Tribal von Hera_Tenebrae89 (I`ll be your home) ================================================================================ Kapitel 20: Future connected ---------------------------- Hoch lebe Sakurai, werden sie mir zuschreien. Ich würde als Held gefeiert werden und dabei einfach alles aus dem Weg räumen was nicht meinem Idealen entspricht. Nichts könnte mich stoppen und kein Geist mich in die Knie zwingen, denn wenn ich nichts mehr zu verlieren habe, dann kann ich nur noch gewinnen. Man muss nur lange genug leiden und es wird dich dann am Ende befreien. Denn nur durch Herausforderungen finden wir die Stärke, die wir brauchen, um zu überleben. Es ist nicht vorbei, sondern nur ein anderer Tag an dem der Kampf von gestern weiter geht. Alle Hoffnung und Tragödien die auf uns zukommen werde ich abfangen. Denn ich bin entschlossen nicht aufzugeben und meine Bestimmung zu finden nach der ich schon so lange suche. Und irgendwo im Chaos finden wir alle wieder zu uns selbst. Denn genau dann, wenn dein Leben auf dem Spiel steht, siehst du endlich klarer. Diese Zerstörung, die wir anrichten, ist die einzige Geschichte die es verdient hat erzählt zu werden. Schwarz ist weiß und weiß ist schwarz. Richtig ist falsch und falsch ist richtig. Aber woher soll ich wissen was richtig ist, wenn DU meine Gedanken vernebelst? Ich kann nicht diesen Kampf gegen dich gewinnen. Doch kann ich das behalten was mir gehört, wenn du immer wieder die Seiten wechselst? Wie bin ich nur in dieser Situation gelandet? Wo ich dich doch angeblich so gut kenne. Und es sieht aus als würde die Wahrheit sich in deinen Augen verstecken und auf deiner Zunge sitzen. Mein Blut kocht bei dem Gedanken an dich, doch ich weis nicht was es zu bedeuten hat. Was für ein Mensch bist du dass du bei mit sein willst? Denkst du echt du kannst mich retten? Ich habe meine Seele schon vor langer Zeit an jemanden verkauft. Doch ich weis nicht mehr an wen. Du kannst mich nicht retten…Denn nichts kann jemals dieses Loch füllen das in meiner Brust klafft. Nicht einmal du mit deinen netten Worten und deinem hübschen Gesicht… Ein lautes Scheppern hallte durch den großen Hangar in dem sie sich befanden. Es war ein Ort an dem allerlei Vehikel untergebracht wurden um dort gewartet zu werden. Aber besonders gedacht war er für Flugzeuge, Luftschiffe und Helikopter des Militärs, denn dieser Hangar befand sich an einem Stützpunkt in Tokyo und dann auch noch an dem Größten den es in der Stadt gab. Lag mitten auf einem Flugplatz und in der Nähe der Startrampen in der prallen Sonne und wurde deswegen auch ordentlich eingeheizt. Man könnte eigentlich davon ausgehen, das an einem so heißen Sommertag, jeder schnell das Weite suchen würde und damit versuchte vom Hangar so viel Abstand wie möglich zu halten. Es gab zumindest Sinn denn er war nicht richtig klimatisiert und deshalb mehr wie ein Hochofen zu dieser Jahreszeit als alles andere. Niemand ging freiwillig im Sommer da rein, es sei denn man hatte einen Todeswunsch. Aber das war bei einigen offenbar nicht der Fall. Weder das Fernbleiben noch der Todeswunsch. Ganz besonders bei diesem Trio von Vollidioten, dass es irgendwie immer wieder schaffte die ganze Basis im Alleingang auf Trab zu halten und das wo sie noch so jung waren. Etwas wodurch sie auch schon so bekannt waren wie bunte Hunde. Die drei Jungs die meist nur Unruhe bedeuteten, ganz egal wo sie auch aufkreuzten, aber dennoch so talentiert waren das man offenbar gerne mal darüber hinweg sah wenn sie kleine Versionen von Mist gebaut hatten. Oder sie vielleicht auch einfach nur einen General und Ausbilder besaßen der sie nicht gleich verpfiff, besonders dann wenn sie Scheiße am Arsch besaßen. Man konnte sagen: wenn man unter dem wachsamen Schutz von General Anderson stand, dann hatte man wirklich den Jackpot gezogen. Er war ein guter General und ein aufrichtig ehrlicher Mann dem man vertrauen konnte und das obwohl er Amerikaner war und bei den japanischen Streitkräften stationiert wurde. Besonders in den Zeiten wo es zwischen Japan und Amerika so aufheizte war das ungewöhnlich. Doch er zeigte Vertrauen in seine japanischen Männer und ganz besonders in die Auszubildenden die ihm unterstellt waren und sie in seinen Arbeitsbereichen das Verteidigen der Heimat lernten. Denn Japan war für ihn mehr zur Heimat geworden als Amerika und deswegen schwor er auch dieses Land zu beschützen. Dass die drei Jungs sich also in diesen Hangar schlichen und sie sich ganz besonders an diesem Tag, ohne Kühlung dort aufhielten, zeigte schon dass sie Anderson seine Führung vielleicht etwas zu locker nahmen und noch dazu alles nicht ganz nach Prozedur lief. Klar gesagt: Sie wiedersetzten sich mal wieder heimlich wegen dem was sie gerade taten. Nämlich mit der Tatsache das Fremde nichts auf dem Gelände verloren hatten…und sie dennoch einen hier her brachten. Es war an sich so geregelt dass sich Menschen, die nicht auf den Stützpunkt gehörten und dort weder lernten oder gar stationiert waren, nicht überall rumlaufen durften wo sie wollten und sich deshalb nur in bestimmten Bereichen aufzuhalten hatten. Absolut tabu waren besonders die Wohnunterkünfte, die Trainingsanlagen und der Flugplatz für diese Menschen. Und da gab es auch keine großen Ausnahmen, es sei denn es war Tag der offenen Tür, oder eine Flugshow fand statt. Was aber nicht oft der Fall war. Es gab da strenge Regeln, denn nicht jeder durfte sehen was hinter verschlossenen Türen beim Militär passierte. Es bestand die Gefahr dass jemand Informationen ausplaudern könnte und diese dann dem Feind zusteckte und das musste um jeden Preis verhindert werden. Etwas was aber offenbar die drei Jungs wenig juckte und sie dennoch jemanden rein geschleust hatten ohne lange darüber nachzudenken. Immerhin war es für sie schon sowas wie ein Ritual geworden, denn diese Person war inzwischen fast jeden zweiten Sonntag bei ihnen im Hangar und immer dann wenn kein anderer dort arbeitete. Es sei denn der Verantwortliche, der das alles angezettelt hatte, hatte mal keine Lust auf sie. Aber an diesem Tag war es mal wieder der Fall gewesen das sie da war und so saß sie fröhlich zwischen den Jungs, saß dort und spielte mit ihnen Karten. „Hah! Royal Flush! Wieder gewonnen! Ich wusste gar nicht das dieses Kartenspiel aus Amerika so viel Spaß machen kann!“ Das Mädchen legte ihre Karten, von der Hand, auf die große Metallkiste vor sich, um die sie alle saßen und lachte dabei lieb und süß. Verschiedene bunte Chips lagen ebenfalls dort verteilt vor den jungen Menschen und waren Teil des Spiels das sie spielten. Besonders viele lagen allerdings vor dem schwarzhaarigen Mädchen und zeigen dass sie vorne lag und ihre Gegner förmlich ausgezogen hatte. Die Blicke der zwei Jungs, die rechts und links neben ihr waren, hafteten nun auf den Karten die sie abgelegt hatte und damit genau offenbarten das sie mal wieder gegen sie verloren hatten. Verdammter Mist, das war nun schon die fünfte Runde gewesen und sie hatte jede davon einfach gewonnen als wäre es Nichts und als würde sie von klein auf nichts anderes spielen! Einer der Beiden kratzte sich sogar am Hinterkopf verwirrt. Komisch. Vor gut einer Stunde hatten sie das Mädchen eingeladen ihr dieses Spiel bei zu bringen. Es machte mehr Spaß wenn es drei spielten und ein Spieler mehr, der keine Ahnung hatte, war gern gesehen um ihn auszunehmen wie einen Fisch. Doch etwas lief gewaltig schief, denn seit dem sie angefangen hatten zu spielen riss die Hübsche sie wirklich auseinander. Sie gewann ein Spiel nach dem Nächsten und wenn die Jungs das gewusst hätten, also dass sie so ein Naturtalent darin war, dann hätten sie es ihr nie beigebracht! Für sie war es schon leicht peinlich. Eben weil sie schon länger spielten und auch der Fakt…von einem Mädchen abgezogen zu werden kratzte etwas am Stolz der jungen Männer. Das durfte man echt keinem erzählen. Dennoch lächelten sie danach zu ihr, legten dann ebenfalls die Karten in ihren Händen ab, die niedriger waren als die ihrer Gegnerin und seufzten danach beide fast zeitgleich aus. Tja da konnte man wohl nichts machen. Sie war wirklich gut darin und keiner wollte ein Spielverderber, oder gar schlechter Verlierer sein und sich dann noch darüber beschweren dass sie ständig gewann, also sagten sie nichts dazu. Und obwohl jeder so seinen Stolz hatte, hielten sie den zurück und lächelten sie dann freundlich an. Hatten aber auch nicht wirklich eine andere Wahl, denn immerhin wollten sie nicht gleich in das Visier von ihrem Alpha gelangen, der ihnen dann sicherlich den Hals umdrehen würde wenn sie sein Mädchen angingen. Manchmal war Schweigen Gold und Reden eben nur Silber. Der Junge mit der Brille sagte dann zuerst was zu dem fünften Sieg und sprach beeindruckt: „Alle Achtung du bist wirklich gut im Pokern, Chiharu! Respekt!“ Das Mädchen sah lieb zu ihm rüber und antwortete darauf: „Danke Katsura! Offenbar habe ich ein Händchen für solche Spiele, was? Aber ich denke es ist vielleicht eher nur Glück.“ Entweder das, oder sie hatte wirklich einen verdammten Glücksgnom auf der Schulter sitzen. Und der Junge links von ihr, der die Haare sehr kurz geschoren hatte, sprach dann ebenso lieb zurück: „Ach was und wie du das hast! Stell dein Licht bloß nicht unter den Scheffel, Chiharu! Ich hätte nicht gedacht jemals so von einem Mädchen im Pokern abgezogen zu werden! Alle Achtung! Echt cool das du so locker mit uns Jungs abhängen kannst! Ich denke nicht viele Mädchen machen sowas in deinem Alter und sind da viel steifer.“ Naja das er das als Mann so sagte war nicht sonderlich beeindruckend, denn wann hatte er schon mal was mit einer Horde von Frauen zu tun? Geschweige denn befand sich unter diesen. Klar besaß er Vorurteile und dachte eher daran das Mädchen weniger zockten, sondern eher einkaufen gingen, zuhause Essen machten, oder halt eben über Jungs und Kleidung sprachen. Chiharu nahm ihm das nicht mal übel. Sie sah dann darauf zu dem Jungen neben sich rüber, dessen Name Sugiura war und lächelte nur weiterhin lieb und dankend zu ihm. Sie mochte ihn. Naja eigentlich mochte sie alle von Sakutaro seinen Freunden. Es stimmte schon irgendwie das die meisten Mädchen, in ihrem Alter, sich eher für andere Dinge interessierten als Karten zu spielen, oder sich über die Armee zu informieren. Lag aber auch an der Zeit in der sie sich befanden und dem Alter in dem sie waren. Immerhin war Chiharu gerade mal fünfzehn Jahre alt geworden und ihr Interesse sollte eigentlich eher bei den Vorurteilen wie Kleidern und dem Haushalt liegen, als bei eher männlichen Aktivitäten wie Flugzeuge und Waffen. Doch wenn sie ehrlich war dann war sie noch nie sonderlich ein Mädchen gewesen. Also so typisch „mädchen, mädchen“ halt. Sicher liebte sie Kleider, Blumen und sonst noch alles was junge Frauen so mochten, aber sie interessierte sich auch sehr für die Sachen die die Jungs hier so trieben. Und das ganz besonders…weil ihr Freund hier arbeitete. Obwohl Sakutaro nicht nur an diesem Ort arbeitete, er verbrachte nun auch die meiste Zeit seines Lebens auf dem Militärstützpunkt und meist sogar nur in diesem Hangar. Er lebte dort und es fehlte eigentlich nur noch das er in einem dieser Flieger schlief, denn dann wäre das Bild von einem Mann, der sein Leben dem Dienst im Militär gewidmet hatte, perfekt gewesen. Aber so krank war er dann doch noch nicht. Oder sagen wir mal so: Es fehlte nicht mehr viel dafür, aber das ließ er nicht zu. Und gerade weil er jeden Tag im Stützpunkt war, sah sie ihn nicht mehr oft und seine Mutter auch nicht, um die sie sich jeden Tag kümmerte da sie sehr schwer krank war und Saku ja nicht kommen konnte, sondern dafür sorgen musste dass das Geld beikam. Etwas womit er sichtlich, in seinem Innern, kämpfte, denn er liebte seine Mutter über alles und wollte nur ihr Bestes und die beste Medizin für sie. Chiharu war so zwei Mal im Monat, nämlich an den Sonntagen, in diesem Hangar und nutzte damit die Chance mehr über die Arbeit ihres Freundes zu lernen und zu verstehen. Und um einfach auch zu sehen was er den ganzen Tag so trieb wenn er nicht erreichbar war. Und das war er ja meistens nicht mehr, denn für Sakutaro war diese schmutzige Halle und der Stützpunkt, schon fast sowas wie ein zuhause geworden und das nur wegen der Sache mit dem Geld und weil diese Flieger hier drin standen. Diese Flieger, von denen Chiharu genau wusste dass sie den Tod bedeuteten wenn man auch nur einen Fuß da rein setzte und man sich dann damit in den Himmel erhob. Waffen die nur dazu erschaffen wurden um andere im Krieg zu töten und um Leid zu verursachen, was sie mehr als alles andere nicht sehen wollte. Und auch jetzt konnte sie diese wieder hinter sich stehen sehen, wenn sie weiter hinter in den Hangar sah, denn sie saßen sehr weit vorne am Eingang wo das große Tor offen stand und man draußen die Hitze über die Landebahnen flimmern sehen konnte. Diese grünen Werkzeuge des Todes…die hoffentlich nie eingesetzt werden müssten. Es war ein ungewöhnlich heißer Tag an diesem Sonntag gewesen und sie trug deswegen auch ein sehr dünnes und ärmelloses Kleid, das in blau schimmerte und somit für etwas mehr Abkühlung sorgte, wenn dann mal ein kleines Lüftchen ging. Die Jungs dagegen trugen aber ihre grünen Ausbildungsanzüge, die schon fast wie ein Fliegeranzug aussahen und hatten jeweils den oberen Teil ausgezogen, ihn runter hängen lassen und um den Bauch gebunden, weil es auch für sie langsam echt zu heiß geworden war. Somit trugen sie oberhalb nur noch weiße und leicht verschwitzte Hemden ohne Ärmel und man sah deswegen ebenfalls wie sich der Schweiß auf ihren Oberarmen sammelte und hin und wieder mal an ihnen runter lief. Es war ganz schön warm für diese Kleidung, aber sie mussten das tun, denn diese Kleidung durfte gerne dreckig werden bei den Wartungsarbeiten an den Zeros. Weswegen sie ja eigentlich an ihrem freien Sonntag da waren. Doch nun saßen sie da und beschäftigten sich mit Sakurai seiner Freundin. Und obwohl Sugiura ja ein Sanitäter war, trug er ebenfalls diese Kleidung und half damit gerne Katsura beim Warten eines Zero. Unter den Jungs griff jeder dem Anderen unter die Arme. Einzig einer ließ sich nicht gern helfen und nun auch schon seit einer Weile nicht mehr blicken. So dass das Mädchen schließlich links neben sich sah, an Sugi vorbei und zu einem alten und ganz schön mitgenommenen Zero hinter, der gute fünf Meter von ihnen weg stand. Ihr Blick wurde leicht traurig wenn sie da hin sah, denn eigentlich war sie heute ja hier um mit ihm Zeit zu verbringen. Aber wie immer vergrub er sich mal wieder in diesem Flieger und vergaß damit einfach alles um sich herum. Es gab ein erneutes, lautes Klappern aus dem Zero neben ihnen, so dass nun sogar Katsura und Sugiura dem Blick der jungen Chiharu folgten und ebenfalls zu dem Flieger sahen. Hörten wie ihr Alpha sich mal wieder in Arbeit vergaben hatte. Man konnte Sakutaro zwar nicht sehen, aber dafür ganz genau hören. Man konnte nämlich hören dass er oben im Cockpit drin war und offenbar genau dort an der Mechanik und Technik des Steuerpults herumbastelte. Warum er das allerdings machte und dann auch noch an diesem warmen Sonntag, war ihnen beiden ebenso ein Rätsel wie der armen Chiharu, die eigentlich wegen ihm hier war. Es staute sich so schon die Hitze in diesem Flieger, so das es im Sommer glatt an Selbstmord kratzte sich in diesen zu legen und darin rumzuschrauben. Und auch das er sich lieber in dieser nicht zu rettenden Schrottmühle verkroch, in der er vor allem auch schon die letzten Wochen förmlich drin „lebte“ und das jeden Tag aufs Neue, war ebenso bescheuert in ihren Augen. Immerhin war seine Freundin da und er verkoch sich da drin. Kein normaler Mensch würde sowas tun. Sugi war dann auch schon der Erste der den Kopf leicht schüttelte und dann darauf sprach: „Ich weis einfach nicht warum der das macht. Steckt bei der Hitze in dem Zero und schuftet sich einen ab. Manchmal hat er echt ne Schraube locker. Immerhin ist heute unser lockerer Sonntag und er sollte lieber hier bei uns und seiner Freundin sein.“ Katsura und Chiharu wanden wegen ihm dann ihre Blicke von Saku seinem Zero ab und zu dem jungen Sanitäter, als der Mechaniker dabei noch seine Brille zurecht schob und antwortete: „Ich kann seinen Eifer verstehen. Immerhin bastele auch ich gern an Maschinen rum und es gibt einfach nichts Geileres wenn du etwas mit deinen eigenen Händen wieder zum Laufen bringst! Und er denkt halt echt er könnte die Kiste wieder zum Laufen bringen. Keine Ahnung was er an dem Teil für einen Narren gefressen hat, dass er jeden Tag da dran rumbasteln muss, aber sogar ich finde er sollte heute lieber mit uns und Chiharu was machen als da drin zu stecken. Mal abgesehen davon dass er für mich sowieso einen an der Latte hat ausgerechnet DAS Ding reparieren zu wollen. Ich meine: wer will denn schon freiwillig ein Zero-Pilot werden und dann auch noch einen Fuß in diesen fliegenden, grünen Sarg setzen?“ Doch kurz nachdem er das gesagt hatte zuckte er auch sofort zusammen und hielt sich dann noch dabei die Hände vor den Mund, einfach da ihm aufgefallen war das er eben unpassende Worte losgelassen hatte. Und vor allem dann noch neben der Freundin dieses Kerls den er eben noch freundlich als „bescheuert“ abgestempelt hatte. Sugi sah danach etwas grimmig zu ihm rüber, als wollte er ihm damit sagen: Gut gemacht du unsensibler Blödmann! Und Katsu sein Blick wich schon gleich rüber zu Chiharu. Mist das war wirklich blöd gewesen! Nicht nur hatte er Saku beleidigt, sondern auch noch unverblümt gesagt das es einem Todesurteil gleich kam sich in einen Zero zu setzten. Also dem Mädchen damit vor den Latz knallte das ihr Freund sicherlich sterben würde wenn er damit in den Kampf flog. Sofort wollte er sich dafür entschuldigen, aber die Süße sah dann plötzlich nur freundlich zu ihm und lächelte danach sanft. Sie witterte förmlich das er sich entschuldigen wollte und sprach deswegen sofort zu ihm: „Das ist schon okay, Katsu. Mach dir keine Sorgen um mich. Ich weis doch wie viel ihm das Fliegen bedeutet und du kennst ihn ja selbst, wenn Saku sich etwas in den Kopf gesetzt hat dann kann man ihn schlecht davon abbringen. Außerdem…macht es mich glücklich wenn ich weis dass er einfach nur glücklich ist. Und das ist er nun mal wenn er an einen Flieger dran darf.“ Wohl wahr. Obwohl es normalen Männern sicherlich besser gehen würde wenn sie an ne Frau dran dürften. Und sie sich wünschte das er das bei ihr auch machen würde. Also glücklich werden würde wenn er sie berührte, denn das Gefühl bekam sie nicht oft bei ihm. Doch sie wusste noch mehr und es beschäftigte sie unheimlich. Chiharu versuchte sich immer alles etwas schön zu reden, indem sie das von eben von sich gab, denn sie wusste den eigentlichen Grund warum er so eifrig an diesem Flieger bastelte und damit sogar ihren gemeinsamen Sonntag draufgehen ließ. Es lag nicht unbedingt nur an seinem Ehrgeiz ihn wieder in Gang zu bringen, so wie Katsu es vorher gesagt hatte…sondern auch an Nervosität. Nervosität die ihn seit einigen Wochen aufzufressen schien und er sich nur abreagieren konnte wenn er an dem Zero arbeitete. Saku vergrub sich gerne in Arbeit um seine Gedanken nicht um alles kreisen zu lassen. Woher seine Nervosität kam? Es lag an übermorgen. Denn übermorgen war es bereits schon soweit…Seine erste richtige Flugstunde stand vor der Tür und das machte ihn offenbar nervös. Sakutaro hatte in den letzten Wochen allerlei Aufgaben verrichten müssen um sich darauf vorzubereiten. Unter anderem musste er seine Flugtauglichkeit überprüfen lassen und das war gar nicht mal so einfach. Dazu musste er nämlich medizinisch ein zweites Mal überprüft werden und das so richtig. Dazu gehörten Untersuchungen wie: eine weitere Laboruntersuchung von seinem Blut und Urin, ein Ruhe-EKG, ein Belastungs-EKG, eine Lungenfunktionsprüfung, so wie Routine-Untersuchungen der Augen anhand eines Sehtests ect. und dann noch ein Hörtest. Er war deswegen berechtigt, sehr genervt gewesen das alles noch mal machen zu müssen, aber eher ließen sie ihn halt nicht in einen Flieger. Aber natürlich waren seine Werte wieder top gewesen und seinem ersten Flug stand deshalb auch nichts im Wege. So hatte er dann nur noch Trockenübungen vor sich gehabt. Also wie sich ein Flieger kontrollieren ließ und auf was man zu achten hatte, das ganze Zeug eben von dem sie keine Ahnung hatte. Doch in einem echten Flieger sitzen und mit einer echten Prüfung beginnen, würde er dann am Dienstag und das machte ihn wie alle anderen nervös. In dem Fall war er eben auch nur ein Mensch, egal wie cool und unnahbar er sich auch gern mal gab. Und das war okay. Chiharu wusste was er konnte und vertraute ihm somit blind dass er das alles mit paukenden Trompeten und fliegenden Fahnen bestehen würde. Dennoch sah sie ihm seine Nervosität an und das machte auch sie leicht nervös. Was ihn aber nun genau so unruhig machte, ob es jetzt das erste, selbständige Fliegen war, oder etwas anderes, das wusste sie halt nicht. Aber er würde das schon schaffen. Wenn nicht er, dann keiner. Saku war unglaublich talentiert und für das Fliegen geboren worden. Das wusste sie einfach und genau das machte sie auch so glücklich. Denn jedes Mal, wenn er einen Flieger sah,…dann sah sie dieses Lächeln in seinen Mundwinkeln. Sie sah wie glücklich er allein bei dem Gedanken wurde das er sich hoch in den Himmel schwingen könnte. Hoch und über alle hinweg. So wie er es mal zu ihr gesagt hatte als er noch zwölf gewesen war. Als er ihr versprach…mit ihr in den Nachthimmel zu fliegen und zu den Sternen. Egal wohin sie auch wollte. Sie hatte diesen Moment nie vergessen und in ihr Herz eingraviert. Ihr erster…richtiger Kuss unter dem Baum…der plötzlich soweit weg zu sein schien. Sie wünschte sich diese Zeit zurück. Wo es nur sie im Sommer unter diesem Baum gab. Nur sie und ihre Liebe zueinander. Aber je älter sie wurden umso mehr kam der Stress des Alltags und umso weniger sahen sie sich…Doch was Saku glücklich machte das unterstützte sie so gut sie konnte. Nie…würde sie ihm das nehmen wollen. Die Jungs sahen dann beide wieder zu dem Mädchen. Nahmen ihre Worte wahr die sie eben gesagt hatte und die sich dennoch schwer anhörten obwohl sie es lieb sagte. Sie war…einfach zu gut. Andere Mädchen würden sich sicherlich darüber beschweren wenn ihr Freund die Tendenz dazu hatte sich eher um das Wohlbefinden eines alten Fliegers zu kümmern als um ihres, aber Chiharu war einfach nicht so. Man merkte wie sehr sie ihn liebte und das für sie sein Wohl über dem ihrem stand. Einfach jedes Mal, wenn sie ihn sah und über ihn sprach, dann wurde es klar wie Kloßbrühe. Und auch wenn sie offenbar völlig okay mit Sakurai seinem Verhalten war, so fanden die Jungs selber das nicht so cool das ein so hübsches und tolles Mädchen wie Chiharu an ihrem gemeinsamen Sonntag, so von ihm hängen gelassen wurde und er sich stattdessen lieber in einem Zero verkroch. Doch leider konnten sie da am allerwenigsten etwas dagegen machen. Erstens: war er zu bockig und zweitens: würde ihnen Sakurai sofort die Hölle heiß machen, wenn sie ihn auch nur leicht von seiner Arbeit ablenkten. Er war buchstäblich da was man als „Arbeitstier“ definieren konnte und der lieber an etwas rumbastelte als an seinem freien Sonntag mal die Füße hochzulegen. Das hatten Katsu und Sugi schnell verstanden und sie kannten sich nun ja auch schon eine Weile um das zu respektieren. Sakutaro war nicht einfach, soviel stand fest, aber wenn man sich seinen Respekt und seine Freundschaft erarbeitet hatte, dann war er eine loyaler Freund und treue Seele die gerne für einen in die Bresche sprang. Etwas was man ihm nicht zutrauen würde, wenn man ihn das erste Mal sah, oder eben nur einige Minuten Kontakt mit ihm hatte. Denn mehr als Minuten schenkte er auch keinem Fremden und erst recht nicht wenn es nicht wichtig war. Und obwohl er die meiste Zeit so misstrauisch, verschlossen und hitzköpfig rüber kam, so konnte er dennoch einer sein der sehr gut zuhörte wenn Menschen, die er mochte, Sorgen hatten. Noch dazu half er dann wo er nur konnte, aber auf seine Art und Weise eben. Doch hattest du es einmal bei ihm verschissen, dann so richtig und das war demnach dann auch nicht mehr rückgängig zu machen. Er erwies sich als extrem nachtragend und sein natürliches Misstrauen befeuerte das alles nur noch mehr, weswegen er Menschen, die ihn verraten hatten, nie mehr einen Anschluss zu ihm finden ließ. Er blockte komplett ab. Demnach konnte man also bei Sakutaro immer sehen wo man jetzt genau bei ihm dran war. Mochte er dich: dann ließ er dich das wissen. Mochte er dich nicht: dann ließ er dich das erst recht wissen! Er trug bei sowas sein Herz auf der Zunge. Aber halt nicht bei allem. Und das er sich mal wieder in diesem Schrotthaufen verkroch, während Chiharu da war, zeigte wie es ihm gerade ging, nämlich nicht gut und das ihn etwas nicht losließ. Aber keiner von ihnen wusste was es war, außer vielleicht Chiharu und Sakutaro würde auch sicherlich nicht freiwillig darüber sprechen und wieder alles allein regeln wollen. Etwas was die Jungs ebenso akzeptiert hatten, so schwer es auch war, denn sie wollten ihm eigentlich immer gern helfen. Sie sahen zu ihm auf und für sie Looser…war er sowas wie ein Stern am Himmel geworden. Denn er riss sie vor Monaten aus ihren Versagerlöchern raus, freundete sich mit ihnen an und trat ihnen dann damit ordentlich in den Arsch um gefälligst besser werden zu wollen als das was sie gerade waren. Er nahm sie unter seine Flügel, da er selber so ein Überflieger war und riss sie mit sich. Seine Stärke, Leidenschaft und sein Mut waren ansteckend und die Jungs ließen sich gerne davon anstecken. Tja und seitdem lief auch alles wesentlich besser. Sie waren nicht mehr einzelne Versager…sondern wenn dann zusammen und nicht mehr allein. Und das alles hatten sie Sakurai zu verdanken, der sie mit seiner direkten Art an den Eiern gepackt hatte und wieder hoch zerrte. Etwas wofür sie ihm für immer dankbar sein würden und er für sie nun ihr Alpha geworden war. Er war die Glucke die vorne weg lief und sie die Küken die nachrannten wenn es über die Straße ging. Denn er hatte den Überblick…Naja zumindest meistens. Und egal was er auch machen würde, sie standen hinter ihm und ließen ihn nicht mehr allen. So wie er es bei ihnen getan hatte. Sie waren nun ein Team und nichts konnte das mehr zerreißen. Schritte ertönten plötzlich nicht weit hinter ihnen. „Ihr seid aber auch einfach nicht von hier weg zu bekommen, was? Draußen brennt die Erde und ihr kommt auch noch freiwillig in diesen Brutofen von Hangar! Mann ihr solltet euch lieber mal mental checken lassen ob ihr nicht doch einen an der Klatsche habt! Und das auch noch an einem Sonntag!