Tribal von Hera_Tenebrae89 (I`ll be your home) ================================================================================ Kapitel 4: Your rain flows like water ------------------------------------- Mit dem den du treffen wirst bist du nicht mehr allein. Mit dem der auf dich wartet bist du nicht mehr allein. Tausend Kraniche aus schwarzem Papier umgeben dich. So umarmt er einsam sein schweres Geheimnis. Verbringt so jeden Tag. Verbringt so jede Nacht. Auch wenn er nicht würdig ist, so ist er doch dieses eine Mal glücklich. Ist es auch vergänglich. Ist es auch grausam. Es ist ihm ganz gleich. Nur ein Lächeln wünscht er sich von ihm. Auf der Straße ausgesetzt. Unglücklich unterwegs. Launisch. Keine Lust auf gar nichts. Obwohl er Mut zeigte, riss er innerlich auf. Zu groß war das Verlangen nach diesem Gefühl. Liebe ist wie ein Treffen, ein Abschied und hauchdünne Seide. Der Wind wehte leise über das Feld und den Acker der Patcheen. Es war der große Acker auf dem sie allerlei Gemüse anbauten und somit war es ein verdammt wichtiger Bestandteil ihres Lebens. Etwas was sie ernährte und am Leben erhielt. Sollte es ihrem Acker nicht gut gehen, wenn er nicht gut gehegt und gepflegt wurde, dann würde auch der Stamm darunter leiden. Vielleicht sogar verhungern. Deshalb war Hao auch letztes Mal sofort dabei gewesen, als es hieß: der Acker wurde von Schnecken überfallen. Das war eines der Probleme was schnell aus der Welt geschaffen werden musste und nun in die Tat umgesetzt wurde. So war es sehr früh am Morgen als sich alle Frauen und einige Kinder auf dem Weg zum Acker begaben. Die Kinder trugen Holzasche in Körben bei sich und die älteren Frauen Krüge voller Salzwasser aus dem Meer. Sie liefen in einer großen Gruppe los, denen sich auch Yoh angeschlossen hatte. Auch wenn er die Schamanenkönigin und Gemahlin des Häuptlings war, so empfand er es auch als seine Aufgabe bei den täglichen Arbeiten der Frauen zu helfen. Immerhin war er so erzogen worden und er machte das gerne. Er half wo er nur konnte. So lief er lächelnd mit in der Gruppe und musste noch mehr lächeln wenn er die kleinen Kinder sah die zwischen den Erwachsenen rum sprangen und sich jagten, selbst mit der Holzasche in den Armen. Sie waren so süß, besonders die Zwillinge Lip und Rap. Die zwei kleinen Mädels, gerade mal 5 Jahre alt und beide mit langen und geflochtenem, schwarzen Haar, waren die Jüngsten im Dorf und genossen einen gewissen Welpenschutz. Meist kamen sie ohne große Konsequenzen davon, also wenn sie etwas angestellt hatten. Aber EINER kam nicht so leicht davon und musste erneut welche ausbaden. Also sah Yoh links neben sich und sprach lieb und lächelnd: „Immer wieder erstaunlich wie man so fit und engagiert sein kann und das so am frühen Morgen, was Hana?“ Damit meinte er zwar die Zwillinge aber sein Sohn antwortete nicht, er nickte nur und lief einfach neben ihm weiter und das mit einem Gesicht das Bände sprach. So trug er ebenfalls einen großen Krug voller Meerwasser vor sich und hatte ihn mit beiden Armen umschlossen. Er war sauer, genervt und dazu noch müde. Und das alles mal wieder wegen seinem Vater! Naja ein bisschen war er auch daran Schuld gewesen, denn er hatte sich erneut und bewusst seinem Vater wiedersetzt. Gestern hatte er nämlich den Bock geschossen das er wieder das Dorf ohne Absprache verließ und das kurz nachdem ihm Hao noch deswegen eine Standpauke gehalten hatte! Er war also selber schuld…Nein, war er nicht! Das war alles Saku seine Schuld! Wäre er nicht auf der Insel gestrandet würde Hana auch nicht auf solche Ideen kommen! Zumindest war es das was sich der Blonde selber einreden wollte. Gestern hatte er den Blödmann in einer seiner gewitzten Fallen gefangen und ihn doch tatsächlich dazu bekommen seinen Vorschlag anzunehmen. Auch wenn Saku das nicht geheuer war musste er zustimmen, einfach weil Hana ihn nicht mehr runter gelassen hätte. Es war also ETWAS gezwungen, aber nur ein bisschen. Was aber aus Hana seiner Sicht völlig okay war. Saku hatte nämlich einen verdammten Dickschädel und den nicht zu wenig. Dennoch war Hana davon fasziniert wie der Ältere in solch einer Situation, obwohl er gefangen genommen wurde, noch so einigermaßen cool bleiben konnte. Das konnte also nur bedeuten: Er nahm den Blonden nicht wirklich ernst, oder er hatte sowas schon öfter erlebt…Hana tippte auf das Erste. Aber der konnte noch was erleben! Er würde ihm schon Respekt beibringen! Kurz nachdem der Pilot zugestimmt hatte ließ Hana ihn runter. Vorher hatte er aber noch den Korb voller Messer beiseitegeschoben und Saku seine Waffe an sich gerissen. Er ließ den Kerl runter, schrie: „Bis morgen!“ und rannte dann als wäre der Teufel hinter ihm her. Erneut und das aus einem Grund: er traute Saku noch immer nicht wirklich. Aber das beruhte auf Gegenseitigkeit. So hatte er Sakutaro seine Waffe auch nur an sich gerissen und sie im Dschungel versteckt, weil er ihm nicht traute. So konnte er wenigstens nicht nach ihm ballern! Hana war kein Trottel, er wusste das Sakutaro ihm WEIT überlegen war, zumindest was körperliche Stärke anging. Ohne Probleme könnte er den Kurzen, bei einer körperlichen Auseinandersetzung, nieder ringen und machen was er wollte. So sehr Hana dieses Schwert, was über ihm hing, auch verabscheute, es war die Wahrheit. Immerhin war der Pilot sehr stark gebaut und damit ging er auch offenbar gern hausieren. Gestern war das perfekte Beispiel gewesen. Wie er mit seinen Bauchmuskeln geprotzt hatte am Seil… Komischerweise lief Hana in der Sekunde erneut etwas rot an, als er daran zurück dachte und das Bild innerlich vor sich sah. Doch schnell fing er sich wieder und lief weiterhin stur neben seiner Mutter zum Feld. Was dachte er da?! Der Kerl war doch kein Schönling! Und Dyami war er erst recht nicht! Hana hatte am Anfang wirklich gedacht dass ihm der Adler-Gott Dyami geschickt wurde um ihn zu leiten, aber da lag er weit daneben. Das war irgend so ein Spinner von hinter dem Horizont der echt Aggressionsprobleme hatte! Und dennoch hatte Hana das Gefühl, wenn er so an ihn zurück dachte…dass sich sicherlich viele Frauen nach ihm die Finger lecken würden. Okay zugegeben: er war nun wirklich nicht hässlich, aber er war auch kein himmlisch, perfekter Gott der vom Himmel gestürzt war! Mit einer guten Größe, gut gebauten Körper und einem guten Aussehen!...Er lief erneut rot an…Warum dachte er noch immer darüber nach?! „Blöder Mistkerl…“ Kam es leise und muffig aus ihm heraus. Saku machte nur Ärger! Und sicherlich machte der sich jetzt am Strand einen schönen, sonnigen Tag und Hana durfte als Strafe mit auf das Feld wandern, in den frühsten Morgenstunden und sich um Schnecken kümmern! Doch wusste er nicht wie falsch er da lag mit Sakutaro...denn der hatte es weniger leicht als er. Yoh allerdings hatte diese leisen Worte gehört und sah zu seinem Sohn runter. Er fragte neugierig: „Wen meinst du?“ Erschrocken zuckte Hana zusammen und sah zu seiner Mutter neben sich. Mist! Er räusperte sich, wand sich ab und wusste auch schnell einen Buhmann dem er das anhängen konnte: „I-Ich meine natürlich Vater! Was soll die Aktion bitte wieder?! Warum kann der sich nicht einfach mal entspannen! Ich sollte heute mit den anderen Männern jagen sein, stattdessen hänge ich mit den Frauen rum und kümmere mich um verdammte Schnecken auf dem Feld!“ Yoh legte etwas verdutzt den Kopf schief. Was sollte das denn? Er sprach darauf: „Das ist eine sehr wichtige Aufgabe, also spiel sie nicht so runter Hana. Es geht dabei um unsere Nahrung und die ist lebenswichtig. Und dein Vater kann sich nicht einfach mal entspannen, eben weil er der Häuptling ist und nun mal viel tun muss damit alles funktioniert. Noch dazu ist er dein Vater und du machst es ihm nicht immer leicht mit deinen Ausreißaktionen. Das du heute bei uns bist liegt nur an dir, weil du dich gestern wieder mal verabschiedet hast ohne zu sagen wohin du gehst. Obwohl er dich vorher noch deswegen an gemacht hat, wunderst du dich echt warum dein Vater gestern Abend noch saurer war als vorher? Vielleicht solltest du mal auf ihn hören, er macht sich Sorgen um dich.“ Da war was dran. Aber Hana war so ein Dickkopf das er es nicht wirklich realisieren wollte, obwohl er wusste das er Mist gebaut hatte. So schnaufte er und muffte: „Ihm macht es einfach Spaß mich zu terrorisieren! Und das wird er solange machen bis ich kleinbeigebe, ihm wie ein treuer kleiner Diener folge und alles mache was er zu mir sagt. Ich habe aber meinen eigenen Willen!“ Yoh sah ihm weiter an. Das stimmte so überhaupt nicht und das wusste Hana auch. Wenn er ganz tief in sein Herz schauen würde, dann wusste er das Hao nicht so einer war und das er seinen Sohn über alles liebte. Hana hatte aber in den letzten Jahren sowas wie einen Vaterkomplex bekommen. Ständig wollte er seinem Vater beweisen dass er es drauf hat, nur um von Hao gezeigt zu bekommen das er ihn liebt. Er wollte mehr Zuneigung von ihm, aber das war so völlig unnötig. Hana verdrehte da etwas. Hao hatte ihn immer mehr Zuneigung gegeben als jeder Andere! Doch als er anfing von seinem Sohn mehr zu erwarten und ihn auf den Prüfstand stellte, da fing es an kälter zu werden. Und seit diesem Jaguar-Angriff erst recht…Nun war Hana sein Jammern mehr ein Hilferuf nach seinen Vater geworden, genau wie das Weglaufen und den Ärger den er damit erzeugte. Fast als wollte er das sein Vater sich mit ihm stritt. Als würde er nur so seine Aufmerksamkeit bekommen. Es war sehr komplex und seltsam. Dabei wünschte sich Yoh einfach wieder diese innige und liebe Beziehung die sie beide seit Hana seiner Geburt an hatten. Kaum als Hana laufen konnte war er überall wo sein Vater war. Zumindest innerhalb des Dorfes. Er wich seinem Papa nie von der Seite und wurde auch viel von Hao getragen und geliebt dabei, egal was er auch an Arbeit zu erledigen hatte. Es war viel passiert seit dem…Er schüttelte sanft den Kopf und sprach: „Das ist auch gut so. Du sollst ja deinen eigenen Willen haben, aber bitte denk dabei auch an die Leute um dich herum. Weist du…die haben auch Gefühle. Und je nachdem wie du Menschen in deinem Umfeld behandelst und respektierst, genauso wirst auch DU behandelt. Wie man in den Dschungel brüllt, so kommt es auch zu einem zurück.