Freunde bleiben von suugakusan ================================================================================ „Hi!“ „Hoffentlich geht es dir gut. Ich wollte fragen, ob du irgendwann Bock hast, was zu unternehmen. Würde mich sehr über eine Antwort freuen. LG Sasuke“ Mein Herz flimmert. Mal wieder. Dieser Mistkerl, ey! Sasuke wird mir doch niemals weh tun. Zumindest habe ich früher daran geglaubt. Vor einiger Zeit hat er sich bei mir für alles entschuldigt. Er sagte sogar, er hätte mich damals geliebt. Und jetzt flimmert mein Herz wie verrückt. Was zum Henker soll ich jetzt damit machen?! Ne, Uchiha, du bekommst keine Antwort. Oder? Nein, das wäre fatal. Seine Gegenwart hat mir nur geschadet. Ich bin mir tatsächlich nicht sicher, ob ich da nicht zu sehr an die alten Zeiten erinnert werde. Nicht, dass da was passiert, was ich im Nachhinein bereuen werde. Jetzt wäre es besonders schlimm, ich bin ja jetzt verheiratet. Ach, warum fühle ich so eine komische Sehnsucht?! So wie damals… da habe ich mir nichts anderes auf der Welt gewünscht, als so eine Nachricht von ihm lesen zu dürfen. Scheiße, ich kann nicht aufhören, das Handy so blöd anzulächeln. Dummer Sasuke! Blöder alter Streber! Ich weiß noch, wie er mich am Silvester genauso aus dem blauen angeschrieben hat. Das war das erste Mal, wo das passiert ist. Damals habe ich einen einseitigen Krieg gegen Sakura geführt und an dem Tag habe ich beinahe meinen Sieg öffentlich verkündet. Das war witzig, weil ich Sakura nichtmal wusste, dass ich existiere. Dennoch war ich an jenem Silvesterabend der glücklichste Mensch auf Erden. Der Abend war perfekt: Sasuke rettete unauffällig die gesamte Firma und ich durfte dabei an seiner Seite stehen. Wir waren unaufhaltsam, unschlagbar und unzertrennlich. Im Anschluss sind wir aufs Dach geflohen und dort entstanden vermutlich einige der romantischsten Momenten in meinem Leben. Sasuke guckte mich so an, als gäb's niemanden sonst für ihn. Er küsste mich so, als wäre ich der einzige, den er jemals geliebt hat. Seine starken Arme hielten mich so, als wäre ich ein Schatz, den er unbedingt beschützen wollte. An dem Abend hatte ich das Gefühl, dass ich ihm alles bedeutet habe. Und doch war das eine Lüge, so wie unser gesamtes Miteinander. Lüge gestapelt auf Verrat und mit leeren Versprechungen gestützt. Ein wackeliges Kartenhaus auf einer Nudelstelzenbasis. Es war ja wirklich so. Das hat er ja bei der Trennung selbst zugegeben. Was hat er nochmal gesagt? »Ich belüge dich unverschämt jeden Tag«, irgendwie so. Und dann hat er gefragt, ob ich mit so jemandem zusammen sein möchte. Nein, will ich nicht. Ich hasse dich, Sasuke Uchiha. Aber er hat dich doch geliebt. Das hast du die ganze Zeit schon gespürt und dann hat er es sogar noch gesagt. Nein! Das war niemals so! Er Schwein hat mich genau so manipuliert, dass ich genau das denke! Nein, er hat mich nicht geliebt. Es kann nicht sein, denn sonst hätte er mir niemals das Herz zerbrochen. Niemals… Dummer Sasuke!!! Wieso hat er mich überhaupt angeschrieben?! Wir haben doch so wunderbar ohne einander existiert! Jetzt hat er es kaputt gemacht. Jetzt lässt es mich nicht los. Schon seit einer Woche. Ich hasse es. Furchtbar. Es war schon immer so: kaum guckt Sasuke mich nur etwas liebevoll an, bin ich bereit, alles stehen und liegen zu lassen. Er hatte von Anfang an eine ganz besondere Wirkung auf mich. Nach dem ersten Arbeitstag war ich komplett geflasht von ihm. Wer wäre es denn nicht an meiner Stelle nicht? Schließlich war er gefühlt alles, was ich zu jener Zeit sein wollte: intelligent, mächtig, erfolgreich… Ich habe immer noch ein ganz genaues Bild vor Augen, dazu muss ich eine kleine Vorgeschichte erzählen. Also, kurz nachdem ich angefangen habe, hat die Firma eine andere Firma konsumiert. Das war strategisch sehr wichtig, weil sie sowas wie Konkurrenz darstellen könnten. Allerdings mangelte es ihnen katastrophal an Geld und da hat die Firma entschieden, zuzuschlagen. Fast ein ganzes Jahr wurde deswegen verhandelt und es war wohl nicht so einfach. Jeder hatte damit auf eine oder andere Weise zu tun und es war so ein Buzz-Thema, besonders als die Aussichten auf Erfolg sehr klar wurden. Sasuke führte diese Verhandlungen an. Ich als mehr oder weniger Außenstehender assoziierte nichts Besonderes damit. Der Hype hat mich erst nach dem erfolgreichen Outcome erwischt, denn ich wurde unverhofft ins Orga-Team gesteckt. Und da hat es so richtig reingekickt. Ich habe noch nie so viel Überfluss erfahren. Für mich war es aufgrund meiner Kindheit im Waisenheim extrem schockierend. Teilweise wurden da Eisskulpturen bestellt, die mehr gekostet haben, als mein gesamtes damaliges Vermögen wert war. Die Firma hat in diese Veranstaltung ohne Ende Geld reingepumpt, es war einfach unglaublich. Schließlich kam der Tag X und tausende Mosaiksteine ergaben ein klares Gesamtbild, eins von Macht, Reichtum und unendlichem Wachstums. Und über all dem stand Sasuke, derjenige, der es ermöglicht hat, der Mastermind hinter allem. Als er in seinem feinen schwarzen Anzug die Bühne betrat, hielt jeder gespannt den Atem an. Alle schauten ihm zu. Es folgte eine kurze knackige Eröffnungsrede, in der er sich bei allen herzlich bedankte und gleichzeitig den Beginn der neuen Ära in der Geschichte des Unternehmens verkündete. Seine samtige Stimme hallte kraftvoll gegen die hohen Decken des prachtvollen historischen Saals. Das war ohne Zweifel seine Sternstunde, der Höhepunkt seiner Karriere. Es war sein Abend. Mit dieser Rede hat er mich absolut verhext. Dieses Bild brannte sich für immer in meinem Kopf ein. Sasuke Uchiha, der Mann, der über die Massen herrschte. An dem Abend hat er mir schamlos das Herz gestohlen. Dieser Moment traf mich wie ein kräftiger Donner direkt ins Herz und von da an war ich Sasuke Uchihas hilflose Geisel. Das war unser Anfang, obwohl ich das damals null realisiert habe. Heute würde ich sagen, dass unser Zusammenkommen unausweichlich war. Schließlich waren wir extrem kompatibel und wir haben extrem viel Zeit auf Arbeit verbracht, also auch irgendwie indirekt miteinander. Oder auch direkt, denn Sasuke nahm sich immer Zeit für meine bescheuerten Fragen. Früher oder später hätte es zwischen uns funken müssen. Aber anfangs sah ich es null kommen und natürlich habe ich deswegen sinnlos gelitten. Mit Herzschmerz und mit gelegentlichen nächtlichen Heulen und so. In meinen wildesten Träumen hätte ich mir damals nicht vorstellen können, dass dieser Mann mir eine Nachricht aus Verzweiflung schreibt. Ich weiß ganz genau, wie es