“ Chiharu sah rechts hinter sich und erblickte dann ebenfalls, so wie die Jungs neben ihr, einen älteren Mann der auf sie zuschritt. Er hatte strenge und starke Gesichtszüge und wirkte etwas moppelig im Gegensatz zu den dürren Azubis vor ihm. Es wirkte aber nur so durch seine braune Arbeitskleidung, denn darunter war er muskulös breit und nicht dick. Mit lauten Schritten, die durch die Halle hallten, kam er direkt auf sie zu und man sah sofort dass er einen höheren Rang als sie bekleidete. War auch nicht schwer, denn selbst als Wache der Waffenkammer hatte er die Nase weiter vorne als diese Grünschnäbel in ihren kotzgrünen Azubi-Kleidungen. Er klang zwar böse als er das sagte, aber auf seinen Lippen formte sich dann auch schon ein grummiges Lächeln, was nett gemeint war und schließlich kam er neben der kleinen Chiharu an. Sein Blick fuhr zu ihr runter. Sie zu sehen wunderte ihn auch nicht sonderlich, denn er war, neben den Jungs, der Einzige der über diese heimlichen Sonntagstreffen Bescheid wusste. Deswegen blieben auch Katsu und Sugi locker und verfielen nicht gleich in Panik als er näher kam und neben der Süßen stehen blieb. Er war nämlich ein Freund von ihnen. Es war der gute, alte Matsumoto. Schnell mit der Zunge und deswegen genauso, wie alle anderen in der Halle, unverstanden. Dass er da war wunderte sie aber etwas, denn Matsu neigte eher dazu seinen Sonntag zu genießen. Also bedeutete das bei ihm: die Füße vor der Glotze hochzulegen und einen Sake dabei zu trinken, denn er hatte gerne mal ein kleines Alkoholproblem. Aber heute schien das nicht der Fall zu sein. Und so wie er momentan aussah war er nicht ohne Grund hier, sondern hatte mal wieder ein Problem im Schlepptau. Sicher versuchte er das zu verstecken aber die Jungs kannten seinen Gang wenn er genervt war und hatten das eben genau deuten können. Tja und wenn Matsumoto genervt zu ihnen kam…dann wussten alle auch schon zu WEM er meistens wollte und wegen wem er so pissig war. Denn dafür gab es nur einen Spitzenkandidaten in ihren Reihen der das so locker hinbekam ohne mit der Wimper zu zucken. Doch bevor er diese Bombe platzen ließ, beugte er sich erst mal zu der süßen Chiharu runter, die auch auf einer Kiste saß und fasste dabei ihre rechte Hand. Charmant und wie ein Gentleman gab er ihr einen sanften Kuss auf den Handrücken und sprach danach galant zu ihr: „Content de te voir mon amour. Das ist französisch und bedeutet: Schön dich zu sehen meine Liebe.“ Danach ließ er von ihrer Hand ab und kam wieder hoch, während Chiharu etwas beschämt aber glücklich darauf kicherte. Wie lieb von ihm. Es war zu drollig. Einfach jeder mochte sie und sie waren auch alle so nett zu ihr dass sie nicht mal wusste womit sie das verdient hatte. Und ihn hatte die Süße auch besonders gern, so dass sie zu ihm aufsah. Matsumoto sah zwar aus wie ein ruppiger und grimmiger Bär, der dir sofort den Kopf von den Schultern schlagen würde wenn du ihm blöd kamst, aber eigentlich war er mehr wie ein großer Teddybär der eine etwas zu ehrliche Klappe besaß. Zumindest war er zu ihr wie ein Teddybär an den sie sich gern knuddeln konnte. Aber zu seinen Feinden war er ein Gegner mit dem man sich nicht anlegen wollte. Denn obwohl er momentan nur als Wachmann für die Waffenkammer arbeitete und dort alles verwaltete, so war er ein Waffenmeister und kannte sich mit allem aus was ordentlich „Bumm“ machen konnte. Sicherlich war er unverzichtbar wenn es mal zum Kampf um ihr Land kam und ein treuer Freund auf den man sich verlassen konnte. Sie kannte ihn nun auch schon eine Weile und Chiharu fand es so schön das Saku so tolle Freunde hatte. Menschen auf die er sich verlassen konnte. Und für sie persönlich kamen sie schon beinahe so rüber wie eine Gemeinschaft oder Heldentruppe aus Fantasiebüchern. Eine Bande die keiner stoppen konnte wenn sie mal loslegten. Sie zog da Ähnlichkeiten zu Figuren aus Büchern. Es gab den Waffenmeister Matsumoto, den Heiler Sugiura, den Unterstützer Katsura, den alten und weisen Meister Paku und Saku als den Anführer der den Mut besaß sie zum Sieg zu führen. Sie waren wie eine Heldentruppe und auf der Reise den amerikanischen Drachen zu erlegen der ihr Land vielleicht mal, in ferner Zukunft, bedrohen würde. Obwohl Saku noch viel reifer werden musste um den Posten als Anführer übernehmen zu können, denn noch hatte eigentlich Paku diesen inne. Chiharu hatte Paku zwar bisher nur einmal gesehen, aber er war so ruhig und nett das sie sofort wusste dass ihr Freund bei ihm in guten Händen war, denn Paku war einer seiner Ausbilder. Der Große wusste aber nichts von den heimlichen Treffen und das war nur etwas unter den Fünf hier in der Halle. Nicht das sie Paku nicht vertrauen konnten, aber ihn da mit reinziehen, als Ausbilder, wollte keiner, einfach weil man angst bekam es könnte schlimm auf ihn zurückfallen, wenn dann mal was schief ging. Nach Matsu seinem Satz sah Katsura etwas frech zu dem Kräftigen links neben sich hoch, weil er auch auf einer Kiste saß und dann sprach: „Wow kannst du aufdrehen du Schleimer. Hast du den Spruch von einem Bierdeckel oder so geklaut?“ Matsumoto sah zu ihm und gab grummig und eben so frech zurück: „Ja von einem französischen Bier namens: Mélusine, dass einige unserer Amis im Stützpunkt mitgebracht haben, warum? Ach und wo wir schon dabei sind Klugscheißer, hier ist ne offizielle Verwarnung für dich und deinen kleinen Arsch: Wenn ich dich noch mal dabei erwische wie du versuchst den Lauf der Typ 94 Shiki-Kenju zu verändern und weiter an denen rumhantierst, dann bekommst du RICHTIG Ärger mit mir du Hosenscheißer! Geht das in deinen Schädel rein Vierauge, oder muss ich dir davon erst noch ne Karte malen?!“ Matsu ballerte danach dem jungen Katsura, mit der Rechten, an den Hinterkopf, so dass der dabei fast seine Brille verlor. Vor Schreck konnte er die aber gerade noch fangen und wieder aufsetzten, danach rieb sich dann nur schmerzhaft über die geschlagene Stelle. Wow, der hatte gesessen. Sugiura fing darauf sofort an zu lachen und schmiss sich dabei, den Bauch haltend, von seiner Kiste runter und donnerte auf den Boden neben sich. Mit so einer Antwort hatte er wirklich nicht gerechnet und die traf ihn so eiskalt dass er sich vor Lachen nicht mehr einkriegen konnte und wie ein Marienkäfer auf dem Rücken lag und sich deswegen kugelte. Katsu fand das dagegen nicht nett, denn die Schelle hatte echt wehgetan. Er konnte aber nichts dafür dass er an der Waffe rummachen wollte. Die 94 Shiki-Kenju hatte nun mal einen verdammten Überholungsbedarf nötig. Nach allem was er wusste, war es eine der schlechtesten, jemals in den Dienst einer Streitmacht übernommen, Faustfeuerwaffen. Erst einmal war der Entwurf, in mehrfacher Hinsicht, unsolide und dazu war das gesamte Erscheinungsbild unschön und die Waffe konnte nur schlecht gehandhabt werden und war dabei oft unsicher. Die Ursache für den letzten Umstand war: dass ein Teil des Auslösemechanismus, aus der linken Seite des Rahmens, herausragte. Wenn auf diesen Druck entstand und sich eine Patrone in der Kammer befand, konnte somit ein unbeabsichtigter Schuss ausgelöst werden. Ein weiteres schlechtes Merkmal war die Vorrichtung, welche sicherstellen sollte, dass nur Einzelschüsse abgegeben werden konnten, wenn der Abzug durchgedrückt wurde. Diese Funktion war so schlecht ausgeführt, dass eine Patrone abgefeuert werden konnte, bevor sie vollständig in die Kammer gelangt war und dann gab es Ladehemmungen. Zusammen mit diesen Fehlern kam noch eine mangelhafte Qualität bei der Fertigung der Waffe mit minderwertigen Materialien dazu. Das Ergebnis war eine Waffe, welche gefährlich unsicher zu tragen und zu benutzen war. Die Herstellung dieser Waffe erfolgte so überstürzt, dass das Ergebnis eine schlecht gemachte Pistole war. Katsu konnte sowas nicht mit ansehen, denn da blutete ihm das Herz und er als Mechaniker wollte gerne dran rumbasteln um es zu verbessern. Zu blöd nur das Matsu ihn sein Talent zum Verschlimmbessern nicht ausleben ließ und dazwischen funkte. Doch eines Tages würde er sich eine mitnehmen und sie zu einer Waffe umfunktionieren die was nützte und auf die man sich verlasen konnte. Doch bis dahin trat ihm Matsu sicherlich noch oft genug in den Arsch, einfach weil er seine Finger nicht bei sich behalten konnte. Der junge Sanitäter lachte und lachte derweil weiter. Und wo er gerade schon dabei war, flog der Blick des Wachmanns rüber zu Sugiura, der noch immer lachte und auf dem Rücken dabei lag. Oh schien ihm zu gefallen ja? Na dann konnte der sich ja mal warm anziehen, denn der Kräftige hatte auch noch was für ihn in Petto. So sprach er laut und brummig zu dem kleinen Sani rüber: „Und DU brauchst dich er gar nicht über ihn lustig zu machen du Pfeife, denn du bist nicht besser! Wie oft habe ich dir schon gesagt du sollst das Magazin AUFBRAUCHEN wenn du am Schießstand bist?! Nur weil du nicht zielen kannst und dann sofort die Flinte ins Korn wirfst, hat der nächste Schütze ein angebrochenes Magazin und muss dann eher zu mir kommen um es zu wechseln! Das geht mir auf den Sack! Und wenn du die Waffen nicht gefälligst wieder dort hin bringst, wo du sie her hast, dann trete ich dir demnächst so richtig in den Arsch dass du bis zum Ende deiner Ausbildung an meinen Zehen lutschen kannst! Das ist ein Militärschießstand und keine Kinderschießbude für Grünschnäbel auf dem amerikanischen Jahrmarkt, du Versager!“ Was ne Ansage. Innerhalb von Sekunden verschluckte sich Sugi an seinem Lachen und wurde komplett ruhig. Er hustete erst mal etwas, weil es ihn so hart getroffen hatte „Versager“ genannt zu werden und setzte sich dann endlich wieder richtig hin. Saß auf dem Boden und sah dabei zu dem Wachmann rüber. Sein Blick wurde leicht traurig und wie ein flehender Hund sah er weiter zu Matsumoto und jaulte dann leise: „I-Ich bin nun mal Sanitäter und Waffen sind nicht so mein Ding! Kein Grund gleich so gemein zu werden!“ „Und ich bin nicht die Wohlfahrt du Heulsuse! Also wenn du nicht die Eier in der Hose hast auf jemanden zu schießen, dann mach dich vom Acker und geh gefälligst heim! Oder bleib wenigstens von meinem Schießstand weg und mach mir nicht noch mehr Arbeit damit du Jammerlappen! Fällst du auch gleich um wenn du Blut siehst du Pfeife?!“ Fauchte Matsu zurück und wie ein heulendes Kind, obwohl er schon sechszehn war, ließ sich Sugiura wieder nach hinten auf den Rücken fallen und jammerte mit den Armen wedelnd herum: „Ich kann doch nichts dafür! Und ich kann Blut sehen, immerhin bin ich angehender Sanitäter! Du bist so gemein Matsumoto!“ Es wurde schnell laut zwischen ihnen allen und Chiharu sah dem Ganzen nur still dabei zu und ließ ihren Kopf von links nach rechts wandern. Sie sah also abwechselnd zu jedem neben sich während das alles um sie herum passierte. Und obwohl es laut war und auch ganz schön um sich geschlagen wurde, blieb sie ruhig und lächelte dann wieder sanft. Wie ulkig. Sie konnte es sich nicht ganz erklären, aber sie wusste und fühlte dass alles okay zwischen ihnen war. Sie waren immerhin Freunde und die sprachen gern mal Klartext zueinander. Und Männer sicherlich dazu noch gerne in einem rauen Ton. Es war schön…was für tolle Freunde Saku gefunden hatte. Sie keiften sich an wie kleine Jungs, aber wenn es drauf ankam hielten sie zusammen wie richtige Männer. Zumindest bekam Chiharu immer das Gefühl wenn Saku von ihnen erzählte. Matsu sah danach von dem geschlagenen Sani weg und ließ seinen Blick durch den Hangar um sich schweifen, als er dabei seine Hände an die Hüfte legte. Er schien offenbar etwas zu suchen. Oder JEMANDEN und alle wussten auch gleich wer das war. Danach fragte der Große auch schon muffig in die Runde: „So und wo ist jetzt der Kopf von euch Schokoriegel an Vollidioten?! Mit eurem Überflieger habe ich nämlich auch noch ein Hühnchen zu rupfen!“ Wie auf Kommando und mit etwas Angst, zeigten Katsura und Sugiura gleichzeitig zu dem alten Zero weiter hinter ihnen und schwiegen. Also hinter Sugi und vor Katsu. Matsumoto folgte ihren Gesten und schnaufte dann nur mal laut aus, als er sah wohin die Pfeifen zeigten. Warum wunderte ihn das nicht? Er schnaufte wieder laut, bis er danach von sich gab: „Da leck mir doch jemand den Sack, der hängt schon wieder an dieser alten Klapperkiste rum?! Wie bescheuert muss man eigentlich sein?! Anstatt dass der in seiner Freundin steckt, steckt der in diesem Zero fest!“ Chiharu lief bei der Aussage etwas rot an und sah vor sich auf den Boden. Sie wusste dass er damit auf Sex angespielt hatte und das wurde ihr schlagartig peinlich, denn sie und Saku…Sex? Der Gedanke war ihr noch überhaupt nicht gekommen. Mal abgesehen davon dass er momentan sowieso mehr andere Dinge im Kopf hatte als Nähe zu suchen. Dennoch fragte sie sich plötzlich: Wie er…wohl dabei sein würde? Also beim Sex…Es reizte sie plötzlich schon ihn näher an sich haben zu wollen. So nahe wie es überhaupt nur ging. Matsu setzte dann aber schon erneut an und machte weiter: „Dieses verdammte, sture Arbeitstier! Keine Sorge Schätzchen ich zerre ihn dir schon vor die Füße so das du deinen wohl verdienten Sonntag mit deinem Lover hast, selbst wenn ich diesen Schrotthaufen da auseinander nehmen muss um an ihn ranzukommen!“ Naja ob das so gut war? Immerhin wollte Saku ja da drin sein und arbeiten. Aber seine lieben Anstrengungen für Chiharu in Ehre haltend lächelte sie nur sanft zu ihm hoch und dann machte er sich auch schon auf den Weg zu dem geschrotteten Zero und alle sahen ihm nach. Oh je das konnte heiß werden. Alles stand ja schon auf Eskalation ausgerichtet und oben drauf schien Matsumoto heute offenbar keinen so guten Tag zu haben. Was bedeutete: es würde gleich erst recht knallen. Das er so schlechte Laune hatte lag sicherlich auch daran das es heute so heiß geworden war und er noch dazu gerne mal mit dem falschen Fuß aufstand. Konnte mies werden, so das Sugi und Katsu nur froh darüber waren das sich jetzt Sakurai mit dem rumprügeln durfte und sie somit aus der Schussbahn kamen. Obwohl sie schon ihr Fett wegbekommen hatten und es eigentlich keinen Unterschied mehr machte. So lief er weiter und weiter während ihm das Mädchen nachdenklich nach sah. Chiharu hoffte das es nicht gleich so laut werden würde, denn wenn man Saku bei seiner Arbeit störte wurde der gerne mal ungehalten und neigte dazu um sich zu hauen. Hoffentlich wusste Matsu was er da tat. Doch dann zuckte sie nur mit den Schultern, nahm sich wieder den Stapel voller Karten vor sich von der Kiste und fing an zu mischen, als sie dabei zu den Jungs sprach: „Noch ne Runde ihr zwei?“ Sugi und Katsu sahen zu ihr und nickten auch schon gleich. Klar warum nicht? Lieber verloren sie gegen Chiharu im Pokern und sie war somit glücklich, als mit dabei zu sein wenn Saku und Matsu sich gleich ordentlich in die Wolle bekamen, so dass die ganze Bude wackeln würde. Und daran führte kein Weg vorbei. Aber das war schon okay, denn immerhin war es Matsumoto seine Beerdigung und sie waren außen vor. Also setzten sie sich wieder ordentlich auf ihre Kisten und sahen der Kleinen beim Austeilen der Karten zu. Matsumoto hatte derweil auch schon, nach einigen Minuten, die Strecke zwischen den Anderen und dem Flieger überbrückt und kam rechts an der Nase des zerdonnerten Zero zum stehen und sah links zu dem hoch. Scheiße sah das Ding mies aus. Es war nichts neues das einige Modelle dieses Fliegers links liegen gelassen wurden und somit zum Verfall verurteilt waren, denn man fand eben nicht genug Wahnsinnige die mit so einem Teil in die Schlacht ziehen wollten, falls es mal dazu kam. Immerhin sprachen wir hier über einen Mitsubishi A6M Zero, einem Flieger der nur dafür gebaut wurde um das Beste aus seiner Angriffskraft zu holen und man dafür gern über den Schutz des Piloten hinwegsah. Sie waren weniger robust gebaut und leicht in ihrer Verarbeitung des Metalls, aber dafür schneller und wendiger als alle anderen Modelle ihrer Klasse. „Samurai der Lüfte“ war eine sehr passende Bezeichnung für sie und ihrem Piloten. Leben oder Tod war das Motto bei den Dingern. Doch es war leider ebenso ein Fakt dass, sobald man mit so einem Teil flog, man dann quasi eine Zielscheibe an seinem Arsch kleben hatte die schrie: Triff mich genau hier und nimm mich richtig hart ran! Keiner wollte mit einem Zero in die Schlacht fliegen, denn nur die Mutigsten und Dümmsten machten das, die demnach auch keinerlei Problem damit hatten als angebliche „Helden“ sterben zu können, nur um ihr Land dabei zu schützen. Matsu verstand das nicht. Also warum man freiwillig dieses Pferd von einem Reiter der Apokalypse zähmen wollte. Und noch weniger verstand er diese Hohlbirne da drin, die auch noch stolz darauf war mit so nem Teil arbeiten, oder gar fliegen zu dürfen. Er schüttelte den Kopf verständnislos und danach machte er wieder zwei Schritte nach vorne, drehte sich dann nach links und verschränkte seine Arme vor sich als er hoch und zu dem geöffneten Schiebedach das Cockpits über sich sah. Er hörte laute metallische Geräusche und wie darin gearbeitet wurde. Was auch sonst? Natürlich saß der Knabe da dring und fingerte an der Mechanik rum! Dabei hatte er so ne süße Freundin die das wohl mal eher bräuchte. Dem Kerl war einfach nicht zu helfen. Matsu räusperte sich dann auch schon und fauchte laut nach oben: „Hey Sakurai! Komm mal da raus, ich muss mit dir reden!“ Er stand weiterhin dort und sah mit verschränkten Armen über sich. Und während er da stand hörte er weiterhin wie darin gearbeitet wurde und danach einfach nichts passierte, so das ihm nach Sekunden gleich zwei Dinge durch den Kopf zischten: Entweder hörte der Blödmann ihn nicht, weil er an seiner mechanischen Freundin rummachte, oder er ignorierte ihn gekonnt. Matsu ging aber eher mal vom Ersten aus, denn wenn Sakurai seine Finger an einem Flieger hatte, dann war es als würde er alles darum ausblenden und komplett vergessen. Der bekam den totalen Tunnelblick. So setzte er erneut an: „Sakurai! Komm sofort da raus! SOFORT!“ Erneut bekam er keine Antwort…Das gab’s ja wohl nicht! Und da sich nach Sekunden noch immer nichts getan hatte, verlor der Wachmann auch schon sofort seine Geduld und verzog das Gesicht dabei grimmig. Oh er wollte es wohl so, was? Na dann schnall dich mal gut an Kleiner! Hoffentlich funktionierten seine Sicherheitsschnallen schon! Ging es ihm durch den Kopf und dann holte er auch schon mit dem rechten Bein aus, nur um zwei Sekunden danach mit voller Wucht gegen das Metall des Zero vor sich zu treten und ein ordentliches Scheppern durch diesen krachen zu lassen. Eines das so laut war das sogar die Drei nebendran aufhorchten mussten und dies sie kurz rüber blicken ließ. Da der Zero nämlich innen hauptsächlich hohl war, hallte es ganz schön und verfehlte auch nicht seine Wirkung damit. Der Tritt hatte gesessen und sofort hatte Matsu die Aufmerksamkeit des Maulwurfs, der sich da drin verkrochen hatte, bekommen. Aber nicht so wie er dachte, denn kurz nach seinem Tritt schepperte es erneut, aber dieses Mal nicht weil Matsu noch mal zugetreten hatte…sondern wegen Saku, der da drin aufgewacht war und damit das Geräusch auslöste. Bestätigt wurde das alles noch von einem lauten Schrei des Jungen und Matsumoto wusste sofort was passiert war ohne es auch nur sehen zu müssen. Hah, der Blödmann lag sicherlich unter dem Armaturenbrett und machte an der Elektronik rum so das er sich nun dabei, durch den Schreck, sicherlich ordentlich den Schädel angehauen hatte! Sehr gut, dann war er ja nun endlich wieder im Hier und Jetzt angekommen! Egal wie, Hauptsache er zeigte endlich mal seine Nasenspitze! Matsu machte darauf einen Schritt zurück und sah weiter genervt nach oben zum Cockpit, als kurz danach das defekte Dach weiter nach hinten geschoben wurde und dann auch schon ein wütend brüllender Oberkörper zum Vorschein kam, der sich schließlich aus dem Cockpit hängte und runter fauchte: „Verdammte Scheiße was soll das?!“ Jap der Tanz konnte dann wohl offiziell losgehen und nach dem Saku gebrüllt hatte wandten sich die anderen Drei auch schon von dem Geschehen ab und spielten einfach weiter. Besser sich nicht da rein zu hängen war die Devise. Keiner von ihnen war lebensmüde. Sakutaro sah etwas verschwitzt und mit dreckigem Gesicht nach unten. Es klebte ölige Schmiere an ihm, die er durch seine Arbeit abbekommen hatte und er starrte dabei wütend in das genervte Gesicht von Matsumoto, der nun schon etwas mit dem linken Fuß wippte und ebenso auf Krawall gebürstet zu sein schien. Und so wie Sakurai gerade drauf war, sich dabei sogar noch, mit der rechten Hand, über die etwas rote Stirn rieb, würde er das auch definitiv bekommen: nämlich Krawall. Matsu dagegen sah die Stelle an seiner Stirn. Okay, er hatte sich also wirklich den Schädel da drin angehauen…gut! Vielleicht rüttelte ihn das ja wieder etwas wach. Und wenn nicht, dann machte das gleich der Wachmann persönlich! Sekunden vergingen und der Siebzehnjährige warf ihm darauf einen muffigen Blick zu, bis er dann schließlich auch schon ungehalten fauchte und gnadenlos nach unten warf: „Spinnst du Matsumoto?! Ich bin hier am arbeiten, verdammt und war unter dem Armaturenbrett! Soll das ein verschissener Scherz sein?! Zwing mich nicht runter zu kommen und dir die Beine zu brechen, du Blödmann! Denn ich bin heute wirklich nicht gut drauf!