommen, denn die hatten ihn auch so akzeptiert und geschätzt wie er war. Sie liebten ihn ebenfalls, auf ihre verrückte Art und Weise vielleicht, aber dennoch liebten sie ihn, denn sonst wären sie nicht bei ihm geblieben und mit ihm durch Dick und Dünn gegangen. Und somit verstand er es besser. Sakutaro sehnte sich also nicht wirklich danach geliebt und akzeptiert zu werden wie er war…sondern nach Liebe an sich. Sein Leben lang dachte er er würde nach etwas suchen wo er sein konnte wie er war, aber das stimmte nicht ganz. Alles was er gesucht hatte…war der Teil von ihm der fehlte. Nämlich Liebe. Keine mütterliche, oder freundschaftliche Liebe, sondern die Liebe eines Menschen mit dem er auf ewig zusammen sein wollte. Reine Liebe eines Partners. Und es schmerzte so sehr…wenn er Hana so ansah und verstanden hatte was los war. Zu wissen das er ihn nur beschützen konnte wenn er ging. Aber gleichzeitig auch…das er hier genau das gefunden hatte was er schon immer suchte. Nämlich die Person die er mehr als alles andere liebte und die zu ihm gehörte. Auch wenn das nach zwei Wochen einfach keinen Sinn ergab schon solche Gefühle zu hegen. Aber er hatte es dennoch gefunden. Das Stück was ihm immer gefehlt hatte seit er geboren wurde. Er hatte es gefunden…Es war Hana. Er konnte es fühlen und verstand nun endlich warum. Warum er sich bei Chiharu immer so angestellt hatte wenn es ums Eingemachte ging. Warum er das Gefühl bekam da wäre eine Wand zwischen ihnen die keine stärkeren Gefühle von ihm durchließ. Das lag daran…weil sie nicht die Richtige gewesen war. So hart es auch klang. Er liebte sie wirklich. Das war keine Lüge gewesen. Das waren echte Gefühle. Aber diese Gefühle galten nicht ihr…sie galten Hana. Es erschlug Saku erneut. Es war so offensichtlich. Hana war nicht wie Chiharu…Chiharu…war teils wie Hana gewesen. Sie wie er es schon immer kannte. Woher kam das gerade? Dieser Vergleich als wäre er Hana…bereits schon vor Chiharu begegnet und sie IHM ähnlich. Das ergab keinen Sinn und dennoch…es war als hätte er das schon immer tief in seinem Innern gewusst und es nur durcheinander gebracht…Und einzig das ergab Sinn.

„Alles okay?“

Als Hana das fragte wachte Sakutaro schlagartig wieder aus seinen Gedanken auf und blinzelte einmal kurz dabei. Sah ihn an. War er eben…wirklich peinlich weggetreten und hatte den Jungen dabei angestarrt? Zumindest legte Hana den Kopf plötzlich etwas nachdenklich seitlich und der Pilot fühlte sich so schrecklich ertappt in der Situation. So sehr sogar das er leicht rot anlief und sofort wieder den Augenkontakt abbrach. Vor sich auf den Boden sah und etwas nervös mit dem unfertigen Holzflieger in der Hand wippte. Er war so ein Blödmann…

Scheu gab er darauf von sich:

„J-Ja. Alles okay…“

Aber nichts war okay und das fühlte besonders Hana. Denn er hatte gespürt wie sie sich eben verbunden hatten als sich ihre Blicke trafen. Und das war ein sehr seltsames Gefühl gewesen. Als sie sich ansahen war es als würden sie ein Band knüpfen und oben drein noch als würden sie sich schon ewig kennen. Genauso…wie sie auch meist miteinander umgingen. Etwas was der Blonde nicht verstand, immerhin kannten sie sich erst bald gut zwei Wochen. Aber dennoch fühlte es sich so an als Saku ihn eben ansah. Als würden seine Augen mit ihm sprechen und ihm sagen: „Hey. Sorry das es so lange gedauert hat, aber hier bin ich endlich.“ Und als würden sie noch ganz besonders oben drauf sagen: „Ich hab dich vermisst.“ Hana verstand das nicht…besonders weil es ihm auch so ging. Er sah in diese Augen vor sich und zum ersten Mal in seinem Leben hatte er das Gefühl etwas wiedergefunden zu haben was er so sehr vermisst hatte. Was ihm entrissen wurde und er sich nicht daran erinnert konnte WO genau. Etwas was ihm alles bedeutete, aber nun endlich wieder bei ihm war. Und diese Gefühle ergaben einfach keinen Sinn. Denn es fühlte sich an…als wären das nicht nur seine gewesen. Sondern auch von jemand anderem. Ob Saku…das auch so spürte? Doch er traute sich nicht zu fragen, denn so langsam bekam er das Gefühl den Verstand zu verlieren. Er klang wie ein Irrer. Als wären sie sich wirklich mal in einem früheren Leben begegnet, oder so. Etwas was es ja nicht gab…Nicht wahr? Doch egal was es auch war…Er sollte das nicht tun. Er sollte sich nicht von ihm abwenden und sich wieder verkriechen. Nicht jetzt wo sie endlich emotional auf einer Wellenlänge zu sein schienen. Also hob Hana ganz langsam seinen rechten Arm drauf.

Er zitterte leicht, doch er wusste selber nicht warum. Saku würde ihm ja nichts tun und dennoch zitterte er…bei dem Gedanken ihn sanft zu berühren und seine Hand reichte langsam nach der linken Wange des Älteren. Das Gefühl von Verbot und das er eine Grenze überscheiten würde kam dabei über ihn. Doch trotz all dem…fühlte es sich als das einzig Richtige an. Also berührte er sanft Saku seine Wange und der zuckte dabei etwas zusammen. Es war nur leicht gewesen…aber effektiv genug das er dann den Kopf wieder zu Hana drehte und den ansah. Denn schon lange wurde der Pilot nicht mehr so sanft berührt, weshalb sein Gesichtsausdruck etwas erstaunt und überrascht wirkte, den er Hana zuwarf. Der allerdings warf ihm einen leicht traurigen Blick zu, den Saku erst nicht deuten konnte. Aber bald darauf verstand. Und er fühlte dabei noch etwas. Hana seine Hand…sie war warm. Es war aber eine wohlige Wärme, die ihn irgendwie gleichzeitig beruhigte wenn er sie spürte. Und das wo er sich am liebsten wieder abwenden wollte, denn es war einfach zu viel. Sie durften sich nicht noch näher kommen…ansonsten konnte Saku für nichts mehr garantieren. Denn er fühlte den Druck. Den Druck…Hana einfach nur lieben zu wollen und ihm das zu zeigen. Etwas was er noch nie zuvor in seinem Leben gespürt und gewollt hatte, so wie in jenem Moment.

„Bitte tu das nicht...“

Sagte der Blonde mit leichter Trauer in seiner Stimme und sie sahen sich nur weiterhin dabei an. Es wurde still…zumindest so lange bis Hana dann beendete:

„Bitte wend dich nicht wieder von mir ab…Weist du…vielleicht siehst du das nicht so, aber ich…ich würde gern den wahren Sakutaro kennenlernen. Und nicht nur den Schatten den er wirft. Nenn mich gern verrückt, weil ich das will, aber genau so sehe ich das. Denn hin und wieder sehe ich WER du wirklich bist. Es rutscht dir raus, auch wenn du das sicher nicht willst. Aber ich möchte gerne mehr sehen als nur diese ungewollten Ausrutscher von dir. Diese kleinen Stücke von dem wer du wirklich bist. Deswegen bitte ich dich…hör auf mich so auf Abstand zu halten, denn nichts anderes tust du. Und gerade machst du es wieder. Weist du…ich war immer Ichselbst bei dir gewesen und das von Anfang an. Natürlich noch mit dem normalen Abstand, den man nun mal zu einem Fremden hat. Aber ich hab dir immer gezeigt wer ich wirklich tief in meinem Herzen bin…Warum kannst du das nicht? Warum…ziehst du diese Mauer immer und immer wieder zwischen uns hoch, Saku? Bitte…lass mich doch einfach mal rein…“

Und das war eine ehrliche Frage und auch Aussage danach. Vielleicht sogar die ehrlichste die Hana ihm jemals in seinem Leben gestellt hatte und mit der er sich auch gleichzeitig entblößte. Er legte sich gerade quasi mental vor ihm hin, offenbarte seine zarte Kehle und schenkte ihm damit den verwundbarsten Punkt an ihm. War wehrlos und bot ihm damit an richtig schön in die Kehle beißen zu können, damit es auch ordentlich wehtat. Hana schenkte ihm eben Vertrauen und zeigte sich damit extrem verwundbar. Wenn Saku also wollte…dann konnte er Hana nun verdammt verletzten. Je nach dem was er nun antwortete. Und der…der wusste das. Er sah die Geste und verstand diese. Aber wie…wie konnte er da wieder raus? Er wollte Hana ja sagen das er ihn liebte, verdammt! Nichts wollte er mehr! Aber er KONNTE nicht! Nicht schon wieder! Er wollte…nichts mehr verlieren. Er hatte seine Mutter verloren, er hatte Chiharu verloren und bei beiden Ereignissen war es für ihn immer schlimmer gewesen als selbst zu sterben! Er hatte sie beide geliebt! Doch der Gedanke Hana verlieren zu können…der riss ihn in eine Leere. Und das war völlig neu. Denn trotz all dem, was ihm mit seinen Liebsten passiert war, behielt er dennoch seine Seele. Es tat weh, doch seine Seele zerbrach nicht daran. Aber wenn er Hana verlor…dann zerriss man ihm seine Seele. Und das war der ehrlichste Gedanke den er jemals hatte seit sie sich kannten. Denn er hatte es damals gespürt…als der Blonde angeschossen wurde. Er verlor sich selbst. Und mit jedem Moment, indem Hana schwächer wurde und starb…da starb auch Saku. Und wesentlich schlimmer, als körperlich zu sterben…war es wenn die Seele starb, denn davon konnte man sich nie mehr erholen. Er wusste es. Schaden, den man dem Fleisch zufügte, der verheilte mit der Zeit. Schaden, welchen man dem Herzen zufügte, war schon der Anfang vom Ende. Aber Schaden, den man der Seele zufügte…der war irreparabel und zerrte dich in die Leere. Man verlor sich selbst und würde sich nie mehr davon erholen. Und genau deswegen musste er Hana schützen. Nicht nur für sich…sondern auch weil er ihn liebte. Er musste ihn…vor sich beschützen, denn Saku war verflucht. Schon immer und er hatte es verstanden. Egal wo er auftauchte, egal was er machte, der Tod saß auf seiner Schulter und war sein ständiger Begleiter. Nichts konnte er besser. Menschen die er liebte…kamen in seinem Umfeld um. Fuyuhi war gestorben. Chiharu bald danach. Seine Jungs waren auch schon längst viel zu lange im Visier. Paku hatte es fast auch mal erwischt. Und Hana sollte das nicht auch noch passieren. Er brachte den Tod über die die er liebte, so wie über viele andere Menschen auch. Meist sogar mit seinen eigenen Händen. Und all das…hatte damals mit seinem Vater begonnen…An dessen Tod er selber schuld war. Saku war „Death Zero“. Egal wie sehr er auch versuchte davon zu fliehen. Er war ein Sensenmann in menschlicher Gestalt. Und genau deswegen musste er von Hana weg. Noch bevor dem wieder etwas passieren konnte. Einmal war der Kleine dem Tod bereits von der Schippe gesprungen und das sollte reichen. Doch Saku verstand dabei nicht…das er auch der gewesen war der ihn gerettet hatte. Das wichtige Detail übersah er dabei völlig in seiner Furcht. Denn es war Furcht die er zu dem Thema hatte und nichts anderes.

Erneut wand er danach seinen Blick ab. Drehte den Kopf weg und brach damit gleichzeitig die Verbindung zwischen ihnen ab. Löste Hana seine Hand von der Wange, der seinen Arm darauf erschrocken zurückzog und den Älteren auch so ansah. Nein. Er machte es wieder. Er blockte ab. Er ließ Hana nicht rein und der verstand es einfach nicht. Was…was sollte er denn bitte noch tun?! Seine Trauer verwandelte sich deswegen langsam in leichte Wut und Verzweiflung um, weil er einfach so im Regen stehen gelassen wurde. Besonders dann als Saku schlagartig, aber gefasst, antwortete:

„…Weil es das einzig Richtige ist, Hana.“

Und dieser Satz wirkte sehr endgültig…Genau wie das was er dann drauf tat.

Sakutaro legte nämlich dann plötzlich das Messer in seiner rechten Hand und den unfertig geschnitzten Flieger, in seiner Linken, rechts neben sich auf den Boden, also nahe an den Wigwam und stand danach auf. Hana sah ihm nur erschrocken dabei zu, wie Saku sich hinstellte, umdrehte und dann von ihm weglief. Er tat das wirklich und dass war das Schockierende, denn er zog damit förmlich den Schwanz ein und suchte das Weite von der Situation in die man ihn geworfen hatte. Und genau in dem Moment…da überkam Hana die Wut. Denn es war so vieles richtig gelaufen in den letzten Tagen! Warum also jetzt sowas?! Er war hier bei ihnen und lernte Hana sein Zuhause kennen. Saku kam super mit Silva klar, mit Yoh und sogar mit Opacho, die er ja bisher nur kurz gesehen hatte, bevor sie dann wieder in den Dschungel ging und ihrer Arbeit nach. Diese Menschen mochten ihn! Verdammt sogar die Zwillinge, Lip und Rap, liebten ihn! Sahen ihn sogar schon wie einen Teil der Familie an! Er erschuf sich immer mehr einen Platz in diesem Dorf und man sah ihm sogar an das es ihm gut tat! Wie er aufblühte und sich wohlfühlte! Warum tat er das also?! Warum ließ er dass alles fallen und wollte wieder zu einem Leben zurück das nichts als Leid und Einsamkeit für ihn bereit hielt?! Besonders…da Hana sah das er das nicht wollte. Und das war genau der Grund warum er plötzlich wütend auf die Beine kam und sich zu ihm drehte. Hana wollte ihn nicht anmachen, hatte sich gut ruhig gehalten bisher, aber dennoch war er plötzlich so verzweifelt und wusste nicht mehr wie er sonst noch zu ihm durchdringen könnte, dass er platzte. Es reichte. Und genau deswegen kam es über ihn und aus ihm raus:

„Weist du was? NEIN! Ich weis nicht wie du auf die bescheuerte Idee kommst dass mich auszuschließen das einzig Richtige sei, aber das ist es nicht! Warum machst du das?! Ich fühle doch dass du das nicht möchtest! Also lass es mich verstehen! Ich will es verstehen Saku!...Bitte rede mit mir! Ich…ich bin doch hier! Ich bin hier Saku und ich höre dir zu! Also bitte REDE mit mir! Warum hast du das Gefühl dass du mit mir nicht reden kannst!? Was soll ich denn noch tun damit du mich siehst!? Damit du mir zuhörst?!“

Denn es tat weh.

Und da stoppte er. Sakutaro stoppte wirklich als er das hörte und blieb nur gut fünf Schritte von Hana entfernt stehen und sah auf den Boden vor sich, aber schwieg weiterhin. Das war nicht fair, denn…denn er war auch hier…und hörte ihm zu. Natürlich hörte er ihm zu und sah ihn. Und genau deswegen konnte er es auch genau hören, ohne hinsehen zu müssen…Er hörte Hana weinen. Er hörte den bitteren und erstickenden Ton in seiner Stimme, als ihm das gesagt wurde und es war auch so…denn Hana weinte leicht. Die Tränen sammelten sich wirklich in seinen Augenwinkeln. Teils aus Wut und teils aus Trauer, was sich zu einem unausstehlichen Cocktail vermischte der einen innerlich zerriss. Es ging ihm scheiße und das war die einzige Wahrheit gerade für ihn. Doch Saku konnte ihm dennoch nicht antworten. Er konnte es einfach nicht, denn es tat ihm selber so sehr weh. Auch konnte er nicht zu ihm sehen, denn er wusste, wenn er ihn nun dort stehen sah, die Augen voller Tränen und zitternd…er würde nachgeben und damit sein Leben in Gefahr bringen. Manchmal…war es einfach besser zu gehen und sich nicht mehr umzudrehen. Denn dann überkam einen auch nicht das Gefühl das man nicht mehr gehen könnte. Nicht mehr gehen wollte. Und er wollte dann auch den nächsten Schritt machen und einfach weiter laufen, als Hana dann doch den einen Satz hinterher warf…der mehr schmerzte als alles andere und Saku mental förmlich auf die Fresse donnern ließ vor Schock. Es war…der schlimmste Satz den er je zu ihm gesagt hatte. Und der Blonde sprach:

„…Ich bin nicht SIE, okay?“

Und da drehte er sich um.

Sakutaro konnte in dem Moment nicht anders als sich einfach nur umzudrehen und Hana dabei erschrocken anzublicken. Das was er nicht tun wollte tat er dann dennoch und sah dieses wunderschöne, aber wütende Gesicht vor sich und in dessen Augenwinkeln sich bereits Tränen sammelten. Wie er dennoch dabei gleichzeitig so traurig zu ihm sah als bettelte er Saku an er solle bloß nicht gehen und sich wieder abwenden. Was der auch nicht konnte, denn der Satz hatte ihn schockiert. Er traf ihn ganz tief bis auf die Substanz. Weshalb er fast schon erstickend und fassungslos fragte:

„…Was?“

Und Hana ließ ihn nicht lange auf eine Antwort warten, denn es war überfällig. Er wusste nicht ob er gleich etwas damit zerstören würde! Ob er alles nur noch schlimmer damit machte! Aber es musste raus. Es musste endlich raus, denn dieses Gefühl und diese Gedanken schleppte er schon seit jener Nacht mit sich herum. Seit jener Nacht wo sie am Strand am Lagerfeuer gesessen hatten und er das erste Mal von Chiharu erfuhr. Es fraß ihn seit dem innerlich auf und tötete den Kleinen. Und genau deswegen musste er sprechen. Hana musste…sich selbst auch irgendwie retten. Genau deswegen fuhr er fort:

„…Ich bin nicht wie Chiharu, Saku…Warum kannst du das nicht akzeptieren? I-Ich will doch nur das es dir gut geht und du mich endlich rein lässt!...Saku…Chiharu ist weg und im Gegensatz zu ihr würde ich dich niemals…!“

„HANA!“

Donnerte Sakutaro plötzlich so laut dazwischen dass der Kleine förmlich erschrocken zusammenzuckte und sein Gegenüber auch genauso ansah. Es war so laut gewesen und man konnte auf dem Gesicht des Piloten sehen was los war. Er war ein offenes Buch in jener Sekunde. Und wo viele nun sicherlich denken würden, dass er wütend oder sauer aussehen würde, weil dieses Thema angeschnitten wurde, so war das nicht der Fall, denn in seinen Augen funkelte etwas anderes hervor. Nicht nur Wut…sondern bitterliche Trauer. Die Trauer die nur ein Mensch kannte…der viel verloren hatte. Besonders Dinge die ihm wichtig gewesen waren. Und der sich selbst dafür noch oben drauf die Schuld gab. Etwas was Hana, seiner Meinung nach, nicht verstehen könnte. So sprach Saku danach weiter: „Denkst du sie hat sich das freiwillig ausgesucht…?! Denkst du wirklich sie WOLLTE das?! Wollte sterben und mich alleinlassen?!...Du bewegst dich gerade auf verdammt dünnen Eis, Hana…“

Und das war eine Art von Drohung. Eine durchblickende Aussage die klar machen sollte: Bis hier hin und nicht weiter, oder ich kann für nichts mehr garantieren und das Eis bricht dir unter den Füßen ein. Hana war zu nah gekommen und hatte damit eine Grenze überschritten die Saku stark verletzte. Eiskalt zu sagen das sie weg war. Das er es akzeptieren sollte. Und dann auch noch zu unterstellen…das Chiharu ihn freiwillig allein gelassen hatte, war zu viel, denn genau das tat Hana damit. Das sie von sich aus gegangen wäre. Es machte ihn wütend! Chiharu hatte das sich nicht ausgesucht! Sie war einzig gestorben weil sie IHM so nahe stand! Denn er hatte es gesehen! Dieser Gedanke kam nicht von ungefähr, denn er hatte ihre Leiche in den Armen gehabt! Er hielt ihren kalten Körper in jener Nacht an sich und sah wie er kein Leben mehr in sich besaß. Sah die tödlichen Wunden an ihr. Und so wie sie erschossen wurde, war es offensichtlich…denn das war aus Rache gewesen und nichts anderem. Jedes verdammte Loch in ihrem Fleisch sagte das aus: nämlich Rache. Rache in seiner reinsten Form und bis heute wusste er nicht mal WER sich so an ihm rächen wollte, denn die Liste war nicht gerade kurz gewesen. Die Liste von Menschen die ihn hassten, egal wegen was auch immer. Und genau deswegen war er schuld gewesen. Jemand wollte sich an IHM rächen und sie…sie musste den Preis dafür bezahlen. Aber das würde Hana nicht verstehen. Das wusste nur jemand…der das am eigenen Leib erfahren hatte. Das Gefühl des Verlustes. Deswegen sollte er seine verdammte Klappe halten, wenn er von diesen Dingen keine Ahnung hatte! Hier in dieser Traumwelt lebte und sich nicht darüber sorgen musste ob er morgen noch den Tag überstand oder nicht! Ob die nächste Kugel für IHN, oder für die Menschen die man liebte, bestimmt war! Er hatte doch keine Ahnung! Und Hana spürte seine Wut genau…aber er ließ sich davon nicht abbringen. Es wurde an der Zeit das jemand Saku endlich mal die Augen öffnete. Das er lernte zu akzeptieren und nicht mehr in der Vergangenheit zu hängen. Er musste aufwachen und aus seiner Blase rauskommen. Hana hatte das gelernt als er ihn kennenlernte. Und das nur durch ihn…Also war es an der Zeit Saku das ebenfalls zu geben. Deswegen machte er weiter und sogar in einem etwas sanfter im Ton:

„Ich wollte nicht…Es tut mir leid was Chiharu passiert ist, Saku. Aber willst du dass wirklich dein ganzes Leben mit dir rumschleppen? Willst du dich wirklich nicht aus diesen Fesseln lösen, die du dir selber umgelegt hast?...Ich weis wie viel sie dir bedeutet hat. Es noch immer tut. Ich weis das Saku, denn das sehe ich jedes Mal wenn du in die Ferne siehst. Wenn dein Blick sich zum Horizont richtet und du einfach in der Vergangenheit verschwindest. Und auch wenn ich nicht weis warum du dir die Schuld an ihrem Tod gibst, so musst du damit aufhören! Merkst du denn nicht wie sehr du dich damit selbst verletzt?! Du…du bringst dich damit um, Saku! Ich…ich kann mit gut vorstellen und auch verstehen wie schlimm es sein muss jemanden zu verlieren den man liebt, aber…“

Und das war zu viel…weswegen Saku platzte:

„DU HAST DOCH ÜBERHAUPT KEINE AHNUNG WAS „VERLUST“ EIGENTLICH IST!! WAS ES BEDEUTET SICH SELBST ZU VERLIEREN UND ALLES WAS EINEM WICHTIG WAR!! WENN DEINE GANZE, VERDAMMTE WELT ÜBER DIR ZUSAMMEN BRICHT!! UND NICHTS MEHR DAVON ÜBRIG BLEIBT!!“

Hana zuckte förmlich zusammen wie ein verschrecktes Reh und sah ihn dann auch so an. Einiges stimmte sogar…Dennoch schoss Saku da etwas über das Ziel hinaus…denn Hana wusste das fast genauso gut wie er. Wie es war wenn man sich selbst verlor.

Und nun brüllte Sakutaro förmlich. Es war laut gewesen, aber nicht so laut das es alle im Dorf aufwecken würde und sie noch weiterhin unter sich sein konnten. Besonders da einige, wie Hao und Yoh, schon längst unterwegs waren und sich um andere Dinge kümmern mussten. Deswegen kam es auch aus ihm einfach so raus. Ohne seinen Kopf einzuschalten und zu überdenken was es bei Hana damit auslösen würde, brüllte Sakutaro ihm das entgegen und sorgte dafür mit nur noch mehr Abstand zwischen ihnen. Den Hana dann auch physikalisch machte, denn er ging erschrocken dabei einen Schritt zurück. Noch nie zuvor…wurde er von Saku so angebrüllt. Es war mächtig gewesen…und sehr beängstigend zugleich. Und wenn der Blonde bisher noch Zweifel gehabt hätte, so wusste er spätestens nun ganz genau das er bei Saku über die Grenze drüber geschritten war wo es keinen Halt mehr vor allem gab. Er „jagte“ den Kleinen mit seinem Gebrüll und harten Worten förmlich aus seinem emotionalen Radius hinaus…Und das machte Hana Angst. So sehr sogar das er ungewollt einen Schritt zurück machte und von ihm weg. Zurückschreckte. Etwas was er bisher immer nur bei…bei Hao getan hatte. Und schlagartig wurde Hana in jener Sekunde bewusst…dass das der Moment war wo alles zerstört werden würde…wenn er jetzt wieder denselben Fehler machte wie damals bei seinem Vater. Wenn er nun nachgab und sich unterwarf, dann war alles aus zwischen ihnen. Denn als er das bei seinem Vater getan hatte…hatte er damit ihre Beziehung mitzerstört. Und niemals…würde er das bei dem Mann zulassen den er liebte. Hana konnte die Bindung zu seinem Vater vielleicht nicht mehr retten. Zu viel war zerstört worden über die Zeit zwischen ihnen…Aber er konnte die Bindung zu Saku retten und festigen. Und genau das würde er auch tun. Also riss er sich zusammen, schniefte sich die Unsicherheit weg und sprach dann etwas sauer und entschlossen zurück:

„Jeder…einfach jeder in diesem Dorf, mit der Ausnahme von meiner Mutter und den Zwillingen, hat mir immer das Gefühl gegeben das ich nicht genug war und es auch niemals sein würde! Bis auf diese Personen nahm mich NIEMAND wie ich war! NIEMAND, außer verdammt noch mal dir!! Denn DU hast mich genauso genommen wie ich war! NUR DU!! Okay, wir hatten unsere Probleme und die haben wir noch immer, aber dennoch wolltest du mich niemals verändern, so wie alle anderen es immer bei mir versucht haben!! Ich war nie gut genug gewesen!! Ich war immer der Spinner der sich lieber um Blumen kümmerte und es liebte zu singen, als der Anführer den alle von mir erwartet hatten! So sehr sogar, dass sich mein eigener Vater von mir abgewandt hat und nicht mal mehr wissen wollte WER ich eigentlich bin!! Denn in seinen Augen bin ich nur ein Versager der seinen Wünschen nicht nachkommt! Und es tut weh! Es tut jeden Tag auf neue weh! Aber soll ich dir mal was sagen? DENNOCH bin ich hier! Ich bin im Hier und Jetzt und das habe ich nur DIR zu verdanken! DIR der du mir irgendwie die Hand gereicht hast und mir damit zeigte das ich doch nicht so scheiße bin wie alle immer von mir dachten! Was ICH immer von mir dachte! Also wag es nicht dich hier hinzustellen und MIR zu sagen ich hätte keine Ahnung davon wie es ist sich selbst zu verlieren! Denn in Wahrheit bekomm ich eine scheiß Angst wenn DU das zu mir sagst! Ich bin kein kompletter Egoist, so wie mich alle immer hinstellten und ich deswegen dann irgendwann auch anfing von mir selbst so zu denken. Denn wenn man das lange genug erzählt bekommt…dann glaubt man auch daran. Aber in gewisser Weise…bin ich auch gern ein Egoist. Denn nur wegen dir…bin ich das gerne…Besonders wenn das bedeutet dich nicht zu verlieren.“

Und Saku sah ihn an.

Er erblickte eine einzelne Träne, die sich nun doch endlich ihren Weg aus seinen Augenwinkeln gebahnt hatte und beobachtete sie dabei wie sie die warme Wange hinab kullerte und dort eine nasse Spur hinterließ wo sie langerannt war. Und es tat ihm weh. Er wusste erst nicht was er sagen sollte. Wie er damit umgehen sollte…das ihm Hana gerade quasi durch die Blume hindurch zugeflüsterte hatte…dass er ihn liebt. Doch auch wenn er nicht wusste was er sagen sollte…so wusste er was er fühlte. Und das machte ihn glücklich. Zu wissen das Hana ihn liebte...machte ihn glücklich. So das er am liebsten zu ihm laufen wollte, ihn umarmen und danach küssen. Ihm die Träne wegküssen und sagen das alles okay wäre. Aber er konnte nicht. Und es ging dieses Mal nicht um Chiharu. Sondern nur um Hana. Es ging immer…nur um ihn. So das er sich selber zusammen reißen musste etwas zu tun…was er schon ewig nicht mehr ehrlich getan hatte. Nämlich vor der Person, die er liebte, anfangen zu weinen und zu jammern das er sich nur diese Liebe wünschte und nichts anderes. Er hatte sie gefunden. Die eine große Liebe. Doch um diese zu beschützen brachte er das ultimative Opfer und ging. Er konnte Hana nicht an den Tod verlieren.

So sah er ihn wehleidig, aber nicht zusammenbrechend an und sprach darauf:

„Du hast recht…Du bist nicht Chiharu. Und es tut mir leid…wenn du die ganze Zeit über das Gefühl hattest das ich so über dich denke. Dich als Ersatz sehen würde. Denn das ist nicht der Fall. Aber ich kann diesen Pfad nicht noch einmal bestreiten Hana…Ich kann es nicht. Und ich werde gehen. Vielleicht noch nicht heute…aber definitiv. Denn das ist alles was zählt…Da…da ist nichts zwischen uns Hana…“

Und das war die härteste Lüge die er jemals in seinem Leben gesagt hatte…

Er sagte Hana nicht warum er ging und ihn damit völlig im Dunkeln stehen ließ. Es war besser so und der sollte glauben dass da wirklich keine Liebe von ihm war. Er versuchte es, auch wenn Hana sicherlich die Wahrheit fühlen konnte. Und damit wand er sich auch endgültig ab. Er fand die eine letzte Stärke in sich um sich umzudrehen und zu gehen und ließ damit Hana völlig allein am Fluss und neben seinem Zuhause stehen. Es war so schwer. Weswegen sein Davongehen schon fast fluchtartig wirkte. Er musste raus aus diesem Dunstkreis. Weg von Hana und seinen Tränen, denn es wurde ihm einfach zu viel. Und damit vollbrachte er eine unglaublich egoistische Tat. Denn er dachte gerade nur daran wegzukommen um sich zu helfen…aber ließ Hana völlig allein und verlassen mit seinen Gefühlen zurück. Er hatte in die Kehle gebissen, die Hana ihm freiwillig hinhielt und sie zerfetzt. Es war wie eine Axt gewesen…die eiskalt herabfiel und das Band zwischen ihnen endgültig durchtrennte. Saku hatte eben…alles zerstört. Einfach weil er sich umdrehte und ging. Eine Aktion…die so vieles Zerstörerisches mit sich zog.

Als Saku danach verschwunden war, weg aus der Sicht des Blonden, da konnte Hana nicht mehr. Denn auch ihm war es zu viel geworden. Er war wütend und verzweifelt zugleich. So das er erst mal wütend neben sich trat und damit einigen der Blumen, die dort von ihm in Beeten schön angelegt wurden, die Blüten abtrat. Und zwischen all den bläulichen und gelben Blumen, die er dort vor so langer Zeit gepflanzt hatte, da stach eine einzige besonders hervor. Wuchs und gedeihe während andere vergingen. Nämlich die Jüngste von allen. Eine die er vor kurzem noch gesetzte hatte. Es war die rote Kamelie…die nun endlich in voller Blüte stand und damit zeigte dass seine Liebe endlich erblüht war. Egal wie es auch gerade um sie stand.

Und dann fiel er auf die Knie.

Hana fiel vor dem Beet auf die Knie und vergrub schließlich sein Gesicht hinter seinen Händen. Denn nun konnte er endgültig den Damm nicht mehr halten, den er vorher so lange aufrecht gehalten hatte während dieser Konversation. Er ließ los…So das er nun endlich weinte. Er weinte bitterlich und wusste nicht wohin mit den ganzen Gefühlen die ihn zu Boden rissen. Seinen Beine zu Pudding machten und er anfing dabei zu zittern. Zu weinen war gerade das einzige Ventil, das er noch besaß, um damit umzugehen. Es war zu viel. Warum…war es nur so viel? Und da war es in jener Sekunde wieder. Klar wie die Tage auf dieser Insel. Hana…hasste sich selbst dafür sich verliebt zu haben. Und es sollte einfach nur wieder weggehen. Er kam sich so allein vor. Noch mehr als jemals zuvor. Doch das war er nicht…denn eine Person hatte sie teils belauscht und kam nun um die Ecke des Wigwams am Fluss. Die einzige Person…die immer an Hana geglaubt hatte und nicht im Stich ließ…Es war seine Mutter. Es war Yoh.

Er kam um die Ecke und sah wie gebrochen und weinend sein Sohn dort auf dem Boden saß und nicht wusste was er tun sollte. Yoh wollte wirklich nicht lauschen, aber das ließ sich kaum verhindern bei der Lautstärke. Schon früh war er unterwegs gewesen und das zusammen mit Hao. Aber er war der Erste der mit seiner Arbeit fertig wurde, nämlich dem Sammeln seiner Kräuter und war deswegen schon längst wieder zurück, während Hao noch immer seine Runde im Dschungel drehte und die Grenzen damit absteckte und sicherte. Denn nachdem er wusste das Fremde hier gestrandet waren überließ er nichts mehr dem Zufall und behielt sie im Auge. Das lief in der Regel nicht invasiv und so ab dass er zusammen mit anderen Kriegern, unter anderem auch Silva, im Dschungel bestimmte Bereiche absicherte und bewachen ließ, so dass, wenn dort Fremde der Grenze zu nahe kamen, man diese direkt dort abgefangen konnte. Und je nach Reaktion dieser wurden sie eben gefangen genommen, oder halt umgebracht, wenn sie angriffen. Hao machte da keine halben Sachen mehr. Der Schutz seiner Familie und des Stammes stand an erster Stelle. Ganz egal ob Hana nun Freunde bei diesen Himmelsmenschen hatte oder eben nicht. Doch Yoh war besonders verletzt von der Tatsache dass er sehen konnte wie sehr sein Gatte doch Sakutaro verabscheute. Nicht nur wie er mit ihm sprach, wenn überhaupt, sondern auch wie er herablassend mit ihm umging und ihm nicht mal ne Chance gab sich beweisen zu können. Zu zeigen das er ein guter Kerl war. Hao nahm Saku stattdessen hart ran und zeigte keinerlei Gnade. Er zeigte ihm dass er ihn überhaupt nicht ausstehen konnte und dieser sich gefälligst von seinem Sohn fernhalten sollte. Yoh tat das so sehr weh das zu sehen…weil Hao nämlich nicht blöd war und genauso gut wusste, wie er auch, dass ihr Sohn in diesen Fremden verliebt war. Der Häuptling wusste das genau, denn er war nicht auf den Kopf gefallen. Doch er war stur und uneinsichtig. Und sicherlich tat er das genau aus dem Grund, also das er Saku so hart ran nahm, weil er nämlich nicht wollte dass sich dies noch mehr festigen könnte als es eh schon war. Yoh war sehr stark davon überzeugt…das Hao Angst hatte ihren Sohn zu verlieren. Und das aus einem gutem Grund, denn Hana war ihr einziger Erbe und ohne ihn starb Yohs und Haos Blutlinie komplett aus. Hana konnte nicht schwanger werden und ohne diese Fähigkeit würde er, wenn er sich in einen Mann verliebte, automatisch den Tod der Linie damit heraufbeschwören. Und das wollte Hao verhindern. Sogar mit allen Mitteln wie es schien. Aber so sehr das auch stimmte. So sehr es auch richtig war, dass wenn sich Hana und Saku aneinander banden und liebten, die Linie dann aussterben würde…so sah Yoh das nicht so eng wie sein Gatte, denn er hatte ihn kennengelernt.

Im Gegensatz zu Hao hatte sich Yoh die Zeit genommen und in den letzten Tagen diesen Himmelsmenschen genauer kennengelernt. Und er war zu dem Entschluss gekommen das Sakutaro ein verdammt korrekter Kerl war. Einer der vielleicht so hin und wieder den Tritt in die Richtige Richtung brauchte und einen Dickkopf besaß, aber dennoch ein verdammt guter Mensch war. Das sah Yoh besonders daran wie sanft und umsichtig mit Hana in den letzten Tagen umgegangen war. Jede seiner Berührungen, Worte und Blicke sagten wie sehr er Hana liebte und was er für Sorge um ihn hatte. Es war berührend und wunderschön gewesen so eine junge Liebe dabei zu beobachten wie sie erblühte. Wie so ein harter Kerl, wie Saku, so sanft und umsichtig mit Hana umgehen konnte, als hätte er bei jeder Berührung Nagst diesen zu verletzten. Etwas was man ihm äußerlich nie zutrauen würde. Yoh fühlte die enge Bindung zwischen den Beiden und die Liebe die sie füreinander empfanden. Und genau deswegen tat ihm das auch gerade so weh das vor sich zu sehen. Zu sehen wie sein Sohn dort kniete und nicht aufhörte zu weinen, denn es war nicht fair. Besonders wenn man fühlte…das Saku ihn eigentlich nicht so verletzten wollte. Yoh wusste nicht was für Gründe der Himmelsmensch hatte um so zu reagieren. Das wusste nur Saku selbst. Aber was es auch war…er war sich sicher das Hana ein Teil des Grunds war warum er das alles tat. Und irgendwie machte dass Hoffnung. Und genau diese Hoffnung wollte er nun Hana weitergeben. Ihn dies zeigen und daran erinnern. Also kam er langsam näher bis er schließlich rechts neben Hana ebenfalls auf die Knie kam und diesem sanft über die bebenden Schultern streichelte.

Hana hatte, trotz des Weinens, genau mitbekommen das sich ihm jemand näherte und reagierte deswegen nicht mal sonderlich überrascht dass er über die Schultern und dem Rücken gestreichelt wurde. Einzig wer es war konnte er natürlich nicht hören. Aber nach der Berührung wusste er es auch schon sofort. Wusste dass es seine Mama war und sie versuchte ihm damit Trost zu schenken. Und er kam sich dabei so blöd vor. Saß hier heulend wie ein kleines Kind dem man das Essen weggenommen hatte und das wegen einem Trottel wie Sakurai. Es war peinlich und besonders wollte er sich nicht vor anderen so verwundbar zeigen. Aber wenn er ehrlich war: einzig vor seiner Mama war das doch irgendwie okay. Also weinte er einfach weiter. War ja auch nicht so als könnte er es einfach stoppen, denn er war noch immer zu sehr aufgewühlt und das würde auch noch eine Zeit lang bleiben. Ganz sicher. Saku hatte ihm verdammt wehgetan und Hana wusste nicht mal mehr ob es noch mal verheilen könnte. Dieser Tag…war der Schlimmste in seinem Leben geworden und der fing gerade erst an. Doch nun da Mama da war…ging es ihm etwas besser.

Sanft rieb Yoh weiterhin über seinen Rücken und hin und wieder über die Schultern, als er dabei leicht besorgt lächelte und dann behutsam fragte:

„Hey…Möchtest du darüber reden, Schatz?...Es tut mir leid, ich wollte eben wirklich nicht lauschen, aber ihr wart so laut das ich nicht dran vorbeigehen konnte…Ich mache mir Sorgen um dich Hana.“

Der Blonde schniefte darauf und brachte es endlich wieder fertig seine Hände nicht mehr voll zu weinen und rieb sich dann noch mit denen die nassen Tränen von den Wangen, als er dabei erstickend muffte:

„W-Was gibt es da noch drüber zu reden? Es ist vorbei Mutter! Ich weis nicht mehr was ich noch machen soll…! Ich wollte ihn wirklich nur verstehen und kennenlernen. Wollte das er endlich mal anfängt offen und ehrlich mit mir zu reden und das besonders dann wenn ihn etwas bedrückt. Aber das kann er nicht…Er kann offenbar nicht ehrlich zu mir sein, besonders wenn es um seine Gefühle geht und das tut verdammt weh. Ich wollte…ich wollte doch einfach nur für ihn da sein und ihn verstehen. Ich möchte wissen was für einen Schmerz er mit sich trägt und wie ich ihn davon befreien kann. Was ich tun kann damit er endlich wieder die Kraft hat nach vorne zu sehen und nicht mehr zurück! A-Aber er hat recht. Er hat recht Mama…Ich habe keine Ahnung was in ihm vorgeht und ich werde niemals verstehen was für einen Schmerz er mit sich trägt, denn ich stecke nun mal nicht in seiner Haut. Ich habe…ich habe einfach alles zwischen uns kaputt gemacht, Mama…Warum mache ich alles nur immer und immer wieder kaputt was ich in die Hand nehmen will…? Warum bin ich nur so ein Idiot?! Ich…ich liebe ihn und ich will ihn doch nur nicht verlieren…!“

Und dann fing er wieder an zu weinen, denn er hatte gerade zum ersten Mal gesagt was in ihm geschah wenn es um Saku ging. So ehrlich wie noch nie zuvor.

Dieses Mal ließ Hana aber die Tränen einfach nur dabei laufen und schlurzte. Erneut war zurückhalten nicht mehr möglich. Liebe ließ seine Emotionen aufkochen und Yoh sah ihn dabei nur wehleidig an. Er sah so schlimm aus. Man konnte dem Blonden einfach ansehen wie sehr er litt und wie kaputt er gerade wegen der gesamten Situation war. Eine Situation in die ihn Liebe gebracht hatte und die ihm das antat. Und seine Mutter verstand das sogar sehr gut, denn das Gespräch mit Saku hatte ihn sehr mitgenommen und es war verständlich das er sich nun an einem Ort sah von dem er dachte das es aus diesem keinen Ausweg mehr geben würde. Das er sich fühlte als stände er völlig allein dort auf verlorenem Posten. Aber da irrte er sich. Er irrte sich gewaltig und genau deswegen war Yoh hier, um ihm nämlich das vor Augen zu führen und zu zeigen...dass bei Weitem nicht alles verloren war. Sondern etwas ganz anderes hier gerade passierte. Nämlich die Tatsache…dass sie sich selbst durch den Streit eben, doch wesentlich näher gekommen waren als jemals zuvor. Und offenbar schien Hana das nicht allein zu sehen. Weswegen er Geleit benötige. Immerhin war ihre Liebe noch jung und Streit gehörte nun mal dazu. Und genau das musste Yoh damals auch auf die harte Tour lernen. Nein…es war weiß Gott nicht alles verloren.

Yoh lächelte dann wieder sanft und legte danach den linken Arm um seinen Sohn, so dass er ihn dabei näher an sich drücken konnte. Danach legte er auch noch behutsam seinen Kopf an den von Hana und sprach dann endlich Worte die für den Blonden hoffentlich wie Balsam sein würden. Zumindest gab Yoh sich Mühe das damit zu erreichen. Also fing er an zu erzählen:

„Ich werde dir jetzt mal eine Geschichte erzählen und ich möchte das du mir genau dabei zuhörst, Hana...Es gab vor vielen Jahren hier jemanden im Dorf der fast genauso war wie du. Er war dir zumindest sehr ähnlich und immer auf der Suche nach dem Grund seiner Existenz. Es beschäftigte diese Person sogar so sehr dass er deshalb kaum mehr richtig schlafen konnte und einfach alles hinterfragte was es in seinem Leben gab. Und das ergab auch Sinn, denn immerhin wurde er mit einer Bestimmung geboren der er sich nicht zu wiedersetzten hatte, was dies noch zusätzlich befeuerte. Sein ganzes Leben wurde ihm quasi schon vor seiner Geburt ausgelegt und vorherbestimnt. Und genau diesem Pfad musste er folgen, egal was auch kam. Eine Bürde…die so sehr auf ihm lastete, dass er nicht mal mehr wusste WER er nun eigentlich war. War er jetzt die Person von der alle wollten dass er sie war? Was man erwartete, oder war er…einfach nur er selbst? Denn immerhin kannte er nichts anderes als das was ihm vorbereitet wurde. Er war…ein sehr verlorener Junge gewesen der keine Ahnung von sich selbst hatte und nicht wusste wo er nun hingehörte…Und noch dazu...war er der einzige seiner Art.“

Hana rieb sich langsam seine Tränen weg und sah dann rechts zu seiner Mutter rüber, von welcher er sich leicht löste und ihr dann einen erstaunten Blick zuwarf, der nur lieb lächelnd erwiedert wurde. Er war in der Regel schnell und genau deswegen wusste er sofort worauf das hinaus lief. Um wen es ging. Denn diese Geschichte…kannte er. Der Blonde verstand die Geschichte und sprach dann leise:

„…Du…Du redest von dir, nicht wahr…?“

Und Yoh nickte. Er nickte sanft und sah dann vor sich auf den Boden, als er dabei weiter erzählte:

„Damals war ich noch sehr jung gewesen. Ich war gerade so sechs als ich mich das zum ersten Mal fragte und es wurde jedes Mal schlimmer je älter ich wurde. Ich stelle mir diese Fragen sogar bis heute noch. Stelle sie immer und immer wieder. Bin ich noch ich selbst? Oder bin ich nur das was man schon immer von mir wollte? Nämlich die Braut des Häuptlings die seit ihrer Geburt dazu erwählt wurde sein Kind zu gebären und damit die seltene Blutlinie mit seinem Erbe zu stärken. Für guten Nachwuchs zu sorgen. Das habe ich zumindest immer gesagt bekommen…und ich habe es gehasst. Jedes Mal wenn ich deinen Vater gesehen habe gingen mir diese Gedanken durch den Kopf. Ich habe es gehasst. Ich habe IHN deshalb gehasst, denn er war daran schuld das ich so behandelt wurde wie ich es wurde. Habe es gehasst das er einfach nur ein Junge sein konnte und ich dagegen nicht mal ansatzweise wusste was ich nun eigentlich war. Weder ein Junge…noch ein Mädchen, denn ich wurde weder wie das eine noch das andere „richtig“ erzogen. Und Genauso kam mir dann der Gedanke: das es nicht fair war, denn durch mein Blut wurden ich und Hao automatisch zu dem gemacht was alle von mir wollten, ohne das ich selber entscheiden konnte wer ICH sein wollte. Bin ich heute und vor allem war ich damals noch ich selbst…? Ich weis es nicht und wenn ich ehrlich bin…werde ich es vielleicht auch niemals wissen. Aber das ist schon okay, denn dadurch dass ich immer offen war, für alles was meinen Weg kreuzte, da haben sich mir Wege eröffnet von denen ich nicht mal zu träumen gewagt hätte. Wege die ich niemals hätte bestreiten können…denn wäre ich deinem Vater nicht begegnet und hätten wir uns nicht so oft am Kopf gehabt dann...Es mag verrückt klingen, aber genau deswegen bist du hier Hana. Denn hätten wir uns nicht gestritten und somit gelernt wie der andere tickt, dann wärst du nicht hier. Dann würde nichts von all dem existieren in meinem Leben was du hier siehst. DU wärst nicht hier und wir wären somit auch Sakutaro niemals begegnet. Alles wäre ganz anders gekommen. Und ich muss dir sagen: Ich bin froh das es so gekommen ist. Das ich den Weg gelaufen bin von dem ich fühlte das er der dennoch der Richtige war, auch wenn es erst nicht so erschien, denn nur so konnte ich euch allen begegnen. Und auch wenn ich bis heute nicht weis was nun richtig war oder falsch, so ist es nun egal, denn ich habe etwas viel besseres bekommen als das was ich damals wollte. Ich habe…dich bekommen und das kann mir keiner mehr nehmen. Genau SO fühlt es sich für mich an: es war alles richtig was ich damals getan habe. Verstehst du Hana?“

Der Blonde sah seine Mutter einfach weiter dabei an und schwieg. Sein Hirn versuchte zu verstehen was seine Mutter da zu ihm sagte und bearbeitete das noch alles fleißig weiter als er sie dabei anstarrte. Dann wand er aber den Blick plötzlich ab und zu Boden. Was sie da sagte...war eine interessante Ansicht der Dinge. Ohne Streit und Konflikt…wäre er nicht hier. Und wenn er nicht hier wäre, dann wäre Saku nie in dieses Dorf gekommen und hätte die Möglichkeit seine Wunden heilen zu lassen. Diese Zukunft gäbe es dann überhaupt nicht. Alles hätte einfach nicht existiert…Und das machte Hana nachdenklich, denn es erzeugte damit automatisch das Gefühl in ihm als wäre alles miteinander verflochten. Als wäre er nicht nur ein weiterer Knotenpunkt im Leben seiner Mutter der zu neuen Verbindungen und Erfahrungen geführt hat, sondern auch derjenige der ihr Feuer weiter trug welches sie entzündet hatte. Und als würde es von dem Punkt aus dann mit ihm weiter gehen. Emotionale Verbindungen…waren wie kleine Zahnräder die versuchten ineinander zu greifen und damit eine gewaltige Maschine in Gang zu bringen die man „Leben“ nannte. Denn zum Leben gehörte nicht nur das Überleben. Das Essen, Trinken, Schlafen und Kämpfen waren nur Teile dieser Maschine die sie im Gang hielten und nicht rosten ließen. Und Hana verstand es allmählich. Er wollte nicht nur überleben…er wollte leben. Etwas was er tief im Inneren schon immer gewusst hätte, aber es ihm nun eine verpasste und daran erinnerte das es da war. Denn um leben zu können brauchte der Mensch etwas was genauso wichtig war wie essen und trinken. Es waren Bindungen zu anderen Menschen. Es war Liebe. Denn ohne sie...war man allein und das Leben ging nicht weiter. Und alleine konnten meine Kinder entstehen. So das er von ein auf die andere Sekunde verstand was seine Mutter ihm gerade für eine Weisheit mitgeben wollte. Endlich hatte er es begriffen.

Es ging nicht darum wie und als was man geboren wurde…sondern wie man mit dem Geschenk des Lebens umging und welchen Weg man damit beschritt. Es waren nicht die Geburt und die Fähigkeiten die aus einem das machten was man war…sondern die eigenen Entscheidungen. Denn genau diese zeigten WER man wirklich war und wohin die Reise ging. Seine Mutter hatte es eben selbst gesagt: Sie und Vater hatten sich oft gestritten. Mutter hasste ihn sogar eine Zeit lang, aber am Ende war Hana dennoch hier. Streitereien konnten die Gefühle nicht zertrennen die sie in ihrem Herzen zueinander trugen und verknüpften das Band zwischen ihnen nur noch mehr, denn somit lernten sie die Gefühle des Anderen zu verstehen und zu akzeptieren. Und darum ging es in einer Beziehung und in der Liebe…Es ging um die Akzeptanz seines Partners und um Vertrauen. Und gerade weil seine Eltern sich stritten…war das gut gewesen. Also war es auch gut das Hana und Saku sich stritten, denn damit zeigten sie wie wichtig ihnen der Andere doch war und das man sich sorgte. Denn nur durch Sorge und Angst um den Anderen war dieser Streit entstanden. Der Blonde verstand. Erst wenn man sich nicht mehr streiten würde und sich nichts mehr zu sagen hatte…erst ab dem Moment war alles vorbei. Und das tat gut. Es tat sogar so gut das der Blonde fühlte wie wieder die wohlige Wärme in ihm aufkam und die eisige Kälte der Trauer von ihm abließ. Saku…machte das für ihn. Hana wusste das und es lang nun an ihm herauszufinden warum er das tat. Wenn auch ohne zu invasiv zu sein. Aber selbst wenn er es nicht herausfinden würde…dann war das auch okay, denn egal was er von dem Moment an machte…er durfte Saku nicht noch mehr unter Druck setzten. Und letzten Endes hatte er verstanden wie attackierend er doch gewesen war und kam sich plötzlich mies dabei vor. Doch gerade weil er das aus Verzweiflung getan hatte durfte man nicht ganz so hart mit ihm ins Gericht gehen. Das war nur zu menschlich gewesen, denn Menschen neigen dazu über die strenge zu schlagen wenn sie verzweifel waren. Doch mit dem was er gesagt hatte…hatte er Saku verdammt verletzt und auch gleichzeitig seine Grenzen überschritten. Er wusste das…aber nun verstand er wie blöd das doch gewesen war. Hana puschte das alles viel zu sehr und das war nicht fair gewesen. Es klickte endlich. Um an Sakutaro ran zu kommen…musste er ihn von sich aus kommen lassen. Das schien der einzige Weg zu sein, so schwer es ihm auch fiel und so hart es auch für ihn selbst werden würde sich zurückzuhalten. Und Yoh sah in jener Sekunde das erleichterte Lächeln auf den nassen Lippen und Wangen seines Sohnes…und wusste somit automatisch dass er ihn erreicht hatte. Hana schien es verstanden zu haben. Nun musste er das ganze nur noch in die Tat umsetzten und es nicht zu sehr pushen.

Sanft fasste der Schamane die Hände seines Sohnes und brachte Hana damit ihn wieder anzusehen, als er lieb zu ihm lächelte und sprach:

„Ihr zwei seid noch so jung. Und eure gefundene Liebe steckt quasi noch in den Kinderschuhen. Aber dennoch kann ich es jedes Mal fühlen, wenn ich euch zusammen sehe, wie viel Liebe zueinander in euch steckt. Fast so als würdet ihr euch schon ewig kennen. Und selbst ohne dass du es mir eben gesagt hast, wusste ich schon länger dass du ihn liebst, Hana. Und er empfindet genauso wie du. Man kann es ihm auch ansehen. Er liebt dich und es fällt ihm sehr schwer das zu verstecken. Auch wenn seine Worte eben so hart zu dir waren. Doch ich bin mir ganz sicher das er einen guten Grund dafür hat warum er dich so auf Abstand hält und das er das vielleicht einfach nur tut weil er dich damit schützen möchte.“

Hana sah Yoh an.

Er tat das um ihn zu beschützen…Aber vor was?

Hana hatte aber in dem Moment einen Geistesblick und konnte sich vorstellen woran das gegeben falls liegen könnte. Also Saku sein ganzes Verhalten. Warum...war ihm das nicht schon vorher eingefallen? Wieso kam das jetzt erst?! Natürlich! Es gab einen simplen Grund warum Saku das machte. So eindeutig das Hana sich blöd vorkam, denn der hatte ihm das bereits mal mitgegeben. Und nach der Sache mit Anderson erst recht!...Es ging um seine eigenen Leute aus Japan! Nur deshalb machte er das! Der Blonde war sich nun schon fast zu hundert Prozent sicher das es auch darum ging! Saku wollte ihn vor seinen eigenen Leuten schützen und für Hana ergab sich daraus nur eine logische Tatsache um ihre Beziehung zu retten. Das wenn sie verschwanden…der Pilot doch noch bei ihm bleiben könnte, oder? Wenn er es also irgendwie hinbekommen würde das die ihre Sachen packten und wieder sicher nachhause kamen…dann könnte Saku doch bleiben! Dann wäre alles okay!

So schnell wie das gerade alles durch seinen Kopf ratterte…fand er auch schon einige Ideen wie er vielleicht „helfen“ könnte das alles etwas zu beschleunigen. Und der Gedanke gefiel ihm. Saku…könnte bleiben! Dazu müsste er nur…!

Yoh runzelte plötzlich etwas die Stirn, als er sah wie in Gedanken verloren und aufgeregt vor Freude Hana plötzlich wirkte. Doch es war seltsam. Denn es war nicht die Art von Freude wo der Schamane das Gefühl bekam das es so okay wäre. Sondern es fühlte sich anders an. Fast schon so…als hätte sein Sohn schon bereits neue Dummheiten im Kopf ausgebrütet die vielleicht Ärger bringen könnten. Wäre auch nichts neues, trauriger Weise. Somit fasste er Hana dann sanft über den blonden Haarschopf und fragte dabei:

„Was ist? Woran denkst du gerade Schatz?“

Hana sah sofort zu seiner Mutter auf und sprach frech und lächelnd:

„Alles okay! Ich danke dir Mutter! Ich hab mich erinnert! Und jetzt weiß ich was ich zu tun habe! Vielleicht ist doch noch nicht alles verloren!“

Und zwei Sekunden danach sprang der Blonde auch schon auf und klopfte sich seine Hose zurecht. Mit schnellen Bewegungen seines rechten Armes wischte er sich noch die letzten nassen Spuren von seinen Wangen und klopfte sich danach, mit den Händen, sanft auf diese. Er musste wieder klar kommen! Es lag einiges an Arbeit vor ihm und das Erste was er tun musste war wieder Nähe zu Saku aufzubauen. Vielleicht sollte er ihm aber doch noch leichten Abstand lassen und etwas später wieder auf ihn zu gehen. Noch waren die Gemüter aufgeheizt und Saku konnte unglaublich bockig sein wenn der sauer war. Was er sicherlich noch war. Doch Hana konnte es kaum erwarten. Sicher er war körperlich noch nicht ganz wieder fit und würde seinen Plan deswegen nicht gerade heute komplett in die Tat umsetzten, aber vielleicht in zwei Tagen oder so. Denn wenn er ehrlich war fühlte er sich allgemein sehr komisch die letzte Zeit. Er konnte es nicht ganz beschreiben, aber dieses seltsame Gefühl in seinem Bauch war noch immer da seit dem er angeschossen wurde. Sicher war es nicht mehr ganz so intensiv wie kurz nach dem Schuss und seiner Behandlung, aber es war noch immer da. War wie ein Hauch der sich hin und wieder meldete und bescheid gab das es noch da war. Dieses Ziehen und Drücken. Dennoch hatte er seiner Mutter weiterhin nichts dazu gesagt und behielt es für sich. Hana war nicht einer der sofort losjammerte wenn ihm mal ein Furz quer hing. Allerdings behielt er seinen Zustand weiter im Auge und würde seiner Mutter davon erzählen wenn es noch länger blieb. Und an sich war seine Wunde super verheilt und nur noch eine Narbe mit Fäden war zu sehen, die aber langsam auch verschwanden. So gesehen war seine Wunde auch schon wieder komplett verheilt und nur noch die Fäden mussten weg. Offenbar hatte er eine gute Regeneration und Mama, so wie immer, eine heilende Hand. Die Kombination machte es möglich, was?

Sein Blick floh noch mal runter zu seiner Mutter und er sprach dabei:

„Ich mach mich dann mal los! Vielleicht werde ich schneller wieder beweglich wenn ich etwas mehr laufe! Keine Sorge, ich bleibe natürlich im Dorf, Mama."

Yoh sah ihn an. Darüber machte er sich die wenigsten Sorgen ehrlich gesagt. Sondern über etwas anderes was an ihm nagte. Und danach wand sich Hana auch schon ab und lief entschlossen einige Schritte von seiner Mutter weg, als diese einfach nicht anders konnte und ihm nach rief:

„Hana!“

Sein Sohn blieb stehen und sah verdutzt hinter sich. Sah den besorgten Blick seiner Mutter, den er nicht ganz deuten konnte und hörte dann ihre Worte:

„Was auch immer du machst…übertreib es nicht, ja? Es wird alles schon seinen Weg gehen und finden. Manchmal…ist es nicht klug Dinge gewaltsam zu beschleunigen Hana…“

Was sollte das denn nun? Das wüsste er doch. Aber Hana nickte dann nur zurück und lächelte lieb, aber frech, als er darauf antwortete:

„Ich muss los! Danke Mama!“

Und dann lief er doch schnelleren Schrittes davon und Yoh sah ihm nach. Er kam dabei ebenfalls wieder auf die Beine und sah wie sein Sohn auf den großen Platz zulief und danach aus seiner Sicht verschwand, als er hinter den nächsten Wigwam abbog.

Er fühlte sich komisch. Etwas an der Art und Weise, wie Hana eben geklungen hatte, machte ihm persönlich Sorgen. Natürlich war es gut zu sehen dass seine Botschaft seinen Sohn erreicht hatte und diesen wieder etwas aufmunterte, aber dennoch war da dieser Hauch von Unwohlsein in ihm. Hatte…Hana ihn auch wirklich verstanden? Vielleicht kickten seine Mutterinstinkte aber auch gerade nur etwas zu sehr durch. Wäre ja nicht das erste Mal. Sein Blick floh dann neben sich zu den Beeten in denen er dann die eine rote Kamelie blühen sie die definitiv für Hana stand. Wie schön die Blüte offen stand und leuchtete. Seine Liebe war erblüht…und jetzt konnte Yoh nur hoffen das sein Sohn keine Dummheiten übers Knie brechen würde. Denn dafür…hatte er leider ein Talent. Doch was auch immer mit Hana passieren würde, Yoh wusste dass er in guten Händen war. Sakutaro würde auf ihn aufpassen, so wie er es die letzten Tage über auch getan hatte. Immerhin...war er sein Dyami. Und sein Blick fiel dann runter auf seine Hände und er musste lächeln, denn es war…genau wie bei ihnen damals. Bei ihm und Hao. Und ehrlich gesagt war es verrückt WIE ähnlich es ihnen doch war, denn genau an diesem Ort…hatten sie auch mal gestritten und gedacht damit ihre Liebe zerstört zu haben. Und das sogar kurz nach dem…wo sie verstanden hatten dass sie sich liebten. Nämlich kurz nach Apollo…und nur einen Tag bevor Yoh schwanger wurde. Aber noch etwas bedrückt ihn, als nur das was vielleicht gerade in Hana seinem Kopf vor sich ging. Nämlich die Tatsache…dass er irgendwie das Gefühl hatte das sein Sohn sich veränderte. Oder verändert hatte. Aber nicht nur wegen der Art wie er sich verhielt sondern auch…Ach er wusste es ja auch nicht wirklich. Aber etwas war anders. Hana…war anders, auch wenn er nicht genau wusste WAS es war. So floh sein Blick noch ein letztes Mal zu der roten Kamelie und er faltete dabei die Hände vor seiner Brust zusammen. Schloss die Augen und sprach einen Wunsch aus. Eine Bitte wohl eher. Er bat einfach nur dafür…dass der Schutzgeist ihrer Familie Hana den richtigen Weg weisen würde. Das der kleine weiße Fuchs…nein, das Ame seinen Sohn leitete. Und das genauso wie er es schon mal getan hatte. Als Hana noch klein gewesen war…und damals bei ihm und Hao…noch bevor der Blonde gezeugt wurde. Doch in der Ferne sah selbst der wachsame Yoh ihn nicht kommen. Sah den Sturm nicht anrauschen, der ihr ganzes Leben auf den Kopf stellen würde. Hanas…und das von einfach jedem in diesem Dorf…
 

Du wurdest einst verletzt von einem nicht zu heilenden Schmerz der durch Trauer geboren wurde. Aber du gingst einfach weiter mit dieser Bürde auf deinen Schultern und deiner Vergangenheit die dich nicht mehr loslassen wollte. Sie dich jeden Tag aufs Neue versuchte in Stücke zu reißen. Doch ich bin hier und ich fange dich. Und ich halte von nun an deine Hand damit du dein Leben nicht aufgibst. Du wirst nichts mehr verlieren solange du bei mir bist. Ich möchte dein Lächeln beschützen, aber es verschwindet immer mehr von Tag zu Tag, dass ich nicht weis was ich tun soll. Selbst deine Stimme, die nach mir ruft, stirbt langsam aber sicher. Der Wind, der mit der Zeit geht vergeht ist ein messerschafer Hauch, aber ich werde dich dennoch nicht loslassen. Denn du wurdest vor langer Zeit von etwas verletzt was aus Trauer geboren wurde. „Ich kann nicht mehr lächeln. Ich hasse Menschen.“ Ich will dich diese Worte nicht mehr sagen hören. Auf dich wartet eine Zukunft die du noch nicht sehen kannst. Vielleicht macht sie dir Angst, aber sie ist ganz wichtig. Vielleicht ist gerade jetzt noch alles okay so wie es ist, aber das wird nicht so bleiben, denn die Zeit steht nicht still. Bleib nicht stehen…sondern geh mit mir weiter. Du sagtest einst: Das du dein Leben allein Leben kannst. Aber diese banalen und freundlichen Worte fingen an dich zu zerreißen, denn du sehnst dich nach Nähe. Du willst nicht allein sein. So sehr dass du dich windest und eine Lösung sucht, obwohl du Angst hast andere dabei zu verletzten. Genauso wie ich. Deine Hand, die ich halte, sehnt sich nach der zarten Liebe die einfach jeder erfahren möchte. Etwas was tief in uns verwurzelt ist. Erinnerst du dich daran? Indem du den Schmerz kennst weist du wie man zu jemanden sanft sein kann. Deswegen musst du weiter kämpfen. Du bist etwas ganz besonderes. Wir suchen beide den Grund für unser Leben. Und wenn wir weiter unsere Hände halten, dann bin ich mir sicher dass wir diesen gemeinsam finden werden. Bitte verlass mich nicht. Verschwinde nicht einfach aus meiner Welt, denn ich bin egoistisch und will dich nicht mehr missen. Und gerade du, der gehen will, möchte es eigentlich auch nicht, nicht wahr? Vergiss es nicht einfach. Dein altes Leben hat dich zu dem gemacht der du bist und deswegen vergiss es nicht. Aber halte dich nicht mehr krampfhaft daran fest. Denn ab jetzt halte ich deine Hand und gehe mit dir gemeinsam in ein neues Leben, wenn du das möchtest. Und ab dem Moment gibt es dann kein Zurück mehr für uns. Wenn du mich liebst, in dieser Nacht, dann tu es gefälligst aufrichtig und trage mich wie eine Königin auf deinen Armen. Hol mir die Sterne vom Himmel und schenk mir das was ich eigentlich nicht kriegen könnte. Es ist kein Geheimnis. Ich liebe dich. Und in dem Moment wo du mich auch liebst…werde ich es dir sagen. Auf das wir nie wieder getrennt werden und uns aneinander binden. So wie es immer sein sollte. So wie es schon immer gewesen ist.

The flower that blooms at night

Ich habe meiner Mutters Träume und Augen, aber meines Vaters Blick. Dies kann mir bis heute niemand nehmen, also versucht es ruhig weiter. Die Vollmondstadt schlief damals während Giganten über den Himmel flogen. Sie machten sich bereit etwas auf die Menschheit loszulassen nachdem sie einen Schrei durch den Himmel hallen ließen. Der Himmel wurde schwarz und das Weinen von Menschen war wie ein Klagelied das von überall zu mir drang. Kann uns keiner davor retten? Wird es überhaupt jemand versuchen? Das fragte ich mich damals. Der Scheiterhaufen brannte so vor sich hin während die Abfindung starb und dabei hörte ich immer wieder die Worte: Hilfe ist unterwegs. Zumindest sagten sie das zu mir. Aber ich sah es einfach nicht passieren. Du dagegen, du hast meine Hand gehalten und mit geholfen zu sehen was direkt vor mir war. Hast mir geholfen nie die Hoffnung aufzugeben trotz all dem Leid und Tod. Aber nun bist du weg und alles zerbricht unter meinen Füßen wie zartes Eis über einem See im tiefsten Winter. Und der Himmel zersplittere kurz darauf über meinem Kopf in tausend Stücke die wie ein tödlicher Regen auf mich niederprasselten. Fünftausend Fuß unter mir kannst du mich heute nicht mehr hören. Der Himmel wurde verdunkelt von schwarzen Wolken während der Meeresboden explodierte und ich in der Ferne meine Liebe weinen hören konnte. Meine Knochen fühlten damals die Schwingungen dieser Erschütterung und es hallt noch heute in ihnen nach. Hallt nach wie ein brennendes Schlaflied. Und auch das konnte mir auch keiner mehr nehmen, egal wie sehr ich versuchte mich davon zu befreien. Leben um Leben verdorrte durch meine Hände und es fing bei dir an. Vater, wo bist du heute wohl? Es ist so lange her dass ich sicher schlafen konnte. Aber wir ein stolzer Adler hob ich mich dennoch in den Himmel und kämpfte durch Nächte und blutige Tage, über dem Pazifik, um mein Leben. Ein weiterer Kopf baumelte vor mir nach unten. Ein Kind wurde langsam aus seinem Leben gerissen. Und wenn die Gewalt eine Stille erzeugt, wer ist dann daran schuld? So kann ich sagen: Ich bin es nicht und das vor mir ist auch nicht meine Familie. Denn in meinen Erinnerungen waren diese schon längst gestorben. Durch Bomben, durch Panzer und durch Gewehre. Aber in meinem Kopf…starben sie dennoch noch immer, als wäre es erst gestern gewesen. Ich sah später, unter mir, die Menschen an der Küste, auf dem Deck und in der Luft, mit erhobenen Händen in der Luft, doch ihre Worte der Freude trafen mich nicht an dem Ort wie sie es sollten. Sie erzeugten keine Hoffnung und Stolz in mir, sondern Schande und Verzweiflung. Aber kümmerte es irgendwen was ich empfand? Niemand kümmerte es. Ich war allein mit diesen Gefühlen. Doch dabei sagte ich mir immer und immer wieder: Hilfe wird schon noch kommen, oder? Hielt mich damit am Leben. Dennoch erstickte ich dabei an dem schwarzen Rauch des Krieges, welcher mich aber zugleich auch wach hielt. Hielt meine Trauer tief in meinem Verstand verborgen, nur um das Rad des Krieges weiter laufen zu lassen und zu versuchen mein miserables Leben zu retten. Hilfe wird schon noch kommen. Zumindest sagten sie es. Immer und immer wieder: Hilfe wird schon noch kommen. Uns wurde befohlen durchzuhalten. Einfach weil schon bald jemanden kommen würde um uns zu helfen…Aber niemand kam. Es kam einfach niemand. Und ihr wart es gewesen die mich in diese Ecke gedrängt haben. Mich dazu gedrängt haben zu fragen: Wie könnt ihr nur so leben? Vielleicht dachtet ihr das ich und mein Stolz falsch lagen, aber eines konnte ich euch allen sagen: Ich war zufrieden. Ich verlor mich in diesem Hass und Blutbad. Lichtblitze zogen am Himmel an mir vorbei und ich versuchte mich von der Schuld reinzuwaschen indem ich weiter machte. Meine Seele hätte an dem Tag sterben sollen, doch das tat sie nicht. Aber lasst mich euch eines sagen: Mir geht es bestens. Ihr saht zu meiner Linken und konntet sehen wie ich es versucht habe. Versuchte alles besser werden zu lassen für das Land in dem ich geboren wurde. Für meine Familie versuchte das Rad neu zu erfinden. Und dann saht ihr zu meiner Rechten und erkanntet genau meine Verbrechen die ich dafür begangen hatte. Doch ich sah in meine Vergangenheit, was ihr nicht konntet und sah all die Lügen die ich damals sagte um mich gut zu fühlen. Ich dachte damals es wäre alles richtig gewesen. Aber sieh mir heute mal genau in die Augen. Denn heute siehst du genau mein Leben voller Verbrechen, welches ich damals lebte. Sieh in meine Vergangenheit und du wirst genau sehen dass alle meine Lügen…gerechtfertigt waren. Es war alles was mich am Leben hielt. Doch nun bist du hier. Und vielleicht war es deine Hilfe auf die ich immer gewartet habe. Hilf mir das Rad neu zu erfinden und gib mir bitte das Gefühl endlich zuhause zu sein. Gib mir nur einen kleinen Grund…damit ich bei dir bleiben kann. Oder gern auch zwei…
 

Es war ein lautes Poltern was ihn aus seinem Schlaf riss.

Ein Geräusch so tief und unbarmherzig stumpf das es einfach jeden aus dem Schlaf reißen würde, egal ob jung oder alt und das aus der dunklen Ferne der Nacht. Zuerst war es nur ein verschwindend geringer Hauch gewesen. Aber je wacher er wurde, umso mehr holte ihn die Realisation ein dass es ein schrecklicher Klang war und nichts daran okay zu sein schien. Ein Geräusch das einen an brechende Knochen erinnerte. Doch genauso schnell wie es da gewesen war, so schnell war es auch schon wieder in der Dunkelheit der Nacht verschwunden und wirkte dadurch wie ein Geist der sich vor deinen Augen in Luft auflöste. Dennoch hatte es völlig ausgereicht um den kleinen Jungen aus seinem Schlaf zu reißen, weswegen er mit den Augen leicht blinzelte und dann über diese rieb um die Müdigkeit wegzubekommen. Er rieb und rieb über diese und es brauchte eine Weile bis er dann endlich klar sehen konnte und wieder komplett Herr seiner Sinne wurde, wenn auch erschöpft.

Es war tief in der Nacht und der Mond stand hell über dem Haus seiner Familie. Kein Vollmondschein, aber auch kein Neumond. Es war ein altes Haus in dem sie lebten und demnach nichts ungewöhnliches das es mal schepperte und polterte, denn immerhin war es aus Holz gebaut und stand schon seit mehreren Jahrhunderten dort. Wurde aber natürlich über die Zeit hinweg immer wieder etwas auf Vordermann gebracht. Aber dieses Geräusch war dennoch anders als das was er „normalerweise“ von diesem alten Schuppen erwartete und genau deswegen setzte er sich müde aufrecht und rieb sich wieder mit beiden Handrücken seiner Hände über das Gesicht und die verschlafenen Augen. Die dünne Decke auf seinem Schoß, mit der er zugedeckt gewesen war, wärmte ihn zwar noch leicht, aber dennoch konnte er nicht verpassen wie ein kalter Windzug über ihn hinwegfegte. Ein Windzug der sich fast schon so anfühlte als würde etwas durch ihn hindurch laufen und damit alle seine kleinen und feinen Haare, am Körper, zu Berge stehen lassen. Etwas weswegen Sakutaro die Hände wieder runter nahm, sie auf seinen Schoß fallen ließ und er dann nach rechts neben sich sah. Denn es war genau der Moment gewesen dass seine Müdigkeit fast wie von alleine verflog und er blinzelnd zu der Tür seines Zimmers sah. Ein Gähnen entwich dennoch noch einmal seiner Kehle und danach sah er aufmerksam zu seiner Tür.

Normalerwiese schlief er wie ein Stein und es war nicht leicht ihn aus seinem Schlaf zu reißen. Seine schwarzen, kurzen Haare standen ihm struppig und durscheinandern in alle Richtungen ab und nur sein Pony, der ihm immer ins Gesicht hing, war das Einzige was dort war wo es sein sollte. Bekleidet war er mit einem dünnen, mit langen Ärmeln gesegneten, weißen Shirt. Denn obwohl es Frühling war, so waren die Nächte gerne noch sehr kühl im April. Deswegen trug er auch noch eine lange, dünne Hose zum Schlafen. Selten sah man ihn so aus dem Schlaf gerissen wie in dem Moment. Das er also nun wach war und das dann auch noch mitten in der Nacht, war etwas was weniger häufig vor kam und ihn selber überraschte. Besonders da er einen anstrengenden Tag hinter sich hatte war das ungewöhnlich, immerhin müsste er doch eigentlich wie erschossen schlafen. Es war sein erster Schultag gewesen und der war mehr als anstrengend. Alles war neu und Chiharu ging ihm ja auch noch auf den Sack. Er sollte durchpennen wie ein Bär beim Winterschlaf, dem war aber nicht so und er fixierte nur weiter die Tür neben sich an. Ein komisches Gefühl überkam ich ganz plötzlich. Ein eisiger Wind, wie der von eben als er wach wurde. Etwas…stimmte nicht.

Er erinnerte sich plötzlich wieder an das unbekannte Geräusch, welches ihn geweckt hatte und fragte sich nun was das nur gewesen war. Aber wenn er genauer darüber nachdachte, hörte es sich auch nicht an als käme es von seinem Stockwerk, sondern von unter ihm.

Sakutaro hatte sein Kinderzimmer im obersten Stockwerk, also bei ihnen im ersten Stock, wo sich alle Schlafzimmer befanden und natürlich auch das Gästezimmer. Alles unter ihm, also im Erdgeschoß, waren Räume wie die Küche und das Wohnzimmer ect. Wenn es also von da unten kam…dann mussten wohl seine Eltern zu der Uhrzeit noch wach sein. Zumindest dachte er sich das, denn was anderes konnte es ja nicht sein. Aber die Art des Geräusches war komisch gewesen. Es hörte sich fast so an…als wäre etwas umgefallen. Wenn er aber so die Dunkelheit um sich sah war es schon sehr tief in der Nacht und seine Eltern müssten eigentlich auch schon längst schlafen. Komisch.

Zwei Sekunden später lief ihm erneut ein Schauer über den Rücken den er sich nicht erklären konnte und der ihn so lautlos überfiel wie eine Eule eine Feldmaus. Es war genauso präzise und tödlich und man sah es einfach nicht kommen bis es einen dann erwischt hatte. Doch woher kam dieses Gefühl? Dieses schneidende Gefühl…als würde etwas absolut nicht stimmen. Doch kurz darauf zuckte er auch schon zusammen als ein Geräusch ertönte und Saku sich dabei instinktiv seine Decke näher an den Oberkörper zog und verschreckt an den Ort sah wo der Laut hergekommen war…Er sah zu seiner Zimmertür. Und dann ertönte es wieder. Selbst das laute Zirpen der Zikaden, die in dieser Nacht besonders aktiv waren, konnte nicht übertönen wie jemand an seiner Zimmertür klopfe. Ja es war ein Klopfen an der Tür. Jemand stand dort auf der anderen Seite…und klopfte. Es war ein langsames und rhythmisches Klopfen, das so alle 4 Sekunden immer wieder ertönte und gegen die Holztür donnerte wie ein sanfter Windhauch aber dennoch bestimmend und laut. Saku verstand das nicht und drehte sich auf seinem Bett so zurecht das er danach direkt zur Tür gewandt dort saß und weiterhin seine Kuscheldecke an sich drückte. In seinen Augen lag dabei noch ein Schrecken verborgen, immerhin war er ein Kind und das war ihm etwas völlig neues.

Normalerweise war er kein Feigling, aber in der Sekunde schlugen alle Alarmglocken seines Instinkts an und warnten ihn davor dass etwas nicht stimmte. Das DIES nicht natürlich war und hinter dieser Tür gerade definitiv niemand von seinen Eltern stehen konnte. Es konnte keiner von ihnen sein, denn die kamen, in der Regel, einfach rein und jagten ihm nicht absichtlich einen Schrecken ein wie in einer Gruselgeschichte. Nicht mal sein Vater tat dies, der nun wirklich nicht gut auf seinen Sohn zu sprechen war. E war einfach nur gruselig und unerklärlich. Das waren nicht seine Mama und sein Papa…Aber wer denn sonst? Sakutaro war sich aber auf der anderen Seite verdammt sicher das da bestimmt kein Geist hinter dieser Tür stand und sich einen morbiden Scherz mit ihm erlaubte, denn daran glaubte er nicht…

Es klopfte ein weiteres Mal leise, aber dieses Mal fragte der Junge instinktiv und zögernd:

„M-Mama? Bist du das?...Hallo?“

Er wusste ja dass es dumm war genau DAS zu fragen, denn er wusste eigentlich dass es Mama nicht sein konnte, aber er machte das einfach instinktiv. Keine Antwort. Und dann war es auch schon vorbei. Das Klopfen hörte auf. Nichts war mehr zu hören und Sakutaro saß dennoch nur weiterhin angespannt auf seinem Bett und starrte zu der Tür. Das Klopfen war endgültig weg und an dessen Stelle war eine unheimliche Stille getreten die sich förmlich schneiden lassen könnte, denn so dick war die Luft inzwischen in diesem Zimmer geworden. Er hatte…Angst. Sicher er war noch ein Kind und seine Fantasie spielte ihm schneller einen Streich als Erwachsenen, aber dennoch…noch nie hatte er solche Angst verspürt wie in dem Moment. Etwas stimmte nicht. Und es fühlte sich so an…als wäre die Person, die da geklopft hatte, nicht schlagartig verschwunden, sondern lauerte förmlich hinter der Tür. Stand weiterhin dort und starrte den Jungen förmlich durch das Holz an. Da war jemand…Saku konnte fühlen das da noch jemand stand und wartete. Aber das konnte einfach nicht sein, oder?

Die Atmung des Kleinen wurde schneller und er bemerkte wie sich ein unsichtbarer, eisiger Griff um seinen Hals legte und langsam zudrückte. Die Spannung ihm die Luft abschnürte und er schneller atmen musste um Sauerstoff in seine Lungen zu bekommen damit er auch ja nicht umkippte. Es war pure Angst…Und Angst war etwas Schreckliches. Dann hörte er auch schon wieder etwas. Es kam von hinter der Tür und Sakutaro konnte es nicht richtig deuten denn es war sehr wage. Ein Hauch und kaum zu vernehmen, wenn man nicht genau hinhörte. Dennoch es hörte sich an…als würde jemand etwas sagen, aber so leise und schwach dass der Junge nicht verstand was es war. Es war seine Sprache. Ganz sicher. Es war Japanisch, aber dennoch konnte er es nicht verstehen. Zudem Zeitpunkt wusste er natürlich nicht dass es sich um Altjapanisch handelte und dies kaum mehr gesprochen, oder geschrieben wurde. Doch noch während er sich einen Kopf darum machte, was los war, ertönte wieder ein anderes Geräusch. Eines das ihm erneut aufs Neue eine Gänsehaut verpasste und das sogar noch mehr als das Flüstern durch seine Tür…es waren Schritte. Saku konnte schwere Schritte hören die sich nach links von seiner Tür entfernten und den langen Gang dahinter hinunter stampften. Sie wurden mit den Sekunden leiser und leiser. Und obwohl jedes normale Kind, in der Sekunde zumindest, sich einfach seine Decke über den Kopf gezogen hätte und sich somit darunter verkroch, machte Sakutaro genau das Gegenteil…denn er legte sie beiseite und sprang förmlich aus seinem Bett. Und das wo sein Körper eigentlich schrie: dass er sich verstecken soll. Doch er hörte nicht auf ihn und das obwohl er besorgt und zugleich auch neugierig war, denn diese Schritte…sie liefen in die Richtung wo es nach unten ging.

Links, am Ende des Flures, ging die Treppe nach unten ins Erdgeschoss und genau dort hin wo er eben noch was gehört hatte. Da wo Mama und Papa vielleicht noch wach waren. Und Saku hatte Angst, denn diese langsamen und schlurfenden Schritte waren nicht von seinen Eltern. Ein Fremder war im Haus, ganz klar und wenn er nichts tat dann könnte er seiner Mama vielleicht etwas tun! Und das ließ er nicht zu! Sicher war er zu klein und könnte gegen einen Erwachsenen nichts ausrichten, aber auch wenn nur nach ihr schrie dann würde das allein schon reichen um sie zu warnen! Also zögerte er nicht mehr, fasste seinen Mut erneut und lief auf seine Tür zu. Er zeigte keine Furcht in dem Moment. Aber erst als er den Rahmen der Schiebetür rechts gefasst hatte und aufziehen wollte…da zögerte er noch mal und lauschte erneut. Was wenn…der Fremde bewaffnet war? Es war nicht abwegig und dumm, denn er hatte schon von Raubüberfällen gehört. Was sollte er…dann nur tun? Wenn er schrie machte er es vielleicht damit schlimmer, oder? Viele Gedanken gingen ihm durch den Kopf vor Angst. Aber einer schob sich dann davor und übernahm dann einfach mal das Ruder…Nämlich folgender: Warum kam der Fremde eben nicht rein?

Ging man mal davon aus das es sich wirklich um einen Einbrecher und der vielleicht auch noch bewaffnet wäre, handeln würde…warum kam er nicht rein, nahm ihn als Geisel, oder brachte ihn gleich um? Wieso das Klopfen und diese Spielchen? Und genau das fand Saku komisch. Er verstand das nicht, aber er konnte auch nicht einfach stehen bleiben und nichts tun. Weswegen er plötzlich nicht mehr zögerte, sich zusammen riss, schluckte…und dann die Tür leise aufzog. Er würde bald wissen was los war.

Vorsichtig lugte er nach links aus dem Türrahmen und den Flur hinab. Das Mondlicht leuchtete durch die Fenster des Flures und spendete damit etwas Licht. Gerade genug Licht das er klar und deutlich etwas sehen konnte. Etwas was ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ und er es erschrocken vor sich anstarrte…Das was vor sich auf dem Boden war wohlgemerkt. Es waren Spuren. Aber nicht welche aus Schlamm, oder Dreck…sondern blutige, rote Fußspuren die sich über den Holzboden zogen und von Sandalen zu sein schienen. Zumindest sagte das die Druckform aus. Er verstand das nicht. Und was er noch weniger verstand war…das sie offenbar erst an seiner Tür losgingen und von dort dann den Flur runter liefen. Als wären sie…aus dem Nichts vor seiner Tür erst entstanden. Aber das konnte doch einfach nicht sein. Träume er? Schlief er noch immer? Langsam zweifelte er an seinem Wachzustand und kratzte sich verwirrt am rechten Arm dabei. Aber dann hörte er wieder Schritte und sah vom Boden links auf und den Flur hinab. So konnte er gerade noch erkennen wie ganz am Ende des Flurs, der dort nach links einen Bogen machte und von da dann die Treppe runter führte, jemand aus seinem Sichtfeld und somit um die Ecke verschwand. Er bekam einen Schock und erstarrte erst mal auf der Stelle. Alles was Saku noch gerade so gesehen hatte war ein langer, silberner Pferdeschwanz gewesen, der im Wind wehte, bevor er dann um die Ecke verschwand. Sein Verstand drehte sich im Kreis vor Angst. Also doch! Es war ein Fremder in ihrem Haus! Ein Fremder! Und so wie es schien…war er offenbar verletzt, denn die Blutspur kam von ihm. Was wollte der hier?! Aber um darüber nachzudenken hatte er keine Zeit.

Saku donnerte dann leise aus dem Zimmer und rannte in die entgegengesetzte Richtung, nämlich den Flur rechts rauf, am Gästezimmer vorbei und dann zu dem Zimmer seiner Eltern. Mama! Er musste Mama wecken und brauchte Hilfe! Dann kam er aber auch schon an dem Zimmer seiner Eltern in Rekordzeit an. Schnell, aber leise, schob er die Tür zur Seite und sah nach seinen Eltern. Nichts. Das Bett war gemacht und keiner schlief da drin, was bedeutete…seine Eltern waren wach und im Erdgeschoss! Genau da wo der Fremde eben…!

Er durfte keine Zeit verlieren! Noch nie zuvor war Saku so schnell den Flur wieder runter gerannt wie in jenem Moment. Er wollte dabei schreien. Nach seinen Eltern schreien, aber bekam einfach keinen Laut aus seiner Kehle und das lag nur an einem Grund: er hatte Angst und konnte nicht mehr klar denken. Seine Beine bewegten sich wie von allein und rannten einfach nur. Rannten und wollten zu Mama. Und so lief er neben den blutigen Spuren den Flur runter und kam schließlich ebenfalls um die Ecke an der Treppe an. Dort blieb er dann stehen und sah erschrocken diese runter. Ein Anblick des Grauens breitete sich vor ihm aus.

Überall war Blut auf den Stufen verteilt. So viel Blut als hätte man dort jemanden abgeschlachtet, aber man sah keine Leiche dort liegen. Keinen Toten der verkrümmt am unteren Ende der Treppe lag, das Gesicht nach oben streckte und mit leeren Augen und bebenden Lippen seine letzten Zuckungen hatte. Dennoch wirkte es wirklich so als wäre dort jemand umgebracht worden…Dort war aber niemand und Saku sah wieder wie der Fremde, gerade in dem Moment als er ankam, um die nächste Ecke links verschwand und weiter lief. Sich damit erneut den Blicken des Jungen entzog. Inzwischen war es wie verhext das der Kleine keinen genauen Anblick von dieser Person erhaschen konnte, die aber definitiv ein Mann gewesen sein musste. Ein großer Mann vor allem, denn das erkannte er an der weghuschenden Statur. Und kaum als er wieder um die Ecke verschwunden war rannte Saku die Treppe wie von einer Wespe gestochen runter und kam unten an. Er sah links den Flur hinab und sah wieder nichts, nur wie der Fremde erneut um eine Ecke bog…dieses Mal aber nicht in einen Flur, sondern ins zweite, kleine Wohnzimmer rechts von diesem Flur, während es geradeaus ins Große ging. Es war sogar noch immer stockdunkel und Saku wunderte sich das kein Licht brannte, nicht mal das im großen Wohnzimmer. Wo…waren bloß seine Eltern? Es brannte nirgends Licht und er sollte sich besser sofort umdrehen und hoch in seinem Zimmer in Deckung gehen! Diese Situation war höchst gefährlich, auch wenn der Fremde verletzt war. Besonders in kompletter Dunkelheit war das alles eigentlich mehr ein Himmelfahrtskommando. Dennoch tat er das nicht. Saku drehte nicht um und lief schlotternd und wie in Trance, weiter den Flur hinab und auf das Zimmer zu indem der Fremde verschwunden war. Er konnte nicht stoppen. Es war als würde eine fremde Hand ihn führen. Ihn von hinten gegen den Rücken drücken und ihn damit zwingen auf dieses Zimmer zuzulaufen. Als müsste er diesem Mann folgen, komme was da wolle. Als wäre es wichtig….Aber warum fühlte es sich „wichtig“ an?

Der Junge lief also weiter neben den blutigen Abdrücken am Boden her und kam dann schließlich vor der Tür rechts von sich an, die weit offen stand. Doch noch bevor er da rein gehen konnte hörte er etwas fallen. Es war nicht laut gewesen und mehr wie ein scharfes Klappern, aber er hörte es und lugte dann unsicher und verängstigt in das Zimmer hinein. Nichts. Es war zu dunkel um genau zu sehen was dort runtergefallen war und so blieb Sakutaro einfach stehen und sah sich um. Seltsam…Aus diesem Zimmer führte nur eine Tür hinaus und das war die an der er eben stand, aber dennoch sah er niemanden. Der Fremde…war einfach verschwunden. Das Wohnzimmer war verlassen, was dazu führte das der Kleine doch langsam in das Zimmer schritt und sich umsah. Er war weg. Wo konnte er nur hin sein? Was war hier los? Saku war sich ganz sicher das er hier reingelaufen war! Er hatte es gesehen! Der Fremde konnte sich doch nicht einfach in Luft aufgelöst haben! Und so groß wie der zu sein schien, konnte der sich auch nicht unter dem kleinen Tisch in der Mitte des Raumes verstecken! Er verstand das nicht. Es ergab keinen Sinn und dann sah Saku wieder vor sich auf den Boden.

Die Blutspur…war noch immer da und er folgte ihr. Folgte ihr bis hinter in die rechte Ecke das Raums…dort wo er dann auch endlich sehen konnte was da auf den Boden gedonnert war. Das was er eben noch gehört hatte. Es schimmerte durch das Licht des Mondes und lenkte dem Jungen seine ganze Aufmerksamkeit auf sich. Es war…das Katana seines Vaters gewesen. Eine seiner Waffen die er damals mit sich im Krieg und einigen Schlachten geführt hatte. Eine sehr alte Waffe der Japaner. Das Katana an sich ging im 14. Jahrhundert aus dem Tachi, dem langen Schwert, hervor und wurde ab Ende des 15. Jahrhunderts traditionell von japanischen Samurai verwendet, vor allem in der Kombination Daishō, also zusammen mit dem kurzen Wakizashi. Es hatte große Ähnlichkeit mit dem früher entstandenen, chinesischen Miao Dao und den Schwertern der nord-japanischen Ainu. Eine wunderschöne Waffe die Sakutaro schon immer faszinierend fand, aber nie berühren durfte. Selbst wenn er sich dieser nur auf 30 Zentimeter Entfernung näherte jagte ihn sein Vater auch schon gleich persönlich über die Berge und Täler in der Nähe und das am Besten noch mit einem Knüppel im Schlepptau und dazu kreischend. Saku durfte niemals an diese Waffe dran…die aber nun von ihrem Podest, auf dem Schränkchen, gefallen war und vor ihm leicht aus der Scheide gezogen auf dem Boden lag. Das was man von der Klinge oben aus der Scheide raus stehen sah, funkelte im Licht des Mondes wie ein blasser Stern und ließ den Blick des Jungen darauf ruhen. Er sah diese Waffe wie hypnotisiert an und es war als…als wollte etwas das er sie aufhob. Als würde sie nur deswegen dort liegen. Und Saku tat es.

Noch nie hatte er es auch nur gewagt diese Waffe seines Vaters in die Hand zu nehmen, aber nun machte er es völlig unkontrolliert, denn alles in seinem Körper befahl ihm das zu tun. Schon fast so als wäre er besessen und wurde somit von jemand anderem gesteuert das zu machen. Als hätte ihn ein böser Geist übernommen und zwang ihn dazu. Und ihm wurde kalt. Sakutaro fühlte plötzlich so eine Kälte in sich und wie ein eisiger Wind über seine Haut fuhr…als er dann auch schon den Griff der Waffe, mit beiden Händen fasste und sie danach aus der Scheide zog. Es war als legten sich gerade zwei Hände behutsam auf seine Schultern und verschmolzen dann anschließend mit seiner Haut. Kälte überkam ihn…und es wurde nur noch kälter. Er fühlte wie etwas von hinten in seinen Körper eindrang. Etwas mit ihm verschmolz. Sie eins wurden und ihn darauf eine eisige Kälte übernahm die sich dann einfach überall in seinem Körper ausbreitete wie Gift. Es seine Venen durchströmte und Muskeln übernahm. Und danach fühlte sich das Gewicht der Waffe in seinen Händen schlagartig …so vertraut an. Es war wie eine Erinnerung die nicht von ihm stamm. Er kannte dieses Gefühl das nicht seines war plötzlich und fing an zu zittern. Bilder schossen durch seinen Kopf und lähmten ihn für Sekunden. Das…das waren nicht seine Erinnerungen. Das war nicht seins…Von wem…war dieses Gefühl? Und noch etwas war in ihm aufgetaucht. Erblühte tief in dieser Nacht in seinem Körper und drohte ihn völlig aus der Bahn zu werfen. Denn es war das Gefühl der Mordlust. Das Gefühl des Blutrausches. Etwas was er nicht kannte…aber in jener Sekunde plötzlich schon. Und es machte ihm Angst.

Sakutaro fing an am ganzen Leib zu schlottern und wollte loslassen. Er musste sofort loslassen! Musste das Schwert los lassen! Aber seine Hände gehorchten ihm nicht! Und anstatt das er losließ festigte sich sein Griff nur noch härter um den des Katana und er sah es dabei erschrocken an. Aufhören! Er wollte das nicht! Er wollte das nicht! Warum konnte er nicht loslassen?! Warum gehorchten ihm seine Hände nicht?! Was war hier los?! Und dann konnte er sie auch schon hören. Er konnte diese Stimme in seinem Kopf hören die ihm sagte was er zu tun hatte. Eine die ihn führen wollte und ihm leise ins rechte Ohr flüsterte was angeblich das einzig Richtige war. Gehorchen…Ein Samurai gehorchte…Ihn…ihn töten. Er sollte ihn töten. Er sollte…retten.

Aber dann riss er sich los. Ein letztes wütendes und verzweifeltes Aufbäumen und er schaffte es. Saku schaffte es tatsächlich sich aus diesem eisigen Griff zu lösen der ihn gefangen hielt und stolperte dazu angestrengt einige Schritte nach hinten, während er dabei etwas brüllend um sich schlug. Allerdings verhinderte er dass er auf seine vier Buchstaben fiel und blieb danach standhaft auf den Beinen stehen. Noch immer hielt er das Schwert mit beiden Händen fest, aber ließ nun dessen Spitze vor sich auf dem Boden aufliegen und nahm damit Gewicht von seinen Armen. Ein Anfang aufzuhören auch wenn er Kraft gekostet hatte und er das Schwert noch immer hielt, aber immerhin war er schon mal diesem kalten Griff entglitten. Dieser Stimme entkommen…die nicht mehr in seinem Kopf hallte und endlich verstummt war. Seine Atmung war sehr schnell und ihm wurde plötzlich etwas schlecht. Er fühlte sich schlagartig nicht gut, als wäre er von ein auf die andere Sekunde krank geworden. Oder als hätte man ihm etwas aus dem Körper gerissen und das strengte ihn dann an. Doch er wusste nicht was es ist, geschweige denn was eben passiert war. So war er einfach froh wieder die Kontrolle über sich zu haben und sah zu der Klinge vor sich hinunter. Sah zu der Spitze am Boden, die im Licht funkelte und erkannte auf einmal etwas davor. Etwas was in rot schimmerte und aussah…als wäre es geschrieben worden. Als wäre es in Blut geschrieben worden. Aber Saku war das nicht gewesen, weswegen er es entsetzt anstarrte, denn es stand genau dasselbe dort niedergeschrieben was er eben in seinem Kopf gehört hatte. Es stand dort auf dem Boden: „Rette sie.“

Was? Was bedeutete das?

Und dann war es weg. Innerhalb von Sekunden, in denen Saku vor Schrecken einmal geblinzelt hatte, war das Geschriebene verschwunden und all das Blut auf dem Boden und um ihn herum, ebenfalls. Verdutzt und erschrocken sah sich der Kleine um und wieder hinter zur Tür. Nichts. Die Spur der er eben noch gefolgt war…sie war einfach verschwunden. Was…was passierte hier? Zuerst konnte man denken das alles wäre ein Traum, so surreal wirkte es, aber da Saku dort stand und das schwere Metall in seinen Händen noch ganz genau fühlen konnte, da wusste er das es keiner gewesen war. Oder…hatte er vielleicht doch geschlafwandelt und war gerade eben erst an diesem Ort aufgewacht? Er wusste es nicht und in seinem Kopf drehte sich alles, so dass er dann wieder vor sich auf den Boden sah und zu dem Katana in seinen Händen. War das…vielleicht ein Geist gewesen? Hatte dieser ihn besessen? Seine Mutter glaubte ja an Geister, aber er hatte noch nie einen gesehen, weswegen er nicht daran glaubte. Aber nun…Vielleicht…stimmte es ja doch? Er wusste es erneut nicht und schüttelte dann den Kopf mit geschlossenen Augen. Er musste langsam mal wieder klar in der Birne werden. Er war doch nicht verrückt!

Noch immer stand er dort in diesem dunklen, kleinen Wohnzimmer. Jenes in dem er mal ohnmächtig geworden war letzten Winter und er wurde dieses Gefühl einfach nicht los…das er vielleicht doch anders war als andere Kinder. Aber noch mehr fragte er sich: Was war noch real…und was nicht? Denn er hatte es gesehen. Vorhin als er das Katana hochhob hatte er es gesehen. Er sah einen Ort den er nicht kannte. Es war eine Wiese gewesen, mitten in der Nacht und er wurde umzingelt von Menschen. Von Räubern die auf ihn zu rannten und ihn mit ihren Waffen in Stücke schlagen wollten. Saku konnte das alles genau sehen und es sah so aus als hätte ER die Klinge dabei geführt. Als hätte ER sich gegen diese Räuber gewehrt und war dabei immer mehr und mehr schwer verletzt worden. Er konnte den Schmerz genau fühlen und die Wut in sich. Wie er sich danach dann in dieses Haus geschleppt hatte, das irgendwie anders aussah. Er auf der Suche nach einer Zuflucht war, die Treppen hoch lief und dann…dann wurde es schlagartig dunkel…und sein Hals schmerze schrecklich. Dieser Schmerz der sich anfühlte…als hätte man ihm die Kehle aufgeschnitten. So stellte sich Saku dieses Gefühl zumindest vor. All das es wirkte wie Erinnerungen…die nicht seine gewesen waren. Und das verstand er nicht. Was war…gerade nur passiert?

„W-Was…was war das…?“

Fragte er sich leise selbst.

Der Junge fasste sich danach mit der rechten Hand an die Kehle, während seine Linke weiterhin das Schwert am Boden hielt und er dabei schwer schluckte. Sein Blick verzog sich auch sofort etwas schmerzhaft als seine Hand danach über die Haut seiner Kehle glitt. Es tat weh…warum…tat es noch weh? Retten…WAS sollte er retten? Weiterhin verstand er einfach nichts. Aber dann hörte er es. Hörte es klar und deutlich und sah deswegen verwirrt und erschrocken hinter sich zu der Tür des Zimmers. Es waren Stimmen. Saku…hörte in der Ferne seinen Vater reden und sofort war sein gesamter Körper in Alarmbereitschaft. Denn seine Stimme klang voller Zorn. So sehr…das der Kleine nicht anders konnte und los rannte. Aus dem Zimmer rannte…und dabei das Schwert hinter sich her zog, dessen Griff er einfach nicht loslassen konnte.

So kam er aus dem Zimmer raus und lauschte. Stand im Flur und versuchte zu hören woher die Stimme seines Vaters kam. Überall waren immerhin die Lichter aus, also musste er auf sein Gehör vertrauen als auf seine Augen. Doch es dauerte nicht lange da hatte er auch schon geortet woher das Meckern und Motzen kam, denn es kam von rechts. Es kam aus dem großen Wohnzimmer. Oder mehr von hinter dem großen Wohnzimmer…nämlich aus dem Garten in dem er uns seine Mutter am Mittag noch gesessen hatten und über die Blumen sprachen die sie dort anbaute. Und sofort rannte er weiter und auf die Schiebetür zu die raus führte. Raus in den Garten. Doch er blieb davor stehen. Saku wusste erst nicht warum er zögerte. Warum er so plötzlich abgebremst hatte und nun schlotternd dort stand wie ein Reh zum Abschuss freigegeben. Doch beim zweiten Nachdenken wusste er die Antwort natürlich sofort. Es war klar wenn er dort so stand…Es war die Stimme. Es war die wütende Stimme seines Vaters die ihm solche Angst machte dass er sich einfach nicht mehr rühren konnte. Denn vor keinem Menschen hatte er solche Angst wie vor seinem Vater. Seinem Vater der ihm immer anschrie und schon öfters versucht hatte die Hand gegen ihn zu erheben. Etwas was seine Mutter jedes Mal verhindert hatte indem sie sich dazwischen warf. Aber nun konnte er nicht mehr. Saku…konnte sich nicht mehr zurückhalten…denn er hörte durch die Tür etwas was sein junges Herz zum brechen brachte. Er konnte es nämlich genau hören…dieses bittere Geräusch…Das Geräusch wie seine Mutter weinte. Und da kam es über ihn. Es war wie ein Schlag der ihn wachrüttelte und so fasste er die Tür entschlossen mit der linken Hand und schob sie zur Seite. Öffnete für ihn die Sicht nach draußen und er konnte damit dann ganz genau das ganze schreckliche Schauspiel mit ansehen welches sich da vor ihm offenbarte. Welches ihn schockierte bis ins Markt.

Seine Mutter weinte.

Sie saß da auf dem kalten Boden im Garten und direkt vor dem Blumenbeet,vor dem sie am Mittag noch gesessen hatten, und rührte sich nicht. Ihr flehender Blick war nach oben und vor sich gerichtet, während sie mit der rechten Hand schützend an ihre Brust fasste und mit der linken an ihren Bauch. Versuchte somit eine Verteidigung gegen ihren Angreifer hochzuziehen. Und sie schlotterte noch zusätzlich am ganzen Leib. In ihrem Gesicht konnte man, dank des Mondlichts, genau sehen wie es rot geworden war und sie erst vor Kurzem wohl wieder geschlagen wurde. Wie immer trug sie ihren weißen Kimono, der aber nun voller Dreck und Staub vom Boden war, weil sie offenbar geschubst wurde. Deswegen saß sie auch am Boden und Saku wusste auch gleich wer das getan hatte, denn der Täter stand direkt vor seiner Mutter und fauchte noch immer auf sie hinab als wäre sie so ein räudiger Köter von der Straße. Der Täter...war sein Vater, der vor Wut kochte und dort vor ihr stand. Oben drauf schien er auch noch leicht angetrunken zu sein, was alles nur noch mehr befeuerte und Saku stand einfach erschrocken dort, sah weiter zu wie sein Vater seine Mutter anbrüllte und regte sich nicht. Sein Vater fauchte:

„Wie oft habe ich dir schon gesagt dass es reicht?! Ich habe kein Geld dafür und erst rechte keine Geduld! Denkst du wirklich ich will noch so einen Versager in der Familie haben?! Diese ganze Familie ist doch durchzogen von Versagern! Ich kann auch nicht mehr wie ich es gern würde und dein Balg wird meinen Erwartungen eh niemals gerecht werden!!“

Balg...Er sprach mit so viel Verachtung über seinen Sohn. Fast so...als hätte er gar keinen. Fuyuhi schniefte sich darauf die Tränen weg und jammerte dann zu ihrem Mann hoch:

„E-er ist kein Versager! Sakutaro ist ein wundervolles Kind! UNSER wundervolles Kind! Unser Sohn! Aber das kannst du ja nicht wissen weil du ihn nie an dich ranlässt! Du schreist ihn immer nur an und gibst ihm überhaupt keine Chance Satoshi! E-Er ist so ein wundervoller Junge! S-So lieb und stark, so wie du es immer warst, aber du machst ihn mit deiner Art einfach…“

Es ging um ihn. Es ging immer nur um ihn wenn die sich stritten. Saku sah erschrocken dabei zu wie das Gespräch offenbar wieder um ihn ging und seine Eltern ihn noch nicht mal dabei bemerkt hatten, so dass er weiter lautlos auf der Terrasse stand und nichts sagen konnte. Er schlotterte noch immer, denn Mama…sie sah nicht gut aus. Und das machte ihm selber große Angst, denn sein Vater war wieder so laut und aggressiv dass es Sakutaro lähmte und er einfach nicht handeln konnte. Er konnte nicht. Und er würde es sicherlich auch nicht...wenn sie nicht wieder gewesen wäre. Denn er hörte hinter sich dann wieder diese Stimme hauchen. Ein erneuter eisiger Windhauch der ihm fordernd befahl: zu retten. Er sollte retten. Dennoch tat der Junge nichts und blieb stehen, weil er es weithin nicht verstand.

Seine linke Hand krallte sich an der geöffneten Schiebetür links von ihm fest, die er nicht eine Sekunde losgelassen hatte und an der er sich nun komplett anlehnte vor Erschöpfung. Denn es wurde alles sehr viel für ihn. Ein Traum. Er wünschte sich plötzlich so sehr dass das alles nur ein böser Traum wäre und er eigentlich noch oben in seinem Bettchen lag und fest schlief. Es musste einfach ein Traum sein! Es musste! Aber wann…wann wachte er endlich auf? Doch es war keiner. Er war so wach wie man es nur sein konnte und besonders bewusst wurde es ihm in der Sekunde…als sein Vater etwas Schreckliches tat. Das Schlimmste was er je gesehen hatte.

Es war ein Tritt…Ein gezielter Tritt der Saku förmlich aus seiner Starre riss und ihn wieder zurück ins Hier und Jetzt holte. Ihm klar machte dass das wirklich kein Traum war…und er dann sah wie sich seine Mutter danach schmerzhaft auf dem Boden neben ihr zusammenkrümmte und dabei auf jammerte. Die Realisation sank…Er hatte sie getreten. Sein Vater hatte seine Mutter mit dem rechten Bein getreten. Und das auch noch mit einer ordentlichen Wucht das es sie sofort nieder rang und sie schmerzhaft die Arme um die Stelle schlang wo sie getreten wurde…nämlich um den Bauch. Sie krümmte sich und bebte vor Schmerzen, als sein Vater einfach wieder eiskalt auf sie herab schrie:

„Es ist mir scheiß egal was er ist!! DU hast mir dieses Kind angehängt und ich werde nicht zulassen dass du mein Leben noch mehr zerstörst, als du es schon getan hast!!“

Was meinte er? Womit...zerstörte er ihr denn bitte sein Leben noch mehr? Und dann holte er wieder aus. Fest entschlossen das nicht zuzulassen und zu beenden. Da was wuchs musste im Keim erstickt werden und Fuyuhi schloss schmerzhaft dabei die Augen. Machte sich bereit es zu verlieren. Saku dagegen sah aber voller Schrecken dabei zu wie sein Vater erneut mit dem rechten Bein ausholte und zu einem weiteren Tritt ansetzten wollte. Doch dieses Mal reichte es. Es war genug und wie ein Blitzschlag regte sich etwas in dem kleinen Jungen als er das sah. Es erwachte etwas in ihm und er verzog sofort wütend das Gesicht. Aufhören…Er sollte aufhören ihr weh zu tun! Und dann reagierte er nur. Sein Körper machte sich selbständig und er löste sich von der Tür, sprang von der Terrasse runter und in den Garten, auf den steinigen Boden, während er noch immer das Katana hinter sich her zog und dabei zu seinem Vater brüllte:

„HÖR AUF!!“

Ein Schrecken. Ein verdammter Schreck rannte durch die junge Mutter als sie die Stimme ihres Sohnes hörte. Weswegen sie es sogar schaffte sich wieder schmerzhaft aufrecht zu setzten und nach rechts zu sehen. Dort hin zu sehen…wo sie ihren Sohn dann angerannt kommen sah. Ihr Blick war auf der Stelle voller Entsetzten, als sie realisierte das Sakutaro nicht in seinem Bett lag und die beiden hier beim Streiten erwischt hatte. Denn es durfte nicht sein. Es sollte nicht sein. Was machte er hier?! Er sollte doch in seinem Bettchen liegen und schlafen! Er sollte dort sicher sein! Nicht in der Nähe seines Vaters und ganz besonders nun wo sie dem eben gestanden hatte dass sie…! Fuyuhi schüttelte den Kopf und sprach dann zittrig zu ihrem Sohn rüber:

„S-Sakutaro! Sakutaro was machst du hier?!“

Und der Junge bremste dann ab.

Er stand gut 3 Meter von seinen Eltern entfernt und hatte spontan auf die Bremse gedrückt. Verharrte auf der Stelle und sah sie dabei an. Erst konnte man denken er hätte dies getan weil seine Mutter nach ihm gerufen hatte…aber etwas anders war der Fall gewesen. Etwas anderes hatte dies ausgelöst und wenn man genau in die Augen des Jungen sah, dann wusste man auch sofort was es gewesen war…nämlich die Angst. Saku hatte eben, auf der Terrasse, für kurze Zeit seinen Mut gefunden und war vorschnell losgeschossen, aber nun holte ihn die eiskalte Realität wieder ein WAS er da gerade tat und mit WEM er sich da anlegen wollte. Nämlich nicht mit so nem Trottel aus der Schule...sondern mit seinem Vater. Mit einem Soldaten namens: Satoshi Sakurai. Und genauso sah er ihn dann auch an. Voller Angst und klar im Kopf wie dumm es doch gewesen war sich zu erheben.

Satoshi sah ebenfalls erststaunt zu seinem Sohn, so wie Fuyuhi auch, doch nach wenigen Sekunden wurde dieses Erstaunen bei ihm sofort umgewandelt in Wut und Zorn, welcher in seinen Augen funkelte. Und genau das war es dann gewesen wieso Saku gebremst hatte. Es waren diese Augen gewesen. Die Augen seines Vaters, die ihm immer wieder eine scheiß Angst einjagten. Es schon immer getan hatten was kein anderer hinbekam und das seid er denken konnte. Dieser stechende Blick…und diese giftgrüne Augenfarbe die er mehr als alles andere fürchtete. Und Saku stand dann einfach dort, an Ort und Stelle und fing wieder leicht an zu schlottern. Bereits nach wenigen Sekunden, wo dieser Blick auf ihm ruhte, riss es seinen ganzen Mut nieder und machte ihn erneut zu einem ängstlichen, kleinen Siebenjährigen, welcher er auch eigentlich war. Der Griff um das Schwert, in seiner Rechten, verkrampfte sich dabei leicht und es schlotterte ebenso stark hin und her so wie der Junge der es hielt. Etwas was seinem Vater nicht verborgen blieb. Weder das Schlottern…noch die Waffe in seiner Hand die er nur zu gut kannte…und weswegen er noch wütender wurde als er es eh schon war. So drehte er sich komplett zu seinem Sohn um und machte einen Schritt nach vorne, als er dabei fauchte:

„Du solltest mit deinem Arsch schon längst im Bett sein du Rotzgör!“

Und Saku zuckte erneut zusammen als sein Vater ihn so angröhlte. Er stand dort wie ein verschrecktes Häschen und schlotterte weiterhin, als würde ein Fuchs vor ihm stehen und ihn gleich fressen. Und der Gedanke war noch nicht mal so fern, denn die Gestalt vor ihm war überwältigend und angsteinflößend.

Satoshi war groß. Er war sogar für einen Japaner ein Riese und machte mit seinen guten 190 Zentimetern schon den Unterschied zu einem durchschnittlichen Japaner. Neben ihm sah Fuyuhi nämlich aus wie ein kleines Schulmädchen. So wie eigentlich jeder andere auch. Noch dazu war sein Vater stark gebaut, auch wenn er durch seine Kriegsverletzung etwas an Ausdauer und Kraft eingebüßt hatte. Aber für einen kleinen Jungen, wie Sakutaro, reichte es aber locker um ihn damit das Genick zu brechen oder gar tot zu treten. Und der wusste das. Saku…so wie auch sein Vater. Weswegen der Junge nur noch mehr anfing zu schlottern und nun auch noch das Schwert mit beiden Händen schützend vor sich an die Brust drückte und ihm einen Blick zuwarf als würde er gleich umfallen vor Angst. Saku hatte wirklich Angst dass sein Vater gleich zu ihm lief und ihn totprügelte, denn er spürte den Zorn und die Wut in ihm. Es flog wie eine böse Aura zu ihm rüber und schnürte ihm die Luft ab. Und er…er stand einfach nur da und wusste nicht was er tun sollte. Er wollte Mama helfen…aber er wusste nicht wie. Also stand er da überfordert und drückte das Schwert weiter an sich. Sein Vater zeigte derweil plötzlich auf die Waffe, die Saku noch immer verängstigt an sich drückte und fauchte noch lauter:

„Wie oft habe ich dir schon gesagt du sollst deine Griffel davon lassen, du Drecksbalg?! Hab ich dir nicht oft genug Gehorsam eingeprügelt mit meinen Worten, oder bist du einfach nur blöd?!"

Und er machte noch einen Schritt nach vorne. Er kam näher und Saku spürte wie ihn die Angst das Herz förmlich zuschnürte. Wie es ihn komplett vereinnahm. Lauf! Lauf weg! Lauf so lange du noch kannst! Er wird dich umbringen! Er wird…mich töten! Donnerte es durch den Kopf des Kleinen und seine Beine fühlten sich immer mehr an wie Pudding. Angst war lähmend und Sakutaro sah seinen Vater völlig erstarrt an, als wäre es der Tod selbst der sich da auf ihn zubewegte und seine Atmung wurde dabei schneller. Er bekam Panik, langsam aber sicher und es fraß ihn auf. Sein Griff um das Schwert festigte sich nur noch mehr und innerlich schrie er. Schrie immer und immer wieder dasselbe Wort, aber brachte es nicht über seine Lippen. Er schrie…nach seiner Mutter. Denn wenn Kinder Angst um ihr Leben, oder Schmerzen hatten…dann schrien sie nach ihrer Mama. Und er kam sich so bescheuert dabei vor, dass er wirklich versucht hatte sich vor seinen Vater stellen zu wollen und Mama zu beschützen. Er war so dumm. Und Satoshi sollte aufhören ihn so anzusehen. Diese Augen…sollten ihn nicht mehr ansehen…denn sie machten alles nur noch schlimmer.

„Sakutaro! Sakutaro bitte geh wieder zurück ins Bett! Bitte Sakutaro! Es ist alles okay mein Schatz! Es ist alles okay Sakutaro, bitte geh einfach!“

Sie wollte ihn decken. Fuyuhi wollte ihn erneut beschützen und log sogar dabei, denn nichts war okay. Doch genau diese Worte rissen den Kleinen dann aus seiner Starre und aus dem Todesblick seines Vaters wieder raus, weswegen er danach zu seiner Mutter rüber sah, die das zu ihm geschrien hatte und erneut dabei Kraft fand sich zu bewegen. Sein Schlottern hörte auf, aber sein erschrockener Blick haftete weiterhin auf seiner Mutter, die sich noch immer vor Schmerzen den Bauch hielt und dabei leicht auf den Knien zu ihm gewandt hatte. In ihren Augen waren Tränen zu sehen, welche sich auch hin und wieder aus ihnen schlichen, während ihre Wangen rot waren und prall wirkten. Teils vom Weinen und dann von den Schlägen ihres Mannes. Und Saku brach es das Herz. Es tat ihm so weh seine Mutter so zu sehen. Zu wissen das sein Vater ihr das angetan hatte. Zu wissen…das er der Person weh getan hatte die Saku mehr liebte als alles andere. Und genau in der Sekunde, als seine Mutter das zu ihm rief, war es als würde man ein großes Stück Zündholz in ein Lagerfeuer werfen und sein Vater machte darauf eine schreckliche Bewegung, denn er machte Kehrt und trat wieder näher an sie ran, holte plötzlich mit der rechten Hand weit aus und brüllte dabei:

„Halt gefälligst den Rand wenn ich mit ihm…!“

„LASS MEINE MAMA IN RUHE!“

Es war ein lautes Schreien was durch die Nacht schepperte. Worte die aus Saku seiner Kehle drangen ohne das er es kontrollieren konnte. Genau wie vorhin. Genau wie in dem Moment wo er eben von der Terrasse gesprungen war und seinen Körper ebenfalls nicht mehr unter Kontrolle hatte. Es war ein Gefühl. Ein Instinkt das zu tun und er gehorchte dem einfach. Er war…ein Beschützer. Er versprach seiner Mutter Samurai zu sein und nun wollte er das auch endlich zeigen. Der Kleine erinnerte sich und wollte seine Mutter vor seinem Vater beschützen. Er sollte…aufhören sie zu verletzten. Was er mit diesem Schrei dann auch in die Wege leitete.

Sakutaro waren die Sicherungen in dem Moment durchgebrannt als er sah wie Satoshi erneut seine Hand gegenüber Fuyuhi erhoben hatte. Und das würde Konsequenzen haben. Für jeden. Doch gerade waren sein Vater und seine Mutter mehr davon erschrocken dass ihr Sohn seine Stimme so erhoben hatte und dort aufgebracht stand. Der Blick ihres Sohnes war wütend und er atmete dabei sehr schnell vor Zorn. Sein Griff um das Schwert festigte sich dieses Mal nicht aus Angst…sondern aus Wut. Und plötzlich verspürte der Junge den drang…damit zuzuschlagen. Er wollte…die Klinge im Körper dieses Mannes vor sich sehen. Ein sehr dunkler Gedanke für ein Kind. Die Klinge sollte im Fleisch dieser Person…die nicht mehr sein Vater war, stecken. Diese Person die nur noch ein Monster war das die Finger von seiner geliebten Mutter lassen sollte! Denn sein Vater…war an dem Tag gestorben als er in diese Schlacht zog und was von dort zurückkam war ein Monster das sich als sein Vater ausgab. Es sah aus und wirkte wie sein Vater, aber er war es nicht, denn Saku konnte sich plötzlich wieder erinnern. Er erinnerte sich.

Es war wie eine Erinnerung die tief in dir verborgen lag und an die du dich niemals mehr erinnern können solltest und doch war sie da. Er erinnerte sich an das Gefühl. An das Gefühl als Baby in den Armen gehalten worden zu sein. Von seinem Vater in den Armen gehalten worden zu sein und wie warm ihn wurde. Wie er zum ersten Mal den Herzschlag seines Vaters hörte und wie er ihn dann auch zu ersten Mal gesehen hatte. Er hielt ihn…und er lächelte. Sein Vater lächelte ihn an und grinste danach frech und das somit ein unbeschreibliches Gefühl in dem Bany erzeugte. Und Saku lachte darauf zurück vor Glück. Wollte nach seinem Vater fassen und bekam einen Finger entgegen gestreckt den er dann auch packte. So das man sehen konnte wie unterschiedlich groß ihre Hände zueinander waren. An dem Tag...liebte er seinen Vater so sehr. Denn ein Baby war simpel und in seiner Seele gab es bis dato noch keinen Hass. Sondern nur Glück.

Es trieb den Jungen, in der Sekunde, die Tränen in die Augen sich daran zu erinnern. Doch das sollte es nicht, denn diese Person gerade vor ihm…das war nicht sein Vater. Nicht mehr. Aber Sakutaro erinnerte sich an seinen richtigen Vater. An die Person die ihn in den Armen hielt und ihn anlachte. Ihm sagte dass er ihn liebte und dann in seine Nase zwackte. Es tat so weh. Doch er war nicht mehr hier. Diese Person war schon lange weg und dieses Monster da vorne…sollte ihm nicht auch noch seine Mutter nehmen! Weswegen er heulend und wütend zugleich zu ihm fauchte:

„Wenn du meiner Mama weiter etwas antust, dann bring ich dich um!! Ich bring dich um!! Lass meine Mama in Ruhe, du Monster!!“

Fuyuhi gefror es ihr Herz zu Eis, als sie hörte wie ihr Sohn da zu seinem Vater sprach und wie er plötzlich wütend und schützend das Katana von Satoshi vor sich hielt, es mit beiden Händen sicher umschlungen hatte und dabei weinte. Er war verzweifelt, überfordert und sie war daran schuld gewesen, denn sie hatte ihn in diese Position gedrängt. Zumindest gab sie sich persönlich die Schuld an dem ganzen Schlamassel. Doch sie konnte eigentlich nichts dafür das ihr Sohn wach wurde und all das mitbekommen hatte. Da ging Fuyuhi mit sich selbst viel zu hart ins Gericht. Aber das war in der Sekunde auch nicht mehr wichtig. Wichtiger war: Das Sakutaro die Waffe senken sollte, immerhin richtete er sie auf seinen Vater! Weswegen sie erneut zu ihm rief und dieses Mal sogar lauter und bestimmender, ja sogar schon befehlend sprach:

„Sakutaro es reicht!! Nimm sofort die Waffe deines Vaters runter!! Hast du mich verstanden, Sakutaro?! Sakutaro!!“

Er hörte sie. Hatte sie sogar sehr gut verstanden…aber dennoch konnte er nicht. Er konnte die Waffe einfach nicht runter nehmen, denn er musste sie beschützen. Es musste endlich aufhören. All das musste enden.

Aber gerade weil sie ihn gerufen hatte wich sein Blick zu ihr rüber…und er konnte es wieder sehen. Es war nur wage und wie ein Schleier der sich über seine Augen gelegt hatte, so das es alles verschwommen wirkte. Und ob es nun an seinen Tränen lag, oder auch nicht, war egal, denn er sah die Gestalt…die da hinter seiner Mutter stand und über ihr thronte. Eine Person die so viel größer war als seine Mutter und sogar noch über seinem Vater ragte der bekanntlich ja um die 190 Zentimeter hoch war! Und Saku blinzelte, während er zu dieser Gestalt sah und sein Vater sich ihm langsam, mit Vorsicht, dabei näherte um ihm schließlich das Katana abzunehmen. Und endlich erkannte der Junge sie, die Figur hinter Mama…denn es war derselbe Fremde gewesen den er vorhin noch im Haus gesehen hatte. Der sich durch die Gänge gezerrt hatte und eine Blutspur nach sich zog. Sakutaro erkannte das silberne und im Mondlicht sogar noch leicht violett schimmernde, lange Haar, das dort am Hinterkopf zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden wurde und was er an sich trug. Endlich konnte er es genau erkennen…es war ein Samurai, kein Zweifel. Er trug einige rötliche Schutzplatten an den Armen und Beinen, so wie auch um die Hüfte und an der Brust. Platten die von Hieben scharfer Schwerter zerstört und von Pfeilen durchbohrt waren. So schlimm sogar das man noch immer das Blut dazwischen rauslaufen sehen konnte und die frischen Wunden im Fleisch. Er war blutüberströmt und zwischen seinem langen Pony schimmerten eisige, hellblaue Augen hindurch, dessen Blicke sich auf den Jungen gerichtet hatten. Er sah schrecklich aus. Und besonders schlimm…war die eine klaffende Wunde an der Kehle, aus der noch immer dickes Blut rann und damit offenbarte das es die Todeswunde gewesen war. Ja genau „gewesen“ denn Saku war sich nun ziemlich sicher…dass dort ein Geist hinter seiner Mutter stand. Denn anders konnte der Kerl einfach nicht mehr stehen mit den Wunden. Saku hatte plötzlich wieder diesen Kloß im Hals wie vorhin wenn er diesen Geist so vor sich sah. Das was der Junge gesehen hatte...waren also seine letzten Erinnerungen vor seinem Tod gewesen.

Er warf dem schwarzhaarigen Jungen weiterhin grimmige Blicke zu. Blicke die aber nicht aus Wut waren…sondern erwartungsvoll erschienen. Es war…als erwartete er etwas von Saku. Aber was konnte das nur sein? Und woher der Geist allerdings so plötzlich kam und warum keiner auf ihn reagierte, verstand der Junge dann auch sofort, denn wenn es wirklich ein Geist war dann konnte ihn gegeben falls kein anderer sehen. Aber er hatte auch keine Zeit mehr sich darüber den Kopf darüber zu zermartern denn sein Vater kam bereits immer näher. Er war sogar nur noch gute sechs Schritte von ihm entfernt und sprach dabei laut, aber dennoch vorsichtig:

„Du hast deine Mutter gehört Junge…Leg sofort die Waffe hin!“

Aber Saku sah ihn nicht mal dabei an als er das sagte. Nicht mal in der Sekunde als sein Vater schon anfing vorsichtig den rechten Arm nach der Waffe auszustrecken, nur um sie ihm danach aus den Händen zu reißen. Der Junge sah einfach weiter an seinem Vater vorbei…und zu dem alten Samurai, der die Arme vor seiner Brust verschränkte und dann leicht nickte. Saku verstand ihn nicht. Er verstand nicht was das sollte. Was los war. Alles überschlug sich gerade von ein auf die andere Sekunde und er stand völlig allein und auf verlorenem Posten da. Keiner war da…um ihm zu helfen. Und zum ersten Mal in seinem Leben…hielt er Leben und Tod in beiden Händen vor sich. Hielt die Entscheidung über Leben und Tod vor sich. Etwas dem ein Kind, in seinem Alter, niemals ausgesetzt werden sollte. Aber dennoch war es passiert und all die Schwere lag nun auf seinen Schultern. Saku hatte es ab dem Moment verstanden. Denn wenn man eine Waffe in den Händen hielt und sie auf jemanden richtete…dann entschied man ab dem Moment über Leben und Tod. Und er sah wieder zu diesem Samurai, der einfach weiter dort stand und ihn ansah. Der kleine Junge hörte sein Herz schlagen und es blendete einfach alles um ihn herum aus. Nichts war mehr zu hören, weder das Rufen seiner Mutter, noch das Meckern seines Vaters der sich noch immer näherte und ihn aufhalten wollte. Alle Geräusche um ihn waren weg und nur noch sein Herz schlug heftig. Den Blick unbrechbar auf den Samurai gerichtet. Und dann sah er etwas. Sah wie sich auf den Lippen des Geistes, der eigentlich nicht existieren durfte, Worte bildeten. Worte die ihm Sakutaro genau von den Lippen ablesen konnte. Sie formten einen Satz. Eine Aufgabe. Und es war die Selbe…um die er ihn schon mal bat und welche er in Blut auf den Boden geschrieben hatte. Er formte den Satz, ohne das Worte aus seinem Mund drängen. Er formte: Rette sie.

Und Saku fing wieder an zu zittern. Wen? Seine Mutter? Er wusste nicht was er tun sollte! Er war wütend und traurig, wollte zerbrechen und einfach nur heulend wegrennen, aber er konnte nicht! Er konnte einfach nicht! Was sollte er nur tun?! Immerhin war er schon so tief in der Situation drin dass es einfach kein Zurück mehr gab! Er sollte aufhören! Sein Vater sollte seiner Mama nicht mehr weh tun! Aufhören ihn in diese Lage zu bringen wo er...! Und auch wenn er es eben zu ihm gebrüllt hatte er…er konnte doch nicht einfach so seinen Vater töten! Er war doch kein Killer! Sondern einfach nur ein verängstigter und einsamer Junge der sich eine normale Familie wünschte und das mehr als alles andere. Und wie gesagt: es überschlug sich dem Moment einfach alles. Seine Mutter flehte ihn an die Waffe auf den Boden fallen zu lassen und zu gehen. Sein Vater schnauzte ihn ebenfalls zusammen das zu tun und hatte nun sogar schon fast den Griff des Katanas, in Saku seinen Händen, gefasst.

Er war dabei die Lage persönlich und komplett zu beenden. Satoshi würde die Waffe seinem Sohn wegnehmen und dem dann damit erst mal ordentlich eine verpassen! Natürlich nicht mit der Klinge, aber am besten noch hart mit dem Griff dass er sich danach für gut ne Woche nicht mehr aus dem Bett bewegen könnte! Denn nichts anderes hatte dieses Balg verdient, dass es sich wagte sich gegen seinen Vater zu erheben!

Und so berührten seine Fingerspitzen nur hauchzart die Hände seines Sohnes, der das sofort bemerkte und es ihn dadurch wie aus einer Trance riss. Sakutaro sein Blick riss sich von dem Geist hinter seiner Mutter los und er sah direkt in das Gesicht seines Vaters über und vor sich, als der dabei leise und gehässig zu ihm hauchte:

„Du bist…genauso ein Versager wie dein Alter. Und genau deswegen wirst du auch dieselben Fehler machen wie ich…Du wirst alles verlieren was dir wichtig ist…Und das beginnend ab heute…“

Und in der Sekunde, als Saku erschrocken seinen Vater anblickte und fühlte wie der nach seinen Händen fasste…machte der Junge den einen Fehler der ihn den Rest seines Lebens verfolgen würde. Löste damit persönlich einen Schicksalsschlag aus den er nie wieder vergessen könnte und der ihn später zu genau dem Mann machen würde der er niemals sein wollte. Nämlich zu einem Mörder. Und es geschah so schnell. Viel zu schnell. Mit nur einem Schritt nach hinten, den nur Saku aus Schreck getan hatte, eben weil sein Vater so ruckartig nach seinen Händen griff, zerstörte er darauf gnadenlos einen Teil seiner selbst und besiegelte damit sein Schicksal…nämlich später genauso zu werden wie sein Vater selbst. Es geschah alles so schnell und der Junge taumelte nach hinten. Währenddessen versuchte sein Vater noch wütend und fauchend nach ihm zu greifen, so das er ebenfalls nach vorne taumelte und dann…dann war das Chaos auch schon perfekt gewesen…gefolgt von einem schrecklichen Geräusch.

Sakutaro donnerte auf seinen Hintern und hielt die Klinge weiter vor sich nach vorn gerichtet, als er die Augen dabei schloss und dann spürte wie ein Gewicht sich auf dieser nieder ließ. Ein Gewicht das so schwer war und von so einem unbarmherzigen Geräusch begleitet wurde…das er wenige Sekunden danach wieder die Augen auf machte und erschrocken über sich sah. Die Zeit stand völlig still und dann fing es auch noch an zu regnen. Nässe kam über ihn, die sich dann aber irgendwie nur über sein Gesicht verteilte und einzelne Tropfen dort seine Haut tränkten. Tropfen…die sehr warm waren. Seit wann…war der Regen so warm?

Doch schnell bemerkte er dass es nicht der normale Regen war, der normalerweise um diese Zeit im Frühling öfters kam und alles durchtränkte…sondern das dieser Regen nicht aus Wolken stamm…sondern von seinem Vater. Dieser Regen war rot. Rote Tropfen hatten sich über Saku seinem Gesicht verteilt und rollten an einigen Stellen sogar seine Wangen hinab. Hinterließen damit schmierige, warme Spuren und der Junge realisierte es nun genauer, verstand was los war und ließ sein Blut in den Adern zu Eis gefrieren…Das war Blut. Es war das Blut seines Vaters, der dies in jener Sekunde über ihn spuckte als die Klinge seinen Brustkorb durchstoßen hatte. Sich durch das weiße Hemd grub und dabei eine rote Blume zum Vorschein brachte. Eine Blume die nichts Gutes verhieß.

Satoshi kniete plötzlich etwas nach vorn und über seinem Sohn, während er sich dabei nicht mehr regte. Der Riese war erstarrt, wie in den Geschichten wenn ein solches Wesen dem Sonnenlicht ausgesetzt war und dann zu Stein wurde. Doch nicht nur bei ihm war das der Fall…sondern auch bei dem kleinen Sakutaro, der nur erschrocken und voller Entsetzten seinen Vater dabei ansah und sich ebenfalls nicht mehr bewegen konnte. Denn erst da realisierte er das die Klinge genau neben dem Herzen seines Vaters in den Brustkorb eingedrungen war und damit irreparablen Schaden angerichtet hatte. Schaden der seinen Vater das Leben kosten würde und es war weiterhin still um sie. Die ganze Welt war in jenem Moment verstummt und Saku konnte plötzlich nur wieder sein Herz donnern hören, seinen Atem der immer schneller und panischer wurde und dann noch das leichte Röcheln von seinem Vater, der schlagartig wieder Blut spuckte und ihn dann auch endlich dabei ansah. Und als sein giftgrüner Blick, den sein Sohn mehr als alles andere fürchtete, sich wieder an die Augen des Jungen vor ihm wand und sie sich dann nur ansahen…da war etwas anders. Denn dieses Mal…waren diese Augen anders. Sakutaro sah zum ersten Mal, nach so langer Zeit, wieder andere Augen vor sich. Denn er sah die Augen…seines Vaters. Augen die ihn ohne Hass und Verachtung ansahen und klar erschienen wie sie es schon ewig nicht mehr gewesen waren. Und dem Jungen fiel dabei auf…das es wunderschöne grüne Augen waren. Starke, wilde und dennoch liebevolle Augen. Den seinen…so ähnlich. Es war in dem Moment als wäre der Dämon, oder das Monster, was seinen Vater so lange besetzt hatte, endlich verschwunden. Als hätte Sakutaro…es besiegt. Als hätte er das Monster in seinem Vater ausgetrieben und seine Seele dabei gerettet. Ihn von den Ketten gelöst die ihn so lange umschlossen hatten. Und als wäre der Fluch auf seinem Vater…endlich gebrochen worden.

Und dann spürte er etwas. Saku spürte wie sein Vater langsam den rechten Arm hob und dessen Hand sich dann auf den Hinterkopf seines Sohnes legte, während ihn der linke Arm dabei fest um den Rücken fasste. Ihm umschloss. Ja und danach…fühlte der Junge Nähe. Nähe die er schon lange nicht mehr gespürt hatte und sein Gesicht wurde an die Brust seines Vaters gedrückt, während er den Griff des Schwertes noch immer eisern dabei hielt und nicht losließ. Etwas was dafür sorgte…das sich die Klinge nur noch mehr durch den Brustkorb schob und dann schließlich grausam am Rücken des Mannes in dieser Nacht erblühte. Fast wie eine junge Blume die ihre Blütenblätter zum ersten Mal für das Mondlicht öffnen wollte. Und in jener Sekunde…hatte er seinen Sohn mit einer schrecklichen Bürde belastet. Die Bürde ihn zu erlösen. Die Bürde…seinen Vater durch den Tod befreit zu haben.