ihm geht. Nach der Trennung von Sakura fühlt er sich bestimmt einsam. Ich meine, er hätte seinen Vorstandsposten aufgegeben. Wenn das so ist, gibt es nichts, womit er sich täglich von seiner Misere ablenken kann. Jetzt muss er ja wirklich sein Privatleben in Ordnung bringen und wahrscheinlich gibt's da nicht viel Fortschritt. Ich kenn ihn ja, er lässt Privates für die Arbeit links und rechts liegen, jetzt kann er das nicht mehr machen, wenn er nicht im Vorstand ist. Er war schon immer ein Häufchen Elend. Er täuschte seine Exzellenz sehr gekonnt vor! Wie kann man auf allen Fronten so verdammt fake sein?! Tja, ist ja nicht so schwer, wenn man so eine leicht zu beeindruckenden Zuschauer hat! Ich Idiot habe mich in diese glänzende Fassade verliebt! Ich habe mich so lange verarschen lassen!!! Wie kann man bloß so dumm sein?! Naruto, atme… Einundzwanzig… Zweiundzwanzig… Dreiundzwanzig… Ganz schön harsche Worte. Es ist eh Schnee von gestern, ich sollte es lassen, ansonsten kriege ich ein Magengeschwür vor lauter Wut. Mich irritiert einfach, wie selbstverständlich er mich anschreibt. Und noch mehr irritiert mich, dass mich seine dumme Kurznachricht nicht kalt lässt. Ich habe doch mit ihm abgeschlossen. Wieso kann mir seine verdammte Kurznachricht nicht egal sein?! …weil er dich offensichtlich vermisst. NEIN!!! Nein! Ne! Obwohl… Ja… Vielleicht doch… Ja, vielleicht vermisst er mich. Kann er doch gerne machen. Ist doch sein gutes Recht. Ich gönn's ihm sogar. Mich soll's doch nicht mehr jucken, und… Doch, es juckt dich. NEIN!!! Einfach nur nein. Es juckt mich nicht. Es ist eh egal, denn ich bin jetzt eh mit Shikamaru verabredet, ich sollte mich fertig machen. Aber… NEIN. Sag kein Wort. Im Großen und Ganzen macht es eh keinen Unterschied. *** Alter, ich bin schon richtig gut angetrunken. Shikamaru hat sich ziemlich heftig betrunken. Komisch, normalerweise schießt er sich nie so krass ab. Chouji ist wie immer: Er lehnt sich müde auf der Bank an und wirft ab und zu was rein. Früher gingen wir oft in eine Kneipe auf ein Feierabendbier. Wenn ich hier so mit den beiden sitze, wird mir bewusst, dass es mir sehr fehlt. „Jungs, ich muss euch was fragen“, leitet Shikamaru betrunken ein. „Wie sieht's bei euch mit der Familienplanung aus?“ „Ist nicht dein Ernst, oder?“ Chouji hat sich aus dem Jenseits gemeldet. „Alter, das kannst du nicht bringen, nachdem ich erst vor zwei Monaten verlassen wurde!“ Shikamaru ignoriert Choujis Wehklagen: „Es geht ja erstmal nur um dich. Würdest du dieses Thema überhaupt angehen? Wenn ja, wann am liebsten?“ „Boah, ich hätt' schon gern eine Familie! Schöne Frau, schöne Kinder, nices Haus und so weiter. Wieso fragst du eigentlich?“ „Weil Temari gerade Stress macht. Wir müssen jetzt umziehen, jetzt ein Auto kaufen, jetzt ein Kind zeugen… Ich hab' irgendwie keinen Nerv dafür.“ „Wieso? Mach das! Ihr seid schon ewig und drei Tage zusammen, Temari ist cool und ihr könnt euch das eh leisten, oder nicht?“ „Schon… Ich meine, ich will schon eine Familie, aber halt irgendwann mal, nicht jetzt gleich, verstehst du?“ „Wieso?!“ Choujis Empörung war so groß, dass man sie bestimmt am anderen Ende der Bar bemerken konnte. „Ihr habt perfekte Voraussetzungen! Was ist eigentlich falsch mit dir?!“ „Das versuche ich gerade zu verstehen! Hilf mir doch lieber, anstatt mich anzubrüllen!“ Eigene Familie, ha? Ich war seit der Kindheit überzeugt, dass ich definitiv eine gründen werde. Damals war es mein innerster Wunsch, ein sehnsüchtiger, blumiger Traum. Etwas, das in der fernen glänzenden Zukunft liegt, irgendwo weit-weit weg. Nun bin ich verheiratet und dieser Wunsch ist in eine durchaus realistische Domäne gerutscht. Wir könnten ja. Ja, könnten wir. Theoretisch. Praktisch haben wir eine viel zu kleine Wohnung, zu hohe Miete und überhaupt sind wir erst seit acht Monaten verheiratet. Außerdem steigen die Preise wie wild, gleichzeitig will ich nicht umziehen, weil mein Mietvertrag einfach viel zu gut ist, und allgemein fühle ich mich nur mit dem Job und dem bisschen Haushalt, was ich erledigen muss, schon reichlich überfordert. Wie soll ich dabei noch ein Kind großziehen? Es klingt richtig egoistisch, wenn ich es so formuliere. Keine Ahnung, ich habe einfach gerade so viel Lebensenergie, dass ich auf der Arbeit nicht komplett abkacke. Klingt nach nicht viel, ich weiß. Dafür fühle ich mich übrigens extrem schuldig, denn früher habe ich einfach nur gemacht und das mit größter Freude, jeden Tag. Durch meine Kindheit im Heim habe ich irgendwann verstanden, dass man schnellstmöglich Anschluss finden muss, damit man keine Probleme mit dem Umfeld hat. In der Oberstufe habe ich diese Kunst perfektioniert. Damals habe ich richtig viel Sport betrieben und viel Blödsinn mit den Kumpels angestellt. Ja, das waren goldene Zeiten! Im Studium war es nicht anders. Ich hab' super gerne gejobbt, war viel unterwegs, dazwischen mit Ach und Krach die Prüfungen bestanden, endlose Diskussionen mit dem Vermieter geführt, Umzüge organisiert und sogar Gespräche über Gott und die Welt geführt. Einmal konnte ich sogar mit Freunden verreisen und es war legendär. Damals lebte ich voll im Moment. Jetzt ist es definitiv weg. Ich mache mir Sorgen um die Zukunft. Ich denke über Kinderkriegen und Jobwechsel nach. Über einen Autokauf, der definitiv finanziert werden muss. Über meine ständigen Rückenschmerzen und dass ich deswegen schon länger einen Arzt aufsuchen muss. Über die Eltern von meiner Frau und die Tatsache, dass sie mich aus dem tiefsten Herzen verabscheuen. Ich hätte angeblich ihre wunderhübsche Blutlinie befleckt. Es ist anstrengend. Neben all dem habe ich da ein klitzekleines Problemchen. Ich stehe halt nicht auf Hinata. Sie macht mich nicht an. Ja, gut, den kriege ich trotzdem hoch. Trotzdem ist Sex mit ihr nur zum augenblicklichen Stressabbau, wie eine Pflichtmedizin. Ich habe selten wirkliche Lust darauf und das ist echt schade, denn sonst ist Hinata perfekt. Sie sieht gut aus, kümmert sich um mich und unseren Haushalt. Sie hat realistische Ansprüche. Kind. Größere Wohnung. Kleines Auto. Ein bisschen Kulturleben. Und eine Katze. Und sie macht mir keinen Druck. Also noch nicht. Egal. Für sie bin ich dem Schicksal unendlich dankbar. Na fast. Leider ertappe ich mich wieder mal öfter dabei, ihr gegenüber zu kühl gewesen zu sein. Dafür reicht schon eine kurze Bemerkung oder sogar nur ein falsch platziertes Wort und plötzlich habe ich es schon wieder getan. Und dann fühle ich mich schuldig. Zurecht. Shit. Warum kann ich es einfach nicht fühlen? Warum ist es mit ihr nicht wie mit… Nein-nein-nein!!! Klappe!!! Husch!!! *** Mittlerweile bin ich nach Hause gekommen. Es war ein kleiner Kampf, zwei Besoffene in ein Taxi zu setzen, aber ich habe gewonnen. Hinata schläft bestimmt schon seit langem. Ich sollte keine Geräusche… Scheisse! Ich habe die Garderobe runtergeschmissen. Applaus, Applaus. „Naruto-kun?