Tribal von Hera_Tenebrae89 (I`ll be your home) ================================================================================ Kapitel 19: First step ---------------------- Deine Zeit fing an sich dem Ende zuzuneigen. Genauso wie es die Natur immer plante. Doch für mich war es, bis dahin, als würde ich von einem hungrigen Biest verfolgt werden. Eines das nach seiner täglichen Mahlzeit Ausschau hielt und nur darauf wartete dass ich einen Fehler mache. Ein Jäger am Rande des Todes und seinen letzten Atemzug machend. Aber das ist das Gesetzt der Natur. Und wenn die Sonne auf geht, mit deinem Leben das auf dem Spiel steht, am Leben bleibend und ohne eine Wahl, müssen wir dem Ruf der Wildnis folgen. Denn hier draußen überleben nur die Stärksten. Was getan wurde kann man nicht mehr rückgängig machen, denn es wurde gemacht um am Leben zu bleiben. Der Tanz des Lebens, nämlich der Jäger gegen seine agile Beute, ist schon immer da gewesen und ein Kreislauf. Und es gibt keine Garantie dafür wer das am Ende gewinnen wird, der Starke, oder der Schwache. Wer war ich bloß davon gewesen? Ich kann es nicht beschreiben, aber etwas Wildes ist in mir und es versteckt sich vor den Augen aller anderen. Doch dann bist da du und alles was ich mache ist mich vor dir zu verstecken. Du der du so viel stärker bist als ich Welpe. So wünsche ich mir es würde einfach nur weg gehen. Diese Angst vor dir. Doch was würdest du nur tun in meiner Situation? Was würdest du tun? Denn all der Schmerz, den ich dachte unterdrücken zu können und alle Gedanken lenkten mich zurück zu dir. Zurück zu dem was ich niemals zu dir sagen konnte. Es rannte vor und zurück in meinem Kopf, so dass ich diese Verwirrung nicht mehr aushalten konnte. Ich schaffe es einfach nicht, also bitte komm und bring mich hier weg, denn ich fühle mich so allein. Als wäre ich ganz auf mich allein gestellt um damit zurecht zu kommen. Meine Wörter werden Tag für Tag immer kälter und ich will nicht dass sie dir wehtun. Obwohl ich weis, dass wenn ich sie dir sagen würde, du es verstehen würdest, denn du warst schon immer die Einzige die mich verstanden hatte. Ich bin nicht mehr in der Lage dir in die Augen zu sehen und ich gehe nirgendwo hin so einsam wie ich bin. Auch bin ich nicht mehr in der Lage dich zu umarmen, denn ich habe dich im Stich gelassen als du mich am meisten gebraucht hast. Ich war noch klein, aber ich hätte was tun müssen. Ich hätte ihn stoppen müssen. Doch alles was ich jetzt noch tun kann ist dich um Vergebung zu bitten, sollten wir uns jemals wieder sehen. Du bist so weit weg. An einem besseren Ort hoffe ich. Doch wenn ich die Chance bekomme, dann mache ich es wieder gut. Ich mache alles wieder gut. Für dich, für sie und für ihn…Für jeden den ich liebe. Die Sonne schien hell an diesem warmen Tag und der Wind pfiff kaum über das Land, das immer stärker anfing zu erblühen. Ein kleiner Vogel sprang vor seinen Augen von einem Ast zum nächsten auf einer Kirschblüte herum. Dieser putze sein Gefieder hektisch und schüttelte dabei immer wieder den Kopf während ihn der kleine Junge, am Boden, einfach nur anstarrte. Sein Blick war nach oben gerichtet und fokussierte sich auf das Vögelchen, welches dann wieder anfing zu trällern und danach schließlich schnell davon flatterte, so dass ihm der Blick des Jungen folgte. Frei. Es flog einfach davon. Dieses Tier war so frei und konnte sich einfach in die Lüfte erheben und hinfliegen wohin es auch immer wollte. Wie gern…würde er das auch tun können. Hoch fliegen in die Lüfte wie ein stolzer Adler. Frei von all den Sorgen die ihn auf dem Boden plagten und das ganze Land unter seinen Füßen. Seine Heimat plagte. Doch das war ihm nicht möglich, würde es niemals sein, also blieb er dort alleine unter dem Baum stehen und hatte dabei seine Hände in den Hosentaschen. Es war wieder Frühling geworden. Der letzte kalte Winter verschwand endlich und machte seine finalen Atemzüge, die aus kaltem Wind bestanden, während die Sonne immer mehr gewann und Leben mit sich brachte. Das Land fing an zu erblühen und das jeden Tag immer mehr. So auch die Kirschblüte die langsam anfing in voller Pracht zu erblühen, auch hier bei ihnen in Nagano. Doch im Gegensatz zu den rosanen Blüten in anderen Bereichen Japans, die aber eigentlich eher seltener vorkamen, waren die Blüten an ihren Sakuras meist eher weiß als rosa. Gaben dem Ganzen damit einen unschuldigen und reinen Anstrich. Doch Pflanzen waren nicht so sein Ding, weswegen er sich nicht sonderlich darum scherte welche es waren, sondern einfach nur fand dass sie schön aussahen und mehr nicht. Er hasste Blumen nicht, aber konnte sie auch nicht gut leiden. Und erst recht konnte er die Sakura nicht sonderlich leiden, denn deren Kanji war in seinem Nachnamen mit drin…den er auch nicht leiden konnte. Es erinnerte…ihn zu sehr an seinen Vater. Egal wo er neuerdings auch hin ging und wo nach ihm gerufen wurde, immer riefen sie ihn mit seinem Nach- und nicht Vornamen. Sie riefen ihn nämlich Sakurai. Ein Name der sehr schön war und gern als Nachname genommen wurde, für ihn aber mehr eine Bürde war als alles andere. Es verknüpfte ihn zu sehr mit seinem Vater und erinnerte ihn jedes Mal daran dass er sein Blut in sich trug. Seine Gene besaß. Und allein heute war es wieder sehr oft passiert dass er so gerufen wurde und er hasste es. Demnach schnaufte er gerade die Luft aus seiner Nase und fing an nachhause zu laufen. Setzte sich dabei in Bewegung. Über seine rechte Schulter war eine Umhängetasche die braun war und in der er alle seine Utensilien für die Schule drin hatte. Heute war nämlich nicht irgendein Tag gewesen, sondern sein erster Schultag. Und im Gegensatz zu anderen Ländern fing bei ihnen die Schule mit Beginn des Frühlings an, nämlich am ersten April. Und somit war auch seine Zeit gekommen. Er war alt genug und durfte somit endlich in die Schule gehen. Wobei ENDLICH ganz besonders hervorgehoben werden musste in diesem Satz. Denn lange hatte er darauf warten müssen. Sakutaro musste ja etwas länger warten bis er in die Schule durfte. Das hatte aber nichts damit zutun das er zu dumm war, oder zu verspielt, sondern eben mehr weil seine Familie so knapp betucht war und sie nicht wussten ob sie ihm alles für diese besorgen könnten. Sie waren eben nicht sonderlich reich. Nagten eher am Hungertuch als am Reichtum, aber es war noch gut zu stemmen trotz aller Probleme und den steigenden Preisen im Land. Ihn nun endlich auf die Schule schicken zu können machte besonders seine Mutter sehr froh…aber nicht wirklich seinen Vater. Sein Vater Satoshi hatte schon immer viel an ihm zu meckern gehabt, seit er noch kleiner war lief das schon so und es wurde von Tag für Tag schlimmer. Sakuraro konnte sich auf den Kopf stellen und versuchen ihm alle seine Wünsche zu erfüllen…es war nie genug gewesen. Sein Vater war laut, aggressiv und schlug um sich wenn ihm was nicht passte. Und das Schlimmste war: das nicht mal er das sonderlich abbekam…sondern eher seine Mutter. Etwas was ein absolutes Verbot für den Kleinen war. Und während der Junge über den Hof und weg vom Schulgebäude lief, neben sich dabei noch die glücklich brüllenden und lachenden Kinder vorbeirennen sah…da wurde ihm anders. Schwer und krampfend in der Brust wurde ihm. Denn Sakutaro sah ihnen zu. Sah wie sie zu ihren Eltern rannten und sich stolz, mit ihren Taschen, an diese warfen und mit ihnen sprachen wie schön doch die Schule war. Sie redeten und laberten und ihre Eltern lachten und lächelten dabei mit, sahen sie mit so viel Liebe an, das es dem Schwarzhaarigen wieder komisch in der Brust wurde. Es krampfte. Tat weh. Doch er konnte dieses Gefühl schnell einordnenden und wusste was es war. Musste nicht lange darüber nachdenken. Denn das zu sehen…tat ihm plötzlich sehr weh, weswegen er auch stehen blieb und weiterhin dort hin sah. Sein Blick ruhte dann nämlich auf diesem Mädchen vor ihm, das sich an ihre Eltern warf und fröhlich von der Schule sprach. Er sah wie das braunhaarige Mädchen danach, von den Eltern, an jeweils einer Hand genommen wurde und sie schließlich zusammen nachhause liefen. Und ganz besonders achtete Sakutaro auf den Vater, denn dieser…er sah sie so voller Stolz an…Und Saku konnte dann nicht anders als kurz das Gesicht schmerzhaft zu verziehen, denn er wollte sowas auch gerne. Irgendetwas in seinem Herzen sehnte sich plötzlich danach ebenfalls gemeinsam von seinen Eltern abgeholt zu werden. Das sie ihn beide auch so an den Händen halten würden und jedem im Umfeld signalisierten wie stolz sie auf ihn waren und wie sehr sie ihn liebten. Ein Gefühl das er noch nie zuvor hatte, denn meist hatte er seine Emotionen gut unter Kontrolle. Sehnte sich nicht nach sowas sondern blieb auf dem Boden der Tatsachen stehen. Also warum wünschte er sich das so plötzlich? Besonders…das sein Vater das tat…und das wo er ihn doch eigentlich hasste. Er sehnte sich danach das es anders zwischen ihnen wäre…Etwas was er im Keim sofort ersticken musste und deswegen sich von diesem Anblick los riss und wieder vor sich sah. Saku musste damit aufhören. Es brachte nichts. Denn nicht jeder hatte tolle Eltern und sein Vater war nun mal ein riesen Arschloch. Aber dafür hatte er seine Mutter die ihn über alles liebte und er sie auch. Deswegen wand er sich schnell ab und es war auch gut dass er das getan hatte, denn nicht wenige Meter vor sich sah er dann auch schon seine Mutter bereits am Ende des Schulhofs stehen und ihm lieb zuwinken. Sie war gekommen um ihn abzuholen und alles war sofort wieder wie weggefegt wenn er sie sah. Sein Herz pochte fröhlich und ein leichtes Lächeln zierte seine Lippen. Mama war da und das war das Wichtigste. So machte er sich schnellen Schrittes auf sie zu und kam nach Sekunden auch schon bei ihr an. Sah zu ihr auf. Sakutaro war innerhalb der letzten Monate etwas gewachsen und ging seiner Mutter damit nun sogar schon locker bis zur Brust. Vor kurzem hatte er erst Geburtstag gehabt und für sein Alter von sieben Jahren war er ein wirklich großer Junge, vielleicht sogar der Größte in seiner Klasse, besonders dann wenn sie die anderen Kinder so um sich vom Hof rennen sah. Etwas was er von seinem Vater hatte denn auch Satoshi war ein großer Mann mit seinen guten 189 Zentimetern. Besonders für einen Japaner. Ob ihre kleine Kirschblüte allerdings so groß werden würde, wie er, das würde sich noch zeigen. Vielleicht konnte er etwas dazwischen werden, denn Fujuhi war nicht sonderlich groß als Japanerin und Satoshi eher die Ausnahme dieser Riese. Doch wo sie sich GANZ sicher war, dass war das er ein hübscher Kerl werden könnte und an dessen Brust man sich verlieren würde, wenn er einen umarmte. Schon peinlich aber sie schwärmte von ihrem Sohn. Er wahr ihnen echt gut gelungen und so ein Hübscher noch dazu. Sakutaro war, bei seiner Geburt, ein hübsches Baby gewesen und nun wurde er langsam, aber sicher, zu einem hübschen Mann. Einer nachdem sich Frauen später sicherlich die Finger lecken würden. Musste sie später vielleicht sogar noch aufpassen dass er nicht ausgenutzt wurde, weil er so gut aussah? Das sich Frauen ihm von links und rechts um den Hals werfen würden? Sie wusste es nicht und es war auch noch genug Zeit bevor sowas passieren könnte. Also weg damit. So fasste sie ihm kurz darauf auch schon in sein unordentliches, schwarzes Haar und strubbelte sanft durch dieses, als sie ihn darauf lächelnd fragte: „Und? Wie war dein erster Schultag mein kleiner Kami?“ Man sah Sakutaro sofort an das es ihm peinlich war so durch sein Haar gestubbelt zu bekommen. Einfach weil seine Blicke von links nach rechts huschten und seinen Klassenkameraden folgten die an ihm vorbei liefen. Sie schienen ihn dabei etwas zu zu kichern und das mochte er überhaupt nicht. Sie machten sich über ihn lustig. Und es lag nicht an seiner Mutter, also das er sich für sie schämte, aber er hatte in seiner Klasse leider auch Kinder die er kannte und die nicht so gut auf ihn zu sprechen waren. Vielleicht sogar auf die Idee kommen könnten ihn auszulachen oder deswegen zu hänseln. Etwas was er auf keinen Fall wollte. Sein Leben war auch so schon schwer genug, da brauchte er nicht noch Kinder die ihm in der Schule alles schwerer machten als es eh schon war. In der Hinsicht war er dann doch zu stolz um sich peinliche Blöße geben zu wollen indem man ihn “Muttersöhnchen“ nannte, oder so. Obwohl er das ja eigentlich war, denn er liebte seine Mutter überalles. Auch wenn sie ihm gerade mal wieder einen peinlichen Spitznamen gegeben hatte und das auch noch vor allen anderen. Kami…er war doch kein Kami! Und auch mochte er es nicht wenn sie zu ihm „kleine Kirschblüte“ sagte! Was sie gern mal einfach so tat und das nur weil er unter einer zur Welt gekommen war und dieses Kanji ja in seinem Nachnamen drin steckte. Das Einzige was er wirklich, als Spitzname, akzeptierte war: „Engelchen“ und er wusste nicht mal warum. Er mochte es einfach wenn seine Mama es zu ihm sagte, denn sie sprach das sanfter aus als alles andere. Vielleicht lag es daran? Dennoch schüttelte er dann den Kopf und löste somit die Hand seiner Mutter aus seinen Haaren, als er peinlich und etwas errötet vor sich auf den Boden sah und sprach: „M-Mama nenn mich nicht so! K-Können wir einfach wieder heim gehen?“ Als er das sagte sah sie ihn aufmerksam dabei an. Auf seinen Wangen hatte sich eine leichte Röte gelegt und Fuyuhi konnte genau sehen wie sein Blick immer mal wieder zwischen den Kindern um sich und dann erneut auf den Boden vor sich wechselte. Das war interessant. Sie wusste schlagartig genau was in ihm vor ging und dazu musste man kein Genie sein, sondern nur Empathie besitzen und Mutter sein. Offenbar schämte sich ihr Sohn. Wegen ihr? Vorstellen konnte sie sich das nicht, sicherlich lag es an den Spitznamen. Und alles was sie dann darauf machte war wieder ein sanftes Lächeln auf dem Gesicht zu bekommen und sie fasste ihrem Sohn dann auf die rechte Schulter. Ließ ihre Hand dort ruhen dass es wärmer wurde. Sekunden danach sah er aufmerksam zu ihr auf und sie sprach lieb runter: „Dann lass uns gehen Sakutaro.“ Ein Lächeln…aber es wirkte irgendwie nicht ehrlich. Nicht so wie sonst. Hatte er…Mama besorgt? Er nickte darauf aber nur und endlich liefen sie los. Weg vom Hof der Schule und langsam nachhause. Und er war froh darüber denn sein erster Schultag war ganz komisch gewesen. Nicht nur war er mal wieder die ganze Zeit über allein umhergewandert und hatte mit niemanden gespielt, sondern er kam sich so…überflüssig vor. Also würde er nicht da rein passen. Saku hatte zuhause bereits schon sehr viel gelernt, unter anderem auch schon leicht das Schreiben und Lesen und das alles bevor er mit der Schule anfing. Weswegen er jetzt nicht mehr ganz so genau wusste warum er in die Schule gehen müsste. Sein Vater sagte ihm ja auch mal, dass es nicht wichtig für ihn wäre und abgesehen von Allgemeinwissen, was brachten sie ihm da schon bei was er später nicht auch im Militär lernen würde…Wo er eh hin musste. Wovor es ihn sogar grauste. Besonders er als Kind konnte sich da keinen Reim drauf machen, aber das war auch okay denn seine Mutter war ja für ihn da und half ihm wo sie nur konnte. Sie wusste dass die Schule sehr wichtig war. Nicht nur zum Rechnen lernen, sondern auch um soziale Kompetenzen zu entwickeln. Sakutaro musste lernen mit anderen klar zu kommen und sich auch noch langsam von seiner Mutter losreißen, die ja bekanntlich seine ganze Welt darstellte. Denn oft machte er den Eindruck dass er niemanden brauchte, außer Mama und das war falsch. Er war schon immer kein sehr geselliges Kind gewesen und scheute gerne mal Verantwortung für andere, etwas was seine Mutter aber persönlich nicht verstand. Denn schon öfters hatte er gezeigt dass er in der Lage war zu führen und wichtige Entscheidungen zu treffen wenn es drauf an kam und er war erst sieben! Nicht nur wenn er ihr beim Haushalt half und dann gerne mal das Ruder übernahm, sondern auch wenn er mal mit Kindern spielte, was aber leider Jahr für Jahr immer weniger wurde, zeigen sich diese Eigenschaften bei ihm. Er konnte führen, aber wollte nicht. Sakutaro fing an sich bewusst abzukapseln und sich zurückzuziehen, aber genau das durfte er nicht. Er war ein Kämpfer, genau wie sein Vater und wusste instinktiv wie man andere leiten könnte. Dennoch war er komplett anders als sein Vater, denn Saku…war sehr empfindlich im Innern. Er war ein liebevoller Junge der das hinter seiner grimmigen und verschlossenen Art versteckte und er war einer…der keine Verantwortung über andere haben wollte. Fast als hätte er Angst falsche Entscheidungen zu treffen und andere dann damit zu verletzten. Und genau das unterschied ihn gewaltig von Satoshi, der sogar meist über Leichen gegangen war um seinen Auftrag zu erfüllen. Er hatte sich verändert. Aber Sakutaro war nicht so. Er besaß etwas was er von seiner Mutter vererbt bekommen hatte…nämlich Liebe und Mitgefühl. Er war leidenschaftlich wenn er für etwas kämpfen musste was er liebte und das machte sie sehr stolz. Ihr Sohn hatte aber leider auch die Neigung, wie sein Vater, mal schnell den Bogen zu überspannen und dann brauchte er jemanden der ihn bremste. Jemand der ihn am Boden hielt. Und Fuyuhi hoffte innerlich das es mal ein hübsches Mädchen sein würde das sein Herz im Sturm eroberte und ihn dann damit im Zaum hielt. Doch egal was auch kommen würde, sie persönlich wäre einfach nur glücklich wenn er unter die Haube von einer liebevollen Person kam die ihn im Gleichgewicht hielt. Und er diese auch. So wie es auch damals bei ihr und Satoshi gewesen war. Damals…bevor diese eine Schlacht passierte. Sie liefen weiter den langen Weg hoch zu ihrem Haus und durch den Wald der in junger Blüte stand, als es plötzlich so wirkte als hätten die Kami ihren Wunsch gehört, denn wenige Sekunden, nach denen sie einfach nur liefen, tauchte plötzlich eine Stimme hinter ihnen auf und rief laut: „Hallooo! Hallo Saku!!“ Fuyuhi und ihr Sohn blieben sofort stehen und sahen hinter sich den Weg hinab wo ein kleines Mädchen auf sie zugerannt kam. Sie schleppte sich mit ihrem kleinen Rucksack den ganzen, sandigen, Weg hinauf und lächelte dabei so lieb zu ihnen. Ihr kurzes, schwarzes Haar, wehte beim Rennen und die junge Mutter musst sofort zurücklächeln und leicht winken als sie das sah, denn sie kannte dieses Mädchen. Oh ja sie kannte sie gut, denn es war die Tochter ihrer Nachbarn und ein sehr gutes und hilfsbereites Kind. Süß noch oben drein, auch wenn sie leicht mollig war. Es war die kleine Chiharu, die ein gelbes Kleidchen trug und der Saku schlagartig nur einen etwas genervten Blick zuwarf. Na toll, auch das noch. Es war diese Nervensäge von nebenan. Das hatte ihm noch gefehlt für das perfekte Chaos. Vielleicht klang es erst mal so als könnte er sie nicht aussehen, aber das war nicht der Fall denn er mochte Chiharu eigentlich gern. Nur hatte sie leider diese blöde Art an sich, ihn immer dann aufzusuchen wenn andere dabei waren, oder er nicht mit ihr spielen wollte. Denn es wurde ihm schnell peinlich, wenn andere ihn und sie zusammen sahen, einfach weil man dann denken könnte sie wären feste Freunde. Also…also ein Pärchen, oder so. Ein Pärchen…Es schauderte ihn wenn er nur daran dachte und jagte durch seinen kompletten Körper wie eine Welle. Er und die dicke Chiharu? Eher fiel ihnen der Himmel auf den Kopf! Und noch peinlicher war es, das er als Junge, eigentlich Jungs als Freunde haben sollte und nicht ein Mädchen, denn wie sah das denn bitte aus? Es wirkte als wäre er ein Weichei das gerne mit Puppen spielte, oder so! Also drehte er den Kopf schnäubig weg und sah auf den Boden vor sich. Ehrlich gesagt wollte er sogar am liebsten in diesem versinken. Besonders wegen dem was sie gesagt hatte, denn er mochte das nicht. Und wenige Sekunden danach kam das dicke Mädchen auch schon links neben Fuyuhi ihrem Sohn zum stehen und schnaufte erst mal vom Rennen aus, dann aber sah sie wieder lieb zu Sakutaro und sprach: „Hi Saku! Gut das ich dich noch erwische! Du hattest doch heute auch deinen ersten Schultag! Wie war deiner gewesen? Meiner war toll! Aber warum hast du nicht mit mir spielen wollen? Ist was gewesen? Ich weis was! Wollen wir gleich zusammen spielen? Ich weis auch schon genau was! Lass uns zum Bach gehen und einen Damm bauen! Den können wir danach dann auch sofort wieder einreißen!“ Sie lächelte lieb und ehrlich. Chiharu spielte gerne mit ihm zusammen und besonders mochte sie es mit ihm etwas zu bauen nur um das dann gemeinsam wieder einzureißen. Er hatte etwas Wildes und Freches an sich und genau das mochte sie so bei ihm. Er war anders als die anderen Jungs in ihrem Dorf. Er war nett zu ihr und ehrlich. Und nie hatte er sie beschimpft oder geärgert. Etwas was sie schätzte. Doch heute schien er nicht so gut drauf zu sein, was sie nicht verstand. Sakutaro schnaufte dann plötzlich auf ihr Gerede. Dieses Mädchen…warum ging sie ihm so auf den Wecker? Und er sah sie noch immer nicht an, während sie den Kopf leicht verwirrt nach links drehte und ihn anstarrte. Sie ja förmlich auf eine Antwort von ihm zu warten schien. Es sie sogar nach einer Antwort von ihm lechzte und die er ihr eigentlich nicht geben wollte. Sie nervte und das schon den ganzen Tag. Es stimmte das auch sie heute eingeschult wurde und das wo sie doch erst fünf war. Lag aber sicherlich auch daran das ihre Eltern viel Geld hatten und sie auf eine Privatschule ging, die im Gebäude neben ihrem lag, dort wo er hin ging. Nicht nur hatte er sie an der Backe wenn er einen Fuß aus dem Haus machte, nein, denn nun kam es auch noch in der Schule soweit! Hatte sie dort ebenfalls an den Hacken. Denn kaum als sie sich in der Schule getroffen hatten, wollte sie nicht mehr von ihm weg. Sie tippelte ihm nach wie ein verliebtes Hündchen und nannte ihn immer und immer wieder dabei: „Saku“, wenn sie ihn ansprach. Etwas was er nicht mochte. Und den Grund dafür fand er sogar noch bescheuerter. Sie nannte ihn angeblich so weil das „Saku“ in dem ersten Teil von seinem Vor- und Nachnamen vor kam und ihr Sakutaro einfach zu lang war. Was ER allerdings mochte war aber anscheinend völlig egal in ihrem kindischen Hirn. Das war aber nur ein Teil seiner Probleme, denn ehrlich gesagt möchte er es momentan allgemein nicht mehr so sehr sie um sich zu haben. Komischerweise nicht mehr nachdem das im Winter passiert war. Dieser Zwischenfall vor einigen Monaten. Damals wo er so Probleme mit dem Herzen bekommen hatte und diese auch nie wieder auftraten. Etwas hatte sich, von dem Moment an, in ihm verändert und seit jenem Tag konnte er auch diese schöne Melodie nicht mehr hören. Die die ihn damals den Abend in den Schlaf gewogen hatte. Sie war einfach weg und kam nie wieder. Noch dazu hatte er das Gefühl etwas Wichtiges vergessen zu haben, aber konnte sich nicht erinnern was es war. War es…ein Name gewesen? Er wusste es nicht mehr. Aber zurück zu Chiharu: Er mochte er es nicht wenn sie ihn „Saku“ nannte! Sein Name war Sakutaro und nicht Saku! Die sollte damit aufhören! Es klang nämlich, für ihn, als würde sie einen kleinen Köter zu sich rufen und das war er eben nicht! Mann sie nervte! Und das obwohl sie so eine süße Stimme dabei hatte. So lieb und hoch. Der Schwarzhaarige schämte sich plötzlich nur noch mehr und Fuyuhi sah ihm das an. Sie sah wie sehr sich ihr Sohn dagegen wehrte dieses freundliche Mädchen anzusehen und sich immer mehr von ihr abwand. Das war ja komisch. So nicht seine Art. Weswegen sie ihm dann lieb lächelnd auf die rechte Schulter fasste, während sie zu Chiharu sah und dabei sprach: „Hallo Chiharu! Das ist aber lieb das du danach fragst! Es ist noch genug Zeit bevor es spät wird und er möchte das ganz sicher auch. Nicht wahr, Sakutaro?“ Sie wand sich damit absichtlich an ihren Sohn und streichelte ihm dabei noch mal über die Schultern, die sie nun beide gefasst hatte, denn es machte sie froh zu wissen dass dieses Mädchen mit ihm spielen wollte. Es zeigte dass er nicht ganz so einsam war wie er selber immer dachte und Chiharu war wirklich eine Süße. Die Kleine war gut einen Kopf kleiner als er, einfach weil ihr Sohn so ein Großer war und wirkte demnach noch zärtlicher und empfindlich neben ihm. Und das obwohl sie etwas mollig war. Aber zwischen ihnen lagen auch zwei Jahre unterschied, also vom Alter her und das sie nun zusammen eingeschult wurden war einfach dem geschuldet das Sakutaro später erst zur Schule ging als sie und sie früher in die Privatschule kam, auf die sie ihre Eltern ja schickten. Sie war inzwischen fünf und ihr Sohn schon sieben. Demnach war er um ein Jahr ein Spätzünder was die Schule betraf, aber nicht weil er das nicht konnte, sondern weil sie auch noch, mit ihrem Mann so einen Streit deswegen hatte. Auch besaßen sie nicht gerade viel Geld um ihn alles für die Schule zu ermöglichen. Utensilien und alles was er für die brauchen würde. Ja es war eine lange Diskussion gewesen und Fuyuhi hatte deswegen länger und öfter in Läden aushelfen müssen, nur damit Sakutaro endlich auf die Schule gehen konnte. Ihn nun dort zu wissen und das er schließlich anständig was lernen konnte, machte sie glücklich. Und noch glücklicher war sie darüber das er so eine nette Freundin gefunden hatte. Die zwei Kleinen kannten sich nun schon etwas länger und irgendwie hoffte sie dass aus ihnen vielleicht mal eine Kindheitsliebe werden könnte, denn sie sahen echt süß zusammen aus. Aber alles zu seiner Zeit, denn nun sollte ihre kleine Kirschblüte erst mal ein Kind sein. Erwachsenwerden und eigene Kinder kamen auch noch von ganz alleine mit der Zeit. So streichelte sie ihm wieder über die Schultern und er deswegen erneut zu ihr hoch sah. Sein Blick war etwas verdutzt, änderte sich aber schnell wieder zu beschämt und genervt als er das über sich sah. Saku wusste genau was seine Mama da versuchte und drehte sich nur noch mehr stur und mürrisch von der Kleinen neben sich weg während er wieder auf den Boden sah. Er wollte nicht mit ihr spielen, sondern lieber, wenn überhaupt, etwas mit seiner Mama machen. Noch dazu war der Tag nicht so seiner gewesen. Und immerhin hatte er sich den ganzen Tag schon darauf gefreut wieder heim zu gehen. Für ihn gab es Wichtigeres zuhause zu erledigen, als mit der dummen Kuh an einem Fluss, im Dreck, rumzufliegen! Was auch daran lag das er nicht so blöd und anders war wie die anderen Kinder. Ja er war anders. Und deswegen verstand er nicht so ganz warum andere Kinder sich so sehr darauf freuten fast den ganzen Tag in der Schule zu hocken und zu lernen, ja und dann auch noch Hausaufgaben aufgebrummt zu bekommen. Sich dann nach der Schule wie Tiere in den Dreck zu werfen und dann auch noch Ärger zu bekommen weil die Kleidung gewaschen werden müsste. Nicht das er keinen Spaß am Lernen hatte und nicht rumtollte, aber so blind und naiv war er dann doch nicht. Lag aber sicher auch daran dass er der Älteste in der Klasse war mit seinen sieben Jahren, also mit dem einem Jahr das er voraus und mehr auf dem Buckel hatte als der Rest. Er war nicht mehr ganz so kindlich. Und er war ganz froh wenn er mal von Chiharu weg kam, denn wie bereits gesagt: sie ging ihm ja schon den ganzen Tag auf den Wecker. So drückte er sich instinktiv näher an seine Mutter, fasste sie am unteren Teil ihres weißen Kimonos und lehnte sich von dem Mädchen neben sich weg, als er dabei mürrisch zu ihr sprach: „Nein möchte ich nicht! Ich will mich nicht, wie du, so saublöd in das Wasser eines Bachs werfen! Es hat immerhin nicht jeder so viel Geld, für neue Kleidung, so wie du! Geh einfach nachhause und las mich in Ruhe, Chiharu!