“ Bark, bark, bark, dass war alles was der Wachmann hörte. Alles Gebelle und kein Biss dahinter. Noch nicht zumindest, mal sehen wie lange das noch dauerte. Matsu zischte deswegen nur genervt und völlig unbeeindruckt zu ihm hoch und gab dann auch schon passend kontra: „Ach halt die Klappe du Rotzbengel! Dann sind wir ja schon zu zweit mit der schlechten Laune! Ich könnte mir auch nen schönen Tag vor meiner Glotze machen! So mit Sake und einfach meine Ruhe haben! Aber stattdessen bin ich wegen dir Blödmann hier! Was ist passiert Sakurai? Hat dir Mama heute Morgen nicht die Brust gegeben bevor sich dich hier abgesetzt hat?! Pass bloß auf Zwergnase, ich kann auch ganz anders! Zwing MICH nicht da zu dir hoch zu kommen und dich dann persönlich aus dem Zero zu zerren, nur um dir danach den Hintern vor all deinem Freuden und deiner Flamme zu versohlen wie bei einem rumheulenden Kleinkind! Und jetzt schwing deinen Arsch gefälligst aus der Schrottmühle was du „Flieger“ schimpfst und komm hier runter! Ich hab ein Hühnchen mit dir zu rupfen!“ Ja das wurde ein wirklich toller Tag, man konnte es förmlich riechen. Saku sah ihn darauf weiterhin nur muffig und sauer an. Und auch wenn er gerade sehr geladen war, so konnte man ihm dennoch genau an seinem Gesicht ablesen wie sehr er doch mich sich rang nicht doch noch aus dem Zero raus zu klettern, dann runter zu kommen und sich schließlich mit dem Arschloch zu fetzen! Sein Puls kroch im Nu hoch auf hundertachtzig, wenn man ihn so anmachte und ablenkte, aber wenn er dem nun nach gab und sich mit Matsumoto prügelte, dann konnte er gleich morgen wirklich die Koffer packen und den Stützpunkt für immer verlassen, den auf eine Prügelei folgte meist eine Suspendierung. Besonders wenn er sich mit einem Kameraden, der auch noch höher im Rang war als er, prügelte. Zumindest für einen Lehrling wie ihn war das die absolute Todsünde innerhalb der Armee. Es war schwer. Verdammt schwer für ihn sich zusammenzureißen, aber Saku schnaufte dennoch nur gefasst aus und fauchte stattdessen erneut, anstatt runter zu gehen und sich zu prügeln, nur zu dem Kerl zurück: „Leck mich Matsumoto! Ich hab wichtigeres zu tun, also geh jemand anderem auf den Sack!“ Und mit den Worten wand er sich danach wieder ab und zog sich nach hinten zurück in das Cockpit und aus der Sichtweite des Mannes unter ihm, der dann nur noch verdutzter hoch sah. Dieser kleine Scheißer… Sakutaro war mit seinen Siebzehnjahren noch jung und hatte, wie jeder andere junge Mann auch, noch viele Flausen im Kopf die meist zusammen mit seinem feurigen Temperament ausbrachen und dann gemeinsam Mist bauten. Welches er definitiv besaß. Also das Temperamten und die Eigenart sich in Probleme zu navigieren. Er war nun mal in dem Alter angekommen wo es normal sein konnte so zu sein und wo man dachte die Welt läge einem zu Füßen. Und meist würde sich das dann ändern wenn er älter wurde. Und bei dem was nach seiner Ausbildung noch auf ihn zukam, wenn er vielleicht doch in den Krieg ziehen müsste…dann bekam er eh einen komplett anderen Blickwinkel auf gewisse Dinge. Matsumoto aber wusste erst nicht ganz was er damit anfangen sollte. Also mit Saku seinem zurückziehenden Verhalten zumindest, denn eigentlich war er es gewohnt das Sakurai schnell zum Angriff über ging wenn man so gegen ihn schoss und normalerweise ließ er sich auch nicht die Butter vom Brot klauen und zurückdrängen. Dieses Mal reagierte er, überraschenderweise, aber genau so, ja fast schon zahm und das zeigte sich daran das er den Schwaz einzog und sich wieder wortlos im Flieger vergrub. Das war sehr ungewöhnlich für ihn, dass wussten inzwischen alle die ihn kannten, weswegen Matsu nun doch etwas hellhöriger wurde und das obwohl er selber geladen war. Sakurai und nicht bereit für eine Auseinandersetzung und einen Kampf? Was war denn da los? Hatte man ihn vor kurzem, bei der medizinischen Untersuchung zumindest, vorher noch kastrieren lassen, oder so? Doch was auch immer der Grund für sein Verhalten war, Matsu wurde neugierig und kam dann schließlich wieder einen Schritt näher an den Zero ran und schnaufte. So, so…der Bengel meinte er hätte wichtigeres zu tun, was? Aber der Wachmann wusste genau dass das eine Lüge war. Sakurai hatte nichts Wichtiges zu tun und die letzten paar Tage, vor seiner Flugstunde, sollte er sich lieber noch erholen anstatt bis Uhres an diesem Schrott zu werkeln. An Schrott den er eh nie wieder in die Lüfte bekam. Er brauchte alle Kraft und Konzentration die er aufbringen könnte, denn Matsumoto wusste ebenfalls dass der Junge von Anderson hart rangenommen werden würde bei der Prüfung. Ihr amerikanischer General wollte nur das Beste für den Bengel, so wie alle von Saku seinen Freunden auch und genau deswegen würde er Sakurai so hart rannehmen, denn einen Zero zu fliegen war bitterer Ernst und kein Sonntagsnachmittagsspaziergang. Man musste ihn nicht nur bedienen können…sondern sich auch bewusst sein dass diese Maschine da war um zu töten…und natürlich auch um sich selbst für sein Land zu opfern. Und eigentlich könnte es Matsumoto egal sein ob der Bengel volle Breiteseite mäßig durch die Prüfung rasselte oder eben nicht…Aber er war nun mal auch sein Freund, genau wie der Rest der Looser neben ihm, also war ihm das nicht mehr egal. So seufzte er darauf erneut. Mann dieser Junge war unmöglich. Bockig, dickköpfig und stur, also alles was sich nichts sagen lassen wollte, zusammen. Und dennoch hatte er unter dieser Schale ein verdammt gutes Herz. Demnach schnaufte Matsumoto wieder aus und machte sich dann an den Aufstieg. Zeit dem Jungen mal den Kopf zu waschen. Ach verdammt Teenager… Vielleicht bildete er sich das auch nur ein, oder interpretierte da viel zu viel hinein, aber ihm war aufgefallen das Sakurai, rechts hinter dem Flügel des Zero, absichtlich eine Leiter angelehnt hatte. Sie war so gestellt worden, dass sie an dem Flieger anlehnte und man damit locker auf den Flügel klettern konnte um von dort aus dann ins Cockpit zu springen. Was auffällig war, denn Piloten und Personen, die sich mit Fliegern auskannten, wussten wie sie in ihr Cockpit kamen, ohne bei jeder Gelegenheit erst mal eine Leiter aufzustellen und wie ne Oma da hoch zu klettern. Das wusste demnach auch Sakurai. Und sicherlich hatte er sich vorhin eh wieder vorbildlich, wie ein junger Gott, locker an diesem Zero hochgehangelt als wäre er ein verdammter Zirkusaffe. Also warum stand dann diese Leiter dort so präzise platziert? Matsu ignorierte aber diese Auffälligkeit erst mal desweiteren und nutzte diese dann einfach auch mal um entspannt nach oben zu klettern und kam schließlich auf dem alten, linken Flügel des Fliegers an. Kaum als er ihn betreten hatte hörte er schon ein leichtes Knarren unter sich. Er erstarrte deswegen auf der Stelle und sah zu seinen Füßen. Ein Schlucken schlich sich seine Kehle hinunter und er sah weiter vor seine Füße. Großer Gott, diese Kiste brach ja eigentlich schon fast auseinander wenn man sie nur ansah! Da nun drauf zu stehen war demnach blanker Selbstmord! Was machte er noch mal hier? Jedenfalls hatte er nun aber auch offiziell die Bestätigung dass sie wirklich Müll war und sicherlich gleich unter seinen Füßen zusammenklappen würde wie ein Kamel durch eine fette Frau mitten in der Wüste! So verharrte er noch, mit Schrecken in der Brust, für einige Sekunden, bis er sich ganz sicher war das die Kiste wirklich nicht die Kretsche machte, an der Stelle und schnaufte dann wieder locker aus als er bemerkte das sie hielt. Gottverdammtes Mistteil. Besonders diese Zeros. Matsu hatte an sich viel für die Waffen dieser Flieger über, aber er persönlich wollte nie auch nur einen Fuß in das Cockpit eines setzen, geschweige denn einen fliegen. Er war doch keine menschliche Bombe! Heh, da müsste es schon mit dem Teufel zugehen das er sich mit sowas in die Lüfte schwang! Lieber blieb er mit seinem Arsch am Boden. Danach sah er rechts hinter sich zu dem Flügel am Hintern des Zero, wo kurz vor dem Seiten- und Trimmruder eine Nummer ganz klar in Weiß und deutlich zu lesen war. Sie war zwar schon etwas verkratzt und Rost schimmerte auf dem Weiß der Schrift, aber er konnte dennoch lesen was da stand. Es war die Nummer: 47-515. Hmmm…Wem der Flieger mal gehört hatte? Matsumoto wand sich dann wieder ab und lief schließlich den Flügel hoch, bis er vor der Öffnung des Cockpits stand, das sich nach hinten schieben ließ und sich dann dran lehnte. Locker legte er beide Arme, überkreuz, vor sich auf den Rahmen und starrte in das alte Teil hinein. Ein alter Muff von Metall und Stoff kam ihm entgegen und er blickte auf den großen Pilotensessel vor sich, der Löcher hatte und die unbedingt geflickt werden mussten. Saku saß nicht dort drauf, aber lange musste er dann auch nicht mehr nach dem frechen Bengel suchen, denn den sah er dann auch schon vor sich am Boden liegen und wieder arbeiten. Sakutaro lag dort auf dem Rücken und war mit dem Oberkörper komplett unter dem Armaturenbrett verschwunden. Er konnte Matsu zwar nicht sehen, hatte aber gefühlt dass jemand auf den Flieger gestiegen war und es konnte nur der Wachmann gewesen sein, denn kein anderer war in der Nähe um so schnell bei ihm zu sein. Demnach war er also vorgewarnt und bereit für das was kommen würde. Was auch immer das war. Matsumoto sah ihm dann kurz darauf etwas bei der Arbeit zu. Saku bastelte also doch an der Elektronik und den Verbindungen rum, das verriet schon mal das Werkzeug das links und rechts verteilt neben ihm lag und bestätigte nun auch noch das er sich wirklich vorher den Kopf da dran geknallt hatte. Rechts zu seinen Füßen, die angewinkelt nach oben auf dem alten Pilotensitz lagen, war nichts weiter zu sehen außer gähnende Leere die sich von dort aus weiter nach hinten bis zum Ende des Fliegers zog. Da diese Jagdflugzeuge so gebaut wurden, dass nur ein Schuss die schon in Stücke reißen könnte, war demnach auch nicht viel in diese eingebaut worden. Sie wirkten fast hohl innerlich. Matsumoto sah nur eine alte Decke und ein dickes Kissen hinter dem Sitz liegen und sonst nichts. Schlief er etwa doch in dem Teil? Also so hin und wieder? Man wie besessen konnte man sein? Dann sah er wieder links zu dem Bengel und beobachtete ihn weiterhin einige Sekunden dabei wie er unter der Armatur schraubte und mit einer Zange Kabel durch knipste. Der Junge war voller Dreck und öliger, dunkler Schmiere an der Kleidung. Dadurch war sie nicht mehr kotzegrün sondern ging schon langsam über in ein braun. Es zeigte sich Dreck der offenbar schon eingetrocknet war und nur leichte schwarze Ölflecken offenbarten was noch frisch an ihm klebte. Heh, mann der Junge suhlte sich in dem Mist wie ein Ferkel. Aber es war schon beeindruckend wie verbissen und ausdauernd er war. Nicht nur körperlich sondern auch mental. Viele hätten schon längst aufgegeben und die Schrottkiste stehen gelassen, aber Saku spielte und machte daran rum als hing sein Leben davon ab. Was Matsu nicht verstand denn…was wollte er mit dem Teil? Wenn er seine Ausbildung fertig hatte dann bekäme er doch eh ein neueres Modell eines Zero, demnach war es nicht so als müsste er die Kiste jetzt aufpäppeln damit er später auch was zum Fliegen hatte. Aber wer wusste schon was in dem Kopf dieses Jungen vor ging. Der Ältere zuckte dann nur mit den Schultern und sprach mit seiner brummigen Stimme zu ihm runter: „Hey Staubwedel! Ich hab noch immer ein Hühnchen mit dir zu rupfen, also sieh mich gefälligst dabei an wenn ich dir gleich den Hintern versohle!“ Er wollte Saku damit provokativ unter dem Armaturenbrett hervorlocken, doch der ließ sich nicht darauf ein und blieb weiterhin wo er war. Hm, interessant, denn normalerweise klappte das wie bei einem Hund dem man nen Knochen zuwarf. Dieses Mal aber nicht. Es war dennoch nicht so das er Matsu komplett ignorierte, oh nein, er sah ihn nur nicht dabei an und drehte noch eine weitere Schraube über sich locker. Seine ganze Konzentration war auf den Punkt über sich fixiert. Und nachdem er sie gelockert hatte, legte er den Schraubenschlüssel links neben seinen Kopf, zog das Stück Metall über sich aus der Halterung und hob es weg. Etwas wodurch ihm der Blick auf noch mehr Kabelsalat gewährt wurde, als er es eh schon hinter sich hatte und wo es nun weiter ging. Verdammt das Teil war aber auch sowas von durchgeschmort und hatte Überholbedarf. Danach legte er das entfernte Stück Metall rechts neben sich auf den Boden, griff mit beiden Händen hoch in den Kabelsalat und antwortete endlich dem Wachmann des Schießstandes: „Ja ja. Schreib es auf deine: „Weswegen ich Sakurai noch in den Arsch treten muss-Liste“ und lass mich jetzt einfach in Ruhe Matsumoto. Ich habe keine Zeit dafür.“ Klugscheißer mit ner großen Klappe, was? Und er nahm wie immer dabei kein Blatt vor den Mund. Sakurai sagte das aber, komischerweise, gelassener als noch vor einigen Minuten und Matsu sah deswegen nur neutral zu ihm runter. Wow er ging wirklich auf Distanz. Was war nur los? Er dachte eigentlich dass Krawall am Morgen für den Bengel wie Gummibärchen im Sommer roch. Also verführerisch. Hatte er sich etwa geirrt? Dann seufzte der Große und sprach darauf zu dem Bengel: „Du hast offenbar für einiges Momentan keine Zeit, was? Willst dich nicht mal mit dem guten Matsumoto zoffen, oder mit den Rest deiner Sippe Scheiße bauen…Ein echter Schocker, vor allem das du nicht mal für die süße Zuckermaus, die gerade deine besten Freunde ordentlich im Poker abzockt und eigentlich nur wegen dir heute hier ist, Zeit hast. Das ist echt lächerlich Junge.“ Als er das sagte stockte Saku doch tatsächlich für zwei Sekunden, nur um dann wieder weiterzumachen und zu antworten: „Chiharu versteht das. Außerdem weis sie dass sie nicht jeden zweiten Sonntag hier anzutanzen braucht nur um mich zu sehen. Wenn ich Zeit habe dann komme ich schon zu ihr.“ Er nahm sich eine andere Zange neben sich und zwackte ein altes und dickeres Kabel über sich durch. Noch während es dazu ein Geräusch gab schüttelte Matsumoto den Kopf und sprach weiter: „Hach ich versteh dich nicht Junge. Du hast da draußen eine süße Maus sitzen, die dich über alles liebt und du verbunkerst dich stattdessen lieber in dieser Rostkiste und lässt sie auf dem Trockenen sitzen...“ „Was willst du Matsumoto? Wenn du unbedingt schon reden willst dann sag mir was du für ein Problem mit mir hast und mach dann endlich wieder nen Abflug, ja?“ Krachte Saku plötzlich ungehalten dazwischen und der Wachmann sah ihn neugierig an. Er zog dabei die rechte Augenbraue hoch und ließ seinen Blick nicht von dem Bengel vor sich ab, der einfach weiter an der Armatur rumfingerte. Er brach das Thema ab? Es war nicht schwer zu erkennen das Sakurai wirklich nicht über das Mädchen sprechen wollte, sondern anscheinend lieber über Stress mit ihm, statt über sie. Das war interessant. Etwas was Matsu aber nicht zu interessieren hatte. Wenn Saku und Chiharu vielleicht doch Streit hatten oder so, dann war er sicherlich nicht Daddy und ging dazwischen. Die Kids waren alt genug um das selber zu klären und er würde nen Teufel tun sich da einzumischen, denn ansonsten bekam er selber noch eine Ab und da stand er nicht drauf. Doch langsam bekam er so allmählich das Gefühl dass zwischen den Beiden etwas ganz und gar nicht stimmte und das war seltsam, denn eigentlich waren die zwei Süßen doch ein Arsch und ein Eimer. Er war neugierig und wollte wissen was los war, aber hielt sich da raus und sagte nichts mehr dazu. Wie auch immer, er zuckte erneut mit den Schultern und sprach dann etwas mehr gereizt als vorher: „Mann du bist heute mal wieder sehr gehalten, was du Rotzbengel? Wie gesagt: Ich hab ein Hühnchen mit dir zu rupfen. Und ich gehe mal davon aus, da du ja nicht bescheuert bist, dass du dich sicherlich noch an die Aktion von vor einer Woche auf meinem Schießstand erinnern kannst, oder?“ Saku stockte erneut als er das hörte und verharrte in seiner Position. Hatte die Arme über seinem Kopf in der Armatur und schnaufte tief aus. Oh nein nicht der Mist schon wieder! Eigentlich wollte er den Scheiß verdrängen, denn er hatte seinen Standpunkt an dem Tag klar gemacht und war zufrieden mit dem Ergebnis. Es gab für ihn keinen Grund mehr darüber zu sprechen, aber jemand anderes ließ da wohl einfach nicht locker, was? So das er die Augen genervt schloss und über seine Worte nachdachte die er nun ablassen wollte. Na gut wenn es denn sein musste…So antwortete er genervt: „…Wenn Kaizo ein Problem mit mir hat, dann soll er seinen fetten Arsch gefälligst selbst zu mir schleppen und mir das persönlich ins Gesicht sagen anstatt dich vorzuschicken. Feiges Stück Dreck…“ Er machte weiter und Matsu grinste ganz kurz frech. Ah sehr schön, er wusste also noch was Sache war. Und offenbar nervte es ihn. Noch besser. Der ältere Mann sprach darauf: „Heh, denkst du wirklich ich bin Kaizo sein Laufbursche und komme deswegen vorbei? Er ist wegen dieser Aktion noch am rumheulen, das stimmt, aber er hat mich nicht geschickt Sakurai. Ich bin hier weil ICH damit ein Problem habe was du letztens getan hast und nicht weil er nen Anwalt brauchte…Du weist schon das Kaizo dich dafür drankriegen könnte, oder?“ Saku schnaufte erneut genervt und arbeitete weiter. „Niemand ist verletzt worden und keiner weiß darüber Bescheid, es sei denn DU oder Kaizo haben die Backen nicht gehalten und mich verpetzt. Und da Anderson bis jetzt noch nicht vor meiner Tür stand, gehe ich davon aus dass das Thema vom Tisch ist. Also was auch immer du für ein Problem hast: Ich stehe dazu was passiert ist und habe nichts falsch gemacht.“ Matsu zog wieder eine Augenbraue hoch als er das hörte und lehnte sich etwas mehr in das Cockpit hinein. Bitte was? Das war ja interessant. Und irgendwie konnte er einfach nicht glauben was der Junge da von sich gab und genau deswegen war er hier…weil er genau dieses Verhalten nämlich auch damals schon auf seinem Schießstand erlebt hatte. Er setzte erneut an und legte dann los: „DU hast nichts falsch gemacht? Junge ich bin hier weil du einfach ALLES falsch gemacht hast! Nicht nur hast du mit einer Waffe hantiert, die nicht gesichert war, du hast sie auch noch einem deiner Kameraden an den Kopf gehalten und obendrein noch abgedrückt! Es ist mir scheiß egal ob du genau wusstest das sie nicht mehr geladen war, oder sonst was, aber DAS ging definitiv zu weit! Was aber noch viel schlimmer war als das, dass war die Tatsache dass du bewaffnet Selbstjustiz ausgeübt hast ohne auch nur mit der Wimper zu zucken! Du hast dich da hingestellt wie der Sensenmann persönlich und wolltest über Leben und Tod entscheiden als würdest du ne verdammte Maschine an und aus knipsen! Junge du bist erst siebzehn! Jemand wie du sollte sich nicht so verhalten wie du es tust! Vor allem nicht wenn ich ganz genau weiß das du ne riesen Pfeife mit gutem Herz unter dieser harten Schale, die du jeden Tag raushängen lässt, bist! Und auch wenn du hier mit Waffen hantierst und das Gefühl hast hier her zu gehören, so hast du nicht gleich das Recht gepachtet über Strafen für andere zu entscheiden! Was geht in deinem Kopf ab Kleiner?! Du wolltest ihn doch nicht wirklich verletzen, oder?“ Er wollte ihn nicht verletzten… Saku ließ darauf alles stehen und liegen und kam schnell unter dem Armaturenbrett hervor. Innerhalb weniger Sekunden nahm er seine Beine vom Sitz vor sich, saß danach auf seinem Hintern, sah sauer zu Matsumoto hoch und fauchte ihn schließlich ungehalten an: „Das geht dich nichts an! Dieses blöde Arschloch hatte es nicht anders verdient! Und wenn die Waffe geladen gewesen wäre, dann schwöre ich dir ich hätte noch immer abgedrückt, glaub mir!“ Es wurde still. Von ein auf die andere Sekunde, nachdem er das gefaucht hatte, wurde es schlagartig still und der Junge verschränkte die Arme schützend vor sich und sah sauer auf den Boden zwischen seinem Schneidersitz. Er hätte es getan. Verdammt noch mal er wollte ihn wirklich erschießen und ihm das Hirn aus dem verdammten Schädel pusten und das obwohl er wusste das er das nicht sollte. Das es Mord gewesen wäre. Aber schon lange war Saku nicht mehr so sauer gewesen. Besonders so sauer das er jemanden umbringen wollte. Das letzte Mal war das passiert…als er vor seinem Vater stand. Das er so die Fassung verlor war nicht die Norm und zeigte das ihn etwas sehr beschäftigte und aufgekratzt hatte. Und sie wussten beide was es gewesen war. Er so wie auch Matsumoto, der ihn einfach nur ruhig und aufmerksam dabei zusah wie der Bengel da saß und vor sich hin schwieg. Und Saku konnte froh sein dass das kein Anderer gehört hatte, denn mit dem was er sagte…würde er sofort rausfliegen, ohne Ausnahme. Denn das was er da gesagt hatte…waren Tötungsabsichten. Es hatte zwischen ihm und diesem Kaizo Oume richtig gefunkt und das nicht im Positiven. Das war schon gleich am Anfang so gewesen als sie sich kennenlernten. Und sicher war Matsu schon oft ausgefallen dass sie sich eigentlich immer am Kopf hatten und zu jeder Gelegenheit versuchten sich gegenseitig auszustechen. Aber so exzessiv, dass Sakurai ihn dabei sogar umbringen wollte, war es noch nie gewesen. Etwas war zwischen ihnen passiert was alles eskalieren zu lassen drohte…und Matsu konnte sich denken was es war. Es war das Thema was Männer immer dazu brachte Dummheiten anzustellen und das sie dann sogar gegeneinander gingen…Es ging um eine Frau. Er schnaufte einmal aus und strubbelte sich dann mit der rechten Hand durch die Haare an seinem Hinterkopf. Oh Junge wo sollte er da nur anfangen? Scheiß Thema und er war immerhin nicht sein Dad um ihm dazu gehörig den Kopf zu waschen. Und wenn dann konnte Paku das sicherlich viel besser als er. Immerhin war der von Natur aus ruhiger. Doch Matsumoto fühlte in der Sekunde einfach das Sakurai nun einen väterlichen Rat brauchte, auch wenn der das niemals zugeben würde. Der Junge war durcheinander und noch so jung. Er machte Fehler und brauchte jemanden der ihn darauf hinwies. Ihm den Arschtritt gab den er brauchte. Noch dazu…brauchte der Knabe eine Vaterfigur und Matsu wusste ebenfalls um die Umstände des Jungen. Was er durchgemacht hatte. Das er seinen Vater früh verlor und der sich damals nen Scheiß um ihn gekümmert hatte. Sakurai brauchte schon immer das was er von klein auf nicht gehabt hatte…nämlich einen Vater. Und da Paku gerade nicht zur Verfügung stand…übernahm ausnahmsweise Matsu mal diesen Part. Warum? Ganz einfach: weil er den Bengel mochte und wusste das er ein guter Kerl war. Aber auch gute Menschen konnten aus guter Überzeugung schlimme Dinge tun, wenn man sie nicht darauf aufmerksam machte. Also biss er mal in den sauren Apfel, spielte Papa und seufzte. Sein Blick richtete sich wieder auf den Jungen vor sich und er gab sich damit dann den letzten Ruck. Los ging es also und er nannte das Kind direkt beim Namen: „…Es war wegen der Kleinen, richtig?“ Als Matsu das sanft gefragt hatte zuckte Saku plötzlich etwas zusammen. Seine Griffe, an seinen Oberarmen, verkrampften sich leicht und er sah weiterhin nur stur und sauer vor sich auf den Boden. Er sagte nichts dazu, aber das war auch okay, denn sein Schweigen war Antwort genug. Matsumoto wusste es und schnaufte erneut. Oh mann dieser Junge war einfach viel zu emotional. Und obendrein auch noch sehr dominant in seinem verhalten. Klar dass einer wie er sich um ein Mädchen prügeln würde, besonders wenn er bemerkte dass sie ihm weggenommen werden könnte. Er lehnte sich danach weiter locker nach vorne und sprach zu ihm runter: „Ich wusste es…Hat er sie angebaggert?“ Saku drehte den Kopf weg und muffte: „Das geht dich nichts an.“ Matsu lächelte. „Stimmt, das sollte es mich auch nicht. Aber ich sehe doch wie sehr es dir zu schaffen macht und das du mit dir selber haderst. Jetzt versteh ich auch endlich warum du die letzte Woche den Bogen so weit überspannt hast…Du wolltest damit dein Revier markieren und deinen Standpunkt klar machen. Das du keinen anderen Kerl in der Nähe deines Mädchens duldest, der ihr den Hof machen will.