“ Oh nein. „Sorry, ich habe dich geweckt…“ „Nicht schlimm, ich habe eh nicht so ganz fest geschlafen. Wie war's?“ „Gut.“ „Das ist schön. Mein Abend war auch gut.“ Oh man, und schon wieder so 'ne Stille! Familie Uzumaki-Hyuuga ist Meister in Sachen cringige Unterhaltungen. „Lass uns ins Bett gehen, es ist ja schon recht spät.“ Da hast du Recht, mein Schatz. Sie schlingt ihre Arme sanft um meinen Hals, guckt warm an und führt mich ins Schlafzimmer. Ihre seidenen schwarzen Haare schimmern bläulich in dem weichen Mondlicht. Ihr leichtes Schlafkleid schmiegt sich an ihre prachtvollen Kurven an. Der Stoff glänzt leicht. Sie schreitet sehr leichtfüßig durch den Raum. Fast schwebend überquert sie das Wohnzimmer, ohne dabei ein einziges Geräusch zu machen. Nur mein klumpfußes Stampfen hallt dumpf nach. Sie ist so bildhübsch. Ihre Bewegungen sind so grazil und fließend. Genauso könnte es in einem Spielfilm gezeigt werden. Augenschmaus. Nun haben wir es ins Schlafzimmer geschafft. Unsere Wohnung ist ja Gott sei Dank nicht so groß. Sie setzt sich auf die Bettkante beim Fenster hin, ebenfalls komplett geräuschlos. Majestätisch. In solchen Momenten erinnere ich mich daran, dass sie eigentlich die Noch-Erbin von Hyuuga ist, einer der mächtigsten Familien im ganzen Land, denn da kommt ihre feine königliche Natur sehr unaufdringlich zum Vorschein. Ich kann nicht mal festmachen, was genau diese Natur ausmacht, aber jedes Mal fasziniert es mich zutiefst. Einerseits bin ich natürlich stolz darauf, dass ich mir so eine besondere Frau ergattert habe. Sie ist da wirklich besonders, denn obwohl sie oberflächlich die Harmonie über alles stellt, hatte sie trotzdem die Eier, sich gegen ihren Vater aufzulehnen. Er war nämlich sehr gegen unsere Hochzeit und Hinata hat es trotzdem durchgezogen. Es gab natürlich Konsequenzen. Der Vater war kurz davor, sie zu enterben, und nur dank Hinatas Mutter ist es nicht dazu gekommen. Er hat den Kontakt abgebrochen. Hinata hat es unzählige schlaflose Nächte gekostet und ich war da absolut machtlos. Sie musste von jetzt auf gleich auf ihr reiches Dasein aufgeben. Ich kann ihr leider nur meine dreckige kleine Bude anbieten, kann man halt nicht vergleichen. Sie hat sich wegen der Liebe gegen die Eltern entschieden. Und das bewundere ich, denn ich weiß nicht, ob ich mich gegen meine Eltern entscheiden könnte, wenn ich welche hätte. Andererseits fühle ich mich manchmal wie ein ungebildetes Pöbel neben ihr. Auch wenn sie die übelst elitäre Philosophie ihrer Familie stark ablehnt, kann sie manchmal ihre übelst elitäre Herkunft nicht verbergen. Das merkt man zum Beispiel daran, dass sie ihr eine Krankenkarte nicht wirklich im Begriff war, und dass sie noch nie eine hatte. Oder daran, dass sie die U-Bahn grundsätzlich nicht ohne Handschuhe fährt. Oder jetzt. Allein, wie sie den Rücken hält, verrät schon alles. „Leg dich doch hin, hier steht nicht umsonst ein Bett“, holt sie mich sanft in die Realität zurück. Ich plumpse ungeschickt auf meine Seite. Dabei knarzt der Rahmen gewaltig. Bestimmt habe ich damit das Nachbarskind geweckt, die Wände hier sind gefühlt aus Pappe. Drei, zwo, eins… Bingo. „Wir brauchen echt ein neues Gestell“, merkt Hinata unbeeindruckt an. „Wirklich. Lass uns gleich am Samstag eins besorgen.“ „Vielleicht gibt es eins kostenlos?“ „Oh Gott, du bist immer noch von unserem Selbstabholer-Kühlschrank geflasht, oder?“ „Ja! Es ist so toll, dass Leute noch gute Sachen weitergeben wollen. Find ich wirklich schön.“ „Okay, dann müssen wir ab morgen suchen.“ „Freu mich voll drauf.“ Sie kuschelt sich an mich heran. Ihre Arme schlingen sich um meinen Hals. Sie senkt den Kopf auf meine Brust. Schwer. Ihr Körper umschließt meinen. Sie atmet hörbar aus. Schweißausbruch. „Ich liebe dich“, wispert sie. „Schlaf schön.“ Ihre Lippen berühren leicht meine. Mein Herz rast unangenehm. Zu nah. Viel zu nah. Die Arbeit läuft seit einiger Zeit nicht unbedingt stressfrei. Ab nächster Woche beginnt eine umfangreiche Audit-Prüfung bei uns. Sie wird ungefähr zwei Wochen dauern. Anschließend, nach ungefähr vier Wochen, gibt's einen Abschlussbericht, der uns verrät, was bei uns alles falsch läuft. Dann haben wir zwei Wochen Zeit, um Einspruch einzulegen, oder, wie ich es betiteln würde: UM VERGEBUNG ZU BETTELN. Hoffentlich müssen wir nicht kollektiv unsere Erstgeborenen abgeben, denn unsere Dokumentation sieht echt mau aus, wenn ich ganz ehrlich bin. Dann wird das alles ans Finanzministerium geschickt. Sie erstellen ein umfassendes Urteil, das wir hinnehmen müssen. Ich erwarte schon, dass wir eine Strafe zahlen werden, denn wie gesagt, echt mau. Naja. Deswegen steht hier alles auf dem Kopf. Eigentlich wollte ich nicht so doll involviert sein, aber wie Herr Zufall es wollte, wurde ich mal wieder zum Verantwortlichen gemacht. Warum? Weil Omoi in diesem kritischen Zeitraum bequemerweise nicht da ist. Ich bin schon wieder irgendwie zu seinem Arbeitspferd geworden. Eeeee-ha! Es kotzt mich so dermaßen an, ey! Es ist schon ein paar Mal vorgekommen: Hier brennt alles und Omoi macht einen Strandurlaub. Schön Geld kassieren, alle Lorbeeren ernten, aber null Verantwortung tragen. Tja, ihm geht's richtig gut. Und ich habe es falsch gemacht. Außer, dass in diesem Laden die Rechte und die Pflichten so unfair aufgeteilt sind, sind meine Kollegen gefühlt alle dumm und es wird jeden Tag nur schlimmer. Ja, es klingt arrogant, wenn ich so über sie denke, aber wenn man offensichtlich keine grundlegenden Leseverständnis-Skills mitbringt, sollte man das Label von »Dumm« doch ertragen können, oder nicht? Dieses ständige „Uzumaki-saaaaan, dieses Reglement besagt das eine, wir haben in unseren Unterlagen aber was anderes. Ist das richtig soooo?” kostet mir richtig viele Nervenzellen pro Tag. Jeden Tag. Dabei muss man nur zwei Minuten nachdenken und dann ist die Antwort offensichtlich. Ich muss mich also neben den richtig kritischen Problemen um diese Banalitäten kümmern. Dabei bin ich erst seit zwei Jahren hier und ich verstehe so oder so nicht, warum diese super wichtige Prüfung ausgerechnet mir aufgedrückt wurde. Trotzdem mache ich es, denn im Kern will ich schon, dass es diesem dämlichen Laden gut geht. Es ist nur