“ Leicht erschrocken, über seine Worte, sah Fuyuhi zu ihm runter. Er sagte das sehr unhöflich zu der Kleinen und warf ihr dabei sogar noch einen genervten Blick zu. So sehr sogar das ihn Chiharu verdutzt ansah und wieder den Kopf schieflegte. Sie alles locker aufnahm. Das verstand sie nicht. War er sauer oder so? Aber warum nur? Sie konnte es auch nicht wissen, denn das war etwas was nur in seinem Schädel abging. Der ja ganz besonders komisch war für ein Kind in seinem Alter. Immerhin war er inzwischen schon sieben und fand es langsam doof mit Mädchen zu spielen. Noch dazu hielt ihn die Sorge um das Geld seiner Familie steif. Er zeigte sich damit sogar etwas frühreif. Was nicht schlecht war, aber Fuyuhi fand es besser er würde sich die Sorgen, um das Geld und das Finanzielle in ihrer Familie, lieber ihr überlassen, als sich damit selbst zu belasten. Und das mit Mädchen und Junge war auch so sein Thema wo er schneller erwachsen wurde als vielleicht die Anderen. Es stimmte und es kam nun auch mal die Zeit in der Jungs irgendwann nicht mehr mit Mädchen spielen wollten und bemerkten das sie „anders“ waren. Bei Saku hatte das inzwischen sogar schon eingesetzt. Er fing bereits schon mit fünf an zu bemerkten das er, im Schritt, anders war als Mama und begann damit sich selbst zu erkunden und zu hinterfragen. Auch seine Mama drauf anzusprechen. Etwas was völlig normal war und genau deswegen schlussfolgerte er daraus das auch Chiharu, die ja ein Mädchen war, genauso sein müsste wie Mama, also eben anders. Halt kein Junge so wie er. Es war drollig wie Kinder sich selbst endeckten und neugierig wurden. Und noch drolliger wenn man bedachte das sie dann, eines Tages, nicht mehr mit Mädchen spielen wollten, auch weil die Interessen sich änderten. Nur um ihnen später dann wieder nach zu laufen…einfach weil das sexuelle Interesse am anderen Geschlecht aufblühte. Ja und dann wollten sie wieder mit den Mädchen „spielen“ wie man so schön sagte. Aber auf eine ganz andere Art und Weise. Es war so normal…aber änderte gerade nichts an der Situation dass Sakutaro, im Moment, sehr gemein zu ihr gewesen war. Etwas was seiner Mutter nicht passte und sie ihn deswegen mit der rechten Hand leicht auf seinen Kopf schlug und sie ihn damit wieder zur Räson bringen wollte. Etwas was zumindest schon mal seine Aufmerksamkeit erregte und er sich dann an den Kopf fasste wo sie hingehauen hatte. Es war nicht fest gewesen, hatte ihn aber erschreckt, so das er zu ihr aufsah und sie etwas säuerlich zu ihm runter. Sein Blick wurde leicht erschrocken, denn selten war seine Mama sauer auf ihn und wenn sie ihn so ansah, wurde er auch automatisch kleiner als er eh schon war. So zog er sich etwas zusammen, als seine Mutter zu ihm sprach: „Sakutaro! Das war nicht nett gewesen! So redet man nicht mit einem Mädchen! Sie hat dich nur lieb etwas gefragt, also entschuldige dich sofort, hörst du?“ Als sie das zu ihm gesagt hatte senkte er seinen Blick schnell und sah auf den Boden neben sich. Ja das war doof gewesen... Saku mochte es nicht wenn Mama ihn anblaffte und er sah deswegen auch schnell ein dass es wirklich unhöflich gewesen war so mit Chiharu zu reden, so dass er schluckte und sich schwer zu dem Mädchen umdrehte und sie ansah. Er drehte sich so dass er wieder gerade vor ihr stand und sie ihn nur weiter verdutzt dabei ansah. Sie selbst hatte es überhaupt nicht so schlimm empfunden, aber wenn Frau Sakurai das sagte dann musste es ja stimmen. Jedenfalls stand sie weiter nur da und verschränkte dann lieb und frech ihre Arme hinter ihrem Rücken während sie Saku ansah und auf seine Entschuldigung wartete, die er sich echt aus dem Rachen zerren musste wie einer der ein Schwert verschluckt hatte. Er hatte eigentlich nur gesagt wie er es fühlte und war ehrlich gewesen, aber genau das war bei sowas nicht fair. Die Kleine hatte ihn nur etwas gefragt und er ging sofort auf Abwehr und wurde sogar gemein dabei. Seine Mama hatte recht…so behandelte man kein Mädchen. Eigentlich sogar niemanden. Also sah er etwas scheu und beschämt zu Chiharu rüber, die noch breiter grinste, als er zu ihr sah und dann wand er wieder seinen Blick auf den Boden. Er wurde etwas rot. Warum wurde er rot? Und dann sprach er schwer aus sich pressend: „E-es…es war nicht nett das ich eben so gemein zu dir gewesen bin Chiharu…“ Kam es schwer aus ihm raus und seine Mutter sah weiter streng zu ihm runter, legte die Hände dann an ihre Hüfte und sprach: „Uuuund was noch?“ Er blickte kurz hinter zu seiner Mama und dann wieder vor sich auf den Boden. Saku schluckte erneut. Ach verdammt noch mal! Na gut er hatte es ja verstanden! Dann riss er sich zusammen, schluckte den Kloß im Hals runter und sah das Mädchen vor sich wieder an, als er beendete: „…Und es…es tut mir leid Chiharu.“ Seine Mutter sah zu ihm. Wow das war anscheinend schwerer für ihn gewesen als sie dachte, besonders vor der süßen Chiharu. Was ihr zeigte dass er sie offenbar doch ganz gern hatte und einfach zu stur und stolz war um das zu zeigen. Heh, ja da kam der Dickkopf seines Vaters durch. Aber im Gegensatz zu dem hatte Sakutaro sich entschuldigt…was Satoshi nicht mehr machte. Chiharu lächelte plötzlich viel breiter, kam dann zu dem Jungen vor sich und gab ihm schnell einen sanften Kuss auf die linke Wange. Es war schnell und leicht gewesen und noch bevor sie einen Schritt zurück machte, wieder auf Abstand ging und ihn anlächelte, lief er schon puterrot an und wand sich wieder scheu ab. Wie peinlich! Sie hatte ihm einen Kuss gegeben! Auf die Wange! Das war das erste Mal…das ein Mädchen ihn geküsst hatte das nicht Mama war. Und es fühlte sich komisch an. Sein Herz klopfte etwas schneller dabei und er lehnte sich wieder etwas näher an seine Mama. Wie süß. Fuyuhi seufzte dann als sie zu ihrem Sohn runter sah. Es war ein schöner Anblick gewesen. So voller Liebe. Aber noch mehr seufzte sie…wenn sie sich daran erinnerte, wie schnell die Zeit doch verging und wie sich alles geändert hatte. Einfach alles in ihrer kleinen Familie anders wurde. Besonders damals als ihr Mann zu diesem Gefecht ging. Denn als er zurückkam…war er nicht mehr der Selbe gewesen. Fuyuhi wusste bis heute nicht was er gesehen, oder erlebt hatte, dass so ein drastischer Wandel bei ihm eintrat. Er sich so veränderte hatte. Alles was sie wusste war dass er sein Bein schwer zerschossen bekommen hatte und er deswegen anschließend nur noch humpeln konnte. Seine ganze Fortbewegung bestand nur noch aus diesem schweren Humpeln. Sie erinnerte sich auch noch genau daran zurück wie lange sie sich um diese Wunde kümmern musste. Ihm oft den Verband wechselte und dann sah was für eine schreckliche Wunde ihm zugefügt wurde. Doch nie hatte er nur ein Wort darüber verloren wie das passieren konnte, denn Satoshi war ein guter Soldat gewesen und sehr wachsam. Sicher erwischte es irgendwann mal jeden unvorbereitet, aber bei ihm war da dir Chance doch etwas geringer durch sein Talent Kämpfe zu kämpfen. Aber egal was ihm auch passiert war, oder er sich dann plötzlich verhielt, sie liebte ihn noch immer. Konnte sich einfach nicht von dem Mann losreißen der er mal gewesen war. Sah diesen immer noch vor sich wenn sie die Augen schloss. Doch er war anders geworden und daran führte kein Weg mehr vorbei. Nun rauchte er, trank Alkohol und ging nicht mal mehr Arbeiten. Er wurde vom Militär finanziell unterstützt, besonders nachdem er diese Wunde bekommen hatte die ihn komplett nutzlos machte für eine Schlacht. Aber da er so gut gedient hatte war diese Unterstützung sowas wie ein Akt der Gnade gewesen. Als würde man einen alten durchgerittenen Gaul auf einen Gnadenhof schicken damit er dort den Rest seines Lebens fristen konnte. Und genau das wusste Satoshi und fühlte sich beschämt deswegen. Wollte das nicht. Seit dem Tag verfiel er dem Alkohol und ließ vieles auch an seiner Familie aus, wenn er frustriert oder angetrunken war. Besonders an ihr setzte er häufiger an und das war ehrlich gesagt auch gut so, denn ansonsten…würde das Sakutaro abbekommen und das musste sie verhindern koste es was es wolle. Sakutaro war ein unschuldiges Kind und er sollte nicht von seinem Vater geschlagen werden und somit verängstigt aufwachsen. Also nahm sie ihn, so gut sie konnte, in Schutz vor ihm, so tragisch es auch klang denn Mütter sollten ihre Kinder nicht vor ihren Vätern schützen müssen. Das sowas überhaupt notwendig sein müsste war schon schlimm genug. Und sicherlich war ihr Mann heute wieder den ganzen Tag in irgendeiner Kneipe verschwunden und verprasste ihr Geld für Sake. So wie er es meistens machte. Was also hieß: er käme spät heim und das war gut so, denn bis dahin war Sakutaro auch schon im Bett und vor ihm sicher. Außerhalb seiner Reichweite für Prügel. Sie holte sich aus diesen Erinnerungen zurück und seufzte noch mal leicht. Danach streichelte sie ihrem wundervollen Sohn wieder durch sein schwarzes Haar, als sie dabei lieb sprach: „So ist es gut. Man sollte zu jedem höflich sein und ganz besonders zu so süßen, kleinen Mädchen. Das ist sehr wichtig. Es ist nicht richtig auf Schwächere einzuschlagen Sakutaro und das weist du auch. Mann kann andere nämlich auch mit Worten niederschlagen, so wie auch mit seinen Fäusten. Merk dir das…“ Danach lächelte sie lieb zu ihm runter. „…Sie nennt dich Saku? Das ist aber ein schöner und passender Spitzname für dich!“ Nach der kleinen Standpauke wand sich ihr Sohn wieder beschämt von der kleinen Chiharu ab und drückte sich etwas näher an den unteren Teil des Kimonos seiner Mutter und damit auch an ihren Bauch. Na toll, nun mochte Mama das auch noch! Er hieß doch „Sakutaro“ und nicht „Saku“! Schöner Dreck. Hoffentlich hing ihm das nicht sein Leben lang nach so genannt zu werden. Es ärgerte ihn, denn er mochte seinen vollen Namen. Fuyuhi dagegen bemerkte sofort wie anhänglich er wieder geworden war und das er offensichtlich wirklich kein Interesse hatte seiner Mutter von der Seite zu weichen und mit dem Mädchen spielen zu gehen. Was komisch war, denn normalerweise war er nicht so. Sicher neigte Sakutaro dazu lieber allein zu spielen und in der Nähe seiner Mutter zu sein, die seine ganze Welt darstellte, aber dass er SO anhänglich war, dass er sich sogar schon an ihr festklammerte, das war sehr ungewöhnlich für ihn. Vor allem da er eben, bei der Schule, noch sehr abweisend gewesen war und eher beschämt wirkte mit seiner Mutter gesehen werden zu können. Was war also heute mit ihm los? Lag es an der Schule? Immerhin war es sein erster Schultag gewesen und der war in der Regel stressig für Kinder weil alles so neu war. Auch wenn die Meisten das nicht zeigten so war es ein Fakt das Neues in der Regel Stress bei Kindern erzeugte und sie meist nicht wussten wohin mit den Gefühlen und Emotionen. Oder war…vielleicht etwas passiert von dem sie noch nichts wusste? Ihr Sohn konnte mit Druck und Stress gut umgehen, zumindest für sein Alter, aber auch er war nicht fehlerfrei und komplett unverwundbar diesem gegenüber. Fuyuhi erinnerte sich noch genau daran wie Sakutaro, also er gerade mal 2 Jahre alt gewesen war, ein neues Spielzeug bekommen hatte und er damit völlig überfordert umging. Es war ein kleines Flugzeug, das er von seinen Großeltern, Satoshi seinen Eltern, bekommen hatte und sogar eins dass Geräusche machen konnte. Ihr Baby war überglücklich gewesen und strahlte als er es in den Händen hatte und war so hippelig und aufgekratzt gewesen, dass er darauf dieses zu Boden legte und um das Spielzeug wackelig herumlief, einfach nur um Energie los zu werden die er nicht mehr halten konnte vor Glück. Es sah so süß aus, weil er noch so tapsig gewesen war mit seinen zwei Jahren und sie war so stolz auf ihn. Er war so ein gutes und süßes Kind. Ja und als das Flugzeug dann Geräusche machte da erschreckte er sich schlagartig, sah erschrocken zu seiner Mutter und kam verängstigt auf sie zu. Fing sogar dabei leicht an zu weinen und jammerte immer wieder: Angst! Danach musste sie ihm erst mal erklären dass er keine Angst davor haben musste und als er es verstand liebte er dieses Spielzeug über alles. Er hatte dieses sogar heute noch auf einem seiner Regale im Zimmer stehen…Flugzeuge hatten es ihm schon immer angetan. Und jedes Mal, wenn eines über sie hinweg flog, zeigte er auf dieses und fing an zu lächeln. Ob das aber nun daran lag weil er das militärische seines Vaters im Blut hatte, oder weil er selber gerne fliegen wollte wie ein Vogel, dass wusste sie bis heute nicht. Alles was sie wusste war…das sie sein Lächeln liebte. Er lachte nicht viel, so gut wie überhaupt nicht, aber sein Lächeln allein sprach tausend Worte des Glücks. Und das jedes Mal auf Neue wenn er lächelte… Sekunden danach zupfte er etwas leicht mit den Händen an der Kleidung seiner Mutter und sprach zu ihr an den Bauch gewandt: „Können wir jetzt bitte heim, Mama? Ich will nicht spielen sondern einfach nur nachhause.“ Sie sah ihn weiter an und bemerkte wie er sich noch enger an sie drückte und dabei sogar leicht schlotterte. Was war nur…mit ihm los? Dieses Mal dachte sie aber nicht so lange darüber nach sondern nickte nur sanft und zögernd zu ihm runter. Sie fand es schade dass er nicht mehr mit Chiharu spielen gehen wollte, aber sie konnte ihn auch nicht dazu zwingen. Viele Eltern zwangen ihre Kindern etwas zu tun von denen sie selber dachten es wäre das Richtige für sie. Aber das geriet gern mal aus der Balance und anstatt dem Kind zu helfen machte man es nur noch schlimmer, überging die Wünsche des Kindes und verunsicherte dieses damit. Ja konnte sogar Traumata dadurch fördern. Und das wollte sie nicht. Sakutaro war sieben Jahre alt und konnte selbst fühlen und entscheiden was er wollte und was nicht. Und wenn es sich nur um solche kleinen Dinge handelte, ob man nun mit der Person spielen wollte oder eben nicht, da griff seine Mutter nicht ein und respektierte seine Entscheidung. Bei anderen Entscheidungen hielt sie noch immer die Hand über ihn und entschied ob es für ihn richtig wäre, oder eben nicht, aber nicht bei so einer Kleinigkeit. Also sah sie wieder vor zu der kleinen Chiharu, die ihr einen verdutzten und wartenden Blick zuwarf als wollte sie eine Antwort. Welche Sakutaro seine Mutter ihr dann auch gab: „Es tut mir sehr leid Chiharu, aber du hast ihn gehört. Da können wir nichts machen. Aber vielleicht möchte er morgen wieder mit dir spielen. Nicht wahr…Saku?“ Ihr Sohn zuckte darauf nur mit den Schultern und drückte sich noch enger an sie dran. Fast so als hätte er Angst vor der kleinen Chiharu, was aber nicht der Fall war…sondern etwas ganz anderes. Mal abgesehen davon dass er aufzuckte als seine Mutter ihn ebenfalls „Saku“ nannte. Großer Gott nun fing sie auch noch damit an! Jemand sollte ihn plötzlich raus aufs Feld bringen und erschießen! So sehr schämte er sich. Es hieß: Sakutaro…Er wollte kein „Saku“ hören und auch nicht „Sakurai“ genannt werden! Einfach nur Sakutaro! Der Name…den ihm Mama gab. Inzwischen zog er sogar „kleine Kirschblüte“ vor. Alles, aber nicht „Saku“! Doch er war froh dass seine Mutter akzeptierte dass er nicht mehr spielen wollte. Sie war so gut zu ihm, so wie immer. Genau deswegen liebte er sie auch so sehr. Sie war seine Familie. Und Familie…war das Wichtigste für ihn und wie sich später herausstellen sollte, brach er dafür alle Register um seine eigene zu schützen. Einfach dem Gedenken seiner Mutter zur Liebe, denn durch sie hatte er gelernt wie wichtig es war die Familie zu beschützen. Und dann auch noch…weil er einfach so war. Er war ein Familienmensch. Chiharu sah noch etwas verdutzt zu Frau Sakurai hoch und blinzelte etwas dabei. Sie war nicht dumm, brauchte aber halt einige Sekunden länger um es zu verstehen. Und als sie es tat lächelte sie auch sofort wieder und nickte mit geschlossenen Augen. Kurz darauf sah sie wieder zu Saku nach vorne und machte einige Schritte zu ihm, bis sie direkt neben ihm stand, er diese Nähe bemerkte und dabei erschrocken zu ihr blickte. Sie war so nah, starrte ihm förmlich ins Gesicht und tief in die Augen, nur eine Nasenspitze von seinem entfernt und sprach dann lieb: „Okay! Es ist okay wenn du heute nicht willst! Wollen wir dann morgen spielen, wenn es dir besser geht Saku?“ Schon wieder dieses „Saku“! Weswegen er wieder muffig das Gesicht verzog und sich dann von seiner Mutter löste und um sie herum rannte. Sekunden danach stellte er sich hinter sie und lugte rechts an ihr vorbei, als er dabei leicht keifte: „Weis ich nicht! Können wir jetzt endlich heim Mama?!“ Er zupfte erneut an ihrem Kimono und sah zu ihr auf. Er wollte endlich heim und je länger sie bei Chiharu waren umso mehr fühlte er sich unwohl. Und umso dankbarer war er dann auch als sie ENDLICH losliefen und sich dabei noch von dem Mädchen verabschiedeten, welches ihm solches Kopfzerbrechen bereitete. Da sie allerdings in dieselbe Richtung den Berg hinauf liefen, rannte die Kleine vornweg und er lief langsam mit seiner Mutter weiter hinter her. Irgendwann war sie dann auch nicht mehr zu sehen und verschwand am Ende des Waldpfades, ganz oben nach rechts und lief zu ihrem Zuhause. Während Sakutaro wieder die rechte Hand seiner Mutter hielt und im Laufen auf den Boden sah. Denn er verstand es einfach nicht. Verstand nicht was los war. Sicher hatte er heute einen anstrengenden Tag gehabt und viel Stress in der Schule, aber noch nie…hat er sich Chiharu gegenüber so abweisend verhalten. Egal wie er auch drauf war. Es war nun mal Fakt das sie seine einzige Freundin war und das er sie eigentlich mochte. Doch seit dem Winter fühlte es sich komisch an in ihrer Nähe zu sein. Er konnte es nicht mal richtig beschreiben, außer das es komisch war. Vorher war da ein Band zwischen ihnen gewesen. Er hatte ihr geholfen und sie wurden Freunde. Sie spielten gerne zusammen, auch wenn er das nie richtig zeigen konnte, einfach weil er emotional zurückgezogen war. Aber seit jenem Abend…war es nicht mehr so. Als hätte man…dieses Band in jenem Moment durchschnitten. Als hätte jenes Ereignis, an dem Abend, ihre Bindung zueinander getrennt und etwas anderes war dazwischen gerutscht. Etwas…was sich gut anfühlte und normal. Doch er konnte sich nicht mehr erinnern. Was war nur passiert…nachdem sein Herz wieder normal schlug? Er erinnerte sich wage an eine Melodie und an den Duft von Blumen. Ein Duft so frisch und rein wie nach einem kühlen Winterregen. Und es fühlte sich an wie nach einem Traum. Wenn man nach einem Traum aufwachte und sich nicht mehr an alles erinnern konnte. Saku bekam das Gefühl etwas vergessen zu haben. Etwas was sehr wichtig war und Tag für Tag weiter verschwand. Und wenn er versuchte sich daran zu erinnern…dann tat sein Herz weh. Oder war es die Seele? Es erzeugte Schmerz und Sehnsucht in ihm und er konnte nicht deuten woher das kam. Auf jeden Fall hatte er sich verändert und das…machte ihm Angst. Denn es drängte sich zwischen ihn und seiner Freundschaft zu Chiharu. Zu dem Mädchen…was er gern hatte. Sicher war er erst sieben, aber schon jetzt fand er sie irgendwie süß mit ihren Bäckchen und lieben Augen. Und wie immer…machte es ihn etwas nervös wenn sie ich so nahe kam. Und das Gefühl nagte an ihm…das sie sich fern halten sollte. Zu ihrem Schutz. Denn egal wo er auch hinging, er hatte immer Probleme und Konflikte, mit Anderen, im Gepäck. Und nie wollte er sie da mit hineinzerren. Er und seine Mutter kamen kurz darauf bei ihrem Haus an und liefen durch den kleinen Vorhof. Er war gepflastert mit Steinen und rechts, so wie auch links des Steinweges waren zwei Kirschblüten in voller Blüte. Seine Mutter…liebte diese Bäume so sehr und saß manchmal einfach nur auf einer kleinen Bank, neben dem Eingang und beobachtete sie. Doch dieses Mal liefen sie einfach weiter zur Tür. Als seine Mama die Eingangstür nach rechts aufschob, lief er an ihr vorbei und vor die kleine Stufe die hoch in die Wohnung führte und wo man die Schuhe ausziehen musste. Etwas was er auch sofort tat. Er zog sie aus, stellte sie ordentlich links in den Schuhschrank und nahm sich dann seine Schläppchen, die ein Fach rechts neben seinen Schuhen standen, raus. Wortlos zog er diese an und kam dann die eine Stufe vor sich hoch und in die Wohnung. Fuyuhi zog die Eingangstür zu und machte es ihm gleich, währen sie dabei zu ihm sah und genau im Blick behielt was er tat. Sie fand sein Verhalten heute merkwürdig und das wurde noch mehr bestätigt, als sie sah wie er einfach nur dem Weg folgte und in das große Wohnzimmer trat, welches mit dem Flur verbunden war. Sie sah wie er dann seine Tasche auf den Boden stellte, sich ordentlich unter den flachen Wohnzimmertisch setzte und dann den Kopf auf die Fläche vor sich donnern ließ. Es war sogar ganz schön laut gewesen und seine Mutter lächelte kurz sanft. Was für ein starker Holzkopf, genau wie sein Vater. Dann lief sie ebenfalls in die Wohnung und nur wenige Zentimeter blieb sie vor ihm stehen und sah ihm dabei zu wie er einfach weiter den Kopf auf dem Tisch liegen hatte. Wow, so energielos und down hatte sie ihn noch nie gesehen. Erneut fragte sie sich was bei ihm los war, aber sie wollte ihn auch nicht überrennen, weil Sakutaro dann nämlich dicht machen könnte. Sicher liebte er seine Mutter und konnte ihr alles sagen was ihn bedrücken würde. Das wusste er. Aber dennoch hatte er, erneut genauso wie sein Vater, die Neigung Probleme lieber selbst zu beheben und andere außen vor zu lassen. Er plauderte nicht gern aus dem Nähkästchen und in der Regel musste man ihm alles aus der Nase ziehen wenn man Infos wollte. Genau deswegen sagte sie nichts und ließ ihn in Ruhe. Ließ ihn von sich aus kommen, wenn er wollte. Was meist eher vom Erfolg gekrönt war als ihn unter Druck zu setzten oder zu nerven. Weswegen sie nur lächelte und lieb zu ihm sprach: „Es war sicher ein anstrengender Tag für dich mein kleine Kirschblüte. Ruh dich etwas aus, okay? Wenn du mich aber suchen solltest: Ich bin draußen im Garten und kümmere mich um die Pflanzen. Sobald ich damit fertig bin gibt es dann was zu essen.“ Und damit wand sie sich auch von ihm ab und lief den Gang hinter ihr hinab der zur Küche führte. Direkt rechts an der Tür vorbei…die ins kleine Wohnzimmerte führte, wo ihr Sohn damals zusammengebrochen war. Ihr Haus war groß und sicherlich fragten sich viele Leute wie sie mit ihrem Verdienst so ein großes Haus stemmen konnten, das zwei Wohnzimmer, eine Küche und ein Bad im Erdgeschoss und dann noch im Obergeschoss ein Bad und drei Zimmer besaß. Die Sache war aber plausibel und gar nicht so kompliziert: Die Miete war anfangs sehr günstig gewesen und Satoshi hatte das Haus später noch günstiger erworben, so das sie keine Miete mehr zahlen mussten, außer Heizkosten und Wasser. Das war dafür gewesen weil er so tapfer für das Land gekämpft hatte und wegen seiner Verletzung kam man ihm sogar entgegen. Nachdem Sakutaro geboren wurde und sie mit dem Bündel vor seiner Tür stand, hatte er noch Miete gezahlt. Doch als der Kleine drei Jahre alt wurde, da konnte er sich das Haus kaufen, denn kurz davor hatte er seinen Unfall gehabt. Die Kosten waren für ihn freundschaftlich gering gehalten worden. So sagte man es ihnen. Aber Fuyuhi wusste noch einen anderen Grund warum sie das Haus so günstig bekamen und die Miete von vornerein schon so gering gewesen war. Etwas was nur SIE sehen konnte und an das andere nicht mehr glaubten. Was Satoshi sicherlich auch niemals gesagt und absichtlich verschwiegen wurde…denn in diesen Haus spukte es. Sie war eine Miko und verfügte seit ihrer Geburt über die Fähigkeit Seelen der Toten zu sehen. Und somit sah sie dass auch was anderen verwehrt blieb. Insgesamt lebten drei verschiedene Geister in ihrem Haus. Die Seele eines alten Samurais der sicherlich für seinen Meister gefallen war. Die eines alten Mannes der an einem Herzinfarkt verstarb und die Seele einer Frau die sich erhängt hatte. Unheimlich, vor allem wenn man wie Fuyuhi sehen konnte wie sie verstorben waren. Der Samurai war voller Schnittverletzungen, selbst im Tod. Besonders eine tiefe Wunde zierte seine Kehle. Einzig der alte Mann sah noch normal aus und wanderte ruhig durch ihr zuhause, während der Samurai mehr im Vorhof seine Zeit verbrachte und so wie es schien, patrollierte. Aber sehr verstörend anzusehen war die Frau die sich erhängt hatte, denn durch ihren Tod hing noch immer das Seil um ihren Hals gebunden und ihr Kopf war komplett verdreht durch den gebrochenen Nacken der wegen des Rucks beim Tod so geworden war. Er baumelte nach unten zur Brust und hing dort kopfüber. Es war schlimm, aber zum Glück waren alle Drei keine bösen Geister sondern einfach nur ruhelose Seelen die nicht ihren Weg zum großen Geist fanden. Fuyuhi sah sie zwar, aber sprach nicht wirklich mit ihnen. Ab und zu vielleicht, wenn es keiner mitbekam und meist wurde sie dann nur von den Toten angeschwiegen. Einzig der Samurai hatte mal seinen Namen gesagt, aber das war das höchste aller gefühle gewesen. Offenbar hieß er: Amidamaru. Die junge Miko hatte aber noch nie von einem Samurai mit dem Namen gehört. Sie war aber froh dass sie die Geister verstanden, auch wenn sie selber nicht sprachen und das hatte sie schon oft erlebt. Besonders wenn sie ihnen sagte was sie bitte lassen sollten. Es brachte nichts Geister anzubrüllen, denn diese konnten dann nur noch mehr mit Zorn reagieren und da sie kein Exorzist war würde sie dann nicht mal in der Lage sein sich zu wehren. Genau deswegen bat sie die Seelen der Toten um Dinge. Was auch meist funktioniert hatte. Und ihre Drei waren zum Glück fried fertiger als andere. Am Anfang hatte die erhängte Frau, die sie später dann nur noch „gebrochener Nacken“ nannte, sie besonders besorgt, einfach weil diese dazu tendierte sich oft in der Nähe von Sakutaro aufzuhalten. Ihm sogar sehr auf die Pelle rückte. Egal wo der Kleine auch war, sie war meist um ihn gewesen. So das Fuyuhi Nachforschungen über das Haus und deren Besitzer anstellte, nur um sicher zu gehen das sie doch kein gefährlicher Geist war. Und zum Glück war diese Frau offenbar eine arme Seele gewesen die ihr Kind in der Schwangerschaft verloren hatte und kurz darauf dann Selbstmord begann. Deswegen hing sie auch so an Fuyuhi ihrem Sohn, denn sie wollte sicherlich noch immer Mutter sein. Tragisch und verständlich aber der Miko wurde es von Tag zu Tag immer mehr unheimlich. Die junge Mutter hatte sogar einmal fast einen Anfall bekommen vor Sorge, als sie in ihr Schlafzimmer kam und dieser Geist mit seinem Hals baumelnd vor Saku seinem Baby-Bett stand und diesen dabei einfach nur anstarrte. Ein schreckliches Bild dass Gänsehaut verursachte. Und Fuyuhi war ja eine Miko, keine Itako und erst recht kein Exorzist, also konnte sie nichts gegen diese armen Seelen tun um sie zu verbannen. Weswegen sie das tat was jede Mutter tun würde, wenn sie dachte das ihr Kind in Gefahr war…sie wollte hinrennen und ihn schützen. Doch dann hielt sie inne als sie nicht glauben konnte was sich da vor ihrem Auge abspielte. Denn sie sah wie Sakutaro auf dem Rücken in seinem Bettchen lag…und er lachte. Er lag strahlend lachend dort und versuchte mit seinen Händchen nach diesem grausigen Geist zu greifen, der ihn nur anstarrte…und sich kurz darauf dann auch schon auflöste und ins Nichts