Und Saku schmeckte dann Blut auf seinen Lippen. Es war warm, stank nach Eisen und schmeckte schrecklich dass er am liebsten brechen wollte. Doch stattdessen ließen seine Hände endlich von dem Griff der Waffe ab, als er dann komplett an die Brust seines Vaters gedrückt lag und spürte wie ihn warmes und frisches Blut mit durchtränkte, so wie auch die Kleidung des Erwachsenen vor sich. Der sanfte Griff an seinem Hinterkopf und der Arm um seinen Rücken, lösten sich nicht dabei und somit lag er endgültig in einer Umarmung seines Vaters. Eine Umarmung an die er sich nicht mal mehr erinnern konnte wann genau sie das letzte Mal gewesen war und Saku dann instinktiv wieder anfing zu zittern. Er lag schlotternd in den Armen von Satoshi, hörte dabei sein eigenes Herz donnern vor Panik und dann noch das von seinem Vater…das aber immer langsamer wurde. Langsamer je mehr Sekunden vergingen und Saku wurde damit schlagartig klar…das er starb. Die Wunde, die er ausversehen geschlagen hatte, beendete gerade das Leben des Mannes von dem er dachte ihn immer zu hassen. Ob es nun der Blutverlust oder die Stelle an sich war, die ihn töte, wusste er nicht und er würde es auch niemals erfahren. Und somit lag er in seiner Umarmung fest umschlugen. In einer Umarmung…die die Letzte von ihm sein würde. Der erste und die letzte Umarmung von seinem Vater.

Und es war gut so.

Vieles war in seinem Leben schief gelaufen. Satoshi hatte Kämpfe gekämpft, Schlachten gewonnen und viel Mist gebaut in seinem Leben. Aber genau in der Sekunde…hatte er das Gefühl…das alles endlich wieder richtig lief. Und das…das hatte er seinem Sohn zu verdanken. Seinem einzigen Sohn, der ihn mit der Tat gerettet hatte. Etwas getan hatte…was lange überfällig gewesen war. Und endlich sah er wieder klar, nach so langer Zeit hatte er es geschafft und sah dabei an sich runter. Er sah das schlotternde Kind an seiner Brust liegen, das so von seinem Blut getränkt war und dabei apathisch geradeaus starrte. Satoshi…sah seinen Sohn. Das Kind das er mit der Frau gezeugt hatte die er mehr als alle andere liebte. Und er war…wunderschön. Das struppige, schwarze Haar, welches er von ihm hatte und die Augen seiner Mutter. Er war…seinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten.

Vorsichtig brachte er dann den kleinen Jungen dazu ihn anzusehen, indem er seinen linken Arm um ihn löste und mit der Hand dann das Kinn fasste und sanft nach oben drückte. Saku seine erschrockenen, haselnussbraunen Augen blickten dann wieder in die giftgrünen seines Vaters und er schlotterte noch immer am ganzen Leib dabei. Der Kleine war so voller Blut…aber dennoch so ein wunderschönes Kind. Denn wenn Satoshi ihn so vor sich sah, ihm in die Augen sah…dann sah er Fuyuhi. Dann sah er seine große Liebe, die ihm dieses Kind geschenkt hatte. Denn er erinnerte sich an damals als sie vor seiner Tür gestanden hatte und ihm den Kleinen zeigte. Er hatte es vergessen, aber nun erinnerte er sich wieder dran wenn er ihn sah. Dieser Tag…war der schönste seines Lebens gewesen. Und endlich konnte er ihn auch wieder ansehen. Konnte seinen Sohn, im Augenblick seines eigenen Todes, in die Augen sehen und stolz darauf sein der Vater dieses Kindes zu sein. Denn er war gut so wie er war…und er würde auf seine Mutter achten. Etwas was er schon immer getan hatte und das sogar einfach weil Satoshi es nicht mehr konnte. Der kleine wusste instinktiv was er zu tun hatte…und das war auf seine Mutter zu achten. Sakutaro war nicht erst ab jetzt der Mann im Haus…nein…er war es ab dem Moment gewesen wo sein Vater sich damals selbst verloren hatte. Und das war gut so. Alles…war endlich wieder gut. Und Fuyuhi hatte recht gehabt. Er war…ein gutes Kind.

So fasste er mit der rechten Hand dann nicht mehr den Hinterkopf seines Sohnes, sondern strich ihm langsam über die blutige und vertränte Wange, als er dabei leise seine letzten Worte an ihn zu ihm runter sprach:

„Es…es ist alles gut…Alles…ist wieder gut…Sakutaro.“

Schon ewig hatte er seinen Jungen nicht mehr bei seinem Namen genannt. Das…tat echt gut. Und dann schenkte er ihm ein Lächeln. Schenkte seinem Sohn in der Sekunde genau dasselbe Lächeln…welches er ihm auch damals schon geschenkt hatte als er ihn das erste Mal halten durfte. Nämlich das Lächeln eines Vaters…der seinen Sohn über alles liebte. Und Saku sah das auch. Was ihn nur noch mehr schockierte. Denn er sah plötzlich was für ein Mann da vor ihm saß. Es war nicht mehr das Monster das vor so vielen Jahren durch ihre Tür spaziert kam und seinen Platz einnahm. Nein…dort vor ihm…saß ein Vater der ihm dabei sanft, aber schwach, über die Wange strich und lächelte. Er lächelte ihn an…als Saku dabei aus seinem tiefsten Herzen ein Wort aus sich brachte. Ein Wort…das er schon so lange nicht mehr zu ihm gesagt hatte und das nur an ihn gerichtet war. Nur an den Mann vor ihm. So sagte er vertränt und fast erstickend zu ihm hoch:

„…Baba…“

Und dann stoppte sie.

Die Maschine, die den Körper am Laufen hielt, stoppte schlagartig und genau deswegen rutschte die Hand seines Vaters auch plötzlich sanft von seiner Wange. Sie glitt von ihr ab und Sakutaro sah das alles mit an. Sah wie es sich in Zeitlupe vor seinem Auge abspielte. Er sah den Mann, von dem er dachte ihn nie wieder lieben zu können, von dem er dachte ihn auf ewig zu hassen, vor seinen Augen nach rechts kippen und dann auf den kalten Boden schlagen. Und es war ein fruchtbares Geräusch. Ein Geräusch als würde ein Sack voller Reis umkippen und sich dessen Inhalt komplett auf dem Boden verteilen. Was sogar teils stimmte, denn es verteilte sich wirklich etwas auf dem Boden… nämlich das Blut seines Vaters, das weiter aus der Wunde lief und den steinigen Boden, vom Garten, in ein dunkles Rot tränkte. Und mit diesem einen Schlag war es vorbei. Mit diesem Schlag und einem erlösten Lächeln. Er war frei. Satoshi sein Herz schlug nicht mehr und keinerlei Regung kam mehr von ihm. Er war fort. Er war gegangen. Vielleicht sogar endlich so frei, wie er es immer sein wollte nachdem er so übel zugerichtet worden war. Die Ketten die ihn an seinen Körper gefesselt hielten waren gelöst worden. Und das hatte er nur seinem Sohn zu verdanken. Seinem Sakutaro…der ihn vor sich selbst gerettet hatte und seine Mutter gleich mit. Aber er ließ damit auch automatisch zwei Personen zurück. Seine Frau und seinen Sohn. Besonders seinen Sohn, der weiterhin erschrocken auf seinen vier Buchstaben saß und schlotterte.

Er hörte dabei nichts. Weder den Windhauch noch die Schreie seiner Mutter die durch die Nacht hallten. Alles war weg. Die Seele seines Vaters war gegangen, so wie auch der Samurai-Geist hinter seiner Mama. Und genauso…auch seine kindliche Unschuld.

Dann hob der kleine Junge nur seine Arme an und starrte voller Entsetzten auf seine Hände vor sich, die in Blut getränkt waren und weiter zitterten. Doch er erkannte sie nicht. Das…das waren nicht seine Hände. Und während er sie anstarrte, das Mondlicht all das Rot und die Gewalt an ihm zeigten, die er begangen hatte, da entfloh ihm ein Schrei. Ein Schrei wie er ihn noch nie zuvor abgelassen hatte und der so voller Schrecken und Trauer war dass man es nicht in Worte fassen konnte. Ein Schrei den nur noch die Lebenden hören konnten, denn er hatte getötet. Er hatte seinen Vater getötet, auch wenn es ein Unfall gewesen war und das konnte ihm keiner mehr nehmen. Davon konnte ihn keiner mehr befreien und nichts würde das wieder gut machen. Es schnitt etwas in seine Seele kaputt und spaltete sie zum Teil. So dass das vor ihm…nicht mehr nur seine Hände waren. Denn seine Hände würden sowas niemals tun. Doch erst viel später würde er es verstehen. Jahre später würde er verstehen wessen Hände das waren. Nämlich nicht die von Sakutaro Sakurai…sondern die von seinem anderen Ich. Von dem Killer in ihm, der so viel Tod bringen würde, dass besser konnte als jeder andere da draußen und der in dieser Nacht somit seine erste Seele gefordert hatte. Es waren die Hände eines Sensenmannes. Es waren die Hände…von Death Zero.
 

Es kommt mir wie gestern vor. Als wärst du schon immer ein Teil von mir gewesen. Ich schaffte es aufrecht zu stehen und war so stark. Deine Arme umschlossen mich sanft von hinten und alles fühlte sich so richtig an. Nicht zu brechen und als könnte nichts falsch laufen. Doch gerade kann ich nicht atmen. Ich kann nicht mehr schlafen. Ich halte gerade so noch durch. Doch hier bin ich wieder, so wie immer. Zwar in tausend Stücke gerissen und kann es nicht verbregen oder leugnen, aber dennoch liebe ich dich. Doch gerade fühle ich mich so gebrochen tief in meinem Herzen. So das ich es nicht mehr zulassen kann dir meine Tränen zu zeigen. Ich habe dir fast alles gesagt was ich in mir trage. Öffnete mich dir und ließ dich rein, denn du sorgtest dafür das ich mich wohl fühlte und das zum ersten Mal in meinem Leben. Aber alles was gerade noch übrig ist, das ist die Tatsache dass du mich verletzt hast. Wir stehen nebeneinander und dennoch bin ich so zerbrochen im Innern. Ich kann nicht atmen. Ich kann nicht schreien. Ich halt gerade so noch durch. Es ist als hättest du mich durchgekaut und dann ausgespuckt. Doch die Wut die ich in mir fühle richte ich gegen mich selbst, einfach weil ich dich nicht mehr verletzten will. Denn dich so einsam und verletzt zu sehen tötet mich. Aber ich kann nicht mehr weinen und dir das sagen…denn ich weis das ich dir damit nur noch mehr wehtue. Also weine ich innerlich. Obwohl ich mir sicher bin…das du dies ebenso fühlen kannst, nicht wahr? Ich möchte nicht mehr leiden und gebrochen werden. Oder müde dadurch sein und mich vergessen fühlen, denn ich gebe mich bei niemand geschlagen. Und niemals gebe ich das auf was ich begonnen habe, denn von Anfang bis zum Ende ziehe ich das durch. Ein neuer Tag bricht heute an und an diesem…werde ich mich frei fühlen und die Ketten sprengen. Ich will dich für immer behalten, egal wie sehr du auch sagst dass wir uns trennen müssen. Versuch nicht diese Zukunft zu töten, denn ich lasse es gerade erst ordentlich sinken. Ich will diese Zukunft mit dir und verliere die Kontrolle dabei wenn jemand versucht mir das zu nehmen. Erst dachte ich deine Versprechen sehen aus wie Lügen. Und das du so ehrlich bist wie jemand der ein Messer hinter seinem Rücken versteckt hielt. Doch ich irrte mich in dir und habe dich deswegen falsch beurteilt, denn du bist der einfühlsamste Mensch den ich je kennengelernt habe. Jemand der mich versteht und dieselbe Wunde geschlagen bekam wie ich. Nämlich die Wunde „anders“ zu sein. Und was würdest du dazu sagen, wenn ich dir sage: das ich für dich alles niederreißen würde? Dir direkt ins Gesicht lache und anschließend offenbare: das ich dich liebe. Was würdest du tun? Und was wenn ich auf den Boden falle, weil ich all das nicht mehr in mir verbergen kann? Was würdest du tun? Würdest du mich fangen? Mich halten und mir sagen dass du mich auch liebst? Reiß mich ruhig in Stücke und vergrab mich anschließend an dem Ort wo mich keiner mehr finden kann. Sag mir dass du mehr willst. Auf was wartest du denn noch? Denn ich renne nicht mehr vor dir weg und ich habe wirklich lange genug versucht jemand anderes zu sein, aber nichts schien sich dadurch zu ändern. Doch nun weis ich wer ich wirklich tief in meinem Innern bin. Und was ich zu tun habe. Ich habe mich selbst gefunden und das nur dank dir. Deswegen kämpfe ich um diese Chance alles zu ändern. Also gib mir deine Hand, denn ich war lange wie weicher Sand. Zerfiel in meine Einzelteile und löste mich komplett zwischen allen anderen auf. Ich fühlte mich total verloren zwischen all diesen Menschen. Doch wenn ich heute nach Hilfe frage, dann nur weil bei dir sein mir die Augen geöffnet hat. Niemals hätte ich an sowas geglaubt. Ich stand da und fragte mich: Wie kann das sein? Ich schloss damals meine Augen, aber konnte dich dennoch nicht aus meinen Gedanken verbannen. Aber nun stehe ich hier und will mit dir an diesem Ort leben. Oder an einen Ort fliegen wo nur du und ich sein können. Niemand anderes, damit wir frei sein können. Allerdings fühle ich mich nach deinen Worten etwas aufgewühlt, eingeengt und überrollt. Ich weis dass es meine Schuld ist, aber ich will dich einfach um jeden Preis. Möchte dich an einen Ort bringen wo die Sonne und der Mond über uns wachen und der Regen all unsere Sünden von unseren Körpern wäscht. Und egal wie sehr sie mich alle auch anstarren, es kümmert mich nicht, denn ich fühle für dich nun mal was ich fühle. Ich könnte so tun als ob es nicht so wäre. Ich könnte versuchen es zu vergessen, doch ich will nicht und es macht mich irre dir nicht sagen zu können dass ich dich liebe! Es soll endlich aus meinem Kopf verschwinden! Besonders da deine Worte noch immer durch meinen Kopf rennen und mich verrückt machen. Doch ich gebe dich nicht auf. Du gehörst zu mir und ich zu dir. Nichts wird das ändern, daher gebe ich dir alles was du willst. Ich schenke dir meine Seele, mein Herz und meinen Körper ohne mit der Wimper zu zucken. Ohne Halt. Und alles was ich von dir möchte…ist deine Liebe. Und dasselbe Lächeln was du mir damals im Wasser geschenkt hast. An dem Ort zwischen den Gezeiten wo es nur uns gab…Mutter, bitte sieh mich an und sag mir: Werde ich jemals frei sein? Kann Liebe alles überwinden? Und Vater, sieh auch du mich an…Ja ich habe den Verstand verloren, nicht wahr? Das liegt auf der Hand und ich stehe dazu. Kannst du das akzeptieren? Aber selbst wenn nicht…vielleicht werde ich, zumindest dieses eine Mal…endgültig die Grenze überscheiten von der es kein Zurück mehr geben wird. Und damit etwas erschaffen was einfach unsere komplette Welt auf den Kopf stellt.
 

„Sakuuu! Hey Saku wo bist du denn?“

Erschrocken zuckte der Pilot zusammen und wurde somit aus seinen Gedanken gerissen.

Es war schon Nachmittag und Sakutaro musste erst mal einige Male blinzeln, um sich wieder ins Hier und jetzt zurück zu holen, aber als er es dann geschafft hatte und er wieder da war, bemerkte er das Gewicht auf seinem Kopf und Schultern, welches ihn nach unten drückte. Verdutzt sah er mit den Augen nach oben und blickte dabei in blaue, junge Augen eines Mädchens, welches sich über seinen Kopf gelehnt hatte und von oben zu ihm runter sah. Ihre kleinen Hände hatten sich rechts und links an seinen Haarschopf gekrallt um Halt zu haben, während sie lieb blinzelte und auf eine Antwort von ihm wartete. Ihr langer, schwarzer Zopf hing ihr dabei über die rechte Schulter nach vorn und runter. Er kannte die Kleine inzwischen sogar gut. Es war die jüngste der beiden Zwillinge, nämlich Lip, die da auf seinen Schultern stand und dabei wippte. Sie wippte etwas angespannt auf ihm herum, während sie noch immer wartete das der Pilot was sagte. Das er überhaupt mal wieder einen Ton von sich gab, denn seit einigen Minuten war er komplett still geworden und starrte nur vor sich in einen kleinen Teich, der nicht weiter entfernt dann in ihren Fluss, der durch das Dorf zog, münden würde.

Dieser Teich war eine natürliche Quelle für sie und das Wasser aus diesem war sehr gesund und erfrischend. Etwas was er brauchte, besonders nach der heftigen Auseinandersetzung mit Hana, die er vorher noch überstanden hatte und wo er sich nun zurückziehen wollte um nachzudenken. Vorher war er nämlich etwas ziellos durch das Dorf gelaufen und ehe er sich versah war es schon später am Tag. Genug Zeit war vergangen das er und Hana etwas runter kommen konnten. Beide Ruhe fanden. Doch natürlich blieb er nicht lange dabei alleine. Einmal weil die Mädels ihm nachgerannt waren, also die Zwillinge und dann noch weil Silva schlagartig mit ihm etwas trainieren wollte. Diesen Geistesblitz hatte, warum auch immer. Das Ende vom Lied war also: Statt Ruhe zu finden saß Saku an dieser Quelle, hatte die Zwillinge an der Backe und wartete darauf das Silva mit Speeren zurückkam und der ihm dann damit ordentlich die Hucke voll hauen konnte. Klang echt rosig. Und das alles noch oben drauf…wo er noch immer so aufgewühlt war.

Nach dem Streit mit Hana wollte er eigentlich nur Ruhe haben, aber die bekam man offenbar nicht so schnell wenn man ein Teil einer großen Familie geworden war. Eine Familie die sich als Stamm entpuppte wohlgemerkt und wo jeder zu jedem hielt, wenn es richtig lief natürlich. Doch egal weswegen er auch keine Ruhe bekam, der Gedanke was er alles zu Hana gesagt hatte lag schwerer auf seinen Schultern als der Rest. Sogar noch schwerer als die kleine Lip, die ihn noch immer erwartungsvoll ansah und geduldig auf eine Antwort von ihm wartete. Und das konnte sie verdammt gut, im Gegensatz zu Rap die sehr explosiv und energiegelanden war.

Die Ältere wirkte dagegen immer so als hätte sie viel zu viel Zucker intus und hüpfte gern mal rum wie ein Hase auf Drogen. Sie war anstrengend und trug ihr Herz auf der Zunge, was dafür sorgte das sie frech und meist etwas böse rüberkommen konnte. Doch das war sie bei weitem nicht. Sie war ein liebes Kind, genau wie ihre jüngere Schwester und sie hatten ihn dazu noch beide verdammt lieb gewonnen. Die Zwei waren auch die Ersten gewesen die ihn im Dorf begrüßten und mit ihm sprachen. Ihn akzeptierten und Nähe zu ihm suchten. Etwas wofür Saku sehr dankbar gewesen war. Aber hin und wieder machten sie ihn schon fertig, einfach weil er das nicht gewohnt war auf Kinder zu achten und es dann sehr schnell sehr viel werden konnte. Zwillinge konnten nämlich echt anstrengend sein und er war froh dass er das nicht persönlich an der Backe hatte sich um sowas kümmern zu müssen. In der Regel sorgte ja schon ein Kind, für frischgebackene Eltern, für Ärger und Stress. Im Doppelpack musste das ja schrecklich sein! Jede verdammte Schlacht wirkte auf ihn plötzlich wesentlich einfacher. Doch er musste zugeben dass er die beiden auch gern hatte. Ihre Energie, die sie verströmten…tat gut, auch wenn er nicht wusste wieso.

Und so sah er dann wieder vor sich und schließlich zu der kleinen Rap, die links am Teich von ihm saß und angestrengt einen Blumenkranz bastelte. Wenigstens die war mal ruhig und ausgelastet. Ein Wunder. Danach fühlte er wieder einen starken Ruck an seinen Haaren und Saku sah erneut über sich, wo Lip das absichtlich getan hatte, dabei wieder zu ihm runter sah und fragte:

„Hehey! Wo bist du denn Saku? An was denkst du? Biiitttee sag es mir!“

Ihr flehender Ton war schon wirklich süß weswegen der Pilot sanft lächeln musste. Doch bevor er ihr was antworten konnte, sprach ihre große Schwester plötzlich sehr genervt zu ihnen rüber:

„Lass ihn in Ruhe Lip! Du siehst doch dass er nicht mit dir reden will! Und das liegt nur daran weil du so nervig bist!“

Harsche Worte, so das Saku und Lip zu ihr rüber sahen und beide darauf gleichzeitig blinzelten. Fast wie Vater und Tochter, auch wenn es nicht so war. Wenige Sekunden danach machte die kleine Lip ein jammerndes Geräusch und sackte förmlich auf den Kopf des Piloten zusammen, der bemerkte wie die Kleine dabei schwerer wurde und kurz darauf zu ihr hoch blickte. Lip war wirklich wie ein Pfannkuchen auf ihm zerlaufen und ließ nun sogar links und rechts von seinem Kopf einfach die Arme runter hängen, als sie besiegt und mit geschlossenen Augen dabei leise jammerte:

„A-Aber ich will dich nur wissen ob es ihm gut geht! Immerhin ist er schon so lange still. Ich nerve nicht! Du bist so gemein Rap!“

„Bin ich überhaupt nicht! Lass Saku einfach in Ruhe!“

Der Schwarzhaarige sah wieder zu der Älteren der Zwillinge rüber und danach wieder über sich. Er machte das im Wechsel und dachte dabei nach…Prügelten sich die beiden gerade um ihn? Also wer netter zu ihm war und wen er dadurch vielleicht lieber haben würde? Wenn ja war da wirklich süß, auch wenn das nicht sein musste...Und bei Frauen, in seiner Nähe zumindest, war das leider nicht mal ungewöhnlich. Egal welches Alter sie auch hatten, wohlgemerkt. Saku war eben ein Frauenschwarm. Aber egal. Was er danach auf jeden Fall zuerst tat das war kurz schnaufen und leicht kichern. Es war lieb das sie sich so um ihn sorgen, auch wenn er nun drauf achten musste das hier nicht gleich ein Katzenkampf daraus wurde. So sah er wieder zu Lip hoch und sprach dann ruhig:

„Ist schon okay Mädels. Ich bin nicht genervt, oder so. Ich…war einfach nur in Gedanken.“

Lip fühlte darauf wie ihre Kräfte wieder zurückkamen, so das sie sich wieder richtig hinstellte, sich erneut über seinen Kopf lehnte und zu ihm dabei runter sah, als sie ihn fragte:

„Das hab ich gesehen. Aber an was hast du denn gedacht, Saku? Dein Gesicht war dabei so traurig und ich habe mir Sorgen gemacht.“

Er sah sie nachdenklich an. Wirklich? Konnte man ihm das so sehr ansehen? Naja wenn er so darüber nachdachte war es nichts ungewöhnliches, immerhin war er meist ein offenes Buch was Emotionen in seinem Gesicht anging. Ach verdammt, sogar die Kleinsten schafften das. War schon irgendwie nervig. Er schnaufte dann aber wieder lieb und antwortete ihr:

„Es ist lieb das du dich sorgst Lip. Ich hab…nur gerade an jemanden gedacht.“

Das Mädchen legte den Kopf aufmerksam schief und fragte:

„Wirklich? An wen denn?“

Oh Mann sie lugte offenbar aus nem Eimer! Was ihre Schwester nervte. Rap legte dann plötzlich den fast fertigen Blumenkrank in ihren Schoß, da sie im Schneidersitz saß und sah zu ihnen rüber. Muffte dann endlich zu ihrer Schwester:

„Blöde Frage! An Hana natürlich! Immerhin haben er und Hana sich doch lieb! Mann das weist doch wirklich jeder Lip!“

Sie fasste sich dann wieder genervt den Kranz und steckte erneut eine blaue Blume dazu um ihn zu erweitern, während Saku schon fast erschlagen zu ihr rüber sah und doch tatsächlich etwas rot dabei wurde. Mal abgesehen davon das sie das so frech und bestimmend gesagt hatte…war es wirklich so offensichtlich?! Also das er und Hana sich…naja „mochten“? Wusste das wirklich JEDER?! Saku lief noch röter an und schüttelte dann sofort den Kopf hektisch. So hektisch das er dabei komplett vergessen hatte das die kleine Lip sich noch an diesem fest hielt und er sie damit dann automatisch mit durchschüttelte. Diese lachte dabei aber nur erfreut und schlagartig und als er dann fertig war sprach sie süß:

„Hehehe, nicht Rap! Das ist ihm doch peinlich!“

Diese Zwillinge…machten ihn echt fertig…Saku sah darauf etwas muffig zu ihr hoch und motze gleich verteidigend los:

„Okay das reicht! Runter von mir!“

Und dann packte er sie frech unter ihren Armen und hob sie vor sich von seinen Schultern runter. Lip lachte dabei und landete am Ende dann inmitten seines Schneidersitzes auf seinem Schoß. Da sie so klein war fühlte sie sich dort richtig wohl und behütet, knuddelte sich sogar plötzlich nach hinten an ihn und kicherte dabei. Sie mochte Saku wirklich gern. Er war für sie wie ein großer, starker Leopard mit dem man kuscheln konnte. Wild und dennoch sanft. Noch dazu war er ehrlich und man konnte dumme Sachen mit ihm machen!

In den letzten Tagen hatte er gerne mal mit ihnen gespielt, trug sie durch das Dorf und jagte sie um die Wigwams. Weswegen sie und ihre Schwester ihn schnell ins Herz geschlossen hatten. Aber leider sahen das ihre Mama und Papa nicht so gerne, weswegen es meist auch schnell wieder vorbei war. Dennoch liebten die Zwillinge ihn und wollten so viel Zeit wie möglich mit ihm verbringen. Auch wussten sie das er und Hana sich lieb hatten, denn Hana war wesentlich glücklicher seit Saku bei ihnen war! Sie sahen auch toll aus zusammen. Und Rap sprach zwar nicht darüber, aber Lip wünschte sich innerlich so sehr das Hana und Saku bald und ganz schnell, auch ein Baby bekommen würden! Denn sie wusste dass es beide sehr glücklich machen würde. Lip war sich ganz sicher: Hana wäre eine tolle Mama und Saku ein toller Papa! Und noch dazu hätten sie dann einen Freund mehr zum Spielen im Dorf! Sie wünschte sich das sehr und fand allein den Gedanken daran schon toll. Saku und Hana würden ein hübsches Baby bekommen. Ganz bestimmt. Und mit dem Gedanken knuddelte sie sich wieder wohlig nach hinten und an den Piloten, der dann verdutzt aber schließlich leicht erleichtert schnaufend zu ihr runter sah.

Sakutaro würde es niemals zugeben, aber wenn er so mit den Kleinen saß…dann war das sehr schön. Denn so musste es sich wohl anfühlen…Vater zu sein. Und endlich verstand er es. Verstand warum seine Mutter ihn immer so gern bei sich gehabt hatte und ihn an sich drückte. Es war ein schönes Gefühl ein so kleines Geschöpf an sich zu drücken. Das Gefühl dieses zu behüten und zu schützen. Und noch besser musste es sich anfühlen…wenn man wusste dass man es selbst erschaffen hatte. Das man Leben geschenkt hatte und dann dieses Kind in seinen Armen anzusehen und stolz sagen zu können: Das ist meins. Das habe ich gemacht. Doch je mehr er da hinein abdriftete…umso mehr musste er da wieder aus…denn es tat plötzlich weh. So holte er sich wieder aus diesen Gedanken, schüttelte sie ab und sah vor sich in das klare Wasser des Teichs.

Man sah vereinzelt kleine, silberne Fische am Boden schwimmen und wie die Wasserpflanzen sich sanft in der Strömung bewegten die zum Fluss führte. Es war ein beruhigender Anblick und Saku fand deswegen auch plötzlich die Kraft zu reden. Er fühlte sich ausgeglichen und sagte etwas was auf seinem Herzen lag, weshalb die Mädchen deswegen sofort zu ihm sahen als er das sagte. Er sprach ruhig und leicht in Gedanken:

„Ich habe eben…an meinen Vater gedacht.“

Rap legte den Blumenkranz in ihren Schoß und Lip sah blinzelnd zu ihm auf, als sie dabei verwirrt fragte:

„Du hast auch einen Papa, Saku?“

Verdutzt sah er danach von Wasser weg und zu ihr auf seinen Schoß runter, während Rap links von ihnen nur genervt seufzte und dann muffte:

„Natürlich hat er auch einen Papa du dummes Tapir! Jeder hat eine Mama und einen Papa!“

Heh so sollte man denken, ja. Oh mann Kinder. Lip sah darauf erschrocken zu ihrer Schwester rüber und kniff dann die Augen zusammen als sie jammerte:

„T-Tut mir leid! Das wusste ich nicht! Sei nicht immer so gemein zu mir Rap!“

Wie sie das allerdings nicht wusste war beiden ein Rätsel, Saku so wie auch Rap. Doch es war okay, so das der Pilot ihr sanft mit der rechten Hand auf den Kopf fasste und dabei abwechselnd zu den Zwillingen sah, als er sprach:

„Hey! Hier wird nicht gestritten ihr zwei! Das ist kein Grund um sich an die Gurgel zu gehen!"

Und sofort waren die Mädels dann auch schon still und sahen aufmerksam zu ihm. Wow Das funkte sofort und es war schön zu sehen dass sie so gut auf ihn hörten und sich nicht weiter stritten wenn er etwas dazu gesagt hatte. Das war sehr vorbildlich und davon könnten sich andere Kinder gern mal ne Scheibe abschneiden. Die Beiden waren sehr gut erzogen und das lag sicherlich nicht nur an den Eltern, sondern auch an der Art und Weise wie sie lebten, nämlich gut geschützt in diesem Stamm und in einer Gemeinschaft. Jeder half hier bei der Erziehung mit und brachte ihnen nützliche Dinge bei. Das merkte man sofort und wenn Saku die Wahl hätte, die Chance bekäme…er würde seine Kinder auch hier aufziehen. Denn hier war es friedlicher als die Welt aus der er kam und nichts würde er sich mehr wüschen als das seine Kinder an einem Ort aufwuchsen wo sie keine Angst um den Kapitalismus und Krieg haben mussten. Sicher war diese Insel nicht perfekt und man machte dann halt woanders Abstriche die man in Japan nicht machen müsste und dennoch gefiel es ihm hier viel besser als Zuhause. Er war schon immer ein Familienmensch gewesen und nur an diesem Ort bekam er das Gefühl von Geborgenheit und Liebe. Das diese Menschen zusammenhielten und eine große Familie waren.

Seine Ansicht dazu hatte sich sogar schnell geändert, denn am Anfang hielt er sie für Monster die Ihresgleichen verbrannten ohne mit der Wimper zu zucken. Genau das was sie ja auch mit Hana getan hatten und weswegen der sich hier nicht wohlfühlte. Doch Saku war nun wesentlich weiser und erfahrener geworden in dieser einen Woche und verstand warum das alles überhaupt erst passiert war. Und überraschender Weise…war Goldva die gewesen die ihm das alles erklärt hatte. Ja dabei sogar Reue zeigte dass sie Hana das angetan hatte. Denn sie war es gewesen und nicht Hao, was Saku zuerst dachte.

Sie erklärte Saku die Gründe, zusammen mit Yoh. Und auch wenn er am Anfang noch sehr damit zu kämpfen hatte und zurecht sauer gewesen war…so verstand er ihre Position und Bedenken von damals und akzeptierte sie. Sakutaro betraf es nicht persönlich, also konnte er ihnen auch nicht vergeben was sie Hana angetan hatten, denn der Einzige, um dessen Vergebung sie bitten sollten…war Hana gewesen. Und der…naja sagen wir es mal so: der verhielt sie wie die Axt im Walde und vergab dem allem nicht. Hana stellte sich bewusst quer und war zurecht stocksauer! Immerhin war er mit Schande beladen und verbrannt worden. Etwas was er sein Leben lang mit sich schleppen würde. Da reichte für ihn ein simples: Sorry war mein Fehler und: hab mich geirrt, nun mal nicht aus! Eher fraß Hana Fliegen als das er Goldva und seinem Vater vergab! Aber Saku fand…das man irgendwann mal damit anfangen musste. Vor allem da die alte Frau es ernst zu meinen schien. Sie fühlte sich wirklich schlecht deswegen, aber Hana ließ sie nicht mehr an sich ran. Hasste sie förmlich und das fand Saku dann doch sehr hart von dem Blonden. Heh, aber wer war er schon zu sagen: vergib ihr. Denn immerhin…konnte er sich selbst noch nicht mal vergeben und geißelte sich gemütlich weiter wegen dem Tod von Chiharu. Vergebung…war etwas was Saku auch noch nicht gefunden hatte. Nämlich die Kraft…sich selbst zu vergeben.

„Du Saku! Erzähl uns von deinem Papa und deiner Mama!“

Holte ihn Lip dann zurück und Saku sah sie überlegend an. Er sollte von ihnen erzählen? Er wusste es nicht…Sollte er…wirklich von ihnen erzählen? Immerhin hatte er bisher noch niemanden von ihnen erzählt. Niemanden außer Paku und der kannte auch nur einen verschwindend kleinen Anteil seiner Geschichte. Einzig Chiharu wusste damals über sie bescheid und das auch nur weil sie beide ja gekannt hatte. Wenn er nun über sie sprach…war es als würde er einen Teil seiner Seele an die Oberfläche lassen der sehr empfindlich war. Etwas wo man ihn verletzten könnte und was er deswegen lieber für sich behielt. Denn Saku plauderte nicht gerne aus dem Nähkästchen seiner Vergangenheit, weswegen er bewusst zögerte und es auch weiterhin tun würde. Er sprach dann zögerlich zu Lip runter:

„Ich weis nicht…Das ist nicht so wichtig Lip.“

Das Mädchen warf ihm danach einen Hundeblick entgegen und jaulte förmlich flehend zu ihm hoch:

„Och biiiitttteee! Bitte erzähl uns was von deinen Eltern Saku!“

Wow bei den glänzenden Hundeaugen fiel es ihm echt schwer standhaft zu bleiben. Er war wohl ein ziemliches Weichei wenn es um Kinder ging, was? Dennoch schüttelte nur sanft den Kopf drauf und wollte ihr dann damit sagen: dass es besser so wäre nicht darüber zu reden. Er holte sogar schon aus das in Worte zu fassen…Doch dazu kam er nicht mehr, denn eine freche Stimme sprach dann plötzlich zu ihm:

„Ja Saku, erzähl uns doch mal von deinen Eltern…“

Als diese Stimme ertönte sah Rap hinter sich und Saku, so wie auch Lip, nach links und hinter Rap. Aus den Schatten trat dann eine Person entgegen die alle nur zu gut kannten und die ein freches und sicheres Auftreten besaß, auch wenn er beide Arme vor seiner Brust dabei verschränkt hatte. Saku schien erstaunt und sah ihn nur an. Natürlich war es Hana und der warf ihm dann einen scheuen Blick entgegen und wich seinem danach sogar noch aus, als er dabei sprach:

„Hey…“

Eine sehr unangenehme Situation. Vor allem nach der Aktion am Morgen. Saku sah ihn aber dennoch weiter dabei an und ihm entkam dann auch nur ein scheues:

„Hey…“

So das er danach dann auch seinen Blick abwand und vor sich auf den Boden sah. Was…was machte er hier? Vor allem: wie sollte er nun damit umgehen? Immerhin hatten sie sich vorhin heftig gestritten, oder eher mehr eine Auseinandersetzung miteinander gehabt. Eine die nicht so gut endete und die Situation verunsicherte Saku plötzlich. Er wusste nicht was er sagen sollte und Schweigen machte es sicher auch nicht besser. Doch die kleine Lip sah das ganz anders und auf ihrem Gesicht machte sich sofort ein gewaltiges Lächeln breit, so das sie förmlich aus Saku seinem Schoß sprang, sich losriss und auf den blonden Jungen zu rannte, der nur noch wenige Schritte von ihnen entfernt war und sie dabei fröhlich rief:

„HANA!“

Danach krachte sie auch schon gegen seine Beine und umschlang fest seine Hüfte und den untersten Teil seines Bauches dabei. Es war so ruckartig gewesen dass der Blonde doch tatsächlich seinen Stand halten musste und dabei leicht nach hinten wackelte. Er fiel aber nicht um und fasste Lip dann an den Schultern, sah zu ihr runter als er frech darauf sprach:

„Hey mach langsam! Womit hab ich DAS denn verdient, hm?“

Das Mädchen knuddelte sich mehr an ihn und vergrub ihr Gesicht dabei sanft an seinen Bauch. Er roch so gut. So sanft und blumig...wie eine Mama. Hana streichelte ihr dann sanft über den glatten Haarschopf und grinste dabei weiterhin frech zu ihr runter. Rap zögerte auch nicht eine Sekunde, legte den Kranz auf den Boden und sprang danach ebenfalls sofort auf um zu ihm zu rennen. So hatte der Blonde zwei Sekunden danach die Zwillinge förmlich an beiden Seiten seiner Hüfte und Beinen hängen und wurde von ihnen belagert. Es war, so gesehen, sogar eine blöde Frage gewesen womit er das verdient hatte, denn die Antwort darauf war klar: Sie liebten ihn. Nicht nur weil er bei ihrer Geburt mit anwesend gewesen war und Lip dabei sogar persönlich gefangen hatte, sondern auch weil er mit ihnen gern Blödsinn anstellte und sie damit zum Lachen brachte. Er war für sie fast sowas wie ein großer Bruder, den sie über alles liebten und der sie auch sehr gern hatte und das Gefühl konnte den Mädels keiner mehr nehmen. Und als er vor einer Woche verletzt nachhause gekommen war da machten sie sich ebenfalls schreckliche Sorgen um ihn. Weswegen ihn wieder gesund zu sehen wie Balsam für die Kleinen war und sie sich weiter an ihn schmusten. Sogar die mürrische kleine Rap war sofort anders in seiner Nähe. Weniger abweisend und offener. Sie sprach dann sogar noch vor ihrer kleinen Schwester zu ihm:

„Na weil du wieder gesund bist hast du das verdient, du Dussel! Immer muss man sich um dich sorgen Hana! Bei jeder Aktion brichst du dir fast immer dabei das Genick!“

Heh, okay gutes Argument. Und noch nicht mal so weit her geholt. Wow sie klang ja gerade fast wie sein Vater. Kleines Biest. Die konnte was erleben. Hana grinste dann aber nur noch frecher dabei und sogar etwas muffig als er sich danach auch schon rächend die freche Rap schnappte, sie an den Fußgelenken packte und sie dann tatsächlich, Sekunden später, auch schon kopfüber über den Teich hielt! Es geschah alles so schnell und geschickt das Rap auch sofort schon los schrie und an fing dabei zu zappeln, als Hana muffte:

„NA?! Immer noch so ne große Klappe du kleine Mistkröte?! Lust ne Runde schwimmen zu gehen?! Ach ich vergaß! Du KANNST ja nicht mal schwimmen, nicht war Rap?! Na dann wird das ja gleich besonders lustig!“

Er ließ das Mädchen darauf doch tatsächlich einige Zentimeter weiter nach unten sinken, so dass die Kleine an fing wie am Spieß und hoch zu schreien. So hoch sogar das es in den Ohren des Piloten darauf schepperte und Saku dem dann erschrocken dabei zu sah. Er war sogar kurz darauf aufzuspringen, weil er gerade sah das Hana, mal wieder, die Tobsucht gepackt hatte und er dabei maßlos übertrieb. So wie er es besonders gut konnte in den Momenten. Er schüttelte die Kleine und sie schrie immer weiter dabei. Schüttelte sie wie ein junges Ferkel durch, dass vor allem gleich danach geschlachtet werden würde und deswegen so dabei krisch. Und Lip stand nur neben dem Blonden und rührte sich nicht, so das Saku eingreifen wollte…er das aber dann schlagartig ließ…als er sah wie Hana dabei frech lächelte. Und es war nicht nur sein Lächeln was ihn stoppen und erstaunt dabei zusehen ließ…sondern auch Rap die aufhörte zu schreien und stattdessen anfing zu lachen. Sie lachte glockenhell und baumelte weiter glücklich über dem Wasser, während ihre Schwester, rechts von Hana plötzlich anfing auf der Stelle zu hüpfen und dann fröhlich rief:

„Ich will auch! Ich will auch! Bitte mach das bei mir auch Hana!“

Sie wollte das so sehr dass sie dann einfach frech anfing an dem Blonden seinen Beinen aufwärts zu klettern, bis sie sich an seinem Rücken befand und dann noch nach vorne ihre Arme um seinen Hals legte. Hana bückte sich dann runter und tunkte die kleine Rap tatsächlich mit den Kopf in das klare Wasser. Es war aber nur kurz gewesen und als er sie wieder raus zog krisch sie dabei vor Freude auf und schrie:

„Noch mal! Noch mal!“

„Ach noch mal ja?! Du stehst wohl auf Wasserfolter, was du kleines Monster!“

Fauchte Hana frech und tunkte sie dann einfach wieder eiskalt ins Wasser vor sich. Lip hippelte derweil an seinem Rücken hin und her und schrie ihn immer wieder dabei zu: dass er das auch bei ihr machen sollte. Was auch nicht lange auf sich warten ließ, denn der Blonde ließ dann die Ältere neben dem Teich ins Gras fallen, schnappte sich das Biest von seinem Rücken und vollzog bei ihr genau dieselbe Prozedur um die sie so sehr gebeten hatte. Rap lachte dabei noch immer auf dem Rücken liegend, als ihre Schwester durchnässt wurde und raffte sich nach wenigen Sekunden dann auch schon hoch. Sie raffte sich in dem Moment hoch, als Hana mit Lip fertig war und diese von oben bis unten durchtränkt hatte so das sie klatschnass in seinen Händen hing. Sie lachte herzhaft hoch dabei und Rap nutzte den Moment dann geschickt aus, als Hana frech zu dem Mädchen in seinen Händen grinste, um auf ihn loszuspringen und ihn umzuwerfen! Was sogar funktionierte! Rap warf sich mit solch einer Wucht gegen Hana seine Beine, das es ihn nach hinten riss und er schreiend auf seinem Arsch landete und schließlich im weichen Gras lag. Für eine Sekunde schoss sogar ein Blitzschlag, in Form eines Schmerzes, durch seinen Bauch, denn immerhin war seine Wunde noch am heilen. Sie war zwar schon so gut wie auskuriert, dass er wieder rumblödeln konnte, aber noch immer nicht ganz fertig verheilt. Demnach tat das gerade doch etwas weh. Doch der Schmerz war schnell verflogen, als kurz darauf eine nasse Lip quer über seiner Brust lag und eine freche Rap neben ihm, auf allen Vieren, hochkrabbelte, danach an seinem Kopf ankam und fauchte:

„Auf ihn! Tritt ihn solange er am Boden ist, Lip!“

Wirklich charmant.

Sie sprach zwar vom Treten, aber stattdessen fingen die Zwillinge an ihn zu kitzeln. Rap machte sich über Hana seine Achseln her und Lip rollte sich an dem Blonden nach unten und zog ihm dann schnell seine Schläppchen aus damit sie sich an seinen Füßen zu schaffen machen konnte. Und sofort war der Sohn des Häuptlings im Schwitzkasten der Zwillinge gefangen und sie kitzelten ihn bis er aufgeben würde! Zumindest hatten sie das vor. Hana aber gab sich wegen sowas nicht so schnell geschlagen. Er fing zwar an zu lachen, aber packte sich dabei frech Lip am rechten Bein und versuchte sie von seinen Füßen zu zerren, während er Rap mit dem rechten Armen fuchtelnd von sich halten wollte. Doch es war nach wenigen Sekunden klar dass er trotz seines Wiederstands, eindeutig die Nachteile gepachtet hatte in der Situation. Er war festgenagelt und fauchte dann lachend und frech dabei:

„Ihr kleinen Monster! Wenn ich mit euch fertig bin hänge ich euch persönlich zum Braten über das heilige Lagerfeuer! Ich werf sogar noch extra Holz rein damit ihr ordentlich brennt! Lasst los!! Nicht!! Ich bin dort kitzelig! Aufhören!!“

Er lachte und lachte, so wie auch die Zwillinge die sich weiter an ihm zu schaffen machten. Und Saku…der saß nur verblüfft daneben und sah dem ganzen Geschehen zu. Sah wie sich dieses Knäul aus Menschen da vor ihm durch das Gras rollte und Hana wieder versuchte um die Oberhand zu kämpfen, denn er hatte definitiv gerade ein Problem. Besonders da er offenbar kitzelig war. Was der Pilot nicht mal wusste. Er wusste nicht…das Hana kitzelig war und auch nicht wo. Und diese Erkenntnis traf ihn gerade irgendwie hart. Er liebte ihn…und wusste noch nicht mal wo man ihn effektiv kitzeln konnte um ihn so zum Lachen zu bringen. Vor allem…wo er doch so ein schönes Lachen hatte. Denn es war ehrlich und offen. Saku liebte dieses Lachen…Und wenn er den Dreien da so zu sah, dann wurde ihm wieder anders dabei. Besonders als sich Hana wieder aufgerafft hatte, dabei auf seinem Hintern saß, die kleine Rap, wie Lip vorhin bei Saku, dann auf Hana seinem Kopf lag und er Lip schließlich lachend in den Amen hielt. Der Blonde drückte die Kleine sogar nach hinten an sich und schmuste dann seinen Kopf gegen den ihren während sie alle dabei lachten. Es war ein so schönes Bild. Ein warmes Bild voller Liebe. Und die Mädchen kannten ihn wirklich sehr gut. Wussten auch sofort wann er Spaß machte und wann eben nicht. Oder wo man ihn kitzeln konnte damit er glücklich wurde. Etwas...was Saku nicht wusste. Er...er wusste es einfach nicht. Und Hana war…war auch plötzlich so anders. Das fiel dem Piloten sofort auf.

Sakutaro kannte ihn meist nur frech, motzig, dickköpfig und laut. Selten sah er ihn mal lächeln und noch seltener herzlich lachen. So dass das vor ihm eine willkommende Abwechslung war. Eine…die sein Herz schneller schlagen ließ und ihm warm dabei wurde. Er…er liebte ihn. Er wusste das, aber wenn er ihn so vor sich sah dann wusste er es nur noch mehr. Denn gerade liebte er einfach alles an ihm. Sein Lachen, die Art wie er sich bewegte, wie er mit den Mädchen spielte und wie wunderschön er dabei aussah. Sein blondes Haar, das zu einem Zopf an seinem Hinterkopf gebunden war. Seine sanfte und sehnige Figur und seine wunderschönen, bernsteinfarbenen Augen die in der Sonne leuchteten wie junge Sterne am Nachthimmel. Intensiv und unwiderstehlich. Er war…so wunderschön. Und wenn Saku ihn so vor sich sah…da wünschte er es sich plötzlich so sehr. Er…er wollte ihn. Trotz all der Umstände. Von ein auf die andere Sekunde war es als wollte das Tier in ihm raus. Das welches er schon immer in sich eingesperrt hatte und genau dieses wilde Tier wollte nun über Hana herfallen und ihn zu seinem Eigentum machen. Wollte über ihn herfallen, ihn packen und zu seinem Weibchen machen. Wollte ihn beglücken und eine Familie mit ihm zeugen. Denn Sakutaro wusste es. Wenn die Umstände anders wären und Hana ein Mädchen…er würde Kinder mit ihm zeugen. Verdammt er würde nicht eine Sekunde zögern! Hana…war sein Weibchen und seine Instinkte befahlen ihm sich mit diesem zu paaren. Es war nicht von der Hand zu weisen, denn noch nie zuvor hat er so für jemanden in seinem Umfeld empfunden. Saku…wollte es…Und es tat besonders dann weh…wenn er wusste dass er nichts davon haben könnte. Weder Hana…noch Kinder mit ihm. Und so riss er sich wieder aus dem System raus und wand seinen Blick danach ab. Er musste weg davon. Sah deswegen auch wieder vor sich in das klare Wasser des Teichs. Er war…so ein verdammter Trottel. Warum tat er sich nur immer wieder selber so sehr weh…?

Hana hörte plötzlich auf zu lachen und sah lieb zu Saku rüber. Sah dass der erneut seinen Blick abgewandt hatte und…das er wieder traurig war. Warum…war er nur immer traurig? Wieso konnte er nicht einmal glücklich sein? Besonders wo es eben doch noch so ein schöner Moment gewesen war und so viel Lachen geherrscht hatte. Der Blonde wollte ihn nicht traurig sehen…aber er wusste nur zu gut wieso Saku es war. Denn der wollte nicht gehen und Hana von sich fern halten und genau deswegen saß er da auch wieder so bedröppelt und wie im Regen stehen gelassen. Saku wollte DAS hier. Er wollte all das was er in der Woche hier gefunden hatte. Aber er stellte sich gerade selbst ein Bein. Immer und immer wieder stellte er sich selbst ein Bein und verhinderte glücklich sein zu können. Und das nur aus einem Grund. Hana war sich sicher: Saku hielt Distanz damit er nicht bleiben wollen könnte. Nicht noch mehr all das hier wollte als er es eh schon wollte. Und was immer es auch war, gegen was er mit sich selbst kämpfte und wieso er das Gefühl hatte gehen zu müssen…Hana wollte ihm das nehmen und zeigen dass alles gut wurde. Denn er würde ihn nicht gehen lassen. Nicht mehr, denn er hatte endlich den Mann gefunden den er mehr liebte als alles andere und dafür kämpfte er, egal gegen wen und was auch immer.

Also lächelte er wieder sanft und fragte ihn dann:

„Na? Was ist jetzt? Erzählst du uns von deinen Eltern, Saku?“

Als er das fragte sah der Große wieder verdutzt zu ihm und blinzelte. Saku kassierte von Hana einen frechen Blick, besonders in der Sekunde als die Zwillinge sich auch wieder von ihrem Lachen gefasst hatten und dann ebenfalls strahlend zu dem Piloten sahen. Lip dann sogar laut sprach:

„Oh ja! Bitte erzähl und davon Saku!“

„Ja! Biiiiittte!“

Machte nun sogar Rap mit und sie kam dabei von Hana seinem Kopf runter, setzte sich danach dann ebenfalls in den Schoß des Blonden, der im Schneidersitz saß und somit neben ihre jüngere Schwester. Die Drei saßen da wie die Hühner auf der Stange, erwartungsvoll und wollten gefüttert werden, dass es schon echt niedlich wirkte. Das ganze Bild an sich…war so schön. Saku kam sich echt blöd dabei vor das er Hana gerade so vor sich anstarrte und sich dabei vorstellte das da einfach gerade ihre Kinder bei ihm auf seinem Schoß hocken könnten. Der Gedanke ließ nicht locker. Er schüttelte sich aber dann wieder wach und Hana sprach dann erneut frech:

„Ja, na komm schon Saku…“

Und Saku sah ihn dann wieder an. Sah dieses freche und liebe Lächeln vor sich…und konnte nicht mehr. Worauf er dann seufzte. Ach verdammte Scheiße. Voll weichgeklopft. Das hatte mal wieder gut funktioniert. Und Hana sah ihm in der Minute auch sofort an das er gewonnen hatte, weswegen er nur noch breiter lächelte und danach dann die Mädels, mit seinem Armen, sanft umschlang und zu sich an die Brust zog, während Saku antwortete:

„Naja…vielleicht kann ich euch ja ein bisschen was erzählen…“

Sofort strahlten Lip und Rap über beide Ohren, als hätten sie Lollis bekommen, sahen sich dann noch gegenseitig an und die Jüngere sprach danach:

„Oh toll! Ich weis es jetzt schon: das wird super spannend, Rap!“

Rap antwortete darauf:

„Cool! Dyami erzählt uns eine Geschichte, Lip!“

Die waren wirklich zuckersüß. Verdammter Mist. Saku schmunzelte dann kurz darauf. Mann die hatten es ihm echt angetan, was? Doch er hatte noch immer nicht begriffen warum sie ihn, so hin und wieder, „Dyami“ nannten. Das war nun schon öfters passiert und er wusste einfach nicht warum. Sakutaro wusste nur das es sich dabei um den Namen einer ihrer Götter handelte, nämlich um den des Adlers. Aber da hörte es dann auch schon auf. Die Mädchen sagten ihm auch öfters dass er „Hanas Dyami“ wäre und das verstand er überhaupt nicht. Was WAR ein Dyami überhaupt? Denn offenbar hatte es noch mehr Bedeutung bei ihnen als nur der Name eines Gottes zu sein. Vielleicht stieg er ja noch mal dahinter…bevor er ging.

Wie auch immer, er räusperte sich dann etwas und sprach zu den Mädchen:

„Heh, da gibt es eigentlich nicht viel Spannendes zu erzählen, wenn ich ehrlich bin. Zumindest aus meiner Sicht.“

Hana sah ihn frech an und konterte:

„Dann leg los und lass uns dass doch mal aus „unserer“ Sicht empfinden und entscheiden."

Und da lächelte Sakutaro doch tatsächlich sanft zurück. Ja…ja vielleicht sollte er das wirklich. Und sofort war das Eis zwischen ihnen irgendwie wieder gebrochen und es wurde wärmer. Es war schön. Die Mädchen kuschelten sich derweil gemütlich nach hinten an Hana und lauschten aufmerksam dem Piloten vor ihnen, als der dann endlich anfing zu erzählen. Und der Blonde letzten Endes somit auch seine Gelegenheit bekam mehr über den Mann zu erfahren den er liebte. Schade nur dass er dafür anscheinend erst mal die Zwillinge vorschicken musste um Saku seine Zunge zu lockern. Naja, hatte funktioniert! So setzte er sich auch entspannter hin und hörte ebenfalls zu. Und dann…tja dann fing Sakutaro an zu erzählen. Er holte für die Mädchen sogar noch etwas aus:

„Also…ich komme aus einem Land hinter dem Ozean. Diese Insel nennt man: Japan. Und dort wurde ich in…in einem Dorf geboren das Nagano heißt.“

Er musste schauen das er es nicht so kompliziert mit neuen Worten machte, also hielt er das für die Kleinen simpler und ihrer Welt angepasst. Daher Worte wie: Dorf, auch wenn es mehr eine kleine Stadt war.

„Meine Mutter war…so gesehen sowas wie Yoh, nämlich ein Mensch der mit Geistern und Göttern in Kontakt treten konnte. Sie konnte heilen und kümmerte sich gerne um verletzte Menschen. Sie half in der Regel immer und das egal wo sie konnte.“

Rap hob plötzlich, wie in der Schule, fragend die rechte Hand und sprach dann:

„War sie hübsch?“

Als sie das fragte musste Hana kurz zu ihr runter lächeln, bevor er wieder zu Saku vor sah und der ebenfalls darauf lächeln musste und dann antwortete:

„Heh, ja sie war wunderschön. Meine Mutter hatte sehr langes, dunkelbraunes Haar und trug immer ein weißes Gewand. Wenn ihr wissen wollt wie die Augen meiner Mutter aussahen dann müsst ihr sogar nur mich ansehen, denn ich habe meine Augenfarbe von ihr vererbt bekommen. Sie hatte auch dieses helle Braun wie ich.“

Lip wurde plötzlich etwas rot und sprach dabei beschämt:

„Oh wie schön. Dann hast du von deiner Mama diese schönen Augen.“

Als sie das sagte kratze sich Saku kurz verlegen am Hinterkopf und antwortete darauf:

„Naja über schöne Augen können wir uns jetzt streiten. Aber ja ich habe die Augenfarbe von meiner Mutter.“

Hana sah ihn nachdenklich dabei an. War das so…? Warum bekam er aber plötzlich das Gefühl das Saku so überhaupt nicht stolz auf seine Augen zu sein schien wie es die Mädchen waren? Was steckte dahinter das er diesen Satz eben gesagt hatte? Aber was es auch war, Hana musste den Mädchen dennoch zustimmen…denn Sakutaro hatte schöne Augen. Es waren stolze, starke, aber zugleich sanft Augen…in die er sich verliebt hatte. Schade dass er das aber anscheinend selber nicht so sah. Der Blonde wollte gerne den Grund dafür wissen, aber hielt erst mal weiterhin die Klappe und ließ ihn fortfahren. Fragen könnte er noch später stellen…Falls überhaupt. Saku sprach dann auch schon weiter:

„Jedenfalls wurde ich von ihr unter einem rosafarbenden Baum geboren. Einen Baum den wir „Sakura“ nennen. Die Kirschblüte. Und was ganz gut passte, denn der Nachname meines Vaters war: Sakurai. In ihm kommen dieselben Schriftzeichen vor wie von der Sakura. Meine Mutter hatte meinen Vater damals kennenlernt weil er in einem Kampf verletzt wurde. Sie pflegte ihn gesund, verliebte sich in ihn und neun Monate danach kam ich auf die Welt.“

Er wurde dann schlagartig etwas röter an den Wangen. Denn ihm fiel da plötzlich was ein. Saku hoffte nun wirklich das er jetzt nicht noch den Mädchen erklären musste wie Babys gemacht wurden, denn dann packte er gleich seine Koffer und ging! Mit Bienchen und Blümchen wollte er erst überhaupt nicht anfangen! Auch Hana schoss in dem Moment genau der selbe Gedanke durch den Kopf als er das hörte. Doch im Gegensatz zu dem Piloten hoffe er dass die Zwillinge Saku darauf ansprachen und der sich dann peinlich aus der Sache raus manövrieren musste. Hana wollte das zu gern sehen. Oh das wäre zu köstlich! Doch leider wurde sein Wunsch nicht erhört. Mist! Da hatte Sakutaro aber noch mal Schwein gehabt! Und Lip fragte dann stattdessen:

„Wie sah dein Papa denn aus Saku?“

Die Mädchen wollten sich etwas darunter vorstellen, deswegen fragten sie auch so gezielt nach dem Aussehen. Saku kam damit aber klar und sah kurz vor sich auf den Boden, als er sich daran erinnerte wie sein Vater aussah. Danach sprach er:

„Mein Vater…war sehr groß. Er war genauso groß wie ich. Vielleicht auch größer, das weiß ich nicht so genau. Und wenn ihn sehen wollt…müsst ihr nur mich wieder ansehen. Denn ich bin ihm…sehr ähnlich. Viele meinten immer zu mir: das ich ihm verdammt ähnlich bin was mein Äußeres betrifft. Nur mit dem Unterschied das mein Vater, im Gegensatz zu mir, helle, grüne Augen hatte. Was zu seinen schwarzen Haaren einen stechenden Kontrast bildete.“

Hana legte den Kopf leicht nach recht schief und sah Saku dabei an…Das war ja spannend. Dann sah Saku…also aus wie sein Vater? Hm…hübscher Kerl. Vor allem die grünen Augen klangen spannend. Lip knuddelte sich aber dann etwas unwohl an ihre Schwester und sprach scheu dabei:

„Wie gruselig…Dann waren seine Augen ja stechend…Nun...Ich mag deine Augen aber viel mehr Saku!“

Als sie das sagte sah der Schwarzhaarige sie verwirrt und erstaunt an, während Hana dabei lieb zu ihr runter lächelte und danach wieder zu Saku hoch sah. Man konnte sofort sehen das der Ältere sichtlich überrascht war von der Aussage, denn Sakutaro…dachte immer die Menschen könnten seine Augen und seinen Blick nicht ausstehen. Es war der knallarte Kontrast zu dem was er immer von sich dachte und es trat ihm gerade echt in den Arsch. So das er dann aber dennoch sanft lächelte und fragte:

„Ach ja? Findest du Lip? Warum genau siehst du das so?“

Die Kleine lächelte und gab zurück:

„Ganz einfach: weil du sanfte und liebe Augen hast! Nicht wahr Rap?“

Sie sah Bestätigung suchend zu ihrer Schwester und die zurück, als sie antwortete:

„Ja! Wenn man lange in deine Augen sieht dann wird einem ganz warm dabei! Einfach weil deine Augen so ehrlich sind! Man weis bei dir immer wo man dran ist, hehe!“

Man weis bei ihm immer wo man dran ist…

Und da konnte Hana nur nickend zustimmen und ebenfalls lächeln, denn das war die pure Wahrheit. Doch als Saku das hörte erschütterte es ihn bis auf seine Grundfeste. Denn noch nie zuvor hatte er von jemanden gesagt bekommen dass er sanfte Augen hatte. Von niemanden…bis auf seine Mutter. Seine Mutter…die ihm immer sagte dass er ein gutes Kind wäre und kein Schläger. Kein…kein Killer. Und das tat gut. Scheiße es tat sogar so verdammt gut das er sich gerade echt zusammenreißen musste nicht loszuheulen wie ein Schlosshund. Wie lange…hatte er darauf gewartet das auch von anderen Menschen zu hören? Zu hören…das man ihm in die Augen sehen konnte und dann gleich keine Angst vor ihm bekam. Das er…ein guter Mensch war, obwohl er so viel Schlimmes getan hatte in seinem Leben. Und obwohl ihm das seine Jungs jeden Tag bewiesen, indem sie an seine Seite blieben, tat es echt gut das auch mal in Worten zu hören. Und dann auch noch von Kindern, die in der Regel, zumindest in dem Alter, ehrlicher waren als ein Betrunkener. Es tat so gut…

Lip sah sann wieder zu Saku und fragte vorsichtig:

„Wo…wo sind denn deine Eltern Saku? Sind sie noch auf diesem Japan?“

Und als sie das fragte war es als würde sich in Sakutaro seinem Hals ein Kloß bilden und als riss eine verdammt alte Narbe wieder aufs Neue auf. Eine Narbe die einfach nicht verheilen konnte…genau wie bei Chiharu. Und wo es einfach nichts gab was sie jemals heilen lassen würde. Es fiel ihm schwer darauf zu antworten…Aber dennoch tat er es und sprach:

„Sie…sind sind gestorben…Meine Mutter war krank und starb an ihrer Krankheit. Aber das ist schon lange her. Und noch länger sogar bei meinem Vater, denn ich war gerade mal sieben gewesen als er…als er…“

Hana sah ihn dann erschüttert an. Seine Eltern...waren verstorben? Oh Gott er hatte ja keine Ahnung dass...Und sofort fühlte sich der Blonde schlecht. Der Gedanke seine Eltern zu verlieren machte ihm Angst und Saku...hatte das sogar schon erlebt. Oh Saku... Dachte er sich und schluckte schwer dabei. Und Sakutaro konnte es auch einfach nicht aussprechen, denn damit beschwor er dann einen bösen Geist herauf. Einen Geist den man: Schuld, nannte. Denn es war seine Schuld gewesen das sein Vater gestorben war. ER hatte seinen Vater umgebracht. Er war das erste Opfer gewesen das auf seiner viel zu langen Liste stand. Die erste Seele die er sich geholt hatte und bald darauf folgten weitere. Viele unbekannte Gesichter auf den Schlachtfeldern…und dann auch noch Chiharu. Er konnte es nicht aussprechen und schluckte. Es war als würde es ihn wieder in die Nacht zerren wollen wo es passiert war. Wo…sein Vater durch seine Hände gestorben war. Doch soweit kam es nicht, denn jemand machte eine Geste bei ihm…die wie Balsam wirkte.

Hana wollte diese Person sein, denn er sah wie schrecklich der Mann vor ihm wieder litt als die Frage kam. Wie Lip offenbar etwas angeschnitten hatte was Saku schreckliche Schmerzen verursachte. So wollte er die Mädchen von seinem Schoß setzten und zu ihm hin. Ihn trösten und umarmen, auch wenn es vielleicht zu viel sein könnte. Doch jemand kam ihm zuvor, weswegen Hana sitzen blieb und sah wie die kleine Lip traurig von seinem Schoß aufstand und scheu zu Sakutaro rüber watschelte, der seinen Blick gesengt hatte und sie erst nicht bemerkte. Sondern erst als sie vor ihm stand, er sie dann erschrocken ansah und spürte…wie sie sich dann an ihn kuschelte.

Lip kuschelte sich an seine Brust und Saku saß einfach nur völlig erstarrt da und starrte vor sich auf den Boden. Mit solch einer Geste…hätte er niemals gerechnet. Und die Kleine drückte sich noch fester an ihn. Drückte und kuschelte sich an seine starke Brust, bis sie dann zu ihm aufsah und er wieder zu ihr runter und sie traurig zu ihm sprach:

„Es tut mir leid Saku…Bitte weine nicht, ja? Ich wollte dir nicht wehtun…Es tut mir leid das du deine Familie verloren hast. Ganz wirklich Saku...“

Und da musste er lächeln. Saku musste traurig und froh lächeln als er das hörte, denn keiner hatte ihm je so ehrlich und direkt gesagt dass er ihm nicht wehtun wollte. Hana deutete das nur immer an und Saku wusste das auch. Er wusste dass der Blonde ihn nicht verletzen wollte und sich nur um ihn sorgte. Wusste dass er ihn liebte. Und Sakutaro…fühlte sich schlagartig richtig schlecht dabei…das er Hana vorhin so angefahren hatte. Das er das so in den falschen Hals bekommen hatte und den Jungen anging als wollte er ihm was Böses. Dabei war Hana…der Letzte der ihm auf dieser Insel was Böses wollte. Er genauso wie seine Jungs. Und ab da wusste er was er zu tun hatte. Es stand fest. Er musste sich entschuldigen und es wieder gut machen. Denn das hatte der Blonde verdient. Mehr als alles andere.

Sanft drückte er dann Lip von sich weg, so das sie wieder vor ihm stand und ihm in die Augen sah, die plötzlich viel fröhlicher und gelassener wirkten als noch vor einigen Sekunden. Die Kleine wusste sofort dass sie was richtig gemacht hatte und Saku bestätigte das dann noch als er danach lieb zu ihr sprach:

„Danke Lip, dass ist sehr lieb von dir…Jetzt geht es mir sogar viel besser.“

Und dann strahlte sie.

Die kleine Lip fing an über beide Ohren zu strahlen und wenn sie ein Hündchen wäre würde sie dabei sogar mit dem Schwanz wedeln so glücklich war sie das zu hören. Sie hatte Saku wirklich sehr liebgewonnen und wenn er sowas zu ihr sagte dann freute sie sich tierisch und ihr Herz fing an zu hüpfen. Tja, Mädels mochten ihn eben sehr gern und das bestätigte sich da mal wieder. Danach streichelte er ihr sogar noch mal leicht über die Stirn und den Kopf, so das sie dabei rot an lief und schließlich lachte. Sie war so glücklich. Und Rap löste sich dann auch sofort von Hana und lief ebenfalls zu Saku, in der Hoffnung auch von ihm gestreichelt zu werden und das bekam sie dann tatsächlich auch. Er lächelte beide sanft an und strich ihnen durch die Haare. Verpasste ihnen ihre Streicheleinheiten. Ja und Hana…sah dem nur glücklich zu.

Es war komisch, aber wenn er Saku so mit den Zwillingen sah…da fand er plötzlich das der ein verdammt guter Vater sein würde. Besonders eine Tochter würde ihm irgendwie gut stehen…Der Blonde schnaufte diesen Gedanken aber dann auch gleich weg und fasste sich mit der rechten Hand dann an den Bauch. Fasste sich sanft über seine Wunde. Denn es war wieder da…dieses Ziehen. Und es tat sogar etwas weh. Fast so als wäre da ein Bläschen in ihm das drohte zu platzen, aber das bildete er sich sicherlich nur ein. Mann diese Wunde machte ihm echt zu schaffen. Und nachdem die Mädels ihre Streicheleinheiten von ihrem Schwarm bekommen hatten, sah die süße Lip dann über ihre linke Schulter zu Hana hinter. Eine Frage brannte ihr auf der Zunge und sie fragte den Jungen dann lieb und ehrlich:

„Du Hana? Wann macht ihr eigentlich ein Baby?“

Eine Backpfeife. Zisch! WAS?! Diese Worte waren für den Blonden so eine richtige Schelle gewesen und er erstarrte danach förmlich an Ort und Stelle, als hätte ihn der Blitz getroffen und der Himmel fiel dann auch noch zusätzlich runter nur um ihn endgültig zu erschlagen! Im Grunde also: WAS ZUM GEIER?! Hana war im Nu knallrot angelaufen und auch Saku wurde plötzlich rot vor Scharm und erstarrte ebenfalls dabei. Mit…mit sowas hätte nun wirklich keiner gerechnet. Vor allem nicht das Lip das so unverblümt fragte! Oh mann wie sollte der Pilot das der Kleinen nur erklären?! Also das es nicht ging! Saku wurde leicht schlecht. Musste er jetzt doch noch die Bienchen und Blümchen Geschichte aus der Kiste holen?! Zumindest um Lip zu erklären das Hana und er zwei Männer waren und die keine Kinder bekommen könnten?! Scheiße Mann warum waren Kinder nur so ehrlich?! Er wollte am liebsten im Boden versinken, doch Hana kam ihm noch aggressiv zuvor und fauchte dann sehr laut und beschämt zu dem Mädchen vor:

„ZWING MICH NICHT ZU DIR RÜBER ZU KOMMEN UND DICH ZU ERTRÄNKEN LIP!“

Die Kleinste legte dann verdutzt den Kopf schief, aber Rap fing derweil an zu lachen und sprach darauf frech:

„Ha, ha, er schämt sich! Hana schämt sich mit Saku ein Baby zu machen!“

„UND DICH BRING ICH ZUERST UM DU MISTSTÜCK!“

Fauchte Hana erneut und zeigte dabei auf das Kind, aber Rap kannte ihn nur zu gut und wusste das er das niemals tun würde und gerade einfach nur beschämt war. Immerhin fragten sie ihn ehrlich ob er mit dem Mann, den er liebte, mal Nachwuchs haben würde und das war bei Erwachsenen offenbar ein peinliches Thema. Also alles okay das Hana sauer war vor Scharm. Saku dagegen saß einfach nur da und hoffte das es gleich vorbei war. Er fühlte sich gerade sehr vernichtend geschlagen, weswegen er nicht wusste was er tun sollte…und das auch noch von kleinen Kindern. Obwohl die Antwort ja klar war: Es ging nun mal nicht. Und dennoch konnte er das nicht aus sich bringen, was komisch war. Lip sah derweil zwischen Saku und Hana hin und her und drehte sich danach zu den Blonden um, als sie verwirrt und scheu fragte:

„A-Aber wieso denn nicht? Ihr habt euch doch lieb und Saku hat ja leider keine Familie mehr. Vielleicht…vielleicht könntet ihr dann einfach eine neue Familie werden und es ginge ihm dann wieder besser! Du möchtest doch auch das er glücklich ist, oder Hana?“

Hana lief noch röter an und muffte laut:

„D-Das hat doch nichts damit zu tun! Lip ich schwöre bei Sirius wenn du nicht sofort den Rand hältst…!“

Und dann schaltete sich Rap wieder ein:

„Stell dich nicht so an Hana und macht einfach ein Baby! Was ist daran so schwer? Jeder macht doch Babys wenn er jemanden mag! Das ist doch ganz normal! Und du willst es doch auch Hana.“

Eng... Es würde plötzlich so eng um den Blonden...Und dann reagiert er er nur noch instinktiv:

„VERDAMMT DU WEIßT DOCH DASS ICH DAS NICHT KANN!“

Kam es dann laut von Hana wieder und die Mädchen schwiegen auf der Stelle. Denn dieses Mal…klang es nicht mehr nur nach Scharm…sondern eher nach leichter Verzweiflung und mit Wut kombiniert. Was sogar Saku sofort vernommen hatte und er ihn deswegen verdutzt ansah, denn das verstand er nun überhaupt nicht mehr. Hier ging es doch…um etwas was sowieso außer Frage stand. Also warum klang der Junge vor ihm plötzlich so traurig dabei? Aber die Mädchen wussten auch nicht dass sie Hana eben sehr in eine Ecke gedrängt hatten und dabei sogar bloßstellten. Es war keine Absicht gewesen, aber sie…sie erinnerten den Jungen damit nur wieder daran…das er anders war. Das er nie wie seine Mutter sein würde. Das er…kein Kind bekommen konnte. Und das tat ihm plötzlich furchtbar weh. Mehr als es sollte, denn eigentlich hatte er sich vor langer Zeit schon damit angefunden. Damit abgefunden nie Mutter sein zu können. Doch die Zwillinge hatten das eben noch mal so richtig schön aufgekratzt, weswegen Hana, in seiner Ecke, sofort alle Geschütze hoch fuhr und um sich biss wie ein in die enge getriebenes Tier. Saku fühlte nun auch das die Lage schlagartig sehr angespannt geworden war, weswegen er den ersten Schritt machte alles zu lockern und dann zu den Mädchen sprach:

„Natürlich kann er das nicht. Immerhin ist er, genau wie ich, ein Mann und Männer können nun mal untereinander keine Kinder bekommen. Richtig Hana?“

Gut das Bienchen und Blümchen gemieden, verdammter Bockmist. Da könnte er sich sogar stolz auf die Schulter klopfen deswegen. Er sah dann wieder zu dem Blonden und der…der starrte ihn nur an und wusste nicht was er darauf antworten sollte denn Saku…Saku hatte ja keine Ahnung. Er wusste ja nichts über sein spezielles Blut. Über seines und das seiner Mutter, also wie…scheiße wie sollte er jetzt damit anfangen?! Und als Hana weiterhin nichts aus sich brachte, wurde Saku plötzlich schlagartig unwohl und er öffnete etwas besorgter die Augen dabei. Warum…sagte er nichts? Ja und als der Blonde dann erneut etwas röter anlief und DANN auch noch den Blick dabei abwendete, da wurde Saku zurecht nervös, denn es wurde ihm klar…das hier etwas offenbar doch nicht so simpel erschien wie es eigentlich sein sollte. Oh ja er wurde sogar etwas blass dabei, denn ihm raste plötzlich etwas durch den Kopf. Ein Gedanke. Der Junge da vor ihm…sah sehr feminin aus und wenn Saku ehrlich war…dann hatte er ihn bisher auch noch nie nackt gesehen, außer halt oberhalb und Hana trug nun mal immer etwas lockere Hosen so das man auch nicht gleich sehen konnte ob er was „männliches“ zwischen den Beinen hatte, also…Er wurde sofort noch blasser und Hana sah ihm das verdutzt an als er wieder zu ihm rüber sah. Was…was ging bitte gerade in seinem Kopf ab? Doch er bekam auch schon zu schnell die Antwort, als Saku dachte Zwei und Zwei korrekt zusammen gezählt zu haben und dann erschrocken und wie vom Donner gerührt zu dem Blonden brüllte:

„Ach du Scheiße…!...Sag mir bitte nicht da du eigentlich ein Mädchen bist, Hana!!“

Bitte was?! Nein! Er war der SOHN des Häuptlings und nicht die TOCHTER! Saku zeigte dabei mit dem rechten Zeigefinger auf den Blonden und der lief sofort knallrot an und fauchte zurück:

„BIST DU BESCHEUERT SAKUTARO?! ICH BIN KEIN MÄDCHEN DU HOHLBIRNE!!“

„Ach ja?! Beweis es!!“

„Bitte was?! Ich werde jetzt garantiert nicht vor dir die Hose runter lassen du dummes Arschloch!!“

Wohl war. Strippen wäre gerade nicht angebracht mit den Kindern. Und Saku atmete erst mal aus. Versuchte darauf einen kühlen Kopf zu bekommen. Ganz ruhig. Warum sollte Hana ihn anlügen? Besonders jetzt wo er ihn so ehrlich drauf angesprochen hatte. Okay, also Hana war kein Mädchen, doch warum war die Situation dennoch so…seltsam? Gott sei Dank war es aber dann Rap, die mit der Axt dazwischen schlug und zu Saku hoch sprach:

„Natürlich ist Hana kein Mädchen! Ist Yoh doch auch nicht und er hat dennoch Hana geboren! Wow du hast ja mal gar keine Ahnung Saku! Das ist doch nichts Neues!“

Saku sah sie dann verdutzt an. Bitte was? Er verstand überhaupt nichts mehr und sah schon fast Hilfe suchend zu Hana rüber, der den Blick bemerkte, denn sein Pilot stand da wirklich gerade auf einer einsamen Insel, so völlig allein mit einer Flagge in den Händen und hoffte das ihn gleich jemand abholte und endlich heim flog. Und sowie es aussah…musste der Blonde das tun. Also schnaufte er beschämt und holte tief Luft. Scheiße das wurde nun hart. Und dann legte Hana los. War an der Zeit die Bombe platzen zu lassen:

„Meine Mutter…ist etwas Besonderes. Sie gehört zu einer seltenen Blutlinie in der nur ein Kind geboren werden kann. Und in dieser Linie…kann nun mal jeder Kinder bekommen. Die Frauen…so wie auch die Männer. Meine Mutter…ist ein Junge und dann wieder nicht ganz, aber hat mich dennoch empfangen und dann geboren. Bei uns…verfügen die Männer über beide Geschlechter was bedeutet…nun also…Also ich habe auch das was eine Frau hat um Kinder bekommen zu können…“

Saku sah Hana einfach nur wortlos dabei an und hörte zu was er da von sich gab. Okay...Er hat also angeblich auch eine Scheide zu seinem...Und zum ersten Mal konnte man bei Saku, anstatt bei Hana, sehen wie sich Zahnräder in seinem Schädel drehten und er versuchte das zu verstehen. Versuchte sich einen Reim daraus zu machen, aber es fiel ihm irgendwie nicht sonderlich leicht, denn das war sehr abgehoben für ihn. Doch als Hana dann scheu und beschämt zu ihm sah und danach auch schon wieder den Blick abwand und seine Arme schützend vor sich kreuzte…da schnallte er es. Saku schnallte was der Junge ihm gerade gebeichtet hatte und es traf ihn wie ein Schlag. Als würde ein verdammter Baum umfallen und genau auf ihm landen. Was sogar noch angenehmer klang als die Worte des Blonden eben, denn die trafen ihn irgendwie wuchtiger. Sekunde! Sollte das etwa heißen…Hana war ein Hermaphrodit?! Im allgemeinen Gebrauch sagte man auch dazu: Zwitter. Hana…war ein Zwitter?! Ach du Schande! Deswegen war er also ein Junge und wirkte dennoch so weiblich! Und nun gab das auch mit Yoh einen Sinn! Deswegen nannten ihn alle: Hanas Mutter, weil er nämlich wirklich seine Mutter war und genauso wie er! Er hatte ihn also wirklich geboren. Sie waren Zwitter...

Es fiel ihm wie Schuppen von den Augen. Doch Saku wusste gerade nicht wie er darauf reagieren sollte und starrte deswegen den Jungen einfach nur weiter an. Von sowas…hatte er bisher immer nur gehört aber hielt es für Müll den sich bekloppte Männer ausgedacht hatten, eben weil sie etwas feminier angehaucht waren, oder so! Tja wie sehr man sich doch irren konnte.

Mit dem Hermaphroditismus bezeichnete man ein gleichzeitiges Vorhandensein männlicher und weiblicher Geschlechtsmerkmale an einem Individuum. Doch diese Intersexualität war angeblich sehr selten. Was Saku bestätigen konnte, denn noch nie hatte er sowas gesehen. Beim Hermaphroditismus waren sowohl Eierstock als auch Hoden voll entwickelt. Zumindest sagte man das. Und vom Erbgut her waren die Betroffenen sogar meist eher als Frauen angelegt und nur in selteneren Fällen Männer mit verändertem Y-Chromosom. Saku war jetzt kein Arzt, aber so einiges hatte er dazu auch mal gehört. Ging auch nicht anders wenn man hörte dass man nun auch noch darauf aufpassen musste ob die Frau vor einem nicht doch en Typ war! Ja es gab mal ne Zeit da war er so ein Arschloch gewesen, aber das hatte sich mit Hana offiziell geändert. Doch neben all dem…wie sollte er jetzt damit umgehen?! Wenn das stimmte dann könnten er und Hana wirklich Kinder…!

Doch Hana sah dann vor sich auf den Boden und schnaufte aus:

„A-Aber das ist auch egal! Ich bin nicht wie meine Mutter…Ich habe zwar ein Teil von…naja von dem „Werkzeug“ um Kinder zu machen, aber nicht die Fähigkeit dazu. Ich…ich bin unfruchtbar und kann nicht schwanger werden…“

Und als er das sagte veränderte sich auch Saku sein Blick und aus dem Entsetzten und der Verwirrtheit wurde…Sorge. Er war unfruchtbar? Wie sollte er das verstehen? Was an ihm war unfruchtbar? Die Fähigkeit Kinder zu Zeugen, oder sie zu empfangen? Aber Hana sprach eben von einer Schwangerschaft, also war es wohl das Zweite. Und warum…klang es nur so als würde Hana das verdammt weh tun? Oder bildete er sich das gerade ein? Was auch immer es war, Saku sprach darauf sanft und ehrlich:

„Das…tut mir leid.“

Und Hana sah ihn darauf an. Es…tat ihm leid? Das kam nun doch etwas überraschend, denn eigentlich hatte er mehr mit einem Anfall von Saku gerechnet. Nem kompletten Meltdown halt. Sowas wie: WIE DU HAST EINE VAGINA?! Oder dann noch: MAN KANN DICH VÖGELN WIE NE FRAU?! So nen Müll eben. Doch wenn er ehrlich war…dann war es schön zu hören dass sein Liebster so mit der Sache umging und ihn deswegen nicht gleich verurteilte. Heh…so wie immer. Saku…nahm ihn eben so wie er war. Und genau deswegen liebte er ihn auch so. Hana schüttelte dann den Kopf etwas muffig und antwortete danach:

„M-Muss es dir nicht, du kannst ja nichts dafür. Es…ist halt wie es ist…Ganz einfach…“

Er sah dann wieder zu dem Piloten und sprach weiter:

„Aber…danke das du mich nicht deswegen verurteilst Saku…“

Sakutaro zog die rechte Augenbraue verwirrt hoch und fragte dann:

„Warum sollte ich das tun? Ich meine…du bist halt einfach so und daran kann man nichts ändern. Ich finde es…sehr beeindruckend wie du damit klar kommst Hana. Ich wüsste nicht ob ich das könnte.“

Hana sah ihn dann erstaunt an. Was? Er…er fand ihn beeindruckend? Das kam etwas plötzlich aber tat echt gut das zu hören und deswegen wand er den Blick dann auch schon wieder ab und sprach darauf scheu:

„Wie auch immer…I-Ich dachte es würden dumme Sprüche von dir kommen, oder so…“

„Hä? Was denn für dumme Sprüche?“

Fragte Saku verwirrt und der Blonde lief rot an. Antwortete dann:

„Naja du weist schon! So Sprüche wie: Oh, dich kann man also knallen wie ne Alte!? Oder halt: Na haben wir heute unsere Tage?! Was ich übrigens nicht habe! Und frag mich erst nicht wieso, denn ich habe keine Ahnung! Is halt einfach so okay?!“

Saku blinzelte einfach nur und starrte ihn an. Wow okay…Hana sagte das witziger als es vermutlich sein sollte. Doch obendrauf war das wirklich sehr gemein von ihm sowas von dem Piloten zu erwarten. Für was hielt er ihn? Für ein Arschloch?...Okay streicht das Letzte, denn Hana hielt ihn öfters für ein Arschloch. War nichts neues mehr. Aber wie auch immer, Saku schüttelte nur den Kopf entgeistert und antwortete dann darauf frech, aber irgendwie auch plötzlich verführerisch im Ton:

„Kann man dich denn knallen wie ein Mädchen Hana?...Stehst du auf so einen Scheiß?“

Eiskalt.

Er wusste nicht woher das so plötzlich aus ihm kam…aber er hatte den Drang das zu sagen und ignorierte dabei irgendwie dass zwei kleine Mädchen noch bei ihnen waren und bei allem zuhörten. In der Sekunde…kam der echte Saku wieder zum Vorschein. Der wie er in seiner Ausbildung gewesen war und Hana sah darauf errötet und wütend zu ihm rüber, denn mit sowas hatte er nicht von ihm gerechnet! Von Matsumoto schon zu hundert Prozent, aber doch nicht Saku! Jemand wie er der sich in der Regel eher ruhig verhielt und nur an die Decke ging wenn man ihm dafür dann auch den Brennstoff gab! Es war auf jeden Fall überraschend, so das Hana darauf abwehrend fauchte:

„H-Hör auf damit!! D-Du kannst mich mal Sakutaro!!“

Saku schmunzelte ihn frech an und konterte:

„Heh, das würde dir so gefallen was? Jetzt wo ich weis das es praktisch sogar möglich wäre, nicht wahr Hana…?“

„LECK MICH DU ARSCHLOCH!“

„Aha darauf stehen wir also auch noch, ja? Das sind hier ja ganz neue Abgründe die sich da auf tun Hana.“

„SAKUTARO!!“

Fauchte der Blonde dann enorm beschämt zurück.

Der Blödmann vor ihm spielte eindeutig mit ihm, was uncool war, aber dann fing Saku doch tatsächlich an zu lachen. So schlagartig aus dem nichts vor allem, weswegen Hana wieder ruhig wurde und ihn erstaunt dabei ansah. Sakutaro lachte...Er lachte genauso wie damals im Wasser als sie am Strand gewesen waren, nämlich offen und ehrlich. So ehrlich sogar das selbst die Zwillinge mit lachten und das obwohl sie keine Ahnung hatten warum eigentlich. Denn für die war es einfach. nur wieder eine schöne und lockere Atmosphäre geworden, als Saku angefangen hatte zu lachen und wenn Hana ehrlich war…wollte er auch gerne deswegen lachen, denn dem Vogel sein Lachen war ansteckend. Doch es ging gerade ums Prinzip, also riss er sich zusammen, weswegen er nur mürrisch die Arme vor sich verschränkte, den Kopf nach rechts wegdrehte und arrogant muffte:

„Du bist so ein blödes Arschloch Sakutaro…“

Der Pilot hörte dann auf zu lachen und lächelte danach wieder lieb zu dem Jungen vor sich rüber, als er auch nicht anders konnte und darauf antwortete:

„Danke dass du mich dennoch so akzeptierst wie ich bin.“

Und da sah Hana wieder zu ihm.

Es war sehr lieb gesagt gewesen und auch seine Augen, die den Jungen ansahen, waren plötzlich so…sanft. Noch sanfter als sonst sogar und da wurde ihm wieder etwas unwohl dabei. Hana sein Herz fing etwas schneller an zu schlagen und ihm wurde warm. Natürlich aus dem selben Grund wie immer: Er…er liebte ihn so sehr. Und natürlich akzeptierte er ihn so wie er war, denn immerhin…machte Saku das auch bei ihm.

Er hatte ihm ja eben gestanden dass er eigentlich kein „normaler“ Junge war und Saku nahm das einfach so hin und machte ohne Probleme damit weiter. Sprach und redete mit ihm als hätte sich damit nichts zwischen ihnen geändert. Und das war schön. Es machte den jungen Sohn des Häuptlings so glücklich. Das jemand seinen Körper so akzeptierte wie er war. Und so wie es gerade war…so sollte es für immer sein. Nur sie und hier an diesem Ort. Offen und ehrlich zueinander und sich liebend. Hana würde alles dafür tun um das zu erreichen und zu gewährleisten.

Und inzwischen war es schon dunkler geworden und die Dämmerung wurde immer düsterer. Orangenes Licht schimmerte sanft und warm durch die Lücken der Baumkronen und die Blätter raschelten im sanften Wind. Lip sah deswegen sogar mal kurz über sich und dann wieder zu Hana, als sie einen kleinen Geistesblitz hatte. Sie hatte gespürt dass es wieder locker und angenehm zwischen Saku und Hana geworden war, weswegen sie eine Idee hatte und sich dann auf den Blonden zubewegte. Sie wollte, dass das was jetzt kommen sollte, nicht nur für sich, weil sie es so sehr liebte, sondern auch weil sie dachte es würde Saku gut tun. Genau aus dem Grund lief sie zu Hana, setzte sich lieb auf sein rechtes Bein, da er ja im Schneidersitz saß und sah ihn erwartungsvoll an. Hana bemerkte den Blick natürlich und sah sie dann etwas verdutzt dabei an, bis die Kleine plötzlich ganz lieb fragte:

„Du Hana? Würdest du uns was vorsingen?“

Als sie das fragte warf ihr Sakutaro einen aufmerksamen Blick zu. Was vorsingen? Hana dagegen sah wieder etwas beschämt weg und gab dann unsicher zu ihr zurück:

„Ich weis nicht ob das jetzt so ne gute Idee ist…“

Lip fasste ihn dann aber an der rechten Hand, zog sie damit sogar so dass der Blonde nicht mehr die Arme vor sich verschränkt hatte und er dann wieder zu ihr sah, als sie erneut ihren Hundeblick auflegte und jaulte:

„Och bitte Hana! Du kannst doch so schön singen und du hast uns lange nichts mehr vorgesungen!...Er kann so schön singen Saku!“

Mit dem letzten Satz wand sie sich dann an den Piloten und der lächelte sanft zu ihr zurück. Ja daran erinnerte sich. Als er in dieses Dorf gekommen war hatten die Zwillinge mal erwähnt das Hana unglaublich gut singen könnte und eine schöne Singstimme besaß. Etwas was ihn damals überrascht hatte denn er hätte Hana wirklich alles zugetraut, aber definitiv nicht so was zartes wie Singen. Wie denn auch, wenn er den Jungen hauptsächlich nur barsch und aggressiv erlebt hatte?

Rap löste sich danach auch von Saku und lief ebenfalls rüber zu Hana, fasste seine andere freie Hand und sprach dann auch fordernd:

„Ja bitte sing für uns, Hana!“

Schlechte Ausgangsposition.

Man sah Hana förmlich an das er sich schämte und nicht wusste was er tun sollte. Immerhin sang er wirklich gern und es stimmte das er dies schon lange nicht mehr getan hatte. Aber jetzt zu singen und dann auch noch vor Sakutaro…da ls beschämte ihn schon irgendwie. Was er…wohl von ihm denken würde wenn er nun anfing zu singen? Immerhin hatte er noch nie vor ihm getan. Hana wurde sogar leicht rot und sah dann wieder zu den Mädchen vor sich, die ihn beide mit demselben, bettelnden Hundeblick erschlagen wollten wie sie es vorhin bei Saku getan hatten. Also zumindest hatte Lip das vorhin gemacht. Und der Blonde…schnaufte dann. Ach scheiße was solls! Es konnte ihm eigentlich egal sein was der Trottel vor ihm davon hielt wenn er nun anfing zu singen, denn Hana sang nun mal gerne und das ließ er sich nicht nehmen! Außerdem würde es sicherlich gut tun sich einfach mal fallen zu lassen und nach Herzenslust zu singen, denn das Singen…war etwas was ihn glücklich machte und beruhigte. Und das kam nicht von irgendwoher denn Hana…bekam damals auch immer was von seiner Mutter vorgesungen. Damals als er noch klein gewesen war hatte Yoh gerne und oft für ihn gesungen. Ihn damit in den Schlaf gewogen oder getröstet wenn er traurig war. Und Hanal liebte es so sehr…also gab er das gerne weiter, besonders wenn er wusste das Lip und Rap es auch liebten und meist dann noch dabei einschliefen. Tja und genau das war es was Hana von seiner Mutter hatte…nämlich das Mütterliche. Er kümmerte sich gerne um die Kleinen, auch wenn man ihm das vielleicht nicht zutrauen würde und auf den ersten Blick auch nicht sofort ansah, eben weil er so aggressiv sein konnte. Doch tief im Innern…war Hana wie Yoh...nämlich eine Mutter. Oder hatte zumindest diese Züge an sich.

So lächelte er dann lieb und seufzte erneut, als er dann frech darauf sprach:

„Ach na gut ihr Mistkäfer! Was wollt ihr denn hören?“

Saku sah ihn erstaunt an. Wie? Er nahm Wünsche entgegen? Offenbar gab es mehrere Lieder die er singen konnte und Rap hob dann sofort wie gestochen ihren rechten Arm hoch und sprach fröhlich, während Lip lachte und vor Freude auf der Stelle wippte:

„Sing uns das Lied: Yuyake Koyake! Das Lied vom Abendrot!“

„Oh ja!“

Stimmte Lip mit ein und Hana grinste frech. Natürlich wollten sie das hören, immerhin passte es auch ganz gut zu der Dämmerung die schon längst angebrochen war und es war eines ihrer lieblings Kinderlieder. Noch dazu war es ein Lied zum Schlafengehen. Sanft und mit Vorsicht zog er die Mädchen dann an sich und auf seinen Schoß. Lip und Rap saßen dann dicht an ihn gekuschelt und lächelten beide breit bis über beide Ohren. Die Jüngste knuddelte sich nach hinten an die Brust des Blonden, und fasste dann die rechte Hand ihrer Schwester, als sie gemeinsam die Augen dabei schlossen und Hana darauf sprach:

„Beschwert euch aber bloß nicht wenn ihr dabei wieder einschlaft!“

„Machen wir nicht!“

Gab Rap dann von sich, doch Hana wusste es besser. Er müsste nur anfangen zu singen und nach der Hälfte würden die Zwei schon pennen. Einfach nur abwarten. So setzte er sich auch etwas entspannter hin und schloss dann ebenfalls die Augen, während er die Mädchen weiter umschlungen hatte und an sich drückte. Sie lagen in seinem Armen, waren behütet und Saku saß ebenfalls entspannt, aber aufmerksam vor ihnen…als er Hana dabei ansah und zuhörte wie er dann sanft anfing zu singen…und alles so harmonisch dabei wurde. Der Wind wehte sanft durch die Blätter und die ganze Welt wurde ruhig. Ruhig und sanft durch den Gesang dieses wunderschönen Jungen vor sich…dem er das nie zugetraut hätte. Und Hana sang:

„Yuuyake koyake de higa kure te. Yama no otera no kane ga naru. Otete tsunaide mina kaero. Karasu to issyo ni kaerimasho. Kodomo ga kaetta atokara wa. Marui ookina otsukisama. Kotori ga yume wo miru koro wa. Sora niwa kirakira kin no hoshi…“

Und während er das Lied sang wurde Saku ganz anders.

Es lag nicht nur daran das Hana mal wieder so wunderschön dabei aussah und eine unglaublich sanfte und schöne Singstimme hatte…sondern auch daran was er sang. Sakutaro war fasziniert davon das Hana da vor ihm saß und wirklich rein japanisch sang. Und es war nicht einfach nur irgendwas! Nein…es war ein Kinderlied. Eines was Saku auch kannte und das haute ihn förmlich aus den Socken. Er hatte den Titel des Liedes vergessen, aber nun da er den Text hörte konnte er sich daran erinnern. Er erinnerte sich an dieses Lied…denn das hatte er auch mal als Kind gehört. Bei seiner Mutter. Dieses Lied kam aus Japan! Aus seine Heimat! Und genau in dem Moment bestätigte sich wieder das was er schon länger im Verdacht hatte…nämlich der Gedanke: das dieser Stamm wirklich aus Schiffbrüchigen und Überlebenden eines Schiffsunglücks entstanden sein musste! Es ging überhaupt nicht mehr anders! Allein das sie japanisch konnten und nun sogar auch noch Kinderlieder aus seiner Heimat kannten, bestätigte das alles. Diese Menschen…waren Japaner, oder zumindest teils, denn Silva wirkte doch eher wie ein Ureinwohner aus Amerika. Vielleicht hatten sich hier sogar Rassen untereinander vermischt die gemeinsam gestrandet waren. Auf jeden Fall kannte Saku dieses Lied und wenn er es hörte…dann wurde er auch sofort ruhiger und entspannter. Es erinnerte ihn…an seine Mutter. Hana sang es so voller Liebe und Gefühl, das ihm dabei warm ums Herz wurde und er dann plötzlich auch lächelnd die Augen schloss und weiter lauschte. Den Text kannte. Übersetzt lauteten die Worte:“ Der Schimmer des Abendrots läutet das Ende des Tages ein. Die Glocke vom Tempel auf dem Berg läutet. Lass uns zusammen, Hand in Hand, mit den Raben nachhause gehen. Sobald die Kinder zuhause sind geht ein großer, runder Mond auf. Und während die kleinen Vögel träumen füllt das helle Licht der Sterne den Nachthimmel.“

Es war ein schönes Lied und als Hana es fertig gesungen hatte und danach die Augen wieder öffnete, sah er an sich runter und musste frech, aber sanft schmunzeln. Sakutaro öffnete dann auch wieder seine Augen und sah zu ihm vor. Erblickte dann genau das Selbe was der Blonde ebenfalls sehen konnte…nur aus einem ganz anderen Blickwinkel. Die Zwei sahen wie die Zwillinge fest schlafend und in sich gekuschelt, in Hana seinen Armen lagen und im Land der Träume verschwunden waren. Genauso wie der Blonde es sich gedacht hatte. Nein, wie er es WUSSTE, denn er kannte ja seine zwei kleinen Stinker. Bei ihnen konnte er sich immer sicher sein dass sie sofort einschliefen wenn er anfing zu singen und da hatten sie nun den Salat. Aber das war schon gut so. Es wurde eh spät und die Kleinen mussten auch langsam ins Bett. Da es Frühling war blieb die Sonne, zumindest am Abend, eh noch nicht so lange am Himmel und sobald sie unter ging war Schlafenszeit für die Kleinsten. Spätestens jetzt wären sie eh abgeholt oder gesucht worden, daher war das hier schon ganz praktisch, denn so konnte Hana sie sich schnappen und zuhause abliefern ohne Gejammer und Geplärre. Es war also sehr entspannend.

Der Blonde sah dann noch mal von den Mädels auf und zu Saku rüber, so das sich kurz darauf ihre Blicke trafen…und aneinander hängen blieben. Es war ein komisches Gefühl und ein seltsamer Moment zwischen ihnen, denn er der Sekunde…fühlten sie sich nahe und das obwohl sie so weit getrennt voneinander saßen. Und es war ein Gefühl was in dem Moment durch sie fuhr das beide nicht beschreiben konnten, aber genau wussten was es bedeutete. Ihre Seelen wussten es und das Herz inzwischen auch…Es war Liebe. Sie sahen sich in dem Moment wie Liebespaar an das mit Kindern beglückt war. Sie saßen dort…wie eine Familie. Und es war ein wundervolles Gefühl. Etwas was beide so empfanden und sie sich deswegen auch plötzlich gleichzeitig sanft anlächelten. Und seit langer Zeit fühlten sie sich wieder mal so…als wären sie auf derselben Wellenlänge angekommen. Als gäbe es gerade nur sie und ihre Liebe. Eine Liebe die einfach nicht zu erklären war und sich so stark und unzerbrechlich anfühlte, wobei man sich noch nicht mal lange kannte. Und dennoch fühlte es sich an als würde man sich schon ewig kennen. Und als wäre genau DAS hier…das Richtige.

Hana war aber plötzlich der Erste der von den Beiden den Blickkontakt unterbrach und etwas scheu zu den Mädchen an sich runter sah. Er hatte…Saku eben so verliebt angestarrt und das war ihm schlagartig peinlich gewesen. Und das obwohl…er genau sehen konnte das der es verstanden hatte. Verstand was ihm der Blonde eben, mit dem Blick, für Gefühle gesendet hatte. "Ich liebe dich…". Genau das war es gewesen. "Ich liebe dich, also bitte bleib bei mir.". Doch er wusste dass er Saku damit wieder bedrängen würde wenn es das nun sagte, oder ihn weiter so ansah, also zog er die Reißleine und wand den Blick ab um diesen nicht zu überfordern und einzuengen.

Hana schmunzelte danach sanft und sprach dann leise und frech:

„…Sagte ich doch dass die einpennen…Ich kenn doch meine kleinen Kröten…“

Ja dass tat er wohl. Sakutaro lächelte dann zurück und antwortete darauf:

„Du hast…eben eine wunderschöne Singstimme die einen in den Schlaf wiegt. Kein Wunder das die sofort weg sind. Du kannst…echt schön singen Hana…“

Der Blonde sah dann wieder zu ihm rüber und lief dabei rot an. Wirklich? Moment: war das ein Kompliment gewesen? Und Saku…mochte seine Stimme? Es tat so gut und machte Hana noch glücklicher als zuvor. Denn bis auf Lip und Rap und natürlich Yoh, hatte ihm noch nie jemand gesagt das er eine schöne Stimme hatte. Und das von dem Mann zu hören den er liebte…das tat so gut. So das Hana ihn nur ansah. Saku vor sich ansah der…der einfach so gut aussah. Und es machte ihn verrückt! Verdammt noch mal! Warum musste das alles so kompliziert sein?! Wieso konnten sie sich nicht einfach sagen was los war?! Liebe mich! Pack mich, küss mich und berühre mich dabei wie es kein anderer jemals zuvor getan hat! Wie es kein anderer jemals tun dürfte außer dir! Zeig mir wie sehr du mich liebst und lass uns endlich damit aufhören um den heißen Brei drum rum zu reden! Denn ich kann es nicht mehr! Ich will es nicht mehr! Diese Dinge zischten Hana gerade wieder durch den Kopf und erneut…behielt er sie für sich. Es…es brachte einfach nichts. Er musste damit aufhören…auch wenn er den Blick dieses Mannes so sehr auf sich ruhen lassen wollte und wollte dass der ihm nachsah. Und dennoch…obwohl es eben so schön und nett gewesen war das von Saku zu hören, wich Hana wieder scheu mit seinem Blick aus und sah links neben sich in das klare Wasser des Teichs. Beobachtete einige, kleine Fische, wie sie munter am Boden schwammen und fraßen, als er dann scheu und muffig darauf antwortete:

„K-Klar hab ich die! I-Ich meine: wer schläft denn bitte schon ein wenn man wie ein Tapir dabei rumkreischt?!“

Ja da war wohl was dran, auch wenn Saku noch nie ein Tapir hat kreischen hören. Doch er wusste warum Hana eben so auf seine netten Worte reagiert hatte, denn ihm war das unangenehm geworden. Doch nicht nur ihm, denn auch der Pilot fühlte sich komisch. Genau wie vorhin…hatte er wieder das Bedürfnis den Jungen dort vorne zu packen. Dieses wunderschöne Geschöpf nachdem er sich so sehr sehnte und das er dennoch von sich halten musste. Es war…pure Folter.

Hana stand plötzlich wortlos mit den Zwillingen in den Armen auf und wand sich von Saku ab. Er wollte gehen, sah aber noch mal kurz über seine linke Schulter zu dem Schwarzhaarigen, der verdutzt drein blickte und dann gesagt bekam:

„I-Ich bring die Zwillinge heim…Bin gleich wieder da…“

Und dann wand Hana sich schon fast fluchtartig und errötet ab und brachte Lip und Rap zurück ins Dorf. Er ging sanft weg und Saku sah ihm noch etwas verdutzt und plötzlich auch leicht errötet nach. Warum…klang das eben nicht wie ein Versprechen was Hana gesagt hatte? Sondern mehr…wie eine Garantie. Und warum klopfte ihm bei dem Gedanken, dass er wieder kommen würde, plötzlich so das Herz bis zum Hals? Schlagartig fühlte er sich wieder wie ein kleiner Junge der auf sein erstes Date ging und nicht wusste ob er nun gut angezogen war, oder was er tun sollte! Wie ein Teenager der Sorge hatte er würde, wenn es drauf an kam, nicht richtig und schlecht küssen, oder weis Gott noch alles verkehrt machen! Warum hatte er diese dumme Anspannung plötzlich in sich? Und eigentlich könnte er doch einfach aufstehen und wieder mit ins Dorf laufen und schauen wo zum Geier eigentlich Silva blieb! Der Mistkerl hatte ihn einfach sitzen lassen…Saku sollte aufstehen und gehen! Doch er...wollte nicht. Etwas in ihm befahl ihm genau dort wo er war mit seinem Arsch hocken zu bleiben und wie ein guter Hund auf Hana zu warten bis der wieder da war. Es fühlte sich…richtig so an. Warum auch immer und dann entfloh ihm ein nervöses Seufzen. Eines das er selber nicht verstand und er sich dann erst mal selbst, mit beiden Händen, auf die Wangen klopfte um sich aus der Matrix zu reißen in der er eben verloren gegangen war. Was war denn bloß nur los mit ihm?! Mann er war so bekloppt!

So sackte er, im Sitzen, etwas zusammen und schloss dabei erledigt die Augen als er ausatmete. Sprach danach zu sich selber:

„Ich bin doch so ein Idiot…Ich sitze hier und benehme mich wie ein bekloppter, verliebter Teenager in der Pubertät anstatt das ich einfach aufstehe und nen Strich ziehe! Ach verdammt! Was…was mache ich eigentlich hier?“

Und dann legte er seine Hände auf die Stirn und ließ den Kopf dabei hängen. Er war…so doof und für einige Minuten saß er auch einfach nur weiter dort und lauschte dem Wind der durch die Blätter schlich und den Geräuschen des Dschungels um sich.

Es war…so vertraut geworden in der letzten Woche. Wie ein Zuhause…Doch dann mischte sich ein Geräusch dazu dass er nicht kannte. Etwas was er schon ewig nicht mehr gehört hatte und er deswegen die Ohren spitze und lauschte. Es war sanft und hell. Kein natürliches Geräusch sondern mehr eins…das er auch von Zuhause kannte. Metallisch. Es klang wie…ein Glöckchen? Ja, es klang echt wie ein kleines Glöckchen, die oft im Schrein bei sich zuhause in Japan rum hingen und sanft klingelten wenn der Wind wehte. Etwas was Sakutaro nicht verstand und er somit wieder die Augen öffnete und seine Hände von seiner Stirn und dem Gesicht nahm. Verdutzt sah er darauf um sich und konnte nichts erkennen…zumindest nicht in der Ferne, aber dafür etwas…was genau vor seiner Nase saß als er den Kopf senkte. Etwas was ihn erschrecken ließ und er verwirrt vor seinen Schoß sah, da er ebenfalls im Schneidersitz saß und dann leicht zurück schreckte dabei.

Sein Blick ruhte dann auf etwas was ihn aus großen, bernsteinfarbenen Augen anstarrte und danach leicht den Kopf nach links schief legte während ein großes Ohr aufzuckte und dabei wieder dieses Glöckchen ertönte von vorher. Saku konnte es nicht glauben und blinzelte deswegen auch verdutzt. Er bewegte sich auch nicht mehr und starrte es nur an was da vor ihm saß und sanft mit einem buschigen Schwanz von links nach rechts über den Boden wedelte, dessen Spitze sich mit einem hauchdünnen Blond von weißen Fell abhob. Er sah es genau, das was da vor ihm war…es war ein weißer Fuchs. Und es überrumpelte ihn vor allem extrem das dieser kleine Fuchs so locker und lässig da vor ihm saß, ja sich so nah an ihn ran getraut hatte, denn er saß wirklich direkt vor Saku seinen Beinen und starrte ihn weiter erwartungsvoll und nachdenklich an. Was an sich schon komisch war denn: Welcher wilde Fuchs kam so nah an Menschen? Und: konnten Füchse einen so ansehen? Es war wirklich unheimlich, dennoch starrte der junge Mann nur zurück und so saßen da Mensch und Fuchs und starrten sich nur wortlos gegenseitig dabei an. Zumindest so lange bis Saku leise sprach:

„Was…? Ein…ein Fuchs? Wo zum Teufel kommst du denn her?“

Der Fuchs nahm das persönlich und reagierte wirklich so darauf als hätte er die Frage eben verstanden, denn er bewegte sich plötzlich danach. Es war eine weitere Kopfbewegung, mit der er dann diesen in die andere Richtung rollte und wieder schlief lag, während ein leises Piepsen aus ihm raus kam und ein Blinzeln folgte. Der Fuchs sah ihn in etwa so an als wollte er damit sagen: Warum sollte ich nicht hier sein? Und dann wedelte er dabei schneller mit dem Schwanz hinter sich hin und her, bis er dann auf seine vier Beine kam und den Piloten vor sich sanft ankläffte. Was dann dafür sorgte das Saku etwas aufzuckte und erstarrte…als der Fuchs kurz darauf auch schon einen kleinen Satz nach vorn machte und seine Vorderpfoten auf dem rechten Bein des Menschen standen und sie wieder erwartungsvoll zu ihm hoch kläffte. Saku sah ihn weiter verwirrt an und wand sich nun leicht mit dem Oberkörper zurück um etwas Abstand zu bekommen, auch wenn das in der Lage kompletter Stuss war und schon sinnlos. Es hieß ja immer: keine Füchse anfassen, denn die übertrugen Krankheiten und so weiter, aber dieser wirkte irgendwie anders. Er wirkte…nicht wie ein Tier und wenn Saku ihm in die Augen sah…dann bekam er das Gefühl er würde einem Menschen in die Augen sehen, was verdammt komisch und unheimlich klang, denn genauso sah ihn das Tier an. Dieses Tier…das sich kühl anfühlte und so überhaupt kein Gewicht auf seinem Bein erzeugte, obwohl es teils drauf stand. Was zum Teufel war das? Und Saku dann auch deswegen aussprach:

„Was…zum Geier bist du…? Woher…kenne ich dich…?“

Denn er hatte da dieses Gefühl in sich. Dieses Gefühl als würde er den kleinen, schneeweißen Fuchs vor sich kennen und das wo er ihm noch nie zuvor begegnet war. Oder doch? Vielleicht konnte er sich auch nur nicht daran erinnern. Denn er war sich ziemlich sicher dass er sich an einen Schneefuchs erinnern würde, vor allem wenn der ihm auf einer tropischen Insel über den Weg lief! Das passte nämlich mal so überhaupt nicht. Doch es war klar dass sich Sakutaro nicht an ihn erinnern konnte. An SIE erinnern konnte, denn sie hatte ihn einst besucht als er geschlafen hatte. Ohnmächtig gewesen war wohl eher. Nämlich damals…nach Hana seiner Operation, denn da lag sie bei ihm und hatte ihn markiert. Hatte nur IHN…als Partner für ihren Hana ausgewählt. Oder ihn viel mehr „akzeptiert“ denn Hana und Saku gehörten schon immer zusammen. Das wusste auch sie.

Kurz darauf machte der Fuchs eine schnelle Bewegung und leckte dem Piloten sanft über seinen rechten Handrücken, den Saku auf seinem Bein liegen hatte und dafür sorgte das er leicht erschrak. Erst dachte er der würde versuchen zu beißen, aber das war dann sein geringstes Problem als er spürte…wie kühl die Zunge des Tiers war. Und das verstand er nicht, denn…sollte eine Zunge nicht warm sein? Es kam ihm nämlich gerade so vor als hätte man ihm einen kleinen Eiswürfel über die Haut gezogen und der stellte darauf die Haare an seinem Arm zu Berge. Dieser Fuchs hatte kein Gewicht und war eiskalt…war das…überhaupt ein Fuchs? War das…überhaupt lebendig? Saku konnte nicht glauben das er das dachte, aber er zog es gerade wirklich in Betracht, denn es erinnerte ihn…an damals. Damals als er diesen Samurai im Mondlicht gesehen hatte und woran er sich plötzlich wieder klar erinnern konnte. Sakutaro glaubte nicht an Geister…und dennoch hatte er damals einen gesehen. Und vielleicht…saß gerade wieder einer vor ihm…

Doch bevor er das in seinem Hirn verarbeiten und darauf reagieren konnte, sah er von dem Fuchs weg und vor sich, weil er Schritte gehört hatte und blickte dann in das Gesicht…von Hana.

Hana, der nicht weit weg von ihm stand, erstarrte förmlich an Ort und Stelle und konnte sich nicht mehr regen als er das vor sich sah was er da sah. Und Saku erkannte den Blick den der Blonde aufgelegt hatte. Den Blick...voller Schrecken. Und der war berechtigt denn Hana konnte nicht glauben was er da vor sich sah, denn er sah den Mann den er liebte…zusammen mit dem Fuchs aus seiner Kindheit. Natürlich hatte er sie sofort erkannt. Nicht einen Tag vergessen nachdem sie wieder in den Dschungel verschwunden war. Aber nun war sie hier. Sie war…zurückgekommen und stand dort halb auf dem einem Bein von Sakutaro, blickte dann plötzlich auch zu dem Blonden hinter und kläffte wieder leicht, als Hana anfing zu zittern und leise zu sich selbst sprach:

„Das…das kann nicht sein…Wo…wo bist du gewesen…? Wo…“

Denn sie war es. Es gab keinen Zweifel daran und sie war nicht aus Spaß hier, oder aus Lust an der Laune. Nein, sie hatte etwas zu erledigen. Das was Yoh damals zu Hana gesagt hatte und weswegen sie wieder da war. Offenbar war es soweit. Sie war hier…um den Jungen zu leiten. Ihn…und seinen Dyami. Weswegen der schneeweiße Fuchs plötzlich von dem Bein des Piloten runter kam, seinen Blick noch immer auf den blonden Jungen fixiert hatte, aber wenige Sekunden danach auch schon einen Satz machte und rechts von ihnen in den Dschungel rannte. Lautlos und sanft wie ein kühler Wind. Und Hana reagierte dann nur noch. Er schrak zusammen und rannte sofort los, als er zugleich seinen rechten Arm greifend nach ihr ausstreckte und dabei rief:

„AME!“

Und dann folgte er ihr.

In wenigen Sekunden rannte Hana dem Fuchs unbedacht hinterher und verschwand ebenfalls im Dschungel rechts von ihnen. So schnell das Saku sofort vor Schreck auf die Beine sprang und seinen Namen hinterher rief. Er zögerte dann aber auch nicht lange und folgte dem Blonden. Immerhin war Hana noch immer leicht verwundet und sollte sich eigentlich auch nicht alleine aus dem Dorf entfernen! Hao hatte ihm nämlich Hausarrest bis ans Ende seines Lebens verpasst und der bezog sich bis auf die Grenzen des Dorfs! Und Saku verstand es nicht. Er verstand nicht warum Hana diesem Fuchs nachrannte und dabei so aufgewühlt zu sein schien. Aber das konnte er auch nicht, denn nur Hana und Yoh wussten es. Wussten was dieser Fuchs war und für was er stand. Denn er war…der Schutzgeist seiner Familie geworden. Und wenn er aufkreuzte…dann stand etwas Wichtiges bevor. Was auch der Grund gewesen war warum Silva hinter einem Baum stehen blieb und nicht einschritt. Nicht einschritt obwohl er eben sah das sie sich aus dem Dorf entfernten. Und er lächelte. Hatte die Arme verschlossen und lächelte seit dem Moment wo er gesehen hatte wie Hana und Saku mit den Zwillingen umgegangen waren. Er wusste dass es so richtig war. Und er wusste das auch von seiner Mutter Goldva. Dyami…war nachhause gekommen…Und heute holte er seine Braut zu sich. So wie es schon immer gewesen war. Wie es immer sein sollte. Das Schicksal nahm also seinen Lauf. Und weder er noch Hao…durften da eingreifen.

Hana rannte derweil, so schnell er konnte, durch den Dschungel.

Ihm fiel aber nach wenigen Minuten schon auf wie sehr ihm die Puste aus ging und das die Wunde dafür gesorgt hatte dass er etwas aus der Form gekommen war. Er musste sich jetzt nicht über umgekippte Baumstämme kämpfen, aber es fiel ihm wesentlich schwerer über Wurzeln zu springen und dafür Kraft aufzubringen, als noch vor einer Woche. Dennoch schaffte er es an Ame dran zu bleiben, die immer mal wieder im Rennen zu ihm hinter blickte und sanft von Stein zu Stein, wie Baum zu Baum dabei hüpfte. Nachsah ob er auch dran blieb, denn er sollte ihr folgen. Es war an der Zeit und sie zeigte ihm den Weg. Ame bemerkte es an seinem Duft…das es an der Zeit war. Denn seine Blume war erblüht. Genau wie damals bei seiner Mutter...

So rannte sie noch etwas schneller und Hana setzte auch noch mal einen Ticken drauf. Sakutaro, der ihnen folgte, war überrascht dass der Kleine es schaffte noch so Gas zu geben und dass obwohl er ne Schusswunde erlitten hatte und auch schon seit einer Woche etwas aus der Übung war wenn es ums Ausdauertraining ging. Er überraschte den Piloten doch echt immer wieder. Und es war egal wie oft er nach Hana schrie. Wie oft er ihm zurief: er soll stehen bleiben, denn der Dickkopf dachte nicht mal daran das zu tun. Hana rannte immer weiter. Was an sich kein Problem darstellte, denn wenn Saku wollte könnte er ihn locker einholen, schnappen und wieder zurück ins Dorf zerren. Und das nur damit der dann von Hao den Arsch versohlt bekam weil er über die Grenze getreten war! Doch er machte das nicht. Saku hatte das Gefühl dies nicht tun zu dürfen und das er ihm nur folgen sollte um ihn zu schützen. Doch was sollte das alles? Wohin…führte sie dieser Fuchs? Doch nach wenigen Minuten war es offensichtlich denn der Pilot…erkannte die Bäume wieder.

Es klang verrückt aber inzwischen kannte er so einige Bäume und deren Merkmale nur vom Hinsehen. Sowas hatte er sich aus Orientierungsgründen angeeignet und das war sehr hilfreich gewesen als er damals im Dschungel um China gewesen war um sich nicht zu verirren. Anderer Ort, aber gleiches Prinzip, er prägte sich seine Umgebung gut ein und wusste somit immer wo er war. Konnte sich also nicht so leicht verlaufen. Und genau aus dem Grund…erkannte er auch die Bäume um sich, an denen er gerade vorbei rannte und erschrak. Denn während Hana sein Blick voll auf den Fuchs fixiert war…wusste Saku genau wo sie waren. Deswegen überraschte es ihn auch nicht, als Hana plötzlich auf einem Hang stehen blieb, völlig aus der Puste war und nur vor sich diesen hinab sah. Der Ältere kam dann rechts neben dem Blonden an und sah auch den Hang hinab. Raus aus dem Dschungel hinter ihnen und direkt…auf den Strand. Wie sie genau an dem Strand standen…wo sein Zero noch immer lautlos und still lag um repariert zu werden. Dort lag wie ein lebloses Wrack aus einer vergessenen Welt. Sie waren...zurück.

Hana schüttelte dann den Kopf etwas verwirrt und flüsterte dabei:

„Dein Zero…Aber warum…?“

Er sah dann wieder vor sich und wie der weiße Fuchs sanft über den weichen Sand sprang ohne Spuren auf diesem zu hinterlassen. Sie brachte ihn hier her…warum machte sie das? Hana verstand das nicht und dennoch…lief er langsam den Hang hinab. Er zog vorher noch seine Schläppchen aus und fühlte dann den weichen Sand zwischen seinen Zehen während er immer weiter auf den Zero zulief und Saku oben noch etwas stehen blieb.

Hana sah vor sich…So viel…war an diesem Ort passiert. Dieser Ort war nicht mehr bloß ein Stück Strand auf ihrer Insel. Er war zu einem Platz geworden an dem besondere Dinge passiert waren. Ein Ort des Schicksals konnte man sagen, denn hier…war er Saku zum ersten Mal begegnet. Hatte dort den Mann getroffen den er liebte und genau hier…wurden sie Freunde. Hier knüpften sie damals ein Band zueinander und auch genau hier…wurde der Blonde verletzt. So schwer sogar das es seine ganze Welt danach auf den Kopf gestellt hatte und zu all dem führte was sie in der letzten Woche erlebten. Hier…ist die Schneise gezogen worden die Hana für immer veränderte. Und es war kein Zufall…das Ame ihn nun an diesen Ort zurückführte. Es war Schicksal. Auch wenn er nie daran glaubte.

So lief er einfach weiter und kam schließlich unten an der Nase des Zero an, die er dann sanft mit der linken Hand berührte und darauf ruhen ließ, während er an die Stelle lief wo noch immer die Reste des Lagerfeuers lagen kurz bevor er angeschossen wurde. Es war unter dem linken Flügel gewesen und Hana blieb dann davor stehen und sah nachdenklich vor sich auf die Überreste davon. Hier war es passiert. Hier wurde er...

Was wäre…wenn er an dem Tag gestorben wäre? Wenn Saku ihn damals nicht hätte retten können? Würde…ihn jemand vermissen? Würde Saku ihn vermissen? Würde Mama…heute noch um ihn weinen? Und würde seine Zukunft dann einfach nur eine Dunkelheit sein in der seine Seele umherirrte? Eine Dunkelheit aus der er nie wieder raus fand und durch die…Hana nichts mehr erschaffen würde? Wie würde die Welt aussehen…ohne ihn? Würde…dann vielleicht irgendetwas nicht existieren…?

Er dachte viel zu sehr darüber nach und Sakutaro hatte das aus der Ferne gesehen. Sah den nachdenklichen Blick und verzog dabei traurig das Gesicht. Hana…woran dachte er gerade? Und in dem Moment waren die Seiten gewechselt, denn normalerweise…fragte sich das Hana wenn Saku in die Ferne starrte. Die Sicht hatte sich schlagartig für ihn geändert und dann sah der Blonde über seine rechte Schulter zu ihm hinter. Ihre Blicke trafen sich dann und hafteten wieder genauso aneinander wie vorhin am Teich. Und dieses Gefühl war wieder in Saku. Dieses Gefühl…das er sich gerade fühlte wie ein Teenager der auf sein erstes Date ging, wenn er in diese wunderschönen Augen vor sich sah. Es war als würde ihn Hana mit diesen Augen ködern und ihn rufen. Als sagten sie: komm näher. Weswegen er etwas verdutzt und plötzlich leicht beschämt den Jungen anstarrte. Er war so wunderschön. Wie er da stand und die Sonne hinter ihm am Horizont des Meeres fast komplett verschwunden war. Die Nacht einleiten wollte und die Sterne herbeirufen so wie auch den Mond um Licht zu spenden. Um Licht zu spenden…das er diese Schönheit auch bei Nacht bewundern konnte. Und er wusste nicht warum, aber er machte tatsächlich einen, in Gedanken versunkenen, Schritt nach vorne auf den Hang…nur um dann eine Katastrophe auszulösen. Welcher Hana überrascht Zeuge wurde.

Saku war so in Trance und verdutzt gewesen, dass er doch tatsächlich nicht daran dachte dass sich unter ihm ja ein Sandabhang befand und er dann in dem Moment, wo er drauf trat, mit dem Fuß abrutschte und brüllend den Halt verlor! Sekunden danach polterte er rollend und einfach nicht bremsend, den Hang hinab und jaulte dabei auf. Er rollte und rollte und Hana sah ihm nur erschrocken dabei zu, bis der Pilot direkt vor der Nase des Zeros endlich zum Stehen gekommen war und seitlich im Sand lag. Sekunden vergingen, in denen er einfach nur dort lag und Hana ihn nur verwirrt dabei zusah. Lebte der noch? Ja tat er, denn Saku setzte sich dann hin, grummelte etwas schmerzhaft dabei auf und schüttelte dann schnell den Kopf um den Sand aus seinen Haaren zu bekommen. Scheiße er fühlte sich als wäre ein Laster über ihn gerollt! Okay nicht ganz so schlimm, aber einfach nicht gut halt. Keine Sorge, es waren nur ein paar mittelschwere Brüche, oder so…Nein Spaß. Er hörte dann auf sich zu schütteln und sah vor sich auf…wo Hana ihn noch immer verdutzt dabei ansah. Was…war das denn gewesen? So hatte er Saku ja noch nie erlebt. Also so schusselig und tollpatschig. Er verhielt sich ja…wie ein verliebter, kleiner Junge der eben heiß aussehen wollte und das dann voll verhauen hatte. Auch wenn das nicht der Fall gewesen war, sondern einfach nur Schusseligkeit. Dennoch wurde Hana dann etwas rot, genau wie Saku, so das sie ihre Blicke wieder voneinander lösten und der Pilot schnell wieder auf die Beine kam, sich dann beschämt den Sand von der Kleidung klopfte und sich dabei räusperte. Scheiße das war ja peinlich gewesen! So viel also zu dem tollen Hengst der seine Stute beeindrucken wollte…Wort wörtlich: in den Sand gesetzt, was?

Der Blonde fragte dann vorsichtig:

„A-Alles gut? Was war das denn bitte für eine Aktion gewesen, Saku?“

Sakutaro schnaufte dann und sprach beschämt so wie auch nicht zu ihm sehend:

„Ach der blöde Hang halt…Welcher Trottel kommt denn auch auf die Idee da Sand hinzulegen…?“

Nun der Trottel nannte sich: Mutternatur.

Als er das so sagte, wie ein kleines, trotziges Kind eben, musste Hana kurz kichern und nahm dabei seine linke Hand vor den Mund. Saku fand das erst gemein. Aber das Lächeln... war es dann doch wert gewesen. Danach hörte der Blonde auch plötzlich ein sanftes Kläffen und sah über sich zu dem Flügel des Zero…auf dem Ame saß und zu ihm runter sah. Sie wedelte sanft mit dem Schwanz und legte den Kopf wieder schief, als Hana lieb hoch lächelte und fragte:

„Gibt es einen Grund warum du uns hier her geschleppt hast, Ame?“

Als würde sich der Fuchsgeist freuen, was sie auch tat aber keiner wusste, sprang er danach von dem Flügel und runter auf Hana seine rechte Schulter. Sie kläffte dabei fröhlich und schmuste sich dann an sein Gesicht, so dass der Blonde lachte und ebenfalls zurückschmuste. Es war so lange her dass er sie gesehen hatte. Damals war er noch ein Kind gewesen. Aber seine Mutter sagte ihm immer wieder dass sie zurückkehren würde um ihn zu leiten. Und das hatte sie getan. Ame war hier…und Hana super glücklich darüber. So dass er sie sich dann schnappte und an seine Brust drückte um weiter mit ihr zu kuscheln, was der Fuchs auch kläffend bejahte.

Der Blonde sprach dann:

„Ich hab dich so vermisst Ame…“

Saku sah deswegen und weil er fertig mit dem Ausklopfen war, wieder zu Hana und fragte dann verdutzt:

„Warte Mal…du kennst diesen Fuchs? Wie heißt er? Ame?“

Hana hörte dann auf seinen Schutzgeist zu knuddeln und beide sahen verdutzt zu dem Piloten hoch. Der Blonde ganz besonders…denn er realisierte in dem Moment als Saku auf den schneeweißen Geist zeigte…das er ihn sah. Sakutaro…konnte Ame sehen! Genau wie Yoh und Hana auch! Und das war für ihn etwas besonderes, weswegen er fragte:

„Warte mal! Du kannst sie sehen?!“

Saku runzelte die Stirn.

„Warum sollte ich nicht dieses räudige Tier sehen können?“

Bitte was?! Und als er das sagte verpasste ihm Hana kurz darauf auch schon einen leichten Tritt gegen das rechte Schienbein und er fauchte dann zu ihm hoch:

„Hey, achte auf deine Wortwahl du Holzkopf! Ame ist kein räudiger Fuchs, sondern unser Schutzgeist!“

Was der Fuchs muffig und hoch knurrend bestätigte. Sakutaro rieb sich dann mal kurz über das getretene Bein und sah Hana darauf an als wäre der der Kaiser von China persönlich. Also sehr verwirrt und unglaubwürdig, so das er dann von sich gab:

„…Was meinst du mit: Schutzgeist? Es gibt keine Geister…“

Es war interessant dass er das sagte, denn immerhin…wusste er irgendwie dass es ein Geist sein musste, denn das hatten das Gewicht, die fehlenden Fußspuren und die Kälte vorhin eigentlich bewiesen. Doch egal wie viele Geister man ihm auch vor die Füße warf, er war eben ein Ungläubiger und auch noch verdammt bockig bei sowas. Er glaubte daran eben nicht und es war plötzlich an Ame ihm das zu beweisen, weswegen sie sich ruckartig von Hana löste und auf Saku zu sprang…nur um dann durch diesen zu gleiten, um seinen Oberkörper zu schweben und dann wieder frech und arrogant auf Hana seiner Schulter zu sitzen. Der Pilot erschrak in der Sekunde als das Tier wortwörtlich durch ihn durch sprang und dann fliegend auf dem Blonden landete, das er erst dabei zusammen zuckte und dann verdutzt auf Ame zeigte und danach sagte:

„…Okay überzeugt…Ich verliere komplett den Verstand.“

Hana lächelte dann frech, gab ihm einen kleinen Schubser an die linke Schulter und sprach danach mit vor sich verschränkten Armen hoch:

„Du verlierst nicht den Verstand Saku. Es verfügt nun mal nicht jeder über die Gabe Geister zu sehen. Mama und ich können das aber auch. Doch es ist erstaunlich dass du das offenbar ebenfalls kannst, immerhin braucht man dafür schamanische Fähigkeiten."

Saku sah ihn genervt an. Na vielen Dank auch...Traute er ihm das etwa nicht zu? Kleiner Mistkäfer...Hana sprach dann weiter:

"Aber es ergibt wohl Sinn. Immerhin sagt man dass Menschen, die dem Tod schon sehr nah gewesen waren, Geister sehen können. Trifft bei dir ja leider zu, oder?“

Das stimmte allerdings und auch wenn Saku noch immer etwas stutzig und bockig zu dem Thema war, nahm er es gerade einfach mal an. So erklärte sich zumindest ein fliegender Fuchs. Und das ganz ohne alkoholisiert und unter Drogen zu stehen. Er tippte dann mit dem rechten Finger auf die Nase des Fuchses, so das Ame deswegen die Augen erschrocken schloss und sprach dann dabei:

„Wenn wir danach gehen ergibt das wohl leider Sinn…“

Kurz darauf biss Ame ihm leicht in den Finger und sprang danach wieder von Hana runter und hoch auf den Flügel des Zero über ihnen. Der Biss war nicht zu spüren gewesen, also es folgte kein Schmerz, aber es war kühl und nun drehte sie sich von den Jungs weg als wäre sie von Saku beleidigt weil er sie einen räudiges Tier genannt hatte. Dabei mochte sie ihn so sehr. Hana sah auch wieder zu ihr hoch, so wie auch Saku und sprach dann:

„Anscheinend hast du ihre Gefühle verletzt.“

Saku sah dann verdutzt zu ihr und antwortete:

„…Sie ist ein Geist…“

Auf die Antwort wand sich Hana dann stur ab und muffte dabei:

„Und du bist ein Arschloch.“

"Touché."

Sagte Saku locker darauf.

Blödmann. Dachte sich Hana. Natürlich haben Geister auch Gefühle, immerhin bestehen sie angeblich nur aus Gefühlen. Das erlaubte es ihnen auch Gestalt anzunehmen.

Hana lief dann unter den Flügel des Zero, blieb stehen und sah danach hinaus auf den Ozean, wo die Sonne inzwischen komplett verschwunden war und die Sterne langsam immer heller wurden am Himmel. Es wurde auch kühler und der kalte Wind glitt sanft durch sein hochgestecktes Haar und brachte es leicht durcheinander dabei. Warum war er hier? Was war der Grund warum Ame ihn hier her gebracht hatte?

Und während der Fuchs über ihm auf dem Flügel saß und sich genüsslich das Fell putzte…da wusste Hana die Antwort schlagartig. Er wusste es…und er sprach es dann auch in die Richtung des Ozeans aus, der immer dunkler wurde, so wie auch der Himmel:

„Wir haben…uns hier kennengelernt. Und hier…hier trennen sich auch wieder unsere Wege…nicht wahr Saku…?“

Es sagte das sehr schwer. Aber dennoch klang in seiner Stimme eine gewisse Neutralität hindurch, fast schon so…als hätte er es irgendwo akzeptiert. Etwas was Saku hörte, nicht verstand und ihn deswegen traurig in den Rücken des Jungen blicken ließ, der da vor ihm stand und dessen Haar dabei so schön im Wind flog. Wie sollte er…darauf antworten? Sein Verstand sagte ihm das zu bestätigen und dieses Kapitel endlich abzuschließen. Aber sein Herz…wollte das weiterhin nicht. Er…er konnte nicht, denn er liebte Hana. Und obwohl er am Morgen dieses Tages noch so entschlossen geklungen hatte und wusste was er tun wollte…so zweifelte er wieder ob es das Richtige war. Denn wenn er jetzt dem zustimmte…dann könnte er mit einem Schlag alles verlieren was er in den letzten Wochen lieben gelernt hatte. Er wollte Hana nicht verlieren. Verdammt noch mal er wollte es einfach nicht…denn es fühlte sich an…wie sterben.

Und dann drehte der Blonde seinen Kopf zur Seite und sah mit seinen Augen zu Saku hinter, als er dann etwas erstickend weiter sprach:

„…Es ist verrückt, nicht wahr? Wie ein so simpler Ort…einem so ans Herz wachsen kann. Wie so ein simpler Ort…einfach alles auf den Kopf stellt was man sein Leben lang kannte...Und ich bin froh das es so gekommen ist, denn sonst hätte ich sicherlich nie erfahren was da draußen hinter dem Horizont liegt und dass es…dort Menschen gibt die man lieben lernen könnte. Genauso wie ich Sugiura, Paku, Katsura, Matsumoto und dich lieben gelernt habe…Und ich würde alles dafür tun um die Zeit wieder zurückdrehen zu können. Immer und immer wieder, nur damit du und ich uns immer wieder aufs Neue hier am Strand finden und zusammen sein können, Saku…“

Und dann sah er wieder vor sich aufs offene Meer.