traurig, dass ich mit dieser Bestrebung alleine bin. Zumindest fühlt es sich so an. Jede Abteilung kocht ihr eigenes Süppchen und innerhalb der Abteilungen kämpft jeder für sich. Anstatt Probleme zu lösen, versucht man sie wegzudiskutieren. Deswegen ist unsere Dokumentation einerseits viel zu kompliziert und andererseits viel zu ungepflegt. Jeder behauptet, sich zu kümmern, indem er eine andere Abteilung auf ihre Pflichten hinweist. Pure Selbstbeschäftigung, die nur darauf abzielt, sich selbst geil zu finden. Und dann landet es meistens bei mir, während Omoi fröhlich im Meer tauchen geht. Ich liebe meinen Job über alles. Heute ist auch so ein Tag. Ich habe nichts davon geschafft, was meine eigentlichen Aufgaben wären. Stattdessen ging's schon wieder um einen internen Kleinkrieg, den ich fast mit verbaler Gewalt beenden musste. Verständlicherweise war jede Partei aufgewühlt und noch weniger kompromissbereit als zuvor. Trotzdem macht jeder seinen Job und das ist ein echter Sieg. Danach war ich natürlich ebenfalls sehr emotional aufgeladen und meine Gedanken kreisen immer noch um diesen Konflikt. Ich bin halt echt schlimm ausgerastet. Absolut unverhältnismäßig und unangebracht. Jetzt beißt mich mein Gewissen sehr schmerzhaft, ich bin absolut unproduktiv und ausgelaugt, aber ich muss weitermachen. Ich muss wenigstens einen Fall dokumentieren. Die Aktenberge lachen mich diabolisch an. Ja-ja, halt die Klappe. Mit dir werd' ich definitiv bald fertig. Bastard. *** Tatsache läuft die Arbeit gerade ziemlich gut. In der vergangenen Stunde habe ich mich um diesen einen Fall gekümmert. Super schnell. Jetzt bekomm' ich so 'ne Art Läufer-High und will gar nicht mehr aufhören. Zweite Akte runter vom Berg. Yeah! Im Hintergrund spielt Musik, ich habe mir Pizza ins Büro bestellt und es ist sehr gemütlich geworden. Erinnert mich sehr an die alten Zeiten. Mit Sasuke hatte ich oft solche Abende. Damals hatte er Berge von irgendwelchen mysteriösen Akten, eine nachdenkliche Miene und die Fähigkeit, immer weiter zu machen. Auch wenn er krank war, auch wenn er gestresst oder gar wütend war, auch wenn er für die Arbeit eine Familienfeier verlassen musste. Er musste halt non-stop liefern. Genauso wie ich jetzt, nur deutlich-deutlich länger. Mich kotzt das alles bereits nach zwei Jahren an, aber er hat es so mindestens fünfzehn Jahre lang gemacht. Ich habe damals unterschätzt, wie viel Wert eine fähige Aushilfe in diesen Umständen tatsächlich sein kann. Es wäre so ein Segen jetzt, wenn ich so jemanden hätte. Zudem haben wir uns ja privat auch sehr gut verstanden, was bei Sasuke wirklich eine absolute Seltenheit ist. Er kann grundsätzlich seine Kollegen nicht leiden. Damals hielt ich ihn für sehr überheblich. Jetzt kann ich es ein Stück weit nachvollziehen, warum er ständig genervt war und alle als »Dumm« abgestempelt hat. Ich werde irgendwie genauso. Scheiße. Bitte nicht. Gott bewahre. Der nächste Fall ist bearbeitet. Zack! Weg! Next! Die nächste Akte knallt laut auf meinen Tisch. Ich gucke mir die Unterlagen durch. Hier muss ich nur eine Klarstellung abgeben. Easy! Dann ran, Uzuamki! Ich erstelle motiviert ein neues Dokument und fange an, energisch zu tippen. Buchstaben besiedeln fröhlich das Blatt auf meinem Bildschirm. Buchstaben formen Worte. Worte werden zu Sätzen. Ich kralle gierig meinen Blick in den Bildschirm und beobachte manisch das Ganze. Es schreibt sich praktisch von allein. Wunderschön! Speichern. Zack. Drucken. Zack. Mehr! Ich werde auch mit der nächsten Akte fertig. Gut. Noch mehr! Und dann mit der nächsten. Super. Mach weiter! Und der nächsten. Immer weiter! Und der nächsten. Und noch mehr! Oh… Es ist schon so spät geworden. Shit. Egal. Noch eins schaffst du, Uzumaki. Los! Los-los-los!!! Nach anderthalb Stunden plagen mich andere Gewissensbisse: Ich sollte jetzt wirklich Schluss machen. Widerwillig fahre ich meinen PC herunter. Musik geht dabei abrupt aus – ich bekomme Tinnitus vor dieser schreienden Stille. Viel zu ruhig hier. Meine Finger prinkeln. Ich fühle immer noch den leichten Gegendruck der Tasten unter den Fingerspitzen. Meine Hände zittern so, als wäre ich im Anfangsstadium von Parkinson. Schon wieder viel zu viel Kaffee getrunken. Das mit der Reduktion klappt überhaupt nicht, was? Ich spüre, wie mein Herz kräftig das Blut durch die Adern pumpt. Es ist sehr warm und ich schwitze. Ich schaue mich rastlos um. Mein Büro wirkt plötzlich viel heller und deutlich farbenintensiver, als ich es in Erinnerung habe. Mein Gehirn springt von einem Gedanken zum nächsten. Abschluss. Bericht. Prüfung. Aktenberge. Naruto, beruhige dich, okay? Mach endlich einen Feierabend. Ich versuche tief ein- und auszuatmen. Okay, ich sollte noch ein bisschen Ordnung auf meinem Schreibtisch wiederherstellen. Gute Ablenkung. Ich stapele die Akten auf den Tisch, tue die Stifte in die Stiftebox und richte meine persönlichen Sachen. Oh man, mein Tisch ist so eingestaubt und in irgendwelchen Flecken. Kaffee oder so? Oh nein, dieser Staubklumpen verwandelt sich gleich in einen Hasen! Oh, Uzumaki, du bist so eklig! Mach das schnell weg! Oh man, ich würde mich so darüber freuen, wenn jemand sowas für mich erledigen könnte. So wie ich es früher für Sasuke gemacht habe. Also, jetzt nicht komplett genauso, ich brauche dabei nicht, meine Frau zu betrügen, aber man versteht hoffentlich, was ich meine. Es wäre halt echt nett, wenn ich einen echten Mitstreiter hätte. Ich habe tatsächlich massiv unterschätzt, was Sasuke mit »mein bester Assistent« meinte. Früher hat es mich verletzt, dass er scheinbar nur das Geschäftliche schätzte. Heute verstehe ich, dass er alles für die Arbeit aufgegeben hat, also war das quasi das größte Dankeschön, was er bieten konnte. Zwischenmenschlich ist Sasuke halt ziemlich erbärmlich. Und innerlich ist er auch schon länger tot. Und hier bin ich, auf demselben Weg der Selbstzerstörung! Yeah! Ich weiß nicht, warum alle Wege in die scheinbar gleiche Sackgasse führen. Mittlerweile habe ich mein Büro verlassen und warte auf den Zug auf dem leeren U-Bahnsteig. Plötzlich vibriert mein Handy. Uchiha, Sasuke. Oh, wenn man an den Teufel denkt… Sieh einer an! „Hi!