verschwand. Nichts war passiert und es ging dem Kleinen gut. Erst wusste Fuyuhi nicht genau was passiert war, aber dann rannte sie auch schon hin und hob ihren Sohn auf den Arm, der noch immer lachte und nun nach ihr griff. Sich an sie drückte und schmuste. Und genau in dem Moment verstand die junge Mutter es. Sie verstand alles…und nun auch wie ähnlich ihr Sohn ihr doch war. Es war nicht seltsam das Kinder über die Fähigkeit verfügten Geister zu sehen, besonders wenn sie jung waren. Aber was Saku getan hatte war mehr gewesen, denn er zeigte Empathie diesen armen Seelen gegenüber. Ganz egal wie grausam diese auch entstellt waren. Und das zeigte ihr wie sehr er ihr doch ähnelte und was für ein gutes Herz er hatte. Sakutaro…war das Kind seiner Mutter, das Kind einer Miko und demnach verfügte er über die Gabe Geister zu sehen und sie zu verstehen. Vielleicht verlor er das mit der Zeit, je nachdem wie sein Leben verlaufen würde, aber dieser kleine Moment…machte Hoffnung dass er nicht so abdriften würde wie sein Vater. Auch Satoshi hatte mal eine gute Seele gehabt, aber Sakutaro…hatte, im Vergleich dazu, eine reine Seele, etwas was es nicht oft gab und das…lag gewöhnlich in ihrer Familie und ihrem Blut. Und das änderte sich bei ihm nicht, sogar bis heute. Er war zwar älter und konnte keine Geister mehr sehen, eben weil er sieben geworden war, aber er war dennoch rein und dachte immer erst an andere bevor er zum Zug kam. Denn mit sieben Jahren…fing man an ein lebender Mensch zu sein und löste sich damit von der Welt der Toten. So hieß es zumindest in ihrem Glauben. Und das schien bei ihm der Fall gewesen zu sein, daher der Verlust des Geistersehens. Wobei Erwachsene, die eine Nahtoderfahrung gemacht hatten, es angeblich wieder lernen könnten… Und nun konnte Fuyuhi es auch wieder sehen. Es sehen als sie sich abgewandt hatte. Sie sah noch mal kurz zu ihm hinter, den Gang hinab den sie hinauf gelaufen war und sah…wie die Frau mit dem gebrochenen Nacken neben ihrem Sohn saß und ihm sanft durch das Haar streichelte um ihm Nähe zu schenken. Eigentlich ein schrecklicher Anblick…aber für sie nichts mehr Neues. Also lächelte sie nur kurz. Geister mochten ihn offenbar sehr. Etwas was die junge Mutter beruhigte und sie war sich sicher…das Sakutaro das auch irgendwo fühlen konnte. Fühlen konnte das ihn jemand beruhigte der in der Zwischenwelt wandelte. Ja und dann verschwand sie hoch in ihr Zimmer um in ihre Kleidung für die Gartenarbeit zu wechseln. Sakutaro saß derweil weiterhin einfach nur an dem Tisch und rollte seinen Kopf nun von seiner Stirn rüber auf die linke Wange, so dass er nach rechts sah und einfach nur nachdenklich ins Nichts vor sich starrte. Er war innerlich sehr aufgewühlt und dennoch wirkte er so ruhig. Er wollte explodieren, aber hatte sich gut im Zaum. Besonders da es sich anfühlte als würde man ihm über den Kopf streicheln und das obwohl Mama nicht da war. Es beruhigte ihn und er seufzte dabei kurz aus. Er war ehrlich gesagt unschlüssig was er nun tun sollte und hatte seiner Mutter auch nicht wirklich zugehört. Wusste nicht mal was sie eben zu ihm gesagt hatte, so weg war er mit den Gedanken gewesen. War bei sich und seinen Problemen in der Schule und mit Chiharu gewesen. Aber nun, wo er wieder etwas ruhiger wurde, riss es ihn aus seinen Gedanken, als er links von sich hörte wie die Schiebetür raus zum Garten geöffnet wurde und er sah dann dort hin. Rollte seinen Kopf über den Tisch, auf die andere Seite und sah seiner Mutter zu wie sie in voller Gartenmontur raus lief und in der rechten Hand einen Eimer hatte in dem Utensilien für die Gartenarbeit drin waren. Er runzelte etwas die Stirn. Gartenarbeit? Warum machte sie das denn schon? Aber es ergab Sinn, denn wenn die Kirschblüte anfing zu blühen, was er vorhin gesehen hatte, dann blühten auch bereits andere Blumen und Gewächse, um die man sich kümmern musste. Außerdem liebte es seine Mutter im Garten zu arbeiten, egal welcher Wind und schlimmes Wetter draußen auch herrschte. Heute war es aber sonnig und schön, perfektes Wetter dafür. Es war wirklich beeindruckend wie viel Aufwand und Leidenschaft sie dafür aufbringen konnte. Aber Zugleich sah er auch immer wieder wie es seine Mama beruhigte und sie damit auch ihr inneres Gleichgewicht behielt indem sie einfach an Blumen rumschnippelte. Deswegen sah er ihr auch etwas dabei zu. Sakutaro hob darauf seinen Kopf vom Tisch und sah nach links zu seiner Mutter. Er behielt sie genau im Auge und beobachtete Mama dabei wie sie sanft an ihren Blumen arbeitete. Wie sie sie zurechtschnitt und sogar düngte. Sie besaß viele verschiedene Blumen in ihrem Garten hinter dem Haus, der mit einer großen Mauer umschlossen war und somit den Blick von Fremden abwehrte. Zwar gehörte er zum Haus, aber im Grunde war es IHR Garten und nur sie kümmerte sich um diesen. Hatte ihn angelegt nachdem sie mit Sakutaro angekommen war. Auch hatte sie oft in diesem gearbeitet, während er als Baby noch dabei um sie geschnallt hing. Somit war auch er sehr oft ungewollt in diesem unterwegs gewesen. Und inzwischen besaß sie auch schon eine beachtliche Sammlung an verschiedenen Blumensorten. Hauptsächlich aus Japan, aber auch einige von außerhalb. Ihre Sammlung fing an bei der japanischen Pfingstrose, die Ajisai. Ging dann weiter zur der Hortensie in blau, die Kosumosu genannt wurde und dann noch zu einer Blume in Pink und so viele mehr. Er wusste nicht von allen die Namen, aber welche ihm persönlich ganz besonders gefielen waren zwei Stück, die auch wieder in Blüte standen. Nämlich die Suisen, was man woanders als „Narzisse“ kannte. Und die Higanbana, welche man als „rosarote Spinnenlilie“ bezeichnete. Sakutaro wusste nicht warum, aber er fand Faszination an diesen zwei Blumen. Und das sogar so sehr, dass er langsam aufstand und zu seiner Mutter lief, als er sah wie sie an den Blumen etwas schnippelte und diese dann noch anfing zu gießen. Langsam schritt er zu ihr raus in den Garten und blieb noch mal kurz auf Abstand stehen. Sah seiner Mutter noch etwas dabei zu wie sie die Blumen goss. Er hatte keine Ahnung warum es ihm heute so schwer fiel mit seiner Mutter offen und ehrlich zu reden. Aber wenn er sie so ansah, sah wie froh sie dabei wirkte, da konnte er nicht anders und wollte einfach bei ihr sein. Also lief er vorsichtig weiter, kam schließlich links neben ihr an und kniete sich hin. Sakutaro trug an diesem Tag ein kurzes, weißes Shirt und eine lange, lockere braune Hose, also nichts schickes, weswegen er sich auch ohne Bedenken in den Dreck kniete. Er achtete allgemein sehr auf seine Sauberkeit damit Mama nicht so viel waschen musste. Seine Mutter trug ebenso was lockeres, was dreckig werden konnte, als sie dann aufhörte zu gießen, die Stahlkanne rechts von sich abstellte und dann links zu ihrem Sohn runter sah…dessen Blick auf die Narzissen und Spinnenlilien gerichtet war. Der Kleine fixierte sie nachdenklich an und man konnte genau sehen wie sein kleines Hirn offenbar über etwas nachdachte und er nur wieder mal nicht den Mund aufmachte. Er wollte sicherlich etwas. So das seine Mutter wieder lieb lächelte und dann etwas einleitend und Nähe suchend sprach: „Du magst diese Blumen, nicht wahr meine kleine Kirschblüte?“ Sie wollte ihn erneut nicht so aufdringlich fragen was los war, deswegen setzte sie mit der Frage an. Vielleicht war es auch besser ihn überhaupt nicht mehr danach zu fragen was heute vielleicht passiert sein könnte. Sakutaro sah dann aus den Gedanken gerissen rechts zu ihr auf und blinzelte einmal, nur um dann wieder vor sich zu sehen und leicht zu nicken. Das erfreute Fuyuhi. Sie wusste dass ihr Sohn kein großer Blumenfan war und dass er komischerweise auch die Sakura nicht so mochte, obwohl es seine Geburtsblume war. Deswegen war es umso schöner wenn er welche fand die ihm gefielen. Es zeigte nämlich…dass auch er eine sanfte Seite hatte. Eine die nur sie kannte und er auch nur ihr zeigte. Und dann wollte sie noch etwas von ihm erfahren, so dass sie fragte: „Welche hast du denn am liebsten?“ Ihr Sohn sah vor sich auf den Boden und schnaufte leicht. Er wusste nicht was das bringen würde ihr das zu sagen, aber er machte es einfach und sah wieder vor. Zuerst zeigte er darauf auch schon auf die Narzissen und dann rechts daneben auf die Spinnenlilien, also auf genau die die er eben schon bejaht hatte das er sie mochte. Aber dann fiel sein Blick über diese hinweg, flog über die Blumenpracht und weiter hinter zu einer weiteren Sorte von Blume, als er sprach: „Die mag ich auch. Auch wenn ich ihren Namen nicht weis.“ Fuyuhi folgte seiner Geste und erblickte die Blumen auf die er zeigte. Und das was sie sah war interessant, denn er zeigte auf die tiefvioletten Blüten einer Blume, welche viele davon an der Spitze des Stiels besaß. Seine Mutter lächelte darauf. Was für eine schöne Wahl. Nicht nur wegen dem Aussehen…sondern auch wegen deren Bedeutung. Fuyuhi sah Blumen nicht nur wegen ihrem Aussehen gerne, sondern auch wegen ihrer Bedeutung. Und so wie die Bedeutung der Sakura war auch deren Bedeutung…passend zu ihrem Sohn. Denn er zeigte auf die japanische Primel…die man auch bei ihnen „Sakurasou“ nannte. Und überraschenderweise war es wieder da. Fand sich im Namen der Blume wieder, nämlich das „Saku“. Sie sah zu ihrem Sohn zurück und sprach: „Diese Blume heißt: Sakurasou. Es ist die japanische Primel und sie steht für die ewige Liebe. Eine schöne Blume die du da magst Sakutaro.“ Er sah wieder zu seiner Mutter und lief plötzlich etwas beschämt an, so dass er wieder links von sich weg sah und auf den Boden blickte. Er fand das plötzlich peinlich. Noch dazu war es total mädchenhaft und kitschig in seinen Augen. Ewige Liebe…sowas gab es seiner Meinung nach nicht. Denn wenn es sowas gäbe…warum konnten Mama und Papa nicht so sein? Warum konnten sie nicht…eine normale Familie sein? Aber vielleicht gab es sie ja doch. Immerhin…liebte er seine Mutter auch und würde sie auch ewig lieben. Zwei Sekunden danach wurde er aber plötzlich, von links, von seiner Mutter umarmt und sie zog ihn an sich. Somit lag er dann an ihrer linken Seite und sie hatten den Arm um ihn gelegt, als sie fragte: „Möchtest du die Bedeutung der anderen zwei Blumen auch wissen, die du so magst?“ Das sagte sie nicht ohne Grund denn seine Auswahl war wirklich spannend in ihren Augen. Er mochte die japanische Primel, die für die ewige Liebe stand. Aber zugleich mochte er noch eine Blume…die eher düster dagegen wirkte. Saku nickte darauf verlegen und sah wieder vor, als seine Mutter auf die Narzissen zeigte, die in einem wunderschönen Gelb funkelten und sie dann sprach: „Das ist eine Suisen, die Narzisse. Ihren Namen kennst du ja schon. Sie kommen eigentlich aus Europa und Nordafrika und wurden vor über 700 Jahren zu uns nach Japan gebracht und wachsen noch bis heute im ganzen Land wild. Sie werden traditionell Lehrern, angesehenen Verwandten und Prominenten geschenkt. Und in der Blumensprache stehen die Narzissen hauptsächlich für Respekt. Aber sie haben auch noch andere Bedeutungen. Zum Beispiel ist diese Blume bei uns auch ein Symbol der Wahrheit, der Reinkarnation und der Vergebung.“ Wahrheit, Reinkarnation und Vergebung? Saku sah wieder zu ihr hoch und fragte neugierig: „Aber wachsen diese Blumen nicht eigentlich nur bis spätestens Februar? Warum blühen diese hier noch Mama?“ Als er das sagte lächelte sie ihn sanft und leicht verliebt an, nur um ihm dann mit der rechten Hand über den schwarzen Haarschopf zu streicheln und dann glücklich zu antworten: „Das ist richtig Saku! Da hast du aber gut aufgepasst! Es gibt immer mal Spätzünder und ich gehe davon aus das diese deswegen noch so spät blühen.“ Das Gesicht ihres Sohnes verzog sich etwas muffig, als er hörte wie seine Mutter ihn „Saku“ nannte. Verdammt nun war er wohl mitten drin was? Aber…es war mal okay, denn Mama wirkte plötzlich so glücklich und wenn sie ihn so anlächelte war alles okay. Es ging auch ihm plötzlich besser…wenn Mama einfach nur lächelte. Das war ein Fakt. Und Fuyuhi mochte es plötzlich irgendwie ihn so zu nennen. Es war ein schöner Spitzname. Sakutaro fühlte sich darauf wieder so befeuert, wenn er Mama glücklich sah und blickte dann zu den Spinnenlilien rüber. Er zeigte auf sie und sah dabei wieder zu seiner Mutter, als er anschließend fragte: „Und für was steht die hier?“ Seine Mutter ließ ihren Blick auf den wunderschönen, rosaroten Spinnenlilien ruhen und antwortete sanft: „Das ist die Higanbana. Sie ist wirklich eine wunderschöne und beeindruckende, leuchtend rote Lilie mit dramatisch geschwungenen Blütenblättern und ausgedehnten Staubblättern, findest du nicht auch? Sie wird…als Blume des Todes und der Traurigkeit betrachtet. Ein großer Strauß solcher Blumen wird aber auch mit Feuer assoziiert. Sie sind bei uns beinahe auf dem ganzen Kontinent beheimatet und werden oft bei Trauerritualen und Gedenkgottesdiensten verwendet. Sie können aber auch ohne negative Bedeutung als Dekoration dienen. Sie ist die letzte Blume zwischen der Welt der Lebenden und der Toten, verbindet die beiden Welten miteinander und drückt somit auch den letzten Abschied aus…“ Ihre Stimme… Saku sah sie weiterhin aufmerksam an und bemerkte die Veränderung in der Stimme seiner Mutter. Eben hatte sie noch so frisch und glücklich geklungen. Aber als sie über die Higanbana sprach wurde sie…traurig. Etwas was er bemerkte aber nicht verstand. Sicher war die Erklärung eben traurig gewesen, aber es fühlte sich für ihn an als wäre es, bei seiner Mutter, mehr als das gewesen. Mehr als traurige Legenden. Und sie wirkte plötzlich so…zerbrechlich und verletzlich in seinen Augen. Etwas was er nicht sehen wollte. Etwas was ihm weh tat und er sich instinktiv fester an seine Mutter kuschelte. Er wusste nicht warum sie sich eben so drastisch verändert hatte, aber sie hingegen wusste es ganz genau, denn es erinnerte sie zurück an ihre eigene Mutter. Als ihre Mutter gestorben war und sie diese Blumen an ihr Grab getragen hatte. Es war schon lange her, aber noch so lebendig in ihrem Gedächtnis, als wäre es erst gestern passiert. Sie liebte ihre Mutter und sie war auch die Einzige gewesen die sie, nach Sakutaros Geburt, nicht aus dem Schrein werfen wollte und für sie kämpfte. Etwas was aber leider nicht wie geplant lief und Fuyuhi dennoch gehen musste. An dem Tag, als sie ging, machte ihre Mutter aber etwas sehr komisches zum Abschied. Sie brachte ihre Tochter an die Tore des Schreins und gab ihrem Enkel einen letzten Abschiedskuss auf die Stirn. Das klang noch normal, aber was danach kam war interessant gewesen. Denn sie steckte ihrem Enkel plötzlich eine Blume in den kaum vorhandenen Haarschopf und über das linke Ohr. Aber nicht irgendeine Blume…sondern eine Narzisse. Sie sagte dabei zu ihm: „Willkommen zurück Kind der Wahrheit. Wachse und finde deinen Weg zur Vergebung.“ Und danach wand sie sich ab und sah nicht mehr zurück. Ließ ihre Tochter und ihr Baby einfach stehen. Und lange hatte Fuyuhi das nicht verstanden und hielt es nur für nette Worte ihrer Mutter. Aber dann wurde ihr klar…dass ihre Worte der Bedeutung der Narzisse glichen. Vielleicht wusste ihre Mutter etwas was sie selbst nicht sehen konnte. Aber wenn sie raten durfte…dann würde Fuyuhi sagen dass Sakutaro vielleicht schon mal gelebt hatte und nun wiedergeboren wurde. Es klang verrückt, aber es war ein schöner Gedanke. Der Gedanke dass es nach dem Tod noch mehr gab und man wieder Chancen bekam zu Leben. Man eine weitere Chance bekam und man es vielleicht besser machen durfte als früher. Als sie aber dann fühlte wie sich ihr Sohn an sie drückte, wand sie ihren Blick von den Blumen und der Vergangenheit ab und sah zu ihm runter. Sie sah verblüfft wie er sie ansah. Er sie ansah als machte er sich schreckliche Sorgen und sofort wusste sie was sie getan hatte. Das Schlimmste überhaupt…sie machte ihrem Sohn Sorgen. Besonders als Mutter musste sie vor ihrem Kind stark sein, aber…aber gerade schaffte sie es einfach nicht. So viel war in den letzten Tagen passiert. In den letzten Wochen und sie wusste nicht mehr wohin damit. Und heute Abend könnte es vielleicht weiter gehen. Alles riss sie immer mehr zu Boden und wollte sie in ein Loch zerren, so dass sie zwar gerade lieb zu ihm lächelte…aber ihre Stimme leicht zittrig und schwer war, als sie sprach: „Verzeih mir Sakutaro. Es ist…momentan nicht ganz so leicht für mich, verstehst du? Ich möchte nur das Beste für dich, aber manchmal bin ich mir nicht so sicher ob ich das hinbekomme. Ob ich…eine gute Mutter bin. Eine die du verdient hast. Und ich danke dir dafür dass du so ein lieber und verständnisvoller Sohn bist. Das macht es wesentlich leichter, weist du?“ Und als sie ihn darauf so ansah, ihr sogar eine leichte Träne aus dem linken Auge rannte…da war es als würde man Saku das Herz in der Brust zerreißen. Denn noch nie zuvor hatte er seine Mutter weinen sehen, auch wenn sie sich gerade verdammt zusammenriss das nicht Überhand nehmen zu lassen und komplett in Tränen auszubrechen. Was er ihr aber dennoch ansah…und das sollte aufhören. Also passierte es, bei ihm im Kopf, als würde sich ein Schalter umlegen und er sah sie dabei an, bis er Sekunden später darauf dann laut zu ihr hoch sprach: „Was redest du da Mama?! Natürlich bist du das!“ Als er das aus sich posaunte sah sie ihn etwas erschrocken dabei an und Saku sprach weiter in einer sehr lauten und entschlossenen Stimme: „Du bist die beste Mama der Welt und ich möchte keine Andere! Und egal was auch los ist wir schaffen das alles zusammen! Wir brauchen Papa nicht und ich werde immer für dich da sein! Und ganz egal was auch passiert: Ich werde dich beschützen! Ich lasse nicht mehr zu das man dir weh tut und man dich schlecht behandelt! Und…und ab heute werde ich mir ganz viel Mühe in der Schule geben und schnell erwachsen werden! Damit ich mit dir von hier weg kann und mich um dich kümmern, genauso wie du es immer für mich machst Mama! Ich werde dich nicht enttäuschen! Das verspreche ich dir, denn ich liebe dich über alles! Also gib nicht auf Mama! Ich werde uns hier schon irgendwie raus holen! Großes Ehrenwort!“ Ja und dann drückte er sich fest an sie und umschlang sie mit beiden Armen um die Brust, wo er auch sein Gesicht drin versteckte. Und Fuyuhi saß nur da und sah erschrocken, über seine Worte, über ihn hinweg. So lange…bis sie das Gefühl hatte ihr Herz würde vor Glück brechen und sie ihn ebenfalls umschlag und fest an sich drückte. Tränen rannten ihr aus den Augen und sie genoss jede Sekunde der Nähe und den Duft ihres Babys. Er war so gut zu ihr und in ihren Augen das wundervollste Geschenk was man ihr geschenkt hatte. Er hatte das gute Herz seiner Mutter und den starken Willen seines Vaters. Und wenn er das sagte…dann glaubte sie ihm. Sakutaro würde alles für sie verändern. Das wusste sie. Er war ihr Hoffnungsschimmer. Ihr strahlender Samurai der sie beschützte und er würde selbst irgendwann mal ein guter Vater werden, so viel stand fest. Er würde die Person die er liebte…auf Händen tragen und ihr die Sterne vom Himmel holen. Und so schwer ihr beider Leben auch war, sie machten das Beste daraus. Ganz besonders sie versuchte es noch weiter, so gut es ging, ihrem Sohn zu helfen. Besonders jetzt…wo ihre Zeit immer knapper wurde. Und nach Minuten der innigen Umarmung drückte sie ihn von sich und sprach lieb zu ihm runter, während er zu ihr aufsah: „Ich danke dir meine kleine Kirschblüte. Und ich glaube dir. Wir beide…wir schaffen das schon. Wir müssen nur weiterhin gegenseitig gut auf uns aufpassen.“ Sie lächelte wieder und Saku lächelte dann ebenfalls frech zu ihr hoch, als er antwortete: „Das machen wir! Und ich passe ganz besonders gut auf dich auf Mama! Ich bin ab heute dein Samurai und lasse nicht zu das dir jemand wehtut!“ Er liebte sie. Er liebte seine Mama so sehr und Fuyuhi lächelte ihn dann an, drückte ihn danach wieder behutsam und sanft an sich, als sie leicht schniefte und zu ihm sprach: „Nicht nur ab heute. Das warst du schon immer…Sakutaro…Meine kleine Kirschblüte.“ Er war ein Geschenk des Himmels und sie war sich ganz sicher…das ihr die Kami ihn geschickt hatten um sie zu unterstützen. Zu wissen das ihr Blut in ihm floss und er die Zukunft der Familie war…das war wundervoll und sie so dankbar dafür. Die Zeit verging danach wie im Fluge und sie verrichteten zusammen die Gartenarbeit. So das es auch bald Abendessen gab und Fuyuhi ihren Sohn schließlich ins Bett brachte. Doch was er gesagt hatte, ging ihr noch den ganzen, restlichen Tag über durch den Kopf. Besonders am Abend. Es ließ sie nicht los doch gab ihr Hoffnung und war Balsam für ihre geschundene Seele. Sie hatte…heute eine schreckliche Diagnose erhalten, denn kurz bevor sie ihn abgeholt hatte war sie beim Arzt gewesen und erfuhr…das sie starb. Sie war krank und keiner wusste wie lange es noch bei ihr dauern würde, wie viele Jahre sie noch hatte, aber es würde definitiv passieren. Man diagnostizierte das sie anscheinend seit ihrer Kindheit an leichter Hypoxie litt, die nun aber Jahr für Jahr schlimmer wurde. Unter Hypoxie verstand man einen verminderten Sauerstoffgehalt im Blut bzw. einen Sauerstoffmangel. Eine Hypoxie konnte nur einen bestimmten Gewebebereich betreffen oder den gesamten Organismus. Und nun ergab es Sinn, denn sie hatte immer mal die typischen Anzeichen dafür gehabt und wurde nun Jahr für Jahr schwächer. Diese Krankheit…würde sie töten. Das war ganz sicher. Aber sie konnte es ihrem Sohn nicht sagen. NOCH nicht, denn sie war momentan alles was er hatte und es tat ihr so weh ihn anzulügen, aber es musste sein. Sakutaro sein Wohlbefinden…war für sie am wichtigsten. So verließ sie sein Zimmer und ließ ihn einschlafen. Was er auch schnell tat. Es war ein anstrengender Tag gewesen und normalerweise hätte er durchschlafen müssen. Hätte ihn im Reich der Träume lassen sollen, wo er über die höchsten Wolken fliegen konnte und durch die tiefste See schwimmen. Doch etwas weckte ihn dann mitten in der Nacht auf. Etwas…was er nicht hätte mitbekommen sollen und dies sein Leben stark verändern würde. Was aber letzten Endes gut sein würde, denn wäre er nicht aufgewacht…dann wäre er auch nie zu dem Mann geworden der er später mal sein würde… Ich bin gefühlt seit einer Ewigkeit nicht mehr zuhause gewesen. Aber dennoch bin ich mir sicher dass alles so sein wird wie immer. Mutter und Vater werden sich streiten und ich bin daran schuld. Es tut mir leid Mutter, dass ich dich erst nicht vermisst habe und du dadurch Vaters Namen ebenfalls bekommen hast. Den Namen: das du mich nicht leiden kannst. Aber was soll ich sagen? Ich bin halt ein Kind ohne Ambitionen und würde selbst für die Welt nicht mehr nachhause kommen. Niemals wusste ich was mal aus mir werden würde. Vielleicht der König vom allem was gesagt und nicht getan werden sollte? Der vergessene Sohn? Unser Dorf liegt wegen mit in Scherben und ich laufe die namenlosen Wege durch dieses hindurch. Winke allen auf Wiedersehen…während ich dabei in die Tiefe falle. Doch am Ende dieses Weges fange ich an die Brücke der Unschuld niederzubrennen. Genugtuung ist mir dadurch definitiv garantiert während ich die Katastrophe um mich ausblende die es mit sich bringen wird. Auf dem Weg zu einer Mission die an niemanden geknüpft ist, stehe ich am Abgrund und grabe mir mein eigenes Grab. Ich bin ein wandelndes Desaster und der Sohn eines Bastards. Du bereust es mich gezeugt zu haben, nicht war? Aber es ist schon längst viel zu spät um mich zu retten. Und soweit ich sagen kann sind da diese Stimmen in meinem Kopf. Rede ich mit mir selbst? Weil ich weis nicht mehr was ich gesagt habe. Oder sagtest du es zu mir? Wer weis? Tief fallen ist es was ich am Ende mache und vielleicht wäre es besser ich würde einfach sterben. Bin ich letzend Endes doch vom dem Nichts angekommen und ist es dort so toll wie es sich gerade anfühlt? Und inzwischen bin ich viel zu lange weg gewesen. Ich kann mich nicht mal mehr daran erinnern WER nun falsch lag. Meine Undschuld ist schon lange verschwunden. Ich schwöre treue zu der Welt des Misstrauens, denn nämlich genau dort gehöre ich hin. Doch dann kamst du und ich gab jenen Teil meines Herzens auf. Und jedes Lied auf meinen Lippen fing ich an zu singen. Jede Furcht in meiner Seele ließ ich weichen und jeder der mich fragte den ließ ich es wissen. „Er ist der eine“, sagte ich laut. „Er ist der eine“, sagte ich stolz. Läutet die Glocken für die ganzen Massen um mich. Läutet die Glocken für uns, denn ich sage der Welt da ich jemanden gefunden habe. Nämlich den einen für den es sich lohnt zu leben. Der Eine der es verdient. Und ich gebe meinem Herzen damit alle Gründe um zu fliegen und dem Mann, den ich liebe, einen Grund zum Leben. Und am Ende werde ich wieder zuhause sein. Mit ihm zusammen. Und du musst nicht ein Wort dazu sagen, denn ich kann es kaum erwarten dich endlich wieder lächeln zu sehen. Dich zu mir und ihm lächeln zu sehen. Denn ich würde das um nichts auf der Welt verpassen wollen… Er saß nun sicherlich schon weitere zehn Minuten da im leichten Regen und hielt seinen Kopf nach unten gesengt. Geräusche zogen links und rechts an ihm vorbei und er schenkte ihnen kaum Bedeutung, denn Saku hatte es nicht mehr für nötig befunden seinen Kopf zu heben, nachdem Hana weggebracht wurde und lauschte weiterhin nur den Geräuschen um sich, während noch immer Bögen auf ihn gerichtet waren und seine verbundenen Hände, vor ihm, auf seinem Schoß ruhten. Leichter Regen benetzte seine Haut und seine Kleidung und auch auf dem einem, nicht kaputten und nur gesprungenen Glas seiner Fliegerbrille, welche er noch über der Stirn im Haar trug, sammelte sich das Nass und lief daran hinab. Ein Gefangener zu sein war eine Sache, aber einen unschuldigen Jungen zu schlagen noch mal eine ganz andere. Vieles ging ihm durch den Kopf und ganz besonders der heutige, extrem seltsame Tag, der einfach noch immer nicht vorbei war. Das was alles passiert war und wie sie es irgendwie bisher alles geschaukelt bekommen hatten, als hätten sie einen persönlichen Schutzgeist auf der Schulter der sie behütete. Und es war nicht so als würde der Schwarzhaarige sich danach sehnen dass dieser Tag endlich enden würde, sondern mehr wunderte er sich darüber…dass sich dieser anfühlte als wäre er in einem Zeitraffer gefangen. Die Zeit ging einfach nicht rum und zog sich ins Endlose. Aber sicherlich lag das auch daran weil er selber sehr nervös war, auch wenn er das nach außen hin nicht zeigte. Es war ein komischer Tag. Besonders als er in dieses Dorf gekommen war wollte seine Nervosität geradezu durch die Decke schießen. Wollte ihn durchdrehen lassen, was einfach daran lag…das er nicht wusste was nun passieren würde. Sicher wusste er dass er gleich angeblich zu jemand sollte, sobald Hao wieder da war, aber was passierte dann als nächstes? Und plötzlich fiel ihm selber auf…wie dumm es doch gewesen war so blind mitzugehen. Sakutaro vertraute Hana, daran gab es keine Zweifel, aber nachdem was er gesehen hatte, gesehen hatte wie Hao seinen Sohn behandelte, war sich der Pilot nicht mehr so sicher ob Hana und seine Mutter ihn beide wirklich vor dem Zorn seines Vaters schützen könnten. Der Blonde allein vielleicht nicht, aber wenn seine Mutter dabei war dann gab es da offenbar eine gute Chance das abzuwenden. Aber es gab halt bei nichts eine hundertprozentige Garantie. Dennoch fühlte sich Saku nicht so