Er Musste das tun, Hana musste sich wirklich zusammenreißen nicht einfach anzufangen zu heulen, denn dieser Ort machte es ihm nicht gerade einfach standhaft zu bleiben. Er hatte es eben gesagt, denn dieser Ort…hat sein ganzes Leben verändert. Und das ins Positive. Aber dieser Ort…würde auch sein Leben zerstören und ihn gleich mit…Nämlich in dem Moment wo Saku in diesen Flieger stieg und nie mehr zurückkam. Vielleicht würde er ihn sogar vergessen. Aber Hana…würde ihn nie vergessen. Und seine Kehle brannte so sehr. Ein Kloß bildete sich in dieser, denn er wollte ihn einfach nicht verlieren. Er sollte bei ihm bleiben. Denn egal was es auch war, sie wurden damit fertig! Hana würde sich mit jedem anlegen damit Saku bleiben könnte! Das…hatte er vor…

Und dann machte der Pilot einen Schritt auf ihn zu und blieb danach wieder stehen, als er es nicht mehr verbergen konnte und darauf sprach:

„Ich bringe dich in Gefahr wenn ich hier bleibe…“

Und das war der Moment wo Hana aus seiner Starre erwachte und sich ruckartig zu Sakutaro umdrehte. Erschrocken sah er den Älteren dabei an und verstand nicht. Aber das würde er…denn Saku packte endlich aus:

„Ich kann nicht bei dir bleiben…weil das bedeutet dass du in Gefahr enden könntest...Ich bin kein guter Mensch Hana…Ich bin ein Mörder und Killer und das werde ich immer sein. Spätestens als Chiharu wegen mir umgekommen war wusste ich es, aber ich konnte es einfach nicht akzeptieren. Ich wehrte mich so sehr dagegen und suchte die Schuld mehr bei anderen als bei mir selbst, obwohl sie wegen mir gestorben ist. Ich…ich hab mir so viele Feinde in meinem Leben gemacht Hana und Chiharu musste genau deswegen den Preis dafür zahlen…Und glaub mir: Ich mache das nicht aus Spaß, oder weil ich Freude daran habe dich leiden zu sehen. Sondern ich mache das…weil du mir viel bedeutest und ich dich nicht verlieren will. Aber genau das wird passieren wenn ich nicht gehe. Wenn ich nicht dafür sorge das ich von dieser Insel verschwinde und alle die mit mir gekommen sind auch. Hana…der Mann mit dem ich hier gelandet bin…Kaizo Oume…er ist gefährlich. Ich kenne ihn seit meiner Jugend und er hat nun das Sagen! Du hast gesehen wie unberechenbar und aggressiv Anderson war! Kaizo schießt genau mit demselben Kaliber und ich werde nicht zulassen dass dir und deiner Familie etwas passiert! Wegen MIR passiert! Genau deswegen muss ich gehen Hana! Ich…ich will nicht das dir genau das Selbe passiert wie Chiharu…“

Und das waren die ehrlichsten Worte die er jemals zu Hana gesagt hatte, weshalb der ihn auch nur weiter erschrocken anstarrte und sich die Tränen dabei verkneifen musste. Er konnte ihn verstehen, dass konnte er wirklich, aber…Hana sah ihn dann dennoch nur still dabei an. Er…er liebte ihn. Saku liebte ihn, denn genau das hatte er in dem Moment durch die Blume hindurch zu ihm geflüstert. Doch so schön und glücklich es Hana auch machte…da brannte dennoch plötzlich etwas in ihm…und das war Wut. Es war ungezügelte Wut, als er sich komplett zu dem Piloten drehte und dann das Gesicht auch sauer dabei verzog. Etwas was Saku erst nicht verstand…aber dann doch als Hana zu ihm erstickend sprach:

„…Ich will nicht dass du gehst…“

Es kochte. Es brannte so sehr in ihm. Und Saku sprach dann ruhiger und eindringlich zu ihm:

„Hana versteh doch einfach wir kommen aus…“

„ICH BIN NICHT CHIHARU!!“

Ein Donner.

Hana schrie diese Worte so sehr aus seiner Kehle das es über den ganzen Strand donnerte und sogar Ame erschrocken über ihnen zusammen zuckte, ihr Putzen abrach und dann nach unten sah. Sogar Saku war kurz etwas zusammengeschreckt und sah den Jungen vor sich nun auch erschrocken an, denn er hat nicht gewusst das Hana so laut werden konnte. Und nicht nur das…sondern auch so standhaft. Und genau in der Sekunde…sah man dass er der Sohn seines Vaters war. Das er der Sohn von Hao war, denn der konnte auch so mit seiner Stimme donnern und alle zum erstarren bringen wie eine Naturkatastrophe. Und so standen sie da, sahen sich an und der Blonde atmete dabei schwer und errötet als er dann weiter fauchte:

„Ich kann es nicht mehr hören! Seit dem Moment wo wir ins Tal gefallen sind, höre ich immer und immer wieder nur ihren Namen! Chiharu hier, Chiharu da! Es egal was ich mache du sagst einfach immer wieder ihren Namen und kannst sie nicht loslassen! Du vergleichst mich einfach immer und immer wieder mit ihr und ich kann das nicht mehr! Selbst in dem Moment wo du mich vergewaltigen wolltest hattest du nichts Besseres zu tun als mich „CHIHARU“ zu nennen!! Wir waren uns so nah und du sagst jedes Mal ihren verdammten Namen dabei!! Ich kann…!!“

Und dann zuckte der Blonde zusammen…denn er hatte sich verplappert. Es war einfach so aus ihm rausgerutscht und sofort umschlang er sich selbst mit seinem Armen schützend und sah dabei vor sich auf den Boden. Mist. Das war scheiße gelaufen und hatte einen Stein ins Rollen gebracht. Hana…hatte schon mal überlegt ob er ihm das sagen sollte, aber nun…nun wusste er nicht ob es richtig gewesen war. Diese Sache im Tal wollte er ansprechen aber…

Und Saku selber sah Hana plötzlich wie von Donner gerührt an, als er das gesagt hatte und wusste nicht was er mit dieser Info nun anfangen sollte. Er hatte…was? So starrte er ihn nur weiter an…bis er endlich verunsichert aus sich brachte:

„…Ich habe was versucht…?“

Jetzt steckten sie drin und das so tief das man da nicht mehr so leicht raus kam und das umgehen konnte. Und Hana…hatte ihnen diese Grube gegraben, also musste er sie da nun auch wieder rausholen…auch wenn das verdammt schwer werden würde. Doch da musste er nun durch, denn es war passiert. Also schluckte er und fing dann an ALLES zu erzählen was im Tal passiert war…Doch er sah Saku dabei nicht an.

„Als du gebissen wurdest…hast du dich verändert. Du wurdest wild und aggressiv, so das Paku und ich dich kaum mehr halten konnten. Ich weis nicht warum, aber du hast…du hast versucht mir nahe zu kommen. Vielleicht lag es auch nur am Fluch und dem Gift des Bisses aber…aber es war so. Du hast versucht mich zu vergewaltigen und mich auch zu vergiften, so wie es dir passiert war. Du sagtest…dass ich dich nicht verlassen soll. Ich hab mich darauf von dir durch das alte Dorf jagen lassen und versucht dich zu heilen, nur um dann selber von dir gebissen zu werden und zu merken das auch ich mich veränderte. Wir…wir waren uns danach so nah und ich konnte es einfach nicht mehr kontrollieren. Ich wollte es nicht mehr kontrollieren, denn in dem Moment da dachte ich…ich dachte du würdest das wegen mir tun. Ich dachte mir irgendwo in meinem Schädel: Scheiß drauf! Denn es fühlte sich richtig an. Es war falsch aber es fühlte sich doch so richtig an…Und als wir uns so nahe waren…näher als wir uns hätten jemals kommen sollen…da hast du es gesagt. Du hast mich „Chiharu“ genannt und ab dem Moment wusste ich das es nicht richtig war. Das es nicht echt war und du…du hast alles damit kaputt gemacht…Und der Teil von mir, der dachte das du das wegen mir machst, der ist in dem Moment gestorben und ich kam wieder zu mir. Ja und den Rest kennst du ja, immerhin bist du kurz darauf auch wieder wach geworden…“

Es tat so weh...

Saku sah ihn einfach nur weiterhin schockiert dabei an. Also doch…er hatte das geahnt. Irgendwo in seinem Schädel hatte er es geahnt und es war da gewesen, aber er wollte es nicht glauben. Hatte keine Beweise dafür und nun traf es ihn mit voller Härte. Er hatte versucht…Hana zu vergewaltigen…Und nun verstand er auch warum der Blonde sich so sehr nach dieser Nacht verändert hatte. Endlich ergab es Sinn. In dieser Nacht waren Gefühle erblüht…die niemals hätten erblühen sollen. Nicht nur bei Hana…sondern auch unbewusst bei ihm.

Er sah dann beschämt und traurig vor sich auf den Boden als er danach noch fragte:

„Warum…hast du mir das nie gesagt?“

Hana sah weiterhin nicht zu ihm und sprach dann wehleidig und ehrlich was er fühlte:

„…Weil ich dir nicht wehtun wollte…Weil ich wusste, dass wenn du es erfährst…du dich selbst damit geißeln würdest. Deswegen haben Paku und ich dir nichts erzählt. Wir wollten dir nicht noch mehr Schuld aufladen Sakutaro.“

„Denkst du es geht mir jetzt besser?!“

Sprach Saku dann schlagartig lauter zu ihm und Hana sah wieder erschrocken auf. Sah in das Gesicht vor ihm das…das den Tränen nahe aussah. Saku…waren das wirklich Tränen da in seinen Augenwinkeln? Oder spielte Hana das Glitzern des Meeres, auf das der Mond schien, einen Streich? Aber was es auch war der Pilot sprach dann weiter:

„Denkst du wirklich es geht mir besser zu wissen das ich dich fast vergewaltigt hätte und du, so wie mein bester Freund, der Mann der für mich wie ein Vater ist, es noch nicht mal nötig hatten mir das zu sagen?! Glaubst du wirklich dass ich mich nun besser fühle Hana?! Besser fühle belogen worden zu sein?!“

Der Blonde schüttelte dann den Kopf darauf und sprach dabei nur laut zurück:

„Wir haben dich nicht belogen Saku! Wir wollten dir doch nur nicht noch mehr wehtun!“

„Ja vielen Dank noch mal, hat ja echt gut funktioniert Hana!“

„Saku versteh doch wir…!“

„Ich hätte dich beinahe vergewaltigt Hana!! Ich hätte fast etwas getan was ich mein Leben lang bereut hätte und ihr hattet es nicht mal nötig mir das zu sagen!! Habt mich im Dunkeln stehen lassen!! Ich hätte dir fast weh getan!! Wie soll ich jetzt damit klar kommen den Menschen fast sowas Schreckliches angetan zu haben der mir wichtig ist?! Ich hatte ein Recht das sofort zu erfahren!! Wie konntest du mir das nicht sagen Hana?! WIESO?!“

„W-Weil ich dich…!“

Weil ich dich liebe…

Hana wollte es so gern sagen, aber verschluckte die Worte im Hals und in die Dunkelheit in sich. Dort wo es hingehörte. Er hatte es verbockt. Er dachte wenn er und Paku schweigen würden dann wäre dass das Richtige. Aber…aber er hatte sich geirrt und damit nur noch alles schlimmer gemacht. Er war so ein Idiot. Und er wusste warum Sakutaro so wütend war, denn es ging in der Sekunde nicht nur darum wegen dem was beinahe passiert wäre…sondern mehr um die Tatsache: das Hana, mit der Aktion, kein Vertrauen gezeigt hatte. Er vertraute Saku nicht das verarbeiten zu können und deswegen hatten sie geschwiegen. Er so wie auch Paku. Und das war dumm gewesen. Da hatten beide echt Mist gebaut. Tja und nun bekam Hana dafür die Quittung. Vorhin…sah alles wieder so gut zwischen ihnen aus. Sie waren verliebt gewesen und alles war harmonisch. Aber nun war da wieder diese Kluft zu ihren Füßen aufgerissen worden. Und unüberwindbarer als jemals zuvor. Und er wollte das nicht mehr…er wollte Saku nicht mehr weh tun, aber schaffte es immer wieder. Und es riss Hana in ein Loch. Eines aus dem er das Gefühl hatte nie mehr entkommen zu können. Und das nur Saku…ihm die Hand reichen konnte um ihm da raus zu helfen. Doch er war sich nun ziemlich sicher…das die Sache gegessen war und das zerriss sein Herz in Zwei. Hana hatte…endgültig alles kaputt gemacht. Und das nur weil er nicht ehrlich sein konnte.

Und Saku sah ihn an. Er war selber sehr aufgebracht und wütend über die Tatsache dass sein Vater und auch Hana ihm so was Wichtiges verschwiegen hatten. Ihn behandelten wie ein kleines, dummes Kind. Er fühlte sich zurecht betrogen, aber dennoch…wollte er ihn nicht so sehen. Er wollte Hana nicht wieder so traurig sehen und seine Stimme ihm gegenüber erheben, denn er liebte ihn weiterhin. Genau deswegen war er auch so wütend. So wütend darüber zu erfahren das er fast den Menschen vor sich, den er mehr als alles andere liebte, vergewaltig hätte. Und das kniff ganz schön zu. Es schmerzte.

Und als Hana dann da vor ihm stand, nun tatsächlich Tränen aus ihm rannten, er dabei zum Boden sah und dann auch noch erstickend zu ihm rüber hauchte:

„..Es…es tut mir leid…I-Ich würde dir doch niemals absichtlich weh tun…Aber ich mach es dennoch…Genauso…genauso wie Chiharu…Es tut mir so leid…Ich…Bitte…hass du mich nicht auch noch…Bitte...Saku…“

Denn Hana dachte es hassten ihn schon genug. Ihn hassen...Saku konnte ihn nicht hassen. Er konnte es noch nie wenn er so zurück dachte. Und da da konnte Sakutaro nicht mehr anders, denn alle Dämme brachen in dem Moment. Und so tat er plötzlich etwas…was er noch nie in seinem Leben getan hätte. Denn er konnte es nicht. Er könnte...Hana niemals hassen.

Es war eine schnelle Bewegung gewesen. So schnell und gezielt das Hana sie nicht mal mitbekommen hatte, sondern erst verdutzt auf blickte als er es hörte. Ein Geräusch hörte. Als er hörte…wie etwas in den Sand fiel. Und dann auch schon sah was es war. Denn es war…Saku seine Fliegerbrille. Und Hana sah dem weiter nur verdutz dabei zu, denn er verstand das nicht. Aber das konnte er auch nicht denn er hatte nie erfahren…dass sie mal ein Geschenk von Chiharu gewesen war. Und was Saku in dem Moment damit aussagte, als er sie von sich nahm und in den Sand fallen ließ, war nämlich folgendes: Er warf Chiharu von sich weg. Er löste sich in dem Moment komplett von ihr und war frei. Frei endlich das zu tun…was er hätte schon länger tun sollen. Nämlich nach vorne sehen und nicht mehr zurück. Was ihm seine Jungs auch immer wieder gesagt hatten, er aber zu eingefroren in der Zeit gewesen war um es wirklich umzusetzen. Allein es zu wollen...Aber endlich tat Sakutaro das in dem Moment, als er sich darauf mit einem ernsten Blick von seiner Position löste und auf Hana zuschritt. Auf Hana, der ihn verdutzt und leicht erschrocken dabei zusah, seine Hände schützend vor sich an die Brust zog und keine Ahnung hatte was gerade abging. Zumindest bis zu dem Moment…wo er von ein auf die andere Sekunde von dem Piloten gepackt wurde und dann auf dessen rechter Schulter landete.

Hana zuckte kurz vor Schmerz zusammen, weil Saku seine Schulter sich in seinen Bauch drückte, aber konnte sich nicht mal auf den Schmerz konzentrieren, denn er war deswegen so erschrocken und perplex dass er sich mit seinen Armen am Rücken des Großen abstützte und dann beschämt hinter sich fauchte:

„W-Was machst du denn da?! Lass mich runter! Lass mich runter Sakutaro!!“

Doch das konnte er gerade mal vergessen, denn Saku hatte nicht die Intension ihn runter zu lassen. Zumindest gerade noch nicht. Und es war erstaunlich mit anzusehen wie locker er sich den Kleinen über die Schulter warf und dann mit ihm davon lief als würde er nichts wiegen. Was unterstrich wie kräftig er doch war und was Hana bald noch besser wissen würde als in dem Moment, denn Saku machte dann einige geschickte Griffe, mit seiner freien linken Hand und arbeitete sich somit geschickt seinen Zero hinauf, während Hana weiter zappelnd über seiner Schulter lag und fluchte. Worte fluchte die besser nicht genannt werden sollten, denn es waren Üble dabei. Doch Hana verstand innerlich nichts mehr. Er wusste nicht was in Sakutaro gefahren war und warum er das tat was er gerade tat, aber es beschämte ihn und er hatte so ein komisches Gefühl im Bauch. Ein Gefühl, dass nicht von den Schmerzen kam weil er getragen wurde, sondern mehr wie…wie Schmetterlinge wirkte. Wie Schmetterlinge die vor Aufregung oder Liebe flatterten...weil es ernst werden würde. Aber er hatte keine Ahnung warum er dieses Gefühl bekam.

Und dann waren sie oben auf dem Flügel angekommen und Saku riss auch schon das Cockpit seines Zeros auf. Schob das Schiebedach rechts nach hinten und sagte einfach weiterhin nichts. Was aber auch daran lag das er selber sehr angespannt war und sich konzentrierte. Sicher kam er gerade sehr barsch und überstürzt rüber, aber es reichte einfach verdammt! Denn es fühlte sich richtig an. Hier und jetzt fühlte es sich richtig an. Und er wollte es nicht mehr. Sakutaro wollte Hana nicht mehr traurig sehen…sondern glücklich. Und damit hatte er seine Entscheidung gefällt und ging nun zur Tat über. Ob er es allerdings bereuen würde, dass würde er dann gleich sehen. Je nach dem wie Hana damit umging.

So kam er in sein Cockpit rein und zog über sich das Schiebedach wieder komplett zu. Es schepperte, als es einrastete und Hana fluchte weiterhin, während Saku sich dabei stumm hinter den Sitz seines Fliegers schob:

„Was machst du denn?! Lass mich sofort unter Sakutaro!! Sofort!! Ich will aus dieser Schrottkiste raus Sakutaro!! Hey, SAKUTARO!!“

Mann der hatte ein Organ. Und im Zero schepperte das auch noch ordentlich, so das der Pilot etwas genervt das Gesicht verzog und dann sauer muffte, als er am Sitz vorbei war:

„Mann halt doch einfach nur einmal die Klappe, Hana!“

Er sollte bitte WAS?! Wirklich sehr scharmant. Und Hana konnte ihm noch nicht mal sauer antworten, denn dann wurde er auch schon plötzlich nach vorne von der Schulter gerissen und einfach fallen gelassen. Der Junge fühlte wie er fiel und kniff schon die Augen zusammen weil das sicherlich gleich weh tun würde wenn der auf dem Boden aufschlug! Saku ging mit ihm um als wäre er ein verschissener Sack voller Körner vom Feld! Doch es passierte nicht so wie er dachte, denn der Junge schlug nicht hart auf…sondern weich. Hana fühlte wie er auf etwas weichen und gut gepolstertem landete und machte dann wieder die Augen auf als er auf dem Rücken lag und dann verdutzt neben sich sah, denn er lag auf einem weichen und großen Kissen. So groß das er locker da drin unter ging und keine Ahnung hatte was das nun sollte. Er verstand momentan überhaupt nichts mehr, weswegen er dann wieder verwirrt zu Saku hoch sah und den wütend anfauchte:

„Was soll das du Blödmann!? Ich hätte mir wehtun können bei deiner verschissenen Ak…!“

Doch weiter kam er dann nicht mehr denn es schnitt ihm die Luft ab. Gnadenlos und schnell.

Saku war ziemlich genervt davon das Hana bei dem wohl Offensichtlichsten gerade Mal aus dem Mustopf glotzte und sich dabei anstellte wie der erste Mensch. So sehr sogar…dass er ihm jetzt einfach die Luft abdrücken musste. Oder sagen wir es mal so: den Atem rauben. Und das machte er dann auch, indem er sich über ihn kniete, sich dann rechts und links mit den Ellenbogen auf dem Kissen und neben Hana abstütze und dann runter kam. Er kam runter und drückte ihm einen rein...nämlich den ersten Kuss seit dem Tag wo er ihn aus dem Wasser gezerrt hatte.

Aber dieses Mal war es gewollt. Es war ein gewollter Kuss und nicht einer der zur Rettung diente…sondern aus Begierde geboren wurde. Und Hana erstarrte einfach nur. Er lag dort und riss die Augen erschrocken dabei auf als er spürte wie sich fremde Lippen auf die seinen Gedrückt hatten, ihn kosteten und ihm dabei noch den Atem raubten. Und nicht nur dass…denn sie wollten plötzlich mehr. Oder sagen wir mal so: ein Teil wollte mehr und das waren nicht die Lippen…sondern die Zunge. Und wenige Sekunden danach spürte Hana schockiert und sein Herz dabei bis zum Hals krachend, wie Saku seine Zunge sich einen Weg durch die Lippen des Blonden brach und dann auch noch auf Erkundungstour ging. Nämlich im Mund von dem Kleinen und dort einen Kampf gegen die Zunge des Blonden anzettelte. Und er schaffte es sogar, so das es zu schnell sehr viel wurde. Zu viel für den Blonden und er keuchend und kaum noch Luft bekommend dabei rot anlief. Hana sein Verstand drehte sich im Nu im Kreis und er konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Es war zu viel…und er gab auf. Diese Gefühle rangen ihn eiskalt nieder und als Saku den Kuss dann endlich beendete, war es als würde Hana nach einem langen Tauchgang endlich wieder frei atmen können. Er keuchte und schnappte angestrengt nach Luft und gleichzeitig…fühlte es sich gut an. Der Kleine hatte plötzlich Gefühle in sich erblühen die ihn auffraßen…und es sollte nicht mehr aufhören.

Sakutaro kam derweil wieder etwas hoch und sah ihn dann locker an. Blickte ernst dabei drein. Doch dann konnte er sich ein freches Schmunzeln nicht mehr verkneifen, als er das da unter sich sah und sprach dann genauso frech und irgendwie verführerisch:

„Heh, ich wollte dich eigentlich fragen wie es war…Aber wenn ich dich so sehe, dann weis ich das ich definitiv nichts falsch gemacht habe.“

Oh nein das hatte er definitiv nicht, denn es war immerhin ein leidenschaftlicher Kuss gewesen. Ein Kuss…von seinem Saku. Und der erste richtige Kuss bei dem Hana wach war und den er deswegen auch mitbekam. Und der war wie Feuer gewesen. Deswegen lag er dort wirklich erledigt und wie hypnotisiert. Der Kleine war knallrot und atmete noch immer schnell als wäre er einen verdammten Marathon gerannt, während sein Herz einfach nicht stoppen wollte und drohte aus der Brust zu springen. Das war Hanas…erster Kuss aus Lust gewesen und der hatte ihm dummerweise gefallen. So sehr sogar das er schlagartig, als es ihm dann bewusst wurde, noch röter anlief und er das Gesicht dabei erschrocken verzog. Das war sein erster…

Und Saku sah ihn dann verdutzt an, weil er den neuen Blick nicht ganz deuten konnte. Musste er aber auch nicht…denn kurz darauf krachte es. Wenige Sekunden danach entstand ein roter Fleck auf seiner linken Wange und er kniete etwas geschlagen und verwirrt weiter über Hana…der ihm eine Backpfeife verpasst hatte. Er blinzelte dann schnell und brachte ein unglaublich lockeres: „Autsch“, aus sich und rieb dann mal über die Wange dabei. Okay…womit hatte er denn die wieder verdient? Erfuhr er aber auch gleich. Tja und dann ging es los, das Donnerwetter, als Hana über sich fauchte:

„WAS FÄLLT DIR EIN DU BLÖDMANN!?“

Saku sah ihn locker an. Oh na super…einer der einen auf „schwer zu kriegen“ machte. Ganz toll…Mann konnte Hana nicht mal locker sein? Witzig dass das genau in dem Moment von ihm kam, immerhin war er Profi im Ernstbleiben. Jedenfalls kam er wieder etwas weiter runter, kurz über Hana und sprach dann frech:

„Was? Sag nicht das es dir nicht gefallen hat Hana, denn dein Ausdruck eben war eindeutig gewesen, du kleiner Dickkopf.“

Er sagte das wieder etwas verführerisch dabei und stubste dann mit dem rechten Zeigefinger mal ganz leicht and die Stirn des Jungen, so dass der Blonde erneut röter anlief und zurück fauchte:

„D-Darum geht es doch gar nicht!! Warum fällst du einfach so über mich her, du Arschloch?!“

Mecker, mecker, mecker. Bellende Hunde beißen nicht…Oh mann Hana genieß es doch einfach mal und komm runter...

„Weil ich es so will.“

Kam es dann locker von Saku zurück und Hana sah ihn dann still und erschrocken an. Sein Blick…Sakutaro sein Blick war plötzlich wieder sehr ernst geworden und das sagte dem Kleinen damit aus…das er es auch so meinte wie er es gesagt hatte. Nämlich ernst. Und wenn er ihn so dabei ansah…dann wurde Hana anders. Sein Herz klopfte wieder schneller und sein Atem wurde es auch, als Saku dann weiter zu ihm runter sprach und plötzlich ein Ultimatum dabei setzte. Eines was er aus Schutz tat:

„Ich habe das lange genug zurückgehalten...Jedes Mal wenn du mich angesehen hast, seit wir aus diesem verdammten Tal gekommen sind…sah ich dass du mich wolltest. Ich wusste nicht was passiert war, aber ich wusste das etwas mit dir geschehen war und was dafür gesorgt hatte das du nach mir gesucht hast. Das du meine Nähe gesucht hast, obwohl du wusstest das ich dir nicht gut tun würde. Das dich einfach jeder in deiner Heimat hassen würde wenn du mir nahe kommst. Und dennoch hast du es getan...Ich sah deine Blicke Hana. Sah dass du mit mir schlafen wolltest. Aber ich habe es verdrängt und mir eingeredet es wäre nicht so, denn es ergab keinen Sinn für mich. Aber nun tut es das. Nun verstehe ich warum und ich…ich stelle dich jetzt vor eine Wahl…Ich werde das tun. Ich bin jetzt hier und wenn du es auch willst dann werde ich hier und jetzt mir dir schlafen. Du hast...mich jetzt genau da wo du mich schon immer haben wolltest, Hana. Wo ich auch gerade sein will, denn ich will genau das hier. Aber wenn du das JETZT nicht möchtest…dann werde ich das auch nie wieder machen, denn ich kann das nicht halbherzig. Wir gehen dann einfach unserer Wege und all das hier ist nie passiert. Doch solltest du es wollen…dann werde ich nicht aufhören. Ich werde weiter machen, wenn wir jetzt anfangen sollten und egal wie sehr du dann auch bettelst das ich aufhören soll...ich werde es nicht tun. Du bekommst mich entweder komplett…oder gar nicht, Hana…“

Komplett…oder gar nicht…

Das war ziemlich endgültig und hart, aber Hana…verstand das sogar. Er verstand es, denn er wusste was Saku seine Gründe dafür waren. Denn er war…er war ein stolzes Alphatier und dieses schubste man nicht einfach mal so von der Bettkante. Was bei ihm übrigends sehr dumm wäre das zu tun, denn er war ein heißer Kerl. Aber zugleich war er auch sehr verletzlich wenn es um seine Gefühle ging. Und genau das wollte er damit verhindern. Saku wollte Liebe und Leidenschaft und das richtig. Aber wenn nicht, dann ließ er es erst überhaupt nicht dazu kommen. Nicht mal ein Stück. Deswegen sagte er das. Er wollte alles…oder nichts. Genauso wie ein Zero-Pilot nun mal war. Alles...oder nichts. Und Hana lächelte darauf. Er lächelte frech und schluckte als er dann hoch in diese wunderschönen, braunen Augen über sich sah und antwortete:

„Weist du…ich weis nicht immer was ich will…Ich bin kompliziert, anstrengend und dickköpfig was das angeht…“

Saku sah ihn weiterhin scharf und stechend an, als er ihm dabei zuhörte und auf eine Antwort wartete. Es brannte in ihm und Hana…sollte endlich sagen was nun Sache war. Und das tat der Kleine dann auch…als er mit seiner rechen Hand nach oben langte, sanft auf die linke Wange des Mannes fasste den er liebte und sie dort ruhen ließ. Hana sah ihm dann lieb in die Augen und vollendete danach seinen angefangenen Monolog:

„Aber ich weis das ich DAS hier will…Ich will das hier. Und ich will…dass du nicht aufhörst, ganz egal was ich auch sage...Ich will dass du weiter machst…Denn mehr als das hier…will ich dich. Ich will dich hier und jetzt Saku. Du darfst mich haben wie kein anderer es jemals darf. Und heute Nacht…gehöre ich auch nur dir. Nur dir...Sakutaro Sakurai.“

Und das war die Antwort auf die der Schwarzhaarige gewartet hatte. Etwas was er sich schon lange wünschte, es von sich geschoben hatte weil es nicht sein sollte, aber es nun wieder hier war…und bleiben würde. Er wollte ihn. Und es war nur eine Magie gerade im Spiel die seine Prinzipen so über den Haufen warf wie es nichts anderes konnte…und das war Liebe. Vielleicht müsste er gehen. Vielleicht war das hier dumm und bescheuert. Aber das war in dem Moment nicht mehr von Bedeutung, denn Sakutaro hatte ihn…und er ließ ihn nicht gehen. Nicht heute Nacht. Denn es stimmte. Heute Nacht…gehörte Hana nur ihm. Und er…gehörte nur Hana. Was sein Herz dann wieder zum Rasen brachte und er kurz darauf zu ihm runter nickte und noch im Runterkommen zu der Blonden Schönheit unter sich flüsterte:

„…Dann sollst du mich bekommen Hana…Alles von mir…“

Und als er das sagte kam ihm der Blonde schon stürmisch entgegen und machte das was Saku eigentlich vor hatte…nämlich ihn küssen. Hana drückte seine Lippen auf die des Mannes über ihn und küsste ihn wild und stürmisch. Sogar wie ein kleiner Anfänger, aber das war schon okay, immerhin…war es Hana sein erstes Mal. Und irgendwie fand Saku das auch süß dass der so unerfahren war. Er war Jungfrau…und er musste auch genauso sanft wie eine behandelt werden. Und erst recht weil er noch angeschlagen war wegen seiner Schusswunde.

Vorsichtig fasste der Schwarzhaarige dann an den Haarschopf des Blonden, noch während des Küssens und Erwiderns und lockerte seinen Zopf. Saku zog das rote Haarband, das Hana seine Haare oben gehalten hatte, ab und befreite sie damit. Ließ das blonde Haar natürlich und sanft fallen, genau wie die zwei Federn die er immer dort stecken hatte und diese nun sanft auf den Boden neben ihnen glitten. Ließ das Haar auf dessen Schultern landen. Denn genau so wollte er ihn. Er wollte ihn natürlich und genauso frech…wie damals als er ihn das erste Mal kennengelernt hatte.

Danach lösten sie den Kuss und sahen sich in die Augen, nur um sich dann wieder zu küssen und dieses Mal komplett fallen zu lassen. Hana hatte Angst. Er fing etwas an zu zittern, einfach weil er keine Ahnung hatte was auf ihn zukommen würde, aber er…er vertraue Sakutaro. Und somit wusste er dass er auf ihn aufpassen würde. So wie er es immer tat. Denn er war...sein Dyami. Ja es würde weh tun, da war er sich sicher, aber solange Saku bei ihm war…war alles okay. Aber sein Bauch tat plötzlich wieder etwas weh. Es war ein unangenehmes Ziehen...das sich aber auch irgendwie gut anfühlte.

So löste der Kleine wieder den Kuss und ließ sich nach hinten auf das weiche Kissen fallen. Er lag scheu und wunderschön vor dem Älteren und sah errötet zu ihm hoch, machte dabei sogar schon instinktiv die Beine auf und schluckte dann beschämt. Er kam sich etwas dumm dabei vor…aber dann schaltete sich sein Verstand auch schon ab und nur noch Liebe steuerte seine Handlungen. Besonders als er diesen hübschen Kerl über sich sah, der ihn mit diesen starken Augen abfuhr und so gut gebaut war. Das alles...würde Hana heute gehören. Saku fasste dann mit der linken Hand an Hana seine rechte Wange und packte diese sanft. Und in dem Moment passierte es ganz von alleine. Hana konnte es nicht mehr steuern und es kam dann verliebt und mit einem vertränten Blick zu dem Mann hoch, den er liebte. Der eine entscheidende Satz in seinem Herzen:

„Ich liebe dich…Sakutaro…“

Und all der Druck auf seinem Herzen war endlich verschwunden. Er hatte es gesagt…und nun gab es für ihn kein Zurück mehr. Nie mehr. Und Saku…der sah ihn einfach nur dabei an und kannte diesen Moment. Er kannte ihn…denn er hatte ihn schon mal erlebt. Hier und genau an diesem Ort. Dieselben Worte und dasselbe Gefühl. Aber dieses Mal war es anders. Es war…richtig. Denn jetzt lag die richtige Person vor ihm. Die die es schon immer verdient hatte von ihm geliebt zu werden und wer sah vor sich das schönste Geschöpf liegen das er kannte. Denn vor ihm lag Hana…und nicht Chiharu. Und so reagierte er auf diese Worte nicht mit Worten, sondern mit Taten. Er kam dann wieder runter und küsste ihn erneut. Sagte damit aus das er ihn auch liebte und fing dabei mit dem an was gerade das einzig Richtige war. Denn er würde Hana lieben, ihm alles von ihm schenken…und das die ganze Nacht. Er würde es...zur ihrer Ersten, Letzten und vor allem schönsten Nacht ihres Lebens machen. Etwas was er von nun an immer bei sich tragen würde...und das solange er lebte.

Und unten vor dem Flieger, im zarten, hellen Sand saß Asanoha. Der wunderschöne, schneeweiße Fuchs und wedelte sanft mit dem Schwanz während sie nach oben zum Cockpit sah. Und sie lächelte. Der kleine Schutzgeist lächelte und maunzte dann sanft, als er sich danach erhob und in den Dschungel verschwand aus dem sie gekommen war. Denn alles war gut. So sollte es sein und so…ging es dann auch weiter. Er gehörte ab nun zur Familie und sie hatte zugleich ihrem Enkelkind den Weg gezeigt. Den einzig richtigen Weg. Und während sie im Dunkel verschwand erblühte eine wunderschöne Blume in dieser Nacht der Liebe. Eine Blume die auch nur in der kühlen Frühlingsnacht erblühte, wenn der Mond hell schien und die Sonne bereits schlief. Eine wunderschöne Blume…die ab nun sogar anfangen würde neue, kleine Knospen sprießen zu lassen…
 

Ich starrte mein Leben lang auf den Rand des Meeres, solange ich mich erinnern konnte und wusste nicht warum. Ich wünschte mir der perfekte Sohn zu sein, aber immer wieder kam ich zurück an den Ozean, egal wie sehr ich es auch nicht versuchte. Fast so als hätte ich dort etwas verloren. Jeder Weg den ich ging, jede Spur der ich folgte, jeder Pfad den ich mir baute, einfach jede Straße führte dort hin zurück. An den Ort von dem ich wusste das ich dort nicht sein sollte aber du da sein würdest. Und wo ich hingehörte. Siehst du das Grün in der Ferne am Himmel? Es ruft mich. Aber keiner weiß woher es eigentlich kommt. Und wenn der Wind deine Stimme sanft zu mir über das Wasser leitet, dann werde ich es sicher eines Tages erfahren. Denn wenn ich gehe, dann habe ich keine Ahnung wie weit ich laufen muss um dich zu finden. Aber wenn du am Ende dort bist…dann ist es das alles wert. Denn nur dann…ist alles so wie es sein sollte...Und einfach richtig.

Red wine

Ich fühlte mich in den letzten Tagen nicht ganz wie ich selbst. Ich schätze wir lernen alle dazu, von Tag zu Tag und je älter wir werden. Aber ich muss es mir eingestehen und mir selber die Schuld dafür geben was passiert ist. Denn ich brauchte schon immer dringend Hilfe, aber wollte es nur nie zugeben. Doch Gott hat einen Plan für mich, da bin ich mir sicher. Denn das war alles an das ich mich klammerte. Aber lass mich dir sagen: Ich habe weder die Geduld noch die Zeit für Spielereien. Was soll ich sagen? Ich bin nun mal kein Engel und nicht dafür da um es anderen besser gehen zu lassen. So dachte ich schon immer. Ich bin nicht von Gott verlassen worden. Und ich habe zwar gerade meine Göttlichkeit verloren, die Unsterblichkeit, aber dafür kann ich heute bluten. Reiß mich auf und lass mich leiden, denn ich glaube Gott hat mich wirklich geschickt um zu bluten. Hat mich geschickt um aufzuwachen. Und kein Sterblicher kann leugnen was es heißt zu leben und zu fühlen. Und ab dem Zeitpunkt war es mir klar dass es das dann gewesen war. Das ich dies akzeptieren musste was mir passiert war. Ich fragte Gott: an was ich noch glauben sollte und bekam keine Antwort von ihm. Ich war verlassen, denn ich kannte das Konzept des Schmerzes bis dahin nicht. Ich wollte diesen Körper nicht, denn ich wusste ich würde dagegen verlieren. Würde dabei zusehen müssen wie mein alter Körper um mich herum zerfällt und stirbt. Und beweisen konnte ich genau das...als du mich bluten sahst. Als du mich fandest an dem Ort zwischen Wasser und Himmel. Doch ich war niemand der einfach so aufgeben wollte. Jemand der keine Kontrolle mehr über sich hätte und erstickend dort im Sand liegend würde bis meine Knochen endlich brachen. Ich selbst wurde mein schlimmster Feind, der nicht gerettet werden konnte und Gottes alleinige Schande. Ich war der Bastard den keiner mehr wollte. Verstoßen von meinen Brüdern und allem was ich kannte trieb ich dort im Nass der sterblichen Welt. Allein und verlassen. Aber du hast mich genommen wie ich war. Du wolltest mich an diesem Tag und halfst mit auf meine geschundenen Beine. Heiltest meine Seele und reinigtest meine Wunden. Du lehrtest mich zu lieben und zu fühlen. Du lehrtest mich zu vertrauen. Und am Ende…da wollte ich wie du sein. Wollte alles Alte hinter mir lassen und neu anfangen. Und von da an wusste ich dass es kein Fluch war, was mir passierte, sondern eine zweite Chance. Ein Geschenk. Du warst meine zweite Chance und diese ergriff ich. Mein Geschenk. Denn immer wollte ich nur das tun was ich für richtig hielt. Sah hoch am Himmel das Sternenlicht und wie das Firmament sich verdunkelte. Sah die vielen Farben und fühlte mich frei. Öffnete meine Flügel weit und flog davon. Aber als ich dich fand wollte ich das nicht mehr. Denn der Himmel erschien plötzlich so einsam und still ohne dich. Mein Zuhause…war ohne dich nur eine Leere in der ich auf alle Ewigkeit allein umherwandern würde. Ohne Liebe und ohne Vertrauen. Ich wollte diese Flügel nicht, wenn es bedeuten würde ohne dich leben zu müssen. Und so habe ich mich entschieden. Habe mich für dich entschieden. Ich bin jetzt hier…und ich gehe nie wieder weg. Solange ich lebe und darüber hinaus bleibe ich an deiner Seite. Ich schenkte dir meine Saat und besiegelte damit unser gemeinsames Schicksal. Erschuf so einen Fluch der uns aneinander band. Aber dieser Fluch gehört nur uns beiden und es war das Beste was uns jemals passieren konnte. Unsere Seelen…auf ewig aneinander gebunden. Egal wo und egal wann. Und mein Fleisch am Ende so sterblich und voller Sünde wie deins. Endlich war ich frei. Freier als ich es am Himmel je sein konnte. Hier gehörte ich hin. Hier an deine Seite. Ich tat das weil ich dich liebe, so dass ich jeden morgen, bis in alle Ewigkeit, immer an deiner Seite aufwachen würde und wir für immer gemeinsam der Sonne beim Aufgehen zusehen könnten. Und meine Frucht wird dies ebenfalls weiter tragen. Bis in alle Ewigkeit. Immer weiter...bis wir beide uns wieder finden und hier alles erneut von vorne beginnen kann...
 

Sanfte Sonnenstrahlen schimmerten magisch durch das leicht trübe Glas über ihnen.

Kleine Partikel flogen in der Luft umher, welche man nur dann sehen konnte wenn sie ihren Weg in die Strahlen des Sonnenlichts fanden und danach dort wunderschön und zauberhaft in der Luft tanzten. Wie magische kleine Wesen die Freude daran hatten und miteinander spielen wollten. Es waren die ersten Strahlen der Morgensonne, nach dieser kühlen Nacht, die schon solch eine Kraft besaß wie es auf dieser tropischen Insel auch völlig normal war. Und es war zwar nur das Licht der Frühlingssonne, aber es wärmte bereits schon alles um sich so gut auf das es locker reichte um nicht zu frieren und dazu musste es noch nicht mal Sommer sein. Ihm war deshalb auch warm. Doch das lag nicht nur an den Sonnenstrahlen, die sich sanft über ihm durch das Glas des Schiebedachs schlichen, sondern auch wegen dem was passiert war. Was in dieser Nacht passiert war.

Zuerst konnte man denken dass es alles nur ein Traum war, so anders war es gewesen. Anders als alles was er kannte. Doch sein Körper erinnerte ihn sofort daran dass dies nicht der Fall gewesen war, denn mit jeder Minute, in der er wacher wurde, konnte er es fühlen. Konnte fühlen wie er kribbelte, brannte und sich sein Körper noch immer nicht wirklich beruhigt hatte. Weder das Fleisch noch sein Herz, denn es waren so viele neue Gefühle über ihn gekommen in dieser Nacht. Gefühle die er nicht kannte und die ihn damit von den Füßen rissen und ihm zeigten was Natur war. Was Wildheit war, denn nichts anderes hatte er in dieser Nacht erlebt. Der Junge hatte nämlich das Natürlichste der Welt erlebt. Und besonders sein Bauch machte ihm das in jener Sekunde, mit einem Stechen, wieder klar. Ein Stechen, ein Zerren, so intensiv das er den Mundwinkel dabei müde und leicht schmerzhaft verziehen musste. Seine linke Hand wanderte auf Grund dessen dann auch schon runter an seinen Bauch und strich sanft über diesen. Strich sanft über seine nackte und glühende Haut...denn mehr trug er auch nicht mehr. Er lag dort...genauso natürlich wie er auch damals vor sechzehn Jahren geboren wurde und nur mit dem bekleidet was seine Eltern ihm dabei geschenkt hatten. Und er fühlte sich auch wie neu geboren. Als wäre in der letzten Nacht ein altes Kapitel zugeschlagen worden und dafür ein völlig Neues eröffnet. Eines dass sein Leben für immer verändern würde...

Hana lag dort seitlich auf dem weichen Kissen, in welches er gestern Abend noch so unsanft geworfen wurde und atmete leicht aus. Er zitterte auch leicht während er dort lag. Dort auf diesem Kissen das zum Nest ihrer Liebe geworden war. Das Zittern kam wegen seinem Bauch und weil die Hitze in ihm nun etwas nach ließ. Bis zum Bauch war er mit der Fliegerjacke des Mannes zugedeckt worden den er liebte und sein blondes Haar lang ihm dann noch sanft nach vorne über die linke Schulter. Die Schulter die oben war, während er da so lag und an seinem Nacken damit etwas offenbart wurde was er Stunden zuvor noch bekommen hatte. Ein Geschenk, das er als Preis bekam und es zeigte dass es ziemlich wild zwischen ihnen gewesen war. Zwischen ihm und Sakutaro, denn mitten unter seinem Haaransatz und am Nacken...war eine Bisswunde. Keine tiefe aber eine leichte Bisswunde erblühte dort. Eine an die sich Hana wieder verschlafen und mit halb offenen Augen erinnern konnte, als er seine Hand von seinem Bauch wegzog und dann mit dieser sanft über die Stelle am Nacken fasste.

Er…er hatte ihn gebissen. Im Eifer des Gefechts und so völlig ohne Vorwarnung hatte Saku sich plötzlich an seinem Nacken verbissen. So wie ein männlicher Leopard das tat wenn der sich in seinem Weibchen ordentlich verbiss damit sie auch ja nicht abhauen konnte während er sie befruchtete. Es war ein Paarungsbiss wie bei Raubkatzen gewesen und Hana konnte noch nicht mal sagen das es schmerzhaft gewesen war oder er das nicht gewollt hatte, denn genau dass Gegenteil war in der Sekunde in ihm passiert…er hatte es nämlich so sehr genossen. In seinem Körper bebte es ab dem Moment und es war als würde ein Feuer in ihm lodern das kurz darauf auch explodierte. Es war unbescheiblich. Raubkatzen machten das um den Eisprung auszulösen, doch bei ihnen war es einfach nur Wildheit gewesen. Und er hatte auch definitiv nicht vor gehabt abzuhauen so dass man ihn festnageln musste. Oh nein darüber waren sie schon lange hinweg gewesen. Denn er genoss es. Hana genoss es wie nichts anderes.

So gesehen hatte er alles bis dahin schon genossen, denn der Biss kam nicht ganz am Anfang sondern erst nach dem sie schon einige Zeit bei der Sache gewesen waren. Doch als dieser gezielte Schnapper passiert war, da war es als würden Gefühle in ihm explodieren und all das was Hana noch klar denken lassen konnte hatte sich ab dem Moment komplett verabschiedet und es gab nur noch animalische Lust. Als hätte ihm einer einen über den Deckel gezogen und ihn damit ausgeschaltet, nur das es ein Biss seines Liebsten gewesen war statt einem Stück Holz.

Er lief rot an bei dem Gedanken...denn sie hatten es wirklich getan. Er und Saku…sie hatten miteinander geschlafen. Sie hatten Sex gehabt. Er hatte Hana in diesem Moment...zu einem Erwachsenen gemacht. Und wenn er da so lag und wieder dran zurück dachte, was in dieser Nacht so alles zwischen ihnen passiert war, dann klopfte sein Herz wieder schneller dabei, denn es war…es war unglaublich gewesen.

Hana wollte jetzt wirklich nicht da liegen und schwärmen das er von nem Kerl flachgelegt wurde der gut vögeln konnte aber…aber er war doch echt von einem Kerl flachgelegt worden der gut vögeln konnte! Und das dann, oben drauf, auch noch von einem Mann der so gut aussah! Also ein verdammter Glückstreffer konnte man sagen! Und wenn der Blonde es nicht besser wüsste, dann konnte man echt erst denken er hätte mit einem Gott geschlafen, oder so. Mit einem Mann der einfach zu perfekt für sein eigenes Wohl war. Aber das war, logischerweise, nicht der Fall gewesen sondern Saku war halt einfach nur ein Kerl der eben genau wusste was er tat und dazu noch mit gutem Aussehen gesegnet war. Und oh verdammt er wusste genau was er zu tun hatte und was nicht, denn das wurde Hana in der Sekunde wieder bewusst. So erinnerte er sich sofort wieder wie alles angefangen hatte.

Es ging los mit schon fast zu harmlosen Küssen die immer mehr und dann auch noch immer unkontrollierter wurden. Einer nach dem Anderen. Und ehe er sich versah hatte ihm Saku dabei auch schon geschickt die Kleidung vom Leib gerissen und wollte loslegen. Aber egal wie gut er auch küssen konnte und der Blonde dabei schmolz wie Schnee in der Sonne, Hana musste ihm darauf erst mal wieder ordentlich anbrüllen, einfach weil er sich so schämte und so überrumpelt dabei fühlte. Genau da zeigte sich wieder die Unerfahrenheit und die Jungfrau in ihm. Die er ja auch war. Ja und er war in dem Moment wohl die dickköpfigste und launischste Jungfrau mit der sich Saku wohl jemals auseinandersetzten musste um Sex haben zu dürfen. Denn anstatt das sich Hana einfach fallen und vögeln ließ, machte der eine Diskussion daraus und fing an zu meckern. Also so wie immer wenn ihm was gegen den Strich ging oder es ihm peinlich wurde. Und das war auch der Grund gewesen, denn er kam sich so blöd dabei vor. Wenn er allerdings jetzt daran zurück dachte, wie er sich angestellt hatte, kam er sich noch blöder vor. Und wenn ER das nun schon so sah, wie muss es dann wohl erst für Saku gewesen sein in der Sekunde? Aber Hana konnte einfach nicht anders, denn er war so überfordert gewesen mit der neuen Situation, dass er diese beschissene Aktion eben gebracht hatte. Er motze, fauchte und meckert beschämt und schlug dabei sogar leicht um sich. Er war alles andere als sexy gewesen in dem Moment. Und er konnte von Glück reden…das Saku dennoch so sanft zu ihm gewesen war und dabei cool blieb, obwohl es jedem anderen sicherlich schon den Schwanz abgeklemmt hätte und der dann sofort nen Abgang danach machte. Denn anstatt ihn zurück anzuschreien, was Hana nämlich aus Scharm getan hatte, machte Sakutaro dann nämlich genau Gegenteil und blieb einfach ruhig.

Sakutaro sprach erstaunlich sanft auf ihn ein und versprach ihm vorsichtig zu sein. Etwas womit Hana nicht gerechnet hätte, denn immerhin hatte der Pilot ihm vorher noch gesagt das er nicht stoppen würde wenn der Blonde nun mit ihm schlafen wollte. Und auch weil Saku ja dazu tendierte eher ne kurze Zündschnur zu haben. Besonders dann wenn er genervt war. Er war so anders gewesen in dem Moment. Aber inzwischen wusste Hana ganz genau das Saku das vorher nur gesagt hatte weil er selber so voller Angst gewesen war. Er hatte Angst emotional wieder verletzt werden zu können und brauchte eben Sicherheit. Und da er nun mal sehr…naja „direkt“ sein konnte, kam das da vorher eben etwas unhöflich und schroff rüber. Ja fast schon endgültig und bedrängend. Doch so war er plötzlichen nicht gewesen. Alles was Saku dann getan hatte, nachdem Hana nackt vor ihm lag, war dann so sanft und vorsichtig gewesen, dass der Blonde dachte ihn nie richtig gekannt zu haben. Als hätte jemand den Trottel heimlich gegen jemanden anderen ausgetauscht, als der den er vorher am Strand kennengelernt hatte. Saku war so vorsichtig gewesen als hätte er wirklich schreckliche Angst gehabt ihm wehtun zu können. Und ab da wusste der Kleine…das es unnötig war. Es war unnötig gewesen Angst zu haben und sich zu schämen, denn Sakutaro würde ihn niemals dabei verletzten. Das Problem war mehr: das Hana sich für sich schämte, denn noch nie zuvor hatte er nackt vor jemanden gelegen und vor allem nicht vor einer Person die nicht seine Eltern waren und er dabei noch ein Kind. Hana war aber nun erwachsen geworden und sein Körper eben…anders als bei anderen. Und dafür hatte er sich geschämt.

Er fand sich nicht hübsch und sagte Saku das auch, welcher ihn darauf nur dabei ansah. Sein Blick war verdutzt gewesen und Hana konnte ihn erst nicht einordnen. Doch Sekunden später wusste der Blonde das er nicht mehr scheu sein musste, denn Saku küsste ihn dann nur wieder sanft und sagte ihm das es okay wäre. Das er wunderschön wäre und sich überhaupt nicht zu verstecken bräuchte. Er sah ihn dabei so lieb an. Saku...nahm ihn mal wieder wie er war und das machte Hana erneut so glücklich. Und der Blonde wusste dann, in dem Moment, wo er diesen Mann über sich sah…das dieser ihm, in dieser Nacht, die Sterne vom Himmel holen würde und auch gleichzeitig alles dafür tat das es die schönste Nacht in Hana seinem Leben werden würde. Und das hatte er sogar geschafft. Verdammt noch mal er hatte es geschafft.

Sie fingen nach diesen Worten an sich näher zu kommen und man bemerkte aber auch schell das Saku ebenfalls etwas unsicher war. Ganz egal wie sehr er es auch versuchte zu verstecken. Hana spürte und fühlte das. Besonders dann wenn er bemerkte wie unsicher der Ältere den Blonden dann an einigen Stellen anpackte. Saku war nicht unerfahren gewesen. Er hatte schon Sex mit Chiharu gehabt, das dachte sich Hana zumindest in dem Moment, aber dennoch wirkte er in ihrer Lage plötzlich so unsicher. Und das lag sicherlich daran das vor Saku nun mal keine reine Frau lag und auch kein reiner Mann, sondern etwas dazwischen. Er wusste nicht ganz wie er anfangen und wo er anfangen sollte. Wo es Hana nun gefallen würde und wo nicht, denn wer wusste schon wie sein Körper funktionierte? Vielleicht mochte er es an bestimmten Orten eben genau da nicht angepackt zu werden wo andere sofort abdrehen würden vor Glück. Vielleicht tat es ihm da weh, oder erregte ihn überhaupt nicht. Genau deswegen wirkte der Pilot auch so als würde er zum ersten Mal jemanden berühren. Viele Fragen und Sorgen waren plötzlich in seinem Kopf aufgetaucht, denn um nichts auf der Welt wollte er Hana Angst machen oder dabei wehtun. Und vor allem fragte sich Saku: Fühlte Hana nun eigentlich eher wie ein Junge, oder wie ein Mädchen? Worauf stand er nun und worauf nicht? Es war echt verzwickt.

Und das merkte man eben an seinen Taten. Noch dazu fühlte er wie unsicher der Blonde war und das befeuerte seine Eigene nur noch mehr. Es war aber für Hana…faszinierend gewesen das zu sehen, denn da war dieser harte Kerl über ihm gewesen, einer der locker töten konnte und wusste was er konnte und was nicht, aber genau in dem Moment…da stellte der sich echt wie ein verliebter Teenager an der gleich das erste Mal Sex haben würde und deswegen etwas überfordert gewesen war. Es war schon irgendwie süß gewesen das zu sehen. Sie mussten…wirklich erst mal lernen sich langsam zu beschnuppern und Sicherheit in dem Anderen zu finden und auch in dem was sie nun tun wollten. So lernten sie sich also erst mal vorsichtig genauer kennen. Berührten sich sacht und beschnupperten sich damit sie eben genau wussten was sie mochten und was halt nicht und bevor es dann auch wirklich richtig losgehen konnte. Aber genau diese Momente…waren für Hana die schönsten gewesen. Nicht der hemmungsloser Sex danach, sondern die Nähe und Empathie.

Sanft berührt zu werden, zu sehen wie Saku ihm dabei genau im Blick behielt und er ihm dabei in die Augen sah ob es okay war ihn so zu berühren…es war so wunderschön gewesen, denn er war dabei so sanft zu Hana. Jede Berührung so sacht und zart, aber dennoch heiß wie Feuer. Und es war Liebe. Wenn sie sich ansahen...dann war da nur Liebe zwischen ihnen. Und es war in dem Moment genau das gewesen was Hana immer gebraucht hatte…Nämlich Vertrauen und Liebe.

Noch nie hatte er jemanden so nah an sich ran gelassen. Und das würde er auch nie wieder, denn er gehörte nun Saku. Seid dieser Nacht…gehörte er Saku. Und Hana konnte es spüren. Er konnte das in seinem Herzen spüren und auch in seinem Bauch, denn da war wieder dieses Kribbeln. Dieses Gefühl das nicht zu erklären war und es immer stärker wurde je mehr er ihn berührte. Und dann wusste Hana das er dafür bereit war. Er war bereit und sein Bauch sagte ihm dass er endlich loslegen sollte. Und er sehnte sich schlagartig so sehr danach ihn in sich zu fühlen. Es kam wie aus dem Nichts und überrollte ihn. Wurde einfach zu viel für sein sensibles Herz. Tja und dann war es auch schon passiert und sie verfielen einander. Wurden eins.

Erst wusste Hana nicht wie er das überleben sollte, denn es tat am Anfang verdammt weh. Doch es wurde immer besser und dann fühlte es sich sogar richtig gut an. Verdammt gut. Er hatte allerdings dabei dennoch einen Schreck bekommen, denn er fing plötzlich an zu bluten. Immerhin hatte sich Saku für die sagen wir mal: "weibliche" Version entschieden und wollte diese beglücken. Er hatte dabei im Hinterkopf die Worte die Hana zuvor gesagt hatte. Die Worte: Das er unfruchtbar war. Das gab ihm Sicherheit, also machte er sich da auch keine Sorgen das da ein Ausrutscher passieren könnte. Immerhin...warum sollte Hana ihn zu dem sensiblen Thema damals belogen haben? Nein er hatte nicht gelogen, denn das sagte der traurige Blick vorhin aus...Den Saku übrigens noch immer nicht verstanden hatte.

Es war nicht viel Blut gewesen und zartes helles was aus Hana lief, aber sie hatten beide kurz einen Schreck gehabt und es geriet dann deswegen alles etwas leicht ins Stocken. Besonders weil Hana wieder rumfauchte das Saku viel zu groß wäre und dem damit die Schuld effektiv in die Schuhe schieben wollte. Typisch Hana halt. Das Bluten war aber völlig normal gewesen und kein Grund zur Beunruhigung. Sowas konnte passieren, denn Hana war immerhin noch jungfräulich gewesen und er war dabei eben leicht „eingerissen“. Etwas was Saku ihm allerdings erst mal erklären musste, denn der hatte das, im Gegensatz zu Hana, schon mit Chiharu erlebt. Nur stellte die sich dabei nicht so an. Hana allerdings wollte, in der Sekunde, nicht unbedingt hören dass es Saku beim Sex mit seiner Ex auch passiert war. Das war echt trottelig gewesen. Aber er vergab ihm das mal ausnahmsweise, denn der Pilot wollte damit eigentlich nur beruhigen und nicht vergleichen. Wenn auch etwas ungeschickt und zu ehrlich. Typisch Sakutaro halt. Es dauerte dann noch einige Sekunden bis es weiter gehen konnte und Saku sich wieder so nähern durfte das dabei nicht mehr die Gefahr bestand das Hana ihn beißen würde. Oder schlimmer. Und danach wurde es wieder ruhig und sanft. Es gab endlich nur noch sie und die Nähe zueinander. So nahe wie man sich nur kommen konnte in der Liebe.

Es war sanft, bestimmt und natürlich gewesen. Aber nach einer Weile änderte sich das auch plötzlich, denn dann wurde es wild, kräftig und leicht aggressiv. Aber nicht nur bei Saku sondern auch bei Hana. Als hätte sich ein verdammter Schalter in seinem Kopf umgelegt denn Hana wollte das plötzlich so. Er wusste nicht warum, aber alles in seinem Körper schrie in ihm das Tempo anzuziehen und wilder zu werden. Das Sanfte vorher war am Anfang richtig gewesen. Doch dann fühlte sich dieses Harte und Wilde auch richtig an. Sein Bauch sagte es ihm und schmerzte dabei, aber es war ein guter Schmerz gewesen, den der Blonde sogar kaum mehr wahrnahm in ihrer Wildheit. Es war Hana egal gewesen warum es wehtat. Ob seine Wunde nun einriss oder eben nicht, oder ob er dann, unten herum, nur noch mehr bluten würde. Es war einfach alles egal gewesen, denn Saku sollte ihn einfach nur lieben und dabei kräftig zeigen wie sehr ihn wollte. Tja und so hatte er dann auch diese Bisswunde am Nacken bekommen. Und es war richtig so. Alles in Hana seinem Leib sagte ihm das es genau so richtig war und nicht anders sein sollte. Saku sollte sich in ihm verbeißen, ihm zu seinem Eigentum machen und somit sein Weibchen beglücken. Und das hatte er dann ja auch getan. Und als Hana Wärme in sich fühlte…da war einfach alles richtig gewesen. Alles war so richtig gewesen und er dann noch oben drauf der glücklichste Junge der Welt. Und auch Saku danach neben sich zu sehen, zu sehen wie sanft und verliebt er ihn anlächelte...Hana wollte das nie mehr missen, denn zum ersten Mal...hatte er Saku glücklich gesehen. Saku hatte mit ihm geschlafen und sie waren nun miteinander verbunden. Das...das konnte Hana fühlen...

Sein Kopf war rot geworden, weil er sich in seinen Gedanken dazu verloren hatte und seine Hand kam dann von seinem Nacken wieder weg und zurück runter an seinen Bauch. In Gedanken strich er sich dabei sanft über diesen und schnaufte dann etwas erschöpft aus. Er…er konnte es noch immer spüren. Ihn spüren. Es vibrierte und krachte noch immer durch seinen Bauch. Saku seine Kraft und auch seine Wärme ließen nicht locker…Und so über seinen Bauch zu streichen fühlte sich für Hana gerade echt gut an. Es beruhigte seine Gedanken und zugleich fühlte es sich an als würde er damit auch alles in seinem Bauch beruhigen. Egal was da drin auch gerade los sein mochte. Ein...ein komisches Gefühl.

Eine sanfte Bewegung und ein Grummeln weckten Hana aus seinen Gedanken und er drehte den Kopf so nach hinten, das er dabei über seine Schulter sehen konnte. Aufmerksam und etwas rot im Gesicht sah er hinter sich, sah wie Saku dort hinter ihm lag und noch immer die Augen geschlossen hatte. Sie lagen beide weiterhin auf dem großen Kissen, auf dem sie die Nacht verbracht hatten und er kuschelte sich näher an Hana nach vorne, legte dabei seinen linken Arm um den Bauch des Blonden und zog ihn somit hinter und näher an sich, bis Hana an seinen Körper gedrückt dort lag. Saku sein Kopf lag auf seinem angewinkelten, rechten Arm, aber sein Gesicht war dabei so nach unten geneigt, dass er dieses in Hana seinem blonden Haar ruhen ließ. Er atmete tief und sanft dabei. Offenbar war er noch nicht ganz wach und hatte somit im Schlaf instinktiv den Kleinen näher an sich gezogen mit dem er vorher noch geschlafen hatte. Er suchte Nähe und Wärme. Doch im Gegensatz zu Hana lag Saku nicht komplett nackt dort. Sicher hatten sie sich beim Akt beide komplett entkleidet und es genossen einander dabei anzusehen, aber danach war der Ältere als Einziger noch in der Lage gewesen sich anzuziehen. Er fand noch die Kraft für diese Aktion in sich, auch wenn es nur sein ärmeloses, weißes Muskelshirt war und ne schwarze Shorts. Hana kam nicht mehr wirklich dazu, denn er war danach völlig fertig gewesen. Saku hatte allgemein so viel Kraft in sich und die Nacht über hatte er sich damit wortwörtlich an ihm ausgetobt, so das der Kleine VIEL wegzustecken gehabt hatte und das noch immer verarbeitete während sie da so rum lagen. Sakutaro hatte so viel Kraft und Ausdauer…Hana hatte ja keine Ahnung auf was er sich da einfließ. Sicher Paku hatte mal sowas erwähnt, aber der Kleine wusste ja nicht das es sich dann wirklich bewahrheiten würde! Tja aber der Junge hatte das nun am eigenen Leib erfahren dürfen und er war nach der Hälfte vom Sex schon so erledigt gewesen das er vorzeitig kapitulieren wollte, aber da fing Saku gerade erst richtig an hochzufahren! Verdammter Kraftprotz. Es war anstrengend gewesen. Aber ihn nun so hinter sich zu fühlen…und zu spüren wie er ihn sanft und beschützend an seinen starken Körper presste…es ließ Hana weich werden und wohlig seufzen, so das er dabei die Augen schloss. So schön. Genauso…sollte es für immer bleiben. Nur sie zu zweit. Sich liebend, miteinander kuschelnd und sich dabei sanft berührend, nur um dann jeden Morgen danach gemeinsam aufwachen. Und wenn Saku lächelte, dann ging für den Kleinen die Sonne auf. Wenn er seinen Herzschlag hörte, wie gerade in dem Moment, dann fühlte er sich auch am Leben, so wie noch nie zuvor. Hana…wollte das nie mehr hergeben…

„Schön dass es dir gefällt…“

Erschrocken zuckte der Blonde bei den Worten auf und sah wieder hinter sich hoch zu dem Mann der ihn noch weiter an sich drückte und dabei wärmte. Hana blinzelte danach etwas beschämt einige Male und sah dann weiter über sich zu Saku hoch, drehte sich dann so dass er ihm ins Gesicht sehen konnte und bekam dabei ein sanftes und freches Lächeln zugeworfen. Sakutaro hatte diese Worte zu ihm gesagt und löste dann seinen linken Arm von Hana seinem Bauch. Er war also wach. Sanft packte er danach seine Jacke, die gerade so über die Hüfte und den Po des Blonden lag und zog sie mit einem sanften Ruck etwas höher. Er zog sie weit hoch und machte sie dabei noch zurecht, das Hana dadurch noch mehr zugedeckt wurde als er es vorher schon gewesen war. Denn Saku machte sich Sorgen das der Kleine anfangen könnte zu frieren, auch wenn es im Zero schon sehr warm wurde durch die aufgehende Sonne. Es war eine Geste der Sorge und er zeigte sogleich auch Liebe und Fürsorge damit. Hana bemerkte das und ließ es demnach zu, während er dem Mann, den er liebte, dabei nur weiter in die Augen sah. In die Augen sah in die er sich, in dieser Nacht, nur noch mehr verliebt hatte. Und als Saku dann fertig war, seinen Arm danach dann etwas nach oben hob, da fühlte der Blonde auch schon wie der ihm sanft mit der linken Hand durch das Haar strich, das verspielt in Hana sein Gesicht hing und es damit zur Seite schob. Zur Seite schob damit er Pilot seine Augen und leicht roten Wangen besser sehen konnte. Und da musste Sakutaro dann plötzlich leicht seufzen, denn er war so schön. Dieser Junge vor ihm war so wunderschön und es machte ihn plötzlich unglaublich glücklich und stolz zu wissen dass er der Jenige gewesen war…der diese wundervolle Blume letzte Nacht bestäuben durfte. Nur er und kein anderer.

Hana nickte dann den Kopf wegen des Seufzers leicht zur Seite und fragte schließlich:

„Du bist wach?...Ich dachte du schläfst noch Saku…“

Sakutaro schüttelte den Kopf leicht und lächelte dann schon sanft, als er Hana wieder sacht eine Strähne aus dem Gesicht schob und antwortete:

„Ich bin schon ne Weile wach…Vor allem nach dem du vorhin gezittert hast konnte ich nicht mehr einschlafen.“

Gezittert? Das…hatte er gefühlt? Ja es stimmte und Hana hatte wirklich kurz gezittert, aber er dachte es wäre so leicht und nur für ihn zu fühlen gewesen, dass Saku das entgangen wäre. Denn das war ja wegen dem Schmerz in seinem Bauch und weil es kühler wurde, gewesen. Offenbar war es doch stärker durchgekommen als er gedacht hatte und Saku hatte das deshalb bemerkt. Weswegen der ihn auch plötzlich leicht besorgter dabei ansah, als er ihm die Strähne entültig weg geschoben hatte und das Gesicht auch noch verzog, als er Hana hauchzart, mit dem Zeige- und Mittelfinger, dann über die Stirn strich und sanft fragte:

„…Geht es dir gut? Hab ich…dir weh getan?“

In seiner Stimme lag ein unsicherer und wehleidiger Ton. Einer der Hana quälte ihn zu hören und noch zusätzlich konnte er ihm im Gesicht ablesen das Sakutaro sich gerade selbst wieder in Stücke reißen wollte. Denn der machte sich gerade Sorgen das er Hana zu hart rangenommen hatte und der deswegen nun Schmerzen bekam. Das unterstrich mal wieder ganz gut wie lieb und feinfühlig er doch war unter seiner harten Schale. Was für ein fürsorgliches und sanftes Herz aus Gold er doch besaß. Und obwohl Hana das nicht wollte, dass Saku sich sorgte und mit sich selbst härter ins Gericht ging als er musste, so…war er doch glücklich das zu wissen. Zu wissen das dieser Mann sich so um ihn sorgte. Zu wissen…das er ihn liebte, denn genau das sagte er damit aus. Saku musste es nicht mal sagen. Er musste Hana nicht mit Worten sagen das er ihn liebte, was er auch nicht einmal während dem Sex getan hatte, denn der Kleine konnte es auch so spüren und sehen. Jedes Mal…wenn Saku ihn ansah, wie gerade in dem Moment, da wusste er es nämlich sofort. „Ich liebe dich. Und ich wollte dir nicht wehtun.“. Genau das kommunizierte er gerade mit anderen Worten und seinen Blicken. Er war wie immer ein offenes Buch mit seiner Mimik. Weswegen Hana dann auch sofort sanft lächelte und danach den Kopf schüttelte. Vorsichtig und langsam drehte er sich dann im Liegen um. Drehte sich so um das er nicht mehr Saku den Rücken zugewandt hatte sondern ihn genau ansehen konnte und dann zu ihm hochsah. Er fasste danach mit beiden Händen sanft, unter dem Schlüsselbein, an die Brust des Piloten, ließ sie dort ruhen und sprach zu ihm hoch, während ihre Blicke aufeinander ruhten:

„Es geht mir gut Sakutaro…“

Und er sagte das mit so einer offenen und ehrlichen Tonart dass es den Älteren schon mal erleichterte das zu hören. Denn man konnte hören das es die Wahrheit war. Hana hatte diese Art mit seiner Stimme und Tonlage zu sprechen. Also mit ihr Emotionen und Gefühle zu kommunizieren ohne das die Worte dazu passen mussten. Man hörte ihm an wenn er ehrlich war und eben auch wenn nicht. Das was Saku mit seiner Mimik nicht kontrollieren konnte…das konnte Hana mit seiner Stimme nicht. In seiner Stimme klangen seine wahren Gefühle durch. Und das nicht mal zu wenig. Also wusste Saku gerade das es ihm wirklich gut ging. Dennoch war er sich sicher…das Hana aber offenbar leichte Schmerzen hatte. Und die hatte der auch, denn in seinem Bauch rumorte es noch immer und da war ein leichtes Stechen das immer mal wieder zubiss wenn er ausatmete.

Sakutaro war aber nicht blöd und vor allem auch dabei gewesen in der letzten Nacht, dass er sich das denken konnte. Er war nicht nur dabei, sondern wirklich mittendrin gewesen. Deswegen wurde ihm auch sofort bewusst wie…wie hart er zu ihm gewesen war. Und es sorgte ihn plötzlich.

Am Anfang war er ja noch sehr vorsichtig gewesen. Vor allem wegen der neuen Situation und weil er an Hana erst mal etwas schnuppern musste um es ihm dann auch gut gehen zu lassen. Doch irgendwann brach dieser Damm plötzlich und sein Hirn schaltete sich fast komplett dabei ab. Es war nur noch Wildheit in ihm gewesen und durch seinen Kopf rasten Gedanken wie: Er gehört mir, ich will seine Stimme hören, ich will ihn intensiver spüren, ich will mehr, ich will…ihn befruchten. Gedanken die ihm nun sogar etwas peinlich wurden, weil er sich in dem Moment wie ein Tier angehört hatte und es Blödsinn gewesen war so zu denken denn Hana konnte keine Kinder bekommen. Aber dennoch war dieses Verlangen schlagartig da gewesen. Das Verlangen mit seinem Partner ein Kind zu zeugen. Denn dafür war Sex immerhin da. Man zeugte somit Nachkommen. Hielt seine Blutlinie am Leben. Und es war einfach...so anders gewesen als bei Chiharu.

Saku hatte nicht eine Sekunde an sie gedacht während er mit Hana schlief, aber wenn er nun so dort lag…da wurde es ihm bewusst. Ihm wurde bewusst wie anders es doch gewesen war. Sicher wurde es ihm das denn er hatte nun den direkten Vergleich. Immerhin hatte er damals mit Chiharu und nun auch noch mit Hana geschlafen. Doch er verglich gerade nicht wer nun besser die Beine breit gemacht hatte von den Beiden und mit wem der Sex geiler gewesen war. Das würde er sich niemals wagen und man konnte es ehrlich gesagt auch nicht wirklich miteinander vergleichen, denn Hana und Chiharu waren vom Charakter her doch so komplett anders. Ja irgendwo waren sie sich schon ähnlich, aber dann doch wieder überhaupt nicht und das war nun mal ein Fakt. Sie waren allein schon unterschiedlich an den Sex rangegangen. Während Chiharu damals das Ruder an sich gerissen hatte und offensiv wurde, war Hana dagegen sehr defensiv und scheu gewesen, was einen krassen Kontrast zu ihren Charakteren darstellte. Denn Chiharu war immer die Liebe und Zurückhaltende gewesen, wogegen Hana der aggressive und direkte Typ war, zumindest wenn es nicht um Sex ging. Und das war spannend ehrlich gesagt. Aber was Saku in jener Sekunde eigentlich verglich…war sein Verhalten selbst gewesen in den Situationen.

Sakutaro fiel auf das er sich bei beiden komplett anders verhalten hatte wenn es um den Sex und die Nähe ging. Als er damals mit Chiharu geschlafen hatte war er weniger der gewesen der sagte wo der Hase langlief. Er war mehr Opfer als Täter. Das war Chiharu ihr Part gewesen, also zu sagen wo es lang ging und er war nur dabei und spielte quasi seine Rolle in allem. Nicht das es ihm nicht gefallen hätte, denn dann wäre er nicht in ihr gekommen, er war eben auch nur ein Mann, aber es wirkte alles mehr wie ein „Ausrutscher“ als wirklich gewollt. Schon fast so als bot sich Sex gerade an und da ergriff man einfach mal die Gelegenheit. Obwohl das so nun auch nicht zutreffend war. Er konnte es am Ende nicht anders beschreiben als: Ja ich war dabei und habe mitgemacht. Und mehr war es nicht gewesen. Irgendwo spielte Zuneigung zu ihr auch eine Rolle im Ganzen, aber als er diese Nacht mit Hana geschlafen hatte…wusste er nun ganz genau dass es nicht „Liebe“ gewesen war weswegen er mit Chiharu geschlafen hatte. Zuneigung passte da eher ganz gut. Es tat weh…aber es passte zu gut. Es tat weh nun erfahren zu haben…dass er sich zu Chiharu immer nur hingezogen gefühlt hatte. Das er sie in seiner Nähe wollte weil er sich für sie verantwortlich fühlte und da etwas war was ihm das Gefühl auslöste es könnte Liebe gewesen sein. Aber es…es war nicht so gewesen. Er hatte sie nicht geliebt, er fühlte sich für sie verantwortlich und er liebte etwas an ihr was tief in seinem Innern an ihm rüttelte und woran er sich einfach nicht mal mehr richtig erinnern konnte. Etwas was ihm wichtig war. Wie eine Erinnerung die schon vor ihm existierte. Chiharu rüttelte daran, aber Hana…Hana war da anders.

Als er mit Hana geschlafen hatte war es komplett anders gewesen und als hätte man den Spieß einfach mal umgedreht. Denn dieses Mal war es Sakutaro gewesen der die Initiative ergriffen hatte und sich die Person schnappte mit der er Sex haben wollte. Er WOLLTE es und das war der Unterschied zu damals. Nicht ein Mal hatte sich bei Chiharu damals sein Kopf so abgeschaltet und seine Instinkte übernommen wie es bei Hana passiert war. Saku hatte sich vorhin komplett fallen lassen. Und er liebte Hana. Er liebte einfach alles an ihm in dem Moment als er mit ihm schlief. Noch mehr als zuvor. Wie sein Hals geleuchtet hatte weil er so schnell atmete. Seine Wangen rot gewesen waren vor Schwäche und Erregung. Wie er zitterte weil es ihm gefiel berührt zu werden. Und seine Geräusche die wie ein Gesang für Saku waren und ihm damit klar wurde das er alles richtig machte. Mit all dem was er tat, feuerte Hana ihn nur noch mehr an und irgendwann schaltete der Ältere komplett ab und es gab nur noch animalische Lust und den Willen das zu tun was man tun sollte. Nämlich für Nachwuchs sorgen. Etwas was wahrscheinlich jeder Mensch, genau wie jedes Tier, im Hinterkopf hatte wenn es Sex will. Denn das war natürlich. Und dieses Gefühl was ihn danach flutete, dieses Gefühl als alles vorbei war, es war das beste Gefühl überhaupt gewesen. Gekommen zu sein, Hana unter sich zu sehen, zu wissen das man in ihm gekommen war, zu wissen…das er ihm gehörte, zu wissen dass er sein Weibchen in dem Moment markiert hatte. Als: das ist MEINS, markiert hatte. Es war unbeschreiblich gewesen und es erfüllte ihn mit so viel Glück, Liebe und auch Stolz. Denn er war stolz auf sich, als er sah wie Hana dort lag, total kaputt und schwach, aber dennoch glücklich zu ihm hochlächelnd. Und er liebte ihn. „Ich liebe dich.“. Schlich sich in jenem Moment durch den Kopf des Schwarzhaarigen wenn er ihn so sah und er wollte…nie wieder weg. Saku wollte nie wieder von ihm weg.

Hana schmuste plötzlich sanft sein Gesicht an die Kehle des Älteren vor sich und sprach dann weiter:

„Ich denke…es ist normal das es etwas weh tut, oder? Immerhin war das mein erstes Mal und ich bin…nicht gerade zimperlich von dir angepackt worden.“

Seine rechte Hand löste sich dann von dem Piloten und fasste danach sanft an seinen Nacken hinter, ließ die Handfläche dort auf der Bisswunde ruhen und Saku wusste auch sofort was gemeint war. Ja genau. Er hatte sich ja wie ein Tier in ihm verbissen gehabt bevor er kam…Wow er hatte echt gehen lassen, was? Wie ein Raubtier das sein Weibchen nicht gehen lassen wollte wenn es kam um damit Nachwuchs zu zeugen. Nun lief er sogar etwas beschämt, rötlich dabei an und wand seinen Blick danach leicht ab, sah nach vorne zum Sitz des Cockpits und räusperte kurz darauf seine Kehle, als er noch knapp darauf antwortete:

„…Sorry…“

Er schämte sich.

Hana hörte das und lächelte dann nur lieb und frech dabei hoch. Doch nicht so der selbstsichere Kerl was? Er zog seine Hand dann wieder von seinem Nacken und boxte danach leicht nach vorne gegen die Brust des Älteren, so dass der sich erschrak und dann verdutzt zu ihm runter sah, als Hana dann auch schon wieder hoch blickte und frech sprach:

„Du machst aber auch einfach keine halben Sachen, nicht wahr Saku? Hehe, du Blödmann.“

Er lächelte…

Hana lächelte so frech und glücklich dabei das es Saku ganz anders wurde. Er…er fühlte sich schlagartig gut. Und es machte ihn selber glücklich zu sehen das Hana so glücklich war. So bereute er es auch nicht. Er bereute es nicht mal mehr eine Sekunde das getan zu haben. Mit Hana geschlafen zu haben und ihn nun so glücklich zu sehen…das war es wert gewesen. Weswegen sein Herz einen glücklichen Sprung machte und er dann sanft zu dem Frechdachs vor sich runter lächelte. Das Eis war geschmolzen. All diese Härte, das Kühle und das Abstandhalten zwischen ihnen…das konnten sie nun endlich hinter sich lassen. Das Ende dieser Nacht hatte einen neuen Tag für sie eingeläutet. Einen Neuanfang zwischen ihnen und das fühlte sich gut an, denn sie waren nun nicht mehr der Fremde von hinter dem Ozean und der Kleine von der Insel die nicht unterschiedlicher sein konnten. Nein. Sie waren zusammen. Sie waren einfach nur…Sakutaro und Hana. Zwei die sich liebten. Und was es auch kosten würde…Saku würde nicht mehr gehen. Er würde nun alles versuchen, was in seiner Macht stand, um hier bleiben zu können. Er würde alles regeln. Irgendwie würde er das schon schaffen. Er MUSSTE es schaffen, denn um nichts auf der Welt…wollte er das hier verlieren. Er wollte Hana beschützen…und das an seiner Seite.

Er strich kurz darauf dem Blonden die Haarsträhnen von der Stirn und legte sie damit frei. Denn so konnte er sich dann mit dem Kopf leicht runter und nach vorne beugen um Hana dort sanft einen Kuss draufzudrücken. Er küsste den Blonden hauchzart auf die weiche Haut seiner Stirn und schloss dabei die Augen. Der Kleine erstarrte dann darauf und sah leicht errötet vor sich an Saku seine Brust als er spürte wie sein Herz wieder anfing zu rasen. Es war Glück was sich in seinem Herzen ausbreitete und es ihn dabei wieder wärmer werden ließ. Hana schloss dann die Augen und atmete Saku seinen Duft still ein. Er liebte ihn…Er liebte ihn so sehr. Und endlich…fühlte sich alles richtig zwischen ihnen an und so wie es schon immer sein sollte. Hana hatte nun auch endlich das Gefühl bekommen…das von jetzt an alles gut werden würde. Es musste einfach so sein. Denn das Eis zwischen ihnen war gebrochen worden. Sie hatten aus Liebe heraus miteinander geschlafen…und das konnte ihnen keiner mehr nehmen.

Saku löste den Kuss dann und sie sahen sich darauf wieder an. Zumindest bist der Ältere den Kleinen wieder an sich ran zog, seine rechte Hand an den Hinterkopf des Blonden fasste und er sein Gesicht dann noch in Hana seinen Haaren versinken ließ, während er sanft fragte:

„…Tut dir dein Bauch noch sehr weh, Hana?“

Hana schüttelte wieder leicht den Kopf und sprach nun sogar schon etwas fordernd, aber sanft:

„Saku hör auf damit. Es geht mir gut. Wirklich. Mach dir keine Sorgen, okay?“

Wow er konnte es wohl einfach nicht lassen, was? Also sich zu sorgen konnte er offenbar nicht lassen. Doch nachdem Hana das so gesagt hatte schaffte es Saku sich doch tatsächlich davon loszureißen und schnaufte wieder darauf aus. Es geht ihm gut, also hör auf dich wie ein Weichei zu verhalten und als wärst du geknallt worden! Schlug er sich selbst innerlich und dann schmunzelte er frech drauf, machte die Augen wieder auf und antwortete:

„Schrei mich lieber wieder an. Ich bin mir sicher es kommt dann besser bei mir an.“

Da war wohl was Wahres dran, denn sich zu streiten und anzuschreien war bei ihnen normal. Es war ihre Art zu zeigen wie sehr sie sich umeinander sorgten und wie sehr sie sich liebten. Und wenn Saku und Hana sich mal nicht mehr streiten sollten…dann konnte man davon ausgehen das etwas nicht stimmte, oder im Argen lag. Es gab unterschiedliche Versionen des Streitens. Streiten aus Wut und Abneigung, oder aus Sorge um den Anderen. Und bei ihnen fuhr es mehr auf die zweite Schiene. Sie stritten aus Sorge umeinander…naja und weil sie es irgendwie mochten und beide nen Knall weg hatten in der Hinsicht. Und es machte sie hin und wieder sogar scharf aufeinander. So waren sie auch hier gelandet.

Hana lächelte nun wieder frech und gab etwas lauter zurück:

„Lieber nicht. Ich weis nicht ob ich ne zweite Runde überstehe!“

Saku schmunzelte noch breiter und drückte ihn fester an sich. Hana hatte es also auch verstanden…das sie vielleicht dann wieder Sex haben wollten wenn sie nun wieder hochfuhren. Deswegen hatte der das gesagt. Gut zu wissen dass sie endlich auf einer Wellenlänge angekommen waren. Und dann entkam ihm frech:

„Naja man sagt ja immer: Alle guten Dinge sind Drei, nicht wahr?“

Hana wurde schlagartig röter und trat ihm dann leicht mit dem rechten Bein gegen eines seiner Schienbeine, so das Saku kurz dabei auflachte und der Blonde dann noch lauter muffte:

„Ich hab noch nicht mal Runde eins überstanden, Saku! Noch dazu ist mein Bauch von dir auseinander genommen und obendrein noch vollgepumpt worden! Wie kannst du jetzt schon wieder Sex haben wollen?! Musst du dich nicht auch mal ausruhen du Blödmann?!“

Ehrlich gesagt: nein.

Saku drückte ihn frech von sich, sah zu ihm runter und sprach darauf:

„Hey ich bin auf Ausdauer trainiert worden Hana. Und wenn du schwanger werden könntest und ich somit noch mal drauf dürfte…dann würde ich einfach mal Zwillinge draus machen…“

So funktionierte das aber nicht. Dieser Blödmann…

Und als er diesen Satz, so komplett aus dem Kontext gerissen und frech von sich gab, lief Hana nur noch röter dabei an und kochte vor Scharm. Er verzog den Mundwinkel dabei erschrocken und breit um zu fauchen, doch noch bevor etwas aus ihm heraus kam schlotterte leicht und erstarrte. W-Wo her kam dass denn so plötzlich?! Kinder?! Und dann noch Zwillinge?! Gott bewahre! Sie hatten gerade erst einmal miteinander geschlafen und er sprach schon von Schwangerschaft und eigenen Kindern?! Was war bei dem denn los?! Mal abgesehen davon das Hana nicht schwanger werden konnte und das Thema damit eh komplett aus dem Fenster geworfen werden konnte! Dieser Blödmann zog ihn grade definitiv etwas zu viel auf! Er zog ihn…auf…Und dann wurde ihm klar…dass es stimmte. Die Erkenntnisse sank erneut. Er konnte nicht…schwanger werden. Hana konnte kein Kind von Saku bekommen. Er konnte es einfach nicht. Warum…fühlte sich das plötzlich so unfair an? Warum…tat es schon wieder so weh?

Hana riss sich aber zusammen und zog sich wieder aus dem Loch raus, in das er fast freiwillig gefallen wäre und lächelte ihn dann lieb an. Er versuchte zumindest Saku so lieb anzulächeln wie er nur konnte, um seine Trauer zu verbergen und sprach darauf:

„Naja…dann habe ich ja Glück dass schon Stadium eins nicht bei mir möglich ist, was Saku?“

Es war nicht möglich...

Saku sah ihn dann darauf an…und wusste sofort das er Mist gebaut hatte, denn Hana tat es schon wieder. Das was er nun mal nicht kontrollieren konnte verriet eben wieder seine wahren Gefühle…nämlich seine Stimme. Er klang nicht gut dabei als er es gesagt hatte und schwer war es auch noch gewesen und Sakutaro konnte sich schlagartig selbst in den Arsch treten das er diese Scheiße eben von sich gelassen hatte! Er war doch so ein Idiot! Mann er war manchmal so unsensibel!

Hana löste sich dann von ihm und bewegte sich endlich. Noch etwas schwächelnd setzte er sich aufrecht und zog die Fliegerjacke des Mannes den er liebte von seiner Hüfte und legte sie sanft über seine Schultern wie ein Tuch. Er fasste sie fest und über Kreuz mit beiden Händen, zog sie enger an sich damit sie ihn warm hielt, als er einfach nur dort saß und vor sich auf den Boden starrte. Auf dem warmen Kissen saß und es ihm plötzlich völlig egal war das sich da etwas aus ihm verabschiedete und dabei eine Sauerrei zwischen seinen Beinen erzeugte. War anscheinend tief drin gewesen das es nun erst raus kam. Saku kam derweil seitlich hoch und lag noch leicht dabei als er wehleidig zu dem Blonden sah und sanft sagte:

„Hana es tut mir leid…Ich hätte das nicht sagen sollen.“

Hana sah ihn weiterhin nicht an, zog die Jacke nur noch enger an sich und antwortete darauf:

„Hey ich weis das du es nicht böse gemeint hast…Es ist schon okay Sakutaro…“

Aber das war es definitiv nicht.

Hana fiel es vielleicht nicht wirklich auf, aber meistens, wenn er schlecht drauf, traurig oder wütend war, oder es ernst wurde, dann nannte er den Piloten nicht "Saku" sondern beim vollen Namen, also "Sakutaro". Das war so eine kleine Nuance die dem Älteren inzwischen aufgefallen war. Und er war so ein blödes Arschloch! Saku ärgerte sich schlagartig so über sich selbst! So kam er nun komplett hoch und ohne zu zögern auf Hana zu.

Er setzte sich neben ihn und drehte den Kleinen dann sanft, aber bestimmend zu sich hinter, so das der Blonde wieder zu ihm gerichtet dort saß und der danach verdutzt zu ihm hoch in die Augen sah, denn Saku war immerhin fast einen Kopf größer als er. Das war in der Sekunde wieder sehr gut zu bestaunen. Sakutaro sah das Hana nicht weinte, aber er konnte erkennen das seine Augen leicht funkelten wie Perlen die zu nass geworden waren. Der Blonde hielt sich das Weinen also definitiv zurück. Er hatte ihm weh getan…verdammt noch mal! So schüttelte der Älter den Kopf, fasste Hana dann sanft mit der rechten Hand an die Wange und mit der Linken stütze er sich neben ihm ab, während er sich etwas über ihn gebeugt hatte und entschlossen, so wie auch traurig sprach:

„Nein ist es nicht. Ich habe dir eben weh getan und das wollte ich nicht Hana.“

„Du hast mir doch nicht wehgetan Sakutaro, du…“

„Doch das das habe ich! Und es tut mir leid! Hör auf so zu tun als wäre das nicht der Fall!“

Hana schwieg darauf und wich dann mit seinem Blick aus. Er konnte Saku seinem Blick nicht mehr stand halten und damit bestätigte er dem Piloten genau in dem Moment das er log…und der ihn wirklich verletzt hatte. Also doch. Weswegen Sakutaro schnaufte und dann weiter sprach:

„Weist du…man sagte mir mal: das ich nicht gut darin wäre zu verheimlichen was ich fühle. Zumindest meine Mimik bekommt das nicht so hin wie ich es gerne hätte. Bei dir…ist das auch so. Aber bei dir ist es nicht deine Mimik Hana…sondern deine Stimme.“

Dann sah der Blonde ihn wieder an und fragte unsicher:

„M-Meine Stimme…?“

Saku nickte darauf.

„Deine Stimme schafft es einfach nicht zu verbergen wie du dich im Innern fühlst. Wie du empfindest. Es sind ganz feine Töne und Schwankungen in deiner Stimme. Vielleicht kannst du deswegen auch so gut singen und andere hören dir gerne dabei zu. Du singst mit Gefühl…und du redest auch mit Gefühl, Hana. Deswegen kann ich auch hören wie es dir geht und deswegen weis ich auch gerade…das ich dir wehgetan habe und du versuchst das zu verbergen. Und selbst wenn ich das nicht könnte…so kann ich es fühlen. Ich fühle dass ich dich verletzt habe und das tut mir leid. Es tut mir leid Hana…Ich bin so blöd.“

Er sagte dass so ehrlich und ernst das Hana leicht anfing zu zittern und sich noch mehr das Weinen zurückhalten musste. War es wirklich so offensichtlich? So offensichtlich das er versuchte zu verbergen das er innerlich am liebsten zusammenbrechen wollte? Saku meinte zwar er wäre blöd...aber Hana selber war so blöd, denn er jagte noch immer einen Traum in seinem Herzen nach. Einer der nie wahr werden würde. Und von dem er dachte ihn eigentlich schon lange begraben zu haben. Aber mit Saku kam dieser wieder hoch. Er kam wie ein Toter aus seinem Grabe auferstanden wieder ans Tageslicht und wollte Hana auffressen. Suchte ihn heim.

So schlurzte er kurz seinen Kloß im Hals locker und schluckte ihn dann runter. Es tat so weh, aber dennoch sprach er dann mit einem sanften, aufgezwungenen Lächeln:

„Hey ich bin auch blöd und stur. Nimm mir…meinen Titel nicht weg, du Blödmann.“

Denn er war es auch. Blöd noch immer daran fest zu halten. Sich noch immer daran zu klammern…mal Mutter sein zu können. Eine Mutter mit einem eigenem Kind. Denn auch wenn er Lip und Rap wie eigene Töchter behandelte, so würden sie es nie sein. Und er wollte es wieder. Genauso wie damals. Damals als er Lip in den Armen gehalten hatte, kurz nach ihrer Geburt, da wollte er es. Es fühlte sich so toll an und er wollte, genau wie seine Mama, auch mal Mutter werden. Spüren wie es ist ein kleines Leben in sich wachsen zu fühlen und dieses zu beschützen. Das Kind des Mannes den man liebte auf die Welt bringen und es dann zu halten. Dieses süße, hilflose Bündel zu halten und zu wissen: Das ist meins. Das habe ich gemacht. Ich bin…Mama. Doch als Goldva ihm sagte das er niemals Mutter werden könnte. Das ihm dafür eine Gebärmutter fehlte…da war es als würde etwas in ihm kaputt gehen. Als hätte man ihn zerstört. Er fühlte damals unglaubliche Wut und Ungerechtigkeit in sich brodeln, denn es war als hätte man ihm etwas wichtigem beraubt. Beraubt so zu sein…wie Mama, der er mehr nacheiferte als alles andere. Nicht Papa…sondern Mama. Und Hana wünschte es sich nun wieder. Wenn er Saku so vor sich sah, sie sich so nahe gewesen waren in dieser Nacht, da wünschte er es sich so sehr! Er wollte Mutter werden! Und er wollte Saku so sehr zu einem Papa machen, denn er könnte sich gut vorstellen dass er ein toller Papa sein würde. Aber er konnte es nicht und es war so unfair. Es war so unfair…Und Hana fühlte sich…wie ein Versager. So wie immer.

Und als sein Schlottern stärker wurde, da tat Saku wieder instinktiv das einzig Richtige und nahm ihn in den Arm. Sakutaro umschlang ihn mit beiden Armen und drückte ihn an sich. Legte sein Gesicht nach unten in den blonden Haarschopf des Kleinen und schloss dabei die Augen. Er fing sogar an Hana sanft zu wiegen, indem er sich etwas bewegte als er ihn hielt, denn er wollte ihn damit beruhigen. Aber er konnte dennoch nicht anders. Saku konnte einfach nicht anders…es brannte in ihm und deswegen fragte er ihn auch. Er fragte Hana sacht und leise:

„…Wolltest du schon immer Kinder?“

Und es tat weh. Diese Frage tat weh und sicherlich wollte das keiner in so einer Lage hören. Aber Hana wusste genau warum Saku sie ihm stellte. Diese Frage war nicht gestellt worden um die Wunde noch mehr aufzureißen…sondern damit vielleicht Hana endlich lernte zu akzeptieren. Zu akzeptieren das es niemals passieren würde, egal wie sehr er es sich auch wünschte. Und vielleicht…vielleicht konnte er auch nur dann endlich weiter gehen und dem nicht mehr nachhängen. Aufhören auf der Stelle stehen zu bleiben und in die Zukunft zu laufen. Er verstand das. Also tat er das Einzige was richtig war…und deswegen nickte Hana plötzlich. Er nickte sanft in die Burst des Schwarzhaarigen und krallte sich dann mit seinen Händen dort in das Shirt, als er darauf etwas erstickend antwortete:

„Ich…Ja…Ja das wollte ich. Seid diesem Tag an dem Lip und Rap geboren wurden, wollte ich es auch so gerne. Es war so ein schönes Gefühl ein Kind in den Armen zu halten und zu wissen dass man es geschafft hatte. Das man ein Leben geboren hatte. Namida, Lip und Raps Mutter, war so glücklich und erleichtert danach, dass ich…ich wollte es auch wissen. Ich konnte die Liebe und das Glück damals spüren und ich wollte es auch so gern erfahren. Meine Blutlinie erhalten und einfach nur Mutter sein! Aber…aber das ist mir genommen worden. Ich bin der einzige Trottel in meiner Blutlinie der diese Gabe nicht geschenkt bekommen hat! Warum ich? Warum bin ich nur so anders? Wieso legt mir das Schicksal nur immer wieder Steine in den Weg?! Was hab ich getan um so bestraft zu werden?! Ich bin nicht wie mein Vater! Und ich wollte auch nie wie mein Vater sein! Ich wollte immer wie meine Mutter sein! Meine Mutter die ich so sehr liebe! Aber nicht mal das kann ich! Ich kann nicht mal das was einfach jeder Blödmann auf dieser Welt kann! Ich kann keine Kinder bekommen! Ich will keine zeugen, denn das fühlt sich nicht nach MIR an! Ich will eins gebären! Denn so fühle ich und nur so kann ich meiner Mutter nahe sein! So das sich dann endlich nicht mehr der Spinner und Versager in der Familie sein! I-Ich…ich bin so eine verdammte Sackgasse für meine Familie…Ich…ich bringe nur Schande über sie…“

Und obwohl er so litt weinte Hana nicht. Er konnte einfach nicht mehr Tränen über das Thema vergießen, denn dass hatte er sein Leben lang oft genug getan.

Saku drückte ihn dann wieder leicht von sich und fasste Hana seine Wangen dann mit beiden Händen, zwang ihn damit sanft ihm in die Augen zu sehen, denn er wollte dass er nun zuhörte. Saku wollte das Hana ihm nun ganz genau zuhörte. Und als er dann seine Aufmerksamkeit hatte, Hana ihm in die Augen sah und dabei schniefte…da legte er los. Er wollte helfen…und vielleicht konnte er das mit dem was er nun erzählen würde:

„Hana ich…ich war auch nie wie ich sein sollte…Ich will dass du mich jetzt ansiehst und mir genau zuhörst, Hana…Wir sind nicht auf dieser Welt um so zu sein wie andere uns gerne hätten. Oder um die Erwartungen von anderen zu erfüllen. Sondern um unsere eigenen Entscheidungen zu treffen und mit diesen zu leben. Weist du…Mein Leben lang hat man von mir verlang das ich wie mein Vater werde. Hat das von mir erwartet weil ich ihm so ähnlich sah. Und nichts wollte ich mehr als mich dagegen zu wehren. Ich wollte nie werden wie mein Vater. Wie der Mann den ich mehr verabscheute als alles andere. Der der meiner Mutter wehgetan hatte und mir Angst machte. Aber eines Tages wurde mir klar…dass ich Ähnlichkeiten von ihm habe, egal wie sehr ich es auch nicht wollte. Wir sind nun mal die Kinder unserer Eltern und tragen gewisse Eigenschaften und Gene dieser mit uns, ob wir nun wollen oder nicht. Und wir sind deswegen nun mal mit gewissen Dingen gesegnet und verflucht zugleich. Aber am Ende ist es nicht wichtig, denn dies legt nicht fest WER man ist, verstehst du? Hana ich habe am Ende den Weg eingeschlagen den mein Vater bereits vor mir gegangen ist. Aber ich bin ich nicht so gelaufen wie er, denn ich bin Soldat geworden weil ICH diesen Weg wählte und nicht weil mein Vater es so wollte! Ich bin an Dinge anders rangegangen und mir selbst treu geblieben, denn ich BIN nicht mein Vater! Und das werde ich auch niemals sein! Und allein das ist das Einzige was zählt, Hana! Es ist nicht wichtig von wem wir gemacht wurden, oder wie wir aufwuchsen, denn das Einzige was zählt sind nämlich unsere Entscheidungen! Sie machen uns zu dem wer wir sind! Und manchmal…können wir nur dann mit den Dämonen in unserem Herzen Frieden schließen indem wir uns ihnen stellen…Und ich habe es getan Hana…Ich habe es für dich getan…Nach Chiharu ihrem Tod, für den ich mich noch immer so verantwortlich fühle, hatte ich mir geschworen nie wieder jemanden an mich ran zu lassen. Ich vergrub Vertrauen und Nähe in Andere so tief in mir und sperrte es weg das es nie wieder das Tageslicht erblicken sollte. Das diese Gefühle sterben sollten da unten in dem Loch in das ich sie geworfen habe! Aber dann bist du hier aufgetaucht. Du hast auf einmal vor meinem Zero gestanden und ich wusste, Tag für Tag und je länger wir Zeit miteinander verbachten, immer mehr das ich es wieder wollte. Ich wollte wieder Vertrauen. Ich wollte wieder Nähe zulassen, aber es war so schwer für mich. Denn jedes Mal erinnerte es mich daran wie sehr ich Chiharu an mich rangelassen hatte. So sehr das es weh tat sie am Ende zu verlieren. Und ich bin ein Feigling Hana. Ich bin ein Feigling wenn es um Gefühle geht und ich war deswegen auch zu feige mich wieder dem Schmerz des Verlustes stellen zu müssen. Hatte zu viel Angst wieder falsche Entscheidungen zu treffen und zu verlieren. Doch heute Nacht habe ich mich meinen Dämonen gestellt. Ich habe…Chiharu gehen lassen. Ich habe es akzeptiert dass sie fort ist und dass ich dich nur damit näher an mich lassen konnte, indem ich sie gehen lasse. Dich an mich ranlasse…damit ich wieder lerne zu vertrauen. Ich habe mich für diesen Weg entscheiden Hana. Und vielleicht…vielleicht solltest du das auch tun. Du kannst nicht so sein wie deine Mutter. Du kannst zwar kein Kind bekommen aber das ist okay, denn…denn so wie du bist ist es völlig in Ordnung. Du bist anders und genau deswegen solltest du nutzen was du dafür hast was andere nicht haben. Und ich…ich würde dich nicht anders wollen, Hana.“

Hana hatte ihm die ganze Zeit, bei seinen Worten in die Augen gesehen und hörte ihm dabei genau zu. Er würde ihn nicht anders wollen...Wieder andere Worte die aber auch meinten: Ich liebe dich. Und was Saku ihm da erzählt hatte, dass löste in dem Jungen etwas aus. Er wusste nicht ganz wo er es hin zu sortieren hatte, denn es waren viele Gefühle gewesen die sich zu einem Brei vermischt hatten der schwer zu trennen wäre. Da war Trauer, Wut, Verständnis, Sorge und auch Liebe gewesen. Er verstand was Saku ihm sagen wollte, denn wenn man seinen Monolog so runter brach dann wollte er eigentlich nur damit sagen: Du bist nicht wie deine Mutter und du kannst nun mal keine Kinder kriegen, aber das ist egal, denn sei doch einfach nur du selbst! Sei wie du bist! Denn du bist gut so wie du bist! Du bist nicht auf der Welt um anderen zu gefallen…sondern um glücklich zu werden so wie du bist. Und das traf Hana sehr tief in seinem Herzen. Aber positiv. Womit ihm mal wieder klar wurde warum er diesen Mann vor sich so sehr liebte und weshalb er mit ihm das getan hatte was niemand anders durfte. Warum nur Saku ihn berühren und mit ihm schlafen durfte...Weil er ihn einfach liebte wie er war. So wie immer.

Nie hatte Saku hinterfragt warum Hana bestimmte Dinge machte, egal wie bekloppt sie auch für ihn gewesen waren. Nie hatte er versucht Hana umzustimmen und ihm damit zu zeigen dass er wegbleiben sollte, weil es ihm dann besser gehen würde. Niemals hatte er Hana sein Aussehen und besonders seinen Charakter hinterfragt, oder sich darüber beschwert, egal wie sehr er ihm auch auf den Sack ging. Und wenn dann meinte er das nicht so und zeigte dass danach auch sofort wieder indem er ruhiger wurde. Ja nicht mal als Hana ihm gestanden hatte das er ein Mischwesen aus Mann und Frau war hatte Saku ihn dafür verurteilt, sondern einfach alles so akzeptiert wie es war. Saku nahm Menschen wie sie waren und entweder kam er damit klar, oder wenn nicht, dann mied er sie halt. Doch er sagte keinem wie der gefälligst zu sein hätte und sein Leben leben sollte. Und genau deswegen…war er der perfekte Partner für Hana. Und Hana für ihn, denn er schenkte ihm auch etwas. Nämlich genau das Selbe. Hana schenkte Saku ebenfalls Akzeptanz und wollte diesen ehrlichen und kampflustigen Piloten noch oben drauf. Es war verrückt…und fast so als wurden sie wie füreinander gemacht. Sie waren beide…komplette Spinner die sich endlich gefunden hatten und nun ein Ganzes ergaben.

Und genau deswegen lächelte der Blonde plötzlich sanft und ehrlich, schloss dabei sogar seine Augen und antwortete Saku dann:

„Du rennst mir einfach immer wieder gern in die Hacken, was Saku? Heh, da will ich traurig sein und mich in Verzweiflung suhlen und du erstickst das einfach mal gleich so im Keim. Du bist…so ein Blödmann, Sakutaro…“

Saku lächelte ihn dann darauf sanft an und antwortete:

„Tja ich hab so ein Talent dafür anderen in die Suppe zu spucken. Hatte ich irgendwie schon immer…Ein einfaches „Danke“ hätte aber völlig gereicht, Hana.“

Darauf streckte ihm Hana frech die Zunge raus und konterte:

„Da bist du bei mir aber damit komplett falsch Großer! Wenn du ein „Danke“ willst, musst du schon mehr dafür tun Saku als nur große Töne spucken, hehe!“

Heh, noch mehr? War Liebe machen und das die ganze Nacht über, nicht genug gewesen? Kleiner, aber süßer Mistkäfer.

Hana lachte dann leicht und fasste mit seinen beiden Händen dann auf die von Saku, dessen eigene noch immer auf den Wangen von dem Blonden ruhten und der Ältere ihn dabei erleichtert ansah. Na endlich, da war er ja wieder. Da war wieder der freche und selbstsichere Junge den er am Strand kennengelernt hatte. In den er sich verliebt hatte. Und er war froh dass seine Worte Hana offenbar erreichten und der Kleine wusste was gemeint war. Es war so schön ihn lachen zu hören. Es machte Saku so glücklich. Und es klang vielleicht total kitschig und seltsam und er hatte auch nie daran geglaubt, aber…aber offenbar gab es sie wirklich. Es gab sie…die Liebe auf den ersten Blick. Denn genau das war es gewesen als er Hana damals getroffen hatte. Das und nichts anderes. Es war Liebe auf den ersten Blick.

So schnaufte er erleichtert und antwortete dann:

„Naja nen Versuch war es wert, du sturer Esel.“

Dann kam er runter und gab Hana noch sanft einen Kuss auf die Stirn um das Thema damit abzuschließen. Und als er das tat schloss der Blonde dabei wieder die Augen und streckte ihm seinen Kopf etwas entgegen. Hana liebte seine Küsse. Sie waren so sanft und voller Liebe das ihm dabei ein Schauer durch den Körper jagte. Aber dann konnten sie auch sehr leidenschaftlich und bestimmend sein. Das hatte er die Nacht über genug erlebt. Saku löste danach den Kuss, lehnte sich etwas zurück und sah runter auf das Kissen auf denen sie beide noch immer knieten. So gesehen sah er an die Stelle zwischen Hana seinen Beinen und der…naja „Schweinerei“ die er da hinterlassen hatte indem er sich aufsetzte. Schwerkraft und zuvor Sex war so ne Sache danach. So das er auch etwas genervt und errötet den Blick dabei verzog. Immerhin war das sein Zeug gewesen was sich da aus Hana verabschiedet hatte. Und Hana war das nicht entgangen, also sah er sofort auch dort hin, verstand was los war und sah dann ebenfalls wieder etwas beschämt weg. Er sah aber nach links neben dem Kissen zum Boden und sprach dann mit erröteten Wagen:

„W-Was? D-das ist nicht meine Schuld! Ich konnte es nicht halten, okay?!“

Saku sah wieder zu ihm auf. Das hatte er ja auch nie verlangt. Was rein ging kam nun mal irgendwann wieder raus, so funktionierte das eben. Peinlich fand er das aber auch, so dass er darauf die Arme vor seiner Brust verschränkt und dann muffig, so wie auch frech und bissig zu ihm sprach:

„Toll wie du das Kissen eingesaut hast. Das bekomm ich sicher nicht mehr raus…“

Er wusste dass es auch sein Verdienst gewesen war, aber gerade stellte sich auch Saku gern mal etwas an. Hana lief derweil noch röter an und sah bei dem blöden Satz dann, verständlich, etwas wütend zu Saku und fauchte sofort verteidigend und beschämt los:

„I-Ich sagte doch schon dass es nicht meine Schuld ist! Was soll das, Saku?!“

Saku schnaubte vor sich und gab den Ball dann zurück, der ihm so lieb zugespielt wurde. Er antwortete:

„Nicht deine Schuld? Aus dir kommt es doch ausgelaufen...“

Hana sah ihn schockiert an. Oh nein, so nicht mein Freund! Dieses Spiel konnten beide spielen! Weswegen Hana loslegte:

„Bitte was?! DU hast das doch erst in mich geschossen du Blödmann!! Das ist DEIN Werk was da aus mir raus kommt!! Also hast DU dein Kissen eingesaut und nicht ich!! ICH hab dir gesagt du sollst nicht in mir kommen!! Aber der Herr war sich ja zu fein vorher rauszuziehen!“

„Ach jetzt tut doch nicht so als hättest du es nicht so gewollt! Du hattest die Wahl zwischen dem oberen Türchen, oder dem Unteren und bei dem einen hast du dich angestellt wie ein Mädchen und wolltest das nicht! Ach du warst sogar schlimmer! Keine Frau hätte sich so angestellt wie du! Du hättest ja auch einfach schlucken können und uns wäre diese Sauerei hier erspart geblieben! Aber nein der Herr jammerte ja rum: er würde keine Luft bekommen und ersticken und stellte sich dabei an!“

„Ich wollte das nun mal nicht, okay?! S-Sowas macht man eben einfach nicht! Und du Blödmann wolltest dich ja eh am liebsten einfach nur zurück lehnen und MICH die Arbeit lassen machen, was?!“

„Ach ist das so?! Ich wollte mich zurück lehnen?! Wer hat denn einfach nur da gelegen, dabei die Beine schön breit gemacht und sich verwöhnen lassen, so das ich die ganze Arbeit machen musste, hä?!“

„I-Ich hab nicht einfach nur die Beine breit gemacht und mich verwöhnen lassen, du Blödmann! Immerhin musste ich deine rohe Kraft ja wohl ertragen, oder?! Spiel das bloß nicht runter du Arschloch! Du solltest mich lieben und nicht durch den Boden donnern, du Grobian!"

„Oh jetzt mussten wir mich als schon “ertragen“ was?! Hat sich aber nicht so angehört als du mich angebettelt hast hart und „tief“ in dir zu kommen, HANA!“

„Weist du was? Ich hasse dich Sakutaro!"

"Und ich dich du blonder, sadistischer Teufel!"

Es ging hin und her und irgendwie hatten sie es mal wieder geschafft einen kleinen Zoff vom Zaun zu brechen. Und das auch noch wegen etwas kleinem was noch nicht mal der Rede wert war und leider nun mal beim Sex dazu gehörte. Sie zofften sich gerade echt wegen nem Fleck…das durfte man wirklich keinem erzählen. Saku und Hana gingen sich an die Gurgel wegen nem Sperma-Fleck. Aber es war für Hana nicht nur der Fleck gewesen, der an ihm nagte, sondern auch die Scham.

Der Blonde schämte sich dafür dass es aus ihm gelaufen war und es erinnerte ich zugleich auch daran wie sehr er sich hatte gehen lassen. Wie sehr es ihm gefiel und er Saku dann noch erlaubte ihn zu beflecken. Er fühlte sich innerlich schmutzig, so wie auch noch immer feucht und das Pochen in seinem Unterleib machte es nicht besser und befeuerte nur noch mehr seine Scham. Und zugleich erregte ihn der Gedanke das er noch immer wegen Saku feucht da unten war. Aber der nächste Gedanke dann, das dort unten kleine Babys von Saku in ihm rumschwammen und nie ans Ziel kommen würden, machte ihn plötzlich auch traurig. Wobei Babys etwas zuhoch gehängt war.

Hana wusste wie man Kinder zeugte und das dazu der Samen eines Mannes und das Ei einer Frau nötig waren. Immerhin war er genetisch eigentlich so geboren worden das er beides erzeugen könnte. Also kannte er auch beides sehr gut. Vorausgesetzt natürlich er hatte das nötige Werkzeug dazu. Und was er ja nicht besaß. Yoh erzählte ihm sogar mal dass sein Körper sich entscheiden würde wenn die Zeit käme. Denn je nach dem, wie ihre Blutlinie empfand, also von den Gefühlen her, entschied sich der Körper dafür das weibliche Geschlecht mehr hervorzubringen, oder halt das männliche. Wenn Hana sich also in einen Mann verliebte, dann veränderte sein Körper sich in die Richtung das er Kinder gebären könnte, also eine Eizelle erzeugte. Obwohl erzeugen nicht richtig war, denn eigentlich wurde sie dann, so gesehen, nur freigegeben. Yoh erzählte dass sie alle mit einer Eizelle im Körper geboren werden und mit allem was dazu gehörte, diese aber nur „sprang“ wenn man es so wollte und das richtige Gefühl dies auslöste. Also sowas wie Liebe, oder halt harter Sex, je nach dem was man bevorzugte. Es war offenbar unterschiedlich von Person zu Person, aber ein Fakt war immer gleich: Es gab nur EINE Eizelle die mit einem geboren wurde und mehr nicht. Und sollte man sich in eine Frau verlieben dann konnte man eben Samen erzeugen. Aber auch nur für einen Schuss und der Rest war dann offenbar leblos, wie auch immer das funktionierte. Es gab nur EINE Chance bei ihnen und mehr nicht. Und Hana war verwirrt denn…er war nicht gekommen.

Also er war schon gekommen, aber halt nicht wie ein Mann, sondern mehr…wie eine Frau. Offenbar hatte sich sein Körper entschieden und er konnte es in seinem Bauch fühlen, mehrmals sogar und es hatte sich jedes Mal so verdammt gut angefühlt. Auch wenn er es nicht verstand, denn eigentlich hatte er keinen Nutzen davon wie eine Frau zu kommen. Immerhin besaß er keine Gebärmutter und kein Ei das befruchtet werden könnte. Aber dennoch war es passiert und das ganze zwei mal. Einmal am Anfang, als Saku sanft zu ihm gewesen war und dann noch am Ende als es härter wurde. Hana war wirklich seltsam, dass wurde ihm wieder bewusst. Und noch seltsamer war es…das sein Bauch noch immer vibrierte und dabei pochte. Klang Sex echt so lange nach?

Saku machte sich aber natürlich keinerlei Gedanken über sowas, denn ihm ging es verdammt gut nach dem Sex. Fast so als hätte er schon viel zu lange alles zurückhalten müssen was sich über die Zeit so angestaut hatte. Er hatte die Zeit seines Lebens gehabt die Nacht. Sicher das mit dem Fleck auf dem Kissen war nervig, aber dafür fand er noch ne Lösung. Vielleicht könnte er es später einfach mit Wasser raus reiben. Und im Notfall machte er es wie ein Mann...und drehte er es dann einfach auf die andere Seite.

Dann lächelte er schlagartig wieder. Sein Hana, dieser Dickkopf. Er konnte ihm einfach nicht böse sein, egal wie sehr sie sich auch zofften. Auch das eben war mal wieder normal zwischen ihnen gewesen, also kam er wieder locker vor, drückte dem Blonden noch mal schnell einen Kuss auf die linke Schläfe und stand dann auf.

Der Zoff von eben war sofort wieder vergessen und Hana sah verdutzt dabei zu wie Saku hinter ihm vorbei lief und rechts neben dem Sitz des Cockpits ankam, sich danach nach oben lehnte, dann mit seinem rechten Arm hoch fuhr, zupackte und mit einem kräftigen Ruck das Schiebedach des Zero nach hinten aufzog. Sekunden danach strömte frische Luft zu ihnen in den Zero und Saku wurde sofort klar in was für einem Pumakäfig sie doch die Nacht über verbracht hatten. Einer den sie selbst erst erschaffen hatten durch die angestaute Luft voller Sex. Heh er bekam ja plötzlich wieder Luft. Hana spürte natürlich auch den Windzug und seufzte. Das tat echt gut und es war noch nicht mal frisch an dem Morgen. Der Morgen danach...der Blonde fühlte sich toll und wie neugeboren. Hana spürte das sich irgendwas verändert hatte an diesem Morgen und er würde auch bald schon wissen was...

Danach sah er dabei zu wie Saku in seiner rechten Hosentasche nach etwas wühlte. Also in der Hose, die er ja nicht mehr anhatte und die noch immer über dem Pilotensessel drüber hing. Dort hatte er sie ja selber hinverfrachtet. Hana war erstaunt gewesen wie gut Sakutaro getroffen hatte und das obwohl der sich eigentlich nur so schnell wie möglich die Kleidung vom Leib riss und hinter sich warf im Eifer des Gefechts. Offenbar konnte er echt gut Zielen, auch wenn er nicht hin sah und landete eben gerne Volltreffer. Aber viel interessanter fand der Junge in dem Moment das was der Pilot da aus seiner Tasche gezogen hatte, so dass er die Stirn dabei runzelte. Es war klein und weiß, passte gerade so in seine Hand und dann machte Saku es auch noch oben auf und zog etwas längliches da raus. Es war dünn und ebenfalls weiß. Nur die Spitze war braun. Hana legte den Kopf schief und behielt seinen Liebsten genau im Auge, als der dann dieses längliche Teil in seinen Mund steckte und dann noch etwas aus der Hosentasche zog. Dieses andere Ding glänzte aber im Licht der Sonne hell wie ein Stern und es machte ein „Klack“ als es oben auf ging und dann plötzlich Feuer daraus schoss! Hana war so erschrocken und fasziniert zu gleich über die Magie dessen er da zeuge wurde, dass er nur erstaunt dort saß und ihm dabei fast die Kinnlade bis zum Boden donnerte. Saku hielt das Feuer an das längliche Teil in seinem Mund, das etwas raus ragte und klappte das helle Ding wieder zu, als er dann Rauch ausatmete und danach verdutzt zu Hana rüber sah, da ihm der Blick aufgefallen war. Hana saß dort wie vom Donner gerührt und wirkte fasziniert aber erschrocken zugleich. Und sofort wusste Saku was los war. Doch ehe er was dazu sagen konnte zeigte Hana auch schon auf das helle Teil in den Händen des Piloten und sprach dann laut zu ihm:

„Wie hast du das gemacht!? Wie kannst du Feuer in so einem kleinen Teil mit dir rumschleppen?! Was ist das?!“

Wie meinen?

Saku sah danach verwirrt zu dem Zippo in seiner linken Hand und dann wieder zu Hana, während er gleichzeitig einen tiefen Zug an seiner Zigarette nahm, Rauch wieder ausatmete und dann blinzelte. Und noch während er den Rauch aus seinem rechten Mundwinkel ausatmete, fasste er sich dann zeitgleich mit der rechten Hand die Zigarette, nahm sie aus dem Mund und hielt sie vor sich fest. Stimmt, da war ja was gewesen. Irgendwie vergaß Saku gerne mal, so hin und wieder, dass Hana ja ein Hinterwäldler war und von Zigaretten und Feuerzeugen so gar keine Ahnung hatte. Oh mann wie sollte er ihm das nur erklären? Das Feuerzeug war ein Andenken an General Anderson gewesen und somit typisch amerikanisch vom Design. Und die Packung mit Kippen hatte er vor ner Woche noch von Paku bekommen, bevor er damals zum Zero gelaufen war. Es war laut dem anscheinend auch die letzte gewesen die man im Lager besaß und Paku wollte sie ihm schenken. Offenbar dachte er der könnte sie nötig haben mit Hana...Nun er hatte irgendwie recht.

Sakutaro hatte diese Angewohnheit das er rauchte wenn er Stress besaß, oder in Gedanken war. Dann griff er gern mal nach ner Kippe und schaltete sein Hirn dabei ab. Er war jetzt kein Kettenraucher, aber so hin und wieder machte er das einfach mal. Genauso eben auch nach dem Sex, was auch voll ein Klischee war, aber es wirkte wirklich und tat gut. Hatte er damals bei Chiharu auch getan. Es war aber nicht so, dass wenn er mal keine rauchen könnte, er gleich auf Entzug sein würde und anfing zu zittern und sich dann mit jemandem um ne Kippe zu prügeln. Bei weitem nicht. Er war nicht abhängig vom Rauchen. Aber leicht vermissen würde er es dann schon wenn er nicht mehr könnte. Aber zurück zu der Sache mit Hana.

Saku hob das Feuerzeug an und sprach:

„Was? Du meinst das Feuerzeug?...Frag mich nicht jetzt bitte bloß nicht wie genau das Teil funktioniert, denn ich benutz es einfach nur, okay? Aber: Ja, man macht damit Feuer. Sehr praktisch vor allem im Dschungel wenn man ein Lagerfeuer machen will."

Das er damit aber hauptsächlich nur Zigaretten an machte, diese ungesund waren und Drogen dass ließ er mal lieber weg. Er kannte ja den Blonden inzwischen sehr gut und wusste das der dann an die Decke gehen würde. Gefahr erkannt und Gefahr gebannt.

Hana runzelte dann wieder die Stirn. Man sah erneut wie die Zahnräder in seinen Kopf anfingen zu rattern, weil er nachdachte, etwas was für Saku sehr amüsant war zu sehen und dann plapperte der Kleine ihm nach:

„Ein Feuerzeug…Und was ist das Andere in deiner Hand?“

Er nickte zu der Zigarette und senkte wieder seinen Arm dabei, so das Saku zu der hinsah und dann wieder zu Hana zurück und antwortete:

„Das nennt man: Zigarette…Im Grunde ist es sowas wie wenn Goldva an ihrer Pfeife raucht, nur in kleiner.“

War nicht gelogen, aber sicherlich viel schädlicher als das was sich die alte Krähe gab. Also zumindest konnte er sich das gut vorstellen auf ner unbekannten Insel.

Das sah Hana nun auch endlich und er drehte dann den Kopf etwas seitlich weg, während er noch immer zu Saku rüber blickte, aber auf einmal etwas genervt zu sein schien. Seine Nase rümpfte sich automatisch, denn…er mochte diesen Geruch nicht. Hana mochte es schon immer nicht wenn Goldva an ihrer Pfeife paffte und er in Reichweite zu ihr saß. Aber das was sie rauchte roch definitiv nicht so übel wie das kleine Ding was Saku da in der Hand hatte. Es stank förmlich für den Blonden, weswegen er kurz hustete und dann auch schon fordernd fauchte:

„Schmeiß das weg Saku! Ich mag diesen Geruch nicht und es stinkt!“

Saku sah ihn mit etwas großen Augen verdutzt an. Bitte was sollte er? Sein Blick fuhr von Hana zurück zur Kippe in seiner Hand und dann wieder zu dem Blonden zurück. Musste er sich gerade echt zwischen dem Jungen und ner Kippe entscheiden? Und dann musste er kurz kichern und fing danach auch schon an lauthals zu lachen. Es was der Brüller für ihn und eigentlich lachte er extrem selten, doch da konnte er sich einfach nicht mehr halten. Hana stellte sich auch echt wegen allem an. Und irgendwie fand er das inzwischen sogar süß. Er lachte so sehr darüber dass Hana ihm verwirrte und muffige Blicke deswegen zuwarf, denn er wüsste nicht das er was witziges gesagt hatte. Und als Saku sich dann endlich wieder gefangen hatte nahm er einen weiteren Zug, hauchte den Rauch aus dem Schiebedach über sich aus und sah wieder zu Hana, als er frech antwortete:

„Alles klar „Mama“. Hey nur weil wir Sex hatten bist du noch lange nicht meine Frau und erst recht nicht meine Mutter um mich rum zu kommandieren. Entspann dich Hana, es dauert nicht lange und diese Freude lass ich mir halt nicht nehmen, klar? Außerdem hab ich sie mir nach der harten Nacht mit dir reichlich verdient, findest du nicht?“

Er zwinkerte dann einmal frech und dann machte er wieder einen Zug. Hana lief rot an. Was sollte das denn heißen?! Blödes Arschloch. Ja, ja okay er war anstrengend gewesen! Die Nachricht war ja angekommen! Aber er sollte dennoch dieses widerliche Teil ausmachen! Hana…fühlte sich nicht wohl damit diesen Rauch einzuatmen. Er stank widerlich und man bekam das Gefühl als mache er krank. Als wäre er bedrohlich für ihn und seinen Körper. Und der Kleine wollte auch nicht das Saku krank wurde, oder sogar noch er selbst! Also muffte er sauer die Luft aus der Nase und kam dann wortlos und schnell auf die Beine, lief zu Saku rüber und kam neben dem an.

Verdutzt sah der Schwarzhaarige dann zu ihm links runter und sah wie Hana sich mit der rechten Hand die Fliegerjacke auf den Schultern in Position hielt, damit sie nicht abrutschte und er dann mit der linken Hand eine schnelle Bewegung machte. Eine die Sakutaro nicht passte, denn blitzschnell packte sich Hana darauf die Zigarette mir den Fingern, zog sie aus dem Mund des Älteren und warf sie im hohen Bogen direkt über ihnen aus dem Zero raus! Eiskalt und skrupellos. Der Pilot sah darauf nur erschrocken und fassungslos hinterher wie sich dort gerade der Rest an Glück, den er damit den gesamten Rest des Tages noch gehabt hätte, von ihm verabschiedete. Er besaß auch nicht mehr viel davon in seinem Körper, denn das Meiste an Glückshormonen hatte er in Hana "verteilt" in der Nacht. Hana sah dann wieder motzig und mürrisch zu Saku hoch und der fassungslos zu ihm runter, als der Blonde schließlich fauchte:

„Wag es ja nicht noch mal in meiner Nähe zu rauchen! Ansonsten steck ich dir die Nächste genau dort hin wo die Sonne nicht scheint, du verdammtes, egoistisches Arschloch!“

Klare Aussage...Bitte was?! Saku schüttelte deswegen verständnislos und leicht perplex den Kopf und fauchte dann instinktiv zurück:

„Was?! ICH bin egoistisch?! Wer hat denn von uns beiden eben einfach mal so entschieden mir meine Zigarette aus dem Mund zu reißen und der ne Flugstunde zu verpassen!? Verdammt noch mal Hana stell dich doch nicht immer bei allem so an! Du kannst so eine Zicke sein, ich glaub mein Schwein pfeift! Warum genau hatte ich noch mal mit dir Sex?!“

„Was weis ich denn was in deinem notgeilen Schädel vor sich geht?! Musstest offenbar mal eine wegstecken, hä?! Auf jeden Fall WILL ich nicht mehr das du diesen DRECK in meiner Nähe rauchst! Hast du verstanden Sakutaro!? Ich als Sohn des Häuptlings und nun auch deine Braut, verbiete es dir!“

Dann schloss er die Augen und drehte arrogant den Kopf dabei weg...Bitte was?! BRAUT?! Wann genau soll das denn passiert sein?! Saku sah den Blonden nun nur noch fassungsloser an als er das hörte. Was lief da gerade für ein Film?! Was es auch für einer war es würde ihm keiner glauben wenn er das erzählen würde. Scheiße er war die Nacht offenbar echt einen Pakt mit dem Teufel eingegangen, was? Hatte in dem Moment, als er in Hana los ließ, einfach seine verdammte Seele verkauft… Er war so ein Trottel. Naja zumindest fühlte es sich in dem Moment so an, egal wie sehr er Hana auch liebte. Ach ja und er übertrieb mal wieder. Aber dennoch ließ er das nicht auf sich sitzen und fauchte dann verteidigend zurück:

„MOMENTMAL! Wir hatten nur Sex! Ich habe dich weder über die Schwelle getragen, noch habe ich dir einen Antrag gemacht, oder dir nen verdammten Ring angelegt! Also macht dich das auch nicht zu meiner Braut!“

Von der Sache mit dem Ring hatte der Blonde keine Ahnung, aber dennoch war er jetzt der Meinung mit Saku vermählt zu sein und davon brachte ihn auch keiner mehr ab. Hana stellte sich dann genau vor ihn, sah wieder hoch und fauchte:

„Du hast dich mit mir vereint und mich vorher noch hier rein getragen! Außerdem sagtest du zu mir: Ich bekomme dich nur ganz, oder gar nicht! Ich habe dir zu gesagt mit mir zu schlafen, also habe ich dich nun „ganz“ bekommen, oder Saku!? Und GANZ bedeutet für mich: du bist ab jetzt mein Mann und ich deine Braut! Als Mama mit Papa damals zusammen kam sagte sie ihm dann auch immer wo es lang ging! Also hast du, als guter Ehemann, auf deine Braut zu hören! Und deine Braut möchte nicht dass du rauchst, ganz einfach! Also find dich damit ab!"

Hana verschränkte dann frech und arrogant die Arme vor seiner nackten Brust, so dass die Jacke von alleine auf seinen Schultern lag und er drehte dann mit geschlossenen Augen den Kopf wieder nach rechts weg. Er war wieder er selbst und von der süßen und beschämten Jungfrau von letzter Nacht war nicht mehr übrig geblieben...Wow das würde dem Piloten echt kein Mensch glauben wenn er das rum erzählte. Und Saku fragte sich in der Sekunde auch:…in was er sich da nur wieder rein manövriert hatte. Denn JETZT wirkte es wirklich so als hätte er seine Seele verkauft und seiner Freiheit für immer auf Wiedersehen gesagt. Sayonara Single-Dasein und willkommen Ketten der Ehe. Mal ganz dramatisch ausgedrückt und so. Zugleich klatschte er sich mit der rechten Hand fassungslos und mental fertig gegen die Stirn, wegen dem was Hana sagte, als er dabei sprach:

„Verdammt noch mal Hana, nimm doch nicht alles immer gleich so wörtlich…“

Naja in der Regel tat er das auch nicht…Nur wenn er es wollte und es passen musste, dann schon. Saku wurde aber selber schlagartig bewusst das er wirklich all das getan hatte was Hana gesagt hatte. So gesehen hatte er ihn über eine Schwelle getragen, eine Hochzeitsnacht mit ihm gehabt und ihm vorher noch nen Antrag gemacht in Form von: Du bekommst mich ganz, oder gar nicht. Konnte man also alles so sehen mit viel Fantasie...Scheiße hatte er Hana letzte Nacht wirklich geheiratet?! Jetzt fehlte ja nur noch das er in dieser Nacht ein Kind mit ihm gezeugt hätte und das Chaos wäre absolut perfekt! Zum Glück blieb er davon verschont und das war irgendwie schon mal ein Sieg den er verbuchen konnte. Aber mal abgesehen von dem ganzen Stress gerade: er liebte Hana und wollte bei ihm bleiben. Doch gleich heiraten war dann doch etwas zu schnell und offensiv für ihn. Auch musste er dem Blonden noch sagen das er bleiben würde.

Aber wie musste er sich das jetzt genau vorstellen? Also die Sache mit Hana seinen Eltern. Kamen er und Hana nachher einfach wieder zurück ins Dorf und der Blonde sagte dann stolz zu seinen Eltern: Ach übrigends Mama und Papa, das ist euer neuer Schwiegersohn Sakutaro Sakurai! Er hat mich heute Nacht über die Schwelle getragen und mit mir geschlafen, also sind wir nun Mann und was auch immer!...Scheiße wenn er das tat dann war Saku sowas von tot! Denn nun fiel ihm auch wieder schlagartig ein das da im Dorf ein ziemlich mies gelaunter und dummerweise, talentierter Kämpfer namens Hao saß und ihn noch obendrauf so überhaupt nicht ausstehen konnte! Ach und er war dann auch noch der Häuptling des ganzen Ladens und würde eher Saku und seinen Jungs persönlich den Hals umdrehen als zuzulassen das Hana seine Braut wurde! Wenn Hao das erfuhr, also das Hana und er Sex gehabt hatten, dann wirkte der zweite Weltkrieg dagegen wohl eher wie ein Spaziergang und ne Grillparty in einem! Und irgendwie…bekam Saku nun leicht Panik wenn er daran dachte das Hao es erfahren könnte. Er würde ihn umbringen! Und Hana…nun ja der redete oft viel zu viel und also…Jap, er war sowas von tot. Oh mann...Heh nur ein Trottel schlief mit dem Sohn des Häuptlings der einen nicht leiden konnte…Seine Jungs hatten ihn gewarnt sich zu benehmen und nicht gehen zu lassen. Fast so als wüssten sie das er dazu tendierte Scheiße zu bauen. Ja und Saku war genau der komplette Volltrottel gewesen, den seine Jungs nur zu gut kannten und in die Falle getappt verdammt! Es stimmte: Sex machte manchmal echt nur Probleme.

Als Hana bemerkte das nichts mehr von Saku kam, sah der wieder verwirrt zu ihm und erkannte wie der Pilot dort irgendwie wie zu Stein erstarrt stand. Komisch. Was wohl in dem seinem Kopf wieder vorging? Hana wollte es aber, ehrlich gesagt, gerade nicht mal wissen. Aber nun da er als seine Braut ein offizielles Machtwort gesagt hatte, welches sich auch gut anfühlte, kam er näher an Saku ran und küsste ihn plötzlich. Der Kleine musste sich dabei etwas auf die Zehenspitzen stellen um an den seinen Mund ranzukommen und krallte sich dann noch Halt suchend in Saku sein weißes Shirt. Sakutaro erwachte dann sofort aus seiner Starre, als er den Kuss bemerkte und sah zu ihm runter. Es war ein sanfter und liebevolle Kuss…so das er ihn ganz natürlich und instinktiv erwiderte. Er konnte nicht anders, denn es war so zart und Hana schmeckte so gut. Saku liebte seinen Duft und Geschmack wenn sie sich küssten. Der Blonde löste ihn dann aber schon wieder und sah leicht rot zu ihm hoch als er dabei scheu aber ehrlich sprach:

„Ich liebe dich…Sakutaro…“

Saku sah ihn nachdenklich an und seufzte. Ihm hatte der Kuss gefallen und er wollte mehr davon. Wollte sich den Kleinen schnappen und mit ihm zart und verliebt schmusen und kuscheln. Einfach nur hier liegen bleiben und ihre Liebe zueinander und Nähe genießen. Er...liebte Hana so sehr.

Und da war es schon wieder gewesen. Hana…hatte diese Worte bereits schon mal vor ihrer gemeinsamen Nacht zu ihm gesagt. Und sogar während dem Sex hatte er es auch mal erwähnt, nämlich in dem Moment…bevor Saku in ihm kam. Wie konnte er…das nur so sagen? Es zeugte von unglaublichem Mut einem zu sagen das man ihn liebt und obwohl Sakutaro diesen Jungen vor sich ebenfalls liebte…fehlte ihm dennoch der Mut diese Worte zu sagen. Hana…war damit also so viel stärker und mutiger als es Saku jemals sein könnte. So lächelte er dann nur sanft auf dessen Worte und fasste Hana mit der rechten Hand an die linke Wange, ließ sie dort ruhen und sah ihm dann weiter in die Augen, denn er liebte diese Augen so sehr.

Es waren die schönsten Augen die er jemals gesehen hatte. Ehrlich und offen. Und danach gab er dem Blonden wieder einen schützenden und sanften Kuss auf die Stirn. Es war alles okay, dass wollte er damit sagen. Nichts stand mehr zwischen ihnen. Sicher war es scheiße von Hana gewesen einfach mal so seine Kippe weg zu feuern und über ihn zu bestimmen, aber deswegen liebte er ihn nicht weniger. Das war wieder so ein typischer, emotionaler Ausrutscher des Kleinen gewesen, der gleich wieder nachlassen würde. Hana…wusste eben was er wollte. Genau wie auch Saku in dem Moment und das war nämlich dieser Dickkopf vor ihm. Und eines konnte er ebenfalls nicht leugnen…das sie ab heute zusammen gehörten. Er würde es jetzt nicht als verheiratet hinstellen, aber definitiv als Pärchen. Und es tat echt gut das zu wissen. Es war herzerwärmend und machte ihn glücklich. Er war...nicht mehr allein und wurde endlich geliebt. Von jemandem geliebt den er auch aus tiefsten Herzen liebte.

Als er den Kuss dann löste sahen sie sich wieder nur gegenseitig in die Augen und schwiegen dabei. Sie machten das gerne. Irgendwie…liebten es beide sich gegenseitig so tief in die Augen zu sehen, denn es war als würden sie dort etwas Bekanntes finden. Etwas was sie schon immer kannten und vor so langer Zeit mal verloren hatten. Und wenn sie sich in die Augen sahen…dann war es als würden sich ihre Seelen verbinden. Saku hatte so schöne Augen. Hana liebte dieses starke Haselnussbraun und den sanften Blick dazu. Er war so ein gutaussehender Kerl und so liebevoll, wenn er wollte. Ja und das alles hatte dem Blonden die letzte Nacht gehört. Das alles…gehörte ab jetzt ihm, genauso wie er Saku ab heute gehörte. Er war so glücklich darüber. Aber dann brach Sakutaro den Blick ab und fasste rechts an Hana vorbei zu dem Pilotensitz hinter ihm. Schnell nahm er sich seine Hose von diesem runter und sagte dabei zu dem Blonden:

„Wir sollten mal langsam in die Gänge kommen…Deinem Vater ist sicherlich nicht entgangen das wir die ganze Nacht weg gewesen waren und ich möchte nicht das er mit seinen Leuten hier ankommt und mich dann doch noch umbringt, weil er denkt ich hätte dich entführt oder so.“

Da war was dran und Hana stimmte ihm sanft nickend zu.