“ Hana sah zu ihm rüber. Was er tat…genauso wird er behandelt…Das war etwas was ihm doch tatsächlich im Kopf stecken blieb und ihn bis zum Feld verfolgte. Es brachte ihm zum Nachdenken: War…war Saku vielleicht deswegen so zu ihm? Ja. Er dachte nicht zuerst an seinen Vater, sondern an den Spinner am Strand. Kaum als sie sich kennengelernt hatten war Hana gleich aggressiv und abweisend zu ihm gewesen. Er hatte ihm gedroht, mit Worten um sich geworfen und war dazu sehr laut geworden. Und wenn er so zurück dachte…war Sakutaro nicht so zu ihm gewesen. Als sie sich das erste Mal sahen da standen sie einfach nur da und blickten sich an. Klar hatte der Pilot eine Waffe auf ihn gerichtet gehabt, aber das war nur aus Selbstschutz und Vorsicht, genau wie Hana es mit seinem Speer getan hatte. Und ehrlich gesagt hatte Saku…ihn auch nicht angeschrien. Er war normal gewesen, wenn auch etwas abwehrend, aber er brüllte nicht und schimpfte auch nicht. Das ging erst los…als Hana damit anfing. Als hätte der Kleine Öl ins Feuer gegossen und sein Gegenüber dazu angespornt ebenso laut und sauer zu sein. Hmmm…Ach was! Er dachte zu viel darüber nach! Saku war ein aufgeblasener, hinterhältiger und sturer Bock! Und noch dazu ein Perversling! Immerhin hatte er Hana ohne Vorwarnung geküsst! Er wollte ab liebsten spucken wenn er nur daran zurück dachte! Aber…wenn er ehrlich zu sich war so war da noch ein anderer Gedanken in ihm. Einer der aufblühte wenn er an den Moment zurück dachte. Warum verdammt…war er nur dabei bewusstlos gewesen…? Er sah erschrocken auf den Boden vor sich…Eine Sekunde danach, nach dem Gedanken, klatschte er sich selber mit der rechten Hand eine auf die Wange und hielt den Krug unter dem linken Arm. Yoh sah erschrocken zu seinem Sohn zurück, der sich selbst gebackpfeift hatte und verstand nun nichts mehr. Hana war manchmal komisch. Naja, hoffentlich hatte die Backpfeife aber bei dem geholfen was sie auch immer bekämpfen sollte. Und dann kamen sie auch bald an und machten sich an die Arbeit. Der Blonde hing nun schon seit über zwei Stunden mit den Frauen auf dem Acker der Patcheen fest. Dieser lag etwas höher als das Dorf auf einer großen Wiese und beherbergte viele verschiedene Sträucher für ihre Nahrung. Kaum als sie dort angekommen waren mussten sie erst mal die Schnecken entfernen. Also liefen sie alle über das Feld und sammelten von allen Sträuchern die braunen und schleimigen Schnecken ab, warfen sie in einen großen Topf und schütteten etwas Meerwasser hinein. Warum Meerwasser? Ganz einfach: wegen dem Salz. Schnecken hassten Salz, es entzieht ihnen alle Feuchtigkeit und tötet sie damit ab. Auch wenn das keine angenehme Art zu töten war so mussten sie es machen, denn die Viecher übernahmen langsam die Oberhand. Und dies war für diese Biester ein Regen der den Tod brachte. Und es waren so viele. Wenn Hana nach den zwei Stunden noch mal ne Schnecke sah dann rastete er aus! Es war so eine monotone und langweilige Arbeit und nun verstand er endlich mal wie sehr die Frauen doch leiden mussten. Jeden Tag so zu arbeiten war doch scheiße. Er könnte das nicht. Nicht für immer. Männer hatten andere Aufgaben und Pflichten die auch nicht leicht waren, aber das auf dem Feld…das war harte Ackergaul-Arbeit im Vergleich. Offenbar…hatten es die Frauen nicht so leicht wie er immer dachte. Doch nun waren die Viecher alle weg und man musste denen danach noch entgegenwirken, dass die auch ja nicht wieder kamen. Dafür war die Holzasche dann da. So hatte er nun auch einen Korb in den Händen und verteilte um jede der Pflanzen, die gesetzt wurden, etwas Holzasche auf dem Boden und um sie herum. Diese war trocken und verhinderte somit dass sich die Viecher dem Strauch nähern würden, sollten wieder welche kommen. Und diese Arbeit war GENAUSO langweilig wie vorher auch! Hana wollte einfach nur dabei einschlafen und es war noch so früh verdammt! Doch wenn er seine Arbeit erledigte, dann richtig. Also biss er die Arschbacken zusammen und machte stur weiter. Immer weiter. Pflanze nach Pflanze…Es war zum kotzen! Es war nicht so dass der Junge keine Pflanzen mochte, ganz im Gegenteil! Hana liebte Blumen und er konnte sich nicht mal erklären warum. Das war etwas was er seit seiner Kindheit hatte und ihn nicht verließ. Doch Blumen pflegen war so ne Sache im Dorf. Dort gab es kein Blumenbeet und der Boden war nicht gerade gut genug und fruchtbar dafür. Außerdem wollte sein Vater das Dorf nicht in einen Blumenmeer verwandeln. War anscheinend nicht sein Ding. Und dennoch hatte Hana seine Liebe zu Blumen nie abgelegt. Egal wie sehr sein Vater das auch wollte. Da fiel ihm plötzlich etwas ein: Seine Mutter hatte angeblich, bei seiner Geburt, Blumen im Haar gehabt und diese von Vater innerhalb der Wehen bekommen. Warum wusste er nicht, aber dies war der Grund für seinen Namen gewesen, also wie Mutter auf diesen kam. Sein Name bedeutete: Blume. Mama hatte ihn immer Winterblüte genannt. Auch heute machte sie das noch und das einfach weil er im Winter zur Welt kam. Es war zwar total kitschig, aber dennoch fand Hana das auch irgendwo schön. Es zeigte wie sehr seine Mutter ihn liebte. Und er liebte sie auch über alles. Da war dieses Band zwischen ihnen, das keiner sehen konnte. Etwas was nur Mutter und Kind hatten. Und das würde niemals reißen, dafür würde Hana sorgen. So lief er weiter seine Reihe am Acker hinauf und machte Asche um die Pflanzen…als er einige Minuten danach aufhören musste und etwas erstaunt ansah. Er sah dort hin. Es war nicht auf seinem Weg, aber direkt neben der Erde die er gerade pflegte…es war eine Blume. Eine schöne, rote Blume wuchs dort einzeln und hatte ihre Blüte noch geschlossen. Sie war groß und wunderschön. Sofort stellte er den Korb mit der Asche ab und kniete sich vor das Pflänzchen, sah es genau er an. Das war eine Kamelie, ganz sicher. Er kannte sich mit den Blumen der Insel gut aus, zumindest mit denen die er schon gesehen hatte und so war er auch verwundert das es eine einzelne Kamelie war und kein kompletter Strauch. Was war da denn los? Vorsichtig fasste er sie an. Sie war noch jung und ganz zart, aber nicht krank und gesund. Diese Blume kündigt eigentlich den Frühling an, obwohl der schon seit einigen Wochen war. War es ein Spätzünder? Er erinnerte sich: Je nach Blütenfarbe bedeutete sie etwas anderes bei ihnen im Dorf. Gelb steht für die Nostalgie, Weiß für Erwartungen und Rot…für die Liebe. Er verzog das Gesicht etwas muffig. Natürlich war diese rot, wie kitschig! Er hatte keine Zeit für sowas! So wollte er aufstehen und einfach weiterhin seine Arbeit machen…doch er konnte nicht. So blieb er stehen und sah wieder runter zu der Blume. Er wollte sie nicht dort stehen lassen. Ohne Hilfe würde sie dort verwelken und sterben. Also schnaufte er und machte schneller seine Arbeit. Es war erstaunlich WIE schnell. Sicherlich hatte er einen Rekord gebrochen, wenn es den überhaupt gab. Kaum als er den Korb voller Asche leer hatte, machte er ihn noch mal etwas sauber und lief zurück zu der Blume. Dort kniete er sich nieder und fing vorsichtig damit an diese aus dem Erdboden zu graben und das großzügig drum herum, damit er auch die Wurzeln nicht verletzte. So kam er sich zwar wie ein Tier vor, das ein Loch grub, aber es lohnte sich. Seine Hände waren ganz schmutzig und voller Erde, so wie auch Asche, als er vorsichtig das Pflänzchen, mitsamt der Erde aus dem Boden hob und es dann in den Korb stellte. Kaum als er das bewältigt hatte machte er Erde, aus demselben Loch, noch dazu. Nun war sie gut gestützt und weich eingebettet. Hana sah sie vor sich an…Sein Blick verzog sich langsam traurig. Was machte er da wieder? Vater würde das erneut nicht gefallen und er holte sich nur wieder eine Schelle ab. Zumindest war es das was er erwartete. Also schnaufte er und sprach leise, mit einem leicht traurigen Blick zu der Blüte: „…Was ist nur los mit mir?“ Das war eine berechtigte Frage, denn er wusste nicht woher diese Trauer plötzlich kam und sein Herz umschlang wie eine Würgeschlange. Aber er verstand dann doch, nach wenigen Sekunden, was mit ihm los war…er sah sich selbst in dieser Blume. Genau wie diese Kamelie war er allein und verlassen. Er fühlte sich allein und verlassen. Immer musste er allen beweisen dass er kein Versager war. Immer musste er zeigen dass er es drauf hatte und niemanden enttäuschen würde. Beweisen das er ein guter Häuptling sein würde…Er hatte es so satt. Es setzte ihn so unter Druck und verhinderte dass er einfach nur ER SELBST sein konnte. Er liebte seine Familie. Mama und Papa. Doch wie konnte er nur er selbst sein ohne sie zu enttäuschen? Wie konnte er alle ihre Erwartungen, besonders Vater seine, erfüllen? Er wusste es nicht. Und oft war es so, dass wenn Hana sein Spiegelbild sah, dass er das Gefühl hatte er wäre nur eine Hälfte von einem Ganzen. Als würde etwas fehlen um ihn komplett zu machen. Eine Aufgabe, ein Ziel oder…ein Mensch der ihn so nahm wie er war. Keine Ahnung. So saß er einfach weiter da und starrte die Blume betrübt an während der Wind durch sein schönes, blondes Haar fuhr und dies zerzauste. Es war komisch…in den letzten Tagen…hatte er sich mehr frei und wie er selber gefühlt als in seinem ganzen Leben zuvor. Zog es ihn deswegen immer wieder dort hin? Er fühlte sich viel freier an diesem Ort und nicht nur das, denn dieses Gefühl kam immer…wenn er bei Saku war. „Was machst du denn da schönes Hana?