als müsste er gleich ausrasten und um sein Leben kämpfen. Klar er war nervös, aber er hatte dennoch keine Todesangst. Das Gefühl bekam er an diesem Ort einfach nicht, egal wie gefangen genommen er auch war und er selber war genug in Schlachten gewesen um sofort zu spüren ob er um sein Leben bangen müsste, oder halt eben nicht. Hatte demnach genug Erfahrung mit sowas gesammelt und kannte sich aus. Tja und dem war nicht so. Viel mehr bekam er das Gefühl das SIE Angst vor ihm hatten. Was er nicht wollte. Doch so lange sie ihm nicht das Gefühl gaben sich wehren zu müssen, war alles okay und er blieb locker. Er musste eben abwarten und einen kühlen Kopf bewahren. Etwas was er eigentlich nicht sonderlich gut konnte, aber seit er Hana kennengelernt hatte…dann doch plötzlich besser beherrschte als sonst und es Tag für Tag leichter wurde das umzusetzen. Keine Ahnung warum, aber der Blonde schaffte es irgendwie ihn runter zu holen. Und das obwohl er wohl noch besser darin war ihn auf die Palme zu bringen. Es war verrückt. Allein wenn er wieder daran zurück dachte, an ihre Streitereien dachte und wie sie sich anblafften…da musste er plötzlich leicht zum Boden lächeln. Er musste es einfach tun und konnte nicht anders, denn er mochte es. Saku mochte es wenn sie sich rangelten. Und er dachte zurück an ihre Auseinandersetzung während des heutigen Frühstücks und wie sie sich gegenseitig leicht hochgeschaukelt hatten. Es sich wie ein Spiel anfühlte und sie irgendwie etwas voneinander wollten, aber keiner so genau wusste was. Sie das aus Instinkt heraus taten. Und dieses Spiel war netter gewesen als sonstige Auseinandersetzungen zwischen ihnen und plötzlich sehnte er sich wieder danach. Sakutaro sehnte sich nach Hana und das wo er noch nicht mal weit weg von ihm war. Sie im selben Dorf festsaßen. Der Ältere wollte wieder so mit ihm am Stand sitzen wie die letzten Tage auch. Sich mit ihm streiten, sich gegenseitig anblaffen und sich dennoch…dabei mögen. Wie jedes Mal wenn er ihn anmachte wegen seinem Zero, oder weil Hana ihm mal wieder absichtlich auf die Nerven ging, oder weil der Bengel nicht mal wusste wie man eine Angel nutzte, geschweige denn jemals eine gesehen hatte. Und Saku war nicht blöd. Er wusste es. Er wusste es jedes Mal auf Neue, wenn er Hana in die Augen sah, dass dieser…etwas für ihn empfand. Und wenn er nur seinem Gefühl folgte und diesem vertraute…dann fühlte es sich an als würde ihn der Blonde lieben. Etwas was aber absolut keinen Sinn ergab, denn Hana verhielt sich absolut nicht wie einer der verliebt war, sondern eher neutral und aufmüpfig. Hana und das Wort Liebe lebten, seiner Meinung nach, in zwei unterschiedlichen Welten. Und dann noch so weit weg wie es nur voneinander ging. Und wenn Saku an Liebe dachte poppte sofort ein anderes Bild davon in seinem Kopf auf, denn er verstand unter Liebe etwas komplett anderes. Wenn Sakutaro an liebe dachte, dann dachte er zurück an Chiharu. Es war ganz simpel: Ein Junge liebt ein Mädchen und fertig. Diese Zwei waren körperlich dafür geschaffen worden sich gegenseitig zu lieben. Sich nahe zu kommen und das aus dieser Verbindung dann mehr wurde, nämlich Sex und kurz darauf dann ein Kind daraus entstand. So wurde es ihnen beigebracht und so hielt man die Art am Leben. Es war ein Überlebensinstinkt den jedes Lebewesen hatte. Jungs verliebten sich nun mal in Mädchen, hatten dann irgendwann Sex mit denen und bekamen dann eine Familie zusammen. Das war der Lauf der Natur. Aber warum…war das bei ihm so anders? Zumindest gerade. Er wusste dass es dieses Bild gab und es als „normal“ angesehen wurde, aber was definierte schon „normal“? Was war NORMAL eigentlich? Konnte etwas nicht normal sein wenn man sich mehr zu einem Jungen hingezogen fühlte als zu einem Mädchen? War das sofort dreckig und abscheulich? Er hatte sich als Kind nie wirklich Gedanken darüber gemacht und war einfach mit der Tatsache mit gerollt das es SO normal wäre. Er hatte Chiharu, er verliebte sich in sie und sie hatten später sogar Sex gehabt, also alles völlig normal und so wie es sein sollte. Junge liebte Mädchen…Doch nun war er verwirrt. Seit er auf diese Insel gekommen war stellte er so viel in Frage und machte sich Gedanken über Dinge was er zuvor niemals getan hätte. Über Dinge die eigentlich keinerlei Nachfrage bedurften und dennoch kniete er an diesem Ort und fragte sich…warum er Gefühle für einen Jungen hegte. Gefühle die immer mehr an den Rand dessen kamen was er als „Liebe“ definieren würde. Gefühle welche, wenn er sie weiter so blühen ließ, sich irgendwann in Sehnsucht nach dem Körper des Anderen ändern würden und somit alles nur noch komplizierter werden würde als es bereits schon war. Und Saku wollte es nicht kompliziert. Er war ein Mann und noch dazu…war Sakutaro ein Soldat. Einer der keine Fragen stellen sollte, sondern einfach nur gehorchen und Befehle ausführen. Er war von klein auf ein Krieger gewesen und dann irgendwann zum Soldaten geworden, genauso wie sein Vater es immer vorher gesagt hatte. Hana hatte mal erwähnt das Krieger ihrem Herzen folgten und das taten was sie für richtig hielten. Somit waren sie also das krasse Gegenteil zu einem Soldaten. Als Saku älter wurde hatte er diese Fesseln angelegt bekommen und traf selber keine eigenen Entscheidungen mehr wenn es um das Kämpfen ging. Oder wenn dann nur noch wenn er spontan den Geistesblitz hatte und seinen Dickkopf durchbringen wollte. Was ihm gerne mal Probleme mit anderen Autoritäten im Militär brachte. Doch im Grunde: stellte er keine Fragen mehr in der Schlacht. Und wenn, dann nur: was ist das Ziel und wie kann ich es töten? Ach noch nicht mal die letzte Frage stellte er sich wirklich, denn es war ihm egal WIE er es töten sollte, Hauptsache es starb am Ende und das taten sie ja bekanntlich alle. Je älter er wurde, umso mehr hatte er vergessen wie es war selber zu denken und dazu entsprechend zu handeln. Ganz besonders in den letzten drei Monaten, nach Chiharu ihrem Tod, hatte er das vergessen. Er lebte nur noch für die Armee und seine Jungs. Und für den Kampf. Alles andere hatte er unter einen Fels gewischt und begraben. Ganz besonders Gefühle wie Liebe. Die er so tief in sich vergrab um sich selbst davor abzuschotten. Einfach um nicht mehr verletzt zu werden. Doch seit er bei Hana auf dieser Insel war…kam es wieder hoch und nahm sich erneut den Platz in seinem Herzen wo es schon immer hingehörte. Und Sakutaro erinnerte sich. Er erinnerte sich nicht nur an das Gefühl wie es gewesen war als er Chiharu liebte. Nein, sondern auch daran wie es war seine Mutter zu lieben. Diese zwei Personen…waren die einzigen Menschen gewesen denen er „Liebe“ gegenüber empfunden hatte und die er so nah an sich ran ließ, dass es sogar wehtun durfte. Näher als es andere durften. Nach ihrem Tod waren sie beide in seinem Herzen begraben worden und dort würden sie auch immer blieben. Erinnerungen an sie und wie schön es mal gewesen war bevor alles endete. Etwas was weht tat sich daran zu erinnern und er es eigentlich nicht mehr wollte. Doch es war etwas passiert, denn nun waren sie inzwischen schon zu dritt in seinem Herzen…denn Hana hatte sich dazu geschlichen. Innerhalb dieser fünf Tage war ihm Hana fast schon so sehr ans Herz gewachsen wie es damals bei Chiharu gewesen war als er sie kennengelernt und sich in sie verliebt hatte. Nein, wenn er ehrlich war, dann war es inzwischen sogar MEHR geworden als bei seiner Ex-Freundin. Hana hatte Chiharu locker überholt und das im Rekordtempo. Das was das Mädchen in Jahren für eine Bindung zu Sakutaro aufgebaut hatte…das riss Hana locker in fünf Tagen nieder, was…echt erschreckend war und einfach keinen Sinn ergab. Zumindest keinen den Saku gerade finden konnte. Wie konnte sich ein fremder, frecher Bengel und dann auch noch ein JUNGE, es innerhalb von so wenigen Tagen schaffen diesen hartgesonnenen Piloten der Zero-Staffel so in den Schwitzkasten zu nehmen und sich in seinem Herzen zu verbeißen? Und dann auch noch so… das Saku es mochte. Denn es war einfach so geworden und es machte ihm weiterhin Sorgen denn er wollte das alles nicht. Oder sagen wir es mal so: Er wollte Hana beschützen und genau deswegen weg…aber eigentlich wollte er lieber hier bei ihm bleiben. Und in den letzten fünf Tagen hatte er sich so sehr an die Nähe und das freche Mundwerk des Jungen gewöhnt, dass er nicht mehr weg wollte! Ja! Er wollte nicht gehen! Hana hatte sich in sein Herz verbissen und der Gedanke ihn allein am Strand stehen zu lassen, wie er ihm traurig nachsah, während er im Zero am Horizont verschwand und alles hinter sich ließ…der tat weh. Es tat so weh und er wollte dann nur noch umdrehen und bleiben. Ihn an sich drücken und ihn beschützen, denn es war „Schutz“ was Sakutaro wollte. Er wollte ihn schützen. Hana war stark und machte einen auf unnahbar, aber das war eine Fassade, denn er war so verletzlich und einsam das Saku ihn einfach nicht loslassen wollte. Er wollte seine Hand halten und bei ihm bleiben. Und wenn er intensiver darüber nachdachte…dann kannte er dieses Gefühl irgendwoher. Er kannte das Gefühl loszulassen und zu gehen. Jemanden zurückzulassen den man liebte und wie dieser nach ihm schrie. Nach ihm schrie nicht zu gehen und zu bleiben. Aber er musste gehen…warum…musste er gehen? Vor allem: woher kam dieser Gedanke und diese Worte? Er musste gehen…Und dieses Gefühl bekam er, seltsamerweise, nur…in Hana seiner Nähe. Es wurde intensiver je länger man sie voneinander trennte und je mehr Tage vergingen wo sie zusammen lebten. Als hätte man sie vor langer Zeit schon mal getrennt und nun hatten sie sich endlich wiedergefunden. Aber das ergab doch keinen Sinn, denn immerhin kamen sie aus verschiedenen Welten und waren sich noch nie begegnet… Schritte ertönten vor ihm und weckten ihn wieder aus seinen Gedanken, so dass er aufsah. Es war nicht sonderlich überraschend das Hao wieder vor ihn getreten war und nun dort auch zum Stehen kam. Somit stand er wenige Zentimeter vor ihm, hatte die Arme erneut vor seiner Brust verschränkt und warf ihm Blicke zu die hätten töten können. Es vielleicht sogar sollten. Und noch weniger überraschend war es, dass er ihn so ansah wie er es gerade tat, nämlich sauer. Saku wusste das er ihn nicht leiden konnte. Das er ihn am liebsten umbringen würde, wenn er könnte, doch offenbar hatte er Prinzipien und an die hielt er sich. Was schien das er jemand war der sein Wort hielt. Besonders wenn er es seine Frau gegeben hatte. Aber die Wut in seinem Gesicht beruhte nun sogar etwas auf Gegenseitigkeit, denn nachdem der Pilot gesehen hatte, wie der Typ vor ihm mit Hana umging, da brannte es in ihm. Es war kein Hass, sondern einfach nur Wut. Wut die ja auf persönlichen Erfahrungen beruhte, denn er verknüpfte das zu sehr mit seinem eigenen Vater und was er bei ihm erlebt hatte. Mit dem was ER in seiner Kindheit erleben durfte. Allerdings hatte Saku, im Gegensatz zu Hao, nicht das Bedürfnis sein Gegenüber umzubringen. Was ihm also nur einen grimmigen Blick verschaffte, aber keinem anderem das Gefühl geben würde das er sich gleich von seinen Fesseln riss und den Häuptling angriff. Könnte Saku auch nicht, denn die Fesseln waren gut gebunden und sehr stramm gezogen. So sahen sie sich also weiter einige Sekunden an, bis sich Hao sein böser Blick von den Augen des Piloten löste und er zu seinen Männern sah, die hinter dem Gefangenen standen und auf Anweisungen warteten. Die er ihnen dann auch gab. Er machte zu allen eine Kopfbewegung, die signalisierte dass sie gehen sollten. Bis auf einen, der noch immer dort blieb wo er war und weiterhin seinen Bogen auf den Fremden hielt. Sakutaro bemerkte wie sich alle um ihn auflösten und ihrer Wege gingen. Was ihm zeigte das Hao wohl dachte alles unter Kontrolle zu haben, so das es nur noch ihn und einen weiteren Patcheen benötigte um ihn im Zaum zu halten. Danach sah er wieder zum Häuptling auf und der sprach mürrisch zu ihm runter: „Steh auf. Wir Zeit das du unserer Stammesältesten unter die Augen trittst, Himmelsmensch. Sie wird über dich entscheiden.“ Saku legte den Kopf leicht verdutzt schief und sah ihn scharf dabei an. Er hinterfragte nicht die Worte und zeigte sich zuvorkommend wie immer, weswegen er wieder auf die Beine kam und dann zu sah wie sich der Häuptling davon bewegte. Kurz darauf bekam der Pilot auch schon in den Rücken gestochen. Es war die noch immer auf ihn gerichtete Pfeilspitze, des einen Patcheen und der gab ihm damit das Kommando Hao zu folgen. Was Saku natürlich dann auch stumm, aber leicht genervt, tat. Doch als er dem Häuptling folgte fragte er sich plötzlich etwas. Es war vielleicht völlig nichtig und unwichtig für ihn, aber ihm war aufgefallen das Hao eben sehr…ehrfürchtig gesprochen hatte, zwischen all der Wut die in ihm brodelte. Und es klang fast so als hätte er Ehrfurcht vor der Stammesältesten und das verwirrte Sakurai sichtlich. Denn so wie er das bisher immer bei Hana verstanden hatte und wenn es stimmte, dann hatte doch eigentlich sein Vater, in diesem Dorf, die Hosen an. Oder etwa doch nicht? Wenn er sich richtig erinnerte dann hieß es doch immer: das der Stammesälteste nicht unbedingt das Sagen hatte, sondern nur am ältesten und weisesten war. Doch warum bekam er, wegen Hao seinen Worten, plötzlich das Gefühl nicht mehr los das diese andere Person vielleicht mehr das Sagen haben könnte als er? Vielleicht musste Saku sich wirklich weniger um Hao sorgen…sondern mehr um das was gleich kommen würde. Denn wer wusste schon wie ein alter Bewohner dieses Dorfes auf einen Fremden wie ihn reagieren würde? Er dachte an so Klischees wie aus Büchern, oder Filmen, wo genau diese Personen nämlich nichts Neues, in ihren Kreisen akzeptierten. Weswegen er sich noch mehr fokussieren musste und ihnen klar machen sollte das er nicht lange bleiben würde, nämlich nur so lange bis Hana wieder gesund und fit war. Es war für Saku keine selbst auferlegte Strafe auf Hana achten zu wollen, bis der wieder gesund war, sondern mehr von ihm gewollt, weil er ihn so lieb hatte. Und nun bekam er noch mehr das Gefühl…das er diese Emotionen dem Blonden gegenüber besser runter schrauben sollte. Denn es könnte vielleicht wirklich passieren…das diese Dorfbewohner gegebenenfalls Angst davor bekamen das er Hana seinem Stamm wegnehmen könnte. Und das Gefühl wollte er nicht bei ihnen auslösen, denn Hana gehörte hier her…und er eben nicht. Und zu sagen machte es nicht besser und es tat ihm weh. Und plötzlich wollte er Hana noch mehr sehen…und ihn in seine Arme schließen. Wollte wissen wie es ihm ging. Nach wenigen Metern und vielen verängstigen Blicken ihm gegenüber, kamen sie dann vor einem sehr alten und verhangenen Wigwam an. Außerhalb dieses hing sehr viel selbstgebastelter Schmuck an dem Leder des Zuhauses. Es ging los von kleinen Knochen mit Federn geschmückt, bis hin zu mehreren Schädeln von Raubieren. Hing da sogar der knochige Schädel eines Leoparden? Auf jeden Fall der einer Großkatze. Es war nichts besonderes für ihn, aber dennoch mehr geschmückt als der Rest der Wigwam wenn er sich so im Umfeld umsah. Vielleicht zeigte das Autorität bei ihnen wenn die Bude vollbehangen war. Und nach zwei Sekunden schob sich Hao, vor ihm, das Fell, welches den Eingang ins Innere abschirmte, zur Seite und trat in die Dunkelheit dahinter. Saku blieb noch kurz etwas stehen und sah das Fell vor sich an. Er zögerte nicht aus Angst, aber irgendwie hatte er dennoch kein gutes Gefühl da rein zu gehen. Es wirkte ja schon wie die bekanntlich gesagte: Höhle des Löwen, auf ihn. Aber nach dem nächsten Stupser, mit der Pfeilspitze in seinen Rücken, war das überzeugend genug und er lief muffig und schnaufend hinein. Schob mit seinen verbundenen Händen das Fell nach links zur Seite und kam ebenfalls in das warme Innere. Es war so schön warm und trocken war es auch endlich, weswegen er sich plötzlich fast so wie ein Hund schüttelte und nasse Tropfen aus seinen schwarzen Haaren spritzen. Dabei rutschte ihm auch die Fliegerbrille von der Stirn und runter auf den Bereich zwischen seinen Schlüsselbeinen. Sie hing also dort kurz über seiner Brust locker herum und er sah sich derweil um. Es war etwas düster im Innern, aber in der Mitte loderte eine kleines Feuer und erhellte damit genug den Raum so das Saku sehen konnte was um ihn so verteilt lag. Sein Blick war auch nicht sofort vor sich gerichtet gewesen und wegen dem Lichtschein des Feuers sah er eh kaum was dahinter war, sondern wich im Raum umher und begutachtete die Sachen die dort aufgestellt und aufgehängt wurden. So sah er rechts neben sich einen alten, selbstgemachten, Holztisch mit Schüsseln und Kräutern verteilt darauf. Alles Sachen die er nicht kannte, besonders das Grünzeug. Dieser Anblick erinnerte ihn aber dennoch an einen Medizinmann wie er es aus Büchern mit Cowboys und Indianern kannte. Sicher gab es sowas nicht bei ihm in seiner Kindheit, denn sein Vater wollte nicht das er sowas amerikanisches las, aber allein das es damals in der Militärbasis auch einige Amerikaner gab, kam ihm sowas mal unter die Augen. Es nannte sich wohl: westlicher Comic. Wenn er so darüber nachdachte hatte alles etwas sehr „indianisches“ an sich und das wo die Bewohner doch eher japanisch aussahen und auch sprachen. Es schien ein Mix zweier Kulturen zu sein, was sie an diesem Ort auslebten und sprach noch mehr für seine Theorie dass dies die Nachfahren von Schiffbrüchigen sein mussten. Sein Blick huschte danach dann von sich nach links und über sich zur Decke, wo er schon fast windspielmäßige Dinge hängen sah, die aber aus Knochen und Federn gebastelt wurden und dabei klapperten wenn der Wind vorbei pfiff. Es wirkte sehr düster und alt. Heh, witzig, als wäre er in das Zuhause einer Yamauba gewandert oder so. Was das war? Nun eine Yamauba war in der japanischen Folklore eine Berghexe und eine hässliche noch dazu. Saku erinnerte sich plötzlich daran wie er als Kind Geschichten über diese gehört hatte. Denen er aber nie Glauben schenkte, denn er glaubte weder an Yokai, Oni, Götter und erst recht nicht an Geister. Das war mehr so das Ding seiner Mutter gewesen. Dennoch wusste er es wieder und erinnerte sich. Eine Yamauba sah angeblich wie eine alte, für gewöhnlich hässliche, Frau aus. Ihr Haar war ungepflegt, lang und goldweiß. Ihr häufig roter Kimono dreckig und zerrissen. Der Mund sollte sich über das gesamte Gesicht erstrecken und in einigen Beschreibungen besaß sie sogar einen zweiten Mund auf ihrem Kopf. Jedoch konnte sie ja angeblich ihr Aussehen verändern und benutzte dies, mit großem Erfolg, um ihre Opfer zu fangen. Sie wohnte, der Legende nach, tief in den Wäldern und Bergen Japans. Passend also zu der Lage des Dorfes in dem er aufgewachsen war. Es hieß sogar dass die Yamauba eine Einheimische von ihnen gewesen sei, die einst in einer Höhle am Berg gelebt haben sollte. Aber in den meisten Geschichten lebte sie eher in einer Hütte, als in einer Höhle. Sie hatte es auf Reisende abgesehen, die sich in ihren Wäldern verliefen. Ihre genaue Vorgehensweise zu töten variierte von Geschichte zu Geschichte. In einigen verwandelte sie sich in eine schöne Frau, oder dann wieder in eine dem Opfer nahestehende Person. In anderen behielt sie ihre hexenhafte Form und spielte die hilflose, ältere Dame. Sobald sie sich das Vertrauen ihres Opfers erschleichen konnte, fraß sie es dann auf der Stelle auf. Sie konnte dabei sogar ihr Haar beleben bzw. in einigen Erzählungen in Schlangen verwandeln, um ihre Beute in das Maul auf ihrem Kopf zu zerren. Auch bot sie dem Verirrten gerne ihre „Hilfe“ an, führte sie darauf in eine gefährliche Gegend auf dem Berg, wo sie dieses dann zu Tode stürzte und danach anschließend von ihr aufgegessen wurde. In wiederum anderen Erzählungen lockte sie das Opfer in ihre Hütte, mästete es und fraß es am Ende. Immer das Selbe nur anders erzählt. Sie brachte also Leute um und fraß sie dann auf. Punkt. Und zusätzlich zum Töten von Erwachsenen wurde ihr auch noch die Schuld am Verschwinden von Kindern gegeben, weswegen Eltern sie oft gerne als Kinderschreck benutzen um die Bälger unter Kontrolle zu halten. Gerade weil ihr Verhalten einer weiblichen Oni ähnelte, gingen einige Gelehrte davon aus, dass sie einfach nur ein benanntes Mitglied dieser Gruppe war. Sie war aber nicht wie die Oni unbesiegbar. Einige Erzählungen machten sie zu einem Geschöpf der Nacht, das sich bei Tag nicht bewegen konnte. In mindestens einer Überlieferung war ihre einzige Schwäche sogar eine Blume, die ihre Seele enthielt. Sobald diese Blume zerstört wurde, starb auch die Yamauba. Am Ende wurde sie aber oft als ziemlich leichtgläubig dargestellt, und Geschichten, in denen sie von ihrem Opfer ausgetrickst wurde, waren demnach sehr häufig. Und gerade weil Saku all das um sich sah bekam er diese Gedanken an eine Berghexe, denn die Yamauba war angeblich in den Zauberkünsten und mit Heiltränken und Giften bewandt. Manchmal tauschte sie dieses Wissen mit Menschen, die ihr dafür ein Ersatzopfer bringen mussten, welches dann von ihr gegessen wurde, oder einen ähnlich boshaften Handel eingingen wie sie ihn damals getan hatte um zur Hexe werden zu können. Aber trotz all der negativen Geschichten über sie hatte sie noch eine positive. Eine die seine Mutter ihm mal erzählte, als er noch klein gewesen war, denn sie stand auf diese übernatürlichen Sachen die einen netten Kern hatten. Denn trotz ihrer raubtierhaften Natur, sollte die Yamauba auch eine gütige Seite gehabt haben. Zum Beispiel zog sie angeblich den Waisen und Helden Kintarō auf, der dann zu einem bekannten Krieger Japans wurde. Für ihn war das aber alles nur Humbug gewesen. Doch warum…konnte er sich noch so gut daran erinnern? Vor allem wenn er dem doch keinen Glauben schenkte. Noch dazu war er sich ziemlich sicher das hier drin keine alte Hexe lebte die einen zukünftigen Messias aufzog oder so. Und erst recht keine die ihn fressen würde! Hoffte er zumindest…Es sei denn sie waren doch Kannibalen, denn dann würde er ein gutes Festessen abgegeben! Sakutaro schluckte kurz und spürte dann plötzlich einen starken Tritt von hinten in seine rechte Kniekehle, weshalb er, kurz darauf, sofort automatisch zu Boden ging. Er landete erneut auf seinen Knien und sah wieder sauer hinter sich. Sah sauer zu diesem Mistkerl hinter der ihm nun schon das zweite Mal auf die Knie gebracht hatte. Er kniete demnach also vor dem kleinen Lagerfeuer. Das war es. Der eine Tropfen der das Fass zum überlaufen brachte. Und sofort platze ihm der Kragen. Ja und dieses Mal konnte er sich plötzlich nicht mehr zusammen reißen, egal wie sehr auch mit einem Bogen auf ihn gezeigt wurde, denn Saku hasste es. Er hatte sich immer gut unter Kontrolle und besonders nun war es sehr wichtig gewesen diese zu behalten, aber gerade verlor er mal die Fassung, da er nichts mehr hasste als rumgeschubst zu werden und keine Kontrolle über die Handlungen um sich zu haben. So fauchte er leicht pissig zu dem Kerl hinter sich: „Ist ja gut ich habe es verstanden! Tritt mir noch mal so feige, von hinten in die Beine, du Pisser und ich leg dich danach übers Knie, verstanden?!“ Und das war noch nett ausgedrückt, denn eigentlich wollte er noch viel schlimmere Worte fluchen. Er hasste das so sehr und es tat auch noch sau weh so dreist in die Kniekehlen getreten zu bekommen! Paku und die Anderen würden nun sicherlich schon wieder die Luft anhalten, so wie vorhin auch, denn das war sehr dumm von Saku gewesen. Ja das war eben der Hitzkopf den er nun mal hatte wenn man ihn nervte. Er konnte das genauso gut wie Hana. Vielleicht sogar noch besser und aggressiver, denn Saku schlug danach lieber um sich. Im Gegensatz zu Hana, der dabei eher laut und frech wurde. Er war eben leicht geladen und das bemerkte auch der Patchee, der plötzlich etwas erschrocken wirkte und einen Schritt zurück machte…was Saku verdutzte und der ihn dann auch so ansah. Was…was war das gewesen? Er verstand das nicht und sah diesen Kerl darauf, über seine rechte Schulter und den Oberkörper etwas nach hinten gedreht, auch so an. Warum wirkte es…als hätte er Angst vor ihm? Das ergab doch keinen Sinn, immerhin hielt DER doch die Waffe auf ihn und hatte damit alle Vorteile in der Hand. Gerade auch noch da Saku weiterhin gefesselt war. Auf einmal bekam der Schwarzhaarige das Gefühl…als wollten die Patcheen gar nicht kämpfen. Zumindest nicht gegen andere Menschen, denn es war Angst was er in seinen Augen kurz auf flimmern sah, bevor der Typ dann wieder mürrisch zu ihm blickte und weiter auf ihn drauf hielt. Angst abdrücken zu müssen. Vielleicht…Ja ganz sicher. Er war sich sicher das diese Menschen noch nie gegen andere Menschen gekämpft hatten, sondern nur gegen Tiere um zu überleben. Und wenn dann vielleicht nur Rangkämpfe, oder zum Trainieren. Saku traf die Erkentniss hart. Wow das waren…alles Weicher die nie in eine Schlacht gezogen waren. Einzig Hao und dieser Silva wirkten als würden sie andere Menschen umbringen können. Das war interessant und bekräftigte seine Sorge nur noch mehr. Denn wenn Kaizo jemals von ihnen erfuhr und hier einmarschierte…waren diese Menschen komplett verloren und ausgeliefert. Sie würden keinen Krieg gewinnen können und ließen sich deswegen auch sicherlich gnadenlos abschlachten. Was den Piloten plötzlich noch mehr Sorgen bereitete. Doch bevor Sakurai noch länger darüber philosophieren konnte, hörte er wie Hao Luft holte und sah deswegen links zu ihm. Der Häuptling hatte sich etwas aufgeblasen, also tief Luft in den Brustkorb gezogen und warf Sakutaro einen bösen Blick zu, als würde er gleich Feuer spucken wollten und ihn danach bei lebendigen Leib verbrennen. Er stand links von dem Lagerfeuer und als er dann die Luft raus ließ, sprach er dabei zu dem Fremden, neben sich, rüber: „Schweig! Du legst es wohl unbedingt darauf an das man dir die Augen aussticht, was?!“ Saku sah weiter zu ihm und plötzlich…konnte er nicht anders als den bösen Blick zu erwidern den er da zugeworfen bekam. Er hatte ja, wie bereits gesagt, seit vorhin Hana seinen Vater gefressen und war demnach nicht gut auf ihn zu sprechen. Was er dann leider auch nicht mehr wirklich zurückhalten konnte und sofort bemerkte wie sich Druck in seiner Brust aufstaute. Er war ne ehrliche Haut und wenn er jemanden nicht leiden konnte, dann zeigte er das auch ohne Probleme. Sicher war es in der Situation nicht sehr ratsam, aber Sakurai hielt es nicht mehr länger aus. Dieser ganze Druck in ihm war quälend. Er war wütend geworden, wegen dem was Hao getan hatte und seltsamerweise, kam noch dazu, dass je länger er nicht wusste was nun mit Hana war…er auch leichter am Rande der Vernunft baumelte. Er wollte plötzlich wieder zu dem Blonden und sehen wie es ihm nach der Schelle seines Vaters ging. Wollte ihn deswegen trösten. Und all diese Gefühle vermischten sich schließlich zu einem Brei…den er dann auf Hao, in Form von Worten, los ließ. Saku schnaufte dann wütend und sprach sich zusammenreißend, also nicht so laut, zu dem Häuptling rüber: „Ja bitte, denn dann muss ich mir diese ganze Scheiße hier nicht mehr ansehen! Glaubst du eigentlich an das was du da von dir gibst?! Sicher, denn du hattest ja nicht mal großartig Probleme damit deinen Sohn zu schlagen! Dein eigen Fleisch und Blut und der es offenbar nur gut meinte, indem er euch nichts von uns erzählte um euch damit alle zu beschützen! Doch wie sieht es hier aus, hä?! Traust du dich das bei mir auch?! Bei mir, bei jemanden der Größer ist und sich locker wehren könnte, da schreckt deine Hand nun doch zurück oder was, du elender Feigling?!