Saku lächelte dann darauf wieder und kam ein letztes Mal näher an ihn bevor er sich fertig machte. Sanft schob er dem Blonde das Haar vom Nacken weg, drehte ihn sacht dabei etwas seitdlich und sah dann den Biss den er Hana in der Nacht verpasst hatte. Diesen Paarungsbiss. Er war nicht unauffällig und tat sicherlich auch weh in dem Moment als er erzeugt wurde so das es Sakutaro etwas Leid tat. Aber nur etwas denn...er sah einfach so wunderschön an ihm aus. Dann kam der Schwarzhaarige runter und küsste zum Abschluss sanft auf die Bisswunde so das Hana dabei ein kleiner Schauer durch den Körper jagte. Es war so sanft gewesen und als sich die Lippen wieder von der warmen Haut am Nacken lösten sagte Saku dann zu dem Kleinen:

"Den solltest du besser verstecken..."

Und dann machte er einen Schritt von Hana weg, der wieder zu ihm sah und dann scheu nickte. Ja die Haare sollte er ab jetzt besser offen lassen und nicht mehr zusammenbinden bis der Biss endlich verschwunden war. Denn wenn sein Vater den sah...dann floss Blut. Er würde ausrasten wenn er heraus bekam dass das Heiligtum seines Sohnes befleckt wurde. Aber wenn man mal ehrlich war: dann war Hao sicherlich schon längst wieder wegen wesentlich simpleren Dingen in ganz anderen Sphären angekommen und auch so schon in keinem freundlichen Zustand, weswegen es sicherlich, zu hundert Prozent, bereits fest stand dass er längst nach ihnen suchen würde. Es sei denn Yoh hatte ihn noch hingehalten und ihnen damit etwas Zeit verschafft. Aber selbst wenn dann war sein Vater spätestens bei den ersten Sonnenstrahlen unterwegs und auf der Suche nach ihnen, zusätzlich mit extrem schlechter Laune im Gepäck. Ja da konnten sie sich beide sicherlich noch was anhören. Das Hao den Piloten aber sofort umlegte war nicht mehr der Fall. Darüber waren sie hinweg.

Der Häuptling gab es sicherlich niemals freiwillig zu, aber in der letzten Woche hatte er eine etwas entspannte Ader für Sakutaro entwickelt. Er hatte nämlich gesehen dass der eigentlich keine Gefahr war und ihnen nichts Böses wollte. Und noch mehr…das er ein Mann war der sein Wort und sich an Regeln hielt und das respektierte Hao in der Regel mehr als alles andere. Das Hao also noch nicht vor dem Zero stand, Hana eigenhändig nachhause zerrte und Saku dann vorher noch nen Pfeil zwischen die Augen erschoss, war dem Glück und etwas mehr Vertrauen zugleich geschuldet gewesen. Dennoch sollten sie ihr Glück nicht weiter strapazieren und sich auf den Weg zurück ins Dorf machen, bevor es noch wirklich schlimm werden könnte. Es war besser so. Immerhin würde ihnen keiner glauben das es ein Fuchsgeist gewesen war der sie hier her gelotzt hatte und sie deshalb verschwunden waren. Nur Yoh würde das. Und Hana fragte sich gerade...warum Ame das getan hatte. Und Wo sie nun wieder war. Doch das war was für später und er schob es, fürs erste, weg von sich.

Hana reichte Saku dann seine Fliegerjacke von den Schultern. Der Ältere nahm sie stumm an, zog sie sich danach über und machte sich dann daran seine Hose wieder anzuziehen. Der Blonde lief derweil nackt zu dem Kissen hinter, auf dem sie Sex gehabt hatten und kniete sich daneben auf den Boden um seine eigene Hose zu nehmen die dort lag. Während er das tat war Sakutaro schon bereits fertig, zog sich noch mal die Jacke zurecht und sah über seine linke Schulter zu Hana hinter als er sprach:

„Ich warte draußen auf dich. Mach aber langsam und nimm dir Zeit dich anzuziehen, okay?“

Hana sah hinter sich und nickte ihm nur verdutzt zustimmend zu. Typisch. Er wusste das Saku das gesagt hatte weil er Angst haben könnte Hana wäre noch schwach von der Nacht und vielleicht auch verletzt, oder so. Immerhin war es am Ende ja heftiger gewesen. Aber das war wirklich nicht mehr nötig. Der Blonde fühlte sich gut und er war es leid Saku das immer wieder sagen zu müssen, also schwieg er einfach nur...Vielleicht nutzte der Blödmann das aber auch nur um draußen noch schnell eine rauchen zu können und die Kippe zu suchen die Hana weggeworfen hatte. Traute er ihm zu.

Danach sah er den Älteren auch schon aus dem Schiebedach des Zero klettern und raus ins Freie verschwinden. Da ging er hin sein Männchen. Hana lächelte dann dennoch sanft und schnappte sich danach vor sich seine Hose vom Boden. Sie waren...nun wirklich ein Paar. Das machte ihn so glücklich im Herzen und es klopfte deshalb in seiner Brust.

Es klebte noch etwas zwischen seinen Beinen, weswegen Hana kurz runter sah und schnaubte. Das war wirklich nicht sehr angenehm, aber er würde das bis zuhause schon noch überleben und sich dann einfach im Fluss waschen. Heh, er hatte schon wesentlich schlimmeres erlebt als das, so das er sich jetzt von Körpersäften definitiv nicht fertig machen ließe. Und langsam trocknete es ja auch schon.

Er hielt die Hose vor sich und sah dabei dann links neben sich zu dem großen Kissen. Sah den Fleck dort im Stoff, den sie beide verursacht hatten und lief schlagartig wieder etwas rot dabei an. Sie hatten sich geliebt...Und für den Bruchteil einer Sekunde sah er mental wieder diesen starken und attraktiven Mann über sich, auf den letzte Nacht das Mondlicht durch das Schiebedach hinter ihm schimmerte und damit einfach alles offenbart hatte was sexy an ihm war. Sakutaro wirkte in dieser Nacht für Hana...wie ein junger Gott der extra vom Himmel kam um nur IHN zu beglücken. Als wäre er geschickt worden...damit Hana endlich glücklich werden konnte. Sakutaro...Hana sein Dyami.

Dann riss er sich sofort kopfschütteln raus aus seinem Traum. Ob Saku das Ding jetzt einfach wegwarf? Naja konnte ihm egal sein. Dann zuckte er mit den Schultern und sah wieder zu seiner Hose…als ihm ein Ziehen durch den Bauch schoss.

Etwas schmerzhaft und keuchend krümmte er sich anschließend zusammen und schloss die Augen dabei. Es tat weh. Was war das nur für ein Schmerz? Hana öffnete wieder die Augen, senkte seine Arme und hielt seine Hose dann nur noch mit einer Hand fest während er sich mit der Zweiten auf den Bauch fasste. Er streichelte sanft reibend über ihn. Es zog. Und es zog auch noch genau an der Stelle wo auch seine Schusswunde gewesen war. War das deshalb? Bekam er gerade die Quittung für den harten Sex? Aber der Schmerz fühlte sich „tiefer“ an. Also nicht oberflächlich sondern innerlich und als wäre dort wirklich etwas gezerrt worden. Das war seltsam.

Zuerst machte er sich Sorgen, aber das war dann wieder weg als auch der Schmerz langsam wieder verschwand und Hana dann blinzelnd und verdutzt auf seinen Bauch sah. Das war ja…wirklich echt seltsam gewesen. Aber es wunderte ihn dann nicht mehr denn immerhin war seine Wunde noch am verheilen und er hatte ja nicht gerade sanften Sex gehabt. Vielleicht war das doch etwas zu viel des Guten gewesen. Aber mit einigen Atmungen hatte er den Schmerz auch schon gezielt veratmet und es war wieder alles okay. Jedoch fühlte er plötzlich wie dann etwas leicht an der Innenseite seines linken Oberschenkels hinab lief. Es war flüssig und der Blonde fasste dann verdutzt runter schauend mit der Hand dort hin, Strich dort entlang und zog sie dann wieder hoch, sah sie an...

Er bekam er einen Schreck, wegen dem was er da sah, aber der ließ dann auch gleich wieder nach, denn es ergab für ihn Sinn was da passierte und wenn es das tat dann machte er sich in der Regel keine Sorgen mehr. Allerdings wollte er so nicht in die Hose. Also sah er rechts neben sich, schnappte sich von dort dann ein Stück Stoff, das Saku gestern Nacht benutzt hatte um sich etwas vom Schweiß zu säubern, vom Boden und wischte sich dann damit leicht etwas zwischen den Beinen ab. Danach fühlte er sich gleich besser. Und ohne lange zu überlegen, aber auch weil es aufhörte aus ihm zu laufen, warf er danach den Stoff dann plump hinter sich und dummerweise genau unter den Sitz des Pilotensessels. An einen Ort wo es keiner so schnell sehen würde. Dann stand Hana auch schon auf, zog sich seine Hose endgültig an und folgte Saku dann aus dem Flieger. Er schnaufte aus. Alles gut. Es war alles gut. Es gab keinen Grund zur Sorge, immerhin war er Jungfrau gewesen und diese Nacht für ihn komplett neu und ungewohnt. Sicherlich war das normal bei der Kraft der er ausgesetzt worden war und er hatte auch keine Schmerzen mehr, also alles okay. Denn wenn es schlimm wäre dann würde es sicherlich mehr sein. Und im Notfall wusste Mama was zu tun wäre. Ihr konnte er immerhin alles sagen, auch wenn es schwer fiel. Und dann kletterte er geschickt raus und kam auf dem Flügel des Zero an. Wurde Zeit nachhause zu gehen und sich dem Zorn seines Vaters auszusetzten. Mal wieder. Hana ließ also einfach den Stoff dort unter dem Sitz liegen und dachte sich weiterhin nichts dabei. Verbannte es komplett aus seinem Kopf und verschwendete keinen Gedanken mehr an diesen weißen Stoff. Der aber nun dort gut versteckt lag…und mit leichten Blutflecken verziert wurde, die wie junge, rote Blumen darauf blühten.
 

Sie hingen nun sicherlich schon seit gut zwei Stunden auf diesem Platz fest und so langsam wurde es Hana etwas zu viel.

Er saß dort im Schneidersitz, wieder bekleidet mit dem. weißen Shirt von Sakutaro, so wie auch seiner schwarzen Hose und kämmte sich mit einem Kamm sanft das blonde Haar über der rechten Schulter nach vorne und pflegte es damit. Immer und immer wieder ließ er den kleinen Kamm seiner Schwester Opacho durch sein Haar gleiten und sah dabei nachdenklich auf den Boden vor sich. Viele Gedanken hämmerten durch seinen Kopf, aber nun auch noch der: Das sie ihn da gelassen hatte.

Nachdem Opacho das Dorf wieder verlassen hatte ließ sie ihm ihren Kamm zurück, den sie aber meist mit sich im Haar herum trug. Er war ein Erinnerungsstück an ihre echte Familie, die in den Flammen von Apollo umgekommen waren und oft hatte sie Hana damit die Haare gekämmt und jedes Mal aufs Neue hatte ihn dies beruhigt. Mit diesem Teil waren Erinnerungen verbunden und es war demnach ungewöhnlich dass seine Schwester ihm dieses Erbstück zurück ließ und dann wieder verschwand. Vielleicht wollte sie ihm damit etwas sagen, Hana wurde das Gefühl zumindest nicht los, aber er wusste einfach nicht was es sein könnte. Doch egal was es auch war, der Kamm tat wieder mal das was er am besten konnte und beruhigte Hana jedes Mal aufs Neue wenn er sich damit durch das Haar Strich. Es tat gerade gut und er machte das nun auch schon seit einiger Zeit und riss sich damit zusammen…denn in seinem Bauch rumorte es ordentlich.

Keine Ahnung was da in ihm los war, aber es wurde einfach nicht schnell genug weniger. Es waren Krämpfe, Ziehen und auch Blähungen die sich dort gegenseitig einen Krieg erklärt hatten dass es langsam echt nervte. Den Göttern sei Dank hatte das Bluten aber schon längstg gestoppt denn sonst hätte er wirklich Angst bekommen. Doch hätte Hana vorher gewusst dass Sex so anstrengend und nachhallend war, dann hätte er die Finger davon gelassen! Okay hätte er nicht, aber schön das Sakutaro sofort nach dem Sex wieder das blühende Leben war und wieder Bäume ausreißen konnte, aber Hana saß dort mit den Nachwehen und wünschte sich gerade einfach nur umzufallen und zu sterben! Naja gut so schlimm war es jetzt nicht, er übertrieb, aber dennoch war es unangenehm. Er kam sich wirklich sowas von durch geknattert vor. Was er ja auch irgendwie war. Doch darüber zu meckern brachte nun auch nichts mehr, es war nun mal passiert und Hana musste jetzt mit den Konsequenzen danach auskommen. Also seufzte er nur wieder und kämmte sich weiter beruhigend durch das Haar. Mann was hatte ihn da nur geritten?...Zugeritten beschrieb es vielleicht sogar besser…Der Blonde schüttelte etwas errötet den Kopf, musste seinen Verstand wieder aus dem Zaun rausbekommen und aufhören an den Sex zu denken den sie gehabt hatten. Egal wie gut der auch gewesen war und danach sah er dann wieder vor sich.

Er saß etwas höher auf einem Hang und sah vor sich zu dem Platz runter der sich da vor ihm erstreckte. Es war eine kleine Lichtung die ihr Stamm in einen Trainingsplatz umfunktioniert hatte um den Kampf zu üben und auch mit Bögen zielen und kämpfen zu lernen. Demnach standen rechts an Bäumen selbstgebastelte Ziele aus Holz und Kokosnüssen, die für das Training mit dem Bogen genutzt wurden und der Rest des Platzes war ein sandiger Boden auf dem man sich genüsslich aufs Kreuz legen könnte ohne sich dabei zu verletzten. Es war also der ideale Ort um mal richtig Dampf ablassen zu können und der war auch nicht sonderlich weit weg von ihrem Dorf. Man bekam die Möglichkeit sich dort austoben, was offenbar einer von ihnen nötig hatte, auch wenn Hana nicht wusste wie das noch sein konnte. So hörte er auf seine Haare zu kämmen, legte dann seine Hände samt Kamm in seinen Schoß und sah den flachen Hang runter zu dem Platz und zu dem Mann der sich dort nach Herzenslust austobte. Oder eher mehr: zu den MÄNNERN die sich dort austobten, denn es waren an sich zwei dich sich dort gerade ordentlich eins verpassten. Obwohl der Eine gerade nur einsteckte und der Andere nicht. Der Blonde sah auch genau in dem Moment wieder auf wo es den nächsten Schlag tat und Sakutaro von hinten einen auf den Nacken gedonnert bekam.

Es war ein ordentlicher Hieb gewesen, der zwar nicht gefährlich war, aber gerade so reichte um den stämmigen Piloten von den Beinen zu bekommen und in die Knie gehen zu lassen. Hana verzog sogar selbst etwas schmerzhaft das Gesicht dabei, als er den Schlag gesehen hatte. Autsch, der hatte gesessen und tat sicherlich ordentlich weh. Das wusste er auch so, ohne es selber erlebt haben zu müssen, denn der Mann der Saku eine verpasst hatte war nun mal ein Kraftpaket der besonderen Sorte und der zögerte auch nicht lange jemanden ordentlich eine zu verpassen, besonders dann wenn es einen Lerneffekt erzielen sollte. Und das war eben der Fall gewesen, denn Silva wollte das Saku aus seinen Fehlern lernte. Und er hatte eben einen verdammten Fehler gemacht und seine Deckung erneut vernachlässigt. So sehr sogar das Silva ihm mit einem einfachen Schritt ausweichen konnte, als der Schwarzhaarige auf ihn zugerannt kam und ihm danach dann noch so kräftig auf die Stelle am Nacken schlagen konnte das er gleich darauf auf die Knie ging, auf denen der Pilot noch immer etwas schnaufend kniete.

Sie schlugen sich natürlich nur mit Trainingsspeeren die nicht scharf oder gefährlich waren, aber diese reichten auch völlig um damit den Effekt zu erzeugen den Silva erreichen wollte. Nämlich den Lerneffekt und das es etwas nachhallte. So stand der große Patchee dort locker mit der linken Hand an der Hüfte und der rechten fest um den Speer geschlossen, der im Boden neben ihm stand und sprach dann zu Sakutaro:

„Du bist wirklich nicht schlecht. In der Zeit, seit wir zusammen trainieren, hast du dich gut gemacht. Ja schon fast Rekordverdächtig. Aber du machst noch immer denselben Fehler wie am Anfang und achtest nicht auf seine Deckung. Kraft ist nicht alles Sakutaro. Du bist schnell und stark, aber du tendierst zu sehr darauf deinen Gegner gezielt und schnell mit einem Schlag zu Fall zu bringen. Das ist aber eine sehr riskante Art zu kämpfen, denn wenn dein Gegner sich nicht gleich zu Boden ringen lässt verbrauchst du damit nur unnötig viel Energie und gibst ihm somit auch noch die Möglichkeit für einen Gegenangriff und die Lücken in deiner Verteidigung auszunutzen. In deiner Welt und mit euren Waffen kommst du damit vielleicht gut vornan, aber in unserer Welt und im Nahkampf Mann gegen Mann ist das nur dumm und unvorsichtig. Doch du bist stur und stehst immer wieder auf egal wie sehr man dich auch zu Boden haut, das muss man dir lassen. Ich respektiere das. Das ist eine Gabe, Sakutaro.“

Ja das hatte Saku eben auch zu spüren bekommen. Silva hatte das mit seinem letzten Schlag ganz gut untermauert. Der Pilot schnaufte darauf dann etwas genervt aus und kam wieder auf die Beine. In seiner rechten Hand hielt er den Speer ohne Spitze und mit der Linken rieb er sich dabei noch weiterhin etwas über den brennenden Nacken. Sicher war sein Stolz in den Moment etwas angekratzt worden wenn er von diesem Patcheen einfach so aufs Kreuz gelegt wurde als wäre er kein Gegner oder ein Kind mit dem man sich im Sandkasten prügelte, aber dennoch musste er auch zugeben das es ihn beeindruckte. Sakutaro war ja in seiner Heimat und innerhalb der Armee, nicht gerade jemand den man auf die leichte Schulter nehmen sollte, oder mit dem man sich freiwillig anlegte, weder im Nahkampf und erst recht nicht in der Luft und bewaffnet. Er war dafür bekannt Leute aufs Kreuz zu legen und kaum einer konnte ihm das Wasser reichen wenn es um Kraft und Ausdauer ging. Einzig sein Dad, also Paku, wäre in der Lage es mit ihm Mann gegen Mann aufzunehmen und davor hatte Sakutaro auch den größten Respekt. Hatte das auch mal fühlen dürfen als Paku ihn in einem Probekampf platt gemacht hatte. Saku war ein Pionier wenn es ums Kämpfen ging, aber Silva vor ihm…der machte ihm zu echt zu schaffen und holte ihn damit auf den Boden der Tatsachen zurück. Nämlich…das Saku noch viel zu lernen hatte. Es stimmte, in seiner Welt war er ein Ass, aber hier bei den Patcheen fing er wieder komplett bei Null an und bekam von Kriegern, wie zum Beispiel Silva, ordentlich den Hintern versohlt wie ein ungehorsames Rotzgör. Und das war auch gut so, egal wie sehr es auch an seinem Stolz nagte, denn Sakutaro war einer der aus seinen Fehlern lernen wollte um dadurch besser zu werden, daher kamen diese Weisheiten und Übungen wie gerufen für ihn um seinen Horizont zu erweitern. Er liebte es zu kämpfen und sich zu messen und genau deswegen genoss er diese Trachtprügel auch in vollen Zügen, so krank es sich auch anhörte. Weswegen auch ein leichtes Lächeln kurz darauf über seine Lippen huschte und er sich dann wieder kampfbereiter hinstellte und antwortete:

„Ja das war ich schon immer. Meist dumm und unvorsichtig wenn es darum ging mich mit anderen zu messen und zu kämpfen. Ich hab mich schon immer mit größeren Jungs angelegt die weit über meiner Klasse waren. Ich bin barsch, aggressiv und ein unverbesserlicher Dickkopf im Kampf. Aber genau das…hat mich auch immer wieder von Boden aufstehen lassen und angespornt weiter zu machen. Was mich nicht umbrachte…hat mich wortwörtlich nur noch stärker werden lassen. Also? Willst du mich weiter volllabern, oder mir endlich wieder eine verpassen damit ich daraus lernen kann?“

Einsicht war der erste Weg zur Besserung und Sakutaro verfügte über diese Fähigkeit, nämlich über das: Selbstreflektieren.

Als er das sagte sah Silva ihn nur an…und lächelte dann ebenfalls sehr erfreut darüber. Er konnte nicht anders denn er mochte diesen Himmelsmenschen inzwischen sehr. Innerhalb der Zeit, in der sie sich kannten, hatte Silva eine respektvolle Ader für ihn entwickelt und war beeindruckt über diesen Mut, Kampfgeist und seine Sturheit. Was er dort sah...es erinnerte ihn an Hao in seiner Jungend, denn der war genauso gewesen.

Hao wusste auch nie wann Schluss war und neigte dazu einfach immer und immer wieder aufzustehen und das zu Ende zu bringen was er angefangen hatte. Das zeigte sich schon in seinem zarten Alter von zehn Jahren. Damals hatte er nämlich einen Schuss auf eine Bergantilope verpatzt um diese damit zu töten und darauf hatte er sie dann Tage lang durch den Dschungel verfolgt bis er sie endlich niederstrecken konnte. Er spürte sie auf und erledigte die Jagd. Hao gab sich in der Regel nicht mit einer Niederlage zufrieden und als er dann nach drei Tagen endlich wieder im Dorf ankam, sich Goldva und Yoh schon Sorgen gemacht hatten er würde nie wieder kommen, da hatte er das Vieh doch tatsächlich über seinen Schultern liegen und schleppte sich damit zu ihnen. Er warf es vor ihre Füße, stand schnaufend und dreckig vor ihnen aber sagte stolz: Ich lasse meine Familie nicht hungern und beende was ich angefangen habe! Und Silva stand daneben…und war niemals zuvor so stolz auf ihn gewesen wie in dem Moment. Er hätte das nicht tun müssen und es wäre okay gewesen das ruhen zu lassen, denn sie hatten auch so genug zu futtern auch wenn er sie nicht erlegt hätte. Aber es ging ihm ums Prinzip. Er war ein Mann der sein Wort hielt und Dinge zum Abschluss brachte und zu Fehlern stand. Und Silva fragte sich bis heute immer wieder…ob Hao das auch getan hatte weil er wusste das er und Yoh mal Mann und Frau sein würden und es seine Aufgabe war sich um seine Familie zu kümmern. Denn er warf das Tier ja auch ihm vor die Füße. Das er dem jungen Yoh somit vielleicht auch zeigen wollte: Hier, ich bin ein Mann auf den du dich verlassen kannst und der sich um dich kümmern wird sobald wie vermählt sind. Es war ein schöner Gedanke, aber natürlich wusste nur Hao bis heute warum er das getan hatte. Aber bei Sakutaro hatte Silva genau dasselbe Gefühl. Er spürte dieselbe Energie und den gleichen, starken Willen in seinem Herzen pochen. Er war ein Beschützer und ein Mann der zu seinem Wort stand. Und vielleicht…machte er das auch irgendwo, neben seinem Drang kämpfen zu wollen…um zu zeigen dass er Hana beschützen würde und ihm somit auch gerecht war. Was wundervoll wäre und einem Antrag gleickam. Jedoch: Silva war zwar Hana sein Pate, aber dem einzigen dem der Himmelsmensch das beweisen musste, das er Hana würdig war…das war ihr Häuptling und Hao würde ne verdammt harte Nuss zu knacken sein.

Silva nahm dann wieder den Speer in beide Hände, hielt ihn bereit vor sich und sprach darauf:

„Ich mag deinen Mut und deinen Willen stärker werden zu wollen. Das trifft mich…auf einer emotionalen Ebene die ich schon lange nicht mehr gespürt habe. Also gut. Dann zeig mir dass du ein schneller Lerner bist und beschützen kannst…Sohn des Adlers.“

Und dann setzte er sich auch schon mit einem gezielten Sprint nach vorne in Bewegung und Saku zog sofort wieder den Speer, mit beiden Händen, schützend vor sich hoch. Es haute ihn immer wieder aus den Latschen wie schnell und agil dieser Hüne vor ihm doch sein konnte. Besonders bei seiner Größe war das beeindruckend. Silva kam immerhin genau auf dieselbe Höhe wie Paku, also so ein guter zwei Meter Mann, wenn nicht sogar noch nen Ticken mehr oben drauf und thronte damit locker über Sakurai, der zwar auch die Größe seines Vaters geerbt hatte, aber dagegen dennoch mit seinen süßen 190 Zentimetern wie ein giftiger Gartenzwerg vor ihm stand und dabei um sich biss wie so ein kleiner, dreckiger Chihuahua. Somit war Saku also gute 30 bis 35 Zentimeter größer als Hana, der gerade mal die 160 Zentimeter knackte, wenn nicht sogar doch schon eher auf die 155 Zentimeter kam. Ja Hana war ein kleiner und zierlicher Junge für sein Alter…Oder Saku, wie immer, einfach nur ein Riese.

Zwei Sekunden danach gab es auch schon einen lauten Knall und Holz schepperte erneut gegen Holz. Silva hatte mit dem Speer horizontal ausgeholt aber dann, kurz vor seinem Gegner, vertikal vor Saku nach oben gezogen um einen Hieb zu verursachen der wie ein Schnitt sein sollte. Er war verdammt stark und Sakurai bemerkte auch sofort die Stärke in geballter, gnadenloser Kraft, als er mit beiden Händen stramm und stemmend dagegen halte musste, denn er hatte den Hieb aufgehalten und ihre Waffen kreuzten sich gerade. Holz auf Holz drückte Silva von unten hoch und Saku von oben nach unten dagegen. Er war allerdings kein Narr und wusste dass er nicht sehr lange gegen die geballte Kraft des Patchee anhalten würde, also brauchte er einen Ausweg und musste innerhalb von Sekunden handeln. Besonders wenn er nicht gleich wieder eins auf die Mütze bekommen wollte musste er nun schlau an die Sache ran gehen. Dagegen zu gehen und mit eigener roher Kraft dagegen zu halten, war dumm und brachte nichts. Silva wischte mit ihm locker den Boden auf und zeigte das auch gerade mal wieder wie körperlich überlegen er doch war. Also gab es da nur einen Ausweg und nicht gerade einer der Saku gefiel…nämlich der Rückzug.

Sakutaro war keiner der den Schwanz einkniff und dann vorschnell zum Rückzug blies, aber in der Situation wusste er dass er keine andere Wahl mehr hatte. Das war eine direkte Auseinandersetzung die er nicht gewinnen konnte und obwohl sein sturer Dickkopf ihn befahl mit roher Gewalt dagegen zu gehen, einfach weil er schon immer genau so sein Leben gemeistert hatte…so sagte ihm sein Herz gerade aufzuhören. Aufzuhören und eine andere Lösung zu finden. Er hatte noch viel zu lernen was Kontrolle über seine Wut und seinen Drang zum Kämpfen anging, aber in dem Moment hörte er mal auf Silva und schlug einen anderen Weg ein. Also hörte er auf dagegen anzukämpfen und machte sich lockerer. So locker das er geschickt den Druck des Gegners von sich ableiten konnte und Silva sein Hieb dann rechts von Saku ins Leere flog. Er leitete die Energie des Angriffs von sich ab, wie Wasser das um einen Stein floss und bekam innerhalb von Sekunden somit wieder Luft zum Atmen. Das nutze er um einen Satz nach rechts um Silva herum zu machen und die Lücke zu nutzen die sich ihm dort bot. Und der Patchee war erfreut erstaunt darüber. Sakutaro hatte endlich mal seinen Kopf eingeschaltet anstatt mit purer, roher Gewalt gegen einen stärkeren Gegner anzugehen. Er setzte endlich das um was er mit seinem Zero schon immer getan hatte, aber das komischerweise im Kampf Mann gegen Mann nie machte: er suchte eine Lücke um hart zuzuschlagen. Zeros waren in der Luft geschickt, schnell und tödlich. Aber leider waren sie auch so schwach bewaffnet das ihre Geschosse nicht durch dickere Panzerungen durchkamen. Die Schüsse mussten dort treffen wo es weh tat und deswegen zielte man mit ihnen auch eher bei Feinden auf den Fahrer als auf das Vehikel. Man suchte die Schwachstelle und genau das tat er gerade auch bei Silva. Und somit sah er dann auch genau die Lücke die er die ganze Zeit über gesucht hatte. Also holte er zum Schlag aus und startete den Angriff. Aber Silva war nicht von gestern und wusste genau wo seine Lücken waren und wo nicht. Er wusste das er mit dieser Aktion seine linke Flanke, an der Brust und Oberkörperseite, offenbarte und das er dann nur Sekunden hatte um sie wieder zu schützen. Was er dann auch machte.

Silva nutze den Schwung seines Angriffs und vollbrachte somit eine 180 Grad Drehung die ihn wieder in Blitzesschnelle frontal auf Saku fixierte und er dann den sehr gut gesetzten Angriff des Himmelsmenschen einhändig, mit dem Speer, blocken konnte. Holz schepperte erneut und Saku drückte mit beiden Händen den Speer fest gegen den seines Gegners und sie sahen sich dann nur schweigend an. Er sah zwar angespannt und böse drein, aber Silva war dennoch erfreut ihn so zu sehen. Endlich. Er hatte endlich seinen Kopf benutzt und das sogar verdammt gut und schnell, ja schon fast natürlich und als hätte er nie was anderes getan im Leben. Als läge es ihm im Blut. Es machte den Patchee unglaublich stolz, aber Saku kotze es am anderen Ende an. Verdammter Mist! Er dachte endlich einen Treffer landen zu können, aber der Kerl vor ihm war ihm mal wieder einen Schritt voraus gewesen. Und langsam wollte er mal endlich zum Zug kommen, denn seit sie zusammen angefangen hatten zu trainieren…hatte Saku nicht einen Treffer landen können.

Silva schmunzelte stolz und sprach dann:

„Na also. Endlich hast du mal deinen Verstand benutzt, als nur deine rohe Kraft. Das war wirklich sehr gut. Aber warum hat das so lange gedauert, hm?“

Saku schmunzelte frech und leicht aggressiv zurück.

„Ich lerne schnell. Ab und zu brauche ich zwar nen Tritt in die Richtige Richtung um es auch umzusetzen, aber wenn ich das überwunden habe, dann gibt es meist keinen Halt mehr!“

Silva lächelte wieder stolz.

„Na dann bin ich ja froh das ich helfen kann, Sohn des Adlers. Zeig mir was du kannst!“

Und danach gingen sie wieder auseinander und es folgte eine Abfolge von Schlägen und Parieren mit ihren Waffen. Silva war sehr froh dass der Knabe vor ihm endlich anfing seine Flügel zu spreizen und seinen Verstand zu benutzen. Er hatte gute Instinkte und eine schnelle Auffassungsgabe. Gepaart mit seinem Verstand würde er definitiv einen vortrefflichen Krieger abgeben nachdem sich alle die Finger lecken würden nur um ihn als seinen Partner an seiner Seite haben zu können. Sakutaro hatte dasselbe Talent wie Hao und Silva war froh das gerade erleben und fördern zu dürfen. Dieser Mann würde gut auf Hana achten können wenn er mit dem Training durch war. Aber nun genoss er einfach nur ihren Zweikampf. So wie Saku es gerade schon tat und man ihm das auch an einem erfreuten und bösen Lächeln ansehen konnte.

Sogar Hana konnte es auf die Entfernung und am Seitenrand sehen und lief dabei sogar wieder leicht rot an. Er liebte es einfach zu sehen wenn Saku voll in seinem Element war und man dann auch fühlen konnte dass es ihm gefiel und er somit so viel Leidenschaft da rein steckte wie es kein anderer konnte. Er war ein Kämpfer und liebte es an den Rand seiner Fähigkeiten gebracht zu werden, nur um danach stärker daraus empor zu steigen. Und Hana liebte es das Saku so leidenschaftlich war in Dingen die er liebte. Etwas was er in den letzten Wochen an ihm zu schätzen lernte. Denn damals, als er ihn das erste Mal traf, da konnte man denken das Sakutaro total oberflächlich wäre. Ein stupider Soldat der stur Befehlen folgte und nicht selber seinen Schädel anmachte um Entscheidungen zu fällen. Das er ein Grobian war und der oben drauf noch Aggressionsprobleme besaß die wie ein Fass ohne Boden waren. Doch Hana hatte sich geirrt. Saku hatte so viele Schichten an Emotionen in die er gefaltet war wie ein Zwiebel und je tiefer man eindrang und an die unteren Schichten kam, umso mehr bemerkte man wie emotional und zu viel denkend er doch sein konnte in gewissen Situationen. Und auch das seine Umwelt viel Schaden an ihm angerichtet hatte. Wunden geschlagen hatte die einfach nicht richtig heilen konnten. Wunden die vielleicht für immer bleiben würden, egal wie viel Zeit auch verging. Aber das war okay. Hana hatte verstanden das diese Wunden ihn nicht schwächten oder schlechter machten. Nein, sie hatten ihn zu dem Menschen gemacht der er heute war und wurden somit ein Teil von ihm. Natürlich gab es hier und dort Dinge die er loslassen musste um besser zu werden als das was er aktuell war, aber viele Dinge an ihm…würde Hana nicht mehr anders wollen. Und ganz besonders…seine Liebe in ihm. Sakutaro war ein Mann der viel von Verlust, Wut und Sturheit angetrieben wurde. Aber zwischen all dem gab es ein Gefühl was ihn noch mehr antrieb als alles andere zusammen…und das war Liebe. Er machte Dinge aus Liebe und es stimmte wirklich, denn hattest du es einmal in Saku sein Herz geschafft, dann war er ein treuer Freund der mit dir bis in die Hölle hinabstieg und dich eigenhändig da wieder raustrug ohne auch nur zu fragen. Und sie waren zusammen. Er und Saku…waren ein Paar. Hana konnte es noch immer nicht ganz glauben, denn es wirkte wie ein Traum. Aber es war passiert und es war so gut gewesen. Er spürte Saku noch immer in sich, es war verrückt. Und nachdem sie den Zero verlassen hatten und wieder zum Dorf liefen, da fiel Hana auf das Saku nicht mehr nach der Fliegerbrille geschaut hatte. Sie lag nämlich noch immer im Sand vor dem Flieger, dort wo er sie hingefeuert hatte und der Pilot war direkt daneben gelehnt gewesen und tat nichts um sie aufzuheben. Ab dem Moment wurde Hana klar…das Sakutaro seine verstorbene Freundin wirklich von sich geworfen hatte bevor sie danach in der Kiste landeten. Saku…hatte sich von dem gelöst was Chiharu ihm geschenkt hatte. Er hatte es ihm nie erzählt, aber Hana war sich sicher das die Brille auch was mit seiner Ex zu tun hatte, denn sonst gäbe es keinen Grund sich von ihr zu lösen bevor man mit jemand anderem Sex hatte. Hatte er…Chiharu wirklich aufgegeben? Für…für ihn?

Ein tiefes Seufzen entfloh seiner Kehle und er sackte im Sitzen leicht dabei zusammen. Es war ein Seufzen aus Wohlgefallen gewesen, denn es ging ihm gut wenn er nun seinen Göttergatten da unten so rumhüpfen sah wie einen jungen Gott und er den Kampf dabei in vollen Zügen genoss. Saku war…so ein attraktiver Mann. Und Hana derjenige der von ihm beglückt wurde…

„Wow, der war aber echt tief gewesen. Wie verliebt muss man nur sein um so tief zu seufzen?“

Hana zuckte schlagartig erschrocken zusammen und sah rechts neben sich, über seine Schulter, nach hinten und zu der Person die sich da näherte und dann neben ihn ins Gras setzte. Jeden Anderen hätte der Blonde nach so einem Satz schon die Hölle heiß gemacht, aber da es seine Mama war kam ihm das nicht in den Sinn und so saß dann sanft lächelnd Yoh rechts neben seinem Sohn und hockte ebenfalls dort im Schneidersitz. Sein Kopf drehte sich rüber zu Hana und sein Blick lag genau auf der Mimik seines Sohnes, weil er sehen wollte wie der mit der Aussage umging. Doch alles was Hana dann tat war seine Haare wieder schnell über seine Schulter nach hinten zu bringen und an dem Rücken runter fallen zu lassen. Zumindest fielen sie ihm bis zwischen die Schulterblätter runter, denn länger waren sie noch nicht geworden. Der Blonde hoffte das auch schnell genug getan zu haben und das seine Mutter nun hoffentlich nicht den Paarungsbiss gesehen hatte der sich ja weiterhin an seinem Nacken befand von der wilden Nacht. Er lief beschämt an und schwieg einfach nur. Fummelte sogar etwas nervös an dem Kamm in seinen Händen rum, die ja in seinem Schoß lagen. Hana wusste nicht was er da noch sagen sollte, denn es war offensichtlich das es sich bei seinem Geräusch um einen Liebesseufzer gehandelt hatte. Das war immerhin sowas von nicht zu überhören gewesen und seine Mum war ja bekanntlich auch nicht blöd. Sie wusste dass ihr Sohn in Sakutaro verliebt war und dass auch ohne das der es ihr sagen musste. Die Zeichen waren oft genug dafür da gewesen, allein in der Woche seitdem Saku bei ihnen war.

So lächelte Yoh wieder sanft und sah von Hana weg und runter zu Saku und Silva, die sich noch immer herrlich genießend und wie echte Männer, die Köpfe dabei einschlugen. Auch wenn die Schamanenkönigin genau sehen konnte das Silva dort unten genüsslich mit seiner Beute spielte und alle Karten in der Hand hatte. Er nickte dann zu Saku runter und sprach zu Hana:

„Er ist wirklich ein verdammt hübscher Mann. Hätte ich meinen Hao nicht könnte man glatt neidisch werden, was für einen Kerl du dir da gekrallt hast Hana, hehe.“

Nun wurde Yoh sein Sohn doch etwas beschämter und muffte dann leicht und errötet vor sich auf den Boden:

„I-Ich hab ihn mir nicht gekrallt Mama! Wenn dann hatte Saku mich oft genug gepackt, festgenagelt und dann auch noch an den Rand des Wahnsinns gebracht!“

Yoh sah wieder zu seinem Sohn und schmunzelte frech, aber lieb, als er drauf antwortete:

„Mmmhh scheint ja schon immer recht „wild“ bei euch zugegangen zu sein, was? Hana ich wusste nicht das du so versaut sein kannst! Heh, das hast du wohl von mir.“

Hana lief schlagartig noch röter an und fauchte nun doch etwas lauter zu seiner Mutter:

„MAMA!“

Er hatte nämlich selbst gemerkt wie blöd er die Worte eben gewählt hatte und das man das auch auf einer, naja, sexuellen Ebene verstehen konnte. Yoh lächelte aber nur wieder lieb und sprach:

„Was denn? Ach komm schon Hana ich wollte dich wirklich nicht ärgern. Ich finde das doch schön! Es ist so toll zu sehen dass du endlich deinen Dyami gefunden hast! Und er ist nicht nur ein hübscher Mann, sondern auch noch einer der ordentlich Feuer in sich hat so das einem nur beim Zusehen schon heiß dabei wird! Ich hatte mir ja immer gewünscht dass du mal einen Mann bekommst der dich unter Dach und Fach hält, aber ich hätte nie gedacht dass du mal einen wilderen Kerl abbekommst der sogar dich in den Schatten stellt! Das ist eine flotte Kombination mit euch beiden! Ich hoffe er war letzte Nacht wenigstens sanft zu dir Hana…“

Schlagartig wurde der Blonde knallrot und er sah sie erstarrt dabei an. Bitte was?! Wie kam sie denn auf…?! Nun konnte Hana nicht mehr anders und schubste seine Mutter leicht beschämt rechts an die Schulter und sprach wieder dabei:

„MAMA! E-es ist nicht so wie du denkst! D-Da war nichts zwischen uns!!“

Auch wenn das ne verdammt schlechte Lüge war, denn sie waren ja die ganze Nacht über verschwunden gewesen und erst am Morgen wieder aufgetaucht. Da konnte einem schon mal in den Sinn kommen das sie vielleicht Sex gehabt hatten. Yoh war sich sogar hundertprozentig sicher gewesen das seine kleine Blume in dieser Nacht seine Unschuld verloren hatte und bestäubt wurde, aber das wollte er ihm jetzt nicht noch aggressiver unter die Nase reiben, denn Hana war schon so angespannt genug. Es gab vor allem auch einen gewaltigen Krawall wegen der Aktion und Hao wollte sich deswegen fast nicht mehr einkriegen. Denn egal mit welchen Engelszungen Yoh und auch Silva auf ihn eingeredet hatten, Hao kam einfach nicht runter. Er wollte sich aufregen und es war so extrem gewesen das Silva dem jungen Piloten sogar anbot jetzt so schnell wie möglich die Kurve zu kratzen, solange er noch konnte, oder es halt durchzustehen wie ein Mann, denn Hao seinem Zorn standzuhalten war nicht immer so leicht. Saku entschied sich aber zu bleiben und…oh junge wurden er und Hana in den Boden gestampft mit Worten. Hao stand vorhin vor ihnen und fluchte rum als würde er gerade zwei kleine Kinder dafür in die Mangel nehmen weil sie nicht auf ihn gehört hatten. Es war echt drollig gewesen das mit anzusehen. Zumindest für Yoh, der nämlich genau sah das Hao zwar stinksauer, aber dennoch erleichtert war das Hana wieder sicher zuhause angekommen war und Saku doch nicht das Monster gewesen ist das seinen Sohn entführt hatte und das auch noch in einem Moment der Stille als keiner hinsah. Es war zwar nicht korrekt gewesen, besonders in den Augen des Häuptlings, eben weil man sich mal wieder bewusst seinen Worten wiedersetzt hatte, aber Saku bekam dennoch, lustiger Weise, einen weiteren Stein bei ihm ins Brett für die Aktion, denn er brachte seinen Hana sicher nachhause. Warum sie weg waren und wo war ihm sogar recht egal gewesen, hauptsache Hana war wieder daheim. Damit kamen sie um die unangenehme Situation herum dem Häuptling erklären zu müssen wo sie gewesen waren. Was Yoh seltsam fand denn das war eigentlich nicht Hao seine Art. Vielleicht machte er das aber auch bewusst…einfach weil er nicht wissen wollte ob sein Sohn diese Nacht seine Unschuld verloren haben könnte. Oder Hao fing langsam an schlampig zu werden vor Stress. Yoh tippte aber eher auf das Erste.

Dann schmunzelte die junge Schamanenkönigin lieb und frech als Hana seinen Kopf stur nach links von ihr weg drehte und Yoh somit die Gelegenheit bekam geschickt etwas zu tun. Sanft schob er nämlich dann die langen Haare an Hana seinem Nacken zur Seite und ermöglichte damit einen schnellen und kurzen Blick auf diesen. Es war nur eine Sekunde gewesen, bis die Haare dann wieder in ihre ursprüngliche Position zurück fielen und Hana dann auch schon erschrocken wieder zu seiner Mutter sah und sich dabei mit der rechten Hand an den Nacken fasste. Er verbarg was dort eben noch rot hervorgestanden hatte auf der hellen Haut. Der Blonde sah Yoh nur erstarrt an und der lächelte lieb, zog den Arm wieder zurück, mit dem er den Nacken offenbart hatte und sprach dann frech:

„Natürlich nicht Hana…“

Er hatte damit auf seine Worte geantwortet. Die als er meinte: da wäre nichts zwischen ihnen gewesen. Aber Yoh erkannte einen Paarungsbiss wenn er ihn sah, immerhin…hatte er selber mal einen abbekommen. Und es machte ihn in der Sekunde nur noch glücklicher zu wissen dass sein Hana sich endlich offen und ehrlich verliebt hatte und das sogar so sehr dass er einen guten Mann, wie Sakutaro, so nah an sich ranließ das es ernst wurde. Ihm so nahe kam wie niemand anderes Hana jemals kommen durfte, nämlich nur sein erwählter Dyami und auf den er schon so lange gewartet hatte. Yoh war stolz zu wissen das dieser hübsche Kerl dort unten, der noch immer wie ein junger Leopard kämpfte, seinen einzigen Sohn in der letzten Nacht beglückt und glücklich gemacht hatte. Es erfreute sein Herz denn Hana hatte nun endlich das bekommen wonach sich sein Herz schon immer gesehnt hatte, schon als er noch klein gewesen war…nämlich die Liebe seines Dyami. Und Sakutaro war Hana sein Dyami. Daran gab es keinen Zweifel mehr. Yoh konnte es spüren, genau wie auch Goldva. Und der jungen Mutter war es egal was nun kam. Wenn die Blutlinie seiner Familie ab dem Punkt nun wirklich ausstarb, weil Hana kein Kind bekommen konnte, dann war das okay, denn nichts wünschte sich Yoh mehr als seinen kleinen Hana glücklich zu sehen...Seine wunderschöne Winterblüte.

Der Blonde sah darauf wieder von seiner Mutter weg und vor sich zu Saku, der erneut einem Angriff von Silva duckend ausgewichen war und ein breites, so wie auch erfreutes Lächeln dabei auf den Lippen besaß. Hana sah ihn wieder wie in Gedanken versunken dabei zu und vergaß fast das seine Mutter noch immer neben ihm saß. Er…er liebte ihn. Er liebte Sakutaro so sehr. Und wenn er ihn so voller Leidenschaft kämpfen sah, da wollte Hana das er gefälligst sofort alles stehen und liegen ließ, zu ihm hoch kam und ihn noch mal beglückte wie letzte Nacht. Er wollte…diesen jungen Gott wieder spüren und rieb sich dabei sanft über den Bauch.

Yoh sah den Blick und schaute dann ebenfalls Saku beim Kämpfen zu, so dass er nach wenigen Sekunden sprach:

„Er macht sich echt gut. Silva spielt zwar gerade total mit ihm, aber andere hätten schon längst nach zwei oder drei Schlägen von deinem Paten aufgegeben. Da weis einer wohl nicht wann Schluss ist, hm? Das erinnert mich an Hao. Und Silva spürt das sicherlich auch, denn sonst würde er nicht so viel Spaß dabei haben.“

Hana sah wieder zu seiner Mutter und blickte verdutzt drein. Silva hatte Spaß? Der Blonde konnte das nicht so genau sehen wie seine Mutter, aber wenn sie das sagte musste es wohl stimmen. Allerdings fragte er sich gerade...

„An…Vater? Wie meinst du das?“

Und so fragte Hana das was er dich gedacht hatte und sah dann wieder zu Yoh der dann wieder lieb zu ihm sah und antwortete:

„So wie ich es sagte: Es erinnert mich an Hao. Als ich klein war, ich glaube ich war so um die zehn gewesen, da war dein Vater auch ziemlich oft auf diesem Platz und hat trainiert. Er wollte sich ständig verbessern, war richtig verbissen darauf und da wir beide unsere Eltern sehr früh verloren hatten übernahm Silva schon fast sowas wie die Vaterrolle für deinen Vater und brachte ihm alles bei was er wusste. Es war Silva der deinem Vater beibrachte wie man richtig kämpfte und Hao hat dann daraus seinen ganz eigenen Stil entwickelt. Ich habe oft, genau an der Stelle gesessen wo du gerade sitzt und ihnen dabei zugesehen wenn sie trainierten. Ich liebte es dabei zu zusehen mit wie viel Leidenschaft dein Vater kämpfte und wie sehr er sich verbesserte mit jedem Tag den er hinter sich brachte. Wenn ich Hao so dabei zu sah….dann wollte ich immer so sein wie er. Ich wollte ebenfalls lernen zu kämpfen um damit das zu fühlen wie es ihm wohl dabei ging. Wollte wissen warum er so viel Spaß daran hatte. Aber das war nie mein wirkliches Wesen und so blieb ich hier am Rand sitzen und feuerte ihn dabei an. Meine Talente lagen in anderen Bereichen und diese wollte ich verbessern um ihn später ebenfalls unterstützen zu können wenn er mich bräuchte. So wie er das Kämpfen lernte um mich und alle anderen beschützen zu können. Und ich saß weiterhin immer hier…Auch als ich dann schwanger wurde saß ich hier und sah ihm dabei zu. Denn ab da wusste ich…das er das nun auch für dich tat und das wo du ja noch unterwegs warst. Für mich ist es bis heute so Hana: Wenn ich einen Mann dort unten kämpfen sehe, dort lernen sehe und er dabei dieses Feuer in den Augen hat…dann macht er das weil er in der Zukunft etwas beschützen möchte was ihm viel bedeutet. Und das ist ein schöner Gedanke, nicht wahr Hana?“

Sein Sohn sah ihn nachdenklich an…Ja. Ja das war ein wundervoller Gedanke und Hana wollte diesen gerne teilen. Er wollte daran glauben das Saku dort unten trainierte und all das lernte um Hana in der Zukunft besser und für immer beschützen zu können. Doch er wusste es leider besser und somit auch…das Saku noch immer gehen wollte. Weshalb der Kleine keine andere Wahl hatte...und handeln musste.

Er schob den Gedanken aber gerade wieder von sich weg und sah dann erneut vor zu Saku. Hana musste dann wieder sanft lächeln und gab dabach von sich:

„Saku weis wirklich nicht wann Schluss ist bei sowas…Doch ich bin mir ziemlich sicher das er schon längst bemerkt hat das Silva nur mit ihm spielt und ihn vorführt.“

Yoh sah ihn interessiert an.

„Ist das so? Und woher weist du das?“

Hana sah wieder zu seiner Mutter und lächelte frech.

„Weil ich ihn kenne.“

Dann lag sein Blick wieder auf dem Piloten und er fuhr fort:

„Saku mag auf den ersten Blick ungestüm und kopflos wirken, aber das ist nicht so. Er hat diese komische Gabe Situationen schnell und gezielt zu verstehen und dann rasch eine Lösung zu finden. Es ist fast wie ein natürlicher Instinkt in ihm und deswegen bekommt er auch alles schnell in den Griff was er sich vornimmt. Er passt sich in einem Bruchteil einer Sekunde an neue Gegebenheiten an und entwickelt sich dadurch weiter. Ich habe das gesehen als ich angeschossen wurde. Denn obwohl er die Situation nicht verhindern konnte hat er es dennoch irgendwie geschafft diese unter Kontrolle zu bekommen und das obwohl er so durch den Wind gewesen war. Sicher haben seine Jungs ihm dabei geholfen einen kühlen Kopf zu bewahren, aber dennoch war es Saku gewesen der auf die Idee kam mir sein Blut zu geben damit ich überleben konnte. Er hat schnell gehandelt und seinen Kopf benutzt und das in einer Situation in der jeder andere ihn sofort verloren hätte. Saku kommt irgendwie mit allem klar was man ihm vor die Füße wirft und er zögert auch nicht sich dafür selber in die Bresche zu werfen. Das…das weis ICH nun ganz besonders.“

Als er das erzählte sah Hana irgendwie so…glücklich dabei aus. Etwas was Yoh sofort aufgefallen war und er dann wieder sanft lächeln musste. Er konnte mit diesen Worten nämlich genau hören wie sehr sein Sohn ihn anhimmelte und liebte. Sie hatten einiges zusammen erlebt und das schweißte sie auch aneinander. Allein die Sache mit dem Blut hatte sie aneinander gebunden, was Yoh besonders fasziniert hatte das zu hören, denn er wusste nicht das sowas möglich war. War halt so eine Technik aus der Welt hinter dem Horizont. Doch er war dankbar dass es sie gab und Hana somit das Leben gerettet wurde. Er konnte…Sakutaro und seinen Jungs dafür nicht genug danken. Und dann sprach die junge Mutter darauf:

„Er ist schon was besonderes, oder Hana?“

Der Blonde sah dann wieder zu seiner Mutter…und nickte schließlich zustimmend. Das war er. Er war was besonderes...sein Sakutaro Sakurai.

„Er ist vor allem schlampig...“

Hana zuckte schlagartig zusammen und sah dann erneut erschrocken über seine rechte Schulter nach hinten, so wie dann auch seine Mutter. Sie kamen nicht mal dazu etwas zu sagen bevor der Mann, der diese Worte gesagt hatte, dann auch schon hinter seiner Frau stehen blieb und mit verschränkten Armen, unter seinem Poncho, dort stand und kritisch runter zum Platz vor sich sah. Den Himmelsmenschen scharf dabei beäugte. Natürlich war es Hao gewesen der aus braunen Augen den Piloten beäugte und dabei nur die Stirn runzelte und genervt aussah. Was den Blonden wunderte. Warum war er genervt? Hana fühlte sich aber dennoch sofort wieder etwas duckmäuserischer, was auch verständlich war denn er und sein Vater hatten in der letzten Zeit kein so gutes Verhältnis zueinander gehabt. Ein Verhältnis das schon sehr gebrochen und gesplittert war und von dem man nicht wusste ob die Wunden, die zwischen ihnen so tief geschlagen wurden, je wieder heilen würden. Und in dem Moment war Hana ganz froh das sein Vater keinen Schimmer davon hatte das er und Saku Sex gehabt hatten, denn wenn er den Blick so sah und der jetzt schon so grimmig war wegen einem Training das ihm nicht passte…Gott er würde explodieren wenn er von einer Liebesnacht erfuhr! Der Zorn aller ihrer Götter kombiniert würde wie ein Witz dagegen wirken! Hao würde die Insel und den Ozean in Brand setzen! Und der Kleine war noch glücklicher dass seine Mutter bei der Sache hinter ihm stand und bei sowas die Backen halten würde.

Dann sah er wieder von seinem Vater weg und zu Saku vor, als Hao auch schon kritisch weiter sprach:

„Alles was er hat ist rohe Gewalt und keinerlei Geschicklichkeit. Er hüpft da unten rum und nutzt nicht mal ansatzweise die Lücken aus die Silva im so großzügig offen lässt. Er sieht sie nicht mal. Bewegt sich wie ein plumper Vierjähriger mit einem Stock und als hätte er noch nie zuvor gekämpft. Lächerlich. Ich hätte ihn mit Zehn schon auseinandernehmen können und aufs Kreuz legen, so ein Versager ist er…“

Hana verzog das Gesicht etwas mürrisch. Wow, konnte er mal aufhören auf seinem Liebsten rumzuhacken?! Natürlich würde sein Vater Sakutaro als Kind locker auseinander nehmen, denn Hao war ja nicht normal! Alles was der Blonde in dem Moment hörte war: Meckern…aber Yoh hörte etwas völlig anderes und sah deswegen über und hinter sich zu seinem Mann hoch. Konnte es sein? Vielleicht irrte er sich auch, aber Yoh war sich ziemlich sicher das in Hao seiner Stimme…Enttäuschung mitschwang und keine Abneigung. Es klang ja fast schon so als hoffte er mehr von Sakutaro zu sehen als das was er gerade sah. Als erwartete er mehr von ihm und das war interessant, denn das sprach bei Yoh mehr für Zuneigung als alles andere. Weswegen er hoch lächelte und fragte:

„Wirklich? Was siehst du denn so für Fehler, Schatz? Ein oder zwei?"

Hao machte ein verachtendes Geräusch und gab als Antwort darauf:

„Heh, ich sehe NUR und GENUG Fehler. Er lässt seine Deckung hin und wieder offen, auch wenn er das inzwischen etwas besser hin den Griff bekommen hat. Dennoch steht er für mich dort wie ein vom Donner gerührtes Tapir im Regen und benutzt einfach seine Beine nicht genug! Er ist plump, steif und hat keinen Schneid! Seine Bewegungen sind träge und wenn Silva nur wollte hätte er ihn schon mindestens zwanzig Mal aufs Kreuz legen können! Mann der ist schon immer viel zu nett zu seinen Trainingspartnern gewesen…Und am Schlimmsten: der Himmelsmensch nutz einfach KEINE Lücke die Silva ihm gibt für einen Gegenangriff! Es kotzt mich an zu sehen wie mein Freund dort fast schon „flehend“ mit etwas zu Essen vor der Nase dieses Trottels herumwedelt und der sich das einfach nicht nimmt! Wie kann man nur so untalentiert sein?!“

Und als er das sagte platze Hana Nun doch nur ganz leicht der Kragen, weswegen er zu seinem Vater hoch sah und kleinlaut, aber genervt von sich gab:

„Er kommt nun mal nicht von hier! Erwartest du wirklich dass er innerhalb von einer Woche sofort so kämpfen kann wie du, obwohl du Zeit hattest dir alles innerhalb deines ganzen Lebens beizubringen?!“

Yoh sah dann stumm zu seinem Sohn und danach sofort wieder zu Hao hoch, als er darauf sprach:

„Punkt für Hana, mein Schatz.“

Ja das war die Wahrheit...aber deswegen musste die seinem Vater noch lange nicht gefallen. Hao warf seinem Sohn danach einen leichten Giftblick zu, so dass der Blonde wieder etwas zusammenfuhr und dabei schluckte. Es war ihm schlicht egal was sein Alter gerade von ihm dachte, aber dennoch zuckte er automatisch bei diesem Bick zusammen. Es war zum kotzen. Hao zeigte dann auch schon mit der rechten Hand und dem Zeigefinger auf ihn und sprach sauer, aber gefasst:

„DU hast gefälligst den Mund zu halten nach der Aktion die ihr Zwei die letzte Nacht gebracht habt! Und du kannst obendrein noch froh sein das ich dich, von jetzt an, nicht auch noch zusätzlich in unserem Wigwam festkette, obwohl du schon in den Genuss von Dorfarrest gekommen bist, Hana! Aber was nicht ist kann ja noch werden mein Sohn, also Vorsicht! Ich denke: die Krümel sollten nun besser den Rand halten wenn das Brot redet, nicht wahr Hana?!“

Autsch, verdammter Blödmann…

Aber ja Hana wurde nun wirklich besser wieder ruhig, sonst gab es vielleicht echt gleich Probleme der besonderen Art. Der Hao Art eben und dann blieb es nicht nur bei Anketten im Wigwam. Weswegen er das dann auch tat und wieder still zu Saku sah, der erneut eine Chance verpasst hatte Silva eine zu verpassen…und Hao deswegen der Kragen platze, warum auch immer. Ihm platzte der sogar so sehr das er schlagartig an Yoh rechts vorbeilief und dabei sprach:

„Das kann ja wohl nicht wahr sein, diese Lusche…“

Und dann wanderte er doch echt den Hang hinab und Hana, sowie auch Yoh sahen ihm verdutzt nach. Was hatte er vor? Und das war berechtigt, denn die Zwei konnten sich nun wirklich nicht vorstellen das sich Hao nun an den Rand des Rings stellte und dann anfing Saku wie ein Trainer anzufeuern und Tipps zu zu brüllen. Wahrscheinlich nicht. Eher würde er ihn ausbuhen. Und dennoch war es spannend zu sehen das Hao am Rand der Arena stehen blieb und dann genau Saku seine Bewegungen im Auge behielt. Also so wirklich aufmerksam wie ein ausgehungerter Wolf und analysierend. Warum tat er das nur…? Hana legte den Kopf verwirrt und leicht schief als er das sah.

Sakutaro und Silva gaben sich derweil wirklich eine gute Schlagabtausch Partie, die schon fast an einen Tanz erinnerte. Sie waren in einem Rhythmus angekommen und der Pilot konnte ihn nun auch wirklich spüren. Es war verrückt und er bekam langsam den Durchblick wie das alles ablief. Somit erkannte er immer mehr wie Silva agierte, vorging und wusste was er als nächstes vielleicht tun würde um ihn zu attackieren. Sakutaro fing fast an wie in Zeitlupe die Angriffe kommen zu sehen, einfach weil er die Bewegungen erkannte und damit schaffte er es gut abzuwehren. Und er wehrte auch hauptsächlich nur noch ab, denn der Patchee war in der Sekunde der Aggressor des Tanzes. Das war aber auch so beabsichtigt denn Silva wollte das Saku lernte sich zurückzuhalten und einen kühlen Kopf zu bewahren. Lernte auf seinen Moment zu warten anstatt wie ein tollwütiger Wolf drauf loszurennen und sich zu verbeißen. Es war ein Test und den bestand er gerade echt gut. So gut sogar das auch Hao aufmerksamer wurde, denn der bemerkte ebenfalls das sich was bei dem Himmelsmenschen geändert hatte und er musste zugeben…es faszinierte ihn wie schnell das passiert war.

Vor einigen Minuten kämpfte er noch wie ein unbeholfenes Kind, aber nun wehrte er ab wie einer der schon länger kämpfte und wusste was er tat. Der Wandel passierte wie ein Flügelschlag eines Vogels und das in Windeseile. Entweder hatte er gerade einen Dussel…oder Sakutaro war doch nicht so ein untalentierter Tölpel für den ihn Hao gerne mal hielt. Man merkte aber auch das Silva langsam, aber Sicher, ernster anfing zu kämpften, denn er wollte das sich Saku anstrengte. Er wollte ihn fordern und aus der Reserve locken…denn er hatte verstanden dass genau DAS bei dem jungen Piloten wirkte und für Erfolge sorgte. Silva hatte schnell begriffen dass man Sakutaro nicht mit Samthandschuhen anfassen durfte, sondern er hart auf den Boden gedonnert werden musste damit es auch was brachte und fruchtete. Man musste ihn hart ran nehmen, denn genauso wollte er das auch. Das löste den Funken in ihm aus um ihn zu verbessern und sein Potenzial zu entlocken. Und das war, laut Silva, sehr hoch, denn der Junge war verdammt talentiert. Weswegen er noch einen Zahn zulegte und schneller, so wie auch härter zuschlug. Doch Saku kam inzwischen damit klar. Er konnte es nun sogar gut sehen…besonders die Lücke, die sich dann endlich wie ein Schimmer der Hoffnung preisgab als er sich unter dem letzten, horizontalen Angriff wegduckte…und dann selber nach oben ausholte. Und dann war es passiert…Saku hatte endlich getroffen.

In der Sekunde, als der Pilot hoch zog und Silva dann die stumpfe Spitze des Speers unter das Kinn und an die Kehle hielt, da wurden alle still und sahen erstaunt zu ihnen. Besonders Hao konnte nicht glauben was er dort vor sich sah und schaute auch genauso drein in dem Moment. Was war da gerade passiert? Und dann machte Saku einen leichten Stubs zu dem erstarrten Silva hoch und an dessen Kehle, sprach danach dann schnaufend, aber frech:

„Ich hab dich…Ja verdammt ich hab dich!!“

Und dann zog er den Speer wieder weg, hielt ihn fest in der rechten Hand und ließ dann einen lauten Jubel aus sich raus. Ein Schrei wohl eher, denn er konnte die Freude einfach nicht mehr halten. Er hatte endlich, ENDLICH, mal getroffen! Und Silva sah ihn dann auch nur stolz und lächelnd dabei an. Ja das hatte er sich verdient und er durfte auch gern jubeln, denn das war wirklich gut gewesen. Ganz besonders…weil Silva ihm diese Lücke nicht geschenkt hatte und Saku sie ganz allein fand und dann auch bewusst nutzte. Das war wirklich exzellent gewesen. Auch Hana und Yoh hatten das gesehen und freuten sich darüber. Der Blonde ganz besonders weil er genau wusste wie sehr sein Saku sich darüber freute und es damit sein Herz selbst zum klopfen brachte wenn er sah und hörte das es ihm gut tat und er stolz auf sich war. Weswegen er auch sanft zu ihm lächelte und Yoh dann rechts von Hana zu dem Piloten runter rief:

„Whohoo! Das war wirklich gut Sakutaro! Sohn des Adlers!“

Und dann klatsche er auch noch erfreut dabei in die Hände. Applaudierte ihm denn das hatte er sich verdient. Sakutaro sah deswegen rechts neben sich den Hang hoch und zu der Schamanenkönigin die ihn da zujubelte. Das erfreut er ihn. Aber sein Blick fiel kurz darauf nebendran zu Hana, der so sanft und verliebt zu ihm runter lächelte. Ja man auch Stolz in seinen Augen sehen konnte und das…das tat Saku verdammt gut. So gut sogar dass er deswegen sanft, so wie auch verliebt zurück lächelte…und danach dann schlagartig von den Füßen gerissen wurde und unsanft auf seinem Arsch landete.

Silva hatte ihm mit einem geschickten Tritt über den Boden die Beine weggerissen und ihn damit auf seinen Hintern verfrachtet. Ganz ordentlich sogar saß es gesessen hatte. Hana verzog deshalb das Gesicht dann schmerzhaft wegen der Aktion und Saku saß nun dort wie ein bedröppeltes, kleines Kind im Regen, blinzelte nur verdutz mit dem Speer in seinen Händen auf den Boden und bekam dann noch oben drauf, mit dem Speer des Gegners, einen auf den Deckel das es dabei laut klopfte. Hao musste sich in dem Moment das schadenfroh und fiese Lachen verkneifen, denn er liebte diesen Anblick gerade viel zu sehr. Und als Saku wieder zu Silva hoch sah stand der dort cool vor ihm, legte den Speer über seine rechte Schulter und sprach frech und belehrend runter:

„Regel Nummer eins: Es ist erst zu Ende wenn es zu Ende ist, denn unser Kampf war noch nicht vorbei Freundchen und Übermut tut eher selten gut, nicht wahr Sakutaro? Ach und du bist übrigens besiegt.“

Das war er in der Tat, besonders sein Selbstwertgefühl, doch das ging bald wieder vorbei und hielt nicht ewig.

Silva reichte ihm aber dann freundlich die linke Hand, als Geste ihm aufzuhelfen und sprach dabei stolz:

„Das war wirklich nicht schlecht, Sohn des Adlers. Du machst schnell Fortschritte und ich denke für heute hab ich dich genug über den Platz gescheucht.“

Und das war nicht gelogen sondern ehrlich gemeint, was Saku auch so aufgenommen hatte und er dann deswegen erfreut und selbstsicher darauf lächelte. So fasste er gerne seine Hand und ließ sich hochhelfen, was eigentlich nicht seine Art war, kam so dann wieder auf die Beine und vor dem Hünen vor sich. Er war ihm wirklich dankbar. Es klang verrückt aber Sakutaro war dankbar dafür das Silva ihn so bei der Hand nahm und ihm zeigte wie ein Patchee zu kämpfen hatte. Und das besonders wo Saku doch eher der verschlossene Typ war und eigentlich nur seinen Jungs und Hana vertraute. Inzwischen mochte er Silva sogar recht gern und Yoh natürlich auch. Es fühlte sich…wie Familie an. Und das an diesem Ort mitten im Pazifik von dem kein anderer Mensch wusste außer die die wussten wo er lag. Wie verrückt war das bitte? Und ib dem Moment wusste Saku erst recht das er bleiben wollte. Und selbst wenn alle wieder heim wollten und auch die Möglichkeit dazu bekamen sobald er seinen Zero repariert hatte…er würde danach hier bleiben, denn nur hier fühlte er sich endlich wie zuhause. Er würde das hinbekommen. Irgendwie würde er es schaffen alles unter einen Hut zu kriegen. Für sich und ganz besonders für Hana.

Silva hielt noch Saku seine Hand und zog ihn dann plötzlich etwas näher an sich, so dass er ihm frech zuflüstern konnte:

„Werf Hana einfach das nächste Mal nicht so lange verliebte Blicke zu und konzentrier dich, dann wird das schon noch mit dir als Krieger. Denkst du nicht auch, Sakutaro?“

Saku lief in dem Moment etwas rot an und erstarrte. War es…wirklich so klar zu sehen gewesen? Scheiße. Dann ließ Silva aber auch schon von ihm ab und lief rechts an ihm vorbei. Er fasste ihm dabei noch mal stolz auf die rechte Schulter mit seiner freien Hand und ging dann vom Platz und in die Richtung von Hao, der noch immer kritisch dreinblickte und dort stand während er den Himmelsmenschen im Auge behielt.

Hana war froh darüber das Silva seinen Saku noch in einem Stück ließ und man ihn danach nicht Stück für Stück vom Platz sammeln musste. Aber Hao sah das wohl nicht so, denn kurz nachdem Silva neben ihm ankam und vorbeilief sprach der Häuptling der Patcheen zu dem Pilot:

„Du bist ein Versager und Weichei.“

Und damit entzündete er bewusst ein Feuer, so dass alle erschrocken zu Hao sahen und Saku besonders verdutzt zu ihm rüber blickte. Er blinzelte dann nur etwas verwirrt deswegen auf und fragte danach aber offen und ehrlich:

„Bitte was?“

Hana saß besonders erstarrt da oben auf dem Hang und warf seinem Vater nun wirklich besorgte und erschrockene Blicke zu. Was auch immer er vorhatte…es konnte nichts Gutes sein und er sollte damit aufhören. Dennoch fand er nicht den Mut was zu sagen und schwieg obwohl er das nicht wollte. Yoh sah dann besorgt zu seinem Sohn rüber. Er musste...ruhig bleiben.

Hao hatte derweil noch immer die Arme unter seinem Poncho verschränkt und wiederholte:

„Du bist ein Versager und Weichei, was gibt es denn da nicht zu verstehen? Oder spreche ich eine andere Sprache für dich Himmelsmensch? Ich meine: ist das dein Ernst? Du landest nach knapp einer Woche endlich mal EINEN Treffer, wirst danach aber sofort wieder aufs Kreuz gelegt wie ein fetter, unbeholfener Käfer und empfindest DAS dann noch als Erfolg? Ruhst du dich wirklich darauf aus? Auf so einer Lachnummer? Deine Beinarbeit ist steif, dein Timing schlampig und du denkst viel zu viel nach anstatt es einfach zu spüren! Jeder Fünfjährige kann das besser als du!...Okay außer Hana, aber der steht außen vor, denn der war schon immer ne Katastrophe wenn ums Kämpfen und Jagen ging!“

„EY, DAS HAB ICH GEHÖRT DU MISTKERL!!“

Fauchte sein Sohn ihm dann vom Hang hinter ihnen entgegen und Yoh verzog nur etwas beschämt das Gesicht dabei. Ja okay Hana war wirklich nicht sonderlich talentiert wenn es ums Jagen ging, aber das war dennoch kein Grund ihn gerade so vor seinem Liebsten in die Pfanne zu hauen. Hana seine Qualitäten lagen halt in anderen Bereichen. Singen, Heilkunde und Gärtnern…was nicht wirklich viel war und wenig beeindruckend für einen Jungen, aber immerhin! Und er war verdammt emotional und emphatisch, was Hao nicht von sich behaupten konnte. Noch dazu hatte er schamanische Fähigkeiten und sah die Welt der Geister, was ihn qualifizierte später mal selbst zu einem herausragenden Schamanen zu werden. Man musste das Positive an ihm sehen, aber das konnte Hao leider sehr schlecht.

Hao überhörte dann auch einfach mal die Beleidigung seines Versagersohnes und sah dann wieder streng zu Saku…und der nun auch genauso zu ihm zurück.

Es war nun wirklich kein Geheimnis mehr das sie sich nicht leiden konnten und ihre Probleme miteinander hatten, denn ihre Beziehung ging ja schon gleich holprig und mit Aggressionen los. Und dennoch rissen sich beide bisher gut zusammen und tolerierten einander. Besonders Hao, der Saku schon länger aus dem Dorf schmeißen wollte einfach weil er ihm nicht traute und dennoch dies bisher nicht getan hatte weil Goldva ihn zurückhielt. Sie ihn Dyami nannte und irgendwie sogar deckte. Doch für Hao war dieser Kerl alles...aber definitiv nicht ihr Gott Dyami. Er wusste nicht was sie und auch alle anderen in dem Kerl sahen, aber Hao sah eines dafür besser als alle anderen, wovor die offenbar die Augen verschlossen…und das war Ärger. Sakutaro roch für ihn nach Ärger und er war sich sicher dass der bald wie ein Sturm angebraust kommen würde, wenn er ihn nicht langsam mal los wurde. Für ihn war es, so gesehen, nur eine Frage der Zeit bis alles in die Brüche ging und drohte komplett zu kippen. Und das wollte er nicht zulassen, denn er hatte einen Stamm zu beschützen und das würde er verdammt noch mal tun. Und besonders seine Familie musste er schützen, denn das war alles was zählte.

Saku verschränkte nun auch die Arme vor seiner Brust und hatte den Speer dabei noch in der rechten Hand gefasst als er mürrisch und ernst zurück gab:

„Das kann jeder mal einfach so großkotzig von sich geben…Ganz besonders dann wenn er nur am Seitenrand steht und dabei zusieht...Warum kommst du nicht in den Ring und zeigst mir was du wirklich auf dem Kasten hast, hm?“

Und in dem Moment, als Sakutaro das sagte, verzog Yoh neben seinem Sohn etwas schmerzhaft das Gesicht und machte ein zischendes Geräusch dabei, so das Hana zu seiner Mutter sah und die dann leise sprach:

„Oh je, das war ne freundliche Kriegserklärung. Ich will ja wirklich nicht so sein Hana…aber das wird dein Freund gleich noch so richtig bereuen und auch bis morgen spüren.“

Was stimmte denn Yoh kannte seinen Hao und der…der nahm so dumme Sprüche nicht mit Humor, sondern als direkte Herausforderung und Kampfansage an sein Ego. Weswegen er auch wusste was gleich passieren würde. Hana drehte sich schon der Magen um und er sah wieder erschrocken zu seinem Vater und zu Saku. Silva blieb natürlich auch stehen und sprach dann locker zu seinem Häuptling, als er einwarf:

„Komm schon Hao, er hat sich wirklich gut geschlagen. Lass es einfach gut sein. Und auch du Sakutaro: lass es für heute ebenfalls gut sein. Hao nimmt dich nämlich hart ran, wenn du ihn herausforderst und versteht da keinen Spaß, so wie ich.“

Und das war noch „nett“ ausgedrückt gewesen, denn in Wahrheit würde sein Häuptling den Knaben in der Luft zerreißen. Doch Hao schnaufte nur amüsiert dazwischen wegen dieser frechen Worte dieses Himmelsmenschen und sprach dann darauf:

„Starke Worte Himmelsmensch…Du hast also…mal Lust auf einen RICHTIGEN Gegner, was?“

Silva sah zu Saku und dann wieder zu Hao. Na toll das lief ja ganz prima und er hoffte das Sakurai wirklich nicht so ein Trottel war und sich darauf einließ.

„…Na dann komm doch endlich her. Los trau dich und klopf nicht nur große Sprüche von der Seitenlinie, oh großer Häuptling.“

Nein er war definitiv ein Trottel, weswegen Silva schnaufte.

Oh mann. Er wusste ja das Saku sich gerne selbst an den Rand seiner Fähigkeiten trieb, aber von Hao gleich vermöbelt zu werden hatte nichts mehr damit zu tun, sondern war einfach nur dumm. Und er wusste dass sein Häuptling den Jungen gleich so richtig zerlegen und dann noch in der Mitte durchbrechen würde, denn so war Hao nun mal im Kampf. Er zeigte generell keine Gnade und war genau deswegen auch der beste Kämpfer von ihnen allen geworden. Scheiße das gab gleich nen richtig dicken, blauen Fleck für Sakutaro…Oder dann wahrscheinlich doch wohl eher einige mittelschwere Brüche. So drehte er sich um und blieb dann am Rand der Arena stehen. Beten war ab jetzt alles was er gerade noch für den Knaben tun konnte.

Hao schnaufte dann auch…aber im Gegensatz zu Silva war er amüsiert über diese Dummheit. Da musste einer wohl mal ordentlich eine verpasst bekommen, was? Konnte er haben. Also setzte er sich kurz darauf auch schon wortlos in Bewegung. Doch er lief nicht direkt in das Kampfareal, sondern wanderte nach rechts und zu dem Gestell wo die Trainingswaffen aufgestellt wurden. Er zog seinen Poncho aus, hängte ihn dann dort über einen tiefen Ast des Baumes, an dem das Gestell aufgebaut worden war und nahm sich dann noch zwei Speere von dort weg. Er war wirklich kräftig gebaut. Das sah man besonders dann wenn er mal ohne den Fetzen durch die Gegend lief. War nicht zu verachten der Anblick. Kurz darauf lief er auch schon sehr grazil und wie eine Katze gezielt und sanft auf seinen Gegner zu und kam zu ihm rein in den magischen Zirkel.

Saku blinzelte dann verwirrt zu ihm rüber, als er sah das Hao mit zwei neuen Speeren dort bei ihm ankam und kurz darauf auch einen locker dem Pilot entgegen warf, als der nur noch gut 2 Meter von ihm entfernt stand. Saku fing die neue Waffe darauf mit der freien Hand und sah sie verwirrt an und dann wieder zu Hao vor, der sich hinstellte, seine Waffe neben sich hielt und dann sprach:

„Bei mir gibt es keine halben Sachen, Klugscheißer. Aber wenn du dafür nicht den Mumm hast kannst du jetzt gerne noch einen Rückzieher machen. Mein Respekt zu dir ist eh bereits schon so weit unten wie es nur geht, würde also keinen Unterschied mehr für dich machen. Naja außer das es mir einfach wieder zeigen würde das du nur ne große Klappe besitzt und nichts dahinter steckt. Geprügelte Wölfe jaulen besonders gut..."

Saku sah ihn dann ernst an. Was ein Großkotz. Aber sein Verhalten zeigte dummerweise auch dass er genau wusste was er da tat und dass er es drauf hatte…denn sonst würde er nicht freiwillig mit „scharfen“ Waffen kämpfen wollen. Ja, denn der Grund warum er zwei neue Waffen genommen hatte war einfach: weil es welche mit Pfeilspitze vorne dran waren. Hao wollte wirklich mit Waffen kämpfen die verletzen konnten…doch das schreckte Saku nicht ab und er warf dann den ungefährlichen Speer rechts zu Silva rüber, der ihn dann fing und nahm danach den Neuen mit beiden Händen fest in einen Griff. Was Hao leicht beeindruckte, denn er dachte wirklich dass der Kerl wenigstens etwas zögern würde, aber das war nicht der Fall gewesen. Und dann sprach Saku darauf:

„Das ist doch schon eher meine Gewichtsklasse, Kumpel…“

Wirklich, war das so?

Hao schmunzelte dann doch tatsächlich unbewusst frech zurück und begab sich dann schon leicht in eine gebückte Kampfposition. Genauso musste das sein. Hochmut kam vor dem Fall…und er würde das gleich in vollen Zügen genießen dieses Großmaul auf den Boden der Tatsachen zurück zu holen. Und ihm damit auch zeigen…dass er hier nämlich NICHTS zu sagen hatte und nur ein kleines Licht war.

So sprach er dann zu ihm rüber:

„Du bist entweder sehr mutig, oder einfach nur verdammt dumm und töricht dich mit mir messen zu wollen. Aber okay ich tu dir gern den Gefallen. Silva mag dich zwar mit Samtpfoten angefasst haben und warum auch immer, denken dass du es drauf hast, aber diesen Kindergarten gibt es bei mir nicht. Zeig mir was du kannst…und trag dann auch gefälligst die Konsequenzen für deine Fehler aus.“

Saku lächelte böse zurück und antwortete darauf:

„Heh…Oh ja das gefällt mir. Das wird ja immer besser hier. Komm und hol mich. Ich warte doch schon darauf...“

Und dann ging auch er in eine gebückte Haltung und machte sich bereit gleich gegen einen Gegner zu kämpfen der ihn nicht über den Kopf streichelte und sagte: es wird alles gut. Aber genau so wollte er das. Saku wollte richtig kämpfen…und deswegen freute er sich schon auf diese Auseinandersetzung bei der man sogar das Risiko einging verletzt werden können. Das geilte ihn schon auf. Aber einen so überhaupt nicht...und das war Hana.

Es passte ihm sowas von überhaupt nicht, das er am liebsten sofort aufspringen wollte um das zu beenden! Denn bewaffnet würde sein Vater Sakutaro in Stücke schlagen und Hana stand definitiv nicht daneben und sah dabei zu wie sein Liebster gleich verletzt werden würde! Doch Yoh bemerkte den Ruck nach vorne von seinem Sohn und fasste ihn dann sanft mit beiden Händen. Hielt ihn mit einer auf der Schulter und der Anderen auf dem rechten Bein, am Boden und auf dem Platz wo er saß, so das Hana erschrocken zu ihm sah und aufgebrachter sprach:

„Ich muss das stoppen! Vater wird ihn…!“

Doch er stoppte…als er sah wie seine Mutter ihn sanft anlächelte und dann den Kopf dabei schüttelte. Was…was meinte sie? Aber sie erklärte ihm das auch sofort:

„Er hat so entschieden…Hana, wenn du jetzt dazwischen gehst untergräbst du damit Sakutaro seine Entscheidung. Er will das so. Und das weist du auch, nicht wahr?“

Ja aber darum ging es gerade nicht! Denn wenn er nicht dagegen ging dann würde Saku verletzt werden! Und dennoch…rührte er sich nicht mehr, denn er verstand es leider wirklich. So sah er nur wieder zu Saku, sah dieses Feuer vor Freude in seinen Augen aufflammen…und ließ ihn machen. Dieser Blödmann…Er liebte es zu kämpfen und wer war Hana ihm das zu nehmen? Sicher war es gefährlich sich mit Hao zu messen, aber er wusste auch dass dieser Saku nicht schwer verletzten würde. Er wusste das irgendwie. Und deswegen konnte er nur heimlich dafür beten dass sein Liebster gleich nicht zu sehr eine verpasst bekommen würde. Denn gewinnen…konnte er gegen seinen Vater nicht. Da stand einfach nicht im Raum, denn Hao war ein verdammter Kriegsgott wenn es um den Nahkampf ging. Aber Saku war selbst nicht ganz so weit unten mit seinen Fähigkeiten, denn er war…er war genau das in der Luft was Hao an Land war und deswegen würde das gleich dennoch irgendwie interessant werden, denn da prallen danb zwei Welten aufeinander. Himmel und Erde. Und dann ging es auch schon los und nur Yoh und Silva wussten genau was gleich passieren würde.

Erstaunlicherweise war es dann nicht Saku, sondern Hao der die Offensive sofort einleitete und mit einem Wahnsinnstempo auf den Piloten zu donnerte. Saku erschrak deswegen sogar leicht. Silva war verdammt schnell gewesen für seine Größe, aber der Häuptling der Patcheen setzte dem allem noch die Krone auf. Vielleicht lag das auch daran weil er kleiner war als Saku, wenn auch nur zehn Zentimeter, aber das konnte ihn flinker und schwerer zu fassen machen. Aber nicht nur das. Saku war erstaunt. Was eine Beinarbeit und wie gezielt er dabei auf ihn zukam. Er war wie ein Schuss aus einer Pistole, oder als würde ein Pfeil von der Sehne schnellen. Schnell und erbarmungslos. Und in dem Moment…wusste Sakutaro das es echt nicht leicht werden würde, denn alles was er darauf nur tun konnte war die Waffe vor sich zu halten und zu blocken. Aber genau das hatte Hao so gewollt. Der hatte das bewusst ausgelöst und wusste dass der Himmelsmensch dann genau so reagieren würde, denn das hatte er vorher bei Silva seinem Kampf gegen den gesehen und erkannt. Und genau deswegen…war Sakurai jetzt voll in seine Falle getappt. Denn für Hao war der Kampf nun offiziell und längst vorbei, obwohl er gerade erst los ging. Er hatte gewonnen.

Die Waffen donnerten aufeinander und Saku musste wirklich mit beiden Beinen dagegenhalten um von dem Kerl seiner Kraft nicht nach hinten umgenietet zu werden, während das Holz aufeinander lag. Und dann ging alles auch schon Schlag auf Schlag und in Bruchteilen von Sekunden. Es war erschreckend. Hao drückte seinen Speer nach oben und hob somit auch die Waffe von Saku hoch so dass er damit eine Lücke im Bauchbereich eröffnete. Und genau dort kassierte der Schwarzhaarige kurz darauf dann auch schon ein gezieltes Knie in den Magen welches zog als hätte man ihm ein Messer in den Bauch gerammt. Es lockerte Saku seinen Griff für eine Sekunde von der Waffe und Hao nutzte das aus, hob die hintere Seite des Speers gezielt nach oben, entwaffnete Sakurai dann mit voller Wucht, so das sein Speer rechts von ihm weg flog und in Sand landete. Aber er war noch lange nicht damit fertig. Er hatte seinen Gegner zwar entwaffnet, aber wie Silva bereits sagte: Es war erst zu Ende…wenn es zu Ende war. Also machte er eine elegante, gebückte 360 Grad Drehung und fegte dann mit seinem rechten Bein Sakutaro von den Füßen. Hao löste beide Beine des Mannes vor ihm vom Boden und deswegen donnerte der auch kurz darauf wieder auf seinen Hintern und es schmerzte ordentlich. Der Häuptling war aber noch immer nicht fertig, verpasste ihm darauf dann noch einen ordentliche Tritt gegen den Brustkorb und beförderte ihn somit nach hinten auf den Rücken, so das Saku dort lag und dann noch fühlte wie sich ein Fuß, mitsamt Körpergewicht, schließlich auf seiner Brust niederließ. Er konnte dann wieder die Augen erschrocken öffnen und somit runter in eine Speerspitze sehen die direkt an seine Kehle gehalten wurde. Er atmete schneller und sah erstaunt zu dem Mann über ihm hoch, der dort stolz und wie ein Raubtier über seiner Beute dort stand und sie festgenagelt hatte. Er hatte gewonnen. Hao hatte gewonnen und das innerhalb von guten zehn Sekunden wenn es hoch kam. Was ein Typ. Ihre Blicke ruhten darauf aufeinander und Sakutaro fühlte keine Wut in dem Moment in sich. Keine Wut war dort und auch nicht darüber dass er verloren hatte…sondern nur noch Begeisterung. Wow…das war schnell gewesen. Es war verdammt schnell gewesen! Und es war so schnell, gezielt und tödlich gewesen das es ihm einfach nur die Sprache verschlagen konnte und zugleich auch imponierte. Der Kerl…hatte allen Grund anzugeben mit seinen Fähigkeiten. So das Saku sehr froh darüber gewesen war mit ihm die Waffen kreuzen zu dürfen. Yoh schnaufte dann erleichtert neben Hana auf. Jap, das hatte er kommen sehen. Blitzsieg für seinen Hao. So wie immer.

Hao schnaufte dann leicht verachtend rechts neben sich, ohne von dem Kerl unter sich wegzusehen und sprach dann darauf kühl:

„Trauriger weise…habe ich genau DAS von dir erwartet. Nur Bellen und keinen Biss. Hier noch ein kleiner Rat von mir, Himmelsmensch: Überleg dir in Zukunft gefälligst besser gegen WEN du eine große Klappe riskiert und bei wem nicht…Besonders dann wenn du definitiv unterlegen bist, denn so bringst du dich nur in ernsthafte Schwierigkeiten und andere erst recht…Ach und noch was: Niemals…lasse ich zu das ein Versager wie DU mir meinen einzigen Sohn, meinen Hana, wegnimmst…“

Und das war auch sein letztes Wort dazu gewesen.

Aber nicht seine letzte Tat, denn kurz darauf hob er den Speer von der Kehle des Piloten weg und zog die Spitze blitzschnell und scharf links unter Saku seinem linken Auge und zur Schläfe hin, über die Haut. Es stach kurz für den Piloten und dann zog der Häuptling damit einen leichten Schnitt in die Haut und ließ sanft Blut daraus rennen. Es war eine Narbe die ihn immer wieder daran erinnern sollte seine Klappe nicht bei einem Gegner aufzureißen gegen den er keine Chance hatte. Er sollte daraus lernen und es mit sich tragen und immer wieder an seinen Fehler erinnert werden. An seinen Übermut. Fast genauso wie damals Hana mit seiner Brandnarbe. Und Sakutaro hatte das auch verstanden. Denn wer würde das schon freiwillig wollen? Wer würde wollen...das sein einziges Kind in den Händen eines Mannes landete der es vielleicht nicht beschützen könnte…

Dann löste sich der Häuptling stumm und ernst von dem Schwarzhaarigen, donnerte den Speer, mit der Spitze, rechts neben Saku seinem Kopf in den Boden und lief dann zurück um seinen Poncho zu holen. Er war hier fertig und zog ihn deswegen auch wieder an und entfernte sich aus diesem beschämenden Dunstkreis des Himmelsmenschen. Hao war sauer, denn er hatte…wirklich mehr erwartet und war irgendwo auch zu tiefst enttäuscht. Und das verstand Hao gerade ganz besonders nicht, denn eigentlich konnte er diesen Kerl nicht ausstehen. So lief er davon und verschwand dann im Dschungel rechts von ihnen um zurück zum Dorf zu gehen.

Hana atmete danach erleichtert aus.

Sicher war das eben nicht schön gewesen und sein Vater hatte völlig übertrieben den Alpha aushängen lassen, aber er war dennoch froh dass Hao die Bremse gezogen hatte und es nur bei einem kleinen Schnitt geblieben war. Immerhin dachte der Blonde es würde mehr werden als das. Aber Mama hatte mal wieder Recht behalten und wusste das Hao nicht übertreiben würde. Tja Yoh kannte eben seinen Gatten und legte dann beruhigend seine linke Hand auf Hana seine Schulter und lächelte sanft zu ihm. Sprach dann:

„Siehst du? Alles gut.“

Hana nickte. Ja…hoffentlich war es das auch wirklich…

Silva dagegen lief dann zu Saku und reichte ihm danach erneut die Hand um ihm aufzuhelfen. Der bemerkte das auch, kam somit hoch auf seinen Hintern und sah zu ihm, als der Patchee schließlich nett fragte:

„Alles okay? Ich sagte ja das er dich hart rannehmen würde und keinen Spaß versteht. Sei froh das es nur bei einem Schnitt geblieben ist, Junge.“

Das konnte er wirklich sein und das Blut lief ihm noch immer leicht die Wange hinab. Saku sah dennoch weiterhin Hao nach und kam dann von alleine wieder neben Silva auf die Beine, der ihn neugierig dabei ansah, denn er kannte den Blick dessen er da Zeuge wurde. Das war der Blick…eines Mannes der verstanden hatte und über sich nachdachte. Hao hatte ihm eben eine Lektion erteilt und dieses eine Mal fruchtete sogar noch besser als Silva seine ganzen Anderen davor. So das der Schwarzhaarige in Gedanken sprach, während er an seine Wange fasste:

„Ja alles gut…Er hat vollkommen Recht. Ich war ein Narr zu denken dass ich...Ich bin doch noch nicht so bereit wie ich es eigentlich dachte zu sein. Und ich habe noch viel zu lernen…wenn ich am Ende das beschützen möchte was mir wichtig ist.“

Er sprach das so leise das nur er und Silva das hören konnten. Und es erfreute den Patcheen neben ihm. Dieser Sakutaro...war wirklich der Sohn eines Adlers.

Hana und Yoh saßen oben nur weiter an ihren Plätzen und sahen zu ihnen runter…bis der Blonde plötzlich das Gesicht ernster verzog und dann auch schon auf die Beine kam. Seine Mutter sah ihm verwirrt dabei zu, als Hana sich danach in Bewegung setzte, hinter ihr vorbei und dann ebenfalls in die Richtung des Dorfes lief, so dass sie ihm nach sprach:

„Hana wo gehst du hin? Ist alles okay?“

Der blieb dann kurz stehen und sah zu seiner Mutter hinter. Er lächelte aufmunternd und gab dann auch genauso von sich:

„Ja alles okay Mama! Ich…ich muss nur los. Weist du…ich muss da noch jemanden dazu bringen endlich zu kooperieren …“

Und dann wand er sich wieder ab und lief schneller zurück zum Dorf. Yoh verzog nur die Stirn etwas in Falten als er das hörte, denn er verstand nicht so recht. Kooperieren? Wen meinte er denn? Seinen Vater? Wenn ja dann könnte das ein Spaß werden. Und noch etwas ließ ihn nicht locker. Warum…fühlte es sich nur so an als hätte Hana sich verändert? Denn gestern war das definitiv noch nicht der Fall gewesen…

Der Blonde lief derweil in den Dschungel, aber blieb dann auf halber Strecke zum Dorf stehen…da ihm jemand entgegen kam. Und es war nicht gerade eine Person die er sehen wollte. Eine die er nicht ausstehen konnte und ihn dann noch aus alten und grauen Augen anstarrte. Es war nämlich Goldva. Die alte Hexe stand dort, nicht weit vor ihm und warf ihm Blicke zu die er nicht ganz verstand, aber ihm dennoch so egal waren wie nichts anderes. Also schnaufte er nur arrogant und lief dann einfach weiter auf sie zu. Alte Krähe. Er ließ die alte Schachtel gleich aber so was von stehen! Die sollte gut zusehen!

Doch kaum als er fast vor ihr war, fragte die alte Krähe leicht lächelnd:

„Mal wieder allein auf Reisen, Fuchskind?“

„Kann dir doch egal sein, du alte Hexe!“

Kam es nur muffig von dem Blonden zurück und dann lief er auch schon stur rechts an ihr vorbei und ließ sie einfach dort stehen wie bestellt und nicht abgeholt. Hana hasste sie und nichts konnte das mehr ändern. Doch Goldva wusste das nur zu gut und auch das sie Fehler bei ihm begangen hatte. Sehr viele sogar und einer…kam nun tatsächlich so hoch wie sie es niemals auch nur geahnt hätte und deshalb musste sie jetzt dafür sorgen das ihm deswegen nicht noch drohte etwas zu passieren. Egal wie sehr er sie auch hasste und das zu recht, es war…ihre Aufgabe und Pflicht als ehemaliger Häuptling. Und auch erst recht als Mutter.

So räusperte sie sich leicht und sprach dann zu ihm, ohne sich umzudrehen:

„Du solltest endlich mal anfangen auf deinen Vater zu hören und das Dorf nicht mehr verlassen…In diesen gefährlichen Zeiten erst recht nicht mehr.“

Gefährliche Zeiten? Sie meinte offenbar die Fremden aus Saku seiner Heimat. Hana blieb dann dennoch wieder bockig stehen und sah genervt über seine linke Schulter zu ihr hinter, als er ruhig, aber bissig zurück fauchte:

„Geh mir nicht auf den Sack du alte Schrulle! Außerdem kann es dir doch egal sein was mit mir ist! Und auf dich höre ich schon dreimal nicht mehr, hast du verstanden du Hexe?!“

Er war wütend und das noch immer zurecht. Das war richtig so und sie hatte es auch verdient, aber nun…gab es Dinge die wichtiger waren als einen Groll aufeinander. Denn sie konnte spüren dass er ab jetzt mehr Schutz benötigte als jemals zuvor, auch wenn das, außer ihr im Moment, noch keiner verstehen würde. So sah sie dann auch alt und kränklich gebückt auf ihren Stock zu ihm hinter und sprach dann eindringlich:

„Du hast alles Recht der Welt sauer auf mich zu sein, Hana. Ich halte das schon aus und leugne es auch nicht das ich Fehler begangen habe. Aber ich bitte dich dennoch auf deinen Vater zu hören und zu bleiben, wenn du es schon nicht wegen mir machst. Bitte bleib von heute an im Dorf und in Sicherheit…denn du hast ab jetzt weit mehr zu beschützen als nur dich selbst, Hana.“

Der Blonde sah sie darauf nur noch verwirrter an. Mehr zu beschützen? Keine Ahnung was die alte Krähe ihm eigentlich damit sagen wollte, aber wenn er raten dürfte, dann ging es sicherlich um das Dorf und die Bewohner, denn seine Bindung zu Saku brachte alle nun mal leider ins Schussfeld der Fremden aus der anderen Welt. Und es war so zum schießen dass er sie um sowas bat, denn...warum sollte ihn das kümmern? Die hatten doch alle ein Problem mit ihm und hassten ihn wegen seiner Ähnlichkeit zu seiner Großmutter. Wieso also sollte er ausgerechnet JETZT Rücksicht auf sie nhemen?! Sorry aber das war ihm sowas von egal geworden, denn die einzigen personen die ihm noch wichtig waren, dass waren Opacho, Silva, Lip und Rap, Mama und ganz besonders Saku und seine Jungs. Also konnte sie den weisen Guru gern bei anderen raushängen lassen, aber garantiert nicht mehr bei ihm! Er hatte das so satt!Er hatte SIE satt!

Demnach drehte Hana sich wieder sauer und arrogant weg und muffte abschließend:

„Lass mich in Ruhe du alte Hexe! Denn ich bin sowas von fertig mit dir!“

Und damit war das Thema auch schon für ihn durch und er lief einfach weiter. Hana hatte gerade weitaus wichtigeres zu erledigen als sich noch zusätzlich mit der Alten rumzuärgern! Er musste dafür sorgen das Saku bei ihm blieb, also ging es nun frisch ans Werk das auch zu erreichen. Und so entfernte er sich immer mehr von ihr und Goldva drehte sich nun doch komplett zu ihm um und verzog dann schließlich das Gesicht besorgt. Sie war besorgt um ihn.

Hana…er war so stur, genau wie sein Vater. Aber sie meinte das verdammt ernst, denn keiner konnte das wissen und fühlen was sie wusste und fühlte, aber es musste auch genau so sein. Deswegen war sie Schamanin. Hana durfte sich nicht mehr aus dem Dorf entfernen und Dyami…musste ihn beschützen. Besonders dann wenn es kein anderer mehr konnte. Sie würden alle bald verstehen warum, auch wenn Goldva es nicht sagen durfte. Sie durfte nicht direkt in das Schicksal eingreifen…sondern nur Seitenhiebe verpassen um vielleicht etwas zu lenken. Und sie konnte auch nicht darüber sprechen...Sondern einfach nur beten das Hana ihr vielleicht endlich mal zugehört hatte, auch wenn es eben nicht so erschien. Das er seinen Sturkopf mal nicht egoistisch durchsetzen würde. Denn was sich da am Horizont anbahnte…war weitaus mehr als nur ein Krieg um ihre Heimat. Sondern auch ein Kampf um Blut…Nämlich um den sanften, roten Saft der durch seine Adern pulsierte.

The devil made me do it PART 1

Er lag als Kind nachts wach in seinem Bett und dachte dabei über sein Leben nach. Dachte darüber nach anders zu sein als alle anderen um sich. Und sich von der Wahrheit abzuwendend, wie auch von den Kämpfen die er in seiner Jugend bestritten hatte, lachte er denn all dies war ja nur ein Spiel gewesen. Doch nach Jahren wurde es an der Zeit für ihn seine Vergangenheit hinter sich zu lassen und wegzuwischen was einst passiert war. So versuchte er sich, je älter er wurde, hinter einem leeren Gesichtsausdruck zu verstecken und damit alle von seinen Gefühlen zu distanzieren, so dass keiner mehr zu viele Fragen stellen würde. Dennoch sahen ihn alle weiterhin nach und gefesselt dabei zu wie er aggressiv im Kreis rannte. Im Kreis rannte wie eine Ratte im Labyrinth von dem es keinen Ausgang und kein Entkommen gab. Und langsam, aber sicher, wurde die Verzweiflung immer stärker in ihm das er diesem neuen Spiel nicht mehr entkommen könnte. Dieses Spiel was: Krieg, hieß. Denn es war so eine wunderschöne Lüge. So eine perfekte Art um zu Leugnen das man selber so voller Angst war und einfach nur weglaufen wollte. So eine wundervolle Lüge an die man sich festkrallte um seinem Leben einen Sinn zu geben. Doch je länger er dieser folgte wurde er immer mehr ein Fremder für alle und ein Vorbild für niemanden. Aber er konnte niemals genug bekommen von dieser Lüge und von dieser Gier zu kämpfen. Für keinen Ruhm und Reichtum der Welt wollte er aufhören. Und es war schwer zu verstehen warum er nicht stoppte. So das am Ende sein Gesicht zu einer Karte aller Grausamkeiten der Welt wurde. Ein Gesicht aus dem man genau lesen konnte wie Leid funktionierte und wie kaputt die Gesellschaft schon war. Und aus seiner Vergangenheit kam er nicht mehr raus. Aus seiner Vergangenheit kam die Furcht mit ihm mit. Aus seiner Vergangenheit brüllte sie ihm Hass nach in die Gegenwart. Aber er wollte diese Worte nicht hören die nach ihm gebrüllt wurden und schottete sich davon komplett ab. Weswegen er auch noch heute auf einem Berg sitzt. Einsam und verlassen und mit gebrochenen Flügeln aus Glas. Ein Berg auf dem er saß, nicht gebaut aus Ruhm, Ehre und Reichtum, sondern aus Leid, Tod und Mist. Und durch das Blut, was an ihm klebte, konnte er genau zählen wie viele Leben er bereits genommen hatte. Und von der Eins aufwärtszählend konnte nur er selbst entscheiden wann er dann mit dem Töten fertig wäre. Genauso wie nur er selbst entschied…wie viele Unschuldige in Zukunft noch unter ihm leiden würden. Und ob das für immer so bleiben würde. Eins, zwei, drei, vier und seine Augen klebten weiterhin am Boden. Fünf, sechs, sieben, acht und er fühlte sich für immer im Stich gelassen. Und während seine Hoffnungen ihn verließen...wünschte er sich immer mehr nicht so verdammt stur zu sein.
 

Hell leuchtete das grelle Licht aus den Lampen der Decke auf sie herab und unterstrich damit nur noch mehr die Kälte der kahlen Wände des Raumes.

Hin und wieder flackerte mal eine der Lampen leicht, die von der Decke der Kantine herabhingen und zeigte damit ganz gut den Zustand an indem sich diese Basis befand. Sicher gehörte der Stützpunkt für die Soldaten der Marine in Tokyo mit zu den Besten den man quer durch Japan finden konnte, doch auch an diesem Ort zeigten sich hin und wieder Abnutzungen von einem System das inzwischen mehr Wert darauf legte günstig und sparend zu sein, als das es seinen Soldaten einen angenehmen Platz bot. Das lag aber sicherlich auch an der Zeit in der sie sich befanden, denn die friedliche Stimmung, zwischen Japan und Amerika, drohte immer mehr zu kippen und deswegen war es nur noch eine Frage der Zeit bis die Bombe endgültig in die Luft flog und dann schlussendlich doch zum Angriff geblasen wurde. Was bedeutete: dass das japanische Militär seine Männer da raus schicken würde um in den Krieg zu ziehen. Etwas wovor es jeden grauste, auch den Soldaten und sie dennoch genau aus diesem Grund an diesem Ort waren, eben weil sie für ihr Land kämpfen wollten. Niemand wollte freiwillig Krieg, aber wenn es darauf ankam, das zu schützen was man liebte, dann zogen diese stolzen Männer gerne dafür in die Schlacht und das sogar ohne Rücksicht auf Verluste. Denn den Japanern war ihre Ehre und ihr Stolz meist sogar wichtiger als ihr eigenes Leben. Eine Mentalität die besonders die Amerikaner nicht immer ganz nachvollziehen konnten und was sie auch sehr erschrak, denn der Feind lebte dies auch auf dem Schlachtfeld aus. Und besonders wenn es um die eine Staffel ging, die genau dafür standen, wirkte das alles total bescheuert und selbstmörderisch für die Amis. Es ging nämlich um die Staffel die nur dafür abgerichtet worden war um sich, wenn es keinen Ausweg mehr gab, freiwillig in den Tod zu stürzen. Und es handelte sich dabei um die besagte Zero-Staffel. Absolut Wahnsinnige und Bekloppte, die ihr Leben gerne und dazu noch voller Stolz wegwarfen im Notfall. Absolut bescheuert, zumindest in seinen amerikanischen Augen...

Luke Anderson, ein talentierter, junger Pilot saß für sich allein in einer Ecke der Kantine auf einer der Bänke und aß dabei, an einem Kantinentisch, sein Mittagessen. Er saß sehr weit außerhalb vom Schuss und hinten rechts in der Ecke des Raumes, welcher sich immer mehr mit jungen Soldaten füllte und die zum Mittagessen hergekommen waren. Sie sprachen dabei nicht gerade leise miteinander und es wurde nach und nach immer mehr das reinste Tollhaus in der Kantine. Aber um die Mittagszeit war es im Mannschaftsheim der Kaserne immer überfüllt und deshalb auch nichts Neues mehr, eben weil alle zum Essen kamen.

In Mannschaftsheimen wurde die gastronomische Betreuung und Versorgung der Soldaten und der zivilen Arbeitnehmer sichergestellt. Mannschaften, Unteroffiziere und Zivilbedienstete konnten dort in den Kantinen kostengünstig Speisen und Getränke sowie Waren des täglichen Bedarfs, also Zeitungen, Zahncreme, Rasierer und Shampoo kaufen. Aber wie immer war das Essen dort…naja sagen wir mal: bescheidener als alles andere und das war noch nett ausgedrückt gewesen, denn das Essen war schrecklich. Die Japaner allerdings waren diesen Fraß schon gewohnt, aber er als junger Amerikaner, hatte da doch noch etwas höhere Ansprüche als die. Was lustig klang denn eigentlich waren die Amis ja angeblich die mit weniger Geschmack und nicht so pingelig wenn es darum ging. Vielleicht war er aber auch einfach nur ein Gourmet. Doch er aß im Notfall leider auch, so hin und wieder, das was ihm unter die Nase gesetzt wurde um nicht ganz so hervorzustechen als er es eh schon tat mit seinen blonden Haaren und den blauen Augen. Besonders weil er dort der einzige junge Soldat war der ursprünglich aus Amerika kam. Und für ihn war es eine Schande, denn eigentlich sollte er in seiner Heimat sein und dort in der Kantine planen wie man die Japaner am besten in der Schlacht erledigt. Stattdessen saß er in Japan fest und kämpfte für den Feind zusammen gegen seine Heimat und das nur…weil sein Vater so ein verdammter Narr war. Weil sein Vater dieses Land mochte und Luke diesem nun mal nicht wiedersprach und gehorsam folgte.

Sein Vater war so ein hohes Tier im Militär das er ihm nicht wiedersprechen konnte und genau deswegen war er hier in Tokyo. Wegen der Spinnerreien seines Vaters ein Land und seine Bewohner zu beschützen in dem er noch nicht mal aufgewachsen war und sein eigenes auch noch dafür gerne freiwillig verrat. Luke konnte es einfach nicht verstehen. Er…wollte es nicht verstehen. Doch auch er war eben nur ein Mensch der seinen Patriotismus auch dann gerne mal beiseite schob wenn er dafür ordentlich bezahlt wurde verstand sich. Und dann erst recht noch wenn er am Ende dafür vielleicht sogar was zu sagen hatte. Man musste ja immerhin sehen wo man blieb, oder? Und ihm persönlich war es lieber andere warfen sich sinnlos in den Tod als das er an die Front musste, ganz egal was für ein guter Pilot er auch war. In der Hinsicht unterschied er sich im krassen Kontrast zu seinem Vater und ging mehr nach seiner Mutter die ein wahrer Nationalist gewesen war. Was bedeutete: sie verabscheute andere Vaterländer. Deswegen hatten seine Eltern sich auch oft in den Haaren gehabt bevor sie starb und sie dann somit in dieses Land zogen. Aber das war lange her und nicht mal mehr der Rede wert.

So pickte er wieder in seinem Gemüse herum und sah dann doch tatsächlich auf…als er aus seinem Augenwinkel sah wie sich jemand von der Essensausgabe davon bewegte und langsam auf ihn zuschritt.

Er kannte den Kerl der da plump auf ihn zukam und seinen Blick dabei stur auf das Tablett in seinen Händen gerichtet behielt auf dem sein Essen stand und das er mit beiden Händen vor seiner Brust trug. Und dann setzte er sich auch schon auf den gegenüberliegenden Platz vor Anderson, fing dann an stumm mit seinen Stäbchen zu essen und saß ihm damit also genau gegenüber.

Luke runzelte die Stirn und sah ihn dabei misstrauisch an. War ehrlich gesagt sogar sehr verwundert das dieser Fettsack sich zu ihm setzte, denn eigentlich saß der Blonde immer viel lieber allein beim Mittagessen, auch weil ihn die Japaner, in der Regel, gerne mieden so wie der Teufel das Weihwasser. Dennoch reagierte er nicht sonderlich auf den Dicken und fing auch kein Gespräch oder so an, zuckte nur mit den Schultern und aß weiter. Er ignorierte und tolerierte ihn. Warum sollte er auch mit ihm sprechen? Warum sollte er ein Gespräch anfangen? Immerhin gab es dafür keinen Grund. Aber er sah dennoch immer mal wieder zu ihm und beobachtete ihn leicht beim Essen während er selber auch noch weiter aß.

Luke kannte diesen Mann vor sich, denn es war kein anderer als Kaizo Oume. Ein Mechaniker spezialisiert auf Kampffahrzeuge, Schiffe und Flieger und eher plumper Kerl der immer mal wieder am Rockzipfel von Luke seinem persönlichen Erzfeind hing. Von diesem Arschloch…das dachte ihn im Flugtraining und allem anderem ausstechen zu können...

Dem jungen Anderson war aber aufgefallen das dieser Kaizo dennoch nicht so tickte wieder Rest dieser bekloppten Truppe, auch wenn er oft im Hangar an den Fliegern arbeitete, für die er als Mechaniker ja eingestellt wurde und dort auch lernte. Er war dick und nicht gerade gutaussehend, aber dafür fleißig und weiß Gott absolut nicht blöd sondern sehr intelligent. Und hin und wieder, wenn der Blonde ihn zusammen mit diesen Arschlöchern sah, die als Freunde zu seinem Erzfeind gehörten, da wusste Luke das Kaizo und er sich doch in einer Sache definitiv sehr ähnlich waren. Denn sie vertraten beide ein und dieselbe Philosophie, nämlich die: Das man sich um seine Freunde kümmern musste…aber noch umso mehr um seine Feinde. Sie immer im Blick haben sollte. Und deshalb sah er auch wie Oume nur in der Nähe dieser Idioten rumhing um sie im Auge behalten zu können und das er offenbar genau denselben Groll gegen diesen einen Mistkerl von denen hatte wie auch Luke. Einen persönlichen Groll und Hass gegen diesen einen Mann hegte…nämlich gegen niemand anderen als Sakurai. Gegen dieses Überflieger-Ass der mal der Zero-Staffel beitreten wollte und einen persönlichen Dorn in seinem Auge darstellte.

Luke nahm dabei einen weiteren Happen von seinem Essen, aber sah dann auch schon sofort wieder nach links auf, als er hörte wie eine laute, brummige und einfach nicht zu überhörende Stimme, zwei Tische weiter, grölte:

„Mann was ist das denn heute wieder für ein Schlangen-Fraß?!“

Und dann hörte und sah er es scheppern, als ein Tablett sauer auf den Tisch geknallt wurde und der kräftige, so wie auch breite Kerl sich dann mürrisch auf die Bank setzte und mit einer gerümpften Nase anfing sich das Essen genervt zu Recht zu sortieren. Denn er hasste Gemüse. Weswegen der Blonde leicht verächtlich anfing zu schnaufen. Wenn man vom Satan sprach dann tauchte er bekanntlich auch gerne mal auf, was? Zumindest seine Gefolgschaft war schon mal da, denn da war sie wieder…die Versager-Truppe des angehenden Zero-Piloten. Aber der Teufel persönlich fehlte dennoch unter ihnen…

Matsumoto schob sich auf seinem Teller langsam und genervt die Karotten aus dem Brei beiseite und dann an den Rand dieses Fraßes der sich gerne was zu Essen nennen wollte. Er schnaufte dabei sichtlich sauer aus. Klar wusste er das Soldaten gerne scheiße behandelt und hart rangenommen wurden, aber musste deswegen auch der Fraß, den man ihnen fütterte, so zum kotzen aussehen? Und dann auch noch so schmecken? Noch dazu bestand das Essen in der Kantine hauptsächlich aus Gemüse und Getreide. Aber wenn er Gras fressen wollte dann ging er raus auf die Wiese und nicht hier her verdammt! Wenn es wenigstens nur scheiße aussehen und nicht auch no so schmecken würde, dann wäre ja alles okay, aber das war es nun mal nicht und somit war dieses Zeug vor ihm nur noch als blanke Folter abzustempeln! Inzwischen würde Matsu sogar töten für ein Stück Sushi mit Fisch, denn seit Wochen hatte er nur diesen Müll fressen müssen! Lag aber auch daran das er selber zu faul war zum Kochen und ins Restaurant zu gehen war ihm zu teuer. Ja er war ein Geizhals in der Hinsicht, also durfte er sich eigentlich auch nicht darüber beschweren dieses Zeug essen zu müssen wenn er eigentlich Alternativen besaß. Aber Matsumoto wäre nicht Matsumoto wenn er nicht irgendwas fände worüber er sich aufregen könnte, also war das schon so gewollt von ihm. Irgendwo wollte er dass zumindest, so traurig es auch klang. Und das Essen war immerhin umsonst, also was auch immer.

Er saß zusammen mit Sugiura und Katsura an einem Tisch in der Mitte der Kantine und sie hatten alle dasselbe Essen auf dem Tabletts vor sich stehen. Nur mit dem Unterschied das Sugi nicht wählerisch und einfach zu halten war, weswegen er lieb seinen Brei mit Karotten und Bohnen aß, während Matsu links von ihm allmählich immer mehr die Hutschnur platzte. Denn dieser „Brei“ war eigentlich kein richtiger Brei aus Kartoffeln oder so, sondern der Reis war so schlecht und überkocht, ja förmlich ein minderwertiges Produkt, das er zusammen klebte und mehr wie eine Masse wirkte als wie einzelne Reiskörner. Doch egal wie mies es auch aussah, auch Katsura, der sich ihm gegenüber wieder seine Brille auf der Nase hoch schob, war in der Hinsicht nicht wählerisch und fasste deswegen nun seine Stäbchen, brach sie dann in der Mitte auseinander und fing schließlich auch an zu essen, als er danach doch schon zu dem Miesmuffel vor sich sprach:

„Ich bevorzuge ja eher den Geschmack und Duft von Motoröl, aber das hier ist auch noch völlig akzeptabel. Gibt schlimmeres Matsumoto, also stell dich nicht so an.“

Und dann aß er einfach weiter.

Matsu hatte derweil schon die Karotten irgendwie erfolgreich von seinem Reisbrei trennen können und sah dann genervt und muffig zu dem Mechaniker vor sich rüber, weil er ihm so großkotzig gegenüber am Tisch saß, als er dann antwortete:

„Verdammt. Ihr verdammten Penner habt einfach nur keinen Geschmack, das ist alles! Bei euch Stiften ist eh einer hohler als der Andere, also kein Wunder das ihr keinen Geschmack habt! Erzähl du mir also nicht ich soll mich nicht so anstellen, Brillenschlange! Euer scheiß Magendarmtrakt ist anscheinend aus Alteisen gebaut ihr Wichser!“

Sugi schluckte runter und schnaufte dann nur erschöpft aus.

Ihr Kumpel war mal wieder sehr „nett“ zu ihnen, aber das waren sie ja inzwischen von Matsumoto gewohnt. Er bellte mehr als das er zubiss und sie akzeptierten es inzwischen sogar auch und kamen damit klar, denn egal wie sehr er auch keifte und fluchte, es war gut ihn als Freund an der Seite zu wissen. Denn er stand auf jeden Fall für diese ein und kämpfte deswegen auch gern Schlachten für sie. Man konnte sich auf ihn verlassen wenn es drauf ankam und seine ruppige Art war einfach etwas was zu ihm gehörte. Keiner seiner Freunde nahm ihm das mehr übel wenn er mit seiner Fresse etwas schneller war als mit dem Kopf. Er gehörte zum Team und war ein guter Freund geworden.

Und kurz danach sah Matsu wieder stur auf sein Essen herab und fing ebenfalls an mit seinen Stäbchen zu Essen, als er noch mal leise zu sich selbst muffte:

„Ich soll mich nicht so anstellen, wenn ich das schon höre…Verdammte Penner…“

Sugi schluckte seinen letzten Happen runter und sah dann wieder links neben sich zu Matsumoto, denn so langsam konnte er mal wieder runter kommen.

Matsu war den ganzen Morgen schon so nervös gewesen, das war nicht zu übersehen und alle am Tisch wussten auch genau woran das lag. Was der Grund für seine Nervosität war und warum er seit einigen Stunden eher dazu tendierte jeden dumm anzublaffen, der ihn auf dem Schießstand nur zu lange ansah, oder er sogar Azubis, im Gang, zur Sau machte wenn sie ihn leicht anrempelten, als locker aus der Hose zu atmen. Er wirkte wie eine aufgekratzte Katze, die bei der kleinsten Berührung sofort an die Decke sprang, sich dort festkrallte und dann von dort fauchend kopfüber runter hing und um sich schlug. Man konnte also zusammenfassen: Es lagen aktuell den ganzen Tag schon seine Nerven blank und mit denen war er dann auch noch zu Fuß unterwegs. Jeder wusste es sofort wenn er dem guten Matsu über den Weg lief, denn der ließ dies alle gleich lauthals erfahren indem er sie anbrüllte als hätten sie ihm die Butter, direkt vor seiner Nase, vom Brot geklaut. Aber trotz seiner scheiß Laune blieben seine Kumpels, also Sugi und Katsu, dennoch ruhig und versuchten den Airbag für ihn zu spielen, was verdammt anstrengend war. Ach und zugleich beschützen sie auch noch andere Azubis vor seinem Zorn, indem sie ihnen in den Gängen schon entgegen brüllten dass er miese Laune hatte. Gaben denen damit noch eine Chance zu fliehen und sich zu retten. Der reinste Knochenjob und der würde auch erst in dem Moment enden…wenn Saku endlich mal durch die Tür der Kantine kommen würde und ihnen dann sagte was los war, denn er war aktuell der Einzige der das konnte. Was auch daran lag das Matsu wegen ihm so nervös war, da heute sein besonderer Tag gewesen war.

In den frühen Morgenstunden war Matsumoto nämlich der Erste gewesen der schon auf den Beinen und in den Startlöchern gestanden hatte, während alle anderen noch die Matratzen hüteten. Und er war das noch nicht mal ohne Grund, oder zum Spaß an der Freude, denn normalerweise schlief er wie ein Stein und machte sich auch nichts daraus wenn er seinen Job mal einige Minuten, oder bis zu einer halben Stunde, später anfing. Je nach dem halt wie hoch sein Alkoholpegel vom Vorabend, oder eben sein Launepegel an dem Tag, gewesen war. Das er also so früh und das sogar noch vor Sakurai dem bekannten Frühaufsteher, in den Startlöchern stand, war wie ein Sechser im Lotto, oder als würden alle Planeten in einer Konstellation hintereinander stehen! Oder als würden sich Sonne und Mond den Himmel zeitgleich teilen. Es kam also extrem selten und bis zu überhaupt nicht vor. Aber dennoch kam der kräftige Blödmann an dem Morgen in Saku, Sugi und Katsu ihren Schlafraum reingeplatzt, brüllte um sich als würde die Welt da draußen gerade untergehen und riss alle damit aus dem Schlaf.

Natürlich war es deswegen auch nicht sonderlich verwunderlich das die Jungs darauf dann kerzengerade im Bett saßen und Sugi sogar so hochschreckte, vor Panik, das er danach aus dem Bett fiel! Und da er ja über Saku in ihrem Etagenbett schlief, war der Fall aus diesem und der darauf folgende Schlag auf den Boden, nicht so schön gewesen, aber wenigstens war er dann komplett wach. Tja und während Sugi so auf den Boden donnerte, packte sich Katsura derweil, vor allem blind wie ein Maulwurf ohne seine Brille, die kleine Lampe auf dem Schränkchen links von seinem Etagenbett und riss sie schützend und zum Schlagausholend vor sich. Er konnte nichts sehen, aber er würde nicht ohne Kampf sterben! Zumindest saß er genauso dort und schlotterte noch etwas vor Schreck. Und Sakutaro…tja wo sollte man da anfangen? Er war eben ein Profi und ging damit anders um.

Er schreckte auch hoch, ganz klar, aber im Gegensatz zu den Anderen kam er sofort hellwach auf die Beine und sprang aus dem Bett. Sah wach und bereit zum Kampf aus. Nur zu blöd das Sugi vor ihm auf dem Boden lag und Saku deswegen über den stolperte und dann doch noch den Boden mit dem Gesicht küsste. Das Chaos war darauf also so ziemlich perfekt gewesen in dieser Sekunde des Schrecks und bis auf Saku waren alle erstarrt wie kleine Häschen auf die man ne Knarre hielt, denn der Pilot unter ihnen fluchte und motzte sofort los, was er nun mal gut konnte mit seinen Siebzehnjahren und seinem heißblütigem Temperament noch oben drauf. Doch Matsu ergötzte sich auch nicht zulange an diesem erbärmlichen Anblick dieser Versager vor seiner Nase sondern donnerte mit lauten Schritten sofort auf Sakurai los und zerrte den förmlich hoch auf die Beine. Fauchte ihn an: weshalb er noch lag und gab ihm dann noch extra Feuer sich fertig zu machen und sich in Schale zu werfen. Und all das war nicht einfach nur aus Spaß gewesen…sondern weil es halt dem Jungen sein großer Tag war. Denn es war der Tag der ersten Flugstunde und Prüfung von Sakurai und Matsumoto war aufgeregter gewesen als der Schwarzhaarige selbst. So aufgeregt sogar das er Saku, noch bevor die Sonne aufgegangen war, schon komplette zwei Stunden zu früh aus der Kiste warf! Ach und alle Anderen natürlich gleich mit, denn auf persönliche Einzelschicksale wurde da keine Rücksicht genommen.

Auf jeden Fall war das Ende vom Lied gewesen: dass alle zu früh auf waren, Saku von Matsu schon zwei Stunden früher über den Flugplatz gejagt wurde um endlich mental fit und körperlich wach zu sein und Sugi, so wie auch Katsu dann halt mit rennen durften, obwohl sie eigentlich NICHTS mit seiner Flugprüfung zu tun hatten! Naja besten Freunden gab man sich bekanntlich ja ein Küsschen. Oder Unterstützung und Beistand. Oder auch nen Arschtritt, wie Matsu es mit ihnen allen gemacht hatte. Also rannten sie um vier Uhr morgens auf dem Flugplatz verdammt große Runden und Sugi war persönlich sehr erstaunt darüber das Saku bei all dem so ruhig geblieben war und Matsumoto nicht schon gleich nach der ersten Runde an die Kehle sprang um ihn zu töten! Etwas was alle so gern getan hätten. Tja und dann wurde der junge Sakurai auch schon pünktlich um sechs Uhr am Flugplatz zur Prüfung abgeholt und das war zugleich der Moment gewesen wo alle ihm nur noch die Daumen drücken konnten.

Jeder von ihnen wusste das Saku ein verdammt guter Pilot war. Der Beste ihres Jahrgangs sogar! Ach vielleicht sogar der Beste seit Jahren! Aber dennoch machten sie sich Sorgen um ihn und das er weniger Punkte bekommen könnte als er eigentlich verdiente, denn General Anderson, der einer seiner Prüfer war, der war bekannt dafür das er Saku sehr hart ran nahm und viel von ihm forderte. Er wusste genau was in dem Jungen steckte und forderte das auch gezielt und nicht weniger als er verdiente, also nahm er ihn in die Mangel und hart bei den Eiern. Aber das war völlig okay, denn Sakutaro wollte es auch so und nicht anders. Und als er dann abgeholt wurde und seine Jungs noch sahen wie er mit seinen Prüfern zum Zero lief…da hatte er plötzlich dieses Lächeln auf seinen Lippen gehabt.

Jeder seiner Jungs konnte dieses freche, überhebliche und aggressive Lächeln sehen das er da von sich gegeben hatte. Wie er dabei strahlte und alle auch sofort wussten was es bedeutete…nämlich dass er es geil fand endlich fliegen zu können und sich darauf freute. Da war keinerlei Nervosität in ihm. Saku wirkte eher wie ein kleines Kind, dem man zum ersten Mal Taschengeld gab und es sich davon holen konnte was auch immer es wollte. Als würde ein Traum in Erfüllung gehen. Was es ja auch war denn der Junge lechzte schon immer danach sich endlich in einen Flieger setzten zu dürfen und in den Himmel zu steigen. Das Fliegen gehörte einfach zu ihm und an dem heutigen Tag war es endlich soweit gewesen. Raus aus der trockenen Theorie und rein in die knackige Praxis. Genau sein Ding. Und genau wie es seine besten Freunde von ihm erwartet hatten…war er einfach unglaublich gut gewesen als er seinen Arsch endlich in den Flieger pflanzen durfte und damit den Klugscheißern von Prüfern zeigen konnte was er wirklich drauf hatte.

Sakutaro hatte ja verdammt lange an der einen Schrottmühle im Hangar gearbeitet. Diese hoffnungslose Klapperkiste die sich gerne Zero schimpfen wollte und von der er einfach nicht los kam. Irgendwie auch einen Narren an der gefressen hatte, warum auch immer. Und dank ihr wusste er also wie ein Zero an sich funktionierte, wie er aufgebaut war und wie man ihn zähmen würde. Aber natürlich flog er nicht mit der Klapperkiste, sondern mit einem intakten Modell, aber durch sie hatte er genug Praxis gehabt um die Technik aus erster Hand kennenlernen zu dürfen und nicht nur aus Büchern zu erfahren. Und genauso flog er dann auch. Er flog wie ein junger Gott und alle konnten das sehen.

Da es sich aber um eine Prüfung handelte durfte keiner auf den Flugplatz der nicht zugelassen war, bis auf die Prüfer und Paku der ja Sakutaro sein Ausbilder und zugleich Pate war. Doch Matsumoto, Sugiura und Katsura waren nicht dumm und auch wenn sie nicht dort sein durften fanden sie eine Alternative und so konnten sie vom Dach der Kaserne aus dabei zusehen, weil die ja so günstig lag das man von dort bis zum Flugplatz rüber schauen konnte. Sie sahen ihm bei seiner Prüfung zu und feuerten ihn dabei aus der Ferne an. Matsu brüllte dabei sogar vom Dach zum Flugplatz rüber, obwohl Saku ihn eh nicht da oben hören konnte, so Feuer und Flamme war er für den Knaben gewesen. Und sicher war keiner von den Dreien ein Prüfer, oder besaß auch nur annähernd das Auge um etwaige Fehler zu erkennen, aber für sie sah all das, was ihr Freund dort lieferte, einfach nur richtig aus. So musste man nen Zero fliegen verdammt! Und auch die Landung setzte Sakurai wie eine Eins an! Er landete fast punktgenau auf der Landebahn und ohne zu weit danach noch nachzurollen, was schon mal verdammt gut war. Nicht viele bekamen das hin. Doch nach der ganzen Aktion wusste keiner was nun eigentlich das Ergebnis war. Was seine genaue Punktzahl war und so saßen sie in der Kantine und warteten darauf das Saku mit guten Neuigkeiten zurück kam. Er endlich erzählen würde wie seine Punktzahl und Performance gewesen war. Sicherlich war sie fast nahe zu perfekt. Keiner zweifelte auch nur daran dass er es nicht geschafft hätte, denn das hatte er definitiv, aber sie wollten einfach wissen ob es für General Anderson genug gewesen war um ihn zu beeindrucken, denn der war in der Regel ne harte Nuss zum beeindrucken. Und vor allem wollten sie wissen ob Sakutaro an sich mit seiner Leistung zufrieden war, denn er ging bei dem Thema auch sehr gern mit sich selbst viel zu sehr verdammt hart ins Gericht. Es wurde also Zeit das er sie von der Anspannung erlöste. Oder zumindest den Guten Matsumoto, bevor der noch Kung-Fu mäßig den Tisch in der Mitte durschlug vor Aufregung.

Sugiura aß einen weiteren Happen von seinem Essen, als Matsu kurz darauf neben sich die Stäbchen auf den Tisch donnerte und in besorgter, aber aufgebrachter Stimmung zum Teller vor sich runter muffte:

„Scheiße wo steckt der denn?! Muss er noch jedem einzelnen dieser verkackten Prüfer einen blasen damit er diese verdammten Ergebnisse bekommt, oder was?!“

Scharmant.

Sogar so sehr das Sugi sich danach an seinem Trinken verschluckte und heftig anfing zu husten. Die Worte hatten eben so sehr gesessen das er nicht anders konnte als sich daran zu verschlucken…Lag aber sicherlich auch noch zusätzlich an seinem Kopfkino das dabei eingesetzt hatte. Und während er sich die Seele aus dem Leib hustete schluckte Katsura locker den letzten Bissen von seinem Mittagessen runter, wischte sich dann den Mund mit einer Servierte ab und lehnte danach locker mit den Armen vor sich auf den Tisch, als er Matsu darauf antwortete:

„Die besprechen jetzt eben noch mal ganz genau sein Vorgehen und seine Ergebnisse. Das ist völlig normal und eine Standardprozedur. Er muss ja auch genau wissen wo er hätte besser sein können und worauf er das nächste Mal zu achten hat. Saku kann dieses Gespräch nur Vorteile bringen um sich zu verbessern und ich denke er ist auch sehr wild darauf das zu erfahren.“

Denn er war ja bekanntlich auch einer der besser werden und aus Fehlern lernen wollte. Matsumoto sah zu ihm rüber und schnaufte etwas mürrisch.

„Pha! Das Einzige was dadurch passiert wird folgendes sein: nämlich dass der Junge sich nur noch mehr Stress macht und unter Druck setzt! Und der hat wirklich schon genug davon…“

Antwortete er darauf und trank dann einen Schluck Wasser aus seinem Becher. Sugi nickte ihm dann traurig zu, denn das was er gesagt hatte…stimmte leider.

Das Matsumoto sowas sagte war wirklich beeindruckend und zugleich unglaublich ehrlich gewesen, so wie auch fürsorglich für seine sonst so barsche und kotzige Art. In dem Moment kam sein Herz aus purem Gold plötzlich zum Vorschein und er zeigte damit dass er sich ehrlich um Sakutaro sein Wohlbefinden sorgte und leider auch das er genau wusste wie der tickte. Denn er, so wie alle anderen auch, wussten das Saku anfangen würde sich selbst so viel Stress auszusetzten das er kaum mehr ruhig schlafen würde. Der Dickkopf war ein Junge der nun mal seine Pflichten sehr ernst nahm und niemals davor einen Rückzieher machte. Und wenn Sakutaro eine Aufgabe, eine Pflicht, oder einen Auftrag besaß, dann zog er dies bis zum Ende durch. Nicht weil er sich dazu gezwungen fühlte, sondern weil das seine Natur war. Er war verantwortungsvoll und das schon als junger Knabe. Das zeigte sich allein an der Tatsache wie er zu Menschen war für die er sich verantwortlich fühlte. Er steckte soviel Energie und Kraft in das was er liebte das sich andere davon ruhig mal ne Scheibe abscheiden konnten, denn noch nie hatten sie jemanden gesehen der sowas tat und dass vor allem in dem Ausmaß. Alle seine Freunde wussten dass er so war und dass er sich selbst damit unglaublich stresste. Er das aber auch selbst wusste und dennoch einfach weiter machte. Ein harter Kerl mit einem weichen Kern wenn man genau hinsah. Doch Matsu war in dem Moment der Jenige der dies ganz deutlich zeigte wie sehr er sich um ihn sorgte. Er benahm sich deswegen auch gerade echt wie ein Vater der Angst hatte das sein Sohn durch die Prüfung rasseln würde und dadurch nur noch mehr Stress bekam. Und das wo dies doch eher Paku seine Aufgabe war von ihnen allen, denn Paku hatte irgendwie und keiner wusste genau wann, den Part von Sakutaro seinem Vorbild und zugleich auch Vater übernommen. Er wurde für den Jungen eine Vaterfigur. Der Moment, wann das passiert war, war nicht ganz klar und auch wann es so sehr umschwenkte so dass diese Gefühle auftauchten, aber es war definitiv kurz nachdem passiert als er in der Ausbildung ankam. Was interessant war und dann doch nicht so unvorstellbar.

Paku war von ihnen allen, also Saku seinen Freunden, der Gelassenste. Das lag einerseits daran das er älter war als sie, wenn auch bei Matsu nur um die 2 Jahre, aber definitiv älter und auch weil er länger im Militärdienst war und sogar schon in Schlachten gekämpft hatte. Damals war er noch ein normaler Soldat gewesen und war im Dschungel von China unterwegs um eine Truppe zu zerschlagen von der man dachte sie wollten in ihr Land einziehen und dort Schaden anrichten. Paku selbst war damals, bei der Aktion, noch so ein junger Spund wie Sakutaro gewesen. War also echt lange her. Es verlief auch alles nach Plan und sie zerschlugen dann die feindliche Truppe in China, wenn auch mit vielen Verlusten, aber der Auftrag wurde erfüllt. Matsu wusste bis heute nicht was genau passiert war und Paku verlor auch kein Wort darüber, aber er kam wenigstens wieder lebend zurück…doch er sprach einfach kein Wort mehr. Kein einziges Wort. Paku war offenbar bis aufs Mark erschüttert gewesen, wegen dem was passiert war und brauchte auch echt lange bis er wieder anfing zu sprechen. Brauchte viel Zeit und einen Therapeuten bis es wieder ging. Und selbst danach mied er jede Konversation zu dem Thema und Matsumoto wusste bis heute nicht was damals genau passiert war. Es würde sicherlich auch für immer ein Geheimnis bleiben. Eines das Paku mit niemanden teilen und mit ins Grab nehmen würde. Ein Kreuz…das er ganz alleine tragen musste und wo ihm keiner helfen konnte. Und er wollte das auch nicht, so wie Matsu ihn kannte, denn Paku war einer der seine Probleme selber löste und andere damit nicht belasten wollte. Spannenderweise genauso wie Sakutaro, denn der hatte auch diesen Tick. Von dem Tag an war er jedenfalls anders geworden und das zeigte sich dann auch in seinen Aktionen danach.

Paku war tollkühn und aggressiv gewesen in jungen Jahren, aber nach der Aktion ging er über zur Flugabwehr und wurde Pilot. Suchte sich etwas Passives und wo er nicht in eine Mann gegen Mann Konfrontation auf dem Schlachtfeld gezogen würden müsste. Was genau ihn dazu geritten hatte und woher der Gedanke so plötzlich kam, das wusste aber keiner so genau. Es gab immer nur Gerüchte und Geschichten darüber und Matsu dachte es hatte was mit der Sache in China zu tun. Paku war an sich war aber auch keiner der von sich selbst erzählte und aus dem Nähkästchen tratschte, deswegen waren das nur Spekulationen. Auch wirkte er danach, zwischen allen anderen, mehr wie ein sanfter Riese. Der aber noch immer ordentlich zuschlagen konnte wenn man ihn nur genug Zündholz gab und reizte. Meist hielt er sich aber aus Streitigkeiten und zwischenmenschlichen Problemen raus und erfüllte treu seine Pflichten. Je älter er wurde umso mehr ließ sein Biss und Drang nach Kämpfen nach, zumindest wenn es um den Kick daran ging und er wurde gelassener. Aber nicht nur wegen der Sache in China…sondern ganz besonders nach der Aktion mit seinem Sohn und seiner Frau.