“ Der Junge schrak erneut zusammen und sah blitzschnell hinter sich. Ihm war es nicht aufgefallen, aber er stützte sich dabei etwas schützend über die Blume vor sich, doch das war völlig unnötig gewesen, denn es war seine Mutter die sich lächelnd auf ihn zu bewegte und winkte. Man sollte ihr echt mal eine Glocke umbinden. Sie kam immer so aus dem Nichts…So konnte er wieder etwas ausatmen und drehte sich halb zu ihr um, so dass nun auch Yoh die Blume sah die Hana sanft in den Korb verfrachtet hatte. Ah, er verstand. So lächelte er noch mehr und kniete sich neben seinen Sohn rechts auf den Acker. Sah die Blume an, während Hana etwas stammelte: „N-Nichts Besonderes! I-Ich wollte nur…!“ Er musste nicht mehr weiter sprechen, denn seine Mama sah ihn an und sprach lieb: „Möchtest du sie mitnehmen? Es ist okay, ich weis doch wie sehr du Blumen magst.“ Ja, er liebte sie. Hana stockte und sah wieder zu der Pflanze. Mama erlaubte es ihm aber…Er schluckte und antwortete: „…Vater wird das nicht wollen…Das ist nicht „männlich“ genug.“ Yoh sah ihn neutral an…So war das also, ja? Dann lächelte er aber wieder. „Ich werde ihm da schon auf die Füße treten.“ Verwirrt und überrascht zugleich sah Hana zu seiner Mutter. ER fühlte sich gerade wie auf den Fuß getreten und geweckt, so dass er fragte: „Was willst du?“ „Ich trete ihm da auf die Füße. Wenn du diese Blume haben und pflegen möchtest ist das okay. Da kann dein Vater so viel schimpfen wie er will. Du hast meine Erlaubnis und dieser wird sich auch deim Vater beugen, ganz einfach. Ansonsten bekommt er einige Verbote von mir, ohne die er nicht leben kann.“ Hana legte den Kopf verwirrt schief. Vater bekommt Verbote von Mama aufgelegt? Was sollte er denn darunter bitte verstehen? Manchmal war sie schon komisch, aber nun wusste er auch woher er das hatte. Yoh lächelte nur weiter. Hana hatte ja keine Ahnung das Hao unter einem Sex-Verbot extrem leiden würde. Und das würde ihm Yoh androhen wenn Hana die Blume wegbringen sollte. Der arme Häuptling hatte manchmal keine Ahnung wer in welcher Situation wirklich die Hosen an hatte. Man musste nur wissen wie man wen in der Hand haben konnte. Und Hao liebte Sex so sehr, dass er sich nicht wagen würde zu wiedersprechen. So strich Yoh seinem Sohn sanft über den Kopf und sagte danach: „Na komm. Wir sind hier fertig und können wieder zurück, dann kannst du dir auch gleich zuhause einen schönen Platz für deine Blume aussuchen.“ Damit stand er auf und lief wieder zurück zu den anderen Frauen, die sich auch schon auf den Heimweg machten. Hana war noch etwas verdutzt, aber dennoch nickte er, nahm den Korb hoch und folgte seiner Mutter. Hey, es konnte ihm doch egal sein ob Mutter und Vater sich zankten. Er hatte seine Blume und fühlte sich auf einmal viel besser…und mehr verstanden. Yoh dagegen musste immer noch lächeln. Sein Sohn hatte es vielleicht nicht bemerkt, oder bemerkte die Verwandlung noch nicht, aber seine Mutter dagegen schon. Der Kleine wurde reifer und das innerhalb von wenigen Tagen. Oder hatte etwas dies ausgelöst und es trat nun zum Vorschein? War es das was Goldva gesehen hatte? Was auch immer es war: Yoh war auch ein Schamane und verbunden mit der Natur und ihren Geistern, also fühlte er es. Aber auch weil er seine Mutter war ging es nicht an ihm vorbei. Er sah die Zeichen die kein anderer sehen konnte. Und somit war das Verhalten seines Sohnes immer eindeutiger. Aber auch das er die Kamelie gefunden hatte war eindeutig ein Zeichen. Es gab keine Zufälle. Zufall und Schicksal lagen sehr dicht beieinander. Die rote Kamelie…sie steht für die Liebe. Er erinnerte sich: Sie blühten auch damals bei Yoh seinem Wigwam, als er noch sehr jung war. Und kurz darauf…hatte er sich in Hao verliebt. Das die Götter diese Blume nun Hana schickten, konnte nur eines bedeuten:…Er war dabei sich zu verlieben. Und Yoh fragte sich einfach nur: In wen? Wer war die glückliche Person in die sich seine Winterblüte verliebte? „Versprich mir bitte eins: Sollte ich sterben, aus welchen Gründen auch immer, dann versprich mir…bitte versprich mir: das du nicht aufhören wirst zu lieben und zu vertrauen. Bitte gib den Menschen weiterhin eine Chance, so wie du es immer getan hast. Deswegen gingst du ja auch immer fort, um zu beschützen, richtig? Du bist ein guter Mensch und guten Menschen passieren gern schlimme Dinge. Als würde Gott sie immer wieder prüfen. Aber das ist okay! Du erkennst gute Menschen und wen du auch immer nach mir triffst und in wen du dich dann auch immer verliebst…gibt dieser Person eine Chance. Denn ich bin sicher: Sie wird dich nicht im Stich lassen. Genauso wenig wie ich. Beschütze und liebe sie…mit allem was du hast.“ Wieder mal tanze ich alleine und erneut fällt der Regen. Nur dein Geruch bleibt bei mir um mit mir zu tanzen. Niemand hat mir gezeigt wie ich die Liebe erwidern kann die du mir gabst. Mutter hat mich nie in den Arm genommen und Vater liebte andere mehr als mich. Ich wollte dich niemals enttäuschen. Und alles was ich brauche sind einfache, liebende Worte. Du hast meinen Körper einst berührt und er brennt immer noch leicht. Ich habe es nie vergessen. Doch es wird nie wieder so sein wie vorher. Es ist aus meinen Kopf, aber ich weis nicht was ich jetzt noch finden soll. Immer und Immer wieder spüre ich wie es mich zusammenbrechen lässt. Denn auf den Seiten der Straßen ist mein Schreien nur ein Flüstern. Die Leute gehen einfach nirgendwo hin und sehen mir zu wie ich im Regen durchnässt werde. Keinerlei Empathie, nichts ist mehr wichtig und mein Wiederstand gibt langsam auf. Wie eine Blume im Keller…die nur auf einen einsamen Tod wartet. Es hatte etwas gedauert aber nun war er endlich fertig damit. Er konnte einfach noch immer nicht glauben was gestern passiert war. Und langsam bekam er wirklich das Gefühl verflucht zu sein. Zumindest seit er auf dieser Insel angekommen war. Denn seit dem Absturz ging einfach alles schief! Oder das Meiste. So saß er im Schatten unter dem linken Flügel seines Zero und hatte endlich diese Waffe fertig. Das war echt mies gelaufen. Nie hätte Saku es für möglich gehalten dass dieser Bengel in drankriegen würde. Vor allem mit so einer offensichtlichen und simplen Kindergartenfalle. Es war schon peinlich, wenn er daran zurück dachte, aber mehr ging er das Ganze noch mal ruhig und gefasst im Kopf durch. Er suchte nach Fehlern und er wusste auch schnell wer den Fehler gemacht hatte: nämlich er. Hana war unbewaffnet und jünger als er, also besaß er auch weniger Erfahrung. Immerhin war Saku schon in mehreren Schlachten gewesen und hatte damit einen Vorteil. Und dennoch war er auf ihn reingefallen, was nur einen Schluss zuließ: Er hatte ihn unterschätzt und war sich zu selbstsicher gewesen. Und darüber musste er sich mehr ärgern als über diese doofe Falle. Wäre das ein echtes Gefecht gewesen, dann hieße es: Ende Banane. Er wäre tot gewesen. Also hatte er noch mal Glück das es nur dieses Gör Hana war das ihm nachstellte. Und das nur wegen einem so blöden Ziel: Der Kleine verfolgte ihn doch echt weil er von außerhalb der Insel kam und deswegen mehr darüber wissen wollte. Saku fand das bescheuert, aber er konnte verstehen warum der Blonde da so hinterher war. Wenn deine ganze Welt nur aus dieser Insel bestand, dann war jeder Fremde von Außerhalb sofort wie ein Alien das aus dem Weltraum kam. Etwas was es nicht geben konnte. So musste sich der Bengel wohl fühlen…Aber das war kein Grund ihm deswegen aufzulauern und ihm so miese und sadistische Fallen zu stellen! Doch wenn er ehrlich zu sich war, dann war etwas in ihm verflogen. Seit gestern Abend war es nicht mehr in seinen Gedanken…nämlich Hana töten zu wollen. Als er erfuhr dass dieser Bengel wirklich nur ein Einheimischer war und nicht für die Amerikaner arbeitete, da war dieser Gedanken von ein auf die andere Sekunde wie weggefegt gewesen. Sein persönlicher Groll gegen die Amis projizierte sich nicht mehr auf diesen Jungen und er konnte damit abschließen. Zu wissen dass es nur ein neugieriger Bengel war tat sehr gut. Auch wenn er definitiv einen an der Waffel hatte! Und dennoch…wenn er an dieses Gesicht von gestern zurück dachte…An diesen Moment wo ihn dieses Gör anlächelte…da wurde ihm komisch. Es war schon seltsam. Wie konnte ein so sadistischer und frecher Bengel so ein liebes und schönes Lächeln haben? Es war sehr offen gewesen und ehrlich, so das Saku etwas nervös wurde deswegen. Es war…dasselbe verdammte Lächeln wie… Er schüttelte den Kopf und steckte seine neue Waffe rechts in seinen leeren Waffenholster. Da Hana ihm seine Nambu geklaut hatte, dieser Drecksbengel, musste Saku sich mit was anderem abgeben und improvisieren. So hatte er sich aus diesem wahnsinnigen Korb voller Messer, den der Blonde gebaut hatte, einfach eine Klinge rausgenommen und sich daraus ein Handmesser gebastelt. Er musste für die Klinge nur noch einen Griff bauen, was er aus einem Stück Palmenholz dann auch gemacht hatte und schnitt dieses mit einer anderen Klinge zurecht. Das war besser als nichts, denn er wollte nicht völlig unbewaffnet sein. Und wenn er so darüber nachdachte…es war eigentlich unmöglich Amerikaner auf dieser Insel zu finden. Wenn Hana nicht mal wusste was damit gemeint war, dann würden die hier auch keinen Stützpunkt haben. Also war seine Pistole nicht mehr so wichtig, wenn aber auch praktischer. Bringe nie ein Messer in einen Pistolenkampf. Die Waffe war eben immer überlegen. Doch wenn so ein Rotzlöffel wie Hana nur mit einem Speer kämpfen konnte, dann gab es auf der Insel auch sicherlich nicht so gefährliche Tiere dass man dafür eine Pistole bräuchte. Es war aber noch immer so surreal. Er kam aus einem Land voller Bildung und modernster Technik und nun saß er auf einer Insel fest und fühlte sich wieder in die Steinzeit zurück katapultiert. Es konnte dafür nur einen Grund geben: Gott hasste ihn, falls er überhaupt existierte. Sicherlich hatte dieser auch seine Gründe dafür in auf diese Insel zu schicken, denn Saku hatte vielen Menschen das Leben genommen und das ohne zu zögern und mit der Wimper zu zucken. Er war ein böser Mensch. Und böse Menschen verdienten die Hölle auf Erden. Genau deswegen hat man ihm auch… „Guten Morgen!!