“ „Anscheinend ist meine letzte Nachricht untergegangen. Hättest du Lust, was zu unternehmen?" „Ich würd mich echt-echt-echt darüber freuen“ „Liebe Grüße“ Anscheinend ist meine letzte Nachricht untergegangen Wie selbstgefällig ist bitte schön das denn?! Nein, sie ist nicht untergegangen, ich habe dich absichtlich ignoriert, weil ich mit dir nichts zu tun haben will! Soll ich ihm so zurückschreiben? Ach ne. Kein Bock. Er soll sich ins Knie ficken. Ich würd mich echt-echt-echt darüber freuen Irgendwie hat diese Nachricht einen verzweifelten Nachgeschmack. Irgendwie glaube ich ihm sogar, dass er sich freuen würde… Und was würde ich empfinden? Ich seufze. Keine Ahnung. Schwierig. Er hat mir das Herz zerbrochen und ich hab's ihm bis heute nicht vergeben. Meine Welt ging damals buchstäblich unter. Ohne Sasuke kann ich nicht leben, dachte ich. Natürlich hab' ich damals massiv übertrieben. Hier bin ich doch, sogar relativ lebend. Es geht mir großteils wieder gut, ich will nur absolut nichts mit ihm zu tun haben. Seine Nachrichten machen mich wütend. Ich will nie wieder sein Gesicht sehen. Auch wenn es sehr hübsch ist, will ich darin nur noch mit einem Stuhl einschlagen. Es macht mich richtig aggressiv. Lüge. Es ist keine Lüge. Doch. Lügner. Du vermisst ihn. Absolut nein! Niemals! Ich hab' mit ihm vollständig abgeschlossen! Wieder gelogen. Sonst würdest du keinen einzigen Gedanken an ihn verschwenden. Weißt du was? Halt die Fresse! Renn bloß davon, Naruto. Mal sehen, wie weit du damit kommst. Pass auf, ich komme richtig weit weg! Wirst du sehen! Wie du sagst. Ja, wie ich sage. Halt die Fresse. Die Bahn ist da. Na endlich. *** Heute holen wir das Bettgestell ab. Eigentlich müsste ich wie alle anderen im Büro sein, aber erstens habe ich was meiner Frau versprochen und zweitens steht Samstagsarbeit nicht im Arbeitsvertrag. Seitdem mir bewusst wurde, dass ich langsam in einen Sasuke mutiere, versuche ich dem aktiv entgegenzuwirken. Deswegen habe ich mir verboten, außerhalb der Dienstzeit zu arbeiten. Heute werde ich keinen einzigen Gedanken an die Arbeit oder an meinen Ex verschwenden. Nein. Ich bin nicht wie er. Und wieder Lüge. Husch! Uzuamki-Hyuuga werden heute eine richtig schöne Familienaktion durchziehen! Hinata hat uns in den letzten Tagen ein Gestell organisiert, ich werde jetzt einen Transporter holen. Das Auto steht ungefähr zwanzig Minuten entfernt von hier. Ich muss nur noch die Schnürsenkel binden und dann mache ich mich auf den Weg. „Viel Spaß“, höre ich beim Verlassen der Wohnung. „Bis gleich!“, schaffe ich reinzurufen, bevor die Tür hinter mir zufällt. Heute ist das Wetter echt schön. Ich bin froh ein bisschen spazieren zu gehen. Der Frühling bricht in der Stadt an. Die Bäume duften, die Gräser wachsen, die Blumen blühen, die Sonne scheint… Ich atme tief ein. Mhhh! Die Luft ist so frisch! Und meine armen Kollegen sitzen in vier Wänden und… Schhh! Nicht an die Arbeit denken! *** Nun haben wir das Gestell abgeholt. Der Typ, der uns das Ding verkauft hat, war total unfreundlich. Er hat uns kaum begrüßt, die Balken lagen vor seiner Tür, er hat still das Geld kassiert und die Tür vor meiner Nase zugeknallt. Ich konnte nicht mal verifizieren, ob es sich um dasselbe Gestell vom Foto handelt. Das hat mich schon aufgeregt. Hinata hat es sofort mitbekommen. Ich habe passiv-aggressiv auf seine Tür geklingelt und die Maße des Gestells angefordert. Er hat genauso passiv-aggressiv zugestimmt, mit den Augen rollend kurz in die Wohnung für einen Maßband verschwunden und dann unmotiviert alles abgemessen. Die Schrauben-Tüte hätte er übrigens beinahe vergessen. Anschließend hat er sie uns ziemlich genervt hinterhergeschmissen, als ich ihn darauf hingewiesen habe. Wenn ich genervt werde, wird Hinata wiederum sehr still. Sie meidet mich, um auf gar keinen Fall einen Streit zu provozieren. Das nervt mich dann wiederum noch mehr. Ich bin noch nie in ihrer Gegenwart ausgerastet und ich verstehe nicht, warum sie sich in solchen Situationen lantent ängstlich verhält. Als ob ich ihr was antun könnte! Wenn sowas ist, reden wir einfach nicht. Damit fahren wir ziemlich gut. Also verbrachten wir die Fahrt nach Hause in völliger Stille. Die ganzen Balken durfte ich dann in völliger Einsamkeit in die Wohnung schleppen. Hinata hat da sehr starre Vorstellungen von Arbeitsteilung. Normalerweise versucht sie sich da zu ändern und normalerweise ist mir das im Großen und Ganzen nicht wichtig, aber weil wir heute passiv-aggressiv zueinander sind, gießt diese trotzige Zurückhaltung nur noch Öl ins Feuer. Sie hätte wenigstens ein bisschen mithelfen können. Sogar die Schrauben-Tüte dürfte ich selbst aus dem Auto holen. Dann habe ich genauso stumm das Auto zurückgebracht und jetzt verstopfen diese blöden Balken das Wohnzimmer. Wir müssten also die Matratze wegschieben, das alte Gestell auseinander bauen und in den Keller abstellen und das neue zusammensetzen. Ist doch recht simpel, maximal zwei Stunden Arbeit. Trotzdem habe ich schon jetzt keine Lust darauf, wie ich alleine die Matratze aushabele, und darauf, wie Hinata stumm durch die Wohnung geistert. Aber es gibt eine supereinfache Lösung für dieses Problem. Und ungefähr so geht die: „Hinata, ich bräuchte Hilfe. Könntest du kurz die Matratze halten?” Jetzt kann ich nur noch darauf hoffen, dass sie in Stimmung ist, mir meinen passiv-aggressiven Ausraster zu vergeben. „Du hast die Wäsche auf den Boden geschmissen“, höre ich unzufrieden von der Seite. Oh, sie redet mit mir! Vielleicht vertragen wir uns sogar sehr zeitnah? „Sorry“, werfe ich ihr entschuldigend zu und gucke sie direkt an. Ja! Sie empfängt mich mit einem Lächeln! Es hat funktioniert! „Ich bin gleich da, ich möchte nur die Wäsche kurz zusammenlegen, okay?“ Yeah! Mission erfolgreich! „Okay.“ Hinata schnappt sich die Wäsche und faltet sie geschickt. Ich atme erlöst aus, denn die Luft um uns wird deutlich leichter. „Was soll ich jetzt genau machen?“, fragt sie involviert. „Musst nur festhalten. Ich komm dann rum und dann müssten wir sie ins Wohnzimmer bewegen.“ „Okay.