Kaum einer hatte Ahnung davon, außer die Leute in höheren Positionen und Matsumoto denn nur die wussten dass Paku sich sehr verändert hatte nachdem das mit seinem Sohn passiert war. Ja er hatte eine Frau und einen Sohn gehabt, deren Namen Yukiko und Seiji gewesen waren. Und tragischer Weise hatte Paku ihn sehr früh verloren, so wie auch seine Frau. Diese starb damals bei der Geburt ihres Sohnes, weil sie eine seltene Krankheit besaß die den Körper schwächte. Das wusste aber keiner bis sie hochschwanger war und sie schaffte deswegen die Geburt ihres Sohnes auch nicht mehr. Es war ein schrecklicher Fall gewesen und deswegen zog Paku ihren Sohn damals auch ganz alleine auf und ohne jegliche Hilfe, denn andere Verwandtschaft besaß er keine mehr.

Es waren harte Zeiten gewesen, aber er schaffte es dennoch alles unter einen Hut zu bekommen. Matsumoto hatte den Kleinen Seiji auch einmal gesehen. Ein fröhliches Kind und Paku wie aus dem Gesicht geschnitten. Aber dann wurde er krank…und starb danach nur ein Jahr später an einem schweren und zu spät erkannten Fall von Tuberkulose. Der Kleine war gerade mal sechs gewesen. Es brach Paku komplett das Herz, aber dennoch stand er wieder auf und machte weiter. Diese Kraft, die er besaß, war unglaublich. Als trieb es ihn an wenigstens für seinen Sohn weiter zu leben. Matsumoto verneigte sich davor, denn er selbst hätte sich nicht davon erholen können und an sich sollte keiner sowas erleben. Erleben ein Kind zu verlieren. Nicht mal seinem schlimmsten Feind wünschte man so schreckliche Schicksalsschläge nacheinander. Das hatte niemand verdient. Und für Matsu an sich war es die mieseste und verachtungswürdigste Sache wenn man Kinder bedrohte oder in Konflikte zog und als Geiseln nahm. Das war die unterste Schublade und keiner der Ehre besaß würde sowas tun. Das Einzige, was das noch toppen könnte, wäre eine Schwangere als Geisel zu nehmen.

Dieser Schicksalsschlag war auch der Grund gewesen warum Paku sich dann so sehr distanzierte und sich in Arbeit verkroch. Und vielleicht war das auch für ihn die einzige Möglichkeit gewesen um mit dem Verlust klarzukommen. Er wurde anders. Kühler und abweisender. Und es ging lange so weiter. Aber das hatte sich dann plötzlich geändert…in dem Moment wo Sakutaro in den Hangar stolperte. Denn als dieser Grünschnabel da rein kam…ab da fing der Große wieder an aufzublühen und Matsumoto war sich ziemlich sicher dass es nur daran lag das Paku, in diesem Frechdachs Sakurai, sowas wie seinen Sohn sah. Natürlich waren das bloß Vermutungen, oder er zog sich das gerade so sehr aus dem Arsch weil er sich das mehr als alles andere wünschte, doch es würde passen denn sein Sohn Seiji...wäre nun in demselben Alter wie Saku gewesen. Für Matsu passte das alles also sehr gut und es machte ihn froh, denn es war einfach zu perfekt und tat beiden gut. Paku hatte in Sakutaro einen neuen Sohn gefunden, da er seinen früh verloren hatte und dieser Bengel Sakurai fand in Paku einen Vater den er immer haben wollte. Und Matsumoto war der Einzige der das wusste und sah. War das Schicksal gewesen? Das fragte er sich noch heute.

Doch das Öffnen der großen Doppeltür der Kantine und das darauffolgende Geräusch vom Einrasten, als sie zu fiel, weckte die Jungs aus ihrem Gespräch und Matsu aus seinen Gedanken, als sie dann zu dieser rüber sahen. Und nach langem Warten und gefühlt schier endlosem Kopfgeficke war endlich der Junge in die Kantine geschritten auf den sie sehnsüchtig gewartet hatten. Saku war gekleidet in seiner braunen Fliegerjacke, unter der er ein weißes Hemd trug und eine schwarze, lange Hose. Auf seiner Stirn und über dem schwarzen Pony war seine Fliegerbrille gewesen die er von seiner Freundin bekommen hatte und er trug dazu noch einen langen, weißen Fliegerschal um den Hals der ihn echt verwegen aussehen ließ. Aus der Ferne sah er aus wie ein junger, attraktiver Pilot dem alle Mädels sofort um den Hals fallen würden ohne lange drüber nachzudenken. Zum Glück aber war die Kantine nur ein Ort voller verschwitzter und grober Männer, also blieb er von so einem Ansturm an Mädels verschont.

Sakutaro stand an der Tür und ließ seinen Blick scharf und suchend durch die Kantine und über die Masse der Menschen hinweg gleiten. Er suchte gezielt nach seinen Freunden und Matsu war der Erste der diesen Blick sah, seine Stäbchen danach sofort auf den Tisch donnerte und dabei leise zu sich selbst sprach:

„Das ist er ja endlich der Rotzlöffel!“

Und dann stand er auch schon auf, so dass er sich über die Köpfe der um ihn herum sitzenden Menschen erhob, winkte dem Jungen mit der rechten Hand zu sich und brüllte dabei:

„Ey! Hier drüben du Pfeife!“

Er war mal wieder sehr diskret.

Saku sein scharfer Blick legte sich natürlich, durch diese freundlichen Worte, sofort auf ihn und dann lief er auch schon los, danach zwischen den Tischen hindurch und an den anderen Leuten in der Kantine vorbei. Einige sahen ihm nach, andere nicht und dann kam er auch schon nach wenigen Sekunden an dem Tisch an wo seine Freunde saßen und setzte sich links von Katsura hin und gegenüber von Sugi. Matsu setzte sich danach auch wieder hin und war sogar der Erste der sofort neugierig anfing zu fragen:

„Und? Wie ist es gelaufen?“

Er konnte seine Neugier nicht mehr zügeln. Man konnte an seiner Stimme hören dass er dort saß wie ein kleiner Junge der es kaum erwarten konnte endlich seine Geburtstagsgeschenke auszupacken. Und das wo er eigentlich nichts davon hatte, immerhin war es nicht seine Prüfung gewesen sondern Sakus. Obwohl doch, eine Sache gab es da…es war die Freude wenn Saku es geschafft hatte und deswegen konnte er es nicht noch länger aushalten. Sugi und Katsu sehen ihn auch aufmerksam und gespannt an, denn auch sie wollten wissen was Sache war. So das Sakutaro dann zu Matsu sah und fühlte wie alle Blicke am Tisch sich auf ihn gelegt hatten, als er dann endlich ruhig und erlösend sprach:

„..Bestanden.“

Und das war der Moment wo Matsu dann mit der rechten Faust auf den Tisch donnerte, es deshalb laut schepperte und er dabei erfreut fauchte:

„Scheiße ja! Ich wusste es! Wie waren deine Ergebnisse?! Komm schon Junge lass dir nicht alles aus der Nase ziehen!“

Er war sichtlich erfreut und wedelte dann etwas mit den Fingern der rechten Hand zu dem Jungen auf der anderen Seite des Tisches. Als wollte er mit der Bewegung Saku Worte aus der Nase ziehen. Und Sakutaro sah dann vor sich auf den Tisch und faltete seine Hände nachdenklich ineinander. Er antwortete:

„Sie waren sehr gut. Paku war natürlich sehr zufrieden und alle anderen Prüfer auch…Einzig General Anderson hat etwas zu mir gesagt was mich nicht mehr loslässt…“

Als er das sagte runzelte Matsu verdutzt die Stirn deswegen und legte dann seine Arme, überkreuz, auf den Tisch. Er wollte nachharken, aber dieses Mal war es Katsura der ihm zuvor kam und der dann rechts neben Saku zu dem fragte:

„Was hat er denn gesagt?“

Sakutaro sah weiterhin keinen an und antwortete darauf:

„Er sagte: ich fliege sehr gut und ich habe mir den Schein verdient. Und er sagte auch: es wirkte als hätte ich nie etwas anderes in meinen Leben getan außer fliegen. Aber…aber er meinte auch: ich fliege sehr aggressiv. Fast so als wäre ich ein Adler der Ausschau nach seiner Beute hält…Der etwas sucht.“

Seine Jungs sahen ihn einfach nur stumm an.

An sich klang das alles sehr gut. Keiner von den Dreien wusste in der Sekunde was wirklich los war und warum Saku so nachdenklich wirkte. Es kam rüber als würde ihn emotional etwas sehr beschäftigen. Aber mit dem was der General gesagt hatte gab es keinen Grund dafür. Aggressives Fliegen und Wenden war als Zero-Pilot nicht unwillkommen und gerne gesehen. Immerhin war ihr Leben mit einem einzigen, gezielten Treffer sofort vorbei, also mussten sie so fliegen um am Leben bleiben zu können. Sakutaro hatte demnach also mit fliegenden Fahnen bestanden und nichts falsch gemacht. Aber warum ließen ihn Anderson seine Worte offenbar nicht los? Was ging nur in seinem Kopf vor?

Matsumoto verstand das noch am wenigsten von allen und sprach dann einfach ehrlich zu ihm rüber:

„Worüber machst du dir Gedanken, Junge? Ich meine der General hat dir doch offenbar nur Zucker in Arsch geschoben mit den Worten! Nimm doch einfach alles an und akzeptiere dass du ein verdammt guter Pilot bist! Und jetzt sag mir nicht du hast dich da über den Wolken plötzlich zu nem Denker entwickelt! Oder haben sie dir bei der Besprechung noch was anderes in den Arsch ge…“

Als er das sagte und zu etwas ausholte trat ihm Sugiura schlagartig von rechts, wie auf Kommando, gegen sein rechtes Schienbein unter dem Tisch und Matsu jaulte deswegen dann auch auf. Er verschluckte den Rest des Satzes und sah danach zu dem Sani-Anfänger rechts von sich, der dann nur muffig den Kopf schüttelte und damit aussagen wollte: Falsche Worte du Grobian! Zum Glück hatte Matsu mal rechtzeitig seinen Kopf an gemacht und räusperte sich dann, sah wieder zu Saku, der noch immer auf seine Hände auf dem Tisch sah und beendete schließlich:

„…Naja ich…Ich wollte dir einfach nur sagen: Mach dir keine Gedanken, okay? Du bist geil geflogen und das haben alle gesehen und verstanden. Du hast dir den Schein wirklich verdient und nun solltest du dich entspannen und erst mal was essen.“

Gerade noch so die Kurve bekommen und er stocherte dann auch wieder in seinem Essen rum. Katsu schaltete sich dann auch unterstützend ein und sprach nach links zu Saku:

„Da hat Matsumoto ausnahmsweise mal recht und du solltest wirklich was essen Sakutaro. Ist zwar nicht das Kriegsbankett das du verdient hast, aber besser als nichts. Du warst wirklich klasse Kumpel!“

So viele nette Worte die aufmuntern sollten…

Der Älteste sah dann muffig zu ihm. Was sollte das denn heißen: Matsumoto hatte ausnahmsweise mal recht? Der Grobian muffte darauf nur mürrisch und aß dann seinen Fraß weiter, als Saku sich dann auch endlich wieder regte und zu ihnen aufsah. Sein Blick wanderte zwischen den Drein hin und her, bis er danach kurz nickte, sich darauf langsam von der Bank erhob und antwortete:

„Ja vielleicht…Dann hole ich mir auch kurz was.“

Und dann wand er sich auch schon ab und lief am Tisch vorbei und hinter Matsumoto zur Essensausgabe. Als er da ankam und sich rechts anstellte, schnappte er sich ein Tablett und wartete dann dort in Gedanken versunken. Die Jungs sahen ihm noch mal nach und ließen somit ihre Blicke auf ihm ruhen. Etwas stimmte nicht mit ihm, dass war offensichtlich, denn Saku war einfach nicht der Typ der sich in Gedanken verlor, es sei denn er hatte etwas Ernstes im Kopf was nicht locker ließ und ihn besorgte. Doch keiner konnte sich auch nur im Geringsten vorstellen was es nur sein könnte, denn nichts von dem was der General gesagt hatte war besorgniserregend gewesen. Was war also nur mit ihm los? Was war…da oben über den Wolken nur mit ihm passiert? Und einzig Saku wusste das…den es weiterhin nicht locker ließ.

So stand er da und wartete bis er dran war. Dachte dabei zurück an die Worte des Generals…die etwas emotional in ihm losgetreten hatten.

Was war nur mit ihm? Es lief doch einfach alles gut und er hatte sich so sehr auf die Prüfung gefreut. Er startete die Maschine, setzte an und erhob sich zum ersten Mal in seinem Leben in den Himmel. Das was er schon immer wollte und es war ein unbeschreibliches Gefühl gewesen. Saku wusste das er da oben war um gewisse Manöver auszuführen und zu zeigen das er die Maschine beherrschte, aber dennoch kam er nicht darum herum…es zu genießen und all den Druck zu vergessen der auf ihm lastete. Der Druck die Prüfung bestehen zu müssen und der Druck zu zeigen das er es drauf hatte, denn er war da oben frei und es fühlte sich an…als wäre er zuhause.

Die Welt von oben zu sehen, zu sehen wie alles unter einem immer kleiner wurde und wie man auf jeden herabsehen konnte wie ein Gott in den Wolken…es fühlte sich so vertraut an und sein Herz schlug deswegen schneller vor Freude. Dort oben zu sein war wie Freiheit für ihn, denn schon als Küken wollte er immer fliegen. Sah zu den Fliegern über sich im Himmel und lachte dabei, rannte ihnen nach und wollte auch da oben sein genau wie sie. Wollte den Himmel kosten und frei sein. Aber jedes Mal entfernten sie sich am Horizont und ließen ihn allein auf der Wiese und den Straßen am Boden zurück. Er konnte einfach nicht mithalten…und fühlte sich so verloren und einsam deswegen. Als säße er da am Boden und musste zusehen wie er, als junges Küken, nichts tun könnte und sich seine Eltern dann in den Himmel erhoben, ihre Schwingen spreizten und ihn danach schutzlos zurückließen. Und er stand dort, flatterte mit seinen kleinen, gebrochenen Flügeln und kam nicht nach. Er kam nicht vom Boden weg und blieb allein zurück. Keiner half ihm und keiner hörte sein Weinen, sein Flehen und sein Schreien. Genauso fühlte es sich jedes Mal für ihn an. Genau dann wenn er sah wie ein Flieger an ihm vorbei flog und dort oben war wo er auch sein wollte. Wo er hingehörte. Doch heute war er geflogen. Er war endlich flügge geworden und erhob sich wie ein stolzer Adler in die Lüfte und flog über den Wolken davon. Er war so glücklich darüber, denn das hatte er sich schon immer gewünscht. Doch noch während ihn all diese Gefühle des Glücks überrannten, spürte er noch etwas anderes was ihn darauf auch schon leise überkam. Ihn von hinten anfiel wie ein feindlicher Raubvogel der ihn töten wollte…es war Einsamkeit.

Sein Herz tat mit einem Schlag plötzlich weh und schmerzte. Es schmerzte je länger er da oben blieb und er konnte sich das nicht erklären, denn immerhin war er endlich am Ziel angekommen. Er war da! Er war über den Wolken, was er sein Leben lang immer so sehr sein wollte und dennoch tat es weh! Was war nur los mit ihm?! Und dann verstand er es. Er verstand es denn über den Wolken und so hoch am Himmel, dort war er...er war dort ganz allein.

Diese Erkenntnis traf ihn plötzlich wie ein Hammerschlag oder wie ein Sturm der ihn zu Boden riss und wieder zur Besinnung holte. Keiner war dort bei ihm und so weit oben konnte ihn auch keiner erreichen. Keiner hören wenn er weinte, wenn er schrie, wenn er litt. Und plötzlich wirkte die strahlend orange Morgensonne vor ihm und der endlose, weite Horizont um ihn herum…so einsam und wie ein Gefängnis. Ein Ort an den ihm keiner erreichen konnte und wo er alleine sterben würde. Und das machte ihm Angst.

Er verstand das plötzlich…aber dann auch wieder nicht, denn er wusste nicht woher diese Gedanken und Gefühle kamen. Es fühlte sich an als kämen sie aus dem tiefsten Teil seiner Seele und seinem Herzen. Sie wirkten wie eine Erinnerung, aber das ergab einfach keinen Sinn. Er hatte das doch sein Leben lang gewollt, oder? Das war sein Ziel gewesen. Zu fliegen. Frei zu sein! Doch alles was er da oben spürte…war das Gegenteil davon gewesen. Dort war keine Freiheit...sondern Ketten. Und als er dann wieder am Boden ankam, seine Prüfung gemeistert hatte und alle ihn dafür beglückwünschten…da fühlte Saku wie ihm wieder leichter zu Mute wurde. Als hätte man ihm eine Last von den Schultern genommen in dem Moment wo er wieder die Füße am Boden hatte. Oder…als wäre er gerade noch so aus einem einsamen Gefängnis entkommen. Und als General Anderson diese Worte dann noch obendrauf zu ihm sagte, ihm sagte: „Du sahst aus wie ein Adler der Ausschau nach Beute hielt. Oder mehr wie einer…der da oben in der Einsamkeit des Himmels etwas gesucht hat.“, da war es als würde man dem Jungen ein Messer in die Brust rammen, denn es stimmte. Es stimmte verdammt noch mal. Aber was…hatte er nur gesucht?

Von dort oben konnte man alles überblicken und es fühlte sich wirklich so an als hätte er da oben nach etwas Ausschau gehalten. Oder nach jemanden. Und er bekam plötzlich wieder dieses Gefühl…als hätte er, vor langer Zeit, wirklich etwas verloren. Etwas sehr wichtiges und an was er sich nicht mehr erinnern konnte. Etwas das weh tat weil es nicht mehr da war und wenn er versuchte sich daran zu erinnern schmerzte es nur noch mehr weil er sich nicht daran erinnern konnte. Es klang verrückt, aber genauso fühlte es sich an. Doch warum…tat es nur so weh? Und warum…konnte er sich nicht daran erinnern? Warum konnte er…sich nicht an den Namen erinnern? Denn es war ein Name den er suchte. Einen Namen den er im hintersten, dunkelsten Teil seines Verstandes suchte und ihn einfach nicht fand. Einen Namen…und eine Person die plötzlich wie ein Geist wirkte den man nicht sehen oder hören konnte…Aber dafür fühlen...Wie war dein Name? Warum kann ich mich nicht an dich erinnern? Wo…bist du? All das ging ihm beim Warten am der Essensausgabe durch den Kopf und ließ ihn nicht mehr los. So sehr sogar das er sich langsam dumm dabei vorkam und dann mit der rechten Hand, an seine Stirn fasste und schmerzhaft den Kopf dabei schüttelte. Geh weg! Lass mich in Ruhe! Fauchte er sich innerlich selbst zusammen, denn er musste aufhören daran zu denken. Es brachte nämlich nichts. Und während er weiter dort stand und wartete dass er dran kam, sah Kaizo ihm aus der Ferne zu und aß dabei sein eigenes Essen weiter.

Er hatte Sakurai die ganze Zeit über im Blick gehabt und das von dem Moment an wo er in die Kantine kam. Beobachtete ihn akribisch genau und so das es nicht auffiel, als wartete er nur auf einen Fehler um ihm diesen dann unter die Nase reiben zu können, aber da konnte er lange warten. Kaizo wusste auch das heute sein großer Tag gewesen war, denn er war darüber aufgeklärt gewesen. Und er wusste dass der Blödmann seine Flugprüfung natürlich mit fliegenden Fahnen bestanden hatte. War nicht sonderlich überraschend gewesen, denn so sehr er ihn auch nicht leiden konnte…er respektierte seine Fähigkeiten und wusste das Sakurai ein talentierter Kerl war. Ein Überflieger wortwörtlich und in vielerlei Hinsicht. Dazu stand er auch. Dennoch musste ihm das nicht gefallen, weswegen sein Blick wieder von dem arroganten Kerl an der Essensausgabe weg glitt und dann vor sich auf Luke Anderson ruhte, der da saß und einfach weiter aß.

Kaizo hatte wie immer seine Hausaufgaben gemacht und wusste, in der Regel, immer genau darüber Bescheid mit wem er es zu tun hatte wenn er jemanden ansah. Er vertrat gerne das Motto: Besser vorbereitet sein, als überrascht zu werden. Was daran lag das er als Kind viel darunter gelitten hatte.

Menschen würden den Jungen, aus der reichen Familie Oume, sicherlich als kühl, berechnend und speichelleckend bezeichnen. Aber das war nicht immer der Fall gewesen, denn Kaizo hatte als Kind schlechte Erfahrungen gemacht und das heutige Verhalten war nur das Endergebnis daraus. So war er damals noch sehr hilfsbereit und freundlich gewesen. Doch er kam aus einem Dorf, als reiches Kind von Eltern einer großen Firmenkette, weswegen er viel gehänselt wurde und vor allem auch wegen seiner dicken Statur. Oft litt er aber mehr darunter reich zu sein. Aber der wahre Bruch mit seiner Natur kam erst als er belogen und betrogen wurde von Freunden denen er vertraut hatte und von da an brach etwas in ihm. Kaizo fing ab da an nur noch einen Weg zu gehen…nämlich den des Einzelgängers. Er lernte schnell dass man in dieser Welt nur allein überleben konnte und man auf alles vorbereitet sein musste. Er wurde vorsichtig, bedacht und gab nicht viel von sich preis damit er anderen auch ja keine Angriffsfläche bieten konnte. Doch eines konnte er noch besser als das…und das war seine Ziele zu erreichen die er sich gesetzt hatte. Er war ein Mann der wusste was er wollte und alles dafür gab um es zu bekommen. Kaizo würde inzwischen sogar über Leichen gehen um das zu bekommen was er wollte. Aber damit ging er natürlich nicht hausieren und betrieb mehr Schindluder aus den Schatten heraus als frontal zuzuschlagen.

Und Kaizo mochte Sakurai sowas von nicht. Schon von dem Moment an nicht wo er, vor einem Jahr, in den Hangar gestolpert kam wie ein blutiger Anfänger. Für ihn war der Kerl sofort ein rotes Tuch gewesen denn er war arrogant und zu selbstbewusst. Und man konnte ihm einfach nichts ans Bein flicken. Sakurai war zwar bekannt dafür dass er, zusammen mit dem Rest seiner gehirnamputierten Freude, gerne mal Mist baute, aber es nie wirklich so schlimm gewesen war das man ihn dafür rausschmeißen konnte. Selbst als er von Kurzem das mit der Knarre am Schießstand gebracht hatte wurde er nicht rausgeschmissen. Lag aber auch daran das Kaizo ihn nicht verpfiffen hatte und es somit darauf leise im Sand verlief.

Lange fragte sich der Dicke warum er das nicht getan hatte, denn die Vorlage war einfach zu perfekt gewesen um ihn endgültig rauszuwerfen! Doch wenn er ehrlich war dann wusste er insgeheim genau warum er es nicht getan hatte…denn es ging um die Kleine. Es ging immer nur um die süße Chiharu, denn er hatte Interesse an dem Mädchen von Sakurai und wenn er den mit dieser Aktion rausgeworfen hätte, dann sah er sie nie wieder. Sie würde auch nicht mehr mit ihm reden sobald sie erfuhr das er der Grund gewesen war das ihr Freund rausflog. Also schluckte Kaizo das Verpfeifen runter und hielt dem stand, denn er wusste…seine Zeit würde schon noch kommen in der Chiharu ihn sah. Sakurai behandelte diese wunderschöne Blume wie Dreck und früher, oder später, würde sie ihn genau deswegen verlassen. Und wenn nicht…dann konnte er ja noch immer selbst etwas nachhelfen. Doch bis es soweit war…konnte man Sakurai das Leben vielleicht noch etwas schwerer machen um sich bei Laune zu halten. Aus den Schatten trieb er gern an….Genauso wie jetzt.

Er machte dann einen letzten Bissen, schluckte runter und sprach danach neutral und nur so laut das man ihn gerade so über das Gerede in der Kantine hören konnte, etwas zu sich selbst. Er sah vor sich auf seinen Teller hinab und gab dann von sich:

„War ja klar dass er das schafft…immerhin rühmt er sich ja nicht umsonst damit der beste Pilot in dieser Basis zu sein…“

Da Matsumoto ja immer so laut war hatte Kaizo nun präzise Infos und somit gehört das Sakurai bestanden hatte. Als er das aussprach, was er eben sagte, aß er danach einfach genüsslich weiter und bemerkte dabei genau wie Luke vor ihm dann plötzlich von seinem Teller aufsah und ihn anblickte. Perfekt, er hatte angebissen.

Es war ein Biss. Es war ein gezielter und präziser Biss mit Worten gewesen, wie der einer Giftschlange und Kaizo wusste auch genau…das es nicht lange auf sich warten lassen würde bis das Gift anfing seine Wirkung zu entfalten. Es fing sogar schon an zu wirkten und das bestätigte Luke indem er von seinem Essen aufsah und damit reagiert hatte.

Kaizo kannte Luke Anderson gut. Er war ein hochmütiger und verdammt stolzer Amerikaner der nichts mehr hasste als mit einem Japaner verglichen zu werden. Noch dazu war er selber ein junger Pilot und verdammt talentiert darin zu fliegen. Somit war es auch kein Geheimnis in dieser Basis das er und Sakurai eine Fehde und Feindschaft zueinander entwickelt hatten. Jeder Trottel wusste das, selbst wenn er unter einem Stein lebte. Luke hatte schon öfter versucht Sakurai auszustechen und in Fallen tappen zu lassen um ihn los zu werden, aber der war ihm meist immer einen Schritt voraus und wand sich dann geschickt aus der Lage heraus. Die Beiden waren wie Hund und Katze. Der eine hasste den Anderen und sie sprachen aneinander vorbei. Und Kaizo wusste genau: wenn Luke etwas noch mehr hasste als hier in Japan festzusitzen…dann war es zu hören das ein Japaner dachte besser zu sein als er. Sein Stolz war wie ein Heuballen in den man nur ein kleines, angezündetes Streichholz reinzuwerfen brauchte um ihn in dann in Flammen aufgehen zu lassen. Und Sakurai war ja bekanntlich derjenige der gerne im Glashaus saß und nicht mit Steinen werfen durfte…aber es dennoch so gerne wollte. Die Vorrausetzungen waren perfekt für einen Knall und schon viel zu lange waren sich die Beiden nicht mehr an die Gurgel gegangen das es langsam wirklich unnatürlich wirkte. Zeit da also etwas nachzuhelfen und das konnte noch zusätzlich verdammt amüsant werden. Schön wenn man alle Karten in der Hand hatte und sich entspannt zurücklehnen konnte um die Show zu genießen. Und Kaizo würde das sowas von tun.

Luke Anderson schnaufte dann plötzlich, schob sich seine Brille mit Links zurecht und sprach drauf:

„Behauptet er das, ja?“

Kaizo sah nett, aber falsch zu ihm rüber und antwortete:

„Natürlich. Ist das bei dir noch nicht angekommen? Ich dachte das wäre eine persönliche Kriegserklärung für dich gewesen und du wüsstest das bereits, aber da habe ich mich wohl geirrt. Verzeih, ich wollte kein Öl ins Feuer kippen mit der Aussage. Sakurai ist eben ein Feigling und kann dir offenbar nicht mal ins Gesicht sagen wie sehr er sich über dir sieht, was? Nicht gerade eines Ehrenmannes würdig so hinterhältig über dich herzuziehen und dich damit bei allen schlecht hinzustellen. Immerhin bist du ja auch ein großartiger Pilot.“

Dann stocherte Oume wieder in seinem Essen herum und Anderson sah ihm dabei scharf zu. Heh, das war wirklich zu leicht. Der Amerikaner kochte bereits innerlich, das konnte der Dicke fühlen und genau deswegen…warf er noch den Satz hinter der definitiv sitzen würde und damit zu hundert Prozent alles eskalieren ließ:

„Sakurai hat eh keine hohe Meinung von Amerikanern und sieht sie mehr als Kriegstreiber die von Japan erledigt werden müssen damit endlich wieder Frieden herrscht…“

Er sprach diese Worte langsam und wie mit einem bösen Hauch aus. Als wäre er der kleine Teufel auf Anderson seiner linken Schulter der ihn zu etwas verführen wollte und noch zusätzlich an seinem Anstand rüttelte. Was nicht mal so weit von der Realität entfernt war und geplant. Aber kurz darauf sah er strahlend und nett wieder zu dem Blonden rüber und beendete:

„Aber das ist nur dummes Gerede von einem arroganten Japaner, nicht wahr Luke?“

Es wurde immer heißer an dem Tisch.

Der Blonde sah ihn an…schnaufte dann aber wieder arrogant dabei und schloss schließlich die Augen. Luke wand sich dann wieder an sein Essen und gab kalt zurück:

„Arrogant…trifft es ganz gut, Oume…“

Und dann aß er weiter. Er wirkte noch ruhig...doch in seinen Adern breitete sich langsam, aber sicher, das Gift schon ganz gut aus das Kaizo ihm da gezielt injiziert hatte. Und alles was der Dicke nun nur noch machen musste war warten und sich zurücklehnen bis die Bombe dann endlich in die Luft flog. Und das würde sie…denn es war nur eine Frage der Zeit. Es war einfach viel zu berechnend...

Sakutaro lief derweil wieder mit seinem Tablett in den Händen zurück zu seinen Jungs und setzte sich erneut links neben Katsura hin. Er brach dann seine Stäbchen in der Mitte durch und fing danach selber an zu essen wie alle anderen auch. Da er aber ein kleiner Gourmet war verzog er erst mal etwas das Gesicht nach dem ersten Happen, bis er sich schließlich doch an den Geschmack von dem Fraß gewöhnt hatte und es somit ertragbarer wurde. Dennoch würde er plötzlich alles dafür geben gute Ramen essen zu können, oder sogar Sushi, was ja eigentlich nicht so sein Fall war. Mieser Schlangenfraß. Und während er sich das reinwürgte… fehlten ihm plötzlich wieder die Kochkünste seiner Mutter...die er ja so sehr liebte. Keiner konnte kochen wie sie.

Chiharu war nun auch nicht die beste Köchin, aber sogar ihr Essen und ihre verrückten Rezepte waren besser als das Zeug aus der Kantine. Naja meistens zumindest. Ja seine Freundin machte gerne Experimente mit Rezepten. Änderte deshalb immer mal wieder bestimmte Zutaten daran ab und er war es dann der ihr verdammtes Versuchskaninchen sein durfte das zu probieren was letztendlich sie kochte. Letztes Mal hatte er danach sogar direkt gekotzt. War aber auch kein Wunder gewesen, besonders wenn man die Gurkenpaste ausversehen mit Wasabi verwechselte und damit dann die Soße anrührte! Ach und oben drauf nahm man dann noch diesen amerikanischen Mist namens: Majoran, zum würzen anstatt Sojasauce! Oh Junge, Sakurai hatte noch nie zuvor so sehr gekotzt in seinem Leben wie in der Sekunde. Er dachte sogar er müsse sterben in dem Moment so scheiße ging es ihm. Somit war der Abend dann auch komplett gelaufen gewesen und er saß den Rest davon nur noch vor der Toilettenschüssel im Apartment seiner schusseligen Freundin. War ein geiler Abend gewesen. Chiharu hatte ihm mit der Aktion den verdammten Magen umgedreht und sicherlich auch noch komplett verätzt! Es tat ihr natürlich schrecklich leid und immerhin war das für sie dann mal der Tritt gewesen, den sie brauchte, um wenigstens mal für einen Monat nach Rezept und aufmerksamer zu kochen als sonst, also hatte er doch etwas damit gewonnen, wenn auch nur für vier verdammte Wochen. Schade aber das er dafür erst leiden musste und dann noch in der Nacht im Krankenhaus landete für einige Stunden. Ihm gingen ihre Experimente so auf den Sack. In der Hinsicht war er also bei, neuem Essen zumindest, etwas vorgeschädigt. Verständlich wenn man dem Tod gerade so noch von der Schippe gesprungen war! Er übertrieb übrigens...

Ein Lächeln schlich sich danach aber dennoch plötzlich ganz kurz und sanft über seine Lippen, weil er in Erinnerungen schwelgte und das blieb auch nicht unbemerkt als Sugi das vor ihm dann sah und nett fragte:

„Was ist denn mit dir los?“

Saku wusste irgendwie dass es an ihn gerichtet gewesen war und sah dann verdutzt zu ihm auf. Matsumoto und Katsura sahen deswegen auch zu dem Sani- Junior und Sakutaro fragte dann:

„Hm? Was meinst du?“

Sugi lächelte ihn an.

„Naja du lächelst selten Sakutaro und kommst deswegen meistens sehr grimmig und schlecht gelaunt rüber. Aber eben hast du das gemacht. Also was ist los? Woran denkst du?“

Der Schwarzhaarige war etwas überrumpelt von der netten Frage und sah sich dann abwechselnd zwischen seinen Jungs um, die ihn alle plötzlich anstarrten als wäre er ein verdammter Geist, oder so. Lächelte er wirklich so selten? Er achtete aber auch nicht sonderlich darauf. So wusste er erst nicht wie er damit umgehen sollte. Aber da es seine Freunde waren und er sich heute eh komisch fühlte…kam es dann ehrlicher aus ihm heraus als sonst und er sah wieder vor sich auf sein Essen. Erneut schmunzelte er sanft und antwortete schließlich:

„Es ist das Essen…Ich habe eben zurück gedacht. Zurückgedacht an Chiharu und ihre schrecklichen Essensexperimente denen ich immer wieder zum Opfer falle. Aber ich habe auch…an meine Mutter gedacht.“

Und da sahen ihn alle still und teils traurig an.

Das Thema um Sakutaro seine Mutter war, so gesehen, sowas wie ein rotes Tuch für ihn und er umging deswegen auch Gespräche darüber immer gezielt und mied sie wie der Vampir den Knoblauch. Allgemein waren Gespräche über sein früheres Leben und seine Familie nichts worauf man ihn ansprechen sollte und jeder seiner Jungs wusste das. Sie wussten alle genug darüber um sich ihren Teil denken zu können und ohne das Saku noch mehr davon erzählen müsste. Besonders bekannt war die Geschichte wegen seinem Vater und das er nichts als Hass gegen diesen empfand. Sein Vater war damals gestorben als er noch klein gewesen war. Keiner wusste weshalb und was passiert war, aber Saku danach zu fragen wäre dumm, denn dann konnte man sich auch gleich freiwillig auf die Landebahn legen und darum bitten dass ein Flieger über dich drüber fuhr und dir damit den Gar aus machte! Ach und nachsetzen sollte er dann übrigens auch noch mal.

Das mit seiner Mutter war aber auch ein sehr sensibles Thema bei ihm. Allerdings nicht verbunden mit Hass wie bei seinem Vater…sondern mit viel Schmerz. Sie war unheilbar krank gewesen und deswegen auch daran gestorben. Und Saku gab sich dafür die Schuld denn er konnte nichts dagegen tun. Sakutaro hasste bis heute nichts mehr…als daneben zu sitzen und nichts tun zu können wenn Menschen, die er liebte, litten. Er hasste es unbeholfen und hilflos zu sein. Hasste es wenn ihm die Hände gebunden waren. Aber dass er seine verstorbene Mutter ansprach zeigte wie sehr er ihnen doch vertraute. Und so fuhr er plötzlich einfach weiter fort:

„Ich habe es geliebt wenn meine Mutter gekocht hat...Sie war die beste Köchin der Welt, in meinen Augen zumindest…Und wenn ich ihr dabei zusah, oder sogar helfen durfte, dann strahlte sie mich jedes Mal immer so voller Liebe an, was mich wiederum glücklich machte. Sie sah mich immer so mit Stolz und voller Glück an und ich habe es nie verstanden da ich immer dachte ein Versager zu sein. Ich war kompliziert, komisch und aggressiv und hatte deswegen auch keine Freunde. Aber meine Mutter…liebte mich so wie ich war. Sie nahm mich wie ich war und sagte mir öfters wie stolz sie auf mich wäre. Das ich ihr kleiner Samurai wäre. Ihre Kirschblüte…Heh, Kinder sind aber auch nicht einfach, was?. ICH war nicht immer einfach und dennoch hat sie es irgendwie geschafft alles in den Griff zu bekommen und zu meistern was sie sich vornahm. Mich dennoch zu pflegen und zu fördern ganz egal wie bockig und launisch ich auch gewesen war...Manchmal frage ich mich…wie hat sie das nur hinbekommen? Was hat sie nur angespornt so stark zu bleiben und das durchzustehen…?“

Er war heute wirklich komisch und so nachdenklich...

Sugi und Matsu sahen sich darauf kurz an und danach sah der Sanitäter wieder zu Sakutaro vor und antwortete freundlich:

„Das liegt doch auf der Hand, Saku…Weil sie dich über alles liebte, ganz einfach.“

Und da sah der Schwarzhaarige wieder auf und erschrocken zu dem Jungen vor sich, der noch immer sanft lächelte und dann weiter sprach:

„Eltern sind einfach so. Und ganz besonders Mütter. Okay Ausnahmen bestätigen ja gerne mal die Regeln, aber Mütter haben dennoch eine ganz besondere Bindung zu ihren Kindern. Diese Bindung beginnt bereits während der Schwangerschaft und bleibt auch danach weiterhin bestehend. Es gibt zwar keine Beweise dafür, aber ich bin der festen Überzeugung das Babys bereits im Mutterleib spüren können wie sehr ihre Mutter sie liebt. So sehr sogar das es deswegen auch welche gibt die sofort anfangen zu schreien wenn man auch nur versucht sie für einige Sekunden von ihrer Mama zu trennen. Genauso wie Mütter nervös werden wenn sie ihr Kind aus den Augen verlieren, das nämlich in dem Moment der Geburt ihre ganze Welt geworden ist. Und diese Bindung hilft ihnen auch einfach mit allem fertig zu werden und nicht aufzugeben. Es ist einfach Liebe und mehr nicht, Sakutaro.“

Liebe…

Saku kannte das Gefühl von Liebe die ihm seine Mutter damals schenkte. Das Gefühl von der Mutter geliebt und akzeptiert zu werden war damals das Einzige was ihn auf den Beinen hielt als sein Vater ihn wie Scheiße behandelt hatte. Er erinnerte sich an dieses Gefühl. Es war wunderschön gewesen und das Best der Welt. Doch seine Mutter war nun gestorben und plötzlich befand er sich nicht mehr in der Position eines Kindes das geliebt wurde, denn nun war ER erwachsen…und damit, theoretisch, in der Position angekommen in der seine Mutter damals gewesen war. Nämlich das er mal Vater sein könnte und Kinder haben die dann zu ihm aufsahen und bei ihm Liebe suchten. Aber dieser Gedanke war irgendwie befremdlich und ungewohnt für ihn. Denn er konnte sich nicht vorstellen selber mal Vater sein zu können und dann Kindern beizubringen was er gelernt und erfahren hatte. Er wusste nicht mal ob er das könnte. Oder wollte. Aber die Frage stellte sich ihm plötzlich doch und er stellte sie sich innerlich selbst: Würde er…ein guter Vater sein? Was machte einen guten Vater aus? Und warum bekam er plötzlich die Sorge das Chiharu von ihm vielleicht mal Kinder haben wollte? War er dann bereit dafür? Wann war man bereit dafür Vater zu sein?

Er schüttelte dann aber leicht den Kopf und holte sich damit wieder zur Besinnung, denn er war noch zu jung um sich jetzt schon den Kopf über Kinder zu zerbrechen. Falls das überhaupt jemals der Fall sein würde. Worauf er dann auch schon sprach:

„Ich frage mich...ob meine Mutter damals dafür bereit gewesen war als sie mit mir schwanger wurde. Ob sie das überhaupt wollte und wusste was auf sie zukommen würde.“

„Auf keinen Fall.“

Saku sah wieder auf und rüber zu einem plötzlich sanft lächelnden Matsumoto der diese Worte gesagt hatte. Der sich dann noch mit dem rechten Arm auf dem Tisch abstützte und ihn dabei nur ansah. Sakutaro war erstaunt das Matsu überhaupt so sanft lächeln konnte und sich offenbar noch nicht mal Mühe geben musste damit es auch wirklich authentisch wirkte, denn es war ein ehrliches Lächeln von ihm gewesen. Es traf den Jungen so unvorbereitet, weswegen er ihn nur ansah und der Grobian dann weiter sprach:

„Keiner ist perfekt auf ein Kind vorbereitet. Meistens kommt es aus heiterem Himmel und man ist anfangs völlig überfordert damit. Es ist ein verdammt gewaltiges, lebensveränderndes Ereignis und einfach niemand ist darauf vorbereitet wenn die Frau dann plötzlich doch schwanger ist. Sie vielleicht sogar noch am wenigsten und wer etwas anderes behauptet ist meiner Meinung nach ein scheiß Lügner. Und auch deine Mutter wird aus allen Wolken gefallen sein als sie dann schlagartig wusste dass sie dich Bengel plötzlich mit sich rumschleppt. Doch glaub mir: wenn ich eines weis…dann das Eltern sich wahnsinnig darüber freuen sobald das kleine Küken dann endlich da ist und einem dabei noch so die Ohren voll plärrt das es dich an den Rand des Wahnsinns und wieder zurück treibt. Sie freuen sich, ganz egal wie groß der Schock am Anfang auch war. Und sie schaffen dann einfach alles für das Kind das sie lieben. Deine Mutter hatte keinen Schimmer wer du bist und wie du sein würdest. Aber das war auch völlig egal, denn das Wichtigste war einfach das du gesund zur Welt kommst und es dir gut ging. Alles andere kommt dann schon von ganz allein sobald man dann erst mal die Zeit fand sich richtig beschnuppern zu können. Und wenn ich dich so ansehe…dann hat deine Mutter einen verdammt feinen, jungen Mann in diese Welt geworfen auf den sie gewaltig stolz sein kann, ganz egal wo sie auch gerade ist. Und auf den sie es ja auch immer war, nicht wahr Sakutaro?...Obwohl dieser junge Mann sich manchmal etwas zusammenreißen sollte mit seinem Temperament.“

Den letzten Satz sagte er mit einem Lächeln.

Nach der Ansage sahen alle völlig baff zu Matsumoto. Und ganz besonders Sakutaro…der nicht wusste was er darauf noch antworten sollte, denn alles was sein Freund da von sich gegeben hatte klang logisch und die letzten Sätze waren…wie Balsam für sie Seele gewesen, denn Saku hatte sich oft solche Vorwürfe gemacht. Er sah sich immer als schlimmes Kind an. Als Einzelgänger der komisch war und als Last für seine Mutter, obwohl sie ihm nie die Schuld an etwas gegeben hatte und ihm das Gefühl gab das er dies auch wäre. Er selbst sah sich als Last für seine Mutter an und nicht sie. Und von jedem hätte er diese netten Worte erwartet…aber niemals von Matsumoto. So kam es doch plötzlich unerwartet über ihn und er lachte kurz keuchend auf den Tisch unter sich. Richtig...Genau aus dem Grund konnte er diesem Blödmann auch nicht sauer sein wenn der ihn, in den frühen Morgenstunden, einfach zwei Stunden zu früh aus dem Bett warf und dann noch über den Flugplatz jagte. Einfach weil er einer seiner besten Freunde war. Und das hatte er eben wieder bewiesen.

Saku sah dann wieder zu ihm rüber und gab keck von sich:

„Du hast recht…Und ich sollte vielleicht einfach nur dankbar dafür sein aktuell nicht in der Position zu sitzen mich um ein Kind kümmern zu müssen. Vielleicht…bin ich für sowas auch nicht gemacht.“

Dann nahm er darauf einen Schluck von seinem Wasser aus dem Becher rechts auf seinem Tablett und Matsumoto schnaufte dann nur leicht und gab zurück:

„Ach quatsch, erzähl nicht so nen Scheiß. Du wärst ein guter Vater, Kleiner.“

Sakutaro setzte den Becher von seinem Mund ab und sah nur stumm zu ihm rüber…Wäre er das, ja? Woher wollte er das wissen? Besonders wenn Saku daran selbst so sehr zweifelte. Und dann zwinkerte Matsu auch schon wieder frech zu ihm und beendete das Thema mit dem Satz:

„Und hey, erstens kommt es anders und zweitens als man denkt, nicht wahr Saku? Du fliegst nen verdammten Zero und bist in der Armee, bessere Vorrausetzungen für das Elterndasein gibt es doch nicht! Da würdest du doch locker und mit verbundenen Augen, so wie einem gebrochenem Bein mit nem Küken zurechtkommen!“

Hart aber wahr und das war die Meinung von allen an diesem Tisch.

Sicher konnten sich Sugi und Katsu gerade, da sie auch noch jung waren, absolut nicht vorstellen Saku mit einem Kind im Arm rumrennend und Windeln wechseln zu sehen, aber sie waren dennoch Matsu seiner Meinung…nämlich das Saku ein guter Vater sein würde. Und das nur aus einem Grund: weil er selber wusste wie schlimm es war unter einem schlechten Vater gelitten zu haben. Etwas was er nie an die Kleinen weitergeben würde. Wenn Sakutaro Kinder hätte…er würde der beste Papa der Welt sein und sie wachsam beschützen und lieben wie ein Adler seine Küken. Würde sie mit seinem Gefieder wärmen in den kältesten Nächten, ihnen alle Wünsche von den Lippen ablesen und dennoch gerade so streng sein das sie ihm nicht auf der Nase herumtanzten. Alle waren sich sicher: er würde seine Kinder über alles lieben und für diese Berge versetzen und Schlachten gewinnen. Und das war ein schöner Gedanke für einen so verschlossenen und einsamen Kerl wie er es gewesen war. Etwas…was ihm keiner nehmen könnte.

„Planst du schon wessen Leben du in Zukunft noch so versauen kannst, Sakurai?“

Eine kalte und glatte Stimme klang rechts hinter Sugiura hervor, die ihm dabei einen Schauer über den Rücken jagte und er deswegen hinter sich sah. Aber nicht nur er sah dort hin sondern auch der Rest am Tisch, denen dieser Satz nicht entgangen war und dafür sorgte das es allen der Magen umdrehte und die Stimmung sofort kippte. Nämlich von gelassen zu angespannt. Besonders Saku sah an Sugi vorbei und in die Ecke…wo er dieses blonde Arschloch Luke sah, der diesen Satz eben gesagt hatte.

Er saß dort bei Kaizo am Tisch und blickte noch nicht mal zu ihnen rüber, sondern sah nur durch seine Brille einfach weiter vor sich auf sein Essen und stocherte dort an einer Stelle immer wieder in den Brei und als würde er dabei angespannt auf eine Reaktion warten. Eine die eigentlich auch nicht lange auf sich warten lassen würde denn Saku konnte ihn ja bekanntlich nicht ausstehen. Und so wie er war ließ er auch ungern eine Gelegenheit aus es diesem Arschloch in die Fresse zu drücken und das damit immer wieder zu zeigen. Doch dieses Mal blieb Sakutaro unglaublich gefasst für sein Temperament und warf nur einen scharfen und bösen Blick in diese verfluchte Ecke rüber. Das war interessant denn normalerweise reagierte er auf so eine direkte Kampfansage mit Aggression. Weshalb Matsumoto wieder zu dem jungen Sakurai rüber sah.

Der Junge blieb erstaunlich gefasst, das war richtig, aber dennoch konnte man fühlen wie es unter seiner Oberfläche bereits anfing zu brodeln und wenn nun keiner einen Keil in diese Spannung zwischen ihnen schlug, dann würde Saku zu hundert Prozent explodieren. Das war leider so sicher wie das Amen in der Kirche. Und so sehr Matsu auch einen guten, fairen Kampf zwischen zwei jungen Männern genoss, somit mit Fäusten, Gewalt und Nachtreten wenn man dann am Boden lag, so war es besser das hier und jetzt zu beenden. Nicht das Saku doch noch dick Ärger bekam, denn in der letzten Zeit zog er diesen gerade zu magisch an und er brauchte, besonders nach der Sache mit Kaizo auf dem Schießstand, nicht noch eine Kerbe mehr in seiner Klinge. Kaizo hatte zwar die Backen gehalten und alle anderen am Schießstand logischerweise auch, aber hier waren noch mehr Menschen vor Ort als letztens und auch welche die nicht enge Freunde des Jungen waren. Also würde einer GARANTIERT petzen und das musste man nicht gezielt herausfordern!

So drehte sich Matsu dann auf seiner Bank etwas um, damit er zu Luke sehen konnte und sprach darauf schroff zu diesem:

„Hat hier einer die Null gedrückt weil du dich meldest, du Pisser? Tu dir selber den Gefallen und kümmer dich weiter um deine Dauerwelle und Sehkraft, Luke. Oder spiel einfach weiter mit deinen kleinen Freunden als mit den großen Jungs pissen gehen zu wollen! Das hier ist nicht deine Liga, mann.“

Katsu sah zu Matsumoto und nickte nur kurz zustimmend. Gut gebrüllt Löwe. Aber leider war Luke Anderson ein amerikanischer Stinkstiefel der besonderen Art und ließ nicht so schnell davon ab. Weder von seiner Geduld, seiner Anhänglichkeit, noch von seinem Schneid. Also schnaufte der nur kurz und gab dann gehässig zurück:

„Und welche „Liga“ soll das genau sein, hm? Die Liga der außergewöhnlichen Versager? Jeder weis doch genau dass ihr allesamt Verlierer seit die nur noch stehen und hier sind weil euch Sakurai wie ein Esel auf seinem Rücken durch die Gegend und über Flüsse trägt. Ihr sonnt euch in seinem Ruhm und lasst euch von ihm dann wieder hochziehen wenn ihr bemerkt was für dumme Versager ihr doch in Wahrheit seid. Aber wenn ich ehrlich bin: ist er hier eigentlich der Dümmste von euch allen, denn er weis das ganz genau und lässt es dennoch mit sich machen, nicht wahr Sakurai?“

Das war nicht wahr, zumindest in den Augen der Jungs, aber Luke war das Konzept von Freundschaft und Zusammenhalt eh etwas komplett fremdes, also wen wunderte es noch das er so einen Müll laberte? Matsu verschlug es dennoch kurz die Sprache und er brauchte sogar etwas Anlauf um auf diese aalglatte und bissige Antwort richtig kontern zu können. Scheiße da hatte ihn dieser Arsch richtig bei den Eiern erwischt, was? Denn irgendwie hätte er nicht gedacht das Luke darauf kontern würde. Miese Sache. Aber leider, als er dann endlich passende Worte beisammen gelegt hatte, kam ihm Sugiura zuvor und fing an ein Spielverderber zu sein. Denn der sah dann hinter zu dem Blonden, sprach danach leicht scheu, bittend und ruhig zu Anderson:

„Komm schon wir wollen keinen Ärger, Luke. Saku, lass uns einfach gehen, ja?“

Er war wieder viel zu nett.

Damit wand sich Sugi dann an seinen besten Freund, der aber weiterhin nur sauer und unbrechbar zu Anderson hinter sah. Es war unheimlich wie fixiert und scharf sein Blick auf dem lag. Fast so als wenn der nur eine falsche Bewegung machte, Saku aufspringen und ihn in Stücke reißen würde. Die Distanz zu ihm hätte sein Freund auch locker in Sekunden überbrückt...

„Und was wenn ich den will?“

Sprach der Blonde dann darauf bissig, aber ruhig zurück und sah dann wieder zu diesen Versagern rüber. Alle sahen darauf dann wieder zu ihm und Luke lächelte dann sogar noch ganz kurz, fies und böse oben drauf zurück, als er noch nachsetzte:

„Sag mir, du Jammerlappen: Kann Sakurai heute etwa nicht zum Spielen rauskommen? Oder braucht er nun auch noch erst die Erlaubnis von dir, Glatzkopf? Bist du jetzt neuerdings seine Mami geworden? Mach lieber einen Schritt zur Seite wenn du nicht auch was abbekommen möchtest…“

Er suchte Streit, dass war sowas von offensichtlich und einfach keiner wusste wieso. Woher dieser Wandel so schlagartig kam. Sicher war Luke schon immer ein Arsch gewesen und versuchte Saku bei jeder Gelegenheit ans Bein zu pissen wo es nur ging, aber das war dann doch etwas zu aggressiv und spontan für sein Kaliber. Fast so als hätte da jemand nachgeholfen und böses Blut gesät. Aber darüber machte sich keiner, in dem Moment zumindest, extrem Gedanken denn es war erst mal wichtiger nichts eskalieren zu lassen. Saku war auch schon so, in der Regel zumindest, immer gleich auf kurz vor Zwölf hoch gefahren wenn der mit Luke sprach und deshalb dauerte es dann meist auch nicht mehr lange und es schlug endgültig dreizehn! Tja und soweit wollte es nun wirklich keiner kommen lassen. Außer Anderson so wie es schien, dieser Trottel. Man hatte der nen Todeswunsch, oder was?

Katsura schaltete sich nun auch ein und sprach etwas ernster:

„Es gibt doch wirklich keinen plausiblen Grund dafür nun Streit anzufangen! Meinen Berechnungen zufolge eskaliert es zu neunzig Prozent wenn du so weiter machst Ander…!“

Und dann erhob sich auch schon jemand links von ihm…und das war natürlich Sakutaro. Er war geladen und nicht nur weil dieses Arschloch ihn anging...sondern auch seine Jungs. Das traf ihn noch zusätzlich auf einem anderen Level und sein Beschützerinstinkt fuhr deswegen auch sofort automatisch wieder hoch.

Erschrocken sahen sie alle zu ihm, als sie erblickten wie er sich von der Sitzbank erhoben hatte und nun einen Schritt über diese machte um danach vom Tisch weglaufen zu können. Saku lief dann auch schon links an Sugi vorbei und direkt auf den Tisch von Luke zu…der ihn dabei genau im Blick hatte, so wie der Schwarzhaarige ihn. Oh Mann es drohte gleich richtig zu knallen. Man spürte das Knistern in der Luft, weswegen Matsu sich ebenfalls erhob, aber an seinem Platz stehen blieb und zu seinem geladenen Freund sprach:

„Hey, komm schon Saku lass das! Der ist es nicht wert das du ihm deinen Arsch hinhältst Junge! Hey hörst du mir überhaupt zu Sakuta…?“

„Was ist los Luke? Was für eine Laus ist dir denn heute mal wieder über die Leber gelaufen, hm? Hast du dein Brillenputzmittel verlegt, oder passt dir das heimische Essen nicht? Konntest du die letzte Zeit keinen Wegstecken, oder dir einen blasen lassen dass du denkst ich soll das nun für dich machen? Sorry Partner…aber ich stehe nicht so darauf wenn man mich feige von hinten anspringt und dann versucht mich in den Arsch zu ficken als wäre es das normalste der Welt. Obwohl…DU stehst ja auf so einen Scheiß, nicht wahr du feige Ratte? Hältst dich immer für etwas besseres, nicht wahr?“

Donnerte Sakutaro gelassen und kalt dazwischen während er sich weiter auf Luke zubewegte und es dabei locker schaffte alle anderen um sich herum komplett auszublenden. Es gab dann nur noch ihn, den Amerikaner und diese unwiderstehliche Lust sich prügeln zu wollen die an ihm nagte wie ein Bieber am Holz. Sugi lief sogar ganz blass an und schluckte bei dem was er da von seinem Freund gehört hatte. Er wusste sofort dass es gleich so richtig krachen würde wie bei Neujahr, nur leider nicht so das alle daran Spaß haben würden. Wusste das dies nur das sanfte Vorspiel gewesen war zu dem was noch kommen sollte wenn man Saku nun machen ließ und ihm kein Einhalt mehr gebot. Oh scheiße sie steckten offiziell richtig in der Klemme! Denn wenn Sakutaro nun in der Kantine die Nerven verlor und damit ne Schlägerei anzettelte, dann konnte der davon ausgehen dass das heute nicht nur sein erster sondern auch letzter Flug gewesen sein würde! Er würde deswegen spätestens morgen beim General stehen und sich dafür verantworten müssen. Noch oben drauf bei jenem General mit dessen Sohn er sich da gleich prügeln wollte! Er wusste nicht wie er das noch verhindern könnte und Katsura auch nicht, denn bei guten neunzig Prozent Eskalationsstufe waren die Chancen verdammt gering das abzuwenden. Und seine Berechnungen stimmten leider immer, also würde es gleich richtig heiß hier drin werden!

Matsu dagegen zog nur seine rechte Augenbraue erstaunt nach oben. Wow, damit hatte selbst er nicht gerechnet. Also mit der obszönen Klappe. Sakutaro hatte doch offenbar echt zu viel von ihm gelernt in der letzten Zeit, denn die Wortwahl hätte einfach aus seiner Feder stammen können. Untypisch für den Bengel, aber irgendwie machte das den Grobian stolz. Allerdings nicht in der Situation! Heh, aber geil war es trotzdem gewesen. Änderte nur leider nichts an der Situation in die sie gerade zu feuchtfröhlich hineinzuschlittern drohten. Und dann stand Sakutaro auch schon rechts von Anderson an dem Tisch und blieb dort stehen.

Kaizo sah auch nur kurz zu Saku rüber und dann sofort wieder auf sein Essen runter.

Er tat so als würde es ihm unangenehm sein und als wollte er selber keinen Stress…obwohl er alles ganz bewusst so losgetreten hatte. Er war eben ein guter Schauspieler und genoss es dann besonders wenn ein Plan funktionierte. Und während Saku dort stand und Luke ansah als sollte der sofort tot umfallen, stand der Blonde dann auch schon darauf auf und lief direkt vor ihn. Sie kamen also aufeinander zu und trafen sich dann am Kopfende des Tisches rechts. Er hatte dabei die Arme verteidigend vor sich verschränkt und blieb dann auf guten dreißig Zentimetern Abstand direkt vor Saku stehen und sah ihm dabei selbstbewusst in die Augen. Luke war von den Beiden nur leicht kleiner, so um fünf Zentimeter wenn es hoch kam und zeigte damit auch das Saku bereits in jungen Jahren schon echt groß war für sein Alter. In der Hinsicht ging er voll nach seinem Vater. Und im Gegensatz zu Luke, der seine Arme abwehrend und schützend vor sich verschränkt hatte, machte Saku nichts der Gleichen und ließ seine einfach nur neben sich runter hängen. Bot eine offene Angriffsfläche und demonstrierte somit dass er selbst auch auf Angriff gepolt war und nicht mal daran dachte sich zu verteidigen…sondern danach lechzte lieber den ersten Zug zu machen, welcher dann auch ordentlich sitzen sollte. Es unterstrich ganz gut seine aggressive und kämpferische Natur, die er meist aber unter Verschluss hielt. Als wollte er damit sagen: Komm, ich bin offen für einen Angriff. Doch Luke hatte deswegen keine Angst vor ihm, egal wie groß er sich auch vor dem Amerikaner machte, denn er wusste dass wenn Sakurai nun einen falschen Zug machte…dies sein Ende in der Basis bedeuten würde. Und der Schwarzhaarige war nicht so dumm zu riskieren sich mit dem Sohn des Mannes anzulegen der ihn Ausbildete und förderte. Der so viele Hoffnungen und Stolz in ihn legte…sogar noch mehr als in sein eigenes Kind. Und Luke hätte nie gedacht…dass ihn das mal so fuchsen würde. Das dieser wertlose, japanische Köter, aus der hintersten Gosse auftauchen würde und mit so vielen Fähigkeiten und Talente aufkreuzte, dass er damit dem Blonden in Windeseile seinen Vater weg nahm. Und Luke somit automatisch auf Platz Zwei landete bei diesem. Diese Schande nagte an ihm wie ein ausgehungerter Schakal an Knochen. Und nichts wollte er lieber…als diesen Mistkerl Leid und Qualen erleiden zu sehen. Ihm eine zu verpassen und diesen Hund wieder in die Gosse zurück schicken aus der er gekrochen kam. Er würde inzwischen alles tun um Sakurai Schmerzen zuzufügen. Ganz egal wen er dafür auch foltern musste um irgendwie an ihn ran kommen zu können…

So sahen sie sich nur weiterhin gegenseitig in die Augen und man spürte nun das Knistern zwischen ihnen umso mehr. Eine falsche Antwort oder Bewegung…und es knallte so richtig. Die Anspannung war kaum mehr auszuhalten, für alle im Raum, aber ganz besonders für die Jungs. Doch sie war inzwischen auch bei den anderen Menschen in der Kantine angekommen und immer mehr sahen diese, nach und nach, zu ihnen rüber und wollten wissen was nun folgte. Keiner hatte was gegen eine gute Schlägerei und wie Barbaren aus der Antike würden alle dann da drum herum stehen und sie noch dabei anfeuern heftiger zuzuschlagen. Brot und Spiele für das Volk halt. Und sie waren auch noch dumme junge Männer und oben drauf grün hinter den Ohren, also ne tolle Kombination. Sogar der Mann hinter der Essensausgabe sah das dann alles, weil es auch direkt vor dieser passierte und sprach darauf fordernd:

„Hey! Ich will keinen Ärger in der Kantine, oder ich melde euch sofort!“

Doch weder Luke noch Saku hörten ihm zu was er wollte, als der Blonde dann böse hauchend und den Mann hinter der Essensausgabe ignorierend zu dem Mistkerl vor sich sprach:

„Was ist dein Plan? Hm, Schlaumeier? Willst du dich jetzt wirklich mit mir prügeln und somit riskieren deswegen gleich morgen nen Abgang zu machen? Heh, zu gerne, Partner…Immerhin warte ich doch nur darauf dass du endlich diese Aktion bringst und somit rausfliegst damit ich deine arrogante Visage hier auch nicht mehr zu sehen muss…“

Es wurde immer heißer zwischen ihnen je mehr Luke sprach.

Saku aber verzog nur ruhig und leicht böse darauf das Gesicht zu einem Lächeln.

In seinem Kopf spielten sich sogar schon Szenarien ab was er am liebsten alles mit dieser Fresse vor sich anstellen wollte. Oh die Möglichkeiten erschienen plötzlich zu grenzenlos. Doch er machte nichts von dem was er wirklich tun wollte und antwortete darauf nur giftig und ebenso hauchend zurück, so dass man die Aggression in seiner Stimme ganz deutlich hören konnte:

„Du bist ein jämmerliches, kleines Würstchen, weist du das eigentlich? Ich sagt dir jetzt mal was: Ich weis das so kleine, amerikanische Köter wie du gerne mal nur bellen, aber dann doch nicht den Biss besitzen was zu tun. Deswegen rate ich dir jetzt besser gleich direkt zu Papa zu rennen bevor ich dir noch vor der ganzen versammelten Mannschaft den Arsch versohle und damit allen zeige was für ein Sprücheklopfer und Feigling du doch eigentlich bist…Du bist also am Zug, Luke. Ich lasse dir gern den Vortritt…“

Dieser Mistkerl Sakurai.

Er stand da vor ihm als wäre er der heilige Tod persönlich und als würde er Luke gnädiger weise die Wahl lassen zu entscheiden wie das hier enden würde. Doch davon ließ der Blonde sich nicht beeindrucken, denn sicherlich war alles was Sakurai damit hoffte und bezweckte, nur das Anderson nichts tun würde und diesen Japaner somit nicht in die Bredouille brachte zuschlagen und dann damit zu riskieren am Ende doch noch gehen zu müssen. Er hatte sein Spiel durchschaut. Er meinte Luke würde nur bellen und nicht beißen…dabei war Sakurai derjenige der dies gerade von ihnen beiden am Meisten machte. Er würde nichts tun…denn dafür hatte er nicht den Mumm und die Eier. Die Kaltblütigkeit sicherlich, aber eben nicht den Mumm. Zu viel stand für ihn auf dem Spiel. Und Luke wusste das genau, also lächelte er böse und gab zurück:

„Ist das so? Wir wissen beide ganz genau das du nur ein Köter aus der Gosse bist dem mein Vater damals gnädiger weise einen Knochen zugeworfen hatte und nun fördert. Dir ein warmes Körbchen bereitstellt und dich füttert damit du wie ein braver, dressierter Hund Kunststücke für ihn vorführst und gehorchst. Ein kleiner Junge der Mann spielt und dabei nur versucht zu verbergen wie aggressiv, ängstlich und einsam er doch ist wenn man nur etwas an seiner Fassade rüttelt. Du hast vielleicht Talent und bist sofort bereit den Abzug zu drücken wenn man es dir befiehlt, doch ich weis das du dies nicht wirklich tun würdest gerade weil man es dir befiehlt…sondern weil du es genießt zu töten. Du hast ein Tier in dir eingesperrt und das möchte nur zu gerne raus und mir eine verpassen, nicht wahr? Ein Tier dessen Rasse wir alle nur zu gut kennen, Sakurai…“

Er pokerte wirklich hoch.

Saku sah ihn scharf dabei an und fragte dann herausfordernd:

„Heh und wie genau ist die Rasse von dem Tier was du dir da einbildest, du Mistratte?“

Anderson lächelte ihn böse an und sprach dann darauf das Wort das brennen würde wie Feuer. Und so sagte er:

„…Sie nennt sich: Mörder.“

Es war ein gezieltes und eiskaltes Wort was aus seinen Lippen glitt und es Saku, in der Sekunde, komischerweise doch härter traf als es das eigentlich sollte. Aber dann war es auch wieder nicht komisch, denn das Wort „Mörder“ traf ihn auf einer speziellen Ebene…nämlich auf der wo sein Vater noch heute auf ihn wartend saß und ihm von dort aus blutig und leise in der Dunkelheit zuwinkte, während er darauf wartete das er eines Tages auch noch bei ihm landen würde. In der Dunkelheit und einsam wimmernd wo er hingehörte nach seinem Tod. Weil er ihn getötet hatte. Saku…hatte seinen Vater ermordet und deswegen stand er etwas erstarrt dort und konnte nicht sofort darauf reagieren was Luke zu ihm sagte. Es war ein Unfall gewesen…aber Saku sah es dennoch als Mord an, weil er ihn damals so gerne tot sehen wollte.

Es war so lange her, aber der böse Geist seines Vaters suchte seinen Jungen noch weiterhin heim und erinnerte ihn immer wieder an diese Nacht im Licht des Vollmondes. An die Nacht in der er ihn umgebracht hatte. Und lange hatte Saku als Kind an Alpträumen gelitten. Sah diesen Moment immer und immer wieder in seinen Träumen passieren und wie er nicht davon los kam. Täglich grüßte das Murmeltier in seinen Träumen und jedes Mal erlebte er den Moment von Neuem. Es trieb ihn, nach und nach, in den Wahnsinn. Auch dann noch wenn er wach war. Denn er war sich sicher lange danach noch seinen Vater sehen zu können, egal wo er auch war. Er stand am Eingang der Schule und war dann schon im nächsten Bruchteil einer Sekunde wieder verschwunden wenn Saku blinzelte. Aber er war da gewesen und stand dort blutüberströmt und ihm zuwinkend wie ein Rachegeist der daran Spaß hatte ihn zu quälen. Er stand im Garten wo er gestorben war. Stand in der Küche, am Ende ihrer dunklen Flure in der Nacht und auch an seinem Bett wenn er versuchte zu schlafen und sich dabei ängstlich unter der Decke verkroch. Er war überall um ihn gewesen und Sakutaro dachte er würde bald durchdrehen und einen Nervenzusammenbruch erleiden wenn es nicht stoppte. Und alles was ihn davor bewahrte unterzugehen…war die Liebe seiner Mutter gewesen. Seine Mutter die ihn so sehr liebte und sein Licht am Ende des Tunnels war. Und das obwohl sie nach dem Vorfall selber mit so einem harten Schicksalsschlag zu kämpfen hatte, aber diesen sofort beiseite schob und akzeptierte, denn nur so konnte sie ihren einzigen Sohn schützen und vor sich selbst retten. Aber auch sie schütze sich damit selbst indem sie sich auf ihn fokussierte. Schütze sich vor dem Schmerz und dem Verlust den sie erlitten hatte…denn sie war wieder schwanger gewesen.

Sie war schwanger und das war damals auch der Grund warum sein Vater sie so hart in dieser Nacht angegangen hatte und ihr auch immer wieder gezielt gegen den Bauch trat. Er war so unzufrieden mit sich selbst und noch dazu überfordert gewesen dass er das zweite Kind, welches er ausversehen gezeugt hatte, damit loswerden wollte! Saku hatte davon aber natürlich keine Ahnung gehabt. Er wusste nicht dass ein Brüderchen, oder ein Schwesterchen in ihrem Bauch heranwuchs zu der Zeit und erfuhr es dann auch erst Tage danach als seine Mutter einen Abort…also eine Fehlgeburt erlitt. Inzwischen wusste er auch dass seine Mutter, durch ihre Krankheit, bereits so schon viel zu schwach für eine Schwangerschaft gewesen wäre und die Tritte seines Vaters hatten da tragischer weise nur noch mehr mitgespielt, weswegen es zu diesem Schicksalsschlag kam. Sie verlor das Kind blutend auf der Toilette und er war dabei gewesen. Hatte seiner Mutter so viel Komfort und Liebe versucht zu schenken wie es für ihn möglich gewesen war, obwohl er zu der Zeit so von seinem Vater heimgesucht wurde. Er verstand nicht warum Mama blutete und als sie ihm dabei ruhig und mit Tränen erzählte das sein Geschwisterchen nun sicher wäre vor dieser Welt…da traf es ihn wie einen Schlag in den Magen. Saku konnte selbst heute noch immer nicht glauben…das er fast einmal ein großer Bruder geworden wäre. Und ihn einen Mörder zu nennen, wegen dem Mann der ihm das alles genommen hatte und seiner Mutter nur Leid bescherte…das machte ihm plötzlich nichts mehr aus. Er war der Mörder seines Vaters…aber dadurch hatte er seine Mutter gerettet. Vor ihm gerettet. Und niemals sollte ein Kind erfahren…das sein kleines Geschwisterchen verstorben wäre. Saku wusste wie schlimm das war und das wünschte er niemanden…

Weswegen er aus seiner Starre erwachte und Luke wieder ansah, als der noch mal provokativ und genüsslich nachsetzte:

„Du hast die Augen eines Mörders, Sakurai. Das ist etwas was dir jeder ansehen kann wenn du ihm nur in die Augen siehst. Deswegen machst du das auch nicht gern, nicht wahr? Es verrät dich nämlich. Verrät wer du wirklich bist. Und manchmal frage ich mich echt:…welches Miststück doch so wenig von sich halten könnte das sie gerne freiwillig das Kind eines Mörders austragen würde…?“

Und dann war es endgültig vorbei mit der Scharade und es gab einen Schlag.

Ein lauter und unbarmherziger Knall, der überfällig gewesen war, schnepperte durch die komplette Kantine und ließ viele der Menschen dort zusammenzucken wie kleine, verängstigte Kinder in der Dunkelheit und zu ihnen blicken. Besonders Katsura, Matsumoto und Sugiura sprangen förmlich von ihren Plätzen auf und machen einen Sprung näher auf Sakurai zu…aber verharrten dennoch erschrocken als sie sahen was passiert war. Denn Saku war der Geduldsfaden gerissen, den er davor noch verdammt lange überspannt gehalten hatte. Aber nun war es passiert. Und genau aus dem Grund hatte sich der Schwarzhaarige innerhalb von Sekunden, eiskalt und präzise den Blonden am Kragen gepackt und ihn auf den Tisch vor sich gedonnert.

Er drücke nun den Amerikaner mit dem linken Arm auf den Tisch, war über den gebeugt wie ein Löwe der gleich seiner Beute den Todesstoß versetzten wollte und hielt Luke noch, mit der rechten Hand, etwas an die Kehle. Es blitze leicht auf im Licht der Lampen von der Decke und Saku hatte es sich so schnell vom Tisch gefasst das seine Reflexe dabei schon beinahe übermenschlich rüberkamen. Sogar Kaizo war zusammengezuckt bei dem Donnern auf den Tisch und er sah erschrocken zu ihnen rüber, drehte sich auch deswegen hin. Er wollte es bewusst zwischen den Beiden eskalieren lassen…aber mit dem Level an Eskalation hatte er nicht gerechnet. Und das was Sakurai dem Blonden da an die Kehle hielt wirkte zwar auf den ersten Blick nicht gefährlich…aber das konnte man ja noch herausfinden ob es auch so bleiben würde.

Sakutaro schnaufte wütend und schnell hielt er gezielt, so wie aggressiv dreinschauend dem Amerikaner einen Löffel an die Kehle und genau dort hin wo die Halsschlagader entlanglief. Es war nicht die runde Seite die er da dran hielt, sondern den glatten, metallischen Griff und es wurde deswegen dort auch kühl an Luke seiner Kehle. Luke Anderson aß ja nicht mit Stäbchen, sondern mit Besteck und deshalb besaß Saku nun auch den Löffeln in seiner Hand, denn den hatte er nämlich von seinem Tablett gefasst in der Hitze des Gefechts. Keiner wusste was er damit eigentlich anstellen wollte, aber Luke sah dennoch etwas erschrocken zu ihm hoch und wollte es ehrlich gesagt auch nicht herausfinden. Und dann doch wieder…denn der Blick den Sakutaro aufgelegt hatte…das war der Blick eines Mannes der gerade nichts lieber tun wollte als zu töten. Weswegen er wissen wollte: wie weit würd er wohl gehen? Denn es sah aus als würde ihn Töten berauschen, so wie es Sex normalerweise machte. Und dem Blonden wurde dann bewusst…das er nun wirklich kurz davor war diesen Arsch für immer aus der Basis zu werfen. Das seine Chance das zu tun so nahe war wie noch nie zuvor. Denn der erste Stein war bereits geworfen worden und ebnete damit den Weg zum Abgrund. Alle sahen das und sie fühlten wie viel Wut dieser Junge dort ausstrahlte, dass auch keiner auf die Idee kam ihn anzufeuern weiter zu machen, oder so. Alles stand wie zu Eis gefroren still und die Anspannung war tödlich. Besonders seine Jungs spürten das, weswegen Matsumoto dann auch schon lauter durch die nun entstandene Stille der Kantine sprach:

„Sakutaro lass es gut sein Mann! Junge es reich! Du hast deinen Standpunkt sehr klar gemacht und gezeigt was für ein Arsch er doch ist, also tu dir jetzt selber den Gefallen und hör auf! Er ist es nicht wert Mann!“

Er wollte helfen und nichts mehr weiter eskalieren lassen, aber das war verblich denn dazu waren sie schon zu weit drin. Und Saku hatte ihn gehört…dennoch konnte er seinen wütenden Blick nicht von dieser Made Anderson unter sich lösen und drückte nur noch fester den Stiel des Löffels auf die Haut an der Kehle. Er wollte diesen gern dort drin sehen. Alles in ihm befahl ihm das zu tun, also warum zögerte er? Welcher Anstand hielt ihn da bitte noch zurück? Denn immerhin waren sie schon lange über den Punkt hinaus, nicht wahr? Oh er wollte es so gerne, dass er sogar leicht anfing dabei zu zittern vor Erregung. Er wollte wissen was passierte wenn er das nun tat. Es kitzelte ihn so sehr…Und Luke hatte weiterhin keine Angst vor ihm, egal in welcher Lage er auch war, so dass er sich wieder fing von dem schnellen Schock und dann giftig über sich sprach:

„Was denn…hat dein Biss etwa doch nachgelassen Sakurai? Du bist zwar echt angepisst, aber wenn du mich wirklich töten wolltest, dann hättest du es schon längst getan, nicht wahr? Unerwartet…Immerhin bist du doch von Natur aus skrupellos und zögerst eigentlich nicht das aus dem Weg zu räumen was dir im Wege steht…“

Saku drückte dann darauf, als Antwort, nur noch fester den Stiel gegen die Kehle und Luke merkte deswegen auch sofort diesen brennenden Druck auf seiner Halsschlagader der dadurch entstand. Aber dennoch blieb er ruhig und sah den Japaner über sich an, der dann wütend, aber leise zischend runter fauchte:

„Teste mich nicht Anderson…denn ich bin absolut nicht in der Stimmung dass das hier gut für dich ausgehen könnte…“

Er war wahrlich nicht in der Position um Saku zu kitzeln, aber hatte doch echt die Eier das zu tun und das besorgte besonders Sugiura der dann den Kloß runterschluckte der sich in seinem Hals, vor Sorge, gebildet hatte. Noch nie zuvor…hatte er Saku so aggressiv gesehen. Er sah diese Wut und diesen Zorn der in jenem Moment so bodenlos und unberechenbar erschien, dass er deswegen echt Angst vor ihm bekam. Saku wollte töten…und er würde es tun wenn ihn nun keiner aufhielt. Er hatte endlich das Tier raus gelassen, was er in diesem Käfig in sich fest eingeschlossen hatte und es war ein schreckliches Monster. Wenn Saku nun auch noch schwarze Flügel aus seinem Rücken sprießen lassen würde…dann wäre er wahrhaftig der Sensenmann persönlich in Fleisch und Blut. Denn genau das Gefühl verbreitete er in der gesamten Kantine. Es war ein kalter Hauch.

Luke schnaufte wieder kurz und trieb sein Spiel völlig unbeeindruckt weiter, also sprach er darauf:

„Was denkst du denn bitte mit einem Löffel ausrichten zu können, hm? Mach dich nicht lächerlich Sakurai. Nicht noch mehr als du es eh schon getan hast…“

Er konnte es nicht sein lassen.

Jeder dachte das Saku nun direkt anfangen würde zu fauchen, oder zu brüllen, aber das passierte nicht sondern etwas völlig anderes. Etwas was allen sofort gnadenlos eine Gänsehaut verpasste, denn er lächelte darauf…Einige Leute fingen deshalb schon an vor Sorge zu flüstern und es wurde dadurch wieder etwas gesprächiger um sie herum, so dass sie ihn nicht mehr hören würden wenn er nun anfing zu reden.

Saku lächelte weiter und lachte dann noch leicht auf, bis er danach kalt von sich gab:

„Ich mache mich lächerlich, ja? Sollte man nicht eigentlich nett zu jemand sein der ne Waffe in der Hand hat? Nennt man gesunden Menschenverstand...Sei doch einfach mal ein bisschen kreativer Luke und schau zur Abwechslung mal über den Tellerrand hinaus als nur in deiner Sicherheitszone zu verweilen. Denn ich kann dir auch mit einem Löffel locker die Augen ausstechen. Tut vielleicht sogar noch mehr weh als mit einem scharfen Gegenstand...Und wenn ich damit einfach nur tief genug gelange dann schaffe ich es sogar noch dabei dein Gehirn zu punktieren und ruck zuck sind die Lichter auch schon aus…Aber das wäre langweilig…nicht wahr? Viel zu schnell für meinen Geschmack…Es wäre doch viel spannender zu erfahren wie lange du durchhältst wenn ich dir den Stiel nun in die Kehle schlage. Was meist du? Wie tief müsste ich damit gehen um deine Halsschlagader erfolgreich durchtrennen zu können, nur damit ich dir dann beim Verbluten zusehen könnte? Fünf Zentimeter? Vielleicht auch Sechs? Was für eine Schweinerei würde wohl entstehen wenn wir einfach so weiter machen, hm? Und wie lange dauert es wohl bis sich deine Kehle dann mit genug Blut gefüllt hat und auch noch deine Lungen so das du dann endlich elendig daran zu Grunde gehst…? Sehr langsam und qualvoll…WIE LANGE, HÄ!?“

Den letzten Satz fauchte er laut zu ihm runter und Saku konnte noch von Glück reden das nicht alle Personen im Raum mitbekommen haben was er noch vor diesem Satz gesagt hatte, denn dann wäre er sofort locker als Psycho abgestempelt worden. Als Gefahr. Einzig Luke, Kaizo und Sugi waren wirklich nahe genug dran gewesen um ihn das flüstern gehört zu haben. Und Sugiura persönlich…schockierte es bis zum Kern wessen er da Zeuge wurde. Denn wer auch immer der Kerl da über Luke gewesen war…es war definitiv nicht Sakutaro Sakurai.

Es war als hätte man ihn ausgewechselt und nun stand da plötzlich jemand ganz anderes und hatte komplett die Kontrolle über den Jungen übernommen. Als wäre wirklich…ein Sensenmann in ihn gefahren und holte sich nun eine neue Seele die er so sehr wollte. Es war sadistisch und grauenvoll gewesen das von ihm zu hören. Und Sugi bekam gerade echt Angst vor seinem besten Freund. So sehr sogar das er dabei leicht anfing zu zittern und sich einfach nur wünschte, ja sogar zu Gott betete, das endlich jemand kam und das alles stoppte! Denn jemand musste ihn stoppen! Irgendwer! Aber er selbst konnte das nicht, denn er war ein Feigling und wie gelähmt von dieser Grausamkeit die er da sah. Genauso wie auch Matsu und Katsu, die ebenfalls nichts taten außer zuzusehen. Keiner hielt Saku auf vor Angst und Schrecken in den Adern, aber es musste was getan werden! Denn wenn nicht...dann wurde es gleich richtig ungemütlich.

Und dann schritt jemand an ihm vorbei, als wären seine Gebete erhört worden.

Schwere und ruhige Schritte liefen von hinten näher auf Sugi zu und dann schließlich links an ihm vorbei, so dass er der Person deswegen nachsah die doch tatsächlich den Mut und die Ruhe hatte etwas dagegen zu tun. Eine Person die keine Angst vor dem Jungen da vor sich hatte, sondern mehr das Gefühl bekam…das er jetzt dringend Hilfe brauchte. Sogar mehr als alles andere, denn er war emotional verletzt worden und dann knallten bei ihm die Sicherungen erst recht durch. Saku konnte eben mit diesem speziellen Schmerz so schlecht umgehen und war, in der Hinsicht, dann doch wieder wie ein kleiner ängstlicher Junge der somit nicht anders konnte als um sich zu schlagen um sich zu schützen. Er war so unreif in der Hinsicht und hatte einfach zu viel heißblütiges Temperament noch oben drauf. Und so kam diese Person schließlich links von Sakutaro an…und fasste ihm dann, mit der rechten Hand, behutsam auf die linke Schulter.

Als Sakurai diese warme Hand auf seiner Schulter spürte schlich sich sein Blick doch tatsächlich nach links und er sah die Person dann an die dort stand…und ihn ernst, aber dabei freundlich zugleich anblickte. Eine ruhige Lichtgestalt in diesem dunklen Moment. Und er war auch der Einzige der den Jungen wieder runter bringen konnte. Dieser Mann den er mehr liebte als seinen eigenen Vater…denn es war Paku.

Es war Paku gewesen der alles mit angesehen und vorher noch in die Kantine gekommen war bevor Saku den jungen Anderson auf den Tisch gedonnert hatte. Er wartete dann aber dennoch noch etwas ab wie weit der Junge schließlich gehen würde und mit Abstand sah er genau zu wie der mit sich selbst rang und es dabei wirkte als müsste er gegen ein anderes Ich von sich kämpfen. Eines das ihn nämlich gerade zu einem Monster machen wollte. Und Saku schaffte es nicht. Nicht allein zumindest. Deswegen schritt Paku ein und half seinem Jungen. Half seinem Sohn nicht noch einen schrecklichen Fehler zu begehen und sich dabei völlig zu verlieren. Und er persönlich...konnte nicht schon wieder einen Sohn verlieren.

Also lächelte er plötzlich ganz sanft und sprach dann:

„Es reicht Saku. Du kannst jetzt aufhören, okay?“

Er sagte das so sanft zu ihm…

Doch Saku war noch immer so geladen gewesen das er plötzlich nur noch mehr anfing zu zittern, wieder zu Luke runter sah und spürte wie ihm Paku gerade echt versuchte den verdammten Wind aus den Segeln zu nehmen! Und er kämpfte dagegen an! Er wollte das nicht, denn er wollte wütend sein! Wollte ihn umbringen!...Aber Saku wusste dennoch dass er dagegen verlieren würde, den Paku seine warme Hand und das Gewicht auf der Schulter hatten etwas was anfing ihn innerlich zu beruhigen. Tja und plötzlich da kämpfte er nicht mehr gegen Luke...sondern gegen sich selbst. Das Blatt hatte sich schlagartig gewendet und seine Vaterfigur spürte das. Paku spürte dass der Junge erneut gegen sich und seinen Hass ankämpfte, der so tief in ihm verwurzelt lag, weswegen er wieder sanft und eindringlich auf ihn einsprach:

„Das war nicht schön was Luke eben zu dir gesagt hat und du hast das Recht darauf verdammt wütend zu sein. Das ist okay. Es ist dein Schmerz und er gehört nur dir. Keiner darf dir das nehmen. Aber das hier…das bist nicht du, Saku. Du bist kein Mörder, Kleiner...Sondern nur ein kleiner Junge dem man mal vor langer Zeit, tief im Innern, verdammt weh getan hat und der somit auch nie richtig lernte mit dem Schmerz umzugehen. Aber das ist okay und ich verstehe das. Doch jetzt ist alles gut. Du musst einfach nur aufhören, Saku...“

Sakutaro sah dann wieder zu Paku rüber und atmete schneller.

Der junge Pilot hatte ihm zugehört, war aber innerlich noch immer so aufgewühlt das es schwer fiel loszulassen. Vielleicht war er sogar noch mehr aufgewühlt als vorher. Und das war nicht fair! Denn er wollte diesen blonden Arsch hassen und schreien! Er wollte ihn umbringen! Er sollte dafür bezahlen! Aber zugleich…wollte er auch in seinem tiefsten Innern weinen und nur noch um Hilfe rufen. Er hatte Angst vor sich selbst und war sofort wieder das kleine, einsame Kind das damals allein am Seitenrand stehen gelassen wurde. Dem keiner zuhörte, außer seiner Mama. Den alle hassten und er nicht mal wusste was er getan hatte das es so weit kam. Das er dies nicht verdient hatte und auch nicht verstand. Und besonders verstand er nicht...warum Papa ihn so sehr gehasst hatte. Sein Kopf wusste es...aber sein gebrochenes Herz bis heute nicht. Denn alles was er schon immer wollte...war ein Papa gewesen der ihn liebte. Und Paku wusste das irgendwie in dem Moment. Er konnte es fühlen…und war deswegen auch da um ihm zu helfen. Denn Hilfe und eine ihm gereichte Hand war genau das was Sakutaro gerade mehr brauchte als alles andere. Er brauchte gerade einen Vater der ihm den Weg wies und an der Hand nahm. Der ihm damit Schutz bot und Geborgenheit. Einer der ihm zuhörte wenn er weinte und verzweifelt war. Jemand der den kleinen Jungen in den Arm nahm und ihm zeigte dass alles okay war. Das er nicht alleine war.

Deshalb lächelte ihn der Große auch wieder sanft an und sprach dann abschließend:

„Es ist gut. Ich helfe dir, okay? Ich bin hier, höre dir zu und ich lasse dich nicht damit allein. Also lass einfach los mein Junge. Vertrau mir, ja? Lass los…Sakutaro.“

Und er sprach ihn gerade bewusst mit seinem vollen Namen an und nicht mit dem Kürzel wie ihn sonst immer alle immer riefen. Sprach ihn mit dem Namen an den ihm seine Mutter gegeben hatte und streichelte damit dem kleinen Kind in seinem Innern sanft über den Kopf. Doch es war schwer. Es war so schwer für Saku loszulassen und er sah einfach weiterhin nur Paku an. So vieles ging ihm dabei durch den Kopf. Zum einen: Warum sollte er das tun?! Der Mistkerl hatte es doch nicht anders verdient! Er war Abschaum! Versuchte ihm immer wieder Fallen zu stellen und das Leben schwer zu machen! Ihn von hinten anzuspringen wenn er nur einmal seinen Schutz vernachlässigte, um ihm dann das Messer in den Rücken zu rammen! Also warum sollte er nun stoppen?! WARUM?! Aber es lag auf der Hand, denn wenn er Paku so ansah, das zuverlässige Lächeln erblickte, das Gesicht da vor sich sah...da wollte er ihm vertrauen. Er wollte ihm vertrauen und seinen Schutzwall nieder lassen damit man zu ihm kommen konnte. Und genau deswegen... ließ er dann auch los. Beendete das hier und hörte auf seinen neuen Vater. Auf die einzige Person die für ihn mehr Vater war als jeder Andere zuvor.

Wütend und mit einem letzten Knall von Anderson seinem Körper auf den Tisch, ließ der Junge dann schnaufend von ihm ab und machte zusätzlich einen Schritt zurück. Er ging auf Abstand und hatte es geschafft los zu lassen. Sich loszureißen. Hatte seinen inneren Teufel in jener Sekunde besiegt und sofort löste sich diese schreckliche Spannung im Raum und alle konnten wieder aufatmen. Endlich kam Licht in die Dunkelheit. Ganz besonders die Jungs konnten erleichtert Luft holen als Saku dann noch den Löffel neben sich zum Boden feuerte und nur noch sauer zu Luke sah, der sich wieder hinsetzte und mit der linken Hand an die Stelle der Kehle fasste wo eben noch das Metall gewesen war. Das Scheppern des Metalls am Boden war so laut und schrecklich gewesen wie ein Pistolenschuss in der Stille der Kantine. So das es erlösend war als es endete zu scheppern und damit auch aussagte das es endlich vorbei war.

Anderson dagegen war nicht sonderlich erfreut darüber das Paku die Sache noch stoppen konnte, denn Luke wollte wirklich dass er rausflog. Er hatte ihn fast verdammt! Er war so nah dran gewesen es diesem arroganten Arsch zu zeigen! Seine Wut hielt sich nicht mehr in den normalen Grenzen auf und blendet ihn. Und das Paku ihn gerade vor Schaden bewahrt hatte stand noch mal auf einem ganz anderem Blatt und war jetzt zumindest nicht so wichtig gewesen wie es das eigentlich sein sollte. Rache…war wesentlich wichtiger für ihn. Doch Paku hatte das versaut. Genauso wie der dann auch schon zu dem Blonden sah und sich noch zusätzlich etwas zwischen die Streithähne stellte, um im schlimmsten Falle einen weiteren Angriff zu verhindern. Und als er dann ruhig, aber bestimmt zu Luke sprach hörten es dieses Mal alle im Raum:

„Du hast heute genug Krawall angezettelt, junger Anderson. Und wenn du weist was gut für dich ist, dann sagst du jetzt besser nichts mehr. Denn ansonsten kann es sein das ich dich ganz schnell bei deinem Vater melde für dein Fehlverhalten. Und das wollen wir beide nicht, oder?“

Er sagte dass so ruhig und irgendwie unantastbar dass Luke einfach nicht anders konnte als kurz und verächtlich darauf zu keuchen. Fehlverhalten? War das wirklich dem sein Ernst? Er drohte IHM? Dieser elende Japaner…

So schüttelte er dann leicht den Kopf darauf und antwortete sauer, aber gefasst:

„Gut…Aber dann kannst du deinen kleinen Schützling da hinter dir ja gleich mit zu meinem Vater schleppen, denn immerhin hat er mir angedroht mich zu töten. Was mein Vater wohl davon hält, hm? Wenn er erfährt das der auch so tolle Sakurai ein eiskalter Killer ist. Mal sehen wer dann am Ende noch am längeren Hebel sitzen wird, Partner…“

Er sagte das gezielt und überheblich zu dem alten Veteran rüber und Saku sah deswegen auch sofort weiterhin nur sauer und stillstehend zu ihm rüber. Er musste sich echt zusammenreißen nicht wieder an die Decke zu gehen und schaffte es auch gerade noch so. Aber auch nur weil sein Vater da war und ihn Stärke schenkte mit seiner Anwesenheit. Paku blieb aber dagegen, bei dieser Sache zumindest, weiterhin gelassen und lächelte dann kurz auf als er darauf konterte:

„Wir können es gerne drauf ankommen lassen. Aber eines garantiere ich dir junger Anderson: Anstiftung zum Mord wird gerne genauso hoch gehängt wie der Mord an sich. Es ist im Grunde fast das Gleiche, nur das der eine, der zum Mord anstiftet, die Drecksarbeit jemand anderen erledigen lässt und nicht selbst die Axt dabei führt. Es bleibt also bei „Mord“, nicht wahr? Und ich denke es wäre besser für dich wenn dein Vater nicht erfahren würde dass du versucht hast Sakutaro zu so etwas zu kitzeln und DU sicherlich auch noch oben drauf der Grund gewesen warst warum alles erst so eskalieren musste. Was würde dein Vater dann wohl nur von dir denken, hm? Immerhin bist du sein einziges Kind und mich persönlich würde es beschämen und zugleich enttäuschen zu hören das mein Sohn freiwillig Stress anzettelt um jemanden auszustechen vor dem er schiss hat…“

Und DAS war ein Fakt.

Luke hatte den Streit bewusst vom Zaun gebrochen und wollte den jungen Piloten dazu anstacheln einen Fehler zu machen. Das Sein einiges Leben dabei aber auch in Gefahr gewesen war dass kümmerte ihn so überhaupt nicht. Der Amerikaner war inzwischen in einer Position angekommen in der er sich fühlte als hätte er eh nichts mehr zu verlieren. Und das war verdammt weit unten und in einer Dunkelheit aus der er allein nicht mehr raus kommen würde. Er hasste seinen Vater dafür dass er Japan so sehr liebte und diesem Hund da vor ihm an der Hand nahm. Aber noch mehr als das…hasste er Sakurai, eben weil dieser ihm seinen Vater genommen hatte. Bewusst oder auch nicht, das war nicht von Bedeutung, sondern nur das Ergebnis und das gefiel ihm nicht. Talent, Fähigkeiten und gute Noten, was Sakurai ja mehr hatte als er, dass war dem Blonden sowas von egal, denn er wollte nur eines…diesen Kerl dafür bezahlen lassen. Er wollte ihn bluten und leiden sehen. Genauso leiden sehen wie er es tat. Heute hatte ihm Paku das zwar verhauen, aber seine Zeit würde dennoch kommen. Die Lücke, in die er rein hacken könnte…die würde schon noch kommen, ganz bestimmt. Der Moment wo er Sakurai mehr wehtun könnte als jemals zuvor…Luke würde auf ihn warten, denn er war ein Mann der keine offene Rechnung ließ und nicht mehr viel besaß was ihm wichtig war, außer Rache und Wut. Und bekanntlich war ja nichts gefährlicher…als ein Mann der nichts mehr zu verlieren hatte und von Hass angetrieben wurde. Es war alles was ihn noch oben hielt…und Kaizo, neben dran, kannte das auch verdammt gut.

Also antwortete Luke nicht mehr darauf und lehnte sich nur weiterhin stumm und wegschauend an den Tisch hinter sich an. Es war genug gesagt und Paku nahm das dann auch als Kapitulation entgegen und lief deswegen zu seinem Schützling hinter sich, fasste Saku an der rechten Schulter und drehte ihn weg damit sie endlich gehen konnten. Die Gefahr war gebannt und dem jungen Sakurai gerade noch mal der Hintern aus der Pfanne gezogen worden bevor der richtig drohte abzufackeln. Paku hatte den Tag echt gerettet und das völlig ohne Aggressionen und nur mit Ruhe und Argumenten. Untypisch für einen Soldaten, aber so typisch für ihn eben. Er war ein guter Mann durch und durch. Von ihm konnte man viel lernen und Saku wollte das auch. Er wollte, eines Tages, mal so sein wie Paku. Zumindest ein bisschen. Doch Luke konnte das alles doch nicht einfach so sitzen lassen und sprach dann noch ihnen etwas nach, weswegen beide stehen blieben und zu ihm hinter sahen, als der Blonde giftig sagte:

„Mal sehen wie lange du mit dieser Einstellung durchhältst, Paku. Sich vor jemanden zu werfen um ihn damit zu beschützen…kann gewöhnlich auch mal gern mit dem eigenen Tod enden.“

Er gab aber auch einfach nicht auf, was?

Paku war nun doch etwas verdutzt. Was hatte diesen Jungen bitte nur so auf die Palme gebracht dass er nicht mal mehr aufhören konnte obwohl er bereits selbst wusste das er schon längst keine Argumente mehr besaß um dagegen zu halten? Es fühlte sich nun auch für ihn so an als hätte da jemand absichtlich Gift versprüht um den Jungen so aggressiv werden zu lassen. Luke war jung, berechnend und verdammt stolz, aber er war eigentlich kein hirnloser Schläger. Also...wer hatte da nachgeholfen? Denn Paku war sich inzwischen sehr sicher das da noch jemand seine Finger im Spiel hatte.

Sein Blick huschte nur ganz leicht rüber zu Kaizo…der sich komplett von den Geschehnissen abgewandt hatte und nervös in seinem Essen stocherte. Fast so als würde er auf etwas warten. Paku verzog kurz das Gesicht nachdenklich…danach sah er aber wieder zu Luke und diesen darauf nur weiter stumm an. Zufälle…gab es nicht, oder? Ein Lächeln kam dann erneut über seine Lippen. Etwas was Sakutaro neben ihm nicht verstand und deswegen leicht verdutzt zu ihm sah. Und noch verdutzter war er…als sein Vater darauf ruhig antwortete:

„Und genau deswegen hast du noch viel zu lernen, junger Anderson. Manchmal…muss man einfach abwägen was einem persönlich wichtiger ist und worauf es ankommt im Leben. Das kann sich übrigens jeder hier im Raum hinter die Ohren schreiben. Und wenn es soweit ist, dann muss man sich halt entscheiden. Egal was es dann auch kosten könnte und wie sehr es auch weh tut, solange es für dich das Richtige ist…war es das wert. Und ich persönlich…ich habe kein Problem damit das zu schützen was mir wichtig ist. Vielleicht lernst du das auch mal eines Tages…“

Denn Sakutaro war für ihn Familie. Er hatte diesen Jungen akzeptiert und im Herzen wie seinen eigenen Sohn adoptiert. Deswegen fiel es ihm nicht sonderlich schwer und gerade in diesem Moment, für ihn einzuschreiten. Er würde es immer wieder tun, denn nichts war ihm wichtiger als das sein Küken glücklich wurde und in Sicherheit war. Paku würde auf ihn aufpassen und das so lange er lebte…

Und dann wanden er und Saku sich endgültig ab und ließen alle hinter sich. Es war an der Zeit frische Luft zu schnappen und aus dem Dunstkreis von diesem Amerikaner zu kommen. Dann konnten nicht nur der, sondern auch Sakutaro endlich mal abschalten. Und irgendwie…hielt es Paku besser von jetzt an ein zusätzliches Auge auf den Mechaniker Kaizo zu werfen. Nur für alle Fälle. Denn inzwischen traute er ihm nur noch so weit wie er ihn werfen konnte. Und Sakutaro neben ihm war plötzlich klar geworden...das ihn da eben wortwörtlich der Teufel geritten Hatte. Einer...von dem er eigentlich dachte ihn unter Kontrolle zu haben.

Matsumoto, Sugiura und Katsura folgten den Beiden dann auch wortlos aus der Kantine und am Ende saß nur noch Kaizo als einziger dort am Tisch und konnte sich ein leichtes, böses Lächeln nicht unterdrücken, als er wieder vor seinem Essen saß und in aller Seelenruhe weiter aß. Paku Yaguchi, hm? Er war ein Trottel sondergleichen in seinen Augen. Obwohl er eben wirklich beeindruckend gewesen war, dass musste er zugeben. Aber Kaizo fand es an sich schwachsinnig sein Leben für jemand anderen wegzuwerfen, oder zu opfern. Das war etwas…was er persönlich nicht verstehen konnte. Und auch niemals tun würde. Naja wie auch immer, Sakurai war heute gerade noch mal so Problemen von der Schippe gesprungen und das einfach nur weil dieser große Trottel ihn gedeckt hatte und dabei seinen Flügelmann spielte. Er ließ ihnen diesen kleinen, vermeidlichen Sieg, doch das würde nicht immer so laufen. Früher, oder später würde nicht immer jemand da sein um Sakurai seinen Hintern zu retten und ihn zu decken. Das war sicher. Paku würde nicht immer seinen schützenden Flügel über ihn legen können. Und Kaizo Oume konnte es kaum abwarten wenn dieser Tag dann endlich kam und er selbst dabei sein durfte. Wenn dieses zittrige Küken unter dem Flügel hervor kam und dann zum Abschuss bereit war. Und wer weiß? Vielleicht…durfte er ja dann die besagte Axt führen um Sakurai endlich dort hin zu bringen wo er eigentlich auch hingehörte. Nämlich zu seinen Füßen in den Dreck und ihm gehorchend wie ein guter Köter an der Leine. Oder ein Singvogel im Käfig…
 

Er war noch immer wütend gewesen.

An sich auch kein Wunder, denn diese Worte kamen einfach so aus dem Nichts und er wusste nicht was er damit anfangen sollte. Hana wollte diese Worte wirklich nur zu gern los werden, die nicht aufhörten in seinem Schädel umher zu spuken wie ein böser Geist. Aber sie ließen ihn weiterhin einfach nicht los. Selbst während er dort im Fluss hinter ihrem Wigwam stand und sich von den Spuren der Liebe der letzten Nacht säuberte, ging es ihm immer und immer wieder durch seinen Kopf wie eine hängende Schallplatte. Es war echt zum kotzen.

Das Bluten von vorhin, welches nach ihrer Nacht aus ihm gelaufen war, hatte zum Glück wieder aufgehört und er fühlte sich endlich mal wieder wohl in seiner Haut. Keine Schmerzen waren mehr in seinem Bauch vorhanden, also konnte er wenigstens damit endlich abschließen. Körperlich ging es ihm also wieder gut, aber Goldvas Worte quälten ihn dennoch weiterhin seelisch und bissen sich immer wieder in seine Seele wie kleine Vampir-Fledermäuse um Blut zu trinken. Er verstand das nicht, warum hatte sie das getan? Denn die alte Hexe kümmerte sich doch sonst auch nicht darum wie es ihm ging. Weshalb ihre letzten Worte umso verstörender auf ihn wirkten. Was hatte sie bloß geritten das sie Hana auf einmal das Gefühl geben wollte sie würde sich um ihn sorgen? Denn so klang es in dem Moment, aber der Blonde war sich so ziemlich sicher dass dies nur eine hinterhältige Masche war um ihn weiterhin im Dorf einzusperren. Es ging ja bekanntlich nicht mit Gewalt, was sie öfters versuchte und nun offenbar auch endlich verstanden hatte, also versuchte sie es jetzt mit dieser miesen Tour und Gift verkleidet als nette Worte. Aber damit war sie bei ihm sowas von an der falschen Adresse! Hana hatte keinerlei Achtung mehr für diese alte Krähe und ihre Worte waren ihm sowas von egal geworden. Er war es leid sich vorschreiben zu lassen in welchen Bahnen sein Leben zu verlaufen hatte, also ging er ab jetzt, sogar noch mehr als vorher, erst recht seinen eigenen Weg und ließ sich dabei von nichts mehr aufhalten! Denn Hana hatte endlich Liebe gefunden, die er sein Leben lang gesucht hatte und somit auch den Menschen bei dem er für immer bleiben wollte. Es war für ihn das einzig Richtige und deswegen ließ er sich weder von seinem Vater noch von dieser alten Hexe aufhalten!

„Bitte bleib von heute an im Dorf und in Sicherheit…denn du hast ab jetzt weit mehr zu beschützen als nur dich selbst, Hana.“. Warum hatte sie das zu ihm gesagt? Weit mehr zu beschützen? Was meinte sie damit? Sie meinte doch hoffentlich nicht die Menschen in ihrem Dorf, denn für die Meisten interessierte sich Hana kein Stück mehr! Zumindest für die die ihn immer so mit Verachtung und Abscheu ansahen. Goldva dachte doch nicht wirklich das er auf sie hören würde, wenn sie ihm so einen Satz um die Ohren haute, oder? Blödes Miststück. Sie versuchte ihm gezielt ein schlechtes Gewissen zu machen und damit zu manipulieren! Hah, aber das konnte sie lange versuchen! Denn wenn Hana eines besser konnte als alles andere…dann war es stur sein und seinen Dickkopf durchsetzten! Hey dafür war er ja auch bekannt und er musste seinem Ruf ja gerecht bleiben, oder? Weswegen er dann auch aufhörte sich zu waschen, sich danach stur mit einem Fell trocken rubbelte und dann wieder anzog um zu gehen. Er ließ seine Haare offen und runter hängen, um weiterhin den Biss an seinem Nacken zu verbergen und zog sich schließlich das weiße Oberteil von Paku an, welches er so lieb gewonnen hatte. Dann noch eine schwarze, lange Hose und seine Schläppchen. Seine zwei Adlerfedern im Haar durften natürlich auch nicht fehlen und als er dann fertig war machte er sich auf den Weg. Er hatte noch was zu erledigen und es wurde langsam Zeit das in Angriff zu nehmen.

Viele würden das was er nun tun würde als „dumm“ abstempeln, aber Hana war leider in einer Lage angekommen in der er keine andere Möglichkeit mehr sah als so handeln zu müssen wie er es nun tun würde. Er musste Sakutaro helfen bleiben zu können. Er wollte ihn nicht verlieren, daher griff er zu dieser drastischen Maßnahme. Es war gefährlich…aber er würde nicht unvorbereitet in diese Situation laufen, also griff er sich links von sich, am Wigwam angelehnt, einen Speer und sah noch mal ein letztes Mal hinter sich zu seinem Blumenbeet, was er so sehr liebte. Und sein Blick ruhte dort auf einer ganz besonderen Blüte.

Wunderschön und rot stach dort die Kamelie hervor, die er damals auf dem Feld gefunden und mitgenommen hatte. Sie war inzwischen in voller Blüte erblüht und zeigte ihm damit an das seine Liebe ebenfalls komplett erblüht war. Es war die schönste Blume der Welt in seinen Augen und seine Mutter…hatte wirklich recht gehabt. Das was sie sagte stimmte tatsächlich, denn ihre Familie besaß eine ganz besondere Bindung zu der Kamelie. Es war die Blume seiner Blutlinie, die Blume der Liebe und deswegen würde er auch um Saku kämpfen, denn er liebte ihn mehr als alles andere auf der Welt. Hatte diese Blume und ihn akzeptiert und es fühlte sich alles so richtig an. So das noch mal ein frohes Lächeln über seine Lippen huschte und er sich dann umdrehte um zu gehen…nur um danach direkt über etwas zu fallen!

Hana schrie leicht auf und knallte dabei unsanft auf die Nase so das er dann auf dem Bauch lag und das, worüber er gefallen war, saß derweil wieder verdutzt auf dem Boden auf seinen vier Buchstaben und fing dann an lauthals zu lachen während es zu ihm hinter sah. Was gab es da bitte zu lachen?! Und dieser „Stein“ der ihm da in den Weg gelegt wurde entpuppte sich schließlich als die kleine Lip, die noch immer lachend im Schneidersitz dort saß, weil sie ebenfalls durch das Zusammentreffen umgefallen war und Hana weiterhin nur dabei ansah. Sie hatte ihren Spaß dabei, aber Hana definitiv nicht und zum Glück hatte der Blonde schon sehr früh gelernt eine Waffe neben sich zu halten anstatt vor sich. Sein Vater hatte ihm das immer und immer wieder in den Schädel gekloppt als er alt genug dafür wurde eine benutzen zu dürfen und darüber war er nun sogar ganz froh, denn ansonsten hätte es passieren können dass er in seinem eigenen Speer gelandet wäre! Er war gut vorgearbeitet gewesen und Hao hatte ihm damals, ausnahmsweise, mal was Nützliches beigebracht. Passierte nicht oft in Hana seinen Augen. Dennoch machte die Bruchlandung den Blonden leicht rasend, eben weil er sich überhaupt erst auf die Schnauze gelegt hatte, einfach weil sich dieses kleine Monster angeschlichen hatte! Deswegen hob er sein Gesicht auch nicht erfreut wieder aus dem Gras, richtete seinen Oberkörper leicht mit dem rechten Arm von dem Boden hoch und sah danach sauer über seine rechte Schulter zu Lip hinter, als er dabei in typischer Hana-Manie fauchte:

„Verdammt noch mal Lip! Kannst du dich nicht einmal wie ein normales Kind durch das Dorf bewegen und einfach nur laut dabei sein?! Verdammte Scheiße tut das weh! Mist! Dreck! Ich könnt im Strahl kotzen!“

Da kam der Hao gerade in ihm durch, denn der konnte auch gut fluchen. „Wie der Vater, so der Sohn“ sagte man ja, oder?

Hana könnte aber wirklich brechen, denn er war dummerweise direkt auf dem Bauch gelandet. Hatte eben einen wunderschönen Flachköpfer hingelegt mit Bestnoten und das tat nun mal weh. Aber zurück zu Lip: Ja die Kleine hatte einen sehr leisen Tritt drauf im Gegensatz zu ihrer Schwester. Aber den Blonden wunderte es gerade mehr dass sie mal ohne Rap aufgetaucht war und die nicht, wie immer, ihre Hand hielt. Kam nicht sehr oft vor, denn bekanntlich waren Zwillinge ja unzertrennlich. Und dennoch schob er das gerade zur Seite, denn sein Bauch tat ihm schlagartig wieder weh. Kein Wunder denn er war ja auch noch zusätzlich sehr elegant auf seiner Wunde gelandet! Weswegen er auch leicht kochte vor Wut und der Schmerz befeuerte das nur noch mehr.

Lip sah ihn aber dann wegen seinem Fluchen sofort etwas erschrocken an und sprach darauf laut:

„Oh, nein Hana flucht! Man soll nicht fluchen, Hana! Das ist böse, böse!“

Und dann hielt sie sich auch schon mit beiden Händen die Ohren zu und sah dabei weiter frech lächelnd zu ihm. Was der Blonde sah und sein muffiges Gesicht sich dann doch etwas lockere und er somit schnaufend und Augen verdrehend wieder auf seinen Hintern kam. Er einfach dem Kind nicht mehr böse sein konnte. Sie war wirklich sehr goldig dabei, obwohl sie ne kleine Kröte war! Man hatte die Glück das Hana irgendwie mit Kindern konnte und sie sogar mochte, denn sonst wäre das hier direkt anders gelaufen! Er verstand das Verhalten, denn Kinder waren eben komisch und lebten dazu noch in ihrer eigenen Traumwelt, weswegen man mit ihnen anderes umspringen musste als mit älteren Menschen. Das wusste er nur zu gut von sich selbst, denn er war auch kein leichtes Kind gewesen. Noch dazu kam oben drauf…dass sie das erste Baby war was er damals halten durfte und bei dessen Geburt er dabei gewesen war. Das war ihr persönlicher Welpenschutz bei ihm. Etwas was er nie vergessen würde.

Also saß er nur da und rieb sich dann etwas mürrisch über die Stirn und das Gesicht, wegen seiner grazilen Landung eben, als er danach noch wegsehend zu Lip sprach:

„Schleich dich nicht immer so an Lip…Mann ich hätte dir auch wehtun können mit der Aktion, du dumme Kuh…“

Lip lächelte. Vielleicht hätte er das, aber das war ja zum Glück nicht passiert.

Die Kleine nahm dann darauf wieder ihre Hände von den Ohren runter und lächelte noch breiter zu ihm, während sie ihren Hintern dabei zu ihm drehte und dann im Schneidersitz so dort saß dass sie ihn genau ansehen konnte. Sie hatte ihn sehr lieb und er war auch das Erste gewesen was sie an diesem Tag sehen wollte.

Lip hatte ihn schon am frühen Morgen gesucht, aber einfach nicht gefunden, denn er war nicht im Dorf aufzufinden gewesen. Offenbar war er mit Saku die ganze Nacht über weg und Hao war deshalb auch verdammt wütend durch das Dorf gerannt und hatte dabei gebrüllt wie ein Rohrspatz. Zum Glück war aber Yoh da gewesen und konnte ihn einigermaßen, mit ruhigen Worten, ruhig halten und somit verhindern dass er nicht gleich mit seinen besten Leuten los zog um ne Dämonenjagd zu starten! Da hatte Saku echt Glück gehabt! Aber jetzt hatte sie Hana gefunden und war froh darüber. Doch Lip wusste nicht genau warum sie so froh war ihn endlich zu sehen. Zu sehen das er hier war und in Sicherheit. Sie hatte die Nacht einen bösen Traum gehabt…vielleicht lag es daran. Und Lip hatte da noch so ein Gefühl das sie nicht richtig einordnen konnte wenn sie ihn so vor sich sah. Hmmm, der Tag war komisch und Hana sah heute auch so wunderschön aus. Noch mehr als sonst! Was sicherlich nicht nur daran lag das seine Haare noch nass waren und leicht glitzerten im Licht der Sonne welches durch das Dickicht über ihnen drang. Sie wippte dann auf der Stelle und fragte ihn:

„Wo willst du denn hin, Hana? Wollen wir was spielen?“

Sie fand es schön ihn mal für sich zu haben, ohne das Rap dabei war.

Doch als sie ihn das fragte, sah er erstaunt zu ihr rüber.

Sah man ihm dass wirklich an das er auf dem Weg war etwas zu erledigen? Ja das ergab wohl Sinn, denn warum sollte er sich sonst mit einem Speer wortwörtlich „bewaffnen“ wenn er nicht vor hatte das Dorf zu verlassen? Lip war doch wachsam für ihr Alter…Oder das war einfach ne Standardfrage gewesen und er erwartete da zu viel von ihr. Dennoch bekam er in dem Moment sogar etwas Sorge. Sorge davor das Lip ihn vielleicht verpetzen könnte noch bevor er auch nur die Chance bekam einen Fuß aus dem Dorf zu setzten. Nicht weil sie garstig war und Spaß daran hatte ihm das Leben zur Hölle zu machen, sondern einfach weil sie ehrlich war und auch so sprach wenn man sie was fragte. Denn wenn jemand sie nach Hana fragen würde, dann sagte sie offen und ehrlich dass er weg wäre, eben weil sie es wusste und gesehen hatte wie er ging. Und wenn er gerade etwas mehr brauchte als alles andere, dann war es einen Vorsprung und Zeit.

Es stand außer Frage dass sein Vater und die Anderen, früher oder später, merken würden das er das Dorf, mal wieder, auf eigene Faust verlassen hatte und genau deswegen brauchte er diesen Vorsprung. Hana musste klangheimlich von hier verschwinden und dort sein wo er hinwollte bevor alles aufflog. Am Besten also noch bevor sich der wütende Mob seines Vaters auf den Weg machte um ihn wieder einzusammeln und Hao dann an der Spitze, auf einem Tapir, vorne weg ritt, bewaffent mit einer Fackel in der Hand und dabei brüllend seinen Namen rief! Gott er würde damit den ganzen Dschungel in Aufruhr versetzen! Das würde definitiv sowas von passieren und wäre voll Hao sein Stil, weswegen alles bis dahin erledigt sein musste was er wollte. Also wie ging er diese Scheiße mit Lip nun an? Was musste er sich dafür aus dem Hintern ziehen um da geschickt wieder rauszukommen? Gott manchmal hasste er Kinder! Die machen nur Probleme! Aber wenn er so darüber nachdachte…führte wohl kein Weg dran vorbei, also musste er anscheinend mit der Kleinen sprechen. Offen und ehrlich am Besten, denn er wollte nicht das Lip sich noch Sorgen und deswegen alle scheu machte. Demnach drehte sich Hana dann auch im Schneidersitz zu ihr, legte den Speer neben sich auf den Boden und verschränkte die Arme vor sich an seiner Brust. Ehrlich sprechend…aber nicht alles sagend, ging er an die Sache dran und sprach dann zu ihr:

„Ich kann nicht mit dir spielen Lip…Ich habe da erst etwas Wichtiges zu erledigen und dafür muss ich das Dorf mal kurz verlassen.“

Lip legte den Kopf nach links schief und harkte nach:

„…Alleine?“

Fragte sie dann unsicher darauf und Hana nickte ihr nur stumm und zögernd zu, wand danach seinen Blick vor sich auf den Boden und sagte nichts mehr dazu. Wusste nicht was er noch dazu sagen sollte und das war nicht gut. Lip gefiel das natürlich am meisten nicht. Sie fühlte sich nicht wohl damit ihn allein gehen zu lassen, eben auch weil sie wusste dass er das ja nicht sollte und sprach dann ehrlich, so wie auch besorgt darauf:

„Aber du sollst doch nicht alleine aus dem Dorf gehen, Hana! Hao möchte das nicht und dann bekommst du nur wieder großen Ärger von ihm!“

Bitte mach es doch nicht so schwer. Du solltest überhaupt nichts davon wissen! Dachte sich Hana als er das hörte. Aber dennoch sagte er etwas anderes zu ihr:

„Das weis ich! Aber ich muss gehen! Es ist sehr wichtig Lip! Deswegen musst du auch die Backen halten und darfst es niemanden verraten, hörst du?!“

Er sprach das laut, aber nicht aggressiv und unter Druck setzend zu ihr, sondern hoffte einfach darauf dass die kleine genug Empathie besaß um es aus seiner Stimme zu hören wie wichtig es war zu gehen. Denn diese bebte leicht. Verdammt er wollte sie wirklich nicht da mit hinein ziehen! Aber nun war es leider passiert. Hana machte gerade eine Fünfjährige zu seiner Komplizin, indem er ihr sagte sie solle die Backen halten und das war ein mieses Gefühl.

Doch glücklicherweise verfügte Lip über die Gabe der Empathie und sah ihn dann blinzelnd und beide Hände an ihre Brust drückend an. Sie war ihm nicht böse das er sie da reingezogen hatte, auch wenn sie das nicht wusste, aber fühlte das ihn etwas beschäftigte und schwer auf seiner Seele lag und das…das mochte sie nicht. Sie und ihre Schwester mochten es allgemein nicht ihn traurig, oder besorgt zu sehen, denn Hana war für sie wie ein großer Bruder und sie liebten ihn über alles. Aber leider war Hana das sehr oft. Er war viel zu oft traurig und besorgt darüber was andere von ihm dachten. Sie wollte es verstehen warum er gehen musste. Also blickte sie ihn dann auch traurig an und fragte vorsichtig darauf:

„Aber warum musst du denn gehen, Hana…?“

Und es fiel dem Blonden so schwer das zu sagen. So schwer sogar das er den Kloß erst mal qualvoll in seinem Hals runter würgen musste, der sich da im Nu bildete wenn er auch nur an dieses Szenario dachte. Daran dachte das Saku…

Doch er fasste sich wieder, auch wenn seine weiteren Worte dann leicht traurig und schwer aus ihm kamen:

„…Weil Saku sonst geht.“

Und das tat weh. Doch er wollte dass sie das verstand. Also erklärte er es der Kleinen dann auch und dabei legte Lip wieder den Kopf schief und hörte einfach nur zu was Hana zu sagen hatte:

„Wenn ich nicht gehe und das erledige was ich zu erledigen habe Lip…dann wird Saku von hier weggehen. Er…er wird weggehen Lip und das…das will ich nicht. Deswegen bitte ich dich keinem was davon zu erzählen, okay? Ich verspreche dir ich bin schnell wieder da und wenn ich wieder da bin dann…dann kann auch Saku bleiben, verstehst du? Und das willst du doch auch. Du hast ihn doch auch lieb, oder?“

Lip sah ihn weiter unsicher an, aber nickte dann dennoch froh zu ihm.

„Ja ich hab ihn auch sehr lieb! Genau wie du Hana! Er ist so cool und auch soooo lieb! Erst gestern hat er mich und Rap gleichzeitig auf seinen Schultern durch die Gegend getragen! Er ist so groß und stark und man hat so einen tollen Überblick von seinen Schultern aus, hehe!“

Antwortete sie darauf zu ihm und Hana konnte dann einfach nicht mehr anders so das er sanft dabei lächelte.

Das klang nämlich schön und er hatte das mit dem Tragen nicht mal gewusst, denn es musste passiert sein bevor er zu ihm und den Mädels kam. Oh mann Saku gewann einfach schnell die Herzen von anderen, was? Besonders die von Kindern und Frauen. Dieser Blödmann...Das lag sicherlich daran das er an sich sowas...naja irgendwie sowas "väterliches" hatte. Was spannend war, denn eigentlich traute man ihm das als Soldat und mit seiner angeborenen Aggression nicht wirklich zu. Und natürlich wollte Lip das er bleibt, denn immerhin haben sie und ihre Schwester, ihn wirklich sehr lieb gewonnen. Das hörte man besonders daran wie sie über ihn sprach. In ihren Augen war er lustig, nett und so stark und erinnerte die Kleine sehr an Hao, nur mit weniger Gebrülle und größer. So verstand Lip dann auch irgendwie das Hana gehen musste um zu verhindern das Saku ging. Aber sie verstand nicht…warum er wohl gehen würde wenn Hana nichts tat. Also fragte sie ihn deswegen ehrlich:

„Aber warum sollte Saku gehen wollen? Das verstehe ich nicht, denn immerhin ist er hier doch glücklich. Das weis ich. Er würde ganz bestimmt nicht gehen, das weis ich einfach! Er ist doch dein Dyami, Hana. Und ein Dyami geht nicht einfach weg und lässt dich allein. Er kann alles schaffen und bleibt für immer bei einem. So heißt es doch, oder Hana? Ein Dyami beschütz dich vor allem und lässt dich niemals allein.“

Ja und er liebte einen auch bekanntlich unsterblich…

Und als sie das sagte sah der Blonde erschrocken zu ihr rüber und wusste nicht ganz was er darauf noch antworten sollte. Es war…so lieb von ihr gewesen das zu sagen. Sie wollte ihn aufmuntern und es stach in Hana seiner Brust wenn er diese Worte wieder in seinem Kopf abspielte. Ein Dyami…blieb für immer bei dem den er liebte…Er wünschte sich das wäre so. Aber die Realität sah leider komplett anders aus und war nun mal so: Wenn Hana nichts unternahm, dann war Saku weg, simpel und einfach. Und er musste das tun, denn er liebte ihn. Und das wo er noch nicht mal genau wusste…ob Saku ihn auch überhaupt liebte. Ja sie hatten Sex gehabt und waren sich sehr nah gewesen und ja der Blonde hatte dieses Gefühl gespürt geliebt zu werden wenn der Pilot ihn ansah, aber dennoch hatte Sakutaro bisher nicht mit einer Silbe erwähnt das er ihn auch liebte. Er hatte ihm das nicht mal gesagt und Hana…wollte gerne hören ob er ihn liebte. Wollte es ihn sagen hören. Etwas was Hana dagegen schon drei Mal getan hatte und dennoch am Ende unsicher da stand und nicht genau wusste ob das von der anderen Seite auch so empfunden wurde. Was wenn er sich vorhin geirrt hatte? Denn nur weil man miteinander schlief…hieß das noch lange nicht dass man auch Liebe füreinander empfand. Und er musste sofort aufhören daran zu denken, denn dann tat ihm sein Herz wieder weh.

Also schnaufte er nur leicht erfreut über Lip ihre Worte und antwortete dann ablenkend von seinen Gefühlen:

„Ja so heißt es…Aber weist du…auch ein Dyami kann nicht alles alleine schaffen. Hin und wieder braucht auch er Hilfe und Unterstützung. Und genau deswegen muss ich gehen Lip, denn ich muss Saku helfen dass er bleiben kann. Das er endlich hierbleiben und glücklich werden kann…Das verstehst du doch, oder?“

Er hoffte es wirklich sehr dass sie es verstand und auch das er sich eben nicht geirrt hatte.

Womit das Gespräch für ihn auch schon so gut wie beendet war und er sich wieder seinen Speer neben sich griff. Er musste los und seinen Vorsprung nutzen und das noch besser bevor sein Vater wieder im Dorf aufkreuzte und nach ihm suchte. Hana fasste seine Waffe dann fest mit der rechten Hand und kam wieder auf die Beine. Er sah wie Lip ihr besorgter Blick weiter auf ihm ruhte, aber er sich davon einfach nicht abbringen und weichkochen lassen durfte. Egal wie sehr sie ihm auch traurige Hundeblicke zuwarf, er musste gehen und das über die Bühne bringen. Es war das einzig Richtige für ihn. Und hoffentlich hatte er die Kleine erreicht und sie würde das verstehen. Hoffte so sehr sie würde das verstehen…und ihm nicht gleich seinen Vater auf den Hals hetzen, sobald er weg war. Das war alles auf das er selber hoffen konnte. Und dann lächelte er noch mal schnell und streichelte ihr behutsam, so wie auch beruhigend mit der linken Hand über den braunen Haarschopf und Pony vor der Stirn.

Lip schloss dabei kurz die Augen als er das tat, zumindest bis Hana wieder stoppte und sah dann erneut zu ihm hoch und in sein sanftes Lächeln, als er dann frech und aufmunternd sprach:

„Mach dir keine Sorgen. Es wird alles gut, Lip. Das verspreche ich dir.“

Danach ließ er endgültig von ihr ab und drehte sich um.

Hana machte einige Schritte von ihr weg, war bereit seinen Auftrag zu erfüllen und Lip sah ihm nach…als ihr plötzlich etwas auffiel und sie dann doch noch etwas zu ihm sagen musste bevor er ging. Etwas was sie seit vorhin schon beschäftigt hatte, sie es aber nicht fassen konnte und nun dennoch tat. Sie tat es wenn sie ihn ansah. Sie sah es ihm gerade genau an, aber wusste nicht was es bedeutete. Also kam sie auch wieder auf die Beine und sprach ihm dann lieb nach:

„Du Hana?...Du bist heute so anders als sonst.“

Diese Worte waren irgendwie sehr erschlagenend und der Blonde blieb darauf noch mal stehen und sah verwirrt über seine rechte Schulter zu ihr hinter. Ließ seinen Blick auf dem verdutzten Mädchen ruhen das ihn anblinzelte.

„Hä? Was meinst du damit?“

Fragte er darauf, denn es war berechtigt und er verstand das nicht. Inwiefern war er denn heute bitte anders als sonst? Er wüsste nicht was er getan hatte das er nun anders rüber kam als er es sonst so tat. Konnte er auch nicht verstehen, denn es war eben ein Gefühl das nur die Kleine hatte in dem Moment. Was vielleicht sie als Kind nur sehen konnte und dann lächelte sie ganz lieb und fröhlich zu ihm, als sie danach darauf die Worte sagte…die Hana verdammt hart und unvorbereitet trafen, aber dennoch so gut taten.

Sie sagte zu ihm:

„Du bist heute irgendwie…wie deine Mama, Hana. Du bist gerade wie Yoh!“

Er war…wie Yoh?

Das verstand er nur noch weniger, aber es tat dennoch verdammt gut das zu hören. Doch für Lip ergab es Sinn, denn der Junge vor ihr sprach gerade genauso lieb und mütterlich wie es ihre Schamanenkönigin auch konnte. Er war ihr, in dem Moment, sehr ähnlich und seine Worte fühlten sich auch an wie die einer Mutter. Und ihre Worte dagegen zauberten Hana sofort ein leichtes Lächeln auf die Lippen und wärmten sein Herz. Denn selten wurde er mit seinen Eltern verglichen, sondern viel mehr mit seiner verstorbenen Großmutter und das war leider immer nur negativ behaftet. Zu hören das er gerade anscheinend wie seine Mutter gewesen war, wieso auch immer, dass machte ihn so glücklich. Denn nichts hatte er sich mehr gewünscht, damals als kleines Kind, als seiner Mama ähnlich zu sein. Am liebsten wollte er sofort losweinen wie ein Schlosshund, aber das verkniff er sich und rieb dann frech mit dem Linken Handrücken unter seiner Nase entlang und grinste dann darauf. Er überspielte alles und rief dann nur noch zu der Kleinen:

„Ich bin bald wieder da! Also halt ja die Backen und mach dir keine Sorgen, Lip! Okay?“

Da war er wieder, der freche Hana.

Und dann rannte er auch schon los und sah zu das er aus diesem Dorf kam ohne gesehen zu werden. Rannte los bevor sie ihm überhaupt irgendwie antworten konnte. Er musste gerade einfach weg, denn sonst würde er echt anfangen zu heulen. Und Hana hatte ja auch noch einiges zu erledigen wozu er dann einen klaren Kopf benötigte. Etwas was nicht leicht werden würde. Es war, so gesehen, sogar ein verdammter Berg den er da zu besteigen hatte, aber das würde er schon schaffen. Er MUSSTE es schaffen, denn um nichts auf der Welt wollte er Saku verlieren. Es wurde also Zeit mit dem Teufel einen Pakt einzugehen, um den zu Retten den er liebte. Und Hana hatte keine Angst davor, sondern war zuversichtlich das er es schaffen würde. Er musste da nur geschickt ran gehen.

Lip sah ihm noch unsicher nach bis er dann aus ihrem Sichtfeld verschwunden war und legte danach wieder den Kopf etwas schief. Eigenartig…Sie wusste das etwas anders war, denn sie konnte es spüren. Und auch das was sie eben gesagt hatte unterstrich was sie fühlte ganz gut. Dann drehte sie sich aber dennoch um und sah zu dem wunderschönen Blumenbeet von Hana. Lief dort hin und kniete sich vor diese eine tolle, rote Kamelie die so schön strahlte im Licht. Und nun wusste sie auch endlich was genau es war. Was sie bemerkt hatte und konnte es endlich beim Namen nennen. Denn Hana wirkte nur aus einem einzigen Grund gerade wie Yoh. So lächelte sie und sah weiter zu der Kamelie. Es war weil: Hana gerade eben...einfach irgendwie wie eine Mama gewirkt hatte. Und dann entdeckte sie wie an dem unteren Stängel der Kamelie zwei kleine Knospen anfingen aufzutauchen. Jung, zart und noch lange nicht erblüht. Es war so schön. Sie blühte größer und schöner als jemals zuvor. Etwas was Lip noch nicht verstand. Genauso wie sie auch nicht wissen konnte…das wegen dem Blonden seiner Aktion, innerhalb der nächsten zwei Stunden, in diesem Dorf die blanke Panik ausbrechen würde...

The devil made me do it PART 2

Ich dachte an all die Dinge die ich dir noch sagen wollte bevor du für immer gehst. Bevor du weggehst an einen Ort an dem ich dich niemals erreichen könnte. Und als wir die gemeinsame Zeit, die uns noch verblieb, zusammen dort saßen und zueinander lachten, da fing meine Brust an zu schmerzen weil ich wusste ich würde dich verlieren. Während die kühle Frühlingsbrise leise durch die Nacht wehte, saß ich da und dachte mir: „Ich möchte nicht von dir getrennt werden.“. Ich dachte es immer und immer wieder und dann war es nur noch schwerer geworden es dir zu sagen. Mit einem. „Bis Morgen“, sagten wir uns auf Wiedersehen und als ich darauf allein durch den Dschungel lief erinnerte ich mich schlagartig wieder an meine Träume als Kind. Sanfte Blütenblätter tanzten um mich herum. Rosa wie die Kirschblüte und sie entglitten meinen Händen als ich versuchte danach zu greifen. Und ich war ehrlich zu mir selbst in dem Moment. Denn egal welcher Schmerz auch versuchte mein Herz in Stücke zu reißen, ich musste weiter gehen um die andere Seite dieser Wiese zu erreichen die vor mir in allen Farben der Welt erblühte. Denn ich wusste genau: du würdest dort auf mich warten. Du warst auch in diesem Traum gewesen und standest dort wirklich wartend und nicht mal so weit von mir entfernt das ich dich suchen musste. Du schenktest mir ein Lächeln während die Blütenblätter um uns tanzten. Und ich lächelte zu dir zurück, denn wir waren uns so ähnlich. Ich fragte mich immer: wieso waren wir uns nur so ähnlich? Aber bevor ich es verstehen konnte war es schon um mich geschehen und wir fanden zueinander. Wir waren so verschieden und doch so gleich. Oder kopierten wir etwa einander? Aber in der Nacht, als wir uns so nahe waren, da hast du sanft meine Tränen weggewischt und mir zugenickt. Ich wusste was dann kommen würde, aber wollte diese Zukunft nicht akzeptieren. Also sah ich dich an und entschied mich dafür alles zu tun um dich zu behalten. Ich entschied mich meine Erinnerungen an mein altes Leben zurück zu lassen und weiter zu gehen. Die Blütenblätter, die im Wind tanzten, flogen umher und verbanden damals unsere Seelen miteinander. Und damit ich das niemals vergessen würde vertraute ich meine Träume und Wünsche der Frühlingsbrise an. Auf das sie für immer all meine Gefühle mit sich tragen würde und diese dann wieder zu mir fänden im nächsten Frühling wenn sie zurückkehrte. Ich hob meinen Kopf hoch damit wir beide wieder zusammen lachen konnten, so wie wir es liebten. Niemand war so stark allein zu leben und hin und wieder wurden wir alle von schrecklichen Sorgen geplagt, besonders ich. Aber dennoch tat ich den ersten Schritt und wollte ihn gehen. Ich ging erhobenen Hauptes nach vorne und in die Zukunft. Ich lief und kämpfte für eine Zukunft an die ich immer glaubte. Und ich glaubte sie fing ab dem Moment auch erst richtig an. Ab dem Moment wo ich dich das erste Mal sah und dich darauf nie mehr vergessen konnte. In der Nacht als wir eins wurden hattest du dich an mich gebunden. Du schenktest mir Liebe die ich immer suchte und etwas von dir…was mich endlich zu dem gemacht hatte was ich immer sein wollte. Und ich erinnerte mich. Ich liebte dich in dem Moment wo ich dich das erste Mal sah. Ich liebte dich in der Sekunde als du mich das erste Mal beschützt hast. Ich liebte dich als du mich im Wasser anlachtest. Ich liebte dich als du alles dafür getan hast um mich dem Tod zu entziehen und zu retten. Ich liebte dich in dieser einen Nacht mehr als alles andere als wir uns näher waren als wir es eigentlich sollten. Aber noch vor all dem...liebte ich dich auch schon. Ich liebte dich…seit dem Moment wo du mir versprochen hattest dass wir für immer zusammen bleiben würden und uns wiedersehen. Egal wo, ob in der Welt der Lebenden, oder in der Welt der der Toten. Und das…das war das größte Geschenk was du mir machen konntest. Das Geschenk dich immer wieder finden zu können und mich aufs Neue in dich zu verlieben. Immer und immer wieder. Und das bis in alle Ewigkeit.
 

Hana wusste das alles nicht, also das es im Dorf bald eskalieren würde weil er gegangen war und lief demnach einfach nur so schnell wie er konnte durch den Dschungel vor sich.

Er rannte über Stock und Stein, ließ den Urwald bald darauf hinter sich und flitzte dann dahinter am Strand entlang um sein Ziel zu erreichen. Die Möwen krischen über ihm am strahlenden, blauen Himmel und die Meeresbrise fühlte sich heute so an als würde sie ihm Rückenwind geben und helfen wollen. Die Sonne trocknete dabei sein Haar und es war als bestärkte ihn die Natur selbst darin dass es richtig war das zu tun was er vor hatte. Als wäre es das einzig Richtige. Und so fühlte auch er. Dennoch hoffte er dass die Figur, die er für die Umsetzung seines Planes benötige, auch ordentlich mitspielen würde, denn ansonsten konnte es echt kompliziert werden. Doch Hana war nicht blöd und im Notfall hatte er ja das passende Argument in seinen Händen um überzeugend rüber zu kommen. Manchmal kam es einfach nur darauf an wie man an gewisse Dinge ran ging. Und so kam er auch schon nach wenigen Minuten an der einen besagten Düne an, die er inzwischen besser kannte als alle anderen und rannte diese dann runter. Rannte immer weiter und schließlich an dem Ort vorbei wo er letzte Nacht die schönste Nacht seines Lebens verbracht hatte. Er war nämlich an Saku seinem Zero angekommen.