“ Sakutaro fuhr förmlich zusammen und sprang auf der Stelle auf. Schnell drehte er sich zu seinem Zero hinter und zückte sein neues Messer, bereit zu kämpfen, doch alles was er sah war das freche Grinsen, das er nicht ausstehen konnte und wie blondes Haar im salzigen Wind wehte. Was sollte an dem Morgen schon gut sein?! Nun war er eh im Eimer! Genervt schnaufte er aus und steckte seine Waffe wieder weg, als er hoch fauchte: „Du hast wohl echt nen Todeswunsch, oder?!“ Berechtigte Frage, denn Hana schaffte es immer wieder Leute so zu erschrecken, oder zu überrumpeln, dass es echt ein Wunder war das er bisher noch in keiner Klinge geendet hatte! Doch der Kleine lächelte nur weiter auf den Kerl hinab. Hana lag oben auf dem Rücken des Zero. Er hatte sich hinter diesem angeschlichen und war auf ihn geklettert, so dass er nun mit verschränkten Armen auf dem Bauch lag und zu Saku runter sah. Inzwischen hatte er auch etwas die Angst vor dem toten Riesenvogel verloren, den Saku „Flugzeug“ nannte. Es war tot, also konnte es auch nichts tun. Also konnte man darauf rumklettern. Zudem war der Blonde überrascht wie warm dieser Vogel durch die Sonne wurde und das er keine Federn besaß sondern komplett glatt war. Komisches Tier. Dann antwortete er Saku: „Du bist ja total nervös Sakutaro. Gibt es dafür einen Gruuund? Mach ich dich nervös mit meiner fantastischen Anwesenheit?“ Saku sah ihn genervt an…Arroganter Rotzbengel. „Zum „kotzen“ trifft es eher, du miese kleine Ratte.“ Doch Hana ignorierte diese netten Worte gekonnt und kletterte nach hinten vom Flugzeug hinab. Als er von dem glatten Rücken abwärts glitt, hatte er bereits wieder in der rechten Hand einen neuen Speer. Er war nicht so schön verziert wie sein vorheriger, aber das war egal. Wichtig war das er seinen Zweck erfüllte, nämlich töten. So kam er auf dem Sand an und lief in seinen weißen Schläppchen auf die andere Seite des Zero und blieb dann vorne, an der Nase, stehen. Hana trug mal wieder nur eine weiße, lange Hose und war am Oberkörper frei. In seinem Haar steckten die zwei Adlerfedern. Er sah Saku auf Abstand an, wartete darauf was der Ältere tun würde. Wer sagte denn nicht dass er nicht doch noch auf die Idee kam und Hana umbringen wollte? Er könnte das sehr gut verstecken. Aber in jener Sekunde stand der Ältere nur weiter vor ihm und hatte die Arme genervt vor sich verschränkt. Auch sein Blick war nicht anders als super genervt. Sicherlich hatten beide so kein Bock aufeinander. Das konnte man denken wenn man sie dort so stehen sah und wie sie sich böse Blicke zuwarfen. Aber die Realität war da etwas anders: Saku hatte kein Bock auf Hana und der Blonde wollte auch nur seinen Horizont erweitern, sonst nichts. Sie mussten sich ja nicht mögen, oder für immer zusammen bleiben. Also alles gut. Und dennoch fiel es Hana sofort wieder auf: Sie waren sehr aggressiv aufeinander eingestellt. Das Verhältnis zwischen ihnen war angespannt. Vorhin dachte er noch daran dass es auch mit seine Schuld sein könnte das ihr Verhältnis so kühl war…Ach quatsch! Egal! Einfach weiter machen! Wie gesagt: Sie sollten sich ja nicht ineinander verlieben! So machte er einen Schritt näher und sprach frech: „So mein Diener: Ich habe mir schon genau einen Plan überlegt wie wir heute weiter machen!“ Saku schnaufte. Er ignorierte das „Diener“ und fragte genervt: „WO ist meine Waffe?“ Hana sah ihn muffig an. Wie unhöflich jemanden einfach so im Text zu unterbrechen! So legte er arrogant und sauer den Kopf nach rechts auf die Seite und sah mit geschlossenen Augen weg, als er antwortete: „In Sicherheit. Nämlich da wo du nicht auf die Idee kommen kannst auf mich zu ballern!“ Saku konnte es nur immer wieder denken: Miese, kleine Ratte…Warum war er nur so bestraft worden?! Er musste sich fokussieren und bei der Sache bleiben. Letzten Endes war es egal. Wenn er den Zero fertig bekam würde er eh nie mehr zurück kommen, also Augen zu und durch. So riss er sich zusammen und seufzte aus. Ganz ruhig. Es ist nur ein Bengel der dich absichtlich provozieren will. Lass ihn einfach sein Spiel spielen, mache immer mal etwas mit und im Nu bist du von der Insel und auf den Weg in die Heimat. Danach siehst du ihn NIE wieder. Irgendwie erfreute ihn das und er sah wieder zu Hana, denn er hatte seinen Blick vorher auf den Boden gerichtet gehabt. Dann sprach er: „Was willst du?“ Hana sah wieder zu ihm. Oh? Hatte er da wen an der Leine? Er grinste frech und drehte sich wieder zu ihm, als er korrigierte: „Das heißt: Was möchtet ihr EURE KÖNIGLICHE HOHEIT. Also sag es noch mal.“ Das gab es doch einfach nicht! Saku platzte erneut der Kragen und er fauchte unverblümt: „Du kannst mich mal königlich am Arsch lecken du Rotzgöre!“ Hana schüttelte nur den Kopf. Oh mann da hatte jemand noch reichlich zu lernen. Das bekamen sie aber schon noch hin, nun wollte Hana mal nicht so ein Fass deswegen aufmachen, immerhin mussten sie noch etwas länger durch den Dschungel laufen. So zuckte er dann mit den Schultern, verschränkte die Arme vor sich und sprach: „Keine feine Kinderstube gehabt, was? Und nenn mich nicht so! Ich bin bereits sechszehn und damit erwachsen! Ich bin keine Göre mehr! Und sicherlich bist du auch nicht älter als ich!“ Saku sah ihn nur an. Wollte er jetzt das Alter vergleichen? Konnte er haben dieser Bengel: „Aus deinem kindlichen Alter bin ich schon längst raus. Ich bin 22 Jahre alt und muss mich nicht mehr auf dieselbe Stufe begeben wie du.“ Er klang selber dabei plötzlich sehr arrogant und kindlich, als wäre das ein verdammter Wettbewerb. Daran sah man dass auch Saku noch in der Lage war sich wie ein motziges Kleinkind zu verhalten. Zumindest dann wenn er sauer wurde. Doch es war schon lange her das ihn jemand so erlebt hatte. Normalerweise war er nämlich sehr erwachsen und ruhig. Nur innerlich strotzte er vor Mut und Selbstbewusstsein, so dass er sich mit diesem gerne in den Kampf schmiss. Was aber gerade nichts zur Sache tat. Der Blonde dagegen sah ihn erstaunt an. Er war wirklich sechs Jahre älter als er?! Kaum zu glauben, aber wenn er sich es genauer überlegte ergab das schon Sinn. Immerhin war er groß, stark und wirkte reifer als der Kleine. Sicher war er jünger als Mutter und Vater, aber dennoch schon völlig ausgereift. Naja, aber Männer konnten immer kleine Kinder sein, egal wie alt sie waren. Hao war ein prachtvolles Beispiel dafür. Also so hin und wieder. Egal. Hana ignorierte den Altersunterschied und zeigte dann mit der rechten Hand hinter sich, als er sprach: „Wie auch immer! Wir gehen heute in den Dschungel!“ Saku sah seiner Handbewegung nach und hoch in den dichten Dschungel der sich dort erstreckte. Danach sah er wieder zu dem Blonden. „Und warum sollte ich das tun?“ Kam es direkt von dem Piloten zurück an den Sohn des Häuptlings, der etwas verdutzt deswegen zu sein schien. Oh mann. Nun verstand auch Hana das es sehr nervig werden könnte. Nicht nur das Sakutaro ein Dickschädel war, sie trauten sich beide gegenseitig keinen Meter und das würde den Tag unnötig in die Länge ziehen, denn so konnten sie sich nicht auf die Arbeit konzentrieren, sondern mussten immer darauf achten das der Eine dem Anderen nicht in den Rücken fiel! Schöne Scheiße. Vielleicht hätten sie das doch alles anders angehen sollen. Zumindest Hana, denn von ihm ging ja diese feindliche Haltung besonders aus. Aber wie sollte er den sonst reagieren? Immerhin hatte er es mit einem komplett fremden Menschen zu tun und dann noch einem Perversling! JA, Hana hatte nicht vergessen wie der ihn geknutscht hatte! Und dafür bekam der auch noch die Quittung, war nur ne Frage der Zeit! Er muffte leise, wegen Saku seiner Antwort und sprach dann lauter: „Weil ich es dir sage und ich dir helfe deinen Vogel wieder zu reparieren! Schon vergessen Dumpfbacke?! Ich helfe dir und du sagst mir dafür was ich wissen will! Außerdem kenne ich vielleicht einen Ort wo es etwas geben könnte was dir hilft! Also stell dich nicht so an Prinzessin und lass uns gehen!