“ Vieles davon war natürlich und sogar verständlich. Aber seine Ausführung war das Problem gewesen…Er sah den Jungen dann einfach nur weiter dabei an und setzte fort: „Okay, er hat dein Mädchen angebaggert und du bist wütend geworden. Das ist völlig okay und total normal. Noch dazu bist du jung und temperamentvoll, es war also klar dass du bei der Aktion an die Decke gehen würdest. Aber egal was auch passiert ist Sakurai…du KANNST nicht einfach jemanden mit einer Waffe bedrohen und dann auch noch abdrücken als wäre es das Normalste der Welt, egal ob geladen oder nicht! Du musst lernen deine Emotionen unter Kontrolle zu halten. Ich bin ja froh dass du wenigstens noch die Hemmung hattest die Waffe vorher zu leeren. Das zeigt schon mal dass du wusstest dass es falsch war was du da tun wolltest. Und das ist schon mal gut. Aber hier dennoch ein gut gemeinter Tipp von mir: Wenn er das nächste Mal wieder deine Süße anbaggert, dann regel das gefälligst wie ein Mann und nicht wie ein Mörder…Mann du bist nicht blöd Sakutaro und du hast doch ein gutes Herz. Du bist besser als das. Nur bist du manchmal etwas zu hitzköpfig und emotional. Deswegen habe ich dich auch übrigens nicht verpetzt…Und Kaizo demnach auch nicht.“ Als er das gesagt hatte sah der Junge wieder zu ihm rüber und rauf. Auf Sakurai seinem Gesicht lag noch immer ein grimmiger und abstandhaltender Blick, aber er hörte dennoch zu und Matsu hatte seine volle Aufmerksamkeit. Saku war in der Tat nicht dumm, deswegen merkte er auch wie der Kerl vor ihm gerade versuchte ihm einen väterlichen Rat zu geben…was er sogar gut hieß. Außer Paku…hatte das bisher noch keiner bei ihm versucht. Er fühlte sich plötzlich weniger allein gelassen dadurch. Und gerade weil er noch immer schwieg lächelte ihn der Wachmann plötzlich kurz etwas frech an und setzte noch einen oben drauf: „Ja er hat dich nicht verpetzt…Offenbar hat er geschnallt das du wegen dieser Aktion so an die Decke gegangen bist und er scheint doch nicht so ein eingebildeter Egoist zu sein wie alle immer von ihm denken. Weist du…ich glaube er schätzt und respektiert dich auf seine Art und Weise und vielleicht hat er es deswegen nicht getan. Du…du solltest mit ihm darüber reden. Und auch mit deiner Freundin.“ Saku sein Blick wich wieder aus, als er hörte wie ihn Matsu wegen Chiharu ansprach. Er sollte…mit ihr darüber sprechen? Heh, wo sollte er da bitte anfangen? Denn immerhin wusste Chiharu noch nicht mal was davon. Sie wusste nicht was auf dem Schießstand passiert war und das sie der Auslöser dieser ganzen Eskalation gewesen war. Und eigentlich wollte er auch nicht mit ihr darüber sprechen, denn dann würde sie sich wieder Vorwürfe machen. Denken sie wäre daran schuld und sich Vorwürfe machen die nicht mal ansatzweise angebracht waren, denn sie hatte nichts falsch gemacht. Konnte sie auch nicht, denn es war für sie ein ganz normaler Tag gewesen. Sie war zu Besuchszeit da und Kaizo hatte sich zu etwas ihr gestellt bis Saku Zeit fand und es endlich aus dem Untersuchungszimmer schaffte. Es war auch nicht sonderlich etwas passiert was man als „anbaggern“ bezeichnen konnte. Kaizo hatte einfach nur nett mit ihr geredet, Witze gerissen und war charmant gewesen für so einen Schleimer wie ihn. Nichts Schlimmes. Aber wie er sie dabei ansah…DAS brachte Saku auf die Palme, denn es waren Blicke gewesen die mehr wollten als einfach nur nett mit ihr zu reden. Blicke die sie förmlich ausziehen wollten und genau in der Sekunde brannte dem jungen Sakurai die Sicherung durch. Kaizo hatte Interesse an seiner Chiharu und da wurde das Alphatier in ihm wach. Deswegen hatte er so reagiert und deswegen hatte er auch so die Kontrolle verloren. Denn als er sah wie dieser Chiharu anblickte…da bekam er Angst er würde sie vielleicht verlieren. Und das nicht ohne Grund denn Saku wusste das er, in letzter Zeit, sehr abweisend und streng seiner Freundin gegenüber gewesen war. Sie hatte also allen Grund um sich von ihm trennen zu können und das wollte er nicht. Aber…aber er konnte auch nichts dagegen tun. Sein Kopf war so voll mit allem was er zu tun hatte das er sie komplett hinten runterfallen ließ. Ja und dann war da noch dieses Gefühl…das ihn seit seiner Kindheit nicht in Ruhe ließ. Das Gefühl…das sie sich von ihm fern halten sollte. Als würde er…nicht ihr gehören, oder so. Und das wo er sie doch liebte. Er liebte sie, denn ansonsten wäre er nicht so an die Decke gegangen wie vor einer Woche. Saku schluckte einmal und sprach dann ruhig, aber ernst: „Ich will sie damit nicht belasten…Und vielleicht würde sie es auch nicht verstehen.“ Matsu zog die rechte Augenbraue hoch und gab dann von sich: „Bitte? Also ich denke SIE versteht das von uns allen noch am Besten. Und wenn ich Steinschädel das hinbekomme, dann macht sie das mit geschlossenen Augen und auf einem Bein. Du traust ihr einfach nicht genug zu Sakutaro. Sie ist taff und dieses Mädchen liebt dich über alles. Ich denke du bist es ihr schuldig ehrlich zu ihr zu sein, meinst du nicht auch? Deswegen hast du doch auch die Leiter draußen stehen lassen, oder? Du willst doch das sie zu dir kommt und mit dir spricht.“ Schlagartig lief Saku etwas rot an und sah noch immer von seinem Kollegen weg. Mist ertappt. Ja er wollte das schon so. Er hatte gehofft das Chiharu sich ihm wiedersetzte und zu ihm hoch in den Zero kam. Sicher wollte er hiermit fertig werden, aber gleichzeitig auch ihre Nähe spüren. Er konnte…sie nun wirklich gebrauchen, denn es wurde alles sehr viel für ihn. Und da er nicht so gut mit Worten war hinterließ er mal gern sowas wie „Brotkrumen“, in Form einer Leiter zum Beispiel, damit man zu ihm kommen konnte. Als eine Art von Aufforderung das er nichtallein sein wollte, auch wenn er es nicht sagen konnte. Doch bisher war nichts passiert und er war sich auch sicher dass weiterhin nichts passieren würde. Chiharu ließ ihm seinen Freiraum und würde nicht kommen. Aber er wollte sie so gern hier…Doch konnte er mit ihr über das sprechen was mit Kaizo passiert war? Das er ihn damals gern umgebracht hätte? Was würde sie…über ihn denken, wenn er ihr davon erzählte? Er räusperte sich etwas und sprach dann muffig, so wie auch beschämt verneinend: „D-Das hat nichts damit zu tun…“ Matsu warf ihm darauf einen verschmitzten Blick zu und antwortete frech: „Natürlich nicht Romeo. Aber wie auch immer…Ich habe dir gesagt was ich wollte und nun zieh ich mal wieder ab. Mach dir mal deine Gedanken darüber. Und ich denke du und deine Süße ihr solltet unbedingt mal miteinander reden.“ Ja wenn das nur so leicht wäre… Genug davon, denn ansonsten versank der Junge gleich vor Scharm im Boden des Fliegers. Matsumoto klopfte dann einmal laut gegen das Metall des Zero unter sich und Saku sah darauf wieder leicht erschrocken zu ihm hoch. Es hatte ganz schön gescheppert und sollte damit einleiten das der Alte alles von sich gegeben hatten was er wollte. Er konnte nicht mehr tun als er getan hatte und war der Meinung dass er nun genug väterliche Ratschläge gegeben hatte. Den Rest musste Sakurai alleine lösen und das würde er schon hinbekommen, denn die kleine Chiharu war ein Engel und sehr umgänglich. Sie würde ihn locker verstehen und zu ihm halten. Manchmal fragte sich der Wachmann allerdings: ob Saku überhaupt wusste was er da für eine tolle Perle an der Leine hatte? Dieses Mädchen war sehr gut für ihn. Obwohl jemand mit mehr Feuer sicherlich noch besser für ihn wäre, denn Chiharu war meist viel zu lieb und nachsichtig mit ihm. Dieser Bengel brauchte ne Braut die ihm auf die Füße und in den Arsch trat wenn es drauf ankam. Jemand der direkt zu ihm war und ihm die Tür eintrat wenn er es am meisten brauchte. Aber nicht alles war perfekt, richtig? So klopfte er noch mal etwas leiser gegen den Flieger und sprach dann: „Ich denke ich bin dir nun genug mit meinen dummen Worten auf den Sack gegangen, oder Überflieger? Aber hier dennoch noch eine Weisheit von mir: Wenn die Kleine gleich zu dir kommen sollte und ihr mal richtig miteinander „redet“ dann macht ja langsam damit euch das Teil nicht unterm Arsch wegkracht. Ach und geschützter Sex wäre auch nicht schlecht, es sei denn du willst bald Papa werden. So ich mach mich dann mal!“ Schon fast fluchtartig ließ Matsumoto von dem Cockpit ab und machte sich rasch an den Abstieg vom Flieger. Er tat das auch nicht ohne Grund, denn er musste weg noch bevor der Sturm los ging, der definitiv nicht ausbleiben würde und den er freiwillig beschworen hatte! So kam er gerade unten an der Leiter, neben dem Zero an, als bei Saku sich auch schon endlich der entscheidende Hebel im Kopf umlegte, er verstand was eben zu ihm gesagt wurde und er deswegen sogar noch röter anlief als er eh schon gewesen war. In Sekunden schnelle raffte er sich auf, fasste sich dabei noch einen von den Schraubenziehern neben sich vom Boden und kam hoch. Sein Oberkörper lugte aus dem Cockpit hinaus und er sah sich schon zielsuchend nach dem Mistkerl um der ihn so in Verlegenheit gebracht hatte. Er sah ihn dann auch schon schnell unter dem Flügel des Zero davon rennen, aber Saku ließ sich nicht abhängen, holte mit der rechten Hand aus und warf den metallischen Schraubenschlüssel nach ihm. Fauchte dabei noch beschämt und knallrot: „VERPISS DICH MATSUMOTO!! BLÖDES ARSCHLOCH!!“ Im hohen Bogen flog das Teil auf den Kräftigen zu, aber verfehlte ihn doch tatsächlich nur um Haaresbreite und schlug somit laut hinter ihm auf dem Boden auf. Na das konnte er doch sicherlich besser, oder? Denn Matsu wusste: Wenn Saku ihn hätte treffen wollen…dann hätte er auch getroffen. Das war also nur ne Verwarnung gewesen. Es schepperte extrem laut und alle sahen rüber zum Zero, wo das Scheppern hergekommen war. Aber nicht nur das hatte ihre Aufmerksamkeit auf sich gezogen, sondern auch Saku sein Gebrüll. Die Jungs und Chiharu hielten ihre Karten vor sich in den Händen und blinzelten alle verdutzt zu dem frech grinsenden und noch immer um sein Leben rennenden Matsumoto rüber, der dann auch kurz darauf links neben dem Mädchen ankam, sich zu dem Bengel im Flieger umdrehte, zu ihm zeigte und dann rüber brüllte: „Ich sagte nur zwei Worte Sakutaro: Aggressionsbewältigung Arschloch!“ Und dann fing er an zu lachen. Als er das gesagt hatte wollte ihm Sakutaro am liebsten noch etwas hinterher werfen, aber dummerwiese war der Fettsack schon außer Reichweite und stand dann auch noch neben Chiharu…die ihn verdutzt dabei ansah. Sie blinzelte und ihr Blick ruhte auf Saku seinen Augen, der durch diesen Anblick plötzlich noch beschämter anlief und etwas erstarrte. Er konnte es nicht verhindern. Im Nu hatte er plötzlich das Szenario in seinem Kopf wie er und sie hier oben im Zero Sex haben würden und das wurde ihm mehr als unangenehm. So unangenehm sogar, dass er seinen Blick dann auch schon von ihr los riss und sich damit schnell, so wie auch beschämt, in den Zero zurückzog. Er war aus dem Blickfeld des Mädchens verschwunden und die verstand nicht ganz genau was eben passiert war. Sicher hatten sie etwas Abstand zueinander gehabt, aber es sah fast so aus…als läge Röte auf seinen Wangen. Wegen was nur, fragte sie sich? Matsumoto fing dann aber auch schon an dreckiger zu lachen und legte die Hände in die Hüfte, als Chiharu zu ihm hoch sah und er vor sich zum Zero sprach: „Der ist schon einer, mann o mann. Aufbrausend und dickköpfig! Aber dennoch ist er ein verdammt guter Kerl. Also irgendwo unter dem ganzen Arschloch das er hin und wieder mal ist…Aber wer hätte gedacht das er dir gegenüber so scheu sein kann?“ Sein Blick fiel runter zu Chiharu und sie blinzelte verwirrt zu ihm. Sakutaro und scheu? Wegen ihr? Was meinte er damit? Doch noch bevor sie es verstehen konnte legte der Große eine Hand auf die zarte linke Schulter der Kleinen und sprach leise zu ihr: „Du sollest mal zu ihm gehen. Der Junge wartet nur auf dich um mit dir was zu besprechen und ich denke es wäre auch nicht schlecht wenn er danach mal etwas „Druck“ bei dir ablassen könnte, nicht wahr? Hat er dringend notwendig.“ Ein freches Zwinkern warf er ihr noch zu und dann ließ er auch schon ihre Schulter los und wand sich noch mal an die anderen beiden Holzköpfe, die ebenfalls zu ihm sahen und fauchte sie an: „Und ihr zwei Arschgeigen wisst bescheid! Ich schneid euch persönlich die Eier ab wenn ihr noch mal sowas hinlegt wie ihr es immer gern mal auf meinem Schießstand macht! Lass euch das ne Warnung sein!“ Sugi und Katsu schluckten und nickten dann nur hektisch und damit bejahend zu ihm rüber. Das war laut und deutlich gewesen und wenn es um Eier ging verstand keiner der Männer Spaß. Und damit wand Matsumoto sich dann auch endgültig ab und lief davon. Er machte sich endlich auf den Weg nachhause, ließ diese Looser hinter sich und wollte seinen Sonntag wenigstens noch etwas genießen ohne sich erneut Gedanken über Teenager zu machen! Diese verdammten Looser…von denen er aber auch einer war. Und innerlich…hoffte er dennoch dass er diesem Bengel Sakurai etwas behilflich sein konnte. Heh, Matsu wusste nicht warum, aber er sah zu diesem Bengel auf. Warum? Weil er einen Traum hatte und sich an diesem festzwackte wie ein Blutegel. Und noch dazu…weil er ein verdammt korrekter Kerl war. Er fühlte sich nicht wie ein Vater für ihn…aber er wollte dennoch sein Bestes. Und irgendwie schaffte Sakurai das bei vielen die ihn kannten. Er schaffte es dass sie ihn mochten und sich um ihn sorgten. Er scharte Menschen um sich und brachte sie zusammen, egal wie unterschiedlich diese auch waren und das war eine Gabe. Eine ganz besondere und vielleicht war es genau DAS…was er noch besser konnte als Fliegen und Schießen. Etwas was er aber anscheinend selber noch nicht mal bemerkt hatte. Er konnte nämlich führen und verbinden. Und das sogar verdammt gut. Und noch während er davon lief sah ihm Chiharu nach und wurde dabei auch noch leicht rot. Sie wusste was er damit gemeint hatte und der Gedanke wurde ihr plötzlich peinlich. Hatte er…ebene vielleicht auch sowas ähnliches zu Saku gesagt? Hatte der deswegen so errötet zu ihr rüber gesehen und war danach wieder in seinen Zero abgetaucht? Möglich wäre es und wenn es stimmte, was Matsu eben gesagt hatte,…dann wartete er da oben auf sie. Er wartete auf sie…Etwas was plötzlich sehr gut tat und sie deswegen lächelte. Wenige Sekunden danach legte sie ihre Karten auf die Kiste vor sich und lenkte damit dann auch schon die Aufmerksamkeit der Jungs wieder auf sich. Die sahen deswegen dann auch schon zu ihr und sie danach nur noch lieb zurück als sie sprach: „Spielt ihr mal ohne mich weiter. Ich muss mit Saku sprechen.“ Dann stand sie auch schon auf und lief langsam rüber zu dem Flieger. Sie freute sich plötzlich und konnte es kaum erwarten bei ihm zu sein. Immerhin sehnte sie sich schon den ganzen Morgen nach ihm und nun war es endlich soweit. Sie konnte zu ihm. Er wartete auf sie. Was er wohl…mit ihr besprechen wollte? Und während sie langsam zum Zero lief sahen Sugi und Katsu ihr noch mal kurz nach, zumindest solange bis sie dann wieder vor sich auf die Kiste sahen, wo die Karten des Mädchens lagen und beide fast zeitgleich anfingen zu schlucken. Gut dass sie gegangen war…denn sie hätte mit der Hand schon wieder gewonnen. Saku lag inzwischen wieder auf dem Rücken und fummelte abwesend unter dem Armaturenbrett herum. Er hatte noch immer leichte Röte auf den Wangen, denn das was Matsumoto zu ihm gesagt hatte ließ ihn einfach nicht los. Es war peinlich und wirkte so befremdlich. Und das wo er und Chiharu doch ein Paar waren und es das Normalste der Welt sein sollte sowas zu tun. Er und Chiharu…Sex im Zero?! Allein wenn er es im Kopf aussprach wurde er wieder dabei röter. Das war ja total krank und unromantisch noch obendrauf! Sie in der Kiste flachzulegen…Okay so schlimm war es nun auch wieder nicht, er übertrieb da etwas, aber das tat auch nichts zur Sache denn…Heh, als ob Chiharu sich auf sowas einlassen würde. Naja also…irgendwie hatte Saku nichts dagegen es hier mit ihr zu treiben, aber da gab es ein Problem an der ganzen Sache…ihm fehlte dazu schlicht und einfach die Motivation. So gesehen gab es nicht nur das eine Problem…sondern Mehrere. Die letzten Wochen hatte er genug Stress bis zum Abwinken gehabt und konnte sich deswegen auch nicht wirklich auf die Süße konzentrieren. Sein Kopf machte Spagat zwischen seinem ersten Flug und der Prüfung dabei, bis rüber zu seinem Problem mit Kaizo. Und dass allein nahm schon viel zu viel Platz in Anspruch, was es eigentlich gar nicht sollte. Und noch dazu war Saku auch nie wirklich jemand gewesen der undbedingt Sex haben wollte. Demnach war es bisher auch noch nie wirklich über ihn gekommen, egal wie nahe er und Chiharu sich auch schon kamen und es weis Gott bereits genug Gelegenheiten dafür gegeben hatte. Egal wie lange sie sich auch küssten und schmusten, es blieb einfach aus und das verstand er selber am Wenigsten. Sicher er wollte sie berühren, aber nie so sehr das er ihr gleich alle Klamotten vom Leib reißen wollte und sie sich dann hemmungslos nahm. In der Hinsicht war er wirklich seltsam. Saku war ein sehr gefühlvoller Mensch, auch wenn er nicht danach aussah und genau deswegen genoss er Berührungen mehr als den Drang nach Vereinigung und wildem Sex. Er liebte es zu fühlen wie warm die Haut von Chiharu war. Wie ihr Hals leuchtete wenn sie atmete und ihr Duft sie umhüllte wie eine sanfte Brise einer Blumenwiese. Sakutaro war ein körperlicher Mensch, aber noch mehr war er emphatisch und genoss genau diese simplen Dinge an seinem Partner. Was spannend war, denn so gesehen konnte ein Typ wie er an jedem Finger eine haben und sich einfach gehen lassen, denn er sah nicht nur verdammt gut aus, sondern hatte auch einen gut gebauten Körper und was im Kopf. Dennoch wollte er nicht jede…nur Chiharu. Aber trotz all dem bekam er nie das Gefühl er müsste sie sofort in Grund und Boden vögeln, oder über sie herfallen wenn sie auch nur in sein Blickfeld lief. Es hatte, zu dem Thema, nie wirklich „Klick“ gemacht in seinem Kopf. Und es war ein komisches Gefühl das dabei an ihm nagte, als…als wäre er nicht bereit dafür. Dabei würde sich jeder die Finger danach lecken wenn ein so schönes Mädchen wie Chiharu vor einem auf dem Boden lag, er das Kleid dann leicht hoch schieben konnte, damit man ihr dann unter den Rock fasste, nur um sie dann zu entkleiden und einfach mit ihr Sex zu haben. Der Blick dem sie ihm zuwerfen würde…Er stellte sich diesen gerade vor. Verführerisch und flehend nach ihm…Saku wurde wieder rot und rüttelte sich innerlich wach. Er zwackte danach, mit der Zange, ein weiteres Kabel durch und schnaufte. Sie war so schön…seine Chiharu. Aber warum wollte er einfach nicht mit ihr schlafen? Was hinderte ihn daran? War er wirklich noch nicht bereit dafür? Oder war Chiharu vielleicht nicht die… „Was machst du denn da Saku?“ Fragte eine sanfte Stimme und der junge Pilot erschrak. Er war noch so in diesen erotischen Fantasien gefangen und abgelenkt gewesen, das er überhaupt nicht mitbekommen hatte wie sie auf den Flieger gekommen war und er dann nur laut und erschrocken den Namen der Person rief die eben zu ihm gesprochen hatte: „Chiharu!“ Donnerte es aus ihm raus und er reckte instinktiv mit dem Oberkörper hoch…nur um sich dann wieder den Schädel anzuschlagen. Es gab einen lauten und schmerzhaften, metallischen Gong als er gegen die Armatur über sich knallte und sich danach wieder auf den Rücken fallen ließ und mit beiden Händen die Stirn hielt die er sich angeschlagen hatte. K.O in der Zweiten Runde, was? Für einen kurzen Moment sah er sogar ein leichtes Flimmern vor den Augen, denn es hatte echt gesessen. Chiharu erschrak sich ebenfalls dabei und hielt sich dann beide Hände vor den Mund, während sie zu ihm runter sah und sich dann doch wirklich das Lachen verkneifen musste. Und noch bevor es aus ihr raus brechen konnte, fauchte ihr Freund auch schon laut aus seiner Kehle: „Verdammte Scheiße!! Das war schon das zweite Mal heute!! SCHEIßE!!“ Ja und es hatte mal wieder sehr wehgetan. Und da verabschiedeten sich dazu auch erneut, mit nur einem einzigen Gong, tausende von Gehirnzellen in seinem hübschen Schädel. Doch gerade weil er so fauchte und brüllte…konnte sich das Mädchen einfach nicht mehr halten und fing an zu lachen. Chiharu lachte laut und glockenhell, so das Saku zu ihr rauf sah und sich noch immer muffig die Stirn dabei rieb. Wie gemein. Im ersten Moment fand er das nicht so cool und war sauer das sie sich so schamlos über seinen Schmerz erfreute. Aber nach wenigen Sekunden war das dann wieder alles komplett verflogen…als er sah wie schön und fröhlich sie lachte. Weswegen sein Blick auch sofort sanfter wurde und er sie nur ansah. Sie war…so ehrlich und sanft. Es riss ihn nieder und schickte ihn zurück in seine Kindheit, denn genau wie damals besaß sie noch immer dieses wunderschöne dunkle Haar, das ihr bis ans Kinn geschnitten hing und diese rosigen Wangen in die man so gerne rein kneifen wollte. Sie war so wunderschön. Chiharu war schon immer ein hübsches und süßes Mädchen gewesen, aber langsam…da wurde sie mehr und mehr zu einer wunderschönen Frau. Etwas was Sakutaro in der Sekunde wieder klar wurde. Sie war zu einer Frau geworden die jeder sicher gern sein Eigen nennen wollte. Besitzen wollte und mit ihr Kinder zeugen. Und wenn sie so vor ihm stand, so lachte wie sie es in jener Sekunde tat…da wurde ihm warm ums Herz. Nicht nur weil sie dabei so schön aussah, sondern auch wegen dem was sie tat. Ihr Lachen…Er kannte dieses Lachen. Woher…kannte er dieses Lachen? Denn es war weder das von seiner Mutter noch von ihr was er da gerade vor sich sah… So lief er wieder etwas rot dabei an und wand dann stur seinen Blick von ihr ab, als er dabei muffte: „Ja lach du nur! Ist immer witzig wenn es einen selbst nicht betrifft, was?“ Schadenfreude war ja bekanntlich auch die schönste Freude. Nachdem er das gesagt hatte rieb sich Chiharu eine der Tränen aus ihrem rechten Augenwinkel, die durch das Lachen entstanden waren und sah wieder zu ihm runter. Ihre Wangen waren auch etwas errötet vor Freude, als sie dann wieder nur lieb lächelte und schließlich antwortete: „Ach Sakutaro so war das doch nicht gemeint gewesen. Ich fand es einfach nur so witzig wie du darauf gebrüllt hast, hehe. Nicht vergessen: ich lache nicht wegen dir, sondern mit dir.“ Ja, ja genau und bekanntlich konnten Schweine ja auch fliegen, was? Wollte die ihn veräppeln? Sakutaro schielte dann nur rechts von sich nach oben und muffte wieder dabei leise: „Schadenfreudiges Miststück…“ „Ich hab das gehört Saku.“ Antwortete Chiharu darauf verspielt und kletterte dann plötzlich, ohne Vorwarnung, zu ihm in das Cockpit hinein. Sie stellte sich allerdings, wegen ihrem Kleid, etwas ungeschickt dabei an und das Unheil nahm seinen Lauf. Saku hatte das natürlich sofort gesehen und wirkte dann erschrocken, als er bemerkte wie sie sich vorne über beugte und langsam auf ihn… „Nicht Chiharu du…!!“ Aber dann war es auch schon zu spät und sie polterte auf ihn zu. Keine Ahnung was in ihrem Kopf abging, dass man so in ein Cockpit einsteigen musste, aber es war definitiv ne beschissene Idee gewesen! Denn wenige Sekunden, nach seinem Schrei, war sie in das Cockpit gefallen und donnerte auf ihn zu. Sakutaro musste darauf kurz keuchen, als seine Freundin voll auf seinem Magen landete und ihn dann noch nach hinten gegen das Armaturenbrett knallen ließ. Zumindest knallte er mit dem oberen Teil des Rückens und dem Kopf dagegen, so dass er sich wieder etwas dabei anschlug. Chiharu hatte dabei nur kurz ein kleines Quieken von sich gegeben, als sie fiel, aber saß nun aufrecht und mit gespreizten Beinen über dem Schoß ihres Freundes. Aber natürlich so das man ihr nicht unter das Kleid sehen konnte. Sie war weich gelandet, im Gegensatz zu ihrem Freund, der sich nun den Hinterkopf etwas rieb und zu ihr runter sah, da sie ihm nur bis zur Brust ging. Er war schon immer größer als sie gewesen, aber nun kam es erst richtig zur Geltung wenn sie nebeneinander standen, oder so saßen wie in dem Moment. Saku war ein Riese neben ihr. Oder sie ein Zwerg, je nachdem wie man es sehen wollte. Jedenfalls hatte sie sich nichts getan bei dem Fall und er glücklicherweise auch nicht noch mehr als das was passiert war, denn sie hätte eben auch an einer besonders ungünstigen Stelle landen können und dann wäre das mit Kindern, in der fernen Zukunft, so ne Sache gewesen. Schwein gehabt, was? So atmete er noch mal beruhigt aus, wie es jeder Mann in der Situation tun würde und sah sie dann leicht genervt an, während sie nur lieb da saß. Sie grinste über beide Ohren, aber ihm war nicht danach zu Mute. Erstmal lag das daran weil sie sich auf ihn fallen gelassen hatte und dann noch weil sie dabei nur ganz knappt seine Kronjuwelen verfehlt hatte! Verdammter Mist. Demnach kam es etwas ungehalten aus ihm raus: „Was sollte das denn?!...Du hättest dir wehtun können!