Hana rannte also rechts vom Zero am Wasser entlang und durch den Sand, während er dabei nach links zu diesem rüber sah. Niemand war dort zu sehen und dieser noch immer nicht flugtauglich. Was ganz gut war, denn das bedeutete das er noch Zeit hatte um alles zu deichseln bevor Saku überhaupt erst wegfliegen konnte. Etwas was ihm sogar leicht beruhigte. Ihm kamen diese Gedanken noch während er einfach weiter rannte und er war eigentlich nicht hier um an dem Flieger etwas zu erledigen. Nein, denn sein Ziel war etwas ganz anderes, aber dennoch…er blieb schlagartig stehen und sah dann wieder zu diesem rüber. Stand dort in der Sonne und mit den nackten Füßen im Wasser, weil er die Schläppchen vorher noch ausgezogen hatte und nun in der linken Hand trug, während der Wind durch sein offenes Haar wehte.

Hana ließ der Gedanke einfach nicht los was hier in der letzten Nacht passiert war. Und es war dieses Mal nicht die Sache dass er hier Sex gehabt hatte…sondern etwas anderes. Etwas Unerwartetes und was er nicht so ganz verstand. Weswegen er schnaufte und dann doch einen kurzen Abstecher zum Zero machte.

Als er dort ankam ging er auch sofort gezielt auf eine Stelle zu die unter dem einen Flügel des Vehikels war und dort hob er dann etwas auf. Er legte seine Schläppchen ab und nahm es dann vorsichtig aus dem Sand, genau von dort wo es gelegen hatte. Danach klopfte er diesen auch schon von dem Teil ab. Hana sah es in seinen Händen an und überlegte. Warum hatte Saku das bloß gemacht...? Aber er überlegte auch nicht zu lange sondern zog es danach schnell über seinen Kopf und ließ es dann locker an seinem Hals und nach vorne zur Brust, runter hängen. Darauf nahm er wieder seine Fußbekleidung in die linke Hand und ließ auch schon wieder den Zero hinter sich. Er rannte wieder an das Wasser und dann weiter durch den nassen Sand den Strand entlang, während das was um seinen Hals hing, immer mal wieder in der Sonne auf funkelte sobald sie dort richtig drauf fiel. Hana wusste einfach nicht warum Saku das getan hatte. Doch er speziell wollte irgendwie nicht dass dieser sich davon löste, denn er hatte da das Gefühl…das sie ein Teil von ihm war... und von dem er sich besser nicht lösen sollte. Das es sehr wichtig war sie zu behalten. Deswegen hatte er sie geholt und behielt sie nun erst mal bei sich bis er sie Saku später wiedergeben könnte. Was es war? Nun es handelte sich um seine Fliegerbrille, welche er gestern Abend von sich geworfen hatte. Von sich geworfen hatte, fast so…als wollte der Pilot nicht das sie ihn belastete, wegen was auch immer. Doch wenn der Blonde raten dürfte...dann würde er alles darauf verwetten das es ihn emotional belastet hätte sie beim Sex zu tragen. Und was es auch immer war was Saku emotional damit verband, dass er dachte sich gestern Nacht davon trennen zu müssen um lieben zu können...Hana wollte nicht daran schuld sein dass er es verlor. Aber er war sich halt nicht hundert prozentig sicher ob es wirklich so war und er sich davon emotional distanzieren wollte, also rannte er dann einfach weiter und Strich es fürs Erste aus seinen Gedanken. Und nach einer guten, halben Stunde kam er schon bereits dort an wo er hin wollte.

Hana blieb im Sand des Strandes unter sich stehen und sah dabei vor sich diesen gewaltigen Berg rauf den er da zu erklimmen hatte…und der eigentlich kein Berg war sondern ein gestrandetes Schiff. Aber nicht nur irgendein Schiff…sondern der besagte Flugzeugträger in dem er erst vor gut einer Woche operiert und gerettet worden war. Dort wo er Saku seine Jungs auch alle zum ersten Mal beieinander sah und richtig kennengelernt hatte.

Es fühlte sich für ihn komisch an dieses riesige, leblose Ding vor sich zu sehen, welches er nicht kannte und sich auch in seinen verrücktesten Fantasien niemals hätte ausdenken können. Es wirkte wirklich wie aus einer anderen Welt und je länger Hana es ansah…umso mehr wollte er wissen was das für eine Welt war die da hinter dem Horizont lag. Diese Welt aus der Saku kam. Es kitzelte ihn sehr dies herauszufinden. Und er fragte sich: ob er wohl jemals die Chance dafür bekommen würde? Doch er schüttelte diesen Gedanken gleich wieder ab, denn er hatte nun andere Sorgen und eine davon war erst mal…wo sollte er anfangen?

Der Blonde hatte sich den Weg nach draußen gut gemerkt. Sicher war er nun schon eine Weile nicht mehr an diesem Ort gewesen und es jagte ihm einen unangenehmen Schauer über den Rücken, wenn er auch nur daran dachte was hier alles so passiert war. Denn hier...hätte er damals sterben können. An diesem Ort war er dem Tod so nahe gewesen wie noch nie zuvor und irgendwie schlichen sich auch plötzlich wieder Schmerzen durch seinen Bauch, so dass er sich mit der freien Hand an die besagte Stelle fasste, wo er angeschossen wurde und diese dann dort auch in das Oberteil krallen ließ. Was war los? Er verstand das nicht, denn er war kein Arzt aus der modernen Welt. Somit wusste Hana auch nicht das es sowas wie einen „Phantomschmerz“ gab und der setzte gerade voll bei ihm ein.

Es war aber eine andere Art von Phantomschmerz als das was man eigentlich in Fachjargon darunter kannte. Denn normalerweise, wenn man über diese spezielle Form des Schmerzes sprach, dann handelte es sich um einen Schmerz der bei amputierten Gliedmaßen auftrat. Das bedeutete: man fühlte, beim besagten Phantomschmerz, noch immer Schmerzen in der Gliedmaße, auch wenn diese schon lange nicht mehr vorhanden war. Das Gehirn spielte einem also irgendwie einen ganz speziellen Streich und erzeugte Schmerzen von etwas was nicht mal mehr da war. Es waren, so gesehen, „gespeicherte“ Schmerzempfindungen im somatosensorischen Cortex auf Grund einer Veränderung im Gehirn, ausgelöst durch die Amputation. Etwas Faszinierendes. Doch was der Blonde gerade empfand war etwas komplett anderes, aber doch ähnlich und beruhte auf einem völlig anderen Auslöser als einer Amputation…nämlich Erinnerungen.

In einigen Fällen, besonders wenn Menschen sehr sensibel waren, konnte es passieren das sich der Körper an einen traumatischen Schmerz erinnerte wenn man an einen bestimmten Ort kam, wo es passiert war, oder man das sah was es ausgelöst hatte. Der Körper „gaukelte“ also einem, in der Sekunde, denselben Schmerz vor dem man traumatisch erlitten hatte um sich zu schützen und dafür zu sorgte das man Abstand davon hielt. Das Gehirn erinnerte sich schockiert daran und rief somit panisch den damals erlittenen Schmerz ab, weshalb die Schmerzen dann auch sofort wieder kamen. Hana wurde zwar am Strand, beim Zero, von Luke Anderson angeschossen und dennoch erinnerte sich sein Körper nicht an den Schmerz des Schusses…sondern an den bei der Operation. Was daran lag das er viel schlimmer gewesen war.

Der Schuss ging schnell, grausam und wie ein brennender Schlag der ihn traf. Aber die Operation...das waren andauernde, reißende Schmerzen gewesen, denen man nicht entkommen konnte egal wie sehr man auch schrie. Und Hana war damals nicht sediert worden und wurde somit auch nur von Sakutaro und Paku festgehalten als der Schmerz richtig einschlug wie eine Bombe. Er spürte alles. Einfach jede Bewegung als Sugi nach der Patrone in seinem Fleisch wühlte. Jedes Stechen, jedes Brennen und jeden Riss der zusätzlich in seinem Fleisch entstand, egal wie klein er auch gewesen war. Der Kleine musste diesen Schmerz körperlich allein ertragen und es war der Schlimmste in seinem Leben gewesen. Saku hatte dabei zwar mit ihm gesprochen und getröstet, aber auch damit konnte man den Schmerz nicht ganz lindern. Doch zum Glück hatte sich sein Körper damals schnell abgeschaltet und zwar in dem er bewusstlos wurde. Aber dennoch war der Schmerz nun wieder da, leichter und nicht mit voller Härte, aber er war da…und das verursachte bei Hana sofort Unbehagen.

Er keuchte dann auch schon laut auf und krümmte sich etwas zusammen. Noch nie zuvor hatte er sowas erlebt und es zeigte ganz gut…was für ein Level von Angst sich gerade wieder in ihm aufbaute. Sie fing langsam an ihn zu lähmen und deswegen wollte er sich am liebsten sofort umdrehen und weggehen! Doch der Blonde riss sich zusammen. Er konnte nicht gehen, denn viel stand auf dem Spiel. Und Hana war garantiert keiner der sich von einem Schreckgespenst in seinem Kopf verjagen ließ! Er hatte gegen einen Gott gekämpft dessen Anblick allein schon der reinste Horror gewesen war! Da war das hier doch ein Witz dagegen! Und ihm war das bewusst. Bewusst dass sein Kopf ihm gerade diesen Schmerz vorspielte und er würde sich garantiert nicht von seinem Körper fertig machen lassen! ER hatte die Kontrolle über seinen Körper und nicht dieser über ihn! Denn wenn Hana etwas noch weniger leiden konnte, als Goldva und seinen Vater in Kombination…dann war es der Kontrollverlust über seinen Körper. Und das hatte sich schon mal gezeigt. Nämlich damals unten im verbotenen Tal, als er und Saku von ihrem Wolfsgott vergiftet wurden. Nie wieder wollte er die Kontrolle über seinen Körper verlieren…Also riss er sich zusammen, stampfte einmal mit dem rechten Fuß in den Sand unter sich und fauchte:

„Reiß dich verdammt noch mal zusammen, Hana! Du schwingst jetzt deinen Hintern da rein und bringst damit endlich den Mist hinter dich! Du gehst genau nach dem Plan vor, den du dir zurechtgelegt hast und dann musst du auch nie wieder einen Fuß in diesen Misthaufen setzten!...Und ich führe gerade Selbstgespräche um mich aufzumuntern…Ja das fängt echt gut an...Ich bin so blöd...“

Ja, denn so, wie er gerade war, startete meist gern der Wahnsinn.

Erneut schüttelte er hektisch den Kopf, so dass er aufpassen musste nicht noch nen Schwindel zu bekommen, für den er dann selber verantwortlich gewesen wäre und dann folgte auch schon ein entschlossenes Nicken…Und ein Schlucken.

Okay er hatte wirklich Unbehagen bekommen und irgendwas in seinem Körper schrie ihn nun förmlich an KEINEN Fuß da rein zu setzten. Schrie dass er sich einfach umdrehen und wieder heimgehen sollte. Aber das stand nicht mehr zur Diskussion. Hana wollte Saku nicht verlieren. Niemals…Also machte er den entscheidenden Schritt und lief auf das große Loch zu, welches an der Seite des Flugzeugträgers klaffte und zu dem man nur gelangen konnte indem man geschickt von Stein zu Stein sprang, denn große Felsen waren dort im Wasser und zwischen den Korallen platziert gewesen. Dicht genug das er noch nicht mal riesen Sprünge vollziehen musste um rüber zu kommen. Also zog er seine Schläppchen wieder an, denn er wollte es nun mal nicht riskieren seine Füße an scharfen Kanten der Felsen aufzuschneiden. Davor klopfte er noch den Sand des Strands von seinen Fußen und machte sich dann endlich los.

Er sprang danach leicht von Fels zu Fels und somit über das schäumende Wasser des Meeres hinweg. Und obwohl die Felsen leicht glitschig waren fand er dennoch gut Halt auf diesen und kam dann auch bald darauf an dem großen Loch im Wrack an, das sich da wie eine klaffende Wunde vor ihm offenbarte. Oder auch wie das offene Maul einer Bestie, je nach dem wie man es betrachten wollte und in dessen Schlund er sich nun begeben würde. Ihm wurde da etwas bewusst, als er das vor sich so sah: nämlich dass das sicherlich kein Spaziergang wurde. Das wusste Hana auch sofort, in dem Moment, als er die Dunkelheit vor sich erblickte, welche ihn besorgte. Aber er musste da einfach rein...Doch noch bevor er das tat und während er sich dabei rechts an der Öffnung des Wracks leicht mit der rechten Hand festhielt…da konnte er etwas hören. Etwas was ihn schlagartig verdutzte und er dann auch genauso über seine linke Schulter hinter sich sah und zurück zu den Steinen und Korallenriffen über die er eben gesprungen war.

Hana runzelte die Stirn. Er sah zum Wasser, das zwischen den Steinen und Korallen hohe Wellen schlug, welches deshalb auch sehr aufgewühlt, so wie auch schaumig gewesen war und er erblickte weiterhin nichts Beunruhigendes. Sein Blick ruhte sogar länger darauf und er konnte sich das einfach nicht erklären. Konnte sich nicht erklären was das eben bloß gewesen war und woher dieses Gefühl in seiner Brust kam. Dieses Gefühl beobachtet zu werden, was aber keinen Sinn ergab, denn niemand war da. Er war ganz allein. Und dennoch dachte er eben etwas gehört zu haben. Etwas was nicht nach schlagenden Wellen, einem Windhauch um seine Ohren ziehend und kreischenden Möwen in der Ferne klang, sondern nach etwas ganz anderem. Denn es klang…Hana dachte wirklich es klang wie Gesang. Wie ein lockendes Flüstern vom Wind das durch diesen zu ihm getragen wurde und Worte die man nicht verstehen konnte. Sehr unheimlich...Doch es war nichts mehr zu hören und auch nichts zu sehen, also hatte ihm da offenbar sein Verstand erneut einen Streich gespielt. Konnte sogar gut sein denn er war sehr nervös weil er in das Wrack musste. So zuckte er dann auf und begab sich danach dennoch unbeirrt in das Innere des Flugzeugträgers. Machte sich mutig dran dass zu erledigen weshalb er da war. Und sammelte all seinen Mut dabei...Nicht wissend dass das Wasser des Ozeans, von diesem Tag an, eine Gefahr für ihn darstellen würde. Das es da unten dunkle Abgründe gab, in der Kälte des Meeres, die er nicht mal kannte und sich auch nicht in seinen kühnsten Träumen vorstellen konnte. Nicht wissend...das etwas schuppiges kurz darauf aus dem Wasser auftauchte, ihm noch zischend hinterher schaute und danach sofort wieder in den Tiefen des Meeres verschwand...
 

Als Hana in dem Flugzeugträger ankam wurde ihm bewusst dass er sich dort nicht richtig auskannte und die vielen Wege, die er darauf dann einschlug nachdem er in diesen geschritten war, auch nur lief weil er sich noch genau an diese erinnern konnte. Weil er die noch kannte, denn diese waren sie damals gelaufen nachdem sein Vater ihn dort mit voller Besatzung abgeholt hatte und Saku dabei noch als Geisel nahm. Aber da hörte es dann auch schon auf und mehr kannte er nicht. Was bedeutete: er würde durch den Rest des Wracks quasi blind wandern.

So lief er einen weiteren kalten Gang entlang von dessen Wänden, links und rechts, das Wasser hinab tropfte und welches sich dort zusätzlich durch die Nässe und dem Salz in der Luft, gebildet hatte. Das Wrack knarrte immer mal wieder auf durch seine aufgelaufene Position und vielerlei Geräusch ertönten von dem Metall um sich zu Hana, welches nun durch den Wellengang des Meeres, lebendig geworden war. Der Blonde befand sich auch noch sehr weit unten in dem Wrack, dort wo das Wasser weiterhin rein kam und er dann auch noch genau da lang lief wo das Wasser bereits schon so viel Schaden angerichtet hatte und einige Räume somit auch gnadenlos überflutet wurden. Deswegen war es also kein Wunder das alles so triefte vor Nässe. Unteranderem gab es weiter unten noch den Heiz- und Maschinenraum, zu dem es aber nun absolut keinen Zutritt mehr gab, es sei denn man wollte tauchen und so vielleicht Fischen begegnen die man eigentlich eher meiden sollte, so wie Haien oder Muränen. Mal abgesehen davon sollte man, laut Hana, eh nur noch da runter gehen wenn man nen Todeswunsch hatte und eher freiwillig ertrinken wollte! Denn Sauerstoff gab es dort unten sicherlich keinen mehr und damit war es auch eine Todeszone geworden. Ein dunkles, nasses Grab, wenn man es so sehen wollte. Aber Hana hatte da unten glücklicherweise nichts zu erledigen. Wieso auch, denn sein Interesse lag mehr daran den Ort zu finden wo man Leute einsperren könnte. Also lief er weiter den Gang hinab und bog dann nach rechts in eine hohe, offenstehende Tür welche dahinter in einen Treppenaufgang führte und deren Tür aus den Angeln gerissen worden war.

Vorsichtig und wachsam schritt er in den Raum hinein und machte danach einige bedachte Schritte nach vorne an das Geländer von wo er dann nach oben und unten sehen konnte. Wasser tropfte dabei lauter um ihn herum und plätscherte durch die Umgebung während er sich leicht über das Geländer lehnte und nach unten sah.

Der Treppenaufgang war nicht wirklich breit, aber gerade so breit genug das es Platz gab um zwischen dem Geländer zu anderen Etagen runter, oder rauf, sehen zu können und Hana so auch schon das Wasser erblicken konnte welches nicht weit unter seinem Stockwerk anfing ins Wrack zu laufen und somit erneut bewies das, dort unter ihm, bereits alles restlos überflutet war. Da ging es nirgends mehr hin, außer ins besagte „nasse Grab“. Das Wasser stach von dort unten sogar sehr hoch und dunkel hervor, so dass der Blonde es auf keinen Fall riskieren wollte auch nur einen Fuß da hinein zu setzen. Denn er konnte noch nicht mal sehen wie tief es nun eigentlich war und weswegen es ihm sofort unwohl wurde. Nein danke, er wäre schon einmal fast ertrunken, nämlich damals als er Saku zum ersten Mal traf und seid dem hatte sich bei ihm ein gesunder Respekt vor Wasser aus dem Ozean eingeschlichen. Oder eher mehr vorm Tauchen im Ozean. Er mied das also bewusst und musste eh nicht darunter, weswegen er dann über sich sah.

Hana konnte sich gut daran erinnern dass sie damals von sehr weit oben gekommen waren. Nicht nur als er aufgewacht war, sondern auch als sie Silva aufs Deck folgen. Wenn er nun so darüber nachdachte war das damals doch sehr offensichtlich eine Falle gewesen, denn wie sollten sie bittschön vom Deck runter kommen, wenn das Wrack so hoch war? Etwa springen mit einem Verletzten? So gesehen war das ganz schön blöd von ihnen gewesen Silva so auf den Leim zu gehen. Warum nur war ihnen das damals nicht aufgefallen? Also so wirklich keinem von ihnen? Hana war aber auch zu verletzt gewesen um klar denken zu können, also klammerte er sich da selbst mal aus, aber der Rest der Zero-Staffel war offenbar zu blöd dafür und das war wieder mal so typisch. Oh mann diese Trottel. Er zuckte aber dann schon wieder mit den Schultern und sah rechts von sich zu der Wand wo ein Schild hing.

Hana konnte eine große Eins darauf sehen, aber nicht lesen was klein darunter stand und legte dann den Kopf verwirrt schief. Was dort geschrieben stand war reines japanisch und die Bezeichnung beschrieb was auf der Ebene zu finden wäre, doch Hana sein Stamm besaß eine abgeänderte Form von Japanisch und deswegen konnte er es nicht richtig lesen und damit auch nichts anfangen. Er kannte ja auch das Prinzip von Stockwerken nicht, weil es sowas auf ihrer Insel eben nicht gab und sie das somit auch nie gelernt hatten. Ihm war aber dennoch damals aufgefallen das die Zahlen kleiner wurden, also man abwärts zählte, je mehr sie nach unten gingen. Im Umkehrschluss wurden sie dann größer und man dann also aufwärts zählte je höher er nun gehen würde. Hana erinnerte sich genau an die Zahl fünf, wo sie damals starteten, denn auf der Ebene war er operiert worden. Noch eins höher war dann auch schon das Deck. Demnach musste er also auf einer Ebene suchen die unter dem Stockwerk fünf lag, um das zu finden was er suchte. Und er erinnerte sich auch daran, aus seinem Gespräch mit Sakutaro welches vor einigen Tagen gewesen war, dass ihr Gefangener weiter unten gefangen gehalten wurde als der Operationsraum. Und er war genau deswegen hier, nämlich um ihn zu treffen…Hana suchte nach Luke Anderson.

Er wusste dass er noch lebte, denn Saku und die Anderen hatten ihn damals nicht umgebracht sondern hielten ihn gefangen bis sie wussten was sie mit ihm machen sollten. Woher er das wusste? Sakutaro hatte das ebenfalls Hana im Dorf erzählt, als er ihn nämlich darüber aufklärte was so alles nach dem Schuss passiert war, eben weil der Blonde sich an nichts mehr richtig erinnern konnte und es wissen wollte. Sie hielten diese miese Ratte hier also gefangen und das kam Hana nun ganz gelegen, denn er erhoffte sich eine Kooperation mit ihm. Etwas was komisch klang, denn warum sollte man sich mit dem Mann zusammentun wollen der einen fast umgebracht hatte und definitiv nichts Gutes von ihm wollte? Und das fühlte der Kleine damals an diesem Blick den ihm dieser Typ zugeworden hatte. Er war böse und hinterhältig, weshalb ihm keiner einfach so trauen würde. Aber wie bereits gesagt: Hana war in einer Position angekommen wo er nach jedem Zweig griff um dafür zu sorgen das Saku bleiben durfte und das war eben einer davon. Wenn es so lief wie er es sich erhoffte zumindest. Der Kleine war irgendwie verzweifelt und er erhoffte sich daraus das Luke vielleicht dafür sorgen könnte das alle von hier verschwanden OHNE das Saku persönlich wegfliegen müsste um das zu erreichen! Ohne das er ihn verlassen müsste. Keine Ahnung aber vielleicht hatte der Mistkerl ja eine Alternative zur Hand von der der Kleine nichts wusste und das wollte er nun herausfinden. Vielleicht etwas was auch Saku und die Jungs übersehen haben könnten. Es war naiv und dumm…aber Hana war eben verzweifelt und das trieb ihn dazu so ein Risiko einzugehen. Aber er war sich auch zugleich sicher dass nichts passieren würde, denn laut Saku war Luke gut eingesperrt und käme da von alleine auch nicht mehr raus. Wenn der Kleine also nur genug Abstand zu ihm hielt, dann konnte auch nichts passieren. Und sich mit dieser Erkenntnis selbst beruhigend lief er dann rechts neben sich an die Wand und dort dann die erste Treppe hoch um ins nächste Stockwerk zu gelangen.

Als Hana so die Treppen hoch lief fiel ihm wieder etwas ein. Und zwar der Fakt: das hier ganz komisch gezählt wurde was die Stockwerke betraf. Ihm fiel somit nämlich auf das es kein Stockwerk mit der Nummer Vier gab und das fand er sehr seltsam. Warum zählte man: eins, zwei drei und dann fünf? Aber der Junge konnte ja nicht wissen dass dies mit dem Aberglaube der Japaner zu tun hatte, denn die Zahl Vier wurde im Japanischen als Unglückszahl gesehen da man ihre Bezeichnung als „shi“ lesen konnte, was dem japanischen Wort für „shinu“ also „sterben“ ähnelte. Somit fing dann also über dem Keller, eben wo die Maschinenräume waren, das Zählen auch schon mit der Eins an und ging danach normal weiter, bis dann nach der Drei auch schon die Fünf kam und ab da war es eben komisch gewesen da die Vier komplett weg gelassen wurde. Aberglaube, von dem er nichts wusste, hin oder her, denn für Hana hatten die einfach nur nen Sprung in der Schüssel, basta. Aber das Knarren und Scheppern seiner Schritte, auf den langsam rostenden Metalltreppen, riss ihn wieder aus seinen Gedanken und ließ ihn sich fokussieren.

Sicher war das alles unter und um ihn sehr stabil gebaut gewesen, aber dafür hatte er ja keine konkreten Beweise, weshalb sich in seinem Kopf schon die schlimmsten Horrorszenarien ausbreiten wollten. Sachen wie: die Treppen brach unter ihm zusammen und dann schlug er, weiter unten, falsch auf und brach sich dabei das Genick. Oder er spießte sich irgendwo auf und verblutete dann elendig und unter Schmerzen schreiend. Oder, als Krönung, fiel er in das dunkle Wasser unter ihm und sofort fraß ihn dann ein Hai auf, der sich seinen Weg in das Innere des Wracks gebahnt hatte! Man sah also das seine Fantasie schier grenzenlos war wenn es um mögliche "schlimmster Fall Szenarien" ging. Doch Hana wusste insgeheim das Haie eigentlich nicht die blutrünstigen Monster waren für die er sie gerade abstempelte. Aber dennoch mochte er sie nicht und wollte auf keinen Fall einem unter Wasser begegnen, denn er konnte ganz besonders ihre Augen nicht ausstehen, neben dem Maul voller unendlich vieler scharfer Zähne.

Einmal, als er noch klein gewesen war, hatte er zusammen mit seinem Vater, einen im seichten Wasser vom Strand aus gesehen und Hana bekam damals das Gefühl der Fisch würde ihn dabei so richtig anstarren. Da sah er diese Augen zum ersten Mal und der Fisch hatte schwarze Augen. Schwarze, leere und emotionslose Augen. Tote Augen für den kleinen Jungen und das jagte ihm eine Gänsehaut ein. Man konnte nämlich das Tier deswegen nicht richtig einschätzen und daher mied er sie bewusst…Aber auch weil ihn ein großer Weißer locker in der Mitte zerbeißen oder in Stücke reißen könnte und das alles auch noch ohne großen Aufwand. Obwohl diese extrem selten vorkamen in ihren Gewässern um die Insel. Hao hatte auch damals, mit ihm zusammen, mal einen Hai erlegt, aber das war nur ein kleiner Blauhai gewesen, die es wesentlich öfter bei ihnen gab und sich auch ins seichte Wasser trauten. Und auch da mochte Hana diese Tiere nicht, denn die vielen Zähne waren ja Argument genug. Sein Vater hatte sich sogar leicht darüber beschwert dass der Blonde keinen Stolz daran empfand einen Hai erlegt zu haben. Aber Hana war damals noch nicht so gewesen. Er erfreute sich nicht daran Tiere zu töten und anstatt sich daran zu bereichern bat er unter Tränen seinen Papa den armen Fisch wieder frei zu lassen und das obwohl er sie nicht mal mochte. Keine Ahnung aber Hana tat es weh dieses Tier so zappelnd um Luft kämpfend zu sehen. Er konnte fühlen und sehen dass es immer mehr erstickte und das tat ihm weh. Es sollte aufhören und stattdessen wollte er viel lieber wieder bei Mama sein und was über Kräuter lernen. Er war damals...noch so anders gewesen. Lieb und weinerlich. Aber irgendwann kam dann der Bruch und er wurde aggressiver und unzufriedener mit sich selbst. Einfach weil er von seinem Vater mit so viel Druck beladen wurde der nächste, gute Häuptling zu sein. Etwas was er nie wollte.

Doch er holte sich wieder aus den Gedanken von seiner Vergangenheit raus, als er dann endlich erleichtert im dritten Stockwerk angekommen war und dort schließlich durch eine weitere Tür lief und somit den kühlen Treppenaufgang hinter sich ließ.

Hana atmete erstemal erleichtert aus und sah sich dann um.

Es zeigte sich überall dass dieses Schiff nie wieder schwimmen werden würde, denn es war an vielen Stellen schon feucht und brüchig geworden. Und er bemerkte vor allem auch, durch das Treppensteigen, dass er noch immer nicht zu hundert Prozent wieder fit war, denn es hatte ihm schon zu schaffen gemacht diese hoch zu laufen. Sein Atmen war etwas schneller und in seinem Bauch stach und zog es wieder leicht, aber das war nach wenigen Minuten auch schon wieder verflogen als er dann nach rechts den Gang hinab lief und sich dabei umsah.

Jedes Zimmer, an dem er dann vorbei lief, war anders gewesen. In einigen standen Betten die er noch nie zuvor gesehen hatte und in anderen waren Dinge die er einfach nicht kannte und sich auch nach dem Aussehen keinen Reim darauf machen konnte. Seine Neugier packte ihn aber dennoch irgendwie und am liebsten wollte er da rein gehen und sich alles genau ansehen. Wollte entdecken und Neues lernen. Doch er riss sich zusammen denn deswegen war er eigentlich nicht hier und lief dann einfach weiter. Hana hatte obendrauf auch keine Ahnung wo er diesen Anderson finden könnte und alles Stück für Stück abzusuchen würde ewig dauern! Immerhin wusste er ja noch nicht mal ob er überhaupt im richtigen Stockwerk war! Und nun wurde ihm schlagartig wieder bewusst…wie dumm und völlig ins Blaue er doch gelaufen war mit der Aktion. Mal abgesehen davon dass sein Vater und vielleicht auch Saku, schon längst unterwegs sein könnten um ihn zu holen. Oh er würde von beiden so gehörig angefahren werden, denn Sie wollten ihn beide, auf ihre eigene Art und Weise, beschützen und das wusste er. In der Hinsicht waren sie sich nämlich sehr ähnlich und Hana sein einziger Vorteil, noch genug Zeit zu haben, war in dem Fall: das keiner im Dorf wusste wo er nun hingegangen war und demnach bekam er vielleicht doch mehr Zeit aus der Sache raus als er anfangs dachte. Nicht mal Lip hatte nen Plan wo er bloß hin gegangen war, obwohl sie aktuell die Einzige im Dorf war die wusste dass er weg ging. Einzig Sakutaro wäre vielleicht derjenige der auf die Idee kommen könnte das Hana hier her gehen würde…Weswegen der Blonde plötzlich ein ungutes Gefühl im Bauch hatte. Denn ihm fiel da ein: Wenn ihm nun was passieren würde…keiner wüsste wo er wäre und auch keiner wäre da um ihm zu helfen.

Und sofort fiel ihm die Schwere der Dummheit auf die er da begangen hatte als er einfach ging ohne Bescheid zu geben. Sicher er ging nie damit hausieren wenn er das Dorf verließ, besonders weil es eben heimlich sein sollte, aber das hier war doch irgendwie eine andere Geschichte als alles was er vorher so getan hatte, denn Hana kannte seine Insel und fast alle ihrer Gefahren. Aber dieses Wrack hier war unbekanntes Territorium und er suchte auf diesem auch noch nach einem Mann der ihn damals umbringen wollte. Oben drauf war er noch immer nicht so ganz fit und somit angreifbarer als vorher. Oh mann er war so dumm. In was für eine Dummheit hatte ihn die Verzweiflung da bitte rein geritten? Und es war untypisch für ihn, denn so war er eigentlich nicht. Okay er war zwar stürmisch und ab und zu unbedacht…aber eigentlich nicht blöd. Und das hier war eine verdammt riskante und blöde Aktion gewesen. Also blieb Hana sofort stehen und sah unsicher hinter sich und zurück zu dem Treppenaufgang. Vielleicht…sollte er doch lieber wieder umkehren und einfach mit Saku darüber reden…? Ihm bitte zu bleiben und alles zu überdenken. Hana war sich nun schlagartig sehr unsicher wegen seiner Idee und dachte wirklich darüber nach einfach wieder heim zu gehen…Als er dann plötzlich etwas hörte was ihn zusammenzucken ließ.

Es war ein lautes, metallisches Donnern, das aus der Ferne zu ihm dröhnte und Hana deswegen schreckhaft und sofort mit der Waffe vor sich bereit haltend, da stand. Sein Blick fuhr hektisch aber gezielt umher und suchte alles vor und hinter sich ab. Suchte nach dem Ursprung des Geräuschs, oder einem Feind der ihn vielleicht gerade anfallen wollte, während ihm sein Herz bis zum Hals schlug. Aber er fand einfach nichts. Konnte nichts um sich sehen. Keiner war zu erspähen und die Gänge erstreckten sich weiterhin nur leer und leblos vor und hinter ihm ins Unbekannte. Das Geräusch war aber noch immer nicht verschwunden und Hana konnte es ganz genau hören wie es, in einem wirren Takt, immer und immer wieder ertönte. Für ihn hörte es sich fast so an…als würde da jemand irgendwo dagegen schlagen. Somit war er sich nun auch ganz sicher, dass er nicht mehr allein auf dieser Ebene war, denn es klang sehr natürlich erzeugt, eben weil das Knallen auch mal schneller und dann wieder langsamer aufeinander folgte. Das war definitiv durch Menschenhand gemacht, oder eben durch etwas was lebte. Vielleicht…war er ja hier doch richtig und dort angekommen wo Anderson sein sollte. Und innerlich hoffte der Blonde nun sogar das es keiner von Saku seinen Jungs wäre der das Geräusch verursachte, denn das konnte er nun wirklich nicht gebrauchen.

Hana war sich bewusst dass er auf diesem Wrack nun mal das Risiko einging einen von denen über den Weg laufen zu können, denn immerhin mussten die ja ihren Gefangenen versorgen, aber auch zugleich im Auge behalten und ließen ihn nicht einfach verhungern wie ein Tier an der Leine. Und Anderson nicht an Hana ran zu lassen wäre auch ihr Kredo nach dem Schuss am Strand. Saku seine Jungs würden demnach, noch oben drauf, sicherlich nicht mal zulassen das der Kleine auch nur mit dem Mistkerl sprach. Allein das sie ihn in seine Nähe ließen stand nicht mal mehr zur Debatte und das würde Hana dann seinen ganzen Plan verhauen. Obwohl etwas Rückendeckung inzwischen nicht mehr ganz so unwillkommen wäre. Dennoch hoffte er heute einfach mal dass dies, also die Gefahrensituationen mit Anderson, nicht passieren würden, so dass er überhaupt Deckung benötigte und hielt auch weiterhin an dieser Hoffnung fest als er dann langsam und vorsichtig weiter vor sich den Gang hinab lief und dem Geräusch folgte.

So kam er dann auch schon ganz am Ende des kahlen Gangs rechts an einer Tür an, aus der das Knallen sehr gut zu hören war. Hana hatte somit definitiv die Quelle des Geräuschs gefunden…und plötzlich stoppte er besorgt und blieb vor der Tür stehen. Fixierte den metallischen Türgriff an und schluckte nachdenklich. Warum…blieb er nur stehen?

Hana war sich ziemlich sicher das, wenn Anderson wirklich da drin war und dort dieses Geräusch verursachte, er fest hinter Schloss und Riegel saß und ihm nichts tun könnte wenn er nur genug Abstand zu ihm hielt. Das war reine Logik, aber warum klingelten dennoch alle Alarmglocken in ihm auf? Und noch oben drauf schrie, der erneut auftauchende Schmerz in seinem Bauch, er solle sich sofort umdrehen und nen Abgang machen! Sein Leben retten, dass alles hinwerfen und dass sich schon ne andere Lösungen finden würde damit Saku bleiben könnte. Aber er wusste einfach nicht welche. Er wusste es nicht…Und genau aus dem Grund schluckte er seine Zweifel erneut runter und drückte den seltsamen Türgriff, da er sowas ja nicht kannte, nur instinktiv nach unten, weshalb die Tür dann auch aus dem Schloss sprang und sich lockerte. Hana konnte sie nun öffnen…und gegen all seine Instinkte, die ihm befahlen wegzurennen, schob er die Tür langsam auf und spähte in den Raum dahinter…der ein Gefängnis war.

Die Tür schrie und knirschte stark dabei auf, so dass sich der Blonde schlagartig verraten vor kam wegen der Lautstärke. Dennoch sah er weiter in den Raum dahinter. Er war nämlich definitiv dort angekommen wo er hin wollte und lugte weiter still an der Tür vorbei in den Raum. Somit sah er einen kahlen Zellenblock der sich vor ihm nach rechts runter erstreckte, fünf Zellen beinhaltete und die Lampen an der Decke nur noch ganz schwach schienen um den Raum zu erhellen. Hana wusste ja nicht wie Elektrizität und Generatoren funktionierten, oder was das überhaupt war, somit hatte er auch keine Ahnung dass das Licht nur noch per Notstrom erhalten wurde und dieser langsam immer mehr an Intensität verlor. Der Notstromgenerator des Flugzeugträgers war bald erledigt und dann gingen auch endgültig die Lichter auf diesem aus. Doch noch war etwas Strom da, wenn auch nicht mehr viel und deswegen tappte er auch nicht komplett im Dunkeln. Also sah er vor sich genau eine Zelle mit einer verschlossenen Tür…und da drin den Mann welchen er gesucht hatte.

Die Zelle an sich war nicht sehr groß und bestand nur aus dicken Gitterstäben die vertikal und wenige davon auch horizontal, alles zusammen hielten und man dahinter genau den Mann sehen konnte der weiterhin das krachende Geräusch verursachte welches Hana von draußen gehörte hatte. Auch waren die Zellen direkt nebeneinander aufgereiht und aneinander gebaut, so das man locker von einer Zelle in die Andere sehen, oder sogar etwas rein greifen konnte, wenn man zwischen denn Gitterstäben hindurch fasste. Sie sahen vor allem stabil aus und das war schon mal gut. Hana hatte keine Ahnung was Metall war, oder wie man es herstellte und das Einzige, welches er kannte und schon angefasst hatte, war eben das von Saku seinem Zero gewesen und mehr nicht. Alles was er persönlich zum Bauen, von Zuhause, kannte war: Holz, Gestein, Knochen, oder Fell. Das was einem halt die Natur der Insel gab und man dann mit der Hand anfertigte. Doch er schlussfolgerte schnell das dieses Metall sehr robust und hart sein musste, denn er sah genau wie Luke da drin auf einem kleinen Hocker saß und in der viel zu engen Zelle frustriert nach rechts, mit einem seiner Beine, immer und immer wieder gegen die Stangen seines Gefängnisses trat. Und das vor allem nicht gerade zimperlich sondern auch mit ordentlich Frust der teils noch unterdrückt wurde, weil er da drin eh machtlos war.

Der Kleine erkannte ihn auch sofort wieder, denn dieses Gesicht könnte er nicht mehr vergessen. Nicht nach der Sache am Strand. Aber im Vergleich zu damals sah er nicht mehr so schick und fein aus, sondern runtergekommen. Seine Kleidung war dreckig und er trug nur noch eine blaue Hose und ein weißes, ärmelloses Hemd. Seine Haut und Haare waren ebenfalls dreckig, einfach weil er sich kaum waschen konnte in der kleinen Zelle und auf seiner Nase saß auch keine Brille mehr, weil die keiner vom Strand mitgenommen hatte. Er sah also allgemein schlecht aus, aber das hatte er, wenn es nach Hana ging, auch reichlich verdient denn er…er war derjenige der ihn angeschossen hatte und seine Augen…sie waren böse. Hana erinnerte sich an diese bösen Augen die ihn damals am Strand gierig gemustert hatten und sofort fuhr ihm wieder ein Schauer über den Rücken wenn er daran zurückdachte. Doch er stoppte sich sofort. Weg damit. Weg damit! Ermahnte er sich selbst innerlich, denn er durfte Luke nicht in seinen Kopf rein und ihm damit Angst einjagen lassen. Also schüttelte er diesen leicht und die Gedanken somit ab, wollte endlich reinkommen um ihn zu stellen, als Luke plötzlich vor sich sprach:

„Na endlich. Wie lange wolltet ihr mich denn noch hungern lassen, hm? Mal abgesehen davon dass ich nun wirklich gern mehr Gesellschaft hätte, auch wenn es nur euch verdammte Zero-Staffel zur Auswahl gibt. Heh, hin und wieder brauch ich halt auch mal was zum Lachen ihr…“

Er drehte dabei seinen Kopf zu der Tür des Zellenblocks rüber…und schwieg augenblicklich, denn sein Blick blieb erschrocken auf Hana hängen, der ihn auch genauso erschrocken zurück anstarrte und noch immer bei der Tür Schutz besaß, hinter der er hervor lugte. Es wurde augenblicklich totenstill in dem Raum und sie sahen sich danach vielleicht für gute dreißig Sekunden an…bis Luke dann auch schon die besagte Stille mit einem fiesen Lächeln brach und darauf erfreut sprach:

„Na sieh mal einer an, was haben wir denn da? Ich dachte eigentlich das dieser fette Trottel Matsumoto wieder durch die Tür schreiten würde um mich anzumachen, aber du…du bist ja mal eine ganz nette Abwechslung. Ich bin entzückt…Entzückt dich wiederzusehen…Aber ehrlich gesagt es war nur eine Frage der Zeit bis wir beide wieder zueinander finden würden. Denn wir haben ja noch eine offene Rechnung miteinander zu begleichen und sind ja jetzt auch offiziell miteinander verbunden. Nicht wahr…Hana?“

Er kannte noch seinen Namen und irgendwie…machte Hana diese Tatsache unruhig, denn warum sollte man sich jemandes Namen merken der einem völlig fremd war? Das ergab keinen Sinn. Es sei denn…man hatte Interesse an ihm und wollte noch was von der Person. Was auch immer das sein würde. Luke sah dabei jedenfalls weiterhin fies zu ihm rüber und irgendwie machten seine Worte den Kleinen krank und wütend zugleich, weswegen Hana nun doch leicht geladen in den Zellblock reinkam und er dabei die Tür hinter sich zufallen ließ, als er dann dort auch stehen blieb, wegen dem Sicherheitsabstand zu Luke und schließlich wütend dreinblickend zu ihm rüber giftete:

„Ich bin garantiert nicht mit dir verbunden, du Arschloch! Das werde ich niemals sein! Und ich bin auch sicherlich nicht hier weil es mir keinen Spaß macht dich dort eingesperrt zu sehen, oder weil wir noch ne „Rechnung“, wie du es nennst, offen haben! Also spar dir den Atem, du Mistratte und vergeude nicht meine Zeit mit deinen aalglatten Worten!“

Ein klares Statement von Hana.

Luke lächelte ihn aber nur weiter an und drehte sich dann zu ihm rüber, ließ dabei noch seinen einen Fuß von den Gitterstäben gleiten und wieder auf dem Boden aufkommen. Seine Aufmerksamkeit war nun voll und ganz auf den Kleinen gerichtet, als er sich locker mit den Armen auf seinen Beinen abstützte und somit etwas buckelig sitzend zu ihm rüber sah. Er sprach dann:

„Oh? Ich wusste ja nicht was für eine scharfe Zunge du haben kannst. Denn als wir uns das erste Mal getroffen haben…da wirktest du eher wie ein zerbrechliches, kleines Kanarienvögelchen mit gebrochenen Flügeln welches schlotternd vor einer Katze sitzt. Und du hast mich auch angesehen…als würde ich dich gleich auffressen, nicht wahr? Aber jetzt hast du ja richtig Feuer im Hintern…Ich muss ja zugeben dass mir dieser Anblick damals sehr gefallen hat und wie du so schlotternd da standest. Aber diesen hier finde ich sogar noch charmanter…“

Hana wollte am liebsten sofort los kotzen, so sehr widerte ihn der Typ an. Und leider war da in seinem Hinterkopf auch noch immer die Angst vor dem Kerl, weswegen er sich zusammen riss um sich das nicht anmerken zu lassen. Denn Luke hatte ihn damals ja fast umgebracht und irgendwie…ging das nicht spurlos an dem Blonden vorbei. Auch wenn er sich wünschte das es so sein sollte. Und er wollte auch gerade wieder ausholen und fauchend um sich hauen, was er gern machte wenn er sich bedrängt fühlte, aber schluckte das runter als Luke plötzlich zu ihm nickte und weiter sprach:

„Aber natürlich sind wir miteinander verbunden, Hana. Das kannst du nicht leugnen, denn du trägst doch den Beweis mit dir…“

Er nickte erneut und Hana folgte dieses Mal seinem Nicken, weswegen er an seinen Bauch runter sah und zu der Stelle wo er angeschossen wurde. Wo die Narbe, unter dem Oberteil, in seinem Fleisch hervorstach und wieder anfing zu pulsieren, als würde sie auf Luke seine Nähe reagieren. Aber Hana bildete sich das bestimmt nur ein. Doch nun verstand er auch was damit gemeint gewesen war und sah wieder sauer, aber auch besorgt zugleich, zu ihm hoch denn…ihm gefiel dieser Gedanke nicht. Der Gedanke mit diesem ekelhaften Typen verbunden zu sein kotzte ihn an. Widerte ihn an. Nein...Niemals! Er würde das niemals sein, denn er war nur mit einem verbunden und das war Saku! Sie hatten sich die letzte Nacht verbunden und das würde auf Ewig halten. Keiner konnte das dem Sohn des Häuptlings mehr nehmen. Nicht mal Anderson.

Danach hörte er aber dann weiter zu wie der Gefangene beendete:

„…Diese Narbe wir dich dein Leben lang begleiten und so lange du lebst. Und immer, wenn du sie siehst…wirst du dabei an mich denken und dadurch werde ich quasi unsterblich. Ich werde immer bei dir sein Kleiner und du kannst nichts dagegen tun…Reizend, nicht wahr? Was ein Schuss so alles ändern kann...Aber wechseln wir mal das Thema und beantworte mir folgendes: hattest du wirklich so viel Sehnsucht danach mich wieder zu sehen? Ich frage einfach mal, so aus Interesse, eben weil du mich gerade mit deiner Anwesenheit beglückst…“

„Eher küss ich einem Tapir auf den verschissenen und dreckigen Arsch, als das ich dich aus Nächstenliebe besuche, du ekelhafter Mistkerl! Ich bin nicht hier weil ich dich sehen will, sondern weil ich etwas von dir brauche! Und wenn du weist was gut für dich ist, dann wirst du mir auch gefälligst nicht wiedersprechen und gehorchen!“

Fauchte Hana darauf zu ihm zurück und fasste den Speer in seiner rechten Hand wieder fester. Fast so als würde ihm dieser damit Trost und Sicherheit schenken. Was nicht ganz so falsch war, denn die Waffe gab ihm schon mal mehr Sicherheit als damals wo er am Strand völlig entrüstet und allein vor ihm gestanden hatte. Dort mit einer Waffe in den Händen stand die er nicht kannte und deshalb auch nicht wusste wie man sie genau benutzen sollte. Er kam sich plötzlich so dumm vor. So dumm das er damals vor diesem Kerl erstarrt war und sich hatte den Schneid abkaufen lassen von dessen kalten Blick. Von seinem Blick der...Aber nun war er vor ihm in Sicherheit. Die Gitterstäbe der Zelle trennten sie sicher voneinander und erschufen somit auch genug Abstand das da nichts passieren würde…zumindest solange Hana noch zusätzlich die Distanz einhielt die er gerade hatte. Und was er auch vor hatte zu tun.

Er machte dann aber dennoch einige Schritte auf ihn zu, als Luke die rechte Augenbraue etwas interessiert nach oben zog und dann von seinem Hocker aus fragte:

„Oh? Und was kann das nur sein was du von einem Knastvogel wie mir haben möchtest? Spann mich nicht so auf die Folter. Hm? Was willst du Hana? Mein kleiner, goldener Kanarienvogel. Du kleines, zartes Vögelchen von Death Zero…“

Er sagte den letzten Satz bewusst, denn ihm war nicht die Fliegerbrille entgangen die Hana da um seinen Hals und zur Brust runter hängen hatte. Luke würde sie…unter tausenden wieder erkennen, denn es war die Brille des Mannes den er hasste. Hana fiel dieser Blick aber nicht auf und dann schüttelte sich der Kleine auch schon etwas vor Wut auf diese Worte, denn er mochte es nicht wie dieser Kerl zu ihm sprach und das er ihn dabei jedes Mal mit einem Vögelchen verglich! Das war so widerlich! Hana war nicht Saku sein Vögelchen, sondern seine Braut! Vögelchen hörte sich, in seinen Ohren, nämlich so nach einem Haustier an. Dennoch behielt Hana die Nerven, obwohl er sauer war und blieb so ruhig wie er nur sein konnte. So tat er wieder einen Schritt auf ihn zu und stand damit dann nur noch einen guten Meter von ihm entfernt, als er zu ihm muffte:

„Halt den Rand! Ich bin niemandes Vögelchen und du wirst gefälligst machen was ich von dir verlange, oder ich sorge dafür dass du für immer in diesem Kasten schmorst in dem du gerade hockst! Also spitz jetzt genau die Lauscher, denn ich will…ich will das du gefälligst dafür sorgst das Saku hierbleiben kann!“

Und nun wurde es wirklich interessant…besonders für Luke Anderson.

Der sah, im ersten Moment, noch etwas überrascht darüber aus, aber Sekunden danach, als er den letzten Satz verarbeitet hatte, verzog sich seine Mine auch wieder sofort in das gewohnte Fiese, denn das zu hören war wirklich interessant für ihn. Also lag er damals wirklich nicht falsch mit der Annahme das Death Zero ein neues Spielzeug gefunden hatte. Und er schien dieses Vögelchen auch noch zu mögen, so wie er ihn damals behandelte. Und da nun diese Forderung von dem Kleinen kam und der auch noch seine Fliegerbrille um seinen Hals trug, da war es ziemlich offensichtlich dass sie sich mochten. Es passte alles sehr gut. Und für ihn…war das noch viel besser…

Er schnaufte dann darauf leicht amüsiert und mit geschlossenen Augen vor sich auf den Boden. Danach faltete er die Hände zusammen und antwortete demnach sogar erstaunlich ehrlich:

„Interessante Forderung…Und wie soll ich das bitte anstellen? Wie kommst du eigentlich auf die Idee dass ich die Macht besäße Death Zero sagen zu können was er zu tun und zu lassen hat? Dieser Mistkerl hatte immerhin schon immer seinen eigenen Kopf. Und wenn er sich damit abgefunden hat dich zurückzulassen, dann wird er das auch tun, egal wie sehr du auch dagegen anzukämpfen versuchst. Aber selbst wenn ich es könnte…warum sollte ich das für dich tun, kleines Vögelchen? Hm? Warum?“

Das waren berechtigte Fragen denn Luke hatte keinen Grund dem Jungen vor sich zu helfen. Doch Hana war darauf vorbereitet gewesen und ließ sich deshalb nicht ins Boxhorn jagen oder mit sich spielen, weswegen er ihn grimmig ansah und darauf dann gezielt zurück gab:

„Weil das für dich der einzige Weg ist hier wieder lebend rauszukommen und du somit nicht auf Ewig in diesem Kasten schmoren musst. Wovon ich ausgehe, denn Saku hat echt ein Problem mit dir nachdem du mich angeschossen hast. Er wird dich sicherlich irgendwann doch noch umbringen…und ich kann dafür sorgen das du vorher noch hier raus kommst und nen Abflug machen kannst.“

Das wurde ja immer besser in den Ohren des Amerikaners.

Es klang nach so viel Spaß und nun war Luke sichtlich interessiert, weswegen er von seinem Stuhl aufstand und sich kurz die Schultern einrenkte. Danach machte er einige Schritte vor an das Gitter und als er sich dann an dieses stellte und locker seine Arme zwischen die vertikalen und auf die horizontalen Stangen legte, da machte Hana wieder automatisch einen Schritt zurück und hob instinktiv seinen Speer, mit beiden Händen haltend vor sich, als Luke nachharkte:

„Wirklich? Das klingt ja alles sehr großzügig gegenüber dem Mann der dir diese Wunde verpasst hat. Du willst mich vor Death Zero beschützen? Na ob er das so gut findet…Und was dachtest du dir denn aus wie ICH dir bei deinem kleinen Problem helfen könnte, hm? Was hast du dir in deinem hübschen Köpfchen nur ausgedacht? Komm schon, ich bin interessiert und du hast mich am Harken, also fahr ruhig fort…Hana.“

Er hatte wirklich seine volle Aufmerksamkeit und Luke war belustig darüber dass dieser Junge offenbar so verzweifelt über die Tatsache war das Death Zero weggehen wollte, dass er sogar extra zu IHM kam um das zu verhindern. IHN vor diesem Monster retten wollte als Gegenleistung dafür dass er half. Zu dem Mann kam der ihn tödlich angeschossen hatte. Und das verriet dem Amerikaner auch sofort…das hier offenbar Gefühle von Liebe im Spiel waren. Denn ansonsten gäbe es keinen Grund sich an den Feind zu richten, nicht wahr? Ja dieses Täubchen da vor ihm war verliebt. Und Liebe war so eine wunderschöne und offen gelegte Zielscheibe auf die man genussvoll schießen…und vorher noch ausnutzen sollte. Und somit hatte, für ihn, der süße kleine Hana bereits schon den ersten Fehler gemacht. Denn er wand sich in seiner Liebe verzweifelt an einen Mann…der den Mann, den er liebte, mehr hasste als alles andere. Und endlich hatte er sie gefunden. Luke hatte die Lücke in Death Zero seiner Abwehr und nach der er schon so lange suchte, endlich gefunden. Denn er wusste, seit dem Moment am Strand damals, dass auch dieser Gefühle für das kleine Vögelchen hatte. Und da war sie ja endlich, die Lück in die er schlagen konnte. Sie stand einfach direkt vor ihm und bettelte förmlich darum genutzt zu werden…Und das gab er ihr auch mit Freuden.

Hana kam wieder einen Schritte näher ran, noch immer mit dem Speer vor sich und erklärte dann das was er mal gehört hatte. Er sprach:

„Saku erzählte mal dass ihr über sehr weite Distanz sprechen könnt. Also mit euren großen Dingern die ihr immer bei euch habt. Ich will also dass du jemanden aus deiner Heimat hier her rufst und du dann, zusammen mit dem Rest von deiner Horde, von hier verschwindest und nie wieder zurückkommst! Und wenn das aus irgendwelchen Gründen nicht mehr gehen sollte, dann will ich dass DU seinen Zero fliegst und das erledigst was er tun wollte! Ich werde Saku und den Anderen davon erzählen, wenn du kooperierst und dann können die dich da rausholen und im Auge behalten! Nicht anders wird das hier laufen! Das ist mein Vorschlag. Geh darauf ein, oder bleib für immer hier drin! Du hast die Wahl! Hast du mich verstanden?!“

Das hatte er allerdings aber…war er wirklich so naiv, oder von Liebe so verblendet?

Seine Ideen waren ja schon echt süß und irgendwie schlau für sein geringes Wissen und wahrscheinlich auch Alter, aber dennoch verdammt simpel gestrickt und so leicht zu durchschauen. Dachte er wirklich es würde so einfach werden? Das Luke ihm nun die Hand reichte und dem einfach so zustimmte? Und vor allem…wo die Forderung doch so gefährlich war. Das konnte wirklich spannend werden und war eine wundervolle Einladung für den Amerikaner um sich besser zu fühlen. Um seinen Hass auf Death Zero endlich genussvoll auszuleben. So lange hatte er darauf gewartet…

Also lächelte Luke wieder amüsiert und sogar etwas freundlich zu ihm, als er dann von sich gab:

„Sehr gerne werde ich dir dabei helfen und tun was in meiner Macht steht. Es klingt fair…Aber du könntest mich auch jetzt einfach hier raus lassen damit ich das sofort erledigen kann. Ich mache das gerne für dich und das ist auch nur ein Anruf weit entfernt. Wir gehen hoch auf die Brücke und ich erledige das sofort…Denn nichts will ich lieber als von hier zu verschwinden und wieder in meine Heimat zurück zu kommen. Und wenn ich dieses Monster Death Zero somit auch für immer loswerden kann, indem sein Hintern hier bei dir auf der Insel festsitz, dann bin ich erst recht dabei. Zwei Vögel mit einem Stein abschießen klingt echt gut in meinen Ohren.“

Doch das war gelogen.

Anderson wusste natürlich das die Brücke und der Funk im Eimer und völlig irreparabel waren, aber dennoch hoffte er mal dass der Kleine darauf reinfiel. Immerhin hielt er ihn für einen Hinterwäldler, wenn auch für einen Gewitzten. Doch Hana war wesentlich klüger als der von ihm dachte und der schüttelte dann auch sofort darauf den Kopf energisch und sauer, als er sprach:

„Ich lasse dich garantiert nicht einfach so aus deinem Gefängnis raus! Für wie bescheuert hältst du mich eigentlich?! Du machst das gefälligst von da! Und wenn das nicht geht dann machen wir Option Zwei und ich kläre das mit Saku und seinen Freunden! Und vor allem: nenn Saku nicht Monster, du mieses Arschloch! Denn das einzige Monster, was ich hier sehe, das steckt hinter diesen Stäben und ist voll auf meine Gnade angewiesen! Also halt deine arrogante Klappe bevor sich sie dir stopfe!“

Er war so hübsch und feurig wie er da so aggressiv vor ihm stand...

Und es war offensichtlich das Hana ihn dort nicht rausholen würde, denn wie gesagt: so dumm war er nicht, sondern sehr schlau. Aber es war einen Versuch wert gewesen, auch wenn Luke das, ehrlich gesagt, überhaupt nicht mehr bräuchte, denn der Kleine wusste nicht…dass das alles hier bereits ein Spiel war. Ein Spiel...und eines in dem Hana schon so tief mittendrin steckte, dass er nun nicht mehr entkommen könnte. Das der Amerikaner schon alle Karten in der Hand hatte bevor es richtig losging und sich gerade einfach nur sadistisch darüber amüsierte das er sie besaß und oben drauf noch dabei das Vorspiel etwas genoss. Das blonde Vögelchen hatte schon längst verloren und war zu seinem Spielball geworden…genau in dem Moment als es den Raum betreten hatte.

Und so spielte Luke noch einige Psychospielchen mit ihm und seinem Verstand, weswegen er böse weiter sprach und ruhig zurück gab:

„Aber natürlich ist er ein Monster, denn wegen ihm hast du doch erst diese Wunde erlitten...Verstehst du? Du hältst mich zwar für ein Monster, weil ich angeblich auf dich geschossen habe, aber wenn du mal genauer darüber nachdenkst dann wird auch dir auffallen das ich nicht auf DICH gezielt hatte…sondern auf Death Zero…“

Und da verstummte Hana etwas schockiert und sah ihn dabei noch erschrocken an. Es stimmte...Es stimmte denn Luke hatte nicht auf Hana gezielt...sondern auf Sakutaro und der Amerikaner fuhr derweil einfach giftig fort:

„Dieser Schuss galt ihm…Und dieses Monster ist einfach eiskalt zur Seite geschritten und hat dich offen für einen Angriff gelassen anstatt dich zu schützen…Er hat dich bezauberndes Vögelchen einfach meinem Schuss ausgeliefert und in der Sekunde sein eigenes verdammtes Leben deinem vorgezogen. Er hat dich nicht beschützt…sondern er hat dich im Stich gelassen. Und du bist wirklich so naiv und blind das du dich auch noch von ihm als Spielzeug benutzten lässt, wo es ihm doch so völlig egal ist was dann aus dir wird sobald er geht. Er ist ein Egoist und ein Mörder. Und das er gehen will zeigt genau das es ihn nicht interessiert ob er dir dabei dein Herz bricht und du dann allein hier hocken bleibst und ihm nachweinst. So viel bist du ihm also wert, unserem grausamen Death Zero, hm?…Er liebt dich nicht, denn er ist nicht in der Lage diese Gefühle zu empfinden. Egal für wen und du kennst ihn nicht so lange wie ich ihn kenne…Aber ICH bin ja das Monster, nicht wahr Hana...?“

Es tat weh.

Alles, was er in dem Moment zu Hana sagte, war wie Gift gewesen welches man dem Kleinen bewusst direkt ins Herz injizierte und wogegen er sich nicht schützen konnte. Und es fing langsam an zu wirken, denn Hana merkte wie er leicht anfing innerlich zu schlottern und wie ihm der Bauch wieder wehtat. Sein Bauch erneut schmerzte wenn er daran zurückdachte was passiert war und wie Saku damals diesen Schritt zur Seite machte, weswegen Hana dann angeschossen...Nein! Nein das war nicht richtig! Das waren Lügen! Saku war nicht ausgewichen um den Kleinen zum Abschuss freizugeben, sondern um sein eigenes Leben zu retten! Er hatte nur reagiert! Und er konnte doch nicht wissen dass die Patrone dann Hana treffen würde, denn es ging alles so verdammt schnell! Niemals würde er ihn im Stich lassen! Hana wusste das alles und dennoch...tat es so weh. Sein Herz tat nun auch noch weh. Saku...sein Saku er...er liebte ihn! Saku liebte ihn, denn der Blonde hatte das gestern Nacht gespürt und daran glaubte er ganz fest! Sie gehörten zusammen! Sakutaro war kein Egoist und Mörder! Sondern ein guter Mensch der inzwischen einfach nur vorsichtig und misstrauisch war, eben weil man ihm so sehr wehgetan hatte! Hana kämpfte also gegen diese giftigen Lügen an die Luke da versuchte in sein Herz zu pflanzen. Alles wurde plötzlich sehr emotional...und auch noch unbedacht.

Und aus dem Grund machte es den Jungen plötzlich emotional rasend dass Luke diese schrecklichen Dinge über Saku sprach, weswegen Hana erneut einen weiteren Schritt nach vorne machte, böse knurrte und dabei mit nach vorne ausgestrecktem Speer zu ihm fauchte:

„Halt den Mund! Saku würde sowas niemals…!“

Aber dann war es auch schon zu spät und das Unglück nahm seinen Lauf. So schnell und gnadenlos das ein schmerzhafter Schlag Hana sofort in die Realität zurück holte, nämlich in die: dass er mit dem letzten Schritt richtig Mist gebaut hatte und nun offiziell...sein Leben in Gefahr war.

Es gab darauf nämlich einen Ruck, gefolgt von einem lauten, schmerzhaften Knall und dann wurde Hana kurz Schwarz vor seinen Augen und er fiel danach hinter sich auf seine vier Buchstaben. Er landete schmerzhaft auf diesen und kippte dabei noch zur Seite, so dass er seinen Oberkörper, mit beiden Armen, gerade noch so vom Boden abstützen konnte und langsam wieder anfing klarer zu sehen. Er blinzelte schmerzhaft mit den Augen um seine Sicht zurück zu holen und sah dann keuchend wieder vor sich, sah zu der Zelle, gegen die er eben noch heftig gedonnert worden war...und erstarrte. Es war alles sehr schnell passiert und niemals hätte er damit gerechnet dass das so schnell gehen könnte, denn Luke hatte eben einfach seinen Speer gepackt und Hana darauf auf sich zugezogen. Der Kerl griff vor dem Knall also mit beiden Händen durch die Gitterstäbe seiner Zellentür hindurch, fasste das Holz unter der Steinspitze der Waffe und zog mit einem starken Ruck den Jungen nach vorne. Und da Hana verbissen nicht los ließ, stolperte er deswegen auch geradewegs unvorbereitet und erschrocken nach vorne und schlug sich somit die linke Seite der Stirn, direkt über der Augenbraue, auf. Schlug sie sich an einer der harten Gitterstangen auf.

Er erlitt eine schmerzhafte Platzwunde durch den Schlag und saß nun einfach erstarrt dort am Boden und fing schneller an zu atmen. Besonders als die Sicht seines linken Auges plötzlich anders wurde...und sich rot färbte. Was Hana mit Schrecken wahrnahm und er dann sofort mit der linken Hand hoch an seine Wunde über dem Auge fasste, aus der noch das Blut lief und dieses nun leicht seine Sicht abänderte. Er fühlte das nasse Blut und sah dann auf seine zwei Finger mit denen er die Stelle berührt hatte, die ebenfalls rot waren und danach...machte sich Panik in ihm breit. Sie kroch in ihm hoch wie eine Schlange an einem Baum und noch schneller atmend und zittrig sah er dann wieder vor sich zu der Zelle...in der Luke noch immer drin stand und böse lächelnd den Speer vor sich hielt, den Hana eben losgelassen hatte wegen der Wucht und dem schmerzhaften Knall.

Er sah die Waffe dann an und sprach dabei genüsslich:

„Was für ein süßes Spielzeug…“

Und danach hallte durch den Zellenblock ein grausames, lautes Krachen und Hana sein Speer brach darauf in der Mitte in Zwei. Anderson hatte das Holz das Stiels locker mit beiden Händen zerbrochen und warf nun verachtend und überlegen die zwei Teile hinter sich in den hinteren Teil der Zelle, als er dann wieder zu Hana sah und danach bösartig amüsiert zu dem sprach:

„...Und damit meine ich definitiv nicht das was ich gerade weggeworfen habe…“

Er meinte damit also nicht die Waffe...sondern Hana.

Und es war somit, von einer auf die andere Sekunde, einfach alles eskaliert und plötzlich gab es für Hana nichts mehr, in diesem Raum, was ihm Sicherheit spendete. Keine Waffe, keine Freunde und nicht mal mehr die Zelle in der Luke festsaß...als der plötzlich eiskalt und wie aus einer Horrorgeschichte, langsam die Tür der Zelle aufschob und einen Schritt aus dieser raus machte. Und genau in dem Moment gefror dem Kleinen das Blut förmlich zu Eis in seinen Adern, während er dort am Boden saß, dabei immer stärker anfing zu schlottern und dann schützend, seine linke Hand, in die Brust und das Oberteil krallte.

Seine Platzwunde über der Augenbraue schmerzte und pochte, aber das war das geringste Problem das er in dem Moment hatte, denn Luke war aus der Zelle rausgekommen und schlug nun auch schon die Gittertür hinter sich zu, während er den Kleinen dabei auch nicht nur eine Sekunde aus den Augen ließ. Er war frei...Er war draußen. Realisierte Hana wie in Trance und erstarrte dabei.

Luke sah dann weiter zu ihm runter und gab dann verhöhnend von sich:

„Was man mit bestimmten Werkzeugen doch so alles knacken kann, nicht wahr? Auch wenn es nur stabile Stäbchen zu Essen sind...Weist du: eigentlich wollte ich dieses Arschloch Matsumoto, mit seiner großen Klappe, überraschen und dann von hinten umlegen wenn er gerade nicht hinsieht, aber DU...du bist doch ein viel spannenderes Spielzeug in meinen Augen. Und da werfe ich gerne mal meinen Plan über den Haufen...wenn das bedeutet dass wir beide dafür Spaß haben können...Also? Was meinst du Hana? Wir dein geliebter Death Zero kommen und dich retten? Und wird er um dich weinen...wenn er dann später sieht was ich mit dir angestellt habe...? Oder macht er es...während er dabei zusehen darf...?“

Er war grausam und obendrein auch noch frei und genau deswegen sprang Hana auch sofort hoch und kam auf die Beine!

Der Kleine dachte nicht mal lange darüber nach was er tun sollte, sondern kam instinktiv hoch und rannte danach um sein Leben. Keine Fragen fragen, denn alles in seinem Körper schrie sofort auf wegzurennen und er war erstaunt darüber wie schnell und kraftvoll er es doch noch hoch geschafft hatte durch das Adrenalin in seinen Adern. Vor allem wo er so voller Angst und Schrecken war. Die Realisation, dass Anderson die ganze Zeit über nur mit ihm gespielt hatte und zu jeder Zeit hätte aus der Zelle kommen können, zeigte ihm mit was für einem Psychopathen er sich da angelegt hatte...und wie dumm er doch gewesen war. Wie dumm es doch gewesen war aus der Sicherheit des Dorfes zu fliehen und alles alleine erledigen zu wollen...anstatt einfach mit Saku zu sprechen. Es war so bescheuert gewesen und nun musste er den Preis für seine Dummheit zahlen. Er war allein...Und plötzlich wünschte er sich nichts sehnlicher als das Saku hier wäre und ihm half. Denn er hatte Angst...Angst um sein Leben.

Hana war nicht fit und stark genug für einen Zweikampf, deswegen nahm er die Beine in die Hand und rannte wortwörtlich um sein Leben! Er musste weg! Er musste es aus der Tür des Zellenblocks raus schaffen und dann sofort nach links abbiegen, denn das war der einzige Weg nach unten und raus aus dem Schiff! Seine einzige Hoffnung! Doch obwohl er so schnell reagiert, hochgekommen und dann zur Tür gerannt war...hatte ihn Luke dennoch kurz darauf an den langen Haaren gepackt und der Blonde schrie deswegen auf. Schrie vor Schmerz auf und konnte die Tür vor sich dabei nur noch öffnen und dann rechts gegen die Wand donnern lassen, anstatt durch diese zu fliehen.

Der Amerikaner war schnell gewesen und hatte Hana, nach seinem Satz vom Boden, noch direkt an der Tür erwischt, nachdem der sie aufgerissen hatte und hielt ihn nun kraftvoll an den Haaren fest. Er stand also somit mit ihm zusammen im Türrahmen der aus dem Zellenblock raus führte und ließ ihn panisch schreien und nach seiner Hand greifen. Und Hana fasste auch immer wieder hektisch die Hand in seinem Haar, zerrte und trat dabei noch vor sich während er damit versuchte eines von Lukes Beinen zu erwischen! Doch er traf nichts und zerrte einfach weiter verzweifelt an der Hand rum die ihn fesselte und schrie dabei auf:

„LASS LOS!! LASS MICH LOS!!“

Doch Luke dachte nicht mal daran in der Sekunde seines Triumphes und griff deswegen nur noch fester zu. Das Haar von dem Knirps war so weich...Er packte dann noch zusätzlich und eisern, mit der anderen freien Hand, an Hana sein Kinn und zwang diesen grausam zu ihm hoch zu sehen. Was der Kleine dann auch schreckhaft machte, indem er seine Augen öffnete und ihn anstarrte.

Der Kleine wehrte sich aber noch immer zerrend gegen den Griff, als Luke dabei schon irgendwie verführerisch und krank, aber zugleich in diabolischer Absicht zischte:

„So ist es gut...Sing für mich...Schrei um Hilfe mein kleines Vögelchen und lass mich das alles hier noch etwas mehr auskosten! Denn ich will das hier genießen! Ohhhhh ich habe so lange, SO LANGE, auf diesen Augenblick gewartet, dass kannst du dir nicht vorstellen! So lange hab ich darauf gewartet dass ich diesem Scheißkerl Sakurai endlich mal eins auswischen kann! Das ich ihm zeigen kann WER hier das Sagen hat! Aber er hat mit nie die Chance dafür gegeben, Hana! Niemals hat er auch nur für EINE Sekunde nicht aufgepasst und mir die Lücke gegeben um zuzuschlagen! Aber jetzt habe ich sie! Ich hab sie endlich! Die Lücke nach der ich immer gesucht habe! Und das bist DU mein kleiner Hauptgewinn! Und jetzt habe ich sein kleines Kanarienvögelchen in meiner Gewalt, welches ihm so viel mehr bedeutet als alles andere auf dieser Welt! Endlich kann ich ihn leiden sehen! Verzweifeln sehen! Ihn dafür büßen lassen für all die Schmach, den Zorn und das Bedauern das ich mit mir trage und woran nur ER schuld ist! Schuld ist seit dem verdammten Tag wo er in diese elende Basis kam und mir dann noch meinen Vater wegnahm! Er wird leiden und ICH werde das bei ihm auslösen! ICH, von allen Menschen da draußen die ihn hassen, werde derjenige sein der Sakurai bricht! Nur ICH! Und das werde ich mir nicht nehmen lassen! Oh ich werde das so sehr genießen und mir das nicht nehmen lassen! Ich will sehen wie er Qualen leidet! Wie er mitleidet bei jeder Feder die ich dir aus deinem wunderschönen, zarten Gefieder reiße! Wenn er dabei zusehen muss wie SEIN Vögelchen in MEINEM goldenen Käfig sitzt und dort nur noch für mich singt!! NUR NOCH FÜR MICH, HANA!!“

Er war verrückt geworden und Hass hatte das aus ihm gemacht.

Luke brüllte den Kleinen immer lauter an, packte nun nur noch fester und reißender in das blonde Haar in seinen Händen und wurde mit jeder Sekunde, die verstrich, immer gefährlicher. Er...er war komplett verrückt! Hana wurde das mit Schrecken bewusst und als er all diese Worte eben gehört hatte...da reagierte er nur noch panisch und holte aus! Instinktiv holte er mit der linken Hand so weit aus wie er konnte und ließ sie dann blitzschnell auf die Wange, des Irren da vor sich, niedersausen. Schlagartig gab es dann auch schon einen Klatscher und der Amerikaner hatte mit all der Kraft, die Hana gerade noch besaß im Schmerz, eine Backpfeife abbekommen. Aber das allein würde niemals ausreichen um sich zu lösen, also setzte der Kleine noch einen drauf und zog sich dann mit seiner anderen Hand näher an Luke ran so das er ihm danach abwehrend, mit dem rechten Knie, zwischen die Beine ziehen konnte und dort traf wo es richtig wehtat!

Durch den heftigen Schmerz in seinen Kronjuwelen ließ Luke den kleinen Hana doch tatsächlich gekrümmt los und der nutzte dann auch schon den Moment und stolperte rückwärts, gewann somit etwas an Abstand und drehte sich dann zur Flucht um. Er musste weg! Er musste weg! Und das so schnell wie möglich, denn dieser Typ war krank! Er würde ihm weh tun! Hana musste Heim! Er musste sofort Heim! Er musste zu Saku! Er musste sich schützen! Er musste sie vor Luke schützen!

All das rannte ihm, im Bruchteil einer Sekunde, panisch durch seinen Kopf und dann sprang er los und nach vorne. Der Tritt hatte zwar gesessen und Hana somit etwas Luft ermöglicht um zu fliehen...aber da hatte er die Rechnung ohne den Wirt gemacht denn Luke hatte ihn, kurz darauf, sofort wieder in seinen Fängen. Und als der kleine Blonde nach links rennen wollte, um zum Ausgang zu fliehen, da packte ihn der Amerikaner auch schon wieder mit beiden Händen und fing erst richtig an hochzufahren.

Luke fasste den Kleinen mit der rechten Hand am Nacken und mit der Linken dann am Oberteil, als er dabei links neben ihn kam und Hana dann wütend und mit voller Wucht nach vorne schubste so das der darauf gegen die metallische Wand des Gangs vor ihm wuchtete! Hart schlug der kleine Junge dort auf und keuchte dabei schmerzhaft aus während er an der Wand runter glitt und zu Boden ging. Hana konnte sich aber gerade so, obwohl er hart mit dem Kopf gegen die Wand gedonnert war, noch auf den Knien fangen anstatt auf die Seite zu fallen und dort, wo er eben gegen die Wang geschleudert wurde, war nun ein leichter Blutfleck von der Platzwunde über seiner Augenbraue zu sehen. Der Blonde sah dann schlotternd, unter Schmerzen im Kopf und ängstlich links von sich hoch, wo Luke nun wütend schnaufend stand und dann plötzlich, von hinten an seinem Hosenbund, etwas hervor zückte. Und das machte dem Sohn des Häuptlings nur noch mehr Angst, denn er erkannte das was er da sah. Weshalb der Schmerz in seinem Bauch wieder startete und er nur noch panischer anfing zu atmen. Denn was Luke da in der linken Hand hielt...war dieselbe Waffe mit der er Hana damals angeschossen hatte. Oder zumindest dasselbe Modell, nämlich eine Nambu. Und Hana spürte plötzlich...wie sein Körper anfing erstarren zu wollen...

Wieder etwas ruhiger werdend und sadistisch das Magazin seiner Waffe checkend, sprach Luke dann nicht zu dem Kind vor sich sehend:

„Jetzt verstehe ich warum er dich so mag...Du hast Feuer im Arsch und bist ein Kämpfer. Alle Achtung das war eben sehr gut gewesen und ich muss zugeben ich habe nicht damit gerechnet. Warst du doch so panisch und erstarrt...Ich hab dich da wohl unterschätzt, hm? Aber nun spielen wir nach meinen Regeln Kleiner und oben drauf noch ein Spiel das ich sehr gerne spiele. Denn wir spielen jetzt meine Version von: Verstecken und Fangen. Und die Regeln sind ganz simpel für dich...“

Er steckte das Magazin wieder zurück in die Waffe und ließ es dabei einrasten, als sich sein Blick wieder dem Kleinen runter wand und er dann eiskalt und alles sadistisch genießend zu dem erstarrten und schlotternden Hana hauchte:

„...Lauf weg, so lange du kannst, Hana. Denn wenn ich dich erwische...gehörst du nur mir und meinen wildesten Fantasien...“

Er war krank und an einem Punkt angekommen wo es kein Zurück mehr gab.

Und als er das gesagt hatte war es für Hana wie ein Startschuss gewesen und er sprang deshalb schwach und klapprig auf die Beine, drehte sich um und rannte panisch weg. Er schrie dabei nicht und rannte einfach nur schnell atmend so weit weg er konnte. Rannte in die komplett andere Richtung des Ausgangs, weil Luke diesen Weg blockierte und war nun gefangen. Er war gefangen in diesem leblosen Wrack und hatte einen Geisteskranken an seinen Hacken der ihn sofort umbringen würde wenn er ihn in die Finger bekam! Und ehrlich gesagt war sich Hana da noch nicht mal so sicher. Denn wenn er nach dem ging wie dieser Irre eben gesprochen hatte...dann würde der ihm sicherlich noch schlimmeres antun als ihn einfach nur so zu töten. Er würde ihn quälen...und ihm dabei vielleicht noch schlimmeres antun als das. Also rannte er, so schnell er konnte, den langen Flur vor sich runter und atmete panisch weiter. Und in seiner Panik zog vieles an ihn schemenhaft vorbei.

Hana erkannte dabei nichts mehr. Weder die Schilder an den Wänden, die genau beschrieben was sich in dem jeweiligen Raum daneben befand, noch die Dinge die verstreut vor ihm auf dem Weg landeten, als damals das Schiff aufgelaufen war, eben weil es eben ordentlich geruckt hatte und somit vieles auf den Boden gefallen war. Sein Blick und seine Gedanken waren so auf das Fliehen fixiert und suchten nach einem Ausweg, dass er nichts davon mitbekam. Doch Hana fiel nicht, so wie in den meisten klassischen Filmen wenn man auf der Flucht vor einem Killer war, über etwas drüber, sondern rannte geschickt weiter und blieb auf den Beinen. In der Hinsicht war er kein Tollpatsch, oder rannte kopflos durch die Gegend und das obwohl er panische Angst hatte. Sein Herz raste, seine Körpertemperatur stieg an, sein Atem keuchte und sein ganzer Körper fuhr förmlich auf Hochtouren um dem Tier zu entkommen was nun dort hinten Jagd auf ihn machte. Das Adrenalin verlieh ihm Kraft und beinahe schon Flügel zum Fliehen, aber dennoch kämpfte er auch mit Schmerzen. Schmerzen in seinem Kopf, weil er sich diesen, innerhalb von wenigen Minuten, ganze zwei Mal heftig angeschlagen hatte und dann auch noch mit Zerren und Ziehen in seinem Bauch, weswegen er bemerkte dass ihn das alles ganz schön Kraft kostete. Die Panik in seinem Verstand ließ sich auf seinen ganzen Körper nieder und besonders in seinem Bauch rumorte und krisch es schmerzhaft auf, weshalb er bald darauf auch nicht mehr konnte und seine Beine danach, Stück für Stück, anfingen wackelig nachzugeben. Doch als er das bemerkte hatte er schon das Ende des Flures erreicht, der dann nach rechts mündete und sich vor ihm eine weitere Treppe offenbarte die hoch in das nächste Stockwerk führte.

Hana bremste sofort ab, stand dann keuchend und nach Luft ringend da und dabei suchte er in seinen Kopf nach einer Lösung für sein Problem. Die Treppe vor ihm führte in den nächsten Stock, schon klar, aber wie sollte es dann weiter gehen? Denn selbst wenn er nun in diesen hochrannte, wobei er bemerkte das er zum Treppensteigen gerade echt keine Puste mehr hatte vor Schmerzen, dann saß er wieder am Anfang seines Problems und blieb weiterhin wehrlos auf der Flucht vor einem Mann der ihm ans Leder wollte. Alles was sich also geändert hätte wäre: das Stockwerk und mehr nicht. Doch irgendwann und das war leider nur eine Frage der Zeit, da würde Luke ihn finden, oder Hana lief eben in eine Sackgasse und wurde damit in die Enge getrieben und dann war eh Schicht im Schacht! Er brauchte also eine effektive Lösung um sich wenigstens wehren zu können sollte dieser Fall eintreten. Und nun ärgerte er sich über die Tatsache dass er sich so leichtsinnig seine Waffe hat wegnehmen lassen! Aber zurückgehen, um sie zu holen, war keine Option mehr, da Luke dort hinten lauerte und er dem dann genau in die Arme lief! Also musste etwas anderes her. Und Hana dachte nach:

Dieses Schiff war so riesig und laut Saku waren alle, die hiermit auf der Insel gestrandet waren, bewaffnet gewesen. Demnach müsste sich doch auf diesem Teil irgendwo eine Waffe auffinden lassen! Irgendwas! Aber selbst wenn er etwas von diesen komischen Teilen fand, so wusste Hana nicht wie man damit umging und bis er das rausbekommen hatte könnte es auch schon zu spät sein. Doch hatte er eine noch andere Wahl? Denn die Alternative war sich wehrlos schnappen und quälen zu lassen. Und vielleicht dann sogar noch...Also schüttelte er hektisch den Kopf und sah dann links von sich eine weitere Tür die dahinter einen großen Raum offenbarte. So machte er einen schnell einen Satz dort hin und sah keuchend und kaputt in den Raum dahinter, der sich als große Kombüse herausstellte, was er aber natürlich nicht wusste, denn er hatte sowas noch nie zuvor gesehen. Es war also die „Küche“ auf dem Schiff in der er angekommen war.

Der Junge erkannte nichts von dem was er da drin sah, aber was er dafür genau erkannte...war die Deckung die er dort finden könnte. Denn hinter den großen Schränken zum Schneiden und zubereiten vom Essen, konnte man gut in Deckung gehen. Noch dazu waren es mehrere Reihen davon die sich nach hinten in die Küche zogen und somit sowas wie Gänge bildeten zwischen denen man durchlaufen konnte. Von der Decke hingen vereinzelt, über den Herdplatten und Spülen, Abzugshauben und neben denen baumelten verschiedene Küchenutensilien von einer Stange, nämlich sowas wie Pfannen, oder Kochkellen. Weiterhin alles Dinge die der Junge von der Insel nicht kannte und dummerweise sah nichts davon so gefährlich aus, oder das es echten Schaden anrichten könnte wenn es drauf an kam. Nicht gegen eine Schusswaffe zumindest. Dennoch war das hier seine beste Chance um vielleicht doch noch etwas Brauchbares zu finden und noch dazu konnte er hier in Deckung gehen um etwas verschnaufen. Luke vielleicht sogar geschickt schleichend umgehen und somit Zeit zur Flucht zu gewinnen. Eventuell bekam er dann auch wieder eine Möglichkeit um zurück zum Ausgang zu kommen! Denn Hana war sich sicher dass er das hier alleine schaffen musste...Immerhin wusste keiner wo er war. Er war allein.

Also nutzte er seine Chance und kam in den Raum, schlug schnell die Tür der Kombüse hinter sich zu und sah sich dann hektisch atmend um. Sein Blick fuhr dann noch, an der Tür hinter sich, hoch wo er etwas oben rechts etwas erkannte was er nicht verstand. An dem oberen Teil der Ecke, von der Tür, hing etwas Metallisches. Es sah aus wie ein Stab in einer Vorrichtung. Wozu war das gut? Aber dann sah er wieder vor sich und realisierte panisch: Die Tür würde ihn nicht aufhalten! Sie würde ihn nicht aufhalten! Weswegen er rechts von sich zur hintersten Reihe der Küchenschränke, mit Kochablagen, sah und dann rannte er dort auch schon hin. Er ließ sich dahinter sofort auf die Knie fallen und saß danach auch schon auf seinem Hintern, drückte sich dabei noch mit dem Rücken keuchend nach hinten gegen einen dieser Schränke und gönnte sich eine kurze Pause zum Sammeln. Er holte aber weiterhin panisch, so wie auch schnell japsend, nach Luft und versuchte damit genügend Sauerstoff in seine Lungen zu pumpen die er nötig hatte. Seine rechte Hand krallte sich in das Oberteil an seiner Brust und sein Blick war starr vor sich gerichtet als er lauschte. Er zwischen dem Donnern seines ihm bis zum Hals schlagenden Herzens und dem Dröhnen in den Ohren lauschte, ob sich gleich die Küchentür öffnen würde...

Er saß in der Klemme.

Hana saß sowas von in der Klemme und er musste es da nun ganz allein wieder raus schaffen. Irgendwie. Doch er fühlte sich so gelähmt. Er wusste nicht warum aber er war schon einmal so vor Luke erstarrt und nun passierte es wieder. Dieser Typ machte ihm Angst und das lag nur an einer Sache, die der Junge mehr fürchtete als alles andere:...denn es war sein Blick. Der Blonde sah den Blick dieses Irren und bemerkte wie der ihn lüstern und gierig ansah. Deswegen war er sich auch ganz sicher, dass wenn Luke ihn erwischte...er ihn gewalttätig vergewaltigen würde. Sein Blick sprach genau das aus und auch seine Worte von vorhin untermauerten das. Und genau deswegen hatte Hana solche Angst vor ihm. Es war eine der größten Ängste die er besaß, neben der die Kontrolle über seinen Körper zu verlieren...Nämlich das jemand anderes mit seinem Körper tat was er wollte. Deswegen traf es ihn so sehr. Deswegen saß er da so panisch und musste dennoch versuchen einen klaren Kopf zu bewahren, denn anders kam er aus der Sache nicht mehr raus. Also schnaufte er einmal stark aus und blickte dann nach links von sich den Gang von Schränken hinab, hinter denen er Schutz gefunden hatte...und erblickte etwas dort auf dem Boden liegend.

Dieser Gegenstand, der da lag, war wie ein Lichtschimmer in der Dunkelheit in der er gerade saß und deswegen krabbelte er sofort hecktisch hin und nahm sich dann das Teil vom kalten Fliesenboden, drückte es an seine Brust und lehnte sich dann wieder mit den Rücken nach hinten an einen Schrank. Rettung. Das konnte ihm vielleicht noch nützlich sein. Und auch wenn Hana nicht viel über diese Sachen, die es hier gab, wusste...er erkannte immerhin eine Klinge wenn er sie sah. Und dieses Messer würde ihm sicherlich etwas helfen wenn es drauf an kam.

Es war ein scharfes Küchenmesser in seinen Händen und er fasste den Griff schlotternd, aber dennoch fest mit diesen. Ruhig bleiben. Ganz ruhig. Sprach er innerlich immer wieder zu sich selbst, aber es wirkte einfach nicht so wie es sollte. Und es war erschreckend, denn der Kleine hatte sich innerhalb von Minuten zu einem Beutetier entwickelt und war auf der Flucht vor einem Raubtier. Vor allem war es so erschreckend da er am Anfang noch dachte alles unter Kontrolle zu haben. Wie sehr man sich doch irren konnte. Doch egal wie schlimm die Situation auch war in der er sich befand...Hana würde nicht ohne einen Kampf aufgeben! Oder zumindest nicht wehrlos! Denn das war sein Wesen.

Und dann hörte er ein schreckliches Geräusch...nämlich das Öffnen der Tür von der Kombüse.

Sie krisch und knarrte als sie aufgeschwungen wurde und dann hörte der Junge auch schon langsam und wachsam gesetzte Schritte die in den Raum kamen und von keinem anderen waren als Luke, der sich noch aufmerksam und böse dabei umsah. Er trug zwar keine Brille mehr und besaß demnach auch ein leichtes Handicap, aber für das was er vorhatte reichte seine Sicht allemal und deswegen sah er sich weiter um. Hana, in seiner Ecke, konzentrierte sich derweil auch schon darauf leiser zu atmen, um seine Position bloß nicht zu verraten und dann noch um genau hören zu können WO dieser Mistkerl sich schließlich im Raum aufhielt wenn er dann mal von der Tür weg sein würde. Bei all dem war es schließlich totenstill in dem Raum geworden und keiner sagte ein Wort.

Luke blieb dann sogar noch kurz an der Tür stehen, ließ seinen Blick dabei weiterhin aufmerksam über die Kombüse hinweg schleichen...und dann lächelte er fies drein.

Für ihn war das alles nur ein Spiel. Eines bei denen er die Karten bereits schon in der Hand hatte auf die es ankam, also drehte er seinen Oberkörper leicht nach hinten, fasste mit der rechten Hand dann an den Türschlossriegel und schob diesen zu um die Tür zu schließen. Die Tür war somit nun verschlossen und nur von ihrer Seite wieder zu öffnen. Natürlich könnte Hana das locker wieder auf machen, denn er war ja auch in diesem Raum, aber es stellte für Luke dennoch ein kleines Hindernis dar und es kostete automatisch mehr Zeit als einfach nur aus der Tür zu rennen ohne was tun zu müssen. Es waren vielleicht sogar nur Sekunden um die es gegen würde...aber die könnten Luke vollkommen reichen um rechtzeitig zu reagieren und im Notfall auch schießen zu müssen. Was er nicht tun wollte, denn eigentlich sollte er den Kleinen nicht anschießen. Immerhin wollte er noch Spaß mit ihm haben und tot brachte er ihm eh nichts gegenüber Death Zero, denn der sollte leiden während Luke den Kleinen vor seinen Augen quälte. Aber nun genoss er erst mal diese nette, kleine Menschenjagd. Wie er danach weiter machte...nun ja dafür gab es dann später noch genug Zeit um sich was zu überlegen. So lächelte er böse und sprach dann in den Raum:

„Also gut, die Tür ist zu Hana! Es gibt nur noch uns in diesem Raum! Keiner kommt hier mehr rein und du kommst hier auch nur wieder raus wenn du es schaffst sie leise zu entriegeln noch bevor ich dich erwische! Simple Regel, nicht wahr? So...dass ist also die Endstation die du dir ausgesucht hast? Hier soll es also mit uns beiden passieren, ja?...Ich dachte ehrlich gesagt du würdest mich noch länger Spaß haben lassen und rennen. Dich mehr wehren...Aber offenbar hast du dich schon komplett mit deiner aussichtslosen Lage abgefunden, was? Das ist okay und noch nicht mal so dumm, sondern sehr realistisch. Ich schätze das an einem Gegner. Schätze es wenn er weis das er verloren hat und sich teils freiwillig ergibt...Also gut. Versteck dich ruhig weiter. Ich bin jetzt hier und komme dich nun holen...mein kleines Kanarienvögelchen...“

Und dann setzte er sich in Bewegung und lief mit der gezogenen Waffe, in der linken Hand, den ersten Gang zwischen den Küchenschränken aufwärts. Er sah sich derweil aufmerksam um und suchte nach seiner Beute. Etwas was Hana bewusst war und der nun die Schritte von ihm deutlich hören konnte. Und in dem Jungen seinem Kopf ratterte es los: Er war eingeschlossen? War klar das er es ihm nicht leicht machen würde, aber offenbar konnte er aus der Tür wieder raus wenn er sie entriegelte. Das war Teil des Spiels und von Luke so gewollt. Er gab ihm eine Chance das tun zu können und die wollte der kleine Blonde auch nutzen. So atmete er dann leise aus und sah auf seine Brust herab zu der Fliegerbrille von Saku, die da still hing. Sakutaro...Er...er würde ihn wiedersehen und beschützen. Hana würde das schaffen und der Gedanke an seinen Piloten gab ihm auf einmal so viel Kraft. So sehr sogar das er sich danach entschlossen die Brille nahm, sie auf seiner Stirn und über dem Pony befestigte und dann fest zog. Sie sollte ihm weiterhin Kraft schenken. Bat um ihren Schutz und Glück und danach setzte er sich selbst langsam und auf allen Vieren, hinter der Deckung der Schränke, in Bewegung.

So gesehen war er auch nur auf allein DREIEN unterwegs, denn mit der rechten Hand hielt er noch immer das Messer an seine Brust damit es auch nicht am Boden klappern konnte und somit dann seine Position verriet wenn er es dabei in Händen hielt. Also krabbelte Hana weiter in die entgegengesetzte Richtung von Luke seinen Schritten, kam dann am Ende seiner Schrankreihe an und lugte vorsichtig rechts um diese. Er sah darauf die Tür, durch die er eben kam und das sie wirklich zu war. Aber wo war sie verschlossen worden? Wie erkannte er das? Immerhin sah er keinen Holzbalken oder so, den er dann nur zur Seite kicken müsste um die Verrieglung zu lösen! Wo war das was die Tür verschloss? Und da er sich damit nicht auskannte brauchte er auch einige Sekunden...und dann machte es „Klick“ bei ihm als er verstand, denn er war nicht dumm und hatte eine schnelle Auffassungsgabe.

Der Kleine war wirklich nicht dumm und sehr aufmerksam. Deswegen fiel ihm auch bald darauf auf dass das Teil, was er an der Tür vorher noch als so seltsam befunden hatte, nun rausgezogen war und neben der Tür an der Wand in etwas einharkte. Verstehe! Das musste demnach also das Schloss sein! Und wenn Hana richtig schlussfolgerte: dann müsste er es nur wieder in die Position zurückziehen in der es vorher gewesen war! Doch um das zu erreichen brauchte er mehr Luft und Zeit. Denn wenn es nicht der Fall wäre, also das doch nicht das Schloss war, dann würde Luke ihn sich sofort schnappen und es war endgültig aus. Also musste er sich was überlegen um ihn damit lange genug abzulenken so dass er Zeit hatte um an das Schloss zu gehen. Allerdings war Hana sich ebenso sicher: das Anderson nicht so dumm wäre sich einfach so ablenken zu lassen. Zumindest nicht lange genug von bloß einem Geräusch, oder einem Schatten. Aber vielleicht...von etwas anderem. Und wenn Hana das umsetzten wollten...dann wurde es sehr gefährlich und riskant für den Kleinen selbst. Doch ihm wurde leider klar: um aus dieser Höhle des Leoparden zu kommen...musste er sich diesem wohl stellen. Egal wie schwer und riskant es auch werden würde.

Also lehnte er sich wieder hinter an den Schrank und nickte vor sich auf den Boden. Hana atmete aus. Mit der rechten Hand hielt er wieder das Messer schützend an seine Brust und in Gedanken, weil er darüber nachdachte wie er das alles gleich anging, rieb er sich mit der anderen Hand sanft und beruhigend über den Bauch. Saku...Er dachte dabei an ihn. Ob er...ihn schon vermisste? Ob er..ihn schon suchte? Aber als ihm das auffiel, also dass er über seinen Bauch rieb, stoppte er dies sofort und schüttelte dann leicht den Kopf. Was...war das denn eben gewesen? Doch er schob es dann einfach von sich weg, denn er hatte gerade andere Sorgen und auch keine andere Wahl mehr, also musste er das alles...

„Für was kämpfst du so sehr? Hm Hana?“

Hörte der Kleine den Amerikaner plötzlich sprechen und sah deswegen dann erschrocken links von sich hoch und zur Kante des Schrankes über ihm. Er hörte Luke von der anderen Seite des Raumes sprechen und wie er dann langsam weiterlaufend fortfuhr:

„Niemand, der weis dass er schon längst verloren hat, kämpft so hart weiter um zu entkommen. Niemand...dem es nur um sich geht, nicht wahr? Also für was kämpfst du? Sag es mir. Für deine Familie? Für dein Zuhause? Kämpfst du so hart dafür dass sie sich nicht abends in den Schlaf weinen, weil ihr vielleicht einziges Kind nicht mehr zurück kommen könnte? Kämpfst du für deine Freunde? Oder etwa doch dafür...das Death Zero nicht schon wieder in ein Loch der Verzweiflung fällt? Genauso wie damals...als er seine erste Hure verloren hat.“

Und als er das sagte da zuckte Hana zusammen und sah wieder erschrocken vor sich auf den Boden.

Luke sprach nämlich von Chiharu und irgendwie schockierte das den kleinen Blonden plötzlich bis aufs Mark dies zu hören. Zu hören wie er sie erwähnte. Er...Er wusste von Chiharu? Das ergab sogar Sinn, denn immerhin kannten er und Saku sich schon länger und diese Fehde und der Hass zwischen ihnen hatte offenbar schon lange Bestand.

Und dann blieb Luke am Ende der ersten Schrankreihe, die er inzwischen hochgelaufen war, stehen und sah sich wieder um, als er dabei weiter sprach:

„Chiharu, nicht wahr? So war ihr Name...Und ich bin mir sicher das es da inzwischen auch schon bei dir klingelt wenn du den Namen hörst, richtig? Ja ich kannte sie...Ich kannte das Mädchen mit dem er damals zusammen gewesen war. Und vor allem weis ich wie er sie abwertend und wie Dreck behandelte, einfach weil er selbst so ein verbissener Kämpfer war der Gewalt und Konflikt allem Anderen viel lieber vorzog als bei seinem Mädchen zu sein. Bei seiner Schlampe, die eine Familie mit ihm wollte, aber er zu egoistisch und herzlos dafür war. Er nie eine wollte...Weist du...du bist ihr ähnlich Hana. Besonders in einer Hinsicht...denn du hast dieselben Augen wie sie...“

Luke machte einen weiteren Schritt nach vorne und Hana sah derweil weiterhin nur schockiert auf den Boden vor sich. Er hatte...dieselben Augen wie Chiharu?

Hana wusste das Saku seine verstorbene Freundin „irgendwie“ in ihm gesehen hatte, aber das mit den Augen war ihm neu. Das mit den Augen...machte ihm plötzlich Angst. Und dann hörte er Luke noch weiter zu...

„Du hast dieselben treuen, verträumten und verliebten Augen die sie ihm damals auch zugworden hatte. Klare Augen vor denen er sich so sehr fürchtete, eben weil sie so voller Unschuld strahlten. Und jeder wusste das wenn sie zu Besuch auf der Basis war. Einfach jeder, der nicht ein komplettes Brett vor den Augen hatte, wusste das er sich davor fürchtete für sie Verantwortung zu übernehmen und mit ihr eine Familie zu gründen! Aber so war er schon immer. Er scheute sich davor Verantwortung für andere zu übernehmen. Er ist eben ein Feigling unser Death Zero. Er hat so viele Menschen getötet in seinem Leben und zuckt nicht mal mit der Wimper um abzudrücken wenn ein Feind vor ihm steht. Aber bei seiner süßen Chiharu bekam er es mit der nackten Angst zu tun, wenn es um Liebe und einer eventuellen Familie in der Zukunft ging...Sag Hana...Ist dir vielleicht schon mal in den Sinn gekommen das er NUR Interesse an dir zeigt eben weil du Chiharu so ähnlich bist? Dass das alles nur daher kommt?...Er hat dir sicherlich auch nicht gesagt was mit ihr passiert ist, nicht wahr? Was für ein liebes Mädchen sie war und das sie nur wegen ihm sterben musste, weil sie ihn, in ihrer Liebe zu ihm, viel zu nah an sich rangelassen hatte...Sie wurde umgebracht, Hana! Und das alles nur weil sie seine Hure war und die Liste seiner Feinde noch heute so ellenlang ist, dass Death Zero selber schon keinen Überblick mehr hat WER da eigentlich alles so drauf steht! Und DU...du fällst in genau dieselbe Schiene und tappst in die gleiche Falle wie damals auch Chiharu, Hana...“

Seine Worte waren scharf und verletzten.

Er log. Er log und Hana war sich bewusst das dieser Kerl gerade absichtlich Gift versprühte. Damit versuchte den Kleinen unruhig zu machen und aus seiner Deckung zu locken. Sich zu zeigen und hoffte dass er darauf einen Fehler machen würde. Aber da war er bei ihm sowas von an der falschen Adresse! Ja es tat weh das alles zu hören und es wühlte Hana mehr auf als es sollte, aber er riss sich dennoch zusammen und das hatte er nur einer Sache zu verdanken: Denn Hana war der Sohn seiner Mutter. Demnach war er von Natur aus sehr emotional, tief im Innern irgendwo auch ruhig, wenn er es brauchte und in seinem Herzen sanft veranlagt. Aber er war auch...der Sohn seines Vaters. Der Sohn von Hao, der genau wusste was er wollte und kämpferisch veranlagt war! Und genau deswegen...hatte Hana gelegentlich auch mal eine kurze, feurige Zündschnur wie sein Vater und wusste demnach auch...wann er sich zusammenreißen musste, wenn es um sein Leben ging. Und auch noch...wann genau er zuschlagen müsste um richtig Schaden anzurichten. Was Luke gleich am eigenen Leib erfahren dürfte. Denn er hatte Hana, mit seinen Worten, echt sauer gemacht...

Danach kam Luke auch schon um die Ecke herum, sah in den zweiten Gang rechts von sich und fand Hana auch dort nicht, weswegen er weiter geradeaus lief und sich in die Richtung des dritten Gangs machte...während Hana sich leise, in dem Dritten Gang, wieder fasste, dann schluckte und danach schließlich rechts um die Ecke in den Zweiten lugte und wartete das Anderson um den Schrank herum war. Sofort nutzte er dann seine Chance und kam in Gang Zwei...um endlich das tun zu können was er tun musste um hier raus zu kommen. Und dieses Arschloch da vorne...konnte sich schon mal warm anziehen, denn Hana hatte plötzlich wieder dieses Feuer in sich. Dieses Feuer kämpfen zu wollen um das zu schützen was er liebte und wofür er einfach alles tat was in seiner Macht stand. Es war ihm egal was Anderson sagte. Es war ihm egal ob Saku nun wirklich an dem Tod für Chiharu verantwortlich gewesen war, oder eben nicht. Denn für ihn war nur eines wichtig in dem Moment: Er liebte Sakutaro. Und genau deswegen würde er nicht zulassen dass man ihn wieder verletzte. Niemals.

Luke Anderson blieb dann an dem Schrank, der zwischen Gang zwei und Drei war, stehen und schnaufte einmal verächtlich aus, bevor er dann weiter sprach:

„Aber warum sollte das bei mir so sein, richtig? Immerhin biste DU ja nicht Chiharu...Das denkst du doch, nicht wahr?...Sei doch nicht genauso dumm, Hana. Er hat Chiharu nicht geliebt und dich wird er auch nicht lieben. Ich sagte doch schon bereits: er KANN sowas nicht empfinden, denn er hat es nie gelernt und ist obendrein auch noch ein eiskalter Killer! Frag ihn mal...Frag ihn doch mal wie viele Menschen und WEN er schon alles umgebracht hat in seinem Leben!...Er wird dich benutzen, Hana und seinen Spaß an dir haben so lange er kann. Und dann wird er dich wegwerfen wie ein benutztes Gummi. Genau wie es auch damals bei Chiharu der Fall gewesen war...Die er auch nur gevögelt hatte weil sie in ihn so verblendet verliebt gewesen war und sofort freiwillig die Beine für ihn breit gemacht hat! Genau wie du, nicht wahr...? Ihr habt doch sicherlich auch schon „Spaß“ miteinander gehabt, oder? Denn nur deswegen bist du zu mir gekommen um nach Hilfe zu betteln. Zu betteln das er bei dir bleiben kann, obwohl es ihm scheiß egal ist was aus dir wird! Bettelst bei mir weil du in dieses Monster verliebt bist...Aber glaub mir: er wird dich am Ende im Stich und einsam sterben lassen...Genauso wie er es bei seiner Hure Chiharu getan hat!“

Er sprach den letzten Satz sehr laut aus. So laut und voller Hass. Aber dann bekam er endlich das was er verdiente. Denn Hana konnte es nicht mehr ertragen ihn so viel Scheiße labern zu hören! Er bekam nun etwas was ihm sein Maul stopfen sollte und ihn dann auch seine gespaltene Zunge hinter den Zähnen halten ließ und ihn zum Schweigen brachte...als nämlich ein heißer, stechender Schmerz durch die eine Stelle seiner rechten Schulter schoss und er dann schmerzhaft dabei aufschrie. Er schrie vor Schmerz und es donnerte darauf durch den Raum:

„Du redest viel zu viel, du verdammtes Arschloch!!“

Fauchte Hana ihn dann an, der Luke nämlich leise von hinten angesprungen und attackiert hatte als sein Moment gekommen war und weswegen das Messer, in seiner rechten Hand, jetzt erfolgreich im Körper des Amerikaners steckte und dem höllische Schmerzen bereitete.

Luke hatte durch sein Gelaber Hana die perfekte Vorlage geliefert um sich anschleichen zu können, denn er konnte ihn deswegen nicht hören. Er hatte sich das also alles selber zuzuschreiben und es war somit sein Fehler gewesen, der ihm nun in den Arsch biss.

Weiterhin hing der Kleine, wie eine Zecke, am Rücken des Mannes fest, hielt dabei noch den Griff des Messers eisern und drückte es dann viel tiefer in sein Fleisch an der Brust. Und während ihn der Teufel so ritt, wollte Hana noch einen oben drauf setzten, deshalb ließ er Luke nun seine eigene Medizin schlucken und packte ihn dann, mit der linken Hand, ebenfalls am Haarschopf und zog seinen Kopf etwas nach hinten. Wie du mir, so ich dir, was?! Aber Hana ging sogar noch viel weiter im Zorn, als er sich danach blitzschnell vor lehnte...und auch schon zubiss. Ja er biss zu, denn er war so wütend über die Worte die er gehört hatte und so aggressiv, dass er nicht mehr anders konnte und Luke deswegen in das rechte Ohr biss...und ihm somit ein Stück davon abriss. Der Mann heulte darauf nur noch mehr auf im Schmerz. Und noch während der Kleine das Stück aus seinem Mund aus- und wegspuckte, ließ er dabei den Griff des Messers los, schubste den Amerikaner dabei nach vorne von sich weg und machte dann sofort eine Kehrtwende um zu fliehen. Hana nahm die Beine in die Hand und sprintete, als wäre gleich der Teufel hinter ihm her, zu der Tür der Kombüse und fummelte dann auch schon oben an dem Türriegel herum!

Luke war derweil nach vorne auf eine Ablage an der Wand gedonnert und riss dabei scheppernd Küchenutensilien zu Boden, während er noch immer vor Schmerz brüllte und deshalb nicht klar denken konnte. Er faste sich an das blutende Ohr und war so mit sich selbst beschäftig und genau das war auch Hana sein Plan gewesen. Denn der Schmerz sollte den Mistkerl ablenken und ihm somit Zeit verschaffen!

Also fuchtelte er weiterhin hektisch an dem Riegel herum, weil er nicht wusste was das war und fluchte dabei kreischend:

„KOMM SCHON! KOMM SCHON!! SCHEIßE KOMM SCHON!!“

Und dann gab es ein erlösendes Klacken und er hatte es geschafft.

Hana hatte es geschafft und schob danach den Riegel nach rechts zurück in die Apparatur, engriegelte somit die Tür der Kombüse und konnte endlich fliehen! Es ging alles sehr schnell und er riss dabei hektisch die Tür auf. So stark sogar, dass sie danach gegen die Wand rechts donnerte und es dann ein furchtbar lautes Geräusch gab das durch das gesamte Wrack hallte. Doch ihn juckte das nicht mehr, denn sein Plan hatte funktioniert! Er konnte fliehen! Nun musste er nur noch raus und rechts wieder den Gang runter rennen um zum Ausgang zu kommen und dann wäre er...!

Doch dazu kam es nicht, denn Luke hatte sich wieder sauer schnaufend und aggressiv dreinblickend, gefangen. Der Schmerz in seiner Schulter und an seinem Ohr war so heiß und peitschend gewesen, dass es ihn nun nur noch mehr befeuerte, er sich dann auch schon wie eine Maschine umdrehte und danach sauer den Namen des Kleinen brüllte. Er brüllte:

„HANA!!“

Und grausamer weise legte er dabei auch noch zielend an...und drückte dann ab.

Kurz darauf knallte ein Schuss durch das Schiff und noch während Hana aus der Tür sprang hatte er dabei dick Glück gehabt dass Luke, in seinem Dussel vor Schmerz und ohne Brille, nicht wirklich gut zielen konnte...und somit den Jungen auch nur knapp verfehlte. Die Patrone der Nambu flog dann nämlich knapp rechts an Hana vorbei und schlug dann direkt vor ihm an der gegenüberliegenden Wand ein, erzeugte damit dort ein Loch und der Kleine krisch sofort auf, da das „Knapp“ leider auch nur ein „Knapp“ gewesen war...und die Patrone ihn somit gestreift hatte.

Vor Schreck und brennendem Schmerz an seinem rechten Arm, brach der Blonde darauf auf die Knie und hielt sich dann keuchend an die freie Stelle am Oberarm wo er eben gestreift wurde. Es blutete leicht durch seine Hand und er...er kannte diesen Schmerz. Hana kannte diesen brennenden Schmerz von einem Schuss. Und es löste etwas in ihm aus. Weswegen er dann schockiert neben sich runter sah und an seinem Arm, wo sein Blut leicht hinabfloss...und er wieder die blanke Panik bekam. Er...er hatte geschossen. Er hatte auf ihn geschossen. Genauso wie...Diese Erkenntnis lähmte Hana sofort wie ein Häschen auf das man einen Pfeil gespannt hielt und er rührte sich dann schlotternd nicht mehr. Somit war es offiziell: Der Schuss aus einer Nambu...jagte Hana von nun an blanke Angst ein. Und er wäre auch an der Stelle komplett verharrt geblieben, wenn er danach nicht gehört hätte wie Luke hinter ihm fluchte und dabei fauchte:

„Du dreckiges, kleines Miststück!!“

Was Hana seine Lebensgeister wieder aufweckte.

Doch noch bevor er wieder aufsprang knallte noch ein Schuss neben Hana ins Metall, aber dieses Mal rechts neben ihn in den Boden, weswegen der Junge aufschrie und dann instinktiv und wie ein aufgescheuchtes Reh in die entgegengesetzte Richtung floh...nämlich nach links und dort die Treppe hoch. Weg von seinem Peiniger und dem Ausgang...Und nur weiter tiefer in die Höhle des Monsters, aus der es für ihn einfach kein Entrinnen mehr gab.

Luke dagegen erfreute das dies zu sehen, auch wenn er eben verletzt wurde, so das er dann darauf fies lächelte und danach, mit der freien Hand, an den Griff des Messers fasste, welches noch immer in seiner Brust steckte. Ein guter und schlauer Treffer für eine Ablenkung, dass musste er dem Knirps lassen. Er würde es aber nicht rausziehen, denn das wäre sehr dumm. Die Klinge in seiner Brust verschloss, witziger weise, die eben erst frisch aufgeschnittenen Blutgefäße und sie nun rauszuziehen würde eben damit resultieren das er erneut alles öffnete und einen starken Blutverlust erleiden könnte. Nicht so sehr das er daran starb, aber vielleicht genug um ihn schwächeln zu lassen, weswegen er die Finger davon ließ und wieder vor sich sah. Er brauchte all seine Kraft um dieses Vögelchen zu fangen.

Dann sah er zu der Tür durch die der Kleine entkommen war...und lächelte wieder, als er dabei sprach:

„Heh, natürlich...Du gibst einfach nicht auf, was?...Ist wohl nicht dein Stil...Sehr gut...Sehr gut...Lauf...Lauf so schnell du kannst, denn jetzt...jetzt will ich dich nur noch mehr, mein kleines Vögelchen...“

Und noch nie zuvor war Luke so sexuell von jemand angetan gewesen.

Er stand nicht auf Männer, aber dieser Junge war irgendwie anders und Luke hatte nun auch schon länger keinen mehr wegstecken können, also war er in seinem Wahnsinn auch nicht besonders wählerisch. Für ihn war Hana nicht nur hübsch und für einen Jungen merkwürdig feminin, nein, er hatte auch noch Feuer in sich und gab nicht so einfach auf, was er eben ganz stolz bewiesen hatte. Und genau das mochte der Amerikaner so sehr daran. Dieser Bengel war ein kleiner, verführerischer Teufel der zum Rundumschlag ausholen konnte wenn man ihn in die Ecke drängte und das hatte Charme und genau deswegen wollte er ihn. Er wollte ihn fangen, niederringen und sich unterwürfig machen. Er wollte ihn zähmen und dies dann Death Zero vorführen um sich somit endlich an ihm rächen zu können. Und das wäre nur der erste Streich in seiner Rache, denn es würde danach noch mehr kommen. Wie würde er wohl darauf reagieren...wenn er dabei zusehen durfte wie das kleine, goldene Kanarienvögelchen unter Luke lag und dabei nur noch für ihn singen würde? Der Gedanke gefiel ihm richtig gut und der Schmerz in seiner Schulter und seinem Ohr befeuerten diese sexuelle Lust, krankerweise, nur noch mehr, weswegen er auch sofort losrannte um an dem Kleinen dranzubleiben. Um seine Beute endlich zu erwischen...denn er sehnte sich plötzlich so sehr nach ihm.

Hana stolperte derweil panisch atmend und keuchend die Treppenstufen nach oben.

Besonders als er sich diese hinauf quälte bemerkte er wie schnell er schon wieder aus der Puste war. Was war nur los? Doch er wusste es eigentlich schon. Die Wunde an seinem Bauch schmerzte, sein Herz pochte wieder krachend und heftig in seiner Brust einen Marathon und sein Verstand drehte sich langsam im Kreis. Nach und nach bemerkte er wie er bald keinen ruhigen Gedanken mehr fassen könnte und die Panik ihn langsam, aber sicher, ihn von innen nach außen auffressen würde. Das war aber nur der mentale Schaden den er gerade erlitt, denn körperlich schmerzte die Wunde an seiner Stirn und die Neue, an seinem rechten Arm, durch den Streifschuss, brannte wie Feuer und sorgte nur noch mehr dafür dass er Angst bekam. Der Junge fühlte sich schrecklich und langsam auch am Ende. Was faszinierend war, denn noch nie zuvor war Hana mental und körperlich so an seine Grenzen gekommen wie in diesem Moment. Er kannte sowas nicht. Etwas was man nun auch in seinen Augen ablesen konnte, denn die Angst, der Stress und die körperliche, so wie auch mentale Erschöpfung standen ihm ins Gesicht geschrieben. Alles nur wegen eines Mannes und das von Ach auf Krach. Und es wurde immer schlimmer...Besonders wenn er hörte wie Anderson dann auch schon, dicht hinter ihm, ebenfalls die Treppen rauf rannte und er ihn bald haben würde.

Hana rannte deswegen nur noch schneller machte.

Er hat mich gleich! Er ist ganz nah! Er hat mich gleich und dann wird er...! Donnerte es immer und immer wieder durch seinen Kopf während er panisch die Stufen weiter nach oben floh die ihm plötzlich so unendlich lang vorkamen. Als würden sie nie enden und sich auch immer wieder von vorne aufs Neue aufrollen. Und dann kam er auch endlich am Ende der Stufen an. Er fiel dabei sogar fast erschöpft auf die Knie, so dass er sich sofort mit den Händen, am Boden, abfing und sich, dank diesen, schließlich wieder in eine aufrechte Position katapultieren konnte und dabei rannte er weiter den Gang vor sich hinab. Rannte und rannte weiter, ohne auch nur zu sehen wo er sich befand, oder was in den vereinzelten Räumen, rechts und links, um ihn gewesen war, denn dazu hatte er keine geistige Kraft mehr. Es war ihm auch egal, denn er hatte andere Sorgen. Hana war inzwischen so darauf fixiert einfach nur zu rennen, dass sich alles andere panisch in ihm abgeschaltet hatte. Sogar sein sonst so klarer Verstand. Da war nichts mehr, nur noch der Drang zu fliehen und dabei seinen Körper zu schützen. Mehr als jemals zuvor.

Der Gang vor ihm war auch nicht besonders lang, im Gegensatz zu der Treppe von vorher und so rannte er diesen schnell hinab und warf sich dann gegen die einzige Tür, die sich da frontal und am Ende des Gangs vor ihm, befand. Eine große Doppeltür mit Bullaugen, weiter oben eingebaut, dessen Gläser leicht dreckig waren. Hana krachte dagegen und warf die Doppeltür förmlich auf, so dass sie auf beiden Seiten, an den Wänden, gegen diese donnerte. Und als er es durch diese geschafft hatte...war er auch schon auf der Brücke, im Tower des Flugzeugträgers, gelandet. Der letzte Ort an den er kommen wollte denn...er war eine totale Sackgasse. Und als die Doppeltür hinter ihm wieder zu schwang, sah der Blonde dann keuchend und panisch vor sich im Raum umher.

Die Brücke dieses Flugzeugträgers war ein sehr großer Raum mit vielen verschiedenen Instrumenten und Pulten die Hana natürlich nicht kannte. Es war eine wirre Welt der Technik für ihn die keinen Sinn machte. Aber bekanntlich enthielt die Brücke ja alle notwendigen Elemente für die Steuerung des Schiffes und wurde halt, je nach Schiff, dann auch schon mal ordentlich groß. Und auch die Entstehung der Brücke besaß an sich eine Interessante Geschichte, denn in der Frühzeit des Segelns war das Ruder mit einer Pinne verbunden gewesen, die von einem Steuermann bedient wurde. Der Begriff "Steuermann" bedeutet übersetz: "Diener des Bootes" und die Pinne befand sich im so genannten Cockpit, einer Grube, in der die Steuerelemente des Bootes untergebracht waren. Im Laufe der Zeit wurde aber die Pinne durch ein Rad ersetzt und dieses war nicht direkt mit dem Ruder verbunden, sondern über Seile und Rollen. Dadurch konnte das Rad bewegt werden. Die Schiffe wurden aber irgendwann auch immer größer und verfügten deswegen auch über immer mehr Decks. Das größte Deck war das Hauptdeck und das Steuerrad des Schiffes befand sich auf dem Achterdeck. Das erhöhte Profil des Achterdecks ermöglichte es damals dem Kapitän, umherzugehen und einen guten Blick auf das gesamte Schiff und das Meer um ihn herum zu haben. Und während er so umherlief, konnte er dem Steuermann dabei mündliche Befehle erteilen. Später aber wurde der Steuerstand von einem kleinen Gebäude umgeben, das als "Steuerhaus" bekannt wurde und der Steuermann arbeitete dann vom Steuerhaus aus. Der Kapitän blieb jedoch oft draußen, um einen besseren Überblick über das Schiff und seine Umgebung zu haben. Im weiteren Verlauf der Geschichte wurde die Windkraft dann durch die Dampfkraft ersetzt, und es wurden immer mehr Schaufelraddampfer mit großen Rädern eingesetzt, die oft noch mit einem Ruder gesteuert wurden. Die Sicht des Kapitäns war demnach dann oft durch die Steuerhäuser eingeschränkt, was zu Problemen führte. Er konnte zwar noch Befehle erteilen, aber oft nicht richtig sehen, wohin das Schiff nun fuhr. Und für einen guten Rundumblick hätte der Kapitän dann auf eines der Steuerhäuser steigen müssen. Für die Wartung der Schaufelblätter, durch die Ingenieure, gab es jedoch bereits einen Zugang. Also wurde eine sogrannte „Brücke“ gebaut, die die beiden Ruderhäuser miteinander verband. Und daraus entwickelte sich im Laufe der Geschichte die Schiffsbrücke und die nun auch geläufig geworden war. Es war ein Geniestreich und clever kombiniert, denn von der Brücke aus konnte der Kapitän das Schiff kommandieren, indem er Steuerbefehle an das Steuerhaus und Maschinenkommandos an die Ingenieure sandte und hatte auch noch alles im Blick. Deswegen sah Hana auch bereits vor sich eine gewaltige Front voller Schreiben die hinter mehreren technischen Pulten aufgebaut war und wo er dann direkt auf die Insel und den Berg auf dieser sehen konnte. Man hatte also von dort aus einen guten Überblick.

Er war in dem Tower und sogar noch über Deck angekommen. Und nun verstand er auch warum ihm die Treppe eben so endlos lang vorgekommen war. Er hatte nämlich nicht nur eine Etage übersprungen, also die fünfte Etage, sondern auch gleich noch das Deck mit, welches sich nun unter ihm befand wenn er raus sehen würde. Somit war er also am höchsten Punkt auf dem Flugzeugträger angekommen...und es gab kein Entrinnen mehr, denn der einzige Weg aus dem Tower, war wieder dieselbe Treppe hinter ihm nach unten zu gehen, den Gang zurück und wo er wieder am Zellenblock vorbei müsste um in den zentralen Treppenaufgang zu kommen. Doch das Thema war durch. Hana war offiziell in einen Käfig gerannt. In einen Käfig aus dem es kein Entkommen mehr gab. Wo er nun in der Ecke saß und sich schlotternd wehren müsste. Oder eben zuließ dass man mit ihm machte was man wollte. Es lag an ihm wie es nun weiter ging und es war etwas was sich auch sofort bestätigten und herausfinden lassen würde ...nämlich in dem Moment als er fühlte wie er von hinten gepackt wurde.

Der Kleine fühlte einen verdammt starken Griff an seinen Haaren und wurde dann auch schon zur Seite geschleudert und krachte deswegen kreischend gegen eines der Steuerpulte die im Raum verteilt waren. Es tat höllisch weh und kleine Funken flogen vor seinen Augen umher, weil langsam sein Kreislauf schlapp machte. Der Schwung dabei, der Schmerz in seinem Haarschopf und die Wucht gegen das Metall des Pults, rissen den Kleinen sogar fast wieder zu Boden. Doch Hana landete, am Boden, instinktiv auf den Knien, statt auf der Seite und sprang dann, reflexartig, sofort wieder panisch auf ohne auch nur einen Blick zu seinem Peiniger rüber schwenken zu lassen. Er war wie so ein Stehaufmännchen. Doch die Wucht gegen das Metall hatte ihn fies an der Seite erwischt und er bekam deswegen etwas schwerer Luft. Auch tat diese Weh, als hätte er sich da drin was geprellt, oder dabei eine Rippe angeknackst. Wessen er sich aber nicht hundert prozentig sicher war. Aber im Allgemeinen schüttete diese Aktion nur noch mehr Öl ins Feuer und setzte sich als weitere schmerzende Last des Körpers auf Hana seine Schultern. Machte ihn nur noch schlapper und er fühlte sich furchtbar. Er...er konnte bald nicht mehr, denn alles tat ihm so weh. Mutter...Vater...

Dennoch biss er verbissen die Zähne zusammen und floh, auf allen Vieren, wieder nach vorne. Wollte weg, Abstand gewinnen und musste dann irgendwie um Luke herum kommen damit er wieder aus dieser Sackgasse, in die er gerannt war, entkommen konnte! Vielleicht fand er ja hinter den vereinzelten Steuerpulten etwas Feuerschutz vor ihm und kam dann so wieder aus dem Raum! Doch Luke ließ ihn nicht mal dazu kommen das er um ein Pult rennen könnte, denn er hatte Hana gleich wieder an den Haaren und am Nacken gepackt, kurz nachdem der wieder auf die Beine kommen wollte und feuerte ihn danach erneut gegen etwas. Dieses mal krachte der kleine Junge aber nicht gegen ein Pult, sondern gegen einen großen und am Boden festeschraubten Tisch, der quer im Raum stand und von dem dann auch, durch den Aufschlag, sofort Sachen runterfielen die auf diesem am Rand gestanden hatten. Dieser Schlag hatte aber gesessen und da er so schnell auf den Vorherigen gefolgt war, konnte Hana einfach nicht mehr und blieb schließlich seitlich und keuchend zuckend am Boden liegen. Er war damit am Ende seiner Kräfte angekommen. Zumindest fühlte es sich so an. Ales tat weh und sein Herz sprang ihm inzwischen fast aus dem Hals so heftig pochte es.

In seinem Kopf drehte sich alles durch den Aufschlag und daher dann auch seine Sicht während er da mit halbgeöffneten Augen lag und mit offenen Mund um Luft rang. Zugleich erkannte er aber auch wieder den blonden Amerikaner vor sich, der dort stand und böse schnaufend zu ihm runter sah.

Hana sah das Luke noch immer das Messer in seiner Schulter stecken hätte und das weiße Hemd von ihm war deshalb auch rötlich besudelt durch sein Blut. Es stellte einen schon irgendwie schön anzusehenden Kontrast zu dem Weiß des Stoffs dar und auch wenn es dort aufgehört hatte zu bluten, so blutete noch immer sein Ohr, dort wo ihm der Kleine, am oberen Teil, etwas abgebissen hatte und er sah echt pissig aus deswegen. Hoffentlich tat es dem Arschloch wenigstens richtig weh! Aber leider der auch sehr erregt aus als er dann neben sich auf den Boden spuckte, seine Waffe dann links an der Hüfte in seinen Hosenbund steckte und dabei sprach:

„Du bist ein richtig stures, dickköpfiges kleines Ding, weist du das Hana? Richtig zäh...und dass hätte ich, ehrlich gesagt, nicht von dir gedacht. Aber ich respektiere das. Das tue ich wirklich...Doch jetzt ist unser kleines Spielchen vorbei und es geht ans Eingemachte...Die Jagd ist vorbei Hana und du hast verloren, also gibt einfach auf. Es ist besser so für dich...Mach es doch nicht noch schlimmer als es sein müsste...Ich werde dich auch gut behandeln wenn du brav bist...“

Er machte einen Schritt auf ihn zu und Hana knurrte darauf wütend, aber schwach zu ihm hoch, drehte sich dann aber auf den Bauch und wollte erneut versuchen nach links weg zu kommen. Robbte sich mit erhobenem Oberkörper vorwärts. Er hatte einfach keine Kraft mehr in den Beinen um wieder aufzustehen. Er konnte nicht mehr. Sie waren zittrig, wie aus Gummi und ihm tat alles weh. Doch er war noch immer stur und gab weiterhin nicht auf, egal wie schlimm es auch aussah und um ihn stand.

Hana hatte sich, innerhalb dieser einen Woche, kaum richtig erholen können.

Der Schuss in seinen Bauch, die Operation danach und nun das waren zu viel gewesen. Noch dazu hatte er, die letzte Nacht, zum ersten Mal Sex gehabt und nun fühlte er wie sehr ihn das alles belastet hatte und sein Körper letztendlich am Limit angekommen war. Müdigkeit machte ihn fertig und Angst nagte an seinem Verstand so dass er seine Gedanken nicht mehr unter Kontroller hatte und diese wirr wurden. Aber dennoch...wollte er nicht aufgeben. Er DURFTE nicht aufgeben denn...denn sie brauchten ihn. Wenn er jetzt aufgab dann würden sie...Mutter, Vater und Saku sie...

Sein Verstand war komplett wirr und er keuchte auf wegen dem Schmerz der wieder durch seinen Bauch schoss...und dann ließ er einfach aufgebend seinen Kopf und Oberkörper auf den Boden vor sich donnern. Das kalte Metall des Bodens unter ihm kühlte seine rechte, heiße Wange und Hana schloss dabei die Augen. Es war vorbei. Er wollte nicht mehr...er...er konnte nicht mehr und war so müde. All seine Kräfte hatten ihn so gut wie verlassen und nun setzte die Lähmung langsam ein.

Sakutaro...er wünschte ihn sich her. Hana...brauchte ihn gerade mehr als jemals zuvor. Denn er hatte Angst. Und dann keuchte der Junge wieder schneller, japste und fasste sich schließlich mit der linken Hand an den Bauch der so schmerzte. Es tat weh. Es tat so weh und Hana wollte einfach nur schlafen und sich nicht mehr wehren. Er brauchte Ruhe. Und von ein auf die andere Sekunde war sein Wille so gut wie gebrochen gewesen. Aber dennoch war da ein schwacher Funke und der schrie, in seinem Innern, immer wieder zu ihm: STEH AUF! GIB NICHT AUF! DU MUSST AUFSTEHEN! DU MUSST!

Diese Stimme in seinem Kopf schrie ihn an nicht aufzugeben, aber er war so schwach...Anderson blieb währenddessen vor ihm stehen, sah auf ihn herab und danach sprach triumphal weiter:

„Keine Sorge...Immerhin wird es dir gleich gefallen, nicht wahr Hana? Ich konnte es eben sehen was für ein aggressives und verruchtes Luder du doch tief in deinem Innern bist...Das du willst dass man dich hart anpackt und begutachtet. Hast keine hohe Meinung von deinem Körper. Es ist offensichtlich, denn dass ist deine Art. Alles spricht dafür...gerade auch weil du dich von einem Monster wie Death Zero hast ficken lassen..."

Seine Umgangsform zeigte nun auch genau wie geladen er bereits war.

Und damit sprach Luke gezielt das an was er gerade an Hana seinem Nacken sah...nämlich den Biss-Abdruck von letzter Nacht. Er konnte ihn nun genau sehen, weil dem Kleinen sein langes Haar nach vorn und zur Seite gefallen war durch den Aufschlag und er lächelte ihn nun nur noch böseer dabei an. Danach kam er dann runter in die Hocke, strich sanft und dennoch wie Feuer brennend mit dem rechten Zeigefinger über Hana seinen Liebesbiss, als er nachsetzte:

„Heh...Ihr zwei habt wirklich Spaß miteinander gehabt, was? Sogar so aggressiv das er dir, wie ein Tier, das hier hinterlassen hat...Was ein Monster er doch ist...Aber was meinst du, Hana? War es das wert? Und ist...in deinem verruchten Unterleib noch Platz für jemand anderen...? Oder bist du nur Death Zeros wunderschöne, kleine Hure?...Genauso wie es Chiharu gewesen war bevor sie starb...Sag schon: Hab ich gewonnen und gibst du auf, Hana? Ich mache es dir einfach damit. Du musst nur "Ja" sagen und nachgeben..."

Er wollte es wirklich tun.

Hana wusste nun genau dass dieser Mistkerl sich an ihm vergreifen wollte und zuckte dann instinktiv schmerzhaft zusammen als diese endgültige Erkenntnis sank. Er wusste es irgendwie, aber es bestätigt zu hören machte es nur noch schlimmer. Und wenn er jetzt nichts tat dann...dieser Mistkerl würde Sakutaro seine Braut beschmutzen.

Hana seine Lebensgeister regten sich in dem Moment wieder und er öffnete dabei die Augen. Weg...Er musste weg. Durfte das nicht zulassen. Und deswegen reagierte er nur noch und erhob langsam und schwächelnd seinen Oberkörper, versuchte sich seitlich davon zu robben, wie vorher auch und Luke ließ ihn grausam gewähren. Er ließ den Kleinen also einige Zentimeter qualvoll und schwach davon robben und schnaufte dann selbst sichtlich genervt, aber doch ruhig darüber. Stur, hm? Oder vielleicht auch einfach nur verzweifelt? War aber auch egal.

Hana sein Peiniger schnaufte erneut, aber nun verächtlich und gab dann von sich:

„Das ist wohl doch nicht so leicht für dich, hm? Ist nicht dein Stil, nicht wahr Hana? Aber auch nicht sonderlich überraschend. Immerhin bist du genauso ein verbissener Dickkopf wie Death Zero...“

Antwortete der Amerikaner dann leicht genervt.

Dennoch lächelte er dann wieder fies darauf, kam auf seine Beine und lief danach hoch neben den Kleinen, nur um dann grausam mit dem rechten Bein auszuholen...und zuzutreten.

Es war ein schrecklicher Schmerz, der sich darauf in Hana breit machte, denn Luke hatte nicht einfach nur zugetreten, sondern auch noch genau dahin wo es so richtig weh tat...nämlich in Hana seinen Bauch. Der Blonde schrie auf und fing an zu husten, als der Tritt ihn traf. Er krümmte sich zusammen und hielt sich danach mit beiden Händen dem Bauch umschlungen. Es tat weh. Der Schmerz krachte durch seinen Unterleib und der Kleine fühlte sofort wieder wie schwer diese Wunde doch gewesen war und das sie, trotz der Woche, noch immer nicht genug verheilen konnte denn...denn der Schmerz riss bis in seinen Unterleib hinab und ließ diesen dort pulsieren. Ein schreckliches Gefühl das Hana, seltsamerweise, plötzlich blanke Panik verursachte und er erschrocken und schwach vor sich ins Nichts sah. Aufhören. Er sollte aufhören ihm in den Bauch zu treten...denn es fühlte sich an als würde alles da drin reißen und kaputt gehen. ER SOLLTE AUFHÖREN!

Und Luke hörte auch auf, kam danach schließlich über Hana auf die Knie und drehte den dann auf den Rücken, so dass er, gezwungenermaßen, zu ihm hochsehen musste. Der Mistkerl packte dann den Kleinen seine Handgelenke mit einer Hand und nagelte diese über seinem Kopf, am Boden fest, während er sich noch geschickt zwischen dem Blonden seine Beine schob und diesen damit nun völlig wehrlos machte. Hana konnte sich so nämlich nicht mehr wirklich wehren. Und selbst wenn er noch die Kraft dafür fände wäre es sinnlos gewesen, denn in der Position war er nun endgültig festgenagelt worden und es gab kein Zurück mehr. Er konnte sich weder mit den Händen wehren, noch konnte er zutreten, da sein Schritt geöffnet worden war und seine Beine damit von ihm gespreizt wegstanden. Das Gewicht seines Peinigers hielt ihn dabei auch unten und in Position. Er war ausgeliefert und lag demnach nur keuchend, sein Herz bebend vor Angst und sein Körper zitternd unter dem Mann der sich gleich an ihm vergehen wollte. Und Hana hasste sich dafür, denn er war wieder in dieser Lage angekommen dass ihn ein Mann überwältigte und dann mit ihm tun konnte was er wollte. Genau wie damals...bei Saku im Tal.

Weswegen er dann schwach, aber sauer über sich knurrte und Luke darauf amüsiert und böse zu ihm runter sprach:

„Ach komm schon, sieh mich nicht so an. Versteh mich nicht falsch, so bin ich eigentlich nicht, denn normalerweise habe ich kein Interesse daran kleine Jungs flachzulegen wie dieser Mistkerl Death Zero. Aber du...du bist anders. Und das obwohl du ein Junge bist...Du bist wunderschön und zierlich wie ein Mädchen, Hana. Aber ganz besonders deine Augen faszinieren mich...So stark und doch so zerbrechlich. So wunderschön...Heh, du hast eine sehr weibliche Ausstrahlung Kleiner. Und deshalb werde ich das hier jetzt besonders genießen. Nicht nur weil ich Death Zero damit ordentlich einen Schlag verpassen, weil ich mich an seiner neuen Hure vergreife und ihn somit verletzten kann wie noch nie zuvor, sondern auch...weil ich wissen will wie du schmeckst. Du gefällst mir...Also mach jetzt nicht schlapp und lass mich dich hören, kleines Vögelchen. Wirst du...auch für mich so singen wie du es für IHN getan hast, hm Hana?!“

Und da regte sich wieder etwas in dem Kleinen unter ihm...nämlich Abscheu und Hana spuckte dann nur noch hoch. Er konnte nicht anders und spuckte ihm somit verachtend und wütend in das Gesicht, als er danach noch sauer und mit aller Kraft fauchte:

„FICK DICH DU ARSCHLOCH!!“

Und er hatte es sowas von satt.