“ Prinzessin, war klar. Fragte sich nur WER die Prinzessin war! Und damit machte er einen Schritt zur Seite, zückte seinen Speer und ließ Saku genug Platz um zwischen Hana und dem Vogel hoch zum Dschungel zu laufen. Er machte einen Weg und deutete immer wieder mit seiner Waffe an, das Saku diesen beschreiten sollte. Der rührte sich aber nicht vom Fleck und sprach gelassen, aber ernst: „Warum soll ich vor gehen? Du bist der der angeblich weis wo es das Zeug gibt, also geh auch vor.“ Hana schüttelte energisch den Kopf. „Das hättest du wohl gern! Ich bin nicht so bescheuert und lass dich hinter mir laufen, damit du mir das Messer in den Rücken rammen kannst! DU gehst vor und ich habe dich genau im Auge!“ Kindergarten. Aber es war gar nicht mal so dumm, sondern sehr gewieft. Man durfte den Feind nie unterschätzen, dass hatte sich Hana anscheinend bei ihren letzten Begegnungen gemerkt. Sicherlich ab dem Zeitpunkt wo ihn Saku fast erwürgt hatte. Von da an wurde er vorsichtiger und fing an seinen Kopf zu benutzten. Das sah man bei der Falle und nun auch bei der Aktion. Beeindruckend. Offenbar hatte er eine schnelle Auffassungsgabe und setzte gewisse Dinge auch schnell in die Tat um. Würde er Saku nicht so nerven, wäre der etwas begeistert. Und allein in der Hinsicht schien er den Blonden vielleicht doch sehr unterschätzt zu haben. Er schien doch schlauer zu sein, als er sich gab. Aber er war hitzköpfig und stur. Heh…Warum erinnerte ihn das gerade an sich selbst? Immerhin war er auch mal so gewesen. Damals, in seinen jungen Jahren und bevor er zum Militär ging, war er auch so verloren gewesen wie Hana. Seine Familie hatte ihm abgeraten dem Militär beizutreten, aber Saku war der Meinung dass man nur so Frieden ins Land bringen könnte. Nämlich nur dann wenn der Feind besiegt war. Also schloss er sich an und ließ viele aus seiner Familie zurück. Und es war auch gut so. Er war gut in dem was er tat und er hatte es drauf. Töten war für ihn kein Problem. Er ging gerade zu darin auf! So das er schnell den Namen: „Death Zero“ bekam. Alle achteten ihn und er wurde innerhalb weniger Jahre zum Anführer der Zero-Staffel. Menschen zu töten war der Sinn seines Lebens geworden. Mörder zu töten die andere unterwarfen nur um an Macht zu gelangen. Und um einem Mörder einen Schritt voraus zu sein…musste man selber ein perfider Mörder werden. Das war es was er konnte und er verbrachte damit einige Jahre. Doch als er Chiharu kennengelernt hatte…da änderte sich plötzlich einiges. Und als er mit ihr zusammen kam noch mehr. Doch weg damit. In seiner Vergangenheit zu schwelgen brachte ihm auch nichts. So musste er im Hier und Jetzt sein. Also schnaufte er genervt und hörte auf den Bengel. Mal ganz ehrlich: Was sollte der ihm schon anhaben? Der Kleine war wie ein Löwenjunges das durch die Gegend tapste und noch Erfahrung sammelte. Keine wirkliche Bedrohung. Und dennoch blieb Saku auf der Hut, denn Hana noch mal zu unterschätzen würde ihm nicht mehr passieren. Also lief er zu seiner Umhängetasche, hängte sie sich um und kam dann an dem nervösen und ihn nicht aus den Augen lassenden Hana vorbei und lief hoch zum Dschungel. Der Knirps, sollt er wirklich so schlau sein, sollte eigentlich wissen dass er auch so im Nachteil war. Selbst mit der Waffe. Und wenn er auf die dumme Idee kam Saku anzugreifen, dann würde es genauso ausgehen wie letztens: Er entwaffnete den Jungen und dann war er fällig. Also ging er entschlossen und mit einer Ruhe einfach weiter den Hang hoch und Hana folgte ihm vorsichtig und mit der Waffe nach vorne gestellt. Der Kleine fühlte diese Ruhe und war nur noch mehr verdutzt. Offenbar nahm er ihn wirklich nicht sehr ernst. Aber der konnte was erleben wenn er versuchen würde den Blonden anzugreifen! So liefen sie auch eine ganze Weile weiter. Bis die nächste Katastrophe nur um die Ecke lauerte. Vielleicht eine gute halbe Stunde Fußmarsch hatten sie nun schon hinter sich und sie waren noch immer nicht ganz dort angekommen wo Hana hinwollte. So war es auch ein steilerer Weg gewesen und auf den großen Berg zu, der in der Mitte der Insel stand. Hana wusste von seinem Vater das dies der heilige Berg war in dem seine Vorfahren gelebt haben. Doch mussten sie diesen wegen einer Katastrophe vor mehr als hundert Jahren verlassen. Einer von der nie jemand gesprochen hatte, falls es einer überhaupt noch wusste. Aber in einer Hinsicht war er sich sicher: Wenn sie was Spezielles suchten, dann wurden sie da vielleicht eher fündig als am Strand auf eine gute Strömung zu hoffen die alles zu ihnen schwemmte was sie brauchten. Und so liefen sie beide weiter in das Landesinnere. Hana hatte Saku derweil genau vor sich im Blick und navigierte ihn durch den Dschungel. Erstaunlicherweise ließ der Ältere das auch einfach mit sich machen und folgte den Anweisungen. Sicherlich hatte er schon etwas kapituliert und wusste nun endlich das Hana am längeren Hebel saß! Der Kleine hatte ihn die ganze Zeit über an fixiert und ihm gingen verschiedene Gedanken durch den Kopf, als er diesen Typen so vor sich sah. Einer war natürlich wieder diese Sache mit dem Kuss. Er wurde das nicht los. Obwohl er ihn nicht bewusst erlebt hatte ärgerte ihn diese Tatsache doch unglaublich. Hana hatte immer gedacht das sein erster Kuss etwas besonderes sein würde und magisch. Genau wie bei Mutter und Vater. Aber dann kam dieser Vogel einfach aus dem Nichts und stahl ihm diesen! Egal aus welchem Grund auch immer! Doch er durfte nicht länger darüber nachdenken, er pushte sich nur wieder unnötig hoch und aggressiv. Doch war da noch was anderes was ihm einfiel. Und das fragte er dann auch: „Woher kommst du eigentlich von hinter dem Horizont? Und warum trägst du so komische Kleidung?“ Saku schnitt mit seinem neuen Messer eine Liane vor sich weg und sah dann kurz zu Hana hinter, bis er sich wieder abwand und weiter lief. So beantwortete er die Frage im Laufen: „Es wird dir nichts sagen, aber ich komme aus Japan. Das sagte ich dir auch schon bereits. Und diese „komischen“ Klamotten sind Standard beim Militär. Jeder Flieger der Zero-Staffel trägt sie.“ Hana legte den Kopf schief. „Was ist ein Militär?“ Saku schnaufte, war ja klar. Er holte aus: „Hach…um es in deinen Worten zu erklären: Das ist eine Gruppierung von Soldaten mit der Aufgabe ihr Land zu beschützen.“ Hana wusste nicht was Soldaten sind. Waren sie vielleicht sowas wie Krieger? Klang logisch. „Aha…Also seid ihr sowas wie Krieger die einen Stamm beschützen?“ „Nein. Krieger agieren nach ihrem eigenen Ermessen. Ein Soldat ist jemand der Befehle befolgt und diese dann ausführt.“ Einfach ehrlich und unverblümt platzte es locker aus Hana heraus: „Also seid ihr Sklaven für Kämpfe? Nur ein Diener oder Sklave befolgt Befehle.“ Saku schnitt die nächste Liane durch und war etwas fassungslos von dem was der Knirps gesagt hatte. Er verharrte deswegen sogar kurz an Ort und Stelle, bis er nach einigen Sekunden einfach weiter lief. Es hallte durch seinen Kopf: Sklaven von einer Person…So gesehen war das nicht mal so verkehrt. Saku flog nicht einfach mit seinem Zero hinaus in die Schlacht und handelte wie er es für richtig hielt. Er folgte den Befehlen seines Befehlshabers und führte diese dann aus wie DER es für richtig hielt. Es war nicht das er sich ein Ziel aussuchte, denn er bekam es gestellt. Und egal was auch kam: die Mission musste erfüllt werden. Soldaten waren nur menschliches Kanonenfutter für den Feind, während der Kommandant oben in seinem Elfenbeinturm saß und alles dirigierte. Schön außerhalb des Schussfeldes des Feindes. Es waren immer die kleinen Leute…die die Kriege ausführen mussten die große Mächte haben wollten. Egal ob es um ein Land ging, oder einfach nur um Geld und Macht. Diese kleinen Leute ließen ihr Leben für ihr Land und wurden als Helden gefeiert. Aber was war schon ein Held? Saku sah es doch immer wieder an sich selbst. Er wurde als Held gefeiert. Als toller Anführer und großer Kämpfer. Doch was hatte ihm all das gebracht? Außer Narben auf der Seele und nen Sprung in der Schüssel. Es gab nichts Tolles am Krieg, er war nicht glorreich, logisch, oder voller Ehre und nicht einmal heldenhaft. Im Krieg folgte man Befehlen und achtete darauf nicht zu sterben wie ein räudiger Köter auf der Straße. Und dennoch war Saku immer und immer wieder in die Schlacht gezogen. Es ging ihm nicht um Ruhm…sondern um Frieden. Blind war er in diese geflogen, mit der Hoffnung dass sich jedes Mal etwas ändern würde. Doch es änderte sich nichts. Die Kriege wurden nur noch brutaler und gnadenloser. Zu spät bemerkte er wie das Spiel lief. So wollte er schon oft aussteigen, aber fand nie den Mut dafür. Verlor nie die Hoffnung doch was ändern zu können. Aber dann änderte sich etwas in seinem Leben und er fasste den Entschluss ohne lange darüber nachzudenken. Er wollte austeigen. Für sich…für sie. Doch er war wieder zurück gekehrt. Und warum? Weil er sonst nichts mehr hatte… Hana sah verdutzt zu ihm vor und runzelte die Stirn als keine Antwort mehr von Sakutaro kam. Offensichtlich war er in Gedanken. Hatte er ihn auf was hingewiesen, oder ihn nachdenklich gemacht? Was auch immer der Grund war, er lief plötzlich schnell links an dem Piloten vorbei und kam vor ihm zum Stehen, so das Saku aus seinen Gedanken gerissen wurde und verwirrt zu ihm runter sah. Er bremste auch ab und sah ihn nur an, bis Hana frech lächelte und sagte: „Wir sind da!