“ Mit ein bisschen Mühe schaffen wir die Matratze aus dem Schlafzimmer. Hinata hat kein Gespür dafür, wie man sich verhält, wenn man gemeinsam anpacken muss. Ich muss sie immer noch ein bisschen dirigieren. Aber ich denke, insgesamt macht sie es sehr gut, wenn man ihren Background bedenkt. Und wir haben uns neben all dem super unauffällig wieder vertragen. Das ist ein echter Win. Mittlerweile ist das Kurzprojekt beendet: das neue Bett ist einsatzbereit, das alte haben wir in den Keller verfrachtet. Als ich das Gestell zusammengebaut habe, hat sich Hinata unauffällig in die Küche verzogen und super schnell ein leckeres Abendessen gezaubert. Und ich muss mir selbst ein Lob aussprechen, denn ich habe mich kein einziges Mal im Arbeitschat gemeldet. Das Mitlesen kann ich aber nicht abstellen. Plötzlich sind alte Akten aufgetaucht, wo irgendwelche schäbigen Transaktionen festgehalten sind, von denen niemand weiß. Die Finanzabteilung dreht durch und Omoi meldet sich deswegen immer noch nicht zurück. Mich beschäftigt das schon sehr. Was, wenn wir unabsichtlich auf Schwarzgeschäfte gestoßen sind? Es wäre dann kriminell und müsste zur Anzeige gebracht werden. Ich hätte so gar keine Lust darauf! Indirekt – oder eigentlich doch irgendwie sehr direkt – würde man die Hand beißen, die mich, meine Familie, meine Kollegen und deren Familien füttert. Es würde bestimmt für gigantische Spannungen sorgen. Wahrscheinlich werden sie so gigantisch, dass Omoi nicht mehr aus dem Urlaub zurückkommen müsste. Keine Ahnung, das ist ein Thema für Montag. Das schiebe ich gerne dem Zukunfts-Naruto zu. Ich gehe jetzt lecker essen. *** Und schon wieder ist es Montag. Das Wochenende ist leider viel zu kurz für ein zufriedenstellendes Privatleben. Aber die Arbeit ruft. Nein, sie hat sich seit Freitag leider nicht magisch aufgelöst. Alles beim Alten. Heute bin ich sogar sehr zeitig ins Büro gekommen. Es ist so verdammt früh gewesen. Bereits um 6:50 stand ich da und habe mir den ersten doppelten Espresso gemacht. Normalerweise komme ich gegen neun an. Aber heute war so ein früher Anfang unausweichlich. Wir haben nämlich eine wichtige Krisensitzung zu dieser Audit-Prüfung, die nächste Woche losgeht. Während ich nämlich mit meiner Frau fröhlich das neue Bett gebastelt habe, ist hier die Hölle ausgebrochen. Meine Kollegen haben mit Hochdruck daran gearbeitet, den Totalschaden von der Firma abzuwenden. Das saß mir schon das ganze Wochenende im Nacken und wie der Herr Zufall es so wollte, ging's nicht auf. Wie denn sonst? Sonntag spät sind ein paar unsaubere Bilanzbücher aufgetaucht. Als Lee, unser Hauptbuchhalter, mich angerufen hat, waren mein selbst auferlegtes Arbeitsverbot und mein Wochenende auf einmal futsch. So einfach ist das. Und Hinata musste mich natürlich dafür bestrafen, auf ihre Hinata-Art natürlich. Während des gesamten Telefonats hat sie mich mit wütenden Blicken zugebombt und danach war sie nicht mehr so ganz gesprächig. Ja, dieser Anruf hat irgendwo ihr Wochenende versaut, aber etwas mehr Verständnis wäre schon angebracht. In solchen Momenten wundere ich mich, dass wir immer noch zusammen sind. Was das Berufliche angeht, können wir kaum unterschiedlicher sein. Neben all dem ging's bereits ab Samstag Nachmittag um diese mysteriöse Kiste mit scheinbar fragwürdigen Unterlagen. Ich weiß nicht, was da los ist. Sonntag Abend konnte mir niemand konkret sagen, was daran so fragwürdig war. Diese Unterlagen sind so oder so nicht wirklich prüfungsrelevant. Älter als fünf Jahre zählt nicht. Trotzdem sollte ich noch diese Woche diesem Mysterium nachgehen. Allerdings keine Ahnung wann. Meine To-Do Liste hat seit Wochen kein Ende mehr gesehen. Aber jetzt sind erstmal Lee und seine Bilanzen dran. Die Krisensitzung wurde auf Lees Vorschlag so früh gelegt. Gestern dachte ich, dass es eine gute Idee ist. Nein, so frühe Besprechungen sind ein absoluter Dilettantenfehler. Zu so einer frühen Stunde wirkt der Raum gesichtslos und überhaupt nicht einladend. Ich setze mich hin. Oh Gott, waren die Stühle schon immer so unbequem? Außerdem sind sie unangenehm kalt. Mir laufen die Rückenschauer. Bäh! Lee kommt rein. Irgendwie hängt sein Gesicht so komisch durch. Sein Wochenende war überhaupt nicht entspannend. Merkt man an den tiefen Augenringen. Erschöpft kollabiert er auf den Stuhl und krammt in seiner Tasche herum. Habe ich mich ernsthaft auf Lees Kosten zurückgelehnt? Nicht gut. Ich verschränke instinktiv die Arme. Die Tür geht nochmal auf. Es ist Tenten. Sie sieht genauso ausgelaugt aus wie Lee. Sie setzt sich neben ihrem Chef und packt mechanisch ihren Laptop aus. Die beiden sehen echt fertig aus. Haben sie echt die Nacht durchgemacht? Bin ich wirklich daran schuld? Ne, oder? Tenten lächelt mich müde an und als Antwort verziehe ich eine entschuldigende Grimasse. Etwas verkrampft sich melancholisch in meiner Brust. Ich habe meine Kollegen an diesen kritischen Wochenenden allein gelassen. So eine Führungskraft bist du also, Naruto Uzumaki! Echt beschämend sowas. „Naruto-san, können wir anfangen?“, leitet Tenten etwas mechanisch ein. Irgendwie blinzelt sie ganz langsam und ihr Blick ist starr. Ihre großen braunen Augen spiegeln die ersten Sonnenstrahlen ab. „Tut mir leid, ich bin noch nicht ganz wach”, antworte ich lächelnd, in der Hoffnung, die Atmosphäre etwas zu entspannen. Lee kitzelt verhext in seinem Block und Tenten starrt weiterhin glasig ins Fenster. Keine Reaktion? Schade. Dann mache ich einfach weiter. „Was habt ihr am Sonntag genau gefunden?“ Der Satz hat die beiden zum Leben erweckt. Sie gucken zunächst einander etwas verloren an, dann mich, dann wieder einander. Lee holt tief Luft: „Die Bilanz von vor fünf Jahren enthält einige Fehler. Die Zahlen passen an einigen Stellen nicht zusammen.“ Lee runzelt leicht mit der Stirn. Der Satz hat ihn bestimmt viel Überwindung gekostet. Diesem sinkenden Schiff ist wirklich nicht mehr zu helfen. „Was würde das jetzt bedeuten?“, werfe ich planlos in die Runde ein. Eigentlich will ich es gar nicht wissen. Irgendwie ahne ich, dass die Antwort mich nicht glücklich machen wird. „Das kann ich noch nicht genau sagen. Wir müssen auf jeden Fall die fehlerhafte Bilanz und alle Nachfolger noch unbedingt berichtigen…” „Boah, das ist ja praktisch alles! Wann sollen wir das jetzt noch machen?!” Ja, ich bin wütend ausgebrochen. Das verdient einen saftigen Facepalm. Komm, Naruto, reg dich ab. Atme. Tenten und Lee sind ja nicht daran schuld, dass es aktuell so stressig ist. Wenigstens versuchen sie, diese schwierige Situation konstruktiv zu lösen. Ich sollte mich eher darüber freuen. Und überhaupt, warum rege ich mich jetzt auf? In den letzten Monaten wurde hier mehrmals das unmögliche Tief erreicht. Mit neu gefundener Ruhe versuche ich das Gespräch fortzusetzen. Meine Kollegen sind ausgelaugt. Deswegen müssen wir weitermachen, damit das hier nicht unnötig lange dauert. Vielleicht können sie ja so etwas früher Schluss machen. Ich nehme das Gespräch wieder auf: „Tut mir leid, diese Prüfung macht mich einfach nur fertig. Es wird ein Problem nach dem nächsten aufgedeckt. Es ist echt anstrengend zur Zeit.” Tenten guckt mich verständnisvoll an und Lees Mundwinkel gehen leicht nach oben. Seufzend fahre ich fort: „Außer der Korrektur muss da irgendwas anderes gemacht werden?“ „Kommt drauf an, was genau der Fehler ist. Wir konnten ihn bis jetzt nicht finden.