Hana hatte es so satt das Männer einfach so mit ihm machen konnten was sie wollten und er dabei wie ein kleines Püppchen dort unter ihnen lag und nur die Beine breitmachen sollte! Er war kein Spielzeug und keine Schlampe! Er war der Sohn des Häuptlings der Patcheen! Yoh und Hao ihr Sohn! Und seit gestern Nacht auch Sakutaro seine Braut! Und genau deswegen würde er niemals aufgeben! Er würde sich aus dem Fehler wieder rausbringen in den er sich katapultiert hatte! Denn etwas anderes kam überhaupt nicht in Frage!

Innerhalb von Sekunden brannte wieder Feuer in ihm und er fing an sich zu wehren. Hana sammelte wütend seine letzten Kraftreserven und wand sich unter Luke. Wand sich und wollte sich lösen, trat in die Luft neben seinem Peiniger und brüllte dabei. Alles bei ihm stellte sich ein letztes Mal auf: Wiederstand und er versuchte sich zu befreien. Doch der Mann über ihm war nicht sonderlich beeindruck von dem letzten Wiederstand der sich da versuchte unter ihm aufzubauen. Denn er spürte wie schwach und am Rande aller Kräfte diese Aktion da unter ihm doch war. Hana war am Ende und er selbst wusste dass sicherlich am Besten, so dass nur noch verzweifelte Sturheit ihn so um sich hauen und sich wehren ließ.

Weswegen Luke dann nur böse lächelte, sich dabei den Speichel von der rechten Wange rieb und danach zu seinem Spielzeug unter sich runter sprach:

„Wie bereits gesagt:...Ich respektiere deinen starken Willen. Aber mehr ist das auch nicht mehr. Nur ein Wille. Der Geist ist willig...aber das Fleisch macht nicht mehr mit Hana...Aber sei ruhig weiterhin so aggressiv und wehr dich...Denn so will ich dich nur noch mehr!“

Und so machte er dann denn einen entscheidenden Griff an einen Ort wo er nichts zu suchen hatte.

Er machte ihn schnell und aggressiv und Hana erstarrte dabei förmlich zu Eis...als er spürte wo sich die Hand befand und ihn dort berührte wo es keiner sollte. Erschrocken fühlte er nämlich das sie in seine Hose gerutscht war und anfing in zu beflecken. Sekunden danach brüllte er aber nur wieder auf und versuchte sich zu winden und zu wehren. Versuchte diese widerliche Hand zwischen seinen Beinen loszuwerden, aber konnte nichts tun als sie wehrlos auf seiner Haut zu spüren. Es brannte, es widerte ihn an und er hört nicht auf...so das Hana dann brach. Innerlich kotzte seine Seele im Schwall und sein Körper reagierte darauf mit Zittern und schnellerem Puls, denn Luke berührte ihn dort wo es nur Saku durfte! Und er sollte damit aufhören! Das...das war Saku sein Tempel! Aber dummerweise blieb es nicht nur an der Stelle, als die Hand dann weiter runter rutschte und damit den Kleinen schockiert zusammenschrecken ließ...als Luke dann an einer Stelle stoppte wo er noch weniger zu suchen hatte. Hana erstarrte und sah ihn entsetzt und schnell atmend an. Doch auch Luke war es nicht entgangen das da unten etwas "anders" war als es sein sollte, weswegen er den Kleinen darauf erstaunt ansah. Er konnte fühlen...Ja er war sich ganz sicher. Und danach grinste er frech und kam somit mit seinem Gesicht näher an das des Blonden unter ihm ran, der dabei dann noch mehr anfing zu zittern und Luke wie erstarrt in die Augen sah, als der hauchend und giftig sprach:

„Sie einer an...Du steckst ja wirklich voller Überraschungen, Hana...Deswegen hat er dich also gefickt, du kleines, dreckiges Stück. Du bist...ja irgendwie auch ein Monster. Genauso wie dein geliebter Death Zero...Aber das kommt mir gerade ganz gelegen und macht es wesentlich einfacher..."

Und dann spürte er einen Ruck.

Hana spürte einen schmerzhaften und grässlichen Ruck der durch deinen Bauchraum schoss und schrie deswegen auf...Es tat weh! Und dann spürte er einen Finger und zwar genau dort wo er verdammt noch mal nichts verloren hatte! Weswegen er einfach nicht anders konnte und sich erneut wand. Versuchte es los zu werden...doch nichts half und der Schmerz wurde immer unerträglicher, so dass er dann panisch und inzwischen auch instinktiv nach dem Mann brüllte den er liebte. Den er mehr liebte als alles andere und der ihm helfen sollte. Ihn davon erlösen sollte. Und Hana brüllte:

„NICHT! HÖR AUF! HÖR AUF! NEIN! SAKU!!“

Doch es war vergebens und das wusste auch Luke, als er zu ihm fauchte:

„Er wird nicht kommen Hana! Dieser Mistkerl kann dich nicht retten! Keiner wird kommen! Es gibt nur noch uns beide, kleines Vögelchen!!“

Setzte Luke dann noch lauter nach und grub den Finger nur noch tiefer in den Jungen unter sich so dass der wieder aufschrie.

Es schmerzte, brannte und sein ganzer Körper zitterte und begehrte sich dagegen auf. Hana krampfte überall zusammen und machte es damit eigentlich nur noch schlimmer. Aber er konnte nicht anders und ganz besonders schmerzte sein Unterleib bei der Aktion...aber nicht die Schusswunde. Es schmerzte so sehr sogar das ihm dabei endlich eine Träne der Verzweiflung aus dem rechten Auge floh und Luke dann erneut direkt vor die Nase des Kleinen kam und ihm widerlich zu hauchte:

„Du bist so warm...und noch immer feucht von deinem geliebten Death Zero, du wunderschöne, kleine Hure...“

Und dann drückte er Hana einen drauf. Eiskalt und blitzschnell.

Luke kam schlagartig vor und küsste dann den Blonden. Er grub seine Zunge in den Mund des gefesselten Jungen unter sich und der erstarrte nur noch mehr dabei. Es war widerlich. Hana wollte sich bei der Sache am liebsten sofort übergeben, brechen und kotzen. Und das alles zur selben Zeit! Doch er war zu erstarrt um überhaupt irgendetwas zu tun. Der Schock und der Schmerz lähmten ihn. Sein ganzer Körper schrie dass er aufhören sollte und er konnte sich dabei nicht mehr bewegen. Noch dazu riss ihn er Schmerz in seinem Unterleib auseinander. Es brannte weiter, ihm wurde heißer und es tat weh. Fast so als erkannte sein Körper das fremde Eindringen als Infektion, oder Krankheit die bekämpft werden müsste. Alles in ihm schrie das zu beenden und schwach, so wie am Ende, wich dann sein Blick ausweichend nach rechst an dem Monster über ihm runter. Runter und ruhte danach auf der Hüfte des Amerikaners wo er...

Aufhören. Er sollte stoppen und aufhören! Jemand musste ihm helfen!

Aber ihm wurde bewusst dass wirklich keiner kommen würde um zu helfen. Denn dazu hatte er zu viel Mist gebaut und niemanden gesagt wo er hingehen würde. Es war so dumm gewesen...Und nun war er sich dessen endgültig und voll bewusst: Er...er war allein. Und Luke würde sich gleich an ihm vergehen und Saku seine Braut beflecken. Er wollte das nicht, verdammt! Und dennoch lag Hana da hilflos und konnte nichts tun, weswegen er dann doch anfing leise zu weinen und die Tränen sanft seine warmen und erschöpften Wangen runter kullerten. Er...Er wünschte sich Saku her. Hana wollte nicht von diesem Mistkerl über ihm...Er wollte das nicht...Es durfte nicht mehr sein...Und so sah es verdammt endgültig für ihn aus. Er wurde geschändet und konnte nichts tun.

Doch als Hana dann wieder eine Bewegung in sich spürte, der Schmerz erneut durch seinen Unterleib riss und diese ekelhafte Zunge ihn einfach nicht los ließ, da schrie etwas in ihm auf. Es schrie...und dann klickte es bei ihm so dass sich dem Jungen seine Instinkte anschalteten, sofort und wie auf Kommando. Nur er konnte das fühlen und es gab ihm den Arschtritt sich ein letztes Mal aufzubegehren und das zu stoppen. STOP!

Von Null auf Hundert fluteten seine Instinkte seinen Körper und befahlen sich zu wehren, so dass er mit einem letzten Funken an Energie neue Kraft zum kämpfen entwickelte und diese nutzte er dann auch...Weswegen er zubiss!

Hana biss mit allerletzter Kraft zu und somit genau in die Zunge des Mannes der ihn gerade küsste. Der letzte Versuch das Ruder noch rum zu reißen um sich zu retten und was von Luke auch verdammt blöd gewesen überhaupt erst auf die Idee zu kommen ihn zu küssen. Das war geradezu eine Einladung zum Beißen gewesen, die Hana deshalb auch nutze. Doch zugleich trieb ihn gerade die Angst um seinen Körper das zu tun denn das war alles was er noch hatte um ihn zu stärken. Und es wirkte sogar, weswegen er kurz darauf Blut in seinem Mund schmeckte und der Amerikaner sich dann von ihm löste. Der Kleine hatte ihm zwar nicht die Zunge abgebissen, aber es war effektiv und tief genug geworden um ein Statement zu machen! Und was für eins.

Luke brüllte und schrie wegen des Bisses in seine Zunge auf, denn Hana hatte ihm wirklich ordentlich da rein gebissen und sie blutete deswegen stark. In Kürze floss es dann aus seinem Mund und am Kinn hinab war schlimm aussah. Er war verletzt und brüllte und genau das war dann auch der Moment auf den der Kleine gehofft hatte, denn Lukes Griff an dem Kleinen seinen Handgelenken lockerte sich danach auch schlagartig und das nutzte der Blonde als Auftrieb um sich endlich zu lösen und zu einem weiteren Gegenschlag ausholen zu können. Hana wurde ab nun skrupellos und holte deshalb alles aus seinem Repertoire raus was er nutzten konnte um sich zu schützen, denn ansonsten wurde er vergewaltigt!

Somit holte der Junge dann mit der rechten Hand aus und ließ diese danach, mit ordentlicher Wucht, niederfahren und das genau auf den Griff des Messer welches dem Mistkerl noch immer aus der Brust ragte. Das war dann auch ein Hieb gewesen der mit Pfeffer nachhallte im Fleisch und er mit Luke auch nicht tauschen wollte. Hana war in dem Moment sogar sehr froh darüber dass das Messer aus der Küche ihm auch jetzt noch treu zur Seite stand. Die Investition hatte sich gelohnt.

Unvorstellbarer Schmerz flutete darauf den Amerikaner und Lukes vorheriger Schrei verwandelte sich darauf in ein qualvolles Heulen und Kreischen, als er spürte wie die Klinge wieder in seiner Wunde brannte und sich dann auch noch weiter runter in seine Haut schnitt nach dem Hieb. Danach riss es auch noch aus der Stelle wo es vorher hing und landete blutig auf Hana seinem Bauch. Zum Glück aber nicht mit der Klinge sondern seitlich. Aus der Wunde über ihm floss dann Blut und es schmerzte Luke sogar so sehr dass er darauf seinen einen Finger aus Hana zog und der sich dann schwungvoll und schnell wieder aufrichten konnte. Das Messer fiel ihm dabei vom Bauch und schepperte auf den Boden.

Er hatte es geschafft und der Schmerz im Bauch ließ darauf nach. Das füllte ihn nur noch mehr mit Kraft, so das der Kleine dann mit dem Oberkörper hoch kam und darauf langte er schnell nach vorne an die Hüfte des Mannes. Es war ein Reflex gewesen und Hana griff nun nach der einzigen Sache die ihn jetzt noch retten könnte und welche er vorher dort stecken gesehen hatte. Seine einzige Hoffnung. Und somit...fasste er sich Lukes Nambu am Griff und zog sie aus seinem Hosenbund an der Hüfte raus. Er entwaffnete ihn und bewaffnete sich selbst zum Schutz. Ein faier Wechsel. Und danach ging alles Schlag auf Schlag und Hana machte dann einen Rückzug.

Er kam auf seinen Hintern hoch und rutschte dann sofort von seinem Peiniger weg. Mit der linken Hand, hinter sich weiter Halt suchend, floh er dann immer mehr nach rückwärts und in der Rechten hielt er dabei die nun gezückte Waffe von Luke und richtete sie zittrig vor sich und direkt auf den blonden Mann. Sein Blick ruhte zugleich erstarrt auf dem Kerl, der sich noch immer wütend brüllend die Hände vor den Mund hielt und gerade abgelenkt war von dem Schmerz der ihn flutene. Hana hatte nun die Gelegenheit um das zu beenden. Eine besser bekam er nicht mehr. Und dennoch, obwohl er das wusste...zögerte er.

Der Kleine sah diesen Mistkerl vor sich, aber dennoch zögerte er zu schießen. Doch es lag nicht daran dass er ihn verschonen wollte, oder Mitleid hatte denn darüber waren sie beide weit hinaus. Nein er...er wusste genau was es war das ihn zögern ließ...und das war der Mensch vor ihm. Hana kannte das Töten. Er hatte sein Leben lang Tiere getötet um sich zu ernähren, oder zu verteidigen. Er hatte sogar einen Gott erledigt! Aber noch nie zuvor...hatte er einen Menschen umgebracht. Etwas was Patcheen allgemein nicht machten, denn sie blieb unter sich und hielten zusammen. Einzig bei Fremden wäre das ne Ausnahme. Und die Realisation dass er gerade mit einer Waffe in der Hand dort saß, wo er nur den Abzug zu drücken hätte um diesem sein Lebenslicht auszublasen...das machte ihm Angst, denn noch nie zuvor war er in dieser Situation gewesen. Keiner auf dieser Insel...nicht mal Hao. Ob...er zögern würde?

Hana war kein Mörder und wollte wirklich keinen Menschen umbringen, aber wenn er jetzt nichts tat dann würde er vergewaltigt werden! Luke würde ihn verletzen! Und er würde auch Saku damit verletzen! Doch noch mehr musste Hana sich selbst schützen! Aber wo genau würde es ihn hinführen...wenn er diese Linie einmal überschritten hatte? Wenn er nun abdrückte und damit einen Menschen umbachte. Wo fing er an...zum Killer zu werden?

Sein Körper zitterte bei dem Gedanken daran nur noch mehr und sein Griff, um die Waffe in seuner Hand, festigte sich um ein vielfaches mehr verkrampft um sie. Er hatte keine Ahnung von diesen modernen Waffen. Aber er hatte damals genau gesehen was Anderson getan hatte um schießen zu können...und das war den Abzug mit dem Finger drücken. Weswegen sein rechter Zeigefinger zittrig auf diesem lag und er den Amerikaner dabei weiter erschrocken ansah. Er wollte nicht abdrücken! Er wollte keinen Menschen töten, egal wie grausam der auch war! Aber er musste...er musste beschützen! Er musste sich selbst schützen! Und der Zweifel, an dem was zu tun war, saß wie eine Last auf seinen Schultern die immer schwerer wurde. Er zögerte und er zeigte damit ganz gut dass er, trotz seiner aggressiven Art und seiner großen Klappe, ein sensibler und gutherziger Junge war der Angst davor hatte einen anderen Menschen zu töten. Sicher er spuckte öfters große Töne darüber, aber dennoch würde er sowas NIE tun. Niemals. Doch der Teufel auf seiner linken Schulter, der seinen Engel auf der Rechten in den Arsch getreten und diesen damit beurlaubt hatte, der brüllte ihn an zu schießen. Peitschte und trat ihn dazu abzudrücken und dem Arschloch das zu geben was er verdient hatte! Und sein Teufel schrie sogar noch lauter als sonst...nämlich in dem Moment als Luke sich wieder vor Hana gefangen hatte und wütend schreiend nach vorne schnellte um dem Jungen dann mit der rechten Hand an die Kehle zu packen. Er schrie wieder seinen Namen dabei. Er wollte ihn packen und würgen. So das es für Hana aussahen als würde auf ihn ein Monster zukommen welches mit blutendem und geöffnetem Maul nach ihm schnappen wollte. Und genau das war die Sekunde, die alles entscheidende Sekunde gewesen in der Hana endlich auf seinen Teufel hörte und etwas in ihm den Hebel umlegte...Es legte den Hebel um...und er abdrückte ab. So das danach ein lauter Knall durch den Tower hallte und dem Terror somit endlich ein Ende brachte

Er saß dann nur noch da.

Hana saß schnell atmend und erschrocken auf dem Boden und hielt noch immer die Waffe vor sich auf Luke gerichtet, aus deren Lauf es nun rauchte und er weiter krampfhaft an ihr festhielt. Der Rückstoß war ordentlich gewesen und hatte ihn erschrocken und genau deswegen klammerte er sich nun auch weiter so an der Waffe fest, aber auch...weil er sah was er da vor sich angerichtet hatte. Denn er konnte genau sehen...wie der Schuss sein Ziel vor ihm nicht verfehlt hatte und genau in der Kehle des Blonden gelandet war. Das Spiel war vorbei und Hana war der Letzte der noch übrig geblieben war.

Es war eine schreckliche Sauerei vor ihm und es war noch dazu überall so viel Blut das er das Bild nicht richtig beschreiben konnte, außer das es schrecklich war. Ein Schmerz, ein Röcheln, ein Stocken, ein starrer Blick zum Kleinen und dann war es auch schon vorbei. Luke klappte nach vorne und auf ihn zu. Er war geschlagen... aber versuchte dennoch, im Moment seines Todes, ein letztes Mal mit seinen blutigen Händen nach ihm zu greifen, was Hana erschrak und er dann nur wieder reagierte.

Er saß weithin da und schrie auf vor Schock und Angst...und dann drückte er wieder ab. Und all die Dinge die Luke vorher zu ihm gesagt hatte, das über Saku und Chiharu, alles was er ihm eben angetan hatte und der Schuss damals am Stand, all das zischte ihm gerade durch den Kopf und es befeuerte seinen Drang nur noch mehr wieder abzudrücken. Weswegen Hana seinen Teufel, aus Angst, erneut raus ließ und der ihn wieder schreiend dazu brachte immer wieder in den Toten zu schießen. Wieder und wieder und wieder, um ja auch sicher zu gehen das er nicht mehr aufstehen würde. Also hielt er nun die Nambu sogar fester, mit beiden Händen, am Griff und hielt sie weiterhin im sitzen vor sich. Er drückte immer wieder ab. Noch ein Schuss, dann der Dritte, dann der Vierte, der Fünfte und schließlich noch der Sechste, welche immer wieder in den Leblosen Körper vor ihm einschlugen. Damit Chaos anrichteten was er noch nie erlebt hatte, geschweige denn gesehen. Hana hatte also sechs Schuss, innerhalb von Sekunden, in ihn gejagt und die vorherigen Zwei im Magazin hatte Luke ja bereits vorher abgeschossen gehabt. Was bedeutete: da eine Nambu nur 8 Patronen im Magazin besaß, dass sie nun leer war. Doch Hana...drückte noch immer ab.

In völligem Schock und schreiend, so wie verkrampft, drückte er immer wieder ab und konnte einfach nicht damit aufhören. Es kam nichts mehr aus der Waffe raus, aber er MUSSTE weiter abdrücken! Er...hatte ihn berührt! Dieser Mistkerl hatte ihn angeschossen! Ihn verletzt! Gequält! Und er wollte sich dann eben noch an ihm vergreifen! Hana musste weiter schießen und ihn umbringen! Er musste sich schützen! Und sein Verstand drehte sich um nichts anderes mehr außer um diese Gedanken. So sehr war er darin verloren gewesen und es machte ihn dabei wahnsinnig, dass er nichts mehr um sich mitbekam während er schockiert und mit errötetem und verträntem Gesicht auf die Leiche vor sich sah. Da war kein Laut, keinen Ton und auch kein Rufen nach ihm mehr zu vernehmen. Er hörte all das nicht mehr. Denn alles was er noch hörte war das Donnern seines Herzens, sein keuchendes Atmen und das Klicken der leeren Waffe in seiner Hand während er den Abzug weiter panisch drückte.

Er war komplett in seiner Angst gefangen und kam erst wieder dort raus...als er schließlich von hinten gepackt wurde und Rettung angekommen war.

„HANA!!“

Brüllte eine ihm eigentlich bekannte Stimme, aber der Kleine war zu vertieft in seiner Panik dass er sie erst nicht erkennen konnte. Danach fühlte er aber wie ihn zwei starke Arme packten und ihn nach hinten zogen. Ihn in eine Umarmung zogen und der Blonde als Reaktion darauf nur krisch. Hana ließ die Waffe vor Schrecken fallen und sie schepperte dabei auf dem Metallboden auf. Doch das war ihm völlig egal denn er fing sofort an panisch um sich zu fuchteln, zu jammern, zu schreien und er krisch während die Person hinter ihm kämpfend versuchte ihn in der Umarmung zu halten.

Weiterhin panisch versuchte sich der Blonde noch immer zu befreien, fuchtelte ununterbrochen um sich herum und krisch schrecklich schrill und so voller Angst dabei:

„LASS MICH LOS! FASS MICH NICHT AN! LOSLASSEN!! GEH WEG!! LASS MICH!!“

Er wollte nicht berührt werden, denn er war leider gnug berührt worden und dies brannte noch immer wie Feuer das einfach nicht gelöscht werden konnte auf seiner Haut und in seinem Bauch. Oben drauf tat ihm auch noch alles weh und er war einfach am Ende. Körperlich so wie nun auch psychisch am Ende angekommen. Doch derjenige der ihn versuchte zu binden kämpfte gegen die Angst und Panik des Jungen an und packte ihn fester. Er schaffte es dann sogar endlich den Jungen umzudrehen und danach mit beiden Händen seine Wangen zu packen und damit den Kopf zu fixieren während Hana dabei noch immer um sich schlug und sich lösen wollte. Er weinte, krallte seine Hände in die auf seinen Wagen und wollte sie damit lösen. Von seinen Wangen lösen die so rot waren und er keuchte dabei auf, während er erneut laut krisch und jammerte:

„LASS MICH!! LASS MICH!! LASS MICH!! BITTE LASS MICH LOS!!“

Er war sehr laut und verzweifelt gewesen, denn keiner sollte ihn mehr berühren. Nie wieder sollte ihn jemand berühren.

Doch die Stimme vor ihm, die danach zu ihm hallte, wurde kurz sogar noch lauter als er und sprach dabei dennoch beruhigend und ihn versuchend zu besänftigen, zu ihm:

„Hana ich bin es!! Es ist alles okay! Ich bin es, Hana!! Hana beruhige dich es wird dir nichts mehr passieren!! Es ist alles gut!! Du bist jetzt sicher Hana!!“

Und als diese Stimme das zu ihm sagte, dem Jungen seinen Kopf noch immer dabei fixiert hielt...da schaffte es der Blonde doch tatsächlich aufzuhören. Er schlotterte, bibberte und konnte nicht mehr, aber dennoch machte er langsam die Augen auf und sah vor sich hoch in ein Gesicht. Sah in ein Gesicht das er nur zu gut kannte und das ihn besorgt so wie auch erschrocken ansah. Und endlich erinnerte sich der Kleine wieder. Die Panik ließ fast schlagartig nach als er dieses Gesicht vor sich sah und er atmete tief keuchend aus. Tränen rannten wieder aus seinen Augen, denn er war hier. Er war hier.

Und dann jammerte er leise und qualvoll wehleidig vor sich hoch:

„...Saku...“

Denn er war gekommen.

Keine Ahnung woher und wie er wusste das er hier war, aber er war da...und das war für Hana plötzlich alles was zählte. Es zählte so sehr dass er sich dann einfach drücken ließ und in der besorgten Umarmung des Mannes versank den er liebte. Der ihn nicht loslassen wollte. Und das auch niemals tun würde.

Sakutaro kniete vor ihm und umschlang Hana ganz fest dabei. Er schlotterte selbst etwas bei dem Gedanken was sich hier alles abgespielt hatte als er noch unterwegs gewesen war und drückte ihn nur noch fester an sich. Und der Kleine weinte dabei. Er weinte und schlurzte in die Brust des Älteren und bibberte weiterhin erschöpft am ganzen Leib. Ein Anblick der Saku schrecklich wehtat. Aber noch mehr tat ihm die Tatsache weh...dass Hana das alles erleben musste. Das er abdrücken musste und Luke ihn sicherlich schrecklich gequält hatte vor all dem. Es schmerzte dem Schwarzhaarigen so sehr dass er die Augen dabei zusammenkniff und dann leise seinen Kopf runter an Hana seinen schmuste und dabei zittrig sprach:

„Oh Süßer...Gott es tut mir so leid...Es tut mir so leid...Hana...“

Er wollte das nicht. Saku hatte das alles nicht gewollt und er konnte doch nicht ahnen dass Hana hier her kommen würde! Wusste nicht mal WARUM er das überhaupt getan hatte! Aber eines wurde ihm in der Sekunde klar. Mehr noch als alles andere. Nämlich...das es seine Schuld gewesen war. Er hatte das zu verbuchen und das ging auf sein Konto weil er schon immer mit Anderson diesen Kampf gehabt hatte. Diesen Hass unter ihnen und Haba war dazwischen ins Visier geraten. Es lag an ihm. Nur deswegen hatte der versucht Hana wehzutun. Und er hatte es nicht verhindern können. Wäre sogar zu spät gekommen wenn der Kleine nicht vorher selber abgedrückt hätte! Und der Gedanke daran...machte ihm panische Angst. Denn wieder war jemand zu Schaden gekommen der ihn liebte. Und dieses Mal...sogar die Person die Saku mehr liebte als alles andere. Was schrecklich weh tat. Es tat so weh und Saku...er durfte das nie wieder passieren lassen. Er musste Hana beschützen...ganz egal wie. Nie wieder...durfte sowas wie eben erneut passieren.

Und Hana lag weiterhin nur dort in seinen Armen und schmuste sich zitternd an das Gesicht von Sakutaro. Er war hier. Es ging ihm besser, aber er war so müde und sein Verstand brach langsam weg. Doch noch immer hatte er die Schmerzen und Panik in sich, welche ihn wach hielten, aber dennoch es ging ihm schon viel besser, denn er war gekommen. Er war hier. Saku war endlich hier und das war alles was zählte. Er würde ihn nicht los lassen. Er würde da sein. Er war endlich da...Papa...war endlich da...

Little flame of life

Mein Herz schlägt schneller. Farben und Geräusche erinnern mich an vergangene Tage und an ein Versprechen das wir uns einst gaben. Wie kann ich mutig sein, wenn du so weit weg von mir bist? Wie kann ich lieben wenn ich das Gefühl habe ohne dich zu fallen? So endlos tief zu fallen wie noch nie zuvor. Und dich dort allein stehen zu sehen, dort am Rande des Ozeans im Sand und den Blick zum Horizont gerichtet, es bricht mir das Herz. Aber jedes Mal wenn du dich zu mir umdrehst und mich anlächelst wie du es damals zum ersten Mal getan hast, vor so langer Zeit, dann verschwinden alle meine Zweifel und Ängste spurlos. Ich mache einen Schritt näher auf dich zu und die Zeit bleibt stehen. Schönheit und Stolz sind die Dinge die ich in deiner Seele erblicke wenn ich dir so in die Augen schaue. Und ich bleibe stark. Für dich, denn ich lasse mir nicht wegnehmen was dort vor mir steht. Lasse mir nicht meine Zukunft wegnehmen egal von wem auch immer. Jeder Atemzug den ich machte, den ich machen würde, er führte zu genau diesem Augenblick und hielt mich dafür am Leben. Denn all die Zeit über, in der du von mit getrennt warst, glaubte ich fest daran dass du mich wiederfinden würdest wenn ich einfach noch etwas länger durchhalte. Die Zeit und der Wind brachten dein Herz und deine Seele zurück zu mir. Ich stand hier ganz allein am Rande des Ozeans auf dich wartend. Und meine Seele starb jeden Tag aufs Neue während ich hier auf dich wartete. Und die ganze Zeit über atmete ich weiter und hielt mich mit dem Glauben am Leben dass du mich finden würdest, egal wie weit weg ich auch wäre. Das deine Schwingen dich über den Ozean tragen würden genau wie damals. Das du dem Sturm und der Einsamkeit da oben trotzen würdest um mich zu finden. Und das wir am Ende der Nacht wieder zusammen sein könnten, wenn der Mond nicht mehr hell auf der Wasseroberfläche leuchtet und die Sonne mich endlich wieder mit ihren Strahlen wärmen würde. Wenn die Zeit endlich aufhören würde still zu stehen und ich wieder anfangen dürfte zu leben...genau in dem Moment wo du hier landest und mich anschreien würdest, so wie du es schon immer getan hast. Und am Ende der endlosen Stille, am Ende der Nacht, da würde ich in deinen Armen liegen und dich hier empfangen wo du hingehörst. Und die Welt würde endlich wieder anfangen sich zu drehen. Dein Lächeln, deine Stärke, dein Mut und deine Liebe schenkten mir meinen Herzschlag. Ein Herz das nur für dich schlägt und es für alle Ewigkeit auch immer tun würde. Ich habe mich in dich verliebt. Vor so langer Zeit das ich mich nicht mal mehr daran erinnern kann wer ich damals nur gewesen war und wie lange es schon her ist. Aber ich liebte dich. Ich liebte dich gefühlt über mehr als tausend Jahre lang. Immer und immer wieder. Und ich werde dich auch gefühlte weitere tausend Jahre lang lieben. Dich lieben bis in alle Ewigkeit. Denn das ist unser Segen und unser Fluch zugleich, würden viele denken. Aber genau so will ich es. Und ich will dich immer wieder hier aufs Neue treffen. Hier an diesem Ort und am Rande der Zeit...damit ich mich immer wieder aufs Neue in dich verlieben kann. Unser gemeinsamer Segen wird niemals Enden. Und unser Blut wird immer fortbestehen. Das war dein Versprechen...Und du hast Versprechen schon immer gehalten...Mein Gott des Himmels und fliegend auf den Schwingen des Adlers.
 

Ein weiterer Schwall ergoss sich und klatsche vor ihm auf den Boden.

Es war ein unangenehmes Geräusch und wurde dazu noch begleitet von Röcheln und krampfendem Husten, bis sich endlich die nächste Ladung aus seinem Leib verabschiedet hatte und vor seinen Füßen landete. Der Junge keuchte und atmete danach etwas angestrengt während er sich mit seinen beiden Händen vor sich an einem Baum abstützte und dann nur seinen Kopf auf die Brust runter baumeln ließ. Es war anstrengend und langsam auch sehr nervig geworden. Doch es war gut dass er noch Kraft besaß sich überhaupt erst an dem Baum vor ihm abzufangen zu können, denn ansonsten läge er nämlich sicherlich schon bei seiner Mutter zuhause im Bett und müsste sich betütteln lassen. Die Kraft sich selbst noch auf den Beinen halten zu können bedeutete also: das man ihm nicht wirklich ansah dass es ihm echt mies ging und das war schließlich alles was ihn noch vor der Sorge seiner Mutter rettete und abschirmte. Seine Mutter die sich meist viel zu schnell um ihn sorgte. Und zum Glück waren diese Anfälle meisten nur morgens und den Rest des Tages war dann alles auch wieder okay. So spuckte er noch einmal Spucke zwischen seine Füße auf den Boden und hob dann seinen Kopf wieder hoch um vor sich auf die Rinde des alten Baumes zu sehen.

Sein Blick war sichtlich genervt und auch etwas geschwächt von der Aktion eben...aber das war leider völlig normal wenn man sich übergab und kotzte, denn es strengte den Körper ja bekanntlich sehr an. Sein Bauch krampfte und Unwohlsein machte sich dort breit weswegen ihm ein Schnaufen entwich und er noch mal aufstoßen musste, so dass er den üblen, galligen Geschmack im Rachen und Mund schmecken konnte der durch das Brechen anstanden war. Es nervte, aber das wurde sicher schon wieder und man konnte sagen: dass es inzwischen fast sowas wie ein morgendliches Ritual für ihn geworden war. Und er war dabei dennoch sehr froh dass keiner etwas davon wusste, denn ansonsten würden sie ihm alle nur auf den Sack gehen und ihn belagern. Besonders sein Vater, der aber zum Glück gerade eh viel seltener zuhause war als man von ihm denken würde.

Der Junge war demnach allein hier und alles was ihm gerade Gesellschaft leistete waren zwei kleine Kapuzineräffchen über ihm, die auf einem Ast des Baumes saßen und zu ihm runter starrten. Hin und wieder machten sie dabei Geräusche, so dass der Junge darauf über sich sah und sie dabei genervt anblickte. Was wollten die?! Hatten die nichts Besseres zu tun?! Es machte ihn nun sauer, denn er brauchte wirklich keine Zuschauer dabei wenn er sich gerade die Seele aus dem Leib kotzte, weswegen er sofort muffig und etwas kräftiger laut nach oben fauchte:

„Was?! Habt ihr nichts Besseres zu tun ihr von Motten zerfressenen Biester?! Verpisst euch!“

Oh ja seine Stimme und Wortwahl zeigen genau wie scheiße es ihm gerade ging, aber vor allem zeigte es auch: Wie kurz seine Zündschnur inzwischen geworden war.

Er war sichtlich sauer, so wie auch laut, wegen dem was er da über sich sah und wurde deswegen auch weiterhin nur von den kleinen Äffchen angestarrt die sich nun erst recht nicht mehr rührten vor Schreck. Seine laute Stimme hatte sie erschrocken, aber sicherlich lag es auch daran dass sie ihn eh nicht verstehen konnten und somit auch keinen Schimmer hatten was nun eigentlich genau sein Problem war, weswegen sie auch nicht abzogen. Es war dumm sie anzubrüllen und der Junge sah sie dennoch weiter nur wütend schnaubend an. Aber dann fiel ihm etwas auf was spannend war, denn an sich waren sich die zwei Affen, spannenderweise, sehr ähnlich und dass konnte der Junge nun sogar besser feststellen je länger er zu ihnen hoch sah. Denn selbst die verschiedenen Stellen in ihrem Fell waren fast identisch gemustert und sie wirkten deswegen beinahe schon wie Zwillinge. Er wusste nicht warum er plötzlich so darauf achtete, denn eigentlich spielte es ja keine Rolle in seiner Situation. Und dennoch bemerkte er es. Er hatte schon immer ein Auge für die kleinen Details. Doch die Details flachten seine Stimmung deswegen nicht ab, also verzog er dann das Gesicht darauf wütend, griff schnell rechts von sich auf den Boden...und packte sich einen Stein.

Wenige Sekunden danach flog dieser auch schon im hohen Bogen und mit voller Wucht nach oben und auf die Äffchen zu. Natürlich hatte er nicht beabsichtigt diese damit zu erwischen. Er wollte sie lediglich verjagen um nicht mehr so begafft zu werden und es funktionierte auch wie er es gehofft hatte. Die Affen brüllten auf als der Stein an ihnen vorbei flog, rannten danach auf dem Ast davon und verschwanden wieder in den tiefen und dichten Dschungel aus dem sie gekommen waren. Ihr panisches Brüllen war noch etwas in der Ferne zu hören und hallte nach während der Junge ihnen noch etwas schnell atmend und zornig nach sah. Zumindest so lange bis sich seine Wut schlagartig wieder gelegt hatte und er dann einen langsamen Schritt von der Stelle mit dem Erbrochenem weg machte um sich darauf dann rechts neben dem Baum von eben auf den Hintern fallen zu lassen und er dort dann zusammen sackte. Es kotzte ihn an. Alles...kotzte ihn so dermaßen an und er war erneut plötzlich sehr froh darüber allein zu sein, denn so...sah ihn auch gerade keiner weinen. Keiner sah somit die dicken Tränen die gerade seine Wangen herab kullerten und dabei warme Spuren hinterließen. Er konnte es nicht mehr halten und musste einfach etwas weinen, denn er war sowas von durch. Sicher war er froh darüber dass ihn gerade keiner sah...aber die Einsamkeit machte ihn dennoch fertig. Und es war schon lange her...das Hana sich so allein und auf verlorenem Posten vor kam wie gerade jetzt und das ging schon seit einigen Tagen so. Genauer genommen: seit Wochen.

Er saß da zusammengeklappt und umschlang seine Beine fest dabei mit seinen Armen. Sein blondes Haar war offen und hing ihm schlaff und struppig über die Schultern direkt nach vorne ins Gesicht. Verbarg es somit. Er trug wie immer sein weißes Oberteil und eine lange, schwarze Hose während er Barfuß unterwegs war. Nichts an seiner Kleidung war schmutzig oder unordentlich, doch so wie er da saß...spiegelte es ganz gut wie er sich gerade fühlte. Sein körperliches Aussehen veranschaulichte genau das was in seinem Innern vor sich ging: denn er war kaputt. Seine Haare glanzlos und struppig und seine Wangen weniger rosig als noch vor einiger Zeit. Er sah krank aus...und das in mehreren Hinsichten als nur körperlich. So schlotterte er leicht und weinte leise weiter an seine angewinkelten Knie während der Dschungel um ihn immer mehr anfing aufzuwachen und zu leben. Etwas was er von sich selbst nicht sagen konnte.

Es war noch sehr früh und noch nie zuvor in seinem Leben war Hana schon vor seinen Eltern wach gewesen und bereits unterwegs. Das war etwas was es nie gegeben hatte und seltsamerweise war das nun seit guten vier Tagen schon der Fall, oder eher die Ausnahme, die ja bekanntlich die Regel bestätigte. Und der Auslöser, für dieses komische Verhalten, war bisher immer der Selbe gewesen: nämlich Übelkeit und Unruhe. Hana schlief nicht mehr so gut. Es gab viele Faktoren die das begünstigen und da ihre Finger im Spiel hatten, aber einer war...Nun es war nun mal so viel passiert...So viel passiert in den letzten zwei Wochen dass sich Hana nicht mal mehr daran erinnern konnte wann sich was verändert hatte an ihm. Es war alles wie ein Schleier geworden durch den er durch sah und dieser seine Sicht vernebelte. Als würde alles keine Rolle mehr spielen. Und das war richtig denn...es spielte alles keine Rolle mehr. Seit diesem schrecklichen Tag vor nun genau zwei Wochen spielte alles keine Rolle mehr.

Hana kam sich vor als hätte man ihn zu Boden geschlagen und dann noch gute dreißig mal nachgetreten um auch ja sicher zu gehen dass er danach auch gefälligst liegen blieb und er sich nicht mehr schnell erholen würde um wieder auf die Beine zu kommen. Und er machte das auch. Dem Blonden seine Seele ist einfach liegen geblieben an dem Tag und kam nicht mehr von allein auf die Beine. Sein Körper stand zwar auf und bewegte sich, aber nicht seine Seele und es fühlte sich mehr an als würde ihn etwas lenken sein Fleisch zu bewegen. Also das ihn etwas dazu zwang aufzustehen und nicht als würde er dies aus freien Stücken tun weil er es wollte. Er kam sich inzwischen wie eine Puppe vor, an dessen Fäden jemand zog und ihn somit dazu brachte weiter zu tanzen. Am Leben zu bleiben...obwohl er das nicht mehr wollte. Und wie oft wünschte er sich in den letzten zwei Wochen dass jemand kommen würde und die Fäden durchschnitt damit er endlich zusammensacken und sterben könnte. Denn so fühlte sich seine Seele an...als wäre sie gestorben in jenem Moment. Aber dieser Puppenspieler, der ihn weiterhin tanzen ließ, der ließ ihn einfach nicht gehen. Er spielte und spielte und hielt seinen Körper damit am Laufen. Zwang ihn weiter zu tanzen. Dieser Puppenspieler...der sein eigener Körper selbst war. Denn etwas tief in ihm zwang ihn dazu weiter zu machen. Zu essen, zu schlafen zu...überleben. Und er wusste nicht warum, hatte doch seine Seele längst aufgegeben. Er war ein Schatten seiner selbst geworden und in den letzten vier Tagen machte ihm sein Körper noch zusätzlich mehr Probleme oben drauf als er eh schon mit sich tragen konnte. Er fühlte sich schrecklich und Übelkeit war nur eines dieser Dinge mit denen er sich gerade körperlich rumschlug. Und es war verrückt dass er nicht mehr wollte, denn Hana war ja bekanntlich niemand der einfach so aufgab. Er war ein Kämpfer, wie sein Vater, aber in den letzten Wochen wollte er nicht mehr kämpfen. Resignation setzte ein und die Realisation...das er nichts mehr hatte wofür es sich zu kämpfen lohnte. Als hätte man einer Libelle alle ihre Flügel und Beinchen raus gezupft und sie konnte dann nichts mehr tun als dort am Boden liegen zu bleiben und sich schließlich von Ameisen fressen zu lassen. Hana fühlte sich...als hätte man ihm alle Möglichkeiten geraubt etwas zu tun und sich zu wehren. Und somit war der Gedanke gesackt sich all dem zu ergeben. Er wollte nicht mehr kämpfen. Er wollte es einfach nicht mehr.

Ein weiteres Mal musste er wegen seinem flauen Magen plötzlich aufstoßen und brachte damit die gallige Luft aus seinem Mund von sich. Ihm war kotzig, aber das wurde schon wieder, wurde es bisher immer und er sicherlich auch wenn er nun endlich mal seinen Hintern erhob, erneut auf die Beine kam und danach zurück ins Dorf lief. Und das besser noch bevor sein Vater bemerkte dass er überhaupt weg gewesen war, denn ansonsten gab es richtig Ärger. Also machte er das auch, erhob seinen Körper schwer vom Boden, schlurzte die letzten Tränen noch weg und rieb sich dann noch mit der rechten Hand die nassen Wangen wieder trocken, als er auch schon los lief. Wenn seine Mutter wüsste dass er allein hier draußen rumstreunte würde sie erneut vor Sorge sterben, genauso wie vor zwei Wochen und er sollte deswegen besser schnell wieder heim...denn Hana hatte mal wieder Dorfarrest.

Das war nichts Neues mehr. Doch dieses Mal war es nicht unbegründet, oder aus Erziehungsmaßnahmen gewesen...sondern aus purem Ernst der Lage in der sie sich gerade befanden. Denn vor zwei Wochen war etwas passiert was alle in Aufruhr versetzt hatte und die Fronten zwischen ihnen nur noch mehr einfrieren und verhärten ließ. Die Fronten...zwischen den Patcheen und den gestrandeten Japanern aus der modernen Welt. Und Hana...war der Auslöser dieser Katastrophe inselgroßen Ausmaßes gewesen. Denn sein dummes und unbedachtes Verhalten hatte das alles losgetreten und dabei so vieles zerstört auf dem Weg dort hin. Und das nicht nur bei seinem Stamm...sondern auch zwischen ihm und Sakutaro.

Wie gesagt: die letzten zwei Wochen waren mehr wie von einem Schleier umhüllt gewesen durch den man kaum klar sehen konnte.

Es spielte sich alles wie ein Traum ab den er sehen, aber nicht beeinflussen konnte. Ein Skript an das er sich hielt und bei dem er nichts mehr zu sagen, oder Kontrolle darüber, hatte. Es war alles wage gewesen. Aber an den einen Tag, an den Tag vor diesen geisterhaften zwei Wochen...an den konnte er sich noch genau erinnern als wäre es erst einige Stunden her gewesen. Es jagte ihn. Suchte ihn heim. Tat ihm immer wieder weh wenn er daran dachte wie dumm er gewesen war und was für einen schrecklichen Fehler er begangen hatte. Und Hana wurde klar...er hätte nie zu Anderson gehen dürfen, denn das war der schlimmste Fehler gewesen den er je in seinem Leben begangen hatte und er hatte wirklich schon verdammt viele gemacht. Aber dieser eine...der hatte ihm nun offiziell das Genick gebrochen und ließ ihn danach zuckend am Boden liegen. Es war als gäbe es keine Heilung mehr davon. Und kein Entkommen von dem was er getan hatte.

Er war, seit diesem Moment, wie zu einem seelenlosen Zombie geworden dem keiner mehr helfen konnte. Die meiste Zeit über zumindest und wenn er sich dann mal regte und Emotionen dabei hoch kamen, dann waren sie wie ein Feuer, eine Explosion, ein Blitzschlag und so schlagartig gewesen dass er sich plötzlich selbst wunderte das sowas noch in ihm existierte. Das er noch irgendwie...Leben in sich hatte. Doch woher das Feuer nur kam das wusste er nicht. Und er mied auch oft Gespräche, aber WENN er dann mal sprach dann auch nur mit seiner Mutter und sonst keinem. Mit seiner Mutter die ihm als einzige Trost und Liebe schenkte, während alle anderen erneut auf ihm rumhackten und ihm mal wieder die komplette Bürde auflasteten das ER alles kaputt gemacht hätte! Und dass alles was nun folgen würde SEINE Schuld wäre! Sie schossen damit genau in die Wunde die Hana sich selbst geschnitten hatte und von der er auch wusste...dass es wirklich SEINE Schuld gewesen war und dass alles nun so ablief, wie es das tat, wegen IHM und keinem Anderem. Aber Hana konnte doch nicht ahnen...dass diese eine Sache auf dem Schiff solch einen Sturm heraufbeschwören würde! Das er damit alles...! Doch es war passiert und die schwerste Konsequenz die er wegen der Aktion nun mit sich schleppen musste war die...das er Sakutaro für immer verloren hatte. Das war das Einzige was ihn quälte an allem. Was ihn langsam, aber sicher, wie leises Gift umbrachte und Hana konnte nichts dagegen tun. Er fühlte das Gift, aber es gab kein Gegenmittel dagegen. Und das war seine Strafe...welche er auf seinem Kreuz mit sich trug, genauso wie es sich gehörte. Allein und unverstanden von allen trug er seine Sünden selbst. Er wollte damals nur helfen...aber hat damit alles nur noch schlimmer gemacht. Und oben drauf herrschte nun auch noch Krieg zwischen den Patcheen und Kaizo seinen Leuten. Alles war komplett eskaliert. Und so langsam glaubte Hana selber daran...dass er doch wie seine Großmutter war. Nämlich ein Fuchsgeist der nur Unheil brachte. So wie es alle immer zu ihm sagten.

Er sah dann noch mal hinter sich zu dem Baum an dem er eben gebrochen hatte...und plötzlich tat es ihm leid dass er einen Stein nach den Affen geworfen hatte.

In der letzten Zeit platzte er ziemlich oft einfach mal so emotional aus sich. Viel zu oft sogar. Das war sehr komisch. Und dann auch wieder nicht, wenn man bedachte was er alles so mit sich rum schleppte. Aber das war egal. Es war einfach egal...Und danach lief er schließlich zurück durch den Dschungel und heim. So das Hana dann auch schon nach einigen Minuten wieder zuhause an kam und das Erste was darauf passierte...war das seine aufgelöste Mutter auf ihn zugerannt kam und ihn umarmte.

Yoh war nämlich verdammt schnell aufgefallen dass sein Sohn nicht mehr an seiner Seite war und Angst hatte ihn deswegen geplagt. So sehr sogar dass er selber bereits schon los wollte um ihn zu suchen. So Hals über Kopf und unbedacht. Aber Hana kam gerade noch vorher an bevor er diesen Mist auch wieder auf sein Konto hätte buchen können. Den Mist: dass seiner Mutter was hätte passieren können während sie ihn allein suchen würde. Und so ließ er sich einfach nur emotionslos und die Arme schlapp neben sich runter hängend von seiner bebenden und besorgten Mutter drücken, die ihn ganz fest um den Nacken umarmte und sich dabei rechts an seinen Kopf schmuste. Ihre Stimme war besorgt und erleichtert zugleich während sie dabei lauter sprach:

„Hana! Hana wo bist du gewesen?! Ich hab mir solche Sorgen um dich gemacht! Wo warst du Hana?!...Hana du kannst doch nicht mehr einfach so heimlich verschwinden! Was denkst du dir nur?!“

Die Liebe einer Mutter war grenzenlos und instinktiv...besonders in ihrer Blutlinie.

Yoh bekam sich fast überhaupt nicht mehr ein und der blonde Junge stand einfach nur da und starrte leer vor sich an die Eingangstür ihres Wigwams. Er sagte nichts dazu. Konnte nichts mehr sagen. Seine Mutter dagegen sprach für mindestens drei Leute. Sie sprach und sprach, aber Hana hörte sie nicht mehr und die Worte drangen einfach nicht mehr zu ihm. Er konnte nicht mehr klar denken, geschweige denn antworten, denn alles war so...sinnlos geworden seit Sakutaro weg war. Und da war sie dann auch schon wieder, diese Leere in ihm und der er einfach nicht mehr entkommen konnte. Als hätte man ihm in dem Moment, wo Saku ihn verlassen hatte, die Seele mit entrissen. Und Hana konnte nichts tun außer nur dort zu stehen und sich drücken zu lassen. Dort leblos zu stehen und die Liebe seiner Mutter zu spüren...aber gleichzeitig zu fühlen das sie ihn nicht mehr berührte. Sie berührte ihn einfach nicht mehr. Das alles...war mit Saku weggegangen. Hana war emotional fast komplett tot. Und sein Körper war der Einzige der sich seltsamerweise noch dagegen wehrte komplett den Stecker zu ziehen. Doch sein Körper...musste das offenbar noch anfangen zu verstehen und dann darauf endlich umzufallen um schließlich für immer liegen bleiben zu können. Die Trauer und Einsamkeit riss ihn Tag für Tag immer tiefer in den Abgrund. So sehr sogar dass er nun schon körperlich mit Übelkeit und Erbrechen zu kämpfen hatte und dennoch klappte er einfach nicht zusammen. Warum klappte er nicht zusammen? Doch seine Mutter nannte ihn mal vor langer Zeit: „einen zähen Jungen“, wahrscheinlich hing sein Wiederstand damit zusammen. Aber genau das quälte Hana gerade nur noch mehr. Die Tatsache dass er so zäh war biss ihm nun in den Hintern. Warum...wehrte er sich noch so? Warum gab sein Körper einfach nicht auf? Dafür gab es doch keinen Grund mehr. Es gab keinen Grund mehr durchzuhalten. Was war das nur für eine kleine Flamme in ihm die einfach nicht erlöschen wollte und ihn weiterhin krampfhaft auf den Beinen hielt? Sie ihn dazu zwang...zu LEBEN. Was war diese kleine Flamme des Lebens nur? Und woher kam sie? Es war als wüsste sein Körper etwas...was sein Kopf noch nicht wüsste.

Yoh löste sich darauf von ihm und fasste sanft mit seinen Händen an die Wangen seines Sohnes.

Er ließ sie dort ruhen und sah ihn dabei an...aber Hana sah durch ihn hindurch und starrte nur ins Nichts, so wie er es seit Wochen schon tat. Etwas was der jungen Mutter das Herz brach und sie deswegen am liebsten hier und sofort mit ihm auf die Knie brechen wollte, ihn an sich drücken und dann einfach nur laut weinen und kreischen vor Verzweiflung. Yoh wollte ihre Götter anflehen seinen Sohn zu retten und das es alles endlich aufhören sollte. Das sie ihm seinen Hana zurückbringen sollten. Den Jungen den er geboren hatte. Das freche und fröhliche Kind das er immer gewesen war und nicht dieser Geist der da nun vor ihm stand. Dieser Schatten seiner Selbst. Doch er konnte das nicht tun. So sehr er es auch wollte Yoh konnte das nicht tun, denn er war eine Säule dieses Stammes geworden und durfte deshalb keine Schwäche vor anderen zeigen.

Er, Goldva, Silva und Hao waren die vier Stützpfeiler dieses Stammes. Die Säulen die alles im Gleichgewicht hielten. Sie hielten alles oben und schützen damit die die unter ihnen lebten vor allem was ihnen schaden wollte. Vor all dem Bösen da draußen. Goldva beschützte sie mit ihrer Weisheit, Silva mir seiner Stärke, Hao mit seinen Führungsqualitäten und Yoh mit seinen heilenden Händen. Sie waren eine Einheit und wenn auch nur einer von ihnen einen Riss bekam und danach an fing deswegen zu wackeln, dann drohte das ganze Gebilde in sich zusammen zu brechen und jeden darunter mit zu begraben und das durfte einfach nicht passieren. Das Schicksal und Überleben ihrer Art, ihres Stammes und ihrer Kultur, hing allein davon ab dass diese vier Säulen stark blieben und die wichtigen so wie harten Entscheidungen ganz besonders dann trafen wenn es darauf an kam. Und erstrecht dann, wenn alle anderen Ängste hatten und nicht wussten was zu tun war, dann mussten SIE stark sein. Taten sie das nicht so starben alle Patcheen nach und nach aus, denn ohne Führung waren sie wie kleine Kinder die man zum Sterben allein im Dschungel ausgesetzt hatte. Und deswegen musste Yoh stark bleiben und durfte nicht vor den Augen der Anderen zusammenbrechen, denn somit...riss er nur noch mehr Angst und Zweifel in ihre Gemeinschaft. Und das wäre in der Lage, in der sie sich gerade befanden, nur ein weiterer Todesstoß dem sie nicht lange standhalten würden. Sie bluteten bereits jetzt schon innerlich aus, da brauchten sie also nicht auch noch einen Angriff von außen oben drauf. Alles war in Aufruhr und brach um sie herum zusammen und deswegen konnten sie nicht noch zulassen sich von innen selbst zu zerstören. Aber wenn Yoh seinen Hana so ansah...dann sah er dass einer von ihnen bereits innerlich fast schon komplett zerstört war...Und das war, tragischer weise, auch noch sein eigener Sohn. Also das Schlimmste was man ihm, als Mutter, antun und wogegen Yoh nicht angehen konnte. Er konnte es einfach nicht, denn es stand nicht in seiner Macht. Und das war ärgerlich und unfair zugleich, immerhin konnte Yoh fast alle Wunden heilen die man ihm vorsetzte, denn das hatte er sein Leben lang gelernt. Er war Schamane und kannte alle Heilpraktiken ihres Stammes in- und auswendig! Es gab fast KEINE körperliche Wunde die er nicht heilen und flicken konnte. Aber die Seele...konnte nicht mal er verarzten. Das war sein Limit und ab da ging es nicht mehr weiter. Und das war so ungerecht und grausam zugleich, denn genau das brauchte er gerade: Die Fähigkeit die Seele zu heilen um seinem Sohn zu helfen.

Die junge Mutter schluckte dann die Trauer, die ihn töten wollte, runter und lächelte danach sanft und dennoch Mut machend ihrem Sohn in die Augen, als sie dann noch sprach:

„E-Es ist okay...Verzeih mir, bitte...Du bist wieder daheim und das ist das Wichtigste, Hana. Komm. Komm lass uns rein gehen, okay? Okay, Hana?“

Er riss sich zusammen ruhig zu bleiben, wollte nicht panisch werden und wusste dass dies seinem Sohn nun auch nicht mehr helfen würde wenn er das tat. Yoh wusste nicht...was ihm überhaupt noch helfen würde. Aber er gab dennoch nicht auf. Niemals würde er das tun. Und so ließ er dann mit der linken Hand die eine Wange seines Sohnes los und fasste danach die rechte Hand von ihm, zog etwas an dieser um ihn damit zum Laufen zu animieren. Doch Hana starrte seine Mutter weiterhin nur leer an und gab keinen Mucks von sich. Er wirkte so leblos und Yoh konnte einfach nicht anders als alles zu versuchen ihm das zu nehmen. Versuchen ihm den Schmerz zu nehmen und ihn wieder glücklich zu sehen. Ihn wieder zu dem Kind zu machen das er geboren hatte und das Hana noch immer irgendwo tief in seinem Innern war! Etwas was er durch den Schock von vor zwei Wochen und den schrecklichen Dingen die bis heute passiert waren, aber irgendwie komplett vergessen hatte! Er musste sich wieder daran erinnern WER er war und das es noch Hoffnung gab. Das die Hoffnung wahrlich immer zu letzt starb.

Also nahm er dann beide Hände seines Sohnes fest in die Seinen und sprach ihm dann sanft und eindringlich ins Gesicht:

„Du hast doch sicherlich Hunger, oder? Komm. Komm wir gehen rein, Hana. Wir machen uns was zu essen und dann...dann reden wir. Wir reden dann, okay? Über alles wenn du willst. Bitte...Hana. Du...Du kannst mit mir über alles reden. Das konntest du schon immer und das weist du doch, nicht wahr Hana? Es...es wird alles gut mein Schatz. Ganz sicher.“

Er sagte das...aber es fiel ihm sehr schwer selber daran zu glauben, besonders wenn er seinen Sohn so vor sich sah, der ja so gebrochen war und nicht mehr er selbst.

Und während Yoh das sagte wich sein Blick ganz kurz rechts an Hana seinem Kopf vorbei und hinter zum heiligen Lagerfeuer...an dem Goldva stand. Die alte Frau stand einfach nur dort, stützte sich auf ihren schon fast morschen Gehstock und starrte zu ihnen rüber. Und Yoh kannte diesen Blick. Er kannte ihn nur zu gut. Es war das Starren was sie nur auf legte wenn sie...einem in die Seele sah. Dieser Blick mit ihren fast blinden Augen und von dem man das Gefühl bekam er könnte in dich hinein sehen. Als hätte sie diese Fähigkeit damals bekommen, nämlich als sie langsam anfing zu erblinden. Und sie hatte Yoh auch schon mal so angestarrt. Es war zwar schon sechszehn Jahre her, aber genau an dem Tag gewesen...wo er selber gerade erst erfahren hatte schwanger zu sein. Goldva war es gewesen die ihm das auch offenbart hatte, denn sie sah es ihm schon an noch bevor der Kleine es selber bemerkte. Und dieser Blick zeigte damit genau dass diese alte Frau die Kraft besaß in einen starren zu können. Sie fühlte Dinge die kein anderer fühlen konnte. Sie durchschaute Lügen mit ihren Augen, legte alles offen und gerade...da starrte sie Hana auch so an, weshalb Yoh auch gleich schützend und sanft seinen Sohn an den Händen zerrte, während er dabei wieder sprach:

„Komm wir gehen jetzt rein Hana. Komm Hana. Bitte komm einfach mit.“

Er wollte ihn weg bekommen von diesen stechenden Blicken, denn er wusste das Hana dies nun nicht auch noch gebrauchen konnte. Er brauchte nicht noch mehr vorwurfsvolle Blicke die sagten: Du bist an allem schuld, genauso wie ich es immer gesagt habe! Wie ich es wusste seit dem Moment wo du geboren wurdest und somit dasselbe blonde Haar, die goldenen Augen und das Fuchsblut in dir trugst wie sie! Deshalb tat er das und es funktionierte auch, so dass sich der Blonde dann doch tatsächlich stumm und langsam in Bewegung setzte und sich schließlich sanft von seiner Mutter in den Wigwam führen ließ. Weg vom großen Platz des Lagerfeuers und von den Augen Schaulistiger. Und ganz besonders weg von den Augen Goldvas und in die Sicherheit ihres warmen Zuhauses. Abgeschirmt von der Wut ihres Stammes, die nun mehr auf ihn lag als jemals zuvor.

Hana setzte sich in ihrem Wigwam dann an das kleine Lagerfeuer, welches ja direkt in der Mitte aufgebaut war und dessen Rauch über ihnen aus einer kleinen Öffnung in der Decke entweichen konnte. Er saß weiterhin stumm da und starrte nur vor sich in das Feuer und in die sanft lodernden Flammen die kleine Funken dabei versprühten. Das Holz knisterte dabei beruhigend und es war komisch aber wenn er so dort hinein starrte...dann fühlte er wieder leicht etwas. Etwas tief in seinem Innern das sich ebenfalls nach einem kleinen Feuer anfühlte das nicht erlöschen wollte. Sanft und klein, aber doch so unglaublich stark dass es ihn verwirrte. Das war auch einer der Gründe warum der Blonde dann sanft mit beiden Armen seinen Bauch umschlang und dann im Schneidersitzt einfach weiter vor sich ins Feuer starrte. Es beruhigte ihn komischerweise, aber sein Bauch tat dennoch wieder etwas weh und deswegen machte er das auch. Kein Wunder denn er hatte vor kurzem ja auch ordentlich gebrochen. Und Hana wollte dann auch weiterhin nicht reden, so wie meistens die letzten Wochen, also schwieg er. Er hatte sich sowas von verändert dass es seiner Mutter, logischerweise, nicht lange verborgen geblieben ist. Und meistens fragte sich Yoh dabei: WAS GENAU in dem Kopf seines Sohnes vor sich ging, wenn er ihn so da sitzen saß. Wenn er einfach nur schwieg und dabei in die Leere starrte.

Hana hatte einen Schock erlitten, gar keine Frage und das war seiner Mutter auch bewusst. Die schlagartige Trennung von Sakutaro war zu Hundertprozent der hauptsächliche Grund für sein nun so lebloses verhalten, denn nachdem das passiert war saß Hana meist nur noch da. Saß die meiste Zeit einfach irgendwo rum. Er wirkte dabei wie ein Vögelchen das am Ende seines Lebens angekommen war und dort einsam auf der Wiese lag und nur darauf wartete dass der Tod endlich kam um es von seinen Fesseln des Lebens zu erlösen. Es war ein schrecklicher Anblick und brach Yoh das Herz. Und es hätte nie so weit kommen dürfen. Niemals. Das alles war falsch und Sakutaro...er war doch Hana sein Dyami, der Mann seines Herzens und ohne ihn würde der Kleine sterben. Das war bei ihnen ein Gesetz das in Stein gemeißelt wurde. Eine Legende an die alle glaubten. Und deswegen würde er auch eingehen wie eine Blume ohne Sonnenlicht in einer dunklen Höhle. Ja und wie er dort saß war Beweis genug. Hana verwelkte...und nur Sakutaro konnte ihn wieder aufblühen lassen. Aber der war nicht mehr da. Er war fort und somit war es tragischer- und nicht mehr abzuwendender Weise, nur eine Frage der Zeit...bis Hana dann endgültig an einem gebrochenen Herzen starb. Und seine Mutter konnte nichts dagegen tun...außer am Ende dann den Leib ihres Kindes zu Grabe zu tragen. Ihn loszulassen...Das alles war ein doch einfach nur schrecklicher Scherz, oder?

Yoh stand derweil noch an der Tür, als ihm das alles durch den Kopf ging und hörte nun endlich auf seinen Sohn anzusehen.

Er konnte das nicht mehr und dann lief er langsam rechts neben sich zu einem kleinen Tisch und zückte dort Kräuter und Gemüse von diesem runter. Gemeinsam mit einem Messer brachte er dies dann vor Hana und legte es ihm direkt vor den Schoß. Danach legte er noch eine Steinplatte zum Schneiden vor den Blonden und holte sich dann dasselbe für sich, setzte sich danach links von Hana ebenfalls ans Lagerfeuer vor eine Steinplatte und lächelte darauf sanft zu ihm. Nähe war das was er nun brauchen würde und vielleicht kam er somit wieder mehr an ihn ran denn...sie hatten schon sehr früh so zusammen gesessen und das verband sie. Damals als Hana noch klein gewesen war saßen sie so gemeinsam vor diesem Lagerfeuer und haben immer zusammen Essen gemacht.

Yoh nahm sich darauf dann sein Messer und fing langsam und sachte an das Fett von dem Stück Fleisch vor sich abzuschneiden, welches da vor ihm auf seiner Steinplatte lag. Es war Tapir-Fleisch, etwas was Hana gern aß und eines der wenigen Tiere die sie noch unbesorgt jagen konnten ohne sich dabei weit vom Dorf entfernen zu müssen und sich somit dann der Gefahr auszusetzten von den Himmelsmenschen erschossen zu werden. Zumindest war es das was Hao sagte, der inzwischen einen beträchtlichen Sicherheitskreis um ihr Dorf gezogen hatte in den letzten Wochen. Denn nach der Sache beim Schiff lief so manch einiges anders auf der Insel. Es war kalt geworden und das lag definitiv nicht nur am Frühlingswind in diesen Morgenstunden.

Yoh wusste bis heute nicht bis ins Detail was passiert war, aber dass was er wusste war erschreckend genug gewesen und das alles begann damit das Hana nachhause kam...und dann weinend und voller Tränen nicht mehr klar denken konnte.

Er kam vor zwei Wochen apathisch ins Dorf gelaufen und warf sich danach förmlich schlotternd und auch noch verletzt in die Arme seiner Mutter. Er blutete am Arm, hatte Schrammen und blaue Flecken überall am Körper und alles ging so verdammt schnell das keiner wusste was zu tun war. Hana war alleine zurückgekommen und von Sakutaro war keine Spur zu sehen gewesen, der ja noch am selben Tag aus dem Dorf abgehauen war und das auch noch so völlig ohne Vorwarnung, weswegen er damit bei Hao seiner Gunst sowas von in dem Keller abrutschte.

Hao fühlte sich auch zu Recht verraten und hasste ihn deswegen dann nur noch mehr, denn immerhin hatte er angefangen ihm zu vertrauen und dann kam diese Aktion. Saku lief weg, brach sein Versprechen und missbrauchte Hao sein Vertrauen und das schnitt verdammt tief in den Häuptling und somit auch in das Vertrauen des Stammes. Und Hao war ja selber noch unterwegs gewesen an dem Tag. Suchte nach der Aktion diesen verdammten Himmelsmenschen und auch seinen Sohn, der ebenfalls plötzlich weg gewesen war und dachte dabei an das Schlimmste. Es trat aber, glücklicherweise, nicht das ein was er sich gedacht hatte, also das Saku sich Hana geschnappt und mit dem dann als Geisel stiften gegangen wäre. Aber das was am Ende des Tages darauf folgte war auch nicht besser gewesen. Es war auch nicht besser gewesen...Und erst Tage später erfuhren sie was eigentlich passiert war und warum Hana nicht mal mehr sprach und kaum mehr was aß. Sie erfuhren es aber nicht von dem Blonden selbst...sondern von einem völlig Fremden. Einem der Freunde von Sakutaro der erst Tage später dann mutig zu ihnen ins Dorf gekommen war um das aufzuklären. Zumindest das was er aufklären konnte. Es war ein großer Mann gewesen, genauso groß wie Silva, aber er verströmte nichts Böses oder Schädliches als er zu ihnen ins Dorf schritt und damit die Meisten auch sofort schon die Flucht vor ihm ergriffen da sie es für einen Angriff hielten. Doch es gab keinen Grund zur Sorge, denn er kam unbewaffnet und das imponierte Silva sogar, der nämlich an dem Tag hauptsächlich das Dorf bewachte da Hao ja jagen war. Yoh war ebenfalls da gewesen und erkannte diesen großen Mann auch sofort wieder als er ihn sah, genau wie Silva. Sie waren ihm beide schon begegnet und das auf diesem Schiff wo alles eskaliert war. Doch nun wussten sie endlich auch mal seinen Namen, denn er nannte sich: Paku und sagte er käme um etwas zu erklären. Und was er dann erzählte...das war ein Windstoß gewesen der Yoh und Silva fast komplett von den Füßen riss als er dann endlich anfing zu sprechen.

Hana war zu der Zeit im Wigwam gewesen und hatte davon nichts mitbekommen und so bekamen lediglich Silva und die Schamanenkönigin mit was Paku so erzählte. Und Mann der erzählte einiges. Er klärte sie genau darüber auf was los war, zumindest über das was er wusste und das Erste was er dann sagte war: er wäre nicht nur von sich aus gekommen, sondern auch weil Saku wollte das man sie vor Kaizo seinen Kriegsplänen warnte. Paku dachte dass es der einzig Richtige wäre allein zu kommen und das es sein müsste um damit vielleicht einer Heilung assistieren zu können die sehr wichtig war. Und natürlich auch um nicht das Gefühl eines Angriffs auszulösen unter den Patcheen. Er wollte damit zeigen dass er keine Bedrohung war und helfen wollte. Warum Saku allerdings nicht mitkam, dass sagte er nicht, aber Yoh konnte es sich schon denken was der Grund war...denn er mied Hana damit. Und dann erzählte der Große ihnen was passiert war. Er erzählte wie Hana in das Schiff gegangen war. Wie er von einem von Kaizo seinen Männern so zugerichtet worden war und dass es am Ende dann zwischen Hana und Sakutaro deswegen schrecklich gekracht hätte. Er beschwichtigte, versuchte es zumindest und versicherte dann noch dass der Mann, der Hana so weh getan hatte, ihm nie wieder wehtun könnte und dass der Kleine in Sicherheit wäre, zumindest solange er das Dorf nicht mehr verließe. Paku bat darum das Hana nicht mehr das Dorf verlassen sollte um sicher zu sein und sagte dabei noch: Das sich Sakutaro von Hana vorerst abgenabelt hätte wegen der Sache die ihm im Schiff passiert war und dass das der Grund war warum der Kleine nun so apathisch agierte.

Er sprach es nicht direkt an, aber Yoh wusste das damit gemeint war. Sakutaro...hatte sich von Hana getrennt und hielt bewusst Abstand zu ihm. Und das wo doch alles so gut zwischen ihnen zu laufen schien. Sie anfingen nebeneinander zu erblühten. Aber es musste doch noch schlimmer gewesen sein als er dachte. Es musste etwas Schlimmeres passiert sein als das was nur gesagt wurde, denn Hana war eigentlich keiner der sich so vor den Kopf stoßen und rumschubsen ließ. Sowas niemals akzeptieren würde und dagegen ankämpfte! Er war zäh, verbissen und anhänglich wenn er was wollte was er liebte. So war er schon immer gewesen. Und bis heute fragte sich Yoh weiterhin: WAS genau war in diesem Schiff nur passiert das es so gekracht hatte zwischen zwei Menschen die sich innig liebten und einfach zusammen gehörten? Doch dieser Paku sprach nicht darüber und gab am Ende nur noch Worte der Warnung an sie. Er meinte nämlich: das in den letzten drei Tagen, bevor er auftauchte, vieles in IHREM Dorf schief gelaufen wäre und ihr Anführer, der sich Kaizo nannte, nun auf dem Kriegsfuß wäre und er jemanden, für den Tod von dem Mann der Hana angriff, zur Rechenschaft ziehen wollte! Und offenbar war es ihm egal WEN er nun dafür in die Finger bekam, denn sein Zorn richtete sich gegen alle Patcheen, von denen er nun auch offiziell wusste dass sie auf dieser Insel existierten.

Dieser Kaizo bezeichnete Yoh und seinen Stamm offenbar als „Wilde“ und er hatte angedroht dass er ihr Dorf finden und vernichten würde, koste es was es wolle. Ein ungewöhnlich radikaler Schritt und offenbar ging es dabei nur noch um Rache und nichts anderes mehr. Und Rache...war ein schrecklicher Geist der auf einer Seele lasten konnte. Einer der dafür sorgte dass man die Augen vor der Wahrheit abwand und somit nur noch egoistisch um sich schlug, damit es einem dann am Ende persönlich besser ging. Und das alles wurde erst losgetreten...weil Hana so gehandelt hatte wie er gehandelt hatte. Yoh wusste nicht mal warum sein Sohn das damals überhaupt tat. Doch eines war ab dem Tag klar geworden: Sie befanden sich nun alle in Gefahr und brauchten somit eine Lösung. Und es sollte am Besten eine Lösung sein die kein Blutvergießen mit sich führen würde, denn keiner wollte Krieg. Erst recht nicht einen den man nicht gewinnen konnte. Aber dummerweise war Hao einer der schnell zu den Waffen griff wenn er sich bedroht fühlte und das was Paku da erzählt hatte war definitiv eine Drohung von diesem Kaizo gewesen. Es war eine Kriegserklärung auf die Hao dann auch sofort aufsprang um sein Zuhause zu schützen und das war beängstigend und beunruhigend zugleich. Es grauste Yoh davor sobald sein Gatte davon erfahren würde, was er aber hören musste und es kam dann auch so. Weswegen sie in der Lage waren in der sie sich nun befanden: Abgeschirmt, voller Sorge über das was vielleicht kommen würde und in Angst, denn die meisten ihres Dorfes waren keine Kämpfer, sondern Frauen und Kinder. Gegen eine durchtrainierte Armee von Kaizo hatten sie keine Chance, egal wie gut Hao und Silva auch kämpfen konnten. Sie konnten alleine keinen Krieg gewinnen.

Und das Letzte, was Paku noch von sich gab bevor er wieder verschwand, war dennoch eine beruhigende Nachricht gewesen. Etwas was Hoffnung machte und Yoh war traurig darüber das Hana es nicht selber gehört hatte, denn Paku sagte zu ihnen: „Er wird sich schon wieder einkriegen. Sakutaro hat diesen momentanen Bruch nicht aus Hass getan, oder weil ihm Hana egal ist, sondern weil er schreckliche Angst um ihn hat. Um euch alle. Er will nur das Beste. Für jeden von uns. Und er will auch keinen Krieg. Sicher er hat mir das nicht so gesagt, aber ich kenne meinen Jungen verdammt gut und ich weis dass es nur deswegen gewesen war. Er liebt euren Sohn über alles, aber braucht gerade etwas Zeit um wieder klar im Kopf zu werden und sich zu sortieren. Er versucht eine Lösung für alle unsere Probleme zu finden. Und wenn er die hat...dann kommt er schon zu ihm zurück. Also sagt Hana bitte: dass er einfach nur die Füße stillhalten soll, okay?“ Und danach hatte er sich auch schon abgewandt und war so schnell wieder im Dschungel verschwunden wie er aus diesem aufgekreuzt war. Doch das alles war leichter gesagt als getan.

Sicher hatte Yoh dass seinem Sohn überbracht, doch der reagierte darauf nicht mal mehr, denn Hana war gebrochen durch das was passiert war und das machte es verdammt schwer die Füße still zu halten. Für jeden von ihnen. Aber Yoh war ihm dennoch dankbar dafür gewesen das er kam und das erzählte, denn Paku brachte damit Hoffnung mit sich und das wo er die Patcheen noch nicht mal richtig kannte. Ja sogar nur einen von ihnen wirklich kannte und das war Hana. Das was er da tat zeigte genau wie sehr er den Kleinen auch ins Herz geschlossen hatte und das Paku ebenfalls fühlte dass Saku und Hana zusammen gehörten. Er war ein guter Mann. Noch dazu wollte er ganz bestimmt nur deswegen selbst hier her kommen um zu sprechen und hatte dann auch zu ihnen gefunden weil Saku ihm sagte wo sich das Dorf befand. Und für Yoh tat es gut zu wissen...dass man auf der anderen Seite, auf der Seite der Himmelsmenschen, Menschen hatte die ihnen helfen wollten und gut waren. Aber hoffentlich waren es noch mehr als nur Sakutaro und seine Freunde die Frieden suchten und helfen wollten. Denn wenn das nicht der Fall war...dann waren sie verloren.

Die junge Schamanin schnitt ein weiteres Stück Fett von dem zarten Fleisch ab und legte es danach neben sich in eine selbst gemachte Schüssel um es dann später entsorgen zu können. Sie würde es den jungen Männern im Dorf geben, denn das Fett eignete sich ganz gut dafür Fische im Fluss zu ködern und dann zu fangen. Bei den Patcheen wurde nämlich, in der Regel, so gut wie nichts weggeworfen. Alles fand einen Sinn und Zweck bei ihnen und war im Gleichgewicht. Und danach huschte sein Blick wieder rüber zu seinem Sohn...der noch immer nur stillschweigend dort saß und vor sich in das Feuer starrte.

Hana hatte derweil auch nichts angerührt. Das Messer lag auf der Steinplatte rechts, die vor ihm lag und die Kräuter und das Gemüse links neben ihm am Boden. Alles war völlig unberührt und er sah einfach nicht gut aus. Im Licht des Feuers konnte Yoh nun noch besser sehen wie leicht eingefallen der Blonde schon im Gesicht war und dass er blass wirkte. Nur minimal waren seine Züge kränklicher geworden, aber es reichte schon so dass dies einer Mutter sofort auffallen würde. Es war plausibel und leider normal dass er so fertig aussah, denn Hana aß die letzten Tage noch schlechter als vorher. Die Depression, mit der er sich seit Wochen rumschlug und der Schock, setzten ihm in den letzten vier Tagen langsam richtig zu und verursachten schrecklichen Schaden damit. Es war nicht so als würde sein Sohn nichts mehr essen, ihren Göttern sei Dank, aber es könnte ruhig mehr sein. Es musste wieder mehr werden, denn es schwächte seinen Körper zusätzlich und das sollte aufhören.

Also lächelte Yoh leicht traurig, aber dennoch liebevoll und schnitt weiter an dem Fleisch vor sich das Fett ab, als er dann anfing zu sagen:

„Wir...Wir haben das schon immer zusammen gemacht...Du und ich.“

Keine Reaktion von Hana und Yoh sprach einfach weiter:

„Ich glaube du warst gerade erst mal vier geworden als du schon angefangen hast mich beim Zubereiten vom Essen zu belagern. Du sprangst immer um mich herum und warst so neugierig was ich da mache, dass ich dir oft sagen musste dich zu setzen damit du dich auch ja nicht verletzt. Hätte ich das nicht getan wärst du vielleicht mehrmals schon in einem Messer oder im Lagerfeuer gelandet, hehe. Mit mir zu kochen und das Essen vorzubereiten...das hat dir schon immer Spaß gemacht, Hana. Du sagtest immer zu mir: „Mama, Mama! Lass uns Essen für Papa machen, damit er auch nicht hungern muss wenn er wieder da ist!“ Du wolltest das er nach der anstrengenden Jagd schnell was zu essen bekam, um dadurch wieder bei Kräften zu sein. Du wolltest...das es ihm gut ging....Heh, du warst schon immer so ein Energiebündel gewesen und konntest nicht die Füße still halten bis ich dir endlich zugesagt hatte mit machen zu dürfen. Und ich...ich war so froh darüber dass du etwas gefunden hattest was dir so viel Spaß machte. Du...du blühtest auf wenn du mit mir kochen, oder etwas über Kräuter und Heilkunde lernen durftest. Und es machte mich so glücklich, denn ich sah...ich sah dann dieses Leuchten in deinen Augen. Diese Freude und dieses unschuldige Glück das schon immer ein Teil von dir gewesen war. Und weist du...schon kurz nachdem du geboren wurdest konnte ich das in deinen Augen sehen. Als du mich das erste Mal angesehen hast. Als du deine Augen zum ersten Mal geöffnet hast und mich ansahst, weist du was du dann getan hast?...Du hast gelacht...Und ich sah in diese wunderschönen, goldenen Augen von dir, die du von deiner Großmutter geerbt hast und ich war plötzlich so unendlich glücklich das du da warst. Nach so vielen Monaten warst du endlich da und ich wurde damit gesegnet damals dieses wundervolle Wesen empfangen zu dürfen. Es auszutragen, zu gebären und dann zu lieben. Das ICH die Mutter von diesem wundervollen Glück sein durfte das da in meinem Armen lag und dieses mir das mit nur einem einzigen Lächeln auch zeigte. Und obwohl dich so viele wegen deiner Augen fürchteten, verachteten und mieden...so liebte ich diese Augen mehr als alles andere auf dieser Welt. Deine Augen...die so voller Glück und Freude waren seit dem Tag an dem du sie das erste Mal geöffnet hast...Und ich möchte...Ich möchte diese Augen gerne wieder sehen, Hana...Das du wieder glücklich wirst. Denn das ist alles was ich will...“

Und dann hörte er auf zu schneiden und legte das Messer wieder neben das noch nicht ganz fertig geschnittene Stück Fleisch auf die Steinplatte.

Yoh reinige seine Hände dann mit einem Tuch und drehte sich schließlich komplett zu Hana rüber, der noch immer starr ins Feuer vor sich sah...aber seine Mutter dennoch gehört hatte. Er hörte ihr zu, auch wenn er das in dem Moment nicht zeigen konnte, aber er hörte zu und diese Worte seiner Mutter...ließen sein Herz schneller rasen vor Trauer. Denn er realisierte plötzlich: dass er das nicht wollte, aber nicht anders konnte.

Er wollte nicht so in sich sacken und verwelken. Aber ohne Saku konnte er nicht anders. Er konnte nicht anders und wünschte ihn sich so sehr her. Er hatte...einfach alles kaputt gemacht. Und nun saß er da vor dem Feuer und konnte nicht mal mehr Tränen für seine Mutter hervorbringen weil er innerlich so zerstört war. Hana verstand nun endlich: dass seine Seele ihm nicht entrissen worden war, so wie er es am Anfang dachte, sondern dass es sogar viel schlimmer war als das und davor gab es kein Entkommen mehr. Seine Seele war nicht entrissen worden...sie war zersprungen. Als hätte man einen Becher aus Ton fallen gelassen und überall lagen nun die Scherben verstreut am Boden herum. Große und kleine Stücke die man zwar aufsammeln, aber nicht mehr zusammenfügen konnte. Niemand bei ihnen konnte das heilen was mit seiner Seele passiert war. Und es gab da leider nur einen Kitt der sie wieder zusammenkleben konnte, diese unendlich viele Bruchstücke seiner Seele...und das war Sakutaro.

Doch als Yoh plötzlich sanft auf die linke Schulter seines Sohnes fasste, da regte sich etwas in Hana und er sah doch tatschlich langsam zu ihr rüber. Sah ihr ins Gesicht und in die traurigen Augen, die doch so stark blieben trotz allem und das obwohl er genau spüren konnte das seine Mutter ebenfalls einfach nur zusammenbrechen wollte und sich ergeben. Sie dem Druck nicht mehr standhalten wollte und das tat Hana weh. Es erzeugte Gefühle in ihm das zu sehen, nämlich Mitleid und so sah er sie nur weiter an.

Und Yoh lächelte dann plötzlich sanft, weil er sehen konnte das Hana ihm tatsächlich wieder zuhörte und ihn endlich mal wieder lebendiger ansah als sonst so in den letzten zwei Wochen. Er war wieder da...fragte sich nur für wie lange. Also nutzte er diesen Schimmer an Hoffnung und Leben in seinem Kind und sprach dann weiter:

„Ich weis dass es momentan schrecklich und nicht leicht ist. Und ich kann mir nicht mal im Entferntesten vorstellen wie es bei dir gerade im Innern aussehen muss wegen all dem was passiert ist. Und das ist okay. Ich bin nicht du und ich werde diesen Schmerz nicht fühlen und verstehen können, denn das ist DEIN Schmerz und ein anderer als meiner. Aber...ich bin deine Mutter und ich will dass es dir gut geht. Ich werde IMMER deine Mutter sein und eine Mutter kann einfach nicht anders als alles zu versuchen den Schmerz von ihren Kindern zu nehmen. Zumindest ist das meine feste Überzeugung und daran glaube ich. Ich werde alles tun damit es dir wieder gut geht, Hana. Aber ich kann das nicht schaffen wenn du mir nicht die Hand reichst. Ich schaffe das nicht alleine. Doch ich werde dich zu nichts zwingen was du nicht willst. Ich bitte dich lediglich...mit mir zu reden. Egal was auch in dir vor geht, denn ganz egal welchen Schmerz und welche Ängste du mit dir rumträgst, ich bin für dich da. Ich werde immer für dich da sein. Eine Mutter...ist immer für ihr Kind da und will nur das Beste für dieses kleine Leben das sie geboren hat. Und wenn du reden willst...dann werde ich dir zuhören. Du kannst mir alles sagen Hana, denn ich werde immer hinter dir stehen und dich bis aufs Blut verteidigen und beschützen! Egal vor wem und was auch immer!...Ich liebe dich Hana. Ich werde dich IMMER lieben...Und ich wollte das du das weist, okay?“

Eine Mutter...ist immer für ihre Kinder da...

Diese Worte berührten Hana unglaublich stark und als er in dem Moment dann auch noch sah...auch noch sah wie sich dann in den Augen seiner Mutter Tränen sammelten und Yoh so hart darum kämpfte sie nicht rollen zu lassen...da konnte der Blonde nicht mehr anders und Leben kehrte in ihn zurück. Er fühlte es wie sich sein Körper wieder mit mehr Kraft füllte. Und das hatte er Yoh zu verdanken. Seine Mama liebt ihn. Sie liebt ihn und das wusste er auch. Wusste es schon immer und dennoch tat es gut das eben mit Worten gehört zu haben. Mit Worten und Taten. Denn Hana kam sich in den letzten Tagen so einsam und verlassen vor seit Saku weg war. Doch wenn er seine Mutter in jener Sekunde so ansah...da wusste er dass er sich geirrt hatte. Er war nicht komplett allein, denn er hatte Mama. Und etwas in seinem Körper schrie auf bei diesem Anblick vor ihm. Schrie auf und wollte nicht dass seine Mutter ihn, dort vor sich, so traurig und am Rande des Zusammenbruchs ansah. Sie sollte nicht weinen. Hana...wollte das nun dreimal so stark nicht. Also tat er etwas was er seit Wochen nicht mehr getan hatte...denn er lächelte plötzlich sanft darauf. Er lächelte sanft und ließ dabei eine Träne aus seinem rechten Auge fliehen als er dann kurz darauf nickte und zustimmend, aber leicht schwach, auf die liebevollen und gütigen Worte seiner Mutter antwortete:

„Das...Das weis ich doch...Mama. Und ich liebe dich auch.“

Und als er das gesagt hatte konnte Yoh nicht mehr anders und kam vor um ihn zu umarmen. Er umarmte seinen Sohn stürmisch und sanft, drückte ihn fest an sich und ließ endlich, ENDLICH, auch einige Tränen aus sich fliehen die er so lange zurückgehalten hatte und ihn hier ja keiner brechen sehen konnte von ihrem Stamm. Keiner außer der der das durfte und das war Hana. Hana sein Sohn und seine Winterblüte.

Und der Blonde kuschelte sich darauf an seine Mutter und genoss ebenfalls diese schon viel zu lange überfällige Umarmung und das Liebesgeständnis seiner Mutter. Etwas was hätte schon vor zwei Wochen passieren sollen, als Hana ins Dorf zurückkam und dachte alles verloren zu haben. Aber das hatte er nicht, denn seine Mutter war noch immer da und sie stand hinter ihm, egal was auch kommen würde. Das machte Hoffnung. Und Hoffnung...war etwas was Hana nun mehr brauchte als alles andere auf der Welt. Nämlich die Hoffnung: das alles gut wieder werden würde. Das alles wieder gut sein würde und das Sakutaro...nachhause kommt. Zurück zu ihm ins Dorf kommt, wo er zuhause war. Wo er hin gehörte und der das auch wusste. Und Hana würde ihn nicht mehr dazu zwingen. Er würde endlich die Füße still halten und das tun was seine Mama schon immer getan hatte: nämlich warten und für die Person, die man liebte, da sein. Hana würde hier auf Saku warten. Und egal wie lange das auch dauern würde er blieb hier und wartete auf ihn. So wie er es unbewusst schon immer getan hatte...seit er geboren wurde. Hana hatte offenbar doch nicht alles verloren...sondern auch etwas gewonnen.

Und so saßen Mutter und Sohn einfach noch eine Weile dort in der leichten Dunkelheit des Wigwams. Schmusten sich aneinander und genossen einfach nur die Nähe und das Band das nur Mutter und Kind zueinander hatten. Das Band das sie schon immer miteinander verbunden hatte, so wie damals ihre gemeinsame Nabelschnur, aber nun mehr spirituell und unsichtbar geworden war statt physisch. Es fühlte sich gut an bei seiner Mutter zu sein. Bei dem Menschen der Hana schon immer bedingungslos geliebt hatte und ihn damals auch auf diese Welt brachte. Der Mensch dem er viele Monate seiner Existenz näher gewesen war als jedem anderen auf dieser Welt und ihm das keiner nehmen konnte. Der Mensch der ihm Leben geschenkt hatte und unter Schmerzen und Verzweiflung damals gebar. Darum kämpfte dass diese kleine Flamme des Lebens endlich brennen durfte. Und Hana würde auf Ewig mit seiner Mutter verbunden sein. Keiner konnte ihm das mehr nehmen. Sie...Sie alle liebten Yoh so sehr...

Mutter und Sohn lösten sich dann voneinander, lachten sich nun leicht an und schmusten schließlich nur ihre Nasen aneinander. Es war so schön und Hana sein Herz fing wieder stärker an zu schlagen, denn die Magie die dort im Spiel war...sie war mächtiger als alles andere was es gab. Es war Liebe. Reine Liebe zu seiner Mutter und genauso stark, wenn auch anders...wie die Liebe zu Sakutaro. Zu Saku...Hana seinem Dyami. Und dann machten die Zwei endlich mal wieder das was sie schon immer gern zusammen getan hatten...nämlich kochen. Etwas was ihnen ebenfalls keiner mehr nehmen konnte so lange sie lebten.

So saßen Hana und Yoh dann dort und machten gerade ihre gemeinsame Zeit umso schöner.

Sie sprachen über viele Dinge die in Hana seiner Kindheit passiert waren. Lustige Sachen und nichts Trauriges um die Stimmung zu heben und sein Sohn blühte dabei wieder richtig auf. Hana lachte sogar hin und wieder über die Tatsache wie tollpatschig und frech er doch als Kind gewesen war. Etwas was ihm nie so wirklich bewusst gewesen war und er nun selber einsah wie unschuldig Kinder doch waren. Somit waren es wunderschöne zwei Stunden gewesen in denen sie dabei noch alles an Essen zu Recht schnitten und kochten. All das Gemüse, die Kräuter, das Fleisch und auch das Getreide. Yoh würzte das Fleisch mit den Kräutern während Hana neben dran dieselben Rollen zubereitete die er damals auch für Saku am Stand gemacht hatte. Es würde ein gutes Mittagessen werden. Und das obwohl es eher am Morgen sein würde als am Mittag. Aber leider musste es auch irgendwo so sein, denn Hao brauchte die Kraft wenn er wieder zurück kam. Er brauchte ein Essen eines Häuptlings würdig und sobald Hao wieder von seiner Streife zurückkam hatte er eine gute Mahlzeit auch bitter nötig. Und fast wie auf Kommando und bestellt, öffnete sich dann auch schon der Vorgang vor der Öffnung des Wigwams und Yoh sein Gemahl, so wie Hana sein Vater, schritt dann rein in sein Zuhause. Er war aber nicht allein, denn direkt hinter ihm kam Opacho ebenfalls in den warmen Wigwam, weswegen Hana sofort stiller...und ihm das volle Ausmaß der Katastrophe wieder klarer wurde als er sie sah. Und es lähmte ihn wieder leicht.

Nachdem das im Schiff passiert war waren sie ja bekanntlich in Aufruhr und in Gefechtsbereitschaft gegen Kaizo und seine Männer. Und das jeden Tag. Denn jeden Tag sorgten sie sich dass Kaizo mit seiner Horde schießwütiger Himmelmenschen schließlich in ihr Dorf gewackelt kam und dann alles niederballerte was es nicht schaffte seinem Zorn zu entkommen. Es war eine berechtigte Angst, denn Paku hatte sie nicht ohne Grund davor gewarnt und auch Saku hatte mal erwähnt das Kaizo gefährlich und unberechenbar sein könnte wenn man ihn auf dem falschen Fuß erwischte, oder der mit dem falschen Bein morgens aufgestanden war. Genau das war auch der Grund warum Opacho wieder bei ihnen im Dorf war, obwohl sie ja eigentlich ein stilles Leben als Einzelgängerin im Dschungel bevorzugte um eine bessere Schamanin zu werden. Doch harte und unruhige Zeiten erforderten leider auch harte Maßnahmen und deswegen ließ Hao seine Adoptivtochter und Hana seine Schwester, sofort von Silva suchen als die Kacke anfing richtig zu dampfen und ließ sie darauf dann zurück ins Dorf bringen. Sie durfte nicht mehr allein da draußen bleiben, denn dann würde ihr Leben auf eines Messersschneide stehen. Opacho zu sehen erinnerte Hana also wieder daran: das er Mist gebaut hatte und das nicht zu wenig verdammt noch mal. Aber seine Schwester gab ihm niemals dafür die Schuld, genauso wie Yoh, Silva und auch Lip und Rap. Es waren die einzigen Menschen im Dorf die ihm keine Schuld an all dem gaben...obwohl sie das klar und deutlich aber war. Es war seine Schuld und sie waren einfach zu nett zu ihm. Aber nicht Hao, denn der machte Hana klar dafür verantwortlich und blieb damit auch nicht hinter dem Busch. Der Häuptling fing langsam an mit den Nerven zu Fuß zu gehen und war angespannt bis zum geht nicht mehr. Kein Wunder denn er hatte alles zu beschützen und zu führen. Seine Entscheidungen engschieden über Leben und Tod.

In den letzten zwei Wochen hatte er sowas wie einen Sicherheitsbereich um ihr Dorf gezogen und an bestimmten Stellen dann Wachen im Dschungel positioniert damit die auch früh genug Kunde bringen konnten wenn sich einer von Kaizo seinen Himmelsmenschen zu nah an ihr Dorf verirrt haben könnte. Es war zur Sicherheit und bisher war, den Göttern sein Dank, auch noch nichts passiert und es gab noch keine Auseinandersetzungen und Gefechte zwischen den nun hier lebenden zwei Parteien auf dieser Insel. Das war gut, denn es bedeutete: keine Verluste, Verletzungen, oder Tode und vor allem keine Risiken das ihr Dorf bereits schon gefunden worden wäre. Doch Hao und alle anderen auch, waren sich leider sehr bewusst darüber...dass es nur eine Frage der Zeit war bis hier alles in die Luft flog und dann Krieg herrschte. Krieg um ihre Heimat und ihr Leben. Doch Hana wusste nicht mehr was er noch tun sollte. Wie er das abwenden könnte was er losgetreten hatte, denn immerhin hat seine Aktion, WEIL er was tun wollte, sie erst in diese Lage gebracht!

Anderson sein Tod hatte wirklich eine Flutwelle losgetreten die einfach alles mit sich reißen würde und von der Hana niemals gedacht hätte dass sein verschissener Abgang sowas mit sich zog! Es war erschreckend wie ein Tod, ein kleiner Baustein der fiel...einfach alles eskalieren lassen konnte. Und so verstand Hana ebenfalls das es wirklich stimmte was Goldva und Yoh immer und immer wieder zu ihm als Kind gesagt hatten. Nämlich: das alles in einem empfindlichen Gleichgewicht wäre und nur eine fehlende Frucht eines Baumes schließlich fatale Konsequenzen für das Überleben einer Art haben könnte. Es stimmte also wirklich und das zeigte sich nun auch in vollem Ausmaße. Und wie auch immer Kaizo von Luke Anderson seinem Tod erfahren hatte...es war somit der erste Stein gewesen der ab da geworfen und alles einstürzen lassen wollte was man erbaut hatte.

Doch die Natur und vielleicht auch das Schicksal, konnten angeblich immer wieder alles ausbügeln und damit das Gleichgewicht wieder herstellen. Das war schon immer so gewesen. Krankheiten waren da ein sehr gutes Beispiel um das zu veranschaulichen, denn sie suchten Menschen heim, verursachten dabei Chaos und töteten, aber am Ende erholte man sich davon wieder und es ging weiter. Die Natur korrigierte sich selbst mit diesen Aktionen und das war nicht zu beeinflussen. Mutternatur war eine Massenmörderin und ein Serienkiller, denn keiner konnte es besser als sie. Aber genau wie jeder Serienkiller hinterlässt sie Krümel damit man ihr Werk auch bestaunen kann. Und diese Krümel sorgten dann dafür dass man ihr auf die Schliche kommen würde und man somit eine Lösung darauf fand. Aber wie...korrigierte sich nun wieder das was ER ihnen allen angetan hatte? Und war all das was er getan hatte...nun Schicksal gewesen? Wo fing das Schicksal an und wo wurde es dann wohl eher noch zum Zufall? Denn Zufall und Schicksal...lagen sehr dicht beieinander. Etwas worüber man ewig philosophieren könnte wenn man wollte.

Hao lief dann auch schon stumm an ihnen vorbei und legte dabei seinen Poncho einfach in einer Ecke auf den Boden ab, als er danach noch seinen Bogen und Speer an die Wand stellte, wo es alles hingehörte und er dann schließlich ebenfalls ans Lagerfeuer kam. Doch er sagte nichts. Die ganze Zeit über, seit er bei ihnen war, sagte er nichts, saß aber nun mit einem angewinkelten Bein dort und sah ebenfalls vor sich in die Flammen. Er saß also gegenüber von Hana, auf der anderen Seite des Feuers und der Blonde sah dann scheu von ihm weg und kurz zu seiner Schwester rüber, die sich rechts neben ihn gesetzt hatte und ihm dann ebenfalls sanft auf die Schulter fasste und zurück lächelte. Opacho gab ihm keine Schuld an all dem, das wusste er und Hana lächelte deswegen auch ganz kurz zurück bis er dann wieder vor sich auf die Steinplatte sah und weiter das Gemüse schnippelte.

Opacho war, in den frühen Morgenstunden, gemeinsam mit Hao die Grenzen abchecken gewesen. So gesehen eigentlich eher die ganze Nacht über, denn sie waren am Abend vorher gegangen und nun erst wieder zurück gekommen. Es war eine lange Nacht gewesen und sie brauchten nun definitiv Ruhe um sich zu erholen. Aber es war auch nichts passiert in dieser Nacht und im Dschungel alles ruhig geblieben, weshalb sie noch ganz gut Kraftreserven über hatten. Keine Himmelsmenschen, die ihnen was wollten, streunten da draußen rum. Und sie war sehr froh darüber ihren kleinen Bruder endlich mal wieder lächeln zu sehen, denn das war lange her. Viel zu lange für ihren Geschmack.

Dann ließ sie von der Schulter ihres Bruders ab und zückte aus ihrem Haar wieder ihren Kamm, den sie dort nämlich immer stecken hatte. Hana hatte ihr diesen auch wiedergegeben als sie, gezwungenermaßen, zurück ins Dorf kam und nun nutzte sie das aus, also setzte sie sich hinter ihren Bruder, fasste dabei sanft sein wunderschönes, blondes Haar und fing an es zu kämmen. Denn Opacho wusste das es ihn beruhigte und es war auch etwas was er mal wieder bitter nötig hatte, denn sein Haar stand sehr struppig und ungepflegt in alle Richtungen ab, was somit zeigte wie schlecht es Hana doch eigentlich ging. Und auch seine Haut wirkte unreiner als sonst und das obwohl er von ihnen gewaschen, so wie auch gepflegt wurde. Er verwelkte wirklich von Innen nach Außen ohne Sakutaro. Als würde etwas in seinem Innern an seinen Kräften zehren, wie eine Krankheit. Und Yoh steckte derweil das fertigbearbeitete Fleisch auf einen großen Holzspieß und hängte diesen dann über das Lagerfeuer vor ihnen. Es musste nur noch etwas braten, Hana dabei noch die Karotten fertig schneiden und dann gab es auch schon Essen. Und nachdem er das gemacht hatte, setzte sich die Schamanenkönigin wieder auf die Beine und sprach dann zu ihrem Gemahl rüber:

„Wie...wie ist es gelaufen? Alles gut?“

Yoh fragte das so gezielt weil er wissen wollte ob jemand zu Schaden gekommen, oder im Schlimmsten Fall sogar gestorben war und war innerlich beunruhigt. Doch Hao sah nicht zu ihm rüber, sondern weiter in das Feuer vor sich, als er dann seine Sitzposition still änderte und sich in einen Schneidersitz setzte. Er verschränkte dann noch die Arme vor seiner Brust als er schließlich antwortete:

„Es ist ruhig...Und das ist ehrlich gesagt erstaunlich, vor allem wenn man bedenkt in was für einer Lage wir uns eigentlich befinden und in die uns unser Sohn da vorzüglich hat rein schlittern lassen...Und es ihm offenbar noch nicht mal bewusst ist was für ein Chaos er da angerichtet hat. In welche Gefahr er uns gebracht hat. Denn sonst würde er nicht so entspannt hier sitzen und Gemüse schneiden, nicht wahr Hana?“

Diese Worte stachen und waren bewusst so tödlich treffend gesagt worden...

Für Hana fühlte es sich in jenem Moment plötzlich an als hätte sein Vater mit seinem Bogen auf ihn gezielt und schließlich einen Pfeil von der Sehne hat schnellen lassen der dann darauf direkt in der Brust des Blonden einschlug. Es tat weh und ließ Hana doch tatsächlich zusammenzucken und mit dem Schneiden der Karotten innehalten. Er zitterte für eine Sekunde durch diese Worte...aber riss sich dann wieder zusammen und schnippelte einfach still weiter.

Lass ihn nicht rein. Lass ihn nicht an dich ran und verletzen, denn genau das will er doch damit erreichen. Dröhnte es ihm durch seinen Kopf und er schnitt immer weiter, obwohl er doch am liebsten einfach sofort weglaufen wollte um seinem Vater zu entkommen und das noch bevor der seinen Zorn komplett an ihm entladen konnte. Was leider ebenfalls nur eine Frage der Zeit sein würde. So wie vieles andere auch. Und Opacho sah deshalb, wegen den Worten Haos, rechts hinter Hana seiner Schulter rüber zu ihrem Adoptivvater und schnaufte darauf sogar leicht sauer.

Warum machte er das? Denn es war wirklich sowas von nicht fair. Es war nun mal passiert was passiert war und damit mussten sie nun klar kommen. Doch sie wusste leider auch genau das Hao das gerade einfach nur machte um seinen angestauten Frust irgendwie loszuwerden den er schon sehr lange mit sich rumschleppte. Aber genau das war ja das Ungerechte daran, denn Hana war gerade nicht mal mehr in der Lage sich zu wehren und das war die mieseste Tour überhaupt, denn Hao wusste das. So gesehen: schlug er da also auf jemanden ein der völlig schutzlos war und DAS war eines Häuptlings sowas von nicht würdig! Und Opacho wusste ebenfalls dass Hao das sicherlich selber bereits erkannte hatte, aber der dennoch nur ein Mensch und zugleich ein Vater war...der ebenfalls leicht brechen konnte wenn man ihn an den richtigen Punkten traf und diese aber, wie immer, nur zu gut verbarg. Nichts ging spurlos an einem vorbei. Nicht mal am mächtigen Hao. Und der nutzte das nun als Ventil um all das was sich in ihm immer wieder aufstaute los zu werden. Doch das war Hana gegenüber nicht fair.

Was auch Yoh sofort erkannt hatte und dieser Stich gegen seinen Sohn automatisch auch zu einem Stich in sein eigenes Herz wurde und er dann darauf sichtlich wütender und lauter zu Hao antwortete:

„Hao das reicht! Ich verbitte mir dass du sowas zu unserem Sohn sagst! Hana ist sich bewusst was passiert ist und leidet deswegen sogar noch mehr darunter als jeder andere von uns! Mehr noch als Opacho, ich und sogar DU! Hör auf ihm noch mehr aufzulasten! Er ist sich dessen voll bewusst was passiert ist, okay?!“

„Okay, dann ist es ihm also offenbar bewusst und ihm dennoch einfach nur scheiß egal, so wie er sich gerade verhält, nicht wahr?“

Giftete Hao extrem kühl zurück und sah dann endlich zu Yoh rüber...den diese Worte besonders hart trafen. Sogar noch härter als Hana...der einfach erstarrte und aufhörte zu schneiden. Er saß still da und starrte vor sich auf das geschnittene Gemüse, während seine Schwester hinter ihm nun doch tatsächlich der Kragen platzte, sie damit den Kamm neben sich auf den Boden rechts donnerte und dann an Hana vorbei nach vorne fauchte:

„VATER!“

Selten nannte sie ihn so, obwohl er das für sie war und das zeigte wie emotional und geladen sie nun ebenfalls in der Situation war. Sie war wütend, schützte ihren kleinen Bruder nun dabei und das zu Recht. Doch Hao nahm ihr auch schon gleich den Wind aus den Segeln und brüllte mächtig und unterdrückend zu ihr rüber:

„DU schweigst! Denn das hier hat nichts mit DIR zu tun, Opacho...!“

Es war ein Donnern und ein Blitzschlag zugleich, so wie er es besonders gut konnte und seine Adoptivtochter gehorchte ihm sofort, verschluckte damit ihre Worte die sie sagen wollte und schwieg. Runter gebuttert und erschrocken kam sie wieder rechts neben Hana und sah nur weiterhin fassungslos zu Hao rüber, den sie noch nie zuvor so wütend gesehen hatte in ihrem Leben und sie kannte ihn nun schon seit über sechszehn Jahren. Und da sie emotional seine Tochter war...tat es ihr weh ihren Vater so zu sehen. Zu sehen...wie sehr er innerlich gerade litt und er das so gut verbarg das nur noch Zorn nach außen drang und nichts anderes mehr.

Und dann zeigte Hao wieder auf seinen Sohn und gab dabei von sich:

„...Sondern nur mit IHM! Mit IHM und keinem Anderem!“

Harte Worte. Doch Yoh war auch noch da und ließ sich nicht mehr den Mund verbieten, weswegen er dann aufstand und sich schützend vor seinen Sohn kniete als er zurück fauchte:

„Hör auf damit Hao!“

Die Liebe einer Mutter war wahrlich wunderschön und nicht zu brechen. Besonders bei Schamanen.

Dennoch wurde, innerhalb von Sekunden, der warme Wigwam plötzlich eiskalt und es herrschten an diesem Ort keine Gefühle von Liebe und Vertrauen mehr, sondern nur noch von Wut und Misstrauen. Etwas was es noch nie zuvor in diesem Zuhause gegeben hatte. Noch nie zuvor. Und Hao...tja der war noch lange nicht fertig und fuhr gerade erst richtig auf, weswegen er sofort loslegte und laut zu Yoh sprach:

„Womit soll ich aufhören?! Komm schon sag es mir! Soll ich aufhören die WAHRHEIT zu sagen?! Die Fakten auf den Tisch zu legen die deutlich zeigen das ER an all dem hier schuld ist?! Und wir uns nur deswegen im Krieg befinden und Angst haben müssen weil ER wieder mal egoistisch sein Ding durchgezogen hat, ohne auch nur an Konsequenzen zu denken?! So wie er es immer schon getan hat! Damit soll ich aufhören?! Ihm den Spiegel vorhalten und zeigen WAS er getan hat?! Denn wenn er einfach nur das getan hätte, was wir ihm immer und immer wieder runter gebetet haben, dann wären wir erst gar nicht in dieser aussichtslosen Lage angekommen! Dann müsste ich keine Männer von ihren Familien trennen, sie da draußen in Gefahr bringen, sie im Dschungel platzieren und die damit ihr Leben riskieren von diesen aggressiven, kampflüsternden Monstern abgeschossen zu werden die da draußen lauern! Aber ich muss das tun weil es keine andere Möglichkeit mehr gibt! Und das lastet alles auf SEINEN Schultern! Nur auf SEINEN!! Das alles ist SEINE Schuld!! Und DAS ist die Wahrheit und nichts anderes!!“

Es wurde sehr laut und ungemütlich zwischen ihnen. Doch egal wie laut er dabei auch wurde und wie bedrohlich er wirken konnte...Yoh hatte keine Angst vor ihm und schüttelte dabei nur entsetzt den Kopf, denn er hätte nie gedacht sowas mal aus dem Mund des Mannes zu hören den er liebte. Das Hao dazu im Stande wäre seinen Sohn zu runter zu machen und ihn zu verachten. So um sich schlug weil er selber innerlich so verletzt war. Es war schrecklich. Und deswegen tat der junge Schamane auch das Einzige was richtig war in der Situation: Er stand für seinen wehrlosen und noch immer stillen Sohn ein.

Yoh schmiss sich schützen wie eine gute Mutter über ihn Baby um es vor Schaden zu bewahren und fauchte zurück:

„Wie kannst du sowas sagen?! Glaubst du wirklich dass er das mit Absicht getan hat?! Denn genau so stellst du es gerade hin! Hana hat das alles nie gewollt! Er wollte das nicht Hao!!“

„Ich weis aber er hat es dennoch getan!!“

Fauchte Hao dann dazwischen und schnürte Yoh damit wieder das Wort ab. Er hatte es so satt und sprach noch mehr harte Worte die eigentlich auch keiner hören wollte, aber es dennoch kein Entkommen davor gab.

Er sprach:

„Und nur darum geht es hier und um nichts anderes!! Es geht mir nicht darum ob er das wollte, er vielleicht ahnte was kommen würde, oder was nun genau seine Beweggründe dafür gewesen waren das es überhaupt erst soweit kommen musste, sondern darum: dass er es dennoch getan hat!! Es geht mir nicht nur um den Ausgang der Situation in der wir uns befinden!! Sondern um die Verantwortung die er als Mitglied dieses Stammes trägt und seine Entscheidungen die er dabei fällt!! Er hat sich dafür ENTSCHIEDEN das zu tun und genau deswegen sind wir jetzt hier, Yoh!! Nicht aus Versehen, oder aus Zufall über etwas worüber er keine Macht hatte, sondern weil er sich dafür ENTSCHIEDEN hat diesen Weg zu gehen!! Und alles was er nun macht ist hier zu sitzen und NICHTS zu tun, während andere für ihn da draußen nun den Karren aus dem Dreck ziehen den ER erst da reingefahren hat!! Nur ER!! Und...und darum geht es mir...Nicht nur um die Wahl...sondern auch um die Verantwortung.“

Und den letzten Satz sagte Hao sehr ruhig und...traurig zugleich.

Es kam wie aus dem Nichts und seine Adoptivtochter und Gemahlin sahen ihn darauf an als würde ein Geist vor ihnen stehen, denn noch nie zuvor...hatten sie ihn so gebrochen gehört. Jede Tonlage, des letzten Satzes in seiner Stimme, ließ dies zu ihnen rüber schwingen und zeigte in welcher Lage sie angekommen waren. Wie weit sie bereits drin steckten und nämlich auch dass sie in der Lage angekommen waren...das selbst Hao bald nicht mehr wusste was nun noch zu tun wäre. Es war nun offiziell beinahe das schlimmst mögliche Szenario eingetroffen. Und wenn sie an dem Punkt angekommen waren, an dem der der sie führte und leitete keinen Rat und Plan mehr in Aussicht hatte...dann wurde es verdammt düster und das für jeden von ihnen. Denn noch mehr als alle anderen der Vier Säulen ihres Stammes...war Hao der Hauptstützpfeiler von all dem was hier existierte. Und dieser fing langsam immer mehr an zu bröckeln. Was dazu führte das Hao, in seiner Verzweiflung so wie in seinem Stolz den er besaß, sich nicht einfach ergeben und einschüchtern lassen wollte und daher ohne zu zögern zuerst zu den Waffen griff und lieber kämpfend starb, als wehrlos abgeknallt zu werden wie ein eingelernter Hund im Garten. Das war die Art wie er nun mal war und Hana...war der Erste der es geschafft hatte seinen Vater so weit an den Rand der Verzweiflung zu treiben wie noch nie zuvor. Das allein...ging auf sein Konto. Und wäre es nicht so dramatisch und schlimm zugleich gewesen, dann könnte er sich für den Scheiß echt auf die Schulter klopfen, denn das hatte noch keiner zuvor geschafft. Das wusste der Blonde auch...und fühlte sich plötzlich erneut komisch. Ihm...ihm wurde schlagartig wieder schlecht.

Und Yoh, der dort vor seinem Sohn kniete, wurde nun auch wieder leiser, als die Emotionen langsam anfingen abzukühlen und gab dann traurig, aber dennoch hoffnungsvoll an seinen Gatten weiter:

„Das weis ich...Und ich weis auch dass du nur helfen willst. So wie du es schon immer getan hast, Hao. Aber so gegen deinen Sohn zu schießen und dass wir dabei dann noch anfangen uns gegenseitig zu zerfleischen, dass bringt uns auch nicht weiter! Es macht uns nur noch mehr angreifbarer und müde! Und diese Schwäche dürfen wir nicht sprießen lassen! Wir müssen JETZT zusammenhalten! Noch mehr als zuvor! Und wird dürfen nicht aufgeben! Wir müssen hoffen und dann wird alles auch schon gut werden! Das weis ich einfach! Es wird alles schon gut werden und ich bin mir sicher Sakutaro wird...!“

„Was wird er?!“

Fauchte Hao nun wieder dazwischen...der bei dem Namen nur noch mehr Abscheu und Hass in sich aufblühen fühlte. Er konnte nicht mehr anders wenn er ihn hörte, denn dieser Mann war schuld daran das Hana überhaupt erst zu dem geworden war der nun da vor ihm saß! Denn wäre diese Ratte nicht hier in ihrem Leben aufgekreuzt...dann wäre alles anders gelaufen. Und so sehr er Hana momentan nicht abhaben konnte, so HASSTE er Sakutaro dagegen bewusst, denn der...hatte sie verraten und erst in diese Lage gebracht. Mehr noch als Hana. Zumindest war das Hao seine Wahrheit, der nun nichts anderes mehr als Hass, Abscheu und Verachtung für diesen Himmelsmenschen übrig hatte. Diesem Verräter dem er zuvor noch versuchte hatte irgendwie die Hand zu reichen und damit eine Chance zu geben. Aber das Thema war durch und Hao war sich sicher: Sakutaro würde keine Lösung bringen, sondern alles nur noch schlimmer machen. Und ER alleine musste selber eine Lösung finden um alles zu retten. So wie er es schon immer getan hatte. Selbst wenn dass bedeuten würde...das er gegen die friedliche Natur der Patcheen angehen...und zu den Waffen greifen müsste.

Hao sprach dann sauer zu Yoh:

„Was wird er tun, hä?! Uns retten?! Dieser Mann wird NICHTS tun! Und erst recht wird er uns nicht RETTEN! Denn er ist einer von DENEN und wir werden mit unseren Problemen selber fertig werden müssen, so wie es schon immer der Fall gewesen war! Und ich werde garantiert nicht wartend hier sitzen und Däumchen drehen, in der Hoffnung das dieser Verräter hier wieder auftaucht und uns dann eine Lösung präsentiert während ich meinen Stamm bis dahin Lügen erzählen muss damit sie einfach nur weiter durchhalten und keine Angst mehr haben sollen! So läuft das nicht Yoh! Ich sitze nicht hier und lasse alle langsam sterben und sich an eine Hoffnung klammern die nicht existiert! Warum nur rennst du diesem Mistkerl hinterher, Yoh?! Warum setzt du solche Hoffnung in ihn, genau wie unser bekloppter Sohn?! Was hat dieser Mann bloß nur an sich dass ihr so sehr an ihn glaubt?!“

Und das war zu viel.

Diese Frage war zu viel und inzwischen war sich Yoh auch sicher das Hao es nicht nur nicht verstehen wollte...sondern auch nicht konnte, denn die Antwort darauf war klar: Weil Sakutaro Hana sein Dyami war, ganz einfach. Doch es brachte nichts mehr es anzusprechen, oder gar zu versuchen es ihm zu erklären, es brachte nichts mehr, also kamen Aussagen von seiner Gemahlin...die Hao hart trafen. Verdammt hart sogar und Yoh sprach darauf verletzt und traurig fragend:

„...Also treibst du uns lieber absichtlich in die Schlacht? In einen Kampf von dem du weist dass wir ihn nicht gewinnen können und lässt uns damit alle bewusst schneller sterben als einfach nur zu hoffen dass Sakutaro uns helfen wird?“

Und die Antwort darauf war: Ja.

Ja er vertraute nicht darauf das Saku ihnen helfen würde und starb lieber bei der Sache etwas zu versuchen als diesem Himmelsmenschen noch mal vertrauen zu wollen und das war die Wahrheit. Aber das sagte Hao natürlich nicht sondern verstummte nur schlagartig und sah vor sich auf den Boden. Er war getroffen und musste sich kurz sammeln um darauf antworten zu können. Denn eigentlich wollte er niemanden bewusst in Gefahr bringen...

Und als dieser Satz seiner Mutter gefallen war, sah Hana doch tatsächlich wieder von der Steinplatte vor sich auf und zu seinem Vater rüber...denn er ihn auch noch nie so gesehen hatte wie in dem Moment. Sein Vater wankte und das wurde Hana nun zum ersten Mal bewusst. Ihm wurde schlagartig bewusst...das auch sein Vater nicht perfekt war und ebenfalls Angst hatte. Angst hatte seine Familie zu verlieren und das ganz egal wie sehr er auch gerade auf seinem Sohn rumhackte. Und das war die Wahrheit die er nicht aussprach und versuchte hinter seinem Zorn zu verstecken. Sein Papa litt und das war seine Schuld. Und Hana...wurde plötzlich nur noch schlechter.

Doch so grausam und so wie auch ehrlich, dieser Satz von Yoh eben gewesen war...er ließ Hao dennoch nicht von seiner Meinung abdriften und der sprach darauf entschlossen, aber ebenfalls leicht verletzt zurück:

„Ich lasse NIEMANDEN bewusst sterben. Weder Silva, noch Goldva, noch die Kinder und Erwachsenen in diesem Dorf. Und erst recht nicht...meine Familie, Yoh.“

Und das war auch eine Wahrheit.

Yoh sah ihm dabei genau in die Augen, als Hao weiter sprach und dann endlich etwas erzählte...was keiner von ihnen, mit diesen entscheidenden Details, auch nur gewusst hatte. Er ließ eine Bombe platzen und eine heftige noch dazu. Und so legte er los:

„Ich habe damals deine Eltern nicht retten können. Meinen Vater nicht...und erst recht nicht meine Mutter...Meine Mutter die ich über alles geliebt habe und dennoch SIE dann am Ende dafür verantwortlich gewesen war dass die Götter zornig wurden und sie somit alle auf dem Berg im Schnee verschwanden und dabei starben. Meine Mutter hatte die Götter erzürnt und deswegen wurden sie im Schnee begraben. Und das alles nur weil sie...weil sie EINMAL egoistisch gewesen ist. Nur EIN VERDAMMTES MAL, Yoh. Und ich...ich konnte sie nicht retten. Niemanden von ihnen, weil ich zu schwach war...“

Das was er da erzählte war so lange her und eigentlich nur noch eine Erinnerung aus vergangenen Tagen gewesen, dass Yoh nicht verstand warum er das jetzt nun wieder ausgrub. Denn es war eigentlich etwas von dem man sich schon längst erholt haben sollte, um dann somit mit erhobenen Hauptes endlich in die Zukunft laufen zu könnte. Aber das tat Hao offenbar nicht und Yoh wurde das schlagartig bewusst, weswegen er den Kopf dann entsetzt schüttelte noch während Opacho sich sanft links an Hana lehnte und der genauso erschrocken zu seinem Vater sah wie auch sie. Denn keiner von ihnen und erst recht nicht die zwei Jüngsten hier im Raum...hatten diese Geschichte jemals zuvor so gehört wie Hao sie gerade anfing zu erzählen. Nicht so im Detail zumindest, bis die Schamanenkönigin dann darauf wehleidig sprach:

„...Du warst noch ein Kind gewesen, Hao...Du konntest doch nichts...“

„Das tut nichts zur Sache.“

Kam es nur kühl von ihm zurück und er sah dabei wieder vor sich in das Feuer, denn seine Wahrheit war eine Andere. Eine...an die er nun alle endlich teilhaben ließ:

„Es tut nichts zur Sache ob ich ein Kind gewesen war, oder nicht, denn ich hätte es verhindern müssen...Ja ich war zwar noch ein Kind, aber ich hätte etwas tun müssen! Denn ich hätte das verhindern können...wenn ich meiner Mutter einfach nur noch mehr auf die Nerven gegangen wäre. Wenn ich an dem Tag mehr gejammert, gequengelt, oder geweint hätte, ja vielleicht sogar ausgerastet wäre...dann wäre sie vielleicht nicht gegangen. Denn sie ist MEINETWEGEN gegangen. Wegen mir weil ich...weil ich krank war. Ich war krank gewesen Yoh und ich habe das alles damit losgetreten...Nur ich! Es war Winter, kalt und ich angeschlagen. Deswegen ist sie gegangen, denn sie wollte Kräuter für mich suchen um meine Bauchschmerzen zu lindern die mich schon den ganzen Tag über gequält hatten! Seinem Kind zu helfen ist nicht egoistisch...Sondern andere da mit reinzuziehen und dann klangheimlich zu verschwinden. Sie zog meinen Vater da mit rein, denn...denn sie wollte mir noch zusätzlich etwas besorgen. Sie wollte...hoch auf den Berg gehen, wo die Ume wächst, die Winterkirsche und wollte mich damit aufheitern weil sie genau wusste wie sehr ich diese rosa Blüten liebte. Sie sagte mir damals: diese Blüte stände für die Hoffnung, weil sie den kalten Winter überlebt im Gegensatz zu allen anderen Blüten auf dieser Insel. Doch sie erzürnte damit die Götter wegen ihrer egoistischen Art andere da mit reinzuziehen anstatt man erfahrene Leute alles besorgen lassen würde! Und deswegen ist alles eskaliert. Sie starb zusammen mit unseren Eltern auf diesem Berg und das alles...das alles nur wegen der Ume. Wegen mir, weil sie mich zum lächeln bringen wollte. Wegen derselben Blüte...die ich dir damals zu Hana seiner Geburt besorgt habe.“

Und da sah ihn sein Sohn plötzlich noch erschrockener an als vorher.

Die...Ume? Die Winterkirsche die hoch oben auf dem Berg ihrer Insel blühte sie...! Hana wusste nichts davon! Er wusste nicht dass dies dieselbe Blüte gewesen ist weswegen seine Großmutter damals gestorben war! Er wusste nichts von alldem was sein Vater da gerade erzählte, denn er hatte immer nur gehört das Asanoha bösartig und egoistisch gewesen wäre! Sie keine Rücksicht auf andere genommen hätte, aber das stimmte nicht! Sie war...!

Und auch Yoh wusste das nicht und hielt sich dann entsetzt seine Hände vor den Mund während er darum kämpfte die Tränen im Zaum zu halten. Er wusste das nicht. Nichts davon! Ja er wusste das Hao damals leicht krank gewesen war, aber nicht das es so schlimm sein konnte dass Asanoha nur deswegen los ging und dann noch zugleich nach der Ume suchte um ihm damit wieder ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern! Keiner wusste das! Und weil sie damals so lange weg gewesen war sind Yoh seine Eltern, die beste Freunde mit seinen waren, überhaupt erst los gegangen und haben sie gesucht! So kam es also zu dem Unglück. Und wenn man es nun bösartig bis ganz nach unten brach...dann war Hao irgendwie daran schuld. Denn wäre er nicht krank geworden, dann wäre das alles nicht passiert. Aber man konnte ihn dafür nicht einfach so verurteilen, denn er hatte sich das doch nicht so ausgesucht! Ihn traf keine Schuld! Menschen wurden nun mal krank und Kinder noch dreimal mehr als Erwachsene!

Und inzwischen wurde die Luft bei ihnen immer dicker und der Geruch von gebratenem Fleisch verbreitete sich im warmen Wigwam noch zusätzlich obendrauf. Gutes Essen war zu riechen...was aber nun nicht mehr so gut schmecken würde, nachdem sie das alles erfahren hatten. Und ganz besonders würde es Hana nicht mehr schmecken...der immer mehr das Gefühl bekam er müsse gleich wieder brechen und nun auch schon anfing sich deswegen den Bauch dabei zu halten. Es wurde alles zu viel. Für jeden von ihnen und es brach danach noch mehr zusammen...als Hao dann wieder aufsah und zu seinem Sohn rüber blickte.

Sein Blick voller Trauer und zugleich auch Abscheu war, als er dabei etwas Schreckliches aussprach:

„Ich wollte das uns diese Blüte, bei deiner Geburt, genau das bringt was meine Mutter mir damals erzählt hatte...Nämlich Hoffnung. Die Hoffnung dass mit DIR alles besser werden würde. Das du gesund bleibst und du nicht so wirst wie meine Mutter. Du mit deinen blonden Haaren und goldenen Augen, genau wie sie und ich wenigstens DICH beschützen kann, wenn ich es schon bei meinen Eltern und Yoh seinen nicht konnte. Deswegen bin ich da hoch gegangen als deine Mutter mit dir in den Wehen lag. Um ein Zeichen zu setzten. Weil ich fühlte das es das einzig Richtige wäre. Und deswegen ist dein Name auch: Hana. Nämlich weil deine Mutter die Blumen der Ume so sehr liebte und sie wollte das du so heißt. Dein Name bedeutet: Blume. Unsere Blume die in einer Winternacht erblühte...Doch wenn ich dich jetzt ansehe, dann sehe ich dass alles umsonst war. Du hast nicht die Hoffnung gebracht die ich mir so sehr gewünscht habe, denn...denn du bist wie sie. Du bist genauso wie meine Mutter geworden. Wie deine Großmutter. Genauso lieb, genauso willensstark und viel zu gut sogar für dich selbst...Aber auch genauso rücksichtslos gegenüber allen anderen um dich herum die nicht deine Familie sind. Du bist, genauso wie sie...ein Fuchskind, Hana...Und du bringst nur Leid über andere mit dem was du tust, auch wenn du es nicht so meinst...Meine Mutter...hat dir denselben Fluch vermacht den auch sie mit sich trug...Nämlich dass du nur Probleme machst...“

Und da war er...der eine entscheidende Satz der alles zum kippen brachte zwischen ihnen.

Hana sah ihn darauf dann einfach nur an. Zu sagen er fühlte nichts wäre gelogen gewesen, denn er fühlte nun sogar noch mehr als vorhin wo er mit seiner Mutter allein gewesen war. Er fühlte wieder...nämlich Schmerz. Und es war auch Trauer dabei und diese trieb ihm langsam die Tränen in die Augen, wo er nun sogar so darum kämpfte die bloß nicht rollen zu lassen und somit seinem Vater gegenüber Schwäche zu zeigen. Denn nie wieder...wollte er seinem Vater gegenüber Schwäche zeigen und die Übelkeit in seinem Magen wurde schlagartig nur noch schlimmer. Es stank für ihn in diesem Wigwam und er musste nur noch von hier weg. Einfach nur weg. Aber nicht bevor...er seinem Vater noch was sagen konnte. Denn Hana musste ihm noch etwas sagen. Etwas was ganz wichtig war und nicht verheimlich bleiben durfte.

Und genau deswegen schniefte er einmal traurig, verzog dann das Gesicht leicht verzweifelt dabei und gab schließlich aufgewühlt und dennoch gut gefasst den einen Satz von sich...der seinen Vater mehr als alles andere treffen würde. Und Hana wusste dass es das würde. Genau deswegen sagte er ihn auch. Auge um Auge, Zahn um Zahn, nicht wahr? Vater sah ihn als Schande, als Versager, als...Fuchskind und er sagte ihm das alles. Also würde Hana ihm nun auch etwas sagen...Und er brachte abschließend von sich, noch während er seinem Vater dabei traurig, über das Feuer hinweg in die Augen sah:

„Ich...Ich hasse dich...“

Ein Satz wie eine Klinge, wie ein Schuss, wie eine Lawine und damit einfach nur den Tod mit sich brachte. Und ganz besonders Yoh traf es hart das hinter sich zu hören, denn in Hana seiner Stimme klang heraus...das er es ernst meinte und es nicht so leichtfertig gesagt wurde wie es vielleicht sonst der Fall gewesen wäre wegen Streitereien. Das eben...war bitterer Ernst gewesen.

Und dann sprang Hana auch schon ohne Vorwarnung auf die Beine und löste sich dabei von seiner Adoptivschwester. Ließ Opacho erschrocken dreinblickend zu ihm hoch sehen und machte sich dann, schnellen Schrittes, auf den Ausgang seines Zuhauses zu. Er musste weg und floh schon regelrecht aus der Situation heraus. Yoh sah nun ebenfalls erschrocken hinter sich, drehte sich dabei noch um und sprach dann laut, so wie auch schrecklich besorgt, ihm nach:

„HANA! Hana bitte bleib hier, wir müssen darüber...! Bitte geh nicht, Hana!“

Doch sein Sohn hörte nicht und sprach darauf nur laut und sauer zurück, ohne dabei auch nur einen Blick zu ihnen zurück zu werfen:

„Ich muss hier verdammt noch mal raus, oder ich kotze euch gleich hier und direkt vor die Füße! Lass mich einfach in Ruhe, Mutter! LASST MICH ALLE IN RUHE!! ICH HASSE EUCH ALLE!!“

Doch das war gelogen und nur so von ihm gesagt worden weil er gerade einfach viel zu überfordert und emotional drauf war.

Nur das mit dem Kotzen war wirklich nicht gelogen gewesen und in der Situation echt passend dadurch gehen zu müssen, denn er fühlte sich echt so als müsste er gleich wieder brechen. Und dann verschwand er auch schon aus dem Wigwam und raus auf den Platz. Einfach nur weg.

Hana hörte noch wie ihm seine Mutter hinterher rief, bevor er raus gegangen war, aber das war ihm egal. Er musste weg. Einfach nur weg von ihnen, denn ihm war plötzlich so kotzig übel geworden bei dem was er da drinnen hören durfte! Doch nun, an der frischen Luft, ging es ihm etwas besser, wenn auch nur leicht, denn die flaue Übelkeit war noch immer da und genau das machte ihm plötzlich schreckliche Sorgen.

Hana fühlte sich nicht gut. Sei vier verdammten Tagen stimmte etwas nicht mit ihm. Noch mehr als zuvor. Er fühlte sich krank, da war er sich nun absolut sicher und die leichten Krämpfe und die Hitzewallungen in seinem Bauch bestätigten das nur noch mehr. Es musste an der Schusswunde liegen und deswegen brauchte er Hilfe, aber er wollte dennoch zu niemand hier im Dorf gehen um sich diese zu holen. Nicht mal mehr zu Mama. Zumindest gerade nicht, obwohl er wusste das er dort jederzeit Gehör finden würde. Aber gerade war alles zu sehr aufgewühlt und er brauchte selber erst mal Abstand zu all dem. Und er wollte erst recht seinen Vater nicht mehr sehen. Er wollte ihn nicht mehr sehen...denn er hasste ihn nun so sehr. Also fiel ihm da schlagartig eine andere Lösung ein. Ihm fiel eine Person ein bei der er sicherlich Hilfe finden würde. Einer der ihm schon mal geholfen hatte und nur ER wissen konnte warum es Hana plötzlich so schlecht ging seit er diesen Bauchschuss erlitten hatte. Und am Besten war es...sich da an den zu wenden der ihn verarztet hatte. Und genau deswegen ging er auch einfach los. Verließ das Dorf mal wieder aufgebracht und heimlich, so wie er es gut konnte und suchte nach Hilfe. Etwas stimmte nicht mit ihm und das waren sicherlich mehrere Dinge als nur Depressionen die dafür sorgten dass es ihm so dreckig ging. Also suchte er den Mann auf der ihm da weiterhelfen könnte und hoffte das er ihn dort auch fand wo er nun hin ging. Hana ging dann also auch klangheimlich los...und suchte nach Sugiura. Denn er brauchte Gewissheit, so wie auch Antworten darauf was mit ihm los war. Und das so schnell wie möglich...
 

Es war komplett aus dem Ruder gelaufen.

Sakutaro hatte sich noch nicht mal wirklich von dem Schock und der Verzweiflung erholt, die er noch vor genau drei Tagen erlitten hatte, damals als er und Hana, von jetzt an, ihre eigenen Wege gehen sollten, da einfach weil es einfach besser für den Kleinen wäre und kämpfte nun schon wieder den nächsten Kampf. So stand er nun bei Kaizo im Zelt und musste versuchen die Wogen irgendwie zu glätten die durch Hana entstanden waren. Musste versuchen zu retten was noch zu retten war. Aber Luke Anderson sein Tod hatte alles komplett eskalieren lassen und machte es verdammt noch mal nicht einfach das zu tun. Verdammt selbst mit seinem Tod machte dieses amerikanische Arschloch Saku nur noch mehr Probleme als zuvor wo er noch lebte! Und genau deswegen stand er nämlich hier, stand dort vor Kaizo seinem Tisch, den er als eine Art von Basis und Übersichtsplan nutze und auf denen er seine Pläne schmiedete, während der dicke General dahinter stand und sauer um sich fluchte. Über alles Mögliche fluchte er und das nicht gerade mal leise. Die Luft war inzwischen auch zum Schneiden dick in diesem Zelt geworden.

Kaizo hatte mehrere Gründe warum ihm, wortwörtlich, die Hutschnur nun insgesamt schon dreimal gerissen war und er deswegen auch gerade so um sich brüllte und einfach jeder seinen Zorn nun abbekam der in Reichweite war, oder es wagen sollte sich ihm auch nur zu nähern. Besonders wenn er hochfuhr sollte man lieber in Deckung gehen und das Weite suchen. War schon immer so. Aber Sakutaro besaß diesen Luxus, vor allem in seiner Position als zweiter Leutnant, nun mal nicht und er war auch so keiner der vor Kaizo einen Rückzieher machte und deswegen den Schwanz einkniff wie ein geprügelter Hund. Er blieb und stand dann also weiterhin nur da und wollte zusehen das alles zu klären. Er MUSSTE das klären und eine Lösung finden, denn ansonsten würde das, von dem Tag an, nämlich Krieg bedeuten und Kaizo bald darauf Leute da raus schicken um die Patcheen ausfindig zu machen und schließlich zu vernichten. Er wollte sie vernichten wenn er von ihnen erfahren würde und Sakutaro wusste um die Beschaffenheit des Dorfes der Patcheen an sich, weswegen er erst recht was tun musste. Immerhin war er nun lange genug bei ihnen gewesen um genau zu wissen: das sie keine Chance haben würden.

Sie hatten einige talentierte Kämpfer, wie Hao und Silva, aber der Großteil der Patcheen waren Frauen, Kinder und Alte. Also Menschen die hilflos waren und absolut nichts gegen eine kampferprobte, bewaffnete und trainierte Menge von ungefähr zwanzig Mann ausrichten konnten! Und so wie er Kaizo kannte...machte der bei solchen Menschen auch keine Ausnahmen und würde sie komplett vernichten. Und erst recht: wenn er in ihnen eine Bedrohung für sich und seine Männer sah. Wozu er nun leider auch den Grund serviert bekommen hatte das zu tun, denn Kaizo wusste jetzt offiziell...das Luke Anderson tot war.

Das alles war verdammt unglücklich gelaufen, denn nachdem Hana den Mistkerl erschossen und er dann gegangen war, da haben Saku und seine Jungs versucht sich des Leichnams zu entledigen und wurden dabei von Kaizo und einigen seiner Männer, die ihn bewachten, auf frischer Tat ertappt. Eine sehr schlechte Sache in die sie da gestolpert waren und zugleich ein grausamer Scherz von Gott persönlich wenn man Saku fragte, aber es war nun mal passiert und sie mussten jetzt damit klarkommen.

Sie wollten Luke Anderson im Ozean versenken und brachten ihn deswegen aus dem Wrack raus und zum Korallenriff auf dem der Flugzeugträger ja aufgelaufen war. Aber genau da liefen sie dann dummerweise Kaizo in die Arme der, warum auch immer, plötzlich dachte nun DOCH wieder mal im Wrack nach Resten suchen zu müssen die man dabei vielleicht zusammenklauben um am Ende somit besser überleben zu können. Tja und so waren sie an dem Punkt angelangt an dem sie nun waren. Und erst konnte man denken das es die Zero-Staffel gewesen wäre die Luke umgebracht hatte. Aber Kaizo war nicht dumm und stellte schnell fest das keine der Waffen von den Jungs fehlte, sondern nur Luke seine eigene nirgends aufzufinden war. Ein wichtiges Detail, denn anhand der Kugeln konnte man die Waffe bestimmen aus der sie gekommen waren und fand somit auch den Mörder. Ein Mörder würde also versuchen sich seiner Tatwaffe zu entledigen. Er schlussfolgerte daraufhin daraus dass Luke seine eigene Waffe die Mordwaffe gewesen sein musste und somit kam er dann zu dem Fazit: Das sie also doch nicht allein auf der Insel waren und nur einer dieser Wilden Luke umgebracht haben konnte. Und dass vielleicht jemand versuchte das zu verbergen, denn seine Waffe haben sie auch nie wieder gefunden.