“ Er schoss ganz schön über das Ziel hinaus, aber das war für Leute, die Saku kannten, so typisch. Der Kerl konnte nicht anders als er selbst zu sein und was Hao getan hatte fuchste und machte ihn aggressiv. Besonders jemanden wie ihn…der auch von seinem Vater geschlagen wurde und das damals als er sich am wenigsten wehren konnte. Es war eine persönliche Klatsche die ihn an jede Einzelne erinnerte die er selber als Kind von Papa bekommen hatte. Und dann noch die Tatsache…dass er wieder daneben gestanden hatte und wehrlos zusehen musste wie jemand, den er liebte, verletzt wurde. Damals war es Mutter gewesen, aber vorhin…war es Hana. Das er nun so die Geschütze hochfuhr, obwohl er das nicht sollte, war also irgendwie verständlich. Dennoch ein böser Fehler, denn Hao sah ihn nicht sonderlich begeistert an nach der Wortklatsche. Und kein Baldrian der Welt konnte das wieder runter bekommen. Haos Blick war erst etwas erschrocken, aber wechselte schlagartig in noch wütender und aggressiver, als er dabei sogar etwas die Zähne fletschte und sich zu dem Fremden drehte. Wie konnte…er es wagen?! Und dann ging das Gewittert erst richtig los, als Hao anfing sich zu wehren. Er fauchte zurück: „Was erlaubst DU dir eigentlich dich in meine Angelegenheit einzumischen, du Himmelsmensch!? Ihr kommt hier her, kommt auf unsere Heimat und bringt nur Tod so wie auch Verderben mit euch!! Denkt ihr seid über allem erhaben und könnt tun was ihr wollt!! Und oben drauf zapfst du dich noch wie ein Blutegel an das Blut meiner Familie!! An meinen eigenen Sohn und erwartest nun ernsthaft das ich das stillschweigend zulasse und dich schalten und walten lasse wie es dir beliebt?! Was ICH für meinen Sohn entscheide hat DICH nicht zu interessieren!! Und wenn es das Letzte ist was ich tue, ich lasse nicht zu das du Hana weiterhin den Kopf verdrehst!! Noch dazu bist du ein Fremder und kennst ihn noch nicht mal lange genug so wie ich es tue!! Also wage es nicht dich gegen mich zu erheben denn dann könnte das für dich schnell nach hinten losgehen!!“ Er war zwar laut, bedrohend und pompös und sicherlich würden viele sofort klein bei geben…aber das war etwas was Saku auch sehr gut konnte und er deswegen nicht kleiner wurde, oder gar nach gab. Sondern eher das Gegenteil passierte. So fauchte er zurück und nun definitiv auch lauter: „Ich habe mich nicht an Hana gezwackt! Dein Sohn kam zu MIR! Er kam zu mir und hat bei mir eine Art von Zuflucht und Sicherheit gesucht, weil er das ja HIER offenbar nicht finden konnte!! Besonders als ihr Mistkerle ihn verbrannt habt!! Ja, denkst du echt ich habe das nicht gesehen wie ihr zu ihm seid?! Ihn verstümmelt wenn er nicht nach eurer Pfeife tanzt!! Kein Wunder das er einem Fremden wie mir, innerhalb weniger Tage, mehr vertraut als seinem eigenen Stamm!! Sollte es da bei dir nicht klingeln?! Stattdessen schlägst du deinen Sohn noch zusätzlich während er am verwundbarsten ist und sich nicht mal wehren kann!! Was bist du nur für ein Vater?! Menschen wie du KOTZEN mich an!! Es stimmt das Hana und ich uns nicht lange kennen und das wir keinen guten Start miteinander hatten, aber ich würde ihn ab jetzt niemals, NIEMALS mehr im Stich lassen, geschweige denn ihn schlagen!! Nur weil dein Sohn anders ist, als du es haben wolltest, hast du nicht das Recht ihn zu schlagen!!“ Und den letzten Satz den brüllte er unglaublich laut, so das der Patchee hinter ihm noch etwas Abstand nahm. Denn der schien sehr eingeschüchtert von der Tatsache dass ein Fremder so mit seinem Häuptling sprach. Ja sich quasi wagte das Wort gegen Hao zu erheben. Es war aber einfach über den Schwarzhaarigen gekommen und obwohl es eigentlich um Hana ging…verhielt sich Sakutaro so als…als würde er sich persönlich auskotzen. Als könnte er endlich aussprechen was er sein Leben lang nie zu seinem Vater sagen konnte und später auch nicht mehr die Gelegenheit dazu bekommen hatte…Nämlich das er ihn doch einfach nur so lieben sollte wie er war! Saku hatte sich immer nur gewünscht das sein Vater ihn liebte wie er war und endlich aufhörte ihn und seine Mutter zu schlagen. Und ganz besonders seine Mutter. Ihm wurde sofort wieder klar wie ähnlich er und Hana sich doch waren. Das sie beide Söhne waren…die sich nichts sehnlicher wünschten als von ihren Vätern akzeptiert zu werden. Doch für Sakurai war dieser Zug schon lange abgefahren und irgendwie hoffte er dennoch dass er Hana seine Beziehung zu seinem Vater noch retten könnte. Auch wenn es vielleicht das Letzte war was er für ihn tun konnte…bevor er die Insel wieder verließ. Er wünschte es sich, denn so wollte er ihn nicht allein lassen. Sakutaro sein Vater war tot. Er bekam nie wieder eine Chance ihn zu treffen und er…er hatte das zu verantworten. Nur er allein. Doch er bereute es nicht. Das war der einzige, persönlich ausgeführte Tod…den er nicht bereute. „Du hast mir gefälligst nicht zu sagen wie ich meinen Erben zu behandeln habe! Was erlaubst du dir eigentlich, du bösartiger Himmelsmensch?! Du kommst in MEIN Revier, MEIN Dorf, stellst MEINE Handlungen in Frage und…!!“ „Nein, leck mich du blödes Arschloch, du hast Hana geschlagen und…!!“ Setzte Sakutaro an, aber er kam nicht sonderlich weiter, als eine alte Stimme im Raum laut dazwischen funkte und krächzend sprach: „Es reicht jetzt ihr zwei! Und ganz besonders DU Hao!“ Und sofort wurde es still. Innerhalb von Sekunden war all die Lautstärke und die Spannung im Raum von dieser Stimme genommen worden. Diese Stimme hatte den beiden Streithähnen wortwörtlich die „Luft“ abgedreht, denn es kam aus keinem mehr etwas, außer verdutzte Blicke. Und nicht nur das hatte geklappt, sondern auch das diese Stimme plötzlich ihre volle Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte. Sakutaro sein Blick wand sich sogar als erstes links von Hao ab und wieder vor zu dem Lagerfeuer das nur wenige Zentimeter, vor seiner Nase, loderte. Es war sehr hell und auf Grund dessen, das der Rest des Raumes so dunkel war, hatte er vorher auch nicht gesehen dass jemand auf der gegenüberliegenden Seite saß. Was eigentlich erst mal nicht plausibel klang, aber die Person war eben so klein und in dunkle Felle eingewickelt gewesen, dass man sie locker übersehen konnte und sie sich damit der Umgebung perfekt angepasst hatte. Aber nun konnte er sie genau sehen…und er dachte wirklich eine alte Berghexe säße da vor ihm. Direkt hinter dem Feuer saß diese alte Person, die definitiv eine Frau war und nun zu ihm rüber blickte. Ihre Augen waren leicht glasig, grau und blass, so das man denken konnte sie wäre blind, oder zumindest nahe dran. Sie kniff allerdings die Augen etwas zusammen, was zeigte dass sie wirklich noch etwas sah und ihren Blick damit versuchte zu schärfen. Ihre Nase war etwas länger und wie eine klassische Hexenharkennase, da fehlte nur noch der Pickel drauf und ihre Kleidung war ebenfalls alt und geschmückt mit Federn und kleinen Knochen. Einige Ketten hingen um ihren Hals runter bis zur Brust die ebenfalls aussahen wie Knochen und wertvollen Steinen dazwischen. Ihr graues Haar war lang und hing ihr, nach hinten, den Rücken runter und sie trug an der rechten Seite ihrer Schläfe einige Federn und kleine Knochen als Schmuck die zusammengebunden waren. Ein sehr spezielles Detail denn Saku erkannte es sofort wieder. Es war nämlich derselbe Schmuck den auch Hana seine Mutter an der linken Kopfseite und in den Haaren trug…Ob das was zu bedeuten hatte? Vielleicht war das ein Statussymbol bei ihnen oder so. Wenn er raten dürfte würde er sagen: Medizinmann, oder Kräuterhexe. Würde zumindest passen. Auf jeden Fall sah sie grimmig zu ihm und wand sich kurz darauf dann auch schon an Hao, der rechts von ihr stand und den sie echt gekonnt ausgebremst und zum Schweigen gebracht hatte mit ihrem Ruf. Was an sich faszinierend war, denn Saku hielt Hana seinen Vater jetzt nicht für jemanden der sich den Schneid freiwillig abkaufen ließ und nach gab. Aber es bestätigte sich damit nur das was der Pilot sich schon bereits dachte, nämlich dass diese alte Frau offenbar sogar noch über dem Häuptling das Sagen hatte. Und er durfte sogar noch mehr Zeuge davon werden, als er sah wie diese Hexe sich an den jungen Häuptling wand und zu ihm krächzte: „Du verhältst dich gerade nicht eines Häuptlings würdig, Hao! Du vorverurteilst und bist aggressiv! Also tu uns allen den Gefallen und entferne dich sofort aus meinem Heim und das bevor du noch mehr Schande über dich selbst bringst!“ Der hatte gesessen und der junge Häuptling sah doch tatsächlich vor sich auf den Boden und schwieg. Und genau in dem Moment sah Saku wie ähnlich sich Hao und Hana dennoch plötzlich waren und das obwohl sie so viele Probleme miteinander hatten…denn es war derselbe muffige und eingeschnappte Blick, den Hao gerade auflegte und den Saku nun nur zu gut kannte. Jener Blick…den der Blonde auch besonders gut drauf hatte, wenn etwas nicht so lief wie er es gern gehabt hätte. Doch bevor er darauf was sagen konnte, sah die Alte wieder zu dem jungen Piloten rüber und sprach dann weiter: „Ich komme schon alleine mit ihm zurecht. Ich brauche keine Wache. Außerdem…möchte ich mir unseren Besucher gerne mal, in Ruhe, allein an sehen…“ Sie sah den Piloten dabei etwas die Augen zusammenkneifend und über das Feuer hinweg, an. Es wirkte schon so als müsste sie das tun, weil sie wirklich nicht mehr richtig sehen konnte und dabei entwich ihr noch ein altes Husten und Krächzen aus der Brust, was ihr Alter nur noch mehr unterstrich. Saku zog eine Augenbraue hoch. Wow, das das Fossil sich noch bewegen konnte glich einem Wunder. Er wusste es nicht, aber er dachte plötzlich genauso wie Hana in jener Sekunde. Sakutaro fragte sich, sogar noch oben drauf, wie die überhaupt noch atmen konnte, denn so wie sie aussah musste die schon über hundert sein! Und als die Alte dann einen Laut zu Hao von sich gab, der sich mehr anhörte als würde man einen räudigen Hund davon scheuchen, sah Saku nach links von sich und war erstaunt wie wortlos und stillschweigend sich der junge Häuptling dann doch aus dem Staub machte. Und nicht nur er…sondern auch der Patchee hinter ihm senkte anschließend den Bogen und verließ ebenfalls den Wigwam und das sogar noch vor Hao, der noch mal kurz an der Tür stehen blieb und über seine linke Schulter nach hinten Blickte. Sein Blick…sein Blick war voller Wut und dennoch auch mit Sorge behaftet. Tja und dann gab er sich den Ruck den er brauchte, riss sich los und verließ den Wigwam, ließ somit Sakutaro und das alte Fossil alleine. Zum Glück war der weg. Saku konnte ihn nicht leiden und war nur froh das dieser Kerl mit seiner Angeberkiste abzog! Auch wenn er keine hatte. In kurzer Zeit, seit sie sich kannten, hatte der Pilot schon eine gewisse Rivalität zu ihm aufgebaut. Was daran lag das Hao und Saku für Hana nur das Beste wollten, aber jeder das „Beste“ halt anders sah als der jeweils Andere. Was auch immer kam…Saku würde nicht mehr zulassen das Hana von seinem Vater geschlagen und verletzt wurde. Dennoch verstand er was nicht ganz. Denn Saku verstand nicht was das sollte, also zu gehen, denn eigentlich war es sehr riskant jemanden wie ihn, mit einer alten Rübe wie der, allein zu lassen. Auch wenn er quasi gesichert war und seine Handfesseln nicht lösen könnte, so waren nicht mal seine Beine verbunden und gaben ihm Spielraum. Er könnte also quasi aufstehen und zu der Alten rüber gehen und ihr dann Schaden zufügen, wenn er wollte natürlich. Und dazu brauchte er nicht mal Hände, denn das Fossil könnte er auch kaputt treten so alt und morsch schien die zu sein. Natürlich hatte er aber nichts der Gleichen vor, sondern sah wieder vor sich und zu der alten Frau, die sich plötzlich sowas wie eine alte Pfeife griff und oben etwas Kraut hinein stopfte. Danach zündete sie das Kraut darin, am Feuer vor sich, an und nahm einige Züge. Saku sah ihr dabei zu. Was sie wohl rauchte? Und ob das in ihrem Alter noch so gut war? Aber wenn er ehrlich wäre könnte er jetzt auch ne Kippe vertragen. Die letzte hatte er noch geraucht bevor er zum Zero gelaufen war und Hana angeschossen wurde. Damals im Lager von Kaizo und er war echt froh darüber gewesen das Paku noch welche dabei hatte, denn das schien offenbar alles gewesen zu sein was sie an Vorrat an Zigaretten hatten. Ja Sakutaro rauchte, zwar nicht viel aber dennoch tat er das hin und wieder mal. Meist machte er dies wenn er sich worauf fokussieren musste und weil er dadurch etwas runter kam. Besonders im Hangar hatte er das gerne getan, wenn er an seinem Zero rumbastelte. Weswegen er auch mal Ärger bekam weil Kaizo sich darüber aufregte. Damals als sie noch Lehrlinge gewesen waren. Oder auch nach dem Sex mit Chiharu, da war ihm das auch total klischeehaft passiert. Er war nicht abhängig vom Rauchen, aber hin und wieder tat es mal gut. Heh, wenn er vor fünf Tagen welche bei sich gehabt hätte, dann hätte er wegen Hana jeden Tag mehrere rauchen müssen um runter zu kommen. So sehr war er von ihm genervt gewesen. Gut das es auch so irgendwie klappte ohne zu rauchen oder jemanden zu erschlagen. Er lernte dazu und wurde ruhiger. Jedenfalls sah er ihr noch kurz dabei zu. Sah wie sie dann wieder anfing zu husten und…mamma mia das klang echt nicht gut. Wie lebte die noch?! Lungenkrebs und Lungenembolie gaben sich da wohl gerade gegenseitig die Hand, was? Ihr Blick wich wieder rüber zu ihm, nachdem sie sich kurz auf die Brust gehauen hatte, wegen dem Husten und sie spuckte dann vor sich in das Feuer. Saku sah ihr nur weiter verdutzt dabei zu. Rabiat die Alte, was? Wie war ihr Name noch mal? Er glaubte sich zu erinnern dass es „Goldva“ gewesen war. Komischer Name. Sekunden darauf holte sie wieder Luft, hielt die Pfeife in der Rechten und sprach dann zu ihm: „Immer dieses junge Gemüse…Er ist jetzt schon seit sechszehn Jahren der Häuptling unseres Stammes und ich muss ihn noch immer runter holen und treten, weil er einfach viel zu emotional sein kann. Du hast ihn ganz schön aufgescheucht, was? Wurde auch langsam mal Zeit das ihn jemand eine Herausforderung bietet! Er ruht sich schon viel zu lange auf unseren wohlverdienten Frieden aus, dass er nicht mal mehr weis wie es ist für etwas hart zu kämpfen…Du dagegen schon, oder?“ Saku legte den Kopf etwas verdutzt und ernst blickend schief, denn das verstand er nicht ganz. Erst mal war es erstaunlich das diese alte Frau offenbar so locker und völlig ohne Angst mit ihm sprach und das wo er anscheinend seit langem mal wieder der erste FREMDE bei ihnen war. Zumindest klang es laut Hao so. Sie wirkte total gelassen und anscheinend machte ihr nur ihr Alter etwas zu schaffen in jenem Moment, denn sie hustete wieder etwas mehr. Heh, lass vielleicht lieber das Rauchen sein Omi. Ging ihm durch den Kopf. Aber was ihn besonders interessierte war ihre Aussage gewesen. Nämlich dass sie offenbar ein Problem damit hatte das zu lange Frieden gewesen war. Zumindest klang es so. Oder sie hatte wohl eher ein anderes Problem…nämlich das die Menschen dazu neigten „Weicheier“ zu werden, wenn sie lange keinem Stress und keinen Problemen ausgesetzt wurden. Sicher meinte sie dass, denn das war ihm vorher ja auch aufgefallen. Diese Menschen hier waren Frieden und Ruhe gewöhnt und keine Killer wie er. Im Gegensatz zu ihm waren sie „verweichlicht“ und er dagegen abgehärtet. Wie gesagt: Wenn Kaizo hier einmarschierte, dann machte der Letzte das Licht aus. Sie hatte ihn eben ja direkt angesprochen, doch er wusste erst nicht wie er darauf antworten sollte und sah sie deswegen nur still an. Wenn die Alte wirklich das Sagen hatte, was ja so aussah, dann musste er nun ganz genau darauf achten was er sagte und was nicht. Er war noch immer ein Fremder und eigentlich damit ein Feind, demnach konnte er nicht hier sitzen und mit Oma einen lockeren Chit-Chat führen als wäre alles cool. Außerdem war ihm nicht sonderlich danach. Sicher er war wieder etwas runter gekommen, aber dennoch war ihm alles fremd und neu, was ihn nervöser machte. Das war normal, aber dennoch versuchte er es zu verstecken. Goldva allerdings sah ihm das genau an. Konnte seine Augen lesen wie ein offenes Buch. Weswegen sie zu ihm blickte und anschließend leicht lächelte. Danach nahm sie noch mal einen Zug von der Pfeife und hauchte dann den Rauch aus, als sie weiter sprach: „Ah…du weist wann du die Klappe zu halten hast und bist nicht so der gesprächige Typ, was? Das ist eine Gabe die nicht viele haben. Die Gabe ruhig zu bleiben und in schwierigen Situationen einen kühlen und klaren Kopf zu bewahren. Ich muss zugeben: das kannst du sehr gut. Besonders da ich dir ansehe das du nervös bist. Du wärst aber auch dumm wenn du es nicht sein würdest. Außerdem hast du einen scharfen und aufmerksamen Blick wie ein Raubvogel…Alles Qualitäten die einen guten Anführer ausmachen, nicht wahr?“ Sie nahm wieder einen Zug und Saku sah sie an. Guter Anführer? Woher wollte sie das wissen? Entweder sie hatte ebenfalls viele Erfahrungen damit gemacht anderen Emotionen abzulesen, was bei ihrem Alter nicht mal verwunderlich wäre, oder sie riet gerade einfach nur ins Blaue. Aber für Saku war das dann doch etwas zu treffsicher was sie da von sich gab. Und so ungern er es auch zugab: die Alte hatte ihn durchschaut. Sie konnte ihn offenbar wie ein offenes Buch lesen und demnach auch seine Emotionen ablesen. Was sie dann auch noch ehrlich zu gab. Allein das sie sagte er hätte „Anführer-Qualitäten“ machte ihm aber leicht Sorgen. Es war komisch, aber Saku wollte NIE ein Anführer sein. Auch heute stritt er sich nicht sonderlich darum wenn ihm jemand Entscheidungen abnehmen wollte. Er war sogar ganz froh darüber. Als junger Mann wurde er in die Position gedrängt das Sagen zu haben. Besonders als sein Staffel-Führer gestorben war und er damit in die Position gedrängt wurde, weil er es eben drauf hatte und der beste Pilot unter allen anderen war. Ihm wurde Verantwortung gegeben die er mehr als alles andere scheute. Denn nie wollte er es zu verantworten haben wenn jemand wegen ihm starb oder leiden musste. Dennoch musste er es dann tun und seltsamerweise bekam er das ganz gut hin. Seine Männer respektierten ihn. Sie würden ihm sogar in die Hölle und zurück folgen und das einfach nur weil er ehrlich war und seine Instinkte und Intuition ihn nie im Stich gelassen hatten. Er war ein Anführer geworden…und offenbar witterte das die Alte vor ihm. Und das war nur ein Punkt, denn damit wusste sie also inzwischen auch sicherlich schon automatisch dass es mehr Leute aus Japan auf der Insel gab und er von denen eine höhere Position einnahm. Das Leute unter ihm sein mussten. Doch was würde sie mit der Info nur machen? Kam sie…vielleicht auf die Idee das gegen Kaizo nutzen zu wollen? Ihn als Geisel zu halten um damit etwas zu erzwingen? Mal abgesehen davon dass man somit noch zusätzlich Öl ins Feuer gießen würde, denn Kaizo ließ sich nicht erpressen. Eher schoss er alles kurz und klein bevor er sich die Blöße gab. Saku wusste es nicht und kam dann auch schon aus seinen Gedanken raus, als er sah wie die Alte sich zittrig auf die Beine kämpfte und links um das Feuer herum lief. Sie stützte sich dabei auf einen alten Stock und kam sehr jämmerlich und schwach zu ihm. Und Saku ließ sie nicht eine Sekunde dabei aus den Augen und hatte den wachsamen Blick eines Falken aufgelegt. Er wusste dass sie ihm nichts anhaben könnte, denn er war zu kräftig. Allein wenn er sie auch nur leicht in den Schwitzkasten nahm könnte er ihr schon den Hals brechen, so klapprig war die. Also sah er ihr nur gespannt zu. Was hatte sie vor? Sie kam darauf auch schon links von ihm an und zückte plötzlich ein kleines Messer, mit dem man nicht mal ein Brot schmieren könnte, von ihrer Hüfte und fasste danach zittrig nach seinen Fesseln. Sekunden vergingen und der Pilot konnte nicht glauben was er dann sah…denn sie schnitt ihm die Fesseln auf. Er sah ihr nur still und verwirrt dabei zu, bis sich alles lockerte und seine Hände endlich wieder frei waren. Das alte Seil glitt von seinen Handgelenken und fiel vor seine Knie auf den Boden, während er sich sofort die gedrückten Gelenke, mit den Händen rieb und wieder zu ihr sah. Sein Blick war misstrauisch, was die Alte sah und somit kurz darauf muffte. Dann drehte sie ihm aber auch schon leichtsinnig den Rücken zu, als sie wieder zurück lief und dabei sprach: „Sehr übervorsichtig von ihm. Eigentlich sehr gut, aber bei dir völlig unnötig…“ Sie meinte damit sicherlich Hao und kämpfte sich dabei wieder humpelnd zurück zu ihrem Platz während Saku ihr noch nach sah. Und das verstand er nun noch weniger. Was ging hier ab? Nicht nur war er ein Fremder und auch noch viel stärker als sie, sie wurde ja noch nicht mal mehr bewacht, also warum nahm sie ihm die Fesseln ab? Er konnte sich einfach nicht vorstellen das sie so alt und senil war das sie nicht genau wusste was sie da tat, also ging er von dem Anderen aus…nämlich das sie GENAU wusste was sie da tat. Und das interessierte ihn doch tatsächlich, denn es war sehr gewagt. Ja fast schon dumm. So das er dann doch seine Stille brach, aber nicht den Blick von ihr ließ, als er fragte: „Völlig unnötig? Was bringt euch zu dieser Annahme? Ist das nicht etwas zu vertrauensselig von euch? Ich meine: was würde mich jetzt daran hindern nicht einfach auf euch loszugehen und euch als Geisel zu nehmen? Oder einfach die Flucht zu ergreifen?“ Er war interessant… Goldva kam wieder an ihrem Platz an und setzte sich hustend hin, während sie ihre Gehhilfe neben sich auf den Boden legte und dann sprach, ohne ihn anzusehen: „Ach komm schon so blöd bist du nicht! Du weist ganz genau das du, sobald du auch nur die Nase aus meinem Heim streckst, sofort mit Pfeilen beschossen werden würdest. Ganz egal ob du mich als Geisel nimmst oder nicht. Außerdem würdest du nicht weit kommen sobald du Hao an den Hacken hättest. Was er definitiv tun würde wenn du auch nur einen Fluchtversuch starten würdest. Du bist ganz schön kräftig, aber er hat auch einiges drauf, darauf kannst du dich verlassen. Der hat dich ruck zuck eingeholt und jagt dich bis er dich hat, glaub mir. Er ist ein ziemlicher Dickkopf…wie sein Sohn. Und warum ich keine Sorge habe deine Fesseln zu lösen? Ganz einfach: Du weist das und ich weis das, das du es nicht machen würdest, weswegen es also keinen Grund mehr gibt dir noch länger die Hände zu fesseln. Außerdem ist das nicht dein Stil, nicht wahr? Du bist vielleicht etwas impulsiv und verschlossen, aber nicht grausam und bescheuert. Das sehe ich dir sofort an. Vielleicht etwas nervös, aber du behältst deine sieben Sachen bei dir und bleibst dennoch ruhig. Sehr gute Anführer-Qualitäten.“ Saku sah sie ernst an. Wo war er hier? Bei: Wer wird Japans-Super-Anführer? Und schon wieder…Sie sprach schon wieder so als würde sie ihn kennen. Als wäre er in diesem Dorf aufgewachsen und sie wüsste alles über ihn. Langsam wurde auch ihm das etwas zu unheimlich und er schnaufte leise aus. Außerdem fragte er sich noch immer: Was das alles sollte. Warum wollte sie mit ihm alleine sein? Nur um ihm Weisheiten an den Kopf zu knallen war sicherlich nicht der Grund. Und er konnte nicht mal leugnen, so unheimlich es auch war…das es ihn interessierte. Er wurde neugierig und als er sah wie sie ihn einfach nur anblickte, als würde sie auf etwas warten…da setzte sich Sakutaro ordentlich hin. Er setzte sich in den Schneidersitz und sah zu ihr zurück. Na gut…er biss mal an. Noch immer wusste er nicht was er sagen sollte und konzentrierte sich mehr darauf zu antworten als selber Fragen zu stellen. Aber er würde bleiben und war gespannt was noch so kam. Es war ja eh nicht so als könnte er einfach gehen. Außerdem wollte er gerne ohne Probleme wieder zu Hana laufen und nicht mit Ärger im Gepäck ankommen. Weswegen er geduldig wartete und Goldva ihn auch nicht lange warten ließ. Sie hustete erneut und nahm wieder ihre Pfeife in den Mund, als sie sprach: „Du bist also der Grund warum unser Hana sich momentan noch mehr auflehnt als er es eh schon immer getan hat. Ach ich hätte es mir denken müssen, er ist einfach zu aufgekratzt und bissig gewesen die letzte Zeit. Sogar für seine Verhältnisse. Ich sag dir: der Junge war schon immer schwerer zu hüten als ein Sack voller Flöhe, aber DU hast da noch mal ordentlich einen oben drauf gesetzt. Pha! So dickköpfig und abenteuerlustig wie seine Großmutter…Und nun bist du hier aufgetaucht und scheuchst ihn nur noch mehr auf.“ Sie hauchte den Rauch aus ihrem Mund aus und Saku fand endlich etwas wo er ansetzten konnte, weswegen er darauf verteidigend sprach: „Das Hana sich verändert hat ist allein meine Schuld. Da stimme ich zu. Ihn trifft also keine Schuld und ich bitte darum ihn auch nicht wegen mir zu bestrafen. Wenn ihr jemanden bestrafen wollt, dann nehmt ruhig mich. Und ich kann euch versprechen dass es euch auch weiterhin keine größeren Sorgen mehr bereiten soll. Denn sobald er wieder gesund ist habe ich meinen Soll erfüllt und dann werde ich zusehen das ich von der Insel verschwinde…Ihr werdet nie wieder etwas von mir und meinen Leuten hören, das verspreche ich. Aber bitte…gebt Hana hier den Frieden den er so dringend nötig hat…Sobald ich weg bin.“ Auch wenn er noch nicht ganz wusste wie er das hinbekommen sollte. Denn solange sein Zero im Eimer war ging er nirgends so schnell hin. Noch dazu viel es Saku unglaublich schwer diese Worte zu sagen. Bisher hatte er sich das auch immer nur gedacht. Es aber nun auszusprechen…war schwerer als er es sich hätte jemals ausmalen können. Und komischerweise kostete es ihn auch Überwindung. Sein Herz tat sogar wieder etwas weh. Hana sollte es einfach nur gut gehen. Er wollte damit Goldva davon überzeugen dass sie keine Sorgen haben müsste und dass alles sich schon klären würde. Doch zu seiner Überraschung sah ihn die alte Hexe etwas verdutzt an. Sie war erstaunt darüber wie sehr sich dieser Fremde doch für den Sohn des Häuptlings einsetzte. Sie mussten offenbar schon einiges zusammen erlebt haben seit er hier aufgetaucht war. Und noch erstaunter war sie das er offenbar gerne allen Schaden lieber auf sich ziehen wollte, als zuzulassen das dem andere ausgesetzt wurden. Er nahm den Schaden auf sich…Und das alles nur damit Hana nichts abbekam. Das waren Eigenschaften eines Beschützers…und eines guten Häuptlings. Was sie erst sehr spannend fand sowas in ihm zu finden. Doch wenn sie so genauer darüber nachdachte…war es nicht verwunderlich das es so kam. Das sich ihre Beziehung so entwickelt hatte und dann auch noch so schnell. Sie zog danach noch mal an ihrer Pfeife, als sie darauf etwas kicherte und dann zu ihm rüber sprach: „Heh, sehe ich aus als wäre ich besorgt? Der Bengel war schon immer ein Störfaktor und ein Dickkopf gewesen, der dieselben dummen Flausen im Kopf hatte wie seine verstorbene Großmutter. Es hat mich sehr lange beunruhigt und ich dachte öfters ich muss ihn an die Leine nehmen…aber nun bin ich fast völlig tiefenentspannt! Ich wusste seit seiner Geburt das er etwas Besonderes ist und ich hatte fast die Hoffnung aufgegeben dass er seinen Weg nicht mehr finden würde. Und glaub mir: bei dem Bengel verliert man schnell mal die Hoffnung!