“ Dabei zeigte er nach links von sich und Saku folgte seinem Arm. Kurz darauf sah er auch schon wo sie waren und war verwundert. Ohne mit dem Kleinen zu reden lief er, von sich aus nach rechts und auf einen großen Spalt im Berg zu. Doch blieb er auf Abstand dazu stehen und sah sich genauer um. Vor dem Riss im Berg, lagen viele Sachen verteilt herum. Sie lagen zwischen den Büschen und Bäumen des Dschungels. Sie sahen aus wie…Töpfereien und Werkzeuge, aber sie waren schon sehr alt. Vieles davon auch beschädigt und Holzbalken lagen auch verteilt herum. Was war das für ein Ort? Für Saku sah es auf den ersten Blick wie ein Lager, oder ein Checkpoint an einer Grenze von Ländern aus. So machte er einen Schritt weiter nach rechts und kam vor einem Haufen von altem Gerümpel in die Hocke. Sah es sich genau an. Darauf zog er etwas sehr altes vor sich hervor und sah es sich genauer in der Hand an. Könnte sich um ein altes Werkzeug handeln. Was würden Archäologen dafür geben das alles zu sehen. Für die wäre dieser Ort die reinste Goldgrube. Danach legte er es wieder ab und Hana kam einige Schritte hinter ihm dazu und sprach stolz: „Na? Beeindruckend, oder? Hier findest du sicherlich was um deinen Vogel wieder zu beleben. Man sagt: Danke!“ Daran zweifelte Saku noch sehr. So stand er auf und sah sich einfach weiter um. Sein Blick fiel nach links, direkt neben den Riss in dem Berg und haftete dort. Für jeden anderen würde das sicher eine Goldgrube sein, aber für ihn und seinen Zero war das nur eine weitere Sackgasse und ein Schrottplatz. Alles war alt und morsch und er wusste nicht mal wie stabil es war, oder aus was es gebaut wurde. Da ging er kein Risiko ein. Nicht mal bei den Holzplatten, auch wenn die den Zero innerlich gut stützen würden, nahm er das Risiko auf sich. Er wollte nachhause kommen und nicht auf der Hälfte des Weges wieder abstürzen. So verschränkte er die Arme vor sich und lief an die Stelle die er an fixiert hatte. Hana sah ihm noch dabei zu wo er genau hin lief und folgte ihm vorsichtig. Was machte er da? Wonach hielt er ausschau? Doch neugierig wie er war ließ er sich zu leicht von dem Riss neben sich ablenken und schritt vorsichtig darauf zu. Er drehte dem Fremden den Rücken zu. Doch dieses Mal hatte er komischerweise keine Sorge mehr. Und während Saku wieder in die Hocke ging und sich durch das Restelager durchforstete, sah sich Hana genauer den Riss an. Er war auch noch nie so lange an diesem Ort gewesen. Immer nur vorbei gelaufen. So erinnerte er sich daran das Vater es verboten hatte, nur wusste Hana nie warum. Also lief er vorsichtig in den Riss hinein und fand sich am Eingang einer kleinen Höhle. Wirklich was sehen konnte er nicht, aber er hörte einen Fluss fließen, ja sogar einen Wasserfall scheppern. Wenn er seinen Augen genug Zeit gab würde er auch bald etwas sehen. So kam er einen Schritt rein und fokussierte seine Augen auf die Dunkelheit vor ihm. Schnell verflog der Schleier der Finsternis und er konnte klarer sehen. So erkannte er auch nur wenige Zentimeter vor sich dass der Boden aufhörte! Erschrocken verharrte er an der Stelle und sah hinab. Es ging ganz schön weit runter und offenbar in den Berg hinein. So sah er das unter ihm Wasser lang floss. Vielleicht gute 3 Meter unter seinen Füßen. Das war knapp gewesen. Einen Schritt weiter und er wäre gefallen. So atmete er den Schreck aus und machte danach einen Schritt zurück. Dann drehte er sich zu Saku um. Nichts hatte sich geändert. Der war immer noch vor dem Geröll und schien zu wühlen, so dass der Blonde rüber rief: „Was ist los?! Findest du nichts, oder bist du einfach nur zu speziell?!“ Saku ignorierte die Worte gekonnt und schob einen alten Krug zur Seite…nur um dann zu erschrecken. Es lag vieles verteilt vor seinen Augen, vieles was er nicht kannte aber das…das konnte nicht sein. Es riss ihn, wie ein Schlag in die Magengegend, zum Boden. Sofort packte er das was er sah und zerrte es aus dem Dreck und unter den anderen Sachen hervor. Hielt es sich, mit beiden Händen, vor die Nase und sah es an. Das gab’s doch nicht…Hana bemerkte, wenn auch unklar wegen der Entfernung, den verwirrten und schockierten Blick und fragte hinter: „Was ist denn!? Was gefunden?!“ Das konnte alles nicht sein. Das war ein abgekartetes Spiel. Es musste so sein! Wie sonst war die hier?! Nein…das war geplant. Nämlich von…Sein Blick schlich kurz und misstrauisch, so wie auch wütend, zu Hana rüber. Es war ein richtiger Giftblick geworden, den der Blonde aber auf die Entfernung nicht sah. Natürlich…jetzt wurde Saku alles klar. Also doch…Danach sah er wieder auf das in seiner Hand…Sah sich den Gegenstand: Es war die gleiche Tasche die er umhängen hatte. Es war eine Tasche seiner Staffel. Nie im Leben kam die von jemand anderem als einem seiner Jungs. Dazu war die Zero-Staffel noch nicht lange genug ins Leben gerufen worden. Somit konnte das nur bedeuten: Einer seiner Jungs war hier gewesen und Hana…hatte ihn verschwinden lassen. Und nun lockte er ihn hier her und wollte ihn ebenfalls umbringen und seine Sachen klauen. Es war so simpel, warum hatte er das nicht bemerkt? Aber nun wusste er was los war und ebenfalls was er zu tun hatte… So kam er wieder hoch und lief langsam auf Hana zu, der ihn etwas verdutzt ansah. Er konnte nicht erkennen was Saku aufgehoben hatte, weil er es hinter seinem Rücken hielt, aber es machte den Jungen nervös und er zog seinen Speer schützend vor sich. Dieser Blick und der strenge Gang machten ihn nervös. Er hatte auf einmal ein ganz mieses Gefühl. Ein Schauer der ihm eiskalt den Rücken runter glitt und es wurde intensiver je näher Saku auf ihn zu kam. Da war etwas…doch zu spät realisierte er was es für Gefühle waren…Es war Mordlust. Denn nach wenigen Schritten blieb Saku fast vor ihm stehen und Hana sah knurren und abwehrend zu ihm hoch. Hielt den Speer fest in den Händen. Mutig wie er war fragte er: „Was ist los?! Bleib wo du bist!“ Sie standen nun beide in der kleinen Höhle und Saku hatte leider die bessere Ausgangsposition, denn Hana stand mit dem Rücken zwar nicht zur Wand…aber zum Abgrund hinter ihm. Verdammt! Er war so ein Trottel! Er hatte sich selber in diese miese Lage gebracht! Wie konnte er nur so unvorsichtig sein?! Der Ältere blieb nur vor ihm stehen und sah ihn ernst an, bis er dann hinter seinen Rücken hervorholte was er gefunden hatte und Hana es nun endlich auch sah. Er runzelte die Stirn. Es sah aus wie eine braune Tasche. Danach blickte er wieder zu Saku in die Augen und fragte genervt: „Was?! Willst du mir etwas sagen?!“ „An deiner Stelle würde ich nicht so vorlaut werden Kurzer. Du bist nämlich in einer ziemlich schlechten Position zum drohen...“ Er machte einen Schritt nach vorne und Hana wusste nicht wieso, aber er machte instinktiv einen nach hinten und fühlte wie er danach keinen Boden mehr unter den Füßen haben würde. Schnell und erschrocken sah er kurz hinter sich, realisierte die Lage und warf Saku dann wieder einen bösen Blick zu. Dieser Mistkerl. So fauchte Hana erneut zu ihm hoch: „Was ist dein Problem?!“ Mutig so zu fauchen obwohl hinter einem der Tod wartete. Saku bewunderte das auf eine Art, aber dann war es auch einfach nur noch töricht. Naja okay, er sollte ja nicht unwissend sterben, also sprach er ernst: „Was mein Problem ist? Diese Tasche ist mein Problem. Du kannst das nicht wissen, aber es ist eine Fliegertasche die nur die Jungs meiner Zero-Staffel bei sich tragen. Kein anderer besitzt sie. Jetzt frage ich mich: Wie kommt eine Tasche meiner Staffel auf diese Insel und ausgerechnet an diesen Ort? Und dann führst du mich auch noch ganz „zufällig“ genau hier her wo sie liegt. Das sind mir etwas zu viele Zufälle und Tatsachen, wenn du mich fragst…“ Das konnte doch wohl nicht sein Ernst sein?! Waren wir vielleicht etwas zu paranoid?! Hana knurrte ihn an: „Ach was! Willst du mir unterstellen ICH habe was mit dieser Tasche zu tun?! Träum weiter du Spinner! Du hast echte Vertrauensprobleme, oder Sakutaro?!“ „Das sagt der Richtige! Du bist da ja wohl nicht besser du kleine Ratte! An deiner Stelle würde ich anfangen zu singen, oder es könnte wirklich ungemütlich für dich werden!“ Eine Drohung. Doch Hana ließ sich nicht bedrohen. Erst recht nicht von ihm. „Versuch es doch du Blödmann!“ Fauchte Hana ihn an und holte mit dem Speer nach rechts aus. Er war bereit sich zu wehren. Saku hatte es lange genug mit ihm getrieben und nun war seine Geduld überschritten. Von beiden wohl gemerkt. So holte er aus und schlug horizontal nach vorne. Natürlich fing sein gegenüber mit beiden Händen locker den Speer und drückte gegen Hana an. Kinderspiel. Der Kleine hatte keine Chance. Das wurde auch dem Blonden schnell bewusst, der viel Kraft aufbringen musste um gegen ihn stand zu halten. Saku hatte einfach zu viel Kraft und riss ihm locker die Waffe aus den Händen. Dann warf der Ältere sie rechts von sich in den Abgrund und packte Hana blitzschnell mit der rechten Hand am Hals. War klar. Aber der Kleine reagierte dieses Mal sofort und fasste mit beiden Händen Saku sein Handgelenk und riss sich an dieses runter. Ein Schmerz fuhr durch den Großen und Hana hatte sich in dieses verbissen, zerrte wie ein Tier an seiner Beute. Den Schmerz gekonnt wegsteckend nutzte Saku seine linke Hand und fasste den Blonden am Hinterkopf direkt an dem Haarschopf. Er packte fest zu und zerrte ihn nach hinten. So das Hana nun auch Schmerzen bekam, aber sich wie ein Pitbull in dem Handgelenk verbissen hatte. Er gab nicht auf und ließ einfach nicht los. Auch wenn ihm bereits Tränen vor Schmerz die Wangen runter glitten, er war so sauer und aggressiv dass er nicht los ließ! Saku verlor auch immer mehr die Geduld und zerrte. Dazu fauchte er laut: „Lass los!!