Er zog sich dieses Fazit aber nicht einfach so mal kreativ aus dem Hintern sondern hatte, für sich, Fakten die das ganz gut untermauerten. Denn bereits Tage zuvor, also noch während Saku bei Hana im Dorf fest hing, hatten einige von Kaizo seinen Spähern Hinweise auf eine Zivilisation auf der Insel gefunden...Denn sie fanden nämlich das verlorene Tal im Berg. Aber nicht nur das, sondern es verhärteten sich auch noch immer mehr die Gerüchte das „Fremde“ im Dschungel gesehen wurden, wenn auch nur flüchtig, schnell wie Schatten, aber sie waren da. Seine Männer sagten das inzwischen sogar ziemlich oft, so das es einfach keine Hirngespinste mehr sein konnten und sie was dagegen tun mussten. Sie waren nicht allein auf der Insel, dass hatten nun alle begriffen und Luke sein Tod...war für Kaizo nun ein offizieller Kriegsanpfiff gegen ihn und seine Männer gewesen, dem er nur zu gerne antworten wollte. Und das auch definitiv tun würde, denn sein Zorn und seine Wut waren nun mehr entflammt als jemals zuvor. Und dummerweise hatte er in einem Punkt recht: denn es war keiner seiner Leute der Grund gewesen weswegen Luke starb, sondern ein Patchee...nämlich Hana. Und nun lag es allein an Saku alles daran zu setzten um eine inselgroße Katastrophe abzuwenden die nämlich kriegsmäßige Ausmaße annehmen würde wenn er nichts tat. Denn das war so sicher wie das Amen in der Kirche das dies mit Kaizo passieren könnte und das wollte keiner. Und erst recht nicht Saku. Er musste also verhindern dass das passierte und das um jeden Preis! Er musste die Patcheen beschützen, die nun wirklich NICHTS damit zu tun hatten! Und ganz besonders seine große Liebe: nämlich Hana. Der wegen ihm vor allem erst in diese Situation rein gerannt war. Und das wusste Sakutaro nun genau, weil dieser ihm das gesagt hatte. Hana hatte ihm gesagt dass er wegen IHM zu Luke gehen wollte und damit nach einer Lösung suchte das er bleiben könnte. Es war also seine Schuld gewesen...und das belastete ihn sehr.

So lief Kaizo weiter hinter dem Tisch vor sich auf und ab und Sakutaro sah ihm dabei zu. Sah zu wie der Mann da vor ihm wütend die von den Informationen seiner Männer und dann von sich selbst angefertigte Karte auf dem Tisch ablas und dabei sprach:

„Wo könnten sie sich nur verstecken? Es muss auf dem westlichen Teil der Insel im Dschungel sein, denn dort sind meine Männer bisher noch nicht vorgedrungen, einfach weil es da drin das reinste Labyrinth ist. Aber vielleicht kann ich diese Ratten da irgendwie aus ihren Nestern raus räuchern...Doch ehrlich gesagt würde ich nur ungern den Dschungel dabei in Brand setzten...Mal abgesehen davon dass wir das Benzin für andere Dinge eher gebrauchen können und eine gesunde Flora und Fauna auch uns nur gut tun kann. Aber ich würde das dennoch...nur zu gern tun...“

Und dann blieb er endlich wieder vor der Karte stehen und nahm sich dabei seine Zigarre aus dem rechten Mundwinkel...nur um diese dann genüsslich, genau auf der Stelle der Karte, auszudrücken wo der Dschungel auf der Insel dichter war und somit da alles anschmorte wo er am liebsten jeden Winkel der Insel brennen sehen wollte.

Sakutaro blieb das natürlich nicht unbemerkt, der direkt vor dem Tisch stand, wenn auch etwas auf Abstand und dann nur fassungslos den Satz sprach:

„Hörst du dich eigentlich gerade sprechen?...Kaizo du bist paranoid wegen einer Sache die du noch nicht mal richtig beweisen kannst! Du hast weder gesehen WER Luke umgebracht hat, noch hast du vertrauliche Aussagen die wirklich bestätigen könnten das es auch andere Menschen als nur uns auf dieser Insel gibt! Schon mal daran gedacht dass es vielleicht einer UNSERER Leute war und es nur so aussehen lassen wollte dass es Fremde gäbe um seine eigene Haut zu retten?! Immerhin war Luke nicht sonderlich beliebt weben seiner Sklaventreiberei! Es gab sicherlich viele die ihn allein deswegen vielleicht nur zu gern ausschalten und tot sehen wollten!“

Er versuchte doch tatsächlich diese Karte zu spielen...und das war nicht gerade klug.

Kein Wunder denn Saku hatte nicht wirklich einen Plan wie er Hana nur wieder aus der Sache raus boxen könnte und griff somit gerade nach jedem Ast den er erreichen konnte um einfach eine Lösung zu finden einen Krieg abzuwenden! Es war aus reiner Verzweiflung und leider auch nicht wirklich gut durchdacht, weswegen ein Mann, wie Kaizo, sich davon absolut nicht auf Kreuz legen ließe und deswegen dann auch schon von seiner Karte wieder zu ihm auf sah.

Es war ein stechender Blick gewesen, den er dem Piloten dann zuwarf und für eine Sekunde passierte sogar etwas was Sakutaro noch nie zuvor vor Kaizo passiert war: er zuckte nämlich kurz zusammen bei seinem Blick. Und Kaizo sah das, denn er war kein dummer Mann der gute Kaizo Oume. Nein, wenn dann war Kaizo sehr intelligent und durchtrieben, denn nur so bekam er die Position damals die er nun inne hatte. Den Thron auf dem er saß und von dem ihn einfach keiner runter kicken konnte. Nicht mal Sakutaro. Und selbst wenn Saku nun einfach mal so seine Waffe zücken und Kaizo dann abknallen würde um Hana damit zu schützen, dann ging das alles dennoch nach hinten los. Und vielleicht sogar noch viel schlimmer als es jetzt schon war! Denn in den Augen aller anderen, bis auf die seiner Jungs, wäre er darauf hin nämlich ein Mörder und Landesverräter und schlagartig hätte er alle Überlebenden von Kaizo seiner Armee an den Hacken! Als würde man in ein verdammtes Wespennest stechen. Alle würden dann versuchen ihn zur Rechenschaft zu ziehen. Ihn und auch seine Jungs. Und sie waren leider nur zu fünft und konnten gegen zwanzig bewaffnete Männer, ohne ihre Zeros, nicht wirklich was ausrichten. Sie wären sowas von in der Unterzahl das es echt nicht witzig wäre und demnach dann auch geliefert. Das Risiko ging er nicht ein und deswegen stand Saku auch so schrecklich gefesselt dort und suchte dabei verzweifelt eine Lösung. Vor drei Tagen, seit dem das mit Luke passiert war, und das bis jetzt, konnte er kaum mehr klar denken und schlafen, weil er so sehr nach einer Lösung suchte und sie einfach nicht fand! Aber auch weil ihn Hanas Blick...sein Blick ihn einfach nicht los ließ den er ihm zugeworfen hatte als sie sich getrennt hatten. Es suchte ihn heim wie ein Schreckgespenst und wenn er nur an den Blick zurückdachte wollte er am liebsten anfangen zu heulen wie ein Schlosshund. Er liebte Hana so sehr, aber...aber er konnte nicht mehr. Das was passiert war durfte ihm nie mehr passieren!

Saku hatte nun schon wirklich einiges erlebt in seinem Leben.

Auf dieser Insel und auch bevor er hier her kam. Er hatte Schlachten geschlagen, Seine Mutter verloren, Chiharu verloren und einen Vater gehabt der seine Mutter und ihn missbrauchte, aber er war dennoch immer wieder aufgestanden. Hatte sich irgendwie jedes Mal wieder aufrappeln können wie ein Phönix aus der Asche und machte dann einfach weiter. Und inzwischen hatte er sogar, gemeinsam mit Hana, ein Monster auf dieser Insel bekämpft was wie aus einem Horrorbuch entsprungen aussah. Saku hatte bereits schon so vieles erlebt...Aber gegen ein Monster kam er gerade einfach nicht an, so wie immer...und das war sein General vor ihm. Sein alter Rivale, ewiger Kopfschmerz und Stachel im Arsch, den er einfach nicht da raus ziehen konnte, egal was er auch versuchte. Es war Kaizo Oume. Und der sich inzwischen auch schon wie sein persönlicher Endgegner anfühlte, der dann am Ende des Schlosses auf ihn warten würde und seine Geliebte dort gefangen hielt. Was aber zum Glück nicht der Fall war. Und diese Person stellte sich dann auch wieder aufrecht, sah Sakurai dabei weiterhin scharf an und überlegte...überlegte wegen der Worte des Piloten, denn...Warum sagte er das?

So das Kaizo dann zu Sakurai über den Tisch sprach:

„Spannend dass das gerade aus DEINEM Mund kommt. Also das Luke nicht sonderlich beliebt gewesen wäre...Denn soweit ich mich noch daran zurück erinnern kann hattest DU, im Gegensatz zu allen anderen, wohl schon immer den größten Wunsch in dir gehabt ihn einfach mal aus dem Weg räumen zu können, nicht wahr Sakutaro? Und wenn man nicht genau aufpasst könnte man doch glatt auf die Idee kommen das DU wohl am besten in das Auswahlraster an Kandidaten passen würdest die Luke umgelegt haben könnten. Aber ich bin keiner der nicht aufpasst Sakutaro. Und ich dachte eigentlich dass du das weist. Denn ich passe in der Regel auf wie ein ausgehungerter Schießhund vor dessen Nase man mit einem Steak rumwedelt, denn nur so habe ich überlebt und konnte deshalb dort ankommen wo ich aktuell bin. Und daher sehe ich dass niemand und ich meine wirklich NIEMAND, einfach so blöd sein könnte sich selbst ins Kreuzfeuer einzubringen, geschweige denn sich in dieses zu schmeißen, in dem er so einen Satz wie DU eben abliefert. Das ist sehr auffällig. Also das du dich quasi damit selbst am heftigsten belastest mit deiner Aussage und deine Staffel gleich noch mit. Nein...nein du bist es definitiv nicht gewesen, Sakutaro. Weder du noch einer deiner hirnlosen Freunde, von denen ich garantiert weis dass keiner von denen auch nur über genug Grips verfügt einen durchdachten Plan für einen Mord zu erstellen. Oh nein ihr wart lediglich zur falschen Zeit am falschen Ort und dann nur noch da um schließlich den Müll rauszubringen. Als Komplizen oder nicht, das sei erst mal so hingestellt, bis ich genauere Beweise habe, aber nun stellt sich mir plötzlich eine ganze andere Frage Sakutaro. Nämlich die: warum DU dieses Thema überhaupt erst auf den Tisch bringst wo es dich doch so sehr belasten könnte? Ich meine: sowas tut man doch entweder nur dann wenn man WIRKLICH komplett bescheuert ist, ODER...wenn man jemanden damit schützen möchte, nicht wahr? Oder wie siehst du das? Bilde ich mir da auch nur wieder paranoid etwas ein? Hm, Sakurai...? Komm schon, klär mich auf.“

Jap und genau das war der Grund warum, Sakutaro in den letzten Nächten nicht wirklich gut geschlafen hatte. Einmal wegen dem Nachdenken und dann noch nach Lösungen suchend, denn nun stand er da vor Kaizo und hatte sich vielleicht, mit seiner Aussage, in eine verschissene Sackgasse rein navigiert! In eine verdammt tiefe Sackgasse sogar aus der er wieder raus musste und das so schnell wie möglich! Doch er schwieg darauf erst mal nur und sah Kaizo einfach nur weiter zurück ins Gesicht. Blieb emotionslos, so wie er es von der Armee her kannte damit man seinen Feind auch effektiv täuschen würde und nicht Gefahr lief ertappt zu werden beim Lügen.

Und als er sich nach wenigen Sekunden wieder innerlich gefasst hatte, antwortete Saku dann darauf:

„Ich belaste mich nicht bewusst und schütze auch niemanden damit, sondern gehe gerade nur alle etwaigen Möglichkeiten durch. Mehr nicht. Denn wir haben nun mal nichts weiteres, außer einer Leiche und seiner verschwundenen Waffe und das ist eine Tatsache. Es ist alles was wir haben und das ist noch nicht mal wirklich viel, wenn du mich fragst.“

Kaizo sah ihn weiter an und zog dann die rechte Augenbraue plötzlich etwas hoch während sein Blick noch schärfer dabei wurde. Alles was sie hatten, ja? Spannend...Und dann sprach er:

„Haben wir das, ja?...Glaubst du tatsächlich das du mich mit dieser lächerlichen und es tut mir noch nicht mal leid wenn ich das so sage: SCHLECHT ausgedachten Ausrede überzeugen könntest? Hm? Leutnant SAKURAI?"

Saku sah ihn deswegen verdutzt an, eben weil er das nicht ganz verstand und runzelte dann die Stirn. Ausrede? Wie meinte er...? Doch noch bevor er Kaizo deshalb auf den Zahn fühlen konnte, sprach der dann schon weiter:

"Aber da fällt mir noch was ein, wo wir ja eh schon gerade so schön mitten drin sind uns zu unterhalten und uns dabei noch gegenseitig unsere Freundeschbücher austauschen wie kleine Mädchen: WO warst du eigentlich die letzte Woche so gewesen, Sakurai?! Ich hab dich echt vermisst, denn es ging mir mal eine ganze, verdammte Woche lang keiner auf den Sack! Hast du dir zufällig und einfach mal so, Urlaub am Stand genommen? Dir neben deiner abgestürzten Schrottmühle von einem Zero noch feine Cocktails reingezogen und dich dabei schön von der Sonne bräunen lassen während ICH hier alles am Laufen gehalten habe?! Wäre ja nicht das erste Mal dass du dich fein aus der Situation verziehst wenn es heiß wird und wichtige Entscheidungen für Menschenleben getroffen werden müssen, nicht wahr Sakurai?!“

Und das war hart...aber leider nicht falsch gewesen, denn Saku war wirklich so. Er scheute sich auch heute noch davor Verantwortung für Menschenleben zu übernehmen. Und das war alles schon immer so gewesen. Auch das was gerade zwischen ihm und Kaizo passierte hatte sich nie wirklich geändert in all der Zeit.

Kaizo und Saku kannten sich nun schon verdammt lange und der normale Ton zwischen ihnen war demnach schon immer etwas rau und bissig gewesen, aber nie formell, was bedeutete: Sie sprachen sich mit ihren Vor- und nicht Nachnamen gegenseitig an. Wenn Kaizo den guten Sakutaro also nun bewusst mit seinem Nachnamen ansprach, dann konnte man davon ausgehen dass er ihn gerade ordentlich auf dem Kieker hatte und sich damit sein Verdacht verhärtet hatte das Saku ihn gerade dreckig ins Gesicht log. Ein simples und einfaches Gespräch mit Kaizo Oume gab es demnach nicht und sowas war schon immer ein psychologisches Spiel mit ihm gewesen. Eines wo es dann schließlich am Ende darauf ankam WER als erster zusammenbrach und damit nachgeben würde. Sakutaro hasste diese Spielchen so sehr und gerade bekam er wieder so eine Lust darauf einfach nach seiner Nambu zu fassen, abzudrücken und dieses Gespräch, oder eher mehr „Verhör“, somit zu beenden!

Aber das ging ja leider nicht und er antwortete ihm darauf dann, nun ebenfalls sichtlich genervter als zuvor:

„Es ist mir egal was du von mir denkst Kaizo Oume! Oder was du von mir hältst! Und ich bin dir auch keine Rechenschaft schuldig genau zu erklären WO ich gewesen bin und WAS ich dabei gemacht habe! Ich erfülle meine Pflicht genauso wie du! Aber einfach so eine Vendetta gegen etwas loszutreten und wofür du noch nicht mal handfeste Beweise hast, ist nicht nur dumm sondern auch komplett rücksichtslos unseren Männern gegenüber! Ich habe meinen Zero bald wieder fertig und dann kann ich losfliegen und uns alle von hier abholen lassen! Aber dafür brauche ich etwas mehr Zeit und garantiert nicht noch einen General im Nacken der denkt er müsse die Insel, wegen einem Toten und einem Hirngespinst, dann noch komplett in Brand setzten!“

Die Insel in Brand setzen was?

Und Saku versuchte nun aggressiv mir der Nummer durchzudringen denn Kaizo hatte nun mal wirklich keine Handfesten Beweise für die Existenz der Patcheen. Immerhin war dieses Volk sehr vorsichtig und kannte die Insel besser als alle anderen. Demnach würden sie sich also nicht einfach so aus dem Dschungel wagen und dann zum Kampf gegen sie blasen, geschweige denn das Risiko eingehen überhaupt erst gefunden zu werden, denn sie waren friedliebend und verabscheuten Gewalt bewusst. Saku musste also einfach weiter darauf hoffen das Hao die Füße still hielt und weiterhin, in seinem Loch im Dschungel, nur auf der Lauer lag und derweil keinen Angriff plante, denn ansonsten hatten sie echt ein Problem. Er musste darauf vertrauen...So wie die Patcheen sicherlich drauf vertrauten dass ER eine Lösung fand. Etwas was er ihnen auch noch irgendwie als Nachricht überbringen lassen musste nach der Sache hier mit Kaizo.

Und der sah den Piloten dann auch nur weiter mürrisch an und fauchte zurück:

„Oh ja das war es dir schon immer, nicht wahr Sakurai?! Es war dir schon immer egal was ich von dir halte, oder wenn ich dir was zu sagen hatte! Aber hier mal eine Eilmeldung Sportsfreund: ICH habe jetzt hier das Sagen! Und wenn ICH mich dafür entscheide da draußen nach Beweisen suchen zu lassen, dass wir auch bloß nicht Gefahr laufen nachts im Schlaf feige attackiert und erstochen zu werden, dann werde ICH das tun und schließlich anordnen lassen die ganze Insel auf den Kopf zu stellen bis wir...!“

Bis wir was finden...

Er fuhr hoch und sogar richtig heftig, aber dann wurden beide schlagartig in ihrem Streit unterbrochen, als sich plötzlich hinter ihnen jemand zu ihnen ins Zelt gesellte und dann links neben Sakutaro zum stehen kam. Beide sahen zu dieser Person die vor Kaizo salutierte und dann stramm da stand als sie dabei laut zum General sprach:

„Sir! Verzeihen sie mir mein vorschnelles Eindringen in diese Konversation, aber ich wollte Meldung machen, denn wir haben etwas gefunden was sie interessieren könnte, General!“

Und nun...wurde es richtig heiß im Zelt und das lag definitiv nicht an der Sonne die an dem Tag so auf sie nieder brannte.

Diese Person neben Saku, ein ganz normaler Soldat, jagte dem Piloten mit seiner Aussage plötzlich einen Schauer über den Rücken und ließ ihn dort, an Ort und Stelle, festfrieren wie Eis im tiefsten Winter. Und Sakutaro sein Herz rutschte ihm dann erst recht runter in den Magen...als der Soldat dann urplötzlich etwas vor ihnen auf den Tisch legte und danach wieder salutierend sprach:

„Kamerad Suzuki hat dies auf seinem Rundgang durch Sektor 7 gemacht. Wir hielten es für wichtig ihnen das schnellst möglich zu überbringen, General!“

Sektor 7? Wo genau lag der? Das fragte sich Saku zumindest gerade, aber Kaizo stand nur weiter dort, sah vor sich auf den Tisch hinab und griff letztendlich nach dem was dort lag. Er hob es an, blickte auf es hinab und in seinem Gesicht breitete sich dann etwas aus. Etwas was Unbehagen in dem Piloten erzeugte... es war ein Lächeln. Es war ein böses Lächeln, denn Kairo hatte recht gehabt. Er hatte verdammt noch mal recht gehabt und nun hatte er endlich, hier in seinen Händen, den eindeutigen Beweis dafür dass er nicht paranoid war. Sondern mal wieder goldrichtig gelegen hatte.

Und dann floh sein Blick wieder hoch auf Sakutaro sein Gesicht, der ihn dann besonders erschrocken dabei ansah...als Kaizo plötzlich mit dem Teil in seiner Hand etwas wedelte und dabei verhöhnend sprach:

„Na sieh mal einer an...DAS kommt ja echt wie gerufen, nicht wahr Sakurai?“

Kaizo machte schließlich eine nickende Bewegung um damit dem Soldaten, der eben dazu gekommen war, zu signalisieren dass er wieder gehen durfte. Was der dann auch tat und dann aus dem Zelt verschwand. Somit waren sie also wieder allein...doch noch nie zuvor war es so stickig und angespannt zwischen ihnen gewesen wie genau in dem Moment.

Und dann knallte er den Gegenstand, den Kaizo in der Hand hatte, schon direkt vor Saku auf den Tisch und der sah nun auch da drauf. Sah auf das was da vor ihm auf dem Tisch lag und realisierte...das dieses Teil nicht hätte schlimmer sein können als das was es bereits schon war. Denn er sah es weiter an und realisierte...dass es war ein Foto war.

Es war ein Foto einer alten Sofortbildkamera und auf dem man genau sehen konnte wie es am Rande eines Dschungels aufgenommen wurde. Wo genau es aufgenommen wurde das sah man natürlich nicht, denn das wusste nur der der es geschossen hatte. Aber man sah dennoch auf dem Foto verschwommen und leider klar genug...wie darauf gerade ein Patchee halb hinter einen Baum im Dschungel verschwinden wollte. Und als Sakutaro das sah rutschte sein Herz nur noch mehr bis in den Magen und er konnte nicht anders als einfach nur auf dieses Bild zu starren. Er kannte die Person zwar nicht die da auf dem Bild zu sehen war, aber das tat nun auch nichts mehr zur Sache, denn Kaizo hatte jetzt leider den Beweis geliefert bekommen den er die ganze Zeit über gebraucht hatte. Den Beweis um seine Vendetta nun endlich starten zu können. Denn jetzt wusste er offiziell und mit Sicherheit, dass sie nicht alleine auf der Insel waren, was bedeutete: Nichts konnte ihn mehr aufhalten Rache zu üben. Und wahrlich: Luke Anderson sein Tod hatte eine Lawine losgetreten. Eine von der keiner dachte dass es überhaupt möglich gewesen wäre alles so weit eskalieren zu lassen. Und Sakutaro hatte das irgendwie schon immer gewusst und genau das hatte ihn nämlich auch damals zögern lassen den Amerikaner nicht dort schon, dort direkt da am Stand als er Hana angeschossen hatte, sofort umzulegen. Das wäre nämlich schon damals wie ein Dominostein gewesen der, wenn er dann fällt, alle anderen auch umfallen und mit sich reißen würde. Und genau das war nun passiert. Zwar später als gedacht, aber es war passiert und Saku...konnte es nicht aufhalten. Alles was er nun noch tun konnte...war zu versuchen die Verluste zu minimieren und alles noch zu stoppen bevor zu viele Menschen dadurch bereits noch mehr Schäden erleiden würden! Er musste den Stier, hier und jetzt, bei den Hörnern packen und auf den Boden donnern und das noch bevor Hana und seiner Familie schreckliches wiederfahren würde! Aber wie sollte er das tun?! WIE VERDAMMT?!

Und Kaizo stand nur da, konnte gerade genau den Schock sehen der da auf Sakutaro seinem Gesicht lag noch während der das Foto ansah und dann griff er sich dabei locker eine neue Zigarre aus seiner Brusttasche des bunten, kurzärmeligen Hemdes das er trug. Er zündete sie mit einem Streichholz an und nahm dann einen kräftigen Zug, hauchte danach den Rauch aus und zeigte mit dem rechten Zeigefinger schließlich auf das verräterische Foto auf dem Tisch, als er dabei zu Saku sprach:

„Was für Beweise willst du denn noch, Sakurai? Bin ich noch immer so PARANOID wie du eben ja so sicher behauptet hast? DAS HIER...ist alles was ich gebraucht habe um nun richtig los zu legen...Spannend, nicht wahr? Spannend wie so kleine Dinge doch so einen gewaltigen Unterschied machen können und damit dann am Ende das ganze Ergebnis abändern, oder? Ich habe sowas im Gespür, Sakutaro...Ich bin wie ein verdammter Bluthund in der Hinsicht und RIECHE sowas förmlich! Und weist du was ich auch ganz besonders gut riechen kann?...Nämlich Bullshit.“

Und Saku schwieg einfach nur weiter, denn er konnte gerade nichts anderes tun.

Er war in die Enge getrieben, so wie schon lange nicht mehr und nun...wusste er auch nicht mehr was er tun sollte. Er sah noch immer vor sich auf das Foto während Kaizo wieder einen Zug machte, ausatmete und dann fortsetzte:

„Und wenn ich dich da so sehe...dann sehe ich genau dass du das alles bereits schon gewusst hast, nicht wahr?...Du WUSSTEST das sie da draußen sind und nun hab ich endlich den eindeutigen Beweis dafür das es sie gibt und dann auch noch zusätzlich das DU davon wusstest. Aber nun Stellt sich mit die Frage: Wie soll ich jetzt damit umgehen, Sakurai? Und wofür soll ich dich denn jetzt drankriegen, denn die Auswahl ist verdammt groß geworden, nicht wahr? Für die Missachtung deiner Befehle, vielleicht für die Tötung meines ersten Leutnants, oder an dem Versuch seinen Tod am Ende für jemanden zu vertuschen und dir damit ein Überlaufen zum Feind zu garantieren?...Oder einfach für die Tatsache dass du mir die ganze Zeit über, nämlich bis gerade eben, so dreckig ins Gesicht gelogen hast und genau wusstest das sie da draußen sind! Also: Wofür soll ich dich nun drankriegen, Sakurai?! Darf ich es mir persönlich aussuchen?! Und am Ende ist es so scheiß egal für was ich mich dann schließlich entscheide, denn das Ergebnis wird dasselbe sein: nämlich der Tod für Verrat an der Heimat und dem Wohl der Männer die dir untergeordnet sind!“

Und dann stützte sich Kaizo mit beiden Händen auf dem Tisch unter ihnen ab, während er noch die Zigarre in der rechten Hand hielt, sich näher an Sakurai vor lehnte und dann leiser sprach:

„Weist du: Ich habe es schon immer respektiert dass du zu deinen Fehlern standest. Selbst dann noch wenn du mal wieder richtig Mist gebaut hast und man dich damit locker aus der Armee hätte kicken können. Oh ja, dir hat nie die Größe dazu gefehlt zuzugeben wenn du, mal wieder, mit deinem blanken Arsch über Glatteis geschlittert bist und andere dabei mitgezogen hast, nicht wahr? Aber jetzt gerade sehe ich plötzlich einen Mann vor mir stehen...der das nicht mehr besitzt. Und ich frage mich: was ist der Grund dafür? Was hat dir nur so die Eier gequetscht und dir damit deinen Schneid genommen, dass du nun so schlotternd, wie ein kleines Mädchen, da vor mir stehst und kein Wort mehr aus dir raus bekommst, hm? Was hat den großen „Death Zero“ bloß so im Griff? Aber weist du was: Schweigen ist auch ein Geständnis. Und ein sehr starkes sogar... Eines das ich von dir annehme. Aber vielleicht kann ich dir deine Zunge wieder etwas mehr lockern wenn ich dir nun verspreche: dass ich diese Wilden ausfindig machen und jeden, ich wiederhole: JEDEN von ihnen über die Klinge springen lassen werde einfach nur weil DU die ganze Zeit über deine Fresse gehalten hast und dachtest sie damit vor MIR verstecken zu können!“

Und das war der Moment wo Sakutaro plötzlich seine Worte wieder fand und sich noch selber mental einen Arschtritt gab um endlich wieder aus seiner Starre zu erwachen. Kaizo drohte eben offen die Patcheen zu töten und das...das ließ Saku nicht so dastehen. Die Katze war aus dem Sack und nun hieß es: handeln.

Also sah er ihn wütend an und sprach dennoch erstaunlich gefasst, aber auch Wut undrückend gepresst, dann zwischen seinen Lippen hindurch zu ihm:

„Diese Menschen haben nichts damit zu tun! Sie sind keine Gefahr und einfach nur friedliebend! Sie hatten schon öfter die Gelegenheit gehabt mir etwas antun zu können, aber sie haben es dennoch nicht getan! Sie wollen niemals jemanden etwas tun und einfach nur ihre Ruhe haben um weiterhin hier, in Frieden, auf ihrer Insel leben zu können, Kaizo!“

Kaizo reagierte auf die Aussagen plötzlich mit einem einzigen und lauten Klatschen seiner Hände darauf, stellte sich dann wieder aufrecht und sprach dabei laut zu Sakutaro rüber:

„Ach also kennen wir sie doch, ja?! Und du bist also schon öfter in den Genuss ihrer Gesellschaft gekommen, was?! Schön dass du ENDLICH mal offen und ehrlich mit mir darüber sprichst und nicht noch länger damit hinter einem verschissenen Busch bleibst, Sakutaro! Ich fühl mich schon gleich wieder viel mehr wie dein Freund! Das ist echt toll! Also lass uns doch gleich mal gegenseitig unsere süßen, kleinen glitzer Sticker für unsere verschissenen Freundesbücher austauschen, du elender Verräter! Ich fass es einfach nicht!! Du hattest schon immer Geheimnisse vor mir, aber DAMIT trittst du dem Fass echt den Boden aus!! Du nennst MICH unverantwortlich gegenüber unseren Männern und was soll bitte die Scheiße sein die DU da abziehst, Sakutaro?! Wie hast du dir denn gedacht dass diese Nummer hier ablaufen soll?! HÄ?! Händchen haltend über eine Blumenwiese hüpfend und dass wir dann alle Freunde werden?! Wir hier eine gemeinsame, große Familie zusammen züchten?! Willst du mich eigentlich verarschen?! Nicht nur dass du unsere Männer bewusst der Gefahr ausgesetzt hast, dass diese Wilden versuchen könnten uns im Schlaf zu erdrosseln, du hast auch noch VERSCHWIEGEN dass sie überhaupt hier sind! Es MIR verschwiegen! Und jetzt rückst du wirklich mit dem verschissenen Argument raus dass sie uns angeblich nichts tun würden weil sie FRIEDLIEBEND wären?! Für wie bescheuert hältst du mich eigentlich, Sakutaro?! Es war übrigens deine PFLICHT mich darüber zu informieren, du egoistisches Arschloch!“

Und damit fing der Waldbrand an...

Sie waren nun offiziell in einem Streit um das Thema angekommen. Einem Thema dem man nicht mehr ausweichen konnte, denn das Kind war nun in den Brunnen gefallen und jetzt musste man versuchen es irgendwie zu retten.

Und deswegen drückte sich Saku auch nicht davor, sondern fing endlich an zu diskutieren und zu kontern:

„Ich weis! Ich weis dass ich das hätte tun müssen! Und ich hätte es auch getan, aber es kamen nun mal Dinge dazwischen die mich am Ende davon überzeugt haben dass sie keine Gefahr darstellen! Aber wenn ich dir gesagt hätte, dass sie hier auf der Insel leben, dann hättest du sofort alle Hebel in Bewegung gesetzt um sie einzudämmen! Du hättest mit deinem Erscheinen und bis an die Zähne bewaffnet, ihnen Angst gemacht und damit einen Krieg lostreten können Kaizo! Deswegen habe ich nichts gesagt, weil ich nicht wollte dass es dann auf BEIDEN Seiten dadurch Verluste geben könnte! Sie waren sicher indem WIR nichts von ihnen wussten und WIR waren sicher weil sie uns in Ruhe gelassen haben! Es war bisher alles immer okay gewesen!“

Aber das zog nicht mehr...

„Und dennoch sind wir jetzt hier, nicht wahr Sakurai?! Und wir stehen jetzt genau vor dem verschissenen Problem vor dem DU uns ja so sehr bewahren wolltest indem DU deine Fresse gehalten hast! Deine ach so netten Wilden haben Anderson umgebracht und du stellst dich nun wirklich hier vor mich hin und willst MIR verklickern das sie NETT wären und wir sie in Ruhe lassen sollen?! Komm endlich in der Realität an, du Vollidiot!“

Sprach Kaizo darauf und nahm wieder einen Zug an seiner Zigarre denn ihm ging das alles gerade ziemlich auf den Sack und er brauchte wirklich etwas Entspannung. Doch Saku war noch immer nicht fertig mit ihm und antwortete darauf zurück:

„Das bin ich! Und sie sind nicht gefährlich! Das mit Anderson war ein Versehen gewesen und etwas was er selber heraufbeschworen hatte! Es war seine Schuld gewesen und wenn es dir dadurch besser geht dann nehme ICH das gerne auf meine Kappe, okay?! Sag einfach dass ICH ihn umgebracht habe, aber LASS diese Menschen in Ruhe Kaizo, denn sie haben nichts damit zu tun! Sie tun NIEMANDEN was!“

Es war Anderson seine Schuld gewesen?

Kaizo runzelte die Stirn darauf. Woher nahm der Kerl bitte dieses Wissen her? Und oben drauf war die letzte Aussage auch spannend gewesen, weswegen Kaizo den Piloten nun noch genauer und überrascht ansah. Etwas...stimmte da nicht.

Anderson war vorher noch, bevor sie ihn Tod auffanden, über eine Woche lang verschollen gewesen und keiner wusste wo er sich rumtrieb. Keiner fand ihn, egal wie viele Männer Kaizo auch nach ihm suchen ließ und es war genau dieselbe Woche gewesen...in der auch Sakurai sich nicht mehr hat blicken lassen. Also was wurde hier gespielt? Denn das waren gerade viel zu viele passende Zufälle für ihn. Und warum sollte Saku das auf seine Kappe nehmen wollen? Denn sobald sie wieder nach Japan zurück kämen, würde er dafür vor dem Kriegsgericht landen und anschließend hingerichtet werden, denn das war Verrat am Heimatland und Mord an einem Kollegen gewesen. Und Sakurai wusste das ganz genau. Also...warum machte er das, nur? Was verbarg er da noch hinter seiner Mauer die er da so bewusst hochgezogen hatte?

Kaizo wollte es wissen, also sprach er es deswegen auch unverblümt an:

„Spannend...Aber erklärt mir doch erst mal genauer: Warum du das so sehr auf deine Kappe nehmen willst, hm? Deine Aussage eben zeigt mir allein schon dass du ihn nicht umgebracht haben kannst und es auch sicherlich nicht vor hattest. So dumm bist du nicht denn du weist was es für einen Rattenschwanz nach sich gezogen hätte. Klar hast du das eben selbst gesagt, aber deine Aussage sagt mir noch oben drauf: dass du hier offenbar noch mehr Informationen hinter dem Busch hältst und du genau weist warum es dazu gekommen ist, nicht wahr Sakurai? Woher weist du das es ein, ich sag mal: UNFALL war, den Anderson angeblich selber heraufbeschworen haben soll? Und woher wussten du und der Rest deiner Hirnamputierten Trottel, eigentlich WO seine Leiche zu finden wäre? Sowas kann doch eigentlich nur dann passieren wenn man schon vorher wusste WO er sich aufhielt, nicht wahr? Oder bilde ich mir da auch wieder etwas ein, Sakurai? Also mal Klartext: WEN deckst du mit deinem so großzügigen Angebot das alles auf deine Kappe zu nehmen? Hm? Wen? Denn du deckst definitiv jemanden. Und diese Person muss dir wirklich was bedeuten wenn du dich dafür so in die Bresche schmeißt und damit auch riskiert deswegen am Ende vor dem Kriegsgericht verurteilt und dann hingerichtet zu werden...Das ist ein ziemlich selbstloses Opfer, findest du nicht auch, Saku?“

Er hatte ihn.

Er hatte Sakutaro sowas von an den Eiern und der wusste nicht wie er aus der Sache wieder heil rauskommen sollte. Kaizo hatte ihn komplett durchschaut und er bekam deshalb, mal wieder, kein Wort aus seiner Kehle. Denn je mehr er sprach umso mehr ritt er sich damit in diesen Kaninchenbau hinein, aus dem es bald keinen Ausweg mehr geben würde. Er verbockte es gerade sowas von knallhart und keiner war da um ihn endlich mal eine Hand zu reichen und somit zu unterstützen. Und zum ersten Mal...wünschte sich Saku wirklich bewusst Hilfe herbei, denn er wusste nicht mehr wie er noch Herr über diese Lage werden sollte. Er kam nicht weiter und er war noch nie gut mit Worten gewesen. Er war schon immer mehr der Typ gewesen der seine Probleme mit Gewalt und Körpereinsatz löste, anstatt darüber zu quatschen, aber genau DAS brachte ihm hier jetzt nichts. Und Saku war schlagartig wieder der kleine Junge...der da schlottern in der dunkelsten Ecke in ihrem Haus saß, dabei noch nach seiner Mutter brüllte und sich wünschte es würde endlich einfach nur einer kommen und ihm helfen. Doch das würde nicht passieren. Es war damals schon nicht passiert und würde es auch nicht mehr. Er war allein gewesen, genau wie auch jetzt und er musste mal wieder selber da raus kommen, ganz ohne Hilfe von anderen. Doch noch immer wusste er nicht WIE.

Aber dann machte Kaizo plötzlich einen ungewöhnlichen Zug und stützte sich wieder mit beiden Armen auf dem Tisch vor ihnen ab. Er nahm einen letzten Zug seiner Zigarre, entledigte sich dann dieser, indem er sich auf dem Tisch ausdrückte und dann neben sich auf den Boden warf und schließlich wieder zu Saku sah, der vor ihm auf den Tisch starrte und noch immer schwieg.

Und dann sagte Kaizo etwas...womit Saku erst nichts anzufangen wusste. Er sprach:

„Fein. Du willst nicht darüber reden, dann belassen wir es auch dabei. Ich habe wahrlich schon genug gesehen um zu wissen dass ich mit all dem sowas von ins Schwarze bei dir getroffen habe. Und siehst du? Ich brachte dazu noch nicht mal eine Schusswaffe, sondern nur meinen Verstand und Worte. Das ist meine Gabe, verstehst du? Denn während du damals mit deinen Freunden auf dem Schießstand versucht hast den Coolen raushängen zu lassen und damit anzugeben wie gut du doch schießen kannst, habe ICH nämlich das große Spiel gespielt...und das nennt sich: Manipulation. Und DAS ist das Spiel der Könige, Saku! Nämlich Manipulation. Klar du kannst jeden wegballern der dir den Weg versperrt. Gar kein Problem. Aber solange du der Hydra weiterhin nur den Kopf abschlägst, egal wie talentiert du auch in der Sache bist, so werden für jeden, den du abtrennst, zwei weitere Köpfe aus dem Rumpf wachsen. Und es wird ewig so weiter gehen, es sei denn...du lernst die Hydra zu manipulieren und für deine Zwecke tanzen zu lassen, denn dann musst du dich nicht mehr vor ihr fürchten. Und so gewinnst du auch das Spiel: es ist einfach Manipulation und deinen Kopf benutzen. Mehr nicht, Sakurai und deswegen...mache ich dir jetzt ein Angebot, alter Freund...“

Er lehnte sich etwas mehr zu Saku vor und sprach darauf dann weiter:

„Du bist einer meiner besten Männer...Heh, scheiße du BIST mein bester Mann. Und ich respektiere dich. Ich habe dich schon immer, auf meine Art und Weise, respektiert. Das tue ich wirklich. Und genau deswegen mache ich dir hier und jetzt ein letztes Angebot bei dem du besser anbeißen solltest, denn ansonsten und das garantiere ich dir,...könnte das alles sehr unschön für dich an diesem Ort werden. Deswegen ist hier mein Angebot: Wenn du weist WO und glaub mir ich bekomme das raus wenn du mich wieder anlügst, WO das Nest von diesen Wilden ist, dann hast du jetzt die Möglichkeit es mir zu sagen, Sakutaro. Sag mit wo es ist und dann gehe ich da hin, räuchere die ganze Bande aus ihren Löchern raus und ich begrabe danach die Sache mit Luke Anderson da draußen im Ozean wo du und deine Jungs ihn ja auch erst hin verfrachten wollten, nicht wahr? Ich werde also dafür sorgen dass das nie passiert ist und dich auch keiner dafür mehr zur Rechenschaft ziehen kann. Weder für seinen Tod, noch für deine Lügen und deinen dreckigen Verrat an mir...Ich reiche dir demnach jetzt zum letzten Mal die Hand, alter Freund. Und gebe dir somit die Möglichkeit das RICHTIGE zu tun und damit deine Haut noch zu retten. Doch solltest du sie wegschlagen...dann mach dich auf was gefasst, dass garantiere ich dir...Aber selbst wenn du angeblich nicht weist wo dieses Nest liegt, dann versichere ich dir dass ich sie auch OHNE deine Hilfe finden werde. Doch DU wirst dann erst mal für eine lange Zeit in einer unserer neuen und erst vor kurzem gebauten, luxuriösen Zellen landen! Zumindest solange bis ich weis was ich dann mit dir machen werde!...Es wir so kommen Sakutaro. Ich werde sie finden, ganz egal für was du dich am Ende auch entscheidest. Denn ich bekomme IMMER das was ich will. Es liegt also jetzt nur an dir ob es schnell, oder langsam und qualvoll für diese Wilden enden wird...Und ob du dann am Ende noch dabei sein wirst um alles brennen zu sehen...“

Und dann wand er sich auch schon schlagartig ab und lief rechts um den Tisch herum und an Sakutaro vorbei...der noch immer wie erstarrt dort stand und nicht wusste was er tun sollte. Er konnte sich nicht rühren...Aber dann sah er plötzlich Hana wieder vor seinem inneren Auge vor sich. Wie er lächelte, strahlte und ihm dann frech die Zunge dabei rausstreckte. Wie sie sich geküsst hatten, sich so nahe gewesen waren und am Morgen, nach ihrer gemeinsamen Nacht, einfach nur dort im Zero lagen und zusammen schmusten. Wie ihm sein Herz bis zum Hals klopfte und er sich endlich dabei fühlte als...als wäre er zuhause. Und er würde...er würde all das verlieren. Er hatte es bereits schon verloren. Denn um Hana zu schützen hatte er sich so entschieden. Aber wenn er jetzt nichts tat dann würde Hana sterben! Er, seine Familie und sein Zuhause würden vernichtet werden! Die Patcheen dort im Dorf, Yoh, Silva, Hao, Goldva, die Zwillinge...einfach jeder den er kannte und lieb gewonnen hatte, in dieser einen Woche bei ihnen, würde sterben! Kaizo würde...Saku sein Zuhause zerstören. Und das konnte er nicht zulassen!

Deswegen drehte er sich schlagartig um und sprach dann Kaizo laut nach:

„Warum machst du das alles?! Du willst wirklich wegen dem Tod eines Mannes, wegen einem Arschloch wie Anderson, nun Unschuldige über die Klinge springen lassen?! Bist du wirklich so tief gesunken Kaizo?! DIESE MENSCHEN HABEN DIR NICHTS GETAN!"

Und da blieb Kaizo vor dem Eingang des Zeltes stehen und drehte sich wieder zu Saku um. Er schien etwas verdutzt über die Aussage des Zero-Piloten und sprach dann, nachdem er kurz keuchend gelacht hatte, darauf:

„Bitte was? Heh, denkst du wirklich es geht mir darum dieses amerikanische Arschloch zu rächen, Saku? Dass sie deswegen sterben müssen?...Zugegeben dass Luke das passiert ist das war wirklich eine unglückliche Situation gewesen und hätte vielleicht noch nicht mal sein müssen. Aber ich spiele hier mal wieder das große Spiel, Sakutaro. Etwas was DU erneut nicht sehen kannst. Doch ich kläre dich gerne auf, alter Freund. Dir zu liebe mache ich das wirklich gerne, den sag mir...ist dir eigentlich jemals bewusst gewesen das diese Insel eine Goldmine ist?“

Als er das sagte sah ihn Saku nur noch verwirrter und auch erschrocken an und fragte dabei:

„...Was? Wovon redest du da?“

Kaizo steckte dann seine Hände in die Hosentaschen und kam zum Punkt:

„Oh mann Saku...Ich habe wirklich kein Interesse daran einen Mann wie Luke Anderson zu rächen, denn das sind Spielchen für kurzsichtige Idioten die am Ende keine Früchte tragen werden. Was ich dagegen möchte...ist diese Insel. Eine Insel wie diese und von der kein Mensch etwas weis sondern nur die die wissen wo sie liegt, sie ist ein Geschenk in der heutigen Zeit. Es gibt hier keine Regeln, keine Gesetzte, außer die...die man selber erschaffen wird sobald man dann alles an sich gerissen hat. Auf dieser Insel kann ICH mir mein eigenes, kleines Imperium bauen und dies dann MEIN Reich nennen. Sie ist fruchtbar, gut gelegen und bald auch noch „unbewohnt“. Ein wahrgewordener Traum in der heutigen Zeit. Und das Einzige was zwischen mir und meinem Imperium steht...sind diese Wilden hier im Dschungel! Ich brauche keine Nachbarn, Sakutaro und ich will hier auch nicht weg, denn mir ist klar geworden dass das eine verdammte Verschwendung wäre. In einer Welt die immer mehr an Überbevölkerung leidet und wo sich jeder Idiot mit dem anderen um Ressourcen aus seinem Land schlagen will, ist diese Insel ein wahres Paradies! Und dieses Paradies...wird mir gehören. Oder auch gerne uns, wenn du dich dafür entscheidest mit zu spielen, natürlich. Du musst mir dazu nur die Hand dafür reichen und sagen WO dieses Nest ist...“

Saku sah ihn weiterhin einfach nur fassungslos an und ließ das alles erst mal Sacken, bis er dann doch geschockt sagte:

„Das kann nicht dein Ernst sein! Diese Insel gehört dir nicht, sondern den Menschen die hier leben und hier geboren wurden! Es ist IHR Zuhause und das kannst du ihnen nicht einfach wegnehmen und sie dabei noch umbringen!!“

Kaizo lachte kurz und antwortete dann darauf:

„Wirklich?! Und warum sollte ich das nicht tun können?! Menschen machen das schon seit sie denken können! Sie tauchen irgendwo an dem Strand einer Insel, oder was auch immer, auf und beanspruchen dann eben alles für sich selbst! Die größten Entdecker unserer Zeit haben das schon vor Jahrhunderten so gemacht und auch schon davor haben wir Menschen uns wie ein Geschwür überall dort ausgebreitet wo wir damals auch aufkreuzten! Haben alles unserem Willen unterjocht! Wir haben einen aggressiven Territorial- und Paarungstrieb und genau DAS ist das Erfolgsrezept mit dem wir unsere Art am Leben halten! Das war schon immer so, denn wir haben nun mal keinen natürlichen Feind außer uns selbst der uns in unsere Schranken weist! Und DU willst mich nun wirklich dafür anprangern dass ich das mache was jeder verfickte Mensch schon immer da draußen getan hat, seit Anbeginn der Menschheit?! Menschen ermorden werde?! Ausgerechnet DU, Sakutaro?! Bring mich doch nicht zum Lachen, DEATH ZERO! Denn im Töten von Menschen hast du ja wohl eine Eins mit Sternchen, richtig?!"

„Kaizo bitte diese Menschen haben dir nichts getan!!“

„SAG mir wo das verdammte Nest von denen ist, Sakutaro!!“

Fauchte Kaizo zu ihm zurück und Saku...der schwieg erneut. Er gehorchte nicht.

Natürlich schwieg er, denn er war kein Egoist. Das war er noch nie gewesen und deswegen würde er auch niemals etwas dazu sagen. Er würde Hana und seine Familie nicht im Stich lassen und sie Kaizo übergeben. Sie damit dem sicheren Tod übergeben. Also schwieg er wieder und sah vor sich auf den Boden. Etwas was für Kaizo eine klare Positionierung zeigte und der nun auch wusste wo genau er bei dem Piloten dran war. Denn dieser entschied sich eindeutig für diese Wilden draußen im Dschungel. Und am liebsten wollte Kaizo ihn dafür sofort abführen und in eine Zelle sperren lassen, nur um ihn dann später genüsslich selbst hinzurichten für seinen dreckigen Verrat, aber so lief das leider nicht. Es könnte so laufen, aber das würde es nicht und Kaizo kämpfte gerade sehr dagegen an das zu tun, denn...denn das war nicht das etwas was er wollte. Witziger weise war es genau das was er niemals wollte, egal wie sehr ihm Saku auch ans Bein pisste mit seinen Aktionen. Denn noch nie wollte er Sakurai tot sehen...sondern viel lieber gebrochen und ihm unterwürfig. Gehorchend und auf dem Boden liegend. Und endlich hatte er ihn fast da wo er sein sollte...nämlich zu seinen Füßen im Dreck wie ein guter Köter. Wie ein Bluthund an seiner Seite wo Kaizo nur einmal pfeifen müsste und dieser würde dann für ihn alles in Stücke reißen was ihm nicht passte. Doch es fehlte noch irgendein kleiner Stoß um die Waage damit kippen zu lassen und ihn endlich an die Leine zu bekommen. Etwas was sich Kaizo schon so lange gewünscht hatte. Denn was gab es vorteilhafteres als einen talentierten Killer wie Sakurai an seiner Seite zu haben und zu wissen dass der ihm Treue geschworen hatte. Ihm damit also nicht in den Rücken fallen würde wenn es drauf an kam, denn Menschen waren nun mal verräterisch veranlagt sobald ihr eigenes Leben auf dem Spiel stand. Und es stimmte, er respektierte Sakurai und verherte ihn auch irgendwie denn der Mann hatte Talent und war gut in dem was er konnte. Kaizo wollte ihn an seiner Seite haben...und das mehr als alles andere. Er brauchte also nur noch den letzten Tropfen der die Waage endlich zu seinen Gunsten kippen lassen würde. Noch hatte er keine Ahnung was das sein würde...aber Kaizo war sich sicher dass er dies noch herausfand. Da war er sich sicher und dies nur eine Frage der Zeit. Er hatte genug palavert und jetzt war es an der Zeit in Aktion zu treten, also sprach er abschließend zu seinem alten Freund:

„Gut...Du hast bis morgen Mittag Zeit es dir zu überlegen Sakutaro, denn ich starte meine Suche genau morgen zur Mittagszeit. Entweder bist du dabei...oder halt nicht. Schlaf einfach mal ne Nacht darüber...Ach und ein gut gemeinter Rat noch an dich, Saku: Versuch nicht mich feige von hinten zu ficken, klar? Denn wenn ich nämlich morgen sehe dass du nicht mehr hier sein solltest, dass Lager also verlassen und dich damit vom Acker gemacht hast,...dann werde ich dich jagen lassen und garantiert auch finden! Diese Insel ist klein und ich werde dich auf ihr, von meinen Männern, bis an ihre Ränder jagen lassen bis ich dich dann endlich gefunden habe und DANACH mein Freund...danach Gnade dir Gott. DIR...und jedem der Menschen die dir wichtig sind! Denn ich habe mich lange genug von dir verarschen lassen und noch mal...lasse ich dir das nicht durchgehen, Sakurai...“

Und mit diesem Abschlusssatz wand er sich dann ab und verschwand aus dem Zelt.

Alles war gesagt und die Standpunkte waren klar und deutlich gemacht worden, als ließ er Saku damit allein zurück und der stand weiterhin nur erstarrt an Ort und Stelle und wusste nicht was er tun sollte. Kaizo hoffte das der ihm nicht noch zusätzlich Arbeit machen würde und einfach nur kooperierte,. Er war ziemlich locker mit all dem, aber Saku war...er war noch nie so in die Ecke gedrängt worden wie in dem Moment und ihm wurde schlagartig klar: Das er etwas tun musste. Noch mehr als vorher, denn nun fühlte er bereits schon die Spitze des Damoklesschwerts über seinem Kopf, dass auch bald darauf fallen und ihn töten würde. Es war also Zeit zu handeln und demnach entschied er sich plötzlich und spontan, für zwei Dinge. Für einen, man konnte sagen: Guten Cop und einen bösen Cop. Der gute Cop war demnach: Paku darum zu bitten die Patcheen zu warnen, denn sie mussten gewarnt werden, damit sie wenigstens noch eine Chance hatten zu fliehen, oder sich vor Kaizo zu schützen. Es war nun sehr wichtig gewesen dass als Erstes zu machen, denn Hana seine Familie musste gerettet werden und brauchte demnach einen Vorsprung. Und der zweite Gedanke war wesentlich...radikaler und der böse Cop. Und Sakutaro wollte nun etwas tun...was er schon länger nicht mehr gespürt hatte: Nämlich den Drang zu töten. Er hatte plötzlich wieder diesen Blutdurst und diese Wut in sich, was er nur aus seiner Zeit in der Jugend und auf dem Schlachtfeld kannte. Er war eigentlich nicht mehr so...aber er sah in seiner Verzweiflung keinen anderen Weg mehr als...als sie zu töten. Und Saku wurdet bewusst...er wollte plötzlich alle Menschen in diesem Lager töten. Alle die töten die Kaizo treu ergeben waren. Sie sollten sterben und er wusste genau dass seine Jungs sicherlich dabei an seiner Seite stehen würden, sobald die genau wussten was gerade hier passiert war und was Kaizo vor hatte. Immerhin waren auch sie es gewohnt ihre Weste schmutzig zu machen. Aber auf den ersten Blick gab es da dass Problem von vorhin nämlich: dass sie zu fünft in der Unterzahl wären. Doch Saku hatte einen weiteren radikalen Gedanken der das Blatt sofort zu ihren Gunsten wenden würde wenn er ihn durchzog. Denn sie würden es dann nicht mehr sein...wenn Saku seinen Zero wieder zum Laufen gebracht hatte. Und genau das war plötzlich auch sein Plan. Er wollte seinen Zero schnell wieder reparieren, welcher eh so gut wie wieder fertig war und damit...damit wollte er dann seinem Namen ein letztes Mal alle Ehre erweisen um das zu retten was er liebt, auch wenn es gegen alle seine jetzigen Prinzipien sprechen würde. Sakutaro würde ein letztes Mal...Death Zero sein. Die grüne Schwinge des Todes würde sich erheben. Die Todesschwinge bei der es dann auch schon um dich geschehen war...in dem Moment wo du sie erblickst. Und so lief er ebenfalls aus dem Zelt, denn nun gab es viel zu tun und in Angriff zunehmen...
 

Das Unheil nahm dann Stunden später und noch am selben Tag, seinen Lauf.

Und dieser Tag war anders als alles andere was jemals zuvor auf dieser Insel passiert war und alles kündigte sich mit einem aufziehenden Sturm an. Einem Sturm der alle von den Füßen reißen würde und damit zurück auf den blanken Boden der Tatsachen brachte.

In der Ferne war der Donner ganz genau zu hören, der am Himmel grollte und einzelne Blitze zischten über dem Ozean immer mal wieder auf das Wasser nieder. Einzeln und dennoch so mächtig. Und der Himmel verdunkelte sich zusätzlich zur Mittagszeit und alles was dabei noch fehlte war der heftige Regen, um damit einfach allem den letzten Schliff zu verpassen und es somit aussehen zu lassen als würde gleich die Welt untergehen. Es war der zweite, heftige Frühlingssturm der über die Insel kam. Etwas was nicht ungewöhnlich war um diese Jahreszeit herum, aber es sich dennoch so anders anfühlte als sonst. Sich anders anfühlte als der Sturm der Sakurai auf diese Insel gebracht hatte. Denn dieser Sturm...fühlte sich wie ein böses Omen an. Eines das Yoh in jedem seiner Knochen spüren konnte, als er sich gen Mittag anbahnte und es ihn dabei schrecklich nervös machte. Stunden waren vergangen in denen er in ihrem Zuhause gesessen hatte und eine Lösung suchte. Zusammen mit Opacho, die nicht von seiner Seite wich. Doch dies war nicht das einzige was ihm Kopfzerbrechen verursachte sondern auch die Tatsache: das Hana nirgends zu finden war. Denn keiner wusste wo er war, oder hatte ihn gesehen nachdem er das Zelt wütend und traurig verlassen hatte wegen dem Streit mit Hao und das machte Yoh schreckliche Angst. Verständlich denn immerhin war sein Sohn nun schon seit Stunden verschwunden und Hao hatte derweil bereits wieder einige Männer losgeschickt um nach ihm zu suchen, denn er war sich sicher dass sein Sohn sich nicht einfach mal irgendwo im Dorf versteckte, sondern erneut stiften gegangen war. Was Hana ja bewusst gut konnte und auch gern tat, wenn ihm dann alles zu viel wurde. Also schickte er einige Männer los. Unter anderem auch Silva. Aber Hao konnte nicht einfach die Füße still halten und abwarten, denn er wusste...dass ER das verbockt hatte und fühlte sich deswegen auch verpflichtet selbst nach seinem Sohn zu suchen und diesen wieder nachhause zu bringen. Ganz egal was er auch zu ihm gesagt hatte Hao...liebte ihn. Und er hatte schreckliches zu ihm gesagt, obwohl er ihn so sehr liebte. Und nun wurde ihm das bewusst und es quälte ihn. Ließ ihn nicht mehr los und deswegen ging er auch noch nach ihm suchen. Hana musste wieder zurück in die Sicherheit ihres Dorfes. Doch in all seiner Sorge ließ Hao das Dorf damit kaum bewacht vor den Himmelsmenschen. Etwas...was sich dann als schrecklicher Fehler herausstellen würde und es alles nur noch schlimmer machte. Er ging und das Nächste, was darauf folgte...waren Flammen. Flammen so hell dass sie den dunklen Mittagshimmel erleuchten würden, wenn sie es aus dem Dickicht des Dschungels über ihnen geschafft hätten, was sie aber nicht taten und sie fingen an alles nieder zu brennen. Etwas was nur SIE an diesem Ort traf, in jener Stunde und was nicht durch eine Naturgewalt wie Blitzeinschläge ausgelöst wurde.

Yoh befand sich zu dem Moment noch in ihrem Wigwam, als draußen auch schon die Hölle in ihrem Dorf ausbrach. Er saß mit Opacho besorgt vor dem Lagerfeuer in ihrem Zuhause und machte sich schreckliche Vorwürfe dass Hana wieder mal weg war und er sich so mit seinem Vater zerstritten hatte. Dass das alles überhaupt erst passiert war und er deswegen auch erst bemerkte was gerade über sie kam, als er Leute draußen schreien hörte. Es fing an mit einem markerschütternden Schrei. Einem Schrei aus dem man genau hören konnte: dass gerade etwas schreckliches passierte und zu dessen sich dann weitere gesellten. Weswegen die junge Schamanin auch sofort auf die Beine kam und darauf mit ihrer Tochter aus dem Wigwam kam...nur um das Unheil dann mit eigenen Augen zu sehen was sie da gerade heimsuchte. Und es war Feuer.

Es war helles Feuer das Yoh sah und das nicht von dem heiligen Lagerfeuer kam, welches in Mitten des Dorfes stand und immer brannte, sonder Feuer das gnadenlos anfing sich über alle ihre Wigwams zu verteilen und dann weiter auf alles übersprang was es erreichen konnte. Und die Schreie waren inzwischen schon überall um ihn herum. Es war wie aus einem Schauermärchen, welches man Kindern erzählte um sie zu gruseln, was er dann dort vor sich sah. Patcheen rannten um ihr Leben. Die Frauen nahmen ihre Kinder in die Arme und rannten vor den Flammen davon. Vor den Flammen die anfingen einfach alles zu verschlungen und vor nichts einen Halt machen würden, aber auch vor den Onis die zwischen diesen umher tanzten und dabei anfingen die Männern zu verschlingen die tapfer gegen sie ankämpften. Onis die brüllten und jedes Mal, wenn sie einen umbrachten, ein lauter Donner durch das Dorf hallte. Ein schreckliches Krachen was einem durch Mark und Bein glitt und somit dann die Seele des gefallenen Patcheen von seinem Fleisch löste. Sie waren nun offiziell in einen Alptraum rein geschlittert und keiner wusste genau warum. Aber es war jener Alptraum...vor dem Paku von Sakutaro aus versucht hatte sie zu warnen.

Und Yoh sah das alles vor sich, weshalb er dann erstarrte und sich nicht mehr bewegen konnte. Es war grauenvoll. Patcheen wurden getötet, Flammen verzehrten Wigwams und die Leiber der Toten wenn sie auf diese übersprangen und in dem Moment...da war es als wäre er wieder in seiner Jugend angekommen. Es war als wäre Yoh wieder der Junge von sechzehn Jahren der damals, Mitten in ihrem brennenden Dorf stand und dabei zusehen musste wie Menschen um ihn herum starben. Wie die Flammen anfingen alles zu verschlingen und ein gewaltiger Bär damit seinen Zorn an ihnen ausließ. Er in der Mitte am heiligen Lagerfeuer stand und brüllte, während alles Leben um ihn herum dabei versiegte. Ja, es war wie damals bei Apollo gewesen...nur ohne den Bären der ihren Gott darstellte. Dieselben Flammen und der selbe Tod der mit ihnen kam...

Und als Opacho, neben ihm, bemerkte wie ihre Adoptivmutter in eine Starre verfallen war, da machte sie eine Bewegung und fasst Yoh am linken Arm. Sie packte ihn fest und fing an an ihm zu rütteln während sie dabei, zwischen dem Schreien, zu der Schamanenkönigin fauchte:

„Wir können die Flammen jetzt noch nicht löschen! Deswegen müssen wir helfen alle in Sicherheit zu bringen, Yoh! Komm schon Yoh wir müssen...! MUTTER!“

Und bei dem letzten Wort erwachte Yoh doch tatsächlich aus seiner Starre und sah zu Opacho rüber. Sah ihr in die Augen, sah ihre Sorge und Entschlossenheit, weswegen er dann nickte denn sie hatte recht und es war gut zu wissen dass wenigstens einer von ihnen gerade einen klaren Kopf behielt und wusste was zu tun war, denn Yoh...fiel es unheimlich schwer in der Situation. Nicht nur das ihn plötzlich Erinnerungen vom Massaker, alte Narben auf seiner Seele, von damals plagten, sondern auch die Tatsache: das Hana nicht da war und keiner wusste wo er sich aufhielt! Er war nicht da und vielleicht war ihm etwas zugestoßen! Deswegen war es auch sehr schwer einen klaren Kopf zu behalten und es brach somit gerade alles etwas über Yoh zusammen. Doch das brachte ihm nichts. Er musste ruhig bleiben, also riss er sich schweren Herzens zusammen und sprach dann fordernd zu Opacho:

„D-Du hast recht! Hilf den Frauen, den alten und den Kindern aus dem Dorf! Und das so gut und schnell wie du kannst! Aber spiel hier bitte nicht die Heldin wie dein Vater! Wenn es brenzlig wird: dann rennst auch du weg! Klar Opacho?! Ich bin mir sicher Hao wird gleich hier sein, aber bis dahin müssen WIR das alles stemmen! Ich suche derweil nach Goldva und helfe danach ebenfalls den anderen! Los jetzt!“

Das hoffte er zumindest.

Er hoffte fest darauf das Hao gleich wieder da sein würde, denn alleine schafften sie das nicht. Und Opacho hatte recht: zuerst mussten die Menschen gerettet werden und Schutz finden. Das Dorf konnte warten, denn es waren nur Gegenstände und keine Menschenleben. Dann löste sich die junge Opacho von Yoh und rannte schließlich so schnell sie konnte davon. Sie hatte genau gehört was ihre Mutter zu ihr gesagt hatte und würde nun damit anfangen das Dorf zu evakuieren, so wie es im Buche stand. Denn schon immer hatten die Patcheen einen Notfallplan für sowas bereit liegen, aber halt immer gehofft das er niemals ausgehführt werden müsste. Doch nun war es passiert und sie mussten handeln und Opacho war wie geschaffen für so eine Aufgabe denn sie behielt meist einen kühlen Kopf dabei. Genauso wie sie es von Hao gelernt hatte, wenn Gefahr im Verzug war und sie dabei dennoch ihre Pflicht erfüllen konnte. Doch auch ihr Herz klopfte dabei bis zum Hals und es wurde sogar noch unerträglicher...wenn sie diese Monster durch das Dorf laufen sah die wie eine Welle über sie kamen und dabei alles verschlangen was ihren Weg kreuzte. Diese Monster...die aussahen wie Menschen, aber so anders gekleidet waren wie sie. Diese Monster...von denen Opacho wusste dass es die Himmelsmenschen waren die zusammen mit Sakutaro auf dieser Insel strandeten. Und nun waren sie gekommen. Gekommen um zu töten. Und das zeigten sie auch sofort indem sie gnadenlos die Männer ihres Stammes erschossen und ihre Wigwams dann noch in Brand setzten. Sie nicht mal halt vor den Alten machten und keine Mine dabei verzogen als sie ihnen das Leben aushauchten. Sie waren gedrillt, abgerichtet und gnadenlos...genau wie Saku es mal erzählt hatte, als er die Woche bei ihnen im Dorf war. Und nun sah Opacho das hautnah und bekam deswegen Angst. Angst um ihre Familie. Doch das hinderte sie nicht daran ihre Pflicht zu erfüllen und zu helfen wo sie nur konnte. Sie musste allen helfen und hoffte dabei fest..dass Mutter und Vater nichts passieren würde. Aber vor allem hoffte sie...das Hana in Sicherheit war und gerade so weit weg wie möglich von ihrem Dorf.

Und kurz nachdem sich Opacho und Yoh getrennt hatten, rannte dieser auch schon durch das Dorf und suchte nach Goldva. Er musste dabei wirklich aufpassen nicht in das Visier dieser Himmelsmenschen zu geraten und schlich sich deswegen eher am Rande des Dorfs entlang und im Schutz der Büsche, so wie ihrer brennenden Wigwams, als das er mitten über den Platz zu Goldva ihrem Haus wanderte. Er war mitten in diesem Alptraum gefangen und Hana war nicht da. Er wusste nicht wo er war. Schüsse knallten dabei von überall her, Feuer knisterte und brannte alles nieder was es berührte und eine schreckliche Hitze breitete sich überall um sie herum aus. Es war fast wie damals und das riss weiterhin ganz schön an Yoh seinem Verstand. Dennoch ließ er es nicht mehr an sich ran und blieb konzentriert. Weshalb er dann schließlich an Goldva ihrem Wigwam an kam, der noch nicht in Brand stand und er dann durch die Tür fetzte, so dass er rein kam. Und was er dann dort sah verdutzte ihn sichtlich den Goldva...sie saß einfach nur da.

Die alte Frau saß still in der Mitte ihres Zuhauses und hatte dabei ihre fast blinden Augen geschlossen, während sie ruhig atmete und dennoch genau bemerkt hatte das Yoh zu ihr gekommen war. Die Mutter des Fuchskindes war hier. Und diese verstand nicht warum sie dort einfach nur saß, weswegen er dann auf sie zu rannte, sich schließlich vor sie runter auf die Knie begab und danach ihre alten, schrumpeligen Hände fasste, während er laut zu ihr sprach:

„Goldva! Goldva wir müssen sofort von hier weg! Die Himmelsmenschen sind hier! Sie zerstören alles was ihnen in den Weg kommt, genau wie Sakutaro gesagt hatte und wir müssen...!“

„Ich weis.“

Kam es dann völlig gelassen von ihr und Yoh sah sie erschrocken und verwirrt zugleich an. Was? Sie...sie wusste es? Er verstand nicht ganz was sie damit meinte, aber fand nun auch wirklich keine Zeit dafür nachzufragen, denn zuerst musste er sie in Sicherheit bringen. Alles andere hatte danach auch noch Zeit! Deswegen zog er wieder sanft an ihren Händen, um sie zum Aufstehen zu animieren, aber die alte Schamanin blieb einfach weiter still dort sitzen und wirkte dabei völlig gelassen. Etwas was er nicht verstand. Warum war sie so gelassen? Doch er würde es verstehen...denn Goldva klärte ihn dann auf und sprach darauf:

„Es passiert alles so wie es passieren musste...Es war unvermeidbar und wurde in dem Moment geschaffen...als Sakutaro in unser Dorf kam.“

Als Sakutaro zu ihnen kam? Yoh runzelte nun die Stirn, denn jetzt verstand er überhaupt nichts mehr. Er wusste das Goldva irgendwie die Gabe hatte Dinge „sehen“ zu können die noch passieren könnten, aber wie stand das mit all dem hier in Verbindung und was bedeutete das für sie alle? Und so fragte er dann doch plötzlich viel zu interessiert in der Situation:

„Wie...wie meinst du das? Was hat Sakutaro damit zu tun?“

Und da öffnete Goldva wieder ihre Augen und sah ihn leer an. Aus grauen und fast blinden Augen sah sie ihn mürrisch an...Doch dann folgte ein kurzes, sanftes Lächeln und sie sprach weiter:

„Nun Dyami ist nachhause gekommen...Und immer wenn er nachhause kommt folgt darauf eine Veränderung die uns alle betrifft. Unseren gesamten Stamm. Das ist sein Schicksal, Yoh. Genauso wie es sein Schicksal war hier aufzutauchen und deinen Sohn zu treffen. Denn sie können nicht voneinander getrennt werden, meine junge Schamanin. Ihre Seelen ziehen sich gegenseitig an, ganz egal wie weit weg sie auch voneinander geboren werden und daran kann keiner was ändern. Es ist ein Fluch und Segen zugleich und sie finden wegen ihm IMMER wieder zueinander, so dass daraus dann etwas völlig Neues geboren wird. Das hier...das ist nur der Anfang von all dem. Ein Akt der Schöpfung. Er wurde geschaffen als er in unser Dorf kam und damit den Weg eingeschlagen hat den er IMMER wieder einschlagen wird und das ganz egal wie oft er auch wiedergeboren werden sollte. Er ist jetzt hier und wir sollten frohlocken, denn nun geht es weiter. Es geht weiter. Sakutaro bringt Veränderung, Tod und Trauer...aber auch Glück und eine Zukunft. Und ich...ich wusste dass er es ist, seit dem Moment wo ich mit ihm gesprochen habe. Ich wusste sofort das er und Hana...alles verändern würden was wir kennen. Doch lange war ich zu stur gewesen um zu erkennen WER vor allem dein Sohn wirklich ist. Aber nun weis ich es und es tut mir leid dass...dass ich ihm sein Leben so schwer gemacht habe. Ich habe...Fehler gemacht und schäme mich schrecklich dafür diese begangen zu haben. Vielleicht war es aber auch MEIN Schicksal gewesen das zu tun und wahrscheinlich werde ich das nie wieder bei Hana gutmachen können. Daher bitte ich dich, dich und Hao: Bitte beschützt ihn, denn sein Leben...sein Leben ist sehr wichtig damit es weiter gehen kann. Weis du...Er ist es wirklich, Yoh. Er IST der Messias für unser Volk auf den wir so lange gewartet haben. Das war er schon immer und nun muss er erst recht beschützt werden. Muss beschützt werden und das um jeden Preis! Denn er trägt die Zukunft mit sich, Yoh! Und es...es tut mir leid was ich ihm angetan habe. Doch bitte beschützt ihn. Bitte beschützt ihn. Du, Hao, Silva und Sakutaro ihr müsst ihn beschützen...“

Etwas was völlig außer Frage stand, aber warum bettelte sie so sehr darum?

„I-ich versteh nicht was...“

Stammelte Yoh dann leise und plötzlich fasste ihm Goldva mit einer Hand an den Bauch und danach griff sie wieder, mit beiden Händen, Yoh seine fester und er sah sie dabei weiterhin nur verwirrt an, denn das verstand er nur noch weniger. Was meinte sie nur?

Seit Hana geboren wurde hat Goldva ihm immer wieder sein Leben schwer gemacht. Sie hackte auf ihm rum, lastete ihm so viel Bürde und Aufgaben auf seine Schultern indem sie sagte er: wäre der „Messias“ und sie hatte eigentlich IMMER etwas an ihm zu bemängeln. Nie war er gut genug gewesen! Doch nun saß diese alte Schamanin da vor der Mutter des Blonden, der Mutter des Kindes welches sie als „Fuchskind“ verteufelte und bat um Vergebung und das er beschützt werden müsse. Sowas...hätte sich Yoh niemals auch nur erträumen können. Und erst recht nicht dies aus Goldva ihrem Mund zu hören. Deswegen verstand er einfach auch nicht was los war. Noch dazu wirkte dies schon beinahe so...als wüsste Goldva dass sie sterben würde und als wollte sie vorher noch alle Wogen glätten um in Frieden gehen zu können. Aber das ließ er nicht zu. Goldva durfte nicht sterben und Yoh würde sie auch nicht sterben lassen und schützten, deswegen nickte er auch entschlossen, half ihr ruckartig mit auf die Beine und sprach dann lauter zu ihr:

„Das kannst du ihm alles selber sagen! Ich bringe dich jetzt als Erstes aus dem Dorf und sobald Hana wieder da ist und alle in Sicherheit sind, dann wirst DU ihm das gefälligst selber sagen, hörst du?! Ich lasse dich nicht hier und erst recht nicht sterben, denn ich weis dass du genau DAS von mir verlangen willst, richtig?! Aber so läuft das nicht Goldva! Du siehst das, was du Hana angetan hast, als Sünde an?! Dann steh auch gefälligst für deine Sünden gerade und arbeite sie ab! Arbeite sie ab verdammt noch mal und so dass er dann am Ende auch keinen Zorn mehr auf dich haben wird! E-Es wird alles gut werden! Hao wird bald hier sein und alles wieder geradebiegen! So wie er es schon immer getan hat! Er wird alles wieder in Ordnung bringen!“

Goldva lächelte leicht. Sie wie immer...Hao war immer Yoh seine Hoffnung und Rettung. Doch so funktionierte dass dieses Mal nicht. Nicht dieses Mal...Goldva schüttelte dann den Kopf darauf und antwortete:

„Nicht dieses Mal, Liebes...Denn es ist nicht Hao seine Aufgabe das alles hier zu richten...sondern Sakutaro seine. Er hat diese Veränderung losgetreten und nur ER kann das auch alles wieder richten. Und er wird das richten, vertrau mir. Weder Silva, Hao, du, noch ich können das hier retten...nur er kann das. Und er wird das auch tun, denn...es ist sein Schicksal, Yoh. Er wird die Flammen ersticken und aus der Asche unseres Dorfes dann etwas Neues daraus erblühen lassen. Frohlocke mein Kind, denn...er wird euch alle retten und gemeinsam mit Hana in eine glückliche Zukunft führen. Und nur das zählt. Das allein...ist Dyamis und Annas Wesen. Ein ungebrochenes Naturgesetz unserer Götter. Lange waren sie fort gewesen, aber nun sind sie endlich wieder hier...“

Anna?

Das was sie da sagte war ein Name den Yoh schon ewig nicht mehr gehört hatte, denn es war der Name der Häuptlingstochter gewesen die sich damals, laut ihrer Legende, in Dyami verliebte hatte und sie darauf all das ebnete was sie heute besaßen. Zumindest wenn man den Legenden Glauben schenkte. Aber...spielte Goldva eben wirklich darauf an das Sakutaro und Hana...die Wiedergeburten von Dyami und Anna waren? Es klang so völlig verrückt und unvorstellbar, aber warum sollte die Alte sich gerade jetzt sowas ausdenken? Das ergab einfach keinen Sinn...

Doch er schob diese Gedanken erst mal beiseite, denn es gab gerade wichtigeres für sie. Sie mussten nämlich endlich weg und er sprach dabei noch zu Goldva:

„Wir reden später darüber, okay? Jetzt lass uns endlich gehen, Goldva!“

Und dann zog er sie auch endlich hinter sich her, raus aus dem Wigwam und damit ins Freie.

Das Feuer hatte sich derweil schon erbarmungslos über alles ausgebreitet und erhellte den Teil ihres Dschungels wie nichts anderes. Es sprang aber, den Göttern sei Dank, nicht auf die Bäume des Dschungels, um sie herum, über, sondern blieb stationär auf ihren Häusern und dem was sie erschaffen hatten. Es wirkte wie ein gezielt gesetztes Feuer und nicht eines wo man mal einfach etwas in Brand setzte und dann dabei zusah wie es sich ausbreitete. Nein, dieses Feuer war mit Absicht so entfacht worden und kaum als Yoh und Goldva aus ihrem Wigwam gekommen waren...verharrten sie auch schon an Ort und Stelle, denn sie sahen etwas vor sich stehen. Etwas was da auf Abstand zu ihnen vor dem heiligen Lagerfeuer stand und seinen Onis die Befehle gab weiter Schaden anzurichten. Er brüllte und zeigte immer wieder um sich und in Yoh seinen Augen...war es der Teufel persönlich gewesen der da so lässig stand und sich dabei auch noch umsah als würde er nach etwas suchen. Er nach einer Seele suchte die er dann gnadenlos verschlingen könnte.

Dieser Mann dort war nicht sonderlich groß, aber dafür kräftig und dicker gebaut. Auch wand er dann plötzlich seinen Blick zu der Schamanin und Goldva hinter. Lugte dabei über seine rechte Schulter zu ihnen und lächelte dann plötzlich. Es war ein fieses und böses Lächeln, was sich dort auf seinem Gesicht ausbreitete und somit Yoh sofort einen Schauer über den Rücken laufen ließ den er seinen Lebtag nicht mehr vergessen würde. Es war ein rücksichtloser Blick, der klar machte: dass ihn nichts und niemand in diesem Dorf kümmerte und er nur dort war wegen seiner eigenen Belange. Welche das auch immer sein würden. Und Yoh hatte es in dem Moment endlich verstanden. Denn er war es...Er war es wirklich.

Lange waren sie diesem Teufel entkommen, der da draußen auf sie gelauert hatte, aber nun war er hier und fing an ihnen alles was sie lieb gewonnen hatten zu nehmen. Stück für Stück. Und auch seine zwei Onis neben ihm, die dabei bis an die Zähne bewaffnet waren, drehten sich dann mit ihm gemeinsam um und sahen ebenfalls die zwei Patcheen nur an. Bis sie dann ihre Donnerwaffen anlegten und auf sie zielten, aber nicht abdrückten. Es waren offenbar seine zwei Leibwachen die ihn beschützten und Yoh wusste in dem Moment auch sofort: Das sich besser nicht bewegen sollten und es wahrscheinlich nun sogar die klügste Option wäre einfach nichts zu tun. Irgendwas in seinem Blut sagte ihm das einfach nur still dort stehen zu bleiben. Also tat er das auch, aber er stellte sich dennoch langsam schützend vor die alte Goldva und sah dann leicht wütend vor sich zu diesem Teufel der von hinter dem Horizont zu ihnen gekommen war. Sah zu dem Bösen das nun dort verhöhnen vor dem heiligen Lagerfeuer stand und nicht einfach mehr geläutert werden konnte, egal wie nahe er diesem auch kam.

Und dann zeigte der dicke Mann auch schon auf sie und sprach dabei viel zu freundlich und zugleich verhöhnend dass einem nur noch mehr bange wurde:

„Ah! Sieh mal einer an! Schön zu sehen das es einigen doch noch gut geht!...Denn ich dachte wirklich schon, zumindest für eine Sekunde, dass ich nun selbst da raus in den Wald gehen müsste und mir somit jemanden erjagen um endlich Antworten zu bekommen. Aber das hat sich hiermit wohl erledigt, was? Was für ein glücklicher Zufall doch für mich, nicht wahr?“

Antworten? Worauf wollte er denn bitte Antworten?!

Yoh sah ihn plötzlich sehr sauer bei der Aussage ab und fauchte dann schon ungewöhnlich aufgebracht, was nämlich so überhaupt nicht seine Art war, zu ihm rüber:

„Was?! Wer bist du?! Was willst du und warum tust du das alles?!“

Der Mann steckte dann locker seine Hände in die Hosentaschen und sah zu ihnen rüber. Er wirkte sehr überlegen, so wie er dort stand und es war nicht von der Hand zu weisen dass er gerade wirklich alle Trümpfe in der Hand hielt und sich demnach auch so fühlen durfte als wäre er jedem überlegen. Und das eben waren viele Fragen gewesen die ihm da zugeworfen wurden...Aber auf die er gerade keine Lust hatte zu antworten und er stattdessen nur darauf ablenkend sprach:

„Also könnt ihr doch unsere Sprache sprechen...Spannend, aber das ist auch sehr gut, denn nur das macht es uns doch gleich so viel besser und wesentlich einfacher zu verhandeln. Oder sagen wir mal: dass IHR auf meine Forderung eingehen werdet, denn eine andere Wahl habt ihr sowieso nicht mehr, richtig? Denn wenn ich mich so umsehe...dann wäre es nun wirklich sehr blöd sich jetzt gegen mich zu stellen und nicht zu kooperieren. Und das sollten selbst Wilde wie ihr sehen können, oder?“

Wilde? Forderung? Was für eine Forderung? Wovon sprach er da und was wollte er nur?

Yoh stand nun offiziell auf dem Schlauch und hatte wirkliche keine Ahnung mehr was genau hier gerade abging. Doch egal was es auch war, er blieb dennoch standhaft schützend vor Goldva stehen und rührte sich nicht vom Fleck. Und das war auch keine Option, denn die zwei Männer, neben dem Teufel, hatten bereits schon länger angelegt und zielten mit ihren Waffen auf ihn. Machte er nun nur eine falsche Bewegung waren damit also die Lichter schneller aus als er gucken konnte. Und seltsamerweise, obwohl er so in die Enge getrieben war und ausgeliefert dort stand...hatte Yoh dennoch keine Angst. Er hatte keine Angst, denn das da vor ihm war ein Mensch und Menschen hatten, in der Regel, Gründe dafür warum sie so grausame Dinge wie diese taten, so wie jedes andere Lebewesen auch auf dieser Welt. Aber mit Menschen konnte man reden, im Gegensatz zu Tieren, also wollte Yoh reden. Und er war sich vor allem sicher: dass er so auch bald erfahren würde wieso der das alles tat, denn er wusste auch: wenn der Kerl da drüben nicht wirklich was WICHTIGES von ihnen wollte, dann wären sie schon längst alle tot und würden nicht mehr hier stehen um überhaupt erst die Möglichkeit zu bekommen mit ihm sprechen zu können. Nein er wollte definitiv etwas was ihm sehr wichtig war und nur das hielt gerade noch seine Hand zurück. Und der Mann schien sich auch noch sehr sicher zu sein dass er es bekommen würde, wenn er nur an einigen Hebeln zog und mit Yoh und Goldva sprach. Okay. Er wollte also reden? Fein, Yoh tat ihm den Gefallen und wollte dann deswegen langsam einen Schritt auf ihn zu machen. Doch es war dann nicht die Schamanenkönigin, die darauf einen Schritt vor machte um mit ihm sprechen zu können...sondern Goldva, die plötzlich links von Yoh aus dessen Schatten trat und langsam humpelnd nach vorne lief, ganz ohne ihren Stock und dabei die Hände auf ihren Rücken faltete während sie zu dem Teufel vor sich sah. Yoh war darauf erschrocken, wegen dem was sie da tat und wollte sie stoppen.

Aber dann blieb Goldva auch schon plötzlich, nur gut einen Meter links vor ihm, stehen und sprach darauf:

„Ich weis wer du bist. Wir alle wissen wer du bist, denn du bist der vor dem uns Sakutaro hat warnen lassen. Du bist Kaizo und gekommen um uns zu vernichten, nicht wahr? Aber ich sage dir hier und jetzt: Dass du zu spät kommst. Unsere Heimat jetzt noch weiter niederzubrennen und uns damit zu töten, wird dir nichts nützen, denn auch DU kannst deinem Schicksal nicht mehr entkommen. Alles dreht sich bereits und ist am Laufen wie es sein sollte...Doch vor allem ist das was du suchst nicht hier. Es ist nicht hier...und genau deswegen wirst auch du niemals das bekommen was du willst, du Teufel aus der anderen Welt. Du kannst nichts aufhalten und Sakutaro wird kommen und uns dann alle vor DIR beschützen. Es ist sein ewiges Schicksal uns zu beschützen.“

Sakurai würde sie beschützen? Klar mit ner Armee im Rücken könnte das vielleicht was werden, aber nicht nur mit diesen vier Stümpern die immer zu an seinen Hacken hingen. Eher standen Sonne und Mond gleichzeitig am Himmel. Kaizo sah sie darauf nur etwas gelangweilt an und seufzte dann.

Okay, wer genau war noch mal diese alte Krähe, dass sie so große Töne spuckte und sich ihm bewusst mutig in den Weg stellte? Hatte sie hier was zu sagen? Oh mann dieses Fossil konnte sich ja kaum selbst auf den Beinen halten. Wahrscheinlich war sie mal das Oberhaupt gewesen. Kaizo konnte sich das gut vorstellen, so wie sie sprach. Aber es war auch egal wer sie nun eigentlich war, denn er kicherte darauf nur kurz auf wegen ihrer Ansprache und sprach dann wieder zu ihr, während er mit der rechten Hand auf seine Brust zeigte:

„Okay, moment mal: Mich aufhalten? Sakurai soll MICH aufhalten? Da verstehst du aber etwas komplett falsch, denn ER hat mich erst dazu EINGELADEN hier zu sein, du altes Fossil! Wow, ihr seid ja wirklich ulkig, wisst ihr das? Und total verblendet. All das, was ihr um euch herum seht, ist nur passiert weil ER das in die Wege geleitet hat, mit dem was er tat! Und: oh ja Sakutaro hat wirklich einen verdammt großen Fehler damit begangen! Einen gewaltigen Bock geschossen wenn ihr mich fragt. Und einer wegen dem ich jetzt offiziell hier bin und ihn euch auch gerne „abnehmen“ möchte. Natürlich nur aus reiner und übergroßer Herzensgüte wohl gemerkt. Also: Ich nehme euch dieses Problem gerne ab und dazu brauche ich lediglich nur jemanden der mir die Hand reicht und mitspielt und dann können wir das alles hier vergessen und einfach wieder alle unserer Wege gehen. Klingt doch gut, oder nicht?“

Zu gut sogar...und definitiv sowas von erstunken und erlogen.

Es war alles sehr wirr und Yoh war sicherlich gerade der Einzige der nicht ganz mitkam um was es hier eigentlich gerade ging. Doch wie konnte er auch, denn er hatte nun mal nicht das Wissen was Kaizo und Goldva gerade so besaßen. Er stand lediglich dabei und fragte sich nun: Was er nur dagegen tun sollte und der Kerl eigentlich von ihnen wollte? Und Goldva musste Kaizo noch nicht mal kennen um gebaut sehen zu können dass er ihr dreckig ins Gesicht log.

Er log und das hier war noch lange nicht vorbei nur wenn sie ihm entgegen kommen würde, denn dafür gab es keinen Grund und Kaizo hatte bereits schon alle Karten in der Hand, also warum sollte er so einen Deal machen? Das ergab definitiv keinen Sinn. Nein, er würde nicht einfach abhauen und sie dann in Ruhe lassen, wenn er das hatte was er wollte, denn danach drehte er ihnen nur noch schneller den Hahn zu als er es eh gerade schon tat. Dieser Mann war aufs Töten aus. Und er würde jeden von ihnen gnadenlos hinrichten lassen, so wie er es eben schon angefangen hatte, egal ob er das bekam was er wollte, oder eben nicht. In dieser Hinsicht war ihn hinhalten und nicht das geben was er wollte, gerade wahrscheinlich genau das was ihnen Zeit verschaffen würde. Ihnen und auch Sakutaro. Was auch der Grund war warum die alte Goldva dann natürlich nicht auf sein Angebot einging und deshalb nur den Kopf schüttelte. Sie schüttelte ihn und das war damit ihre letzte und finale Entscheidung um zu helfen, denn ihre Zeit war nun offiziell um. Sie hatte es so vorausgesehen und wirklich lange genug gelebt, genug Patcheen auf diese Welt geholfen und sie dann noch geleitet...um nun endlich gehen zu können. Sie ihrem einzigen Sohn und erst recht Hao damit den Stamm übergeben konnte, mit dem Wissen in der Seele: dass sie alles schon regeln würden und unter Kontrolle hatten. Und alles was sie jetzt gerade noch tun könnte, ihre letzte Tat...war die Zukunft zu beschützen. Hana und seine Familie zu beschützen. Denn Goldva...hatte ihn ja vor Stunden noch aus dem Dorf verschwinden sehen. Und zum ersten Mal...war es das gewesen was er tun sollte um sicher zu sein. Zum ersten, verdammten Mal.

Also sprach sie darauf abschließend und voller Zuversicht, dass alles gut werden würde, zu Kaizo:

„Egal was du auch versuchst: Du kannst es nicht mehr stoppen. Sakutaro hat bereits alle Steine ins Rollen gebracht und diese dann auch endlich an ihren rechten Platz gesetzt wo sie hingehören. So wie es schon immer sein sollte. Und es wird nun keinen Unterschied mehr machen ob du mich jetzt tötest, oder auch nicht, denn dein Schicksal war in dem Moment besiegelt als du hier her kamst und uns angegriffen hast. Er wird dich stoppen Kaizo Oume...und dafür sorgen dass du niemanden der Patcheen jemals mehr schaden zufügst.“

Kaizo sah sie dann nur still an.

War das so, ja? Wollte die Alte ihm gerade echt verklickern dass das alles Schicksal war was gerade hier ablief? Alles so ablief wegen einem nutzlosen Trottel wie Death Zero? Das war wirklich schwer zu glauben und wenn dann musste es echt ein schlechter Scherz von Gott an sie gewesen sein, denn offenbar...mochte er dieses Völkchen nicht wenn er einfach so hier rein spazieren konnte und sie sich dann noch wehrlos seiner Wut ergaben und dabei abknallen ließen.

Und Kaizo lachte plötzlich innerlich, denn er glaubte das alles selber auch nicht was sie da sagte, weswegen er dann schnaufte und darauf antwortete:

„Oh mann. Und hier stehe ich und dachte wirklich man würde es mir nur EINMAL einfach machen im Leben. Aber offenbar läuft das nicht so und ich muss mir mal wieder alles erkämpfen, was? Heh, Sakurai und mich aufhalten, du bist wirklich zu drollig. Ein Mann wie er KANN mich nicht stoppen, denn ich habe bereits jetzt schon ALLE Trümpfe gegen ihn in der Hand! Er hat schon längst verloren. Wie auch immer, aber weist du was? Du hast wirklich damit recht du alte Schrulle, denn es bringt mir sicherlich nichts ob ich dich nun töte, oder halt nicht, aber eine Sache bringt es mir dann doch irgendwie schon...“

Er machte darauf dann eine schnelle Bewegung und danach...danach knallte ein lautes Geräusch durch das Dorf. Laut und erbarmungslos, so das Yoh sofort das Herz in den Magen rutschte, einfach weil es so laut gewesen war und er schließlich zusammen zuckte. Aber dann noch...weil er sie fallen sah. Denn wie in Zeitlupe und kurz darauf, sah er vor sich wie Goldva fiel. Sie um fiel und neben dem schrillen Fiepen in seinem Ohr, was durch den Schuss gekommen war der auch an ihm vorbei knallte, eben weil er durch Goldva durchgegangen war, hörte er noch sein Herz donnern als die Frau, die er von klein auf kannte und die ihm immer mit Rat zur Seite gestanden, ja auch bei der Geburt seines Sohnes geholfen hatte...nun leblos zur Seite klappte und dann auf dem warmen Boden aufschlug. Und es war ein schreckliches Geräusch gewesen, wie von einem Sack voller Ernte von den Feldern, den man dann einfach fallen ließ. Tja und dann lag sie da...und regte sich einfach nicht mehr. Sie regte sich nicht mehr, denn der Schuss hatte nämlich sauber gesessen und das getroffen was einen sofort umbrachte...nämlich das Herz.

Yoh sah die rote Blume, die dort an ihrem Rücken erblühte. Dort wo das Herz lag und fing dann an zu bibbern. Sie...Goldva sie war fort. Sie war...

Kaizo dagegen vollendete dann seinen Satz und sprach kalt, so wie auch verhöhnend:

„...Denn es tut mir gerade nämlich verdammt gut einfach mal ordentlich Dampf abzulassen, du alte, vorlaute Krähe...Na? Hast du das auch kommen sehen mit deinem Schicksals Müll den du da gebrabbelt hast?!“

Und dann brüllt Yoh.

Es war ein kurzes, aber schmerzhaftes Brüllen und er wollte am liebsten sofort losrennen und zu ihr. Wollte ihr helfen, auch wenn es eh nichts mehr bringen würde, doch er verharrte an Ort und Stelle, denn Kaizo zielte danach sofort mit seiner Waffe, die er eben von seiner Hüfte gezückt hatte, auch schon auf ihn und fauchte ihn dabei noch an:

„DAS würde ich lieber nicht tun, Freundchen! Es sei denn du möchtest auch ne Kostprobe von dem abhaben was sie eben erleben durfte, denn ich bin gerade sowas von richtig in der Stimmung euch einfach ALLE über den Jordan zu jagen und das nur weil KEINER richtig zuhört!! Spreche ich Chinesisch, oder was?! Warum muss ich, verdammt noch mal, immer alles dreimal sagen bis es bei anderen ankommt?!“

Und Yoh sah dann wieder von Goldva weg und sauer zu ihm, weswegen Kaizo endlich mal das Gefühl bekam dass ihm jemand zuhörte. Na endlich, er hatte Gehör, weswegen er darauf dann sauer weiter sprach:

„Denkt ihr echt ich wackel einfach mal so persönlich mit meinem Arsch hier raus?! Raus in diesen dreckigen Dschungel weil ich Spaß daran habe?! Weil ich Bock auf Sightseeing habe, oder so?! Das ich einfach mal hier her komme, nur so, nur um ein paar Wilde persönlich abzuknallen, wenn doch meine Männer vollkommen in der Lage sind das alleine packen können?! Bringt mich nicht zum Lachen, denn ich könnte nämlich gerade gemütlich daheim auf meinem Thron sitzen und dabei genüsslich was zu Mittag füttern! Aber NEIN ich komme PERSÖNLICH hier aus um mit euch Wilden zu verhandeln und damit den Scheiß selbst in die Hand zu nehmen!! Und warum tue ich das?! Weil es verdammt noch mal WICHTIG ist!! Also strapaziere meine Geduld bloß nicht noch länger Freundchen, denn ansonsten wird es bei dir NICHT so schnell gehen und wesentlich länger dauern als bei dieser alten, toten Schlampe da im Dreck!! Also sag mir endlich wo das ist was ich suche!!“

Und damit waren sie wieder am Anfangspunkt angekommen mit dem alles begonnen hatte, denn Yoh hatte weiterhin KEINE AHNUNG was der nun suchte! Immerhin hatte Kaizo es noch nicht mal mit einer Silbe erwähnt und einfach nur um sich geballert wie ein verdammter Rambo! Und die Schamanin stand nun völlig allein da und wusste noch immer nicht was sie tun sollte. Wie sie aus dieser Lage wieder raus kam und wie sie...!

Aber Kaizo sein Brüllen gegen Yoh und seine gefährlichen Drohungen, wurden genau in dem Moment schlagartig unterbrochen als ein dumpfes Geräusch links von ihm ertönte. Nämlich in der Sekunde...als ein Pfeil dicht neben ihm in den Kopf einer seiner Männer einschlug und damit dessen Leben auslöschte, der Himmelmensch darauf zusammen sackte und dann zuckend und tot neben ihm am Boden lag, als Kaizo nur so zu ihm runter sah und ruhiger blieb als es manch ein anderer sein würde in der Situation.

Es war ein verdammt schneller, lautloser und tödlicher Pfeil gewesen. Einer der sogar dafür Sorge dass auch Kaizo kurz aufzuckte, als er einschlug und sich dann hektisch nach dem Schützen umsah. Er nach dem suchte der da so kackdreist auf sie geschossen hatte. Und er fand ihn dann auch schon...als der danach nämlich von einem Baum gesprungen kam und rechts neben Yoh auf dem Platz landete und dann aufrecht dort stand und bereits wieder einen neuen Pfeil dabei zog. Er dies sogar bewusst getan hatte nur um damit die Aufmerksamkeit von der Schamanenkönigin wegzulenken und ihr so eine Lücke zur Flucht zu erschaffen. Damit bewusst das Feuer auf sich lenken würde. Also stand er dort und legte gerade wieder einen neuen Pfeil an als die Schamanin dann genau zu dem Schützen sah, sie ihn kannte und dann deswegen auch in voller Sorge seinen Namen schrie.

Sie brüllte unter Sorge und den Tränen nahe:

„HAO!!“

Kurz darauf setzte sich der Häuptling auch schon wieder in Bewegung und versuchte auch in dieser zu bleiben, während er wieder zielte.

Hao wusste worauf er sich eingelassen hatte und das würde nicht leicht werden, wenn sogar fast unmöglich. Er war zwar körperlisch schnell auf den Beinen unterwegs und robust, dass war er schon immer gewesen, aber er konnte einfach nicht schneller sein als eine automatische Waffe die Patronen verschoss, weswegen er sofort schneller handeln musste als sein Gegner und er dann wieder brüllend einen Pfeil von der Sehe schnellen ließ. Dieser war aber etwas unkontrollierter und weniger gezielt gewesen, eben weil er sich bewegte und dieses deshalb auch nur in dem Bauch des Mannes rechts von Kaizo einschlug, als in den Kopf wo er eigentlich hin sollte und der dann schreiend zu Boden ging. Er kniete dort und hielt sich dann röchelnd seine Hände an die Wunde in der noch der Pfeil steckte, ließ die Waffe damit fallen und ermöglichte eine Lücke. Eine die Hao nutzte. Er konnte vorher zwar nicht besser zielen, aber es hatte dennoch gewirkt und nun fasste er sich wieder einen Pfeil, legte erneut an und traf darauf dann wieder in einen Kopf, in den des Mannes auf dem Boden und tötete somit die zweite Wache neben Kaizo. Aber der...der blieb locker. Alles ging zwar so verdammt schnell und gnadenlos, aber dennoch blieb der General ganz ruhig und nutzte einfach nur seinen Moment in der Sekunde aus...als der Wilde seinen Mann neben ihn erschossen hatte und Kaizo selber dann wieder anlegte wegen der Lücke die sich ihm da bot. Denn dummerweise...konnte man sich nicht um zwei Männer gleichzeitig kümmern und musste auch mal nachladen. Und besonders bei einem Bogen dauerte das etwas. Was Kaizo dann auch schon geschickt ausnutzte... als er darauf hin abdrückte.

Er drückte einmal eiskalt ab und die Patrone verfehlte auch nicht ihr Ziel, denn sie traf Hao nämlich in die linke Schulter. Der brüllte danach auf, ließ darauf auch schon den Bogen fallen und ging dann viel zu schnell auf die Knie. Es war als hätte ihn ein Blitzschlag getroffen, oder als würde man ihm ein heißes Eisen in die Haut rammen. Auf jeden Fall war es ein unglaublicher Schmerz gewesen den er noch zuvor nie erlebt hatte. Er war schrecklich brennend und die Realisation dass Hana dies auch mal erlebt hatte...tat Hao plötzlich furchtbar weh. Denn so fühlte es sich also an angeschossen worden zu sein. Das hatte...sein Sohn also durchgemacht?

Und Yoh schrie dann auch schon wieder.

Er schrie einfach laut los als er sah wie Hao angeschossen wurde und wie sich darauf dann eine rote Blume in der linken Seite seiner Schulter ausbreitete und diese seinem Gatten Schmerzen verursachte. Zeigte dass er angeschossen worden war und Yoh konnte einfach nicht mehr anders als zu ihm zu rennen. Denn sein Körper bewegte sich plötzlich von ganz allein und wollte instinktiv zu seinem Lebensgefährten. Zu dem Mann den er liebte und zu dem er gehörte, so dass er dabei alle Warnungen und Gefahren ausblendete und in den Wind schlug. Er nur noch rannte und dabei immer und immer wieder seinen Namen schrie. Hao seinen Namen schrie, bis er dann endlich bei ihm angekommen war und sich danach gegen ihn drückte. Er drückte ihn, bibberte und sah sich dann auch schon die Wunde an, packte diese dann sanft an den Rändern, mit beiden Händen, während er dabei panisch sprach:

„HAO!! Es wird alles gut!! Es wird alles gut, Hao!! Bitte bewegt dich nicht!! Nicht bewegen Hao!!“

Doch Blut floss weiterhin nur dickflüssig zwischen seinen Fingern hindurch und machte Yoh damit noch mehr schreckliche Angst und auch klar: dass sein Mann verletzt war und das noch nicht mal leicht. Es würde ihn zwar noch nicht umbringen, aber wenn er nicht schnell genug handelte dann könnte der Blutverlust ihn vielleicht...! Doch er konnte gerade nichts tun! Er musste zwar die Blutung stoppten, doch wie konnte er wenn sie in dieser Lage festhingen?! Denn Kaizo würde sicherlich nicht nur tatenlos daneben stehen und ihn dann einfach machen lassen!

Und genau in der Sekunde wollte Hao verbissen an Yoh vorbei fassen und wieder nach seinem Bogen greifen, aber wurde schließlich daran gehindert als dann vor ihm, genau vor seiner Nase, auf seinen Bogen geschossen wurde und plötzlich eine Patrone in diesen donnerte. Er brach darauf in zwei und Hao erstarrte dabei. Er hielt sofort inne, denn er wusste genau...der Nächste würde garantiert ihn treffen und das eben war sicherlich nur ein Warnschuss gewesen. Um die Fronten zu klären und damit auszusagen: ICH habe hier das Sagen und es wird nach meinen Regeln gespielt!

Hao seine Gattin drückte sich dann auch wieder vor Schreck an ihn, wegen dem lauten Knall der ertönt war und sah dann dabei verängstigt über ihre linke Schulter zu Kaizo hinter, der nun auf sie zuschritt und beide noch immer, mit gezückter Waffe, im Visier hatte. Er sah vor allem nicht sonderlich amüsiert darüber aus das Hao offenbar gerne weiter kämpfen wollte, aber er drückte dennoch nicht ab und sprach stattdessen nur im Gehen zu ihnen:

„So...Du bist hier also das Alphatier, richtig? Woher ich das weis? Nun sagen wir mal: ich RIECHE sowas einfach. Und um ehrlich zu sein strahlst du das auch aus. Du bist ein Mann der, normalerweise, alles im Griff hat, nicht wahr? Ein starker Anführer und einer der weis wie der Hase so läuft. Tja...wie fühlt es sich an mal nicht die Zügel in der Hand zu halten, hm? Zu sehen wie ICH dein Zuhause auf den Kopf stelle und du NICHTS mehr dagegen tun kannst als dort zu knien und dich mir zu unterwerfen? Was eigentlich schade ist und hätte anders laufen können, denn du hattest eben wahrlich eine grandiose Chance gehabt alles zu beenden. Aber dummerweise hast du sie in den Sand gesetzt und einfach nur weil du denselben Fehler gemacht hast den einfach jeder macht. Denn du hast nicht den Rumpf der Hydra angegriffen...sondern dessen Köpfe. Blöd gelaufen, oder? So kleine Entscheidungen die so einen riesenhaften SCHADEN anrichten können, nicht wahr? Aber schön dass wir uns mal so von Angesicht zu Angesicht treffen, denn ich hätte da etwas Wichtiges mit dir zu besprechen! Und mit wem kann man das besser tun als mit dem Mann des Dorfes, hm? Also...kommen wir doch mal zum Punkt warum ich genau hier bin und mir diese ganze Scheiße hier eigentlich geben muss! Denn ich suche nach etwas. Und ich drücke mich nun klar und deutlich aus, so dass es wirklich JEDER Trottel von euch auch raffen sollte: GEBT MIR WAS ICH WILL und dann ziehe ich auch schon von hier ab...Nun zumindest fürs Erste.“

Diese elende Schlange die sich da in ihr Dorf geschlichen hatte...

Es war kein Geheimnis dass Hao innerlich kochte vor Zorn und man sah ihm das auch an wie wütend und schmerzhaftschnaufend er dort kniete. Die Wunde in seiner Schulter brannte und er konnte nichts dagegen tun um es zu bessern. Konnte nicht mehr gegen den Schmerz ankämpfen, geschweige denn überhaupt kämpfen, denn er war nicht nur verletzt worden, sondern auch noch entwaffnet und noch oben drauf war Yoh bei ihm und dieser Mann...er würde ihn erschießen. Hao war sich ganz sicher das der Typ Yoh einfach erschießen würde wenn der nur eine falsche Bewegung machte. Also schwieg der Häuptling und sah dann nur wehrlos dabei zu wie Kaizo plötzlich etwas aus seiner linken Hosentasche zückte.

Er hielt es vor sich, wedelte dann leicht damit und sprach dabei einfach weiter:

„...Es kann ganz schnell gehen, oder auch nicht, denn dass liegt jetzt nur noch an dir großer Häuptling. Und ich habe garantiert nicht diesen weiten Weg in euer Loch gemacht nur um euch dann persönlich und weil ich mir gerne die Hände schmutzig mache, abzuknallen, denn dafür habe ich eigentlich meine Männer und definitiv keine Lust darauf! Nein, nein...ich bin DESWEGEN hier!“

Er wedelte wieder mit dem Gegenstand in seiner Hand und rückte dann endlich mal mit der Sprache raus was er eigentlich wollte...Und was genau sein Ziel war...

Kaizo fuhr erneut fort:

„Und ich werde bekommen was ich will...Das tue ich nämlich immer...Heh, witzig das habe ich übrigens auch zu Sakutaro gesagt, diesem elenden Verräter, als er vor gut zwei Wochen so schlotternd vor mir im Zelt gestanden hat! Aber wie auch immer: Der bekommt auch noch seine Packung sobald er wieder bei mir ist...Gebt mir was ich will und ich lasse euch, fürs Erste, noch eine kleine Chance erstmal um euer Leben zu rennen und euch schließlich in einem anderen Loch zu verkriechen. Zumindest solange bis ich euch wiedergefunden habe. Also, zum ERSTEN und LETZTEN Mal: SAGT MIR WO SIE IST UND RÜCKT SIE GEFÄLLIGST RAUS!“

Sie?

Und dann warf er das, den Gegenstand den er da in seinen Händen gehalten hatte, auch schon den zwei Patcheen vor die Füße und blieb dabei nur gute zwei Meter von ihnen entfernt stehen und zielte danach direkt auf Hao seinen Kopf, nur um auch sicher zu gehen dass der nicht doch noch versuchte wieder auf die Beine zu kommen. Und Hao...sah mit Schrecken das an was ihnen da vor die Füße und auf dem Boden geworfen wurde. Denn er erkannte was es war. Er wusste nicht genau was das für ein Gegenstand war...aber er erkannte jemanden auf diesem...nämlich seinen Sohn. Er erkannte Hana darauf. Das Licht der Flammen um sie herum enthüllte ein Bild von ihm.

Hao wusste natürlich nicht dass es sich um ein Foto einer Selbstbildkamera handelte und die noch dazu ein sehr unglückliches Bild von Hana geschossen hatte. Eines auf dem man sein Gesicht zwar gut erkennen konnte, aber mehr dann auch nicht. Fast schon so...als wäre das Foto ausversehen gemacht worden und nicht beabsichtig gewesen. Doch er war es. Es war Hana auf diesem Bild und auch Yoh sah nun voller Schrecken auf das Foto von seinem Kind vor sich am Boden und zuckte dabei erschrocken zusammen. Hana? Er...er war wegen ihm hier. Kaizo...wollte Hana! Das dämmerte nun Mutter und auch Vater fast gleichzeitig in dem Moment. Aber warum genau wollte er ihren Sohn? Warum brannte er alles wegen Hana nieder und warum...nannte er ihn ein Mädchen? Nichts davon ergab Sinn und es war auch egal gewesen, denn Hao keucht plötzlich vor Wut neben seiner Gattin auf. Hana...Es ging wirklich alles immer und immer wieder nur um seinen Sohn Hana.

Und dann fauchte er entschlossen und den Blick wieder erhoben zu Kaizo rüber:

„NIEMALS!! EHER STERBE ICH ALS DIR MEIN KIND AUSZULIEFERN!!“

Und das waren wahre Worte gewesen wie sie nur ein echter Vater aussprechen würde der sein Kind über alles liebte. Ganz egal was auch vorher so in ihrem Leben passiert war und wie viel Ärger sie schon zusammen gehabt hatten. Hao liebte Hana und daran gab es nichts zu rütteln.

Kaizo dagegen riss langsam, aber sicher, der Geduldsfaden. Aber dennoch blieb er einigermaßen ruhig, wenn auch ungeduldig und sprach darauf laut zurück:

„Ach, also handelt es sich hierbei um deine Tochter, ja?! Na was für ein lustiger Zufall dass ich nun sogar persönlich die Eltern von der Süßen am Wickel habe! Die Häuptlingstochter! Was sagt man dazu?! Sakurai legt aber auch einfach alles flach was nicht bei Drei auf den Bäumen ist, was?! Bändelt der Mistkerl mit der Häuptlingstochter an...Nun ergibt sein Verhalten auch endlich mal einen Sinn...“

Hao schüttelte darauf dann den Kopf sauer und brüllte zurück:

„Wovon redest du da, du Monster?! Hana ist...!“

„ Es ist mir scheiß egal mit was du mir noch länger das Ohr abzukauen versuchst Häuptling!! Denn ich habe dir eben eine Forderung gestellt und ich verlange gefälligst dass du mir dieses blonde Schätzchen SOFORT auslieferst, oder es wird gleich richtig ungemütlich für dich werden!! Für dich und die Kleine da vor dir!!“

Denn Kaizo hatte schnell geschnallt das es sich bei Yoh wohl um Hao seine Gattin handeln musste. Das hatte sein Verhalten bestätigt und wie er sich dabei an den Häuptling schmiegte. Auch wenn er offenbar nicht ganz sehen konnte das Yoh eigentlich mehr ein Junge war, als eine Frau. Denn immerhin wusste er nichts von ihrem besonderen Blut innerhalb der Familie.

Doch das war auch nicht von Bedeutung für ihn und er fauchte dann weiter:

„SIE ist das Ticket damit ich Sakurai endlich den Arschtritt verpassen kann den er schon immer von mir bekommen sollte!! Das ich ihn dahin katapultieren kann wo er sein sollte!! Etwas auf das ich schon so lange gewartet habe!! Und ich LASSE mir das garantiert nicht nehmen, nur weil ihr zwei Schwachmaten denkt euch MIR in den Weg stellen zu müssen!! Ich brenne euer ganzes, verdammtes Dorf und euren Wald nieder wenn es sein muss, nur dass sie dann am Ende MIR gehören wird!! Also strapaziert meine Geduld nicht noch länger, oder ich fange bei dir ein Täubchen und lasse dich so lange dabei bluten bis dein Göttergatte dann endlich mit der Sprache rausrückt!!“

Er war verrückt geworden und völlig von seiner Wut gesteuert. Wut die von etwas angefacht wurde was vor so langer Zeit mal passiert war. Wut die sein Leben lang seine persönliche Antriebsfeder gewesen ist. Die Wut...auf Sakurai und die ihm seinen Sinn des Lebens gab. Die ihn am Laufen hielt denn nichts wollte Kaizo mehr...als Sakurai leiden zu sehen und ihn dabei als persönlichen Sklaven an der Leine zu halten. Und dann schoss er noch einmal vor sie auf den Boden und Yoh drückte sich dann wieder schutzsuchend und ängstlich an Hao, der ihn danach ebenfalls schwach und zittrig vor Schmerz in seine Arme schloss, während sein Blick weiter nur stark und nicht unterwürfig auf dem Teufel vor ihnen lag. Sie waren in die Enge getrieben und konnten zwar nicht mehr viel tun, aber eine Sache auf jeden Fall noch...Und das war ihr Kind zu beschützen indem sie nichts sagten. Mal abgesehen davon dass sie auch nicht wussten wo Hana nun eigentlich war um ihm etwas dazu sagen zu können. Aber das war auch gut so. Und zum ersten Mal in seinem Leben...war Hao so froh darüber das Hana klangheimlich abgehauen war. Endlich hatte er mal das Richtige getan. Wenn wahrscheinlich auch nur unbewusst.

Aber Kaizo seine Geduld hatte sich nun offiziell dem Ende zugeneigt, weswegen er ein letzes Mal, im Zorn, zu ihnen fauchte und damit noch seinen unermesslichen Hass auf Sakurai bestätigte:

„WO IST SIE!?“

„HEY ARSCHLOCH!!“

Donnerte dann plötzlich eine Stimme über den Platz und hinter Kaizo zu ihnen.

Und als diese Stimme ertönte sah Yoh sofort erschrocken wieder auf und Hao dann ebenfalls an dem Teufel vor ihnen vorbei, denn...denn sie kannten diese Stimme nur zu gut. Und das durfte einfach nicht sein. Es durfte nicht sein! Einzig Kaizo war derjenige gewesen den es etwas verwirrt erwischt hatte in der Sekunde und er dann auch nur verdutzt über seine Schulter nach hinten sah, noch während er weiter seine Waffe auf den Häuptling gerichtet hielt. Und dann erblickte er wer dort stand...und das verwirrte ihn umso mehr. Denn Kaizo kannte dieses Gesicht das dort wütend und sauer zu ihm rüber starrte. Ihm Blicke dabei zuwarf dass er am besten sofort tot umfallen würde und offenbar nicht vor hatte zu weichen. Dieses kleine Biest, das da schnell atmend stand, ihn so dreckig beleidigt hatte und...dennoch so wunderschön aussah. Etwas Unnatürliches dabei an sich hatte. Blondes Haar das im Licht der Flammen selber wie Feuer loderte. Goldene Augen die ihn wütend musterten und dann auch noch sehr genau im Blick behielten. Und dieses Wesen sprach darauf leiser und drohend zu ihm rüber:

„Lass sie...in Ruhe.“

So wunderschön und ungezähmt.

Kaizo musste darauf kurz auf keuchen vor Lachen und dann doch noch dabei leise zu sich selbst sprechen, denn das hier war wirklich zu faszinierend für ihn gewesen. Das was er da sah war faszinierend und er sprach darauf:

„Du bist...ein Junge?...Na da brat mir doch einer nen Storch das wird ja immer spannender hier...“

Und dann stellte er sich seitlich hin, hielt aber dennoch weiter auf Hao drauf und sprach dabei dann etwas verdutzt zu der blonden Schönheit, da vor ihm, rüber:

„Also was haben wir denn nun da? Ein Mädchen? Einen Jungen? Oder doch eher ein Monster? Was bist du? Ich würde auf einen Jungen tippen, wenn ich deinen Körper so sehe aber...Nein...nein an dir ist mehr dran als das Auge gerade sehen kann, nicht wahr...Hana? Heh, ein Monster nimmt sich ein Monster zur Braut, dass passt ja wirklich gut, nicht wahr?“

Und er war es wirklich.

Hana stand dort auf genug Abstand zu Kaizo und warf ihm dabei noch weiterhin wütende Blicke zu. Dennoch floh seiner kurz rüber zu der Leiche die dort, nicht weit entfernt von seinen Eltern am Boden lag und er...er verzog dabei erschrocken das Gesicht. Denn er kannte die die dort lag. Es war Goldva...und sie war fort. Ein Schock fuhr durch seinen Körper und das obwohl er sie noch nie leiden konnte. Aber dennoch...hatte er plötzlich Mitleid und knurrte dann nur traurig auf. Aber Hana konnte dem nicht zu viel Aufmerksamkeit schenken, denn das Leben seiner Eltern hing gerade am seidenen Faden. Demnach sah er wieder zu Kaizo und war bereits sich diesem zu stellen.

Er war wirklich wieder da und das schockierte seine Eltern. All die Stunden über war er weg gewesen und nun wo er eigentlich weg bleiben sollte, da war er wieder da! Das konnte doch einfach nicht wahr sein! Und Hao besorgte, aber ärgerte das auch zugleich weswegen er nach seinem Sohn brüllen wollte. Ihn anschreien wollte dass er sofort die Beine in die Hand nehmen und wegrennen sollte! Wie dumm er doch wäre, verdammt! Doch er fand den Atmen dazu nicht und stattdessen schrie Yoh neben ihn vor zu seinem Sohn:

„HANA! Hana lauf weg!! Lauf weg Hana!! Bitte!!“

Aber die Würfel waren gefallen und nun...nun ging es nur noch um Schadensbegrenzung. Also schüttelte ihr Sohn dann den Kopf und sprach danach laut und entschlossen zu seiner Mutter zurück:

„Ich denke nicht mal daran! Ich bin nicht nachhause gekommen nur um dann wieder wegzurennen und meine Familie dabei im Stich zu lassen!! Ich habe genug davon!! Genug davon immer und immer wieder vor Verantwortung davon zu rennen und einfach abzuhauen! Und mich dann noch zu verkriechen wie ein kleines, ängstliches Kind!! ES REICHT! Ich bin jetzt hier! Ich bin hier Mutter und ich lasse euch nicht im Stich!! Weder dich, noch Vater, noch jemand anderen in diesem Dorf!! Kaizo!! Du bist doch meinetwegen hier, richtig?! Also lass gefälligst meine Eltern in Ruhe, du mieses Arschloch!!“

Er wollte kämpfen...

Und nun wand sich auch endlich Hao mal zu Wort, fauchte dann an Kaizo vorbei und schließlich zu seinem Sohn:

„Hana was soll das?! Renn sofort weg!! SOFORT HANA!!“

Denn er konnte einfach nicht verstehen woher plötzlich diese Aufopferung für den Stamm kam.

Hana sollte einfach nur abhauen, verdammt! Warum spielte er gerade JETZT den Helden!? Aber da konnte Hao sich auch mit einem Stein unterhalten, denn der würde genauso gut zuhören. Hana bewies mal wieder dass er eben ein verdammter Dickkopf sein konnte und nicht mal mehr auf die Idee kam sich einfach umzudrehen und dann zu rennen. Er war jetzt hier...und würde auch nicht weggehen, denn er hatte seinen Standpunkt nun klar und deutlich gemacht. Er würde kämpfen und zu dem stehen was passiert war. Denn es war seine Schuld gewesen und keiner...sollte mehr wegen ihm leiden. Und erst recht nicht Mama und Papa.

Kaizo kicherte dann kurz auf, weil ihn das alles so sehr amüsierte und er eigentlich nicht genug davon bekommen konnte. Es war als wäre er in einem verdammten Kinosaal und dann auch noch in der ersten Reihe wo er die besten Plätze einfach sein nennen konnte. Doch so sehr ihn das hier alles auch amüsierte, so kam er dann dennoch mal zum Punkt und wand sich demnach wieder an Hana.

Er sprach dabei zu ihm:

„Was sagt man dazu? Das kleine, blonde Monster da vorne ist von all euch Wilden auch noch das mit dem meisten Grips. Denn, im Gegensatz zu euch beiden Versagern, weis er genau was gerade das Richtige ist: nämlich kooperieren...Und so langsam verstehe ich auch was Sakurai an dir gefunden hat. Warum er so sehr für dich in die Bresche springen würde. Etwas was er noch nie zuvor für jemanden getan hat und dabei noch auf sein eigenes Leben scheißt. Ich weis warum: denn du bist hübsch, intelligent und aggressiv. Also all das worauf er steh und was genau sein Ding ist...Und dadurch das er sehr vernarrt in dich ist...bist du auch gleichzeitig mein persönlicher, kleiner Hauptgewinn um ihn jetzt so RICHTIG mit dem Rücken an die Wand zu stellen und damit auch aus seinem Loch zu ködern in das er sich verkrochen hat. Und JETZT...bist du sogar noch ganz besonders wichtig, nicht wahr Hana?“

Denn es ging hier nur um Hass und mehr nicht.

Und Hana sah ihn deswegen auch nur an und schluckte dann noch leicht vor Sorge, denn er...er wusste es. Kaizo wusste es verdammt und genau deswegen war er auch hier und veranstaltete deswegen auch so ein Chaos in seinem Zuhause. Stellte somit alle mit dem Rücken an die Wand und bedrohte zugleich noch das Leben seiner Eltern. Und das alles nur...weil er IHN wollte. Wegen dem wo er Mist gebaut hatte. Doch Hana ließ das nicht zu. Er ließ nicht mehr zu dass man seiner Familie Schaden zufügte und das alles nur weil ER daran Schuld hatte. Weil ER das heraufbeschworen hatte! Und diese Entscheidung, die er gleich fällen würde...war die Einfachste gewesen die er je hatte im Leben treffen müssen. Und bei der er sich zu hundert Prozent sicher sein konnte, dass es das Einzig richtige sein würde.

Also holte er noch mal tief Luft, schüttelte die letzten Zweifel von seiner Seele und antwortete dann Kaizo darauf:

„Du willst nur mich...Also tu ihnen nichts mehr, okay? Ich...ich gehe mit dir. Wenn es das ist was du willst, dann gehe ich mit dir! Und ich werde auch keinen Aufstand proben und einfach nur mit dir gehen, aber ich bitte dich: Tu meiner Familie nichts mehr an und lass sie gehen! Sie haben nichts mit dem hier zu tun! Sie wissen von nichts!“

Und dann sah Hao ihn fragend, aber leicht geschwächt dabei an, denn er fühlte wie langsam seine Kräfte schwanden und der Blutverlust anfing sich bemerkbar zu machen. Dennoch sah er weiter zu seinem Sohn rüber und fauchte dann sichtlich verwirrt und fragend zu ihm:

„WOMIT haben wir nichts zu tun?! WAS wissen wir nicht?! Was...Was meinst du damit Hana?!“

„Hana was ist los?! Bitte rede mit uns Hana!!“

Flehte seine Mutter noch zusätzlich zu ihm, doch Hana...schwieg erst mal nur.

Wie konnte er es ihnen nur sagen? Ihnen nur sagen dass er... einfach alles verbockt hatte? Er nun hier stand und das mit sich tragen musste was er und Sakutaro gemeinsam verzapft hatten. Wie konnte er ihnen sagen...dass es ihm leid tat? Einfach alles was passiert war. Er wusste ja nicht mal wo er da anfangen sollte. Und würden ihn...seine Eltern dann noch akzeptieren und in die Arme schließen wenn er ihnen nun sagte was passiert war...?

Aber dann riss er sich wieder aus seinen Gedanken, blickte von seinen Eltern weg und danach erneut zu Kaizo, als er schließlich zu ende sprach:

„Haben wir eine Abmachung, Kaizo? Ich gehe mit dir und dafür...lässt du meine Familie in Ruhe. Du bekommst demnach auch was du willst und weswegen du hier bist! Also hör gefälligst damit auf noch mehr Blut zu vergießen, klar?! Niemand hier hat dir etwas getan! Und ich stehe zu dem was ich getan habe, also nimm mich ruhig mit! Bitte nimm mich einfach nur mit und hör damit auf! Haben...wir eine Abmachung, Kaizo?“

Und der Teufel stand einfach nur weiter da und sah ihn an...bis er dann ein Lächeln über seine Lippen gleiten ließ...und mit dem Deal einverstanden war. Heh, warum eigentlich nicht? Wenn es Kaizo nun half Hana abführen zu können, ohne dass dieser einen Aufstand dabei verübte, dann war ihm das Recht, denn er konnte sich auch noch später um den Rest dieser verdammten Wilden kümmern. Immerhin hatte er dann alle Zeit der Welt mit seinem kleinen Jackpot in der Hinterhand. Und oben drauf...hatte er nun ENDLICH das was er wollte in seinen Händen. Und dieses Mal...würde er die Gelegenheit nicht wieder in den Sand setzten Saku deswegen richtig an den Eiern zu kriegen. Jetzt und so lange wie der lebte.

Also nickte er zu dem Blonden und sprach dann darauf:

„Wenn du jetzt mit mir gehst, dann wir deiner Familie nichts geschehen. Darauf gebe ich dir mein Wort...mein kleiner Hauptgewinn...Wir haben also einen Deal.“

Einen Pakt mit dem Teufel persönlich.

Und dann bewegte er sich auch schon auf Hana zu und genau in dem Moment regte sich etwas in Hao.

Er sah wie sich dieser Teufel dort auf seinen Sohn zubewegte. Wie er drohte sich diesen zu schnappen und dann seine Seele zu holen. Und genau deswegen... konnte sein Vater nicht anders als sein Kind zu beschützen. Sein Kind...das er so sehr liebte. Also versuchte er wieder auf die Beine zu kommen und zu kämpfen, ganz egal wie!...Doch er schaffte es nicht. Der Blutverlust hatte Hao letztendlich doch im Griff und er klappte nur nach vorne, so das Yoh ihn auffangen und stützen musste, während er dabei vor Sorge seinen Namen sprach. Und als das passierte sah auch Hana dann erschrocken an Kaizo vorbei und zu seinem Vater, der echt nicht gut aussah. Aber er...er konnte nicht zu ihm. Er konnte nicht zu seinen Eltern und musste nun mit Kaizo gehen, denn das war alles was sie noch am Leben hielt. Das war der Deal. Ihr Leben lag nun in seinen Händen und deswegen blieb Hana nur stehen, sah wie Kaizo dann endlich neben ihn schritt, danach noch unbehaglich sanft seine freie Hand auf die zarte Schulter des Blonden legte und dabei sprach:

„Dann lass uns mal gehen...Hana. Denn ich denke wir beide müssen noch so einiges Vorbereiten für deinen Sakurai...Nicht wahr? Immerhin soll es doch ein „ehrliches“ und von Herzen kommendes Wiedersehen werden, oder...? Eines zu MEINEN Konditionen...“

Und er würde kommen, denn sobald Saku erfuhr dass Kaizo jetzt seinen Hana in seiner Gewalt hatte...dann würde er schon angeflogen kommen wie eine Motte zum Licht. Daran bestand überhaupt kein Zweifel, denn das war seine Natur. Er konnte einfach nicht anders, denn Sakurai war...eben schon immer ein Familienmensch gewesen. Oh und Kaizo freute sich schon so sehr darauf. Auf das Gesicht das er machen würde wenn er vor ihm stand und Hana in seiner Gewalt hatte. Er verzehrte sich danach.

Und Hana sah dann nochmal ein letztes Mal zu seinen Eltern hinter. Sah in die Augen seiner Mutter, die so traurig und verzweifelt wieder zu ihm vor blickten, während sie Hao dabei noch stützte und es tat ihm weh. Es tat Hana weh seine Eltern so zurück lassen zu müssen, aber er hatte nun mal keine andere Wahl mehr. Es war gelaufen wie es gelaufen war und nun musste er das austragen was er verbockt hatte. Deswegen schlurzte er auch noch mal und wollte sich dann endlich endgültig abwenden. Wollte gehen und sich seiner Zukunft stellen...als seine Mutter noch laut zu ihm rief:

„Hana!! Hana bitte du musst nicht...!!“

„Es ist okay!!“

Brüllte sein Sohn dann zu ihm hinter und Yoh schwieg darauf.

Und dann...dann folgte ein Blick von Hana, der den Magen seiner Mutter nun förmlich zerreißen wollte. Es war ein trauriger, aber auch irgendwie glücklicher Blick den Hana ihm da zu warf und den seine Mutter einfach nicht verstand. Sie verstand es nicht und genau weil der Blonde das sah...klärte er sie doch noch mal irgendwie auf bevor er ging. Was hier los war. Denn das...das war er ihr schuldig.

Und so sprach Hana zu seiner Mutter:

„Es ist okay...Mama. Ich...Ich habe viel Mist gebaut in meinem Leben, okay? Vieles was ich nicht wollte und auch damals nicht verstanden habe. Und ich mich deswegen auch heute so schäme, denn ich habe endlich erkannt was ich getan habe. Ich habe euch so viel Leid gebracht und all das hier ist MEINE Schuld, weil ich nicht auf euch gehört habe. Weil ich...nun mal bin wer ich bin und fühlte dass ich diesen Weg einfach gehen muss. Aber es tut mir dennoch leid, Mama. Es tut mir so leid...Einfach alles was passiert ist. Und jetzt stehe ich auch zum ersten Mal mit dem Rücken zur Wand und muss mich dem stellen was ich getan habe. Aber dennoch ist es okay, denn...denn nun bin ich hier und kann vielleicht alles wieder gerade biegen, wenn ich jetzt einfach mache was das Richtige ist. Ich kann...alles wieder gut machen und nun zum ersten Mal EUCH beschützen anstatt das ihr immer nur auf mich aufpasst. Und ich...ich habe Angst, Mama. Ich habe Angst davor was die Zukunft bringen mag, aber...aber ich bin dennoch so...ich bin dennoch so stolz darauf.“

Danach sah Hana auch schon wie sich sein Vater wieder schwächelnd anhob und zu ihm rüber sah...und der Kleine deswegen dann leicht lächeln musste. Es war ein sanftes und glückliches Lächeln und das wo er doch so viel Leid verursacht hatte. Er so viel Schmerz mit sich trug. Aber Hana wusste...dass alles irgendwie gut werden würde. Denn das war die Philosophie seiner Mutter...An die er fest glaubte. Und er wusste es auch einfach irgendwie selbst und genau deswegen sprach er dann auch zu seinen Eltern und ganz besonders zu seinem Vater Worte die...die einschlugen wie ein Stein der vom Himmel fiel.

Er sprach zu ihnen:

„Und ganz besonders...bin ich stolz darauf euer Sohn zu sein. Aber nun bin ich endlich mal dran und ich werde euch beschützen. Dich Mama. Und auch Papa. Ich werde einfach...alle beschützen...“

Und als er das sagte erstarrte Hao förmlich auf der Stelle, denn die Angst dass er seinen Sohn gleich für immer verlieren würde...die lähmte ihn schlagartig. Die Realisation sank immer tiefer. Aber nicht so sehr wie das was Yoh in dem Moment sah und realisierte, als Hana ihnen noch einen kleinen, süßen Hinweis mitgab. Ein sanftes Lächeln und eine kleine Geste mit der er alles nur noch schlimmer machte als es eh schon gewesen war und somit auch die Welt seiner Mutter...dabei noch völlig auf den Kopf stellte. Denn Hana...fasste sich plötzlich ganz kurz und schnell, mit beiden Händen, an den Bauch...bis er diese dann wieder dort weg zog und dann endlich mit Kaizo fortging. Und seine letzte Bewegung, noch während er ging,...war das er in seine Haare fasste und die zwei Federn aus ihnen zog. Er zog sie raus und ließ sie dann einfach fallen. Und sie glitten dabei sanft zu Boden. Die zwei Federn die zeigten dass er der Sohn des Häuptlings war. Seine Stellung zeigten innerhalb des Stammes und sie gehen zu lassen offenbarte...das Hana bereits war seine Herkunft, in diesem Moment aufzugeben...wenn dies bedeuten würde alle zu schützen. Es war das ultimative Opfer...das er gern für sie einging. Und als er davor noch an seinen Bauch gegriffen hatte, damit noch etwas andeutete und zugleich auch kein Wort darüber verlor...da brauchte es nicht noch mehr, denn er zeigte damit auf etwas...was einfach nicht sein konnte. Und dies traf seine Mutter plötzlich wie ein Blitzschlag, weswegen er dann nicht mehr anders konnte und in dem Moment schrie. Yoh schrie, jammerte und brüllte nach seinem Sohn.

Er schrie und schrie immer und immer wieder nach seinem geliebten Baby und wollte nicht akzeptieren was da gerade passierte. Das er ging und keiner ihn aufhalten konnte. Doch ihm waren die Hände gebunden und Hao war auch noch verletzt! Er konnte Hana nicht nachrennen und Hao hier verbluten lassen! Er wollte beides tun, Hana nachrennen und Hao heilen...Es war schrecklich nichts tun zu können. Und Hao wollte sich gerade wieder auf die Beine kämpfen, nur um dann kurz darauf erneut auf die Knie zu brechen. Er konnte nicht mehr. Er konnte einfach nicht mehr und Hana ging auch noch freiwillig! Dieser verdammte, sture Bock ging einfach freiwillig und ließ sie hier sitzen! Nahm alles auf seine Schultern und beschütze sie! Er tat das...verdammt noch mal ihnen zur Liebe. Dieser verdammte Trottel. Und Hao hatte es endlich verstanden. Hana war...genauso gutherzig wie seine Mutter. Und genauso treu...wie Asanoha. Und Yoh saß weiterhin nur dort, schrie und jammerte immer weiter nach seinem Hana und fühlte sich so machtlos dabei! Das alles durfte nicht sein! DAS DURFTE NICHT SEIN!

Tränen schossen aus seinen Augen und rannten seine warmen Wangen hinab, als er dann schrie:

„NICHT!! OH BITTE NICHT!! HANA!! HANA!! BITTE WIR MÜSSEN HANA ZURÜCK HOLEN!! WIR MÜSSEN!!“

Er wollte aufstehen und Kaizo nach, aber dass glich einem Todesurteil, weswegen Hao ihn plötzlich mit seiner letzten Kraft noch an beiden Schultern packte und seine Gattin wieder zu sich drehte. Er sah ihr dabei sogar schwach, aber entschlossen in die Augen, als er lauter zu Yoh sprach:

„Das...das werden wir auch!! Ich hole...ihn heim! Ich...ich verspreche es dir, Yoh...! Ich werde...!“

„NEIN! NEIN DU VERSTEHST NICHT!! WIR MÜSSEN IHN JETZT NACHHAUSE HOLEN!! BITTE HAO WIR MÜSSEN IHN HEIM HOLEN!! JETZT!! DENN ER...ER....!!“

Alles war komplett aus dem Ruder gelaufen...

Und dann ließ er den einen Satz fallen der ihre ganze Welt auf den Kopf stellen würde. Genauso wie Hana es bereits schon tat...mit dem was er ihnen eben gezeigt hatte.

Der Donner grollte in der Ferne und ein weiterer Blitz schoss direkt über ihnen durch den dunklen Mittagshimmel, der fast so aussah als wäre es schon spät am Abend. Und während der lang vermisste Regen auftauchte nun doch endlich auftauchte und anfing das Dorf zu säubern, es zu reinigen von all dem Tod und Feuer was sie heimgesucht hatte...Da wurde es auch Hao langsam klar was los war. Der Regen kam endlich...der alles wegschwemmen sollte und einen Neuanfang mit sich bringen. Und während er anfing auf sie nieder zu prasseln sprach Yoh dann völlig fertig und am Ende seiner Kräfte angekommen, das was alles verändern würde. Denn er hatte es nun auch endlich verstanden. Verstanden was Goldva die ganze Zeit über gemeint hatte und warum es so wichtig war Hana zu beschützen. Was sie ihm sagen wollte und warum Kaizo überhaupt erst hergekommen warum um Hana zu sich zu holen. Endlich...ergab alles einen Sinn. Und Sakutaro...war nun wirklich der Einzige der ihnen da raus helfen konnte. Denn es war von nun an seine Bestimmung. Immerhin hing er da genauso sehr drin und vielleicht sogar noch mehr...als alle anderen.

Und deswegen sprach Yoh zu Hao, zu dem Vater seines wundervollen Sohnes und mit bebender Stimme einen erschlagenden Satz...der alles veränderte. Und er sprach mit bebender Stimme:

„...ER IST SCHWANGER!!“



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