“ Endlich bewegt sich was in Tentens Gesicht. Sie presst die Lippen zusammen und die Falte zwischen ihren Augenbrauen kommt zum Vorschein. „Tenten, du bist doch ein Ass, wenn's um Statistiken geht. Kannst du nicht deine Programme drüber laufen lassen?“ „Gestern ging nicht. Die Verbindung zum Internet war übel. Ich mach das heute.“ „Klingt gut. Am besten wäre es, wenn wir's schon heute wissen.“ „Ich geb mir Mühe”, versichert sie mir. Ich lächele sie kurz an, aber das bemerkt sie nicht. Dieser Fehler beschäftigt sie zutiefst. Ihre nachdenkliche Miene verrät alles. „Ich bereite schon mal parallel die Korrektur vor", wirft Lee ein. „Bis Ende der Woche sollte das klappen.“ Das sind genau die Worte, die ich jetzt dringend hören musste. Und auf Lee ist immer Verlass. „Leute, vielen Dank. Dass ihr damit so souverän umgeht, bedeutet mir echt viel. Ich musste letzter Zeit einiges schlichten. Eine Zusammenarbeit ist in diesen Zeiten nicht selbstverständlich.” Sie gucken mich perplext an. War das etwa zu direkt? Ach, kommt schon, nehmt auch etwas Lob an! Wenn bei uns nichtmal das funktioniert, dann können wir gleich morgen dicht machen. Nach einem Augenblick leuchtet Tentens Gesicht buchstäblich auf. Und Lee zeigt auch eins seiner berühmten Grinsen. Wow, so viel Zusammenhalt gab's hier seit Monaten nicht mehr. Nach diesem flüchtigen Augenblick ist die Besprechung zu Ende. Die beiden packen ihre Laptops ein und ich tue dasselbe. „Haltet mich bitte am Laufenden, okay?” „Machen wir”, kommt knapp von der Seite. Wir haben den Besprechungsraum verlassen. Beim Fahrstuhl haben sich unsere Wege getrennt. Sie müssen in den sechsten Stock und ich bin ins Treppenhaus abgebogen. Hmm, an sich sind die Bilanzfehler nichts Ungewöhnliches und passieren tatsächlich öfter. Es ist bei weitem kein absoluter Weltuntergang. Alles nachfolgende zu berichtigen kostet nur extrem viel Zeit. Trotzdem beunruhigt mich das Ganze. Tenten hat über Nacht per Hand die Bücher überprüft und nicht auf Anhieb den Fehler gefunden. Ich weiß nicht warum, aber ich glaube, es ist ein böser Omen. Ich weiß, solche Gedanken sind absurd. Vielleicht war sie einfach nur übermüdet und mein Gefühl ist unbegründet. Erstmal die automatische Prüfung abwarten, dann ausrasten. Danach kann ich noch Shikamaru um Rat bitten. Tenten ist richtig gut, aber in Sachen Buchhaltung ist Shikamaru ein echter Zauberer. Eigentlich ist das Problem mehr oder weniger geklärt. Zwei schlaue Köpfe arbeiten daran und zur Not habe ich ein Ass im Ärmel.Trotzdem bereitet mir die gesamte Situation große Bauchschmerzen. Als ob das Kartenhaus sehr bald zum Einsturz gebracht wird. Und dann gibt's noch diese mysteriöse Kiste. Warum wurde sie überhaupt ausgerechnet jetzt herausgeholt? Was ist an ihrem Inhalt so fragwürdig? Ich muss heute unbedingt reinschauen, am besten so bald wie möglich. Wer hat sie nochmal? Takahashi? Wenn's wirklich so ist, dann brauche ich da nicht vor und zehn auftauchen. Ich rufe ihn gleich an. Obwohl es für die Prüfung irrelevant ist, will ich schon wissen, warum alle so einen Aufriss darum gemacht haben. Ist es wirklich so schlimm? Vielleicht klärt das die Fehler in den Büchern? Eher unwahrscheinlich. Aber was klärt es dann? Wahrscheinlich etwas, nach dem überhaupt niemand gefragt hat. *** So. Ich bin in meinem Büro angekommen. Jetzt wird's ernst. Was sollte ich als erstes tun? E-Mails checken? Ja, nach dem Killerwochenende ist mein Postfach bestimmt voll. Okay, Uzumaki, los-los-los! Ich stelle meinen Laptop auf die Docking Station und fahre ihn hoch. Der Anmeldebildschirm erscheint. Ich melde mich an… Ihr Kennwort ist falsch. Ich hasse Passwörter! Der Anblick in den Email-Client bereitet mir absolut keine Freude. Wenn man die 67 auf dem Posteingang sieht, will man irgendwie gleich Feierabend machen. Aber es ist ja erst um 7:25. Haha! Komm, Naruto, arbeite einfach eins nach dem anderen ab. Die meisten E-Mails sind bestimmt nicht so wichtig, wie es auf den ersten Blick scheint. Nach guten 40 Minuten bin ich die 67 los. Es war tatsächlich so, wie ich es meinte: nur wenige E-Mails waren wirklich wichtig. Okay, was kommt als nächstes? Ich muss zu Legal, aber ich habe so gar keinen Bock darauf. Sie sind in zwei Bereiche eingeteilt und sie waren schon immer miteinander verfeindet. Aber zumindest blieben sie professionell. Seitdem dieser Audit ansteht, ist auch das weg. Sie haben am meisten in den letzten fünf Jahren vermasselt und jetzt fällt das alles nacheinander auf. Das hat natürlich jeden Funken Professionalität zerstört. Jetzt versucht jeder, um jeden Preis seinen eigenen Arsch zu retten. Von Zusammenhalt ist da schon lange keine Rede. Keine Ahnung, wie ich damit umgehen soll. Heute Nachmittag muss ich dahin. Ich habe sie extra als letztes gelegt, weil ich danach definitiv arbeitsunfähig sein werde. Die Auseinandersetzungen sind jedes Mal echt heftig und es trifft mich jedes Mal so, als würde ich diesen Konflikt zum allerersten Mal lösen. Ach ja, die Box! Ich frag gleich nach, sonst geht das unter. Ist Takahashi schon da? Moment, ich guck mal im Chat. Offline. Arasabi. Offline. Ach, Mist. Wer ist denn aus den Operations da? Kazushi, Shimisu und Renba. Und der Rest ist offline. Dreck! Sie sind alle nutzlos. Naruto, shish! Schon wieder unfreundlich! Nicht machen. Sonst bist du ja wie jemand gewisses und das wollen wir doch überhaupt nicht. Komm, es wird schon passen, nicht so negativ sein. Los, ran an die Arbeit! Du musst Haufen Probleme klären. *** Ich bin zurück vom Treffen mit einem Kunden. Der Kunde hat zur Zeit Probleme mit unseren Beratern und hat mich ins Boot geholt. An sich ist es voll schlecht für uns, aber ich empfand den Termin nichtsdestotrotz als sehr angenehm. Leute, die an einer konstruktiven Lösung interessiert sind, sind wie ein frischer Wind in diesen Zeiten. Besonders jetzt, denn ich muss schon wieder den Kindergarten von Legal unterhalten. So gar keine Lust drauf. Manchmal zweifle ich daran, dass alle hier wirklich erwachsen sind. Ich bin im dritten Stock angekommen. Hinter der großen Tür höre ich die lautstarken aufgeregten Anschuldigungen. Es ist anscheinend richtig eskaliert. Ich reiße mich aktiv zusammen und hole tief Luft. Im Schrei kann ich jedes Wort auseinanderhalten. Das ist Ihre Verantwortung. Sie haben das verbockt. Das gehört in Ihre Abteilung. Ich atme durch. Gar keine Lust drauf. Aber es ist mein Problem. Ich bin der Chef hier. Das sind meine Mitarbeiter. All das ist schlussendlich meine Verantwortung. Mein Herz pocht. Meine Schläfe pulsiert unangenehm. Ich schließe die Augen. Naruto, konzentrier dich! Einundzwanzig… zweiundzwanzig… und los! Die Tür leistet absolut keinen Widerstand und plötzlich befinde ich mich auf dem explosiven Schlachtfeld. Die Schimpfworte knallen wie scharfe Munition. Die Augen von Rendou, dem Bereichsleiter einer Unterabteilung, leuchten rot. Wie ein tollwütiger Hund fällt er alle um sich herum an. Unfähig. Dumm. Unorganisiert. Unpünktlich. Beschränkte Fachidioten. Auf der Gegenseite steht Asuna. Der Bereichsleiter der anderen Unterabteilung ist genauso zivilisiert wie sein Gegenüber. Seine großen Wangen glühen vor Wut. Vor Rage wird seine Stimme unangenehm hoch und er winselt wie ein angeschossenes Wildschwein. Echt schöner Anblick, oder? „Uzumaki-san! Gott sei Dank sind Sie hier!