“ Saku lächelte leicht darauf. Ja das konnte er völlig verstehen, denn auch bei ihm hatte Hana öfters Momente ausgelöst wo er dachte an die Decke zu gehen, nur um dann alles frustriert hinwerfen zu wollen und einfach nur wieder heim nach Japan zu fliegen. Der Kleine war eben nicht leicht…Aber dennoch ein guter Mensch. So sehr sogar das Saku nicht mehr gehen wollte. Goldva sprach dann weiter: „Ich stellte mir, allein wegen ihm, viele Fragen. Allgemein stellte ich mir mein Leben lang viele. Ich bin sehr alt geworden und weis nicht mal mehr wie viele Dinge ich schon regeln musste und wie viele Fragen ich mir bereits stellte je älter ich wurde. Und irgendwann verliert man halt den Überblick über alles…Aber nun stelle ich mir gerade zwei Fragen: Warum hast du, verdammt noch mal, so lange gebraucht hier auf zu tauchen!? Und: Was hat dich aufgehalten!? Ich dachte schon ich würde mit Hana verrückt werden wenn du nicht bald mal aufkreuzt! Lässt wohl gerne eine alte Frau am Abgrund hängen, wie?!“ Sie klopfte ihre Pfeife über dem Feuer aus und entledigte sich damit der verbrannten Asche von Kräutern während Sakutaro sie verdammt verwirrt und still ansah. Sie wirkte leicht aufgebracht dabei. Heh, die sollte vorsichtig sein, denn in ihrem Alter könnte das vielleicht in einem Herzinfarkt resultieren, dachte sich Saku dabei. Aber etwas beschäftigte ihn dann mehr, als das sie plötzlich tot umfallen könnte… Was…sagte sie da? Das verstand er nicht und er legte den Kopf etwas zur Seite. Sie sprach das als hätte sie ihn erwartet. Nein sie SAGTE sie hätte ihn schon länger erwartet, aber das konnte einfach nicht sein. Er kam aus Japan. Von Außerhalb und sie hatten nie etwas miteinander zu tun, also was sollte das? Und da viel ihm noch etwas schlagartig wieder ein, nämlich das was Hana seine Mutter, also Yoh, vorhin gesagt hatte. Gesagt hatte als sie auf dem Flugzeugträger standen und sie sein Gesicht dabei festhielt. Sie sagte zu ihm: „Du bist hier…Endlich…bist du hier.“. Und auch das hatte er nicht verstanden. Doch nun fiel ihm auf das es dem sehr ähnlich war was die alte Hexe eben von sich gegeben hatte. Und er fragte sich nun: Was war nur mit diesen Leuten los? Warum sprachen diese Zwei mit ihm als würden sie ihn kennen und als hätten sie seine Ankunft bereits sehnsüchtig erwartet? Er war verwirrt. Also schüttelte er leicht den Kopf und fragte ungläubig: „…Was? Ich verstehe nicht ganz was…“ Natürlich verstand er das nicht. Hatte keine Ahnung, denn es wäre auch komisch wenn er das könnte. Immerhin war das nicht normal bei jemanden wie ihm…Kurz darauf machte die alte Hexe dann aber etwas völlig unerwartetes und warf, ohne Vorwarnung, plötzlich ihre alte Holzpfeife über das Feuer hinweg und direkt auf seinen Kopf zu. Saku konnte mit Schecken und seinen, Gott sei Dank, schnellen Reflexen gerade noch so zur rechten Seite ausweichen und sah dann auch schon wie das Teil hinter ihm auf den Boden donnerte. Wo es aufgeschlagen war hinterließ es einen Ruß-Fleck vom Kraut und danach blickte er wieder vor sich und blinzelte verdutzt. War das…hatte sie ihn gerade echt mit ner Pfeife beworfen?! Sekunden danach und völlig natürlich fauchte er aus wütendem Reflex zu ihr: „Hey, das hätte ins Auge gehen können, du alte Schachtel!“ Goldva sah ihn an und lächelt etwas frech drauf. Sehr gut, gute Refelxe hatte er schon mal. Es kam einfach so aus Sakurai raus geschossen und er verschluckte deswegen auch danach sofort wieder seine Zunge vor Schreck. Shit! Das war nicht sehr schlau gewesen! Saku hatte mal wieder seiner wahren Natur freien Lauf gelassen. Tja und wenn er sauer wurde, dann war er eben ehrlich und sauer zugleich, egal ob zu Oma oder sonst wem. Dennoch riss er sich wieder zusammen und schwieg, während die Alte erneut langsam um das Lagerfeuer, auf ihrem Stock, an gehumpelt kam und dabei aussah als würde sie gleich zusammenbrechen. Sie kam auf ihn zu und stand dann schließlich vor ihm, so dass er ihr, links von sich, fast in die Augen sehen konnte, wenn sie nur nen halben Kopf größer wäre. Demnach sah er also, im Schneidersitz, etwas auf sie herab, als sie zu ihm hoch fauchte: „Aha, da zeigt jemand endlich mal sein wahres Gesicht! Ich wusste doch dass du nicht so ein Stiller bist! Stiller als Hana vielleicht und wesentlich ruhiger, aber dennoch aufbrausend! Ist aber auch nicht sonderlich schwer. Wie passend! Wurde aber auch langsam mal an der Zeit das du deine wahren Farben zeigst, du Pfeife! Du hast doch wohl vor einer Oma, wie mir, keine Angst, dass du dich verstellen musstest, oder? Ich hab es lieber wenn die Menschen ehrlich zu mir sind, anstatt sich hinter einer Fassade zu verstecken und mir etwas vorzuspielen! Einer verlogener als der Andere sag ich dir! Auch hier bei uns! Lass dich nicht davon täuschen! Die haben es hier alle faustdick hinter den Ohren! Besonders unsere Kinder! Laute kleine Nervensägen! So und jetzt lass dich mal anschauen!“ Kaum nachdem sie das gesagt hatte packte sie Sakutaro auch schon völlig unerwartet am Kinn und zog ihn etwas zu sich runter. Sie erzeugte damit künstlich einen genauen Blickkontakt und starrte ihn förmlich, aus alten und glasigen Augen, an, während er etwas überrumpelt zu ihr blinzelte und das tatsächlich mit sich machen ließ. Er tat das aber auch nur weil er nicht wusste wie er darauf reagieren sollte. Immerhin hatte er mit vielem gerechnet, mit Vierteilen, oder ihn eben an Ochsen binden und ihn dann ordentlich strecken lassen, ihr wisst schon: Foltermethoden halt. Das er aber nun hier saß und von einer alten Berghexe begutachtet wurde, das wäre ihm nie in den Sinn gekommen. Vielleicht wollte sie ja doch noch fressen, so wie in den Geschichten und checkte gerade noch ab ob auch genug Fleisch an ihm dran war. Spaß bei Seite. Sakutaro kam sich plötzlich sehr komisch vor und es wurde noch unwohler in ihm, als die Alte ihn noch genauer an fixierte und dann stechend zu ihm sprach: „Hmmmmm…Ich sagte ja bereist das du einen scharfen und ernsten Blick hast. Ganz interessant, betrachtet man die Umstände dass du darunter treue und sanfte Augen hast. Hast wohl einiges durchgemacht im Leben, dass du dich nun so unter einer harten und abwehrenden Schale verstecken musst, hm? Würde mich aber auch nicht wundern bei deiner Herkunft. Bist wohl nachtragend, was? Schleppst die Vergangenheit mir dir rum. Aber wie viel ist hier die Frage…“ Er sah sie weiterhin nur an… Was redete sie da?! Woher wollte sie seine Herkunft kennen?! Goldva ließ dann aber auch schon sein Kinn los und zückte danach ihren alten Gehstock…nur um ihn Sekunden später blitzschnell, für ihr Alter zumindest, über Saku seinen Schädel zu ziehen und ihm dadurch eine zu verpassen. Es gab einen kleinen, hölzernen Knall, als Saku danach auch schon aufschrie und sich dann über die Schädeldecke rieb, an die Goldva aber auch nur ran kam, weil sie kurz etwas gesprungen war bei dem Schlag. Doch noch fit für ihr Alter die olle Krampe! Sie machte den Piloten damit aber sofort sauer, dass eine Reaktion nicht lange auf sich warten ließ. So hielt er seine rechte Hand auf seinen Kopf, rieb weiter über die schmerzende Stelle drüber und fauchte sie dabei an: „Aua!! Verdammt noch mal was soll das du alte Hexe!?“ Er war laut und konnte sie fast allein durch die Wucht seines Fauchens umwerfen, aber Goldva hielt dem locker stand und stützte sich mit beiden Händen auf ihren Stock, während sie weiter zu ihm sah und dann stechend antwortete: „Ja ihr seid euch sehr ähnlich. Aber ich denke dein Mundwerk ist nicht ganz so lose wie das von Hana. Bist du sauer? Nachtragend?“ Was war los?! Die sollte das bloß nicht absichtlich heraufbeschwören, denn er konnte DEFINITIV schlimmer sein als Hana wenn er mal ordentlich in Fahrt gekommen war! Wollte da jemand etwa eine Kostprobe?! Doch er riss sich erneut zusammen und bewies damit mal wieder dass er eigentlich besser sein konnte als der Blonde, zumindest in der Situation und sah sie dann nur weiter böse an während er sich den Kopf dabei rieb. Scheiße tat das weh und dann auch noch voll auf die Zwölf! War aber so gesehen nichts Neues mehr für ihn, denn er hatte sich öfter geprügelt in seinem Leben und genug Schlachten erlebt um damit klarzukommen. Sakurai ertrug den Schmerz besser als manch andere die er kannte, weswegen er einfach wieder schwieg und die alte Frau sich dann näher zu ihm vor beugte, so das Saku sich instinktiv von ihr weg bewegte und sich nach hinten lehnte. Konnte man ihm das verübeln und ihn deswegen unfreundlich nennen? Die Alte war ihm von Anfang an nicht ganz geheuer gewesen und nun erst recht nicht mehr nach der beschissenen Aktion. Und da er nicht schon wieder geschlagen werden wollte ging er also lieber etwas auf Abstand und sah sie misstrauisch dabei an. Vor allem dachte er sich dabei: was war das denn für eine bescheuerte Frage?! Natürlich war er sauer! Jeder würde das bei sowas werden! Immerhin hatte er völlig ohne Grund eine geknallt bekommen und vorher wurde er sogar noch hinterhältig mit einer Pfeife aus dem Aus beworfen! Er hatte allen Grund um sauer werden zu dürfen! Ob er allerdings nachtragend war, dass war wieder eine ganz andere Baustelle. Eine die auch ihn plötzlich leicht ins Grübeln brachte. War er nachtragend? Und wann genau war man eigentlich als nachtragend abgestempelt? Gab es nicht immer etwas was man sein Leben lang mit sich schleppte und sauer darauf war? Definierte die Menge ob man nachtragend war, oder einfach das sobald man es machte? So gesehen war er schon irgendwie nachtragend, aber nur auf einen…nämlich seinem Vater. Auf einen Toten, so komisch es auch klang. Und das nur wegen all dem was er damals getan hatte. Die schweren Sünden seines Vaters machten Saku nachtragend, denn der hatte ihm schlimmes angetan was ihn stark verletzte. Sehr stark sogar. Besonders als gegen seine Mutter gefeuert wurde gab es bei Saku kein Zurück mehr von seiner Wut. Andere Kinder schlugen sich auch immer mal wieder gerne mit ihm und machten dadurch Ärger, aber das empfand er schon längst nicht mehr als schlimm. Doch Vater…könnte er nie vergeben. Genauso…wie sich selbst. Doch er hatte es beendet. Sakutaro hatte das Thema mit seinem Vater vor langer Zeit persönlich abgeharkt. Was er bis heute nicht mal bereute. Dennoch trug er noch immer viel Wut und Trauer mit sich im Gepäck. Konnte einiges einfach nicht loslassen und kettete sich freiwillig daran. Und so wie die Hexe es eben gesagt hatte, so schien auch Goldva zu erkennen das Sakutaro viel in seiner Vergangenheit fest hing und damit einiges mit sich schleppte. Doch warum war der Alten das so wichtig? Und noch mehr: Warum achtete sie auf sowas bei ihm? Fragte so gezielt danach. Saku sah darauf wie die Hexe dann anfing um ihn herum zu laufen. Langsam und sehr skeptisch wackelte sie, auf ihren Beinen, um ihn herum und er behielt sie dabei genau im Auge, denn er verstand nicht ganz was sie da machte. Suchte einen Grund dafür, aber den würde er sicherlich nicht so schnell erfahren. Also doch er verstand es schon irgendwie warum sie das machte, denn offenbar begutachtete sie ihn äußerlich. Sah sich die Ware genau an die da in ihr Dorf gepoltert kam und wollte wissen womit sie es zu tun hatte. Sie testete ihn, deswegen die ganze Dinge die sie bisher abgezogen hatte. Was Saku allerdings dennoch nicht verstand war folgendes: warum sie das überhaupt machte, denn es konnte ihr ja egal sein, immerhin war er ein Fremder und Gefangener zugleich. Klar er war ein toller Anblick an sich, aber er glaubte nicht dass sie es deswegen machte, sondern es wirkte mehr als würde sie nach etwas an ihm suchen. Doch was genau? Auch wie sie ihm in die Augen gesehen hatte…genauso intensiv wie es Yoh vorhin tat. Saku mochte es nicht wenn Menschen das bei ihm taten. Es erzeugte sehr intime Nähe und es fühlte sich an als würde man sich binden. Jemanden damit zu nah an sich heran lassen. Er neigte deswegen öfters dazu den Blick abzuwenden und woandershin zu fokussieren. Und bisher hatte das auch bei jedem funktioniert. Noch nie zuvor…hatte Saku jemanden lange und intensiv in die Augen gesehen…Außer Hana. Aber wo war das noch al gewesen? Es fühlte sich wie ein Traum an, der aber gleichzeitig so real wirkte. Er erinnerte sich nicht mehr wo das gewesen war… Es tat aber auch nichts zur Sache in dem Moment. Fakt war: diese Alte war wirklich sehr seltsam. Und als sie kurz darauf hinter ihm ankam, stach sie ihm ganz kurz, mit der spitzen Seite ihres Gehstocks, in den Rücken, so das Saku aufzuckte und sich dann halb umdrehte, als er dabei sprach: „Hey! Die Ware wird nur angesehen und nicht angefasst Oma!“ So wie er eben war kam ein frecher Spruch aus ihm geschossen und Goldva zog wieder mürrisch und locker ihren Stock aus seinem Rücken, stellte ihn hin und lehnte sich auf ihn, als sie weiter auf den Rücken des Mannes starrte und dann sprach: „Bist ja ein echter Blickfang, hm? Und hast ne freche Klappe. Wirklich beeindruckend. Du bist groß, gut gebaut und durchtrainiert. Ein hübsches Exemplar an einem Mann, da will man ja selber gerne wieder jung und knackig sein, hehe. Nach dir haben sich sicherlich schon viele andere Frauen die Finger geleckt, was? Heh und wer hätte es gedacht? Da bekommt dann ausgerechnet so ein Tollpatsch wie Hana dich ab, ich glaub es einfach nicht…Zu schade das er ein Junge ist…Nachwuchs von euch hätte wirklich das Potenzial hübsch zu werden. So schön und zart wie Hana und so stark und attraktiv wie du…Na? Bist DU der Richtige dafür Großer?“ Hä was?! Was lief hier gerade für ein Film?! Was sagte die Oma da?! Warum hatte es sich gerade so angefühlt als hätte man ihn so richtig an den Eiern gepackt und einmal zugedrückt? Saku kam sich, in jenem Moment zumindest, so vor als wäre er ein verdammter Köter auf einer Hundeschau und als ginge es gerade darum den potentesten und besten Zuchtrüden zu finden um daraus gute Junge aus seiner Hündin zu bekommen! Es schauderte ihm sofort bei dem Gedanken und er erstarrte. Er war doch kein Hund verdammt! Goldva dagegen bemerkte sein Zusammenzucken und stocherte darauf wieder etwas frech mit ihrem Gehstock in seinen Rücken, aber Saku reagierte darauf dieses Mal nicht mehr, denn etwas anderes kroch dann in ihm hoch. Etwas was viel mehr seine Aufmerksamkeit auf sich zog als mit einem Zuchtrüden verglichen zu werden. Er lief dann plötzlich etwas rot an und das alles nur wegen den Worten die die alte Hexe eben von sich gegeben hatte und spürte erneut wie sein Herz bei dem Gedanken daran schneller schlug. Er ratterte durch seinen Schädel wie ein gerissenes Band. Immer und immer wieder. E-Er und Hana Nachwuchs?! Moment mal: Was?! Woher kam das denn so plötzlich?! Hatte die noch alle Schrauben im Zero?! Saku wusste nicht mal warum, aber auf einmal wurde es ihm verdammt unangenehm auch nur an dieses Szenario zu denken. Was sicherlich auch daran lag das…es ihm irgendwie auch etwas gefiel. Er konnte es, peinlicherweise, nicht mal leugnen und nur stillschweigend für sich behalten. Hana und er…Kinder? Klar, wenn es andere Umstände und Hana kein Junge wäre, dann wäre es vielleicht sogar möglich gewesen. Und wäre ihm Hana damals als junges Mädchen, in seiner Heimat, über den Weg gelaufen, sicher hätte Saku dann versucht sich ihm zu nähern. Denn es stand inzwischen völlig außer Frage dass er in Hana verliebt war und erschreckenderweise…inzwischen sogar noch mehr als damals in Chiharu. Er konnte noch nicht mal glauben das er eben daran dachte und das zu sich selbst zugab. Wie konnte das nur passieren? Und dann auch noch so schnell. Aber die Antworten kannte er schon längst und musste es nicht noch mal durchgehen. Hana war…eben wunderschön und zart und wenn er ein Mädchen wäre hätte Sakutaro sicher schon längst mal versucht ihm den Hof zu machen. stände jetzt vielleicht nicht direkt mit Blumen und nem Ring vor der Tür, aber vielleicht mit etwas mehr Nähe suchend und Hilfsbereitschaft anbietend. Etwas…was er bei Chiharu damals nicht hatte. Und das brachte ihn plötzlich wieder zum Grübeln. Warum…eigentlich nicht? Sakutaro war in Chiharu verliebt gewesen. Er wollte bei ihr sein, sie beschützen und eine Familie mit ihr gründen…Oder etwa nicht? Naja, wenn er so darüber nachdachte war auch nie ER die Person gewesen die den ersten Schritt machte…Sondern immer Chiharu. Sie hatte effektiv seine Nähe gesucht und auch hatte sie ihm damals den Tritt gegeben mit ihr eine Beziehung zu haben, ihn verführt und ermuntert mit ihr Sex zu haben. Vieles was er getan hatte war von ihr in die Wege geleitet worden. Was sich gerade vielleicht sehr manipulativ anhörte, aber von ihr sicherlich nie so gewollt gewesen war. Sie wusste damals halt einfach immer genau was sie wollte und das war nun mal er gewesen. Doch…was wollte er? Wollte ER das eigentlich auch? Oder hatte er sich einfach nur mitreißen lassen? Er war plötzlich durcheinander deswegen und warum…viel ihm das jetzt gerade auf? Doch viel spannender war die Frage: Warum war das bei Hana nicht so? Saku fiel plötzlich auf das einige Dinge, die er für Hana tat, er von sich allein aus getan hatte. Ein Beispiel war das Versprechen am Strand gewesen. Das Versprechen das Hana mehr bei ihm sein durfte und er ihm einiges über sie beibringen wollte. Er tat das nicht weil es sich so gehörte, oder weil es eben ein Versprechen war,…sondern weil er selbst es so wollte. Er WOLLTE Hana in seiner Nähe und kam auf ihn zu. Saku suchte die Nähe zu ihm. Und Hana hatte ihm auch noch das Leben gerettet in diesem verfluchten Tal in das sie gefallen waren. Und…und dann fiel ihm ein das es da noch dringend etwas zu klären gab, wenn er schon dabei war: Er musste wissen was passiert war. Saku hatte es die ganze Zeit über immer wieder verdrängt oder versucht nicht daran zu denken, seit sie aus diesem Tal gekommen waren. Doch es nagte an ihm. Dieser Blackout nagte an ihm, den er seit jener Nacht der Höhle gehabt hatte, der ließ ihn einfach nicht los. Denn als er damals wieder zu sich gekommen war, da war er plötzlich völlig wo anders gewesen und half dann auch schon Hana dieses Biest umzubringen das wie ein Werwolf aussah. Es ging alles so schnell und wirkte wie ein böser Traum. Doch wie er dort überhaupt erst hingekommen war und was dazwischen alles so passierte, dass wusste er bis heute nicht. Keiner hatte mit ihm wirklich darüber gesprochen. Nicht mal Paku. Der wich damals dem Thema elegant aus, so als wollte man hoffen dass es in Vergessenheit geraten würde. Doch das war es nicht, denn Saku hatte das beklemmende Gefühl…das er beinahe etwas Furchtbares getan hätte. Es nagte im hinteren Teil seines Verstands an seinem Hirn wie eine Made im Speck. Und er war sich sicher…das es was mit Hana z tun gehabt hatte, was auch immer da passiert war während seines Blackouts. Denn nach der Sache…waren beide anders zueinander geworden. Es war offensichtlich gewesen. Sie gingen dann ganz anders miteinander um und kamen…sich langsam näher. Es stand auf jeden Fall fest: Saku musste ihn darauf ansprechen. Und vielleicht fand er hier ja endlich einen ruhigen Moment und Ort dafür. Goldva ließ plötzlich von seinem Rücken ab und lief danach rechts an ihm vorbei und wieder vor zu ihrem Platz. Und noch während sie das tat kam Saku wieder ins Hier und Jetzt zurück und sah ihr dabei zu. Sah wie die Alte sich setzte und dabei laut ausatmete. Es wurde begleitet von einem Geräusch als…als wäre sie erschöpft. Was interessant war, denn was erschöpfte sie so offensichtlich? War es ihr Alter, oder die Tatsache dass es alles etwas zu viel für sie wurde? Immerhin war das auch für sie eine völlig neue Situation und es zeigte sich ja bereits das Hao noch weniger damit umgehen konnte als sie. Der also keine so große Hilf sein wurde, sondern eher noch zusätzlich Probleme bringen könnte, welche das auch immer sein würden. Goldva war ruhiger als Hao und das wo Saku so viel Schlimmeres von ihr erwartet hätte. Doch dieses Treffen war an sich schon sehr seltsam, denn diese Oma sprach nicht nur locker mit ihm, sondern verhielt sich auch noch so als hätte sie nur auf ihn gewartet und damit er mal das ganze Dorf etwas durchrütteln würde. Was er allein schon durch seine Anwesenheit bereits mit Bravour erledigt hatte. Die waren hier definitiv genug aufgewühlter als sonst, so viel stand fest. Und da er noch etwas blieb würde das auch erst mal nicht so schnell wieder weggehen. Ab jetzt wurde es erst richtig lustig, was? Danach sah die alte Frau auch wieder zu ihm rüber und hatte ihn genau im Blick. Saku saß einfach da und blickte zu ihr zurück und sie konnte es genau sehen. Sie konnte sehen wer er wirklich war und das es kein Zufall sein konnte das er nun hier saß. Hier bei ihnen in ihrem Dorf und zu so einem Zeitpunkt in Hanas Leben. Zufall und Schicksal lagen nun mal sehr dicht beieinander, so sagte man, doch sie glaubte nicht an Zufälle…Sondern nur an das Schicksal und eines wusste Goldva somit ganz genau: Er war geschickt worden. Dieser Mann war der Jenige…der wieder das Gleichgewicht in dieses Dorf brachte. Etwas was durch Hana seine Geburt völlig aus den Fugen geraten war und somit wieder ausgeglichen werden konnte. Es klang erst schlimm, aber das war es noch nicht mal. Und Goldva hatte nicht einmal gelogen als sie immer und immer wieder sagte: das Hana etwas Besonderes wäre. Seine Entstehung, seine Geburt und auch sein Körper waren besonders. Noch einzigartiger als der seiner Mutter, die sich ja auch von allen abhob. Und sie wusste das. Die alte Hexe wusste es in dem Moment…als sie das Baby von Yoh das erste Mal richtig untersucht hatte und sie feststellte das er „anders“ war als seine Mutter und sein Vater. Es mag vielleicht das böse Blut seiner Großmutter in ihm pochen, aber Hana war dennoch der Messias, daran gab es keinen Zweifel. Und nun war dieser Fremde gekommen um auch sein eigenes Schicksal damit zu erfüllen. Was auch ihm mit in die Wiege gelegt wurde und er somit automatisch an den jungen Sohn des Häuptlings geknüpft war. Es war…wie es vorhergesagt wurde. Ja…und wer hätte es gedacht aber Hana war den Legenden ihres Stammes näher als alle anderen auch nur ahnen konnten. Einzig Yoh wusste vielleicht noch darüber Bescheid, denn er war nicht blöd und den Geistern so nahe wie Goldva. Sein Sohn war der Auserwählte. Und Goldva tat es immer wieder leid das sie so hart mit ihm umgehen musste, doch sie hatte keine andere Wahl. Sie musste Hana auf das vorbereiten was kommen würde und ihn auf den rechten Bahnen halten. Aber auch sie…war nicht ohne Fehler. Und sie hatte einen Schrecklichen begangen, den sie nicht mal wieder gutmachen konnte, egal wie sehr sie es auch versuchen würde. Sie hatte Hana mit Schande belastet…welche er offensichtlich nicht verdient hatte, denn nun ergab es Sinn. Und wenn sie sich nicht irrte…dann war der Blonde wegen diesem Fremden diese ganzen gefährlichen Wege gegangen. Vielleicht würde er ihr eines Tages vergeben und wenn nicht…dann musste sie mit der Schande leben. Mit dem Leben was sie ihm angetan hatte. Ja…Hana war wirklich besonders. Auch einfach weil er… Sie lächelte dann plötzlich. Dieser Mann vor ihr…würde alles verändern. Und dann sprach sie schließlich zu dem noch immer aufmerksamen und wartenden Piloten rüber: „Wie auch immer…Das Wichtigste ist: das du nun hier bist und alles Andere kann warten. Ich werde dich nicht mehr in Fesseln legen lassen und ich werde dich auch nicht aufhalten dort hinzugehen wohin du auch gehen magst. Ich gewähre dir freies Geleit. Doch ich denke dass es dich die nächste Zeit etwas länger hier halten wird, nicht wahr? Allein schon weil du sagtest das du Hao seinen Sohn erst mal nicht verlassen willst…. Du kannst dich in unserem Dorf also frei bewegen, ganz egal was Hao auch sagt. Ich gebe dir mein Wort, Fremder.“ Ihr Wort also…Saku sah sie stechend an. War das so ja? „Das klingt sehr zuvorkommend von euch…Aber wo ist der Harken? Es gibt bei sowas immer einen Harken. Immerhin bin ich euch völlig fremd und ihr könnt mir nicht erzählen das ihr mir einfach so blind vertraut nach so einem kurzen Gespräch zwischen uns beiden. Das wäre, meiner Meinung nach, ziemlich dumm.“ Sagte Saku ehrlich. Wobei es für ihn ja weniger einem Gespräch ähnelte, sondern mehr wie eine weitere Musterung wirkte. Zumindest für Sakutaro. Goldva lächelte ihn darauf wieder frech an. Er war sehr schlau und aufmerksam. Heh, sie mochte ihn wirklich gern und das nach so wenigen Minuten. Er war stark und sehr aufmerksam. Aber es war auch kein Wunder…denn er gehörte ja hier her. Etwas was die Patcheen ausmachte. Sie räusperte sich etwas krächzend und gab dann von sich: „Es gibt keinen Harken. Ich weis einfach dass ich dir vertrauen kann, denn du hättest mich alte Krähe bereits locker mehrere Male töten können, wenn du es gewollt hättest und hast es eben nicht getan. Du bist ein guter Mensch, wenn auch vielleicht etwas zu impulsiv und emotional für meinen Geschmack. Da stehst du Hao wohl in nichts nach und Hana erst recht nicht. Aber das muss ja nichts schlechtes sein...Die Göttin des Windes hat dich geschickt. Es gibt also keinen Grund dir nicht zu vertrauen…Und du bist vom Himmel gefallen, nicht wahr?“ Saku zog eine Augenbraue hoch. Warum fragte sie das so gezielt? Sie sprach über Götter…etwas womit er ja nichts anfangen konnte und dann ernst darauf sprach: „Wohl eher hier bruchgelandet wegen einem Sturm. Ich kann froh sein das ich mit dabei nicht die Gräten gebrochen habe, sondern nur mein Flieger im Eimer ist.