“ Obwohl er eben nur knapp fiesen Schmerzen entkommen war, sprach er das nicht mal an sondern dachte sofort an sie und ihr Wohlbefinden, weshalb Chiharu nur etwas mit den Augen blinzelte und dann wieder lieb lächeln musste. Wie schön das er sich so ritterlich um sie sorgte. Das ließ ihr Herz doch gleich schneller schlagen und sie sprach dann frech und herzlich zu ihm: „Aber ich wusste doch das du mich fängst mein edler Samurai. So wie du es immer tust. Und wie immer hast du mal wieder gut gefangen! Ach nur mal so: Tadaaa! Da bin ich!“ Sie streckte ihre beiden Arme kurz über sich vor Freude, bevor sie die dann wieder auf ihren Schoß fallen ließ und ihn dann schnell und stürmisch um den Hals fiel. Sie drückte sich an ihn und er sah etwas beschämt zur Seite. Was sollte das denn? Er verzog etwas mürrisch das Gesicht bis sie wieder von ihm abließ und lieb zu ihm sah. Sie saß da und wenn sie einen Schwanz hätte könnte man denken sie würde mit dem wedeln. Schon irgendwie süß…Aber etwas lenkte den jungen Piloten mehr ab, als nur ihre liebe Art…denn es war ihr Lächeln. Sie lächelte so sanft zu ihm dass es Saku wieder ganz anders wurde und er deswegen erneut wegsehen musste. Somit wand er seinen Blick von ihr ab und links neben sich zu dem Schaltpult neben dem Sitz hinter Chiharu. Sie saßen beide zwischen dem Armaturenbrett und dem Pilotensitz eingequetscht am Boden. So aneinander gedrückt das es schon echt kuschelig wurde und Saku sie nun auch gut fühlen konnte. Weswegen er wieder etwas rot anlief. Es waren nicht nur ihre Worte gewesen, die ihn plötzlich so beschämten, sondern auch die gesamte Situation in der sie sich befanden. Chiharu war ihm so nah und neben dem Punkt das er sie nun deutlich dort spüren konnte, wo sie drauf saß, so konnte er noch etwas anderes wahrnehmen…und das war ihr Duft. Schon lange war ihm das nicht mehr aufgefallen, aber sie roch heute sehr gut. Vielleich lag das aber auch daran das er voller Öl und Dreck nur so triefte und seit Stunden nichts anderes bei ihm in der Nase hing. Doch egal was es auch war…er mochte diesen Duft…Er kannte ihn…diesen Duft von Winterblüten. Zumindest erinnerte ihn das daran. Es war ein Duft den er einfach mochte, weshalb auch immer und dem er kaum wiederstehen konnte. Ja und wenn sie so auf ihm saß, so danach roch…da wurde ihm auch ganz komisch. Sehr komisch sogar. Es war wie eine Erinnerung…die nicht sein konnte. Das Mädchen über ihm legte etwas den Kopf schief und sah ihn nur dabei an. Schon wieder. Chiharu sah wie er erneut den Blick abgewandt hatte und sich offenbar zierte sie anzusehen. Was war denn heute nur mit ihm los? So war er doch sonst nicht wenn sie sich so nahe kamen. Nicht so extrem zumindest. Sie wollte aber auch nicht nachbohren, denn sie wusste ganz genau das Saku dichtmachen würde wenn man anfing zu bohren. Er musste von allein kommen, also ließ sie ihn. Doch wenn sie ehrlich war…wurde ihr heute auch anders wenn sie so auf ihm saß. Ihr wurde warm und sie sehnte sich nach ihm. Lag das daran…weil sie vielleicht… Doch sie lenkte sich selbst vom Thema ab, schüttelte kurz den Kopf dabei und stattdessen sprach sie dann lieb: „Also? Matsumoto meinte du wolltest was mit mir besprechen?“ Saku sah darauf wieder zu ihr und schien etwas erschrocken. Was?! Matsu hatte was zu ihr gesagt!?...Dieser verdammte Mistkerl! Doch dann seufzte er. Es brachte nun auch nichts mehr sich darüber zu beschweren. Der Dicke hatte geplappert und damit war das Kind auch bereits schon in den Brunnen gefallen, also musste er wohl damit klarkommen und nun überlegen wie er am Besten an die Sache dran ging. Er hatte…in der Tat etwas mit ihr zu besprechen. Also verschränkte er die Arme schützend vor seiner Brust und sah wieder von ihr weg. Chiharu war aufgefallen das Sakutaro es heute nicht wirklich hinbekam mit ihr Blickkontakt zu halten und langsam fragte sie sich auch warum. Es lag ihr auf der Zunge zu fragen, aber erneut riss sie sich zusammen und ließ ihn damit in Ruhe. Denn noch mehr als das…war sie interessiert was er mit ihr besprechen wollte und was los war. Sie fühlte dass ihn etwas belastete. Die ganze letzte Woche schon und vielleicht rückte er nun endlich mal mit der Sprache raus. Also sah sie ihn nur aufmerksam dabei an, als er dann endlich anfing zu reden. Endlich sagte was ihn schon länger beschäftigte: „Es…es ist dir sicherlich schon aufgefallen aber…aber ich bin die letzte Zeit nicht so ganz bei mir Chiharu. Vieles setzt mich momentan unter Druck. Das mit der Ausbildung, die Prüfung übermorgen und mein erster Flug dazu. Und auch die Tatsache…das ich dir nicht mehr gerecht sein kann…“ Als er das sagte legte sie die Stirn in Falten und sah ihn verwirrt dabei an. „Was? Wie meinst du das? Wie kommst du denn bitte darauf das du mir nicht mehr gerecht wirst, Saku?“ Fragte sie dann sanft und er sah sie noch immer nicht an als er antwortete: „…Ich bin halt ein Spinner und langsam bekomme ich Sorge dass mir das Fliegen und diese Ausbildung, mehr bedeuten könnten als du. Ich…ich bin gerne in diesem Wrack und arbeite daran rum. Auch freue ich mich auf meinen ersten Flug und das obwohl ich leicht Angst davor habe etwas falsch machen zu können. All das hier lenkt mich zu sehr von dir weg und ich…ich verliere dich aus den Augen Chiharu. Ich kann nicht mehr viel bei dir sein und es macht mir Sorgen das du mich deswegen hassen könntest. Das ich dir damit wehtue, denn das will ich nicht. Aber ich…ich kann auch nicht aus meiner Haut raus und bin nun mal der der ich bin. Ich liebe das Fliegen, sehr sogar, aber ich liebe auch…also…“ Er stockte plötzlich und verstummte dann komplett. Irgendwie war er noch röter geworden als vorher und atmete auch etwas schneller. Chiharu sah ihn deswegen auch wieder genauer an. Einmal wegen dem was er gesagt hatte…und dann auch noch wegen dem was er eigentlich sagen wollte. Sie lächelte. Er musste es nicht sagen, denn sie wusste was er sagen wollte. Er wollte sagen: dass er sie liebt. Etwas was er schon lange nicht mehr getan hatte und es ihr Herz sofort schneller schlagen ließ. Sakutaro sagte nicht oft das er sie liebt. Sehr selten sogar. Aber wenn er sagte dass er jemanden liebt…dann konnte man davon ausgehen das er es ernst meinte. Ihr wurde dann selber sehr warm und sie legte ihre Hände auf ihre Brust, als Saku sich wieder gefangen hatte und weiter sprach: „…Jedenfalls möchte ich nur das Beste für dich. Und deswegen…bin ich letztens auch etwas von der Spur abgekommen.“ Im Nu sah seine Freundin ihn besorgter an. „Wie meinst du das?...Es stimmt, ich habe bemerkt das du dich in der letzten Zeit etwas komisch verhalten hast Saku und das dich etwas zu bedrücken scheint, aber ich konnte mir nicht vorstellen was es noch sein könnte, außer dein leichtes Lampenfieber vor deinem ersten Flug. Hat dir jemand etwas getan? Ist es wegen mir? Was…was ist denn passiert Sakutaro?“ Und endlich, endlich schaffte er es wieder zu ihr zu sehen und der Blick den er ihr zu warf…er war so voller Sorge. So voller Sorge wie sie es schon lange nicht mehr bei ihm gesehen hatte. Was ihr damit bestätigte das es keine Kleinigkeit war die ihn geißelte und die er offenbar schon länger mit sich rumschleppte. Und Saku fiel es schwer darüber zu sprechen. Dennoch gab er sich dann den entscheidenden Ruck und fing an zu erzählen, während er vor sich auf ihren Schoß runter sah: „…Ich hatte letzte Woche eine Auseinandersetzung mit Kaizo. Ich war wütend auf ihn und es ging sogar soweit das es eskalierte und ich verdammt sauer wurde. So sauer sogar das…Wir…wir waren auf dem Schießstand gewesen und haben geübt, als mich der Teufel geritten hat und ich ihm…ich hielt ihn eine der Waffen an die Schläfe, Chiharu. Ich habe mit ihm gespielt und wollte ihn gerne danach umbringen…“ Als er das sagte sah und hörte man die Reue in seiner Stimme. Offenbar war er doch nicht so überzeugt von dem gewesen was er getan hatte und stand dazu, obwohl er das noch vorher zu Matsu gesagt hatte. Es erschrak ihn, wenn er darüber nachdachte, wie ihm die Sicherung durch geknallt war. Und noch mehr erschrak es das junge Mädchen vor ihm das zu hören. Zu hören dass ihr Freund mit einer Waffe rumhantiert hatte und diese dann auch noch in Wut an einen Kameraden seinen Kopf hielt. Denn das war etwas was sie ihm nie zugetraut hätte. So wie er nicht war, denn der Saku den sie kannte…der war nicht so eiskalt. So sah sie ihn auch etwas entsetzt dabei an und fragte dann: „Saku…Ich…Warum hast du das gemacht? Du weist doch genau das sowas falsch ist und du damit riesen Probleme bekommen kannst! Was hat dich denn geritten sowas zu tun?“ Sie sagte das sehr gefasst und darauf sah er zu ihr auf und in ihre Augen. Chiharu…merkte sich darauf dann genau was er zu ihr sagte, als er sprach: „…Ich dachte er wollte dich mir wegnehmen…Ihr habt euch beide am Morgen noch so gut unterhalten bevor ich gekommen bin. Aber als ich sah wie er dich ansah…da wurde ich sauer. Ich wurde so verdammt sauer Chiharu, denn ich habe gesehen wie er dich angesehen hat. Wie seine Blicke auf dir lagen und er dich damit förmlich ausziehen wollte! Deswegen ist mit später auch die Sicherung durch geknallt. Er sollte gefälligst…die Hände von meinem Mädchen lassen…“ Sie sah ihn an. Also war es wegen ihr? Saku war offenbar eifersüchtig auf Kaizo gewesen, obwohl da nichts gewesen war weswegen man eifersüchtig hätte werden müssen, außer einem Gespräch und deswegen war er so ausgetickt? Sie konnte nicht glauben was sie da hörte und starrte ihn nur an. Es war erschreckend zu hören dass er für sie sofort zu einer Waffe griff um einen etwaigen Konkurrenten aus der Bahn fegen zu wollen und das er dazu noch bereit war für sie zu töten. Es war schrecklich und sie sollte ihn deswegen sofort zur Sau machen. Ihn anbrüllen was in seinem Kopf vor ging und gehen…Aber sie konnte nicht, denn in der Hinsicht…war sie genauso ein Spinner wie er. Sie nannte sich gern so…wenn es hieß einer sein zu müssen um ihn zu lieben. Denn was er da getan hatte schmeichelte ihr. Es zeugte von starker Liebe, die aber unter Kontrolle gehalten werden musste damit es nicht eskalierte. Saku und sie waren noch jung und hatten viel zu lernen. Aber in der Sekunde…wusste sie genau was sie darauf zu antworten hatte. Also fasste sie ihn an dem Kragen seines Oberteils und zerrte sich an ihn dran und hoch. Wenige Sekunden danach küsste sie ihn stürmisch auf den Mund und verweilte dort. Ließ immer und immer wieder sanft ihre Lippen nach den seinen kosten, knappte nach diesen und versuchte ihn damit ebenfalls zum Küssen zu animieren. Sie sollte wütend auf ihn sein, ihn anmachen und beschimpfen was in seinem Kopf vorging…Aber stattdessen wollte sie ihn nur noch viel mehr. Besonders nachdem sie gehört hatte wie er sagte: sie wäre sein Mädchen. Ja, sie wäre sein Mädchen…Und Saku saß einfach nur wie erstarrt dort und ließ Chiharu an seinen Lippen rumspielen. Er war so erstarrt und erschrocken von diesem plötzlichen Kuss, dass er nichts anderes tun konnte als einfach nur da zu sitzen und sich küssen zu lassen. Er verstand es nicht, denn eigentlich sollte sie auf ihn wütend sein und nicht über ihn herfallen! Was hatte er denn bitte gesagt um so eine Reaktion zu bekommen?! Er blickte mal wieder aus dem Mustopf und hatte keinen Plan was im Kopf dieser Frau abging, aber wenn sie so mit seinen Lippen spielte und daran rumknabberte…da wurde ihm auch schnell anders. Schon lange hatte er sie nicht mehr geküsst und heute roch sie dabei so gut…weswegen er sie dann auch schon mit beiden Händen an den Wangen packte und mit geschlossenen Augen anfing zu erwidern. Und genauso küssten sie sich für einige Sekunden und kamen nicht mehr voneinander los. Je länger es ging…umso mehr wollte Saku sie plötzlich. So dass seine Hände dann von ihren Wangen glitten und schließlich fest ihre Hüfte packten. Er wollte sie. Er wollte…ihren Duft. Nur ihren Duft, denn dieser machte ihn wild und er verlor dann langsam die Kontrolle und fing leicht an zu zittern…und Chiharu bemerkte das. Er zitterte…Warum zitterte er? Sie öffnete wieder leicht ihre Augen und fühlte genau wie er anfing zu zittern. Seine Hände hatten sie zwar fest gepackt, aber es fühlte sich komisch an. Nicht nach Verlangen, sondern als wüsste er nicht was er tun sollte…Als zögerte er. Weswegen sie plötzlich den Kuss von ihm löste und ihm dann in die Augen sah. Ihre Blicke trafen sich und leicht errötet strich sie ihm sanft mit dem rechten Zeigefinger über die Lippen. Sie musste es wissen. Es aus ihm raus locken. Und so fragte sie ihn hauchzart: „Willst du mich Saku…?“ Denn sie wollte ihn… Er sah sie dabei an. Sah ihr tief in die Augen und…und gab dann kein Wort von sich. Sakutaro wurde wieder etwas klarer in der Birne und ihm dann kurz darauf auch schon bewusst was er eben fast getan hätte. Was er tun wollte und wie sehr er keine Kontrolle mehr über sich hatte. Hätte Chiharu den Kuss nicht abgebrochen…er hätte sie genommen. Es war natürlich…Aber warum fühlte er sich plötzlich nicht gut dabei? Warum…sah er sie jetzt nicht mehr an? Warum fühlte es sich…falsch an? Und kurz darauf wand er seinen Blick wieder leicht ab und schnaufte. Denn er war unglaublich erleichtert darüber dass es nicht weiter ging. Chiharu dagegen lächelte nur sanft. Alles klar. Sie wusste es. Deswegen also sein Zittern. Ihm waren im Eifer des Gefechts die Sicherungen durchgebrannt und er wollte unkontrolliert mit ihr schlafen. Wollte das tun, obwohl er es eigentlich nicht wollte. Heh, dieser Mann war schon seltsam. Aber so war er nun mal und sie nahm ihm das nicht übel. Sie liebte ihn immerhin. Also schnaufte sie auch erst mal ihre Hitze aus sich raus und küsste ihm dann sanft auf die linke Wange, so das Saku wieder verdutzt zu ihr sah und ihr Lächeln erblickte, als sie sprach: „Es ist schon okay. Mach dir keine Sorgen. Ich denke…so krank bin ich dann doch nicht dass ich mich von dem Mann den ich liebe in einem Flieger flachlegen lasse und dabei noch ein Kind zeuge, hehe! Hmmm…wie verrückt muss man dafür wohl sein? Was meinst du Saku?“ Innerhalb von Sekunden hatte Chiharu die besonders peinliche Situation sofort wieder gelockert und Saku sah sie einfach nur erstaunt an. Diese Frau…war wirklich etwas ganz besonderes. Diese wunderschöne Frau die da auf ihm saß und er sich wie der letzte Trottel benahm, denn anstatt sie zu knallen, so wie es jeder andere Idiot machen würde, stellte er sich an und ließ von ihr ab. Benahm sich wie eine Henne beim Pissen. Was war nur los mit ihm? Er war wirklich…so bescheuert. Aber dennoch schmunzelte er dann auch nur lieb zurück und nickte, während Chiharu ihre rechte Hand an seine linke Wange legte. Er seufzte leicht und antwortete dann: „Man muss schon echt verrückt sein um sowas zu tun, denke ich…“ Und das war er ja nicht… Sein Mädchen ließ sich dann langsam und genüsslich nach hinten fallen. Da es so eng an ihrem Platz war, lehnte sie sich nach hinten bis sie an dem Sitz angelehnt lag der direkt hinter ihr stand. Dann saß sie auch schon plötzlich mit leicht gespreizten Beinen auf ihm und die Position war zum vögeln eigentlich perfekt. Sie hätte idealer nicht hätte sein können. Er müsste nur seine Hose öffnen und ihr das Höschen zu Seite rücken und es könnte sofort losgehen. Allein daran merkte er mal wieder was für ein Luder Chiharu doch sein konnte. Denn sie hatte sich gerade absichtlich so frech vor ihm positionierte und spielte mit ihm. Wollte ihn verführen und vielleicht doch noch aus der Reserve locken. Etwas was sie nur mit ihm machte wenn sie unter sich waren. So ganz allein und ungehört. Aber ihm war nicht danach. Der Zauber war verflogen und beide sahen sich dann nur an. Blicke die nicht voneinander abließen und tief in die Seele des Anderen dabei blickten. Blicke die sich eigentlich nur Verliebte zuwarfen und es hauptsächlich von IHR ausging. Sie liebte ihn und wollte wirklich gerne Sex mit ihm. Ganz besonders heute…da sie vielleicht ihren Eisprung hatte und somit automatisch schneller heiß wurde. Aber jetzt ungeschützt zu schlafen würde nur die Gefahr hervorlocken ein Baby zu zeugen. Mal abgesehen davon das Saku es nicht wollte. Sie hatte es gespürt…an seinem Zittern. Denn das war das Zittern eines Mannes der zwar Sex wollte…aber es SO nicht gewollt war…Und dann vielleicht…auch nicht mit ihr. Sie lächelte ihm dennoch nur sanft zu und sprach dann verliebt und zart zu ihm hoch: „Ich liebe dich…Sakutaro.“ Ein erneuter Test…Und er sah nur zur ihr zurück. Sie war so wunderschön. Er liebe diesen Anblick. Doch alles was er gerade nur aus sich brachte war ein leichtes Seufzen und eine sanfte Berührung über eine ihrer Wangen mit seinen Händen. Chiharu schloss dabei die Augen und atmete sanft aus. Es ließ Saku nicht los. Was war nur los? Warum machte er das? Warum antwortete er ihr nicht? Was war…nur los mit ihm? Sie lag hier. Perfekter für wilde Liebe konnte es einfach nicht mehr sein! Perfekter für wilden Sex! Und dennoch...es fühlte sich nicht richtig an. Es war nicht richtig und Sakutaro musste deswegen aufhören. Denn für ihn…war es als müsste dort jemand anderes liegen. Und das war einfach nur noch verrückt. Ich greife nach oben ins Niemandsland vor mir. Nehme einen Atemzug und eine weitere Chance dazu. Danach wanderte ich durch gefühlt tausend Nächte um die Welt zu verändern in der wir festsaßen. Wohin soll ich hingehen? Wo soll ich stehen bleiben? Wem soll ich vertrauen? Und was…soll ich zu dir sagen wenn wir uns begegnen? Ich habe gefunden was ich suchte und brauche nun jemanden mit dem ich das teilen kann. Und dennoch schnaufe ich durch den Staub den ich jeden Tag mit meinen Aktionen aufwirbele. Jeden Tags aufs Neue und bleibe nicht dabei stehen. Ich bin nicht so stark wie du vielleicht denkst. So stark das ich alleine weitergehen kann. Denn in der Vergangenheit zu verweilen ist nicht der Weg um zu leben. Und ich wünschte du könntest mich hören wie ich zu dir sage: Ich vermisse dich. Warum waren wir damals an diesem Ort? An diesem Ort von Angesicht zu Angesicht? Ich weis es jetzt, denn ich war dein Licht als du in der Dunkelheit umherwandertest. Ich sah dich zum Himmel hinauf blicken. Hoch hinauf um den Grund dafür zu finden warum du allein warst. Aber jetzt bin ich hier, also warum kannst du nicht auch hier sein? Wen hasst du? Wem gibst du die Schuld an allem? Wen willst du umarmen? Und wen willst du lieben? Wer entscheidet das alles? Warum nur können wir nicht gleich sein? Doch ich versuche daran zu glauben dass es nicht so weit ist diese einsame Straße ohne dich hin abzulaufen. Es ist nicht so weit. Nicht so weit weg von dir. Denn wenn du so bleibst, wie du bist, dann bedeutet dass das du wenigstens zu dir ehrlich bist, wenn schon zu keinem anderen. Und ich wünschte du könntest einfach hier sein und mir meine Angst nehmen. Und falls ich dich jemals verlieren sollte, dann hier alleine stehe um gerade noch so durchzuhalten, genau dann werde ich ein Glöckchen läuten bis du wieder an meiner Seite bist. Denn diese Welt ist lange genug einsam für uns beide gewesen. Es gibt keinen Frieden wenn man im Krieg ist. Vorne wie hinten, du und ich, Licht und Schatten, so wie Höhen und Tiefen existieren nun mal. Aber was gibt es dort in der Mitte? Was lauert dort und versucht uns voneinander zu trennen? Aber was auch immer es sein wird, ich lasse dich nicht mehr los. Denn wenn du verletzt bist, dann weine ruhig und sag mir das. Kannst du es nicht sehen? Du bist meine andere Hälfte. Und wenn du mich verlieren solltest, deine Tränen in der Luft schweben, dann läute ein Glöckchen nach mir und ich werde zu dir finden. Denn nichts kann uns trennen. Weder der Himmel noch das Wasser. Noch der Strand…an dem wir uns einst verloren und nun wieder gefunden haben. „Hana…Hana mein Schatz wach auf.“ Sanft und behutsam wurde der kleine Junge an der rechten Schulter gefasst. Es war noch sehr früh am Morgen gewesen und mit einem Grummeln und leicht böse verzogenen Gesicht, gähnte der Blonde müde auf und öffnete dabei nur halb die Augen. Seiner Laune nach, die immer genervte wurde, konnte man sofort erkennen wie früh es war und der noch leicht verdunkelte Raum vor ihm, der ihres Zuhauses, bestätigte ebenfalls die frühen Morgenstunden in denen sie sich befanden. Nicht mal mehr das kleine Lagerfeuer in ihrem Wigwam war an und alles was ein wenig Licht spendete war die kleine Öffnung an der Decke durch die der Rauch abziehen konnte. Es regnete offenbar nicht, weswegen sie auch nicht zugehangen war. Schwach und leicht verschwommen nahm Hana dann die Umrisse einer Person vor sich wahr, die ihn erneut sanft an der Schulter rüttelte und ihn mit ihrer behutsamen Stimme wecken wollte. Der Kleine musste nicht mal klar sehen können um sofort zu wissen um wen es sich da vor ihm handelte. Die sanfte Stimme und Berührungen verrieten es schon von allein. Es war seine Mama und sie war so wunderschön wie immer. Langes, dunkelbraunes Haar hing ihr verspielt nach vorne und über die Schultern, weil sie diese heute nicht zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hatte. Auf der linken Seite ihres Kopfs zierte Schmuck das Haar und dann beugte sie sich etwas zu seiner Liege runter. Ein sanfter Ausdruck zierte ihr liebes Gesicht, als sie dann auch schon lächelte und fasste ihm dabei sanft auf die linke Schläfe. Yoh streichelte seinem Sohn damit über die junge Haut, als er dann erneut leise und behutsam sprach: „Steh auf mein Schatz. Wir müssen los…Es ist soweit.“ Noch immer hielt seine Mutter dabei ihre Hand auf seiner Schläfe und Hana blinzelte nur müde zurück. Soweit? Wofür? Er war noch ganz benebelt und sein Hirn musste sich erst mal einschalten und wacher werden. Was er nicht wollte. Sekunden danach verzog er nur noch mehr genervt das Gesicht und zog dann auch schon ruckartig, mit beiden Händen, mürrisch seine dünne Decke über den Kopf. Als er das machte zog Yoh deswegen auch schnell die Hand weg und sah etwas verdutzt zu seinem Sohn runter, der sich somit unter seiner Decke verbarrikadieren wollte und leise zurück muffte: „Es ist noch viel zu früh Mama…Komm später wieder.