“ Alles war komplett eskaliert. Das was als eine normale Suche und Unterstützung startete und werden sollte, wurde nun zu einem Kampf um Leben und Tod. Hana wusste: wenn er nach gab, dann würde er sterben. Saku umgab die Aura eines Sensenmannes, ganz sicher. Töten…gehörte zu ihm. Und wenn bei ihm die Leine riss, dann war er nur noch grausam und gezielt aufs Töten aus. So fing Hana noch an mit dem rechten Bein nach dem Älteren zu treten und traf ihn sogar an einem der Beine. Doch machte das den Piloten nur noch saurerer und er fasste Hana lockerer an den Haaren. Er hatte eine andere Idee. Zerren brachte nichts, also machte er was anderes: Er ließ los und schlug hart mit der linken Faust auf den Kopf des Jüngeren. Hana krisch auf, ohne den Biss zu lockern und trat als Reaktion darauf zurück. Da er sich so verbissen hatte konnte Saku nicht mal mit der Hand zudrücken um ihm die Luft abzuschnüren. Denn es tat echt weh und es war irgendwie eine Pattsituation. Keiner wollte aufgeben. Einer war so stur wie der Andere. So das Saku erneut zu schlug. Aber auch dieses Mal ließ der Blonde wieder nicht los. Hana weinte noch immer vor Zorn und biss noch fester zu. Er konnte inzwischen schon Blut in seinem Mund schmecken, doch machte er deswegen keinen Halt. Er würde sterben wenn er nach ließ. Dies baumelte wie ein Todesfluch über ihm. Er war so dumm, so dumm gewesen. Er hätte ihm nie vertrauen sollen. Warum hatte er nicht auf seine Eltern gehört?! Und dann schlug Saku ein letztes Mal fest zu…und der Kleine ließ los. Es tat schrecklich weh und machte ihn etwas benommen. Hana krisch auf und hatte dabei losgelassen, was Saku gleich nutzte und einen Schritt nach vorn machte. Und dann…ja dann ließ er los. Er löste seine Hand um Hana seinen Hals und dieser fiel. Mit Schrecken realisierte der Blonde das er fiel und das unter ihm kein Boden mehr war, so dass er sich gerade noch am Rand des Abgrunds mit beiden Händen festhalten konnte und nun über dem Abgrund hing. Es war ein Reflex gewesen und er sah schockiert nach oben, sah Saku der auch am Rand war und sich dann auf die Knie runter begab. Er stütze sich mit beiden Händen vor Hana ab. Das Blut lief an seiner rechten Hand hinab, aber der Schmerz störte ihn nicht mehr, er war zu geladen dafür um diesen zu realisieren. Und dann sahen sie sich nur an. Das alles war nur wegen dieser blöden Tasche soweit gekommen, die Saku nun wieder vor hielt und mit der linken Hand über Hana zog. Er fauchte erneut: „Sag mir was es damit auf sich hat!! Von wem ist die gewesen?!“ Hana schüttelte sauer den Kopf und fauchte zurück: „Ich weis es nicht!! Ich habe nichts damit zu tun!!“ Wütend warf Saku die Tasche hinter sich und sprach zurück: „Und DAS soll ich dir glauben?!“ „Es ist mir scheiß egal ob du mir glaubst oder nicht!! Ich habe nichts damit zu tun und das ist die Wahrheit!!“ Hana krampfte sich an den glatten Steinen am Rand des Abgrundes fest und sah dann links neben sich runter. Oh Gott er konnte nicht sehen wo der Abgrund aufhörte! Sicher sah er Wasser, aber wer wusste schon wo das hinführte und wo der Wasserfall war den er hörte! Er könnte sonst wo sein und auch noch verdammt hoch! Er würde diesen runter fallen und sich an Steinen aufspießen! So sah er wieder erschrocken hoch und fasste den Rand fester…besonders als er merkte…das er abrutschte. Sein Blick wurde etwas panisch und verängstigt als er realisierte wie tief er doch in der Scheiße saß. Erneut versuchte er, mit der rechten Hand einen Stein fester zu greifen, doch rutschte ab. Vor Schreck krisch er auf und sah zu Saku hoch, der sich nicht regte und ihn einfach nur dabei zusah. Hana bekam einen Schrecken…Er würde ihn fallen lassen. Und er würde eiskalt dabei zusehen. Dann versuchte sich der Kleine mit den Beinen an der Wand zu stützen, aber rutschte wieder ab. Er kämpfte um hoch zu kommen, aber verlor immer mehr den Halt. Er würde fallen! Er würde sterben! Wenn ihm keiner half dann…! Und in all der Panik sah er wieder hoch zu Sakutaro. Das konnte nicht sein. Er…er war nicht so. Hana wusste das er nicht so war! Immerhin hatte er ihm schon mal geholfen! Und an dieser Hoffnung klammerte er sich fest, auch wenn es ihm nicht passte. Doch war er hilflos, was er dann auch zeigte. Er sah Saku an und sprach laut in einem flehenden und verzweifelten Ton: „Saku ich stürzte ab! Saku ich falle! Bitte ich falle Saku!“ Zum ersten Mal hatte er seinen Namen als Spitznamen ausgesprochen. Und für den Älteren klang es komisch das zu hören. Dieses Jammern…er kannte es. Es machte ihn weicher, aber der Mörder in ihm wehrte sich zu stark. Überrumpelte ihn. Nein…er ließ sich nicht mehr verarschen und sprach dann kalt zu Hana runter: „Dann wünsche ich dir eine gute Reise Hana…“ Und damit war für ihn die Sache erledigt und der Blonde sah ihn nur erschrocken an. Sakutaro wollte sich abwenden und Hana sah alles wie in Zeitlupe vor seinen Augen ablaufen. Durch seinen Kopf ratterte: Er lässt mich fallen, er hilft mir nicht, er lässt mich sterben. Und es war genau in dieser Sekunde, dass seine neu in ihm aufflammende Wut ihm Kraft gab. So schaffte er es sich hoch zu raffen, ein letztes Mal und Saku sah erschrocken zu ihm runter. Er war noch immer auf allen Vieren…und konnte nicht so schnell reagieren wie sich zwei Armen um seinen Nacken legten und sich an ihm festkrallten. Mit Schrecken realisierte er was passierte, während Hana sich an ihn drückte und mit einem fiesen Lächeln ihm sanft ins Ohr flüsterte: „Hab dich …“ Er machte sich schwerer und stieß sich mit beiden Beinen von der Wand vor ihm ab. Zerrte mit all seiner Kraft beide in den Abyss. Und dann kippte der Ältere auch schon nach vorne über. Hana hatte ihn mit all seinem Gewicht überraschend umschlungen und zog ihn mit sich in die Tiefe. Und dann fiel Saku auch kopfüber nach unten und wurde noch immer von dem Blonden umschlungen, der sich fest an ihn drückte. Hana war es egal. Mitgehangen mitgefangen. Und wenn er fiel…dann nahm er Saku mit. So fielen sie in die Tiefe und das Licht über ihnen wurde immer dunkler. Bis es verschwunden war und es einen lauten Knall gab weil beide in Wasser getaucht wurden. Dunkelheit umhüllte beide, die Luft war weg und der reißende Strom zog sie mit sich. Doch schnell fing sich der Pilot wieder unter Wasser und schwamm nach oben. Sakutaro war der Erste der wieder an die Luft kam und sich wild umsah. Die Wassermengen rissen ihn mit und er sah wie es durch einen Tunnel immer weiter abwärts ging. Keine Ahnung wo die Reise enden würde. Diese kleine Ratte hatte ihn mitgezogen! Er hatte das wirklich getan! Wie konnte man nur so…?! Doch das Wasser hatte ihn auch etwas abgekühlt und seine mörderischen Gedanken wieder weggesperrt. Er war endlich wieder etwas klarer im Kopf. Sicherlich auch weil es um sein Leben ging. Und während er sich bemühte an der Wasseroberfläche zu bleiben und nicht vom Strom nach unten gezogen zu werden, hörte er jemanden schreien. Er hörte wie jemand seinen Namen schrie und sah hinter sich. Er kannte diese Schreie. Das konnte nicht… "SAKU! SAKUUU!!" Und dann sah er wie Hana verzweifelt versuchte an der Oberfläche zu bleiben und immer wieder nach ihm rief. Verzweifelt und verängstigt seinen Namen rief, während er noch damit kämpfte dabei kein Wasser zu schlucken. Saku sah zu ihm…und dann überkam ihn etwas. Er wusste nicht warum, aber sein Körper bewegte sich instinktiv von alleine. So paddelte er los und gegen den reißenden Strom an, der sie immer mehr in das Innere des Berges und in die Tiefe riss, auf einen Wasserfall zu den keiner sehen sondern erst nur hören konnte. Er kämpfte sich zu Hana rüber. Diese Schreie weckten etwas tief in seinem Innern. Etwas in seinem Herzen und spornten ihn an alles zu geben. Das sie sich vorher noch umbringen wollten war wie weggefegt durch Hana seine Schreie nach ihm. Er konnte nicht anders und so kam er schleppend und schwer bei Hana an, zog ihn gerade wieder rechtzeitig an die Wasseroberfläche, weil der Kleine nach unten gezogen wurde und danach an der Oberfläche hustete. Verwirrt sah der Blonde zu ihm und drückte sich instinktiv an seine Brust. Was…was machte er da? Wieso half er ihm? Und warum…hatte er nach Saku gerufen? Das ergab keinen Sinn…Der Ältere umschloss den Jungen mit beiden Armen und sah hinter sich. Er konnte nicht bremsen und sah den großen Felsen, der vor ihnen aus dem Wasser raus ragte und wie sie sich auf diesen zubewegten. Und das in einem ordentlichen Tempo. Saku sah zu dem Jungen in seinen Armen und dieser voller Angst und Trauer zu ihm hoch. Was…geschah hier gerade? Warum machte er das?! Und als der Felsen fast bei ihnen war und der Ältere das realisierte, drehte sich Saku instinktiv mit dem Rücken zu dem Stein, drückte Hana schützend gegen seinen Körper und rief laut: „CHIHARU!“ Dann donnerte er mit dem Rücken und in vollem Tempo gegen den harten Fels. Als würde ihn ein Blitz treffen schoss ein Schmerz durch seinen Körper und danach…danach versank seine Welt in grenzenloser Dunkelheit. „Saku? Hey Saku! Was ist denn los mit dir?“ Erschrocken wachte der junge Pilot aus seinem Traum auf und sah sich verwirrt um. Langsam kam er zu der Realisation das er an einem Tisch saß. In demselben Laden den er immer besuchte. Es war etwas später am Tag und vor ihm standen sein Kaffee und seine Zeitung, die er noch immer in beiden Händen hielt. Er war offenbar eingeschlafen und schüttelte kurz den Kopf. Dann sah er rechts neben sich aus den Fenstern des Ladens…Es regnete erneut. Offenbar wollte es einfach nicht aufhören. Und als er Schritte neben sich hörte sah er nach links und erblickte das hübsche Mädchen in das er sich schon länger verliebt hatte. Sie lief in ihrem Arbeitskleid auf ihn zu und hielt in ihren Händen, direkt an ihren Bauch gedrückt, ein leeres Tablett. Ihr Blick war liebevoll und sie lächelte. So wie sie es immer tat wenn er zu Besuch war. Aus ihren klaren Augen und zwischen den kurzen, schwarzen Haaren sah sie zu ihm und fragte: „Schon wieder am Träumen? Du solltest früher ins Bett gehen, wie oft habe ich dir das schon gesagt? Du brauchst deine Kräfte Saku.