“ Goldva grunzte darauf amüsiert und kicherte leise in sich hinein. Ja das hatte sie sich schon gedacht. Immerhin war das schon mal passiert. Er war es also wirklich…und er war endlich da. Sie sah wieder frech zu ihm. „Ich bin mir sicher…das Hana deine Wunden verpflegt hätte, wenn es soweit gekommen wäre. Immerhin…hat er dich ja sehr gern. Er ist eben das typische Kind das ein verwundetes Tier mit nachhause schleppt, es behandelt und dann auch noch behalten will…Obwohl ich ja zugeben muss das er DIESES Tier gern hier behalten darf…“ Als sie das sagte hustete sie wieder etwas auf dabei. Sakutaro dagegen wurde aber schlagartig wieder etwas rot und sah vor sich auf den Boden. Ach verdammt noch mal, warum fanden ihn Frauen immer gleich so toll?! Und es war dann ach noch ganz egal ob sie jetzt jung oder alte Krampen waren! Der Fluch seiner Familie: gutes Aussehen. Außerdem: Er war doch keine Katze die Hana einfach mal so mit nachhause nahm und dort fragte ob er sie behalten darf! Irgendwie stellte er sich das gerade bildlich vor. Wie Hana ihn am Kragen seiner Fliegerjacke gepackt hatte und zu sich in Dorf zerrte, nur um ihn dann Mama strahlend vor die Füße zu zerren und sie dann zu fragen ob er ihn behalten durfte. Das beschämte ihn etwas, vor allem dann noch mehr da es so schien als mochte die Alte ihn sehr. Und nicht nur die sondern offenbar auch Hana seine Mutter. Was er noch weniger verstand, denn immerhin kam er nicht vorn hier. Sollten sie ihn also eigentlich nicht hassen? Genauso wie Hao es getan hatte? Wie auch immer, er schluckte und dachte wieder an den Blonden zurück. Sah ihn wie sie sich kennengelernt hatten. Damals wollte Saku ihn loswerden und sogar umbringen weil er so überfordert mit der Situation gewesen war. Krank beschrieb sein damaliges Verhalten eigentlich ganz gut, denn nur weil man unter Stress litt sollte man niemanden gleich umbringen wollen. Er hatte aber auch nie behauptet dass er „normal“ war. Immerhin hatten alle seine Jungs eine Macke und er noch dazu die Größte. Saku stand immer zu seinem „Tick“ den er hatte. Den Tick kämpfen zu wollen und aggressiv zu werden wenn er unter Stress litt. Doch nun hatte sich etwas verändert. Verändert seit er bei Hana war…er wurde nämlich gelassener. Sakutaro neigte nicht mehr schnell dazu aggressiv zu attackieren und erst zu schießen nur um danach die Fragen zu stellen. Hana hatte in der Hinsicht etwas mit ihm gemacht. Genauso…wie er etwas mit Hana angestellt hatte. Sie veränderten sich…und das offenbar gemeinsam. Und dieses Gefühl war dann plötzlich wieder da, wenn er daran dachte. Jenes das er damals am Strand gehabt hatte als der Blonde bei ihm vorm Lagerfeuer schlief. Das Gefühl welches er bekam als er hoch zu den Sternen sah, die auf dieser dunklen Insel umso heller schienen als sie es in den beleuchteten Stadtteilen von Tokyo jemals könnten. Sogar noch heller…als in Nagano, wo er geboren wurde…Es war das Gefühl von Geborgenheit. Als wäre man zuhause angekommen. Etwas was er jedes Mal bekam…wenn Hana in seiner Nähe war. Und als der Kleine vor Stunden angeschossen wurde. Als er blutig in Sakutaro seinen Armen lag und er dachte Hana würde sterben…da fühlte es sich an als würde auch seine Welt mit ihm sterben. Eine Welt…die ohne Hana plötzlich keinen Sinn mehr ergab. Und während er so darüber nachdachte, sah ihn Goldva genau dabei zu. Er konnte nicht leugnen wer er war und wo sein Herz hingehörte, so sehr er es auch versuchen wollte, denn er war nicht aus purem Zufall hier, auch wenn er es vielleicht dachte. Denn es war sein Schicksal gewesen an diesen Ort zu kommen. Es war sein Schicksal gewesen dem Sohn des Häuptlings zu begegnen und diesen nun zu leiten. Ihm zu helfen. Und das würde er tun, denn dieser Mann vor ihr war stark, aufrichtig, entschlossen und einfühlsam. Der Anführer lag ihm im Blut und noch so vieles mehr. Goldva wusste es. Wusste es von dem Moment an wo sie ihm in seine braunen Augen sah, die so scharf und offen waren wie die Augen eines Adlers hoch in den Wolken. Es waren schöne Augen. Und dann fragte sie ihn plötzlich: „…Wie ist eigentlich dein Name, Bursche? In all der Aufregung haben wir uns ja noch nicht mal richtig vorstellen können. Mein Name ist Goldva. Ich bin der ehemalige Häuptling der Patcheen und nun die Dorfälteste.“ Saku riss es aus seinen Gedanken und er sah wieder zu ihr auf. Jetzt wollte sie nach seinem Namen fragen? Wo sie ihn kurz vorher noch wie bei einer Brautschau schon von oben bis unten gemustert hatte? Okay…Erst zögerte er deswegen noch etwas, aber dann fiel ihm ein dass es dazu keinen Grund mehr gab. Diese Alte spielte mit offenen Karten, dass hatte er eben gesehen und sie schenkte ihm Vertrauen indem sie ihm die Fesseln abnahm, ihren Namen preisgab und ihm auch noch freies Geleit gab. Also…versuchte er es erneut mit Vertrauen, wie bei Hao und Yoh. Etwas…was er erst durch Hana wieder gelernt hatte. So schluckte er den letzten Zweifel runter und antwortete ruhig: „…Sakutaro Sakurai.“ Goldva sah ihn stumm an…Ein interessanter Name. Er wirkte stark und einem Anführer würdig, welcher er ja war. „So, so…willkommen bei den Patcheen…Sakutaro Sakurai.“ Und dann lächelte sie. Sie lächelte und freute sich wie sie es schon lange nicht mehr getan hatte, denn das letzte Mal war es zu Hana seiner Geburt gewesen. Als sie dieses kleine, schreiende Bündel in den Armen hielt und es danach seiner Familie übergab. Sie sah welch eine schöne Familie sie doch waren. Hao, Yoh und ihr Sohn Hana. Und so viel passierte danach, was nicht hätte sein müssen und sie leider auch Mitverantwortung dafür trug. Doch nun konnte sie wieder lächeln, denn ab nun wurde alles gut. Er war hier. Sakutaro Sakurai war hier und genau hier würde er auch bleiben. Sie wusste es, denn das war sein Schicksal. Und nach so langem Warten auf ihn…war er endlich zuhause…Dyami war endlich nachhause gekommen. Draußen war es nun bereits schon dunkel geworden und der Regen, der immer härter wurde, machte es nicht besser, sondern verdunkelte den Himmel nur noch mehr als er es bereits war. Ein Sturm zog auf und er würde diese Nacht über ihr Dorf hinwegfegen. Sicherlich waren auch schon alle in ihren Heimen und in der warmen Obhut ihrer Familien. Fern von der Dunkelheit und er Nasse. Aber nicht nur draußen war es düster geworden, sondern auch in Hana seinem Herzen. Inzwischen Lag er auf dem Boden. Abgelegt auf einer warmen und kuscheligen, großen Felldecke und rechts neben dem kleinen Lagerfeuer in ihrem Wigwam. Sein Blick starrte nur rechts von sich in die lodernden Flammen, denn sein Verstand war noch ganz wo anders und völlig abgelenkt von dem was passiert war. Dieser Schmerz. Besonders das starke Pochen an seiner Wange holte ihn immer wieder zurück ins Hier und Jetzt, nur um ihn danach wieder genau deswegen zurück in seine Gedanken fallen zu lassen. Tiefer und tiefer in diese abdriftend, denn es quälte ihn. Ließ ihn nicht mehr los. Aber das war auch verständlich denn noch nie zuvor…hatte sein Vater ihn geschlagen. Und diese kalte Realisation setzte wirklich knallhart ein und wollte einfach nicht mehr gehen. Sah es wieder vor seinem inneren Auge vor sich. Wie sein Vater vor einer guten Stunde ausgeholt hatte und vor allen Dorfbewohnern und den Menschen die ihm wichtig waren, zum zerstörerischen Schlag ansetzte. Ihm eine verpasste hatte und in jenem Moment damit ein tiefe Kluft zwischen sie riss. Eine von der Hana nicht wusste…ob sie sich je wieder schließen würde, denn sein Vater hatte ihn in einem verbwunderbaren Moment und schwer verletzt bloßgestellt und ebenfalls Schmerzen zugefügt. Etwas…was ein Vater niemals tun sollte. Und dennoch war es passiert. Riss alles nieder was sie so lange aneinander gebunden hatte…nämlich Liebe und Respekt. Immer und immer wieder dachte Hana zurück an seine Kindheit. An Tage als es noch anders gewesen war. Dachte daran wie er und sein Vater zusammen im Dschungel Insekten gefangen haben, oder als er ihm beibrachte einen Bogen zu benutzten. Hana sogar mal mit seinem Bogen schießen durfte und Hao ihn stolz anlächelte weil sein Sohn so gut damit geschossen hatte. Es waren schöne Momente gewesen. Momente des Glücks die er zusammen mit seinem Papa haben durfte und in denen es nur sie gab und niemand anderen um sie herum. Hao hatte meist kaum Zeit für ihn gehabt, eben weil ein Häuptling noch viele andere Verpflichtungen besaß als nur seine Familie. Aber diese auch mal fand, nur um dann mit ihm Spaß zu haben. Sein Vater war immer jemand zu dem er aufsah. Jemand den er liebte, genauso sehr wie auch Mama. Sie waren alles für ihn gewesen. Aber nun…war er sich da nicht mehr so sicher. Aber nur bei seinem Vater. Die Zeiten, als Hana älter wurde, waren hart gewesen und sie wurden die letzten fünf Tage immer härter. Das zwischen ihnen wurde härter und kühler je mehr Zeit verging und Hana wusste irgendwann nicht mehr was er noch tun sollte um es zu retten. Er wollte sich seinem Vater ja nicht immer freiwillig wiedersetzten, aber er konnte auch nicht einfach da sitzen und alles tun was der von ihm wollte. Immerhin war er nun erwachsen und suchte seinen eigenen Weg. Wollte sich abnabeln, aber Hao ließ das nicht zu. Und nie hatte sein Vater auch nur ansatzweise Mal bei ihm gefragt wie ER leben wollte, oder was ER für Wünsche im Herzen trug. Zum Beispiel hätte er dann erfahren…dass der Blonde eigentlich überhaupt kein Häuptling sein wollte! Was Hao sicherlich zu tiefst schockieren würde. Besonders da der Kleine dafür geboren wurde. Hana hatte sein Leben lang immer nur gesagt bekommen dass er der Nachfolger seines Vaters werden würde und dann mal das Dorf leiten sollte. Doch er wollte das nicht, denn er fühlte sich nicht dazu bereit. Obwohl „bereit“ auch nicht richtig war, denn eigentlich…fühlte es sich für ihn nicht so an als wäre das seine Bestimmung, denn er konnte niemanden leiten und führen. Es klang komisch aber dass hatte er einfach nicht drauf und er war noch dazu jemand der meist mit sich selbst mehr kämpfte als mit allem anderen und er deswegen auch öfters dachte: Ich habe doch schon genug Probleme mit mir, also wie soll ich mich dann noch um jemand anderen kümmern und für den ebenso Verantwortung übernehmen? Hana war in der Hinsicht ehrlich zu sich selbst. Er war immer schon teils ein kleiner Egoist gewesen, besonders wenn es um Dinge ging die er unbedingt wollte. Aber seit er Saku kannte hatte sich das um neunzig Grad geändert. Er besaß noch immer seinen sturen Egoismus in manchen Dingen, aber nicht mehr so exzessiv wie vorher. Dennoch war er noch immer nicht dazu fähig andere zu leiten. Er konnte das nicht. Das war nicht seine Aufgabe, denn es fühlte sich einfach nicht danach an, so das er deswegen lange immer und immer wieder etwas gesucht hatte wo er sich drin wohl fühlte. Etwas was er konnte und wo er nicht immer um die Gunst seines Vaters kämpfen musste, oder sich zu beweisen. Sondern einfach nur etwas wo er er selbst sein durfte. Und ihm fiel dann sogar etwas ein. Es gab einen Ort und Arbeit…und dies war bei Mama. Bei Mama…konnte er sein wie er war. Hana hatte schon immer eine Faszination für das Jagen gehabt. Das war klar und er wollte als Kind deswegen immer gerne mit Papa jagen gehen, aber durfte nicht weil seine Mutter es noch nicht für richtig hielt. Zumindest durfte er nicht so früh da raus und nicht so oft wie andere im Dorf, oder damals sein Vater, der ja schon bereits mit sechs das erste Mal jagen gewesen war. Und das verstand Hana damals einfach nicht. Es machte den Kleinen sauer auf seine Mutter und er fühlte sich zu sehr von ihr behütet. Doch inzwischen war ihm klar geworden…dass er dieses Verhalten nur noch mehr förderte, besonders wenn er immer schnell anfing zu weinen sobald er sich verletzt hatte. Denn genau dann war seine Mutter immer zur Stelle und pflegte ihn wie es sich gehörte. Und ehrlich gesagt: liebte er es. Hana mochte es wenn seine Mama ihn auf ihren Schoß hob, sich sanft um seine Wunden kümmerte und dabei so behutsam mit ihm sprach wie es kein anderer auf der Welt konnte. Oft sah er dann Mama dabei ganz genau an und verlor sich in ihrer Schönheit und ihrer sanften und ruhigen Stimme. Manchmal sang sie dabei sogar etwas für ihn, was er nur noch mehr liebte und dann meist sofort auf ihrem Schoß einschlief. Alles was sie tat gefiel ihm und er wollte genauso sein wie Mama. So wunderschön werden, gutmütig anderen helfen und so schön singen. Und das konnte er auch. Hana konnte schön singen und die Kinder im Dorf liebten es wenn er das tat. Besonders da es selten war, denn sein Vater wollte das nicht. Meinte: das würde sich nicht für einen Häuptling gehören. Aber er wollte das ja auch nicht werden. Es war nie sein Wunsch gewesen, denn viel lieber…wäre er wie Mama geworden. Er liebte seine Mutter über alles. Hana und seine Mutter waren verbunden und diese Bindung würde auch niemals reißen. Es war offensichtlich, denn wenn es Mama nicht gut ging, dann bekam das ihr Sohn sofort mit und fing an zu weinen. So das der Blonde sich plötzlich fragte: Wie oft? Wie oft war seine Mutter für ihn wohl stark geblieben und nicht zusammengebrochen, nur um ihn zu behüten und davor zu schützen selber zu verzweifeln? Ihn vor Trauer und Angst zu beschützen damit er ein selbstsicherer junger Mann werden würde. Er wusste es nicht, aber er wusste eines dafür ganz genau…Mama hatte ihm damit geholfen. Denn nur durch sie war er einigermaßen selbstsicher geworden und ließ sich nicht noch mehr von seinem Vater unterbuttern. Doch Hana hatte durch das Verhalten noch etwas mehr von seiner Mutter gelernt. Etwas was viel wichtiger war…und das war Güte. Denn Yoh war eine unglaublich gütige Person und zu seinem Sohn umso mehr. Und genau diese Güte besaß Hana auch, wenn er nicht gerade den Dickkopf seines Vaters angeschaltet hatte. Deswegen wusste er auch plötzlich wo er immer am offensten und ehrlichsten zu sich selbst gewesen war…nämlich wenn er mit Mama arbeitete. Und er konnte es nicht leugnen dass er nämlich von beiden seinen Eltern viel abbekommen hatte. Es war so offensichtlich. Also warum…sagte man ihm dann immer wieder: er wäre seiner Großmutter so ähnlich. Hana…kannte sie ja nicht mal und hatte auch nie was über sie erzählt bekommen. Was hatte…Oma nur getan? Hana hatte oft, weil er eben nicht so früh mit Vater jagen durfte, mit seiner Mutter gearbeitet und viel von ihr gelernt und genau da fühlte er sich am wohlsten. Hana blühte förmlich auf, wenn Mama ihm beibrachte wie er das Essen zu bearbeiten hatte, man Wunden versorgte und wie man Kräuter behandelte um später gute Medizin daraus zu machen. Außerdem liebte er es sich um Blumen zu kümmern, denn das brachte ihn runter und machte ihm Spaß. Einzig sich um kleiner Kinder zu kümmern lag ihm nicht so. Denn als er noch kleiner war da wusste er nicht wie er sie am Besten anpacken sollte und war unsicher in der Hinsicht. Aber an sich waren es sonst alles Arbeiten bei denen er sich wohl fühlte und es nicht um rohe Gewalt oder Kraft ging…sondern um Köpfchen und Empathie. Und Hana war sehr schlau, nur leider gern mal etwas zu impulsiv, genauso wie sein Vater. Sicher tobte er sich auch gerne mal aus und musste dadurch Dampf ablassen, da machte sich eine kleine Jagd besonders gut dafür, aber im Grunde liebte er es sein Köpfchen zu benutzen und mit Geschicklichkeit Probleme zu lösen. Sei es nun Fallen basteln, oder spontane und neue Jagdideen zu erfinden. Hana war weniger Muskeln wie sein Vater, sondern mehr Köpfchen wie Mama. Es klang peinlich, aber wenn man ihn so sah…könnte er besser in die Mutterrolle passen als in die eines Anführers. Denn es machte ihm auch Spaß zu helfen. Noch dazu kam er immer mehr mit den Kleinen im Dorf gut zurecht, je älter er wurde. Zumindest mit denen die sich ihm noch nähern durften und nicht weg blieben weil sie dann nämlich Angst bekamen sie könnten sonst Ärger bekommen, oder so. Und genau deswegen kam er sich plötzlich auch so blöd vor. Denn in der letzten Zeit hatte er nicht oft seinen Kopf angeschaltet, sondern nur mit seinem Herzen und Gefühlen gehandelt und genau deswegen…hatten sie nun diese Probleme. Deswegen war er von seinem Vater zum ersten Mal geschlagen worden…und hatte damit auch den armen Saku nur in Schwierigkeiten geritten. Was ihm so leid tat… Eine sanfte Berührung holte ihn aus seinen Gedanken und er sah wieder vom Feuer rechts neben sich weg und nach links zu seiner Mutter, welche ihn vorher noch sanft an der linken Wange berührt hatte. Yoh schenkte ihm ein sanftes und liebes Lächeln, so wie er es immer machte wenn er seinen Sohn sah und ließ dann die Hand weiter auf Hana seiner Wange ruhen. Dort streichelte er weiterhin sanft über diese und wie auf Kommando und völlig ergeben schloss der Blonde dann seine Augen und genoss die Berührung seiner Mutter. Wenn er könnte würde er sogar anfangen zu schnurren. Es tat gut. Immer wieder, wenn Mama ihn anfasste, war es dann als würden all der Schmerz und die Belastungen verpuffen die ihn plagten. Seine Mutter hatte wirklich heilende Hände, so wie viele immer sagten und manchmal wünschte sich Hana er würde diese auch besitzen, denn er wollte ebenso gutes damit tun. Und jedes Mal, wenn sie ihn berührte, dann war es als würden sie eine Verbindung zueinander herstellen. Eine die nur Mutter und Sohn hatten, denn für Hana fühlte es sich so vertraut an. Er konnte dadurch das Pochen von Mamas Herzen hören, ihren Puls fühlen und das beruhigende Atmen. Es war instinktiv das es ihm gefiel, denn genau das war das Erste was er in seinem Leben gespürt hatte. Was er in dem Moment fühlte als er anfing zu existieren und im Bauch seiner Mutter heranwuchs. Er konnte sich natürlich nicht genau daran erinnern, aber es musste einfach von dort sein, denn es beruhigte ihn und er kannte es zu gut. Es war natürlich. Ja und während er da so lag, fühlte wie Yoh ihn zart streichelte, da fiel Hana noch etwas auf. Er verglich plötzlich. Er verglich auf einmal die Berührung seiner Mutter mit anderen die ihn schon berührt hatten im Leben. Und niemand kam auch nur ansatzweise nahe an dasselbe Gefühl ran…Außer einer. Es gab eine Person bei der er komplett andere Gefühle spürte, wenn sie ihn berührte und die noch intensiver waren als bei seiner geliebten Mutter…und das war Saku. Wenn Sakutaro ihn berührte, dann war es für Hana wie eine Explosion an Gefühlen. Es war so komplett anders und auch viel intimer und heißer als alles was er jemals zuvor gespürt hatte. Am Anfang hielt Hana es noch für Angst und das sein Körper ihn vor diesem Fremden warnen wollte. Aber inzwischen wusste der Blonde das es das nicht gewesen war, sondern etwas völlig anderes…Es war Liebe. Hana hatte sich, nach dem was im Tal zwischen ihnen passiert war, langsam immer mehr in Saku verliebt und war sich nun dessen bewusst geworden. Er liebte ihn und diese Gefühle…das Gefühl ihm näher zu sein und ihn zu spüren, wurde von Tag zu Tag intensiver. Hana sein Körper fuhr inzwischen eine komplette Wildwasserbahn mit seinen Gefühlen und er kam einfach nicht mehr da raus. Und die Erinnerungen, an das was sie erlebt hatten, machten ihn wild. Sie machten ihn wild und kribbelig je länger und öfter daran zurückdachte. Ihr erster ungewollter Kuss am Stand, der so neutral gewesen war und nichts zu bedeuten hatte, als Saku ihn einfach nur vor dem Ertrinken gerettet hatte. Dies ihm jetzt aber nach hing und er sich ärgerte diesen nicht bewusst erlebt zu haben. Der Moment als Saku ihn vor der reißenden Strömung schützte und ihn in den Arm nahm, als es runter zum Tal ging. Als er ihn schützend in den Arm nahm um ihn vor Onaya zu retten. Das verspielte und wilde Angeln was sie zusammen hatten und wo sie sich im Wasser dann etwas länger in die Augen gesehen hatten als jemals zuvor. Wo Hana…das erste Mal das Bedürfnis hatte sich diesem Mann einfach hinzugeben und er alles mit ihm machen durfte was er wollte. Dieser Instinkt nach Paarung in ihm hoch kam und der noch so fremd gewesen war. Der Abend als Saku ihn schützend an sich drückte als Hana einfach nicht aufhören konnte zu weinen. Und ganz besonders als er heute angeschossen wurde und Sakutaro nicht eine Sekunde von seiner Seite gewichen war. Sie waren verbunden. Hana wusste nicht genau durch was, aber irgendwas hatte sie miteinander verknüpft, ohne dass sie sich dessen bewusst waren und es wurde jeden Tag intensiver und intimer zwischen ihnen. Doch ihr intimster Moment…war definitiv in diesem verfluchten Tal gewesen. Saku konnte sich zwar nicht mehr daran erinnern, aber Hana hatte es nicht vergessen und in sein Herz eingraviert. Sicher am Anfang war da Angst gewesen. Immerhin wollte sich Saku an ihm vergreifen, auch wenn der dafür nichts konnte, aber Hana war noch nicht emotional so weit gewesen um ihn näher an sich zu lassen. Und dann erst recht nicht unter einem Fluch und mit einer Vergewaltigung! Obwohl Sakutaro das ja nicht getan hatte weil er es so wollte…Oder? Also er wollte ihn sicher nicht vergewaltigen, aber er suchte offenbar nähe. Er floh…Hana an ihn nicht zu verlassen…Warum zweifelte er plötzlich daran? Also das es nur ein Fluch gewesen war. Lag es an seinem Blick? Dem Blick den er ihm damals zugeworfen hatte, als sie beide verflucht gewesen waren und sie sich so tief in die Augen gesehen hatten dass man sich darin verlor? Und im Gegensatz zu Saku war Hana noch nicht komplett weg gewesen und erinnerte sich damit an jede Sekunde davon. An jede Berührung die Saku ihm schenkte und an diesen sanften und sehnenden Blick als würde er ihn lieben. Und in dem Moment gab es für Hana plötzlich auch nichts anderes mehr. Sein Körper reagierte eigenmächtig darauf und obwohl seine Seele schrie das nicht zu tun…so wollte er es doch irgendwo im hinteren Winkel seiner Gefühle. Er wollte diesen Mann vor sich und nun war er sich dessen bewusst geworden. Ob das…bei Saku auch so gewesen war? Aber sicherlich würde er das niemals erfahren. Und der Gedanke, dass dieser Mann eines Tages diese Insel verlassen würde…riss ihn in Stücke. Es riss ihn einfach in Stücke. Saku sollte nicht gehen. Er sollte einfach bei ihm bleiben und se sollten sich immer wieder und jeden Tag aufs Neue streiten und Dummheiten anstellen. Saku sollte ihn anschreien und er würde sich ihm dann frech wiedersetzten. Es sollte alles für Hana genauso bleiben und das am liebsten für immer. Denn er…er liebte ihn doch. Bitter er…er durfte nicht gehen. Was sollte er denn ohne ihn machen? Hana konnte sich nämlich plötzlich eine Welt ohne Saku nicht mehr vorstellen! Scheiße…Er war wirklich knallhart in ihn verliebt, was? Wie hatte der Blödmann das nur geschafft? Und was war es genau gewesen? Seine Dickköpfige und aggressive Art? Sein sanftes und offenes Lächeln?...Oder sein herzliches Lachen, damals im Wasser am Strand…? Und als er dieses Lachen wieder vor sich sah…da konnte Hana es nicht mehr halten. Es tat so weh. Er sollte nicht gehen. Deswegen ließ er es laufen. Ließ einfach leise seine Tränen laufen, die seine warmen Wangen hinunter kullern wie sanfter Tau auf den Blättern am frühen Morgen. Aber genau das Bild erschreckte seine Mutter auch sofort und sie sah ihn besorgt deswegen an. Sie wusste ja nicht an was er gerade dachte und was in ihm vor ging, als dachte sie eher an etwas Körperliches. Dachte dass seine Wunde wieder anfing mehr zu schmerzen und Yoh deswegen sanft und besorgt fragte: „Hana? Hana was hast du? Tut dir deine Wunde wieder mehr weh mein Schatz?“ Hana öffnete wieder die Augen, als Yohs Hand seine Wange verließ und er die besorgten Worte seiner Mutter hörte. Sein Blick floh dann links neben sich hoch und zu seiner Mutter, die in einer knienden Position dort saß und ihn traurig dabei anblickte. Nein. Mama sollte ihn nicht so traurig ansehen und er wollte sich plötzlich selbst in den Arsch beißen das er vor seiner Mutter anfing zu heulen wie ein Schlosshund! So riss er sich also schnell wieder zusammen und rieb mit den rechten Handrücken die Tränen aus seinen Augenwinkeln und von den nassen Wangen. Kurz danach blinzelte er mehrere Male und lächelte dann frech, als er darauf sprach: „N-Nein es ist alles gut, Mutter. Bitte mach dir keine Sorgen. Ich…ich mache mir nur solche Sorgen wegen Saku. Ich meine…was wird jetzt mit ihm passieren?“ Das war es also. Yoh wunderte es noch nicht mal sonderlich und er seufzte dabei leicht. Er hatte auch schnell bemerkt dass sein Sohn eine sehr innige und enge Verbindung zu diesem Mann geknüpft hatte und die Tatsache das Hao diesen nun wie ein gefährliches Raubtier behandelte setzte Hana natürlich zu. Doch sein Gatte wusste nicht mal wie falsch er mit dieser Annahme eigentlich lag und das von diesem Saku keine Gefahr ausgehen würde. Denn Yoh hatte es ihm sofort angesehen. Als er diesem Mann vorhin in die Augen gesehen hatte, da oben auf dem Fremden Gefährt der Außenseiter…da sah er es. Er hatte gute und sanfte Augen, die aber auch sehr viel Trauer in sich trugen und so wunderschöne noch dazu. Sein Blick war offen, aber auch scharf wie ein Vogel. Einfach zum verlieben. Er musste sogar leicht lächeln denn er verstand nun ganz genau warum sein Hana sich in diesen Saku verguckt hatte. Er war ein starker und guter Kerl mit ehrlichen Augen. Und ganz ehrlich: wäre Yoh wieder etwas jünger und ihm damals vor Hao begegnet, er hätte sich sicherlich auch in ihn verliebt. Was ein gutaussehender Mann. Irgendwie war er sehr stolz darauf dass sein Sohn sich so einen hübschen Kerl geangelt hatte. Wenn doch nur…Hana doch nur Kinder bekommen könnte…Doch er durfte nicht so sehr über den Partner seines Sohnes schwärmen und in Trauer versinken, nicht das Hana noch eifersüchtig wurde. Und das würde er sicherlich werden, denn Yoh wusste das Hana verliebt war. Er war seine Mutter und sah es ihm sofort an. Doch er schob das alles gerade mal wieder beiseite und wand sich erneut an seinen Sohn als er sanft antwortete: „Es wird alles gut werden Hana…Dein Vater hat uns sein Wort gegeben und ich bin mir sicher dass wir ihn bald wiedersehen werden. Du aber solltest dich jetzt erst mal ausruhen und runter kommen. Ich sehe mir deine Wunde gleich auch noch mal an, okay?“ Yoh versuchte ihm wirklich so viel Vertrauen und Ruhe zu geben wie er konnte, aber er wusste das es bei Hana nicht immer ganz so einfach war, weswegen er nichts gegen Unterstützung hatte, die er dann auch von Silva bekam, als er Hilfe suchend zu ihm rüber blickte und der das verstand. Und als Hana dann wieder von seiner Mutter weg sah und besorgt hoch zur Decke starrte, da war es Silva, der rechts am Ausgang des Wigwams stand, die Arme vor sich verschränkt hatte und dabei ruhig sprach: „Deine Mutter hat recht. Es gibt keinen Grund zur Sorge. Dein Vater befindet sich momentan zwar auch in seiner sehr schweren Situation, aber das macht ihn nicht zu einem Tyrannen. Für ihn ist es auch etwas komplett neues dem er sich nun stellen muss. Das macht nicht gut das er dich geschlagen hat und soll keine Entschuldigung dafür sein, weswegen ich auch noch mal mit ihm reden werde…Es kommt nun mal nicht jeden Tag ein Fremder ins Dorf und bittet dann auch noch um die Gunst seines Sohnes. Du musst ihm also etwas nachsehen das er, bei seinem einzigen Sohn, da etwas auf die Barrikaden geht. Immerhin will er auch nur dein Bestes.“ Sein Bestes… Silva lachte dabei leicht und sehr nett, so dass Hana sofort knallrot anlief, da er den Hieb verstanden hatte und seinen Blick dabei wieder von der Decke abwand. Er drehte den Kopf muffig nach links zu seiner Mutter und muffte dann etwas lauter zu seinem Paten rüber: „S-Sakutaro hat nicht um meine Hand angehalten! Und ich will jetzt definitiv nicht über Vater sprechen!