“ Später wiederkommen? Seine Mutter lächelte etwas genervt. So einfach war das nicht. Und damit schien Hana auch die Konversation abbrechen zu wollen. Er drehte sich dann, mitsamt der Decke eingewickelt, nach hinten um und wand seiner Mutter den Rücken zu. Klare Ansage und ziemlich direkt das er keine Lust hatte aufzustehen. Zuerst konnte man das als besonders unhöflich sehen, aber Yoh wusste es besser. Hana war schon immer ein Morgenmuffel gewesen und in der Regel maulte und meckerte er immer rum wenn man ihn nicht von alleine aufwachen ließ und ihn aus dem Bett warf. In der Hinsicht war er seinem Vater also sehr ähnlich, denn der machte das auch heute noch. Nur mit dem Unterschied das Hao inzwischen eine innere Uhr hatte und er somit immer um dieselbe Zeit herum aufwachte, so plus minus Minuten davor oder danach. Hana hatte sowas aber nicht und pennte wie es ihm gerade gefiel wenn man ihn einfach tun ließ. Besonders die letzten Jahre war das so geworden. Als er noch kleiner gewesen war ging es gerade noch so ihn zu wecken ohne das er rummuffte, aber nun war er bereits elf und ging damit langsam in die Richtung eines Teenagers, was bedeutete: er wurde ab nun immer mehr launischer, rebellischer und aufmüpfiger. Hao bekam deswegen auch langsam immer mehr Probleme mit seinem Sohn und ihre beiden Dickköpfe prallen nun fast täglich aneinander. Etwas was dem jungen Häuptling so überhaupt nicht passe, besonders da er noch andere Pflichten zu erledigen hatte und sich sein Kopf nicht nur um seinen rebellisch werdenden Sohn drehen durfte. Hao war demnach genervt und das zurecht wenn man sah wie Hana sich gerne mal querstellte und so tat als hätte er nichts von dem gehört womit sein Vater ihn täglich konfrontierte. Heranwachsende halt. Doch Yoh sah dem allem wesentlich gelassener entgegen als Hana sein Vater, denn sowas gehörte nun mal dazu. Ihr Sohn war schon immer energiegeladen und eigenwillig gewesen und es war normal dass er immer mehr versuchte den Radius um seine Eltern zu vergrößern. Sich also versuchte zu entfernen und um damit seine Welt selber zu entdecken. Das war normal. Aber auch Yoh war bei einigen Dingen nicht ganz damit einverstanden. Vor allem wenn er sah wie sich sein Baby von ihm entfernte und selber ganz allein da raus in den Dschungel ging. Sich Gefahren aussetzte die dort lauerten. Doch im Gegensatz zu seinem Gemahl akzeptierte es der junge Schamane irgendwie schwer und schluckte seine Sorgen und Ängste runter ohne sie anzusprechen. Es war normal was Hana tat. Das redete er sich immer und immer wieder ein. Wäre…das nur damals nicht mit dem Leoparden passiert dann würde ihm das alles viel leichter fallen, denn das hatte bei Yoh für blanke Panik gesorgt. Hana wurde damals, als er noch kleiner war, mal von einem Leoparden angegriffen, als er das erste Mal, zusammen mit seinem Vater, jagen gewesen war. Es ging zwar letzten Endes alles gut, aber das auch nur weil Hao so schnell geschaltet hatte und seinen Sohn vor dem Raubtier retten konnte. Aber nach der Aktion war Yoh sensibler und ängstlicher geworden seinen Sohn da raus zu lassen. Sorgte sich jeden Tag um ihn, denn wenn sein Mann nicht so schnell geschaltet hätte…dann würde Hana nicht mehr leben. Und der Gedanke versetzte ihn immer wieder aufs Neue in Angst und Schrecken, so dass er nicht lange daran denken durfte und es von sich wegschob. Yoh wusste dass es nicht richtig war Hana im Dorf einzusperren, aber wenn er könnte dann würde er das am liebsten tun. Einmal aus Liebe und dann…weil er sein einziges Kind war und immer sein würde. Nichts könnte seinen Sohn ersetzten, nicht mal ein zweites Kind, aber die Tatsache das Yoh in seinem ganzen Leben nur ein Kind gebären konnte versetzte dem allem noch einen zusätzliche Hieb oben drauf. Denn wenn Hana starb…dann starb auch ihre die Blutlinie aus. Und das war ein knallharter Fakt. Es war ein Geschenk und ein Fluch zugleich. Die Tatsache dass jeder in seiner Familie, egal ob Mann oder Frau, Kinder gebären konnte, war einzigartig und somit ein Geschenk des Himmels. Männer waren in seiner Familie häufiger als Frauen vertreten und demnach war das auch gut so. Aber zur selben Zeit war es auch ein nicht zu brechender Fluch der sie belastete, denn es konnte nur ein einziges Kind geboren werden, egal welches Geschlecht man auch besaß. Yoh hatte viel darüber nachgedacht woher das wohl kam. Besonders in der Zeit als er wusste dass er mit Hana schwanger war kamen diese Gedanken oft auf. Immer und immer wieder saß er da, streichelte dabei über seinen Bauch, fühlte sein Baby darin treten und dachte darüber nach. Aber er kam zu keiner logischen Erklärung. Keiner auf der genetischen Ebene zumindest, denn sowas wie ihn und seine Familie gab es sonst nirgends auf der Welt. Einzig und allein die Legenden und Geschichten ihres Volkes brachten vielleicht etwas mehr Licht ins Dunkel. Zumindest wenn man daran glaubte. Es wirkte wie ein Traum. Aber Hana war da und real, daran gab es nichts zu rütteln. Er war damals in Yoh seinem Leib gewachsen. Er hatte ihn geboren und nun wanderte er durch ihre Welt als wäre es das natürlichste der Welt. Und das obwohl er von einem Jungen geboren wurde. Für Yoh…war es ein Wunder. Die Tatsache dass ein Junge wie er ein Kind geboren hatte. Das Geschenk bekam schwanger werden zu können war das größte Glück seines Lebens geworden, auch wenn er sich das körperlich nicht erklären konnte. Es war anders. Aber als er Hana dann in den Armen hielt, nachdem er ihn geboren hatte, da war es für ihn das natürlichste der Welt gewesen. Als sollte es genauso sein egal was für ein Geschlecht er auch besaß. Das er weder ein reiner Mann noch eine reine Frau war, sondern etwas anderes. Schlagartig lag da dieses blutige und kreischende Bündel in seinen Armen und er fragte sich wo er nur so plötzlich hergekommen war. Es war wie Magie und machte ihn zu glücklichsten Mutter der Welt. Er und Hana waren anders…Und genau deswegen konnte er hauptsächlich nur dem glauben was er als Kind erzählt bekommen hatte. Was seine Mutter und auch Goldva immer und immer wieder zu ihm gesagt hatten. Nämlich…das er aus der heiligen Blutlinie ihres Gottes Dyamis stamm. Laut ihren Legenden stürzte ja damals Dyami auf dieser Insel ab. Der große Adlergott des Himmels dem sein Leichtsinn und seine Arroganz zu Verhängnis wurden und er deswegen auf dieser Insel landete. Goldva hatte ihm als Kind mal erzählt das Dyami sich immer für etwas Besseres hielt. Er hielt sich für den Stärksten, den Schnellsten und geschicktesten Gott von ihnen allen. Selbst unter all den Göttern die auf dieser Erde wandelten sah er sich als besonders und genau aus dem Grund bekam er von der Göttin des Windes einen Denkzettel verpasst. Schicksalhafter weise führte aber genau dieser Denkzettel zu einer Liebe die nicht hätte anders sein können als sie es war. Denn kurz nachdem er verletzt gelandet war, verlor er noch zusätzlich seine wahre Gestalt und nahm die eines Menschen an. All seiner göttlichen Kräfte beraubt fand ihn dann ein junges Mädchen am Strand. Sie kümmerte sich um seine Wunden und besuchte ihn dort jeden Tag aufs Neue. Sie pflegte ihn gesund und beide freundeten sich dadurch an. Wenn man den Legenden glauben durfte, dann war dieses Mädchen genau das was der große Adlergott benötigt hatte. Nämlich jemanden der ihn auf den Boden holte und gleichzeitig etwas Neues lehrte…nämlich Mitgefühl und Respekt anderen gegenüber. Er blieb bei diesem Mädchen und ihrem Volk, bis er seine volle Stärke wieder zurückerlange und lernte sehr viel von ihr und dem Menschen in ihrem Dorf. Er lernte dabei Menschlichkeit und Güte. Alles was das Mädchen, das ihn geholfen hatte, als wichtig empfand. Sie war die Tochter des Häuptlings gewesen und somit angeblich…auch Yoh seine Vorfahrin. Ihr Blut floss in seinen Adern und nun auch in denen seines Sohnes. Doch nie hatte jemand in diesem Dorf diese Geschichte so erzählt bekommen wie Yoh und seine Familie. Es blieb ein Familiengeheimnis und keiner wusste es oder würde es außerhalb der Familie erfahren. Warum wusste er nicht, aber das tat auch nichts zur Sache. Interessanter war nämlich ein anderer Teil der Geschichte als seine Geheimhaltung. Nämlich der…das Dyami angeblich bei ihr geblieben war und sich in sie verliebt hatte. Er wollte bei ihr sein und mit ihr ein glückliches Leben führen. Aber da gab es ein Problem, denn er als Gott konnte nicht einfach mal so unter Menschen leben, geschweige denn sich mit denen vermehren. Es war verboten und oben drein…konnte sie keine Kinder bekommen. Yoh seine Vorfahrin war unfruchtbar geboren worden. Eine Tragödie die sie sehr belastete, denn nichts wünschte sie sich mehr als ein Kind des Mannes den sie liebte, auch wenn dieser ein Gott war. Doch gerade weil Dyami sie so sehr liebte ging er das größt mögliche Opfer ein was ein junger Gott eingehen konnte. Ergab nämlich alles auf. Ohne zu zögern gab er seine Göttlichkeit auf um bei ihr sein zu können. Und noch so viel mehr damit. Er büßte seine Unsterblichkeit, seine wahre Gestalt und seine Kräfte ein und das alles nur für die Frau die er liebte. Er wurde ein Mensch…damit er bei ihr sein konnte…und sie von ihm ein Kind haben durfte. Und somit waren der Fluch und der Segen zugleich geschaffen worden. Dyami gab alles auf damit er als Mensch bei ihr Leben konnte und sie zusammen eine Familie sein würden. Seine göttliche Seele wurde zu einer Menschlichen. Und wenn man der Geschichte glaubte…war das auch der Grund warum Yoh und Hana jetzt hier waren. Dank der Güte und der aufopfernden Liebe eines Mannes, der für seine wahre Liebe alles aufs Spiel setzte was ihm vorher so viel bedeutet hatte. Für Yoh…war das ein wunderschöner Gedanke. An den er bis heute fest glaubte. Was ihm aber besonders auffielt…war die Ähnlichkeit zu Hana. Sein Sohn war der Tochter des Häuptlings, aus der Legende, sehr ähnlich. Denn im Gegensatz zu Yoh…konnte Hana kein Kind gebären. Er besaß zwar das eine Werkzeug dafür, also eine Scheide, versteckt zwischen seinen männlichen Genitalien und seinem Po, aber laut Goldva offenbar auch nicht mehr als das. Hana besaß anscheinend keine Gebärmutter und demnach konnte er auch kein Kind gebären. Was komisch war denn…sowas hatte es noch nie zuvor gegeben. Ihr Blut war einzigartig. Aber Hana…war noch einzigartiger als sie. Wie konnte das sein? War es etwas Genetisches? Hatte Hao sein Erbe was damit zu tun? Er wusste es nicht. Doch Yoh glaubte fest daran dass das Schicksal wusste was es da tat. Das sein Sohn seinen Weg schon finden würde und dieser halt eben etwas anders ablief als der seiner Mutter. Und das war okay…wie auch immer dieser Weg sein würde. Und ganz besonders glaubte er auch ganz fest daran das Hana gleich aufstehen würde damit sie endlich losgehen konnten. Doch dazu musste er wohl noch etwas nachhelfen. Hana lag noch immer in seiner Decke eingewickelt auf seiner Hängematte und versuchte weiter zu schlafen. Etwas was aber seine Mutter nicht mehr zuließ und sie nur frech lächelte. Yoh sein Blick floh kurz darauf links rüber zu der Hängematte seines Mannes, in der Hao noch immer seelenruhig schlief und Wälder niederholzte. Er schnarchte also ordentlich. Aber mal abgesehen davon war er das perfekte Druckmittel um seinen Sohn zum aufstehen zu bewegen. Denn um nichts auf der Welt würde Hana seinen Vater wecken wollen, denn der konnte noch ungehaltener werden als der Blonde. Demnach sah der junge Schamane wieder zu dem Kleinen vor sich und schnaufte dann. Na gut, er wolle es ja nicht anders. Es würde gleich etwas rabiat werden, aber das war Hana auch gerne mal, also konnte er seine eigene Medizin sicherlich gut vertragen. Sekunden danach packte sich Yoh, mit beiden Händen, die Decke von Hana fest und zog sie stark nach hinten. Mit einem gezielten Ruck riss er seinem Sohn die Decke vom Leib und hielt diese dann vor sich. Hana lag darauf völlig unbedeckt auf seiner Liege und zuckte etwas zusammen als der kühle Wind über die Haut seines nackten Oberkörpers glitt. Und da es so schlagartig kalt wurde, rollte er sich etwas zusammen, war aber auch sofort wieder etwas wacher und murrte wütend. Das hatte sie nicht wirklich getan! Sie hatte ihm nicht wirklich gerade…! Aber es war so, denn dreist hatte seine Mutter ihm die Decke weggezogen und er wollte sich deswegen auch sofort aus seiner Embryo-Stellung erheben und sie anmachen. Doch er kam nicht mal so weit denn kurz darauf, nachdem er sich aufgesetzt hatte und wütend zu seiner Mutter sah, bemerkte er wie ihn etwas nach unten riss und…die Matte unter ihm nachgab. Yoh hatte nämlich die Decke vor sich auf den Boden fallen lassen und dann dreist die Halterung der Hängematte, die rechts an einem Pfahl gewesen war, gelöst und somit gab sie nach. Sekunden danach krachte der Blonde auch schon zu Boden, landete auf seinen Vierbuchstaben und jaulte kurz auf deswegen. Somit saß er dann einfach dort und sah erschrocken und völlig von den Socken hoch zu seiner Mutter, die weiter neben dem Pfahl stand, die Arme vor sich verschränkt hatte und dann lieb darauf lächelte. Hana sah einfach nur zurück. Hatte…Mama das eben echt gemacht? Er war überrascht von der Aktion, denn seine Mutter war immer so sanft und zuvorkommend zu allen gewesen. Das sie sowas brachte war völlig neu für ihn und irgendwie…war er nicht mal sonderlich sauer auf sie. Nein er fand das, ehrlich gesagt, sogar ziemlich cool. Nie hätte er seiner Mutter so eine freche und bissige Aktion zugetraut. Egal wie sehr ihm auch gerade der Hintern dabei schmerzte. Und nun verstand er auch endlich mal was sein Vater immer damit gemeint hatte, wenn er sagte: Deine Mutter ist nicht so nett wie die Meisten von ihr denken. Sie kann echt ein freches und starkes Luder sein und genau deswegen liebe ich sie auch so sehr. Hana blinzelte. Wow, stille Wasser waren ja bekanntlich tief, nicht wahr? So saß er noch immer nur da und blinzelte weiterhin nur seine Mutter erstarrt an, als er dann noch sah wie sie ihren rechten Zeigefinger auf ihre Lippen legte und dann hinter ihren Sohn zu Hao nickte. Der Blonde folgte ihrer Geste, sah zu seinem schnarchenden Vater und dann wieder zu Mama, als sie dann auch schon flüsterte: „Er wird nicht aufwachen, wenn du jetzt nichts sagst…Na komm. Es ist soweit Hana.“ Und dann wand sie sich still von ihrem Sohn ab und lief rüber zu einem großen Krug voller frischem Wasser aus dem Fluss hinter ihrem Haus. Noch während sie dort hin lief wusste ihr Sohn, der nun wacher war, auch schon was sie damit meinte. Es hatte endlich in seinem Kopf geschaltet und er erinnerte sich. Und nun gab es auch Sinn warum Mutter zu diesem Krug lief und ihn langsam hochhievte und wieder auffordernd zu ihm sah. Kurz nickte sie neben sich zum Boden, wo einige große und weiche Decken gestapelt worden waren und ebenso bereit standen wie der Krug vorher. Hana riss sofort die Augen auf. Er war offiziell wach. Was?! Es war soweit?! Jetzt schon?! Und sofort erinnerte er sich wieder an den gestrigen Tag. Seine Mutter war nämlich den ganzen Tag beschäftigt gewesen und diese Nacht auch. So das Hana gestern Abend zusammen mit Vater ins Bett ging und Yoh ihm versprach ihn zu wecken, wenn es dann soweit wäre. Tja und nun war es soweit…und Hana wusste plötzlich nicht mehr ob er das konnte. Demnach saß er plötzlich nicht mehr muffig dort, sondern sehr nervös und starrte seine Mutter auch so an, die diesen Blick natürlich sofort wahrnahm und dann lieb zurück lächelte. Keinerlei Sorge war in ihren Augen zu sehen, als sie den Krug fester umschlang und dann sprach: „Na komm schon Dusselchen. Sitz da nicht wie ein vom Blitz getroffenes Tapir und schnapp dir die Decken. Heute ist ein ganz besonderer Tag und den wolltest du doch miterleben, oder?“ Ja das wollte er schon aber… Hana schluckte und riss sich sofort zusammen. Seine Mutter hatte recht. Es war ein besonderer Tag und sowas passierte nun mal nicht immer, also musste er sich zusammenreißen. Mal abgesehen davon dass er versprochen hatte zu helfen. Also stand er blitzschnell auf den Beinen und lief leise zu seiner Mutter rüber. Yoh sah ihm dabei zu wie er sich die vielen Decken, an der Zahl fünf Stück, auf die Arme packte, danach neben ihr zum Stehen kam und sie erwartungsvoll ansah, als wollte er das es endlich los ging. Oder eher mehr: als wüsste er nicht was er tun sollte. Was auch okay war denn Hana war mit sowas noch nie in Berührung gekommen. Mit dem was er gleich sehen würde. Das heute war ein ganz besonderer Tag und für ihn ein völlig neues Erlebnis. Etwas was eigentlich nur den Frauen in diesem Dorf bestimmt gewesen war und diese sich darum kümmerten. Aber er als Sohn von der Schamanenkönigin durfte dabei sein, was eine große Ehre war, denn eigentlich mussten sich Männer davon distanzieren. Aber hin und wieder gab es auch Mal besondere ausnahmen…So wie damals bei Hao, weil er der Häuptling war. Yoh lächelte wieder erfreut zu seinem Sohn und flüsterte dann: „Mach dir keine Sorgen mein Liebling. Ich bin mir sicher das wird ein wunderschönes und unvergessliches Erlebnis für dich sein.“ Er wusste ja nicht wie sehr. Danach wand er sich von seinem Sohn ab und lief zu der Tür ihres Zuhauses. Hana folgte seiner Mutter danach stumm mit den Decken in den Armen und warf noch mal einen letzten Blick zu seinem Vater rüber, der sich nicht einen Zentimeter von seiner Position bewegt hatte und noch immer dort lag als würde er ertrinken. Hao lag nämlich nicht sehr edel auf dem Rücken, ließ das rechte Bein aus der Hängematte hängen und den linken Arm ebenfalls auf der Anderen Seite. Sein Kopf war nach oben geknickt und Sabber lief etwas links aus seinem Mundwinkel, einfach weil er mit offenem Mund schnarchte. Kein sehr königlicher Anblick und dem eines Häuptlings würdig, aber so war er nun mal wenn er mal nicht vor seinen Stamm trat. Momente wie diese zeigten genau das Hana sein Vater auch nur ein gewöhnlicher Mensch war. Einer der zwar die Führung über andere hatte, aber genauso normal und menschlich war wie alle von ihnen anderen auch. Etwas was seinen Sohn kurz genervt den Kopf schütteln ließ. Manchmal war sein Vater echt peinlich und dann folgte er auch schon seiner Mutter raus ins Dorf. Sie liefen dicht nebeneinander über den großen Platz und an dem Feuer des nie erlöschenden Lagerfeuers vorbei. Dieses Lagerfeuer brannte schon immer und es wurde auch immer fleißig in Brandt gehalten. Laut ihren Geschichten bedeutete es Unglück wenn das Feuer erlosch und ermöglichte es dann so auch noch den bösen Geistern der Natur und der Toten über sie herzufallen. Solange es schien war ihnen Glück und Frieden beschert. So sagte man, aber Hana hatte in der Regel nicht sehr fiel über für einige Dinge in ihrem Glauben. Obwohl er an böse Geister und Dämonen glaubte. Also an die Welt der Toten. Ob sie allerdings wirklich kamen, nur weil mal ein Licht mal ausging, das bezweifelte er doch eher. Hana glaubte daran, das wenn das Böse zu ihnen wollte…es kommen würde und kein Licht der Welt es davon abhalten konnte. Dennoch ruhte sein Blick auf dem Lagerfeuer, als sie daran vorbei liefen. Seine Mutter sah ihm das vor allem an, als sich ihr Blick nur kurz rechts zu ihm runter wand und dieser nervös zu sein schien. Yoh wusste nicht genau was im Kopf seines Sohnes vor ging, aber er kannte ihn gut genug um zu wissen das Hana schnell nervös wurde wenn man ihn einer neuen Situation aussetzte. Er neigte dann schnell mal zu Aggression und Angriff um seine Nervosität zu überspielen. Etwas was er weder von seiner Mutter noch von seinem Vater hatte und viele sich fragen woher das nur kam. Sicher konnte sein Gemahl das auch, denn Yoh fielen da viele Momente ein wo der das als Kind auch mal gebracht hatte, aber diese waren dennoch anders gewesen als das was sein Sohn tat. Hao verlor schnell die Nerven wenn er bemerkte dass ein Sturm anbrach, oder eben unterwegs war. Und in der Regel neigte er dann dazu vorher leicht gefasste Panik zu schieben und tat alles um das Unglück abzuwehren bevor es sie erreichte. Hana war da aber ganz anders, denn er machte aus einer Mücke einen Elefanten sobald das Unglück an der Tür stand und bereits anklopfte um reinzukommen. Zusammengefasst: Hao versuchte es zu verhindern und Hana bekämpfte es erst wenn es schon längst da war. Und das war ein großer Unterschied zwischen ihnen. Tja und Yoh war wieder komplett anders denn der bewahrte die Ruhe und sah den Dingen gelassener entgegen. Aber so ruhig und fließend wie das Wasser der junge Schamane auch sein konnte, selbst er war schon in Situationen geraten wo er dachte die Fassung zu verlieren und er dann darauf einfach nur schreiend davonrennen wollte. Einer dieser Momente war Hana seine Geburt gewesen, bei der er damals dachte er müsse sterben. Doch Menschen die ihm wichtig waren standen ihm in dem Moment bei und halfen ihn das zu überstehen. Hielten seine Hand und schenkten ihm Kraft und so konnte er seinen Sohn sicher und gesund gebären. Hao war bei ihm gewesen und ganz besonders Goldva und sogar die kleine Opacho schenkten ihm Zuversicht und Stärke, denn es war der schwerste Kampf den Yoh jemals in seinem Leben zu kämpfen hatte. Ein Kind zu gebären kostete die Mutter unglaubliche Kraft und Willensstärke, denn nicht gerade wenig fällt über einen das Gefühl her man würde es nicht schaffen. Das lag aber auch daran das man nicht wirklich in der Hand hatte was passierte, denn in dem Moment wo die Wehen losgingen und die Geburt eingeleitet wurde, da übernahm das Kind das Steuer. Es ging nach dem Tempo welches das Baby vorgab und Hana hatte seine Mutter lange und schrecklich zappeln und kämpfen lassen bis er endlich raus war. Und ab dem Moment hatte Yoh es verstanden. In dem Moment wo er gebar verstand er es. Er hatte verstanden warum man sagte:…das man bei einer Geburt mit einem Bein bereits im Grab stand. Denn es konnte alles sehr schnell ausarten und obwohl die Natur in der Regel wusste was sie tat, so machte sie auch gern Fehler und war nicht perfekt. Vieles konnte bei der Geburt schiefgehen. Sei es das sich die Plazenta vor das Kind schob und damit den Geburtskanal versperrte, oder das Baby sich mit der eigenen Nabelschnur erwürgte während es raus kam. Es konnte alles passieren und Yoh hatte am eigenen Leib selber bemerken müssen wie schnell Dinge aus dem Ruder geraten konnten wenn es um die Geburt ging. Hana selber war ja im Geburtskanal stecken geblieben und rutsche immer wieder zurück. Und ohne Goldva ihr Wissen und ihre Führung…wären er und sein Sohn vielleicht gar nicht hier. Das war ein erschreckender Gedanke, denn wäre Hana in der Wildnis, so wie alle Tiere auch, geboren worden, dann wären sie beide bei seiner Geburt gestorben. Hana im Geburtskanal und Yoh an Erschöpfung und Schmerzen. Doch es lief alles gut und nachdem er sein Baby auf seiner Brust liegen hatte, ihn fühlen konnte und Hana dabei gesund schrie…da wusste Yoh das er genau dasselbe in Zukunft tun wollte. Er war an dem Tag zur Mutter geworden und es war der glücklichste seines Lebens. Und genau dieses Glück wollte er auch anderen schenken. Er wollte werden wie Goldva. Anderen beistehen und diesen helfen ihre Kinder in diese Welt zu leiten. Wollte sie das Glück fühlen lassen welches er verspürt hatte als er Hana hielt. Etwas…was zu seinem Zeichen passte unter dem er geboren wurde. Denn die göttliche Schildröte Ke-Ya brachte ebenfalls die Babys sicher in diese Welt. Yoh war eine Mutter. Und er liebte jede Sekunde davon. Egal wie schwer es auch gerne mal werden konnte. Das Gefühl ein Kind zu gebären und dieses zu leiten, war das schönste was er sich vorstellen konnte. Jeden Tag Hana anzusehen und zu wissen: Das ist mein Sohn. Das ist mein Erbe, den Hao und ich gemacht haben. Nichts kam nur ansatzweise an dieses Glück ran. Sie ließen darauf das heilige Feuer hinter sich und näherten sich langsam einem Wigwam. Es war, wie bereist gesagt, noch sehr früh und demnach war auch niemand im Dorf zu sehen oder schon wach. Allein einige Vögel zwitscherten über ihnen im Dickicht der Baumkronen umher und in der Ferne waren Affen zu hören die im Dschungel lebten. Die Insel war bereits erwacht und lediglich die Menschen auf dieser schliefen noch. Alle, bis auf Yoh, Hana und die Person zu der sie gleich reingehen würden. So kamen sie vor dem Wigwam an und Yoh blieb noch mal kurz vor diesem stehen. Hana bremste auch sofort ab als seine Mutter stehen blieb und sah sie aufmerksam dabei an. Es war nichts Neues das sie ihn wieder lieb anlächelte und dann ansetzte um ihm was zu sagen. So schwieg der Blonde und lauschte, als seine Mutter leise und sanft zu ihm sprach: „Das ist heute ein ganz besonderer Tag, Hana. Ich weis dass es neu für dich ist und du vielleicht am Anfang und gegen Ende etwas überfordert sein könntest. Vielleicht bekommst du auch das Gefühl wegrennen zu wollen, aber dennoch möchte ich dich bitten die Ruhe zu bewahren und dich zu konzentrieren. Wenn wir jetzt da reingehen kommt es sehr viel darauf an wie wir handeln und reagieren. Was wir beide ausstrahlen wirkt sich auf unsere Mitmenschen aus. Deswegen müssen wir ruhig und beständig bleiben, ja? Solltest du aber merken dass es zu viel für dich wird, dann sag mir einfach Bescheid und geh danach kurz vor die Tür. Hast du verstanden?