“ Tanaka guckt mich verzweifelt an. Aber ich bin da allerdings einer anderen Meinung. Sie zerrt mich zum Besprechungstisch. Hier ist die Luft erstickend heiß. Ich stehe im Epizentrum eines brodelnden Kessels, der jeden Moment explodieren kann. Plötzlich haben alle mich im Visier. Zwanzig Paar Augen krallen sich fest in mich hinein und verlangen nach sofortigen zufriedenstellenden Antworten. Jede einzelne muss perfekt sein. Naruto, kein Druck, aber doch. „Uzumaki-san, wir haben hier einen kleinen Konflikt…” Tja, so klein, dass man schon vor der verschlossenen Tür jedes einzelne Schrei auseinanderhalten konnte. Genau. „Wir haben hier alte Verträge, die vor 4 Jahren entstanden sind, und niemand weiß so richtig, wer der Auftraggeber ist.“ „Okay…“ Worauf will sie jetzt hinaus? Ich habe ein ganz wirres Gefühl im Bauch. „Kann man das nicht herausfinden?“ „Das ist der Knackpunkt…“ Das ist überhaupt nicht gut. Ihr Blick und ihre Sprechart verraten schon alles. „Die auftraggebende Firma gibt's nicht mehr. Anscheinend war es eine zwielichtige Briefkastenfirma. In der internen Dokumentation können wir sehr wenig zum Auftrag selbst finden…“ „Als würde man irgendetwas vertuschen wollen?“, rutscht mir spontan aus. „Ja, genau. Als wären die damaligen Geschäfte nicht ganz legal…“ Was? illegale Geschäfte? Ne! Ne-ne-ne-ne! Nächste Woche werden hier Prüfer die Bude auf den Kopf stellen, und ihr erzählt mir das erst jetzt?! Das kann nicht sein! NEIN! WAS HABT IHR DIE LETZTEN SECHS WOCHEN GEMACHT?! WARUM FÄLLT SOWAS ERST JETZT AUF?! UNFÄHIG. DUMM. FACHIDIOTEN. „Uzumaki-san, bitte sagen Sie was!“ Ich werfe ihr einen wütenden Blick zu und sie wankt automatisch zurück. Tanaka, du willst mich aktuell nicht sprechen hören, glaub mir. Ich würde am liebsten eure gammlige Bude eigenhändig in den Brand stecken. „Seid ihr euch sicher?“, lasse ich zähneknirschend nach einer Weile intensives Schweigen ab. „Das ist gerade so ein bisschen unser Problem…“, rückt sie vorsichtig mit der Sprache heraus. „Wir können uns nicht so ganz einigen, welche Abteilung den Fall weiterverfolgen sollte…“ Irgendwas sagt sie noch, aber ich höre nicht zu. Mich übermannt so eine starke Wut, dass ich mich gerade so zurückhalten kann. Wir können uns nicht einigen… Wie dumm ist das denn?! „Uzumaki-san, sorgen Sie dafür, dass Asunas Abteilung den Fall weiterverfolgt!“, höre ich Rendous aufgebrachte Stimme. „Unsere Abteilungen wurden umstrukturiert, und eigentlich liegt diese Zuständigkeit bei ihm.“ „Aber Uzumaki-san! Rendou hier sollte sich…“ „ALTER SCHWEDE, ES IST NICHT EUER VERDAMMTES ERNST, ODER?! HIER GEHT'S MÖGLICHERWEISE UM ILLEGALE GESCHÄFTE UND IHR KÖNNT EUCH NICHT EINIGEN, WER DEN FALL WEITERVERFOLGEN SOLLTE?! WAS FÜR EINE SCHEISSEINSTELLUNG!!! DAS IST EUER BROT HIER!!! WENN EUCH EUER HANDWERK SO EGAL IST, DANN LASST ES EINFACH!!! MEIN GOTT, ICH KANN NICHT GLAUBEN, DASS EUCH DAS ALLES SO EGAL GEWORDEN IST!!!“ Endlich schweigen die beiden. Haltet einfach die Klappe! Das kann doch einfach nicht wahr sein! Ich gucke sie an und alle wenden sich von mir nur stumm ab. Leute, es ist echt dringend hier! Die Lage ist ernst! Reagiert! Fühlt! Redet! Nichts passiert. Stille. Ist das peinlich! Nichtsnutze! Ein Haufen Versager! Die Spannung steigt. Die junioren Kollegen starren weiterhin auf den Boden. Richtig, schämt euch einfach! Ihr seid auch verantwortlich! Nein, kein “ich bin erst seit einem Jahr dabei“! Scheiß drauf! Alles nur Ausreden! Kümmert euch trotzdem! Asuna und Rendou, ihr habt aber richtig verkackt! Ich starre sie penetrant an. Jetzt meldet ihr euch nicht mehr?! Ach, wie süß! Wollt ihr noch ein letztes Mal die Verantwortung aufeinander schieben?! Na los, versucht es! Ich fordere sie mit einem entschlossenen Blick auf und nichts kommt zurück. Ihr seid einfach nur nutzlos! „Mir ist egal, wie ihr das intern regelt!“ Ich bin tierisch wütend. „Hier muss sich doch eine Person aufrichtig kümmern! Findet raus, was das für Deals waren! Ich gebe euch Zeit bis übermorgen! Keine Ahnung, wie ihr das anstellen sollt! Wenn eure Scheißdokumentation so übersichtlich ist, ist es euer Versagen! Schämt euch! Wie man so dermaßen drauf scheißen kann, kann ich null nachvollziehen! Rendou, Asuna, ihr seid an diesem Kindergarten schuld, jetzt hat das ein Ende! Ich löse hiermit jegliche Hierarchien hier auf! Jetzt seid ihr eine Abteilung! Tanaka! Bitte organisieren Sie den Arbeitsprozess und melden Sie mir regelmäßig den Stand! Am besten stündlich! Ich weiß nicht, warum ihr alle so tut, als wäre es nicht euer Problem! Hört auf mit dem Unsinn und räumt gefälligst eure Scheiße weg! Werdet doch endlich erwachsen und handelt auch so! Ich will nie wieder was von eurem Kindergarten hören! Verstanden?!“ Ich gucke mich kurz um und gefühlt haben sie mich einfach ignoriert. Mein Gott… Es ist so anstrengend… „Los! Ran an die Arbeit! Ihr habt echt viel zu tun, glaubt mir!“ Sie verlassen den Besprechungsraum. Die Tür fällt zu und ich kollabiere auf der Tischplatte. Naruto, atme… Einundzwanzig… zweiundzwanzig… Gott, bitte mach so, dass sie ihren Job erledigen! Ich hab sie alle so satt! Wir müssen noch so viele Löcher stopfen und gefühlt bin ich der einzige, der den Problemen direkt ins Gesicht guckt! Ich vergrabe mein Gesicht in die Ellenbogenbeuge. Mein Herz pocht wie verrückt und ich merke es erst jetzt. Sasuke, falls du mich irgendwie hörst! Wie bist du damit damals umgegangen? Wie hast du sowas so leicht weggesteckt? Du hast jeden Tag so einen Scheiß im Handumdrehen geklärt und nur absolute Spitzenergebnisse geliefert. Wie hast du es ausgehalten? Du warst schon immer eine perfekte Arbeitsmaschine und ich muss jetzt genauso sein, aber ich kann es einfach nicht! Was ist dein Geheimnis?! Bitte verrate es mir. Ich habe es jetzt echt-echt nötig. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)