“ Den letzten Satz sagte er sogar etwas lauter und Yoh sah deswegen wieder zu ihm runter und von Silva weg. Sein Blick wurde sofort etwas trauriger dabei. Ja das konnte er ebenfalls verstehen. Er war selber noch immer so darüber geschockt das Hao es wirklich gewagt hatte seine Hand Hana gegenüber zu erheben. Das war noch nie zuvor passiert und in der Regel auch kein gutes Zeichen. Yoh stimmte Silva voll zu und wusste ebenfalls das sein Gatte mit allem etwas überfordert war, eben weil es einfach eine völlig neue Situation war in der sie sich nun befanden. Und es war richtig, denn das war noch lange kein Grund um seinem Sohn eine zu ballern. Ihm war die Hand ausgerutscht in seiner Wut und der Tatsache geschuldet das er überfordert gewesen war. Und eigentlich sollte er als Vater und Häuptling sowas unter Kontrolle haben. Der junge Schamane wusste das Hao, bei Stress, schneller dazu neigte aggressiv zu werden und um sich zu schlagen, doch in der Regel hatte er das verdammt gut im Griff. Was war da also vorhin passiert? Er konnte sich das nur so erklären: Hao war das passiert weil er Hana ZU sehr liebte und sich um ihn sorgte. Doch das war der völlig falsche Weg um seinen Sohn zu beschützen. Vor allem da es nicht mal nötig war diesen vor Saku zu beschützen. Allein wie der Himmelsmensch ihn schon bei sich trug und ans sich drückte zeigte das er Gefühle für Hana hatte. Und Yoh hatte es auch gesehen…dass dies noch ein Nachspiel geben würde. Nicht nur weil er selber mal einige Takte mit seinem Mann besprechen musste, sonder auch…weil er sah wie dieser Saku darauf reagiert hatte. Er war erschrocken und wütend gewesen und der junge Schamane sich dadurch in einem sicher: DAS würde noch für Ärger zwischen Häuptling und Himmelsmenschen sorgen. Und Dreh- und Angelpunkt von all dem…war Hana sein Bestes gewesen. Denn sie wollten beide sein Bestes und nun könnte das in eine Art von Kampf ausarten, einfach weil das jeder auf seine Art und Weise erreichen wollte. Und ohne seinen Sohn zu viel beunruhigen zu wollen, war Yoh selber sehr darauf gespannt wie das nun alles weiter laufen würde. Wie würde sich Sakutaro bei ihnen integrieren? Wie kam Hao damit zurecht? Doch was auch immer passierte, für den jungen Schamanen gab es jetzt nur eine Sache die wichtiger war als alles andere. Nämlich das Hana und Saku ein Pärchen wurden. Und dabei müsste er wahrscheinlich noch nicht mal großartig nachhelfen…sondern nur einen hilfsbereiten Flügel hin und wieder ausstrecken damit die Zwei sich gemeinsam in die Lüfte schwingen könnten. Denn eines war klar: sie gehörten zusammen. Sie hatten Gefühle füreinander und vielleicht brauchten sie einen liebevollen Tritt, so hin und wieder, um sich das zu zeigen. Und Yoh war sich ganz sicher das nicht nur er und Silva das wussten…sondern bestimmt auch schon Goldva, denn die hatte auch die Augen eines Luchses und die Nase einer Weichschildkröte. Doch es gab noch so viel zwischen ihnen allen zu tun das es nicht leicht werden würde. Aber Hana hatte seinen Dyami nun endlich gefunden. Den auf den er schon seit seiner Kindheit gewartet hatte. Damals im Licht des Vollmondes auf ihrer Lichtung im Dorf und hinter ihrem Zuhause. Also würde Yoh alles tun was als Mutter in seiner Macht stand um seinen Sohn zu unterstützen. Angefangen damit das er Hao später mal ordentlich in die Mangel nahm. Hana zuckte aber plötzlich wieder leicht zusammen und verkrampfte sich dabei etwas, so dass seine Mutter wieder zu seinem Bauch runter sah. Sein Sohn lag da nicht zugedeckt und trug noch immer dieses fremde Oberteil in weiß, das aber am Bauch zerschossen und blutig beschmiert war. Sicher hatten sie ihm das wieder gegeben damit er nicht fror, aber nun war er in ihrem warmen Wigwam, also konnte man es ihm ruhig ausziehen. Was seine Mutter dann auch machte. Sanft fasste sie also an den Bund des Oberteils unten und zog es langsam hoch, während sie zu Hana sagte: „Ich zieh dir das mal aus Schatz. Es ist eh vollgeschmiert und ich sehe mir nun mal selber die Wunde an, ja?“ Der leichte Kampf in Hana seinem Bauch ließ wieder etwas nach und er öffnete danach erneut die Augen, sah zu seiner Mutter hoch und nickte leicht zustimmend. Ja das war vielleicht gar keine so schlechte Idee, denn immerhin tat es noch immer weh. Aber es war schön dass seine Mutter ihn wenigstens um Erlaubnis fragte und nicht einfach über ihn bestimmte, obwohl es bei ihr nicht so schlimm gewesen wäre wie bei Vater. So half er etwas mit und schließlich zog seine Mutter ihm das Oberteil über den Kopf und Hana lag dort bekleidet wie immer, nämlich oberkörperfrei und nur mit seiner Hose. Welche er später aber auch wechseln musste, denn das Blut war auch auf dieser gelandet und dort heruntergelaufen. Gott…sein Baby musste solche Schmerzen gehabt haben…Die Federn aus Hana seinem Haar, hingen bereits wieder über seinem Bett an der Wand, wo sie hingehörten bis er sie wieder anziehen würde und er seufzte einmal stark aus vor Schmerz. Was…was war das nur? Sicher er war angeschossen worden und es wäre, laut Sugi, völlig normal das er nun langsam machen sollte und noch zusätzlich, einige weiteren Tage, Schmerzen haben würde. Das ergab alles logischen Sinn, denn das war bei vielen Wunden so. Aber dennoch fühlte es sich…komisch an. Hana konnte es nicht genau beschreiben aber es fühlte sich „falsch“ an. Falsch in dem Bezug das es nicht wirklich dort weh tat wo es wehtun sollte, sondern nämlich ganz woanders. Und seltsamerweise wurde es nicht weniger, je mehr die Zeit verging nach der Operation, sondern MEHR. Klar Hana war jetzt kein Medizinmann und Schamane wie seine Mutter, aber sogar ER spürte das etwas nicht stimmten konnte so wie das alles ablief. Er war am Bauch verletzt worden, spezifisch in der linken Bauchhälfte, wenn man es genau nahm und dennoch war der Schmerz weniger dort…sondern mehr im Unterbauch. Also Richtung Blase und so. Und das verdutzte ihn. Der Schmerz fühlte sich auch anders an. War es nach dem Schuss mehr so ein reißendes Pochen gewesen, so fühlte es sich dort mehr wie ein „Zerren“ an und als würde man ihm den Bauch aufblasen und überdehnen. Es war ganz komisch und er konnte einfach nur hoffen das Sugi nichts übersehen hatte und alles wieder gut wurde. Vielleicht hing ihm aber auch einfach nur einer quer. Aber nun war Mama ja auch noch da, der er natürlich genauso, wenn nicht sogar noch mehr, als Sugiura vertraute. Wenn mit ihm also was Schlimmes wäre…dann wüsste seine Mutter das auch schon gleich in wenigen Sekunden. Yoh sah sich dann die Wunde am Bauch genauer an. Auf den ersten Blick war er überrascht von dem was er da sah, denn sowas hatte er noch nicht gesehen. Es wirkte dem was er bei tiefen Verletzungen machte sehr ähnlich, nur schien es wesentlich „sauberer“ zu sein und feiner verarbeitet. Er sah den großen Schnitt, der quer über den Bauch gemacht wurde und sich dann an die Wunde anschloss. Er war nicht sonderlich groß, aber groß genug gewesen damit man auch richtig in die Bauchhöhle rein sehen konnte. Vernäht war alles mit sehr dünnem Material das Yoh nicht kannte, denn er benutzte meist selbst feine Kordeln gefertigt von Lianen der Bäume. Demnach sah es fast so aus als wäre die Wunde nie offen gewesen, wären da nicht die verräterischen Stiche zu sehen die alles zusammen hielten. Der junge Schamane war fasziniert. Wer auch immer das von denen auf dem gestrandeten Tier gemacht hatte, der hatte wirklich Talent. Es war alles sauber verarbeitet und Yoh musste da nicht mal mehr großartig etwas machen so gut war es gewesen. Das Einzige, was er noch sah, war die leichte Schwellung unter Hana seiner Bauchdecke und die Blutergüsse durch die inneren Blutungen, aber das sah auch schon alles verdammt gut aus. Natürlich hatte sein Sohn noch Schmerzen, denn es war nicht lange her gewesen das ihm so viel angetan wurde. Doch nun war sich Yoh sicher das es alles gut verheilen würde. Er musste jeden Tag nur noch mal drüber sehen, alles im Blick behalten und dann würde Hana bald wieder fit auf den Beinen sein. Sanft fasste er schließlich auf den Bauch seines Sohnes, kurz über der Wunde und tastete vorsichtig um alles was operiert wurde, herum. Hana machte keinerlei Anstalten, sondern verzog nur hin und wieder leicht das Gesicht etwas schmerzhaft, aber nicht so dass man sich darüber Gedanken machen müsste. Das war schon mal gut und es erstaunte die junge Mutter freudig dass ihr Sohn den Schmerz so gut wegsteckte. Oder der behandelnde Medizinmann, der Fremden, so einen verdammt guten Job erledigt hatte das es kaum mehr wehtat. Yoh wusste aber natürlich nicht das Hana vorher noch von Sugiura ne ordentliche Packung Schmerzmittel injiziert bekommen hatte bevor sie in Dorf los liefen. Besonders als Saku ihm Blut spendete bekam er noch genug davon ab, da die Operation auch schon längst vorbei gewesen war. Die wirkten also auch noch ne gute Weile und unterdrücken somit den Schmerz effektiv. „Tut es noch sehr weh mein Schatz?“ Fragte Yoh schließlich sanft, einfach um auf Nummer sicher zu gehen, denn immerhin war er ja nicht in der Lage des Verletzten und hatte keinen Blick der durch Knochen und Fleisch ging, sondern sah nur was außerhalb los war. Hana nickte nur stumm und sah auch auf seinen Bauch hinab und dabei zu wie seine Mutter weiter sanft über der Wunde alles abtastete. Er sagte nicht wirklich was etwas dazu was er gerade fühlte. Ja okay es war unangenehm, aber das besorgte ihn nicht wirklich. Druckschmerz nach schweren Wunden war normal und Schwellungen auch, einfach weil das Gewebe anfing zu heilen. Aber dieses Zerren und Ziehen in seinem Bauch…sollte er seiner Mutter davon erzählen? Sicherlich übertrieb er aber nur. Hana wusste das er bei einigen Dingen etwas zu überempfindlich sein konnte und sicherlich war das wieder einer dieser Fälle wo es einfach „nichts“ war. Bestimmt nur ein leichter Nebeneffekt von der Operation, also sagte er dazu auch nichts mehr und setzte sich etwas aufrecht. Vorsichtig mit seinen Armen nach hinten, stütze er sich dann ab und saß fast wieder richtig auf seinem Hintern, als seine Mutter ihn dann sanft an den Schultern packte und sprach: „Mach langsam Hana. Es wäre besser wenn du für heute liegen bleibst mein Sohn.“ Doch Hana schüttelte nur den Kopf und sah dann ernst zu seiner Mutter, als er dabei antwortete: „Ich kann hier nicht ruhig liegen bleiben während Saku, da draußen, sicherlich bereits schon von Vater und Goldva in Stücke gerissen wurde! Er braucht mich! Die werden ihn völlig falsch verstehen! Er hat nichts mit all dem zu tun was mit mir passiert ist! Er hat mich gerettet Mutter! Er würde nie…!“ Sie nickte ihm schnell und bestätigend zu, während sie weiter sanft seine Schulter hielt und ihm freundlich entgegen sprach: „Das weis ich Schatz. Er ist ein guter Mann und er hat dir das Leben gerettet. Ich glaube dir. Aber du weist wie schwer es ist deinen Vater von etwas Neuem zu überzeugen und nicht jeder hat automatisch Vertrauen in einen Fremden. Das ist etwas was du akzeptieren musst Hana. Ihm wird schon nichts passieren. Und wenn du dir solche Sorgen um ihn machst, dann sehe ich gleich mal nach ihm, ja? Aber bitte: ruh dich aus. Du hast das dingend nötig um wieder völlig gesund zu werden mein Sohn.“ Er sagte das so sanft wie möglich aber Hana schüttelte nur wieder energisch und stur mit dem Kopf. Nein! Er wollte selber nach ihm sehen! Er musste wissen ob es ihm gut ging! So das er dann lauter sprach: „Ich möchte zu ihm Mutter! Die alte Hexe grillt ihn wahrscheinlich gerade und Vater hackt das Gemüse dazu! Ich möchte sehen dass es ihm gut geht! Bitt lass mich zu…!“ „Du möchtest zu mir? Das ist ja ganz was neues Hana.“ Kam es sarkastisch zu ihnen. Als diese Stimme durch den Wigwam hallte erstarrte Hana schlagartig auf der Stelle und blickte seine Mutter erschrocken dabei an. Der Schreck war ihm erst nur so in die Glieder gefahren weil er sie kannte und nicht damit gerechnet hatte. Oh ja er kannte sie inzwischen sehr gut und er würde sie unter allen in seinem Dorf sofort heraus erkennen. So drehte er dann auch schon langsam seinen Kopf in die Richtung vor sich, dort hin wo der Ausgang aus seinem Zuhause war und sah auch schon direkt was er sehen wollte. Er sah ein freches Lächeln, sanft und selbstbewusst wie er es kannte und das nur einem gehören konnte. Und Hana sein Herz machte sofort wieder einen Hüpfer. Es fing leicht schneller an in seiner Brust zu pochen, als er sah wie dieser Mann, den er nun liebte, in den Wigwam rein kam und hinter sich das Fell der Tür zufallen ließ. Er war dabei aber etwas patschnass, weil es stärker draußen regnete und sprach dann sich leicht schüttelnd: „Also ich würde noch mal genau nachschauen ob er nicht doch noch krank wird, denn diese Worte sind bei ihm eigentlich nicht normal. Du willst sehen ob es mir gut geht? Wo soll ich nur mit all der Nächstenliebe hin Kurzer?“ Sagte er und blieb dann noch vor der Tür stehen…Es war Sakutaro. Hana sah ihn plötzlich so sanft an. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, als er leise und nur zur sich selbst sprach: „Saku…“ Der Pilot stand derweil noch etwas auf Abstand, aber es schien ihm bestens zu gehen. Lässig hatte er seine Hände in den Taschen seiner braunen Fliegerjacke, während das Wasser etwas von seinen Haarspitzen herabtropfte. Seine Fliegerbrille hing ihm auch noch runter auf die Brust, als er wieder frech schmunzelte und auf eine Reaktion von Hana wartete, die einfach nicht kam, denn der Blonde starrte ihn nun nur noch überrascht an. Das flatternde Gefühl in seiner Brust verstand und machte Platz für etwas anders…nämlich für Wut. Er verstand das nicht. Saku war hier und er…Es platzte dann plötzlich aus dem Blonden raus und er brüllte laut: „D-Dir geht es gut?! WIE geht es dir gut?! Und warum kommst du einfach so hier rein spaziert als wäre nichts gewesen, du Blödmann!!“ Hana war mal wieder ganz in seinem Element und ließ sich fallen. Kein Wunder also das so fiese Worte aus ihm raus kamen. Mal abgesehen davon das es ihm schlagartig peinlich war das Sakutaro eben mitbekommen hatte was er sagte! Großer Gott wie sollte er nur jemals wieder sein Ansehen vor ihm zurückbekommen?! Er hatte sich mit der Aktion ja mal voll in die Nesseln gesetzt! Saku würde ihn das nie mehr vergessen lassen! Sogar Silva und Yoh bemerkte wie peinlich es dem Blonden war, denn er lief automatisch wieder etwas rot dabei an, obwohl er fauchte als wäre er wütend. Typisch Hana eben. Saku wusste das auch, also blieb er ganz gelassen, kratzt sich mit kurz mit der rechten Hand durch das etwas nassere Haar am Hinterkopf und sprach dann darauf: „Naja einfach so rein spaziert war das nicht wirklich gewesen. Nachdem ich mit eurer Stammesältesten gesprochen habe, hat die mich förmlich vor dir Tür geworfen mit der Aussage im Gepäck: Mach dich dahin wo du hingehörst und wo du vor allem nützlich sein kannst! Tja und dann saß ich da und hatte KEINE AHNUNG in welchem von den Zelten du jetzt rum liegst. Und da mir keiner helfen wollte, ja alle förmlich die Flucht vor mir ergriffen, fing ich also einfach mal an selber zu suchen und bin vorher noch in drei komplett falsche Heime hineingesteuert. Die haben mich da drin angesehen als wäre ich der Teufel persönlich, dass kann ich dir sagen! Und so einiges ist auch nach mir geworfen worden…Ihr habt nicht zufällig ne Karte von eurem Dorf? Damit würde es mir definitiv leichter fallen mich hier zu orientieren…“ Denn wenn er was konnte dann war es Karten lesen. War wichtig gewesen wenn man über dem Ozean navigieren musste. Er sagte dass so locker und lässig das Hana ihn einfach nur völlig wortlos dabei anblinzeln konnte. Was…was passierte gerade?! Warum lief dieser Blödmann, ohne Wachen im Kreuz, durch das Dorf?! Wusste sein Vater davon?! Das ergab doch einfach keinen Sinn! Hatte Goldva zu viel und noch zusätzlich das Falsche geraucht?! Saku wollte ihm dann als nächstes auch endlich seine Fragen beantworten, aber dann brüllte Hana schon zu Silva rüber: „Silva! Gib mir sofort meinen Becher da drüben!“ Was? Verdutzt sahen Saku, der total unterbrochen wurde und dann auch noch Yoh zu dem großen Patcheen rüber, der noch immer in seiner Ecke neben der Tür stand und nun auch etwas weiter hinter dem Piloten war und der ebenfalls verwirrt schien wegen dem Befehl. Sekunden danach sah er links neben sich zu dem kleinen Tisch in der Ecke, wo Teller und selbstgemachtes Besteck lagen und demnach auch Hana sein Becher, stand aus dem er sonst immer Tee und Wasser trank beim Essen. Ohne es lange zu hinterfragen und dem Sohn seines Häuptlings gehorchend, fasste er sich den kleinen Becher, zeigte ihn dem Blonden und fragte: „Der? Soll ich dir etwas einschenken damit du weiterhin schreien kannst?“ Es war wirklich faszinieren das Hana dafür überhaupt noch die Luft fand. Kleines Monster. Doch Hana schüttelte sofort sauer den Kopf und fauchte: „Das geht auch so! Gib ihn mir!“ Und zwei Sekunden später hatte sein Pate sich den Keramik-Becher geschnappt, lief langsam zu Hana rüber und überreichte ihn diesen nach unten. Er hatte keine Ahnung was der Junge damit vorhatte und legte deswegen auch etwas die Stirn in Falten, aber Yoh dämmerte es irgendwie, denn Hana war ganz der Sohn seines Vaters. Also konnte er sich denken was nun kam. Alle anderen aber offenbar noch nicht. Besonders Saku nicht, der verdutzt blinzelte, die Hände wieder in seinen Jackentaschen hatte und dann den Kopf etwas nach links schief legte, weil er einfach nicht dahinter stieg was der Bengel vor hatte. Yoh allerdings hoffte das er vorbereitet war. Denn er brauchte das auch nicht verstehen, nur schnell sein. Hana sagte kurz darauf dann neutral zu Silva rauf: „Danke.“ Und dann flog dem Piloten auch schon der Becher entgegen! Hana warf mit all der Wucht, die er etwas geschwächt und mit Schmerzen gerade noch so aufbringen konnte, den Becher direkt auf Saku seinen Kopf zu…dessen schnellen Reflexe ihm gerade mal wieder so den Arsch gerettet hatten. Saku schrie kurz erschrocken auf und duckte sich gerade noch rechtzeitig weg, so das der Becher über ihn hinweg flog und direkt gegen das Fell und raus aus dem Wigwam. Draußen hörte man es noch laut scheppern und wusste somit dass die schöne Keramik damit im Eimer war und der Blonde ärgerte sich sofort innerlich dass er nicht getroffen hatte. Verdammt warum war der so aalglatt für seine Größe?! Sakus Kopf blieb zwar heil, aber leider nicht der selbstgemachte Becher. Was zu Teufel?! Der Pilot stand dann wieder auf und drehte sich um, sah der Flugbahn des Bechers nach, während Yoh neben seinem Sohn, der noch immer kochte vor Wut, ausschnaufte und dann leise so wie auch etwas erschöpft zusprach: „Das war übrigens dein Lieblingsbecher gewesen, Hana…“ „Is mir egal! Silva! Geh raus und sammel gefälligst die Scherben ein!“ Fauchte er ihn an und der Große wand sich nur leicht seufzend ab und hörte auf das was der Bengel sagte. Er sollte bei ihm bleiben und ihn im Auge behalten, dass waren Hao seine Anweisungen gewesen, also musste er da wohl gerade durch. Obwohl er gerade nichts dagegen hatte mal etwas frische Luft zu schnappen bei der Luft dich sich zwischen den Beiden aufzustauen ankündigte. Konnte lustig werden und er war froh nicht in der Haut des Himmelsmenschen stecken zu müssen. Denn der konnte sich gleich sicherlich warm anziehen. Er lief an dem Fremden vorbei und raus in den Regen die Scherben aufsammeln. Saku drehte sich dann wieder extrem schockiert und nun auch leicht säuerlich zu Hana um, als er dabei noch hinter sich zeigte und brüllte: „Spinnst du Hana?! Das hätte verdammt noch mal in Auge gehen können, du kleiner Psychopath!! Du willst mich wirklich in so ner geheimen Agenda umbringen, oder?!“ Hana verschränkte die Arme wütend vor sich und fauchte zurück: „Ich weis nicht mal was das ist von dem du da redest!!“ „Das ist ja nichts neues du kleine Kröte! Warum bin ich noch mal genau hier?!“ Fragte sich Saku dann selber und verschränkte dann ebenfalls seine Arme schützend und verteidigend vor sich. Er war etwas sauer und man konnte damit offiziell sagen: Es war alles wieder irgendwie beim Alten. Zumindest vor allen anderen, auch wenn es in ihren Herzen anders aussah. Doch leider waren beide nun mal zu stur um zuzugeben dass sich der Eine jeweils um den Anderen gesorgt hatte. Und während Silva weiter draußen seine Arbeit verrichtete, gefiel Yoh diese Dynamik zwischen den Beiden so sehr dass er deswegen sanft lächeln musste. Man konnte förmlich spüren wie sehr sie sich mochten, auch wenn sie sich anschrien und wirkten als wollten sie sich umbringen. Jeder hatte wohl ne andere Sprache der Liebe, was? Und da Hana ja eigentlich der größere Sturkopf von beiden war, so war es auch mal wieder Saku gewesen der sich den ersten Tritt gab und dann auf Hana zu ging. Er lief genervt schnaufend zu ihm und setzte sich dann kommentarlos rechts von Hana hin und somit zwischen ihn und das Lagerfeuer. Der Blonde wand sich dann mit dem Oberkörper arrogant ab und schloss dabei die Augen. Und schon ging wieder los...Oh Junge nicht schon wieder. Musste man der Prinzessin nun wieder mal nen Drachen erlegen damit sie glücklich war und sich somit aus ihrem Turm begab um überhaupt erst mit ihm sprechen zu wollen? So typisch Hana. Jedes Mal musste man ihm besänftigen diesen Dickkopf. Wie auch immer. Saku saß dann im Schneidersitz und schnaufte wieder etwas die Luft aus der Nase aus. Es nervte wirklich. Mann warum konnte dieser Bengel nicht einmal etwas locker sein? Kaum war er wieder etwas fit, machte er einen auf schwer zu kriegen und stur. Und immer musste er aus allem ein Drama machen. Dabei hatten sie vorhin doch schon solche Fortschritte gemacht was Annäherungen und Ruhe betraf, aber nun saßen sie wieder beide da und verhielten sich wie streitende Teenager in der Pubertät! Und so sehr es ihm eigentlich Spaß machte sich mit dieser kleinen Ratte zu streiten…so blieb er dieses Mal cool und sprach dann zu Hana: „Ich habe von eurer Ältesten Auslauf bekommen. Ich weis dass dein Vater mich nicht ausstehen kann, aber sie vertraut mir anscheinend mehr und lässt mich deswegen frei herumlaufen. Keine Ahnung warum. Ich kann demnach auch so lange bei dir bleiben bis du wieder gesund bist und mir wird nichts dabei passieren. Also könntest du dich bitte wieder einkriegen und einfach mal runter…“ Und dann fühlte er einen Ruck. Es war ein schneller und zittriger Ruck der ihn überfiel und er dann fühlte wie sich zwei Arme um seinen Hals schlangen und sich dann noch dazu ein schlotternder Körper an den seinen drückte. Saku erstarrte deswegen förmlich und hielt seine beiden Arme etwas seitlich von sich weg, als er an sich runter sah und Hana erblickte. Sah wie der sich an ihn drückte und sein Gesicht schlotternd an dessen Kehle drückte. Er zitterte…Hana zitterte am ganzen Leib und vergrub sich förmlich Schutz suchend an dem Älteren, als Saku ihn dann auch noch schniefen hörte. Ja und bei dem Anblick war es dann auch für ihn schlagartig vorbei gewesen. Denn all seine Wut, von dem miesen und feigen Angriff auf sein Leben eben, waren sofort wie weggeblasen und er sah nur weiter nach unten. Hana...Auf sein Gesicht legte sich eine traurige Mine, besonders nachdem er dann noch hörte was Hana zu ihm sagte. Worte…die sein Herz plötzlich wie ein Messer durchbohrt und schmerzten. Der Blonde schniefte und sprach leiser zu ihm hoch, während er noch immer sein Gesicht an der starken Kehle verbarg: „Ich…ich dachte die würden dir wehtun…Ich…Ich hatte solche Angst um dich Saku…“ Ihm wehtun? Sorgte er…sich so sehr um sein Wohlbefinden?Natürlich tat er das denn er... Saku lächelte ganz kurz und sanft. Heh, das war wirklich süß von ihm. Wer hätte gedacht das er so süß sein konnte? Und so wunderschön...Aber es war dennoch so wehleidig und leise gewesen das Sakutaro einfach nicht mehr anders konnte. Und genau deswegen schloss er auch sofort sanft seine Arme um den bebenden Körper des Kleinen und drückte ihn sacht an sich. Seine rechte Hand ruhte an Hana seinem Hinterkopf, drückte ihn damit weiterhin an seine Kehle und fühlte dabei sein unglaublich weiches Haar. Die Andere hatte ihn am Rücken gepackt. Und es tat gut. Es war Saku egal was Yoh vielleicht gerade denken könnte, denn er liebte dieses Gefühl. Es gab gerade nur noch sie. Hana so in den Armen zu halten, ihn zu trösten und zu schützen…das war alles was er wollte. Und egal was für Bomben sie sich eben wieder an den Kopf geworfen hatten, es war einfach egal gewesen, denn nur dieser Moment zählte für ihn. Es ging ihm gut. Hana ging es gut und er durfte wieder bei ihm sein. Das war das Wichtigste. So lächelte er sanft und schloss dann ebenfalls die Augen, als er ihm darauf leise antwortete: „Es geht mir gut. Ich bin jetzt hier und bleibe bei dir…Ich gehe…nicht weg, okay?“ Hana nickte darauf nur und schmuste sich noch näher an ihn. Er war so froh…genauso wie Yoh der ebenfalls sanft lächeln musste als er das sah. Sohn des Häuptlings und Dyami hatten endlich einander gefunden. Doch Saku wünschte sich es wäre keine Lüge gewesen was er eben gesagt hatte. Er wünschte sich es könnte einfach so bleiben und sich nichts daran ändern. Nie wieder. Aber dem war nicht so. Und das tat weh. Denn erneut wollte er nicht gehen. Und er erinnerte sich zurück an den Morgen dieses schlimmen Tages. Erinnerte sich an den Schuss und das Bild was sich vor ihm abspielte…Das Bild als Hana blutig zu Boden ging. Es war der Horror. Das Schlimmste was er je gesehen hatte. Aber jetzt ging dem Kleinen wieder gut und er musste nur noch vollständig gesund werden. Das war noch wichtiger als alles andere. Und Saku wusste noch etwas in dem Moment…wenn er wieder an den Schuss zurück dachte. Denn in damals, wo er Hana in den Armen hielt, der Junge blutete, schrie und seine Augen voller Tränen waren, sie ihn anbettelnden ihm zu helfen und nicht allein zu lassen…da wusste Saku es ganz genau. Er wusste es ganz genau…Nie wieder. Er wollte für ihn da sein...und für immer beschützen. So wie damals... Als ich dem Tod ins Auge sah nahm ich einen letzten Atemzug, denn das war alles was ich noch hatte. So schloss ich meine Augen, zum letzten Mal, für einen Abschied. Lag dort nackt während der Schnee um mich vom Himmel fiel. Kam Sekunde für Sekunde näher an den Abgrund des Nichts ran, aber ich ließ nicht zu das er mich holte. So wachte ich auf, voller Reue und in meinem Schweiß gebadet, während ich versuchte es nicht zu vergessen. Diese Erinnerungen die tief in mir verborgen lagen, dort lauerten wie in einem verlorenen Traum, quälten mich. Ein unentschlossener Weg offenbarte sich mir. Eine gebrochene und verfluchte Vergangenheit und einen versprochenen Zorn, der über alle kommen würde, trug ich mit mir. Der Schmerz wurde nicht weniger, ließ mich einfach nicht los damit ich endlich einen verdienten, süßen Frieden und die Erlösung finden könnte. Doch in jenem Moment verstand ich es. Wir fragilen Kreaturen haben Angst vor dem Tod, wenn er dann kommt um uns zu holen. Wir haben das anerzogen bekommen. Waren immer vor ihm am weglaufen, doch lagen dann schon bereits tot vor ihm bevor er uns überhaupt erst richtig erreicht hatte. Er sammelt dann nur noch die Scherben ein. Und seine sanft Stimme sagte zu mir: Lass los. Und ich versuchte es immer und immer wieder, aber ich konnte nicht loslassen und mit ihm gehen. Denn mein endloser Alptraum fing doch gerade erst an, oder? Nein…meine Bestimmung setzte ein. Und mein Herz wollte mich erst nach unten in den Abgrund des Vergessens zerren. Aber ich verstand es und wehrte mich. Die endlosen Lügen, die ich kannte, schob ich beiseite und sperrte sie in jenes Eis in dem ich einst starb. Meine Seele wurde dadurch eisern und stärker, mein Blut kälter und ich erlangte die Kontrolle über mich zurück. Und in dem Moment lernte ich gegen den Tod zu kämpfen. Furchtlos und nicht aufgebend, denn meine Aufgabe war noch nicht erfüllt. Ich konnte ihn nicht besiegen…also musste ich selbst auf den Pfaden des Todes wandeln. Ihn einen Teil von mir werden lassen. Aber diese vielen ruhelosen und endlosen Seelen, um mich herum, schrien weiterhin dass ich loslassen sollte. Aber ich konnte nicht. Und dieses Mal schrie ich zu ihnen zurück. Schrie: niemals. Ich hatte mich dafür entschlossen und endlich verlor ich meine Furcht in mir. Bekam mehr als ich es jemals dachte werden zu können. So öffnete ich meine Augen im tiefsten und reinsten Schnee des Winters. Mein Atem verschwunden und mein Herzschlag verloren. Aber ich war noch immer hier. Ich würde immer hier sein, denn ich habe mich dem Tod verweigert. Niemals würde er wieder kommen um mich zu holen. Aber auch das war meine Wahl. Meine einzige Chance alles wieder gut zu machen. Also öffnete ich meine Augen und dort war ich nun. Saß im kalten Schnee des Berges auf dem ich starb. Und vielleicht würde man mich vergessen, aber ich wäre dennoch hier. Ich würde immer für euch da sein. Mein Fell so weiß wie der Schnee in dem ich saß und mein Herz voller Liebe für meine Familie. Ich würde hier sein…und euch beschützen. Euch den Weg weisen und das über Generationen hinweg. Ich war bei euch, auch wenn ihr mich nicht sehen konntet. Für immer. Und ich schütze jede Geburt innerhalb meiner Familie…unter dem Zeichen des Fuchses. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)