“ Hana sah seine Mutter an und nickte etwas zögern während er dabei noch schluckte. Inzwischen ärgerte er sich darüber das er seiner Mutter angeboten hatte ihr dabei zu helfen. Hätte er das doch bloß nicht getan! Dann könnte er erstens: Noch im Bett liegen und pennen und zweitens: hätte er nicht das Gefühl er würde sofort umkippen wegen dem ganzen Druck der gleich auf ihm lasten würde sobald er auch nur einen Fuß in den Wigwam setzte! Dennoch, obwohl er wegrennen wollte, stand er zu seinem Versprechen gegenüber seiner Mutter und blieb bei ihr. Und irgendwie…war er ja schon neugierig und wollte dabei sein. Auch wenn er Angst hatte. Er würde zwar gleich nur ein Assistent sein, denn das Meiste stemmte ja seine Mutter, aber dennoch lag viel Verantwortung auch bei ihm, denn wenn seine Mutter ihm dar drin zu schrie, was er zu tun hatte, dann musste das sofort klappen und am Besten ohne Fehler. Doch er war bereit, auch wenn er sich nicht so fühlte. Er war der Sohn seiner Mutter und Yoh hatte ihn von klein auf immer bei sich gehabt und viel gelehrt. Demnach wusste er wie man Wunden behandelte und kannte sich gut mit den Arbeiten eines Schamanen aus. Immerhin war seine Mutter die Schamanenkönigin und er als ihr Sohn wollte somit zeigen dass auch er das Talent besaß so zu sein wie Mama und Papa wenn es drauf ankam. Er konnte das! Und dennoch…klammerte er sich plötzlich mehr an die Decken in seinen Armen, als würden sie ihm Beistand leisten bei dem was nun kam. Hana nickte ein letztes Mal zu seiner Mutter und sah sie entschlossen dabei an. Ein Zeichen für seine Mutter das es losgehen konnte. Er wirkte zwar entschlossen…aber Yoh war nicht blöd und sah seinem Sohn an das er nervös war. Aber das war schon okay. Er würde das hinbekommen und es würde ihm gut tun, denn heute…konnte Hana zum ersten Mal selbst Verantwortung übernehmen und zeigen was er drauf hatte. Etwas was ihm sein Vater noch immer nicht zutraute. So lächelte der junge Schamane wieder, hielt dann den Krug mit dem Wasser im rechten Arm umschlungen und fasste somit mit der linken Hand auf die rechte Schulter seines Sohnes, ließ sie dort ruhen und sprach dann froh: „Es ist lieb das du mir heute hilfst und dich erst recht traust sowas zu tun. Das spricht eben für dich und zeigt was du für ein guter Mensch bist. Und dass du anderen gern helfen möchtest. Danke Hana. Ich bin sehr stolz auf dich mein Schatz.“ Dann kam er noch mal vor und gab seinem Sohn einen sanften Kuss auf die Stirn, der noch etwas kleiner war als seine Mutter. Aber nicht mehr lange und er würde sie ebenfalls mit der Größe erreicht haben. Und als seine Mutter von seiner Stirn abließ lief Hana noch mal beschämt rot an und sah vor sich auf den Boden. Oh mann…musste Mama so peinlich sein? Aber wenn er ehrlich war, dann gefiel ihm das. Er liebte Mama. Ja und ganz besonders…wenn sie sagte sie wäre stolz auf ihn. Denn das war etwas was sein Vater bisher noch nicht getan hatte seit er älter geworden war. Meist war eher das Gegenteil der Fall. Danach wand sich seine Mutter auch schon vorn ihm ab. Sie drehte ihm den Rücken zu, lief nach vorne zu der Tür des Wigwams und schob das schützende Fell sanft nach links zur Seite. Der Blonde war direkt hinter ihm und konnte es schon hören noch bevor er überhaupt richtig drin war. Er konnte es genau hören…angestrengtes Stöhnen und Jammern. Hana betrat den Wigwam und blieb sofort wie angewurzelt auf der Stelle stehen. Das Fell der Tür fiel hinter ihm sanft zu und verschloss damit die Sicht nach draußen und verbarg vor der Welt was hier drinnen vor sich ging. Etwas von dem er wusste dass es das gab, er aber noch nie dabei gewesen war. Zumindest hatte er sowas noch nicht miterlebt sondern nur immer davon gehört. War auch kein Wunder denn nach ihm…gab es sowas bisher nicht mehr so häufig und er selber war immer zu klein gewesen um dabei sein zu dürfen. Das er nun da stand und nur vor sich starrte, leicht anfing zu schlottern und nicht so ganz wusste was er zu tun hatte, dass war völlig normal und zu vergeben. Die Atmosphäre war angespannt. Yoh allerdings kannte das bereits und war selber mal in der Situation gewesen, also ging er lockerer damit um und lächelte sanft zu der Person vor sich rüber, als er zu ihr lief und dabei lieb sprach: „Tut mir leid dass es etwas gedauert hat Namida, aber Hana kam einfach nicht aus den Federn. Wie geht es dir?“ Er lief auf eine Frau zu. Es war eine hübsche Frau die da vor ihnen auf dem Boden saß und dabei etwas die Beine vor sich geöffnet hatte. Sie saß allerdings so da das man ihr nicht gleich komplett unter das lange, weiße Oberteil sehen konnte, das gewöhnlich zu diesen Anlässen getragen wurde und atmete schwer. Hana starrte sie an. Aber nicht weil sie da saß wie sie eben saß, also etwas obszön in seinen Augen, sondern wegen etwas ganz anderem…er starrte auf ihren Bauch. Auf ihren Bauch der verdammt groß und geschwollen war und dann zu dem was vor ihren Beinen war, nämlich eine blasse Flüssigkeit und die sich offenbar mit Blut vermischt hatte. Der Blonde hatte bisher immer nur davon gehört, aber als er das vor sich sah wurde es ihm mit einem eiskalten Schlag sofort bewusst, als hätte ihm jemand gnadenlos mit einem Stock eine übergezogen,…eine Geburt war schmerzhaft und blutig. Weswegen er auch nur stehen blieb und starrte. Gestern hatte die hübsche Namida, ihre Wehen bekommen und das war auch der Grund gewesen warum Yoh ihr nicht von der Seite gewichen war und somit den ganzen Tag Beschäftigung hatte. Er musste die junge Mutter leiten und ihr zeigen was sie zu tun hatte. Konnte sein Wissen weiter geben und als Schamanenkönigin war es auch seine Aufgabe sich um die gebärenden Frauen zu kümmern. Goldva hatte im damals ja auch geholfen, als sie noch dafür zuständig gewesen war und sie war sogar beides gewesen, Schamanenkönigin und Häuptling. Nun übernahm Yoh das Eine und Hao das Andere ihrer Pflichten. Tja und nun war es offenbar endlich soweit dass das Kind raus konnte und demnach hatte Yoh seinen Sohn geholt, denn der wollte gerne helfen und dabei sein. Er hatte das von sich aus angeboten, aber nun bereute Hana sein freundliches Angebot nur noch mehr wenn er das so vor sich sah. Gott verdammt er war so ein Trottel! Er wollte sich gerade wieder umdrehen und schreiend raus rennen! Denn mal ganz im Ernst: WIE GING DAS?! Sein Kopf kam nicht um die Sache drum rum. Wie sollte aus diesem Loch ein Kind raus kriechen?! Hana war ja nicht komplett unwissend, denn immerhin besaß er selber sowas wie Mama und Namida und er wusste somit auch dass NIEMALS der Kopf eines Kindes dort durch passen würde! Das war körperlich doch überhaupt nicht möglich! Und das wusste er auch nur weil er nun mal in dem Alter angekommen war wo er…naja wo er anfing sich genauer zu erkunden und er wusste dass da unten nicht viel Spielraum zum Weiten war. Hana hatte es mal, peinlicherweise, ausprobiert weil er neugierig gewesen war. Ließ es aber schnell wieder sein, denn es tat sehr weh und das sorgte dafür dass er danach für immer die Finger von sich ließ! Wie auch immer! Wie sollte das klappen?! Und während er dort wie festgefroren stand, war Yoh bereits neben der werdenden Mutter angekommen und stellte sanft den Krug rechts von sich ab. Danach schnappte er sich ein kleines Stück Stoff, welches schon bereit neben der Frau lag und tunkte es in das kühle Wasser des Kruges. Dadurch benetzte er dieses mit Wasser und dann legte er den Lappen auf ihre Stirn, die sehr warm war durch die Wehen und Schmerzen. Namida saß noch immer aufrecht, hatte die Beine weiterhin etwas gespreizt und stützte sich, mit den Armen hinter ihr, am Boden ab. Sie keuchte und japste nach Luft, aber sah dennoch dann lieb zu dem Schamanen rüber und antwortete: „E-Es geht so…Langsam macht mir das Baby echt zu schaffen, hehe…Du musst dich aber nicht entschuldigen Yoh. Immerhin ist es noch sehr früh und ich kann gut verstehen das Hana noch müde war…“ Ja und mal abgesehen davon das er nicht wusste dass das Kind schon fast da war so wie es hier aussah! Donnerte es dem Blonden durch den Schädel. Aber er hatte ja keine Ahnung was noch kam und dass das erst der Anfang war. Danach sah die Frau dann schwach und mit halb geöffneten Augen zu dem Blonden rüber, der förmlich zusammenzuckte als der Blick auf ihm ruhte und er sich instinktiv nur noch mehr in den Decken verkrallte. Sie lächelte auch lieb zu ihm, legte dann den Kopf seitlich und sprach: „Geht es dir gut Hana…? Du siehst etwas blass aus um die Nase…“ Etwas blass war gut! Hana wollte am liebsten umfallen und ohnmächtig werden! Und so lieb es auch von ihr gesagt wurde…so war der Blonde dennoch skeptisch, denn in der Regel…hatten viele im Dorf ein Problem mit ihm. Und Namida war da leider keine Ausnahme. Auch sie hatte ihn mal angefahren weil er ihr die Kleidung geklaut und diese als Segel für sein Segelboot benutzen wollte. Ja okay das war nicht so cool, aber er war noch kleiner gewesen da konnte man doch mal drüber stehen, oder?! Doch dieses Mal war es eine komplett andere Situation und wenn er sie so vor sich sah…da fühlte er Mitleid. Hana sah wie sehr sie litt und welche Schmerzen eine Geburt mit sich brachte und von ein auf die andere Sekunde…waren die Gefühle auf einem anderem Level angekommen. Hier gab es keine zwischenmenschlichen Vorurteile und Probleme mehr, sondern nur noch eins: Die Geburt eines Kindes und das der Mutter geholfen werden müsste. Demnach schluckte er nur auf ihre Frage und nickte schnell. Er zitterte. Verdammt noch mal Hana wollte am liebsten zusammenbrechen und einfach seinen Beinen gehorchen die nachgeben wollten. Doch er durfte nicht. Er musste dem Drang wiederstehen und sich zusammenreißen, denn er hatte es Mama versprochen und sie brauchte ihn! Beide brauchten ihn! Also lief er schlotternd nach vorne, kam links neben seiner Mutter an und legte die Decken dann rechts zwischen sich und Yoh. Die werdende Mutter sah ihn noch mal nett an, aber danach überkam sie auch schon wieder eine Wehe und sie legte den Kopf nach hinten in den Nacken um zur Decke zu jammern. Hana sah ihr dabei zu und bemerkte wie er sich plötzlich noch unwohler fühlte. Er konnte sich nicht mal im Entferntesten vorstellen was für Schmerzen das sein mussten, aber wenn er sie so sah, dann waren es bestimmt schreckliche. Und immerhin war er der Einzige, in diesem Raum, der diese Schmerzen nicht kannte. Aber warum wirkte Namida so…gelassen dabei? Als würde jeder Schmerz und jede Wehe sie danach etwas entspannen. Als würde es gut tun. Das verstand er nicht. Wie konnte Schmerz gut tun? Und dann sah er wie seine Mutter neben ihm der jungen Frau auf die Schulter fasste und sanft dabei sprach: „Alles wird gut…Konzentriere dich auf deine Atmung. Ein und aus…Du machst das sehr gut.“ Ihm wurde anders. Hana wurde plötzlich ganz anders wenn er seiner Mutter so bei der Arbeit zusah. Und noch mehr…wenn er hörte wie sanft sie das gesagt hatte. Man konnte einfach in jedem Wort die Zärtlichkeit und das Behütende hören was Yoh von sich gab und wie sehr er sich um die werdende Mutter sorgte. Aber dennoch blieb er dabei so ruhig und streichelte ihr weiterhin sanft über die Schulter, bis er sich von dieser löste und dann mit beiden Händen vorsichtig über ihren schwangeren Bauch rieb. Es sah aus als würde er sie massieren und zugleich damit beruhigen und Hana fühlte förmlich selbst die Ruhe und Liebe dabei die seine Mutter eben schenkte. Es…es erstaunte ihn und plötzlich wurde ihm klar…das eine Person die selber mal gebärt hatte, genau wusste wie man mit einer Gebärdenden richtig umzugehen hatte. Und da wurde dem Blonden bewusst…das seine Mama das alles auch mal mit ihm gehabt hatte. Das sie mal in derselben Position gewesen war und ein Kind aus sich raus presste. Diesen harten Kampf ebenfalls gekämpft hatte um ihm Leben zu schenken. Hana sah…seine Mutter schlagartig mit anderen Augen. Sie hatte ihn durch all diesen Schmerz und das Leid geboren. Und wenn er das hier sah dann konnte er sich vorstellen das die Schmerzen und das Leid schlimmer waren als das was manche Männer mit Wunden bekamen die sie sich bei der Jagd holen konnten. Hier wurde ein Mensch geboren. Ein Baby riss die Mutter innerlich auseinander und Namida wirkte so stark dabei. Sie hielt das aus, während andere Männer gerne schrien wenn sie sich auch nur den Fuß umknickten! Es war lächerlich. Frauen dagegen…waren doch stärker als Hana immer gedacht hatte, denn meist wurden sie gern als das schwächere Geschlecht dargestellt. Doch nun bekam er Respekt davor. Und wenn er das alles so sah…dann liebte er seine Mama noch mehr als zuvor. Es riss ihn von den Füßen wie stark Frauen sein konnten und genau deswegen würde er bleiben und sich verdammt noch mal zusammenreißen! Er der beide Geschlechter besaß. Denn dieses gerade kommende Kind und diese werdende Mutter hatten es ebenfalls verdient da durch geleitet zu werden. Genau wie er und Mama damals. Das Stöhnen und die Schmerzen der jungen Mutter wurden extremer und Yoh sah kurz darauf auch schon zu seinem Sohn nach links. Er massierte noch immer ihren Bauch dabei, aber sprach zu Hana in einer ruhigen Stimme: „Schatz, du siehst doch da vorne den Tisch, richtig?“ Er nickte über die Frau hinweg und Hana folgte der Geste mit seinem Kopf. Er sah wirklich am anderen Ende des Raumes einen kleinen Tisch und nickte dann wieder zu seiner Mutter. Yoh lächelte. „Alles klar. Ich möchte dass du jetzt dort hin gehst und aus den dort liegenden Kräutern und dem Wasser eine Mixtur anfertigst. Ich habe dir schon alles bereit gelegt und dosiert, du musst also nur die Kräuter bearbeiten und mit dem Wasser vermischen. Das wird ein Getränk das die Schmerzen etwas hemmt und den Muttermund entspannt. Es macht es für Namdia etwas angenehmer das Kind zu gebären.“ Sowas gab es? Hana sah von seiner Mutter weg und wieder rüber zum Tisch. Zuerst blickte er etwas verunsichert drein und zögerte. Aber dann riss er sich wieder zusammen und hörte auf das was seine Mutter sagte. Er hatte zu hören und zu handeln wenn sie es verlange, denn es musste alles glatt laufen, also stand er auf und lief rüber. Die werdende Mutter stöhnte wieder schmerzhaft hinter ihm auf und Yoh streichelte ihr wieder behutsam über den Bauch dabei. Der Blonde wurde dadurch automatisch etwas schneller als er das Stöhnen hörte. Als würde ihn der Teufel schlagartig persönlich anpeitschen gefälligst Gas zu geben. Er fühlte sich nicht wohl. Die ganze Situation war ihm zu angespannt. Hana war noch jung und zum ersten Mal bei einer Geburt dabei. Sicher konnte man davon ausgehen das er alt genug war um mit sowas fertig zu werden, aber bei ihm war das alles doch nicht so leicht wie es den Anschein hatte, denn er war sehr emphatisch. Und gerade weil er so emphatisch war machte ihn das alles zu schaffen. Er wusste nicht warum, aber er stellte sich plötzlich vor wie es sein musste da zu liegen. Wie es sich wohl anfühlte ein Kind zu gebären und Leben zu schenken? Wenn er all den Schmerz hörte und das Blut von eben sah, da fühlte er Spannung in sich und ihm wurde etwas schlecht dabei. Kinder gebären musste schrecklich sein. Wie konnte sich die Natur nur sowas ausdenken? Grausam. Er würde das niemals hinbekommen, so viel stand fest. Doch er schüttelte die Gedanken ab, als er am Tisch ankam und vor sich die ganzen Kräuter liegen sah. Er kannte diese Kräuter sehr gut und war überrascht wie schön vorsortiert und bereit alles so vor ihm lag. Mama hatte wirklich gestern an alles gedacht und verdammt gute Vorarbeit geleistet. Und das obwohl sie so viel um die Ohren hatte. Offenbar konnte sie sich schon denken dass das Baby die nächste Nacht, oder zum Morgen hin kommen könnte. Vielleicht war es aber auch einfach nur Glück. Jedenfalls nahm sich der Blonde die Kräuter, packte sie in eine kleine Schale und fing an diese mit einem dicken Stock zu zermalmen. Gab immer wieder leicht Wasser dazu. Hana machte das so lange bis es eine ordentliche, breiige, grüne Masse war und er diese dann in einen Becher neben sich fallen ließ und das dann noch mit dem dort ebenfalls stehenden kalten Wasser vermischte. Mit einem weiteren Stock rührte er darin rum und verteile alles schön. Er selber mochte es nicht, wenn er mal krank wurde, sich dicke und matschige Masse runter würgen zu müssen, also machte er das dieses Mal besonders behutsam, denn er wollte nicht das die gebärende Namida da nun auch noch durch musste, neben all den Schmerzen der Geburt. Als er dann fertig war kam er schnell mit dem Becher in beiden Händen zurück und setzte sich wieder links neben seine Mutter auf die Knie. Vorsichtig reichte er seiner Mama den Becher und sie nahm ihn diesen lächelnd ab. Was Hana besonders an der Sache faszinierte war…dass Mama es nicht kontrollierte. Sie nahm ihm den Becher ab, ohne auch nur mal kurz korrigierend drüber zu blicken und reichte ihn dann auch schon der werdenden Mutter an den Mund, als sie dabei sprach: „Danke mein Schatz…Hier Namida, trink das, dann wird es dir besser gehen.“ Die Frau hörte auf ihn und griff zittrig und stöhnend nach dem Becher, hielt ihn zusammen mit Yoh fest und trank dann Schluck für Schluck alles aus. Der Blonde sah den Beiden nur dabei zu. Sicher würde es wirken, so wie sie es gesagt hatte. Und währenddessen freute er sich innerlich. Mama…vertraute ihm. Sie hatte es eben bewiesen, indem sie ihn nicht kontrollierte, dass sie ihm vertraute und das tat verdammt gut. Damit hatte sie mehr getan als es Vater jemals versucht hatte. Zumindest für Hana. Es ließ ein leichtes Lächeln auf den Lippen des Jungen entstehen und er nahm danach wieder den Becher an sich, als sie damit fertig waren und brachte ihn schließlich zurück auf den Tisch. Er machte das sehr schnell. Danach saß er auch schon blitzschnell wieder neben seiner Mutter und sah wie sie der Gebärenden auf die Seite half und diese sich hinlegen sollte. Die Geburt ging noch eine Weile und sie musste jede ausbleibende Wehe nutzen um Kraft zu tanken. Deswegen sollte sie liegen und sich entspannen. Leicht strich Yoh ihr dabei noch über den unteren Teil des Rückens. Es diente zur Entspannung. Aber auch die Kräuter würden ihr etwas den Schmerz nehmen und die Geburt sanft beschleunigen. Es dauerte auch nicht lange da fand die werdende Mutter etwas Ruhe und die Wehen waren besser zu veratmen. Dabei strich Yoh ein weiteres Mal sanft über die Stirn und nahm ihr den Lappen dabei ab, der da vorher drauf lag, als er dann wieder zu Hana rüber sah und dabei sagte: „Sie muss sich schonen. Ihre Fruchtblase ist schon vor einer Weile gesprungen und auch der Muttermund hat sich schon gut geöffnet. Das ist alles sehr gut und es geht voran. Dennoch dauert es noch etwas bis das Baby da ist.“ Hana sah ihn an. Definiere „Etwas“. Wie lange sollte das denn noch so gehen?! Aber seine Mutter versuchte ihm gerade ruhig zu erklären wie eine Geburt ablief und Hana konnte nicht mal leugnen das er neugierig deswegen war, weswegen er auch den Kopf etwas schieflegte und ehrlich fragte: „Wie lange dauert denn eine Geburt eigentlich? Sie hatte doch gestern schon Schmerzen, warum ist das Baby noch immer nicht da? Ist das echt SO lange?“ Yoh legte den Lappen neben sich hin, nahm sich danach dann noch eine der Decken und legte sie sanft über die sich ausruhende Mutter als Hana ihm diese Frage stellte. Danach drehte er sich wieder zu seinem Sohn, kniete dann ebenfalls und sprach lieb: „Das ist unterschiedlich Schatz. Manchmal kann es innerhalb weniger Stunden gehen. In der Regel am schnellsten so um die sieben Stunden. Das ist besonders bei Müttern der Fall die schon mal ein Kind geboren haben. Aber manchmal passiert es auch dass man zwei ganze Tage lang Wehen hat bevor das Baby dann endlich kommt. Ich habe bei dir auch einen Tag vorher meine Wehen bekommen und es dauerte fast noch einen weiteren halben Tag bis du dann endlich in meinen Armen warst.“ Hana runzelte die Stirn als er das hörte. War das so? Das hatte er noch gar nicht gewusst. Allein der Gedanke fast zwei Tage mit Schmerzen zu sein, die schlimmer und schlimmer wurden je mehr Zeit verging, konnte er sich nicht mal in seinen kühnsten Träumen vorstellen. Und es tat ihm plötzlich leid dass er seiner Mutter so lange das Leben zur Hölle gemacht hatte bis er endlich da gewesen war. Allein wenn er Namida so neben sich sah fühlte er sich plötzlich schlecht. War das bei ihr auch so gewesen? Hana hatte seiner Mutter so viel Schmerz bereitet mit seiner Geburt und dennoch…liebte sie ihn so sehr. Mütter waren einfach unglaublich und das im Positiven. So sah er wieder kurz zu der werdenden Mutter neben sich und lauschte ihrem schweren Atmen…als ihm dann auch schon eine Frage auf der Zunge brannte. Hana wusste nicht woher diese Frage so schlagartig kam und wieso er sie stellen wollte. Immerhin hatte das für ihn keine Relevanz. Doch er wollte, denn er wusste…dass Mama die Einzige war die sie ihm gut beantworten könnte. Die Einzige war der er vertraute so eine Frage zu stellen. Also schluckte er und sah dann vor sich auf den Boden, als er etwas beschämt fragte: „T-tut…tut es sehr weh?“ Yoh legte den Kopf schief und sah ihn fragend dabei an. „Hm? Was meinst du Schatz?“ Och Gott Mama mach es doch nicht so schwer! Flüchtig und beschämt sah Hana wieder zu der Gebärenden und dann erneut auf den Boden vor sich. Er hoffte dass Mama damit verstanden hatte was er meinte und er das alles nicht noch mehr ausführen müsste als er es schon tat, denn es war ihm peinlich. Mal abgesehen davon: Der Kleine wusste natürlich das es sehr weh tat, demnach war seine Frage eben auch etwas ungeschickt gestellt gewesen, denn eigentlich sollte sie heißen: Wie sehr tut sowas weh? Doch seine Mutter hatte den Wink mit dem Zaunpfahl bereits verstanden, den er ihr gab und lächelte dann wieder sanft. Interessant das er danach fragte. Und da nichts mehr von Hana kam dachte Yoh er führt die Konversation einfach mal weiter: „Eine Geburt?...Wieso möchtest du das wissen Hana?“ Es war eine simple Gegenfrage gewesen und dennoch wusste der Junge keine Antwort darauf. Wieso, ja wieso eigentlich? Doch wenn er länger darüber nachdachte…dann wusste er den Grund und der machte ihm Angst. So lief er noch etwas röter an und sprach weiterhin vor sich auf den Boden: „Naja weil…also weil…Ich sehe halt wie sehr es ihr weh tut und da bin ich halt neugierig wie schlimm das ist. Ich möchte es gerne verstehen weil…naja einfach weil ich halt neugierig bin…“ Er brachte das alles sehr gestückelt und unsicher aus sich raus, so das man erst denken könnte er sog sich etwas aus den Fingern um eine Antwort parat zu haben. Aber Yoh glaubte nicht das es daran lag. Sondern das Hana wirklich ehrliches Interesse daran hatte und einen Vergleich suchte um den Schmerz zu verstehen. Doch sowas konnte man nicht erklären, so sehr es seine Mutter auch wollte. Das war etwas was nur Frauen verstanden die gebärt hatten. Und sie glaubte auch…das Hana das wissen wollte weil er dabei an sich selbst dachte. Aber er wusste doch eigentlich das er nicht… Namida stöhnte wieder etwas lauter neben ihnen auf und jammerte dabei. Es kam so plötzlich und laut, dass sich Hana doch tatsächlich deswegen erschrak und wie ein angeblendetes Reh völlig regungslos und geschockt auf der Stelle sitzen blieb. Sein Blick wich unsicher und scheu zu der Gebärenden rüber und Yoh streichelte wieder behutsam, mit der rechten Hand, über den unteren Teil des Rückens entlang. Er machte dabei beruhigende Geräusche und massierte etwas zum Po nach unten. Ihr Bauch war ganz schön prall. Ungewöhnlich für eine erste Geburt. Wenige Sekunden danach entspannte sich die werdende Mutter auch wieder und Yoh sah erneut zu seinem verschreckten Sohn. Er dachte nach als er sein Gesicht sah. Vielleicht…war das doch etwas zu viel für ihn gewesen das zu sehen. Seine Mutter überlegte deswegen schon ihn rauszuschicken, doch ließ es als Hana sich wieder fing und unsicher fragte: „K-kann…kann man ihr denn nicht irgendwie helfen?