“ Er sah sie nur weiter an und folgte ihr damit, als er sah wie sie sich vor ihm hinsetzte und auch an dem Tisch saß, da wurde ihm etwas unwohl vor Scheu. Eigentlich hatte sie zu arbeiten, aber an dem Tag war nicht viel los, also konnte sie mal hin und wieder etwas lockerer arbeiten. Kleine Pausen zum Reden gehörten dazu. So legte sie das Tablett vor sich auf den Tisch und lehnte sich ebenfalls etwas nach vorne und stützte sich mit beiden Armen darauf ab um ihren Kopf zu halten, den sie in die Hände gelegt hatte. Sie lächelte noch immer und Saku lief etwas rot an bei dem Lächeln. Es überrumpelte ihn immer wieder wie hübsch sie dabei war. Es war so ehrlich und offen, aber auch etwas frech. Dann räusperte er sich und versteckte sich hinter seiner Zeitung, als er antwortete: „Ich bin top fit! Mach dir keine Gedanken Chiharu!“ Es war ihm etwas unangenehm. Und da er mit sowas nicht so gut umgehen konnte versteckte er sich hinter der Zeitung. Manchmal war es gut etwas zwischen sich und einer anderen Person zu haben was die Blicke abschirmte. So fiel einem alles etwas leichter und wenn er ehrlich war: konnte er ihr einfach nicht wiederstehen. Er liebte sie und wenn sie ihn so offen und lächelnd ansah da flatterte sofort sein Herz und er wollte ihr am liebsten gleich einen Antrag machen. Doch der Zeitpunkt konnte nicht ungünstiger sein für eine Hochzeit, denn sie befanden sich kurz vor einem weiteren Krieg. Auch wenn Chiharu das egal sein und sie ihn dennoch heiraten würde. Sie lächelte erneut und drückte dann mit einer Hand seine Zeitung runter, so dass er sie wieder sah und dann sprach sie zuckersüß und frech: „Es ist immer wieder süß wie du versuchst meinem Blick auszuweichen. Habe ich dich gestern Abend so verzaubert?“ Er lief wieder etwas rot an und legte dann die Zeitung ab. Oh mann sie hatte ja gar keine Ahnung. Sie hatte ihn nicht verzaubert, sie hatte ihn an die Leine genommen. An eine Leine die man „Liebe“ nannte. Er hatte sie schon immer geliebt. Sie kannten sich ja auch schon seit einigen Jahren, aber gestern Abend war es komplett über ihn gekommen. Offiziell waren sie nicht zusammen, aber nach der Nacht konnte man es eigentlich schon so sehen. Sie hatten sich innig geliebt und waren einander verfallen. Allein wenn er daran zurück dachte fühlte er sich wieder komisch. Noch nie war er so angezogen und vernarrt in jemanden gewesen wie in Chiharu. Und da wurde ihm klar: Er liebte sie. Und er würde alles für sie tun. So räusperte er sich erneut und sprach gelassener, wenn auch nervös: „Ich denke jeder Mann wäre nach so einer Nacht noch etwas durcheinander.“ Sie sah ihn verdutzt an. „Hm? Wie meinst du das?“ Dann sah er zu ihr auf und erläuterte: „Wenn man so intensiv geliebt wird, wie du es gestern bei mir gemacht hast, verdreht das jeden den Kopf…Besonders mir.“ Ah, nun verstand sie. Wie süß von ihm. Saku war ein guter Mensch. Auch wenn er das nach außen schlecht zeigen konnte, so hatte er doch so ein reines und gutes Herz dass es beim kleinsten Sturm verdreht werden könnte. Noch dazu war er ehrlich und ließ sich schnell von seinen Gefühlen überrennen. Das war bei ihm normal. Und Chiharu liebte ihn genau deshalb. Schön zu sehen das er sie auch liebte. Das hatte er in jener Nacht auch deutlich bewiesen. Sie lächelte frech und sprach: „Ja das dachte ich mir. Also sei ehrlich zu mir: Liebst du mich?“ Saku sah sie erstaunt an. Es war bewundernswert wie sie einfach so Dinge raus posaunen konnte was ihr gerade auf dem Herzen lag. Sie war ehrlich und sagte was sie dachte. Und genau das liebte er so an ihr. Also lief er etwas rot an und sah auf den Tisch vor sich. Seine Hände umschlangen einander und er musste sich einen Ruck geben. Es fiel ihm nicht leicht, immerhin war er mehr der stille Kerl mit seinen Gefühlen, doch ihr zu liebe wusste er was er zu sagen hatte: „Ich denke…das habe ich dir gestern gezeigt, oder?“ Chiharu lächelte ihn an. Er war so süß. Also antwortete sie offen und ehrlich: „Ich liebe dich auch Sakutaro.“ Erschrocken sah er auf. Sie tat was?! Wie konnte sie das wieder so ehrlich sagen?! Dann griff sie mit ihren beiden Händen nach vorne und fasste die seinen. Sie waren sehr warm, offenbar war er aufgeregt, aber ihr ging es ja nicht anders. So sah sie auf seine Hände und schloss die Augen. Sein Puls war so stark und seine Atmung etwas schneller. Genau wie gestern Abend…Dann öffnete sie wieder die Augen und sprach weiter: „Ich möchte nicht dass du gehst.“ Er sah sie verdutzt an. Was meinte sie damit? Wo kam das denn her? Aber als er ihren traurigen Blick sah, der auf seine Hände gerichtet war, da wusste er auch schon um was es ging. Es war der Krieg. Sie wusste dass er wieder in den Krieg ziehen würde und wollte nicht dass er geht. Sicherlich hatte sie Angst er würde nicht mehr zurück kommen, was bei einem Soldat als Zero-Flieger auch nichts Ungewöhnliches war. Das er zurück kam DAS war das Ungewöhnliche. Denn als Kamikaze hängt dein Leben immer am seidenen Faden. Er wollte was sagen. Wollte sie wieder zum Lächeln bringen, denn er konnte sie so nicht sehen, es brach ihm einfach das Herz, doch sie kam ihm zuvor. So sah sie ihn wieder an. Ihr Gesicht voller Trauer und Angst. Erneut: Es brach ihm das Herz das zu sehen. Und dann sprach sie: „Ich will dich nicht verlieren. Ich weis das ist egoistisch und gegen deine Prinzipien, aber ich kann das nicht mehr Saku. Jedes Mal, wenn du in die Schlacht ziehst, dann denke ich du kommst nie mehr zurück! Bitte bring dein Leben nicht mehr in Gefahr! Nicht mehr jetzt wo…wo wir uns doch endlich lieben.“ Ihr rannten Tränen dabei aus den Augen und er konnte sie nur erschrocken ansehen. Nein. Nein das wollte er nicht. Er wollte nicht dass sie wegen ihm weinte. Um nichts mehr auf dieser Welt wollte er das Mädchen, das er über alles liebte, glücklich sehen. Ihr Blick brach ihm das Herz und sie wusste das sicherlich, deswegen sah sie ihn auch so an. Man konnte es als manipulativ sehen, was sie aber nicht war. Doch sie musste das nicht tun, denn seit gestern Abend…wusste er was er zu tun hatte. So öffnete er seine Hände und fasste ihre sanft. Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen und er antwortete ihr: „Es ist okay Chiharu…Ich gehe nicht mehr fort. Morgen früh gehe ich gleich los und melde mich ab. Ich habe lange darüber nachgedacht aber nun bin ich mir sicher: Ich bleibe hier. Hier bei dir. Ich möchte ein Leben an deiner Seite. Weg vom Krieg und vom Tod. Deswegen bleibe ich.“ Als er das sagte fing sie wieder an zu lächeln und stand einfach auf. Sie riss sich von ihm los, rannte um den Tisch und warf sich förmlich in seine Arme. Beide fielen darauf nach hinten auf die Sitzbank und als Chiharu über ihm lang und sich an ihn drückte, sagte sie glücklich: „Ich danke dir. Ich liebe dich Saku.“ Sie hatte ihn. Und sie würde ihn nie wieder loslassen. Und als er ebenfalls mit einem: „Ich liebe dich“ antwortete, war sie die glücklichste Frau auf der Welt. Keiner konnte ihr das mehr nehmen…Oder? Und dennoch…da war plötzlich etwas Dunkles in ihr. Eine Angst die so Real war wie ihre Liebe. Sie liebte ihn und wollte dass er für immer glücklich war, ganz egal wann und wo. So selbstlos war sie. Nichts wollte sie mehr als das er liebe erfuhr und sein Glück fand. Und als sie beide hoch kamen, auf der Bank saßen und schmusten, da musste sie es sagen. Sie wollte dass er ihr das versprach: „Versprich mir bitte eins: Sollte ich sterben, aus welchen Gründen auch immer, dann versprich mir…bitte versprich mir: das du nicht aufhören wirst zu lieben und zu vertrauen. Bitte gib den Menschen weiterhin eine Chance, so wie du es immer getan hast. Deswegen gingst du ja auch immer fort, um zu beschützen, richtig? Du bist ein guter Mensch und guten Menschen passieren gern schlimme Dinge. Als würde Gott sie immer wieder prüfen. Aber das ist okay! Du erkennst gute Menschen und wen du auch immer nach mir triffst und in wen du dich dann auch immer verliebst…gibt dieser Person eine Chance. Denn ich bin sicher: Sie wird dich nicht im Stich lassen. Genauso wenig wie ich. Beschütze und liebe sie…mit allem was du hast.“ Denn das Leben war vergänglich. Das wusste sie. Und das musste sie akzeptieren. Gegen den Tod…konnte man nicht gewinnen. Etwas was der Mann, den sie liebte, besser wusste als jeder andere. Saku sah zu ihr runter und drückte sie fester an sich. Erst wusste er nicht woher das kam und wie er darauf antworten sollte. Doch er wusste was sein Herz ihm sagte und antwortete ehrlich und voller Liebe: „Das wird nicht passieren. Das lasse ich nicht zu Chiharu. Wir bleiben…für immer zusammen.“ Und dann gab er ihr einen sanften Kuss auf ihre Stirn, während sie noch weiter weinte und sich nicht mehr von ihm lösen wollte. Draußen fiel noch immer der Regen. Doch härter als dieser…fielen ihre Tränen. Und diese lösten in ihm ein Erbeben aus. Eines das zeigte wie sehr er sie liebte. Und das er sie nie gehen lassen würde. Niemals. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)