“ Er wollte helfen… Yoh lächelte sanft. Er war so ein gutes Kind. Sekunden danach ließ er von der Schwangeren ab und fasste sanft beide Hände seines Sohnes. Er hielt sie fest und deswegen sah Hana ihn auch plötzlich etwas neugierig und verwirrt an. Mama ihre Hände…sie waren so warm. Hatte sie auch Angst? Oder war sie aufgeregt? Sie waren zwar warm, aber nicht verschwitzt, dann durfte es also keine Angst sein. Und dann sah er auch schon das sanfte Lächeln was ihm zugeworfen wurde, gefolgt von beruhigenden und ehrlichen Worten: „Hana…Es gibt einige Dinge auf dieser Welt die wir nicht ändern können, so sehr wir das auch wollen. Eine Geburt fällt genau in dieses Spektrum hinein und alles was man da tun kann ist den natürlichen Prozess so angenehm wie möglich zu machen und zu helfen wenn es kritisch wird. Ich weis du möchtest helfen, dass möchte ich auch und das tun wir gerade. Es klingt komisch aber wir können nur hier sitzen und sie dabei unterstützen. Weist du Schatz…eine Geburt ist ein sehr spezielles und gefährliches Ereignis. Es gibt innerhalb der Natur keine Perfektion und das gehört dazu. Man sagt: das man bei der Geburt bereits mit einem Bein im Grab steht, so gefährlich ist es. Dies ist ein Kampf den der Körper der Mutter alleine austragen muss. Wir helfen ihr nur das zu überstehen und wenn es nicht anders geht greifen wir invasiv ein. Schmerzen gehören nun mal zu einer Geburt dazu. Dieser Schmerz ist aber auch sehr wichtig, denn nur durch ihn ist die Mutter in der Lage zu wissen was sie zu tun hat und es spornt sie auch somit an weiter zu machen. Aber um auf deine Frage von vorhin zurückzukommen…Ja. Ja es tut höllisch weh und ich glaube man kann nur wissen wie schlimm es ist wenn man selber in den Wehen gelegen hat. Es war der schlimmste Schmerz gewesen den ich je in meinem Leben hatte und oft dachte ich ich müsste dabei sterben. Aber so schlimm es sich auch anhört, eines kannst du mir ruhig glauben…es ist das alles wert. Denn wenn man es geschafft hat, der Schmerz nachlässt und du dein frisch geborenes Baby auf dir liegen hast…das ist das schönste Gefühl der Welt. Zu wissen dass man Leben geschenkt hat und das es deinem Kind gut geht auf das man so lange gewartet hat. Das ist es was uns so besonders macht wie jede Frau da draußen. Die Fähigkeit ein Kind zu gebären. Etwas was reine Männer niemals erfahren werden und wir ihnen somit vorraushaben. Etwas auf das wir stolz sein können…“ Hana sah die ganze Zeit seine Mutter dabei an und lauschte ihren Worten. Etwas…was sie besonders machte. Auf das man stolz sein könnte…Ja schön wäre es. Aber nicht bei ihm, denn für ihn war dieser Vogel schon längt davongeflogen. Und Yoh sah kurz darauf seinem Sohn auch schon an wie sich seine Mine etwas verzog und er plötzlich leicht trauriger wirkte als vorher. Etwas…was ihn noch mehr faszinierte, denn er verstand das nicht. Hana hatte bisher nie den Eindruck gemacht als würde er… „Ja. Alle außer mir…“ Kam es dann etwas leiser aus dem Blonden und er löste seine Hände von denen seiner Mutter. Es tat weh. Es tat weh nur daran zu denken. Denn wenn er seine Mutter so reden hörte dann…dann klang das schön. Es klang als wären sie wirklich etwas Besonderes und nicht unnormal, so wie er es immer sah. Aber wenn das stimmte…dann machte ihn das automatisch noch unnormaler als alle anderen. Denn er…er konnte das nicht. Innerhalb seiner Familie bekamen die Männer die Möglichkeit Kinder zu gebären. Eine Gabe die er aber einfach nicht besaß. Etwas was Goldva und Mama ihm schon vor einigen Jahren gesagt hatten…und es nun plötzlich weh tat, denn noch nie zuvor hatte sich Hana so außen vor und verstoßen gefühlt wie in dem Moment. Heh, selbst unter den Außenseitern war er der Außenseiter, was? Damals traf es ihn nicht mal wie ein Schock als er die Aussage bekommen hatte. Er lebte einfach damit weiter und machte sich keine Sorgen darüber. Aber nun…tat es irgendwie weh…Und er hätte nie gedacht dass er mal hier sitzen würde und sich darüber ärgerte kein Kind bekommen zu können. Denn nun bekam er noch mehr das Gefühl weder wie Vater…noch wie Mama zu sein. Also was…war er eigentlich? Yoh fühlte die Trauer in der Stimme seines Sohnes und wusste sofort was damit gemeint war. Weswegen er sanft und vorsichtig an die linke Wange seines Sohnes fasste und diesen dann damit brachte ihn wieder anzusehen, was auch passierte. Hana sah seiner Mutter in die Augen und die könnte schwören dass sich leichte Tränen darin ansammeln wollten. Etwas was auch der jungen Mutter weh tat, denn nichts auf der Welt wollte sie mehr als ihren Sohn glücklich zu sehen. Und sie wusste das Hana gerade wieder mal zu hart mit sich selber ins Gericht ging und seinen Körper deswegen verurteilte. So wie er es immer tat. Er ließ die Hand auf der Wange ruhen und sprach: „…Wünschst du dir denn mal ein Baby, Hana?“ Als seine Mutter ihn das so völlig unverblümt und direkt fragte lief der Junge vor ihr nur noch röter an und zog dann auch schon rasch das Gesicht weg. Raus aus der Hand seiner Mutter. Hana sah rechts neben sich auf den Boden und stammelte beschämt darauf: „W-Weis ich doch nicht! A-Also…Nein! Also ich…! Ich bin es einfach nur leid in allem der Außenseiter zu sein! Und das sogar selbst innerhalb meiner Blutlinie wie es scheint! Es nervt einfach!“ Und nun war da Wut. Die Trauer wechselte schlagartig über in Wut und Yoh sah ihn nur an. Er konnte das natürlich verstehen. Beides. Aber was auch immer der wahre Grund war und im Kopf seines Sohnes umher spukte, es war leider ein trauriger Fakt das Hana kein Kind gebären konnte. Ihm fehlte halt etwas dafür. Das konnte er nicht, aber dafür konnte er eines mit einer Frau zeugen. Er würde also irgendwann mal eine Familie haben. Doch warum…wirkte es plötzlich so als wollte Hana nicht Vater…sondern lieber Mutter sein? Es gab aber eine simple Erklärung für das alles…und das war wohl die Vorbildfunktion. Yoh hätte das nie für möglich gehalten, aber so wie es schien sah sein Sohn in ihm mehr ein Vorbild dem er nacheiferte und genauso werden wollte wie er und das obwohl seine Mutter dachte das dies dann eher Hao sein würde. Also Hana sein Vorbild. Wer hätte das nur gedacht? Gedacht das er mehr nach Mama gehen wollte als nach Papa. Es machte ihn plötzlich stolz zu wissen das Hana offenbar ihm nacheiferte. Aber auch zugleich traurig das sein Sohn niemals in den Genuss einer Geburt kommen würde. So das er nicht anders konnte und dann vor zu diesen rutschte. Sanft und mit beiden Armen umschlang er seinen zarten Jungen und drückte ihn fest an sich. So fest und sanft zugleich als hätte er Angst ihm wehzutun. Hana dagegen blieb etwas erschrocken und wie versteinert in der Position und drehte seinen Kopf wieder zu seiner Mutter, so das er mit dem Gesicht an dem Hals seiner von dieser lag. Er fühlte ihre Atmung und spürte wie sie ihm, mit der rechten Hand, sanft durch das kurze, explosive und struppige blonde Haar streichelte, als sie dabei flüsterte: „Du bist gut so wie du bist mein Schatz und etwas ganz besonderes. Es gibt bestimmt einen Grund warum du so anders bist als alle anderen. Und deswegen weis ich auch dass du deinen Weg meistern wirst, egal was auch auf dich zukommen wird. Sei aber bitte einfach weiterhin nur du selbst und vertraue deinen Instinkten. Und auch wenn es vielleicht komisch klingen mag…aber auch für dich gibt es da draußen jemanden mit dem du mal eine Familie haben wirst. Das weis ich ganz bestimmt Hana.“ Er glaubte fest daran. Dann drückte er seinen Sohn wieder fester an sich und Hana konnte nicht anders als zu erwidern. Es klang komisch in seinem Alter schon über Kinder und Familie zu sprechen und vielleicht würde es demnächst auch bald wieder in seinem Kopf verschwinden und er den Sorgen des Alltags mehr Beachtung schenken als allem Anderem. Dennoch hoffte Hana…das Mama sich nicht irrte. Irgendwann in der Zukunft vielleicht mal. Wenn er dafür bereit war und er jemanden gefunden hatte den er liebte. Aber jetzt noch nicht. Nun…wollte er einfach nur Hana sein und mehr nicht. Nach diesem Gespräch vergingen dann auch schon einige Stunden. Yoh saß inzwischen schon an dem Platz wo er hingehörte um das Kind zu empfangen. Er kniete demnach also vor den geöffneten Beinen der werdenden Mutter, die wieder auf dem Rücken lag und überprüfte immer und immer wieder, so alle paar Minuten, den Stand der Geburt indem er nach dem Muttermund schaute. Dieser Hatte sich so gut wie komplett um die zehn Zentimeter geöffnet und man konnte sogar schon das Köpfchen sehen was bald in den Geburtskanal kommen würde. Hana blieb stattdessen neben seiner Mutter und reichte ihr nur alles was sie brauchte. So einen direkten Blick in ihren intimen Bereich wollte er dann doch nicht. Vielleicht kippe er sogar um wenn er gleich sehen würde wie sich ein Schädel durch das Loch quetschte. Nein da wo er war war es schon gut. Unter anderem konnte er die Tücher reichen um Blut aufzufangen das aus dem Geburtskanal ablief. Noch nie zuvor hatte er sich so angespannt gefühlt wie in den letzten zwei Stunden. Namida schrie und jammerte nun immer mehr und es machte ihr verdammt zu schaffen. Aber nicht nur ihr sondern auch dem Blonden, der dachte er würde wahnsinnig werden. Und das wo noch nicht mal er gebar. Er fühlte sich so schrecklich hilflos und konnte nichts tun um ihr die Schmerzen zu nehmen. Und noch mehr war er erstaunt darüber dass seine Mutter so ruhig bei alldem blieb. Er wusste das Mama, von allen, am meisten ruhig bleiben musste, besonders damit die werdende Mutter nicht die Nerven verlor. Aber Yoh nahm das alles VIEL zu locker da wo Hana am liebsten schon längst alles hinwerfen wollte und anfangen zu weinen. Besonders als es dann richtig los ging, denn der Muttermund war kurz darauf geöffnet und die werdende Mutter durfte anfangen zu pressen. Endlich durfte sie aktiv pressen und es austreiben. Es war ein Kampf und Hana spürte das. Allein wenn er Namida pressen sah konnte er es fühlen. Immerhin war er ja sehr empathisch und bei jeder Presswehe, in der Yoh zu ihr sagte: sie solle nun pressen, hatte Hana das Gefühl er müsste gleich mitmachen und presste innerlich ebenfalls. Es war unerklärlich, aber er fühlte so und sein Bauch tat ihm auch schon bald darauf weh. Etwas was sich aber nur in seinem Kopf abspielte weil er sich da zu sehr hineinversetzte. Gott warum dauerte das so lange?! Aber es ging dennoch gut vorwärts. Yoh seine Ruhe und seine Anweisungen halfen der Gebärenden sich zu orientieren und mit den Schmerzen zu gehen anstatt gegen sie anzukämpfen. Sie presste und presste. Und nach wenigen Minuten, die wie eine Ewigkeit vorkamen, da konnte Hana es auch schon hören. Ein lautes Schreien das nicht mehr stoppte und ein lauter Schrei der Mutter dazu, bis sie dann zusammenklappte und schwer atmend verstummte. Das was noch schrie war so laut und schrill das Hana die Ohren klingelten und er erschrocken zu seiner Mutter sah die dann etwas in den Händen hatte. Es zappelte und schrie und Yoh lächelte nur lieb, fasste sich mit der einen Hand dann eine von Hana seinen Decken vor sich und wickelte das Bündel darin ein. Tupfte immer und immer wieder sanft das Blut von dem kleinen Köpfchen und sprach dann dabei: „Sehr gut! Sie ist hier! Deine Tochter ist hier!“ Sie war es wirklich. Hana sah in den Armen seiner Mutter ein kleines Baby liegen das laut schrie und um sich schlug als hätte man es eben aus seinem Schlaf gerissen. Seine Augen weiteten sich vor Faszination als er dieses kleine Ding sah was noch immer mit der Nabelschnur der Mutter verbunden war und einfach nicht aufhörte zu schreien. Sie hatte einen großen Kopf, der etwas unförmig war wegen der Geburt und einen dunklen Haarschopf. Sie war so winzig. Noch nie…hatte er sowas gesehen und Hana spürte plötzlich auch unglaubliche Erleichterung in seinem Bauch und in seiner Brust als er das Baby strampeln sah. Es war unglaublich. Er konnte einfach nicht seine Augen von dem Anblick lassen. Wahnsinn. Da lag wirklich ein völlig neuer Mensch in den Armen seiner Mutter! Es wirkte wie Magie. Der Gedanke dass zwei Menschen, die sich liebten, zueinanderfanden und damit dann einen neuen Menschen erschufen war einfach unglaublich. Eine Geburt war…wirklich etwas ganz besonderes, genau wie Mama gesagt hatte. Er lächelte plötzlich ohne es zu merken, etwas was seiner Mutter auffiel und sie dann ebenfalls lächelte. Kurz darauf übergab Yoh aber auch schon das Bündel der weinenden und erschöpften Mutter, so dass es danach auf ihrer Brust lag und er dabei sprach: „Das hast du sehr gut gemacht. Sie ist wunderschön. Jetzt muss sie erst mal etwas Nähe zu Mama aufbauen. Drück sie ganz fest an dich.“ Denn das war wichtig. Mutter und Tochter mussten Kontakt knüpfen und sich etwas beschnüffeln, denn für beide war das eine völlig neue Situation. Das Baby kam weinend auf der Brust der Mutter an und sie drückte es an sich. Die Mutter hatte noch immer Wehen, was an der Plazenta lag die sich noch lösen musste und Tränen liefen aus ihr, während das Schreien des Kindes noch immer aktiv zu hören war. Doch das alles machte Hana nichts mehr aus, denn er war plötzlich selber sehr froh und musste leicht schniefen. Sie hatte so hart gekämpft und nun durfte sie ihr Baby halten. Sogar er wurde da weich und fand das wunderschön. Es war…so viel Liebe im Raum zu spüren. Und genau das war es was Yoh auch so sehr liebte und was er jeder Mutter schenken wollte. Das Gefühl ein Leben zu schenken und dieses dann halten zu dürfen. Das Glück zeigen eine Mutter geworden zu sein. Es war unbeschreiblich. Yoh saß dann wieder neben der Mutter und streichelte sie über die verschwitze Stirn. Er war sehr stolz auf sie und während er das tat riskierte Hana doch tatsächlich mal einen Blick als er sich von dem Anblick des Babys losreißen konnte. Nun hatte ihn doch die Neugier gepackt und er wollte wissen wie das alles nach der Geburt da unten aussah. Außerdem waren beide eh gerade beschäftig und es würde nicht auffallen wenn er mal kurz nen peinlichen Blick riskierte. Vorsichtig krabbelte er also um die Beine der Mutter herum und lugte dort hin wo das Baby eben noch rausgekommen war…als ihn der Schlag traf. Erschrocken und völlig perplex sah er ihr zwischen die Beine und konnte nicht glauben was er da sah. Er sah nämlich wie sich ein fleischiger Schwamm löste an dem die Nabelschnur hing. Wie er raus ploppte und auf dem Boden ankam. Es war die Plazenta. Aber das war nicht das Problem…sondern das was danach kam. Denn kaum als die Plazenta aus der Mutter gefallen war…sah Hana Haare. Haare die aus dem Geburtskanal raus sahen! Das gab’s doch nicht! Das war…! Vor Schreck sprang er sofort auf die Knie und vor der jungen Mutter zwischen ihre Beine, als er auch schon die Hände unter der Öffnung aufhielt und dabei schrie: „M-Mama!! Mama da kommt noch was!!“ Es ging alles so schnell. So schnell das seine Mutter überhaupt nicht reagieren konnte wie es dann auch schon in einem Schwups raus kam…und Hana bald drauf ein kleineres, blutiges Baby auffing. Namida gab dabei noch mal ein lautes Kreischen von sich und dann war die Geschichte auch schon durch und der Blonde saß mit einem weiteren Baby in den Händen dort. Er sah es nur erschrocken an. Es war wesentlich kleiner als das vorherige Kind und schrie auch nicht so laut. Nass und blutig lag es in seinen Händen während er dabei zitterte und es bewegte sich dabei nur sehr schwach. Die Nabelschnur war kürzer gewesen und kurz darauf kam auch schon die zweite Plazenta aus der Mutter gefallen und verteilte noch mehr Blut vor dem Jungen auf den Boden. Und Hana saß nur da. Er saß völlig erschrocken dort und hielt zittrig das zweite Baby in seinen Händen…Zwillinge. Namida hatte Zwillinge bekommen! Etwas womit keiner gerechnet hätte und Yoh sich dann sofort von der Mutter löste und zu seinem Sohn gekrabbelt kam. Es musste schnell gehen. Denn wenn Zwillinge auf die Welt kamen musste man überprüfen ob das Kleinste auch gesund war, da in der Regel immer eines der Beiden darunter litt. Das Zweite bekam meist weniger Nährstoffe oder Sauerstoff als das Erste. Der junge Schamane wollte sich das Baby nehmen…aber hielt inne als er sah was sein Sohn da tat. Er konnte nicht anders und sah einfach nur erstaunt zu. Denn Yoh sah wie Hana sich instinktiv eines der Tücher griff und das Kleine darin einwickelte. Und das genauso sanft, wie es seine Mutter eben zuvor noch getan hatte. Dann tupfte er noch mit dem Tuch dem Baby über das schrumpelige Gesicht und drückte es dabei schützend an sich. Dieser Anblick…faszinierte seine Mutter und sie konnte ihm weiterhin nur dabei zusehen was er tat. Er machte alles richtig. Hana hantierte mit dem Neugeborenen genau richtig umher, als hätte er nie was anderes getan. Als wäre er…eine geborene Mutter. Sanft und behutsam entfernte der Blonde das Blut der Geburt von dem Bündel und sprach dabei leise zu ihm: „Schhhhtt…Alles gut. Es ist alles gut Kleines…“ Wundervoll. Er war zwar erst elf, aber Hana wusste einfach sofort was er zu tun hatte und das wo er noch nie zuvor ein Baby in den Armen gehalten hatte. So wog er es dabei sogar leicht hin und her und versuchte das Kleine, was schwächer weinte als seine Schwester, zu beruhigen, als er dann wieder zu seiner Mama sah und dabei sprach: „Ein…ein Mädchen. Es sind Zwillinge…Sie hat Zwillinge bekommen, Mama!“ Er strahlte plötzlich über beide Ohren und seine Mutter wurde davon förmlich angesteckt als sie darauf glücklich zurück antwortete: „Ja das hat sie mein Schatz! Das hat sie.“ Und dann sah Hana wieder auf dieses kleine Wunder in seinen Armen und konnte nicht anders als zu lächeln. Es war…es war unglaublich. Er hielt ein Baby in den Armen. Ein echtes Baby! Das war ein unglaubliches Gefühl sogar für einen Elfjährigen wie ihn. Yoh kam dann wieder neben seinen Sohn und sah auch noch mal über das Kind drüber während Hana es weiterhin in den Armen hielt. Es war zwar etwas schwächer und kleiner als seine große Schwester, aber nichts weswegen man sich sorgen musste. Sie würde locker durchkommen. Ein Wunder. Zwillinge und das so plötzlich. Yoh hatte keine Ahnung gehabt, denn es gab nicht die geringsten Anzeichen dafür. Doch alles war gut gegangen und sie waren um zwei Mitglieder ihres Stammes reicher geworden. Wundervoll und so empfand auch Hana, der das Kind sanft wiegte und dabei breit lächelte. Seine Mutter sah lieb zu ihm. Was wohl in seinem Kopf vorging? Yoh wusste aber dafür genau was in seinem los war, denn wenn er Hana so sah…dann wünschte er sich so sehr das er Mutter werden könnte. Es war grausam und sein Sohn hatte es verdient. Denn so wie er da saß…sah er bereits schon aus wie eine gute Mutter. Auch wusste er sofort was er zu tun hatte. Er war…was ganz besonderes. Danach sah Hana zu seiner Mutter links hoch und sprach: „Sie…sie ist so winzig und leicht.“ Er sprach dass mit so viel Freude und Staunen aus das seine Mutter ihm dann dabei durch den Haarschopf fuhr und froh fragte: „Ist ein tolles Gefühl, oder?“ Glücklich nickte Hana darauf und sah wieder zu dem Baby in seinen Armen. Mama hatte recht. Dieser Tag…war ein ganz besonderer Tag gewesen. Nicht nur weil er zum ersten Mal eine Geburt erlebt hatte, sondern auch…weil er mehr über sich lernte. Denn es gefiel ihm. Es war ein tolles Gefühl helfen zu können und etwas was er nicht mehr missen wollte. Hana hatte in den wenigen Stunden eine völlig neue Seite an sich selbst entdeckt. Eine warme und mütterliche Seite, die er zeigte als er dieses süße Ding in seinen Armen liegen hatte. Er fühlte sich so bereichert an Neuem. Und eines wusste er: er würde diesen Tag niemals vergessen und hatte die Beiden jetzt schon super lieb gewonnen. Die zwei Süßen, die den Namen Lip und Rap bekamen. Rap die die Ältere war und die kleine Lip in seinen Armen. Und auch wenn Hana niemals selber eine Mutter sein durfte, so konnte ihm keiner mehr das Gefühl nehmen ein Baby gehalten zu haben. Ihm das Gefühl nehmen…sich wie eine Mutter gefühlt zu haben. Auch wenn es nur für wenige Minuten gewesen war. Ich hätte mich verloren, wenn ich einfach weiter so vor mich dahin geflogen wäre. Flog hoch in den Himmel, immer und immer wieder ohne auf das zu achten was unter mir war. Aber unten warst dann du, schienst hell im Licht der Sonne und dein lächelndes Gesicht erwartete mich bereits um mir den Weg zu weisen. Blutig und voller Schrammen wurde ich von anderen auf die Knie gezwungen. Doch wenn ich verprügelt wurde und innerlich am zerbrechen war, dann bist du aufgetaucht und hast nach mir gegriffen. Du hast dann alle meine Wunden verpflegt und meinem Leben einen Sinn gegeben. Aber war das alles ein Traum gewesen? Ich konnte fühlen wie deine Hände mich sanft berührten. Es war anders als alles was ich kannte. Denn ich war ein Narr zu allem und jedem dem ich vorher begegnet bin. Weswegen ich die Strafe verdient hatte die ich bekam. Ich wurde aus meinem Reich verstoßen, weil ich zu stolz und hochnäsig war. Doch hätte ich das nicht getan, sondern gehorcht, wäre ich dann hier? Oder wärst du dann in meiner Umarmung gelandet? Und hinter deinem Lächeln verbarg sich etwas Neues. Ein kleines Geheimnis das du tief in dir behütet hast. Doch ich wurde noch immer von der Einsamkeit in mir verschlungen. Dieser Egoismus den ich mit mir trug…und dieses Loch das du bei mir heilen wolltest indem du meine Hand hieltst. Ich sah und hörte das. Und so hörtest du mich rufen. Ich wollte dass du mir noch einmal dein Lächeln zeigst und dieses Mal sollte es richtig und ehrlich sein, denn ich sah die Wahrheit hinter deinen vertränten Augen, als ich gehen wollte. Und ich weis dass du mich niemals verlassen würdest. Genau deswegen werde auch ich nach dir heulen. Jeden Abend wenn ich den Mond an meinem Himmel sehe und wie er sich in deinem Wasser spiegelte. Und so blieb ich bei dir. Doch alle meine Gräueltaten kamen wieder zu mir zurück, wenn ich an damals zurück dachte. Ich kaute noch immer auf den Knochen meiner eigenen Gnadenfrist herum. Der Tod war meine Würde und ich führte ihn aus ohne zu zögern. All das wollte ich mit dir vergessen, wodurch mein Gift deinen Kelch und zarten Leib füllte, den du mir jede Nacht schenktest wenn wir uns liebten. Durch dich lernte ich das Leben zu schätzen und besser zu werden. Kam runter von meinem hohen Ross und zu dir auf den Boden der Tatsachen. Aber ich kann sie noch immer sehen, denn sie sind alle um mich. Warten auf mich das ich mein neues Leben verliere und zu ihnen zurückkehre. Doch das werde ich nicht tun. Ich habe einen Ort gefunden an den ich gehöre. Hier bei dir bin ich zuhause. Ich wurde für dich geboren und du für mich. Hier an den Wellen der menschlichen Welt habe ich dich gefunden. Etwas gefunden was es hoch oben in meinem Himmel nicht gab. Nämlich Liebe und Sterblichkeit. Ich gab alles für dich auf meine liebste. Meine Göttlichkeit und meine Unsterblichkeit. Alles um dich glücklich zu sehen. Und damit schenkte ich dir auch meine Seele und meine Frucht die dann in deinem Leib wuchs. Blieb damit für immer bei euch und habe mich an dich gebunden. Und du und ich werden immer wieder zueinander finden, ganz egal wie weit wir voneinander auch getrennt sein mögen. ICH finde ich. Egal wo du auch bist. Also strahle erneut für mich. Führe mich zurück dir. Lächle noch einmal für mich wie du es damals getan hast. Damals bevor ich ging. Denn wie immer werde ich dich nicht mehr gehen lassen. So wie du es damals von mir wolltest. Damals…als du sagtest dass du mich liebst. „Du! Sag mir: wer bist du! Wie komme ich hier her?!“ „Bitte was?! Woher soll ich denn wissen wie du hier gelandet bist!? Wenn dann sollte ja wohl eher ICH fragen wer du bist und woher du kommst!“ „Wie respektlos! Du hast gefälligst vor mir im Sand zu kriechen du niedere Kreatur!“ „Hah! Das sagt der Typ der selber vor mir am Boden liegt und sich offenbar alle Knochen gebrochen hat! Pass mal auf Großer: ICH stelle hier die Fragen! Denn so wie ich das sehe bist du nicht gerade in der Position mir zu drohen! WO kommst du her und WER bist du?!“ „Ich muss mich deinesgleichen nicht rechtfertigen und erklären! Und ich BEFEHLE dir mir jetzt sofort auf meine Fragen zu antworten!“ „Und ich sagte dir bereits dass ICH hier die Fäden in der Hand habe und die Bedingungen stelle! Oder ist dir mein Speer nicht Beweis genug dass du es so richtig verschissen hast?! Wenn du auch nur eine falsche Bewegung machst, sofern du das mit deinem geschundenen Körper überhaupt noch hinbekommst, dann schicke ich dich persönlich in die Welt der Geister!“ „Elendes Weib! Zeig gefälligst Respekt vor mir!“ „Du kannst mich mal Schönling! Und jetzt rede! Was bist du!? Ein Geist?! Ein Dämon?! Bist du gekommen um mich zu fressen?!“ „Ich bin weder das Eine noch das Andere du dummes Stück! Ich bin ein Gott und du hast dich vor mir zu verneigen und mir zu gehorchen!“ „Ja genau und ich bin eine Meerjungfrau, du Spinner! Wie ist denn dann dein Name du angeblicher Gott?“ „Mein Name ist Dyami! Merke ihn dir gefälligst!...Und wie ist deiner du menschliches Weibsbild?“ „Ich? Wüsste nicht was dich das angeht. Immerhin könntest du ein Perversling sein.“ „Ich befehle dir sofort mir deinen Namen zu nennen!“ „Ist ja gut du Schreihals! Mann was bist DU denn für einer…Er ist aber definitiv nicht so abgehoben wie deiner.“ „Mein Name ist nicht abgehoben! Wie heißt du?!“ „…Anna.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)